Discover millions of ebooks, audiobooks, and so much more with a free trial

Only $11.99/month after trial. Cancel anytime.

Jugend zählt!: Ergebnisse, Herausforderungen und Perspektiven aus der Statistik 2013 zur Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in den Evangelischen Landeskirchen Baden und Württemberg
Jugend zählt!: Ergebnisse, Herausforderungen und Perspektiven aus der Statistik 2013 zur Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in den Evangelischen Landeskirchen Baden und Württemberg
Jugend zählt!: Ergebnisse, Herausforderungen und Perspektiven aus der Statistik 2013 zur Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in den Evangelischen Landeskirchen Baden und Württemberg
Ebook530 pages4 hours

Jugend zählt!: Ergebnisse, Herausforderungen und Perspektiven aus der Statistik 2013 zur Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in den Evangelischen Landeskirchen Baden und Württemberg

Rating: 0 out of 5 stars

()

Read preview

About this ebook

Wie viele Kinder und Jugendliche erreichen Jugendarbeit, Kindergottesdienst, Konfirmandenarbeit und Kirchenmusik? Verlässliche Daten für die Landeskirchen Baden und Württemberg, wissenschaftlich erhoben, verständlich aufbereitet. Ein Grundlagenwerk für alle, die sich in der evangelischen Kirche für junge Menschen engagieren.

70.000 Menschen engagieren sich - zumeist ehrenamtlich - im Bereich der Evangelischen Landeskirche in Baden und Württemberg für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Dieses Buch stellt erstmals für Baden-Württemberg eine Gesamtschau aller evangelischen Kinder- und Jugendangebote mit detaillierten Zahlen vor. Fachleute aus Jugendarbeit, Kirche und Wissenschaft ordnen die Ergebnisse ein und geben Impulse zum Weiterdenken. Ein Grundlagenwerk für alle, die sich für junge Menschen engagieren.
LanguageDeutsch
Publisherbuchmusik
Release dateMar 26, 2015
ISBN9783866871403
Jugend zählt!: Ergebnisse, Herausforderungen und Perspektiven aus der Statistik 2013 zur Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in den Evangelischen Landeskirchen Baden und Württemberg

Read more from Wolfgang Ilg

Related to Jugend zählt!

Titles in the series (2)

View More

Related ebooks

Religion & Spirituality For You

View More

Related articles

Related categories

Reviews for Jugend zählt!

Rating: 0 out of 5 stars
0 ratings

0 ratings0 reviews

What did you think?

Tap to rate

Review must be at least 10 words

    Book preview

    Jugend zählt! - Wolfgang Ilg

    Jugendinstituts

    Teil A: Überblick

    1.ZUSAMMENFASSUNG

    Wolfgang Ilg / Gottfried Heinzmann / Mike Cares

    Die in diesem Buch vorgelegten Ergebnisse des Projekts „Statistik 2013" enthalten für den Bezugszeitraum 2012/13 Daten aus einer Vollerhebung der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen für die Evangelischen Landeskirchen in Baden und Württemberg. Erfasst wurden bei dieser Erhebung die Kinder- und Jugendarbeit, die musikalischen Angebote, der Kindergottesdienst und die Konfirmandenarbeit. Einbezogen waren neben den landeskirchlichen Strukturen (Kirchengemeinden, Bezirksjugendwerke usw.) auch die eigenständigen evangelischen Jugendverbände wie beispielsweise die AB-Jugend. Mit ihrer Kombination aus Online-Erhebung und umfangreicher Telefon-Unterstützung, dem Einbezug zweier Landeskirchen und dem weiten Feld untersuchter Arbeitsbereiche betritt die Studie, die wissenschaftlich von der Universität Tübingen durchgeführt und von der SilverAge GmbH umgesetzt und begleitet wurde, in vielerlei Hinsicht Neuland. In dieser Zusammenfassung werden einige wichtige Ergebnisse im Überblick dargestellt. Vertiefte Analysen, Interpretationen von Experten und die Einbettung der Daten in den weiteren Kontext finden sich in den jeweiligen Kapiteln.

    Insgesamt nehmen in Baden-Württemberg 306.044 junge Menschen an einem der 15.765 regelmäßigen evangelischen Gruppenangebote teil. Meist finden die Gruppentreffen wöchentlich statt. Über 9.000 dieser Gruppen sind Teil der Kinder- und Jugendarbeit (beispielsweise eine Jungschar oder ein Jugendkreis), etwa 2.800 sind Musikgruppen (Kinderchor, Posaunenchor), zudem gibt es über 1.700 Kindergottesdienstgruppen und über 2.000 Konfirmandengruppen. Insgesamt 15% dieser über 300.000 jungen Menschen werden durch Angebote schulbezogener Kinder- und Jugendarbeit, einem relativ neuen Arbeitsfeld, erreicht.

