RAUMPILOT
GR U N DL A GE N
Thomas Jocher
Sigrid Loch
kraemerverlag
Die Publikationsreihe „Raumpilot“ besteht aus insgesamt vier Bänden:
Herausgeber
Wüstenrot Stiftung, Ludwigsburg
Mitarbeit
Dominik Weitbrecht
Haftung
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© 2012 Wüstenrot Stiftung, Ludwigsburg, und Karl Krämer Verlag Stuttgart + Zürich
Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved.
ISBN 978-3-7828-1551-2
Inhalt
Anhang
572 Abkürzungen
573 Index
579 Dank
580 Autoren
Vorwort der Wüstenrot Stiftung
Die Arbeits-, Lebens-, Organisations- und Wirtschaftsformen haben Grundlagen von Architektur und Gestaltung sind ergänzend hierzu
sich in den letzten Jahrzehnten nicht nur in Deutschland erheblich unverzichtbar.
verändert. Kulturelle, technische und wirtschaftliche Entwicklungen
und Globalisierungsprozesse sowie gewandelte Anforderungen, Die Wüstenrot Stiftung hat auf eine Initiative von Prof. Dr. Thomas
Präferenzen und Werthaltungen gehören zu den wichtigsten Ursa- Jocher hin gemeinsam mit einem Kreis von engagierten Hochschul-
chen für diese Veränderungen. Inzwischen werden dadurch auch lehrern verschiedener Universitäten in einem Forschungsprojekt die
neue Orientierungen in der räumlich-baulichen Konzeption und in der Frage aufgegriffen, mit welchen neuen Impulsen und Strukturen in
Organisation der Gebäude erforderlich, um den damit verbundenen der Ausbildung der Architekten auf diese Veränderungen reagiert
Auswirkungen auf die vorherrschenden Nutzungsformen entspre- werden kann. Ziel dabei ist es, die Studierenden besser auf sich
chen zu können. wandelnde Anforderungen an ihre Berufsgruppe vorzubereiten und
zugleich das kreative Entwerfen auch angesichts neuer Herausfor-
Zu beobachten ist dieser Prozess in nahezu allen Lebensbereichen; derungen und Leistungsprofile weiterhin in den Mittelpunkt der Aus-
deutlich wird er beispielsweise in einer gewandelten Nachfrage nach bildung stellen zu können. Zentrales Kriterium für eine erfolgreiche,
differenzierten Wohnungen und Wohngebäuden, in modifizierten zukunftsgewandte Ausrichtung ist in diesem Sinne die Fähigkeit, in
Anforderungen an die Gestaltung von Kindergärten, Schulen und einen kreativen, künstlerischen Entwurfsvorgang eine wachsende
anderen Bildungseinrichtungen, in Industrie- und Gewerbebauten, Zahl an zu beachtenden Rahmenbedingungen zu integrieren und
die unter den Bedingungen eines verschärften ökonomischen dabei zugleich die Qualität der einzelnen Komponenten aufrecht
Wettbewerbs einem besonderen Anpassungsdruck unterliegen, erhalten zu können.
oder in den Wirkungen neuer Konsum- und Freizeitmuster sowohl
auf Gebäude als auch auf öffentliche Räume. Besonders auffällig Entstehen sollen funktional und ökonomisch nachhaltige Gebäude,
werden die Veränderungen an neuen Kombinationen unterschied- deren Eignung und Qualität vor allem in der Fähigkeit bestehen,
licher Gebäudenutzungen, an veränderten Nutzungszyklen und an auch weiterhin sich kontinuierlich verändernden Bedingungen und
den Verbindungen des Wohnens mit modernen, leicht integrierbaren Einflussfaktoren entsprechen zu können. Dieser Anspruch kann in
Dienstleistungen. einer kreativen Entwurfsleistung nur dann eingelöst werden, wenn
als Grundlage der Kreativität ein klares Konzept der wichtigsten
Angesichts signifikant wachsender internationaler Einflüsse und Elemente einer Bauaufgabe verfügbar ist – im technischen und
Marktorientierungen greifen eine klassische Gebäudelehre und wirtschaftlichen sowie in wachsendem Maße auch im gesetzlichen
damit auch die herkömmliche Vermittlung von Raum- und Organisa- Bereich. Es war ein Anliegen der Wüstenrot Stiftung, mit ihren
tionskonzepten nur noch begrenzt. Parallel zu einer gebäudetyplo- Möglichkeiten einen Beitrag dafür zu leisten, dass in dieser Hinsicht
gischen Betrachtung treten die ausgeübten Tätigkeiten und die mit für einige ausgewählte Bereiche der Gebäudelehre ein erster Schritt
ihnen verbundenen Anforderungen stärker in den Vordergrund. Die getan werden konnte, und zwar in Form einer Aufbereitung von
Gebäudelehre muss, um auf diese Veränderungen adäquat reagie- Aufgaben und Lösungsvorschlägen, die den genannten Kriterien
ren zu können, intensiver als bisher auf die grundlegenden Anfor- folgen kann. Sie hat hierzu ein Forschungsprojekt initiiert, das auf
derungen ausgerichtet werden, die sich aus den verschiedenen Wunsch der beteiligten Hochschullehrer den programmatischen Titel
Tätigkeiten ergeben. Neue Schwerpunkte in der Vermittlung der „Raumpilot“ erhalten hat.
5
Vorwort der Wüstenrot Stiftung
6
Vorwort der Autoren
Der vorliegende Band vermittelt die „Grundlagen“ der vierteiligen weiteren gesellschaftlichen Vereinbarungen begründen. Denn das
Gebäudelehre „Raumpilot“. Darauf aufbauend vertiefen die Folge- „Kennen und Verstehen“ dieser Basisparameter ist eine wesentliche
bände „Arbeiten“, „Lernen“ und „Wohnen“ die fachspezifischen Voraussetzung für eine verantwortungsvolle Anwendung von Pla-
gebäudekundlichen Anforderungen im Kontext des aktuellen gesell- nungsregeln, die im konkreten Fall auch „kreative Abweichungen“
schaftlichen Wandels. erforderlich machen kann.
Der römische Architekt und Gelehrte Vitruv beschreibt in seinen Das Buch gliedert sich in vier Kapitel. Neben den funktionsüber-
berühmten zehn Büchern, dass sich alle Architektur auf die Grund- greifenden allgemeinen Grundlagen im ersten Hauptkapitel sind
prinzipien firmitas (Festigkeit), utilitas (Nützlichkeit) und venustas die wesentlichen Planungsvorgaben für das Wohnen, Arbeiten und
(Anmut) gründet. Der Grundlagenband widmet sich der utilitas – der Lernen in drei weiteren Hauptkapiteln wiedergegeben. Da sich die
Nützlichkeit von Architektur in ihrem Gebrauch. Die wesentlichen Publikation in erster Linie an Studierende wendet, wurde eine klare
Kriterien der Nützlichkeit bestimmt der Mensch. Er bildet mit seinen und didaktisch einprägsame Informationsvermittlung angestrebt.
physischen und psychischen Möglichkeiten, aber auch Begren- Besonderer Wert wurde dabei auf die grafische Visualisierung von
zungen das zentrale Bezugssystem für die Planung räumlicher Inhalten gelegt, da Abbildungen und grafische Abstraktionen auf
Umgebungen und Situationen. Diese elementaren Grundlagen – die knappem Raum meist mehr Detailinformationen weitergeben und
menschlichen Körper- und Bewegungsmaße – bilden den Inhalt des schneller erfasst werden können als textliche Erläuterungen.
ersten Kapitels dieses Planungshandbuchs. Abweichend von vielen
früheren Planungslehren wird hierbei nicht nur ein Idealmaß des Die Erstellung dieser Publikation war nur durch die Zusammenarbeit
Menschen als Planungsbasis herangezogen. Eine Zielsetzung der vieler, auf ganz unterschiedliche Art und Weise beteiligter Akteure
vorliegenden Publikation ist es, die tatsächliche Vielfalt der Körper- möglich. Wir danken den drei weiteren Autorenteams der Buch-
maße und mögliche körperliche Einschränkungen stärker zu berück- reihe von den Universitäten in Weimar, Darmstadt und Stuttgart für
sichtigen und damit auch die Belange der barrierefreien Planung als die kooperative Zusammenarbeit und den anregenden inhaltlichen
eine selbstverständliche Planungsgrundlage zu integrieren. Austausch. Daneben möchten wir auch den zahlreichen Institutsmit-
arbeitern und den externen Fachberatern für die wichtigen Hinweise
Eine weitere Zielsetzung dieser Gebäudelehre ist es, nicht „fertige“ und ihre inhaltliche Beratung und Unterstützung danken. Ein ganz
Raum- oder Grundrissmuster, sondern einzelne Funktionsbereiche besonderer Dank gilt an dieser Stelle den vielen Studierenden, die
als Grundbausteine für Raumkonfigurationen in den Vordergrund zu sich mit großem Engagement eingebracht haben. Ohne ihre uner-
stellen. So wird beispielsweise im Hauptkapitel „Wohnen“ nicht ein müdliche Hilfe hätte dieses Buch nicht entstehen können. Unser
„Esszimmer“ als kopierfähiges Raummuster vorgegeben, sondern großer Dank gilt schließlich der Wüstenrot Stiftung für ihre Initiative
der Funktionsbereich „Essen“ ausführlich erläutert. Parallel zu zur Konzeption und Umsetzung dieser neuen Lehrbuchreihe „Raum-
diesem neuen Fokus auf die funktionalen Anforderungen und parallel pilot“ und insbesondere Herrn Georg Adlbert und Herrn Dr. Stefan
zu der stärkeren Ausrichtung auf ein „Universal Design“ von Ge- Krämer für ihre engagierte Begleitung während aller Entwicklungs-
bäuden schien es unerlässlich, in diesem Grundlagenbuch auch die phasen dieses umfangreichen Projekts.
minimalen Grenzwerte zu benennen, die sich aus den Mindestma-
ßen des Gebrauchs, aus rechtlichen Rahmenbedingungen und aus Thomas Jocher und Sigrid Loch
7
Grundlagen
11 Anthropometrie
31 Barrierefrei
49 Treppe
77 Aufzug
99 Rettung
109 Ruhender Verkehr
141 Energie
Raumpilot Grundlagen 9
Grundlagen
Zum Aufbau des Kapitels „Grundlagen“ grafische Symbole am oberen Blattrand Barrierefrei-Normen
gekennzeichnet. Bei Buchfertigstellung Ende 2009 sind die
In dem folgenden Kapitel „Grundlagen“ sind beiden Barrierefrei-Normen DIN 18024
die wesentlichen Planungsinformationen Das letzte Unterkapitel des Grundlagenteils (Teil 1 Januar 1998; Teil 2 November 1996)
zusammengefasst, die für die Planung von widmet sich dem Thema „Energie“, das im und die DIN 18025 (Teil 1 Dezember 1992;
Gebäuden unterschiedlicher Funktionen Zusammenhang mit der globalen Klimaer- Teil 2 Dezember 1992) gültig. Seit Februar
relevant sind. Das Kapitel gliedert sich in wärmung und dem Schwinden fossiler 2009 liegt aber bereits der Normenentwurf
die sieben Unterkapitel „Anthropometrie“, Brennstoffe in den vergangenen Jahren bei für die nachfolgende DIN 18040 vor, der
„Barrierefrei“, „Treppe“, „Aufzug“, „Rettung“, Planung, Bau und Unterhalt von Gebäuden voraussichtlich ab 2010 diese beiden Vorgän-
„Ruhender Verkehr“ und „Energie“. Diese erheblich an Bedeutung gewonnen hat. gernormen ersetzen wird. Es werden daher
Basisinformationen werden in den drei Mittels wesentlicher Basisinformationen in der ersten Hierarchieebene die Werte
nachfolgenden Hauptkapiteln durch spezi- zur solaren Energieeinstrahlung soll in diese der Normen 18024 und 18025 aufgeführt,
fische Planungshinweise für das Wohnen, Thematik eingeführt und zu einer weiter- in einer zweiten Hierarchieebene werden
das Arbeiten und das Lernen ergänzt. gehenden Vertiefung dieses wichtigen zusätzlich die Werte des Normenentwurfs
Themenbereichs angeregt werden. DIN 18040 berücksichtigt. Diese Angaben
Eine Besonderheit im Aufbau dieses aus dem Normenentwurf können in der
Kapitels stellt die Struktur des Unterkapi- späteren Neufassung der DIN 18040 mögli-
tels „Barrierefrei“ dar. Das Thema Barrie- Zu den Hinweisen auf Gesetze, cherweise geändert sein.
refreiheit wird nicht getrennt, sondern so Verordnungen und Planungsregeln
weit wie möglich in den Themenkapiteln
integriert dargestellt. Ziel dieser Konzeption MBO – LBO
ist eine Darstellung, die das Thema „Barrie- In den nachfolgenden Kapiteln wurde auf
refreiheit“ ein Stück weit „selbstverständ- die Musterbauordnung (MBO 2002) und
licher“ berücksichtigt. zusätzlich beispielhaft auf die Landesbau-
ordnung Baden-Württemberg (LBO BW)
Im Kapitel „Grundlagen“ sind daher lediglich verwiesen. Diese Angaben können von den
die wesentlichen Basisinformationen für die Bauordnungen der anderen Bundesländer
barrierefreie Planung zusammengefasst, auf abweichen. Die hier vielfach zitierte LBO
die bei differenzierteren Planungsvorgaben BW stammt in ihrer Originalfassung aus
immer wieder zurückgegriffen wird. Am An- dem Jahr 1995 (zuletzt geändert durch Arti-
fang dieses Kapitels wird in einem Überblick kel 12 der Verordnung vom 25. April 2007).
auf die weiteren vertiefenden Planungsinfor- Seit Mitte 2009 liegt ein Gesetzentwurf zur
mationen verwiesen. Die Seiten mit diesen Novellierung der Landesbauordnung Baden-
Detailangaben sind in den Themenkapiteln Württemberg vor, der voraussichtlich im
zur schnellen Auffindbarkeit zusätzlich durch Jahr 2010 wirksam wird.
10 Raumpilot Grundlagen
Anthropometrie
Grundlagen
Raumpilot Grundlagen 11
Grundlagen
Anthropometrie
13 Einleitung
13 Der menschliche Körper als Bezugs-
system der Planung
13 Die Geometrisierung des menschlichen
Körpers
14 Verschiedenartigkeit menschlicher
Körperproportionen
14 Verwendung von Perzentilen
15 Hinweise für die Planung
16 Körpermaße der Frau
18 Körpermaße des Mannes
20 Unterschiedliche Sitzpositionen
22 Platzbedarf Erwachsener
24 Körpermaße Kind 3 Jahre
25 Körpermaße Kind 6 Jahre
26 Körpermaße Kinder 3 bis 18 Jahre
28 Bewegungsmaße Rollstuhlfahrer
30 Planungsregeln/Literatur
12 Raumpilot Grundlagen
Anthropometrie
Einleitung ten Körpermaßen des Menschen abgeleitet. Anthropometrie ist die Wissenschaft
von den Maßen und den Maßverhält-
Bekannt geworden sind darunter vor allem
Grundlagen
nissen des menschlichen Körpers
Der menschliche Körper als Leonardo da Vincis Proportionsfigur nach
Bezugssystem der Planung Vitruv (1485/90) und Albrecht Dürers Dar-
Der Mensch bildet mit all seinen physischen stellung der menschlichen Proportionsver-
und psychischen Möglichkeiten, aber auch hältnisse aus dem Jahr 1528.
Begrenzungen das zentrale Bezugssystem
für Planungen. Neben dem spezifischen Im 20. Jahrhundert zielte Le Corbusier mit
Behaglichkeitsempfinden stellen auch seinen beiden architekturtheoretischen
die menschliche Anatomie und die damit Abhandlungen zum „Modulor“ auf die „Dar-
zusammenhängenden ergonomischen stellung eines in Architektur und Technik
Kriterien wesentliche Planungsgrundlagen allgemein anwendbaren Maßsystems im
dar. Kenntnisse über die menschliche menschlichen Maßstab.“ (Untertitel von Le
Physiologie, über die Körper- und Bewe- Corbusiers Modulor, 1956) Seine beiden
gungsmaße des Menschen und über den Modulor-Reihen dokumentieren den Ver-
daraus resultierenden Raum- und Flächen- such, unter Miteinbeziehung des Goldenen
bedarf sind daher für die Gestaltung einer Schnitts eine neue verbindliche, „objektive“
dem Menschen angemessenen Architektur und zeitlose Maßordnung zu etablieren.
unerlässlich. Diese sollte als universelle Grundlage für
Planungen anwendbar sein und speziell
Die Geometrisierung des menschlichen auch als Maßgrundlage für den Bereich der
Körpers normierten industriellen Produktion dienen.
Historische Proportionslehren bezo-
gen sich vielfach auf einen idealisierten All diese verschiedenen historischen Propor-
menschlichen Körper und dessen Propor- tionsstudien beziehen sich auf ein idealisier-
tionsverhältnisse. Die davon abgeleiteten tes Muster des menschlichen Körpers. Der
Maßverhältnisse wurden zur Grundlage der Modulor beispielsweise baut in der zweiten
Proportionsregeln für Kompositionen in der Studie, die im Band „Modulor 2“ dargestellt
Kunst und Architektur. Ein exakt fixierter ist, auf einer Körperhöhe von 183 cm auf
Proportionskanon auf Basis des mensch- (Le Corbusier, 1955). Von diesem ange-
lichen Körpers existierte bereits im alten nommenen Idealmaß ausgehend, wurden
Ägypten in der Zeit um etwa 3000 v. Chr.. unterschiedliche Teilungsmaße abgeleitet,
Auch in der griechischen Antike und in der wobei entsprechend den Zahlenreihen des
Renaissance wurden geometrische und nu- Goldenen Schnitts wiederum idealisierte
merische Ordnungssysteme von idealisier- Proportionsverhältnisse des Körpers zu-
Raumpilot Grundlagen 13
Grundlagen
grunde gelegt wurden. Dieses „Nivellieren“ tungen kann dadurch für Personen mit vom
menschlicher Körpermaße auf ein Idealmaß Durchschnitt abweichenden Körpermaßen
stellt eine Vereinfachung dar und liefert erschwert oder sogar ausgeschlossen
einen – meist aus wirtschaftlichen Gründen werden.
– notwendigen Durchschnittswert als Basis
für Planungen. Die Werte nehmen jedoch Verwendung von Perzentilen
keinerlei Bezug auf die tatsächliche Vielfalt Die Verwendung von Perzentilen bietet
und Verschiedenartigkeit der individuellen eine Möglichkeit, die Unterschiedlichkeit
Leonardo da Vinci entwickelte einen Proportionskanon in Körpermaße. der Körpermaße in der Bevölkerung stärker
Anlehnung an Vitruv
zu berücksichtigen. Ein Perzentilwert gibt
2260 Verschiedenartigkeit menschlicher an, wieviel Prozent der Menschen in einer
Körperproportionen Bevölkerungsgruppe – in Bezug auf ein be-
1830 Die individuellen Körpermaße unterscheiden stimmtes Maß – kleiner sind als der jeweils
sich erheblich in Abhängigkeit von Alter, angegebene Wert. So liegt zum Beispiel
Geschlecht, ethnischer Herkunft oder phy- das 95. Perzentil der Körperhöhe von 16- bis
1130
sischen Besonderheiten. Eine Planung, die 60jährigen Männern bei 1841 mm. „Das
863
auf einer angenommenen Durchschnitts- besagt, dass 95 Prozent dieser Bevölke-
physiologie aufbaut, kann diese Vielfalt rungsgruppe kleiner und fünf Prozent größer
kaum berücksichtigen. Die Nutzbarkeit als 1841 mm sind.“ (DIN 33402-2, Beiblatt 1,
von räumlichen Umgebungen und Ausstat- Seite 1).
Le Corbusiers Modulor 2 aus dem Jahr 1955
(Die erste Reihe entwickelte Le Corbusier 1948
ausgehend von einer Körpergöße von 175 cm)
14 Raumpilot Grundlagen
Anthropometrie
Berücksichtigt man beispielsweise bei wird. Die Daten der derzeit aktuellen Norm 1750
Durchgangsmaßen und sonstigen Höhen- stammen aus dem Jahr 2005, allerdings
Grundlagen
maßen nicht nur den Mittelwert, sondern wurden die Maße von Kindern seit dem
auch das 95. Perzentil, dann deckt man Jahr 1986 nicht mehr angepasst (DIN
damit einen Anteil von 95 Prozent der 33402-2/1986). Deshalb wurde bei den
Bevölkerung ab und nur für fünf Prozent der Körpermaßen von Kindern auf die Werte von 1629 1841
Bevölkerung wäre die geplante Öffnung zu 1986 zurückgegriffen.
niedrig bemessen. In diesem Kapitel wer- 1300 2100
den bei den Abbildungen zu den Körperma- Hinweise für die Planung
ßen daher soweit möglich immer das 5. und In vielen Fällen kann es sinnvoll sein, die
das 95. Perzentil zusätzlich zum 50. Perzentil angegebenen oberen und unteren Perzentil-
5. 50. 95. Perzentil
(Median) dargestellt. werte zusätzlich zu berücksichtigen, damit
Gebäude und Ausstattungen für eine mög- Variationsbreite
Bei der Kapitelbearbeitung wurde auf die lichst große Bevölkerungsgruppe zugänglich Verteilung der Körperhöhe erwachsener Männer
(0. bis 100. Perzentil)
Perzentilwerte der DIN 33402/12 2005 zu- und nutzbar sind. Besonders Wohnungs-
rückgegriffen. Diese DIN dokumentiert die bauten sollten so gestaltet werden, dass
Ergebnisse statistischer Untersuchungen sie „universell“ von allen genutzt werden
von Körpermaßen der deutschen Bevöl- können oder Anpassungen an auftretende
kerung, wobei nach Geschlecht, Alter und körperliche Veränderungen im Alter oder bei
nach ethnischer Herkunft unterschieden Krankheit durch entsprechende Vorpla-
nungen ermöglicht werden.
Raumpilot Grundlagen 15
Grundlagen
MW 195 cm
MW 163 cm
MW 152 cm
Reichweite nach oben 184 - 203 cm (Griffachse)
Körperhöhe 154 - 172 cm
Aughöhe 143 - 161 cm
16 Raumpilot Grundlagen
Anthropometrie
Grundlagen
MW 160 cm
MW 128 cm
MW 118 cm
69 cm
MW
MW
Raumpilot Grundlagen 17
Grundlagen
MW 208 cm
MW 175 cm
MW 163 cm
Reichweite nach oben 198 - 221 cm (Griffachse)
Körperhöhe 165 - 186 cm
Aughöhe 153 - 174 cm
18 Raumpilot Grundlagen
MW
74 cm
69 - 82 cm (Griffachse)
Reichweite nach vorne
MW
61 cm
Gesäß- Knielänge 57 - 66 cm
MW 45 cm
Sitzflächenhöhe
41 - 49 cm
MW 54 cm
Kniehöhe 50 - 59 cm
MW 125 cm
Raumpilot Grundlagen
Körperhöhe 127 - 146 cm
MW 169 cm
19
Anthropometrie
Grundlagen
Grundlagen
200 cm
180 cm
160 cm
140 cm
120 cm
100 cm
80 cm
60 cm
40 cm
20 cm
0 cm
20 Raumpilot Grundlagen
Anthropometrie
Grundlagen
Aughöhe ca. 116 cm Aughöhe ca. 123 cm Aughöhe ca. 155 cm Aughöhe ca. 158 cm
Platzbedarf Platzbedarf Platzbedarf Platzbedarf
in der Tiefe ca. 103 cm in der Tiefe ca. 77 cm in der Tiefe ca. 80 cm in der Tiefe ca. 64 cm
Körpermaße eines erwachsenen Mannes in unterschiedlichen Sitzpositionen (Körpergröße 175 cm / 50. Perzentil), M 1:20
Raumpilot Grundlagen 21
Grundlagen
Platz- und Bewegungsflächenbedarf von Erwachsenen mit durchschnittlichen Körpermaßen (ca. 50. Perzentil), M 1:50
2050
1660
1320
1280
1280
1250
950
22 Raumpilot Grundlagen
Anthropometrie
Grundlagen
1000
875
875
770
815
300
1760
1330 625 875 1010 1330
ca. 2100
700 900 850 750 1100 1100 1120
Raumpilot Grundlagen 23
Grundlagen
MW 113 cm
MW 101 cm
MW 94 cm
MW 91 cm
Reichweite nach oben 105 - 127 cm (Griffachse)
MW 82 cm
Körperhöhe 72 - 90 cm
Aughöhe 61 - 80 cm
Aughöhe 85 - 99 cm
MW 94 cm
MW 25 cm
Sitzflächen-
25 - 33 cm
19-28 cm
Kniehöhe
höhe
33cm
24 Raumpilot Grundlagen
Anthropometrie
Grundlagen
MW 139 cm
MW 120 cm
MW 114 cm
MW 109 cm
MW 95 cm
MW 85 cm
MW 30 cm
Sitzflächenhöhe
25 - 33 cm
31 - 40 cm
Kniehöhe
39 cm
Raumpilot Grundlagen 25
Grundlagen
Körperwachstum und Veränderung der Körperproportionen bei Kindern und Jugendlichen von 3 bis 18 Jahren entsprechend
DIN 33402-2 (1986) M 1:20
26 Raumpilot Grundlagen
Anthropometrie
Grundlagen
220
180
Körperhöhe
Greifhöhe sitzend
160 Augenhöhe
140
Körperhöhe sitzend
Augenhöhe sitzend
120
100
80
60 Gesäß-Knielänge
Kniehöhe
Sitzflächenhöhe
40 Schulterbreite
20
Raumpilot Grundlagen 27
Grundlagen
200
180
160
140
120
100
80
60
40
20
40 20 0 20 40 60 80 100 120
28 Raumpilot Grundlagen
Anthropometrie
Grundlagen
20 0 20 40 60 80 100 120 40 20 0 20 40 60 80 100
Raumpilot Grundlagen 29
Grundlagen
Planungsregeln Literatur
30 Raumpilot Grundlagen
Barrierefrei
Grundlagen
Raumpilot Grundlagen 31
Grundlagen
Grundlagen Wohnen
Detailkapitel zur barrierefreien Planung von Detailkapitel zur barrierefreien Planung
öffentlichen Gebäuden und Wohngebäuden von Wohngebäuden
75-90
75-90
150 90
Treppe barrierefrei Essen barrierefrei
max. 6%
Seite 71f. Seite 220f.
140
Arbeiten barrierefrei
150
Seite 258f.
150
32 Raumpilot Grundlagen
Barrierefrei
Wohnen Arbeiten/Lernen
Grundlagen
Detailkapitel zur barrierefreien Planung Detailkapitel zur barrierefreien Planung von
von Wohngebäuden öffentlichen Gebäuden
95
150
Reinigen und pflegen barrierefrei Nebenbereiche barrierefrei
180
150
150
150
95
95
200
150
Wirtschaften barrierefrei
Seite 284f.
Aufbewahren barrierefrei
40 - 140
40 - 140
Seite 290f.
Entsorgen barrierefrei
85
Seite 302f.
Nutzungsneutral barrierefrei
Seite 308f.
20m2+ 15m2+
Raumpilot Grundlagen 33
Grundlagen
Barrierefrei
35 Einleitung
36 Gesetzliche Grundlagen
37 Arten der Behinderung
39 Allgemeine Planungsregeln
40 DIN-Normen
40 Planungshinweise
40 Geh-/Fahrhilfen
41 Erreichbarkeit/Schwellen
41 Durchgangs- und Öffnungsbreiten
41 Türhöhen
42 Bedienhöhe
42 Sicht-/Augenhöhe
42 Greifraum
43 Orientierung, Farben und Kontrast,
Form und Materialien
44 Bewegungsabläufe beim Öffnen und
Schließen von Türen
46 Flurbreiten
47 Planungshinweise/Literatur
34 Raumpilot Grundlagen
Barrierefrei
Grundlagen
„So ist mittlerweile bekannt, dass eine Unfälle temporär oder langfristig betroffen
barrierefrei zugängliche Umwelt für etwa sein. Auch für sie ist eine „barrierefreie“
10 Prozent der Bevölkerung zwingend räumliche Umgebung eine wesentliche
erforderlich, für 30 bis 40 Prozent notwen- Voraussetzung für ein möglichst selbststän-
dig und für 100 Prozent komfortabel ist und diges Leben.
ein Qualitätsmerkmal darstellt.“ (Neumann
2005, Seite 2) Vor diesem Hintergrund muss eine
zukunftsweisende Planung vor allem
Der demografische Wandel trägt mit integrativ sein. Personen „außerhalb der
dem erheblich wachsenden Anteil älterer Norm“ dürfen nicht durch Sonderlösungen
Personen dazu bei, dass die Unterschiede stigmatisiert werden. Eine entsprechende
zwischen den individuellen physischen und „integrative Planung“ bedeutet bauliche
psychischen Fähigkeiten innerhalb der Be- Umgebungen im Sinne eines „universellen
völkerung zukünftig noch weiter zunehmen Designs“ so zu gestalten, dass sie mög-
werden. Im Alter treten Mobilitäteinschrän- lichst für alle zugänglich und ohne fremde
kungen und sonstige kognitive, physische Hilfe nutzbar sind.
oder psychische Beeinträchtigungen anteils-
210
55 80 - 90 70 70 70 - 85 65
M 1:50
Raumpilot Grundlagen 35
Grundlagen
Im Jahr 2005 war etwa jeder zehnte Gesetzliche Grundlagen Informationsquellen und Kommunikations-
Einwohner Deutschlands (8,6 Mio.)
einrichtungen sowie andere gestaltete
als behindert „amtlich anerkannt“.
Davon zählte der größte Teil Die Forderung nach Integration ist im Grund- Lebensbereiche, wenn sie für behinderte
(6,7 Mio.) zu den Schwerbehinderten gesetz der Bundesrepublik Deutschland Menschen in der allgemein üblichen Weise,
(mit einem Behinderungsgrad von
mehr als 50 Prozent). Für diese Grup-
unter Artikel 3, Abs. 3 verankert: „Niemand ohne besondere Erschwernis und grund-
pe wurde 2005 folgende Verteilung darf wegen seiner Behinderung benach- sätzlich ohne fremde Hilfe zugänglich und
ermittelt: teiligt werden.“ Diesem Anspruch will die nutzbar sind.“
bundesdeutsche Gesetzgebung auch mit
Art der Behinderung Anteil Hilfe von konkreten baurechtlichen Vorga- Mittels einer barrierefreien Planung sollen
ben und weiteren Planungsempfehlungen die Voraussetzungen für ein selbstständiges
Körperliche Behinderung 67 % für die sogenannte „barrierefreie Planung“ und unabhängiges Leben der Betroffenen
davon: entsprechen. Eine Definition des Begriffs geschaffen werden, um ihnen eine weitge-
Innere Organe 26 % „Barrierefreiheit“ findet sich unter anderem hend uneingeschränkte Teilhabe am gesell-
Gliedmaße 14 % in dem deutschen „Gesetz zur Gleichstel- schaftlichen Leben zu ermöglichen.
Wirbelsäule/Rumpf 14 % lung behinderter Menschen“ unter § 4:
Blinde/Sehbehinderte 5%
Sprach-/Gehörgeschädigte 4% „Barrierefrei sind bauliche und sonstige
zerebrale Störungen 9% Anlagen, Verkehrsmittel, technische Ge-
geistige/seelische Behind. 9% brauchsgegenstände, Systeme der Informa-
sonstige Behinderungen 15 % tionsverarbeitung, akustische und visuelle
(Statistisches Bundesamt, 2005)
36 Raumpilot Grundlagen
Barrierefrei
Grundlagen
Der Euroschlüssel des CBF
Für den Begriff „Behinderung“ existiert oder die Teilnahme am Leben der Gesell- Darmstadt – Club Behinderter und
keine universelle, den verschiedenen schaft erschwert wird.“ (Bleidick 1997, Seite ihrer Freunde in Darmstadt und
Umgebung e. V. – ist ein inzwischen
Anwendungsgebieten gleichermaßen 9) europaweit einheitlich eingeführtes
entsprechende Definition. Das deutsche Schließsystem, das es körperlich
Gleichstellungsgesetz definiert den Begriff In den meisten Auflistungen werden sieben beeinträchtigten Menschen ermög-
licht, selbstständig und kostenfrei
beispielsweise unter § 3 wie folgt: „Men- Arten von Behinderungen unterschieden: Zugang zu behindertengerechten
schen sind behindert, wenn ihre körperliche – Körperliche Behinderungen sanitären Anlagen und Einrichtungen
zu erhalten, zum Beispiel in Bahn-
Funktion, geistige Fähigkeit oder seelische – Sinnesbehinderungen
hofstoiletten, öffentlichen Toiletten
Gesundheit mit hoher Wahrscheinlichkeit – Sprachbehinderungen in Fußgängerzonen, Museen oder
länger als sechs Monate von dem für das – Psychische Behinderung Behörden.
M 1:50
Raumpilot Grundlagen 37
Grundlagen
89 - 102
75 - 100
75
38 Raumpilot Grundlagen
Barrierefrei
Grundlagen
Wesentliche Festlegungen zur barrierefreien Gebäude ab 1200 m² Nutzfläche und Groß-
Planung finden sich in der Musterbauord- garagen (siehe hierzu auch MBO § 50).
nung MBO und entsprechend auch in den
Landesbauordnungen. Für Wohnbauplanungen wurde in der
LBO BW unter § 35 (3) festgelegt: „In
In der LBO BW ist unter § 39 „Barriere- Wohngebäuden mit mehr als vier Woh-
freie Anlagen“ festgelegt, welche bauliche nungen müssen die Wohnungen eines
Anlagen bei Neuplanungen grundsätzlich Geschosses barrierefrei erreichbar sein. In
barrierefrei zu gestaltet sind. Hierzu zählen diesen Wohnungen müssen die Wohn- und
neben speziellen Wohnungen, Heimen, Be- Schlafräume, eine Toilette, ein Bad und die
gegnungsstätten und Schulen für behinder- Küche oder Kochnische mit dem Rollstuhl
te oder/und alte Menschen unter anderem zugänglich sein.“ (LBO BW 2006, § 35 (3))
auch alle öffentlich zugänglichen Gebäude. Ausnahmen von dieser Festlegung sind
Insbesondere werden aufgeführt: Verwal- möglich, falls durch die Umsetzung der
tungsgebäude, Versammlungsstätten, barrierefreien Planung ein unverhältnis-
Museen, Verkaufsstätten, Krankenhäuser, mäßiger Mehraufwand entsteht (beispiels-
Kirchen, Schulen, Hochschulen, Volkshoch- weise wenn dafür aufwendige Aufzugsanla-
schulen, Kindertageseinrichtungen und gen notwendig wären).
105 - 110
85 - 110
102 - 127
M 1:50
Raumpilot Grundlagen 39
Grundlagen
85
40 Raumpilot Grundlagen
Barrierefrei
Grundlagen
Planung sind grundsätzlich für die Nutzung Dies entspricht den Anforderungen von DIN
eines Elektrorollstuhls ausgelegt (hierfür 18024 und DIN 18025 Teil 1.
wurde angenommen: Rollstuhl mit 85 cm
Breite und 120 cm Länge). Entsprechend DIN 18025 Teil 2 genügt für
die barrierefreie, nicht rollstuhlgerechte
Erreichbarkeit/Schwellen Planung dagegen ein lichtes Türdurch-
Untere Türanschläge und -schwellen sind gangsmaß von 80 cm. Hauseingangstüren,
in der barrierefreien und rollstuhlgerechten Wohnungseingangstüren und Aufzugstüren
Planung grundsätzlich zu vermeiden. Soweit müssen jedoch auch entsprechend Teil 2
Schwellen technisch unbedingt erforderlich grundsätzlich eine lichte Breite von minde-
sind, dürfen sie entsprechend DIN 18040 stens 90 cm haben.
(Entwurf), DIN 18024 und DIN 18025 nicht
höher als maximal 2 cm sein, im Außenbe- Türhöhen
reich maximal 3 cm (DIN 18024). Türöffnungen sollten entsprechend den
Normen in der barrierefreien Planung grund-
Durchgangs- und Öffnungsbreiten sätzlich eine lichte Höhe von mindestens
Obwohl Rollstühle selten breiter als 70 cm 210 cm nicht unterschreiten.
sind, sind zum sicheren Passieren von
85
M 1:50
Raumpilot Grundlagen 41
Grundlagen
≥ 210
≥ 210
≤ 140
optimal 85
≥ 40
≥ 90 ≥ 80 (≥ 90)
42 Raumpilot Grundlagen
Barrierefrei
wachsenen Menschen beträgt bei uneinge- höhen beschränken sich dann auf einen Kommunikationsmöglichkeiten. Menschen
schränkter Beweglichkeit des Oberkörpers Bereich zwischen 50 cm und 85 cm. mit eingeschränkter Hörfunktion sind
Grundlagen
circa 80 cm, bei eingeschränkter Beweg- dagegen je nach Schweregrad zusätzlich
lichkeit kann er sich erheblich verkleinern Orientierung, Farben und Kontrast, auf eine akustisch-visuelle oder rein visuelle
(Abbildung Seite 28-29). Form und Materialien Orientierung angewiesen. Da besonders bei
Normalsichtige Menschen nutzen für ihre Kindern und älteren Menschen die Feinmo-
Im vertikalen Greifbereich sind für ältere Orientierung bis zu 90 Prozent visuelle torik unterschiedlich ausgeprägt ist, ist die
Menschen und für Rollstuhlfahrer drei Informationen und Signale. Bei Sehbehin- Formgebung von Ausstattungselementen
Höhen von besonderer Bedeutung: die derungen sind stärkere Farbsignale und von besonderer Bedeutung.
durchschnittlich mögliche niedrigste Kontraste sehr wichtig. Daneben ist es
Greifhöhe bei 40 cm, die durchschnittlich sinnvoll, Informationen entsprechend dem Es wird daher empfohlen Türklinken,
optimale Greifhöhe bei 85 cm und die „Zwei-Sinne-Prinzip“ so zu vermitteln, dass Handläufe und Haltegriffe der Handform
durchschnittlich höchstmögliche Greifhöhe sie parallel von zwei unterschiedlichen Sin- entsprechend ergonomisch anzupassen und
ohne Hilfsmittel bei etwa 140 cm. Mit einer nen wahrgenommen werden können. diese nicht scharfkantig, eckig oder zu hart
Greifzange können eventuell noch höher auszubilden.
liegende Gegenstände erreicht werden. Bei Für blinde Menschen bietet vor allem der
frontalem Anfahren wird das Greifen für Einsatz taktiler Elemente und/oder akus-
einen Rollstuhlfahrer schwieriger, die Greif- tischer Signale entsprechende zusätzliche
≥ 150
ca. 80
ca. 60
Horizontaler Greifbereich, links bei eingeschränkter, rechts Mindestbewegungsfläche zum Mindestbewegungsfläche in Räumen (90 cm) und vor Möbeln (120 cm)
bei uneingeschränkter Beweglichkeit des Oberkörpers Wenden für Rollstuhlfahrer
M 1:50
Raumpilot Grundlagen 43
Grundlagen
Bewegungsablauf Drehflügeltür,
nach innen öffnend
Bewegungsablauf Drehflügeltür,
nach außen öffnend
Bewegungsablauf Schiebetür
Bewegungsablauf Aufzugstür
44 Raumpilot Grundlagen
Barrierefrei
Bewegungsabläufe beim Öffnen Vor barrierefreien Aufzügen muss eine Min- ► DIN EN 81-70 / September 2005 /
„Sicherheitsregeln für die Konstruk-
und Schließen von Türen destbewegungsfläche von 150 x 150 cm
Grundlagen
tion und den Einbau von Aufzügen“
vorgesehen werden. Bei der Aufzugstür ist legt wesentliche Anforderungen an
Zum Anfahren des Türdrückers benötigt eine lichte Durchgangsbreite von minde- die barrierefreie Aufzugsplanung im
Bereich des Fahrkorbs fest. Die DIN
der Rollstuhlfahrer beidseitig der Tür eine stens 90 cm erforderlich, damit Rollstuhlfah- EN 81-70 gilt zusätzlich zu den DIN
Bewegungsfläche von 50 cm, die baulich rer sie unbehindert durchfahren können . 18024 und 18025.
nicht eingeschränkt werden darf. Dieses Weitere detaillierte Angaben zur barrierefrei-
Maß gilt unabhängig davon, ob es sich um en Aufzugsplanung sind im Kapitel „Aufzug“
eine Drehflügel- oder Schiebetür handelt, auf den Seiten 96-97 aufgeführt.
wobei letztere für einen Rollstuhlfahrer M 1:50
meist leichter zu bedienen ist. ≥ 110
≥ 150 ≥ 190
≥ 140
≥ 120
≥ 120
≥ 90 ≥ 90 ≥ 90
≥ 50 ≥ 50 ≥ 50
≥ 50 ≥ 50
≥ 50 ≥ 50
≥ 120
≥ 150
≥ 150
≥ 190
≥ 150 ≥ 150
Bewegungsflächen vor Drehflügeltüren, rollstuhlgerecht Bewegungsflächen vor Schiebetüren, rollstuhlgerecht Bewegungsflächen vor Aufzugstüren, rollstuhlgerecht
entsprechend DIN 18024, 18025, 18040 (Entwurf) entsprechend DIN 18024, 18025, 18040 (Entwurf) entsprechend DIN 18024, 18025, 18040 (Entwurf)
Raumpilot Grundlagen 45
Grundlagen
Flurbreiten
Bewegungsfläche für Rollstuhlbenutzer Platzbedarf und Bewegungsflächen für Platzbedarf und Bewegungsflächen bei
ohne Richtungsänderung Rollstuhlbenutzer bei Richtungsänderung Begegnung von Rollstuhlbenutzern
≥ 180
≥ 150
Es genügt eine Flurbreite von 120 cm, wenn Die Bewegungsfläche von 150 x 150 cm Für die Begegnung von Rollstuhlbenutzern
mindestens einmal eine Bewegungsfläche muss in jedem Raum und auf Fluren als muss eine Bewegungsfläche von mindes-
von 150 x 150 cm zum Wenden vorhanden Wendemöglichkeit vorhanden sein. Ausge- tens 180 cm x 180 cm vorhanden sein.
ist; bei langen Fluren muss diese Bewe- nommen sind Räume, die der Rollstuhlbe-
gungsfläche mindestens alle 15 m angeord- nutzer ausschließlich vor- und rückwärtsfah-
net werden (15 m-Angabe aus DIN 18040 rend uneingeschränkt nutzen kann. Hierbei
Teil 2 (Entwurf)). ist eine Breite von 120 cm ausreichend.
Rollstuhlgerechte Mindestflurbreiten entsprechend DIN 18024, DIN 18025 und DIN 18040 (Entwurf), M 1:50
46 Raumpilot Grundlagen
Barrierefrei
Grundlagen
Normen ge mit geneigter Fahrbahn für Personen mit
DIN 18024-1 / Januar 1998 / Barrierefreies Behinderungen; Deutsche Fassung Gesetze/Verordnungen
Bauen – Straßen, Plätze, Wege, öffentliche EN 81-40:2008 Grundgesetz für die Bundesrepublik
Verkehrs- und Grünanlagen sowie Spielplät- Deutschland (19. März 2009), Artikel 3
ze – Planungsgrundlagen DIN EN 81-70 / September 2005 / Sicher-
heitsregeln für die Konstruktion und den Bürgerliches Gesetzbuch 2007 / Artikel 1
DIN 18024-2 / November 1996 / Barrierefrei- Einbau von Aufzügen – Besondere Anwen- Gesetz zur Gleichstellung behinderter
es Bauen – Öffentlich zugängliche Gebäude dungen für Personen- und Lastenaufzüge Menschen (Behindertengleichstellungsge-
und Arbeitsstätten – Planungsgrundlagen – Teil 70: Zugänglichkeit von Aufzügen für setz – BGG 2002) auch § 4 Barrierefreiheit
Personen einschließlich Personen mit Be- (Definition); § 8 Herstellung von Barrierefrei-
DIN 18025 Teil 1 / Dezember 1992 / Bar- hinderungen; Deutsche Fassung EN 81-70: heit in den Bereichen Bau und Verkehr
rierefreie Wohnungen – Wohnungen für 2003 + A1: 2004
Rollstuhlbenutzer – Planungsgrundlagen Musterbauordnung MBO 2002
DIN 15325 / Dezember 1990/ Aufzüge;
DIN 18025 Teil 2 / Dezember 1992 / Barriere- Bedienungs-, Signalelemente und Zubehör; Landesbauordnung für Baden-Württemberg
freie Wohnungen – Planungsgrundlagen ISO 4190-5, Ausgabe 1987 modifiziert (letzte Änderung 2007)
DIN 18040-1 / Entwurf Februar 2009 / DIN 32975 / Entwurf Juni 2008 / Gestaltung Gesetzentwurf der Landesregierung:
Barrierefreies Bauen – Planungsgrundlagen: visueller Informationen im öffentlichen Gesetz zur Änderung der Landesbauord-
Öffentlich zugängliche Gebäude (geplant als Raum zur barrierefreien Nutzung nung für Baden-Württemberg (2009)
Ersatz für DIN 18024)
DIN 32981 / November 2002 / Zusatzein- Arbeitsstättenverordnung und Arbeitsstät-
DIN 18040-2 / Entwurf Februar 2009 / Bar- richtungen für Blinde und Sehbehinderte tenrichtlinien 2007 / § 3, Abs. 2 Einrichten
rierefreies Bauen – Planungsgrundlagen: an Straßenverkehrs-Signalanlagen (SVA) und Betreiben von Arbeitsstätten für Men-
Wohnungen (geplant als Ersatz für DIN - Anforderungen schen mit Behinderung
18025)
DIN 32984 / Mai 2000 / Bodenindikatoren
DIN 18041 / Mai 2004 / Hörsamkeit in klei- im öffentlichen Verkehrsraum Richtlinien
nen bis mittelgroßen Räumen VDI 6008 / August 2005 / Barrierefreie und
DIN 77800 / September 2006 / Qualitätsan- behindertengerechte Lebensräume – Anfor-
DIN EN 81-40 / April 2009 / Sicherheitsre- forderungen an Anbieter der Wohnform „Be- derungen an die Elektro- und Fördertechnik
geln für die Konstruktion und den Einbau treutes Wohnen für ältere Menschen“
von Aufzügen – Spezielle Aufzüge für den DIN-Fachbericht 124, Ausgabe: Januar 2003
Raumpilot Grundlagen 47
Grundlagen
48 Raumpilot Grundlagen
Treppe
Grundlagen
Raumpilot Grundlagen 49
Grundlagen
Treppe
51 Einleitung
51 Notwendige und nicht notwendige
Treppen
52 Notwendige Treppen
53 Treppenteile
54 Steigungsverhältnis
55 Treppenneigungen
56 Nutzbare Treppenlaufbreite
58 Treppenraumprofil
59 Treppendurchgangshöhe
60 Lauflinie und Gehbereich
62 Treppenpodeste
63 Krankentransporte
64 Stufenschnitt im Podestbereich bei zwei-
läufiger massiverTreppe
65 Unterschneidung
65 Geländer
67 Handlauf
68 Treppenarten
71 Barrierefreie Treppenplanung
73 Barrierefreie Rampenplanung in Woh-
nungen und öffentlichen Gebäuden
74 Planungsregeln/Literatur
50 Raumpilot Grundlagen
Treppe
Grundlagen
Außenliegende „Treppenlandschaft“ Außenliegende Treppe und Treppenturm Innenliegende, natürlich belichtbare Treppen
Raumpilot Grundlagen 51
Grundlagen
Maximale Entfernung von jeder Stel- Notwendige Treppen Bei Gebäuden mit mehr als 8 m Brüstungs-
le eines Aufenthaltsraums zu einem
höhe muss die Erreichbarkeit mit Hubret-
notwendigen Treppenraum
Die Entfernung von jeder Stelle eines tungsfahrzeugen sichergestellt sein (MBO
Gebäudeart Max. Entfernung Aufenthaltsraums sowie eines Kellerge- § 5). Für Hochhäuser (siehe MBO 2 (4)
schosses bis zu mindestens einem Flucht- Oberkante Fußboden des höchstgelegenen
Hochhäuser 25 m weg (Fluchttreppe) oder einem Ausgang Geschosses höher als 22 m über Gelände-
Gast- und Beherbergungs- 25 m ins Freie darf bei Gebäuden, die keine oberfläche) gelten ebenfalls besondere
stätten
Sonderbauten nach LBO sind, höchstens 35 Anforderungen.
Verkaufsstätten 25 m m (MBO) beziehungsweise 40 m (LBO BW)
betragen.
geschlossene und unter- 30 m
irdische Garagen
Jedes vom umgebenden Gelände nicht
Versammlungsstätten 30 m betretbare Geschoss mit Aufenthaltsräumen
(vom Ausgang zum
muss über mindestens eine notwendige
Treppenraum)
Treppe zugänglich sein. Zusätzlich ist ein
Krankenhäuser 30 m zweiter Rettungsweg erforderlich. Ein zwei- Die maximale Entfernung zur Fluchttreppe wird gerechnet
vom äußersten Punkt des Raums bis zur Tür des Flucht-
ter Rettungsweg kann eine von der Feuer- treppenhauses.
Schulen 35 m wehr erreichbare Nutzungseinheit sein. Ein
Gebäude, die keine Son- 35 m zweiter Rettungsweg ist nicht erforderlich,
derbauten nach LBO sind
wenn in den notwendigen Treppenraum kein
Abweichungen in den Feuer und Rauch eindringen kann (Sicher-
einzelnen LBO beachten!
heitstreppenraum).
52 Raumpilot Grundlagen
Treppe
Grundlagen
zur Überarbeitung der DIN
18065 vor.
fe
tu
tts
tri
us
A
fe
tstu
Trit
fe
tu
tzs
Se s
ng
igu
te
ens
pp
Tre
a
tt
tri
f
uf
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na
en
pe
ep
pp
Tr
Tre
fe
tu
ts
rit
nt
A
t
es
od
np
pe
ep
Tr
Podestbreite Treppenlauflänge
Laufbreite/
Podestbreite
Raumpilot Grundlagen 53
Grundlagen
Steigungsverhältnis
ca. 63 a
54 Raumpilot Grundlagen
Treppe
Grundlagen
Leitern: bis 90°
steilste Wohnhaustreppe:
21 / 21 (≤ 45° / 100% Steigung)
normale Wohnhaustreppe:
17 / 29 (30,5°)
Raumpilot Grundlagen 55
Grundlagen
Nutzbare Treppenlaufbreite
Nutzbare Laufbreite
Die nutzbare Treppenlaufbreite bezeichnet zwischen Wandober-
die waagrecht gemessene Laufbreite zwi- flächen
schen der Wandoberflächen und der Innen-
kante Handlauf beziehungsweise zwischen
zwei Handläufen.
Nutzbare Laufbreite
Die Treppenbreite wird entsprechend der zwischen den Innen-
Anzahl der Nutzer bemessen. Überschlägig kanten von Handläufen
≥ 75 ≥ 125 ≥ 187,5
Orientierungswerte für Treppenbreiten entsprechend dem durchschnittlichen Bewegungsraum von Erwachsenen, M 1:50
56 Raumpilot Grundlagen
Treppe
Grundlagen
Gebäudeart Treppenart Treppenlaufbreite Treppensteigung s2) Treppenauftritt a3)
min. max. min. 1) schließt auch Maisonettewoh-
nungen in Gebäuden mit mehr als
Wohngebäude mit Treppen, die zu Aufenthalts- 80 cm 20 cm 23 cm zwei Wohnungen ein
nicht mehr als zwei räumen führen
Wohnungen1) 2) aber nicht < 14 cm
Kellertreppen, die nicht zu 80 cm 21 cm 21 cm
Aufenthaltsräumen führen
3) aber nicht > 37 cm
Bodentreppen, die nicht zu 50 cm 21 cm 21 cm
Aufenthaltsräumen führen 4) Bei Stufen, deren Treppenauf-
tritt a unter 26 cm liegt, muss die
Sonstige Gebäude baurechtlich notwendige 100 cm 19 cm 26 cm Unterschneidung u mindestens so
Treppen groß sein, dass insgesamt 26 cm
Trittfläche (a + u) erreicht werden.
Alle Gebäude baurechtlich nicht notwendige 50 cm 21 cm 21 cm
Treppen
5) Bei Stufen, deren Treppenauf-
tritt a unter 24 cm liegt, muss die
Unterschneidung u mindestens so
groß sein, dass insgesamt 24 cm
Trittfläche (a + u) erreicht werden.
Raumpilot Grundlagen 57
Grundlagen
Notwendige Treppen nach DIN 18065 Sonstige Treppen nach DIN 18065
≥ 80
≥ 100 ≤ 25 ≥ 50 ≤ 25
≤ 25
≥ 200
≥ 200
≤ 15
≤ 15
≤ 10 ≤ 10
Handlauf:
Der Abstand zwischen Wand und
Handlauf muss mindestens 5 cm
betragen.
58 Raumpilot Grundlagen
Treppe
Treppendurchgangshöhe
Grundlagen
Die lichte Durchgangshöhe von Treppen ist Begrenzung der lichten Durchgangshöhe
in DIN 18065 mit mindestens 200 cm fest- beispielsweise durch:
gelegt. (Wenn möglich sollte eine größere 1 Unterseite eines darüberliegenden Trep-
Höhe von mindestens 220 cm ausgeführt penlaufs
werden.) Bauteile wie Balken, Leuchten et 2 Rohr, Leuchte
cetera dürfen in diesen Raum nicht hinein- 3 Balken
ragen (Ausnahmen siehe: Treppenraum- 4 Dachschräge, Deckenunterseite
profile).
4
3
2
2
lichte Treppendurchgangshöhe
1
≥ 200 cm
Treppendurchgangshöhe
Messebenen für lichte
Raumpilot Grundlagen 59
Grundlagen
36
30
R
30
18
R
Gehbereich
R
Gehbereich
60
R
Gehbereich
60
32
36
32
R
R
40
R
40
40 20 40
32 16 32 32 16 32 40 20 50
Die Lauflinie ist eine gedachte Bewegungs- Im Krümmungsbereich der Lauflinie ist der Bei nutzbaren Treppenlaufbreiten über
linie, die den üblichen Weg eines Treppen- Auftritt gleich der Sehne, die sich durch die 100 cm – außer bei Spindeltreppen – beträgt
nutzers angibt. Sie liegt im Gehbereich. Schnittpunkte der gekrümmten Lauflinie mit die Breite des Gehbereichs 20 cm. Der
Der Auftritt wird innerhalb der Lauflinie den Stufenvorderkanten ergeben. Im gera- Abstand des Gehbereiches von der inneren
gemessen. den Treppenbereich verläuft der Gehbereich Begrenzung der nutzbaren Treppenlaufbreite
in Treppenmitte. beträgt 40 cm (DIN 18065/ 9.2).
Bei gewendelten Treppen kann die Lauflinie
(der Auftritt) innerhalb des Gehbereichs frei Bei nutzbaren Treppenlaufbreiten bis Bei Wendeltreppen mit einer nutzbaren Trep-
gewählt werden. Krümmungsradien der 100 cm hat der Gehbereich eine Breite von penbreite < 100 cm liegt der Gehbereich
Begrenzungslinie des Gehbereichs müssen 20 Prozent der nutzberen Treppenlaufbreite mittig und beträgt 20 Prozent der nutzbaren
mindestens 30 cm betragen. und liegt im Mittelbereich der Treppe (DIN Laufbreite.
18065/ 9.1).
60 Raumpilot Grundlagen
Treppe
Grundlagen
Gehbereich methoden. Detaillierte Angaben
Gehbereich hierzu siehe:
Schuster, Franz: Treppen aus Stein,
Holz und Eisen. Stuttgart 1943,
Seite 19f
Pech, Anton; Kolbitsch, Andreas:
Treppen/Stiegen. Wien, New York
2005, Seite 15ff
40 16 24
50% 20% 30%
36 18 36 80
40% 20% 40%
90
Gehbereiche bei nutzbaren Treppenlaufbreiten von Wendeltreppen Gehbereiche bei nutzbaren Treppenlaufbreiten von Spindeltreppen
20 10 20 50
24 12 24 60 100 110
90 30
33
28 14 28 70 120
27
20 36
32 16 32 80 22
80 18
36 18 36 90 24 24
16 130
40 20 40 100 39
70 45 50 55
21 26
50 20 40 110 14 40 60
35
60 20 40 120 Spindel- 65
60 18 12 30 seite 72 28 40 140 Handlaufseite
70 20 40 130 Seite der
schmalen 25
10
80 20 40 140 Stufenenden 50 15
Nutzbare Treppenlaufbreite: Diagramm mit Darstellung der Lage des Nutzbare Treppenlaufbreite: Diagramm mit Darstellung der Lage des
Gehbereiches für gewendelte Treppen sowie für Treppen unter- Gehbereiches für Spindeltreppen unterschiedlicher Breite
schiedlicher Breite, die sich aus geraden und gewendelten Laufteilen
zusammensetzen
Raumpilot Grundlagen 61
Grundlagen
a 63 63
Zwischenpodest
x*63cm + 1 Auftritt (a)
max. 18 Stufen
(max. 14 Stufen bei Versammlungsstätten)
62 Raumpilot Grundlagen
Treppe
Krankentransporte im Podestbereich
Grundlagen
250 250
Treppenanlagen/Treppenpodeste
müssen in Gebäuden ohne entspre-
chende Aufzüge so ausgebildet wer-
den, dass darin eine Krankentrage
transportiert werden kann (Abmes-
sungen Krankentrage mit klappbaren
125
140
Holmen entsprechend DIN 13024-2/
April 1997: 2302 x 556 x 137 mm
beziehungsweise entsprechend DIN
EN 1865 wie im Entwurf DIN 18065
von September 2009 angegeben).
100 50 100
100 50 100
Notwendige Bewegungsfläche für Personentransport im Podest- Notwendige Bewegungsfläche für Personentransport im Podest-
bereich bei offenem Treppenauge bereich bei geschlossenem Treppenauge
Raumpilot Grundlagen 63
Grundlagen
A B C D
Schnitt
Aufsicht
Die Treppengeometrie von Treppe
A hat Vorteile: Die Knicklinie der
Treppenuntersicht liegt durchgehend
in einer Linie, das Podest kann daher
mit geringerer Materialstärke ausge-
führt werden als bei B und C.
Untersicht
Stufenschnitte, M 1:100
64 Raumpilot Grundlagen
Treppe
Grundlagen
derungen der GUV (gesetzliche Unfallversicherung) für
Treppen ohne Setzstufen (offene Treppen) Um gegen Absturz zu sichern, müssen die die Höhe und Gestaltung von Umwehrungen beachtet
müssen um mindestens 3 cm unterschnit- freien Seiten von Treppenläufen und Trep- werden!
ten werden (DIN 18065, 6.7.1). Bei Treppen penpodesten durch Geländer gesichert wer-
mit Setzstufen (geschlossene Treppen) den. Die Höhe des Geländers wird lotrecht ≤ 12
können die Stufen bündig mit der Setzstufe über der Stufenvorderkante beziehungswei-
abschließen, Unterschneidungen sind eben- se über der Oberkante des Podestbodens
≤ 12
falls möglich. Geschlossene Treppen mit gemessen (geforderte Geländerhöhen siehe
Treppenauftritten a < 26 cm sind so weit zu Tabelle nächste Seite). Um das Überklet-
unterschneiden, dass a + u ≥ 26 cm beträgt tern von Geländern durch Kleinkinder zu
(DIN 18065, 6.7.2). erschweren, darf entsprechend DIN 18065
der lichte Abstand von Geländerteilen in
< 15
eine Richtung nicht mehr als 12 cm betra-
gen (dies gilt nicht für Wohngebäude mit < 15
nicht mehr als zwei Wohneinheiten). Über Maximal zulässige Abstände von Geländerteilen und
maximal zulässiger Abstand des Geländers über den
Treppenpodesten darf der lichte Abstand
Treppenstufen entsprechend DIN 18065
≥3 zur Geländerunterkante lotrecht gemessen
nicht mehr als 12 cm betragen. (DIN 18065,
Unterschneidung offene Treppe 6.9)
≤ 12
≤ 12
Die LBOAVO BW fordert darüber hinaus
unter § 4, dass Öffnungen in Umwehrungen
1. bei einer Breite von mehr als 12 cm bis zu
≤2
einer Höhe der Umwehrung von 60 cm
nicht höher als 2 cm, darüber nicht mehr
als 12 cm sein dürfen;
≥ 60
2. bei einer Höhe von mehr als 12 cm nicht
Unterschneidung geschlossene Treppe breiter als 12 cm sein dürfen.
Der Abstand dieser Umwehrungen von der Maximal zulässige Abstände von Geländerteilen entspre-
chend LBOAVO BW § 4 Umwehrungen
zu sichernden Fläche darf senkrecht gemes-
sen nicht mehr als 12 cm betragen.
Raumpilot Grundlagen 65
Grundlagen
Handlauf
Kinder
65 - 75
Brüstungshöhe
min. 90 - 110
(LBO)
Handlauf
Erwachsener
80 - 115
1)
bis 12 m Wohngebäude und andere Gebäude, 90 cm 2)
die nicht der Arbeitsstättenverordnung
unterliegen
1)
außerdem bei größeren Absturzhöhen, wenn das Treppenauge bis zu 20 cm breit ist
2)
nach Bauordnungsrecht
3)
nach Arbeitsschutzrecht
66 Raumpilot Grundlagen
Treppe
Handlauf
Grundlagen
Treppenläufe ab vier Stufen müssen
mindestens auf einer Seite einen festen und
griffsicheren Handlauf haben.
Raumpilot Grundlagen 67
Grundlagen
Treppenarten
68 Raumpilot Grundlagen
Treppe
Grundlagen
Zweiläufige gerade Treppe mit Zwischenpodest Zweiläufige gegenläufige Treppe mit Zwischenpodest
Zweiläufige gewinkelte Treppe mit Zwischenpodest Dreiläufige gegenläufige Treppe mit Zwischenpodest
Raumpilot Grundlagen 69
Grundlagen
Bogentreppe; zweiläufige gewendelte Treppe mit Zwischenpodest Spindeltreppe; Treppe mit Treppenspindel
Dreiläufige zweimal abgewinkelte Treppe mit Zwischenpodesten Wendeltreppe; Treppe mit Treppenauge
70 Raumpilot Grundlagen
Treppe
Grundlagen
DIN 18040 Teil 1/ Feb 2009 (Entwurf)
Erreichbarkeit im Wohnungsbau chend DIN 18040 (Entwurf) Teil 1 und 2 DIN 18040 Teil 2/ Feb 2009 (Entwurf)
Entsprechend LBO BW § 35 (3) müssen bei dürfen Handläufe im Treppenauge und an DIN 18024 Teil 2/ Nov. 1996
DIN 18025 Teil 2/ Dez. 1992
Wohngebäuden mit mehr als vier Wohnein- Podesten nicht unterbrochen sein.
heiten die Wohnungen eines Geschosses – Äußerer Handlauf muss über das
barrierefrei erreichbar sein. In diesen Treppenende hinaus 30 cm waagerecht
Wohnungen müssen die Wohn- und in 85 cm Höhe (beziehungsweise 85 bis
Schlafräume, eine Toilette, ein Bad und die 90 cm entsprechend DIN 18040 Entwurf)
Küche oder Kochnische mit dem Rollstuhl weitergeführt werden.
zugänglich sein. – Entsprechend DIN 18040 (Entwurf) sind
frei in den Raum kragende Handlaufenden
Erreichbarkeit in öffentlichen Gebäuden mit einer Rundung nach unten oder zur Stolpergefahr bei Stufenunterschneidung, daher sind
Stufenunterschneidungen bei barrierefreien Treppen unzu-
In LBO BW § 39 sind weitere bauliche An- Seite abzuschließen.
lässig (DIN 18024/DIN 18025) beziehungsweise nur bis
lagen aufgelistet, die barrierefrei gestaltet 2 cm zulässig (DIN 18040 Entwurf)
werden müssen. Entsprechend § 39 und Stufen
DIN 18024 Teil 2 (beziehungsweise 18040 – Stufenunterschneidungen sind unzulässig
Teil 1 (Entwurf)) ist für öffentlich zugängliche (DIN 18024/DIN 18025 Teil 2).
Gebäude wie unter anderem Bürogebäude, – Entsprechend DIN 18040 (Entwurf)
Gaststätten und Praxen die stufenlose Er- müssen Treppen Setzstufen haben. Tritt-
reichbarkeit aller Gebäudeebenen gefordert. stufen dürfen über die Setzstufen nicht
Bei Bedarf sind Aufzug oder Rampe zum vorkragen, bei schrägen Setzstufen sind
Überwinden von Höhenunterschieden Unterschneidungen bis zu 2 cm zulässig.
erforderlich.
Treppenlauf b 30
Treppen entsprechend DIN 18024, – Notwendige Treppen in öffentlich zu- Die Trittstufen müssen durch taktiles Material erkennbar
sein. Taktile Hilfen an Handläufen am Anfang und am Ende
DIN 18025 beziehungsweise DIN 18040 gänglichen Gebäuden und Arbeitsstätten
der Treppe informieren Blinde über den Beginn und das
(Entwurf) Handlauf dürfen nicht gewendelt sein (DIN 18024). Ende des Treppenlaufs
– Beidseitige Handläufe auf 85 cm Höhe – Der Treppenlauf von Wohnungstreppen
erforderlich (DIN 18024 und DIN 18025). sollte in der barrierefreien Planung nicht
– Entsprechend DIN 18040 (Entwurf) Teil 1 gewendelt sein (DIN 18025 Teil 2).
Orientierungshilfen sind für Menschen mit einge-
und Teil 2 sind Handlaufhöhen zwischen – Entsprechend DIN 18040 Teil 1 und 2 schränktem Sehvermögen wichtig!
85 und 90 cm zugelassen. (Entwurf) sind ab einem Innendurchmes- – Markierungen der Stufenvorderkanten (zumindest die
erste und letzte Stufe sollte markiert sein)
– Handläufe sind mit 3 bis 4,5 cm Durch- ser des Treppenauges von 200 cm auch – Aufmerksamkeitsfeld vor der Treppe (Belagswechsel)
messer gefordert. gebogene Treppenläufe zulässig.
Raumpilot Grundlagen 71
Grundlagen
≥ 30
Barrierefreie Treppe
≥ 30
waagerecht über den Anfang und das
Ende einer Treppe hinausragen.
72 Raumpilot Grundlagen
Treppe
max. 6%
Barrierefreie Rampenplanung Handläufe sind beidseitig mit 3,5 cm bis Nicht-barrierefreie Rampen
Rampen können alternativ oder zu-
in Wohnungen und öffentlichen 4 cm Durchmesser auf 0,85 m Höhe
Grundlagen
sätzlich zu Treppen oder Aufzügen als
Gebäuden (0,85 m bis 0,90 m DIN 18040 (Entwurf) großzügige vertikale Erschließungs-
anzubringen und über die Rampe hinaus elemente eingesetzt werden. Die
Neigung von Flachrampen liegt bei
Rampen ermöglichen Gehbehinderten, Roll- 30 cm über die Podestfläche zu führen. maximal 6 Prozent, bei Belagrampen
stuhlfahrern und Personen mit Kinderwagen (nicht barrierefrei) zwischen 6 und 10
et cetera die ungehinderte Höhenüberwin- Frei auskragende Handlaufenden sind mit Prozent, bei Steilrampen zwischen 10
und 24 Prozent (nicht barrierefrei).
dung. Rampen sind ab 3 Prozent Längsge- einer Rundung nach unten oder zur Seite
fälle erforderlich. abzuschließen (DIN 18040 Entwurf). Die Be-
wegungsflächen am Anfang und am Ende
Bei der barrierefreien Rampenplanung ist der Rampe müssen mindestens 1,50 m x
>5
eine Steigung bis maximal 6 Prozent mög- 1,50 m groß sein.
lich. Die nutzbare Rampenbreite zwischen
den mindestens 10 cm hohen Radabwei-
85
10
sern ist mit mindestens 1,20 m Breite
gefordert. Nach maximal 6 m Rampenlänge
ist ein Zwischenpodest von mindestens 120
30
30
85
72
120
Rollstuhlgerechte Rampe entsprechend DIN 18024, DIN 18025 und DIN 18040 Entwurf. *) 150 cm nur entsprechend DIN 18040 (Entwurf) ausreichend, falls Handläufe unterfahrbar. M 1:100
Raumpilot Grundlagen 73
Grundlagen
Normen DIN 18040-2 / Entwurf Februar 2009 / Bar- Landesbauordnung für Baden-Württemberg
DIN EN 1865 / Dezember 1999 / Festle- rierefreies Bauen – Planungsgrundlagen – (2006), insbesondere:
gungen für Krankentragen und andere Teil 2: Wohnungen § 28 Treppen, Treppenräume, Ein- und Aus-
Krankentransportmittel im Krankenkraft- gänge, Flure, Gänge, Rampen und LBOAVO:
wagen DIN 13024 Teil 1 / April 1997 / Krankentra- unter anderem § 4 Umwehrungen, § 10
ge –Teil 1: mit starren Holmen – Maße, Treppen, § 11 Notwendige Treppenräume,
DIN 18065 / Januar 2000 / Gebäudetreppen Anforderungen, Prüfung Ausgänge
– Definitionen, Messregeln, Hauptmaße
DIN 13024 Teil 1 Berichtigung 1 / Mai 2008 Gesetzentwurf der Landesregierung:
DIN 18065 Entwurf / September 2009 / / Krankentrage - Teil 1: Mit starren Holmen; Gesetz zur Änderung der Landesbauord-
Gebäudetreppen – Begriffe, Messregeln, Maße, Anforderungen, Prüfung, Berichti- nung für Baden-Württemberg (2009)
Hauptmaße gungen zu DIN 13024 Teil 1: 1997-04
Richtlinien
DIN 18024-1 / Januar 1998 / Barrierefreies DIN 13024 Teil 2 / April 1997 / Krankentra- Hochhausrichtlinien
Bauen – Teil 1: Straßen, Plätze, Wege, öf- ge – Teil 2: mit klappbaren Holmen – Maße, Versammlungsstättenverordnung
fentliche Verkehrs- und Grünanlagen sowie Anforderungen, Prüfung Verkaufsstättenverordnung
Spielplätze – Planungsgrundlagen Krankenhausbauverordnung
Gesetze/Verordnungen Geschäfts- und Warenhausverordnung
DIN 18024-2 / November 1996 / Barriere- Verordnung über Arbeitsstätten (Arbeitsstät- Garagenverordnungen
freies Bauen – Teil 2: Öffentlich zugängliche tenverordnung – ArbStättV) (12.08.2004) mit Schulbaurichtlinien
Gebäude und Arbeitsstätten – Planungs- Arbeitsstätten-Richtlinien (ASR) (Oktober Richtlinien für Kindergärten
grundlagen 1979), besonders:
– ASR 7/3 Künstliche Beleuchtung Unfallverhütungsvorschriften
DIN 18025 Teil 1 / Dezember 1992 / Bar- – ASR 12/1-3 Schutz gegen Absturz und Vorschriften der gesetzlichen Unfallversiche-
rierefreie Wohnungen – Wohnungen für herabfallende Gegenstände rung (GUV)
Rollstuhlbenutzer – Planungsgrundlagen – ASR 17/1,2 Verkehrswege
74 Raumpilot Grundlagen
Treppe
Grundlagen
Stuttgart 1998
Pech, Anton; Kolbitsch, Andreas: Treppen/
Deplazes, Andrea (Hrsg.): Architektur kon- Stiegen. Wien, New York 2005
struieren. Basel, Boston, Berlin 2008
Raumpilot Grundlagen 75
Grundlagen
76 Raumpilot Grundlagen
Aufzug
Grundlagen
Raumpilot Grundlagen 77
Grundlagen
Aufzug
79 Einleitung
79 Planungsregeln
80 Begriffe
81 Fahrkorbvarianten
82 Antriebsarten
82 Seilaufzug
82 Triebwerksraumloser Seilaufzug
82 Reduzierte Schachtgrubentiefe/
reduzierte Schachtkopfhöhe
83 Hydraulikaufzug
83 Indirekt hydraulisch angetriebener
Aufzug
83 Direkt angetriebener Hydraulikaufzug
84 Dimensionierung – Aufzugsgrößen
86 Dimensionierung – Bewegungsflächen/
Wartezone/ Vorraum
88 Dimensionierung – Anzahl und Größe der
Aufzüge
90 Dimensionierung – anhand von Tabellen
91 Vorgaben der Landesbauordnung
92 Hochhaus
92 Aufzugsgruppen
93 Doppeldecker-Aufzugsgruppen
93 Twin-System
94 Feuerwehraufzug
96 Barrierefrei
98 Planungsregeln/Literatur
78 Raumpilot Grundlagen
Aufzug
Einleitung Für die Projektierung von Aufzügen in Der zur Zeit schnellste Personenauf-
zug befindet sich im Taipei Financial
größeren Gebäuden sind komplexe
Grundlagen
Center „Taipei 101“ in Taipeh, Taiwan
Aufzüge dienen neben Treppen, Fahrtreppen Verkehrsberechnungen schon während (Baujahr 2004) und erreicht in einer
und Rampen der vertikalen Erschließung der Planungsphase erforderlich. Es gibt Richtung (!) eine Geschwindigkeit
von 17 m/s, dies entspricht 61 km/h.
von Gebäuden. verschiedene Berechnungsmethoden,
beispielsweise indem über die Förderleis-
Man unterscheidet für den Transport von tung die Aufzugskapazität bestimmt wird
Personen und Lasten verschiedene Auf- (siehe „Dimensionierung“). Dieses Kapitel
zugsarten: kann hierfür nur erste Planungshinweise
– Personenaufzüge geben. Es empfiehlt sich, bei der konkreten
– Lastenaufzüge Projektierung frühzeitig einen Fachplaner
– Güteraufzüge mit einzubeziehen.
