Das Symbol der deutschen Teilung ist gefallen: Jubelnde Berliner aus Ost und West am 9. November 1989 auf der Mauer. Foto: dpa
E
s begann mit einer Lüge: An diesem Wochenende möglich schienen, o erst- ingen. Doch es erden im- bleibt uneinsichtig: „Den So- Zehntausenden in die Freiheit.
„Niemand hat die Ab- sind es noch 1 Tage bis um mals ein halb egs freies Parla- mer mehr. Am 5. August sieht ialismus in seinem Lauf hält Und nur enig später be-
sicht, eine Mauer u er- 9. No ember, jenem Tag, an ment ge ählt orden ar. sich die DDR-Führung ge- eder Ochs noch Esel auf.“ ginnt auch schon das Ende der
richten“, beteuerte der DDR- dessen Abend sich öllig über- Oder ie in Ungarn, o man ungen, erstmals im Fernse- DDR. Auf den Straßen heißt es
Staatsrats orsit ende Partei- raschend die Mauer öffnen sich daran machte, die Gren- hen u den Botschaftsflücht- jet t: „Wir sind ein Volk“.
chef Walter Ulbricht noch im sollte. Im Sommer or 2 Jah- en u Österreich u öffnen. lingen Stellung u nehmen „Wer u spät kommt,
Juni 1961 angesichts des an- ren rumorte es ar in der Oder ie der So jetunion, o und Probleme ein uräumen. den bestraft das
sch ellenden Flüchtlings- DDR, or allem angesichts des Staats- und Parteichef Michael Drei Tage später muss die Leben.“ Aus dem Inhalt
stroms gegen Westen – doch on Bürgerrechtlern aufge- Gorbatscho eine Politik on Ständige Vertretung in Ost- MICHAEL GORBATSCHOW
schon enige Wochen später, deckten Betrugs bei den Kom- Glasnost (Offenheit) und Pe- Berlin egen Überfüllung den IM OKTOBER 1989 AN Auf den nächsten sechs Seiten
am Sonntag, dem 13. August, munal ahlen im Mai. Doch restroika (Umgestaltung) ein- Besucher erkehr einstellen. SEINE DDR-GENOSSEN beschäftigen wir uns mit dem
rollten Bautrupps an und rie- dass diese Unruhe enige Wo- geleitet hatte. Vertreter on Kan leramt und Leben diesseits und jenseits der
gelten – be acht on Volkspo- chen später in einer friedli- So nimmt in Deutschland DDR-Außenministerium neh- Ende August beginnen sich Mauer. Aus dem Inhalt:
li ei und Volksarmee Ost- chen Re olution enden sollte, kaum jemand Noti da on, men Verhandlungen über die die Ereignisse u überschla- • Süßes kam aus Hessen - die
deutschland om freien Teil ahnte niemand. Zu uneinsich- dass sich DDR-Bürger ieder Situation der Ausreise illigen gen: In Sopron (Ungarn) ehemalige DDR-Bürgerin Clau-
der Welt ab. tig eigten sich die Spit en einmal in estliche Botschaf- auf. Dann muss auch Bonns kommt es ur größten Mas- dia Götze über Schlangestehen
28 Jahre trennte die Mauer senflucht on DDR-Bürgern und Intershop.
die Deutschen. Und auf beiden seit dem Mauerbau. In der • Besuch am Ende der Welt –
Seiten schien man sich damit DDR gründen sich neue Oppo- unser Redakteur Werner Keller
abgefunden u haben – trot sitionsgruppen ie das Neue über das Leben im Zonenrand-
ahlreicher Toten an der in- Forum und Demokratie Jet t. gebiet.
nerdeutschen Gren e. Die In Leip ig erden die Mon- • Mauer, Stacheldraht, Selbst-
Mauer müsse durchlässiger tagsdemonstrationen immer schussanlagen - wie die bestge-
gemacht erden, das ar die macht oller. „Wir sind das sicherte Grenzanlage Europas
offi ielle Politik der Regieren- Volk“, tönt es ernehmlich. funktionierte.
den in Bonn. An den Fall der Anfang Oktober feiert die • Gedemütigt und gequält – ein
Mauer oder gar die Wieder er- SED mit großem Pomp den DDR-Häftling berichtet über
einigung glaubte kaum je- 4 . Jahrestag der Gründung Schikanen bei Verhören und in
mand. der DDR. Dabei mahnt ihr den Haftanstalten.
Gast Michael Gorbatscho die • „Ein Unrechtsstaat“ – der ehe-
Noch 5 oder 1 Jahre Parteiführung: „Wer u spät malige DDR-Anwalt Dieter Gräf
In Ost-Berlin schon gar kommt, den bestraft das Le- über den Rechtsalltag in Ost-
nicht. Immer ieder beton- ben.“ deutschland.
ten die SED-Machthaber die Aber es ist schon u spät. • Nackt vor ostdeutschen Zoll-
Not endigkeit des so ge- Auch der Stur Erich Hone- beamten - Berichte unserer Le-
nannten antifaschistischen ckers kann das Ende nicht ser von Transitstrecken und
Schut alls. Und noch im mehr aufhalten. Seine Nachfol- Grenzübergängen.
Juni 1989 ersicherte Ulb- ger suchen er eifelt nach ei- • „Die Genehmigungen werden
richt-Nachfolger Erich Hone- nem Ventil für den nun um kurzfristig erteilt“ – wie Günter
cker, bei Fortbestehen der Ausbruch drängenden Unmut Schabowski am 9. November 89
Gründe für ihren Bau erde im Land. Und finden es in ei- die Grenzöffnung mitteilte.
die Mauer „noch 5 oder 1 nem neuen Reisegeset . • Die Seiten dieser Beilage kön-
Jahre bestehen“. Als Politbüromitglied Gün- nen ab Sonntag in unserem In-
Er sollte sich ge altig irren, ter Schabo ski es am 9. No- ternet-Angebot heruntergela-
nur ein halbes Jahr später ar Berlin, 13. August 1961: Ein Soldat der Nationalen Volksarmee (NVA) beaufsichtigt einen Maurer ember gegen 19 Uhr or der den werden unter:
das monströse Bau erk gefal- beim Bau der Berliner Mauer. Foto: dpa Presse erläutert, ist die Mauer www.hna.de/politik
e-paper für: 10216894
Geschichte
der DDR
• Bereits vor Ende des Zweiten
Weltkrieges landet die Gruppe
Ulbricht in Ost-Berlin. Sie be-
stand aus Walter Ulbricht und
anderen in die Sowjetunion emi-
grierten und dort geschulten
Mitgliedern der Kommunisti-
schen Partei Deutschlands
(KPD). Sie sollen der Roten Ar-
mee beim Neuaufbau der Ver-
Das Thema
waltung helfen. Die sowjeti-
schen Kommandanten überge- 28 Jahre lang – von 1961
ben zahlreiche Schlüsselpositio- bis 1989 – mussten die
nen innerhalb der Kommunal- Deutschen mit der Mau-
verwaltungen an deutsche Kom-
munisten. Ulbrichts Devise: „Es er leben, die das Land
muss demokratisch aussehen, teilte und Familien
aber wir müssen alles in der trennte. Auf diesen bei-
Hand haben.“ den Seiten schildern
• 21. April 1946: KPD und SPD
auf dem Gebiet der Sowjeti- zwei Kollegen, wie es sich
schen Besatzungszone vereini- diesseits und jenseits der
gen sich zur Sozialistischen Ein- Grenze lebte. Claudia
heitspartei Deutschlands Götze berichtet aus dem
(SED). Die Vereinigung findet
unter politischem Druck und ge- Osten, Werner Keller aus
gen den Willen der großen dem Westen. Außerdem
Mehrheit der SPD-Mitglieder schauen wir auf diesen
statt. Die stalinistisch geschul- Seiten auf die Geschichte
ten Politfunktionäre der KPD las-
sen Meinungsvielfalt nicht lange der DDR, die im Herbst
zu. In den Jahren 1948 bis 1951 Leben in der DDR: „In einem Stillen Land“ hat Roger Melis seinen melancholischen Bildband genannt, in dem er Aufnahmen aus den Jah- vor 20 Jahren unterging.
kommt es zu regelrechten Säu- ren 1965 bis 1989 zusammengestellt hat. Foto: Lehmstedt-Verlag, Leipzig
berungen. Die SED wird zur dik-
tatorischen Kaderpartei.