    Abbildung 1: Anzahl der regelmäßig erreichten jungen Menschen nach Arbeitsbereich

    Lesebeispiel: 127.321 Kinder und Jugendliche nehmen regelmäßig an Gruppenangeboten der Kinder- und Jugendarbeit (z. B. Jungscharen, Sportgruppen usw.) teil, dies sind 42% aller Teilnehmenden in regelmäßigen Gruppenangeboten.

    Anmerkungen: Bei der schulbezogenen Kinder- und Jugendarbeit handelt es sich zwar überwiegend, aber nicht ausschließlich um regelmäßige Angebote, insofern ist die Zuordnung zu den „regelmäßigen Gruppenangeboten" hier etwas unscharf.

    Hinzu kommen 461.740 Teilnahmen an 11.152 Einzelangeboten wie beispielsweise einer Freizeit, einem Seminar oder einem Sportturnier. Als „Einzelangebote werden alle Aktivitäten bezeichnet, die nicht in einem regelmäßigen Rhythmus, sondern über das Jahr verteilt zu bestimmten Anlässen stattfinden, so wie beispielsweise die „ChurchNight am 31. Oktober seit einigen Jahren einen Rahmen für zahlreiche Kinder- und Jugendaktionen zum Reformationstag bietet. Eine ausführliche Darstellung dieser Daten findet sich in Kapitel 7.

    Abbildung 2: Teilnahmen an Einzelangeboten der Kinder- und Jugendarbeit

    Lesebeispiel: 128.147 Kinder und Jugendliche werden jährlich bei Tagesveranstaltungen der evangelischen Kinder- und Jugendarbeit in Baden-Württemberg gezählt. Anders als bei den regelmäßigen Gruppenangeboten (Abbildung 1) wird bei den Einzelangeboten jede Teilnahme eines Jugendlichen pro Jahr einzeln gezählt.

    Die vielfältigen Angebote beruhen zum großen Teil auf ehrenamtlichem Engagement. Insgesamt sind in Baden-Württemberg über 70.000 Personen im Rahmen der evangelischen Kirchen für Kinder- und jugendliche engagiert, der Großteil davon ehrenamtlich. Zum Vergleich: Im Bezugszeitraum gab es an allen öffentlichen allgemeinbildenden Schulen in Baden-Württemberg etwa 95.000 Lehrerinnen und Lehrer. Der Vergleich zeigt die Größenordnung, in der Menschen in Baden-Württemberg sich ehrenamtlich innerhalb der evangelischen Kirchen für Kinder und Jugendliche engagieren.

    Anschaulich werden diese Zahlen, wenn man sie auf die Kirchenbezirke umrechnet: Durchschnittlich sind 709 Personen pro Kirchenbezirk (Baden) bzw. 1.143 Personen pro Kirchenbezirk (Württemberg) für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen engagiert. Umgerechnet auf die Kirchengemeinden wären das durchschnittlich 25 Personen pro Gemeinde in Baden bzw. 40 in Württemberg.

    Innerhalb der evangelischen Landeskirchen wird die Aus- und Fortbildung der ehrenamtlichen Mitarbeitenden intensiv betrieben. Neben 695 regelmäßigen Mitarbeitergruppen gibt es pro Jahr über 1.500 Fortbildungen, bei denen mehr als 40.000 Mitarbeitende aktiv sind. Mit einem gestaffelten Kurssystem von Schnupperkursen, Grundkursen und Aufbaukursen erwerben Jugendliche Kompetenzen für ihr Engagement und erhalten nach erfolgter Qualifizierung die bundesweit gültige Jugendleitercard „Juleica. Dazu kommen innovative Formen der Mitarbeiterbildung, wie zum Beispiel die sogenannten „Trainee-Gruppen, bei denen pro Jahr über 2.000 Jugendliche zumeist direkt nach ihrer Konfirmation in spielerischer Weise an die Mitarbeit herangeführt werden (vgl. Kapitel 12.6).

    Welchen Anteil erreichen die regelmäßigen Gruppenangebote? Abbildung 3 stellt die Reichweite im Blick auf die evangelischen Kinder und Jugendlichen dar. Insgesamt 18,5% aller evangelischen 6- bis 20-Jährigen in Baden-Württemberg nehmen regelmäßig an einer Gruppe der außerschulischen Kinder- und Jugendarbeit teil, 6,8% an Musikgruppen. Bei Kindern im Alter zwischen 6 und 12 Jahren werden durch regelmäßige Gruppen der Kinder- und Jugendarbeit sogar mehr als ein Viertel, durch musikalische Angebote und Kindergottesdienste jeweils etwa ein Zehntel der jungen Kirchenmitglieder erreicht. Hinzu kommen Teilnahmen in weiteren Arbeitsfeldern (schulbezogene Kinder- und Jugendarbeit, Einzelangebote, Konfirmandenarbeit), bei denen eine präzise Reichweitenberechnung aus methodischen Gründen nicht möglich ist.