– Feuerwehraufzüge. ► Anforderungen an die Aufzugspla-
nung der jeweiligen LBO beachten!
Dieses Kapitel behandelt vorwiegend Planungsregeln
Personenaufzüge, wie sie beispielsweise in Die MBO 2002 führt unter § 39, 4 „Auf-
Wohn- oder Verwaltungsbauten eingesetzt züge“ an: „Gebäude mit einer Höhe nach
werden. § 2 Abs. 3 Satz 2 (Fußbodenoberkante
des höchstgelegenen Geschosses in dem
Für die Erschließung von Hochhäusern ein Aufenthaltsraum möglich ist, über der
haben Aufzüge eine größere Bedeutung als Geländeroberfläche im Mittel) von mehr als
Treppen, die – außer den repräsentativen 13 m müssen Aufzüge in ausreichender Zahl
Treppen in Foyerbereichen – oft nur als haben. Von diesen Aufzügen muss minde-
Fluchtwege (notwendige Treppen) ausgebil- stens ein Aufzug Kinderwagen, Rollstühle,
det sind und entsprechend selten genutzt Krankentragen und Lasten aufnehmen
werden. können und Haltestellen in allen Geschos- ► Die hier beispielhaft zitierte
LBO BW wird voraussichtlich 2010
sen haben.“
novelliert. Der Gesetzesentwurf zur
Bei der Planung barrierefreier Gebäude Novellierung sieht für § 29 „Auf-
sind Aufzüge unverzichtbar, da sie Gehbe- Abweichend davon fordert die LBO BW zugsanlagen“ Angleichungen an die
Musterbauordnung MBO vor.
hinderten und Rollstuhlfahrern den Zugang unter § 29 entsprechende Aufzüge ab
zu allen Geschossen eines Gebäudes 12,50 m Höhe des obersten Fußbodens
ermöglichen. über der Eingangsebene (Novellierung 2010
beachten!).
Raumpilot Grundlagen 79
Grundlagen
Begriffe Schutzraum
Der Schutzraum soll sowohl auf dem Fahr-
Triebwerksraum
Fahrkorb
befördert. bei einer von Einbauten freien Fläche von
Fahrkorbhöhe
Schachttürhöhe
mindestens 0,60 m x 1 m
Schachtkopf
Teil des Schachtes zwischen der Fußboden- Teleskopschiebetür
oberkante der obersten vom Fahrkorb Bei dieser Schiebetürkonstruktion werden
bedienten Haltestelle und der Schacht- die Türelemente nebeneinander zu einer
decke. Seite hingeschoben. Von Vorteil ist die gerin-
gere lichte Schachtbreite als bei der zentral
Schachtgrube öffnenden Variante/Schiebetür.
Teil des Schachtes zwischen der untersten
Aufzugs- vom Fahrkorb bedienten Haltestelle und der Zentral öffnende Schiebetür
schacht
Schachtsohle. Bei dieser Schiebetürkonstruktion werden
Förderhöhe
öffnende Teleskopschiebetür.
Nenngeschwindigkeit (m/s) 0,63 1,00 1,60 2,50 ► Angaben zur Mindestschachtgrubentiefe und zur Min-
Puffer
80 Raumpilot Grundlagen
Aufzug
Fahrkorbvarianten
Die am häufigsten ausgeführte Aufzugsva-
Grundlagen
riante ist in der Abbildung oben rechts zu
Fahrkorb
sehen. Der Fahrkorb ist zentral angeordnet
Schachttiefe
mit zentral öffnender Schiebetür.
Fahrkorbtiefe
Der Durchlader ist unter anderem beson-
ders für das Anfahren von Zwischenge-
schossen geeignet.
zentral öffnende
Schiebetür
Die Übereck-Variante ist eine Sonderlösung.
Ihr Einbau erfordert meist aufwendige Breite
Fahrkorbtür
Konstruktionen, die die Investitionskosten
Schachttürbreite
für den Aufzug deutlich erhöhen.
Fahrkorbbreite
Schachtbreite
Standard-Aufzug
Fahrkorb Fahrkorb
Fahrkorbtiefe
Schachttiefe
Schachttiefe
Fahrkorbtiefe
Breite Breite
Fahrkorbtür Fahrkorbtür
Schachttürbreite Schachttürbreite
Fahrkorbbreite Fahrkorbbreite
Schachtbreite Schachtbreite
Raumpilot Grundlagen 81
Grundlagen
Seilaufzug mit Triebwerks- Seilaufzug mit Triebwerks- Seilaufzug mit Triebwerks- Seilaufzug ohne Trieb- Seilaufzug ohne Trieb-
raum über dem Schacht raum oben neben dem raum unten neben dem werksraum; das Triebwerk werksraum und
Schacht Schacht ist im Schacht über dem reduzierter Schachtgrube
Fahrkorb angeordnet
Antriebsarten
Seilaufzug lenkungen notwendig ist. Die Anordnung verursachen einen geringeren Geräusch-
Seilaufzüge sind in der Regel die kosten- neben dem Schacht kann aus konstruktiven pegel und verbrauchen etwas weniger
günstigsten Aufzüge. Sie sind für alle oder gestalterischen Gründen von Vorteil Energie als herkömmliche Seilaufzüge.
Nutzungsarten, das heißt für Personen- und sein, da damit die Gesamtbauhöhe verrin- Allerdings ist die Wartung erschwert, da
Lastentransport einsetzbar und ermöglichen gert werden kann. Durch die längere Seil- die Antriebsanlage nur über den Fahrkorb
große Förderhöhen. Bei dieser Aufzugs- führung erhöht sich aber der Verschleiß und zugänglich ist. Dadurch erhöhen sich bei
art ist der Fahrkorb über Seile mit einem damit steigen auch die Wartungskosten. Wartungsarbeiten meist auch die Ausfall-
Gegengewicht verbunden. Die Seile werden zeiten. Die maximale Förderhöhe liegt im
üblicherweise über eine Treibscheibe mit Triebwerksraumloser Seilaufzug Jahr 2009 bei etwa 100 m, sie wird durch
Umlenkrolle geführt und von einer Antriebs- Bei diesen Konstruktionen werden we- die kontinuierliche Weiterentwicklung der
maschine in beide Richtungen gezogen. Der sentliche Triebwerkskomponenten inner- Systeme jedoch voraussichtlich noch weiter
Triebwerksraum, in dem sich der Antrieb halb des Schachts angeordnet, wodurch erhöht werden.
und die Steuerung et cetera befinden, kann der Triebwerksraum entfällt. Bei vielen
über dem Aufzug, oben neben dem Aufzug Systemen ist die Steuerung außerhalb des Reduzierte Schachtgrubentiefe/
oder unten neben dem Schacht angeordnet Schachts angeordnet, beispielsweise neben reduzierte Schachtkopfhöhe
werden. Die Anordnung direkt über dem der obersten oder untersten Schachttür In Einzelfällen ist es möglich, die geforderte
Schacht ist meist die wirtschaftlichste Lö- von außen zugänglich. Der Wegfall des Schachtgrubentiefe zu unterschreiten.
sung und hat den besten Gesamtwirkungs- Treibwerksraums bedeutet eine deutliche Dieser Fall kann bei nachträglichen Aufzugs-
grad, da eine geringe Anzahl an Seilum- Raum- und Kostenersparnis. Diese Aufzüge einbauten, zum Beispiel im Altbau eintreten.
82 Raumpilot Grundlagen
Aufzug
Direkt angetriebener Direkt angetriebener Indirekt angetriebener Indirekt angetriebener Direkt angetriebener
Hydraulikaufzug mit Hydraulikaufzug mit Hydraulikaufzug mit Hydraulikaufzug mit Hydraulikaufzug mit
Druckkolben neben dem Zugkolben Druckkolben neben dem Zugkolben neben dem zentralem Druckkolben
Fahrkorb Fahrkorb Fahrkorb
Grundlagen
Daneben wurden zwischenzeitlich auch Dies verhindert größere Energieverluste setzt werden. Bei diesem seilhydraulischen
Aufzüge mit einer reduzierten Schacht- (und entsprechende Betriebskosten). Hubsystem wird der Hubkolben von einem
kopfhöhe entwickelt (ab circa 2,50 m bis Seil unterstützt. Das Seil wird mehrfach
2,60 m Schachtkopfhöhe, für den Aufbau ist Der hydraulisch angetriebene Aufzug umgelenkt, so dass auch größere Höhen
eine Ausnahmegenehmigung erforderlich). wird bevorzugt bei kleineren Förderhöhen überwunden werden können.
Diese Aufzüge können komplett in übliche (15–25 m) verwendet. Eine korrekte Aus-
Geschosshöhen integriert werden, so dass führung der geforderten Abdichtungs- und Direkt angetriebener Hydraulikaufzug
zusätzliche Dachaufbauten entfallen. Die Sicherheitsmaßnahmen ist zum Schutz vor Bei diesen Aufzügen ist die Kabine ohne
Anschaffungskosten sind jedoch höher als auslaufendem Öl wichtig (Gewässerschutz). Umlenkungen, also direkt, mit dem Kolben
bei üblichen Konstruktionen, und sie gelten Bei diesen Systemen ist ein relativ hoher verbunden.
auch als wartungsintensiver. Energieaufwand nötig, da ständig das ge-
samte Gewicht der Kabine bewegt werden
Hydraulikaufzug muss.
Bei einem hydraulisch angetriebenen Aufzug
wird der Fahrkorb mit einem ölhydraulischen Indirekt hydraulisch angetriebener
Hubkolben bewegt. Der Maschinenraum Aufzug
ist unter oder neben dem Aufzugsschacht Für größere Förderhöhen kann eine Kombi-
angeordnet, um den Weg vom Aggregat nation aus Seil- und Hydraulikaufzug – der
zum Schacht möglichst gering zu halten. seilhydraulisch angetriebene Aufzug – einge-
Raumpilot Grundlagen 83
Grundlagen
110 110
140
140
90 90
100
150
verschiedene Hersteller unterschrei-
210
220
140
140
ten diese Abmessungen bei ihren 320 kg
Fabrikaten geringfügig.
70 630 kg 1000 kg
90 110
Die Norm EN 81-70 gilt zusätzlich zu
den DIN 18024 und 18025. Zukünftig 160 200 250
müssen die Vorgaben der DIN 18040
beachtet werden. 100 135 200
220
220
140
140
Einsteigen möglich ist. Dies führt zur
Erhöhung der Förderleistung. 450 kg
80 800 kg 1275 kg
Eine Mindestfahrkorbgröße von 90 110
110 cm x 140 cm und eine lichte
170 160
Aufzugstüröffnung von mindestens
90 cm sind unter anderem Voraus- 110 110
setzung für einen rollstuhlgerechten
Aufzug, siehe hierzu auch Kapitel
„Grundlagen Barrierefrei“, Seite 45.
140
190
210
260
► Die Anforderungen an die barrie-
refreie Aufzugsplanung sind nicht nur 630 kg
in DIN 18025 Teil 1 (Wohnungen für 90 1000 kg
Rollstuhlbenutzer) gefordert, sondern 80
entsprechend auch in DIN 18025 Teil 170 220
2 (Barrierefreie Wohnungen)!
110 160
220
140
210
260
1000 kg
1000 kg
90
90
84 Raumpilot Grundlagen
Aufzug
110 110
140
140
90 90
Personenaufzüge für andere als Wohnge- Personenaufzüge für andere als Wohn- DIN 15306 / Juni 2002
Aufzüge
bäude entsprechend DIN 15309 – gebäude sowie Bettenaufzüge entspre-
Grundlagen
Personenaufzüge für Wohngebäude
Personenaufzüge für intensive Nutzung chend DIN 15309 – Bettenaufzüge Baumaße, Fahrkorbmaße, Türmaße
230
290
270
330
1275 kg
110 1275 kg
2500 kg
270 110
130
210
140 180
1600 kg
mögliche Bettenabmessungen:
110
300 bei 1275 kg und 1600 kg:
240
300
270
330
90 cm x 200 cm
235
270
330
2000 kg
120 2000 kg M 1:200
130
Raumpilot Grundlagen 85
Grundlagen
Vorraum
Maße des Raums vor dem Einzelaufzug
Vor jedem Aufzug oder jeder Aufzugsgruppe (gilt nicht für Bettenaufzüge)
sind Bewegungsflächen einzuplanen. Vor einem Einzelaufzug muss mindestens
das 1,5-fache der Fahrkorbtiefe (FKT) als
DIN 15306 Personenaufzüge für Abstand zur gegenüberliegenden Wand
FKT x SBR, Wohngebäude eingehalten werden. Die Mindestfläche
min. 150 x 150 Der Abstand zwischen Schachtwandtür vor dem Aufzug ist das Produkt aus dem
und gegenüberliegender Wand muss der 1,5-fachen der Fahrkorbtiefe (FKT) und der
Fahrkorbtiefe (FKT) entsprechen, mindes- Schachtbreite (SBR).
tens jedoch 1,50 m betragen. Die nutzbare
Schachtbreite (SBR)
Mindestfläche soll dem Produkt aus Fahr- Maße des Raums vor nebeneinanderlie-
korbtiefe und Schachtbreite entsprechen, genden Aufzügen
Fahrkorbtiefe (FKT)
mindestens jedoch einer Fläche von 1,50 m (gilt nicht für Bettenaufzüge)
x 1,50 m. Bei mehreren nebeneinanderlie- Bei nebeneinanderliegenden Aufzügen
genden Aufzügen ist der tiefste Fahrkorb soll die nutzbare Mindesttiefe zwischen
maßgeblich, hier ist jedoch ebenfalls Schachttürwand und gegenüberliegender
mindestens 1,50 m Abstand gefordert. Die Wand, gemessen in Richtung Fahrkorbtie-
nutzbare Mindestfläche soll gleich dem fe, das 1,5-fache der Fahrkorbtiefe sein,
Produkt aus der Tiefe des tiefsten Fahrkorbs mindestens aber 2,40 m betragen. Die
FKT (min. 150) x SBR
und der Breite zwischen den äußersten nutzbare Mindestfläche soll gleich dem
Schachtwänden sein. Produkt aus der 1,5-fachen Fahrkorbtiefe
und der Breite zwischen den äußersten
Dimensionierung der Raumzone vor Aufzügen Die DIN 15306 macht keine Angaben zu Schachtwänden sein.
in Wohngebäuden entsprechend DIN 15306
Mindestabständen bei gegenüberliegenden
Aufzügen. Es empfiehlt sich, in diesem Maße des Stauraums zwischen gegen-
Fall für Orientierungswerte auf die Be- überliegenden Aufzügen
stimmungen der DIN 15309 (siehe rechts) (gilt nicht für Bettenaufzüge)
zurückzugreifen. Aufzugsgruppen mit Die nutzbare Mindesttiefe zwischen den
gegenüberliegenden Aufzügen kommen Schachtvorderwänden soll gleich der
allerdings in reinen Wohngebäuden nur Summe der beiden gegenüberliegenden
selten zum Einsatz. Fahrkorbtiefen, jedoch nicht größer als
4,50 m sein.
86 Raumpilot Grundlagen
Aufzug
Grundlagen
Personenaufzüge für Wohngebäude
Fahrkorbtiefe (FKT)
Fahrkorbtiefe (FKT)
Schachtbreite (SBR)
Fahrkorbtiefe (FKT)
Fahrkorbtiefe (FKT)
Raumpilot Grundlagen 87
Grundlagen
Dimensionierung –
Anzahl und Größe der Aufzüge
Eine flexible und schnelle Beförderung Meist wird als Bewertungsmaßstab für die
großer Personenzahlen ist möglich, wenn Förderleistung die „Fünf-Minuten-Leistung“
die zu transportierenden Personen auf genannt. Sie gibt an, wie viele Personen
mehrere Aufzüge verteilt werden. Ist nur mit dem Aufzug innerhalb von fünf Minuten
Aufzug gegenüber Treppe
ein Aufzug vorhanden, kommt es bei einem befördert werden können.
Ausfall zu einem Verkehrsengpass, da keine
300 x P x n
Ausweichmöglichkeit besteht. NZ = = [Personen/5 min.]
tu
Aufzugsgruppen können eine schnelle
Abwicklung gewährleisten. Mehrere im P = Kabinenbelegung [Personen]
Aufzug neben
Aufzug neben Treppe
Treppe im
im
Gebäudeinnern mit Splitlevel
Gebäudeinnern
88 Raumpilot Grundlagen
Aufzug
Grundlagen
Aufzug benötigt, um wieder an seine Aus- durchschnittlich vergeht, bis ein Fahrgast
gangsposition zu gelangen. an einer Station abgeholt wird. Sie sollte
Kern zentral
tu = tf + to [s] aus Komfortgründen 30 Sekunden nicht
überschreiten.
tu = Umlaufzeit
tf = Fahrzeit
to = Standzeit Einzelaufzug: tw= tu
Aufzuggruppe: tw = tu / n
Die Umlaufzeit hängt im wesentlichen von Kern dezentral
I = errechnete mittlere Wartezeit
der Steuerung und der Art der Türöffnung
n = Anzahl der Aufzüge
(Dauer des Aus- und Einsteigens der Per- tu = Umlaufzeit
sonen) ab.
Kern außerhalb
Drei Kerne
Commerzbank Frankfurt
Gebäude Ermittlung der Belegung eines Gebäudes Personen erf. 5-min-För- max. zul. Warte-
derleistung [%] zeit [s]
Raumpilot Grundlagen 89
Grundlagen
■ VDI 4707 Blatt 1. Auf- Dimensionierung anhand von Tabellen Büronutzung zurückgegriffen werden.
züge – Energieeffizienz.
Zur überschlägigen Dimensionierung von Für eine präzise Bestimmung des För-
Ausgabe 2009: Diese
Richtlinie gilt für die Beur- Aufzugsanlagen in der ersten Planungs- derbedarfs sind dieTabellenwerte jedoch
teilung und Kennzeich- phase kann auf die Diagramme der FEM nicht ausreichend. Zusätzlich notwendige
nung der Energieeffizienz
von neuen Personen- und
(Fédération Européene de la Manutention) Feuerwehr- oder Lastenaufzüge sind in den
Lastenaufzügen. Sie für Wohngebäude beziehungsweise für Diagrammen nicht berücksichtigt.
kann ebenfalls für die komfortable Wohngebäude mit oder ohne
nachträgliche Feststellung
der Energieeffizienz
bestehender Aufzügen
sowie für die Nachprüfung
von Bedarfsangaben des 20
Herstellers und die Ermitt-
lung des voraussichtlichen G H
Energieverbrauchs heran-
gezogen werden.
15 F
A 1 x 630 kg (8 Personen)
1 x 1000 kg
H 3 x 1000 kg (39 Personen) 0 100 200 300 400 500 600 700 800
≥ Bewohner in allen Vollgeschossen
90 Raumpilot Grundlagen
Aufzug
Vorgaben der Landesbauordnung Hat ein Gebäude beispielsweise 280 Nutzer, FEM
Fédération Européene
Einzelne Landesbauordnungen fordern so werden mindestens 280 : 20 = 14 Auf-
Grundlagen
de la Manutention (Euro-
abweichend von der MBO § 39, dass auf zugsplätze benötigt. Die notwendige Anzahl päische Vereinigung der
20 Gebäudenutzer je mindestens ein Platz und Größe der Aufzüge ergibt sich dann Förder- und Lagertechnik)
im Aufzug zur Verfügung stehen muss (zum aufgrund der zulässigen Personenzahl je
Beispiel LBO BW, LBOAVO Anhang I/1, Aufzug. Die so ermittelten Werte dienen nur
§ 13 (5)). einer groben Vordimensionierung.
20
15
A 1x 630 kg (8 Pers.)
E
B 1x 1000 kg (13 Pers.)
10
1x 1000 kg
0 100 200 300 400 500 600 700 800 H 3x 1000 kg (39 Pers.)
≥ Bewohner/ Beschäftigte in allen Vollgeschossen
Anforderungen an die Förderleistung bei komfortablen Wohngebäuden mit oder ohne Büronutzungen (FEM)
Raumpilot Grundlagen 91
Grundlagen
Hochhaus
obere Ferngruppe
Hochhäuser als Gebäude, bei denen die
Fußbodenoberkante des höchstgelegenen
Geschosses, in dem ein Aufenthaltsraum
möglich ist, mehr als 22 m über der Gelän-
deoberfläche im Mittel liegt. In Gebäuden
Nahgruppe solcher Höhe ergeben sich besondere
Anforderungen an die vertikale Erschließung
obere
Aufzugsgruppen ab Eingangsebene
Nahgruppe
92 Raumpilot Grundlagen
Aufzug
Grundlagen
Bei Gebäuden ab einer Höhe von etwa schossige Fahrkörbe und bedienen so zwei
200 m werden Aufzugsgruppen übereinan- Haltestellen gleichzeitig. Diese Aufzugsart
der angeordnet, um den Flächenbedarf der ist nur für Expressaufzüge zu empfehlen.
Aufzugsanlage zu reduzieren. In diesem Fall
werden Umsteigegeschosse eingerichtet, Twin-System
sogenannte „Skylobbys“. Von der Ein- Eine Sonderlösung zur Verbesserung der
gangsebene aus wird die untere Gebäude- Förderleistung bietet das Twin-System.
hälfte mit einer Nah- und einer Ferngruppe Hierbei werden in einem Schacht zwei
direkt erschlossen. Eine zusätzliche Ex- Fahrkörbe übereinander angeordnet. Jeder
pressgruppe befördert die Passagiere ohne Fahrkorb hat einen separaten Antrieb und
Zwischenhalt in die Skylobby, von wo aus kann unabhängig angesteuert werden.
die obere Gebäudehälfte ebenfalls mit einer So kann zur gleichen Zeit in nur einem
Nah- und Ferngruppe erschlossen wird. Fast Schacht zum Beispiel ein Fahrkorb vom
alle Hochhäuser mit mehr als 200 m Höhe ersten in den vierten und der andere vom
werden auf diese Weise mit ein oder zwei achten in den sechsten Stock fahren. Da
Skylobbys erschlossen. in diesem Aufzugsschacht die Verbindung
von der untersten zur höchsten Haltestelle
Zusätzlich werden in solchen Gebäuden nicht ohne Umsteigen möglich ist, sollte
häufig Expressaufzüge für Sondernutzungen bei Mehrkabinenanlagen mindestens ein
eingesetzt, um Nutzergruppen voneinander konventioneller Aufzug in die Aufzugsgruppe
zu trennen (zum Beispiel eine umstiegslose integriert werden.
Verbindung von der Eingangsebene zu einer
Aussichtsplattform oder einem Restaurant
in den obersten Etagen).
Raumpilot Grundlagen 93
Grundlagen
94 Raumpilot Grundlagen
Aufzug
Vorraum Aufzugsgruppen
Vorräume müssen mindestens so groß sein, Ist der Feuerwehraufzug als Teil einer
Grundlagen
dass eine belegte Krankentrage mit einer Aufzugsgruppe vorgesehen, kann die ge-
Breite von 0,60 m und einer Transportlän- meinsame Wartezone als brandgeschützter
ge von 2,26 m ungehindert in den Aufzug Vorraum ausgebildet werden. Alle Wände
eingebracht werden kann. In einzelnen und Türen des Vorraums sowie alle Aufzugs-
Bundesländern werden exakte Vorraumab- türen müssen dann den Anforderungen an
messungen vorgegeben. In Krankenhäusern Vorräume von Feuerwehraufzügen genügen.
und ähnlichen baulichen Anlagen müssen Der Feuerwehraufzug ist in jedem Fall in
Vorräume eine Grundfläche von mindestens einem eigenen Schacht anzuordnen
2 m x 2,50 m haben.
Raumpilot Grundlagen 95
Grundlagen
110 110
140
140
90 90
► Die DIN EN 81-70 gilt zusätzlich Barrierefrei Vorbereiche die DIN 18024 und DIN 18025
zu DIN 18024 und DIN 18025. Fest-
beziehungsweise zukünftig DIN 18040. Eine
legungen für Aufzüge aus der DIN
18024 und aus der DIN 18025 wur- Für barrierefreie Aufzüge werden in der lichte Türbreite von 90 cm ist erforderlich,
den in diese EN-Norm übernommen. DIN EN 81-70 Anforderungen an Tür- und damit Rollstuhlfahrer die Türöffnung
Die Anforderungen an Aufzüge der
DIN 18024 und DIN 18025 wurden
Fahrkorbgrößen sowie an die Gestaltung unbehindert durchfahren können. Eine
damit durch die DIN EN 81-70 der Bedien- und Anzeigeelemente gestellt, Kabinengröße von mindestens 1,10 m
abgelöst und dadurch die geplanten um Rollstuhlfahrern, Personen mit Geh- Breite und 1,40 m Tiefe ist gefordert.
Änderungen durch die DIN 18040
vorweggenommen. Europäische hilfen, Personen mit Sehbehinderungen et Eine waagerechte Anordnung des Innen-
Regelungen haben grundsätzlich Vor- cetera die selbstständige Aufzugsnutzung tableaus erleichtert in Kombination mit
rang vor nationalen Regelungen, die
oder die Nutzung mit Begleitpersonen kontrastreichen, taktilen (erhabenen,
nach einer festgelegten Übergangs-
zeit zurückgezogen werden müssen. zu ermöglichen. Zusätzlich gelten für fühlbaren) Bezeichnungen der Taster die
Da ein Zurückziehen der DIN 18024 die Bemessung und Gestaltung der Bedienung, auch für Sehbehinderte.
und der DIN18025 aufgrund der
Abdeckung zahlreicher weiterer
Bereiche außer Aufzüge derzeit nicht
möglich ist, wurde der Ersatzvermerk
in das nationale Vorwort der DIN EN
81-70 aufgenommen.
≤ 10
50
85
► Entsprechend DIN 18040
(Entwurf) Teil 1 müssen barrierefreie
Aufzüge in öffentlich zugänglichen
Gebäuden dem Typ 1 oder dem Typ
3 nach DIN 81-70 / September 2005 ≥ 110
Tabelle 1 entsprechen. Die lichte 90 50
Zugangsbreite muss mindestens 90
cm betragen.
96 Raumpilot Grundlagen
Aufzug
110 110
140
140
90 90
Ein Handlauf unter dem Tableau verbessert DIN EN 81-70 / Sep. 2005
die Nutzbarkeit (90 cm Höhe entsprechend
Grundlagen
DIN 18024 Teil 1 / Jan. 1998
DIN 81-70). Ein raumhoher Spiegel DIN 18024 Teil 2 / Nov. 1996
an der Fahrkorbrückwand ermöglicht
Rollstuhlfahrern die Orientierung beim DIN 18025 Teil 1 / Dez. 1992
DIN 18025 Teil 2 / Dez. 1992
Rückwärtsfahren im Fahrkorb und beim
Verlassen des Aufzugs (nach DIN 81-70 DIN 18040 (Entwurf) Teil 1 / Feb 2009
DIN 18040 (Entwurf) Teil 2 / Feb 2009
nicht raumhoch erforderlich, aber trotzdem
≥ 150
zu empfehlen). LBO BW § 29
LBO BW § 35
Warte- und Bewegungszone vor dem ≥ 150 LBO BW § 39
Aufzug LBOAVO BW §13
Damit das Wenden mit einem Rollstuhl
möglich ist, muss die Bewegungsfläche
vor der Aufzugstür mindestens 150 cm x
150 cm bemessen sein (DIN 18024 Teil
1 und Teil 2, DIN 18025 Teil 1 und Teil 2,
DIN 18040 (Entwurf) Teil 1 und Teil 2). Alle
Bedieneinrichtungen und Haltestangen
für den Rollstuhlfahrer müssen auf einer
Höhe von 85 cm angeordnet sein (DIN
≥ 150
freigehalten werden.
Raumpilot Grundlagen 97
Grundlagen
Planungsregeln / Literatur
98 Raumpilot Grundlagen
Rettung
Grundlagen
RHEW
Raumpilot Grundlagen 99
Grundlagen
Rettung
101 Rettungswege
102 Notwendige Treppen
103 Notwendiger Treppenraum
103 Notwendige Flure
104 Notwendige Fenster
105 Sicherheitstreppenraum
105 Rettungsgeräte der Feuerwehr
105 Zu- und Durchgänge
106 Zu- und Durchfahrten
107 Aufstellflächen
108 Bewegungsflächen
108 Literatur/Planungsregeln
60
m
Rettungswege
Grundlagen
Die Anforderungen an die Rettungswege in
Gebäuden sind abhängig von der jeweiligen
Gebäudeklasse. Die unterschiedlichen
Gebäudeklassen sind in der Musterbauord-
nung (MBO, § 2) beziehungsweise in den 60
Landesbauordnungen definiert. Zusätzlich m
sind in den Hochhausrichtlinien Angaben
zu den besonderen Anforderungen an die
Rettungswege in Hochhäusern enthalten
(MHHR und andere).
– Höhe: maximal 7 m 22
m
Oberkante Fußboden Aufenthaltsraum
Gebäudeklasse 3
– Höhe: maximal 22 m
Oberkante Fußboden Aufenthaltsraum
Gebäudeklasse 5
2.
– Höhe: maximal 60 m 1.
Hochhaus mit einem
Sicherheitstreppenhaus 7m
2.
– Höhe: über 60 m 1.+
Hochhaus mit
zwei Treppenhäusern,
davon ein Sicherheits-
treppenhaus 1. 2.
2.
1.
Rettungswege bei unterschiedlichen Gebäudehöhen (unterschiedliche Gebäudeklassen)
Rettungswege A
Die LBO BW fordert unter § 15, dass jede
Nutzungseinheit in jedem Geschoss mit
Aufenthaltsräumen über mindestens zwei < 40m
Notwendiger Flur
voneinander unabhängige Rettungswege
erreichbar sein muss. Dabei muss der erste
Rettungsweg in Nutzungseinheiten, die
nicht zu ebener Erde liegen, die „notwen- 1. Notwendige Treppe 2. Notwendige Treppe
dige Treppe“sein. Der zweite Rettungsweg
kann über eine weitere notwendige Treppe
führen oder alternativ über eine für die
Rettungsgeräte der Feuerwehr erreichbare
B 2. Notwendiges Fenster -
Rettungsgeräte der Feuerwehr
Stelle (zum Beispiel ein „notwendiges Fens-
ter, siehe Seite 104).
< 40m
Notwendiger Flur
Der zweite Rettungsweg ist nach LBO BW,
§ 15 Abs. 3 nicht erforderlich, wenn ein
„Sicherheitstreppenraum“ vorhanden ist.
1. Notwendige Treppe
Da dieser den einzigen Rettungsweg dar-
stellt, werden an ihn viel höhere Anforde-
rungen gestellt als an andere notwendige
Treppen. Er muss insbesondere so ausge- C
bildet werden, dass Feuer und Rauch nicht
eindringen können.
< 40m
Notwendiger Flur
Notwendige Treppen
Von jeder Stelle eines Aufenthaltsraums
muss eine notwendige Treppe oder ein 1. Sicherheitstreppenraum mit vorgelagerter Sicherheitsschleuse
Ausgang ins Freie in höchstens 40 m Ent-
fernung erreichbar sein (LBOAVO BW, § 10).
Davon abweichend fordern die MBO sowie Rettungswege in Gebäuden mit Aufenthaltsräumen gemäß § 15 (3) LBO BW
die Arbeitsstättenrichtlinien (ASR) maximal
35 m Entfernung. Für verschiedene Ge-
bäudenutzungen sind davon abweichende
Fluchtweglängen gefordert (siehe Tabelle
Seite 103).
Maßgebend ist die tatsächliche Länge des bei innenliegenden notwendigen Treppen- Maximale Entfernung jeder Stelle
eines Aufenthaltsraums von einem
Weges, nicht die Luftlinie. Der Weg ist bis räumen ist an der obersten Stelle des Trep-
Grundlagen
notwendigen Treppenraum
zum Beginn des Treppenraums zu messen. penraums eine Rauchabzugsvorrichtung mit
Die Treppenlaufbreite der Treppe muss in einem freien Querschnitt von mindestens Gabäudeart Max. Entfernung
den meisten Nutzungen mindestens 1 m 1 m² anzubringen, die vom Eingangsge-
betragen. Einschubtreppen und Rolltreppen schoss und der obersten Podestfläche zu Hochhäuser
sind ungeeignet und deshalb als notwen- öffnen sein muss (LBOAVO BW, § 11). Gast- und Beherbergungs- 25 m
stätten
dige Treppen unzulässig (LBOAVO BW, § 10).
Notwendige Flure Verkaufsstätten
Notwendiger Treppenraum Notwendige Flure sind Flure, über die
Notwendige Treppen müssen grundsätzlich Rettungswege von Aufenthaltsräumen geschlossene und unter-
irdische Garagen
in einem eigenen, durchgehenden Trep- zu notwendigen Treppenräumen oder zu
penraum liegen, der nur der Aufnahme der Ausgängen ins Freie führen (LBOAVO BW, Versammlungsstätten
(vom Ausgang zum 30 m
Treppe dient und durch Wände und Türen § 12). Als notwendige Flure gelten keine
Treppenraum)
von den übrigen Räumen eines Gebäudes „Flure innerhalb von Nutzungseinheiten,
abgetrennt ist. An notwendige Treppenräu- die einer Büro- oder Verwaltungsnutzung Krankenhäuser
me dürfen in einem Geschoss nicht mehr dienen und deren Nutzfläche in einem
als sechs Nutzungseinheiten vergleichbarer Geschoss nicht mehr als 400 m² beträgt“ Schulen
Größe unmittelbar angeschlossen sein (LBOAVO BW, § 12). Zur Nutzfläche zählen Gebäude, die keine Son-
derbauten nach LBO sind 35 m
(LBOAVO BW, § 11). alle Flächen, die durch den Flur erschlossen
werden, also auch Teeküchen, Abstellräume Abweichungen in den
einzelnen LBO beachten!
Der Ausgang muss in der Regel mindestens und Sanitärräume, sowie die Fläche des
so breit sein wie die zugehörigen notwen- Flures selbst.
digen Treppen. Notwendige Treppen müssen
an der Außenwand angeordnet sein und
in jedem über dem Gelände liegenden Ge- Für die Planung notwendiger
Treppen müssen weitere Vorschriften
schoss Fenster haben, die geöffnet werden
entsprechend der Nutzung beachtet
können. Werden Belüftung, Beleuchtung werden; beispielsweise die
und Rauchabführung nicht durch Fenster, Versammlungsstättenverordnung,
die Krankenhausbauverordnung, die
sondern durch andere Einrichtungen sicher- Geschäfts- und Warenhausverord-
gestellt, ist eine andere Ausführung der nung, Schulbaurichtlinien, Richtlinien
Treppenräume zugelassen. für Kindergärten, Hochhausrichtlinien
et cetera.
Notwendige Fenster
Notwendige Fenster müssen zu öffentlichen
Verkehrsflächen oder zu Flächen für die Feu-
erwehr hin angeordnet sein und im Lichten
mindestens die Größe eines Quadrats mit
≥ 90
Seitenlängen von 0,90 m haben. Die Unter-
kante der lichten Öffnung darf nicht mehr
≥ 90
Grundlagen
räume an der Außenwand liegen oder vom weges – der zweiten notwendigen Treppe – Zu- oder Durchgang, da das Rettungsgerät
Gebäude abgesetzt sein und nur über einen sind auch Fluchtwege über Rettungsgeräte tragbar ist (Höhe Fußboden des obersten
offenen Gang zugänglich sein, damit Feuer der Feuerwehr als zweite Rettungswege Aufenthaltsraums maximal 7 m über Ge-
und Rauch auch bei geöffneten Türen (beim zulässig. Voraussetzung ist allerdings, dass lände).
Fluchtvorgang) nicht eindringen können eine mit diesen Rettungsgeräten erreich-
(LBOAVO BW, § 12). bare Stelle vorhanden ist. Zugänge müssen geradlinig, ebenerdig
und mindestens 1,25 m breit sein. Für
Innenliegende Sicherheitstreppenräume Die Führung des zweiten Rettungswegs Türöffnungen und andere geringfügige
kommen nur in Betracht, wenn das Eindrin- über Rettungsgeräte der Feuerwehr ist nur Einengungen genügt eine lichte Breite von
gen von Feuer und Rauch gleichermaßen für die Rettung einer begrenzten Personen- mindestens 1 m.
verhindert wird. Voraussetzung hierfür ist, zahl geeignet. Bei einer großen Personen-
dass der Zugang über jedes Geschoss nur zahl ist der für eine Rettung erforderliche Durchgänge müssen an jeder Stelle eine
über eine Sicherheitsschleuse möglich ist. Zeitaufwand zu groß. lichte Höhe von mindestens 2,20 m haben,
Diese Schleuse muss mindestens 3 m lang für Türöffnungen genügt eine lichte Höhe
sein, die gleiche Feuerwiderstandsklasse von mindestens 2 m (DIN 14090, Abschnitt
wie die Treppenräume besitzen und mit 4.1)
selbstschließenden, mindestens feuerhem-
menden Türen ausgestattet sein.
≥ 350
RHEWREUEF
Abs. 6).
≥ 220
≥ 200
Zu- und Durchfahrten Die Zu- oder Durchfahrt muss eine Min-
M 1:500
>3m
Bei höheren Gebäuden ist eine Feuerwehr- destbreite von 3 m, bei einer Gebäudetiefe
zu- oder -durchfahrt für die Drehleiter mit von mehr als 12 m mindestens 3,50 m und
einer Einsatzlänge bis zur Hochhausgrenze eine lichte Höhe von mindestens 3,50 m Übergangsbereich
erforderlich. Hierfür sind Aufstellflächen besitzen. r
> 11 m
herzustellen, auszuweisen und ständig
Übergangsbereich
freizuhalten. Die Zufahrten dürfen eine Steigung von
höchstens 10 Prozent ausweisen. Wenn b
Die Zufahrten zum Erreichen der Aufstell- Zufahrten nicht geradlinig geführt sind,
> 11 m
und Bewegungsflächen von Feuerwehrfahr- müssen für die Kurvenbereiche bestimmte
zeugen sind als befestigte Flächen auf dem Mindestbreiten vorgesehen werden. Die
Grundstück gefordert. Sie müssen direkt an Breite des Kurvenbereichs ist abhängig vom
den öffentlichen Verkehr angebunden sein. Kurvenradius. Zusätzlich müssen vor und >3m
hinter Kurven auf einer Länge von minde-
Diese Zufahrten sind nur erforderlich bei stens 11 m Übergangsbereiche vorhanden nicht geradlinige Zufahrt
Gebäuden, bei denen eine Anleiterbarkeit sein (siehe Abbildung).
für den zweiten Rettungsweg nicht in aus-
reichendem Umfang von der öffentlichen Zum Einbiegen von der öffentlichen Ver-
Verkehrsfläche aus möglich ist. kehrsfläche in die Zufahrt ist ein Außenra-
dius der Kurve von mindestens 10,50 m für Tabelle für nicht geradlinige Zufahrten
jede Anfahrtrichtung gefordert (DIN 14090/ Kurvenradius r Breite der Zufahrt b
Abschnitt 4.2).
bis 10,50 m unzulässig -
10,50 bis 12 m 5m
über 15 bis 20 m 4m
über 70 m 3m
Grundlagen
Brüstungshöhe Abstand a Brüstungshöhe Abstand a
tigte Flächen auf dem Grundstück, die dem
Einsatz von Hubrettungsfahrzeugen dienen
≥ 8 m bis ≤ 18 m ≥ 3 m bis ≤ 9 m ≥ 8 m bis ≤ 18 m <9m
und ständig freigehalten werden müssen.
> 18 m ≥ 3 m bis ≤ 6 m > 18 m <6m
Sie müssen mindestens 5 m x 11 m groß
und so angeordnet sein, dass alle zum An-
leitern bestimmten Stellen erreicht werden
können.
≥4
2
≥3 ≥1
2
≥7 ≥1 ≥7 ≥4
Grundlagen
Raumpilot Grundlagen 109
Ruhender Verkehr
Grundlagen
111 Einleitung
111 Vorschriften und Regeln
112 Motorisierung
114 Stellplatzbedarf
118 Fahrgassenbreiten – EAR 2005
119 Fahrzeugabmessungen
120 Garagenverordnung - GaVO BW
122 Empfehlungen für Anlagen des ruhenden
Verkehrs - EAR 2005
124 Kritische Parkierungsanlage
125 Garagenklassifizierung – Kleingarage
126 Garagenklassifizierung – Mittelgarage
127 Garagenklassifizierung – Großgarage
128 Rampen – EAR 2005
132 Schleppkurve Pkw
133 Schleppkurve Lkw
134 Wendeanlagen – RASt 2006
136 Verkehrsraum und Abmessungen Fahrrad
– EAR 2005
138 Fahrradabstellflächen
140 Planungsregeln/Literatur
Grundlagen
dings beruhen die Mindestmaße der
Zu den Anlagen des ruhenden Verkehrs Die Rechtsgrundlagen für die Planung von GaVO auf Abmessungen von Pkw
gehören Abstellanlagen für Fahrräder, Parkierungsanlagen finden sich: aus den 1970er Jahren und führen
heute in der Anwendung häufig zu
Motorräder, Pkw, Lkw und Omnibusse. großen Problemen.
– im Bauplanungsrecht, einschließlich der
In diesem Kapitel werden wesentliche Normen des Wege- und Zivilrechts Die Angaben der EAR 05 entspre-
chen den aktuellen Anforderungen
Hinweise für die Planung und Bemessung – im Bauordnungsrecht und an Funktionsfähigkeit und Benutzer-
von Parkierungs- und Bewegungsflächen – im Straßenverkehrsrecht. freundlichkeit von Parkierungs-
anlagen besser.
zusammengestellt, mit Bezug auf die ent-
sprechenden Gesetze, Empfehlungen und Alle Anlagen des ruhenden Verkehrs
Richtlinien. außerhalb des öffentlichen Straßenraums
unterliegen dem Bauplanungsrecht. In
Die Breite der Fahrwege und die Größe der den Bauordnungen der Länder sind die
Parkierungsflächen wird auf Basis der Ab- Bemessungskriterien für die notwendigen
messungen und fahrgeometrischen Kenn- Stellplätze geregelt.
größen von Bemessungsfahrzeugen festge-
legt. Daneben müssen zahlreiche weitere – Verordnung des Wirtschaftsministeriums
Aspekte berücksichtigt werden, wie die Art über Garagen und Stellplätze:
der Aufstellung der Fahrzeuge, der zusätz- Garagenverordnung – GaVO BW (1997)
liche Flächenbedarf bei Kurvenfahrten, die – Forschungsgesellschaft für Straßen- und
Bewegungs- und Begegnungszuschläge, die Verkehrswesen (FGSV):
Sicherheitsabstände zu festen Hindernissen EAR 05 – Empfehlungen für Anlagen des
während der Fahrt, die Schutzabständen vor ruhenden Verkehrs (2005)
und hinter abgestellten Fahrzeugen, sowie
die seitlichen Mindestabstände für die
Zugänglichkeit der Parkplätze.
Motorisierung
< 500 € mtl. Einkommen 1500 - 2000 € mtl. Einkommen > 3600 € mtl. Einkommen
100%
Die Abbildungen zeigen den tatsäch-
lichen Bedarf (Nachfrage) an Pkw-
Stellplätzen im Wohnungsbau.
25%
Grundlagen
Berlin BRD Baden-Württemberg
100%
75%
50%
25%
Stellplatzbedarf
Wohngebäude
Räume mit erheblichem Besucherverkehr 1 Stellplatz je 20 bis 30 m2 Nutzfläche, 1 Stellplatz je 20 bis 30 m2 Nutzfläche,
(Schalter-, Abfertigungs- oder Beratungsräume, mindestens jedoch 3 Stellplätze mindestens 3 Stellplätze
Arztpraxen o.ä.)
Verkaufsstätten
2
Läden, Geschäftshäuser bis 700 m Verkaufsnutzfläche: 1 Stellplatz je 30 bis 40 m2 Verkaufsnutzfläche,
2 (2)
1 Stellplatz je 30 bis 50 m Verkaufsnutzfläche , mindestens 2 Stellplätze je Laden
mindestens jedoch 2 Stellplätze je Laden
Verkaufsstätten, Geschäftshäuser mit mehr als 700 m2 Verkaufsnutzfläche: mit geringem Besucherverkehr:
2 (2) 2
1 Stellplatz je 10 bis 30 m Verkaufsnutzfläche 1 Stellplatz je 50 m Verkaufsnutzfläche
Großflächige Einzelhandelsbetriebe außerhalb
1 Stellplatz je 10 bis 20 m2 Verkaufsnutzfläche
von Kerngebieten
Landesbauordnung für Baden-Württemberg Empfehlungen für Anlagen des ruhenden Hinweis zur LBO BW:
LBO BW Verkehrs EAR 05
Stellplätze für Beschäf-
Grundlagen
tigte der jeweiligen
Versammlungsstätten (außer Sportstätten), Kirchen Anlagen sind bereits
eingeschlossen.
Versammlungsstätten 1 Stellplatz je 4 bis 8 Sitzplätze von überörtlicher Bedeutung, z.B. Theater,
Konzerthäuser:
1 Stellplatz je 5 Sitzplätze (1) Nicht zur Büronutzflä-
che werden gerechnet:
Kirchen 1 Stellplatz je 10 bis 40 Stellplätze von überörtlicher Bedeutung: Sozial- und Sanitärräume,
1 Stellplatz je 10 bis 20 Sitzplätze Funktionsflächen für be-
Gemeindekirchen: triebstechnische Anlagen,
1 Stellplatz je 20 bis 30 Sitzplätze
Verkehrsflächen.
Stellplatzbedarf
Sonstige allgemeinbildende Schulen 1 Stellplatz je 25 Schüler, zusätzlich 1 Stellplatz 1 Stellplatz je 25 Schüler, zusätzlich 1 Stellplatz
je 10 bis 15 Schüler über 18 Jahre je 5 bis 10 Schüler über 18 Jahre
Berufsschulen, Berufsfachschulen 1 Stellplatz je 20 Schüler, zusätzlich 1 Stellplatz 1 Stellplatz je 25 Schüler, zusätzlich 1 Stellplatz
je 3 bis 5 Schüler über 18 Jahre je 5 bis 10 Schüler über 18 Jahre
Landesbauordnung für Baden-Württemberg Empfehlungen für Anlagen des ruhenden Hinweise zur LBO BW:
LBO BW Verkehrs EAR 05
Stellplätze für Beschäf-
Grundlagen
tigte der jeweiligen
Gewerbliche Anlagen
Anlagen sind bereits
eingeschlossen.
Handwerks- und Industriebetriebe 1 Stellplatz je 50 bis 70 m2 Nutzfläche(4) oder 1 Stellplatz je 50 bis 70 m2 Nutzfläche oder
(5)
1 Stellplatz je 3 Beschäftigte 1 Stellplatz je 3 Beschäftigte
(4) Nicht zur Nutzfläche
Lagerräume, Lagerplätze 1 Stellplatz je 120 m2 Nutzfläche(4), 1 Stellplatz je 80 bis 100 m2 Nutzfläche oder werden gerechnet: Sozial-
oder 1 Stellplatz je 3 Beschäftigte 1 Stellplatz je 3 Beschäftigte und Sanitärräume, Kan-
tinen, Funktionsflächen
Ausstellungs- und Verkaufsplätze 1 Stellplatz je 80 bis 100 m2 Nutzfläche(4), 1 Stellplatz je 80 bis 100 m2 Nutzfläche oder für betriebliche Anlagen,
(5)
oder 1 Stellplatz je 3 Beschäftigte 1 Stellplatz je 3 Beschäftigte
Verkehrsflächen.
Kfz-Werkstätten 6 Stellplätze je Wartungs- oder Reparaturstand 4 bis 6 Stellplätze je Reparaturstand
(5) Der Stellplatzbedarf
Tankstellen mit Wartungs- oder Reparaturständen: mit Pflegeplätzen: ist in der Regel nach der
1 Stellplatz je 80 bis 100 m2 Nutzfläche, 2 bis 4 Stellplätze je Pflegeplatz Nutzfläche zu berechnen.
oder 1 Stellplatz je 3 Beschäftigte Ergibt sich dabei ein
offensichtliches Missver-
Kfz-Waschanlagen 3 Stellplätze je Waschplatz automatische Kfz-Waschstraßen:
hältnis zum tatsächlichen
3 bis 5 Stellplätze je Waschstraße
Kfz-Waschplätze zur Selbstbedienung: Stellplatzbedarf, so ist die
3 Stellplätze je Waschplatz Zahl der Beschäftigten
zugrunde zu legen.
Reifenhandelsbetriebe mit Montageständen 2 bis 3 Stellplätze je Montagestand
Tanzlokale, Diskotheken 1 Stellplatz je 4 bis 8 m2 Gastraum von überörtlicher Bedeutung, z.B. Diskotheken: Hinweise zur EAR 05:
1 Stellplatz je 4 bis 8 Sitzplätze
In der Tabelle der EAR
2 2
Spielhallen 1 Stellplatz je 10 bis 20 m Nutzfläche des 1 Stellplatz je 20 m Spielhallenfläche, 05 sind die von den
Ausstellraumes, mindestens 3 Stellplätze mindestens 1 je Betrieb Bundesländern erlassenen
Stellplatzrichtlinien
Hotels, Pensionen, Kurheime und andere 1 Stellplatz je 2 bis 6 Betten 1 Stellplatz je 2 bis 6 Betten
zusammengefasst. Die
Beherbergungsbetriebe
Richtzahlen entsprechen
Jugendherbergen 1 Stellplatz je 10 Betten 1 Stellplatz je 10 Betten dem durchschnittlichen
Bedarf und dienen ledig-
lich als Anhalt, um die Zahl
Verschiedenes der üblicherweise erfor-
derlichen Stellplätze oder
Kleingartenanlagen 1 Stellplatz je 3 Kleingärten 1 Stellplatz je 3 Kleingärten
Garagen zu bestimmen.
2
1 Stellplatz je 2000 m Grundstücksfläche, 1 Stellplatz je 2000 m2 Grundstücksfläche, Die Festlegungen des
Friedhöfe
mindestens jedoch 10 Stellplätze mindestens 10 Stellplätze jeweiligen Bundeslandes
sind zu beachten.
a
a
a
250
250
0
25
– Schrägaufstellung Fahrgassenbreite
Zügiges und bequemes Einparken. Aufstell- Aufstellwinkel, Parkstandbreite, Fahrweise
winkel kleiner als 45 Grad nicht empfohlen und die seitlichen Bewegungsspielräume
wegen schlecht nutzbarer Restflächen. bestimmen die Breite der Fahrgasse. M 1:200
Fahrzeugabmessungen
Grundlagen
150
150
155
145
270 155 420 180 470 185 510 190
Mini (Smart, 2009) Kompaktklasse (Golf, 2009) Mittelklasse (Audi A4, 2009) Oberklasse (Mercedes S-Klasse, 2009)
Bemessungsfahrzeuge
repräsentieren bestimmte
270
Typen von Kraftfahrzeugen
M 1:200
700 240
355
Kenngrößen der Bemessungsfahrzeuge für Parkflächen [m] nach
EAR 05 - Empfehlungen für Anlagen des ruhenden Verkehrs
390
Kleine Lkw (2-achsig) 9,46 2,29 3,80 9,77
500
350
Garagenverordnung – GaVO BW
≥ 500
500
Maße wesentlich zu überschreiten.
500
Die 1,50 m tiefe Bewegungsfläche
vor der Längsseite des Pkw führt
≥ 750
Längsaufstellung
(parallel zur Fahrbahn) 230
M 1:200
500 650 500 500 600 500 500 550 500 Senkrechtanordnung
(senkrecht zur Fahrbahn)
Grundlagen
Die Senkrechtanordnung ist sinnvoll,
wenn die Parkstände aus beiden
Richtungen anfahrbahr sein sollen.
240
250
1650 1600 1550
18,90 m2/Pkw 19,20 m2/Pkw 19,40 m2/Pkw
24
25
durch Fußgänger erschwert wird.
0
0
Die Schrägaufstellung ist bei einem
Winkel von 60 Grad besonders
0
flächensparend.
0
50
0
50
50
45° 45° 45°
1385 1350 1360
19,80 m2/Pkw 19,90 m2/Pkw 20,90 m2/Pkw
500
350
≤ 60
Ein Einstellplatz muss mindestens
≥ 500
5 m lang sein. Die Breite eines Stell-
platzes muss mindestens betragen
– 2,50 m, wenn keine Längsseite
– 2,85 m, wenn eine Längsseite
≤ 75
– 2,90 m, wenn jede Längsseite
durch aufgehende Bauwerksteile
oder Absperrungen ganz oder 225 250 175 75 175 75 75 175 40
teilweise begrenzt ist. Hierzu zählen 285 285 250 250 290
zum Beispiel auch Stützen auf halber
Parkstandlänge, weil sie das Öffnen
der Fahrzeuge behindern.
Längsaufstellung
(parallel zur Fahrbahn) Randparkstände, die an einer
Längsseite durch Bordsteine
Markierte Parkstände sollten eine begrenzt sind, können auf
2,25 m reduziert werden.
≥ 500
Länge von mindestens 5,70 m
aufweisen. Sollte aus besonderen
Gründen nur das Vorwärtseinparken
möglich sein, sollte die Parkstand-
länge 6,70 m betragen.
570 670
M 1:200
Grundlagen
rückwärts einparken
vorwärts einparken
250
250
1600 1450
18,20 m2/Pkw 16,40 m2/Pkw
45°
1270
20,00 m2/Pkw
570
670
725 750
24,30 m2/Pkw 21,40 m2/Pkw M 1:1000
4.
M 1:500 5.
Grundlagen
250
80
700
275
500
circa 50 m2/Stellplatz
(Durchschnittswert:
Gesamtfläche inklusive
Rampe/Stellplatzanzahl)
M 1:1000
250 350
30m
500
80
650
275
500 500
650
500
circa 30 m2/Stellplatz
(Durchschnittswert:
Gesamtfläche inklusive
Rampe/Stellplatzanzahl)
0m
.3
x
ma
M 1:1000
Grundlagen
250 350
30m
500
80
650
275
500 500
650
500
circa 25 m2/Stellplatz
(Durchschnittswert:
Gesamtfläche inklusive
Rampe/Stellplatzanzahl)
30 m
max.
M 1:1000
Ausbildung Kuppe
HK
HK HK SR
S = 0% TK TK SR = min. 8%
TK = *
2 100
HW Ausbildung Wanne
HW
SR [%] = Rampenneigung
HK [m] = Kuppelhalbmesser SR = min. 8% S = 0%
TK [m] = Tangentenlänge HW SR
HW [m] = Wannenhalbmesser TW TW TW = *
TW [m] = Tangentenlänge Wanne 2 100 M 1:200
Grundlagen
Kuppenausrundung Halbmesser HK = 15 m
Wannenausrundung Halbmesser HW = 20 m
Rampeneinfahrt im Freien
SR = ≤ 10%
h
≥ 230
h [m] = Höhendifferenz
SR [%] = Rampenneigung
TK [m] = Tangentenlänge Kuppe
TW [m] = Tangentenlänge Wanne
TK LR TW
LR [m] = Rampenlänge ohne
L Ausrundung
M 1:200 L [m] = Gesamtrampenlänge
Rampen – EAR 2005 Ausbildung von Rampen für PKW bei tiefliegenden Kleingaragen
Rampenneigung SR = 15%
Kuppenausrundung Halbmesser HK = 15 m
Wannenausrundung Halbmesser HW = 20 m
Rampeneinfahrt Ausnahmefall
SR = ≤ 15%
h
≥ 230
h [m] = Höhendifferenz
SR [%] = Rampenneigung
TK [m] = Tangentenlänge Kuppe
TW [m] = Tangentenlänge Wanne
TK LR TW
LR [m] = Rampenlänge ohne
Ausrundung L
L [m] = Gesamtrampenlänge M 1:200
Grundlagen
Kuppenausrundung Halbmesser HK = 15 m
Wannenausrundung Halbmesser HW = 20 m
Rampeneinfahrt Ausnahmefall
SR = ≤ 20%
h
≥ 230
h [m] = Höhendifferenz
SR [%] = Rampenneigung
TK [m] = Tangentenlänge Kuppe
TW [m] = Tangentenlänge Wanne
TK LR TW
LR [m] = Rampenlänge ohne
L Ausrundung
M 1:200 L [m] = Gesamtrampenlänge
Schleppkurve Pkw
Flächenbedarf bei Kurvenfahrt auf se hierzu finden sich in „Bemessungsfahr- schlag von 0,125 m. Bei Lkw sollte man auf
ebenen Parkierungsflächen zeuge und Schleppkurven zur Überprüfung Zuschläge von stets 0,25 m zurückgreifen.
Charakteristisch für den Bewegungsablauf der Befahrbarkeit von Verkehrsflächen“ der
eines mit den Vorderrädern gelenkten Fahr- Forschungsgesellschaft für Straßen- und Abstände
zeugs bei der Kurvenfahrt ist die sichel- Verkehrswesen (FGSV, 2001). Bei Ein- und Ausparkmanövern gelten die
förmige Verbreiterung der überstrichenen Bewegungszuschläge für ausreichend. Auf
Fläche durch das kurveninnere Hinterrad Bewegungs- und Begegnungszuschläge Fahrgassen und geraden Rampen sollte
(Schleppkurve). Der Flächenbedarf ist ab- Für Pkw soll dieser Zuschlag an allen Fahr- man einen Abstand von 0,25 m einhalten,
hängig von den maßgebenden Fahrzeugab- zeugseiten oder -kanten auf Fahrbahnen bei Fahrbahnen und gekrümmten Rampen
messungen, dem Kurvenradius und dem 0,25 m und auf Rampen 0,50 m betragen, 0,50 m.
Winkel der Fahrtrichtungsänderung. Hinwei- innerhalb von Fahrgassen genügt ein Zu-
50 275 50
25 250 25 500
Ri = 335 775
Ra = 585
Schleppkurve Lkw
Grundlagen
Wendekreisradien des Bemessungs-
fahrzeugs Lastzug mit Anhänger für
Parkflächen nach EAR 2005:
Wa = 10,30 m
Wi = 3,80 m
25 650 25
Ri = 380
Ra = 1030
M 1:200
100
straßen und Stichwegen beziehungsweise Flächenbedarf für einen
Wendehammer für Pkw
450
Stichstraßensperren angelegt, wenn Ga-
ragenflächen oder Gehwegüberfahrten für
Wendevorgänge nicht mitbenutzt werden
400
können.
325
Aus lenktechnischen Gründen sollen
400 500
Wendeanlagen asymmetrisch linksseitig 475
angeordnet werden. 500
550
kehrssicherheit und der Emissionsbelastung
ungünstiger als Wendekreise und Wende-
schleifen, welche in einem Zug befahren
500
Grundlagen
373 1170 373 900
900
1800
100
550
1050
600
Flächenbedarf für einen einseitigen und zweiseitigen Wen-
dehammer für Fahrzeuge bis 10 m Länge (dreiachsiges
250
Müllfahrzeug)
100
M. 1:500
Verkehrsraum und
Abmessungen
Fahrrad – EAR 2005
225
20 100 20 20 60 20
Grundmaße für den Verkehrsraum des Radverkehrs, Schieben und Fahren, M 1:50
Grundlagen
100
200 330
60
90
M 1:50
Grundtypen
Fahrradabstellfächen
EAR 2005
Höhengleiche Aufstellung
80
120
tigen Achsabstände von 0,80 m bei
beengter und 1,20 m bei bequemer
Zugänglichkeit. Diese Aufstellungsart
wird auf Grund des relativ hohen Flä-
chenverbrauchs nur selten realisiert.
Höhenversetzte Aufstellung
120
des Zubehörs wie Kabel und Lam-
pen. Ein seitliches Herantreten zum
Abschließen ist nicht möglich.
Grundlagen
60 Schrägaufstellung
85
Vor dem Parkstand ist eine Verkehrs-
40
60
und Ausparken ist in Richtung des
gewählten Winkels begünstigt.
Planungsregeln
Gesetze/Verordnungen
Landesbauordnung für Baden-Württemberg
LBO BW (letzte Änderung 2007)
Empfehlungen
Forschungsgesellschaft für Straßen- und
Verkehrswesen, Arbeitsgruppe Straßenent-
wurf:
– Empfehlungen für Anlagen des ruhenden
Verkehrs (EAR 2005)
– Richtlinie für die Anlage von Stadtstraßen
(RASt 2006)
Grundlagen
Raumpilot Grundlagen 141
Grundlagen
Energie
Grundlagen
Sonnenhöhe
lage zur Berechnung von Abstandsflä- 0°
chen, Verschattungen durch Bauwerke 10°
und durch Vegetation
20°
Sü d 180°
Besonnungsrichtung und Einfallswinkel der Sonne am Beispiel Stuttgart 48° 47‘ Nord, 9° 11‘ Ost
(Quelle: Landeshauptstadt Stuttgart, Amt für Umweltschutz, Abteilung Stadtklimatologie, www.stadtklima-stuttgart.de)
Globalstrahlung Sonnenscheindauer
Hamburg Hamburg
Bremen Bremen
Berlin Berlin
Hannover Hannover
Frankfurt Frankfurt
Stuttgart Stuttgart
München München
1200 1150 1100 1050 1000 950 900 KWh/(m² x a) 1800-1900 1700-1800 1600-1700 1500-1600 1400-1500 Stunden pro Jahr
Grundlagen
Die Forderung nach einer größerer Dichte entsprechend 2 H (doppelte Wandhöhe).
im Städtebau kann durch eine Erhöhung der Die Musterbauordnung (MBO) schlägt 2 x
Gebäudetiefe und der Geschosszahl und 0,6 H = 1,2 H vor. In Kerngebieten ist häufig
durch eine Verringerung der Gebäudeabstän- nur 2 x 0,4 H = 0,8 H oder sogar nur 2 x
de erreicht werden. Dies kann allerdings zu 0,2 H = 0,4 H erforderlich, abhängig von der
Belichtungsnachteilen in Gebäuden und auf jeweiligen LBO.
Freiflächen führen. Die unteren Abbildungen
verdeutlichen diesen Zusammenhang. Mit den Mindestabstandsforderungen der
Landesbauordnungen sollen Vorausset-
Die Besonnung ist nicht nicht nur für die zungen für gesunde Wohn- und Arbeitsver-
Gesundheit, das Wohlbefinden und den hältnisse geschaffen werden. Der höchste
Komfort der Nutzer von Bedeutung, sie hat Besonnungsgrad wird für Wohnnutzungen
auch großen Einfluss auf die Energiebilanz gefordert, danach folgen Büronutzungen,
der Gebäude (Passivhäuser). Gewerbe, Läden und Lagerflächen.
Verschattungssituationen
8U
Uhr hr
12
Grundlagen
0 0
80 80
0 0
70 70
0 0 0 0
6 6
0 0
50 50
0 0 0 0
16 4 16 4
U 0 hr U 0 hr
hr 30 4U
hr 30 4U
0 0 0 0
2 2
0 0
10 10
4 4
12:00 Uhr 38°
6 6
8 8
10 6:00 Uhr 0° 10
12 12
12:00 Uhr 18°
8U 8U
Uhr hr Uhr hr
12 12 8:30 Uhr 0°
80
Die Südseite ist gut geeignet, um in der 16:00 Uhr 41° 0
70
winterlichen Heizperiode Wärme durch 0
60
Solarenergie zu gewinnen. 0
50
0
40
16 0
U hr 30 hr
0 4U
20
0
10
0
16
14 8:00 Uhr 33°
12
10
8
8U
Uhr hr
12
Grundlagen
80
80 0
0
70
70 0
0
60
60 0
0 50
50 0
0
40
40 0
16 16:00 Uhr 20° 0 16
Uh 30 h r U hr
30
0 hr
r 0 4U 4U
20
20 0
0
10
10 16:00 Uhr 4° 0
0
16 16
14 14
12 12
10 10
8 8
8:00 Uhr 15°
8U
hr
8U
Uhr hr
U hr
12 12 8:30 Uhr 0°
Solare Energieeinstrahlung (%) – abhängig von der Neigung (0° bis 90°) und der Himmelsrichtung – im gesamten Jahr
We
st rd
No
We
rteW
es
tse 0°
ite
en
tsp 30°
rec
he
nd
er
Os
tse 45°
ite
60°
90°
90° 90°
60° 60°
45° 45°
30° 30°
0° 0°
Os
S üd t
Grundlagen
25 Prozent Energie 8 Prozent Energie
(maximal) (minimal) 19 Prozent Energie
Neigung: 45/60° Süd Neigung: 90° Nord Neigung: horizontal
Solare Energieeinstrahlung (%) – abhängig von der Neigung (0° bis 90°) und der Himmelsrichtung – nur im Winter
We
st rd
No
We
rteW
es
tse 0°
ite
en
tsp 30°
rec
he
nd
er
Os
tse 45°
ite
60°
90°
90° 90°
60° 60°
45° 45°
30° 30°
0° 0°
üd Os
S t
Planungsregeln rechnung des Energiebedarfs von heiz- und VDI 4710 Blatt 3 / August 2009 / Meteoro-
raumlufttechnischen Anlagen in Deutsch- logische Grundlagen für die technische
Normen land, Berichtigungen zu DIN 4710: 2003-01 Gebäudeausrüstung
DIN 5034-1 / Oktober 1999 / Tageslicht in
Innenräumen – Teil 1: Allgemeine Anforde- DIN 4710 Beiblatt 1 / Januar 2003 / Statis- VDI 2078 Blatt 1 / Februar 2003 / Berech-
rungen tiken meteorologischer Daten zur Berech- nung der Kühllast klimatisierter Gebäude
nung des Energiebedarfs von heiz- und bei Raumkühlung über gekühlte Raumum-
DIN 5034-2 / Februar 1985 / Tageslicht in raumlufttechnischen Anlagen in Deutsch- schließungsflächen
Innenräumen – Grundlagen land – Korrelationen zwischen Lufttempera-
tur t und Wasserdampfgehalt x DIN V 4108-6 Berichtigung 1 / März 2004 /
DIN 5034-3 / Februar 2007 / Tageslicht in Wärmeschutz und Energie-Einsparung
Innenräumen – Teil 3: Berechnung Gesetze/Verordnungen in Gebäuden – Teil 6: Berechnung des
BauNVO Jahresheizwärme- und des Jahresheiz-
DIN 5034-4 / September 1994 / Tages- Verordnung über die bauliche Nutzung energiebedarfs
licht in Innenräumen – Teil 4: Vereinfachte der Grundstücke (Baunutzungsverord-
Bestimmung von Mindestfenstergrößen für nung), 1962, letzte Änderung 1993
Wohnräume Literatur
Verordnung über energiesparenden Wärme-
DIN 5034-5 Entwurf / September 2009 / schutz und energiesparende Anlagentechnik Daniels, Klaus: Energy Design for Tomorrow.