Geschichte
der DDR
• 13. August 1961: Wegen des
zunehmenden Flüchtlings-
stroms besetzen DDR-Truppen
den Sowjetsektor Berlins und
riegeln die Grenzen ab. An der
Berliner Mauer wird der
Schießbefehl ausgesprochen.
• 26. Juni 1963: US-Präsident
John F. Kennedy besucht West-
Berlin und ruft vor dem Schöne-
berger Rathaus aus: „Ich bin ein
Berliner“.
• Februar 1968: Bei den Olympi-
schen Winterspielen in Grenoble
(Frankreich) erkämpft sich die
erste eigenständige Olympia-
DDR-Mannschaft fünf Medaillen.
Nur noch eine gemeinsame Flag-
ge und die Hymne verbindet die
Ost- mit den Westsportlern.
• 19. März 1970: Das erste
deutsch-deutsche-Gipfeltref-
fen zwischen Bundeskanzler
Willy Brandt und dem Vorsitzen-
den des Ministerrates Willi
Pioniereinsatz bei Asbach in den 80er-Jahren: Angehörige der Grenztruppe setzten Asbach im Sommer 2009: ein Vorzeigeort mit 120 Einwohnern. Die Randlage ist ge- Stoph findet in Erfurt statt. Am
mit großem Aufwand an Maschinen und Material einen neuen Zaun. Foto: Keller blieben. Eine Auskreisung nach Bad Sooden-Allendorf wurde abgelehnt. Foto: Forbert 21. Mai reist Stoph zum Gegen-
besuch nach Kassel.
• 9. April 1970: Nach einem
Hilfe für die
Besuch am Ende der Welt
Volksentscheid tritt die neue
Verfassung in Kraft: Die DDR de-
Randregion
finiert sich als „sozialistischer
Staat deutscher Nation“ .
Millionen für Verkehr Leben im Zonenrandgebiet: Damals Armenhaus, heute wieder Problemregion
und Gewerbe VON WERNER KELLER Gren posten, kur be or er
nengren kreis on den meis- geput t und suchten ihr Heil
Z
ei Jahre or der Wen- ten nicht als Schicksal oder im Fremden erkehr. hessischen Boden erreichte. Er
de, 1989, machte sich WITZENHAUSEN. „Drüben Belastung empfunden: Die Rückblende: In den ersten dürfte der let te Gren tote im
der damalige Bundes- steht kein Feind“. Der Te t Randlage nahm man nicht Jahren nach dem Krieg ar die thüringisch-hessischen Gebiet
kan ler Helmut Kohl (CDU) auf den Info-Tafeln des Bun- ahr, das hässliche Attribut grüne Gren e, on Russen be- ge esen sein.
für die Beibehaltung der Zo- desgren schut es ist mir noch om Armenhaus mochte man acht, noch einigermaßen Die Gren e ar für die Be-
nenrandförderung stark: So- heute gegen ärtig. Weiß-rote sich nicht anheften. Den meis- durchlässig. Viele glaubten, ohner ständiger Begleiter:
lange die deutsche Frage offen Pfähle markierten in kur en ten Menschen ging es ja nicht die Aufteilung Deutschlands Wer die B 27 ischen Wit-
sei und die innerdeutsche Abständen den Gren erlauf: irklich schlecht. in Zonen sei nur eine orüber- enhausen und Bad Sooden-
Gren e ihren jet igen Charak- Z ischen ihnen und dem Me- gehende Erscheinung. Die Allendorf mit dem Auto be-
tallgitter aun lag das Nie- fuhr, sah jenseits auf den Fel- Tod eines Flüchtlings: DDR-
ter behalte, müsse die Förde- Zeit eugin Lieselotte Isecke
rung des Zonenrandgebietes mandsland. Wer sich hier auf- „Die Vopos kamen (heute 87) aus Neuseesen: „Die dern die Traktoren der LPG Grenzer bergen den 17-jähri-
hielt, befand sich in Lebensge- auch mal ins Dorf“. Wilhelm Pieck Wahlhausen. gen Peter Fechter. Berlin,
fortgeset t erden, heißt es in Vopos kamen auch mal u uns 17. August 1962. Fotos: dpa
einer Regierungserklärung fahr und konnte on Gren - LIESELOTTE ISECKE (87) ins Dorf.“ Das änderte sich Streifen on BGS und Zoll pa-
om 18. Mär 1987. aufklärern der DDR festge- 1952 schlagartig: Erste Abrie- trouillieren ständig und gaben • 3. Mai 1971: Nachdem Erich
Die ersten bescheidenen nommen erden. Mit dem Begriff Zonenrand- gelungsmaßnahmen liefen an. ein Gefühl on Sicherheit. Honecker in einem Brief an die
Förderprogramme gingen be- Bis um Fall der Zäune gebiet kam man schon in der Im Gefolge des Mauerbaus 1972 ar für die Menschen sowjetische Führung die Ablö-
reits auf die 5 er-Jahre urück. 1989/9 aren die Gren sperr- Schule in Berührung: Hier 1961 urde die Teilung e- in den Gren kreisen ein be- sung des Generalsekretärs des
Später erhielt die Gren region anlagen in ge isser Weise muss der Staat Geld rein pum- mentiert: Ein Über inden der sonderes Jahr. Der Grundla- Zentralkomitees fordert, muss
im Bundesraumordnungsge- Touristenattraktion: gruselig pen, damit Betriebe bleiben Sperren ar nur noch unter gen ertrag bescherte den klei- Walter Ulbricht sein Amt an
set eine besondere Stellung. und an iehend ugleich. Die oder neue kommen. Ansied- Lebensgefahr möglich. nen Reise erkehr und usät - Honecker abgeben.
Geset esauftrag urde die Zo- lungen sorgten dafür, dass Z ischenfälle an der Gren- liche Übergänge, so bei Duder- • 7. Oktober 1974: Verfassungs-
nenrandförderung aber erst Menschen aus anderen Regio- e gab es ab und an: Mal gin- stadt. Mit einem Mehrfach-Vi- änderung, die DDR definiert sich
1971. Paragraph 1 bestimmte: Unser Autor nen her ogen. Nordrhein- gen Minen hoch, mal urden sum konnte man Ziele in den als „sozialistischer Start der Ar-
„Zum Ausgleich der Aus ir- Westfalen aren stark ertre- die Sperranlagen om Früh- thüringischen Nachbarkrei- beiter und Bauern. Der Zusatz
kungen der Teilung Deutsch- Werner Keller (58); in Eschwe- ten. jahrshoch asser über- sen erreichen. Vereine und „deutscher Nation“ entfällt.
lands ist die Leistungskraft des ge geboren, seit 1970 bei der Nicht nur auf DDR-Seite, sch emmt. Mit Reporterglück Bürger nut ten die Möglich- • Liedermacher und Regimekriti-
Zonenrandgebietes besonders HNA, seit 1977 auch auf hessischer Seite a- konnte man sch ar ge an- keit, um das Eichsfeld, Mühl- ker Wolf Biermann erhält eine
u stärken.“ Leiter der HNA- ren entlegene Orte - um Bei- dete Pioniereinheiten fotogra- hausen oder Eisenach mit der Genehmigung für eine Konzert-
An erster Stelle stand die Redaktion Wit- spiel auf dem Ringgau - on fieren, die bei Bauarbeiten Wartburg u besuchen. Eine reise in der Bundesrepublik. Das
Steigerung der Leistungsfähig- zenhausen. Von der Verödung bedroht. Andere eingeset t aren. einseitige Erleichterung, on erste Konzert findet am 13. No-
keit der Wirtschaft. Mit Steu- 1990 bis 1996 ie Altenburschla (schönstes Folgensch er ar ein Ereig- der die Menschen in der DDR vember 1976 statt. Es dient der
ererleichterungen, In estiti- war er Ressort- Dorf der Bundesrepublik nis am 3 . Mär 1982: Der nicht profitierten. SED als Vorwand für seine Aus-
ons uschüssen und Zulagen leiter in Thürin- 1959) urden mit Bürgerfleiß DDR-Bürger Hein -Josef-Große bürgerung.
