Energiepolitische Rahmenbedingungen
für Strommärkte und erneuerbare Energien
23 Länderanalysen
Eschborn, September 2007
Im Auftrag des
I
Abteilung Umwelt und Infrastruktur
Sektorvorhaben TERNA Windenergie
23 Länderanalysen
Herausgeber:
Deutsche Gesellschaft für
Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH
Abteilung Umwelt und Infrastruktur
Postfach 5180
65726 Eschborn
Internet: http://www.gtz.de
Redaktion:
Angelika Wasielke
Tel. +49 (0)6196 79-1224
Fax +49 (0)6196 7980-1224
E-Mail: angelika.wasielke@gtz.de
Autoren:
Projekt-Consult GmbH
Dipl.-Ing. Detlef Loy
Gestaltung:
Open Ffm.
www.open-agentur.de
Verena Siebert
II
Neuauflage der TERNA Länderstudie Der deutsche und europäische Markt ist Motor und
unverzichtbarer Erfahrungshintergrund für die Wind-
Seit der Erstauflage der TERNA-Länderstudie im Jahre branche. Das Branchenwachstum findet zunehmend
1999 hat sich das öffentliche und politische Bewusstsein jedoch auch in Entwicklungs- und Schwellenländern
für die Folgen des Klimawandels und die Energiever- statt. Es sind die Erfolge in Ländern wie Indien, China
sorgung als Schlüsselfaktor für nachhaltige Entwicklung und Brasilien, die Mut für Engagement über die Grenzen
deutlich geschärft. Politischer Rückenwind, wirksame der Industrieländer hinaus machen. Dort erfolgt die
Fördermechanismen und steigende Energiepreise haben Fertigung von Anlagen mit steigenden lokalen Anteilen
in Deutschland und anderen Industrieländern einen – und dies nicht nur zur Versorgung des eigenen Marktes.
dynamischen Markt mit hohen Zuwachsraten der er- Aber auch in zahlreichen anderen Ländern werden erste
neuerbaren Energien im Energiemix ermöglicht. Im Jahr Windparks realisiert und damit die Erfahrungsbasis für
2006 beliefen sich die globalen Neuinvestitionen in zukünftige Märkte gelegt.
erneuerbare Energien auf 70,9 Milliarden US$ – ein
Anstieg von 43% gegenüber 2005. Um interessierten Akteuren den Einstieg in die neuen
Märkte zu erleichtern, stellt diese Studie die energie-
Die robuste Wirtschaftsentwicklung in vielen Schwellen- wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Strom-
ländern hat einen stark steigenden Energiebedarf und märkte und erneuerbare Energien in 23 Entwicklungs-
einen Wettbewerb auf dem internationalen Ölmarkt und Schwellenländern detailliert dar.
ausgelöst. Vor dem Hintergrund steigender Preise für
fossile Energieträger, Versorgungsrisiken und Umwelt-
Lateinamerika Afrika/Naher Osten Asien
schäden wächst die Bedeutung von regenerativen
Energieträgern zur Stromerzeugung auch in Entwick- Argentinien Ägypten Bangladesch
lungs- und Schwellenländern: Nach Analysen des Brasilien Äthiopien China
Renewable Energy Policy Network for the 21st Century Chile Jordanien Indien
(REN 21) sind in 39 Ländern Ausbauziele für erneuerbare
Costa Rica Marokko Indonesien
Energiequellen festgelegt und Fördermechanismen
Dom. Republik Namibia Pakistan
eingeführt, davon allein neun in Entwicklungs- und
Schwellenländern. Von den globalen Neuinvestitionen Kolumbien Südafrika Philippinen
in erneuerbare Energien wurden in Entwicklungs- Mexiko Tunesien Vietnam
und Schwellenländern 15 Milliarden US$ investiert. Nicaragua
Dennoch liegt vor der Mehrzahl der Länder noch ein
Karibik
langer Weg, um die vorhandenen Barrieren zur erfolg-
reichen Einführung erneuerbarer Energien zu überwinden.
Die aktuelle Länderstudie sowie die vorherigen Auflagen
sind auf der Homepage www.gtz.de/wind verfügbar.
Zum ersten Mal ist die Studie auch auf CD-ROM
erhältlich. Informationen hierzu sind auf der Home-
page zu finden.
III
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Rechtlicher Hinweis Windenergieprogramm TERNA
1. Die in dieser Studie verwandten Daten basieren In vielen Entwicklungs- und Schwellenländern existieren
sowohl auf öffentlich zugänglichen Informations- große Potenziale zur Stromerzeugung aus erneuerbaren
quellen (Publikationen, Fachartikeln, Internet- Energieträgern. Hindernisse für ihre Nutzung bilden
darstellungen, Konferenzpapieren etc.) als auch auf u.a. mangelnde Kenntnisse der energiewirtschaftlichen
nicht öffentlichen Papieren (z.B. internen Gutachten Rahmenbedingungen sowie unzureichende Transparenz
von Förderinstitutionen) sowie persönlichen der Vorerfahrungen und Interessenlagen der nationalen
Befragungen von Fachleuten (z.B. Beamten der Akteure.
Energieministerien der untersuchten Länder,
Projektmitarbeitern von Förderinstitutionen). Um Partner in Entwicklungs- und Schwellenländern
Obwohl alle Informationen, soweit möglich, bei der Planung und Entwicklung von Windkraftpro-
überprüft wurden, können Fehler nicht ausge- jekten zu unterstützen, führt die GTZ das Windenergie-
schlossen werden. Weder die GTZ noch die Autoren programm TERNA (Technical Expertise for Renewable
übernehmen daher eine Garantie für die Richtigkeit Energy Application) im Auftrag des Bundesministeriums
der in dieser Studie enthaltenen Daten; jegliche für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
Haftung für etwaige Schäden, die durch eine (BMZ) durch. Seit 1988 werden im Rahmen von TERNA
Verwendung der in dieser Studie enthaltenen Daten zum einen die Grundlagen für fundierte Investitions-
entstehen, ist ausgeschlossen. entscheidungen gelegt und zum anderen die Partner
befähigt, Windenergiepotenziale zu bewerten, Wind-
2. Ausschließlicher Nutzungsberechtigter dieser energieprojekte zu planen und energiepolitische Rah-
Studie für alle Nutzungsarten ist die GTZ. menbedingungen für erneuerbare Energien zu verbessern.
Die vollständige und auszugsweise Vervielfältigung
und Verbreitung (einschließlich der Übertragung Partner des Windenergieprogramms TERNA sind
auf Datenträger) zu nicht kommerziellen Zwecken Institutionen in Entwicklungs- und Schwellenländern,
ist gestattet, sofern die GTZ und das TERNA- die an einer kommerziellen Nutzung der Windkraft
Windenergieprogramm als Quelle genannt werden. interessiert sind: z.B. Ministerien oder staatliche Insti-
Sonstige Nutzungen, einschließlich der vollständigen tutionen, die das Mandat haben, BOT-BOO-Projekte
oder auszugsweisen Vervielfältigung oder Ver- zu entwickeln, staatliche oder private Energieversorger
breitung zu kommerziellen Zwecken, bedürfen der (EVU) und private Unternehmen (Independent Power
vorherigen schriftlichen Zustimmung der GTZ. Producers).
IV
Bei Bedarf können CDM-Baseline-Studien erstellt und
potenzielle Betreiber beim Aufbau einer effizienten
Betreiberstruktur beraten werden. Zur Erzielung eines
möglichst hohen Know-how-Transfers wird eine Zu-
sammenarbeit zwischen internationalen und lokalen
Fachkräften z.B. bei der Erstellung der Studien angestrebt.
Angelika Wasielke
Tel. +49 (0)6196 79-1224
Fax +49 (0)6196 7980-1224
E-Mail: angelika.wasielke@gtz.de
Tim-Patrick Meyer
Tel. +49 (0)6196 79-1374
Fax +49 (0)6196 7980-1374
E-Mail: tim-patrick.meyer@gtz.de
V
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Inhaltsverzeichnis
Lateinamerika – Karibik
1 Argentinien
15 Brasilien
39 Chile
59 Costa Rica
71 Dom. Republik
87 Kolumbien
99 Mexiko
121 Nicaragua
135 Karibik
Afrika/Naher Osten
163 Ägypten
181 Äthiopien
195 Jordanien
211 Marokko
227 Namibia
239 Südafrika
255 Tunesien
Asien
267 Bangladesch
283 China
305 Indien
325 Indonesien
339 Pakistan
353 Philippinen
369 Vietnam
VI
VII
1 Argentinien
1 Argentinien 1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
1.1 Elektrizitätsmarkt Thermisch Wasserkraft Kernkraft Gesamt
9.920 MW in Wasserkraftanlagen1 und 1.018 MW 2004 52.993 58,1 30.445 33,3 7.869 8,6 91.380
in Kernkraftwerken bereitgestellt. Die erneuerbaren 2005 54.845 57,4 34.192 35,4 6.873 7,1 96.650
Energien verfügen, ohne Einbeziehung der großen
Wasserkraft mit mehr als 15 MW, über eine Gesamt- Tab 1: Stromerzeugung nach Primärenergieträgern;
kapazität von rund 210 MW. Nahezu 10.000 MW an 2001–2005; GWh2
Stromerzeugungskapazität wurden alleine seit 1992,
dem Beginn der Liberalisierung des Strommarktes, in
Betrieb genommen. In den vergangenen Jahren wurde 2005 wurden rund 4.140 GWh Strom exportiert und
die zusätzliche Kapazität vermehrt über Gaskraftwerke 8.017 GWh importiert.
und den Ausbau großer Wasserkraftwerke bereitgestellt.
2001 22.884 801 734 969 2001 21,5 30,8 12,7 18,2 27,5 39,5 8,0 11,5 69,7
2002 23.148 765 619 966 2002 20,6 30,6 12,3 18,2 26,8 39,8 7,6 11,4 67,3
2003 23.272 763 655 988 2003 20,9 29,0 12,1 16,9 29,9 41,4 9,3 12,7 72,2
2004 23.295 801 734 969 2004 21,7 28,5 14,1 18,5 31,8 41,6 8,5 11,4 76,3
2005 23.245 800 660 970 2005 23,6 29,1 15,7 19,4 32,9 40,6 8,9 11,0 81,1
Die Integration der windreichen Regionen im Süden Im letzten Bericht des Energiesekretariats über die
Patagoniens soll über die bereits in Bau befindlichen zukünftige Entwicklung des Elektrizitätssektors
Netzverbindungen nach Comodoro Rivadavia in Chubut “Prospectiva 2002” aus dem Jahr 2003 wurde für das
und Pico Truncado in Santa Cruz gewährleistet werden. Jahr 2012 ein Gesamtverbrauch von bis zu 128 TWh
Die wichtige Verbindung zwischen Puerto Madryn und prognostiziert. Demzufolge müssten in dieser Dekade
Pico Truncado soll Ende 2007 fertig gestellt werden. bis zu 1.800 MW neue Kapazität jährlich bereitgestellt
Auch in den anderen Landesteilen werden die Netze in werden.
den kommenden zwei Jahren um rund 2.000 km aus-
gebaut. In den vergangenen Jahren wurden Anstrengungen
unternommen, ausgebliebene Investitionen in die
Der Elektrifizierungsgrad lag in Argentinien 2006 bei Elektrizitätsnetze zu kompensieren. Daher legte die
95 Prozent. Regierung in den Jahren 2003 und 2004 zwei nationale
Pläne zum Elektrizitätstransport auf. Da der Kraft-
werksausbau in den vergangenen Jahren bei wachsender
Stromverbrauch Nachfrage ausgeblieben ist, ist das Risiko von Elektri-
Nachdem im Jahr 2002 die Stromnachfrage im Ver- zitätsengpässen gewachsen. Die Kosten für den Netz-
gleich zum Vorjahr um rund 2% abgenommen hatte, ausbau werden zum Teil durch einen Nationalen Elek-
konnte zum dritten Mal in Folge nach der Wirtschafts- trizitätsfonds gedeckt. Der Fonds wird durch eine
krise auch 2005 ein Anstieg der Stromnachfrage von Abgabe der Käufer auf dem Großhandelsmarkt
mehr als 6 % verzeichnet werden. CAMMESA erwartet gespeist. Zudem werden Kredite von der Interamerika-
für die Jahre 2006 bis 2008, in Abhängigkeit von der nischen Entwicklungsbank BID gewährt.7
wirtschaftlichen Entwicklung, einen Anstieg der
Nachfrage zwischen 6 und 8% pro Jahr.
Plan Energía Plus
Da die Großabnehmer in Gewerbe und Industrie mehr
als die Hälfte der Nachfrage generieren, versucht die
Regierung dieser Tendenz durch den Plan Energía Plus
entgegenzuwirken. Mit diesem Programm, das seit
dem 8. November 2006 in Kraft ist8, wird angestrebt,
den Stromverbrauch von Verbrauchern, die mehr als
300 kW nachfragen, nicht weiter ansteigen zu lassen.
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Der finanzielle Anreiz wird dadurch gesetzt, dass der 1.2 Marktakteure
Mehrverbrauch zum Bezugsjahr 2005 mit deutlich
höheren Kosten verbunden ist. Da die endgültigen Der argentinische Elektrizitätsmarkt zeichnet sich durch
Strafzahlungen für den Mehrverbrauch noch nicht fest- eine hohe Zahl von Marktakteuren auf den einzelnen
gelegt wurden, werden vorerst die Grenzkosten des am Ebenen Erzeugung, Transport und Verteilung aus.
teuersten produzierenden Kraftwerks als Kalkulations-
basis genommen. Dadurch sollen die großen Verbraucher
sowohl angehalten werden Energie einzusparen als auch Private Akteure
zusätzlich nachgefragte Elektrizität selbst zu produzieren. Ende 2005 waren in beiden Verbundnetzen insgesamt
41 stromerzeugende Gesellschaften, 14 Eigenerzeuger,
66 Verteilungsunternehmen, acht überregionale Trans-
Strompreise portgesellschaften und 2614 Großverbraucher registriert.
Aufgrund der großen Anzahl der Marktteilnehmer9 Im Bereich der Erzeugung haben die Unternehmen
und günstiger Primärenergiebezugskosten der Strom- Endesa Costanera, Central Puerto und Yacyreta den
erzeuger sind die Strompreise in den ersten sechs Jahren größten Marktanteil. Von den 66 Verteilungsunter-
nach 1992 um durchschnittlich mehr als 50% gefallen. nehmen haben die beiden größten, EDENOR und
Seit 1999 ist jedoch wieder ein Anstieg der Preise zu EDESUR, im Jahr 2005 ca. 43% der gesamten Elek-
verzeichnen. Lag der mittlere Strommarktpreis im trizität geliefert. Der Elektrizitätstransport über Hoch-
MEM 2002 noch bei 7,1 €/MWh (28,9 arg$/MWh), spannungsleitungen wurde über einen 1990 unter-
waren es 2004 bereits 13,2 €/MWh (53,8 arg$/MWh). zeichneten Konzessionsvertrag für 95 Jahre an das
Die Strompreise in den verschiedenen Verteilungsnetzen Unternehmen Transener SA vergeben. Die Nieder-
werden detailliert auf der Homepage des Regulierers spannungsnetze werden von sechs überregional operie-
ENRE angegeben.10 Die Preisdifferenzen sind in der renden Unternehmen geführt.
Regel auf Übertragungsengpässe zurückzuführen.
Neben den in die Verbundsnetze SADI und SIP
Gründe für den Anstieg der Elektrizitätspreise in den integrierten Stromerzeugern gibt es Versorgungsunter-
vergangenen Jahren waren die geringere Verfügbarkeit nehmen auf lokaler Ebene, die zwar an das Verbundnetz
der Wasserkraft und die teilweise Substitution des angeschlossen sind, jedoch nicht an der zentralen Last-
tendenziell billigeren Gases durch andere Brennstoffe, verteilung teilnehmen. Als weitere Gruppe gibt es
da die heimische Nachfrage die nationale Gasförderung unabhängige Erzeuger, die entweder in isolierte Insel-
überstieg. Als Reaktion auf die Wirtschaftskrise und netze einspeisen oder für den Eigenverbrauch produzieren.
die einhergehende Abwertung des argentinischen Pesos
wurden die Spotmarktpreise ab 2002 durch eine Ober- Aufgrund der großen Anzahl der Akteure auf den ver-
grenze reguliert. Trotz des Anstiegs der Strompreise schiedenen Ebenen ist der argentinische Elektrizitäts-
konnten viele der Erzeuger aufgrund der preislichen markt durch hohen Wettbewerbsdruck geprägt. Alle
Regulierung nur ihre Produktionskosten decken und Stromerzeuger haben grundsätzlich freien und gleich-
so keine Gewinne erzielen. berechtigten Zugang zum Netz. Der Handel mit
Strom aus dem öffentlichen Netz erfolgt über bilaterale
Verträge zwischen Erzeugern und Verteilern bzw.
Großabnehmer sowie über saisonale Bezugsverträge
und einen kurzfristigen Spotmarkt mit stündlich
wechselnden Preisen unter Aufsicht von CAMMESA.
Etwa 78 Prozent des Stromes im MEM wurden 2004
auf dem Spotmarkt gehandelt.
Staatliche Akteure Zur Steuerung des nicht durch bilaterale Verträge er-
Heute befinden sich nur noch wenige Anlagen zur fassten Stromhandels wurde CAMMESA (Compañía
Elektrizitätserzeugung in staatlicher Hand. Dazu zählen Administradora del Mercado Mayorista Electrico Sociedad
die beiden Kernreaktoren Atucha I und Embalse und Anónima) als eine neue private Gesellschaft ohne
die zwei binationalen Großwasserkraftwerke Yacyreta Erwerbscharakter gegründet. An CAMMESA sind der
und Salto Grande. Insgesamt stellt der staatliche Kraft- Verband der Erzeuger (AGEERA), der Verband der
werkspark rund 14 Prozent der installierten Leistung Großverbraucher (AGUERRA),11 der Verband der Ver-
des Landes. teilungsunternehmen (ADEERA), der Verband der
Hochspannungsübertragungsnetze (ATERRA) und das
Als Reaktion auf die Energiekrise der vergangenen Energiesekretariat zu je 20 Prozent beteiligt. Die wesent-
Jahre wurde 2004 das staatliche Energieunternehmen lichen Aufgaben von CAMMESA sind die Regelung
ENARSA gegründet, um dem nahezu vollständig von Angebot und Nachfrage (Lastverteilung) nach dem
privatisierten Energiemarkt ein regulatives-, staatliches Prinzip der geringsten (kurzfristigen) Grenzkosten,12
Element gegenüber zu stellen. Neben der Sicherung die Festlegung von Transport- und anderen Fixkosten
des staatlichen Einfluss auf die oligopolähnlichen Öl- sowie die Sicherstellung von ausreichenden Reserve-
und Gasmärkte soll das Unternehmen die Grundver- kapazitäten.
sorgung sichern. Die potenziellen Aktivitäten des
Unternehmens betreffen primär den Ölmarkt und
sekundär den Gas- und Elektrizitätsmarkt. Der Hand- 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
lungsradius erstreckt sich dabei auf alle Bereiche der
Wertschöpfungskette. Das Unternehmen ist momen- Liberalisierung
tan hauptsächlich mit der Erschließung von Ölfeldern Mit dem Gesetz 24.065 vom 16.1.1992 (“Elektrizitäts-
vor der Küste Argentiniens befasst. Die Satzung legt gesetz”) sowie der zugehörigen Ausführungsbestimmung
fest, dass der Staat 53 Prozent und die Provinzen (Decreto 1398/92 v. 6.8.92) wurde der zuvor staatliche
12 Prozent an dem Unternehmen halten sollen. Die und zentralisierte Stromsektor Argentiniens in die
restlichen 35 Prozent wurden an der Börse privaten getrennten Bereiche Erzeugung, Übertragung und Ver-
Interessenten angeboten. teilung aufgesplittet und schrittweise privatisiert. Mit
der Verordnung 1853 aus dem Jahr 1993 wurden
zudem letzte Hindernisse für ausländische Investoren
Weitere Akteure aus dem Weg geräumt. Mit wenigen Ausnahmen sind
seitdem der vollständige Besitz argentinischer Firmen
Regulierungsbehörden durch ausländische Eigner sowie die freie Ausfuhr von
Für die Regulierung vor allem der natürlichen Monopole Gewinnen und Kapital möglich.
Transport und Verteilung wurden eigenständige Be-
hörden auf nationaler und provinzieller Ebene geschaffen
(auf nationaler Ebene ENRE = Ente Nacional Regulador Entwicklung der Elektrizitätsmarktpolitik
de la Electricidad, auf regionaler Ebene EPRE = Ente Mit der Wirtschaftkrise in den Jahren 2001 und 2002
Provincial Regulador de la Electricidad). ENRE ver- und der damit verbundenen Energiekrise in den Folge-
mittelt bei Konflikten zwischen den Versorgungsunter- jahren hat das regulative Element in der argentinischen
nehmen und sorgt für die Umsetzung von Bundesgesetzen Energiepolitik an Stärke gewonnen.
und Bundesverordnungen und den Abschluss von Kon-
zessionsverträgen. Darüber hinaus werden Standards für
die Stromverteilung aufgestellt, Maximalpreise für
Transport und Verteilung festgelegt und die Erzeu-
gungsgesellschaften sowie CAMMESA beaufsichtigt.
11 Großverbraucher sind solche mit einem Strombezug von mindestens 2.000 MWh/a.
12 Das Prinzip der geringsten Grenzkosten wurde im Rahmen der Energiekrise mittelfristig durch das Prinzip der variablen Produktionskosten
4 ersetzt. Quelle: CMA, 2006.
1 Argentinien
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Die Abwertung des argentinischen Pesos hat zu einer Gesetz 25.019 zur Regelung der Wind- und
unmittelbaren Verteuerung der Brennstoffe und höheren Sonnenenergie verabschiedet. Die Entscheidung für ein
Betriebskosten geführt. Im Juli 2004 wurde aufgrund solches Gesetz war längere Zeit strittig, da allgemein
ausbleibender privater Investitionen in den argen- die Auffassung überwog, alle Unterstützungen für den
tinischen Kraftwerkspark und einer steigenden Elektri- Energiesektor zu streichen. Erst mit erheblicher Ver-
zitätsnachfrage ein Fonds eingerichtet, der eine Aus- zögerung wurden im Dezember 1999 Ausführungsbe-
weitung des Elektrizitätsangebots ermöglichen soll. stimmungen zu dem Gesetz auf den Weg gebracht.14
Der Fonds speist sich aus einem prozentualen Anteil an
den Einnahmen der Unternehmen im Elektrizitäts- Das Gesetz betont das nationale Interesse an einer
sektor.13 Neue thermische Kraftwerke mit einer instal- Stromerzeugung aus Wind- und Sonnenenergie und
lierten Leistung von 1080 MW und 540 MW sollen in führt erstmalig auf nationaler Ebene eine Förderung
der zweiten Hälfte 2007 bzw. Anfang 2008 teilweise von 0,25 €-ct/kWh (0,01 arg$/kWh) für Windenergie
durch diese Gelder den Kraftwerkspark ergänzen. ein, die 15 Jahre lang zusätzlich zu den durch den Ver-
Die Unternehmen, die in den oben genannten Fonds kauf erzielten Einnahmen gezahlt wird. Das Gesetz
eingezahlt haben, werden anteilig Eigner der neuen sieht zudem steuerliche Vergünstigungen durch die
Kraftwerke. zeitliche Streckung der Mehrwertsteuer vor.
Am 24. August 2006 hat die argentinische Regierung Auf politischer Ebene hat sich die Erkenntnis durchge-
einen Plan für die erweiterte Nutzung der Kernenergie setzt, dass aufgrund der unzulänglichen Anreizwirkung
bekannt gegeben, der Investitionen in Höhe von das nationale Gesetz zur Förderung erneuerbarer
3,5 Mrd. Pesos vorsieht. Neben der Fertigstellung des Energien erweitert werden muss. Nach fehlgeschlagenen
Reaktors Atucha II soll ein vierter Reaktor gebaut und Gesetzesinitiativen einiger Senatoren in den vergangenen
die Anreicherung von Uran wieder aufgenommen Jahren wurde am 6. Dezember 2006 das Gesetz zur
werden. Förderung der Stromerzeugung aus regenerativen
Quellen im Kongress verabschiedet. Das Gesetz sieht
eine breite Förderung erneuerbarer Energien im Rahmen
1.4 Förderpolitik für erneuerbare Energien eines Prämienmodells vor. Die Zahlungen sollen über
einen treuhänderisch verwalteten Fonds für erneuerbare
Ziel der Regierung ist es, den Anteil erneuerbarer Energien gewährleistet werden. Zu den berücksichtigten
Energien am Primärenergieverbrauch auf acht Prozent Energiequellen zählen neben Photovoltaik mit bis zu
zu steigern. Das noch 2004 auf der Weltkonferenz für 22 €-ct/kWh (0,9 arg$/kWh) und Windenergie mit
erneuerbare Energien proklamierte Zieljahr 2013 wird 0,37 €-ct/kWh (0,015 arg$/kWh) auch Geothermie,
nicht eingehalten werden können. Daher setzt das im Meeresenergie, Biomasse, Biogase sowie kleine Wasser-
Dezember 2006 verabschiedete Gesetz zur Förderung kraft mit bis zu 30 MW Leistung mit ebenfalls jeweils
der Stromerzeugung aus regenerativen Energiequellen 0,37 €-ct/kWh (0,015 arg$/kWh).15 Der Vergütungs-
das Ziel, den Anteil erneuerbarer Energien am nationalen zeitraum beträgt 15 Jahre. Das Gesetz unterstreicht
Strommix bis Ende 2016 auf acht Prozent zu erhöhen. den politischen Willen, über die Förderung erneuerbarer
Energien Arbeitsplätze zu schaffen und die nationale
und regionale Wertschöpfung durch die Verwendung
Förderung auf nationaler Ebene heimischer Produkte zu erhöhen.
Während sich das staatliche Engagement zu Beginn
der 1990er Jahre auf vorbereitende Maßnahmen zur
Erstellung von Windpotenzialstudien oder Forschungs-
tätigkeiten beschränkte, wurde im November 1998 das
13 Im Zeitraum 2004 bis 2006 müssen 65 Prozent der Unternehmensgewinne an den Fonds abgeführt werden.
14 Siehe Decreto P.E.N. Nº 1.597/99.
15 Aufgrund der immer noch relativ niedrigen Vergütungssätze besteht jedoch die Befürchtung, dass auch dieses Gesetz nicht zu einem
schnellen Ausbau der erneuerbaren Energien führen könnte. 5
1 Argentinien
1. Brasilien
1.5 Status der erneuerbaren Energieträger Windenergie
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Argentinien besitzt ein sehr großes Windenergie-
In Argentinien werden von den Erzeugern erneuerbarer potenzial. Die besonders geeigneten Standorte liegen
Energie insbesondere große Wasserkraftwerke zur allerdings vorwiegend im südlichen Landesbereich
Stromgewinnung genutzt. Daneben wächst auch die (Patagonien), der nur dünn besiedelt und weit von den
Bedeutung der Kleinwasserkraft – wenn auch in Ballungsräumen und industriellen Zentren entfernt ist.
wesentlich geringerem Umfang. Nach dem eher Der Netzausbau zwischen den beiden Verbundnetzen
schleppenden Ausbau der Windkraft der vergangenen SEDI und SIP sowie die Weiterführung der 500-kV-
Jahre, soll insbesondere diese Branche nach aktuellen Leitung in die südlicher gelegenen Teile Patagoniens
Regierungsplänen an Aufwind gewinnen. Argentinien verbessert die Rahmenbedingungen für den Ausbau
bietet sowohl zur Nutzung von Wasser- und Windkraft der Windenergie. Die Netze werden primär für den
als auch von Solarenergie, Biomasse und Geothermie Ausbau der Wasserkraft in Patagonien konstruiert. Die
eine Reihe unausgeschöpfter Potenziale zur Strom- und geplante Netzkapazität erscheint zurzeit zu klein, um
Wärmeerzeugung. das gesamte Windenergiepotenzial Patagoniens eben-
falls ausschöpfen zu können.
21 Das Energiesekretariat hat zur besseren Differenzierung eine Einteilung in Mikro-Wasserkraft (5-50 kW), Mini-Wasserkraft (50-500 kW) und
Klein-Wasserkraft (500-15.000 kW) vorgenommen.
22 Das Energiesekretariat hat auf seiner Homepage eine Auflistung der bereits realisierten und geplanten Projekte der kleinen Wasserkraft zur
Verfügung gestellt. Siehe http://energia3.mecon.gov.ar/contenidos/verpagina.php?idpagina=949 Stand: 28.11.2006. 7
1 Argentinien
Rio Mayo Chubut DGSP Pcia. Chubut 4 0,12 – 2/90, z. Zt. nicht in Betrieb
Rada Tilly Chubut COAGUA (Coop. de Servicios R.T.) 1 0,40 10,2 3/96
Punta Alta B.A. Coop. Punta Alta 3 1,80 7,8 2/95 und 12/98
Summe 27,76
Die installierten Windkraftanlagen stammen bislang Zwei argentinische Unternehmen haben jedoch in der
ausschließlich aus der Produktion europäischer Unter- jüngsten Vergangenheit erste Prototypen erprobt. Das
nehmen. Das (frühere) dänische Unternehmen NEG staatliche Unternehmen INVAP entwickelt in Eigen-
Micon24 verfügt über einen Marktanteil von 44%, ge- regie Anlagen mit geringer Leistung (500, 1.000 und
folgt vom spanischen Anlagenhersteller Gamesa (40%), 1.500 Watt) und in Kooperation mit dem spanischen
dem dänischen Unternehmen AN Bonus (jetzt Siemens, Unternehmen Ecotécnia Turbinen mit einer elektrischen
11 %) und dem deutschen Hersteller Enercon (5%). Leistung zwischen 225 und 750 kW. Das Unternehmen
Industrias Metalúrgicas Pescarmona S.A. initiierte
bereits im Jahr 2000 das Forschungsprojekt IMPSA
Wind, das die Konstruktion einer großen Windkraft-
anlage mit einer Leistung von 1 MW zum Ziel hat. Das
Unternehmen NRG Patagonia entwickelt ebenfalls
große Windkraftanlagen, deren spezifische Konstruktion
insbesondere auf die stetigen Winde mit hohen
Geschwindigkeiten in Patagonien ausgerichtet ist.
Die Modellanlage NRG 1500 soll eine Leistung von
1,5 MW haben.
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Geplante Windkraftprojekte Das Unternehmen EMGASUD hat im November 2006
Die Nachfrage nach heimischen Anlagen soll zum Teil einen Plan vorgelegt, der neben einem thermischen
durch den im Februar 2005 initiierten Nationalen Kraftwerk mit mehr als 400 MW Leistung die Instal-
Strategischen Plan für Windenergie stimuliert werden, lation eines 100 MW-Windparks in der Provinz
der vorsieht, in den kommenden drei Jahren rund Chubut vorsieht. Baubeginn für beide Projekte soll
300 MW zu installieren. Das Übereinkommen wurde Februar 2007 sein. Die Gesamtkosten belaufen sich auf
zwischen dem Ministerium für Nationale Planung, 1.240 Mio. Pesos. Der Windpark soll im August 2008
dem Regionalen Zentrum für Windenergie der Provinz in Betrieb genommen werden und aus 2 MW-Anlagen
Chubut (CREE) und dem staatlichen Energieunter- bestehen.
nehmen ENARSA geschlossen. 80 Prozent der Wind-
kraftanlagen sollen in Argentinien gebaut werden. Das Abzuwarten bleibt jedoch, ob die geplanten Projekte
Engagement privater Investoren lässt jedoch bislang auch umgesetzt werden, denn bereits in den vergangenen
auf sich warten. Jahren wurden immer wieder große Windkraftprojekte
angekündigt, letztendlich jedoch nicht realisiert. Neue
Dennoch wurden auf Ebene der Provinzen die Planungen Impulse für die Windenergie verspricht man sich von
forciert. Im Juli 2005 wurde daher ein Übereinkommen der Weltkonferenz für Windenergie, die im Oktober
mit der Provinz Chubut zur Entwicklung des Projekts 2007 in Argentinien stattfindet.
“Vientos de la Patagonia I” getroffen. Der erste Wind-
park soll in der Nähe der Stadt Comodoro Rivadavia
errichtet werden und eine Leistung von 50 bis 60 MW Windatlanten
haben. Er sollte bereits Mitte 2006 ans Netz gehen. Ein Windatlanten sind bereits für zwei windreiche Provinzen
ähnliches Übereinkommen, das Projekt “Vientos de la im Süden des Landes (Chubut und La Pampa) ver-
Patagonia II”, ist in Kooperation mit der Regierung fügbar. Ein wesentlicher Bestandteil des Nationalen
von Santa Cruz angedacht. Standort eines 60 MW Plans der Windenergie ist die Erstellung eines umfas-
großen Windparks soll in diesem Fall Pico Truncado senden Windatlas für das gesamte Land. Zur besseren
sein. Weitere Projekte in den Provinzen Buenos Aires Planung von Windkraftprojekten wurde das Regionale
(100 MW), Neuquén, Rio Negro, La Rioja, Cordoba Zentrum der Windenergie der Region Chubut (CREE)25
und San Juan sollen folgen. Es bleibt fraglich, ob diese im März 2005 beauftragt, den Atlas zu erstellen. Die
Vorhaben mit der nur marginal besseren Vergütung interaktive nationale Windkarte wurde am 3. August
durch das nationale Gesetz vom Dezember 2006 realisiert 2006 vom argentinischen Präsidenten vorgestellt und
werden können. ermöglicht nach Angaben des zuständigen Ministeriums
ein zielgenaues Auffinden der windreichsten Standorte.
Im November 2005 wurde zudem bekannt gegeben, In einer zweiten Phase des Projekts soll das Instrument
dass die nationale Regierung und die Provinz La Rioja weiter verfeinert werden. Die interaktive Karte steht
gemeinsam einen Windpark im nördlichen Teil der Interessenten derzeit noch nicht zur Verfügung, soll
Provinz errichten wollen. Die Anlagen sollen aus jedoch voraussichtlich noch in 2007 veröffentlicht
heimischer Produktion stammen und vom Unternehmen werden.
Impsa geliefert werden. Die 70 geplanten Windkraft-
anlagen mit einer elektrischen Leistung von rund
60 MW erfordern Investitionen in Höhe von 60 Mio.
Pesos. Die Provinzregierung unterzeichnete ein Ab-
kommen, indem sie sich zur Bereitstellung eines Teils
der Infrastruktur verpflichtete, inklusive der Verbindung
zum Übertragungsnetz. Auch hier wurde mit der
Umsetzung des Projekts noch nicht begonnen.
25 Auf der Homepage des CREE (www.eeolica.com.ar) sind die Windatlanten der Regionen Chubut und La Pampa zugänglich. Stand: 27.11.2006. 9
1 Argentinien
Biomasse Geothermie
Vor allem in den zentralen ländlichen Regionen besteht Das geothermische Potenzial wird in Argentinien als
ein erhebliches Potenzial zur Biomassenutzung für hoch eingeschätzt. Bereits in den 1970er Jahren wurde
lokale Stromerzeugung, z.B. von organischen Reststoffen eine Nationale Kommission Geothermischer Studien
aus der Zucker- und Alkoholindustrie. Das Programm eingesetzt, um das Potenzial zu evaluieren. Bis heute
Plan Energía Plus setzt Anreize, die Elektrizitätsnach- wurden 42 potenzielle Nutzungszonen ausgemacht und
frage in der Landwirtschaft vermehrt durch Eigenpro- klassifiziert, nahezu alle in der westlichen Andenregion.28
duktion zu decken und gegebenenfalls Überschüsse ins Das erste Pilotprojekt zur Elektrizitätserzeugung wurde
Stromnetz einzuspeisen. Der Anreiz wird dadurch 1988 in Betrieb genommen. Die Anlage Copahue, in
gesetzt, dass der Mehrverbrauch zum Bezugsjahr 2005 der Provinz Neuquén, hat eine Leistung von 670 kW
mit deutlich höheren Kosten verbunden ist. Studien und ist an das Netz der lokalen Verbundkraftwerke
zur weitergehenden Nutzung werden zurzeit vom angeschlossen. Seit 1998 ist die Anlage aus Wartungs-
Energiesekretariat erstellt. gründen nicht in Betrieb. Als größte Hindernisse der
geothermischen Elektrizitätserzeugung werden die
hohen Erschließungskosten und die Abgelegenheit der
Solarenergie geeigneten Gebiete vom Endverbraucher angesehen.
Das Unternehmen Solartec S.A. produziert seit 1986
Photovoltaikmodule in der Stadt La Rioja. Die Kompo-
nenten werden vom japanischen Unternehmen Kyocera 1.6 Ländliche Elektrifizierung
geliefert. Die Produktion des Werks beläuft sich auf ein
Megawatt pro Jahr. Das Unternehmen hat nach eigenen Während in Argentinien insgesamt 5% der Bevölkerung
Angaben einen Marktanteil von rund 80 Prozent.26 keinen Zugang zur Elektrizität haben, liegt der Anteil
Solaranlagen kommen in Argentinien vor allem im in den ländlichen Gebieten bei rund 30%. Daher haben
Rahmen des Nationalen Projekts zur Elektrifizierung die nationale Regierung sowie die Provinzregierungen
Ländlicher Räume (PERMER) zum Einsatz. Die instal- Förderprogramme zur Elektrifizierung aufgelegt, die
lierte Leistung von Photovoltaikanlagen in Argentinien aus einem speziellen Fonds gespeist werden. Da auf-
wird auf 6,5 MWp geschätzt. Das Energiesekretariat grund der ungünstigen Transportbedingungen oft kein
geht sogar von 9 MW Leistung aus. Im Rahmen des Anschluss an das öffentliche Stromnetz möglich ist,
Programms PERMER wurden circa 1,3 MWp installiert. besteht für abgelegene Regionen verstärktes Interesse
Die Schätzungen beruhen auf Angaben zu Importen an dezentralen Lösungen unter Einschluss erneuerbarer
und Zahlen der Installationsunternehmen. Energiequellen. Das für den Bedarf erforderliche
Leistungsniveau ist in der Regel gering, so dass vor-
Das Nationale Solarmetrische Netzwerk, das bereits nehmlich kleine Stromerzeugungsanlagen gefragt sind.
seit 1979 besteht und einen Zusammenschluss aller
solaren Messstationen darstellt, hat 1987 die Sonnen-
einstrahlung an 118 verschiedenen Standorten gemessen Elektrifizierungsprogramme
und 10 Jahre später eine Karte mit der durchschnittlichen
Sonneneinstrahlung in ganz Argentinien erstellt.27 PAEPRA
1995 wurde von der argentinischen Regierung (Secretaría
de Energía) das nationale Programm zur ländlichen
Elektrifizierung PAEPRA (Programa de Abastecimiento
Eléctrico a la Población Rural de Argentina) ins Leben
gerufen.
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Das Programm beinhaltet die Vergabe von Subventionen Das sechsjährige Vorhaben, das bis Mitte 2007 läuft,
an private Konzessionäre, die aufgrund von Ausschrei- umfasst geschätzte Kosten von 120,5 Mio. US $, zu
bungen eine Versorgung von ländlichen Regionen bei denen die Weltbank (30 Mio. US $ Kredit), GEF
geringsten staatlichen Zuschüssen garantieren, selbst (10 Mio. US $ Zuschuss), der argentinische Stroment-
wenn dazu netzunabhängige Optionen herangezogen wicklungsfonds FEDEI (Fondo Especial de Desarrollo
werden müssen. Konzessionsverträge werden über eine Eléctrico del Interior, 26,5 Mio. US$), die Konzessionäre
Laufzeit von 15 Jahren abgeschlossen, können jedoch (44 Mio. US$) und die Nutzer selbst (10 Mio. US$)
im Rahmen einer Neuausschreibung zweimal verlängert beitragen sollen. Die Konsumenten übernehmen die
werden. Die Stromtarife werden alle zwei Jahre so fest- Installationskosten und zahlen eine pauschale monatliche
gelegt, dass den Versorgern eine ausreichende Rendite Abgabe, die über die Konzessionszeit von 15 Jahren
verbleibt. etwa 40 Prozent der Anfangskosten sowie Aufwendungen
für Wartung und Batterien abdeckt. Zusätzliche Sub-
Die ersten beiden Provinzen, in denen der ländliche ventionen, die für ärmste Bevölkerungskreise zur Ver-
Strommarkt nach diesem Modell konzessioniert wurde, ringerung der monatlichen Belastungen gezahlt werden,
waren Jujuy (Firma EJSEDSA) und Salta (Firma nehmen im Verlaufe der Konzessionszeit ab.
ESEDSA, Tochterfirma des spanischen EVU Unión
Fenosa) im Nordwesten des Landes. Die Elektrifizierung Zu Beginn des Projekts war geplant, insgesamt
erfolgt vornehmlich auf der Basis von Inselnetzen oder 1,8 Millionen Menschen in 314.000 Haushalten und
individuellen Versorgungslösungen mit fossilen Energie- 6.000 Institutionen und Einrichtungen, wie Schulen,
trägern (Dieselgeneratoren) und erneuerbaren Energie- medizinische Einrichtungen und Polizeistationen, mit
quellen. Im März 1998 wurden von EJSEDSA etwa die Strom zu versorgen. Bis September 2006 wurden jedoch
Hälfte der Kunden mit Dieselgeneratoren, die anderen nur 2.235 Haushalte und 556 öffentliche Institutionen,
zu etwa gleichen Teilen mit Kleinstwasserkraft und darunter vor allem Schulen, durch Erweiterung des
PV-Systemen versorgt. Ende 1999 hatten bereits mehr als öffentlichen Netzes oder mittels Insellösungen mit
40 Prozent der mittlerweile über 3.000 Kunden eine Elektrizität versorgt.30 In den Provinzen Catamarca,
individuelle oder gemeinschaftliche Solarstromanlage. Río Negro, Jujuy, Santiago del Estero, Salta und
Tucumán werden zurzeit 3.440 Photovoltaikanlagen
auf privaten Gebäuden und 690 auf öffentlichen Ein-
PERMER richtungen installiert.31
In Erweiterung von PAEPRA wurde 1999 als neue
Komponente ein spezifisches Programm zur Nutzung
erneuerbarer Energien bei der ländlichen Elektrifizierung Währungskurs (09.03.2007):
eingeführt (Proyecto de Energías Renovables en Mercados 1 Argentinischer Peso (ARS) = 0,25 Euro (EUR)
Rurales – PERMER). Ziele des Projekts sind die Aus- 1 US-Dollar = 0,76 EUR
weitung des privaten Marktes für alternative Energie-
versorgungssysteme und eine nachhaltige Energiever-
sorgung in den ländlichen Regionen. PERMER soll
sich auf verstreut liegende Siedlungen, Wohnhäuser
und Einrichtungen konzentrieren.29
29 Nahezu alle 23 Provinzen Argentiniens sind über Abkommen am Projekt beteiligt. Eine Auflistung ist unter
energia.mecon.gov.ar/permer/conveniotabla.html einzusehen. Stand: 20.11.2006.
30 Für den derzeitigen Stand des Projektes PERMER vgl. energia.mecon.gov.ar/permer/Estado.html Stand: 01.12.06.
31 Die Fortschritte des Projekts in den einzelnen Provinzen lassen sich unter energia.mecon.gov.ar/permer/avance.html
nachverfolgen. Stand: 20.11.2006. 11
1 Argentinien
• Grossi Gallegos:
Distribución de la radiación solar global en la
República Argentina. II. Cartas de radiación.
Energías Renovables y Medio Ambiente, Vol. 5,
1998, pp. 33-42
• Moragues, J. A.:
Energías Renovables no Convencionales en Argentina,
Präsentation auf der internationalen Konferenz von
ISES-ASADES, 26.10.2006, Buenos Aires
12
1 Argentinien
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
1.8 Kontakte Secretaría de Energía/Ministerio de Economía
Sr. Secretario de Energía de la Nación
CAMMESA (Staatssekretär für Energie):
Avda. Madero 942 – Piso 1º Ing. Daniel Cameron
Buenos Aires (C1106ACW) Paseo Colón 171 Piso 5º of. 504
Tel. +54 (11) 43 19 37 00 Buenos Aires (1063)
www.cammesa.com.ar Tel. +54 (11) 43 49-80 18
Fax +54 (11) 43 49-72 09
Stromregulierungsbehörde energia.mecon.gov.ar
Ente Nacional Regulador de la Electricidad (ENRE)
Avenida Madero 1020 Proyecto de Energías Renovables en el Mercado
Buenos Aires (C1106ACX) Rural (PERMER)
Tel. +54 (11) 4510-4600 Responsable Nacional: Ing. Alejandro Gallino
www.enre.gov.ar Subsecretario de Energía
Ministerio de Infraestructura y Vivienda
Verband der Stromverteilungsunternehmen Paseo Colón 171, Piso 7
Asociación de Distribuidores de Energía Eléctrica Buenos Aires
de la República Argentina (ADEERA) Tel. +54 (11) 43 49-80 12/14
Tacuarí 163 – 8º Piso Fax +54 (11) 43 49-83 30
Buenos Aires (1071) E-Mail: permer@miv.gov.ar
Tel. +54 (11) 334-04 01/334-25 05
Fax +54 (11) 343-92 05 Coordinador General del Proyecto:
E-Mail: adeera@ciudad.com.ar Ing. Alejandro Bottini
www.adeera.com.ar Paseo Colón 171, Piso 3, of. 301
Buenos Aires
Verband der Stromerzeuger Tel. +54 (11) 43 49-83 61/80 08
Asociación de Generadores de Energía Eléctrica de Fax +54 (11) 43 49 84 17
la República Argentina (AGEERA) E-Mail: abottini@mecon.gov.ar
Av. Callao 1604 Piso 4º
Buenos Aires (C1024AAP) Gerente de Proyecto por el Banco Mundial:
Tel. +54 (11) 48 07-33 10 Philippe Durand
Fax +54 (11) 48 07-33 10 LCSFP - Room # 15-155
www.ageera.com.ar Tel. +1 (202) 473-3244
Fax +1 (202) 676-1821
Verband für Erneuerbare Energien und Umwelt E-Mail: philippe.durand@worldbank.org
Asociación Argentina de Energías Renovables y
Ambiente (ASADES) Bundesrat für Elektrische Energie
CC 478 No.162 Consejo Federal de Energía Eléctrica (CFEE)
La Plata (1900), Prov. Buenos Aires Präsident: Ing. Alejandro Sruoga
Tel. +54 (21) 21 47 05 E-Mail: cfee@cfee.gov.ar
Fax +54 (21) 582 05 32 www.cfee.gov.ar/
E-Mail: consultas@asades.org.ar
www.asades.org.ar
13
1 Argentinien
Argentinischer Windenergieverband
Asociación Argentina de Energía Eólica (AAEE)
Präsident: Prof. Erico Spinadel
Jose Maria Paz 1131
RA1602 Florida
Buenos Aires
Tel./Fax +54 (11) 47 95-32 46
E-Mail: gencoeol@cvtci.com.ar
Deutsch-Argentinische Industrie-
und Handelskammer
Cámara de Industria y Comercio Argentino-Alemana
Av. Corrientes 327, piso 23
Buenos Aires C1043AAD
Tel. +54 (11) 5219 4000
Fax +54 (11) 5219 4001
E-Mail: info@cadicaa.com.ar
Koordinator
Lic Nazareno Castillo
E-Mail: oamdl@medioambiente.gov.ar
Tel. +54 (11) 4348-8648/9
14
2 Brasilien
2 Brasilien
2.1 Elektrizitätsmarkt Typ Genehmigte Leistung In Betrieb befindliche
(ANEEL) Leistung
2500
2000 Schweröl 6.070 4.492 1.625 1.390 1.613
1500
1000 Nuklear 14.279 13.836 13.358 11.611 9.855
500
Wasserkraft 262.655 274.338 294.274 308.584 325.053
0
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Wind 35 61 61 61 93
Stromerzeugung
Das Stromaufkommen lag im Jahr 2005 bei insgesamt Bezogen auf das gesamte Stromaufkommen (inkl. Eigen-
442,3 TWh (plus 4 % gegenüber 2004). Dazu trug versorgung und Importe) basierten in 2005 gut 77 %
die Stromerzeugung der öffentlichen Versorgung auf (inländischer) Wasserkraft, alle anderen Energieträger
363,2 TWh bei (3,9% über dem Vorjahresniveau), die blieben, wie in der folgenden Abbildung skizziert, jeweils
Eigenerzeugung 39,8 TWh und der Stromimport (netto) deutlich unter 5%.
39,0 TWh. Die technischen und nicht-technischen Ver-
luste der Stromversorgung lagen bei 66,8 TWh (15,1%).
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Eigenversorgung Stromübertragung
Die Energieträgerbasis für die Eigenversorgung ist auf- Das Übertragungsnetz hatte Ende 2005 eine Ausdeh-
grund der Verbindung zum landwirtschaftlichen und nung von 72.000 km und bestand aus Übertragungs-
industriellen Sektor sehr viel breiter gestreut und leitungen auf den Ebenen 230-750 kV. Alle wesentlichen
schließt vor allem auch die Nutzung organischer Rest- Erzeugungs- und Verbrauchszentren sind über dieses
stoffe ein. Hauptenergieträger ist allerdings seit einigen nationale Verbundnetz miteinander verknüpft. Aller-
Jahren die Kleinwasserkraft. Die Eigenversorgung hat dings kam es in den letzten Jahren aufgrund der geringen
sich in absoluten Zahlen während der letzten zehn Übertragungskapazitäten zwischen dem Norden und
Jahre mehr als verdreifacht und wies in diesem Zeit- Nordosten einerseits und dem Süden des Landes anderer-
raum teilweise sprunghafte Zuwächse auf. seits zu Engpässen in der Versorgung. Diese Engpässe
werden durch den Neubau von Übertragungsleitungen
nun schrittweise beseitigt.
2001 2002 2003 2004 2005
Erdgas 3.014 3.309 4.037 4.583 4.914 Seit 1998 wurden von dem Regulierer ANEEL
Kohle 242 247 185 236 245 28.263 km Übertragungsleitungen genehmigt, wovon
Holz 585 677 626 660 618 inzwischen 23.132 km realisiert wurden (Februar 2007).
Alleine in 2006 wurden knapp 3.200 km neu in
Zuckerrohr-
bagasse 4.655 5.360 6.795 6.967 7.661 Betrieb genommen. Für 2007 und 2008 sind neue
Schwarzlauge3 3.111 3.515 3.881 4.220 4.482
Trassen von 2.644 bzw. 2.330 km Länge vorgesehen.
Andere
Abfallpro- 3.925 4.184 4.157 4.501 5.513
dukte Stromverbrauch
Diesel 2.063 933 640 672 968 Nach Jahren des Wachstums fiel das Stromangebot und
Schweröl 1.966 1.715 1.470 1.518 1.400 demzufolge auch der Stromverbrauch in 2001 aufgrund
knapper Wasserressourcen drastisch gegenüber dem
Koks 624 693 464 454 450
Vorjahr. Erst in 2003 wurde wieder der Verbrauchswert
Wasserkraft 5.211 11.754 11.342 12.213 12.404
des Jahres 2000 erreicht.
Andere 1.794 1.683 1.460 1.892 1.127
Gesamt 27.190 34.070 35.057 37.913 39.782 Insgesamt lag der Stromverbrauch in 2005 bei
373,5 TWh. Die konzessionierten Verteilungsunter-
Tab 4: Eigenerzeugung; Brasilien; 2001-2005; GWh nehmen und Stromhändler (öffentliche Versorgung)
lieferten hiervon rund 346 TWh. Der Zuwachs der aus
dem öffentlichen Netz versorgten Industrie hielt sich
allerdings aufgrund eines weiteren Ausbaus der Eigen-
Stromimport versorgung in Grenzen. Ein Teil des Zuwachses bei der
Brasilien ist Netto-Stromimporteur und bezieht Strom Stromlieferung durch öffentliche Versorger ist auch auf
ganz überwiegend aus Paraguay4 und Argentinien. den Anschluss neuer Verbraucher durch Netzerweiterung
Darüber hinaus bestehen Verbindungen mit geringer in ländlichen Gebieten und die allgemeine demogra-
Kapazität nach Venezuela und Uruguay, über die Strom phische Entwicklung zurückzuführen.
in regionale Netze eingespeist wird.
3 Schwarzlauge (engl.: black liquor) ist ein flüssiges Rückstandsprodukt der Papier- und Zellstoffindustrie, das organische Reststoffe und
Chemikalien enthält. Es wird zur Verbrennung und Dampferzeugung konzentriert, kann jedoch auch zur Biogaserzeugung dienen.
4 Von dem gemeinsam mit Paraguay betriebenen Wasserkraftwerk Itaipú, das jedem der beiden Länder zur Hälfte gehört. 17
2 Brasilien
5 Der Rückgang beim Durchschnittsverbrauch von Haushalten im Nordosten ist allerdings auch auf den Neuanschluss von ländlichen Regionen
mit geringem Stromabsatz zurückzuführen.
6 In den Inselnetzen, die vor allem die Siedlungszentren im Norden des Landes (Amazonasregion) versorgen (mit Manaus als größter
Verbrauchseinheit) und Konzessionären unterstehen, wurden in 2005 nur 7,2 TWh konsumiert. Die Situation in kleineren Kommunen, die
häufig auf der Basis von Dieselgeneratoren in Eigenregie Strom erzeugen, wird aufgrund der veralteten Anlagentechnik allgemein als
prekär beschrieben.
7 Energieeffizienzprogramme haben den Stromverbrauch um etwa 20% und die Spitzenlast um 5 GW gesenkt.
18 8 Diese Preise verstehen sich netto ohne Steuern und Abgaben.
2 Brasilien
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Ausbauplanung 2.2 Marktakteure
Nach zwei Auktionen für Stromlieferungen von Er-
zeugern an Verteilungsunternehmen auf der Basis neuer Der brasilianische Elektrizitätsmarkt befindet sich seit
Regelungen von März 2004 ist sichtbar, dass signifi- einigen Jahren in einem starken Wandlungsprozess.
kante neue Kapazitäten erst Ende dieses Jahrzehnts ans Aus einem ursprünglich staatsmonopolistischen Ver-
Netz gehen werden. Nach dem derzeitigen Ausbauplan sorgungssektor sollte nach Abschluss der Neustruktu-
2006-2015 und den darin unterstellten Bedarfszu- rierung ein weitgehend privatisierter, liberalisierter
wächsen müsste sich die Stromerzeugungskapazität und auf Wettbewerb orientierter Dienstleistungsbereich
innerhalb dieser Dekade um bis zu 40 GW erhöhen. hervorgehen. Die Privatisierung ist allerdings in den
Dafür sind jährlich Investitionen im Umfang von etwa letzten Jahren nach dem Verkauf etlicher Verteilungs-
6 Mrd. US$ erforderlich. Interessanterweise wird für unternehmen weitgehend zum Erliegen gekommen
den kurzfristigen Angebotszuwachs große Hoffnung und nimmt inzwischen den noch zentralstaatlich
auf den Neubau oder die Leistungsverbesserung von beherrschten Erzeugungsbereich ausdrücklich aus.
Biomasseheizkraftwerken auf Basis von Bagasse gelegt
– eine realistische Option auch angesichts der vorge-
sehenen deutlichen Ausweitung des Zuckerrohranbaus Gliederung des öffentlichen Stromsektors
in den kommenden Jahren. Der (öffentliche) brasilianische Stromsektor gliedert
sich im Wesentlichen in die staatliche Holding
Für den Zeitraum bis 2030 sehen Langzeitprognosen Eletrobrás mit dem binationalen Wasserkraftwerk
eine Zunahme der installierten Erzeugung für die Itaipú (Gemeinschaftsbetrieb mit Paraguay), einer
öffentliche Versorgung auf 223 GW (inkl. Importe Betreibergesellschaft für die Kernkraftwerke und drei
voraus). Demzufolge müssten im Zeitraum 2015-2030 großen Stromerzeugern als Tochtergesellschaften10, in
netto etwa 100 GW neue Kapazitäten hinzugebaut zahlreiche unabhängige sowie bundesstaatliche Strom-
werden.9 Etwa zwei Drittel des Zuwachses würde auf lieferanten, in eine größere Anzahl von Verteilungsunter-
dem Ausbau der Wasserkraft beruhen, wozu auch nehmen auf regionaler, d.h. zumeist bundesstaatlicher
einige Großkraftwerke gehören. Zudem wird in diesem Ebene, und in eine Reihe von Versorgungsunternehmen
Szenario auch von einer Wiederbelebung der Kernkraft mit Schwerpunkten in den größeren Städten.11 Die
sowie von einem erheblichen Ausbau thermischer Kraft- regionalen und städtischen Versorger verfügen nur teil-
werke auf Basis fossiler Energieträger ausgegangen, weise über eigene Erzeugungskapazitäten und kaufen zu-
wodurch sich der CO2-Ausstoß im Energiebereich meist ihren Strom bei den zentralen Stromproduzenten.
wesentlich erhöhen würde.
Eletrobrás verfügte Ende 2005 über 69% aller Über-
tragungsleitungen des Verbundnetzes und über 40 %
der brasilianischen Erzeugungskapazitäten. Letztere
verteilten sich auf 29 Wasserkraftwerke, 15 thermische
Kraftwerke sowie zwei Kernkraftwerke mit einer
Gesamtleistung von 37.056 MW. In 2005 produzierten
die Erzeugungsanlagen von Eletrobrás insgesamt
219 TWh Strom.
9 Diese Prognose beruht auf Berechnungen der Regierung und berücksichtigt nur zu einem kleineren Teil die Nutzung von Effizienzpotenzialen.
Ein alternatives Szenario hat Greenpeace Brasilien vorgestellt, siehe www.greenpeace.org.br.
10 Furnas, CHESF und Eletronorte.
11 Die drei größten dieser städtischen bzw. regionalen Versorger tragen allerdings zu fast 40% zum brasilianischen Stromaufkommen bei. 19
2 Brasilien
12 Auf der Grundlage des Gesetzes 9.427 von 1996. Struktur und Aufgaben von ANEEL sind umfassend in der Verordnung 2.335 vom
6. Oktober 1997 beschrieben. Eine teilweise Neuordnung erfolgte mit dem Gesetz 10.848 vom 15.3.2004.
20 13 Umsetzung durch Dekret 5.184 vom 16.08.2004.
2 Brasilien
1. Brasilien
Mit der Sektorreform wurde dem CNPE die Aufgabe 2.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
1.2 Marktakteure
übertragen, alle vom |MME1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
vorgelegten Planungen für
prioritäre Versorgungprojekte im Rahmen der Durch- Privatisierung
führung von Auktionen für den regulierten Strom- 1990 wurde das nationale Entstaatlichungsprogramm
markt zu prüfen. gestartet (Programa Nacional de Desestatização, Gesetz
Nr. 8.031), in dem auch die Privatisierung von Bereichen
der Stromerzeugung und -verteilung vorgesehen wurde,
Stromhandelskammer – CCEE die Eletrobrás unterstanden. Mit den Konzessionsge-
Die Stromhandelskammer CCEE (Câmera de Comer- setzen 8987/95 und 9074/95 wurde 1995 die Basis für
cialização de Energia Elétrica) ist Nachfolgerin des eine grundlegende Reform gelegt, die auch auf die Ein-
Großhandelsmarktes MAE14 und wurde mit dem richtung neuer Regulierungsinstanzen abzielte. Mit
Gesetz 10.848 vom 15.03.2004 und dem Dekret 5177 der Privatisierung des Verteilungsunternehmens Escelsa
vom 23.08.2004 als privatrechtliche gemeinnützige 1995 wurde ein erster Schritt unternommen, dem zahl-
Einrichtung gegründet. Sie untersteht der Regulie- reiche weitere Veräußerungen vornehmlich an auslän-
rungsbehörde ANEEL und ist für den Stromhandel im dische Investoren folgten. Im Zuge der Neuorientierung
Verbundnetz SIN zuständig. Als wichtigste Aufgabe der Stromwirtschaft wurden von der Privatisierung
obliegt ihr die Vorbereitung und Abwicklung der allerdings Eletrobrás sowie die von ihr beherrschten
durch die Sektorreform eingeführten Handelsauktio- Stromversorger Furnas, CHESF, Eletronorte, CGTEE
nen für den regulierten Teil des Strommarktes und die (Companhia de Geração Térmica de Energia Elétrica)15
vertragliche Vereinbarung zur Stromlieferung mit den sowie die Übertragungsnetzbetreiberin Eletrosul per
Erzeugungsunternehmen. Betrieb und organisatorische Gesetz ausgenommen.16
Struktur der CCEE wurden mit ANEEL-Resolution
109/2004 festgelegt, die auch die Bedingungen für den
Stromhandel definiert. Begrenzung der Marktdominanz
Die ANEEL-Resolution 278 vom 19.7.2000 bestimmte,
dass kein Stromerzeuger bzw. keines der ihn beherr-
Komitee zum Monitoring des Stromsektors – CMSE schenden Unternehmen über mehr als 20 % der Ge-
Das CMSE (Comitê de Monitoramento de Setor Elétrico) samtkapazität des nationalen Netzes bzw. mehr als
wurde innerhalb des MME als Antwort auf frühere 25% des südlichen Verbundnetzes und 35% des nörd-
Stromkrisen gegründet und soll in erster Linie dafür lichen Verbundnetzes verfügen darf. Das Gleiche gilt
Sorge tragen, dass sich kurzfristig (bis 5 Jahre) Angebot für Stromverteiler. Eletrobrás verfügte Anfang 2007
und Nachfrage im Stromsektor durch eine planvolle und über deutlich mehr als ein Drittel der Gesamtkapazitäten:
ökonomisch effiziente Entwicklung des Erzeugungs-, die Tochtergesellschaft CHESF über knapp 11 %
Transport- und Verteilungsbereiches in einer ausge- (10.615 MW), Eletronorte über gut 8% (8.046 MW),
wogenen Balance befinden. Bei absehbaren Versorgungs- Furnas über knapp 11% (10.515MW), das Wasser-
engpässen kann das Komitee beispielsweise die Ein- kraftwerk Itaipú über gut 7 % (7.000 MW) sowie die
führung besonderer Preisanreize beschließen, um zusätz- Tochterfirma Eletronuclear über 2% (2.007 MW) der
liche Erzeugungseinheiten in den Markt zu bringen. gesamten installierten Erzeugungskapazität.
Auktionen für langfristige Lieferverträge Alle Angebote landen in einem gemeinsamen Pool, der
Durch Verabschiedung des Gesetzes 10.848 vom Nachfrage und Angebot auf der Basis von Prognosen
15.03.2004 und des Dekrets 5.163 vom 30.07.2004 der Verteilungsunternehmen ausbalanciert und einen
trat die Reform des brasilianischen Elektrizitätssektors Durchschnittspreis ermittelt, sodass die Bezugspreise
in eine neue Phase. Der ursprünglich etablierte liberale für alle Verteilungsunternehmen landesweit einheitlich
Großhandelsmarkt wurde durch ein neues Modell sind. Eine zweite Auktion für konventionelle Groß-
ersetzt, das eine stärkere staatliche Regulierung vorsieht. kraftwerke wurde in 2006 durchgeführt. Für Mai 2007
Eingeführt wurde die Verpflichtung für Verteilungs- ist erstmals eine Auktion vorgesehen, die ausschließlich
unternehmen, ab 2005 für 100% ihres Bedarfs länger- Anbieter von Strom aus Kleinwasserkraft, Biomasse
fristige Bezugsverträge mit Stromerzeugern auf der und Windenergie anspricht.
Basis von kompetitiven Auktionen abzuschließen.
Damit verbunden ist die Verpflichtung für alle Strom- Neben dem beschriebenen regulierten Markt zwischen
verteiler mit Verkäufen von mehr als 500 GWh/a, sich Stromerzeugern und -verteilern besteht auch ein Markt
von allen Beteiligungen an Erzeugungsstätten und Über- mit frei verhandelten Verträgen und nicht-regulierten
tragungsleitungen zu trennen, um In-house-Geschäfte Preisen. Auf diesem Markt können sich ausgewählte
auszuschließen und größtmöglichen Wettbewerb zu Großverbraucher (Leistungsabnahme von mehr als 3 MW)
ermöglichen. Grundsätzlich können sich alle Stromer- und Stromhändler mit Elektrizität versorgen. Von der
zeuger an den jeweiligen Auktionen beteiligen, also Zentralregierung, von Bundesstaaten oder von Kom-
auch neue unabhängige Stromproduzenten und Eigen- munen dominierte Abnehmer sind in jedem Fall ver-
versorger, die Überschussstrom anbieten. pflichtet, vor dem Abschluss von Strombezugsverträgen
eine öffentliche Ausschreibung vorzunehmen.
Diese Auktionen werden in regelmäßigen Abständen,
getrennt nach Stromlieferungen aus Altanlagen (mit
ausgelaufenen Lieferverträgen) oder “neuen” Anlagen Konzessionen zum Stromverteilen
(Inbetriebnahme nach 1.1.2000 und ohne Lieferver- Konzessionen an Verteilungsunternehmen werden auf
träge vor dem 16.3.2004), und unterschieden nach der Grundlage von öffentlichen Auktionen vergeben.
Erzeugungsart durchgeführt und mit einer Preisober- Verteiler haben ein Vorrecht bei der Belieferung von Ver-
grenze für bestimmte Versorgungsarten versehen. So brauchern in ihrem Versorgungsgebiet, allerdings
lag beispielsweise die Preisgrenze für Strom aus Groß- können große Verbraucher mit mehr als 3 MW Ab-
wasserkraft bei der ersten Auktion (Altanlagen) im nahmeleistung auch direkt Verträge mit Lieferanten auf
Dezember 2005 bei 42 €/MWh (116 R$/MWh),während dem “freien” (nicht-regulierten) Strommarkt abschließen.
für thermische Kraftwerke ein 15% höherer Grenzpreis
festgelegt wurde. Bei der ersten Auktion für “Neuan-
lagen” im Juni 2006 wurden die Obergrenzen bei Unabhängige Stromproduzenten und Eigenerzeugung
50 €/MWh (140 R $/MWh) für thermische Kraftwerke Mit der Verordnung 2003 vom 10. September 1996
bzw. 45 €/MWh (125 R $/MWh) für Wasserkraftwerke wurde unabhängigen Stromproduzenten und Eigener-
festgelegt. In diesem Fall lagen die vereinbarten zeugern das Recht zur Betätigung eingeräumt. Unab-
Bezugspreise für Wasserkraft im Mittel bei 46 €/MWh hängige Stromerzeuger sowie Eigenversorger haben
(127 R$/MWh), während sie für thermische Kraft- freien Zugang zum Verbundnetz und zu den Stromnetzen
werke 47,5 €/MWh (132 R $/MWh) betrugen. der Verteiler unter Zahlung der Transportentgelte.18
Zu deren Kalkulation hat ANEEL 1998 ein umfassen-
Für Altanlagen liegt die Vertragsdauer bei mindestens des Regelwerk erstellt, mit dem für jeden Einzelfall
fünf Jahren, während sie bei “Neuanlagen” mind. 15 Jahre entsprechend den jeweiligen Parametern (Transport-
(thermische Kraftwerke) umfasst und bis zu 30 Jahren länge, Spannungshöhe, Strommenge etc.) der Übertra-
(Wasserkraftwerke) reichen kann. gungspreis gebildet wird.
22 18 Als problematisch erweist sich allerdings für kleinere Stromeinspeiser, dass der Zugang auf Verteilungsebene bislang nicht geregelt ist.
2 Brasilien
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Der unabhängige Stromproduzent kann seinen erzeugten 2.4 Förderpolitik für erneuerbare Energien
Strom verkaufen an:
• den regulierten Strommarkt im Rahmen der oben Mit Gesetz 10.438 vom 26.4.200220 wurde das Pro-
beschriebenen Auktionen; gramm PROINFA (Programa de Incentivo às Fontes
• Händler und Konsumenten, die nach den oben Alternativas de Energia Elétrica) ins Leben gerufen, das
dargestellten Mindestleistungsanforderungen ihren in zwei Phasen den Stromankauf zu Vorzugsbedingungen
Stromproduzenten frei wählen dürfen; von Anlagenbetreibern vorsieht, die erneuerbare Ener-
• Konsumenten, die gleichzeitig auch Wärme gien einsetzen und die erzeugte Elektrizität an das Ver-
beziehen (also bei Kraft-Wärme-Kopplung); bundnetz liefern. Dabei richtet sich der Fokus aus-
• Verbrauchergemeinschaften im Einverständnis mit drücklich auf eine stärkere Marktbeteiligung unab-
dem lokalen EVU; hängiger Produzenten, die nicht von Konzessionären
• jeglichen Verbraucher, der beweist, dass er 180 Tage der öffentlichen Versorgung beherrscht werden.
nach Abschluss eines Stromliefervertrages nicht
von dem örtlichen EVU versorgt wird.
Proinfa – 1. Phase bis Ende 2008
Eigenversorger können mit Sondergenehmigungen Ursprünglich jeweils 1.100 MW Windkraftanlagen,
Strom untereinander austauschen oder überschüssigen Kleinwasserkraftsysteme und Biomassekraftwerke sollten
Strom im Rahmen des regulierten oder nicht-regulierten in der ersten Phase bis Ende 2008 den Betrieb aufnehmen
Strommarktes verkaufen. Eine gesetzliche Verpflichtung und zu definierten Vergütungssätzen, die über 20 Jahre
oder Präferenzregelung zur Aufnahme und Vergütung mit Eletrobrás vereinbart werden, Strom an das Ver-
für Strom beispielsweise aus erneuerbaren Energie- bundnetz liefern.
quellen, der an das Verbundnetz geliefert wird, besteht
nicht.19 Aufgrund sehr hoher Spitzenlasttarife werden Die vom Energieministerium definierten Vergütungen
viele Eigenversorgungsanlagen primär zur Kappung müssen bestimmte Mindestsätze erfüllen, die sich an den
dieser Spitzen und nicht in der Grundlastversorgung durchschnittlichen Stromtarifen für Endverbraucher
betrieben, sodass eine gleichzeitige Abdeckung des (Tarifa Média Nacional de Fornecimiento ão Consumidor
Wärmebedarfs oftmals unökonomisch ist. Final – TMNF) orientieren: mindestens 90% für Wind-
energie, mindestens 70 % für Kleinwasserkraft und
mindestens 50% für Biomasse. Nach oben wurden die
Vergütungen durch Maximalwerte begrenzt, die sich
aus der gleichmäßigen Umlage der Mehrkosten auf alle
Stromverbraucher ergeben. Dabei werden Verbraucher
mit sehr niedrigem Stromverbrauch (bis zu 80 kWh/
Monat) von jeder Mehrbelastung ausgenommen.
19 Eine Ausnahme hiervon bildet die Lieferung von Regenerativstrom, die im Rahmen von PROINFA vertraglich vereinbart wurde.
20 Teilweise geändert durch das Gesetz 10.762 vom 11.11.2003. Zur Umsetzung siehe Dekret 5.025 vom 30.3.2004. 23
2 Brasilien
Vergütungssätze und Auswahl der Projekte Installiert Neu durch Proinfa Installiert
im März Ende 2008
Ende März 2004 wurden die Vergütungstarife für An- 2005 (Prognose)
lagen bekannt gegeben, die im Laufe des Jahres 2006 MW Anzahl MW Inves- MW
in Betrieb genommen werden sollten.21 Dabei wurde titionen
R$
vorgesehen, die Tarife bis zum Vertragsabschluss ent-
sprechend der allgemeinen Preisentwicklung anzupassen. Klein- 2.200 63 1.191 3,6 3.391
Wasserkraft
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
der den Bereich erneuerbarer Energien nicht aus- Energia Produtiva
klammert. Zudem dürften angesichts der momentanen Im September 2003 startete das internationale Ent-
Preise für Stromlieferungen aus großen Wasserkraft- wicklungsinstitut Winrock mit Unterstützung von
anlagen bestimmte erneuerbare Energien (z.B. Wind- USAID das Programm “Energia Produtiva” (2003-2007),
energie) nur schwerlich wettbewerbsfähig sein. an dem acht brasilianische Institutionen beteiligt sind,
die dem seit Juni 2000 bestehenden Netzwerk
RENOVE24 angehören. Ziel des Programms ist die
Strombezugsverträge auf der Basis von Ausschreibungen Nutzung erneuerbarer Energien im Norden und Nord-
Im Mai 2007 wurde erstmals eine Auktion durchgeführt, osten des Landes zur Erschließung oder Erweiterung
die sich ausschließlich an Anbieter mit so genannten produktiver Tätigkeiten.
“Neuanlagen” und Strom aus erneuerbaren Energien
richtet. Im Vorfeld der Interessenbekundung wurden
143 Angebote von Stromproduzenten registriert, die Clean Development Mechanism
insgesamt eine Leistung von 4.570 MW erbringen Brasilien hat die Klimarahmenkonvention im Februar
könnten. Fast alle Biomasseanlagen (41 von 42) ver- 1994 und das Kyoto-Protokoll im August 2002 ratifi-
wenden Bagasse als Primärenergie. Wenig Chancen ziert. Ein erster nationaler Klimaschutzreport wurde
wird allerdings den zahlreichen Angeboten für Wind- mit mehrjähriger Verspätung erst im November 2004
energie gegeben, da die preisliche Obergrenze auf vorgelegt. Für den Klimaschutz und damit auch für
50 €/MWh (140 R$/MWh) festgelegt wurde und damit CDM-Vorhaben ist sei Juli 1999 eine interministerielle
deutlich unter den im Rahmen von PROINFA verein- Kommission unter Federführung des Ministeriums für
barten Vergütungssätzen liegt. Wissenschaft und Technologie zuständig (Comissão
Interministerial de Mudança Global do Clima –
CIMGC). Diese Kommission hat auch den Status als
ANEEL-Resolutionen Designated National Authority (DNA) für Brasilien
Durch ANEEL-Resolution 245 vom 11.8.1999 ist ein erhalten. Eine Beteiligung des Privatsektors wie auch
ursprünglich zur Abfederung der hohen Kostenbe- von Nichtregierungsorganisationen erfolgt über das
lastungen in netzfernen Regionen eingerichteter Fonds Brasilianische Forum zum Klimawandel (Fórum
zur Nutzung von fossilen Energien in Inselnetzen Brasileiro de Mudanças Climáticas). Eine wesentliche
(“Conta Consumo de Combustíveis Fósseis” – CCC) auf Rolle bei der Auswahl von CDM-Projekten kommt
die Finanzierung erneuerbarer Energien ausgeweitet auch dem Umweltministerium zu.
worden, sofern durch diese Erdölprodukte in Inselnetzen
des Nordens ersetzt werden. Bis Anfang 2007 wurden der CIMGC insgesamt 205
CDM-Projekte unterbreitet, davon hatten 111 bis zu
Mit dem Gesetz 10.438 vom 26.4.2002 (Art. 17) und diesem Zeitpunkt eine Bewilligung erhalten. 46 Vor-
der ANEEL-Resolution 219 vom 23.4.2003 wurde haben beschäftigen sich mit dem Einsatz verschiedener
festgelegt, dass bei Nutzung von Wasserkraft, Bio- erneuerbarer Energien in der Stromerzeugung, weitere
masse und Windenergie in Leistungseinheiten zwi- 67 mit dem Einsatz von Bagasse in Heizkraftwerken.
schen 1 und 30 MW die Transport- und Verteilungstarife 18 Projekte sahen die Gewinnung und Nutzung von
nur maximal 50% der normalerweise anzusetzenden Deponiegas vor. Von allen auf nationaler Ebene als
Preise betragen dürfen. Diese Regelung wurde mit CDM-Maßnahme bewilligten Energieprojekten waren
dem Gesetz 10.762 vom 11.11.2003 auf Wasserkraft- Anfang 2007 2.164 MW bereits realisiert, darunter
anlagen bis 1 MW sowie generell auf Windenergie- 938 MW auf der Basis von Bagasse, 474 MW mit
und Biomasseanlagen bis 30 MW erweitert. Kleinwasserkraft und 290 MW mit Großwasserkraft
(über 30 MW).
24 Rede Nacional des Organizacoes da Sociedade Civil para as Energias Renovaveis, www.renove.org.br. 25
2 Brasilien
Von 561 insgesamt vom CDM-Exekutivbüro regi- von bis zu 60 US$/MWh derzeit nur etwa 61,3 GW
strierten Projekten im März 2007 stammten 94 aus wirtschaftlich nutzen. In der Praxis erschließbar ist das
Brasilien, womit Brasilien in der globalen Rangliste gesamte Energievolumen über die bereits in Betrieb
den zweiten Platz hinter Indien einnimmt. 85 dieser befindlichen Wasserkraftwerke hinaus nur zu einem
Vorhaben können dem Bereich Erneuerbare Energien kleineren Teil, da der Eingriff in die Natur zum Bau
zugeordnet werden. Darunter befinden sich 16 Projekte von Stauseen vor allem im flachen Norden in vielen
zur Kleinwasserkraft, vier Vorhaben zur Nutzung von Fällen unvertretbar erscheint. Im Süden und Südosten
Windenergie, 10 Projekte im Bereich Deponiegas- werden dagegen bereits jetzt über 50% der vorhandenen
nutzung, 20 Projekte zur Verwendung von Biogas im Kapazitäten genutzt.
Agrarbereich, 25 Vorhaben zum Einsatz von Bagasse,
9 Projekte zum Einsatz von Holzresten, Sägespänen Langzeitprognosen schätzen die installierte Erzeugungs-
und Frischholz sowie ein Projekt zur Verwertung von kapazität aus Wasserkraft für 2015 auf knapp 100 GW,
Reishülsen. d.h. dass in den nächsten Jahren im Mittel jeweils
3.100 MW neu ans Netz gehen müssten. Bis 2030 wird
ein Ausbau auf 156,3 GW erwartet.
2.5 Status der erneuerbaren Energieträger
25 ANEEL-Resolution 394 vom 4.12.1998 und 395/1999. Nach ANEEL-Resolution 652 vom 9.12.2003 sind in besonders definierten Fällen auch
26 größere Stauseen zugelassen.
2 Brasilien
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Insgesamt wird das Potenzial für Kleinwasserkraft- Wie bereits oben ausgeführt, gilt für alle Windkraftan-
werke auf 7 bis 14 GW beziffert. Es wird geschätzt, lagen und -parks bis 30 MW, dass sie nur 50 % der
dass sich alleine 700 MW durch Erweiterung und Ver- üblichen Tarife für Übertragung und Verteilung bezahlen
besserung bestehender Anlagen sowie durch Reaktivie- müssen.
rung stillliegender Kraftwerke erschließen lassen. Lang-
fristige Prognosen sehen bis 2020 einen Ausbau auf
2.770 MW und bis 2030 auf 7.770 MW voraus. Windmessungen
Die meisten windhöffigen Gebiete sind unter anderem
aufgrund internationaler Programme gut erfasst und
Förderung von Kleinwasserkraftanlagen dokumentiert. Bereits 1990/91 wurden im Rahmen
Verschiedene Anreize sollten in den letzten Jahren den des TERNA-Programms der GTZ gemeinsam mit
Bau neuer Kleinwasserkraftwerke anregen: dem regionalen Stromversorger COELCE an drei
• Für Stromtransport und -verteilung sind maximal Küstenstandorten im Bundesstaat Ceará26 Windmes-
50 % der normalen Tarife zu zahlen, wobei sogar sungen vorgenommen, die ein hervorragendes Wind-
100 % Rabatt für Kleinwasserkraftanlagen gewährt potenzial mit hoher Stetigkeit auswiesen. Ein erster
wurden, die bis Ende 2003 in Betrieb gingen. Windatlas für den Nordosten wurde 1998 vom Brasili-
• Befreiung von Ausgleichszahlungen für überflutete anischen Zentrum für Windenergie publiziert.
Gebiete sowie von Steuerzahlungen für die
Wassernutzung. Auf bundesstaatlicher Ebene liegen Windatlanten für
• Verbraucher mit einem Bedarf von 500 kW Ceará, Paraná und Bahia vor. Die erste Fassung eines ge-
(bzw. 50 kW bei Inselversorgung) oder mehr samtbrasilianischen Windatlas des Referenzzentrums
können freie Verträge aushandeln, wobei bis zu für Solar- und Windenergie CRESESB (Centro de
49 % der bezogenen Elektrizität aus anderen Referência para Energia Solar e Eólica Sérgio Brito) im
Quellen stammen darf. Forschungszentrum für Elektroenergie (CEPEL) wurde
in 2002 abgeschlossen. Dieser Atlas beruht auf Mes-
sungen verschiedener Versorgungsunternehmen und
Windenergie anderer Akteure.
Trotz guter bis sehr guter Windenergiebedingungen
befindet sich die Nutzung zur Stromerzeugung in Mit dem Brasilianischen Zentrum für Windenergie in
Brasilien noch in den Anfängen. Ende 2006 betrug die Recife, das über eine Testanlage verfügt, und CRESESB
gesamte installierte Leistung, verteilt auf relativ wenige in Rio de Janeiro existieren wichtige Know-how-
Standorte, gut 236 MW. Bei Ausschöpfung aller Träger. Auch akademische Institutionen in anderen
vertraglich vereinbarten Vorhaben im Rahmen von Bundesstaaten nehmen sich verstärkt der Windenergie
PROINFA ist mit einer installierten Leistung von an und tragen zur Qualifizierung von Fachleuten bei.
1.450 MW bis Ende 2006 zu rechnen. Mit deutscher Hilfe (InWEnt und Deutsches Wind-
energie-Institut) wurden in der Vergangenheit wieder-
Das technisch erschließbare Erzeugungspotenzial wird holt Schulungsmaßnahmen für brasilianische Energie-
auf mehr als 140 GW, die aus Windkraft zu gewinnende und Finanzexperten durchgeführt.
Strommenge auf 272 TWh jährlich geschätzt. Nicht
zuletzt die Küstenbereiche im Norden und Nordosten,
an denen mittlere Windgeschwindigkeiten von 8 m/s
und mehr in 50 m Höhe gemessen werden, sind bestens
für eine Windenergienutzung geeignet.
26 Siehe www.seinfra.ce.gov.br. 27
2 Brasilien
Stand der Windnutzung Die Windparks Osório sowie Água Doce wurden mittler-
Aufgrund der ersten im Rahmen von PROINFA in 2006 weile auch als CDM-Vorhaben registriert, außerdem
installierten Anlagen hatte die installierte Windkraftka- ein weiterer kleiner Windpark (Horizonte) in Santa
pazität einen deutlichen Zuwachs zu verzeichnen. Bis Catarina mit 4,8 MW, der bereits in 2003 fertig gestellt
Ende des Jahres gingen 208 MW verteilt auf 5 Standorte wurde, sowie drei Anlagen mit insgesamt 1,8 MW in
neu ans Netz, die meisten davon im südlichsten Bundes- Macau im Bundesstaat Rio Grande do Norte, die eben-
staat Rio Grande do Sul (Tab. 7). Alle Anlagen wurden falls seit 2003 in Betrieb sind und Strom für Erdöl-
von der Enercon-Tochter Wobben Windpower geliefert. pumpen des staatlichen Konzerns Petrobrás liefern.
Rio do Fogo Rio Grande do Norte 49,6 MW 62 x 800 kW Juli 2006 Iberdrola / Enerbrasil
Osório Rio Grande do Sul 50,0 MW 25 x 2.000 kW Juni 2006 Elecnor / Enerfin / Ventos do Sul
Sangradouro Rio Grande do Sul 50,0 MW 25 x 2.000 kW Sept. 2006 Elecnor / Enerfin / Ventos do Sul
Índios Rio Grande do Sul 50,0 MW 25 x 2.000 kW Nov. 2006 Elecnor / Enerfin / Ventos do Sul
Tab 7: Im Rahmen von PROINFA in 2006 errichtete Die insgesamt 54 mit Stromkaufverträgen durch
Windkraftanlagen Eletrobrás ausgestatteten PROINFA-Vorhaben im Wind-
bereich verteilen sich wie folgt auf die Bundesstaaten:
• Santa Catarina – 11
• Ceará – 14
• Pernambuco – 5
• Paraíba – 13
• Rio Grande do Sul – 5
• Rio Grande do Norte – 3
• Rio de Janeiro – 2
• Piauí – 1
28
2 Brasilien
Aktuelle Langzeitprognosen sehen bis 2015 keinen Mehr Hoffnung wird nun in die anstehenden Aus-
Ausbau der Windenergie über die geplante erste Phase schreibungen für neue Erzeugungskapazitäten gelegt,
von PROINFA hinaus. Für den folgenden Zeitraum bis in Verbindung mit einer anteiligen Finanzierung durch
2030 wird unter der gegenwärtigen Kostensituation den Verkauf von Emissionszertifikaten im Rahmen
ein Ausbau von nicht mehr als 3.300 MW erwartet, von CDM.
also lediglich 220 MW pro Jahr.
Auch für alle Biomasseanlagen bis 30 MW gilt, dass Insgesamt beziffert das Energieministerium das Potenzial
nur 50 % der Tarife für Übertragung und Verteilung zu zur Stromerzeugung durch Verwertung von Bagasse auf
zahlen sind. rund 8.000 MW, wovon nach anderer Quelle 3.220 MW
bzw. rund 14.000 GWh während der Ernteperiode für
Stromlieferungen ans öffentliche Netz zur Verfügung
Nutzung von Biomasse stünden. Eine Steigerung auf 35.000 GWh und eine
Bislang kommt Biomasse zur Stromerzeugung vor allem Stromlieferung während des ganzen Jahres erscheint
in der industriellen Eigenversorgung zur Anwendung. möglich, wenn neben Bagasse auch die Pflanzenrück-
Dabei überwiegt der Einsatz von Bagasse aus der Zucker- stände vom Feld in Anlagen mit Hochdruck-Dampf-
und der (damit verbundenen) Alkoholproduktion27 erzeugern verwertet würden.28
und die Verwertung von Reststoffen in der Holz- und
Papierindustrie. Etwa drei Viertel der Strom erzeugenden Zudem wird durch Ausweitung des Ethanolprogramms
Biomasseanlagen mit einer Gesamtkapazität von mehr eine starke Zunahme beim Anbau von Zuckerrohr
als 3.000 MW (März 2005) sind Heizkraftwerke, wobei erwartet. Gegenüber etwa 425 Mio. t in der Ernteperiode
hierbei fast ausschließlich Bagasse zum Einsatz kommt 2006/07 wird 2012/13 von einem Ertrag von knapp
und Stromüberschüsse zur Lieferung ans Verbundnetz 630 Mio. t Zuckerrohr ausgegangen, die dann in vor-
nur in begrenztem Maße und nur saisonal (sechs bis aussichtlich 325 Fabriken verarbeitet würden.
sieben Monate pro Jahr) bereitstehen.
27 Mit einer Stromerzeugung von mehr als 4.000 GWh pro Jahr.
28 Andere Schätzungen gehen alleine für den Bundesstaat São Paulo von einer möglichen elektrischen Kapazität von Heizkraftwerken auf
Zuckerrohrbasis von 6.000 MW aus. Für Gesamtbrasilien wird unter Einsatz hocheffizienter Techniken für 2010 sogar ein Erzeugungspotenzial
von mehr als 21.000 MW in Aussicht gestellt. 29
2 Brasilien
Norden Nord- Mittel- Süd- Süden Als wichtige Ressource erweist sich – wie auch in anderen
osten westen osten
Ländern – die Nutzung von Deponiegas. Mehrere Vor-
MW haben befinden sich hierzu derzeit im Rahmen des
Ölfrüchte Pará: 157 45 k.A. k.A. k.A. CDM-Zertifikatehandels in der Umsetzung. In ersten
Reisschalen 33 34 68 13 190 Pilotvorhaben wird auch die Nutzung von Klärgasen
aus der Reinigung von Abwasser erprobt.
Forstwirtschaft29 13 52 3 121 127
Kokosnussschalen 6 36 - 5 -
Eine aktuelle Langzeitprognose geht für 2005 von einer
Cashewnussschalen - 13 - - - installierten Biomasse-Kapazität (ohne Bagasse) von
56 MW aus. Bis 2015 wird ein Ausbau auf 1.621 MW,
Tab 8: Kurzfristig erschließbare Biomassepotenziale zur bis 2030 auf 6.571 MW erwartet.
Stromerzeugung nach Regionen; Brasilien; MW30
Solarenergie
Im Hinblick auf die bereits genutzten oder in Auf der Basis von 350 Messstationen wurde in 2001
Erschließung befindlichen Ressourcen stellen die er- von der Bundesuniversität Pernambuco ein erster Solar-
mittelten Potenziale allerdings eher eine konservative atlas für Brasilien vorgelegt. Eine wesentlich verbesserte
Abschätzung dar. Version wurde im Rahmen des UNEP-SWERA-Pro-
jekts erstellt und in 2006 veröffentlicht.32 Brasilien
Das Energieministerium beziffert das technische Erzeu- weist aufgrund seiner Lage in Äquatornähe in allen
gungspotenzial im Reisanbau sowie in der Papier- und Landesteilen gute bis sehr gute solare Bedingungen auf.
Zellstoffindustrie in neueren Veröffentlichungen auf Die mittlere tägliche Einstrahlung liegt zwischen
1.300 MW. Nur für die südlichen Bundesstaaten Santa 4,5 kWh/m2 an der Küste des Bundesstaates Paraná
Catarina, Paraná und Rio Grande do Sul wird das kurz- und 6,3 kWh/m2 im Landesinneren des Nordostens
fristig nutzbare technische Stromerzeugungspotenzial (Region Sertão). Ein regionaler Strahlungsatlas liegt
durch Verwertung von Restholz, Reisschalen und für den Bundesstaat Santa Catarina vor, er wurde in
Bestandteilen des Zuckerrohrs auf mehrere Hundert Partnerschaft zwischen dem regionalen Energieversorger
Megawatt geschätzt. Eine erste Strom erzeugende und der Bundesuniversität erarbeitet.
Anlage zur Verwertung von Reisschalen wurde 1996 in
Betrieb genommen.31 Insgesamt vier neue Anlagen, bei
denen Reisschalen und Holzspäne zum Einsatz kommen, Photovoltaische Nutzung
sollen in 2007 im Bundesstaat Rio Grande do Sul von Eine solarelektrische Nutzung fand in den letzten
der deutschen Firma CCC Machinery GmbH errichtet Jahren vor allem im Rahmen des bundesstaatlichen
werden und insgesamt 61,5 MW leisten. Programms PRODEEM statt, bei dem gemeinschaftliche
Einrichtungen im Gesundheitssektor, aber auch für
Gleichzeitig wird die Erschließung weiterer Biomasse- produktive Tätigkeiten mit PV-Anlagen von insgesamt
ressourcen diskutiert und teilweise bereits im Kleinformat etwa 5,8 MW ausgestattet wurden. Erste Erfahrungen
umgesetzt. Das Augenmerk richtet sich dabei neben mit einer netzgekoppelten Anlage wurden auf dem
organischen Bestandteilen des Hausmülls auf Reststoffe Gelände der Bundesuniversität Santa Catarina ge-
anderer landwirtschaftlicher Produkte, z.B. Kakao- und sammelt. Im Energieentwicklungsplan bis 2030 findet
Kaffeeschalen, und auf ölhaltige Früchte, die vor allem solar erzeugter Strom keine Berücksichtigung.
auch bei der ländlichen Elektrifizierung des Nordens
und Nordostens unter Einsatz von Verbrennungsmotoren
in Form von reinem Pflanzenöl oder als Biodiesel eine
wichtige Rolle einnehmen könnten.
Insgesamt wird das Potenzial für Photovoltaikanlagen Weder im städtischen Umfeld mit mehrstöckigen
im Rahmen der ländlichen Basiselektrifizierung auf Gebäuden noch bei Einfamilienhäusern hat sich die
etwa 100 MW geschätzt. Solar-Home-Systeme für die Solarthermie bislang ein signifikantes Marktvolumen
elementare netzferne Versorgung privater Haushalte verschaffen können. Trotzdem gibt es eine stetig nach-
wurden in der Vergangenheit vor allem im Rahmen wachsende Nachfrage nach Thermosiphonsystemen für
bilateraler Entwicklungsprojekte verbreitet. Aufgrund einzelne Haushalte wie auch nach größeren Anlagen
mangelnder Marktdichte und fehlender Wartung ist zum Beispiel für Krankenhäuser. Ein weiteres Anwen-
die Ausfallrate von PV-Anlagen in der Vergangenheit dungsfeld versuchen vor allem Stromversorger mit ent-
allerdings sehr hoch gewesen. Mit einer unmittelbaren sprechender Förderung in Armutsgebieten zu erschließen.
Einbindung der Verteilungsunternehmen in die Elektri- Da in diesen Wohnsiedlungen häufig nicht für den
fizierungsmaßnahmen im Rahmen des Programms “Luz Strombezug bezahlt wird, bestehen Ansätze, unter Ein-
para Todos” sollen derartige Fehler in der Zukunft ver- beziehung der Einwohner wenig aufwändige Systeme
mieden werden. Als einziger nationaler Hersteller von zu konstruieren und zu installieren. Die Stromversorger
Solarzellen und -modulen ist die Firma Heliodinâmica übernehmen die Kosten aus einem Etat, den sie ohne-
tätig, deren Produktionsvolumen allerdings bislang hin gesetzlich für Maßnahmen zur Energieeffizienz auf-
nur sehr gering ist. wenden müssen. Einzelne Kommunen starten zudem
derzeit Initiativen, die solare Warmwasserbereitung in
ihrem Gebiet stärker zu verbreiten.
Solarthermische Stromerzeugung
Brasilien ist seit 1996 über die Forschungseinrichtung
CEPEL (Centro de Pesquisas de Energia Elétrica) an Geothermie
dem internationalen Vorhaben SolarPACES (Solar Power Aufgrund der geologischen Gegebenheiten bietet
and Chemical Energy Systems) beteiligt. Konkrete Brasilien keine günstigen Bedingungen für eine geo-
Überlegungen für einen Bau solarthermischer Kraft- thermische Nutzung. Ob lokal Möglichkeiten für eine
werke bestehen nicht. Anwendung zur Stromerzeugung bestehen, ist bislang
nicht erkundet.
Solarthermische Warmwasserbereitung
Die Warmwassererwärmung für Duschzwecke erfolgt 2.6 Ländliche Elektrifizierung
in Brasilien üblicherweise mit einfachen und in der
Anschaffung sehr preiswerten elektrischen Durchlauf- Aufgrund seiner territorialen Größe, geringer Bevölke-
erhitzern, sofern nicht aus Kostengründen oder aus rungsdichte in weiten Landesteilen und gravierender
Mangel an Fließendwasser ganz auf diesen Komfort Armut in ländlichen Regionen weist Brasilien nach wie
verzichtet wird. In einigen südlichen Städten, so auch vor einen nicht zu vernachlässigenden Anteil nicht-
in Rio de Janeiro, sind zudem gasbetriebene Durch- elektrifizierter Kommunen und Haushalte auf.33 Nach
lauferhitzer verbreitet. Die elektrische Energiezufuhr der Volkszählung von 2000 verfügten rund 3,1 Mio.
führt vor allem in den größeren Verbrauchszentren zu Haushalte (entsprechend 6,5% der Gesamtzahl) über
extremen Lastspitzen in den Morgen- und Abend- keine elektrische Beleuchtung.34 Durch die zwischen-
stunden. Trotz des ganzjährigen Solarangebotes und zeitlich erfolgten Maßnahmen dürfte der Elektrifizie-
einer Reihe von Kollektorherstellern sowie international rungsgrad mittlerweile allerdings auf mehr als 95 %
durchaus vergleichbaren technischen Anforderungen zur gestiegen sein.
Qualitätssicherung kann die solare Warmwasserberei-
tung noch nicht als breit eingeführt bezeichnet werden.
33 Nichtelektrifizierung ist in diesem Zusammenhang wörtlich zu verstehen, da meist nicht einmal Dieselgeneratoren zur elementaren
Eigenversorgung verfügbar sind und für Grundbedürfnisse (z.B. Betrieb von Radiogeräten) oft lediglich Batterien beschafft werden.
Kommunen sind als lokale Gemeinschaften zu interpretieren, deren Bewohner häufig weiträumig verstreut angesiedelt sind, jedoch nicht
unbedingt über individuelles Landeigentum verfügen. Im Brasilianischen wird deshalb auch oft eher von “Propriedade“ (“Anwesen“) gesprochen.
34 Die Gesamtbevölkerung Brasiliens lag nach Schätzungen im Jahr 2006 bei 186,8 Millionen (DSW-Datenreport, Sept. 2006).
In vielen Regionen ist die bestehende Stromversorgung zudem häufig unterbrochen und somit nur zeitweilig aktiv. 31
2 Brasilien
Programm “Luz para Todos” Im Falle sehr niedriger Ausgangsraten bei der Elektri-
Zur Verbesserung der Elektrifizierung im ländlichen fizierung werden jedoch auch bis zu 90% der von den
Raum wurde im November 2003 das Programm “Luz Versorgungsunternehmen getätigten Gesamtinvesti-
para Todos” (“Strom für alle”) gestartet.35 Danach sollen tionen aus nationalen Mitteln bezuschusst. Die Strom-
alle 12 Mio. Menschen ohne Stromanschluss mit Elek- verbraucher müssen für eventuelle Netzerweiterungen
trizität versorgt werden (10 Mio. davon im ländlichen nicht aufkommen.
Raum). Bis Ende 2008 sollen insgesamt 1,7 Mio.
nicht-elektrifizierte Haushalte Zugang zu Strom erhalten. Vorrang haben vor allem Projekte in Gemeinden mit
In den Konzessionsgebieten mit einer Elektrifizie- einer Anschlussrate unter 85% sowie Vorhaben, die
rungsrate bei Start des Programms von unter 96% soll einen produktiven Einsatz der elektrischen Energie vor-
eine komplette Deckung bis 2013 erreicht werden, in sehen, oder Maßnahmen, die in öffentlichen Schulen,
Kommunen mit weniger als 53% sogar erst bis 2015. Gesundheitsposten oder zur Wasserversorgung umge-
setzt werden.
Das Programm wird vom Energieministerium koordi-
niert, von Eletrobrás abgewickelt und von den von ihr
kontrollierten Verteilungsunternehmen sowie den Einsatz erneuerbarer Energien
privatisierten und bundesstaatlichen Stromversorgern Die Elektrifizierung erfolgt durch Netzerweiterung,
unter Beteiligung regionaler Komitees umgesetzt. Bis dezentrale Erzeugungssysteme mit Inselnetzen oder
November 2006 konnten 4,6 Mio. Menschen neu mit individuelle Anlagen, wobei neben einer Strompro-
Strom versorgt werden. Dabei lag der Schwerpunkt der duktion auf Dieselbasis auch erneuerbare Energien zum
Aktivitäten im Nordosten sowie im Südosten. Insge- Einsatz kommen. Das Programm ersetzt damit auch
samt waren bis zu diesem Zeitpunkt gut 3 Mrd. US$ das frühere Vorhaben PRODEEM (Programa para o
durch Verträge für Investitionen und bauliche Maß- Desenvolvimento da Energia nos Estados e Municípios),
nahmen gebunden. mit dem gemeinschaftliche Einrichtungen mit Anlagen
zur Stromerzeugung mittels erneuerbarer Energien aus-
Die Mittel für das Programm, die insgesamt auf etwa gestattet werden konnten. Zur wirtschaftlichen Ab-
2,5 Mrd. € (7 Mrd. R$) bis 2008 geschätzt werden, ent- wägung dienen regional gestaffelte Kostensätze, bei
stammen zumindest teilweise (1,9 Mrd. € , entsprechend deren Überschreitung Alternativen zur Netzerweiterung
72% der Gesamtkosten) den von ANEEL vereinnahmten erwogen werden sollten. So liegen die Grenzkosten bei-
Konzessionsgebühren und Strafzahlungen der Energie- spielsweise im Nordosten bei im Mittel rund 1.870 €
versorgungsunternehmen, die als Darlehen vergeben (5.200 R$) pro Verbraucher.36
werden (Reserva Global de Reversão – RGR). Außerdem
aus dem CDE (Conta de Desenvolvimento Energético), Es wird geschätzt, dass sich im Amazonasgebiet für
einem von allen Stromverbrauchern gespeisten Zu- etwa 17.500 Orte mit nur geringer Bevölkerung der
schussfonds zur Entwicklung des Elektrizitätssektors in Einsatz von etwa 130.000 PV-Systemen als am wirt-
den Bundesstaaten und zur Förderung bislang nicht schaftlichsten erweist. Weitere 2.300 Orte mit etwa
wettbewerbsfähiger Erzeugungsquellen. Den Rest sollen 110.000 Gebäuden könnten sinnvoll mit einem Mininetz
die Bundesstaaten und Kommunen (14%) und die auf der Basis von Photovoltaik oder Biomasse ausge-
Stromversorger (14 %) beisteuern. stattet werden. 680 mittelgroße Kommunen ließen
sich auf der Basis hybrider Systeme versorgen und 10
größere Kommunen könnten eine Stromerzeugung auf
Basis konventioneller Dieselgeneratoren oder Hybrid-
systemen erhalten.
35 Dekret 4.873 vom 11.11.2003, das sich auf das Gesetz 10.438 (Art. 14 und 15) bezieht. Das neue Vorhaben folgt dem von Eletrobrás
verwalteten Programm “Luz no Campo“, mit dem innerhalb von vier Jahren ca. 1 Million ländliche Haushalte und Gebäude mit Strom
versorgt werden sollten. Das Programm führte allerdings aufgrund der nur auf Kreditbasis für konzessionierte Versorgungsunternehmen und
ländliche Kooperativen gewährten Fördermittel nicht zum gewünschten Erfolg.
36 Diese Mittelwerte beziehen sich auf alle Haushalte innerhalb einer zu versorgenden Region und bilden lediglich einen Anhaltspunkt für die
32 Wahl der Versorgungsart
2 Brasilien
Bis Ende 2006 belief sich die Anzahl der im Rahmen Dabei stehen die Problemregionen im Norden und
von Luz para Todos bewilligten Anträge auf Einsatz Nordosten im Vordergrund, die im Zeitraum 2008 bis
erneuerbarer Energien auf insgesamt sechs, wobei es 2015 elektrifiziert werden sollen.
sich ausschließlich um Solar-Home-Systeme (SHS)
handelt (insgesamt 3.071 Anlagen). Derzeit werden im Rahmen des Vorhabens drei unter-
schiedliche PV-Systeme einem Feldtest unterworfen,
Derzeit werden außerdem im gesamten Amazonasge- der letztlich dazu beitragen soll, die von ANEEL fest-
biet eine Reihe von Pilotvorhaben mit Kleinwasser- gelegten Mindeststandards für die individuelle Haus-
kraft, Pflanzenöl, Biomassevergasung, PV-Anlagen, haltsstromversorgung neu zu definieren. Hintergrund
Biodiesel und Hybridsystemen betrieben, die vor allem dieser Bemühungen ist das Bestreben, die Darlehen
der Erforschung der Alltagstauglichkeit derartiger und Zuschüsse und die daraus resultierenden Strom-
Anlagen dienen. Dazu gehört auch eine stromerzeugende tarife durch niedrige Investitionsaufwendungen und
Anlage auf der Basis von Holzvergasung in der Gemeinde geringe Betriebskosten in Grenzen zu halten. Ferner
Nossa Senhora das Graçcas in der Kommue Manacapuru wurde das regionale Versorgungsunternehmen Eletroacre
im Bundesstaat Amazonas (Projeto Ribeirinhas). Von bei der Erarbeitung eines Geschäftsmodells für die
Eletrobrás wurden zudem ebenfalls im Bundesstaat Bereitstellung von SHS beraten und in der Funktion,
Amazonas 180 Solar-Home-Systeme bis 2005 in 27 Installation und Wartung der Anlagen geschult. In
flussnahen Ansiedlungen installiert. einem zweiten Pilotprojekt soll ein Elektrifizierungs-
modell mit erneuerbaren Energien für kleine Siedlungen
auf der Basis von Mini-Netzen entwickelt werden.
Ersatz fossiler Energieträger in isolierten
Versorgungsnetzen
Als weiterer Schwerpunkt zum Einsatz erneuerbarer Bundesstaatliche Förderprogramme
Energien bieten sich die isolierten Versorgungsnetze Einige Bundesstaaten führten und führen, teilweise
an, die in der Amazonasregion vor allem mit Diesel- unterstützt durch ausländische Geber, eigene Pro-
und Schwerölgeneratoren ausgestattet sind und deren gramme zur solaren Elektrifizierung durch, auch wenn
Mehrkosten von mehr als 2 Mrd. US$ jährlich derzeit diese im Vergleich zum nationalen Programm Luz para
von allen Verbrauchern getragen werden. Für diese Todos bescheidene Ausmaße haben. In den Bundes-
Netze bietet sich insbesondere die Substitution durch staaten Pernambuco und Ceará wurde bei der Privati-
Kleinwasserkraft und Biomasseanlagen an. Erste Vor- sierung der jeweiligen regionalen Versorgungsunter-
haben wurden bereits umgesetzt. nehmen eine Investition von mindestens 2% des Jahres-
umsatzes für die Elektrifizierung ländlicher Gebiete
vertraglich vereinbart.37
GTZ-Vorhaben
Die GTZ unterstützt seit 2005 in einem Vorhaben mit
einer Laufzeit bis Ende 2008 die ländliche Elektrifi- Währungskurs (März 2007):
zierung mit erneuerbaren Energien im Norden und 1 Brasilianischer Real (BRL) = 0,36 Euro (EUR)
Nordosten Brasiliens. Unter Bezugnahme auf das staat- 1 EUR = 2,81 Real
liche Elektrifizierungsprogramm “Luz para Todos” soll in
einer ersten Phase insbesondere die Kooperation zwischen
Eletrobrás und den örtlichen Energieversorgungsunter-
nehmen bei der Erprobung und Entwicklung von
Modellen zur ländlichen Elektrifizierung, die auf
erneuerbaren Energien basieren, gestärkt werden.
