Abstrakt
Ideophone stellen im Türkischen ein reiches Inventar expressiver Ausdrücke dar, mit denen
wahrgenommene Eindrücke den Zuhörern anschaulich vor Augen geführt werden können.
Der Bereich der Ideophonie betrifft wenige semantische Domänen, wobei Wahrnehmungen
verschiedenster Art im Zentrum stehen. Ideophone sind lautsymbolisch, was bedeutet, daß
Laute, die keine Morpheme sind, Bedeutung tragen. Es gibt also zu einem gewissen Grade
eine Entsprechung phonologischer und semantischer Merkmale. Je nach dem Grad der
Ikonizität können diese Entsprechungen mehr oder weniger offensichtlich sein. Wie alle
Sprachzeichen sind Ideophone jedoch auch konventionell. Ein weiteres Charakteristikum
türkischer Ideophone ist ihre modifikative Funktion, sie werden also adjektivisch oder
adverbial verwendet. Sie unterstreichen die Bedeutung eines Verbs, können aber auch
zusätzliche semantische Informationen enthalten. Sie werden im Türkischen meist redupliziert
verwendet, wobei die Reduplikation Wiederholung zum Ausdruck bringt. Plötzliche, abrupte
Eindrücke werden hingegen mittels Quotativkonstruktionen oder derivierter Formen
ausgedrückt. Durch Alternationen der Vokale oder Konsonanten können weitere semantische
Nuancen versprachlicht werden.
vii
Vorwort
Die vorliegende Studie ist die überarbeitete Version einer Magisterarbeit, die ich im Februar
2000 an der Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft der Universität Bielefeld
einreichte. Meine Hauptinformantinnen waren hierbei Nilgün Yüce und Yaşar Toraman.
Beide hatten mir schon oft Daten aus ihrer Muttersprache zur Verfügung gestellt. Diese
Formulierung ist nicht zufällig gewählt. Die Daten sind Eigentum der Sprecher, denn diese
sind gewissermaßen die Urheber. Darum danke ich beiden besonders für ihre jahrelange
Geduld und Hilfsbereitschaft. Zudem haben mir beide nicht nur mit einzelnen Daten geholfen,
sondern mir tiefere Einblicke in die türkische Sprache ermöglicht.
Ein besonderer Dank geht auch an Engin Kuluğ. Er hat meine Neugier an der türkischen
Sprache über Jahre ertragen und befriedigt und meine ersten Schritte in dieser Sprache
begleitet. Ohne ihn wäre vieles an dieser Sprache rätselhaft für mich geblieben. Ich möchte
auch Abdulkerim Uzağan danken, der mir bei Begegnungen immer wieder Fragen
beantwortet hat.
Mein Dank gilt auch Prof. Dr. Christian Lehmann, der meine Magisterarbeit betreut und mit
zahlreichen Verbesserungsvorschlägen zum Gelingen der Arbeit beigetragen hat. Schließlich
möchte ich auch Yong-Min Shin danken, mit dem ich viele linguistische Diskussionen
geführt habe.
Dem Verlag Lincom Europa danke ich für die Aufnahme dieser Arbeit in sein
Verlagsprogramm.
INHALTSVERZEICHNIS
1 Einleitung................................................................................................... 1
1.1 Methodologie und Aufbau der Arbeit............................................................................ 1
1.2 Untersuchungsgegenstand.............................................................................................. 1
1.2.1 Forschungsinteresse .................................................................................... 1
1.2.2 Forschungsstand.......................................................................................... 2
1.3 Datenbasis und Elizitation ............................................................................................. 4
7 Fazit.......................................................................................................... 89
Anhang ............................................................................................................... 93
xi
Tabellen
T1. Onomatopoetika in der Kindersprache........................................................................ 12
T2. Graphem-Phonem-Zuordnungen der türkischen Orthographie .................................. 26
T3. Vokalinventar des Türkischen...................................................................................... 26
T4. Inventar konsonantischer Phoneme ............................................................................ 28
T5. Kasussystem des Türkischen ........................................................................................ 29
T6. Die Personalendungen am Beispiel gelmek „kommen“.............................................. 29
T7. Zählung zur Silbenstruktur .......................................................................................... 39
T8. Ausgeschlossene Kombinationen von K1 und K2 in den Primärformen ...................... 41
T9. Adverbiale Konstruktionsmöglichkeiten der Primär- und Sekundärformen................ 52
T10. Semantische Domänen von türkischen Ideophonen und ihre Häufigkeit .................... 68
T11. Ikonisches System der Vokale im Bahnar .................................................................... 77
T12. Ikonisches System der Vokale im Koreanischen .......................................................... 78
T13. Derivation von Verben aus Ideophonen im Didinga ................................................... 80
T14. Korrelationen verschiedener Pole ............................................................................... 92
T15. Verzeichnis der geläufigsten türkischen Ideophone .................................................... 93
Schaubilder
S1. Das Kontinuum zwischen Symbolizität und Ikonizität .................................................. 20
S2. Die Ideophone auf dem Kontinuum zwischen Spontaneität und Kontinuität................ 54
1 EINLEITUNG
1.1 Methodologie und Aufbau der Arbeit
Zunächst wird in §1 der Untersuchungsgegenstand präsentiert und die Zielsetzung der Arbeit
formuliert. Es folgen Bemerkungen zur Datenbasis und zur Erhebung der Daten. In §2 werden
theoretische Grundlagen der Ideophonie dargestellt. Sie sollen den Leser auf den Hauptteil
vorbereiten und dessen Verständnis erleichtern. Grundlagen für Ideophone sind Bereiche wie
Lautsymbolik, Ikonizität und Expressivität. Bei der Einführung in diese Begriffe wird parallel
eine bestimmte Vorstellung von Sprache vermittelt, so daß der Leser dort auch
sprachtheoretische Erwägungen berücksichtigt findet.
In §3 werden wichtige Charakteristika des Türkischen präsentiert. Deren Darstellung soll
auch denjenigen Lesern das Verständnis der Daten erleichtern, die noch nicht mit der
Sprachstruktur des Türkischen vertraut sind. §4 beschäftigt sich mit der Aufarbeitung des
Korpus. Die Beschreibung ist strukturbasiert und somit semasiologisch orientiert. Strukturen
werden inventarisiert, ihre internen syntagmatischen Beziehungen beschrieben und ihre
Bedeutungen geklärt. Die Analyse beginnt bei den unteren Ebenen, der Morphologie und
Phonologie, und führt zur Integration in die höheren Ebenen. Dem grammatischen Status der
Ideophone und den syntagmatischen Beziehungen sowie ihren funktionellen Korrelaten wird
besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Dabei wird der klassische Kanon der Wortarten
(insbesondere Adverb, Adjektiv, Verb, Substantiv) zugrunde gelegt. Die Wortarten gelten als
distributionell und (zumindest in Sprachen wie dem Türkischen) morphologisch bestimmbar.
Elemente einer Wortart bilden eine Klasse und stehen untereinander in paradigmatischer
Beziehung. Elemente verschiedener Wortarten können zueinander in syntagmatische
Beziehung gebracht werden, so daß zwischen ihnen (rektive und modifikative)
Dependenzverhältnisse herrschen.
§5 versucht, Generalisierungen zum semantischen und syntaktischen Status der Ideophone
aufzustellen. Daneben werden die semantischen und pragmatischen Anwendungsbereiche
aufgeführt. §6 zeigt, daß die Ideophonie universale Züge trägt, da sich hier strukturelle
Ähnlichkeiten in areal und genetisch unverwandten Sprachen finden lassen. Es wird zudem
die Hypothese aufgestellt, daß das Vorkommen von Ideophonen typologisch mit anderen
Bereichen der Sprachstruktur zusammenhängt. §7 faßt die Erkenntnisse zusammen und bringt
abschließende Bemerkungen zum Phänomen der Ideophonie. Ein Anhang führt die
geläufigsten Ideophone des Türkischen und ihre Bedeutungen auf.
1.2 Untersuchungsgegenstand
1.2.1 Forschungsinteresse
Die vorliegende Arbeit hat eine doppelte Zielsetzung. Zum einen sollen mit Hilfe eines
begrenzten Korpus (den Ideophonen) einer bestimmten Sprache (des Türkischen) die
Funktionen der untersuchten Strukturmittel einerseits und Gesetzmäßigkeiten innerhalb
dieses Bereiches andererseits beschrieben werden. Die hieraus gewonnenen Erkenntnisse
können nützlich sein für die Beschreibung des Türkischen, z.B. im Hinblick auf Fremd- oder
auch Muttersprachenunterricht. Diese Hoffnung ist Ausdruck der festen Überzeugung, daß
linguistische Forschung dazu beitragen sollte, Sprachgrenzen zu überwinden und das
Verständnis für die Funktionsweise anderer Sprachen zu fördern, denn nur so kann Respekt
für die Sprachbenutzer wachsen. Diese sind ja auch die Informanten für den Linguisten und
2 Untersuchungsgegenstand
verbinden mit ihrer Mitarbeit die Erwartung, daß die überlassenen Daten auch in ihrem
Interesse und zu ihrem Nutzen verwertet werden.
Daneben kann diese Arbeit auch als Vergleichsmaterial für entsprechende Arbeiten zu
anderen Sprachen dienen, genauso wie Untersuchungen über Ideophone in anderen Sprachen
als Vergleichsmaterial für die vorliegende Arbeit dienten.
Zum anderen verfolgt die Arbeit eine eher theoretische Fragestellung, nämlich die nach
Funktion und Gebrauch von Ideophonen, ihrer Beziehung zu Onomatopoetika und den
Grundlagen von Lautsymbolik überhaupt. Nach dem gegenwärtigen Forschungsstand ist die
Abgrenzung von Ideophonie und Onomatopöie bzw. Lautsymbolik unklar, wenn überhaupt je
ein Versuch diesbezüglich ernsthaft unternommen worden ist. Auch wenn dieser Punkt
geklärt werden sollte, bleibt der semiotische Status von Onomatopöie umstritten. Die
vorliegende Arbeit soll auch hierzu eine Stellungnahme darstellen.
Anhand der Auswertung schriftlicher Quellen und eigener elizitierter Daten sollen die
Erkenntnisse zur Ideophonie des Türkischen illustriert und belegt werden.
Die vorliegende Arbeit ist nach Wissen des Verfassers die einzige neuere Untersuchung in
deutscher, englischer oder französischer Sprache zu den Ideophonen des Türkischen.
Erhältliche Lehrbücher (z.B. Tekinay 1988 und Wendt 1985) und Grammatiken (z.B. Lewis
1967, Bazin 1968, Kornfilt 19971) gehen kaum auf die besondere Funktion der Ideophone ein.
In den türkischen Veröffentlichungen wird zwar das Material behandelt, es fehlt jedoch der
typologische Vergleich, so daß diese Untersuchungen keinen Beitrag zur allgemeinen
Ideophonie-Diskussion darstellen. Die vorliegende Arbeit möge dazu beitragen, den
Stellenwert und die Bedeutung der Ideophone im Türkischen ins Bewußtsein zu rufen.
1.2.2 Forschungsstand
Die Ideophone des Türkischen haben bisher kaum die Aufmerksamkeit westlicher
Sprachwissenschaftler gefunden. Auch in den türkischen Grammatiken und
sprachwissenschaftlichen Untersuchungen werden sie bislang vernachlässigt (Zülfikar
1995:284). So weist Zülfikar selbst darauf hin, daß die Arbeit an seinem 1995 in Ankara
erschienenen Buch über die lautsymbolischen Wörter des Türkischen dadurch besonders
erschwert wurde, daß bis dahin kaum Literatur zu diesem Thema existierte (Zülfikar
1995:VIII).
Der Großteil der bisher erschienenen Untersuchungen zur Lautsymbolik in Turksprachen
stammt aus Russland oder den zentralasiatischen Turkrepubliken. Ein zentrales Werk ist das
von Hudaykuliev2 über Struktur, Semantik, Phonetik und Syntax der Onomatopoetika im
Turkmenischen. Iskakov3 hat die phonologische Struktur und die Derivationsmöglichkeiten
der kasachischen Onomatopoetika untersucht. Kudaybergenov4 hat die kasachischen
Onomatopoetika nach phonologischen, strukturellen und semantischen Gesichtspunkten
untersucht. Weitere Arbeiten stammen von Altyjev und Dz#aferova. In deutscher Sprache sind
1
Obwohl Kornfilt die neueste, umfangreichste und wissenschaftlichste (und wohl auch teuerste)
grammatische Beschreibung des Türkischen bietet, werden den Ideophonen gerade mal anderthalb
Seiten gewidmet. Dabei ist die Beschreibung der Ideophone ausdrücklich in der Routledge Serie
vorgesehen.
2
Hudaykuliev, M. 1962, Podraz#atel’nyje Slova v Turkmenskom Jazyke. Ashgabad.
3
Iskakov, A. 1951, „O Podraz#atel’nyh Slovah v Kazavskom Jazyke“. Turkologic#eskij Sbornik, I, M-
L.
4
Kudaybergenov, S. 1957, Podraz#atel’nyje Slova v Kirgizskom Jazyke. Frunze.
Einleitung 3
Beiträge von Dmitrijev (1927) und Marchand (1953) erschienen. Diese beiden Aufsätze
beschäftigen sich zudem mit dem Türkeitürkischen. Dmitrijev beschäftigt sich vorrangig mit
der Morphologie lautsymbolischer Ausdrücke. Marchand untersucht vor allem
Zusammenhänge zwischen einzelnen expressiven Lauten und den semantischen Bereichen,
die sie repräsentieren. In der westlichen Linguistik gab es ansonsten nur wenige
Veröffentlichungen zu Lautsymbolik in Turksprachen. Eine davon stammt von Householder
(1962) und handelt über das Aserbaidschanische. Householder führt 75 Lautsymbolika mit
entsprechenden abgeleiteten Formen auf und weist auf phonologische Besonderheiten in
seinem Korpus hin.
In der Türkei selbst haben sich einige Autoren5 indirekt mit den lautnachahmenden Wörtern
beschäftigt, z.B. bei der Beschreibung von Reduplikation. Ein wichtiges Werk in diesem
Zusammenhang ist das von Hatibog*lu, der feststellt, daß ein Großteil der reduplizierten
Wörter lautsymbolisch ist und in der Natur vorkommende Geräusche wiedergibt (Hatibog*lu
1981:18f.). Er inventarisiert zudem einige „Triplikationen“ (türk.: üc7leme), die aus einem
reduplizierten Ideophon und dem hiervon abgeleiteten Verb bestehen, z.B. parıl parıl
parıldamak „strahl strahl strahlen“ (o.c.:23). Andere Autoren haben das Thema nur marginal
behandelt.
Desweiteren werden Lautsymbolika in einigen türkischen Grammatiken behandelt. Hier wäre
besonders die von Emre6 zu nennen, der die Nachahmungen (türk.: yansıma) definiert als
„Wörter, die die Sprache nach und nach durch Nachahmung von Geräuschen und
Bewegungen erschafft“7. Banguog*lu8 weist auf das sehr produktive Suffix -de hin, das
Ideophone verbalisiert. Er unterscheidet dabei in beschreibende und nachahmende
Lautsymbolika. Gencan betrachtet die Lautsymbolika als Nachahmung und weist darauf hin,
daß sie im Türkischen sehr zahlreich vorkommen (Gencan9 apud Demircan 1996[y]:190).
Eren10 und Altuğ11 haben sich vor allem mit Onomatopoetika von Tierlauten beschäftigt.
Erdal definiert Onomatopoetika als „Grundform, die Geräusche abbildet, die durch bewußt
oder unbewußt Geräusche hervorrufende Bewegung entstehen“ (Erdal12 apud Demircan
1996[y]:190). Einige Autoren, wie N. Üçok, Başkan, Bayrav oder Aksan, sind auf
Onomatopöie im Zusammenhang mit Fragen zur Arbitrarietät und zum Ursprung der Sprache
eingegangen. So behauptet Üçok, daß Onomatopöie eine wichtige Rolle bei der Entstehung
der Sprache gespielt habe. Zülfikar weist darauf hin, daß viele Theorien über den Ursprung
der Sprache mit Onomatopöie zusammenhängen (Zülfikar 1995:17).
Die meisten der zuvor genannten Publikationen beschäftigen sich nur am Rande mit dem
Thema der vorliegenden Arbeit. Da sie wahrscheinlich kaum zu Erkenntnissen geführt hätten,
die über das schon in den verfügbaren Publikationen (s.u.) Gesagte hinausgehen und zudem
5
Da die Vornamen meist abgekürzt sind, habe ich keine Möglichkeit, das Geschlecht des/r Autors/in
zu erfahren. Die türkische Sprache ist in dieser Hinsicht höchst emanzipatorisch, da sie es weder
durch Pronomina noch durch Flexion verrät. Bei Übersetzungen und Zitaten ins Deutsche müssen
daher statistische Wahrscheinlichkeiten ein Geschlecht zuweisen. Die auf diese Weise fälschlich
maskulinisierten Autorinnen mögen Verständnis dafür haben.
6
Emre, A.C. 1945, Türk Dilbilgisi [Türkische Sprachkunde]. Istanbul: Türk Dil Kurumu.
7
„Dilin ses veya hareketi taklit yolunda giderek yaratt¸g*¸ kelimeler“
8
Banguog*lu, T. 1974, Türkc7enin grameri [Grammatik des Türkischen]. Istanbul.
9
Gencan, T. Nejat 1975, Dilbilgisi [Sprachkunde]. Ankara: Türk Dil Kurumu.
10
Eren, Hasan 1953, „Anomatopelere ait notlar“ [Notizen zu den Onomatopoetika]. Türkiyat X, 1951-
53 VII/2:283-86.
11
Altug*, Kurtul 1978, „Hayvan seslerinin dillerdeki yank¸s¸“ [Das Echo der Tierlaute in den
Sprachen]. Türk Folklor Aras7t. XVIII/353:8511-13
12
Erdal, Marcel 1991, Old Turkic Word-Formation I, II. Wiesbaden: Otto Harrassowitz: 465-75.
4 Untersuchungsgegenstand
schwer zu beschaffen waren, wurde darauf verzichtet, sie zu rezipieren. Sie erscheinen daher
nur als Fußnoten und nicht in der Bibliographie.
Rezipiert wurden natürlich die neueren Publikationen, die sich direkter und umfassender mit
den lautsymbolischen Wörtern des Türkischen beschäftigen. Eine solche ist Demircan
1996[y]. Sie widmet sich vor allem den Zusammenhängen zwischen Phonologie und
Semantik der Lautsymbolika. Eine weitere Veröffentlichung desselben Autors zu diesem
Thema ist ein Jahr später erschienen. Hier werden die Beziehungen weiter systematisiert,
indem versucht wird, semantische Merkmale konkreten phonologischen Eigenschaften
zuzuordnen. Andere herangezogene Autoren haben sich wiederum mit der Lautsymbolik im
Zusammenhang mit Reduplikation beschäftigt. Zu nennen wären Hatibog*lu 1981 und
Erkman-Akerson 1982. Demircan 1996[s] enthält Kapitel zu Lautsymbolika und
Reduplikation. Das zentrale Werk ist natürlich Zülfikar 1995, wie an den vielen Verweisen zu
erkennen sein wird. Er geht ausführlich auf Phonologie, Funktion und Ursprung der
türkischen Lautsymbolika ein. Außerdem enthält das Buch umfangreiche Anhänge.
Es soll besonders betont werden, daß keiner der genannten Autoren den Begriff ‘Ideophon’
verwendet und daher auch keine Abgrenzung zwischen den Lautsymbolika und den
Ideophonen erfolgt. Es bleibt also der vorliegenden Arbeit vorbehalten, diese Abgrenzung für
das Türkische vorzunehmen und darzustellen, daß das Türkische – genau wie viele andere
Sprachen auch – über Ideophone verfügt, die eine Sonderstellung im großen Bereich der
Onomatopöie und der Lautsymbolik einnehmen.
falsch, aber ich würde das so nicht sagen.“ zum Ausdruck gebracht. Diese Sätze werden in
der Arbeit mit einem ‘?’ markiert.
• Die Informantin bezeichnete den Satz als falsch. Diese Sätze werden mit ‘*’ angezeigt.
Im folgenden will ich auf methodologische Probleme im Zusammenhang mit dieser
Befragungstechnik hinweisen. Es ist auffällig, daß die beiden Informantinnen nur bei 70% der
vorgelegten Sätze zu einer einheitlichen Beurteilung gelangt sind. Sicherlich spielt eine Rolle,
daß der Bereich der Ideophonie in allen Sprachen der Standardisierung – soweit stattfindend –
weitestgehend „entkommt“, da die Ideophone in der gesprochenen, informellen Sprache
dominieren. Ein standardisierungsresistenter Bereich ist dynamischer als der Rest des
Lexikons. Ein Beleg hierfür liefert Kunene, der darauf hinweist daß „ideophones are coined
with greater liberty, and therefore at a faster rate, than other parts of the Southern Sotho
lexicon.“ (Kunene 1978:11). Aus seiner Behauptung folgt, daß nicht alle Ideophone allen
Muttersprachlern in all ihren Anwendungsbereichen bekannt sein können.
Akzeptabilitätskriterien sind dann natürlich schwer anzuwenden und müssen zu
unterschiedlichen Beurteilungen führen (so erging es auch Childs [1994:198]).
Ein weiterer Grund könnte ein unterschiedliches normatives Bewußtsein bei den Befragten
sein. Während Informant A tolerante Normvorstellungen hat und daher ungewöhnliche Sätze
nur als zweifelhaft, aber nicht als falsch bezeichnet, kann B strenge Normvorstellungen haben
und daher in Zweifelsfällen diese Sätze rundum ablehnen. Man könnte dann aber davon
ausgehen, daß beide wenigstens Konsens darüber erzielen, welche Sätze wohlgeformt sind.
Aber selbst wenn man entsprechend die Kategorien ‘falsch’ und ‘zweifelhaft’ zusammenfaßt,
bleibt bei 21% der Sätze die Beurteilung unterschiedlich. Der Grund hierfür kann nur dann in
unterschiedlicher Kompetenz der Informanten gesucht werden, wenn unterschiedliche
soziolinguistische Hintergründe dafür sprechen. In den weitaus meisten Fällen dürften aber
die abweichenden Einschätzungen durch die Elizitationsmethode selbst bedingt sein. Beweis
hierfür ist die unterschiedliche Bewertung identischer Sätze, die zu unterschiedlichen
Zeitpunkten derselben Person vorgelegt werden. Das kann dann auch nur schwer auf die
Dynamik der Ideophonie zurückzuführen sein, denn die muttersprachliche Kompetenz oder
der Gebrauch eines Ideophons kann sich ja nicht innerhalb weniger Tage ändern. Also muß
eine methodologische Schwäche vorliegen. Es soll hier nicht darum gehen, ob eine Methode
schlecht oder gut ist oder eine Methode besser als eine andere sein kann. Die Methoden, die
zu wählen sind, hängen ab von den Zielen, die man mit ihnen verfolgt. Für eine bestimmte
Zielstellung ist eine bestimmte Methode zu wählen. Die Zielstellung, für die man die
Methode der Verifikation von Sprachdaten wählt, ist die Gewinnung von Klarheit über die
vorkommenden Strukturen mittels der Ausgrenzung ungrammatischer Strukturen. Nun kann
man ein Strukturinventar auch über die Analyse eines allgemeinen zielneutralen Korpus
bekommen. In meinem Fall sprachen allerdings zwei Gründe gegen die Korpusmethode:
Selbst wenn ein großes Korpus zur Verfügung steht, ist die Wahrscheinlichkeit, die
verschiedensten Varianten des Vorkommens von Ideophonen zu finden, recht gering.
Entweder muß das Korpus riesig sein oder der untersuchte Bereich sollte eher allgemeiner
Natur sein (z.B. Konstituentenstellung, Gebrauch von Tempora oder von Diskurspartikeln
u.ä.). Wird ein mengenmäßig eher marginaler Bereich der Sprachstruktur untersucht, kann ein
allgemeines Korpus höchstens Anregungen liefern, so wie es bei der vorliegenden Arbeit das
Türkc7e Sözlük (TDK 1988) getan hat. Zweitens wirkt der Bereich der Ideophonie bisweilen
idiosynkratisch: Was für eine Gruppe von Ideophonen gilt, muß nicht für alle gelten. Auch
daher war eine gezielte Elizitation unumgänglich. Dieses Vorgehen hat zudem den Vorteil,
daß die kontrastierten Sätze sich genau in einem Element unterscheiden und daher der Grund
für die Nicht-Akzeptanz an diesem Element festgemacht werden kann und nicht an anderer
6 Datenbasis und Elizitation
Stelle im Satz zu suchen ist. Werden zwei Elemente in derselben Stellung akzeptiert, kann
zudem direkt der semantische oder stilistische Unterschied erfragt werden.
Doch auch wenn die Methode richtig gewählt ist, ist sie für die Informanten gelegentlich
problematisch, was sich in den unterschiedlichen Bewertungen der vorgelegten Sätze zeigt.
Viele dieser Sätze sind nämlich Grenzfälle, was dazu führt, daß ihre Frequenz äußerst gering
ist. Der Muttersprachler sieht sich daher mit Sprachdaten konfrontiert, die nicht zu seinem
alltäglichen Inventar gehören. Er wird dann auf verschiedene Strategien zurückgreifen, um die
Akzeptabilität der Sätze beurteilen zu können. Sein Urteil hängt dann in großem Maße von
der gewählten Strategie ab. Die Suche nach Analogien in seinem Alltagsinventar würde am
ehesten zur Akzeptanz führen, da nicht das konkrete Beispiel, sondern nur der Beispieltyp
beurteilt wird. Der Informant, der hingegen nicht nach Analogien, sondern nach
Anwendungssituationen sucht, wird zu einer geringeren Anerkennungsquote kommen. Wenn
das Material selten vorkommt, dann kommen auch die entsprechenden Situationen selten vor.
Schließlich gibt es die Strategie, sich auf das „Sprachgefühl“ zu verlassen. Hier dürfte die
Anerkennungsquote am niedrigsten liegen, da sich das sogenannte Sprachgefühl nach
sprachlichen Routinehandlungen richtet. Da es sich aber um Grenzfälle handelt, liegen sie mit
großer Wahrscheinlichkeit außerhalb sprachlicher Routine. Aus all diesen Gründen führt die
Methode zu abweichenden Ergebnissen. Somit ist wieder die Analyse des Linguisten am
Zuge. Er muß die Beurteilungen vergleichen, nach Tendenzen, Mustern, Analogien und
typologischen Wahrscheinlichkeiten suchen. Sein abschließendes Urteil hängt auch davon ab,
welche Hypothese damit gefüttert werden soll. Schließlich stellt Abweichung in den
Ergebnissen auch ein Ergebnis an sich dar, indem sie z.B. Erkenntnisse zur
Gebrauchshäufigkeit und zum Standardisierungsgrad der Daten mit sich bringt.
Zwei Schlußfolgerungen aus der hier geführten Methodologie-Diskussion scheinen
notierenswert. Erstens: Informanten und Muttersprachler sind keine letzte Instanz. Auch wenn
sie unverzichtbar sind, dürfen sie für den Linguisten nicht den Status von Heiligen haben, von
denen er jedes Wort unkritisch übernimmt. Sie öffnen dem Linguisten lediglich die Tür zu
ihrer Sprache, doch im Inneren muß er sich auf seinen eigenen Orientierungssinn verlassen.
Für die meisten Muttersprachler ist Sprache zugleich banal alltäglich und hat doch vielfältige
soziale Implikationen. Die strukturellen Regularitäten und typologischen Verknüpfungen sind
ihnen hingegen im allgemeinen nicht bewußt. Um so schöner, wenn es dem Linguisten
gelingt, sie den Informanten näher zu bringen. Trotzdem muß er eine kritische Distanz bei der
Analyse der Daten wahren und sich immer bewußt sein, daß Linguist und Muttersprachler die
Sprache mit anderen Augen sehen.