    Abbildung 3: Reichweite der regelmäßigen Gruppenarbeit, bezogen auf die evangelischen Kinder und Jugendlichen in Baden-Württemberg

    Lesebeispiel: 27,4% aller evangelischen 6- bis 8-Jährigen besuchen regelmäßig eine Gruppe der Kinder- und Jugendarbeit. Alle Angaben in Prozent.

    Bezieht man, wie in Abbildung 4 dargestellt, die Reichweite auf alle Kinder und Jugendlichen in Baden-Württemberg, liegt die Quote der durch regelmäßige Gruppen erreichten 6- bis 20-Jährigen bei 6,2% (Kinder- und Jugendarbeit) sowie 2,3% (musikalische Arbeit). Weitere Berechnungen zur Reichweite führt das Kapitel 9 aus.

    Für das Verständnis der Daten ist ein Blick auf die Demografie hilfreich, die in Kapitel 6 und 21 näher beleuchtet wird. Wie Abbildung 5 verdeutlicht, sinkt die Anzahl von Personen pro Altersjahrgang seit Anfang der 1990er-Jahre deutlich ab – dies gilt in verschärfter Weise für evangelische Kirchenmitglieder. Insofern wird die evangelische Kirche vom demografischen Wandel doppelt getroffen: Es gibt immer weniger Kinder, und der Anteil der Evangelischen unter ihnen wird prozentual geringer. Der in Kapitel 6 vorgestellten Prognose zufolge wird bereits in sieben Jahren die Anzahl der 16-jährigen Evangelischen um mehr als ein Viertel geringer sein als deren Zahl im Jahr 2013 war.

    Abbildung 4: Reichweite der regelmäßigen Gruppenarbeit, bezogen auf alle Kinder und Jugendlichen in Baden-Württemberg, unabhängig von ihrer Konfession

    Anmerkungen: Alle Angaben in Prozent.

    Abbildung 5: Anzahl von Personen pro Geburtsjahrgang in Baden-Württemberg zum Zeitpunkt 2012/13

    Lesebeispiel: In Baden-Württemberg leben ca. 115.000 Personen mit Geburtsjahrgang 1995, davon gehören ca. 43.000 Personen der evangelischen Kirche an.

    Da in der Statistik „Jugend zählt" jede einzelne Gruppe bzw. Aktivität separat erfasst wurde, ermöglichen die Auswertungen auch tiefe Einblicke in die Gruppenstrukturen. Eine überschaubare Gruppe mit intensiver Betreuung kann als das Markenzeichen evangelischer Kinder- und Jugendarbeit gelten. So werden in einer typischen Jungschar- bzw. Kindergruppe etwa 14 Kinder von 4 Mitarbeitenden betreut. Vergleicht man den bei den meisten Gruppen oder Freizeiten gängigen Betreuungsschlüssel von einem Mitarbeitenden auf ca. drei bis fünf Kinder, so wird das hohe personale Angebot dieser Aktivitäten deutlich. Kinder und Jugendliche finden hier Gesprächspartner und Vertrauenspersonen, die gerade auch in der Phase der Pubertät eine wichtige Ergänzung zum Elternhaus und zur Schule darstellen. Zur Vielfalt der Angebote gehört auch, dass es neben koedukativen Angeboten nach wie vor auch reine Mädchen- und reine Jungengruppen gibt – bei den Jungschar- und Kindergruppen machen diese die Hälfte aller Gruppen aus. Auch bei Jugendkreisen, Pfadfindergruppen und Sportgruppen sind geschlechtergetrennte Angebote nach wie vor gefragt, die meisten Angebote finden aber koedukativ statt. Kapitel 8 enthält weitere Analysen zu Fragen der Gruppenstrukturen, beispielsweise auch zur Frequenz der Gruppentreffen – denn nicht mehr jede Gruppe kommt im Wochenrhythmus zusammen.

    Am Beispiel der Freizeiten, bei denen jährlich über 73.000 junge Menschen teilnehmen, wird das hohe Niveau der Betreuungsstrukturen deutlich: Während die Zuschussregelung der Landesregierung jeweils nur einen Betreuer pro 11 Teilnehmende finanziell unterstützt, kommen bei den Freizeiten der evangelischen Kinder- und Jugendarbeit im Durchschnitt nur drei oder vier Kinder auf eine Betreuungsperson. Ähnliches gilt auch für die Waldheime, die selbst dann beziehungsintensive Kleingruppen anbieten, wenn sie mehrere hundert Kinder gleichzeitig betreuen – oftmals sind hier weit über fünfzig junge Ehrenamtliche pro Waldheim engagiert.