34
2 Brasilien
Eletrobrás
Av. Presidente Vargas 409
20071-003 Rio de Janeiro – RJ
Tel. +55 (21) 25 14 51 51
Fax +55 (21) 25 07 84 87 und 22 24 05 35
www.eletrobras.gov.br
35
2 Brasilien
36
2 Brasilien
Ministério do Desenvolvimento,
Indústria e Comércio Exterior
Secretaria de Comércio Exterior
Esplanada dos Ministérios, Bl. J
70053-900 Brasilia – DF
Tel. +55 (61) 34 29 70 80
E-Mail: administrator@secex.mdic.gov.br
www.mdic.gov.br
37
38
3 Chile
3 Chile
1. Brasilien
3.1 Elektrizitätsmarkt Juli 2006
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen MW %
Installierte Kapazitäten Wasserkraft 4.725,7 39,4
Im Juli 2006 waren insgesamt 12.132 MW an Erzeu-
Speicher 3.393,4 28,3
gungskapazität im öffentlichen Versorgungssektor Chiles
installiert, davon rund 7.400 MW in thermischen Laufwasser 1.332,3 11,1
1 Chiles eigene Gasreserven sind sehr begrenzt und befinden sich im Süden des Landes, wo sie von den lokalen Versorgern auch genutzt
werden. Die Abhängigkeit Chiles von Importen ist beim Primärenergieverbrauch zwischen 1995 und 2004 von 54% auf 72% gestiegen. 39
3 Chile
Stromerzeugung Stromimport
Die Brutto-Stromerzeugung im öffentlichen Versor- Zur Erhöhung der Versorgungssicherheit wird mittel-
gungsbereich lag im Jahr 2005 bei rund 51 TWh. fristig ein verstärkter Stromaustausch mit Argentinien
erwogen. Derzeit besteht nur eine grenzüberschreitende
Aufgrund des Ausbleibens der Niederschläge und der Verbindung mit dem nördlichen Verbundsystem2, über
wachsenden Bedeutung fossiler Energieträger lag die die Strom aus dem Erdgaskraftwerk TermoAndes
Stromerzeugung aus thermischen Kraftwerken 1998 (643 MW) in der Provinz Salta, das dem chilenischen
erstmals über der aus Wasserkraftwerken. Auch in den Erzeuger AESGener gehört, transportiert wird. Auch
beiden Folgejahren blieb die Bedeutung von Wasser- über eine Trasse nach Bolivien wird nachgedacht.
kraftstrom deutlich hinter dem Mittel der Vorjahre
zurück. In 2001, 2002 und 2005 hatten fossile Energie-
träger und Wasserkraft annähernd gleiche Anteile am
Erzeugungsmix. Die auf (qualitativ schlechter) ein-
heimischer Kohle sowie Öl basierende Stromerzeugung
erlebte bei annähernd gleich bleibenden Kapazitäten in
den Jahren 2004 und 2005 aufgrund ausbleibender
Niederschläge und mangelnder Erdgaszufuhr aus
Argentinien ein Comeback.
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Stromübertragung und –verteilung Die Versorgung im SING dient vor allem den Berg-
Das Stromversorgungssystem gliedert sich in zwei große bauunternehmen und damit vorrangig nicht-regulierten
Verbundnetze im Norden (Sistema Interconectado Kunden, während im SIC in erster Linie Tarifkunden
del Norte Grande-SING) und im Zentrum (Sistema (private Haushalte und andere Kunden mit weniger als
Interconectado Central-SIC) des Landes mit jeweils 500 kW Anschlussleistung) beliefert werden. Das
mehreren Stromerzeugern und Verteilungsunternehmen Übertragungsnetz im SIC erreicht 92,3% der gesamten
und in zwei territoriale Netze bzw. Versorgungsinseln im chilenischen Bevölkerung, im Einzugsbereich des SING
Süden (Sistema Eléctrico de Aysén in der XI. Region leben dagegen nur gut 6% der Gesamtbevölkerung.
und Sis-tema Eléctrico de Magallenes in der XII. Die Erzeugungskapazität im SIC wuchs in 2005 um
Region), die vertikal integriert von jeweils einem EVU 5% gegenüber dem Vorjahr. Von den 8.260 MW
betrieben werden. entfielen 56,8% auf Wasserkraftwerke, der Rest auf
thermische Erzeugungsanlagen.
Das nördliche Verbundnetz SING basiert fast aus-
schließlich auf thermischen Kraftwerken, während im Die Stromerzeugung in den Inselnetzen von Magallanes
südlichen SIC vor allem auf Wasserkraft beruhende beruht ausschließlich auf Gas- und Dieselmotoren
Erzeugungskapazitäten angesiedelt sind (61% der ge- sowie Gasturbinen. Die Stromübertragung auf der
samten Leistung). In 2005 stammten zwei Drittel des Höchstspannungsebene wird vor allem durch eine von
Stroms im zentralen Verbundnetz aus Wasserkraft, der Norden nach Süden verlaufende 220-kV-Trasse sicher-
Rest aus thermischen Erzeugungsanlagen (gegenüber gestellt, die alle wesentlichen Verbrauchszentren
42,5 % für letztere in 2004). Die Spitzenlast im SIC lag erreicht. Etliche Landesteile sowie auch vorwiegend die
in 2005 bei 5.764 MW und damit um 5,8% über dem Küstenregion sind jedoch nur an Mittel- und Nieder-
Vorjahr. Im Verbundnetz SING stieg die Spitzenlast in spannungsleitungen angeschlossen.
2006 deutlich auf 1.676 MW. Die Bruttostromer-
zeugung nahm dort um 4,6 % auf 13.236 GWh zu,
der Stromverkauf um 4,1% auf 12.029 GWh (davon
10.774 GWh für nicht-regulierte und 1.256 GWh für
regulierte Kunden). Rund 50% des Stromaufkommens
stammte aus Kraftwerken, die mit Kohle oder anderen
festen Brennstoffen befeuert wurden, weitere 48,4%
aus Erdgaskraftwerken. Der Rest teilte sich auf Diesel
(0,7 %), Schweröl (0,5%) und Wasserkraft (0,5%).
41
3 Chile
Netzbetreiber
Auch die Übertragungsnetze, die Strom von den Erzeu-
gern zu Verteilungsunternehmen oder direkt zu End-
kunden transportieren, befinden sich in privater Hand.
Eigentümer von etwa 80% aller Übertragungsnetze ist
die Firma Transelec, die im August 2006 von der kana-
dischen Gesellschaft Hydro Quebec an ein Konsortium
privater Investoren veräußert wurde.
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Lastverteilzentren Das Versorgungsnetz von Aysén (Sistema de Aysén)
Die Koordinierung innerhalb der zwei großen Übertra- wird von dem vertikal integrierten Unternehmen
gungssysteme SING und SIC wird von jeweils einem EDELAYSEN bedient.5 Das Versorgungsnetz von
Lastverteilungszentrum (Centro de Despacho Económico Magallanes (Sistema de Magallanes) ist in unabhängige
de Carga – CDEC) vorgenommen, einer autonomen Subsysteme für die drei Bevölkerungszentren unter-
Behörde, die sich aus Vertretern aller Versorgungs- gliedert (Puerto Natales, Puerto Porvenir und Punta
unternehmen im jeweiligen Verbundnetz zusammen- Arenas), die jeweils von dem vertikal integrierten
setzt. Das CDEC-SING besteht seit Mitte 1993, das Unternehmen EDELMAG bedient werden.6 Außerdem
CDEC-SIC wurde am 31.5.1999 gegründet. wird auf der Osterinsel ein sehr kleines Versorgungs-
netz unterhalten, dessen Betreibergesellschaft der staat-
lichen Entwicklungsbank CORFO untersteht.
Akteure in den verschiedenen Verbundnetzen
Im Verbundnetz SING, das die nördlichsten Ver-
waltungsregionen I und II bedient, sind sechs Stromer- Weitere Akteure
zeuger tätig, die auch Übertragungsleitungen betreiben
und zu 90% Großverbraucher beliefern, sowie ein Als regulierende Aufsichtsbehörde und zuständig für
reines Übertragungsunternehmen (Transelec Norte). die Politikgestaltung im Sektor wurde die Comisión
Daneben gibt es im Gebiet von SING auch nicht in das Nacional de Energía (CNE) etabliert, die auch über das
Verbundnetz integrierte Hochspannungstrassen, vor Preisgefüge im Erzeugungs- und Verteilungsbereich
allem für den Bergbau. wacht und von einem Energieminister geleitet wird,
der seit kurzem ausschließlich dieses Ministeramt
Im Verbundnetz SIC, das von Taltal im Norden bis zur innehat.7 Zudem wurde die Superintendencia de
Insel Chiloé im Süden reicht, waren Ende 2005 zehn Electricidad y Combustibles (SEC) geschaffen, die die
Stromerzeuger und drei Übertragungsnetzbetreiber technische und finanzielle Leistung der Marktteilnehmer
tätig. Dieses zentrale Netz versorgt über 90% der beaufsichtigt, Konzessionsanträge bearbeitet, Informa-
gesamten Bevölkerung des Landes. tionen zur Festlegung der Tarife aufbereitet und eine
statistische Datenbank unterhält. Wettbewerbliche
Konflikte werden durch eine Kartellbehörde entschieden,
Verbundnetz 2001 2002 2003 2004 2005
die allerdings in der Vergangenheit wenig gegen
SING 9.851 10.400 11.424 12.330 12.657 die offenkundige vertikale Reintegration auf dem
SIC 30.765 31.971 33.708 36.259 37.915 chilenischen Elektrizitätsmarkt unternommen hat.
Aysén 77,7 86 89 97 108
Die Nationale Kommission für Umwelt (CONAMA)
Magallanes 170,4 177 185 196 211
ist für die Bewertung von Umweltverträglichkeits-
Gesamt 40.865 42.634 45.406 48.881 50.891 prüfungen von Projekten im Elektrizitätssektor ent-
sprechend dem Gesetz 19.300 von 1994 und für die
Erteilung von Umweltgenehmigungen zuständig.8
Tab. 5: Stromerzeugung in den Verbundnetzen Chiles;
2001-2005; GWh
9 Das Gesetz wurde in wesentlichen Teilen durch eine Verordnung von 1998 ergänzt und aktualisiert: Reglamento de la Ley General de
Servicios Eléctricos. Decreto Supremo No. 327, Ministerio de Minería, Publicado en el Diario Oficial del 10 de septiembre de 1998.
44 10 Diese unregulierten Kunden waren in 2001 für rund 55% des gesamten Stromverbrauchs verantwortlich.
3 Chile
1. Brasilien
Regulierte Stromtarife neu bestimmt, dass auch die Verteilungsunternehmen
1.2
BeimMarktakteure
Stromverkauf an | 1.3 Gesetzliche (<
Kleinverbraucher Rahmenbedingungen
0,5 MW) angemessen die Übertragungskosten mit zu tragen
sind staatlich festgelegte maximale Stromtarife zu haben, die vormals nur den Erzeugern angelastet
berücksichtigen. Diese regulierten Tarife basieren auf wurden. Die Nutzung der Verteilungsnetze durch
den Einkaufspreisen der Verteilungsunternehmen, die Stromproduzenten zur direkten Belieferung von
halbjährlich festgelegt werden und auf einem Valor Großabnehmern wurde neu geregelt. Die Leistungs-
Agregado de Distribución (VAD), der die Investitions- grenze für freie Stromkunden ohne regulierte Tarife
und Betriebskosten des Verteilungsnetzwerks umfasst wurde auf 500 kW abgesenkt. Zugleich wurde die
und alle vier Jahre neu bestimmt wird. Zudem müssen Abnehmerseite in Konfliktfällen gestärkt, so z.B. bei
bei der Festlegung des Einkaufspreises der Verteiler die wirtschaftlichen Ausfällen wegen unterbrochener
Berechnungen der Regulierungsbehörde mit den aktu- Stromversorgung, wofür in der Vergangenheit nur eine
ellen Marktpreisen verglichen werden. Sofern der unzureichende Kompensation zugestanden wurde.
kalkulierte Preis mehr als 10% über oder unter dem Außerdem schafft das Ley Corta I grundlegende
Referenzwert des freien Marktes liegt, müssen Anpas- Voraussetzungen für die Integration (nicht-konventio-
sungen vorgenommen werden. neller) erneuerbarer Energien in den Strommarkt.
Für elektrische Inselsysteme mit einem Leistungsbe- Mit der zweiten Änderung des Elektrizitätsgesetzes11,
darf von 1,5 MW oder weniger ist gesetzlich die Ver- die im Mai 2005 in Kraft trat und eine Reaktion auf die
einbarung von maximalen Tarifen zwischen der lokalen Versorgungskrise als Folge der argentinischen Be-
Verwaltung und dem Verteilungsunternehmen vorge- schränkungen beim Export von Erdgas darstellt, wurden
schrieben. die Grundlagen zur weiteren Entwicklung des Energie-
sektors durch regulatorische und ökonomische Anreize
für Privatinvestoren von Erzeugungsanlagen gelegt.
Neues Elektrizitätsgesetz
Zwischen Anfang 1998 und Mai 1999 kam es durch Verteilungsunternehmen müssen nun öffentliche Aus-
eine extreme Trockenperiode zu einer weit reichenden schreibungen für Stromlieferungen durchführen, die
Versorgungskrise und zu Rationierungen in der Stromver- zur Deckung der Nachfrage auf dem regulierten Markt
teilung, die durch Mängel im Management der Ener- dienen. Hierzu werden Verträge mit langfristiger preis-
gieversorger, ungenügende rechtliche Bestimmungen licher Bindung abgeschlossen, die den Erzeugern eine
und Fehler bei der staatlichen Aufsicht verstärkt erhöhte Investitionssicherheit bieten. Diese gesetzliche
wurden. Als Konsequenz daraus wurde 1999 eine Änderung hat dazu beigetragen, dass mittlerweise
Novelle des Elektrizitätswirtschaftsgesetzes (Ley 19.613) Investoren für rund 60 neue Erzeugungsprojekte mit
auf den Weg gebracht, das unter anderem der SEC die einer Gesamtkapazität von 11.800 MW und einem
Macht zusprach, die Energieversorger verstärkt zu Investitionsvolumen von 12 Mrd. US$ ihr Interesse
beaufsichtigen und bei der Verletzung von Versor- bekundet haben.
gungspflichten Strafgelder zu verhängen. Etliche
Passagen des Gesetzes wurden allerdings als nicht ver-
fassungskonform zurückgewiesen.
3.4 Förderpolitik für erneuerbare Energien Zur Umsetzung der Regelungen im Ley Corta I trat
Anfang 2006 die Verordnung DS 244 in Kraft. Zudem
Das neue Elektrizitätsgesetz (Ley Corta I) hat den wurden zwischenzeitlich technische Normen für den
Einsatz erneuerbarer Energien zur Stromerzeugung in Netzanschluss kleiner Stromerzeuger an das Verteilungs-
Anlagen mit weniger als 20 MW erleichtert. Dadurch netz aufgestellt.
sollte insbesondere lokalen Unternehmen der Eintritt
in den Strommarkt ermöglicht werden. Kernpunkte Im April 2007 wurde dem Parlament ein Gesetzesent-
der Neuregelung sind: wurf zur Förderung erneuerbarer Energien vorgelegt,
der ab 2010 einen Anteil von jährlich 5% Strom aus
• Jeder Eigentümer von Erzeugungsanlagen auf der (nicht-konventionellen) erneuerbaren Energiequellen
Basis erneuerbarer Energien kann seinen Strom am an der Gesamterzeugung vorsieht. Bei Nichterfüllung
Spotmarkt zu aktuellen Grenzkosten verkaufen der vorgegebenen Quote sind Strafen zu zahlen. Die
und den Leistungsüberschuss zum Knoten- entsprechenden Strommengen können entweder durch
leistungspreis. Durch die neue Gesetzgebung hat die Stromerzeuger selbst bereitgestellt oder zugekauft
sich die Rentabilität vor allem kleiner Wasser- werden und müssen nachgewiesen werden. Entsprechend
kraftanlagen erheblich verbessert. Außerdem dem Entwurf müssten in 2010 insgesamt 250 MW
wurden Bedingungen für die Vergütung von Leistung auf Basis erneuerbarer Energien bereitgestellt
Strom aus Erzeugungsanlagen, die nicht mehr als werden, 2011 würde die Leistung bereits bei 350 MW
9 MW ins Netz einspeisen, festgelegt. liegen.
Diese können wahlweise einen Preisstabilisie-
rungsmechanismus (Vergütung zum Knotenpreis)
beanspruchen. Förderung durch die chilenische Entwicklungsbank
CORFO
• Netzbetreiber auf Verteilungsebene haben die CORFO und CNE haben 2005 in einem Vertrag ver-
Pflicht, Erzeugungsanlagen bis 9 MW an ihr Netz einbart, Projekte bis 20 MW zur Stromerzeugung auf
anzuschließen. Basis erneuerbarer Energien im Rahmen von Wettbe-
werben zu fördern (Programa Todo Chile), unter anderem
• Eine völlige Befreiung von Übertragungsentgelten auch solche Vorhaben, die sich für den CDM-Zertifi-
(Hochspannungsebene) besteht für Stromeinspei- katehandel eignen. Die Förderung besteht aus einem
sungen aus nicht-konventionellen Energien bis zu Zuschuss zu den Vorinvestitionsaufwendungen, z.B. zu
einer Leistung von 9 MW, eine teilweise Kosten- Studien (Potenzialermittlung, Bauentwürfe, ökono-
entlastung für Anlagen zwischen 9 und weniger als mische und ökologische Analysen) oder für die technische
20 MW. Im oberen Leistungssegment variieren die Beratung. Für Investitionen von 400,000 US$ bis
Transportkosten zwischen 0 und 100% je nach 2 Mio. US$ beträgt die Förderung bis zu 50 % der
einspeisender Erzeugungskapazität. Kosten, mit einem Deckel von max. 5 Mio. US$ pro
Unternehmen. Bei einer Investition von mehr als
Mit der Gesetzesänderung Ley Corta II von 2005 wurde 2 Mio. US$ beträgt die max. Förderung 50.000 US$
zudem ein exklusiver Markt für erneuerbaren Strom pro Unternehmen und bis zu 50% der Kosten.
geschaffen, wobei die Preiskonditionen ähnlich denen
sein sollen, die die vertragliche Grundlage zwischen
Erzeugern und Verteilungsunternehmen bilden.
46
3 Chile
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
In der ersten Ausschreibung im Juli 2005 wurden Das Geothermie-Gesetz wird derzeit überarbeitet, um
75 Projekte eingereicht, 46 davon ausgewählt: 11 zur die Konzessionäre stärker als bisher zu Investitionen zu
Stromerzeugung auf der Basis von Biomasse (Holz und veranlassen und Spekulationen einzudämmen.
organischer Müll), 12 Windenergie-, 22 Wasserkraft-
und ein Geothermieprojekt. Die Unterstützung von
CORFO beläuft sich auf insgesamt 1,32 Mio. US$. GTZ-Vorhaben
Die Wasserkraftprojekte setzen sich alle mit der Reak- In einem zunächst dreijährigen Vorhaben unterstützt
tivierung bzw. Erweiterung bestehender Anlagen die GTZ seit August 2004 die Nationale Energiekom-
auseinander. mission CNE im Rahmen des Vorhabens “Erneuerbare
Energien in Chile” bei der Integration nicht-konven-
Eine zweite Ausschreibung wurde im April 2006 tioneller erneuerbarer Energien in die netzgebundene
gestartet (Einsendeschluss war am 26.6.06). Nach einer Stromerzeugung.14 Dabei soll vor allem zur Schaffung
ersten Auswertung wurden diesmal 89 Projekte einge- geeigneter politischer, gesetzlicher und regulativer
reicht, davon 38% Windenergie- und 24% Kleinwasser- Rahmenbedingungen beigetragen und das Investi-
kraftprojekte. 57 Projekte haben die Auswahlkriterien tionsklima für erneuerbare Energien verbessert werden.
erfüllt. Ergebnis: 40 geförderte Projekte, davon 16 Wind-
energie-, 18 Kleinwasserkraft-, 6 Biomasse-/Biogas- Neben der Entwicklung eines Marktes für Vorhaben
projekte mit einem Fördervolumen von 1,3 Mio. US$. auf der Basis erneuerbarer Energien geht es vor allem
Die Gesamtleistung der insgesamt 86 geförderten Pro- darum, die zahlreichen Hemmnisse abzubauen, die
jekte wird auf ca. 600 MW geschätzt. eine Integration der erneuerbaren Energien in den
Strommarkt behindern. Das Projekt unterstützt daher
Aufgrund der großen Erfolge wurde im Januar 2007 die CNE bei der Erarbeitung von Grundlagen für die
ein dritter Wettbewerb ausgeschrieben, der Ende April Regulierung der Netzeinspeisung und bei der Ent-
zu Ende ging. Auch diesmal haben sich über 80 Pro- wicklung von Förderinstrumenten.
jektentwickler und potenzielle Investoren beteiligt.
Die GTZ unterstützt private Investitionen durch die
CNE hat zur Projektbeurteilung eine Comisón Técnica Erstellung von Potenzialanalysen in den Bereichen Bio-
Asesora gebildet. CORFO vergibt außerdem im Rahmen masse, Biogas und Windenergie einschließlich der
seiner Zwischenfinanzierung für Umweltprojekte über Durchführung von Windmessungen. Um die Geneh-
kommerzielle Banken niedrigverzinste Kredite für migungsverfahren zu vereinfachen, erstellt das Projekt
jeweils bis zu 5 Mio. US$. Leitfäden für die Umweltverträglichkeitsprüfung von
Windenergie-, Biomasse- und Kleinwasserkraft-Vor-
haben. Außerdem untersucht es Finanzierungsmöglich-
Regelung für Geothermie keiten. Zudem sind verschiedene Fortbildungsmaß-
Im Bereich der Geothermie wurde im Januar 2000 ein nahmen für Fach- und Führungskräfte aus dem öffent-
Gesetz zur Konzessionsvergabe für geothermische lichen und privaten Sektor angelaufen.
Quellen in Kraft gesetzt.12 Mit diesem Gesetz sollen
in- und ausländische Investitionen in diesem Energie- Eine stärkere Einbindung der Privatwirtschaft in die Vor-
sektor geregelt und gefördert werden. Ferner wurde im bereitung und Umsetzung von Einzelvorhaben wird
Juni 2000 auf dieser Gesetzesgrundlage und auf der durch die Kooperation bei der Durchführung von derzeit
Basis von Studien des nationalen Dienstes für Geologie vier Machbarkeitsstudien für Windenergie- und Biomas-
und Bergbau (Servicio Nacional de Geología y Minería seprojekte erreicht, bei denen neben den Erkenntnissen
– Sernageomin) eine Verordnung mit Festlegungen über die technischen und wirtschaftlichen Chancen dieser
möglicher geothermischer Energiequellen erlassen.13 Projekte in Chile auch der Wissenstransfer zwischen
deutschen und chilenischen Fachkräften gestärkt wird.
12 Ley sobre concesiones de energía geotérmica, Ley No. 19.657, Ministerio de Minería, Publicado en el Diario Oficial del 7 de Enero de 2000.
13 Reglamento identifica fuentes probables de Energía Geotérmica, Decreto No. 142, Ministerio de Minería, Publicado en el Diario Oficial del
28de Junio de 2000.
14 Im Rahmen der deutsch-chilenischen Regierungsverhandlungen 2007 ist vorgesehen, das Projekt um weitere drei Jahre zu verlängern. 47
3 Chile
Finanzielle Zusammenarbeit durch KfW Schweinemist, sechs Vorhaben zur Nutzung von Depo-
Anlässlich der deutsch-chilenischen Regierungsver- niegas, vier Projekte zur Nutzung von Biomasse (Holz)
handlungen wurde im Juni 2005 seitens der chilenischen und zwei Vorhaben zur Nutzung von Wasserkraft.
Regierung eine Interventionsstrategie für den Bereich
Energieeffizienz/regenerative Energien vorgelegt. Sie fußt
auf drei Säulen: 3.5 Status der erneuerbaren Energieträger
1. Fördermechanismus für Investitionen in 1998 wurde eine Bestandsaufnahme zur Nutzung nicht
regenerative Energieformen konventioneller erneuerbarer Energien in Chile ver-
(v.a. Biomasse und Wind), öffentlicht.16 Die Anwendung konzentrierte sich bis zu
2. Förder- und Risikoabsicherungsmechanismus für dieser Zeit vor allem auf den Einsatz solarthermischer
geothermische Untersuchungen, Anlagen.
3. Refinanzierungslinie für Investitionen im Bereich
Energieeffizienz. Zur Stromerzeugung ist in der Vergangenheit von allen
(dezentralen) erneuerbaren Energiequellen fast aus-
Auf dieser Grundlage wurden die Bereiche regenerative schließlich Solarenergie (Photovoltaik) zur ländlichen
Energien und Energieeffizienz als strategische Bereiche Elektrifizierung sowie die Kleinwasserkraft (unter
der künftigen Entwicklungszusammenarbeit zwischen 20 MW) zur Anwendung gekommen. In den letzten
Chile und Deutschland vereinbart. Zu diesem Zweck Jahren sind außerdem einige wenige größere Biomasse-
wurden bislang insgesamt Finanzmittel von 53 Mio. € anlagen im Bereich der Zelluloseindustrie hinzuge-
als Zuschuss bzw. zur Zinsverbilligung zugesagt.15 kommen. Mitte 2007 belief sich der Anteil nicht-
konventioneller erneuerbarer Energie (inkl. Wasserkraft
unter 20 MW) an der gesamten Stromerzeugungskapa-
Clean Development Mechanism zität auf 2,4%. In Zukunft wird die weitere Entwicklung
Chile hat das Kyoto-Protokoll im August 2002 rati- bei erneuerbaren Energien wesentlich davon abhängen,
fiziert. Erste Pilotvorhaben im Rahmen des Clean wie sich die Energiepreise am Strommarkt entwickeln,
Development Mechanism sind auf den Weg gebracht welche Preise für die Stromlieferungen an das Verbund-
oder befinden sich in der Planung. netz erzielt werden können und welche Erzeugungs-
kosten dem gegenüberstehen.
Die Funktion der Designated National Authority
(DNA) wird von der nationalen Umweltbehörde
SIC SING MAG Aysén Gesamt Anteil an ge-
CONAMA (Comisión Nacional de Medio Ambiente) samter Erzeugungs-
wahrgenommen. Entscheidungen auf der operationalen kapazität
Ebene werden von einem von CONAMA geleiteten MW %
Exekutivrat getroffen, dem auch Vertreter des Außen- Wasserkraft 82,4 12,8 0,0 17,6 112,8 1,0
und Landwirtschaftsministeriums sowie von CNE < 20 MW
angehören. Biomasse 170,9 0,0 0,0 0,0 170,9 1,4
Wind 0,0 0,0 0,0 2,0 2,0 0,02
Im August 2006 wurde mit Unterstützung der GTZ
Gesamt 253,3 12,8 0,0 19,6 285,7 2,4
von CNE und CONAMA ein CDM-Leitfaden publiziert,
der Hilfestellung bei der Realisierung derartiger Pro-
Tab. 6: Anteil nicht-konventioneller erneuerbarer
jekte bieten soll. Bis April 2007 wurden vom CDM-
Energien an der Erzeugungskapazität; MW, %;
Exekutivbüro insgesamt 16 chilenische Projekte zur Juli 2006
Nutzung erneuerbarer Energien registriert, davon vier
Vorhaben im Bereich Biogas aus der Aufbereitung von
15 Auch die GTZ führt seit 2006 ein Projekt zur Energieeffizienz in Chile durch.
48 16 “Inventory for the Elaboration of the Installations of Non-Conventional Renewable Energies in Chile”.
3 Chile
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Bis Ende 2008 könnten sechs neue (größere) Vorhaben Klein- und Kleinstwasserkraft
zur Nutzung erneuerbarer Energien in Betrieb sein, Interessant ist eine Ausdehnung der Wasserkraftnutzung
darunter mehrere Wasserkraftwerke. vor allem auch in kleinstem Maßstab zur Versorgung
ländlicher Regionen oder spezifischer Anwendungen
(z.B. Telekommunikation). Gegenwärtig sind 110
Wasserkraft derartiger Anlagen mit Leistungen von bis zu 100 kW
Chile verfügt über eine Reihe von Flüssen, die auf- bei CNE registriert, die sich überwiegend in den
grund der topografischen Gegebenheiten nur einen Regionen VIII bis XI befinden und eine Gesamtkapa-
kurzen Verlauf zwischen Quelle und Mündung ins zität von 3,3 MW sowie eine kombinierte Stromabgabe
Meer und ein hohes Gefälle aufweisen. Gegenwärtig von jährlich etwa 6,8 GWh aufweisen. Der Markt für
werden erst etwa 15% des gesamten Wasserkraftpoten- Mikroturbinen wird von etwa zehn einheimischen
zials genutzt. Zum Einsatz kommen in der Mehrzahl Herstellern bedient.
Laufwasserkraftwerke mit oft deutlich unter 100 MW
Leistung sowie einige Speicherkraftwerke mit bis zu Erste Studien zeigen, dass vor allem in den südlichen
mehreren 100 MW, deren Beitrag zum Stromauf- Regionen VIII bis XI ausreichende Wasserressourcen
kommen allerdings deutlich größer ist. verfügbar sind, um weitere kleine Wasserkraftanlagen
zu installieren. Verlässliche Daten über die Potenziale
Nach jahrelanger Verzögerung aufgrund von Protesten liegen jedoch nicht vor.
durch Anwohner und Umweltaktivisten wurde im
September 2004 die Anlage Ralco am Fluss Biobio als CNE und die regionalen Regierungen setzen derzeit
größtes (Speicher-) Wasserkraftwerk Chiles von Endesa ein Programm für Kleinstwasserkraftwerke zur Versor-
in Betrieb genommen. Es ist geplant, das Werk mit gung isolierter Kommunen in verschiedenen Regionen
einer Kapazität von 570 MW auf 690 MW auszubauen. der Nord- und Südzone im Rahmen des Programms zur
Ländlichen Elektrifizierung (PER) um. Drei kleine
Weitere vier große Wasserkraftwerke mit insgesamt Wasserkraftanlagen wurden in indigenen Gemeinden
2.400 MW werden von Endesa in der Region Aysen am Fluss Bio-Bio (Region VIII) im Rahmen eines
geplant und sind hinsichtlich ihrer Umweltverträg- Demonstrationsvorhabens errichtet.17 In der Stadt
lichkeit und Nachhaltigkeit höchst umstritten. Pallaco, Kommune Tirúa, wurde im November 2001
ein mit UNDP- und japanischer Unterstützung gebautes
Kleinstwasserkraftwerk in Betrieb genommen. Im Jahr
Erschließbare Standorte 2003 wurden weitere derartige Anlagen in den
Neue erschließbare Standorte befinden sich zumeist in Ortschaften Rio Grande, Talabre und Socaire in der
abgelegenen Regionen und würden lange Übertra- Kommune San Pedro de Atacama installiert.
gungswege bis zu den Verbrauchszentren erfordern.
Aufgrund der verbesserten Konkurrenzfähigkeit gegen- Außerdem führt CNE mit der Dirección Nacional de
über GuD-Kraftwerken hat sich die wirtschaftliche Riego eine Potenzialstudie zur Erfassung des Klein-
Position von Anlagen mittlerer und größerer Leistung wasserkraft-Potenzials in Bewässerungskanälen durch,
(10-100 MW) allerdings in jüngster Zeit deutlich ver- die zu interessanten Ergebnissen führen kann. Untersucht
bessert. Auch die Wirtschaftlichkeit von kleinen Anlagen werden nur Potenziale ab 2 MW, was auf geschätzte
mit Kapazitäten von 1 bis 10 MW hat vor allem auf- 200 oder mehr Standorte alleine im Bereich des SIC
grund der neuen Förderregelungen für erneuerbare schließen lässt.
Energie (u.a. durch Befreiung von Netznutzungsent-
gelten) zugenommen.
17 Am Oberlauf des gleichen Flusses befindet sich durch Endesa der Ralco-Stausee mit einem 570-MW-Kraftwerk im Bau, der aufgrund der
erforderlichen Umsiedlung indigener Gruppen heftig umstritten ist und in Zukunft das größte Wasserkraftwek Chiles sein wird. 49
3 Chile
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Projekte mit Kleinwindkraft und Wind-Diesel-Systemen Ein weiteres Projekt dieser Art wurde in der Kommune
im Rahmen des Programms zur ländlichen Chonchi auf Chilóé im November 2003 eingeweiht. In
Elektrifizierung (PER) diesem Fall werden neun Familien mit jeweils eigenen
Drei Pilotprojekte zur Inselversorgung von Dörfern Kleinstwindanlagen versorgt, während 12 Familien aus
(Puaucho, Isla Nahuehuapi und Villa Las Araucarias) in drei etwas größeren gemeinschaftlichen Windkraftan-
der IX. Region wurden Anfang 1997 durch CNE und lagen Strom beziehen. Das Projekt erhielt japanische
mit US-amerikanischer Unterstützung gestartet. Seither Fördermittel und wird ebenfalls von der Firma
werden durch Kleinwindkraftanlagen Haushalte, Wireless Energy betreut.
Schulen, Gesundheitszentren und Kirchen mit Strom
beliefert. Einer Studie von CNE zufolge, die im Im Februar 2004 startete CNE im Rahmen von PER
Rahmen eines Kooperationsabkommens mit den USA ein internationales Interessenbekundungsverfahren zur
entstand, könnten auf 32 Inseln des Archipels Chiloé Ausstattung im Archipel Juan Fernández mit einem
in der X. Region mehr als 3.100 und auf den Robinson- Wind-Diesel-System sowie zu dessen Betrieb. In diesem
Crusoe-Inseln des Archipel Juan Fernández weitere Fall soll die bestehende teure und von der Kommune
200 Familien mit Energie aus hybriden Wind-Diesel- unterhaltene Erzeugung mit Dieselmotoren teilweise
Anlagen versorgt werden.20 durch Einsatz von kleinen Windanlagen abgelöst
werden. Im Vorfeld wurden an vier Standorten auf der
Ein erstes Demonstrationsprojekt dieser Art wurde auf Insel Windmessungen durchgeführt.
der Insel Tac in 2001 in Betrieb genommen. In diesem
Fall werden 82 Wohnhäuser bzw. mehr als 250 Be- Realisiert wurden außerdem von CERE auf regionaler
wohner, eine Gesundheitsstation und eine Schule durch Ebene einige Kleinwindprojekte zur Elektrifizierung
zwei kleine Windgeneratoren von je 7,5 kW, einen von ländlichen Schulen und Bauernhöfen.22
Batteriespeicher für 100 kWh und einen Dieselgenerator
von 12 kW über ein 15km langes Inselnetz mit Strom
versorgt. Das komplette System gehört der Regionalre- Große Windkraft
gierung. Betrieb und Wartung liegen in den Händen Seit November 2001 ist der Windpark Alto Baguales
des Stromverteilers SAESA, der einen Stromlieferver- in Betrieb, der sich im Eigentum der Mutterfirma von
trag über vorerst 10 Jahre unterschrieb und für die Edelaysen, Sociedad Austral de Electricidad (SAESA),
technische Durchführung einen Vertrag mit der errich- befindet und etwa 5km entfernt vom Ort Coyhaique
tenden Firma Wireless Energy abschloss.21 Der Strom- liegt. Er hat eine installierte Kapazität von knapp 2 MW,
tarif mit einem monatlichen Grundpreis von 5,7 US$ verteilt auf drei Turbinen von jeweils 660 kW, und
und einem Arbeitspreis von 0,24 US$/kWh deckt erzielt damit fast 10% der gesamten installierten Kapa-
lediglich Wartung und Betrieb, nicht jedoch die zität im Verbundnetz von Aysén.
Aufwendungen für Investitionen in Höhe von rund
200.000 US$. Wesentliche Fördermittel kamen aus Eine erste privat betriebene Windkraftanlage mit
dem nationalen Fonds zur ländlichen Entwicklung und 150 kW ist seit Mai 2006 auf der Estancia Flora in der
aus Kooperationshilfe der USA. küstennahen Gemeinde Chanco in der VII. Region in
Betrieb. Dabei handelt es sich um eine gebrauchte
Anlage, die überwiegend der Eigenversorgung dient,
aber auch Überschussstrom an das Verbundnetz SIC
liefert.
20 Insgesamt gibt es in dieser Region mehr als 32.000 Einwohner ohne Stromversorgung. Im Rahmen dieses Vorhabens wurde mit dem National
Renewable Energy Laboratory (NREL) auch ein vorläufiger Windatlas für die Insel Chiloé entworfen.
21 Zu ersten Betriebsergebnissen siehe: Nelson E. Stevens (Wireless Energy Chile Ltda.), Isla Tac Power System – First Year Status Report:
October 2000 – October 2001; November 2001, www.wireless-energy.cl.
22 z.B. 1999 in der Schule von Agua Fresca südlich von Punta Arenas zur Unterstützung eines Dieselgenerators. 51
3 Chile
Bisher nicht realisiert wurden Pläne zur Errichtung In 2006 haben das Forstinstitut (INFOR) und die CNE
eines Windparks von 37,5 MW zur Eigenversorgung eine Studie zum Potenzial industrieller Holzabfälle für
der staatlichen Kupfergesellschaft CODELCO. Hierfür die Stromerzeugung erstellt.24 Dieser landesweiten
wurden an drei Standorten Windmessungen durchge- Erhebung ging eine Potenzialstudie über energetisch
führt und eine Machbarkeitsstudie erarbeitet. Geprüft nutzbare Reststoffe aus der holzbe- und -verarbeitenden
wurde auch die Möglichkeit, durch den Verkauf von Industrie in der IX. und X. Region voraus, die in 2005
CO2-Zertifikaten zusätzliche Einnahmequellen zu von GTZ und INFOR durchgeführt wurde.
erschließen.
Eine weitere Studie von GTZ und CNE untersucht das
Mehrere größere Vorhaben wurden mittlerweile auf- Potenzial für die Energiegewinnung aus Biogas, das
grund der von CORFO sowie GTZ finanzierten durch die Vergärung von organischen Reststoffen
Studien näher untersucht. Fünf Windparks in den gewonnen werden kann, die in verschiedenen Wirt-
Regionen III, IV und V mit zusammen 284 MW be- schaftszweigen anfallen.
finden sich in der Umweltverträglichkeitsprüfung.
Endesa Eco hat mit den Fundamentarbeiten für einen Außerdem wurde von CNE und CONAMA mit Unter-
18-MW-Windpark (11x1,6 MW Vestas) in der IV. stützung der GTZ ein Leitfaden zur Umweltverträg-
Region (Canela, Coquimbo) begonnen. Der Windpark lichkeitsprüfung von Biomasseprojekten erarbeitet.
soll noch in 2007 ans Netz gehen. Für 2008 ist außer-
dem die Inbetriebnahme eines 20-MW-Windparks in
der Region VIII geplant. Solarenergie
Chile verfügt über gute bis hervorragende solare Be-
dingungen, vor allem im Norden des Landes. 1987 hat
Biomasse das Solarlabor der Universität Federico Santa Maria ein
Trotz der land- und forstwirtschaftlichen Prägung nationales Inventar mit solaren Strahlungsdaten von
Chiles steht der Einsatz von Biomasse zur Stromer- 129 Messstationen veröffentlicht. Die jährlichen Ein-
zeugung noch am Anfang. In der VII. und VIII. Region strahlungen in den Regionen I und II zählen zu den
betreibt Energía Verde S.A., Tochterfirma des Strom- höchsten der Welt.
produzenten AESGener, jeweils ein Heizkraftwerk von
8,7 MW, das mit Holzabfällen befeuert wird.23
25 Die Daten beruhen überwiegend auf einem bereits 1965 an dieser Universität gegründeten Nationalarchiv für solarimetrische Daten.
26 CNE spricht davon, dass zwischen 1992 und 1999 sogar ca. 2.500 individuelle PV-Anlagen bei Wohnhäusern, Schulen und
Gesundheitsstationen zum Einsatz gekommen sind. 53
3 Chile
27 Fundación Chile ist eine gemeinnützige private Gesellschaft mit öffentlicher Beteiligung, die zur Entwicklung anwendungsreifer Produkte für
wirtschaftliche Schlüsselsektoren gegründet wurde und enge Beziehungen sowohl zum Privatsektor wie auch zu akademischen Institutionen
54 unterhält.
3 Chile
3.6 Ländliche Elektrifizierung Das Programm PER hatte eine stark dezentrale Aus-
richtung, indem es den Regionen überließ, geeignete
Von den rund 15 Mio. Einwohnern leben ca. 15% Projekte auszuarbeiten, zu evaluieren und zu finanzieren.
(rund 2,2 Mio.) auf dem Land. In den ländlichen Re- Jedes Projekt wurde einer rigorosen Bewertung unter-
gionen lag der Deckungsgrad der Stromversorgung zogen, um private Investitionen sowie die korrespon-
1994 bei etwa 59%, während in den urbanen Zentren dierenden Fördermittel zu bestimmen, die an die Erzie-
fast Vollversorgung erreicht wurde. lung positiver sozialer Wirkungen gekoppelt waren.
28 Basierend auf einer Gesamtzahl ländlicher Haushalte von 622.500 in 2005. Die aktuellen Statistiken weisen allerdings nur 552.000 Haushalte
auf dem Land aus.
29 Nach Angaben einer Studie im Vorfeld des GEF-Antrages von 2001 bilden sogar rund 75.000 Haushalte einen potenziellen Markt für
nicht-konventionelle erneuerbare Energien (inklusive solcher, die derzeit bereits durch Dieselgeneratoren versorgt werden). Demnach sind
Solarenergie, Biomasse und Windenergie oder Kombinationen daraus die vorrangigen Energiequellen. Die meisten der betreffenden Haushalte
befinden sich in den Regionen VIII und X. 55
3 Chile
57
3 Chile
58
4 Costa Rica
4 Costa Rica
1. Brasilien
4.1 Elektrizitätsmarkt Jahr Wasserkraft Geothermie Windkraft Thermisch Gesamt
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
GWh % GWh % GWh % GWh % GWh
Installierte Kapazitäten 2001 5.651 81,7 986 14,3 179 2,6 99 1,4 6.916
Das 4,5 Millionen Einwohner zählende Land verfügt
2002 5.963 80,0 1.117 15,0 254 3,4 122 1,6 7.456
über keine fossilen Energieressourcen. Die installierte
Kapazität im Nationalen Elektrizitätssystem (SEN) lag 2003 6.021 79,6 1.144 15,3 230 3,0 157 2,1 7.554
Ende 2005 bei 1.931 MW. Dabei entfielen 67% auf 2004 6.518 80,8 1.206 15,0 255 3,2 83 1,0 8.062
Wasserkraft, 21% auf thermische Anlagen1, 9% auf 2005 6.568 80,0 1.149 14,0 202 2,5 295 3,6 8.215
Geothermie und 3% auf Windkraft. Das staatliche
Elektrizitätsunternehmen Instituto Costarricense de Tab. 2: Stromproduktion nach Erzeugungsquellen;
Electricidad (ICE) verfügt über rund 80% der installierten Costa Rica; 2001-2005; GWh, %4
Kapazität. Private Erzeuger haben einen Anteil von
rund 13%, während die verbleibenden 7% auf Koope-
rativen zur ländlichen Elektrifizierung2 entfallen. Die
maximale Nachfrage wurde im Dezember 2005 erreicht Stromübertragung
und lag bei 1.390 MW. Das Übertragungsnetz in Costa Rica basiert auf 230 kV-
Hochspannungsleitungen mit einer Gesamtlänge von
knapp 1.000 km und 138-kV-Mittelspannungsleitungen
Jahr Wasserkraft Geothermie Windkraft Thermisch Gesamt
mit einer Länge von gut 700 km. Im Bereich der Strom-
MW % MW % MW % MW % MW übertragung liegen die Verluste bei rund 4%.
2001 1.224 72,0 143 8,4 46 2,7 288 16,9 1.701
2002 1.262 71,8 143 8,1 66 3,8 288 16,4 1.758 Zu den Nachbarländern bestehen nur geringe Übertra-
gungskapazitäten von etwa 80 MW. Eine marginale
2003 1.295 67,6 161 8,4 66 3,4 395 20,6 1.916
Verbesserung der Situation wird durch die Kooperation
2004 1.304 67,5 164 8,5 66 3,4 398 20,6 1.931
der zentralamerikanischen Staaten erwartet. Im Rahmen
2005 1.304 67,5 164 8,5 66 3,4 398 20,6 1.931 des Projekts SIEPAC, dass von den Staaten Guatemala,
El Salvador, Honduras, Nicaragua, Costa Rica und
Tab. 1: Installierte Kapazität; Costa Rica; Panama getragen wird, soll bis 2008 durch den Ausbau
2001-2005; MW, %3 und die Verknüpfung der Transportnetze ein zentral-
amerikanischer Elektrizitätsmarkt geschaffen werden.
Der entsprechende Vertrag wurde von sechs Ländern
Stromerzeugung der Region bereits 1999 unterzeichnet. Das Projekt
96% der landesweiten Elektrizitätsnachfrage konnten wird größtenteils durch die Interamerikanische Ent-
2005 durch Nutzung erneuerbarer Energiequellen wicklungsbank (BID)5 finanziert. Das SIEPAC-Netz soll
gedeckt werden. Thermische Kraftwerke, die 21% der aus einer zentralen 1.830 km langen 230-kV-Haupt-
Kraftwerkskapazität ausmachen, werden primär als Re- trasse bestehen. Dadurch dürfte sich die zwischenstaat-
serve für den Fall geringer Niederschläge eingesetzt liche Netzkapazität in der Region von heute 4 % auf
und hatten 2005 einen Anteil von etwas mehr als 3% 10% der Nachfrage erhöhen.
an der Erzeugung.
1 Die thermischen Anlagen beruhen hauptsächlich auf der Verwendung von Diesel.
2 Die Verteilungsnetze der Kooperativen zur ländlichen Elektrifizierung sind mit dem SEN verbunden.
3 Quelle: ARESEP.
4 Quelle: ARESEP 2006.
5 Die BID vergibt unter anderem Kredite in Höhe von 240 Mio. US$ für den Bau der Übertragungsleitungen.
Die Gesamtkosten des Netzes werden auf 320 Mio. US$ geschätzt. 59
4 Costa Rica
2004 2.951 43,5 1.922 27,4 1.950 27,8 186 2,7 7.010
Ausbauplanung
2005 3.056 41,5 2.068 28,0 2.046 27,8 192 2,6 7.363 Der Zubau von Kapazität wird in nationalen Plänen zur
Ausweitung der Elektrizitätsproduktion festgelegt, die
Tab. 3: Stromverbrauch nach Abnehmern; Costa Rica; etwa alle zwei Jahre von ICE erstellt werden. Diese
2002-2005; GWh, %6 werden in Einklang mit dem Nationalen Entwicklungs-
plan und dem Nationalen Energieplan formuliert.8
Bei den Berechnungen für den geplanten Kapazitäts-
Strompreise ausbau geht ICE von einem weiteren Bedarfsanstieg
Den Stromtarifen liegen pauschal die kurzfristigen zwischen 5,3 und 6 % pro Jahr aus.
Grenzkosten des Kraftwerksparks zugrunde.
Im Vergleich zu anderen zentralamerikanischen Staaten Der aktuelle Plan zur Ausweitung der Elektrizitätspro-
sind die Elektrizitätspreise aufgrund der Importunab- duktion9 vom Januar 2006 hat einen Planungshorizont
hängigkeit von Primärenergieträgern stabil und relativ bis 2025 und soll die Stromversorgung unabhängig von
niedrig. den Nachbarländern, d.h. unabhängig von möglichen
Stromimporten, sicherstellen. In der ersten Planungspe-
Die durchschnittlichen Strompreise für das Jahr 2005 riode von 2006 bis 2010 sollen insgesamt rund 500 MW
lagen für Haushalte bei 5,1 €-ct/kWh (33,13¢), für den installiert werden, davon 360 MW durch Projekte im
Gewerbesektor bei 9,8 €-ct/kWh (43,89¢) und für den Bereich der Wasserkraft, 50 MW im Rahmen eines
Industriesektor bei 5,3€-ct/kWh (34,33¢). Eine weitere weiteren Windparks und 116 MW durch das thermische
Ausdifferenzierung des Tarifsystems besteht zwischen Kraftwerk Garabito.
Normal- und Spitzenlastzeiten und in Relation zur
Abnahmemenge. So müssen Haushalte für die ersten
200 kWh in Normallastzeiten 4,4 €-ct/kWh (28,60¢)
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Das Kraftwerk Garabito sollte ursprünglich bereits Neben den Kraftwerksprojekten des staatlichen Elek-
2007 fertig gestellt werden. Da Schwierigkeiten bei trizitätsunternehmens ICE beinhaltet der Plan auch die
der Finanzierung des Gaskraftwerks aufgetreten sind, bereits im Bau befindlichen Projekte privater Investoren.
wurde der Bau des Projekts jedoch auf unbestimmte Da der Ausbau des Kraftwerksparks nicht allein von
Zeit ausgesetzt. staatlicher Seite finanziert werden kann, sind in Zu-
kunft verstärkt private Investitionen im Rahmen von
Den Planungen bis 2016 entsprechend soll thermisch BOT-Verträgen (Build-Operate-Transfer) zu erwarten.
erzeugte Elektrizität in den kommenden Jahren einen
größeren Stellenwert einnehmen. Für die Periode von
2010 bis 2015 ist der Bau von drei weiteren thermischen 4.2 Marktakteure
Kraftwerken geplant. Werden alle Projekte realisiert,
wird nach Berechnungen des ICE der Anteil thermischer Staatliche Akteure
Kraftwerke an der Gesamtstromerzeugung von heute Der Strommarkt wird durch das vertikal integrierte
knapp 4% auf nahezu 20% anwachsen. staatliche Elektrizitätsunternehmen ICE dominiert,
das 1949 gegründet wurde.10 Das Unternehmen ist in
Aufgrund des rasanten Anstiegs der Stromnachfrage den Bereichen Erzeugung, Übertragung, Verteilung
wurden in den vergangenen Jahren bereits Engpässe und Vermarktung aktiv. Durch das in das Unternehmen
in der Elektrizitätsversorgung und eine eventuell not- integrierte Nationale Zentrum für Energiekontrolle
wendig werdende Rationierung des Stroms befürchtet. CENCE übernimmt ICE zudem die Rolle des System-
Die Situation hat sich durch die nicht absehbare Fertig- betreibers.
stellung des thermischen Kraftwerks Garabito ver-
schärft. Es wurde in Erwägung gezogen, die ange- Das Planungszentrum CENPE – ebenfalls ein Teil von
spannte Situation durch die Anmietung von mobilen ICE – ist im Rahmen der Pläne zur Ausweitung der
Erzeugungsanlagen zu entschärfen. Vorerst sollen Eng- Elektrizitätsproduktion für die Versorgungssicherheit
pässe jedoch durch Elektrizitätsimporte aus dem durch den Zubau von ausreichenden Erzeugungskapa-
zusammenwachsenden zentralamerikanischen Elektri- zitäten verantwortlich. Außerdem liegt das Monopol auf
zitätsmarkt umgangen werden. die Übertragungsnetze des Landes bei ICE. Regionale
Verteilungsunternehmen und Kunden, die an das Hoch-
Während für den Planungszeitraum 2006 bis 2010 die spannungsnetz angeschlossen sind, können den Service
Entscheidung für die Durchführung der Projekte von ICE für eine Pauschale von 0,68 €-ct/kWh (4,40¢)
bereits gefallen ist, stehen für die Periode 2010 bis nutzen. Die Netzentgelte werden von der Regulierungs-
2025 mehrere Projekte zur Auswahl, über deren behörde ARESEP festgelegt.
Umsetzung noch nicht endgültig entschieden wurde.
Im Bereich Wasserkraft sollen zusätzliche 1.400 MW Der Stromversorger CNFL (Compañía Nacional de
installiert werden, im Bereich Geothermie 70 MW Fuerza y Luz) wurde 1941 gegründet. Im Rahmen der
und im Rahmen von Windkraftanlagen 180 MW. Nationalisierung des Unternehmens wurden von ICE
im Jahre 1968 rund 98% der Unternehmensanteile
Betrachtet man den Planungszeitraum von 2006 bis gekauft. Die übrigen Anteile befinden sich in der Hand
2020, so entfallen 53% der gesamten geplanten Kapa- von privaten Aktionären. CNFL engagiert sich in den
zität von rund 3.000 MW auf Wasserkraft, 38% auf neue Bereichen Produktion11 und Verteilung. Es ist mit
thermische Kraftwerke, rund 6% auf Windenergie und landesweit knapp einer halben Millionen Kunden das
etwas mehr als 2% auf eine neue geothermische größte Verteilungsunternehmen und hatte 2005 einen
Anlage. Marktanteil von 41% in diesem Bereich. Der Versorger
beliefert die bevölkerungsreichste Region im Einzugs-
gebiet der Hauptstadt.
Zudem gibt es 27 private Erzeuger, die ihren Strom 4.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
an ICE verkaufen. Die Vergütung für private Erzeuger
variiert je nach Anlage zwischen 4,65€-ct/kWh und Energie- und Elektrizitätsmarktpolitik
6,92€-ct/kWh.15 Trotz einiger Liberalisierungsansätze zu Beginn der
1990er Jahre befindet sich der Elektrizitätsmarkt
weiterhin zum Großteil in staatlicher Hand. Ein weiter-
Weitere Akteure reichendes Gesetz für die Liberalisierung des Strom-
Die staatliche Verantwortung im Bereich Energiepolitik marktes wurde 1998 vom Kongress abgelehnt.
liegt beim Umwelt- und Energieministerium MINAE.
Das Ministerium leitet den Energierat (Consejo Subsec-
toral de Energía), der aus den wichtigsten Institutionen Private Erzeugung
und staatlichen Unternehmen des Energiesektors be- Mit dem Gesetz 7200 aus dem Jahr 1990 war Costa
steht. Dazu zählen das Wissenschafts- und Technologie- Rica das erste Land Mittelamerikas, das per Gesetz
ministerium, das Ministerium für Planung und Wirt- Regelungen für die private Stromerzeugung getroffen
schaftspolitik, die Regulierungsbehörde ARESEP, das hat. Ziel der Gesetzgebung war die Senkung der Import-
nationale Erdölunternehmen RECOPE und das natio- abhängigkeit im Energiesektor und die Nutzung der
nale Elektrizitätsunternehmen ICE. Die Interessen der Wasserkraft und anderer regenerativer Energieträger.
privaten Stromerzeugungsunternehmen werden von dem Private Akteure konnten nach dem Gesetz Elektrizität
Verband ACOPE vertreten. auf Basis erneuerbarer Energien erzeugen, wobei der
Anteil privater Akteure an der installierten Kapazität
des Landes 15% nicht überschreiten sollte. Zudem
waren die Anlagen auf eine Größe von 20 MW Leistung
beschränkt und Vertragslaufzeiten von 15 Jahren ver-
einbart.
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Die Regelungen für private Erzeuger wurden mit dem primäre Aufgabe des Unternehmens die Nutzbar-
Gesetz 7508 des Jahres 1995 reformiert und erweitert. machung der Wasserkraft verankert. Im Gesetz 5961
Demnach müssen sich bei privaten Erzeugern und aus dem Jahr 1976 wurde dem ICE das Monopol auf
Kooperativen mindestens 35% des Gesellschaftskapitals die Untersuchung und Nutzung der Geothermie zuge-
in den Händen costaricanischer Staatsbürger befinden. sprochen. Das Umweltgesetz aus dem Jahr 1995
ICE kauft nun Strom von Anlagen bis zu einer Größe besagt, dass der Staat dazu verpflichtet ist, die Verfüg-
von 50 MW. Der Anteil privater Erzeuger an der instal- barkeit alternativer Energiequellen zu prüfen und die
lierten Leistung wurde auf 30% erhöht. Nutzung zu fördern, um so ein nachhaltiges wirt-
schaftliches Wachstum zu erreichen.20
Konzessionen für die Stromproduktion werden im
Rahmen von Ausschreibungen durch die Regulierungs- Die ausschließliche Nutzung der Wasserkraft wird
behörde vergeben. Die Abnahmeverträge wurden von durch die Regelungen des Dekrets No. 30480 aus dem
15 auf 20 Jahre ausgedehnt. Diese Regelungen gelten Jahre 2002 eingeschränkt, wonach Technologien zur
gleichermaßen für Kooperativen und für lokale Ver- Nutzung sonstiger erneuerbarer Energien den Vorzug
sorgungsunternehmen.17 vor der Wasserkraft erhalten sollen, solange so die
negativen Umweltauswirkungen eingeschränkt werden
Die Genehmigung von privaten Erzeugungsanlagen können. Die Direktive 22 zur Förderung erneuerbarer
wurde im Januar 2004 durch die Regulierungsbehörde Energien aus dem Jahr 200321 präzisiert, dass erneuer-
neu gestaltet.18 Zu den wesentlichen Bestimmungen bare Energien außer Wasserkraft im Elektrizitätssektor
zählen neben der präzisen Darstellung des Projekts eine genutzt werden sollen, solange dies umweltpolitisch
öffentliche Anhörung, die Vorlage eines Stromabnahme- vorzuziehen und gleichzeitig ökonomisch praktikabel ist.
vertrags mit ICE und ein Zertifikat des Ministeriums
für Umwelt und Energie bezüglich der bestandenen In der Deklaration von San Salvador haben die Energie-
Umweltverträglichkeitsprüfung. und Umweltminister Mittelamerikas im Februar 2006
den politischen Willen bekundet, den Anteil erneuer-
barer Energien im Energieportfolio weiter zu erhöhen.
4.4 Förderpolitik für erneuerbare Energien Zudem sollen zukünftig private Akteure eine wichtigere
Rolle spielen und potenzielle ökonomische Anreize
In Costa Rica werden für Regenerativstrom keine evaluiert werden.
gesonderten Tarife wie etwa im Rahmen von speziellen
Förderinstrumenten gewährt.19 Die Nutzung und
Förderung erneuerbarer Energien ist jedoch wichtiges Clean Development Mechanism
Leitmotiv der nationalen Energiepolitik. So bestätigt Costa Rica hat das Kyoto-Protokoll im August 2002
der aktuelle nationale Energieplan, dass die Nutzung ratifiziert. Zuständig für CDM-Angelegenheiten ist
und Förderung erneuerbarer Energien im Stromsektor das OCIC (Oficina Costarricense de Implementación
einen wesentlichen Beitrag zum Umweltschutz leistet. Conjunta), das dem Umwelt- und Energieministerium
Für den Strommarkt wird folglich das langfristige Ziel angeschlossen ist. OCIC gibt technische Unterstützung
gesetzt, den Anteil erneuerbarer Energiequellen (ohne und berät private und öffentliche Unternehmen bei der
Wasserkraft) auf 15% zu steigern. Vorbereitung von CDM Projekten. OCIC wurde
bereits 1995 im Rahmen des Programms Activities
Die Förderung erneuerbarer Energien wird zudem in Implemented Jointly, dem Pilotprojektprogramm des
wichtigen Gesetzen des Landes festgeschrieben. Bereits Kyoto-Protokolls, gegründet.
im Gründungsgesetz des staatlichen Elektrizitäts-
unternehmens ICE aus dem Jahre 1949 wurde als
17 Der rechtliche Rahmen für Kooperativen wurde im Gesetz 8345 vom 25.03.2003 geregelt.
18 Siehe ARESEP, 2004.
19 Für einige Windkraftanlagen wurden lediglich steuerliche Anreize gesetzt.
20 Siehe Ley Orgánica del Ambiente 7554 von 1995, Artikel 58.
21 Siehe D22-26389 vom 25.03.2003. 63
4 Costa Rica
Mit der Unterzeichnung des Kyoto-Protokolls wurde 4.5 Status der erneuerbaren Energieträger
für eine bessere Finanzierung der CDM-Projekte eine
aus privaten Akteuren bestehende Organisation, die Aus dem aktuellen Plan zur Ausweitung der Elektrizi-
Asociación Costarricense de Implementación Conjunta tätsproduktion geht hervor, dass für den Zeitraum 2006
(ASOCIC), gebildet. Die Mitgliedschaft in ASOCIC bis 2025 im Rahmen erneuerbarer Energieträger in
steht den größten nationalen Unternehmen im privaten erster Linie die Wasserkraft, gefolgt von Geothermie und
und öffentlichen Bereich sowie der Forstwirtschafts- Windkraft ausgebaut werden sollen. Zu einem geringeren
kammer offen. Das OCIC ist ASOCIC in administrativen Grad wird die Nutzung der Biomassen, insbesondere
Fragen untergeordnet. Somit stellt die Ausgestaltung aus Biomasse (Bagasse), geplant. Die Solarenergie soll
der DNA in Costa Rica einen Fall dar, bei dem gewisse aus Kostengründen hingegen nur eine marginale Rolle
Kompetenzen ausgelagert wurden, um auf das Know- spielen.
how privater Institutionen zurückgreifen zu können.
22 Die Projektkosten von rund 8,8 Mio. US$ werden zu 76% durch einen Kredit der American Bank for Economic Integration getragen.
23 Es handelt sich um die Kraftwerke Cacao, Echandi, Avance, Lotes und Pto. Escondido.
64 24 Es handelt sich um die Anlagen Daniel Gutiérrez (18 MW), Cote (7 MW) und Brasil (5 MW).
4 Costa Rica
1. Brasilien
ICE setzt auch in Zukunft auf den Ausbau der Wasser- Weitere private Akteure verfügten 2005 über Abnahme-
1.2
kraft.Marktakteure | 1.3 Gesetzliche
2007 soll mit Cariblanco Rahmenbedingungen
ein 80-MW-Kraftwerk verträge mit ICE, die sich zu 127 MW Wasserkraft-
ans Netz gehen, gefolgt von der 128-MW-Anlage Pírris leistung summierten. Mit der Fertigstellung der Pro-
in 2009/2010. In Planung befindet sich zudem das jekte La Joya (50 MW) und El General (39 MW)
Wasserkraftwerk Veraguas, dessen Leistung einmal im Jahre 2006, die im Rahmen von BOT-Verträgen
631 MW betragen soll und somit das mit Abstand errichtet wurden, ist der Anteil privater Erzeuger
größte Kraftwerk des Landes wäre. Die vorläufigen weiter angestiegen.
Machbarkeits- und Umweltverträglichkeitsstudien aus
dem Jahr 2005 haben positive Ergebnisse hervorge-
bracht. Bis Ende 2008 soll die Vorbereitungsphase Windenergie
abgeschlossen werden. Die Gesamtkosten des Projekts Das Windenergiepotenzial in Costa Rica wird von der
werden auf knapp eine Milliarde US$ geschätzt. Regierung auf 500 bis 600 MW geschätzt. ICE geht
jedoch davon aus, dass aufgrund bestehender gesetzlicher
Restriktionen das tatsächlich nutzbare Windenergie-
Private Wasserkraftwerke potenzial bei 274 MW liegt, da sich in den Nationalparks
Die beiden lokalen Versorgungsunternehmen JASEC viele geeignete Standorte für die Nutzung der Wind-
und ESPH sind Eigentümer einiger kleiner Wasser- energie befinden, diese dort jedoch verboten ist. Die
kraftwerke, die zusammen eine Kapazität von 22,5 MW Windenergie wird in Costa Rica als geeignete Ergänzung
haben. Durch die Fertigstellung des Wasserkraftwerks zur Wasserkraft gesehen, da in der Sommerzeit stärkere
Los Negros konnte ESPH die installierte Leistung um Winde verzeichnet werden und so die Auswirkungen
17 MW erweitern. eventueller Trockenperioden auf die Stromproduktion
gemindert werden können. Bereits zu Beginn der 1980er
Von dem Unternehmen Edificadora Beta wurden Jahre begann ICE mit der Evaluierung des nationalen
Kraftwerke für drei Kooperativen des Landes gebaut. Windenergiepotenzials. Es liegt eine relativ ungenaue
Für Coopelesca wurde 1999 eine 8-MW-Anlage und Studie der Windverhältnisse vor, die eine Unterteilung
2003 Erzeugungsstätten mit 14 MW bzw. 5 MW in in vier Windgeschwindigkeitsbereiche vornimmt.25
Betrieb genommen. Eine 17,5-MW-Anlage für die
Kooperative Coopeguanacaste befindet sich in Bau. Ende 2006 verfügte Costa Rica über eine installierte
2007 soll zudem mit dem Bau eines 15-MW-Kraft- Windenergiekapazität von rund 70 MW. Die Windparks
werks für die Kooperative Coopesanto begonnen befinden sich mit Ausnahme des 20-MW-Windparks
werden. Weitere Projekte des Unternehmens sind in des ICE in Tejona in privater Hand. Alle vier in Betrieb
Planung. Die Kooperative Coneléctricas R.L. plant mit befindlichen Parks liegen in der Umgebung des
dem Bau des Wasserkraftwerks Pocosol die Erweiterung Arenal-Stausees im Norden des Landes.
des Kraftwerksparks um 26 MW. Das 47-Mio. US$-Pro-
jekt soll im ersten Halbjahr 2007 in Angriff genommen Der kleinste Windpark Aeroenergia wurde vom gleich-
und bis Ende 2008 fertig gestellt werden. Durch weitere namigen Unternehmen im Jahr 1998 eingeweiht und
Wasserkraftwerke sollen die installierte Kapazität der hat eine Leistung von 6,4 MW. Die Projektkosten
vier Kooperativen auf 132 MW im Jahre 2010 ausge- beliefen sich auf 9,5 Mio. US$. Für ein weiteres Projekt
baut und somit 80% der Nachfrage in den ent- wurde bereits 1995 von der Inter-American Develop-
sprechenden Versorgungsgebieten mittels Wasserkraft ment Bank ein 18,7 Mio. US$-Kredit zur Verfügung
gedeckt werden. gestellt und so weltweit das erste private Windkraft-
projekt ohne staatliche Unterstützung realisiert.
Der 20-MW-Windpark, der sich aus 55 Anlagen
zusammensetzt, ist in der Hand des Unternehmens
Planta Eólica S.A.
25 Die Studie wurde 1983 vom Schweizer Unternehmen Electrowatt Engineering Services erstellt. 65
4 Costa Rica
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
2006 waren im Land 1.445 Anlagen zur Stromer- über eine installierte Geothermieleistung von 165 MW,
zeugung installiert. Fast alle Anlagen werden in dezen- mit der rund 15% der Stromnachfrage gedeckt werden
tralen Systemen eingesetzt und verfügen über eine konnten.
Gesamtleistung von schätzungsweise 140 kW. Mit dem
Solarprojekt San Antonio wurde von ICE eine erste Untersuchungen für die Nutzung der Geothermie
Anlage zur Einspeisung in das Elektrizitätsnetz in wurden in Costa Rica als Reaktion auf die erste Ölkrise
Betrieb genommen. Die 2,4 kW leistenden PV-Module bereits im Jahr 1974 initiiert. Die Vorbereitungen für
können jährlich etwa 3 MWh erzeugen. Nach Informa- den Bau eines ersten Geothermiekraftwerks nahe des
tionen des ICE sollen aufgrund der gewonnenen Vulkans Miravalles wurden 1987 in Angriff genommen,
Erfahrungen ähnliche netzgekoppelte Anlagen mit bevor sieben Jahre später die erste Anlage Miravalles I
insgesamt 500 kW Leistung an weiteren Standorten mit einer Leistung von 55 MW in Betrieb ging. Im
errichtet werden. selben Jahr wurde ein zweites Kraftwerk mit dem
In netzfernen Gebieten hat ICE in Kooperation mit Namen Boca de Pozo und einer Leistung von 5 MW in
den Kooperativen des Landes fast 1.300 Solaranlagen Betrieb genommen. Die Anlage wurde in den Jahren
installiert. Die Kooperative Coopeguanacaste hat in 1996 und 1997 um je 5 MW erweitert. Die beiden zu-
ihrem Versorgungsgebiet 170 weitere Solarsysteme letzt errichteten Anlagen waren in Besitz des mexika-
installiert. Eine der größten PV-Anlagen wurde auf der nischen staatlichen Stromversorgers CNE, wurden
Insel Caballo errichtet. Das aus 107 Modulen beste- 1998 jedoch wieder stillgelegt.
hende zentrale System versorgt die 200 Bewohner
der Insel mit Strom für die Beleuchtung, zum Pumpen Der Komplex Miravalles wurde 1998 um das Kraft-
von Wasser und zur Eisproduktion für die Kühlung werk Miravalles II mit ebenfalls 55 MW erweitert. Im
von Fisch. Jahre 2000 folgte das Kraftwerk Miravalles III mit
einer Leistung von 27,5 MW, das erstmals von privaten
Die Nutzung der Solarenergie zur Warmwasserberei- Investoren im Rahmen von BOT-Verträgen finanziert
tung steckt noch in den Kinderschuhen. Landesweit wurde.28 Zuletzt wurde mit dem Kraftwerk Miravalles V
sind erst etwa 3.000 bis 4.000 m2 Kollektorfläche der Kraftwerkskomplex im Jahr 2003 um 15 MW
installiert. Im aktuellen Energieplan hat sich die erweitert.
Regierung das Ziel gesetzt, die Nutzung von Sonnen-
energie für die Erwärmung von Wasser weiter zu unter- Ein weiteres Geothermiekraftwerk namens Las Pailas
suchen. In nur wenigen Fällen wird die Sonnenenergie ist in Planung. Für die 35-MW-Anlage wurden bereits
für das Destillieren von Wasser verwendet.27 erfolgreich Tiefbohrungen durchgeführt. Das Kraftwerk
soll nach dem Plan zur Ausweitung der Elektrizitäts-
produktion 2011 betriebsbereit sein und im Rahmen
Geothermie eines BOT-Vertrags finanziert werden. Genaue Angaben
Das Geothermiepotenzial des Landes wird in einigen über die Finanziers waren Ende 2006 noch nicht
Quellen auf bis zu 900 MW geschätzt. ICE geht bekannt. 2013 soll das Kraftwerk dann um abermals
hingegen lediglich von 235 MW aus, da bei der 35 MW ausgebaut werden. Weitere Kraftwerke sind
Analyse bereits restriktive Faktoren bedacht wurden. im Rahmen des Plans zur Erweiterung der Elektrizitäts-
Dazu zählt in erster Linien die Tatsache, dass sich eine produktion nicht vorgesehen.
Vielzahl der geeigneten Standorte in Nationalparks im
Norden des Landes befindet, der Betrieb von Anlagen
an diesen Standorten jedoch gesetzlich verboten ist.
Eine Gesetzesinitiative, die den Betrieb von Geothermie-
anlagen in Nationalparks ermöglichen sollte, hatte
bisher keinen Erfolg. Ende 2005 verfügte Costa Rica
27 Für eine detaillierte Aufzählung ausgewählter Solaranlagen in Costa Rica siehe Nandwani, 2006.
28 Die Kosten von rund 65 Mio. US$ werden vom privaten Konsortium um Oxbow Power, Marubeni Corp. & José Altmann getragen.
Mit ICE wurde ein Stromabnahmevertrag über 15 Jahre geschlossen. 67
4 Costa Rica
68 29 Coneléctricas und Coopelesca verfügen über Wasserkraftanlangen mit einer Leistung von 17 bzw. 27 MW.
4 Costa Rica
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
4.7 Literatur • Quirós:
Visión energética regional de Centroamérica,
• ARESEP – Autoridad Reguladora de los Visión del ICE, Präsentation des Präsidents des ICE
Servicios Públicos: Pedro Pablo Quirós, Central American Power –
Procedimiento para el otogramiento de concesiones Integration, Trade, Regulation. November 2006,
para explotar centrales de limitada capacidad, Institute of the Americas
al amparo de la ley 2700 y sus reformas,
Autoridad Reguladora de los Servicios Públicos, • PNUD/GEF:
Publicado en La Gaceta Nº 14 del 21 Proyecto:
de enero de 2004 Programa nacional de electrificación rural con base
en fuentes de energía renovable en áreas
• Asamblea Legislativa de la República de Argentina: no cubiertas por la red, octubre 2006
Participación de las cooperativas de electrificación
Rural y de las empresas de servicios públicos • Romero-Peréz:
municipales en el desarrollo nacional, La generación eléctrica privada en Costa Rica,
Decreto Legislativo No. 8345 de 2003 Instituto de Investigaciones Jurídicas,
Universidad de Costa Rica, 2004
• CEPAL:
Estrategia para el fomento de las energías renovables • UCCAEP:
de energía en América Central, Naciones Unidas, Modernización y Fortalezimiento del Sector
Comisión Económica para América Latina y el Caribe Eléctrico, Union Costarricense de Cámaras y
(CEPAL), LC/MEX/L.620, 2 de agosto de 2004 Asociaciones de las Empresas Privadas, enero 2005
• Henkel, K.:
Frühzeitig erneuert, in: Neue Energie,
02/2006, S. 92-95
69
4 Costa Rica
70
5 Dominikanische Republik
5 Dominikanische Republik
1. Brasilien
5.1 Elektrizitätsmarkt Mangelnde Sicherheit der Stromversorgung
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
2005 wurde eine maximale Leistung von 1.498 MW
Installierte Kapazitäten nachgefragt. Trotz der installierten 3.164 MW reichte
Die Erzeugungskapazität der öffentlichen Versorgung die verfügbare Reservekapazität an manchen Tagen nicht
in der Dominikanischen Republik mit einer installier- aus, diesen Bedarf zu decken. Geht man von einer derzeit
ten Leistung von 3.164 MW (Dezember 2005) beruht durch Rationierung gewollten Unterdrückung der Nach-
zu 85 % auf fossilen Energiequellen (Kohle, Erdöl und frage von 20% aus (was ca. 375 MW entspricht), so kann
Erdgas) und zu 15% (468 MW) auf Wasserkraft. Die von einer Vollversorgung nicht gesprochen werden.2
hohe Abhängigkeit von fossilen Energieträgern, die
vollständig importiert werden müssen, verteuert die
Stromerzeugung und belastet die Handelsbilanz der
Dominikanischen Republik.
Seaboard: Transcontinental
Capital Corp. 116 3,68 3,68
Smith Enron
Cogeneration Ltd. 185 5,9 5,9
noch nicht begonnen, da geforderte Garantien nicht Stromverkauf GWh 2.196 1.447 1.627 5.269
vorliegen. Technische GWh 452 285 309 1.046
Verluste
(nur Verteilung) % 11,6 12,0 11,5 11,7
Ursache der unzureichenden Versorgungslage ist die
Nicht technische GWh 1.246 640 753 2.639
Unfähigkeit des Elektrizitätssektors, die hohen Erzeu- Verluste
gungskosten und die durch Verteilungsverluste zu- (nur Verteilung) % 32 27 28 29,5
sätzlich entstehenden Kosten an die Verbraucher weiter- Spitzenlast MW 546 491 463 1.499
zugeben.4 Um die bestehende Differenz – die aus dem
Staatsbudget finanziert werden muss – nicht über den Tab. 2: Stromverkauf und Verluste der Verteilungsunter-
von den internationalen Finanzierungsinstitutionen nehmen; Dominikanische Republik; 20056
(Weltwährungsfonds, Weltbank) gesetzten Rahmen
ansteigen zu lassen, werden einzelne Endverbraucher –
je nach Zahlungsmoral gestaffelt – nur zeitweise versorgt. Stromübertragung und –verteilung
Die Erfolge der Bemühungen des Staates, das System Das Rückgrat der zentralen Stromversorgung in der
effizienter und finanzierbar zu machen, werden auf Dominikanischen Republik bildet ein Übertragungsnetz,
Forderung der Weltbank am “Cash Recovery Index – das aus knapp 1.500 km 138-kV-Leitungen besteht, die
CRI” gemessen, der sowohl die Verluste5 als auch die sich radial von Santo Domingo aus nach Norden, Westen
Zahlungsmoral der Kunden multiplikativ miteinander und Osten erstrecken, und gut 1.600 km mit 69 kV. Zur
vereint. Dieser Index lag Ende 2005 bei 53, d.h. lediglich Verstärkung des Netzes wird ein zweiter 138-kV-Ring
53 % der vom Verbundnetz eingekauften Strommenge von 38 km um die Hauptstadt Santo Domingo Ende
führen zu Einnahmen. Dieser CRI lag vor der Kapitali- 2006 in Betrieb genommen und eine 130 km lange
sierung ab 1997 bei nur 40, die Planungen sehen eine 345-kV-Verbindung zur im Norden gelegenen Stadt
Verbesserung auf 80 bis zum Jahr 2012 vor. Die sich Santiago gebaut. Die nationalen Übertragungs- und
daraus ergebenden finanziellen Verluste erfordern -verteilungsnetze versorgen rund 85% der landesweiten
Subventionen seitens des Staates in der Höhe von Haushalte mit Strom.
rund 600 Mio. US$ jährlich (Jahr 2006). Darin enthalten
sind auch die Kapitalkosten von Schulden aus den Vor-
jahren von rund 170 Mio. US$.
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Etwa 45 % des Stromaufkommens gehen durch tech- Der hohe Anteil der Haushalte am öffentlichen
nische und nicht-technische Verluste auf der Über- Gesamtverbrauch von 47 % spiegelt die Realität im
tragungs- und Verteilungsebene verloren. Die Anzahl gesamten Stromsektor nur teilweise wider: zum einen
der Stromabnehmer mit illegalen Anschlüssen, unge- führen die permanenten Stromrationierungen dazu, dass
nehmigte Stromweiterleitungen und eine niedrige Handelsbetriebe, Hotels etc. zunehmend zur Eigen-
Zahlungsmoral sind Ursache großer nicht-technischer stromerzeugung greifen, die statistisch nicht erfasst ist.
Verluste, die die technischen Netzverluste um das Zum anderen sind auch die industriellen Eigenstrom-
Doppelte übersteigen. erzeuger in der Statistik nicht enthalten. Ihr Anteil
dürfte nicht unerheblich sein, sind doch ca. 40 große
Betriebe registriert, die Brennstoffe beziehen, die zur
GWh Eigenstromerzeugung von der Mineralölsteuer befreit
Netto-Strombedarf 11.990 sind. Die damit erzeugte Strommenge ist jedoch unbe-
Stromdefizit 2.278 kannt. Damit lässt sich auch erklären, dass der im
Brutto-Stromerzeugung 9.712
öffentlichen Netz an die Industrie abgegebene Strom
zwischen 2002 und 2005 um 20 % gesunken ist,
Transportverluste 234
während das Bruttosozialprodukt im gleichen Zeit-
Netto-Stromerzeugung 9.478 raum um knapp 3% gestiegen ist.8
An Verteiler und andere geliefert 8.953
7 Quelle: Superintendencia de Electricidad, Juli 2006; eigene Berechnungen bei den Verlusten.
8 CEPAL 2005: Jahresstatistik, BSP in US$ zu Marktpreisen, Tabelle 2.1.1.3.
9 Quelle: Superintendencia de Electricidad, Juli 2006. 73
5 Dominikanische Republik
10 Mit dem Vertrag von Madrid vom 18.7.2001 wurde beschlossen, bestimmte Verträge mit unabhängigen Erzeugern von CDEEE auf die
Verteilungsunternehmen zu verlagern.
11 Inzwischen AESGener mit dem Mehrheitseigentümer AES (USA).
12 Die Besitzverhältnisse haben sich seitdem mehrfach gewandelt. Eigentümer der Beteiligung ist derzeit ein Konsortium aus Commonwealth
Development Corporation (England), Basic Energy (USA), Fondo Básico del Caribe, Haert Energy (USA) und der dominikanischen Grupo
74 Nacional de Finanzas.
5 Dominikanische Republik
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Neue Stromerzeuger Dieses Leitungsgremium hat das gesetzliche Recht,
In der Statistik werden die “unabhängigen privaten” Verordnungen für den Stromsektor zu erlassen. Seit
Stromerzeuger aufgeführt, die ihren Strom per Liefer- Mitte 2003 gibt es in der CNE eine Abteilung für
vertrag direkt an einen Abnehmer (in der Regel den Alternativenergien und rationelle Energieverwendung
regionalen Stromverteiler) verkaufen oder an der (Gerencia Energías Alternas y Uso Racional de Energía).
Strombörse veräußern. Daneben gibt es jene IPPs, die
auf der Grundlage von “Power Purchase Agreements”
(PPA) ausschließlich für die jetzige CDEEE produzieren. Regulierungsbehörde SIE
In Neuverhandlungen mit den Stromproduzenten Die Regulierung des Marktes wird von der Superinten-
sollen schrittweise alle diese PPA durch Neuverträge dencia de Electricidad (SIE) beaufsichtigt, die mit dem
abgelöst werden, um somit die CDEEE von ihrer Rolle Dekret 118-98 vom 16.3.1998 geschaffen wurde und
als Stromaufkäufer zu entbinden. im Juli 1999 ihre Arbeit aufnahm. Die Stellung der SIE
als juristische Person des öffentlichen Rechts wurde
mit dem “Allgemeinen Stromgesetz” von 2001 festge-
Verteilungsgesellschaften schrieben. Zu den Aufgaben gehört insbesondere die
Die Verteilungsnetze wurden im Jahre 1999 teilpriva- Preisaufsicht bei regulierten Verbrauchern (Haushalte
tisiert. Eine Gruppe unter Führung der spanischen und Gewerbe), die ihren Strom von einem der Vertei-
Unión Fenosa beteiligte sich zu jeweils 50% an den lungsunternehmen beziehen müssen. Dagegen können
nördlichen und südlichen Netzen (EDENORTE/ Großverbraucher ihren Strombezug frei mit dem
EDESUR), die amerikanische Firma AES kaufte sich in jeweils günstigsten Anbieter verhandeln. Seit Juni
das östliche Netz (EDEESTE) ein, wobei in beiden Fällen 2000 besteht ein Spotmarkt für Elektrizität, über den
die operative Betriebsführung diesen privaten Mit- kurzfristige Stromverkäufe abgewickelt werden.
eigentümern überlassen wurde. Aufgrund der schlechten
finanziellen und operativen Situation der Vertriebsge-
sellschaften hat der dominikanische Staat mittels Koordinierungsgremium für den Großmarkt
CDEEE die Anteile von Unión Fenosa an Edenorte und Neu geschaffen wurde mit dem “Allgemeinen Strom-
Edesur im September 2003 wieder übernommen. Bis- gesetz” von 2001 auch ein Koordinierungsgremium
herige Bemühungen einer erneuten Privatisierung sind (Organismo Coordinador), das vor allem die Lastver-
bisher nicht zum Tragen gekommen. teilung der verschiedenen Stromerzeuger und Netzbe-
treiber im Großmarkt aufeinander abstimmt und für
eine Bereitstellung der benötigten Kapazitäten im Spot-
Weitere Akteure im Elektrizitätssektor markt sorgt. Diese Einrichtung soll der Selbstregulierung
des Marktes dienen und ist keine staatliche Instanz.
Comisión Nacional de Energía (CNE) Seine höchste Autorität ist ein Koordinationsrat, dem
Aufgaben der 2001 entstandenen Comisión Nacional je ein Vertreter der privaten Versorgungsunternehmen,
de Energía (CNE) sind die Ausarbeitung von Gesetzen der Stromerzeuger mit privater Beteiligung sowie ein
und Verordnungen sowie die Erstellung von Prognosen Vetreter aus dem Bereich Übertragung und Verteilung
zur Bedarfs- und Angebotsentwicklung. Die CNE angehören.
untersteht unter der Führung des Ministeriums für
Industrie und Handel gemeinsam mit dem Finanz-
ministerium, dem technischen Sekretariat des Prä-
sidenten, dem Direktor der Zentralbank, dem Land-
wirtschaftsministerium, dem Umweltministerium und
dem Direktor des Instituts für Telekommunikation.
75
5 Dominikanische Republik
1. Brasilien
• Schaffung einer nationalen Energiekommission 5.4 Förderpolitik für erneuerbare Energien
1.2(Comisión
Marktakteure | 1.3
Nacional Gesetzliche
de Energía – CNE)Rahmenbedingungen
zur Entwicklung energiepolitischer Maßnahmen Zur Förderung der Anwendung erneuerbarer Energien
und langfristigen Planung des Energiesektors; hat die dominikanische Regierung Ende 2000 neben
• Stärkung der Superintendencia de Electricidad zu den bereits im Elektrizitätsgesetz festgelegten Präferenz-
einer unabhängigen, neutralen Regulierungsbehörde regelungen ein Gesetz zur Besteuerung des Verbrauchs
mit weit reichenden Kompetenzen; von fossilen Energieträgern und Erdölderivaten be-
• 10 % der Strafgebühren für Stromdiebstahl sollen in schlossen. Aus dem Steueraufkommen wird seit 2002
einen Anreizfonds zur Entwicklung erneuerbarer ein Sonderfonds zur Förderung von Alternativenergien
Energien fließen.16 und Programmen zur Energieeinsparung gespeist17, in
den 5% dieser Einnahmen fließen. Im Jahr 2006 wurden
ca. 600 Mio. US $ Steuereinnahmen erwartet, sodass
Verordnung zum Allgemeinen Elektrizitätsgesetz rund 30 Mio. USD an den Fonds abgeführt wurden. In
von 2002 den beiden vergangenen Jahren (2004 / 2005) wurden
Eine Verordnung zur Anwendung des Allgemeinen jedoch 55% der Fondsmittel im Haushalt der Regie-
Elektrizitätsgesetzes (Reglamento para la Aplicación de rung wieder den allgemeinen Einnahmen zugewiesen.
la Ley General de Electricidad) wurde mit Verordnung Eine transparente Verwendung der verbleibenden Mittel
555-02 vom 19.7.2002 beschlossen und mit Verordnung konnte bisher nicht erreicht werden, aber bekannt sind
749-02 vom 19.9.2002 modifiziert. Sie legt im Detail Zuschüsse an Forschungseinrichtungen, die Finanzierung
die Rolle der einzelnen Marktakteure und die Funktion von 10.000 dörflichen PV-Systemen sowie die kosten-
des Marktes fest. lose Bereitstellung von 2 Millionen Energiesparlampen
in Armutszonen der Städte. Diese Mittel fließen über
das Industrie- und Handelsministerium ab und zwar
Neues Tarifsystem bevorzugt zu Zeiten von Präsidentschafts- oder Parla-
Mit Resolution 31-2002 der SIE vom 17.9.2002 wurde mentswahlen.
ein neues Tarifsystem für Endverbraucher eingeführt
und die Quersubventionen erheblich verringert. Die
regulierten Tarife bestehen aus einer Komponente, die Gesetz zur Förderung erneuerbarer Energien
Arbeits- und Leistungskosten enthält und regelmäßi- Im Oktober 2001 wurde im Nationalkongress ein
gen Anpassungen an wechselnde Brennstoffkosten, erster Entwurf für ein Anreizgesetz zur Entwicklung
Währungskurse und Inflationsraten unterliegt, sowie von erneuerbaren und “sauberen” Energiequellen zur
einem Kostenbetrag für die Verteilung (Valor Agregado Diskussion eingebracht. Unter anderem mit Unter-
de Distribución), der alle vier Jahre neu bestimmt wird. stützung durch das GTZ-Projekt Proyecto de Fomento
In den letzten Jahren wurde die Unterteilung der Tarif- de Energías Renovables (PROFER) wurde der Entwurf
gruppen wiederholt verändert, um eine möglichst im Laufe der Jahre 2003-2006 modifiziert und unter
effektive Subvention von sozial Bedürftigen zu erreichen. dem geänderten Titel “Proyecto de Ley de Incentivo al
Dafür werden 2006 ca. 160 Mio. US$ pro Jahr aus dem Desarrollo de Fuentes Renovables de Energía” im
Staatshaushalt aufgewendet. Oktober 2005 dem Kongress vorgelegt und vom Senat
in zweiter Lesung im September 2006 verabschiedet.
Im Mai 2007 schließlich wurde dem Gesetz auch vom
dominikanischen Präsidenten Leonel Fernández zuge-
stimmt, womit es nun in Kraft getreten ist.
16 Um den Stromdiebstahl zu reduzieren, hat der Präsident dem Parlament eine Gesetzesvorlage vorgelegt, in dem bis zu 5 Jahren Gefängnis
bei illegalem Strombezug vorgesehen sind.
17 Fondo de Interés Nacional, für den das Industrie- und Handelsministerium verantwortlich ist. 77
5 Dominikanische Republik
Das Gesetz fördert Windparks bis 50 MW, Kleinwasser- GTZ-Projekt seit 2003
kraftanlagen bis 5 MW, PV-Anlagen jeder Größen- Die GTZ unterstützte das SEIC und die CNE bei deren
ordnung und konzentrierende solarthermische Kraft- Vorhaben zur Förderung des Einsatzes erneuerbarer
werke bis 120 MW, Biomasse-Kraftwerke mit einem Energien zwischen März 2003 und Februar 2007.18
Anteil organischer Brennstoffe von mindestens 60 % Dabei standen als Schwerpunkte die Beratung bei der
und einer Leistung von maximal 80 MW sowie Meeres- Gestaltung rechtlich-regulativer Rahmenbedingungen,
kraftwerke (Wellen-, Gezeitenkraftwerke, etc.). beim Management des beschriebenen Fonds für erneuer-
bare Energien, bei der Elektrifizierung ländlicher
Für die Einspeisung in das öffentliche Stromver- Kommunen mit Kleinstwasserkraftwerken sowie der
sorgungsnetz sind Präferenzregelungen nach dem Einbindung der Privatindustrie bei Projekten zur
spanischen Muster von jährlich festzulegenden Prämien Nutzung erneuerbarer Energien im Vordergrund. Der
auf den jeweiligen Marktpreis vorgesehen. Zudem wird Anbau und die energetische Nutzung ölhaltiger Pflanzen
eine Quote für den Anteil von Strom aus erneuerbaren in ariden Zonen wurde ab Mai 2005 in Zusammenarbeit
Energien von 10 % (2015) bzw. 25% (2025) festgelegt. mit einem Regionalvorhaben zur Armutsminderung
im Grenzgebiet zu Haiti untersucht und bewertet.
Beschlossen wurden ferner Zoll- und Steuerbefreiungen
für Importe von Anlagen zur Erzeugung und Nutzung
erneuerbarer Energien, sowie ein fiskalischer Anreiz für Clean Development Mechanism
Eigenerzeuger von bis zu 75% der Investitionskosten. Die Dominikanische Republik hat die Klimarahmen-
konvention im Oktober 1998 ratifiziert und ist dem
Neben der regenerativen Stromerzeugung unterstützt Kyoto-Protokoll im Februar 2002 beigetreten. Ein
das Gesetz auch Anlagen zur Herstellung von Biokraft- erster nationaler Bericht zum Klimaschutz wurde im
stoffen jeder Art und Größe sowie Anpflanzungen und Juni 2003 vorgelegt. Im August 2004 wurde per Präsi-
landwirtschaftliche Infrastruktur zur Herstellung energe- dentialdekret das “Oficina Nacional del Mecanismo de
tisch genutzter nachwachsender Rohstoffe durch weit- Desarrollo Limpio (ONMDL)” gegründet. Es ist die
gehende Steuererleichterungen und -befreiungen über Designierte Nationale Autorität (DNA), die das Kyoto-
10 Jahre. Angeboten werden sollen dabei Beimischungen Protokoll für die Inanspruchnahme der entsprechenden
von E15 und B2. Diese Regelungen zielen in erster Mechanismen vorsieht.19 Projekte im Rahmen des
Linie auf den heimischen Zuckersektor, der sich für die “Clean Development Mechanism” wurden bereits vor-
Produktion von Bioethanol rüstet. Aber auch die Ein- geschlagen, der Windkraftpark “Guanillo” der Firma
führung von Biodiesel auf der Basis einheimischer Parques Eólicos del Caribe (Tochtergesellschaft
Ölpflanzen sowie der Import von Biokraftstoff werden von Gamesa, Spanien) ist mit geplanten 64,4 MW als
nicht ausgeschlossen. erste CDM-Maßnahme erfolgreich registriert (Stand
Dezember 2006).20 Mit der Weltbank, dem Prototype
Schließlich werden auch Technologien zur solarther- Carbon Fund, Kanada und Spanien sind Vereinbarungen
mischen Wärme- und Kälteerzeugung durch das Gesetz zum Ankauf zertifizierter Emissionsverminderungen
gefördert. (CER) getroffen.
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
5.5 Status der erneuerbaren Energieträger Insgesamt befinden sich derzeit nur sechs Kleinwasser-
kraftwerke mit zusammen etwa 1 MW Leistung in
Die Nutzung erneuerbarer Energieträger für die öffent- Betrieb. Darüber hinaus sind etwa 15 Pikowasserkraft-
liche Stromerzeugung beschränkt sich in der Domini- anlagen mit jeweils weniger als 1 kW im Einsatz.
kanischen Republik bislang auf Wasserkraft. Eine
Erschließung vorhandener Potenziale im Bereich Laut eines Präsidialdekrets vom 8.12.2000 (Nr. 1277-0)
Windkraft, Solarenergie und Biomasse steht noch aus ist der Privatsektor autorisiert, mittels Konzessionen
und wird insbesondere nach Umsetzung des geplanten Wasserkraftressourcen von bis zu 1 MW zu nutzen.
Gesetzes für erneuerbare Energien erwartet. Umgekehrt heißt das auch, dass alle größeren Wasser-
kraftanlagen dem nationalen Interesse zugeordnet
werden und nur durch den zuständigen staatlichen Ver-
Wasserkraft sorger (EGEHID) betrieben werden dürfen.
Die Dominikanische Republik verfügt über Wasser-
kraftressourcen, die trotz erheblicher Nutzung noch
weitere Potenziale eröffnen. Dabei steht die Energiege- Windenergie
winnung häufig in engem Zusammenhang mit Speicher- Eine Nutzung der großen Windressourcen findet bislang
becken für Trinkwasser und Bewässerung sowie Be- nicht statt. Das amerikanische National Renewable
wässerungskanälen. Insgesamt befinden sich derzeit rund Energy Laboratory (NREL) hat eine erste Bewertung
20 Wasserkraftanlagen im mittleren Leistungsbereich der Windpotenziale durchgeführt, die als Grundlage
zwischen 3 und 100 MW im Betrieb, mit einer Ge- für größere Windkraftprojekte dienen kann. Wesent-
samtkapazität von 468 MW. Derzeit befinden sich liches Ziel der Untersuchung war die Erfassung der
sieben weitere Anlagen mit einer Leistung von insgesamt Windressourcen in allen Regionen der Dominikanischen
167 MW im Bau, weitere sieben mit einer Leistung Republik und deren Zusammenführung in einem
von 189 MW sind in Planung. Windatlas.23
24 Teillizenzen sehen vor allem die Genehmigung von Windmessungen vor, Volllizenzen den eigentlichen Betrieb.
25 Anteilseigner der privaten CEPM, die überwiegend die touristische Infrastruktur von Punta Cana mit Strom versorgt, ist der größte spanische
Stromversorger und Windparkbetreiber Endesa.
26 Dieser Windpark “Guanillo” hat als erstes Projekt für 64 MW eine CDM-Maßnahme erfolgreich registriert.
80 27 Ethanol Dominicana in Kooperation mit Tall Oil (Schweden), Booker Tate (UK) und Resource Energy Group (USA).
5 Dominikanische Republik
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Biogas könnte auch in der Viehzucht gewonnen werden wurden im Jahr 2000 rund 600 PV-Systeme bei länd-
sowie aus dem Hausmüll der Großstädte, der einen lichen Schulen und Kliniken, im militärischen und
hohen Anteil organischer Bestandteile aufweist. Das polizeilichen Bereich, zur Chlorung von Trinkwasser,
Institut für Innovation in Biologie und Industrie28 für Informatiklabore, Wachhütten in Naturparks sowie
begleitet derzeit mehrere Biogasprojekte in der Land- ländliche Wohnhäuser zum Einsatz gebracht. 2004
und Viehwirtschaft. wurden weitere 1.800 PV-Kleinsysteme in ländlichen
Haushalten mit Finanzierung aus dem Förderfonds für
Ein hohes Potenzial weisen zudem ölhaltige Früchte nationale Interessen installiert. Aus dem gleichen
auf, wie Kokos- und Erdnüsse, deren Anbau und Fonds werden seit November 2005 weitere 10.000 PV-
Nutzung aufgrund preiswerterer Ölimporte in den ver- Anlagen in den sieben Provinzen an der Grenze zu
gangenen 20 Jahren drastisch zurückgegangen ist. Die Haiti installiert.29
steigenden Preise für die Importe der Mineralölprodukte
seit 2005 haben die Diskussion um eine einheimische
Biodieselproduktion wieder aufleben lassen: eine Vielzahl Solarthermie
von Kleinunternehmern betreibt eine Umwandlung von Die klimatischen Bedingungen zur Nutzung solarer
gebrauchten Pflanzenölen – vornehmlich aus der Lebens- Warmwassererzeugung sind hervorragend. Da vor allem
mittelindustrie und dem Hotelgewerbe – in Biodiesel. im häuslichen Bereich Warmwasser überwiegend
Der Anbau großer Rizinusplantagen wird von Brasilien mit sehr teurem Strom erzeugt wird (bei Haushalten
vorangetrieben, der Anbau von Jatropha wird vor allem mit einem Verbrauch von mehr als 700 kWh:
in ländlichen Armutsgebieten untersucht und wird zu 21 US-ct/kWh) sind auch die Amortisationszeiten
Beginn des Jahres 2007 auf mehreren hundert Hektar konventioneller Thermosiphonanlagen mit 2 bis 4 Jahren
im Osten des Landes durch die Europäische Kommission kurz. Dennoch ist die Verbreitung mit schätzungsweise
und Spanien gefördert. 15.000 Systemen gering. Die SEIC hat deshalb im
August 2005 im Rahmen ihres nationalen Programms
zur Energieeffizienz und -einsparung eine Präqualifi-
Solarenergie kation von lokalen Lieferanten von Siphonsystemen
Die Dominikanische Republik weist nach vorliegenden durchgeführt. Mit Unterstützung durch das GTZ-
meteorologischen Daten von 1970 bis 1972 mittlere Projekt PROFER wurde das Marktpotenzial alleine im
tägliche solare Einstrahlungen zwischen 4,9 und häuslichen Bereich auf 80.000 Anlagen geschätzt und
5,9 kWh/m2 auf und bietet damit günstige Bedingungen ein Programm zur massiven Verbreitung konzipiert.
für die Nutzung von Solarenergie. Die staatliche Banco de Reservas soll dazu geeignete
Finanzierungsinstrumente zur Verfügung stellen.
Weitere Kostensenkungen für die Anwender ergeben
Photovoltaik sich aus dem neuen Fördergesetz, das eine Verrechnung
Insgesamt wird der Einsatz von PV-Modulen zur mit der Einkommensteuerschuld bis zu einer Höhe von
Elektrifizierung abgelegener ländlicher Regionen auf 75% der Investitionen vorsieht.30
schätzungsweise mehr als 23.000 Einheiten beziffert.
Diese Anlagen wurden in der Vergangenheit in erster
Linie auf der Basis von Fonds durch Nichtregierungs- Geothermie
organisationen und mit finanzieller Unterstützung von Geothermische Potenziale zur Stromerzeugung sind in
USAID, UNDP und anderen internationalen Gebern der Dominikanischen Republik nicht vorhanden.
aufgebaut. Im Programm für nicht-konventionelle
Energie des Industrie- und Handelsministeriums (SEIC)
Nationaler Elektrifizierungsplan
Seit Mai 2004 wird ein “Nationaler Ländlicher Elektri-
fizierungsplan” (Plan Nacional de Electrificación Rural –
PER) implementiert, der von der Abteilung für ländliche
Elektrifizierung bei CDEEE mit technischer Unterstüt-
zung durch NRECA und finanzieller Unterstützung von
USAID ausgearbeitet wurde. Dabei werden neben der
Erweiterung des bestehenden Netzes auch die Möglich-
keiten der Nutzung erneuerbarer Energieträger für netz-
ferne Regionen und deren Finanzierung betrachtet. Der
Elektrifizierungsplan soll dazu beitragen, bis 2020
95 % der ländlichen Bevölkerung mit netzgebundenem
Strom zu versorgen. Bis Ende 2006 wurden rund
35 Mio. US$ investiert, um gut 88.000 Haushalte an
das Netz anzuschließen. Mit Unterstützung durch
USAID (NRECA) werden weitere 6 Mio. US$ in naher
Zukunft investiert werden, wobei CDEEE 66% davon
übernimmt. Der Einsatz von Kleinstwasserkraftwerken
und Photovoltaik wird dabei in Zukunft stärker in den
Vordergrund rücken als bisher.
31 Solar-Home-Systeme und kleine Windkraftanlagen zur Basiselektrifizierung ländlicher Haushalte und kommunaler Einrichtungen;
82 Kleinstwasserkraftanlagen zur dezentralen Dorfstromversorgung.
5 Dominikanische Republik
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
5.7 Literatur • Modificación al Reglamento para la Aplicación de
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83
5 Dominikanische Republik
84
5 Dominikanische Republik
85
86
6 Kolumbien
6 Kolumbien1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
6.1 Elektrizitätsmarkt Rund 97 % der installierten Leistung wird von der
zentralen Laststeuerung aus geregelt, während vor
Installierte Kapazitäten allem kleine Wasserkraftanlagen4 mit Einspeisung in
Die installierte Erzeugungskapazität1 im Verbundnetz das Verbundnetz (rund 380 MW) sowie der einzige
betrug Ende 2005 rund 13.330 MW. Sie lag damit Windpark keinem Lastmanagement unterworfen sind.
geringfügig niedriger als Ende 2002 (13.468 MW).
67 % der installierten Kapazität basiert auf Wasser-
kraft, der Rest auf thermischer Energie. Stromerzeugung
Nach einer Rezession Ende der 90er Jahre, die sich
auf den Stromsektor mit Verbrauchsrückgängen aus-
wirkten, ist seit Beginn des Jahrzehnts wieder ein deut-
16000
14000 liches Nachfragewachstum zu verzeichnen. In 2005
12000 betrug die Stromerzeugung im Verbundnetz (Sistema
10000
Interconectado Nacional – SIN) 50.415 GWh. Sie lag
MW
8000
6000 damit um 3,7% höher als 2004. Größere Wasserkraft-
4000 werke trugen hierzu mit 72 % (36.377 GWh) bei,
2000
0
Kleinwasserkraftanlagen mit 9%. Gasbetriebene Er-
2001 2002 2003 2004 2005 zeuger hatten einen Anteil von 14% (6.980 GWh),
Kohle von 4% (2.086 GWh). Heizkraftwerke und
Wasserkraftwerke Gaskraftwerke Kohlekraftwerke Andere
Windkraft trugen 0,2% bzw. 0,1% bei. Vor allem auf-
grund guter hydrologischer Bedingungen und wegen
der Stilllegung einzelner thermischer Kraftwerke lag
Abb. 1: Erzeugungskapazitäten im Verbundnetz;
Kolumbien; 2001-2005; MW2 der Anteil von mit Wasserkraft erzeugtem Strom in
2004 und 2005 deutlich höher als in den Vorjahren.
30000
gehoben. Trotz dieses dominierenden Zuwachses von 20000
Gaskraftwerken ist der kolumbianische Kraftwerks- 10000
park weiterhin deutlich von der Wasserkraft geprägt, 0
deren Abhängigkeit von klimatischen Effekten aller- 2001 2002 2003 2004 2005
1 Die kolumbianischen Statistiken sprechen von effektiver Nettokapazität. Die mittlere tägliche Verfügbarkeit aller Verbundkraftwerke liegt
aufgrund von Wartungsarbeiten etwa um 1.700 MW unter diesem Wert.
2 Die Werte für Wasserkraft beinhalten auch kleinere, dezentrale Kraftwerke (2005: 391 MW). Die Rubrik ”Andere“ umfasst
Kraft-Wärme-Kopplung sowie Eigenerzeugung.
3 Die Abhängigkeit von Wasserkraft, die Anfang der 1990er Jahre noch bei rund 78% lag, hat sich allerdings bereits deutlich verringert.
4 Die kolumbianische Statistik ist beim Begriff ”kleine Wasserkraft“ nicht ganz trennscharf. In der Regel fallen darunter alle Anlagen mit
weniger als 20 MW. Allerdings wird in der Auflistung zu Großanlagen auch ein Wasserkraftwerk mit nur 5 MW aufgeführt. 87
6 Kolumbien
39000
38353,5
Stromübertragung 38000
Das überregionale Übertragungssystem (Sistema de 36841,2
37000
Transmisión Nacional – STN) setzt sich aus zwei Netzen
zusammen, eines an der nördlichen Atlantikküste und 36000
34846,2
GWh
5 Nicht an das öffentliche Übertragungsnetz angeschlossen sind die kontinentalen Regionen Amazonas, Antioquia, Arauca, Caquetá, Casanare,
Cauca, Chocó, Guainía, Guaviare, Meta, Nariño, Putumayo, Vaupés, Vichada und die beiden Inseln San Andrés und Providencia.
88 6 Quelle: Comunidad Andina (CAN), 2004.
6 Kolumbien
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Die Spitzenlast ist seit 1999 im Mittel um 2,7% pro 6.2 Marktakteure
Jahr gestiegen. Bei einer verfügbaren Verbundnetz-
kapazität von etwa 11.000 MW Ende 2005 betrug Die Akteursstruktur des kolumbianischen Strommarktes
die Höchstlast im Dezember 2005 nur 8.638 MW stellte sich Ende 2005 folgendermaßen dar: Im Bereich
(plus 3,7 % gegenüber dem Vorjahr). Die bestehende der Stromerzeugung waren 50 Unternehmen aktiv,
Leistungsreserve kann in Zeiten geringer Nieder- 55% aller Erzeugungskapazitäten lagen in privater
schläge jedoch deutlich schrumpfen, sodass bei einer Hand. Im Stromhandel waren 74, im Bereich der Über-
weiteren Belebung der Stromnachfrage selbst Versor- tragung (überregional und regional) waren 11 Unter-
gungsengpässe nicht ausgeschlossen sind. nehmen am Markt. Im Verbundnetz (Sistema Inter-
Bis 2014 wird ein Anstieg der Stromerzeugung auf conectado Nacional – SIN) arbeiteten insgesamt 75 re-
67.365 GWh prognostiziert. Der Spitzenbedarf soll gulierte Unternehmen, davon waren nur drei komplett
dann bei 12.085 MW liegen. vertikal integriert, d.h. auf allen Ebenen (Erzeugung,
Transport, Verteilung, Verkauf) tätig: EEPPM, EPSA
und ESSA.