Zweitens: Es scheint nicht empfehlenswert, mit zwei oder mehreren Informanten zugleich zu
arbeiten, wenn voraussehbar ist, daß es zu unterschiedlichen Urteilen kommen wird. Einer der
Informanten könnte sich minderwertig fühlen, da er sich nicht in der Lage sieht, bestimmte
Beispiele definitiv zu beurteilen, wo dies seinem Partner anscheinend problemlos gelingt. Es
könnte außerdem zu der Situation kommen, wo ein Informant aus Respekt Hemmungen hat,
das Urteil des anderen in Frage zu stellen. Schließlich gibt es Prestigeformen in der Sprache,
die eine Rolle spielen können. Diejenigen, die die (meist konservativen) Prestigeformen
benutzen, beklagen im allgemeinen den sprachlichen Verfall bei denen, die diese Formen
durch neuere ersetzt haben. Der Linguist handelt im eigenen Interesse, wenn er versucht,
diese Konflikte zu vermeiden: Die schlechte Stimmung könnte sich am Schluß gegen den
wenden, der sie mit seinen Fragen ausgelöst hat ... Natürlich gibt es gerechtfertigte
Ausnahmen, wo Kooperation zwischen Informanten sinnvoll sein kann. Arbeitet man mit
bilingualen Informanten, ist oft die Zusammenarbeit eines in der Kontaktsprache dominanten
mit einem in der Objektsprache dominanten Informanten fruchtbar. Hier wären zudem die
Kompetenzverhältnisse klar, so daß Streitigkeiten eher unwahrscheinlich sind. Ferner sind oft
Einleitung 7
„zwanglose“ Unterhaltungen zwischen Informanten authentischer als Daten, die alleine mit
dem Befrager gewonnen wurden, da diese in Richtung „foreigner-talk“ gehen könnten oder
wesentlich näher am Standard (und entsprechend entfernt von der Alltagssprache) liegen. In
allen Fällen gilt jedoch das oben Gesagte: Die Methoden, die zu wählen sind, hängen ab von
den Zielen, die man mit ihnen verfolgt.
2 THEORIE DER IDEOPHONIE
2.1 Lautsymbolik
Ideophone beruhen im allgemeinen auf Lautsymbolik. Hierunter versteht man die nicht
arbiträre Verknüpfung zwischen Lauten und Bedeutung, d.h. es gibt zu einem gewissen Grade
eine Entsprechung von phonologischen und semantischen Merkmalen. Lautsymbolik stellt
eine Ausnahme vom generellen Prinzip der Arbitrarietät des Sprachzeichens dar, wobei der
Weg von vollständiger Motivation zu vollständiger Arbitrarietät ein Kontinuum bildet (vgl.
§2.2.2). Das Phänomen der Lautsymbolik läßt sich in verschiedene Bereiche mit
unterschiedlichem Konventionalisierungsgrad unterteilen. Die folgende Darstellung beruht im
wesentlichen auf Hinton et al. (1994:2-12).
2.1.2.1 Vorüberlegungen
Auch hier sind phonologische Auffälligkeiten zu beobachten, da der Artikulationsapparat zur
Imitation natürlicher Geräusche kreativer eingesetzt werden kann, als dies in der rein
10 Lautsymbolik
2.1.2.2 Onomatopöie
13
Dmitrijev verwendet jedoch auch bereits den Begriff ‘Lautsymbolik’ (1927:106), geht aber nicht
näher auf die Beziehung zwischen den Begrifflichkeiten ein.
Theorie der Ideophonie 11
Pei (1966 s.v. Onomatopoieia) definiert Onomatopöie als eine Wortbildung auf der
Grundlage einer wirklichen oder eingebildeten Ähnlichkeit zu einem Geräusch in der Natur.
Die Bemerkung, daß die Ähnlichkeit eingebildet sein kann, scheint für Ideophone bedeutsam,
da es offensichtlich Ideophone gibt, die trotz ihres onomatopoetischen Charakters keine
unmittelbare Imitation eines Naturgeräusches sind (siehe hierzu auch §2.1.2.2.3).
In der englischsprachigen Literatur treten im Zusammenhang mit Onomatopöie auch die
Begriffe echo words, reduplicative words, imitative words und picture words auf. Im
Deutschen kommen noch die Begriffe Lautbild und Lautmalerei, Schallnachahmungen,
Schallwörter, Schallverba und Schallinterjektionen hinzu. Daran kann man erkennen, daß die
terminologische Vielfalt hier besonders ausgeprägt ist. Die vorliegende Arbeit versucht,
relevante Termini zu ordnen und sie voneinander abzugrenzen. Im Türkischen ist neben dem
Lehnwort onomatope der Begriff yans¸ma am verbreitetsten, was wörtlich „Reflexion“,
„Spiegelung“, „Widerschein“ bedeutet. Demircan (1997:192) übersetzt ihn mit „echoic word“
oder „onomatopoeia“. In der vorliegenden Arbeit wird yans¸ma, dort wo es zitiert wird, mit
Lautsymbolikum übersetzt, wenn es um allgemeine Aussagen geht, aber mit Ideophon, wenn
das Zitat auf Ideophone bezogen wird. Diese Unterscheidung fehlt in der türkischen
Terminologie völlig.
Neben yansıma sind im Türkischen noch andere Begriffe im Umlauf (yansılama = yansıma;
yankılık „Echoismus“; ses taklidi „Lautnachahmung“ u.a.). B. Vardar liefert in diesem
Zusammenhang eine interessante und detaillierte Definition, die auch intermodale
Assoziationen (siehe §2.1.3) einschließt, und so dem „Geltungsbereich“ der Ideophone am
nächsten kommen dürfte: „Element, das ein auf der Ebene der äußeren Realität existierendes
Geräusch oder Bild so vermittelt bzw. benennt, daß es den akustischen Eindruck
widerspiegelt und die Wirklichkeit durch Lautnachahmung darstellt“14 (Vardar apud Zülfikar
1995:7).
Eine Besonderheit dieser Wörter ist die, daß bei einem Teil die Lautnachahmung
offensichtlich ist, diese bei anderen hingegen nicht ohne weiteres festgestellt werden kann.
Diese sind oft idiomatisiert worden und haben übertragene Bedeutungen angenommen, so daß
sie nicht mehr an natürliche Geräusche erinnern. Daß sie onomatopoetisch sind, tritt erst
durch Vergleich mit anderen Wörtern zu Tage (Zülfikar 1995:284).
14
„Dış gerçeklik düzleminde var olan bir ses ya da görüntüyü, işitimsel izlenimi yansıtacak biçimde
aktaran, adland¸ran, gerçeği ses öykünmesi yoluyla belirten öge.“
12 Lautsymbolik
15
Hier ist genauer gesagt die Sprache gemeint, die Erwachsene benutzen, wenn sie sich an Kinder
wenden.
Theorie der Ideophonie 13
16
Grammont (1971:378) weist darauf hin, daß die Form /kuku(k)/ eine Anpassung an die
Sprachstruktur darstellt, während der Vogel in Wirklichkeit eher /u-u/ rufe. Die Konsonanten sind
also erst bei der Nachahmung hinzugefügt worden, werden aber später wieder dem Ruf des Vogels
selbst zugeschrieben. Ebenso höre man /tiktak/ (und weniger /taktik/), weil man genau dieses
Geräusch zu hören erwartet (o.c.: 379).
14 Lautsymbolik
2.1.2.3 Bewegungsimitativa
Sehr oft stellen Sprachen Bewegung mit derselben Art lautsymbolischer Formen dar, die sie
für die Darstellung von Geräuschen verwenden. Die so dargestellten Bewegungen sind oft in
hohem Maße rhythmisch (so wie Gehen, Schaukeln, Zittern etc.). Zwar produzieren
rhythmische Bewegungen im allgemeinen entsprechende Geräusche, doch sind zudem die
Rhythmen von Geräuschen und die von Bewegungen neuronal so eng miteinander verknüpft,
daß sie praktisch als Einheit empfunden werden. So ist die natürliche Reaktion auf
rhythmische Musik eine ebenso rhythmische Bewegung des Körpers, sei es durch
Händeklatschen, Fußwippen oder Tanzen. Auch bei körperlicher Arbeit kann Musik
unterstützend wirken. Menschen können also Geräusche in Bewegung „umwandeln“, im
Rahmen der Lautsymbolik tun sie dies in umgekehrter Richtung. Diese
„Bewegungsimitativa“ sind eng mit dem in §2.1.3 beschriebenen Phänomen verbunden.
17
Bally, Charles 1940, „Sur la motivation des signes linguistiques“. Bulletin de la Société de
Linguistique de Paris 41: 75-88 (=B., Ch. 1944, Linguistique générale et linguistique française, 2e
édition. Bern; 197-212.) non vidi
Theorie der Ideophonie 15
wird als in der Neurologie. Während nach linguistischer Definition alle Menschen zur
Synästhesie befähigt sind, ist die Synästhesie, so wie sie die Neurologie versteht, auf einen
kleinen Personenkreis beschränkt. Zwar kann Synästhesie bei den meisten Menschen
vorübergehend durch Drogen oder elektrische Impulse hervorgerufen werden. Im allgemeinen
ist sie jedoch ererbt und nur wenige Menschen sind Synästheten. Diese idiopathische
Synästhesie (im Ggs. zur induzierten oder epileptischen) ist also eine Abweichung von der
„normalen“ Wahrnehmung. Synästheten haben zudem keine Kontrolle über ihre polymodalen
Wahrnehmungen (Cytowic 1989:41). Diese Wahrnehmungen sind bei allen Synästheten
verschieden. Die Assoziationen sind also idiosynkratisch, aber konstant für ein Individuum im
Laufe seines Lebens (Cytowic 1989:62ff.). Während die ersten Erklärungsversuche für
Synästhesie psychologisch waren, scheinen heutzutage neurologische Ansätze überzeugender.
Ein Argument hierfür ist die Tatsache, daß idiopathische Synästhesie angeboren ist und nicht
erlernt wird. Dies beweisen die Fälle, bei denen synästhetische Fähigkeiten an die nächste
Generation vererbt wurden. Synästhesie geschieht auf der Ebene des Zentralen
Nervensystems, hat also eine neurale Grundlage (Cytowic 1989:147). Anatomisch ist sie in
der linken Gehirnhälfte zu lokalisieren (o.c.:178).
Für die Lautsymbolik ist die idiopathische Synästhesie irrelevant. Linguistisch interessant
sind hingegen die Fälle, in denen auch Nonsynästheten, also die überwiegende Mehrheit der
Menschen, verschiedene Wahrnehmungen miteinander verknüpfen. Um die beiden
Phänomene auseinanderhalten zu können, verwende ich ‘Synästhesie’ nur für die
neurologischen Fälle und werde für den zweiten Fall andere Begriffe wählen. Zunächst will
ich jedoch ein Beispiel für linguistisch relevante Phänomene geben: Beim Farbenhören
assoziieren sowohl Synästheten als auch Normale niedrige Tonlage mit großen, dunklen
Erscheinungen (Cytowic 1989:66). Die Benennungen für helle und dunkle Vokale sind daher
nicht zufällig, sondern beruhen auf perzeptiven Analogien (vgl. Jakobson; Waugh 1987:197).
Interessanterweise spricht man im Türkischen von dünnen und dicken Vokalen. Auch
Eigenschaften von Objekten wie Größe und Form werden so sprachlich abgebildet.
Sind also alle Menschen Synästheten, vielleicht nur zu einem unterschiedlichen Grad? Die
Antwort ist negativ, denn es gibt einen wichtigen Unterschied zwischen den idiopathischen
Synästheten und dem Rest der Menschheit. Er besteht darin, daß Synästheten solche
Erscheinungen wirklich wahrnehmen, während sie bei Nonsynästheten nur auf einer
Vorstellung beruhen. Diese ist nicht neuronal bedingt, sondern metaphorische Abstraktion.
Diese Metaphorik beruht auf intermodalen Assoziationen, die eine Bedingung für den
Spracherwerb sind und somit allen Menschen zur Verfügung stehen. Ist Sprache erst einmal
erworben, können weitere intermodale Assoziationen gebildet werden (Cytowic 1989:184).
Während Synästhesie im engeren Sinne ererbt und durch neuro-anatomische Anomalien
erklärbar ist, beruht intermodale Metaphorik auf Erfahrungswissen, ist also empirisch
begründet. Bestimmte Aspekte der Welt können auf verschiedene Arten wahrgenommen
werden. Größe und Form können sowohl ertastet als auch gesehen werden. Vom Geräusch
umfallender Kegel kann man auf die Anzahl der Treffer schließen, ohne es zu sehen. Man
kann auch heraushören, ob Bewegungen langsam oder schnell sind. Unsere
Sinneserfahrungen speichern die Eigenschaften von Objekten, die durch verschiedene –
getrennte – Kanäle wahrgenommen wurden. Wir assoziieren mit Objekten auch ihre früher
wahrgenommenen Farben, die Geräusche, die sie gewöhnlich machen, die Beschaffenheit
ihrer Oberfläche usw. (Cytowic 1989:70). Dies erklärt auch, warum Diminutiva in den
meisten Sprachen mit geschlossenen vorderen Vokalen (also denen mit hoher Frequenz)
gebildet weren. Unser empirisches Wissen sagt uns, daß kleine Menschen und Tiere meist
höhere Stimmen haben als große. So haben Kinder hohe Stimmen, sie sind zugleich kleiner
als Erwachsene. Frauen haben höhere Stimmen und sind im Durchschnitt kleiner als Männer.
16 Lautsymbolik
Kleine Tiere piepsen, zwitschern und quieken mit hoher Frequenz, große Tiere knurren,
brummen und brüllen. Jeder Sprachbenutzer erkennt diese anatomischen Zusammenhänge
und überträgt sie auf sein Sprachsystem, wo er sie kreativ zur Wortbildung und -zuordnung
nutzen kann, wie in zahreichen Versuchen nachgewiesen werden konnte (Jakobson; Waugh
1987:187-189). Daß das entscheidende Kriterium hier die Frequenz ist und weniger
artikulatorische Merkmale, zeigen afrikanische Sprachen, in denen hohe Töne „klein“
bedeuten, dieselben Formen mit Tieftönen aber „groß“, z.B. im Yoruba s#u~ru~ „groß sein“ und
s#u!ru! „klein sein“ (Jakobson; Waugh 1987:204). Der Konventionalisierungsgrad ist bei
intermodaler Lautsymbolik höher als bei der rein imitativen Lautsymbolik. Dennoch lassen
sich auch hier universale Tendenzen aufzeigen.
Konventionalisierung verdrängt der arbiträre Anteil der Sprache zunehmend den regelhaften,
lautsymbolischen Anteil.
Sprachen ist Reduplikation nicht sehr verbreitet. Auf Reduplikation wird ausführlich in
§4.2.3 eingegangen.
2. Verwendung unüblicher Segmente und phonotaktische Regelverstöße: Dies rührt unter
anderem daher, daß lautsymbolisches Vokabular weniger als anderes von Lautwandel
betroffen ist und sich daher dort Phoneme halten können, die im restlichen Vokabular
verschwunden sind. Während also einerseits ungewöhnliche Laute auftauchen, werden
andere vernachlässigt. Dieser Punkt wird ausführlicher in §2.2.3 behandelt.
3. Beziehungen zwischen Phonemklassen und semantischen Feldern: Dieser Punkt betrifft
imitative und intermodale Lautsymbolik. Dort werden Okklusive für abrupte,
Kontinuanten für andauernde Geräusche und Handlungen verwendet. Frikative geben
Reibegeräusche wieder (Luft- oder Wasserwiderstand), Nasale klingende Geräusche (siehe
§4.3.3 und §6.1.3).
werden können und andererseits den kreativen Gebrauch von Sprache in unerwarteten
Situationen erlaubt.
Die Tatsache, daß der Untersuchungsgegenstand und die Grundlagen von Lautsymbolik über
die Sprache hinausreichen, macht sie zu einem interdisziplinären Thema, das neben der
Linguistik auch die Anthropologie, Literaturwissenschaft, Biologie und Medizin angeht.
2.2 Ideophonie
Am ikonischen Pol ist die Motivierung des Sprachzeichens maximal, am symbolischen ist sie
minimal. Arbitrarietät ist folglich am symbolischen Pol am prominentesten. Die Opposition
‘Ikonizität vs. Symbolizität’ scheint demnach mit der zwischen ‘Motiviertheit vs.
Arbitrarietät’ identisch zu sein. Die erste Opposition hat aber gegenüber der zweiten
mindestens zwei Vorteile. Erstens ist die Arbitrarietät oft als Begründung für die
Konventionalität des Sprachzeichens angeführt worden oder die beiden Termini wurden
zumindest in einen engen mißverständlichen Zusammenhang gebracht. Richtig ist, daß
Arbitrarietät Konvention nötig macht. Anders ausgedrückt: Je weniger motiviert ein Zeichen
ist, desto mehr Konvention ist offensichtlich nötig. Der Umkehrschluß erweist sich jedoch als
unzutreffend: Motivation macht Konvention nicht überflüssig. Gebrauch und Verständnis
eines Zeichens können, auch wenn es motiviert ist, auf Konvention beruhen. Dies meint auch
Fiske, der ein nicht-sprachliches Beispiel anführt:
18
wie die Ideophone im Somali (vgl. Salaad Dhoorre; Tosco 1998:129)
Theorie der Ideophonie 21
19
Während in der Semantiktheorie im allgemeinen eine Entität als Referent vorausgesetzt wird, wird
im Bereich der Ideophonie auf Situationseigenschaften referiert. Es wird dabei die Idealisierung
vorausgesetzt, daß eine möglichst große Übereinstimmung zwischen den außersprachlichen
Umständen und deren mentaler Repräsentation angestrebt wird.
22 Ideophonie
Über die Rolle einer indexikalischen Komponente können an dieser Stelle nur Vermutungen
erfolgen. Da sie für die Betrachtung der Ideophone nicht zentral scheint20, soll folgender
Denkanstoß reichen: Ikonizität und Indexikalität stehen auf derselben Seite des Kontinuums,
also in Kontrast zur Symbolizität. Während bei Ikonen eine direkte Analogie zum
Significatum besteht, ist die Analogie der Indizes indirekt und beruht auf Kontiguität. Dies
läßt sich anhand der Tierstimmen darstellen. Das Bellen eines Hundes wird im Deutschen
sprachlich als [vaò8vaò8] interpretiert und nachgeahmt. Dieser vom Menschen mittels seines
Lautinventars gebildete Lautkörper ist also die Formseite des Sprachzeichens, sein
Significans. Ein Significans, das Laute nachahmt, kann nur diese Laute als Significatum
haben, wenn es ikonisch sein soll, denn nur so kann man von einer direkten
Analogiebeziehung zwischen den beiden Hälften des Sprachzeichens sprechen, im
vorliegenden Fall die Analogie zwischen einem akustischem Eindruck und dessen
„Übertragung“ in die Sprachstruktur. Das Zeichen wau-wau wäre also in der Äußerung Der
Hund macht wau-wau. ikonisch. Wenn aber mit [vaò8vaò8] auf einen Hund referiert wird (z.B.
in Der Wauwau hat Hunger.), liegt dem zugrunde, daß das als [vaò8vaò8] wahrgenommene
Geräusch auf einen Hund hinweist. Das klassische Beispiel für eine indexikalische Beziehung
ist die zwischen Rauch und Feuer. Rauch weist auf Feuer hin, da die Situation vorstellbar ist,
wo man zwar den Rauch, aber nicht das Feuer selbst wahrnimmt. Das Feuer produziert den
Rauch, daher der Umkehrschluß vom Rauch auf das Feuer. Bellen weist entsprechend auf
einen Hund hin, da die Situation vorstellbar ist, wo man zwar das Bellen, aber nicht den Hund
selbst wahrnimmt. Der Hund produziert das Bellen, daher der Umkehrschluß vom Bellen auf
den Hund. Es handelt sich also in beiden Fällen um Indizes. Ob ein Zeichen ikonisch oder
indexikalisch ist, hängt somit auch davon ab, wie das Zeichen verwendet wird (vgl. Chandler
1999: ch. 2).
Auch Jakobson weist darauf hin, daß im Sprachzeichen die ikonische, indexikalische und
symbolische Funktion zu jeweils unterschiedlichen Graden zusammentreffen:
L’un des traits les plus importants de la classification sémiotique de Peirce réside dans
la perspicacité avec laquelle il a reconnu que la différence entre les trois classes
fondamentales des signes n’était qu’une différence de place au sein d’une hiérarchie
toute relative. Ce n’est pas la présence ou l’absence absolues de similitude ou de
contiguïté entre le signifiant et le signifié, ni le fait que la connexion habituelle entre ces
constituants serait de l’ordre du fait pur ou de l’ordre de l’institutionnel pur, qui sont au
fondement de la division de l’ensemble des signes en icones, indices et symboles, mais
seulement la prédominance de l’un de ces facteurs sur les autres. (Jakobson 1966:26)
Welcher der Faktoren dominiert, ist dabei wie gesagt auch durch den Kontext bedingt,
weshalb ein Sprachzeichen selten eindeutig als das eine oder das andere identifiziert werden
kann. Es ist aber offensichtlich, daß Lautsymbolika sowohl Symbole als auch Ikonen sind,
wie schon Arthur Burks erkannt hat (1949:674), oder, anders ausgedrückt, Eigenschaften von
beiden haben und somit auf einem Kontinuum zwischen den jeweiligen Prototypen stehen.
20
Das meint auch Demircan (1997:192): „Bu göstergelerde ‘gösterilen’ ile ‘gösteren’ aras¸ndaki
ilişkinin [...] dog*rudan m¸, yoksa [...] dolaylı m¸ say¸lmas¸ önemli deg*ildir.“ [Es ist nicht wichtig, ob
bei diesen Zeichen die Beziehung zwischen Significatum und Significans als direkt oder indirekt
angesehen wird.]
Theorie der Ideophonie 23
System ihrer Sprache, um das nicht Alltägliche auszudrücken, die Aufmerksamkeit des
Hörers auf einen Aspekt zu lenken.21 Dies ist das spezifische Charakteristikum der Ideophone.
Wie oben erwähnt, ist Lautsymbolik nur eine besondere Ausprägung des ikonischen Prinzips
beim Sprachzeichen. Der Ideophonbenutzer nutzt dieses Prinzip in besonderer Weise aus, um
die Sprache besonders bildhaft zu gestalten. Ein Ideophon ist nicht zwingend lautsymbolisch,
da es sich im Laufe seiner Entwicklung vom ikonischen Pol entfernen kann. Lautymbolik ist
kein stabiles Merkmal, sondern kann infolge diachronen Wandels der Sprache verloren
gehen.22 Der diachrone Wandel betrifft dabei sowohl die Seite des Significans (hier
Lautwandel vom Naturgeräusch weg), als auch die des Significatums (z.B. durch Metaphorik,
die immer konventionell geregelt wird und Ikonizität im Sprachzeichen reduziert).
Es bleibt dennoch eine Abgrenzung zwischen Lautsymbolik (bzw. Onomatopöie) und
Ideophonen zu finden, da eine solche Abgrenzung in vielen Publikationen, nicht nur in den
türkischen, völlig fehlt und eine terminologische Konfusion zur Folge hat. Wie zuvor
erwähnt, beschränken sich Onomatopoetika auf auditive Eindrücke, Ideophone geben jedoch
auch visuelle Eindrücke und emotionale Einstellungen wieder. Zudem sind die Kriterien für
Onomatopöie im engeren Sinne viel knapper, da bei Ideophonen, je nach Sprache, noch
morphologische (Reduplikation, eigene Derivationsmorpheme) und syntagmatische
(Vorkommen in bestimmten Konstruktionen, Selektionsrestriktionen) Kriterien hinzukommen
können. Bei auditiven Ideophonen kann grundsätzlich ursprüngliche Onomatopöie zugrunde
gelegt werden, was eine große Schnittmenge zwischen den beiden Konzepten mit sich bringt.
Doch reicht der Untersuchungsbereich der Ideophonie weit über den der Onomatopöie hinaus.
Onomatopöie und andere Formen von Lautsymbolik gibt es in jeder Sprache, Ideophone sind
hingegen in vielen Sprachen nur bruchstückhaft erkennbar und kein voll entwickeltes
Instrumentarium. Dort, wo sie es sind, haben sie die besondere Funktion, die Sprache
lebendig und „naturnah“ zu gestalten. Dies setzt zudem eine offene Klasse mit einigen
hundert Mitgliedern voraus, ansonsten könnten differenzierte Significata nicht sprachlich
abgebildet werden.
21
Klamer (1999:4) formuliert diesen Sachverhalt folgendermaßen: „Ideophones show a correlation
between semantic expressiveness and formal markedness: expressive semantics is matched with
‘marked’ phonotactic and morphological properties → Semantically exceptional forms
systematically violate wellformedness constraints.“ Salaad Dhoorre; Tosco (1998:129) bekräftigen
diese Einschätzung: „one may hypothesize that ideophones, in order to be ‘expressive’, would make
use of just what is phonologically most marked.“
22
Ein besonders anschauliches Beispiel liefert Mfusi: ivum „Auto“ aus vu-u-um „Geräusch eines
fahrenden Autos“ (Mfusi, M. J. H. 1990, Soweto Zulu Slang: a sociolinguistic study of an urban
vernacular in Soweto. University of South Africa. Apud Childs 1999:2)
3 ALLGEMEINE INFORMATIONEN ZUM TÜRKISCHEN
Die Ideophone gehören zum lautsymbolischen Bestand des Lexikons, welcher phonologische
und morphologische Besonderheiten aufweist. Außerdem ist naheliegend, daß die Ideophone
typologisch mit anderen Bereichen der Sprache verknüpft sind. Die folgenden Darstellungen
über die Ideophone sind also vor dem Hintergrund der übrigen Sprachstruktur zu sehen, daher
wird dem Leser an dieser Stelle eine kurze Einführung in die Struktur des Türkischen
angeboten. Diese erleichtert zudem das Verständnis der zahlreichen Beispiele.
3.2.1 Schrift
Die türkische Sprache wird in der Republik Türkei erst seit 1928 in lateinischer Schrift
geschrieben. Bis dahin war eine auf der arabischen Schrift basierende Schreibung in
Gebrauch. Da das Alphabet also relativ neu ist, bildet es ziemlich genau die Phoneme des
Türkischen ab, so daß Lautwandel in diesem Punkt (noch) nicht zu einer bedeutsamen
Entfernung der gesprochenen Sprache von der Schriftsprache geführt hat. Eine phonetische
Wiedergabe türkischer Wörter würde daher nur unwesentliche Vorteile bieten, hätte aber den
Nachteil einer schlechteren Les- und Vergleichbarkeit. Türkische Daten werden daher im
folgenden als Objektsprache in der Originalschreibung und kursiv präsentiert, sofern sie nicht
als Beispiele vom laufenden Text abgesetzt sind. Die vom Internationalen Phonetischen
Alphabet abweichenden Graphem-Phonem-Zuordnungen der türkischen Konsonanten sind
wie folgt (zu den Vokalen vgl. §3.2.1):
26 Phonologie und Schrift
3.2.2 Vokale
Das Türkische besitzt ein symmetrisches Vokalsystem. So verfügt es jeweils über die gleiche
Anzahl geschlossener und offener, vorderer und hinterer, sowie gerundeter und ungerundeter
Vokale, wie in T3 veranschaulicht wird.
23
Dieses Phonem kommt – außer in regional verbreiteten Ideophonen – nur in Fremdwörtern vor.
24
Die Suffixe treten zwar nie in Isolation auf, man könnte ihren Vokal jedoch zusammenfassend durch
ein Morphophonem darstellen, um die Suffixe kontextunabhängig zu repräsentieren, z.B. -de, -da ®
-dE
Allgemeine Informationen zum Türkischen 27
B1. dörd-üncü
TÜR vier-ORD
„vierte(r)“
B2. on-uncu
TÜR zehn-ORD
„zehnte(r)“
Ist der Suffixvokal hingegen offen, unterliegt er der kleinen Vokalharmonie: Die Anpassung
der Suffixvokale erfolgt nur hinsichtlich der Artikulationsstelle des letzten Stammvokals. Die
Rundungsopposition ist zugunsten ungerundeter Vokale aufgehoben (B3-B4).
B3. saat dört-te
TÜR Stunde vier-LOK
„um vier Uhr“
B6. bal-da
TÜR Honig-LOK
„im Honig“
25
In der heutigen Rechtschreibung ist der Zirkumfix fakultativ.
28 Phonologie und Schrift
3.2.3 Konsonanten
T4 führt die konsonantischen Phoneme des Standardtürkischen auf.
Im Falle des Stammauslauts /k/ kommt es zusätzlich zum Wandel von k zu ğ, was im heutigen
Sprachgebrauch eher als Elision zu beschreiben wäre, sprachhistorisch gesehen jedoch eine
Frikativierung ist (B12).
B11. bal¸k B12. balığ-ı [bA:¨…¨]
TÜR Fisch TÜR Fisch-AKK
„der Fisch“ „den Fisch“
Hinsichtlich der Distribution der Konsonanten gibt es einige Restriktionen. So können die
Phoneme c, f, h, m, p, r, ş, z nicht im Anlaut (ur-)türkischer Wörter vorkommen.
Pluralmarkierungen sind fakultativ oder fehlend, wenn die Pluralität schon an anderer Stelle
im Satz zum Ausdruck kommt.
