Die erotische Fotografie 120 illustrationen
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Book preview
Die erotische Fotografie 120 illustrationen - Alexandre Dupouy
Nr. 51
um 1925. Verlag A. Noyer. Abzug mit Silberjodid, 24 x 18 cm.
Die Geschichte der erotischen Fotografie
1850 bis 1860
Die Daguerreotypie richtet sich mit immer nur einem Originalbild an wohlhabende Kunden. Später dann machen diverse fotografische Verfahren, insbesondere der Bildeindruck auf Papier, die Vervielfältigung der Fotografien möglich.
1861 bis 1913
Die kaiserliche, gefolgt von der republikanischen, Zensur nötigt die Fotografen entweder in eine nüchtern-ästhetische Aktstudie, die den traditionellen schönen Künsten wie der Malerei und Skulptur heuchlerisch Beistand leisten soll, oder in die vollkommene Anonymität, in der alle Delirien erlaubt sind, wenn die Werke für die Freunde der Pornografie gedacht sind: Eine Anonymität, die unausweichlich ist, um nicht ins Kreuzfeuer der Justiz zu geraten und einen unbequemen Aufenthalt im Gefängnis zu vermeiden; aber auch eine Anonymität, die dann profitabel sein kann, wenn es darum geht, schlüpfrigste Themen zu veranschaulichen.
1914 bis 1918
Die Postkarte banalisiert die Aktfotografie. Hunderttausende solch kleiner Pappdeckel überbringen mit dem stillschweigenden Einverständnis der Behörden das tröstliche Bild einer begehrenswerten Frau an die Front des Ersten Weltkriegs.
1919 bis 1939
Nach dem Ende des Krieges, der auch ihnen eine Litanei an Schmerzen und Problemen bereitet hatte, haben sich die Frauen emanzipiert. Unter anderem haben sie gemerkt, dass sie ganz und gar fähig waren, die Arbeit der Männer zu verrichten. Ihre Haltungen ändern sich. Beim Fotografen posieren sie nicht länger für Aktstudien hypothetischer Künstler. Sie sind frei, und dieses Gefühl spiegelt sich auch in den Bildern wider.
Ohne Titel
um 1855. Auguste Belloc. Eiweißhaltiger auf Pappkarton gezogener Abzug stereoskopisch, 8,5 x 16,5 cm
Einführung
Der Veröffentlichung dieser kurzen Geschichte der erotischen Fotografie liegt der Gedanke zugrunde, bisher unveröffentlichte Bilder zu zeigen und dabei ganz bewusst jene auszuschließen, die als weltweit bekannte Aufnahmen berühmter Fotografen schon häufig zu Monografie- oder Werbezwecken gedient haben. Die hier vorliegende Auswahl beruht auf rein subjektiven Kriterien und hat keinen enzyklopädischen Wert; sie erstrebt weder, das Thema erschöpfend zu behandeln noch hegt sie einen Anspruch auf Objektivität: Denn das Auswählen von Bildern bedeutet in erster Linie auch, dem eigenen Geschmack Ausdruck zu verleihen, seinem Faible für die Frauen mit diesem oft schon gestrigen Charme, die im Bann des Wunders Fotografie vor den Klauen des Alters und der Zeit gerettet werden konnten. Man muss feststellen, dass die ersten Jahrzehnte der erotischen Fotografie im Wesentlichen unter französischem Einfluss stehen.
Dies wird hauptsächlich damit begründet, dass die Geburtsstunde der Fotografie in Frankreich schlug, wo bereits seit dem 18. Jahrhundert nach neuen Reproduktionsmethoden von Bildern geforscht wurde. Im Übrigen herrschte im Frankreich des 19. Jahrhunderts ein liberaleres Klima als anderswo. Deutschland, Italien, Spanien, die Vereinigten Staaten und Großbritannien importierten anrüchige Photos aus Frankreich, denn ihre eigene Produktion war viel unbedeu- tender, weil sie strenger geahndet wurde.
Sämtliche Sammlungen zur Geschichte der Fotografie im ersten Jahrhundert ihres Bestehens (1839 bis 1939) umfassen, ob internationale, zeitgenössische oder schon bejahrte Sammlungen, in ihrer Mehrheit französische Bilder.
Auch wenn die Engländer Graham Ovenden und Peter Mendes ihr Werk Victorian Erotic Photography betiteln, so handelt es sich eigentlich meistens um Werke aus Paris von Belloc, Braquehais, Durieu oder Vallou de Villeneuve. Und auch wenn der Amerikaner Richard Merkin,
Professor an der New Yorker Rhode Island School of Design seine Sammlung im Werk Velvet Eden präsentiert, so stammt doch der Großteil der Bilder aus Frankreich.
Die ersten von ihm ausgewählten amerikanischen Bilder entstanden 1920, die deutschen erst 1930 und beider Anteil am Gesamtwerk ist nur minimal. Gleiches gilt für andere, gut bestückte Sammlungen, wie die von Uwe Scheid vom Kinsey Institute oder auch die französischen, sei es auf privater oder auf institutioneller Ebene (Grafikkabinett der Nationalbibliothek Frankreichs).
Das Werk Die Erotik in der Fotografie vereint als eines der ersten Nachschlagewerke (drei Bände,