Strompreise
Die Strompreise variieren erheblich zwischen den ein-
zelnen Versorgungsunternehmen. Sie lagen beispiels- Stromerzeuger
weise für Haushalte in einem Bereich von 3,5-8,3 €-ct Größte Stromerzeuger sind EEPPM mit etwa 2.600 MW
(98 bis 230 Pesos) pro kWh, für Industriebetriebe installierter Kraftwerkskapazität, EMGESA mit rund
zwischen 3,3 und 14,2€-ct (92 und 394 Pesos) und 2.250 MW und ISAGEN mit etwa 2.100 MW.
für das Gewerbe zwischen 2,1 und 15,0 €-ct (58 und
417 Pesos) pro kWh. Die Durchschnittstarife im In-
dustriebereich liegen deutlich über denen fast aller Übertragungs- und Verteilungsnetzbetreiber
anderen lateinamerikanischen Länder. Das überregionale Übertragungssystem (Sistema de
Für Dezember 2003 wurde der Preisanteil, der auf die Transmisión Nacional – STN) ist auf sieben Gesell-
Stromerzeugung entfällt, auf 1,9 €-ct/kWh beziffert. schaften aufgeteilt, die im Laufe des vertikalen Des-
integrationsprozesses teilweise aus den früheren EVU
hervorgegangen sind, darunter das Unternehmen Inter-
Ausbauplanung conexión Eléctrica S.A. (ISA) mit einer Beteiligung von
Nach der letzten vorliegenden Energiestatistik von etwa 70% am Gesamtnetz.7 Vier dieser Gesellschaften
2005 befinden sich etwa 10.500 MW zusätzlicher (ISA, TRANSELECTRA, EEB und DISTASA) sind
Kraftwerkskapazität in Bau oder Planung – darunter ausschließlich in der Stromübertragung tätig. ISA, an
rund 1.230 MW in thermischen Kraftwerken, von denen der der kolumbianische Staat 2005 noch 59 % der
in 2006 bereits 186 MW in Betrieb genommen Anteile hielt, ist als ehemals zentrale Netzgesellschaft
wurden, 8.730 MW in großen Wasserkraftwerken für die Koordinierung, Operation und Verwaltung des
sowie knapp 470 MW in mittleren und kleineren Verbundnetzes zuständig. Einige der Miteigentümer
Wasserkraftanlagen. des STN sind ebenfalls Aktionäre bei ISA (z.B. Empresas
Públicas de Medellín – EEPPM mit 10,6%). Die regio-
nalen und lokalen Netze sind den Verteilungsunter-
nehmen zugeordnet, an denen Stromerzeuger mit bis
zu 20% beteiligt sein können.
7 Die weiteren Eigentümer sind: Empresa de Energía de Bogotá – EEB, Corporación Eléctrica de la Costa Atlántica – CORELCA,
Empresas Públicas de Medellín – EEPPM, Empresa de Energía del Pacífico – EPSA, Electrificadora de Santander – ESSA, Distasa S.A.,
Central Hidroeléctrica de Caldas – CHEC, Centrales, Eléctricas de Norte de Santander – CENS, Central Hidroeléctrica de Betania – CHB und
Electrificadora de Boyacá – EBSA. 89
6 Kolumbien
Seit mehreren Jahren ist die kolumbianische Strom- 6.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
wirtschaft mit Angriffen der Guerilla auf das Verbund-
netz konfrontiert, was zum Teil erhebliche Versor- Restrukturierung
gungsprobleme aufwirft. In 2005 wurden 227 Attacken Mit der Verabschiedung des Gesetzes zur Organisation
auf Hochspannungsmasten gemeldet. Mehrere Strom der öffentlichen Dienstleistungen (Gesetz 142 vom
exportierende Regionen wurden von den Verbraucher- 11.7.1994, Régimen de Servicios Públicos Domiciliarios)
märkten abgeschnitten. Die anhaltenden Probleme in und des Elektrizitätsgesetzes 143 vom 11.7.1994
der Stromversorgung haben dazu beigetragen, dass (Ley Eléctrica) wurde eine Reform des Sektors eingeleitet.
einige geplante Privatisierungen vorläufig unterbro- Erzeugung, Übertragung, Verteilung und Vertrieb von
chen wurden. Strom wurden getrennt, das frühere regionale Monopol
der Versorgungsunternehmen aufgelöst. In Bereichen,
in denen kein natürliches Monopol vorliegt, also Er-
Weitere Akteure zeugung und Vertrieb, wurde freier Wettbewerb einge-
führt, die anderen Bereiche werden staatlich geregelt
Regulierungskommission und überwacht.
Mit der Regulierung des Elektrizitätsmarktes ist ein
nationaler Ausschuss (Comisión de Regulación de Die Betreiber des Verbundnetzes, die regionalen
Energía y Gas – CREG) beauftragt. Dieser regelt die Übertragungsunternehmen (Sistema de Transmisión
Rahmenbedingungen für ein effizientes Elektrizitätsan- Regional – STR) und lokale Stromverteiler (Sistema de
gebot, die schrittweise Liberalisierung des Strommarktes, Distribución Local – SDL) müssen ihre Netze jedem
die Normenbestimmungen für den Großhandelsmarkt, Nutzer und Erzeuger gegenüber öffnen (diskriminie-
den freien Netzzugang, die Übertragungs- und Ver- rungsfreier Zugang).8 Zudem wurde eine umfassende
teilungsentgelte, die Tarife für regulierte Endverbraucher, Privatisierung eingeleitet, die alle Bereiche der Strom-
die Wahrung der Verbraucherinteressen sowie Fragen wirtschaft tangiert und noch nicht abgeschlossen ist.
der vertikalen Desintegration der Elektrizitätswirtschaft. Der Zubau von Kraftwerkskapazitäten steht im Rahmen
sonstiger gesetzlicher Regelungen jedem wirtschaftlichen
Akteur offen.
Planungseinheit im Energieministerium
Die staatlichen Aufgaben wurden mit der Reform des
Stromsektors im Wesentlichen auf planende Funktionen Großhandelsmarkt
eingeschränkt. Für die Analyse des zukünftigen Ener- Erzeuger, deren Anlagen in das nationale Verbundsystem
giebedarfs und entsprechender Angebotssituationen liefern und über mindestens 20 MW verfügen, sind
sowie zur Aufstellung des Nationalen Energieplans verpflichtet, sich an dem seit 1995 bestehenden Groß-
(“Plan Energético Nacional”) und des Planes zur Er- handelsmarkt (Mercado de Energía Mayorista – MEM)
weiterung des Stromsektors (“Plan de Expansión del zu beteiligen (Resolution CREG-054 von 1994).9 Die
Sector Eléctrico”) ist die Unidad de Planeación Minero- Erzeuger müssen stündliche Gebote für den nächsten
Energética (UPME) im Ministerium für Bergbau und Tag an das nationale Dispatchzentrum in Medellín
Industrie zuständig. Diese Planung hat jedoch nur noch melden und werden entsprechend ihrem Preisangebot
analytischen Charakter und ist nicht mehr bindende in die Lastverteilung aufgenommen. Hierbei gibt es keine
Vorgabe für die Ausbauvorhaben. Vorzugsbehandlung für bestimmte Kraftwerkstypen.
8 Die Zugangsbedingungen für Stromerzeuger sind in der Resolution CREG-030 von 1996 enthalten. Generelle Aussagen zu den gesetzlichen
Anforderungen für regionale Stromüberträger und lokale Verteiler enthalten die Resolutionen CREG-003 von 1994 und CREG-099 von 1997.
9 Alle Stromhändler, die direkt Endverbraucher mit Strom aus dem Verbundnetz beliefern, sind zu einem Ankauf des Stroms über den MEM
verpflichtet. Anlagenbetreiber mit 10 bis 20 MW können sich freiwillig am MEM beteiligen, solche mit weniger als 10 MW sind grundsätzlich
vom MEM ausgeschlossen. Selbstversorger können das Verbundnetz nutzen, um Ersatz- oder Zusatzstrom zu erhalten. Betreiber von
90 Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen können sich selbst oder andere mit Strom und Wärme für industrielle oder gewerbliche Zwecke beliefern.
6 Kolumbien
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Zur Vermeidung einer dominanten Stellung am Markt 6.4 Förderpolitik für erneuerbare Energien
darf kein Stromlieferant mehr als 20% der Gesamter-
zeugung bereitstellen, unter Einbeziehung der Kapital- In einem Entwicklungsplan für alternative Energien
beteiligung an anderen Erzeugungsunternehmen. (“Plan de Desarrollo Nacional de las Energías
Nachfrager können keine direkten Gebote an den Pool Alternativas”) wurden bereits im Jahr 1995 Maßnahmen
abgeben. Der Poolbetreiber stellt die Angebote der vorgeschlagen, die zu einer Stärkung der Nutzung
geschätzten Nachfrage gegenüber und bestimmt die erneuerbarer Energiequellen beitragen sollten. In der
stündlichen Poolpreise. Weiterverteiler und zugelassene Praxis blieben diese Ankündigungen jedoch Lippenbe-
Großverbraucher können mit den Erzeugern bilaterale kenntnisse ohne erkennbare Wirkung.
Verträge abschließen, die zur Abrechnung beim Pool-
betreiber registriert werden müssen.
Nationale Energiepläne
Der Stromhandel basiert im Wesentlichen auf lang- Auch der Nationale Energieplan von 1997 (“Plan
fristigen Verträgen. Die kolumbianische Strombörse ist Energético Nacional”) unterstrich die Bedeutung der
durch eine unsichere und stark schwankende Preis- regenerativen Energien und hob hervor, dass diese
situation gekennzeichnet, die durch die starke Abhängig- zumindest im Bereich der Stromerzeugung bis dato nur
keit der Wasserkraft von günstigen Niederschlagsbe- sehr unzureichend genutzt wurden. Allerdings wies der
dingungen bestimmt wird. So liegt der durchschnittliche Nationale Energieplan von 1997 den erneuerbaren
Preis langfristiger Verträge in trockenen Zeiten regel- Energiequellen – mit Ausnahme der Großwasserkraft –
mäßig unter den Börsen-(Pool-)Preisen, in regenreichen eher ein Nischendasein im Bereich städtischer oder
Jahren bzw. Monaten darüber. So lag der mittlere nicht elektrifizierter Randgebiete oder im Umfeld
Preis bilateraler Verträge in 2005 bei 2,6 €-ct/kWh ländlicher und isolierter Ansiedlungen zu. Dies hat
(71 Pesos/kWh) und damit niedriger als der Poolpreis, sich auch im Nationalen Energieplan von 2003 nicht
der durchschnittlich 2,8 €-ct/kWh (76,5 Pesos/kWh) geändert, der noch stärker als zuvor eine forcierte
betrug. Im feuchten Monat Juni allerdings lag der Nutzung von Erdgas und Kohle empfiehlt und in
Poolpreis bei nur 2,1 €-ct/kWh (59,5 Pesos/kWh), Bezug auf erneuerbare Energien lediglich den Ausbau
während für langfristige Verträge 2,5 €-ct/kWh der kleinen Wasserkraft sowie Pilotprojekte im Bereich
(68,7 Pesos/kWh) verlangt wurden. anderer erneuerbarer Energien nahelegt.
Nicht regulierte Verbraucher Gesetz zur Förderung erneuerbarer Energien von 2001
Seit dem 1.1.2000 besteht für alle Endverbraucher mit Mit dem Gesetz 697 vom 3.10.2001 hat die kolumbia-
einem Leistungsbedarf von mindestens 100 kW oder nische Regierung einen Rahmen zur Förderung der
einer Stromabnahme von mindestens 55 MWh/Monat Nutzung erneuerbarer Energiequellen geschaffen,
keine Regulierungsbindung mehr, d.h. diese können indem die Einrichtung eines Programms zur rationel-
unmittelbar mit den Erzeugern Strombezugsverträge len Energieverwendung und zum Einsatz regenerativer
abschließen. Energien (Programa de Uso Racional y Eficiente de la
Energía y demás formas de Energía No Convencionales
– PROURE) unter Federführung des Ministeriums für
Bergbau und Energie vorgesehen wurde.
91
6 Kolumbien
Im Rahmen dieses Programms sollen auch politische Fonds zur Elektrifizierung netzferner Regionen
Richtlinien und Strategien sowie Instrumente zur Bereits mit dem Gesetz 633 (2000) und dem Dekret
Förderung nicht-konventioneller Energieträger ent- 2884 (2001) wurde ein Fonds für die finanzielle Hilfe
wickelt werden, wobei der Schwerpunkt auf Regionen bei der Elektrifizierung in Zonen außerhalb der Reich-
liegt, die über keine Stromversorgung verfügen. Unter- weite des Verbundnetzes eingerichtet (FAZNI). Dieser
nehmen, die Komponenten zur Nutzung erneuerbarer Fonds wird seit Juli 2003 aus der Abgabe von einem
Energien fertigen oder importieren, sollten besondere Peso auf jede Kilowattstunde, die im Verbundnetz ver-
Unterstützungen erhalten. kauft wird, gespeist und dient auch Projekten, die eine
solche Elektrifizierung auf der Basis von erneuerbaren
Mit dem Dekret 3683 vom 19.12.2003 wurde das Energien, z.B. durch Installation einer Wasserkraft-
Gesetz zur Umsetzung gebracht. Eingerichtet wurde anlage, realisieren.
eine überinstitutionelle Kommission (CIURE), die
vom MME geleitet wird und der die Ministerien für Andere Anreizsysteme mit spezifischer Fokussierung
Umwelt und Außenhandel, die Regulierungsbehörde auf die Nutzung erneuerbarer Energien, insbesondere
CREG, das kolumbianische Institut für Wissenschaft für solche Anlagen, die in das Verbundnetz einspeisen,
und Technologieentwicklung (Colciencias), die Energie- sind bisher nicht in Kraft, da die Regierung vornehm-
planungseinheit (UPME) sowie andere eingeladene lich auf eine wettbewerbsorientierte Politik in der Ent-
Institutionen angehören. wicklung der Elektrizitätswirtschaft setzt.
92
6 Kolumbien
1. Brasilien
Beim CDM-Exekutivboard wurden bislang außer dem Wasserkraft
1.2 Marktakteure
Windpark Jepirachi10| 1.3
drei Gesetzliche Rahmenbedingungen
Wasserkraftprojekte regi- Aufgrund der geografischen Gegebenheiten und hoher
striert, und zwar das Projekt Agua Fresca im Departa- jährlicher Niederschläge in weiten Teilen des Landes
mento Antioquia mit einer Leistung von 7,5 MW und bietet Kolumbien sehr gute Bedingungen für die
einer jährlichen Erzeugung von 63,3 GWh, das Projekt Nutzung von Wasserkraft. Anfang 2007 erarbeiten
Santa Ana, das in die Trinkwasserversorgung von UPME und das nationale meteorologische Institut
Bogotá integriert werden und 13,4 MW leisten soll, IDEAM11 einen ersten hydroenergetischen Atlas.
sowie zwei Anlagen am Fluss La Herradura ebenfalls im
Departamento Antioquia mit einer Leistung von 19,8 Im Jahre 2005 war Wasserkraft im Bereich der Strom-
bzw. 11,7 MW. erzeugung sowohl in Bezug auf die installierte Kapa-
zität (67%) als auch hinsichtlich der Stromproduktion
(rund 82%) der mit Abstand wichtigste Energieträger.
6.5 Status der erneuerbaren Energieträger Die Nutzung von Wasserkraft zur Stromerzeugung
findet in Kolumbien etwa seit 1920 statt; man ver-
Abgesehen von der Nutzung der Wasserkraft auch im sorgte auf diesem Weg zunächst Siedlungen an der
kleineren Maßstab ist die Verbreitung entsprechender Atlantikküste mit Strom. In den 1960er Jahren deckte
Technologien auf Basis erneuerbarer Energien selbst bei die Mehrheit der größeren Gemeinden im Landesinneren
der Elektrifizierung ländlicher Regionen in Kolumbien ihren Strombedarf mittels Eigenerzeugung in Form
deutlich geringer als in anderen Ländern Lateinamerikas. von Kleinwasserkraftwerken.
Dazu haben unter anderem der geringe finanzielle
Spielraum des Staates und die teilweise fehlende Kon- Das älteste im Verbundnetz betriebene Wasserkraftwerk
trolle der Zentralgewalt über weite ländliche Regionen stammt von 1957. Ab den 1960er Jahren entstanden
mit beigetragen. dann zahlreiche Großprojekte mit oftmals weit
reichenden sozialen und ökologischen Auswirkungen
Eine statistische Erfassung der Nutzung erneuerbarer sowie der Notwendigkeit, ausländisches Kapital einzu-
Energien in isolierten Netzen oder zur Selbstversor- binden. Dies und der fortschreitende Anschluss der
gung fehlt weitgehend, sodass an dieser Stelle keine Städte und Gemeinden an das Verbundnetz hatte die
genauen Angaben zum Umfang des Einsatzes entspre- Stilllegung der Mehrzahl kleiner Wasserkraftanlagen
chender Technologien gemacht werden können. Aller- zur Folge, die sich nicht mehr rentabel betreiben
dings enthält der nationale Energieplan von 2003 ließen. Als größte Anlage wurde 1988 das Wasser-
zumindest eine knappe Einschätzung zur Nutzung kraftwerk San Carlos in der Provinz Antioquia mit
erneuerbarer Energien in Kolumbien, worauf die 1.240 MW in Betrieb genommen. Seit Anfang dieses
folgenden Angaben teilweise beruhen. Jahrzehnts sind drei weitere Großanlagen mit Leistungen
zwischen 344 und 411 MW hinzugekommen.
13 Dazu hatte UPME gemeinsam mit dem kolumbianischen Umweltministerium die notwendigen Berechnungen zum Verkauf von
Emissionszertifikaten durchgeführt und dem PCF vorgelegt. Der PCF billigte anschließend sowohl die zugrunde gelegte Berechnungsmethode
94 als auch das daraus resultierende Reduktionsvolumen.
6 Kolumbien
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Biomasse Laut Nationalem Energieplan von 2003 sind bisher nur
Kolumbien verfügt über reiche Ressourcen an Bio- rund 2 MW an Photovoltaikleistung in Kolumbien in
masse, die energetisch genutzt werden könnten. Aller- Betrieb. Eine größere Photovoltaikanlage wurde 1995
dings gibt es bislang keine systematische Erfassung im Bezirk Vichada zur Versorgung einer kleinen An-
dieser möglichen Energieträger. Für 2007/08 sehen siedlung mit Schule und Gesundheitsposten installiert.
UPME, IDEAM und COLCIENCIAS die Erarbeitung Im Oktober 2003 veranlasste der Energieversorger
eines ersten Atlas zur Erfassung der Energiepotenziale Empresa Antioqueña de Energía S.A. (EADE), ein
aus Biomasse vor. Tochterunternehmen der Empresas Públicas de
Medellín (EEPPM), eine Ausschreibung von 60 kleinen
Der (dokumentierte) Beitrag der Biomasse zur Strom- PV-Systemen für Dorfschulen in seinem Versorgungs-
produktion in Kolumbien ist bisher sehr gering. Als gebiet. Jede Anlage konnte zu einem Preis von
Rohstoff dient hierzu meist Bagasse aus Zuckerrohr, 500.000 Pesos (etwa 156 € ) erworben werden. Mit
die in der Regel in Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen dieser Maßnahme wollte EADE vor allem das Interesse
zum Einsatz kommt. Die kumulierte Leistung dieser an SHS wecken.
Anlagen liegt bei etwa 25 MW. Zählt man auch zuge-
feuerte Biomasse zur Stromerzeugung hinzu (etwa
Bagasse in Kohlekraftwerken), erhöht sich die Kapazität Geothermie
um ca. 100 MW. Darüber hinaus werden verschiedene Trotz mehrerer Vorstudien zur Nutzung der Geothermie
agroindustrielle Reststoffe wie Trester, Schalen von innerhalb der letzten 35 Jahre und ersten Probe-
Reis oder anderem Getreide zur Wärmegewinnung bohrungen des Unternehmens Geoenergía Andina S.A.
eingesetzt. (GESA) im Jahre 1997 wurde das Erdwärmepotenzial
Kolumbiens bisher kaum genutzt. Der Grund hierfür
liegt vor allem in der Verfügbarkeit anderer heimischer
Solarenergie Energieressourcen, insbesondere der Kohle. Gegenwärtig
In 2005 wurde von UPME und dem meteorologischen besteht die einzige Form der Nutzung geothermischer
Institut die Neufassung eines Solaratlas vorgelegt, der Vorkommen in Kolumbien in der Verwendung heißen
erstmals 1993 publiziert wurde. Kolumbien verfügt Quellwassers für den Betrieb von Heilbädern.
demnach über hervorragende solare Einstrahlungsbe-
dingungen mit Werten zwischen 4,0 und 4,25 kWh/m2
pro Tag in den südwestlichen Landesteilen sowie an der
Pazifikküste und zwischen 5,5 und 5,75 kWh/m2 pro
Tag in der Region Guajira. Dies entspricht 58-84% der
Werte von Saudi-Arabien, dem Land mit der höchsten
Sonneneinstrahlung weltweit. Trotzdem kommt dem
Einsatz der Solarenergie zur Stromgewinnung durch
Solar-Home-Systeme (SHS) selbst in entlegenen Gebieten
Kolumbiens oder zur Warmwasserbereitung durch
Solarkollektoren bisher nur marginale Bedeutung zu.
95
6 Kolumbien
In den vom Verbundnetz erreichten Zonen (zonas inter- • Energy Information Administration
conectadas) liegt die Anzahl der angeschlossenen (US Department of Energy):
Stromkunden bei 90% und soll bis 2019 auf annähernd Country Analysis Briefs Colombia, June 2006
100 % erhöht werden. In den verbundnetz-fernen
Regionen (zonas no interconectadas – ZNI) liegt der • Interconexi_n El_ctrica S.A. (ISA):
Elektrifizierungsgrad derzeit bei 75,5%. Informe anual 2005
1999 hat das Ministerium für Bergbau und Energie • Korneffel, Peter: Gro_er Bruder Wind, in:
mittels des Instituts für Planung und Förderung von Neue Energie, 2003 (8), S. 80-84
Energielösungen für netzferne Regionen (Instituto de
Planificación y Promoción de Soluciones Energéticas • Larsen, Erik; Dyner, Isaac; Bedoya, Leonardo;
para las Zonas No Interconectadas – IPSE)14 die Durch- Franco, Carlos Jaime:
führung von 93 Projekten zur ländlichen Elektrifi- Lessons from deregulation in Colombia: successes,
zierung eingeleitet. Diese Projekte konzentrieren sich failures and the way ahead, in: Energy Policy 2003,
auf die Erweiterung bestehender Netze und den Aufbau article in press
von Insellösungen, vornehmlich durch Installation von
Dieselgeneratoren. • MME:
Atlas de Radiación Solar de Colombia, Bogotá 2005
Inzwischen wird in Zusammenhang mit dem Pro-
gramm PROURE von einem verstärkten Einsatz • MME/UPME:
erneuerbarer Energien auch zur ländlichen Elektrifi- Boletín Estadístio de Minas y Energía 1999-2005
zierung gesprochen, allerdings kommt die Umsetzung
nur schleppend voran. • Rodriguez M., Humberto
(Universidad Nacional de Colombia):
Generación de Energía Eléctrica en la Costa Atlántica
Währungskurs (Februar 2007): con Aerogeneradores, Bogotá, o.D.
100 Kolumbianische Pesos (COP) =
0.03605 Euro (EUR) • UPME:
1 EUR = 2.774 COP Informe de Gestión 2005
• UPME:
Manual de Aplicación de la Energía Eólica,
Bogotá 2006
• UPME:
Plan Energético Nacional 2003-2020
• UPME:
Plan de Expansión de Referencia – Generación,
Transmission, 2006-2020
96 14 Siehe www.ipse.gov.co.
6 Kolumbien
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
6.8 Kontakte Botschaft der Republik Kolumbien
Kurfürstenstraße 84
Unidad de Planeación Minero-Energética (UPME) 10787 Berlin
Carrera 50 No. 26-00 Tel. +49 (30) 26 39 61-0
Bogotá Fax +49 (30) 26 39 61-25
Tel. +57 (1) 222 06 01 E-Mail: info@embajada-colombia.de
Fax +57 (1) 221 95 37 www.embajada-colombia.de
E-Mail: info@correo.upme.gov.co
www.upme.gov.co Botschaft der Bundesrepublik Deutschland
Carrera 69 No. 25B-44
Comisión de Regulación de Energía y Gas (CREG) Edificio “World Business Port”, Piso 7
Carrera 7 No. 71-52 Bogotá
Bogotá Tel. +57 (1) 423 26 00
Tel. +57 (1) 312 20 20 Fax: +57 (1) 429 31 45
Fax +57 (1) 312 19 00 www.bogota.diplo.de
E-Mail: creg@creg.gov.co
www.creg.gov.co
Deutsch-Kolumbianische Industrie-
und Handelskammer
Cámara de Industria y Comercio Colombo-Alemana
Post: Apartados Aéreos 91 527, 91 528
Büro: Carrera 13 No. 93-40, piso 4
Bogotá
Tel. +57 (1) 623 33 30
Fax +57 (1) 623 33 08
E-Mail: gerencia@ahk-colombia.com
www.ahk-colombia.com
97
98
7 Mexiko
7 Mexiko 1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
7.1 Elektrizitätsmarkt 2001 2002 2003 2004 2005
Dampfkraftwerke 14.283 14.283 14.283 13.983 12.935
Installierte Kapazitäten GuD-Kraftwerke 5.188 7.343 10.604 12.401 13.256
Die Gesamtkapazität aller Stromerzeuger in Mexiko
Gasturbinen 2.381 2.890 2.890 2.818 2.599
(inkl. Export) lag Ende 2005 bei 53.858 MW (+0,6%
gegenüber dem Vorjahr). Daran hatten die staatlichen Dieselgeneratoren 143 144 143 153 182
Versorger Comisión Federal de Electricidad (CFE) und Kombikraftwerke 2.100 2.100 2.100 2.100 2.100
Luz y Fuerza del Centro (LFC) einen Anteil von etwa Wasserkraft 9.619 9.608 9.608 10.530 10.536
70% bzw. 1,6% (zusammen 38.247 MW), unabhängige
Geothermie 838 843 960 960 960
Stromversorger von rund 15%, Eigenerzeuger und
Windkraft 2 2 2 2 2
Heizkraftwerke1 von 11% (zusammen 7.236 MW) sowie
Export von 2,5%. Kernkraft 1.365 1.365 1.365 1.365 1.365
Kohle 2.600 2.600 2.600 2.600 2.600
Gesamt 38.519 41.178 44.554 46.552 46.534
Öffentliche Versorgung
Die Erzeugungsleistung für die öffentliche Versorgung Tab 1: Erzeugungskapazität – öffentliche Stromversorgung
(ohne Selbstversorgung und KWK aber inkl. der von den Mexiko (CFE, LFC und unabhängige Strom-
staatlichen Versorgern unter Vertrag genommenen lieferanten); 2001–2005; MW3
unabhängigen Stromproduzenten) lag Ende 2005 bei
46.534 MW, verteilt auf 192 Kraftwerksstandorte.
Hierzu trugen unabhängige Stromproduzenten mit Der Leistungszuwachs in den letzten Jahren ist vor
Lieferverträgen knapp 18 % bei (8.287 MW, aus- allem auf den Markteintritt unabhängiger Erzeugungs-
schließlich aus GuD-Kraftwerken). Der Erzeugungs- unternehmen zurückzuführen, die sich fast ausschließlich
park setzte sich zu 23 % aus Wasserkraftwerken, zu in ausländischem Besitz befinden.
28 % aus gasbefeuerten GuD-Kraftwerken, zu 47% aus
anderen thermischen Kraftwerken und zu 2% aus Geo-
thermie und Windkraft zusammen. Die Gesamtleistung Stromerzeugung
verringerte sich in 2005 leicht gegenüber dem Vorjahr. Die Gesamtstromerzeugung betrug 248,0 TWh in 2005.
Die Spitzenlast im nationalen Verbundnetz der öffent- Dazu trugen die Versorger CFE und LFC 69,2 % bei,
lichen Versorgung (SIN2) lag in 2005 bei 31.268 MW. die unabhängigen Stromproduzenten 19,1%, Selbst-
versorger 5,8 %, industrielle Heizkraftwerke 2,9 %,
Export 2,5% und Eigenerzeuger mit Altverträgen (usos
propios continuos) 0,6%.
1 Heizkraftwerke dienen in der Regel ebenfalls der Eigenversorgung bzw. der direkten Strom- und Wärmelieferung industrieller Abnehmer
insbesondere in der Erdölindustrie, werden jedoch statistisch getrennt erfasst.
2 SIN = Sistema Interconectado Nacional, Verbundsystem ohne die unabhängigen Netze von Baja California (Lastspitze 1.909 MW in 2005),
Baja California Sur (264 MW) und Inselnetze (24 MW).
3 Quelle: SENER, Balance nacional de energía 2005, México D.F. 2006. 99
7 Mexiko
100
7 Mexiko
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Export und Import von Strom Kunden Stromverkauf Mittlerer Mittlere
Verbrauch Preise
Ein Stromaustausch besteht über mehrere Verbindungen
Anzahl TWh % kWh/Kunde €-ct/kWh
mit den US-amerikanischen Bundesstaaten Kalifornien, in Tausend
Texas und Arizona im Norden sowie über eine Ver-
Haushalte ca. 25.500 42,5 25,0 1.670 6,4
bindung mit Belize im Süden. Eine weitere geplante
Trasse nach Guatemala ist bislang nicht fertig gestellt. Handel 3.056 13,0 7,7 4.250 10,2
Der Stromhandel erreichte in 2005 bei Exporten von Dienstleistungen 158 6,4 3,8 40.500 14,6
knapp 1.300 GWh und nur geringfügigen Importen Landwirtschaft 107 8,1 4,8 75.700 3,1
(93 GWh) einen deutlichen Bilanzüberschuss. Seit Mittlere Industrie 61,9 36,5 7,5
2000 ist der Stromimport signifikant zurückgegangen, 181 551.000
Großindustrie 37,8 22,3 5,4
während andererseits der Export im selben Maße wuchs.
Gesamt ca. 29.000 169,8 100,0 5.855 7,0
4 Dazu addiert sich der wachsende Anteil von Selbstversorgung in diesem Bereich.
5 Datenquelle: CFE, SENER. 101
7 Mexiko
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Weitere Akteure 7.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Staatliche Institutionen Mit der Novellierung des Gesetzes für die öffentliche
Die Leitlinien der Energiepolitik sowie Zukunftsstra- Stromversorgung von 1992 und der zugehörigen Ver-
tegien und Projektionen für den Elektrizitätsbereich ordnung wurde die öffentliche Stromversorgung als ex-
werden vom Energieministerium (Secretaría de Energía klusives Recht staatlicher Unternehmen bestätigt.12 Das
– SENER) ausgearbeitet, das auch die Tarifpolitik Recht zur Übertragung und Verteilung von Elektrizität
beaufsichtigt. Konkrete Ausbauplanungen für den und zum Verkauf an Endverbraucher ist ausschließlich
Strombereich auf der Umsetzungsebene werden von den beiden staatlichen Versorgern vorbehalten.
der CFE entwickelt, die dem Ministerium untersteht.
11 Die Aufgaben sind im Ley de la Comisión Reguladora de Energía vom 31.10.1995 definiert (letzte novellierte Fassung vom 23.1.1998).
12 Ley del Servicio Público de Energía Eléctrica, Diario Oficial de la Federación de 23 de Diciembre de 1992; Reglamento de la Ley del
Servicio Público de Energía Eléctrica, Diario Oficial de la Federación de 31 de Mayo de 1993.
13 Kraft-Wärme-Kopplung wird in Mexiko vorwiegend im Bereich der Erdölindustrie eingesetzt.
14 Als unabhängige Stromerzeuger gelten nur Anlagen mit mehr als 30 MW, die ausschließlich zum Verkauf an CFE oder für den Export
produzieren. 103
7 Mexiko
15 Siehe Diario Oficial de la Federación vom 24.5.2001 und Pressemitteilung des Energieministeriums vom 17.6.2001.
16 Kleinproduzenten wurden gesondert aufgenommen, um insbesondere den Einsatz von erneuerbaren Energien zu stimulieren. Aufgrund der
ansonsten ungünstigen Rahmenbedingungen erwies sich diese Erwartung jedoch als falsch.
104 17 Bereits das Engagement ausländischer unabhängiger Stromerzeuger trifft teilweise auf heftigen politischen Widerstand.
7 Mexiko
18 Diario Oficial de la Federación, 1° de diciembre 2004: Modificación al Artículo 40, Fracción XII de la Ley de Impuesto sobre la Renta.
19 Ley para el Aprovechamiento de las Fuentes Renovables de Energía (LAFRE).
20 Ley para el desarrollo y promoción de los bioenergéticos.
21 Gaceta Parlamentaria, Cámara de Diputados, número 2241-II, jueves 26 de abril de 2007. 105
7 Mexiko
Regelungen für intermittierenden Strom aus erneuer- Bis zum Jahr 2006 sollte der Einsatz erneuerbarer
baren Energien Energien im Stromsektor gegenüber 2000 verdoppelt
Im September 2001 veröffentlichte die Regulierungs- werden. Nicht-konventionelle erneuerbare Energien
behörde CRE besondere Regelungen zur Festlegung sollten zum Ausbauplan von CFE mit einer Gesamt-
der Transportentgelte und zu anderen spezifischen leistung von 1.000 MW beitragen, zusätzlich zu den
Fragen bei der Einspeisung und Übertragung von 1.776 MW, die in Form zumeist großer Wasserkraft-
intermittierendem Strom aus erneuerbaren Energien anlagen bereits als Stromerzeugungskapazitäten auf der
(Wasserkraft, Solar- und Windenergie).22 Demnach Basis erneuerbarer Energien vorgesehen waren. Im vor-
muss CFE gegebenen Zeitraum konnten diese Ziele allerdings
nicht erreicht werden. Gegenüber 2002 dürften sich
• den produzierten Strom mit Vorrang in sein Netz die Beiträge erneuerbarer Energien (bei vergleichbaren
aufnehmen, hydrologischen Bedingungen) auch im Jahr 2006 kaum
• Rabatte für den Stromtransport und Netzanschluss verändert haben.
von zwischen 50 und 70% für Betreiber von
Anlagen mit mehr als 500 kW einräumen,
• Selbstversorgern Strom in gleicher Menge zu International geförderte Projekte
anderem Zeitpunkt liefern, sofern der ins Netz
eingespeiste Strom nicht unmittelbar benötigt wird. GEF-Vorhaben zur Förderung der Windenergie
Ein GEF-Vorhaben zur Unterstützung der Zielsetzungen
Auf der Basis dieser Regelungen wurden Modellver- im Windbereich unter dem Titel “Action Plan for
träge für Vereinbarungen zwischen Einspeisern und Removing Barriers to the Full-Scale Implementation of
CFE zur Netzkopplung entwickelt. Anfang 2006 hat Wind Power in Mexico, Phase I” befindet sich seit
die Regulierungsbehörde neue Vertragsentwürfe vorge- Anfang 2004 in der Umsetzung. Das Projekt beinhaltet
legt, nach denen nun auch bei intermittierender Ein- eine Revision des regulativen Rahmens, die Schulung
speisung nicht nur Energie, sondern auch Leistung ver- von Entscheidungsträgern und technischem Personal
gütet wird, und zwar auf der Basis des monatlichen durch Einrichtung eines regionalen Windtechnik-
Durchschnitts der zur Spitzenlastzeit gelieferten Energie. zentrums in Oaxaca (inklusive eines Testfeldes), die
weitere Erfassung von Windressourcen sowie die Aus-
arbeitung von Machbarkeitsstudien zur Vorbereitung
Aktuelle und mittelfristige Entwicklung erneuerbarer von drei kommerziellen 15- bis 20-MW-Windparks.
Energien Die GEF-Förderung beläuft sich auf 4,7 Mio. US$.
Anfang 2002 veröffentlichte die Regierung im Rahmen Erhebliche Verzögerungen beim Grunderwerb für das
ihrer nationalen Entwicklungsstrategie ein Sektorpapier Testfeld sind verantwortlich dafür, dass das Wind-
zur Entwicklung des mexikanischen Energiemarktes zentrum voraussichtlich erst im Herbst 2007 seinen
bis 2006.23 Dieses Papier hält die Schaffung eines jähr- Betrieb aufnehmen wird.
lichen Programms zur Förderung erneuerbarer Energien,
die Änderung gesetzlicher Rahmenbedingungen und Anfang 2007 begann die Umsetzungsphase eines
die Einrichtung eines nationalen Förderfonds für erfor- großen GEF-unterstützten Vorhabens unter dem Titel
derlich, um die angestrebten Ziele erreichen zu können. “Large-Scale Renewable Energy Development Project”.
Der Sektorplan für die aktuelle Legislaturperiode wird Das Projekt sieht die Entwicklung von Ausschrei-
Ende 2007 auf den Internetseiten von SENER verfüg- bungsmodellen für Großprojekte zur Stromerzeugung
bar sein. aus erneuerbaren Energien vor, die von unabhängigen
Produzenten betrieben werden, sowie die Einrichtung
eines Fonds zur Subventionierung des erzeugten Stroms
über einen Anfangszeitraum von fünf Jahren.
22 Resolution RES/140/2001.
106 23 Programa Sectorial de Energía 2001-2006.
7 Mexiko
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
In der ersten Phase soll mit 25 Mio. US $ ein Wind- Clean Development Mechanism
vorhaben mit rund 100 MW Erzeugungskapazität Mexiko ist der Klimarahmenkonvention 1994 beige-
(La Venta III) durch einen unabhängigen Stromprodu- treten und hat das Kyoto-Protokoll im September
zenten zur Umsetzung gebracht werden. 2000 ratifiziert. Damit sind die Voraussetzungen zur
Teilnahme am Clean Development Mechanism (CDM)
Es wird erwartet, dass der vorgesehene Zuschuss von gegeben.
1,1 US-ct/kWh (insgesamt 20,4 Mio. US$) in der
Phase I auf ca. 0,8 US-ct/kWh in der Folgephase redu- Mexiko gehört neben Chile und Brasilien zu den viel-
ziert werden kann, für die weitere 45 Mio. US $ vorge- versprechendsten Standorten für CDM-Projekte in
sehen sind. Das Vorhaben soll sich in der ersten Phase Lateinamerika. Die mexikanische Baseline (CO2-Emis-
auf das zuvor genannte Windkraftprojekt konzentrieren sionen bei üblicher Technologie) ist wegen der hohen
und im weiteren Verlauf auch Kleinwasserkraft und Kohlenstoffintensität für Erneuerbare-Energien-Pro-
Biomasse einbeziehen. jekte mit Stromerzeugung günstig.25 Nach einer
Schätzung des Instituto Nacional de Ecología (INE)
beläuft sich das in Mexiko mögliche Emissionsreduk-
GTZ-Projekt zur Förderung erneuerbarer Energien tionspotenzial für den Zeitraum 2008 bis 2012 auf
Seit April 2005 unterstützt die GTZ die mexikanische rund 81 Mio. t CO2 pro Jahr. Bis Mitte Dezember 2006,
Regierung mit einem Vorhaben zur Förderung erneuer- d.h. innerhalb einer Jahresfrist, waren bereits 61 Pro-
barer Energien (PROMOVER) beim Aufbau eines jekte aus dem Umfeld erneuerbarer Energien beim
effizienten und sich selbst tragenden Marktes für UNFCCC registriert, darunter alleine 34 gleichartige
erneuerbare Energien. Dabei wird sowohl mit Akteuren Vorhaben zur Nutzung von Biogas bei Schweinefarmen.
des öffentlichen Sektors, vor allem auf Bundesebene,
als auch mit dem Privatsektor zusammengearbeitet. Die Designated National Autority (DNA) ist dem
Die Schwerpunkte der Kooperation liegen auf folgenden Umweltministerium SEMARNAT26 unterstellt und
Aktionslinien: setzt sich aus Vertretern von fünf Ministerien zusammen
• Politik- und Strategieentwicklung (zunächst mit (Comisión Intersecretarial de Cambio Climático, gebildet
Schwerpunkt Biokraftstoffe); im April 2005). Die wesentlichen Aufgaben werden
• Beratung zu gesetzlichen und regulatorischen von einem Komitee getragen (COMEGEI27), das der
Rahmenbedingungen; DNA untersteht und sich bereits im Januar 2004
• Markt- und Projektentwicklung (zunächst mit konstituierte. Regelungen zur Erlangung der auf natio-
Schwerpunkt auf solarthermischer Warmwasserbe- naler Ebene erforderlichen Genehmigung für CDM-
reitung); Projekte (Carta de Aprobación) wurden im Oktober
2005 festgelegt und veröffentlicht.28
Das Vorhaben kooperiert primär mit dem Energie-
ministerium (SENER), der Regulierungsbehörde für Parallel zu dieser Struktur wurde im Energieministerium
Energie (CRE), der Nationalen Energieeinsparkom- (SENER) ein Comité de Cambio Climático gebildet, dem
mission (CONAE), sowie dem Umweltministerium neben SENER alle wichtigen Behörden, Institute und
(SEMARNAT). Bei allen Aktivitäten wird eine enge Unternehmen des Energiesektors angehören. Das Komi-
Kooperation mit der deutschen und europäischen tee versteht sich als Koordinationsstelle zwischen SENER
Industrie angestrebt, um diese in sich neu öffnende und SEMARNAT für Analyse, Definition und Monito-
Märkte unmittelbar mit einzubeziehen. Die erste Phase ring von Aktivitäten und Politiken in Bezug auf Klima-
des Vorhabens läuft bis März 2009.24 wandel und CDM in der nationalen Energiewirtschaft.
Zudem soll es CDM-Projekte auch selber generieren.
108 29 Diese Vorhaben dienen in erster Linie der schadlosen Beseitigung von Methangasen. Die Erzeugung von Strom ist nur eine ergänzende Option.
7 Mexiko
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
7.5 Status der erneuerbaren Energieträger Wasserkraft
Ende 2005 wurden zur öffentlichen Versorgung im
Trotz günstiger klimatischer und geografischer Be- Verbundnetz 79 Wasserkraftwerke mit zusammen
dingungen tragen erneuerbare Energien derzeit nur gut 10.536 MW betrieben. Damit wurden in 2005 bei
7% zum Primäraufkommen Mexikos bei. Davon entfällt mittleren Niederschlägen 27,6 TWh Strom produziert.
ein erheblicher Anteil auf die nicht-nachhaltig bewirt- Der Anteil von 13,3% an der Gesamtstromerzeugung
schafteten Energieträger Holz30 und Großwasserkraft. wird trotz eines geplanten Zubaus von 3.700 MW bis
Wasserkraft und Geothermie haben zusammen gegen- zum Jahr 2016 auf weniger als 10% zurückgehen.
wärtig einen Anteil von etwa 16% an der Stromer-
zeugung (ohne Selbstversorgung). Dieser Anteil wird in Die ungenutzten Wasserressourcen werden auf
den nächsten zehn Jahren voraussichtlich zurückgehen, 11.500 MW beziffert, darunter geschätzte 3.250 MW
wobei Wasserkraft zunehmend zur Abdeckung von mit jeweils weniger als 10 MW.34 Kleinwasserkraft-
Spitzenlasten genutzt werden soll. werke mit bis zu 30 MW waren in früheren Zeiten
zahlreich vertreten, wurden jedoch nach und nach aus
Bis Oktober 2006 waren von CRE 55 Genehmigungen genehmigungsrechtlichen oder anderen Gründen auf-
für Stromerzeugungsvorhaben zur Selbstversorgung gegeben. CFE war in diesem Sektor mehr als 30 Jahre
oder zum Export auf der Basis erneuerbarer Energie lang so gut wie nicht mit neuen Anlagen aktiv. Als eine
erteilt. Davon befanden sich 39 Anlagen bereits in der wenigen Anlagen in jüngerer Zeit wurde im
Betrieb. Sofern vor allem die ausstehenden Wasser- und September 2005 eine Kleinanlage mit 2 MW für die
Windkraftanlagen realisiert werden, sind in nächster öffentliche Versorgung neu in Betrieb genommen.
Zeit alleine in diesem Bereich (nicht-öffentliche Strom-
versorgung) weitere knapp 1.400 MW Leistung zu Ende 2000 waren nur sieben Kleinwasserkraftwerke
erwarten. mit insgesamt 84 MW installiert. Bis Oktober 2006
waren von CRE zur Selbstversorgung und zum Export
insgesamt 159 MW mit einer mittleren Jahrespro-
Energieträger CRE-Genehmigungen In Betrieb (bzw. inaktiv) duktion von 627 GWh bewilligt, davon sind nur
Anzahl Leistung Energie Anzahl Leistung rund 59 MW bislang in Betrieb.
(MW) (GWh/a)
Wind 9 1.252,5 4.821 0 0 Das nationale Wassergesetz (Ley de Aguas Nacionales)
31
Wasser 13 159,0 627 7 58,7 räumt privaten Investoren grundsätzlich die Möglichkeit
Bagasse32 28 299,6 597 27 259,5 ein, Wasserrechte zu erhalten. Die nationale Wasser-
Biogas33
behörde (CNA) vergibt für Wasserkraftprojekte zur
5 95,3 722 5 95,3
Eigenversorgung Konzessionen zur Wassernutzung für
Gesamt 55 1.806,4 6.767 39 413,5
25 Jahre.
Geplante Windparks
Weitere fünf Windparks (La Venta III und Oaxaca I-IV)
mit jeweils rund 100 MW sollen in den nächsten Jahren
(2008-2012) durch unabhängige Stromproduzenten
realisiert werden und Strom für die öffentliche Versor-
gung liefern. CFE wird hierfür optionale Standorte für
eine Laufzeit von 20 Jahren anbieten, die erforderlichen
Umweltstudien und Bodenprüfungen durchführen, die
Abb 1: Windpotenzial nach Regionen; Mexiko37 Wegerechte klären und den Netzzugang sicherstellen.
35 Siehe hierzu den mit amerikanischer Hilfe durch das National Renewable Energy Laboratory erstellten Wind Energy Resource Atlas of
Oaxaca von August 2003.
36 Andere Schätzungen gehen teilweise von weitaus höheren Zahlen aus. CFE nennt dagegen ein nationales Windpotenzial von 2.900 MW.
37 Quelle: CFE.
38 Windmessungen wurden von IIE auch an fünf weiteren Standorten in der Region durchgeführt: Juchitán, Salina Cruz, Tehuantepec,
110 La Venta, Unión Hidalgo.
7 Mexiko
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Weitere Großvorhaben, die der kommunalen oder Biomasse
industriellen Selbstversorgung oder dem Stromexport Biomasse könnte über die Verwendung von landwirt-
dienen sollen und somit auf Initiative unabhängiger schaftlichen Restprodukten hinaus in sehr viel größe-
Stromproduzenten gestartet wurden, befinden sich in rem Umfang als bisher zum Einsatz kommen. Relevant
der Vorbereitung. Bislang ist noch bei keinem der mit ist insbesondere die Stromerzeugung aus Deponiegas,
einer stromrechtlichen Genehmigung ausgestatteten die Erzeugung von Biogas in der landwirtschaftlichen
Projekte mit dem Bau begonnen worden, die für Tierhaltung sowie die verbesserte Nutzung von organi-
2006/2007 vorgesehenen Inbetriebnahmen werden schen Reststoffen (Bagasse) in der Zuckerindustrie.
deshalb nicht einzuhalten sein. Nur für den Windpark
Eurus liegt auch eine nationale Bewilligung als CDM-
Projekt vor.
Gesamt 1.252,5
Biomassepotenzial Solarenergie
IIE schätzt das Potenzial von Strom aus der Nutzung Mexiko verfügt mit 5 kWh/m2 pro Tag über sehr hohe
von Zuckerrohrbagasse auf 1.000 MW. Bei Einsatz mittlere solare Einstrahlungswerte. Auf 70 % der Fläche
mittlerer Technologie lassen sich unter Abzug der für liegt die Einstrahlung bei mehr als 17 MJ/m2d, in einigen
den Produktionsprozess erforderlichen Energiemengen Landesteilen sogar über 19 MJ/m2d.
mindestens 100 kWh pro Tonne Zuckerrohr an das
öffentliche Netz liefern, somit auf der Basis der Ernteer-
träge von 2004/2005 (51 Mio. t) wenigstens 5.100 GWh Photovoltaik
pro Jahr. Bislang wird erst in 27 von insgesamt Die gesamte installierte Photovoltaikleistung wird auf
58 Zuckerfabriken Bagasse zur Eigenversorgung mit 18,7 MW beziffert (Ende 2005) und verteilt sich weit
Strom genutzt, allerdings zumeist in Verbindung mit überwiegend auf netzferne Anwendungen im häusli-
Schweröl (224 MW) und bis auf eine Anlage wurden chen (ca. 14 MW) und nicht-häuslichen (ca. 4,7 MW)
alle vor 1992 installiert. Gegenwärtig befindet sich nur Bereich.41 In 2005 wurden lediglich PV-Anlagen mit
eine neue Anlage mit 40 MW im Bau. einer Gesamtleistung von etwas über 0,5 MW instal-
liert, darunter 242 Wasserpumpsysteme für den länd-
Darüber hinaus könnten schätzungsweise (IIE) etwa lichen Bereich.
160 MW durch Verwendung von Deponiegas aus Haus-
müll in zahlreichen Städten in einem zehnjährigen Einzelne netzgekoppelte Photovoltaiksysteme mit
Zeitraum erschlossen werden.40 Die Grundlage bilden jeweiligen Leistungen bis 2 kW wurden in den letzten
44,600 Tonnen Abfälle (2000) mit einem hohen orga- Jahren von IIE als Pilotvorhaben installiert. Die erste
nischen Anteil, die täglich auf den 51 Mülldeponien privat initiierte PV-Anlage auf einem Gebäude mit
des Landes entsorgt werden. Als erstes derartiges Vor- Netzeinspeisung und 30 kW Leistung wurde im
haben in Mexiko und ganz Lateinamerika wurde im Dezember 2005 in Mexiko-City in Betrieb genommen.
September 2003 eine Anlage von 8 MW auf einer Im Oktober 2006 wurden in der Stadt Mexicali in Baja
Mülldeponie bei der Stadt Monterrey im Bundesstaat California erstmals in einer größeren Siedlung Wohn-
Nuevo León in Betrieb genommen, die mit 5 Mio. US$ häuser mit netzgekoppelten PV-Anlagen von jeweils
GEF-Mitteln kofinanziert wurde. Der Strom dient in 1 kW ausgestattet. Die bislang installierten 57 Systeme
diesem Fall zur Eigenversorgung städtischer Einrich- sollen einen “Net-Metering“-Vertrag erhalten, der kurz
tungen und Unternehmen. Zwei Anlagen zur Gewin- vor der offiziellen Verabschiedung durch die CRE steht
nung von Klärgas befinden sich in Monterrey bereits und anschließend landesweit Gültigkeit für derartige
seit 1997 in Betrieb. Für das Jahr 2020 wird davon aus- Anlagen erlangen würde.
gegangen, dass sich 44 MW durch Deponiegasge-
winnung auf Müllkippen und 29 MW durch Klärgas- Die Sektorstrategie für den Energieausbau 2001-2006
erzeugung in Mexiko bereitstellen ließen. weist darauf hin, dass im Programm zur ländlichen
Elektrifizierung von 1.200 vorrangigen indigenen
In 2005 schloss SENER eine Studie über die Nutzung Gemeinden etwa 860 eine PV-Basisversorgung erhalten
von Biogas in der Rinder- und Schweinehaltung ab. Sie könnten, sodass insgesamt eine Leistung von 22 MW
zeigt, dass Vorhaben dieser Art äußerst rentabel sind zu installieren wäre. IIE beziffert das Potenzial für netz-
und sich gut für den Handel mit Emissionszertifikaten ferne Anlagen insgesamt auf etwa 10 bis 20 MW für die
im Rahmen von CDM eignen. In den Städten nächsten zehn Jahre.
Chihuahua und Querétaro hat SENER zudem mit
Unterstützung von Weltbank/ESMAP Untersuchungen
zur Nutzung von Biogas durchgeführt.
40 Auch hier gehen die Potenzialschätzungen weit auseinander. Eine andere Quelle spricht von einem Stromerzeugungspotenzial von mehr als
800 MW, die alleine bei Abschöpfung der Mülldeponien in den zehn wichtigsten Städten erschlossen werden könnten.
41 Der Rest verteilte sich auf Inselanlagen im kommerziellen und Dienstleistungssektor, wurde z.B. verwendet für Telekommunikation,
112 Ölplattformen, als Kathodenschutz für Pipelines, zur Straßenbeleuchtung, für Verkehrsanlagen, Wasserpumpen und andere Anwendungszwecke.
7 Mexiko
Im Programm “Erneuerbare Energien für die Landwirt- genutzten Anlagen ein. Mitte 2007 wird voraussichtlich
schaft“, das das Landwirtschaftsministerium über das die Umsetzung eines von der CONAE und mit Unter-
Vorhaben FIRCO von 1999 bis 2006 mit Unterstüt- stützung des oben genannten GTZ Vorhabens erarbei-
zung von GEF durchführte und das Gesamtausgaben tetes nationales Förderprogramm für Solarkollektoren
von 35 Mio. US$ vorsah, war die Installation von lanciert werden.
rund 1.150 PV-Modulen zum Wasserpumpen und für die
Kühlung agrarischer Produkte geplant (siehe unten).
Geothermie
Geothermische Quellen, deren Temperaturniveau
Solarthermische Stromerzeugung für eine Stromerzeugung ausreichend ist, sind an ver-
In Vorbereitung befindet sich mit Unterstützung von schiedenen Stellen des Landes lokalisierbar. In 2005
GEF/Weltbank eine Kombination aus einer gasbetrie- wurden rd. 7.300 GWh Strom aus geothermischen
benen GuD-Anlage von 480 MW und einer solarther- Quellen mit einer kombinierten Kraftwerksleistung
mischen Stromerzeugung mit Parabolrinnen, die eine von 960 MW gewonnen. Alle derzeitigen Anlagen
maximale Leistung von 31 MW erbringen und in der werden vom staatlichen Versorger CFE betrieben.
Wüste von Agua Prieta im Bundesstaat Sonora direkt Die Erzeugungskosten werden mit 4-7 US-ct/kWh
an der Grenze zu den USA errichtet werden soll. Die angegeben.
Weltbank hat für den Solarteil Anfang Oktober 2006
einen Zuschuss von 49,35 Mio. US$ aus GEF-Mitteln
bewilligt. GEF wird damit fast 95% zu den Gesamt- Baja California
kosten des solaren Teils beisteuern. Eine Ausschreibung Im Bundesstaat Baja California steht in Cerro Prieto,
für dieses von CFE betriebene Vorhaben startete im wo 1973 das erste geothermische Kraftwerk seinen
Juni 2006 und sollte noch vor Jahresende entschieden Betrieb aufnahm, gegenwärtig eine elektrische Leistung
werden. Die gesamte Anlage soll im Frühjahr 2009 in von insgesamt 720 MW zur Verfügung, womit sich in
Betrieb genommen werden. 2005 alleine gut 5,5 TWh Strom erzeugen ließen.43
Damit trugen geothermische Energien aus dieser
Frühere Versuche, ein vergleichbares Projekt durch einen Quelle zu mehr als 50% zur Deckung des Strombedarfs
unabhängigen Stromproduzenten realisieren zu lassen, von Baja California bei, dessen Netz unabhängig vom
waren vornehmlich an Finanzierungsfragen gescheitert. Rest des Landes betrieben wird.
Zusätzliche Quellen mit geschätzten mehr als 1.500 MW 7.6 Ländliche Elektrifizierung
könnten in den nächsten Jahren ausgebaut werden,
allerdings ist in der mittelfristigen Planung bis 2014 Derzeit sind etwa 94,5% der Gesamtbevölkerung (von
nur ein Zubau von 125 MW vorgesehen (siehe Tab. 6). ca. 108 Mio. in 2006) bzw. 99% der städtischen Ein-
wohner und 85% der Landbevölkerung an die allgemeine
Stromversorgung angeschlossen. In einzelnen südlichen
In Betrieb MW Stromerzeugung 2005 Bundesstaaten liegt die Elektrifizierungsrate bei unter
bzw. erwartet (GWh)
90%. Die verbleibenden knapp 6 Mio. Einwohner ohne
Cerro Prieto I-IV in Mexicali 720 5.521
(Baja California) Strom verteilen sich auf etwa 89.000 kleinere Ansied-
Los Azufres I und II
lungen mit jeweils weniger als 2.500 Einwohnern in
195 1.449
in CD Hidalgo (Michoacán) netzfernen oder schwer zugänglichen Regionen.
Los Humeros I (Puebla) 35 292
117
7 Mexiko
118
7 Mexiko
DNA/COMEGEI (SEMARNAT)
C. Miguel Angel Cervantes Sánchez
Director General Adjunto para Proyectos
de Cambio Climático
Blvd. Adolfo Ruíz Cortines 4209, piso 4
Fracc. Jardines en la Montaña
14210 México, D.F.
Tel. +52 (55) 52 90 09 87 (dir.)
Fax +52 (55) 56 28 07 94
E-Mail: miguel.cervantes@semarnat.gob.mx
www.semarnat.gob.mx (Umweltministerium)
119
120
8 Nicaragua
Kraft-Wärme-Kopplung
Die Wasserkraftwerke des Stromerzeugers HIDROGESA
126,8 81,0
(auf Basis von Zuckerrohrbagasse) befinden sich in der Provinz Jinotega im Norden des
Wasserkraft 104,4 98,2 Landes, die Stromerzeuger CENSA, ORMAT, GEOSA
Geothermisch 87,5 41,7
und PENSA in der Provinz Leon und EEC sowie die
Zuckerfabriken Monte Rosa und NSEL in der Provinz
Gesamtes Verbundnetz 751,2 588,6
Chinandega. GECSA und Tipitapa Power befinden sich
in der Provinz Managua.
Tab 1: Installierte nominale und effektive Leistung pro
Erzeugungsquelle in Nicaragua; MW; 2006
Stromübertragung und -verteilung Bei den Stromtarifen für Endkunden machen die Aus-
Das nationale Stromnetz in Nicaragua besteht aus dem gaben für Brennstoffe (Öl und Ölderivate) ca. 70% der
nationalen Verbundnetz (Sistema Interconectado Gesamtkosten aus.
Nacional – SIN), welches etwa die Hälfte des Landes
mit der höchsten Verbraucherdichte abdeckt, sowie aus
Inselnetzen, die in den meisten Fällen von Diesel- Sektor Stromtarif
Haushalte 0,15
3 Ebda.
4 Quelle: Eigene Berechnungen aus Statistiken des Energiesektors. Der Durchschnittstarif wird errechnet aus dem Quotienten aus dem
122 Stromverkaufserlös und der fakturierten Energiemenge.
8 Nicaragua
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Ausbauplanung Private Stromerzeuger
Das kürzlich neu geschaffene Ministerium für Energie GEMOSA, ein geothermisches Kraftwerk, ist an den
und Bergbau (Ministerio de Energía y Minas, vorher: privaten Stromerzeuger ORMAT verpachtet, während
Nationale Energiekommission CNE), ist zuständig für die Firma GEOSA, Betreiberin von zwei thermischen
die Ausbauplanung der Stromerzeugungskapazitäten. Kraftwerken auf Ölbasis, in 2006 privatisiert wurde.
Im Mai 2005 legte die damalige CNE den Indikativ-
Plan für den Ausbau der Erzeugungskapazitäten für Die folgende Tabelle zeigt die installierten Stromer-
den Zeitraum 2005-2016 vor.5 Dieser Plan analysiert zeugungskapazitäten privater Stromerzeuger, die seit
zwei Szenarien für die Entwicklung eines zentralameri- der Liberalisierung des Stromsektors 1992 in Betrieb
kanischen Verbundsystems (SIEPAC): gegangen sind.
Stromerzeugungsunternehmen
Die Stromerzeugung in Nicaragua wird durch staatliche Die effektive Leistung von 60 MW der beiden Zucker-
und private Energieversorger sichergestellt. fabriken NSEL und IMR ist die maximale Leistung, die
während der Zuckerrohrernte ins Verbundnetz SIN
eingespeist werden kann. Diese Leistung verringert
Das staatliche Unternehmen ENEL sich zum Ende der Zuckerohrernte hin aufgrund
ENEL (Empresa Nicaragüense de Electricidad) ist das abnehmender Verfügbarkeit an Bagasse.
staatliche Energieversorgungsunternehmen und ver-
einigt als Holding unter sich den Stromerzeuger
HIDROGESA, der das einzige Wasserkraftwerk betreibt,
und den Stromproduzenten GECSA, der auf Ölbasis
Strom erzeugt. Des Weiteren besitzt und betreibt ENEL
die Inselsysteme des Landes (meist auf Dieselbasis). Zur-
zeit plant ENEL neue Kraftwerkskapazitäten auf der
Basis von Wasserkraft.
Stromübertragungs- und -verteilungsunternehmen und ab Mai des Folgejahres auf die Tarife angewendet.
Falls die monatlich akkumulierte Abweichung zwischen
Unión Fenosa vorhergesehenen und tatsächlichen Strompreisen mehr
Im September 2000 wurden die beiden staatlichen als 10% beträgt, werden die Tarife angepasst.
Stromverteilungsunternehmen an die spanische Firma
Unión Fenosa verkauft, die damit eine einheitliche Tarifanpassungen, die wegen steigender Ölpreise vom
Lizenz für die Stromverteilung in ihrem Konzessions- Stromverteilungsunternehmen zwar ständig beantragt,
gebiet erhielt. von der Regulierungsbehörde aber nicht entsprechend
in Höhe und Zeitraum bewilligt wurden, führen laut
Unión Fenosa besitzt keine Konzession in den Regionen Aussage des Stromverteilers zu einem finanziellen
Atlántico Norte und Atlántico Sur sowie in Teilen der Defizit, welches wiederum zur Aussetzung der Zahlungen
Provinzen Jinotega, Matagalpa, Chontones und Río San an die Stromerzeuger führt und bei diesen letztlich
Juan. Es handelt sich dabei um ländliche Gebiete ge- zur Rationierung und Abschaltung von Kraftwerken
ringer Besiedlungsdichte mit schwierigem Zugang Anlass gibt.
sowie einer geringen Stromnachfrage. Einige dieser
ländlichen Kommunen werden von ENEL oder staatlich
unabhängigen Organisationen mit kleinen Diesel- 8.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
aggregaten versorgt.
Nachdem der Stromsektor in Nicaragua 13 Jahre lang
unverändert in staatlicher Hand war, wurde 1992 eine
ENATREL privatwirtschaftliche Stromerzeugung zugelassen, wobei
ENATREL (Empresa Nacional de Transmisión Eléctrica7) der Staat als “single buyer” auftrat.
ist das staatliche Stromübertragungsunternehmen, das
Strom über 69 kV-Leitungen (einschließlich der Um- 1998 wurde mit der Inkraftsetzung eines neuen Elektri-
spannwerke) an nationale und internationale Abnehmer zitätsgesetzes (Ley 272: “Ley de la Industria Eléctrica”)
überträgt. eine grundlegende Umstrukturierung des Energiesektors
eingeleitet. Erzeugung, Übertragung und Verteilung
(einschließlich des Verkaufs) von Elektrizität wurden
CNDC aufgeteilt und die Erzeugung und Verteilung (ein-
CNDC (Centro Nacional de Despacho de Carga) ist der schließlich des Verkaufs) privatisiert, während die Über-
Netzbetreiber des nationalen Verbundnetzes SIN und tragung beim Staatsunternehmen ENATREL verblieb.
eine Organisationseinheit von ENATREL.
Die Reform umfasste auch die Einführung eines
Großhandelsmarktes für Strom (mercado mayorista),
Wirtschaftliche Situation der Stromerzeuger den Stromhandel zwischen Erzeugern und Verteilern,
Die Preisbildung für Strom erfolgt auf dem Markt für zwischen Erzeugern und Großabnehmern und den
Stromlieferverträge und einem Spotmarkt. Der Spot- Handel auf dem Spotmarkt. Das Gesetz Nr. 272 ver-
markt berücksichtigt dabei die marginalen Kosten der fügte die Aufteilung des staatlichen Energieversorgers
stündlichen Stromnachfrage (coste marginal horario). ENEL in separate wirtschaftliche Unternehmen für
Das nationale Energieinstitut INE berechnet die Erzeugung (GEMOSA, GEOSA, HIDROGESA und
Großhandelspreise für Energie und Leistung für die GECSA), für Stromübertragung (ENTRESA, neuer-
Monate November bis Oktober einer Jahresperiode auf dings ENATREL) und -verteilung (DISNORTE und
der Basis der bestehenden Stromlieferverträge und der DISSUR).
Preise auf dem Spotmarkt. Diese vorläufigen Groß-
handelspreise werden alle 12 Monate neu kalkuliert
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Das Gesetz bestimmte das Nicaraguanische Energie- • Befreiung von der Einkommensteuer (impuesto
institut (INE, Instituto Nacional de Energía) zur Re- sobre la renta) für sieben Jahre vom Zeitpunkt der
gulierungsbehörde für den Energiesektor mit den Inbetriebnahme der Anlagen zur Stromerzeugung
Hauptfunktionen Erarbeitung und Durchsetzung tech- mit erneuerbaren Energien. Die Erlöse durch den
nischer Normen, Überwachung der Einhaltung des Verkauf von Zertifikaten im Rahmen des Emissions-
Stromgesetzes und dessen Bestimmungen, Überwachung handels bleiben ebenfalls steuerfrei für den gleichen
des Strommarktes, Schutz der Rechte der Konsumenten, Zeitraum (Art. 7.3.).
Vergabe von Lizenzen und Konzessionen, Genehmigung
von Tarifen für regulierte Verbraucher sowie Schlich- • Teilweise Befreiung von kommunalen Abgaben auf
tung von Disputen zwischen den Marktteilnehmern. erzielte Einnahmen durch den Betrieb der Anlagen
für die Dauer von zehn Jahren, und zwar nach
Des Weiteren führte das Gesetz zur Gründung der folgendem Schema, (Art. 7.4):
Nationalen Energiekommission (CNE, Comisión - Befreiung von 75% dieser Steuern für die ersten
Nacional de Energía), deren Hauptfunktion die For- drei Jahre;
mulierung der Energiepolitik auf der Basis der Indika- - Befreiung von 50% dieser Steuern für die
tivplanung des Energiesektors ist. nachfolgenden fünf Jahre;
- Befreiung von 25% dieser Steuern für die
Im Januar 2007 wurde von der neuen Regierung mit letzten zwei Jahre.
der Inkraftsetzung des Gesetzes 290 ein neues Ministe-
rium für Energie und Bergbau geschaffen, welches die • Befreiung von Steuern auf die Nutzung von
CNE in allen ihren Funktionen ersetzt und auch einige natürlichen Ressourcen – wie sie für geothermische
Funktionen des INE übernimmt, wie z.B. die Vergabe Projekte erhoben werden oder wie sie im neuen
von Lizenzen und Konzessionen sowie die Genehmigung Wassergesetz vorgesehen werden – für die ersten
der technischen Normen und Standards für die Sektoren fünf Jahre nach Inbetriebnahme der Anlagen
Elektrizität und Kohlenwasserstoffe. (Art. 7.5).
125
8 Nicaragua
• Die Spotmarktpreise für Strom aus erneuerbaren 8.5 Status der erneuerbaren Energieträger
Energien sind festgelegt mit einer Bandbreite von
55 bis 65 US$/MWh. Diese Bandbreite kann von Die CNE8 schätzt das technisch und wirtschaftlich
INE auf der Grundlage der Energiepolitik des nutzbare Potenzial an erneuerbaren Energien (Wasser-
Energieministeriums aktualisiert werden kraft, Windkraft und Geothermie) auf etwa 4.500 MW.
(vorher CNE). (Art. 16). Trotz dieses enormen Potenzials nutzt Nicaragua bisher
nur einen vergleichsweise geringen Teil davon.
• Die Erzeuger von Elektrizität mittels erneuerbarer
Energien müssen die Regelungen hinsichtlich der
erforderlichen Back-up-Kapazitäten und anderer Wasserkraft
Hilfsdienstleistungen (“reserva rodante y servicios Die Wasserkraft ist der am besten untersuchte
auxiliares”) einhalten, die in den Betriebsnormen und dokumentierte Sektor erneuerbarer Energien in
festgelegt sind. Die ersten 20 MW an installierter Nicaragua. Studien aus den 80er Jahren (z.B. Master-
Leitung mittels Windenergie sind ausgenommen plan 1980) und spätere Aktualisierungen weisen ein
vom Nachweis der dynamischen Netzstabilität, Wasserkraftpotenzial von 3.760 MW aus.9
müssen jedoch die sonstigen Anforderungen erfüllen,
die für die Einspeisung ins Verbundnetz SIN gelten. Eine Untersuchung der CNE hinsichtlich bekannter
potenzieller Wasserkraftstandorte geht von einem
Bruttopotenzial von rund 3.280 MW aus, wie die nach-
Clean Development Mechanism folgende Tabelle zeigt.10
In Nicaragua wurden bisher neun Energieprojekte
unter CDM bei der DNA (Designated National
Authority) angemeldet, die dem Umwelt-Ministerium
(Ministerio del Ambiente y los Recursos Naturales
(MARENA) untersteht. Drei dieser Projekte befinden
sich in fortgeschrittenem Stadium der Verhandlungen
mit interessierten Käufern der Zertifikate, die in der
ersten Jahreshälfte 2007 abgeschlossen werden könnten.
30 Klein-Wasser-
kraftanlagen
0,1-1 30 29 10 0,3 identifiziert im
UNDP Projekt,
einschl. zweier
PERZA-Projekte
8 Die CNE wurde durch das Ministerium für Energie und Bergbau ersetzt. Im Folgenden wird jedoch weiterhin der Begriff CNE benutzt,
da die Untersuchungen zu erneuerbaren Energien allesamt von der früheren CNE durchgeführt wurden.
9 BID/CNE: Políticas Energéticas Indicativas, Borrador, Managua, Nicaragua, Agosto 2001.
10 Thomas Scheutzlich: Policy Strategy for the Promotion of Renewable Energy – Situation and Perspective of Hydroelectric Generation in
126 Nicaragua, ESMAP-Studie im Auftrag der Weltbank, Nicaragua 2004.
8 Nicaragua
1. Brasilien
Das geschätzte jährliche Bruttoerzeugungspotenzial Im Oktober 2002 unterzeichnete die CNE ein Ab-
1.2
aus Marktakteure | 1.3 Gesetzliche
Wasserkraft beträgt ca. 33.000 GWh. Rahmenbedingungen
Davon kommen mit UNEP über die Ermittlung des Wind-
werden jedoch nur etwa 9.500 GWh als technisch und kraftpotenzials und die Erarbeitung eines Solar- und
6.500 GWh als derzeit wirtschaftlich jährlich nutzba- Windatlas. Das UNEP-Projekt Solar and Wind Energy
res Energiepotenzial eingestuft. Die derzeit installierte Resource Assessment (SWERA), das zurzeit mit CNE
Wasserkraftkapazität beträgt nur ca. 100 MW oder 5% durchgeführt wird, trug bereits zur Mobilisierung der
des verfügbaren Potenzials.11 weiter unten aufgeführten Investitionsprojekte im
Windenergiesektor bei.14
Aus den zahlreichen Untersuchungen und Studien hat
die CNE eine Liste von 24 Projekten mit Leistungen Die Winddaten bestätigen Nicaragua gute bis exzellente
von 7 bis 33 MW und einem gesamten Potenzial von Windenergieressourcen (Klasse 4-7) insbesondere in
ca. 490 MW als aussichtsreich für die Realisierung den bereits erwähnten südlichen Regionen um Rivas,
erstellt. Weiterhin wurden von CNE 12 Großprojekte Nicaraguasee und den darin liegenden Inseln, den
mit Leistungen von 41 bis 425 MW identifiziert, hügeligen Regionen um Managua und Juigalpa, im
darunter das Projekt Copalar mit 350 MW und das Westen des Landes nördlich von Managua sowie in
Projekt Tumarin mit 425 MW. Offshore-Gebieten der südlichen Pazifikküste bei Rivas.
Mittlere bis gute Windbedingungen (Klasse 3-4) weisen
Die CNE (bzw. das neu gegründete Ministerium für die Karibikküste und vorgelagerte Inseln auf.
Energie und Bergbau) führt derzeit ein Projekt durch,
in welchem 30 Projekte von 100 kW bis ca. 5 MW Von SWERA werden weiterhin Impulse für Investitions-
identifiziert und auf Pre-Feasibilityniveau untersucht entscheidungen und die Formulierung der nationalen
worden sind. Drei dieser Projekte befinden sich derzeit Energiepolitik und Entwicklungsstrategien erwartet.
im Bau mit Kofinanzierung durch GEF/UNDP und
COSUDE. Bisherige Windmessprogramme haben ein Gebiet von
insgesamt 76 km2 identifiziert mit Windgeschwindig-
Ein viertes Projekt, El Naranjo, wird in 2007 mit keiten von über 8 m/s (in 10 m Höhe). Das sich daraus er-
Kofinanzierung durch das Projekt EnDev-Nicaragua12 gebende theoretisch nutzbare Potenzial beträgt 760 MW.
realisiert.
Aufgrund dieser Resourcen haben verschiedene private
Unternehmen Explorationslizenzen15 bei INE beantragt
Windenergie und führen bereits Windmessungen für Investitions-
Bisher kann das Windkraftpotenzial in Nicaragua nur vorhaben in folgenden Regionen durch:
grob geschätzt werden. Die CNE, bzw. das jetzige 1. El Crucero (seit Oktober 2003)
Energieministerium führt derzeit mit Hilfe von inter- 2. El Sauce (seit Februar 2004)
nationalen Organisationen Potenzialabschätzungen 3. Isla de Ometepe (im Nicaraguasee)
durch. Eine Untersuchung zum Windkraftpotenzial 4. Hato Grande
und Windenergiemarkt wurde 2003-2004 im Rahmen 5. Grenada (seit Februar 2004)
einer ESMAP-Studie der Weltbank durchgeführt.13 6. Corn Island (seit Juli 2004)
7. Zona del Istmo de Rivas (Juigalpa und Rivas
im Süden an der Grenze zu Costa Rica)
11 Ebda.
12 Energizing Development - ein Projekt der holländischen Regierung, das von der GTZ implementiert wird.
13 Policy Strategy for the Promotion of Renewable Energy in Nicaragua, Teilstudie Windkraft, ESMAP- Studie im Auftrag der Weltbank,
Nicaragua 2004.
14 Der SWERA-Länderbericht für Nicaragua kann abgerufen werden unter http://swera.unep.net.
15 Hierbei handelt es sich um vorläufige Lizenzen für einen begrenzten Zeitraum (i.d.R. zwei Jahre) zur Durchführung von Standortuntersuchungen
und Windmessungen. 127
8 Nicaragua
Derzeit gibt es zwei Windenergieprojekte, für die Wind- Oberfläche Landwirt- Forstwirt- Verbrauch an Verfügbare
schaftliche schaftliche Brennholz Biomasse
messungen vorliegen und die sich bereits im Planungs- Abfälle Abfälle für andere
stadium befinden: Zwecke
ha t/Jahr
1. Das Projekt Amayo mit einer geplanten Leistung 11.855.800 16 Mio. 29 Mio. 2,9 42,1
von 40 MW der Firma ENISA – CDC, das sich
auf dem Istmo de Rivas befindet. Tab. 7: Geschätztes Biomassepotenzial; Nicaragua; t/Jahr
2. Das Projekt Hato Grande mit einer geplanten
Leistung von 20 bis 25 MW der Firma
VENTUS S.A in Chontales. Solarenergie
Die CNE hat mit Unterstützung des SWERA17 – Pro-
Unión Fenosa hat den Ankauf der Stromproduktion gramms von UNEP18 das solare Einstrahlungspotenzial
von insgesamt 40 MW installierter Windleistung untersucht und einen Solaratlas erstellt. Danach befindet
zugesagt und der nationale Wasserversorger Empresa sich die Zone mit der stärksten Einstrahlung im Nord-
Nicaragüense de Acueductos y Alcantarillados (ENACAL) westen des Landes, insbesondere in den Provinzen León
hat angekündigt, 20 MW Windenergie abzunehmen. und Chinandega.19
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Teilprojekt “Francia Sirpi” Zukünftige Projekte
Im November 2006 begann die Durchführung des Pro-
jektes Francia Sirpi, das ebenfalls mit Mitteln der Welt- Wasserkraft
bank und des GEF im Umfang von ca. 215.000 US$ In den folgenden Tabellen sind Projekte aufgelistet, die
finanziert wird. Gegenstand des Projektes ist eine im Investitionsleitfaden der CNE aufgeführt sind
Batterieladestation auf der Basis von Solarstrom in (Guía del Inversionista-CNE, 2003) und in den nächsten
der Region RAAN21, von deren Stromerträgen etwa Jahren dem Privatsektor zur Realisierung angeboten
2.200 potenzielle Nutzer profitieren werden. werden sollen. Der rechtliche Rahmen für die Beteili-
gung des Privatsektors wurde in den letzten Jahren
schrittweise erheblich verbessert, sodass die Chancen
Teilprojekt “San Juan de Nicaragua” für eine Realisierung aus diesem Portfolio durchaus
Dieses Projekt wird ebenfalls mit Mitteln aus einem gegeben sind.
Kredit der Weltbank und des GEF finanziert. Der
Kredit beträgt 315.000 US$, mit dem ein Solar-Diesel-
Projekt Leistung in MW
Hybridsystem finanziert wird, das 2007 in Betrieb
gehen soll. Tumarín 425
Mojolka 119
Brito 260
PV-Projekt der IDB (Proyecto Sistemas Fotovoltaicos)
Copalar 350
Dieses Projekt wird finanziert von der Inter-Amerika-
nischen Entwicklungsbank (IDB) und befindet sich in Valentin 62
In 1999 und 2000 hat das INE zwei Lizenzen zur Pro-
jektimplementierung vergeben. Im März 2006 wurden
Lizenzen für die Exploration der Projekte El Hoyo-
Monte Galán und Managua-Chiltepe an das Konsortium
Geotérmico GeoNica vergeben, das gemeinsam von der
Firma Compañía Geotérmica Salvadoreña LaGeo und
dem italienischen Stromversorger ENEL gebildet wurde.
Bosayan 18 Die CNE hat einen Nationalen Plan für ländliche Elek-
Posa Brújula 22
trifizierung (Plan Nacional de Electrificación Rural-
PLANER) für den Zeitraum 2003-2013 erstellt, dessen
Consuelo 31
Hauptziel die Anhebung der nationalen Elektrifizie-
Pajarito 23 rungsrate von 55% (2003) auf 71% (2013) ist. Für
La Estrella 19 dessen Umsetzung wurde ein Investitionsvolumen von
Piedra Pintada 25 270,4 Mio. US$ vorgesehen, wobei die Regionen Prio-
rität besitzen, in denen keine Konzessionen für PV-
El Salto 27
und/oder Wasserkraftprojekte vergeben werden. Diese
Pantasma 24
Geldmittel sollen aus bilateralen und multilateralen
Larreynaga 17 Quellen kommen und durch den Entwicklungsfonds
La Sirena 33 für die Nationale Elektrizitätsindustrie (Fondo para el
Gesamtleistung 490
Desarrollo de la Industria Eléctrica Nacional – FODIEN)
verwaltet werden. Die bis heute realisierten Investitionen
Tab. 9: Andere Wasserkraftprojekte; Nicaragua; MW
in der ländlichen Elektrifizierung sind zum größten
Teil in Netzerweiterungsprojekte in Konzessionsgebieten
von Unión FENOSA geflossen.
Projekt Leistung in MW
Das Energieministerium Nicaraguas setzt die nationale
El Hoyo Monte Gala 200 Energiepolitik der CNE mit den folgenden Zielen fort:
Managua Chiltepe 150 • Die Entwicklung des nationalen Plans für ländliche
Gesamtleistung 350 Elektrifizierung (Plan Nacional de Electrificación
Rural – PLANER). Priorität haben die Regionen,
Tab. 10: Geothermische Projekte in Durchführung;
in denen das Potenzial zur Erhöhung der
Nicaragua; MW Produktivität am größten ist.
130
8 Nicaragua
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
• Reformen in den Richtlinien des Entwicklungsfonds Ländliche Elektrifizierung in sechs Provinzen: In
für die Nationale Elektrizitätsindustrie diesem Projekt sollen die Elektrizitätsnetze erweitert
(Fondo para el Desarrollo de la Industria Eléctrica werden und somit 33 Gemeinden (1.294 Haushalte;
Nacional – FODIEN) werden durchgeführt mit 7.551 Einwohner) in 5 Provinzen (Estelí, Matagalpa,
dem Ziel, internationale Mittel für die Umsetzung Jinotega, Madriz y Boaco) ans Netz angeschlossen
nachhaltig und transparent zu akquirieren. werden. Das Budget beträgt 1.750.000 US $.
• Mittel für die Durchführung des Elektrifizierungs-
programms PLANER werden aus dem Staats- Entwicklung der Milchwirtschaft in Boaco und
haushalt zugewiesen und durch den Entwicklungs- Chontales: Ziel dieses Projekts ist die Förderung der
fonds FODIEN verwaltet. Produktivität in der Region durch Verbesserung tech-
• Eine Preis- und Subventionspolitik für ländliche nologischer Prozesse und die Einführung neuer Alter-
Gebiete wird angestrebt, um direkte und nativen. Vorgesehen ist eine Stromversorgung auf
transparente Subventionen für ländliche Elektrifi- kommerziellem Niveau (120/240 V) für 19 Molkereien
zierungsprojekte vergeben zu können. in den Gemeinden Boaco und Chontales und die Elek-
• Die Nutzung erneuerbarer Energiequellen für die trifizierung von 13 Gemeinden, die im Umfeld der vor-
ländliche Elektrifizierung wird gefördert. gesehenen Netzleitungen angesiedelt sind. Das Gesamt-
• Die Einführung neuer Normen im Elektrizitäts- budget beträgt 3.000.000 US$.
sektor, die den besonderen Bedingungen der
ländlichen Elektrifizierung und netzferner Insel- Produktive Zonen des Konzessionsgebietes: Dieses
systeme gerecht werden. Programm hat zum Ziel, die Elektrifizierungsrate in
ländlichen Gebieten signifikant zu steigern, insbesondere
Die oben erwähnten Maßnahmen wurden von der CNE in Orten, die ein Potenzial für wirtschaftliche Entwick-
initiiert und gefördert. Allerdings wurden sie entweder lung nachweisen können. Vorgesehen ist eine Netz-
noch nicht von der Regierung bewilligt – insbesondere erweiterung um 278 km in den Provinzen des RAAS,
solche Maßnahmen, die direkte Subventionen und den Río San Juan, Boaco und Chontales. Annähernd
Einsatz staatlicher Geldmittel verlangen – oder sie 38.000 Menschen in 163 Gemeinden sollen davon pro-
wurden noch nicht von den entsprechenden Behörden fitieren. Das Budget für dieses Programm beträgt
umgesetzt. 4.750.000 US$.
131
8 Nicaragua
• Kleinwasserkraftwerk Rio Bravo: Das Projekt hat Wechselkurs (6. Mai 2007):
eine installierte Leistung von 170 kW und 1 Nicaraguanischer Cordoba (NIO) =
befindet sich in der Region Waslala-RAAN. Die 0,0418 Euro (EUR)
Installation der Wasserkraftanlage begann in 2006.
Sie wird im ersten Halbjahr 2007 in Betrieb gehen.
• Kleinwasserkraftwerk Bilampí: Das Projekt hat 8.7 Literatur
eine installierte elektrische Leistung von 300 kW
und befindet sich im Departamento de Matagalpa. • BID/CNE:
Die Installation der Wasserkraftanlage begann Políticas Energéticas Indicativas, Borrador,
ebenfalls in 2006 und wird im ersten Halbjahr 2007 Managua, Nicaragua, Agosto 2001
in Betrieb gehen.
• Kleinwasserkraftwerk El Najanja: Das Projekt hat • Comisi_n Nacional de Energ_a (CNE):
eine installierte elektrische Leistung von 210 kW Guía del Inversionista (Investionsführer der CNE),
und befindet sich in der Gemeinde El Najanja in Nicaragua 2003
der Region Waslala-RAAN. Die Investition in die
Wasserkraftanlage wird im Rahmen des GTZ-Pro- • Comisi_n Nacional de Energ_a (CNE):
jekts “EnDev Nicaragua” kofinanziert. Die Um- Plan Indicativo 2005-2016, Nicaragua 2005
setzung des Vorhabens soll in 2007 beginnen.
• Kleinwasserkraftwerk El Bote: Das Projekt hat • Dussan, Manuel I.:
eine installierte elektrische Leistung von 900 kW Opciones de política para la reforma del sector
und befindet sich in der Matagalpa, Region eléctrico, Nicaragua (o. J.)
Waslala-RAAN. Die Installation der Wasserkraft-
anlage begann bereits in 2004, sie ist seit Beginn • ECLAC:
2007 in Betrieb. Das Projekt wurde von der Renewable Energy Sources in Latin America and
Schweizerischen Regierung kofinanziert. the Caribbean: Situation and Policy Proposals,
• Kleinwasserkraftwerk Salto Kepí: Das Projekt hat Santiago de Chile, April 2004
eine installierte elektrische Leistung von 1,5MW
und befindet sich in der Gemeinde Mulukukú in • Instituto Nicarag_ense de Energ_a (INE):
der Provinz Paiwas, Region RAAN. Das Projekt Plan Maestro de Desarrollo Eléctrico 1977-2000,
soll in 2007 realisiert werden. Consorcio Ieco – Laymeyer, Managua, 1980
• Kleinwasserkraftwerk Salto Molejones: Das Projekt
hat eine installierte elektrische Leistung von 630 kW • INE:
und befindet sich im Norden der Gemeinde Proyecto Rio Viejo – Master Plan, Swedpower/
La Esperanza in der Region RAAS. Das Projekt Norconsult International, Managua 1996
soll ebenfalls in 2007 realisiert werden.
132
8 Nicaragua
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
• IFC: GTZ Nicaragua
Nicaragua – Assessment of Hydroelectric Generation Dr. Edgar Köpsell
Alternatives, Final Report by SWECO International, MASRENACE – GTZ-Büro Nicaragua
April 2001 Bolonia, de la Optica Nicaragüense
Managua
• Plan Maestro de Geotermia, Managua, o. J. Tel. + 505 (255) 0530 bis 32
E-Mail: edgar.koepsell@gtz.de
• Scheutzlich, Thomas:
Policy Strategy for the Promotion of Renewable COSUDE (Schweizerische EZ)
Energy – Situation and Perspective of Hydroelectric Sra. Maria Antonia Zelaya
Generation in Nicaragua, ESMAP-Studie im Auftrag De La Clinica las Plamas 1 c. Abajo
der Weltbank, Nicaragua 2004 Managua
Tel. + 505 (266) 3010
• SWERA (Solar and Wind Energy Resource E-Mail: mariaantonia.Zelaya@sdc.net
Assessment):
SWERA-Windatlas Nicaragua, PNUD Nicaragua
http://swera.unep.net/typo3conf/ext/metadata_tool/ Programa de las Naciones Unidas para el Desarrollo
archive/download/camwindreport_R4_242.pdf Apartado 3260
Managua
Tel. + 505 (266) 17 01
8.8 Kontakte Fax + 505 (266) 69 09
E-Mail: registry.ni@undp.org
Ministerio de Energía y Minas www.undp.org.ni/
(vormals: Comisión Nacional de Energía CNE)
Portón Hospital Bautista, Empresa Nicaraguense de Eléctricidad (ENEL)
1 c. Abajo, 125 vrs. Al lago Pista Juan Pablo II e intersección Ave. Bolivar
Managua Sr. Mario José Torres L.
Tel. + 505 (222) 5576 Managua
Fax. + 505 (222) 4629 Tel. + 505 (277) 41 66
www.cne.gob.ni. Fax. + 505 (267) 43 77
E-Mail: mtorres@enel.gob.ni
Instituto Nicaragüense de Energía (INE)
Edificio PETRONIC, Empresa Nacional de Transmisión Eléctrica
Managua (ENATREL)
Tel. + 505 (222) 5611/222 5559 Intersección Avenida Bolívar y Pista Juan Pablo II.
www.ine.gob.ni. Managua
Tel. + 505 (277) 41 59
Centro Nacional de Despacho de Carga (CNDC) www.entresa.com.ni
Managua
Tel. + 505 (276) 0501/0553
Fax + 505 (276) 3326
www.cndc.org.ni
133
134
9 Karibik
Karibische Staaten
9.1.1 Energiesektor in den ausgewählten Den Inseln (bis auf Dominica) ist weiterhin gemein,
Karibikstaaten – Zusammenfassung dass sie jeweils von einem nationalen Energiever-
sorgungsunternehmen (EVU) versorgt werden, welches
Die im Folgenden vorgestellten Karibikstaaten umfassen das Monopol auf die Erzeugung, Übertragung, Verteilung
die vier Windward-Inselstaaten Barbados, Grenada, und den Verkauf besitzt. Während in Dominica der
Saint Lucia, Saint Vincent und die Grenadinen (SVG) Energiesektor seit 2007 (teil-) liberalisiert ist, befindet
sowie die zu den Leeward-Inseln zählende Insel Dominica. sich der Energiesektor der anderen Länder noch im
Während Barbados ca. 160 km östlich außerhalb des Umbruch. In den nächsten Jahren werden Reformen
Antillenbogens liegt und eine relativ trockene und flache erwartet, die den Strommarkt vor allem für Investitionen
Kalksteininsel ist, sind die übrigen Inseln vulkanischen durch unabhängige Stromerzeuger öffnen werden. Auf-
Ursprungs. Sie weisen eine ausgeprägte, teilweise schroffe grund hoher Strompreise und sich verbessernder
Berglandschaft mit recht hohen (>2000 mm pro Jahr) Rahmenbedingungen sind für Investitionen auf allen
Niederschlägen auf und verfügen (außer Grenada) über Inseln die Sektoren Windenergie und Solarenergie und
ein erhebliches geothermisches Potenzial. Alle be- auf einigen Inseln Geothermie sowie Wasserkraft am
schriebenen Inseln sind den aus nordöstlicher Richtung attraktivsten.
kommenden Passatwinden ausgesetzt und weisen somit
ein sehr gutes Windkraftpotenzial auf. Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über den
Energiesektor der ausgewählten OECS-Länder und
Barbados.
Strom-Sektor
Stromtarife 0,24 (2006) 0,37 (2006) 0,30 (2006) 0,26 (2006) 0,28 (2004)
(US$/kWh)
* Durch die Nutzung von solaren Warmwasserbereitern tragen erneuerbare Energien mit ca. 15% zur Energieversorgung bei.
135
9 Karibik
Strom-Sektor
Nationaler Energie- nein Entwurf, noch nicht Entwurf, noch nicht verabschiedet vom Entwurf, noch nicht
Aktionsplan verabschiedet verabschiedet Kabinett verabschiedet
RE-Zielvorgaben 2012: 10% des 2008: 48% der nein 2007: 10% nein
nationalen Ver- installierten Strom- der Spitzenlast
brauchs, 2026: 20% erzeugungsleistung
des nationalen 2015: 65-70%
Stromverbrauchs der installierten
Leistung
Eigene Strom- mit Unterlizenz ja, bis 20 kW ja, Netmetering ja, aber nur ja, aber nur
erzeugung erlaubt des EVU ohne Lizenz bis 10 kW netzfern netzfern
Position des EVU eigene Erzeugung reguliert durch eigene Erzeugung eigene Erzeugung Erzeugung und
gegenüber Einspeisung bevorzugt neues Gesetz und netmetering bevorzugt Bereitschaft zum
von RE Ankauf
Die Energieversorgung in der Region hängt zu mehr als Die Wirtschaft der meisten Karibikstaaten basiert
90% von importierten fossilen Brennstoffen ab. Die hauptsächlich auf Einnahmen aus Tourismus und
meisten karibischen Inseln, mit Ausnahme von Trinidad Agrarexporten sowie auf Transferleistungen durch im
und Tobago, verfügen über keine oder sehr begrenzte Ausland beschäftigte Arbeitskräfte. Energieintensive
Öl-, Gas- und/oder Kohlevorkommen. Folglich werden Industrien gibt es lediglich auf den größeren Inseln wie
in einigen Ländern, wie z.B. in Grenada, bis zur Hälfte Jamaika, Trinidad und Tobago.
aller Exporteinkünfte für den Import fossiler Brenn-
stoffe aufgewendet. Im Rahmen des PetroCaribe- Die vergleichsweise bereits sehr hohen Stromtarife
Abkommens von 2005 bietet Venezuela den Bezug von eskalierten während des Ölpreisanstiegs in 2005/2006
Rohöl und Erdölprodukten zu Vorzugskonditionen an. und erreichten Werte von 0,24 US$/kWh (Barbados)
Dieses Abkommen ist von der Mehrheit der Karibik- bis 0,37 US$/kWh (Dominica).2 Damit zählen diese
staaten unterzeichnet worden. St. Lucia und Barbados Tarife zu den weltweit höchsten Tarifen; sie beinhalten
sind dem Abkommen bisher nicht beigetreten. die in der Karibik üblichen, auf den Basistarif aufge-
schlagenen, Brennstoffzuschläge (fuel surcharges).
1 Thomas Scheutzlich: German Contribution to the (CREDP/GTZ), Vortrag auf dem Caribbean Environmental Forum (CEF-3),
Antigua, 05.-09.06.2006.
136 2 Trinidad und Tobago’s Stromtarife sind mit ca. 0,04 US$/kWh sehr niedrig, was auf die eigenen Vorkommen an Öl und Gas zurückzuführen ist.
9 Karibik
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
9.1.2 Status der erneuerbaren Energieträger Regionale Programme zum Ausbau der erneuerbaren
in den ausgewählten Karibikstaaten – Energien
Zusammenfassung Die hier skizzierte Problemlage bildet die Basis für das
Caribbean Renewable Energy Development Programme
Trotz der hohen Potenziale an Wind- und Solarenergie (CREDP), das von GEF/UNDP und der deutschen
und in geringerem Maße Wasserkraft, Geothermie Bundesregierung (BMZ) seit 2003 mit insgesamt
sowie Biomasseressourcen-, beträgt der Anteil der ca. 7 Mio. US$ finanziert und vom CARICOM Sekreta-
erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung in der riat in Guyana, koordiniert wird. Ziel des Vorhabens, an
CARICOM3- Region bisher lediglich ca. 3%. dem sich 11 der 15 CARICOM-Mitgliedsländer be-
teiligen, ist die Beseitigung oben genannter Barrieren,
Der Grund für diese außerordentlich niedrige Nutzung wobei in der derzeitigen Programmphase die Beratung
erneuerbarer Energien liegt hauptsächlich an den der Regierungen der OECS-Staaten (Organization of
ungünstigen politischen und rechtlichen Rahmenbe- Eastern Caribbean States) bei der Schaffung vorteilhafter
dingungen, die ein Bündel von Barrieren bedingen, wie und gesicherter rechtlicher Rahmenbedingungen sowie
z.B. das Monopol nationaler Versorgungsunternehmen in die Identifizierung und Unterstützung konkreter RE-
allen untersuchten Ländern, fehlende Anreize für die Projekte bis zur Investitionsreife im Vordergrund
RE-Nutzung bzw. fehlende Sanktionen bei Nicht- stehen. Im Rahmen des Gesamtvorhabens konzentriert
Nutzung, damit das Fehlen von Investitionen durch sich der Projektteil CREDP/GTZ auf die sieben Länder
unabhängige Stromerzeuger, aber auch die Unkenntnis Dominica, Grenada, Jamaika, St. Lucia, St. Vincent and
der Versorgungsfirmen hinsichtlich RE-Technologien the Grenadines sowie St. Kitts and Nevis und Barbados
und fehlende Planungs- und Wartungskapazitäten für (die beiden letzteren nur im Windbereich).
RE-Anlagen.
CAWEI4 ist eine regionale Initiative, die vom CREDP/
Die starken Ölpreissteigerungen in 2005/2006 haben GTZ-Projekt initiiert, und von der EU Energy Initiative
gravierende Folgen hauptsächlich für die Stromkunden, (EU EI/PDF5) kofinanziert und von CARILEC6 koordi-
an die die Ölpreissteigerungen meist direkt über den niert wird. Ziel ist die Bündelung und gemeinsame inter-
Brennstoffzuschlag weitergegeben werden, sowie für nationale Ausschreibung möglichst vieler Windparks in
die Regierungen, die sich mit enorm gestiegenen der Karibik, um die Transaktions-, Wartungs- und
Devisenausgaben für den Ölimport auseinandersetzen Reparaturkosten für den Lieferanten durch Größen-
müssen. Der zunehmende Druck von Regierungen und vorteile (‚economies of scale’) zu minimieren.
Verbrauchern führte dazu, dass die nationalen Strom-
versorger sich für die Nutzung von RE-Technologien CAWEI bietet außerdem eine Plattform für den Aus-
und deren Potenziale geöffnet haben und nunmehr mit tausch von Fachwissen und Erfahrungen unter den
unterschiedlicher Intensität und Geschwindigkeit Stromversorgern, die bereits Windparks betreiben oder
RE-Projekte vorantreiben. planen. Im Rahmen von CAWEI wurden kürzlich
regional gültige Ausschreibungsunterlagen für die in-
Da die meisten Länder keinen Engpass bei den instal- ternationale Ausschreibung von drei Windparks fertig-
lierten Erzeugungskapazitäten haben, sondern eher die gestellt. Sie werden derzeit unter den teilnehmenden
hohen Stromgestehungskosten reduzieren wollen/müssen, EVUs diskutiert. Unter anderem werden auch die
kommt den RE-Technologien vor allem eine “fuelsaver”- spezifischen Bedingungen der Karibik (kleine und teils
Funktion zu und dient nicht vorrangig der Schaffung schwache Inselnetze, geringe Leistungen, Wirbel-
neuer Erzeugerkapazitäten. stürme, Erosion durch Salzwasser etc.) in den Aus-
schreibungsunterlagen besonders behandelt.
Über den beschriebenen Rahmen hinaus interessieren CREDP/GTZ erarbeitete in 2005 eine Machbarkeits-
sich auch die Versorger in anderen Ländern für die studie für die Rehabilitierung und Erweiterung der
Errichtung von (weiteren) Windparks, so z.B. Jamaika, Stromerzeugerkapazität für die zwei Kraftwerke Old
Kuba, Dominica, Grenada, St. Kitts & Nevis, Anguilla, Trafalgar und Padu in Dominica. Die Studie wies nach,
Montserrat, Guyana und Surinam. Diese geplanten dass ein derartiges Projekt technisch und wirtschaftlich
Windenergieprojekte können im Prinzip mit der künf- sinnvoll und machbar ist. Bisher wurde der Vorschlag
tigen Unterstützung durch CAWEI rechnen. jedoch von dem Besitzer der Anlagen (EVU DOMLEC)
nicht aufgegriffen.
Ein weiteres regionales Programm ist ein von UNEP/
OAS (Organization of American States) unterstütztes Durch die Ende 2006 erfolgte Änderung des “Electricity
Programm zur Nutzung geothermischer Energie in Supply Act” (ESA) wird es in Zukunft voraussichtlich
Dominica, St. Lucia und St. Kitts und Nevis. verstärkt unabhängige Stromerzeuger und Selbstver-
sorger geben. So besteht Interesse an der Eigenstrom-
Der aktuelle Stand der Nutzung erneuerbarer Energie- versorgung aus Wasserkraft für ein touristisches Ressort
träger wird im Folgenden summarisch für die fünf an der Ostküste sowie für Industriebetriebe und am
untersuchten Länder dargestellt. kommerziellen Betrieb von Wasserkraftwerken durch
unabhängige Erzeuger.
7 Außer in St. Vincent und Dominica gibt es erhebliche Wasserkraftpotenziale in Guyana, Surinam, Belize, Cuba und Jamaica.
138 8 Vidal, 2004.
9 Karibik
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Auch in St. Vincent hat CREDP/GTZ in 2005 eine In der Ostkaribik wurden Windmessungen und Stand-
Machbarkeitsstudie durchgeführt und darin die tech- ortsuchen bereits seit den 1980er Jahren von regionalen
nische und wirtschaftliche Durchführbarkeit der Reha- und internationalen Organisationen (CDB, OECS,
bilitierung und Optimierung der beiden Wasserkraft- OAS9) unterstützt und durchgeführt. Oftmals sind
anlagen Richmond und South River aufgezeigt. Der jedoch damals identifizierte Standorte heute bebaut
Aufsichtsrat des Versorgers VINLEC hat 2006 zuge- und damit nicht mehr verfügbar. Das technisch nutz-
stimmt, dieses Projekt in Angriff zu nehmen. Bis Ende bare Windpotenzial wird praktisch nur durch die zuläs-
April 2007 läuft noch eine von VINLEC veröffentlichte sige Penetrationsrate im gegebenen Inselnetz sowie
internationale Präqualifikation zu diesem Vorhaben. durch die Verfügbarkeit geeigneter Standorte limitiert,
wobei sich der Mangel an letzteren insbesondere auf
Das verfügbare, aber noch nicht erschlossene Wasser- kleinen Inseln oft als eine kaum zu überwindende Bar-
kraftpotenzial in St. Vincent liegt in der Größenordnung riere herausgestellt hat.
von 5 bis 8 MW.
Derzeit befinden sich drei Windparkprojekte in Barbados
Über eine kleine Wasserkraftreserve von ca. 150 kW (Lamberts, ca. 11 MW), St. Lucia (Sugar Mill, 12 MW)
verfügt St. Lucia mit dem Millet-Staudamm. Eine und St. Vincent (Ribishi Point, 7 MW) in der Planung.
Machbarkeitsstudie zur Nutzung des überschüssigen Die drei Stromversorger Barbados Light & Power
Wassers zusammen mit der Nutzung der ökologischen (BL&P), LUCELEC und VINLEC haben sich im Rahmen
Mindestrestwassermenge bewies die technische und der Caribbean Wind Energy Initiative (CAWEI)
wirtschaftliche Durchführbarkeit. Die Studie wurde an zusammengeschlossen, um durch eine gemeinsame
die Wasserbehörde in St. Lucia (WASCO) weitergeleitet, internationale Ausschreibung ihrer Windparks mit
bisher ist jedoch diesbezüglich noch keine Entscheidung einer Gesamtleistung von 30 MW eine ‚kritische
gefallen. Dieses Projekt ist ein reines “Fuel-Saver”-Pro- Masse’ zu erzeugen, die die Aufmerksamkeit der inter-
jekt und könnte WASCO helfen, die Betriebskosten nationalen Windindustrie weckt.
der Pumpstationen zu senken.
Barbados ist am weitesten fortgeschritten mit der
In Grenada wurden in den 1980er Jahren Studien über Realisierung des Windparks, der ca. 26-30 GWh im Jahr
mögliche Wasserkraftpotenziale durchgeführt, die aber erzeugen kann. Eine Umweltverträglichkeitsprüfung
keine Potenziale von mehr als ca. 500 kW ergaben. wurde in 2006 durchgeführt und ist inzwischen ab-
geschlossen.10
9 CDB - Caribbean Development Bank, OECS – Organisation of Eastern Caribbean States, OAS – Organization of American States.
10 Am 24.2.2007 fand die letzte öffentliche Anhörung dazu in Barbados statt. 139
9 Karibik
Biomasse Barbados ist das Land mit der höchsten Zahl installierter
In Barbados ist die Hauptquelle für Biomasse Bagasse, solarer Warmwasserbereiter (Solar Water Heaters =
welche für die Kraft-Wärme-Kopplung in den Zucker- SWH) in der Karibik und nimmt auch weltweit einen
fabriken genutzt wird. Diese Nutzung erfolgt nur beachtlichen Platz in der Nutzung dieser Technologie
saisonal. Zusätzlich wurde die Möglichkeit eruiert, ein. In 2005 waren laut Schätzungen 35.000 Systeme in
mittels Zuckerrohr Ethanol zu produzieren. Von der Gebrauch (NREL, 2005), wodurch ca. 6,5 Mio. US$
Regierung wurde eine Machbarkeitsstudie für einen pro Jahr an importiertem Erdöl eingespart wurden. Die
Ausbau der Stromerzeugung durch Bagasseeinsatz in SWHs werden lokal von drei Gesellschaften hergestellt
Auftrag gegeben; Ziel ist die Bereitstellung von 30 MW und gehören mittlerweile zur Standardausstattung bei
elektrischer Energie für die öffentliche Versorgung. Neubauten auf der Insel.
140 11 So der Premierminister von SVG, Dr. Ralph Gonsalves, bei einem Treffen im März 2007.
9 Karibik
1. Brasilien
OAS und andere Partner betreiben die Förderung und Im Windkraftbereich könnten weitere Projekte vor
1.2 Marktakteure
Erkundung | 1.3 geothermischen
von Dominicas Gesetzliche Rahmenbedingungen
Ressourcen allem durch bislang abwartende EVUs vorangetrieben
im “Eastern Caribbean Geothermal Development werden. Hierbei geht es vor allem um DOMLEC
Project” (Geo-Caraïbes), das in 2005 begann. Es handelt (Dominica), GRENLEC (Grenada), NEVLEC (Nevis)
sich dabei um eine regionale Initiative, die neben und ANGLEC (Anguilla). Jamaika plant eine Er-
Dominica auch St. Lucia und St. Kitts einbezieht und weiterung des bestehenden Wigton-Windparks um
durch die Global Environment Facility (GEF) finan- weitere ca. 15 MW.
ziert wird. Ihr Ziel ist es, Rahmenbedingungen für die
gewerbliche Nutzung der Geothermie in der östlichen In Dominica hat eine einheimische Investorengruppe
Karibik zu schaffen. Sie richtet sich auf technische CREDP/GTZ um Unterstützung bei der Standortsuche
Aspekte (z.B. Potenzialermittlung), auf den rechtlichen und Projektplanung für ein Wasserkraftwerk ersucht.