3.3.2 Substantive
Das Türkische verfügt über sechs Kasus. Der Instrumental-Komitativ ist auf dem Weg von
einer Postposition zu einem Kasussuffix. T5 gibt einen Überblick über das Kasussystem.
3.3.3 Verben
Eine türkische Besonderheit stellt der Dispositiv26 dar. Es handelt sich dabei um eine
morphologische Kategorie, die geringe Dynamizität ausdrückt und somit im Grenzbereich
zwischen Verb und Adjektiv angesiedelt ist. Mit Hilfe des Dispositivs werden generische
Eigenschaften und Eventualitäten ausgedrückt. Daß diese Kategorie gleichermaßen verbal wie
adjektivisch gebraucht werden kann, zeigen B13 bzw. B14.
B13. Kebap dön-er.
TÜR gebratenes.Fleisch rotier-DISP(3.SG)
„Das Röstfleisch dreht sich (im allgemeinen, eventuell).“
Die Form des Dispositiv kann auch substantiviert werden, wie bei yazar „Schriftsteller“ von
yazmak „schreiben“ oder ölçer „Meßgerät“ von ölçmek „messen“.
3.3.4 Adverbien
Wichtiger ist da schon der Status der Adverbien, da die meisten Ideophone adverbial
gebraucht werden. Meist unterscheiden sich Adverbien und Adjektive formal nicht (B15-
B16), was auch erklären dürfte, warum viele Ideophone gleichermaßen adjektivisch und
adverbial verwendet werden können.
B15. güzel bir kadın
TÜR schön eins Frau
„eine schöne Frau“
26
Alternative Bezeichnungen sind ‘r-Präsens’, ‘2. Präsens’, ‘Aorist’ oder ‘unbestimmtes Präsens’.
Doch handelt es sich beim Dispositiv nicht um ein Tempus (die Endungen sind zum Beispiel mit den
Präteritumssuffixen kombinierbar).
Allgemeine Informationen zum Türkischen 31
In einigen Fällen tragen Adverbien aber besondere Markierungen. Häufige Mittel, ein Wort
als Adverb oder adverbiale Bestimmung zu kennzeichnen, sind olarak (B17), -ce (B18) und -
le (B20).
B17. genel ol-arak
TÜR allgemein AUX.INTR-PART
„im allgemeinen“
B18. sinsi-ce
TÜR hinterlistig-ADVR
„auf hinterlistige Weise“
An dieser Stelle sollen auch kurz die anderen Verwendungsweisen von diye angeführt
werden, um dessen Funktionsweise besser verständlich zu machen Die Partikel ist abgeleitet
vom Verb demek „sagen“ mit Hilfe des Partizipialsuffixes -(y)e. Partizipien mit diesem Suffix
stehen gewöhnlich nur verdoppelt (siehe §4.2.3). Diye stellt hiervon eine Ausnahme dar.
Tekinay (1988:24) und Wendt (1985:97) übersetzen es wörtlich mit „sagend“. Seine
Hauptfunktion besteht darin, Verba dicendi nach direkter Rede einzuleiten bzw. die direkte
Rede „auszuleiten“ (B22).
B22. Ali bana uğra-sın diye söyle-di-m.
TÜR Ali 1.SG:ALL vorbeischau-OPT.3.SG QUOT sag-PRT-1.SG
„Ich sagte, Ali solle bei mir vorbeischauen.“ (Tekinay 1988:24)
Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß allein die Partikel diye eine eigene Untersuchung
rechtfertigen würde, da hier erstaunliche Grammatikalisierungsprozesse stattzufinden
scheinen. Zu den bei Tekinay 1988 und Wendt 1985 genannten Funktionen muß aber die
Verwendung im Zusammenhang mit Ideophonen hinzugefügt werden. Diese wird in §4.4.4
näher analysiert.
3.3.5 Derivation
Wie man es von einer agglutinierenden Sprache erwartet, hält das Türkische eine ganze Reihe
von verbalen und nominalen Derivationsmöglichkeiten bereit. B26 illustriert das bei der
Bildung von Verben aus Nomina produktivste Suffix -le.
B26. imza-la-mak; temiz-le-mek; fırça-la-mak
TÜR Unterschrift-VR-INF sauber-VR-INF Bürste-VR-INF
„unterschreiben“; „reinigen“; „bürsten“
Im nominalen Bereich ist das Suffix -lik sehr produktiv (B27).
B27. güzel-lik; göz-lük; söz-lük
TÜR schön-NR Auge-NR Wort-NR
„Schönheit“; „Brille“; „Wörterbuch“
Besondere Aufmerksamkeit verdient die Tatsache, daß Ideophone eine ihnen eigene
Derivationsmorphologie besitzen (siehe §4.4.1 und §4.4.2).
4 STRUKTURELLE EIGENSCHAFTEN DER IDEOPHONE UND
IHRE FUNKTIONELLEN KORRELATE
27
Wie in §2.2.3 erläutert wurde, gelten die phonologischen Restriktionen bei den Lautsymbolika
jedoch nur eingeschränkt.
34 Morphologie der Ideophone im Türkischen
Punkt ist auch deshalb beachtenswert, weil hier deutlich sichtbar wird, daß die Arbitrarietät
reduziert ist: Variation beim Significatum hat entsprechende Variation beim Significans zur
Folge. Dieser Punkt sollte in einer umfassenden Definition von Onomatopöie berücksichtigt
werden.
Schließlich gibt es solche Formen, die mit der Quelle der Bewegung oder der Entstehung
zusammenhängen. Große Wassermengen, die aus der Höhe herunter gegossen werden,
werden mit çağ beschrieben; Wassertropfen mit tıp, şıp; Wasser, das ständig, aber langsam
fließt wird mit şır wiedergegeben (Zülfikar 1995:6). Diese einsilbigen Wurzeln werden
Primärformen (türk. birincil biçimler) genannt. Einige solcher Primärformen können auch
einfach oder redupliziert auf die jeweilige Lautquelle referieren: baz „Wespe“, çırçır
„Wasserquelle“, mızmız „jmd., der unzufrieden ist“.
Die Primärformen haben meist die Struktur KVK. Wörter lautsymbolischen Ursprungs, die
mit einem Vokal beginnen, sind selten (Marchand 1953:61).
Es lassen sich keine eindeutigen Regeln für die Distribution der beiden Formen -¸r vs. -¸l
finden. Demircan (1996[s]:114) legt eine komplementäre Verteilung in Abhängigkeit vom
Wurzelauslaut nahe, doch lassen sich wieder Ausnahmen finden, die seine Behauptungen
falsifizieren. So findet man şapır neben ipil und cıvıl neben ıvır. Zudem ist seine Zuordnung
assimilationstheoretisch, d.h. hinsichtlich der Übereinstimmung phonetischer Merkmale links
und rechts der Morphemgrenze, wenig schlüssig. In einigen Fällen herrscht freie Variation,
was auch naheliegt bei der phonetischen Ähnlichkeit der beiden Liquiden. An anderer Stelle
(1996[y]:181) stellt Demircan die Behauptung auf, daß die Endung auf /l/ ununterbrochene,
die auf /r/ hingegen unterbrochene, aussetzende Bewegungen ausdrückt. Im Bereich der
Wassergeräusche findet man aber beide Endungen gleichermaßen beim Ausdruck des
Fließens, das ja ununterbrochen ist. In den seltenen Fällen, wo beide Endungen an derselben
Strukturelle Eigenschaften der Ideophone und ihre funktionellen Korrelate 35
Primärform erscheinen können, konnten die Informanten durch die Wahl des Suffixes keine
Opposition bestätigen. Bei den Paaren fısıl vs. fısır „flüsternd; knisternd brennend, hell
rauschend“ und vızıl vs. vızır „summend; in schneller Fahrt“ wurde entweder eine Präferenz
geäußert („fısır und vızır klingen besser/richtiger“) oder beide Formen wurden unterschiedslos
akzeptiert. Auch das Türkçe Sözlük (TDK 1988) liefert Beispiele, die zeigen, daß durch die
Wahl des finalen Liquiden keine Oppositionen gebildet werden können. Die Wahl ist
vielmehr willkürlich und kann z.B. bei der Derivation wechseln. So wird von der adverbialen
Form cumbul das Substantiv cumburtu „Geräusch beim Schütteln von Flüssigkeiten“
abgeleitet, während für die verbale Form die beiden Varianten cumbuldamak und
cumburdamak aufgeführt werden. Ebenso sind die gleichbedeutenden Formen cızırtı und
cızıltı „Brutzeln“ aufgeführt, die beide von cızır abgeleitet sind.28
Besagtes Suffix -ır/-ıl wird im folgenden Kontinuitätssuffix genannt. Ideophone, die mit
diesem Suffix gebildet sind, müssen bei adverbialem Gebrauch redupliziert werden, sie
können nicht alleine stehen (Hatiboğlu 1981:15). Das Kontinuitätssuffix löst also die
Reduplikation aus, wobei sich die beiden Operationen verstärken. Die mit dem
Kontinuitätssuffix erweiterten Wurzeln werden Sekundärformen (türk. ikincil biçimler)
genannt. Von diesen können wiederum verschiedene Wortarten abgeleitet werden.
Im Gegensatz zu Zülfikar meint Demircan (1996[s]:114), die Sekundärformen drückten nicht
so sehr Dauer, sondern eher zusammengesetzte, komplexe Geräusche aus. Diese Diskussion
betrachte ich als subjektive Interpretationsfrage. Konsens ist, daß einsilbige Formen
tendenziell einfachere, erweiterte Formen hingegen „umfangreichere“ Eindrücke
widerspiegeln. Dieser Umfang kann sich in Komplexität, Dauer oder beidem ausdrücken. In
jedem Fall ist eine ikonische Beziehung offensichtlich.
Ein weiteres Suffix zur Ableitung von Sekundärformen sind –ış und seine harmoniebedingten
Allomorphe. Schließlich gibt es Reduplikationen, bei denen die Primärformen lediglich durch
einen Vokal erweitert wurden, z.B. bıcı bıcı yapmak „sich waschen“ (Kindersprache), vıdı
vıdı etmek29 „herumlabern, die ganze Zeit dummes Zeug reden“. Marginal findet man auch
andere Endungen wie -(¸)n (z.B. mırın kırın „motzend“) oder -(ı)k (z.B. cıvık cıvık „wässrig“,
übertr. „langweilig[e Witze machend]“). Der überwiegende Teil der Sekundärformen wird
allerdings auf –ır/-ıl abgeleitet.
4.2.3 Reduplikation
4.2.3.1 Allgemeines
Im morphologischen Bereich kommt Reduplikation in Form von Verdoppelung anlautender
Silben einer Wurzel oder eines Stammes mit oder ohne Lautänderung zum Ausdruck
morphosyntaktischer Kategorien vor, z.B. bei der Bildung von Tempora (Bußmann 1990 s.v.
Reduplikation).
Meist dient Reduplikation aber der Ausdrucksverstärkung. Sie wird in vielen Sprachen zum
Ausdruck von Konzepten wie Distribution, Pluralität, Wiederholung, gewohnheitsmäßige
Handlungen, Größe, erhöhte Intensität oder Dauerhaftigkeit eingesetzt (Sapir 1921:76): Im
28
Nebenbei ein weiterer Beweis dafür, daß Oppositionen in der Lautsymbolik neutralisiert sein
können: /r/ und /l/ werden in besagter Stellung zu Allophonen.
29
etmek und yapmak bedeuten beide „machen, tun“. Der Unterschied liegt im Grad der
Grammatikalisierung, denn während yapmak als Vollverb gebraucht wird, dient etmek zur Bildung
transitiver Verben aus Nomina oder Adverbien. Die Objektleerstelle von etmek kann dabei durch das
verbalisierte Element besetzt werden, so daß das Endergebnis intransitiv sein kann.
36 Morphologie der Ideophone im Türkischen
Indonesischen wird sie zur Pluralbildung eingesetzt, wie z.B. bei rumah „Haus“, rumah-
rumah „Häuser“ (Pätzold 1965:4). Mehrere Häuser sind mehr als eines, und so wird dieses
quantitative Verhältnis auf das Sprachmaterial übertragen. Das Ergebnis ist Reduplikation.
Hier kann man zudem beobachten, daß Ikonizität in der Sprache immer nur eine
approximative Abbildung der außersprachlichen Wirklichkeit bedeuten kann, denn
unabhängig davon, ob es sich um ein Dutzend oder eine Million Häuser handelt, wird das
Lexem immer nur redupliziert und nicht etwa tripliziert usw. Die Sprache kategorisiert also
zwangsläufig die graduellen Verhältnisse der Wirklichkeit. Dies gilt freilich auch für die
Reduplikation der türkischen Ideophone: Unabhängig von der Häufigkeit der Wiederholung
steht das Ideophon stets nur doppelt (Demircan 1996[y]:184).
Reduplikation ist bei Ideophonen in allen Sprachen sehr geläufig. Nach Hatibog*lu ist
Reduplikation (türk.: ikileme, ikizleme) „die Wiederholung desselben Wortes oder die
Verwendung zweier Wörter nebeneinander, deren Bedeutungen einander nah oder
entgegengesetzt sind oder deren Laute aneinander erinnern, um die Erzählkraft zu erhöhen,
die Bedeutung zu verstärken, den Begriff zu bereichern.“30 (Hatibog*lu 1981:9).
Man unterscheidet zwischen totaler und partieller Reduplikation. Bei der totalen
Reduplikation werden die Wörter ohne lautliche Veränderung wiederholt (şırıl şırıl, tıkır
tıkır). Hingegen werden bei der partiellen Reduplikation Vokale oder Konsonanten variiert
(pat küt, pat çat) (Zülfikar 1995:8). Hinsichtlich der Reihenfolge der beiden Bestandteile
einer Reduplikation gelten im Türkischen einige Regeln (Hatiboğlu 1981:16-18):
1. Das Element mit der geringeren Silbenzahl kommt zuerst (scheint für Ideophone
irrelevant).
2. Das Element, das mit Vokal anlautet, steht vorne (z.B. ıvır zıvır „wertlos“).
3. Türkische Elemente stehen vor entlehnten (für Ideophone irrelevant).
4. Elemente mit b- und p- im Anlaut stehen meist hinten (yırtık pırtık „zerrissen, zerlumpt“,
aber z.B. paldır küldür „polternd“).
Für die Ideophonie sind nur die zweite und vierte Regel relevant.
Reduplikation drückt in der türkischen Lautsymbolik Kontinuität, Kraft und Intensität aus
(Zülfikar 1995:22). Außerdem wird durch reduplizierte Formen angedeutet, daß Bewegungen
nacheinander und mehrfach stattfinden (Zülfikar 1995:123). Ideophone, die sich auf
Ereignisse beziehen, die sich nicht wiederholen, werden nicht redupliziert (Demircan
1996[y]:184). Es kann sich dabei nur um (einsilbige) Primärformen handeln, die kein
Kontinuitätssuffix tragen (vgl. §4.2.2). B31 ist entsprechend nicht möglich, sondern nur die
Quotativkonstruktion in B30:
B30. Askerî bir cip [...] apartman-ın kapı-sı ön-ü-nde
TÜR militärisch eins Jeep Mietshaus-GEN Tür-POSS.3 Vorderseite-POSS.3-LOK
zınk diye dur-du
stop QUOT steh-PRT(3.SG)
„Ein Militärjeep hielt vor der Tür des Mietshauses mit einer Vollbremsung an.“
(TDK 1988 s.v. zınk)
30
„Anlatım gücünü artırmak, anlamı pekiştirmek, kavramı zenginleştirmek amacıyla aynı sözcüğün
tekrar edilmesi, veya anlamları birbirine yakın yahut karşıt olan ya da sesleri birbirini andıran iki
sözcüğün yan yana kullanılmasıdır.“
Strukturelle Eigenschaften der Ideophone und ihre funktionellen Korrelate 37
Reduplikation ist also ein höchst ikonisches Verfahren. Sie ist im Türkischen nicht auf die
Ideophonie beschränkt. So wird z.B. Reduplikation auch bei der Elativbildung eingesetzt.
Hierbei wird nur die erste Silbe redupliziert und ein Füllkonsonant eingesetzt: k¸rm¸z¸ „rot“,
k¸pk¸rm¸z¸ „knallrot“; yeni „neu“, yepyeni „nagelneu“ (Tekinay 1988:92). Reduplikation
erfolgt auch bei den Partizipien auf -e (-a), die die Dauerhaftigkeit einer Handlung
ausdrücken:
B32. Damla-ya damla-ya göl ol-ur.
TÜR tropf-PART tropf-PART See AUX.INTR-DISP(3.SG)
„Durch vieles Tropfen entsteht ein See.“ (Wendt 1985:97)
Insgesamt läßt sich festhalten, daß die Reduplikation einen zentralen Platz im türkischen
Sprachsystem einnimmt und sich bei weitem nicht auf Ideophone beschränkt (Hatibog*lu
1981:9). Reduplikationen lassen sich in allen Turksprachen schon in den frühesten
Aufzeichnungen finden (o.c.:61). Auch diese Tatsachen dürften erklären, warum die
Ideophone, deren Charakteristikum in allen Sprachen ja die Reduplikation ist, sich im
Türkischen so zahlreich entwickelt und erhalten haben.
4.2.3.2 Alternation
Bei einigen Reduplikationen sind die reduplizierten Bestandteile nicht identisch (partielle
Reduplikation). Hier dienen Alternationen der Vokale und Konsonanten dazu, sich dem
Naturgeräusch anzunähern.
Bereits bei den Primärformen kann man Alternationen des Vokals beobachten. Diese dürften
nicht arbiträr sein, sondern mit dem nachgeahmten Geräusch zusammenhängen. Als Beispiele
hierfür mögen folgende Formen gelten:
• cap, cıb, cib, c¸p, cip, cop, cob, cub, cup (Geräusch, das bei Bewegungen entsteht, die bei
regnerischem Wetter oder in einer Flüssigkeit durch Hand oder Fuß oder von selbst erzeugt
werden);
• cang, cıng, cing, cong, cunk (Geräusch, das bei Aneinanderstoßen, Schütteln oder Reiben
von Glas- oder Metallgegenständen entsteht);
• çar, çır, çir, çur, çür; şar, şır, şir, şor (Geräusch, das beim Fließen von Flüssigkeiten
entsteht);
• dab, dıb, dip, düp (Geräusch, das bei lärmenden, unregelmäßigen Schritten, Trampeln
entsteht);
• zang, zıng, zınk, zonk, zong (Geräusch, das bei Zittern, Vibration, Erschütterung entsteht).
Diese Beispiele ließen sich noch fortsetzen. Die Wahl eines Vokals mag hier einerseits durch
eine individuell verschiedene Wahrnehmung des Geräuschs zu erklären sein, sie kann
andererseits auch akustische Unterschiede zwischen ähnlichen Geräuschen widerspiegeln.
Die Vokalalternationen bei der Reduplikation sind ebenfalls auf den Versuch, Variationen der
Naturgeräusche in der Sprache abzubilden, zurückzuführen. Die häufigste Sequenz ist a-u: tak
tuk, şarp şurp, şap şup, cak cuk, paf puf etc. (Marchand 1953:53). Der offene, gespreizte
Vokal der ersten Silbe soll die Intensität und Kraft des Geräuschs darstellen. Würde das
Geräusch genauso andauern, müßte derselbe Vokal auch in der Reduplikation vorkommen.
Um aber auszudrücken, daß zwei unmittelbar aufeinander folgende Geräusche leicht
38 Morphologie der Ideophone im Türkischen
4.3.1 Phonotaktik
Die segmentale Struktur der Primärformen kann als KVK oder KVKK angegeben werden. In
selteneren Fällen kommen auch KV und VK vor. Demircan (1996[y]:177) kommt bei seiner
Zählung der verschiedenen segmentalen Muster lautsymbolischer Formen zu dem in T7
dargestellten Ergebnis:
31
Dies wäre eigentlich /o/. Die gerundeten offenen Vokale kommen im Türkischen jedoch nur in der
ersten Silbe vor, ihre Distribution ist also eingeschränkter als die der gerundeten geschlossenen
Vokale. Die Opposition /o/-/u/ ist demnach auch bei der Vokalalternation aufgehoben und allein /u/
repräsentiert hier die Kategorie der gerundeten hinteren Vokale.
32
das zudem das allgemein verbreitete naive Sprachverständnis widerspiegelt, nach dem nur die
eigene Sprache normal ist, alle anderen aber anormal
Strukturelle Eigenschaften der Ideophone und ihre funktionellen Korrelate 39
Allein die beiden häufigsten Muster KVK und KVKK dürften jedoch als Primärformen für
Ideophone durchgehen. Das Muster VK zählt teilweise noch dazu, hier sind noch mehrere
Primärformen zu finden (siehe Anhang). Die anderen Muster sind vor allem Interjektionen,
von denen keine Ideophone abgeleitet werden können. Ich lasse sie daher im folgenden
unberücksichtigt. Die genannten Muster bringen es also auf mindestens 1080 Primärformen.
Hinzu kommen Formen mit alternierenden Vokalen. Die Zahl der den türkischen Ideophonen
zugrunde liegenden Primärformen dürfte also bei ein- bis zweitausend liegen. Es ist allerdings
unmöglich, absolute Zahlen zu bekommen, da viele ähnliche Formen in freier Variation
stehen. Je nach Aufnahmekriterium (mindestens einmaliges Vorkommen, auch idio- und
dialektal, vs. allgemein verbreitete Formen) entstehen höhere oder niedrigere Zahlen (siehe
auch Anhang).
Bei einer Phonemsequenz im Auslaut aus zwei Konsonanten ist der erste ein Sonant, der
zweite ein Obstruent, meist ein Okklusiv. Eine Anlaut-Sequenz aus zwei Konsonanten ist
nach den Regeln der türkischen Phonotaktik nicht zulässig, auch die Lautsymbolika halten
sich an diese Regel. Nach einem Labiallaut (b, p, m, v) wird der Vokal der zweiten Silbe (die
durch Anhängen des Kontinuitätssuffixes entsteht) oft gerundet, es folgt also u oder ü, da die
offenen gerundeten Vokale nicht zulässig sind in nicht-initialer Silbe: bambul, cabur cubur,
debül debül, apul apul, kepür küpür, hamul hamul, avur zavur u.v.m. Dies ist auch
phonologisch interessant, da progressive Assimilation bedeutet, daß ein phonologisches
Merkmal von links nach rechts kopiert wird. Welches phonologische Merkmal haben aber b
und u gemeinsam? Es scheint, daß die Merkmale ‘labial’ und ‘gerundet’ in Wirklichkeit in
komplementärer Verteilung stehen, wobei das Gemeinsame die überdurchschnittliche
(‘markierte’) Verwendung der Lippen bei der Artikulation ist. Gerundete Vokale wären also
labiale Vokale.
Ferner kann bei Ableitungen Synkope auftreten. Dabei kommt es durch Wegfall eines
unbetonten geschlossenen Vokals zu einer Reduktion der Silbenzahl. Ein Beipiel ist die
Ableitung von hıkrılma „Schluchzen“ aus hıkır. Hierbei wird an die Sekundärform zunächst
ein vokalinitiales Derivationssuffix angehängt, man erhält hık-ır-ıl. Diese Form besteht aus
drei Morphemen, die sich wie durch die Bindestriche gezeigt zusammensetzen: die
Primärform, das Kontinuitätssuffix -ır und das Derivationssuffix -ıl. Die Silbenstruktur, die
vorher hı-kır war, wird jetzt reanalysiert zu hı-kı-rıl. Die zweite Silbe wird also zu einer
offenen. Da sie unbetont ist, kann sie wegfallen, der Vokal wird also synkopiert und der
Konsonant kann wieder segmental in die Primärform integriert werden, die auf diese Weise
40 Phonologische Struktur
intakt bleibt. Es ergibt sich also die Silbenstruktur hık-rıl. Derartige Synkopen können wie
gesagt nur auftreten, wenn an die Sekundärform ein Suffix angehängt wird, das mit einem
Vokal beginnt, denn nur so kann die zweite Silbe zu einer offenen werden (Zülfikar 1995:30).
Des weiteren kann der Auslaut der Primärform K1VK2 geminiert werden, um zu verhindern,
daß bei vokalinitialer Suffigierung – wodurch K2 zum Anlaut der zweiten Silbe würde – die
Primärform auf zwei Silben aufgeteilt wird (Zülfikar 1995:84f.).
Besonders bemerkenswert ist die abweichende Distribution der Konsonanten bei
Lautsymbolika. Während die Phoneme c, f, h, m, p, r, ş, z fast nie im Anlaut gewöhnlicher
türkischer33 Wörter vorkommen, gelten derartige Restriktionen beim lautsymbolischen
Wortschatz nicht (vgl. Demircan 1996[s]:12134). Ein Beispiel hierfür wäre das Ideophon rap
rap, mit dem Schritte nachgeahmt werden. Der theoretische Hintergrund dieser Auffälligkeit
wurde bereits in §1 erläutert.
Bei der Wiedergabe von Lautsymbolika durch die Primärformen mit der Struktur K1VK2(K3)
übernimmt ein Konsonant die Hauptaufgabe, er soll die Assoziation zum Naturgeräusch
herstellen, der andere spielt dabei nur eine unterstützende oder ergänzende Rolle (vgl.
Dmitrijev 1927:110). Diese Theorie könnte erklären, daß K1 und K2 fast nie identisch sind
(Demircan 1996[y]:178). Eine ausführlichere Diskussion der Korrelationen einzelner
Konsonanten mit semantischen Domänen findet in §4.3.3 statt.
Ein weiteres Argument zugunsten einer non-arbiträren Beziehung zwischen Significans und
Significatum der Lautsymbolika könnte zudem die Tatsache darstellen, daß bestimmte
Konsonantenkombinationen innerhalb der das Geräusch am direktesten wiedergebenden
Primärform K1VK2 nicht anzutreffen sind. Dies betrifft vor allem die Kombination von
bestimmten stimmhaften mit bestimmten stimmlosen Konsonanten, wie sie in T8 dargestellt
wird (nach Zülfikar 1995:64).
33
Man darf sich hierbei nicht durch einen Blick ins Wörterbuch täuschen lassen. Die Übernahme
tausender Wörter aus dem Arabischen und Persischen hat zu Unregelmäßigkeiten in der Phonologie
des Türkischen geführt. Nichtsdestoweniger lassen sich phonologische Regelmäßigkeiten bei den
Wörtern türkischen Ursprungs erkennen. Um diese geht es hier.
34
Demircan erkennt nicht, daß für Lautsymbolika andere phonologische Regeln gelten als für den rein
arbiträren Wortschatz. So bezeichnet er die Behauptung, besagte Phoneme könnten nicht im Anlaut
türkischer Wörter stehen, als falsch, denn sie stünden ja im Anlaut der Lautsymbolika, welche
zweifellos Wörter seien!
Strukturelle Eigenschaften der Ideophone und ihre funktionellen Korrelate 41
4.3.2 Vokale
Die Alternativen zwischen verschiedenen Vokalen bei Ideophonen sind meist motiviert, d.h.
daß bestimmte phonetische Merkmale der Vokale mit semantischen Merkmalen des
Significatums korrelieren. Einen einleuchtenden Beweis bietet die ı-a-o-Alternation des
folgenden Ideophons:
• şırıl şırıl (beschreibt das eintönige Fließen von Wasser in geringen Mengen);
• şarıl şarıl (beschreibt das laute Fließen von Wasser in großen Mengen);
• şorul şorul (beschreibt das lärmende Fließen von Wasser in großer Menge);
Daß die Alternation des Wurzelvokals nicht zufällig ist, zeigt auch die Gegenüberstellung von
faşır und fışır: Faşır gibt das Geräusch wieder, das entsteht wenn eine große Menge
Flüssigkeit fließt, fışır hingegen bezieht sich auf langsames Plätschern.
Der Mensch, der Geräusche verschiedener Qualität wahrnimmt, nutzt die Möglichkeiten
seiner Sprache, um die entsprechenden Wörter den Naturgeräuschen anzunähern. Es besteht
dabei eine motivierte Beziehung zwischen den Vokalen und den nachgeahmten Geräuschen,
35
Die Verschlußzeit bei stimmlosen Konsonanten ist in der Regel länger und der aufgebaute Druck
höher.
42 Phonologische Struktur
die hier vor allem in den Primärformen zum Ausdruck kommt, da diese am unmittelbarsten
die Geräusche der Natur wiedergeben. Wissemann bemerkt hierzu treffend, daß „im rein
notionalen semantischen Bereich der Sprache das Wort und höchstens noch das
Kompositionsglied bzw. Suffix die kleinste Sinneinheit“ ist, daß aber „im onomatopoetischen
Bereich darüber hinaus Silbe, Lautgruppe und Laut“ Sinneinheiten darstellen (Wissemann
1954:139).
