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KANZLEI NICKERT

WIR DENKEN SCHON MAL VOR.

Matthias Kühne

Haftungstatbestände des GmbH-Geschäftsführers in der Unter-


nehmenskrise
Die Krise eines Unternehmens stellt den GmbH-Geschäftsführer
1. Innenhaftung des Geschäftsführers
vor besondere Herausforderungen.
gegenüber der Gesellschaft.
Zwar haftet im Grundsatz nur das Vermögen der Gesellschaft für
Verbindlichkeiten, die durch diese begründet sind. Dieser Grund- Gemäß § 43 Abs. 1 GmbHG hat der Geschäftsführer in den eigenen
satz wird jedoch gerade in Krisensituationen durch zahlreiche per- Angelegenheiten der Gesellschaft die Sorgfalt eines ordentlichen
sönliche Haftungstatbestände des Geschäftsführers durchbrochen. Geschäftsmannes anzuwenden. Für den Fall, dass der Geschäfts-
führer seine Pflichten schuldhaft verletzt und der Gesellschaft da-
Diese erhöhten Haftungsgefahren sind gerade im Zusammenspiel
durch ein konkreter Schaden entstanden ist, haftet er der Gesell-
mit der grundsätzlichen Haftungsbeschränkung auf das Gesell-
schaft gegenüber auf Schadenersatz (§ 43 Abs. 2 GmbHG).
schaftsvermögen zu beachten.

Grundlage für eine ordnungsgemäße Unternehmensführung ist


Der GmbH-Geschäftsführer wird in der Unternehmenskrise vers-
die Einrichtung eines betrieblichen Rechnungswesens. Dadurch
tärkt in die Pflicht genommen. Es soll die Situation verhindert wer-
wird die erforderliche Transparenz geschaffen, die wirtschaftlichen
den, dass der Geschäftsführer vor dem Hintergrund der bestehen-
Belange des Unternehmens stets zu überwachen. Die Einrichtung
den Haftungsabschirmung auf Kosten der Gläubiger spekuliert.
eines betrieblichen Rechnungswesens ist Voraussetzung für eine
rechtzeitige Erkennung einer Unternehmenskrise. Da das betriebli-
Gerade die Entwicklungen in der jüngeren Vergangenheit zeigen,
che Rechnungswesen grundsätzlich vergangenheitsbezogen ist,
dass die Gläubiger einer Gesellschaft nicht mehr gewillt sind, im
besteht für einen GmbH-Geschäftsführer analog § 91 Abs. 2 AktG
Falle der Insolvenz der Gesellschaft den wirtschaftlichen Schaden,
die Verpflichtung, ein (zukunftsbezogenes) Risikomanagementsys-
der sich in vielen Fällen faktisch als Totalausfall darstellt, tadellos
tem einzurichten. Dadurch sollen die den Bestand der Gesellschaft
hinzunehmen. Im Insolvenzfalle der Gesellschaft rückt der GmbH-
gefährdenden Entwicklungen frühzeitig erkannt werden. Verletzt
Geschäftsführer als potenzieller Haftungsschuldner in den Mittel-
der GmbH-Geschäftsführer diese Pflichten und entsteht der Gesell-
punkt der Betrachtung.
schaft dadurch ein konkreter Schaden, haftet er der Gesellschaft

Die Zielrichtungen potenzieller Haftungstatbestände gegen den gegenüber auf Schadenersatz. Hierbei kann sich der Geschäftsfüh-

GmbH-Geschäftsführer in der Unternehmenskrise sind auf mehre- rer grundsätzlich nicht auf eine Ressortaufteilung berufen. In der

ren Ebenen gelagert. Unternehmenskrise ist jeder Geschäftsführer, unabhängig von der
Aufgabenzuteilung, für die Erfüllung der Pflichten in der Krise ver-
Zum einen trifft den GmbH-Geschäftsführer das Risiko einer In- antwortlich. Auf eine abweichende Aufgabenverteilung kann er
nenhaftung gegenüber der Gesellschaft. Darüber hinaus besteht sich nicht berufen.
das Risiko einer Außenhaftung gegenüber den Gläubigern der Ge-
sellschaft. Nach Eintritt der Insolvenzreife ist der Geschäftsführer gemäß § 15
a InsO verpflichtet, unverzüglich, spätestens jedoch innerhalb von
Die einzelnen Haftungstatbestände sollen im Folgenden, jedoch 3 Wochen den Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens zu
ohne Anspruch auf Vollständigkeit, beleuchtet werden. stellen. Kommt der Geschäftsführer seiner Verpflichtung zur recht-
zeitigen Stellung des Insolvenzantrags nicht nach, so haftet er der
Gesellschaft gegenüber auf Ersatz aller nach Eintritt der Insolvenz-
reife geleisteten Zahlungen (§ 64 Satz 1 GmbHG). Die Haftung be-
trifft auch alle Zahlungen an Gesellschafter, soweit diese zur Zah-