Tageslicht in Innenräumen – Teil 5: Messung bei Gebäuden (Energieeinsparverordnung Stuttgart, London 2009
EnEV), 2009
DIN 5034-5 / Januar 1993 / Tageslicht in Keller, Bruno; Rutz, Stephan: Pinpoint, Fak-
Innenräumen – Messung Landesbauordnung für Baden-Württemberg ten der Bauphysik. Zürich 2007
LBO BW (zuletzt geändert 2007)
DIN 5034-6 / Februar 2007 / Tageslicht in Wüstenrot Stiftung (Hrsg.): Energieeffizienz
Innenräumen – Teil 6: Vereinfachte Bestim- Richtlinien von Gebäuden. Stuttgart 2006
mung zweckmäßiger Abmessungen von VDI 4710 Blatt 1 / Dezember 2008 /
Oberlichtöffnungen in Dachflächen Meteorologische Grundlagen für die Tech- Hausladen, Gerhard, u.a.: ClimaDesign.
nische Gebäudeausrüstung – Außereuropä- München 2005
DIN 4710 / Januar 2003 / Statistiken meteo- ische Klimadaten
rologischer Daten zur Berechnung des Graf, Anton: Das Passivhaus – Wohnen
Energiebedarfs von heiz- und raumlufttech- VDI 4710 Blatt 2 / Mai 2007 / Meteorolo- ohne Heizung. München 2000
nischen Anlagen in Deutschland gische Daten in der technischen Gebäu-
deausrüstung – Gradtage Wuppertal Institut für Klima, Umwelt,
DIN 4710 Berichtigung 1 / November 2006 Energie, u.a.: Energiegerechtes Bauen und
/ Statistiken meteorologischer Daten zur Be- Modernisieren. Basel 1996
155 Städtebau
165 Erschließung
175 Typologie
185 Ankommen
193 Kochen
213 Essen
223 Entspannen und kommunizieren
231 Schlafen
241 Kinder wohnen
251 Arbeiten
261 Reinigen und pflegen
279 Wirtschaften
285 Aufbewahren
293 Entsorgen
303 Nutzungsneutral
311 Private Freibereiche
321 Ökonomie
333 Schall
339 Planungsregeln/Literatur
Zum Aufbau des Kapitels „Wohnen“ Bei den Sanitär- und Kochbereichen werden Bei diesem Kapitel geht es nicht um Detail-
darüber hinaus aber auch Anordnungsvari- informationen zur Kostenplanung, sondern
Das Kapitel „Wohnen“ gliedert sich inhalt- anten mit ihren entsprechenden Raumab- um einen groben Überblick über die Bedeu-
lich in drei Abschnitte. Im ersten – den ers- messungen dargestellt, da hier durch viele tung der unterschiedlichen Kostengruppen
ten drei Kapiteln – werden städtebauliche Planungsparameter (Mindestabstände, sowie über das Verhältnis von Kosten für
Erscheinungsformen von Wohnungsbauten, Mindestbewegungsflächen) bestimmte An- den längerfristigen Bauunterhalt et cetera
Erschließungssysteme von Geschosswoh- ordnungsmuster für Mindestanforderungen zu den einmaligen Investitionskosten. Das
nungsbauten und unterschiedliche Grund- vorgegeben sind. letzte Kapitel „Schall“ liefert abschließend
risstypen jeweils in einem systematischen Grundinformationen über die Schallschutz-
Überblick gezeigt. Ergänzt werden diese Funktionskapitel anforderungen an unterschiedliche Bauteile
durch die Kapitel „Nutzungsneutral“ und im Wohnungsbau.
Der zweite Abschnitt – die Kapitel von „An- „Private Freibereiche“. Im Kapitel „Nut-
kommen“ bis „Entsorgen“ – widmet sich zungsneutral“ werden Mindestraummaße
den unterschiedlichen Wohnfunktionen. von Individualräumen aufgezeigt, die
Die räumliche Organisation dieser Einzel- flexibel für unterschiedliche Funktionen Zu den Hinweisen auf Gesetze, Verord-
funktionen kann je nach Grundrisskonzep- nutzbar sind. Die Nutzungsneutralität der nungen, Planungsregeln
tion sehr unterschiedlich sein. Das Spek- Räume eröffnet Spielräume für die indivi- MBO – LBO
trum reicht von Zellengrundrissen, in denen duelle Nutzungsverteilung in der Wohnein- Zur Verwendung der Musterbauordnung,
jeder einzelnen Funktion ein spezifisch heit. Darüber hinaus kann damit auf sich der Landesbauordnung Baden-Württemberg
zugeschnittener Raum zugeordnet ist, bis ändernde Nutzungsanforderungen reagiert und des Gesetzentwurfs zur Novellierung
hin zu großzügigen Einraumeinheiten (Loft- werden, die sich unter anderem in Zusam- der Landesbauordnung Baden-Württemberg
wohnungen), in denen die Wohnfunktionen menhang mit dem Familienzyklus ergeben wird auf die entsprechenden Hinweise am
als „Funktionsinseln“ frei und veränderbar (zum Beispiel durch den Auszug der Kinder Anfang des Kapitels „Grundlagen“ (Seite
im Raum angeordnet sind und Nutzungsbe- aus der elterlichen Wohnung). Im nach- 12) verwiesen.
reiche sich teilweise überlagern. folgenden Kapitel „Private Freibereiche“
werden unterschiedliche Typen privater
Um für diese Vielfalt von Grundrisstypen Außenräume mit wesentlichen Planungs- Barrierefrei-Normen
anwendbare Planungsgrundlagen erstellen hinweisen aufgezeigt. Bei der Verwendung der Barrierefrei-Nor-
zu können, wurde die Funktion und nicht men wird auf die entsprechenden Hinweise
der Raum in den Vordergrund gestellt. Das Den dritten Abschnitt bilden die Kapitel am Anfang des Kapitels „Grundlagen“
heißt, dass primär die jeweilige Wohnfunk- „Ökonomie“ und „Schall“. Im Kapitel „Öko- (Seite 12) verwiesen.
tion mit dem für ihre Nutzung notwendigen nomie“ werden Hinweise auf die durch-
Flächen- und Raumbedarf als Grundbaustein schnittliche Verteilung von Investitions- und
für die Planung behandelt wird. Baunutzungskosten bei unterschiedlichen
Gebäudetypen gegenübergestellt.
Wohnen
Raumpilot Grundlagen 155
Wohnen
Städtebau
157 Städtebau/Dichte
161 GRZ und GFZ – Berechnung
162 GRZ und GFZ – Beispiele
164 Abstandsflächen
Städtebau/Dichte
Wohnen
Gebäudetypen, beginnend vom
freistehenden Einfamilienhaus bis
hin zum Hochhaus. In exempla-
rischen Berechnungen werden die
Anzahl der Personen und Fahrzeuge
ermittelt, die jeweils auf einer ange-
nommenen Grundstücksfläche von
100 m x 100 m (1 ha) untergebracht
werden.
Städtebau/Dichte
100 Personen
0 Personen
100 Pkw
0 Pkw
Wohnen
circa 160/ha circa 220/ha
M 1:3000
Städtebau/Dichte
circa 420/ha
circa 210/ha
circa 1060/ha
circa 530/ha
circa 760/ha
circa 380/ha
Wohnen
96
96 96
480 480
96 96 + 96
GRZ = GFZ =
480 480
– Kerngebiete (MK)
maximale GRZ = 1,0
maximale GFZ = 3,0
Wohnen
aufgelöste Blockrandbebauung
Beispiel: 6 Ebenen
GRZ = 0,3
GFZ = 1,8
Abstandsflächen
•
senkrecht zur jeweiligen Wand 25 0,1
h
•
gemessen. Als Wandhöhe gilt das
Maß vom Schnittpunkt der Wand
mit der Geländeoberfläche bis zum h
5
•
Schnittpunkt der Wand mit der Dach- 0,2
5 0,2
haut oder bis zum oberen Abschluss h
•
der Wand.
•
ergibt sich durch einen in der LBO
0,4
festgelegten Faktor, der je nach
h
•
Baugebiet zwischen 0,4 und 0,125
variiert (LBO BW). Dachflächen und >7 h2
Giebelflächen werden je nach Nei- 0°
gung unterschiedlich angerechnet. h
0,6
•
Die Tiefe der Abstandsflächen 0,6
beträgt (LBO BW Novellierung, h
•
h
voraussichtlich ab 2010):
•
ten, die nicht der Erholung dienen, h ( h+
0,4
•
0,125 der Wandhöhe.
0,4
(h
•
≤4 +
5° h1) h2
•
h )
•
+
(h
0,4
•
0,4
(h
•
+
h1
•
h
0,4
•
0,4
h
•
Wohnen
Raumpilot Grundlagen 165
Wohnen
Erschließung
167 Vertikal
167 Einspänner
168 Zweispänner
168 Dreispänner
169 Vierspänner
169 Sechsspänner
169 Achtspänner
170 Horizontal
170 Außengangerschließung
173 Innengangerschließung
Wohnen
Erschließungskerns – in der Regel eine Trep- – Erdgeschoss (Eingangssituation, versetzte gestellt. Typologisch können verschiedene
pe mit Lift – müssen verschiedene Faktoren Ebenen Wohngeschoss/öffentliche Übergangstypen zwischen reiner Spänner-
berücksichtigt werden: Fläche) und reiner Gangerschließung unterschieden
– Räumliche Qualität: möglicher räumlicher – Übergang zu Freiflächen (Hofzugang) werden.
Zusammenhang über viele Ebenen – Untergeschoss (zum Beispiel Tiefgarage)
– Kommunikative Qualität: gemeinschaft- – Größe: baurechtlich erforderliche Maße
licher Raum mehrerer Wohnparteien, als Minimum Hinweis: Weitere Angaben zu Fluchtwegen siehe Kapitel
„Grundlagen – Rettung“
sozialer Raum – Baurecht: Lage an einer Außenwand zur
Einspänner
Zweispänner
Dreispänner
Wohnen
Vierspänner
Sechsspänner Achtspänner
Horizontal Außengang-
erschließung
Außengangerschließungen sind
„Gehsteige zur Haustüre“. Sie wer-
Schnitt M 1: 500
den auch Laubengang oder Laufgang
(zu Beginn der Moderne) genannt.
Außengang-
erschließung
Wohnen
kann prinzipiell variieren:
– Eingezogener Außen-
gang mit guter Flächen-
– Außengang eingezogen – Außengang angesetzt – Außengang vom Gebäude abgesetzt ausnutzung, jedoch er-
– Gang erschließt zwei Ebenen – Gang erschließt zwei Ebenen – Gang erschließt zwei Ebenen heblicher baukonstruktiver
und bauphysikalischer
Belastung bei offenem,
„kaltem“ Gang.
– Angesetzter Außengang:
einfache und wirtschaft-
liche Form der Erschlie-
ßung, gestalterisch
dominant.
– Abgesetzter Außengang:
erhöhter Schutz der
Privatheit, wenn gesichert
ist, dass der Durchblick
nach unten und oben
entlang der Außenwand
eingeschränkt ist.
Außengang-
erschließung
Innengang-
erschließung
Die Innenganger-
schließung ist eine
selten angewandte
Erschließungsform. Sie
bedingt in der Regel eine
West-Ost-Orientierung
der Wohneinheiten, um
Wohnen
ungleiche Lagequalitäten
Schnitt M 1: 500 auszuschließen. Allerdings
bietet sie eine hohe Varia-
bilität bei der Kombination
– Innengang – Innengang verschiedener Ebenen.
– Gang erschließt zwei Ebenen – Gang erschließt zwei Ebenen
Wohnen
Raumpilot Grundlagen 175
Wohnen
Typologie
177 Gebäudetiefen
178 Belichtung
179 Orientierung im Blockrand
180 Orientierung West-Ost
181 Orientierung Nord-Süd
182 Organisation
Gebäudetiefen
Wohnen
Erschließung: Spänner Sondersituationen (Lärmschutz...) Erschließung: Spänner
Erschließung: Außengang, (Spänner)
II
III
12
-
20
10
-
IV
13
Haupträume
9-
11
V
Nebenräume
8-
11
Gebäudetiefen (min./ VI
max.) im Gechosswoh-
nungsbau bei linearerAn-
6-
8
ordnung
Quelle: Faller, Peter: „Der
Wohngrundriss“, Stuttgart
4-
2002
8
Belichtung
Wohnungsbelichtung von einer Seite Wohnungsbelichtung von zwei gegen- Wohnungsbelichtung von zwei Seiten
– Wohnungstiefe begrenzt überliegenden Seiten – „Eckwohnungen“
– keine natürliche Belichtung der innenlie- – Wohnungstiefe bei Nord-Süd-Ausrichtung – Belichtung/Nutzung der innenliegenden
genden Räume begrenzt Ecke schwierig
– Ausrichtung möglichst nach Süden, Osten – bei Ost-West-Ausrichtung größere Grund- – Ausrichtung nach Südwesten günstig,
oder Westen risstiefen möglich nach Nordosten ungünstig
Wohnungsbelichtung von drei Seiten Wohnungsbelichtung über Innenhof Wohnungsbelichtung von vier Seiten
– meist Zeilenende – Sonderform „Atrium“ – Sonderform „Penthouse“
– Ausrichtung in alle drei Richtungen mög- – introvertiert, keine (wenige) Öffnungen – Ausrichtung in alle Richtungen möglich
lich nach außen – Belichtung/Grundrissanordnung nutzungs-
– sehr gute Belichtung der Räume – Belichtungsqualität von der Größe des abhängig
Innenhofs abhängig
Orientierung im Blockrand
Wohnen
Orientierung zur Himmelsrichtung Orientierung zur Straße Orientierung zum Innenhof
– Wohnungen soweit möglich nach Süden – Wohnungen orientieren sich zur Straße – Wohnungen orientieren sich zum Innen-
und Westen orientiert – Erschließung zeigt zum Innenhof hof
– Erschließung im Norden oder Osten – extrovertierte Wohnsituation – Erschließung zeigt zur Straße
– gute Belichtung der Wohnräume – introvertierte und private Wohnsituation
– Emissionsschutz
Orientierung West–Ost
1
– „Service“-Nebenräume in Gebäudemitte
– Orientierung der Aufenthaltsräume nach
Osten und Westen
– tiefer Grundriss möglich
– Bündelung der Installation
2
– „Wohnen“ im Westen, Individualräume 1 2
im Osten
– Erschließung der Individualräume über
„Wohnen“
– zwei Installationsbereiche
3
– „Wohnen“ im Westen, Individualräume im
Osten, Bereiche werden separat erschlos-
sen
– Wohn- und Essbereich in einem Raum
– zwei Installationsbereiche
4
– „Durchwohnen“-Prinzip
– „Wohnen“ zweiseitig orientiert
– Individualräume über „Wohnen“ erschlos- 3 4
sen
– Wohn- und Essbereich zusammenhän-
gend
– zwei Installationsbereiche
Orientierung Nord–Süd
1
– „Individualräume“ im Süden, „Service“-
Nebenräume im Norden
– Erschließung über gemeinsamen Flur
Wohnen
– Wohn- und Essbereich in einem „Durch-
wohnbereich“
1 2 – Bündelung der Installation
– geringe Grundrisstiefe
2
– Individualräume im Süden, Service und
Kochen im Norden
– getrennte Schlafbereiche, zweiter Schlaf-
bereich wird über „Durchwohnbereich“
erschlossen
– zwei Installationsbereiche
Serviceräume
3
Individualraum – „Wohnen“ im Süden, Service und Kochen
im Norden
Gemeinschaftsräume – zwei Schlafbereiche mit unterschiedlichen
3 Orientierungen
– Individualräume werden über „Wohnen“
erschlossen
– Bündelung der Installation
Organisation
linear zoniert
– lineare Organisation der Individualräume – Trennung zwischen gemeinschaftlichen
und der Serviceräume entlang einer zen- Bereichen und Individualräumen
tralen „Erschließungsachse“ – störungsfreie Erschließung der „Individu-
– Endpunkt der Achse kann „Wohnen“ und/ alräume“ über getrennte Erschließungs-
oder Servicebereich sein zone
– Flur häufig lang, schmal und/oder unbe-
lichtet
Architekt O.M. Ungers, Berlin 1969 Architekt Jäger, Müller, „Hannibal“, Stuttgart 1971
Wohnen
– geringere Abgrenzung der Privatsphäre – Verkehrsfläche sehr groß – wenig/keine ausgewiesene Erschlie-
– große Außenwandfläche ßungsfläche
– eingestellte Elemente sind meist instal-
lierte Serviceräume (Küche, Bad)
Architekt Aalto, Berlin 1957 Architekt O.M. Ungers, Köln 1957 Architekt Duinker, van der Torre, Amsterdam 1989
Architekt Schnebli, Ammann, Egli, Rohr, Zürich 1985 Architekt Suzuki, „cruciformers“, Paris 1967 Architekt Kairamo, Vormala, Helsinki 1963
Wohnen
Raumpilot Grundlagen 185
Wohnen
Ankommen
187 Eingangsbereich
188 Eingangsvarianten
190 Einrichtungen im äußeren Eingangs-
bereich
190 Briefkastenanlage/Klingelanlage
190 Barrierefreier Eingangsbereich
190 Rollstuhlabstellplatz (barrierefrei)
190 Briefkastenanlage/Klingelanlage
(barrierefrei)
190 Hauseingang außen (barrierefrei)
190 Hauseingang innen (barrierefrei)
191 Gemeinschaftliche Eingangsbereiche im
Geschosswohnungsbau
192 Einbruchschutz
Reinigen
und pflegen
Aufbewahren
Kochen
Ankommen
Wirtschaften
Essen
Wohnen
Private Entspannen und
Arbeiten kommunizieren
Freibereiche
Funktionsbeziehungen Ankommen
Eingangsbereich Mit der aktuellen Vielfalt an konzeptionellen fläche bieten. Möglichkeiten zum Abstellen
Ansätzen für das Wohnen verbindet sich von schweren Einkaufstaschen et cetera
Eingangsbereiche bilden den Übergang auch eine Vielfalt an Gestaltungsansätzen sind beispielsweise im Eingangsbereich
zwischen innen und außen, zwischen für den Eingangsbereich. In vielen Fällen sehr hilfreich.
privat und öffentlich und meist auch zwi- wird dieser Bereich als eigene Raumzone
schen geregeltem Innenklima und wech- ausgestaltet und dient als eine Art „Filter- In der Eingangszone sollte eine Garderobe
selndem Außenklima. Als Raumbereich schicht“ zur Abschirmung der privateren zum Ablegen von Mänteln und Schirmen
des Ankommens und des Empfangens Räume. Das Gestaltungsspektrum reicht zugänglich sein. Darüber hinaus sollte ihr
fungierte die Eingangszone in historischen von minimierten Windfängen bis hin zu re- möglichst auch ein WC zugeordnet werden.
Wohnformen häufig auch als ein wichtiger präsentativen „Vorräumen“ und großzügigen Der Eingangsbereich sollte bei Wohnungen,
Repräsentationsraum der Wohnung. Eingangszonen, die direkt in die Gemein- von denen aus man unmittelbar ins Freie
In den standardisierten Familiengrund- schaftsbereiche der Wohnung übergehen. gelangt, möglichst eine äußere und eine
rissen des 20. Jahrhunders wurde der innere Tür besitzen (Windfang beispielswei-
Eingangsbereich jedoch auf einen funktional Welche konkreten Funktionen dem Ein- se bei Wohnungen am Laubengang).
notwendigen minimierten Flur reduziert. Die gangsbereich zugeordnet sind, ist abhängig
Bedeutung als Repräsentationsraum verla- vom jeweiligen Wohn- und Grundrisskon-
gerte sich in diesen Wohnungen vor allem in zept. Prinzipiell sollte dieser Raumbereich
das gemeinschaftliche Wohnzimmer. genügend Platz für die verschiedenen
Bewegungsabläufe und genügend Abstell-
Eingangsvarianten
≥ 215
≥ 140
≥ 90 ≥ 125 ≥ 150 ≥ 200 ≥ 140 ≥≥180
200
≥ 210
105
40
≥ 90
Empfohlene Mindest- Überdachter Eingang Eingezogener Eingang Eingezogener Eingang Eingezogener Eingang mit Eingangsbereich mit
maße für Eingangstüren: mit Glasfeld mit Sitzgelegenheit und mit Glasfenster Kinderwagenabstellplatz Windfang und Garderobe
lichte Durchgangsbreite Ablage für Einkaufsta-
≥ 90 cm, lichte Durch- schen et cetera
gangshöhe ≥ 210 cm
190
150 / 150
≥ 290
≥ 200
≥ 190
190
≥ 150
Wohnen
30 - 40
50 ≥ 150
≥ 200 ≥ 150 150 150 ≥ 300
85
85
67
Mindestmaße für einen Variante für einen roll- Rollstuhlwechselplatz außen mit stirn- Vorraum beziehungsweise
rollstuhlgerechten Ein- stuhlgerechten Eingangs- seitiger unterfahrbarer Ablagefläche Eingangsbereich mit Garderobe
gangsbereich entspre- bereich entsprechend und Batterieladeplatz für Elektroroll- und Rollstuhlwechselplatz innen
chend DIN 18025 und DIN 18025 und DIN 18040 stühle (entsprechend DIN VDE 0510 entsprechend DIN 18025 und
DIN 18040 (Entwurf) (Entwurf) Teil 3) DIN 18040 (Entwurf)
M 1:100
Einrichtungen im äußeren Wohnhäuser mit bis zu vier Wohn- 150 cm angegeben. Zur Ausstattung eines
Eingangsbereich einheiten Batterieladeplatzes für Elektrorollstühle ist
Bei Wohnhäusern mit bis zu vier Wohn- DIN VDE 0510 Teil 3 zu beachten.
Briefkastenanlage/Klingelanlage einheiten sind die Hausbriefkästen und
Hausbriefkästen, Ablagefächer, Klingelanla- Ablagefächer an der Grundstücksgrenze Briefkastenanlage/Klingelanlage
gen et cetera sollten für Zusteller und Emp- anzubringen. Beträgt der Abstand zwischen Grundsätzlich sollten Briefkästen für Roll-
fänger jederzeit zugänglich und griffgünstig Grundstücksgrenze und dem Eingang über stuhlfahrer innerhalb des senkrechten
angeordnet sein, wobei Hausbriefkasten- 8 m, darf die Anbringung der Hausbrief- Greifbereichs liegen und mit dem Rollstuhl
anlagen und einzelne Hausbriefkästen kästen auch im Eingangsbereich, an der anfahrbar sein. Briefkästen sollten so an-
möglichst so angebracht sein sollten, dass Außenseite des Hauses oder als Durchwurf- gebracht sein, dass der Abstand zwischen
sie ohne Betreten des Gebäudes erreicht anlage vorgesehen werden. Unterkante Fußboden und Einwurfklappe
werden können. nicht unter 50 cm beziehungsweise nicht
Wohnhäuser mit mehr als vier Wohnein- über 170 cm beträgt. Die Bedienhöhe sollte
Briefkästen nach DIN EN 13724 heiten möglichst zwischen 85 cm und 105 cm
– Einwurfschlitzbreite mindestens 23 cm für Bei Wohnhäusern mit mehr als vier Wohn- liegen.
den Längseinwurf eines C4-Umschlags einheiten sind die Hausbriefkästen oder
– Einwurfschlitzbreite mindestens 32,5 cm die einzelnen Hausbriefkastenelemente am Hauseingang außen
für den Quereinwurf eines C4-Umschlags, oder vor dem Haus anzubringen oder als Der Zugang sollte schwellenlos erfolgen.
Einwurfschlitzhöhe mindestens 3 cm Durchwurfanlage vorzusehen. Entsprechend DIN 18025 sind in Ausnah-
– Entnahmesicherung mindestens 1,5 cm mefällen Schwellen bis maximal 2 cm Höhe
tief und 80 Prozent der Einwurfsschlitz- möglich. Die Hauptwege (Breite ≥ 120 cm)
breite Barrierefreier Eingangsbereich zum Hauseingang, zur Garage und zu den
– Der Abstand zwischen der Hinterkan- Müllsammelbehältern sollten auch bei
te der Entnahmesicherung und einem Rollstuhlabstellplatz ungünstiger Witterung gefahrlos begehbar
Poststapel mit einer Dicke von 4 cm muss Bei rollstuhlgerechten Wohnungen ist für sein. Das Längsgefälle der Wege sollte für
mindestens 0,5 cm betragen. jeden Rollstuhlbenutzer ein Rollstuhlabstell- rollstuhlgerechte Planung ≤ 3 Prozent und
platz, vorzugsweise im Eingangsbereich das Quergefälle ≤ 2 Prozent betragen.
≥ 12
Eingangsbereiche im
Geschosswohnungsbau
Wohnen
≥ 720
≥ 600
≥ 100
≥ 100
Beispiel für eine zweiläufige Treppe Beispiel für eine zweiläufige Treppe mit Aufzug Beispiel für eine einläufige Treppe mit
Aufzug
M 1:100
Einbruchschutz die Außenhaut des Objekts. Sie sollen das Elektronische Sicherung
Eindringen in ein Objekt verhindern bezie- Elektronische Sicherungen dienen dem
Die DIN EN 1627 unterscheidet sechs hungsweise erheblich erschweren. Zu den Erkennen oder Melden von Gefahren bezie-
Einbruchswiderstandsklassen entsprechend Sicherungen gehören: hungsweise der Beobachtung von Orten.
der jeweiligen Widerstandszeit. Bei den so – Aufbohrschutz Zu den Sicherungssystemen gehören:
gesicherten Fenstern und Türen ist sicher- – Fensterverriegelungen – Alarmglas
gestellt, dass es in der Gesamtkonstruktion – Hinterhaken – Einbruchsmeldeanlage (Alarmanlagen)
(Rahmen, Beschlag, Verglasung beziehungs- – Kastenschloss – Überfallmeldeanlagen (ÜMA)
weise Türblatt, Zarge, Schloss und Beschlag) – Lichtschachtsicherung – Videoüberwachung
keine Schwachpunkte gibt. Eine Vielzahl – Pilzkopfverriegelung
von Einbrüchen lässt sich durch Maßnah- – Querriegelschloss Sonstige Maßnahmen
men zum Einbruchschutz verhindern oder – einbruchhemmende Rollläden Eine Kombination aus mechanischen und
erschweren. – Schutzbeschlag elektronischen Sicherungen optimiert den
– Sicherheitsschloss Einbruchschutz. Weitere, ergänzende Maß-
Mechanische Sicherung – Stangenschloss nahmen dazu können sein:
Mechanische Sicherungen sollten bei allen – Türspion – Zutrittskontrolle
Sicherungsplanungen an oberster Stelle – angriffhemmende Verglasung – Zaun
stehen. Derartige Sicherungen schützen – Vergitterung (DIN 18106) – Wachhunde
– gute Außenbeleuchtung
– Wertsachenerfassung
Einbruchschutznorm - Prüfnorm für Fenster, Türen DIN EN 1627
– Tresor/Wertbehältnis
– Nachbarschaftshilfe
Widerstandsklasse Widerstands- Tätertyp/Vorgehensweise
zeit – Haussitter
– Wach- und Sicherheitsdienst
WK 1 keine manuelle WK 1 bietet einen Grundschutz gegen Gelegenheitstäter; körperliche
Prüfung Gewalt z. B. Eintreten, Herausreißen etc., vorwiegend Vandalismus
.
WK 2 3 Minuten WK 2 setzt voraus, dass ein Gelegenheitstäter einfache Werkzeuge wie
Verhaltensmaßnahmen
zum Beispiel Schraubendreher, Zange, Keil benutzen Zu den Verhaltenmaßnahmen gehört der
WK 3 5 Minuten WK 3 widersteht auch Tätern, die einen Profischraubendreher, Kuhfuß et Anwesenheitsschutz.
cetera benutzen
WK 4 10 Minuten Bei WK 4 setzt der erfahrene Täter zusätzlich Hammer, Meißel, Schlagaxt,
Stemmeisen, Akku-Bohrer et cetera ein
WK 5 15 Minuten
Der erfahrene Täter setzt zusätzlich Elektrowerkzeugen wie zum Beispiel
Bohrmaschine, Stich- oder Säbelsäge, Winkelschleifer ein
WK 6 20 Minuten
Wohnen
Raumpilot Grundlagen 193
Kochen
Wohnen
195 Funktionen
195 Funktionsbeziehungen
196 Zuordnung im Grundriss
196 Orientierung
196 Planungsregeln
198 Küchendimensionierung
198 Einrichtungsmaße
199 Unterschränke und Unterbaugeräte
199 Arbeitshöhe
200 Schränke
200 Übliche Abmessungen von Küchen-
einrichtungen
202 Koch- und Backeinrichtungen
202 Dunstabzug
202 Kühl- und Gefriergeräte
202 Geräteabstellflächen
202 Planerische Besonderheiten
203 Bewegungsabläufe und
Grundrissanordnung
203 Arbeitsdreieck
204 Küchenformen
204 Sonderform „Schrankküche“ beziehungs-
weise mobile „Kofferküche“
205 Einzeilige Küche
205 Zweizeilige Küche
206 L-Küche
206 U-Küche
207 Küche mit Arbeitsinsel
207 L- Küche mit Essplatz
208 Barrierefreie Küchenplanung
212 Höhenverstellbare und flexible Möbel
Reinigen Ankommen
und pflegen
Aufbewahren
Essen
Entsorgen
Kochen
Wirtschaften
Entspannen und
Wohnen
kommunizieren
Freibereiche
Funktionsbeziehungen Kochen
Funktionen Funktionsbeziehungen
Innerhalb der Wohnung besteht eine enge
Der Bereich Kochen dient der Zubereitung Funktionsbeziehung zwischen Kochbereich,
und Aufbewahrung von Nahrungsmitteln. Essplatz, weiteren Wohnbereichen und Vor-
Darüber hinaus können in diesem Bereich ratslagerung (Vorratsraum, Keller, Garten).
noch weitere hauswirtschaftliche Funkti- Darüber hinaus ist häufig ein Bezug zum
onen integriert sein. privaten Außenbereich erwünscht.
Der Bereich Kochen kann als eigener Da in der Küche meist Lebensmittel auf-
Funktionsbereich räumlich abgeschlossen bewahrt werden, ist eine Lage in der Nähe
sein oder mit einem Essplatz oder weiteren vom Wohnungseingang (bei sehr großen
Wohnfunktionen räumlich gekoppelt sein. Wohnungen auch Anlieferungseingang)
In vielen Wohnungen bildet dieser Funkti- vorteilhaft. Auch Möglichkeiten zur problem-
onsbereich den räumlichen Mittelpunkt. losen Abfallentsorgung sind von Bedeutung.
Unabhängig von Funktionsbeziehungen
kann das Zusammenschalten von Küche
und Bad an einen gemeinsamen Installa-
tionsschacht aus ökonomischen und schall-
technischen Gründen sinnvoll sein.
anliegenden Wänden ≥ 3 cm
2002, § 48 Wohnungen).
Da abgeschlossene Küchen als Aufent-
haltsräume anzusehen sind, müssen sie
entsprechend MBO § 47 über eine lichte
Höhe von mindestens 2,40 m verfügen. In
der LBO BW sind dagegen abweichend nur
2,30 m Mindesthöhe gefordert und „2,20
m über mindestens der Hälfte der Grundflä-
che, wenn die Aufenthaltsräume ganz oder
Wohnen
!RBEITSKàCHE
0ERSONEN MIN M
überwiegend im Dachraum liegen; dabei
bleiben Raumteile mit einer lichten Raum-
höhe bis 1,50 m außer Betracht“ (LBO BW,
!RBEITSKàCHE 0ERSONEN MIN
M
§ 34 „Aufenthaltsräume“).
M 1:50
170
160
145
95 - 100
90 - 95
85 - 95
85 - 90
80 - 90
80 - 90
70 - 85
80
70
Unterschränke und Unterbaugeräte Abschnitt 3.4 eine maximale Arbeitsflächen- Oberschränke bis unter die Decke
schaffen zusätzlichen Stauraum.
Für die Höhe der Unterschränke bezie- höhe von 92 cm vorsah, empfiehlt die AMK
hungsweise der Unterbaugeräte wurden (Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche Zwischen Herd und Spüle minde-
in der DIN EN 1116 folgende Koordinati- e.V.) eine ergonomisch an die Körpergröße stens 60 cm Arbeitsfläche, besser
100 cm vorsehen.
onsmaße festgelegt: 770, 820, 870 und der Nutzer angepasste Arbeitsflächenhöhe
920 mm. zwischen 70 cm und 105 cm (siehe Abbil- Abfallbehälter berücksichtigen
dungen unten). (abhängig vom örtlichen Abfalltrenn-
system).
Arbeitshöhe
Als Bezugsmaß für die Arbeitshöhe gelten Hier werden für unterschiedliche Tätig-
Wohnen
folgende Maße: keiten auch unterschiedliche Arbeitshöhen
800 (0-50) mm empfohlen. Der Spülbereich kann dabei bis
850 (0-50) mm zu 15 cm über den normalen Arbeitsbereich
900 (0-50) mm angehoben werden, während die Arbeits-
950 (0-50) mm höhe des Kochbereichs tiefer liegen sollte.
Eine solche Differenzierung der Arbeits-
Bei den Arbeitshöhen sollten Aspekte der höhen ist beispielsweise bei einer Küche
Ergonomie berücksichtigt werden. Während mit freistehendem Arbeitsblock möglich.
die 2007 zurückgezogene DIN 18022/
195
185
175
> 105
95 - 105
95 - 105
90 - 100
85 - 100
105
105
80 - 100
80 - 100
Übliche Abmessungen von Kücheneinrichtungen (Orientierungswerte) Unterschränke sind in der Regel mit
verstellbaren Füßen ausgestattet, um die
Schränke Stellflächenbreite Stellflächentiefe
Arbeitshöhe möglichst individuell anpassen
Unterschrank 30 - 150 cm 60 cm zu können. Häufig wird dieser Sockelbereich
Oberschrank 30 - 150 cm ≤ 40 cm verblendet. Um ein bequemes Stehen direkt
Hochschrank 60 cm 60 cm
vor der Arbeitsplatte zu ermöglichen, wird
empfohlen, den Sockels um circa 5 cm bis
Kühl- und Gefriergeräte
7 cm einzurücken.
Kühl- und Gefrierkombination 60 cm 60 cm
Gefrierschrank 60 cm 60 cm Unterschränke
Unterschränke sind günstig zur Unterbrin-
Arbeits-/Abstellflächen
gung von schwerem Geschirr oder Vorräten
kleine (große) Arbeitsfläche ≥ 60 (120) cm 60 cm
sowie für die Integration von Einbaugeräten.
Fläche für Kleingeräte ≥ 60 cm 60 cm
Spüleinrichtungen Oberschränke
Einbeckenspüle mit Abtropffläche ≥ 90 cm 60 cm Um die Tiefe der Arbeitsfläche von 60 cm
voll auszunutzen, wird empfohlen, die
Doppelbeckenspüle mit Abtropffläche ≥ 120 cm 60 cm
maximal 40 cm tiefen Oberschränke in
Geschirrspülmaschine 60 (45) cm 60 cm
einem Mindestabstand von 50 cm über
Spülzentrum (Einbeckenspüle mit Abtropffläche, ≥ 90 cm 60 cm der Arbeitsplatte anzubringen. Über den
Unterschrank und Geschirrspülmaschine
Arbeitszentren Herd und Spüle sollte der
Abstand zur Arbeitsfläche auf etwa 65 cm
erhöht werden.
65
Wohnen
65
> 50
Brüstungshöhe in Abhängigkeit
von der Arbeitshöhe
85 - 92
10 - 15
30 - 40 5-7
60 120 60
240 M 1:20
Wohnen
ofen, Arbeitsfläche) und der Nachbereitung Zweizeilige Anordnung
(Spüle, Abtropffläche, Geschirrspülmaschi- In der zweizeiligen Anordnung bilden Herd,
ne, Abfallsammlung). Durch eine günstige Spüle und der gegenüberliegende Kühl-
Zuordnung dieser Arbeitszentren zueinander schrank das sogenannte „Arbeitsdreieck“.
kann ein fließender Arbeitsablauf mit kurzen Diese Anordnung führt zu einer Optimierung
Wegen erreicht werden, der notwendigen Weglängen im Arbeits-
ablauf. Herd und Spüle sollten möglichst
wie in der linearen Anordnung durch eine
Arbeitsfläche miteinander verbunden sein.
L-förmige Anordnung
Auch im Winkel angeordnet, bilden Kühl-
schrank, Herd und Spüle ein „Arbeits-
dreieck“. Herd und Spüle sollten ent-
sprechend den vorangegangenen Beispielen
nebeneinander liegen.
Küchenformen
Bei der Küchenanordnung können unter-
schiedliche Grundformen unterschieden
werden:
127
100
178
0
14
4
10
10
66
66
70
Beispiel für eine minimierte Schrankküche Beispiel für eine mobile Kofferküche
Wohnen
kaum sinnvollen Raumlänge mit ungüns- len, den Kühlschrank in die Schrankzeile zu
tigen Raumproportionen führen. integrieren.
330
30 60 90 60 60 30
330
60
30 60 90 60 60 30
60
120
240
180
120
60
L-Küche U-Küche
Bei der L-förmigen Küche ist die Möblierung Wie bei der zweizeiligen Küche werden
winkelförmig angeordnet. Der sich erge- auch hier die Arbeitszentren Herd und Spüle
bende Eckbereich ist nur schwer zugäng- an einer Seite installiert, um möglichst kurze
lich, kann jedoch durch spezielle Schrank- Arbeitswege zu erhalten.
ausführungen sinnvoll genutzt werden.
360 360
60 60 90 60 60 30 60 60 90 60 60 30
60
60
240
120
240
180
60
L-Küche U-Küche
Wohnen
rere Personen gleichzeitig arbeiten.
360
240
370 60 60 60 60
40 60 60 60 90 60
60
60
60
120
300
280
60
60
60
60
40
75-90
Barrierefreie Küchenplanung
≥ 210
≥ 150
≥ 150 ≥ 150 ≥ 150 ≥ 150
≥ 210 ≥ 270 ≥ 210 ≥ 270
Mindest-Bewegungsflächen vor Kücheneinrichtungen für Rollstuhlfahrer entsprechend DIN 18025 Teil 1 und DIN 18040 Teil 2 (Entwurf), M 1:100
Die Unterfahrbarkeit muss mindestens über 90 cm Breite gewährleistet sein.
75-90
Wohnen
≥ 180
≥ 120
Mindest-Bewegungsflächen vor Kücheneinrichtungen für barrierefreie Planung entsprechend 18025 Teil 2 und DIN 18040 Teil 2 (Entwurf), M 1:100
Ausreichende Beinfreiheit sollte beim Sitzen gewährleistet sein.
75-90
Greifhöhe
max. 140 cm
30 - 40
30 - 40
≤ 140
≤ 140
Greifhöhe
75 - 90
75 - 90
min. 40 cm
≥ 67
≥ 40
40 40
60 (unterfahrbar) ≥ 150 ≥ 15 ≤ 45
3 ≥ 270 3
75-90
Wohnen
Greifhöhe
max. 140 cm
30 - 40
30 - 40
≤ 140
≤ 140
Greifhöhe
75 - 90
min. 40 cm 75 - 90
≥ 40
40 40
60 ≥ 120 60
3 ≥ 240 3 M 1:20
75-90
Wohnen
Raumpilot Grundlagen 213
Wohnen
Essen
215 Essbereiche
215 Funktionsbeziehungen
216 Kombinationsmöglichkeiten von Küche,
Essplatz und Wohnbereich
217 Raumdimensionierung
217 Einrichtungsmaße
218 Mindestflächenbedarf von Essplätzen
220 Essplätze rollstuhlgerecht
221 Essplätze barrierefrei
Kochen
Entspannen
Ankommen
und kommunizieren
Wohnen
Essen
WC
Arbeiten
Private Freibereiche
Funktionsbeziehungen Essen
Essbereiche Funktionsbeziehungen
Die Gestaltung und Nutzung des Essbe- Zwischen Küche, Essplatz und Wohnbereich
reichs ist in Abhängigkeit von der Haushalts- bestehen enge funktionale Beziehungen.
größe und von individuellen Wohngewohn- In der Grafik auf der folgenden Seite sind
heiten sehr unterschiedlich. Das Spektrum sechs unterschiedliche räumliche Anord-
reicht vom Stehtisch in der Küche für den nungsprinzipien dargestellt, die sich durch
schnellen Imbiss über den Esstisch für das die jeweiligen Bereichsabgrenzungen der
tägliche gemeinsame Essen der Familie bis Funktionsbereiche unterscheiden.
hin zur großzügigen Tafel für das ausgiebige
Menü mit Gästen. In vielen Fällen bildet der
Essbereich das soziale und kommunikative
Zentrum der Wohnung.
Kombinationsmöglichkeiten
von Kochbereich, Essplatz und
Wohnbereich
Flexible Raumabgrenzungen
Schiebe- oder Faltwände
ermöglichen die räumliche Kopplung
oder Trennung der Bereiche je nach
Bedarf.
Wohnküche mit Essplatz und Wohnzimmer getrennt Kochbereich, Essplatz und Wohnbereich in einem
Raumzusammenhang, Kochbereich flexibel abtrennbar
Kombinationsmöglichkeiten von Küche, Wohnbereich mit Essplatz, Küche getrennt Kochbereich, Essplatz und Wohnbereich in einem
Essplatz und Wohnbereich, M 1:200 Raumzusammenhang, Bereiche flexibel abtrennbar
40
Tischs etwa 50 cm bis 55 cm Stell- und
≥ 80
Überschlägig kann ein Mindestplatzbedarf Bewegungsfläche eingerechnet werden.
von etwa 4 m² Grundfläche bei der Anord- Zu Wänden sollten zusätzlich 30 cm und zu
40
nung des Essplatzes für vier bis sechs Möbeln zusätzlich 70 cm Abstandsfläche
60 60
Personen in der Küche angenommen hinter der Stuhlfläche eingerechnet werden.
ca. 130
werden.
Die Sitzhöhe von Essstühlen liegt durch- Platzbedarf Gedecke, M 1:50
schnittlich bei 42 cm bis 47 cm, sie sollte
Wohnen
Einrichtungsmaße jedoch jeweils auf die spezifische Tischhöhe
abgestimmt werden. Der Abstand zwischen
Grundlage der Essplatzbemaßung ist Sitzfläche und Tischunterkante sollte bei
die Fläche eines Gedecks. Pro Person Esstischen etwa 31 cm bis 34 cm betragen.
werden hierfür circa 60 cm x 40 cm Fläche
gerechnet. Als Tisch-Ansitzbreite werden
pro Person 65 cm bis 70 cm empfohlen.
Stellflächentiefe Stellflächenbreite
70 - 75
70 - 75
42 - 47
42 - 47
70 50 - 55 ≥ 80 50 - 55 30 70 50 - 55 90 - 120 50 - 55 30
70 50 - 55 ≥ 80 50 - 55 30 70 50 - 55 90 - 120 50 - 55 30
Stellfläche 180 - 190 Stellfläche 190 - 230
280 - 290 290 - 330
Mindest-Platzbedarf beim eckigen und beim runden Essplatz, Schnitt und Grundriss
110 - 115
85 - 92
85 - 92
80 - 85
70 - 75
70 - 75
Wohnen
60 25 30 - 40 30 60 40 50 30 60 50 - 110
45 40 60 - 70
55
5
5
190
190
130
130
130
80 5 55 55 5 80 5 55 55 5 80 5 55
140 200 200
70 - 75
70 - 75
≥ 150 80 50 30 ≥ 150 120 50 30
≥ 310 ≥ 350
30
50
150 / 150
Wendefläche
120
≥ 370
130
150 / 150
Wendefläche
50
≥ 120
≥ 120
≥ 150 80 50 30 ≥ 150 120 50 30
≥ 310 ≥ 350
Mindest-Platzbedarf rollstuhlgerecht entsprechend DIN 18025 Teil 1 beziehungsweise entsprechend DIN 18040 (Entwurf) Teil 2 beim eckigen und beim runden Essplatz,
Schnitt und Grundriss
70 - 75
70 - 75
90 80 90 90 120 90
Wohnen
260 300
90
120
≥ 350
130
≥ 220
50
≥ 90
≥ 90
90 80 90 90 120 90
260 300
Mindest-Platzbedarf barrierefrei entsprechend DIN 18025 Teil 2 beziehungsweise entsprechend DIN 18040 (Entwurf) Teil 2 beim eckigen und beim
runden Essplatz, Schnitt und Grundriss
M 1:50
Wohnen
Raumpilot Grundlagen 223
Wohnen
Entspannen und kommunizieren
225 Einleitung
226 Mindestabmessung von „Wohnzimmern“
227 Platzbedarf Sessel und Sofa
228 Augenabstand zum Bildschirm
229 Billardtisch
229 Tischfußball
229 Klavier und Flügel
230 Entspannen und kommunizieren
barrierefrei
Kochen
WC
Essen
Wohnen
Ankommen
Entspannen und kommunizieren
Schlafen
Arbeiten
Private Freibereiche
Einleitung
In den funktionalistischen Standardfamilien- war der Raum häufig mit Schränken, Rega- häufig überlagern sie sich mit anderen Nut-
grundrissen des 20. Jahrhunderts war das len, mit Fernseher, Radio und Plattenspieler. zungen. Aus diesem Grund werden auf den
gemeinschaftliche Wohnzimmer von seiner Das Zentrum bildete meist eine bequeme folgenden Seiten die Stellflächen verschie-
Größe und auch von seiner Bedeutung her Sitzgruppe mit Einzelsesseln oder Sofas. dener Ausstattungselemente als frei kombi-
den Individualräumen, der Küche und dem nierbare „Einzelbausteine“ dargestellt.
Bad gewissermaßen übergeordnet. Das Nach wie vor sind viele Grundrisse mit
Wohnzimmer war in der Regel der „reprä- einem gemeinschaftlichen Wohnzimmer
sentativste“ Raum der Wohnung, in dem oder Wohnbereich organisiert, doch die
die Gäste empfangen wurden. Daneben war Funktionen „Unterhaltung, Erholung, Ent-
es vor allem der Raum, in dem die Famili- spannung und Kommunikation“ haben sich
enmitglieder einzeln oder gemeinsam einen inzwischen zusätzlich auch in die anderen
Teil ihrer Freizeit verbrachten, wobei Unter- Raumbereiche verlagert. Diese Funktio-
haltung, Entspannung und Kommunikation nen können daher nicht eindeutig einem
meist im Vordergrund standen. Ausgestattet einzelnen Raumbereich zugeordnet werden,
ca. 85
Fläche
1–2 Personen ≥ 18 m²
4 Personen ≥ 20 m²
5 Personen ≥ 22 m²
6 Personen ≥ 24 m²
ca. 60 - 90
84
83
48
41
40
47,5 60 104 83 50 61
Coconut Chair, Ottomane Coconut Chair, Entwurf: Charles Nelson Panton Chair, Entwurf: Verner Panton
Wohnen
ca. 300 - 350
ca. 70 - 100
80
84
87
50
38
200 90 65 44 68
155 84 64 90
Soft Pad Chaise ES 106, Entwurf Ray und Charles Eames La Chaise, Entwurf Ray und Charles Eames Lounge Chair mit Ottomane, Entwurf: Ray und Charles Eames M 1:50
60˚
67
62
160 73 99 70 76
Chaiselongue LC 4, Entwurf:
Le Corbusier, Pierre Jeanneret, Charlotte Perriand Sessel LC 3, Entwurf: Le Corbusier Sessel LC 2, Entwurf: Le Corbusier
ca. 74
Wohnen
ca. 143
275
200
155
60
≥ 150
≥ 90
≥ 120
≥ 90
≥ 150
≥ 90
≥ 90 ≥ 80
Sitzgruppe mit Darstellung der Mindestbe w egungsflächen Sitzgruppe mit Darstellung der Mindestbe w egungsflächen
für die rollstuhlgerechte Planung entsprechend DIN 18025 für die barrierefreie Planung entsprechend DIN 18025 Teil 2
Teil 1 beziehungs w eise entsprechend DIN 18040-2 (Ent w urf) beziehungs w eise entsprechend DIN 18040-2 (Ent w urf)
Wohnen
Raumpilot Grundlagen 231
Wohnen
Schlafen
233 Schlafbereiche
233 Funktionsbeziehungen
234 Anordnungsmöglichkeiten
234 Planungsregeln
235 Orientierung
235 Raumdimensionierung
236 Bettsysteme
237 Matratzengrößen
238 Schlafen barrierefrei
Arbeiten
Schlafen
Entspannen
und kommunizieren
Freibereiche
Wohnen
Kinder wohnen
Funktionsbeziehungen Schlafen
Schlafbereiche
In freien Grundrissanordnungen und Funktionsbeziehungen
In größeren Wohneinheiten sind die Lofteinheiten für kleinere Haushalte wird
Schlafbereiche meist vom Gemeinschafts- der Schlafbereich auch als „Funktionsinsel“ Starke Funktionsbeziehungen bestehen
bereich getrennt den Individualräumen offen oder abgeschirmt in den zusammen- zwischen dem Schlafbereich und dem
der einzelnen Haushaltsmitglieder zuge- hängenden Wohnraum integriert. Sanitär- und Ankleidebereich. Daneben
ordnet. Diese Individualräume für ein oder können Funktionsbeziehungen zwischen
zwei Personen werden über das Schlafen Bedeutungswandel bei Bettlägrigkeit Elternschlafzimmer und den Schlafräumen
hinaus auch als Rückzugs-, Aufenthalts-, Die Bedeutung des Schlafbereichs kann kleiner Kinder bestehen.
Kommunikations-, Arbeits-, Lese- und/oder sich im Krankheitsfall und/oder bei Bett-
Spielräume genutzt. Ein Teil der Funktionen, lägrigkeit stark ändern. Der Schlafbereich Weitere Funktionsbeziehungen sind vom
die noch vor einigen Jahrzehnten in wird für die Betroffenen zum räumlichen individuellen Wohnverhalten abhängig, sie
vielen Wohneinheiten ausschließlich den Zentrum ihres Lebens. In diesen Fällen können beispielsweise auch zum häuslichen
Gemeinschaftsräumen zugeordnet waren, können flexible Raumtrennungen Arbeitsplatz bestehen.
wie beispielsweise Musik hören, Fernsehen (Schiebewände) zwischen Schlaf- und
oder Freunde empfangen, wurden Wohnbereich sehr günstig sein, da sie dem
inzwischen auch in die Individualräume Bettlägrigen bei Bedarf eine „Teilhabe“ am
verlagert. Wohngeschehen ermöglichen.
Stellflächenbreite Stellflächentiefe
Schlafen in Individualräu-
men, getrennt. Für die Betten
Individualräume wird ein
nutzungsneutraler Raum- Einzelbett circa 90–140 cm circa 205–220 cm
zuschnitt empfohlen.
Doppelbett circa 160–220 cm circa 205–220 cm
Planungsregeln
Schlafen im Loft, mit
Serviceinsel zoniert Für Aufenthaltsräume, wie Individualräume Die LBO BW § 34 fordert hiervon
oder reine Schlafzimmer, gilt entsprechend abweichend nur 2,30 m lichte Raumhöhe
der MBO § 44 eine lichte Höhe von 2,40 m beziehungsweise 2,20 m über mindes-
als Mindestmaß. Diese Räume müssen tens der Hälfte ihrer Grundfläche bei
natürlich belichtet und belüftet sein. Das Dachräumen, wobei Raumteile mit
Schlafen im Loft, nur mit Rohbaumaß der Fensteröffnung sollte etwa einer lichten Höhe bis 1,50 m nicht
Möbeln zoniert ein Achtel der Grundfläche des Raums mitberücksichtigt werden.
betragen. Verglaste Loggien und künstliche
Anordungsmöglichkeiten des Schlafbereichs Beleuchtung werden unter bestimmten
bei unterschiedlichen Grundrisstypen, M 1:200 Voraussetzungen gestattet.
5
200 - 210
≥ 295
60 ca. 140 60
Wohnen
Ankleideraum, empfohlener
Bewegungsraum etwa
140 cm, M 1:100
Orientierung
70
90
Stell- und Bewegungsfläche beim Doppelbett. Gestrichelt dargestellt ist die Mindestbewe-
gungsfläche (70 cm) und zusätzlich die empfohlene Bewegungsfläche (90 cm) um das Bett
und der daraus resultierende Platzbedarf, M 1:50
Raumdimensionierung
ca. 75 ca. 75
ca. 150
ca. 175
ca. 35
ca. 35
ca. 50
ca. 35
ca. 100 ca. 200 ca. 90 ca. 90 ca. 90
ca. 200
ca. 200
ca. 200
ca. 200
ca. 200
ca. 100 ca. 200
ca. 90 ca. 90
ca. 90
Eingebautes Bett
(Alkovenbett)
ca. 240
ca. 160
ca. 200
ca. 35 ca. 90
ca. 70
ca. 90
ca. 90
ca. 70
ca. 70
ca. 70
ca. 72
ca. 120 ca. 190 ca. 190 ca. 72 ca. 190
ca. 70
ca. 70
ca. 160
ca. 160
ca. 160
ca. 160
Wohnen
ca. 120 ca. 190 ca. 72 ca. 190
22
10 20 0
19
20
0
0
0
1 4
90
80
80
0
50
1
10
90
90
0
60
12
0
0
10
10
70
14
0
12
16
0
0
14
18
0
0
16
20
0
18
0
20
Betten/Matratzengrößen M 1:100
Schlafen barrierefrei
5
Die Bewegungsfläche muss 150 cm breit
sein entlang einer Längsseite des Bettes
200 - 210
(über die gesamte Bettlänge) und zusätz-
lich vor Schränken. Entlang der anderen
Bettlängsseite muss die Bewegungsfläche
mindestens 120 cm breit sein, damit der
Rollstuhlfahrer auch diese Bettseite im
Bedarfsfall anfahren kann.
≥ 420
≥ 150
60
5
≥ 150 200 - 210 ≥ 120
≥ 470
Mindest-Bewegungsflächen um das Bett entsprechend DIN 18025 Teil 2 beziehungsweise DIN 18040
(Entwurf) Teil 2, M 1:50
≤ 140
≥ 40
≥ 150
5
sein entlang einer Längsseite des Bettes.
Vor Schränken und entlang der anderen
Bettlängsseite muss die Bewegungsfläche
mindestens 90 cm breit sein.
200 - 210
Wohnen
≥ 360
≥ 90
60
5
Wohnen
Raumpilot Grundlagen 241
Wohnen
Kinder wohnen
243 Funktionen
244 Funktionsbeziehungen
244 Orientierung
245 Planungshinweise
246 Stuhl- und Tischhöhen
246 Bettabmessungen
247 Raumdimensionierung
248 Raumhöhen
Schlafen
Eltern
Wohnen
Draußen spielen Entspannen und
Private Freibereiche kommunizieren
Funktionen
Der Raumbereich von Kindern beschränkt Die Anforderungen an diese Räume und
sich keinesfalls auf das Kinderzimmer, er an deren Ausstattung ändern sich mit den
umschließt die gesamte Wohnung und verschiedenen Altersstufen der Kinder.
die zugehörigen Freibereiche. Doch mit Aufgrund dieser vielfältigen Nutzungsanfor-
zunehmendem Alter gewinnt das „eigene derungen und auch in Hinblick auf den lang-
Zimmer“ als individueller Raumbereich stär- fristig vorhersehbaren Nutzungswechsel
ker an Bedeutung. Kinderzimmer sind nicht ist für Kinderzimmer ein nutzungsneutraler
nur Schlaf- und Rückzugsräume. Sie sind Raumzuschnitt mit einer Raumgröße nicht
vielmehr multifunktionale Raumbereiche, unter 14 m² zu empfehlen (siehe Kapitel
die auch für das Spielen, das Basteln, die „Nutzungsneutral“).
Hausarbeiten, das Lesen, für Treffen mit
Freunden, zum Musik hören und für vieles
mehr genutzt werden.
Kind
Bezugsperson
0 1 6 12 18
Jahre
0 7 14 21
Raumbezug zwischen Kind und Bezugsperson im Zusammenhang mit den Entwicklungsphasen eines Kindes
Oberer Zeitstrahl: nach Arbeitsgemeinschaft Wohnberatung e.V. – Wohnen mit Kindern
Unterer Zeitstrahl: anthroposophischer Ansatz (Quelle: Waldorfpädagogik nach Rudolf Steiner)
Funktionsbeziehungen
Mit den Entwicklungsphasen eines Kindes schlafzimmer getrenntes eigenes Kinder- Jugendliche einen separaten Wohnbereich
lockert sich die anfänglich sehr enge Bin- zimmer wird erforderlich. Anfänglich können mit eigenem Sanitärbereich und eigenem
dung zur Bezugsperson. Damit verändern sich auch zwei Kinder einen Raum teilen. Eingang zu schaffen, wäre daher ideal.
sich auch die Anforderung an die Kopplung Ab dem Alter von etwa acht bis zehn Jahren
beziehungsweise Abgrenzung der Raumbe- wird jedoch ein eigenes Zimmer für jedes Orientierung
reiche von Kind und Bezugspersonen. Kind empfohlen. Da Kinderzimmer ab dem Kindergartenalter
– beziehungsweise ab dem Schulalter – vor
Für Säuglinge und Kleinkinder ist die räum- Ein eigener Arbeitsplatz wird spätestens allem nachmittags genutzt werden, wird
liche Nähe zum Elternschlafbereich günstig. dann erforderlich, wenn das Kind in die eine Süd- oder Westorientierung empfohlen.
Eine direkte Kopplung der Raumbereiche Schule kommt. Für heranwachsende
kann in dieser Phase erwünscht sein. Mit Jugendliche erhält das eigene Zimmer als
zunehmendem Alter gewinnen für Kinder individueller Rückzugsbereich große Bedeu-
Möglichkeiten zur Abgrenzung des eigenen tung. Der Raum wird zu ihrer eigenen „Woh-
Bereichs an Bedeutung. Ein vom Eltern- ninsel“ in der Wohnung. Die Möglichkeit für
Möblierung:
Größe, Farbe, Material
Abstellflächen für Kinderwagen, Roller,
Fahrrad und Spielgeräte etc.
Sicherung von Außenraum
Wohnen
(Gartenteiche/ giftige Pflanzen etc.) erhöhter Treppengeländer:
und Spielbereichen Schallschutz Greifhöhe und Sicherheit
Planungshinweise
≤ 113 cm 46 cm 26 cm
113–127 cm 52 cm 30 cm
128–142 cm 58 cm 34 cm
143–157 cm 64 cm 38 cm
158–172 cm 70 cm 42 cm
b
≥ 173 cm 76 cm 46 cm
70
70
263 - 278
70
70
190 - 205
213
193
173
140
120
100
3
3
3
3
3 50 70 3 60 70 3 70 70 3 90 - 160 70
123 133 143 163 - 233
Kinderbett, ca. 0 - 1 Jahre Kinderbett, ca. 1 - 4 Jahre Kinderbett, ca. 5 - 8 Jahre Einzelbett, ca. ab 9 Jahren
Bettabmessungen mit Mindestbewegungsfläche in Abhängigkeit von Alter und Körpergröße von Kindern, M 1:50
Raumdimensionierung
100 x 60
Kinderzimmer gelten als Aufenthaltsräume, des Raums einschließlich der Netto-Grund-
die laut Musterbauordnung 2002, § 47 fläche verglaster Vorbauten und Loggien
100 x 205
eine lichte Höhe von mindestens 2,40 m haben. Entsprechend LBO BW, § 34 ist
45 x 55
aufweisen müssen. Diese Räume müssen abweichend bereits eine lichte Höhe von
natürlich belichtet und belüftet sein. Das 2,30 m ausreichend.
Rohbaumaß der Fensteröffnung muss min-
110 x 65
destens ein Achtel der Netto-Grundfläche
Wohnen
Empfohlene Möbelstellflächen für ein Empfohlene Möbelstellflächen für ein Flächen für ein Kinderzimmer
Ein-Personen-Zimmer Zwei-Personen-Zimmer
Empfohlen
Anzahl Empfohlen (B x T) Anzahl Empfohlen (B x T)
Ein-Personen-Zimmer 14 - 16 m2
Bett 1 100 x 205 cm Bett 2 100 x 205 cm
Zwei-Personen-Zimmer (bis 6 Jahre) 16 - 20 m2
Kleiderschrank 1 110 x 65 cm Kleiderschrank 1 220 x 65 cm
Stuhl 2 45 x 55 cm
Raumhöhen
111 - 129
92 - 111
92 - 111
66 - 78
Wohnen
Raummodulation für Kinder, Ausbildung von Nischen und Podesten
111 - 129
123
M 1:50
Wohnen
Raumpilot Grundlagen 251
Arbeiten
Wohnen
Schlafen
Entspannen und
kommunizieren Ankommen
Wohnen
Arbeiten
WC
Essen
Freibereiche
Funktionsbeziehungen von einem häuslichen Arbeitsbereich, die Funktionsbeziehungen können in Abhängigkeit von der
konkreten Art der Arbeit stark differieren
Wohnen und Arbeiten Die Technisierung der Arbeit durch die neu- im Auftrag der japanischen Firma „Brother“
en Informations- und Kommunikationsmedi- erstellt hat. Als „regular homeworking
Arbeitswissenschaftler sprechen seit den en (IuK) schuf die Voraussetzung für ortsun- teleworkers“, die komplett oder alternierend,
1990er Jahren in Hinblick auf die Entwick- abhängiges Arbeiten – auch von zu Hause mindestens jedoch einen Arbeitstag pro
lung der Arbeitsformen zunehmend von aus. Mit der „Telearbeit“ entwickelte sich Woche zu Hause arbeiten, wurden in
„Entgrenzungsprozessen“ (Gottschall/Voß eine neue häusliche Arbeitsform. Unter die- Deutschland für 2005 6,8 Prozent aller
2005). Mit diesem Begriff wird das Auflösen sem Begriff werden informationstechnisch Erwerbstätigen ermittelt. Dies entsprach
der Merkmale fordistisch-tayloristisch gestützte Erwerbstätigkeiten zusammenge- 2,6 Millionen Teleheimarbeitern bei insge-
geprägter Arbeitsorganisationen beschrie- fasst, die üblicherweise in einem Büro oder samt 38,8 Millionen Erwerbstätigen (2005).
ben, wozu auch die überkommene Trennung in einem Betrieb ausgeführt werden, die Ihre Zahl soll entsprechend der Prognose
zwischen Erwerbstätigkeit und Privatsphäre aber mittels IuK-Medien nun teilweise oder bis 2020 auf 14,9 Prozent steigen. Unter
zählt. Über Jahrzehnte hinweg gewohnte komplett zu Hause verrichtet werden. den mobilen „teleworkers“ ermittelte die
„Grenzen“, wie zwischen Arbeitszeit und Studie für 2005 einen Anteil von 39 Prozent,
Freizeit oder zwischen Wohnort und Arbeits- Neuere Zahlen zur Entwicklung der Telear- der sich bis 2020 auf 81 Prozent deutlich
ort, werden unbestimmter und verlieren ihre beit liefert eine Studie, die die englische erhöhen soll.
Eindeutigkeit. Beratungsfirma „Future Foundation“ 2005
Räumliche Kombinations-
möglichkeiten
Wohnen
stattung stattfinden. Indirekte Beleuchtung
Das Licht der Leuchte reflektiert über die
Decke und Wände und strahlt von dort zum
Beleuchtung Arbeitsplatz zurück. Einer angenehm hellen
– Am Arbeitsplatz werden zwischen 300 Raumwirkung steht vielfach ein diffuser,
schattenarmer Raumeindruck gegenüber.
und 1000 Lux empfohlen, durchschnittlich
500 Lux
– Reflexionsgrad der Möbel und Wände
beachten, Schreibtischoberflächen sollten
matt sein, um Blendung zu vermeiden
Indirekt-direkt-Beleuchtung
Indirekt-direkt-Beleuchtungen kombinieren
die beiden vorigen Konzepte. Dies schafft
eine effektive Beleuchtungsstärke bei
angenehmer Raumwirkung.
Beleuchtungsstärken in Lux
Zur Orientierung: Flächenaufteilung und notwendige Abstände bei einem Schreibtischarbeitsplatz in Arbeitsstätten, entsprechend DIN 4543/
Teil 1, M 1:20
Wohnen
d
abstan
Augen
ca. 72 (individuell einstellbar)
65
62
55
12
20
45
60
ca. 80 ≥ 100
Ansicht üblicher Arbeitsplatz mit Beinfreiraum (gestrichelt), entsprechend DIN 4543 Teil 1, siehe auch DIN EN ISO 9241, M 1:20
150
150
Arbeiten barrierefrei
ca. 80
ca. 60
ca. 80
ca. 60
≥ 150
Rollstuhlgerechter Arbeitsbereich: links: horizontaler Greifbereich (links eingeschränkt, rechts bei uneingeschränkter Beweglichkeit des
Oberkörpers, M 1:20
150
150
Wohnen
≤ 140
ca. 75 - 90 (individuell einstellbar)
UK Tisch ≥ 67
≥ 40
unterfahrbar ≥ 150
Rollstuhlgerechter Arbeitsbereich und vertikaler Greifbereich bei individuell einstellbarer Arbeitsplattenhöhe, unterfahrbare Bereiche müssen mindestens 90 cm breit
sein, M 1:20
Wohnen
Raumpilot Grundlagen 261
Reinigen und pflegen
Wohnen
263 Funktionen
263 Funktionsbeziehungen
264 Zuordnungen der Sanitärräume im
Grundriss
265 Planungsregeln
265 Raumdimensionierung
266 Einrichtungsmaße
266 Duschwannen
266 Badewannen
267 Toiletten
267 Planerische Besonderheiten
267 Installation
267 Elektro
267 Belichtung und Belüftung
267 Schallschutz
267 Oberflächen
268 Sanitärraumarten
269 Stell- und Bewegungsflächen
274 Rollstuhlgerecht
275 Reinigen und pflegen barrierefrei
276 Beispiel rollstuhlgerechter Sanitärraum
WC
Schlafen
Kochen
Wohnen
Wirtschaften
Freibereiche
Entspannen und
kommunizieren
Funktionen von Nutzungszusammenhängen wegen der räumen mit direktem Zugang zugeordnet
möglichen Bündelung der Installationen in werden. Häufig wird aus ökonomischen
Sanitärräume bieten den Raum und die einem gemeinsamen Schacht von Vorteil Gründen jedoch ein gemeinsames Bad für
Ausstattung für die Körperhygiene und für sein. Darüber hinaus besteht eine funktio- den gesamten Schlafbereich vorgesehen.
die Körper- und Gesundheitspflege. Die nale Beziehung zum hauswirtschaftlichen
Größe und Gestaltung von Sanitärräumen Bereich. Häufig werden auch hauswirt- Werden Nasszellen direkt mit den Individu-
im Wohnungsbau variiert in einem breiten schaftliche Funktionen in das Bad integriert, alräumen gekoppelt, sollte möglichst noch
Spektrum zwischen flächenoptimierten insbesondere für das Waschen und Trock- ein weiteres Bad beziehungsweise ein
Funktionsräumen und großzügigen Raum- nen von Wäsche. getrenntes WC eingeplant werden, das von
bereichen mit Aufenthaltsqualitäten. den übrigen Räumen aus erreicht werden
Für die Zuordnung der Sanitärräume inner- kann. Aber auch im Fall eines gemeinsamen
halb einer Wohnung gibt es unterschiedliche Bads ist grundsätzlich ein zweites WC
Funktionsbeziehungen Möglichkeiten. Jedem Individualraum eine (Gäste-WC) zu empfehlen.
eigene Nasszelle zuzuordnen, stellt eine
Das Bad ist funktional stark an die Indi- aufwendige, für die Nutzung aber sehr
vidualräume gekoppelt. Eine räumliche günstige Lösung dar. Daneben können
Anbindung an die Küche kann unabhängig Nasszellen auch jeweils zwei Individual-
Jedem Individualraum ist direkt ein Die Beispiele unten zeigen eine Diese Reihe zeigt Anordnungs- Die Beispiele dieser Reihe zeigen
eigener Sanitärraum zugeordnet. Bei Variante, bei der jeweils zwei varianten bei denen mehreren unterschiedliche Anordnungen von
dieser Anordnung muss den Gemein- Individualräumen ein Sanitärraum Individualräumen ein gemeinsamer Sanitärräumen in Einraum-Wohnein-
schaftsbereichen ein zusätzliches direkt zugeordnet ist. Auch bei dieser Sanitärraum zugeordnet ist. heiten (Lofteinheiten).
WC zugeordnet werden. Anordnung muss den Gemein-
schaftsbereichen ein zusätzliches
WC zugeordnet werden.
Planungsregeln Norm hatte die Anforderungen an eine ► Bei der Planung von WC- und
Sanitärräumen sollten soweit
barrierefreie Planung nicht berücksichtigt.
möglich die Bewegungsmaße für die
Entsprechend der Musterbauordnung muss Im Kontext des demografischen Wandels barrierefreie Badplanung zugrunde
jede Wohnung ein Bad mit Badewanne oder und im Sinne eines „Universal Design“ gelegt werden.
Dusche und eine Toilette besitzen (MBO sollten aktuelle und zukünftige Planungen
§ 48). Fensterlose Bäder sind nur zulässig, von Sanitärräumen nach Möglichkeit
wenn eine wirksame Lüftung gewährleistet den Anforderungen der DIN 18025
ist (MBO § 43). Bäder können nach Norden beziehungsweise der nachfolgenden DIN
orientiert sein. 18040 entsprechen. ■
Wohnen
Anstelle eines zweiten Waschbe-
ckens im Bad ist im Mehrpersonen-
haushalt meist ein zweiter Wasch-
Die LBO BW fordert unter § 36, dass Angaben zu Mindestmaßen für die platz mit zusätzlicher Dusche an
jede Nutzungseinheit mindestens eine Ausstattung von Sanitärräumen in anderer Stelle zu empfehlen, um eine
parallele Nutzung zu ermöglichen.
