2
Das Urheberrecht als rechtliche Grundlage und als
Grenze der Kommunikation
Andreas Okonek
Das Vorwort des Herausgeberteams beginnt mit den Worten: Wissenschaft ist ohne Kommunikation
nicht denkbar. Kann aber Wissenschaft so ohne weiteres kommuniziert werden? Wer diesen
Gedanken vertieft und versucht, die Frage zu beantworten, stößt zwangsläufig auf den Begriff des
„geistigen Eigentums“. Wer kann und darf welche Inhalte wie kommunizieren, ohne das geistige
Eigentum des Urhebers zu verletzen? Wie kann ich auf der anderen Seite mein geistiges Eigentum
schützen? Diese Fragen stellen sich in der heutigen Informationsgesellschaft in besonderem Maße.
Während in der Vergangenheit die Fragen des geistigen Eigentums primär nur einige Künstler und
Verlage betrafen, sind heute nahezu alle Lebens- und Wirtschaftsbereiche betroffen. Digitale Me-
dien, seien es Klänge, Bilder und Texte, können quasi in Sekunden kopiert, beliebig geändert und
z. B. über das Internet schwer bis gar nicht kontrollierbar verbreitet werden.
Das inzwischen mehrfach reformierte Urheberrecht versucht, mit diesem Wandel Schritt zu halten
und auch unter den neuen Herausforderungen die wirtschaftlichen Interessen und die Ideale des Ur-
hebers an seinem Werk zu schützen, andererseits aber auch die Interessen der Allgemeinheit an der
Verwendung des Werkes zu wahren.
Der nachfolgende Beitrag soll einen naturgemäß kurzen Beitrag über die sich im Rahmen jeder
Kommunikation stellenden Fragen geben
Gliederung Seite
1. Einführung 2
2. Inhalt des Urheberrechts 5
3. Schranken des Urheberrechts 9
4. Durchsetzung der Urheberrechte 11
HWK 1 03 08 12 1
D 1.2 Alles was Recht ist: Was darf ich, was nicht?
Medienrechtliche Fragestellungen
1. Einführung
Die Differenzierung zwischen Idee und Werk spielt auch für die
Reichweite des Urheberschutzes eine Rolle. Selbst wenn eine Idee in
einem gegenständlichen Werk verkörpert wurde, führt dies – von Aus-
nahmen im Bereich der Literatur einmal abgesehen – nicht zum
Schutz der dem Werk zugrundeliegenden Idee, sondern nur zum
Schutz der konkreten Darstellung. Wer eine Idee schützen will, kann
dies rechtssicher nur, indem er sie für sich behält!
2 HWK 1 03 08 12
Alles was Recht ist: Was darf ich, was nicht? D 1.2
Medienrechtliche Fragestellungen
Alle Werke genießen nur und erst dann den Schutz des Urheberrech-
tes, wenn sie eine sogenannte „persönliche geistige Schöpfung“ dar-
stellen.
Diese Voraussetzung ist dann erfüllt, wenn sich das konkrete Werk aus Wann ist ein Werk eine
der Masse des Alltäglichen abhebt. Jede rein handwerkliche und routi- persönliche geistige
nemäßige Leistung, mag sie auch noch so solide erbracht werden, Schöpfung?
trägt nicht den Stempel der Individualität. Das Werk muss sich durch
seine Konzeption, Formgestaltung etc. vom Alltäglichen abheben, um
urheberrechtlichen Schutz zu genießen. Die Anforderungen hieran
sollen nicht überspannt werden, sind in der Praxis aber gerade im Be-
reich wissenschaftlicher Werke teilweise sehr hoch.
Dies gilt wie gesagt vor allem für den Bereich wissenschaftlicher Wer-
ke. Die Betroffenen sehen sich oftmals dem Einwand ausgesetzt,
„nichts Neues“ geschaffen zu haben. Befasst sich ein Text mit in der
Wissenschaft bekannten Sachverhalten, sei hierin in der Regel kein
besonderer schöpferischer Gehalt zu sehen.
1
vgl. § 2 Abs. 1 Nr. 1 bis 7 UrhG
HWK 1 03 08 12 3
D 1.2 Alles was Recht ist: Was darf ich, was nicht?
Medienrechtliche Fragestellungen
Andras Okonek, geboren 1968 in Köln. Studium der Rechtswissenschaften in Bonn. 1992 erstes,
1995 zweites jur. Staatsexamen. 1995 Deutsch-Amerikanische Industrie- und Handelskammer,
Washington D. C. sowie Deutsch-Australische Industrie- und Handelskammer, Sydney. 1996 Eintritt
in die Anwaltskanzlei Redeker Sellner Dahs & Widmaier. Mitglied der Deutschen Vereinigung für
gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht e. V., der Deutschen Gesellschaft für Recht und
Informatik e. V., der Arbeitsgemeinschaft Geistiges Eigentum und Medien im Deutschen
Anwaltverein e. V. sowie Gründungsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Informationstechnologie im
Deutschen Anwaltverein e. V. Mitglied des Justizprüfungsamtes beim Oberlandesgericht Köln und
des Landesjustizprüfungsamtes Nordrhein-Westfalen.
Veröffentlichungen zum Wettbewerbsrecht.
Zivilrecht; Gewerblicher Rechtsschutz; Wettbewerbsrecht; Urheberrecht; Markenrecht; IT-Recht.
16 HWK 1 03 08 12