Rahmen (z.B. Gesetzes- und Politikreform sowie
Stärkung lokaler Einrichtungen) und auf finanzielle Bereits existierende Pläne für die Etablierung eines
Bereiche (z.B. Auflegung eines Risikofonds für Geo- Centre of Excellence für erneuerbare Energien in
thermiebohrungen). Barbados wurden unter dem ‚Government of Barbados
Millennium Project’ wieder aufgegriffen. Das Zentrum
Aufgrund der hohen vulkanischen Aktivität ist geo- soll zur Forschung, Entwicklung, Fortbildung und
thermische Energie wahrscheinlich eine der wichtigsten Informationsverbreitung auf allen Gebieten der erneuer-
erneuerbaren Energieressourcen in St. Lucia. In den baren Energien genutzt werden.
letzten zwei Dekaden wurden hierzu mehrere Explora-
tionsprogramme durchgeführt. Diese bestätigten die Die Aktivitäten des gesamten CREDP-Programms,
Existenz geothermischer Ressourcen, die ein substan- einschließlich des von GEF-UNDP finanzierten Teils,
tieller Bestandteil des Energieträgermix für die Strom- können unter www.caricom.org recherchiert werden.
erzeugung auf der Insel sein könnten. Trotz dieser
Erkenntnisse wurden Pläne zur weiteren Erkundung
dieser Potenziale jedoch bislang nicht weiter verfolgt. 9.1.3 Literatur – Allgemein
Jedoch wurde im Jahre 2004 eine Absichtserklärung
zwischen der Regierung und einer kanadischen Firma • CREDP/GTZ:
(United Network of the Eastern Caribbean – UNEC) Followup mission on renewable energy policy in the
unterschrieben, um insbesondere im Gebiet von Caribbean (St. Lucia, Dominica, St. Vincent and
Soufriere geothermische Quellen zu erschließen. Jamaica), Final Report, October 2-19-2004
• CREDP/GTZ:
Zukünftige Projekte in der Region German contribution to the CREDP/GTZ,
CREDP verfügt über ein Portfolio mit ca. 23 Projekten, Paper presented at Caribbean Environmental Forum,
die eine erste Sichtung durchlaufen haben und im Ver- June 2006
lauf der nächsten Jahre realisiert werden sollen. Sieben
dieser Projekte (drei Windkraftprojekte, vier Wasser- • CREDP/GTZ and CARILEC:
kraftprojekte) werden derzeit von CREDP/GTZ be- The status of energy policy in selected Caribbean
arbeitet. countries, 2005
• ECLAC:
Renewable Energy Sources in Latin America and
the Caribbean: Situation and Policy Proposals,
Santiago de Chile, April 2004
141
9 Karibik
Barbados
• ESMAP: 9.2.1 Elektrizitätsmarkt
OECS Energy Issues and Options, 2006
Barbados hat, im Gegensatz zu den anderen Karibik-
• Lambrides, M.: inseln (außer Trinidad), eigene begrenzte Erdölressourcen,
Eastern Caribbean Geothermal Development Project die neben importierten fossilen Brennstoffen zur Deckung
(Geo-Caraïbes), Organization of American States des Energiebedarfs einschließlich Stromerzeugung
Presentation, 2005 genutzt werden. Die Kosten für den Erdölimport be-
trugen in 2005 ca. 140 Mio. € (350 Mio. BD$) und
• Menke, C.: damit erheblich mehr als in den vorhergehenden Jahren.
Investment in renewable energy and energy Durch die extensive Nutzung von solaren Warmwasser-
efficiency: Does it pay back? Paper presented at bereitern anstatt der sonst üblichen elektrischen Geräte
Third Caribbean Environmental Forum & tragen erneuerbare Energien mit ca. 15% zur Energie-
Exhibition (CEF-3), Antigua and Barbuda, versorgung bei.
June 5-9th, 2006
Installierte Kapazitäten
Im Jahr 2005 betrug die gesamte installierte Erzeuger-
leistung 239,1 MW; die Spitzenlast lag bei 154,2 MW.
Durch den Ersatz älterer Erzeugungsanlagen mit einer
Leistung von ca. 31 MW durch zwei neue Generatoren
mit einer Leistung von je 30 MW im Mai 2005 wurde
ein Nettozuwachs von 14 % der Gesamtleistung
erreicht. Durch die effizienteren Generatoren, die ‚low
grade’-Schweröl als Brennstoff nutzen, konnten die
Auswirkungen der steigenden Erdölpreise gemindert
werden.
Stromerzeugung
Die primär genutzten Generatoren für die Stromer-
zeugung sind Dieselgeneratoren, die mit Schweröl
betrieben werden. Gasturbinen werden für Spitzenzeiten
und zur Reserve vorgehalten. Die erzeugte Strommenge
durch BL&P betrug in 2005 953,4 GWh. Dies bedeutet
einen Zuwachs von 6,4% im Vergleich zum Vorjahr
und liegt somit über dem durchschnittlichen Zuwachs
von 4,1% der vorangegangenen fünf Jahre.
142
9 Karibik
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Stromverbrauch Monatlicher Stromverbrauch Basis-Tarif (US-ct/kWh)
Im Jahr 2005 zahlten alle Verbraucher zusammen Bis 100 kWh 8,93
172 Mio. US$ für 885 GWh. Der Stromverbrauch der Bis 900 kWh 9,95
Haushalte stieg von 2004 um ca. 6,5% auf 294 GWh
über 1000 kWh 10,96
(Abb.1), ein ähnlicher Zuwachs (6,4%) wurde im ge-
werblichen Stromverbrauch verzeichnet, der 591GWh
betrug.12 Weitere wichtige Abnehmer sind der öffent- Tab. 2: Stromtarife in Barbados in US-ct/kWh
liche Sektor sowie die Hotelbranche mit einem jeweiligen
Anteil von 15% am Gesamtverbrauch.13
Zusätzlich zu den Basistarifen wird der Brennstoff-
zuschlag berechnet. Kleine kommerzielle Verbraucher
unterliegen einer ähnlichen Tarifstruktur; sie zahlen
600 monatliche Bereitstellungsgebühren in Höhe von
500 2,54 US $/kVA sowie einen verbrauchsabhängigen
400 Basistarif von 0,115 US$/kWh. Größeren Verbrauchern
GWh 300 wird keine Grundgebühr berechnet; sie zahlen eine
200
Bereitstellungsgebühr von 1,52 US$/kVA und einen
100
verbrauchsabhängigen Basistarif von 9,95 US-ct/kWh.
0
2001 2002 2003 2004 2005 Die Tarife in Barbados sind damit am unteren Ende der
Jahr Strompreise in der Region angesiedelt, was u. a. auf die
Haushalte Gewerbe eigenen Ölreserven zurückzuführen ist.
Der Stromtarif für Haushalte sieht eine monatliche Ein Windpark mit ca. 10 MW Leistung befindet sich
Grundgebühr15 von 1,52 US$ vor und folgende Tarif- in der Planung und soll noch 2007 mit Unterstützung
klassen: des Caribbean Renewable Energy Development Pro-
gramme (CREDP/GTZ) international ausgeschrieben
werden.
Der nationale Stromversorger BL&P Ltd. hat ca. 9.2.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
41 Mio. US$17 für die Umrüstung und den Neubau von
Unterstationen sowie die Installation neuer 132-kV- Der Energiesektor wird vom Electric Light and Power
Übertragungsleitungen zum Transport großer Strom- Act (1899) bestimmt und durch den Fair Trading
mengen zwischen den südlichen und nördlichen Regionen Commission Act, Cap. 2000-31 und den Utilities
des Landes bereitgestellt.18 Regulation Act, Cap 2000-30 reguliert.
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Einzelne Bestimmungen innerhalb der Steuerordnung • Fair Trading Commission:
fördern erneuerbare Energie, dies gilt vorrangig für Act. Chapter 326B
solare Warmwasserbereiter. Im Fiscal Incentive Act von
1974 wurden Importvorteile und Steuerbefreiungen • Government of Barbados:
für Hersteller derartiger Anlagen gewährt. Steuerliche Economic and financial policies of the Government
Begünstigungen bestehen auch für die Installation von of Barbados, presented by the Rt. Hon.
solaren Warmwasserbereitern unter dem 1984 Income Owen Arthur, Minister of Finance, January 16, 2006
Tax Amendment: die Kosten eines solchen Systems
können direkt und in voller Höhe von der Einkommens- • Sealy, H.:
steuer abgezogen werden. Außerdem wird eine 60%ige The role of hydrogen in the economy of a small
Verbrauchssteuer auf alle elektrischen Wassererhitzer island developing state like Barbados, International
erhoben, wodurch deren Kauf unattraktiv wird. Seminar on the Hydrogen Economy for Sustainable
Development, September 28-29, 2006,
Reykjavik, Iceland
Clean Development Mechanism
Barbados hat das Kyoto-Protokoll im August 2000
unterzeichnet und eine DNA (Designated National 9.2.6 Kontakte
Authority) eingerichtet. Energieprojekte unter CDM
sind bisher noch nicht angemeldet worden. The Barbados Light & Power Co. Ltd (BL&P)
The Garrison
St. Michael
9.2.5 Literatur Barbados, W.I.
Tel. +1 (246) 430 43 00/ 436 18 00
• Barbados Government Information Service: Fax +1 (246) 429 60 00
Energy Conservation www.blpc.com.bb
145
9 Karibik
Dominica
Designated National Authority (DNA) 9.3.1 Elektrizitätsmarkt
Ministry of Housing, Lands and Environment
1st Floor, S.P. Musson Building Dominicas Stromerzeugung basiert sowohl auf dem
Hincks Street Import fossiler Brennstoffe als auch auf der Nutzung
Bridgetown lokaler Wasserkraft. Die Stromproduktion durch Wasser-
Barbados kraft beträgt ca. 33% der Gesamterzeugung (2005).
Zuständig: Ungenutzte Wasserkraftreserven, Windenergie, Geo-
Mr. Lionel Nurse (envirobdos@gob.bb) thermie und Solarenergie bilden die Grundlage dafür,
Permanent Secretary dass Dominica seine gesamte Stromerzeugung faktisch
Tel. +1 (246) 467 57 12 auf erneuerbare Energien umstellen und sogar zum
Fax +1 (246) 437 88 59 Exportland für Elektrizität werden könnte.20 Zurzeit
gibt es Unterstützung vom Caribbean Renewable Energy
Development Programme (CREDP/GTZ/UNDP) und
von GeoCaribe, ein Geothermieprojekt, welches von
GEF-UNEP und OAS unterstützt wird.
Installierte Kapazitäten
Die installierte Erzeugerleistung der Dominica Electri-
city Service Company (DOMLEC)21 betrug 23,5 MW
in 2005, von denen 7,6 MW durch Wasserkraft erzeugt
wurden. Die gesicherte Erzeugerleistung betrug
14,8 MW, von der 3,2 MW (Trockenzeit) aus Wasser-
kraftnutzung stammen. Die Spitzenlast in 2005 betrug
14,4 MW.
Kapazitätserweiterungen
2005 stockte DOMLEC seine Erzeugungskapazität
mittels eines Dieselgenerators um 3 MW auf und sollte
2006 noch weitere 3 MW ergänzen, was bisher jedoch
noch nicht erfolgte.
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Teile der alten Schaltanlage der Padu-Wasserkraft-
anlage wurden bereits ersetzt und in ein “meter re- 35.000
30.000
placement programme (MRP)” umgesetzt.
25.000
20.000
Des Weiteren wurden in 2005 etwa 3000 Prepaid- MWh
15.000
Zähler installiert; weitere 2000 sollten bis Ende 2006 10.000
montiert sein. 5.000
0
2001 2002 2003 2004 2005
Jahr
Stromerzeugung
Haushalte Gewerbe Industrie Hotels
Zwischen 2004 und 2006 ist die Stromerzeugung um
6,3 % gestiegen, was hauptsächlich auf eine Zunahme
der Produktion basierend auf Diesel (plus 22,6%) Abb. 2: Stromverbrauch in verschiedenen Sektoren in
zurückgeht, während der Anteil von Wasserkraft um Dominica; MWh; 2001-2005
17 % sank. Der Grund für diesen Rückgang wird zum
einen in geringeren durchschnittlichen Niederschlägen
und andererseits in technischen Problemen bei einer Strompreise
der Wasserkraftanlagen gesehen. Die Stromtarife in Dominica zählen zu den höchsten
Strompreisen in der Region. Der durchschnittliche
Eine von CREDP/GTZ in 2005 erarbeitete Machbar- Stromtarif eines Haushalts liegt bei 0,37 US$/kWh;
keitsstudie zeigt die technischen und wirtschaftlichen davon beträgt der Brennstoffkostenzuschlag ca.
Möglichkeiten auf, die bestehenden Wasserkraftanlagen 0,17 US$/kWh. In 2005 betrugen die Brennstoffkosten
zu rehabilitieren und deren Kapazität zu erweitern. für die Stromerzeugung mehr als 50 % der Gesamt-
Bisher wurde diese Option von DOMLEC jedoch nicht kosten, was einem Zuwachs von 46 % im Vergleich
umgesetzt. zu 2004 entspricht.
Dominica Electricity Services Limited (DOMLEC) Der Stromsektor wird durch den kürzlich geänderten
DOMLEC ist bisher der einzige Stromversorger auf der Electricity Supply Act (ESA) reguliert. Der neue ESA
Insel. Haupteigentümer ist die Firma WRB Enterprise wurde im November 2006 durch das Parlament verab-
Inc. mit Sitz in Florida. Mit der Verabschiedung des schiedet und trat im Januar 2007 in Kraft.
neuen Electricity Supply Act im November 2006 wurde
die Monopolsituation von DOMLEC geändert und der Das neue Energiegesetz von 2006 ersetzt den ESA von
Markt für unabhängige Stromversorger geöffnet. 1996, welcher DOMLEC eine Universallizenz bis 2025
gewährt hatte. Eigenerzeugung durch andere Gesell-
schaften war unter dem bisherigen Gesetz nur mit einer
Weitere Akteure Erlaubnis von DOMLEC möglich. Die neue gesetzliche
Regelung hebt nunmehr die Monopolposition von
Ministry of Housing, Lands, Telecommunications, DOMLEC auf, indem es den Energiemarkt für Unter-
Energy and Ports nehmen öffnet, die Interesse an Erzeugung, Verteilung
Das Ministry of Housing, Lands, Telecommunications, und Vermarktung von Strom auf der Insel haben.
Energy and Ports (Ministerium für Wohnungswesen,
Land/Grundbesitz, Telekommunikation, Energie und Ein Schlüsselelement des ESA 2006 ist die Einrichtung
Häfen) ist für die Formulierung der Energiepolitik in einer Regulierungsbehörde (Independent Regulatory
Dominica zuständig. Commission – IRC), deren Verantwortung u.a. darin
besteht, alle Stromunternehmen und Lizenznehmer zu
regulieren, die Interessen der Marktteilnehmer zu
Ministry of Public Work and Public Utilities wahren und die Stromtarife zu genehmigen.
Das Ministry of Public Work and Public Utilities
(Ministerium für öffentliche Arbeiten und öffentliche
Versorgungsunternehmen) ist für den Betrieb der 9.3.4 Förderpolitik für erneuerbare Energien
öffentlichen Versorgungsunternehmen DOWASCO
(Wasser) und DOMLEC (Strom) zuständig. Parallel zur Einsetzung der Regulierungsbehörde bereitet
die Nationale Energiekommission die Formulierung
einer Energiepolitik vor, die den politischen Willen und
die langfristige Vision der Regierung wiedergeben
wird.24
148 24 CREDP/GTZ unterstützt die Regierung Dominicas bei der Einrichtung der Regulierungsbehörde sowie bei der Formulierung der Energiepolitik.
9 Karibik
Grenada
The Ministry of Public Works and Public Housing 9.4.1 Elektrizitätsmarkt
Government Headquarters
Roseau Wie in den meisten karibischen Staaten ist auch die
Commonwealth of Dominica Energieversorgung Grenadas fast vollständig vom Import
Tel. +1 (767) 448 24 01 fossiler Brennstoffe abhängig. Durchschnittlich die
Fax +1 (767) 448 48 07 Hälfte aller Exporteinkünfte wird für den Import fossiler
E-Mail: mincomw@cwdom.dm Brennstoffe aufgewendet. Die Energieimporte machen
wiederum ca. 11% aller Einfuhren aus. Diese Situation
verschärfte sich durch die stark steigenden Ölpreise
über die letzten Jahre hinweg. Grenada verfügt wie die
meisten anderen Karibikinseln über Wind- und Solar-
energieressourcen sowie zusätzlich über Biomasserest-
stoffe aus der Muskatnussproduktion.
Grenada Electricity Services Ltd. (GRENLEC) ist der
einzige Energieversorger für Grenada, Carriacou und
Petit Martinique mit einer Universallizenz bis 2073.
Während es bisher keinen kommerziellen Ansatz gab,
die RE-Ressourcen zu nutzen, befasst sich GRENLEC
seit 2006 mit der Vorbereitung eines Windparks mit
ca. 5 MW. Der Plan, einen kleinen Windpark mit
900 kW Leistung auf der Insel Carriacou zu errichten,
musste aufgegeben werden, da keine geeignete Fläche
von GRENLEC erworben werden konnte. Derzeit ist
GRENLEC dabei, seine firmeninterne Politik in Bezug
auf Netmetering und Eigenstromerzeugung neu zu
definieren.
Ebenfalls seit 2006 bietet die Fa. GRENSOL Photo-
voltaik-Anlagen an, von denen sie bereits fünf Systeme
mit bis zu 9kW Leistung installiert hat.
Das im Südosten der Insel gelegene Hotel Paradise Bay
hat im März 2007 eine 80-kW-Windkraftanlage des
holländischen Herstellers WES installiert. Die Anlage
wird zunächst im Inselbetrieb in Kopplung mit einem
Dieselgenerator betrieben werden. GRENLEC hat in
Aussicht gestellt, den Überschussstrom zu kaufen.
150
9 Karibik
151
9 Karibik
The Grenada Electricity Services Ltd (GRENLEC) 9.4.4 Förderpolitik für erneuerbare Energien
GRENLEC hat eine Universallizenz für die Erzeugung,
Übertragung und Verteilung von Strom mit einer Es gibt bisher keine offizielle Energiepolitik seitens der
Gültigkeit bis 2073. GRENLEC befindet sich in Privat- Regierung. Doch gibt es einen Anreiz für die Nutzung
besitz. Hauptanteilseigner mit über 50% der Anteile regenerativer Energiequellen, wonach die Regierung
ist die in Florida ansässige Firma WRB Enterprises alternative Energieprodukte, inkl. Solar- und Windener-
Inc., während Angestellte, lokale Investoren und die giesysteme, von der generellen Verbrauchssteuer befreit.
Regierung von Grenada kleinere Anteile besitzen.26
Bereits 2001 wurde der Entwurf eines Energieaktions-
planes (Sustainable Energy Action Plans – SEP) durch
Weitere Akteure die ‚Global Sustainable Energy Islands Initiative’ (GSEII)
erstellt, der eine Strategie zur Förderung regenerativer
Ministry of Agriculture, Lands, Forestry, Fisheries, Energien vorsieht. Dieser Plan wurde jedoch bisher
Public Utilities, Energy and the Marketing and nicht von der Regierung verabschiedet und folglich
National Importing Board (MNIB) wurden die darin vorgeschlagenen Maßnahmen nicht
Das MNIB ist für den Energiesektor und Politikformu- oder nur punktuell und adhoc umgesetzt.
lierungen in diesem Bereich zuständig. Es ist das einzige
Ministerium innerhalb der OECS-Staaten, das ein eigenes Seit einigen Jahren wird ein ‚National Climate Change
Energieressort innerhalb der Regierungsbehörden Policy and Action Plan’ öffentlich diskutiert, der insbe-
unterhält. sondere nach der durch den Wirbelsturm ‚Ivan’ in 2004
hervorgerufenen Katastrophe an Aktualität gewonnen
hat. Ein Entwurf dieses Plans liegt vor und wurde
Ministry of Finance and Planning abschließend im April 2007 vor Verabschiedung durch
Das Ministerium ist u.a. zuständig für die Formulierung die Regierung diskutiert.27
und Umsetzung des ‚National Climate Change Policy
and Action Plan’, der unterem anderem die Liberali-
sierung des Energiesektors vorsieht.
• Green, M.:
Solar Powered Chocolate Factory,
Home Power No. 87, February/March 2002
153
9 Karibik
Saint Lucia
9.5.1 Elektrizitätsmarkt Stromerzeugung
Die primäre Energiequelle für die Stromerzeugung in
Wie in den meisten karibischen Staaten, basiert die St. Lucia ist importierter Dieselkraftstoff. LUCELEC
Stromerzeugung in St. Lucia vollständig auf fossilen verfolgt jedoch die Option, Windenergie zu nutzen mit
Brennstoffen. St. Lucia importierte für die Deckung dem Ziel, erhebliche Einsparungen an fossilen Brenn-
seines Energiebedarfs in 2005 ca. 120.700 Barrel Öl. stoffen zu erzielen (“Fuel-Saver”-Funktion) und damit,
wenn auch nicht kurzfristig zur Senkung, so doch
Trotz des sehr großen Potenzials an erneuerbaren Energie- zur Stabilisierung der Stromkosten für die Verbraucher
quellen in Form von Windenergie, Geothermie und beizutragen.
Solarenergie werden erneuerbare Energien bislang nur
marginal im Bereich der solaren Warmwasserbereitung Im Jahr 2005 betrug die Gesamtstromerzeugung
genutzt. Auch in St. Lucia ist das Potenzial an erneuer- 323,6 GWh; das ist ein Zuwachs um 4,9% im Vergleich
baren Energien noch nicht vollständig quantifiziert. zu 2004.
154
9 Karibik
156
9 Karibik
CARILEC
An Association of Electric Utilities
Desire Avenue, Sans Souci
P.O. Box CP 5907
Castries
St. Lucia
Tel. +1 (758) 452 01 40/1
Fax +1 (758) 452 01 42
www.carilec.com
157
9 Karibik
158 30 Alle installierte Leistung auf den kleinen Inseln besteht aus Dieselgeneratoren; Wasserkraftwerke sind nur auf St. Vincent installiert.
9 Karibik
Stromerzeugung Strompreise
Die gesamte Stromerzeugung in 2005 betrug Die Stromkunden zahlten in 2004 29,3 Mio. US$ für
120,7 GWh, 23% davon kamen aus Wasserkraftanlagen. 103,7 GWh verbrauchte Elektrizität. Die Kosten be-
Seit 1999 ist die Energieerzeugung stetig um durch- inhalten die Anpassung der Brennstoffkosten, was
schnittlich 4,8 % gestiegen (1999-2003). durchschnittliche Stromkosten von ca. 0,28 US$/kWh
bedeutet. In 2006 dürften die durchschnittlichen
Kosten aufgrund des Brennstoffzuschlags deutlich
Stromverbrauch über 0,3 US $/kWh gelegen haben.
Der Haushalts- und Gewerbesektor zeigten in 2004
einen Anstieg von 7% und 21% (der Gewerbesektor Die Basistarife für Strom sind laut VINLEC seit vielen
erlebte starkes Wachstum), während im Industriesektor Jahren konstant, die effektiven Tarife schwanken
ein Rückgang von 6% zu verzeichnen war. jedoch durch den Brennstoffzuschlag. In 2004 lagen sie
bei ca. 0,28 US$/kWh, wobei der Brennstoffzuschlag
36% der Stromkosten darstellte, ein Anstieg von 5 %
60,0 gegenüber 2003. Die hohen Ölpreise führten in 2005
50,0 und 2006 zu Stromkosten in der Schwankungsbreite
40,0
von 0,3 bis 0,34 US$/kWh.
GWh 30,0
20,0
Die (seit Jahren konstanten) Basis-Stromtarife werden
in der folgenden Tabelle erläutert:
10,0
0,0
1999 2000 2001 2002 2003 2004
Jahr Haushalte
Haushalte Gewerbe Industrie ≤ 50 kWh 16,0 US-ct/kWh
> 50 kWh 18,9 US-ct/kWh
159
9 Karibik
Des Weiteren bereitet VINLEC mit der Unterstützung Laut dem ESA sind alle Ausrüstungsgegenstände
von CREDP die Errichtung eines 7-MW-Windparks an (z.B. Maschinen, Verbrauchsmaterial, Ersatzteile
der Südostküste am Standort Ribishi Point vor. Bei etc.), die in der Energieerzeugung, -transmission und
beiden Vorhaben, dem Wasserkraft- und dem Windkraft- -verteilung benötigt werden, von Zöllen und allen
projekt, steht der “Fuel-Saver”-Aspekt im Vordergrund. anderen Importauflagen ausgenommen. Außerdem
wurden VINLEC unter dem ESA die Wasserrechte für
die drei Wasserkraftwerke kostenlos erteilt.
9.6.2 Marktakteure
Die Regierung von SVG ist nach eigenen Angaben offen
St. Vincent Electricity Services Limited (VINLEC) für eine Liberalisierung des Energiesektors nach dem
VINLEC befindet sich vollständig im staatlichen Modell, wie es in Dominica kürzlich beschlossen wurde.
Besitz und ist bisher die einzige Institution, die für die
Energieversorgung in SVG verantwortlich ist.
9.6.4 Förderpolitik für erneuerbare Energien
• VINLEC:
Financial Statements for the year ended
December 31, 2004
161
162
10 Ägypten
10 Ägypten
1.
10.1Brasilien
Elektrizitätsmarkt 34 stromerzeugende Anlagen in entlegenen Gegenden
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
sind nicht an das Verbundnetz angeschlossen. Sie ver-
Installierte Kapazitäten sorgen lokale Abnehmer, zu denen auch touristische
Ende 2005 waren in Ägypten Kraftwerkskapazitäten Einrichtungen gehören. Zusammen haben diese Anlagen
mit einer Gesamtleistung von 20.593 MW installiert. eine Leistung von 280 MW und produzierten 2005
Im Vergleich zum Vorjahr (20.168 MW) hat die instal- rund 303 GWh Strom.
lierte Leistung damit um 2% zugenommen. Die Er-
zeugungskapazitäten der staatlichen ägyptischen Elek- Der Fünfjahresplan für die Zeit von 2002 bis 2007
trizitätsholding EEHC setzten sich 2005 folgender- ging von einem jährlichen Leistungszuwachs des Kraft-
maßen zusammen: konventionelle Dampfkraftwerke werksparks von 7,5% aus. Es wurden 5.610 MW neue
62%, GuD-Kraftwerke 14%, Gasturbinenkraftwerke Kraftwerksleistung geplant, von denen 4.500 MW als
8%, Wasserkraftwerke 15% und Windkraftanlagen GuD-Kraftwerke (mit jeweils 1.500 MW in Kairo und
1%. Drei privatwirtschaftliche Elektrizitätsunternehmen Nubaria und je 750 MW in Talkha und El-Kurimat)
tragen seit 2003 eine zusätzliche installierte Leistung umgesetzt wurden.
von 2.049 MW (10% der landesweiten Gesamtleistung)
aus drei gasbefeuerten Dampfkraftwerken bei.
Stromerzeugung
Für die Erzeugung des Stroms zur öffentlichen Versor-
2000 2001 2002 2003 2004 2005
gung sind vorrangig vier regionale sowie ein für
Installierte Leistung (MW) Wasserkraft zuständiges Unternehmen verantwortlich,
Gasturbinen 715 715 715 1055 1.019 1.519 die aus der Aufspaltung des früheren zentralen Strom-
GuD-Kraftwerke 2.605 2.605 2.605 2.605 2.605 2.605
versorgers hervorgegangen sind und der staatlichen
Egyptian Electricity Holding Company (EEHC)
Dampf 8.498 9.158 10.525 11.203 11.610 11.535
zugehören. In 2005 wurden in den Kraftwerken dieser
Wasser 2.745 2.745 2.745 2.745 2.745 2.745 fünf Erzeuger rund 87 TWh Strom produziert.
Wind 68 68 68 98 140 140
Privatsektor Zusätzlich wurden 13.200 GWh von unabhängigen
(Dampf) 683 2.049 2.049 2.049
Stromproduzenten erzeugt, 523 GWh im Windpark
Gesamt 14.631 15.291 17.341 19.755 20.168 20.593 Zafarana produziert sowie 69 GWh aus der Überschuss-
produktion von Industrieunternehmen eingekauft. Ins-
Tab. 1: Installierte Leistung nach Erzeugungsart; gesamt ergibt dies eine landesweite Stromproduktion für
Kraftwerke am Verbundnetz; 2000-2005; MW1 die öffentliche Versorgung von rund 101 TWh.
Zwischen 2001 und 2006 hat die Stromproduktion der Seit 1998 ist das ägyptische Stromnetz mit den Netzen
öffentlichen Versorgung um durchschnittlich 7,8% pro der Nachbarstaaten Libyen und Jordanien verbunden.
Jahr zugenommen. Seit 2000 ist auch Syrien an diesen internationalen
Netzverbund angeschlossen. Die Netzverknüpfung hat
den Austausch von Strom zwischen den einzelnen
Jahr 2001 2002 2003 2004 2005 20063
Märkten ermöglicht und damit zu einer höheren Stabi-
Stromproduktion 77.956 83.003 88.951 94.913 100.996 108.690 lität der Einzelnetze beigetragen. Laut EETC hat sie
[GWh]
sich technisch und ökonomisch bewährt.
2 ebda.
3 Bezieht sich auf den Abrechnungszeitraum 2005/2006.
4 Quelle: EEHC.
5 ebda.
164 6 Quelle: ebda. und North African / Middle East / European Electricity Cooperation & African Interconnection Report (NREA).
10 Ägypten
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Im November 2002 wurde Ägypten als Standort für das Entwicklung der Spitzenlast
internationale Koordinations- und Kontrollzentrum Zwischen 2001 und 2005 ist die jährliche Spitzenlast
benannt, das die Verteilung des Stroms in einem ge- im ägyptischen Verbundnetz um insgesamt etwa
planten integrierten mediterranen Verbundnetz managen 27 % gewachsen. In 2004 und 2005 wurde am 19. bzw.
soll. Neben den bereits genannten Ländern sollen 20. Juni zwischen 21 Uhr und 22 Uhr jeweils der
folgende Staaten an diesem Netzverbund teilhaben: Jahreshöchststand der Stromnachfrage erreicht.
Libanon, Irak, Türkei, Tunesien, Algerien und Marokko.
Im Zuge der Restrukturierung des ägyptischen Elek- 2001 2002 2003 2004 2005 2006
Tarifgruppe Strompreis Strompreis Im Juni 2002 gab das ägyptische Ministerium für Elek-
€-ct/kWh Millim/kWh
trizität und Energie bekannt, dass Ägypten den Bau
Hochspannung (220/132 kV) 1,52 111 eines Kernkraftwerks an der Mittelmeerküste, 150 km
Hochspannung (66/33 kV) 1,83 134 westlich von Alexandria plane. In Zusammenarbeit mit
Wohnungsbaugesellschaften 1,76 129 der internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) wurden
Studien über die Auslegung und den Typ des Kraft-
Mittelspannung ( 22/11/6,6 kV)
und Niederspannung ( 380/220 V) werks, das auch der Meerwasserentsalzung dienen soll,
Abnahme > 500 kW
(monatl. Leistungspreis: 1,18 €/kW) angefertigt. Nach Aussagen des zuständigen Ministers
vom September 2006 ist die Errichtung des Kernkraft-
Arbeitspreis 2,50 183
werks mit 1.000 MW in El-Dabaa vorgesehen. Die
Haushalte (kWh/Monat)
Anlage soll bis 2015 ans Netz gehen.
0-50 0,68 50
> 1000 6,99 511 Seit Ende der siebziger Jahre gab es erste Tendenzen zu
einer Dezentralisierung und Regionalisierung im
Verwaltung und Kliniken 2,94 215
Betrieb der bis dahin monolithischen früheren “Egypt
Öffentliche Beleuchtung 4,87 356
Electricity Authority” (EEA).
Tab. 8: Stromtarife der öffentlichen Versorgung; 1998 entstanden sieben regionale Stromversorger, die
Stand Dezember 2006; jeweils für Produktion und Verteilung von Strom in
in €-ct/kWh und Millim/kWh11
ihrer Region verantwortlich waren. Die EEA fungierte
als Muttergesellschaft dieser regionalen Elektrizitäts-
unternehmen und blieb verantwortlich für den landes-
Ausbauplanung weiten Transport des Stroms.
Die staatliche Elektrizitätsholding Egyptian Electricity
Holding Company (EEHC) geht für 2012 von einer Im Zuge einer Reform zur Öffnung des Stromsektors für
Spitzenlast von 23.800 MW aus. Für den Zeitraum von private Investoren wurden im Jahre 200012 die Bereiche
2008 bis 2012 sollen neue Kraftwerkskapazitäten in Produktion, Übertragung und Verteilung unterneh-
einem Umfang von fast 7.000 MW geschaffen werden. mensrechtlich voneinander getrennt und teilweise regio-
5.250 MW sind als GuD-Kraftwerke und 1.675 MW nalisiert. Daraus entstanden 13 einzelne Unternehmen,
als klassische, mit Gas befeuerte Dampfkraftwerke und zwar vier Betreibergesellschaften für thermische
geplant. Kraftwerke, ein Betreiber für die Wasserkraftwerke, ein
landesweites Strom-Transportunternehmen und sieben
lokale bzw. regionale Verteilungsunternehmen.
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Zwei dieser Verteilungsunternehmen wurden in den Privatwirtschaftliche Elektrizitätsunternehmen
Folgejahren nochmals aufgespaltet, so dass zurzeit Neben den Unternehmen der öffentlichen Versorgung
15 (+1)13 staatliche Stromunternehmen existieren, die sind einige private Unternehmen im Stromsektor
der staatlichen Egyptian Electricity Holding Company aktiv: drei unabhängige Kraftwerksbetreiber, drei pri-
(EEHC) zugeordnet sind: Fünf Unternehmen für den vate vertikal integrierte Elektrizitätsgesellschaften am
Kraftwerksbetrieb, ein landesweites Stromtransport- Roten Meer sowie drei kleinere private Stromunterneh-
unternehmen sowie neun Verteilungsgesellschaften. men, die angeschlossen an das Verbundnetz Strom pro-
Die Holding selbst untersteht der Aufsicht des duzieren beziehungsweise verteilen und lokal in den
ägyptischen Energieministeriums (MEE). Regionen Kairo und Alexandria agieren.
New and Renewable Energy Authority – NREA (Windkraft) Kairo 140 523
Transportunternehmen Leitungsnetz
[km]
13 Die NREA – eigentlich ein Forschungsinstitut – tritt auch als Betreiberin des Windparks Zafarana auf und ist hier deshalb als
Erzeugungsunternehmen aufgeführt.
14 Quelle: EEHC. 167
10 Ägypten
Vor allem die Anforderungen internationaler Geldgeber installierte Jahreseigen- Verteilungs- Strom-
Leistung produktion kapazität absatz
bewegten Ägypten in den neunziger Jahren dazu, [MW] [GWh] [MVA] [GWh]
seinen Elektrizitätssektor für private Investoren zu Verteilungs-
öffnen. 1998 wurde ein Vertrag über den Bau eines unternehmen
ersten privat betriebenen Kraftwerks mit ausländischen Egyptian Chinese
Investoren nach dem BOOT-Prinzip15 geschlossen. Joint Venture 30 3
Company for
1999 folgten Abschlüsse über zwei weitere Kraft- Investment
werke.16 Mit insgesamt 2.049 MW sind die drei prak- Unternehmen mit
tisch baugleichen gasbefeuerten Dampfkraftwerke, die Erzeugung und
Verteilung
2002 (Sidi Krir) bzw. 2003 (Suez & Port Said) ihren
Global Energy 108
Betrieb aufnahmen, für etwa 10% der landesweit Company 13,0 0,12 119
installierten Leistung verantwortlich.
Alexandria Carbon 128 10 6
Black Co. SAE 23,8
Om El Goreifat 13 8 13
Erzeugungsunternehmen installierte Jahresproduktion Company 7,0
Leistung
[MW] [GWh] National Electricity
Technology Company 6,4 42 8 42
Port Said East Power Company 683,0 3.850 (Kahraba)
Suez Gulf Power Company 683,0 4.300 Mirage Company 6,8 9,35 8 28
Sidi Krir Generating Company 682,5 4.600 Sendeian Company
for Paper Industry 14 99 17 99
Regulierungsbehörde EEUCPRA
Die Regulierungsbehörde für den Elektrizitätssektor
wurde 1997 per Dekret ins Leben gerufen.19
Die Egyptian Electric Utility and Consumer Protection
Regulatory Agency (EEUCPRA) hat ihren Sitz in Kairo
und besteht formal seit 1998. Erst 2002 mit der Ernen-
nung des ersten Geschäftsführers hat die Agentur ihren
Betrieb tatsächlich aufgenommen. Offiziell geleitet wird
sie vom Minister für Elektrizität und Energie, was ihre
Unabhängigkeit von staatlichen Instanzen relativiert.
15 Build Own Operate Transfer – eine Eigentumsübertragung an EEHC ist nach Ablauf von 20 Betriebsjahren vorgesehen.
16 Die Investoren waren InterGen (ein Joint-Venture von Shell und Bechtel), Edison und EdF (Electricité de France).
2006 wurden die beiden Anlagen in Suez und Port Said von der EdF an das malaysische Unternehmen Powertek verkauft.
17 Quelle: EEHC.
18 ebda.
168 19 Grundlage war das Dekret Nr. 326 aus dem Jahr 1997 "Establishing The Electric Utility and Consumer Protection Regulatory Agency".
10 Ägypten
1. Brasilien
Das Aufgabenfeld der Regulierungsbehörde ist in Akteure im Bereich erneuerbarer Energien
1.2
ersterMarktakteure
Linie auf den | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Interessenausgleich zwischen Eine Reihe ägyptischer Organisationen setzt sich für
Stromproduzenten, Stromanbietern und Endkunden die verstärkte Nutzung von erneuerbaren Energien und
ausgerichtet. Sie soll die zuverlässige langfristige Ver- für höhere Energieeffizienz ein.
sorgung mit elektrischer Energie sicherstellen und den
Umweltschutz und die Betriebssicherheit im Strom-
sektor fördern und kontrollieren. Sie vergibt ferner New and Renewable Energy Authority (NREA)
Lizenzen für den Bau und den Betrieb von Anlagen zur Die Agentur wurde 1986 durch das Elektrizitäts- und
Stromproduktion, zum Transport und zur Verteilung Energieministerium gegründet, um die Aktivitäten
sowie für den Stromhandel. zur Förderung der erneuerbaren Energien und der
Energieeffizienz zu bündeln. Zu ihren Aufgaben gehört
Ein erklärtes Ziel der Behörde ist es, Voraussetzungen die Entwicklung von Technologien zur Nutzung
für einen marktwirtschaftlichen Wettbewerb im erneuerbarer Ressourcen im kommerziellen Maßstab.
Rahmen der bestehenden Gesetze zu schaffen und die Ihre Tätigkeit soll langfristig die Abhängigkeit von
Bildung privatwirtschaftlicher Monopole auf dem fossilen Brennstoffen verringern und die Umwelt vor
Stromsektor zu verhindern. Diesem selbst gesetzten schädlichen Einflüssen schützen.
Anspruch scheint die Behörde allerdings aufgrund des
gegenwärtigen Primats der ägyptischen Politik für Die NREA soll zusammen mit anderen zuständigen
nationale staatliche Lösungen beim weiteren Ausbau ägyptischen und internationalen Institutionen Pro-
des Stromsektors nicht gerecht werden zu können. gramme zur Nutzung erneuerbarer Ressourcen ent-
wickeln und umsetzen. Zu ihren Aktivitäten gehörte
Als weitere Aufgaben für EEUCPRA werden genannt: die Erstellung eines Windatlas für ganz Ägypten, für
den seit 1991 Daten gesammelt wurden und der
• Bewertung der Pläne zum Ausbau des Anfang 2006 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Die
Kraftwerksparks und zur Erweiterung des NREA unterhält außerdem Windkraftanlagen, die in
Stromnetzes, um sicherzustellen, dass sich der Vergangenheit vorwiegend als Demonstrationspro-
die Kapazitäten entsprechend der Nachfrage jekte dienten: ein Wind/Diesel-Hybrid-System im
entwickeln. Gouvernement Matrouh und den 5,2-MW-Windpark
• Kontrolle der Kosten für Stromproduktion, Hurghada am Roten Meer, der seit 1993 im Betrieb ist
-transport und -verteilung. und bei dem verschiedene Windturbinen internationaler
• Sicherstellen, dass die Profite aus der Strompro- Hersteller zum Einsatz kamen.
duktion ausreichen, um eine solide Basis für die
Weiterentwicklung der Kraftwerkskapazitäten Neben diesen Test- und Modellanlagen ist die NREA
zu bieten.20 auch kommerzielle Betreiberin der Windparks in Zafa-
• Überwachung des nationalen Koordinations- und rana am Golf von Suez. Außer ihren Aktivitäten auf
Kontrollzentrums, das für eine optimale dem Windsektor treibt die Agentur vor allem solar-
landesweite Verteilung des produzierten Stroms thermische Forschungsprojekte voran und ist auf dem
sorgen soll und die Interessen aller angeschlossenen Gebiet der Biomassenutzung aktiv. Darüber hinaus
Betreiber berücksichtigen soll. verfügt die NREA über ein Labor-Zentrum zur Prü-
• Qualitätssicherung der technischen und admini- fung und Zertifizierung von Geräten und Ausrüstun-
strativen Dienstleistungen, die den Endkunden gen zur Nutzung erneuerbarer Energieressourcen. Sie
angeboten werden. bietet Weiterbildung an, organisiert Workshops und
erstellt Studien – auch in Kooperation mit internatio-
nalen Partnerorganisationen.
20 Allerdings hat sie keinen direkten Einfluss auf die Tarifgestaltung. Die Stromtarife werden durch die ägyptische Regierung per
Kabinettsbeschluss festgelegt. 169
10 Ägypten
Organization for Energy Conservation & Planning (OEP) 10.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Diese 1983 per Dekret gegründete staatliche Organi-
sation befasst sich mit der langfristigen Energieplanung Reform des Elektrizitätssektors
für Ägypten. Seit Anfang der neunziger Jahre beschäf- Der klar staatlich dominierte Strommarkt hat bis auf ge-
tigen sich die dort versammelten Experten vermehrt ringe Konzessionen bislang allen weitergehenden Be-
mit Fragen der Energieeffizienz. Die OEP führt Energie- mühungen zur Liberalisierung und Privatisierung wider-
Audits im öffentlichen Sektor und bei Firmen durch. standen. 1996 erschien das Gesetz Nr. 100, in dessen
Die Organisation sieht sich selbst als Vermittlerin Artikel 7 festgelegt ist, dass lokale und internationale
zwischen den Anliegen einer nachhaltigen Entwicklung Investoren eine Konzession zum Bau und zum Betrieb
und anderen nationalen Interessen. Mit verschiedenen von Kraftwerken erhalten können. 1997 folgte ein neues
Publikationen zum Energiesparen wendet sie sich direkt Investitionsgesetz, das verschiedene Anreizmechanis-
an die ägyptische Öffentlichkeit. men, wie staatliche Garantien für Investoren, enthielt.
170
10 Ägypten
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Quersubventionierung ist ein verbreitetes Phänomen 10.4 Förderpolitik für erneuerbare Energien
auf dem ägyptischen Strommarkt, obwohl die Eindäm-
mung dieser Praxis erklärtes Ziel ist. Der staatliche Das ägyptische Elektrizitäts- und Energieministerium
Einfluss wird auch dadurch deutlich, dass der Energie- beschäftigt sich bereits seit den siebziger Jahren mit
minister gleichzeitig Vorsitzender der EEHC ist. erneuerbaren Energieressourcen. In den achtziger
Jahren wurde eine Strategie für erneuerbare Energie als
Trotz der bislang nur zögerlichen Reformbemühungen Teil der nationalen Energieplanung entwickelt. Diese
hält die Regierung an Plänen fest, zukünftig einen Strategie wurde vor dem Hintergrund der sich ent-
Strommarkt zu etablieren, auf dem direkte, frei ausge- wickelnden Möglichkeiten für den Einsatz erneuerbarer
handelte, bilaterale Verträge zwischen Stromverbrau- Energien immer wieder angepasst. Aktuell wird ange-
chern und Stromproduzenten möglich werden. Außer- strebt, bis 2010 drei Prozent des Elektrizitätsbedarfs
dem soll das Transportnetz für die Durchleitung von aus erneuerbaren Energien21 zu decken. Dabei sollen
Strom geöffnet werden. Unabhängige Stromproduzenten vor allem Wind- und Solarenergie zum Einsatz
sollten Zugang zum Strommarkt haben, ohne sich kommen.
durch langfristige Vereinbarungen für mehrere Jahr-
zehnte an die EEHC binden zu müssen.
Internationale Förderung
In diesem Rahmen hat die Regulierungsbehörde vorge- Im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche
schlagen, dass anfangs 70 große industrielle Stromver- Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützt
braucher 20% ihres jährlich wachsenden zusätzlichen die deutsche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) im
Strombedarfs durch direkte Verträge mit Stromprodu- Rahmen der finanziellen Zusammenarbeit mit Ägypten
zenten decken könnten. Dadurch sollten allmählich eine Reihe von Projekten im Energiesektor. Dazu
flexiblere Verhältnisse auf dem ägyptischen Strommarkt gehören Informations- und Ausbildungsinitiativen zu
eingeführt werden. Das Energieministerium verweigert erneuerbaren Energien, der Bau von Kleinwasserkraft-
jedoch bislang die Genehmigung für eine derartige werken, Windparks in Zafarana und Gabal El-Zayt, die
Marktöffnung mit der Begründung, dass weder die ökologische Verbesserung bestehender Kraftwerke
Kraftwerksbetreiber noch die Endkunden ausreichend sowie die Rehabilitierung von Umspannwerken und
auf eine solche Flexibilisierung vorbereitet seien. der Generatoren am Assuan-Staudamm.
Die EEHC selbst gibt für die Zukunft eine Reihe von Zurzeit laufen die Planungen für ein internationales
Reformzielen an. Bis 2009 sollen kostendeckende “Center of Excellence for Renewable Energies”, das in
Stromtarife eingeführt sein. Ein unabhängiger Strom- Ägypten entstehen soll und durch die dort geplanten
händler soll für Wettbewerb bei der Belieferung von Forschungs- und Weiterbildungsaktivitäten die Ent-
Großkunden sorgen. Die Verteilungsgesellschaften wicklung der erneuerbaren Energien in den Regionen
sollen kommerzialisiert und ihre Geschäftspraktiken Naher Osten und Nordafrika voranbringen soll.
reorganisiert werden.
Im Rahmen von GEF-Vorhaben wurden in den letzten
Gegenwärtig ist von keiner Seite eine weitere Aus- zehn Jahren Finanzmittel in einem Umfang von rund
schreibung für Privatinvestitionen im Kraftwerksbe- 70 Mio. US$ für Energie- und Klimaschutzprojekte in
reich vorgesehen. Auch für den boomenden Windsektor Ägypten bewilligt. Den Großteil davon, mehr als
gibt es keinerlei Anzeichen, dass private Investoren zur 50 Mio. US$, macht die 2004 zugesagte Förderung22
Beteiligung an neuen Projekten eingeladen werden. für das solarthermische Hybrid-Kraftwerk (150 MW)
in Kuraymat aus.
Beim CDM-Executive Board sind bisher26 zwei Tab. 12: Stromproduktion ägyptischer Wasserkraftwerke;
ägyptische CDM-Projekte registriert, darunter ein Depo- 2004, 2005; GWh27
niegasvorhaben in Alexandria, mit dem die jährlichen
Treibhausgasemissionen um ein CO2-Äquivalent von
rund 371.000 t reduziert werden können. Zukünftige Wasserkraftprojekte sind bisher mit einer
Leistung von insgesamt 114,5 MW geplant. Ein neues
Die ägyptische DNA präsentiert in ihrem CDM-Port- Kraftwerk in Naga Hammady mit 64 MW soll 2008
folio 22 weitere mögliche Projekte aus den Bereichen: fertig gestellt werden. In Zefta und Assuit entstehen
Erneuerbare Energie (fünf Projekte), Industrie (vier neue Wasserkraftwerke mit 5,5 beziehungsweise 32 MW.
Projekte), Energieeffizienz (sechs Projekte), Brennstoff- Die Fertigstellung eines weiteren Kraftwerks in Kanater
wechsel (sechs Projekte) sowie Aufforstung (ein Projekt). mit 13 MW ist für Ende 2009 vorgesehen.
23 "National Strategy Studies Program" war eine gemeinsame Initiative der Weltbank und der Schweizer Regierung.
24 Egypt National Strategy Study on the Clean Development Mechanism [www.cdmegypt.org/NSS.htm].
25 Siehe: www.cdmegypt.org/publications.htm.
26 Stand Januar 2007.
172 27 Quelle: Egyptian Electricity Holding Company (EEHC).
10 Ägypten
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Klein- und Kleinstwasserkraftwerke Besonderes Augenmerk galt dabei sechs viel ver-
Eine UNEP-Studie28 von April 2004 weist auf die sprechenden Regionen: der Nordwestküste, der
Potenziale von Klein- und Kleinstwasserkraftwerken Nordostküste, dem Golf von Aqaba, dem Golf von
bis maximal 30 MW in Ägypten hin. Das Terrain am Suez, dem Roten Meer und den westlichen Wüstenre-
Nil und einigen seiner Nebenflüsse ist an bestimmten gionen. Neben diesen Datensätzen bietet der Atlas
Stellen für solche Kraftwerke geeignet. Neben den auch einen Überblick über die ägyptischen Windver-
bereits oben erwähnten Anlagen listet die Studie noch hältnisse anhand von Windmodellen und gibt detail-
vier weitere mögliche Standorte für Kleinanlagen29 auf, lierte Hinweise zur Standortfestlegung für mittlere
die zusammen eine geschätzte Erzeugungsleistung von und große Windparks anhand meteorologischer
7,4 MW haben könnten. Die Studie verweist auf 15 Erkenntnisse.
mögliche Standorte mit jeweiligen Leistungen von 150
bis 1.200 kW. Gemeinsam könnten diese Anlagen
knapp 50 GWh pro Jahr erzeugen. WAsP31 KAMM32
m/s
Assuan 9,9 7
Windenergie Dakhla 5,8 6
Kosseir 7,7 8
Potenzial der Windkraft
Ägypten bietet für Windenergie hervorragende Stand- Sharm el-Sheikh 13,7 9,5
28 UNEP-Risø Centre (United Nations Environment Programme), Prospects for renewable energy technologies in the Middle East and
North Africa region, Sami Kamel, UNEP-Risø Centre, Denmark, April 2004.
29 Rosetta Branch, Dairout, El Azab, Tamiya.
30 Mortensen et al. (2005), Wind Atlas for Egypt, Measurements and Modelling 1991-2005, und auch www.windatlas.dk/Egypt/About.html.
31 Wind Atlas Analysis and Application Program (Windmodellierungsmethode mit feiner räumlicher Auflösung, basierend auf Messwerten).
32 Karlsruhe Atmospheric Mesoscale Model
(Windmodellierungsmethode mit mittlerer räumlicher Auflösung, basierend auf numerischen Klimasimulationen).
33 Quelle: NREA, OME.
34 Mortensen et al. (2003), Wind Atlas for the Gulf of Suez. Measurements and Modelling 1991-2001. 173
10 Ägypten
Region m/s Jahr 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006
Zafarana 7,5-9,2 jährliche k.A. k.A. 224 214 387 533 55237
Produktion
St. Paul 8,4 [GWh]
Hurghada 6,7
Windpark Zafarana
Tab. 14: Durchschnittliche Windgeschwindigkeiten an Mit dem Windprojekt in Zafarana am Golf von Suez ist
ausgewählten Standorten am Golf von Suez; m/s;
Ägypten 2001 in die Nutzung der Windkraft zur Ein-
gemessen in 25 Metern Höhe35
speisung in das Verbundnetz eingestiegen. Per Dekret
wurde ein Gebiet von 80 km2 für Windkraftprojekte
In einer Kurzstudie36 wurden die meteorologischen von NREA bereitgestellt. In einer ersten Stufe wurden
Daten von zehn Wetterstationen entlang der Mittel- an diesem Standort bis 2004 u.a. mit deutscher finan-
meerküste ausgewertet. Drei Standorte – Sidi Barrani, zieller und technischer Hilfe 140 MW installiert, die
Mersa Matruh und El Dabaa – weisen demnach durch- im Zeitraum 2005/06 zusammen mit den Anlagen in
schnittliche Windgeschwindigkeiten von 5 bis 6 m/s Hurghada 552 GWh Strom produzierten.
aus und erscheinen damit als Standorte für Windkraft-
anlagen geeignet. Dort liegt die Windenergiedichte in Mit weiterer internationaler Unterstützung wurden bis
Höhen zwischen 30 und 50 Metern bei Werten zwischen 2003 Anlagen mit insgesamt 60 MW ans Netz ge-
180 bis 230 bzw. 260 bis 330 W/m2. Eine Modell- bracht. Die kalkulierte jährliche Produktion dieser
rechnung für eine 1-MW-Turbine am Standort El Dabaa Anlagen beträgt etwa 210 GWh bei einem Kapazitäts-
ergab einen jährlichen Ertrag von gut 2,7 GWh. faktor von 40%. Parallel zu diesem Vorhaben wurden
im März 2001 bzw. im Juni 2004 weitere Anlagen
mit zusammen 33 bzw. 47 MW installiert, die durch
Windpark Hurghada Kredite der deutschen Kreditanstalt für Wiederaufbau
Ein erster Windpark mit 42 Turbinen unterschiedlicher (KfW) finanziert wurden. Die erwartete Jahrespro-
Hersteller im Leistungsbereich von 100 und 300 kW duktion dieser Anlagen beträgt insgesamt 305 GWh
wurde 1992 bei Hurghada am Roten Meer errichtet. bei einem Kapazitätsfaktor von 43,5%. 2006 ist ein
Die insgesamt 5,2 MW befinden sich in unmittelbarer weiterer Komplex mit 85 MW errichtet und in Betrieb
Nachbarschaft zu einem Windtechnologiezentrum mit genommen worden. Hier sollen jährlich 320 GWh für
drei kleinen Testanlagen und wurden ab 1993 sukzes- das nationale Netz produziert werden. Alle bislang in
sive mit dem örtlichen Versorgungsnetz der Stadt ver- das Verbundnetz einspeisenden Anlagen werden mit
bunden. 1,7€-ct/kWh (0,12 EGP/kWh) vergütet. Trotz günstiger
Windbedingungen dürfte damit kein kostendeckender
Betrieb möglich sein. Eine neue Ausbaustufe mit noch
einmal 80 MW wird derzeit fertig gestellt und ebenfalls
mit einem KfW-Kredit über 75 Mio. Euro finanziert.
Die Inbetriebnahme ist für Anfang 2008 vorgesehen.
35 Quelle: NREA.
36 A.S. Ahmed Shata, R. Hanitsch (2005), Evaluation of wind energy potential and electricity generation on the coast of the Mediterranean Sea
in Egypt, Faculty of Electrical Engineering and Computer Science, Institute of Energy and Automation Technology, Technical University Berlin.
37 Bezogen auf den Abrechnungszeitraum 2005/2006.
174 38 Quelle: Global Wind/2005 Report (Global Wind Energy Council).
10 Ägypten
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Bei diesem Vorhaben wird erstmals ein privates Unter- Biomasse
nehmen den Betrieb und die Wartung für anfänglich Die ägyptische Landbevölkerung gewinnt 76 % der
fünf Jahre übernehmen. Ebenfalls am Standort Zafarana genutzten Energie aus dem Verbrennen von Pflanzen-
sollen zwei weitere Windkraftprojekte mit je 120 MW resten und getrocknetem Dung. In den traditionellen
entwickelt, werden. Die ersten Inbetriebnahmen sind Öfen wird nur ein sehr schlechter Wirkungsgrad
für Ende 2008 vorgesehen. Für alle neu gebauten (5-10%) bei der Nutzung der Biomasse erreicht. Würden
Anlagen ist eine Teilfinanzierung durch Verkauf von Pflanzenrückstände zusammen mit dem Wirtschafts-
Emissionszertifikaten über CDM geplant. Für einige dünger40 stattdessen zu Biogas umgesetzt, ließe sich
Windparks hat die ägyptische DNA bereits die Bewil- die vorhandene Biomasse erheblich effizienter nutzen.
ligung erteilt, Verträge zum Ankauf der Zertifikate
wurden abgeschlossen. Die Basaisa Community Development Association
(Basaisa-IRTECTAP), das Agricultural Research Center
(ARC) und die Abteilung für Technologietransfer des
Weitere Ausbaupläne National Agricultural Research Project (NARP-TTC)
Am Golf El-Zayt, ebenfalls am Roten Meer gelegen, ist haben deswegen ein Programm entwickelt, das die
eine weitere Region (700 km2) für den Bau von Wind- Vorteile von Biogas bei der Landbevölkerung bekannt
parks im Umfang von bis zu 3.000 MW ausgewiesen machen soll. Im Rahmen dieses Programms wurden
worden. In dieser Gegend werden mittlere Windge- Ende der 1990er Jahre 18 kleine Fermenter für Familien
schwindigkeiten von 10,5 m/s erreicht. und zwei Biogasanlagen für größere Bauernhöfe gebaut
und 40 Personen für den Betrieb von Biogasanlagen
Mit Unterstützung der KfW-Entwicklungsbank soll geschult.
dort anfänglich ein 80-MW-Windpark entstehen. Hierfür
wird gegenwärtig eine Machbarkeitsstudie angefertigt,
die im Oktober 2007 abgeschlossen sein soll. Solarenergie
Ägypten bietet durch seine Lage im nordafrikanischen
Für einen weiteren Komplex mit 220 MW Leistung, Sonnengürtel beste Voraussetzungen für die Nutzung
der mit internationaler Unterstützung entstehen soll, der Solarenergie. Laut einem 1991 erschienenen Solaratlas
liegt bereits eine entsprechende Studie vor. erreicht die direkte Sonneneinstrahlung von Norden
nach Süden Werte zwischen 2.000 kWh im Norden
Die Planungen von NREA sehen bis 2011 eine instal- und 3.200 kWh pro Quadratmeter und Jahr im Süden.
lierte Gesamtleistung von 1.050 MW vor. Für 2021/22 Die tägliche Sonnenscheindauer beträgt 9 bis 11 Stunden
wird eine Windkapazität von insgesamt 5.000 MW mit nur wenigen bewölkten Tagen im Jahr.
angestrebt.
Photovoltaik
Jahr 2007/2008 2009 2010 Insgesamt sind in Ägypten dezentrale PV-Systeme mit
zusätzliche 120 80 60 60 80 220 einer Leistung von 4 bis 4,5 MW im Einsatz. Dabei
Kapazität [MW]
wird PV-Technologie in verschiedenen Bereichen ein-
Standort Zafarana Gabal El-Zayt gesetzt. 2005 verteilte sich die Leistung wie folgt:
Gesamtleistung
430 490 630 850
Kommunikation 40%, Beleuchtung 33%, Entsalzen
Windkraft [MW]
von Wasser 12%, Beleuchtung von Werbung 10%,
Erwartete Strom- Kathodischer Korrosionsschutz 3% und Wasser-
produktion [GWh] 1.690 1.930 2.480 3.350
pumpen 2%.
Tab. 16: Entwicklung der Windkraft an den Standorten
Zafarana und El-Zayt bis 201039
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
10.6 Ländliche Elektrifizierung 10.7 Literatur
177
10 Ägypten
178
10 Ägypten
179
180
11 Äthiopien
11 Äthiopien
1.
11.1Brasilien
Elektrizitätsmarkt Stromübertragung und -verteilung
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Die netzgekoppelte Stromversorgung wird von EEPCo
Installierte Kapazitäten betrieben. Etwa 98% der verkauften Strommenge wird
Die gesamte installierte Erzeugungskapazität in über das so genannte Interconneted System (ICS)
Äthiopien betrug Ende 2006 rund 752 MW. Knapp bereitgestellt. Das ICS erstreckt sich über das gesamte
670 MW davon sind in Wasserkraftwerken installiert, Landesgebiet mit Ausnahme des Südostens. Allerdings
7,3 MW in einer geothermischen Anlage sowie etwa ist die Stromversorgung nicht flächendeckend. Nahezu
75 MW in Dieselgeneratoren. alle großen Wasserkraftanlagen sind im ICS ange-
schlossen.2 Weitere 2% werden über mehrere Insel-
netze im so genannten Self Contained System (SCS)
Stromerzeugung abgewickelt, wobei die Produktion durch Dieselgene-
Die tatsächliche Stromproduktion basiert zu 98% auf ratoren und drei kleine Wasserkraftwerke erfolgt.
Wasserkraft. Weitere 2% werden von meist kleineren
Dieselgeneratoren erzeugt. Im fiskalischen Jahr Äthiopien verfügt über etwa 6.000 km Hochspan-
2003-2004 wurden von der staatlichen Gesellschaft nungsleitungen im Übertragungsnetz (230 kV/132 kV/
EEPCo (Ethiopian Electric Power Corporation) 66 kV/45 kV) und 22.000 km Mittel- und Nieder-
2.318 GWh Strom erzeugt. Dies entspricht einer Stei- spannungsleitungen im Verteilungsnetz (15 kV/380 V/
gerung von etwa 37% gegenüber dem Jahr 1999/2000. 220 V). Derzeit laufen verschiedene Programme zur
Der Löwenanteil entfiel dabei mit 2.279 GWh auf die Erweiterung des Stromnetzes. Allein zwischen 2002
Wasserkraft. und 2006 hat EEPCo ca. 400 Ortschaften neu ans
Stromnetz angeschlossen. Bis 2010 soll ein landesweiter
Elektrifizierungsgrad von 50% erreicht werden.3
Jahr 1999/2000 2000/2001 2001/2002 2002/2003 2003/2004
GWh Neben den Ausbaumaßnahmen zur Elektrifizierung
Wasserkraft 1.645,8 1.789,8 1.991,8 2.023,6 2.279,0 ländlicher Gebiete werden Projekte zur Netzanbindung
Diesel
mit dem Ausland vorangetrieben. Ab dem Jahre 2010
23,0 16,9 16,6 40,1 38,8
möchte Äthiopien zum Netto-Exporteur von Elektrizität
Geothermie 20 5,1 1 0 0
werden. Am weitesten fortgeschritten ist der Bau der
Gesamt 1.688,8 1.811,8 2.009,4 2.063,7 2.317,8 Verbindung nach Djibouti. Der Afrikanische Ent-
wicklungsfonds hat dafür in 2005 einen Kredit von
Tab. 1: Entwicklung der Stromproduktion nach 59 Mio. US$ gewährt. Der Ausbau soll bis 2009 voll-
Erzeugungsarten in GWh/Jahr; Äthiopien; endet sein.
1999/2000-2003/20041
Die Anbindung an das kenianische Netz wurde Ende
2006 beschlossen und soll bis 2014 realisiert werden,
Die Finanzierung erfolgt durch Kredite von der African
Development Bank, Arab Bank, European Investment
Bank und East African Development Bank sowie durch
das Regional-Programm NEPAD (New Partnership for
Africa’s Development).4 Eine weitere Verbindung in
den Sudan befindet sich in der Planung.
zweitgrößte Stadt Nazareth. Der Stromverbrauch lag EEPCo 398 411 445 470 508
(intern)
im fiskalischen Jahr 2003/2004 bei 1.846,7 GWh.
Gesamt 596.637 625.496 654.885 698.360 777.007
1999/2000 2000/2001 2001/2002 2002/2003 2003/2004 Tab. 3: Anzahl der Konsumenten von EEPCo;
GWh 1999/2000-2003/20046
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
11.2 Marktakteure Ethiopian Electricity Agency (EEA)
Die äthiopische Regulierungsbehörde für den Strom-
Die Stromerzeugung, das Stromnetz und die Energie- sektor, EEA, besteht seit 1997. Zu ihren Aufgaben
versorgung werden in Äthiopien weitgehend staatlich zählen die Preisregulierung, die Zulassung und Kon-
kontrolliert. Eine wichtige Rolle spielen außerdem trolle unabhängiger Stromerzeuger, die Genehmigung
internationale Geberorganisationen bei der Finanzierung von “power purchase agreements” (PPAs) sowie die
von Großprojekten. Als zentraler Marktakteur agiert Regelung des Netzzugangs für private Akteure. Außer-
EEPCo. dem gehören dazu die Organisation von Programmen
im Bereich der ländlichen Elektrifizierung sowie die
Schaffung von Rahmenbedingungen für private In-
Ethiopian Electric Power Corporation (EEPCo) vestoren. Allerdings kann die EEA diese Aufgaben
Die äthiopische Elektrizitätsgesellschaft EEPCo ist ein bisher aufgrund von strukturellen und personellen
staatliches Unternehmen. Es zeichnet im Stromsektor Defiziten noch nicht vollständig wahrnehmen.8
verantwortlich für die Bereiche der Produktion, Trans-
port, Verteilung und Versorgung. EEPCo ist die
Schlüsselinstitution für die Schaffung neuer netzge- Ethiopean Science and Technology Agency (ESTA)
koppelter Kraftwerkskapazitäten. Die ESTA ist als staatliche Institution im Bereich
Wissenschaft und Technologie dem Bildungsministerium
unterstellt. Unter anderem unterhält die ESTA seit
Weitere Akteure 1994 eine Abteilung für Bergbau, Wasser und Energie,
die in Zusammenarbeit mit schwedischen Geberorga-
Ministerien nisationen ein Programm zur Forschung im Bereich der
Verschiedene Ministerien sind direkt oder indirekt für Photovoltaik und Solarthermie durchgeführt hat.
den Energiesektor zuständig. Zentraler Akteur ist das
Ministerium für Bergbau und Energie (Ministry of
Mines and Energy). Es ist zuständig für die nationale Ethiopian Rural Energy Development and
Energiepolitik und den Ausbau der Elektrizitätsver- Promotion Centre (EREDPC)
sorgung. Ihm unterstehen EEPCo und die Ethiopian Darüber hinaus existieren im Bereich der ländlichen
Electricity Agency (EEA). Daneben spielt bei der länd- Elektrifizierung eine Reihe von jüngeren Institutionen,
lichen Elektrifizierung auch das Ministerium für länd- die meist von externen Gebern mit finanziellen und
liche Entwicklung eine Rolle. Das Ministerium für personellen Ressourcen gefördert werden. Im Jahre
Wasserressourcen ist verantwortlich für den Schutz und 2002 wurde das EREDPC gegründet. Es untersteht
die Nutzung der nationalen Wasservorkommen. Auf- dem Ministerium für ländliche Entwicklung und
grund der großen Bedeutung der Wasserkraft hat befasst sich in Zusammenarbeit mit Nicht-Regie-
dieses Ministerium eine herausgehobene Bedeutung für rungsinstitutionen mit Maßnahmen zur Verbreitung
den äthiopischen Stromsektor. erneuerbarer Energiequellen im ländlichen Raum.
Ferner erstellt es Studien über den Energiebedarf sowie
über die kulturellen, technischen und ökonomischen
Konditionen für die Elektrifizierung von ländlichen
Gebieten.9
8 Quellen: Proclamation No. 86/1997; Rural Electrification Strategy 2002 (Ministry of Infrastructure).
9 Proclamation No. 269/2002. 183
11 Äthiopien
10 Als investitionshemmend erweisen sich vor allem die in der Verfassung verankerte Unzulässigkeit privaten Grundbesitzes,
184 die politische und soziale Instabilität, die Korruption, institutionelle Defizite sowie der relativ niedrige Strompreis.
11 Äthiopien
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
11.4 Förderpolitik für erneuerbare Energien Clean Development Mechanism
Äthiopien hat das Kyoto-Protokoll am 14. April 2005
Eine systematische staatliche Förderpolitik für erneuer- ratifiziert. Die für CDM zuständige Institution in
bare Energieträger existiert in Äthiopien bisher nicht. Äthiopien ist die Environmental Protection Authority
Dabei ist zu erwähnen, dass der Anteil fossiler Energie- (EPA). Der Zertifikatehandel als Förderinstrument
träger bei der Stromproduktion ohnehin nur bei etwa spielt in der Energiebranche bisher keine Rolle.
2 % liegt und in den kommenden Jahren weiter sinken Beim Exekutivbüro des UNFCCC sind noch keine
wird. In Kooperation mit ausländischen Partnerorgani- Projekte angemeldet. Aufgrund des hohen Anteils
sationen und im Rahmen der Programme zur ländlichen der emissionsfreien Wasserkraft bei der Strompro-
Elektrifizierung werden alternative Energiequellen duktion liegt der spezifische Emissionsfaktor bei nur
jedoch oftmals berücksichtigt. Darüber hinaus besteht 16,92 t CO2/GWh. Die potentielle finanzielle Förderung
von Seiten EEPCos ein gesteigertes Interesse an alter- im Rahmen des CDM fällt daher relativ gering aus.
nativen Energieträgern als kostengünstige Alternative Möglicherweise soll bei den geplanten Windparks
zu Dieselgeneratoren und einer Möglichkeit, die Strom- in Mesobo-Harena und Ashegoda dennoch das
versorgung zu diversifizieren. CDM-Instrumentarium genutzt werden.
Im Rahmen des aktuellen Fünfjahresplans von EEPCo Stromproduktion von 1.500 GWh/a. Es soll bis 2008
sowie in weiteren Projekten ist der Ausbau der Kapa- fertig gestellt werden. Die Kosten in Höhe von
zitäten bis 2013 auf etwa 4.300 MW vorgesehen.12 490 Mio.€ werden zu ca. 50 % von der äthiopischen
Derzeit befinden sich mehrere Großprojekte in der Regierung übernommen, etwa ein Drittel zahlt der
Planung oder im Bau. italienische Staat und etwa 16 % werden über einen
Kredit der Europäischen Investitionsbank finanziert.
Durch den Bau einer 400-kV-Übertragungsleitung wird
Kraftwerke der Anschluss an das Stromnetz von EEPCo zur Versor-
gung der Hauptstadt Addis Abeba vorgenommen.
Kraftwerk (*geplant oder im Bau) Kapazität Inbetriebnahme Die Wasserkraftanlage in Beles soll bis Ende
(MW) (*geplant)
2009 fertig gestellt werden. Die Gesamtkosten der
Koka 43,2 1960
453-MW-Anlage werden mit 520 Mio.€ veranschlagt.
Awash II 32,0 1966 Einen Anteil von 400 Mio. € finanziert die italienische
Awash III 32,0 1971 Regierung in Form von direkten Zuwendungen und
Finchaa 134,0 1973, 2003 Krediten. Der Bau des Kraftwerks Tekeze mit einer
Kapazität von 300 MW soll bis 2010 abgeschlossen
Melka Wakana 153,0 1988
werden. Verantwortlich für den Bau ist seit 2002 ein
Tis Abay I 11,4 1964
chinesisches Joint Venture bestehend aus China National
Tis Abay II 73,0 2001 Water Resources and Hydropower Engineering
Gilgel Gibe 184,0 2004 Company (CWHEC) und China Gezhouba Water and
3 Anlagen im SCS insg.: 6,2 1991, 1992, 1994 Power (Group) Ltd.
Installierte Leistung Ende 2006 668,8
Unter chinesischer Federführung entsteht auch das
Gilgel Gibe II* 480,0 2008* Kraftwerk Ficha-Amerti-Neshe. Im Dezember 2006
Beles* 453,0 2009* hat EEPCo ein Abkommen mit der China Gezhouba
Tekeze* 300,0 2010* Group Corporation (CGGC) unterzeichnet. Die Leistung
Halale Worbesa* 436,0 2010*
soll etwa 96 MW betragen. Die Arbeiten sollen bis
Anfang 2010 abgeschlossen werden. Die Kosten in Höhe
Ficha-Amerti-Neshe* 96,0 2010*
von etwa 104 Mio.€ übernimmt zu 85% die chinesische
Gilgel Gibe III* 1870,0 2013* Regierung.
Geplante installierte Leistung 4303,8
bis 2013
Das mit Abstand größte Vorhaben ist Gilgel Gibe III
mit einer Kapazität von 1.870 MW. Das Kraftwerk soll
Tab. 3: Kapazität und Inbetriebnahme von bis 2013 gebaut werden und rund 1,39 Mrd.€ kosten.
Wasserkraftwerken in Äthiopien; MW13
Die Finanzierung soll durch die äthiopische Regierung
und internationale Geber, wie die Weltbank, erfolgen.
Das Wasserkraftwerk Gilgel Gibe I wurde im Februar Weitere geplante Großprojekte sind Chemoga Yeda
2004 ans Netz genommen. Es hat eine Kapazität von (ca. 440 MW), Halale Worbesa (436 MW), Aleltu East
184 MW. Finanziert wurde das Projekt durch EEPCo, (189 MW), Kara Dombe/Blue Nile und Gojeb mit
die Weltbank, die österreichische Regierung sowie die 150 MW.
Europäische Investitionsbank. In direkter Nachbar-
schaft entsteht derzeit das Kraftwerk Gilgel Gibe II mit
einer geplanten Kapazität von 420 MW und einer
12 Dabei handelt es sich um Schätzungen, da zahlreiche der Projekte sich erst in der Planungsphase befinden. Entsprechend variieren
die Angaben hinsichtlich der Inbetriebnahme und der erwarteten Kapazitäten je nach Quelle.
186 13 Quelle: EEPCo 2006, bfai 2006.
11 Äthiopien
1. Brasilien
Kleinwasserkraft Windatlanten
1.2
Die Marktakteure | 1.3spielt
kleine Wasserkraft Gesetzliche Rahmenbedingungen
neben diesen Groß- Das theoretische Gesamtpotenzial der Windkraft in
projekten eine untergeordnete Rolle. Im SCS-Netz Äthiopien wird auf 10.000 MW geschätzt.15 Gute
von EEPCo sind drei Anlagen mit unter 5 MW ange- Windstandorte gibt es vor allem im Osten und Norden
schlossen. Aus dem großen ungenutzten Potenzial der des Landes. Erste ungenaue Messungen wurden bereits
Wasserkraft ergeben sich prinzipiell auch umfangreiche in den 1970er und 1980er Jahren von NMSA (National
Einsatzmöglichkeiten für kleine Wasserkraftwerke. Meteorological Services Agency)16 vorgenommen.
Vor allem abseits des Elektrizitätsnetzes von EEPCo Gegenwärtig arbeitet das SWERA-Programm von
gibt es eine hohe Zahl von guten Standorten, die nahe UNEP (Solar and Wind Energy Resource Assessment)
am Verbraucher liegen. Programme zur Förderung an einem Windatlas für Äthiopien.17 Nach vorläufigen
der kleinen Wasserkraft werden von der Austrian Ergebnissen liegt die jährliche durchschnittliche
Development Agency (ADA), der Weltbank, der Windgeschwindigkeit zwischen 3,5 m/s im Westen des
Global Environmental Facility (GEF)14 sowie der Irish Landes und über 5 m/s im Osten. Allerdings ist diese
Aid unterstützt. Region nicht vom Stromnetz von EEPCo erschlossen.
Bei diesen Kennzahlen handelt es sich jedoch lediglich
um Mittelwerte, in denen geeignete Standorte mit
Windenergie lokaler Windverstärkung nicht erfasst werden. Die aus-
Bisher existieren keine kommerziellen Windkraftanlagen führlichste, standortgebundene Erfassung von Wind-
zur Stromproduktion. Seit Januar 2007 versorgt eine ressourcen erfolgte bisher im Rahmen des TERNA-
2,5-kW-Anlage ein Krankenhaus und weitere öffentliche Windenergieprogramms der GTZ. EEPCo plant für die
Gebäude im Dorf Debo mit Strom. Das Projekt ist von kommenden Jahre weitere Messungen an verschiedenen
einer kirchlichen Gemeinde aus Sachsen realisiert Standorten.
worden. Bis 2012 plant EEPCo den Bau von Anlagen
mit einer Gesamtkapazität von 200 MW. Damit soll
die Abhängigkeit von der Wasserkraft verringert GTZ-TERNA-Windprogramm
werden. Zudem wird aufgrund des gegenwärtigen Die GTZ arbeitet im Rahmen des TERNA-Windpro-
umfangreichen Netzausbaus ab dem Jahr 2008 mit gramms in Kooperation mit EEPCo an der Planung
einer Versorgungslücke gerechnet. Die Windkraft zweier netzgekoppelter Windparks mit einer Kapazität
gilt dabei zur kurzfristigen Erhöhung der Kapazitäten von jeweils 40 bis 60 MW. Die Vorarbeiten begannen
der Stromerzeugung als mögliche Alternative zum im Dezember 2004 und sind vorerst bis Juni 2007
Einsatz von zusätzlichen Dieselgeneratoren. Sie wird in befristet. Das Projekt umfasst die Auswahl geeigneter
Äthiopien darüber hinaus langfristig als mögliche Standorte, Windmessungen, die Evaluation von Wind-
Ergänzung zur Wasserkraft gesehen, da beide Energie- potenzialen sowie die Erstellung von Machbarkeits-
formen ihr Potenzial antizyklisch entfalten. Starke studien. Darüber hinaus werden in Kooperation
Winde gibt es demnach vor allem in der Trockenzeit. mit der Austrian Development Agency (ADA) Aus-
bildungsprogramme realisiert.
14 2003 hat die Weltbank in Kooperation mit der GEF, der Europäischen Investitionsbank und der Regierung von Äthiopien das Energy Access
Project mit einer Laufzeit von fünf Jahren lanciert. Die gesamten zur Verfügung gestellten Mittel betragen 183,79 Mio US$. Die Ziele des
Projektes sehen unter anderem institutionelle Fördermaßnahmen sowie den Ausbau der Energieinfrastruktur vor. Die von der GEF
unterstützten Maßnahmen im Rahmen des Programmes haben dabei einen Fokus auf erneuerbare Energiequellen.
15 Dalelo, Aklilu, Rural Electrification in Ethiopia: Opportunities and Bottelnecks, Addis Ababa University,
Department of Geography and Environmental Education, 2002.
16 Die National Meteorological Services Agency (NMSA) ist verantwortlich für die Generierung und Archivierung von Klimadaten.
Dazu gehören auch die Messung von Winddaten und Sonneneinstrahlung, wobei die verfügbaren Informationen der NMSA älteren Datums
und häufig unpräzise sind.
17 Dieser soll voraussichtlich ab Mai 2007 unter www.swera.unep.net zur Verfügung stehen. 187
11 Äthiopien
Eine erste Stufe des Projektes sah die Identifizierung Standort Ashegoda
von zehn Standorten und dortige Windmessungen in Der Standort Ashegoda liegt auf 2.400 Meter über dem
zehn Metern Höhe vor. Beginn der Messungen war Meeresspiegel im nördlichen Hochland Äthiopiens.
im Januar 2005 an den Standorten Mesobo-Harena, Die Messungen in 40 Metern Höhe ergaben eine durch-
Ashegoda, Maymekden, Gondar (Bilagig), Harar schnittliche Windgeschwindigkeit von 8,11 m/s.
(Ghiorgis Meda), Nazret (Sire Ababune), Debre Berhan Bei einer Nabenhöhe von 57 bis 60 Metern und einer
(Beryu Meda), Sululta (Gorodima), Bahir Dar Substation installierten Leistung von 68,8 bis 73,1 MW wird mit
sowie Nefas Meewcha (Ergebnisse der Messungen an einer möglichen jährlichen Stromgeneration von
sieben Standorten siehe Abbildung). zwischen 197,4 und 240,0 GWh je nach Anlagentyp
gerechnet. Mit einem erwarteten Kapazitätsfaktor von
Monthly Wind Speed in m/s 31,0 bis 37,7 % wird unter Berücksichtigung der
dünnen Höhenluft ein sehr guter Wert erreicht. Die
Netzanbindung soll mit einer 230-kV-Leitung erfolgen.
Die ermittelten Produktionskosten werden mit etwa
6 US $-Cents/kWh angegeben. Sie liegen damit im
Vergleich zu den alternativ verfügbaren Energieformen
etwa doppelt so hoch wie die Wasserkraft und halb
so hoch wie Dieselgeneratoren. Die GTZ-Studie
empfiehlt die Realisierung des Projektes.
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Für die Finanzierung der beiden vorgesehenen Wind- Die Stiftung Solarenergie hat seit 2005 zwei Dörfer in
parks sucht EEPCo derzeit nach Unterstützung durch Äthiopien mit Solarpaneelen ausgestattet. 2006 wurde
internationale Geberorganisationen. Die Machbarkeits- mit ihrer Hilfe das Solar-Competence-Center in Addis
studien wurden allen relevanten Finanzierungsin- Abeba gegründet, dessen Ziel die weitere Verbreitung
stitutionen zur Verfügung gestellt. erneuerbarer Energien ist.20
21 15% der Äthiopier werden zur städtischen Bevölkerung gezählt. Als Städte gelten etwa 1000 Ortschaften mit jeweils mehr als
190 2000 Haushalten. Die restlichen 85% der Bevölkerung leben in dörflichen Strukturen auf dem Land.
11 Äthiopien
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Jahr 2002 2003 2004 2005 2006 Die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB) fördert
Anzahl der Städte mit das äthiopische Elektrifizierungsprogramm mit einem
neuem Zugang zum 23 66 74 32 227 Kredit in Höhe von 131 Mio. US$. Der Kredit wurde
Stromnetz/Jahr
im Dezember 2006 bewilligt. Das Projekt startet
Gesamtzahl der Städte
mit Zugang zum 492 558 632 664 891 Anfang 2007 und soll eine Dauer von 48 Monaten
Stromnetz haben. Geplant ist unter anderem der Bau einer
280 km langen Hochspannungsleitung und mehrerer
Tab. 4: Entwicklung und Anzahl neuer ans Stromnetz Tausend Kilometer Niedrigspannungsleitungen.
angeschlossener Ortschaften;
Äthiopien; 2002-200622
Insgesamt sollen 235 Ortschaften mit knapp 2 Mio.
Einwohnern in den Regionen Akesta-Alem Ketema
und Nekemte-Gendo ans Stromnetz angeschlossen
Im Rahmen des UEAP sollen 7.542 Städte, Dörfer und werden.
öffentliche Einrichtungen einen Zugang zum Stromnetz
erhalten. Bis 2010 soll der Anteil der Bevölkerung mit
Anbindung an das Stromnetz von EEPCo auf 50% Wechselkurs (Ende Januar 2007):
steigen. Die Kosten zur Verwirklichung aller im 1 Äthopischer Birr (ETB) = 0,08 Euro (EUR)
Rahmen des UEAP anvisierten Ziele werden auf 1 US-Dollar (USD) = 8,77 ETB
1,3 Mrd. US$ geschätzt.
22 Quelle: Worldbank, Electricity Access Expansion, Project Information Document, Oktober 2006. 191
11 Äthiopien
• Deutsche Gesellschaft
für Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH:
TERNA Wind Energy Programme, Feasibility
Study for Wind Park Development in Ethiopia and
Capacity Building – Ashegoda Wind Park Site,
Final Report, August 2006
• EEPCo:
Universal Electrification Access Program (UEAP),
Februar 2006
• EEPCo:
EEPCo in Brief, www.eepco.gov.et, April 2004
192
11 Äthiopien
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
11.8 Kontakte Deutsche Gesellschaft für
Technische ZusammenarbeitGmbH (GTZ)
Ansprechpartner: Dr. Claus Bätke
Ethiopian Science and Technology Agency (ESTA) Tel. +49 (619) 67 91 917
Mines, Energy and Water Department Fax +49 (619) 67 94 619
P.O. Box 2490, ESTC E-Mail: claus.baetke@gtz.de
Addis Ababa Büroadresse
Tel. +251 (11) 15 69 166 GTZ Office
Fax +251 (11) 15 72 715 German House of Cooperation
E-Mail: mwed@estc.gov.et Casa Inchis, Kirkos Sub City, Kebele 18
www.estc.gov.et/Mines,%20Water%20and%20Energ P.O. Box 12631
y.htm Addis Ababa
Tel. +25 (11) 51 80 200
Ethiopian Electric and Power Corporation (EEPCo) E-Mail: gtz-aethiopien@et.gtz.de
P.O. Box 1233 www.gtz.de/de/weltweit/afrika/576.htm
Addis Ababa
Tel. +251 (01)-56 00 42 Weltbank
Fax +251 (01) 55 08 22 WORBEK HOUSE
E-Mail: eelpa@telecom.net.et Africa Avenue , Bole Road
www.eepco.gov.et Woreda 17, Kebele 19
House # 402/3
Ethiopian Electricity Agency (EEA) P.O. Box 5515
P. O. Box 486 Addis Ababa
Addis Ababa Tel. +251 (1) 62 77 00
Tel. +251 (11) 53 68 9 E-Mail: idiwan@worldbank.org
Fax +251 (11) 51 78 74 www.worldbank.org/et
www.ethioelectricagency.org
Ethiopian Chamber of Commerce
Botschaft von Äthiopien in Deutschland P.O. Box 517
Boothstrasse 20a Addis Ababa
12207 Berlin Tel. +251 (11) 55 18 240
Tel. +49 (30) 77 20 6-0 Fax +251 (11) 55 17 699
Fax +49 (30) 77 20 626 E-Mail: ethchamb@telecom.net.et
E-Mail: emb.ethiopia@t-online.de
www.aethiopien-botschaft.de African Development Bank
Ethiopia Country Office (ETCO)
Deutsche Botschaft in Äthiopien Sevita Building, 7th Floor
P. O. Box 660 Africa Avenue (close to Addis Ababa International
Addis Ababa Airport)
Tel. +251 (11) 12 35 139 P.O. Box 25543 Code 100
Fax +251 (11) 12 35 152 Addis Ababa
www.addis-abeba.diplo.de www.afdb.org/portal/page?_pageid=313,167057&_da
d=portal&_schema=PORTAL
193
11 Äthiopien
194
12 Jordanien
12 Jordanien
1.
12.1Brasilien
Elektrizitätsmarkt Stromerzeugung
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Der 2005 in Jordanien erzeugte Strom2 in Höhe von
Installierte Kapazitäten rund 9.650 GWh stammte zu 82,5% aus Dampfkraft-
In 2005 wurde das jordanische Verbundnetz durch eine werken. 6,7% kamen aus Gasturbinenkraftwerken, die
installierte Kraftwerkskapazität von 1.873 MW ver- mit Erdgas befeuert wurden. Weitere 3,5% aus dieselbe-
sorgt. Gegenüber dem Vorjahr (1.643 MW) ist damit triebenen Kraftwerken und Dieselgeneratoren. Knapp
die Leistung um 14% gestiegen. Die gesamte landes- 6% entstammten dem bisher einzigen GuD-Kraftwerk
weit verfügbare Kraftwerksleistung, einschließlich der in Al-Risha.
vereinbarten Importkapazitäten, betrug im gleichen
Jahr 2.019 MW (Tab. 1). Erneuerbare Energieträger haben nur einen geringen
Anteil an der Stromproduktion. Wasserkraft war 2005
Neben den Kraftwerken der beiden staatlich dominierten für 0,6% (57 GWh) der erzeugten Strommenge verant-
Stromerzeuger gibt es eine Reihe von Industrieunter- wortlich. Biogas (5 GWh) und Windkraft (3 GWh)
nehmen, die Strom in Eigenanlagen produzieren. machten je weniger als 0,1% aus. Die Menge des
Einige davon speisen überschüssigen Strom in das Stroms, der landesweit in Dieselgeneratoren hergestellt
jordanische Verbundnetz ein. Außerdem steht zusätzliche wurde (73 GWh oder 0,7%), übertrifft die Strommenge
Kapazität durch eine Kopplung mit dem ägyptischen aus Wasserkraft, Windkraft und Biogas (zusammen
und dem syrischen Stromnetz bereit. Die vier größten 65 GWh).
Kraftwerke sind das Kraftwerk in Akaba (Dampfkraft-
werk, 656 MW), das Hussein-Kraftwerk in Zerqa
2001 2002 2003 2004 2005
(Dampfkraftwerk, 396 MW), die Anlage in Rehab
(dieselbetriebene Gasturbine, 353 MW) sowie ein neues GWh
Kombi-GuD-Kraftwerk in Al-Risha. Elektrizitätssektor 7.144 7.630 7.489 8.471 9.138
Dampfkraftwerke 6.240 6.771 6.430 7.168 7.524
Dampfkraftwerke 1.013 1.013 1.013 1.013 1.013 Gasturbinen (Erdgas) 769 680 746 776 648
Wind 1,4 1,4 1,4 1,4 1,4 Dampfkraftwerke 364 434 428 422 445
Biogas 1 1 1 1 1 Dieselgeneratoren 41 68 77 74 71
Installierte Leistung 1.541 1.643 1.643 1.643 1.873 Summe 7.549 8.132 7.994 8.967 9.654
(gesamt)
Verfügbare Kapazität, k.A. 1.788 1.788 1.789 2.019 Tab. 2: Stromproduktion in Jordanien nach Art der
inkl. Import
Erzeugung; 2000-2005; GWh4
1 Quelle: NEPCO.
2 Produktion für das Verbundnetz durch Kraftwerke des nationalen Stromerzeugers plus Produktion für den Eigenbedarf von Selbstversorgern
plus Einspeisung aus der Produktion von Selbstversorgern in das Verbundnetz.
3 Enthalten sind sowohl Stromerzeuger aus der Industrie, die Strom an das Verbundnetz abgeben, als auch reine Selbstversorger.
4 Quelle: NEPCO. 195
12 Jordanien
5 Quelle: NEPCO.
6 Ein Teil dieser Ölimporte aus dem Irak stand zu vergünstigten Preisen zur Verfügung, teilweise waren die Öllieferungen kostenlos.
196 7 2005 machten diese Kosten etwas 7% des Bruttosozialprodukts aus.
12 Jordanien
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
2001 2002 2003 2004 2005 Zahlen 2000 2005
Ttoe km
Verteilungsverluste11
Das Netz ist im Norden über eine 230-kV- und eine
400-kV-Leitung mit dem syrischen Stromnetz ver- Abgegebene Energie 5.646 8.416
bunden. Im Süden gibt es eine 400-kV-Verbindung Verkaufte Energie 5.038 7.431
zum ägyptischen Netz. Das Verbundnetz speist die (an Endkunden)
lokalen Verteilungssysteme, über die fast die gesamte Verlust [%] 10,8 11,7
Bevölkerung Jordaniens mit Strom versorgt wird. Die Verluste des gesamten Verbundsystems
Gesamtlänge der installierten Hochspannungsleitungen Erzeugte und zugekaufte 7.170 10.314
(132 kV und 400 kV) beträgt rund 3.400 km. Energie
8 Quelle: NEPCO; toe = ton(s) of oil equivalent, Tonne(n) Rohöleinheit (1 toe = 41,87 GJ = 11,63 MWh).
9 Quelle: NEPCO.
10 Hochspannungsleitungen 400 kV und 132 kV, inklusive Importe.
11 Ohne die Netzwerke von Industrieunternehmen.
12 Quelle: NEPCO. 197
12 Jordanien
13 Quelle: NEPCO.
14 Ebda.
198 15 Ebda.
12 Jordanien
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
1996-2002 2002-2003 seit 2005 12.2 Marktakteure
Großabnehmer
Stromversorger
In Anbetracht der jährlich steigenden Stromnach-
frage17 und der zentralen Rolle der Elektrizitätsversor-
Leistungspreis (€/kW/Monat) 2,63 2,63 2,63
gung für die gesamte wirtschaftliche Entwicklung
Tagestarif (€/kWh) 0,032 0,034 0,037 beschloss die jordanische Regierung 1997 eine Re-
Nachttarif (€/kWh) 0,021 0,023 0,026 strukturierung des Sektors. Vorrangiges Ziel der Reform
Großindustrie war eine Erhöhung der Effizienz und Leistungsfähigkeit
der jordanischen Stromwirtschaft, die unter anderem
Leistungspreis (€/kW/Monat) 2,63 2,63 2,63
durch eine Öffnung des jordanischen Strommarktes
Tagestarif (€/kWh) 0,052 0,053 0,053
und Beteiligung privater Investoren beim weiteren
Nachttarif (€/kWh) 0,035 0,037 0,037 Ausbau des Stromsektors erreicht werden sollte. Im Zuge
Endkunden (ohne Großabnehmer) dieser Maßnahmen fand eine Entflechtung der drei
Private Haushalte Bereiche Stromproduktion, -transport und -verteilung
statt. Anstelle der staatlichen Behörde JEA18, die bis
1-160 kWh (€/kWh) 0,033 0,034 0,034
dahin auf allen Ebenen allein zuständig war, entstanden
161-300 kWh (€/kWh) 0,057 0,060 0,065 einzelne Unternehmen, die jeweils nur auf einem Teil-
301-500 kWh (€/kWh) 0,066 0,070 0,073 bereich tätig sind.
über 500 kWh (€/kWh) 0,082 0,088 0,090
Gewerbe 0,066 0,068 0,069
Stromerzeugungsunternehmen
Kleinindustrie 0,040 0,042 0,045
Hotels 0,066 0,066 0,066 Central Electricity Generating Company (CEGCO)
Wasserpumpen 0,037 0,042 0,044 Die Aktiengesellschaft, die in dieser Form seit 1999
Straßenbeleuchtung 0,022 0,027 0,033 besteht, betreibt die meisten der jordanischen Kraft-
werke. 2005 stammten 94% des in Jordanien produ-
Tab. 10: Entwicklung der Strompreise in Jordanien; zierten Stroms aus Kraftwerken von CEGCO. Die
1996-2005; Preise in Euro16 gesamte produzierte Elektrizität wird an NEPCO ver-
kauft. Diese ist neben der jordanischen Regierung, die
. selbst 75% der CEGCO-Aktien hält, auch einzige
weitere Anteilseignerin des nationalen Stromerzeugers.
16 Quelle: NEPCO.
17 In der Zeit von 1977 bis 1997 ist die erzeugte Strommenge jährlich um durchschnittlich 12% gewachsen.
In 2006 ging das Energieministerium von einem Wachstum von jährlich über 5% bis 2010 aus.
18 Die Jordan Electricity Authority (JEA) bestand als nationale Elektrizitätsbehörde seit 1967. 199
12 Jordanien
200
12 Jordanien
1. Brasilien
National Energy Research Center (NERC) Der jährlich stark wachsende Strombedarf machte
1.2
Das Marktakteure
Zentrum wurde |1998 1.3 geschaffen,
Gesetzliche um Rahmenbedingungen
die wissen- umfangreiche Investitionen19 zum Ausbau des Kraft-
schaftliche Forschung auf dem Gebiet der erneuerbaren werksparks und zur Erweiterung des Stromnetzes not-
Energien und der effizienten Energienutzung voranzu- wendig, die für den jordanischen Staatshaushalt alleine
treiben. Außerdem soll das Zentrum Möglichkeiten eine große Belastung dargestellt hätten.
erforschen, den in Jordanien reichlich vorhandenen
Ölschiefer zur Energiegewinnung nutzbar zu machen.
Schließlich gehören die Ausbildung und der Technolo- Liberalisierung
gietransfer auf den angesprochenen Forschungsgebieten
zu den Aufgaben des Zentrums. Das NERC kooperiert Ziele
dabei unter anderem mit dem Energieministerium, der Mitte der neunziger Jahre beschloss die Regierung
Royal Scientific Society und der Natural Resources eine Umstrukturierung des Elektrizitätssektors, die in
Authority. Der Energieminister ist gleichzeitig Vor- mehreren Stufen ablaufen sollte und bisher nicht abge-
sitzender des Zentrums. schlossen ist. Sie verfolgt dabei folgende Ziele:
• Effiziente und zuverlässig verfügbare Strompro-
duktion, welche die allgemeine langfristige Ent-
12.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen wicklung des Landes unterstützt, indem sie Elek-
trizität zu wirtschaftlichen Konditionen bereitstellt.
Entwicklung des Stromsektors • Der Stromsektor soll den Staatshaushalt nicht
Seit 1967 war in Jordanien die Jordan Electricity weiter durch jährliche Verluste belasten und selbst
Authority (JEA) für die Produktion und den landes- die nötigen Mittel aufbringen oder einwerben, die
weiten Transport von elektrischer Energie verantwort- für eine Instandhaltung und Weiterentwicklung
lich. In den Regionen, in denen die Belieferung der der Anlagen und Netze nötig sind.
Endkunden nicht durch eine der beiden konzessionierten • Der Betrieb und die Regulierung des Stromsektors
Stromversorger JEPCO oder IDECO erfolgte, war JEA sollen so umgebaut werden, dass der Wettbewerb
überdies auch für die Verteilung des Stroms bis zum gefördert wird und private Investoren für einen
Endkunden zuständig. Einstieg in den jordanischen Strommarkt gewonnen
werden können.
Mangelnde finanzielle und administrative Unab-
hängigkeit, das Fehlen von Eigenverantwortung und Um diese Ziele zu erreichen, orientiert sich das Reform-
marktwirtschaftlicher Ausrichtung sowie eine unzu- programm an folgenden Prinzipien:
reichende Tarifstruktur führten zu einer Reihe von Pro- • Dem Anwerben von privaten Investoren für den
blemen. Investitionsentscheidungen wurden von einer Ausbau des Stromsektors kommt eine hohe
Regierungskommission getroffen und nicht nach kauf- Priorität zu. Sie sollen helfen, einen wachsenden
männischen Gesichtspunkten. Die Personalpolitik Bedarf zu befriedigen.
orientierte sich an staatlichen Vorgaben, die den • Restrukturierung und Privatisierung von Staats-
Bedürfnissen des Stromsektors nicht gerecht wurden. betrieben, wo dies sinnvoll ist, um unabhängige,
Schließlich führte die staatliche Tarifpolitik zu jährlichen wirtschaftlich tragfähige Einrichtungen zu schaffen.
Verlusten, weil die Strompreise nicht kostendeckend • Einführung von unabhängigen Stromproduzenten.
ausgestaltet waren. Gleichzeitig förderte die Tarifstruktur • Einrichtung eines Regulierungssystems, das zuver-
erhebliche Quersubventionen zwischen einzelnen lässige, transparente und nachvollziehbare Grund-
Kundengruppen. Diese Subventionen wiederum setzten regeln für alle Teilnehmer auf dem Stromsektor
falsche Preissignale und sorgten für eine Verzerrung des aufstellt.
Strommarkts. • Förderung vom Umwelt- und Sicherheitsstandards
und Energieeffizienz.
19 Studien von 1997 gingen von einem jährlichen Investitionsvolumen zwischen 65 und 156 Mio. US$ pro Jahr bis 2015 aus,
je nach gewähltem Szenario. 201
12 Jordanien
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
12.4 Förderpolitik für erneuerbare Energien Das Energieministerium plant nach eigenen Angaben
eine Reihe von Maßnahmen, welche die Entwicklung
Zuständige Institutionen erneuerbarer Energien in Jordanien beschleunigen
Die jordanische Regierung hat sich zu einer Förderung sollen. Dazu gehören ein neues Gesetz für erneuerbare
der erneuerbaren Energien bekannt und die Zuständig- Energien, bisher nicht näher spezifizierte Anreizme-
keiten in ihrem allgemeinen Elektrizitätsgesetz von chanismen sowie neue Karten zum Wind- und Sonnen-
2003 geregelt. Laut Artikel 3 hat das Ministry of energiepotenzial. Außerdem ist im Gespräch, eine
Energy and Mineral Resources (MEMR) die Aufgabe Sonderabgabe, die bisher zur Förderung der Elektrifi-
und die notwendigen Befugnisse, die Nutzung erneu- zierung des ländlichen Raums erhoben wurde, umzu-
erbarer Energien zur Stromerzeugung in Jordanien zu widmen.
fördern. Innerhalb des MEMR sind die Abteilungen für
erneuerbare Energien sowie für Energieeinsparung und Das jordanische Gesetz No. 16 (“Investment Promotion
Umweltschutz für die Planung und Umsetzung von Law”) bietet eine Reihe von Vergünstigungen für Inve-
Projekten mit erneuerbaren Energien im kommerziellen storen, die Industrieanlagen, beispielsweise Windparks,
Maßstab zuständig. in Jordanien errichten. So können Anlagenbauteile und
Ersatzteile zu 100% von Zoll, Gebühren und Steuern
Mit dem National Energy Research Center (NERC) ausgenommen werden. Je nach Standort der Anlage
wurde 1998 ein Forschungszentrum geschaffen, das für sind zehn Jahre lang Steuervergünstigungen zwischen
Forschung und Entwicklung, für Studien, die Um- 25% und 75% auf die Einkommens- und “Social-
setzung von Pilotanlagen, die Standardisierung, den Service”-Steuer möglich.22
Technologietransfer und für Ausbildung verantwortlich
ist. Die Stromunternehmen führen ihre Aktivitäten auf
dem Gebiet der erneuerbaren Energien eigenverant- Internationale Förderung
wortlich durch. Dasselbe gilt für die Universitäten des Die jordanischen Regierung hat 2004 einen Antrag23
Landes. auf 6 Mio. US$ Zuschuss der Globalen Umweltfazilität
(GEF/Weltbank) für ein Entwicklungsvorhaben im
Bereich Windenergie eingereicht. Im Rahmen des
Langfristige Planung “Promotion of a Wind Power Market Project” sollen
Im Dezember 2004 hat die jordanische Regierung unter anderem Hemmnisse, die einer kommerziellen
einen langfristigen Entwicklungsplan für die Energie- Nutzung der Windenergie in Jordanien im Wege stehen,
versorgung des Landes verabschiedet. Dieser sieht für beseitigt werden. Ziel ist einerseits, die legislativen
die Zeit bis 2025 Investitionen von rund 3 Mrd. US$ für und administrativen Voraussetzungen für die Nutzung
den Energiesektor vor. In diesem Plan ist vorgesehen, erneuerbarer Energien zu verbessern. Andererseits soll
zur Energieversorgung verstärkt erneuerbare Ressourcen im Zuge des Vorhabens ein 60-MW-Windpark ent-
heranzuziehen. Dabei werden Wind- und Solarenergie stehen, der durch privatwirtschaftliche Investoren
und die Nutzung von Biomasse besonders hervorge- finanziert werden soll. Bewilligt wurden bislang aller-
hoben. Um den geplanten Anteil von 2% für erneuerbare dings nur 350.000 US$ für Vorstudien.
Energie an der nationalen Energiebilanz zu erreichen,
sind laut Entwicklungsplan Investitionen in einem
Umfang von 480 Mio. US$ nötig. Wie hoch daran der
Anteil ist, den private Investoren übernehmen sollen,
und in welchem Rahmen die Regierung benötigte
Mittel beisteuern wird, geht aus dem Plan nicht hervor.
Die japanische Regierung fördert24 seit 2005 im Rahmen 12.5 Status der erneuerbaren Energieträger
des “Policy and Human Resources Development Fund”
(PHRD) der Weltbank zusammen mit der jordanischen Die Nutzung erneuerbarer Energieträger ist mit einem
Regierung vier Studien, die sich mit den Potenzialen Anteil von weniger als 1% an der nationalen Stromer-
der erneuerbaren Energien in Jordanien beschäftigen. zeugung in Jordanien bislang marginal. Potenziale zur
Der japanische Anteil beträgt 1 Mio. US$, während Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien weist das
Jordanien weitere 312.000 US$ beisteuert. Ein beson- Land vornehmlich in den Bereichen Windkraft und
derer Schwerpunkt liegt auch hier auf dem Windsektor. Solarenergie auf.
Darüber hinaus fördert die United States Trade and
Development Agency (USTDA) eine Machbarkeitsstu-
die zur Erweiterung der bestehenden Windparks in Wasserkraft
Hofa und Al-Ibrahimiya mit 180.000 US $.25 Jordanien verfügt nicht in nennenswertem Umfang
über Fließgewässer, die sich für den Bau von Wasser-
kraftwerken eignen. Einzig am King Talal-Damm am
Clean Development Mechanism Fluss Zarqa steht eine Anlage mit einer Leistung von
Jordanien hat im Januar 2003 als drittes arabisches 5 MW. Eine weitere Wasserkraftanlage nutzt mit einer
Land das Kyoto-Protokoll unterzeichnet und bekennt Turbine die Fallhöhe des zurückfließenden Kühl-
sich zu seiner Verantwortung, bei der gesellschaftlichen wassers, das für ein thermisches Kraftwerk in Akaba aus
und ökonomischen Entwicklung des Landes Rücksicht dem Meer entnommen wird. Im Jahr 2005 haben die
auf den Klimaschutz zu nehmen. Bis zum Februar 2007 beiden Anlagen zusammen 57 GWh Strom erzeugt
sind noch keine jordanischen Klimaschutzprojekte und waren damit für 0,59 % der landesweit produzierten
beim UNFCCC eingereicht worden. Elektrizität zuständig.
24 Projektname: Jordan Sustainable Development of Renewable Energy Resources and Promotion of Energy Efficiency, Projekt ID:
Japanese PHRD Grant/TF052920.
25 Quelle: REN 21 IAP Actions and Report, Accelerating the Development of Renewable Energy in Jordan,
204 www.ren21.net/iap/commitment2.asp?id=93.
12 Jordanien
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Windmessungen Windparks
Seit 1989 liegt für Jordanien ein Windatlas26 vor, der In Jordanien sind bisher zwei Windparks in Betrieb,
vom dänischen Forschungszentrum Risø zusammen mit die Strom in das landesweite Netz einspeisen. Der erste
jordanischen Behörden erstellt wurde. Nach Angaben hat eine Kapazität von 320 kW (4x80 kW) und wurde
des Energieministeriums wird der Windatlas durch 1998 in Ibrahimyya bei Hofa als Pilotprojekt zusammen
Ergebnisse aktueller Messungen ergänzt. Das “Jordan mit einer dänischen Firma realisiert. Der zweite wurde
Meteorological Department” betreibt fünfzehn fest 1996 in Hofa fertiggestellt (gefördert mit Mitteln aus
installierte Wetterstationen, deren Messergebnisse dem deutschen Eldorado-Programm) und hat eine
enthalten Angaben zu Windgeschwindigkeit und Kapazität von 1,2 MW (5x225 kW). Beide Windparks
-richtung und sind online27 verfügbar. werden von der CEGCO betrieben und produzierten
2005 zusammen jährlich etwa 3 GWh Strom.
Die Deutsche Gesellschaft für technische Zusammen-
arbeit (GTZ) hat an zwei möglichen Standorten für
Windparks (Akaba, Shawbak) in Jordanien Wind- Ausbaupläne
messungen durchgeführt und die Ergebnisse dieser Das Energieministerium sucht seit 2002 für die beiden
Erhebungen Ende 2001 veröffentlicht. An beiden viel versprechenden Standorte in Fjeij bei Shawbak und
Standorten konnten mittlere Windgeschwindigkeiten Wadi Araba bei Akaba Investoren für Projekte unab-
von über 6,5 m/s in einer Höhe von 50 Metern ermittelt hängiger Stromproduzenten, die auf der Grundlage von
werden.28 Für den Standort Akaba liegt außerdem seit BOO-Vereinbarungen (Build-Own-Operate) entstehen
2002 eine CDM-Baseline-Studie29 (im Auftrag der sollen. An beiden Standorten sollen Windparks mit
GTZ) für einen privat finanzierten Windpark mit einer einer Leistung von jeweils 25-30 MW zur Einspeisung
Leistung von 25 MW vor. Auch für den Standort in das Verbundnetz errichtet werden. Die Investitions-
Shawbak hat die GTZ eine Studie30 anfertigen lassen, summe wird auf 60-70 Mio. US$ geschätzt. Eine
welche die Eignung der dort geplanten Anlage für den öffentliche Ausschreibung ist 2005 erfolgt, blieb aber
CDM untersucht. Auch hier wird von einem privat bisher erfolglos.
finanzierten Windpark mit 25 MW ausgegangen.