Toilette haben muss und dass diese eine Wohnungen macht die VDI-Richtlinie
ausreichende Lüftung aufweisen muss. 6000 Blatt 1 / Februar 2008. Hierin
werden detaillierte Hinweise zur Größe
von Sanitärobjekten (Stellflächen), zu
Raumdimensionierung seitlichen Abstandsflächen zwischen den
einzelnen Sanitärobjekten beziehungsweise ► Bei der Planung eines Sanitär-
raums müssen auch die Beheizung,
Im Jahr 2007 wurde die DIN 18022 zu Wänden sowie zu den notwendigen
die Beleuchtung, die Warmwasser-
zurückgezogen, die bisher als wesentliche Mindestbewegungsflächen gegeben. versorgung und gegebenenfalls der
Planungsgrundlage für die Stell- und Fliesenplan berücksichtigt werden.
gegenüberliegenden Stellflächen ≥ 75 cm
anliegenden Wänden ≥ 3 cm
Türlaibungen ≥ 10 cm
Sanitäre Ausstattungs- Einzel- Doppel- Einbau- Einbau- Hand- Sitzwasch- Klosett- Klosett- Urinal- Dusch- Bade- Bade-
gegenstände wasch- wasch- waschtisch waschtisch wasch- becken becken, becken, becken wanne wanne wanne
becken becken mit einem mit zwei becken Spülung Spülung
Becken Becken vor der für Wand-
Wand einbau
Kurzbezeichnung WB (DWB) (EWT) (EDWT) (HWB) (SWB) (WCa) (WCu) (UB) (DU) (BW) (BW)
WB - - - - - 25 20 20 20 20 20 20
DWB - - - - - 25 20 20 20 20 20 20
EWT - - - - - 25 20 20 20 15 15 20
HWB - - - - - 25 20 20 20 20 20 20
SW 25 25 25 25 25 - 25 25 25 25 25 25
WCa / WCu 20 20 20 20 20 25 - - 20 20 20 20
UR 20 20 20 20 20 25 20 20 - 20 20 20
DU 20 20 15 15 20 25 20 20 20 - - 3
BW 20 20 15 15 20 25 20 20 20 - - 3
WM / TR 20 20 15 15 20 25 20 20 20 3 3 -
Wand 20 20 - - 20 25 20 20 20 - - 20
Vorwand-Installation horizontale Leitungsführung: ab 17 cm, vertikale Leitungsführung: ab 25 cm (Maße gelten von Rohwand bis Vorderkante Beplankung, jedoch ohne Fließen)
Badewannen von etwa 25 cm Tiefe für die vertikale Armaturen zu erheblichen Belästigungen
Neben Standardwannen (170 cm x Leitungsführung. Prinzipiell sollten führen können. Installationsleitungen sollten
75 cm) sind diverse Sonderformen, wie Leitungsführungen für spätere Reparaturen soweit möglich an Wänden zu weiteren
zum Beispiel runde Badewannen oder oder Veränderungen möglichst gut Sanitär- oder Küchenräumen und nicht an
Eckbadewannen erhältlich. In der nicht- zugänglich sein (Revisionsöffnungen). Wänden zu Wohn- oder Schlafbereichen
barrierefreien Planung sollte vor der Wanne geführt werden (DIN 4109 berücksichtigen).
ein Bewegungsraum von 90 cm x 75 cm Elektro
vorhanden sein. In Räumen mit Badewanne oder Dusche Oberflächen
sind die Schutzbereiche nach der DIN VDE Der Bodenbelag muss rutschsicher
Wohnen
Toiletten 0100 Teil 701 zu beachten. ausgeführt werden. Empfohlen wird
Wandbecken sind aus hygienischen eine Orientierung nach DIN 51130,
Gründen den Standbecken vorzuziehen, da Belichtung und Belüftung die Rutschsicherheitswerte „R“
sie eine bessere Reinigung ermöglichen. Die Luftqualität innenliegender Bäder und festlegt (R 9: gering; R 13: höchste
Spülkästen werden im Vergleich zu Toiletten kann nur durch mechanische Rutschsicherheitsklassen).
Druckspülungen aufgrund ihres geringeren Lüftungsanlagen (das heißt mit
Wasserverbrauchs und wegen ihres Ventilatoren) nach DIN 18017 wirklich
geringen Geräuschpegels empfohlen. sichergestellt werden. Im hochwertigen
Wohnungsbau werden für die einzelnen
Wohneinheiten Einzellüftungsanlagen
Planerische Besonderheiten mit eigener Abluftleitung eingeplant. Bei
geringerem Standard werden lediglich
Installation Einzellüftungsanlagen mit gemeinsamer
Aus ökonomischen Gründen sollten Abluftleitung eingesetzt, die zwar einen
die Installationsschächte der Nass- geringeren Leitungsquerschnitt mit sich
räume in Wohnungen, wenn möglich, bringen, aber schalltechnisch nachteilig
zusammengefasst werden. Bei mehr- sind. Fensterlose WC-Räume sollten, wenn
geschossigen Wohnbauten sollten die Bäder möglich, eine motorgesteuerte Sauglüftung
und Küchen möglichst an gemeinsamen erhalten, da eine Schachtlüftung je nach
vertikalen Installationssträngen angeschlos- Jahreszeit und topografischer Lage nicht
sen sein. Die Installationsführung innerhalb wirkungsvoll arbeitet.
des Bads erfolgt üblicherweise entweder
in der Wandebene oder in Form einer Schallschutz
Vorwandinstallation. Bei letzterer ergibt Bei der Planung von Sanitärräumen muss
sich ein zusätzlicher Platzbedarf von der Schallschutz berücksichtigt werden,
etwa 20 cm Tiefe für die horizontale und da Fließgeräusche in den Leitungen und
Sanitärraumarten/Standardtypen Einrichtungsmaße von Sanitärobjekten, Geräten und Möbeln/Standardmaße entsprechend VDI 6000 Blatt 1
Duschbad Handwaschbecken ≥ 45 ≥ 30
60 120
45
55
55
80
Stellflächen und Anschlüsse für
Waschmaschine, Wäschetrockner
sowie Platz für einen Schmutzwä-
45
55
55
(75)
(75)
75
70
90 150 ► Auch ein verschließbarer Arznei-
mittelschrank und Schrankraum für
Wohnen
80 Handtücher und Reinigungsmittel
sollten bei der Planung berücksichtigt
Handwaschbecken Einzel- und Doppelwaschtisch Duschwanne werden.
170 40 40 40
► Vorgefertigte Sanitärzellen stellen
eine mögliche Alternative zu individu-
ell geplanten Sanitärräumen dar.
40
60
60
75
► In aktuellen Wohnbauplanungen
60
(75)
werden Bäder mit Aufenthaltsqua-
litäten und Zusatzausstattungen,
60
60
(75)
(75)
Stell- und Bewegungsflächen M. 1:50 Werte in Klammern bei gegenüberliegender Anordnung von Sanitärgegenständen
25 40 25 20 40 20 45 20 20 40 20 35
60
60
60
145
20
170
60
(75)
75
45
20
145
35
≥20 45 ≥20
90
WC-Räume, Varianten
65 80 80 20 40 20 45 80
80
80
80
165
165
20
20
215
75
45
45
20
20
35 125 35 90
60
160
20 45 20 40 20
145
Duschbäder, mit und ohne Toilette, Varianten Stell- und BewegungsflächenM. 1:50
75 75 60 20 60 20 170
20
75
40
≥20
170
20
40
60
Wohnen
20
20
210 60
155 55
210
20 40 ≥20 40 ≥20 60 20 60 20
35 170
60
60
75
20
90
60
20
75
80
60 90 55
„Vollbad“
85 - 105
40 - 60
0 - 30
55 - 60
160 - 180 80 - 100
Wohnen
85 - 105
40
60 20 60 50
190 Stell- und Bewegungsflächen, M 1:20
150
150
95
≥ 30 ≥ 150
≥ 20
≥ 150
≥ 170
≥ 150
≥ 95 (≥ 90)
≥ 150
≥ 150
≥ 150 ≥ 70 ≥ 150 ≥ 150 ≥ 150 ≥ 150
≥ 225
Rollstuhlgerechte Bewegungsflächen vor Sanitärobjekten entsprechend DIN 18025 Teil 1 beziehungsweise DIN 18040 (Entwurf), M 1:100
180
200
≥ 20
≥ 20
≥ 120
≥ 120
≥ 120
≥ 120 ≥ 120 ≥ 120 ≥ 120
Wohnen
Barrierefreie Bewegungsflächen vor Sanitärobjekten entsprechend DIN 18025 Teil 2 beziehungsweise DIN 18040 (Entwurf), M 1:100
Duschplatz
Auch in der barrierefreien Sani-
tärraumplanung entsprechend
DIN 18025 Teil 2 sollte der
Sanitärraum mit einem stufenlos
begebaren Duschplatz ausge-
stattet sein. Das nachträgliche
Aufstellen einer Badewanne im
Bereich des Duschplatzes sollte
möglich sein.
Waschtisch
Unter dem Waschtisch muss
Beinfreiraum vorhanden sein. Er
sollte mit einem Unterputz- oder
Flachaufputzsiphon ausgestattet
sein.
150
150
95
Rollstuhlgerechter Sanitärraum
entsprechend DIN 18025 Teil 1
beziehungsweise DIN 18040 Teil 2
(Entwurf). Die Werte in Klammern
zeigen die in DIN 18040 Teil 2 (Ent-
wurf) abweichenden Werte.
M 1:20
(28)
85
(46 -) 48
(65 -) 70
≥ 245 (≥ 240)
150
150
95
Wohnen
82 - 85 (≤ 80)
85
≥ 67
≥ 35
(≤ 10) (≥ 30) ≥ 50
(≤ 40)
≥ 55
≥ 295
Wohnen
Raumpilot Grundlagen 279
Wirtschaften
Wohnen
281 Funktionen
281 Zuordnung im Grundriss
281 Raumdimensionierung
282 Einrichtungsmaße
282 Waschen
282 Trocknen
282 Bügeln, Nähen
284 Wirtschaften barrierefrei
Ankommen
Aufbewahren
Private Freibereiche
Wohnen
Kochen
Neben dem Kochbereich und dem Bade- Die Verbindung zu Küche oder Bad ist
zimmer sind in Wohnungen auch Flächen organisatorisch und installationstechnisch
für die Wäsche-, Kleidungs- und Wohnungs- sinnvoll. Ein direkter Ausgang in private
pflege notwendig. Ein eigener funktional Freibereiche ist günstig.
ausgestatteter Hausarbeitsbereich kann
die Hausarbeit erleichtern. Dennoch ist im Der Hausarbeitsbereich sollte möglichst
Geschosswohnungsbau ein eigener Hausar- durch Fenster ausreichend belichtet und
beitsraum eher unüblich und wird meist nur belüftet sein. Doch auch ein ausreichend
in größeren und/oder exklusiveren Wohn- belüfteter und beheizter Kellerraum kann für
bauten realisiert. In kleineren Einheiten sind diese Funktionen genutzt werden.
diese Funktionen meist in den Küchen- oder
Badbereich integriert. In gemeinschaft- Raumdimensionierung
lich orientierten Wohnmodellen werden
teilweise auch gemeinschaftlich genutzte Die erforderliche Mindestfläche für einen
Wirtschaftsräume mit Waschmaschinen und Hausarbeitsraum beträgt etwa 7 bis 9 m².
Trocknern angeboten. Eine Mindeststellfläche von 3,60 m Lauf-
länge wird empfohlen.
Einrichtungsmaße
Waschmaschine 60 cm 60 cm
Wäschetrockner 60 cm 60 cm
360
60 60 60 60 120
60
Wohnen
180
160
120
85
40 40 100
Schnitt Bügeln
250
140 120 70 60
60
180
120
Wirtschaften barrierefrei
360
60 60 60 60 120
60
210
≥ 150
250
140 120 70 60
60
210
≥ 150
Wohnen
Raumpilot Grundlagen 285
Wohnen
Aufbewahren
287 Planungsgrundlagen
288 Aufbewahrungsmöglichkeiten
290 Aufbewahren barrierefrei
Ankommen
Arbeiten
Kochen
Schlafen
Essen
Aufbewahren
Wohnen
Kinder wohnen Wirtschaften
Freiflächen
Funktionsbeziehungen Aufbewahren
Planungsgrundlagen
sein. Die neue MBO 2002 formuliert die Wohnung ein Abstellraum zur Verfügung
Anforderung offener: „In Wohngebäuden stehen“ (Gesetzentwurf der Landesregie-
der Gebäudeklassen 3 bis 5 sind leicht er- rung zur Novellierung der LBO BW 2009).
reichbare und zugängliche Abstellräume für Orientierungswerte für Abstellräume
in Wohnungen
Kinderwagen und Fahrräder sowie für jede
Wohnung ein ausreichend großer Abstell-
raum herzustellen“ (MBO 2002, § 48, 2).
Aufbewahrungsmöglichkeiten
500
Beispiel für einen Einbauschrank zum Abstellen von Reini- Ansicht Kellerabstellraum 5 m2
gungsgeräten et cetera
35
20
41
160
26
19
41
39
60 60 35 30
120
28 - 33
22 - 32
17 - 27
32
13
11 7 14 1 29 8 18 - 24 20 - 30 55
Wohnen
150 - 190
140 - 150
110
112
80 87 40
140 - 180
140
85
76
60 60 60 40
M 1:50
40 - 140
40 - 140
Aufbewahren
barrierefrei
≤ 140
≤ 140
≥ 40
≥ 40
≥ 150 (120) ≥ 90
≥ 150 (120) ≥ 90
40 - 140
Wohnen
75 - 90
≥ 150
60
60
M 1:50
Wohnen
Raumpilot Grundlagen 293
Wohnen
Entsorgen
Grundlagen der Entsorgung von „Hausabfall“ umfasst Sperrabfall (Sperr- Hausmüll, ähnliche Sperrmüll
Haushaltsabfällen müll), Haushaltsabfall und haushaltsähn- Gewerbeabfälle
6% Biotonne
lichen Gewerbeabfall.
35% 9%
Abfallaufkommen in Deutschland
Entsprechend den Erhebungen des Statis- Haushaltsabfälle
40,8 Mio t 10% Garten-,
tischen Bundesamts wurde von Bürgern Im Wohnbereich fallen täglich verschiedene Parkabfälle
und Industrie in Deutschland im Jahr Haushaltsabfälle an. Bei der Sammlung gilt
2006 ein Abfallaufkommen von insgesamt das Prinzip der Abfalltrennung. Im Bereich
340,9 Millionen Tonnen produziert. Der der Haushaltsabfälle kann man folgende
Wohnen
40%
größte Anteil entfiel dabei auf Bau- und Abfallarten unterscheiden: Papier, Pappe,
Andere getrennt
Abbruchabfälle (196,4 Millionen Tonnen), Bioabfälle, Kunststoffe, Verbundverpa- gesammelte Fraktionen
Abfälle aus Produktion und Gewerbe (56 ckungen, Glas, Textilien, Metalle, Sonder-
Millionen Tonnen) und Abfälle aus dem müll und Restmüll. Die Sortierung wird auf
20%
Bergbau (41,9 MillionenTonnen). Doch mehr kommunaler Ebene durch die jeweilige
als 40,8 Millionen Tonnen stammten 2006 Abfallentsorgungssatzung festgelegt. Glas 5% Papier, Pappe,
Kartonagen
aus Haushaltsabfällen. Entsprechend der 4%
Sonstiges (Metalle, 11%
Abfallbilanz der Länder entfielen auf jeden Abfallbereitstellung und -entsorgung Verbunde, Textilien usw.) Leichtverpackungen,
Einwohner in Deutschland im Jahr 2006 ins- Der von den Haushalten bereitgestellte Kunststoffe
gesamt 454 kg Haushaltsabfälle (inklusive Abfall wird in Deutschland vom zuständigen
Sperrmüll), das entspricht circa 1,24 kg pro Abfallentsorgungsunternehmen im soge- Zusammensetzung der Haushaltsabfälle in Deutschland
Einwohner pro Tag. nannten „Holsystem“ getrennt eingesam- 2006 (Quelle: Statistisches Bundesamt, Abfallentsorgung
2006, Wiesbaden 2008)
melt. Durch dieses System ergeben sich
Begriffe gewisse Anforderungen für die Abfallbe-
Das Kreislaufwirtschaft- und Abfallgesetz reitstellung, die in der Abfallentsorgungs-
(KrW-/AbfG) ist das zentrale Gesetz des satzung festgelegt sind. Das kommunale
deutschen Abfallrechts. Es hat 1996 das Abfallgesetz gibt also die wesentlichen
frühere „Gesetz zur Vermeidung und Rahmenbedingungen für die Planung der ► Entsprechend der Abfallbilanz der Länder entfielen auf
Entsorgung von Abfällen (AbfG)“ abgelöst Sammeleinrichtungen von Haushaltsabfällen jeden Einwohner in Deutschland im Jahr 2006 insgesamt
454 kg Haushaltsabfälle (inklusive Sperrmüll), das ent-
und regelt seither den Umgang mit und die vor.
spricht circa 1,24 kg pro Einwohner pro Tag.
Entsorgung von Abfällen. Auf Landesebene
gilt zusätzlich das jeweilige Landesabfallge- ► Als erster Orientierungswert für die Planung kann
setz (LAbfG). Entsprechend diesem Gesetz angenommen werden:
45 l Müllanfall
und der DIN 30706-1 wird mit Hausabfall
= Restmüll + Biotonne
„beweglicher fester Abfall bestimmter pro Person pro Woche
Herkunft“ bezeichnet. Der Oberbegriff
75
47
33
54 36 20 22
20
36
54
48
Wohnen
von etwa 45 Liter Restmüll plus Biotonne Zugangswege müssen unfallsicher und
pro Einwohner und Woche lässt sich die vom Fahrweg her ohne Stufen ausgeführt
Abfallmenge grob schätzen. Genauere werden. Die Durchgänge müssen min-
Informationen gibt das zuständige Abfall- destens 2 m hoch und 1 m breit sein, bei
entsorgungsunternehmen. (Die individuell Großmüllbehältern ist eine Wegbreite von
anfallende Abfallmenge kann jedoch sehr 1,50 m erforderlich (Angaben entsprechend
unterschiedlich sein). der Richtlinie GUV-VC 27, Seite 14-16). Die
Bewegungsfläche vor den Abfallbehälter-
Allgemeine Planungshinweise reihen sollte mindestens 1,20 m breit sein.
Der Flächenbedarf für den Standplatz von Türen im Zugangsweg sollten mit einer
Abfallsammelbehältern sollte nicht zu knapp Arretierung ausgestattet sein.
kalkuliert werden, denn oft werden zu
einem späteren Zeitpunkt noch zusätzliche
Behälter aufgestellt. Die Standplatzfläche
sollte möglichst ebenerdig, befestigt und
trittsicher sein, um den Transport der Be-
hälter zu erleichtern. Der Standplatz sollte
mit ausreichendem Abstand zu Aufent-
haltsräumen und zu Grundstücksgrenzen
angeordnet werden. (Die frühere MBO
1997 empfahl mindestens 5 m Abstand
von Öffnungen in Aufenthaltsräumen und
mindestens 2 m Abstand zur Grundstücks-
grenze). Visuelle Störungen und Geruchs-
belästigungen von Aufenthaltsräumen und
privaten Freibereichen sollten möglichst
Behälterarten
Abmessungen von Abfallsammelbehältern
sind in der DIN EN 840-1 bis 4, Fahrbare
Abfallsammelbehälter, aufgeführt. Die DIN
EN unterscheidet zwischen Behältern mit
zwei oder vier Rädern.
h+l
behälter. Jede Ausführungsweise bringt
spezifische Vor- und Nachteile mit sich,
h
die bei der Planung berücksichtigt werden
müssen:
Offene Behälterstandplätze
Die einfachste und kostengünstigste
Lösung sind offene Behälterstände. Sie wer-
l
den zur Abschirmung häufig umpflanzt oder
in Mauernischen integriert. Ohne Überda-
chung sind die Behälter den Witterungsein- b
flüssen (Einfrieren, Regen) ausgesetzt.
l 555 max. 558 max. 555 max. 558 max. 555 max. 730 max. 740 max. 880 max.
h 975 max. 1021 max. 1005 max. 1021 max. 1100 max. 1095 max. 1100 max. 1115 max.
h+l
Wohnen
h
h
l
b
l
Abmessungen für fahrbare Abfallsammelbehälter nach DIN EN 840/ Teil 2 Abmessungen für fahrbare Abfallsammelbehälter nach DIN EN 840/ Teil 3
l 740 max. 850 max. 870 max. 1190 max. 1190 max. 1190 max. l 1100 max. 1245 max. 1245 max.
h 1170 max. 1250 max. 1370 max. 1470 max. 1470 max. 1470 max. h 1425 max. 1470 max. 1480 max.
M 1:50
220
200
119
64
80
160
78 70 - 90
≥ 120 empf.
80
Beispiel für offene Abfallbehälterstandplätze mit Ummauerung zur Abschirmung von Sammelbehältern mit 240 l und 660 l M 1:50
Wohnen
Abfallbehälterräume
ständig wirksame Lüftung
Ein Abfallbehälterraum kann neben Gara-
gen oder in Nebengebäuden angeordnet
werden. Ein solcher Raum muss durch
Lüftungsöffnungen belüftet sein, die sich
80
feuerhemmende, dicht-
und selbstschließende Tür
Barrierefreie Abfallbehälterstandplätze
70
70 - 85
25
≥ 150 ≥ 150
≥ 150 ≥ 150
Barrierefreie Planung, rollstuhlgerecht: Beispiel für offene Abfallbehälterstandplätze, links mit Ummauerung zur Abschirmung von Sammelbehältern mit
660 l, rechts offen mit Sammelbehälter 240 l, M 1:50
Wohnen
Raumpilot Grundlagen 303
Nutzungsneutral
Wohnen
305 Einleitung
306 Quadratischer nutzungsneutraler Raum
307 Rechteckiger nutzungsneutraler Raum
308 Nutzungsneutraler Raum rollstuhlgerecht
309 Nutzungsneutraler Raum nach DIN 18025
Teil 2 (barrierefrei)
Einleitung
Mit dem Begriff „Nutzungsneutralität“ wird Darüber hinaus sollen auch die Mindestab-
die funktionale Offenheit von Einzelräumen messungen für einen nutzungsneutralen
bezeichnet. Zwar sind die meisten Räume Raum in der barrierefreien Planung gezeigt
bis zu einem gewissen Grad unterschiedlich werden:
nutzbar, aber bei zu geringer Raumgröße – nutzungsneutraler Raum rollstuhlgerecht
oder ungünstigem Raumzuschnitt können (entsprechend DIN 18025 Teil 1)
alternativ gewünschte Raummöblierungen – nutzungsneutraler Raum barrierefrei
Wohnen
eventuell nicht in einem Raum unterge- (entsprechend DIN 18025 Teil 2).
bracht werden, so dass für Nutzungs-
wechsel Einschränkungen entstehen. Zur Bemessung der Mindestgröße wird die
Wesentliche Voraussetzungen für die Möblierung eines Elternschlafzimmers mit
Nutzungsneutralität eines Raums sind Doppelbett als maßgebend angenommen,
daher eine Raumgröße mit einem gewissen da das Doppelbett mit seinen notwendigen
„Flächenüberschuss“, eine günstige Raum- Bewegungsflächen üblicherweise das
proportion und eine günstige Positionierung größte zu berücksichtigende Möblierungs-
der Türen und Fenster, so dass der Raum element darstellt.
unterschiedlich möbliert werden kann.
Den üblichen Nutzungsanforderungen an
Unter diesen Voraussetzungen kann in gemeinschaftliche Wohnräume können die
einem nutzungsneutralen Raum sowohl ein hier betrachteten nutzungsneutralen Raum-
Elternzimmer, ein Kinderzimmer, ein Ess- zuschnitte jedoch nur eingeschränkt
zimmer, ein Arbeitszimmer, ein Gästezim- entsprechen, da hierfür meist größere
mer und bei entsprechender Installations- Raumabmessungen benötigt werden. Die
führung auch eine Küche beziehungsweise hier betrachteten Raumgrößen entsprechen
Essküche oder ein Bad eingerichtet werden. eher Individualräumen und nicht Gemein-
schaftsräumen.
Die wesentlichen Planungsparameter sollen
an Hand von zwei unterschiedlichen Raum-
proportionen betrachtet werden:
– quadratischer nutzungsneutraler Raum
– rechteckiger nutzungsneutraler Raum.
≥ 380 - 390
≥ 380 - 390
Möblierungsbeispiele quadratischer nutzungsneutraler Raum: Kinderzimmer, Arbeitszimmer, Küche mit Essplatz (bei entsprechender Installation)
M 1:100
≥ ca. 14m2
destabmessungen der Stell- und Bewe-
gungsfläche von 300 cm x 440 cm.
Wohnen
≥ 90
60
200 - 210 ≥ 90
≥ 290 - 300
≥ 440 - 450
≥ 440 - 450
Möblierungsbeispiele rechteckiger nutzungsneutraler Raum: Kinderzimmer, Arbeitszimmer, Küche mit Essplatz (bei entsprechender Installation)
M 1:100
20m2+
≥ ca. 20m2
Bettlänge mindestens 150 cm breit sein, Mindestabmessungen der Stell- und Bewe-
damit der Rollstuhlfahrer wenden kann. gungsfläche von 420 cm x 470 cm.
Entlang der Betteinstiegsseite des Nicht-
Rollstuhlnutzers genügen 120 cm Breite
(damit der Rollstuhlfahrer auch diese Seite
≥ 150
≥ 470 - 480
≥ 470 - 480
≥ 90 ≥ 90 ≥ 90
≥ 410 - 420 ≥ 410 - 420 ≥ 410 - 420
Möblierungsbeispiele quadratischer nutzungsneutraler Raum: Kinderzimmer, Arbeitszimmer, Küche mit Essplatz (bei entsprechender Installation) M 1:100
15m2+
Nutzungsneutraler Raum
≥ 90
Wohnen
≥ 120
≥ 410 - 420
≥ 410 - 420
≥ 80 ≥ 80 ≥ 80
≥ 350 - 360 ≥ 350 - 360 ≥ 350 - 360
Möblierungsbeispiele rechteckiger nutzungsneutraler Raum: Kinderzimmer, Arbeitszimmer, Küche mit Essplatz (bei entsprechender Installation) M 1:100
Wohnen
Raumpilot Grundlagen 311
Private Freibereiche
Wohnen
313 Einleitung
313 Den Wohnfunktionen zugeordnet
313 Den Hauswirtschaftsbereichen
zugeordnet
313 Im Wohnungsvorbereich
314 Grundtypen privater Freibereiche
315 Einflussfaktoren auf die Planung
315 Ausstattung
315 Wohnflächenberechnung
316 Geländer und Umwehrungen
318 Private Freibereiche barrierefrei
Ankommen Wirtschaften
Schlafen Kochen
Private Freibereiche
Essen
Wohnen
Kinder wohnen Arbeiten
Entspannen und
kommunizieren
Grundtypen privater
Freibereiche
Freibereichstypen, Grundprinzipien
M 1:750
Balkon
Hängt als eigenes Bauelement vor der Fassade. Kann konstruktiv auskragend oder mit eigener Tragkonstruktion ausgeführt
werden.
Terrasse
Abweichend vom Balkon ist die Terrasse unterbaut. Sie kann auch auf einem Geschoss aufgebaut sein (auf Garage, Geschoss-
rücksprung, Dachterrasse) oder auf dem Erdreich. Bei Terrassen über beheizten Geschoss sind entsprechende Dämm- und
Abdichtungsmaßnahmen notwendig.
80 80
Wohnen
70
70
135
90
65
30 50 - 55 ≥ 80 50 - 55 30
240
80 80
70
140
185
70
200 70
270
150
Geländer und Umwehrungen mit einer Absturzhöhe von 1 m bis hoch sein. Die Höhe der Umwehrung darf
Anforderungen an Brüstungshöhen sind in 12 m: 0,90 m. auf 0,80 m verringert werden, wenn die
der Musterbauordnung und in den Landes- Tiefe der Umwehrung mindestens 0,20 m
bauordnungen festgelegt. Die MBO 2002 2. Umwehrungen von Flächen mit mehr als beträgt.
führt für Umwehrungen (außer Fensterbrüs- 12 m Absturzhöhe: 1,10 m.
tungen) unter § 38 (4) folgende Mindesthö- (Anforderungen an die Gestaltung von
hen auf: Entsprechend der LBOAVO § 4 „Umweh- Geländern und Umwehrungen siehe Kapitel
rungen“ gilt für Baden-Württemberg: „Grundlagen – Treppe“, Seite 65).
1. Umwehrungen zur Sicherung von Öff-
nungen in begehbaren Decken und Dä- (2) Bei einer Absturzhöhe von über 1 m
chern sowie Umwehrungen von Flächen muss die Umwehrung mindestens 0,90 m
80 80
Wohnen
70
70
30
50 - 55
≥ 130 bei 4 Personen
200
65
≥ 280
≥ 180
≥ 80
65
50 - 55
30 50 - 55 ≥ 80 50 - 55 30
240
30
30 50 - 55 65 65 50 - 55 30
≥ 230
≥ 290
Lichte Lichte
Durchgangsbreite Durchgangsbreite
≥ 90 ≥ 90
70
≥ 150
≥ 215
80
65
≥ 150
30 50 - 55 80 150
≥ 310
Bei Unterfahrbarkeit von Ausstattungsgegenständen und Tischen muss für den Roll-
stuhlfahrer jeweils mindestens 90 cm Anfahrbreite unterfahrbar sein!
► Entsprechend DIN sollte jeder
Wohnung ein mindestens 4,5 m²
großer Freisitz (Terrasse, Loggia oder
Balkon) zugeordnet werden (DIN
18025, Teil 1 und Teil 2).
60
Barrierefreier Terrassenausgang mit Schwelle ≤ 2 cm.
Vor der Tür ist eine Rinne mit Gitterrostabdeckung ange-
ordnet.
Wohnen
nenfalls auch in Kombination, zum Beispiel:
dachung
85
M 1:10
Gitterrost
≥ 150
15
Wohnen
Raumpilot Grundlagen 321
Wohnen
Ökonomie
Flächenberechnung
– Wohnflächenverordnung (WoFlV)
Wohnen
Zur Ermittlung der genauen Wohnflä-
che wird im Wohnungsbau meist die
– Baunutzungsverordnung (BauNOV)
Berechnung nach der Wohnflächen-
– DIN 277. verordnung (WoFlV) herangezogen.
Grundflächen werden vollständig
(bei Räumen mit einer lichten Höhe
Je nach Richtlinie oder Norm werden
von mindestens 2 m, zur Hälfte
Elemente von Gebäuden (zum Beispiel bei Räumen mit einer Höhe von
Balkone, Flure) unterschiedlich angerechnet. mindestens 1 m und weniger als 2 m
angerechnet.
Abhängig von der Berechnungsmethode
erhält man also für das gleiche Gebäude In dieser Verordnung können
beispielsweise der Balkon bis zur
verschiedene Werte.
Hälfte, Tür- und Fensterlaibungen erst
ab 13 cm Tiefe angerechnet werden.
Wohnfläche, voll anrechenbar Technische Funktionsflächen (Instal-
(enthält Laibungen größer 13 cm Tiefe) lationsschächte) und Verkehrsflächen
(Treppenhaus, Flur) fließen hier nicht
Wohnfläche, bis zur Hälfte anrechenbar in die Wohnfläche ein.
Flächenberechnung
BauNVO
(Baunutzungsverordnung)
§ 19 Grundflächenzahl, zulässige
Grundfläche
§ 20 Vollgeschosse, Geschossflä-
chenzahl, Geschossfläche
Geschossfläche (GF)
Flächenberechnung
DIN 277
Grundflächen und
Rauminhalte von
Bauwerken
im Hochbau
Wohnen
Rauminhalte berechnet.
Brutto-Grundfläche (BGF = KGF + NGF) Netto-Grundfläche (NGF = NF + TF + VF) Die Flächenberechnung der DIN
277 weicht von der Berechnung in
der Baunutzungverordnung und der
Wohnflächenberechnung in kleinen,
aber entscheidenden Einzelheiten ab
(siehe Abbildungen).
Baukosten
In der nebenstehenden Grafik
werden die pro Kostengruppe und
Quadratmeter anfallenden Baukosten
für ein Mehrfamilienhaus, für ein Rei-
henhaus und für ein freistehendes
Einfamilienhaus aufgeführt.
1€
161
Die relevanten Kostengruppen der
1. Ebene sind:
€
9€ 216
KG 700:
120 13, €
4 81
5,0 %
Baunebenkosten [€/m² BGF]
0€
%
104 €
224
KG 500:
Außenanlagen 18, €
€ 5 81
[€/m² Fläche Außenanlagen] 131 6,7 %
12, 9 € %
6
6,66%
% 6€
KG 300 + 400: 129
Bauwerk – Baukonstruktion €
€ 850
Bauwerk – Technische Anlagen 800
[€/m² BGF]
0€
KG 200:
€ 70, € €
76, 40 3% 54 80, 18
Herrichten und Erschließen 9% 4%
[€/m² Fläche Baugrundstück]
9€
349
€
308
8,8
%
€
318 Baunutzungskosten
9,1
%
Baunutzungskosten
7€
225 Für Bauherren und Investoren sind
nicht nur die reinen Erstellungskos-
2€
126 ten eines Gebäudes von Interesse,
sondern auch die weiteren Unter-
halts- beziehungsweise Betriebskos-
4€ €
198 255 ten, die von der Planung über die Er-
11,
Wohnen
2% stellung bis hin zum Abriss anfallen.
€
222
Dadurch können schon im Vorfeld
9,8 Aussagen über die Wirtschaftlichkeit
%
€ oder auch Unwirtschaftlichkeit eines
248 36,
1% Gebäudes getroffen werden. Diese
12,
5% € 57 1€ Gesamtkosten werden als Baunut-
215 zungskosten bezeichnet.
10,
8%
€ 25,
4%
481 Die Baunutzungskosten, im Beispiel
für 50 Jahre, gliedern sich wie folgt:
24,
3%
1€
161 Bauunterhaltskosten
(Wartung/Instandhaltung)
9€
0€ 120
104 Betriebskosten
(Energiekosten)
0€
Grundstückskosten
52, 53, 46,
4% 6% 0%
Erstellungskosten
200 m²
158 m²
100 m²
58 m²
Hüllfläche 42 m²
12
12
12
12
Geschosswohnungsbau Geschosswohnungsbau Geschosswohnungsbau Geschosswohnungsbau Geschosswohnungsbau
große Gebäudetiefe, mittige Lage, Randlage, Dachgeschoss, Randlage Dachgeschoss,
mittige Lage, eine Außenfläche zwei Außenflächen drei Außenflächen drei Außenflächen vier Außenflächen
290 m²
256 m² Die Hüllfläche bezieht sich in den
Beispielen immer auf eine Wohnflä-
che von 100 m² und ein Raumvolu-
192 m²
men von 300 m³.
108 m²
Um den Energieverbrauch zu verrin-
gern, muss vorrangig der Energie-
verlust der Außenhülle (Wand/Dach)
Wohnen
minimiert werden. Die Hüllfläche als
begrenzendes Bauteil zwischen dem
Klima des Innen- und Außenraums
hat besonders hohe Anforderungen
zu erfüllen. Sie ist das aufwendigste
100 m² 100 m² 100 m² 100 m² und kostenintensivste Bauteil eines
Gebäudes. Eine geringe Hüllfläche
ist ökonomisch und ökologisch wün-
schenswert. Ein energetischer Vorteil
großer Gebäudehüllen könnte allein
im Versuch der Energiegewinnung
gesehen werden.
Einfamilienhäuser (freistehend
oder angebaut) und verdichtete
Flachbauten führen daher zu einer
intensiveren Auseinandersetzung
mit Gebäudehüllen. Der geschätzte
Gegenwert dieser Gebäudetypen
wird künftig hinsichtlich knapper
12
12
12
7 5 9 13 m2 erschlossene Wohnfläche
Wohnen
1 m2 Erschließungsfläche
290
140
140
140
140
140
140
140
140
290
100
50
50
100 50 100 290
50 50
50
50 140
50 50 140
50 50 50 40
100 50 50 50 140
1
50 50 50 50 140
50 50 50 140
50 100 50
50 140
50 50 50 140
100 100 100 290
Wohnen
Raumpilot Grundlagen 333
Wohnen
Schall
335 Schallschutzanforderungen
335 Schallschutz bei Einfamilien-, Doppel-
und Reihenhäusern
336 Anforderungen an den baulichen
Schallschutz
337 Schalldämmung von Wänden
Wohnen
SSt I entspricht DIN 4109
auch die VDI-Richtlinie 4100 „Schallschutz
„Mindestanforderungen“.
von Wohnungen; Kriterien von Planung und Anforderungen an den baulichen
Beurteilung“/ August 2007 Angaben über Schallschutz im Geschosswohnungsbau
die Schallschutzanforderungen in Wohnge- entsprechend DIN 4109 / Nov 1989
bäuden.
1 – sehr hoch 52 bis 55 dB
Schallschutz bei Einfamilien-, Doppel- 2 – hoch 53 bis 55 dB
und Reihenhäusern 3 – mittel 40 bis 47 dB
Die DIN 4109 legt für Wohngebäude Min- 4 – niedrig
1
4
1 1
3 2
Schemagrundriss eines Wohngebäudes mit Hinweisen auf unterschiedliche Anforderungen an den baulichen Schallschutz
M 1:200
Anforderungen an den baulichen Schallschutz (dB) DIN 4109 / November 1989 Anforderungen an den baulichen Schallschutz (dB) DIN 4109 / November 1989
Geschosshäuser mit Wohnungen (Whg.) mit Arbeitsräumen Einfamilien - Doppelhäuser und Einfamilien - Reihenhäuser
Decken unter Bad und WC 54 53 55 46 Art der Geräuschemission SSt 1 SSt 2 SSt 3
Decken unter Hausfluren - 53 - 46 Sprache mit angehobener im Allgemeinen im Allgemeinen nicht verstehbar
Sprechweise verstehbar nicht verstehbar
Wohnungstrennwände 53 - 55 -
Sprache mit normaler im Allgemeinen nicht nicht verstehbar nicht hörbar
Treppenraumwände und Wände 52 - 55 - Sprechweise verstehbar
neben Hausfluren
Gehgeräusche im Allgemeinen im Allg. nicht nicht störend
Wände neben Durchfahrten 55 - 55 - störend mehr störend
Türen von Hausfluren und Treppen- 27 - 37 - Geräusche aus Haustech- unzumutbare Beläs- gelegentlich nicht oder nur
räumen zu Fluren nikanlagen tigungen werden im störend selten störend
– zu Aufenthaltsräumen 37 - 37 - Allg. vermieden
Wände zwischen „lauten“ und 40 - 47 - Hausmusik, laut eingestellte deutlich hörbar deutlich hörbar im Allgemeinen
„leisen“ Räumen unterschiedlicher Rundfunk- und Fernsehge- hörbar
Nutzung innerhalb der Wohnung räte, Parties
Wohnen
25,0 cm 57 1,25 cm Gipsplatte
Holzständer 6/6 cm oder 6,0 8,5 41
1.2 42 6/14 cm mit Volldämmung in
11,5 cm Mauerwerk, 1.4 44 der Dicke der Ständer 14,0 16,5 42
beidseitig 1,5 cm Putz 1.6 45 1,25 Gipsplatte
1.8 46
2.0 47 1,0 cm Gipsplatte
1,25 cm Gipsplatte
1.2 46 Holzständer 6/6 cm oder 6,0 10,5 46
17,5 cm Mauerwerk, 1.4 48 6/14 cm mit Volldämmung in
beidseitig 1,5 cm Putz 1.6 49 der Dicke der Ständer 14,0 18,5 46
1.8 50 1,25 cm Gipsplatte
2.0 51 1,0 cm Gipsplatte
§
§§
§ § §
§ Raumpilot Grundlagen 339
Wohnen
Wohnen
Planungsregeln/Literatur
341 Planungsregeln
344 Literatur
Wohnen
A1: 2006 + A2: 2005 DIN EN 840-1 / Juli 2004 / Fahrbare Ab-
fallsammelbehälter – Teil 1: Behälter mit 2 DIN EN 840-6 / November 2008 / Fahrbare
DIN 276-1 / Dezember 2008 / Kosten im Rädern und einem Nennvolumen bis 400 l Abfallsammelbehälter – Teil 6: Sicherheits-
Bauwesen – Teil 1: Hochbau für Kammschüttungen – Maße und Formge- und Gesundheitsschutzanforderungen;
bung; Deutsche Fassung EN 840-1: 2004 Deutsche Fassung EN 840-6: 2004 + A1:
DIN 277-1 / Februar 2005 / Grundflächen 2008
und Rauminhalte von Bauwerken im Hoch- DIN EN 840-2 / Juli 2004 / Fahrbare Ab-
bau – Teil 1: Begriffe, Ermittlungsgrundlagen fallsammelbehälter – Teil 2: Behälter mit 4 DIN EN 1116 / September 2004 / Küchen-
Rädern und einem Nennvolumen bis 1300 l möbel – Koordinationsmaße für Küchenmö-
DIN 277-2 / Februar 2005 / Grundflächen mit Flachdeckel(n), für Schüttungen mit bel und Küchengeräte; Deutsche Fassung
und Rauminhalte von Bauwerken in Hoch- Zapfenaufnahme und/oder für Kammschüt- 1116: 2004
bau – Teil 2: Gliederung der Netto-Grundflä- tungen – Maße und Formgebung; Deutsche
che (Nutzflächen, Technische Funktionsflä- Fassung EN 840-2: 2004 DIN EN 1116 Berichtigung 1 / Mai 2007/
chen und Verkehrsflächen) Küchenmöbel – Koordinationsmaße für
DIN EN 840-3 / Juli 2004 / Fahrbare Ab- Küchenmöbel und Küchengeräte; Deutsche
DIN 277-3 / April 2005 / Grundflächen und fallsammelbehälter – Teil 3: Behälter mit 4 Fassung 1116: 2004, Berichtigungen zu DIN
Rauminhalte von Bauwerken im Hochbau – Rädern und einem Nennvolumen bis 1300 l EN 1116: 2004-09
Teil 3: Mengen und Bezugseinheiten mit Schiebedeckel(n), für Schüttungen und DIN EN 1022 / September 2005 / Wohnmö-
Zapfenaufnahme und/oder für Kammschüt- bel – Sitzmöbel – Bestimmung der Standsi-
DIN EN 527-1 / Juli 2000 / Büromöbel - tungen – Maße und Formgebung; Deutsche cherheit; Deutsche Fassung EN 1022: 2005
Büro-Arbeitstische – Teil 1: Maße; Deutsche Fassung EN 840-3: 2004
Fassung EN 527-1: 2000 DIN EN 1130-1 / Juli 1996 / Möbel – Krippen
DIN EN 840-4 / Juli 2004 / Fahrbare Ab- und Wiegen für den Wohnbereich – Teil 1:
DIN EN 716-1 / September 2008 / Möbel – fallsammelbehälter – Teil 4: Behälter mit 4 Sicherheitstechnische Anforderungen; Deut-
Kinderbetten und Reisekinderbetten für den Rädern und einem Nennvolumen bis 1700 l sche Fassung EN 1130-1: 1996
Wohnbereich – Teil 1: Sicherheitstechnische mit Flachdeckel(n), für breite Schüttungen
DIN EN 1176-1 / August 2008 / Spielplatzge- DIN EN 1930 / März 2006 / Artikel für Säug- DIN 4708 Teil 2 / April 1994 / Zentrale
räte und Spielplatzböden – Teil 1: Allgemeine linge und Kleinkinder – Kinderschutzgitter Wassererwärmungsanlagen – Regeln zur Er-
sicherheitstechnische Anforderungen und – Sicherheitstechnische Anforderungen und mittlung des Wärmebedarfs zur Erwärmung
Prüfverfahren; Deutsche Fassung EN 1176- Prüfverfahren; Deutsche Fassung EN 1930: von Trinkwasser in Wohngebäuden
1: 2008 2000 + A1: 2005
DIN 5035-8 / Juli 2007 / Beleuchtung mit
DIN EN 1176-3 / August 2008 / Spielplatzge- DIN 1946-6 / Mai 2009 / Raumlufttechnik künstlichem Licht – Teil 8: Arbeitsplatz-
räte und Spielplatzböden – Teil 3: zusätzliche – Teil 6: Lüftung von Wohnungen – Allge- leuchten – Anforderungen, Empfehlungen
besondere sicherheitstechnische Anfor- meine Anforderungen, Anforderungen zur und Prüfung
derungen und Prüfverfahren für Rutschen; Bemessung, Ausführung und Kennzeich-
Deutsche Fassung EN 1176-3:2008 nung, Übergabe/Übernahme (Abnahme) und DIN 31130 / Juni 2004 / Prüfung von Bo-
Instandhaltung denbelägen – Bestimmung der rutschhem-
DIN EN 1286 / Juni 1999 / Sanitärarmaturen menden Eigenschaft – Arbeitsräume und
– Mechanisch einstellbare Mischer für die DIN 4543-1 / September 1994 / Büroarbeits- Arbeitsbereiche mit Rutschgefahr, Bege-
Anwendung im Niederdruckbereich – Allge- plätze – Teil 1: Flächen für die Aufstellung hungsverfahren – Schiefe Ebene
meine technische Spezifikation; Deutsche und Benutzung von Büromöbeln – Sicher-
Fassung EN 1286: 1999 heitstechnische Anforderungen, Prüfung DIN EN ISO 9241/ Februar 2009 /
Ergonomische Anforderungen für
DIN EN 1287 / Juni 1999 / Sanitärarmaturen DIN V 4701-10 / Vornorm August 2003 / Bürotätigkeiten mit Bildschirmgeräten
– Thermostatische Mischer für die Anwen- Energetische Bewertung heiz- und raum-
dung im Niederdruckbereich – Allgemeine lufttechnischer Anlagen – Teil 10: Heizung, DIN EN 12221-1 / August 2008 / Wickel-
technische Spezifikation; Deutsche Fassung Trinkwassererwärmung, Lüftung einrichtungen für den Hausgebrauch – Teil
EN 1287: 1999 1: Sicherheitstechnische Anforderungen;
DIN V 4701-10 Beiblatt 1 / Februar 2007 / Deutsche Fassung EN 12221-1: 2008
DIN EN 1627 / Entwurf April 2006 / Energetische Bewertung heiz- und raum-
Einbruchhemmende Bauprodukte (nicht lufttechnischer Anlagen – Teil 10: Heizung, DIN EN 12227-1 / April 2000 / Kinderlaufstäl-
für Betonfertigteile) – Anforderungen und Trinkwassererwärmung, Lüftung; Beiblatt 1: le für den Wohnbereich – Teil 1: Sicher-
Klassifizierung; Deutsche Fassung prEN Anlagenbeispiele heitstechnische Anforderungen; Deutsche
1627: 2006 Fassung EN 12227-1: 1999
DIN V 4701-10/A1 / Vornorm Dezember 2006
DIN V ENV 1627 / April 1999 / Fenster, / Energetische Bewertung heiz- und raum- DIN EN 12464-1 / März 2003 / Licht und
Türen, Abschlüsse – Einbruchhemmung – lufttechnischer Anlagen – Teil 10: Heizung, Beleuchtung – Beleuchtung von Arbeitsstät-
Anforderungen und Klassifizierung – Deut- Trinkwassererwärmung, Lüftung ten – Teil 1: Arbeitsstätten in Innenräumen;
sche Fassung ENV 1627: 1999 Deutsche Fassung EN 12464-1: 2002
DIN EN 12764 / April 2008 / Sanitäraus- DIN 18015-1 / September 2007 / Elektrische DIN 18025 Teil 2 / Dezember 1992 / Barriere-
stattungsgegenstände – Anforderungen an Anlagen in Wohngebäuden – Teil 1: freie Wohnungen – Planungsgrundlagen
Whirlwannen; Deutsche Fassung EN 12764: Planungsgrundlagen
2004 + A1: 2008 DIN 18040-2 / Entwurf Februar 2009 / Barri-
DIN 18015-2 / August 2004 / Elektrische erefreies Bauen – Planungsgrundlagen – Teil
DIN EN 13724 / Mai 2003 / Postalische Anlagen in Wohngebäuden – Teil 2: Art und 2: Wohnungen
Dienstleistungen – Einwurföffnungen von Umfang der Mindestausstattung
Hausbriefkästen – Anforderungen und DIN 18015-3 / September 2007 / Elek- DIN 30706-1 / Dezember 2006 / Begriffe
Prüfungen – Deutsche Fassung EN 13724: trische Anlagen in Wohngebäuden – Teil der Kommunalen Technik – Teil 1: Abfallent-
Wohnen
2002 3: Leitungsführung und Anordnung der sorgung
Betriebsmittel
DIN EN 13203-1 / November 2006 / Gasbe- DIN 33408-1 / März 2008 / Körperumriss-
heizte Geräte für die sanitäre Warmwasser- DIN 18015-3 Berichtigung 1 / Januar 2008 / schablonen – Teil 1: Für Sitzplätze
bereitung für den Hausgebrauch – Geräte, Elektrische Anlagen in Wohngebäuden – Teil
die eine Nennwärmebelastung von 70 kW 3: Leitungsführung und Anordnung der Be- DIN 33408-1 Beiblatt 1 / Januar 1987 /
und eine Speicherkapazität von 300 Litern triebsmittel, Berichtigungen zu DIN 18015-3: Körperumrissschablonen für Sitzplätze –
Wasser nicht überschreiten – Teil 1: Be- 2007-09 Anwendungsbeispiele
wertung der Leistung der Warmwasserbe-
reitung; Deutsche Fassung EN 13203-1: DIN 18017 Teil 1 / Februar 1987 / Lüftung DIN 4109 / November 1989/ Schallschutz
2006 von Bädern und Toilettenräumen ohne im Hochbau. Anforderungen und Nachweise
Außenfenster – Einzelschachtanlagen ohne
DIN EN 14988-1 / Juni 2006 / Kinderhoch- Ventilatoren DIN 4109 / November 1989 / Beiblatt 2 /
stühle – Teil 1: Sicherheitstechnische Anfor- Schallschutz im Hochbau. Hinweise für
derungen; Deutsche Fassung EN 14988-1: DIN 18017-3 / September 2009 / Lüftung Planung und Ausführung. Vorschläge für
2006 von Bädern und Toilettenräumen ohne Au- einen erhöhten Schallschutz. Empfehlungen
ßenfenster – Teil 3: Lüftung mit Ventilatoren für den Schallschutz im eigenen Wohn- und
DIN EN 15132 / Dezember 2006 / Abfallbe- Arbeitsbereich
hälterschränke für fahrbare Abfallsammel- DIN 18106 / September 2003 / Einbruch-
behälter mit einem Nennvolumen bis 1700 hemmende Gitter – Anforderungen und DIN 66354 / Dezember 1986 / Küchenein-
l – Anforderungen an die Ausführung und Prüfverfahren richtungen - Formen, Planungsgrundsätze
Prüfverfahren; Deutsche Fassung EN 15132:
2006 DIN 18025 Teil 1 / Dezember 1992 / Bar- DIN 68881 / Februar 1979 / Begriffe für
rierefreie Wohnungen – Wohnungen für Küchenmöbel – Küchenschränke
Rollstuhlbenutzer – Planungsgrundlagen
DIN 68878 Teil 1 / Januar 1987 / Stühle für Gesetz zur Förderung der Kreislaufwirt- Literatur
den Wohnbereich – Anforderungen, Prüfung schaft und Sicherung der umweltverträg-
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Baden-Württemberg (Landesabfallgesetz Küche e.V.: Ergonomieplaner für Einbaukü-
DIN 68890 / Mai 2009 / Kleiderschränke LAbfG) (14.10.2008) chen. Erstellt in Anlehnung an eine Studie
im Wohnbereich – Anforderungen an die GUV-V C 27 / Januar 1979 beziehungsweise der TH Darmstadt. Mannheim (Erschei-
Gebrauchstauglichkeit – Prüfung 1997 / Unfallverhütungsvorschrift Müllbe- nungsdatum unbekannt)
seitigung
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349 Typologie
355 Programm
361 Ankommen
377 Organisation
387 Raster
401 Flexibilität
407 Nebenräume
419 Schall
423 Luft
427 Licht
435 Fassade
447 Planungsregeln/Literatur
Aufbau des Kapitels „Arbeiten“ Im folgenden Kapitel werden – ausgehend Jeder Arbeitsplatz ist zugleich auch ein
vom einzelnen Arbeitsplatz – die verschie- „Lebensraum“, und an seine Planung wer-
Zugegeben, hier wird nur ein sehr kleiner denen Organisationsformen der Büroarbeit den hohe Anforderungen gestellt. Mit zahl-
Teil von dem vorgestellt, was der Begriff und ihre jeweiligen räumlichen Nutzungs- reichen baurechtlichen Forderungen soll die
„arbeiten“ bedeutet. In diesem Kapitel anforderungen systematisch betrachtet. Gesundheit am Arbeitsplatz geschützt wer-
wird ausschließlich der tertiäre Sektor (Jean Die Organisationsformen werden weiterhin den und auch Unfällen oder Verletzungen so
Fourastié) betrachtet und davon lediglich der in einen Zusammenhang mit der Gebäude- weit wie möglich vorgebeugt werden.
Büroarbeitsplatz. Dieser Sektor ist aber der struktur gestellt. Abhängigkeiten zwischen
weitaus größte Wirtschaftsbereich und des- baulichen Parametern (Raster, konstruktives
halb von wesentlicher Bedeutung. Ein guter System) und räumlichen Aufteilungsvarian- Vorschriften
Arbeitsplatz, an dem sich die „white shirts“ ten werden aufgezeigt. Eine für die Planung bedeutende Vorschrift
wohlfühlen, ist motivierend und leistungstei- ist die Arbeitsstättenrichtlinie (ASR).
gernd. Am Büroarbeitsplatz halten sich viele Die Systematik der Gebäudestruktur be- Mit der Liberalisierung im Arbeitsmarkt
Menschen länger auf als in ihrer Wohnung! schränkt sich auf den Normalfall einer ortho- soll unter anderem auch diese Richtlinie
gonalen Organisation. Wer diese einfachen zurückgenommen werden; allerdings mit
Die Arbeitswelt, und insbesondere die Büro- Regeln einmal verstanden hat, kann sie der Konsequenz, dass sich die Architekten
arbeitswelt, verändert sich permanent und weiterentwickeln, in Frage stellen oder die jetzt in einem ungeklärten rechtlichen Raum
rasant. Anforderungen und Konzepte, die Regeln auch brechen. Solche komplexeren bewegen müssen. Anstelle von genauen
noch vor wenigen Jahren das Nonplusultra Anwendungsbeispiele werden detailliert im Zahlenangaben für Mindestflächen- und
waren, werden inzwischen wieder beiseite Aufbauband „Arbeiten“ behandelt. Raummaße sind auslegungsoffene Begriffe
gelegt. Es ist deshalb wichtig, ein Büroge- wie „ausreichend“ getreten. Um eine
bäude so flexibel wie möglich zu planen, um Der einzelne Arbeitsplatz steht im Mittel- vorübergehende Planungssicherheit wieder
auf alle denkbaren Änderungen reagieren punkt des Kapitels. Aus den differenzierten herzustellen, wurde beschlossen, bis Mitte
zu können. Schlagworte wie „first come, Nutzungsanforderungen dieses Grundbau- 2010 – der Frist zur Überarbeitung der Richt-
first serve“ „nonterritorialer Arbeitsplatz“, steins leiten sich weitere Bedingungen ab, linie – die Werte der „alten“ ASR als „Stand
„Business Club“ ergänzen inzwischen die die in den darauffolgenden Abschnitten der Technik“ zu übernehmen. Wesentliche
früheren Organisationsformen vom Zellen- „Schall“, „Luft“ und „Licht“ betrachtet Hinweise auf den aktuellen Stand des
bis zum Großraumbüro. Neben diesen werden. Die sich daraus ergebenden Normenwerks, Rechtsvorschriften sowie
neuen Organisationsideen ist das traditio- Konsequenzen und Möglichkeiten auf die Literaturhinweise zu diesem Thema sind in
nelle Zellenbüro nach wie vor von großer Gestaltung sind im abschließenden Kapitel dem abschließenden Abschnitt „Planungs-
Bedeutung, da es die Voraussetzungen für „Fassaden“ erläutert. regeln/Literatur“ zusammengestellt.
ruhiges, konzentriertes Arbeiten bietet.
Arbeiten
Raumpilot Grundlagen 349
Arbeiten
351 Struktur
353 Typologien
Struktur Einbund
Gebäudetiefe 7 bis 10 m
Grundriss
An Bürogebäude werden in der Regel hohe
Effizienzanforderungen gestellt. Verschie-
dene Aufbaumuster der Grundstruktur
haben sich in der Vergangenheit bewährt
und werden daher häufig verwendet. Mit
der Wahl dieser Grundstrukturen werden
jedoch auch zahlreiche Vorgaben für die
Fassade, Konstruktion und Erschließung
definiert. Der zentrale Parameter für die
innere Raumaufteilung ist die Größe eines Zweibund
Gebäudetiefe 12 bis 14 m
Büroarbeitsplatzes. Von diesem Raummodul
ausgehend, ergeben sich durch Addition
Arbeiten
oder unterschiedliche Kombinationen die
Festlegungen für die größeren Raumzu-
sammenhänge. Um den Einzelarbeitsplatz
ökonomisch organisieren zu können,
müssen die Abhängigkeiten, die sich aus
der Fassadenaufteilung, dem Trennwandras-
ter und der Positionierung der „statischen“
Elemente wie Stützen und Vertikalerschlie-
ßungen ergeben, in einem Zusammenhang
betrachtet werden. Dreibund
Gebäudetiefe 14 bis 20 m
Arbeiten
Raumpilot Grundlagen 353
Arbeiten
Fitness
Kantine
Arbeiten
Pause / Cafeteria
Meeting
Foyer
Arbeitsplätze
PKW / Bus
357 Nutzungsbereiche
358 Raumprogramm
360 Mietflächenberechnung MF-G
Arbeiten
für Arbeitsgruppen – gebraucht. Ergänzend Tabellen kann der Flächenbedarf grob ge-
werden Besprechungsräume, Pausenräume schätzt werden.
und Nebenräume für Büroeinrichtungen wie
Nutzungsbereiche Arbeitsplatz
Lager - -
Raumprogramm
Die übergeordneten Funktionsbereiche
des Programms setzen sich jeweils aus
Meeting
Bürotechnik
unterschiedlichen Einzelnutzungsbereichen
Kopierer
zusammen. Zum Bereich „Arbeiten“ gehö-
ren beispielsweise nicht nur Büro- und
Lager Besprechungsräume, sondern auch Flächen
Arbeitsplätze für Bürotechnik, die nicht unmittelbar in
Fitnessraum, Büro den Büroräumen untergebracht sind, und
Empfang
Kindertagesstätte Lagerflächen.
Pause, Cafeteria Sanitär Auch der Bereich des Erholens kann weiter
untergliedert werden. Neben Aufenthalts-
Foyer
räumen und einer Cafeteria verfügen viele
Aufenthaltsraum größere Unternehmen zusätzlich über eine
Teeküche eigene Kantine. In kleineren Unternehmen
werden meist Teeküchen genutzt, die teil-
Kantine
weise mit Sitzmöglichkeiten ausgestattet
sind. Seit einigen Jahren werden zuneh-
mend auch Fitnessräume und zusätzliche
Serviceangebote, wie beispielsweise
betriebsinterne Kindertagesstätten, in Büro-
gebäude integriert.
Raumprogramm „Arbeiten“. Die Nutzungsbereiche können jeweils weiter untergliedert werden.
Besondere Bedeutung hat die Gestaltung
der unterschiedlichen informellen Kommu-
nikationsräume – wie beispielsweise die
Erschließungsräume –, da sie den wichtigen
zufälligen oder spontanen Informationsaus-
tausch ermöglichen.
Arbeiten
zentraler Bedeutung für die Funktion des Lager/Sonstiges
Gebäudes und sie beeinflussen auch seine Lagerflächen werden für unterschiedliches
Aufenthaltsqualität erheblich. Lagergut gebraucht. Häufig werden Akten-
und Materiallager in unmittelbarer Nähe
Arbeiten zum Arbeitsplatz angeordnet. Sie dienen
Die Organisation des Arbeitsbereichs kann vorrangig zur Aufbewahrung von häufig ge-
in Abhängigkeit von den jeweiligen Arbeits- brauchten Büromaterialien wie Papier, Dru-
abläufen sehr unterschiedlich sein. Je nach ckerpatronen et cetera. Daneben werden in
Organisationsform werden verschiedene vielen Unternehmen auch größere Flächen
Bereiche für Gruppenarbeit, Projektarbeit für Altakten et cetera benötigt, die seltener
und Abstimmungen und/oder Raumange- gebraucht werden. Diese werden in der
bote für ungestörtes individuelles Arbeiten Regel in unbelichteten Bereichen (Ecksitua-
gebraucht. Büroräume sollten in der Regel tionen, Untergeschossen) untergebracht.
möglichst viel Tageslicht erhalten.
Erholen: Kantine/Cafeteria
Pausenräume und Kantinen sind nicht nur
Raumbereiche für die Nahrungsaufnahme,
sondern auch für die Begegnung und die
Erholung. Kreative Gedanken entstehen
Mietfläche MF-G:
BGF abzüglich MF-0, zuzüglich VF mit indivi- Galerie Te eküche
48,00 m⇢ 15,80 m⇢
dueller Mieteranforderung, zuzüglich TF mit
individueller Mieteranforderung
Luftraum Halle
Arbeiten
Raumpilot Grundlagen 361
Ankommen
Arbeiten
Arbeiten
Anlieferung
Feuerwehr
Personalparken
Besucherparken
Personal
Gebäude
Individualverkehr
Grundstück
ÖPNV
Umgebung
Erschließungsarten
Raumbedarf bei
verminderter
Geschwindigkeit
≤ 50 km/h
475 550 625
Arbeiten
che. werden, wenn sie bequem zu Fuß erreich-
bar sind. Die Ablösung von Stellplätzen
Für Gebäude mit erheblichem Besucher- durch Zahlung von Beiträgen zur Mitfinan-
verkehr (Beratungsräume, Arztpraxen oder zierung öffentlicher Parkmöglichkeiten ist
ähnliches) werden folgende Richtwerte dann denkbar, wenn nicht genug eigene
genannt: Stellplätze geschaffen werden können.
Ver- und Entsorgung Übergang Außen/Innen Wenn Ein- und Ausgänge Bestandteile von
Für Anlieferungs- und Besucherverkehr Rettungswegen im Gebäude sind, werden
sollte bei großen Bürogebäuden mög- Erschließungspunkt besondere Anforderungen an ihren Brand-
lichst eine getrennte Einfahrt zum Grund- Der Erschließungspunkt bezeichnet den schutz und ihre Verkehrssicherheit gestellt.
stück vorhanden sein. Es ist sinnvoll, die Wechselpunkt von der äußeren zur inneren Verkleidungen, Dämmstoffe und Einbauten
unterschiedlichen Anlieferungspunkte bei Erschließung. Angestrebt wird die Konti- aus brennbaren Stoffen sind dann im
größeren Bürogebäuden in Anlieferungshö- nuität des Verkehrsablaufs. Er kann eine Bereich von Ein- und Ausgängen unzulässig.
fen zusammenzufassen. Eingangstür, ein Garagentor oder eine Die baulichen Bestandteile von Ein- und
Verladerampe sein. Ausgängen müssen der Feuerwiderstands-
Ladehof qualität von notwendigen Türen entsprechen
Der Ladehof dient dem Ver- und Entsor- Ein- und Ausgänge (DIN 4102-5).
gungsverkehr. Spezielle Rangierflächen Sie müssen für den größten zu erwartenden
für das Be- und Entladen der Fahrzeuge Verkehr ausreichen und die erforderlichen Stufenfolgen von weniger als drei Stufen
sind meist erforderlich. Folgende Bereiche Rettungswege gewährleisten. Die Breite sind in der Regel in Rettungswegen nicht
sollten möglichst in der Nähe liegen: sollte entsprechend der Tabelle rechts zulässig und sollten auch ansonsten auf
bemessen werden, soweit keine Sonder- Grund der Stolpergefahr vermieden werden.
Müllräume vorschriften bestehen. Die Ermittlung der
Einschließlich der Flächen für Zerkleinern Personenzahl ergibt sich aus der Betriebs-
und Pressen: circa 90 bis 250 m², als art. Verkehrsspitzen, zum Beispiel bei Breiten für den Gehverkehr
Richtwert kann 0,2 m² je Büroarbeitsplatz Schichtwechsel, sind zu beachten (ASR Anzahl der Personen Breite mindestens
angenommen werden. 10/1, Abschnitt 2.4.2). (* Baurichtmaß)
bis 5 0,875 m*
Warenannahme Bürogebäude gehören nach LBO BW,
bis 20 1,00 m*
Zentrale Verteilungsstelle für ein- und abge- § 39 zu den baulichen Anlagen, die so
bis 100 1,25 m
hende Waren. Fläche: 40 bis 100 m², damit herzustellen sind, dass sie von behinderten
0,1 m² je Büroarbeitsplatz. Menschen zweckentsprechend und ohne bis 250 1,75 m
fremde Hilfe genutzt werden können (bar- bis 400 2,25 m
Poststelle rierefreie Anlagen). Für die Planung ist die
notwendige Flure 1,25 m
Übernimmt die Verteilung aller ein- und aus- DIN 18024 beziehungsweise die DIN 18040
gehenden Sendungen und Waren. Flächen- heranzuziehen.
bedarf: 0,2 bis 0,5 m² je Arbeitsplatz.
Lagerräume
(Hausdienste, Abstellräume, Küchenlager-
räume, Papierlager für EDV)
Ankommen innen
Eingangsbereich
Der Flächenbedarf für den Eingangsbereich
ist abhängig von der Unternehmensgröße, Bürobereiche
dem Besucherverkehr und dem Repräsenta- Konferenz, Schulung
tionsanspruch des Unternehmens. Innere Erschließung
Cafeteria, Restaurant
Als grober Richtwert kann für die Dimen-
sionierung des Eingangsbereichs circa 0,2
bis 0,6 m² je Büroarbeitsplatz angenommen Eingangszone
Ausstellung
werden. WC
Arbeiten
– Foyer, Empfangshalle/-bereich Eingang
Eingangsbereich
Windfang
Innen
beheizter Aufenthaltsraum
Ein dem Ein- und Ausgang vorgelagerter
Windfang dient als Wärmepuffer. Er ist er-
forderlich, wenn beheizte Aufenthaltsräume
direkt angrenzen, aber nur dann zwingend,
Wärmepuffer
wenn ständige Arbeitsplätze im Eingangsbe-
so groß, dass die innere Tür reich vorhanden sind (DIN 4108, Baulicher
geschlossen werden kann,
Wärmeschutz im Hochbau). Ein Windfang
bevor die äußere geöffnet wird,
Windfang
muss mindestens so groß sein, dass die
≥ 200
und umgekehrt
innere Tür geschlossen werden kann, bevor
Lauflänge auf Schmutzfangmatte
min. 2m
die äußere geöffnet wird – und umgekehrt.
Wenn die Türen des Windfangs im Zuge
von Rettungswegen liegen, müssen diese
Schmutzfangmatte nach außen aufschlagen und dürfen die für
Rettungswege vorgeschriebenen Breiten
Klingel / Ruftaste / Sprechanlage nicht einschränken.
Hausnummer/ Name/ Information Außen
Briefkasten
Beleuchtung / Lichtschalter Briefkasten
Feuerwehrschlüsseldepot Anforderungen nach DIN EN 13724:
Außenliegender Schmutzfang – Einwurföffnungen (Außenbereich, Innen-
bereich, Durchwurf, Tür-/ Seitenwand)
Windfang – zwei verschiedene Einwurfgrößen (32,5
Beleuchtung / Lichtschalter und 40 cm bei Quereinwurf sowie 23 und
28 cm bei Längseinwurf, Einwurfhöhe 3,0
bis 3,5 cm).
2
Feuerwehrschlüsseldepot
22,9
4 3
1 mit dem die Feuerwehr im Brandfall Zugang
Position Briefkasten zum Gebäude erhält. Die Einbaurichtlinien
1 Außenbereich 32,4 der VdS Schadenverhütung (Vertrauen durch
2 Innenbereich
3 Durchwurf Sicherheit) sind zu beachten.
4 Tür-/ Seitenwand Höhe Einwurföffnung Quer- und Längseinwurf
Türen
Türen in Rettungswegen müssen in Flucht-
DIN links
richtung aufschlagen und im Notfall durch DIN links, DIN rechts
einfaches Aufstoßen geöffnet werden Laut DIN 107 „Bezeichnungen mit links
können. Bei umfangreichem Personenver- und rechts im Bauwesen“ unterscheidet
kehr sind Türen mit sogenannten Panikver- man bei Drehflügeltüren zwischen Links-
schlüssen nach EN 1125 gefordert. Unter und Rechtsflügeln. Ein Linksflügel ist als
Panikverschlüssen versteht man einen ein Flügel definiert, dessen Drehachse bei
speziellen Türbeschlag aus Schloss, Zylinder Blickrichtung auf seiner Öffnungsfläche
und Griff, der es im Fluchtfall ermöglicht, links liegt.
eine abgeschlossene Tür in Fluchtrichtung
DIN rechts
öffnen zu können.
Arbeiten
bei denen der Fluchtweg sichergestellt
wurde, indem die Schiebetürflügel mit Drehflügeltür mit Links- beziehungsweise Rechtsflügel
einem zusätzlichen Drehbeschlag aus-
Türen-Checkliste
geführt wurden. Dieser ermöglichte eine
Notöffnung der Schiebetür durch Druck auf Barrierefreier Zugang, Bedienungsschalter
Türarten
Arbeiten
Karusselltüren, allgemein
– aus gerundeten Seitenwänden und zen-
traler Achse, an der die Türflügel befestigt
sind
– Tür wird in Kammersegmente unterteilt
– Rotation der Flügel gegen den Uhrzeiger-
sinn
– kein direkter Luftaustausch
– keine Zugerscheinungen
– Schöpfwirkung der Türflügel kann zu
Luftaustausch und Energieverlust führen
Zutrittskontrolle
Bürogebäude sind häufig hohen Sicherheits-
Büros
anforderungen unterworfen. Die Kontrolle
aller in das Gebäude eintretenden Personen
kann daher notwendig sein. Die meisten
Büros hierfür eingesetzten Kontrollsysteme stehen
in unmittelbarem Zusammenhang mit dem
Erschließungssystem.
Foyer Umsteigen
Zutrittskontrolle Durch spezielle Identifizierungssysteme
Besucher
können beispielsweise die Zugänge gesi-
chert werden. Eine Zutrittskontrolle kann in
Tiefgarage Abhängigkeit des Sicherheitsbedürfnisses
Besucher
rein visuell, zum Beispiel durch einen Pfört-
Bedienstete
ner (personelle Zutrittskontrolle) oder durch
eine automatische Zutrittskontrollanlage
Visuelle Zutrittskontrolle durch Empfangspersonal im Foyer erfolgen.
Empfang
Größere Unternehmen mit viel Publikums-
verkehr benötigen meist eine Rezeption.
85
Diese sollte möglichst in einem Foyer im
Bereich des Haupteingangs angeordnet
werden. Von dieser Schnittstelle aus können
60 - 100
sowohl die Zugänge zu den Stellplätzen
und zum Gebäude überwacht wie auch die
Besucher empfangen, angemeldet und wei-
tergeleitet werden. Für wartende Besucher
60 - 100
können in diesem Bereich eventuell auch
Sitzgelegenheiten erforderlich sein.