    Während viele Gruppen für Kinder und Jugendliche zielgruppenspezifisch auf ein bestimmtes Alter zugeschnitten sind (so beispielsweise der Kindergottesdienst auf die ca. 6- bis 12-Jährigen, die Konfirmandenarbeit mit einer ersten Phase auf Drittklässler und mit ihrem Hauptangebot auf 7./8.-Klässler), stellen einige Angebote ein nach wie vor funktionierendes „Mehrgenerationenprojekt dar. So gehören die Posaunenchöre in Württemberg zwar strukturell zur Arbeit des EJW, ihre Teilnehmerschaft setzt sich aber etwa zur Hälfte aus jungen Menschen bis 26 Jahre und zur anderen Hälfte aus Erwachsenen bis hin zu Senioren zusammen. Anders als in vielen anderen kirchlichen oder musikalischen Arbeitsfeldern prägen bei Posaunenchören die Männer mit drei Viertel der Teilnehmenden das Bild – beispielsweise beim zweijährlich stattfindenden „Landesposaunentag in Ulm mit vielen tausenden Bläserinnen und Bläsern allen Alters. Aber auch am Heimatort zeigen die Posaunenchöre ein intensives musikalisches Engagement: Über 12.000 Einsätze wurden von den 815 Posaunenchören in Baden-Württemberg gezählt, das bedeutet durchschnittlich mehr als ein Sondertermin pro Monat, beispielsweise für die Mitgestaltung von Gottesdiensten, Geburtstagsständchen oder diakonische Einsätze wie das „Klinikblasen" am Sonntagmorgen.

    Insgesamt beeindruckt die in Kapitel 14 ausführlich vorgestellte musikalische Arbeit durch den enormen Einsatz der Gruppen. Jede vierte Gemeinde hat einen Kinder- und Jugendchor, daneben gibt es mit Singteams, Bands und weiteren musikalischen Aktivitäten eine Vielzahl jugendgerechter Angebote. Die 2.830 hier erfassten Musikgruppen (allen voran die Kinder- und Jugendchöre) gestalten jährlich fast 25.000 Musikveranstaltungen, also Konzerte, Gottesdienstmitwirkung oder diakonische Einsätze. Umgerechnet bedeutet das 67 solcher Einsätze pro Tag in Baden-Württemberg – die umfangreiche Probenarbeit nicht mitgerechnet. Gerade im Musikbereich wird deutlich, dass herkömmliche Bereichsabgrenzungen zwischen „Kirchenmusik, „Popularmusik, „Jugendarbeit" in der Arbeit vor Ort oftmals nicht scharf gezogen werden können – und auch nicht müssen.

    Ein Kindergottesdienst wird in 87% der Kirchengemeinden angeboten. Knapp 30.000 Kinder, ein Viertel davon im Kindergartenalter, besuchen den Kindergottesdienst, über 12.000 Mitarbeitende übernehmen hier Verantwortung. Die Rolle der „Helfer im Kindergottesdienst hat sich deutlich gewandelt: In mehr als der Hälfte der Kirchengemeinden wird das Kindergottesdienst-Team von Ehrenamtlichen geleitet. Während beim Wochentag weiterhin fast durchgehend der Sonntag gewählt wird (in der Regel parallel zum Erwachsenengottesdienst), ist die wöchentliche Durchführung längst nicht mehr Standard: 42% der Kindergottesdienste haben keinen wöchentlichen Rhythmus, sondern treffen sich alle zwei Wochen, monatlich oder projektartig. Neben dem klassischen liturgischen Modell des Kindergottesdienstes sind mittlerweile auch Mischformen zwischen Jungschar und Gottesdienst oder andere Formen, beispielsweise nach dem „Abenteuerland-Konzept, in vielen Gemeinden etabliert. Die Daten zum Kindergottesdienst werden in Kapitel 15 näher vorgestellt.

    Eine hohe Stabilität in der Teilnahme und zugleich eine große Dynamik in den Gestaltungsformen kennzeichnet die Konfirmandenarbeit, wie in Kapitel 16 deutlich wird. Wie kein anderes Angebot der Kirche erreicht man bei den 13-/14-Jährigen fast den geschlossenen Jahrgang der evangelischen Jugendlichen – und 6% der Konfirmanden kommen bei der Konfirmation neu zur Kirche dazu. Eindrücklich belegen die Zahlen aus Kapitel 16, wie stark das ehrenamtliche Engagement mittlerweile im Feld der Konfirmandenarbeit geworden ist. Nicht nur für die projekthafte Mitarbeit, auch im regelmäßigen Konfirmandenunterricht und bei Konfi-Samstagen setzen sich die Teams oft aus Pfarrer/in und jugendlichen sowie erwachsenen Ehrenamtlichen zusammen. Eine Konfi-Freizeit und/oder ein Konfi-Camp gehören fast überall zum Konfirmandenjahr dazu, daneben haben sich auch zahlreiche weitere Arbeitsformen etabliert, insbesondere Projekt(halb)tage, Gemeindepraktika, Ausflüge und spezielle Konfirmanden-Gottesdienste. Dennoch ist die Zusammenarbeit von Konfirmanden- und Jugendarbeit noch längst nicht in jeder Gemeinde verankert und ein festes Team für diese Kooperation steht nur in jeder fünften Gemeinde bereit.