gen. Bewohner bodenständig
so ie insgünstigen Krediten und öffentlicher Hilfe heraus- starb im Kugelhagel on • 26. August 1978: Sigmund
aus dem Europäischen Wie- Die Gren landbe ohner Jähn fliegt in der sowjetischen
deraufbauprogramm (ERP) Dörfer und Städte jenseits a- sind bodenständig. Trot dem Sojus 31 zur Raumstation Saljut
urden ukunftssichere und ren so nah, aber nicht erreich- gingen iele aus dem Werra- 6. Er ist der erste Deutsche im
standortgerechte In estitio- bar. Meißner-Kreis eg, aber nicht Weltall.
nen gefördert. Die Menschen, die hier leb- aus Angst or der Gren e, son-
ten, kannten sich aus: Ihr dern eil es u enig Arbeits-
Bescheidene Summen Sonntagsspa iergang führte plät e gab.
Prominente Kinder der Zo- sie in die Nähe der Eichsfeld- Die große Politik schaffte es
nenrandförderung aren in Gemeinde Linde erra: Über kaum, die Gren e durchlässi-
unserer Region in Esch ege die Werra drangen Stimmen ger u machen. Im Kleinen
der Landmaschinenhersteller aus den Gärten nach Hessen. ersuchte Neu-Eibenberg in
Masse Ferguson, in Wit en- den 8 er-Jahren, einen usät -
hausen die Papier erke im Liedgut als Propaganda lichen Übergang auf der Schie-
Gelstertal. In der Reihenfolge Von einem Beobachtungs- ne u erreichen. Man ollte Innerdeutscher Gipfel: DDR-Mi-
rangierte die Zonenrandförde- turm aus konnten die DDR- an die Glan eit als Ost-West- nisterpräsident Willi Stoph
Drehscheibe anknüpfen. Die (links) und Bundeskanzler Wil-
rung allerdings hinter der Hil- Gren soldaten die Lautspre-
nördlichste Gemeinde des ly Brandt am 21. Mai 1970 in
fe für Berlin. cher einschalten - und so ialis- Kassel.
Gefördert urden aber tisches Liedgut als Propaganda Werra-Meißner-Kreises muss-
auch der Bau on Verkehrs e- in den Westen schicken. te sich noch gedulden: Die Lü- • Mai 1989: Bürgerrechtler de-
gen im Gren gebiet und kultu- Noch martialischer irk- cke auf der Strecke Kassel-Hal- cken Fälschungen bei den Kom-
relle Veranstaltungen: Die ten die Sperranlagen unter le urde erst am 26. Mai 199 munalwahlen auf.
Hersfelder Festspiele ie auch der malerischen Burgruine geschlossen. Doch eine Blüte • Juni 1989: Nach der Nieder-
die Europa-Woche auf Burg Hanstein: An Laufanlagen für den Bahnhof brachte das schlagung der Demokratiebe-
Lud igstein urden eit eise urden Hunde gehalten, die nicht. wegung in China lobt Politbüro-
aus Bonner Töpfen unter- die Gren e be achen sollten. Das gilt insgesamt für die mitglied Egon Krenz das militäri-
stüt t. Mittags fuhr ein Gelände a- Ent icklung seit 199 : Von sche Vorgehen Pekings.
Allein im Jahr 1986 erbrach- gen über den Kolonnen eg. der iederge onnenen Lage • 4. September 1989: In Leipzig
ten Förderprogramme Steuer- Fleisch urde als Futter abge- in der Mitte Deutschlands findet die erste Montagsde-
ersparnisse on einer Milliar- orfen. konnte der Werra-Meißner- monstration statt. Fortan wird
de Mark. Eine Summe, die sich Einblicke in einen DDR-Ort Kreis nicht irklich profitie- in vielen weiteren Städten de-
im Vergleich u heutigen Kon- gab es bei Asbach un eit on ren. Er kämpft mit den glei- monstriert. Die neu gegründete
junkturprogrammen eher be- Bad Sooden-Allendorf: Ein chen Problemen ie or 1989: SDP und das Bündnis 90 sind
scheiden ausnimmt. ( ke) Dorf, das on ei Seiten om Job erluste und Ab ande- maßgebend beteiligt.
• Quelle: Die innerdeutsche Zaun umgeben ar. Hier rung. Verstärkt hat sich nur • 9. November 1989: Maueröff-
Gren e, Bundesministerium schien die Welt u Ende. Doch der Ost-West-Verkehr, der sich nung.
für innerdeutsche Be iehun- entgegen allen Unkenrufen Schönstes Dorf der Bundesrepublik: Alt-Bürgermeister Karl Mon- täglich über die Bundesstra- • 3. Oktober 1990: Wiederverei-
gen, 1987. urde das Leben in einem Zo- tag in Altenburschla mit der Plakette aus dem Jahr 1959. Foto: sff ßen 7 und 27 äl t. nigung.
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Die Mauer
in Zahlen
Anzahl der Toten
Bestgesicherte Grenze Europas
Mit der Berliner Mauer wurde das letzte Schlupfloch der DDR-Bürger in den Westen geschlossen
bleibt unklar
Auch in nüchternen Zahlen ist VON SYLVIA GRIFFIN DIE BERLINER MAUER
die Mauer ein monströses Bau-
D
werk. Die schrecklichste Bilanz as erste Maueropfer Kontrollstelle
ist die Zahl der Toten, die jedoch heißt Ida Siekmann. Sie Heiligensee/
nicht genau feststeht, weil die Stolpe Dorf Grenzmauer Laufanlage Beobachtungsturm Kontakt-
stirbt beim Sprung aus Plattenbau für Ketten- Signalzaun
Todesfälle an der Grenze von ihrer Wohnung im dritten (Mitte 60-er hunde mehrere Draht-
den Verantwortlichen der DDR- Stock der Bernauer Straße an Berlin-West Berlin-Ost Jahre) reihen unter
Staatsführung systematisch ver- der Sektorengren e ischen elektrischer
schleiert wurden. Berlin-Mitte und Berlin-Wed- Kontrollstelle Bornholmer Str. Spannung
Die Berliner Staatsanwalt- ding. Es ist der 22. August Heerstr./ Chausseestr. (optische/akus-
Staaken tische Signale bei
schaft gab im Jahre 2000 die 1961. Am nächsten Tag äre Berührung)
Invalidenstr. Prinzenstr.
