So_RSZ_5 61
Sonntag | Nr. 5 | 14. Oktober 2007
Seite 61
Die Schweizer und
Solothurner Brüder
Freimaurerei: In der Ambassadorenstadt gab es immer Logenbrüder
VON FRÄNZI RÜTTI-SANER
Die Freimaurerei hat Anfang des 18.
Jahrhunderts, von England herkom-
mend, das europäische Festland er-
reicht. In der Schweiz wurden die ersten
Freimaurerlogen 1736 in Genf aktiv.
Zentren bildeten sich in Genf, Lausanne
und Zürich. Einige Jahre nach der Fran-
zösischen Revolution erwachte die Frei-
maurerei in der Schweiz aufs Neue.
1844 wurde in Zürich die Grossloge Al-
pina gegründet. Erster Grossmeister
war der Zürcher Historiker Johann Ja-
kob Hottinger. Zu den Gründungsmit-
gliedern gehörten auch Johann Caspar
Bluntschli, der bedeutende Rechtsge-
lehrte, sowie Jonas Furrer, der massgeb-
lich bei der Schöpfung der schweizeri-
schen Bundesverfassung mitwirkte und
der 1848 erster Bundespräsident der
Schweiz wurde.
HEUTE EXISTIEREN in der Schweiz drei
Grossobedienzen (Verbände), nämlich
die Grande Loge Féminine Suisse, der
Grand Orient de Suisse und die Schwei-
zerische Grossloge Alpina SGLA. Die
Grossloge Alpina ist heute die Dachor-
Goethe, Mozart, Buchser und viele andere
Johann Wolfgang von Goethe erhielt
den entscheidenden Anstoss den Frei-
maurern beizutreten auf seiner zweiten
Schweizer Reise in Zürich. Gespräche
unter anderem mit Lavater brachten ihn
dazu, sich nach seiner Rückkehr nach
Weimar im Jahr 1780 bei der Loge
«Amalia» um Aufnahme zu bewerben.
Vielen Freimaurern gilt der Mensch Goe-
the auch heute noch als Vorbild.
Die zweite weltberühmte Persönlichkeit,
deren Leben heute noch sofort mit der
Freimaurerei in Verbindung gebracht
wird, ist Wolfgang Amadeus Mozart. Sei-
ne «Zauberflöte» ist unter dem Ein-
druck seiner Erlebnisse in den Freimau-
rerlogen «Zur Wohlthätigkeit», der er
1784 beitrat, und der Loge «Zur wahren
Eintracht», die er ebenfalls in Wien
besuchte, entstanden. Daneben hat
Mozart eine Reihe weiterer Musikstücke
für seine Logen-Brüder komponiert.
Bekannt ist, dass Mozart seinen Logen-
bruder Michael Puchberg immer wieder
WAS UNTERNEHMEN WIR HEUTE?
WIR GENIESSEN DIE JURAHÖHEN UND DIE TWANNBACHSCHLUCHT – UND DIE GEGRILLTE CERVELAT
Sie gehören zu den Klassikern der
leichten Jurawanderungen, die Strec-
ke von Magglingen über den Twann-
berg und die durch die Twannbach-
schlucht hinunter nach Twann.
Klassiker bedeutet zweierlei: Erstens han-
delt es sich wirklich um eine besonders in
den Herbsttagen prächtige und angeneh-
me Wanderung, und zweitens dürfen Sie
Wie lange dauert es noch bis zum Ziel? Der Wegweiser gibt Auskunft.
ganisation der so genannt regulären
Freimaurerei in der Schweiz. Ihr gehö-
ren derzeit 81 regionale Logen mit rund
3750 Mitgliedern an. Ausser in den Kan-
tonen Appenzell Innerrhoden- und
Ausserrhoden, Glarus, Nid- und Obwal-
den, Schwyz, Uri und Zug sind in allen
Kantonen eine oder mehrere Freimau-
rerlogen zu finden. Auffallend ist die
grosse Anzahl Logen in der Romandie.
Von den 81 Logen stammen 45 aus den
Kantonen Freiburg, Jura, Genf, Neuen-
burg, Waadt und Wallis.
Zu den ältesten heute noch beste-
henden Logen gehören die «Loge zur
Hoffnung», die 1803 in Bern und die Lo-
ge «Zur Brudertreue», die 1811 in Aarau
unter dem Namen «Wilhelm Tell» ge-
gründet wurden.