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lungsunfähigkeit der Gesellschaft führen mussten. Neben dem d) Haftung wegen vorsätzlich sittenwidriger Schädigung,
bestellten Geschäftsführer ist auch der faktische Geschäftsführer Eingehungsbetrug
Adressat des Haftungstatbestandes. Eine Haftung des Geschäfts-
Ist dem Geschäftsführer die Insolvenzreife der Gesellschaft be-
führers ist dann ausgeschlossen, wenn die Zahlungen mit der Sorg-
kannt und begründet er weiterhin für die Gesellschaft Verbindlich-
falt eines ordentlichen Geschäftsmannes vereinbart waren (§ 64
keiten, die nicht mehr bezahlt werden können, so haftet der Ge-
Satz 2 GmbHG. Der Geschäftsführer trägt die Beweislast, diese
schäftsführer den Gläubigern der Gesellschaft persönlich auf Scha-
Voraussetzungen im Streitfall nachzuweisen.
denersatz. Der Haftungstatbestand kommt nicht nur dann in Be-
tracht, wenn der Geschäftsführer die Solvenz der Gesellschaft wi-
2. Außenhaftung des Geschäftsführers der besseren Wissen vorspiegelt. Eine Haftung des Geschäftsfüh-

gegenüber Dritten rers ist unter Umständen auch dann möglich, wenn er die Vermö-
genslage der Gesellschaft schlicht verschweigt. Ein möglicher Haf-
tungstatbestand ist stets eine Frage des Einzelfalls. Es gilt aller-
a) Deliktische Haftungstatbestände
dings der Grundsatz, dass der Geschäftsführer, der für die Gesell-
Eine persönliche Haftung des Geschäftsführers gegenüber Gesell- schaft weiterhin Verbindlichkeiten begründet, zumindest durch
schaftsgläubigern kann sich in der Krise der Gesellschaft insbeson- schlüssiges Verhalten zu verstehen gibt, dass die Gesellschaft auch
dere aus einer deliktischen Haftung in Verbindung mit der Verlet- zur Erfüllung der begründeten Verbindlichkeiten in der Lage ist. Ein
zung eines Schutzgesetzes ergeben. In der Praxis sind folgende weitergehender Täuschungstatbestand ist deshalb grundsätzlich
Haftungstatbestände relevant: nicht erforderlich.

b) Haftung wegen Verletzung der Insolvenzantragspflicht


3. Haftungstatbestände gegenüber den
Der Geschäftsführer, der im Fall eingetretener Zahlungsunfähig-
keit und / oder Überschuldung die Pflicht zur rechtzeitigen Insol- Finanzbehörden
venzantragstellung verletzt, haftet gegenüber sämtlichen Gläubi-
gern, die nach dem Zeitpunkt der Insolvenzreife mit der Gesell- Der Geschäftsführer ist grundsätzlich verpflichtet, die steuerlichen
schaft in vertragliche Beziehungen getreten sind, persönlich auf Pflichten der Gesellschaft zu erfüllen (§ 34 AO). Der Geschäftsfüh-
Ersatz eingetretener Schäden. Nach dem Grundsatzurteil des BGH rer einer Gesellschaft, der seine Pflichten verletzt, haftet dem Fis-
vom 6.6.1994 hat der Geschäftsführer diesen Neugläubigern den kus gegenüber persönlich für entstandene Steuerausfälle. Im Be-
gesamten entstandenen Schaden zu ersetzen. reich der Lohnsteuer gilt der Grundsatz, dass diese grundsätzlich
vorrangig zu bedienen sind. Die Lohnsteuer ist im gleichen Ver-
c) Haftung wegen Verletzung der Pflicht zur Abführung der hältnis wie die Nettolöhne zu befriedigen. Reichen die der Gesell-
Sozialversicherungsbeiträge schaft zur Verfügung stehenden Mittel nicht aus, Nettolöhne und

Der Arbeitgeber ist verpflichtet, die von seinen Arbeitnehmern zu Lohnsteuer insgesamt zu bedienen, hat der Geschäftsführer die

entrichtenden Beiträge an die Sozialversicherung abzuführen. Der Nettolöhne anteilig zu kürzen, um eine persönliche Haftung zu
Geschäftsführer macht sich zum einen strafbar, wenn er die Sozi- vermeiden.
alversicherungsbeiträge nicht rechtzeitig abführt (§ 266 a StGB).
Außerhalb der Lohnsteuer besteht der Grundsatz der anteiligen
Die Verletzung der Verpflichtung zur Abführung der Sozialversi-
Tilgung. Eine Haftung gegenüber dem Fiskus besteht in dem Maße,
cherungsbeiträge führt aber auch zu einem zivilrechtlichen Haf-
als dass dieser gegenüber der Gesamtheit der Gläubiger schlechter
tungstatbestand. Der Geschäftsführer ist persönlich verpflichtet,
gestellt wurde. Hierbei sind die Tilgungsquoten der Gesamtgläubi-
Schadenersatz wegen nicht abgeführter Sozialversicherungsbei-
gerschaft im Verhältnis zum Finanzamt innerhalb eines Haftungs-
träge zu leisten.
zeitraumes zu prüfen.

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4. Fazit:

Die dargestellten Haftungstatbestände veranschaulichen, dass die


Haftungstatbestände gerade in der Unternehmenskrise für den
Geschäftsführer sehr weitreichend sind. Die Tendenz in der Praxis
geht dahin, dass die Gläubiger einer insolventen Gesellschaft die
Möglichkeiten für einen Haftungsdurchgriff auf den Geschäftsfüh-
rer zunehmend nutzen. Die Geschäftsführer sind deshalb gut bera-
ten, die erforderlichen Vorkehrungen für die Einhaltung ihrer
Pflichten zu treffen.

Offenburg, 9.August.2010

Über KANZLEI NICKERT, Offenburg:


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betriebswirtschaftliche Beratung all diejenigen Dienstleistungen an, die ein Unternehmen / Unternehmer klassischerweise benö-
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