    Parallel zur Erfassung der statistischen Daten wurden die beteiligten Träger (Kirchengemeinden und Jugendverbände) auch um eine Einschätzung zum Thema Inklusion gebeten (vgl. Kapitel 11). Wie die Rückmeldungen zeigen, sind gemeinsame Angebote für junge Menschen mit und ohne Behinderung in vielen Bereichen vorhanden, allen voran bei Waldheimen bzw. Freizeiten sowie in der Konfirmandenarbeit. Die Kommentare in der (einzigen!) offenen Frage der Erhebung zum Thema Inklusion verdeutlichen, wie aufgeschlossen und pragmatisch die Verantwortlichen vor Ort mit dem – durchweg positiv bewerteten – Anliegen der Inklusion umgehen.

    Welche Entwicklungen lassen sich aus den vorliegenden Daten ablesen? Da die Statistik in dieser Form erstmals erhoben wurde, gibt es in der Breite keine Vergleichsdaten zu früheren Jahren. Innerhalb des württembergischen Landesteils ist ein Vergleich mit den sieben Jahre früher erhobenen Daten des Evangelischen Jugendwerks in Württemberg (EJW) möglich. In der aktuellen Erhebung liegt die Reichweite der mit einem regelmäßigen Gruppenangebot erreichten evangelischen Kinder und Jugendlichen prozentual auf einem ähnlichen Niveau wie bei der EJW-Statistik 2007 – allerdings bei einer deutlich geringer gewordenen Gesamtzahl evangelischer Kinder und Jugendlicher aufgrund der demografischen Entwicklungen. In fast allen Erhebungsbereichen ist die Zahl der Mitarbeitenden weniger rückläufig als die Zahl der Teilnehmenden. Insofern steht in Relation zu den Teilnehmerzahlen eine höhere Quote von Mitarbeitenden bereit. Von einem Abbruch des ehrenamtlichen Engagements in der Breite kann auf Grundlage dieser Daten nicht gesprochen werden. Allerdings weisen Experten auch auf die Fragilität ehrenamtlichen Engagements bei jungen Menschen hin: Insbesondere durch G8 und stärker vorstrukturierte Studiengänge engen sich die Freiräume für das Engagement zunehmend ein (vgl. Kapitel 27).

    Was es bedeutet, wenn sich die Angebote in der evangelischen Kirche auf neue Rahmenbedingungen einlassen, kann an zwei Beispielen deutlich gemacht werden: In der Konfirmandenarbeit wurde vor einigen Jahren die Möglichkeit eingeführt, dass Kirchengemeinden bereits parallel zur 3. Klasse eine erste Phase der Konfi-Zeit im Kindesalter, das Modell „Konfi 3", anbieten. Inzwischen haben 15% der Gemeinden (freiwillig) auf dieses Modell der geteilten Konfirmandenarbeit umgestellt, weitere 6% stehen in den Startlöchern. Solche Entwicklungen zeigen, dass auch über Jahrhunderte gewachsene Traditionen wie die Konfirmandenarbeit flexibel gestaltet werden können – hier mit der Idee, dass junge Menschen auf der Wegstrecke zwischen Taufe und Konfirmation (mit ungefähr 14 Jahren) in einer weiteren Phase intensiven Kontakt mit ihrer Kirche bekommen.

    Ein zweites Beispiel zeigt einen Aufbruch in der Jugendarbeit, der durch die Veränderungen im schulischen Bereich angestoßen wurde: Angebote schulbezogener Kinder- und Jugendarbeit erreichen mittlerweile fast 48.000 Schülerinnen und Schüler in Baden-Württemberg. In Württemberg haben sich diese Zahlen gegenüber der letzten Erhebung mehr als verdoppelt. Mit Kooperationsformen wie regelmäßiger Mitgestaltung von Schulgottesdiensten, Praktika in der Jugendarbeit oder dem Schülermentorenprogramm kooperieren die örtlichen Träger der evangelischen Kinder- und Jugendarbeit mittlerweile mit über 1.000 Schulen in Baden-Württemberg – das entspricht etwa jeder vierten Schule. Ein weiterer Ausbau dieser Arbeit für die kommenden Jahre ist zu erwarten, insbesondere im Zuge der 2014/15 eingeführten neuen Regelungen zur Ganztagsgrundschule.

    Insgesamt zeigt sich die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen als ein vitales Arbeitsfeld, das zwar die demografischen Entwicklungen zahlenmäßig spürt, aber mit einer Vielfalt von Angeboten weiterhin eine große Zahl von Kindern und Jugendlichen in Baden-Württemberg erreicht. Mit ihrem hohen Grad an ehrenamtlichem Engagement sind diese Angebote eine Ausdrucksform der lebendigen Zivilgesellschaft und stellen für viele Kinder und Jugendliche einen Lebensraum bereit, in dem sich Glaube und Leben entfalten können.