38 - 44
40 - 48
Arbeiten
85
40 75 - 125 120 - 160
65 - 72
Wartebereich
Warteflächen und Warteräume sind meist
nur bei starkem Publikumsverkehr not-
≥ 50 wendig. Sie können – als Treffpunkte mit
Ausblick ins Freie oder mit Einblick in
mehrgeschossige Verkehrsinnenhallen – zur
Bereicherung des räumlichen Angebots und
120 - 160
40 - 48
ca. 75
28
100
65 - 72
ca. 85
42 - 53
40
65 - 72
110
32 - 40
Besucherstühle
Angaben zu Besucherstühlen finden sich in
der EN 13761. Die Sitzhöhe dieser Stühle
sollte zwischen 40 und 50 cm liegen.
Verstellbare Sitzhöhen müssen im Bereich
zwischen 42 und 48 cm möglich sein. Die
Sitztiefe sollte mindestens 38 cm und
höchstens 47 cm betragen. Die Sitzfläche
sollte mindestens 40 cm breit sein. Die
≥ 46
≥ 40
Garderobe
Zur Unterbringung der Kleiderablage gibt es
verschiedene Möglichkeiten:
Arbeiten
– Eine Zentralgarderobe im Eingangsbe-
reich entlastet die Geschossflächen. Bei
Arbeitsbeginn und -ende können aber
möglicherweise Stauungen entstehen.
Verteilerfunktion
Wesentliche Kriterien für Planung und Beur-
teilung von Erschließungswegen sind:
Arbeiten
Raumpilot Grundlagen 377
Organisation
Arbeiten
379 Arbeitsplatz
380 Bürotypen
382 Zelle
383 Kombi
384 Gruppe
385 Business Club
386 Großraum
80
80
die Maße von Stell- und Bewegungsflächen,
180
Funktionsflächen, Stauraumflächen sowie
220
100
100
Zugangsbreiten et cetera definieren den
Flächenbedarf und die Abmessungen des
40
Arbeitsplatzes. Auf Basis dieser Mindestflä-
chen können die Breite des Raums und das
entsprechende Raumachsmaß festgelegt Anforderungen Einzel-Arbeitsplatz DIN 4543-1 Anforderungen Einzel-Arbeitsplatz DIN 4543-1
Schreibtischmaße/Bewegungsfläche Schreibtischmaß/Bewegungsfläche mit Schrank
werden. Die spezifischen Arbeitsabläufe
und Aufgabenstellungen definieren den 360
Grundtypus des Arbeitsplatzes. 450 20 160 180
20 160 270
Die Mindestgröße eines Schreibtischs
Arbeiten
80
beträgt 160 x 80 cm, als Nutzfläche vor
80
220
180
100
benötigt, ein Sideboard wird mit 40 cm
100
40
eine Nettofläche von etwa 4 m². Für die
Festlegung von Raster und Gebäudetiefe
ist daneben auch die Breite und Tiefe eines Minimale Anforderung Arbeitsplatzmodul 8 m² Minimale Anforderung Arbeitsplatzmodul 8 m²
Raumbreite/Raumtiefe 180 cm/450 cm Raumbreite/Raumtiefe 220 cm/350 cm
Doppelarbeitsplatzes mit der Mindestgröße
von 8 m² wichtig. Aus den geforderten Mö-
blierungsmaßen ergibt sich eine Raumbreite 360
360
von 220 cm. Aus diesen Maßen leiten 20 160 180
sich effiziente Ausbau- beziehungsweise
Fassadenrastermaße zwischen 120 cm und
120
80
150 cm ab.
240
220
100
120
40
Bürotypen
Die Planung von Büroarbeitsräumen erfor- • Flexible Strukturen lassen sowohl klein-
≥ 3,0 dert eine Analyse der spezifischen Arbeits- räumige als auch großräumige Strukturen
abläufe und Nutzungsanforderungen. zu und ermöglichen eine flexible und
> 100 m² reversible Unterteilung der Geschossflä-
1. Prinzipiell können kleinräumige, großräu- chen. Solche Strukturen sind besonders
mige und flexible Strukturen unterschie- geeignet, wenn die spätere Nutzung eines
den werden. Objekts bei Planung noch nicht bekannt
≥ 2,75
ist und/oder langfristige Nutzungswandel
50 - 100 m² 2. Bürotypen werden nach der unterschiedli- ermöglicht werden sollen.
chen Raumorganisation unterschieden.
Für die Nutzungsflexibilität werden circa
≥ 2,50
• Zellenbüro: Einzelbüros ohne Kom munika- 13,50 m Grundrisstiefe als Orientierungs-
< 50 m²
tionszone können als Einbund- oder als wert empfohlen. Bei dieser Grundrisstiefe
Mindest-Raumhöhe in Abhängigkeit zur Grundfläche Z w eibundanlagen organisiert w erden. ist sowohl eine zweibündige wie auch eine
(Orientierungswerte entsprechend früheren Arbeitsstätten-
Wird eine mittige Kom munikationszone dreibündige Anordnung von Zellenbüros
Verordnungen)
ergänzt, so entsteht eine Dreibundanlage. möglich.
• Kombibüro: Kombibüros besitzen eine Bei der Planung der Gebäudetiefe sind auch
offene, variable Kom munikationszone für die Grenzwerte für natürliche Belichtung
Austausch und Teamarbeit und zusätzlich und Belüftung relevant. Bei einer Raumhöhe
kleine Arbeitszellen am Rand, die Rück- von 3 m ist eine natürliche Belichtung und
zugsmöglichkeit für konzentriertes Belüftung bis zu einer Raumtiefe von circa
individuelles Arbeiten bieten. 7,50 m entlang der Fassade möglich.
≥ 2000 m² ≥ 3,25 m
Entwurfsprinzip Bürotyp/Erschließungssystem
Arbeiten
Bürotyp Zelle Zelle Kombi Gruppe reversibel
Raumtiefe 3,50 bis 5,50 m 3,50 bis 5,50 m 3,50 bis 4,50 m 5 bis 15 m 3,50 bis 7,50 m
Einzelarbeitsplatz, zwei Achsen 2,40 bis 3 m 2,40 bis 3 m 2,30 bis 3 m - 2,30 bis 3 m
Doppelarbeitsplatz, drei Achsen 3,60 bis 4,50 m 3,60 bis 4,50 m 3,60 bis 4,50 m - 3,50 bis 4,50 m
Zelle erfolgen als in Großraumstrukturen mit Der Typus funktioniert als Ein-, Zwei- oder
Das Zellenbüro – die „klassische“ Büroform wechselnder Platzbelegung. Dreibund, wobei eine größere Gebäudetiefe
– ermöglicht individuelles und konzentrier- unter Umständen schmale, dunkle Erschlie-
tes Arbeiten. Das Zellenbüro bietet dem Charakteristisch für Zellenbürostrukturen ßungsflure zur Folge hat, die nur über die
Nutzer einen ihm persönlich zugeordneten ist die Aneinanderreihung von Einzel- und Stirnseiten Licht erhalten. Fassadenraster
Arbeitsbereich, über dessen Ablage, Raum- Mehrpersonenbüros entlang der Fassade. und Raumtiefe bestimmen die genauen
klima, Ausstattung et cetera er individuell Die innere Erschließung erfolgt meist über Abmessungen des Zellenbüros. Die Stan-
bestimmen kann. Dadurch kann eine einen gemeinsamen, oft nur künstlich dardgröße liegt zwischen 10 und 14 m².
stärkere Identifikation mit dem Arbeitsplatz beleuchteten Flur. Das Fassadenraster bestimmt die An-
schlussmöglichkeiten der Trennwände und
fixiert damit ihre möglichen Positionen. Die
Erschließung erfolgt meist über einen als
Rettungsweg ausgebildeten Flur (notwen-
1320
diger Flur, siehe Kapitel „Rettung“, Seite 99-
450 420 450
108). Zu unterscheiden sind Standardzellen
mit nicht verschiebbaren und Komfortzellen
135
mit verschiebbaren Bürotrennwänden.
405
Die Standardbelegung geht von einem
gleichwertigen Mischverhältnis von Einzel-
räumen (1 Mitarbeiter) zu Mehrpersonen-
räumen (2 bis 5 Mitarbeiter) aus.
270
Zelle
Vorteile Nachteile
individuelle Regulierung
Grundrissbeispiel für die
von Beleuchtung, Sonnen-
Büroorganisationsform
schutz und Raumklima
des Zellenbüros
Kombi Die ungestörte, konzentrierte Einzelarbeit Um ausreichend Platz für die Funktionen
Das Kombibüro soll die Vorteile von Zellen- findet in den individuellen Zellen statt, die in der Mittelzone zu gewährleisten, wird
büros und Großraumbüros kombinieren. Bei aufgrund reduzierter Raumtiefe deutlich eine Gebäudetiefe von mindestens 13,50 m
Bedarf kann sowohl konzentriertes indivi- kleiner sind als übliche Zellenbüros. Die empfohlen. Die Mittelzone muss bezüg-
duelles Arbeiten wie auch Kommunikation Auslagerung von Funktionsbereichen in die lich Belichtung und Belüftung kontrolliert
mit anderen oder Gruppenarbeit ermöglicht Mittelzone erlaubt diese Platzersparnis. unterstützt werden. Die Wirtschaftlichkeit
werden. Strukturell ist das Kombibüro Der Anteil der natürlichen Belichtung und ist durch hohe Standardisierung der Arbeits-
ein Dreibund: Entlang der Fassade reihen Belüftung liegt beim Einzelarbeitsplatz bei plätze und eine effiziente Flächenbelegung
sich Standardarbeitsplätze in Raumzellen, 80 bis 90 Prozent. begründet.
der Mittelbund wird durch einen offenen
Gemeinschaftsbereich ersetzt. Diese
Raumstruktur soll einen schnellen Wechsel
zwischen konzentriertem Arbeiten und Kom-
munikation ermöglichen.
360 110 400 110 360
Arbeiten
270
Kombi
Vorteile Nachteile
700 650
Gruppe
Vorteile Nachteile
Business Club Die Erschließungsfläche wird komplett als Die Anforderungen an die technische
Der Business Club ist eine Weiterentwick- Nutzfläche angerechnet und erfordert we- Ausstattung und Flexibilität der einzelnen
lung des Kombibüros. Die Grundstruktur ist gen der Fläche, die häufig über 100 m2 liegt, Arbeitsplätze und der „Sonderzone“ sind
nahezu die gleiche, das Raumangebot ist eine lichte Raumhöhe von mindestens 3 m. hoch, entsprechende Investitionskosten
jedoch vielfältiger: weniger Standardarbeits- Das Fassadenraster ist auf die Belegungs- beeinflussen die Wirtschaftlichkeit der
plätze, vermehrt Gruppen- und Steharbeits- struktur und Flexibilität der Zellen abzustim- Gebäude. Je nach Gebäudetiefe ist der
plätze, Besprechungsräume, Lounges, men. Der Verzicht auf feste Einzelarbeits- Anteil natürlich belichteter und belüfteter
Begegnungszonen und Lesebereiche. plätze und auf individuelle Ablageflächen Arbeitsplätze unterschiedlich, für die Son-
erlaubt oft eine gewisse „Überbelegung“. derzone muss meist unterstützende Technik
Der Business Club wird teilweise als eine eingesetzt werden.
non-territoriale Büroorganisation realisiert.
Mitarbeiter besitzen keinen festen persön-
lichen Arbeitsplatz mehr, sondern belegen
projektbezogen temporäre Arbeitsplätze.
360 150 840
Dies erlaubt eine Minimierung der Einzel-
Arbeiten
arbeitsplatzfläche auf 8 m² zugunsten der
„Sonderzone“.
405
540
Business Club
Vorteile Nachteile
Großraum erforderliche hohe technische Ausstattung angesetzt. Das Fassadenraster spielt eine
Charakteristisch für das Großraumbüro ist entstehen. Vor allem bieten aber die gegen- untergeordnete Rolle, da die Raumauftei-
ein großer, weitgehend stützenfreier Raum, seitigen Störungen durch fehlende Abschir- lung über mobile Stellwände oder Raum-in-
der flexibel einteilbar ist. Einzige feste Teile mung des einzelnen Arbeitsplatzes und die Raum-Systeme erfolgt.
sind die Treppenkerne mit Aufzug, von de- geringeren Möglichkeiten zur „Aneignung“
nen aus die Nutzfläche flurlos erschlossen des persönlichen Arbeitsplatzes immer Wenn sehr viele Mitarbeiter auf einer
wird, wie auch die Teeküchen, Toiletten und wieder Anlass zur Kritik. Eine individuelle Ebene untergebracht werden, zwingt die
Garderoben. Vorteile des Großraumbüros Steuerung des Raumklimas ist darüber erforderliche Versorgung mit Licht und Luft
sind der minimierte Platzbedarf für den hinaus kaum möglich. bei großen Raumtiefen zu einer erhöhten
Einzelarbeitsplatz und die Multifunktionalität technischen Ausstattung.
der Fläche, die problemlos Umorganisa- Der durchschnittliche Arbeitsplatzbedarf
tionen erlaubt. Nachteile können durch die pro Mitarbeiter wird mit circa 12 bis 15 m² Die hohe Belegungsdichte erlaubt eine
optimierte Fläche pro Mitarbeiter von unter
21 m². Die Wirtschaftlichkeit des Groß-
1350 raumbüros ist angesichts der gestiegenen
Anforderungen an den Brandschutz und der
erhöhten Betriebskosten für die Flexibilität
kritisch zu bewerten.
Großraum
Vorteile Nachteile
Arbeiten
Raumpilot Grundlagen 387
Arbeiten
389 Raster
390 Rastergrundmaß
391 Rastermaße
391 Modulordnung
392 Ausbau- und Konstruktionsraster
392 Stützenstellung
392 Tiefgarage
393 Flächenmodule
394 Rastermaß 1,20 m
396 Rastermaß 1,35 m
398 Rastermaß 1,50 m
Arbeiten
der tragenden Teile (meist Stützen). Das den von gleich großer Bedeutung sein.
Ausbauraster gibt die Grundmaße für die
Ausbauelemente wie leichte Innenwände, Bei Gebäuden mit Tiefgaragen muss das
Unterdecken und demontable Fußböden Konstruktionsraster (Stützenstellung) der
(beispielsweise Doppelböden) und die oberen Bürogeschosse in Zusammenhang
Position der Fassade vor. Die kleinste mit der Organisation und Stellplatzanord-
Rastereinheit bildet normalerweise das nung der Tiefgarage entwickelt werden,
Fassadenraster. um eine wirtschaftliche Ausführung zu
ermöglichen. Auch bei der Positionierung
Konstruktions- und Ausbauraster können des vertikalen Erschließungskerns muss
entweder getrennt oder deckungsgleich die Organisation der Tiefgarage mitbe-
ausgeführt werden. Ausbau- und Fassa- rücksichtigt werden, falls im Erdgeschoss
denraster dagegen sollten sich möglichst keine Sicherheitskontrolle mit Wechsel der
überlagern, um Trennwandanschlüsse an Vertikalerschließung geplant ist.
der Fassade zu ermöglichen.
Rastergrundmaß
Bei der Entscheidung für ein Rastergrund-
maß in der Planung eines Bürogebäudes
sollten folgende Aspekte und Parameter
berücksichtigt werden:
1. Gebäudestruktur
2. Organisationsform
Die Organisationsform ist abhängig von
den spezifischen Arbeitsabläufen im
Unternehmen.
3. Modul Standardbüro
Das Standardbüro bildet den kleinsten
Flächenbaustein, auf dem die Unter-
teilung der größeren Raumzusammen-
hänge aufbaut. Größe und Standard
werden durch die Arbeitsstruktur und die
spezifischen Anforderungen des Unter-
nehmens festgelegt.
4. Standardraumgeometrie
Die Stell- und Bewegungsflächen
der Möblierung und die Arbeitsabläufe
bestimmen die Geometrie eines
Raums. Die minimale Breite beträgt
2,20 m und die minimale Tiefe 3,40 m.
5. Anzahl Arbeitsplätze pro Büro
6. Anzahl Standardräume pro Geschoss
7. Maximale Raumgröße
8. Geforderte lichte Raumhöhe
9. Organisation der Tiefgarage
Isometrie eines Bürogebäudes mit Darstellung des Konstruktionsrasters (Stützenstellung), des Ausbaurasters und des
Fassadenrasters.
Die Fläche eines Arbeitsplatzes, die Büroorganisationsform, das Geschossmodul und die Organisation der Tiefgarage bedin-
gen gemeinsam die Wahl des Rastergrundmaßes, die Lage des Erschließungskerns und die Gebäudetiefe.
Arbeiten
folgende Raster gewählt: die Ausbauelemente mit Hilfe des Ausbau-
rasters koodiniert. Die Koordinationsmaße Tragwerk/ Tiefgarage
110 cm sind in DIN 18 000 festgelegt. In der Praxis Achsmaß [m] Fahrbahnbreite Stellplatzbreite
Aufstellung senkrecht/schräg senkrecht/schräg
Kleines Achsmaß, das kleinräumige Anpas- übliche Raster sind:
sung ermöglicht. In der Anwendung gilt es 9 M (90 cm), 12 M (120 cm), 18 M (180 cm). 9,00 x 9,00 8,00 m / 3,70 m 3,00 m / 2,50 m
jedoch als teurer, da durch die Kleinteiligkeit Alle drei bauen auf der Modulvorzugsreihe 10,80 x 10,80 6,30 m / 5,00 m 2,70 m / 2,40 m
relativ mehr Bauteile benötigt werden als 3 M der DIN 18 000 auf.
7,20 x 10,80 6,20 m / 5,60 m 2,40 m / 2,50 m
bei größeren Achsabständen.
Das Maß 12 M wird bei Bauten mit vielen 9,00 x 10,80 6,20 m / 6,20 m 3,00 m / 2,60 m
125 cm kleinen Räumen bevorzugt, da es feine 7,20 x 9,00 8,40 m / 5,40 m 2,40 m / 2,40 m
Dieses Achsmaß leitet sich aus dem okta- Unterteilungen ermöglicht. Das Maß 18 M
metrischen Maßsystem des Mauerwerk- gilt als wirtschaftlicher, unter anderem weil
baus ab. Die Anwendung dieses Rasters die Zahl der Elemente (Fassadenteilung)
führt aufgrund seiner Kleinteiligkeit auch zu und damit die Anschlüsse und die Montage-
höheren Kosten. kosten geringer sind.
135 cm
Gut geeignet für alle üblichen Bürotypen,
ermöglicht zudem eine hohe Nutzungsfle-
xibilität auch in kleinräumigen Strukturen.
Stützenstellung
a: Konstruktionsachsen und Ausbauraster
sind identisch:
Bei diesem System müssen eventuell An-
schlüsse der Trennwände an die Stützen
hergestellt werden.
Schnitt
zweifeldig zweifeldig
einfeldig symmetrisch asymmetrisch dreifeldig dreifeldig
Grundriss
Büroebene
120
120
400
120
120
Flächenmodule 8,97 m² Verbindungsgang
120
> 60
120
Der Einzelarbeitsplatz (EA) und der Doppel-
arbeitsplatz (DA) legen als Grundparameter
die Flächenaufteilung fest. Die aus dem Arbeitsplatzmodul Raster 1,20 m Einzel-/Doppelarbeitsplatz
Faktor des Rastermaßes ableitbare Raum-
breite und die Raumtiefe bestimmen das
Flächenmodul des Standardarbeitsplatzes.
135
Rastermaße zwischen 1,20 m und 1,50 m
erlauben die Übereinstimmung von Fassa-
135
den- und Ausbauraster. Das Rastermaß 1,20 400
135
135
Arbeiten
gungsfläche und 40 cm für die Schranktiefe
ergeben das Maß 2,20 m, das zuzüglich der 10,14 m²
Verbindungsgang
Trennwandstärke von 10 cm ein minimales
135
> 60
135
Verbindungsgang
> 60
der benötigt, wodurch sich funktional nicht
notwendige unwirtschaftliche Raumabmes-
sungen ergeben. Arbeitsplatzmodul Raster 1,50 m Einzel-/Doppelarbeitsplatz
Rastergrundmaß 1,20 m
obwohl es ein kleines Rastermaß darstellt.
Arbeitsplatzmodul EA 2,40 m, DA 4,80 m
Achsmaß 1,20 m/Konstruktionsraster Rasterführung horizontal und vertikal Bei dem Arbeitsplatzmodul von 2,40 m
Breite kann bei deckungsgleichem Ausbau-
und Konstruktionsraster in der Tiefgarage
ein Stellplatz mit der Breite von 2,40 m und
eine Fahrgasse mit der Breite von 6,80 m
angeordnet werden.
480 7 20 480
120
120
120
Großräumige Gruppen-/
Großraumstruktur
Arbeiten
Kleinräumige Zellen/
Kombibürostruktur mit
Mittelzone, Erschlie-
ßungskern peripher
300
135
135
135
Großräumige Gruppen-/
Großraumstruktur
Arbeiten
Kleinräumige Zellen/
Kombibürostruktur mit
Mittelzone
1650
Rastermaß 1,50 m
Rastermaß 1,50 m
450 7 50 450 Auf der Basis des Flächenmoduls für einen
reversible Struktur/
Tiefgarage Doppelarbeitsplatz erlaubt das Raster-
maß 1,50 m vielfältige Unterteilungen der
Gebäudetiefe 16,50 m
Bürogeschosse und zusätzlich auch eine
Rastergrundmaß 1,50 m
wirtschaftliche Anordnung der Stellplätze in
900
300
150
150
150
Großräumige Gruppen/
Großraumstruktur
Arbeiten
Kleinräumige Zellen/
Kombibürostruktur
Mittelzone
Arbeiten
Raumpilot Grundlagen 401
Flexibilität
Arbeiten
403 Flexibilität
404 Rastermaß 1,20 m
405 Rastermaß 1,35 m
406 Rastermaß 1,50 m
Arbeiten
In den folgenden Beispielen sind die – breites Achsmaß
möglichen Aufteilungsvarianten bei unter- – seltenere Anwendung
Kombibüro
schiedlichen Achsrastern dargestellt. Dabei – gut geeignet für Doppelarbeitsplätze
werden die Flexibilitätspotenziale bei drei (Zelle)
Organisationsformen mit zwei verschie- Verhältnis von Raum/Erschließung
blau: Nutzfläche (Haupt-/Nebennutzfläche)
denen Gebäudetiefen aufgezeigt: Das optimale Achsmaß ist von der jeweils weiß: Erschließung
vorrangig gewünschten Organisationsform
Gebäudetiefen: 12,50 m und 14 m (Zellen- oder Gruppenarbeitsplatz) und der
Gebäudestruktur (zum Beispiel Tiefgaragen-
anordnung) abhängig.
Hinweis:
Gebäudeabschluss (Stirnseite), Gebäudean-
schlüsse (seitlich) und Drehung der Achsen
um 90° bei winkelförmigen Anschlüssen
(Kammbebauung oder Blockrandbebauung)
beachten!
120
120
120
120
120
120
120
120
120
120
120
120
Großraumbüro
120
120
mit drei- beziehungsweise
vierreihiger Möblierung,
120
120
die Tiefe von 14 m bietet
optimale Platzausnutzung.
120
1250
120
1400
120
120
120
120
120
120
Gruppenbüro
120
120
als Zweibund mit offener
Arbeitsfläche, die nur bei
120
120
14 m Tiefe komfortablen
Platz bietet.
120
120
650 150 450 860 155 385
120
120
120
120
120
120
Zellenbüro
mit Einzel- und Doppelzim-
120
120
mern, die bei 14 m Tiefe
zu tief sind beziehungs-
120
120
weise schlauchartig
wirken.
490 270 490
120
120
540 320 540
120
120
120
120
120
120
Kombibüro
mit Mittelzone, die erst ab
120
120
3,20 m genutzt werden
kann.
360 130 270 130 360 385 155 320 155 385
1250 1400
135
135
135
135
135
135
135
135
Großraumbüro
135
135
mit drei- beziehungsweise
vierreihiger Möblierung,
135
135
die Tiefe von 14 m bietet
optimale Platzausnutzung.
1250
135
135
1400
135
135
135
135
135
135
Gruppenbüro
135
135
als Zweibund mit offener
Arbeitsfläche, die nur bei
135
135
14 m Tiefe komfortablen
Platz bietet.
650 150 450 860 155 385
135
135
Arbeiten
135
135
135
135
135
135
Zellenbüro
mit Einzel- und Doppelzim-
135
135
mern, die bei 14 m Tiefe
zu tief sind beziehungs-
135
135
weise schlauchartig
wirken.
490 270 490
135
135
540 320 540
135
135
135
135
135
135
Kombibüro
mit Mittelzone, die erst ab
135
135
3,20 m genutzt werden
kann.
360 130 270 130 360 385 155 320 155 385
1250 1400
150
150
150
150
150
150
Großraumbüro
150
150
mit drei- beziehungsweise
vierreihiger Möblierung,
150
150
die Tiefe von 14 m bietet
optimale Platzausnutzung.
1400
150
1250
150
150
150
150
150
150
150
150
Gruppenbüro
150
als Zweibund mit offener
Arbeitsfläche, die nur bei
150
150
14 m Tiefe komfortablen
Platz bietet.
650 150 450 860 155 385
150
150
150
150
150
150
Zellenbüro
150
150
mit Einzel- und Doppelzim-
mern, die bei 14 m Tiefe
zu tief sind beziehungs-
150
150
weise schlauchartig
wirken.
515 220 515 540 320 540
150
150
150
150
150
150
150
150
Kombibüro
mit Mittelzone, die erst ab
150
150
3,20 m genutzt werden
kann.
360 130 270 130 360 385 155 320 155 385
1250 1400
Arbeiten
Raumpilot Grundlagen 407
Arbeiten
409 Einleitung
410 Pausenraum
411 Teeküche
412 Toilettenanlagen
415 Putzraum
415 Erste Hilfe
416 Liegeraum
417 Kopierraum
Arbeiten
Angebot an funktionalen und qualitätvoll ge- in größeren Verwaltungsbauten spezielle
stalteten Pausen- und Nebenräumen erhöht Ruheräumen oder Ruhezonen angeboten
die Attraktivität des Arbeitsplatzes. werden.
offene
Arbeitsfläche
Hauptkommunikationspunkte sind tradi-
tionell die Teeküchen, die Pausenräume
und die Kantinen. Damit Essenspausen Prozessarbeit
und sonstige Arbeitspausen jederzeit auch
individuell gestaltbar sind, ist eine Lage der
Teeküchen und Pausenräume in der Nähe
der Arbeitspätze wichtig. Interaktion
Teeküche Lüftung
Teeküchen werden in der Arbeitsstätten- Da auch in einer Teeküche Gerüche und
65
40
Richtlinie nicht gefordert. Falls sie angebo- Dämpfe entstehen, muss eine ausrei-
ten werden, ist ihre Größe und Beschaffen- chende Lüftung vorhanden sein. Wenn eine
heit von der Anzahl und den Anforderungen natürliche Lüftung nicht möglich ist, muss
60
der Nutzer abhängig. Wenn eine Teeküche mechanisch entlüftet werden (siehe DIN
40
215
mit dem Pausenraum kombiniert wird, ist 68905). Um den Brandschutz sicherzustel-
entsprechend ASR § 29 beziehungsweise len, müssen raumlufttechnische Anlagen in
VDI 6000, Blatt 2 mindestens 1 m² Fläche je L90 vorhanden sein.
85-95
Person gefordert.
Abfälle
Die Ausstattung kann differieren. Falls Der im Küchenbereich entstehende Abfall 60 60 90
keine Betriebskantine zur Verfügung steht, unterscheidet sich von den üblichen Ab- 210
muss den Beschäftigten die Möglichkeit fällen im Arbeitszimmer. Eine integrierte
gegeben werden, mitgebrachte Speisen Mülltrennung sollte berücksichtigt werden.
Arbeiten
und Getränke kühl lagern und bei Bedarf
aufwärmen zu können (ASR § 29). Zur
Grundausstattung gehört ein Kühlschrank,
60
eine Spüle mit Abtropffläche, eine Kaffee-
maschine und ein Geschirrspüler. Bei Bedarf
muss auch ein Herd, eine Herdplatte oder
180
eine Mikrowelle integriert werden. Zudem
120
sollte ausreichend Stauraum für Geschirr
und Vorräte vorhanden sein. Die Größe
der Einbaugeräte entspricht weitgehend
den Maßen von Küchenausstattungen im
Wohnungsbau. 60 60 90
210
Toiletten für Frauen und an Toiletten und Uri- den sein, außerdem muss ein Vorbereich
125
nalbecken für Männer sind in den Arbeits- vorgesehen werden. Auf diesen kann nur
stätten-Richtlinien (ASR, § 37 – Gültigkeits- verzichtet werden, wenn es sich um eine
75
dauer beachten!) und in den VDI-Richtlinien einzelne Toilette mit direkt zugeordnetem
6000, Blatt 2 festgelegt. Waschbecken handelt. Urinale für die
20 65 20 Männer sollten mit Sichtschutzwänden
105 versehen sein. Die Toilettenanlage darf von
Mindestmaße Waschtisch außen nicht einsehbar sein, die WC-Kabinen
müssen abgesperrt werden können.
20
60
125
65
40
85 Notwendige Menge an Sanitärelementen pro Anzahl Beschäftigte, Quelle: ASR § 37
Mindestmaße WC-Sitz bei Frauen bis 5 bis 10 bis 20 bis 35 bis 50 bis 65 bis 80 bis 100 bis 120 bis 140 bis 160
Waschtische 1 1 1 1 1 1 2 2 2 2 2
Männer bis 5 bis 10 bis 25 bis 50 bis 75 bis 100 bis 130 bis 160 bis 190 bis 220 bis 250
38
WC-Sitze 1 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
98
Urinale 1 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
60
Waschtische 1 1 1 1 1 1 2 2 2 2 2
20 35 20
75
Mindestmaße Urinal
M. 1:50
Für Toilettenanlagen und Vorräume sind mehr als ein Stockwerk oder durchs Freie Benötigte Quadratmeter für Toiletten (aufgerundet)
bestimmte Mindestabmessungen gefor- führen. Toilettenanlagen sollten möglichst
Türaufschlag innen Männer Frauen
dert (siehe Abbildungen). Zur weiteren in der Nähe zu Pausen- und sonstigen
Ausstattung einer Toilettenanlage gehören Aufenthaltsräumen angeordnet werden. Für Einzelkabinen ohne Waschbecken - 1,3 m²
Kleiderhaken, Toilettenpapier und -halter ausreichende Lüftung und Belichtung ist 2 WC 10,8 m² 8,6 m²
in jeder Kabine. Im Vorraum müssen für je zu sorgen, eine natürliche Lüftung ist nicht 4 WC 17,5 m² 14,0 m²
zwei Waschtische ein Seifenspender und zwingend erfoderlich, aber empfehlenswert
10 WC 38,0 m² 26,0 m²
eine Handtrocknungsvorrichtung zugeordnet (siehe ASR § 37).
werden. Türaufschlag außen Männer Frauen
Arbeiten
10 WC 40,0 m² 30,0 m²
85
42
Urinal, WC-Kabine, Waschtisch, 150 cm Tiefe sind gefordert bei Türanschlag nach innen M 1:50
120
120
ca. 320
ca. 320
85
85
85
85
WC-Kabinen, WC-Kabinen
Türaufschlag nach innen Türaufschlag nach außen
150 115 125 155
268 283
120
120
ca. 320
ca. 320
85
85
WC-Kabinen WC-Kabinen
Türaufschlag nach innen Türaufschlag nach außen
85
85
Putzraum Putzraum
alternativ alternativ
85
85
WC-Kabinen WC-Kabinen
zweibündige Anlage, zweibündige Anlage,
85
85
100
Für Putzwägen werden ausreichend Abstell- net sein.
65
flächen benötigt. Im Wagen sind sämtliche
Reinigungsmittel und -geräte untergebracht. Sanitätsraum
In großen Betrieben sollte auch ein kleiner Bei Betrieben mit über 1000 Beschäftigten
Aufenthaltsbereich für das Reinigungsperso- oder bei Beschäftigungen mit besonderer
nal vorgesehen werden. Unfallgefahr (bei Betrieben ab 100 Beschäf-
Arbeiten
tigten), muss ein Sanitätsraum zur Verfü-
Mülleimer gung stehen. Die genauen Anforderungen 190
In Büroräumen und in Gemeinschaftsräu- sind in den VDI-Richtlinien 6000, Blatt 2, 20 50 20 100
men müssen ausreichend Abfallbehälter 5.1.3 beziehungsweise in der Arbeitsstätten-
vorhanden sein. In Pausenräumen oder Richtlinie ASR unter § 38 festgelegt.
Teeküchen muss mindestens ein Behälter
65
mit Deckel zur Verfügung stehen (ASR § 29),
130
gleiches gilt für die Toilettenräume (ASR §
37).
65
Müllabstellfläche
Der anfallende Müll wird bei Bürogebäuden
meist im Kellergeschoss oder außerhalb Putzraum, Ansicht und Grundriss Mindestmaße,
M 1:50
des Gebäudes in Containern gesammelt
und zwischengelagert. Falls in jeder
Geschossebene Müll gesammelt wird, ist
ein separater Müllraum pro Geschoss oder
eine zusätzliche Stellfläche im Putzraum
notwendig.
Liegeraum Lagerraum
Entsprechend der Arbeitsstätten-Richtlinie Für Papier und andere häufig gebrauchte
(ASR, § 31) muss für schwangere Frauen Büromaterialien ist ein Lagerraum in der
und stillende Mütter eine Liegemöglichkeit Nähe der Arbeitsplätze sinnvoll. Größere
zur Verfügung stehen. Die geforderte Anzahl Vorräte an Büromaterialien und Altakten
ist in nebenstehender Tabelle aufgeführt. werden dagegen meistens in Kellergeschos-
250
Wenn nur eine einzige Liege erforderlich sen gelagert oder sogar ausgelagert.
ist, muss kein separater Liegeraum geplant
werden. Die Liege kann in diesem Fall zum
Beispiel in einem Pausenraum aufgestellt
werden. Es muss aber gewährleistet sein,
dass die Person im Bedarfsfall ungestört ist.
50
45
Kopierraum Ein Tisch zum Ablegen und Lagern von klei- Checkliste Kopierraum
In vielen Büros wird nach wie vor ein nen Papiervorräten ist sinnvoll. Da Papier-
Kopierraum gebraucht. Für seine Größe müll anfällt, sind entsprechende Abfallbehäl- Kopierer (Anzahl und Größ e je nach B edarf)
gibt es keine Vorgaben. Wegen möglicher ter notwenig. Aktenvernichter
Geräuschbelästigungen sollte der Kopier- Ablagefläche
bereich beziehungsweise der Kopiererraum Im Raum muss ausreichend Bewegungsflä- Papiereim er
abgeschirmt liegen. che vorhanden sein. Vor einem Kopiergerät Lagerfläche für kleinere Papierm engen
werden circa 60 bis 70 cm Platz benötigt.
Bei der Unterbringung von Möbeln wie
Schränken und Tischen muss bei der Pla-
29
58
29
beachtet werden.
30 39
Papiereimer 20 l Aktenvernichter
Arbeiten
300
30 100 100
60
55
120
240
65
55
130
110
65
55
65
60
30 100 30 30 160 30
160 220 30 160 30 80
Kopierer, normale Größe Großkopierer, Kopierstation Möblierungsbeispiel für Kopierbereich, zweizeilig M 1:50
Arbeiten
Raumpilot Grundlagen 419
Arbeiten
421 Schallschutz
421 Schallpegel
422 Schalldämmung
Schallschutz Für die Schalldämm-Anforderungen in besitzt als die Raumtrennwände und die
Bürogebäuden sind zwei unterschiedliche weiteren relevanten inneren Bauteilan-
Hinweise zu den wesentlichen Schallschutz- Werte relevant: schlüsse, dann können interne Geräusche
anforderungen an Fassaden in Verwal- – der Geräuschpegel im Innenraumbereich aus den benachbarten Räumen als beson-
tungsbauten finden sich in der DIN 4109 – der Außenlärmpegel. ders störend empfunden werden.
beziehungsweise in der VDI-Richtlinie 2719 Eine gewisse Schalllängsleitung entwickelt
(Schalldämmung von Fenstern und deren sich über die Außenfassade selbst. Dane- Mit verschiedenen Maßnahmen kann
Zusatzeinrichtungen). Entsprechend der ben beeinflussen auch die Anschlüsse der die schalldämmende Wirkung von Fassaden
VDI-Richtlinie 2719 werden Fassaden nach Trennwände und der Decken an die Fassade und von Trennwand- und Deckenanschlüs-
ihren bewerteten Schalldämmmaßen in die die Schallübertragung zwischen Raum- sen erhöht werde. Zu diesen Maßnahmen
Schallschutzklassen 1 bis 6 eingestuft bereichen oder zwischen benachbarten gehört die Ausführung einer zweischaligen
(zwischen Schallschutzklasse 1: Bewertetes Räumen. Wichtig ist bei der Festlegung der Fassadenkonstruktion. Eine Erhöhung des
Schalldämm-Maß R‘w 25-29 dB und Schalldämmmaße eine Abstimmung zwi- Schalengewichts und eine Erhöhung des
Schallschutzklasse 6: Bewertetes Schall- schen Fassadenwerten und den Werten der Schalenabstands können sich weiterhin
dämm-Maß R‘w ≥50 dB). inneren Bauteile. Falls die Fassade gegen positiv auswirken. (Weitere Informationen
Arbeiten
Außenlärm einen höheren Schalldämmwert hierzu siehe Herzog/ Krippner/ Lang, 2004)
Schallpegel dB (A)
30 45 55 70 85
0 20 40 60 80 100 120
Tatsächliche Geräuschpegel verschiedener Szenarien und vorgeschriebene Richtwerte für den Geräuschpegel am Arbeitsplatz
56 bis 60 30
61 bis 65 30
66 bis 70 35
Schalldämmung einer „Einfachfassade“
71 bis 75 40
76 bis 80 45
≥ 80 50
80 dB(A) 65 dB(A)
30-35 dB(A)
Arbeiten
Raumpilot Grundlagen 423
Luft
Arbeiten
Arbeiten
Faustregel für den hygienischen Luftwech- Luftvorwärmung
sel gilt: Um einen Raum über die Fassade Nachtlüftung
ausreichend zu belüften, sind mindestens Bauteilkühlung
4 Prozent der Grundfläche als Lüftungs- Schallschutz: sehr gut
öffnungen erforderlich. Das entspricht bei
üblichen Raumabmessungen (Raumhöhe
zu Raumtiefe 1:2,5) circa 10 Prozent der
Fassadenfläche. Lüftungsklappe
Lüftungselement
Erforderliche Lüftung
Wesentliche Angaben zur erforderlichen Funktion: gesteuerte,
Lüftung von Arbeitsräumen finden sich in individuelle Lüftung
der Arbeitsstätten-Richtlinie 5, in der DIN Nachtlüftung
EN 15251 und in der DIN EN 13779. Die Bauteilkühlung
ASR 5 unterscheidet zwischen den drei Schallschutz: gut
(Arbeits-) Raumgruppen A (vorwiegend sit-
zende Tätigkeiten), B (vorwiegend nicht sit-
Unterschiedliche Anordnungen von
zende Tätigkeiten), C (starke Geruchsbeläs- Lüftungsöffnungen in der Fassade
tigung, schwere körperliche Tätigkeit).
Weiterhin wird zwischen vier unterschied-
lichen Lüftungssystemen unterschieden:
Arbeiten
Raumpilot Grundlagen 427
Arbeiten
429 Tageslicht
430 Tageslichtquotient
431 Tageslichtlenksysteme
433 Sonnen-/Blendschutz
Arbeiten
niedriger als bei Kunstlicht. Zugleich ist es wirkt sich eine Änderung des Tageslicht-
jedoch wichtig, dass der Strahlungseintrag eintrags sehr stark auf die resultierende Eine Erhöhung des Fensterflächenanteils
im Sommer möglichst gering gehalten wird. „Tageslichtautonomie“ und den Strombe- über 65 Prozent bringt keine weiteren
darf aus. Eine Tageslichtautonomie auf der Verbesserungen hinsichtlich dieser beiden
gesamten Hauptnutzfläche in Höhe von Kriterien.
Anforderungen an Flächen der Tageslichtversorgung in Büroräumen nach DIN 5034-1 und ASR 7/1
Tageslichtquotient
3% - tageslichtorientiert 1% - Minimum
Das Tageslichtangebot wird mit dem
20 > 3 Prozent – Tageslicht Tageslichtquotienten D beschrieben. Dieser
ausreichend
entspricht dem Verhältnis der Beleuch-
< 3 Prozent – Kunstlicht-
15 tungsstärke innen zur Beleuchtungsstärke
bedarf
1 Prozent – Grenze für außen, multipliziert mit dem Faktor 100.
10 das absolute Minimum:
zu einem Großteil der
Der Tageslichtquotient bezieht sich in der
Nutzungsstunden wird die Regel auf bedeckten Himmel mit einer
5
Einschaltgrenze von 75 lx Außenbeleuchtungsstärke von 10 000 lx.
erreicht (DIN 5034).
Bei dieser Außenbeleuchtungsstärke muss
0
Erforderlicher Tageslicht- der Tageslichtquotient mindestens 3 Prozent
0,5 1,0 1,4 1,9 2,4 2,9 3,4 3,8 4,3 4,8 5,3 quotient (D) für 300 lx im
betragen, damit eine Belichtung ausschließ-
Arbeitsraum je nach der
Beleuchtung außen: lich mit Tageslicht ausreicht. Bei Arbeits-
Tiefe der Tageslichtbeleuchtung bei einer Außen-Beleuch- 10 000 lx D=3% plätzen in Fensternähe ist das möglich. Bei
tungsstärke von 10 000 lx 5 000 lx D=6%
bedecktem Himmel wird in Mitteleuropa
2 500 lx D = 12 %
außen eine Beleuchtungsstärke von:
– 10 000 lx an 50 Prozent der Tagesstunden
im Jahr überschritten
– 5 000 lx an 75 Prozent der Tagesstunden
im Jahr überschritten
– 2 500 lx an 90 Prozent der Tagesstunden
im Jahr überschritten.
Arbeiten
für Kunstlicht benötigt. Aus diesem Grund Es gibt auch Kombinationen aus Tageslicht-
sollte bei der Planung von Verwaltungs- lenksystemen und Sonnen- beziehungswei-
gebäuden versucht werden, die Haupt- se Blendschutzsystemen. Diese Systeme
nutzflächen ausreichend mit Tageslicht zu leiten einen Teil der Außenstrahlung in den
versorgen. Ein möglichst großer Teil der Innenraum und reduzieren zugleich auch
Nutzflächen sollte „tageslichtorientiert“ unerwünschte Blendungen oder störende Beleuchtung
sein, hierfür wird ein Tageslichtquotient Reflexionen. Im einfachsten Fall kann Heizen und Lüften
D > 3 Prozent empfohlen. hierfür ein Sonnenschutz mit verstellbaren Warmwasser
Lichtlenksysteme Lichtlenkglas
Jalousien: Spiegelprofile:
Jalousien deren Lamellen bereichsweise Speziell geformte Profile lassen
einstellbar sind. flacheinstrahlendes Licht durch,
Können auch innenliegend angebracht während steil einfallende Strahlung
sein. ausgeblendet wird.
Sonnen-/Blendschutz Blendschutzaufgaben
Wenn der Blendschutz nicht durch andere
Funktionen von Sonnenschutzsystemen Systeme im erforderlichen Umfang gewähr-
– Hitzeschutz: leistet werden kann, sind spezielle Blend-
zur Reduzierung der Raumaufheizung und schutzsysteme erforderlich. Blendschutz-
der damit verbundenen Kühllasten. systeme werden meist innen am Fenster
angeordnet. Durch den Blendschutz sollte
– Blendschutz: der Blick nach außen jedoch möglichst
zur Optimierung der Arbeitsplatzbedin- wenig gestört werden. Blendschutzsysteme
gungen insbesondere an Bildschirm- sollten flexibel vor- und zurückziehbar sein,
arbeitsplätzen. da sie die Tageslichtausleuchtung vermin-
dern.
– Lichtlenkung:
zur optimierten Ausleuchtung von Räu- Leuchtdichteverteilung Der innenliegende Sonnenschutz gibt
die absorbierte Strahlung und einen
men, zur Verbesserung der Arbeitsplatzbe- Eine sinnvolle Leuchtdichteverteilung liegt
Arbeiten
Teil der reflektierten Strahlung als
dingungen und Reduzierung der Einschalt- bei 10:3:1 für die Bereiche der Sehaufgabe Wärme an den Innenraum ab.
dauer von Kunstlicht. „unmittelbare Umgebung“ und „fernes
Umfeld“. Die Leuchtdichte wird durch die
– Wärmeschutz: Beleuchtungsstärke und Reflexionsgrade
zur Redzuzierung der Wärmedurchgangs- der Oberflächen bestimmt (DIN EN 12464-
koeffizienten mit dem Ziel der Heizener- 1, Empfohlene Reflexionsgrade). Der direkte
gieeinsparung. Arbeitsbereich sollte mit einer Beleuch-
tungsstärke von 500 lx versorgt sein, die
unmittelbare Umgebung mit 300 lx.
Sonnen-/Blendschutz
Sonnenschutz
Jalousie innen Sonnenschutzglas Vorbau + Blendschutz innen Rollo außen Jalousie außen
Tageslicht Lichtlenkung möglich, Aus- Lichtlenkung möglich, Aus- Ausbildung als Lichtlenksys- Ausblendung direkter Strah- Lichtlenkung möglich, variab-
blendung direkter Strahlung blendung direkter Strahlung tem möglich, Ausblendung lung, Ausblick nur bedingt ler Lamellenwinkel
direkter Strahlung möglich
Blendung Blendschutz winkelabhängig Blendschutz winkelabhängig Blendschutz erforderlich wirkt als Blendschutz Blendung an Lamellen-
unterseite
Einsatz bei Windexposition, bei gerin- Dachverglasung, Oberlicht- nur an Südfassaden sinnvoll im Atrium und bei niedrigen niedrige Gebäude
gem Fensterflächenanteil bereich Anforderungen
Arbeiten
Raumpilot Grundlagen 435
Fassade
Arbeiten
437 Fassade
438 Lochfassade
440 Bandfassade
442 Pfosten-Riegel-Fassade
444 Elementfassade
Fassade
– Konstruktion
– Belichtung
– Belüftung
– Sonnenschutz, Blendschutz
Arbeiten
– Installation
– Schallschutz Bandfassade
– Brandschutz
Pfosten-Riegel-Fassade
Elementfassade
Lochfassade
Konstruktion
– Fassade meist massiv und tragend; Fens-
ter schließen ein „Loch“ in der Fläche
Belichtung
– typischer Fensterflächenanteil von circa
30 Prozent
Ansicht – Tageslichtquotient unterschreitet die in
DIN 5035/1 vorgeschriebene Grenze für
tageslichtbezogene Arbeitsplätze von
3 Prozent/300 lx bereits ab einer Raum-
> 300 lux tiefe von ungefähr 1,50 m
D > 3%
ca. 150
= kein Kunstlichtbedarf
Sonnenschutz
– Installation eines außenliegenden Sonnen-
schutzes in Sturz und Fensterlaibung tech-
Trennwandanschluss nisch einfach und witterungsgeschützt
technisch einfach möglich; geringer solarer Strahlungsein-
funktional begrenzt
trag
Grundriss Belüftung
– die Art der Belüftung ist optional, erfolgt
aber meist aufgrund des höheren Nutz-
komforts und des Einsatzes einzelner
unabhängiger Fensterelemente auf natür-
lichem Weg
Schallschutz
– eingeschränkter Schallschutz, natürliche
3% - tageslichtorientiert Lüftung mindert den Grad der erreichten
1% - Minimum Dämmwirkung
– Verbesserung duch Installation eines
ca. 150
Schnitt Kastenfensters
Arbeiten
+ Bauteilaktivierung
eines Quellluftbodens ist leicht möglich; möglich
Bewertung
Vorteile Technikintegration in Fassadenelement
– technisch einfache Konstruktion
– gute Wärmedämmwerte aufgrund gerin-
gerer Verglasungsanteile erreichbar + hohe Flexibilität bei
Kabelverteilung
– individuelle Steuerung
+ Quelllüftung
– einfache Pflege und Wartung + keine Installationen im
Nachteile Raum
Bandfassade
Konstruktion
– aneinandergereihte Elemente bilden ein
horizontales Fensterband mit Sturz und
einer Brüstung
Belichtung
– typischer Fensterflächenanteil von circa
Ansicht 60 Prozent
– Tageslichtquotient unterschreitet die in
DIN 5035/1 vorgeschriebene Grenze für
tageslichtbezogene Arbeitsplätze von
> 300 lux 3 Prozent/300 lx bei einer Raumtiefe von
D > 3% circa 3 m
= kein Kunstlichtbedarf
– Energieeinsparung gegenüber 30-prozen-
ca. 300
tigen Verglasung durch geringere künst-
liche Beleuchtung von 30 bis 40 Prozent
Trennwandanschluss
technisch schwieriger Sonnenschutz
funktional flexibel
– außenliegend, bei Anordnung in Laibungs-
ebene etwas windgeschützter
Grundriss – wartungsintensiv
– erhöhter solarer Strahlungseintrag
Belüftung
– optional, meist aber natürlich
– hoher Wärmeverlust im Winter und Pro-
bleme bei erhöhten Windgeschwindig-
keiten
3% - tageslichtorientiert Schallschutz
1% - Minimum – abhängig von Öffenbarkeit der Fenster
und Art der Zarge
ca. 300
Schnitt – Verbesserung duch Installation einer Prall-
scheibe
Installationsführung
– Installationsraum in abgehängter Decke Schallschutzverbesserung durch Prallscheibe
erleichtert die Integration mechanischer
Lüftungsanlagen; Elektro- und Datenka-
belverteilung entlang der Brüstung gut + gute Raumakustik
+ einfache Installation von
möglich; Raumakustik über Materialwahl
RLT-Anlagen
der Deckenplatten steuerbar
Arbeiten
+ Bauteilaktivierung
– Installationsraum in aufgeständertem Bo- möglich
Bewertung
Vorteile + hohe Flexibilität bei
Kabelverteilung
– gute Tageslichtausnutzung
+ Quelllüftung
– individuelle Steuerung + freier Brüstungs-, Wand-
– einfache Pflege und Deckenbereich
Pfosten-Riegel-Fassade
Konstruktion
– raumhohe Verglasung
– Konstruktion aus geschweißten, ge-
schraubten oder gesteckten Pfosten- und
Riegelelementen
– statische Anforderungen, selbsttragend
vor den Geschossdecken stehend oder
Ansicht von diesen abgehängt
Belichtung
– Fensterflächenanteil circa 90 Prozent
> 300 lux – Einfluss des verglasten Brüstungsbe-
D > 3%
= kein Kunstlichtbedarf reichs auf Lichteintrag sehr gering; Abfall
der Belichtungsintensität in der Raumtiefe
ca. 325
nahezu analog der nur zu 60 Prozent
verglasten Bandfassade
Trennwandanschluss
technisch schwierig Sonnenschutz
funktional flexibel
– außenliegend schwierig, meist als Kombi-
nation mit Blendschutz innenliegend
Grundriss – hoher solarer Strahlungseintrag und hoher
Kostenanteil
Belüftung
– optional, aber meist natürlich
– hoher Wärmeverlust im Winter
Schallschutz
– aufgrund des hohen Verglasungsanteils
3% - tageslichtorientiert stark abhängig von der Schalldämmquali-
1% - Minimum
tät der Verglasung
– Verbesserung duch Installation einer
ca. 325
Schnitt Doppelfassade
Installationsführung
– Installationsraum in abgehängter Decke Schallschutzverbesserung durch Doppelfassade
erleichtert die Integration mechanischer
Lüftungsanlagen; Elektro- und Daten-
kabelverteilung entlang der verglasten + gute Raumakustik
+ einfache Installation von
Brüstung schwierig; Raumakustik über
RLT-Anlagen
Materialwahl der Deckenplatten steuerbar
Arbeiten
– Installationsraum in aufgeständertem Bo- - verbauter Brüstungs-
bereich
den ermöglicht maximal flexible Verteilung - geringere Flexibilität bei
der Elektro- und Datenkabel; Installation Kabelverteilung
eines Quellluftbodens leicht möglich;
Brüstungs-, Wand- und Deckenbereiche
bleiben frei, hohe Transparenz
Installationsführung in abgehängter Decke
Bewertung
Vorteile
– hohe Transparenz, hohe Flexibilität in der + hohe Flexibilität bei
Kabelverteilung
Raumaufteilung
+ Quelllüftung
– geeignet für alle Organisationsformen + keine Installationen im
Nachteile Raum
Installationsführung in Doppelboden
Elementfassade
Konstruktion
– Werkseitig vorgefertigte, mindestens
geschosshohe Elemente, meist dem
Rohbau vorgehängt
– Brüstung, Deckenkopfbekleidung und
Fensterflächen als offene/opake und zu
öffnende/geschlossene Felder, auch tech-
Ansicht nische Anlagen/Sonnenschutz integrierbar
Belichtung
– Tageslichteintrag und Ausblick sind über
> 300 lux Elementierung/Verglasungsanteil steuer-
D > 3% bar
= kein Kunstlichtbedarf
ca. 250
Sonnenschutz
– Installation eines außenliegenden Sonnen-
Trennwandanschluss schutzes schwierig, Situation ähnlich der
technisch einfach Pfosten-Riegel-Fassade
funktional flexibel
– Integration in Deckenkopfbekleidung
möglich
Grundriss – bei hohen Windgeschwindigkeiten proble-
matisch
Belüftung
– die Art der Belüftung ist optional, oft aber
aufgrund der Integrierbarkeit dezentraler
Lüftungsanlagen und dem Einsatz im
Hochhausbau mechanisch
3% - tageslichtorientiert Schallschutz
1% - Minimum – abhängig von Elementierung und damit
von der Schalldämmqualität der einzelnen
250
Schnitt Bauteile
Installationsführung
– Integralfassade übernimmt dezentral Heiz- + Dezentrales Heizen und
Lüften
und Lüftungsfunktion
+ keine Installationen im
– keine Energieverluste beim Transport von
Arbeiten
Raum
vorkonditionierter Luft
- hohe Installations- und
– den höheren Kosten beim Einbau stehen Wartungskosten
erhebliche Einsparungen beim Gesamt- - geringere Flexibilität bei
energieverbrauch eines Bürogebäudes Kabelverteilung
gegenüber
§
§§
§ § §
§ Raumpilot Grundlagen 447
Arbeiten
Planungsregeln/Literatur
Arbeiten
449 Normen
451 Richtlinien
451 Verordnungen
451 Literatur
Planungsgrundlagen DIN 4108-2 / Juli 2003 / Wärmeschutz und DIN 4108 Beiblatt 1 / April 1982 / Wärme-
Energie-Einsparung in Gebäuden – Teil 2: schutz im Hochbau – Inhaltsverzeichnisse,
Normen Mindestanforderungen an den Wärme- Stichwortverzeichnis
DIN 107 / April 1974 / Bezeichnung mit links schutz
und rechts im Bauwesen DIN 4108 Beiblatt 2 / März 2006 / Wärme-
DIN 4108-3 / Juli 2001 / Wärmeschutz und schutz und Energie-Einsparung in Gebäuden
DIN 277-1 / Februar 2005 / Grundflächen Energie-Einsparung in Gebäuden – Teil 3: – Wärmebrücken – Planungs- und Ausfüh-
und Rauminhalte von Bauwerken im Hoch- Klimabedingter Feuchteschutz, Anforde- rungsbeispiele
bau – Teil 1: Begriffe, Ermittlungsgrundlagen rungen, Berechnungsverfahren und Hinwei-
se für Planung und Ausführung DIN 4108-Berichtung 1 / April 2002 / Berich-
DIN 277-2 / Februar 2005 / Grundflächen tigungen zu DIN 4108-3:2001-07
und Rauminhalte von Bauwerken im DIN V 4108-4 / Juni 2007 / Wärmeschutz
Hochbau – Teil 2: Gliederung der Netto- und Energie-Einsparung in Gebäuden – DIN 4109 / November 1989 / Schallschutz
Grundfläche (Nutzflächen, Technische Teil 4: Wärme- und feuchteschutztechnische im Hochbau – Anforderungen und Nach-
Funktionsflächen und Verkehrsflächen) Bemessungswerte weise
Arbeiten
DIN 277-3 / April 2005 / Grundflächen und DIN V 4108-6 / Juni 2003 / Wärmeschutz DIN 4109-1 / Oktober 2006 / Schallschutz im
Rauminhalte von Bauwerken im Hochbau – und Energie-Einsparung in Gebäuden – Teil Hochbau – Teil 1: Anforderungen
Teil 3: Mengen und Bezugseinheiten 6: Berechnung des Jahresheizwärme- und
des Jahresheizenergiebedarfs DIN 4109 Beiblatt 1 / November 1989 /
DIN 1946-2 / 1994-01 / Raumlufttechnik; Schallschutz im Hochbau – Ausführungsbei-
Gesundheitstechnische Anforderungen DIN V 4108-6 Berichtigung 1 / März 2006 / spiele und Rechenverfahren
(VDI-Lüftungsregeln) ZURÜCKGEZOGEN Berichtigungen zu DIN V 41086:200306
s 600 DIN 4109 Beiblatt 2 / November 1989 /
DIN 4108-7 / Januar 2009 / Wärmeschutz Schallschutz im Hochbau – Hinweise für
DIN 4066 / Juli 1997 / Hinweisschilder für und Energie-Einsparung in Gebäuden – Planung und Ausführung – Vorschläge für ei-
die Feuerwehr Teil 7: Luftdichtheit von Gebäuden, Anforde- nen erhöhten Schallschutz – Empfehlungen
rungen, Planungs- und Ausführungsempfeh- für den Schallschutz im eigenen Wohn- und
DIN 4102-5 / September 1977 / Brandverhal- lungen sowie Beispiele Arbeitsbereich
ten von Baustoffen und Bauteilen – Feuer-
schutzabschlüsse DIN 4108-10 / Juni 2008 / Wärmeschutz und DIN 4109 Beiblatt 3 / Juni 1996 / Schall-
Energie-Einsparung in Gebäuden – Teil 10: schutz im Hochbau – Berechnung von R‘
DIN 4108-1 / August 1981 / Wärmeschutz im Anwendungsbezogene Anforderungen an w,R für den Nachweis der Eignung nach
Hochbau – Größen und Einheiten Wärmedämmstoffe – Werkmäßig hergestell- DIN 4109 aus Werten des im Labor ermit-
te Wärmedämmstoffe telten Schalldämm-Maßes Rw
DIN 4109/A1 / Januar 2001 / Schallschutz im DIN 5035-3 / Juli 2006 / Beleuchtung mit und Baubeschläge – Automatische Türsys-
Hochbau – Anforderungen und Nachweise – künstlichem Licht – Teil 3: Beleuchtung im teme – Teil 1: Produktanforderungen und
Änderung A1 Gesundheitswesen Prüfverfahren
DIN 4109 Berichtung 1 / August 1992 / DIN 5035-6 / November 2006 / Beleuchtung DIN 18650-2 / Dezember 2005 / Schlösser
Schallschutz im Hochbau – Anforderungen mit künstlichem Licht – Teil 6: Messung und und Baubeschläge – Automatische Türsys-
und Nachweise Bewertung teme – Teil 2: Sicherheit an automatischen
Türsystemen
DIN 4109-11 / September 2003 / Schall- DIN 5035-7 / August 2004 / Beleuchtung mit
schutz im Hochbau – Teil 11: Nachweis des künstlichem Licht – Teil 7: Beleuchtung von DIN 68905 / Februar 1977 / Kücheneinrich-
Schallschutzes – Güte- und Eignungsprü- Räumen mit Bildschirmarbeitsplätzen tungen – Lüftungsgeräte – Begriffe
fung
DIN 5035-8 / Juli 2007 / Beleuchtung mit DIN 68906 / September 1977 / Küchenein-
DIN 4109 Beiblatt 1/A1 / September 2003 / künstlichem Licht – Teil 8: Arbeitsplatzleuch- richtungen – Spülen, Ausgüsse – Begriffe
Schallschutz im Hochbau – Ausführungsbei- ten – Anforderungen, Empfehlungen und
spiele und Rechenverfahren; Änderung A1 Prüfung DIN EN 1125 / April 2008 / Schlösser und
Baubeschläge – Paniktürverschlüsse mit
DIN 4109 Beiblatt 1/A2 / Februar 2006 / DIN 14090 / Mai 2003 / Flächen für die horizontaler Betätigungsstange für Türen in
Schallschutz im Hochbau – Ausführungsbei- Feuerwehr auf Grundstücken Rettungswegen – Anforderungen und Prüf-
spiele und Rechenverfahren; Änderung A2 verfahren; Deutsche Fassung EN 1125:2008
DIN EN 14090 / Oktober 2002 / Luft- und
DIN 4109-11/A1 / September 2006 / Schall- Raumfahrt – Raumfahrtproduktsicherung DIN EN 13724 / Mai 2003 / Einwurföff-
schutz im Hochbau – Teil 11: Nachweis des Brennverhaltenstest für die Auswahl von nungen von Hausbriefkästen – Anforde-
Schallschutzes – Güte- und Eignungsprü- Raumfahrtmaterialien – Deutsche und Eng- rungen und Prüfungen
fung, Änderung A1 lische Fassung EN 14090:2002
EAE 85/95 / Empfehlungen für die Anlage
DIN 4543-1 / September 1994 / Büroarbeits- DIN 18040-1 / Februar 2009 / Barrierefrei- von Erschließungsstraßen (zurückgezogen)
plätze – Teil 1: Flächen für die Aufstellung es Bauen – Planungsgrundlagen – Teil 1:
und Benutzung von Büromöbeln, Sicher- Öffentlich zugängliche Gebäude EN 13761 / 2002 / Bueromoebel. Besucher-
heitstechnische Anforderungen, Prüfung stuehle
DIN 18040-2 / Februar 2009 / Barrierefrei-
DIN 5034-1 / Oktober 1999 / Tageslicht in es Bauen – Planungsgrundlagen – Teil 2: EN 12464-1 / März 2003 / Licht und Be-
Innenräumen – Teil 1: Allgemeine Anforde- Wohnungen leuchtung – Beleuchtung von Arbeitsstätten
rungen Teil 1: Arbeitsstätten in Innenräumen –
DIN 18650-1 / Dezember 2005 / Schlösser Deutsche Fassung EN 12464-1:2002
Richtlinien Literatur
Arbeiten
Basel, Berlin, Boston 2002
Länderausschuss für Arbeitsschutz und
Sicherheitstechnik – Leitlinien für Arbeits- Hausladen, Gerhard; de Saldanha, Michael;
stättenverordnung (ArbStättV) LV 40, 2009 Liedl, Petra: ClimaSkin. Konzepte für Ge-
bäudehüllen, die mit weniger Energie mehr
Amtlich anerkannte technische Regeln und leisten. München 2006
Richtlinien: Arbeitsstätten-Richtlinien (ASR)
Hausladen, Gerhard: Einführung in die
ASR 10/1 / 1985-09 / Türen und Tore Bauklimatik; Klima- und Energiekonzepte für
ASR 17/1,2 / 1988-01 / Verkehrswege Gebäude. Berlin 2003
ASR 29/1-4 / 1977-05 / Pausenräume, u.a.
Herzog, Thomas; Krippner, Roland; Lang,
Werner: Fassaden-Atlas. Basel, Berlin 2004
455 Schulsystem
459 Lage und Orientierung
463 Typologie
469 Programm
475 Ankommen
481 Erschließen, Verteilen und Flüchten
491 Veranstalten und Feiern
495 Lernen
503 Sitzen
513 Allgemein unterrichten
523 Fachbezogen unterrichten
531 Arbeiten und Verwalten
537 Recherchieren und Informieren
541 Essen und Freizeit verbringen
545 Nebenräume
553 Freibereiche
559 Bauausführung
567 Planungsregeln/Literatur
Kaum eine andere Bauaufgabe ist in Architekten sind durch diese vielfältigen Musterraumprogramme der Schulbauför-
Deutschland derzeit so stark von den sich Wandlungsprozesse besonders gefordert, derrichtlinien beziehungsweise Schulbau-
wandelnden Rahmenbedingungen und von gewohnte Konzeptionen und Detailllö- richtlinien und für Orientierungswerte auch
der Suche nach Neuorientierung betroffen sungen im Schulbau zu überdenken und die Schulbauempfehlungen der einzelnen
wie der Schulbau. Die schlechten Evalua- gegebenenfalls auch ungewohnte, aber Bundesländer herangezogen. In Baden-
tionsergebnisse der beiden PISA-Studien angemessene Lösungsvorschläge zu Württemberg wurde im Februar 2006 eine
scheinen mit Auslöser für die gegenwärtige entwickeln. neue Schulbauförderrichtlinie erlassen.
kritische Auseinandersetzung mit dem
deutschen Schulsystem zu sein, die sich Seit Juli 1998 gibt es eine Muster-Richtlinie
auch auf die Schulgebäude bezieht. Ganz Hinweise zu den Planungsvorgaben im über bauaufsichtliche Anforderungen an
andere Herausforderungen ergeben sich in Kapitel „Lernen“: Schulen (Muster-Schulbau-Richtlinie –
diesem Bereich durch den demografischen Schulen gelten als „Bauliche Anlagen und MSchulbauR), die gegenüber der früheren
Wandel, denn schon in naher Zukunft Räume besonderer Art oder Nutzung“, das „Bauaufsichtlichen Richtlinie für Schulen
werden sinkende Schülerzahlen erwartet. heißt es können im Einzelfall über die Anfor- (BASchulR 1976)“ erheblich gestrafft und
Entsprechend den Modellrechnungen der derungen der LBO hinaus besondere For- gekürzt wurde.
Kultusministerkonferenz aus dem Jahr 2007 derungen gestellt werden, in Abstimmung
wird die Zahl aller Schüler in Deutschland mit den zuständigen Behörden können im Die Schulbauempfehlungen der Länder
von knapp 12,3 Millionen im Jahr 2005 bis Einzelfall aber auch Erleichterungen zuge- stammen noch aus den 1980er Jahren (die
2020 um 2,2 Millionen (17,8 Prozent) auf lassen werden (LBO BW, §38, 2). ASE Baden-Württemberg stammen aus
knapp 10,1 Millionen zurückgehen, wobei dem Jahr 1983). Sie werden inzwischen in
bereits im Jahr 2010 mit 11,5 Millionen ein Schulgebäude sind grundsätzlich als barri- Hinblick auf zahlreiche Detailvorgaben disku-
neuer Tiefststand für das wiedervereinigte erefreie Anlagen gefordert (Musterbauord- tiert und auch hinterfragt. Die ASE werden
Deutschland erreicht sein wird. In den nung § 50 (2) beziehungsweise entspre- in diesem Kapitel dennoch als Planungs-
neuen Bundesländern soll sich dieser pro- chend LBO BW § 39 (11)). grundlage zitiert, da sie nach wie vor für die
phezeite Rückgang am stärksten auswirken. Festlegung von Mindeststandards herange-
Diese Prognosen lassen in den kommenden Bei der Planung von Schulgebäuden müs- zogen werden. der aktuellen Diskussion
Jahrzehnten Schulzusammenlegungen und sen auch die speziellen und teilweise sehr wird häufig
auch Schulschließungen erwarten. detaillierten Forderungen der Gesetzlichen Die folgenden Seiten sollen einen Überblick
Unfallversicherung (GUV) berücksichtigt über diese Standard- beziehungsweise
Parallel wächst jedoch die Bedeutung von werden. Diese können in Einzelfällen von Mindestanforderungen im Schulbau ver-
Schulumbauten für den Ganztagesbetrieb, sonstigen Vorgaben, beispielsweise von der mitteln. Sinnvolle und qualitätvolle bauliche
von Bestandssanierungen und gleichzei- LBO, abweichen! Lösungen für die geänderten Anforderungen
tig auch von Neubauplanungen aufgrund im Schulbau könnnen möglicherweise einen
der Nachfrage nach Schulangeboten mit Als Grundlage für die Programmentwicklung „kreativen Umgang“ mit diesen Planungs-
alternativen pädagogischen Ausrichtungen. von Schulen werden in Deutschland die vorgaben erfordern.
23
22
21
20
19
13
18
12
17
11
16
10
15
9
14
8
13
7
Lernen
12
6
11
5
10
4
9
3
8
2
7
1
6
5
4
3
Elementarstufe
Die Elementarstufe umfasst die vorschu-
lische Erziehung vom 3. bis zum 6. Lebens-
jahr in Kindertagesstätten, Kindergärten
und in den zu Grundschulen gehörenden
Vorklassen (bundeslandabhängig).
Schuljahre
Primarstufe
10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 Alter
Die Primarstufe umfasst die Klassen-
stufen 1 bis 4 der Grundschule. In Berlin
und Brandenburg umfasst die Grundschule
abweichend die Klassenstufen 1 bis 6. Die
Tertiärer
Bereich
Klassenstufen 5 und 6 dieser beiden Länder
Studium Studium werden als „schulartunabhängige Orientie-
Allg. Hochschulreife Allg. Hochschulreife (13) rungsstufe“ eingeordnet.
Sekundar-
bereich II
Fachhochschulreife Fachhochschulreife 12
Lehre/Ausbild. 11
Lernen
Sekundarstufe I
Lehre/Ausbild. Mittlere Reife 10 Die Sekundarstufe I umfasst die Klassen,
Berufsschulreife 9 die auf die Grundschule (Primarstufe) folgen
Sekundarbereich I
bereich
Lernen
Raumpilot Grundlagen 459
Lernen
Lage und Orientierung
Lernen
für Baden-Württemberg sollten schwer sen werden (bei Grundschulen mindestens
bebaubare Grundstücke aus Gründen der 5 m² je Schüler). Für die offenen überdeck-
Wirtschaftlichkeit als Schulstandort mög- ten Pausenflächen sind circa 0,3 m² je Schü-
lichst vermieden werden (ASE BW). ler vorzusehen; sie sollten eine lichte Höhe
von mindestens 2,10 m besitzen (ASE BW).
Eine Schulanlage kann erheblich aufgewer-
tet werden, wenn angrenzende Sportflä-
chen, angrenzende öffentliche Grünflächen
oder sonstige außerschulische Einrich-
tungen (zum Beispiel eine Schwimmhalle)
in den Nutzungsbereich der Schule mit
einbezogen werden können.