Gr
Zahl der nachweislich durch ei- Ida Siekmann 59 Jahre alt ge-
en
nen Gewaltakt an der Berliner Oberbaumbrücke
zv
orden. Friedrichstr.
erl
Mauer umgekommenen Opfer Die Mauer ischen dem Checkpoint Charlie
au
mit 86 an. Wie schwierig genaue Osten und dem Westen Ber- (Grenzübergang für
Sonnenallee
f
Ausländer, Alliierte,
Aussagen auf diesem Gebiet lins gibt es da bereits seit ehn Diplomaten)
sind, wird auch dadurch deut- Tagen. Allerdings nicht in der
lich, dass die „Arbeitsgemein- perfiden, perfektionierten
schaft 13. August“ ihre Zahl der Form, ie sie in späteren Jah-
Mauertoten von 2000 bis 2004 Kontrollstelle
ren um S mbol der Unfrei- Kontrollstelle Waltersdorfer
von 238 auf 190 korrigiert hat. heit urde. Gegen ein Uhr Dreilinden/Drewitz Chaussee
früh am 13. August riegeln
Betonmauern, Volkspoli isten die Gren en
Mauer aus
Bunker und Hunde om so jetischen Sektor um Mauerbau-Beginn: 13. 8. 1961
industriell -
Das Bauwerk bestand aus: Westen ab. Das Straßenpflas- Öffnung: 9. 11. 1989 gefertigten Beton-
• 156,4 km Grenzbefestigung ter ird aufgerissen, Pressluft- Gesamtlänge: 155 km segmenten, 3 - 4 m
hämmer rattern. Asphaltstü- davon 43 km im hoch, 10 cm dick Hinterland-
um West-Berlin zwischen 3,40 Stadtgebiet sperrzaun
cke und Pflastersteine erden mit Rohranlage
und 4,20 m Höhe Beobachtungstürme: 186 (Mitte 70-er Jahre) 2 - 3 m hoch
• 111,9 km Beton- und Stein- u Barrikaden aufgeschichtet,
Betonpfähle eingerammt und Führungsstellen: 31
mauern und 44,5 km Metallgit- Kfz-Sperrgraben Lichttrasse
Draht erhaue ge ogen. Ein Wachhunde: 484
terzaun teilweise mit am „Todesstreifen“ Kolonnenweg
Rias-Reporter, der das Gesche- Gelungene Fluchten über Mauer 5 075 davon 574 für motorisierte
• 112,7 km Grenzbefestigung im Betonplatten garantiert gute Sicht
Bezirk Potsdam hen an der Bernauer Straße und Todesstreifen(1961 - 1989): Fahnenfluchten verstärkt für Bewacher Streifendienste
• 43,7 km Grenzbefestigung in- erfolgt, spricht on „ erroste- Qelle:DPA
nerhalb von Ost- und West-Ber- tem Stacheldraht“.
lin (Sektorengrenze) ill die DDR-Führung auf die- cherten Gren e Europas aus- Mut uspricht und sich u ei- nung der Mauer am 9. No em-
Lange geplant se Weise das let te Schlupf- gebaut, mit Schießbefehl, nem der Ihren erklärt: „Ich ber 1989 ist der Schlussakt ei-
• 58,95 km Grenzmauer in Plat-
tenbauweise mit einer Höhe von Der Staatsrats orsit ende loch in den Westen schließen. Selbstschussanlagen und Mi- bin ein Berliner.“ nes bröckelnden Regimes, das
3,40 m der DDR, Walter Ulbricht, hat Jet t hat sie die Erlaubnis. nen. Im gleichen Jahr ird auch sich nicht mehr halten kann.
schon am 1. August dem so - Die Pläne sind schon durch- Der Regierende Bürgermeis- erstmals die Mauer et as Ausreise ellen über Ungarn,
jetischen Partei- und Regie- gesickert. Auch die Alliierten ter Will Brandt hat sogleich durchlässiger. Ein Passier- die Tschechoslo akei und Po-
rungschef Nikita in den Westsektoren sind on heftig protestiert. Drei Tage scheinabkommen ermöglicht len haben die Grundlagen der
Chruschtscho berichtet: „drastischen Maßnahmen“ nach Beginn der Abriegelung Ver andtenbesuche on „so ialistischen Republik“ er-
„Der Stacheldraht ist bereits age in Kenntnis geset t or- demonstrieren 3 West- Westberlinern im Osten. In schüttert. Täglich ansch el-
angeliefert. Das kann alles den. Auf einer Pressekonfe- berliner usammen mit den Sieb igerjahren, im Zuge lende Massenproteste auf den
sehr schnell geschehen.“ Z i- ren errät Ulbricht in einem Brandt gegen die Teilung. Bun- der Ostpolitik on Kan ler Straßen machen die Macht er-
schen 1945 bis um Bau der Dementi ersehentlich, el- deskan ler Adenauer kommt Brandt, gibt es auch Reiseer- hältnisse klar: Der Staat ist u
Mauer sind et a 3,5 Millionen che Form sie annehmen sol- erst ei Wochen später in die leichterungen für Ostdeut- sch ach ge orden, um sich
Deutsche aus so jetischer Be- len: „Niemand hat die Absicht, Stadt. Das haben ihm die Berli- sche, or allem für Rentner. u behaupten.
set ungs one und DDR geflo- eine Mauer u errichten.“ ner nie er iehen. Und es gibt einen „kleinen Es ist ieder ein 13., dies-
Patrouille an der Grenze
hen. Die DDR-Führung ist er- Was unächst impro isierte Ihr Durchhalte illen ird Gren erkehr“ überall ent- mal der 13. Juni, als 199 an
• 68,42 km Streckmetallzaun leichtert, dass die So jets ei- Sperren sind, ird nach und gestärkt durch den amerikani- lang der Zonengren e - In der Bernauer Straße der offi-
mit einer Höhe von 2,90 m als ner Abriegelung Berlins jet t nach auch um den gesamten schen Präsidenten John F. Ken- Richtung Osten. ielle Abbau der Mauer be-
„vorderem Sperrelement“ ustimmen. Seit neun Jahren Westen Berlins ur bestgesi- ned , der ihnen im Juni 1963 Die halb ersehentliche Öff- ginnt.
• 161 km Lichttrasse
• 113,85 km Grenzsignal- und
Sperrzaun Die Reste
• 127,5 km Kontakt- und Signal-
zaun der Mauer
• 124,3 km Kolonnenweg
• 186 Beobachtungstürmen Nur drei Teilstücke der Grenz-
(302 rund um West-Berlin) mauer sind am Originalstandort
• 259 Hundelaufanlagen erhalten geblieben. Alle finden
• 20 Bunkern sich im Berliner Ortsteil Mitte:
• Der längste erhaltene Ab-
Sieben Regimenter schnitt der Grenzmauer steht an
der Bernauer Straße, ist aber
an der Grenze durch größere Lücken unterbro-
Für den Schutz der Grenze zu
chen. Der östliche Teil dieses
West-Berlin war in der DDR das
Mauerabschnitts wurde in die
Grenzkommando Mitte der
dort errichtete Gedenkstätte in-
Grenztruppen der DDR zustän-
tegriert und dafür ins ursprüngli-
dig, dem im Frühjahr 1989
che Erscheinungsbild versetzt.
11 500 Soldaten und 500 Zivil-
Graffiti und Spuren von Mauer-
beschäftigte angehörten.
spechten wurden beseitigt.
Es bestand aus sieben Grenz-
• Ein fast ebenso langer, nur von
regimentern, von denen jedes
einer kleinen Lücke unterbro-
fünf direkt geführte Grenzkom-
chener Restabschnitt der Grenz-
panien besaß, außerdem je eine
mauer steht an der Niederkirch-
Pionier-, Nachrichten- und
ner Straße am Ausstellungsge-
Transportkompanie, Granatwer-
lände der Topographie des Ter-
fer- und Artilleriebatterie, einen
rors, gegenüber dem Bundesfi-
Aufklärungs- und einen Flam-
nanzministerium. Er wurde 1990
menwerferzug sowie eine
unter Denkmalschutz gestellt.
Diensthundestaffel und unter
• Der dritte erhaltene, ebenfalls
Umständen eine Bootskompa-
denkmalgeschützte Abschnitt
nie und Sicherungszüge oder -
der Grenzmauer ist nur ca. 15
kompanien für die Grenzüber-
Meter lang und findet sich an der
gangsstellen.
Liesenstraße.