    2.NOTWENDIGE VERSTÄNDNIS-GRUNDLAGEN ZUR DARSTELLUNG

    Wolfgang Ilg / Peter Lehmann

    Anlage der Erhebung

    Die folgenden Lesehinweise bieten eine rasche Einführung in die Darstellung der Ergebnisse. Ausführliche Hinweise für wissenschaftlich Interessierte sowie weitere Differenzierungen sind in Kapitel 31 dargestellt.

    Die Statistik 2013 stellt eine Vollerhebung für die Kinder- und Jugendaktivitäten in den Evangelischen Landeskirchen Baden und Württemberg dar. Folgende Arbeitsbereiche wurden jeweils in einem eigenen Teil-Erhebungsbogen abgefragt:

    –Kinder- und Jugendarbeit, aufgeteilt in

    ■regelmäßige Gruppenangebote

    ■Einzelangebote

    ■Schulbezogene Kinder- und Jugendarbeit

    –Musikalische Angebote

    –Kindergottesdienst

    –Konfirmandenarbeit

    –Basisdaten, insbesondere zur Gesamt-Mitarbeiterzahl und zum Thema Inklusion

    Die Online-Erhebung erfolgte in der zweiten Jahreshälfte 2013 für den Bezugszeitraum des Schuljahrs 2012/13. 85% der angeschriebenen 2.416 Träger (Kirchengemeinden, Bezirksjugendwerke, Bezirkskantoren sowie Jugendverbände) beteiligten sich, ausgehend von dieser Datengrundlage wurden die Gesamtdaten hochgerechnet. Die für eine solche Erhebung vergleichsweise sehr hohe Beteiligungsrate konnte aufgrund intensiver Unterstützungsangebote, insbesondere einer Telefon-Hotline, erreicht werden. Damit liegen erstmals für den Bereich des gesamten Bundeslands Baden-Württemberg wissenschaftlich erhobene Daten zu diesen Arbeitsbereichen vor. Die wissenschaftliche Auswertung wird vom Team der Universität Tübingen (Lehrstuhl Prof. Dr. Schweitzer) verantwortet.

    Erfasst wurden alle Aktivitäten, die sich schwerpunktmäßig an junge Menschen zwischen 6 und 26 Jahren wenden. Nicht erfasst sind Aktivitäten im schulischen Bereich (z. B. Religionsunterricht) sowie im Bereich der Diakonie. Daneben nehmen junge Menschen natürlich auch an Angeboten teil, die sich nicht schwerpunktmäßig an Kinder und Jugendliche richten (z. B. die regelmäßigen sonntäglichen Gottesdienste), diese wurden ebenfalls nicht erfasst.

    Die Erfassung der Aktivitäten erfolgte in sehr differenzierter Weise. Bei den Gruppenangeboten der Kinder- und Jugendarbeit, bei den Einzelangeboten der Kinder- und Jugendarbeit sowie bei den musikalischen Aktivitäten sollte jede eingetragene Aktivität (z. B. „CVJM-Handball-Team) einer bestimmten Art (z. B. „Sportgruppe) zugeordnet werden. Für die Auswertung wurden die insgesamt 50 vorgegebenen Auswahlmöglichkeiten dann zu 21 Kategorien zusammengefasst. Diese Kategorien bilden das Raster, in dem die Daten hier dargestellt werden.

    Hinweise zum Verständnis der Darstellung

    Die Daten in diesem Buch werden jeweils auf drei Ebenen dargestellt und mit folgenden Kennfarben markiert:

    –Baden-Württemberg Gesamt (schwarz)

    –Baden (orange)

    –Württemberg (violett)

    Alle Aktivitäten enthalten jeweils auch die Daten der selbständigen Jugendverbände, die unter dem Dach der jeweiligen Landeskirche (aber nicht immer in direkter Kooperation mit den Kirchengemeinden oder Bezirksinstitutionen) arbeiten. Jede Aktivität wurde einzeln erfasst, so dass auch Strukturdaten, beispielsweise zur durchschnittlichen Gruppengröße, berichtet werden können. Die Einzelnennung jeder Aktivität bürgt auch dafür, dass nicht „Fantasiedaten eingetragen werden konnten, sondern jede Nennung durch eine konkrete Bezeichnung (z. B. „Jungschar Kleine Fische) belegt wird.

    Ein wichtiger Unterschied besteht zwischen Gruppen und Einzelangeboten (Beispielzahlen beziehen sich auf die Tabelle in Kapitel 12.2):

    –Bei Gruppen wird die durchschnittliche Teilnehmer- bzw. Mitarbeiterzahl pro Treffen angegeben. Die Summe von 47.086 Teilnehmern in Jungschargruppen bedeutet also, dass 47.086 Kinder regelmäßig (zumeist wöchentlich) eine Jungschar besuchen. Diese Zähl-Logik gilt neben den Gruppenangeboten der Kinder- und Jugendarbeit auch für die schulbezogene Kinder- und Jugendarbeit, die musikalischen Angebote, den Kindergottesdienst und die Konfirmandenarbeit.