Orientierung
Lernen
Raumpilot Grundlagen 463
Lernen
Typologie
Lernen
M 1:2500
Atrium-System Netz-System
Belichtung: Belichtung:
natürliche Belichtung aller Räume möglich, über Innenhöfe können alle Klassenräume
Orientierung in vier verschiedene Himmels- natürlich belichtet werden
richtungen
Erschließung:
Städtebauliche Einbindung: lange Erschließungsstraßen; hoher Ver-
eher für solitäre Baukörper geeignet kehrsflächenanteil
Erschließung: Erweiterbarkeit:
horizontale Erschließung, ringförmig innen; Erweiterungen prinzipiell möglich; offen für
Wechsel der Erschließung nach außen und Veränderungen der Baustruktur nach außen
Belichtung von Raumgruppen über den
Innenhof bei genügend großem Innenhof Orientierung:
prinzipiell möglich aufgrund gleichwertiger Erschließungsflure
ist die Orientierung schwieriger als bei den
Orientierung: anderen Systemen
gut und überschaubar; Schule als Einheit
räumlich erfassbar
Lernen
M 1:2500
Belichtung: Belichtung:
je nach System tiefe Räume; über Innen- natürliche Belichtung aller Räume, Belich-
höfe oder Atrien können Klassenräume im tung der Räume zusätzlich von mehreren
inneren Bereich natürlich belichtet werden Seiten möglich
Raumbildung: Raumbildung:
eher für solitäre Baukörper geeignet raumbildende Gruppierung möglich, insge-
samt jedoch sehr raumgreifende Anordnung
Erschließung: (hoher Flächenverbrauch)
vertikale Erchließung; horizontale Erschlie-
ßung überlagert eventuell den „Großraum- Erweiterbarkeit:
Unterrichtsbereich“ Erweiterungen prinzipiell möglich durch
Addition weiterer Pavillons
Besonderheit:
Klassenraum löst sich auf zugunsten einer Besonderheit:
offenen Lernlandschaft mit unterschied- starker Außenraumbezug; günstiger Ge-
lichen „Lern- und Funktionsinseln“ bäudemaßstab; ermöglicht Identifikation
der Schüler mit dem „eigenen“ ablesbaren
Schulgebäude
M 1:2500
Kunst Bibliothek
Verwaltung
Musiksaal
Lehrer
Fachunterricht
Information
Lernen
Foyer WC / Nebenräume
Unter-
Unter-
Aula richtsräume
richtsräume
Schulhof / Gruppenräume
Gruppenräume Treffpunkt
Pausenhof
Ankommen / Fahrräder
PKW / Bus
471 Raumprogramm
472 Raumprogramm Gymnasien
Raumprogramm
Lernen
Für das Verhältnis von umbautem Raum (m3) (4,6%)
zu Programmfläche (m2) werden 7 : 1 als
wirtschaftlich angegeben. Beispielhaft ist das Raumprogramm eines allgemeinbildenden vierzügigen Gymnasiums in Baden-Württemberg dargestellt,
entsprechend den Vorgaben der Schulbauförderrichtlinien (SchBauFR) können in Baden-Württemberg seit 2006 zusätzlich
Flächen für ganztägigen Unterricht als förderungsfähig anerkannt werden.
Mittlere Klassenräume
Versuchs-,Exper.raum
Große Klassenräume
Kleine Klassenräume
Baden-Württemberg
Biologie Vorber./
Chemie Vorber./
(Stand 1. März 2006)
Physik Vorber./
Biologie Prakt.
Neutr. Quelle
Physik Prakt.
(Restfläche)
Biologie LÜ
(Restfläche)
Sammlung
Chemie LÜ
Sammlung
Sammlung
Physik LÜ
Beispielhaft werden für ei-
nen Überblick die Vorgaben
der Schulbauförderrichtli- 1, 5 6 1, 5 6 1, 5 6
nien (SchBauFR) für allge-
Bereichs-
meinbildende Gymnasien in größe qm 1104 576-600
Baden-Württemberg
66 60 54 84 48 60 - 84 60 84 - 72 -
aufgeführt. In Baden- 2zügiges
Raum- - -
Gymnasium -
Württemberg können seit größe qm
90 90 90
2006 zusätzlich Flächen für
Raumzahl 6 10 2 1 1 1 - 1 1 2 - 1 -
ganztägigen Unterricht als
förderungsfähig anerkannt Bereichs-
größe qm 1530 804-840
werden.
66 60 54 84 48 60 - 84 60 84 48 84 -
3zügiges
Raum- - -
Gymnasium -
Hinweis: Die Raumpro- größe qm
90 90 90
grammvorgaben der
Raumzahl 9 12 4 2 1 1 - 2 1 2 1 1 -
SchBauFR werden inzwi-
schen in verschiedenen Bereichs-
1968 1002-1044
größe qm
Detailpunkten durchaus
kritisch hinterfragt. 4zügiges 66 60 54 84 66 84 - 84 84 84 60 120 -
Raum- - - -
Gymnasium größe qm
90 90 90
Raumzahl 12 16 4 2 1 1 - 2 1 3 1 1 -
Bereichs-
2460 1008-1050
größe qm
66 60 54 84 66 84 - 84 84 84 66 120 -
5zügiges
Raum- - - -
Gymnasium
größe qm
90 90 90
Raumzahl 15 20 5 2 1 1 - 2 1 3 1 1 -
Gesamtprogrammfläche (GPF)
(MTB) bereich (LVB) bereich senschaftliche Fachräume gestaltet
werden. Bei einer Standardgröße von
Lehrerbereich (z.B. Lehrer-
schließlich Nebenraum)
Elternsprech-, Kranken-
zimmer mit Garderobe)
allg. Aufenthaltsraum
Schüler unterrichtet werden.
Computerraum (ein-
Nebenraum Musik
Schülerarb. Raum
Schülermitverant.
Schulbibliothek
Nebenraum für
Bildende Kunst
Sekretariat und
Bildende Kunst
u. Arztzimmer
Fachraum für
Stellvertreter
Hausmeister
schalldichte Faltwände mit anderen
Serverraum
(Restfläche)
Kartenraum
Kopierraum
(Restfläche)
-Oberstufe-
Registratur
Schulleiter
Lehrmittel
Musiksaal
Lehrmittel
Räumen und/oder mit der Eingangs-
Fotolabor
Fotolbor
halle verbunden sein (für Gemein-
schaftsveranstaltungen). Sofern
erforderlich, sollten Übungszellen
2 3 4 4 7 mit 6 m² Programmfläche zusätzlich
vorgesehen werden.
306-330 234 240 96-132
*3 Eventuell als Podium mit
2556 Schränken
72 12 66 18 72 66 6 132 24 18 30 18 12 96 18 36 36 30 24 - 48 48
-
- - - - - *4 Je nach den örtlichen Verhältnis-
2640
78 24 72 12 84 sen und Erfordernissen
1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 - 1 1
*5 Anstelle eines Lehrübungsraums
kann je nach den örtlichen Verhältnis-
450-486 282 282 108-144 sen und Erfordernissen ein Lehrsaal
(ansteigend) vorgesehen werden.
72 18 66 18 72 66 6 174 24 18 36 18 12 126 18 42 42 30 24 - 60 48 3456
- *6 Teilbar
- - - - -
3564
78 24 72 12 84
Lernen
*7 Je nach örtlichen Verhältnissen
2 1 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 - 1 1 und Erfordernissen. Der Aufent-
haltsbereich kann auch als Cafeteria
516-558 330 324 120-156 ausgestaltet sein. Falls eine Mensa
(Küche und Speisesaal) eingerichtet
4260 wird, können zusätzliche Flächen
72 18 66 18 72 66 6 216 24 18 42 18 12 156 18 48 48 30 24 - 36 48
- anerkannt werden.
- - - - -
4380
78 24 72 12 84
2 1 2 1 1 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 - 2 1
2 1 2 1 1 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 - 2 1
Lernen
Raumpilot Grundlagen 475
Lernen
Ankommen
Freibereiche
Ankommen innen
Neben-
räume
Veranstalten und Feiern
Ankommen außen
Essen und Freizeit verbringen
Unterrichten allgemein
Unterrichten
fachbezogen
Lernen
Je nach Lage der Schule können die Be- für den Schulbetrieb störungsfreie Lage
dingungen für die Erschließung von außen vorgesehen werden. Grundsätzlich sollten
und für die Gestaltung der Vorbereiche sehr die Parkierungsflächen von den Pausenhof-
unterschiedlich sein. flächen getrennt angeordnet werden.
295
350 600 250 255
Äußere Hüllkurve Haltestellen für Busse sollten deutlich von
(Leitlinie) 1200
Pausenhofflächen getrennt sein und so
angeordnet werden, dass die Schüler die
Busse erreichen können, ohne die Fahrspur
295
überqueren zu müssen.
350 625 650 250 255
1875 Die Wartebereiche auf Schulgrundstücken
2500
Lernen
480 2500 je nach Buslänge variabel 1500 400
Bushaltebucht
Lernen
Raumpilot Grundlagen 481
Lernen
Erschließen, verteilen und flüchten
483 Erschließen
483 Flure und Türen
484 Notwendige Flure
485 Stufen in notwendigen Fluren
485 Rettungswege aus Klassenräumen
485 Rettungswege aus Fachräumen
485 Rettungswege über Fenster
486 Treppen
486 Steigungsverhältnis
486 Stufen
486 Zwischenpodest
486 Treppenläufe
486 Bereiche unter Treppen
486 Umwehrung
488 Handlauf
488 Rampen
488 Breite notwendiger Treppen
Klassenraum,
Flur > 40 Personen Flur
Chemie- oder
Klassenraum Werkraum
< 40 Personen
≥ 125 20 ≥ 125
Türaufschlag nach innen und nach außen bei notwendigen Fluren, M 1:50
Lernen
Flure und Türen
Erschließen Türe zu Räumen müssen so angeordnet Für Schulen, die nach den Vorgaben der
sein, dass Schüler durch nach außen auf- alten GUV-Richtlinien 16.3 (ersetzt im Mai
In diesem Unterkapitel sind wesentliche schlagende Türflügel nicht gefährdet werden 2001 durch die GUV-V S1) errichtet wurden,
Hinweise für die Planung notwendiger Flure können. Wenn Türen in den Flur aufschla- müssen die Türen erst bei Räumen, die für
und Treppen in Schulen zusammengefasst. gen, dürfen sie in Endstellung einschließlich mehr als 80 Personen ausgelegt sind, oder
Türgriff maximal 20 cm in den Fluchtweg bei erhöhter Brandgefahr in Fluchtrichtung
Weitere detaillierte Hinweise zur Gestal- hineinragen. Sie dürfen jedoch keinesfalls aufschlagen. Türen zu Unterrichtsräumen
tung von Erschließungsräumen in Schulen die notwendige Fluchtwegbreite verengen. sollten eine lichte Durchgangsbreite von
sind im Band „Raumpilot Lernen“ anhand Türen von Räumen mit mehr als 40 Benut- mindestens 1 m haben (gefordert 0,90 m
von Projektanalysen zusammengestellt. zern oder mit erhöhter Brandgefahr (zum in SchulBauR, § 3). Bei den Türen müs-
Beispiel Räume für Chemie- oder Werkun- sen auch die Mindestanforderungen der
terricht) müssen in Fluchtrichtung aufschla- Barrierefrei-Planung berücksichtigt werden.
gen (DIN 58125, § 10 und GUV-V S1, § 10).
Notwendige Flure
≥ 35 m
Treppe und Ausgänge aus notwendigen Rettungswege aus Klassenräumen Schulen gelten als „Bauliche
Anlagen und Räume besonderer
Treppenräumen müssen mindestens so Für jeden Unterrichtsraum müssen in
Art oder Nutzung“, das heißt es
breit sein wie die notwendige Treppe (Mus- demselben Geschoss mindestens zwei können im Einzelfall über die
ter-Schulbau-Richtlinie (MSchulbauR (3)). voneinander unabhängige Rettungswege zu Anforderungen der LBO hinaus
besondere Forderungen gestellt
Ausgängen ins Freie oder zu notwendigen werden; in Abstimmung mit den
Notwendige Flure müssen in Rauchab- Treppenräumen vorhanden sein. Anstel- zuständigen Behörden können
schnitte von maximal 30 m Länge unterteilt le eines dieser Rettungswege darf ein im Einzelfall aber auch Erleich-
terungen zugelassen werden
werden (MBO 2002, §36 (3)). Alle Türen in Rettungsweg über Außentreppen ohne Trep- (LBO BW, § 38, 2).
notwendigen Fluren und in notwendigen penräume, Rettungsbalkone, Terrassen und
Treppenräumen müssen in Fluchtrichtung begehbare Dächer auf das Grundstück füh-
des jeweils ersten Rettungswegs aufschla- ren, wenn dieser Rettungsweg im Brandfall
gen (MSchulbauR). nicht gefährdet ist; dieser Rettungsweg gilt
als Ausgang ins Freie (MSchulbauR (3.1)).
Stufen in notwendigen Fluren Einer der beiden Rettungswege darf durch
In notwendigen Fluren dürfen keine Trep- eine Halle führen, wenn die Halle eine
pen von weniger als drei Stufen liegen Rauchabzugsanlage hat und brandschutz-
(LBOAVO). In allen anderen Fluren müssen technisch zu den angrenzenden Räumen
solche Stufen deutlich gekennzeichnet wer- abgeschottet ist (MSchulbauR (3.2)).
den, dafür eignen sich Farben, Änderung
der Materialstruktur oder eine besonders Rettungswege aus Fachräumen
geeignete Beleuchtung der Stufe (GUV-SR Fachräume mit erhöhter Brandgefahr brau-
Lernen
2001). chen mindestens zwei sichere Fluchtmög-
lichkeiten. Daher sollten bei diesen Fachräu-
Für die Überwindung geringer Höhenun- men (zum Beispiel Chemie) die Ausgänge
terschiede eignen sich Rampen, die eine möglichst weit auseinander liegen. Als
Steigung von 6 Prozent nicht übersteigen zweiter Ausgang ist auch der Ausstieg aus
dürfen (LBOAVO). einem entsprechend gekennzeichneten und
gestalteten Fenster zulässig, wenn dieser
Rettungswege über Fenster (Anleitern) eine sichere Fluchtmöglichkeit bietet. Türen
Rettungswege über Anleitern sind in als Ausgänge müssen in Fluchtrichtung auf-
Schulen nicht zugelassen, da der Zeitauf- schlagen (DIN 58125 §21, GUV-V S1, §21).
wand für diesen Rettungsvorgang bei
großen Personenzahlen zu hoch ist.
Entsprechend der in der GUV-I 561 Treppen länge muss dem im Steigungsverhältnis
aufgeführten Unfallstatistik ereignen
berücksichtigten Schrittmaß angepasst sein
sich 80 Prozent der Treppenunfälle
beim Abwärtsgehen, in den meisten Steigungsverhältnis (GUV-I 561, 4. Allgemeine Sicherheitsanfor-
Fällen durch Abrutschen von der Entsprechend der DIN 58125, § 9 und der derungen). Die nutzbare Treppenpodesttiefe
Stufenkante. Bei etwa einem Drittel
der Fälle wurden Stufen mit weniger
GUV-V S1, § 9 darf die Steigung (s) von muss mindestens der nutzbaren Treppen-
als 26 cm Auftrittsbreite festgestellt. Treppen in Schulen nicht mehr als 17 cm, laufbreite entsprechen (DIN18065, 6.3.1).
„Bei Stufen mit weniger als 26 cm der Auftritt (a) nicht weniger als 28 cm
Auftritt kann der Fuß nicht vollständig
aufgesetzt werden. (...) Bei zu betragen. Bei gebogenen Läufen darf die Treppenläufe
geringem Auftritt ragt der vordere Teil geringste Auftrittsbreite der Stufen nicht In Schulen sollten möglichst Treppen mit
des Fußes über die Trittfläche hinaus
kleiner als 23 cm und nicht größer als 40 cm geraden Läufen eingeplant werden. Werden
oder der Treppenbenutzer muss
ergonomisch ungünstig die Füße sein, gemessen von der inneren Treppen- dennoch ausnahmsweise gewendelte Läufe
schräg auf setzen.“ Daneben wurde wange im Abstand von 1,25 m. eingebaut, dann sollte sich deren Lauflinie
auch ein zu hohes Steigungsmaß
und Unterschiede im Treppenverlauf
nur nach einer Richtung ändern, das heißt
als häufige Unfallursache genannt. Die GUV-I 561empfiehlt für Schulen: die Treppe sollte als Links- oder Rechtstrep-
(GUV-I 561, Ausgabe April 1992, Auftritt (a): 29 cm bis 31 cm pe ausgebildet sein (GUV-I 561).
aktualisierte Fassung März 2005, Teil
2, Unfallgeschehen, Seite 9) Steigung (s): 15 cm bis 17 cm
Innerhalb eines Gebäudes sollten Treppen Bereiche unter Treppen
gleiche Auftritte und Steigungen aufweisen. Bereiche unter Treppen müssen bis zu einer
Höhe von 2 m gegen unbeabsichtigtes
Stufen Unterlaufen gesichert werden. (GUV-SR
Treppen sollten mindestens vier Stufen am 2001, 4.2.1.3)
Stück haben, damit sie als Treppe wahrge-
nommen und nicht zur Stolperfalle werden. Umwehrung
Einzelstufen sind zu vermeiden oder müs- Treppenumwehrungen beziehungsweise
sen deutlich gekennzeichnet werden (GUV- Geländer müssen in Schulen mindestens
SR 2001, 4.1.1.8). In Schulen sind Treppen 1,10 m hoch sein (MSchulbauR (4)). Die
ohne Setzstufen nicht zulässig (MSchulbauR Umwehrungen dürfen nicht zum Rutschen
(4)). Für die Abrundung der Stufenvorder- und Klettern oder zum Ablegen von Gegen-
b
125
kanten ist ein Radius von mindestens 2 mm ständen verleiten. Rutschen kann verhindert
gefordert (GUV-I 561). werden, indem die Abstände zwischen den
inneren Umwehrungen am Treppenauge
Zwischenpodest und den äußeren Umwehrungen sowie den
Nach höchstens 18 Stufen je Treppenlauf Treppenhauswänden nicht größer als 20 cm
muss ein Zwischenpodest (Treppenabsatz) sind.
Treppe mit gebogenem Lauf angeordnet werden. Die Zwischenpodest-
Umw r
1 tuf
110
11
1
Han f
Auftrit t
f
Lernen
200
DIN 58125/ 3.5 Treppen, Rampen Läufe haben, um ein sicheres Beschreiten
der Treppen im Notfall zu gewährleisten
(MSchulbauR, § 4).
125 125
Jede notwendige Treppe muss in einem
eigenen durchgehenden Treppenraum
liegen, damit unmittelbar und in einem Zug
Notwendiger Treppenraum, M 1:100 das Freie erreicht werden kann. Ausnahme:
Wenn die notwendige Treppe eine Außen-
Die erforderliche, nutzbare Breite von notwendigen
Treppen darf durch offenstehende Türen nicht eingeengt treppe ist. Diese liegt systembedingt nicht
werden. in einem Treppenraum. Trotzdem muss die
Eine notwendige Treppe muss in einem eigenen, durchge-
Nutzbarkeit dieser Treppe sicher und auch
henden Treppenraum liegen. im Brandfalle gewährleistet sein (LBO § 28,
MBO 2002 § 35).
≥ 125 ≥ 200
Treppen
DIN 58125 / Juli 2002 / Schulbau
Bautechnische Anforderungen zur Verhütung von Unfällen
Lernen
GUV-V S1 Unfallverhütungsvorschrift Schulen vom Mai
2001 mit Durchführungsanweisungen vom Juni 2002
GUV-I 561 „Treppen“, Ausgabe April 1992, aktualisierte
Fassung März 2005
≤ 250
Lernen
Raumpilot Grundlagen 491
Lernen
Veranstalten und feiern
Ankommen innen
Freibereiche
Neben-
räume
Arbeiten und verwalten
Veranstalten und feiern Essen und Freizeit verbringen
Allgemein unterrichten
Fachbezogen
unterrichten
Lernen
größere Veranstaltungen oder Feierlich- tion mit flexiblen, möglichst schalldichten
keiten gebraucht. In größeren Schulen wird Wänden – als Bereich für größere Veran-
in der Regel ein eigener Raum – die Aula – staltungen vorgesehen werden. Durch
dafür eingeplant. eine flexible Wand kann zum Beispiel der
Musikraum mit anderen Räumen und/oder
Falls dieser Bereich auch außerschulisch mit der Eingangshalle zusammengeschaltet
genutzt werden soll, ist die Einrichtung werden (SchulBauFR Baden-Württemberg
einer Bühne sinnvoll. Zur Ausstattung dieser 2006).
Gemeinschaftszone gehören Neben-
bereiche wie Garderoben, Toiletten und Unter Umständen kann auch eine mehrfach
gegebenenfalls auch ein Stuhllager oder ein nutzbare Sporthalle für größere Schulveran-
Requisitenlager. staltungen mitgenutzt werden.
Aula als eigener Aula als eigenständiger Aula als eigenständiger Aula als Erweiterung der
geschlossener Baukörper, angebunden Baukörper, nicht direkt Verkehrsflächen
beziehungsweise angebunden (Mehrfachnutzung)
abgegrenzter Raum
Lernen
Raumpilot Grundlagen 495
Lernen
497 Lernformationen
497 Typ 1: Selbstunterricht
498 Typ 2: Einzelunterricht
499 Typ 3: Gespräch in der Gruppe
500 Typ 4: Demonstration
501 Typ 5: Informelles Lernen
Lernformationen
Typ 1: Selbstunterricht
Selbstunterricht bedeutet eigenständiges
Lernen durch Bücher lesen, Basteln, Malen
oder eigene Texte schreiben. Seit einigen
Jahren umfasst der Selbstunterricht zuneh-
mend auch das Recherchieren, Kommuni-
zieren, Schreiben, Zeichnen und Konstru-
ieren am Computer. Das eigenständige
Arbeiten ermöglicht ungestörtes Ausprobie-
ren und Nachdenken. Dieses unabhängige
aktive Arbeiten und Reflektieren ist sehr
Lernen
bedeutend für den Lernprozess. Räumliche
Voraussetzung dafür ist ein entsprechendes
Angebot an Einzelarbeitsplätzen in gemein-
schaftlichen Lern- und Arbeitsbereichen.
Daneben sollten auch stärker abgeschirmte
Einzelarbeitsplätze vorgesehen werden, die
Möglichkeiten zum ungestörten konzen-
trierten Arbeiten bieten.
Typ 2: Einzelunterricht
Neben dem Selbstunterricht unterscheidet
man als eine weitere Lernformation den
Einzelunterricht. Üblicherweise lernt dabei
einer vom anderen, der Schüler vom Lehrer
oder zwei Schüler erarbeiten sich in partner-
schaftlicher Projektarbeit ein Wissensgebiet
gemeinsam. Der Einzelunterricht geschieht
in Form von Nachdenken, Erkennen, Nach-
fragen, Zuhören und Nachmachen und im
Zweiergespräch.
Lernen
M 1:50
Typ 4: Demonstration
Die „Demonstration“ ist ein wesentlicher
Bestandteil des sogenannten „Frontalun-
terrichts“. Bei dieser Formation erfolgt die
Wissensvermittlung über den Vortrag, die
Beamer-Präsentation, Arbeit an interaktiven
Whiteboards (IAW), sonstige Vorführungen,
Filme oder durch das Durchführen von
Experimenten. Die Schüler lernen vorwie-
gend rezeptiv durch das Aufnehmen des
Vorgetragenen, durch Zuschauen, Zuhören
und Mitschreiben. Bei der Demonstra-
tion ist die Teilnehmerzahl nicht begrenzt.
Wichtig sind eine gute Sicht und Hörbarkeit
von allen Plätzen durch die entsprechenden
optischen oder akustischen Vorausset-
zungen der Raumplanung. Bei größeren
Teilnehmergruppen ist eine ansteigende
Bestuhlung günstig – Multifunktionalität
und Nutzungsänderungen werden dadurch
jedoch eingeschränkt.
Lernen
bäuden räumlich erweiterte Flure, Treppen
und Zugangsbereiche, in denen sich die Er-
schließungsflächen mit Aufenthaltsflächen
überlagern. Diese Räume besitzen einen
unverbindlichen Aufforderungscharakter –
man kann stehen bleiben und sich unterhal-
ten, aber man muss es nicht.
Lernen
Raumpilot Grundlagen 503
Lernen
Sitzen
505 Einführung
505 Schulmöbel
505 Sicherheitsanforderungen
506 Anforderungen der DIN EN 1729 und der
DIN ISO 5970
508 Anpassung der Schulmöbel
508 Der Computer am Schülerarbeitsplatz
509 Ergonomische Sitzmöbel/
dynamisches Sitzen
510 Sitzplatzanordnung Werkräume
510 Sitzplatzanordnung allgemeiner
Unterrichtsbereich
511 Möblierungsbeispiele für rechteckige und
quadratische Räume
Darüber hinaus werden häufige Wechsel Ecken und Haken von festen und beweg-
der Sitzpositionen empfohlen (dynamisches lichen Einrichtungsgegenständen müssen Gültig ist die europäische Norm DIN
EN 1729 / September 2006, zusätz-
Sitzen). Auch Tische mit geneigten Tischplat- entweder abgerundet (Radius ≥ 2 mm) oder
lich noch gültig ist die internationale
ten können von Vorteil sein (ergonomisches entsprechend gefasst sein. Norm DIN ISO 5970 / Januar 1981.
Mobiliar) (GUV-SI 8011, Seite 5). Daneben
entstehen durch die zunehmende Umstel- Für Schüler sind auf ihre Körpergröße abge- Während die internationale Norm
DIN ISO 5970 aus dem Jahr 1981
lung auf Ganztagsschulen geänderte Nut- stimmte Stühle und Tische bereitzustellen,
von einer physiologisch richtigen
zungsanforderungen in den Schulräumen, die dem Stand der Technik entsprechen. Sitzhaltung ausgeht, berücksichtigt
die flexible Möblierungen erfordern. Die Hinweise der DIN ISO 5970 und der die europäische Norm DIN EN
1729-1:2006-09 „Möbel – Stühle und
GUV-SI 8011 „Richtig sitzen in der Schule“ Tische für Bildungseinrichtungen“
sollten hierbei beachtet werden (DIN 58125, von 2006 auch das dynamische
Schulmöbel § 11und GUV-V S1, § 11). Sitzen. Darüber hinaus werden die
Größenklassen neu definiert und
zusätzlich wird die Klasse 7 (Farbken-
Wichtige Kriterien bei der Schulmöbelwahl Allgemeine Schulbauempfehlungen (ASE) nung „braun“) für sehr große Schüler
Lernen
eingeführt.
sind: für Baden-Württemberg:
– normgerechte und sicherheitsgeprüfte Das Gestühl soll beweglich und kombinier-
Stühle und Tische bar sein und so ausgebildet werden, dass
– ausreichendes Größensortiment gesundheitliche Schäden, insbesondere
– Tische und Stühle aufeinander abge- Haltungsschäden, ausgeschlossen und Er-
stimmt müdungserscheinungen vermieden werden.
– in Fachräumen möglichst zwei Tischhöhen Die Oberfläche der Tische soll hell und matt
durch eine höhenverstellbare Tischplatte sein. Möbel sollen an die Größe der Schüler
(GUV-SI 8011, Seite 4). angepasst sein und verschiedene Sitzhal-
– bei dreieckigen Tischen und dazu gehö- tungen ermöglichen.
rigen höhenverstellbaren Stühlen ist ein
rascher Wechsel zwischen verschiedenen
Unterrichtsformen ohne großen Umbau-
aufwand möglich.
59
53
46
40
35
31
26
21
50 50 50
27 30
25
24
28
60
60
60
32
Einzeltisch
120
120
120
0. A.
Doppeltisch
93 115 119
80 95 108 121 133
50 58
34
52
46
40
30
26
22
50
45 50
33
26 29
29
70
60
60
27
25
Einzeltisch
130
120
120
o. A.
Doppeltisch
82
76
71
64
46
51
43
38
50 50 50 50
34 48 42 46
60
60
400
60
60
38
34
36
130
130
130
130
140 145 155 160 170 175 185 190 195 205
Lernen
76
70
64
46
42
38
50 50 50
36 38 40
70
36
70
32
34
70
130
130
130
M 1:50
Anpassung der Schulmöbel dürfen die Vorderkante der Sitzfläche nicht Computer am Schüler-
berühren. arbeitsplatz
Schulmöbel sollten möglichst halbjährig
individuell angepasst werden. C Tischhöhe: Durch die zunehmende Nutzung von Com-
Die Ellenbogenspitze muss sich bei herun- putern im Unterricht hebt sich die Trennung
A Sitzhöhe: terhängenden Armen in Tischplattenhöhe von Klassenraum und Computerraum mehr
Das Kind muss mit beiden Füßen den befinden. und mehr auf. Eine ergonomische Gestal-
Boden vollständig berühren. Die Ober- tung des Bildschirmarbeitsplatzes und eine
schenkel müssen waagerecht auf der D Beinfreiraum: sichere Geräteunterbringung mit abschließ-
Sitzfläche aufliegen. Zwischen Tischunterbau und Oberschenkel barer Kabelführung müssen in der Planung
muss Bewegungsspielraum bleiben. beachtet werden.
B Sitztiefe: (GUV-SI 8011)
Kniekehle und Unterschenkelrückseite
Auge
nabsta
nd 45
- 70
C
72
D
38 - 50
A
B 80 - 90
Computertisch Ergonomische Schulmöbel/ bedürfnis der Schüler an. Der durch diese
Tischtiefe mindestens 80 cm (besser dynamisches Sitzen Möbel erleichterte Wechsel zwischen
90 cm), Tischhöhe in der Primarstufe circa unterschiedlich aktiven und passiven Sitz-
64 cm, in der Sekundarstufe circa 72 cm. Während die internationale Norm DIN ISO positionen soll Haltungsschäden, die durch
Unterschiedliche Körpergrößen sollten mit 5970 von 1981 von einer physiologisch „Dauersitzen“ verursacht werden, entge-
einem höhenverstellbaren Stuhl ausgegli- richtigen Sitzhaltung ausgeht, berücksichtigt genwirken. Bei ergonomischen Tischen wer-
chen werden. die europäische Norm DIN EN 1729-1:2006- den Höhenverstellbarkeit und eine geneigte
09 „Möbel – Stühle und Tische für Bildungs- Tischplatte empfohlen.
Blickrichtung/Blickhöhe einrichtungen“ aus dem Jahr 2006 auch das
Die Blickrichtung parallel zur Fensterfront dynamische Sitzen durch unterschiedlich
reduziert die Direktblendung und Spiege- zulässige Sitzwinkel.
lungen auf dem Bildschirm. Die Oberkante
des Bildschirms sollte unter Augenhöhe Schulmöbel für dynamisches Sitzen passen
sein (GUV-SI 8009). sich dem natürlichen Sitz- und Bewegungs-
Lernen
M 1:20
260
260
100 160
180 - 210 100 160
60 - 80 120 - 130
80
80
165
50
85
130
230
80
150
Platzanordnung im regulären Unterrichtsraum, Platzanordnung in Übungs- und Werkräumen, Platzanordnung in Übungs- und Werkräumen,
hintereinander Rücken an Rücken hintereinander
M. 1:100
Klassenraumgrößen
24 Schüler 54 m2
30 Schüler 60 m2
33 Schüler 66 m2
36 Schüler 72 m2
(OFD BW)
In den Beispielen:
rechteckiger Raum
7,10 m x 9,30 m = 66 m2
quadratischer Raum
8,10 m x 8,10 m = 65,5 m2
Lernen
M 1:250
Lernen
Raumpilot Grundlagen 513
Lernen
Allgemein unterrichten
515 Einführung
517 Anordnungsvarianten für Klassenräume
mit und ohne Gruppenraum
518 ASE – Vorgaben zur Klassenraum-
gestaltung
519 Klassenraumhöhen
520 Natürliche Belichtung
521 Künstliche Beleuchtung
521 Schallschutz
521 Schallschutz gegen Außengeräusche
Neben-
räume
Allgemein unterrichten
Fachbezogen unterrichten
Essen und Freizeit
verbringen
Freibereiche
Lernen
Der allgemeine Unterrichtsbereich umfasst Größe und Gestaltung von Klassenräumen
die Klassenzimmer, gegebenenfalls auch entsprechend den Allgemeinen Schul-
Gruppenräume und zusätzliche Klassen- bauempfehlungen Baden-Württembergs
raumerweiterungsflächen. Diesen Räumen angegeben (ASE 1983).
sind Nebenräume wie einzelne Material-,
und Kartenräume zugeordnet.
Reihung von Klassenräumen ohne Ein Gruppenraum für mehrere Klassen- Ein Gruppenraum pro Klassenraum/
Gruppenraum räume Gruppenraum im Klassenraum integriert
Klassenraum
Gruppenraum / Klassenraumerweiterung
Lernen
Weitere detaillierte Informationen zur Gestaltung des Unterrichtsbereichs siehe Band „Raumpilot Lernen“ M 1:2500
≥ 320 / ≥ 300
die wesentlichen Angaben der ASE BW in
einem Überblick zusammengefasst.
Raumtiefe:
Die Raumtiefe soll im Allgemeinen bei Lüftungsfläche:
≥ 0,3 m2 pro Schüler voll
7,20 m liegen und kann bei Räumen ab
zu öffnende Lüftungs-
70 m2 bis 8,40 m betragen. Über 8,40 m flügel 720
hinausgehende Raumtiefen erfordern eine
Luftraum:
beidseitige Belichtung durch Fenster oder ≥ 6 m2 pro Schüler
Oberlichter.
720
Raumhöhe:
Die lichte Raumhöhe soll bei natürlicher Be- 30
minimaler Abstand
und Entlüftung mindestens 3,20 m und bei Blickwinkel
835
≥ 2,7 m2 pro Schüler in
Der Abstand eines Schülerarbeitsplatzes Fachräumen, Naturwis-
von der Wandtafel soll 2 m nicht unter- senschaften
schreiten und 9 m nicht überschreiten.
Raumausstattung:
Waschbecken, zwei
Blickwinkel zur Tafel: Wandtafeln, davon eine
Magnettafel, Projektions-
Der ungünstigste Blickwinkel zur Tafel soll fläche, (Einbau-)Schrank,
30° nicht unterschreiten. Pinnwand, Tische und
Stühle
Lüftungsfläche:
Tafelprojektionsfläche
seitlich Je Schüler sollen 0,3 m2 Fensterfläche
voll zu öffnen sein. Eine einseitige freie
≥ 320 / ≥ 300
Grundfläche:
840
≥ 1,8 bis 2 m2 pro Schüler in allgemeinen
Unterrichtsräumen
840 ≥ 2,7 m2 pro Schüler in Fachräumen, Natur-
wissenschaften
Türen:
≥ 40 Benutzer
Garderoben:
müssen Klas-
senraumtüren in Garderoben können im Flur, im Klassenraum
Fluchtrichtung oder auch bereichsweise zusammengefasst
aufschlagen;
Nach außen
angeordnet werden. Die ASE empfiehlt die
aufschlagende Unterbringung im Flur (zusätzliche Brandlast
Türen dürfen in beachten). Sofern Garderoben in Unter-
der Endstellung
einschließlich Tür- richtsräumen vorgesehen werden, sind sie
griff max. 20 cm gut lüftbar anzuordnen.
in den Fluchtweg
hineinragen
Raumausstattung:
860
Lernen
In jedem allgemeinen Unterrichtsraum sollte
folgende Grundausstattung vorhanden sein:
– ein Waschbecken
– zwei Wandtafeln, davon eine Magnettafel
– eine Projektionsfläche
– ein (Einbau-)Schrank
– eine Pinwand
– Tische und Stühle.
100
im Mittel
Raumhöhe bei künstlicher Be- und
Entlüftung:
mindestens 3 m im Lichten
840
M 1:100
Lernen
in der DIN 4109:1989-11 „Schallschutz im erforderlich R`w 32 dB
Hochbau“, Tabelle 3 enthalten. Zusätzlich
ungünstig
sind die Anforderungen der DIN 18041: Schallschutz gegen Außengeräusche: ungünstig
2005-4 „Hörsamkeit in kleinen bis mittel- Bei einem Außengeräuschpegel bis zu
großen Räumen“ zu beachten. 65 dB(A) kann von Fensterlüftung ausge-
günstig
gangen werden und es ist keine besondere günstig
Differenzierte Nachhallzeit für Unterrichts- Anforderung an die Ausführung von Außen-
räume: DIN 18041 wänden und Fenstern zu stellen. Bei einem
günstig
Außengeräuschpegel von über 65 dB(A)
Schutz gegen Lärm aus benachbarten sollten die Fenster während des Unterrichts Stark vereinfachte Schemata zur Wirkung
von Schallabsorptions- und Reflektorflä-
Räumen: Normgerechte Luft- und Trittschall- geschlossen bleiben und ein Luftschall-
chen in Klassenräumen. Die Wirkung ist
dämmung der Decken, Wände und Türen schutzmaß von minus 12 dB erreichen. zusätzlich stark von der genauen Raumpro-
entsprechend DIN 4109. (R`w: bewertetes Hierbei kann der Einbau lüftungstechnischer portion, den Oberflächenmaterialien und
der Oberflächengestaltung abhängig.
Schalldämmmaß in dB mit Schallübertra- Anlagen erforderlich werden.
Lernen
Raumpilot Grundlagen 523
Lernen
Fachbezogen unterrichten
525 Einführung
525 Naturwissenschaftlicher Unterrichts-
bereich
526 Lehrsaal
526 Lehr-/Übungsraum
526 Vorbereitungs-/Sammlungsraum
527 Grundrissbeispiel Physikraum
Gymnasium
528 Musischer Unterrichtsbereich
528 Musikunterricht
528 Kunstunterricht
528 Werkstatträume
528 Lage
528 Anforderungen und Ausstattung
529 Belichtung und Belüftung
529 Bodenbelag
Veranstalten
und feiern
Recherchieren
Arbeiten und
und informieren
verwalten
Einführung Naturwissenschaftlicher
Unterrichtsbereich
Zu den Fachklassen gehören die Räume
für den naturwissenschaftlichen Unterricht, Die naturwissenschaftlichen Fachbereiche
Lernen
für Musik und Kunst, für die Computernut- umfassen Lehr- und Übungsräume, Samm-
zung, unterschiedliche Werkräume und die lungs- und Vorbereitungsräume und even-
Schullehrküchen für den Kochunterricht. tuell zusätzliche spezielle Lagerräume (zum Günstige Lage der Fluchtwege, sie sollen möglichst weit
auseinanderliegen
Der Fachunterricht erfordert jeweils unter- Beispiel Raum für brennbare Flüssigkeiten).
schiedliche spezielle technische Raumaus- In den naturwissenschaftlichen Unterrichts-
stattungen und teilweise auch spezielle bereichen für Biologie, Physik und Chemie
Raumgrößen und Raumhöhen, die sich von und den Werk-/Technikräumen besteht
den Raumproportionen und Ausstattungen aufgrund ihrer Ausstattung und aufgrund
der allgemeinen Unterrichtsräume unter- der verwendeten Chemikalien et cetera
scheiden. Aus installationstechnischen und eine erhöhte Unfall- und zum Teil auch eine
weiteren funktionalen Gründen wird emp- erhöhte Brandgefahr. Planungsvorgaben für Ungünstige Lage der Fluchtwege, sie sollen nicht in dersel-
ben Ecke liegen
fohlen, die Fachklassen jeweils fächerbezo- diese Räume finden sich in der „Unfallver-
gen räumlich zusammenzufassen. hütungsvorschrift Schulen“ (GUV-V S1) und
in der DIN 58125.
≥ 230
40
260
Lernen
Lehrsaal (beispielhaft) Sammlungs- und Vorbereitungsraum Lehr- und Übungsraum (beispielhaft)
– Schülerzahl: 40 Schüler (beispielhaft) – Schülerzahl: 32 Schüler
– Raummaße: 7,90 m x 8,40 m – Raummaße: 6,70 m x 8,40 m – Raummaße: 10 m x 8,40 m
– Fläche: 66 m² – Raumausstattung: ausreichend Schrank- – Fläche: 84 m2 bis 90 m²
– Raumausstattung: Lehrerexperimen- raum; Türen sollen möglichst direkt und – Raumausstattung: Lehrer- und Schüler-
tiertisch mit Strom, Gas- und Wasseran- ohne Stufen erreichbar sein; Chemikalien experimentiertische mit Strom, Gas- und
schluss, Absaugvorrichtung, Wandtafel, müssen in einem eigenen Chemikalien- Wasseranschluss; Schränke für Experi-
Projektionsmöglichkeit, Hörsaalgestühl, raum oder in abgeschlossenen Chemika- mentiergeräte (mindestens 30 cm tief);
2 bis 3 Podeststufen mit 15 cm bis 17 lienschränken untergebracht werden Wandspüle; 2 bis 3 Podeststufen (je 15 cm
cm Höhe; ausreichende Tiefe (40 cm) bis 17 cm hoch) empfehlenswert
der Schreibgelegenheit
Beispiel für die Gestaltung eines Physikraumbereichs an einem Gymnasium, Grundriss und Schnitt, M 1:200
Musikunterricht Lage
Der Musiksaal kann als abgeschlossener Da in Werkräumen viel Arbeitslärm entsteht,
Raum ausgebildet werden, er kann aber sollten sie im Schulgebäude so angeordnet
auch mittels flexibler (möglichst schall- werden, dass der Unterricht in anderen
dichter) Wände mit anderen Räumen, der Räumen durch sie nicht gestört wird (siehe
Aula oder mit der Eingangshalle verbunden ASE BW). Außerdem wird für Werkräume
sein. An den Musiksaal ist ein Lehrmittel- aufgrund der Materialandienung eine gut
raum für die Lagerung von Instrumenten, zugängliche Erdgeschosslage empfohlen.
Tonträgern et cetera angegliedert. Es ist zweckmäßig, die Werkräume mit den
Räumen für Kunstunterricht zusammenzu-
An Musikräume werden hohe raumakus- fassen, da der Unterricht häufig vom selben
tische Anforderungen gestellt. Auch Lehrer erteilt wird und die einzelnen Tech-
Störungen nach außen müssen mittels niken wechselseitig eng verknüpft sind.
schalldämmender Maßnahmen vermieden
werden. Die DIN 4109 fordert für die Wände Anforderungen und Ausstattung
und für die Decken zwischen Unterrichts- Grundsätzlich sind die Richtlinien der
räumen oder ähnlichen Räumen und Gesetzlichen Unfallversicherung (GUV)
besonders lauten Räumen wie zum Beispiel einzuhalten. Dazu gehören die im Kapitel
Sporthallen oder Musikräumen R’w 55 dB. „Sitzen“ erläuterten Mindestabstände
Die DIN 18041 macht genaue Angaben zwischen Arbeitstischen in Werkräumen.
zu raumakustischen Anforderungen, wie Verkehrsflächen sind dabei noch nicht
beispielsweise zur Nachhallzeit. berücksichtigt. Bei Durchgängen zwischen
zwei Arbeitstischen sind mindestens
Kunstunterricht weitere 60 cm erforderlich.
In Zeichensälen sollte eine gleichmäßige
Beleuchtung gewährleistet sein, daher wird Die zugehörigen Material- und Maschinen-
hierfür eine Nord-Orientierung empfohlen räume müssen unmittelbar von den Werk-
(siehe ASE BW). In diesen Räumen sind räumen zu erreichen sein, weil die Bearbei-
ausreichend Stell- und Hängeflächen für Ar- tungsmaschinen von den Schülern nur unter
beitsmaterialien und Objekte/Bilder vorzuse- Aufsicht des Werklehrers benutzen werden
hen. Spülbecken müssen in ausreichender dürfen.
Zahl vorhanden sein.
Lernen
Grundriss Werkstatträume an einer
Hauptschule (beispielhaft)
≥ 100 160 ≥ 100
≥ 100
Ausstattung:
– Schülerwerkbänke, zusammenge-
stellt zu Vierer-Arbeitsplätzen
– Lehrerarbeitstisch, 2,20 m x 0,80 m
– Einbauschränke
– Tafel und Projektionswand
≥ 100
– Maschinen
Sichtfenster, – Reihenwerkbänke
ca. 3,00 x 1,00 m – Brennofen
– Trockenschrank (belüftet)
– Absaugung
145 80 80 150 80 80 145 Fluchtmöglichkeit nach außen – Lagerregale
Lernen
Raumpilot Grundlagen 531
Lernen und verwalten
Arbeiten
533 Einführung
534 Varianten mit zentral angeordnetem
Lehrerbereich
534 Lage
534 Schulsekretariat
534 Rektorat
535 Varianten mit dezentral angeordnetem
Lehrerbereich
535 Schulsekretariat
535 Rektorat
Ankommen
Nebenräume Essen und Freizeit
verbringen
Veranstalten und feiern
Allgemein unterrichten
Fachbezogen unterrichten
Lernen
Projektarbeit nehmen inzwischen einen weit in unterschiedlich großen Gruppen führen
größeren Teil ihrer Arbeitszeit ein als zuvor. können.
Zusätzlich verändern sich durch den Ausbau
vieler Schulen zu Ganztagsschulen die Das traditionelle gemeinsame „Lehrerzim-
Arbeitsbedingungen von Lehrern. Die Auf- mer für alle“ kann kaum der angemessene
enthaltszeiten an der Schule sind erheblich Rahmen für diese unterschiedlichen Anfor-
länger geworden und das Aufgabenspek- derungen sein. Damit die längere Arbeitszeit
trum wurde erweitert. Hierdurch entstehen von Lehrern an der Schule sinnvoll genutzt
neue Anforderungen an die Arbeitsplätze werden kann, müssen jedoch nicht nur
und auch an die Sozialräume der Lehrer. geeignete Arbeitsplätze vorhanden sein,
sondern auch entsprechende „Pausenräu-
Die Raumangebote sollten möglichst so me“ zur Erholung und Kommunikation zur
gestaltet sein, dass Lehrer in der Schule Verfügung stehen.
sowohl räumliche Bedingungen für die
Lage Bei großen Schulanlagen ist eine dezentrale Statt einem großen Konferenztisch werden
Prinzipiell können Lehrerbereich und Ver- Anordnung des Lehrerbereichs zusam- auch Einzeltische (Kleinschreibtische) einge-
waltung räumlich zentral zusammengefasst men mit der Unterbringung der Lehr- und setzt, die eine freie Gruppierung erlauben,
oder aufgesplittet dezentral auf verschie- Lernmittel bei den einzelnen Fachbereichen oder auch zu einem großen Konferenztisch
dene Stellen im Schulgebäude verteilt meist auch aus gesamtorganisatorischen zusammengestellt werden können.
werden. Gründen sinnvoll (siehe ASE).
Neben Arbeitstischen und Stühlen sind
Es kann von Vorteil sein, den Lehrerbereich Größe und Ausstattung Lehrerzimmer meist auch mit Postfächern
dem Informationsbereich anzugliedern, Die Größe des Lehrerbereichs richtet sich für jede Lehrkraft, Informationsstafeln und
um eine gute Verbindung von Lehrer- und nach dem Schultyp und der Anzahl der einer Handbibliothek für Lehr- und Unter-
Schülerbücherei sowie Lehrerzimmer und Lehrer. Im traditionellen gemeinsamen Leh- richtsmaterial ausgestattet. Eine Lehrergar-
Schülerarbeitsräumen zu schaffen. rerzimmer stehen jedem Lehrer (nur) etwa derobe und Lehrertoiletten sollten in der
3 m² als Arbeitsplatz zur Verfügung. Nähe angeordnet sein.
Lehrerbereich
Verw altung
Lernen
Schulsekretariat Rektorat
Das Sekretariat ist die erste Anlaufstelle Die Räume für Schulleiter und Stellvertreter
für alle Besucher und auch für Eltern und sollten möglichst in der Nähe der anderen
Schüler. Dieser Raumbereich sollte daher Lehrerbereiche liegen.
für Besucher leicht auffindbar sein. Eine
Wartezone mit Sitzgelegenheit für Besucher In diesen Räumen sollte jeweils auch ein
im Flur vor dem Sekretariat gehört ebenso kleinerer Besprechungsbereich (circa sechs
dazu wie eine kommunikative Gestaltung Plätze) vorhanden sein.
des gesamten Raums. Doch es muss auch
ein datentechnisch geschützter Bereich vor- (Weitere Informationen zur Gestaltung des
handen sein, in dem vertrauliche Vorgänge Lehrerbereichs siehe Band „Raumpilot
bearbeitet werden können. Lernen“)
Lernen
Raumpilot Grundlagen 537
Lernen
Recherchieren und informieren
539 Bibliothek/Mediathek
539 Lage
539 Richtwerte für den Flächenbedarf
540 Grundrissbeispiel
Nebenräume
Ankommen
Veranstalten Freibereiche
und feiern
Recherchieren
und informieren
Arbeiten und verwalten
Allgemein unterrichten
Fachbezogen unterrichten
Lernen
lungsräumen, Oberstufen- und Fachbe- unterschiedliche Anforderungen. Zu den Für eine Schule mit 1000 Schülern werden
reichsbibliotheken zu einem gemeinsamen, Bibliotheksbereichen zählen prinzipiell: als grobe Richtwerte vorgeschlagen:
möglichst zentral gelegenen Informations- Thekenbereich, Verwaltungsbereich und
bereich. Dieses Informationszentrum sollte Regalzone, Einzelarbeitsbereiche, Gruppen- 10 000 Bände
möglichst über die Unterrichtszeiten hinaus arbeitsbereiche, audio-visueller Bereich, circa 4000 audiovisuelle Medien
geöffnet sein und auch außerschulischen Ausstellungsbereich und eventuell ein circa 50 Zeitschriften
Nutzern offenstehen. Veranstaltungsbereich. circa 40 Arbeitsplätze
80,00 m2
Schulbibliotheken sind mit Bücherrega- circa 6 Carells (Lesekabinen) 16,80 m2
len, einer Registratur und Leseplätzen circa 1 Gruppenraum 50,00 m2
ausgestattet. Mediatheken erweitern die Arbeitsraum für Bibliothekare 18,00 m2
Sammlung um audiovisuelle Medien und Magazin 20,00 m2
entsprechende Hardware.
3 3
4 4 4
1 Ausleihe
8 5 6
2 Büro
3 Einzelarbeit
4 Gruppenarbeit
5 Hörkabinen
6 Computerarbeit
7 Bücherregale
8 Mehrzweckraum
Lernen
Raumpilot Grundlagen 541
Lernenund Freizeit verbringen
Essen
Arbeiten
Ankommen und
verwalten Nebenräume
Veranstalten und feiern
Essen und
Freizeit verbringen
Allgemein unterrichten
Freibereiche
Fachbezogen unterrichten
Schulmensa und Freizeiträume Der notwendige Flächenbedarf für die ► Die VDI-Richlinie 6000, Blatt 3 /
November 2007 gibt Hinweise zur
zugehörige Küche und Ausgabe ist abhängig
Ausstattung von und mit Sanitärräu-
Lernen
Durch die zunehmende Umstellung auf davon, ob die Speisen für das Mittagessen men in Versammlungsstätten und
Ganztagsbetrieb gewinnen die Räume für angeliefert und eventuell aufgewärmt wer- Versammlungsräumen. VDI 6000,
Blatt 6 gibt Hinweise zur Ausstattung
die Essensversorgung und für die Freizeit den oder ob das Essen vor Ort zubereitet von und mit Sanitärräumen in
von Schülern und Lehrern stark an Bedeu- und gekocht wird. Bei größeren Schulen Kindergärten, Kindertagesstätten und
tung. wird häufig für die schnelle Pausenver- Schulen.
Planungshinweise
10 11
15 15 14 14
4 5
13
11
1 Küche
12
2 Essensausgabe
7
3 Essensbereich
12
4 Geschirr-Rückgabe
5 Spüle
3 2 1 6 Vorbereitung
7 Vorräte
8 8 Kühlraum
9 Tiefkühlraum
13 10 Abfall
11 Personal
12 Umkleiden
6 13 Abstellraum
15 15 13 13 9
14 WC
15 Freizeitraum Beispiel für eine Schulmensa, M 1:500
Lernen
Raumpilot Grundlagen 545
Lernen
Nebenräume
Ankommen
Recherchieren und
Veranstalten und feiern informieren
Freibereiche
Fachbezogen unterrichten
Funktionsbeziehungen Nebenräume
Lernen
Je nach Gebäudekonzept und Schulgröße
können die Toiletten für Schüler und Lehrer 40 bis 50 Schüler 1 Sitz und 2 Stände
als Sammelanlagen zusammengefasst 20 bis 25 Schülerinnen 1 Sitz
werden und geschossweise oder bereichs- 10 Lehrer 1 Sitz und 1 Stand
bezogen im Gebäude verteilt werden. 5 Lehrerinnen 1 Sitz
Größere Toilettenanlagen im Pausen- und rollstuhlgerechtes WC
Aulabereich sollten auch für die außer-
schulische Nutzung zur Verfügung stehen. Pro 1 Sitz für Jungen und 2 Sitze für Mäd-
Zusätzlich sollten kleinere Toilettenanlagen chen ist ein Handwaschbecken vorzusehen.
möglichst in der Nähe der Unterrichtsräume
liegen. Außerdem sollte in jedem Geschoss
mindestens ein barrierefreies WC einge-
plant werden.
60
angepasst werden.
85
85
45
150 150 165
Toilettenanlage für circa 30 Lehrerinnen und 30 Toilettenanlage für circa 100 Schülerinnen und circa
Lehrer mit barrierefreier Toilette 100 Schüler mit barrierefreier Toilette
85
Lernen
mit kaltem und warmem Wasser verfügen. der Schulgröße abhängig.
Für die Erste Hilfe kann entweder ein Lehr- und Lernmittelräume
gesonderter Raum vorgesehen werden, Für ein normales Schulgebäude sollten
oder er kann mit dem Elternsprech- bezie- mindestens zwei Lehr- und Lernmittelräume
hungsweise dem Hausmeisterdienstzimmer in zentraler Lage, am besten in der Nähe
kombiniert werden, wenn dort die erfor- des Lehrerbereichs, eingeplant werden.
derliche Ausrüstung vorhanden ist (GUV-SI Die erforderliche Fläche liegt je nach Größe
8065, früher GUV 20.26). der Schule und Raumprogramm zwischen
24 m² und 60 m².
95
150
150
95
► Schulgebäude sind grundsätzlich Öffentliche barrierefreie Toilette Wichtige Anforderung: Als Rangierfläche
als barrierefreie Anlagen gefordert
wird eine Fläche von 1,50 m x 1,50 m (qua-
(Musterbauordnung § 50 (2) bezie-
hungsweise entsprechend LBO BW Die Anforderungen an öffentliche behinder- dratisch, nicht kreisförmig!) benötigt. Damit
§ 39, 11) tengerechte Toiletten sind in der DIN 18024 der Rollstuhlfahrer auf den Toilettensitz
beziehungsweise zukünftig in der DIN umwechseln kann, muss beidseitig von der
18040 (Entwurf) festgelegt. Toilette eine Bewegungsfläche vorhanden
sein. Links und rechts vom Sitz sind Klapp-
Bei der Planung muss der gegenüber griffe anzubringen. Der Waschtisch muss
nicht-barrierefreien Toilettenanlagen deutlich unterfahrbar sein. Die Greifhöhe liegt bei
größere Platzbedarf beachtet werden. 85 cm. Zur besonderen Ausstattung zählen
Notrufmelder, die auch vom Boden aus
erreichbar sind.
20
18
(≥ 90) ≥ 95
17
1
(≥ 220) ≥ 230
(65-) 70
13
≥ 150
(≥ 90) ≥ 95
90
9
19
20
220 150
150 230 ≥ 70 ≥ 150
≥ 220
95
150
150
95
Öffentliche, barrierefreie Toilette entsprechend DIN 18024- 7 Handtuchpapierspender oder Heißluft
2 und DIN 18040-1 (Entwurf) 8 Druckergarnitur mit Hebel zur Verriegelung
Die in DIN 18040-1 (Entwurf) abweichenden Werte/Anga- 9 Querstange zum Zuziehen der Türe
ben sind in Klammern (...) dargestellt. 10 Seifenspender mit Einhandbedienung
11 Spiegel; Unterkante circa 95 cm bis 100 cm über
1 Haltestangen, stufen- und schwerelos klappbar, evtl. Fußboden (Spiegelhöhe ≥ 100 cm)
Notrufauslösung in Vorderseite integriert 12 Einhebelmischer mit langem Hebel (≤ 40 cm hinter
2 Kleiderhaken in drei Höhen: 90 cm, 150 cm, 180 cm Vorderkante Waschtisch)
3 Spülungsauslösung, mit Ellbogen möglich 13 Hänge-WC, Höhe inklusive Sitz 48 cm über Fußboden
4 Vormauerung/Rückenstütze für Hänge-WC 14 Türe, lichtes Durchgangsmaß 90 cm
5 Abfallbehälter, geruchsverschlossen 15 Beleuchtung
6 Waschbecken mit Unterputzsiphon, Beinfreiheit 67 cm 16 Mechanische Lüftung (auch bei vorhandenem Fenster)
bis 30 cm hinter Waschbecken-Vorderkante (Siphon- 17 Abfallkorb für gebrauchte Papierhandtücher
bereich darf maximal 10 cm tief, ab 35 cm Höhe über 18 Ablagefläche 15 cm x 30 cm
Oberkante Fertigfußboden einschränken; Beinfreiheit 19 Bodeneinlauf (entfällt)
muss über 90 cm Breite gewährleistet sein) 20 Wasserventil mit Schlauch (entfällt)
21 Notrufauslösung durch Zugschalter
16
15
14
Lernen
11
210
10 7
12 2
18
3 8
(28)
8
(74-76) 85
17
4 21
≤ 80
85
5
≥ 67
(46-) 48
(≥ 35)
55 15 (≤ 10) ≥ 30
70 (40)
55 M 1:50
Lernen
Raumpilot Grundlagen 553
Lernen
Freibereiche
555 Schulhof
556 Freiraum – Nutzungsbereiche
557 Planungshinweise
557 Wasserflächen
557 Pflanzen
558 Sitzgelegenheiten
558 Einfriedigungen
558 Bodenbeläge
Ankommen
Allgemein unterrichten
Nebenräume
Funktionsbeziehungen Freibereiche
Lernen
Allgemein überdeckte Flächen besitzen, damit auch flächen:
In Pausenräumen und auf Schulhof- bei schlechter Witterung ein Aufenthalt im 0,4 m² je Schüler
mindestens 2,10 m lichte Höhe
flächen findet eine Vielzahl unterschied- Freien möglich ist. Es wird empfohlen, diese
liche Aktivitäten statt. Die Schulfreiflächen teilüberdachten Flächen der Wandelhöfe et Offene Pausenhofflächen:
dienen beispielsweise als Kommunikations- cetera mit 0,4 m2 je Schüler auszuweisen 4 m² bis 6 m² je Schüler
räume, als Spiel- und Erholungsflächen oder und mit mindestens 2,10 m lichter Höhe aus- Bei Grundschulen:
auch für den Außenunterricht in Freiklassen. zuführen. Offene Pausenflächen sollten über- 6 m² je Schüler (ASE)
schlägig mit 4 m2 bis 6 m2 Fläche je Schüler
Aufgrund dieser vielfältigen Nutzungsanfor- bemessen werden. Bei Grundschulen sollten
derungen wird empfohlen, in den Außen- 6 m2 je Schüler eingeplant werden. Bei ent-
flächen ein differenziertes Raumangebot sprechenden Voraussetzungen können auch
mit unterschiedlich gestalteten Bereichen angrenzende öffentliche Flächen anteilsmä-
anzubieten. ßig als offene Pausenfläche mit angerechnet
werden (ASE Baden-Württemberg).
Rückzugsbereiche
– überdachte Aufenthaltsbereiche
– geschützte Sitzecken für kleine
Gruppen mit Tisch warten, sitzen, ausruhen,
– Lerngruppen plaudern, versammeln, treffen,
– modelliertes Gelände mit Nischen essen, trinken, sich austauschen
und Sitzmöglichkeiten
Bewegungszonen
– Ballspielzonen
– Klettergeräte
– Spielplatzflächen laufen, klettern, spielen,
– Fahrradübungsgelände raufen, prügeln, streiten
Begrünte Bereiche
– Schulgarten, Teichanlage säen, pflanzen, pflegen, gärtnern, lernen,
– Bepflanzungen, Bäume, Hecken et üben, ausprobieren,
cetera als Lernumgebung geschützt spielen oder sitzen
Unterschiedliche Freiraum-Nutzungsbereiche
≤ 40
≥100 Teichanlage, M 1:50
Lernen
Sitz- und Naturbereiche beinhalten. sein und eine maximale Wassertiefe von
Notwendige Verkehrswege und Treppen 1,20 m sowie eine mindestens 1 m breite
Freiklassen sollten so orientiert und gestal- oder Hindernisse müssen mit mindestens Flachwasserzone mit maximal 0,40 m Tiefe
tet werden, dass bei ihrer Nutzung keine 5 Lux nach DIN 5035-2 beleuchtet sein (DIN am Rand aufweisen. Ansonsten muss eine
Störungen in den sonstigen Unterrichtsräu- 58125, § 14 und GUV-V S1, § 14). Sicherung des Uferbereichs durch Zäune,
men entstehen. Hecken oder heckenartige Bepflanzung
Die Zufahrten für Feuerwehr-, Müll- und erfolgen (DIN 58125, § 14 und GUV-V S1,
Bei großen Schulanlagen sollten den Lieferfahrzeuge müssen auf einer Breite von § 14).
verschiedenen Altersstufen getrennte Pau- mindestens 3,50 m freigehalten werden
senbereiche zugeteilt werden. und ausreichend tragfähig sein. Pflanzen
Es dürfen grundsätzlich keine Giftpflanzen
Pausenhallen können mit Verbindungsgän- Abfalleimer sollten in ausreichender Anzahl angepflanzt werden. Pflanzen mit Dornen
gen, Eingangshallen, Speise- und Mehr- vorhanden sein. oder Allergie auslösende Pflanzen sind
zweckräumen kombiniert werden. ebenfalls zu vermeiden.
ca. 80
ca. 80
ca. 95
Sitzgelegenheiten Einfriedungen
Neben Bänken können auch raumland- Zäune, Gitter und sonstige Einfriedungen
schaftliche Elemente wie Podeste, Stufen- dürfen keine spitzen oder scharfkantigen
anlagen und dergleichen zu variablem Sitzen Teile besitzen, um Verletzungen zu vermei-
in verschiedenen Positionen einladen. Diese den.
sind weitgehend unabhängig von der Größe
der Schüler nutzbar. Sie können sowohl Bodenbeläge
einzelnen Schülern wie auch Klein- oder Die Bodenbeläge von Aufenthaltsbereichen
Großgruppen Sitzgelegenheiten bieten. im Freien müssen auch bei Nässe rutsch-
hemmend wirken (DIN 58125, § 14 und
GUV-V S1, § 14).
Lernen
Raumpilot Grundlagen 559
Lernen
Bauausführung
Lernen
40 mm.
3
Rutschfestigkeit von Fußböden
° R1
35 2
> ° R1
35 Für die verschiedenen Nutzungsbereiche
° bis
28 werden in Schulen unterschiedliche rutsch-
R 11
2 7°
bis hemmende Eigenschaften in der Einstufung
2 0°
10
zwischen R 9 bis R 11 gefordert, wobei R 13
is 19 ° R
11° b die höchste Rutschhemmung bezeichnet
Zuordnung der Gesamtmittelwerte (siehe DIN 51130).
der Neigungswinkel zu den Bewer-
R9
tungsgruppen der Rutschhemmung 6° bi s 10°
(GUV-R 181) Ist Barfußnutzung (Duschen et cetera)
vorgesehen, erfolgt die Einstufungen über
die Kategorisierung A, B und C, wobei C die
Erforderliche Rutschhemmung in höchste Rutschhemmung bezeichnet.
Duschräum e
Abhängigkeit von der Nutzung;
B
Angaben entsprechend der GUV-R
181, Oktober 2003 „Fußböden in U mkleiden Rutschfestigkeit verschiedener Boden-
Arbeitsräumen und Arbeitsbereichen A beläge
mit Rutschgefahr“. Pausenhöfe
R11
Angaben zur Rutschhemmung Keramische Bodenbeläge R 9 bis R 13
Sanitärräum e Lehrküchen Werkräum e
in Nassräumen macht die GUV-I
R10 Gitterroste R 10 bis R 13
8527, Juli 1999 (aktualisiert 2007)
„Bodenbeläge für nassbelastete Allge m ein Klassenräume Treppen PVC R 9 bis R 10
Barfußbereiche“. R9 Elastomer R 9 bis R 10
Laminat R 9, evtl. R 10
Hinweis: Es wird empfohlen, im
Eingangsbereich Bodenklasse R10 Linoleum R 9, evtl. R 10
zu verwenden. An Chemieräume Textile Bodenbeläge R 9 bis R 12
werden besondere Anforderungen
gestellt.
Naturstein R 9 bis R 13
Auch die Bodenbeläge von Aufent- Das „BGIA-Handbuch“ enthält eine aus-
haltsbereichen im Außenbereich
führliche Liste über die Rutschfestigkeit von
müssen bei Nässe rutschhemmend
wirken (DIN 58125, § 14 und GUV-V Fußbodenbelägen verschiedener Hersteller.
S1, § 14). (Hrsg.: Institut für Arbeitsschutz der Deut-
schen Gesetzlichen Unfallversicherung in
Sankt Augustin, 2003)
Um Verletzungsgefahren zu vermeiden,
werden an die Oberflächen von Wänden
und Stützen bis zu einer Höhe von 2 m über
Oberkante Standfläche besondere Anfor-
derungen gestellt. Neben einer möglichst
glatten Oberfläche ohne vorstehende Grate
et cetera wird für deren Ecken und Kanten
eine nicht scharfkantige Eckausführung
gefordert.
Lernen
sonstige Einrichtungen, wie Fensterbänke,
Türen, Bedienungshebel et cetera, müssen
diesen Anforderungen entsprechen (DIN
Aus Sicherheitsgründen (Verletzungsschutz) gelten
58125, § 6 und GUV-V S1, § 6). besondere Anforderung an die Beschaffenheit
von Wandoberflächen bis 2 m Höhe
Verglasungen
Schüleraufenthaltsbereiche, bei denen Siehe Unterkapitel „Erschließen, verteilen, Eine ausreichende und gleichmäßige
Absturzgefahr besteht, müssen gesichert flüchten“, Seite 486 bis 488. Ausleuchtung der Verkehrswege und der
sein. Bei höher liegenden Flächen mit Aufenthaltsbereiche trägt wesentlich zur
einer Absturzhöhe von 0,30 m bis 1 m sind Unfallvermeidung bei. In Schulen sollten
Sicherungen wie Pflanztröge, Pflanzstrei- Außenbereiche alle Bereiche mit künstlicher Beleuchtung
fen, Bänke oder deutliche Markierungen entsprechend der Anforderungen der DIN
ausreichend. Im Außenbereich ist auf rutschhemmende 5035-4 ausgestattet sein
Bodenbeläge (auch bei Nässe) der Flächen
Bei mehr als 1 m Absturzhöhe sind die An- und Wege und auf eine ausreichende
forderungen der Bauordnungen der Länder Beleuchtung der Verkehrswege mit mindes- Art der Nutzung Nennbeleuchtungsstärke
zu beachten, jedoch sind Umwehrungen tens 5 lx Nennbeleuchtungsstärke nach DIN
oder Geländer mit einer Höhe von mindes- 5032 -2 zu achten (DIN 58125, § 14 und Verkehrswege in Gebäuden 50 lx
tens 1 m erforderlich (DIN 58125, § 8, GUV- GUV-V S1, § 14). Treppen in Gebäuden 100 lx
V S1, § 8). Bei mehr als 12 m Absturzhöhe Klassen- und Verwaltungsräume 500 lx
sind laut Musterbauordnung Geländer mit Werkräume Holz und Metall 300 lx
1,10 m Mindesthöhe gefordert (MBO 2002, Lüftung Maschinenräume Werkbereich 500 lx
§ 38). Lehrküchen 500 lx
Siehe Unterkapitel „Allgemein unterrich- Speiseräume 200 lx
Fensterbrüstungen von Flächen mit einer ten“, Seite 519. Informatikräume 500 lx
Lernen
Absturzhöhe bis zu 12 m müssen mindes- Toilettenräume 100 lx
tens 0,80 m, von Flächen mit einer Absturz- In vollständig verdunkelbaren Räumen Außenbereich 5 lx
höhe von mehr als 12 m mindestens 0,90 m sowie in den Fachräumen für Chemieun-
hoch sein. Geringere Brüstungshöhen sind terricht und in den Werkstatträumen für
zulässig, wenn durch andere Vorrichtungen, die Holzverarbeitung kann der Einbau einer
zum Beispiel Geländer, die vorgeschrie- raumlufttechnischen Anlage notwendig sein
benen Mindesthöhen eingehalten werden (DIN 58125, § 26 und GUV-V S1, § 26).
(MBO 2002, § 38). Treppengeländer und
Treppenbrüstungen in Schulen müssen
jedoch mindestens 1,10 m hoch sein
(MSchulbauR (4)).
Türen Fenster
§
§§
§ § §
§ Raumpilot Grundlagen 567
Lernen
Lernen
Planungsregeln/Literatur
569 Planungsregeln
570 Literatur
Lernen
Berichtigung 1 zu DIN 4109 / August 1992 Schulen – Bau und Ausrüstung
/ Berichtigungen zu DIN 4109/11.89; DIN VDI Richtlinie 6000 / Blatt 3 / November
4109 Beiblatt 1/11.89 und DIN 4109 Beiblatt 2006: Ausstattung von und mit Sanitärräu- GUV-I 561 / April 1991 / Treppen
2/11.89 men. Versammlungsstätten und Versamm-
lungsräume GUV-SR 2001 / Januar 1987 / Richtlinien für
Beiblatt 1 zu DIN 4109 / November 1989 / Schulen – Bau und Ausrüstung
Schallschutz im Hochbau – Ausführungsbei- VDI Richtlinie 6000 / Blatt 6 / November
spiele und Rechenverfahren 2006: Ausstattung von und mit GUV-R 181 / April 1994 / Fußböden in
Sanitärräumen. Kindergärten, Kindertages- Arbeitsräumen und Arbeitsbereichen mit
DIN 18041 / Mai 2004 / Hörsamkeit in klei- stätten, Schulen Rutschgefahr
nen bis mittelgroßen Räumen
Empfehlungen GUV-I 8527 / Juli 1999 / Bodenbeläge für
DIN 18065 / Januar 2000 / Gebäudetreppen Allgemeine Schulbauempfehlungen für nassbelastete Barfußbereiche
– Definitionen, Maßregeln, Hauptmaße Baden-Württemberg (ASE) vom 8. Juli 1983
Literatur
572 Abkürzungen
573 Index
579 Danksagung
Wannenausrundung.........................................................128
Wannenbad......................................................................271
Warenannahme...............................................................366
Wärmeschutz...................................................................433
Wartebereich...................................................................374
Wartezeit............................................................................89
Waschtisch......................................................................269
Waschen..........................................................................282
Wäschetrockner...............................................................266
Waschmaschine......................................................266, 282
Wasserflächen............................................................... 557
WC...................................................269, 359, 412, 547, 550
WC barrierefrei.........................................274- 277, 550- 551
Wendekreis Lkw..............................................................133
Wendekreis Pkw..............................................................132
Wendeltreppe....................................................................70
Werkraum...............................................................525, 528
Werkstattraum.................................................................528
Windfang..................................................................187, 368
Winkelschiebetür.............................................................370
Wirtschaften............................................................279-284
Wirtschaften barrierefrei..................................................284
Wohnen.....................................................................153-346
Wohnfläche..............................................................157, 323
Wohnflächenverordnung.................................................323
Wohnhaustreppe...............................................................55
Zeichensaal......................................................................528
Zellenbüro...............................................................281, 382
Zentralgarderobe.............................................................375
Zutrittskontrolle................................................................372
Zweibund.........................................................................351
RAUMPILOT
A R B E I T E N
Markus Gasser
Carolin zur Brügge
Mario Tvrtković
kraemerverlag
1
Die Publikationsreihe „Raumpilot“ besteht aus insgesamt vier Bänden:
Herausgeber
Wüstenrot Stiftung, Ludwigsburg
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts-
gesetzes ist ohne Zustimmung der Wüstenrot Stiftung und des Karl Krämer Verlags unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Verviel-
fältigungen, Nachdruck, Übersetzungen, elektronische Speicherung (auch durch Scannen) in digitalen Netzen oder die Mikroverfilmung.