26 Højstrup, J. (1989): Wind Atlas for Jordan. Risø National Laboratory, Ministry of Energy and Mineral Resources, Jordan Electrical Authority,
and Jordan Meteorological Department.
27 Siehe unter: met.jometeo.gov.jo.
28 Die Autoren empfahlen jedoch aufgrund fehlender Eindeutigkeit der vorliegenden Messdaten weitere Studien, bevor eine endgültige
Standortentscheidung getroffen werden kann.
29 Wartmann 2002, "TERNA Wind Energy Project, Jordan – Wind Park Aqaba".
30 Wartmann 2002, "TERNA Wind Energy Project, Jordan – Wind Park Shawbak".
31 Eyad S. Hrayshat, Wind availability and its potentials for electricity generation in Tafila, Jordan, Al-Balqa Applied University, Tafila, Jordan.
32 In der Quelle finden sich keine Angaben über die Höhe, für die diese Windgeschwindigkeiten gelten. 205
12 Jordanien
Biomasse Photovoltaik
Aufgrund des ariden Klimas ist die Vegetation in Nach Aussagen des Umweltministeriums gibt es eine
Jordanien eher gering. Der Nutzung von pflanzlicher Vielzahl möglicher Anwendungen bei der Versorgung
Biomasse sind deswegen Grenzen gesetzt. Das Verbrennen kleiner Ansiedlungen und touristischer Anlagen sowie
von pflanzlicher Biomasse dient in ländlichen Regionen in der Landwirtschaft, bei denen dank der hohen
in geringem Umfang zum Kochen und Heizen und ist Sonneneinstrahlung PV-Anlagen als Alternative zu
die Hauptenergiequelle der Beduinen in der Wüste. einer Anbindung an das Stromnetz wirtschaftlich sinn-
Ein großes Energiepotenzial steckt in Siedlungsabfällen, voll zum Einsatz kommen könnten. Die Photovoltaik
dessen organischer Anteil bei etwa 60% liegt und deren wird in Jordanien jedoch kaum zur Stromgewinnung
Menge auf jährlich 1,1 Mio. Tonnen geschätzt wird. genutzt. Landesweit sind nur etwa 100 PV-Systeme in
Pro Kopf fallen somit täglich zwischen 0,35 und 0,95 kg entlegenen Gegenden als Inselanlagen installiert. Sie
Abfall an, der einen oberen Heizwert von 7-11 MJ/kg betreiben Wasserpumpen oder versorgen Telekommu-
aufweist. Die Werte variieren in Abhängigkeit von der nikationsanlagen, Schulen und andere Einrichtungen
Jahreszeit und sind in städtischen und ländlichen mit Strom. Gemeinsam verfügen sie über eine Kapa-
Regionen unterschiedlich. zität von 184 kWP.
Biogasnutzung Solarthermie
In Zusammenarbeit mit dem United Nations Develop- Jordanien verfügt über einen voll entwickelten Markt
ment Programme (UNDP) wurde ein Projekt zur für solare Warmwasserbereiter. Zumeist kommen
Nutzung des anfallenden Methangases der städtischen Solarsysteme nach dem Thermosyphon-Prinzip zum
Abfalldeponie in Amman entwickelt. Mit Hilfe der Einsatz, die von mehr als 20 lokalen Herstellerfirmen
Global Environmental Facility (2,5 Mio. US$) und der vor Ort produziert werden. Ein typisches System
dänischen Entwicklungsagentur DANIDA (1,5 Mio. US$) besteht aus drei Sonnenkollektoren mit einer Fläche
wurde eine Anlage finanziert, welche die in der Deponie von drei bis vier Quadratmetern und Vorratstanks, die
entstehenden Gase auffängt und damit in einem Gene- zwischen 150 und 1.000 Litern fassen. Etwa ein Viertel
rator mit einer Leistung von 1 MW Strom für das Ver- der jordanischen Wohnhäuser (rund 220.000 Einheiten)
bundnetz produziert. Die Anlage ist seit 2000 in sind mit einer solarthermischen Warmwasseranlage
Betrieb. Jährlich werden dort rund 5 GWh Strom produ- ausgerüstet. Nach Schätzungen des Energieministeri-
ziert. Betrieben wird die Anlage von der Jordan Biogas ums beträgt die gesamte Kollektorfläche ca. 1 Mio.
Company, einer Aktiengesellschaft, die der Central Quadratmeter, von denen ein großer Teil bereits in den
Electricity Generation Company (CEGCO) zusammen achtziger Jahren installiert wurde. Jährlich kommen
mit der Greater Amman Municipality (GAM) gehört. etwas 10.000 Quadratmeter hinzu. Ein nationaler Plan
zur weiteren Entwicklung der Solarthermie, der im
Rahmen des Europa-Mittelmeerabkommens (MEDA)
Solarenergie formuliert wurde, sieht eine Steigerung der jährlich neu
Jordanien ist ein sehr sonnenreiches Land. Die durch- installierten Kollektorfläche auf 44.000 Quadratmeter
schnittliche tägliche Sonneneinstrahlung beträgt vor. Die Solarthermie soll dabei zukünftig verstärkt auch
5,5 kWh/m2. Die jährliche Sonnenscheindauer liegt bei zur Unterstützung der Gebäudeheizung genutzt werden.
2.900 Stunden. Trotzdem wird bisher die Sonnenenergie
außer zum Erwärmen von Wasser für den Hausge-
brauch kaum genutzt.
206
12 Jordanien
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Geothermie Jahr Bevölkerung Bevölkerung Anteil der versorgten
insgesamt mit Strom versorgt Bevölkerung
Geothermale Vorkommen sind in Jordanien haupt- [1000 Einwohner] [1000 Einwohner] [%]
sächlich in zwei Regionen ausgemacht worden: Sowohl landes- ländliche landes- ländliche landes- ländliche
die Quellen an der Ostflanke des Jordantals als auch die weit Regionen weit Regionen weit Regionen
Vorkommen auf der Hochebene östlich der Stadt 2000 4.820 1.743 4.815 1.736 99,9 99,6
Madaba weisen allerdings nur vergleichsweise niedrige
2001 4.940 1.737 4.935 1.732 99,9 99,7
Temperaturen unterhalb von 100°C auf. Damit lassen
2002 5.070 1.854 5.065 1.850 99,9 99,8
sie sich nicht zur Stromgewinnung einsetzen und
werden weiterhin nur thermisch für Schwimmbäder 2003 5.200 1.908 5.195 1.904 99,9 99,8
und zum Beheizen von Gewächshäusern genutzt. 2004 5.350 1.970 5.345 1.966 99,9 99,8
2005 5.485 2.019 5.480 2.015 99,9 99,8
Meerwasserentsalzung mit erneuerbaren Energien Tab. 11: Entwicklung der Elektrifizierung des ländlichen
Das National Renewable Energy Laboratory (NREL) Raums in Jordanien; 2000-200533
des US-amerikanischen Energieministeriums hat 2003
zusammen mit dem jordanischen Ministry of Water
and Irrigation, der Palestinian Water Authority (PWA)
und dem israelischen Technologieinstitut Technion ein Programm zur ländlichen Elektrifizierung
Modellprojekt zur mobilen Meerwasserentsalzung Das Rural Electrification Project (REP) ist eine
umgesetzt. Es wurden zwei Anlagen in Betrieb ge- Abteilung des Energieministeriums und besteht seit
nommen, bei denen auf einem fahrbaren Anhänger ein 1992. Damals hatte die Regierung eine zusätzliche
Membranfilter und Vorratstanks montiert sind. Die Abgabe von 0,11€-ct (1 Fils) auf jede verbrauchte
Stromversorgung der Anlage kann entweder aus dem Kilowattstunde beschlossen. 1997 wurde die Abgabe
Netz oder per Dieselgenerator erfolgen oder über eine auf 0,22€-ct (2 Fils) angehoben. Das auf diesem Wege
16 kW-Photovoltaikanlage, die für diesen Zweck ange- erhobene Geld kommt der ländlichen Elektrifizierung
passt wurde. zugute.
• Ministry of Environment:
National Capacity Self Assessment for Global
Environmental Management (NCSA) – Jordan,
Environmental Profile of Jordan 2006, Jordan, 2006
208
12 Jordanien
209
210
13 Marokko
13 Marokko
1.
13.1Brasilien
Elektrizitätsmarkt Stromerzeugung
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Im Jahr 2004 wurden durch den öffentlichen Versorger
Installierte Kapazitäten ONE und zwei unabhängige Stromproduzenten insge-
Ende 2005 waren in Marokko Kraftwerkskapazitäten samt 16.383 GWh Strom produziert. Die thermische
installiert, die zusammen eine Leistung von 5.252 MW Stromerzeugung basiert zu 86% auf der Verbrennung
erbringen können. Darunter sind thermische Kraftwerke von Importkohle und zu 14% auf Erdöl (Importe aus
mit einer Leistung von 3.469 MW (66%). Aus Wasser- Saudi Arabien, Iran, Irak und Nigeria). Wasserkraft ist
kraft steht eine installierte Leistung von 1.729 MW zu 10% und Windkraft zu 1% an der Stromversorgung
(33%) zur Verfügung. Die verbleibenden 54 MW (1%) beteiligt. Zusätzlich zu dem im Land produzierten
stammen aus Windkraftanlagen. Strom wurden noch 1.555 GWh aus Spanien bezogen.
Die in Jorf Lasfar genutzte Kohle wird hauptsächlich Gesamt 13.904 14.718 15.496 16.752 17.938
aus Südafrika importiert. In Marokko selbst gibt es
kaum nennenswerte Kohlevorkommen. Die Erträge Tab. 2: Brutto-Stromproduktion nach Energieträgern;
der einzigen landeseigenen Kohlenmine in Jerada sind Marokko; 2002-2004; GWh2
rückläufig.
1 Quelle: ONE.
2 Quelle: ONE.
3 Zwei 400-kV-Leitungen, eine dritte ist in Planung. 211
13 Marokko
Das Verteilungsnetz setzte sich aus 40.560 km Mittel- 2001 2002 2003 2004 2005
spannungs- und 112.017 km Niederspannungsleitungen GWh
zusammen. Für die Lieferung des Stroms an die End- Direktverkauf an
Haushalte k.A. 1.630 1.846 2.041 2.316
verbraucher sind je nach Region entweder ONE direkt,
eine von sieben lokalen Kommunalverwaltungen oder Dienstleistungen 410 436 821 881
eines von vier Privatunternehmen (wie in den Städten Industrie 3.062 3.213 3.578 3.894
Landwirtschaft 695 676 817 943 k.A.
Casablanca, Agadir, Tanger und Rabat) zuständig. Verwaltung 167 166 504 546
2004 wurden 49 % des verkauften Stroms durch diese Verkauf über lokale
6.908 7.228 7.646 7.984 8.474
elf lokalen Verteilungsbetriebe an die Endkunden Stromanbieter
Seit dem Jahr 2004 läuft ein dreijähriger Aktionsplan, Tab. 3: Stromverkauf aus ONE-Produktion und Import nach
der die Qualität des marokkanischen Stromnetzes ver- Abnehmern; Marokko; 2001-2005; GWh4
bessern soll. Im ersten Jahr dieses Programms konnte
die Ausfallzeit pro Kunde bereits um 22% gesenkt
werden. Die Übertragungsverluste lagen in 2004 bei Strompreise
5,5%. Zusammen mit Verteilungsverlusten ergibt sich Die Strompreise für die Endverbraucher werden, außer
für den nationalen Stromversorger ONE ein Gesamt- für Kunden, die ihren Strom bei den privaten Stroman-
verlust von knapp 11%. bietern beziehen, per Dekret vom marokkanischen
Premierminister festgelegt. Im Niederspannungsbereich
gelten je nach Nutzungsart5 und Abnahmemenge unter-
Stromverbrauch schiedliche Tarife. Die Arbeitspreise für private
Die durch den staatlichen marokkanischen Stromver- Haushalte begannen 2004 etwa bei 0,08 €/kWh
sorger ONE verkaufte Strommenge lag im Jahr 2005 (0,84 DH/kWh) für die ersten 100 kWh und stiegen
bei 17.627 GWh, gegenüber 16.288 GWh im dann progressiv mit wachsendem Stromkonsum bis
Jahr 2004. Aufgrund des Wirtschaftswachstums und 0,12 €/kWh (1,35 DH/kWh) für den Verbrauch jenseits
steigenden Lebensstandards in Marokko, ist die Strom- von 500 kWh. Für die ländlichen Regionen sind die
nachfrage von 1995 bis 2005 mit einer jährlichen Preise nach maximaler Anschlussleistung gestaffelt und
Rate von durchschnittlich 6,5 % gewachsen. Die liegen etwas höher. Die Stromtarife für private Ver-
marokkanische Regierung geht bis zum Jahr 2015 braucher sind seit 1996 nominal konstant geblieben.
sogar von einer jährlichen Wachstumsrate von 7,5 % aus.
Nach Schätzungen des ONE wird der nationale Strom- Bei der Mittelspannung richten sich die Preise nach
bedarf 2015 bei 35-40 TWh liegen. der Uhrzeit, zu der der Strom nachgefragt wird. Für
Mittelspannungskunden kostet die Kilowattstunde
(Arbeitspreis, netto) zwischen 0,04 € (0,42 DH) zu
Zeiten niedriger Stromnachfrage (nach 23h) und
0,08 € (0,92 DH) zu Spitzenlastzeiten. Für Landwirte
gilt ein eigener vergünstigter Tarif, der zusätzlich von
der Jahreszeit abhängig ist.
4 Quelle: ONE.
212 5 Haushalte, Gewerbe, Verwaltung, Straßenbeleuchtung, Motorenantrieb.
13 Marokko
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Im Hochspannungsbereich erlauben drei Tarifoptionen 13.2 Marktakteure
den Kunden, die preisgünstigste Kombination aus
Leistungspreis und Arbeitspreis zu wählen. Dabei Office National de l’Electricité (ONE)
liegen die Leistungspreise pro kW je nach Dauer der Das Office National de l’Electricité (ONE) ist als
Abnahme zwischen 18,36 € (204 DH) und 102,69 € staatlicher marokkanischer Stromversorger das markt-
(1.141 DH). Die Arbeitspreise für Hochspannungs- beherrschende Unternehmen im Elektrizitätssektor.
kunden sind ebenfalls vom Zeitpunkt der Abnahme Mit seinen 9.000 Mitarbeitern ist es in den Bereichen
abhängig und liegen netto pro kWh zwischen 0,03 € Stromerzeugung, Übertragung und Verteilung tätig.
(0,35 DH) und 0,11€ (1,19 DH) zur Spitzenlastzeit. 2005 erreichte das ONE damit einen Umsatz von
1,08 Mrd. € (12 Mrd. DH). Die Anzahl der Kunden
Zwischen 1997 und 2004 sind die Nettostrompreise betrug rund 3.000.000, sie wächst bisher jährlich im
im Mittelspannungsbereich um 44% und für Hoch- Schnitt um 10%.
spannungskunden um 36% gesunken. Die marokka-
nische Regierung hat diese Preissenkungen durch eine Auf der Liste der umsatzstärksten Unternehmen
Reform des Steuersystems möglich gemacht, die am Marokkos 2006 belegt das ONE landesweit den vierten
1.1.2004 in Kraft getreten ist. Durch die gesunkenen Platz. Andere Unternehmen aus dem Energiesektor
Stromtarife ist die marokkanische Wirtschaft alleine in belegen in dieser Rangliste die Plätze 13 (Lydec),
2004 in einem Umfang von 80 Mio. € (890 Mio. DH) 30 (Redal) und 40 (Amendis). Alle drei sind lokale
entlastet worden. Versorgungsunternehmen, die in den Großstädten
Casablanca, Rabat, Tangier und Tétouan neben der
Der Deckungsgrad der langfristigen gesamtwirtschaft- Trinkwasserversorgung auch Strom aus dem Netz des
lichen Grenzkosten der Stromversorgung weist in den ONE an ihre Endkunden verkaufen.
letzten Jahren eine zurückgehende Tendenz auf und
liegt derzeit bei schätzungsweise 80%. Die Stromtarife ONE liefert rund 50% der in Marokko verbrauchten
sind im regionalen Vergleich hoch. Elektrizität direkt an Endkunden aus. Die andere
Hälfte wird von öffentlichen und privaten lokalen
Stromanbietern verkauft, die ihren Strom jedoch
wiederum vom ONE beziehen. Dabei ist die Verteilung
so, dass ONE eher Kunden in den ländlichen Regionen
direkt mit Strom beliefert, während die kommunalen
und privaten Distributoren primär in den Städten aktiv
sind. Obwohl die Liberalisierung des Strommarktes
sowohl auf der Angebotsseite als auch beim Verkauf
unabhängige Stromproduzenten und eine Versorgung
von Endkunden durch unabhängige Stromanbieter
ermöglicht, führt an ONE als “single buyer” und Be-
treiber des Übertragungsnetzes bisher kein Weg vorbei.
213
13 Marokko
Außer ONE gibt es in Marokko zwei Privatunternehmen, L'Association Marocaine des Industries Solaires
die als unabhängige Stromproduzenten jeweils ein et Eoliennes (AMISOLE)
eigenes Kraftwerk beziehungsweise einen Windpark Der Verband der Solar- und Windkraftunternehmen
betreiben: bündelt die Interessen von Firmen und Einzelpersonen,
die professionell auf dem Gebiet der erneuerbaren
Energien tätig sind. 1987 gegründet, vertritt der
Jorf Lasfar Electricity Company (JLEC) Verband heute etwa 40 Firmen mit mehreren Hundert
Ein Konsortium aus dem schweizerischen Unternehmen Mitarbeitern. AMISOLE steht als Verband allen
ABB und der US-Firma CMS Energy Corporation Interessierten offen, deren Aktivitäten schwerpunkt-
betreibt das 1,3 GW-Kohlekraftwerk in Jorf Lasfar, mäßig auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien in
einem Industriehafen an der Atlantikküste Marokkos, Marokko liegen.
15 km südlich von Jadida. Rund 60 % des in Marokko
produzierten Stroms kommen aus der Anlage dieses
Konsortiums. Einzelunternehmen
Die Marktübersicht des Branchenverbandes AMISOLE7
führt 26 marokkanische Unternehmen auf, die im
Compagnie Eolienne de Détroit (CED) Bereich Photovoltaik tätig sind. Im Bereich Solar-
Die Compagnie Eolienne de Détroit (CED) besitzt und thermie sind es 14. Außerdem sind dort zwei Wind-
betreibt den Windpark Al Koudia in Tetouan mit einer kraftfirmen und ein Planungsbüro aufgelistet. Nach
Leistung von 50 MW. Die Anteile an der CED gehören Aussagen von AMISOLE stellen etwa 20 Firmen einfache
zu 49 % der Electricité de France (EDF), zu 35,5% PV-Anlagen aus importierten Zulieferteilen zusammen.
der Paribas Merchant Bank und zu 15,5% Germa Daneben gibt es mehrere Unternehmen, die Solar-
Consulting, dem Initiator des Projekts. anlagen importieren und sie auf dem marokkanischen
Markt verkaufen.
6 Die Anlage wurde nach Fertigstellung zum Betrieb an die Compagnie Eolienne de Détroit (CED) übergeben.
214 7 Guide du marché, Stand 12/2006, http://www.amisole.com/.
13 Marokko
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Centre d'Information sur l'Energie Durable et 13.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
l'Environnement (CIEDE)
Das CIEDE ist ein Projekt des Umweltministeriums. Öffnung des Strommarktes
Es arbeitet ergänzend zu den Aktivitäten der Admini- Seit 1963 ist das ONE als Unternehmen öffentlichen
stration auf den Gebieten Energie und Klimawandel. Rechts, das dem Ministerium für Energie und Bergbau
Seine Hauptaufgabe besteht im Erarbeiten, Sammeln untersteht, für die Produktion und den Transport von
und Verbreiten von Informationen über die nachhaltige Strom in Marokko verantwortlich und fungiert
Nutzung von Energie und über die Auswirkungen, die als “single buyer”. Seit 1994 können Kraftwerke über
die Energiegewinnung auf die Umwelt hat. Das Zentrum 10 MW auch durch Privatunternehmen gebaut und
informiert über die Entwicklung beim Klimaschutz betrieben werden, unter der Bedingung, dass das Pro-
und bei der nachhaltigen Entwicklung. Außerdem soll jekt öffentlich ausgeschrieben und die gesamte Strom-
es über neue Kooperations- und Finanzierungsmög- produktion an ONE verkauft wird. Diese Öffnung
lichkeiten für Akteure auf den Gebieten Umwelt, des Strommarktes wird im Gesetz 2-94-503 vom
Energie und Entwicklung informieren und den Tech- 23. September 1994 geregelt.
nologietransfer fördern.
Geplante Liberalisierung
Centre de Développement des Marokko will den Stromkunden im Land möglichst
Energies Renouvelables (CDER) bald Elektrizität zu international konkurrenzfähigen
Dem Ministerium für Energie und Bergbau unter- Preisen anbieten. Als Maßstab gelten die Preise der
geordnet ist das 1982 gegründete Zentrum für die europäischen Stromversorger und besonders der spanische
Entwicklung erneuerbarer Energien (Centre de Markt. In einer Grundsatzentscheidung hat die Leitung
Développement des Energies Renouvelables, CDER). des ONE 2001 beschlossen, dass dieses Ziel durch eine
Die Aktivitäten von CDER umfassen die Durch- schrittweise weitere Öffnung des marokkanischen
führung von Studien, Verbreitung von Wissen, die Elektrizitätsmarktes erreicht werden soll.
Qualitätskontrolle von Anlagen (vor allem von PV-
Systemen) und die Ausbildung von Spezialisten im Angestrebt wird eine Zweiteilung des marokkanischen
Bereich der erneuerbaren Energien. Strommarktes in ein offenes und ein reguliertes Markt-
segment. Auf dem offenen Markt werden unabhängige
Stromproduzenten Elektrizität produzieren und direkt
Maisons de l’Energie et de l’Environnement an “berechtigte Endkunden” verkaufen können. Be-
Die marokkanische Regierung fördert in Zusammenar- rechtigt sind vorerst jene Kunden, für die Strom eine
beit mit dem ONE die Einrichtung von so genannten besondere wirtschaftliche Bedeutung hat und die von
“Maisons de l’Energie et de l’Environnement”. Diese flexibleren wettbewerbsorientierten Strompreisen pro-
“Maisons” (franz. für Haus) sind Kleinunternehmen in fitieren können. Die Konditionen können dann direkt
ländlichen Gebieten, welche die lokalen Haushalte bei zwischen Produzent und Abnehmer ausgehandelt
der Planung ihrer Energieversorgung unterstützen. Die werden. So genannte “berechtige Endkunden” könnten
Einrichtung dieser Beratungsstellen wird vom CDER also auf dem offenen Markt ihre Stromlieferanten frei
zusammen mit dem Entwicklungsprogramm der Ver- wählen. Für diesen offenen Markt ist die Einrichtung
einten Nationen (UNDP) technisch und finanziell einer Energiebörse geplant, an der Strom nach den
unterstützt. Bis jetzt sind nahezu 100 solcher Unter- Regeln von Angebot und Nachfrage gehandelt werden
nehmen gegründet worden. soll.
215
13 Marokko
Berechtigte Unternehmen sollen ihren Strom auch von 13.4 Förderpolitik für erneuerbare Energien
reinen Zwischenhändlern oder von internationalen
Anbietern aus dem Ausland beziehen können, sofern Aktionsplan für erneuerbare Energien
das im Rahmen der Kopplung an die Nachbarnetze Das Ministerium für Energie und Bergbau (Ministère
möglich ist. Die Quote der “berechtigten Endkunden” de l’Energie et des Mines) hat seine Anstrengungen auf
mit Zugang zu dem offenen Marktsegment soll schritt- dem Gebiet der erneuerbaren Energien in einem
weise angehoben werden. Aktionsplan für die Zeit bis 2015 zusammengefasst.
Dessen vier Hauptziele sind: Versorgungssicherheit,
Wer nicht zum Kreis der Berechtigten gehört, bezieht verbesserter Zugang der Bevölkerung zu Energie,
seinen Strom zu staatlich festgelegten Preisen weiter- Stärkung der Konkurrenzfähigkeit des Produktionssek-
hin aus dem regulierten Markt. Langfristig soll dieser tors und Schutz der Umwelt.
die Stromversorgung der privaten Haushalte mit
Niederspannung zu Preisen sichern, die durch den Staat Als Ziel des Aktionsplans sollen bis 2015 Windparks
vorgegeben werden. Der Zugang möglichst aller mit einer Gesamtleistung von 600 MW am Netz sein.
Menschen in Marokko zu bezahlbarem Strom ist ein Es sollen 400.000 m2 Solarkollektoren für die
gemeinsames gesellschaftliches Anliegen, für das der Erzeugung von Warmwasser installiert werden und
marokkanische Staat auch weiterhin die Verantwortung 150.000 Haushalte auf dem Land dezentral mit erneu-
übernehmen will. erbarer Energie versorgt sein. Insgesamt soll durch das
Aktionsprogramm der energetische Gegenwert von
Die Liberalisierung des marokkanischen Strommarktes rund 500.000 t Öl (5,8 TWh) eingespart werden.
ist keine radikale Umwälzung bestehender Strukturen,
sondern bewegt sich entlang langfristiger strategischer Das Programm zur ländlichen Elektrifizierung ist
Ziele8 und trägt nach Einschätzung der Verantwortlichen ebenso Teil dieses Aktionsplans wie die Bemühungen
dazu bei, diese schneller zu erreichen. um den Einsatz energieeffizienterer Technik in Haus-
halten, öffentlichen Gebäuden und in der Industrie. Ein
Im April 2006 hat die marokkanische Regierung einen weiterer Baustein ist die Schaffung von so genannten
Kreditantrag9 über 100 Mio. US$ bei der Weltbank/ “Energie-Häusern”, lokalen Beratungszentren, die den
International Bank for Reconstruction and Develop- Bürgern vor Ort Informationen und Angebote zum
ment (IBRD) zur Unterstützung bei der Reform des Energiesparen unterbreiten.
gesamten Energiesektors – inkl. der Liberalisierung des
Stromsektors – gestellt.
Durchleitung für Strom aus erneuerbaren Energien
Seit September 2006 können Unternehmen, die als
Selbstversorger Strom aus erneuerbaren Energien
produzieren, diesen durch das landesweite Hoch-
spannungsnetz der ONE von den Kraftwerksstandorten
zu ihren eigenen Produktionsstätten weiterleiten. Der
Netzbetreiber berechnet dafür bis 2011 eine Durch-
leitungsgebühr von 0,5 €-ct/kWh (6 cDH/kWh).
Nach 2011 steigt die Gebühr auf 0,7 €-ct/kWh
(8 cDH/kWh). Überschüssiger Strom, den die Selbst-
versorger nicht verbrauchen, kann an das öffentliche
Netz abgegeben werden und wird zu einem Preis ver-
gütet, der 20 % über den üblichen Ankaufspreisen liegt.
8 Senkung der Stromkosten für die Endkunden, Elektrifizierung des gesamten Landes bis 2008, Öffnung des Marktes für internationale
Investoren, Diversifikation der Energiequellen.
216 9 Project ID P099618.
13 Marokko
1. Brasilien
Als erstes marokkanisches Unternehmen hat im Auch andere internationale Förderorganisationen sind
1.2 Marktakteure
November | 1.3 Gesetzliche
2006 der Konzern “Ciments du Rahmenbedingungen
Maroc” mit in Marokko tätig. So fördert die Weltbank die Moder-
dem ONE eine Vereinbarung auf Basis dieser Regelung nisierung des Energiesektors mit einem Kredit über
getroffen. “Ciments du Maroc” will zukünftig Strom, der 100 Mio US$. Die Deutsche Gesellschaft für technische
in dem geplanten firmeneigenen Windpark (10 MW) Zusammenarbeit (GTZ) berät seit Januar 2007 das
in Tetouan produziert und nicht in der benachbarten CDER und das Energieministerium in Marokko bei der
Zementfabrik verbraucht wird, durch das Netz des ONE Entwicklung eines Gesetzes für erneuerbare Energien.
zu anderen Produktionsstandorten im Land leiten. Die Beratung der GTZ ist auch das Ergebnis erfolgter
Geberkoordination und als Teil des „Development
Policy Loan” der Weltbank zu sehen. Die Beratung
Weitere fiskalische Anreize geht vom Entwurf eines Gesetzes aus, das von der
Auslandsinvestitionen in den Umweltsektor unterliegen Weltbank im Oktober 2006 vorgestellt wurde und in
in Marokko grundsätzlich keiner Beschränkung. Für dessen Rahmen der Bereich Wind besonders behandelt
die Einfuhr bestimmter Komponenten zur Nutzung wird; die anderen Bereiche wie Solarthermie, Biogas
erneuerbarer Energien sind die Einfuhrzölle erheblich etc. werden durch die GTZ-Beratung abgedeckt. Die
reduziert (auf 2,5% statt 10%). Dies gilt jedoch nur, Ergebnisse der Studie sollten bis Mai 2007 vorliegen.
wenn die eingeführten Güter nicht auch im Land selbst Ab 2008 soll darüber hinaus die GTZ die neu zu
hergestellt werden. schaffende Organisation zur Förderung erneuerbarer
Energien in Marokko durch ein dreijähriges „capacity
development”– Vorhaben beraten und dessen Aufbau
Internationale Fördermaßnahmen begleiten. Außerdem ist die Weltbank zusammen mit
Marokko ist ein Schwerpunktpartnerland der deutschen der African Development Bank an der Finanzierung
Entwicklungszusammenarbeit. Seit 1961 sind insgesamt eines solarthermischen Kombikraftwerks beteiligt.
1,2 Mrd. € deutsche Fördermittel nach Marokko ge-
flossen. In den 1970er- und 1980er-Jahren konzen-
trierte sich die finanzielle Zusammenarbeit der Kredit- Clean Development Mechanism
anstalt für Wiederaufbau (KfW) auf dem Energiesektor Nachdem Marokko 2002 das Kyoto-Protokoll ratifi-
zunächst auf die Erschließung der Wasserkraftpotenziale. ziert hat, ist es dem Land rasch gelungen, gut funktio-
Heute werden darüber hinaus die Bereiche Windkraft nierende administrative Rahmenbedingungen zur
und Photovoltaik gefördert. Das KfW-Projekt “Wind- Durchführung von CDM-Projekten zu schaffen. Im
park Tanger” war das erste geberfinanzierte Windenergie- Rahmen eines international geförderten Projekts10, das
vorhaben in Marokko. Es hat den Weg für weitere 2005 abgeschlossen werden konnte, wurde eine nationale
Windkraftprojekte geebnet. Vorbereitende Wind- CDM-Strategie entwickelt. Die marokkanische
messungen dafür wurden 1992-1994 im Rahmen des “Designated National Authority” (DNA) wurde bereits
Special Energy Programme der GTZ im Norden im September 2002 gegründet und ist beim Ministe-
Marokkos durchgeführt. Bei der Förderung von rium für Raumordnung, Wasser und Umwelt
PV-Projekten zur ländlichen Elektrifizierung durch die (Ministère de l’Aménagement du Territoire, de l’Eau et
KfW wurden schon früh private Unternehmen zur de l’Environnement – MATEE) angesiedelt. Außerdem
Wartung der Anlagen eingebunden. gibt es laut DNA im Land elf weitere Beratungsunter-
nehmen oder freie Consultants, die auf die Begleitung
Im Rahmen einer Reise der deutschen Entwicklungs- von CDM-Projekten und die Erstellung der Dokumen-
ministerin nach Marokko wurde im September 2006 in tationen spezialisiert sind. Die marokkanische DNA
Rabat die Förderung eines 33-MW-Wasserkraftwerks konnte im April 2006 40 Projekte in ihrem Portfolio
in Tilougguit (Hoher Atlas) in Höhe von 35 Mio. € vorweisen, die zusammen eine Einsparsumme von
zugesagt. jährlich 5 Mio. t CO2 ermöglichen würden.
Damit ist das CDM-Potenzial des Landes aber bei Zwei weitere Regenerativenergieprojekte wurden
weitem nicht ausgeschöpft. Das Land verfügt auf der bisher von der zuständigen marokkanischen Behörde
Angebotsseite weiterhin über einen großen Vorrat an (DNA) auf Basis des Project Design Documents (PDD)
ungenutzten erneuerbaren Energiequellen.11 zugelassen. Bis Ende 2006 wurden sie jedoch nicht
beim UNFCCC zur Registrierung vorgelegt. Es handelt
Bis Dezember 2006 sind drei marokkanische CDM- sich dabei um ein Windkraftwerk (10 MW) in Tan Tan
Projekte beim CDM-Executive Board (EB) registriert zum Betrieb einer Meerwasserentsalzungsanlage des
worden: zwei Windparks und ein Vorhaben zur “Office National d’Eau Potable” (ONEP) sowie eine
Elektrifizierung des ländlichen Raumes. Deponiegasanlage der Stadt.
60-MW-Windkraftwerks in
29.10.2005 Essaouira des staatlichen 2008 rd. 90 Mio. US$ DNV 150.000 t CO2e
Stromverorgers ONE (geplant)
Tab. 4: Registrierte marokkanische CDM-Projekte; Auf der Webseite der marokkanischen DNA14 sind
2004-200613 darüber hinaus 16 weitere Projekte aufgelistet, die dort
erfolgreich eine Projektskizze (PIN) vorgelegt haben
und von den Investoren weiter vorangetrieben werden.
Darunter befinden sich mehrere Windparks, zwei
Wasserkraftwerke, ein Biodieselprojekt, mehrere Bio-
gasanlagen im Bereich der Abfallwirtschaft und ein
Projekt zur Effizienzverbesserung bei der öffentlichen
Beleuchtung.
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
13.5 Status der erneuerbaren Energieträger Ein weiteres Vorhaben in Planung ist ein Laufwasser-
kraftwerk in Tilougguit am Oberlauf des Flusses Assif
Die größten Potenziale zur Nutzung erneuerbarer Ahancal mit einer Ausbauleistung von 33 MW mit
Energieträger liegen in Marokko in den Bereichen Tagesspeicher. Die KfW fördert dieses Vorhaben mit
Wind- und Wasserkraft sowie Solarenergie. Während 35 Mio. €. Die ausschreibungsreife Planung sowie
Wasserkraft bereits einen Anteil von 10% an der natio- die Ausschreibungsunterlagen wurden durch das
nalen Stromerzeugung hat und erste Windparks gebaut französische Ingenieurbüro Coyne und Bellier erarbeitet.
sind, befindet sich die Nutzung von Solarenergie noch Außerdem liegt eine Machbarkeitsstudie vor, die erste
in den Anfängen. Untersuchungen zu den erwarteten Umweltwirkungen
des Projekts enthält. Da die Bauzeit etwa drei
Jahre beträgt, wird die Inbetriebnahme der Anlage
Wasserkraft frühestens 2009 erfolgen können.
Das zur Stromproduktion technisch nutzbare Wasser-
kraftpotenzial Marokkos wird auf 2.500 MW bei einer
jährlichen Stromproduktion von 4.600 GWh geschätzt, Kleinwasserkraft
wovon bisher nur ca. 40% erschlossen sind. Bis 2015 Auch im Bereich der Kleinwasserkraft (bis 300 kW)
soll dieser Erschließungsgrad auf 68% erhöht werden. verfügt Marokko über ein hohes Potenzial. Im Rahmen
Aufgrund von starken Variationen in der Nieder- des Programms zur Nutzung von Kleinwasserkraftan-
schlagsmenge schwankt der Beitrag von Wasserkraft lagen zur ländlichen Elektrifizierung wurde durch das
an der jährlichen nationalen Stromproduktion ONE 2004 die Erzeugungsanlage “Oum Er Rbia” mit
zwischen 5 und 10%. einer Leistung von 220 kW in Betrieb genommen.
Jährlich soll es 2.000 MWh Strom produzieren und
Der staatliche Stromversorger ONE betrieb Ende 2005 damit ein Inselnetz mit 18 Dörfern (556 Haushalte)
insgesamt 26 Wasserkraftwerke, die zusammen eine versorgen. Zuvor wurde bereits 2002 eine Kleinwasser-
installierte Leistung von 1.265 MW aufweisen. Dazu anlage in Askaw mit 200 kW Leistung in Betrieb
kommt noch das Pumpspeicherkraftwerk von Afourer, genommen. Die Investitionskosten werden bei diesem
das zu Spitzenlastzeiten zusätzlich 470 MW an das Programm sowohl von den elektrifizierten Haushalten
Netz abgeben kann. Mit Hilfe eines zinsverbilligten als auch von den lokalen Kommunen sowie dem ONE
KfW-Darlehens über 27 Mio.€ soll die veraltete Steuer- getragen. Weitere derartige Anlagen sind geplant, die
technik von mindestens zehn älteren Wasserkraftwerken Wirtschaftlichkeit von verschiedenen Standorten wird
erneuert werden. Dies soll eine zentralisierte Fern- momentan durch ONE und CDER evaluiert.
steuerung der Anlagen ermöglichen.
219
13 Marokko
Windenergie Windparks
Marokko verfügt über gute bis sehr gute Windbe-
dingungen mit mittleren Windgeschwindigkeiten
von stellenweise mehr als 11 m/s und hat somit ein Windpark Kapazität Inbetrieb- durchschn. Finanzierung Betreiber
[MW] nahme Jahres-
erhebliches nutzbares Windpotenzial. Das Gesamtpo- produktion
[GWh]
tenzial für Windkraft wird vom CDER auf 6.000 MW
geschätzt. Die marokkanische Regierung plant, bis Al Koudia 3,5 03/2001 k.A. KfW ONE
zum Jahr 2010 den Anteil von Windkraft an der European
Al Koudia 50 08/2000 226 Investment CED
Stromproduktion auf 4 % zu steigern. Bank
15 Erste Ergebnisse wurden im März 1995 vom CDER im Bericht "Le Gisement Eolien du Maroc" veröffentlicht.
16 Für weitere Informationen siehe www.saharawind.com.
17 Benjamin Jargstorf, Wind Regimes of Africa – Comparative Evaluation of Wind Data from Selected Countries, 05/2004,
Factor 4 Energy Projects GmbH.
220 18 Nur Produktion für den Eigenbedarf des Konzerns.
13 Marokko
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Ausbaupläne Auch Industrieunternehmen beginnen mit der dezen-
Weitere Windparks mit insgesamt 200 MW sollen die tralen Nutzung der Windenergie. Eine Krabbenfabrik
Potenziale der Region von Tanger im Norden Marokkos in Tanger nutzt beispielsweise zwei gebrauchte 80 kW-
und einer Region an der Atlantikküste, in der Nähe der Turbinen zur Deckung eines Teils des eigenen Strom-
Stadt Essaouira, nutzen. bedarfs. Die generalüberholten Anlagen wurden im
Juni 2005 durch ein niederländisches Unternehmen
Der geplante Tanger-Windpark besteht aus den Stand- geliefert und montiert. Dank einer durchschnittlichen
orten Sendouk (65 MW) und Dhar Saadane (75 MW). Windgeschwindigkeit vor Ort von 6,5 m/s werden die
Nach einer ergebnislosen internationalen Ausschreibung beiden Anlagen voraussichtlich 386.000 kWh Strom
hat sich ONE im Februar 2003 dazu entschlossen, den pro Jahr liefern. Überschüssig produzierte Energie wird
Windpark Tanger in Eigenregie zu bauen. Finanziert in das öffentliche Netz abgegeben.
wird dieses Projekt aus Krediten der European Invest-
ment Bank (80 Mio. €) und der KfW (50 Mio. €).
Biomasse
Ein zweiter Windpark über 60 MW soll an der Fast ein Drittel des gesamten Energiebedarfs von
Atlantikküste Marokkos, 15 km südlich der Stadt Marokko wird durch Biomasse gedeckt. Das meiste
Essaouira, entstehen. Das 83 Mio. € teure Projekt davon entfällt auf die traditionelle Nutzung von Bio-
wird unter anderem durch einen Kredit der KfW in masse in Form von Brennholz oder Holzkohle für Heiz-
Höhe von 50 Mio. € unterstützt. Der Windpark wird und Kochzwecke. Marokko verfügt über Waldgebiete
voraussichtlich 210 GWh Strom pro Jahr produzieren von ca. 5 Mio. Hektar Fläche. Der hohe Verbrauch an
und soll ebenfalls von ONE betrieben werden. Holz für energetische Zwecke (ca. 11 Mio. t pro Jahr)
kann allerdings nicht nachhaltig gedeckt werden und
Für einen Windpark mit 60 MW bei der Stadt Taza, die trägt mit dazu bei, dass über 30.000 Hektar Wald pro
etwa 100 km östlich von Fez liegt, hat das ONE bereits Jahr verloren gehen. Die marokkanische Regierung
Windmessungen und eine Studie über mögliche fördert deshalb die Einführung effizienter Technologien
Umweltauswirkungen durchgeführt. Die Pläne für den zur Nutzung von Brennholz sowie die Substitution
Bau eines weiteren 60-MW-Windparks im Süden (in durch andere Energieträger.
der Nähe der Stadt Tarfaya) werden momentan von
ONE nicht weiter verfolgt.
Biogasnutzung
Täglich fallen in Marokko rund 8.000 t an Haushalts-
Dezentrale Nutzung der Windkraft abfällen und ca. 1,1 Mio. m3 Abwasser an, die für die
Windkraft wird ebenfalls in geringerem Umfang zur Erzeugung von Deponie- bzw. Klärgas verwendet
ländlichen dezentralen Elektrifizierung eingesetzt. werden könnten. Außerdem nutzbar wären tierische
So wurden beispielsweise in der Provinz Essaouira zwei und pflanzliche Abfälle aus der Landwirtschaft. Mit
Windkraftanlagen mit 25 kW und eine weitere mit Unterstützung der GTZ wurden in der Vergangenheit
15 kW Leistung installiert, die zusammen 123 Haus- angepasste Biogasanlagen entwickelt, das Potenzial der
halte mit Strom versorgen. Nach Angaben des CDER geplanten Großkläranlage der Stadt Agadir wird mit
gibt es momentan nahezu 300 netzunabhängige Hilfe der GTZ (Messprogramm) von der RAMSA
Windkraftanlagen sowie ca. 5.000 windkraftbetriebene durchgeführt. Die EIB hat die Finanzierung der Mach-
Pumpen in Marokko. barkeitsstudie für eine Biogasanlage in Aussicht
gestellt. Der Branchenverband AMISOLE schätzt die
Anzahl der momentan in Marokko installierten Biogas-
anlagen auf etwa 20 Kleinanlagen. In Rabat und Fez ist
außerdem die Produktion von Biogas aus Haushaltsab-
fällen geplant.
221
13 Marokko
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Geothermie 13.6 Ländliche Elektrifizierung
Das geothermische Potenzial Marokkos ist kaum
erforscht. Marokkos geothermische Ressourcen kon- Elektrifizierungsgrad
zentrieren sich auf den Nordosten des Landes und Teile Marokko hat in den letzten Jahren große Fortschritte
der Sahara. Die Vorkommen sind relativ gering, könnten bei der Anbindung seiner Bevölkerung an das Strom-
aber nach Angaben der International Geothermal Asso- netz gemacht. 1995 hat ONE im marokkanischen
ciation (IGA) zu Heizzwecken genutzt werden. Regierungsrat ein nationales Elektrifizierungsprogramm
“Programme pour l’Electrification Rurale Global”
(PERG) vorgestellt und dieses 1996 gestartet. Der
Meerwasserentsalzung mit erneuerbaren Energien Elektrifizierungsgrad der ländlichen Gebiete, der vor
Die marokkanische Wasserbehörde “Office National dem Start des Programms 1995 noch bei 18% lag, stieg
d’Eau Potable” (ONEP) plant zur Versorgung der Stadt bis Ende 2005 auf 82%. Auch weit vom Stromnetz ent-
Tan Tan, die im Süden des Landes an der Atlantikküste fernte Siedlungen erhalten mit Hilfe von erneuerbaren
liegt, eine Meerwasser-Entsalzungsanlage, die durch Energien zumindest eine dezentrale Basisversorgung
einen 10-MW-Windpark mit Strom versorgt werden mit Strom.
soll. Das Projekt soll nach seiner Fertigstellung 2007
zunächst 6.000 m3 entsalztes Wasser pro Tag liefern Im Rahmen des PERG-Programms sind bis Ende 2005
und bis 2015 stufenweise eine Kapazität von 11.000 m3 nach Angaben des ONE bereits 21.689 Dörfer bezie-
erreichen. Im April 2006 war das Bieterverfahren für hungsweise 1.392.954 Haushalte mit Elektrizität ver-
die Anlage in Vorbereitung. Für Betrieb und Wartung sorgt worden. Die marokkanische Regierung strebt die
wird ein eigenständiges Unternehmen verantwortlich vollständige Elektrifizierung des Landes bis 2007 an.
sein, das vom ONEP Abnahmegarantien für das produ-
zierte Wasser erhält. Das Projekt soll für den “Clean
Development Mechanism” (CDM) angemeldet werden. Programm zur ländlichen Elektrifizierung
Die marokkanische DNA hat ihre Zustimmung dafür Zuständig für die ländliche Elektrifizierung ist das
bereits erteilt, beim UNFCCC wurde aber bisher noch ONE in Zusammenarbeit mit den zuständigen
keine Registrierung beantragt. Gemeindeverwaltungen. Internationale Geldgeber, das
ONE und die Nutzer finanzieren die Elektrifizierungs-
maßnahmen gemeinsam.
223
13 Marokko
Solar-Home-Systeme und "Fee for Service"-Verträge In der Provinz Essaouira wurden an 2 Standorten
Finanziell beteiligt sich ONE mit einer Subvention von Hybrid-Inselnetze installiert. Dabei kommen Wind-
389 bis 1.598 € (4.320 bis 17.760 DH) für jedes kraftanlagen in Kombination mit Dieselgeneratoren
installierte Solar-Home-System. Voraussetzung ist ein zum Einsatz. In Sidi Kaouiki leisten zwei Windkraft-
Vertrag zwischen ONE und dem jeweiligen ausführenden anlagen je 25 kW und ein Dieselgenerator 30 kW.
Solarunternehmen. Dabei werden SHS mit Leistungen In Moulay Bouzerktoun sind es 15 kW-Windkraft und
von 50, 75, 100 und 200 Watt gefördert. Der Haushalt, ein 15 kW-Diesel. Nach Schätzungen des Centre de
in dem das SHS installiert wird, zahlt dann in Raten Développement des Energies Renouvelables (CDER)
über einen Zeitraum von 10 Jahren den Restbetrag an existieren in Marokko etwa 300 netzunabhängige
das durchführende Unternehmen. Während dieser Windkraftanlagen.
10 Jahre bleibt ONE Eigentümer des SHS, erst danach
geht es in den Besitz des Haushaltes über. Das Solarun- Wechselkurs (Dez. 2006):
ternehmen ist für die Installation des SHS und für 1 Marokkanischer Dirham (DH) = 0,09 Euro (EUR)
dessen Wartung zuständig.
Die Kosten, die auf die Haushalte zukommen, setzen • Breuer, Siegfried
sich bei diesem Programm aus einem einmaligen (Bundesagentur für Außenwirtschaft-bfai):
Anschlusspreis von 63-360 € (700-4.000 DH) und einer CDM-Markt kompakt – Marokko, 05/2006
monatlichen Gebühr von 5,85-13,50 € (65-150 DH)
zusammen, je nach Leistung der installierten Anlage. • BMZ – Bundesministerium für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung:
Kleine Solaranlage, große Wirkung:
Strom für entlegene Dörfer, 2004
Dezentrale ländliche Elektrifizierung mit erneuerbaren
Energieträgern • Eichhammer, Wolfgang et al.:
Im Gegensatz zu einem 1996 ausgelaufenen Vorgän- Assessment of the Worldbank – GEF Strategy for
gerprogramm namens PNER bezieht PERG auch eine the market development of concentrating solar
netzunabhängige Elektrifizierung von abseits der thermal power, 05/2005
Verteilungsnetze gelegenen Gemeinden und Dörfern
mit ein. Dieser Programmteil zur dezentralen Elektri- • Jalil Bennani in Aujourd’hui – Le Maroc vom
fizierung startete im Jahr 2000 und fördert vor allem 09.09.2005:
den Einsatz von SHS, aber auch von Kleinstwasser- Reflexion sur une nouvelle politique,
kraftwerken und kleinen Windkraftanlagen. Marokko, 09/2005
224
13 Marokko
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
• Jargstorf, Benjamin Factor 4 13.8 Kontakte
Energy Projects GmbH:
Wind Regimes of Africa – Comparative Evaluation Office National de l’Electricité (ONE)
of Wind Data from Selected Countries, 05/2004 Head Office
65, rue Othman Ben Affane
• Manuel Antonio Leandro Reguillo: 20000 Casablanca Maroc
Les énergies renouvelables au maroc – Le rôle du Tel. +212 (22) 66 80 80
CDER dans leur développement, Marokko, 11/2004 Fax +212 (22) 22 00 38
www.one.org.ma
• Marsiske, Hans-Arthur in
Financial Times Deutschland vom 16.11.2005: Ministère de l’Energie et des Mines (MEM)
Wechselstrom aus der Wüste, 11/2005 La Direction de l’Energie
Rue Abou Marouane Essaadi – Haut Agdal
• Neidlein, Hans-Christoph: Grüne Energie: Rabat
Marokko setzt auf Zusammenarbeit mit Europa, Tel. +212 (37) 68 88 30
Europa digital, 02/2005 Fax +212 (37) 68 88 31
E-Mail: admin@mem.gov.ma
• Office National de l’Electricité (ONE): www.mem.gov.ma
Annual Report 2003, Marokko, 2005
Centre de Développement des Energies
• Office National de l’Electricité (ONE): Renouvelables (CDER)
Annual Report 2004, Marokko, 2006 Rue Machaar El Haram
Quartier Issil, B.P. 509
• Pfeiffer, Tom in Reuters/PlanetArc, 20.7.2006: Marrakech
Morocco Pushes Renewable Energy as Oil Prices Tel. +212 (24) 30 98 14/22
Soar, 07/2006 Fax +212 (24) 30 97 95
E-Mail: cder@menara.ma
• Rimi, Abdelkrim: www.cder.org.ma/
First assessment of geothermal ressources in
Morocco, 2000 Association Marocaine de Gestion et d’Economie
d’Energie (AMGEE)
• Senhagi, Faouzi (GERER, Maroc): Route Cotière SAMIR
Financing the development of the renewable energy Mohammedia
in the mediterranean region – Baseline study for Tel. +212 (23) 31 22 40/41/42
Morocco; United Nations Environment Programme Fax +212 (23) 31 22 66
(UNEP), 05/2003
Association Marocaine de l’Industrie Solaire
• Zejli, D. et al.: (AMISOL)
Quel avenir pour l’énergie éolienne au Maroc?, 2005 5, rue de Midelt
Rabat
Morocco
Tel. +212 (37) 76 89 61/62/63
Fax +212 (37) 76 89 64
225
13 Marokko
226
14 Namibia
14 Namibia
1.
14.1Brasilien
Elektrizitätsmarkt Stromerzeugung
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Über die Verteilung der produzierten und importierten
Installierte Kapazitäten Strommenge auf einzelne Kraftwerkstypen oder Ener-
Drei Kraftwerke und das Verbundnetz mit den Nach- gieträger liegen keine Zahlen vor. Nach Angaben des
barstaaten versorgen das landesweite Stromnetz von staatlichen Stromversorgers NamPower von 2006
Namibia. Das Wasserkraftwerk in Ruacana stellt laufen die beiden thermischen Kraftwerke lediglich im
mit seinen 249 MW den Großteil der landeseigenen “Stand-by”-Betrieb und werden nur in Ausnahmefällen
Kapazität zur Verfügung. Daneben existieren noch zum Abdecken von Spitzenlasten genutzt. Deswegen
zwei thermische Kraftwerke: das Kohlekraftwerk ist davon auszugehen, dass der überwiegende Teil des in
“Van Eck” bei Windhoek mit 120 MW und das Kraft- Namibia produzierten Stroms aus dem Wasserkraft-
werk “Paratus” bei Walvis Bay, das mit vier Diesel- werk in Ruacana stammt.
generatoren 24 MW leisten kann.
Namibia beteiligt sich am Southern African Power
Die beiden thermischen Kraftwerke waren nur als Pool (SAPP), einem internationalen Netzverbund, in
Zwischenlösung installiert worden, weil das Wasser- dem sich Länder der Southern African Development
kraftwerk in Ruacana erheblich später fertiggestellt Community (SADC) zusammengeschlossen haben.
wurde als geplant. Nach den ursprünglichen Planungen Bisher findet ein Austausch mit Stromversorgern aus
sollte es das ganze Land mit Strom versorgen. Da die Sambia (ZESCO), Simbabwe (ZESA), Botsuana (STEM),
Stromnachfrage jedoch seitdem stark angewachsen ist, Angola und Südafrika (Eskom) statt. Die nachfolgende
sind heute alle drei Kraftwerke in Betrieb und zusätzlich Tabelle liefert eine Zusammenstellung des in und für
muss jährlich etwa die Hälfte1 des landesweit ver- Namibia produzierten Stroms.
brauchten Stroms aus dem Ausland zugekauft werden.
Da der zugekaufte Strom aus Südafrika preiswerter ist Stromproduktion 2001 2002 2003 2004 2005
Stromübertragung und -verteilung Verkaufter Strom 2001 2002 2003 2004 2005
Namibia verfügt über ein gut ausgebautes Netz von GWh
Übertragungsleitungen, die sich ausgehend von der
Kunden in Namibia 1.981 2.082 2.117 2.301 2.349
Hauptstadt Windhoek sternförmig in alle besiedelten
Regionen des Landes erstrecken. Die Haupttrasse des Skorpion-Zinkmine - - 76 471 596
400 kV 735 988 988 988 988 Auch auf die Entwicklung der Spitzenlast hat neben
330 kV 521 521 521 521 521 dem Anstieg der Kundenzahl vor allem die Inbetrieb-
220 kV 1.664 1.664 1.958 1.958 1.958 nahme der “Skorpion”-Mine in 2004 großen Einfluss.
132 kV 1.166 1.388 1.462 1.588 1.656
66 kV und darunter 13.223 14.194 16.357 20.762 22.072 Spitzenlast 2001 2002 2003 2004 2005
MW
Tab. 3: Entwicklung des Stromübertragungs- und
ohne Skorpion-Mine 332 348 371 389 400
verteilungsnetzes in Namibia; 2001-2005; km4
inkl. Skorpion-Mine 332 348 371 461 491
Stromverbrauch
Die Stromnachfrage in Namibia ist in den letzten
Jahren stark gestiegen. Dazu hat vor allem die Inbe-
triebnahme der “Skorpion”-Zinkmine in 2004 im
Südwesten des Landes beigetragen. Zusammen mit den
angeschlossenen Erzaufbereitungsanlagen ist sie für rund
25% des landesweiten Stromverbrauchs verantwortlich.
4 Quelle: NamPower.
5 Quelle: NamPower.
228 6 Quelle: NamPower.
14 Namibia
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Strompreise Zukünftige Entwicklung und Ausbauplanung
Die Preise für Stromendkunden variieren in Namibia Für das Jahr 2011 geht das staatliche Stromver-
leicht von Region zu Region. Sie setzen sich aus einem sorgungsunternehmen NamPower von einer Spitzenlast
Leistungspreis und einem Arbeitspreis zusammen. von etwa 600 MW aus. Der südafrikanische Stromer-
Manche der regionalen Anbieter erheben zusätzlich zeuger Eskom, der bisher große Teile des in Namibia
noch eine monatliche Servicegebühr. Außerdem wird benötigten Stroms liefert, hat angekündigt, dass seine
auf jede verkaufte kWh eine Abgabe von umgerechnet Kapazitäten wegen der steigenden Nachfrage im eigenen
0,048€-cent (0,0045 N$) erhoben, die zur Finanzierung Land zukünftig nicht mehr zur Verfügung stehen. Um
der namibischen Regulierungsbehörde dient. unabhängiger von Stromimporten zu werden und die
Versorgung des Landes langfristig mit eigenen Kraft-
werkskapazitäten sicherstellen zu können, strebt die
City of Grootfontein Lüderitz
Windhoek (CENO-RED) Stadtverwaltung Regierung von Namibia eine höhere Selbstver-
sorgungsquote an und hat deswegen vom Energiemini-
€
sterium unterschiedliche Optionen zur Ausweitung der
Haushaltskunden 220 V Stromproduktion im eigenen Land untersuchen lassen.
Grundpreis pro Ampere 0,544 0,259 0,270
Arbeitspreis pro kWh 0,037 0,083 0,062 Zwei große Staudammprojekte erwiesen sich als zu
Servicegebühr - 5,400 -
langwierig, da dazu Vereinbarungen mit betroffenen
Nachbarländern hätten ausgehandelt werden müssen.
Industriekunden
Deswegen ist, nach Angaben von NamPower, die
Leistungspreis pro kVA 7,559 9,719 9,499 Entscheidung für die Erschließung des Erdgasfeldes
Arbeitspreis pro kWh 0,037 0,075 0,045 Kudu 130 km vor der Küste Namibias gefallen. Eine
Grundgebühr - 32,397 - 170 km lange Pipeline wird das gewonnene Gas nach
Oranjemund bringen, wo schrittweise zwei Gaskraft-
Tab. 6: Endkunden Strompreise in Euro; werke mit je 400 MW entstehen sollen. Dank der
Namibia; 2006/20077 zusätzlichen Kapazität wäre Namibia dann sogar in der
Lage, Strom in den Southern African Power Pool
(SAPP) zu exportieren. Nach Aussagen von NamPower
Die lokalen Versorger legen die Preise für ihre Ver- von Dezember 2006 könnte bereits in 2007 mit dem
sorgungsregion selbst fest und reichen sie bei der Re- Bau der Gaskraftwerke begonnen werden. Ende 2010
gulierungsbehörde zur Genehmigung ein. Nachdem soll das erste Kraftwerk dann in Betrieb genommen
diese die Preise genehmigt hat, sind sie über die werden.
Webseite der Behörde einsehbar.8
10 Bis 1993 hieß das Unternehmen South West African Water and Electricity Corporation (SWAWEC). Ursprünglich war die SWAWEC
ein hundertprozentiges Tochterunternehmen der Industrial Development Corporation of South Africa.
11 Es ist davon auszugehen, dass NamPower diese direkten Kunden in den nächsten ein bis zwei Jahren an eines der noch zu etablierenden
REDs abgeben wird, um sich ganz aus der Stromverteilung zurückzuziehen.
230 12 Über die weiteren Beteiligungen liegen keine Informationen vor.
14 Namibia
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Der Unabhängigkeit des ECB sind dadurch Grenzen Restrukturierung des Elektrizitätssektors
gesetzt, dass die endgültige Bewilligung einer Lizenz In 2000 hat der staatliche Stromversorger NamPower
durch das Energieministerium erfolgt. Das ECB legt eine Restrukturierung seines Geschäftsbetriebes be-
diesem lediglich Vorschläge vor, nachdem es die einge- gonnen, die mit der Etablierung der beiden fehlenden
gangenen Lizenzanträge geprüft und bewertet hat. REDs im Süden des Landes in 2007 abgeschlossen sein
Dass das Ministerium in einigen Fällen von den Vor- wird. Seitdem beschränkt sich das bisher vertikal
schlägen der Experten aus dem ECB abgewichen ist13, integrierte Unternehmen auf die drei untereinander
lässt den Schluss zu, dass es in einzelnen Fragen zur abgegrenzten Kernbereiche Stromproduktion, -trans-
Entwicklung des Stromsektors zwischen Ministerium port und -handel.
und dem ECB durchaus abweichende Ansichten gibt.
Der Stromhandel verbleibt bei dem Staatsunternehmen
Das ECB wird von einem “Board of Directors” mit fünf als eigener Geschäftsbereich, der eng mit dem
Mitgliedern geleitet, die vom Energieminister für vier Geschäftsfeld Stromtransport verknüpft ist. NamPower
Jahre ernannt werden. Das technische Sekretariat erledigt übernimmt damit die Rolle eines “single buyer” für
die regelmäßig anfallenden Aufgaben, die das ECB den namibischen Strommarkt.
gemäß seiner Statuten hat. Dazu gehören die Vergabe
von Lizenzen, Genehmigung von Tarifen, Sicherstellung Über die genaue Auslegung der Aufgaben, die ein
der Versorgungsqualität, das Schlichten in Konfliktfällen “single buyer” für den namibischen Stromsektor über-
und die Unterstützung der Restrukturierung des nehmen soll, gibt es bisher noch Meinungsverschieden-
namibischen Energiesektors. heiten zwischen dem Energieministerium und dem
ECB. Für das ECB ist das “single buyer”-Modell ein
Übergang zu einem weiter liberalisierten Strommarkt,
14.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen auf dem Produzenten und Versorger direkte Lieferver-
träge miteinander abschließen können.
Gesetzliche Grundlagen
Das Energieministerium hat 1998 mit einem NamPower wiederum ist der Ansicht, dass sich das
“White Paper on Energy Policy” den Rahmen für die “single buyer”-Modell nicht für den namibischen
zukünftige Entwicklung des Elektrizitätssektors Strommarkt eignet. Wie sich der Markt zukünftig
vorgegeben. Auf Basis dieses Papiers wurde eine entwickelt, bleibt abzuwarten. Durch die enge Ver-
Studie14 durchgeführt, die 2000 veröffentlicht wurde knüpfung des Stromhandels mit den beiden anderen
und die Grundlage für das ebenfalls 2000 verabschiedete Geschäftsfeldern von NamPower (Produktion und
Elektrizitätsgesetz, den Electricity Act (Act 2 of 2000), Transport) dominiert der Staatskonzern zurzeit den
lieferte. Die Restrukturierung des Elektrizitätssektors Strommarkt.
basiert ebenfalls auf den Vorgaben des White Paper von
1998, das damit noch immer die Grundlage für die Mit Abschluss der Restrukturierung wird NamPower
Energiepolitik Namibias darstellt. seine bisherigen Aktivitäten als Stromversorger ein-
stellen. Anlagen und Kunden werden an die neuen
Das Energieministerium ist weiterhin für die Fest- regionalen Versorgungsunternehmen (REDs) übergeben.
legung der politischen Rahmenvorgaben verantwortlich,
welche die Arbeitsgrundlage für die Tätigkeit des ECB Eine weitere Aufspaltung der einzelnen Geschäftsbe-
bilden. Es entscheidet über Empfehlungen, die ihm reiche von NamPower in eigenständige Unternehmen
durch das ECB unterbreitet werden. ist zurzeit ebenso wenig geplant wie eine Privatisie-
rung des Staatskonzerns.
13 Beispielsweise hat das Ministerium an einige REDs Lizenzen mit längeren Laufzeiten vergeben, als das ECB dies vorgeschlagen hatte.
14 Study of the Restructuring of the Namibian Electricity Supply Industry (ESI) (2000). 231
14 Namibia
Möglichkeiten für unabhängige Stromproduzenten 2001 hat die Regierung im Rahmen eines Projektes
Das Energieministerium hat sich im Rahmen von mit dem Namen “Namibia Renewable Energy
politischen Stellungnahmen klar für einen offenen, Programme” mit Unterstützung der UNEP Richt-
marktwirtschaftlich orientierten und transparenten linien für ein geplantes nationales Rahmenprogramm
Strommarkt ausgesprochen, der ein attraktives Umfeld zur Förderung erneuerbarer Energien entwickelt, das
für Investitionen durch den privaten Sektor bieten soll. die Ziele der Regierung ebenso beinhalten soll, wie die
Über das Lizenzmodell, das durch das ECB umgesetzt Maßnahmen, die zum Erreichen dieser Ziele umgesetzt
wird, besteht für unabhängige Akteure ein offener werden müssen. Die Verabschiedung eines entspre-
Zugang zum namibischen Strommarkt. Unabhängige chenden Programms durch die Regierung steht aller-
Stromproduzenten können den erzeugten Strom in dings noch aus.
das Netz von NamPower einspeisen. Über die dabei
anfallenden Transportgebühren macht der staatliche NamPower hat im Juli 2006 eine neue Unterabteilung
Stromkonzern allerdings ebenso wenig konkrete An- eingerichtet, die sich mit der Förderung erneuerbarer
gaben wie über die Höhe der Vergütung im Falle des Energien beschäftigt. Einerseits sollen dort Strategien
Ankaufs von Strom. für die Zusammenarbeit mit Produzenten erneuerbarer
Energie im Rahmen von Joint-Ventures entwickelt
Politische oder juristische Gründe stehen einer werden, andererseits sollen Strom-Abnahmeverträge
Teilnahme am namibischen Strommarkt nicht im mit solchen Produzenten zustande kommen. Entwickler
Wege. Das Fehlen eines wirklich unabhängigen “single und Investoren von Projekten auf Basis von erneuer-
buyer” macht die Ertragschancen für unabhängige baren Energien, sind eingeladen, ihre Pläne dort zu
Stromproduzenten aber schwer kalkulierbar. Zu sehr präsentieren.
bleiben mögliche Anbieter darauf angewiesen, welche
Strompreise NamPower für angemessen hält und Das Energieministerium stellt zur Förderung der
zu welchen Konditionen es den Strom abnimmt. erneuerbaren Energien besonders im ländlichen Raum
Da NamPower selbst Kraftwerke betreibt, kann es als seit 1996 Geld für einen so genannten “Solar Revolving
Stromhändler in einen Interessenkonflikt geraten, da Fund” bereit. Über den Fonds kann die Anschaffung
dem Unternehmen vermutlich zuerst an einer profitablen von Solar-Home-Systemen15 finanziert werden. Die
Auslastung der eigenen Kapazitäten gelegen sein wird. Rückzahlung erfolgt über fünf Jahre bei einem Zinssatz
von 5%. Seit 2005 wird der Rotationsfonds durch
die in Windhoek ansässige Firma Konga Investment
14.4 Förderpolitik für erneuerbare Energien (Pty) Ltd. verwaltet.
Förderprogramme
Die politischen Rahmenvorgaben für die Förderung Internationale Fördermaßnahmen
erneuerbarer Energie finden sich in dem bereits Seit 2004 läuft das “Barrier Removal to Namibian
erwähnten “White Paper on Energy Policy” von 1998. Renewable Energy Programme” (NAMREP) der
Dort werden die Planung und die institutionelle namibischen Regierung, das durch UNDP/GEF unter-
Förderung der Nutzung von regenerativen Energie- stützt wird. Das Programm verfolgt zwei Hauptziele:
quellen und die rationale Energienutzung behandelt, Einerseits soll mit Hilfe von Photovoltaik-Anlagen die
ohne jedoch konkrete Durchführungsbestimmungen Stromversorgung der ländlichen Gebiete jenseits des
zu benennen. öffentlichen Stromnetzes verbessert werden. Anderer-
seits soll der vermehrte Einsatz von Solarthermieanlagen
für Warmwasser dabei helfen, Energie aus fossilen
Quellen einzusparen und Namibias Abhängigkeit von
Energieimporten zu reduzieren.
232 15 Seit 2005 ist auch die Finanzierung einer solarthermischen Warmwasseranlage durch diesen Fonds möglich.
14 Namibia
1. Brasilien
Das Projekt läuft in zwei Phasen ab. Phase I, die 2006 14.5 Status der erneuerbaren Energieträger
1.2 Marktakteure
weitestgehend | 1.3 Gesetzliche
abgeschlossen Rahmenbedingungen
wurde, widmete sich der
Beseitigung von organisatorischen und technischen Das Großwasserkraftwerk Ruacana stellt den Haupt-
Hemmnissen, die der Verbreitung von Solartechnologien anteil der nationalen Stromerzeugungskapazitäten
im Wege stehen. Diese Hemmnisse waren vor allem Namibias. Die Nutzung der vorhandenen Potenziale an
das fehlende Wissen über Technik und Marktchancen Wind- und Solarenergie sowie Biomasse zur Stromer-
der Solartechnologie. zeugung im Land ist noch marginal.
von rund 1,1 Mio.€ umfasst und die Bevölkerung in Epupa 340 1.724
den Städten und auf dem Land über Möglichkeiten Baynes 225 1.120
erneuerbarer Energien informieren und sie für rationale
Marien 230 1.170
Energienutzung sensibilisieren soll.
Hartman 125 630
werden. Es liegen bisher auch keine Pläne für CDM- Aussenkehr 30 155
Projekte mit erneuerbaren Energien vor.
Tab. 7: Potenzial der Wasserkraft in MW und GWh; Namibia16
NamPower hat für zwei der Großprojekte (Epupa und Standort Windgeschwindigkeit Energiedichte Weinbull
Jahresdurchschnitt kWh/m2/a Parameter
Baynes) weiterführende Studien und Planungen erstellt. m/s A,k
Seit 2006 die Entscheidung für das Kudu-Erdgaspro- Walvis Bay A=7,73
6,8 3.047
jekt gefallen ist, werden die großen Staudammvorhaben "Saltworks" k=2,17
von NamPower nicht weiter verfolgt. Auch das kleinere Lüderitz A=8,4
7,5 4.936
Laufwasserprojekt “Popa Falls” (Divundu A / 19 MW) "Golf Course" k=1,70
am Okavangofluss ganz im Nordosten des Landes
wird von NamPower vorerst nicht umgesetzt. Für Tab. 8: Windpotenzial in 50 Metern Höhe für zwei
“Popa Falls” liegen ein Umweltgutachten und tech- Standorte in Namibia17
nische Studien vor, die den Bau eines Wehrs mit einer
Höhe von 9,75 m vorsehen. Die Bauzeit würde etwa
drei Jahre betragen und die geschätzten Kosten liegen Die InWEnt-Publikation “Wind Regimes of Africa”18
bei 33 Mio. €. Soweit ausreichende internationale geht in einem Kapitel auf die namibischen Windver-
Fördermittel und/oder privates Investitionskapital zur hältnisse ein. Dort werden die Messdaten der beiden
Verfügung stehen, kann dieses Vorhaben laut NamPower Standortstudien ausgewertet. Demnach verfügt Namibia
als Projekt eines unabhängigen Stromproduzenten entlang seiner Atlantikküste über exzellente Wind-
umgesetzt werden. energiepotenziale.
Windenergie Windkraftanlagen
Die erste in Namibia installierte Windkraftanlage ist
Potenzial der Windkraft eine zwölf Jahre alte, gebrauchte 220 kW Turbine, die
Im Rahmen eines 1993 gestarteten GTZ-Förderpro- dank einer Förderung der dänischen Entwicklungs-
gramms namens “Promotion of the Use of Renewable hilfeagentur DANIDA Ende 2005 elf Kilometer
Energy Sources in Namibia” wurden die Windver- östlich von Walvis Bay in der Wüste aufgestellt wurde.
hältnisse in Namibia untersucht. Der erzeugte Strom wird in das Netz des regionalen
Stromversorgers ErongoRED eingespeist.
An zwei vielversprechenden Standorten an der
namibischen Atlantikküste (Walvis Bay und Lüderitz)
wurden 1996 im Auftrag der GTZ zusammen mit dem Geplante Windparks
staatlichen Stromerzeuger NamPower ausführliche Angesichts der vorliegenden Messergebnisse und
Windmessungen durchgeführt. Die Studien sollten Standortstudien und nach Durchführung eines
klären, ob sich die gewählten Standorte für die Er- Umweltgutachtens entschied sich der staatliche Strom-
richtung von Windparks eignen. Dabei wurden versorger NamPower für den Bau eines Windparks bei
meteorologische und technische Gesichtspunkte Lüderitz. Im Rahmen eines Pilotprojektes war eine
ebenso berücksichtigt wie ökonomische Überlegungen Anlage mit einer Kapazität von 3 MW geplant, die
und Fragen der Infrastruktur. später bis zu einer Leistung von 20 MW ausgebaut
werden sollte. Im Dezember 2001 verweigerte jedoch
das namibische Electricity Control Board aus öko-
nomischen Gründen dem Projekt die notwendige
Lizenz. Im März 2003 berief die namibische Regierung
ein Projektentwicklungsteam, das einerseits der Regie-
rung helfen soll, klare Richtlinien für die Strompro-
duktion aus Windkraft festzulegen.
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Andererseits soll das Team den Bau des Windparks in Solarenergie
Lüderitz vorantreiben. Bisher ist nicht abzusehen, ob Große Teile Namibias weisen eine tägliche Sonnenein-
und wann die Anlage in Betrieb genommen werden strahlung von über 6 kWh pro m3 auf. Auch die sonnen-
kann. ärmeren Küstenregionen können noch mit Werten um
die 5,5 kWh pro m3 und Tag aufwarten. Die durch-
Anfang 2007 wurde bekannt, dass ein dänischer Investor schnittliche tägliche Sonnenscheindauer liegt dank
Windparks von insgesamt 92 MW plant. 70 Turbinen landesweit über 300 Sonnentagen im Jahr fast im
sollen an der Grossen Bucht außerhalb von Lüderitz ganzen Land zischen neun und zehn Stunden.
aufgestellt werden, jeweils 16 bei Oranjemund und an Damit hat Namibia exzellente meteorologische
der Walvis Bay. Die Gesamtinvestition wird auf knapp Voraussetzungen für die Nutzung der Solarenergie.
100 Mio. € beziffert, zu deren Finanzierung unter
anderem die dänische Regierung beitragen soll. Ein Im Rahmen des oben beschriebenen NAMREP-
Lizenzantrag zur Stromerzeugung wurde bereits bei Programms hat die namibische Regierung einiges
ECB eingereicht. Für die Stromerzeugung wird mit unternommen, um die Voraussetzungen für die Nutzung
Kosten von 2,6 €-ct/kWh (N$ 0,24/kWh) gerechnet, von Solarenergie in Namibia zu verbessern. Dabei
bei Lieferung an NamPower erwartet der Betreiber eine konzentriert sie sich auf drei Technologien: Solar-
Vergütung von 3,8€-ct/kWh (N$ 0,35/kWh). Erste Home-Systeme, photovoltaisch angetriebene Wasser-
Turbinen sollen bereits im Oktober 2007 aufgestellt pumpen für Brunnen und solarthermische Erzeugung
werden, die volle Leistung bis 2009 ans Netz gehen. von heißem Wasser. Für diese drei Hauptanwendungen
der Solarenergie wurden im Rahmen des NAMREP-
Programms Marktanalysen, Einsatzszenarien, Machbar-
Biomasse keitsstudien und technische Handreichungen entwickelt.
Nach Angaben des namibischen Energieministeriums
nutzen etwa 80% der ländlichen Bevölkerung Bio-
masse als ihre hauptsächliche Energiequelle und zwar Photovoltaik
fast ausschließlich in Form von Brennholz zum Kochen Im Zuge des mittlerweile ausgelaufenen “Home Power!”–
und Heizen. Auch landesweit beruhen 15 bis 20% der Programms der Regierung wurden bis 2003 für etwa
landesweit genutzten Primärenergie auf dem Einsatz 600 bis 700 Haushalte in ländlichen Regionen, die
von Holz. Seit 1998 existiert ein nationaler Lenkungs- keinen Anschluss an das Stromnetz haben, solare Klein-
ausschuss19, der Pläne für eine nachhaltige Nutzung systeme installiert. Für die Finanzierung solcher Anlagen
der vorhandenen Biomasseressourcen entwickelt. gewährt weiterhin der oben beschriebene “Solar
Revolving Fund” zinsgünstige Kleinkredite. Laut
Angaben des Energieministeriums sind bis Juli 2006
Biogasnutzung über 1000 Solar-Home-Systeme in Namibia installiert
Das Nationale Biogas Programm wurde im Juni 2000 worden. Eine netzgekoppelte Photovoltaikanlage mit
ins Leben gerufen. Es wird gemeinsam vom Energie- einer Leistung von 5 kWP wurde 2004 am Habitat
ministerium und dem Landwirtschaftsministerium Research and Development Centre of Namibia in-
verwaltet. Dank einer Förderung durch die indische stalliert. Sie speist Elektrizität in das Netz des lokalen
Regierung konnten im Rahmen eines Modellprojektes Stromversorgers ein. Darüber, wie dieser vergütet wird
zehn kleine Biogas-Fermenter (3 bis 5m3) in Namibia und zu welchen Konditionen die Einspeisung erfolgt,
aufgestellt werden, mit denen allerdings kein Strom liegen keine Informationen vor.
produziert wird.
19 “National Steering Committee on the National Biomass Energy Conservation Program” unter der Leitung des Energieministeriums. 235
14 Namibia
20 Siehe: Ministry Of Mines And Energy – Directorate Of Energy, Baseline Study: Barrier Removal To Namibian Renewable Energy Programme
236 (NAMREP) Final Report, Namibia, 2005, Seite 50.
14 Namibia
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
14.7 Literatur • Ministry of Mines and Energy –
Directorate Of Energy:
• Dierks, Dr. Klaus: Baseline Study – Barrier Removal To Namibian
Renewable Energies In Namibia – Future Demand Renewable Energy Programme (NAMREP) Final
for Renewable Energies, Namibia, 2001 Report, Namibia, 2005
237
14 Namibia
238
15 Südafrika
15 Südafrika
1.
15.1Brasilien
Elektrizitätsmarkt Stromerzeugung
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Im Jahr2005/20063 betrug die Netto-Stromerzeugung
Installierte Kapazitäten von Eskom 221 TWh, davon 205,8 TWh aus Kohle-
Die in Südafrika installierte Stromerzeugungskapazität kraftwerken, 1,1 TWh aus Laufwasserkraftwerken,
belief sich im Jahr 2006 auf insgesamt ca. 43 GW. Der 2,9 TWh aus Pumpspeicherwerken sowie 11,3 TWh
südafrikanische Stromversorger Eskom ist mit einer aus nuklearer Erzeugung.
installierten Nettokapazität von 39.810 MW (2006)
einer der größten Stromversorger der Welt.1 Davon
2000 2001 2002 2003 2004 2005/06
entfallen 90 % auf Kohle- (35.607 MW), 4% auf Kern-
kraft- (1.800 MW) und 6 % auf Wasserkraftwerke GWh
(2.000 MW) sowie Gasturbinen (342 MW). Über zu- Kohle 172.362 175.223 181.651 194.046 202.171 205.837
sätzliche Erzeugungskapazitäten verfügen private Strom- Wasserkraft 1.343 2.061 2.357 777 720 1.141
produzenten (ca. 1.390 MW lizenziert Ende 2004, über-
Pumpspei-
wiegend industrielle Eigennutzer) und kommunale cherkraft- 2.591 1.587 1.738 2.732 2.981 2.867
Versorger (1.825 MW lizenziert Ende 2004). Außerdem werke
ist Eskom mit 1.600 MW am Wasserkraftwerk Cahora Atomkraft- 13.010 10.719 11.991 12.663 14.280 11.293
werke
Bassa in Mosambik beteiligt.
Gasturbinen 0 0 0 0 0 78
Der Stromverbrauch durch Verkauf von Eskom lag im ZAR-ct/kWh €-ct/kWh ZAR-ct/kWh €-ct/kWh
Abrechnungsjahr 2005/2006 bei 208,3 TWh. Zwi- Landwirtschaft 31,13 3,42 32,86 3,61
schen 2000 und 2005/06 lag das durchschnittliche Haushalte 28,82 3,17 40,08 4,41
Wachstum der Stromnachfrage bei 3,1%. Knapp 40%
Gewerbe 28,45 3,13 22,69 2,50
des Stroms wurde an weiterverteilende Unternehmen
geliefert, der Rest direkt an Endabnehmer veräußert. Transport 22,13 2,43 20,25 2,23
Insgesamt werden derzeit mehr als 8 Mio. Kunden mit Industrie 18,31 2,01 14,75 1,62
Strom versorgt, davon jeweils etwa die Hälfte direkt Bergbau 15,37 1,69 16,19 1,78
von Eskom einerseits bzw. kommunalen und anderen 8
Andere 23,45 2,58
Verteilungsunternehmen andererseits. Bedeutendste
Weiterverteiler 16,13 1,77
Stromverbrauchssektoren sind Industrie, insbesondere
Aluminiumhersteller und Bergbau. Durchschnitt
(mengenge- 21,82 2,40 17,05 1,88
wichtet)
Die guten Konjunkturaussichten lassen erwarten, dass
die Stromnachfrage langfristig um jährlich 4,2% bzw. Tab. 2: Durchschnittliche Strompreise (netto); Südafrika;
etwa 1.500 MW wächst. 2004 und 2005/06; ZAR-ct/kWh, €-ct/kwh9
5 Eskom und weitere afrikanische Stromversorger planen den Bau von Wasserkraftwerken am Kongo-Fluss. Der wasserreichste Strom
Afrikas hat ein geschätztes Energiepotenzial von 100 GW. Eine 3.000 km lange Überlandleitung bis nach Südafrika ist Teil des Projektes.
6 Die Provinz Kwa Zulu Natal mit 64% und die Provinz Eastern Cape mit 55%.
7 Quelle: Digest of South African Energy Statistics, 2005. Department of Minerals and Energy.
8 Diese Gruppe umfasst unter anderem Straßenbeleuchtung sowie Exporte durch die Verteilungsunternehmen.
240 9 Quelle: National Electricity Regulator: Electricity Supply Statistics 2004.
15 Südafrika
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Insgesamt sind in Südafrika mehr als 2000 verschiedene 15.2 Marktakteure
Tarife in Kraft, wobei die Preise zwischen 2,1€-ct/kWh
(0,19 ZAR/kWh) und 7,8€-ct/kWh (0,71 ZAR/kWh) Eskom
liegen. Eskom ist das dominierende Stromversorgungsunter-
nehmen auf dem afrikanischen Kontinent. Es ist fast
Vom Regulierer wurde in 2005 eine Tariferhöhung für vollständig für die Stromerzeugung in Südafrika, zu
Eskom oberhalb der Inflationsrate genehmigt. Der durch- 100% für die Stromübertragung und (noch) für einen
schnittliche Strompreis (inkl. Abgabe) an Weiterverteiler erheblichen Teil der Stromverteilung verantwortlich.
stieg damit am 1.4.2006 von 1,76 auf 1,87 €-ct/kWh
(16,04 auf 17,05 ZAR-ct/kWh). Diese Erhöhung ist der
erste Schritt einer dreistufigen jährlichen Preiserhöhung Unabhängige Stromerzeuger
mit Erhöhungen von im Mittel etwa 5%/a. Damit hat die Unabhängige Stromerzeuger führen zurzeit noch ein
Regulierungsbehörde erstmals für Eskom eine jährliche Schattendasein. Ihr Anteil an der gesamten Stromer-
Preisanpassung über drei Jahre bewilligt. Diese länger- zeugung beträgt nur ca. 3%. Insbesondere Regenerativ-
fristige Tarifanhebung wurde mit der Notwendigkeit stromproduzenten konnten in der Vergangenheit auf-
stabiler und vorhersehbarer Preise angesichts von Investi- grund der niedrigen Strompreise von Eskom und der
tionserfordernissen für den Kraftwerksausbau begründet. fehlenden staatlichen Unterstützung kaum zur Geltung
kommen. Die südafrikanische Regierung hat allerdings
Für Haushalte mit sehr geringem Einkommen hat für die kommenden Jahre eine verstärkte Unterstützung
Eskom eine kostenlose Basisstromversorgung eingeführt, insbesondere für solche privaten Erzeuger angekündigt,
die mit 50 kWh pro Monat bemessen wird. Hierzu wird die Strom aus erneuerbaren Energien gewinnen.
mit den Kommunen ein Vertrag abgeschlossen, die ihrer-
seits die Bedürftigkeit der Antragsteller prüfen müssen.
In 2004 konnten mehr als 3 Mio. Haushalte diesen Verteilungssektor
Service in Anspruch nehmen. Allerdings wurde Anfang Der Verteilungssektor, der durch Eskom und kommu-
2006 geschätzt, dass erst 27% aller bedürftigen Haus- nale Unternehmen gebildet wird, ist bislang durch eine
halte der freie Basistarif gewährt wurde. große Zahl von Akteuren gekennzeichnet. Viele der
185 kommunalen und sonstigen Verteiler (Jahr 2004)
können jedoch aufgrund einer geringen Kunden-
Ausbauplanung anzahl10 und niedriger Tarife nicht effizient und
Trotz wachsender Stromnachfrage hat Eskom in den kostendeckend wirtschaften.
letzten Jahren keine neuen Kraftwerkskapazitäten ans
Netz gebracht. Angesichts erwarteter Versorgungseng- Nach einem Beschluss des Regierungskabinetts im Mai
pässe ab 2007 verkündete Eskom im Jahr 2004, dass 2001 wurde eine Restrukturierung auf der Vertei-
drei stillgelegte Kohle-Kraftwerke mit insgesamt lungsebene eingeleitet, sodass zukünftig nur noch sechs
3.800 MW schrittweise bis 2011 wieder in Betrieb städtische und ein überregionaler ländlicher Verteiler
genommen würden. Nach Prognosen wird der Strom- (Regional Electricity Distributors – REDs) mit jeweils
bedarf langfristig um 4,2% jährlich wachsen und zu- einheitlicher Tarifstruktur den Strom an die Endkun-
sätzliche Kraftwerkskapazitäten von mehr als 1.500 MW den liefern werden. Hierfür werden die kommunalen
pro Jahr erforderlich machen. Bis jetzt sind bereits neue Verteiler mit dem zu Eskom gehörenden Verteilungs-
Kohle-Kraftwerke im Umfang von 6.000 MW fest netz verschmolzen. Im Gefolge des “Electricity Distri-
geplant. Es wird ferner davon ausgegangen, dass im bution Industry Restructuring Act” wurde zur Umset-
Zeitraum 2007-2009 etwa 1.000 MW mit Heizkraft- zung dieser Reform eine staatliche Holding gebildet
werken auf Basis erneuerbarer Energien und Müllver- (Electricity Distribution Industry Holdings – EDIH).
brennung realisiert werden könnten.
10 Etliche Verteiler haben nur einige Hundert bis ein paar Tausend Kunden. 241
15 Südafrika
Als erste Verteilungsgesellschaft innerhalb dieser National Energy Regulator South Africa (NERSA)
Holding nahm der Regionalverteiler RED One in der Seit Juli 2006 ist der frühere “National Electricity
Provinz Kapstadt zum 1.7.2005 den Betrieb auf. Etwa Regulator (NER)”11 auf der Basis des Energy Regulator
bis 2009 soll der Restrukturierungsprozess im Ver- Act 200412 nicht nur für den Stromsektor, sondern für
teilungssektor abgeschlossen sein. alle leitungsgebundenen Energieträger, d.h. auch für
Öl und Gas, zuständig und wurde in “National Energy
Regulator South Africa (NERSA)” umbenannt.13 Der
Weitere Akteure Vorstand wird zwar vom DME ernannt, arbeitet jedoch
unabhängig. Zentrale Aufgabe des NERSA ist die
Department of Minerals and Energy (DME) Lizenzerteilung für Stromübertragung, -verteilung und
Das Department of Minerals and Energy (DME) ist als -erzeugung sowie die Überwachung und Zulassung von
zuständiges Ministerium die wichtigste politische Tarifen. Finanziert wird die Behörde durch eine
Institution für den Stromsektor. Es trägt Verantwortung Abgabe, die von den Stromerzeugern zu entrichten ist
für die Energieplanung, entwickelt Leitlinien zur und an alle Stromverbraucher als Kostenfaktor weiter-
Energiepolitik und legt Programme zur Entwicklung gereicht werden kann.
des Energiesektors auf. Es kümmert sich darüber hinaus
wesentlich um die Ausschreibung von Vorhaben zur Seit Inkrafttreten des neuen Electricity Regulation
Stromerzeugung unter Beteiligung unabhängiger Act14 im August 2006 benötigen alle Stromerzeu-
Produzenten. gungsanlagen eine Lizenz. Ausnahmen gibt es lediglich
für die Stromerzeugung zur Selbstversorgung und für
nicht-gewerbliche Stromerzeugung ohne Netzkopplung.
Department of Public Enterprises (DPE)
Das Department of Public Enterprises (DPE) hat die Mit Stand 2004 hatte NER insgesamt 15 Lizenzen zur
Aufsicht über alle staatseigenen Betriebe. Dazu gehört Stromerzeugung vergeben: eine für Eskom, 9 für Kom-
als größtes Unternehmen auch der Stromversorger munen sowie fünf für private Erzeuger (vorwiegend
Eskom. In dieser Funktion arbeitet DPE eng mit dem Zuckerbetriebe mit Bagassenutzung). Insgesamt er-
für Energiepolitik zuständigen DME und der Regulie- streckten sich diese Lizenzen auf 51 Kraftwerke. Von
rungsbehörde zusammen, um optimale Bedingungen den 17 Kohlekraftwerken gehören 10 zu Eskom, vier
für die staatseigenen Betriebe und für die Wirtschaft Kommunen und drei privaten Erzeugern. Von den
insgesamt sicherzustellen. 10 Wasserkraftwerken befinden sich sechs in Besitz von
Eskom, drei im Eigentum von Kommunen und eine
Anlage wird privat betrieben. Von sieben Gasturbinen
gehören zwei zu Eskom und fünf zu Kommunen.
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
15.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen Mit der nationalen Energieeffizienzstrategie von 2004
wurde zudem eine Reduzierung des Endenergiebedarfs
Weißbuch zur Energiepolitik um 12% bis 2015 angestrebt. Es zeichnet sich jedoch
Das im Dezember 1998 von der Regierung vorgelegte ab, dass diese Verbrauchsminderung nicht erreicht
Weißbuch zur Energiepolitik legt die wichtigsten werden wird.
energiepolitischen Ziele dar und ist zudem das grund-
legende Strategiepapier zur Liberalisierung und Priva-
tisierung des Stromsektors. Kernpunkte sind die freie 15.4 Förderpolitik für erneuerbare Energien
Wahl des Stromversorgers durch die Kunden, die Ein-
führung des Wettbewerbs insbesondere im Erzeu- Weißbuch zu erneuerbaren Energien
gungssektor, eine stärkere Partizipation des privaten Entsprechend dem Weißbuch zur Energiepolitik von
Sektors und ein offener, diskriminierungsfreier Zugang 1998 will die südafrikanische Regierung eine konzen-
zum Transportsystem. trierte Förderung für die Entwicklung, Demonstration
und Umsetzung von erneuerbaren Energiequellen
für Anwendungen im kleinen und großen Maßstab her-
Reform von Eskom beiführen. Ein erstes Strategiepapier zum Einsatz
Die Privatisierung und Entflechtung von Eskom wird in erneuerbarer Energien wurde in 2000 vorgelegt.17 Eine
einem gesetzlichen Rahmenplan des Ministeriums für Konkretisierung erfolgte im Weißbuch zu erneuerbaren
Öffentliche Betriebe (Department of Public Enterprises) Energien, das im November 2003 beschlossen wurde.
dargestellt.15 Seit Juli 2002 operiert Eskom als Aktien-
gesellschaft, wobei Stromerzeugung, -übertragung und Mit der Verabschiedung dieses Papiers hat sich die Re-
-verteilung separate Geschäftsbereiche bilden. Ange- gierung auf eine schrittweise Ausweitung der Nutzung
sichts der erwarteten Stromengpässe wurde der erneuerbarer Energien bis auf 10 TWh (bzw. 0,8 Mtoe18)
ursprüngliche Plan, dass Eskom bis 2006 30% seiner im Jahr 2013 festgelegt. Dies umfasst Stromerzeugung
Erzeugungskapazität veräußern und vorerst selbst aus Wind, Sonne, Biomasse und kleiner Wasserkraft
keine neuen Kapazitäten aufbauen sollte, zunächst wie auch solarthermische Wasserbereitung und den
zurückgestellt.16 Aber auch ohne Teilprivatisierung Einsatz von Biokraftstoffen. Neben der Ankündigung
von Eskom hält die Regierung an dem Plan fest, von finanziellen Anreizen, die durch nationale und
zukünftig 30 % des Strommarktes unabhängigen Pro- internationale Programme bereitgestellt werden sollen,
duzenten zu überlassen. Langfristig soll zudem das wird der Aufbau eines umfassenden regulativen Rahmens
Übertragungsnetz an ein eigenständiges Unternehmen unter Einbezug angemessener Tarifstrukturen gefordert.
im Besitz des Staates übergehen. Ein Strategiepapier zur Umsetzung wurde zuletzt für
September 2005 angekündigt, ist jedoch immer noch
nicht veröffentlicht worden. In Diskussion befindet
Energy Act sich auch die Einführung eines Einspeisegesetzes, mit
In 2004 wurde der Entwurf eines Rahmengesetzes für dem Vergütungsregelungen für an das Netz gelieferten
den Energiesektor vorgelegt (Energy Bill). Dieses Strom aus erneuerbaren Energiequellen festgelegt
Gesetz, das bisher nicht verabschiedet wurde, sieht die würden.
Gründung eines Nationalen Energierates, die Anlegung
einer systematischen Energiestatistik, die Einführung
einer regelmäßig aktualisierten integrierten Energie-
planung, sowie Programme für Energieeffizienz, erneuer-
bare Energien und Energieforschung vor.
15 “Policy Framework: An Accelerated Agenda towards the Restructuring of State-Owned Enterprises“, August 2000.
16 10% der Erzeugungskapazität sollen dabei im Rahmen des “Black Economic Empowerment“ an Unternehmen im Besitz von farbigen
Südafrikanern gehen.
17 Department of Minerals and Energy, Implementation Strategy for Renewable Energy in South Africa, Draft 2, February 2000 sowie Strategy
for Renewable Energy in South Africa, Consensus Draft, 19 March 2001.
18 Mtoe: Millionen Tonnen Öläquivalent 243
15 Südafrika
1. Brasilien
Zur CEF-Gruppe gehört auch das South African National Clean Development Mechanism
1.2 Marktakteure
Energy | 1.3 (SANERI),
Research Institute Gesetzliche Rahmenbedingungen
das im Oktober Südafrika ist dem Kyoto-Protokoll im Juli 2002 beige-
2004 durch ministerielle Direktive gegründet wurde. treten. Aufgrund der bislang fast ausschließlich auf
Das Institut lässt Forschungsarbeiten im Energiebe- Kohle basierenden Stromerzeugung weist Südafrika
reich – so auch zu erneuerbaren Energien – vorwiegend mit einer CO2-Emission von über 9 t pro Kopf relativ
von Dritten ausführen und verfügte in 2006/07 über hohe Werte im internationalen Vergleich auf und bietet
einen Etat von umgerechnet 4,2 Mio. €. damit gute Voraussetzungen für CDM-Projekte.25
Erfolgversprechende Anwendungsmöglichkeiten werden
Weitere Finanzierungshilfen bieten die Development insbesondere bei kleinen Projekten im Bereich der
Bank of Southern Africa (DBSA), die Industrial erneuerbaren Stromerzeugung gesehen.
Development Corporation und das Department of Trade
and Industry an. Für Klimapolitik zuständig ist das “Department of
Environmental Affairs and Tourism” (DEAT). Eine
Designated National Authority (DNA) zur Bewilligung
Dänisch-südafrikanisches Programm von CDM-Vorhaben auf nationaler Ebene wurde Ende
Durch die Kooperation der südafrikanischen und der 2004 innerhalb des DME eingerichtet.
dänischen Regierung wurde im August 2001 das vier-
jährige Projekt “Capacity Building Project in Energy Bis Mitte 2006 wurden bei DNA 20 Projekte zur
Efficiency and Renewable Energy” (CaBEERE) ange- vorläufigen Beurteilung und 12 Vorhaben zur Be-
stoßen. Neben der Strategieentwicklung für die Ver- willigung eingereicht. Sechs der Projekte beschäftigen
breitung von erneuerbaren Energien und möglicher sich mit der Methangasnutzung auf Mülldeponien, drei
Umsetzungsmaßnahmen auf politischer Ebene standen mit der Nutzung von Biogas und vier mit der Nutzung
die Umsetzung von konkreten Projekten, der Aufbau anderer erneuerbarer Energien zur Stromerzeugung.
einer Datenbank mit Serviceunternehmen sowie die Er- Drei Vorhaben wurden mittlerweile vom Executive
stellung von grundlegenden Sektorstudien im Zentrum Board des UNFCCC als CDM-Projekte registriert.
der Betrachtung.23
der Zucker- sowie der Papierindustrie für den Eigenbe- Durban Landfill-gas-to-
electricity project – 15.12.2006 68.833
darf im Vordergrund. Ein Großteil der finanziellen Mariannhill and
Ressourcen soll aus dem Prototype Carbon Fund (PCF) La Mercy Landfills
kommen.24
Tab. 3: CDM-Projekte mit UNFCCC-Registrierung in
Südafrika26
15.5 Status der erneuerbaren Energieträger In vereinzelten Fällen kommen kleine Anlagen im
Rahmen der ländlichen Elektrifizierung zum Zuge. Es
Erneuerbare Energien haben derzeit einen Anteil von bleibt abzuwarten, inwieweit die angekündigte Strategie
ca. 9 % am Primärenergieaufkommen Südafrikas. Am zur Förderung erneuerbarer Energien spezielle Wasser-
bedeutendsten ist dabei die traditionelle Nutzung von kraftkomponenten enthält.
Biomasse (z.B. Feuerholz) für das Kochen und Heizen.
27 Diese private Anlage befindet sich in Nelspruit in der Provinz Mpurnalanga und hat sich als wirtschaftlich rentables Projekt erwiesen.
28 Nähere Informationen zu Potenzialen und Ressourcen werden in der “South African Renewable Energy Resource Database“ (SARERD) zur
Verfügung gestellt: www.csir.co.za/environmentek/sarerd/index.html.
29 Quelle: DME: Green Power – Business Opportunities in South Africa for Renewable Energy Independent Power Producers. 2003.
Im Weißbuch für erneuerbare Energien wird das Potenzial mit 11 TWh angegeben.
30 Quelle: Datenbank SARERD.
31 Traditionell wird die Windenergie vorwiegend in Windmühlen zum Wasserpumpen genutzt, von denen gegenwärtig über 20.000 Anlagen in
Betrieb sind und mit ca. 12 MW drei Viertel der installierten Kapazität ausmachen. Vgl. DME – Department of Minerals and Energy: Baseline
246 Study on Wind Energy in South Africa; Final Report; Capacity Building in Energy Efficiency and Renewable Energy Program; Februar 2003.
15 Südafrika
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Ein erstes größeres privat realisiertes Windkraftprojekt Windenergie-Programm von UNDP/GEF
in der Nähe von Darling (Westküste) mit einer Kapa- Die Nutzung der Windkraft in Südafrika befindet sich
zität von 5,2 MW soll nach längerem Planungsvorlauf demnach noch in der Pilot- bzw. Demonstrationsphase.
(der Standort wurde bereits 1997 ausgewählt) nun in Mit Hilfe internationaler Organisationen soll nun ein
2007 realisiert werden. Bei einer mittleren Windge- Förderrahmen für netzgekoppelte Windkraftanlagen
schwindigkeit von 7,5 m/s in 50 m Höhe und einem entwickelt werden. Hier setzt das August 2001 ange-
Kapazitätsfaktor von 30% wird die jährliche Strom- laufene “South Africa Wind Energy Programme”
produktion auf 13,3 GWh veranschlagt. (SAWEP) von UNDP/GEF an, das in Kooperation
mit der dänischen Organisation DANCED (Danish
Im Rahmen eines langfristigen “Power Purchase Cooperation for Environment and Development)
Agreement” (20 Jahre) wird die Stadt Kapstadt den durchgeführt wird (Gesamtkosten 10,9 Mio. US$,
Strom abnehmen und mit einer Prämie zusätzlich zu GEF-Zuschuss 2,3 Mio. US$).
den normalen Bezugskosten vergüten. Die Stadt will
damit ihrer selbst gesetzten Verpflichtung nachkommen, Im Vordergrund der ersten Phase, die im Dezember
den Anteil von Strom aus erneuerbaren Quellen bis 2006 zu Ende ging, stand die Politikberatung bezüglich
zum Jahr 2020 auf 20% zu erhöhen. Über das stadt- eines regulativen Umfeldes für die unabhängige Strom-
eigene Verteilungsunternehmen wird der Windstrom als erzeugung, die Entwicklung von Finanzierungsmecha-
“Green Electricity” zu entsprechenden Preiskonditionen nismen und die Unterstützung von lokalen Projektent-
an interessierte Konsumenten weitergeleitet. Aufgrund wicklern. Erfolgreich verhandelt wurde in diesem
seines Demonstrationscharakters beteiligt sich an dem Zusammenhang mit Eskom ein Power Wheeling
Vorhaben mit 2,1 Mio. € (19,3 Mio. Rand) auch die Agreement, das die Konditionen für den Transport von
beim Central Energy Fund beheimatete Energy Windstrom über das Eskom-Stromnetz festlegt.
Development Corporation. Bei erfolgreichem Betrieb Außerdem wurden Beiträge zu Windmessungen, zur
und entsprechender Nachfrage nach “grünem” Strom Durchführung von Umweltstudien, zur Finanzierung
soll der Windpark mit weiteren sechs Turbinen auf und zum Netzzugang geleistet. Das Vorhaben soll nun
13 MW erweitert werden. in einer dreijährigen zweiten Phase fortgeführt werden
und dann zum Bau von Windparks mit einer Gesamt-
Weiterhin werden Voruntersuchungen auf einem leistung von etwa 45 MW beitragen.
ehemaligen Militärstandort auf der Farm Langefontain
durchgeführt. Es bestehen Überlegungen, dort 50 Tur-
binen der 2,3-MW-Klasse zu errichten.32 Neben diesen
Großprojekten wird auch die Anwendung von kleinen
Windkraftanlagen in Mini-Netzen, oftmals im Hybrid-
Betrieb mit PV-oder Dieselanlagen, untersucht.33
32 Siehe unter anderem: DME, Baseline Study on Wind Energy in South Africa. Final Report. Capacity Building in Energy Efficiency and
Renewable Energy Program. February 2003. Oder auch Winkler, Harald; Renewable energy policy in South Africa: Policy options for
renewable electricity; Energy Policy; Online-Version 2003.
33 Dazu zählt das Lubisi Dam Community Project, in dem in Kombination mit PV-Anlagen zwei importierte 2,2-KW-Kleinwindkraftanlagen
installiert wurden. Im Hluleka Nature Reserve unterstützen zwei 2,5-KW-Windkraftanlagen sowie PV-Systeme und Dieselgeneratoren die
Strom- und Wasserversorgung einer kleinen Siedlung. 247
15 Südafrika
34 Jährlich werden rund 7 Mio. t Bagasse produziert. Bei den unter Verwendung von modernen GuD-Anlagen erzielten 200 kWh/t würde sich
ein Potenzial von 1.400 GWh ergeben.
35 Siehe Datenbank SARERD.
36 Neuer Name: eThikwini.
37 Siehe Datenbank SARERD.
38 Das Elektrifizierungsprogramm mit erneuerbaren Energiequellen für ländliche Krankenhäuser wird vom
248 Independent Development Trust (IDT) geleitet.
15 Südafrika
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Konzessionsprogramm für 350.000 Solar-Home- Einer der ersten Konzessionäre war das Joint Venture
Systeme Shell-Eskom. Von diesem wurde in einer ersten Phase
Ein wesentliches Element des Förderprogramms zur in den Jahren 1999 und 2000 die Elektrifizierung von
Elektrifizierung ländlicher Regionen39 stellt die Bereit- 6.000 Haushalten in der Eastern-Cape-Provinz in
stellung von kleinen PV-Systemen für Inselversorgungen Angriff genommen. In 2002 waren von den 6.000
in Gegenden dar, deren Anschluss an das Verbundnetz Systemen nur noch 4.700 in Betrieb. Den Haushalten
aus wirtschaftlichen Gründen nicht sinnvoll ist. wurden die so genannten Powerhouse-Systeme gegen
eine Einmalzahlung von 16,50 € (150 Rand) zur Verfü-
Anfang 1999 wurde ein Förderprogramm gestartet, gung gestellt. Die Nutzer müssen zur Aktivierung des
durch das insgesamt 350.000 SHS mit jeweils etwa Systems für rund 7 € eine Magnetkarte kaufen. Nach
50 Wp installiert werden sollen. In sieben Regionen rund 30 Tagen ist das Guthaben auf der Karte ver-
sollen jeweils 50.000 Systeme von je einem durch eine braucht und diese muss neu aufgeladen werden. In den
Ausschreibung zu ermittelnden privaten Konzessionär Gebühren ist auch die komplette Wartung des Systems,
installiert und betreut werden, in dessen Eigentum die inklusive Batteriewechsel, enthalten. Sozioökonomische
SHS verbleiben. Zwischen 60 und 80% der Investitions- und technische Faktoren haben allerdings einen
kosten wird durch Zuschüsse in Höhe von 3.500 Rand reibungslosen Ablauf behindert.41
gedeckt. Während in der Eastern Cape Provinz die ver-
bleibenden Kosten von den Nutzern in vollem Umfang Die KfW beteiligt sich mit 15,9 Mio. € an den In-
über Gebühren (58 Rand pro Monat) getragen werden vestitionskosten für 27.000 SHS in den Gebieten
müssen (Fee-for-Service), werden in anderen Provinzen Eastern Cape und North West Province. Ein Vertrag
aus einem staatlichen Fördertopf 40 Rand pro Nutzer mit einem Konzessionspartner wurde jedoch bislang
zugezahlt. Trotz dieser erheblichen Förderung werden nicht abgeschlossen.
SHS aufgrund schlechter früherer Erfahrungen in einigen
Fällen nur in Haushalten mit regelmäßigem Einkommen
installiert. Die Bezahlung der Monatsgebühr erfolgt in Solarthermische Nutzung
der Regel vorab und erlaubt erst nach Tätigung die Die bisherige solarthermische Nutzung ist trotz der
Freischaltung der Stromversorgung. hohen solaren Tages-Einstrahlungen von im Mittel
4,5 bis 6 kWh/m2 marginal. Ursächlich sind dafür in
Bislang wurden in folgenden Regionen Konzessionen erster Linie die sehr niedrigen und teilweise subventio-
vergeben: nierten Strompreise, die den Einsatz elektrischer Warm-
• Solar Vision Ltd. (nördliches Limpopo) wasserbereitung unterstützen. Andererseits besteht ein
• Nuon-Raps Utility Ltd.40 im nördlichen wachsendes Interesse, die durch elektrische Warm-
Kwazulu-Natal (8.000 Systeme 2005-2006) wassergeräte verursachten tageszeitlichen Lastspitzen
• KES KwaZulu Energy Services Company unter anderem durch solare Heizgeräte abzubauen.