Das Grenzkommando Mitte
verfügte über 567 Schützenpan- Deutlich mehr und häufig län-
zerwagen, 48 Granatwerfer, 48 gere Teilstücke sind von der Hin-
Panzerabwehrkanonen und 114 terlandmauer erhalten geblie-
Flammenwerfer sowie 156 ge- ben, die den Grenzstreifen auf
panzerte Fahrzeuge und schwe- Ost-Berliner Seite abschloss. Sie
re Pioniertechnik, und 2295 liegen zumeist abseits von Stra-
Kraftfahrzeuge. Zum Bestand ge- ßen und Plätzen und standen
hörten außerdem 992 Hunde. daher Bauvorhaben der Nach-
An einem normalen Tag wa- wendezeit nicht im Wege. Diese
ren etwa 2300 Soldaten direkt Mauerreste sind nur zum Teil
an der Grenze und im grenzna- denkmalgeschützt.
Tod an der Mauer: Der 17-jährige Peter Fechter versuchte am Sprung in die Freiheit: Der Berliner DDR-Volksarmist Conrad Schu-
hen Raum eingesetzt. Bei soge- mann flüchtet Anfang der 60er-Jahre in den Westteil der Stadt - An vielen Stellen entlang der
17. August 1962, über die Berliner Mauer zu klettern, wurde aber
nannter „verstärkter Grenzsi- von DDR-Posten niedergeschossen. Mehr als 50 Minuten lag er dabei entstand das historische Foto. Schumann lebte später im früheren Grenze deutet ein
cherung“waren es etwa 200 blutend und schreiend am Grenzstreifen, bevor er geborgen wur- oberbayerischen Kipfenberg, wo er sich im Sommer 1986 das Le- Pflasterstreifen auf dem Boden
mehr. de - zu spät. Foto: dpa ben nahm. Foto: dpa den früheren Mauerverlauf an.
e-paper für: 10216894
V
erfallene, farblose Stra- beginnt. Santos melsburg sperrte man Santos menbrach, hätte wohl niemand
ßen, Tristesse und ein ent ickelte sich usammen mit einem Mörder gedacht, dass die Staatspartei
diktatorischer Un- om Vor eige-Bür- in eine Zelle und behandelte der DDR zwanzig Jahre später
rechtsstaat. Das sind Harr ger um unliebsa- auch ihn ie einen solchen. die Geschicke der Bundesrepu-
Santos Erinnerungen an die men Zeitgenosse. Dann musste Santos seine ei- blik mitbestimmen könnte.
DDR. Oft reichte ein kritisches 1979 stellte er gentliche Haftstrafe antreten. Doch nach mehrfachen Meta-
Wort, ein erdächtiger Le- seinen ersten on Drei eitere Gefängnissum- morphosen, dubiosen Verschie-
benslauf oder der Verrat eines drei Anträgen auf üge folgten. In der Haftan- bungen ihres Milliardenvermö-
Nachbarn, um festgenommen Ausreise in die stalt in Neustrelit teilte er gens und dem Zusammen-
und inhaftiert u erden. Bundesrepublik – sich Zellen mit Kinderschän- schluss mit westdeutschen Alt-
Auch Santos urde Opfer des alle urden ohne dern und musste ie ein linken drängt die Partei zurück
Stasi-Regimes. Begründungen Sch er erbrecher ölf Stun- an die Macht.
„Aber ich hatte noch abgelehnt. „Dann den am Tag im Außeneinsat Hubertus Knabe, Leiter der
Glück“, sagt er. Ein Sat , der machte ich den Akkordarbeit leisten. „Sie er- Stasi-Gedenkstätte Hohen-
noch häufiger u hören ist, größten Fehler passten einem Handschellen, schönhausen, lässt das nicht ru-
ährend er über seine Vergan- meines Lebens“, drückten sie so fest u, dass hen. In seinem Buch „Honeckers
genheit er ählt. Doch Glück sagt er. Um eine sich das Blut staute.“ Erben“ zeigt er auf , in welch
ist in seinem Fall relati : Der Ausreisegenehmi- Von Neustrelit aus ging es beunruhigendem Maße es eine
damals 28-Jährige urde 1982 gung u bekom- eiter: „Ohne Kommentar personelle, programmatische,
u einer einjährigen Haftstra- men, über eugte steckten sie mich in einen als organisatorische und finanzielle
fe mit anschließender Poli ei- er seine damalige Lieferfahr eug getarnten Ge- Kontinuität von der SED zur Par-
aufsicht erurteilt. Man arf Freundin da on, fangentransporter ohne Fens- tei „Die Linke“ gibt. Knabe analy-
ihm eine „Vorbereitung und eine Scheinehe ter. Ich usste nicht, o sie siert dabei in pointierter Weise
Planung um illegalen Gren - mit einem Ameri- mich hinbringen“, sagt San- die totalitäre Tradition der Par-
übertritt im sch eren Falle“ kaner ein uge- tos. Es ar die berüchtigte Un- tei und schaut zurück in die Ge-
or. Nach neun Monaten Haft hen, den er ufäl- tersuchungshaftanstalt des dankenwelt der alten SED.
urde Santos on der Bundes- lig in einer Knei- Ministeriums für Staatssicher- • Hubertus Knabe: „Honeckers
republik freigekauft – ie pe in Berlin-Pan- heit in Berlin-Hohenschön- Erben - Die Wahrheit über Die
et a 34 andere inhaftier- ko kennenlern- hausen. Linke“ Propyläen-Verlag, 448
te DDR-Bürger. Was er jedoch te. „Drei Monate „Aber ich hatte Glück. Ich Seiten, 22,90 Euro
bis dahin in der Stasi-Haft er- später konnte Jut- urde dort in einer kleinen
lebt hatte, ar reinster „Ps - ta tatsächlich aus- Ein el elle nur einige Tage Die Geschichte
choterror“, meint er. reisen.“ ischengeparkt“, meint der vergeht nicht
Santos ollte mit seiner da- Von Westberlin mittler eile 54-Jährige. In ei- Dezember 1977: Alles sollte an-
maligen Lebensgefährtin in aus, ersuchte sie, ner eiteren Nacht-und-Nebel- ders werden, als Susanne Schäd-
den Westen, um sich seiner Harr Santos u Aktion urde er dann in die lich die DDR verließ. Doch es war
Leidenschaft, der abstrakten sich u holen. „Es Straf oll ugsanstalt nach Karl- der Beginn einer dramatischen
Kunst u idmen. Schon als Ju- ar ein nai er Mar -Stadt, dem früheren und Zerreißprobe: Der Westen war
gendlicher interessierte er sich Plan“, meint der heutigen Chemnit , überführt. fremder als gedacht, und der
dafür. „Diese Kunstform ar in gebürtige Leip i- Von dort aus urden Stasi- lange Arm der Stasi verfolgte die
der DDR jedoch erdächtig, ger heute. Seine Häftlinge on der Bundesregie- Familie auch hier. Erst Jahre spä-
urde bearg öhnt“, sagt er. Ausreise urde rung freigekauft. ter, im geeinten Deutschland,
Sein Vater - ein höherer SED- nicht be illigt, Am 4. August 1983 ar es gelang es ihr, anzukommen.