In bezug auf das Türkische läßt sich zunächst Folgendes festhalten: Ist der Vokal einer
Primärform ein hinterer, offener und gespreizter (a), oder ein hinterer, offener und gerundeter
(o) Vokal, so wird vermittelt, daß das imitierte Geräusch kraftvoll, heftig und kontinuierlich
ist. Dies hängt primär mit der tieferen Frequenz des Formanten F2 zusammen, sekundär
kommt ein artikulatorischer Symbolismus hinzu, wo weite Öffnung des Kiefers und hoher
Abstand zwischen Zunge und Gaumen Größenverhältnisse in der Wirklichkeit nachbilden. Ist
der Vokal der Primärform hingegen ein vorderer, gespreizter, geschlossener (i) oder ein
hinterer, gespreizter, geschlossener (ı) Vokal, so ist das imitierte Geräusch kraftlos, sanft und
schwach. Bei diesen Vokalen ist nämlich der Luftstrom am geringsten. Zusammengefaßt
repräsentiert ein offener Vokal Heftigkeit, Kraft, Intensität, dumpfen Klang, Größe und hohe
Beteiligung, ein geschlossener Vokal hingegen eine insgesamt schwächere Ausprägung dieser
Eigenschaften (Zülfikar 1995:25). Demircan kommt zu demselben Ergebnis. Es kann also als
klar erwiesen gelten, daß das phonetische Merkmal [+offen]36 mit dem semantischen
Merkmal [+heftig] korreliert (Demircan 1996[y]:186, 1996[s]:117 und 1997:191). Ein
weiteres eigenes Beispiel hierfür sind B33 und B34.
B33. Adam tin tin uzak-laş-tı.
TÜR Mann leise leise fern-PROZ-PRT(3.SG)
„Der Mann schlich leise fort.“ (Y.T.)
36
Korrekter wäre [-geschlossen], da die geschlossenen Vokale gegenüber den offenen markiert sind.
Die im Text gewählte Darstellung hat jedoch den Vorteil, daß zwei positive Werte in
Zusammenhang gebracht werden können.
Strukturelle Eigenschaften der Ideophone und ihre funktionellen Korrelate 43
Letztendlich können wissenschaftliche Analysen nie perfekter sein als die Wirklichkeit.
Während die Natur unglaublich komplex ist, ist die Wissenschaft auf der Suche nach
absoluter Regelhaftigkeit. Das hier Gesagte kann also sowieso nur eine Annäherung an eine
Wirklichkeit sein, die der Kategorisierung im Grunde widerstrebt. Ferner unterliegen auch
motivierte Zeichen dem semantischen Wandel (und entfernen sich somit vom ikonischen Pol),
so daß man auch Beispiele finden kann, die sich nicht mit den obigen Erkenntnissen
analysieren lassen. Dies wäre z.B. bei der Opposition pırıl pırıl vs. parıl parıl der Fall. Hier
läßt sich kein Unterschied hinsichtlich der Heftigkeit erkennen. Die beiden Formen haben
annähernd dieselbe Bedeutung „glänzend“. Doch während parıl parıl auffällige Helligkeit
oder Lichtreflexion zum Ausdruck bringt, hat pırıl pırıl die Nebenbedeutung „sauber“ und
besitzt sogar die metaphorischen Bedeutungen „neuartig“ und „tadellos“ (TDK 1988 s.v. pırıl
pırıl; vgl. auch §5.5). Ein Zusammenhang damit, daß diese Formen nur sekundär
lautsymbolisch sind, ist nicht auszuschließen.
4.3.3 Konsonanten
Die Primärformen der kanonischen Struktur KVK bestehen aus einem assoziativen
Konsonanten, der das wahrgenommene Geräusch so genau wie möglich abbildet, und einem
unterstützenden Konsonanten, der den durch den assoziativen Konsonanten ausgelösten
Höreindruck verstärkt oder zusätzliche Merkmale zum Ausdruck bringt. Diese können sowohl
im Anlaut als auch im Auslaut der Primärfomen stehen.37
Als Beispiel mag der Konsonant z angeführt werden. Er wird mit folgenden Geräuschen
assoziiert:
• etwas, das im Feuer brennt oder gebraten wird (z.B. cazırtı„Lodern“);
• Insekten (z.B. baz „Wespenart“);
• Weinen, Wimmern (z.B. dızdız „Heulsuse“);
• Das Geräusch, das entsteht, wenn Wasser auf Feuer gegossen wird oder ein glühender
Gegenstand in Wasser getaucht wird (z.B. bazırdı „Geräusch von Wasser, das auf
glühendes Eisen gegossen wird“).
In den genannten Beispielen ist z jeweils Auslaut der Primärformen caz, baz, dız. Er
übernimmt die assoziative Funktion. Viele der Primärformen, die z im Anlaut haben, lassen
sich aber nicht auf die oben genannten Grundbedeutungen zurückführen, da dort das z nur die
37
Eine andere Zuordnung wird von Wissemann (1954:173) vorgeschlagen: Die Laute nach dem
Silbengipfel bzw. im absoluten Auslaut drückten nie das Geräuschganze, sondern immer nur das
Ende des Geräusches bzw. eines Geräuschteiles aus. Die im absoluten Anlaut stehenden Laute
könnten entweder Ausdruck des Geräuschanfangs oder des Geräuschganzen sein. Allerdings
beziehen sich seine Erkenntnisse auf Sprecher des Deutschen, während Zülfikar sich explizit auf das
Türkische bezieht. Es ist aber unwahrscheinlich, daß es in diesem Punkt Unterschiede zwischen den
beiden Sprachen gibt. Die beiden Interpretationen wären dann zu vereinigen.
44 Phonologische Struktur
Rolle des unterstützenden Konsonanten hat. Ähnlich verhält es sich bei dem Laut ş, der als
assoziativer Konsonant türkischer Ideophone wie şarıl, şırıl, şorul die Grundbedeutung
„Gießen, Fließen von Flüssigkeiten“ hat. Diese Grundbedeutung gilt jedoch nicht für alle
Lautsymbolika, bei denen ş7 im Anlaut steht, wie z.B. şap „Kußgeräusch“. Bei diesem Beispiel
ist nicht das ş, sondern der Auslaut p der assoziative Konsonant (Zülfikar 1995:37).
Schon Marchand (1953:50f.) hat in ähnlicher Weise auf systematische Beziehungen zwischen
Significans und Significatum hingewiesen: Vibrierende Geräusche würden meist mit nasalen
Konsonanten, sowie r und z wiedergegeben, Luft- und Wassergeräusche fänden ihren
Ausdruck in s und ş. Plosivlaute im Auslaut symbolisierten schnelle, plötzlich abbrechende
Geräusche oder Bewegungen. Er nennt diese Konsonanten lautsymbolischer Wörter
‘expressive Sprachlaute’.
Im folgenden soll zusammengefaßt die semantische Beschreibung der Konsonanten
dargestellt werden, wie sie von Zülfikar (1995:38ff.) und Marchand (1953:55ff.)
vorgenommen wird. Auf Beipiele wird aus Platzgründen und um eine bessere
Übersichtlichkeit zu gewährleisten meist verzichtet:
• b, p: „Knall“, „Explosion“; „lautes Schlagen“, „Stoßen“, „Fallen“ (hauptsächlich p);
„sprudelnd austretendes (kochendes) Wasser“ (hauptsächlich b); „holprige, ungeschickte
Fortbewegung“; „undeutliches Sprechen und Schreien“. Auffällig ist die häufige
Verwendung von p im Anlaut, die nach der türkischen Phonotaktik ansonsten unüblich ist.
• c, ç: hier fällt die leichte Substituierbarkeit auf, denn diese beiden Affrikaten stehen bei
Lautsymbolika oftmals in (dialektal eingeschränkter) freier Variation zu anderen Lauten,
z.B. bei cokurdamak (Dialekt von Isparta) = fokurdamak (Standard); „brodeln“, cırtmak
(Dialekt) = yırtmak (Standard) „zerreißen“. Da diese Laute zudem die phonetischen
Eigenschaften der Frikative und Okklusive in sich vereinigen, können sie in den
vielfältigsten Bedeutungen eingesetzt werden. Auch hier ist bemerkenswert, daß c häufig
im Anlaut steht, was ansonsten unüblich ist. Marchand bezeichnet c als affektischen
Ursprungs.
• d, t: das stimmlose t wird bevorzugt für Geräusche des Schlagens und Stoßens verwendet,
da es mit höherem Druck artikuliert wird als sein stimmhaftes Gegenstück und daher
kraftvoller klingt. Es wird hierbei vor allem durch als ebenso kraftvoll empfundene velare
Okklusive unterstützt (in den Primärformen tak, tık, tik, tok, tuk). d wird ferner in
lautsymbolischen Formen mit der Bedeutungskomponente „schwatzen“ verwendet, d und t
für unregelmäßige Fortbewegung. d drückt außerdem lästige, unangenehme Geräusche aus.
• f, v: „Fliegen“, „Schleudern“, „Rotation“, „Wind- und Wassergeräusche“, wobei der labio-
dentale Frikativ das Geräusch der Reibung durch den Luftwiderstand nachahmt. f wird
häufig als unterstützender Konsonant für Sibilanten gebraucht, da es diesen phonetisch
ähnlich ist. v steht häufig in freier Variation zu b und wird dann mit der Bedeutung
„störendes Reden, Schwatzen“ assoziiert. Marchand vertritt die Auffassung, daß der
Ausdrucksgehalt bei d und v „sekundär aus einer mehr oder weniger zufälligen
Gruppierung von bedeutungsverwandten Wörtern zu verstehen sei“ (1953:51). Dies würde
also unter konventionelle Lautsymbolik fallen.
• h: Auch dieser Laut kommt normalerweise nicht im Anlaut türkischer Wörter vor, er wird
jedoch häufig im Anlaut von Lautsymbolika verwendet. Er steht vielfach in Variation mit
k. Er wird mit Geräuschen assoziiert wie das Rauschen des Wassers, wobei der Luftstrom
bei der Artikulation des h, der sich nach der eigentlichen Artikulation am Artikulationsort,
der Glottis, durch den gesamten oberen Artikulationstrakt windet, wohl mit dem
Wasserstrom in Verbindung gebracht wird. Eine andere naheliegende Assoziation ist die
Strukturelle Eigenschaften der Ideophone und ihre funktionellen Korrelate 45
38
Nach Rubino (1999:2) übernimmt im Ilocano der etwas weiter vorne gebildete Frikativ /s/ diese
Funktion. Dies mag auch damit zusammenhängen, daß es in dieser Sprache kein Phonem /S/ zu
geben scheint.
39
z.B. in tıpış tıpış yürümek „mit kurzen Schritten schnell laufen“. Nach Meinung Zülfikars drückt die
Endung –ış in diesem Beispiel Sympathie und Zuneigung aus (Zülfikar 1995:61). Es ist immerhin
bemerkenswert, daß derselbe Laut [S] auch im Baskischen Diminutive und Hypokoristika bildet
(Peillen 1995:15 und Walter 1994:219). Jakobsons Erklärung läßt einen Zusammenhang erkennen:
„Dans les dialectes basques, la palatalisation qui relève la tonalité des consonnes introduit une idée
de diminution.“ (Jakobson 1966:34)
46 Phonologische Struktur
In Demircan 1996[s] (121-122) werden ähnliche, wenn auch weniger ausführliche und präzise
Zuordnungen zwischen Situationen und Konsonanten aufgeführt. So wird auch hier darauf
aufmerksam gemacht, daß das Phonem s7 vor allem bei Wassergeräuschen Anwendung findet.
„Klingen“ (trk. tınlama) wird durch Nasale ausgedrückt, wodurch bei Geräuschen von
Lebewesen m am Anfang und n am Ende der Primärform stehen können (mış7, mız, fink, fınk
etc.) während bei Leblosem nur n am Ende steht (tın, tan, dank, vın etc.). Trinkgeräusche
werden mit l, Eßbewegungen mit den Artikulationsbewegungen der Sequenz h-p nachgeahmt
(hapır küpür). In diesem Zusammenhang fällt auf, daß die türkische Wurzel hap der
deutschen Wurzel ham entspricht. Die Gemeinsamkeit liegt darin, daß der Verschluß
bilabialer Konsonanten als besonders dicht empfunden wird. Beim Essen werden zwar nicht
die Lippen, sondern die Kiefer zusammengepreßt, aber letzteres wäre beim Sprechen
wirkungslos. Der Kieferverschluß wird daher durch das Verschließen der Lippen nachgeahmt
Demircan wählt in seinem 1997 erschienenen Aufsatz eine etwas andere Art der
Beschreibung, indem er statt einer Verbindung zwischen Lauten und Situationen solche
zwischen einzelnen semantischen und phonologischen Merkmalen sucht. Er tut dies aber
nicht konsequent, da auch er sich oft auf Phoneme bezieht. Einige dieser Beziehungen sind –
da Ikonizität vorliegt – offensichtlich, so die Grundaussage, daß punktuelle Geräusche und
Plötzlichkeit, sei es im Ganzen, am Anfang oder am Ende, mit punktuellen Konsonanten, also
Okklusiven abgebildet werden. In anderen Fällen werden semantische Merkmale des
Geräusches und solche des Subjektreferenten vermischt. Da feste Stoffe aber andere
Resonanzeigenschaften haben als solche jenseits des Schmelzpunktes, läuft die Zuordnung
grosso modo auf dasselbe hinaus. Für eine ausführlichere Darstellung seiner Zuordnungen ist
hier kein Platz. Es sei auf Demircans Publikation selbst (1997:197-200) verwiesen.
4.4.1 Nominalisierung
Die durch das Kontinuitätssuffix -ıl/-ır gebildeten Sekundärformen können durch Anfügung
von -dı (-di, -du, -dü); -tı (-ti, -tu, -tü) regelmäßig nominalisiert werden. Dieses Suffix scheint
auf Ideophone beschränkt.40 Das Beispiel fok-ur-tu läßt sich folgendermaßen analysieren:
Zunächst wird das Geräusch, das bei heftigem Kochen entsteht, durch die Primärform fok
nachgeahmt. Das Andauern des Geräusches über einen längeren Zeitraum wird durch das per
Derivation gebildete Ideophon fokur ausgedrückt. Von dieser Sekundärform kann nunmehr
das Substantiv fokurtu abgeleitet werden, das mit „(das) Brodeln“ übersetzt werden kann.
Auffällig bei dieser Form der Derivation ist der häufige Verstoß gegen die
Konsonantenharmonie (vgl. §3.2.3), denn nach den stimmhaften Liquiden müßte das Suffix
eigentlich mit einem stimmhaften Konsonanten anlauten. Möglicherweise kann auch dies als
eine der phonologischen Unregelmäßigkeiten gelten, die charakteristisch für Ideophone sind.
40
Bei Wörtern wie görüntü „Bild“, sıkıntı „Sorge, Langeweile“, alıntı „Zitat, Entlehnung“ handelt
sich um Ableitungen der Verben görmek „sehen“, sıkmak „langweilen“ bzw. almak „nehmen“
mittels des Suffixes -(ı)ntı.
Strukturelle Eigenschaften der Ideophone und ihre funktionellen Korrelate 47
Es kommt aber auch vor, daß die reine Primärform nominal verwendet wird, die dann meist
die Geräuschquelle bezeichnet. Als Beispiele hierfür können cız „Feuer“ (i. d. Kindersprache)
und hık „Schluckauf“ angeführt werden. Daneben werden auch nicht-reduplizierte
Primärformen gelegentlich adjektivisch oder adverbial verwendet. Wesentlich häufiger ist
jedoch der reduplizierte Gebrauch. Reduplizierte Primärformen können in einigen Fällen auch
substantivisch gebraucht werden, z.B. havhav „Hund“ (Kindersprache, vgl. Wauwau), civciv
„Küken“.
Einige Sekundärformen können ebenfalls nominal gebraucht werden, z.B. c7akıl
„Kieselstein“, ığıl „fast stehender Bach“.
Zülfikar führt noch weitere Nominalisierungssuffixe auf, wie -ık und -lak (Zülfikar
1995:143ff.). Diesbezüglich ist lediglich die folgende Feststellung bemerkenswert: Während
die zuletzt genannten Suffixe auch Konkreta (B37) bilden können, bildet die Endung -tı im
Rahmen der Ideophonie ausschließlich Abstrakta (B38) (vgl. Demircan 1996[y]:188).
B37. hıçkırık „Schluckauf“, sümük „Schleim“, tükürük „Speichel“
TÜR
B38. fokurtu „Brodeln“, parıltı „Glanz“, şırıltı „Rieseln“, çatırtı „Prasseln“ etc.
TÜR
Die aufgeführten Suffixe sind für die Fragestellung dieser Arbeit ansonsten von
untergeordneter Bedeutung.
4.4.2 Verbalisierung
Zur Verbalisierung von Ideophonen werden hauptsächlich die Suffixe -da (-de), -ta (-te) und -
kır (-kir, -kur, -kür; -gır, -gir, -gur, -gür) eingesetzt, an die wiederum die Infinitivendung -
mak (-mek) tritt. Interessant ist, daß -da an die Sekundärformen, -kır hingegen nur an die
Primärformen angehängt wird. Entsprechend der Konsonantenharmonie tritt an die mit -ır/-ıl
erweiterten Formen -da/-de, an die mit -ış7 erweiterten regelmäßig -ta/-te, aber auch
unregelmäßig -da/-de. Außerdem ist bemerkenswert, daß das Suffix -de/-da nur zur
Verbalisierung von Ideophonen benutzt werden kann, bei anderen Derivationen aber nicht
vorkommt (Kornfilt 1997:456; Bazin 1968:65; Lewis 1967:231; Dmitrijev 1927:108). Dort
lautet das Verbalisierungssuffix -le (-la). Das dürfte damit zusammenhängen, daß die
Sekundärformen bereits auf Liquid enden und ein Suffix, das auf Liquid anlautet,
Dissimilation auslöst, um zu vermeiden, daß zwei Liquiden an der Morphemgrenze
aufeinandertreffen. Demircan bezeichnet dies als phonetischen Ausgleich (1996[s]:119).
Bemerkenswert ist jedoch, daß Dissimilation auf die Suffixation von Ideophonen beschränkt
scheint, denn an anderen Wörtern auf Liquid findet sie nicht statt, z.B. pullamak „frankieren“
von pul „Briefmarke“ oder s7ekerlemek „zuckern“ von s7eker „Zucker“. Eine ausführliche
Diskussion der Dissimilation enthält Dmitrijev 1927. Er führt Ausnahmen von der
Dissimilation hauptsächlich auf fremden Ursprung der Basis oder offenen Vokal in der
zweiten Silbe zurück.
So wie -de/-da nur an Sekundärformen treten kann, kann die Endung -kır nur an
Primärformen gehängt werden. Die Distribution der Suffixe -da und -kır ist somit ein
strukturelles Kriterium für die Bestimmung von Ideophonen. Daneben können einige
Primärformen mit dem allgemein bei Verbalisierungen produktivsten Suffix -la/-le erweitert
werden, z.B. parlamak „strahlen“ (neben der erweiterten Sekundärform parıldamak),
48 Wortarten und Derivation
c7atlamak „platzen, zerspringen“. Auch reduplizierte Primärformen, die mit -la deriviert
worden sind, lassen sich finden, wie pohpohlamak41 in B39.
B39. O-nu öyle pohpohla-ma-yın,
TÜR 3.SG-AKK so schmeichel-NEG-IMP.PL
sonra böbürlen-me-ye başla-r.
dann protz-INF-ALL beginn-DISP(3.SG)
„Beim Gehen hat etwas Hartes mein Hosenbein zerrissen ...“ (TDK 1988 s.v.
yırtmak)
41
Dies wäre ein Beispiel, wo fraglich ist, wie es auf Onomatopöie beruhen kann. Die heutige
Bedeutung könnte durch metaphorischen Wandel entstanden sein.
Strukturelle Eigenschaften der Ideophone und ihre funktionellen Korrelate 49
Das Suffix -ele/-ala drückt schnelle und häufige Wiederholung aus und tritt vorrangig an
Primärformen (Zülfikar 1995:117). Wir haben es hier also mit einem Derivationssuffix mit
auffallend spezifischer Semantik zu tun, was wieder einmal zeigt, daß Derivation eine sowohl
grammatische als auch lexikalische Operation ist. Aufschlußreich ist der Vergleich von
tepmek in B44 mit tepelemek in B47.
B45. Şişe-de-ki ilâc-ı çalkala-mak
TÜR Flasche-LOK-ADJR Medizin-AKK schüttel-INF
„die Medizin in der Flasche schütteln“ (TDK 1988 s.v. çalkalamak)
42
Vor der vokalisch anlautenden Flexionsendung -iyor fällt der Stammauslaut (hier -e) weg:
c7isele+iyor → c7iseliyor.
50 Wortarten und Derivation
Die adjektivischen Ideophone weisen einige distributionelle Besonderheiten auf, die sie von
nicht-ideophonen Adjektiven unterscheiden. So ist eine Äußerung wie B55 nicht möglich, da
sie einen Vergleich enthält. Eine Erklärung liefert die besondere expressive Funktion der
Ideophone: Sie dienen grundsätzlich der Hervorhebung, die Motivation eines Sprechaktes ist
der vom Ideophon wiedergegebene Eindruck selbst. Für B49 bedeutet dies, daß eine solche
Äußerung dadurch motiviert wird, daß der Sprecher von dem vor ihm stehenden Schüler
beeindruckt ist und dies so unmittelbar wie möglich ausdrücken will. Der Vergleich in B55 ist
hingegen nicht unmittelbar, denn er beruht nicht nur auf einem Eindruck, sondern setzt ihn
auch noch in Relation zu einer anderen Entität, dem Vergleichsobjekt. Es handelt sich also um
eine mentale Operation, die aus dem expressiven Anwendungsbereich der Ideophonie
herausfällt.
angenommen werden. Hierfür sprechen neben der Frequenz vor allem folgende
Eigenschaften:
1. Die modifikativ gebrauchten Formen sind strukturell am einfachsten. Substantive und
Verben sind von ihnen abgeleitet. Lautsymbolische Substantive oder Verben können nur
dann als ideophon gelten, wenn sie von entsprechenden modifikativen Formen abgeleitet
werden können, die die Ideophon-Kriterien erfüllen.
2. Die modifikativen Formen haben den höchsten Akzeptanzgrad. Ableitungen sind nicht
immer gleichwertig, wie B56.b zeigt, wo das Verb bangırdamak nicht akzeptiert wird:
B56. a. Elif bangır bangır bağır-ıyor.
TÜR Elif schrei schrei schrei-PROG(3.SG)
b. *Elif bangır-d-ıyor.
Elif schrei-VR-PROG(3.SG)
„Elif schreit.“ (Y.T.)
Die geläufigste Konstruktion ist die der reduplizierten Sekundärform (B56.a). Die meisten
Beispiele in dieser Arbeit illustrieren dieses Verfahren.
Ein anderes häufig genutztes Verfahren, durch das die Primärform adverbial gebraucht
werden kann, ist die Hinzufügung der Quotativpartikel diye. Diese geht auf ein Partizip des
Verbs demek „sagen“ zurück. Die Kombination Primärform+Quotativpartikel (a-Versionen)
gibt also explizit eine lautliche Komponente wieder. Die Quotativpartikel diye kommt
üblicherweise nicht mit reduplizierten Formen vor, sondern nur mit der einfachen Primärform.
Diye dient hier dazu, die Primärformen zu adverbialisieren. Diese sind ohne diye
Interjektionen43 oder Substantive, da sie auch in Subjekt- oder Objektposition stehen können.
Da die Partikel von einem transitiven Verb abgeleitet ist, steht die einfache Primärform an
dessen Objekt-Leerstelle. Erst die gesamte Partizipial-Quotativ-Konstruktion hat modifikative
Funktion. Die Partikel diye ist also – wie auch die Reduplikation – konstitutiv bei der Bildung
von Ideophonen aus einsilbigen Lautsymbolika und muß als ein Bestandteil dieser Ideophone
betrachtet werden.
Statt mit der Quotativpartikel kann die Primärform gelegentlich auch redupliziert (b-
Versionen) stehen.
B57. a. Kuş pır(r) diye uç-tu.
TÜR Vogel flatter QUOT flieg-PRT(3.SG)
b. Kus7 pır pır uç-tu
Vogel flatter flatter flieg-PRT(3.SG)
„Der Vogel flatterte davon.“
Auffällig ist, daß die Quotativpartikel im allgemeinen nicht mit den erweiterten
Sekundärformen benutzt werden kann. Als Ausnahme mag das in Demircan (1996[y]:175)
angeführte Beispiel gelten, hier als B59 wiedergegeben. Doch scheint das von Demircan
43
Dies ist im übrigen ein Hinweis auf den elementaren Charakter der Interjektionen. Zum Verhältnis
von Ideophon und Interjektion vgl. auch §6.
52 Wortarten und Derivation
gesetzte Ausrufezeichen zu zeigen, daß die Form nicht syntaktisch in den Satz eingebaut ist
und daher unter Umständen nicht als Gegenbeispiel taugt.
B59. Su-yu şaldırrr! diye üst-üm-e dök-tü.
TÜR Wasser-AKK platsch QUOT Oberseite-POSS.1.SG-ALL gieß-PRT(3.SG)
„Er goß mir das Wasser mit Schwung über.“
Auffällig ist zudem die Längung des finalen /r/. Längung des Konsonanten bildet hier eine
längere Zeit in der Wirklichkeit ab. Diese ikonische Konsonantenlängung scheint im
Türkischen nur in Verbindung mit der Quotativpartikel üblich zu sein. Längung und
Reduplikation wären somit ikonische Mittel in komplementärer Verteilung. Weitere Beispiele
für die finale Konsonantenlängung sind B60-B61 (=B35-B36).
B60. Patlak hortum-dan su fışş diye fışkır-dı.
TÜR geborsten Schlauch-ABL Wasser spritz QUOT spritz-PRT(3.SG)
„Aus dem geborstenen Schlauch spritzte das Wasser.“ (K.)
Primär - + +
Sekundär - - +
Während die reduplizierten Formen wiederholt Wahrnehmbares ausdrücken, kann mit Hilfe
der Suffixe -adak und -adan zum Ausdruck gebracht werden, daß ein Ereignis plötzlich und
in einer unerwarteten Weise eintritt (Demircan 1996[y]:189). Diese Formen sind nahezu
bedeutungsgleich mit der Konstruktion aus einfacher Primärform und Quotativ (B63.b), doch
tritt bei ihnen der Ausdruck des Plötzlichen in den Vordergrund und kann die
„Eigenbedeutung“ verdrängen. Vor dem Suffix wird der finale Konsonant der Primärform
K1VK2 geminiert. Der Zweck dürfte der von Zülfikar (1995:84f.) geschilderte sein: Die
Gemination soll verhindern, daß bei vokalinitialer Suffigierung – wodurch K2 zum Anlaut der
zweiten Silbe wird – die Primärform auf zwei Silben aufgeteilt wird. Es dürfte zudem kein
Zufall sein, daß K2 ein stimmloser Okklusiv ist: Diese dienen im allgemeinen zum Ausdruck
eines plötzlichen, harten Abbruchs des Geräusches (Wissemann 1954:238).
B62. Pattadak misafir gel-di.
TÜR plötzlich Gast komm-PRT(3.SG)
„Plötzlich kam ein Gast.“ (TDK 1988 s.v. pattadak)
Strukturelle Eigenschaften der Ideophone und ihre funktionellen Korrelate 53
„Er verschlang gierig das riesige Dolma (=Gericht mit beliebiger Füllung) (Y.T.;
N.Y.)
Interessant ist, daß in B63.c auch die reduplizierte Primärform lop lop45, aber nicht die
reduplizierte Sekundärform lopur lopur (B63.d) akzeptiert wird. Letztere kann in B63 deshalb
nicht verwendet werden, weil es sich um eine ungeteilte Masse handelt, die hastig
verschlungen und nicht nacheinander verzehrt wird. Die Sekundärform wäre nur dann
möglich, wenn das Essen in mehreren Zügen verzehrt würde, wie z.B. bei Suppe. Worauf es
ankommt ist, daß sich der einzelne Verzehrakt bei lopur lopur in die Länge zieht, wie durch
B64 ausgedrückt.
B64. Bir sepet incir-i lop-ur lop-ur yi-yiver-di.