(65% EDF, 35% Total Fina Elf) in Interior Bislang werden fast ausschließlich unverglaste Solar-
Kwazulu-Natal: 15.000 Haushalte bis Ende 2006; absorber zur Beheizung von Swimmingpools eingesetzt,
rund 10.000 Haushalte waren bis Ende 2005 während der Markt mit verglasten Kollektoren zur
ausgestattet. Brauchwassererwärmung weitgehend brachliegt.
• Shell-Eskom im nördlichen Teil von Eastern Cape
und im südlichen Kwazulu-Natal
• Renewable Energy Africa (zentrales Eastern Cape)
Ein Vorhaben mit dem Titel “Solar Water Heaters 15.6 Ländliche Elektrifizierung
(SWHs) for low-income housing in peri-urban areas”
mit Zuschüssen aus dem GEF befindet sich in der Die Quote ländlicher Haushalte mit Elektrizität stieg
Durchführung .42 Diesem Projekt gingen Pilotvorhaben von 21% in 1995 auf 54% in 2005. Die meisten nicht
mit 100 kostengünstigen solaren Warmwasseranlagen elektrifizierten Haushalte liegen in den Provinzen
in Townships von Durban und Johannesburg voraus. Kwa-Zulu Natal und Eastern Cape.
Mit dem laufenden Projekt, das vom Central Energy
Fund umgesetzt wird, sollen neben der Ausweitung des
solarthermischen Marktes auch die Standards bei der Integriertes nationales Elektrifizierungsprogramm
Fertigung und Installation angehoben und geeignete Das seit 2001 laufende “Integrated National
Finanzierungsmechanismen platziert werden. Electrification Programme” (INEP), für das seit April
2002 das DME zuständig ist, vereint die früher
Als ein erster Schritt wurde eine Marktanalyse durch- getrennten Elektrifizierungsmaßnahmen von NER und
geführt. Außerdem wurden neue Standards für die Eskom. Bis 2012 soll für alle Haushalte eine Stromver-
Kollektorherstellung sowie für die Ausbildung von sorgung bereitgestellt werden. Die Finanzierung des
Installateuren entwickelt und ein Teststand zur Elektrifizierungsprogramms erfolgt neben internatio-
Qualitätssicherung und Zertifizierung von Kollektoren nalen Gebern über den National Electrification Fund,
erworben. In einer ersten Projektphase sollen nun der direkt vom Staatshaushalt gespeist wird und unter
500 Solarsysteme vornehmlich auf neu errichteten der Obhut des DME steht.
Häusern installiert werden. Für eine zweite Phase ist
die Ausrüstung mit 9.000 Anlagen vorgesehen. Das Im Finanzjahr 2004/2005 standen aus diesem
Vorhaben wird in enger Abstimmung mit dem Pro- Programm mehr als 110 Mio. € (1 Mrd. Rand) zur Ver-
gramm FINESSE (Financing Energy Services for Small fügung, womit mehr als 217.000 Haushalte sowie rund
Scale Energy Use) abgewickelt. 2.300 Schulen und Gesundheitszentren elektrifiziert
werden konnten. Nur ein sehr kleiner Teil (22,4 Mio.
Ebenfalls eine Ausrüstung mit solarthermischen Anlagen Rand = 2,5 Mio. € ) wurde für Solar-Home-Systeme
in “low-income” Townships von Kapstadt wird mit bei Privathaushalten aufgewendet (siehe oben). In 2004
einem bereits registrierten CDM-Vorhaben angestrebt. wurden von Eskom alleine rund 170.000 neue An-
Dabei geht es um die nachträgliche Ausstattung bei schlüsse geschaffen, mehr als 74% davon für ländliche
bestehenden Gebäuden ebenso wie um die Installation Haushalte.
bei potenziell mehreren Tausend neuen Wohnhäusern.
In einem ersten Schritt sollen rund 2.300 Systeme
montiert werden. Für Mitte 2007 wird das Inkrafttreten
einer Verordnung für Kapstadt erwartet, die die Aus-
stattung neuer Gebäude mit solaren Warmwasserbe-
reitern zur Pflicht machen würde.
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Im Finanzjahr 2005/2006 lag das Budget bei knapp 15.7 Literatur
130 Mio. € (1,2 Mrd. Rand). Damit konnten gut
151.300 Haushalte, fast 500 Schulen und 28 Gesund- • Banks, Douglas und Schäffler, Jason:
heitszentren an das Stromnetz angeschlossen werden. The potential contribution of renewable energy in
Fast 6,6 Mio. € (60 Mio. Rand) wurden für die nicht- South Africa, Draft Update Report, February 2006
netzgekoppelte Versorgung von Haushalten in den
Provinzen Kwazula Natal und Limpopo aufgewendet. • Bfai:
Das eigentlich für diese Zwecke vorgesehene Budget Energiewirtschaft Südafrika 2006, Juli 2006
von fast 8,8 Mio. € (80 Mio. Rand) konnte nicht aus-
geschöpft werden, unter anderem weil auf dem Welt- • City of Cape Town:
markt nicht ausreichend Solarmodule zur Verfügung Draft Energy and Climate Change Strategy, 2005
standen.
• Department of Minerals and Energy:
Für das Finanzjahr 2006/07 standen fast 154 Mio. € Annual Report 2004/05 und Annual Report
(1,4 Mrd. Rand) für die Elektrifizierung zur Verfügung, 2005/2006
darunter 43 Mio. € (391 Mio. Rand) für direkte Trans-
fers an die Kommunen. • Department of Minerals and Energy/Capacity
Building in Energy Efficiency and
Renewable Energy (CaBEERE):
Währungskurs (Dezember 2006): Landfill Gas Resources for Power Generation in
1 Südafrikanischer Rand (ZAR) = 0,11 Euro (EUR) South Africa, November 2004
251
15 Südafrika
252
15 Südafrika
African Wind Energy Association (AfriWEA) Sustainable Energy Society of Southern Africa
P.O. Box 313 (SESSA)
Darling 7345 P.O. Box 868
Tel./Fax +27 (22) 492 30 95 Ferndale 2160
E-Mail: office@afriwea.org Tel. +27 (12) 789 13 84
www.afriwea.org Fax +27 (12) 789 13 85
E-Mail: info@sessa.org.za
South African National Energy Association (SANEA) www.sessa.org.za
P.O. Box 868
Ferndale 2160 Deutsche Industrie- und Handelskammer für
Tel. +27 (11) 789 13 84 das südliche Afrika
Fax +27 (11) 789 13 85 P.O. Box 87078
www.sanea.org.za Houghton, 2041
Tel. +27 (11) 486 27 75
Fax +27 (11) 486 36 25
E-Mail: info@germanchamber.co.za
www.germanchamber.co.za
253
15 Südafrika
254
16 Tunesien
16 Tunesien
1.
16.1Brasilien
Elektrizitätsmarkt Bis 2011 soll die gesamte Kraftwerkskapazität auf
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
4.400 MW ausgeweitet werden, um die wachsende
Installierte Kapazitäten Stromnachfrage zu decken. Neben neuen thermischen
Die installierte Kraftwerksleistung in Tunesien betrug Kraftwerken soll nach Vorstellungen der Regierung die
2005 rund 3.300 MW. Dabei entfielen 3.170 MW (97%) Förderung erneuerbarer Energien dazu beitragen, die
auf thermische Kraftwerke, 62 MW (2%) auf Wasser- nötige Produktionsleistung zur Verfügung zu stellen.
kraft und 20 MW (unter 1%) auf Windkraftanlagen.
Stromerzeugung
Kraftwerkstyp 2002 2003 2004 2005 Die jährliche Stromproduktion in Tunesien betrug
MW 2005 etwa 13.000 GWh. Etwa 7% davon entfallen auf
Thermisches Dampfkraftwerk 1.145 1.145 1.145 1.145 die Eigenproduktion von Selbstversorgern. Der Rest
GuD 364 364 364 364
stammt aus den Kraftwerken des öffentlichen Netzes,
incl. unabhängiger Stromproduzenten (IPPs). 80% des
Gasturbine 804 804 922 1.163
tunesischen Stroms wurden 2005 aus Erdgas herge-
Wasserkraft 62 62 62 62 stellt, 20% aus Schweröl.5 76% des in 2005 in Tunesien
Windkraft 10 19 19 19 verbrauchten Erdgases gingen in die Produktion von
STEG1 gesamt 2.385 2.394 2.512 2.753 elektrischem Strom, 24% wurden von der Industrie
und den Haushalten verbraucht.
IPP2 471 498 498 498
Gesamtleistung landesweit 2.856 2.892 3.010 3.251
2001 2002 2003 2004 2005
Tab. 1: Installierte Kraftwerksleistung; Tunesien; Produktion (GWh) 10.853 11.281 11.830 12.454 13.006
2002-2005; MW3
Verbrauch (GWh) 8.751 9.085 9.542 9.991 10.353
Strompreise
Die Festlegung der Strompreise erfolgt durch das
Ministerium für Industrie, Energie und kleine und
mittlere Unternehmen auf Grundlage eines Vorschlages,
den die STEG einreicht. Die Stromtarife sind im inter-
nationalen Vergleich niedrig. Sie gliedern sich zum
einen nach verschiedenen Spannungsstufen und
Nutzungsarten7, zum anderen nach dem Zeitpunkt der
Abnahme. Im Niederspannungsbereich weist die Tarif-
struktur eine progressive Komponente auf.8
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
16.2 Marktakteure Die CSPIE entscheidet über Modalitäten und Auswahl-
kriterien bei Ausschreibungen und vergibt Zuschläge
STEG – Société Tunisienne d’Electricité et du Gaz an unabhängige Stromproduzenten. Sie befindet außer-
Die Stromversorgung Tunesiens wird durch das staats- dem über die Gewährung von Steueranreizen für
eigene Unternehmen STEG dominiert, das dem Investoren. Die interministerielle CIPIE arbeitet der
Ministerium für Industrie und Energie untersteht. Bis CSPIE zu, indem sie Projekte zur Ausschreibung aus-
heute ist sie (bis auf die autonomen Stromversorger) für wählt, Bieterverfahren vorbereitet, Angebote auswertet,
die Belieferung der tunesischen Kunden mit Strom und die vertraglichen Verhandlungen zwischen dem unab-
Gas verantwortlich. Neben den Leitungsnetzen hängigen Produzenten und dem Energieministerium
betreibt STEG den Großteil der tunesischen Kraft- begleitet und die Gewährung staatlicher Anreize auf
werke und fördert bei vier der fünf landeseigenen Gas- einer Fall-zu-Fall-Basis sicherstellt.
vorkommen das Erdgas selbst.
10 Gesetz Nr. 99-93 vom 17.8.1999: Portant promulgation du code des hydricarbures. 257
16 Tunesien
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Gesetz 96-27 16.4 Förderpolitik für erneuerbare Energien
Mit einem Gesetz zur Entmonopolisierung des
staatlichen Energieversorgers STEG von 1996 Die tunesische Energieagentur ANME nennt zwei
(Nr. 96-27) wurde das Tor für privatwirtschaftliches Schwerpunkte ihrer Arbeit zur Förderung erneuerbarer
Engagement im Stromsektor geöffnet. Privaten Gesell- Energien: Solarthermie zur Wassererwärmung und
schaften ist es damit grundsätzlich erlaubt, im Ergebnis Windkraft zur Stromerzeugung. Auf dem Gebiet
eines Bieterverfahrens Strom zu erzeugen und an der Solarthermie strebt die Regierung bis 2009 eine
STEG als “single buyer” zu verkaufen. Die näheren installierte Kollektorfläche von 500.000 m2 an. Seit
Konditionen und Modalitäten zur Erteilung von 2005 läuft dazu das Förderprogramm “PROSOL”.
Konzessionen an private Erzeuger wurden in der Bei der Windkraft sollen die vorhandenen Kapazitäten
Verordnung Nr. 9661125 vom 20.6.1996 festgelegt. (20 MW) bis 2009 auf 155 MW ausgebaut werden.
Dabei setzt die Regierung auf private Investoren und
Trotz dieser ersten Schritte in Richtung Marktöffnung internationale Förderung, für die sie auch im Rahmen
ist der Stromsektor in Tunesien noch immer weit- des CDM günstige Bedingungen schaffen will.
gehend staatlicher Kontrolle unterworfen und nur
gering auf Wettbewerb orientiert. Die Einspeisung von
Elektrizität aus erneuerbaren Energiequellen in das Fiskalische und weitere Anreize
STEG-Netz ist bisher – wie bei konventionellen Bisher gibt es in Tunesien keine speziellen Förder-
Kraftwerken – ebenfalls nur auf Grundlage von Aus- gesetze für die Stromproduktion aus erneuerbaren
schreibungen und individuellen Verträgen zwischen Energien. Investoren können aber grundsätzlich in den
den privaten Produzenten und STEG möglich. Genuss von Steuer- und Zollerleichterungen kommen.
Zölle können von einem allgemeinen Satz von 18% bis
Für die Bedingungen und Tarife, zu denen unab- auf den minimalen Satz von 10% abgesenkt werden.
hängige Stromproduzenten ihren Strom in das Netz der Die Mehrwertsteuer kann im Fall von importierten
STEG einspeisen können, gibt es bisher keine einheit- Gütern, sofern diese nicht im Land gefertigt werden
liche Regelung. Private Betreiber müssen diese Frage können, sowie für lokal hergestellte Kapitalgüter
mit der STEG von Fall zu Fall vertraglich regeln. Bei gänzlich entfallen. Außerdem können in spezifischen
Unternehmen, bei denen die Stromproduktion lediglich Fällen die Einkommensteuern für bis zu fünf Jahren
eine Nebentätigkeit ihres Geschäftsbetriebes darstellt, erlassen und Investitionszuschüsse gewährt werden.
ist die STEG im Allgemeinen bereit, ihren über-
schüssigen Strom abzukaufen. Stellt die Strompro- Der tunesische Staat kann sich außerdem an den Kosten
duktion die Haupttätigkeit des Unternehmens dar, ist für den Ausbau der Infrastruktur beteiligen. Wenn ein
die STEG nicht verpflichtet, den Strom abzunehmen. Projekt nach der Größe der Investitionssumme oder der
Sie kann dies jedoch im Rahmen einer individuellen Anzahl der in Tunesien geschaffenen Arbeitsplätze als
vertraglichen Lösung tun. besonders wichtig erachtet wird, kann der Staat zudem
das benötigte Grundstück zu einem symbolischen Preis
zur Verfügung stellen. Die Entscheidung über solche
Vergünstigungen trifft CSPIE.
259
16 Tunesien
Die tunesischen Behörden haben die Chancen des CDM Die Nutzung erneuerbarer Energien zur Stromge-
jedoch erkannt und planen eine massive Ausweitung winnung steht in Tunesien – von der zentralen Strom-
diesbezüglicher Aktivitäten. Bis 2011 sehen die gewinnung aus Wasserkraft abgesehen – noch in den
Planungen Projekte vor, die zusammen eine Ein- Anfängen. Ein Hauptaugenmerk richtet sich zurzeit
sparung von 12,7 Mio. t CO2-Äquivalenten realisieren auf die Windenergie. Außerdem gewinnt die Nutzung
sollen. Die geplanten Treibhausgas-Minderungen sollen von Solarenergie zu thermischen Zwecken an Bedeutung.
jeweils etwa zur Hälfte im Energie- und im Abfallsektor
erreicht werden. Nach der CDM-Strategie der Regierung Wasserkraft
sollen bis 2011 etwa 360 Projekte entwickelt werden, In 2005 wurden 145 GWh Strom aus Wasserkraft
was durchschnittlich 60 neuen Projekten pro Jahr erzeugt, das sind 1,6% der Gesamtproduktion des
entspricht. Im Fokus der Bemühungen sollen folgende staatlichen Energieversorgers STEG. Mit 62 MW macht
Bereiche stehen: Abfallwirtschaft, Windkraft, Kraft- die Wasserkraft etwa 2% der landesweit installierten
Wärme-Kopplung, Energieeffizienz bei Großver- Leistung aus.
brauchern, Brennstoffwechsel, industrielle Prozess-
technik und Optimierung der Öl- und Gasförderung.13 Der Sidi-Salem-Staudamm ist die wichtigste Wasser-
kraftanlage Tunesiens und seit 1982 in Betrieb. Er pro-
Die tunesische Designated National Authority (DNA) duziert bei einer installierten Leistung von 36 MW eine
für den CDM ist beim Umweltministerium angesiedelt jährliche Strommenge von 40 GWh.
und seit Mitte 2006 mit offiziellen Statuten und einer
Geschäftsordnung versehen. Bisher sind keine Informa- Beim geplanten Ausbau der erneuerbaren Energien
tionen zum Genehmigungsverfahren für Projektent- sollen zukünftig besonders Kleinwasserkraftanlagen
wickler und Zertifikaterwerber verfügbar. zum Einsatz kommen. Im Rahmen eines Entwick-
lungsprogramms sind neun Standorte für solche Anla-
Die tunesische Energieagentur ANME ist ein kompe- gen identifiziert worden: Barbara (3 MW), Sidi Saad
tenter Gesprächspartner für CDM-Vorhaben, sie kann (1.750 kW), Siliana (850 kW), Bejaoua (750 kW),
die Entwicklung von CDM-Projekten auch finanziell Medjez el Bab (250 kW), Nebhana (500 kW), Sejnane
unterstützen. (1 MW), Bouhertma (1,2 MW) and Khanguet Zezia
(650 kW). Das gesamte Programm soll eine Leistung
Die GTZ berät Tunesien seit Anfang 2006 beim von 10 MW (60 GWh/a) umfassen. Laut einer Studie
Aufbau von Kapazitäten für die Durchführung von von 1993 liegt das gesamte Potential der Wasserkraft
CDM-Aktivitäten. Als Teil dieser Initiative sollen auch in Tunesien bei etwa 1.000 GWh pro Jahr, wovon aber
wichtige Projektträger, wie der nationale Energiever- nur etwas ein Viertel technisch sinnvoll nutzbar ist.14
sorger STEG, die staatliche Groupe Chimique Tunisien
und das ebenfalls staatliche Erdölunternehmen
Entreprise Tunisienne d'Activités Pétrolières (ETAP)
eingebunden werden.
1. Brasilien
Windenergie Er verfügt nun über insgesamt knapp 20 MW
1.2
Die Marktakteure | 1.3
verstärkte Nutzung derGesetzliche Rahmenbedingungen
Windenergie ist seit 2001 Erzeugungskapazität und stellt damit etwa 0,6 % der
ein erklärtes Hauptziel des tunesischen Energie-Ent- landesweit installierten Leistung dar. 2005 wurden
wicklungsprogramms. Dennoch verfügt Tunesien bisher dort 42,4 GWh Strom erzeugt. Das sind knapp 0,5 %
noch nicht über einen landesweiten Windatlas. Ein der landesweiten Gesamtproduktion. Für 2007 plant
solcher ist aber in Vorbereitung. Messstationen dafür die STEG eine zweite Erweiterung um 34 MW.
sind bereits installiert. Die nationale Energieagentur Die installierte Gesamtleistung der Anlage wird in
ANME hat mit internationaler Unterstützung eine dieser dritten Ausbaustufe 55 MW betragen. Seit ihrer
Reihe von Pilotmessungen durchgeführt, die Tunesien Inbetriebnahme lag die nachgewiesene technische
gute Voraussetzungen für die Nutzung der Windenergie Verfügbarkeit der Anlage bei über 95%.
bescheinigen. Das Gesamtpotential “on-shore” wird
auf rund 1.000 MW geschätzt.15
Standortanalysen
Bei Standortanalysen im Norden und Nordosten des Zur Untersuchung möglicher weiterer Standorte für
Landes konnten Potenziale von 300 MW in Regionen Windparks in Tunesien wurden und werden derzeit
mit Windgeschwindigkeiten zwischen 7 und 10 m/s Messungen durchgeführt, finanziert oder gefördert
aufgezeigt werden.16 von unterschiedlichen Organisationen (STEG, GTZ,
private Unternehmen).17 Die GTZ hat gemeinsam mit
Obwohl bereits Anfang der 1980er Jahre in Tunesien ANER drei Standorte genauer auf ihre Eignung für
erste Erfahrungen mit Kleinanlagen gesammelt werden Windparks untersucht. Dabei handelt es sich um die
konnten, steht die kommerzielle Nutzung der Wind- Orte Enfida an der Ostküste, Zargis südlich der Insel
kraft zur Stromerzeugung erst am Beginn. Windenergie Djerba und Cap Negro an der Nordküste. Mit Unter-
wurde in der Vergangenheit hauptsächlich dezentral stützung von UNDP wurden Standorte auf der
eingesetzt, beispielsweise zu Pumpzwecken bei der Halbinsel Cap Bon, eine Hochebene südlich des Ortes
Feldbewässerung in entlegenen Regionen. Thala im Zentrum des Landes sowie ein Standort
nahe dem Ort Kebeli im Süden Tunesiens untersucht.
Daneben wird der Einsatz von Windgeneratoren für
Windpark Sidi Daoud die Eigenstromerzeugung von industriellen Großver-
Bisher ist lediglich ein Windpark in Sidi Daoud brauchern vorbereitet. In einem ersten Schritt werden
(Gouvernement Nabeul) am Cap Bon errichtet worden für 8 Zementwerke die notwendigen Messungen
und seit 2000 in Betrieb. Die Windgeschwindigkeit an durchgeführt, um dann durch Windgeneratoren auf
diesem Standort beträgt im Jahresmittel 8,4 m/s in oder nahe dem Firmengelände deren Eigenbedarf in
30 m Höhe. Finanziert wurden die Anlagen zu 20% aus Höhe von 60 bis 80 MW zu decken.
Eigenmitteln der STEG und zu 80 % aus einem
spanischen Kredit. Den Zuschlag für die schlüsselfertige
Errichtung der Turbinen im Wert von 9,7 Mio. US$
bekam der spanische Hersteller MADE. Der Wind-
park, der von der STEG betrieben wird, besaß anfangs
mit 32 Turbinen zu je 330 kW Leistung eine Erzeu-
gungskapazität von insgesamt 10,6 MW. In 2002
konnten damit rund 30 GWh Strom erzeugt werden.
2003 wurde der Windpark für 8,2 Mio. US$ um zwölf
Turbinen mit insgesamt 8,7 MW erweitert.
15 Quelle: Global Environment Facility: Development of On-grid Wind Electricity in Tunisia for the 10th Plan.
16 Quelle: African Wind Energy Association – AfriWEA.
17 Zum Beispiel am Standort Jebel Sidi Abderrahmane in der Region Cap Bon, wo von STEG durchschnittliche Windgeschwindigkeiten von über
10 m/s in 45m Höhe gemessen wurden, sowie am Standort Métline in der Region Bizerte mit durchschnittlich 9 m/s in 30m Höhe. 261
16 Tunesien
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Windkraft 2010 2020 2030 Solarenergie
installierte Leistung [MW] 310 1130 1840 Die jährliche Sonneneinstrahlung in Tunesien liegt
Produktion [TWh/a] 2,8 4,6
zwischen 1.500 und 1.900 kWh/m2. Die solare Ein-
strahlungsdauer beträgt 2.800 bis 3.200 Stunden/Jahr
eingesparte Primärenergie [TWh/a] 8,1 14,0
oder 255 Tage/Jahr. Damit herrschen gute Voraus-
resultierende CO2-Einsparung 1,5 2,8 setzungen für die Nutzung von Solarenergie.
[Mio. t CO2e]
Mit dem Gesetz Nr. 2004-7222 wird der Ausbau der 16.6 Ländliche Elektrifizierung
Solarthermie als eine der beiden vornehmlichen Ent-
wicklungsziele des nationalen Energieprogramms aus- Elektrifizierungsgrad
gerufen. Seit 2005 läuft das nationale Förderkreditpro- Nach Schätzung des staatlichen Stromversorgers STEG
gramm “PROSOL”, das Tunesien bis 2011 zu einer lag die Elektrifizierungsquote für ganz Tunesien in
installierten Kollektorfläche von 700.000 m2 verhelfen 2005 bei 99,1%. Im ländlichen Raum lag sie bei
soll. Der Staat subventioniert Solarthermieanlagen 98,1%. Am schlechtesten ist die Netzabdeckung im
direkt mit 59 € je m2 (100 TD/m2) bis zu einer Höchst- Südosten des Landes, wo die Quote bei rund 96,5%
summe von 236 € (400 TD). Für den Restbetrag ist eine liegt. Die hohe Anschlussquote ist das Ergebnis stetiger
vergünstigte Kreditfinanzierung möglich, die über staatlicher Bemühungen in den letzten 30 Jahren.
fünf Jahre zurückgezahlt wird. Das Inkasso übernimmt So lag in den 1970er Jahren die Quote bei nur 6% und
der staatliche Energieversorger STEG zusammen mit der um 1990 war erst etwas die Hälfte der Landbevölkerung
Stromrechnung. Als begleitende Maßnahme staatlicher- an das Stromnetz angeschlossen. Komplementär zum
seits fällt für die Installation der Anlagen keine Mehr- Netzausbau hat auch die Installation von über 11.000
wertsteuer an. In 2005 wurden dank dieses Programms dezentralen PV Anlagen mit zu der hohen Elektrifizie-
23.000 m3 neue Kollektorfläche im Wohnungssektor rungsquote beigetragen.
installiert. Für 2006 wurden 45.000 m2 angestrebt.
Das PROSOL-Kreditprogramm ist Teil des Mediter-
ranean Renewable Energy Programme (MEDREP), Elektrifizierungsprogramme und -projekte
das die italienische Regierung mit 7 Mio. US$ ausge- Ein 1995 auf Basis nationaler und internationaler
stattet hat. Das United Nations Environment Pro- Förderung gestartetes Programm zur dezentralen länd-
gramme (UNEP) steuert 2 Mio. US$ bei, dank derer lichen Elektrifizierung stellt Haushalten in ländlichen
der Kreditzinssatz von marktüblichen 14% auf 7% für Gebieten Solar-Home-Systeme (SHS) mit einer Leistung
die Finanzierung von Solarthermieanlagen gesenkt von jeweils 100 Wp zur Verfügung. Um die Funktio-
werden kann. Dank der Rückzahlungsgarantien durch nalität der Anlagen und der Versorgungsinfrastruktur
die STEG konnten 2005 lokale Banken umgerechnet langfristig zu erhalten, wurden parallel Schulungsmaß-
5,7 Mio. US$ an Kleinkrediten zur Förderung von nahmen zu den Themen Service, Wartung und
Solarthermieanlagen vergeben. Anlagenüberwachung durchgeführt.
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
16.7 Literatur • Khalfallah, Ezzeddine
(Directeur Général ANME,Tunisie):
• Agence Nationale pour la Maîtrise de l’Energie Les énergies renouvelables en Tunisie: enjeux et
(ANME): perspectives, in Liaison Énergie-Francophonie 2005
Evolution of the Solar Water Heaters’s market in
Tunisia, 2003 • Kraut, Sandra:
Windenergie in Tunesien/Energie éolienne en
• Agence Nationale pour la Maîtrise de l’Energie Tunisie, Partenaire & Développement Hiver 2006
(ANME):
Naceur Hammami – Directeur des Énergies • Ounalli, Ahmed (STEG):
renouvelables, Marché des CES en Tunisie Aspects Institutionnels et Financiers de l’Expérience
Le programme PROSOL TUNISIE, 2005 d’Electrification Rurale: Cas de la Tunisie, 2006
265
16 Tunesien
266
17 Bangladesch
17 Bangladesch
1.
17.1Brasilien
Elektrizitätsmarkt Stromerzeugung
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Die Stromerzeugung Bangladeschs erreichte im Bilanz-
Installierte Kapazitäten jahr 2005/2006 knapp 23 TWh, und erhöhte sich
Im Juni 2005 beliefen sich die Stromerzeugungskapa- damit gegenüber dem Vorjahr um 7,5%.
zitäten in Bangladesch auf 4,995 GW. Knapp 5%
beruhten auf der Nutzung von Wasserkraft, über 95%
basierten auf konventioneller thermischer Energie- 25,00
nutzung, z.B. in Form von Dampfturbinen, die allein 20,00 22,74
20,06 21,16
in 48 % aller Kraftwerke zum Einsatz kommen. Als 15,00 18,42
TWh
wichtigster Energieträger des Landes bestimmt die 10,00
Nutzung von heimischem Erdgas – mit einem Anteil 5,00
von 85,5 % – die Kraftwerkslandschaft. Erdöl und 0,00
Diesel stellten 2005 knapp 10% der eingesetzten 2002/03 2003/04 2004/05 2005/06
Energieträger, sie werden zu 90 % importiert. Mitte
2006 erreichten die installierten Stromerzeugungs-
kapazitäten nach vorläufigen Angaben rund 5,3 GW.1 Abb. 2: Stromerzeugung in TWh; Bangladesch;
2002/03-2005/063
6.000
5.000
Der Großteil des Stroms in Bangladesch wird im
4.000 östlichen Teil4 des Landes produziert, in dem sich die
heimischen Gasvorkommen befinden.5 Allein 61 %
MW
3.000
2.000 aller Kraftwerke sind in der Region Dhaka angesiedelt.
1.000 Die Stromerzeugung im Westteil des Landes basiert auf
0
importiertem Erdöl und Diesel.
1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005
Thermisch Wasserkraft
1 Die verfügbaren Kraftwerkskapazitäten werden von Experten allerdings mit 3,2 GW weitaus geringer eingeschätzt.
Hintergrund sind u.a. als veraltet geltende Kraftwerke. Zurzeit sind allein 23 der insgesamt 102 Kraftwerkseinheiten nicht in Betrieb.
2 Quelle: BPDP – Bangladesh Power Development Board 2006. Die Datenerhebungen staatlicher Institutionen in Bangladesch beziehen
sich auf Haushaltsjahre, die jeweils am 30. Juni enden.
3 Quelle: BPDB – Bangladesh Power Development Board 2006.
4 Die Trennlinie zwischen dem östlichen und westlichen Teil des Landes bildet der Fluss Jamuna.
5 Alle derzeit genutzten Erdgasfelder liegen im Ostteil des Landes, sowie 21 der insgesamt 22 bekannten Lagerstätten.
Entsprechend günstiger gestalten sich auch die Stromerzeugungskosten im Osten: 2001 lagen sie zwischen 0,68-1,01€-ct/kWh.
Im Westteil des Landes variierten sie zwischen 0,97-6,98€-ct/kWh. 267
17 Bangladesch
6 Diese Zahl setzt sich aus einem geringen Elektrifizierungsgrad in den ländlichen Regionen (2000: 19%) und einem verhältnismäßig hohen
Elektrifizierungsgrad der Städte (2000: 80%) zusammen.
7 Die Verteilungsnetze (33 kV und niedriger) teilen sich auf in rund 43.000 km staatlich betriebene und weitere von rund 167.000 km Länge.
8 Beeinflusst durch die hohen Verlustraten halten sich ausländische Investoren mir einem Engagement im Energiesektor Bangladeschs zurück.
9 Eine monatliche Grundgebühr zwischen 6€-ct und 4,5€ pro Monat zahlen alle Kunden des BPDB neben den Stromtarifen pro kWh.
Die ländlichen Kunden zahlen 4,5€ pro Monat.
10 Diese Maßnahme dürfte u.a. eine Reaktion auf die finanziell angespannte Situation des BPDB sein, der in den letzten Jahren erhebliche
Schulden angehäuft hat, was auf verschiedene Aspekte zurückzuführen ist: Stromverkaufspreise, die unter den Erzeugungskosten liegen, hohe
268 Netzverluste (z.B. durch Netzausfälle, Stromdiebstahl), nicht bezahlte Stromrechnungen.
17 Bangladesch
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Direktverbraucher/ Verbrauchs- Tarif in Tarif in Bis zum Jahr 2025 ist ein Zubau von 20.495 MW
Verteilungsgesellschaften bereich €-ct/kWh €-ct/kWh
seit Sept. ab Frühjahr installierter Leistung geplant13 – fast ausschließlich
2003 2007
über steigende Nutzung heimischer Erdgasquellen.14
Privathaushalte 000-100 kWh 2,79 2,79 Um sich neben der intensiven Erdgasnutzung ein zweites
101-400 kWh 3,35 3,5
> 400 kWh 5,58 5,86 Standbein für eine national unabhängige Elektrizitäts-
Landwirtschaftliche Pauschal 2,05 2,15
versorgung aufzubauen, hat die Regierung im Jahr
Be- und Entwässerung 2003 mit der Förderung von Kohle aus heimischen
Kleinindustrie Pauschal 4,27 4,49 Vorkommen begonnen. Das erste Kohlekraftwerk
Hochlastzeit 5,98 6,27 (250 MW) ging im Frühjahr 2006 in Betrieb. Weitere
außerhalb der
Hochlastzeit 3,4 3,57 Kraftwerke sollen folgen – die geschätzten erschließbaren
Gewerbe Pauschal 5,85 5,92 Kohlereserven liegen bei 2,514 Mio. Tonnen, aus-
Hochlastzeit 9,07 9,15 reichend für die langfristige Versorgung von Erzeu-
außerhalb der
Hochlastzeit 4,04 4,24 gungskapazitäten von 4.000 MW. Da das heimische
öffentl./gemeinnützige Pauschal 3,57 3,74 Wasserkraftpotenzial weitgehend ausgeschöpft ist,
Einrichtungen schlagen aktuelle Regierungspläne außerdem den Bau
“Dhaka Electric Supply Authority“ (DESA) 2,37 2,6 von Großstaudämmen im benachbarten Bhutan für die
“Dhaka Electric Supply Company“ (DESCO) 2,42 2,66 eigene Stromversorgung vor. Die Kosten für den
Ausbau der Kapazitäten und Übertragungssysteme
“Rural Electrification Board“ (REB) 2,29-2,7 2,52-2,97
will die Regierung aus Mitteln staatlicher Stromversor-
ger, internationaler Geber sowie durch Investitionen
Tab. 1: Strompreise nach Kundengruppen des staatlichen
des Privatsektors abdecken.
Stromversorgers BPDB in €-ct/kWh; Bangladesch;
2003, 200711
17.2 Marktakteure
Ausbauplanung
Die existierende Elektrizitätsversorgung in Bangladesch Bis 1977 war der staatliche Stromversorger “Bangladesh
gilt als unzuverlässig und krisenbehaftet. Eine 24-stün- Power Development Board“ (BPDP) als einzige In-
dige Stromverfügbarkeit ist für viele Kunden nicht stitution für die Bereiche der Stromerzeugung, -über-
gewährleistet.12 Um den vorhandenen Bedarf an Storm tragung und -verteilung zuständig. Nach wie vor ist
zu decken, wird ein Ausbau der Erzeugungskapazitäten das BPDB auf allen Marktebenen direkt oder indirekt
und Verteilungssysteme als unerlässlich angesehen. involviert, doch ist Bewegung in den staatlich organi-
sierten Elektrizitätssektor gekommen. 2004 wurde von
Regierungsseite die Umwandlung der BPDP in eine
Holdinggesellschaft beschlossen, die allerdings bislang
noch nicht vollzogen wurde.
11 Quelle: BPDP – Bangladesh Power Development Board 2003, Daily News Bangladesh 2007.
12 In der Hauptstadt Dhaka kam es 2006 teilweise 10-mal täglich zu Stromausfällen. Um die Energieversorgung trotz vorhandener Defizite
zu bewerkstelligen, hat sich der staatliche Stromversorger BPDB für ein Rotationssystem entschieden, bei dem die einzelnen
Stromverteilungseinheiten nacheinander vom Netz genommen werden.
13 Diese Angaben sind Bestandteil des Masterplans 2005-2025 – ein Update des Masterplans von 1995.
14 12 der 21 nachgewiesenen Erdgasfelder werden bislang genutzt. Schätzungen von Experten bezüglich der Endlichkeit der vorhandenen
Gasreserven bewegen sich in einer Spannweite zwischen den Jahren 2020-2050. 269
17 Bangladesch
15 Ein Beispiel für einen unabhängigen Produzenten ist die “Rural Power Company Ltd“ (RPC) mit installierten Kapazitäten von 140 MW
(4 x 35 kW). Sie erzeugt Strom für den ländlichen Raum. Ein Unternehmensanteil von 28% gehört dem “Rural Elekctrification Board“ (REB),
72% sind im Besitz der ländlichen Elektrizitätskooperativen “Palli Biddut Samities“ (PBS).
16 Die Regierung hofft, in naher Zukunft rund 500 MW aus industrieller Eigenerzeugung für die öffentliche Stromversorgung zu gewinnen.
Auf ein erstes Angebot an die Selbstversorger gab es jedoch keine positive Rückmeldung.
17 Diese PBSs binden die Verbraucher, die zu ihrem jeweiligen Zuständigkeitsbereich gehören, in ihre Aktivitäten ein.
270 Das betrifft bspw. die Planung und das Management eines Verteilungsnetzwerkes.
17 Bangladesch
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
17.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen • Berechtigung ausländischer Investoren, Joint
Ventures einzugehen;
Seit Mitte der 1990er Jahre ist der Stromsektor • Für Angestellte aus dem Ausland übernimmt
Bangladeschs einem Reformprozess unterworfen. Zu der Staat bis zu 50% der zu zahlenden Einkommen;
den wesentlichen Maßnahmen der Reformen gehört die • Unterstützung lokaler Anlagenhersteller.
Restrukturierung (“unbundling“) des staatlichen Ener-
gieversorgers BPDB in getrennte Unternehmen für die Projekte von unabhängigen Stromproduzenten sollen
Bereiche der Stromerzeugung, -übertragung und -ver- auf der Basis von Build-own-operate (BOO) implemen-
teilung. Außerdem ist eine Umwandlung der aus tiert werden. Die Kosten für die Verbindungsleitungen
diesem Prozess hervorgehenden Unternehmensteile in der privatwirtschaftlichen Kraftwerke zu den jeweiligen
Kapitalgesellschaften vorgesehen. Der hohe Bedarf an Übertagungsnetzen tragen die Stromlieferanten selbst.
einem Ausbau der Stromversorgung bei gleichzeitig Um lokale Anlagenhersteller zu stärken, sollen diese
mangelnden staatlichen Investitionsmöglichkeiten hat dabei unterstützt werden, den privaten Kraftwerken
dazu geführt, dass die Bereiche der Stromerzeugung heimisches Equipment auf Basis internationaler
und -verteilung außerdem für privatwirtschaftliche Standards zur Verfügung zu stellen.
Aktivitäten von außen geöffnet werden.
Um den Erfordernissen zur Entwicklung von lokalen
und eher kleinen Projekten privatwirtschaftlicher
Reformen des Elektrizitätssektors Stromerzeugung gerecht zu werden, verabschiedete
Den gesetzlichen Überbau des Reformprozesses bildet die Regierung 1998 ergänzend eine “Small Power
die “National Energy Policy” (NEP) von 1996, die Generation Policy“. Durch dieses Gesetz werden explizit
seither in regelmäßigen Abständen – zuletzt 2002 – Projekte bis zu einer Größenordnung von 10 MW
aktualisiert worden ist. Sie beinhaltet die umfassenden unterstützt. Deren Relevanz wird insbesondere für
Richtlinien zur Reformierung des Elektrizitätssektors Gebiete gesehen, die als netzfern eingestuft werden
und zur Errichtung einer Regulierungsbehörde. oder in überdurchschnittlichem Maße von Stromaus-
fällen betroffen sind. Mit dem Gesetz soll außerdem der
Die gesetzliche Grundlage zur Einbindung privater Verkauf von überschüssigem Strom von Selbstversorgern
Akteure in den Elektrizitätssektor lieferte die “Private an umgebende Regionen ermöglicht werden.
Sector Power Generation Policy of Bangladesh“, die
ebenfalls 1996 beschlossen und 2004 aktualisiert
wurde. Die neue Versorgungspolitik zielt darauf ab, Die Reformziele
Wettbewerb einzuführen, ausländisches Kapital anzu- Die langfristigen Ziele für den Elektrizitätssektor, mit
ziehen und die Engpässe in der Stromversorgung zu denen auch die ökonomische und soziale Entwicklung
mindern. Private Akteure sollen u.a. durch folgende des Landes gefördert und unterstützt werden soll,
steuerliche und finanzielle Anreize für ein Engagement sind im Jahr 2000 in einer Regierungserklärung
im Elektrizitätssektor gewonnen werden: “Government’s Vision and Policy” zusammengefasst
worden. Die drei Eckpunkte beinhalten: 1. allen Be-
• Einkommenssteuerbefreiung über einen Zeitraum wohnern Bangladeschs den Zugang zu Elektrizität zu
von 15 Jahren; ermöglichen, 2. die Verlässlichkeit und Qualität der
• Befreiung von Zollgebühren, Mehrwertsteuer und Stromversorgung zu sichern und 3. Elektrizität zu einem
anderen Zuschlägen für den Import von Anlagen vertretbaren Preis anzubieten. Um die Umsetzung der
und deren Komponenten;18 eingeleiteten Reformen zu fördern, wurde diese Pro-
• Vermeidung doppelter Besteuerungen ausländischer grammatik um folgende Ziele ergänzt:
Investoren auf der Basis bilateraler Abkommen;
18 Allerdings gilt dies nur anteilig für 10% des Gesamtwertes der Anlage. 271
17 Bangladesch
19 Nach diesem Gesetzesentwurf gehören in die Kategorie der erneuerbaren Energien: Biomasse, Solarenergie, Wind, Kleinwasserkraft,
272 Geothermie, Wellen- und Gezeitenkraft.
17 Bangladesch
1. Brasilien
• Verbindung von erneuerbaren Energien mit allen Die verschiedenen Institutionen führen eine Vielzahl
1.2Bereichen
Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
der Grundversorgung, von Programmen und Projekten durch, vor allem im
z.B. der Installation von Trinkwassersystemen. Bereich Solarenergie. Im Bereich Windenergie laufen
derzeit mindestens vier Programme, zur Förderung von
Ende 2005 hat sich die Regierung entschieden, anstelle Biogas drei und die Kleinstwasserkraft wird aktuell
von REDA eine “Sustainable Energy Development mit einem Projekt unterstützt. Finanziert werden die
Agency“ (SEDA) einzurichten und diese Entscheidung Programme zu einem Großteil von internationalen
innerhalb kürzester Zeit durch die Power Cell20 umzu- Geldgebern wie der Weltbank, der Global Environ-
setzen. Die Gründung einer SEDA wurde verschoben. mental Facility (GEF), dem United Development
Auch die Verabschiedung des Gesetzesentwurfs einer Program (UNDP), der Asian Development Bank
eigenen erneuerbaren Energiepolitik ist bis zum Frühjahr (ADB) sowie den beiden deutschen Entwicklungsin-
2007 ausgeblieben. Bis zur Einrichtung einer REDA stitutionen KfW und GTZ.
bzw. SEDA ist die Power Cell offiziell damit beauftragt,
alle Aufgaben und Zuständigkeiten, die die Entwicklung
der erneuerbaren Energien betreffen, auszuführen. Finanzielle Anreize
Spezielle Förderanreize, die genutzt werden können,
beschränken sich auf einen Erlass von 1998, nach dem
Förderinstrumente PV-Anlagen und deren Equipment sowie Windturbinen
Gefördert wird der Ausbau der erneuerbaren Energien von der Mehrwertsteuer und von Zollgebühren befreit
in Bangladesch vor allem indirekt: einerseits durch eine sind. Darüber hinaus gelten die allgemeinen Förder-
Reihe NGOs sowie staatliche, halbstaatliche und private anreize für privatwirtschaftliches Engagement im
Institutionen, andererseits durch eine Vielzahl an Energiesektor.
nationalen und internationalen Programmen. Als
Schwerpunkt der Förderungen hat sich insbesondere Finanzielle Anreize, die im Rahmen der laufenden
der dezentrale Einsatz von erneuerbaren Energiesys- Förderprogramme zum Einsatz kommen, verfolgen im
temen herausgebildet. Wesentlichen zwei Richtungen. Zu einem großen Teil
wird das Mittel der Subventionen eingesetzt – insbe-
Allein über 30 nationale Institutionen führen Pro- sondere durch staatliche Institutionen wie BPDB oder
gramme oder Projekte durch. Dazu gehören staatliche REB – sodass erneuerbare Energiesysteme zu einem
und halbstaatliche Institutionen wie das MPEMR durch vergünstigten Preis erworben werden können. Zum
die Power Cell, der staatliche Stromversorger BPDB und anderen werden Kreditfonds gespeist, aus denen die
das für die ländliche Elektrifizierung zuständige REB Rückfinanzierung von mikrofinanzierten Systemen
sowie das “Local Government Engineering Department” gedeckt wird, die ebenfalls in persönliches Eigentum
(LGED). Darunter sind ebenfalls eine Reihe von Nicht- übergehen sollen.22
regierungsorganisationen wie die größte Entwicklungs-
organisation in Bangladesch “Bangladesh Rural Advances
Comitee“ (BRAC) oder das “Center for Advanced
Studies“ (BCAS). Das Non-Profit Unternehmen
“Grameen Shakti“21 ist ebenfalls ein Hauptakteur. Zu
den Forschungsinstituten gehören u.a. das “Renewable
Energy Research Center“ der Universität von Dhaka
und das “Bangladesh Council of Scientific and Industrial
Research” (BCSIR).
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Als Hindernisse einer umfassenden Verbreitung von Die Nutzung von kleinen Wasserkraftanlagen zur
erneuerbaren Energiesystemen zur Stromerzeugung Stromerzeugung hat in Bangladesch erst vor wenigen
gelten: Jahren begonnen. Um eine wirtschaftliche Wasser-
kraftnutzung – trotz starker Pegelschwankungen vieler
• Mangel an politischen Rahmenbedingungen Flüsse – zu gewährleisten, gibt es in Bangladesch
bezüglich der Entwicklung erneuerbarer Energien; Ansätze, sie mit Maßnahmen der Bewässerung oder des
• Das Fehlen einer eigenen politischen Institution; Hochwasserschutzes zu verbinden. Diese Option wird
• Mangelnde Kenntnisse der ländlichen Bevölkerung derzeit im Rahmen eines durch das “Local Government
über vorhandene Optionen; Engineering Department“ (LGED) implementierten
• Mangelnde Qualität der eingesetzten Systeme; Bewässerungsprojektes in Banskhali im Chittagong
• Hohe Anschaffungskosten bei gleichzeitigem Bezirk untersucht, das nach Schätzungen ausreichend
Mangel an Finanzierungsoptionen; Potenzial für ein 20 MW-Kraftwerk bietet. Ein Beispiel
• Undurchsichtigkeit der Regierungspläne zur für eine Miniwasserkraftnutzung befindet sich in
gebietsbezogenen Netzerweiterung;25 Monjoypara im Bezirk Bandarban. Dort versorgt eine
• Mangel an koordinierter Forschung und von den Bewohnern des Dorfes Marma errichtete
Entwicklung im Land. 10-kW-Anlage 40 Haushalte mit Strom.
Ausbaupläne
Wasserkraft Eine Reihe existierender Ausbaupläne im Bereich der
Die Möglichkeiten zur Nutzung von Klein- und Groß- Klein-, bzw. Miniwasserkraftnutzung richten sich auf
wasserkraft sind in Bangladesch sehr begrenzt. Dies ist Insellösungen. Dazu gehören drei Anlagen im Bezirk
im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass das Land Bandarban (1 x 20 kW, 1 x 25 kW, 1 x 30 kW). Bei
– bis auf einige Regionen im Norden und Südosten – allen drei Anlagen wird mit einer 24-stündigen Strom-
sehr flach ist. Hinzu kommt, dass die jährliche und erzeugung zwischen Juni und September und einer
mehrmonatige Trockenzeit in Bangladesch vielerorts 2- bis 6-stündigen Stromerzeugung zwischen Oktober
eine ganzjährige Wasserkraftnutzung von vornherein und Mai gerechnet. Das LGED verfolgt u.a. die
ausschließt. Das einzige Großwasserkraftwerk liegt in technische Erweiterung von existierenden Konzepten
Kaptai am Fluss Karnafuly. Es umfasst 230 MW instal- zur Wasserkraftnutzung der indigenen Bevölkerung,
lierter Leistung. Mit der geplanten Inbetriebnahme z.B. in Bamerchara im Bezirk Chittagong.
einer 100 MW-Erweiterung dieses Kraftwerkes im Jahr
2009 gilt das Großwasserkraftpotenzial Bangladeschs
bereits als weitgehend ausgeschöpft.26
25 In einem Pilotprojekt (1993-1998) zur Verbreitung von erneuerbaren Energietechnologien unterstützte das REB mit Mitteln der französischen
Regierung die Installation von Solar Home Systems (SHS) in Karimpur und Nanarpur. Einige Standorte in den betreffenden Gebieten schloss
die DESA 2003 an das nationale Elektrizitätsnetz an – 735 Haushalte gaben ihre SHS wieder ab.
26 Das BPDB hat zwei weitere Standorte für Wasserkraftwerke identifiziert: am Fluss Sangu für ein 140 MW-Kraftwerk und am Fluss
Matamuhuri für ein 75 MW-Kraftwerk. Deren Bau ist ungewiss und nicht Bestandteil aktueller Planungen. 275
17 Bangladesch
27 1. eine eineinhalb jährige Winduntersuchung an 4 Standorten durch die GTZ 1996/1997, im Rahmen des TERNA-Projekts, initiiert durch REB
und die Bangladesh Atomic Energy Commission (BAEC), 2. eine einjährige Winduntersuchung von 7 Standorten 1996/1997 in 25 m Höhe an
der Küste durch das Local Government Engineering Department (LGED) in Zusammenarbeit mit dem Bangladesh Center for Advanced
Studies (BCAS).
28 Über einen Zeitraum von mehr als einem Jahr wurden dabei an 20 verschiedenen Messstationen landesweit Untersuchungen vorgenommen.
29 Die Daten sind in einem Windatlas zusammengeführt und 2005 veröffentlicht worden. Nähere Information unter: swera.unep.net
30 Grameen Shakti hat darüber hinaus vier Kleinanlagen (3 x 1,5 kW und 1 X 10 KW) im Bezirk Barguna an der Küste installiert. Geplant ist,
diese Anlagen perspektivisch in einen Hybridbetrieb zu überführen, um den Energieertrag der Anlagen zu erhöhen.
31 Als potenzielle Bioenergieträger kommen in Bangladesch u.a. Holz, organische Reststoffe wie Kuhdung, Reststoffe aus landwirtschaftlicher
276 Produktion wie Stroh, Reisschalen oder Bagasse in Betracht.
17 Bangladesch
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
25.000 Biogasanlagen sind bis 2004 in Bangladesch Solarenergie
installiert worden. Neben Haushalts-Anlagen gehören Die durchschnittliche tägliche Sonneneinstrahlung
dazu auch Installationen auf kommunaler Ebene.32 Die bewegt sich in Bangladesch zwischen 4 und 6,5 kWh/m2
Stromerzeugung aus Biogas ist in Bangladesch noch in und erreicht ihr Maximum in den Monaten März/April
den Anfängen, gewinnt jedoch zusehends an Be- und Dezember/Januar. Mittels PV-Systemen wird das
deutung. Auf einer Geflügelfarm im Faridpur Bezirk vorhandene Potenzial in den ländlichen Regionen
ist ein Biogas-Pilotprojekt angelaufen, bei dem die Bangladeschs bereits seit 1980 genutzt. Die installierten
Stromerzeugung aus Geflügelmist erprobt wird. Zurzeit PV-Kapazitäten wurden im August 2004 auf ca. 3,1 MW
ist ein 4 kW Generator im Einsatz, der zukünftig auf beziffert – über 50.000 PV-Systeme waren im Einsatz.
10 kW erweitert werden soll. Ein Beispiel für den
industriellen Einsatz von Biogas liefert ein Stahlwerk Den Schwerpunkt der Nutzung bilden Systeme, die
in Jessore, das mit dem Gas einen Hochofen betreibt. sich auf Haushaltsebene installieren lassen, doch auch
größere Systeme kommen zum Einsatz: In einem durch
Mittel der französischen Regierung geförderten Pilot-
Förderung und Finanzierung von Biogasanlagen projekt wurde Ende der 1990er Jahre eine 62-kW-Anlage
Die Biogastechnologie ist in Bangladesch soweit ent- zur Versorgung von 850 Bewohnern auf der Insel
wickelt, dass viele Banken Kredite zum Bau von Bio- Narsingdi installiert. Es zeigte die technische Machbar-
gasanlagen an Privatverbraucher vergeben und diese keit und sozioökonomische Akzeptanz von PV-Anlagen
auch vermehrt in Anspruch genommen werden. Darüber in netzfernen Regionen und erwies sich als hilfreich für
hinaus wird durch das Projekt “Promotion of the Use of die weitere Verbreitung derartiger Systeme.
Renewable Energies“ (PURE) der GTZ der Einsatz von
Biogasanlagen auf Hühnerfarmen unterstützt. Im
Rahmen des laufenden “Biogas Plant Pilot Project“ Grameen Shakti
fördert die bangladeschische Regierung den Einsatz Von den im August 2004 installierten PV-Kapazitäten
von Biogasanlagen auf Haushaltsebene für Koch- gingen allein 2,15 MW in Form von 42.000 Solar
und Beleuchtungszwecke mit umgerechnet rund 8 € Home Systems (SHS) auf Aktivitäten des 1996 gegrün-
pro Anlage. deten gemeinnützigen Unternehmens Grameen Shakti
zurück, das sich auf den Vertrieb derartiger Systeme in
ländlichen Regionen Bangladeschs spezialisiert hat. Zu
Deponiegasnutzung dem Produktpaket, das den Kunden angeboten wird,
Konzepte, Deponiegas zur Energiegewinnung zu nutzen, gehört neben der Anlage die Installation, ein kostenloses
gibt es in Bangladesch bereits seit den 1990er Jahren. Kundentraining, ein freier Wartungsservice, eine
Potenziale werden in den Großstädten Bangladeschs 20-jährige Garantie sowie die Option einer Finanzierung
gesehen, insbesondere in der Hauptstadt Dhaka, in der über einen Mikrokredit. Das Unternehmen vertreibt
der gelagerte Müll Schätzungen zufolge ausreicht, um SHS von insgesamt 100 Filialen im ganzen Land.33
ein 30 MW-Kraftwerk zu betreiben. Eine Umsetzung
existierender Pläne rückt durch die beiden bereits re-
gistrierten CDM-Projekte näher.
32 Im Rahmen eines LGED – Projektes in Madaripur sind für insgesamt 123 Familien 15 Anlagen errichtet worden. Bestandteil des Projektes
war darüber hinaus die Ausbildung von drei Dorfbewohnern hinsichtlich Bau und Wartung der Anlagen.
33 Grameen Shakti gehört zu den weltweit erfolgreichsten Unternehmen im Bereich ländlicher Energieversorgung auf Basis von erneuerbaren
Energien. Seit einiger Zeit wird das Angebot um kleine Windkraftanlagen, Mikro- und Miniwasserkraftsysteme sowie Biogasanlagen erweitert. 277
17 Bangladesch
34 Es ist sowohl als “IDCOL’s Solar Program“ oder auch als “Rural Electrification and Renewable Energy Development Project“ (REREDP)
bekannt. Unter dem Titel REREDP ist das Programm bei der Weltbank bewilligt worden.
35 Dazu gehören u.a. Grameen Shakti, die BRAC Stiftung, Srizony Bangladesh, COAST Trust sowie das Zentrum für “Mass Education and Science“.
36 Zu diesen gehört u.a. “Rahimafrooz Batteries Ltd“. Das Unternehmen stellte neben wiederaufladbaren Akku-Batterien aus eigener Produktion
auch einen Teil der SHS. Die durch Rahimafrooz eingesetzten Solarmodule leisten 40 bis 75 Wp und sind für bis zu 6 Lampen und eine
4-stündige Beleuchtung pro Tag konzipiert.
37 Die Weltbank finanziert weitere 60.000 Systeme. Die KfW hat durch einen Vertrag mit IDCOL Investitionen von 16,5 Mio.€ zur Installation
von ca. 100.000 SHS Programmen zugesichert. Im Auftrag der niederländischen Regierung unterstützt die GTZ IDCOL ab 2007 bei der
Installation von rund 40.000 SHS.
38 Gegenüber 3,7% im Jahr 1991.
39 Rund 10 Liter Kerosin pro Monat verbraucht ein ländlicher Haushalt im Schnitt.
40 Die Dörfer, die durch das REB noch nicht erreicht werden, liegen im Zuständigkeitsbereich der BPDB bzw. von DESA sowie im gesamten
Bezirk Chittagong.
41 Bei einer durchschnittlichen Kundendichte von 20 pro 1,609 km (eine Meile). Die Kosten pro Meile Verteilungsleitung liegen in den ländlichen
278 Regionen bei 10.000 US$.
17 Bangladesch
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Bangladeschs ländliches Elektrifizierungsprogramm Bisheriges Ergebnis dieses ländlichen Elektrifi-
Mit dem Ziel, die Elektrifizierung der ländlichen zierungsprogramms ist, dass es mittlerweile 70 PBSs
Regionen im Land entschieden voranzutreiben, führt gibt, die über 6,5 Mio. Kunden in 85% aller bangla-
das REB seit seiner Gründung 1977 das “Bangladesh deschischen Dörfer erreichen. Hinzu kommt, dass die
Rural Electrification Program“ durch. Kern des Netzverluste mit ca. 12 % unter dem landesweiten
Programms ist der Aufbau der ländlichen Elektrizi- Durchschnitt liegen und die Stromrechnungen zu fast
tätskooperativen (PBSs). Es wird dabei durch eine Viel- 100% gezahlt werden. Insgesamt hat das Programm
zahl internationaler Geldgeber, wie z.B. die Asian bereits mehr als 1,3 Mrd. US$ von internationalen
Development Bank oder die Weltbank unterstützt. Geberorganisationen angezogen. Es wird als eines der
Nur ein gewisser Teil der Kooperativen trägt sich erfolgreichsten ländlichen Elektrifizierungsprogramme
bislang selbst.42 Um die Tragfähigkeit der PBSs auf in Südasien geschätzt und hat eine Wachstumsrate von
Dauer zu gewährleisten, vereinbart das REB jährliche 600.000 neuen Kunden und 12.000 km Stromver-
Abkommen mit den PBSs, deren Einhaltung-, bzw. teilungsleitungen pro Jahr. Als Verbesserungsmaßnahme
Nichteinhaltung mit finanziellen Vorteilen bzw. Nach- für die Zukunft ist u.a. eine merkliche Differenzierung
teilen verbunden ist.43 Um Versorgungslücken der der Endtarife geplant, indem sich die verschieden aus-
existierenden PBSs zu schließen, richtet sich das geprägten Servicekosten der PBSs stärker in den Kunden-
Augenmerk des REB zusehends auf die Einbindung Endpreisen widerspiegeln.44
erneuerbarer Energiesysteme zur Schaffung dörflicher
Insellösungen, statt auf die bisher im Vordergrund
stehende Verteilung von Strom aus dem nationalen Programm nachhaltiger Energieversorgung
Netz an die Endkunden. Im Rahmen des internationalen “Sustainable Energy
Management Programme“ (SEMP) werden in
Ein Teil des “Bangladesh Rural Electrification Program“ Bangladesch Projekte unter dem Titel “Sustainable
basiert auf einer Kooperation zwischen der US- Rural Energy“ (SRE) durchgeführt, maßgeblich durch
amerikanischen “National Rural Electric Cooperative das “Local Government Engineering Department“
Association“ (NRECA), dem bangladeschischen Rural (LGED). Es soll Konzepte für den Einsatz von erneuer-
Electrification Board (REB) und der “US Agency for baren Energien zur Stromerzeugung zeigen, die breite
International Development“ (USAID). Zum Aufbau Anwendungs- und Einsatzmöglichkeiten auf kommu-
von PBSs liefert die NRECA seit 1977 technische und naler Ebene bieten. Ein laufendes Demonstrationspro-
institutionelle Unterstützung. Ein Kennzeichen dieser jekte ist z.B. die Errichtung eines Inselnetzes für
Unterstützung ist u.a. die intensive Partizipation der 50 Läden auf einem Marktplatz in Gangutia im Jhenidah
Kunden. Diese werden z.B. in die Entwicklung der Bezirk auf Basis einer 1,8 kWp-PV-Anlage, das von
lokalen Masterpläne zur Elektrizitätsversorgung einge- einem Marktkomitee betrieben und gewartet wird.
bunden – jeweils ein weiblicher und ein männlicher 19 SRE-Projekte wurden zwischen 1999 und 2002
Kunde leiten den Beirat einer PBS. installiert. Im Rahmen des Programms ist als weiterer
Baustein ein Netzwerk für erneuerbare Energien in
Bangladesch eingerichtet worden.45
42 Um günstige Stromtarife auf Haushaltsebene zu gewährleisten, greifen die PBSs auf das Mittel der Quersubvention zurück, d.h.,
dass für gewerbliche und industrielle Kunden ein höherer Tarif zum Ausgleich günstiger Tarife auf Ebene der Privathaushalte gilt.
Dieses Finanzierungskonzept geht oftmals nicht auf, u.a. deswegen, weil die Zahl der privaten Kunden meist überwiegt.
Zu den Prozentzahlen der sich selbst tragenden PBSs gibt es sehr schwankende Angaben. Für 2003 liegen sie zwischen 25 und 57%.
43 Zentrale Parameter dieser Abkommen (Performance Target Agreement – PTA) sind z.B. Systemverluste, bezahlte Rechnungen oder das
jährliche Wachstum an erreichten Haushalten. Insgesamt gibt es 22 zentrale Parameter.
44 Rein theoretisch wird der Endpreis der PBSs bereits heute von ihren jeweiligen Servicekosten bestimmt, in der Realität zeigen sich
jedoch nur minimale Unterschiede der Endpreise.
45 Weitere Informationen unter www.lged-rein.org. 279
17 Bangladesch
280
17 Bangladesch
• Waddle, D.:
RE Program Reviews – Chile PER and Bangladesh
REB Programs, National Rural Electric Cooperative
Association (NRECA), Presentation 20.9.2006
281
17 Bangladesch
282
18 China
18 China1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
18.1 Elektrizitätsmarkt Stromerzeugung
Die Bruttostromerzeugung hat sich seit 1990 mehr als
Installierte Kapazitäten vervierfacht und lag im Jahr 2006 bei 2.834 TWh.
Die installierte Stromerzeugungskapazität der VR China Damit ist China weltweit der zweitgrößte Stromerzeuger
wurde im Laufe des Jahres 2006 um etwa 112 GW nach den USA.
erhöht und betrug Ende 2006 annähernd 622 GW. Sie
entspricht damit ungefähr dem Fünffachen der in Die Stromerzeugung erfolgt zu 80 bis 83% in Wärme-
Deutschland installierten Kapazität. Die Kapazitäten kraftwerken, überwiegend auf Steinkohlebasis2, zu-
werden nach wie vor mit Hochdruck ausgebaut. Bis nehmend auf Erdgasbasis und ergänzt durch Ölfeue-
zum Jahr 2010 ist nach dem 11. Fünfjahresplan ein rungen. Wasserkraft trägt je nach hydraulischer Ver-
Gesamtzubauvolumen von weiteren 200 GW vorge- fügbarkeit 15 bis 18% bei. Kernenergie nimmt einen
sehen. Die Ausbaugeschwindigkeit nährt Befürchtungen, Anteil von etwa einem Prozent ein, Windenergie noch
dass aber weit mehr als dieses Zubauvolumen realisiert deutlich unter 1%. Ohne die großen Wasserkraftwerke
wird. Regierungsvertreter bemühen sich jedoch durch liegt der Anteil der erneuerbaren Energien am Gesamt-
wachsende Kontrollen im Rahmen der Genehmigungs- Energiemix Chinas deutlich unter 2%.
verfahren neuer Projekte dies zu verhindern.
Auch wenn der durchschnittliche Netto-Wirkungs-
Zahlreiche bestehende Kleinkraftwerke bis 300 MW grad der kohlegefeuerten öffentlichen Kraftwerke in
werden zugunsten der Errichtung neuer Kraftwerke den letzten Jahren auf etwa 34-35% verbessert wurde,
mittlerer Größe von 300 bis 600 MW und Großkraft- sind die Umweltbelastungen durch SO23, NOX und
werke ab 1000 MW stillgelegt oder modernisiert. Partikel aufgrund der nur partiellen Ausstattung mit
Luftreinhalteanlagen weiterhin erheblich. Seit 2004
gelten allerdings verschärfte Grenzwerte, die für Neu-
anlagen Entschwefelung erforderlich machen. In stadt-
600 3000
nahen Gebieten wurden die Grenzwerte für Altanlagen
500 2500
verringert, sodass auch hier Nachrüstungen für Abgas-
400 2000
reinigungen erforderlich sind.
TWh
GW
300 1500
200 1000
100 500
Die gesamten CO2-Emissionen Chinas lagen 2005 bei
0 0 etwa 5,05 Mrd. Tonnen. Es wird davon ausgegangen,
1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 dass China bereits im Jahr 2008 die USA als weltweit
Kapazität Erzeugung größten CO2-Emittenten mit dann mehr als 6 Mrd.
Tonnen ablösen wird. Der Kohleeinsatz insgesamt hat
einen Anteil von etwa 77% an diesen Emissionen.
Abb. 1: Stromerzeugung und Kapazität; China;
1990–2005; GW, TWh1
Bis 2010 sollen Erdgas, Wasser und Wind sowie Kern-
energie einen Anteil von 38% an der gesamten Strom-
erzeugung erreichen. Als Basis der Stromerzeugung
hält die chinesischer Regierung jedoch an Kohle fest –
bestärkt durch die riesigen Reserven im Land sowie
deren vergleichsweise günstige Förderung. Allerdings
wird die thermische Stromerzeugung vorrangig in
die Bergbauregionen verlagert, um die Emissionen in
Ballungsgebieten zu reduzieren und Kohle- durch Strom-
transporte zu ersetzen (“Coal by Wire”-Programm).
Angestrebt wird im Zuge einer neu errichteten Erdgas- Die mit Abstand wichtigste Verbrauchergruppe ist die
leitung auch ein wachsender Anteil von Gas zur Strom- Industrie mit einem Anteil von 66% am Stromver-
erzeugung in den Ballungsgebieten. Mittlerweile gibt brauch. Der Verbrauch in Haushalten liegt bei 15%
es eine größere Anzahl von neu gebauten bzw. im Bau des Gesamtverbrauchs, auf den Dienstleistungssektor
befindlichen Gaspipelines. Mit dem Bau von rund acht (einschließlich Verkehr) entfallen 13% und auf den pri-
neuen Atommeilern im Jahr 2006 schreitet China mären Sektor (Land- und Forstwirtschaft, Bergbau) 6%.
voran, den Anteil der Kernenergie bis 2020 auf Das anhaltend hohe Wirtschaftswachstum von jährlich
2,5-4,5% (von 6.948 MW 2006 auf ca. 40 GW in 2020) ca. 9% ruft nicht nur eine steigende Stromnachfrage für
zu erhöhen. Den Anteil der erneuerbaren Energien an die Produktion, sondern einkommensbedingt auch von
der gesamten Energieversorgung – inklusive großer privaten Haushalten hervor. Erwartet wird eine wach-
Wasserkraft – will die chinesische Regierung von 7,5% sende Bedeutung der Haushalte und des Dienst-
im Jahr 2005 auf 16% im Jahr 2020 erhöhen und dafür leistungssektors.
Investitionen von insgesamt 187 Mrd. US Dollar bereit-
stellen.4 Das ganze Land war lange von Stromengpässen bzw.
-ausfällen betroffen. Insbesondere in Spitzenlastzeiten
kann die Stromnachfrage derzeit immer noch nicht ge-
Stromübertragung und -verteilung deckt werden. In der südchinesischen Provinz Guangdong
Die bestehenden Inselnetze sind in den letzten Jahren – Hauptstandort der Leicht- und Elektronikindustrie –
zunehmend in die 12 regionalen Verbundnetze inte- haben sich mittlerweile die meisten Unternehmen
griert worden. Diese sollen zunächst zu drei und bis Dieselgeneratoren angeschafft.
2020 zu einem einzigen nationalen Verbundnetz
zusammengefügt werden. In den kommenden Jahren Das Bestreben einer Vervierfachung des BIP bis 2020
plant die Regierung verstärkte Effizienzverbesserungen hat die Regierung Chinas mit dem Ziel verknüpft, den
bei den Übertragungs- und Verteilungsnetzen. Eigen- gesamten Energieverbrauch maximal zu verdoppeln.
verbrauch der Produktionsanlagen und Netzverluste Im 11. Fünfjahresplan 2006-2010 wird in diesem Zuge
summieren sich derzeit auf 15% der Brutto-Stromer- eine 20%ige Reduktion der Energieintensität verfolgt.
zeugung.
Strompreise
Stromverbrauch Der landesweite Durchschnittsabnahmepreis für Strom
Der Nettostromverbrauch erreichte 2006 etwas über über alle Verbrauchsgruppen lag im Jahre 2005 bei
2.800 TWh. Dies entspricht einem jährlichen Pro- umgerechnet 5€-ct/kWh. Die Abnahmepreise variieren
Kopf-Verbrauch von rund 1.450 kWh5. Die Zuwachs- dabei zwischen den Provinzen erheblich: In Shanghai
raten im Verbrauch lagen 2003 und 2004 bei über 15% als Lastzentrum betrug der Durchschnittspreis
pro Jahr, in den Industriegebieten des Jangtse-Deltas 5,7€-ct/kWh, in den dünnbesiedelten Westprovinzen
sogar bei 25%. Mit einer Rate von 13,5% hat sich das 2,5€-ct/kWh. Differenziert nach Abnehmergruppen
Nachfragewachstum in 2005 etwas abgeschwächt. bezahlen Gewerbekunden mit ca. 7,7 €-ct/kWh die
Langfristig werden jährliche Wachstumsraten von höchsten Preise, die Preise für unterbrechbare Lieferungen
durchschnittlich 5% erwartet. Die internationale Energie- an Landwirtschaftskunden oder für Kunden in Armuts-
agentur prognostiziert einen Anstieg des Strombedarfs gebieten sind mit bis zu 1,8 €-ct/kWh die niedrigsten.
zwischen 2000 und 2030 von rund 260%. Die Haushaltsstrompreise liegen im Mittel, ebenso wie
die der Großindustrie. Da die Versorgungskosten für
diese Gruppen sehr unterschiedlich sind, ist die Preis-
gestaltung offensichtlich nicht kostenorientiert.
4 Diese Zahlen nannte der Vizegeneraldirektor des Energiebüros des NDRC, Wu Guihui Ende Oktober 2006 auf dem
“Great Renewable Energy Forum” in Beijing.
284 5 Zum Vergleich: der Pro-Kopf-Stromverbrauch in Deutschland liegt bei rund 6.400 kWh pro Jahr.
18 China
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Haushalte werden von der Preispolitik begünstigt. 18.2 Marktakteure
Zunehmend wird zum Zweck des Lastmanagements
eine Tag-Nacht-Differenzierung auch für Haushalte Vor der Stromsektorreform des Jahres 2003 war die
eingeführt. 1997 geschaffene staatliche State Power Corporation of
China (SPC) das dominierende Unternehmen mit etwa
Die weiter steigenden Kohlepreise haben die Preis- der Hälfte der Erzeugungskapazitäten, 90% der Über-
behörden veranlasst, die Strompreise anzupassen, so- tragungsleitungen über 220 kV und einem Großteil
dass die mittleren Verbraucherpreise 2004 bereits bei der Verteilungsnetze. Die Aufspaltung der SPC führte
2,9 €-ct/kWh lagen. Den Erzeugern wurden automa- zur Entstehung von elf Unternehmen im Staatseigentum,
tische Anpassungen zugesichert. In einem Pilotgebiet darunter fünf Erzeugungsgesellschaften, zwei Netzbe-
ist ein neues, transparentes Preissystem in Erprobung, treiber (Verbundnetzbetreiber und Holding von Ver-
das für Erzeugung, Übertragung und Verteilung einen teilern) und vier weitere Gesellschaften mit unter-
jeweils separaten, kostenbasierten Tarif vorsieht.6 stützenden Dienstleistungen (z.B. Engineering).
286
18 China
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
18.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen Ausländisches Engagement im Energiesektor
Um die Investitionen ausländischen Kapitals in den
In den letzten beiden Jahrzehnten hat der Elektrizitäts- Energiesektor Chinas zu forcieren, wurde in der Ver-
sektor Chinas erhebliche Veränderungen erfahren. gangenheit eine Reihe von Maßnahmen ergriffen. Seit
Mitte der neunziger Jahre erlaubt die chinesische
Regierung bei der Stromerzeugung eine direkte Inves-
Reformen des Stromsektors tition ausländischen Kapitals. 2004 erfolgte eine weitere
Nachdem bereits 1998 die Trennung der politischen Öffnung für in- und ausländisches Privatkapital für
von der operativen Verantwortlichkeit erfolgte, entstand Infrastrukturinvestitionen und -betrieb (mit Ausnahme
durch die Reformen von 2003 wiederum eine voll- des Stromleitungsbereichs).
kommen neue Institutionenlandschaft. Die Reformen
sind in dem vom Staatsrat im April 2002 verabschiedeten Die Lieferung von Anlagen aus dem Ausland in den
“Dokument Nr. 5” festgeschrieben und befinden sich chinesischen Markt hat nicht nur die Vorschriften des
seitdem in Umsetzung (z.B. die Entbündelung von Außenhandels zu beachten, die im Zuge des WTO-
Erzeugungs- und Netzfunktionen). Ein weiterer großer Beitritts zunehmend klarer definiert wurden, sondern
Reformschritt, die Entbündelung von Transport und auch spezielle Zugangsbeschränkungen. So ist zu beob-
Verteilung sowie weiterer Funktionen wird in wenigen achten, dass China bei allen Technologien, die eine
Jahren erwartet. gewisse Signifikanz im chinesischen Markt erreichen,
eine Politik der Lokalisierung der Herstellung verfolgt:
Rasch umgesetzt wurden die Vorgaben zur Errichtung Das gilt in der Regel für hocheffiziente Kohlekraft-
einer nationalen Regulierungsbehörde für den Strom- werke, Gasturbinen, Entschwefelungsanlagen, Wind-
sektor (China Electric Power Regulatory Commission).7 generatoren ebenso wie für photovoltaische Anlagen.
Die Steuerungsinstrumente der Regierung, um die
In den Jahren 2004 und 2005 wurden die geplanten Lokalisierung zu erreichen, variieren. Das Ziel der “local
Maßnahmen zur Verbesserung der politischen Rahmen- content”-Forderung ist, die Fähigkeit zur Herstellung
bedingungen, insbesondere für den Umweltschutz und und Weiterentwicklung im Lande zu verankern. Oft
zur Förderung erneuerbarer Energien umgesetzt. Die wird das dadurch erreicht, dass in der Herstellung eine
Genehmigungsverfahren wurden beschleunigt. Mit Partnerschaft (Jointventure) mit einem chinesischen
einer gewissen Verzögerung wurden jetzt auch die Unternehmen verlangt wird. Auch ist der Kauf von
bereits erwähnten Preisreformen begonnen. Im April Lizenzen von ausländischen Herstellern recht häufig.
2005 hat NDRC dazu vorläufige Regelungen heraus- Der Kauf ganzer Anlagen erfolgt mit dem Ziel der
gegeben. Als weiterer Reformschritt wurde 2005 Erprobung.
bekannt gegeben, dass einzelne Regionalmärkte im
organisierten Wettbewerb operieren können und Groß- Der Marktzugang für Dienstleister ist im Allgemeinen
abnehmer direkt von Erzeugern beziehen können. Die verbessert. Er gilt aber generell noch als schwierig,
Bedingungen für Eigenerzeugung sollen langfristig abgesehen davon, dass es in China kaum üblich ist,
verbessert werden. Die einzelnen Reformschritte sollen unabhängige Consultingleistungen (mit Ausnahme von
letztlich in einer umfassenden Novellierung des den immer erforderlichen Machbarkeitsstudien) zu
“Electric Power Law” münden, die derzeit in Planung ist. bezahlen. Das institutionelle Umfeld für ausländische
Entwickler ist nach wie vor mit großen Risiken behaftet.
7 Siehe dazu auch den Abschnitt “Energiepolitische Institutionen” unter “Weitere Akteure”. 287
18 China
18.4 Förderpolitik für erneuerbare Energien Großprojekte zur Nutzung von Windenergie von mehr
als 50 MW liegen im zentralstaatlichen Verantwortungs-
Die zentrale Nutzung von erneuerbaren Energien zur bereich der NDRC. Die Zuständigkeit, um beispiels-
Stromversorgung in China ist ohne staatliche Inter- weise Genehmigungen zu erlassen, ist für kleinere Pro-
vention noch nicht konkurrenzfähig. Etwas anders stellt jekte mit einer Leistung unter 50 MW auf Provinzebene
sich die Situation bei der dezentralen Stromerzeugung angesiedelt. Vor allem hier finden sich als Investoren
aus Kleinwasserkraft, Wind- oder Photovoltaikanlagen neben den staatlichen Energieversorgern auch private
in abgelegenen Gebieten sowie bei der Nutzung von Unternehmen.
agroindustriellen Abfällen in Kraft-Wärme-Kopplungs-
anlagen dar. Mit der auf der Erneuerbare-Energien-
Konferenz in Beijing im November 2005 formulierten Ausschreibung von Großprojekten
“Beijing Declaration on Renewable Energy for Eine wichtige Maßnahme zur Förderung der Wind-
Sustainable Development”8 bekam die Förderpolitik energienutzung bildet seit einigen Jahren die staatliche
für regenerative Energien neuen Aufwind. Für sämtliche Ausschreibung von Großprojekten ab 100 MW auf
Energieunternehmen – Betreiber von Großwasserkraft- Konzessionsbasis. Mit einer Mindestlaufzeit der Kon-
werken ausgenommen – mit einer installierten Leistung zessionen von 25 Jahren sollen den Investoren einerseits
von mehr als 5 GW gibt es beispielsweise die Auflage, langfristige Einspeisetarife garantiert, andererseits die
dass bis 2010 5 % ihrer Stromerzeugung auf regenera- Stromerzeugungskosten niedrig gehalten werden. Der
tiven Energien basieren müssen. jeweilige Einspeisetarif für einen Windpark wird in
zwei Phasen aufgeteilt: Für die ersten 30.000 Volllast-
stunden gilt der während der Ausschreibung ermittelte
Bisherige Förderung für Strom aus Windenergie Bestpreis. Anschließend richtet sich die Vergütung
Seit Mitte der neunziger Jahre hat es eine Reihe von nach dem Marktpreis für Strom. In Form von Steuerer-
Maßnahmen und Vorschriften zur Förderung von netz- leichterungen und günstigen Kreditkonditionen hat die
gekoppelter Windenergie gegeben. Um die Finanzie- Regierung den Investoren der Großprojekte finanzielle
rung von Windkraftprojekten zu unterstützen, vergibt Unterstützung zugesagt – ebenso für den Netzausbau.
die Regierung beispielsweise zinsgünstige Kredite, Darüber hinaus sind die lokalen Netzbetreiber
sofern Anlagen aus einheimischer Produktion zum verpflichtet, die in den Windparks erzeugte Energie
Zuge kommen. Ferner wurde im Jahr 2002 für die abzunehmen, während die Lokalregierungen die
Stromerzeugung aus Windkraft die Mehrwertsteuer Zugangsstraßen zu den Windfarmen bereitstellen. Für
halbiert, d.h. von 17% auf 8,5% herabgesetzt. Der die Konzessionäre selbst ist die Vergabe der Konzessionen
Import von Windturbinen ist zurzeit von Zöllen mit verschiedenen Auflagen verbunden, wie z.B. der
befreit. Die meisten der bestehenden Anlagen haben im Verpflichtung, Turbinengrößen von mindestens 600 kW
Einzelfall jedoch sehr unterschiedliche individuelle zu verwenden und ihre Windparks innerhalb von
Preis- und Einspeisungsregelungen, wodurch unter- 3 Jahren in Betrieb zu nehmen.
schiedlichen Kosten und Bedingungen Rechnung
getragen werden soll. Mit dem seit Mai 2005 exis- Obwohl die Ausschreibungen öffentlich und inter-
tierenden nationalen Entwicklungsplan für Windener- national ausgerichtet sind, finden sich unter den Inves-
gie bis 2020, bekommen die staatlichen Förderungsbe- toren bislang ausschließlich nationale und vornehmlich
strebungen für Strom aus Windenergie zusätzliches staatliche bzw. halbstaatliche Unternehmen.9 Die erste
Gewicht. Ausschreibungsrunde erfolgte 2003.
8 Sie enthält die Forderung an die internationalen Finanzinstitutionen und Regierungen, die erneuerbaren Energien als Schlüssel zu
wirtschaftlicher Entwicklung stärker zu fördern.
288 9 Eine Konzession wurde an ein privatwirtschaftliches Unternehmen vergeben.
18 China
1.Ausschrei-
Brasilien
Projektname Region Kapazität Angebotspreis – Vorbereitung von Entwicklungs- und Versor-
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche
bungsrunde Rahmenbedingungen
MW Yuan/kWh €-ct/kWh gungsplänen obliegt sämtlichen Regierungs-
1. (2003) Huilai Guangdong 100 0,501 4,8
ebenen (Staat, Provinz, Kommunen). Hauptver-
antwortungsbereiche, wie z.B. die Bewilligungen
Rudong I Jiangsu 100 0,436 4,2
solcher Pläne, liegen auf zentraler, staatlicher
2. (2004) Huitengxile Inner- 100 0,426 4,1 Ebene;
Mongolia
– Einspeisepreise über NDRC-Preisbehörden der
Rudong II Jiangsu 150 0,519 5,0
einzelnen Länder.
Tongyu A+B Jilin 400 0,509 4,9 • Grundsätzliche Regelungen, wie z.B.
3. (2005) Dongtai Jiangsu 200 0,487 4,7 – das Erfordernis einer Genehmigung für die
Anxi Gansu 100 0,462 4,5
Errichtung einer Stromerzeugungsanlage auf
Basis erneuerbarer Energien;
Jimo10 Shandong 150 0,726 7,0
– die Notwendigkeit, bei mehr als einem
Dafeng Jiangsu 200 0,462 4,5 Bewerber für eine Projektlizenz eine Aus-
schreibung durchzuführen;
Tab. 1: Ergebnisse der Ausschreibungen für die – die Erlaubnis für Netzbetreiber, Mehrkosten,
Windfarm-Konzessionen in China; 2003–200511 die ihm durch die Abnahmepflicht –
z.B. durch Netzanschlusskosten entstehen –,
über angemessene Netznutzungsentgelte auf
Bislang gehen die staatlichen Energieversorger mit An- den Kunden abzuwälzen;
gebotspreisen in die Ausschreibungsrunden, die unter – die Vorgabe, dass finanzielle und steuerliche
den durchschnittlichen Vergütungspreisen liegen. Teil- Maßnahmen, wie z.B. zinsgünstige Darlehen,
weise sind sie sogar unter den Gestehungskosten ange- Steuererleichterungen oder ein Entwicklungs-
setzt und werden durch Quersubvention ausgeglichen. fonds für erneuerbare Energien verfügbar
gemacht werden, um z.B. Projekte zur Energie-
versorgung abgelegener ländlicher Regionen zu
Gesetz zur Förderung erneuerbarer Energien unterstützen.
Am 28. Februar 2005 wurde vom Nationalen Volks- • Die Verpflichtung der Netzbetreiber,
kongress das Gesetz zur Förderung erneuerbarer Energien – Netzanschlussdienst zu bieten;
verabschiedet. Am 1. Januar 2006 ist es in Kraft getreten. – den Strom aus genehmigten Projekten in ihrem
Damit gibt es eine neue Grundlage für die Förderung Netzgebiet zu dem gesetzlich festgelegten
erneuerbarer Energien. Die wesentlichen Regelungen Einspeisungstarif bzw. dem jeweilig akzeptierten
des Gesetzes umfassen: Angebotspreis zu kaufen;
• Definition regenerativer Energien als nicht-fossile – einen Einspeisevertrag zu unterzeichnen und im
Energien: wie Wind, Solar, Wasserkraft, Biomasse, Falle, dass sie ihrer Abnahmepflicht nicht nach –
Geothermie, ozeanische Energie etc. kommen können, Entschädigungen zu zahlen.
• Anwendungsbereich: Neben der Stromversorgung
werden auch andere Energieformen, wie Warm-
wassergewinnung oder Kraftstoffe, dazugezählt.
• Festlegung der Verantwortlichkeiten für die
Umsetzung des Gesetzes:
– Für die Energiebehörden der einzelnen Provinzen,
z.B. Ziele für die erneuerbaren Energien
festzulegen;
Das chinesische Gesetz für erneuerbare Energien ist ein Clean Development Mechanism
Rahmen-Gesetz und kodifiziert ausschließlich grund- China hat das Kyoto-Protokoll 2002 als Nicht-Annex
legende Bestimmungen. Die notwendigen, entschei- I-Land15 ratifiziert. Damit kann es direkte Emissions-
denden Details sollen in insgesamt zwölf Durch- minderungen sowie vermiedene Emissionen durch den
führungsverordnungen spezifiziert werden, ohne die “Clean Development Mechanism” (CDM) in finanzielle
das Gesetz seine beabsichtigten Wirkungen nicht ent- Gewinne übertragen. CDM-Erlöse sind mittlerweile
falten kann. Einige hat die NDRC bereits eingeführt, eine wichtige – unter den verschiedenen Erneuerbare-
wie beispielsweise Bestimmungen zu den Einspeise- Energien-Technologien allerdings variierende – Größe
tarifen inklusive der Kostenverteilung netzgebundener bei der Finanzierung von Projekten. Während der Ver-
Projekte.12 Während allerdings die Zuschüsse13 für be- kauf von “Certified Emission Reductions” (CERs)16 für
stimmte Biomasse-Projekte mit 2,4€-ct/kWh für solche zum Nutzen von Wind- und Wasserkraft rund
15 Jahre ab Anlagenbetrieb schon feststehen, sind 10% der Projektkosten zu decken vermag, kann ihr
ähnliche Einspeisungstarife für Solar- und Ozeanenergie Verkauf die Finanzierung von Projekten zur Nutzung
sowie Geothermie vorerst nicht abzusehen.14 Die Aus- von Deponiegas beispielsweise vollständig decken. Sämt-
führungsbestimmungen für Windenergie schreiben, liche gegenwärtig initiierten Windprojekte nutzen
statt festen Vergütungen, Ausschreibungen zur Preis- CDM-Erlöse bereits als zentralen Bestandteil der
bildung vor. Die Gewinner solcher Ausschreibungen Finanzierungsplanung. Die Finanzierung zur aktuellen
erhalten Langzeitverträge zur Stromabnahme. Erweiterung der drittgrößten Windfarm Chinas
Huitengxile in der Inneren Mongolei deckt ihre
Bestimmungen zur Entwicklung eines Regenerativ- Betreiberfirma beispielsweise zu 8 % über einen
energie-Fonds, zu technischen Standards sowie zu einem Emissionsfonds. Die Entwicklung der meisten Projekte
nationalen Ausgleichsmechanismus zwischen den Netz- erfolgt in China im Auftrag einzelner Käufer durch
betreibern stehen noch aus. Sicher ist bereits, dass der Consultants und/oder in Zusammenarbeit zwischen
nationale Ausgleichsmechanismus darauf ausgelegt Käufern und einzelnen Projekteignern.17
sein wird, sowohl die Verschiedenheit an Einkommens-
höhen als auch im Energieverbrauch zu berücksichtigten. Als weltweit (bislang) zweitgrößter Emittent von CO2
Außerdem werden die durch das chinesische EEG ent- und angesichts des steigenden Energiebedarfs bietet
stehenden Mehrkosten über einen Aufpreis für alle China ein breites Handlungsfeld für CDM-Maßnahmen.
Stromkunden – Kunden aus den Landkreisen und Ein kürzlich erschienener CDM-Leitfaden für China18
unteren Verwaltungsbezirken sowie in der Landwirt- geht davon aus, dass das Land mindestens 50% des
schaft tätige ausgenommen – getragen. weltweiten CDM Marktes bereithält. Die NDRC identi-
fizierte erneuerbare Energien darüber hinaus als einen
der drei Hauptbereiche für CDM-Projekte. Neben dem
Ministerium für Wissenschaft und Technologie und der
Tsinghua University ist das Climate Change Office (als
Designated National Authority) in der NDRC der
Gesprächspartner für solcherlei Projekte.
12 Weitere Informationen auf der Webseite des “Australian Business Council for Sustainable Energy”.
13 Den Basispreis für solcherlei Zuschüsse bilden die durchschnittlichen Stromerzeugungskosten aus Braunkohle.
14 Diese Einspeiseregelung für Biomasse ist ausschließlich für solche Projekte nutzbar, die nicht aus einer öffentlichen Ausschreibung
hervorgegangen sind und weniger als 20% fossiler Kraftstoffe in ihrem Betriebsablauf einsetzen.
15 Die Annex – Länder besitzen Auflagen zur Reduktion ihrer Treibhausgasemissionen. Zu den Annex – Ländern zählen vornehmlich die
OECD Länder.
16 Ein CER entspricht einer eingesparten Tonne CO2.
17 Das Delegiertenbüro der Deutschen Wirtschaft in Peking (AHK) gibt eine CDM-Projektliste heraus, die regelmäßig aktualisiert und direkt bei
der AHK angefordert werden kann.
18 Der “CDM Country Guide for China” wurde vom Institut für globale Umweltstrategien in Japan in Kooperation mit CERC entwickelt –
290 abrufbar unter www.iges.or.jp.
18 China
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Es ist für die Bewilligung aller CDM-Projekte zuständig 18.5 Status der erneuerbaren Energieträger
– ungeachtet ihres Umfangs und ihrer Wertigkeit. Die
Zahl der (auf nationaler Ebene) bewilligten CDM-Pro- Der Entwicklungsstand der erneuerbaren Energien zur
jekte in China lag Mitte Juni 2007 bei 524. Davon sind Stromversorgung in China ist in Teilbereichen weit
die meisten in den Bereichen Wind- und Kleinwasser- fortgeschritten, in anderen bleibt er deutlich zurück.
kraft zu finden – stark unterpräsentiert ist bislang bei-
spielsweise der Bereich Deponiegas. Beim CDM-Exe- Bei der netzgebundenen Stromerzeugung auf Basis
kutivbüro der Klimarahmenkonventionen (UNFCCC) erneuerbarer Energieträger ist die Kleinwasserkraft der
waren (von insgesamt 87 Projekten) aus dem Bereich wichtigste Energieträger. Die netzgekoppelte Stromer-
erneuerbare Energien registriert, davon 40 Windenergie- zeugung auf Basis von Biomasse, Geothermie, Solar-
vorhaben, 17 kleinere Wasserkraftprojekte sowie 5 Bio- energie und Gezeitenkraft19 nimmt zu, hat bisher
energie- und 3 Deponiegasanlagen. Für 13 Projekte jedoch noch keine nennenswerte Bedeutung erlangt.
wurden bereits CERs ausgestellt, darunter für 7 Wind- Was die nicht netzgekoppelte Anwendung anbelangt,
kraftprojekte mit insgesamt 0,4 Mio. CERs. Zusam- so existieren zur Zeit in China für die Stromversorgung
mengezählt hätten Projekte auf Basis von erneuerbaren von einzelnen Haushalten mehr als eine halbe Million
Energien bis 2020 das Potenzial, in China 7,5 Mrd. Anlagen, jeweils zu einem Drittel Kleinwind-, Photo-
CERs zu generieren. Eine grundsätzliche Voraus- voltaik- und Kleinstwasserkraftanlagen. Über eine
setzung für CDM-Projekte im Land ist jedoch deren Million Bewohner von kleinen Siedlungszentren
mehrheitlich chinesische Anteilseignung. werden im Inselbetrieb mit Strom aus erneuerbaren
Energien (Kleinwasserkraft, PV-Anlagen und PV-Wind-
Hybridanlagen) versorgt.
Wasserkraft
China besitzt das größte Wasserkraftpotenzial der
Welt, das sich im Westen des Landes konzentriert. Die
große Entfernung dieser Gebiete zu den industriellen
Ballungszentren, in denen die elektrische Energie
gebraucht wird, erschwert die Nutzung dieser Res-
sourcen und erhöht die Anforderungen an die Strom-
übertragung in Richtung Ost- und Südküste.
19 Seit einigen Jahren sind Gezeitenkraftwerke entlang der Küste von Zhejiang und Jiangsu in Betrieb. 291
18 China
Die Kapazität an großen Wasserkraftwerken soll in Die Technik von Kleinwasserkraftwerken gilt in China
Zukunft ausgeweitet werden. Außer dem gigantischen als sehr weit entwickelt und die Fertigungszahlen
Drei-Schluchten-Kraftwerk am Yangtze, das nach rangieren an der Weltspitze. Wegen ihres niedrigen
seiner Fertigstellung im Jahr 2009 über eine Leistung Preises werden sie auch exportiert. Eine größere Ver-
von 18,2 GW verfügen wird, ist am Oberlauf des breitung auf Auslandsmärkten wird jedoch vor allem
Yangtze der Bau von 12 weiteren Wasserkraftwerken in durch die als niedrig beurteilte Produktqualität be-
den nächsten zwei Jahrzehnten geplant. Wasserkraft- hindert. Als verbesserungswürdig gilt ebenfalls die
projekte am Jinsha Fluss sowie den Nebenflüssen des Steuer- und Regeltechnik von Kleinwasserkraftanlagen
Yalong und Dadu sollen allein einen Zugewinn an sowie ihr operativer Betrieb.
Kapazität von 90 GW sorgen. Leicht täuschen diese
staatlichen Ausbaupläne darüber hinweg, dass die Windenergie
Kritik an Großwasserkraftnutzung im Land wächst. Die Nutzung von Windenergie ist in China, das
Anlass gibt dafür unter anderem die mangelnde Wirt- mit einem geschätzten Onshore-Windpotenzial von
schaftlichkeit bestehender Großwasserkraftwerke, wie 250 GW21 an der Weltspitze liegt, sehr aussichtsreich.
beispielsweise des zweitgrößten Kraftwerks Chinas am Windreiche Standorte befinden sich vor allem in den
Ertan Staudamm. Steppen- und Wüstengegenden im Westen und
Norden des Landes sowie in den Küstenregionen.
Das technische Potenzial für Offshore-Standorte wird
Klein- und Kleinstwasserkraft vom Chinesischen Windkraftverband auf zusätzliche
Als Kleinwasserkraftwerk werden in China offiziell 750 GW beziffert.22
solche bis zu einer Kapazität von 50 MW20 definiert.
Betrieben werden solcherlei Anlagen zumeist in Insel-
netzen vom Ministry of Water Resources (MWR). Zur- Winddaten
zeit sind über 42.000 Klein- und Kleinstwasserkraft- Im Rahmen eines UNDP/GEF-Vorhabens wurden
werke (bis 25 MW) mit einer Gesamtkapazität von zwischen 2002 und 2005 an zehn Standorten Wind-
38,5 GW im Einsatz. Das Gesamtpotenzial ausbau- messungen vorgenommen. Diese Standorte gelten als
fähiger Kapazitäten wird landesweit auf 125 GW Pilotvorhaben im Rahmen des nationalen Windent-
geschätzt. Von besonderem Interesse ist dabei der Süd- wicklungsplans und sollen vorrangig staatliche Förde-
westen des Landes, in dem nicht nur 65% aller Verwal- rung bei der Umsetzung von Windparks erhalten.
tungsbezirke, sondern auch 50% des noch ungenutzten
Potenzials für Kleinwasserkraft zu finden sind. Mit China beteiligt sich auch an dem multinationalen und
dem Anschluss der Inselnetze an die überregionalen von UNEP unterstützten Vorhaben “Solar and Wind
Stromnetze werden viele Kleinwasserkraftanlagen außer Energy Resources Assessment (SWERA)”, mit dem die
Betrieb genommen. Andererseits gibt es in Zentral- Winddatenlage auf regionaler Ebene verbessert werden
und Westchina seit kurzem auch wieder einen starken soll. Im Rahmen des SWERA-Programms wurde
Trend zum Bau von Neuanlagen, die in das Netz ein- bereits ein Windatlas für Südostchina erstellt, der noch
speisen. Es werden derzeit rund 2 GW pro Jahr an um weitere Regionen erweitert werden soll.23 Die GTZ
zusätzlicher Kapazität installiert. unterstützte im Rahmen des TERNA-Windenergie-
programms zwischen 2000 und 2002 Windmessungen
in der Provinz Hubei.
20 Offizielle Einstufung nach dem “Promotion Law of Renewable Energy Development and Utilization”.
21 Nach Angaben des Chinesischen Windkraftverbandes bezieht sich das Potenzial von 250 GW auf Windressourcen in 10 m Höhe.
Bei einer Höhe ab 50 m würde sich das Potenzial, so der Verband, verdoppeln.
22 Die in über 900 meteorologischen Stationen gewonnenen Winddaten erfüllen allerdings nicht immer internationale Standards.
Dies gilt insbesondere für die gezielte Standortermittlung für Windkraftprojekte.
23 Für nähere Informationen zu SWERA siehe http://swera.unep.net. Der Windressourcen-Atlas für Südostchina ist erhältlich unter
292 www.rsvp.nrel.gov/wind_resources.html.
18 China
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Bisherige Windnutzung Hemmnisse für Ausbau der Windkraft
Die niedrigen Zubauraten an Windkraftanlagen der Bis zum Anfang des Jahrzehnts basierte der Großteil
letzten Jahren werden zurzeit von einem regelrechten der installierten Windkraftkapazität überwiegend auf
Boom der Branche abgelöst: Ende 2005 überschritten bilateralen bzw. multinationalen Förderprogrammen
die installierten Kapazitäten mit 1,26 GW zunächst und Geldern und weniger auf eigenem Engagement.
die 1-GW-Schwelle.24 Im Jahr 2006 konnte China seine
installierten Kapazitäten an Windenergie mehr als ver- Dem Ausbau der Windkraft stand in der Vergangenheit
doppeln. Diese erreichten Ende 2006 über 2,6 GW. eine Reihe von Hemmnissen gegenüber:
• fehlende Transparenz bei Genehmigungsverfahren;
• langsame Entscheidungs- und Genehmigungs-
3000 prozesse;
2604
• nicht-optimale rechtliche Rahmenbedingungen;
2500
• hohe Importzölle;
2000
• die “local content”-Forderung (70%), dass Wind-
1260 1347
MW
24 Bis Ende 2005 wurden in China 61 Windparks gebaut und 1864 Windturbinen installiert.
25 Datenquelle: Chinesischer Windkraftverband 2005, Global Wind Energy Council 2007.
26 Quelle: Hongwen et al 2006 (CREIA, Greenpeace, GWEC).
27 China beabsichtigt, eine wettbewerbsfähige Windkraftindustrie aufzubauen. Außerdem möchte man bei der Bereitstellung von
Energieressourcen und -anlagen eine zu starke Abhängigkeit von Importen vermeiden. 293
18 China
28 Drei Hersteller fertigen in Serie, die anderen drei Hersteller haben Prototypen entwickelt. Darunter befinden sich auch die Firma Nordex
mit einer Fertigung in Xian sowie die Firma Goldwind, die Anlagen des deutschen Herstellers REpower in Lizenz fertigt.
29 Ende 2002 stammten 11% (54 MW) der installierten Gesamtkapazität aus einheimischer Produktion. In 2002 wurden 28 MW der insgesamt
67 MW neu installierter Anlagen aus lokaler Produktion bezogen.
30 Im Rahmen des vergangenen Fünfjahresplans (2001-2005) und des sogenannten “863-Förderprogramms” für Hochtechnologien wurden
294 beispielsweise schwerpunktmäßig Biomasseanlagen zur Stromerzeugung entwickelt.
18 China
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
• die momentane schlechte ökonomische Lage der Deponiegasnutzung
chinesischen Zuckerindustrie, die keinen Raum für Mit Unterstützung aus dem UNDP/GEF-Vorhaben
Investitionen lässt; “Promoting Methane Recovery and Utilisation from
• der Mangel an zinsgünstigen, langfristigen Krediten Mixed Municipal Refuse” werden Mülldeponien in
(zinsgünstige Kredite mit einer Laufzeit von drei mehreren Städten auf ihre Eignung hinsichtlich der
Jahren wurden bis 1999 nur für die Eigenstrom- Verstromung von Deponiegasen untersucht. Die Studien
versorgung vergeben); hierzu wurden Mitte 2004 abgeschlossen. Hier liegt
• das erst 2006 in Kraft getretene, standardisierte auch ein großes Potenzial für CDM-Projekte. Eine erste
Regelwerk zur Stromlieferung und Vergütung; Pilotanlage in Anshan ist bereits fertig gestellt und hat
• der saisonale Charakter der Zuckerproduktion Mitte 2004 den Betrieb aufgenommen. Zurzeit fallen
(und damit des Bagasseanfalls), die nur ca. fünf jährlich rund 100 Mio. Tonnen an Siedlungsabfällen
Monate im Jahr läuft. an, die zu 80% in Deponien entsorgt werden.
295
18 China
31 Chinese Renewable Energy Industries Association (CREIA) (2001): New and Renewable Sources of Energy in China – Technologies and
Products. Im Verlauf des 11. Fünfjahresplans sollen rund 260 MW (netzfern) installiert werden.
32 In Shanghai gibt es beispielsweise Pläne für ein 100.000-Dächer-Programm. Im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2008 gibt es außerdem
296 eine Reihe von Optionen zum Ausbau des PV-Marktes in Beijing.
18 China
Solarthermie Geothermie
Die Verwendung von Solarthermie zur Warmwasser- Die Erzeugung elektrischen Stroms aus geothermischen
bereitung ist in China bereits sehr verbreitet. Mit Quellen ist in China trotz beachtlicher Vorkommen
55 GWth verfügt das Land über 60% der weltweit noch kaum entwickelt. Das Potenzial, das aufgrund
installierten Leistung in diesem Bereich. Allein im Jahr seiner hohen Temperatur (> 150°C) direkt für die
2006 wurden 10,5 GWth – 80% des weltweiten Zuge- Stromerzeugung genutzt werden kann, wird auf 5,8 GW
winns an Solarthermie – neu installiert. Dies umfasste geschätzt. Nutzbare Potenziale sind entlang der Taiwan
einen Zuwachs an Kollektorfläche von 15 Mio. m2 auf gegenüber liegenden Ostküste (Taiwan Geothermal
insgesamt 90 Mio. m2 Ende 2006. Auf fast 50 Millionen Zone) und in der Yunnan Geothermal Zone in Tibet zu
chinesischen Dächern wurde 2006 bereits Solarwärme finden. Lediglich 30 MW installierter Leistung sind
gewonnen. Zur Produktion von Warmwasser ist ein auf ein Geothermie-Kraftwerk von 25 MW Leistungs-
Ausbau der Kollektorfläche auf 150 Mio. m2 bis 2010 kapazität in Yangbajing in Tibet sowie auf eine Reihe
und 300 Mio. m2 bis 2020 vorgesehen. kleinerer Demonstrationsvorhaben verteilt.
Mit rund 1000 Herstellern in ganz China ist die lokale In China wurden 255 Standorte ermittelt, die für eine
Industrie für Systeme solarer Warmwasserbereitung geothermische Stromerzeugung in Frage kommen und
sehr bedeutsam. Allerdings sind nur rund 10% dieser von denen bis 2010 zehn Standorte mit einem Strom-
Hersteller wettbewerbsfähig, was vornehmlich mit der erzeugungspotenzial von 300 MW erschlossen werden
Markenqualität der Systeme sowie den Verkaufs- und sollen.
Servicestrategien in Verbindung gebracht wird. Die
Hauptabsatzmärkte für solare Warmwasserbereiter
befinden sich genau in der Nische zwischen städtischen 18.6 Ländliche Elektrifizierung
und ländlichen Gegenden. Dazu gehören beispiels-
weise die Vororte großer Städte als auch kleinstädtische Im Bereich der nicht netzgekoppelten ländlichen
Bezirke. Stromversorgung ist neben den großen staatlichen
Netzbetreibern insbesondere die staatliche Reform-
Zur Stromgewinnung finden solarthermische Systeme und Entwicklungskommission (NDRC) sowie das
in China bislang keine Verwendung. Das soll sich Ministerium für Wasserressourcen (MWR) mit Klein-
zukünftig u.a. mit einem eigenen Forschungs- und wasserkraftwerken tätig.
Entwicklungsprogramm für diesen Bereich im
Rahmen des 11ten Fünf-Jahresplans ändern. Im
Norden Chinas ist außerdem in chinesisch-deutscher Elektrifizierungsgrad
Kooperation33 das erste solarthermische Kraftwerk zur Durch Netzerweiterungen und ländliche Elektrifizie-
Elektrizitätserzeugung in Planung. Nach der ersten rungsprogramme können inzwischen ca. 98% der
Bauphase soll das 2,5 Mrd. US$ Projekt eine Kapazität Bevölkerung Chinas mit Strom versorgt werden. Von
von 50 MW erreichen und bis 2020 auf 1 GW instal- den verbleibenden 30 Millionen Menschen ohne Strom-
lierter Leistung erweitert werden. versorgung, insbesondere in den Provinzen im Westen
und Norden des Landes,34 sollen auf Basis des sehr
ambitionierten Brightness-Förderprogramms bis 2010
rund 23 Millionen eine Basisversorgung in einem
Kapazitätsbereich von jeweils rund 100 W35 erhalten.