OBERSTES ORGAN der Grossloge Alpina
SLGA ist die Abgeordneten-Versamm-
lung, welche jährlich mindestens ein-
mal zusammentritt. Diese wiederum
setzt sich zusammen aus den Mitglie-
dern des Grossbeamten-Kollegiums,
den Stuhlmeistern (Logenleitern), den
Deputierten Meistern (Beauftragte des
bezüglich Tilgung seiner Geldschulden
angegangen ist.
Auch bekannte Solothurner Persönlich-
keiten lebten den freimaurerischen
Grundsätzen nach. Dazu gehörten
Frank Buchser, der Maler, aber auch die
beiden ausländischen Freiheitskämpfer
Tadeusz Kosciuszko und Giuseppe Maz-
zini, die in der Region politisches Asyl
fanden. Auch der Erbauer des Konzert-
saals und des Kunstmuseums, Wilhelm
Vigier, gehörte dazu.
Weitere berühmte Freimaurer: Jonas
Furrer, erster Bundespräsident der
Schweiz; Elie Ducommun, Friedensno-
belpreisträger 1902; Grock (Clown);
Heinrich Sauerländer (Verleger); Theo-
dor Tobler (Schoggifabrikant); Roald
Amundsen; Louis Armstrong; Simon
Bolivar; Atatürk; Marc Chagall; Winston
Churchill; Mark Twain; Henri Dunant;
Duke Ellington; George Gershwin;
Joseph Haydn; Victor Hugo; Prinz Phi-
lipp, Herzog von Edinburgh. (FRB)
nicht erwarten, in aller Einsamkeit die
sanften Jurahöhen und den Blick zu den
Alpen und zum Bielersee geniessen zu
können. Doch keine Angst: Mit dem
zuweilen vollgestopften Funiculaire wird
die Höhendifferenz zwischen Biel und
Magglingen mühelos überwunden. Oben
angekommen, verteilt sich die Wander-
schar wunderbar auf der ersten Passage,
REGION
FREIMAURER
Die Freimaurerloge «Prometheus» Solo-
thurn feiert dieses Jahr ihr 30-jähriges
Bestehen. Aus diesem Anlass wird im
November in der Zentralbibliothek in
Solothurn eine Ausstellung zur Freimau-
rerei in Solothurn zu sehen sein. In einer
fünfteiligen Artikelserie beleuchten wir
die Welt der Freimaurerei, die heute
noch vielen unbekannt ist. Im heutigen
dritten Teil erklären wir die Organisation
der Freimaurerlogen in der Schweiz und
jener der Solothurner Loge im Speziel-
len und weisen auf berühmte Freimau-
rer hin. Der erste Serien-Teil erschien im
«Sonntag» vom 16.September, der zwei-
te am 30. September. (FRB)
Grossmeisters) und den Abgeordneten
der Logen. Die SLGA wird von vielen an-
dern Grosslogen auf der ganzen Welt
anerkannt. Deshalb hat sie auch die
Pflicht, über die Einhaltung der Maure-
rischen Grundsätze zu wachen. Diese
Aufgabe übt in jeder Loge ein vom Gross-
meister zum Deputierten Meister er-
nanntes Mitglied aus, das bei etwaigen
Verstössen gegen die Maurerischen
Grundsätze einzuschreiten hat. So soll
verhindert werden, dass sich in einer Lo-
ge Fehlentwicklungen einschleichen.
Die jeweiligen Mitglieds-Logen sind sou-
BILD: MADDALENA TOMAZZOLI HUBER
verän, verpflichten sich aber, freiwillig
die Maurerischen Grundsätze einzu-
halten.