    –Bei Einzelangeboten werden dagegen Teilnahmen und Mitarbeiter-Engagments als Summe aller Veranstaltungen in einem Jahr benannt. Die 59.866 Teilnahmen bei Kinderbibeltagen/-wochen sagen also aus, dass bei diesen Angeboten insgesamt 59.866 Kinder gezählt wurden. Dabei ist es aber möglich, dass ein Kind sowohl im Frühjahr als auch im Herbst bei einer Kinderbibelwoche teilnahm und entsprechend zwei Mal gezählt wurde. Die Begriffe „Teilnahmen und „Mitarbeiter-Engagements (anstatt „Teilnehmer und „Mitarbeiter) verdeutlichen diese Möglichkeit der Doppelzählung. Entsprechend werden diese Einzelangebote bei der Berechnung der Reichweite (Kapitel 9) nicht berücksichtigt. In Grafiken und Tabellen werden zur Unterscheidung die Absolutzahlen der Einzelangebote in kursiver Schrift dargestellt.

    Einige Erläuterungen zu wichtigen Begrifflichkeiten sowie weitere Lese-Hinweise:

    –Die Zahlen werden in der Regel sowohl für Baden als auch für Württemberg dargestellt. Allerdings ist ein direkter Vergleich (wie in Kapitel 19 ausgeführt wird) aufgrund der unterschiedlichen Voraussetzungen nicht ohne Weiteres möglich. Als grobe Orientierung kann gelten, dass die Evangelische Landeskirche in Baden (1,2 Millionen Kirchenmitglieder) ungefähr halb so viele Mitglieder hat wie die Evangelische Landeskirche in Württemberg (2,2 Millionen). Sofern bei einer Darstellung keine Landeskirche genannt ist, beziehen sich die Angaben immer auf das gesamte Bundesland Baden-Württemberg.

    –Der Begriff „Arbeit mit Kindern und Jugendlichen wird als Überbegriff für alle hier erfassten Angebote für junge Menschen im Raum der beiden evangelischen Landeskirchen verwendet. Dazu gehören also die Kinder- und Jugendarbeit (z. T. auch nur als „Jugendarbeit bezeichnet), die musikalische Arbeit, Kindergottesdienste sowie die Konfirmandenarbeit.

    –Die Kinder- und Jugendarbeit findet an verschiedenen Orten statt. Ihre „klassische Form hat sie in Gemeinden und Verbänden – diese Arbeitsformen werden daher auch ohne weiteren Zusatz als „Kinder- und Jugendarbeit bezeichnet. Daneben hat sich eine neue Form entwickelt, die im Kontakt mit der Schule stattfindet. Diese „schulbezogene Kinder- und Jugendarbeit" ist Teil der Kinder- und Jugendarbeit, wird aber aus methodischen Gründen (eigener Erhebungsbogen) in einem separaten Kapitel dargestellt.

    –Als „Träger werden alle einbezogenen Institutionen bezeichnet, die Angebote für Kinder und Jugendliche vorhalten. Auf der örtlichen Ebene sind dies die Kirchengemeinden (manchmal in der Kurzform als „Gemeinden bezeichnet) und Jugendverbände (manchmal in der Kurzform als „Verbände" bezeichnet), auf der Bezirks- und Landesebene die Bezirksjugendwerke, Bezirkskantoren und die überregionalen Jugendverbände.

    –Bei der Angabe der Verbreitung („Dies gibt es in …% aller Gemeinden") wird der Anteil der Kirchengemeinden angegeben, bei denen es diese Aktivität gibt. Aktivitäten auf Bezirks- und Landesebene sowie Aktivitäten von Verbänden, die nicht mit der örtlichen Kirchengemeinde kooperieren, bleiben dabei unberücksichtigt.

    –Die häufig erwähnte „Statistik 2007 meint die Erhebung des Evangelischen Jugendwerks in Württemberg zum Bezugszeitraum 2005/2006, also sieben Jahre vor der Statistik 2013. Die Statistik 2007, veröffentlicht als „Evangelische Jugendarbeit in Zahlen (Frieß / Ilg 2008) bildete den methodischen Ausgangspunkt der vorliegenden Statistik 2013, ihre Ergebnisse werden in Kapitel 18 mit den aktuellen Daten verglichen.

    –Die Darstellung von Daten erfolgt zumeist in absteigender Reihenfolge der Häufigkeit, wobei die Kategorie „Weitere Aktivitäten stets als letztes angegeben wird. „Weitere Aktivitäten umfassen dabei zumeist sowohl verschiedene kleinere abgefragte Aktivitäts-Arten (beispielsweise „TEN SING) als auch alle Angaben, die von den Trägern unter „sonstige Aktivitäten eingetragen wurden, weil sie zu keiner der vorgegebenen Aktivitäts-Arten passten.