TÜR eins Korb Feige-AKK schling-KONT schling-KONT ess-ZEL-PRT(3.SG)
„Er verschlang hastig einen Korb Feigen.“ (TDK 1988 s.v. lopur)
Dies wird bei lop lop nicht ausgedrückt, da diese Form nur die Wiederholung einer Handlung
unterstreicht. Zusammengefaßt lassen sich aus B63 und B64 interessante
Verallgemeinerungen zu den semantischen Eigenschaften der verschiedenen Formen ableiten:
• Reduplizierte Sekundärformen (lopur lopur) drücken anhaltende, kontinuierliche und
wiederholte Eindrücke aus;
• Reduplizierte Primärformen (lop lop) drücken kompakte, punktuelle, aber wiederholte
Eindrücke aus;
• Primärformen drücken einmalige Eindrücke aus. Sie müssen mit dem Quotativ stehen (lop
diye). Reduplizierte Eindrücke sprechen hingegen schon für sich und benötigen keine
Markierung als „Wiedergabe“ von Eindrücken.
• Formen auf -adak (loppadak) betonen, daß etwas plötzlich, spontan und rasch vor sich
geht.
44
Primärform und Suffixe werden in der interlinearen Morphemübersetzung nur dann getrennt
glossiert, wenn es die bezweckte Analyse sinnvoll erscheinen läßt. Es handelt sich daher nicht um
eine Inkonsistenz, sondern um einen Unterschied in der Analysetiefe.
45
Dialektal kommt auch lom lom vor. Die Variation könnte damit erklärt werden, daß m und p
homorganisch sind.
54 Wortarten und Derivation
Die verschiedenen Formen und ihre Eigenschaften lassen sich auf einem Kontinuum wie in
S2 anordnen.
S2. Die Ideophone auf dem Kontinuum zwischen Spontaneität und Kontinuität
„Von der Decke des Zimmers, in dem wir wohnten, war Gepolter zu hören.“ (Y.T.)
Andere Ideophone werden nur in Verbindung mit bestimmten Verben gebraucht. Diese
Kollokationen werden durch B67-B70 exemplifiziert.
Strukturelle Eigenschaften der Ideophone und ihre funktionellen Korrelate 55
„Ich zitterte vor Angst angesichts der Wahrscheinlichkeit, Nil wieder zu verlieren.“
(TDK 1988 s.v. tir tir)
Hier trägt das Verb die Hauptinformation über die beschriebene Tätigkeit, das Ideophon
charakterisiert die Art und Weise, stellt einen Aspekt heraus, der die Wahrnehmung besonders
anspricht. Zülfikar stellt das Verhältnis von Ideophon und Verb folgendermaßen dar:
Bei diesen Verben handelt es sich um solche, die zu der Art und Weise der Bewegungen
passen, die sich in der Bedeutung der Primärformen46 widerspiegeln. Auf diese Weise
wird einerseits die Flexion der Primärformen ermöglicht, andererseits gewinnen die
durch die Primärformen vermittelten Bedeutungen mit diesen Verben an Klarheit.47
(Zülfikar 1995:120).
Es wird also nicht ein Ideophon gewählt, das zur Verbsemantik paßt, sondern das Ideophon
selegiert gewissermaßen ein passendes Verb, denn dieses besetzt die modifikative Leerstelle
des ideophonen Adverbs. Diese Leerstelle ermöglicht also im vorliegenden Fall nicht nur eine
syntaktische Relation, sie bestimmt auch die semantischen Restriktionen des Modifikators
bezüglich seines Modifikatums (Lehmann 1985:73). Darunter wäre also in B67 zu verstehen,
daß das Sprachzeichen mit dem Significans fosur (fosur) nur mit wenigen oder sogar nur
einem anderen Sprachzeichen syntagmatisch verträglich ist. Das Ideophon fosur fosur kann
nur in der Bedeutung „(beim Rauchen) den Rauch ausblasend“ verwendet werden. Diese
Semantik ist so spezifisch, daß die strengste Form der Selektionsrestriktion, die Kollokation,
zwangsläufig ist. Die Selektionsrestriktionen schließen aber in vielen Fällen semantisch
ähnliche Verben nicht aus, was zeigt, daß die Beziehungen zwischen Ideophon und Verb
wirklich auf einer semantischen Übereinstimmung beruhen und nicht auf einer rein
strukturellen Verbindung. So sind die Verben in B71-B73 zwar äußerlich verschieden, aber
46
Zwar findet sich diese Aussage an einer Stelle des Buches, wo Primärform+Auxiliar-Kombinationen
aufgelistet werden, das Zitat dürfte aber auch für reduplizierte Formen und Sekundärformen
entsprechend gelten.
47
„Bu fiiller, birincil biçimlerin anlamlarına yansıttıkları hareketlerin tarzına uygun olan fiillerdir.
Böylece birincil biçimlerin çekimleri sağlandığı gibi, bu fiillerle birincil biçimlerin bildirdikleri
anlamlar da açıklık kazanır.“
56 Syntaktische Eigenschaften der Ideophone
einander semantisch so ähnlich, daß sie in derselben Konstruktion stehen können. B74 stellt
gewissermaßen eine Neutralisation der verbleibenden Unterschiede zwischen B71-B73 dar.
B71. Elif hüngür hüngür ağl-ıyor-du.
TÜR Elif heul heul wein-PROG-PRT(3.SG)
„Elif weinte jämmerlich.“ (Y.T.)
Einige Ideophone, die der Spezifikation des im Vollverb genannten Geschehens dienen
(B75.a), können auch einfach mit dem Auxiliar etmek stehen. Die semantischen Restriktionen
der modifikativen Leerstelle des Ideophons werden dabei zu semantischen Merkmalen
desselben. Das Vollverb wird damit überflüssig (B75.b):
B75. a. Su fokur fokur kayn-¸yor.
TÜR Wasser brodel brodel koch-PROG(3.SG)
b. Su fokur fokur ed-iyor
Wasser brodel brodel AUX.TR-PROG(3.SG)
„Das Wasser brodelt.“ (Y.T.)
Im allgemeinen wird bei der Reduplikation einer Primärform die Bedeutung eines Verbs
eingeschränkt und näher bestimmt. Es kommt aber auch vor, daß eine reduplizierte
Primärform mit einem von derselben Primärform abgeleiteten Verb kombiniert wird. Hier
findet man die Primärform also einmal als Ideophon eingesetzt, einmal als lexikalisiertes
Verb. Hatiboğlu (1981:23) nennt diese Konstruktion üçleme, was mit ‘Triplikation’ übersetzt
werden kann. Gemeint ist damit, daß die Wurzel, also die Primärform dreimal im Satz (in
unterschiedlichen Formen) wiederholt wird. Diese Struktur wird in B76 illustriert.
B76. Kulak-lar-¸m çın çın çınla-dığ-ı için
TÜR Ohr-PL-POSS.1.SG klingklingklingel-OBLPART-POSS.3 für
hiç bir şey duy-am-ıyor-du-m.
kein eins Sache hör-NPOT-PROG-PRT-1.SG
In einigen Fällen können auch Sekundärformen mit von Primärformen abgeleiteten Verben
kombiniert werden (a.-Version) und umgekehrt (c.-Version):
B79. a. Dere gürül gürül gürl-üyor.
TÜR Bach rausch rausch rausch-PROG(3.SG)
b. Dere gür gür gürl-üyor.
Bach rausch rausch rausch-PROG(3.SG)
c. Dere gür gür gürüld-üyor.
Bach rausch rausch rausch-PROG(3.SG)
d. Dere gürül gürül gürüld-üyor.
Bach rausch rausch rausch-PROG(3.SG)
„Der Bach rauscht (mit einem gewaltigen Lärm).“ (Y.T.)
5 DIE ROLLE DER IDEOPHONE IM SPRACHSYSTEM
5.1 Amplifikation vs. Distinktion
Die Aussagen aus §4.5 zu den Konstruktionen, in denen Ideophone vorkommen, stehen in
engem Zusammenhang zu ihren semantischen Funktionen, wie auch dort schon angedeutet
wurde. Die semantischen Besonderheiten sollen im folgenden noch einmal genauer untersucht
werden. Wie die relevanten Beispiele zeigen werden, korreliert oftmals eine bestimmte
Konstruktion auch mit einer bestimmten semantischen Funktion. Theoretisch interessant ist
hieran, daß syntaktische Alternativen nicht semantisch äquivalent sind.
Auffällig ist zunächst, daß viele Ideophone auch ohne ein dazugehöriges Verb eine recht
präzise Bedeutung zu haben scheinen. Zülfikar (1995:164) liefert hierfür einige Beispiele: cap
cap (beschreibt das Geräusch von Objekten, die sich im Wasser bewegen, schwimmen oder
laufen), cılp cılp (beschreibt, daß etas wäßrig ist), ab¸l dubul (beschreibt das Fleischig-,
Fettig- oder Dicksein), bidilli bidilli (ganz klein und niedlich), congul congul (reichlich
vorhanden), ımbıl ımbıl (beschreibt das Dicksein) etc. Bei anderen ist hingegen fraglich, wie
präzise ihre Eigenbedeutung ist, da sie nur verstärkend zu jeweils einem bestimmten Verb
gebraucht werden (B80):
B80. Elif bangır bangır bağır-ıyor.
TÜR Elif schrei schrei schrei-PROG(3.SG)
„Elif schreit wie am Spieß.“ (Y.T.)
Wiederum andere sind polysem, weshalb der Kontext eine wichtige bis unverzichtbare Rolle
bei der semantischen Interpretation spielen kann (B81-B82). Zwischen den beiden
Bedeutungen im Beispiel steht eine semantische Übertragung, denn qualitativ hochwertige
Schneiderware ist oft so fein und dünn, daß sie „zittert“ (TDK 1988 s.v. tiril tiril). Den
Sprechern ist dieser Zusammenhang aber nicht mehr bewußt. Er hat somit rein etymologische
Bedeutung.
B81. Köpek korku-dan tiril tiril titr-iyor.
TÜR Hund Angst-ABL zitterzitterzitter-PROG(3.SG)
„Der Hund zittert vor Angst.“ (Y.T.)
Dasselbe Ideophon kann auf menschliches Verhalten übertragen gebraucht werden. Von den
konkreten Situationen wie in B83 und B84 wird die Gewalttätigkeit und Intensität abstrahiert.
Daraus ergibt sich in etwa die Bedeutung „mit Gewalt“ (B85):
60 Amplifikation vs. Distinktion
Doch die semantische Erweiterung geht noch weiter. Von der ursprünglich ausgedrückten
Intensität – in Verbindung mit charakteristischen Geräuschen – wird wohl nur beibehalten,
daß das beschriebene Ereignis beeindruckend ist. Daraus ergibt sich die Bedeutung „in
beeindruckender Weise, mit beeindruckender Leichtigkeit“ (B86).
B86. Đngilizce-yi çatır çatır konuş-uyor.
TÜR Englisch-AKK krack krack sprech-PROG(3.SG)
„Er spricht fließend Englisch./(?)Er spricht Englisch, daß es kracht.“
(TDK 1988 s.v. çatır çatır)
Es scheint mir trotz dieses semantischen Labyrinths, durch das sich die Bedeutung von çatır
çatır windet, nicht gerechtfertigt, von idiosynkratischen Eigentümlichkeiten zu reden.
Vielmehr scheint eine flexible, aber nachvollziehbare Interpretation vorzuliegen. Schließlich
gibt es im Englischen einen ähnlichen Fall, wo to crack klar lautsymbolisch ist und sich
primär auf verschiedene Arten des Zer- und Aufbrechens bezieht. In erstaunlicher Ähnlichkeit
zu B86 bedeutet aber cracking „exzellent“ (OUP 1989 s.v. cracking). Doch auch wenn sich
die Reinterpretationen nachvollziehen lassen, ist es doch schwierig, eine Gesamt- oder
Grundbedeutung zu finden. Die Semantik ist gerade deshalb je nach Einzelfall
interpretationsbedürftig, weil sie so vage ist.
Um diesen verschiedenen Konstellationen gerecht zu werden, sollen im folgenden geeignete
Termini und Definitionen entwickelt werden.
Unter Amplifikation versteht man in der Stilkunde die „kunstvolle Ausweitung einer
Aussage über das zum unmittelbaren Verstehen Nötige hinaus“ (Duden 1990 s.v.
Amplifikation). In den romanischen Sprachen versteht man darunter ganz allgemein, die
Dimensionen oder die Intensität zu erhöhen, etwas durch Hinzufügen von Details
weiterzuentwickeln. Wir können diese Definitionen nun auch auf Ideophone anwenden, denn
ihr bildlicher, ikonischer Charakter stellt ja eine kunstvolle Ausweitung einer Aussage dar.
Dort, wo sie ein spezifisches Verb modifizieren, fügen sie Details hinzu, und indem sie die
Aussage lebhafter und naturnaher machen, tragen sie zu einer Weiterentwicklung der
Schilderung bei. Dort wo Kontext und Verbsemantik zum unmittelbaren Verständnis
ausreichen würden, verstärkt das Ideophon die Wirkung beim Rezipienten, indem es eine
mentale Verbildlichung fördert.48 Besonders klar wird diese Verwendung bei den
Triplikationen. B87 liefert hierzu ein weiteres Beispiel:
B87. Elmas parıl parıl parıld-ıyor.
TÜR Diamant strahl strahl strahl-PROG(3.SG)
„Der Diamant strahlt hell.“ (Y.T.)
Andererseits können viele Ideophone mittels eines Hilfsverbs oder eines Derivationssuffixes
selbst zum Prädikatskern erhoben werden, statt ihn zu modifizieren. Hier müssen demnach die
semantischen Eigenschaften des Ideophons derart ausgeprägt und differenziert sein, um denen
eines Vollverbs nahezukommen. Dies setzt wiederum eine Konventionalisierung hinsichtlich
48
Die universale Gültigkeit dieser Feststellung wird durch viele andere Autoren untermauert, wenn
auch unterschiedliche Formulierungen gewählt werden. Als Beispiel sei Schaefer (1999:6)
angeführt: „IAs [ideophonic adverbs] appear to increase or decrease the intensity level of the main
clause verb, they have a heightening or lowering effect on a verb’s meaning.“
Die Rolle der Ideophone im Sprachsystem 61
der Kontexte voraus, in denen ein gegebenes Ideophon eingesetzt werden kann, so daß auf
zusätzliche Information in Form eines Verbs verzichtet werden kann. Diese Ideophone
„verbildlichen“ also nicht eine a priori gegebene Aussage, sie stellen den Kern einer Aussage
dar und sprechen gewissermaßen für sich selbst oder, um mit einer anderen Terminologie zu
sprechen, sie sind autosemantisch. B88 illustriert dieses Verfahren:
B88. Su fokur fokur ed-iyor.
TÜR Wasser brodel brodel AUX.TR-PROG(3.SG)
„Das Wasser brodelt.“ (Y.T.)
Andere Ideophone können unter Beibehaltung des Verbs feine Nuancen (z.B. Heftigkeit und
Harmonie) ausdrücken, die verschiedenen außersprachlichen Situationen entsprechen. Die
Ideophone in B89 und B90 stehen demnach in paradigmatischer Relation und bilden eine
Opposition.
B89. Dere gürül gürül ak-¸yor.
TÜR Bach rausch rausch fließ-PROG(3.SG)
„Der Bach rauscht laut dahin.“ (Y.T.)
In dem Maße, wie Ideophone entweder durch grammatische Operationen verbalisiert werden
oder aber auf verschiedene Situationen referieren, sind sie hinsichtlich ihrer semantischen
Merkmale distinktiv. Diese Ideophone dienen der Distinktion und der Amplifikation
gleichermaßen.
Die hier geschaffene Terminologie erlaubt es nunmehr, anscheinend widersprüchliche
Aussagen zur Ideophonie zusammenzufassen, auf die auch von anderen anderen Autoren
hingewiesen wurde. So haben Ideophone in allen Sprachen typischerweise recht spezifische
Bedeutungen und rufen konkrete bildliche Vorstellungen hervor (Childs 1994:188).
Andererseits gibt es Ideophone mit recht vager Bedeutung, die anscheinend nur die
Bedeutung eines Verbs oder die emotionale Einstellung des Sprechers zum Ereignis
unterstreichen (Childs 1995:140). Fassen wir also zusammen:
1. Es gibt Ideophone, deren Semantik schwer zu fassen ist oder sich darauf beschränkt, das
Hauptverb zu unterstützen. Sie sind stark vom Kontext abhängig. Sie sind nach der
eingeführten Terminologie primär amplifikativ (B80-B87).
2. Es gibt andererseits Ideophone mit spezifischer Bedeutung, die ohne Hauptverb
auskommen oder die Bedeutung desselben präzisieren. Sie sind gleichermaßen distinktiv
und amplifikativ (B88-B90).
Amplifikation und Distinktion spielen bei allen Ideophonen eine Rolle. Viele Ideophone sind
semantisch so spezifisch, daß sie distinktiv sein können, zugleich ist ihr speziell ideophoner
Gebrauch aber immer auch amplifikativ49, wobei sie ggf. nicht das Hauptverb amplifizieren,
49
Der Terminus ‘expressiv(e)’ wird oft in einem ähnlichen Sinn gebraucht (z.B. bei Klamer 1999). Da
er alltagssprachlich „showing one’s feelings or thoughts“ (OUP 1989 s.v. expressive) bedeutet,
nimmt er Bezug auf die Funktionen von Sprache und ist daher eher semiotischer Natur. Insofern er
in der Linguistik auf die Beziehung zwischen Sprachbenutzer und Sprachzeichen anspielt, ist er
zudem pragmatischer Natur. Die Opposition ‘Amplifikation vs. Distinktion’ bezieht sich hingegen
auf die Ebene der Semantik. Wie so vieles im Bereich der Ideophonie, sind jedoch auch die
62 Amplifikation vs. Distinktion
Erst in dem Moment, wo das Ideophon verbalisiert wird, erfüllt es eine semantisch autonome
Funktion. Das so entstandene Vollverb steht in Opposition zu anderen Vollverben. Der
Verschiebung in der semantischen Funktion kann damit erklärt werden, daß
Selektionsrestriktionen der Leerstelle des ideophonen Adverbs mit dem Verschwinden der
Leerstelle zu semantischen Merkmalen des hiervon abgeleiteten Verbs aufgewertet wurden
(B92).
B92. Elif hüngür-d-üyor-du.
TÜR Elif heul-VR-PROG-PRT(3.SG)
„Elif heulte.“ (Y.T.)
Die Opposition ‘amplifikativ’ vs. ‘distinktiv’ ist also in vielen Fällen nicht auf ‘types’ von
Ideophonen, sondern auf ihre ‘tokens’ anzuwenden. In diesem Sinne distinktive Ideophone
sind semantisch ausreichend autonom, um distinktiv gegenüber anderen Ideophonen in
paradigmatischer Beziehung sein zu können. Ich spreche daher von potentieller Distinktivität.
Als Einwand gegen die vorgestellte Analyse könnte vorgebracht werden, daß Verbalisierung
grundsätzlich zu Distinktivität führen würde, jedes Ideophon also im Prinzip in beide Klassen
fallen könnte und die Unterscheidung somit schwammig wäre. Hiergegen kann aber
argumentiert werden, daß es Ideophone gibt, bei denen die Einteilung keinerlei Schwierigkeit
bereitet. Ein klar distinktives Ideophon ist das in mehreren Beispielen gesehene s7¸r¸l s¸7 r¸l,
ähnliches gilt für die meisten Hydrophone. Ein Ideophon, das nicht für distinktiven Gebrauch
bestimmt ist, ist bangır bangır in B93. Es ist auf das zugehörige Verb angewiesen und somit
primär für den amplifikativen Gebrauch bestimmt. Wichtig hieran ist zudem die Erkenntnis,
daß nicht alle derivativen Prozesse gleichermaßen auf alle Ideophone angewandt werden
können.
pragmatische und die semantische Ebene hier ineinander verwoben, daher sind auch die Begriffe
nicht sauber zu trennen.
50
Unter diese amplifikative Funktion würde auch das fallen, was Klamer „added descriptive and/or
evaluative function“ nennt: „Normal referential elements are semantically simpler than expressives;
expressives [unter die auch Ideophone fallen; GJ] have and added descriptive and/or evaluative
function [...] (Klamer 1999:10). Doke spricht von „emotional content“: „It is the emotional content
of the ideophone which differentiates it [...] from other parts of speech.“ (Doke 1967:87). Dmitrijev
(1927:108), der die türkischen Lautsymbolika untersucht, nennt es ‘emotionale
Bedeutungsintension’.
Die Rolle der Ideophone im Sprachsystem 63
Der Fehler liegt in der Konstruktion einer Opposition zwischen Eindruck und Bedeutung, die
es so nicht gibt. Eine Bedeutung, die auf einem Eindruck beruht oder ihm entspricht, ist
51
Diese Feststellungen werden durch die von Schaefer formulierten Generalisierungen über die
syntagmatische Beziehung zwischen ideophonen Adverben (IA) und Verben bestätigt: „IAs require
verbs open to gradation or at least the construal of gradation.“ (Schaefer 1999:10).
52
So wird beispielsweise in Moshi 1993 (190) behauptet: „The ideophone is an independent part of
speech that is, in most cases, semantically empty but context dependent“. Die Definition in Pei 1966
läuft auf dasselbe hinaus: „An ideophone is a form that conveys an impression, not a meaning“ (Pei
1966 s.v. ideophone).
53
Elf Seiten später klingt Moshi schon weniger kategorisch, denn dort stellt er nur noch die
Behauptung auf, „that ideophones are perhaps semantically empty and that the full semantic
meaning of an ideophone is provided by the context in which it is used“. Auf Seite 210 geht der
Rückzug weiter: [...] an ideophone is often dependent on the context in which it appears“.
64 Amplifikation vs. Distinktion
trotzdem eine Bedeutung. Die Feststellung, daß Ideophone ikonisch sind, impliziert, daß es zu
einem gewissen Grade eine logisch-natürliche Motivation zwischen Significatum und
Significans gibt. Variation beim Significatum hat somit analoge Variation beim Significans
zur Folge. Da das Significatum Träger der semantischen Information ist, ergibt sich eine
Korrelation zwischen semantischer und phonologischer Variation. Die semantische Variation
kann als Austausch semantischer Merkmale beschrieben werden. Semantische Merkmale
wiederum konstituieren eine Bedeutung.
Diese Ausführungen führen ganz klar vor Augen, daß Ideophone selbstverständlich eine
Bedeutung haben. Richtig ist, daß diese Bedeutung im Falle der Ideophone oft vage ist. Doch
auch bei Ideophonen, die an einen spezifischen Kontext gebunden sind, muß Bedeutung
vorliegen, denn damit im Zusammenspiel mehrerer sprachlicher Zeichen eine neue
(komplexe) Bedeutung entstehen kann, muß jedes Zeichen bereits a priori inhärente
semantische Information in diese Begegnung einbringen.
Die adverbialen Ideophone, die ja gegenüber den adjektivisch gebrauchten in der Mehrzahl
sind, gehen dem Verb, das sie modifizieren, voraus. Daß dies für nicht-ideophone Adverbien
genauso gilt wie für ideophone, zeigen B98 und B99.
B98. Dere yavaş ak-ıyor.
TÜR Bach langsam fließ-PROG(3.SG)
„Der Bach fließt langsam.“
Die Rolle der Ideophone im Sprachsystem 65
Dabei stehen im allgemeinen Zeitadverbien vor Adverbien der Art und Weise. Dies ist damit
zu erklären, daß der Skopus von Adverbien der Art und Weise nur das Verb ist, Zeitadverbien
hingegen keinen Einfluß auf die Semantik des Verbs haben und oft auch als Satzadverbien
stehen können. Sie sind somit unabhängiger vom Verb, was sich im Türkischen im größeren
Abstand zeigt. Diese Reihenfolge gilt für ideophone (B101) wie andere (B100) Adverbien.
B100. Dere yazın/ bazen yavaş ak-ıyor.
TÜR Bach im.Sommer manchmal langsam fließ-PROG(3.SG)
„Der Bach fließt im Sommer/manchmal langsam.“ (Y.T.)
Interessanterweise führt ein Permutationstest nicht in beiden Fällen zum gleichen Ergebnis.
So ist es unmöglich, yavas7 „langsam“ vor die Zeitadverbien zu stellen, wie durch B102
exemplifiziert.
B102. *Dere yavaş yazın/ bazen ak-ıyor.
TÜR Bach langsam im.Sommer manchmal fließ-PROG(3.SG)
„Der Bach fließt langsam im Sommer/manchmal.“ (Y.T.)
Hingegen ist es möglich, das adverbiale Ideophon s7¸r¸l s7¸r¸l „plätschernd“ vor das Zeitadverb
yaz¸n „im Sommer“ zu stellen (B103).
B103. Dere şırıl şırıl yazın ak-ıyor.
TÜR Bach plätscher plätscher im.Sommer fließ-PROG(3.SG)
„Der Bach plätschert im Sommer dahin.“ (Y.T.)
Daß diese Variante zwar möglich, aber dispräferiert ist, zeigt die nur zögerliche Akzeptanz
von B104.
B104. ?Dere şırıl şırıl bazen ak-ıyor.
TÜR Bach plätscher plätscher manchmal fließ-PROG(3.SG)
„Der Bach plätschert manchmal dahin.“ (Y.T.)
Es bleibt die Frage, warum die Voranstellung von şırıl şırıl möglich, die von yavaş aber nicht
möglich ist. Liegt vielleicht eine distributionelle Abweichung im Verhalten von Ideophonen
und Adverbien allgemein vor? Die bisherige Beweislage, die dafür spricht, die Mehrheit der
Ideophone in die Klasse der Adverbien einzuordnen, ist zu stark, um durch die wenigen hier
vorgebrachten Gegenindizien falsifiziert werden zu können. Auch wenn nur für ein einziges
gewöhnliches Adverb sowie ein ideophones Adverb Permutationstests durchgeführt wurden,
bietet sich eine Erklärung für die unterschiedliche Distribution an, die nur indirekt mit der
Ideophonie zusammenhängt.
Bei der Reihenfolge der Elemente einer Äußerung spielt der Informationsfluß eine wichtige
Rolle. Der Rezipient soll zusammengehörige Informationen auch zusammen präsentiert
bekommen, eben damit er erkennt, was semantisch zusammengehört. Das Adverb şırıl şırıl
hat nun – wie yavaş auch – eine modifizierende Leerstelle. Bei şırıl şırıl sind die von dieser
Leerstelle ausgehenden Selektionsrestriktionen so streng, daß es nur mit dem Verb akmak
66 Wortartenzugehörigkeit türkischer Ideophone
„fließen“ kombiniert werden kann. Bei yavaş sind derartige Restriktionen kaum vorhanden.
Würde man zwischen yavaş und das Verb, wie in B102 versucht, ein Zeitadverb stellen, wäre
der Rezipient verwirrt. Er weiß, daß yavaş ein Verb modifiziert, erfährt aber zunächst nicht
welches. Stattdessen steht dort, wo er mit dem Verb rechnet, nämlich unmittelbar nach yavaş,
zunächst ein Zeitadverb. Wenn er dann endlich das Verb erfährt, muß er sich an das erste
Adverb zurückerinnern, um den semantischen Zusammenhang zwischen Modifikator und
Modifikatum rekonstruieren zu können. Das wäre eine pragmatisch äußerst ineffiziente
Informationsgliederung. Anders verhält es sich mit şırıl şırıl. Sobald der Rezipient dieses
adverbiale Ideophon hört, weiß er, daß wegen der Selektionsrestriktionen akmak folgen muß.
Er ist nicht darauf angewiesen, auf das Verb zu warten. Wenn es denn kommt, ist es nur noch
einmal eine Bestätigung.
Da strenge Selektionsrestriktionen nicht auf Ideophone beschränkt sind, taugen sie nicht als
Indiz dafür, daß Ideophone eine eigene Wortart wären. Gerade diese Selektionsrestriktionen
beweisen das Vorhandensein einer modifikativen Leerstelle, die konstitutiv für Modifikatoren
ist. Ist das Modifikatum ein Verb, handelt es sich beim Modifikator zwangsläufig um ein
Adverb. Somit sind Ideophone, die Verben modifizieren, Adverbien. Ideophone, die
Substantive modifizieren, sind entsprechend Adjektive. In jedem Fall sind die Ideophone des
Türkischen Modifikatoren.
besonders offensichtlich. Inwiefern diese Feststellung universale Gültigkeit hat, wird in §6.1.2
diskutiert.