FREIMAUREREI IST in Solothurn erstmals Das Haus der Freimaurerloge «Prometheus». Hier treffen sich die Brüder zu
zu Beginn des 19. Jahrhunderts nachzu- «Tempelarbeit» und Konferenzen.
weisen. 1810 wurde eine Loge gegrün-
det, die allerdings nicht sehr lange be-
stand. Sie trug den Namen «La Concor-
de» und stand unter der den Auspizien Bestehen – am 25. April 1975 aufgelöst geordnetenversammlung der Schweize-
(Vorgaben) des «Grand Orient de Fran- wurde. Ein Freimaurer-Club, auch rischen Grossloge Alpina in Zürich vom
ce», der noch heute existierenden mit- «Kränzchen» oder «Zirkel» genannt, ist 7. Mai 1977 als 54. Mitglied aufgenom-
gliederreichsten Grossloge in Frank- nur berechtigt, als Verein zu existieren, men.
reich. nicht aber die rituellen Arbeiten durch- Zusammen mit den Odd Fellows Lo-
1813 wurde die «La Concorde» aber zuführen. ge St. Urs und Viktor wurde ein Haus in
bereits wieder geschlossen, wobei unbe- Bereits ein Jahr später, am 7. März Zuchwil erworben und in Fronarbeit
kannt ist, welches die Gründe dafür wa- 1976, fanden sich elf (!) Mitglieder der zum Logenhaus umgebaut. Am 3. De-
ren. 1879 gründeten Freimaurer der Lo- Freimaurerloge «Stern am Jura» Biel zu- zember 1977 erfolgte die Tempelweihe
gen von Aarau, Biel und Bern den «Frei- sammen, und beschlossen einstimmig, mit der so genannten Lichteinbringung
maurer-Club Prometheus», welcher die sofortige Gründung einer neuen Lo- durch den Grossmeister der Grossloge
dann aber – nach fast hundertjährigem ge in Solothurn. Diese wurde an der Ab- Alpina.
immer leicht ansteigend, durch den Wald Wer noch Zeit, Lust und Energie hat, der
hinauf zu der Höhe der ersten Jurakette. setzt die Wanderung Richtung Westen,
Von nun an geht es Richtung Westen nach Ligerz, fort. Durch die Weinberge
und den Twannberg immer ebenwegs führt ein speziell beschilderter Weg, auf
oder leicht hinunter, durch Waldpassa- welchem anschaulich alles rund um den
gen, über Felder und entlang von Wie- Weinbau erklärt wird. Eine ebenso lehr-
sen. Offizielle und «wilde» Brätelstellen reiche wie schöne Zusatzschlaufe, die –
und Ruhebänke laden dazu ein, die mit- man ist ja gluschtig gemacht worden –
gebrachte Cervelat zu grillen oder das bei einem feinen Tropfen in Ligerz abge-
von der holden Gattin liebevoll schlossen wird. Mit der Bahn oder dem
geschmierte und gefüllte Sandwich zu Schiff geht es zurück zum Ausgangsort.
vertilgen. Es ist kein Leistungsmarsch, Turnschuhgängig? ja, für die Schlucht
der dem Wanderer abverlangt wird (Kin- gutes Schuhwerk empfohlen
der kommen problemlos mit), und so Kinderwagen-/rollstuhlgängig? nein
bleibt genügend Zeit, sich an den üppi- Gefährliche Stellen? nein, aber in der
gen Farben des Herbstwaldes sattzu- Schlucht ist Vorsicht geboten
sehen oder den Blick zum Chasseral Marschdauer: Magglingen–Twannberg
und der zweiten Jurakette oder den rund 1 1/4 Stunden, Twannbachschlucht
3
Alpen schweifen zu lassen. /4 Stunden, Zusatz Twann–Ligerz rund
1
Vom Hotel Twannberg geht es dann hi- /2 Stunde.
nunter zum Eingang der Twannbach- Anreise mit dem öffentlichen Ver-
schlucht. Es sind keine gefährlichen Pas- kehr: Anreise nach Biel und Bus zur Tal-
sagen zu bewältigen, der ganze Weg ist station (zu Fuss, knapp 10 Minuten, ist
gut gesichert. Nicht nur der Fotograf man meistens schneller)
wird sich deshalb Zeit nehmen, die urige Anreise generell: grosser Parkplatz bei
Schluchtenlandschaft zu betrachten. der Talstation
Oberhalb von Twann stürzt sich dann Preise: Funi Biel–Magglingen 5 Franken
der Bach in einem spektakulären Schau- (Halbtax und GA gültig), Twannbach-
spiel ein letztes Mal über einen Felsen schlucht 2 Franken Idyllische Landschaften und leuch-
hinunter zu seinem Bestimmungsort, Weitere Infos: www.funic.ch, www.biel- tende Herbstfarben kann man auf der
dem Bielersee. seeland.ch (NST) Jurawanderung geniessen.