    –Die Angabe von Prozentwerten erfolgt aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit auf ganze Zahlen gerundet. Abweichungen der Prozentsummen von 100 beruhen auf Rundungsdifferenzen.

    –Aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit werden geschlechtergerechte Sprache formen nicht durchgehend verwendet. Ein Begriff wie „Mitarbeiter-Engagements" bezieht sich selbstverständlich auf Frauen und Männer gleichermaßen.

    In grauer und kleinerer Schriftart werden Hinweise zur Methodik präsentiert. Diese können vom eiligen Leser übersprungen werden, enthalten aber insbesondere für wissenschaftlich Interessierte Zusatzinformationen zu Details der Erhebung und der Auswertung.

    Abkürzungen

    –BL: Bezirks- und Landesebene. „ohne BL" bedeutet, dass sich die Darstellung nur auf die Daten der Ortsebene, ohne die Bezirks- und Landesebene, bezieht

    –MA: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

    –TN: Teilnehmerinnen und Teilnehmer

    –N: Hiermit wird in Grafiken angegeben, wie oft ein bestimmtes Angebot vorhanden ist.

    –n. a.: „nicht anwendbar (aus dem Englischen für „not applicable) – wird in Tabellenzellen verwendet, für die keine Angabe möglich ist.

    –SGB VIII: Achtes Buch Sozialgesetzbuch (= Kinder- und Jugendhilfegesetz)

    Überblick über Aktivitäts-Arten und Kategorien

    In den Bereichen „Kinder- und Jugendarbeit (außer der separat erfassten schulbe- zogenen Jugendarbeit) sowie bei den musikalischen Aktivitäten sollte jede Aktivität einer vordefinierten Art von Aktivität zugeordnet werden, zum Beispiel „Kinderbibeltage (1–2 Tage) oder „Kinderbibelwochen (3 und mehr Tage). Insgesamt waren für die Gruppenangebote der Kinder- und Jugendarbeit 12 Arten angegeben, für die musikalischen Angebote 10, für die Einzelangebote 28 (auf der örtlichen Ebene war die Auswahl zum Teil geringer, weil manche Differenzierungen nur auf der überörtlichen Ebene notwendig sind). Um die Vielzahl dieser Aktivitäts-Arten in überschaubarer Weise darzustellen, wurden diese in Kategorien zusammengefasst (z. B. „Kinderbibeltage/-wochen): Insgesamt ergaben sich so 8 Kategorien für die Gruppenangebote der Kinder- und Jugendarbeit, 4 Kategorien für die musikalischen Aktivitäten und 9 Kategorien für die Einzelangebote.

    In Kapitel 12 und 14 erfolgt die Auswertung zunächst über die Kategorien, eine zusätzliche Tabelle gibt dann in jedem Unterkapitel die darin enthaltenen Aktivitäts-Arten an.

    Tabelle 1 stellt die Kategorien und die darin enthaltenen Aktivitäts-Arten für die drei Bereiche dar.

    Tabelle 1: Übersicht über die Aktivitäts-Arten und die daraus gebildeten Kategorien

    Anmerkungen: [BL]: Diese Aktivität wurde nur auf Bezirks- und Landesebene erfragt. Bei der Erhebung lautete die Bezeichnung für die Kinder- und Jugendchöre „Vokalchor, für die Posaunenchöre „Posaunengruppen – in der Auswertung werden die gängigeren Begriffe genutzt

    Teil B: Grundlagen

    3.STATISTIK UND/ODER THEOLOGIE?

    Bedeutung und Grenzen statistischer Beschreibungen in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in der evangelischen Kirche

    Friedrich Schweitzer

    Lange Zeit schienen sich theologische und statistische Betrachtungsweisen wie Feuer und Wasser zueinander zu verhalten: „Wer theologisch denkt, braucht keine Statistik, und wer statistisch arbeitet, bleibt hinter theologischen Fragestellungen oder gar Einsichten zurück."

    An dieser Einschätzung hat sich auch durch die schon bei dem berühmten Theologen Friedrich Schleiermacher zu findende Forderung, dass die Beschäftigung mit der „kirchlichen Statistik ein unerlässlicher Bestandteil des theologischen Studiums sei (Schleiermacher 1811/1973, 89–96), nur wenig geändert. Schleiermacher stand vor Augen, dass die Theologie den jeweiligen „Gesamtzustand der Kirche genau kennen müsse. Vielen anderen lag es wohl aber näher, an das gleichnishafte Missverhältnis zwischen dem einen Schaf, um das sich die Nachfolger Jesu kümmern müssen, und den 99 Schafen, die den Statistikern überlassen bleiben können, zu denken und die

    Enjoying the preview?
    Page 1 of 1