33 Die Technologie für das Projekt stellt das deutsche Unternehmen Solar Millenium AG.
34 Tibet ist die Provinz, in der mit Abstand der größte Teil der Haushalte (ca. 80%) keine Stromversorgung besitzt.
35 Die 100 W sind als Richtwert zu verstehen. In manchen Gegenden kommen beispielsweise auch Solar-Home-Systeme
mit einer Leistung von 20 W für Beleuchtungszwecke zum Einsatz. 297
18 China
Erneuerbare Energien bieten in den peripheren Gebieten Die Kleinwasserkraft liefert mittlerweile eine Leistung
eine wirtschaftliche Alternative zur Netzversorgung von 293 MW verteilt auf insgesamt 268 Anlagen. Den
und eine angepasstere und umweltfreundlichere jeweils lokalen Elektrifizierungen ging zumeist eine
Option als herkömmliche Dieselanlagen. Der Energie- Ausschreibung und der Wettbewerb privater Firmen
bedarf in den abgelegenen Gebieten korreliert besonders voraus. Die Verantwortung für die Stromerzeugung und
gut mit dem dortigen Potenzial an Solar- und Wind- Wartung der installierten Anlagen wurde dann meist an
energie sowie auch Kleinstwasserkraft, sodass diese lokale bzw. regionale Behörden abgegeben. Die Strom-
alternativen Energieformen für die Elektrifizierung der preise variieren typischerweise zwischen 4,9 und
ländlichen Gebiete Chinas prädestiniert scheinen. Die 19 €-ct/kWh zwischen den Provinzen. Der Umstand,
hohe Konzentration des Angebots in einigen Regionen dass die Umsätze bei diesen Preisen unter den operativen
erlaubt sogar die Nutzung des Potenzials erneuerbarer Kosten bleiben, könnte zukünftig durch die mit dem
Energien zur netzgebundenen Stromerzeugung. Dies Gesetz für erneuerbare Energien eingeführten Elektrizi-
gilt insbesondere für die Windenergie. tätsaufpreise subventioniert werden.
Zusätzlichen Aufwind bekommt die Energiever- Während alle Städte Chinas mit dem Township Electri-
sorgung ländlicher Regionen mit erneuerbaren Energien fication Program weitgehend erreicht werden konnten,
durch das von Regierungsseite formulierte Ziel, bis steht die Elektrifizierung vieler Dörfer noch aus. Mit
2020 einen bescheidenen Wohlstand für die gesamte dem “Village Electrification Program” (Song Dian Dao
Bevölkerung Chinas zu schaffen (“Xiaokang”).36 Es zielt Cun) sollen zwischen 2006 und 2010 rund 20.000 Dörfer
darauf ab, das zunehmende Missverhältnis zwischen PV-Dorfsysteme sowie Solar-Home-Systeme im Umfang
den Neureichen in den Städten Chinas und der großen von insgesamt 265 MW erhalten. Hierfür sind rund
Mehrheit ländlicher Bevölkerung zu überwinden – u.a. 2 Mrd. US$ eingeplant. Bis 2015 sollen die ländlichen
durch ein wachsendes Gleichgewicht ökonomischer Regionen Chinas vollständig elektrifiziert sein.
und sozialer Entwicklung.
Das “Brightness Program” wird von GTZ und KfW
technisch und finanziell unterstützt. Langfristig sollen
Township und Village Electrification Programme nachhaltige, sich selbst tragende Stromversorgungs-
Zurzeit werden mehrere nationale Förderprogramme, systeme auf kommerzieller Basis entstehen. Die GTZ
teilweise mit bilateraler und multinationaler Unter- sorgt außerdem für die Qualifizierung der einheimischen
stützung, zur Verbesserung der ländlichen Stromver- Lehrkräfte, die dann ihrerseits die für den Betrieb und
sorgung durchgeführt.37 die Wartung der Anlagen zuständigen lokalen Techniker
ausbilden.
Eines der im weltweiten Maßstab ambitioniertesten
Programme ist das “Township Electrification Program” Bei der Installation der Erzeugungs- und Netzsysteme
(Song Dian Dao Xiang), das die NDRC als Umset- wurden aufgrund des hohen Zeitdrucks, unter dem die
zungsmaßnahme des “National Brightness Program” anspruchsvollen Planzahlen realisiert werden mussten,
2002 startete. Es zielte darauf ab, innerhalb von teilweise Anlagen mit schlechter Qualität und in unzu-
2 Jahren 1000 Städte in insgesamt 11 Provinzen zu reichender Dimensionierung ausgewählt. Um technische
elektrifizieren. Basierend auf einem Finanzvolumen von Probleme möglichst schon im Ansatz zu erkennen und
rund 560 Mio. US$ wurden bis Ende 2004 in rund den Einfluss der Elektrifizierung auf die Lebens- und
721 Gemeinden fast 20 MW an PV-Systemen bzw. Arbeitsbedingungen der Nutzer zu bestimmen, wird
hybriden PV-Wind-Systemen sowie 274 MW an Klein- ebenfalls mit Unterstützung der GTZ ein umfassendes
wasserkraftanlagen installiert und an Mini-Stromnetze technisches und sozioökonomisches Monitoring-
angeschlossen. Die Fertigstellung einiger Anlagen System eingerichtet.
steht immer noch aus.
18.7 Programme und Projekte der Renewable Energy Development Programme (REDP)
Internationalen Zusammenarbeit Das seit 2001 von der Weltbank und GEF unterstützte
“Renewable Energy Development Programme” (REDP)
Capacity Building for the Rapid Commercialisation of zielt auf die Entwicklung des Marktes für Photovoltaik-
Renewable Energy (CCRE) Technologien sowie auf die Erbringung des Nachweises
Von 1999 bis 2005 wurde das aus GEF-Mitteln unter- der kommerziellen Entwicklungsmöglichkeit der Wind-
stützte Projekt “Capacity Building for the Rapid kraft in den Küstenregionen ab. Neben PV und Wind
Commercialisation of Renewable Energy (CCRE)” von beinhaltet das Programm als dritte Komponente
UNDP umgesetzt, dessen Ziel der Aufbau kommer- “Technische Verbesserungen”.
zieller Industriesektoren im Bereich erneuerbarer
Energien war.38 Mit finanzieller Unterstützung der aus- Im Rahmen der PV-Komponente des REDP werden
tralischen und der niederländischen Regierung trug lokale Solar-Firmen finanziell und institutionell unter-
das Vorhaben zur institutionellen Stärkung und zur stützt, um 300.000 bis 400.000 Solar-Home-Systeme
Umsetzung von Demonstrationsvorhaben bei. Im mit einer Gesamtleistung von 10 MWp beschaffen,
Rahmen des Vorhabens wurde die Chinese Renewable installieren und warten zu können. Diese Anlagen
Energy Industries Association (CREIA) gegründet, die sollen an Haushalte in ländlichen Regionen von sechs
sich als Mittler zwischen Industrie und Behörde versteht nordwestlichen Provinzen verkauft werden, wobei ein
und in dieser Funktion nationale und internationale Zuschuss von 1,50 US$ pro verkauftem Wp gewährt
Projektentwickler und Investoren zusammenbringen wird. Insgesamt ist ein Zuschuss von 27 Mio. US$ ver-
will. Weitere Maßnahmen umfassen unter anderem die einbart. Bis Ende 2004 konnten etwa 175.000 Anlagen
Ausbildung von Fachpersonal, Politikberatung, De- mit einer Leistung von insgesamt 3,5 MWp verkauft
monstrationsanlagen und Produktzertifizierung. und installiert werden. Im Rahmen des Village
Electrification Programs ist geplant, eine Pilotphase
finanziell mit bis zu 20 Mio. US$ in den Provinzen
China Renewable Energy Scale Up Programme Xinjiang, Innere Mongolei sowie Tibet zu unterstützen.
(CRESP)
Im Juni 2005 ist das “China Renewable Energy Scale Um die Entwicklung der Windkraft zu fördern, unter-
Up Programme”, das die chinesische Regierung in Zu- stützt REDP die Errichtung von zwei Windparks von
sammenarbeit mit der Weltbank und der Global insgesamt 20 MW in der Nähe von Shanghai mit
Environment Facility (GEF) entwickelt hat, angelaufen. einem zinsgünstigen Kredit in Höhe von 13 Mio. US$.
Angelehnt an die politischen Ausbauziele zur Nutzung Das Programmende wird für Ende Juni 2007 erwartet.
der erneuerbaren Energien, ist es darauf ausgerichtet,
ihre Wirtschaftlichkeit zu fördern und institutionelle
als auch ökonomische Barrieren, die ihrer Nutzung in Zusammenarbeit mit Deutschland
der Vergangenheit im Weg standen, abzubauen. Im Finanzielle und technische Hilfe deutscher Institutionen
Mittelpunkt stehen dabei Großtechnologien auf Basis für erneuerbare Energien findet zu einem Großteil in
von Wind und Biomasse. In der ersten von insgesamt ländlichen Regionen Chinas statt. Im Zuge der wach-
drei Projektphasen wird die Implementierung von senden wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit Chinas hat
verbindlichen Richtlinien für den Energiemarkt in vier das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusam-
Provinzen erprobt und mit einem Budget von menarbeit (BMZ) die Beitrage zu technischer und
40,22 Mio. US$ durch die GEF unterstützt. finanzieller Zusammenarbeit insgesamt zwar gekürzt,
dafür konzentriert sich die Unterstützung nun zu einem
Großteil auf die Bereiche “Schutz und nachhaltige
Nutzung natürlicher Ressourcen” sowie “nachhaltige
Wirtschaftsentwicklung”.
38 Beachtung finden PV- und Windhybridsysteme für kommunale Netzwerke, Biogas aus Industrie- und Agrarrückständen,
Solarthermie und netzgekoppelte Windkraftanlagen sowie mit Bagasse betriebene KWK-Anlagen. 299
18 China
Seit Ende 2001 führt die GTZ gemeinsam mit der Im Rahmen des TERNA-Windenergieprogramms
NDRC (früher SDPC) unter dem Titel “erneuerbare sowie weiterer Vorhaben wurde die chinesische
Energien in ländlichen Gebieten” ein Programm zur Regierung bei der Konkretisierung der rechtlichen
Förderung der Nutzung erneuerbarer Energien in den Rahmenbedingungen unterstützt. So auch insbesondere
Provinzen Qinghai, Yunnan, Gansu sowie der Auto- bei den Regelungen zu Einspeisetarifen und dem Aus-
nomen Region Tibet durch. Dabei wurde bisher insbe- gleichsmechanismus im Rahmen des Gesetzes für
sondere das “Township Electrification Program” durch erneuerbare Energien.
Ausbildung von Lehrkräften zur Schulung lokaler
Betreiber, durch Qualitätssicherungsmaßnahmen und
andere Leistungen unterstützt. Zum Nachweis der Wechselkurs (Dezember 2006):
sozioökonomischen Auswirkungen der verbesserten 1 Chinesischer Renminbi Yuan (CNY) =
ländlichen Energieversorgung wurde ein Wirkungs- 0,096 Euro (EUR)
monitoring-System eingerichtet. NDRC wird in 1 EUR = 10,39 CNY
Fragen des System-Designs und der Tarifgestaltung
beraten. Die Projektlaufzeit endet voraussichtlich im
September 2007.
Zur Unterstützung dieser Vorhaben sowie der nationalen • Bfai – Bundesagentur für Außenwirtschaft:
Ausbau-Programme wird von der China Long Yuan Guangdong investiert stärker in Stromwirtschaft,
Power Group und dem China Electric Power Research 01/2006
Institute (CEPRI) zusammen mit der GTZ zurzeit ein
nationales Forschungs- und Ausbildungsprojekt für • DoE-EIA:
Windenergie durchgeführt. Schwerpunkte des Projekts Country Analysis Briefs, China, August 2006
sind Fortbildung, Beratung und angewandte Forschung
mit dem Ziel, die fachlich-technischen Kapazitäten von • Haoping, Wang (GTZ):
privaten und staatlichen Institutionen zum landesweiten Clean Development Mechanism in China – Project
Ausbau der netzgebundenen Windenergie zu verbessern. Activities and Policy Insights, Beijing, August 2006
300
18 China
• Haugwitz, Frank; Müller, Hansjörg (GTZ): • Lietsch, Jutta & May Hanne:
Solarenergie: Strom für ländliche Gebiete – In Windeseile gen Osten. In: Neue Energie,
Kooperationsmöglichkeiten für die deutsche 11/2005, 90-93
Solarindustrie im Rahmen der Technischen
Zusammenarbeit in den Provinzen Qinghai und • Loy, Detlef:
Yunnan, in: Sonne, Wind und Wärme; Juni 2003 China: Feed-In Tariffs and other Provisions to
Promote Renewable Electricity, 2/2006
• Hongwen, Xie; Jingli, Shi; Junfeng, Li;
Pengfel, Shi & Yangin, Song: • Ma Shenghong:
A Study on the Pricing Policy of Wind Power in Fight to Achieve the Goal of Township
China, hrsg.: Chinese Renewable Energy Industries Electrification Program, 2. Internationales
Association (CREIA), Greenpeace & Global Wind Symposium Zukunftsenergien für den Süden,
Energy Council, Oktober 2006 April 2003, Gelsenkirchen (www.solartransfer.de)
301
18 China
• World Bank, MOST, GTZ, SECO: Center for Renewable Energy Development Energy
Clean Development Mechanism in China, Research Institute of NDRC
2nd edition Washington 2004 1418 Guahong Mansion A 11, Muxidi Beili
Beijing 100038
• Yang Jianxiang: Tel. +86 (10) 63 90 84 73
Large Scale Market closer in China, Fax +86 (10) 68 00 26 74
Windpower monthly, January 2004
Ministry of Agriculture (MOA)
• Yanrui Wu: Energy Division
Deregulation and growth in China’s energy sector – 11 Nongzhanguan Nanli
a review of recent development, Energy Policy, Beijing 100026
31 (2003), S. 1417-1425 Tel. +86 (10) 65 00 34 78
Fax +86 (10) 65 00 24 48
• Yuan Zhenhong; Wu Chuangzhi; Ma Longlong;
Jiang Jianchun; Chen Dongmei; Zhu Weidung: Ministry of Commerce (MOFCOM)
Biomass Utilization and Technology Development 2 Dong Changan Avenue
in China. 2. Internationales Symposium Zukunfts- Beijing 100731
energien für den Süden, April 2003, Gelsenkirchen Tel. +86 (10) 65 28 46 71
(www.solartransfer.de) Fax +86 (10) 65 19 81 73
english.mofcom.gov.cn/
302
18 China
Ministry of Science and Technology (MOST) Delegiertenbüro der Deutschen Wirtschaft in Peking
15b Fuxing Road Delegate of German Industry and Commerce –
Beijing 100862 Beijing (AHK)
Tel. +86 (10) 68 51 26 18/68 51 55 44 Landmark Tower 2, Unit 0811
Fax +86 (10) 68 51 50 04 North Dongsanhuan Road, Chaoyang District
www.most.gov.cn/eng/ Beijing 100004
Tel. +86 (10) 65 90 09 26
National Development and Reform Commission Fax +86 (10) 65 90 63 13
(NDRC) E-Mail: info@bj.china.ahk.de
Energy Bureau www.china.ahk.de/
38 Yuetan Nanjie
Beijing 100824 China General Chamber of Commerce
Tel. +86 (10) 68 50 12 62 No. 45 Fuxingmennei Dajie Licheng District
Fax +86 (10) 68 50 14 43 Beijing 100801
http://en.ndrc.gov.cn Tel. +86 (10) 66 09 55 68
Fax +86 (10) 66 09 54 98
Ministry of Water Resources www.cgcc.org.hk/index_e.html
Water Resources Information Center
Tel. +86 (10) 63 20 23 73 China Chamber of International Commerce (CCOIC)
E-Mail: webmaster@mwr.gov.cn China Council for the Promotion of International
www.mwr.gov.cn/english/ Trade (CCPIT)
No.1 Fuxingmenwai Street
State Grid Corporation of China (SPCC) Beijing 100860
No. 86, Xichang’an Avenue Tel. +86 (10) 88 07 5716
Beijing 100031 Fax +86 (10) 68 03 0747
Tel. +86 (10) 66 59 75 71 E-Mail: info@ccpit.org
Fax +86 (10) 66 59 75 94 english.ccpit.org/
E-Mail: spchina-web@sp.com.cn
www.sp-china.com Botschaft der Volksrepublik China
Märkisches Ufer 54
China Electricity Council (CEC) 10179 Berlin
1 Lane Two Baiguang Road Xuanwu District Tel. +49 (30) 275 88-0
Beijing 100761 Fax +49 (30) 275 88-221
Tel. +86 (10) 63 41 52 13 E-Mail: chinaemb_de@mfa.gov.cn
Fax +86 (10) 63 41 52 13 www.china-botschaft.de
E-Mail: info@cec.org.cn
www.cec.org.cn/cec-en/index.htm GTZ Office Beijing
Sunflower Tower, Room 1100
Maizidian St. 37, Chaoyang District
100026 Beijing
Tel. +86 (10) 85 27 51 80
Fax +86 (10) 85 27 51 85
E-Mail: gtz-china@gtz.de
www.gtz.de/china
303
18 China
18.10 Anhang
Nr. Provinz Installierte Neubau Gesamte Neubau Gesamte Neubau Gesamte Neubau Gesamte
Kapazität 2005 (MW) Kapazität 2010 (MW) Kapazität 2015 (MW) Kapazität 2020 (MW) Kapazität
Ende 2004 2005 (MW) 2010 (MW) 2015 (MW) 2020 (MW)
(MW)
1 Hebei (inkl Beijing) 35,1 84,5 119,6 1.000 1.120 600 1.720 780 2.500
2 Jiangsu 450 450 700 1.150 850 2.000
3 Inner Mongolia 135,1 30 165,1 230 400 1.000 1.400 600 2.000
4 Fujian 12,8 9,4 22,2 150 170 500 670 830 1.500
5 Guangdong 86,4 21,5 107,9 150 260 500 760 740 1.500
6 Liaoning 126,5 126,5 100 230 320 550 650 1.200
7 Gansu 52,2 11,9 64,1 100 160 200 360 640 1.000
8 Xinjiang 113,1 8,5 121,6 100 220 200 420 580 1.000
9 Jilin 30,1 30,1 300 330 300 630 370 1.000
10 Zhejiang 34,5 34,5 50 80 100 180 620 800
11 Shandong 33,6 2,3 35,8 170 210 200 410 390 800
12 Shanghai 4,9 19,5 24,4 100 120 200 320 280 600
13 Heilongjiang 36,3 36,3 50 90 100 190 410 600
14 Jiangxi 100 100 400 500
15 Ningxia 55,3 35,2 90,5 50 140 100 240 160 400
16 Hainan 8,8 8,8 10 130 140 260 400
17 Guangxi 50 50 150 200
18 Shanxi 50
19 Guizhou
20 Shaanxi
21 Henan
22 Tianjin
23 Hubei 13,6 13,6 13,6 100 110 40 150
24 Yunnan 50 50 100 150
25 Hunan 50 50 100 150
26 Chongqing 50 50 50 100
27 Sichuan 50 50 50 100
28 Tibet 50 50 50 100
29 Anhui 50 50 50 100
Summe 764,4 236,3 1.000 3.000 4.000 6.000 10.000 10.000 20.000
304
19 Indien
19 Indien
19.1 Elektrizitätsmarkt Ausbauplanung
Der jährliche Kapazitätszuwachs bewegt sich seit Beginn
Installierte Kapazitäten des neuen Jahrtausends bei rund 3 % – mit leicht
Mitte Februar 2007 belief sich die installierte Stromer- steigender Tendenz – und hat im Zeitraum 2004-2005
zeugungskapazität Indiens auf 128 GW.1 Davon ent- einen Wert von 5,1% erreicht. Das Elektrizitätsminis-
fielen 54 % auf Kohlekraftwerke, 27% auf Großwasser- terium hat im Rahmen des 10. (2002-07) und
kraft, 11 % auf Gas, 3% auf Kernkraft und etwa 5% 11. (2007-12) Fünfjahresplans, also für den Zeitraum
auf erneuerbare Energien (nicht-konventionelle Ener- 2002 bis 2012, Neuinstallationen in einem Umfang
gieträger). von 100 GW geplant. Ende März 2007 lag laut Angaben
des Elektrizitätsministeriums der tatsächlich erreichte
Zubau allerdings unter dem im 10. Fünfjahresplan
Jahr 2002 2003 2004 2005
angestrebten Wert von 41 GW.3 Schwierigkeiten beim
Thermisch [MW] 74.427 76.606 77.968 80.902 Kapazitätsaufbau liegen zum Teil darin begründet,
Wasserkraft [MW] 26.261 26.910 29.500 30.935 dass weder die indische Bundesregierung noch die ein-
Kernkraft [MW] 2.720 2.720 2.720 2.720
zelnen Bundesstaaten über ausreichende finanzielle
Mittel für Neuinvestitionen verfügen.
Windkraft [MW] 1.507 1.735 1.869 2.979
1 Quelle: Ministry of Power (Ende September 2006 betrug die installierte Stromerzeugungskapazität 127,4 GW)
2 Quellen: Ministry of Power, Annual Reports 2002/2003 bis 2005/2006. Allgemein ist zu beachten, dass Bilanzen und statistische
Jahresspannen in Indien vorwiegend den Zeitraum vom 1. April eines Jahres bis 31. März des folgenden Jahres umfassen.
3 Das Jahresziel 2004/05 von 5.245 MW wurde zu 75% und das Ziel für 05/06 von 6.934 MW war bis 2 Monate vor Phasenende nur
zu 45% erreicht.
4 Für unabhängige Stromproduzenten ist von der indischen Regierung die Teilnahme an Ausschreibungswettbewerben vorgeschrieben
(Ausnahme: Projekte auf der Basis nicht-konventioneller Energieträger). 305
19 Indien
Gas 11,50
Diesel 2,20
Hinsichtlich der eingesetzten Energieträger richtet sich Kernenergie 2,56
der Fokus nach wie vor auf die Nutzung der im Land Wind 0,67
reichlich vorhandenen und als kostengünstigste Primär-
Biomasse 0,03
energiequelle geltenden Kohlevorkommen mit Hilfe
Gesamt 100,0
von effizienten und “sauberen” Technologien. Nationale
Kohlerreserven von 96 Mrd. Tonnen gelten als gesichert.
Mittelfristig wird auch die Nutzung von Erdgas als Tab 3: Energieträgereinsatz zur Stromerzeugung;
bedeutend für Indien erachtet. Die aktuelle Anzahl von Indien; 2004/05
sechs Kernkraftwerken soll sich bis 2020 verdreifachen.
Angestrebt wird gleichzeitig eine wachsende Nutzung
erneuerbarer nicht-konventioneller Energien zur Strom- Die tatsächliche, jeweils auf ein Jahr bezogene Energie-
erzeugung. versorgungssituation für die 10. Planungsperiode von
2002-07 (laut Angaben des ‘Report of Working Group
on Power for 11th Plan (2007-12) – Ministry of Power’
von Januar 2007) ist der folgenden Tabelle zu entnehmen:
306
19 Indien
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Jahr Spitzenwert Energie Bis 2012 soll das nationale Verbundnetz auf eine
Bedarf Verfügbar Defizit Bedarf Verfügbar Defizit Durchleitungskapazität von 37.150 MW ausgebaut
MW MW % Mio. KWh Mio. KWh % werden. Wie leistungsfähig das Netz letztlich sein
2002-03 81.492 71.547 12,2 545.983 497.690 8,8 wird, hängt auch davon ab, inwieweit derzeitige
2003-04 84.574 75.066 11,2 559.264 519.398 7,1 Schwierigkeiten, wie beispielsweise die mangelhafte
Stabilität, behoben werden können. Allein den durch
2004-05 87.906 77.652 11,7 591.373 548.115 7,3
Stromausfälle verursachten Schaden beziffert die indische
2005-06 93.255 81.792 12,3 631.757 578.819 8,4
Regierung inzwischen auf über 35 Mrd. US$ pro Jahr.
2006-07
(bis Dez. 100.466 86.415 14,0 510.223 465.149 8,8
2006)
Stromverbrauch
Tab. 4: Tatsächliche Energieversorgungssituation Der gesamte Stromverbrauch lag im Bilanzjahr
(auf ganz Indien bezogen) im 10. Fünfjahresplan 2005/06 bei knapp 567 TWh. Im Bilanzjahr 2004/05
(2002-07) verzeichneten die Haushalte einen Anteil von rund
21%, Landwirtschaft 20%, Industrie 44% und andere
Sektoren 15 % (u.a. Gewerbe, öffentlicher Dienst).
Stromübertragung und -verteilung Im gleichen Jahr lag der Pro-Kopf-Verbrauch bei etwa
Im Laufe der Jahre wurde in Indien ein ausgedehntes 613 kWh/Jahr.
Übertragungs- und Verteilungsnetzwerk aufgebaut.
Abhängig von der jeweiligen Strommenge und der Der indische Strommarkt ist nach wie vor durch hohe
Entfernung werden Leitungen mit geeigneter Spannung Defizite bei der Deckung von Lastspitzen (2006: 14 %)
verlegt. Hierbei kommen Leitungen mit Nennspan- und bei der Bewältigung der Stromnachfrage (2006:
nungen von 500 kV HVDC und 765 kV, 400 kV, 8,8 %) gekennzeichnet. Durch Implementierung von
230/220 kV, 110 kV und 66 kV AC zum Einsatz, die Energieeffizienz- und Energiesparmaßnahmen auf den
von den bundesstaatlichen Elektrizitätsgesellschaften verschiedenen Erzeugungs- und Verbrauchsebenen
und von zentralstaatlichen Erzeugungs-, Übertragungs- erhofft sich die indische Regierung, der Kostenintensität
und Verteilungsunternehmen installiert werden. Die von Kapazitätsausweitung und Netzausbau eine kosten-
Standardspannungswerte auf der Verteilungsseite be- günstige Strategie entgegen zu setzen. Um zu erreichen,
tragen 33 kV, 22 kV, 11 kV, 400/230 Volt sowie 6,6 kV, dass die thermischen Kraftwerke auf möglichst effizi-
3,3 kV und 2,2 kV. Ende März 2005 hatten die unter entem Niveau gefahren werden, vergibt das Elektrizi-
den verschiedenen Spannungswerten gefahrenen Über- tätsministerium beispielsweise Auszeichnungen bzw.
tragungs- und Verteilungsleitungen eine Länge von Prämien, wie z.B. den “Productivity Award”.
6.570.823 Netzkilometern.
5 Daten zum Bestand, zu Ausbauplänen und interregionalen Verbindungen des nationalen Übertragungsnetzes werden unter
www.cercind.org/powergrid.htm aufgelistet. 307
19 Indien
6 Die NTPC betreibt mit Kohle und Erdgas befeuerte Anlagen. Sie hat allein einen Anteil von 20% an der nationalen Stromerzeugungskapazität.
7 Die NHDC ist die größte Organisation zur Entwicklung der Wasserkraft in Indien. Ihr Ziel ist darüber hinaus, zu gewährleisten, dass sich die
308 Nutzung von Wasserkraft, Wind, Gezeitenenergie und Geothermie in Übereinstimmung mit der nationalen Wirtschaftspolitik entwickelt.
19 Indien
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
19.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen Als grundlegendes Strategiepapier für die Reform der
bundesstaatlichen Stromsektoren wurde Ende 1996 der
Die Hauptverantwortung für die Organisation des “Minimum National Action Plan for Power” verab-
Stromsektors auf nationaler Ebene trägt das Elektrizi- schiedet, der als Ziel die Wirtschaftlichkeit der SEBs
tätsministerium (Ministry of Power – MoP), dem die und deren Unabhängigkeit von politischen Institutionen
Central Electricity Authority (CEA) in technischen und beinhaltet.9 Letztlich sollte damit ein regulatives und
wirtschaftlichen Fragen zuarbeitet. Für Entwicklung und operationales Umfeld geschaffen werden, das weit-
Förderung erneuerbarer Energien ist das Ministry of reichende private Investitionen ermöglicht.
New and Renewable Energy (MNRE)8 zuständig, wobei
insgesamt neun MNRE-Regionalbüros, die in direktem Nachdem die Reformen vor dem Hintergrund der
Kontakt zu den Regierungen der einzelnen Bundesländer föderalen Strukturen in Indien und der damit einher-
stehen, für eine effektive Umsetzung aller vom MNRE gehenden regionalen Selbstbestimmung zunächst nur
aufgelegten Programme sorgen. Für die Formulierung in einigen Bundesstaaten umgesetzt wurden, gewinnen
der Fünfjahrespläne im Energiesektor gibt es mit der sie allmählich an breiterer Durchsetzungskraft.10 In
Planning Commission eine eigene institutionelle Ein- 12 Bundesstaaten wurden die Zuständigkeiten für
richtung. Diese nimmt gleichzeitig die Aufgabe wahr, Erzeugung und Netzbetrieb bereits voneinander
die Planungsaktivitäten der einzelnen Energieminis- getrennt (“unbundling”). In 10 weiteren Staaten sind
terien untereinander und mit den wirtschaftlichen Zielen ähnliche Schritte zur Entflechtung des Stromsektors in
der Regierung abzustimmen. Vorbereitung. Insgesamt spielen unabhängige Strom-
produzenten, deren Bedeutung für die Versorgungs-
sicherheit als essenziell angesehen wird, nach wie vor
Reformen des Elektrizitätssektors allerdings eine untergeordnete Rolle. Für den Bereich
Der Stromsektor in Indien hat sich über Jahre als der Stromübertragung spielen privatwirtschaftliche
reformresistent gezeigt. Eine gesetzliche Neuregelung Beteiligungen bislang so gut wie keine Rolle.
(Electricity Laws Amendment Act) im Jahr 1991 und
eine Reform der Elektrizitätsgesetze von 1910 und Handel mit Strom wurde im Jahr 1999 mit der
1948 zur Öffnung des Marktes für private in- und aus- Gründung der Aktiengesellschaft “Power Trading
ländische Investoren erwiesen sich zunächst als wenig Corporation of India” eingeführt. Die Verabschiedung
erfolgreich. Daraus hervorgehende Maßnahmen, wie des Elektrizitätsgesetzes (Electricity Act) im Jahr 2003
beispielsweise eine Senkung von Importzöllen und ermöglichte die Erschließung des Markts zur optimalen
Steuern sowie gesicherte Renditen für unabhängige Energienutzung, trieb den Stromaustausch mit Nach-
Stromerzeuger, wurden kaum angenommen. Gleichzeitig barländern voran und erleichterte innerhalb des Landes
zeigte sich durch eine zunehmend prekäre Finanz- den Zugang zum Stromaustausch von Überfluss- zu
situation der SEBs, dass die Investitionen in den Strom- Defizitanlagen. Ende März 2005 waren Stromhandels-
sektor mit dem rasanten Anstieg des Strombedarfs – lizenzen an 13 Stromhandelsgesellschaften ausgestellt
ausgelöst durch das Wirtschaftswachstum – immer worden. Allerdings betrieben im Jahr 2004/05 nur
weniger Schritt halten konnten. 4 Gesellschaften Handel mit Strom. Die von diesen
Gesellschaften gehandelte elektrische Energie hatte ein
Gesamtvolumen von etwa 11.846 GWh, was ungefähr
2% der insgesamt von allen Versorgern erzeugten Elek-
trizität ausmacht.
8 Das “Ministry of Non-Conventional Energy Sources” wurde am 14. Oktober 2006 in “Ministry of New and Renewable Energy” umbenannt.
9 Noch im gleichen Jahr wurde die SEB im Bundesstaat Orissa privatisiert.
10 Aktuelle Informationen zum Stand der Reformen in den einzelnen Bundesstaaten können von der Internetseite des Elektrizitätsministeriums
bezogen werden: http://powermin.nic.in. 309
19 Indien
1.
19.4Brasilien
Förderpolitik für erneuerbare Energien Nach dem Elektrizitätsgesetz von 2003 sind die Bundes-
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
staaten verpflichtet, Regeln zur Festlegung der Ver-
Schon 1982 wurde im Energieministerium ein Amt für gütung von Strom aus erneuerbaren Energien aufzu-
“nicht-konventionelle Energiequellen” eingerichtet. Im stellen. Die Bundesstaaten Karnataka, Uttataranchal
Jahr 1992 wurde daraus ein unabhängiges Ministerium und Uttar Pradesh führten 2005 spezielle Einspeisetarife
für nicht-konventionelle Energiequellen (MNES) und für erneuerbaren Strom ein und erhöhten die Zahl der
im Oktober 2006 wurde das MNES in Ministerium für Staaten mit derartigen Vergütungsregelungen damit
neue und erneuerbare Energien (MNRE) umbenannt. von 3 auf 6. In Maharashtra sind die bestehenden Ein-
Der Aufgabenkreis des MNRE umfasst den gesamten speisetarife für Strom aus Windkraft, Biomasse, Bagasse
Sektor erneuerbarer Energien, also Solar- und Wind- und Kleinwasserkraft ausgedehnt worden. Anfang 2006
energie, Wasserkraft, Energie aus Biomasse und Erd- verkündete die indische Regierung die Einführung
wärme sowie Gezeitenenergie. einer neuen Tarifpolitik, die darauf abzielen soll, die
Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien weiter vor-
Unter der Federführung des MNRE wurden folgende anzutreiben. Bestandteile sollen Elemente wie Quoten-
Behörden eingerichtet: regelungen, Vorzugstarife sowie Richtlinien zur Preis-
regelung im Fall ungesicherter Leistung sein.
Die Agentur für die Entwicklung erneuerbarer Energien
(Indian Renewable Energy Development Agency,
IREDA), eine Finanzbehörde, die den Sektor erneuer- Renewable Energy Plan 2012
barer Energien damit unterstützt, dass sie finanzielle Nach einem Entwurf der Regierung beinhaltet der so
Mittel zu günstigen Bedingungen zur Verfügung stellt. genannte “Renewable Energy Plan 2012”, der vor-
wiegend auf die Grundversorgung in ländlichen Gebieten
Das Zentrum für Solarenergie, ein nationales Institut ausgerichtet ist, unter anderem folgende Ziele:
für erneuerbare Energien sowie ein Zentrum für Wind- • Erreichen eines 10%igen Anteils (ca. 12 GW
krafttechnologien (C-WET “Centre for Wind Energy installierte Leistung) an der nationalen Stromver-
Technology”), errichtet mit dem Ziel, Forschung und sorgung durch erneuerbare Energiequellen;13
Entwicklung sowie Tests und Zertifizierungen in den • Elektrifizierung von wenigstens 4.500 ländlichen
betreffenden Bereichen voranzutreiben. Ansiedelungen (25% der 18.000 nicht elektrifi-
zierten Dörfer) auf Basis erneuerbarer Energien;
Eine Vielfalt an Projekten und Programmen auf Basis • Installation von 5 Mio. solarbetriebenen Leuchten
von erneuerbaren Energien konnten durch ein landesweit und 2 Mio. Solar-Home-Systemen.
gespanntes Netzwerk an Institutionen bereits imple-
mentiert werden. Zu diesem Netzwerk gehören die
State Nodal Departments, die State Nodal Agencies,
unabhängige Organisationen, NROs, Institutionen für
Forschung & Entwicklung, Finanzinstitutionen und
Privatunternehmen.
13 Anteile der einzelnen Sektoren: Windkraft 6.000 MW, Biomasse 3.500 MW, Kleinwasserkraft 2.000 MW, Energieerzeugung aus Müll 400 MW,
thermische Solaranlagen 250 MW und Photovoltaik 30 MW. 311
19 Indien
Andra Karnataka West Bengal Madhya Maharashtra Rajasthan Tamil Gujarat Kerala
Pradesh Pradesh Nadu
Wheeling16 % 2 20 2 2 2 2 5 4 5
Banking Monate 12 2% p. 6 - 12 12 5% 6 9
Million für (12 Monate) (Juni-Feb.)
12 Monate
Tarif Rs/kWh 2,25 2,25 Fallspezi- 2,25 2,25 2,89 2,70 2,60 2,80
fisch
Verkauf an nicht erlaubt nicht erlaubt erlaubt erlaubt nicht nicht nicht
Dritte erlaubt erlaubt erlaubt erlaubt erlaubt
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Indian Renewable Energy Development Agency Zu den jüngsten CDM-Projekten, die beim EB regi-
Die Agentur für die Entwicklung erneuerbarer Energien striert wurden, gehören zwei Stromerzeugungsanlagen
(Indian Renewable Energy Development Agency – auf Basis von Biomasse – eine netzgebundene 8-MW-
IREDA) wurde 1987 als Gesellschaft des öffentlich- Anlage mit einem jährlichen CO2-Einsparungspotenzial
privaten Rechts (public limited government company) von rund 21.000 Tonnen - und eine Selbstversorgungs-
gegründet; ihre Aufgabe ist es, auf erneuerbare Energie- anlage für ein Textilunternehmen mit einem jährlichen
träger bezogene Forschungs- und Implementierungs- CO2-Einsparungspotenzial von rund 19.400 Tonnen.
programme finanziell zu unterstützen.19 Als öffentliche
Finanzbehörde vergibt sie auch auf gemeinnütziger Durch eine gemeinsame Absichtserklärung zwischen
Grundlage Kredite an Projekte. Das Gegenstück auf der Industrial Development Bank of India (IDBI) und
Bundesstaatenebene sind die State Nodal Agencies, der International Finance Corporation (IFC) Ende 2006
deren Aufgabenstellung sich auf Auswahl, Förderung ist den indischen Unternehmen die Unterstützung bei
und Verbreitung von Informationen über erneuerbare der Durchführung von CDM Projekten zugesichert
Energien konzentriert. worden. Dazu gehört unter anderem die Förderung des
Verkaufs der national erzeugten Zertifikate auf dem
Bis 31.3.2006 hatte IREDA Bewilligungen über zins- globalen Markt, um den nationalen Unternehmen die
begünstigte Kredite im Umfang von rund 1,3 Mrd. € Erlöse aus CDM-Projekten auf einfache und schnelle
(73,1 Mrd. Rs) erteilt. 650 Mio. € (37,9 Mrd. Rs) Weise zugänglich zu machen.
waren bis zu diesem Zeitpunkt an Investitionsvorhaben
ausgezahlt, davon flossen etwa 240 Mio. € (13,9 Mrd. Rs) Im Rahmen des “Indo-German Energy Programme”
in den Windenergiesektor. Die Mittel entstammen (IGEN) startete die GTZ gemeinsam mit dem Bureau
nationalen wie auch internationalen Finanzierungs- of Energy Efficiency im Elektrizitätsministerium das
quellen, darunter auch ein Kredit der Weltbank für bilaterale Vorhaben CDM IGEN. Es sieht unter anderem
Windenergieprojekte in Höhe von 78 Mio. US$. Auch die Durchführung konkreter Emissionsreduktionspro-
die deutsche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) jekte mit Partnern in Indien vor. Derzeit unterstützt
unterstützt die IREDA mit langfristigen Verbund- die GTZ zehn Projekte durch Personal- und Organisa-
krediten20 in Höhe von 61 Mio. € . tionsentwicklung, darunter einen 300-MW-Windpark
in Tamil Nadu sowie zwei Kleinwasserkraftprojekte
von 6 bzw. 9 MW.21
Clean Development Mechanism
Indien hat im August 2002 das Kyoto-Protokoll offiziell
ratifiziert. Als nationale zuständige Institution (DNA)
für den “Clean Development Mechanism” (CDM) ist
2003 die National CDM Authority (NCA) im “Ministry
of Environment and Forests” (MoEF) eingerichtet
worden. 227 Projekte hat die NCA bis Ende Februar
2006 bereits genehmigt, davon allein 118 auf Basis von
erneuerbaren Energien. Beim CDM Executive Board
(EB) wurden bis Ende Dezember 2006 141 Projekte
aus Indien registriert. Hinsichtlich aller beim EB regi-
strierten Projekte nimmt Indien damit zurzeit mit
etwa 30 % die Spitzenposition ein. Hinsichtlich der
mit den Projekten tatsächlich erzeugten Emissions-
zertifikate rangiert Indien mit 12% im weltweiten
Vergleich an vierter Stelle.
19 Die IREDA ist jetzt auch für die Finanzierung von Projekten zuständig, die Energiehaushalten und Energiesparen beinhalten.
20 Bundesmittel der finanziellen Zusammenarbeit in Kombination mit Eigenmitteln der KfW.
21 Weitere Informationen zur deutsch-indischen Zusammenarbeit bei CDM: www.cdmindia.com. 313
19 Indien
314
19 Indien
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
2: Abhängig von zukünftigen Entwicklungen, mit Ausbau bei Miniwasserkraft und Anreizsysteme
deren Hilfe die Solartechnologie kostenwettbe- Kleinst- und Miniwasserkraftwerke sind für die Strom-
werbsfähig im Hinblick auf Netzstromanwendungen erzeugung in abgelegenen und gebirgigen Regionen
werden könnte. abseits der überregionalen Versorgungsnetze eine wirt-
3: Die Angaben werden derzeit noch abgesichert. schaftliche Option. Dank einer guten staatlichen
Förderung sind in Indien Miniwasserkraftwerke mit
einer installierten Leistung von über 1.250 MW (Stand
Wasserkraft September 2006) realisiert worden. Damit hat sich die
Im Bilanzjahr 2005/06 lag der Beitrag von Wasserkraft Stromerzeugung aus derartigen Anlagen in den letzten
zur Gesamtstromerzeugung in Indien bei etwa 16%. 10 Jahren vervierfacht. In der Vergangenheit hat vor-
Obwohl die installierte Leistung der Wasserkraft bis wiegend der Staat den Bau von kleinen Wasserkraft-
heute beständig zugenommen und 2006 33 GW – werken betrieben. Fördermaßnahmen für private In-
22 % des Gesamtpotenzials – erreicht hat, ist ihr Anteil vestoren haben dazu geführt, dass diese mittlerweile
an der Gesamtkapazität in den vergangenen 40 Jahren die meisten Zubauten an Kapazitäten selbst stemmen.
von über 50 % im Zeitraum zwischen 1962-63 auf Neben unterschiedlichen Anreizsystemen auf bundes-
knapp 26 % Ende des Jahres 2005/06 gesunken. Um staatlicher Ebene22 kommen durch den Zentralstaat
diesem Trend entgegenzuwirken, wurde Ende 1999 die unter Federführung des MNRE und IREDA folgende
Zuständigkeit für Kleinwasserkraftprojekte (3-25 MW) Förderkomponenten zum Zuge:
vom Elektrizitätsministerium auf das MNRE verlagert,
das bereits seit 1989 für Miniwasserkraft (< 3 MW) • finanzielle Unterstützung von Studien und
zuständig war. Das Elektrizitätsministerium ist heute Gutachten;
nur noch bei Großprojekten (> 25 MW) involviert. Im • finanzielle Unterstützung von detaillierten
Bilanzjahr 2004/05 kamen 1,435 GW Leistung durch Projektauswertungen und -berichten;
Großkraftwerke hinzu. • Investitionsförderungen;
• Zinsförderung für kommerzielle Projekte;
• Zuschüsse für die Revision und Modernisierung
Wasserkraftpotenziale sowie die Sanierung und den Ausbau von Anlagen.
Das gesamte Wasserkraftpotenzial Indiens wird bei
einem Lastfaktor von 60% auf 84 GW geschätzt. Ende
März 2006 waren 19,1% der Potenziale (ewa 16 GW Hersteller und Händler
bei 60 % Lastfaktor) bereits erschlossen und ca. 5,6% Indien verfügt über ein gut ausgebautes Hersteller-
befanden sich im Entwicklungsstadium, was bedeutet, und Händlernetz, das dem Markt komplette Systeme
dass 75,3 % der Wasserkraftpotenziale noch nicht aus- sowie Bau- und Ersatzteile zur Verfügung stellen kann.
genutzt werden. Für 162 Wasserkraft-Projekte in Allein für Turbinen von Kleinwasserkraftwerken gibt
16 Bundesstaaten mit einer Gesamtkapazität von fast es 8 Hersteller.
48 GW sind bereits Machbarkeitsstudien erstellt worden.
Das Potenzial von Kleinwasserkraftwerken (< 25 MW)
wird nach Untersuchungen des MNRE und der CEA
alleine auf über 15 GW geschätzt, das von Mini-
(< 3 MW) und Kleinstwasserkraftwerken (< 100 kW)
auf zusammen 10 GW. In einer Datenbank des MNRE
sind rund 4.400 potenzielle Standorte mit einer
Leistung von fast 10,5 GW erfasst. Realisiert wurden
bis Ende 2005 Vorhaben mit einer Gesamtkapazität
von circa 1.750 MW.
22 16 Bundesstaaten haben Verordnungen zur Förderung von Kleinwasserkraftprojekten mit zum Teil erheblichen Vergünstigungen erlassen bzw.
angekündigt und damit eine große Nachfrage bei privaten Investoren ausgelöst. In diesen Bundesstaaten sind bereits über 760 Standorte mit
etwa 2.500 MW potenzieller Leistung angeboten und zum großen Teil schon vergeben worden. 315
19 Indien
23 Eine Kehrseite bestehender Anreizsysteme: Von technischen Schäden sind mit der Zeit oftmals Anlagen betroffen, deren laufender Betrieb
für ihre Investoren – ganz im Gegensatz zur ihrer Errichtung – nur noch unbedeutende Profite einspielt.
24 Quellen: Indian Wind Energy Association, 2003; Ministry of New and Renewable Energy – Annual Report 2005/2006.
25 Das Auswahlkriterium für geeignete Standorte ist eine Winddichte von mehr als 200 W/m2 in 50 m Höhe. Eine Karte zu Windpotenzialen in
316 Indien findet sich unter www.inwea.org/map.html.
19 Indien
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Eine ganze Reihe bundesstaalicher Regulierungsbe- Vor diesem Hintergrund scheiden einige Standorte mit
hörden (SERC) haben in den jeweils zugehörigen Potenzial zur Windkraftnutzung, derzeit insbesondere
Bundesstaaten Vorzugstarife für Windenergie eingeführt. für Anlagen der Megawattklasse, von vornherein aus.
Der Vergütungspreis für Windstrom liegt je nach Bundes-
staat derzeit zwischen 3,9 und 6 €-ct/kWh (2,25 und
3,5 Rs/kWh). In einigen Bundesstaaten wird zusätzlich Heimische Anlagenfertigung
ein jährlicher Aufschlag gewährt. Im Wesentlichen dient Indien konnte sich in den vergangenen Jahren als
dieser zur Anpassung der Tarife an die Inflation – in wichtiger Produktionsstandort von Anlagen- und
einigen Bundesstaaten geht dieser Aufschlag auch da- Komponentenherstellern etablieren. Inzwischen sind die
rüber hinaus. Mit einem Grundpreis von 6 €-ct und einem etwa 15 Unternehmen, die teilweise mit internationalen
jährlichen Aufschlag von 0,26 €-ct über einen Zeit- Unternehmen als Joint-Venture oder im Rahmen einer
raum von 13 Jahren bietet Maharashtra derzeit die besten Lizenzfertigung kooperieren, zunehmend auch im Ex-
Bedingungen zur Einspeisung von Windstrom. Die portgeschäft tätig. Allerdings bieten nur acht dieser
Attraktivität der Vergütungssätze – und damit auch ihre Unternehmen Windgeneratoren über 250 kW an, sodass
Nutzung durch private Investoren – unterscheidet sich der Importanteil für größere Anlagen entsprechend
zwischen den Bundesstaaten zum Teil erheblich. Fast hoch ist.
90 % der bis 2003 installierten Windkraftanlagen
wurden beispielsweise in nur vier Bundesstaaten errichtet. Das indische Unternehmen Suzlon ist mit einem glo-
balen Marktanteil von 6% fünftgrößter Windkraftan-
Insgesamt sehr attraktiv gestaltet sich die Situation für lagenhersteller weltweit und marktführend in Indien.
Firmen, die für den Eigenbedarf produzieren. Einer- 2005 produzierte und verkaufte Suzlon Energy allein
seits können sie sich von den Strompreisen, die für Anlagen mit einer Gesamtleistung von 758 MW für
Gewerbetriebe gelten und mit 6,3 €-ct im internatio- den indischen Markt. Das Unternehmen stellt Anlagen
nalen Vergleich als hoch einzustufen sind, unabhängig mit einer Kapazität von 350 bis 2.100 kW her. Auf
machen. Firmen, die ihren Strom gleichzeitig in das Platz zwei rangiert das deutsch-indische Jointventure
nationale Netz einspeisen26, genießen andererseits das Enercon India, das seit seiner Gründung im Jahr 1994
Privileg, bei Stromengpässen als Letzte vom Netz bereits rund 750 MW installiert hat, davon 225 MW
genommen zu werden. Etwa 80% der zurzeit durch alleine im Jahr 2005. Hinter Vestas RRB erreichte der
Windkraft erzeugten Energie entfallen auf Eigenerzeuger nationale Hersteller NEPC India, der sich auf kleine
– vornehmlich Unternehmen, die die überhöhten Anlagen spezialisiert hat, Platz 4.
Strompreise der bundesstaatlichen Stromversorger ver-
meiden wollen. Unabhängige Planungsbüros und Wartungsfirmen
gibt es in Indien bislang kaum, so dass die Hersteller
von Windkraftanlagen zumeist auch für Wartung und
Technische Hemmnisse für den Ausbau der Windkraft Betrieb ihrer Anlagen zuständig sind.
Dem errechneten Windpotenzial von 45 GW steht ein
technisches Windpotenzial von etwa 13 GW gegenüber.
Dass die beiden Zahlen so weit auseinander gehen,
hängt u.a. mit dem schlecht ausgebauten Stromnetz
zusammen, das an vielen Standorten eine Einspeisung
unmöglich macht. Überlastungen und Reparaturen des
Netzes sorgen dafür, dass selbst angeschlossene Wind-
kraftanlagen in guten Windzeiten stillstehen. Ein
weiteres Hindernis zum Ausbau der Windkraft stellt
vielerorts die Situation des Straßennetzes dar.
26 Wer abseits seines industriellen Standortes für den Eigenbedarf produziert und den Strom durch das öffentliche Netz leitet, verpflichtet sich
gleichzeitig je nach Bundesstaat, zwischen 4% und 18% des durchgeleiteten Stroms abzugeben. 317
19 Indien
Biomasse Biomasse-Vergasungsanlagen
Die für energetische Zwecke jährlich verfügbare Bio- In Indien werden größere Biomasse-Vergasungsanlagen
masse aus land- und forstwirtschaftlichen Reststoffen mit einer Kapazität von 3 bis 500 kW hergestellt. Über
wird auf 120-150 Mio. Tonnen geschätzt, was einem 1.800 Vergasungssysteme mit einer Kapazität von
Stromerzeugungspotenzial von 16 GW entspricht. Rund 70 MW sind bislang zur netzfernen Stromversorgung
5 GW ließen sich laut MNRE allein über mit Bagasse im Einsatz. Vermehrten Einsatz finden Biomasseverga-
gefeuerte Heizkraftwerke in Zuckerfabriken gewinnen. sungsanlagen auch durch diverse “Village Energy Security
Biomassekraftwerke auf Basis von Bagasse und land- Test Projects”, die im Rahmen eines ländlichen Elektri-
wirtschaftlichen Reststoffen hatten Ende 2005 eine fizierungsprogramms des MNRE durchgeführt werden.
Gesamtkapazität von etwa 970 MW. Weiterhin liegt In einem partizipativen Prozess, bei dem insbesondere
ein erhebliches Potenzial zur Gewinnung von Biomasse auch Frauen einbezogen werden, entstehen dabei dörf-
in der Bepflanzung ungenutzter Flächen. Geschätzte liche Versorgungsstrukturen, welche die verschiedenen
62 GW ließen sich so für netzgebundene Lösungen Energiebedarfe innerhalb eines Dorfes auf Basis der
erschließen und weitere 15 GW für netzferne Einsätze. lokal verfügbaren Energieressourcen decken. Ein weiterer
Um die verfügbaren Ressourcen genauer beziffern und Verwendungszweck dieser Anlagen ist der Betrieb von
lokalisieren zu können, wurde im neunten Fünfjahres- Wasserpumpen und die Deckung des bislang noch
plan (1998–2002) mit einer detaillierten Untersuchung offenen Strombedarfs in den Dörfern. Als Partner bei
in fast allen Bundesstaaten begonnen. Die gewonnenen der Realisation dieser Anlagen fungieren meistens
Daten sollen in einen umfangreichen Ressourcen-Atlas ländliche Entwicklungsbehörden auf Distriktebene und
einfließen. Dorf-Panchayats, die diese Anlagen betreiben und
instand halten.
Im Rahmen des “Biomass Power/Co-Generation
Programme” des MNRE werden netzgekoppelte Anlagen Das MNRE subventioniert die Einrichtung von Bio-
sowie Anlagen industrieller Eigenerzeuger mit einer massevergasungsanlagen. Die Subventionen belaufen
Mindestkapazität von 1 MW gefördert. Ebenso werden sich auf 1,5 Mio. Rs pro 100 kW anteilig für zu 100%
Forschung und Entwicklung beispielsweise von mo- erzeugereigene Vergasungsanlagen auf Basis von Bio-
dernen Vergasungsanlagen und Motoren unterstützt. masse, die der Deckung des Strombedarfs in elektrifi-
Die Förderung erfolgt durch Zinssubventionen, Zu- zierten Dörfern dienen, sowie für netzgekoppelte An-
schüsse, fiskalische Anreize, Machbarkeitsstudien und lagen. Für die darüber hinausgehenden Kosten müssen
Weiterbildungsangebote. In einer Reihe von Bundes- die Nutzervertretungen/Unternehmer aufkommen.
staaten werden weitere Anreizmechanismen angeboten,
wie z.B. Wheeling, Banking, erhöhte Einspeisetarife
und die Möglichkeit des Stromverkaufs an Dritte.
318
19 Indien
27 In Indien kommen vor allem Anlagengrößen zwischen 1 m3 (für Koch- und Beleuchtungszwecke eines 3-4 Personen Haushalts) und 6 m3
(für Koch- und Beleuchtungszwecke eines 18-24 Personen Haushalts) zum Einsatz.
28 Besonders gefragt sind SHS beispielsweise aufgrund ihrer breiten Einsetzbarkeit. Die geringen Kosten in Verbindung mit flexibler
Einsatzmöglichkeit sind Kriterien, die zu einer wachsenden Beliebtheit von Solarleuchten beigetragen haben. 319
19 Indien
32 Quelle: MoP, Annual Report 2005/2006. Allen Haushalten unterhalb der Armutsgrenze wird für ihre Elektrifizierung eine 90%-Finanzierung
durch das MoP zuteil.
33 Weitere Informationen siehe www.recindia.com. 321
19 Indien
• Padmanabhan, S.:
Electricity Act – Winners and Loosers, 2003
(www.renewingindia.org)
322
19 Indien
323
19 Indien
TERI – The Energy and Resources Institute Centre for Wind Energy Technology
Darbari Seth Block Valechery – Tambaram High Road
IHC Complex Pallikaranai, Chennai 601 302
Lodhi Road Tel. +91 (44) 22 46 39 82/39 83/39 84
New Delhi 110 003 Fax +91 (44) 22 46 39 80
Tel. +91 (11) 24 68 21 00/41 50 49 00 E-Mail: info@cwet.res.in
Fax +91 (11) 24 68 21 44/24 68 21 45 www.cwet.tn.nic.in
E-Mail: mailbox@teri.res.in
www.teriin.org
324
20 Indonesien
20 Indonesien1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
20.1 Elektrizitätsmarkt Stromerzeugung
Die Stromerzeugung hat sich in den letzten Jahren
Installierte Kapazitäten kontinuierlich erhöht und lag in 2005 mit einem
Ende 2005 beliefen sich die installierten Erzeugungs- Anstieg von 4% gegenüber dem Vorjahr bei 123 TWh.
kapazitäten im Rahmen der öffentlichen Stromversor-
gung Indonesiens auf rund 28 GW. Die Kraftwerke des
staatlichen Stromversorgers Perusahaan Listrik Negara
140
(PLN), die allein 87% der Stromerzeugungskapazitäten
120
stellten, basierten zu einem Großteil auf Erdöl (42%). 100
Wichtige Pfeiler der Erzeugungskapazitäten bildeten 80
TWh
außerdem Kraftwerke auf Basis von Kohle (PLN: 60
20%), Gas (PLN: 22%) und Wasserkraft (PLN: 14%). 40
20
0
Energieträger GW 2001 2002 2003 2004 2005
Öl 10,04
Kohle 4,78 Abb. 1: Stromerzeugung in TWh; Indonesien; 2001-20054
Gas 5,26
Wasserkraft 3,35
Stromübertragung und -verteilung
Geothermie 0,48 Angesichts des stark zergliederten indonesischen
Gesamt 23,9 Staatsgebietes, das aus 6.000 bewohnten Inseln besteht,
gestaltet sich die Elektrizitätsversorgung sehr unter-
Tab. 1: Kraftwerkskapazitäten des staatlichen Stromver- schiedlich. Während die dicht besiedelten Hauptinseln
sorgers PLN nach Energieträgern; Indonesien; 20051 Java und Bali fast vollständig elektrifiziert sind, weisen
die abgelegeneren Inseln große Versorgungslücken auf.
Die zwei voneinander unabhängigen Haupt-Elektri-
Indonesien verfügt über zahlreiche Energieressourcen, zitätsnetze in Indonesien teilen sich auf in das Über-
die bislang eine weitgehende Unabhängigkeit der tragungsnetz von Java und Bali – ein Hochspannungs-
nationalen Energieversorgung sichern. Heimische netz – und das “äußere“ Elektrizitätsnetz der übrigen
Lagerstätten an Erdöl, Erdgas und Kohle bilden dabei Inseln – ein Mittelspannungsnetz. Niedrige technische
die Basis2 und ermöglichen darüber hinaus Exporte Standards führen einerseits zu periodischen Zusam-
dieser Energieträger.3 Die Elektrizitätsnachfrage deckt menbrüchen der Netze, andererseits zu Ineffizienzen
das Land zurzeit sogar vollständig selbst. Elektrische und Stromverlusten von bis zu 12% des insgesamt
Energie wird nicht exportiert. erzeugten Stroms in einem Kostenumfang von jährlich
600 bis 800 Mio. US$.
1 Quelle: Association of the Electricity Supply Industry of East Asia and the Western Pacific; 2007.
2 Das OPEC-Mitglied hat noch Erdöllagerstätten von über 4,5 Milliarden Barrel (die größten Vorkommen finden sich auf Sumatra),
nachweisbare Erdgasreserven von rund 32 Billiarden m3 (hauptsächlich in Aceh, East Kalimantan und vor der Küste Javas) und
Kohleressourcen von 38 Mrd. Tonnen.
3 Indonesien ist der weltweit größte Exporteur von verflüssigtem Erdgas.
4 Quelle: BP Statistical Review of World Energy Full Report 2006. 325
20 Indonesien
Die Elektrizitätsnetze Indonesiens erreichten 2004 über Der Stromverbrauch pro Kopf lag in Indonesien 2006
30 Millionen Haushalte, das entspricht einem Elektri- bei rund 500 KWh. Dies ist trotz eines erheblichen
fizierungsgrad Indonesiens von 53%.5 Zwei Drittel Anstiegs in den letzten Jahren eine der niedrigsten
der Haushalte ohne Elektrizitätsanschluss befinden Raten aller Länder in der Region. Nach Zahlen von
sich in den ländlichen Gebieten.6 Die Elektrifizie- 2004 verbrauchte der industrielle Sektor mit 42% an
rungsrate Indonesiens ist eine der niedrigsten in ganz der gesamten erzeugten Elektrizität den größten
Südostasien. Anteil. Auf Privathaushalte entfallen rund 40%, auf
den Dienstleistungssektor 13% und auf den öffentlichen
Sektor 5%.
70
60
Haushalte in Mio.
50 Strompreise
40 Die weitreichende Monopolstellung des staatlichen
30
Energieversorgers PLN bestimmt die Strompreise im
20
Land. Nach einem erheblichen Preiseinbruch der
10
0
Strompreise durch die Abwertung des indonesischen
1980 1985 1990 1995 2004 Rupiah in Folge der Asienkrise von ca. 7 US-ct/kWh
auf 2,5 US-ct/kWh Ende der 1990er Jahre, liegen sie
Haushalte elektrifizierte Haushalte
nach stufenartigen Erhöhungen derzeit bei 6,2 US-ct.
Mit Hilfe staatlicher Substitution ist die Preisstruktur
Abb. 2: Anstieg der Elektrifizierung Indonesiens; der PLN so angelegt, dass die hohe Anzahl finanziell
Haushalte in Mio.; 1980-20047 schwacher Haushalte, Strom zu einem vergünstigten
Stromtarif bezieht.
Trotz der Netzlücken und Ineffizienzen ist die Elektri- Trotz großer heimischer Energieressourcen und staat-
fizierung Indonesiens eine Erfolgsgeschichte, da die licher Subventionen im Elektrizitätssektor liegen die
Anschlussrate 1980 erst bei 7% lag. Strompreise in Indonesien höher als in Staaten wie z.B.
Thailand oder Vietnam. Die Wirtschaftsweise des staat-
lichen Stromversorgers PLN wird dafür maßgeblich
Stromverbrauch verantwortlich gemacht. Sie äußert sich unter anderem
Fast 80% des erzeugten Stroms wird auf den Hauptinseln in dessen Produktions- und Bereitstellungskosten, die
Java und Bali verbraucht. Im Jahr 2004 bestand dort mit ca. 6,5 US-ct/kWh die Preise an die Endabnehmer
eine Energienachfrage von insgesamt rund 90 TWh, auf übertreffen und deren Deckung von staatlichen Sub-
die restlichen Inseln entfielen 24 TWh. Im Jahr 2006 ventionen abhängig ist.8 Die PLN wirtschaftet mittler-
hat sich der gesamte Stromverbrauch auf 122 TWh weile mit einem Schuldenberg von rund 5 Mrd. US$,
erhöht. Zur Deckung des Strombedarfs in Spitzenzeiten der mit den aktuellen Strompreisen kaum zu tilgen sein
reichen Indonesiens Stromkapazitäten derzeit nicht aus. dürfte.9 Gleichzeitig ist ihr Spielraum für den Erlass
Bis 2010 rechnet das indonesische Energieministerium von Preiserhöhungen minimal – in einem Land, in dem
mit einem Anstieg der Nachfrage nach Elektrizität auf fast die Hälfte der Bevölkerung, d.h. über 110 Mio.
122 TWh für Java und Bali sowie mit einem Anstieg auf Menschen, von weniger als 2 US$ pro Tag leben.
36 TWh für die restlichen Inseln. Prognosen sehen für
den Zeitraum bis 2012 ein jährliches durchschnittliches
Wachstum der Elektrizitätsnachfrage von 9% voraus.
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Um den existierenden Stromengpässen entgegenzu- 20.2 Marktakteure
wirken, zahlen Großabnehmer in der Industrie seit
2006 in den Spitzenzeiten von 18 bis 22 Uhr höhere Der staatliche Elektrizitätsversorger PLN
Tarife. Nichtsdestotrotz sind überlastete Netze immer Der Elektrizitätsmarkt Indonesiens wird von dem
wieder Ursache regionaler oder großräumiger Strom- staatlichen14 Stromversorger Perusahaan Listrik Negara
ausfälle, insbesondere in abgelegenen ländlichen Ge- (PLN) dominiert. Auf das Unternehmen entfallen
bieten, aber auch in den Metropolen. knapp 87% der Kraftwerke zur öffentlichen Stromver-
sorgung. Bezogen auf die Gesamtkapazität aller Kraft-
werke, d.h. inklusive der Selbstversorger, erreicht die
Ausbauplanung PLN einen Besitzanteil von über 50%. Als einziger zu-
Die Ausbaupläne im Elektrizitätssektor werden gelassener Betreiber von Transmissions- und Distribu-
momentan u.a. von einem merklichen Schwinden der tionsnetzen hat die PLN über ihre Tochtergesellschaften
ehemals reichen Ölvorkommen im Land bestimmt.10 ein Monopol, sodass die durch die Teilprivatisierung
Im Zusammenspiel mit der steigenden Nachfrage nach des Elektrizitätsmarktes zugelassenen unabhängigen
Energie, der Ölabhängigkeit der nationalen Stromer- Stromproduzenten völlig von der Infrastruktur des
zeugung, den hohen Weltmarktpreisen für Erdöl und staatlichen Unternehmens abhängig sind.
erheblich subventionierter Brennstoffpreise im eigenen
Land besitzt das Abwenden einer sich immer wieder an- Das staatseigene Unternehmen befindet sich in einem
bahnenden nationalen Energiekrise11 absolute Priorität. Transformationsprozess mit Ausgründungen von Toch-
tergesellschaften zur Stromerzeugung, -übertragung
Die Energiestrategie Indonesiens, festgehalten im und -verteilung. Das Gesamtunternehmen gliedert
“National Energy Management Blueprint”, sieht bis sich derzeit in PLN Pusat – eine Holdinggesellschaft –
2025 einen Abbau des Erdölanteils an der Stromer- und zwei 100%ige Tochtergesellschaften, die Elektri-
zeugung von derzeit 55% auf 15 bis 20% vor. Als Ersatz zitätserzeuger Indonesia Power (IP) und Pembangkit
sollen vor allem die einheimischen Kohle- und Erd- Jawa Bali (PJB)15, sowie insgesamt sechs so genannte
gasressourcen12 dienen. Auch die Nutzung erneuerbarer Strategic Business Units (SBUs). Eine der SBUs (P3B)
Energien soll im Rahmen dieser anstehenden Transfor- ist verantwortlich für das Übertragungsnetz, während
mation des Elektrizitätssektors ausgebaut werden.13 die fünf anderen für die Verteilung der Elektrizität an
die Endverbraucher zuständig sind.
Als Reaktion auf die landesweit steigende Nachfrage
nach Elektrizität sowie auf wachsende Versorgungseng- Zur Holding PLN gehört außerdem eine Handels-
pässe plant die indonesische Regierung einen Ausbau gesellschaft, um die Stromabnahmeverträge zwischen
der Stromerzeugungskapazitäten um 14 GW bis 2012. privaten Anbietern und den Tochterunternehmen bzw.
Die Investitionskosten für die Bereitstellung neuer SBUs zu verwalten. Eine sich derzeit gründende dritte
Kapazitäten werden auf 12 Mrd. US$ geschätzt und Tochtergesellschaft – ein Gemeinschaftsunternehmen
sollen vornehmlich durch den Privatsektor aufgebracht von PLN und Privatinvestoren – soll zukünftig für den
werden. Bau neuer Kraftwerke zuständig sein.
10 Seit einigen Jahren sieht sich das OPEC-Mitglied aufgrund unzureichender Förderung gezwungen, Erdöl zu importieren. 2004 erlangte
Indonesien erstmals den Status eines Netto-Importeurs und gefährdet seither regelmäßig seine OPEC-Mitgliedschaft.
11 Rund ein Drittel der Staatsausgaben fließt in Fördermaßnahmen der heimischen Energieversorgung. Kürzungen der Treibstoffsubventionen im
Oktober 2005 ließen die Brennstoffpreise über Nacht um durchschnittlich 120% ansteigen, was landesweite Proteste auslöste.
Die Kürzungen beendeten weitgehend die Subventionierung der Elektrizitätserzeugung aus Erdöl.
12 Zurzeit ist die indonesische Regierung bemüht, die nationale Stromerzeugung auf Erdgas umzustellen, stößt dabei aber v. a. bei der
erforderlichen Infrastruktur auf Probleme. Gegen eine erhebliche Ausweitung der Braunkohleförderung spricht, dass sich ein Großteil (40%)
der bestehenden Vorkommen nur mit überdurchschnittlich hohem Kostenaufwand fördern lässt.
13 Siehe Abschnitt “Förderpolitik für erneuerbare Energien”.
14 Die PLN ist als staatliches Unternehmen gegenüber drei Ministerien verantwortlich: dem Ministerium für staatseigene Unternehmen als
Eigentümer der Körperschaften der PLN; dem Ministerium für Energie und Mineralische Ressourcen, das Energiepolitik und Regulierungen des
Energiesektors bestimmt, und dem Finanzministerium als finanziellem Eigentümer der PLN.
15 PJB produziert Strom zur Speisung des Hochspannungsnetzes auf Java und Bali. IP produziert den Strom zur Speisung des ”äußeren“
Mittelspannungsnetzes. 327
20 Indonesien
Eine Reihe von Verträgen Mitte der 1990er Jahre Die Verantwortung für die Einbindung unabhängiger
zwischen der PLN und internationalen Stromkonzernen Stromerzeuger in die nationalen Stromnetze übertrug
sollten der Einstieg für private Stromerzeuger sein, in das MEMR der PLN.
das nationale Netz einzuspeisen. Dieser Prozess der
Einbindung von unabhängigen Stromproduzenten hat
sich – beeinflusst durch die Asienkrise – erheblich ver-
zögert. Die PLN konnte ihre vertraglich eingegangenen
Verpflichtungen zur Stromabnahme nicht mehr ein-
halten.16 Durch die Bindung Indonesiens an einen
Strukturanpassungskredit der Weltbank im Jahr 1998
ist die PLN verpflichtet, den Verträgen so bald wie
möglich nachzukommen. Insgesamt ist das inter-
nationale Interesse privater Akteure, in Indonesien zu
investieren, bislang nicht sehr ausgeprägt. Unabhängige
Stromproduzenten tragen derzeit mit rund 13% zur
nationalen Stromversorgung bei. Private Akteure im
Bereich der Strom-übertragung und -verteilung gibt es
bisher nicht.
328 16 Durch die Asienkrise verschuldete sich die PLN erheblich. Gleichzeitig gerieten die Strompreise weit unter ein kostendeckendes Niveau.
20 Indonesien
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
20.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen Regulation 3/2005 aus dem Jahr 2005, die diverse
Bestimmungen aus dem Elektrizitätsgesetz 20/2002
Reform des Elektrizitätssektors übernommen hat. Nichtsdestotrotz haben die gesetz-
Der Energiesektor Indonesiens ist im Anfangsstadium lichen Änderungen den Reformprozess erheblich
einer Transformation. Eingeleitet wurde der Reform- beeinflusst. So haben sich privatwirtschaftliche Akti-
prozess mit dem Electricity Law 20/2002 aus dem Jahr vitäten zurzeit auf den Bereich der Stromerzeugung zu
2002. Es hielt fest, dass beschränken. Die politischen Schritte von 2002 zur
• im Elektrizitätssektor eine schritt- und gebiets- Einführung von Wettbewerbsgebieten, zur Entflechtung
weise Einführung von Wettbewerbsmechanismen des staatlichen Stromversorgers PLN und zur Errich-
stattfinden soll; tung einer unabhängigen Regulierungsbehörde sind
• eine Regulierungsbehörde Electricity Market vorerst auf Eis gelegt.
Supervisory Authority (EMSA) zur Überwachung
unabhängiger Stromproduzenten in den durch das
neue Gesetz eingerichteten “Wettbewerbsregionen” National Energy Management Blueprint
und zur Kontrolle der Stromtarife eingerichtet wird; Im “National Energy Management Blueprint” sind
• die Stromtarife in den Wettbewerbsgebieten ambitionierte kurz- und langfristige Ziele zur Ent-
kostendeckend sein müssen und unter der Aufsicht wicklung des Elektrizitätssektors festgehalten. In der
der EMSA stehen; aktuellen Fassung 2005-2025 sind folgende Ziele auf-
• für die Stromübertragung und -verteilung in geführt:
Wettbewerbsgebieten Gebühren erhoben werden • Befriedigung der Elektrizitätsnachfrage: Erhöhung
sollen, um den Ausbau von Netzen in weniger der Elektrifizierungsrate auf 90% aller Haushalte
entwickelten Gebieten zu finanzieren; bis 2020 und 100% aller Dörfer bis 2010;
• die Zuständigkeit für die Ausgabe von Betriebs- • Abbau von Subventionen: Steigerung der Strom-
lizenzen dezentralisiert, d.h. auf die lokale bzw. tarife auf ein Niveau, das Erzeugungskosten ab-
regionale Ebene verlagert wird; deckt und einen angemessenen Gewinn ermöglicht;
• die Bereiche der Stromübertragung und -verteilung • Steigerung der Effizienz der Elektrizitätsver-
natürliche Monopole darstellen, die den privatwirt- sorgung: Implementierung eines limitierten Wett-
schaftlichen Unternehmen in nicht-diskriminie- bewerbs in der Stromerzeugung in Batam
render Weise zugänglich zu machen sind; (ab 2004), Java-Madura-Bali (JAMALI; ab 2007)
• sich privatwirtschaftliche Aktivitäten im Energie- und der übrigen Inseln ab 2008 und damit
sektor17 u.a. auf folgende Bereich beziehen können: verbunden eine starke Partizipation des Privatsektors
Stromerzeugung, -übertragung, -verteilung, Verkauf; (unabhängige, nicht-staatliche Stromerzeuger und
• jährlich ein nationaler Elektrizitätsplan “National gemischtwirtschaftliche Unternehmen) an der
General Electricity Plan” aufgestellt werden soll, der Stromversorgung Indonesiens;
die im “National Energy Management Blueprint” • Ausbau der Elektrizitäts-Infrastruktur:
festgehaltenen Ziele – sowohl regional wie auch Die Zentral- und Regionalregierungen stellen
national – konkretisiert. verstärkt Mittel für die Erweiterung der
Übertragungs- und Verteilungsnetze zur
Im Dezember 2004 wurde dieses erste Reformgesetz Verfügung;
durch das Verfassungsgericht wieder aufgehoben.18 Bis • Erneuerbare Energien: Indonesiens Potenziale an
zur Verabschiedung eines neuen Elektrizitätsgesetzes19 erneuerbaren Energien sollen besser genutzt werden.
gilt das wieder in Kraft gesetzte Elektrizitätsgesetz von
1985. Gültigkeit besitzen darüber hinaus einige seit
Ende 2004 erlassene Vorschriften, wie die Government
17 Privatwirtschaftliche Aktivitäten im Bereich der öffentlichen Stromversorgung wurden erstmals 1989 durch eine gesetzliche Ergänzung
des Elektrizitätsgesetzes von 1985 zugelassen.
18 Bestimmungen zur Einführung von Wettbewerb im Elektrizitätsmarkt sowie zur Entflechtung des Stromversorgers wurden als
verfassungswidrig beurteilt.
19 Angesetzt ist dafür das zweite Quartal 2007. 329
20 Indonesien
20.4 Förderpolitik für erneuerbare Energien Für die Ausbildung von Humanressourcen einer
künftigen Erneuerbare-Energien-Industrie Indonesiens
Im Zuge der politischen Zielsetzungen, die Abhäng- engagiert sich insbesondere die Nicht-Regierungsorga-
igkeit von Erdöl in der Elektrizitätserzeugung zu nisation Indonesian Renewable Energy Society (METI).
mindern und gleichzeitig den Elektrifizierungsgrad der
Haushalte zielstrebig zu erhöhen, gewinnt der Ausbau
der erneuerbaren Energien an zunehmender Bedeutung. Fördermechanismen
Ein Hauptaugenmerk richtet sich dabei auf die Nutzung Die Förderung der erneuerbaren Energien in der natio-
von Geothermie zur Stromerzeugung.20 Die erneuerbaren nalen Energiegesetzgebung wird durch eine Reihe spe-
Energien – Großwasserkraft und Geothermie ausge- zifischer Gesetzgebungen unterstützt, z.B. durch das
nommen – sollen nach Presidential Decree Nr. 5/2006 Geothermiegesetz21 oder das Ministerialdekret zu
bis 2020 mit 5% zur öffentlichen Stromversorgung erneuerbaren Energien und Energieeinsparungen.22
beitragen.
20 Weitere große Hoffnungen setzt die indonesische Regierung in den Ausbau der Biokraftstoffe, wodurch langfristig die schwindenden
Mineralölressourcen ersetzt werden sollen.
21 Das Geothermiegesetz Nr. 27/2003 verfolgt die Ausweitung der Nutzung geothermaler Energiequellen zur Förderung der nachhaltigen
Entwicklung, Steigerung der Staatseinnahmen sowie zur Förderung der ökonomischen Entwicklung des Landes.
22 Das Ministerialdekret Nr. 002/2004 verfolgt Ziele wie die Optimierung und Effizienzsteigerung erneuerbarer Energien-Nutzung, die Sicherung
nachhaltiger und umweltfreundlicher Energieerzeugung und die Steigerung der öffentlichen Wahrnehmung und des Konsumentenverhaltens
330 bei Energieeinsparungen.
20 Indonesien
1. Brasilien
Konkrete Anreizmechanismen, die alle erneuerbaren Beim CDM Executive Board (EB) wurden 2006 acht
1.2 Marktakteure
Energien | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
betreffen, umfassen: CDM-Projekte aus Indonesien registriert, die insge-
• Verpflichtung zur Stromabnahme für den samt rund 1,1 Mio. Tonnen CO2 pro Jahr einsparen.
Netzbetreiber PLN; Die Projektaktivitäten beziehen sich auf Geothermie,
• Förderung netzgebundener Anlagen auf Basis Biomasse und Solarthermie in Kooperation mit Unter-
erneuerbarer Energiequellen: Betreiber kleiner nehmen aus Großbritannien, Finnland, Holland, Japan
(< 1 MW) und mittlerer Kraftwerke und Deutschland.25
(1 bis 10 MW) erhalten 60% bzw. 80% ihrer
Stromerzeugungskosten über einen Zeitraum von
mindestens 10 Jahren;23 20.5 Status der erneuerbaren Energieträger
• Steuerliche Förderung von gemischtwirtschaftlichen
Unternehmen; Zur installierten Stromerzeugungskapazität Indonesiens
• Finanzierungsoptionen erneuerbarer Energiepro- von insgesamt 28 GW Ende 2005 trugen die erneuer-
jekte durch den Clean Development Mechanism baren Energien mit einem Anteil von knapp 5%
(CDM); (1.345 MW) bei. Nicht darin enthalten ist der Anteil der
• Etablierung einer Institution zur finanziellen Großwasserkraft, der allein rund 15% (ca. 4.100 MW)
Förderung der Entwicklung erneuerbarer Energien. ausmachte.
23 60% bei Einspeisung in Niederspannungsnetze bzw. 80% bei Einspeisung in Netze mittlerer Spannung.
24 ausgehend von 125-300 Mio. Tonnen CO2 bei einem CER-Erlös von 1,5-5 US$/tCO2, abzüglich der Projektkosten.
25 weiterführende Informationen zu den CDM-Aktivitäten in Indonesien im CDM-Länderführer unter
www.iges.or.jp/en/cdm/pdf/countryguide/indonesia.pdf.
26 Quelle: bfai 2006, MEMR 2006, Center for Energy Resources Development 2006. 331
20 Indonesien
Die Ausbaupläne für die einzelnen erneuerbaren Bislang sind bereits über 200 Kleinstwasserkraftwerke
Energieträger sind im nationalen Energieausbauplan, installiert, zumeist in netzfernen ländlichen Gebieten.
dem “National Energy Management Blueprint” von Da sowohl Mikro- wie auch Kleinstwasserkraftwerke
2005 des MEMR, festgeschrieben. keine hohen Investitionen erfordern und die Funktions-
weise relativ einfach ist, werden sie oftmals von einzelnen
Lokal in Indonesien hergestellt oder montiert werden Investoren oder lokalen Kooperativen betrieben. Der
folgende Komponenten von Erneuerbaren-Energien- Ausbau wird durch einen erleichterten Zugang zu
Anlagen: Krediten von staatlicher Seite oder durch Projekte der
• Kleinwasserkraftwerke: Turbinen, Drehzahlregler, Entwicklungszusammenarbeit unterstützt.
elektrische Bauteile (hoher lokaler Anteil),
z.B. durch CV Sampurna Energy; Zukünftig soll auch Wasserkraft in Form von Gezeiten-
• Photovoltaik: lokale Montage der Module, und Wellenenergie genutzt werden. Diesbezügliche
z.B. durch Microtech Indonesia; theoretische Potenziale werden auf rund 240.000 MW
• Solarthermie: solare Wassererhitzer und Solar- geschätzt. Technologien zur Nutzung dieses Potenzials
trockner werden komplett lokal hergestellt; sind noch im Versuchsstadium: ein Pilotprojekt mit der
• Biomasse: Biomassevergaser werden in Indonesien Kapazität von 1,1 MW befindet sich in Baron Beach,
hergestellt; Zuverlässigkeit und Effizienz reicht Yogyakarta (Java).
aber nicht an Technologien aus anderen Ländern
heran;
• Kleine Windenergieanlagen: bis auf die Generatoren Windenergie
werden alle Komponenten lokal hergestellt, Das Potenzial an Windenergie ist aufgrund des geringen
z.B. durch die Firma Contained Energy. Einflusses von Passatwinden in Indonesien relativ klein.
Es liegt bei 9.290 MW. Im Durchschnitt beträgt die
Windgeschwindigkeit 3-5 m/s, in östlichen Regionen
Wasserkraft liegt die Durchschnittsgeschwindigkeit über 5 m/s.
Insgesamt besteht in Indonesien ein theoretisches Damit eignet sich das Land hauptsächlich für kleine
Potenzial für Wasserkraft von 75.000 MW. Kleinwasser- (erforderliche Windgeschwindigkeit 2,5-4 m/s; Kapa-
kraftwerke, die sich gegenüber größeren Anlagen in der zität bis 10 kW) und mittlere Windenergieanlagen
Regel an die natürlichen Bedingungen von Flussland- (Windgeschwindigkeit 4-5 m/s; Kapazität 10-100 kW).
schaften anpassen lassen, werden bislang durch 84 MW Der Betrieb von großen Windenergieanlagen (Wind-
installierte Leistung genutzt. In Indonesien wird im geschwindigkeit >5 m/s; Kapazität > 100 kW) ist nur
Wesentlichen zwischen Mikrowasserkraft mit Anlagen- an wenigen Standorten wirtschaftlich.
größen bis 25 kW und Kleinstwasserkraft mit Anlagen-
größen bis zu 500 kW unterschieden. Das DGEEU hat drei Regionen mit jeweils 10 Stand-
orten zur Nutzbarmachung des Windenergiepotenzials
Die PLN führt derzeit 12 Mikro-Wasserkraftprojekte ausgewiesen:
in den Landesteilen Papua, Nusa Tenggara, Sulawesi • Nusa Tenggara Barat (NTB) – Region:
und Kalimantan durch, die von der Asiatischen Ent- Windgeschwindigkeit 3.4-5.3 m/s;
wicklungsbank finanziert und 2006/07 abgeschlossen • Nusa Tenggara Timur (NTT) – Region:
werden. Zwischen 2008 und 2010 will die PLN 8 weitere Windgeschwindigkeit 3.2-6.5 m/s;
Vorhaben in den betreffenden Regionen starten. • Sulawesi: Windgeschwindigkeit 2.6-4.9 m/s;
332
20 Indonesien
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Das Windkraftpotenzial Indonesiens wird mit insge- Neben Strom- und Wärmegeneration ist Biomasse in
samt 5 MW installierter Leistung erst zu einem Bruch- Indonesien vor allem zur Erzeugung von Biokraftstoffen
teil genutzt. Kleine Windenergieanlagen werden in wie Pflanzenöl und Biodiesel interessant – die entsprech-
Indonesien zur ländlichen und/oder dezentralen Elektri- enden Technologien sind im Land bereits verbreitet.
fizierung, für Wasserpumpen, zum Laden von Batterien Diesbezügliche Ausbaupläne reichen bis hin zur
und für mechanische Zwecke, wie der Belüftung von Gründung einer “Biofuel-OPEC” gemeinsam mit
Fischzucht-Teichen, genutzt. Der staatliche Energie- Thailand und haben bereits eine Reihe konkreter
versorger PLN baut Windenergie-Großanlagen in Bali Förderanreize hervorgebracht. Die indonesische Regie-
(3 x 250 kW), Nusa Tenggara Barat (3 x 250 kW) und rung sieht in Biotreibstoffen einen potenziellen Ersatz
Nusa Tenggara Timur (6 x 250 kW), die 2007 ans Netz für auf Mineralöl basierende Treibstoffe.
gehen sollen.
Deponiegasnutzung
Biomasse Zwölf größere Städte Indonesiens haben nach Experten-
Indonesien hat ein großes theoretisches Potenzial zur schätzungen das Potenzial, Strom mit einer Leistung
Erzeugung von Energie aus Biomasse von insgesamt von 566 MW aus kommunalen Abfällen zu erzeugen.
50.000 MW. Es beruht auf dem energetischen Gehalt
von jährlich über 200 Mio. Tonnen landwirtschaft-
licher Biomasse, Forst- und Plantagenabfällen sowie Solarenergie
städtischem Müll. Als tropisches Land mit einer mittleren täglichen
Sonneneinstrahlung von 4,8 kWh/m2 und durch-
Nach offiziellen Schätzungen basieren 35% des gesamten schnittlich 300 Sonnentagen im Jahr verfügt Indonesien
Energieverbrauchs, besonders in den ländlichen über ein großes Potenzial an Solarenergie.
Gegenden, auf Biomasse – hauptsächlich nicht-nach-
haltig bewirtschaftetem Feuerholz. Die installierte
Kapazität von Biomasse zur Stromerzeugung erreichte Photovoltaik
Ende 2005 445 MW. Der Bau neuer Kraftwerke zur Photovoltaik – insbesondere Solar-Home-Systeme (SHS)
Stromerzeugung ist in Planung. – wird besonders im ländlichen Raum verwendet, z.B.
zur Stromerzeugung für Beleuchtung, Wasserpumpen,
Telekommunikation und Kühlung von Medikamenten
Energiequelle Kapazität Ort in Krankenstationen. Seit Anfang der 1980er Jahren
(MW)
wurden um die 50.000 SHS installiert. Neben SHS
Palmölrückstände 12,5 Nord-Sumatra
sind auch größere Hybridanlagen, etwa im Verbund
Palmölrückstände 10,5 Nord-Sumatra mit Dieselgeneratoren, verbreitet. Die installierte
Palmölrückstände 10,5 Riau Kapazität lag Ende 2005 bei 8 MW, davon waren mehr
Palmölrückstände 15 Riau als 1 MW an das zentrale Stromnetz angeschlossen.
Reisschalen 10 Lampung
Reisschalen 20 Bali
Bagasse 7 Lampung
27 Quelle: MEMR - Country Plans and Policies for Developing and Implementing Renewable Energies in Indonesia 2006. 333
20 Indonesien
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Weitere Planungen für größere Geothermiekraftwerke Nationale Aktivitäten
beziehen sich auf die Standorte: Die Strategie der PLN zur zukünftigen ländlichen
• Sarulla, Nord-Sumatra: das weltweit größte Elektrifizierung richtet sich nach folgenden Prinzipien:
Geothermieprojekt mit einer Kapazität von • Befähigung der ländlichen Bevölkerung,
340 MW29; die Stromversorgung auf selbstständiger Basis
• Patuha, West-Java (3 x 60 MW); zu gestalten;
• Dieng, Zentral-Java (2 x 60 MW). • Nutzung lokaler Energieressourcen,
besonders erneuerbarer Energien;
• Steigerung der Beteiligung des privaten Sektors
und ländlicher Kooperativen.
20.6 Ländliche Elektrifizierung
Teil dieser Strategie ist das “Community-based
Etwa 45% der gut 245 Mio. Indonesier leben im länd- rural energy development”-Konzept: Kooperativen,
lichen Raum. Von den rund 29 Mio. ruralen Haushalten kommunale Institutionen, Nichtregierungsorgani-
haben 41,5% (rund 12 Mio.) keinen Zugang zu Elek- sationen oder private Akteure fungieren dabei als
trizität, wobei die Rate der ländlichen Elektrifizierung Stromversorger bzw. -erzeuger im ländlichen Raum –
zwischen den Regionen stark variiert.30 Die politischen und werden von der PLN technisch unterstützt. Die
Ziele zum Ausbau der nationalen Elektrifizierung Hilfestellung der PLN bezieht sich auf zwei Ebenen:
schließen eine erhebliche Erweiterung der Stromver- entweder auf den Aufbau eines Inselnetzes, inklusive
sorgung in den ländlichen Gegenden Indonesiens ein. eigener Stromerzeugung oder den Aufbau eines an das
zentrale Stromnetz der PLN angeschlossenen Dorfnetzes.
Bislang spielt bei der ländlichen Elektrifizierung
Indonesiens der Anschluss an die zentralen Netze der Zur finanziellen Unterstützung der ländlichen Elektri-
PLN die größte Rolle – etwa 96% aller elektrifizierten fizierung hat das MEMR (bzw. das DGEEU) das Pro-
Haushalte im ländlichen Raum wurden in der gramm “Trust Fund Facility for Rural Energy Services”
Vergangenheit durch Netzerweiterung an die be- geplant. Es zielt auf eine Einbindung lokaler Finanz-
stehende Stromversorgung angeschlossen. Private institutionen in die ländliche Elektrifizierung. Die
Inselnetze und Inselsysteme nehmen bei der ländlichen Regierung übernimmt entsprechende Garantien zur
Elektrifizierung nur rund 4% ein. Kreditabsicherung.
Akteure in der ländlichen Elektrifizierung sind das Das Programm “Community Empowerment through
MEMR und die PLN, die auf dem Weg der öffentlich- Micro Hydro Power Plant (MHPP) – Development in
rechtlichen Partnerschaft in Kooperation mit privaten Rural Villages” zielt auf die Förderung von Produk-
Investoren, Erzeugungs-, Übertragungs- und Ver- tionsprozessen landwirtschaftlicher Produkte sowie auf
teilungskapazitäten für elektrische Energie ausbauen. kleingewerbliche Unternehmungen. In der Zuständig-
Hinzu kommen Nicht-Regierungsorganisationen und keit des Ministry of Cooperative and Small Medium
Zusammenschlüsse auf kommunaler Ebene, private Scale Business wurden in den letzten Jahren 20 Mikro-
Akteure und internationale Geber.31 Wasserkaftprojekte durchgeführt. Davon wurden 4 durch
den indonesischen Staat und 16 durch internationale
Geber finanziert. Alle diese Projekte werden von länd-
lichen Kooperativen betrieben.
29 Insgesamt sollen in das Vorhaben umgerechnet rund 470 Mio. Euro investiert werden. Das Projekt wird in drei Phasen von je 110-120 MW
umgesetzt. Dabei soll die erste Kraftwerkseinheit nach 30 Monaten, die letzte innerhalb von 48 Monaten den Betrieb aufnehmen. Eingespeist
wird der Strom in das Netz von Nord-Sumatra und Aceh. Nach Fertigstellung des letzten Anlagenteils rechnen die Betreiber mit jährlichen
Stromerlösen von umgerechnet rund 86 Mio. Euro.
30 Nach Angaben der PLN erreichen Yogyakarta 94% und Bali 81%. Dagegen ist der ländliche Raum in Lampung nur zu 22% elektrifiziert –
Nusa Tenggara sogar nur zu 13% .Naturgemäß nicht von Statistiken erfasst, ist der hohe Anteil der Strompiraterie im ländlichen Raum.
31 Zu den größten externen Akteuren zählt die Asian Development Bank (ADB), die Kredite für den Ausbau der Elektrizitätsversorgung vergibt. 335
20 Indonesien
Akteure und Programme der internationalen Die Weltbank und die Global Environment Facility
Zusammenarbeit (GEF) unterstützen mit einem “Solar Home Systems
Ein wichtiger Akteur ist das ASEAN32 Centre for Project” die Verbreitung von Photovoltaik zur dezen-
Energy (ACE), das besonders Projekte zur Nutzung tralen Elektrizitätsversorgung im ländlichen, netzfernen
kleiner Energiesysteme auf Basis erneuerbarer Energien Raum Indonesiens. Das Projekt fördert die Installation
für die ländliche Elektrifizierung und produktive von 200.000 SHS in vier Regionen. Zusätzlich soll die
Tätigkeiten fördert. “Indonesian Agency for the Assessment and Application
of Technology (BPPT)” in ihren Maßnahmen zur
Die deutsche Gesellschaft für technische Zusammen- Etablierung der Photovoltaik im Energiesektor
arbeit (GTZ) hat in Kooperation mit dem MEMR und bestärkt werden.
der niederländischen Organisation für Entwicklungs-
zusammenarbeit “Directoraat generaal Internationale
Samenwerking, DGIS” das Projekt “Mini-Hydropower Wechselkurs (7.2.07):
Schemes for Sustainable Economic Development” 1000 Indonesischer Rupiah (IDR) =
initiiert. Ziel des Projekts ist neben der ländlichen 0,08548 Euro (EUR)
Elektrifizierung der Aufbau von ländlichen Klein- 1 IDR = 0,0001106 US Dollar (USD)
unternehmen.33 Dazu werden in Zusammenarbeit mit
indonesischen Universitäten und Nicht-Regierungs-
organisationen technische Kompetenzen in Planung,
Konstruktion, Wartung und Betrieb von Kleinst-
wasserkraftwerken vermittelt. Seit 1999 konnten über
100 Stromerzeugungsanlagen mit Kapazitäten zwischen
7 und 250 kW installiert werden, die etwa 20.000 länd-
liche Haushalte, Kleinunternehmen und öffentliche
Einrichtungen versorgen. Über 85% der Anlagenkom-
ponenten werden lokal hergestellt.
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
20.7 Literatur • Girianna, M.:
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337
20 Indonesien
338
21 Pakistan
21 Pakistan. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
21.1 Elektrizitätsmarkt Pakistan verfügt nur über geringe eigene kommerziell
verwertbare Ölvorkommen. Daher wurden im Haus-
Installierte Kapazitäten haltsjahr 2005/06 bereits 75% des pakistanischen Öl-
Die installierte Kraftwerkskapazität in Pakistan lag bedarfs durch Importe abgedeckt. Diese dienten unter
Mitte 2006 bei 19.450 MW und hat sich somit seit anderem zur Befeuerung thermischer Kraftwerke. Die
1990/91 (8.776 MW) mehr als verdoppelt. Der Anteil mit Erdgas betriebenen Kraftwerke werden dagegen
thermischer Kraftwerke betrug 64%, Wasserkraft hatte ausschließlich mit heimischen Vorräten betrieben, was
einen Anteil von 34% und die beiden pakistanischen für die wenigen Kohlekraftwerke ebenso zutrifft.3
Kernkraftwerke trugen 2% zur installierten Gesamt-
kapazität bei.1 2005/06 hatten die teilweise in staatlicher Hand
befindlichen Unternehmen WAPDA und KESC einen
Anteil von 57% bzw. 10% an der Stromerzeugung.
Wasserkraft Thermisch Kernkraft Gesamt
Die beiden staatlichen Kernkraftwerke steuerten 3% bei,
MW % MW % MW % MW während die unabhängigen Erzeuger einen Anteil von
2001/02 5.051 28,4 12.286 69,0 462 2,6 17.799 30,5% hatten. Im Abrechnungszeitraum 2005/2006
2002/03 5.051 28,4 12.285 69,0 462 2,6 17.798
erhöhte sich die Stromerzeugung gegenüber der Vor-
jahresperiode um 9,3% auf rund 94 TWh.
2003/04 6.496 33,7 12.299 65,4 462 2,4 19.257
2004/05 6.499 33,5 12.423 64,1 462 2,4 19.384
Wasserkraft Thermisch Kernkraft Gesamt
2005/06 6.499 33,4 12.489 64,2 462 2,3 19.450
GWh % GWh % GWh % GWh
Tab. 1: Stromerzeugungskapazitäten nach Energieträgern; 2001/02 18.941 26,1 51.174 70,7 2.291 3,2 72.406
Pakistan; 2001/02-2005/06; MW, %2
2002/03 22.351 29,6 51.591 68,2 1.740 2,3 75.682
2003/04 26.944 32,1 52.122 64,5 1.760 2,1 80.827
Der pakistanische Elektrizitätsmarkt ist in den letzten 2005/06 30.862 33,0 60.283 64,4 2.484 2,7 93.629
Jahren durch eine deutliche Veränderung der zur Strom-
produktion eingesetzten Primärenergieträger geprägt. Tab. 2: Stromerzeugung nach Energieträgern; Pakistan;
Betrug der Anteil der Wasserkraft an der Strompro- 2001/02-2005/06; GWh, %4
duktion im Abrechnungsjahr 1990/91 noch knapp
45 %, so lag dieser Wert 2005/2006 bei nur noch 33%,
nachdem er 2001/02 bereits auf 26% gesunken war. Im Stromübertragung und -verteilung
gleichen Zeitraum erhöhte sich der Anteil thermisch Das pakistanische Übertragungsnetz besteht aus 500 kV-
erzeugten Stroms von 54 auf 64%. Dieser Zuwachs ist und 220 kV-Leitungen.5 Nach einem Bericht des paki-
vor allem Ergebnis der Kapazitätserweiterung seit stanischen Übertragungsnetzbetreibers vom Januar 2007
Anfang der 90er Jahre, die als Antwort auf die ist das Übertragungsnetz nicht in der Lage, die Last zu
herrschenden Engpässe und die daraus resultierenden decken. Im Jahr 2006 waren 77% der 500-kV- und
häufigen Stromabschaltungen vorgenommen wurde. 69% der 220-kV-Leistungstransformatoren überlastet.
Für den Netzausbau wurde von der Asian Development
Bank (ADB) im Januar 2007 ein Kredit in Höhe von
226 Mio. US$ bereitgestellt.
1 Seit 1971 ist in Pakistan ein Kernkraftwerk in Karatschi im Einsatz, seit 2001 ein weiteres in Chashma.
2 Quelle: HDIP (Pakistan Energy Yearbook). Das pakistanische Haushaltsjahr endet jeweils am 30. Juni.
3 Pakistans kommerziell verwertbare Gasreserven wurde 2006 auf rund 32,6 Mrd. Kubikfuß geschätzt. Aufgrund neuer erheblicher Funde von
Braunkohle in der Thar-Wüste in der Provinz Sindh ist geplant, den Anteil der Kohle an der Stromproduktion weiter auszubauen.
4 Quelle: HDIP.
5 Eine Karte mit den bestehenden Übertragungsleitungen ist auf der Homepage des Verteilungsnetzbetreibers NTDC zu finden.
Siehe: www.ntdc.com.pk/TransmissionLines.asp. 339
21 Pakistan
Die vorhandenen staatlichen Stromübertragungs- und Im Haushaltsjahr 2004/05 ist die Stromnachfrage um
-verteilungssysteme erreichen bislang etwa 55% der 6,6% gegenüber der Vorperiode gestiegen. 2005/06
pakistanischen Bevölkerung. Ein großes Problem stellt lag der Zuwachs sogar bei mehr als 10%. Auch in den
nach wie vor die sichere Übertragung und Verteilung kommenden Jahren wird mit einem weiteren Anstieg
des Stroms in Pakistan dar. Aufgrund einer schwachen des Strombedarfs gerechnet. Da das Nachfragewachstum
Netzinfrastruktur und erheblicher Stromdiebstähle lagen den kurzfristig vorgesehenen Zubau neuer Kapazitäten
die Gesamtverluste im Übertragungs- und Vertei- übersteigt – für die Jahre 2006 bis 2009 wird von
lungsnetz 2005 bei 26,5%. Ziel der Regierung ist die einem Anstieg von mehr als 4 % pro Jahr ausgegangen
Reduktion der Verluste auf 21,5% bis zum Jahr 2010. – sind in den kommenden Jahren Engpässe in der Elek-
trizitätsversorgung möglich, die durch private Investi-
tionen in Erzeugungskapazität gemindert werden soll.
2001/02 23,2 46,0 15,1 29,8 5,6 11,0 3,4 6,7 3,0 5,9 0,2 0,6 50,6
2002/03 23,6 44,8 16,2 30,7 6,0 11,3 3,3 6,3 3,2 6,0 0,2 0,4 52,7
2003/04 25,8 44,9 17,4 30,2 6,7 11,7 3,6 6,3 3,7 6,4 0,3 0,5 57,5
2004/05 27,6 45,0 18,6 30,3 7,0 11,4 3,7 6,0 4,1 6,7 0,3 0,5 61,3
2005/06 30,7 45,4 19,8 29,3 7,9 11,7 4,0 5,9 4,7 7,0 0,4 0,6 67,6
Stromverbrauch Strompreise
Der Stromverbrauch Pakistans ist in den letzten Jahren Die Strompreise werden von der Regulierungsbehörde
– außer während des Haushaltsjahres 1998/99 – stetig NEPRA für jedes der acht Verteilungsunternehmen
gewachsen. Zwischen 2001/02 und 2005/06 nahm der einzeln festgelegt. Die Tarife unterscheiden dabei u.a.
Gesamtverbrauch von 50,6 auf 67,6 TWh und somit zwischen Haushalten, Gewerbe, Landwirtschaft, In-
um über 33 % zu. Den größten Anteil unter den Ver- dustrie und öffentlicher Beleuchtung. Neben einer
brauchergruppen hatte dabei – mit Ausnahme des Haus- fixen monatlichen Rate, die unabhängig vom Strom-
haltsjahres 1990/91 – stets der Haushaltssektor, gefolgt verbrauch entrichtet werden muss, ist das Tarifsystem
von der Industrie und der Landwirtschaft. progressiv gestaltet. Zudem variieren die Stromtarife in
Abhängigkeit von Spitzenlast- und Niedriglastzeiten.7
Im Januar 2007 wurde bekannt gegeben, dass die
Stromtarife um durchschnittlich 20% erhöht werden
sollen.
6 Quelle: HDIP.
340 7 Detaillierte Tabellen befinden sich auf der Homepage der Regulierungsbehörde: www.nepra.org.pk
21 Pakistan
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Ausbauplanung Neben den staatlichen Betreibern der beiden Kern-
Aufgrund der prognostizierten Zunahme des Leistungs- kraftwerke Karatschi Nuclear Power Plant (KANUPP)
bedarfs um rund 10.000 MW bis 2010 hat die pakis- und Chashma Nuclear Power Plant (CHANUPP)
tanische Regierung langfristig ein groß angelegtes haben sich seit 1994 im Bereich der Stromerzeugung
Programm zum Ausbau der Stromerzeugungskapazitäten eine Reihe privater Betreiber als unabhängige Strom-
gestartet. Um zukünftige Versorgungsdefizite zu mini- produzenten etabliert.
mieren, plant Pakistan mit dem Ausbauplan “Vision
2025” einen langfristigen Kapazitätszuwachs bis 2025
von zusätzlich rund 35.000 MW. Die Planungen für Vertikale Entflechtung und Privatisierung von
den Ausbau der Erzeugungskapazität wurden im mittel- WAPDA und KESC
fristigen Entwicklungsplan der Regierung für die Jahre Im Rahmen der eingeleiteten Umstrukturierung und
2005 bis 2010 aktualisiert. Die Planungskommission Liberalisierung des pakistanischen Strommarktes wurde
der Regierung gibt darin als Zielsetzung für 2030 vor, im Jahr 2000 mit der vertikalen Desintegration von
den Anteil heimischer Wasserkraft weiter zu steigern WAPDA begonnen. Das Unternehmen wurde in 13 Ein-
(knapp 33.000 MW), die heimische Kohle vermehrt heiten untergliedert: vier Erzeugungsunternehmen, acht
für die Stromerzeugung zu nutzen (20.000 MW), die Verteilungsunternehmen und das nationale Unternehmen
installierte Leistung der Kernenergie von heute für Übertragung und Lastmanagement NTDC. Für die
400 MW auf 8.800 MW auszubauen und erneuerbare Abwicklung der Entflechtung und Privatisierung
Energien verstärkt zu nutzen (9.700 MW, d.h. mindes- wurde 1998 die Pakistan Electric Power Company
tens 5 % Anteil ohne Wasserkraft). Damit soll die Ver- (PEPCO) gegründet.
sorgungssicherheit des Landes erhöht und die Import-
abhängigkeit insbesondere von Erdöl gesenkt werden. Bis Ende 2006 wurde lediglich das Erzeugungsunter-
nehmen KAPCO privatisiert. Das Unternehmen, das
im April 2005 an die Börse ging, ist nunmehr mit einer
21.2 Marktakteure installierten Leistung von 1.600 MW der größte nicht-
staatliche Erzeuger des Landes. Als nächstes sollen die
Die Elektrizitätsunternehmen WAPDA und KESC Verteilungsunternehmen FESCO und GESCO und die
In Pakistan dominieren zwei noch teilweise in staatlicher Erzeugungsunternehmen Jamshoro Power Co. und
Hand befindliche Elektrizitätsunternehmen den Strom- National Power Construction Corporation Pvt. Ltd.
markt: WAPDA (Water and Power Development privatisiert werden.8 Im Dezember 2005 gingen 73 %
Authority) und KESC (Karatschi Electric Supply der Unternehmensanteile des regionalen staatlichen
Corporation). Das pakistanische Wasser- und Elektrizi- Energieversorgungsunternehmen KESC an ein pakista-
tätsunternehmen wurde 1958 gegründet, um so die nisch-saudiarabisches Konsortium.9
beiden Bereiche besser koordinieren zu können. Zu den
Aufgaben zählten neben der Elektrizitätsproduktion,
-übertragung und -verteilung u.a. auch die Wasserver-
sorgung, das Flutmanagement und die Binnenschiff-
fahrt. WAPDA ist der mit Abstand größte Stromer-
zeuger Pakistans und verfügte im Juni 2006 über 58%
aller Erzeugungskapazitäten, KESC über 9% der Ge-
samtkapazität. Das Übertragungs- und Verteilungsnetz
von WAPDA erstreckt sich über weite Landesteile,
während KESC für die Versorgung des Einzugsgebietes
von Karatschi verantwortlich ist, die Hauptstadt der
Provinz Sindh.
8 Die zur Privatisierung freigegebenen Unternehmen werden auf der Homepage der nationalen Privatisierungskommission vorgestellt
(www.privatisation.gov.pk).
9 Das Konsortium besteht aus Hasan Associates, Al-Jimeih Holding Co. und Premier Mecantile Services. 341
21 Pakistan
Die angestrebte Privatisierung der eigenständigen Ende 2006 wurden von der staatlichen Beratungsin-
Erzeugungs- und Verteilungsgesellschaften gestaltet stitution für private Investoren Private Power and
sich allerdings als ein schwieriger Prozess, da diese oft- Infrastructure Board PPIB, die u.a. für Verhandlungen
mals aufgrund unbezahlter Rechnungen und nicht zur Durchführung von Vorhaben verantwortlich ist,
kostendeckender Tarife im Verlustbereich operieren. 50 Projekte mit einer Gesamtleistung von mehr als
WAPDA und KESC schrieben trotz Schuldentilgung 13.000 MW bearbeitet, die bis Januar 2016 nach und
in den vergangenen Jahren weiterhin rote Zahlen. nach in Betrieb gehen sollen. Die zusätzliche Kapazität
Zudem stellen sich die nationalen Gewerkschaften gegen verteilt sich relativ gleichmäßig auf Wasser- und ther-
die Privatisierung der Elektrizitätsunternehmen. Der mische Kraftwerke. Das Ministerium für Wasser und
Bereich Wasserkraft, der einen gesonderten Bereich Elektrizität hat 2005 festgelegt, dass die Regulierungs-
innerhalb von WAPDA bildet, ist von der Privatisie- behörde NEPRA Vergütungstabellen für unabhängige
rung vorerst ausgeschlossen und wird somit weiterhin Stromerzeuger nach Technologietyp erstellen soll, um so
im Besitz von WAPDA verbleiben. die Transparenz zu erhöhen und die Lizenzvergabe zu ver-
einfachen. Diese lagen bis Januar 2007 noch nicht vor.