Funktionär - ollte nicht, dass nachdem bekannt auch für Santos so eit. Frei- Aber Geschichte vergeht nicht,
ge orden ar, heit. „Bis ur Gren e, o die sie holt einen immer wieder ein.
dass die Ehe fin- ier Stasi-Männer den Bus er- Susanne Schädlich legt ein scho-
giert ar. Santos: ließen, hatte ich Angst. Als ich ckierendes Dokument über Ver-
„Meine Gespräche dann die Gren e überquerte, rat und Feigheit, Niedertracht
mit Jutta on ei- ar das ein unbeschreibliches und Verdrängung vor.
ner Telefon elle Menschenunwürdige Zustände: Eine Zelle im Zellentrakt „Das U-Boot“ im ehe- Gefühl, mein eiter Geburts- • Susanne Schädlich: „Immer
aus, urden abge- maligen Stasi-Gefängnis in Berlin-Hohenschönhausen. Foto: dpa tag“, erinnert er sich. wieder Dezember - Der Wes-
hört.“ Einsicht in seine Stasi-Akte ten, die Stasi, der Onkel und
Also schmiedete er Flucht- In Berlin urde Santos bei gen, sperrten sie mich in eine hat Santos, der mittler eile in ich“, Droemer Sachbuch, 16,95
pläne – und machte einen Außentemperaturen on mi- kleine dunkle Zelle im Keller.“ Westberlin lebt, nie bean- Euro
eiten großen Fehler: Er er- nus 2 Grad die Nacht über in Von dort aus kam er in die so tragt. „Ich ill das nicht. Ich
traute sich einer Bekannten einem unbehei ten Glaskäfig genannte grüne Hölle – eine eiß, dass man in meinem In- Der erste Riss
an, die ihn an das Staatsminis- festgehalten. „Eine Decke be- Zelle, in der rund um die Uhr timleben rum schnüffelte, das in der Mauer
Harry Santos wurde zu einer terium für Staatssicherheit er- kam ich nicht. Die Poli isten grelles Neonlicht brannte. reicht mir“, sagt der heutige
Im Sommer 1989 packten tau-
einjährigen Haftstrafe mit an- riet. Wochenlang urde San- lachten nur“, erinnert sich der „Später brachte man mich Künstler. Außerdem habe er ja
sende DDR-Bürger die Koffer,
schließender Polizeiaufsicht tos on der Stasi bespit elt und 54-Jährige. Einen Tag später dann in eine überhit te, mit noch Glück gehabt, andere
um nach Ungarn zu reisen und
verurteilt. obser iert und Ende 1982 er- begannen die Verhöre. „Weil Häftlingen überfüllte Zelle. hat es schließlich noch härter
von dort nie wieder in die DDR
Foto: Gedenkstätte Hohenschönhausen haftet. Der Terror begann. ich mich eigerte, aus usa- Man bekam dort kaum Luft.“ getroffen als ihn.
zurückzukehren. Man hatte ge-
U
nter dem SED-Regime GRÄF: Man durfte mit dem GRÄF: In Straf erfahren ohne Umgang ischen An alt und ner Farce.
Ungarn darauf vorbereitet, was
urde die Rechtsspre- Verhafteten unächst nicht politischen Hintergrund konn- Mandant festlegen konnte. Hatten Sie jemals das Gefühl,
daraus werden würde. Andreas
chung als schlagkräfti- über die Vor ürfe, sondern te der Rechtsan alt den Be- Wenn man dennoch ersuch- dass es bei Richtern, Staatsan-
Oplatka rekonstruiert die politi-
ges Instrument ur Sicherung nur über die Person sprechen. schuldigten oder Angeklagten te, dem Inhaftierten in er- wälten oder Vernehmern Be-
sche und diplomatische Vorge-
des totalitären Machtapparats Ich hatte den Fall eines Man- in der Regel ohne Vernehmer brämter Weise et as mit utei- denken gegen ihr Handeln vor-
schichte der Entscheidung, dank
missbraucht. Darüber spra- nes, der inhaftiert orden sprechen und dessen Rechts- len, machte man sich schnell handen waren?
der sich die ungarische Grenze
chen ie mit Dieter Gräf, der – ar, der immer ieder er- ertretung übernehmen. unbeliebt. In dem er ähnten GRÄF: Es gab erein elt sol-
zu Österreich schließlich für die
ob ohl parteilos – in der DDR nommen urde und dem man Hatten Beschwerden - etwa Fall urde der Häftling che Fälle. Ich kenne einen
fluchtwilligen Deutschen aus
selbst jahrelang als Rechtsan- dann die Empfehlung gab, er gegen Behinderungen beim schließlich gedrängt, einen an- Richter, der in einer Verkehrs-
der DDR öffnete.
alt tätig ar. solle einen An alt kontaktie- Mandantengespräch - über- deren - dem S stem genehmen unfallsache nicht dem Staats-
• Andreas Oplatka: Der erste
ren, um orsorglich ein Testa- haupt mal Erfolg? - Verteidiger u beauftragen. an alt folgte und eine Frei-
Riss im Eisernen Vorhang - Sep-
Herr Gräf, Sie schildern in Ih- ment aufset en u lassen. Das GRÄF: Kaum. Denn in der Was bedeutete das für den spruch erkündete. Der Rich-
tember 1989: Ungarn öffnet
rem Buch, wie die anwaltliche ist eine schlimme Situation, Strafpro essordung ar festge- Angeklagten? ter musste sich dann bei der
die Grenze“, Zsolnay-Verlag,
Tätigkeit durch die Staatsorga- das nenne ich ps chischen SED-Kreisleitung dafür erant-
304 Seiten, 21,50 Euro
ne massiv behindert wurde. Terror. orten. Eine andere Richterin
War das der Normalfall? Konnte Sie mit dem Mann Zur Person hat mal einen Haftbefehl ab-
Die dämonische Seite
GRÄF: Wenn die Stasi ermit- ungestört sprechen? gelehnt - sie urde dann nicht
telte, ar das so. Das Ministe- GRÄF: Nein. Es ar immer Dieter Gräf (65), geboren in Ronneburg (Thüringen), studierte mehr als Richterin eingeset t des Biedersinns
rium für Staatssicherheit ein Vernehmer des MfS dabei. Rechtswissenschaften an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena und urde umgeset t. Die Drahtzieher leben bis heute
(MfS) hatte die Rechte eines Und ie ir heute issen, und war von 1970 bis 1982 als Rechtsanwalt in Wei- Stimmen Sie nach Ihren Er- oft unbehelligt unter uns – Jür-
Ermittlungsorgans, bereitete sind ahlreiche Gespräche mar tätig. Anschließend arbeitete er als Verwal- fahrungen der Charakterisie- gen Schreiber deckt persönliche
Verfahren or und beeinfluss- ischen An alt und Man- tungsjurist in einer kirchlichen Einrichtung in Mag- rung der DDR als Unrechtsstaat Abgründe der Stasi-Agenten
te das gerichtliche Haupt er- dant auch abgehört und ge- deburg und siedelte 1984 auf eigenen Antrag in die zu? und ihrer Hintermänner, perfide
fahren massi . Einem Ver- filmt orden. Bundesrepublik über. GRÄF: Ja, das muss man so Aktionen und geheime Opera-
dächtigen urde es sch er ge- Waren die Angeklagten also Zunächst seit 1988 wieder als Anwalt tätig, war sagen. Die gegen ärtige Ver- tionen des Ministeriums für
macht, überhaupt mit einem rechtlos? Gräf dann von 1991 bis 2009 in einer Bundesober- klärung der DDR halte ich für Staatssicherheit auf. Es sind
An alt Kontakt auf uneh- GRÄF: Sie aren dem Minis- behörde tätig, die Restitutionsverfahren in den neuen Ländern bear- sehr bedenklich. spektakuläre Enthüllungen über
men. Und dem An alt ur- terium für Staatssicherheit beitete. Er verfasste zudem Expertisen für die Enquete-Kommission die dämonische Seite des sozia-
den Knüppel ischen die Bei- quasi schut los ausgeliefert. des Bundestages zur „Aufarbeitung der SED-Diktatur“. • Eine Lang ersion des Inter- listischen Biedersinns.