Der semantische Status von Ideophonen hängt mit ihrer Beweglichkeit auf verschiedenen
Kontinuen zusammen. Zu deskriptiven Zwecken wurden die Begriffe ‘amplifikativ’ und
‘distinktiv’ eingeführt. Sie korrelieren mit den Begriffen ‘synsemantisch’ und
‘autosemantisch’, sind diesen aber zur Beschreibung der Ideophone vorzuziehen, da die
Unterscheidung ‘amplifikativ vs. distinktiv’ zusätzliche, ideophonspezifische Aspekte
beleuchtet und weniger oppositiv ist.
motivierte Kategorien können nur prototypisch definiert werden und gelten fortan als
gesetzt.54 T10 soll entsprechend einen groben Eindruck von den semantischen Domänen und
ihrer Frequenz verschaffen.
Die Ideophone haben also in vielen Fällen eine metasprachliche Funktion in dem Sinne, daß
sie menschliche Kommmunikation oder – vor allem affektive – Äußerungen beschreiben.
Normalerweise kann Sprache ja nur den Inhalt von wiedergegebener Rede vermitteln, aber
über die Umstände, die Art und Weise, die emotionale Beteiligung kann sie nur unzureichend
oder durch langwierige Umschreibung informieren. Aber gerade hiervon hängt die Dramatik
der Äußerung ab. Ideophone können hier Abhilfe schaffen, da sie eine Visualisierung der
geschilderten Situation unterstützen. Dies gilt auch für die Beschaffenheit. Sie wird durch
taktile Eindrücke vermittelt, die entstehenden Geräusche sind auditive Eindrücke. Auch für
die direkte Wiedergabe dieser Eindrücke erweisen sich Ideophone als besonders geeignet.
Gleiches gilt für die durch Bewegung und Erscheinungen erzeugten visuellen Eindrücke.
Seelische und körperliche Zustände sind subjektiv und sagen etwas über den Sprecher als
Individuum. Die Wahl eines Ideophons unterstützt diesen subjektiven Charakter – denn diese
54
Im Bereich semantischer Abgrenzungen hat man oft, wie im vorliegenden Fall, mit „unscharfen
Rändern“ zu tun. Dies liegt unter anderem daran, daß (a) Sprache dynamisch ist und (b) die
kognitiven Korrelate Kontinuen sind. Zu „unscharfen Rändern“ bei Klassifikatorensystemen vgl.
z.B. Grinevald 2000: 81ff.
Die Rolle der Ideophone im Sprachsystem 69
In B105 hat also eine Konventionalisierung stattgefunden, die bei verschiedenen Ideophonen
unterschiedlich stark ist. Bei mırın kırın ist sie besonders ausgeprägt. Unter einer Konvention
versteht man eine „implizite Abmachung, die als sprachliche Regel oder gesellschaftliche
Norm zur Kultur einer Gesellschaft gehört, von allen ihren Angehörigen erlernt wird und für
alle verbindlich ist“ (Linke et al. 1996:34). Bei der Konventionalisierung wird also die
Freiheit des Sprechers eingeschränkt, indem eine bestimmte Interpretation und Verwendung
eines Ausdrucks sich in der Sprachgemeinschaft durchsetzt und schließlich nur diese
Verwendung an die Nachkommen weitergegeben wird. Konventionalisierung ist demnach für
den ungesteuerten Sprachwandel das, was Normierung für den gesteuerten ist. Man kann bei
einer derart differenzierten Bedeutung sicher nicht davon ausgehen, daß hier eine bloße
Nachahmung eines Geräusches vorliegt. Es ist vielmehr naheliegend, daß das Prinzip der
Wortschöpfung durch Lautsymbolik kreativ genutzt wurde, um für ein spezifisches Konzept
ein Significans bereitzustellen. Lautsymbolik bedeutet also nicht immer und ausschließlich
die Anwendung eines ikonischen Prinzips, wonach Sinneseindrücke mit den Mitteln der
Sprache abgebildet werden, sondern auch Wortschöpfung durch Analogie zu wirklichen
(primären) Lautsymbolika. Der Unterschied zu diesen liegt im Grad und in der
Unmittelbarkeit der Motivation. Primäre Lautsymbolika beruhen auf universalen
Übereinstimmungen zwischen phonologischen und semantischen Eigenschaften, so wie sie
am besten von Marchand (1953) und Wissemann (1954) aufgeführt werden. Sekundäre
Lautsymbolika sind auf ein Sprachsystem begrenzt, somit stärker konventionell und näher
am symbolischen Pol. Sie sind aber formal den primären angepaßt und daher auf den ersten
Blick nicht von ihnen zu unterscheiden. Marchand (1953:52) nennt sie sekundär expressiv
und liefert das Beispiel pırıl pırıl (vgl. B48), das exakt die Struktur der übrigen Ideophone
nachahmt, aber auf dem Lehnwort pırlanta „Brillant“ beruht, das aus dem Italienischen
stammt. Dieses wiederum ist aus der Bezeichnung für den meergrünen Halbedelstein Beryll
entstanden, hat also an sich nichts Lautsymbolisches. Erst durch eine Art phonosemantische
Reanalyse ist es in den lautsymbolischen Wortschatz integriert worden.55 Es verhält sich nun
genauso wie der Rest dieses Wortschatzes, bildet Verben und Substantive auf dieselbe Weise
55
Dies wäre ein Beispiel für den selteneren Fall, in dem ein Sprachzeichen diachron ikonischer wird.
Daß rein konventionelle Wörter sich zu Onomatopoetika entwickeln können beschreibt auch
Grammont (1971:377).
70 Semantische Domänen
(pırıl-damak und pırıl-tı) und beteiligt sich auch an der Vokalalternation (pırıl vs. parıl),
wenn auch nicht mit demselben semantischen Effekt (vgl. §4.3.2).
Eine weitere Form des semantischen Wandels ist Metaphorisierung. Natureindrücke können
z.B. auf affektive Bereiche übertragen werden. So entstehen viele metaphorische
Bedeutungen. Marchand (1953:51) führt die Primärform coş an, die ursprünglich das
schäumende, sprudelnde Wasser stürmischer See oder eines reißenden Flusses beschreibt und
mittels Metaphorik dann mit „aufschäumender Freude“ assoziiert wurde.
56
Ottenheimer&Primrose (1989:79) weisen darauf hin, daß in einem ShiNzwani-Korpus (Bantu) die
männlichen Informanten viel häufiger Ideophone gebrauchten. Dies korreliert auffällig mit der
Beobachtung, daß sich Frauen oft ‘gewählter’ ausdrücken und Kraftausdrücke vermeiden (Linke et
al. 1996:320). Auch wenn die männliche Präferenz für Ideophone erst noch für andere
Sprachgemeinschaften überprüft werden muß (Moshi [1993:205] kam zu anderen Ergebnissen), ist
dies ein weiteres Indiz dafür, daß Ideophone den unteren Sprachregistern angehören.
Die Rolle der Ideophone im Sprachsystem 71
Produktion und Rezeption. Diese Verzögerungen wirken bremsend auf Emotionen. Zudem
sind die Register je nach Medium andere, denn beim unkontrolliert-spontanen Sprechen sind
die Register ‘umgangssprachlich’, ‘derb’, ‘vulgär’ und ‘obszön’ überrepräsentiert (vgl.
Meißner 1992:5-12). Einfacher ausgedrückt: Schriftsprache ist formaler, darum sind dort
Ideophone seltener.
Emotionale Sprache ist besonders bildhaft, denn auch die gestische Begleitung nimmt
entsprechend zu. Ideophone sind also so etwas wie „gestische Wörter“, die die
Ausdrucksstärke erhöhen. Oft werden Ideophone daher von Gesten begleitet (Childs
1994:196, Kunene 1978:12 und Moshi 1993:201) und in Sprachen ohne Ideophone wird
dieser Mangel sogar durch Gesten kompensiert (Childs 1989:57). Wenn Ideophone Gesten
auf der phonologischen Ebene sind, wird auch deutlich, warum sie ikonisch sein müssen.
Anscheinend ist der semiotische Status von Gesten derselbe wie der von Lautsymbolika.
Gesten sind ikonisch oder indexikalisch, insofern sie die Wirklichkeit abbilden. Viele Gesten
sind aber auch kulturspezifisch und somit konventionalisiert.57
Ideophone können entsprechend ihrer Bezeichnung Ideen, also gesamte komplexe Situationen
abbilden oder evozieren. Sie verleihen einer Erzählung Lebendigkeit und Farbe und schaffen
beim Zuhörer die Illusion einer sinnlichen Wahrnehmung des Ereignisses (Kunene 1978:13).
Dies schließt nicht aus, daß sowohl Sprecher als auch Zuhörer unmittelbaren Zugang zu der
dargestellten Situation haben. Im allgemeinen kommen Ideophone nur in Deklarativsätzen
vor, da hier die Expressivität am größten ist. Die narrative Verwendung kann gewissermaßen
sogar als diskursstrukturierend beschrieben werden, da sie bestimmte Teile des Diskurses
hervorstechen läßt. In einem Spielfilm können Hintergrundmusik und „Bühnenbild“ die
Dramatik steigern, ohne daß sie zur Schilderung der Handlung beitragen. Da die orale
Präsentation aber keine musikalischen oder optischen Hilfsmittel zur Verfügung hat, muß sie
hierfür sprachliche Mittel einsetzen. Diese können in unterschiedlicher Weise
konventionalisiert, d.h. mehr oder weniger formal und semantisch normiert sein. Konrad
schreibt hierzu:
... ideophones are ... literary devices used to heighten dramatic tension, to accentuate
certain actions and to draw attention to certain images and deemphasise others ...
Ideophones are in effect an enormously affective and efficient tool performers have at
their disposal to develop the privileged relationship shared between narrator and
audience in a culturally defined context. (Konrad58 apud Ameka 1999:3)
Es scheint ein Konsens feststellbar zu sein, was die pragmatische Funktion der Ideophone
betrifft. So beschreibt auch Kilian-Hatz im Einklang mit Konrad den Einsatz der Ideophone
zur Konsolidierung des Sprecher-Hörer-Verhältnisses:
Ideophones are part of a narrative language register which I call performative [...] Their
dramaturgic function is to be the live performance itself and thus to involve both
speaker and hearer. [...] They are basically one-word-sentences of direct speech. In this
speech, animals, natural phenomenas, actions, and metaphorically more abstract
concepts get a chance to speak. (Kilian-Hatz 1999:1)
57
Ein Beispiel für eine Geste, die ikonisch und konventionell zugleich ist, ist das Heranwinken von
Personen im deutschen und türkischen Kulturkreis. Im deutschen zeigen die Finger beim Winken
nach oben, im türkischen nach unten. Kopfnicken und Kopfschütteln werden im ehemaligen
osmanischen Herrschaftsbereich genau andersherum gebraucht, wenn auch das Schütteln und
Nicken in Details vom nordeuropäischen abweicht. Illustrationsmaterial für konventionelle Gesten
im Französischen liefert Meißner 1992:193-200.
58
Konrad, Zinta 1994, Ewe comic heroes: trickster tales in Togo. New York: Garland: 108. non vidi
72 Pragmatischer Anwendungsbereich der Ideophone
Die ikonische Komponente beschreibt sie als direkte Rede. Dies kann in Analogie zum Film
so interpretiert werden, daß der Film die Szenerie direkt abbilden kann, während die
Erzählung sie im allgemeinen nur beschreiben kann, wobei das Beschriebene dann in der
Vorstellung des Hörers rekonstruiert werden muß. Mit Hilfe der Ideophone kann nun auch die
Erzählung Ereignisse „direkt“ abbilden, was die Rekonstruktion – oder mit anderen Worten
die Verbildlichung – erleichtert, da bereits die sprachliche Form bildhaft ist.59 Insofern ist die
Wertung als direkte Rede recht anschaulich, zumal eine interessante Anmerkung in Alpher
1994 (170) in dieselbe Richtung geht. Danach seien in vielen australischen
Sprachgemeinschaften Ideophone die einzigen Wörter, die auch in der Zeichensprache
gesprochen würden. Während also alle Zeichen das Medium wechseln, bleiben die Ideophone
davon unberührt, was ihren „außersprachlichen“ Charakter unterstreicht. Auch andere
Autoren haben sich über den Außenseiterstatus der Ideophone im Sprachsystem gewundert
und daraus weitreichende Konsequenzen gezogen. Awoyale und Diffloth gehen daher noch
weiter in ihrer Einschätzung dieser Sonderrolle:
We believe that the ideophones represent another pattern of activation of the human
language to create two language codes in one language. (Awoyale 1999:17)
[...] it is not sufficient to say that expressives form a distinct basic part of speech: they
actually constitute a parallel sublanguage grafted on, and parasitic on, the conventional
one. (Diffloth 1994:108)
Diese Ansicht ist sicher die radikalste, da sie die Ideophone vollkommen aus dem restlichen
Sprachsystem ausgrenzt. Es wurde jedoch in §2.2.2 gesagt, daß zwischen Ikonizität und
Symbolizität ein Kontinuum besteht. Der ideophone Kode oder ein solches Subsystem der
Sprache könnte nun dem ikonischen Pol zugeordnet werden. Es wäre zugleich dem
lautsymbolischen Anteil der Sprache zuzuordnen, der dem arbiträren vorausgeht. Dabei
handelt es sich aber um verschiedene semiotische Prinzipien und weniger um separate Kodes.
Diese Prinzipien sind jeweils zu unterschiedlichen Teilen wirksam, eine klare Trennlinie kann
zwischen ihnen nicht gezogen werden, was zu besagtem Kontinuum führt. Bei den
Ideophonen von einem parallelen parasitären Subsystem zu sprechen, würde das arbiträre
Prinzip in der Sprache überbewerten und Lautsymbolik als Abweichung charakterisieren. Die
ikonischen Strukturen in ihrer Gesamtheit bilden aber das Gerüst, in das arbiträre Strukturen
eingebettet sind. Zwischen den genannten Prinzipien besteht also keine Konkurrenz, wie
durch die Annahme paralleler Subsysteme suggeriert wird, sondern Komplementarität. Es
wäre daher falsch, Ideophone aus dem Sprachsystem auszugrenzen. Sie stellen vielmehr eine
Ergänzung des Lexikons dar und sind syntagmatisch mit den anderen Elementen der Sprache
verknüpft, weshalb sie auch mit traditioneller grammatischer Terminologie beschrieben
werden können und unter anderem bestimmten Wortarten zuzuordnen sind.
Nichtsdestoweniger wird durch die Hervorhebung der besonderen semantischen und
pragmatischen Funktionen von Ideophonen die Behauptung bekräftigt, daß die Ideophonie
kein marginales Phänomen, sondern ein konstitutiver Bestandteil vieler Sprachen ist.
59
Bereits in §2.1.7 wurde beschrieben, daß Lautsymbolik die Dekodierung beschleunigt.
6 TYPOLOGISCHER STATUS DER IDEOPHONIE
6.1 Ideophone Strukturen in anderen Sprachen
6.1.1 Allgemeines
Wie in §2.2.1 erwähnt, wurde der Terminus ‘Ideophon’ zuerst für afrikanische Sprachen
verwendet. Ein vergleichbares Inventar solcher expressiver Ausdrücke gibt es aber in
zahlreichen areal und genetisch voneinander unabhängigen Sprachen. Bekannt hierfür sind
vor allem das Koreanische und Japanische, aber auch das Malaiische, dann australische und
amerindische Sprachen. In indo-europäischen Sprachen scheint Ideophonie hingegen wenig
ausgeprägt zu sein. Zu fragen bleibt, und dies kann an dieser Stelle leider nicht beantwortet
werden, ob es in den nicht-indo-europäischen Sprachen Europas Ideophone in größerer Zahl
gibt. Diese Frage ist schon deshalb interessant, weil Sprachen wie Baskisch, Finnisch und
Ungarisch sich typologisch stark von den umgebenden Sprachen unterscheiden, aber
jahrhundertelang in Kontakt mit diesen standen und somit auch von ihnen beeinflußt worden
sind. Arabisch, das lange Zeit eine dominante Rolle in der islamischen Welt gespielt hat, hat
keine Ideophone (Olmstedt Gary; Gamel-Eldin 1982:131), obwohl es in Kontakt stand mit
vielen Sprachen, die über Ideophone verfügen. Eine interessante Kontaktsituation findet man
auch in Indien, wo drawidische Sprachen mit indo-arischen zusammentreffen (Tamil hat z.B.
Ideophone [Asher 1982:242f.]). Möglicherweise gab es hier Entlehnungen aus einer
Sprachfamilie in die andere, entweder von Formen oder auch nur des Prinzips. Ebenso
ergiebig dürfte die Kontaktsituation Türkisch-Kurdisch sein, wo zudem Zweisprachigkeit und
Diglossie stark verbreitet sind, so daß der Sprachkontakt schon innerhalb der Sprecher
stattfindet. Man könnte anhand derartiger Konstellationen Erkenntnisse darüber bekommen,
ob für Ideophone, die ja zum lautsymbolischen Wortschatz zählen, besondere Mechanismen
der Entlehnung gültig sind. Daß solche Entlehnung nicht unüblich ist, zeigen slawische
Sprachen, die bestimmte Prinzipien der Reduplikation wohl aus Turksprachen entlehnt haben
(Jakobson; Waugh 1987:200).
Formen, Strukturen, Konstruktionen und Funktionen sind im Bereich der Ideophonie stark
universalistisch. In vollkommen unverwandten Sprachen, die nie miteinander in Kontakt
standen, finden sich erstaunliche Parallelen. Jede einzelsprachliche Untersuchung in diesem
Bereich ist für die typologische Forschung nützlich, und umgekehrt kann dieser Bereich in
einer Sprache nicht angemessen beschrieben werden, wenn nicht klar ist, welche Erkenntnisse
für Ideophone allgemein in den Sprachen der Welt gelten und welche für diese eine Sprache
spezifisch sind. Der typologische Vergleich läßt vieles einleuchtender erscheinen,
Regularitäten erkennen und bewerten. Daher soll nun ein Blick auf die Ideophone anderer
Sprachen geworfen werden. Dabei wird deutlich, daß es einerseits viele Übereinstimmungen
gibt, andererseits aber wichtige Unterschiede existieren.
Ideophone im Türkischen ist also nicht weiter erstaunlich, wenn auch auffällt, daß viele
Ideophone auf eine einzige der beiden Verwendungsweisen festgelegt sind. Dies scheint aber
semantisch erklärbar, da im Bereich der Ideophonie Dynamizität eine wichtige Rolle spielt.
Ideophone, die auf hochdynamische Situationen referieren, können nur schwerlich
adjektivisch gebraucht werden (vgl. §4.4.3).
Es wurde an vielen Stellen deutlich, daß der modifikative Status der Ideophone kein Zufall
sein kann, sondern eine funktionale Erklärung hat. Das wichtigste Argument ist die
amplifikative Funktion, die alle Ideophone erfüllen. Dies dürfte nicht nur für das Türkische,
sondern für alle Sprachen mit Ideophonen gelten, da ihre pragmatische Funktion universal
ähnlich ist. Ideophone können aber nur dann ihre amplifikative Funktion erfüllen, wenn sie
ein entsprechendes Amplifikatum haben. Welche andere syntagmatische Beziehung sollte zu
einem solchen bestehen, wenn nicht eine modifikative? Prinzipiell kämen zwar auch Rektion
und Juxtaposition infrage. Doch verfügen die Ideophone erstens über eine Leerstelle, die sich
durch Selektionsrestriktionen bemerkbar macht (§4.5). Zweitens ist in einer Kollokation aus
Ideophon und Verb nur letzteres obligatorisch. Das Ideophon ist also ein Dependent des
Verbs mit einer Leerstelle für selbiges und somit ein Modifikator.
In den meisten Sprachen ist dies auch belegbar, wobei jedoch einige Ausnahmen zu erwähnen
sind. Im Somali sind Ideophone feminine Substantive (Salaad Dhoorre; Tosco 1998:129), im
Südsotho sind sie den Verben am nächsten, was man unter anderem daran erkennen kann, daß
sie transitiv oder intransitiv sein können (Kunene 1978:32). Insgesamt scheint die Situation in
Afrika recht heterogen zu sein, was sogar dazu führte, daß vorgeschlagen wurde, Ideophone
gleich als eigenständige Wortart zu klassifizieren. Eines der Kriterien wären distributionelle
Besonderheiten der Ideophone, die sie von anderen Wortarten, wie etwa Adverbien
unterscheiden. So findet man selten Ideophone in negierten Aussagen60, und auch in Neben-
und Imperativsätzen kommen sie nicht vor61. In §4.4.3 wurde zudem erläutert, daß Ideophone
nicht bei der Komparation eingesetzt werden können.
Die genannten Einwände stehen einer Zuordnung der Ideophone zu bereits vorhandenen
Wortarten jedoch nicht zwingend im Wege. Es ist nicht erforderlich, daß alle Mitglieder einer
Klasse exakt dasselbe syntaktische Verhalten zeigen. So weisen Modalverben im Deutschen
einige Besonderheiten auf, wie die, daß sie Verben im Infinitiv ohne die Präposition zu
anschließen. Auch ihre Flexion ist auffällig, da sie in der 3. Person Singular Präsens nicht die
Personalendung -t annehmen. Trotz dieser Abweichungen gelten sie als Verben, wenn sie
auch nicht dem Prototyp dessen entsprechen, was man sich unter einem Verb vorstellt.
Bei den Ideophonen bietet sich eine ähnliche Vorgehensweise an. Sie lassen sich in vielen
Sprachen als Adverbien einstufen, doch sie entsprechen in keiner Sprache dem prototypischen
Adverb. Abweichungen vom Prototyp lassen sich durch semantische und pragmatische
Besonderheiten erklären. Ideophone lassen sich deshalb nicht negieren, weil sie weniger der
Information, sondern primär der Amplifikation dienen. Daß sie nicht in Imperativsätzen und
gesteigert vorkommen hängt auch damit zusammen, daß Ideophone eine Wahrnehmung
unmittelbar wiedergeben, während Komparation und imperative Sprechakte schlicht andere
Funktionen haben.
Ideophone sind demnach eine Subklasse der Modifikatoren. Diese Feststellung gilt, wie
bereits erwähnt wurde, nicht für alle Sprachen. Trotz aller Ähnlichkeiten zeigen Ideophone in
verschiedenen Sprachen unterschiedliches syntaktisches Verhalten. Eine rundum
60
Auf diesen Punkt wird z.B. in Diffloth (1994:108) hingewiesen.
61
Diese Erkenntnis stammt aus Alpher (1994:169).
Typologischer Status der Ideophonie 75
befriedigende Klassifikation kann somit sowieso immer nur für eine Sprache gelten.62
Interessanterweise ist das Verhalten der Ideophone in verschiedenen asiatischen Sprachen
aber ähnlich. Sowohl im Türkischen, als auch im Koreanischen, Tamil und Japanischen sind
sie primär modifikativ. Das mag einerseits mit der typologischen Ähnlichkeit dieser Sprachen
zusammenhängen, andererseits mit universalen Tendenzen im Bereich der Ideophonie
erklärbar sein. Beispiele für analoge Konstruktionsmöglichkeiten mit Ideophonen in
verschiedenen Sprachen werden noch zu sehen sein.
Schließlich darf bei der Diskussion um Wortartenzugehörigkeit in typologisch verschiedenen
Sprachen aber auch nicht nicht vergessen werden, daß sie grundsätzlich problematisch ist.
Letztlich kann höchstens für eine bestimmte Sprache wie das Türkische festgestellt werden,
daß Ideophone modifizieren und somit Adverbien oder Adjektive sind und daß Verben und
Substantive von ihnen abgeleitet werden können. Ein Afrikanist – und die meisten
Publikationen über Ideophone stammen von solchen – wird in „seiner“ Sprache andere
Kriterien anwenden, um überhaupt Adverbien und Adjektive zu definieren. Die Diskussion
um Wortarten wird von der Morphologie der einen Sprache beflügelt, von der Morphologie
einer anderen aber geradezu unmöglich gemacht. Man darf in diesem Zusammenhang auch
nicht vergessen, daß die Idee der Wortarten auf europäischem Boden entstanden ist und
Sprachen wie Latein und Altgriechisch zum Vorbild hatte. Wäre die Linguistik in Vietnam
entstanden, würden wir fremde Sprachen sicher mit anderen Kategorien beschreiben.
6.1.3 Phonologie
6.1.3.1 Vokale
Da Ideophone nahe am ikonischen Pol stehen, lassen sich an ihnen Gesetzmäßigkeiten im
Bereich der Lautsymbolik erkennen. Besonders deutlich wird dies am Beispiel der Vokale,
wo Alternationen semantische Nuancen zum Ausdruck bringen. In §4.3.2 wurde gezeigt, daß
in türkischen Ideophonen geschlossene Vokale, darunter hauptsächlich ¸, schwächere
Eindrücke und geringere Intensität ausdrücken, offene Vokale, vor allem a, hingegen
Intensität und Heftigkeit versprachlichen. Grundlage für diese Zuordnung ist ein
artikulatorischer Symbolismus, bei der größerer oraler Hohlraum Größe in der Wirklichkeit
abbildet, vor allem aber die unterschiedlichen Frequenzen, die mit Resonanzeigenschaften der
Geräuschquellen zusammenhängen. Akustische Eigenschaften können wiederum mit
Beschaffenheit und Form in Verbindung gesetzt werden, so daß auch nicht-akustische
Denotata in diesen „Größensymbolismus“63 einbezogen werden können. Doch bisher wurde
der Größensymbolismus nur an türkischen Daten sichtbar gemacht. Um typologisch relevante
Aussagen machen zu können, müssen ähnliche Tendenzen auch in anderen Sprachen
erkennbar sein. Auch das Deutsche liefert hier passende Beispiele (B106 vs. B107). Es
handelt sich dabei zwar um Verben, aber der Symbolismus ist ähnlich wie in den türkischen
Ideophonen.
62
Diese Einschränkung wird auch von Childs (1994:187) hervorgehoben.
63
Der Begriff „magnitude symbolism“ stammt von Lee (1992:175).
76 Ideophone Strukturen in anderen Sprachen
64
Die Idee stammt aus Demircan (1997:197)
65
Auf ähnliche Weise wird z.B. das Farbspektrum in den Sprachen der Welt eingeteilt (Comrie
1989:37f.).
66
Dies ist im übrigen in der Phonologie grundsätzlich so. Während [e:] und [E:] in der genormten
Lautung des Deutschen in Opposition stehen (Beeren vs. Bären), sind es in einigen regionalen
Typologischer Status der Ideophonie 77
werden können, um Wörter wie glickern oder girgeln zu bilden, ist spezifisch für diese
Sprache, aber kein Hindernis für Lautsymbolik. Auch im Türkischen ist Alternation nicht
immer möglich.
Es gibt ein weiteres Argument für diese Erklärung: Genauso wie es auf dem Kontinuum
neutrale Bereiche gibt, die zwischen den beiden Polen liegen, gibt es in der Lautsymbolik
neutrale Vokale, die hinsichtlich des Größensymbolismus nicht distinktiv sind. Im Türkischen
kämen ü und e hierfür in Betracht. So wie das perzeptuelle Intensitätskontinuum zum Zwecke
der Opposition auf seine Pole reduziert wird, wird das Vokalsystem des Türkischen auf seine
„Extreme“ a und ı reduziert.
Aus dieser Argumentation folgt die Erkenntnis, daß das Prinzip der Korrelation semantischer
und phonologischer Merkmale in der Lautsymbolik universal ist, die konkreten
Entsprechungen aber sprachspezifisch sind. Nicht alle Vokale müssen bei der Lautsymbolik
in Opposition zueinander stehen. Welche Vokale eine Opposition ausdrücken, wird von
Sprache zu Sprache konventionell geregelt. Auch die Parameter müssen nicht in einer
bestimmten Richtung miteinander korrelieren. Konkret bedeutet dies, daß zwar viele
Sprachen hohen Öffnungsgrad mit Größe und Intensität assoziieren, andere Sprachen dies
aber genau andersherum handhaben. Dies läßt sich am Beispiel der Ideophone einiger
asiatischer Sprachen illustrieren. Dort korreliert Größe des Objekts mit abnehmendem
Öffnungsgrad der Vokale. Diffloth führt für das Bahnar (Mon-Khmer, Vietnam) folgende
Tabelle an (nach Diffloth 1994:112), hier als T11 abgebildet:
„RIESIG“ ii uu i u
„GROß“ ee oo e o
„KLEIN“ EE OO E O
Diffloth meint, die Beziehung /i/=‘klein’ sei genauso ikonisch wie die Beziehung /i/=‘groß’,
nur die Bezugsgrößen seien andere. Es scheint sich dabei um eine Feststellung mit arealer
Gültigkeit zu handeln. So findet man im Koreanischen ähnliche Entsprechungen. Dort gilt die
in T12 illustrierte Zuordnung (nach Lee 1992:103):
Varianten Allophone. Im ersten Fall wird bei einem bestimmten Öffnungsgrad eine phonologische
Grenze gezogen, im zweiten Fall ist diese Grenze aufgehoben.