© 2012 Wüstenrot Stiftung, Ludwigsburg, und Karl Krämer Verlag Stuttgart + Zürich
Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved.
ISBN 978-3-7828-1552-9
1
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 5
Position 7
Anleitung 9
Überblick 11
Entwerfen 13
Arbeit verstehen 17
Arbeit heute 19
Arten der Arbeit 24
Historische Entwicklung 29
Ökonomie 51
Stadt, Quartier, Haus 67
Typologische Konzepte 97
Anhang
Vorwort der Wüstenrot Stiftung
5
richtete Ausrichtung ist in diesem Sinne die Das Forschungsprojekt „Raumpilot“ der und wechselnde Anforderungen strukturiert
Fähigkeit, in einen kreativen, künstlerischen Wüstenrot Stiftung konzentriert sich und in einem kreativen Prozess bewältigt
Entwurfsvorgang eine wachsende Zahl an auf eine anschauliche, die wesentlichen werden können.
zu beachtenden Rahmenbedingungen zu in- Nutzungen fokussierende Darstellung der
tegrieren und dabei zugleich die Qualität der Gebäudelehre. Die daraus entstandene Die anderen beiden Vertiefungsbände be-
einzelnen Komponenten aufrecht erhalten Publikation ist in vier Bände unterteilt. Der handeln die Themen Lernen und Wohnen.
zu können. Band Grundlagen schafft die gemeinsame Die Wüstenrot Stiftung dankt allen „Raum-
Basis für drei ergänzende Vertiefungsbände piloten“ – Autoren, Hochschullehrern,
Entstehen sollen funktional und ökonomisch und führt in die wichtigsten Aufgaben und Studierenden – für die engagierte, intensive
nachhaltige Gebäude, deren Eignung und Themen ein. Zusammenarbeit bei der Erstellung und
Qualität vor allem in der Fähigkeit bestehen, Umsetzung des Konzeptes. Sie hofft damit
auch weiterhin sich kontinuierlich verän- Der Band Arbeiten ist einer von drei wichtige Impulse für den kontinuierlichen
dernden Bedingungen und Einflussfaktoren Vertiefungsbänden, die ergänzend zum Prozess der Anpassung von Form und
entsprechen zu können. Dieser Anspruch Grundlagenband wichtige Bereiche der Ge- Inhalten der Ausbildung im Fachbereich
kann in einer kreativen Entwurfsleistung nur bäudelehre aufgreifen. Er konzentriert sich Architektur an die veränderten Rahmenbe-
dann eingelöst werden, wenn als Grund- auf das Entwerfen von Gebäuden mit Büro- dingungen in Wirtschaft und Gesellschaft
lage der Kreativität ein klares Konzept der Arbeitsplätzen in den Sektoren Verwaltung geben zu können.
wichtigsten Elemente einer Bauaufgabe ver- und Dienstleistungen. Aufgrund der viel-
fügbar ist – im technischen und wirtschaft- fältigen und wachsenden Einflüsse auf die
lichen sowie in wachsendem Maße auch im Arbeitsorganisation ist dies ein Spektrum,
gesetzlichen Bereich. das dynamischen Veränderungen unter-
worfen ist. Anstelle fest gefügter, isolierter
Es war ein Anliegen der Wüstenrot Stiftung, Arbeitsplätze stehen heute und vor allem in
mit ihren Möglichkeiten einen Beitrag dafür Zukunft eher Systeme im Vordergrund. Die
zu leisten, dass in dieser Hinsicht für einige damit verbundene Komplexität fordert die
ausgewählte Bereiche der Gebäudelehre Architektur auch unter dem Gesichtspunkt
ein erster Schritt getan werden konnte, der Nachhaltigkeit in besonderer Weise.
und zwar in Form einer Aufbereitung von Die Darstellung der wichtigsten Parameter
Aufgaben und Lösungsvorschlägen, die den dazu und Beispiele zu einer räumlichen
genannten Kriterien folgen kann. Sie hat sinnvollen Anordnung von Arbeit in den Mo-
hierzu ein Forschungsprojekt initiiert, das bilitätssystemen einer Region sind wichtige
auf Wunsch der beteiligten Hochschullehrer Bausteine für eine Auseinandersetzung mit
den programmatischen Titel „Raumpilot“ dieser Aufgabe. Übergeordnetes Ziel ist
erhalten hat. – wie in allen Bänden der Reihe – Entwurfs-
instrumente zu erläutern, mit denen neue
6
Position
Für die Niederschrift aber auch für das verändert: Mit Notebooks wird hochmobil
Verständnis des vorliegenden Bands an und in verschiedenen räumlichen Situa-
„Arbeiten“ der Reihe Raumpilot mussten tionen gearbeitet. In diesem Sinne können
vorweg Positionen geklärt werden. Zum wir uns nicht auf reine Verwaltungsarbeit
einen haben wir als architektonische Aufga- eingrenzen, sondern beschreiben relevante
be vor uns eine große Masse an konven- und vielfältige Systeme – und diese sind
tionellen Büro-Arbeitsplätzen im Bereich wieder etwas heterogener, vielfältiger und
Verwaltung und Dienstleistung und zum spannender geworden.
anderen zahlreiche damit verwandte, aber
doch neuartige Arbeitsorganisationen – in Öfters wird diskutiert, „welche Ökonomie“
speziellen Konfigurationen, unter speziellen als Umfeld für eine Arbeit gültig sei. Auch
ökonomischen Bedingungen, unter neuen dazu werden wir zahlreiche Querverweise
Zeitrhythmen und auch mit relativierten geben müssen – denn auch die Gesetz-
Arbeitsbedingungen. Gerade weil sich Wan- mäßigkeiten und Randbedingungen der
del bemerkbar macht, gewichten wir neue freien Marktwirtschaft wechseln schneller
Systeme leicht überproportional. und tiefgreifender als erwartet. Die globale
Wirtschaftskrise ab 2008 zeigt dies auf
Dazu einige zusammenfassende Hinweise: beeindruckende Weise und wird Einfluss auf
Grundsätzlich geht es in „Raumpilot Ar- Architektur und Entwurfsstrategien haben.
beiten“ um Verwaltungsarbeit, also um die Jedenfalls wollen wir uns auch hier nicht
eigentliche Büroarbeit. Wir haben aber meh- auf den Normalfall beschränken, der bei
rere Abgrenzungsprobleme: Ehemalige rei- Büroarbeit von einer durchschnittlichen
ne Handwerksbetriebe weisen heute einen Wertschöpfung und von Arbeitsplatzrichtli-
hohen Dienstleistungs- und Verwaltungsan- nien definiert ist. Dieses Fundament ist uns
teil auf, zahlreiche ursprüngliche Handar- längst unter den Füßen weggebrochen. Wir
beiten wie beispielsweise Lagerbedienung, stehen hier mit einem Unterrichtsbuch vor
Produktion, Veredelung, Verpackung werden einer anderen Verantwortung: Zum einen
heute am Computer gesteuert und sind von muss vermittelt werden, dass auch an Ar-
den Arbeitsplatzbedingungen als Computer- beitsplatzqualitäten nicht alles weggespart
arbeitsplätze einzuschätzen – und umge- werden darf (zu Ungunsten des Arbeitneh-
kehrt kennen wir viele Kleinbetriebe, in wel- mers), zum anderen muss es möglich sein,
chen neben den eigentlichen Büroarbeiten bei einer niedrigen Wertschöpfung doch
alle zusätzlichen Tätigkeiten auch selbst noch überhaupt einen Arbeitsplatz zu schaf-
erledigt werden. Letztlich hat sich auch die fen, und diesen in architektonischer Qualität
reine Verwaltungsarbeit am Bürotisch stark zu organisieren (zu Gunsten des Arbeiten-
7
den). Dieser minimale Arbeitsplatz kann Letztlich zum Grundthema Entwerfen: Die
aber nicht Standard sein – er ist eventuell Serie Raumpilot sollte konzeptionell ein Bei-
selbstverantwortete Überlebensstrategie. trag zu einer neuen Gebäudelehre werden.
Genau diesen Fragen wollen wir uns nicht Wir verstehen dies so, dass den Studieren-
verschließen. den Entwurfsinstrumente gegeben werden,
mit welchen sie neue Anforderungen
Arbeit als eine Ebene der Identifikation strukturieren können und sich selbst Grund-
Viele Menschen definieren sich vorwie- lagen zum Entwurfsakt erarbeiten können
gend über ihre Arbeit. Die Möglichkeit, an – und auch müssen. Unser Verständnis von
einer sinnvollen Arbeit teilzunehmen, ist Entwerfen ist hier am Thema „Architekturen
dabei zentral. Eine hochwertige Architek- für Arbeit“ dargestellt – die systemische
tur respektive Arbeitsplatzqualität stützt Komponente gilt selbstverständlich für jede
Identifizierung mit Sicherheit – aber sie andere Entwurfsaufgabe auch.
garantiert diese nicht. Es gibt genügend
Beispiele von sinnvollen und befriedigenden Diese Schrift ist eine grundlegende An-
Arbeiten, welche nicht in „großer Archi- regung und eine erste Anleitung für das
tektur“ gemacht werden. In diesem Sinn Entwerfen von Arbeitsarchitekturen. Als Stu-
soll dieses Buch auch einen Anstoß geben, dierende müssen Sie sich zwangsläufig mit
nach Arbeitsarchitekturen zu suchen, die anderen wertvollen Publikationen beschäfti-
„wirkliche Qualitäten“ eröffnen, und dies ist gen und wir empfehlen als weiterführende
mehr als nur Office-styling. Publikationen den „BürobauAtlas“ von Jo
Eisele und Bettina Staniek sowie den „Ent-
Die Produktion von Architektur ist ein wurfsatlas Bürobau“ von Hascher/Jeska/
wesentlicher Baustein hin zur Nachhaltig- Klauck. Zahlreiche Publikationen behandeln
keit. Wir versuchen, dazu die wichtigsten Bürobau als Design- und Marketingaufgabe
Planungsparameter zu erklären. Wie bei – dies gehört sicher auch dazu, deckt aber
allen anderen architektonischen Aufgaben die tiefgreifende Problematik mitnichten ab.
wird Nachhaltigkeit nur in Abstimmung vie-
ler Ebenen wegweisend wirksam. Obwohl
es nicht direkt Thema von „Raumpilot Ar-
beiten“ sein müsste, wollen wir dazu auch
städtebauliche Anregungen geben – zum Markus Gasser
Beispiel zur räumlich sinnvollen Anordnung Mario Tvrtković
von Arbeit in den Mobilitätssystemen einer Carolin zur Brügge
Region. Technische Universität Darmstadt, 2010
8
Anleitung
9
10
Überblick
Zur Gliederung aufzeigt. Dieser erste Teil endet mit Wir versuchen, Strategien zu vermitteln –
Dieses Buch gliedert sich in drei Hauptka- Vorstellungen und Diskussionen über die und nicht Rezepte. Es müssen Denkmodelle
pitel – sie können der Reihe nach gelesen Zukunft der Arbeit. angeregt werden, welche es den schnell
oder intuitiv durchgestöbert werden. • Unter „Prinzip Ökonomie“ erklären wir tradierenden Arbeitswelten ermöglichen, in
die wichtigsten ökonomischen Bestim- den zwangsläufig „trägen Architekturen“ zu
mungsfaktoren und deren Auswirkungen überleben. Eine stetige Neuanpassung des
I Arbeit verstehen auf die Arbeitsarchitekturen. Es werden Bauwerks an den vibrierenden Markt steht
Der erste Teil gibt einen Überblick zu den Strategien erklärt, wie Entwurfskonzepte ja aus Gründen der Nachhaltigkeit und der
wichtigsten Grundkenntnissen über die aus ökonomischen Bedingungen abge- Ökonomie nicht zur Diskussion. Ob Neubau
Architektur der Arbeit. leitet werden können. Eine Besonderheit oder Transformation – wir sollten intelligent
ist, dass bewusst auch Arbeiten mit langlebige Grundstrukturen realisieren,
• Zu Beginn findet sich eine Gebrauchsan- niedriger Wertschöpfung konzeptionell welche wir in ihrer Flexibilität mit minimalen
leitung, die Entwerfen allgemein erklärt integriert werden. Mitteln jour halten.
und im Besonderen dem Verständnis der • Der Teil „Stadt, Quartier, Haus“ zeigt
Entwurfsschemas in Kapitel 2 dient. zuerst relevante Aspekte des Systems
Entwerfen ist ein strukturierbarer und „Arbeit in der Stadt“; hier werden vor II Arbeit und...
damit teilweise analytischer Prozess – es allem die Nutzungsverteilungsproblematik Das Kapitel „Arbeit und...“ vermittelt Ent-
ist aber auch ein intuitiver und improvisie- und Mobilitätsfragen behandelt. Es folgen werfen innerhalb fundamentaler Themen-
render Akt. Gerade im Zusammenspiel ausgewählte Aspekte zu Gestaltung und bereiche. „Fundamental“ benennen wir
dieser beiden Komponenten – dem wichtigen Themenfeldern, wie etwa Flexi- diese deshalb, weil sie bei allen Bauwerken
Systemischen und dem Intuitiven – kann bilität, Nutzungsmix und Transformation. zur Diskussion stehen und deswegen auch
zukunftsfähige Architektur entwickelt • Abschließend wird eine Serie „Typolo- in allen Raumpilot-Bänden thematisiert
werden. gische Konzepte“ vorgestellt. Dies halten werden. Die sieben Unterkapitel werden
• Nach der Einleitung über das Entwer- wir für eine besondere Anregung zum jeweils mit einem Superschema eingeleitet.
fen haben wir unter „Arbeit heute“ die konzeptionellen Entwerfen. In den Schemas zeigen wir ein mögliches
wichtigsten Daten zur aktuellen Situation sinnvolles Durcharbeiten auf. Zu architekto-
zusammengestellt. Ein kleines Kompen- Im gesamten ersten Kapitel geht es einer- nischen Grundthemen werden anregende
dium über aktuelle Arbeitsformen zeigt seits um Aspekte des Entwerfens, anderer- Fragenkataloge aufgelistet.
die vielfältigen und teilweise problema- seits um den „systemischen Wandel“ – es
tischen Organisationsmöglichkeiten. zeigt auf, wie sich neben der Masse konven-
• Es folgt ein ausgedehnter historischer tioneller Büro- und Verwaltungsarbeit eine
Überblick, der die langsame Entwicklung relevante Menge von „anderer Arbeit“, von
der Arbeitsarchitekturen bis zur Industria- „neuem Produktionsverständnis“ oder von
lisierung und die folgende beschleunigte „innovativen Raum-Zeit-Modellen“ etabliert
Ausdifferenzierung im 20. Jahrhundert hat und weiterentwickeln wird.
11
III Projekte Kompendium-Charakter Zusammenfassung
Die gebauten Beispiele sind primär nach Architektur definiert sich auch über eine Dieses Lehrbuch versucht zu vermitteln,
Größen sortiert – seitlich am Textrand finden eigene Begrifflichkeit. Oft wird diese als dass beim Entwerfen mehrere Handlungs-
sich Referenzhinweise, mit denen sich zu selbstverständlich vorausgesetzt – sie ist es ebenen aktiviert werden müssen:
verwandten Themen in anderen Kapiteln na- aber nicht. Das Besondere an einer Sprache
vigieren lässt. Insofern sind die Projektbei- zur Architektur ist, dass sie mit Bildern, • Erstens benötigen wir für ein Entwurfs-
spiele ein „Einstiegs-Portal“ – sie beleben Skizzen, Schemas und Plänen unterstützt thema (hier die Arbeitsarchitekturen)
die Entwurfsthemen des zweiten Kapitels. werden kann, da es thematisch um Struktur, Basiswissen zu Geschichte, Theorie und
Form und Raum geht. zu den interdisziplinären Zusammenhän-
Die Serie von Projekten übernimmt in die- gen (Soziologie, Ökonomie, Nachhaltig-
sem Buch mehrere Funktionen: Auf mehreren Doppelseiten – verteilt über keit...).
das ganze Buch – wollen wir eine begrenzte • Zweitens stehen wir beim Entwerfen
• Reale Bauwerke zeigen die Bandbreite Anzahl von Themen und Begriffen kurz und immer im Dialog mit dem Vorhandenen,
der Lösungen in der Arbeitsarchitektur: prägnant beschreiben, damit der Haupttext welches wir qualitativ allgemein aber
vom allgemeingültigen Klassiker über von zusätzlich notwendigen Erläuterungen auch spezifisch für unsere Aufgabe
innovative Neupositionierung bis hin zu etwas befreit werden kann. werten. Wir sollten das „Reservoir“, die
Spezialitäten. Vorbilder kennen, um einen weiteren
• Mit der Projektauswahl können weitere Analog zur Projektsammlung haben auch Beitrag in diesem Dialog entwerfen und
Ebenen der „Entwurfsstrategie“ kommu- die kompendiumartigen Übersichten ihre bauen zu können.
niziert werden: die mögliche Vielfalt, The- Metafunktionen: • Drittens benötigen wir einen klaren Kopf
menstrategien, typologische Prägnanz, für die Struktur und die Strategie des
Corporate Identity – und vor allem: gute • Die Sammlungen zeigen eine weitere Entwurfsprozesses. Wir haben dazu ein
Architekur! Ebene der Vielfalt – und auch der zu Schema entwickelt, welches einen mög-
• Die Auswahl zeigt, welche Architek- berücksichtigenden Kriterien. lichen Entwurfsprozess darstellt (siehe
turen wir für interessant, qualifiziert • Einzelne Begriffe oder Begriffsgruppen folgende Seiten). Das „Schlaufenmodell“
und hochwertig halten. Für uns liegt ein selbst können zu wichtigen Themen eines macht den komplexen Entwurfsprozess
Schwerpunkt bei den aktuellen Projekten, Bauwerks werden. gut zugänglich, weil die Komplexität eines
wobei wir auch einige Klassiker ins Boot • Sie zeigen auf, wie zu einem Thema Teilbereichs immer wieder verlassen
genommen haben. Die Auswahl ist breit, Sammlungen über Subthemen aufgebaut werden kann, um auf den Entwurfs-
aber doch subjektiv. werden können. Hauptstrang zu gelangen.
Hier regen wir zudem an, dass Studierende Letztlich ist das „Händchen“ und das „Näs-
ihre eigene erweiterte Projektsammlung chen“ gefragt – die Kunst des Entwerfens
aufbauen und vielleicht sogar mit Themenre- will geübt sein!
ferenzen versehen.
12
Entwerfen
Das Darstellen von Entwerfen Entwerfen lernen (sich entwickelnde) Entwurfsidee unterstüt-
Die finale Komplexität des Entwerfens ist Zwei Eckpfeiler des Entwerfens sind: Zum zen. Finden wir zu wenig Unterstützung,
als allgemeingültiger Prozess schwer dar- ersten benötigen wir Kenntnisse über alle haben wir nach neuen Ideen zu suchen.
stellbar. Schematisch lassen sich die wich- am Bauwerk relevanten Faktoren und wir Erfahrung heißt, dass dieser Prozess mit
tigesten Entwurfsprozesse abbilden – aber müssen fähig sein, diese als System zu wenig Irrläufern zum Werk führt.
jede spezifische Entwurfsaufgabe entwi- steuern. Ohne große Datenkapazität und
ckelt darüber hinaus eine komplexe Eigen- ohne radikales Systematisierungsvermögen In den folgenden Schemas zeigen wir spezi-
dynamik. Die Vielfalt möglicher Antworten, können Entwerfende keine komplexen Bau- elle und interessante Entwurfssysteme:
Erfindungen und Innovationen, die Vielfalt werke entwickeln. Zum zweiten benötigen • wenn einzelne Themen stark bewertet
der Strategien, Prozesse und Gewichtungen wir langjährige Erfahrung und Inspiration werden und damit zu Hauptthemen des
widersetzen sich dem Abstraktionsversuch. dafür, wie sich ein Entwurf zu einem Entwurfs werden,
Etwas einfacher ist das nachträgliche beachteten Werk entfalten lässt oder ließe – • wenn das entstehende Projekt selbst
Erklären eines abgeschlossenen Entwurfs: denn es gibt mehrere Möglichkeiten. Diese klare Signale aussendet, welches seine
Dazu lassen sich selektiv die wichtigsten beiden Komponenten, das Systemische und Eigenlogik ist (wie „es sein will“),
Entscheide und Entwurfsmomente auf- das Kreative, sind in den Schemas unten • wenn ein Architekturbüro mit einer „Idée
arbeiten. Alle Entwerfenden wissen aber dargestellt: Aus einer großen Menge von fixe“ arbeitet und alle anderen Kriterien
auch, dass solche Erklärungen meist weit Daten, welche in zahlreichen Bewegungen sich dem unterzuordnen haben.
weg vom tatsächlich Prozess liegen, der durchzuarbeiten sind, destillieren wir die-
stattgefunden hat. jenigen Komponenten heraus, welche die
Entwurfsablauf durch mehrere Themenphasen, die einzel- Beim Entwerfen werden wir aber immer gewichten: Das Dieses Schema zeigt nochmals ein anderes System von
nen Themen sind in hoher Gleichwertigkeit dargestellt. In zeigt eine Entwurfsstrategie, welche ausgewählte Themen Gewichtung: Es sind nicht nur einzelne Themen, die prio-
den Kapiteln haben wir uns für eine Reihenfolge entschie- sehr intensiv berücksichtigt und das Projekt (bewusst) risiert werden, es ist nun das entstehende Projekt selbst,
den; beginnend mit Verortung, nach passenden Typologien stark beeinflusst. Dennoch müssen alle Ebenen einbezo- welches starke Signale in die Rückkopplung der Prozess-
suchend et cetera. gen werden . schlaufen abgibt. Das Projekt „macht sich stark“!
13
Zuoberst steht das imaginäre Projekt. Ziel Hier für die Raumpilot-Reihe haben wir überblick zurückzukehren. Entwerfen ist
ist es, ein Werk zu entwickeln, welches möglichst allgemeingültige Kapitel gewählt. somit ein ständiges Pendeln von Thema zu
die gesamte Problematik und Komplexität Es sind dies die wichtigsten Grundlagen- Thema, von Maßstab zu Maßstab und von
vergessen lässt – in seiner Klarheit und themen. Selbstverständlich könnten weitere Sackgasse zu Durchbruch.
Schlüssigkeit, in seiner eleganten Präzision Themen eingeflochten werden.
oder seiner archaischen Ruppigkeit, in sei- Zudem werden von uns, zu den erwähnten
ner wegweisenden Innovation oder seiner Entscheidend ist der Überblick beim Ent- zwei Eckpfeilern des Entwurfs – das
Modernität im Dauerhaften... Die somit an- werfen. Sehr schnell verlieren wir uns in der Systemische und das Kreative – weitere
gedeutete Vielfalt möglicher Kriterien zeigt, Komplexität einer einzelnen Schlaufe. Man Fähigkeiten verlangt, beispielsweise die
dass wir beim Entwerfen immer Positionen braucht ein gutes Gespür dafür, wann die sogenannten „Soft Skills“: Team- und
beziehen müssen. Wir haben zu entschei- Arbeit in einer Schlaufe vorläufig ausgesetzt Kommunikationsfähigkeit, Verlässlichkeit,
den, wohin das Projekt gehen soll. werden soll, um wieder in den Gesamt- Verhandlungsfähigkeit...
14
Entwerfen
Was leistet dieses System – und wo sind anpassen – oder, falls notwendig, eine Momenten der Kreation hängt viel ab. Diese
seine Grenzen erfolgsträchtigere Methode entwickeln. haben wir sehr sorgfältig zu pflegen. Dazu
Grundsätzlich ist auch die Entwurfsmethode müssen wir uns selbst gut kennen – ohne
Gegenstand des Entwurfs. Wenn wir hier Identität, Kreation und Strategie eigene Identität können wir nicht entwerfen.
eine Methode vorschlagen, dann tun wir Wichtig ist es beim Entwerfen, dass wir uns
dies, um didaktische Ordnung herzustellen. mit Systemen, Prozessen und Strategien Aber ohne harte Systematik sind Entwürfe
Wir sind auch sicher, dass dies hier ein auseinandersetzen: Es ist doch eher sus- anderen Beteiligten nicht zu vermitteln.
allgemeingültiges und potentes Modell ist. pekt, den Entwurf als die „Eingebung vom Teamarbeit und Kommunikation mit den
Tatsächlich müssten wir uns aber für jedes Entwurfsengel“ zu sehen. Natürlich gibt es Auftraggebern verlangen ausgehandelte
Projekt überlegen, wie wir unsere „ge- Momente der Kreation, über die man selber Arbeitsweisen und Vereinbarungen über den
wohnte Methode“ dem Problem sinnvoll überrascht ist – und gerade von diesen Entwurfsprozess.
Bei Beginn eines Projekts sind meistens einige Faktoren Üblicher Prozess ist es, dass sich Projekte nach und Unüblich und unklug ist es, mit einer „Idée fixe“, also mit
schon „da“ oder wurden vor dem architektonischen nach konkretisieren. Wir haben die folgenden Kapitel in einer „gemachten Vorstellung“ ans Projektieren zu gehen.
Entwurf festgelegt: Oft das Grundstück und damit eine eine sinnvolle Reihenfolge gesetzt: Entwurf beginnt bei Wir zwängen dann sämtliche Teilebenen in diese formale
Umgebung mit Geschichte, oft ein Programm oder eine der Verankerung vor Ort, geht oft weiter über die Suche Vorgabe. Man ist doch immer wieder erstaunt, mit welcher
erste Programmvorstellung. Es kann aber alles offen sein. nach entsprechenden Typologien, dann hat man dessen formalen Fixiertheit Projekte entwickelt werden, obwohl es
Baustruktur zu definieren... Bei den folgenden Kapiteln an Ecken und Kanten knirscht!
Zentral unter dem Projekt liegt die eigentliche Projekt- ist eine Reihenfolge weniger zwingend – tatsächlich sind
matrix, welche letztlich den Entwurf integral beschreibt immer alle Ebenen gleichzeitig wirksam und wir haben sie
in Rückkopplungsschleifen aufeinander abzustimmen. Aber: Grundsätzlich muss es möglich sein, dass sich eine
(Pläne, Erläuterungstext, Verträge, Modelle, etc.).
Teilebene der Formvision unterordnen muss. Es können
Seitlich liegen thematische Teilraster. In den Kapiteln
nicht alle Projekte in allen Ebenen gleichwertig perfekt in
arbeiten wir mit diesen Themenrastern, weil sie Übersicht
Die Projektvision hat Eigendynamik, dessen Form steuert Abstimmung gebracht werden. Es darf eine Entwurfs-
erlauben. Jedes Thema hat seine eigenen Entwurfsgesetz-
alle Ebenen mit. Der Entwurf steht über allen Teilabklä- strategie sein, selektiv bestimmte Ebenen stärker zu
mäßigkeiten.
rungen, er wird deshalb nicht als Teilmatrix ausgewiesen. gewichten, damit eine Vision umsetzbar wird.
15
Komplexität erfassen die Geschichte der Verwaltungsarbeit, über heiten, Qualitäten oder Unzulänglichkeiten
Der gesamte Entwurfsprozess ist jedoch die Ökonomie, über urbane Mechanismen, bringen uns beim Entwerfen schnell und
noch komplexer: Tatsächlich entwerfen Nutzungen, Flexibilität, et cetera. Ohne das entscheidend weiter. Es setzt voraus, dass
wir ja nicht nur mit den aktuell bei einem breite Verständnis von Beruf und Aufgabe, wir diese Architekturen verstanden haben,
Projekt relevanten Daten, sondern mit einer ohne Vorstellung über eine mögliche Zu- also nicht nur deren Abbilder verwalten.
großen Menge an allgemeinem Wissen und kunft können wir nicht sinnvoll entwerfen.
mit Erfahrungen aus anderen Projekten. Der „Saturnring“ mit unzähligen Projekten So stellen wir einen Teil des komplexen Ent-
Das hier gezeigte Schema zeigt unter dem stellt ein weiteres Referenzsystem dar; es wurfsgefüges dar: Die Projektvision, welche
„aktuellen Entwurfsprozess“ einen Sockel ist dies die gebaute Welt mit abertausenden schlaufenartig in Themen entwickelt wird,
von allgemeinem Wissen über die Aufgabe. von Architekturen, Räumen, Strukturen – das allgemeine Wissen als Sockel und ein
Dies entspricht inhaltlich dem ersten Kapitel auch mit ungebauten „wegweisenden“ umfassender Ring mit Referenzprojekten.
„Arbeit verstehen“ – es ist das Wissen über Projekten. Die Kenntnisse über deren Eigen-
16
Arbeit verstehen
17
18
Arbeit heute
19
Bodenflächen nach Nutzarten in der BRD Bürobestand und Beschäftigte
Bei 82,2 Mio. Einwohnern und einer Fläche Mit circa 400 Mio. m2 Büroflächenbestand,
von 357 104 km2 nehmen die Siedlungs- einer Fläche, die größer ist als das Bun-
und Verkehrsflächen mit insgesamt desland Bremen, hat der Bürobestand in
46 438 km2 circa 12,8% der Bodenfläche Deutschland einen Wert von circa 600 Mrd.
der Bundesrepublik Deutschland ein. Somit Euro.3 Das sind etwa 10% des gesamten
belegen diese nach Landwirschafts- und Immobillienvermögens der Bundesrepublik.
Waldfläche den drittgrößten Flächenan- Die Zahl der Erwerbstätigen liegt bei circa
teil. Mehr als die Hälfte davon wird direkt 40 Mio., wovon 4 Mio. selbstständig sind.
Gebäuden und angrenzenden Freiflächen In den Großstädten Berlin, Hamburg, Köln,
zugeordnet.1 Wenn wir uns die Entwicklung München, Düsseldorf, Frankfurt am Main
der Bodennutzung ansehen, stellen wir fest, und Stuttgart arbeiten circa 19,4% von
Zum Vergleich: Die Siedlungs- und Verkehrsflächen in dass bei den Siedlungs- und Verkehrsflä- insgesamt 12,5 Mio. Bürobeschäftigten.4
Deutschland sind so groß wie Niedersachsen, der Büro-
flächenbestand so groß wie Bremen
chen im Zeitraum zwischen 1992 und 2004 Der Leerstand aller Büroflächen beläuft sich
mit 13,2% die größte Zunahme zu verzeich- auf 27 Mio. m2, wovon sich 33,4% in den
nen ist. Hintergrund der stetigen Zunahme sieben genannten Großstädten befinden.
10 Mio. dieser Freiflächen ist die Ausdehnung der Mit im Durchschnitt 430 €/m2 im Jahr sind
Städte in das Umland, teilweise bedingt die Büroflächen in Frankfurt am Main am
durch die umstrittene funktionale, räumliche teuersten. Die Stadt weißt aber auch den
Die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland im Verhältnis Trennung von Arbeiten, Wohnen, Erholung, größten Leerstand mit 12,9% oder 1,5 Mio.
zur Gesamteinwohnerzahl
Versorgung und Kultur, aber auch durch die m2 Fläche auf.5
wachsende Mobilität der Bevölkerung.
Beide Entwicklungen, der Flächenverbrauch Im ersten Quartal 2009 hatten die Büroan-
und die steigende private Mobilität, sind kri- gestellten im Durchschnitt circa 33,2 m2
IV tisch zu hinterfragen, da sowohl die Fläche Fläche zur Verfügung. Die reine Büroarbeits-
Information
50%
II
als auch die Energie knappe Güter sind. fläche (früher HNF) liegt bei circa 14 m2.
Produktion
Die Büros in teureren Lagen und Einzel-
40%
Sektoren der Arbeit büros bieten mehr Fläche pro Mitarbeiter.
30% Das „Vier-Sektoren-Modell“ der Beschäft- Handelsunternehmen und Berater haben
20% III igung nach M. Porat erweitert das Drei-Sek- die höchsten Büroflächenkennziffern.6 Die
Dienstleistungen
toren-Modell aus Landwirtschaft, Produktion Hälfte der Bürobeschäftigten und des
10% I
Landwirtschaft
und Dienstleistungen um einen neuen Be- Baubestands befinden sich in 12 000 Städ-
0% reich „Information“. Laut W. Dostal liegt der ten und Gemeinden, die weniger als 80 000
1882 1895 1907 1925 1939 1950 1961 1970 1980 1991 2000 2010
Prozentsatz der informationsverarbeitenden Einwohner haben (siehe S. 71 „Qualitäten
Das „Vier-Sektoren-Modell“ nach Dostal Bürobeschäftigten im Jahr 2010 bei 55%.2 der kleinen Orte“).
20
Arbeit heute
Die zur Europäischen Union (EU-27) zusam- (siehe S. 55) bestreiten einen Anteil von
mengeschlossenen Mitgliedstaaten mit 99,8% aller Unternehmungen in der EU.
knapp 500 Mio. Einwohnern und 220 Mio. Sie stellen auch 67% der Arbeitsplätze der
Erwerbstätigen erwirtschafteten im Jahr gesamten Privatwirtschaft in der EU zur
2006 insgesamt 11 583,403 Mrd. €. Die Be- Verfügung.11 Im September 2007 waren
schäftigungsquote der Bevölkerung im Alter 13% aller Büroflächen der EU von Banken Die Zahl der Erwerbstätigen in den EU-Ländern im Ver-
gleich zur Gesamteinwohnerzahl
zwischen 15 und 64 Jahren in der EU-27 lag gemietet. Sie stellen somit die größte Mie-
2006 bei 64,4%.7 tergruppe am Büroimmobilienmarkt dar.12
Den größten Flächenumsatz hatte im Jahr
In Spanien hatten 2006 etwas mehr als ein 2008 Paris, gefolgt von Central-London. Dort 150
Drittel (34%) der Beschäftigten Zeitverträ- sind die Mietpreise mit circa 1000 €/m2 im
ge. Der europäische Durchschnitt liegt bei Jahr am höchsten, wobei die Veränderung
100
14%, somit hat Spanien bei weitem die aufgrund der globalen Wirtschaftkrise zu
höchste Quote der befristet Beschäftigten 2008 circa minus 30% betrug.13 Prozentual
50
aller Mitgliedstaaten der EU. Der Anteil der gesehen sind auch EU-weit die meisten frei-
Teilzeitbeschäftigten lag im Jahr 2006 bei en Flächen in Frankfurt am Main zu finden,
18,1%. Die Niederlande mit 46,2% verzeich- gefolgt von Thames Valley und Düsseldorf.
Düsseldorf
München
Hamburg
Frankfurt
nen den größten Prozentsatz, gefolgt von Die durchschnittlich genutzte Bürofläche
Mailand
London
Madrid
Berlin
Paris
Köln
Deutschland, dem Vereinigten Königreich pro Beschäftigtem (früher HNF) ist im Jahr
und Schweden; relativ unüblich ist die 2009 in Europa von 12,8 m2 auf 12,4 m2 Mieten in €/m2 und Monat im Vergleich der europäischen
Städte (Stand 04/2008)
Teilzeitbeschäftigung in Bulgarien (2%), der zurückgegangen.14 Die Bürobeschäftigten in
Slowakei (2,8%) und Ungarn (4%).8 Das Westeuropa belegen mit 13,7 m2 wesent-
Durchschnittsalter beim Ausscheiden aus lich mehr Arbeitsfläche als die Mitteleuropä- 15
dem Arbeitsleben der EU-25 Länder belief er, die circa 10,9 m2 Fläche pro Büroarbeits-
sich im Jahr 2005 auf 60,9 Jahre. Bei Män- platz belegen. 10
Mitteleuropa
Durchschnitt
Westeuropa
Südeuropa
21
Die Megamaschine
Wenn sich die ganze Welt an den Arbeitsrhythmus von neun Uhr Sieben Stunden später, wenn die Arbeitskräfte von Afrika und dem
morgens bis fünf Uhr nachmittags hält, dann generiert diese Abendland zur Spätschicht erscheinen, sind mehr als drei Viertel
globale Arbeitsmaschine einen Tag-Nacht-Rhythmus, der mit der Weltbevölkerung am Werk. Und wenn die meisten Arbeitskräfte
dem einer Großstadt übereinstimmt. „Eurafrikas“ Feierabend machen und höchstwahrscheinlich vor dem
Ein globaler Arbeitstag läuft somit wie folgt ab: „Während über drei Fernseher sitzen, trotten die Amerikaner erneut in die Nachtschicht.“
Viertel der Weltbevölkerung schläft, arbeiten die Amerikaner bereits Bislang wirkt diesem unrunden Zyklus die enorme Produktivität Nord-
eifrigst und Hollywood macht seinem Namen als Traumfabrik alle amerikas und Europas entgegen. Jedoch mit steigender Effizienz
Ehre. Zu dem Zeitpunkt aber, an dem sich die meisten Amerikaner und Gleichschaltung von arbeitskräftereichen Ländern wie Indien und
zur Ruhe begeben, erwacht das Morgenland und die Arbeiter Asiens China wird dieser Tag-Nacht-Rhythmus auf Erden bald Realität.
marschieren zu ihren Betriebsstätten. *Der Begriff der Megamaschine wurde von Lewis Mumford in „Mythos der Maschine“
geprägt: Mythos der Maschine. Kultur, Technik und Macht. Europaverlag, Wien 1974
22
Arbeit heute
23
Arbeit Fronarbeit Arbeitslos
Überbegriff für alle Formen der Produktion, Weltweit, vor allem auch in Mitteleuropa, Menschen definieren sich zurecht über die
ob bezahlt, unbezahlt, freiwilllig, ehrenamt- werden gewaltige Arbeitsleistungen in Arbeit – wenn auch manchmal etwas zu
lich, für die Familie... Fronarbeit beigetragen – ohne welche die absolut. Die volkswirtschaftliche Rechnung
Gesellschaft eigentlich zusammenbrechen ist einfach: Jedes Prozent Arbeitslosigkeit
Verwaltung des eigenen Alltags würde. Die Milliardenbeiträge mit Frei- muss von der arbeitenden Gesellschaft
Alle mündigen Personen müssen sich selbst willigenarbeit müssen dringendst besser „heraus-gearbeitet“ werden – wahrlich ein
verwalten. Diese Grundleistung ist viel geschützt werden – mit Altersvorsorge, Teufelskreis! Der Arbeitende verdient zwar
umfassender als oft wahrgenommen wird: Versicherungen etc.. Fronarbeit wird mehr- mehr als der Arbeitslose, dessen Arbeitslo-
Planung des Alltags, Rechnungswesen, heitlich von Frauen geleistet! sengeld muss aber dennoch erwirtschaftet
Umgang mit Behörden, Steuererklärung... werden.
Es ist heute selbstverständlich, dass jede Kinder und Job
Person einen Computer bedienen kann. ...immer noch ein schwieriges Thema. Lebensarbeitszeit
Sorgsame Erziehung benötigt großen Zeit- Konzept, nach welchem die durchschnitt-
Dienstleistungs- und Verwaltungsarbeit aufwand, benötigt mehr Geld und hervorra- liche Lebensarbeitszeit selbstverantwortlich
In der Wirtschaftsgeschichte wird zwischen gende Organisation in der Familie und bei im Leben verteilt werden kann. Problema-
den Sektoren Primär = Urproduktion, Sekun- den Jobs. Oft helfen Leute in Fronarbeit mit tisch, da ein Herausschieben der Leistung
där = industriell, Tertiär = Dienstleistungen – die Eltern, die Schwiegereltern... Es ist ins Alter nicht verantwortlich ist.
unterschieden. Die weitergehenden Defi- klar, dass Familien mit Kindern auf verschie-
nitionen zu Quartär- und Quintärsektoren denen Ebenen unterstützt werden müssen. Unbezahlte Arbeit
sind unscharf, weshalb wir diese hier nicht Das sind die alltäglichen Arbeiten, die eben
anwenden (siehe Wikipedia „Wirtschafts- Teilzeit nicht entlohnt werden – meistens deshalb,
sektor“). Wie unter Jobsharing erwähnt: Zahlreiche weil sie eigentlich von allen gleichermaßen
Jobs können im Bereich +/- 80% geleistet geleistet werden müssen. Hausarbeit, Kin-
Klassische Büroarbeit werden. Studien gehen davon aus, dass bei dererziehung, die pflegebedürfige Familie...
Es ist die Frage, ob es solche überhaupt 80%-Jobs die höchste Zeitleistung erarbei- Frauen leisten wiederum den großen Anteil
noch gibt. Verwaltungsorganisationen haben tet wird. Der 60-bis-80%-Job erfordert hohe der unbezahlten Arbeit.
sich nach und nach ständig verändert, so Organisation und Konzentration – anschei-
dass heute dieser „klassische Büroarbeits- nend werden dann in 80% Arbeitszeit bei- Mini-Jobs
platz = Telefon, Schreibarbeit, Aktenablage, nahe 100% Leistung erbracht. Wenn dem Seien es 1000- oder nur 600-Euro-Jobs... es
Sitzungen“ immer weniger anzutreffen ist. so ist: Entweder ist dies Selbstausbeutung bleibt bei solcher Entlohnung kaum etwas
oder man hat die 100% abzuschaffen... zum Leben. Ein historischer Notfall, der
langfristig vermieden werden soll.
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Arten der Arbeit
25
Telearbeit Schichtbetrieb Optimierung der Verwaltung
Arbeit, welche mit Hilfe von Telekommuni- Ursprünglich in Fabriken verbreitet – nämlich Alle Länder Mitteleuropas leiden unter dem
kation an einem anderen Ort als im Büro um die teuren Maschinen und Fließbänder aufgeblasenen Apparat der Bürokratie. Die
gemacht werden kann. In diesem Sinn Tag und Nacht in Betrieb halten zu können Optimierung der Verwaltung ist ein zentrales
Arbeit zu Hause, auf Reise – überall. Tele- (Früh-, Spät- und Nachtschicht), hat man Thema in den Diskussionen um eine
arbeit wird zum einen begrüßt, weil sie eine diese familienfeindliche Arbeitsorganisation „zukunftsfähige“ Gesellschaftsorganisation.
flexiblere Tagesorganisation ermöglicht, langsam aufgegeben. Heute wird aber wie- Was kaum mehr zu verantworten ist, ist die
zum anderen kritisiert, weil sie eben gerade der im einen und anderen Büro in Doppel- Selbst-Beauftragung der Verwaltung und da-
eine problematische Dauerpräsenz der schicht gearbeitet. Zudem ist eine 7 x 24- mit ein stetiges Wachstum der Bürokratie.
Arbeitsatmosphäre auch im Alltag zulässt. Stunden-Dienstleistungsszene entstanden,
In Deutschland ist das Misstrauen gegen- die per weltweiten Beratungszentren rund Projektjobs
über dem Missbrauch (Angestellte könnten um die Uhr Dienste anbieten kann. Die projektbezogene Anstellung hat sich
zuviele Stunden aufschreiben) groß. Dies bei vielen Unternehmen, vor allem bei den
könnte dazu führen, dass Telearbeit nur als Mobil und hochflexibel kleineren, sehr stark durchgesetzt. Es ist
Pauschalvertag vergeben wird. In bestimmten Berufen ist diese Form von vorbei mit der wohlbehüteten Firmenstelle
„Wanderarbeit“ natürlich möglich: Bei- – leider, denn diese hat auch zur positiven
7 x 24 h spielsweise könnte ich als Journalist meine Folge, dass die Arbeitenden sich in hohem
Betrieb und Dienstleistungen, welche rund Recherchen jeweils frei auf dem Markt Maße mit der Unternehmung solidarisieren.
um die Uhr Service bieten. Beispiele: Ame- anbieten. Letztlich geht aber doch nichts Mit dem Projektjob minimieren die Firmen
rikanische Delis, die als Familienbetriebe ohne die persönlichen Beziehungen, eine eine langfristige Verantwortung für ihre
auch die ganze Nacht take-away verkaufen; Form der Bekanntheit. Eine andere Sache Angestellten. Meist wird mit einem „Sockel
Callcenter und Hotlines, die Auskünfte sind Jobs, bei welchen Mobilität gefordert von Festangestellten“ und einem flexiblen
anbieten. ist – neue Formen des Produktvertreters, Band von projektbezogenen Angestellten
des Handelsreisenden. Für diese Berufe hat gearbeitet, was innerhalb eines Teams zu
„Ohne Stechuhr“ - System Rowe sich mit den neuen Technologien einiges Friktionen führen kann.
Im System Rowe werden die Selbstverant- geändert.
wortlichkeiten und die Wunschbedingungen Freelancer – freie Mitarbeit
der Arbeitnehmer sehr hoch gehalten; man Ich-AG Freie Mitarbeiter sind gewöhnlich hochqua-
kann viele Bedingungen wählen – demge- Die Autoren des Hartz-Konzepts prägten lifizierte und spezialisierte freie Angestellte,
genüber hat aber auch der Arbeitgeber hohe den Begriff für ein Einzelunternehmen, das welche sich ihre Arbeitsweisen und -zeiten
Forderungsrechte. Das System geht davon von einem Arbeitslosen gegründet worden persönlich frei einteilen wollen und können.
aus, dass sich die Wünsche und Anforde- ist, der für diese Existenzgründung einen Sie führen dabei für Unternehmungen Auf-
rungen gegenseitig eher optimieren. Dieser Existenzgründungszuschuss erhält. träge frei aus, ohne im Betrieb eingegliedert
Effekt ist noch nicht gesichert. zu sein.
26
Arten der Arbeit
27
Historische Entwicklung
29
Arbeit verstehen
Einleitung 31
-8000 bis -1000 32
+600 bis +300 34
+400 bis +1100 36
+1200 bis +1400 38
+1400 bis +1650 40
+1700 bis +1900 42
+1900 bis +1940 44
+1945 bis +1990 46
+2000 und Ausblick 48
30
Historische Entwicklung
Einleitung
Die folgenden Seiten zeigen eine kompakte Die Geschichte zeigt, dass der monofunk- • Und was anderes als ein multifunktionaler
Übersicht zur Entwicklungsgeschichte tionale Bürobau erst in jüngster Zeit mit der Komplex ist ein großes mittelalterliches
der Verwaltungsarbeit. Es wird jeweils die Verwaltungs- und Dienstleistungsgesell- Rathaus mit integrierten städtischen
historische Innovation aufgezeigt – und schaft große Verbreitung gefunden hat, nun- Funktionen wie Verwaltung, Handel,
nicht der Zustand der größten Verbreitung mehr aber schon wieder zu komplexeren Verpflegung
einer Arbeitskultur. Man muss sich dessen Nutzungsverbänden weitertradiert wird.
bewusst sein, dass die Mehrheit der Men- Beinahe alle historischen Beispiele zeigen Mit dieser Sicht sind die Entwicklungen
schen ihr Lebensumfeld unter einfacheren einen Nutzungsverband mit öffentlicher neuer Büroorganisationen im 20. Jahr-
oder prekäreren Verhältnissen zu organisie- Verflechtung und ergänzende Funktionen. hundert etwas weniger bedeutend, als
ren hatte beziehungsweise hat. Die Über- sie normalerweise dargestellt werden.
sicht nimmt starke Vereinfachungen in Kauf, Die meisten historischen Beispiele sind kei- Entscheidend sind im 20. Jahrhundert vor
denn sie ist nur exemplarisch aufgebaut: In ne reinen Verwaltungstypologien, sondern allem die Masse der Verwaltungsarchitek-
allen Phasen der geschichtlichen Entwick- nutzungsneutrale und/oder multifunktionale turen – wobei man hier auf die Menge an
lung sind die regional ausdifferenzierten Gebäude. Bürokratie war wohl nie eine Monotonie auch nicht besonders stolz sein
Mechanismen und die vielschichtigen Pro- berauschende Sache und ist oft mit attrak- kann – und der enorme technische Wandel:
zesse in der entsprechenden Fachliteratur tiveren Nutzungen angereichert worden. Licht, Lüftung, Ergonometrie einerseits und
nachzuvollziehen. Deshalb sind die historischen Bilder auch Digitalisierung mit Miniaturisierung ande-
heute sehr aktuell. Mit dem offenen Blick rerseits ermöglichen zeit- und ortsunabhän-
Sämtliche Verwaltung vor der Neuzeit ist stellen wir fest, dass mit großen Entwick- giges Arbeiten.
exklusiv, elitär und staatstragend. Beson- lungssprüngen wesentliche Anordnungen
ders interessant ist, dass große Reiche schon sehr früh entwickelt worden sind: Die alten Pole Arbeitsplatzqualität versus
(Rom, Alexander der Große, Byzanz, die Arbeitsplatzeffizienz (viel Raum = gut,
Mauren) mit bescheidenen Heeren riesige • Was anderes als ein Kombibüro ist eine wenig Platz = schlecht) müssen heute auf-
Gebiete einnehmen und diese durch Verwal- griechische Stoa oder eine römische grund neuer Anforderungen hin zu besserer
tung stabilisieren. So erscheint Verwaltung Verwaltungs-Basilika Es finden sich eine Nachhaltigkeit neu verstanden werden. Eine
einerseits als Herrschaftsinstrument (was Säulenhalle, welche als Skelettbau wie kompakte Organisation ist effizient und
sie auch heute noch sein kann) und auch als ein Großraumbüro zu nutzen war, und nachhaltig, solange sie elementare Bedürf-
Kommunikationsprinzip; durch ihre rationale daran angelagert einzelne Zellen. nisse wir Konzentration und partiellen Rück-
Technik macht sie sich zur interkulturellen zug erlaubt. Denn der Mensch mit seinen
Sprache und zieht gleich mit den Prinzipien • Was anderes als ein funktionaler Typen- physisch-räumlichen und sozialen Bedürf-
des Handels. Verwaltung und Handel ver- plan ist eine Klosteranlage wie diejenige nissen bleibt ein Maßstab. Wir wissen, dass
breiten seit Urzeiten einen Geschmack von von St. Gallen Wir finden dort unter- Wohlbefinden zu mehr Leistung führt.
Globalisierung – vermutlich mit vergleich- schiedliche Gebäude für die Funktionen
baren Vor- und Nachteilen wie sie heute Arbeit, Wohnen, Bildung und Kult.
diskutiert werden.
31
Zeit -8000 -6000 -4000
Funktionen Übergang zu Siedlung und Sesshaftigkeit, Kollektives Wissen wird abgelöst von
Spezialisierungen Wissensspezialisten.
Berufe
Einfache Funktionen der Stadtverwaltung
Typologie
Morphologie
Hütten und größere Hütte für Versammlung, für Nachbau Steinzeit-Langhaus. Einfachste Beispiel Hafaga: Verwaltung in den Räumen
die Wichtigeren = „Verwaltung“ Variationsmöglichkeiten im gebauten des Palastes. Funktionalitäten sind in der
Raum definieren alltägliche und spezielle Raumtypologie erkennbar oder erahnbar.
Funktionen.
Essenzen Interpretation: Planung und Verwaltung Die Herstellung eines Gegenstands basiert auf Die damaligen Situationen sind ohne
funktioniert im archaischen Sinn. Es gilt das Erfahrung (sich an Geschichte erinnern können) schriftliche Quellen kaum nachvollziehbar,
Wort – die Abmachung und eine Vorstufe des und verlangt Planung (für die Zukunft) – dies wir haben aber eine Vorstellung, wie es
mündlichen Vertrags. Man wüsste gerne, ob bedeutet: Es gibt eine Vorstellung über ein Ziel. gewesen sein könnte: Verwaltet wird in
es schon so etwas wie Verbindlichkeit gab Verwalten ist dazu ein formalisierter Prozess. und bei den Räumen der Macht.
32
Historische Entwicklung
Typologie
Morphologie
1400 v. Chr.: Tel Al-Amarna unter Echnaton, mit Ägypten 950 v. Chr.: Schlacht zwischen Seevölkern und der Flotte des
Archiven und Räumen für Schreiber (Schraffur-Rahmen Ramses III. Die militärische Aktion als größter Gegensatz zwischen
im Bild). perfekter Planung und absoluter Überraschung.
Bürger sind Analphabeten. Wenige Es gibt eine Bürokratie – wo diese Mit den wenigen erhaltenen Quellen entsteht ein Essenzen
Gelehrte beherrschen die Schrift. stattgefunden hat, ist nicht gesichert. puzzleartiges Bild über die Verwaltung der ersten Hoch-
Schrift ist Materialisierung von Den- Wir kennen nur die wenigen Archive. kulturen. Immer noch müssen wir Aspekte analytisch
ken, von Strukturen, von Mengen. rekonstruieren – die historische Realität bleibt unscharf.
33
Zeit -600 -400 -200 +/-0
Epoche Griechen/Phönizier/Etrusker Weltreich Persien Griechische und Römische Antike Mitteleuropa: Kelten und Germanen
Demokratie in der Polis
Technik
Wissen Wachstum neuer Verkehrsgemein- Landvermessung und Kolonisierung durch Große Infrastrukturen, Verwaltung einer Millionenstadt
schaften von regional bis international Römer, Grundbücher
Cato 154 v. Chr.: „Zur Einrichtung eines Ölguts mit 240
Morgen Land benötigst du: 1 Verwalter, 1 Wirtschafterin,
5 Arbeiter, 3 Ochsenknechte, 1 Eseltreiber, 1 Schweinehir-
Funktionen Gewaltentrennung: ... und Gutsverwalter, Geschäftsführer, ten, 1 Schafhirten, im ganzen 13 Leute (...)“
Politiker, Volksvertreter, Richter ... Wirtschafter
Berufe Die Organisation der Steuer war einer der
aufwändigsten Verwaltungsakte, da ja das Steuer-
Die neuen demokratischen Funktionen Das römische Reich bietet keine kon-
Einziehen den Besteuerten als Gegenkontrolle hat;
werden teilweise mit eigenen Gebäu- stante Wirtschaftspolitik und Gesetz-
internationaler Handel, Bauindustrie
detypen repräsentiert – so zum Beispiel gebung – aber Handelssicherheit, gute
Ökonomie das Bouleuterium (Ratsversammlung), Infrastrukturen (Straßen, Kanäle, Häfen)
Prytaneion (Regierungssitz), Strategion und das Recht, Sklaven arbeiten zu
Märkte (Militärverwaltung) – weniger aber das lassen –„freundliche“ Bedingungen für Privatwirtschaft; Land- und Immobilienbesitz, Händler,
Makler, Kaufleutegruppen
eigentliche Verwalten des Staats. Privatwirtschaft.
Typologie
Morphologie B ASILI C A A E
MILIA
3
1
2
B ASILIC A JULIA
Athen 2. Jh. v. Chr.: Stoa des Attalos (Rekonstruktion): Die multifunktionalen Rom 2. Jh. v. Chr.: Basilica Aemilia (1), Basilica Julia (2) und Basilica
Säulenhallen sind Versammlungsort an der Agora, dienen teilweise auch der Ulpia (3) waren als Multifunktionsbasiliken wichtige Verwaltungshal-
Verwaltung (zum Beispiel des Markts). Die Agora als Marktplatz und Ort der len. Der Apparat: Eine kleine Kernverwaltung von circa 200 Beamten
Volksversammlung ist das Zentrum der Bürgerverwaltung. organisierte das Weltreich – jedem diente ein Stab von mehreren
Hunderten, welche „irgendwo“ verteilt in der Stadt arbeiteten.
Essenzen Die demokratischen Funktionen werden Demokratie bedeutet für die Stadtbür- Nach Persern und Griechen betreiben auch Römer Globalisie-
in eigenen Typologien zelebriert – weniger ger wöchentlich mehrmals aktives Mit- rung. Obwohl die Verwaltungen dafür groß sind, werden sie in
das eigentliche Verwalten des Staats. Entscheiden, Mit-Verwalten, Mit-Richten der Stadt nicht in gebauten Verwaltungsvierteln lesbar. Provinzen
„Arbeit“ hat einen niedrigen Stellenwert – ein sehr großer Aufwand. sind dem Senat unterstellt und steuerpflichtig, funktionieren aber
– man lässt Arbeiten. als autonome Verwaltungseinheiten.
34
Historische Entwicklung
Das Römische Reich Nördliches Mitteleuropa: Goten und Alemannen Ost- und Westrom Epoche
Gründung Neupersisches Reich
Technik
Die internationale Logistik des römischen Reichs: Millionenstädte der Antike: Rom und Kon- Byzanz: Machtpol von 300 bis 1400 n. Chr. Wissen
100 000 km Reichsstraßen, Flotten, Kommunikati- stantinopel (im 8. Jh. auch Bagdad)
on (Post), unabhängige Militärverwaltung
Handwerker produzieren in eher kleinen, Grenzen des städtischen Wachstums: Geringe
dezentralen Betrieben. Sie sind ständisch Lebensqualität, Sicherheitsprobleme, kurzsichtige,
Logistiker ohne moderne Kommunuikationsmit-
oder sogar „gewerkschaftlich“ organisiert, schnellwechselnde und korrupte Machteliten; lang-
Funktionen
tel. Läden, Angebote, Dienstleistungen, Freizeit
und Vergnügen: Bäder, Bars, Restaurants...
beschäftigen aber auch Sklaven. samer Zerfall der Strukturen; Stadtflucht Berufe
Horrende Renditen auf Land und Geldverleih sowie
unermessliche Bereicherungen im privaten Handel.
Aspekte von Industriestädten,
Die staatliche Wirtschaft und Organisation wird von
Freizeit und Vergnügen. Abhängigkeit und
Konkurrenz von Produkten aus Kolonien.
Privaten konkurrenziert und ausgehöhlt. Ökonomie
Das römische Reich als Freihandelszone Märkte
Typologie
Morphologie
Horrea Galbana, Rom: In den multi- Visualisierung Hafen Karthago: Villa dei Sette Bassi 2. Jh. Villa Nennig (Saar) 3. Jh.
funktionalen Markthallen am Tiber Antike Häfen und ihre Verwaltung –
„Staaten im Staat“ – die oberen Klassen ließen ihre privaten „Güter-
werden auch Marktverwaltung und Ostia, Alexandria, Delos, Ravenna,
netze“ verwalten: Eigentümer von Latifundien, Villen mit hunderten von
Dienstleistungen angeboten. Karthago ...
Hektaren, Handelsunternehmungen, Bergwerke, Ziegeleien, Marmorbrü-
che, Wohnungen in den Städten...
Labile Stabilität zwischen Frieden In der gesamten Antike manifestiert sich Verwal- Mit dem Wachstum beginnt auch die Dezentralisierung in Essenzen
und Disziplinierung sowie Handel tung nicht in spezifischen Bautypen, sie findet Verwaltung und Wirtschaft. Umfassende Reformen der
und Ausbeutung. In der Größe einfach Raum in multifunktionalen Gebäuden. Machtstruktur und des Verwaltungsapparats im 3. Jh.: Aus
ist das Reich zunehmend schwer Sie erscheint also – wie heute auch – als Verwal- 50 wurden 100 Provinzen, die in 12 Diözesen und nur mehr
kontrollierbar. tungsanteil in allen Funktionen. 4 Präfekturen organisiert waren.
35
Zeit +400 +600 +800
Ökonomie Regional kleinere Einheiten Nach und neben den christlichen Lebensvorbildern der
werden autonomer. Nächstenliebe, der Genügsamkeit und des Teilens –
Märkte Die neuen Herrschaftsstrukturen basieren auf der
stellvertretend dazu Missionare, Mönche und Eremiten
germanischen Tradition der Personenverbände: Es
– etabliert sich langsam die christliche Hierarchie: Äbte,
bilden sich Adelsschicht und Grundherrschaft.
Bischöfe, Kardinäle, Päpste. Damit beginnt der inner-
kirchliche Disput, ob die Kirche reich sein darf.
Typologie
Morphologie
529: Monte Cassino gegründet 6. Jh.: Burg von Hornberg: Neue kleinere 612: Gründung Kloster St. Gallen, Klosterplan von 823. Klösterliche Zi-
von Benedikt von Nursia, Benedik- teilautonome Einheiten – Motten (Befe- tadelle als interdisziplinäre Mini-Stadt. Außer familiäres Leben findet in
tinerregel stigter Hügel), Burgen und Höfe (Corte, ihr alles statt: Schule, Forschung (zum Beispiel Pflanz- und Viehzucht),
Cour, Manor), die oft verwaltet wurden. Archiv, Bibliothek, Medizin im Hospital, Entwicklung Material/Hand-
werk. Verwandte Typologie: Baptisterien, Stifte, Abteien...
Essenzen Christen – die verbotene Sekte – bisher als 5.- 6. Jh.: Teilweise Übertragung von Das frühe Mittelalter kann heute zum einen als
„geheime Netzwerker“ tätig, werden durch Verwaltung an Bischöfe, grundsätzlich bleibt Regenerations- und Aufbauphase verstanden werden,
Kaiser Galerius und Konstantin legalisiert. Territorialverwaltung aber unabhängig. Sie in welcher für zahlreiche Lebensaspekte ein neues
Damit etabliert sich auch eine andere, löst sich vom alten römischen System und Verständnis reifen konnte, zum anderen widersetzt sich
vorerst dezentralere Verwaltungskultur und generiert in Variationen neue Konzeptionen. die Kirche einem offenen, wissensbasierten Diskurs
ein ethisch-religiöses Wirtschaften. und entwickelt damit zu wenig Dynamik.
36
Historische Entwicklung
+1000 +1100
Zunehmende „Verschanzung“ in Europa: Bestehende Siedlungen Wie jedes eroberte Gebiet wird auch Andalusien von wenigen Vertretern Funktionen
werden mit Wällen geschützt, Neugründungen immer öfters der „Eindringenden“ regiert, und es ist einmal mehr entscheidend, dass
mit Wehrmauern. Die zunehmende fortifikatorische Sicherung diese auch eine vorteilbringende Verwaltung anbieten können. Die Kalifen
Berufe
der Strukturen wird als ein Faktor für den wirtschaftlichen gehen einen Sonderweg und leiten die Region über Jahrhunderte. Die
Aufschwung im 10. und 11. Jh.n.Chr gesehen. Weitere Faktoren damalige sehr hierarchische Gesellschaft wird durch einen technischen
sind Verbesserung im Ackerbau (Dreifelderwirtschaft) und ein und sozialen Islam umfassend reformiert und insbesondere durchlässiger;
langsames Wiederaufblühen des Handels (Mercatores = Händler, untere Schichten erhalten neue Rechte, vor allem Juden, aber auch Ökonomie
Kaufmannszüge von einer Messe zur nächsten Burg). Christen werden mit ihrer Religion toleriert.
Märkte
Typologie
Morphologie
8. Jh.: Pfalz in Aachen und Hofkanzlei, 5. bis 10. Jh.: Der Große Palast auf dem Goldenen 9. bis 15. Jh.: Die Alhambra in Granada, Palast der
unter Karl dem Großen. Die Pfalzen waren Horn, Konstantinopel. das Macht- und Verwaltungs- maurischen Kalifen, ist seit 1984 ein UNESCO-
Stützpunkte für Könige (oder Herzöge, zentrum des Oströmischen Reichs. Ein riesiger Kom- Weltkulturerbe. Die einzelne Anlagen (Alcazaba,
Bischöfe), welche das Reich „vor Ort“ zu plex über 10 ha mit Plätzen, Kirchen, Wohnbauten, Nasridenpaläste, Generalife-Gärten) stammen aus
regieren und verwalten hatten. Kasernen, Palästen und Gärten. verschiedenen Epochen.
Königliche Verwaltung und Rechtspre- Byzanz kann bis ins 11. Jh. seine Ein weiterer Schwerpunkt liegt in (Süd-)Spanien unter der Herr- Essenzen
chung prägt die frühmittelalterliche volle Macht entfalten und fällt erst schaft der islamischen Kalifen: Die Zeit der Mauren vom 8. bis 15.
Organisation: Oberste Verwaltung war Ende des 12. Jh. Die strategische Jh. Die Epoche zeichnet sich durch zahlreiche Kulturleistungen aus:
die Hofkanzlei (Erzkaplan), ausführende „eurasische Position“ ist entschei- Durch die heute weltbekannte Maurische Architektur, die gegen-
regionale Verwalter waren die Grafen. dend: Istanbul ist eine der wenigen seitige Toleranz und Akzeptanz von Muslimen, Juden und Christen
Es gibt demnach auch im Frühmittel- Millionenstädte (mit Bagdad) – ein – und durch rational-wissenschaftliche Bildungseliten, welche in
alter keine expliziten Verwaltungsty- Knotenpunkt für Handel und gewissem Sinn die europäische Renaissance vorwegnehmen.
pologien. Kulturtausch.
37
Zeit +1100 +1200 +1250
9. bis 14. Jh.: Das Bevölkerungswachstum in Europa von Faktoren für die bauliche Institutionalisierung sind: Mit dem Wachstum ein ge-
circa 20 auf 50 Millionen erfordert Ausdehnung des Land- steigerter Bedarf an Administration, das Entlasten der Bürgerversammlung durch
Ökonomie wirtschaftslands (Rodungen), unterstützt die Stadtgrün- authorisierte Gremien, die zunehmende Komplexität der Stadtagenden und die
Märkte dungen und setzt Migrationen in Richtung dünnbesiedelte ständische Ausdifferenzierung der Gesellschaft.
Gebiete in Gang.
Die drei Fotos zeigen nicht den baulichen Zustand der jeweiligen Gründung.
Typologie
Morphologie
Köln 1130 Münster 1170 Ypern 12. bis 16. Jh.: Tuchhalle Thorn 13.Jh.
Mit den Stadtgründungen des Hochmittelalters werden wesentliche Merkmale der großen und multifunktionalen Das Angebot öffentlicher Funktionen
Zentrumsbauwerke vorgelegt: Repräsentation der säkulären Verwaltung, Nutzungsprogramm von Kleinraum- wird erweitert: Apotheken, Stadtwaagen,
serien und großen Räumen (Kabinette, Säle, Hallen) und öffentlichem Erdgeschoss mit Läden und Handwerk. Schulen, Festhäuser, Infrastrukturbauten.
Essenzen Vom 11. bis zum 15. Jh. werden 3000 Städte in Europa gegründet. Zu 95% Die kleinen Rathäuser im 11. Jh. sind noch wahrlich Bürgerstuben, also
waren dies Kleinstädte – nur wenige hatten mehr als 10 000 Einwohner. Gemeinschaftshäuser – und die ersten Großbauten waren oft Markt- und
Die Stärke der Städte lag in ihrer Verwaltung und den netzwerkartigen Tuchhallen. Die Rathäuser des 12. Jh. integrieren den gesamten Bedarf
Bündnissen, welche ihnen zu wirtschaftlicher Stärke, politischem Einfluss an öffentlichen Funktionen, wie sie oben aufgelistet sind. In der weiteren
und zu Freiheiten verhalf. Man geht davon aus, dass die neu entwickelten Entwicklung sondern sich zahlreiche Funktionen ab und werden als eigene
Verwaltungsstrategien der Städte zum Vorbild für die eigentliche Territorial- Typologien gebaut – womit das Rathaus im engeren Sinn zum Beamtenhaus
verwaltung der Länder wurden. mit der Kernfunktion „Stadt-Verwaltung“ wird.
38
Historische Entwicklung
Wirtschaftsrevolution im 13. Jh.: Aufstieg Beruf des schreibkundigen Fernkaufmanns Mit der städtischen Gesellschaft und Wirtschaft des
der Kaufleute und Handelsgesellschaften mit im 13. und 14. Jh. Mittelalters erfahren Handwerker und vor allem Kauf-
Niederlassungen, welche selbst nicht reisen, leute höhere gesellschaftliche Wertschätzung.
Funktionen
sondern Handel verwalten. Berufe
Mit dem Aufstieg der Kaufleute entstehen neue Handels- und Verwaltungstypologien. 1330 bis 1350 legt ein Zusammenbruch der großen
Funktionen, welche vorerst in Rathäusern integriert waren, werden vermehrt in Eigen- Handelshäuser Europa lahm, es folgt die große Pest,
initiative erstellt: Kaufhäuser, Tuchhallen, Manufakturen. Insbesondere wird es den Ge- an welcher ein Drittel der Bevölkerung zu Grunde
Ökonomie
werbebetrieben möglich, eigene Stadthäuser mit integrierter Produktion zu gründen. geht. Progrome an der jüdischen Bevölkerung. Märkte
Typologie
Morphologie
0 90
Fondaco dei Tedeschi, Venedig 1228/1508 Compagnia dei Bardi (120 Angestellte) Palazzo Vecchio, Florenz 1299 Kaufhaus, Mainz,
Rekonstr. von Moller,
Ab 1300: Große italienische Gesellschaften Norditalien: Das Rathaus zeigt kastellartiges und repräsentatives Palast-
1316
mit über 100 Angestellten, Private und Wohnen (signoraler Aspekt, Wohnen fehlt in Nordeuropa), Funktionen
Staaten betreiben Handelsniederlassungen beschränken sich auf Gerichts- und Regierungsbehörde. Es fehlt also die
im Ausland. Öffentlichkeit der Erdgeschosshallen.