ne ge orfen beim Versuch, Von einem irkungs ollen Gräf ist verheiratet und lebt heute in Lübeck und Oranienburg. ie s finden Sie in unserem • Jürgen Schreiber: „Die Stasi
überhaupt eine An alts oll- Recht auf Verteidigung konn- • „Im Namen der Republik - Rechtsalltag in der DDR“ von Dieter Internetangebot unter lebt“, Knaur Verlag, 224 Seiten,
macht u bekommen. te keine Rede sein. Gräf, Herbig-Verlag, 256 Seiten, 19,95 Euro www.hna.de/politik 8,95 Euro
e-paper für: 10216894
A
reichen Zuschriften, für die wir ls meine Kindheit ende- Erfahrung erordneten Den-
uns herzlichen bedanken. te, ar ich neun Jahre kens. Welcher Lu us, Bundes-
alt. Der Einschnitt tagsdebatten u hören, in de-
Seltsame Schikanen durch die Flucht aus der DDR nen Konrad Adenauer, Frit
beim Transit ar so abrupt, dass damit ein Erler und Fran Josef Strauß
„Als gebürtiger West-Berliner, öllig anderes Lebensstadium tatsächlich um Inhalte strit-
Jahrgang 1950, habe ich viele Er- begann, das kein unbesch er- ten! Keine heruntergeleierten
innerungen an die Zeit der Mau- tes Heran achsen mehr ar. Parolen um Fortschritt der
er. Nach Einführung der Ver- Ich ar Flüchtling. Außensei- Braunkohle- und Stahlproduk-
wandtenbesuche aus West-Ber- ter. Anders als die anderen. tion!
lin in die DDR habe ich natürlich Der Verlust on Freunden,
D
auch die Grenzkontrollen erlebt. om gesamten gesicherten Le- ie frühe Berührung mit
Ebenso die Transitfahrten in die bens usammenhang, on dem real e istierenden
BRD mit den damit verbunde- dem ein Kind unbe usst aus- So ialismus entfremde-
nen Kontrollen und teilweise geht, ar unumkehrbar. te mich ein Stück on meiner
doch recht seltsamen Schika- Nicht das Fortgehen ar dra- eigenen Generation. Die 68er
nen. matisch, sondern die Unmög- hatten in ielem recht - aber
Da ich auch oft in der DDR zu lichkeit der Rückkehr. gegen ihre Helden Mao und
Besuch war, bin ich heute froh Mein Anderssein eigte sich Ho Tschi Minh ar ich im-
dass ich die DDR erlebt habe wie nicht nur in dem leichten Thü- mun. Mein Blick nach drüben
sie wirklich war. Ich habe da- ringer Dialekt, den ich bald ar nüchterner: Ein kleiner
durch nicht die verklärte und erlor, sondern im Kontrast u Gemüsehändler ie mein Va-
seichte Ostalgiementalität.“ frühen Erfahrungen. Man ter konnte über Nacht als „Ka-
Gerhard Heintze, musste in der Schule nicht pitalist“ enteignet erden.
Witzenhausen mehr ersch eigen, elcher Die Sch ester durfte nicht
Radiosender u Hause lief. studieren, eil sie kein „Ar-
Die DDR war Man urde nicht ausgefragt, beiter- und Bauernkind“ ar.
elche Haltung die Eltern u Also ist Ideologie kein Ersat
einfach Ausland bestimmten Themen hatten. für Freiheit.
„Die damalige Ostzone war mir Man musste sich nicht recht- Mit heißem Her en unter-
aus düsteren Schilderungen fertigen, eil man sonntags in stüt te ich hingegen die Ost-
Dritter bekannt, da wir keinerlei die Kirche ging. politik Will Brandts. Endlich
verwandtschaftliche oder eine schritt eise Annäherung
E
freundschaftlicheVerbindungen s gab keine kollekti e on West und Ost. Endlich je-
dorthin hatten. Es war von Be- Schulung im „richtigen“ mand, der nicht nur on den
drohungen, Bespitzelungen und Denken, mit blauem Pio- „Brüdern und Sch estern“ in
äußerst knappem Warenange- nierhalstuch und langen, un- der DDR sprach, sondern ihre
bot die Rede. Für mich war ein- erständlichen Phrasen, die Bedürfnisse im Auge hatte. Je-
fach Ausland, und zwar eines, in alle irgend ie mit So ialis- mand, der für Be egung im
das ich nie reisen wollte. mus u tun hatten. Eine De- erstarrten Nebeneinander der
Bei Transitstrecken und monstration ar et as, das S steme sorgte.
Grenzkontrollen bot sich ein auch gegen die Regierung ge- Die mutige Re olution der
ähnlich finsterer Anblick: Ver- richtet sein durfte. Ich kannte Ostdeutschen ist eine Stern-
hangene Fenster, schroffe Be- Demonstrationen nur als An- stunde unserer Geschichte.
handlung durch Grenzer, keine treten in geordneten Fünfer- Als kleinen Nebeneffekt hat
Stopps, Grenzkontrollen bis auf reihen mit Transparenten, die sie mein Leben an manchen
die bloße Haut und Durchsu- den Aufbau des So ialismus Bruchstellen ieder an ach-
chen von PKW, die bis zu einer und die Staatsführung unter- sen lassen, eil ich die er-
Demontage des Chassis führ- stüt ten. trauten Wege der Kindheit,
ten“. Das Wirtschafts under ar die erloren schienen, heute
Und zur Wiedervereinigung: nach dem Neuanfang mit dem ieder gehen kann.
„Wir konnten es lange nicht bescheidenen Inhalt on ei
glauben, was da passierte ... Erst
die kilometerlangen Auto-
Koffern für uns besonders
fühlbar. Pflichtbe usst
Unsere Autorin
schlangen, die sich aus Münden schickten ir Päckchen an Be- Sylvia Griffin (61), in Weimar
bis über Witzenhausen hinaus kannte „nach drüben“, eil geboren, verließ die DDR mit ih-
bildeten, zeigten uns, es ist wahr, on dort eiter Berichte der rer Familie
die Entwicklung wird sich nicht Mangel ersorgung kamen. 1956. Das jour-
aufhalten lassen.... So ist es auch Weihnachten stellten ir Ker- nalistische
gekommen, aber der Preis dafür en ins Fenster, um an die Handwerk in
ist hoch. Irene Wegmann, Deutschen hinter dem Sta- Studium und
Hann.Münden cheldraht u erinnern. Mit Praxis lernte sie
Tränen in den Augen hörten in den Vereinig-
Jahreswechsel ir Rundfunkreportagen über ten Staaten.
der Emotionen den Mauerbau. „Diese Sch ei- Seit 37 Jahren arbeitet sie für die
Silvester 1989/90 hatte die DDR ne“ sagte mein ortkarger Va- Blick nach drüben: US-Präsident Kennedys Berlin-Berater Lucius D. Clay im November 1962 am Bran- HNA; seit 1991 als Hauptstadt-
für kurze Zeit die Grenze bei Ho- ter ein ums andere Mal. denburger Tor. Foto: dpa Korrespondentin.
hengandern geöffnet. Wildfrem-
de Menschen aus beiden Teilen
Deutschlands lagen sich in den
Armen und begrüßten das Neue
Jahr. Ein derartiges Silvester
Beispiellos in der Geschichte Verspätet zum Fest
habe ich noch nie erlebt. Es war Der Mauerfall sorgte besonders bei Älteren für Gefühlsausbrüche Erfahrungen mit sowjetischen Soldaten
A W
ein Jahreswechsel der Emotio- n eine Jahr ehnte lange Meldungen om Mauerbau an über den Zustand des Landes, enige Jahre nach ten sich in Richtung Abferti-
nen. Angst hatte ich nur, ob ich Trennung Deutschlands der DDR-Gren e erreichten. über die ollkommen unge- Kriegsende ollten gungsbaracke in Be egung...