78 Ideophone Strukturen in anderen Sprachen
„GROß“ i Ë)67
È (Ë u
e Ø (∏
∏)
„KLEIN“ o
œ a
Es mag überraschen, daß all die zuvor vorgebrachten Argumente bezüglich Frequenz und
Resonanzeigenschaften großer Objekte sich in den Ideophonen dieser asiatischen Sprachen
nicht bestätigt finden. Dies muß nicht bedeuten, daß diese Begründungen falsch sind, sie
werden im Koreanischen und im Bahnar nur nicht berücksichtigt. Für das Türkische und viele
andere Sprachen treffen sie zu, für das Koreanische und Bahnar gelten hingegen andere
Bezugsgrößen. Als eine solche Bezugsgröße käme das Zungenvolumen in Betracht: Bei der
Artikulation geschlossener/hoher Vokale belegt die Zunge ein viel größeres Volumen im
Mund als bei offenen/tiefen Vokalen (Diffloth 1994:113). Da die Zunge bei geschlossenen
Vokalen weiter vorne zum Einsatz kommt, ergibt sich zudem ein größerer pharyngaler
Hohlraum. Man könnte die Argumentation in diese Richtung fortführen und eine
Entsprechung zwischen der Größe des pharyngalen Hohlraums und Größe des Denotatums
postulieren.68 Diese Entsprechung wäre dann genauso ikonisch wie die, die den oralen
Hohlraum als Bezugsgröße nimmt.
6.1.3.2 Konsonanten
§4.3.3 hat für das Türkische Entsprechungen zwischen semantischen Domänen und
bestimmten (assoziativen, ikonischen, expressiven) Konsonanten aufgeführt. Um diese
Argumentation zu stützen, wäre es interessant zu erfahren, ob es ähnliche Erkenntnisse für
andere Sprachen gibt. Rubino (1999:1) führt semantische Beschreibungen für Konsonanten in
Ideophonen des Ilocano (Nördliche Philippinen) auf. Auch das Didinga, das im Südsudan
gesprochen wird, ist eine Sprache, in der ansatzweise ikonische Beziehungen zwischen
Konsonanten und der Bedeutung der jeweiligen Ideophone bestehen. So scheint es eine solche
Beziehung zwischen den stimmlosen Okklusiven und dem semantischen Merkmal
[+Zusammenstoß] zu geben, wie z.B. in kuk „Auftreffen auf dem Boden“ oder puk „Geräusch
von etwas, das auf etwas Weiches stößt“. Ebenso drückt der labiale Frikativ Geschwindigkeit
aus, wie in vuu „Fluggeräusch“, was sich mit dem für das Türkische Gesagten decken würde.
Es scheint jedoch, daß derartige ikonische Beziehungen schwierig und nur in Einzelfällen zu
finden sind (Jong 1999:6). Deutlicher sind sie im Yoruba erkennbar. Am Beispiel der
konsonantischen Basis r-g-d-, in die verschiedene Vokale an die Stelle der Striche eingebaut
werden, wodurch man eine große Zahl ähnlicher Ideophone erhält, führt Awoyale
folgendermaßen aus (Awoyale 1999:10):
While the front vowels tend to characterize the internal composition, the back vowels
characterize the external appearance. [...] The skeletal base can be assigned the invariant
67
Für das Koreanische sind verschiedene Transliterationssysteme im Umlauf.
68
Diese Argumentation findet sich z.B. bei Lee (1992:227).
Typologischer Status der Ideophonie 79
value of ‘round, roundish or curved shape’ [...] On the whole, it is the skeletal
consonantal base which identifies the physical identity before all other associated
meanings come into the picture. Based on this small evidence we think it is feasible
therefore to attempt to attribute meanings to all potential consonantal strings in
ideophones [...]
Es läßt sich zu diesem Punkt zusammenfassend sagen, daß gewisse ikonische Beziehungen
zwischen phonetischen und semantischen Merkmalen der Ideophone nicht zu leugnen sind.
Eine genaue Übereinstimmung wird nur schwer zu finden sein: Ikonizität ist ein Prinzip, das
stets nur in Ansätzen in der Sprache zu finden ist. Es gibt aber viele Fälle, in denen
Konsonanten für bestimmte semantische Bereiche prädestiniert sind. Ein offensichtlicher Fall
sind finale Okklusive für abrupt abbrechende Geräusche. Gleiches gilt für die Längung von
Frikativen oder Vibranten zum Ausdruck von länger anhaltenden Geräuschen.69 Und die
labialen Frikative eignen sich besonders für Luftbewegungen, wie Pusten, Wind oder
Luftwiderstand.70
69
Für das Türkische wurden die Beispiele foşş und fışş angeführt (siehe §4.4.4). Ähnliches gibt es in
afrikanischen Sprachen (Childs 1994:193).
70
Grammont (1971:390) ordnet ihnen die Eigenschaft des Hauches zu („valeur de souffle“).
80 Ideophone Strukturen in anderen Sprachen
In B109 kommt das Ideophon va| zusammen mit dem davon abgeleiteten Verb vara!n vor.
B108 stellt eine analoge türkische Konstruktion gegenüber.
B108. Göz-ler-i tıpkı bir güneş gibi pırıl pırıl pırıl-d-ıyor.
TÜR Auge-PL-POSS.3 genau eins Sonne wie strahl strahl strahl-VR-PROG(3.SG)
„Seine Augen strahlen genauso wie eine Sonne.“ (Y.T.)
B109. a-va
a|an! na!WalaWalla mo|o!k no!Vo! va
a| .
DID PFV-zerbrech:3.SG Ring:NOM Schaft nur brech
„Der Ring zerbrach den Schaft mit einem Knacken.“ (Jong 1999:3)
Andere Ideophone werden hingegen mit Vollverben kombiniert. Dabei können Verb und
Ideophon dieselbe Bedeutung tragen, wie für das Türkische durch B114 exemplifiziert. Das
Ideophon trägt keine neue Information, sondern verstärkt lediglich das Hauptverb. Für das
Didinga wird dies durch B115 und für das Koreanische durch B116 gezeigt.
B114. Nil-i tekrar kaybet-mek ihtimal-i-nden
TÜR Nil-AKK wieder verlier-INF Wahrscheinlichkeit-POSS.3-ABL
tir tir titr-iyor-du-m.
zitterzitter zitter-PROG-PRT-1.SG
„Ich zitterte vor Angst angesichts der Wahrscheinlichkeit, Nil wieder zu verlieren.“
(TDK 1988 s.v. tir tir)
B115. a-∫
∫ar! it1 UDU|-I noVo!71 DDa| DDa|.
DID IPFV-zitter:3 Hund-NOM nur zitter zitter
„Der Hund zittert fürchterlich.“ (Jong 1999:4)
Eine andere Gruppe von Ideophonen spezifiziert das Vollverb, indem sie auf die Frage
antwortet „In welcher Art und Weise genau?“. Als Beispiel für das Türkische mag hier B117
gelten. Dem entspricht im Didinga B118 und im Koreanischen B119.
B117. Musluk açık kal-mış, şırıl şırıl ak-ıyor.
TÜR Wasserhahn offen bleib-Q/I plätscher plätscher fließ-PROG(3.SG)
„Der Wasserhahn ist nicht zugedreht, er läuft ruhig vor sich hin.“ (TDK 1988 s.v.
şırıl şırıl)
71
noVó scheint quotative Funktion zu haben, da es oft Ideophonen vorausgeht. Jong glossiert es mit
„just“.
82 Ideophone Strukturen in anderen Sprachen
Schaefer führt diese unterschiedliche Verteilung von Information auf verschiedene Wortarten
darauf zurück, daß Englisch und Emai unterschiedlichen Sprachtypen angehörten. So sei
Englisch eine Sprache, in der Art und Weise oder Intensität zusammen mit Bewegung im
Verb kodiert würden. Hingegen gehöre Emai zu einem Sprachtyp, der nicht Art und Weise
oder Intensität im Verb ausdrücke, sondern – im Falle der Bewegungsverben – nur
Bewegung und Richtung.72 Wenn erstere Information nicht im Verb ausgedrückt werden
könne, so schließt Schaefer (1999:11), dann müsse das Verb einen Satelliten zu sich nehmen,
wo diese Information dann kodiert werden könne.
72
Auch in Talmy 1985 wird beschrieben, wie Informationen in verschiedenen Sprachen auf die
Elemente im Satz verteilt werden. Allerdings werden dort die Ideophone nicht berücksichtigt.
Typologischer Status der Ideophonie 83
Wie aus den Übersetzungen in B121 ersichtlich ist, gehört das Deutsche in dieser Hinsicht
demselben Sprachtyp an wie das Englische. Interessanterweise scheint das Türkische dem
Emai-Sprachtyp anzugehören, wenn Schaefer mit seiner Generalisierung recht hat.
Während also eine Gruppe von Sprachen expressive Verben nutzt, bevorzugen andere
Sprachen Ideophone, wobei das hinsichtlich Expressivität neutrale Verb dasselbe bleiben
kann. In B124 wird dieser Sachverhalt noch einmal illustriert.
B123. Su kayn-ıyor.
TÜR Wasser koch-PROG(3.SG)
„Das Wasser kocht.“
Anhand der gezeigten Beispiele kann man also einige Generalisierungen wagen: Es gibt zwei
Typen von Sprachen – wobei es möglicherweise Übergänge gibt –, die sich hinsichtlich der
Verteilung semantischer Informationen auf die Satzstruktur unterscheiden. Es gibt einerseits
Sprachen, die im finiten Verb (dem syntaktischen Nukleus) Informationen über Art und
Weise einer Bewegung oder über die subjektive oder objektive Intensität eines graduierbaren
Situationskerns kodieren. Die semantischen Komponenten werden im Nukleus
zusammengefaßt, das Verb ist folglich semantisch hoch beladen. Englisch und Deutsch
gehören zu diesem Typ.
Es gibt andererseits Sprachen, die Informationen über Art und Weise bzw. Intensität nicht in
einer eigenen Klasse von Verben kodieren, sondern höchstens in durch Derivation
entstandenen Verben. Sie ziehen in jedem Fall die Strategie vor, diese Informationen in einem
modifizierenden Adverb unterzubringen. Soll diese semantische Komponente expressiv sein,
werden Ideophone eingesetzt. Ideophone entstehen also durch Auslagerung expressiver
Merkmale außerhalb des Verbs. Das Verb selbst trägt eine geringe semantische Last, die
Informationsverteilung ist dezentral. Türkisch, Japanisch, Koreanisch und viele afrikanische
Sprachen, die für ihren Ideophonreichtum bekannt sind, gehören zu diesem Typ.
Ideophone und expressive Verben stehen also im Sprachvergleich in komplementärer
Distribution. Die Sprachen mit einer großen Anzahl an adverbialen Ideophonen können diese
allerdings zusätzlich verbalisieren, so daß sie über eine Alternative verfügen, die andere
Sprachen nicht haben. Dieser Punkt wird in §6.4 vertieft.
73
Marchand (1953:53) kommt zu einer entgegengesetzten Schlußfolgerung: „Die türkischen
Onomatopoetika sind ein Beispiel dafür, wie relativ jung lautsymbolische Wörter im allgemeinen
sind. Sie beginnen vielfach mit Phonemen, die vom historischen Standpunkt untürkisch sind.“ Wie
aus §2.2.3 hervorgeht, teile ich diese Auffassung nicht, zumal Marchand selbst darauf hinweist, daß
„die Sprache fast nie Phoneme zum Ausdruck einer Vorstellung [erfindet], sondern mit den im
System vorhandenen Sprachlauten [operiert].“ (54)
84 Ideophone als Opfer der Sprachnormierung?
Nun mag die bloße Zuordnung der Ideophone zu einer alten Sprachstufe, ob berechtigt oder
nicht, ihr Verschwinden beschleunigt haben. Ein progressives Sprachverständnis mag die
Verdrängung als veraltet betrachteten Materials zur Folge gehabt haben. Zülfikar und
Demircan schreiben ja auch, daß die Ideophone selbst im Türkischen in der Literatur nicht
sehr angesehen sind und eher in der gesprochenen Sprache überlebt haben. Die besonderen
Bedingungen, unter denen das Türkische die letzten Jahrhunderte verbracht hat, würden gut in
diese Argumentation passen. Schließlich wurde das Türkische bis in die 20er Jahre dieses
Jahrhunderts nicht geschrieben, es wurde also auch nicht standardisiert und die Ideophone, die
in der gesprochenen Sprache nicht gefährdet waren, konnten sich somit problemlos in der
Sprache halten. Für geschriebene Zwecke wurde das Osmanische verwandt, eine Sprache mit
überwiegend türkischer Grammatik, in der jedoch der arabisch-persische Wortschatz
dominierte. Es herrschte also eine Diglossie, bei der das Türkische die Sprache des „einfachen
Volkes“ war, das Osmanische hingegen die Elitesprache (Adanir 1995:38). Erst nach der
Republikgründung im Jahre 1923 konnte sich das Türkische emanzipieren, die Einführung
des lateinisch-türkischen Alphabets 1928 leitete den Übergang vom Osmanischen zum
modernen Türkisch ein. Das Türkeitürkische wurde zu einer voll funktionsfähigen Sprache
ausgebaut, insbesondere nach Gründung des „Türkischen Sprachvereins“ (Türk Dil Kurumu)
im Jahre 1932, der für die Standardisierung und Modernisierung des Türkischen zuständig
war und ist (Adanir 1995:46). Welche Rolle die Ideophone im geschriebenen Osmanischen
gespielt haben ist irrelevant, da ohnehin nur ein Bruchteil der Bevölkerung zu osmanischen
Zeiten schreiben konnte74. Die Ideophone hätten also von der Diglossie-Situation profitiert, da
das Neutürkische erst vor kurzer Zeit zu einer Schriftsprache ausgebaut wurde. Da dieser
Prozeß in den europäischen Kultursprachen wesentlich früher einsetzte, waren die Ideophone
in diesen Sprachen dem „Modernisierungsdruck“ wesentlich länger ausgesetzt, was
schließlich zu ihrer Verdrängung geführt haben könnte.
74
Dmitrijev hat schon 1927, also zu einer Zeit, wo der Ausbau des Türkischen noch in den Anfängen
steckte, darauf hingewiesen, daß Ideophone (er nennt sie freilich ‘Mimemas’) sogar in der
Literatursprache zahlreich seien (Dmitrijev 1927:109).
Typologischer Status der Ideophonie 85
Hier wird zu Recht darauf hingewiesen, daß einige Sprachen Tausende Ideophone haben.
Dies sei der Grund dafür, die Ideophone nicht einfach als einen beliebigen Fall von
Lautsymbolik zu behandeln. Sie erfüllen in vielen Sprachen eine wichtige Funktion, in dem
sie den Sprechern ermöglichen, Wahrnehmungen für die Zuhörer anschaulich zu
versprachlichen. Es ist dabei nicht unbedeutend, daß ihre syntaktische Funktion zumeist
adverbial ist. Es wurde bereits gesagt, daß Adverbien das Verb entlasten, indem sie
Informationen enthalten, die ansonsten im Verb selbst ausgedrückt werden müßten. Nun ist
das Verb in agglutinierenden Sprachen schon Träger zahlreicher grammatischer Kategorien,
wie Tempus/Aspekt, Person, Modus etc. Auch expressive, lautsymbolische Verbwurzeln
tragen also schon grammatische Markierungen, die für eine Sprache konventionell geregelt
sind und Ikonizität im Verb einschränken. Um die Ikonizität des Verbalsyntagmas zu
erhalten, liegt es somit nahe, ihm ein lautsymbolisches Adverb zur Seite zu stellen. Es wird
allein vom Verb kontrolliert und muß keine sonstigen Funktionen im Satz übernehmen, als
das Verb zu modifizieren, sprich semantisch zu unterstützen. Diese adverbialen Formen sind
hochgradig ikonisch und können durch Veränderung ihrer phonologischen Struktur
semantische Nuancen ausdrücken.
Nun könnte man einwenden, daß auch Verben redupliziert werden könnten und auch die
Konsonanten- und Vokalalternation am Verb selbst stattfinden könnte. Schließlich erlaubt ja
auch das Türkische die Verbalisierung von Ideophonen. Die folgenden Beispiele zeigen
jedoch, daß es bei einer Verbalisierung zu einem Informationsverlust kommt. B125-B128
zeigen zunächst die Alternative zwischen Konstruktionen aus adverbialem Ideophon und
Verb und einem verbalisierten Ideophon.
B125. Elif hüngür hüngür ağl-ıyor-du.
TÜR Elif heul heul wein-PROG-PRT(3.SG)
„Elif weinte jämmerlich.“ (Y.T.)
Beim Betrachten von B125-B127 fällt auf, daß sowohl Ideophon als auch Verb verschiedene
Informationen in die Gesamtbedeutung einbringen. Die spezifische Semantik der Verben kann
in B128 nicht zum Ausdruck kommen. Außerdem soll ein Ideophon die Verbsemantik
amplifizieren und diese Funktion kann es besser erfüllen, wenn es zusätzlich zum Verb steht,
statt dieses zu ersetzen.
Die Alternative zwischen Ideophon+Verb und ideophonem Verb ist also nicht gleichwertig.
Noch klarer wird dies in B129-B130. Das adverbiale Ideophon drückt auch Nuancen beim
wahrgenommen Eindruck aus, so ob die im Verb genannte Handlung rasch, wiederholt oder
kontinuierlich ausgeführt wird. Diese Nuancen können im Verb nicht ausgedrückt werden.
Zudem steht hier auch die Verbalisierung nicht zur Verfügung: Ein Verb *lopurdamak o.ä.
existiert nicht.
86 Sprachen mit hoher vs. niedriger Ideophonizität
„Er verschlang gierig das riesige Dolma (=Gericht mit beliebiger Füllung). (Y.T.;
N.Y.)
Eine Sprache wie das Deutsche verfügt zwar über Verben wie plätschern, wimmern, mampfen
etc. Die vorangegangene Argumentation hat jedoch gezeigt, daß Ideophone ein
Instrumentarium darstellen, das nicht vollständig durch sogenannte expressive Verben
kompensiert werden kann.75 Im Deutschen stehen kaum lautsymbolische Ausdrücke zur
Verfügung, die das Verb modifizieren. Zwar gibt es Ausdrücke wie zickzack, ruckzuck,
ticktack, ratzfatz, die einige der Ideophon-Kriterien wie Reduplikation, phonologische
Auffälligkeit, modifikativen Gebrauch sowie expressive Wirkung erfüllen. Sie sind aber weit
weniger zahlreich vorhanden als in den Sprachen, in denen es ein ausgebautes System von
mindestens einigen Hundert Ideophonen gibt. Zudem dürfte es unmöglich sein, für das
Deutsche ein Paradigma wie in B129 zu erstellen. Die Alternationsmöglichkeiten sind also im
Deutschen weit weniger ausgeprägt als im Türkischen oder Koreanischen, wo die Ideophone
ein fester Bestandteil der Sprache sind. Die wenigen Ideophone des Deutschen können in
einigen Fällen zwar genauso eingesetzt werden wie im Türkischen (wie in Er hat die Arbeit
ruckzuck erledigt.), doch sind sie insgesamt marginaler zum System. Worauf es ankommt, ist
daß man Sprachen hinsichtlich Ausbau und Umfang ihres Ideophoninventars klassifizieren
und hierarchisieren kann. An der Spitze stehen Sprachen wie Türkisch und Koreanisch, wo es
mindestens einige Hundert modifikative lautsymbolische Ausdrücke mit
Alternationsmöglichkeiten und verschiedene ideophone Konstruktionen gibt. In diesen
Sprachen haben die Sprecher zudem in vielen Fällen die Alternative zwischen adverbialen
und verbalisierten Ideophonen (vgl. Shin 1999:5f.). In diesen Sprachen ist die Ideophonizität
hoch. Am unteren Ende stehen Sprachen wie Deutsch, in denen Alternationsmöglichkeiten
eingeschränkt sind und das Inventar sehr klein ist. Lautsymbolische Ausdrücke existieren fast
nur als Verben, was zu Informationsverlust führt (s.o.). Solche Sprachen haben eine niedrige
Ideophonizität.
Eine Mini-Stichprobe von sechs LDS-Grammatiken offenbarte zudem, daß in vier der
Sprachen (Quechua, Tamil, Hixkaryana, Kobon) Ideophone sehr verbreitet sind, während ihre
Existenz in den anderen zwei Sprachen (Mangarayi, Arabisch) rundum verneint wurde. Dies
deutet darauf hin, daß Sprachen auf dem Kontinuum der Ideophonizität nicht gleichmäßig
verteilt sind, sondern sich an seinen Polen sammeln. Wenn die Aussage aus §6.3 zutrifft, daß
Ideophone in vielen Sprachen im Laufe der Zeit verdrängt wurden, würde dies Beweglichkeit
auf dem Kontinuum beweisen. Sprachen könnten also in der Hierarchie absteigen. Für die
75
Ob dies auch für die Sprachen gilt, wo es prädikative Ideophone gibt (z.B. Südsotho, vgl. Kunene
1978:2f.) ist nicht sicher. Es mag mit morphologischen Besonderheiten dieser Sprachen
zusammenhängen, daß Ideophone nicht modifikativ verwendet werden.
Typologischer Status der Ideophonie 87
umgekehrte Bewegung gibt es keine Evidenz. Da das ikonische Prinzip in der Sprache älter ist
als das arbiträre und Konventionalisierung Ikonizität reduziert, ist es schwer vorstellbar, daß
ein Sprachsystem diachron seinen ikonischen Anteil erhöht.
Aus dem Gesagten drängt sich eine desillusionierende Projektion auf. Sie geht über die Frage
hinaus, ob nun alle Sprachen Ideophone haben. Zumindest deutet einiges darauf hin, daß
immer weniger Sprachen immer weniger Ideophone haben werden, sprich die Ideophonizität
global zurückgeht. Es sieht also langfristig düster aus für die Zukunft der Ideophone. Sie
gehören zu unteren Registern, die zunehmend stigmatisiert sind, und werden zudem durch die
schleichende „Desikonisierung“ der Sprache verdrängt. Dies führt wie gezeigt zu einem
Verlust an Ausdrucksmöglichkeiten. Bleibt die Frage, warum die Benutzer einer Sprache ein
sprachliches Mittel vernachlässigen sollten, das für sie eine nicht zu kompensierende
Funktion hat. Es ist aber eine Tatsache, daß Menschen vieles vernachlässigen, was für sie eine
nicht zu kompensierende Funktion hat: Bedrohte Sprachen, soziale Kohäsion, natürliche
Ressourcen und vieles mehr. Diversität nimmt in den verschiedensten Bereichen ab. Die
These mag gewagt sein: Aber warum sollten die Ideophone von dieser Entwicklung verschont
bleiben?
7 FAZIT
Die Tatsache, daß einige Sprachen Hunderte, ja Tausende von Ideophonen haben, während
dieses narrative Stilmittel in anderen Sprachen nahezu unbekannt ist, läßt vermuten, daß die
Präsenz von Ideophonen nicht zufällig ist, sondern von typologischen Eigenschaften der
Sprache abhängt. Einige Anregungen hierzu wurden gegeben. Auf andere Sprachen
angewendet, könnten sie zu sichereren Erkenntnissen führen, als es in dieser Arbeit möglich
war.
Der Status als Wortart läßt sich jeweils nur für eine bestimmte Sprache bestimmen. Während
einige Autoren darauf bestehen, daß Ideophone eine eigene Wortart, ja sogar ein eigenes
Sprachsystem darstellen, ordnen die meisten Autoren die Ideophone in die Klasse der Verben,
Substantive, Adjektive oder Adverbien ein. Der modifikative Gebrauch scheint der gängigste
zu sein, im Türkischen sind Ideophone grundsätzlich modifikativ, können aber mittels eigener
Derivationsmorphologie verbalisiert und substantiviert werden. Es deutet einiges darauf hin,
daß der modifikative Gebrauch in Asien dominiert, während afrikanische Ideophone eine
größere grammatische Heterogenität zeigen.
Oft verstärken und unterstreichen Ideophone nur die Bedeutung eines Verbs, mit dem sie in
enger syntagmatischer Beziehung stehen, ohne es ansonsten semantisch zu modifizieren, doch
gibt es auch viele Ideophone, die feine semantische Nuancen ausdrücken. Dies betrifft im
Türkische solche semantische Kategorien wie Plötzlichkeit, Dauerhaftigkeit, Heftigkeit,
Wiederholung etc. Die erste Gruppe von Ideophonen ist vorwiegend amplifikativ, während
die zweite auch distinktiv ist. Darüber hinaus führen Variationen in den Konstruktionen, die
Wahl kurzer versus langer Ideophone, quotativer oder reduplizierter, adverbialer oder
verbalisierter Formen, die Konstruktion mit Auxiliar oder Vollverb jeweils zu
unterschiedlichen semantischen Effekten.
Bei allen Autoren herrscht Konsens über die pragmatische Funktion der Ideophone. Sie sind
eine Art gestische Wörter, die eine Erzählung lebhaft, anschaulich und nachfühlbar machen.
Sie drücken Emotionen aus, sind subjektiv, weshalb die individuelle und regionale
Differenzierung hier größer ist als beim restlichen Wortschatz. Sie geben im allgemeinen
wahrgenommene Eindrücke wieder, seien sie auditiv, visuell oder taktil, und implizieren
dabei oft eine Bewertung. Dies erklärt auch, warum sie meist auf bestimmte Satztypen
beschränkt sind und schwerlich in negativen, komparativen oder interrogativen Sätzen
auftreten.
Anlaß für die Verwendung eines Ideophons ist der Eindruck selbst, den das Ideophon
versprachlicht. Das Ideophon steht damit im kommunikativen Fokus der Äußerung. Aus der
Rhetorik ist bekannt, daß wichtige Passagen am Anfang oder am Ende einer Rede stehen
sollten, da dort die Aufmerksamkeit am größten ist. Außerdem sind Anfang und Ende die
markantesten Punkte, da sie jedesmal neue Information versprechen. Der Anfang verrät,
worum es geht, stellt also eine Art Exposition oder Rahmen für das Folgende dar, das Ende
enthält die Pointe, löst auf oder schlußfolgert, verrät also das Fazit oder die Redeabsicht. Die
Mitte hingegen ist eher zweitrangig, sie zählt auf, illustriert, legt dar, begründet etc. Was in
der Rhetorik gilt, ist auch für den Aufbau einer einzelnen Äußerung wahr. Das Motiv der
Äußerung muß an einem markanten Ort untergebracht sein, also dem Anfang oder Ende nahe.
Es ist somit ein pragmatischer Verstoß, das Ideophon in einen Satz so einzubauen, daß es
zwischen anderen Wörtern untergeht, weil auf ihm gerade die Emphase liegt.
Ideophone beruhen auf Lautsymbolik, sind also ikonische Sprachzeichen. Wie alle
Sprachzeichen beruhen sie aber auch auf Konventionen und unterliegen dem Sprachwandel.
Ikonizität kann daher diachron abnehmen, während die Symbolizität zunimmt. Doch ist bei
90
wohl einen ideophonen Focus gibt, an dem prototypische Ideophone zu finden sind.76 Es ist
jetzt der richtige Moment gekommen, die Eigenschaften prototypischer Ideophone
zusammenfassen. Je mehr dieser Eigenschaften auf einen sprachlichen Ausdruck zutreffen,
desto eher handelt es sich um ein Ideophon:
1. Sie sind lautsymbolisch, was bedeutet, daß Laute, die keine Morpheme sind (sondern
bestenfalls Submorpheme), Bedeutung tragen. Anders ausgedrückt: Es gibt eine
Entsprechung phonologischer und semantischer Merkmale. Je nach dem Grad der
Ikonizität können diese Entsprechungen mehr oder weniger offensichtlich sein.
2. Da sie lautsymbolisch sind, zeigen sie phonologische Auffälligkeiten.
3. Sofern sie wiederholte oder anhaltende Eindrücke abbilden, erscheinen sie redupliziert.
Auch die Reduplikation ist somit ikonisch.
4. Sie ermöglichen, durch Alternation und Derivation semantische Nuancen auszudrücken.
5. Sie haben modifikative Funktion.
6. Sie dienen pragmatisch dazu, die Visualisierung einer Schilderung zu erleichtern, den
Zuhörer in den Bann der Erzählung zu ziehen oder eine emotionale, subjektive Einstellung
zum Sachverhalt zum Ausdruck zu bringen.
7. Sie betreffen wenige semantische Domänen. Wahrnehmungen verschiedenster Art stehen
im Zentrum.