Unabhängige Stromerzeuger
Insgesamt wurden bis Ende 2006 19 größere unab- Weitere Akteure
hängige Stromerzeuger von der Regulierungsbehörde
mit Lizenzen ausgestattet.10 Die beiden größten privaten Private Power and Infrastructure Board (PPIB)
Stromerzeugungsunternehmen sind die HUB Company Zur Verbesserung der Investitionsanreize im pakista-
(HUBCO) und die Kot Addu Power Company (KAPCO). nischen Stromsektor wurde 1994 eine neue staatliche
HUBCO gehört einem Konsortium, bestehend aus den Beratungsinstitution etabliert, das “Private Power and
Unternehmen National Power (Großbritannien), Xenal Infrastructure Board” (PPIB). Diese Einrichtung soll
(Saudi-Arabien) und der Mitsui Corporation (Japan), und vor allem privaten Investoren im pakistanischen Strom-
verfügt über knapp 1.300 MW Erzeugungskapazität. markt als zentrale Anlaufstelle dienen, die bei der
Realisierung von Kraftwerksprojekten beratend zur
Neben Ausschreibungswettbewerben haben private Seite steht. Die Hauptaufgabe des PPIB besteht in der
Erzeuger die Möglichkeit, die Projektumsetzung un- Aushandlung der Durchführungsvereinbarung sowie in
aufgefordert bei NEPRA zu beantragen. Anstatt die der Beratung bei den Verhandlungen über Verträge
Stromabnahmeverträge bilateral mit dem jeweiligen für Primärenergielieferungen und Stromabnahme.
Stromabnehmer zu verhandeln, legt NEPRA die Tarife Des Weiteren bürgt PPIB für die Erfüllung der Ver-
unter Absprache mit dem unabhängigen Stromerzeuger pflichtungen staatlicher Akteure im Strommarkt
und dem Stromabnehmer fest. gegenüber privaten Investoren, es überwacht etwaige
Rechtsstreite und internationale Schlichtungsverfahren
für und im Namen der pakistanischen Regierung und
unterstützt die Regulierungsbehörde bei der Festlegung
und Verabschiedung der Vergütungstarife für neue
private Kraftwerksprojekte. PPIB ist mit Vertretern
der vier Provinzen und aus dem teilautonomen Gebiet
Asad Kaschmir besetzt.
342 10 Die Lizenz für den Erzeuger New Park Energy Ltd. wird derzeit bearbeitet.
21 Pakistan
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Regulierungsbehörde NEPRA 21.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Im Dezember 1997 wurde die sektorale Regulierungs-
behörde (National Electric Power Regulatory Authority, Für die Ausarbeitung der pakistanischen Energiepolitik
NEPRA) durch Gesetz geschaffen. NEPRA soll insbe- ist das Ministerium für Wasser und Elektrizität (Ministry
sondere einen fairen Wettbewerb sowie den Schutz der of Water and Power) zuständig. Insbesondere die in den
Verbraucher sicherstellen. Die wichtigsten Befugnisse 80er und Anfang der 90er Jahre vorhandene Unterver-
der Behörde sind die Ausstellung von Lizenzen zur sorgung mit Strom führte 1992 zur Verabschiedung
Stromproduktion, -übertragung und -verteilung (inkl. eines Strategieplans mit dem Ziel einer Restrukturierung
Festlegung der Lizenzgebühren) und die Festlegung des pakistanischen Stromsektors.
der Stromtarife. Da die Verbraucher bisher nicht die
Möglichkeit haben, über bilaterale Verträge den Strom
vom Produzenten ihrer Wahl zu beziehen, ist NEPRA Stromgesetz für den privaten Sektor von 1994
auch für die Festlegung des Stromverkaufs der Produ- 1994 wurde ein Energiegesetz verabschiedet (“Policy
zenten an NTDC verantwortlich. Darüber hinaus kann Framework and Package of Incentives for Private Sector
NEPRA Bußgelder bei Nichteinhaltung der entspre- Power Generation Projects in Pakistan”). Es sollte private
chenden Bestimmungen verhängen. Investitionen im pakistanischen Stromsektor fördern
und die Investitionsbedingungen für unabhängige
Stromerzeuger standardisieren. Es beinhaltet insbe-
Alternative Energy Development Board (AEDB) sondere folgende Maßnahmen:
Im Mai 2003 wurde das “Alternative Energy Develop- • Vorabfestsetzung eines einheitlichen Vergütungs-
ment Board” (AEDB) gegründet, das unmittelbar dem satzes in Höhe von 5,7 US-ct/kWh mit Kopplung
Premierminister untersteht. Ziel der Institution ist die an das Wechselkursverhältnis zwischen pakistanischer
Förderung und Nutzung der erneuerbaren Ressourcen Rupie und US-Dollar inkl. der Berücksichtigung
des Landes und die Erreichung der von der Regierung der US-Inflationsrate und möglicher Schwankungen
festgesetzten Ausbauziele von 10% bis 2015 (ohne der Rohstoffpreise;11
Wasserkraft). Außerdem ist AEDB für die Entwicklung • Überlassung der Entscheidungsbefugnis über
der mittel- und langfristigen nationalen Förderpolitik Größe, Technologie, Energieträger und Standort
für erneuerbare Energien zuständig, die im Maß- eines Kraftwerks an den Träger des Projekts;
nahmenpaket “Policy Development of Renewable Energy • garantierter Netzanschluss und Stromabnahme im
for Power Consumption” festgeschrieben wurde. Darüber Rahmen von Standardverträgen;
hinaus obliegt dem Gremium die Koordinierung von • Garantie hinsichtlich Lieferung der benötigten
Joint-Ventures mit dem Ziel, ausländische Technologien Primärenergieträger, solange ein Liefervertrag mit
im Bereich der Alternativenergien in Pakistan fertigen einer staatlichen Institution besteht;
zu lassen. AEDB ist zudem für die Abwicklung von • Befreiung unabhängiger Stromerzeuger von zahl-
Projekten im Bereich erneuerbare Energien zuständig. reichen Steuern (Körperschafts-, Einkommen- und
Umsatzsteuer) und Zöllen.
11 Zusätzlich wurde ein Bonus von 0,25 US-ct/kWh für Kraftwerksprojekte offeriert, die bis Ende 1997 in Betrieb gingen. 343
21 Pakistan
344
21 Pakistan
1. Brasilien
Im Rahmen dieser Regelungen ist der Netzbetreiber Die Betreiber von Regenerativanlagen zur Selbstver-
1.2 Marktakteureverpflichtet
zur Stromabnahme | 1.3 Gesetzliche
und muss Rahmenbedingungen
bis zu einer sorgung haben die Möglichkeit, Überschussstrom an
gewissen Länge Anschlußleitungen errichten.12 Die den Netzbetreiber zu verkaufen14 und zusätzlich be-
Erzeuger von Strom aus erneuerbaren Energien haben nötigte Elektrizität zum jeweiligen Standardtarif nach-
im Gegensatz zu konventionellen Stromerzeugern die zukaufen. Im Rahmen des Maßnahmenpakets werden
Möglichkeit, ihren Strom zum Teil oder vollständig im Erzeugern von erneuerbaren Energien weitere fiskalische
Rahmen von bilateralen Verträgen an Endkunden zu und finanzielle Anreize eingeräumt. Dazu zählen die
veräußern. Besondere Anreize werden für solche Erzeuger zollfreie Einfuhr von Anlagenteilen und die Ausnahme
erneuerbarer Energien gewährt, die den Strom gänzlich von der Einkommensteuer.
in das nationale Netz einspeisen. Dazu zählt, dass das
Risiko von variierenden Windgeschwindigkeiten vom Für netzferne Erzeugungsanlagen, insbesondere kleine
Stromabnehmer getragen wird. Falls der zuvor ermittelte Wasserkraftanlagen, sollen die Installationsbedingungen
Referenzwert am Projektstandort vom Erzeuger auf- deutlich vereinfacht werden. Entsprechende Regelungen
grund von Faktoren, die außerhalb seiner Einflussmög- sollen von AEDB und den zuständigen Provinzre-
lichkeiten liegen (z.B. eine nicht absehbare Wind- gierungen erarbeitet werden. Kleinwasserkraftprojekte,
flaute), nicht erreicht wird, erfolgt die Vergütung auf die an Inselnetze von bis zu 11 kV angeschlossen sind,
Grundlage des zuvor festgelegten Referenzwertes. Die sollen dann von jedermann unter Rücksprache mit der
Vergütung sinkt jedoch, wenn die Mindereinspeisung lokalen Behörde in Betrieb genommen werden können,
vom Erzeuger zu verantworten ist (z.B. aufgrund aus- ohne dabei die Zustimmung von AEDB, den provin-
bleibender Wartungsarbeiten). Als Referenzwert wird ziellen Behörden oder der Umweltschutzbehörde
die monatliche Durchschnittsgeschwindigkeit am Pro- einholen zu müssen. Die Tarife werden auf bilateraler
jektstandort herangezogen. Der Mittelwert wird auf Ebene zwischen den Erzeugern und den Nutzern aus-
Grundlage der Daten von mindestens drei Jahren gehandelt. Für die Umsetzung von kleinen Wasser-
ermittelt. Für Stromerzeugung, die über den Referenz- kraftprojekten von bis zu 5 MW gewährt die pakista-
wert hinausgeht, werden 10% der Vergütung gezahlt. nische Regierung einen einmaligen Investitionskosten-
Somit werden die zusätzlichen Einnahmen zwischen zuschuss in Abhängigkeit von der Anlagenleistung.
dem Erzeuger und dem Abnehmer geteilt. Gleiches Ähnliche Regelungen sollen für netzferne Wind- und
gilt bei der Stromgewinnung aus Wasserkraft.13 Solaranlagen etabliert werden.
Der Ausbau von Übertragungsleitungen liegt generell Für Anlagen zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren
im Verantwortungsbereich der Netzbetreiber. Die Fest- Energien, die nach Juli 2008 zugelassen werden, soll
setzung der Vergütung erfolgt entweder über öffentliche der Wettbewerb innerhalb der Technologiegruppen
Bieterverfahren, bilaterale Verhandlungen zwischen erhöht, Subventionen abgebaut und die Risikodeckung
dem unabhängigen Erzeuger und NEPRA oder ex-ante minimiert werden. Langfristig,15 sollen erneuerbare
festgelegten Vergütungssätzen (Einspeisungsvergütungs- Energien ein integrierter Bestandteil der nationalen
modell). Von NEPRA werden derzeit präzise Ver- Energieplanung werden und im Wettbewerb mit
gütungstabellen erstellt, um so die Festlegung der konventionellen Energieträgern stehen. Weitere Rege-
Tarife abzukürzen. Die dafür getroffenen Annahmen lungen für die Nutzung von Biomasse und anderer
und Methoden sollen veröffentlicht werden. erneuerbarer Energieträger werden vom AEDB und der
Regierung erarbeitet.
12 Die Garantie gilt, solange sich die Anlage in einer Entfernung von höchstens 70 km zur nächsten 220-kV-Übertragungsleitung befindet.
Mit sinkender Spannungsebene nimmt die maximale Entfernung ab (50 km für 132 kV, 5 km für 11 kV und ein 1 km für 400 V).
Der Erzeuger hat zudem die Möglichkeit, neue Stromleitungen für die Verbindung zum nationalen Elektrizitätsnetz auf eigene Kosten zu legen.
Der Stromabnahmetarif wird in Abhängigkeit von diesen Determinanten angepasst.
13 Im Rahmen von Wasserkraftprojekten ist eine Wassernutzungsgebühr von 0,15 Rupien je kWh zu entrichten. Diese wird jährlich entsprechend
der Inflationsrate angepasst.
14 Bemessungsgrundlage bei Anlagen mit mehr als 1 MW Leistung sind die von NEPRA vierteljährlich festgelegten Tarife für Ölkraftwerke
abzüglich 10%. Diese Regelung gilt für alle Regenerativtechnologien.
15 Als langfristig gelten solche Projekte, die nach Mitte 2012 abgeschlossen werden und dann Elektrizität einspeisen. 345
21 Pakistan
346
21 Pakistan
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Neben diesem Großprojekt wurden von der GTZ in UNDP/GEF-Projekt “Commercialization of Wind Power
den Jahren 2002 bis 2005 weitere Wasserkraftwerke Potential in Pakistan”
mittlerer Größe im Rahmen des nationalen Programms Im November 2000 kam es zu einer ersten staatlichen
zur Förderung der Wasserkraft installiert. 2006 hat die Initiative, die Windkraftnutzung in Pakistan voranzu-
pakistanische Regierung einen Kredit bei der ADB für treiben. Mit finanzieller Unterstützung durch UNDP
Projekte im Bereich erneuerbare Energien beantragt. und GEF initiierte das pakistanische Umweltminis-
Die erste Tranche des Kredits in Höhe von 510 Millionen terium das Projekt “Commercialization of Wind Power
US$ wurde im Dezember von der ADB zugesichert Potential in Pakistan”. Dieses beinhaltete eine Studie, die
und soll unter anderem zur Umsetzung von mittel- bestehende Hindernisse für die Nutzung erneuerbarer
großen und kleinen Wasserkraftprojekten im Nord- Energien in Pakistan identifizierte und Vorschläge zu
westen des Landes verwendet werden. Dazu zählen acht deren Überwindung aufzeigte. Die Vorschläge wurden
netzgebundene Wasserkraftwerke in der Größenordnung im Rahmen des Maßnahmenpakets für erneuerbare
von 2,6 MW bis 36 MW. Im Bereich von Wasserkraft- Energien vom Dezember 2006 weitgehend umgesetzt.
projekten mit einer Leistung von 1 MW bis 50 MW
wurden in den vergangenen Jahren 570 Standorte mit Im Rahmen des Nachfolgeprogramms “Sustainable
einer Gesamtleistung von 2.166 MW identifiziert. Development of Utility-Scale Wind Power Production:
Phase 1”, das im Januar 2004 für einen Zeitraum von
fünf Jahren gestartet wurde, soll Windkraft in Pakistan
Kleinstwasserkraft Fuß fassen, indem politische, institutionelle, rechtliche,
Im Bereich der Kleinstwasserkraftwerke mit einer fiskalische und technische Barrieren beseitigt werden
installierten Leistung von unter 100 kW je Anlage wird und Windkraft insbesondere in abgelegenen Regionen
allein in Nordpakistan das Potenzial auf 300 MW in das pakistanische Stromnetz integriert wird.
geschätzt. Das Potenzial im Kanalsystem Punjabs liegt
bei weiteren 350 MW. Bis 2006 wurden von PCRET in
der bergigen Nordwestprovinz 300 Kleinwasseranlagen Windenergie-Projekte
mit einer Gesamtleistung von 3 MW installiert. Die Die Planung für kommerzielle Windkraftparks in
Anlagen habe eine Leistung zwischen 5 kW und 50 kW. Pakistan konzentriert sich auf die Gegend um Gharo-
Alle Anlagenkomponenten stammen aus heimischer Keti Bandar in der Provinz Sindh im Südosten des
Produktion. Landes. AEDB hat in dieser Region einen Windkorridor
ausgemacht, der aufgrund ausgezeichneter Standortbe-
dingungen ein Potenzial von 50.000 MW Windenergie-
Windenergie kapazität verspricht. Die durchschnittlichen Windge-
In Pakistan gibt es viele Regionen, die sich für die schwindigkeiten liegen in einer Höhe von 65 Metern
kommerzielle Nutzung der Windenergie eignen. Dazu bei 7 bis 8 m/s. Die Landnutzung wird von AEDB zu
zählen insbesondere der Süden der Provinz Sindh und günstigen Pachtkonditionen von ungefähr 15 € pro
die Küstenregion der Provinz Belutschistan. Zu Beginn Hektar und Jahr ermöglicht. NTDC wird für die
der 90er Jahre wurden erste Windmessungen an Stand- zusätzliche Kapazität in der Region neue Übertra-
orten im gesamten Land und insbesondere in der Provinz gungsleitungen von Mirpur Sakro nach Thatta errichten.
Belutschistan durchgeführt, auf deren Grundlage erste
Windkarten angefertigt wurden.16 Für die konkrete
Planung von Windparks wurden in den vergangenen
Jahren Windmessungen in der Region um Gharo-Keti
Bandar durchgeführt.
AEDB hat bereits 2004 das private Unternehmen New Für die lokale Produktion von einzelnen Anlagenteilen
Park Energy autorisiert, die ersten 45 MW im Rahmen in Pakistan wurde ein internationales Konsortium.
eines letztlich 400 MW umfassenden Windparks in gegründet. Allerdings wird erst dann mit der Herstel-
Koti-Kun nahe Gharo zu errichten. Das Projekt soll in lung einzelner Komponenten für Windkraftanlagen
weiteren Tranchen von je 45 MW umgesetzt werden. gerechnet, wenn sich ein entsprechendes Marktvolumen
General Electrics wird für den ersten Abschnitt 30 Tur- abzeichnet.
binen mit einer Leistung von je 1,5 MW liefern. Die
Windenergie soll in das Netz von KESC eingespeist
werden. Vor der physischen Realisierung stand im Kleinstanlagen
Frühjahr 2007 noch die Abgabe einer Verfügbarkeits- Bis Ende 2006 waren in Pakistan 140 Kleinstwind-
garantie (Performance Guarantee) durch den Investor energieanlagen (300-500 W) für die Elektrizitätsge-
aus, die AEDB vor der Ausstellung eines abschließenden winnung und zum Pumpen von Wasser (ca. 30 Anlagen)
Letters of Support (LOS) verlangt. installiert. In den Provinzen Sindh und Belutschistan
konnten so 356 bzw. 111 Haushalte mit Elektrizität
Die Machbarkeitsstudie (pre-feasibility study) in der versorgt werden.
Region wurde von AEDB realisiert. Bis Dezember 2006
hat das AEDB 59 Vereinbarungen zur Zusammenarbeit
durch so genannte “Letters of Intent” (LoI) mit nationalen Biomasse
und internationalen Unternehmen getroffen. Bis zum Insbesondere die ländliche Bevölkerung Pakistans, die
Jahr 2010 sollen so 700 MW Windkraft, bis zum Jahr gemäß der letzten Volkszählung von 1998 etwa zwei
2030 sogar insgesamt 9.700 MW installiert werden. Drittel der Gesamtbevölkerung repräsentiert, verwendet
Sechs Unternehmen haben Ende 2006 bei der Regulie- noch fast ausschließlich Biomasse in Form von Feuerholz
rungsbehörde NEPRA Anträge auf Stromerzeugung oder Holzkohle für Koch- oder Heizzwecke. 30% des
aus Windenergie gestellt, von denen drei mit je 50 MW landesweiten Energiebedarfs werden daher durch die
genehmigt wurden. AEDB hat Land an zwölf Investoren Nutzung von Biomasse gedeckt. Die Biomassenutzung
verpachtet. 13 private Investoren haben bis Ende 2006 steigt weiter um durchschnittlich 5% pro Jahr.
AEDB feste Zusagen für die Installation von je 50 MW
für die nächsten zwei Jahre gegeben. Die pakistanische Regierung startete 1974 ein Pro-
gramm zur Nutzung von Biogas. Bis 1987 wurden da-
Die Erzeuger haben die Wahl zwischen einem von durch in mehreren Phasen mehr als 4.100 Biogasanlagen
NEPRA vorab festgelegten Standardvergütungssatz installiert. Da in der letzten Phase keine staatliche
oder der Beantragung der Vergütung bei NEPRA. Die finanzielle Unterstützung mehr gewährt wurde, kam
vorab festgelegte Vergütung liegt bei durchschnittlich es auch nicht mehr zu weiteren Installationen. Seit
7,2 €-ct/kWh für einen Zeitraum von 20 Jahren. Mai 2003 wurden im Rahmen eines neuen Biomasse-/
In den ersten 10 Jahren liegt die Vergütung bei Biogasprogramms von PCRET 1.200 weitere Anlagen
8,7 €-ct/kWh, in den folgenden 10 Jahren nur noch bei installiert, die zu je 50% vom Staat finanziert wurden.
ca. 3,8€-ct/kWh. Bisher hat nur das Unternehmen New
Energy Park für sein Vorhaben eine Festsetzung der Das Stromerzeugungspotenzial im Rahmen der Bagasse-
Vergütung beantragt und erhalten. nutzung wird auf 400 MW geschätzt. Die Betreiber
von Zuckermühlen haben die Möglichkeit, produzierten
Überschussstrom ins Elektrizitätsnetz einzuspeisen. Diese
Möglichkeit steht Kraft-Wärme-Kopplungen bis zu
einer Leistung von 700 MW offen. Das noch nicht
genutzte Potenzial durch die Stromgewinnung aus
Abfällen wird auf 500 MW pro Großstadt geschätzt.
348
21 Pakistan
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Solarenergie Die Nutzung der Solarthermie wird derzeit von AEDB
Pakistan besitzt ein sehr gutes Potenzial an Solarenergie. im Rahmen von Pilotprojekten in den Provinzen Sindh
Die durchschnittliche tägliche Sonneneinstrahlung und Belutschistan getestet. Das Potenzial wird auf
liegt bei rund 5,3 kWh/m2. Nahezu die Hälfte der 10.000 MWth geschätzt. Solarenergie soll zukünftig
Landesfläche hat das Potenzial für eine wirtschaftliche zudem zur Trinkwasseraufbereitung und Entsalzung
Nutzung der Solarenergie. Besonders die südwestliche genutzt werden. AEDB hat zu diesem Zweck ein Pro-
Provinz Belutschistan verfügt über hervorragende jekt initiiert, bei dem PV-Anlagen zur Trinkwasserauf-
Nutzungsbedingungen. Die Sonnenscheindauer liegt bereitung und Solarthermieanlagen zur Entsalzung in
dort bei ca. 3.000 h/a. Das Potenzial des Landes wird fünf Dörfern des entlegenen Distrikts Tharparkar in
auf etwas 70.000 MW geschätzt. der Provinz Sindh installiert werden sollen. In der Pro-
vinz Belutschistan werden bereits zwei solar betriebene
Trotz dieser guten Ausgangsvoraussetzungen ist die Entsalzungsanlagen eingesetzt, die täglich 22.710 l
Nutzung der Solarenergie in Pakistan zur Stromge- Frischwasser bereitstellen können.
winnung wie auch für thermische Zwecke nur in
Ansätzen vorhanden. Die Photovoltaikleistung betrug
Anfang 2006 etwa 0,8 MW und wurde für ländliche Geothermie
Elektrifizierung, Gartenbeleuchtung und die Telekom- In verschiedenen Landesteilen Pakistans, wie etwa in
munikation eingesetzt. Bereits zu Beginn der 80er Jahre der Nähe von Karatschi oder im pakistanischen Teil des
wurden in verschiedenen Teilen Pakistans durch die Himalajas, gibt es zahlreiche heiße Quellen, deren
Regierung 18 PV-Anlagen mit einer Leistung von Temperaturen von 30 bis 170°C reichen. Mögliche
insgesamt 440 kW installiert. Da es jedoch an tech- Nutzungsgebiete für Geothermieanlagen wurden bereits
nischem Know-how zu Betrieb und Wartung der Anlagen in den 80er Jahren identifiziert.17 Bisher wird die Geo-
mangelte, wurden keine weiteren Anlagen installiert. thermie in Pakistan jedoch nicht energetisch genutzt.
Aus dem gleichen Grund sind weitere sieben PV-Anlagen
mit einer Gesamtleistung von 234 kW, die Ende der
80er Jahre im pakistanischen Teil des Hindukusch
installiert wurden, heute nicht mehr in Betrieb.
21.6 Ländliche Elektrifizierung Für die Durchführung des Programms werden fünf PV-
Systeme in unterschiedlichen Größen zur Verfügung
Schätzungsweise 40.000 Dörfer hatten 2006 noch keinen gestellt. Die pakistanische Regierung subventioniert die
Zugang zu Elektrizität. In der Provinz Belutschistan ist Anschaffungskosten der Anlagen in Abhängigkeit von
die Bevölkerungsdichte mit durchschnittlich nur 22 Ein- der Anzahl der Hausbewohner und der Raumzahl. Die
wohnern pro km2 sehr gering, sodass 90% der Dörfer Nutzer der Anlagen sollen lediglich für die Betriebs-
der Provinz bislang keinen Stromzugang haben. Die und Instandhaltungskosten aufkommen. Deutsche und
Regierung hat eine Vielzahl von Projekten zur ländlichen andere europäische Unternehmen nahmen Ende 2006
Elektrifizierung in Kooperation mit internationalen an der Projektausschreibung teil. 18.000 Solar-Home-
Institutionen ins Leben gerufen. Mikrokredite werden Systeme sollen insgesamt installiert werden.
von der Kushali Bank zur Verfügung gestellt. Das
ambitionierte Ziel des so genannten Kushal-Pakistan-
Programms der Regierung, das vorsah, bis Ende 2007 Währungskurs (19.02.2007):
jeden Einwohner des Landes mit Wasser und Elektrizität 100 Pakistanische Rupien (PKR) = 1,25 Euro (EUR)
zu versorgen, wird mit Sicherheit nicht erreicht
werden. Das Programm für die ländliche Entwicklung
wurde von der Regierung 2001 zuerst für einen Zeit- 21.7 Literatur
raum von zwei Jahren ins Leben gerufen und danach
um weitere fünf Jahre verlängert. • AEDB:
Wind power generation projects in Pakistan,
Wind Status 8-2006, Islamabad
Programm Roshan Pakistan
Das Programm Roshan Pakistan ist wesentlicher Be- • AEDB/GTZ:
standteil der Gesamtstrategie der pakistanischen Regie- Power Sector Situation in Pakistan, Islamabad,
rung zur ländlichen Elektrifizierung. Insgesamt sollen September 2005
7.874 abgelegene Dörfer mit Strom versorgt werden,
die mehr als 20 km vom nationalen Elektrizitätsnetz • Bhattacharyya, S. C.:
entfernt liegen und für die in den kommenden 20 Jahren Power sector reform in South Asia:
keine Netzausbaupläne vorliegen. 906 Dörfer liegen in why slow an limited so far? in: Energy Policy,
der Provinz Sindh und 6.968 in Belutschistan. AEDB, 35 (2007), S. 317-332
das in Kooperation mit den Provinzregierungen von
Sindh und Belutschistan das Projekt leitet, sieht in • Fraser, J.:
der ersten Phase des Vorhabens die Elektrifizierung Lessons from the independent private power
von 400 Dörfern in den Provinzen Sindh (100) und experience in Pakistan, Energy and Mining Sector
Belutschistan (300) vor. Diese soll bis 2009 abgeschlossen Board, Discussion Paper No. 14, World Bank,
werden. Die GTZ hat AEDB bei der Planung der Elek- May 2005
trifizierungsstrategie unterstützt.
• GoP – Government of Pakistan:
Policy for Development of Renewable Energy for
Power Generation (Small Hydro, Wind, and Solar
Technologies), Dezember 2006
350
21 Pakistan
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
• GoP – Government of Pakistan: 21.8 Kontakte
Guidelines for determination of tariff for wind
power generation, Ministry for Water and Power, Alternative Energy Development Board (AEDB)
Islamabad, 2006 Prime Minister’s Secretariat
Government of Pakistan
• GoP – Government of Pakistan: Consititution Avenue
Medium Term Development Framework: 2005-10, Islamabad
Planning Commission, GOP, Islamabad, Tel. +92 (51) 922 34 27/900 85 04
S. 403-440 (Energy Security), May 2005 Fax +92 (51) 920 57 90
E-Mail: support@aedb.org
• HDIP – Hydrocarbon Development Institute www.aedb.org
of Pakistan:
Pakistan Energy Yearbook 2006 Botschaft der Islamischen Republik Pakistan in
Deutschland
• Mirza et al.: Schaperstraße 29
Wind energy development in Pakistan, in: 10719 Berlin
Renewable and Sustainable Energy Reviews Tel. +49 (30) 212 44-0
Fax +49 (30) 212 442 10
• Muneer, T. & Asif, M.: E-Mail: pakemb.berlin@t-online.de
Prospect of secure and sustainable electricity supply
for Pakistan, in: Renewable and Sustainable Energy Designated National Authority (DNA)
Review, 11(2007), S. 654-671 Ministry of Environment
CDA Block-IV, Sector G-6, Civic Centre
• Nasir, M.S., Raza, M.S. & Raja, I.A.: Islamabad 44000
Distribution of wind power resource over Pakistan, Kontaktperson: Mr. Khizar Hayat, Joint Secretary
in: Renew Energy 1992; 2(4-5), S. 411-420 (International Cooperation)
Tel. +92 (51) 920 25 58/920 60 51
• Nasir, M.S., Raza, M.S. & Abidi, H.B.S.: Fax +92 (51) 920 22 11
Wind energy in Belutschistan (Pakistan), in: E-Mail: khizarjsic@yahoo.com.
Renew Energy 1991, 1(3-4), S. 523-526 cdmpakistan.gov.pk
351
21 Pakistan
Hydrocarbon Development Institute of Pakistan Private Power and Infrastructure Board (PPIB)
(HDIP) 50 Nazimuddin Road , F7/4
Plot No.18, Street 6, H-9/1, P.O. Box 1308 Islamabad
Islamabad Tel. +92 (51) 920 54 21/920 54 22
Tel. +92 (51) 925 83 01/925 83 02 Fax +92 (51) 921 57 23/921 77 35
Fax +92 (51) 925 83 10 E-Mail: ppib@ppib.gov.pk
E-Mail: info@hdip.com.pk www.ppib.gov.pk
www.hdip.com.pk
Sustainable Development Policy Institute (SDPI)
Ministry of Power and Water # 3, UN Boulevard, Diplomatic Enclave 1, G-5
A Block, Pak Sectt. Islamabad, Islamabad
www.pakistan.gov.pk Postal Code: 44000
Tel. +92 (51) 227 81 34
National Energy Conservation Centre (ENERCON) Fax +92 (51) 227 81 35
ENERCON building, G-5/2 E-Mail: main@sdpi.org
Islamabad www.sdpi.org/
Tel. +92 (51) 920 60 05
Fax +92 (51) 920 60 04 Water and Power Development Authority (WAPDA)
E-Mail: ferts@enercon.gov.pk WAPDA House Sharah-e-Azam
www.enercon.gov.pk Lahore
Tel. +92 (42) 920 22 11
National Electric Power Regulatory Authority Fax +92 (42) 920 24 54
(NEPRA)
OPF Building, 2nd Floor
Shahrah-e-Jamhooriyat Sector, G-5/2
Islamabad
Tel. +92 (51) 920 52 94/920 72 00
Fax +92 (51) 921 02 15
E-Mail: info@nepra.org.pk
www.nepra.org.pk
352
22 Philippinen
22 Philippinen1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
22.1 Elektrizitätsmarkt Maßgeblich dazu beigetragen hat vor allem die
Erschließung und der Ausbau heimischer Gasreserven2,
Installierte Kapazitäten durch die sich der Grad an eigenständiger Energiever-
Die Stromerzeugungskapazität der Philippinen lag sorgung allein von 2001 auf 2002 um 5,4 % auf 50,9 %
Ende 2005 bei 15.619 MW. Beeinflusst durch die lang- erhöhte.3
jährig vorhandenen Überkapazitäten, hat sie sich gegen-
über dem Vorjahr nur geringfügig erhöht. Erforderliche
Kapazitätserweiterungen zur Bedienung der steigenden 60.000
Elektrizitätsnachfrage im Land werden bis 2016 auf 50.000
9 GW geschätzt. Ein leitungsgebundener Stromimport 40.000
GWh
aus dem Ausland erfolgt nicht. 30.000
20.000
10.000
2003 2004 2005 -
Gesamtleistung 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005
(MW) 15.124 15.548 15.619
Öl Wasser Geothermie Kohle Erdgas
MW % MW % MW %
Öl 3.604 24 3.669 24 3.663 23
Kohle 3.958 26 3.967 25 3.967 25 Abb. 1: Stromerzeugung in GWh; Philippinen; 1998-20054
Wasserkraft 2.876 19 3.217 21 3.222 21
Geothermie 1.931 13 1.931 12 1.978 13
Erdgas 2.764 18 2.763 18 2.763 18 Dem “Philippine Energy Plan 2005-2014” zufolge soll
Sonne/Wind 26 0,002
die nationale Unabhängigkeit im Bereich der Energie-
versorgung bis 2010 bei 60% liegen.
Tab. 1: Kraftwerkskapazitäten nach Energieträgern in MW
und %; Philippinen; 2003-20051
Stromübertragung und -verteilung
Die Geographie der Philippinen, bestehend aus
Stromerzeugung ca. 7.000 Inseln, beeinflusst entscheidend die leitungs-
Die Stromerzeugung betrug im Jahr 2005 rund gebundene Stromversorgung des Landes. Neben drei
57.000 GWh. Die wichtigsten heimischen Primär- großen, voneinander unabhängigen nationalen Über-
energieträger waren dabei: Erdgas (30%), Geothermie tragungsnetzen (Luzon5, Visayas und Mandanao),
(18 %) und Wasserkraft (15%) und unter den impor- existieren auf kleineren Inseln regionale Versorgungs-
tierten Energieträgern Kohle (27%) und Erdöl (11%). systeme. Im Rahmen des “Transmission Development
Damit hat sich der Beitrag der verschiedenen Energie- Plan” (TDP) sollen die Stromnetze in den kommenden
träger zur nationalen Stromerzeugung zugunsten Jahren erheblich erweitert werden.6 Allein zwei Dritteln
heimischer Energieträger in den letzten Jahren erheblich der verbleibenden nicht elektrifizierten Dörfer7 auf den
gewandelt und das Land nationalen Unabhängigkeits- Philippinen soll auf diese Weise der Zugang zu einer
bestrebungen in der Energieversorgung etwas näher Stromversorgung ermöglicht werden.
gebracht.
50.000
Haushalte Gewerbe Industrie
40.000
€-ct/kWh
30.000
GWh
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
22.2 Marktakteure Stromverteilungsgesellschaften
Das mit Abstand größte Unternehmen im Bereich der
Seit dem Beginn zentraler Reformen im Stromsektor Stromverteilung ist die halbstaatliche (staatlicher
im Jahr 2001 ist die Struktur der Marktakteure einem Anteil von 26 %) Manila Electric Company
Veränderungsprozess unterworfen, der das Gewicht (MERALCO), in deren Versorgungsgebiet allein ein
privatwirtschaftlicher gegenüber staatlichen Akteuren Viertel der philippinischen Bevölkerung lebt. Ihr
wachsen lässt. Anteil an der nationalen Stromverteilung liegt sogar
bei 70%, was sich unter anderem durch den hohen
Anteil städtischer Kunden in ihrem Versorgungsgebiet
Stromerzeugungs- und Übertragungsgesellschaften begründet. Neben MERALCO regeln 141 Verteilungs-
Der zentrale Akteur im Bereich der Stromerzeugung ist gesellschaften die übrige Lieferung des Stroms bis zu
die staatlich organisierte National Power Corporation den Endkunden. Sie verteilen sich auf 18 private Ver-
(NPC).11 Derzeit liefert sie mit ihren Kraftwerken, die sorger, 4 kommunale Versorgungsunternehmen und
zu einem großen Teil von privaten unabhängigen 119 ländliche Kooperativen. Letztere haben verhältnis-
Stromerzeugern betrieben werden, 75% des national mäßig kleine Kundenzahlen15, bedienen jedoch insge-
erzeugten Stroms. Die privaten Erzeuger betreiben samt rund 55 % aller Kunden im Land. Sowohl
neben Kraftwerken der NPC auch eine Vielzahl eigener MERALCO als auch die sonstigen Verteilungsgesell-
Stromerzeugungsanlagen.12 Für die Stromerzeugung in schaften kaufen den zu verteilenden Strom entweder
netzfernen Regionen ist vornehmlich die zur NPC bei der NPC oder den unabhängigen Stromerzeugern.
gehörende “Small Power Utilities Group (SPUG)”
zuständig. Seit Januar 2004 ist das philippinische
Department of Energy (DOE) dabei, diese netzfernen Privatisierung von Kraftwerken
Gegenden ebenfalls privatwirtschaftlichen Initiativen Die Privatisierung der NPC-Kraftwerke ist Aufgabe
zugänglich zu machen.13 der staatlichen Power Sector Assets and Liabilities
Management Corporation (PSALM). Seit Herbst 2005
Besitz und Verwaltung der landesweiten Übertra- wurden 31 Kraftwerke mit insgesamt 4.337 MW zum
gungsnetze wurde nach den Reformen von 2001 an die Verkauf angeboten. 5 kleine Kraftwerke mit einer
National Transmission Corporation (TRANSCO) über- Gesamtkapazität von 8,5 MW sind bereits veräußert
tragen. Bislang agiert TRANSCO als 100%ige Tochter- worden.16 Bis Ende des ersten Quartals 2007 sollen
gesellschaft der Power Sector Assets and Liabilities 70% der an die Übertragungsnetze von Luzon und
Management Corporation (PSALM). Die langjährigen Visayas angeschlossenen NPC-Kraftwerke in privat-
Pläne, das Übertragungsnetz an private Konzessionäre wirtschaftlicher Hand sein – bis 2008 insgesamt 25 aller
bzw. Verteilungsgesellschaften zu veräußern, befinden staatlichen Kraftwerke. Neben den Privatisierungen
sich mittlerweile in Umsetzung.14 bestehender Kraftwerke sollen auch der Zubau von
Kraftwerken sowie die Erweiterung der Netze zukünftig
vorwiegend durch private Akteure erfolgen.
11 Die NPC wurde bereits 1936 gegründet und war jahrzehntelang für die gesamte Stromerzeugung und -übertragung des Landes zuständig.
12 Die Vielzahl an unabhängigen Stromversorgern geht auf eine intensive Gründungsphase Ende der 80er Jahre zurück, nachdem die Philippinen
von einer mehrere Jahre anhaltenden Stromversorgungskrise betroffen waren und mit energischen politischen Kampagnen zur Unterstützung
privatwirtschaftichen Engagements im Bereich der Stromerzeugung reagierte.
13 7 von insgesamt 14 Gegenden, die das NPC als ”first wave“ Gegenden identifizierte, wurden bis Ende 2005 für Aktivitäten
des Privatsektors geöffnet.
14 Für die mehrjährige Verzögerung der Privatisierung der Transco wird unter anderem ein Mangel an qualifizierten Interessenten verantwortlich
gemacht. Weitere Informationen hierzu im achten EPIRA (Electric Power Industry Reform Act) Status Report unter www.doe.gov.ph.
15 89% der ländlichen Kooperativen haben weniger als 100.000 Kunden.
16 Der Verkauf eines der größten Kraftwerke der Philippinen, das 600 MW-Kraftwerk Masinloc, im Jahr 2004 an ein australisches Konsortium,
musste durch die Zahlungsunfähigkeit des Unternehmens letztlich doch wieder zurückgenommen werden. Für den aktuellen Privatisierungs-
prozess bedeutete dies einen herben Rückschlag. 355
22 Philippinen
17 Insbesondere von der Asian Development Bank (ADB) wird im Rahmen der technischen Zusammenarbeit eine Unterstützung des Aufbaus
der Regulierungsbehörde gewährleistet. Mit einem Gesamtbudget von 1,2 Mio. US$ unterstützt sie gleichzeitig die Privatisierung der NPC.
18 Republic Act No. 9136. In halbjährlichem Abstand ist das DOE verpflichtet, über den Stand der Reformen zu berichten. Dies geschah zuletzt
mit dem ”8th Status Report on EPIRA Implementation: 11/2005-4/2006“, zugänglich auf der Internetseite des DOE: www.doe.gov.ph.
19 Diese Schwelle von 1 MW soll nach einer gewissen Laufzeit des Großhandelsmarktes herabgesetzt werden – langfristig soll durch die
Regulierungsbehörde eine vollständige Marktöffnung erfolgen, sodass auch Haushalte ihren Stromversorger frei wählen können.
20 Im Februar 2006 waren von den 141 bei der Regulierungsbehörde eingereichten Anträgen zur Disaggregation der Tarife insgesamt 138
genehmigt, darunter auch diejenigen von NPC und NPC-SPUG.
21 Im Februar 2006 hatten bereits 119 der 120 ”Electrical Cooperatives“ und 14 der 18 ”Private Utilities“ mit der Abschaffung von
Quersubventionen begonnen. Ursprünglich sollte die vollständige Abschaffung der Quersubventionen innerhalb von drei Jahren nach
356 Verabschiedung des ”Electricity Power Industry Reform Act“ erfolgen.
22 Philippinen
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Ein weiteres Element der Tarifreform ist die sogenannte 22.4 Förderpolitik für erneuerbare Energien
“universal charge”, eine für den Stromendkunden fixe
Abgabe, die unter anderem dazu dient, Schulden des Wichtige politische Beweggründe der Philippinen für
ehemaligen Stromversorgers NPC sowie Elektrifizie- die Unterstützung erneuerbarer Energien liegen in der
rungsmaßnahmen zu finanzieren. Finanzschwachen Reduktion von Energieimporten sowie in der Energie-
Bevölkerungsgruppen sollen sozial ausgewogene Tarife versorgung der ländlichen Bevölkerung.
zugestanden werden.
22 Der Start des WESM ist erheblich in Verzug. Nach der ursprünglichen Gesetzeslage hätte der Stromhandelsmarkt schon im Juni 2002
in Betrieb gehen sollen.
23 Die 1987 erlassene Executive Order 215 bildete bereits eine erste Grundlage für die Partizipation des Privatsektors im Elektrizitätssektor,
beispielsweise indem sie die Einbindung von unabhängigen Stromerzeugern gesetzlich regelte.
24 Executive Order No. 462, ”Enabling Private Sector Participation in the Exploration, Development, Utilization and Commercialization of Ocean,
Solar and Wind Energy Resources for Power Generation and Other Energy Uses“. Wichtige Ergänzungen wurden in der Executive
Order No. 232 vorgenommen, die im Jahr 2000 in Kraft trat. 357
22 Philippinen
25 Im Februar 2006 ist der Regierung ein Gesetzesentwurf vorgeschlagen worden, der bis Ende Januar 2007 zwar schon den Senat erreicht
hatte, jedoch noch nicht verabschiedet worden war.
26 Weitere Informationen zu den nationalen CDM-Aktivitäten unter www.cdmdna.emb.gov.ph oder in dem ”CDM Country Guide for the Philippines“
358 (Hrsg.: Japanisches Institut für globale Umweltstrategien) unter www.iges.or.jp/en/news/topic/0512cdm.html
22 Philippinen
1.
22.5Brasilien
Status der erneuerbaren Energieträger Installierte Installierte
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen Potenzial Kapazität 2005 Kapazität 2013
in MW in MW
Am Primärenergieverbrauch hatten erneuerbare Geothermie 4.790 MW 1.978 3.131
Energien im Jahr 2005 einen Anteil von 42%. Am
Wasserkraft k.A. 3.222 5.468
bedeutendsten war hierbei die traditionelle thermische (bis 2014)
Nutzung von Feuerholz und landwirtschaftlichen Windkraft 70.000 MW 25 417
Abfällen in Haushalten und Gewerbe.
Solar 5,1 kWh/m2 1
Eine Besonderheit im Portfolio der Strom erzeugenden
erneuerbaren Energien in den Philippinen ist die inten- 250-350 Mio.
Biomasse Barrel k.A. 130-250
sive Nutzung geothermischer Energie und Wasserkraft. Öläquivalent/
Jahr
Kraftwerke auf Basis dieser beiden Energieträger
erzeugten 2005 allein ein Drittel des gesamten Stroms, Meeresenergie 170.000 MW 0
während der Einsatz von Windkraft, Biomasse und Gesamt 5.226 9.147
Solarenergie zur Stromerzeugung mit 0,03% erst eine
sehr geringe Rolle spielte. Tab. 3: Potenziale, installierte Kapazität und geplanter
Ausbau erneuerbarer Energien; Philippinen;
2005, 2013; MW27
Ambitionierte Ausbauziele
Das DOE hat für die nächsten 10 Jahre ehrgeizige Aus-
bauziele definiert. Die Philippinen wollen weltweit die Wasserkraft
Nummer eins bei der Nutzung geothermischer Energie Wasserkraft ist die zweitwichtigste heimische Stromer-
werden, die Nummer eins in Südostasien bei der zeugungsquelle. Gemessen an der Gesamtkapazität von
Nutzung der Windenergie, und die Wasserkraftkapa- 3.222 MW installierter Leistung Ende 2005, nimmt
zität soll bis 2013 fast verdoppelt werden. Auch die die darin enthaltene Nutzung von Kleinwasserkraft bis
Nutzung der Meeresenergie soll langfristig zur Strom- 10 MW allerdings einen verhältnismäßig geringen Anteil
versorgung beitragen. ein. Zurzeit sind 53 kleine Anlagen (100 kW-10 MW)
mit einer Gesamtkapazität von 89 MW und über 100
so genannte Mikroanlagen (< 100 kW) in Betrieb.28
Der Anstieg der installierten Leistung von über 700 MW
zwischen 2002 und 2005 ist vornehmlich auf Zubauten
von Großwasserkraftwerken29 zurückzuführen. In der
Trägerschaft einer ländlichen Kooperative ist im Mai
2004 außerdem eine 12-kW-Anlage in Saloy installiert
worden, die 150 Haushalte mit Elektrizität versorgt.
Das politische Ziel, die installierten Kapazitäten bis Eine technische bzw. finanzielle Zusammenarbeit
2013 um 780 MW auf 5.468 zu erhöhen, soll vor- bei Kleinwasserkraftprojekten wird auch von der Deve-
nehmlich durch die Entwicklung der Klein- und Mini- lopment Bank of the Philippines (Kredite) und dem
wasserkraft erreicht werden.30 Mehrere inländische und Renewable Energy Project Support Office (REPSO-
ausländische Organisationen haben Standortunter- Philippines) in Form von Machbarkeitsstudien und
suchungen vorgenommen und das unausgeschöpfte Eigenkapitalbeteiligungen angeboten.
Potenzial für Kleinwasserkraftanlagen eruiert:31 Schät-
zungsweise 1.850 MW an Kleinwasserkraftanlagen
und 28 MW an Mikrowasserkraftanlagen könnten Windenergie
zusätzlich zur Stromversorgung beitragen. Nach Pro- Die Nutzung der Windkraft zur Stromerzeugung ist
gnosen des Energieministeriums wird der Kapazitäts- auf den Philippinen noch eine sehr junge Branche. An
zuwachs von kleinen Anlagen 160 MW bis Ende 2009 dem Potenzial der Windenergie als neue Energiequelle
und 457 MW bis 2025 betragen. für das Land gibt es jedoch kaum mehr Zweifel.
Das ermittelte Windkraftpotenzial von mindestens
Fünf staatliche geförderte Mini-Wasserkraftprojekte 70.000 MW33 und die disperse Geographie tausender
mit Anlagengrößen zwischen 350 kW und 2,5 MW be- Inseln lassen die Windkraft nicht nur als eine kosten-
finden sich zurzeit in Umsetzung. Mit Unterstützung günstige Alternative zu Dieselmotoren in Inselsystemen
der “Development Bank of the Philippine” (DBP) soll erscheinen, sondern auch als eine wirtschaftliche
im Frühjahr 2007 der Bau einer 400-kW-Anlage zur Option für die Einspeisung in das Stromnetz. Die stand-
Stromversorgung von 1000 Haushalten in der Kaling ortspezifischen Informationen zu den jeweiligen Wind-
Provinz beginnen. Der Anlagenbetrieb ist für das Früh- potenzialen hat das Department of Science & Techno-
jahr 2008 geplant. logy in Form eines Windatlanten herausgegeben.34
Das DOE plant zukünftig auch Wellen- und Gezeiten- Am häufigsten kommen mit Windrädern betriebene
energie zu nutzen, deren Potenzial auf 170 GW geschätzt Wasserpumpen zur Anwendung. Ende 2001 waren nach
wird. Die Entwicklungen sind hier jedoch noch im Angaben des DOE 368 solcher Systeme installiert. Neben
Anfangstadium. einigen kleinen Windkraftgeneratoren in Form von Insel-
systemen, gibt es mittlerweile auch einige größere Instal-
lationen. Als Hybridprojekt wurde im August 2004 die
Kleinwasserkraft-Gesetz und weitere Förderung erste privatwirtschaftliche Wind-Diesel-Anlage in Be-
Die philippinische Regierung hat ihr Ziel, das Engage- trieb genommen. Im Juni 2005 folgte der erste 25-MW-
ment des Privatsektors in Kleinwasserkraftprojekten zu Windpark mit insgesamt 15 Anlagen an der Küste von
fördern, in einem im Jahr 1991 in Kraft getretenen Ilocos Norte in Bangui durch die Northwind Power
Gesetz konkretisiert.32 Projektentwickler können auf Development Corporation in einer dänisch (40%) – phi-
diverse vergünstigte Steuersätze sowie Steuer- und lippinischen (60%) Partnerschaft. Über eine 60 km lange
Zollbefreiungen zurückgreifen. Aufgrund aufwändiger Stromtrasse ist der Windpark mit dem zentralen Über-
Genehmigungsverfahren sind in den vergangenen tragungsnetz der Insel verbunden und sichert auf diese
Jahren allerdings nur wenige Projekte realisiert worden. Weise 40% der regionalen Elektrizitätsversorgung bzw.
die Energieversorgung von mehr als 500.000 Menschen.
30 Umweltpolitische Bedenken und hohe Kosten für Großstaudämme führten zu dieser Entscheidung.
31 Dazu zählen die National Electrification Administration (NEA) und die National Power Corporation (NPC), die über 1.000 Standorte
identifiziert hat, sowie das US-amerikanische National Renewable Energy Laboratory (NREL).
32 Republic Act No. 7156, ”An Act Granting Incentives to Mini-Hydro-Electric Power Developers and for Other Purposes“. Die Förderung kann nur
von Unternehmen bzw. Organisationen in Anspruch genommen werden, die zu 60% im Besitz von philippinischen Staatsbürgern sind.
Es werden Anlagen mit einer Kapazität von 101 kW bis 10 MW gefördert.
33 Durch eine Potenzialstudie des US-amerikanischen National Renewable Energy Laboratory (NREL) wurde ein Windkraftpotenzial mit einer
Gesamtkapazität von 76.000 MW ermittelt. Die besten Windressourcen, inklusive geeigneter Standorte für Windpark-Projekte von jeweils
40 bis 60 MW, sind nach dieser Studie im Norden und Nordosten des Landes zu finden.
34 Im Department of Science and Technology (DOST) ist das ”Council for Industry and Energy Research and Development“ (PCIERD) für den
Windatlas zuständig: www. pcierd.dost.gov.ph. Zudem kann der Windatlas bei NREL aus dem Internet heruntergeladen werden:
360 www.nrel.gov/wind/pdfs/26129.pdf.
22 Philippinen
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Weitere Projekte wurden bislang nicht realisiert. Die Biomasse
langsame Entwicklung der Windenergiebranche auf Trotz eines Biomasseanteils von 30,8% an der nationalen
den Philippinen wird im Wesentlichen auf einen Energieversorgung im Jahr 2005 ist der Einsatz von
Mangel an gesetzlich festgeschriebenen Rahmenbe- Biomasse zur Stromerzeugung auf den Philippinen
dingungen zurückgeführt, die auf eine kommerzielle bisher kaum zur Geltung gekommen. Vorherrschend
Entwicklung der Windkraft im großen Stil abzielen. ist die traditionelle Verwendung von Biomasse zum
Große Hoffnungen ruhen derzeit auf der Verabschie- Kochen und Heizen. Durch einen neuen Gesetzeserlass
dung des geplanten Gesetzes für erneuerbare Energien. im Juli 200636 hat außerdem die Herstellung von Bio-
treibstoffen einen Entwicklungsschub bekommen.
35 Das ursprüngliche Ziel der PNOC EDC, bereits 2004 den ersten 40 MW-Windpark in Betrieb zu nehmen, ließ sich aufgrund eines erheblichen
Anstiegs der zu Planungsbeginn veranschlagten Projektkosten nicht aufrecht erhalten.
36 Der 2006 erlassene ”Biofuels Act“ (Republic Act 9367) zielt auf die Minderung der nationalen Ölabhängigkeit sowie der CO2-Emissionen.
Das Gesetz enthält Förderanreize, wie z.B. eine Mehrwertsteuerbefreiung auf lokale und importierte Anlagen und Rohmaterialien.
Außerdem setzt es eine Beimischung von Bioethanol zu verkauftem Benzin von 5% zwischen 2006-2008 und 10% bis 2010 fest.
37 Durch beide Projekte sollen zudem Emissionsrechte im Rahmen des Kyoto-Protokolls erwirtschaftet werden. 361
22 Philippinen
Solarenergie
Nach Untersuchungen des US-amerikanischen National Produktionsstandort für Solartechnologie
Renewable Energy Laboratory (NREL), das einen Solar- Nach dem Willen der Regierung sollen die Philippinen
atlas für die Philippinen erstellt hat, liegt die tägliche ein bedeutender Standort für PV-Technologien werden.
durchschnittliche Sonneneinstrahlung bei 5,1 kWh/m2. Als erster Hersteller weihte Cypress Sunpower 2004
eine Produktionsstätte für Solarzellen ein. Während das
Die disperse Geographie der zahlreichen Inseln bietet Unternehmen mit einer jährlichen Produktionsleistung
gute Einsatzmöglichkeiten für PV-Anlagen. Bislang von 25 MW (8 Mio. Solarzellen) begonnen hat, wird
sind vorwiegend dezentrale Anwendungen zum Einsatz bereits für 2007 mit einer Produktionssteigerung auf
gekommen, wie z.B. für Telekommunikationseinrich- 150 MW gerechnet.
tungen, Wasserpumpen, Beleuchtung und Batterie-
ladegeräte.38
Geothermie
Erdwärme ist die wichtigste inländische Ressource zur
Bilaterale Zusammenarbeit Stromerzeugung und wird seit 1977 genutzt. Die
Ein Großteil der Projekte zur ländlichen Elektrifizierung installierte Kapazität von 1.978 MW soll bis 2013 auf
auf Basis von PV-Inselsystemen basiert auf bilateraler 3.131 MW ansteigen. Das bislang noch unerschlossene
Entwicklungszusammenarbeit. Die GTZ hat in der Ver- Potenzial wird auf knapp 3.000 MW geschätzt.
gangenheit beispielweise ländliche Solarprojekte zur
Installation von Solar-Home-Systemen (SHS) und solar- Die Erschließung des geothermischen Potenzials erfolgt
betriebenen Wasserpumpen auf den Philippinen unter- bislang vornehmlich durch zwei Unternehmen: die
stützt. Auch die Niederlande fördern die Solarenergie- Energy Development Corporation der Philippine
nutzung im Rahmen des PNOC Solar-Home-System- National Oil Company (PNOC-EDC) sowie die
Projekts, in dem 15.100 Haushalte mit Strom versorgt Philippine Geothermal Incorporated (PGI), ein Tochter-
werden sollen – 9.191 SHS waren bis Ende des ersten unternehmen der amerikanischen Union Oil of California
Quartals 2006 installiert. Das Projekt “Solar Power Tech- (UNOCAL). Beide Unternehmen haben sich die
nology Support (SPOTS)“, das u.a. von der “Spanish Mix Erschließungsrechte für viele attraktive Standorte
Credit Facility“ unterstützt wird, richtet sich auf die bereits gesichert. Allein die staatliche Gesellschaft
Energieversorgung von 40 ländlichen Gemeinden in (PNOC-EDC) plant bis 2010, Anlagen mit einer
Mindanao. Bis Mitte 2005 wurden bereits 5.435 PV- Gesamtkapazität von 330 MW zu errichten.
Systeme installiert, vor allem in Haushalten. Knapp
500 Systeminstallationen erfolgten außerdem in Schu-
len, Gesundheitszentren und zur Wasserversorgung.39
38 Nach Angaben des DOE sind bis Ende 2005 ca. 8.944 SHS installiert worden. 2007 soll das vorläufige Ziel von 15.100 SHS erreicht werden.
(DOE PEP 06 3) Das kommerzielle Potenzial wird auf 500.000 Anlagen geschätzt. Für die Stromversorgung von Telekommunikationsein-
richtungen wurden 119 Systeme mit einer Kapazität von 94 kWp installiert, für Wasserpumpen und Bewässerung rund 130 Anlagen
(180 kWp). Andere Anwendungen, wie z.B. Batterieladegeräte, nehmen zusammen eine Kapazität von ca. 50 kWp ein.
39 Weitere bilaterale Solarstromprojekte: das ”Alliance for Mindanao Off-Grid Renewable Energy“ Programm (AMORE) mit US-amerikanischer
Unterstützung und das ”Philippine Rural Electrification Service“-Projekt (PRES), durch das die französische Regierung die Stromversorgung
362 in 18.000 Haushalten in Masbate unterstützt.
22 Philippinen
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Erlass zur Exploration geothermischer Ressourcen 22.6 Ländliche Elektrifizierung
Der präsidiale Erlass Nr. 1442 regelt das Engagement
privater Akteure im Geothermie-Sektor.40 Durch die Durch die großen Anstrengungen der letzten Jahre zur
Ausstellung eines Servicevertrages werden einem Investor Entwicklung der ländlichen Stromversorgung ist die
Explorationsrechte für geothermische Felder zuge- Anzahl der nicht elektrifizierten Dörfer von 4.600 auf
standen. Außerdem profitiert er von Anreizen, wie z.B. 2.500 der insgesamt 42.000 Dörfer (Barangays43)
dem Erlass aller Steuern (mit Ausnahme der Ein- zwischen Mitte 2003 und Mitte 2006 gesunken. Nach
kommensteuer) oder der Möglichkeit zur Abschreibung aktuellen Regierungsplänen sollen bis Ende 200744
seiner Investitionsgüter über einen Zeitraum von 90% aller philippinischen Haushalte und bis Ende
10 Jahren. Im Gegenzug muss der Investor für 40% 2008 alle philippinischen Dörfer elektrifiziert sein – zu
seiner Nettoeinnahmen Gebühren an den Staat einem Großteil über einen Ausbau der überregionalen
abführen.41 Die private Investitionsbereitschaft im Netze. Für den Großteil dieser Haushalte und eine
Geothermie-Sektor ist dabei, zuzunehmen. Vielzahl der Dörfer kommen aufgrund ihrer peripheren
Lage allerdings nur Insellösungen in Betracht. Die
Elektrifizierung von 484 Dörfern erfolgte mit Syste-
Aktuelle Aktivitäten men auf Basis von erneuerbaren Energien wie z.B. Pho-
Im Zuge des nationalen Privatisierungsprozesses ist tovoltaik und Kleinwasserkraft.
der Verkauf des 685 MW-Kraftwerkes Tiwi-Makban
geplant. Im Bau sind zurzeit zwei Kraftwerke, deren
Betrieb unter die Regeln des neuen Elektrizitätsge- Elektrifizierungsprogramme
setzes fallen wird und die somit als “Merchant Plant“ Seit April 2003 läuft ein neu aufgelegtes “Rural
operieren: Während vormals alle unabhängigen Electrification Programm“.45 Es zielt auf die vollständige
Energieproduzenten gezwungen waren, ihren Strom Elektrifizierung von Dörfern, die bereits als elektrifiziert
an die staatliche NPC zu veräußern, sind die Betreiber eingestuft sind, in denen es jedoch noch diverse Haus-
der beiden neuen geothermischen Kraftwerke bei der halte ohne Stromanschluss gibt. Ferner tragen mehrere
Wahl ihrer Kunden frei.42 bilaterale und internationale Förderprogramme zur
ländlichen Stromversorgung in den Philippinen bei.46
40 Presidential Decree No. 1442 ”An Act to Promote the Exploration and Development of Geothermal Resources“.
41 Damit sind die vormals sehr restriktiven Regelungen des Erlasses zur Abführung von mindestens 60% der durch die Unternehmung
entstehenden Nettoabnahmen aufgehoben worden.
42 Ein Kraftwerk (40 MW, geplanter Betrieb: Frühjahr 2007 NEDA 06) befindet sich am Mount Kanlaon in der Provinz Negros Occidental, das
zweite Kraftwerk (20 MW, geplanter Betrieb 2008, bfai 2006) in der Stadt Palinpinon (20 MW). Die Aufträge für den Bau der Kraftwerke
wurden von der PNOC-EDC an ein japanisches Unternehmen vergeben. Die Japan Bank for International Cooperation (JBIC) unterstützt den
Bau des Kraftwerks Kanlaon mit einem Kredit in Höhe von 82 Mio. US$.
43 Barangays sind die kleinsten Gebietskörperschaften auf lokaler Ebene und umfassen i. d. R. 100-500 Haushalte.
44 Der Zielzeitraum ist in den letzten Jahren von 2017 auf 2007 gekürzt worden.
45 Vorläufer war das von Januar 2000 bis März 2003 laufende O’llaw Programm (gift-of light Program).
46 Insbesondere die Weltbank und die Asian Development Bank (ADB) unterstützen die Philippinen bei der ländlichen Stromversorgung. 363
22 Philippinen
Das “Rural Power Project“ der Weltbank unterstützt in Modell-Region Negros Occidental
einem Fünf-Jahreszeitraum die Elektrifizierung von Die Insel Negros Occidental soll eine Modellregion für
10.000 Haushalten mittels Solar- und Inselsystemen die Nutzung erneuerbarer Energien werden und damit
mit einem Kredit über 10 Mio. US$. Bis Mitte 2005 als Vorbild für andere Regionen dienen. Neben der
wurden 1.000 Systeme installiert. Errichtung eines 30 MW-Windparks bestehen Planun-
gen für ein 40 MW-Geothermiekraftwerk, Mikrowas-
Die philippinische Entwicklungsbank Development serkraftanlagen, Batterieladestationen und ein mit
Bank of the Philippines (DBP) implementierte einen Bagasse betriebenes Heizkraftwerk.
“Regional Power Plan“ (RPP), um ländlichen Konsu-
menten den Zugang zu zentraler Elektrizitätsversor-
gung zu ermöglichen. Zur Unterstützung konkreter Wechselkurse (6.2.07):
Projekte stellte sie im Januar 2005 ein Budget von ins- 1 Philippinischer Dollar (PHD) = 0,01593 Euro (EUR)
gesamt 1 Mrd. US$ zur Verfügung.
Institutionen
Eine zentrale Organisation in der Ausführung des Elek-
trifizierungsprogramms ist die National Electrification
Administration (NEA). Ihre Hauptaufgabe liegt in der
finanziellen, technischen und institutionellen Unterstüt-
zung der Elektrizitätskooperativen (Rural Electric Coope-
ratives – RECs), die vorwiegend für die Stromversorgung
in ländlichen Gebieten verantwortlich sind. Eine tra-
gende Rolle bei der Stromversorgung in Gebieten ohne
Netzanschluss nimmt nach dem Reformgesetz EPIRA
die Small Power Utilities Group (SPUG) der NPC ein.
47 Die drei NGO’s Yamog, SIBAT und AIDFI wollen mit dieser Kampagne ihre bisherigen Erfolge im Rahmen regionaler erneuerbarer Energie
364 Projekte auf nationaler Ebene replizieren.
22 Philippinen
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
22.7 Literatur • DOE – Department of Energy:
Philippine Power Statistic 1990-2005,
• ADB – Asian Development Bank: (www.doe.gov.ph/power/Power%20Stat%202005%
Technical Assistance to the Republic of the 20update042406.htm)
Philippines for promoting good governance in the
restructured power sector, RRP: PHI 36554, • DOE – Department of Energy:
July 2003 Philippine Energy Plan (PEP) – Update 2006,
Overview
• Brown, G., de Dios, J.V., Valderrama, S.:
Philippines Sector Profile and Roadmap, • DOE – Department of Energy:
ADB – Staff Consultants Report, 12/2005 8th Status Report on EPIRA Implementation,
11/2005-4/2006
• ACE – ASEAN Centre for Energy:
Basic Electricity Tariff in den ASEAN • DOE – Department of Energy:
Member Countries 2005, (www.aseanenergy.org/ Renewable Energy Policy Framework
publication/electricity_prices.htm)
• Electric Power Industry Reform Act of 2001
• BCSC – Australian Business Council for (EPIRA). Republic Act 9136,
Sustainable Energy: Weitergehende Regulierungen des Gesetzes:
Renewable Energy in Asia – The Philippines Report, “Rules and Regulations to Implement Act.No. 9163“
8/2005(www.iges.or.jp/en/news/topic/0512cdm.html)
• ESMAP – Energy Sector Management Assistance
• bfai – Bundesagentur für Außenwirtschaft: Programme (UNDP/World Bank):
Philippinen modernisieren Stromsektor, Artikel, Status of ESMAP Portfolio of Projects as of 31.12.05,
10.8.2006 Report, 2/2006
365
22 Philippinen
366
22 Philippinen
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) Land Bank of the Philippines
Büro Manila Landbank Plaza,1598 M. H. Del Pilar cor.
9th floor PDCP Bank Center Corner V. A Rufino & Dr. Quintos Sts, 1004 Malate, Manila
Leviste Streets Tel. +63 (2) 551 22 00/450 70 01/522 00 00
Makati City Philippinen Fax +63 (2) 528 85 80
Tel. +63 (2) 812 31 65 E-Mail: landbank@mail.landbank.com
Fax +63 (2) 753 14 41 www.landbank.com
E-Mail: gtz-philippinen@ph.gtz.de
www.gtz.de/philippines Development Bank of the Philippines
Sen. Gil J. Puyat Avenue corner Makati Avenue
Winrock International – Office Philippines Makati City
Unit Nr. 2401, 24th Floor, Jollibee Plaza Building Tel. +63 (2) 818-9511 bis 20/818-9611 bis 20
Emerald Avenue Ortigas Center E-Mail: info@devbankphil.com.ph
1600 Pasig City www.devbankphil.com.ph/
Tel. +63 (2) 632 12 33/632 73 23
Fax +63 (2) 631 28 09 CDM Secretariat
E-Mail: winphil@nwave.net 2/F, HRD Building, EMB
www.winrock.org DENR Compound, Visayas Avenue, Diliman
Quezon City, 1116 Philippines
European Chamber of Commerce of Tel. Trunkline: +63 (2) 929 66 26
the Philippines (ECCP) Tel. Direct: +63 (2) 920 22 51
19/F Axa Life Center Fax +63 (2) 928 46 74
Sen. Gil Puyat Avenue corner Tindalo Street E-Mail: cdm_helpdesk@yahoo.com.ph
Makati City, Metro Manila, 1200 www.cdmdna.emb.gov.ph
Tel. +63 (2) 845 13 24/759 66 80
Fax +63 (2) 845 13 95 bis 97/759 66 90 bis 91
E-Mail: info@eccp.com
www.eccp.com
367
368
23 Vietnam
23 Vietnam
1.
23.1Brasilien
Elektrizitätsmarkt Von den späten 1980er Jahren bis zum Beginn dieses
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Jahrzehnts stellten Wasserkraftanlagen über 50 % der
Installierte Kapazitäten installierten Stromerzeugungskapazitäten. Seit 2003
Die installierte Kapazität des staatlichen Versorgers wurde die zentrale Rolle der Wasserkraft als Primär-
Electricity of Vietnam (EVN) sowie unabhängiger Strom- energieträger durch die fossilen Energieträger Erdgas,
produzenten lag Ende 2005 insgesamt bei 11.340 MW. Kohle und Öl übernommen. Es wird trotzdem erwartet,
Der Anteil unabhängiger Stromproduzenten lag bei dass Wasserkraft auch in Zukunft eine dominante
rund 22 %. Allerdings weisen einige Kraftwerke alters- Stellung einnehmen wird. Vietnam ist Nettoenergie-
bedingt einen geringen Verfügungsgrad auf. exporteur und wird es voraussichtlich bis zum Jahr 2020
bleiben. Vietnam verfügt über Offshore-Öl- und Gas-
quellen im Süden des Landes, über Kohle im Norden2
und ein bislang nur bedingt genutztes Wasserkraftpo-
tenzial entlang des sich von Norden nach Süden
erstreckenden Gebirgszugs.
MW % MW % MW % MW % MW % MW % MW
2001 4.145 50,5 645 8,0 198 2,4 2.322 28,0 296 3,5 612 7,5 8.227
2002 4.187 48,0 1.245 14,0 198 2,0 2.322 26,0 296 3,0 612 7,0 8.860
2003 4.155 42,0 1.245 12,6 198 2,0 2.489 25,1 288 2,9 1.521 15,3 9.896
2004 4.155 36,6 1.245 11,0 198 1,7 2.939 25,9 285 2,5 2.518 22,2 11.340
2005 4.155 36,6 1.245 11,0 198 1,7 2.939 25,9 285 2,5 2.518 22,2 11.340
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Jahr Haushalte Gewerbe/Andere Industrie und Landwirtschaft Gesamt
Baugewerbe
8 Quellen: Zahlen von 2002: Weltbank, 2006. Zahlen für 2007: VietNamNet Bridge (http://english.vietnamnet.vn/ ).
9 Laut EVN beziehen 98,9% der ländlichen Kommunen Strom zu einem Preis von unter 700 VND/kWh.
10 Um die Stromversorgung bis zum Ende der Trockenzeit im April sicherzustellen, konnten die Kraftwerke Hoa Binh und Thac Ba aus ihren
372 Speicherbecken nur begrenzt Wasser für die Landwirtschaft bereitstellen. Viele Reisbauern mussten daher den Beginn der Aussaat verschieben.
23 Vietnam
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
23.2 Marktakteure Abbaus von Beschränkungen für private Investoren in
Zukunft ansteigen. Der Verkauf von Kraftwerksanteilen
Seit Inkrafttreten des neuen Stromwirtschaftsgesetzes aus dem Besitz von EVN stellt eine weitere Beteili-
im Jahr 200511 befindet sich der vietnamesische Elek- gungsmöglichkeit für private Investoren dar. EVN will
trizitätsmarkt in einer Umbruchsphase, die sich nicht sich in Zukunft im Erzeugungsbereich auf Kraftwerke
zuletzt auf die Struktur des größten Marktteilnehmers, mit mehr als 100 MW Leistung beschränken. Kleinere
des Staatsunternehmens EVN, auswirkt. EVN entstand Anlagen sollen über private Investoren finanziert
1995 als landesweiter Stromversorger, nachdem die werden.
Übertragungsnetze im Norden und Süden gekoppelt
wurden. Die Finanzierungskonten des Unternehmens
sind strikt vom Staatshaushalt getrennt. Abgesehen Weitere Akteure im Energiesektor
von Geldern für die Umsiedlungen bei Wasserkraftpro-
jekten erhält das Unternehmen nach offiziellen Angaben Regulierungsbehörde
keinerlei staatliche Subventionen für Investitionen oder Mit der Liberalisierung des Strommarktes wird der
das operative Geschäft. Nur für den Bereich der länd- neuen Regulierungsbehörde, die dem Industriemini-
lichen Elektrifizierung werden dem Unternehmen sterium unterstehen soll, eine wichtige Aufgabe zu-
Kredite zu verbesserten Konditionen gewährt. kommen. Zu den wesentlichen geplanten Aufgaben der
Behörde zählen die Lizenzierung der Marktteilnehmer,
Acht Tochtergesellschaften mit eigenständigen Ge- die Beratung des Industrieministeriums in Fragen der
schäftsbereichen sorgen für Stromübertragung und Markt- und Industriestruktur, die Festlegung der
–verteilung. Davon operieren drei auf regionaler Ebene Preisstruktur und die Sicherstellung ausreichender
(PC1 im Norden, PC2 im Süden, PC3 in der Landes- Produktionskapazitäten. Das Stromwirtschaftsgesetz
mitte) und fünf Unternehmen in größeren Städten des hat den regulativen Rahmen nicht genauer definiert.
Landes (PC Hanoi, PC Ho Chi Minh City, PC Dong Wann die Regulierungsbehörde ihre Arbeit aufnehmen
Nai, PC Ninh Binh sowie PC Hai Phong). In sieben soll, steht noch nicht fest.
Provinzen, vor allem im Süden, existieren außerdem
Verteilungsunternehmen auf Provinz- und Bezirks-
ebene.12 EVN untersteht dem “Ministry of Industry” 23.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
(MOI), das für Energiepolitik und -planung verant-
wortlich ist. Energie- und Elektrizitätsmarktpolitik
Die Entwicklung des Energie- und Elektrizitätssektors
versucht die Regierung im Rahmen von so genannten
Unabhängige Stromproduzenten Masterplänen zu antizipieren. Die Planungen erstrecken
Mit dem Dekret 45/2001/ND-CP haben sowohl viet- sich über einen Zeitraum von zehn Jahren und beinhalten
namesische als auch ausländische Investoren die Mög- eine Vorausschau für die kommenden 20 Jahre. Der
lichkeit erhalten, als unabhängige Stromproduzenten fünfte Masterplan umfasst die Entwicklung des Energie-
in das nationale Stromnetz einzuspeisen, sofern ein sektors in den Jahren 2001-2010 und eine Prognose bis
Stromabnahmevertrag mit EVN besteht. Dieser muss 2020 und wurde aufgrund eines über den Erwartungen
auf bilateraler Basis mit EVN ausgehandelt werden. liegenden Stromverbrauchs bereits 2003 aktualisiert.
EVN legt dabei Wert darauf, dass die Ergebnisse der Durch die Entscheidung No. 176/2004/QD-TTg
Verhandlungen vertraulich behandelt werden. Die Ver- wurden weitere Modifikationen vorgenommen. Der
gütung liegt nach Vorgaben des Industrieministeriums sechste Masterplan wird derzeit mit Unterstützung der
zwischen 2,3 und 3,6 €-ct/kWh. Die Anzahl der unab- japanischen Entwicklungsagentur JICA erarbeitet.13
hängigen Stromproduzenten wird aufgrund des weiteren
Hauptaugenmerk soll dabei auf die Entwicklung der schehen teilnehmen, um so Erfahrungen im freien
Wasserkraft, die ökonomische Nutzung der Gas- und Markt sammeln zu können. So sollen Produktionskosten
Kohleressourcen, die Entwicklung alternativer Energien und Verkaufspreise längerfristig gesenkt werden. Anlagen
und die Stimulierung der Elektrizitätsimporte aus Laos unabhängiger Erzeuger und des Phu My-Erzeugungs-
und China gelegt werden. Auf provinzieller Ebene komplexes15 sollen Preisangebote hingegen über
werden von den zuständigen Volkskomitees außerdem Stromhandelsunternehmen abgeben.
regionale Pläne erstellt, die mit den nationalen Ziel-
setzungen übereinstimmen müssen. Die Monopolstellung des staatlichen Unternehmens
soll nur für große Wasserkraftwerke, zukünftige Kern-
kraftwerke und den Bereich der Elektrizitätsübertragung
Neues Stromwirtschaftsgesetz aufrechterhalten werden.16 Die verschiedenen Über-
Notwendige Entscheidungen zum Elektrizitätssektor tragungsunternehmen auf regionaler Ebene, die alle
wurden in der Vergangenheit ad-hoc auf der Basis von vollständig in Besitz von EVN sind, werden in den
Verordnungen des Premierministers getroffen. Das kommenden Jahren zu einem unabhängigen staatlichen
neue Stromwirtschaftsgesetz, das Änderungen im Übertragungsunternehmen zusammengeführt werden.
Stromsektor im operativen und regulativen Bereich Das Restrukturierungsprogramm von EVN soll 2008
intendiert, wurde im November 2004 verabschiedet abgeschlossen werden. Nur EVN wird in der ersten
und trat im Juli 2005 in Kraft.14 Damit wurde ein weit Phase der Liberalisierung als so genannter single buyer
reichendes Programm zur Reform des Energiesektors Elektrizität von den Produzenten kaufen können.
auf den Weg gebracht. Ziele der neuen Gesetzgebung
sind unter anderem die Diversifizierung von Investi- Die Liberalisierung des Strommarkts wird sich über
tionen und die Etablierung eines wettbewerblich zwei Dekaden erstrecken und in mehreren Etappen
organisierten Marktes. Bislang noch nicht geregelt realisiert werden. Bis 2015 soll vollständiger Wettbe-
wurden die Ausgestaltung des Spot-Elektrizitätsmarktes, werb im Produktionsbereich zwischen staatlichen
die konkrete Rolle und Organisation der Regulierungs- Kraftwerken und Kraftwerken unabhängiger Erzeuger
behörde sowie die Konditionen für die Lizenzierung der hergestellt werden. Im Zeitraum zwischen 2015 und
Marktakteure. 2020 wird nach Plänen der Regierung zudem ein
Großhandelsmarkt eingerichtet werden. Nach 2020
Das neue Stromwirtschaftsgesetz impliziert die Trennung soll ein Einzelhandelsmarkt (Spotmarkt) geschaffen
der Bereiche Produktion, Übertragung und Verkauf. werden, an dem Strom auf stündlicher Basis gehandelt
Im Bereich der Produktion sollen die Kraftwerke in werden kann und sich der Strompreis aufgrund von
Besitz von EVN nach und nach in Wettbewerb mit Angebot und Nachfrage einpendelt.
unabhängigen Erzeugern treten. In der ersten Phase des
Liberalisierungsprozess nehmen die unabhängigen
Stromerzeuger aufgrund bilateral mit EVN verhandelter Beteiligung ausländischer Investoren
Abnahmeverträge nicht am Wettbewerb teil. Die Durch Verordnung der Regierung (Dekret No. 95/
Kraftwerke werden in Zukunft unter der Aufsicht eines 2001/QD-Ttg) wurde im Juni 2001 ausländischen
nationalen Lastverteilzentrums (National Load Dispatch Investoren die Möglichkeit zu einem finanziellen Enga-
Centre) in das Übertragungsnetz einspeisen. Die gement im Stromerzeugungssektor (bis zu einem
Mechanismen eines frei organisierten Marktes sollen im Anteil von 20% an der gesamten Produktionskapa-
Produktionssektor bereits ab Anfang 2007 erprobt zität) eingeräumt. Erste Investitionsgenehmigungen
werden. Nach jüngsten Erwägungen vom Dezember für zwei große Stromerzeugungsprojekte ausländischer
2006 sollen zunächst die Produktionsanlagen, an denen Kapitalgeber wurden im Mai und September 2001 aus-
EVN zu 100 % Kapitalanteile hält, direkt am Marktge- gestellt.
14 Die Dekrete 105 und 106 aus dem Jahr 2005 spezifizieren die Umsetzung der neuen Gesetzgebung.
15 Der Phu My-Erzeugungskomplex ist das größte Kraftwerk im Süden des Landes mit einer installierten Gesamtleistung von 3.800 MW.
Zwei Anlagen (Phu My 2.2 und 3) befinden sich in der Hand von privaten Investoren.
374 16 Siehe Dekret No. 176/2004/QD-TTg. Genauere Angaben über die Größe der Wasserkraftanlagen werden nicht gemacht.
23 Vietnam
1. Brasilien
Die Anlagen 2.2. (Électricité de France) und 3. (BP) im Die Pläne müssen von den Volkskomitees auf provin-
1.2
Phu Marktakteure | 1.3 Gesetzliche
My-Kraftwerkskomplex sind seit 2004Rahmenbedingungen
in Betrieb zieller Ebene angenommen werden. In Abhängigkeit
und verfügen über eine Leistung von je 720 MW. von der Größe des Projekts können auch unterge-
Ausländisches Engagement ist sowohl in Form von IPPs, ordnete Körperschaften für eine Entscheidung zu-
BOT-Verträgen oder als Joint Venture mit ein- ständig sein.
heimischen Firmen willkommen. Im Rahmen des neuen
Stromwirtschaftsgesetzes werden ausländische Investi-
tionen und insbesondere Joint Venture zwischen vietna- Renewable Energy Action Plan (REAP)
mesischen Firmen und ausländischen Investoren begrüßt. Wesentliche Grundlage für die Entwicklung erneuer-
barer Energien im Elektrizitätssektor bildet der
“Renewable Energy Action Plan” (REAP), der als
Hemmnisse für privates Kapital zentrales Planungs- und Strategiedokument gemeinsam
Als Hemmnisse für den Einsatz privaten Kapitals von EVN und dem Industrieministerium mit finan-
haben sich in der Vergangenheit unter anderem lang- zieller und technischer Hilfe der Weltbank sowie anderer
wierige, komplizierte und wenig transparente Geneh- Geber in den Jahren 1999/2000 erarbeitet wurde. Zur
migungsverfahren, ein unterentwickeltes Rechtssystem Verbesserung des Einsatzes erneuerbarer Energien im
(insbesondere hinsichtlich vertraglicher Regelungen), Stromsektor weist der REAP fünf Handlungsfelder aus,
Nachteile gegenüber staatlichen Unternehmen, z.B. zu deren Verbesserung bzw. Umsetzung nationale und
bei Bewilligung von Krediten, sowie eine ungünstige internationale Finanzierungen erschlossen werden
Position in der Aushandlung von Vergütungstarifen sollen:
mit EVN erwiesen. Durch das neue Stromwirtschafts-
gesetz haben sich die Rahmenbedingungen prinzipiell • Politik für erneuerbare Energien und institutionelle
verbessert, die konkrete Umsetzung der Liberali- Entwicklung;
sierungspläne bleibt jedoch abzuwarten. • Individuelle Systeme für Haushalte und Institutionen
(unter anderem soziale Einrichtungen oder auch
produktive Kleinbetriebe);
23.4 Förderpolitik für erneuerbare Energien • Kommunale Inselnetze auf Wasserkraftbasis;
• Netzgekoppelte Stromversorgung durch
17
Mit der Entscheidung 22 von 1999 hat die vietname- erneuerbare Energien;
sische Regierung einen ersten politischen Rahmen für • Technologie/Marktentwicklung und
die Nutzung erneuerbarer Energien zur Stromer- Ressourcenbewertung.18
zeugung und für die ländliche Elektrifizierung geschaffen.
Nach dieser Entscheidung wird der Verwendung Der REAP sieht unter der Koordination des Industrie-
erneuerbarer Energien im netzgebundenen und netz- ministeriums und Einbeziehung der Weltbank ein
fernen Bereich nach dem Prinzip der minimalen 10-Jahres-Programm mit zwei Phasen à fünf Jahren
Kosten eine besondere Rolle zugemessen. vor. In einem ersten Schritt sollen die notwendigen
politischen und gesetzlichen Grundlagen geschaffen,
Mit der Entscheidung wurden die Gebietskörper- ein Fonds für den Einsatz erneuerbarer Energien in
schaften in bergigen Regionen und auf Inseln, die bisher abgelegenen Gebieten eingerichtet und die erforder-
nicht mit dem nationalen Elektrizitätsnetz verbunden lichen personellen und technischen Kapazitäten
waren, aufgefordert, Pläne für die Elektrifizierung durch gestärkt werden.
lokale, dezentrale Erzeugungseinheiten einzureichen.
Die Regierung unterstützt dabei sowohl heimische als
auch ausländische Investitionen in die autonome Insel-
versorgung, solange die Leistung unter 5 MW liegt.
In einem zweiten Schritt sollen dann konkrete Vorhaben Clean Development Mechanism
zur Umsetzung gebracht werden, so die Installation Vietnam hat das Kyoto-Protokoll im September 2002
von Piko-Wasserkraft- und Photovoltaiksystemen für als einer der ersten asiatischen Staaten ratifiziert.
Haushalte und Kommunen, die Nutzung von Klein- Zuständig für CDM-Angelegenheiten (Designated
wasserkraft für die Versorgung ganzer Dörfer sowie der National Authority) ist das International Cooperation
Aufbau von netzeinspeisenden Anlagen unter Verwen- Department (ICD), das dem Ministry of Natural
dung erneuerbarer Energien. Insgesamt veranschlagt Resources and Environment (MONRE) untersteht.19
REAP die Kosten für alle geplanten Einzelmaßnahmen Im April 2003 wurde das National Executive and
auf rund 240 Mio. US$, wobei rund 180 Mio. US$ auf Consultative Board (CNECB) gegründet, das sich unter
Investitionen in netzgebundene Anlagen entfallen sollen. Vorsitz des MONRE aus Mitgliedern verschiedener
Ministerien zusammensetzt. Das CNECB soll MONRE
Im Bereich der individuellen Systeme setzt REAP vor bezüglich der Entwicklung und Umsetzung von CDM-
allem auf Piko-Wasserkraft und kleine Photovoltaik- Projekten beraten. Das Gremium tagt dreimal jährlich.
anlagen für netzferne Anwendungen mit geringem
Stromverbrauch. Von 750.000 Haushalten, die voraus- In den vergangenen Jahren wurden unterschiedliche
sichtlich in den nächsten 10 Jahren nicht an das Capacity Building-Programme zur effizienten und
EVN-Netz angeschlossen werden, bieten sich etwa schnellen Umsetzung von CDM-Projekten initiiert.
200.000 Haushalte für eine Versorgung aus derartigen Neben staatlichen Institutionen sollen dabei auch private
Anlagen an. Zusätzliche Bedarfe bestehen bei Schulen, Akteure für die Umsetzung des Klimaschutzmecha-
Gesundheitszentren, in der Wasserversorgung und nismus ausgebildet werden. Bis Ende 2006 wurden
Kommunikation. Interesse besteht vor allem in einer zwei CDM-Projekte beim UNFCCC registriert. Im
Erhöhung des Anteils einheimischer Piko-Wasserkraft- Februar 2006 wurde ein Projekt zur Gasgewinnung
anlagen und in der Verstetigung einer gewerblichen als Nebenprodukt der Offshore-Ölförderung vor der
Anbieter- und Dienstleistungsstruktur. Insgesamt wird südlichen Küste angenommen. Als bislang einziges
mit einer installierten Leistung von 4 bis 12 MW in Erneuerbare-Energien-Projekt wurde im Juni 2006 ein
den ersten 5 Jahren sowie weiteren 15 bis 33 MW in Wasserkraftvorhaben im Norden des Landes mit einer
den zweiten fünf Jahren gerechnet. Leistung von 2 MW registriert.20 Vier weitere Projekte
wurden bereits bei der vietnamesischen DNA ange-
Eine bedeutende Rolle weist der REAP den erneuerbaren meldet, darunter zwei im Bereich der Wasserkraft und
Energien bei der Lieferung von Strom durch Kleiner- zwei im Bereich der Energieeffizienz.
zeuger an das Netz von EVN oder der regionalen Ver-
teiler zu. Diese kleinen Stromproduzenten könnten
sowohl Unternehmen der öffentlichen Hand sein
(Provinzregierung, Kommunen) als auch aus dem
Privatsektor kommen. Eine generelle Leitlinie für die
Vergütung derartiger Kleinlieferanten (“Small Power
Purchase Agreements”) ist allerdings bislang noch
nicht in Kraft getreten, sodass jeweils individuelle Ver-
einbarungen erforderlich sind.
19 Vgl. hierzu das offizielle Dokument 502/BTNMT-HTQT vom 24. März 2003.
376 20 Für eine genauere Beschreibung der Projekte siehe http://cdm.unfccc.int/Projects/MapApp. Stand: 26.12.2006.
23 Vietnam
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
23.5 Status der erneuerbaren Energieträger Klein- und Kleinstwasserkraft
Die Palette der bisherigen Anwendungen ist breit ge-
In Vietnam bieten sich vielfältige Möglichkeiten zur streut und reicht von kleinsten Anlagen zur Versorgung
Nutzung erneuerbarer Energien. Das Land ist reich an einzelner Verbraucher bis hin zu großen Wasserkraft-
Potenzialen zur Nutzung von Wasserkraft, Windkraft, anlagen. Vietnam verfügt im Bereich der Kleinst- und
Biomasse und Solarenergie. Die zentrale Nutzung der Kleinwasserkraft über breite Erfahrung und zahlreiche
Großwasserkraft deckt allein mehr als ein Drittel der Hersteller, deren Produktqualität allerdings verbesse-
nationalen Stromerzeugung und greift dabei erst auf rungsbedürftig ist.21 Gegenwärtig werden 100.000 bis
einen Teil der vorhandenen Wasserkraftressourcen 150.000 Haushalte aus Kleinstwasserkraftanlagen
zurück. Kleinwasserkraft, Windkraft und Solarenergie versorgt. Die Leistung der Anlagen liegt in der Regel
spielen bereits für die dezentrale Stromgewinnung in zwischen 100 und 1.000 W. Weitere 20 MW dienen
netzfernen Regionen eine wichtige Rolle. der Versorgung von Inselnetzen, während etwa 60 MW
aus (gewerblich betriebenen) Kleinwasseranlagen mit
Leistungen von jeweils 100 bis 7.500 kW in das zentrale
Wasserkraft Netz eingespeist werden.22 Klein- und Kleinstwasser-
Das Wasserkraftpotenzial Vietnams wird auf etwa kraftanlagen produzieren schätzungsweise zwischen
300 TWh/a beziffert. Davon könnten sich 80 TWh/a 7 und 10 % der gesamten Wasserkraftleistung des
wirtschaftlich nutzen lassen. Demnach wird bislang Landes. 2006 waren beim Industrieministerium
nur etwa ein Viertel des wirtschaftlichen Wasserkraft- 126 Kleinwasserkraftprojekte mit einer Gesamtleistung
potenzials ausgeschöpft. Abgesehen von einigen Aus- von 2.100 MW registriert. Der Entwurf des sechsten
nahmen liegt das bisher noch nicht genutzte Potenzial Masterplans sieht für kleine Wasserkraft 408 zusätzliche
in der Erschließung mittlerer und kleiner Kraftwerke Projekte mit einer Gesamtleistung von 2.925 MW vor.
mit weniger als 1.000 MW Leistung. Vor allem das
gebirgige Zentrum des Landes soll in den kommenden
Jahren zur Stromgewinnung aus Wasserkraft genutzt Inselnetze
werden. Nach dem nationalen Energieplan sollen dort In Zukunft soll ein Ausbau der Wasserkraftnutzung im
bis 2010 insgesamt 5.000 MW Leistung installiert unteren Leistungsbereich vor allem dem Aufbau von
werden. Bis 2020 sollen 13.000-15.000 MW Kapazität Inselnetzen dienen, die von Kleinversorgern, Koopera-
durch Nutzung von Wasserkraft bereitgestellt werden. tiven oder Kommunen betreut werden und neben der
allgemeinen Stromversorgung insbesondere den Ausbau
Im Bereich der Wasserkraft verfügt das Land über gute des produktiven Sektors beschleunigen helfen.
Produktionskapazitäten. Das Institute of Materials
Science (IMS) des Vietnamesischen Zentrums für
Naturwissenschaften und Technologie hat innovative Kommunale Kleinwasserkraft
Kleinwasserkraftsysteme entworfen, die auch dem Bislang ist auf Inselnetzen basierende kommunale
Export dienen. Zudem werden Systemkomponenten Kleinwasserkraft an mehr als 300 Standorten mit ins-
für Klein- und Kleinstwasserkraftwerke von einer gesamt ca. 70 MW vertreten, während Einzelanlagen
Leistung bis zu 2 MW produziert. von 5 bis 200 kW vor allem im Norden und Zentrum
des Landes anzutreffen sind. Allerdings sind etwa 200
dieser Systeme, die weit überwiegend Inselnetze bedie-
nen, aufgrund von Qualitäts- und Wartungsproblemen
sowie fehlenden finanziellen Ressourcen nicht in
Betrieb.
21 Es werden folgende Größenklassen unterschieden: Piko-Hydro: 100 bis 1.000 W; Mikro-Hydro: 1.000 W bis 5.000 W; Mini-Hydro: 5 bis 100 kW;
Klein-Hydro: 100 kW bis 10 MW. International werden teilweise andere Klassifizierungen verwendet, so wird z.B. der Bereich von Piko- und
Mikroanlagen oft begrifflich verschmolzen.
22 Vor allem in den Provinzen Ha Giang, Cao Bang, Quang Nam und Quang Ngai. 377
23 Vietnam
Viele dieser Anlagen wurden mit ausländischer Hilfe Allerdings sind diese Systeme relativ bedienungsintensiv,
finanziert, ohne dass dem Nachhaltigkeitsprinzip der weisen keine elektrische Regelung auf und haben
Übernahme von Verantwortung für Betrieb und Lebenszeiten von nur 1 bis 3 Jahren. Eine Reihe dieser
Wartung Rechnung getragen wurde. Nur wenige kom- Systeme wird auch im Nachbarschaftsverbund als
munale Anlagen speisen auch Strom in die von EVN Batterielader eingesetzt. Der Gesamtmarkt wird auf
oder den Regionalverteilern betriebenen Netze ein. etwa 200.000 Systeme geschätzt.24
Schätzungen gehen von einem Potenzial von 300 bis
600 MW aus, die für kommunale Anwendungen
erschlossen werden könnten. Windenergie
Vietnam verfügt aufgrund seiner geographischen
Merkmale mit einem 3.000 km langen Küstenstreifen
Technisches Potenzial für Kleinwasserkraft und seiner Lage im Monsungürtel über beachtliche
Das technische Potenzial für Kleinwasserkraft mit Windressourcen, die allerdings bislang so gut wie nicht
Anlagen unter 10 MW wird nach unterschiedlichen genutzt werden.
Quellen auf 0,8 bis 1,8 GW beziffert. Die Zahl an
Mini- und Kleinwasserkraftanlagen mit Leistungen
von 5 kW bis 10 MW bemisst sich derzeit nur auf Winddaten
einige Hundert. Das Potenzial für netzgekoppelte Einen noch relativ groben Aufschluss über die regionale
Kleinwasserkraftwerke wird alleine auf 0,4 bis 0,6 GW Verteilung der Windpotenziale enthält der in 2001
beziffert und lässt sich teilweise durch Verbesserung veröffentlichte “Wind Energy Resource Atlas of South
bestehender Erzeugungsanlagen erschließen. Asia”.25 Die Studie, die vor allem auf meteorologischen
Daten in Verbindung mit einem Simulationsmodell
und nicht auf einzelnen Standortmessungen basiert,
Mikro- und Piko-Wasserkraft identifiziert geeignete Windregionen vor allem in den
Die Verbreitung von Mikro- und Piko-Wasserkraft- Gebirgsregionen an der Grenze zu Laos sowie in den
anlagen mit unter 5 kW Leistung hat besonders seit Küstenprovinzen südlich von Da Nang und nördlich
den 1990er Jahren aufgrund verbesserter Handelsbe- von Ho Chi Minh City. Insgesamt wird etwa für 30 %
ziehungen mit China, wo derartige Anlagen kosten- der Landfläche ein ausreichendes Windpotenzial
günstig produziert werden, stark zugenommen. Dies (6-7 m/s mittlere Windgeschwindigkeit in 65m Höhe)
gilt vor allem für die nördlichen Provinzen. Die Klasse sowie für weitere 8,6% ein gutes bis sehr gutes Wind-
der Mikrosysteme (1-5 kW) wird in Vietnam von ver- potenzial (über 7 m/s) ausgewiesen.
schiedenen Firmen hergestellt.23
Weitere systematische Analysen des Windenergiepoten-
Vietnam hat einen der weltweit größten Absatzmärkte tials liegen noch nicht vor. Standortbezogene Messungen
für Pikosysteme mit bis zu 1 kW Leistung, von denen wurden im Laufe von Projektplanungen an der Südostkü-
bislang etwa 100.000 bis 150.000 Anlagen kommerziell ste nahe Nha Trang sowie auf zwei Inseln in der Nähe von
veräußert wurden. Gegenwärtig werden jährlich etwa Haipong (Bach Long Vi) bzw. Ho Chi Minh City (Thanh
40.000 Systeme verkauft, die etwa zur Hälfte dem An) durchgeführt. Eine Studie des Institute of Energy
Ersatz bestehender Anlagen dienen und vorwiegend weist auf neun Inseln Windgeschwindigkeiten von 4,1
einzelne Haushalte oder kleine Produktionsstätten ver- von 7,1 m/s in 10m Höhe aus. Nach Nguyen26 eignen
sorgen. Etwa 90 % dieser Anlagen werden aus China sich ungefähr 31.000 km2 für Windenergieerzeugung,
importiert. Laut REAP werden Anlagen von 100 bis wobei die Standortbedingungen in einem Gebiet von
500 W zu Preisen von 50 bis 100 US$ angeboten. rund 865 km2 so gut sind, dass Erzeugungskosten von
weniger als 6 US-ct/kWh zu erwarten sind.
23 Beratungsleistungen für netzgekoppelte Kleinsysteme bietet das Hydro Power Center an, das zum Vietnam Institute for Water Resources
Research gehört. Das Zentrum fertigt sowohl Klein- wie auch Pikoanlagen selbst.
24 Kurzfristig sind daher ca. 50–75% des Marktvolumens bereits ausgeschöpft. Aufgrund der geringen Lebenszeit der Anlagen wird aber auch in
Zukunft eine entsprechende Nachfrage vorhanden sein.
25 ASTAE (2001), Wind Energy Resource Atlas of South East Asia www.worldbank.org/astae/werasa/windenergy.htm
378 26 Siehe Nguyen, 2007.
23 Vietnam
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Windnutzung Mehrere Windparks befinden sich derzeit in Planung.
Vietnam schaut auf eine lange Tradition in der Wind- Darunter ein 50-MW-Windpark in der Provinz Binh
energienutzung zurück, die sich jedoch auf Kleinan- Dinh, im Zentrum des Landes, der von der dänischen
lagen beschränkt. Bislang wurden nur wenige größere Entwicklungshilfeorganisation DANIDA finanziert
Wind- bzw. Wind-Diesel-Systeme in dezentralen und aus Anlagen des deutschen Herstellers Enercon
Systemen installiert. Eine größere Verbreitung haben bestehen soll. Der Windpark sollte bereits 2007 in
kleine Windkraftanlagen erfahren. Ende der 1980er Betrieb gehen. Im März 2006 wurde außerdem be-
Jahre wurden in erster Linie Anlagen für Haushalte mit kannt gegeben, dass durch ein deutsch-vietnamesisches
einer Leistung von 150 bis 500 W im Rahmen ver- Joint-Venture27 mit Hilfe eines 65 Millionen US$-
schiedener Forschungsprogramme entwickelt. Kredits der KfW-Entwicklungsbank ein weiterer
50-MW-Windpark in Binh Dinh errichtet werden soll.
Eigene Entwicklungen von kleinen Windgeneratoren Die entsprechenden Turbinen sollen ebenfalls aus
wurden in der Vergangenheit insbesondere vom Research deutscher Produktion stammen und ab Mitte 2007
Center for Thermal Equipment and Renewable Energy Strom produzieren. Zudem sind ein 15-MW-Windpark
(RECTERE) an der Technologischen Universität von in der Provinz Qui Nhon sowie eine einzelne 625 kW-
Ho Chi Minh City realisiert. Bis heute wurden etwa Anlage in Ninh Thuan in der Entwurfsphase. Die
900 Systeme mit einer individuellen Leistung von vietnamesische Regierung sieht im Rahmen des fünf-
150 bis 200 W installiert. Diese wurden in erster Linie ten Masterplans die Errichtung von rund 400 MW
in ländlichen Regionen errichtet und zu 90% durch Windenergieleistung bis 2020 vor.
staatliche Mittel finanziert. Nur 10% der Anlagen
wurden von Endkunden gekauft. Das Institute of
Energy (IE) wurde im Rahmen des Programms zur Biomasse
ländlichen Elektrifizierung vom Industrieministerium Ungefähr die Hälfte des nationalen Primärenergiebe-
damit beauftragt, die Nutzung von Windkraftanlagen darfs wird durch Bioenergie abgedeckt. In ländlichen
in ländlichen Gebieten und auf Inseln zu untersuchen. privaten Haushalten liegt der Biomasseanteil in Form
Die von IE konstruierten Anlagen mit einer Leistung von Feuerholz, Holzkohle, Stroh, landwirtschaftlichen
von jeweils 150 W wurden bisher an 30 Standorten Reststoffen und anderem organischen Abfall sogar bei
installiert. Die Hanoi University of Technology hat 80-90%. Diese Energieträger werden überwiegend für
30 Anlagen mit der gleichen Leistung aufgestellt. das Kochen und zur Erhitzung von Wasser verwendet.
Eine thermische Nutzung von Biomasse gibt es auch
Bislang wurde nur eine netzgebundene Windkraft- im industriellen Bereich, so z.B. durch Verwendung
anlage installiert. Die 800 kW-Anlage des spanischen von Reisspelzen in der Ziegelherstellung. Weitere
Herstellers Gamesa ging im November 2004 in Betrieb. Biomasseressourcen ließen sich insbesondere für den
Die durchschnittliche Windgeschwindigkeit des Stand- Einsatz in Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen durch
orts auf der Insel Bach Long Vi im südchinesischen Nutzung von Zuckerrohrbagasse und -abfällen sowie
Meer liegt bei 7,2 m/s. Die Versuchsanlage wurde von von Reisschalen erschließen.
staatlicher Seite finanziert. Neben dem mangelnden
technischen Know-how erschwert der fehlende regula-
tive Rahmen den Bau größerer Windparks. Die von
EVN festgelegte Vergütungshöhe lag nach Angaben des
fünften Masterplans für die Entwicklung des Energie-
sektors von 2001 oft unterhalb von 4 US-ct/kWh und
schreckt folglich Investoren ab.
27 Phuong Mai Wind Power JCS und European Provider Network GmbH. 379
23 Vietnam
1. Brasilien
1.2 Marktakteure | 1.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Im Rahmen eines weiteren Projektes in der bergigen Pro- Geothermie
vinz Dak Lac wurden Anlagen mit einer Gesamtkapazität Das geothermische Potenzial in Vietnam ist bislang
von 19 kW installiert. Die Kosten der Anlagen mit einer kaum erforscht. Nach neuesten Erkenntnissen bieten
Leistung zwischen 50 Watt und 2 kW wurden zu 60 % sich für die direkte Nutzung der Erdwärme 269 Stand-
vom Bundesland Nordrhein-Westfalen und zu 40% vom orte mit einer Oberflächentemperatur von mehr als
vietnamesischen Umweltministerium getragen. Einziges 30°C und einer Gesamtleistung von 649 MWth an.32
größeres PV-System ist bislang eine 100-kW-Anlage, die Die geologischen Verhältnisse im Zentrum des Landes
mit japanischer Hilfe errichtet und mit einer 25-kW- könnten mit Erdwärme betriebene Kraftwerke von
Wasserkraftanlage kombiniert wurde und der Elektrifi- 100 bis 200 MW ermöglichen. Bis 2020 sollen nach
zierung einer entlegenen Kommune dient. dem fünften Masterplan etwa 200 bis 400 MW geo-
thermische Leistung erschlossen werden. Ende 2006
Die Ausstattung ländlicher Haushalte mit Solar-Home- waren jedoch noch keine Anlagen zur Elektrizitätsge-
Systemen wird vor allem von Selco-Vietnam vorange- winnung in Betrieb.
trieben, Tochterfirma der amerikanischen Solar Electric
Light Company, die seit 1998 in Vietnam tätig ist. Eine
tragende Rolle kommt in diesem Zusammenhang auch 23.6 Ländliche Elektrifizierung
der Vietnamesischen Frauenunion zu, die bereits seit
1993 in der Nutzbarmachung solarer Energie für Elektrifizierungsgrad
netzferne Haushalte aktiv ist und bis Anfang 1997 rund 78% der vietnamesischen Bevölkerung leben in länd-
240 Systeme mit technischer Unterstützung von Solar- lichen Räumen. Ende Juni 2006 hatten 91,5 % aller
lab und finanzieller Unterstützung des amerikanischen ländlichen Haushalte33 bzw. 97,8 % aller ländlichen
Solar Electric Light Fund zum Einsatz gebracht hat. In Kommunen Zugang zu Elektrizität. Insgesamt ist die
einem weiteren Großprojekt mit Selco-Vietnam Qualität der Stromversorgung in ländlichen gegenüber
konnten insgesamt 600 Systeme installiert werden. städtischen Gebieten minderwertig, da vermehrt Strom-
ausfälle auftreten und das Spannungsniveau nicht
In den kommenden Jahren sollen Solar-Home Systeme stabil ist.
über zwei große Projekte weiter verbreitet werden.
Das Projekt “Photovoltaik für ländliche Gebiete und Der aktuelle Plan der Regierung für ländliche Elektri-
ethnische Minderheiten” wurde bereits von der Regierung fizierung sieht vor, dass bis 2010 95% aller Haushalte
bewilligt und soll mit einem Budget von 30 Mio. US$30 mit Elektrizität versorgt sein sollen. Nach Umsetzung
300 ländliche Kommunen mit Strom versorgen. Die dieses Elektrifizierungsplans werden noch mehr als
Projektlaufzeit wird auf drei Jahre veranschlagt. 1.000 entfernte Kommunen und Dörfer mit ca.
Zudem sollen im Rahmen des Renewable Energy 500.000 Haushalten sowie weitere 2,5 Mio. Haushalte
Action Plan 30.000 Solar-Home Systeme installiert in ländlichen Streusiedlungen ohne Netzanschluss sein.
werden. Das für zehn Jahre zur Verfügung stehende Bis 2020 soll der Anteil der Haushalte mit Stromver-
Budget beträgt 9,6 Mio. US$. sorgung auf 100% erhöht werden.
• Hahn, D.:
Assessment of CDM Capacity Building Activities
in Cambodia, Lao PDR and Vietnam–lessons learned,
HWWA Discussion Paper 351, Hamburg, 2006
383
23 Vietnam
384
23 Vietnam
385
Für 23 Länder aus den Regionen Lateinamerika,
In vielen Entwicklungs- und Schwellenländern Afrika – Naher Osten und Asien werden die
existieren große Potenziale zur Stromerzeugung Elektrizitätsmärkte mit ihren jeweiligen Akteuren
aus erneuerbaren Energieträgern. Hindernisse untersucht. Die energiepolitischen Rahmen-
für ihre Nutzung und den Einstieg ausländischer bedingungen werden analysiert, der Status und
Investoren bilden u.a. mangelnde Kenntnisse die Förderpolitik für die Stromerzeugung auf
der energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen Basis von Wasserkraft, Wind- und Sonnenenergie,
sowie unzureichende Transparenz der Vorer- Biomasse und Geothermie unter die Lupe ge-
fahrungen und Interessenlagen der nationalen nommen. Die Länderkapitel werden durch
Akteure. Solche Barrieren will diese vierte, Informationen zur ländlichen Elektrifizierung
aktualisierte und erweiterte Auflage überwinden. abgerundet.
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