heil aus der DDR wieder raus- dachte nach Kriegsende Wir aren da on emotional pflegten Städte und Dörfer. ir - meine Frau, un- da stürmten mehrere Solda-
kommen würde. Als Bundes- niemand on uns. Das ar stark be egt, schockiert und Aber ich ar immer on einer ser kleiner Sohn und ich - die ten aus der Baracke und trie-
wehrangehöriger war es mir Utopie. Aber die Welt ar im maßlos empört über die Tei- Wieder ereinigung über eugt Weihnachtstage gemeinsam ben uns mit orgehaltenen
strikt untersagt, den Boden der Umbruch, da konnte man sich lung des Landes... Für mich – trot eisernen Vorhangs... bei ihren Eltern in Halberstadt Maschinenpistolen ieder u-
DDR zu betreten. als Kriegs erlierer keinen Illu- ar es ein historischer Wider- Nachdem ich 1987 Michail (so jetische Besat ungs one) rück in die britische Besat-
Karl Wetzel, Calden sionen hingeben und Progno- sinn, ein Volk illkürlich über Gorbatscho s Buch „Peres- erbringen. Frau und Sohn ungs one, erschlossen die
sen anstellen. lange Zeit u teilen. troika“ gelesen hatte, usste aren schon einige Tage or Schranke und gingen ur Ba-
Ich erinnere mich noch ge- Als ich später die DDR be- ich: das ist der Mann, der die Weihnachten nach „drüben“ racke urück. Ab sofort ur-
Zwei Deutschlands nau an den Tag, als uns die suchte, ar ich erschrocken Welt erändern ird... Auch gefahren. Ich sollte am Heilig- den ir mit Lautsprecher mit
kommen zusammen die DDR ar reif für einen abend nachkommen. Musik und politischen Parolen
Mir fällt der Ausruf eines ägypti- Wandel. Aber die erkruste- Mit gemischten Gefühlen berieselt.
schen Arbeitskameraden ein : ten SED-Gehirne klammerten machte ich mich in aller Frü- Nach geraumer Zeit er-
„Two Germanies come toget- sich an ihre Ideologie. he auf den Weg ur Gren - schien ein so jetischer Sol-
her!“ Ich musste damals nach er- Was dann jedoch geschah übergangsstelle Niedergan- dat, Alter et a 18 bis 2 Jahre,
folgter Übergabe einer Stuck- ist beispiellos in der Geschich- dern/Kirchgandern. Innerhalb und hielt uns einen Vortrag
gipsfabrik im Sinai ab Oktober te. Ge altlose Aufstände kur er Zeit hatten sich eit über die „Dis iplin des So jet-
89 bis Weihnachten zur Einar- brachten ein diktatorisches mehr als 1 Personen am menschen und des Deutschen
beitung der einheimischen Regime um Stur . Atemlos Schlagbaum eingefunden. Wir Menschen“... Später urde der
Mannschaft an der Anlage blei- haben ir dies erfolgt, und alle arteten auf die Einreise- Schlagbaum geöffnet und die
ben. Radio und TV hatte ich als die Mauer brach, ar eine Kontrollabfertigung... Der Gren -Übertrittspro edur
nicht. Ich konnte dem jungen Gefühlsflut die Folge. Beson- Gren übergang irkte ie konnte beginnen. Der Zug ab
Mann aus einem kleinen Bedui- ders ir Älteren aren be- ausgestorben. Arenshausen ar natürlich
nendorf nicht glauben. Es war für egt: Wir aren ieder ein ei- Plöt lich ar es mit der abgefahren, so bin ich erst am
mich unvorstellbar, das dieser niges Deutschland, ie ir es Ruhe orbei, denn einige 1. Weihnachtstag spätnach-
Polizeistaat sang- und klanglos als Kinder kannten. Kriegs ersehrte (Beinampu- mittags in Halberstadt ange-
aufgeben sollte. Unvergessen der 3. Oktober 1990: Mit Fanfaren und Feuerwerken Horst Buchborn-Klos, tierte) hoben den Schlagbaum kommen...
Emil Bornemann, Bad Hersfeld feierten die Menschen die Wiedervereinigung. Foto: dpa Hatzfeld/Eder hoch und alle Wartenden set - Karl Ebel, Hann. Münden
e-paper für: 10216894
Keine Reiseerlaubnis
zu Omas Beisetzung
Kurz nach dem Mauerbau ist die
Großmutter, die in Ost-Berlin
lebte, verstorben. Zu dieser Zeit
bestand keine Möglichkeit, als
Westberliner eine Besuchser-
laubnis zu erhalten. Die Oma
wurde ohne uns beigesetzt. Das
war unmenschlich.
Regelmäßig bin ich in dieser
Zeit von Kassel nach Berlin mit
dem Auto gefahren. Bei einer
dieser Fahrten wurde ich in Mari-
enborn aus der auf die Abferti-
gung wartenden Autoschlange
von Volkspolizisten heraus ge-
wunken. Bei einer Halle mussten
meine Frau und ich unser Auto -
einen VW-Käfer - völlig ausräu-
men und alles auf die Rampe
stellen. Meine Frau musste sämt-
liche Gepäckstücke auspacken,
ich musste nicht nur die hintere
Sitzbank, sondern auch die bei-
Die Mauer ist offen: Am Abend des 9. November strömen DDR-Bürger zu Fuß oder mit ihren Autos in den Westen. Foto: dpa den vorderen Sitze des Käfers
ausbauen und ebenfalls auf die
D
er Mauerfall ar auch te. Dinge, die für einen i ili- Straftatbestand „Republik- die DDR-Bürger mit Stachel- ar der Arbeiter- und Bauern- ten Übergang in Norddeutsch-
für unsere Familie ein sierten Menschen auf Dauer flucht“ so ie der Verkauf on draht, Minen und Selbst- staat nicht in der Lage, seine land erfahren. Dort mussten wir
Glücksfall. Nachdem unerträglich sind. Da u kam unliebsamen Bürgern ar schussanlagen om Westen Bürger mit höher ertigen Gü- alle unsere Taschen auf einer
ich 1948 mit 2 Jahren aus die Rechtsprechung, die on menschenun ürdig. abgeschnitten aren, muss- tern u ersorgen: Ein Pfund Theke ausleeren, der DDR-Be-
Thüringen flüchten musste der SED gelenkt urde: Ein Weil nach dem Mauerbau ten ir Westbürger den Kon- Kaffee kostete 4 Ostmark bei amte aber sah gar nicht hin, was
(ich hatte in den Semesterferi- takt aufrecht erhalten. Das einem Monats erdienst on wir hatten, sondern sah aus dem
en eine Z angsein eisung ar nicht immer einfach. Ein et a 5 Ostmark. Fenster. Auf seine Frage, ob wir
um Uranbergbau nach Aue DDR-Besuch ar nicht güns- Vor der Wende mussten fertig seien und wir dies bejah-
erhalten), ar unsere Familie tig: Das Visum kostete 15 DM ir, enn ir einen gemein- ten, durften wir alles wieder ein-
getrennt. Meine Eltern und bis 25 DM pro Tag. Hin u kam samen Urlaub erbringen räumen... Mir wurden 15 Musik-
drei Gesch ister mussten in - je nach Entfernung - eine ollten, diesen im Ostblock kassetten weggenommen, mit
der DDR bleiben. Der Kontakt Straßengebühr on bis u 3 erbringen. Jet t nut en mei- dem Hinweis, die dürften nicht
u ihnen ar immer sehr in- DM. Auch beim Z angsum- ne Ver andten das freie Rei- mitgenommen werden. Als ich
tensi . tausch legte man drauf. Und sen aus... Wenn auch heute wieder zu Hause war habe, ich
Im Osten durfte man nicht dann kamen noch die unendli- iele Dinge nicht in Ordnung Honecker angeschrieben. Drei
sagen, as man gern gesagt chen Kontrollschikanen an sind, iegen sie doch enig Wochen später hatte ich meine
hätte; man durfte nicht lesen, der Gren e da u. Die DDR-Bür- gegen die Freiheit, die jeder Kassetten wieder, ohne Kom-
as man ollte, und konnte Ungläubige Minen der DDR-Grenzer: Nach der Grenzöffnung wur- ger bekamen ar eine Ein elne nun hat. mentar und sehr unschön ver-
nicht reisen, ohin man oll- den provisorische Übergangsstellen eingerichtet. Foto: dpa Grund ersorgung, dennoch Anton Dressler, Kassel packt. Manfred Dehn, Bebra