In dieser Arbeit war viel von Kontinuen die Rede. Am Ende eines Kontinuums liegen stets die
beiden Pole. Einige Pole können nun in vereinfachter Form zueinander gruppiert werden, um
die Funktion der Ideophone noch besser zu veranschaulichen. Dabei lassen sich weitere
Gegenüberstellungen integrieren.
76
Auch Lee (1992:94) meint, daß Ideophone nur als Prototyp definiert werden können und es somit
Formen in einer Grauzone zwischen ideophonen und „prosaischen“ Wörtern gibt.
92
ikonisch symbolisch
motiviert unmotiviert → arbiträr
phylogenetisch alt phylogenetisch jung
direkte Rede indirekte Rede
gesprochene Sprache geschriebene Sprache
natürliche Sprachen versus künstliche Sprachen
untere Register obere Register
emotional rational
subjektiv-expressiv objektiv-informativ
kreativ normativ
individuell standardisiert
spontan geplant
„expressiver“ Wortschatz, z.B. „neutraler“ Wortschatz
Ideophone
T14 polarisiert zwischen verschiedenen Formen von Sprache und verschiedenen Attributen
von Sprache und menschlichen Verhaltens überhaupt. Man kann aus der Darstellung die
Schlußfolgerung ziehen, daß menschliche Sprache im Laufe der Evolution an Ikonizität
verloren hat. Das Wesen der Sprache beruhte zunehmend auf einer arbiträren, normativen
Zuordnung, so daß es nicht überrascht, daß am Ende der sprachlichen Evolution vollkommen
standardisierte künstliche, naturwissenschaftliche Kommunikationssysteme entstanden sind.
Die zunehmende Komplexität und Diversität menschlicher Lebensformen brachte
Sprachgemeinschaften hervor, in der rationales Funktionieren der Individuen, eingebettet in
gesellschaftliche Konventionen, zunehmend dominant wurde. Schriftsprache und das
Beherrschen höherer, hochgradig konventionalisierter Register wurden in großen Teilen der
Welt immer wichtiger. Doch der homo linguisticus kommuniziert nicht nur zur
Problemlösung, denn Sprache hat für ihn auch ästhetische, emotionale und soziale
Funktionen, und dies dürfte seit Urzeiten so sein. Die oft zitierten „Erzählungen des einfachen
Volkes“, in denen es ja in vielen Sprachen von Ideophonen wimmelt, vereinen diese drei
Funktionen in sich. Erzählungen müssen sprachlich ästhetisch sein, sonst wenden sich die
Zuhörer ab. Sie sind emotional gefärbt, damit die Zuhörer mitfühlen und sich in die Erzählung
hineinversetzen. Sie sind zudem subjektiv, denn der Erzähler muß sich von anderen Erzählern
abgrenzen, um sozialen Status zu erlangen. Schließlich haben solche Erzählungen eine soziale
Funktion, da sie ein gemeinsames Erlebnis darstellen und somit das
Zusammengehörigkeitsgefühl stärken. Der Mensch ist ein Rudeltier und geht ohne
Gemeinschaft zugrunde.
In vielen Sprachen steht den Erzählern ein Inventar sprachlicher Elemente zur Verfügung, die
ihnen dabei helfen, all diese Funktionen in ihren Erzählungen umzusetzen: Die Ideophone.
ANHANG
Die Auflistung basiert auf den Anhängen in Zülfikar 1995, wobei in der vorliegenden Liste nur die Formen aufgenommen wurden, die auch
durch das Türkc7e Sözlük (TDK 1988) als allgemeinsprachlich bekannt dokumentiert sind. Dadurch reduziert sich die Zahl der Formen
dramatisch, da Zülfikar viele gleichbedeutende Formen aufführt, die seltenere oder dialektale Variationen der hier aufgeführten Formen sind,
z.B. abal abal, abıl abıl, abıl dubul, abul abul, apıl apıl, apır zıpır, apul apul. Das Türkçe Sözlük führt nur die letzte Form auf. So ist es zu
erklären, daß T15 nur rund 130 reduplizierte Sekundärformen enthält, während Zülfikar noch 722 anführt. Die enorme Variation macht eine
Zählung der Ideophone schwierig. Ideophone mit Alternationen stehen in demselben Feld, sofern sie – vom Nuancenwandel durch die
Alternation selbst abgesehen – bedeutungsgleich sind. Gleiches gilt für synonyme Primär- und Sekundärformen. Die aufgeführten Kollokationen
sind keinesfalls durchgehend obligatorisch, sondern stellen oftmals nur häufige Kombinationen dar. Auxiliare und Triplikationen werden nicht
übersetzt. Die angegebenen Bedeutungen basieren auf Zülfikar 1995 und TDK 1988. Da die Ideophone Eindrücke wiedergeben und
Übersetzungsäquivalente oft nicht möglich sind, werden unter der Bedeutung zum Teil den Eindrücken zugrunde liegende Situationen
aufgeführt.
2. ap apul apul yürümek „wandern“, adv durch Übergewicht, vor allem bei Kindern, ungeschickt,
gitmek „gehen“ schwerfällig, schwankend gehend
3. ba bag*r¸s7 c7ag*r¸s7 adv (Menschen oder Tiere) laut schreiend, rufend, schwatzend
4. bad badi badi yürümek „wandern“, adv sich wie eine Ente schwankend, watschelnd fortbewegend
gitmek „gehen“, kos7mak
„laufen“
5. ban(g) bang¸r bang¸r konus7mak „sprechen“, adv (Menschen oder Tiere) laut, grob schreiend
bag*¸rmak „schreien“
6. bar bar bar bag*¸rmak „schreien“ adv wütend, laut schreiend
7. bel bel bel bakmak „schauen“ adv fix, erstaunt blickend
8. b¸c b¸c¸r b¸c¸r konus7mak „sprechen“ adv unablässig redend
9. b¸lk b¸(l)l¸k b¸(l)l¸k adj dick, fetthaltig, ölig, fleischig
10. b¸ng b¸ng¸l b¸ng¸l adj mollig, wabbelig
11. b¸t böcül böcül bakmak „schauen“ adv nach beiden Seiten schielend
12. bö bög*üre bög*üre adv schreiend
13. cam cambul adv sich in einer Flüssigkeit heftig bewegend
cumbul,
cumbul cumbul
14. can(g) cang¸l cungul adv (Tierglocke oder ähnliche Metallgegenstände) dumpf
klingend
15. car car car konus7mak „sprechen“ adv viel und laut (sprechend)
16. car carcur etmek adv aufs Geratewohl redend
17. cart cartadak, adv plötzlich und laut
cartadan
18. cart cart cart ötmek „quasseln“ adv in arroganter Weise und mit einem befehlenden Ton redend
19. cart cart curt etmek adv in prahlender, übertreibender Weise redend
20. cay cay¸r cay¸r adv schnell, heftig brennend oder reißend
21. caz caz¸r caz¸r, adv laut brennend (im Feuer, beim Braten zischend etc.)
cuzur cuzur
22. c¸r c¸r c¸r c¸r¸l c¸r¸l ötmek „quasseln“ adv unaufhörliche helle und nervige Laute von sich gebend
23. c¸rt c¸rt c¸rt adv laut beim Zerreißen von Papier oder Stoff
24. c¸v c¸v¸l c¸v¸l adv/adj 1.adv: zwitschernd 2.adv: lebhaft, bewegt 3.adj: lebhaft,
fröhlich 4.adj: unruhig, überfüllt
25. c¸y c¸yak c¸yak, bag*¸rmak „schreien“ adv ständig kreischend, mit hoher Stimme unangenehm
ciyak ciyak schreiend
26. c¸z c¸z c¸z c¸z¸r c¸z¸r adv (Essen) beim Braten brutzelnd (vor allem in Öl); (Glas, das
zerschnitten wird; Bleistifte beim Schreiben)
27. c¸z c¸z( )b¸z adj auf dem Grill gebraten
28. cum cumbadak düs7mek „fallen“ adv Geräusch eines Gegenstandes, der ins Wasser fällt,
verursachend
29. c7ag* c7ag*¸l c7ag*¸l akmak „fließen“ adv Geräusch von Wasser, das beim Fließen an Steine und
Felsen stößt
30. c7ak c7ak c7uk c7ak¸r c7ukur adv ein Geräusch ‘tschak tschuk’ von sich gebend
31. c7am c7amc7ak c7amc7ak adv Geräusch von Wasser, das in großen Mengen fließt
32. c7an c7an c7an adv 1. ein glockenähnliches Geräusch verursachend 2. laut und
ständig schwatzend
33. c7an(g) c7ang¸l c7ungul, adv klingendes Geräusch, das durch Reibung oder
c7ang¸r c7ungur Zusamenstoßen von Glas oder Metall entsteht
34. c7arp c7arp¸k c7urpuk adj total schief und krumm
35. c7at c7at pat adv/adj ursprünglich Schlaggeräusch. fig.: 1.adj: ein wenig, nur halb
2.adv: ab und zu 3.adv: Zum unpassenden Zeitpunkt
36. c7at c7at¸r c7at¸r adv 1. Geräusch von etwas Hartem, das zerbrochen, verbrannt,
herausgerissen oder zerdrückt wird 2. mit Gewalt/Druck 3.
ohne Schwierigkeiten
37. c7at c7atur c7utur adv Geräusch des Zerbrechens
38. c7¸k c7¸k¸r c7¸k¸r adv = s¸7 k¸r s¸7 k¸r
39. c7¸ld c7¸ld¸r c7¸ld¸r adv Strahlen, das Aussenden von Licht und wache Blicke in
dieser Art
40. c7¸n c7¸n c7¸n c7¸nlamak „klingen“, adv Geräusch, das dem Geräusch ähnelt, wenn auf Metall
inlemek „wimmern“, geschlagen/ gestoßen wird
ötmek „quasseln“
41. c7¸n(g) c7¸ng¸r c7¸ng¸r adv rasselnd, klingelnd
42. c7¸p c7¸p¸l c7¸p¸l adv Geräusch von Bewegungen des/im Wasser
43. c7¸r c7¸r c7¸r dönmek „sich drehen“, adv Trauer und Panik beschreibend, wenn man nicht weiß, was
c7¸rp¸nmak „zappeln“ man tun soll
44. c7¸t c7¸t diye adv leises und abbrechendes Geräusch kleiner Gegenstände, die
zerbrochen werden
45. c7¸t c7¸t¸ p¸t¸ adj klein und niedlich
46. c7¸t c7¸t¸r c7¸t¸r adv Geräusch von brennender Kohle oder Holz, zerbrechenden
Holzstäbchen u.ä., beim Verzehr von Knusprigem
47. c7¸t c7¸t¸r p¸t¸r adv/adj 1.adv: (bei Kindern) mit Leichtigkeit und niedlich sprechend
2.adj: niedlich
48. c7im c7im c7im adv lustlos
49. dan dan dan atmak „werfen“, etmek; adv grob, rüpelhaft.
konus7mak „sprechen“
50. dan(g) dang¸l dungul adv/adj 1.adj: dessen Sprache und Verhalten unhöflich ist 2. in
unhöflicher Weise
51. d¸r d¸r d¸r etmek adv in andauernder, lästiger Weise
52. ef efil efil, ifil ifil esmek „wehen“, etmek adv Flattern leichter Dinge wie Haaren und Kleidung im Wind
53. fan fanfin etmek adv in einer unverständlichen Sprache sprechend
54. fan fanfan adj/sub (jmd) dessen Sprache schwer verständlich ist
55. fart fart furt farta furta etmek adv mit unsinnigen, leeren Worten prahlend
56. fas7 fas7¸r fas7¸r adv fließen von Wasser oder anderen Flüssigkeiten in großer
Menge
57. fel fellek fellek, adv hektisch, aufgeregt, (umher)laufend
fellik fellik
58. f¸k f¸k¸r f¸k¸r adv/adj 1.adv: Zustand von Wasser, das laut kocht oder das Kochen
irgendeiner Flüssigkeit 2. adj: kokett, lebenslustig
59. f¸ld f¸ld¸r f¸ld¸r adv in schneller und andauernder Weise
60. f¸r f¸r f¸r f¸r¸l f¸r¸l dönmek „sich drehen“ adv (eine Sache) andauernd und schnell rotierend
61. f¸rt f¸rt f¸rt adv (bei Positionswechsel) andauernd, ständig
62. f¸s f¸s f¸s f¸s¸l f¸s¸l, adv 1. Geräusch einer dünnen Sache, die brennt oder von
f¸s¸r f¸s¸r Wasser, das durch ein enges Loch entweicht 2. heimliches,
leises, langsames Sprechen; Flüstern
63. f¸s7 f¸s7 f¸s7 f¸s7¸r f¸s7¸r adv Reibegeräusch von Seide oder ganz leise fließendes Wasser
64. fin(g) fingir fingir fingirdemek adv übertriebenes Reden oder Handeln
65. fis fis kos etmek adv Flüstern mehrerer Leute in Anwesenheit anderer Personen;
tuscheln
66. fok fokur fokur adv laut kochend; brodelnd
67. fos fosur fosur ic7mek „rauchen“ adv Tabak, Zigarette rauchend und dabei den Rauch sichtbar
ausatmend
68. gac gac¸r gac¸r, etmek adv unangenehmes Aneinanderreiben harter Objekte und
gac¸r gucur ähnliche Geräusche
69. g¸c g¸c¸r g¸c¸r etmek adv/adj 1. Geräusch beim Aneinanderreiben von Gegenständen 2.
blitzblank, nagelneu
70. g¸ld g¸ld¸r g¸ld¸r gitmek „gehen“, ötmek adv Rotation, Reibung, von selbst entstehende Bewegung,
„quasseln“ Schlagen, metaphorisch auch Schwatzen
71. g¸r g¸r g¸r adv für die Ohren unangenehme Reibung eines Gegenstandes auf
rauher Oberfläche und metaphorisch Schreien und Quasseln
72. g¸rc7 g¸rc7 g¸rc7 adv das Geräusch ‘g¸rc7‘ verursachend
73. g¸rt g¸rt g¸rt adv Geräusch beim Schneiden einer harten und dicken Sache
74. güld güldür güldür adv laut und schnell
75. güm güm güm gümbür etmek adv Aneinanderschlagen, auf den Boden Fallen harter
gümbedek gümbür Gegenstände; Donnern; Geräusch mit Echo
76. gür gürül gürül adv Geräusch von Flüssigkeiten, die in großen Mengen fließen
77. hald hald¸r hald¸r adv schnell und laut (rollend, sich bewegend, unverständlich
sprechend)
78. ham ham hum etmek adv Öffnen und Schließen des Mundes beim Essen und
Sprechen, z.B. unbestimmte Worte von sich gebend
79. hant hant hant ötmek „quasseln“ adv in einer lästigen Weise Verlangen nach etwas verspürend
80. hap hap¸r hap¸r, adv mit Appetit und laut essen
hap¸r hupur
81. har har har adv schnarchend, tief atmend, wütend
82. har har gür adv streitend
83. har har¸l har¸l adv ununterbrochen, unaufhörlich, mit ganzer Kraft
84. hart hartadak, adv plötzlich und fest (zubeißen, zupacken)
har(t)tadan
85. hart hart hart, ¸s¸rmak „beißen“, yemek adv kraftvoll zubeißend, schmatzend
hart hurt „essen“
86. has7 has7¸r has7¸r, adv dumpfes Geräusch beim Aneinanderreiben von harten
has7¸r hus7ur Stoffen wie Papier oder gestärktem Gewebe
87. hat hat¸r hat¸r, adv Geräusch beim Schneiden, Essen, Zerbrechen harter
hutur hutur Gegenstände
88. h¸c7 h¸c7k¸ra h¸c7k¸ra adv schluchzend
89. h¸k h¸k m¸k etmek adv versuchen, Ausflüchte vorzubringen, um sich vor einer
Arbeit zu drücken; auf eine Frage eine sinnlose,
unbestimmte Antworten geben
90. h¸m h¸m( )h¸m adv durch die Nase atmend, sprechend, schimpfend
91. h¸r h¸r¸l h¸r¸l adv aus irgendeinem Grund aus dem Rachen dumpfe Töne
artikulierend
92. h¸s7 h¸s7¸r h¸s7¸r adv Geräusch von Papier, Leder, Stoff u.ä., das aneinander
gerieben oder zerknittert wird
93. hom homur homur adv aus Wut oder Langeweile unverständliche Laute
artikulierend
94. hop hop diye adv plötzlich und schnell durchgeführte Tätigkeiten
95. hop hoppadak adv sofort
96. hor horul horul adv schnarchend
97. hot hot zot etmek adv sich hart und schlecht verhalten
98. hüng hüngür hüngür ag*lamak „weinen“ adv laut und schluchzend (weinen)
99. ¸g* ¸g*¸l ¸g*¸l adv dauerndes und lautes, aber langsames Wehen oder Fließen
100. ¸k ¸klaya s¸klaya adv mit großer Anstrengung
101. ¸lg ¸lg¸t ¸lg¸t adv (Wind und Fließen) ganz langsam
102. ¸p ¸p¸l ¸p¸l adv = p¸r¸l p¸r¸l
103. if ifil ifil adv = efil efil
104. in inim inim inlemek „jammern“ adv andauerndes Wimmern und Jammern
105. kak kak¸r kak¸r gülmek „lachen“ adv laut und andauernd (lachen)
106. kat kat¸r kutur adv/adj 1.adv: ein hartes und lautes Geräusch von sich gebend 2.adj:
hart geworden, ausgetrocknet
107. kem kem küm etmek adv irgendwelche Worte ohne offensichtlichen Sinn von sich
geben, wenn man keine Antwort zu geben weiß
108. k¸d k¸d¸m k¸d¸m adv Zerteilen, Zerschneiden, Zerkleinern eines Gegenstandes in
winzige Teile; fig: nach und nach
109. k¸k k¸k¸r k¸k¸r gülmek „lachen“ adv von Innen, laut (lachen)
110. k¸m k¸m( )k¸m almak „nehmen“, etmek adj 1. langsam, schwerfällig sprechend 2. Bei allem schwerfällig
handelnd
111. k¸m k¸m¸l k¸m¸l adv den Zustand einer sich unaufhörlich bewegenden Sache
beschreibend
112. k¸p k¸p¸r k¸p¸r adv/adj 1.adv: nicht auf der Stelle bleibend, sich ständig und
ununterbrochen bewegend. 2.adj: sehr emsig, tüchtig
113. k¸rt k¸rt k¸rt adv Zerbrechen, Zerschneiden, Abkratzen, Zerkauen, das Reiben
auf unebenen Flächen
114. k¸s k¸s k¸s adv leises Lachen, mit dem man sich lustig macht
115. k¸t k¸t¸r k¸t¸r adv 1.adj: durch vieles Kochen oder Braten hart und knusprig
geworden. 2.adv: beschreibt mit Verben wie ‘essen’,
‘schneiden’, das dabei ein Knusperlaut entsteht
116. k¸v k¸v¸l k¸v¸l adv Bewegung von Menschenansammeln, wimmelnd
117. k¸v k¸v¸r k¸v¸r adj kraus, gewunden
118. kös kös kös adv den Kopf nach vorne geneigt, ohne nach rechts und links zu
schauen, müde, traurig, nachdenklich
119. küt küt diye adv Geräusch von Schlägen auf harte Gegenstände wie Holz
120. küt küt küt adv nacheinander erfolgende Geräusche auf harte Gegenstände
121. küt kütür kütür adv/adj 1.adv: Geräusch beim Schneiden von oder Beißen in Äpfel,
Quitten, Melonen u.ä. 2.adj: was dieses Geräusch von sich
gibt, frisch, knackig
122. lâk lâk( )lak etmek adv wechselseitig, aufs Geratewohl, über Gott und die Welt
reden
123. lâng lâng¸r lungur adv 1. ein metallisches Geräusch von sich gebend 2. in
unaufmerksamer, unkonzentrierter, zerstreuter Weise
124. lâp lâp diye adv Geräusch eines weichen, schweren Gegenstandes beim
Herunterfallen
125. lâp lâp lâp adv Geräusch, das entsteht, wenn Katzen, Hunde u.ä. trinken
126. lâp lâppadak adv Fallgeräusch; siehe auch lâp diye
127. lârp lârp diye, adv plötzlich und kraftvoll
lârpadak
128. l¸k l¸k l¸k l¸k¸r l¸k¸r adv (die Flüssigkeit in einem Behälter) unregelmäßig
hinausfließend
129. lop loppadak adv etwas mit dem Geräusch ‘lop’ verschlingend
lop diye
130. lop lopur lopur adv beim Essen oder Schlucken Geräusche von sich gebend
Duden 1989, Duden Herkunftswörterbuch. Mannheim u.a.: Dudenverlag (Der Duden, Bd. 7).
Duden 1990, Duden Fremdwörterbuch. Mannheim u.a.: Dudenverlag (Der Duden, Bd. 5).
Elgin, Catherine Z. 1995, „Index and icon revisited“. Colapietro, Vincent M.; Olshewsky,
Thomas M. (eds.), Peirce’s Doctrine of Signs. Theory, Applications, and Connections.
Berlin; New York: Mouton de Gruyter (Approaches to semiotics, 123).
Erkman-Akerson, Fatma 1982, „Türkçenin çeviride tam deg*erlendirilemeyen bir özelliği:
ikilemeler“. [Eine nicht genau zu bewertende Besonderheit des Türkischen bei der
Übersetzung: Reduplikationen] Çağdaş eleştiri. Istanbul: Gelis7im yay¸nlar¸: 49-52.
Grammont, Maurice 1971, Traité de phonétique. Paris: Librairie Delagrave.
Greenberg, Joseph H. 1966, „Some universals of grammar with particular reference to the
order of meaningful elements“. Greenberg, Joseph H. (ed.), Universals of language,
second edition. Cambridge, Mass.: MIT Press; 73-113.
Grinevald, Colette 2000, „A morphosyntactic typology of classifiers“. Senft, Gunter (ed.),
Systems of Nominal Classification. Cambridge: Cambridge University Press; 50-92.
Hatiboğlu, Vecihe 1981, Türk dilinde ikileme. [Reduplikation in der türkischen Sprache]
Ankara: Ankara Üniversitesi Basımevi. Genişletilmiş ikinci baskı (Türk Dil Kurumu
Yayınları, 328).
Hinton, Leanne; Nichols, Johanna; Ohala, John J. (eds.) 1994, Sound symbolism. Cambridge:
University Press.
Hinton, Leanne; Nichols, Johanna; Ohala, John J. 1994, „Introduction: sound-symbolic
processes“. Hinton et. al. (eds.)1994; 1-12.
Householder, F.W. 1962, „Azerbaijani Onomatopes“. N. Poppe (ed.), American Studies in
Altaic Linguistics. Indiana University. Bd. 13; 115-122.
Jakobson, Roman 1949, „The phonemic and grammatical aspects of language in their
interrelations“. Actes du 6. Congrès International des Linguistes. Paris: Klincksiek; 5-
18.
Jakobson, Roman 1966, „A la recherche de l’essence du langage“. Benveniste, Émile et al.
(eds.), Problèmes du langage. Paris: Gallimard (Collection Diogène); 22-38.
Jakobson, Roman 1971[m], „Why ‘mama’ and ‘papa’?“. Selected Writings, Vol. 1:
Phonological Studies. The Hague; Paris: Mouton; 538-545.
Jakobson, Roman 1971[r], „On the relation between visual and auditory signs“. Selected
Writings, Vol. 2: Word and language. The Hague; Paris: Mouton; 338-344.
Jakobson, Roman; Waugh, Linda R. 1987, The sound shape of language. Berlin, New York,
Amsterdam: Mouton de Gruyter.
Johnson, Marion R. 1976, „Toward a Definition of the Ideophone in Bantu“. Boer, Steven E.
u.a. (eds.), Papers in nonphonology (Working papers in linguistics, 21). Columbus
Ohio: Ohio State University, Dept. of Linguistic; 240-253.
Jong, Nicky de 1999, „The Ideophone in Didinga. Tischvorlage zum Vortrag auf dem
International symposium on ideophones, Sankt Augustin (Germany), January 25-27,
1999“.
Kilian-Hatz, Christa 1999, „Ideophone or not?. Tischvorlage zum Vortrag auf dem
International symposium on ideophones, Sankt Augustin (Germany), January 25-27,
1999“.
Kim, Jin-Hyung 1997, „An Optimality-Theoretic Approach to Reduplication in Korean
Ideophones“. Language Research Vol. 33, Nr. 4: 737-752.
Klamer, Marian 1999, „Expressive elements in Austronesian languages. Tischvorlage zum
Vortrag auf dem International symposium on ideophones, Sankt Augustin (Germany),
January 25-27, 1999“.
Kornfilt, Jaklin 1997, Turkish. London; New York: Routledge (Descriptive Grammars).
Bibliographie 109
Kunene, Daniel P. 1978, The Ideophone in Southern Sotho. Berlin: Dietrich Reimer
(Marburger Studien zur Afrika- und Asienkunde, Serie A, Band 11).
Lee, Jin-Seong 1992, Phonology and sound symbolism of Korean Ideophones. Diss. Indiana
University: Department of Linguistics.
Lehmann, Christian 1974, „Isomorphismus im sprachlichen Zeichen“. Seiler, Hansjakob
(ed.), Linguistic Workshop II. Arbeiten des Kölner Universalienprojekts. München:
Wilhelm Fink (Structura, 8); 98-123.
Lehmann, Christian 1983, „Rektion und syntaktische Relationen“. Folia Linguistica 17: 339-
378.
Lehmann, Christian 1985, „On grammatical relationality“. Folia Linguistica 19: 67-109.
Lehmann, Christian 1993, „On the system of semasiological grammar. Allgemein-
Vergleichende Grammatik: Arbeitspapier Nr. 1“. Bielefeld: Universität.
Lewandowsky, Theodor 1985, Linguistisches Wörterbuch. Heidelberg; Wiesbaden: Quelle
und Meyer (4., neu bearb. Aufl.).
Lewis, G.L. 1967, Turkish Grammar. Oxford: University Press.
Linke, Angelika; Nussbaumer, Markus; Portmann, Paul R. 1996, Studienbuch Linguistik.
Tübingen: Niemeyer (Reihe Germanistische Linguistik, 121: Kollegbuch).
Marchand, Hans 1953, „Die Bildung der lautsymbolischen Wörter im Türkischen“. Oriens 6-
1: 50-62.
Meißner, Franz-Joseph 1992, Langenscheidts Wörterbuch der Umgangssprache Französisch.
Wörterbuch des unkonventionellen Französisch. Berlin u.a.: Langenscheidt.
Merlan, Francesca 1982, Mangarayi. Amsterdam: North-Holland Publishing Company
(Lingua Descriptive Series).
Moshi, Lioba 1993, „Ideophones in KiVunjo-Chaga“. Journal of Linguistic Anthropology 3.2:
185-216.
Olmsted Gary, Judith; Gamal-Eldin, Saad 1982, Cairene Egytian Colloquial Arabic.
Amsterdam: North-Holland Publishing Company (Lingua Descriptive Series).
Ottenheimer, Harriet; Primrose, Heather 1989, „Current research on Shinzwani ideophones“.
Studies in the Linguistic Sciences 19.2: 77-87.
Oxford University Press (OUP)1989, Oxford Advanced Learners Dictionary of Current
English. Oxford u.a.: Oxford University Press.
Pätzold, Klaus 1965, Sprachführer Indonesisch. München: Polyglott.
Pei, Mario 1966, Glossary of Linguistic Terminology. Garden City, New York: Anchor
Books.
Peillen, Txomin 1995, Parlons Euskara. La langue des Basques. Paris: L’Harmattan.
Rubino, Carl 1999, „The onomatopoeic lexicon and morphology in Ilocano. Tischvorlage
zum Vortrag auf dem International symposium on ideophones, Sankt Augustin
(Germany), January 25-27, 1999“.
Salaad Dhoorre, C.; Tosco, Mauro 1998, „Somali ideophones“. Journal of African Cultural
Studies. Abingdon, Oxfordshire u.a. Volume 11, Number 2: 125-156.
Samarin, William J. 1965, „Determining the meaning of ideophones“. The journal of West
African languages 4.2: 35-41.
Sapir, Edward 1921, Language. An Introduction to the Study of Speech. New York: Harcourt,
Brace & World, Inc.
Saussure, Ferdinand de 1916, Cours de linguistique générale. Publié par Charles Bally et
Albert Séchehaye avec la collaboration de Albert Riedlinger. Paris: Payot.
Schaefer, Ron 1999, „Ideophonic Adverbs and Manner Gaps in Emai. Tischvorlage zum
Vortrag auf dem International symposium on ideophones, Sankt Augustin (Germany),
January 25-27, 1999“.
110