Ein besonderer Aspekt ist, dass trotz Stadtverwaltung teil- Obwohl die hier gezeigten Gebäude und ihre Funktionen nicht explizit Essenzen
weise wieder Herrschaft entstanden ist. Besonders in Italien als Verwaltungsfunktionen zu bezeichnen sind, zeigen sie die Vorläufer
betreiben Oligarchen die Refeudalisierung; mit extremer öko- zu sehr wichtigen Verwaltungszweigen: zum Beispiel die Organisa-
nomischer Potenz und unkontrollierten Privattruppen setzen tion und Kontrolle der Logistik und des Gesundheitswesens – heute
diese ihre Ansprüche gegen den Staat durch. absolute Großverwaltungen.
39
Zeit +1400 +1450 +1500
Epoche Osmanisches Reich und Mittel- Humanismus Reconquista: Rückeroberung Spani- Renaissance = Beginn der Neuzeit
europa im Ringen um den Balkan ens und des nasridischen Granada
Columbus in Amerika / Komplettierung der
Weltkarte innerhalb weniger Jahrzehnte
Technik Ein Jahrhundert Stillstand im Städtewachstum Gutenberg – und die Ausbreitung des
Buchdrucks über das Verlagswesen
Wissen Doppelte Buchführung
Erste öffentliche Bank in Spanien Erster bebilderter Buchdruck Druckereien werden Verlagshäuser
Die Ausdehnung und Verlagerung der großen Messen im Französische Post befördert private Briefe
14. bis 16. Jh. belegt die handelswirtschaftliche Ausdeh-
Funktionen nung auch in neue Räume: Frankfurt am Main, Brügge,
Im 15. Jh. wird ein wesentlicher Teil der neuen Strukturen
Europas geschaffen: Eine komplizierte organisatorische
Berufe Antwerpen, Hamburg, Emden, Leipzig, Linz, Genf, Lyon ...
Ordnung, der Wille, die Konkurrenzen und Differenzen nicht mit
Krieg, sondern mit Verträgen zu lösen.
Über den Hansebund in Mittel- und Bergbau und internationaler Handel werden Mit Beginn der islamischen Bewegung, aber vor allem vom
Nordeuropa sowie über die italienischen treibende Wirtschaft des ausgedehnten 9. bis ins 16. Jh. finden Stadtgründungen und Stadtzentren-
Ökonomie Seemächte im Mittelmeerraum werden Mittelalters. Aus diesen Gewinnen werden bildung statt. Stellvertretend dazu der Plan von Aleppo mit
Märkte Europas Handelsnetze bis weit an seine Europas Städte und Architekturen zu einem Moscheen (Religionsschulen), Karawansereien (Herbergen) und
Ränder zunehmend stabilisiert. großen Teil ausgebaut. Lagerhöfen.
Typologie
Morphologie
Essenzen Neben den Rathäusern entsteht ab Mit den Wachstumsschüben der europä- Aufgrund starker Trennung von Privatraum und öffentlichen Funkti-
dem Hochmittelalter vom 13. bis ischen Wirtschaft werden neue buchhalte- onen werden islamische Zentren als durchgehend polyfunktionale
zum 15. Jh. eine große Anzahl neuer rische Methoden entwickelt. Buchhaltung Verwaltungs- und Handelskonglomerate mit Universitäten (Med-
Bautypen für neue Funktionen. garantiert nicht nur Rechenschaft, sondern ressen), Großmärkten und Regierungspalästen gebildet.
erlaubt auch Planung.
40
Historische Entwicklung
Reformation... ... und Gegenreformation Zeitalter der Glaubensspaltung Beginn des Barock Beginn des Absolutismus in Frankreich Epoche
Holland wird Kolonial-Weltmacht Dreißigjähriger Krieg
Eroberung der Kolonien 1550: Rechenbuch „Practica“ Stenographie Entwicklung des Völkerrechts (Grotius) Technik
1522: Erste Weltumsegelung von Adam Riese
Francis Bacon beschreibt in „Nova Atlantis“ die Royal Society Wissen
Utopie eines vollkommen organisierten Staats
Neben dem wirtschaftlichen Netz der Städte (auch Die Fürsten des Reichs festi- Ausübung von Handwerkerberufen wird durch Zünfte bestimmt,
der kleinen zu den großen) scheint auch das Hinter- gen ihre Landesherrschaften Frauen sind ausgeschlossen. Hingegen können Frauen in Land-
land über die landwirtschaftliche Produktion hinaus mit dem Ausbau von wirtschaft, Handel und Verlagswesen eigenständige Positionen
Funktionen
langsam an der „urban geprägten Produktion“ und Polizeiordnungen und neuen einnehmen – was aber seltene Ausnahme ist. Berufe
den typischen „Gütern der Stadt“ teilzuhaben. Verwaltungsbehörden. Neue Berufe entstehen: Volkswirtschaftler, Staatsrechtler
Die Konzeption des italienischen Ökonomische Änderungen im 16. Jh.: Gründungen von Aktien-Handelskompanien: Merkantilismus,
Rathauses als Wohn-, Regierungs- und Wachsender Zustrom von Edelmetallen 1554 Moskovy Company Nationalwirtschaft,
Gerichtspalast sowie die Verwaltungs- aus den amerikanischen Kolonien, Geld- 1581 Levante Company Monopole, Schutz-
Ökonomie
vorbilder der Handelsgesellschaften entwertung, sinkende Kaufkraft sowie 1599 Britische East-India Company zölle, Festpreise, Märkte
machen diese Entwicklung überfällig. eine Krise in der Agrarproduktion 1602 Niederländische East-India Company Subventionen...
Typologie
Morphologie
Uffizien, Florenz 1559 Ostersches (Hansekontor-)Haus, Antwerpen 1568 Rathaus Augsburg, E. Holl
Von den Medicis als Verwaltungs-Erweiterungsbau Der Zusammenschluss norddeutscher Kaufleute 1618
neben dem Palazzo Vecchio erstellt. im Hansebund (12. bis 17. Jh.) manifestiert sich in
Dies ist der erste reine Verwaltungsbau. großartigen Verwaltungs- und Lagerhäusern.
Mehrere Faktoren führen zur spezifischen Situation Hauptmotor für eine rationellere Obwohl es zahlreiche Vorläufer von AG-artigen Essenzen
der Renaissance. Die Stärke des osmanischen Reichs Verwaltung sind zum einen die Beteiligungsgesellschaften gibt, wird die moderne
(Handelskontrolle gegen Asien) sowie die rückeroberten enormen Handelsmengen mit den Aktiengesellschaft erst zu Beginn des 17. Jh.
Gebiete Iberiens unterstützen Expansionsversuche nach neu eroberten Kolonien, aber auch mit der „Niederländischen Ostindien Company“
Ostafrika und „Westindien“. Wissenschaft, Kartographie, die Kontrolle der teilweise äußerst gegründet. Eine Gründung ist in der Folge nur mit
Buchdruck – das sind nur drei Beispiele, welche unter wertvollen Güter (Edelmetalle, einer staatlichen Konzession möglich. Die Gesell-
anderem Verwaltungsreformen auslösen. Gewürze). schaften sind über das Aktienrecht reguliert.
41
Zeit +1700 +1750 +1800
Epoche Barock Aufklärung Rokoko Zeitalter der Vernunft Ende des Absolutismus: 1789 Franz. Revolution
Merkantilismus Frühindustrialisierung: Zunahme von Erfindungen Verfassung der U.S.A. Zeit der großen Revolutionen
Technik Erste Dampfmaschinen (mit kontinuierlicher Büro-Kleinteile: Füllfederhalter, Radiergummi Papiergeld in Frankreich
Weiterentwicklung bis heute)
Wissen Explosives Bevölkerungswachstum aufgrund Erkenntnisfort- Argand-Lampe (verstellbarer Docht unter Glas)
schritten in Medizin, Hygiene, Landwirtschaftsproduktion.
Vollmechanisierter Webstuhl
Der expandierende Beamtenstaat des 17. und des 18. Jh. schafft Mit der Frühindustrialisierung beginnt die größte Wachstumsphase der Mensch-
eine Reihe von neuen Berufen und Tätigkeiten: Räte, Sekretäre, heit. Die Entwicklungen in den Bereichen Technik, Mechanik, Energie, Maschine,
Funktionen Fürsorge, Inspektionen, Kontrollen, Statistiken, Gesetzgebungen, Material basieren auf den Erfolgen des wissenschaftlichen Forschens und
Berufe Ordnungen, Rechtsinstanzen... Aufgrund des eintretenden Wachs- Entwickelns und führen zum wirtschaftlichen Fortschritt. Es handelt sich demnach
tums wandelt sich der Verwaltungsapparat fortlaufend. nicht nur um neue Material- und Energiewelten, sondern ganz wesentlich um neue
Theorie-Strukturen.
Mit den gewaltigen gesellschaftlichen und ökonomischen In diesem Zusammenhang sind folgende Diskurse zu verstehen: Politische Ökono-
Entwicklungen des 18. Jh. geht bisweilen das Augenmerk mie, Nationalökonomie, Wohlstand der Nationen, Arbeitsteilung und Spezialisie-
Ökonomie auf die Bedeutung der Verwaltung in dieser Zeit abhanden: rung, der Freie Markt, Wettbewerb, Monopol-frei, Liberalismus...
Märkte Die Verdopplung des Handelsvolumens, die Steigerung der Mit der beginnenden Industrialisierung muss eine differenzierte Verwaltung – und
Produktion und das Bevölkerungswachstum verursachen den wenn man so will – eine neue Personalführung entwickelt und aufgebaut werden.
Bau zahlreicher Verwaltungsgebäude.
Typologie
Morphologie
Dikasterium (Verwaltungsbau), Koblenz, Palais du Gouvernement, Nancy, E. Héré 1755 Bank of England, London, Sir J. Soane 1788
B. Neumann 1739 (siehe z. B. auch Der Verwaltungsbau mit außerordentlicher Inszenierung: (siehe auch 1780: Bank of New York)
„Königshof“ Offenburg, Verwaltungs- Das „Hémicycle“ umfasst den öffentlichen Raum.
gebäude 1714-1717)
Essenzen Mit dem Merkantilismus des 17. Jh. werden für die Der aufgeklärte Absolutismus entschärft Die Französische Revolution ändert viel,
moderne Verwaltung und die gelenkte Nationalwirt- die Spannungen zwischen den Klassen – aber nicht alles: Es werden die Menschen-
schaft bestehende Errungenschaften der privaten einerseits dem Adel und andererseits den rechte eingeführt, das freie Individuum,
Verwaltungs- und Handelsgesellschaften (wie etwa Bürgern und Bauern. Alle Stände haben dem die Mitwirkung der Bürger in Rechten und
die Buchhaltung) mit ausdifferenzierten Methoden Staat zu dienen, was mit dem absoluti- Pflichten (damit auch die Eigenverwaltung),
angereichert: Die Volkswirtschaftslehre, Statistik als stischen Wohlfahrts- und Obrigkeitsstaat alte Feudalprivilegien werden abgeschafft –
Planungsbasis, Haushaltsplanung, Bilanzen... mit moderner Bürokratie und geordnetem ökonomischen Ungleichheiten bleiben aber
Rechtswesen erreicht werden soll. unangetastet.
42
Historische Entwicklung
+1850 +1900
1815 Wiener Kongress Biedermeier Sozialismus, Kommunismus Imperialismus Relativismus, Materialismus Arts and Crafts Epoche
Kommunistisches Manifest Darwins Evolutionslehre Erste Weltwirtschaftskrise Taylor: Arbeitsrationalisierung Freud: Psychoanalyse
Elektrischer Telegraph Telegraphenbüro Atlantikkabel Suezkanal Telefon Fahrstuhl Schreibmaschine Farbfotografie Gas- elektr. Beleuchtung Technik
Schneller Buchdruck Erster Dampfzug Elektromotor Glühbirne Gasmotor Automobil Eisenbeton Tram in Berlin Film Projektor Bildempfänger Wissen
Die konkurrierenden europäischen Staaten Der unerschütterliche Glaube an den Mit den Gründungen der Nationalstaaten werden zahl-
bewältigen die Zeit nach den Revolutionen Fortschritt wird mit den Forderungen der reiche Organisationen ausgebaut oder neu geschaffen, die
unterschiedlich: Großbritannien versucht, sozialen Bewegung konfrontiert; Fortschritt einen Verwaltungsanteil aufweisen (Gesundheitswesen,
Funktionen
seine Kolonialmacht neu als Weltmacht beruhe zwar auf Genialität in Forschung Schulwesen, Bauverwaltung, etc.) Für Rechtssicherheit Berufe
zu festigen. Deutschland regeneriert sich und Unternehmertum und könne so allen und als Rechenschaft gibt es Berichte und Protokolle.
mit zahlreichen Verwaltungsreformen. dienen, aber er setze sich auch mit bedenk-
Napoleon gestaltet mit seinem auch lichen Methoden durch: Bei den frühen Bürobauten des 19. Jh. werden nur wenige
militärisch erzwungenen „Empire“ große • Arbeiterausbeutung, Sklavenarbeit Standardgrundrisse angewendet; dies sind vor allem Zwei-
Teile Europas um, scheitert aber letztlich • Plünderung der Ressourcen in Kolonien bünder mit unterschiedlich großen Einzelbüros (Ausdruck
Ökonomie
an Großbritannien, Russland und weiteren • Zerstörung der natürlichen Umwelt. der Hierarchiestufe) und Bürosäle unterschiedlicher Größe Märkte
sich befreienden Staaten. Die neue, offene Systemkritiker erkennen, dass echter (basierend auf Skelettkonstruktion).
Situation mündet in den Wiener Kongress Fortschritt an breiteren Kriterien gemessen
und die Neuordnung Europas. werden muss als an Kapitalzuwachs.
Typologie
Morphologie
Finanzministerium, Karlsruhe Harpers Verlagshaus, New Leiter Bldg., Chicago, Reliance Bldg., Chicago Kontorhaus Dovenhof, Hamburg
H. Hübsch 1826 – Verwaltungsgebäude, York, J. Bogardus 1854 LeBaron Jenney 1879 Burnham Root 1895 M. Haller 1886
sachlicher, materialgerechter Stil
In wenigen Beispielen der US-Architektur wird Technologie direkt thematisiert – die meisten Gebäude bleiben dem
historisierenden Stil verhaftet (siehe nächste Seite). Aufgrund der Baugesetze fehlen Hochhäuser vorerst in Europa.
Mit dem Wachstum der Städte Die Konfrontation von Kapitalismus Die Verfügbarkeit von Material Ende des 19. Jh kommt der Mehrwert bei Essenzen
werden die Stadtbefestigungen ge- und Sozialismus führt zu potentierten und Energie setzt neue Maß- der Mittelschicht an. Einfache Haustech-
schleift – mobile Heere verteidigen Organisationsanforderungen: Produk- stäbe in der Güterproduktion: nik, Urlaub, Freizeit, die konsumierende
als Organisations- und Improvisa- tivität, Akkord, niedrige Preise – aber So entstehen die neuen Kleinfamilie – dies bereitet die Dienstleis-
tionseinheiten den Raum vor der auch Anrecht auf fairen Lohn. Jede Bürobauten vor allem für tungsgesellschaft des 20. Jh. vor. Die
Stadt. Militärische Organisation Gelegenheit zur Produktionsopti- Unternehmungsverwaltungen Psychologie widmet sich der Seele des
nimmt komplexe Verwaltung und mierungen und Leistungssteigerung und wenige Dienstleister Individuums und wird Konkurrentin der
Logistik der Neuzeit vorweg. muss wahrgenommen werden. (Banken und Versicherungen). Religion, die für Gemeinsinn steht.
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Zeit +1900 +1910 +1920
Epoche Imperialismus (19. Jh bis 1914) Erster Weltkrieg (1914-1917) Friedensvertrag Versailles Moderne (ca. 1910-1930)
Jugendstil (1895-1906) Deutscher Werkbund 1907 Funktionalismus De Stijl (1917-1931) Bauhaus (1919-1933) Art Déco (ca. 1920-1940)
Technik Motorflug Gebr. Wright Panamakanal Lichtpause Per Luftschiff über den Atlantik Atlantiküberflug von Lindbergh
Wissen Drahtlose Telegrahie Massenproduktion Einsteins Relativitätstheorie Rundfunksender Erster Tonfilm Übersee-Funk
Rechenmaschinen
Husserl: Phänomenologie Max Weber: Wirtschaft und Gesellschaft
Funktionen
Berufe
Ökonomie
Märkte
Europa
Themenvielfalt
Börse Amsterdam, 1903 Looshaus, Wien Büro-/Fabrikgebäude, Werk- Verwaltung Stumm, Düs- Chile-Haus Ham- Geschäftshaus Dierig,
H.P. Berlage A. Loos 1911 bund Köln, W. Gropius 1914 seldorf, P. Bonatz 1924 burg, F. Höger 1924 Berlin, Salvisberg 1928
Essenzen Die erste Hälfte des 20. Jh. ist Vorstellungen und Rahmenbedingungen für Verwaltungsarbeit Aufgrund der historisch gewachsenen Stadt wird
durch den extremen Wechsel sind in Europa und Amerika (und weiteren Regionen) recht un- in Europa die Hochhausthematik nur bei den Ar-
von innovativ-konstruktiven und terschiedlich. Diese Differenz ist im Übrigen bis heute relevant. chitekten der Moderne verfolgt – allerdings oft als
lähmend-destruktiven Phasen In Europa: Beamtenstaatlich und gewerkschaftlich reguliert, na- unrealisierte Projekte (Loos, Mies, LC, Hilbershei-
gekennzeichnet: Neu aufgebaute tionale und epochale Differenzierung, vorwiegend Zellenbüros. mer). Beinahe die gesamte Garde emigriert wegen
materielle Felder werden zerstört – In Nordamerika: tayloristische Grundstimmung, hohe Präsenz, der Naziherrschaft der 1930er Jahren aus Europa.
neu eroberte intellektuelle Freiheiten wenig Urlaub, große Gebäudetiefe, Bürosäle und Einzelbüros In Realisierungen wird Skelettbau bevorzugt – die
per Diktatur gelöscht. nach Hierarchie, vorwiegend Stahlskelettbau. Fassade öffnet sich in Bändern und Vollverglasung.
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Historische Entwicklung
+1930 +1940
Funktionen
Berufe
Verwaltungsdiktatur, Tyrannei der Parteibeam-
ten, Blockwart, Funktionäre, Denunzianten,
Geheimdienste...
Die Organisatoren der Kriegswirtschaft Ökonomie
Märkte
Die Deutsche Wirtschaft erholt sich vorerst von
der Weltwirtschaftskrise, wird aber ab Mitte
des Jahrzehnts entgegen den Vorstellungen
der alten Wirtschaftseliten und entgegen
wirtschaftlicher Notwendigkeiten als national
Chrysler Bldg., Empire State Bldg., Philadelphia Saving Found, Rockefeller Center,
abgeschottete Planwirtschaft betrieben.
Typologie
New York, New York, Shreve, New York, Howe Lescaze Hochhaus-Viertel New
W. van Alen 1930 Lamb Harmon 1931 1932 York, R. Hood 1939
Morphologie
Ende der 1930er Jahre wird in In der Auseinandersetzung zwischen Classicismo und Der Verwaltungsbau der Regime (Hitler und Stalin) zeichnet
Deutschland umfänglich und bei Razionalismo kann sich die italienischen Moderne sich vorerst durch Monumentalität, Kitsch und stereotype
den Nachbarn partiell „Revision mit dem problematischen Motiv einer „angeblichen Details aus – in den strukturellen Konzeptionen wird wenig
der Moderne“ betrieben. Mediterraneität“ zumindest teilweise behaupten. erfunden, es wird zunehmend mit kalter Effizienz geplant.
Europa
Palast der Presse, Z-Haus, Zürich, Casa del fascio, Como, Reichsluftfahrtsministerium Volkskommissariat für Verteidigung
Baku, S. Pen 1931 Hubacher Steiger 1932 G.Terragni 1936 Berlin, O. Hagemann 1936 Arbatplatz Moskau, L. Rudnev 1938
In der Moderne werden zahlreiche Grundlagen für ein neues Die bestehenden Reichsverwaltungen werden durch Während der Kriegsjahre mu- Essenzen
Verständnis der Gesellschaft und speziell des Verwaltungsbaus das Naziregime kontinuierlich entmachtet. Die Verwal- tieren sämtliche Verwaltungen
entwickelt, die in Europa jedoch erst nach dem Zweiten Welt- tung der nationalsozialistischen Diktatur beruht ab 1934 zu Notstandsbetrieben unter
krieg Ausbreitung finden: Funktionalismus, International Style, auf der Machtfülle der SS und zahlreichen Sonderbe- kriegswirtschaftlichen Rah-
Vorfabrikation, Technologie im Bauwerk („Das Haus als Maschi- hörden und auf einer Schwächung der bestehenden menbedingungen. Es ist falsch,
ne“) sind hier nur einige Stichworte zum potenziellen Einfluss Verwaltungen durch inszenierte Konkurrenzen. aus den Erfahrungen dieser
der damaligen Architektur auf neue Gesellschaftskonzeptionen Alleine die Deutsche Arbeitsfront (DAF) hatte 1939 speziellen Notverwaltungen
– zum Beispiel hin zu einer Dienstleistungsgesellschaft. 25 Mio. (Zwangs-)Mitglieder und 45 000 Funktionäre. Erkenntnisse ableiten zu wollen.
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Zeit +1945 +1950 +1960
Epoche Enttrümmerung/Wiederaufbau Wirtschaftswunder Der Kalte Krieg The Fifties Sexuelle Revolution 1968-Unruhen
Gründung UNO Marshall-Plan Währungsreform Brutalismus Unbemannte Raumfahrt Bau der Mauer Mondlandung
Technik Röhrenrechner ENIAC Bauen im historischen Kontext Atomkraftwerk Subzentren-Agglo Elektronische Rechenmaschinen
Wissen Überschallflug Farbfernsehen Nachrichtensatellit Die Pille IBM Kugelkopf
Europa ist unterschiedlich vom Krieg be- Marshallplan 1947-1952: Die USA Das Thyssenhochhaus In Anlehnung an den amerikanischen Bürosaal
troffen. Deutschland liegt in Trümmern, unterstützt die Entwicklung West- ist ein Meilenstein: Es werden in Europa das Großraumbüro und
Funktionen Produktion und Nahrungsversorgung ge- europas. Erstens als Hilfe gegen die „meldet Deutschland Bürolandschaften proklamiert, allerdings nach
Berufe nügen knapp für das Existenzminimum. desolaten Nachkriegszustände, zwei- zurück“ (siehe auch vielfältigen Kriterien konzipiert (Teamwork,
Industrie und Verwaltung Deutschlands tens als Stärkung des europäischen „Pirellihochhaus“, Mai- Arbeitsabläufe, etc). In seiner optimierten An-
funktionieren rudimentär. Westens gegen den Ostblock. land, 1956-58, G. Ponti) wendung bleibt das Großraumbüro unbeliebt.
Ökonomie
Märkte
Typologie
Morphologie
The Pentagon, Washington, „Glaspalast“ UNO, NY, Lever House, NY, Seagram Bldg, NY, Expansion vor die Stadt, Hamburg City-
G. E. Bergstrom 1941-43 nach Skizzen von LC 1950 SOM 1952 M.v.d. Rohe 1958 Nord 1960 (siehe auch Frankfurt-Niederrad)
Europa
Themen
Essenzen Mit der Aufteilung in Besatzungszo- Der Wiederaufbau der notwendigsten Ab den 1960er Jahren werden Die Industrienationen vollziehen
nen werden drei unterschiedliche Substanz bindet alle Kräfte. Erst in den verschiedene Büroorganisationen den Wandel zur Dienstleistungs-
Verwaltungskulturen überlagert: Die 1950er Jahren wird es möglich, neue untersucht, geplant und realisiert. gesellschaft. Der Anteil der darin
alte des Reichs und der Weimarer Verwaltungsgebäude zu realisieren. Ein Teil der ausgeprägten Model- Beschäftigten steigt von 30%
Republik (die es kaum mehr gibt), Neubauten aus dieser Epoche sind funk- le, zum Beispiel das Großraum- (1960) kontinuierlich auf circa 65%
die nationalsozialistische und je nach tional und zurückhaltend. Auch aufgrund büro, zeigt langfristig zu wenig (2007). Darin liegt der Grund für das
Besatzungszone die angelsächsische, der zerstörten historischen Stadt wird Akzeptanz und deshalb auch enorme Neubauvolumen im Verwal-
die russische oder die französische. „Bauen in die Höhe“ nun zum Thema. mangelnde Nachhaltigkeit. tungsbau der Nachkriegszeit.
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Historische Entwicklung
Technologische Architektur Energiekrise Postmoderne Architektur Analoge Architektur Dekonstruktivismus Gründung Europäische Union Epoche
Vollständige Automatisierung Punk „No future!“ Atomreaktorunfall Tschernobyl Fall der Mauer Krieg in Jugoslawien
Telefonischer Inlandverkehr
Speicherchip Analoge Mobiltelefone Generation Digitale Mobiltelefone EZB Technik
Erste bemannte Raumstation Apple II = erster PC Glasfaserkabel Notebook Kommerzielle Digitalkameras Supraleitung Wissen
Fax aktuelle Generation Nadeldrucker Laserdrucker
Funktionen
Berufe
Klassischer Büro-
Dampfer, Chandigarh
Le Corbusier
Ökonomie
Märkte
Typologie
Morphologie
Strukturalismus
Apeldoorn
H. Hertzberger
Europa
Themenvielfalt
Technologische Linie
Ipswich
N. Foster
Bedeutende Veränderungen in der gesellschaftlichen Der Paradigmenwechsel zeichnet sich auch in der Themen des auslaufenden Jahrhunderts Essenzen
Wahrnehmung, aber auch vertiefte interdisziplinäre Parallelität unterschiedlicher Architekturkonzeptionen, sind: Globalisierung, Dominanz der
Erkenntnisse über vernetzte Systeme werden zu -stilen, -schulen und -theorien ab. Ab 1970 kann keine Konzerne über die Politik, Auslagerung
neuen Grundlagen für die gesamte Architektur und so allgemeingültige Richtung aufgezeigt werden – dies ist von Dienstleistung in kostengünstige
zu relevanten Faktoren für den Bürobau. Es sind dies auch bei den Bürobaukonzeptionen der Fall; zahlreiche Regionen, unberechenbare Märkte (Asi-
insbesondere: die Mahnungen des Club of Rome, die verschiedene Modelle werden erfunden und realisiert. enkrise 1987, Weltwirtschaftskrise 2008),
Zeit 1968, die Kritik an der „Unwirtlichkeit der Städte“ Man könnte auch sagen: Europa hat sein Potenzial für Ressourcenproblematik, Fundamentalis-
(Mitscherlich) und die Energiekrise 1973. Themenvielfalt wieder zurückerorbert. men, Arbeitslosigkeit...
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Zeit +2000 und die Themen der Zukunft...
Wahrnehmung von Arbeit in der Gesellschaft Lebenslanges Lernen Bezahlte und unbezahlte Dienstleistung
Arbeit wird in jeder Epoche wieder anders definiert. Sie Die notwendige Qualifizierung der Gesellschaft ist abhän- Bezahlte Arbeit ist nicht unbeschränkt verfügbar – sie ist
wird auch individuell unterschiedlich wahrgenommen. gig von mehreren Faktoren; beispielsweise die Bevölke- längst zu einem umkämpften Gut geworden. Arbeit gäbe
Arbeits-Prototypen sind: Malocher (jiddisch „Schwere rungsentwicklung, die Zunahme qualifizierter Einwanderer, es genug, entscheidend ist nur, ob und wie sie bezahlt
Arbeit“), Stachanov (Held der Arbeit), Maniac (Wahnsin- die Integration bildungsferner Schichten oder die Erhöhung wird. Die Gesellschaft könnte hier die Prioritäten anders
niger), Workaholic (Arbeitssüchtiger), CEO (Boni-Sucht ). der Quote der Studierenden. Lebenslange Qualifizierung legen, was zur Zeit sehr schwierig ist, da sie zuerst exzes-
Neue Vorbilder werden sich nicht mehr auf Arbeit alleine müsste auch zu hoher Verantwortlichkeit und Beteiligung sive Bürokratie abbauen müsste, bevor sie neue, sinnvolle
abstützen können, sondern auf ein komplexes Gefüge am Unternehmenserfolg führen. Diese Entwicklung wird Leistungen entlohnen kann.
zwischen Arbeit + Familie + Freizeit + . Einfluss auf neue Arbeitsarchitekturen haben.
Organisatorische Revolution
Ressourcenproblematik Wettbewerbsorientiertes und nachhaltiges Wachstum Der kleine und genau definierte Verantwortungsbereich
Aufgrund der internationalen Vereinbarungen zum Die EU konzentriert sich auf die Lösung der wichtigsten eines Büroangestellten des 20. Jh. wird abgelöst durch
Klimaschutz müssen heute baurechtlich verbindlich hohe sozio-ökonomischen Probleme Europas: „Europa muss das mitverantwortliche Teamwork. Die ausdifferenzierte,
Nachhaltigkeitsstandards eingehalten werden. Dies betrifft sich für wettbewerbsfähige und nachhaltige Entwicklung kundennahe und schnell-zyklische Produktion und
nicht nur die Energie- und Haustechnik eines Gebäudes, einsetzen, wenn es gleichzeitig Wohlstand und Beschäf- Dienstleistung machen dies erforderlich. Problematisch
sondern richtigerweise seine gesamte Systembilanz tigung schaffen, den Lebensstandard seiner Bürger verbes- kann dabei sein, dass aus höheren Verantwortlichkeiten
– inklusive der verursachten Mobilität, aller Materialener- sern und Umwelt und natürliche Ressourcen schützen Zielvorgaben an selbstverantwortliche Teams in Unkenntnis
giewerte et cetera. Dies hat erhebliche Konsequenzen auf will.“ Das nachhaltige Wachstum ist zu einem Standard ge- ihrer Basisproduktion gemacht werden. Mitverantwortung,
den Entwurf. worden und muss in jeder Architektur umgesetzt werden. Teamarbeit, Hierarchie – die Inhalte und der Stellenwert
von Arbeitsorganisationen wandeln sich und haben somit
Arbeitsplatzqualität unter „erschwerten Bedingungen“ Wettbewerb – Effizienz – Arbeitslosigkeit einen konkreten Einfluss auf den Entwurf neuer Büroor-
Nach Jahrzehnten wachstumsorientierter Entwicklung Die Grundmechanik des Wettbewerbs gibt vor, schneller ganisationen.
und der komfortablen „Beinahe-Vollbeschäftigung“, scheint und effizienter als die Konkurrenz zu sein. Dies führt zu
nun die Situation einzutreten, dass überall der Gürtel mehr Output – oder bei mangelnder Arbeit zu weniger Gleichheit und Privileg
enger geschnallt werden muss. Deshalb muss es ein Arbeitsplätzen. Man hat sich in Mitteleuropa auf eine In der sozialen Marktwirtschaft ist Chancengleichheit ein
besonderes Ziel von Planern und Investoren sein, unter Arbeitslosigkeit von 10 bis 20% eingestellt. Wir haben wichtiges Kriterium für Stabilität (sozialer Frieden). Eine
diesen „erschwerten Bedingungen“ immer noch gute oder ein Problem, wenn es auf Mangel an Arbeit keine gesell- verträgliche Balance von Möglichkeiten und Verteilungen
zumindest akzeptable Arbeitssituationen zu schaffen schaftlichen Antworten gibt. Deshalb werden heute neue ist dabei entscheidend. Dies gilt nicht nur für den klas-
Modelle wie „Gesicherter Grundlohn“ oder „Neue Arbeit“ sischen Arbeiter, sondern auch für die neuen Dienstleister.
Zukunft Kommunikationstechnologie diskutiert. Menschen dürfen nicht an ihrer Entfaltung gehindert
In Kenntnis der bisherigen Entwicklung ist mit weiteren werden, noch dürfen sie Privilegien für sich beanspruchen.
Quantensprüngen zu rechnen. Ob sich der Mensch weiter Selbstmanagement Mechanismen, welche die Balance gefährden, breiten
auf die Fusion von Körper und Technologie einlässt, wird Mit der steigenden Eigenverantwortung haben wir uns sich aus: Kontinuierliches Lohngefälle, Korruption, Clans,
sich zeigen (Neuroimplantate, Gentechnologie, Biorobotik). stärker zu exponieren. Die Anforderungen an die „Selbst- welche Geldflüsse nur gegen innen steuern. Architektur
Mit einer Lebensdauer von 40 bis 80 Jahren wird jedes steuerung“ steigen schnell: Emotionsmanagement, kann für solche Balancen einen bescheidenen Beitrag
neu erstellte Bürogebäude diesem allfälligen Wandel Umgang mit eigenen Kräften, zeitliche Limitierung von leisten – zum Beispiel in einer mitarbeiterfreundlichen
ausgesetzt sein. Die Technologie ändert sich, während Belastungszuständen – dies sind Kompetenzen, welche Büroorgansiation.
soziale und räumliche und physiologische Bedürfnisse eher zunehmend als Qualifikation erkannt werden.
konstant bleiben.
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Ausblick
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Bio-Gen-Digital-Revolution
Arbeitsorgansiation Zweite digitale Revolution: Forschungsgesellschaften
Erste digitale Revolution: Wissensgesellschaften
Dienstleistungsgesellschaft
Zweite Industrierevolution: Automatisierung
Erste industrielle Revolution: Mechanisierung Durchbruch erneuerbarer Energien
Frühindustrialisierung Nanobiologie/Biorobotik
Urproduktion: Agrar/Handwerk/Handel Mikro- Nanobereich, Gentechnologie
Nanowerkzeuge, Mechatronic, GPS-Mobilität
Material- und Werkstoffrevolution/Recycling
Technik / Material Miniaturisierung, Präzision, Geschwindigkeit, Atom, Solar
Roboter, Produktionsstraßen, Automaten, Fernsteuerung, Massenmobilität
Maschine Mechanik: Dampf, Kohle, Öl, Gas und Elektrik, Mobilität
Verbesserung der Werkzeuge, Schwer- und Feinmechanik Gleichzeitigkeit aller Information
Werkzeuge und einfache Mechanik Open-mind/Closed-mind
Speicher-Revolution, Notebook, W-Lan, Web 2.0, kulturelle Differenz
PC, Internet, Handy, private Peripherie, digitale Fotografie
Satelliten, Video, Kassette, CD-Rom, Mini-Disc
Kommunikation Telefonie, Telefax, Funk, Film, TV, Vorläufer des Computers Neue Arbeit
Telegrafie, Fotografie, Vervielfältigung Minimal-Arbeit für alle
Buch und Bilderdruck Internationale Wanderungen zur Arbeit
Polarisierte Gesellschaften, Arm – Reich
Bote mit Brief
Sprache Schrift Globalisierung, Liberalisierung,
Konkurrenz, Billiglohn, Ich-AG
50
Ökonomie
51
Ökonomie 53
Wertschöpfung und Standard 56
Elastizität 60
Funktionsvielfalt 62
Der gute Arbeitsplatz 64
52
Ökonomie
Eine „ökonomische Situation“ wird von Die Konsequenzen einer „kritischen Konzep- Gedankenübung sein, sich seinen Entwurf
unterschiedlichsten Bestimmungsfaktoren tion“ (zu hoher Standard, zu große Arbeits- in einem wesentlich anderen wirtschaft-
beeinflusst oder bestimmt: plätze, zu viele spezifische Nebenräume) lichen Umfeld vorzustellen; zum Beispiel
• den allgemeinen Wirtschaftsdaten und sind verheerend; sie führen im schlimmsten in einer lang andauernden Krise. Man wird
den speziellen Kenndaten im Immobilien- Fall zum Konkurs eines Unternehmens und sich dabei etwas mehr Gefühl für Fragen
sektor; zur Vernichtung der Arbeitsplätze. Demge- nach Dauerhaftigkeit, Kosten-Nutzen,
• statistischen Daten zum Wirtschaftssek- genüber steht der Anspruch auf „den guten Betriebskosten und allgemein zur System-
tor, zur Beschäftigung, zum Länderver- Arbeitsplatz“, gerade weil wir so viel Lebens- stabilität zulegen.
gleich, zum Flächenverbrauch et cetera; zeit am Arbeitsplatz verbringen.
• Kosten im Zusammenhang mit dem Bau- Solche Kriterien führen direkt zum Thema
werk: Mengenpreisen für Quadratmeter, Wir versuchen mit Modellen aufzuzeigen, der Autarkie, der Lebensdauerbilanz und
für Stückzahlen, für Elemente et cetera; welche Konsequenzen sich für die Ent- letztlich zur Nachhaltigkeit. Hier interes-
• spezifischen Daten aus dem Bürobau wurfsstrategie abzeichnen können: siert uns die Frage nach Unabhängigkeit
wie etwa prozentualen Flächenanteilen von Teilsystemen (zum Beispiel Autarkie
von Nutzungen, Erfahrungswerten zu • Die Wertschöpfung spielt zuerst eine im Energiehaushalt) oder die Frage der
bestimmten Organsiationen et cetera; zentrale Rolle; sie ermöglicht hohe oder „notwendigen Größe autarker Systeme“
• den ökonomischen Verhältnissen beim beschränkt auf tiefe Standards. (wahrscheinlich die Größe einer Region);
Auftraggeber, möglichen Standards et • Die Sortierung in unveränderbare Not- und hier wiederum interessieren besonders
cetera. wendigkeiten und veränderbare Systeme die Konsequenzen auf das Entwerfen.
muss erkannt werden. Das Verhältnis
Für ein konkretes Projekt können und darin kann eine Entwurfsstrategie sein. Für das technische Wissen um die Fragen
müssen wir nicht sämtliche dieser Daten • Grundsätzlich sind Standards zu hinterfra- der Gebäudebewirtschaftung und diejeni-
abrufen – wir haben uns auf einige wichtige gen. Es gibt dabei gesetzlich Geregeltes, gen der Gesamtbilanzen von Bauwerken
Eckdaten zu konzentrieren. Es sind dies mit aber auch zahlreiche Konventionen, die muss man sich zwangsläufig mit weiterer
Sicherheit die Investitionsobergrenze (das man innovativ umintepretieren kann. Fachliteratur auseinandersetzen.
„Kostendach“) und eine vereinbarte Stra- • Projektökonomie und Entwurf sind eine
tegie der Verteilungsprioritäten. So ist das Einheit, die zusammen mit der Bauträ-
Verständnis der ökonomischen Prinzipien gerschaft strategisch und transparent
für das Entwerfen von Bürobauten von zen- diskutiert werden soll.
traler Bedeutung. Es gibt – im Gegensatz
zu Wohnungsbauten – eine größere Anzahl Ökonomische Verhältnisse sind auf lange
von möglichen Teilfunktionen und bezüglich Zeit nur bedingt stabil. Man kann behaup-
der peripheren Dienste eine komplexere ten, dass jedes Bauwerk innerhalb seiner
Vernetzung mit dem Umfeld. Lebenszeit eine mittelschwere Wirtschafts-
krise durchmachen wird. Dazu kann es eine
53
40 Jahre für... sind durchschnittlich über 40 m2 pro Person kann, sondern auch als Systembelastung
Mit circa 40 Jahren Arbeit haben wir unser für Wohnen und 30 m2 für Arbeiten), letzt- (im Übrigen auch im Sinne der Nachhaltig-
„ganzes Leben“ zu bezahlen: das unserer lich dann unseren Ruhestand.1 Diese Optik keit). Dabei stellt sich auch immer die Frage,
eigenen Kindheit (respektive dasjenige macht klar, dass jeglicher Aufwand am an wen die Einsparungen eines minimierten
unserer Kinder), das unserer Ausbildung, die Arbeitsplatz nicht nur als Qualitätsverbesse- Arbeitsplatzes gehen; an den Unternehmer
gesamten Wohn- und Arbeitsflächen (das rung der Arbeitsbedingung gesehen werden oder an die Arbeitenden
54
Ökonomie
55
Wertschöpfung der Arbeit Im untersten Bereich finden wir einfachste ...zur „Anwaltsklasse“
Neben einem durchschnittlichen Lohnband, Dienstleistungen, welche unter hartem Und natürlich in den obersten Einkommens-
welches mit Verwaltungsarbeit erreicht Konkurrenzdruck stehen und auch wenig klassen, für welche eine Entwurfsarbeit
werden kann (Annahme: 1 000 bis 4 000 Wertschöpfung haben – Musterbeispiel ist dann auch einmalige Spezialarbeit sein darf.
Euro), gibt es im unteren und im obersten das „Support- und Call-Center“, ausgelagert Ob internationale Beratungsfirmen oder An-
Bereich Wertschöpfungssituationen, die nach Indien. Auf engstem Raum arbeiten waltskanzleien; in einem kleinen Segment
erhebliche Konsequenzen für den Entwurf Niedriglöhner rund um die Uhr. werden Wertschöpfungen erreicht, bei
eines Bürohauses oder von Arbeitsplätzen welchen Flächen, Ausstattung, technischer
haben. Die Reduktion auf eine minimalste Vom „Küchentisch-Büro“... Standard, Materialeinsatz und Styling nicht
Büroorganisation kann nur von Selbststän- Interessante und problematische Beispiele an der Geldmenge gemessen werden, son-
digen verantwortet werden – für Angestellte finden wir auch in der Start-up-Bewegung, dern an exklusiver Einmaligkeit – bisweilen
gilt zurecht ein minimaler Qualitätsstandard, bei selbstständig Erwerbenden, welche auch an kitschiger Repräsentation. Über
welcher durch die AP-Verordnung geregelt oft unter prekären Arbeits- und Lohnbedin- dieses oberste Segment wird in diesem
ist. Ob dieser zu hoch oder zu niedrig ist, gungen ihre Leistung anbieten. Sie sind Lehrbuch wenig vermittelt, weil dies eine
müssen Sozialpartner, Politik und Unterneh- angewiesen auf günstigste Räume: peripher Sonderklasse ist und weil wir der Meinung
mer aushandeln. gelegen, am eigenen Küchentisch, nied- sind, dass die „Alltagsaufgaben“ Priorität
rigster Baustandard, Altbau... haben.
Spitzenein-
kommen Ziel
Segment Durchschnittliche Gutverdiener
hoher
- „Küchentisch-Büro“ Bedingungen
Hohe Ein- Gewinn
- Prekariat
kommen - Selbstausbeutung
Durchschnitts-
einkommen
Mindesteinkommen
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Wertschöpfung und Standard
Belegung und Standard Mitteln zu arbeiten und ist auf dichte Differenz von Faktor 15 – und dies ohne
Lage und Standard eines Verwaltungsgebäu- Belegung angewiesen. Die Faktoren sind die Verzinsung der Kosten des Landanteils.
des sowie seine Belegungsdichte sind die ziemlich groß: Von kleinstem Büroflächen- Die Baukosten pro Quadratmeter Haupt-
Hauptkennwerte, welche zur „Raumbelas- anspruch bei wenigen Quadratmetern bis nutzfläche liegen bei üblichen Büroklassen
tung“ führen. Die Spielmasse im unteren zu großen Chefbüros (circa mal fünf), und minimal bei 1 000 Euro und maximal bei
6
Lohnbereich bei wenig wertschöpfender vom niedrigsten Altbaustandard zu aufwän- 3 000 Euro. Teurer geht es immer – aber
Arbeit ist klein: Man hat mit einfachsten digstem Neubau (mal drei) entsteht eine dies sind seltene und exklusive Spezialfälle.
Durchschnitt
Fläche/Person Belegung
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Wertschöpfung bestimmt Maximalstandard Projektstrategie Ökonomie
Was ein Unternehmen über Aufträge einnehmen kann (und zwar in Für ein Projekt lässt sich demnach eine Strategie der Positionierung
„schlechten Zeiten“), bestimmt letztlich die Maximalgröße und den fahren: Auf welche Art wird Effizienz, Kostengünstigkeit oder Auf-
Maximalstandard der Räume, welche es mieten oder besitzen kann. wand (im Sinne von Standard, Komfort oder Repräsentation) erreicht
Der Standard kann bescheidener sein, aber nicht größer, weil das und betrieben, welches sind die möglichen architektonischen
Unternehmen sonst Konkurs anmelden muss. In der Grafik wird dar- Umsetzungen dazu Im folgenden Schema sind typische Arbeits-
gestellt, wie sich die Faktoren Flächen-Menge und Flächen-Standard platzstandards dargestellt – vom „Küchentisch-Büro“ bis zum Büro
zu den Raumkosten addieren. für den Konzernchef.
Wertschöpfung Wertschöpfung
der Arbeit der Arbeit
AP-Fläche AP-Fläche
Position „Küchentisch :
Hohe Wertschöpfung
minimale und günstigste Fläche
erlaubt größeren Flächenkonsum
Position „Bijouterie :
klein und superedel Position „altes Loft :
Niedrige Wertschöpfung lieber niedriger Standard, dafür viel Fläche
verlangt Flächen-Einschränkung
Anzahl Quadratmeter/AP
Anzahl Quadratmeter/AP
Kosten der
Kosten der AP-Fläche
AP-Fläche Position „Konzernchef :
groß, Hightech, repräsentierend
In diesem Sinne sind Architekt/-innen in hohem Maße verantwortlich Für ein KMU sind solche Entscheidungen meist schwierig, weil
für das Abstimmen der Kostenfaktoren eines Bauwerks (Raumpro- diese Auseinandersetzung „Neuland“ ist – zumindest was den Zu-
gramm, Gebäudestandard...). Es ist sinnvoll, mit den Auftraggebern zu sammenhang von Gestaltungsfragen und Ökonomie betrifft.
Beginn der Planungen die möglichen Positionierungen zu diskutieren
und die ökonomischen Randbedingungen als strikte Vorgaben zu Ein Projekt wird auch durch „nicht-architektonische“ Kosten wie
verstehen. Dies wird von professionellen Investoren sowieso verlangt Grundstücks- oder Erschließungspreise bestimmt. Zudem muss
– bei privaten und „kleineren“ Aufträgen muss das Architekturbüro sich ein Projekt im laufenden Betrieb rechnen, was Abwägungen
kontinuierlich zur Klärung beitragen. Der bewusste Umgang mit Stan- zwischen Investitions- und Betriebskosten verlangt. Konkrete
dards ist aber nicht nur eine Frage der Firmensicherung, sondern eine Handlungsanleitungen machen an dieser Stelle wenig Sinn. Es geht
der allgemeinen Lebensqualität: Wollen wir sehr qualifizierte Arbeits- vielmehr darum, die ökonomischen Prinzipien grundsätzlich zu ver-
plätze – oder höhere Gewinne respektive höhere Löhne stehen und zur Basis für ein sicher positioniertes Projekt zu machen.
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Wertschöpfung und Standard
Wertschöpfung Wertschöpfung
der Arbeit der Arbeit
AP-Fläche AP-Fläche
Kompression,
„Arbeitsplatz unter ökonomischem Druck :
z.B. im Bereich ohne Personen,
Der AP muss klein und günstig sein
also Lager, Druck
Wenig repräsentierende ...dafür große AP mit
Flächen, die aufwendig geringem Standard
gestaltet sind, z.B.
Empfangsbereiche
Anzahl Quadratmeter/AP Anzahl Quadratmeter/AP
Kosten der Kosten der
AP-Fläche AP-Fläche
Ein Projekt kann ganz wesentlich von dieser . es sind nur sehr wenige
„Verteilungs-Strategie geprägt werden. Spezialitäten realisierbar
Im Bürobau zur Miete (Investitionsprojekte) besteht dazu wenig Dies ist auch bei den Baustandards zu beobachten: Konstruktionen
Spielraum, weil sich Planer zur Risikovermeidung an gegebene Stan- sind komplexer geworden (Mehrschichtigkeit), der Technologieanteil
dards halten. Eine „Prägungstaktik“ ist denn auch mehr geeignet ist gestiegen, die Standards im Sanitärbereich sind höher – trotzdem
für ein KMU, in dem die Geschäftsführung mit den Mitarbeitenden sind die Baupreise für den Quadratmeter Bürofläche nicht gestie-
eine spezielle Positionierung suchen kann. Die beiden folgenden gen. Das bedeutet, dass die Bauindustrie rationalisiert wurde. Es ist
Beispiele verdeutlichen, was gemeint ist: nicht klar, wie weit sich diese Optimierung weiter betreiben lässt.
• Eine Firma nimmt in Kauf, dass die individuellen Arbeitsplätze auf Letztlich verfügt ganz Mitteleuropa über zu viel Büroflächen. Es wer-
ein Minimum optimiert werden (auch kompakte AP können gut den demnach in den nächsten Jahren nur sehr wenige Neubauten
sein), sie will dafür einen spannenden Teamwork-, Sitzungs- und realisiert werden und wenn, dann nur in hervorragenden oder zwin-
Entwicklungsbereich und einen trendigen Empfang... gend vorgegebenen Lagen. Die Transformationsaufgaben werden
• Eine andere Firma minimiert die repräsentativen und kollektiven vorrangig sein. Planende müssen sich im Klaren sein, dass sie auf
Flächen und will mehr Fläche beim individuellen AP anbieten. der Ebene der Standardstrategien sehr innovativ vorzugehen haben.
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Unregelmäßiger Arbeitseingang Elastische Belegung
Viele Unternehmen müssen mit einem unregelmäßigen Auftrags- Räumlich kann ein Unternehmen (auf der eigenen Fläche) mit „innerer
eingang und Auftragsvolumen umgehen können. Der optimale Zu- Verdichtung“ oder mit „Entdichtung“ reagieren, aber nicht beliebig.
stand regelmäßiger 100%-Auslastung ist gerade bei den KMU nicht So ist von allen KMU immer wieder zu hören, dass sie „etwas mehr
voraussetzbar. Größere Schwankungen führen entweder zu Verlust Platz“ gebrauchen könnten, oder dass sie ein bis zwei Plätze unter-
oder Gewinn – und bei den Mitarbeitern zu Unterlastung oder Über- vermieten wollen. 91,5% aller Unternehmen im EWR sind Mikro- und
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arbeitungsstress. Die Anzahl Mitarbeitende hängt so relativ direkt Kleinunternehmungen, welche unter 10 Personen beschäftigen. Die
vom Auftragseingang ab. meisten Bürobauten beherbergen deshalb mehrere Firmen. Dass eine
Firma ihr eigenes „Haus“ baut, ist eher die Ausnahme.
Auslastung/AP-Größe/Anzahl Angestellte
Auslastung und Einstellung
130 % = konstante Überlast..
Radikal einfacher, hoch-flexib-
= Wachstum = Anstellungen
ler Bürotyp
120 % Definitiv feste Neuanstellungen
120 % = temporäre Überlast
Temporäre Anstellungen
100 % = Optimale Auslastung Unabhängige Büros in Klein-
100 % einheiten, nebeneinander und
Festangestellte durchschn. 100%
separat erschlossen
80 % = Minimale Auslastung
Festangestellte mit Flexibilität zu
080 % Teilzeitarbeit (z.B. 70 - 80%)
70% = temporäres Auftrags- Ebenfalls von mehreren Bü-
loch = Verlust ros belegt - aber als „open-
060 % > 70% = Auftragsschwund = space“, mit geschlossenen
= Schrumpfung = Entlassungen Boxen.
Entlassungen wegen
Auftragsmangel
Eine Firma versucht deshalb, eine gleichmäßige Auslastung zu errei- Der gezeigte „hochflexible Bürobau“ erlaubt unterschiedliche Aus-
chen – damit ihre Angestellten geregelt produzieren können. Gehen bauten. Der gegenseitige Tausch von Räumen hängt von komplemen-
die Aufträge doch unregelmäßig ein, werden verschiedene Szena- tären Bedürfnissen der benachbarten Mieter ab – und diese Konstel-
rien wirksam: Von Teilzeit- über Kurzzeitarbeit, von Entlassungen lation ist wohl eher selten. Denn oft wachsen oder schrumpfen die
über temporäre Anstellungen und definitive Neuanstellungen – die Firmen gleichzeitig – weil die Region boomt oder stagniert. Deswegen
entsprechenden Maßnahmen hängen davon ab, ob Abweichungen ist eine der wichtigsten Flexibilitätseigenschaften eines Bürobaus,
als kurzfristig oder als eher langfristig erkannt werden. dass er eine sozusagen stufenlose innere Ver- und Entdichtung sowie
die Erschließung über mehrere Flächenkombinationen zulässt. Es ist
Dies ist die einfache Mechanik, welche vorerst zu einer Neubele- leider so, dass der millionenfach gebaute Achsenarbeitsplatz (zum
gung (dichter oder weniger dicht) der Büroflächen führt und letztlich Beispiel 2,5 m x 3,85 m) sich dafür nicht optimal eignet (siehe S. 88
zu einem definitiv veränderten Flächenbedarf (siehe Seite 86). „Strukturelle Vorbereitung von Flexibilität“).
60
Elastizität
61
Kleine und große Firmen Schließlich trägt die Qualität des Arbeitsum- Für kleine Firmen lassen sich solch mannig-
Je höher die Wertschöpfung einer Arbeit felds zu einer „positiven Leistungsatmo- faltige Angebote nicht finanzieren, sie haben
und je größer die Firma, desto mehr spezi- sphäre“ bei. Solche Nutzungsangebote sind aber die Chance, sich im (urbanen) Umfeld
fische Nutzungen kann ein Unternehmen an sicher begrüßenswert – aber sie gehören in Netzwerken zu organisieren. Im schlech-
seinem Firmensitz anbieten. So finden sich nicht zum notwendigen Standard. Andere ten Fall fehlt es an passenden Angeboten
schon bei mittelgroßen Betrieben eigene Werte wie Arbeitsplatzsicherheit und Ver- und im günstigen Fall bietet das Umfeld
Cafés und Sitzungszimmer; bei großen sorgungssicherheit bei Krankheit und Alter qualifiziertere und vielfältigere Leistungs-
Unternehmen sind eine eigene Reprogra- gehen dem vor. Auch hier ist vom Archi- angebote als ein firmeninternes Angebot.
fie, ein Versammlungsraum, eine Kantine, tekten verantwortlich abzuklären, wieviel (siehe Seite 77)
teilweise sogar Fitnessräume Standard. „Spezialprogramme“ er einplanen kann.
AP = Sekretariat, Sekretariat,
Post, Print EG
Empfang, Post, Café
AP Bar
AP, Sitzung Firmen- Konferenz Sitzung
gelände Empfang
Eingang Restaurant
Eingang,
Halle Sitzung
Lounge Küche
Service Empfang, kleine Tech
Bibliothek, Lager Küche Vorfahrt
Sitzung
62
Funktionsvielfalt
Systembilder
Metron AG, Standort Brugg kempertrautmann.haus, Hamburg
Die Planungsfirma Metron besteht seit 1965 aus mehreren Be- Das Kempertrautmann.haus wird im Erdgeschoss und ersten Ober-
trieben, die in einer Muttergesellschaft zusammengeschlossen geschoss durch eine Ladennutzung belegt. Die restlichen sieben
sind. Mit 140 Mitarbeiter/-innen und mehr als 30 unterschiedlichen Obergeschosse werden von einer Werbeagentur genutzt, die stark
Berufen ist Metron eine der interdisziplinärsten Planungsfirmen; auf periphere Dienste im Quartier angewiesen ist. Im Gebäude gibt
Architekt/-innen, Landschafts-, Verkehrs- und Raumplaner/-innen, es keine Küchen, der Serviceanteil ist auf ein Minimum reduziert.
Geograf/-innen, Ingenieure, Jurist/-innen et cetera arbeiten hier Hand Trotz eigener Besprechungsräume werden die Arbeitsgespräche oft
in Hand. Als Selbstverwaltung wurde beim eigenen Hauptsitz auf in benachbarte Cafés verlegt; Freizeitaktivitäten, Essen und Versor-
das reichhaltige Angebot an gemeinsamen Räumen und auf kosten- gung können im Quartier abgerufen werden. Mehrere Druckereien
günstige aber qualitätsvolle Arbeitsplätze geachtet. Das Gebäude und eine Reprografie sind fußläufig zu erreichen, ein Hotel und
erhielt 1994 den Schweizer und Europäischen Solarpreis. Theater runden das Serviceangebot ab.
Eigene Reprografie
Dachcafé Außenbereich, teilweise gedeckt Freizeit/Freiraum
Sitzungszimmer pro Geschoss
Saal „Dachcafé“
Küche (Kapazität für Mitarbeiter)
Dachsaal - eher repräsentativ Peripherie im Haus
Theater/Kultur
Kleines Sitzungszimmer im Sockelgeschoss
Saal im Sockelgeschoss (Sitzungen, Versammlungen, Kulturbetrieb) - mit Außenraum Hotel Essen im Quartier
Eingang/Empfang
63
„Der gute Arbeitsplatz“ – für wen Beide Kriterien – die Effizienz und einen hat dazu die lesenswerte Broschüre „Gute
9
Die Balance zwischen qualitätsvollem oder guten Arbeitsplatz – zu erfüllen, daran wird Arbeit im Büro“ veröffentlicht.
unangenehmem und zwischen aufwän- seit Jahrzehnten geforscht. Wir wollen mit
digem oder effizientem Arbeitsplatz wird diesem Grundlagenwerk die richtigen und Large and representative
über verschiedene Faktoren definiert: auch kritischen Fragen stellen, welche beim Small and beautiful
Zunächst über die urbane Lage und deren Entwerfen in die Zukunft führen werden. So alt die Devise „small is beautyfull“ nun
Erschließung, dann über die gesamte Qua- Wir können keine Rezepte anbieten – zum ist, sie hat mehr denn je ihre Berechtigung.
lität des Hauses (Gestaltung, Raumklima), Beispiel über die richtige Größe eines Denn über belegte durchschnittliche Büro-
weiter über die Flächenverteilungen (zum Arbeitsplatzes, da es immer um Entscheide flächen verbrauchen wir auch Material und
Beispiel Fläche und Lage im Gebäude), auch innerhalb eines Entwurfskontextes mit spe- Energie. Nach Kriterien der Nachhaltigkeit
über Teamorganisation und -leitung, ganz zifischen Randbedingungen geht, welche macht es Sinn, einen kleinen Arbeitsplatz
wesentlich über die Gebäudetechnologie sich nur bedingt systematisieren lassen. zu betreiben. Dieser kleine Arbeitsplatz soll
(Lüftung, Belichtung, Schallschutz), und „Der gute Arbeitsplatz“ ist auch über einen dann aber von hoher Raumqualität sein (und
letztlich über eine Reihe weicher Faktoren kulturellen, sozialen und ökonomischen das hat wenig mit teuren Möbeln zu tun), da
wie Unternehmenskultur, Identifikation, Konsens definiert. Das Selbstverständnis, wir ja acht Stunden pro Tag hier verbingen.
Transparenz (für die Nachvollziehbarkeit der wieviel Raum persönlich oder öffentlich Arbeitsplatzqualität ist Lebensqualität.
Entscheide). benötigt wird, ist in Kulturen recht unter-
schiedlich. Das Interesse an Optimierung
Man kann in dieser Diskussion nicht Die bekannte Beratungsgruppe „Quickbor-
ausblenden, dass es immer eine Bandbrei- Kritische Fragen ner Team“ untersucht und plant Bürobe-
te gibt, in welcher die Angestellten vom Mit 36 Millionen Angestellten und über legungen und -organisationen seit den
Unternehmen entweder großzügig mit vier Millionen Selbstständigen verbraucht 1950er Jahren und hat sich unter anderem
Arbeitsplatzqualitäten versehen werden Deutschland eine riesige Menge an Res- einen Namen mit Großraumorganisationen
8
können oder eben brutal enge Situati- sourcen. Immobilienerstellung, -bewirt- gemacht, welche nach breiten Systemkrite-
onen angeboten werden müssen. Man schaftung und -sanierung, Ausstattung mit rien entwickelt worden sind (Teamprozesse,
wünschte sich dazu jeweils Transparenz, da Ausbau und Peripherie (Möbel, Technik), Kommunikation, Flexibilität, Wohlbefin-
10
die geschilderten Situationen auf Gewin- Betriebskosten für Kommunikation und den).
noptimierung oder Notwendigkeiten des Energie, Gewährleistung von Sicherheit
Unternehmens beruhen können. Nach- – die Liste macht deutlich, dass wir über Im Jahr 2008 untersuchte der australische
vollziehbar schwierige Situationen werden einen Milliardenmarkt reden. Eine Frage Forscher Vinsh Oommen international die
normalerweise von den Mitarbeitenden ist deshalb, ob und welche Elemente wir Arbeitsbedingungen in Großraumbüros und
auch mitgetragen. Bei mangelnder Transpa- tatsächlich für gute Arbeitsplatzqualität und deren Auswirkungen auf die Angestellten.
renz bleibt aber die Frage, wem denn eine für ein nachhaltiges Gebäude benötigen. Die zahlreichen negativen Wertungen und
größere Effizienz zu Gute kommt. Des Weiteren kann die Berechtigung indivi- Effekte (Stress, mehr Krankheit, Unzufrie-
11
dueller Ansprüche hinterfragt werden. IGM denheit etc.) sind beachtet worden. Das
64
Der gute Arbeitsplatz
Kombibüro wird, nicht nur deswegen, dem Entropie und Autarkie Ziele und Probleme der Umsetzung
reinen Großraumbüro vorgezogen. Die Das Entropiegesetz gibt für das Entwerfen Der große Flächenüberschuss bei Büro- und
Hochschule Luzern untersucht mit diversen eine bedeutende Rahmenbedingung vor: Verwaltungsbauten stellt uns vor schwierige
Partnern die Optimierung von effizienter „Jedesmal, wenn verfügbare Energie im Situationen:
Büroraumbelegung und Arbeitsplatzqualität. Rahmen einer Anordnung eine Verwen- • Bestehende Belegungen werden aus
Dabei sind verlässliche Aussagen deshalb dung findet, wird die Unordnung in dessen Kostenüberlegungen optimiert, womit
schwierig, weil zahlreiche subjektive Fak- Umgebung größer. Jede Technologie ist weitere Flächen auf den Markt kommen.
12
toren mitentscheidend sind. eine Insel der Ordnung, sie lebt auf Kosten • Es wird eine Konzentration bei bestehen-
größerer Unordnung in ihrer Umgebung. den Flächen und guten Lagen stattfinden.
Für großzügige Büroräume benötigen wir Alle Formationen büßen ihre Ordnung ein, • Ineffiziente Gebäude an schlechter Lage
keine Untersuchungen – sie sind selbstver- sofern nicht ständig für die Wiederherstel- werden unter hohen Druck geraten.
ständlich angenehm. Aber für Komprimie- lung ihrer Ordnung Arbeit geleistet wird.“13
rungen und Einsparungen benötigen wir Wir haben uns demnach zu überlegen, mit Für eine nachhaltige Planung könnten
wissenschaftliche Untersuchungen, wie welcher Technologiedichte wir die Bau- Instrumente geschaffen werden, um von
dabei dennoch eine verträgliche Arbeits- aufgabe (partiell) autark machen können. der isolierten Flächenbewirtschaftung hin
platzqualität zu erreichen ist. Vor dem Hin- Beim Aufbau stören wir andere Systeme zu einer (informellen) Gesamtbewirtschaf-
tergrund der zunehmenden Belastungen der – wir erzeugen Unordnung (zum Beispiel tung zu gelangen. Dass bei derart großem
Dienstleistungangestellten und im Wissen Energieverbrauch und Umweltzerstörung Lehrstand noch weitere, konkurrenzierende
des hohen Pharmazeutikakonsums stehen für Rohstoffgewinnung, Materialherstellung Gebäude erstellt werden, widerspricht dem
wir vor einer großen Herausforderung. und Transport) – und mit autarkem Betrieb prioritären Ziel Nachhaltigkeit. Unter diesem
(Solarenergie etc.) verschonen wir unsere Aspekt nimmt das Thema Konversion eine
Kriterien der Nachhaltigkeit Umwelt. wichtige Bedeutung ein.
Organisation von Arbeitsplätzen kann heute
nicht nur aus der Logik der einzelnen Unter- Um wirklich nachhaltige Gebäude zu Der gute Arbeitsplatz – nach breiten
nehmen gelöst werden, es sind zahlreiche entwerfen, müssen wir zwangsläufig das Kriterien
Verflechtungen zu anderen Kriterien rele- gesamte System und seine Lebensdauer Diese Aspekte zeigen, dass „der gute
vant, welche ohne internationale Regulie- verstehen, welches durch das Bauwerk ak- Arbeitsplatz“ nicht mehr nur im Gebäude
rung voraussichtlich zu Fehlentwicklungen tiviert, belastet und entlastet wird. Da diese direkt um die arbeitende Person stattfindet,
führen würden: komplexe Aufrechnung nicht mit jeder Ent- sondern ein System weiträumiger Verant-
• nachhaltige Arbeitsplätze wurfsskizze zu erstellen ist, braucht es eine wortlichkeit sein muss: Wir müssen uns als
• kompakte, qualitätsvolle Arbeitsplätze neue Tradition des nachhaltigen Entwerfens Arbeitende und als Unternehmer bewusst
• die Mobilitätsbindung (Erreichbarkeit ÖV) – neue Bilder, neue Leitsätze. Ein Beispiel werden, dass wir mit unserem Arbeits-
• Verteilung der Arbeit in der Stadt. dazu: „Versuche mit möglichst wenig Mate- platz in Systeme eingreifen – und letztlich
Viele solcher Kriterien sind auch ein Beitrag rial möglichst viel Raum zu erschaffen und wünschen wir uns ja ein Gesamtsystem mit
zum „guten Arbeitsplatz“. diesen dann intensiv zu nutzen.“ hoher Lebensqualität.
65
Stadt, Quartier, Haus
67
Standort 69
Kontext und Mobilität 72
Reichweiten Netzwerke 76
Nutzungsmischung 78
Hybride 84
Flexibilität 86
Qualität und lieblose
Bürolandschaften... 90
Stil und Funktion 92
Transformation und
Konversion 94
68
Standort
In der umfassenden Aufgabenstellung ist Zudem lässt sich das Thema „Arbeit und Interessant ist für die Entwerfenden, den
die Standortsuche und -wahl eine ent- Stadt“ unterschiedlich strukturieren, bei- Spielraum zwischen ortsunabhängigen und
scheidende Aktion. Auch wenn bei einem spielsweise über ortsgebundenen Faktoren zu erkennen; ich
Architekturauftrag das Grundstück oder die • die Position im Terrain: Arbeiten in der muss also wissen, was ein Bürogebäude
Situation für die Bauaufgabe oft schon vor- Region, am Stadtrand, im Zentrum; überhaupt sein kann – und was es in einer
gegeben ist, so sind Kenntnisse über den • die Gewichtung der Adresse: 1A- speziellen Lage werden kann.
Prozess zur Standortwahl von Vorteil. Wir Standorte in Metropolen, gute Adressen
verstehen dann neben der städtebaulich-ar- in Regionalstädten, Verwaltung in der Sicher hat man den Anspruch, dass der
chitektonischen Analyse auch das Geflecht Kleinstadt...; Dialog zwischen Gebäude und Umfeld
von weiteren entscheidenden Kriterien; • die ökonomische Kategorie des Umfelds kultiviert wird. Aber auch das muss nicht
die Lageklasse, die Erschließungsanforde- oder des Tätigkeitsfelds: von Headquar- zwingend sein; ein Gebäude darf radikal
rungen, das vorhandene Nutzungsgeflecht ters international tätiger Konzerne bis zu nur aus inneren Faktoren entwickelt sein –
– Faktoren, welche den Entwurf wesentlich quartiergebundenen Dienstleistungen; solange es sein Umfeld damit nicht stört.
beeinflussen können. • Firmenkulturen: urbane Dienstleistungs- Dies ist wohl ein schwieriger Diskurs:
angebote..., Verwaltung einer Versandka- Wann wird das vollständig Andere und
Im Kapitel „Stadt und Quartier“ werden talogfirma mit Billigstangeboten...; Neue zu einer Bereicherung, wann zu einer
diejenigen Ebenen dargelegt, auf denen die • Wertschöpfung: Call- und Supportcenter, anregenden Irritation und wann zu einer
„Architektur für Arbeit“ auf Stadt reagiert professionelle höchstwertige persönliche offensichtlichen Störung. Für das Studium
(– da Stadt vorteilhafterweise alle Funkti- Beratung...; empfehlen wir hier die breite Recherche.
onen beherbergen sollte, reden wir nicht • oder ganz einfach über die Umfeldqualität Gerade diese Spannweite lässt sich nämlich
von „Stadt für Arbeit“). Damit finden sich der gebauten Nachbarschaft: edles Villen- zu Beginn in Varianten gut untersuchen und
hier auch Hinweise für den Städtebau. Ge- viertel, reizende Altstadtecke, liebloses die Fragestellung ist dann: Wie entwerfe ich
bäude und Quartier sind sowieso im Dialog; Büroviertel, attraktive Industriebrache ein Gebäude, welches die Eigenlogik des
„wir können nicht nicht-kommunizieren“. in Umnutzung, Insider-Ort in problema- Umfelds aufnimmt und eigenständig neu
Gebäude und Quartier sind ein System, tischer Lage... interpretiert – und auf welche Weise kann
dessen unterschiedliche Ebenen, die des ich den Ort mit Ergänzungen, mit Opposi-
Raums, der Funktionen, der Atmosphären, Meistens spielen mehrere solcher Ord- tionsdialog bereichern. Und noch einmal:
der Erreichbarkeit, sich untersuchen und nungen zusammen, insbesondere hier Wie sieht es aus, wenn ich nur aus inneren
entwerfen lassen. Uns interessiert hier also spüren wir die Vernetzung mit den anderen und programmatischen Faktoren entwerfe
die Frage, wie diese Beziehung strukturiert Kapiteln (Ökonomie, Wandel, Arbeit und...). und dann erst in Dialog trete
ist, wie sie sich im Laufe der Zeit verändern Wir erkennen typische „Positionsbilder“ –
kann und natürlich welches die Konse- und können hierfür die Bedingungen an die
quenzen auf den Entwurf sein können. Architektur formulieren.
69
Dichte ist Bedingung Qualität der Lage/Standortfaktoren
Arbeit ist auf Dichte angewiesen: wegen den Verkehrsanbindungen, Viele Firmen sind durch ihre Kundenbindung standortgebunden – sie
wegen Kundschaftspotenzial, wegen Optimierung der Arbeitsfläche können nur innerhalb der Region ihren Sitz verschieben. Ein Stand-
(viel Bürofläche auf wenig Grundstücksfläche). Die meisten kleinen ortwechsel ist meist mit großen Aufwendungen verbunden. Bei der
Firmen (KMU) können im regionalen Umfeld bestehen – größere Wahl des Standorts sind zahlreiche Faktoren relevant – einige davon
Unternehmen benötigen entsprechende Verkehrsanschlüsse; ihr werden mit einer Standortanalyse gewertet:
Kundenkreis ist international oder überregional, die Anbindung an • Die Bedingungen des Projekts (räumliche Anforderungen, kritische
unterschiedliche Verkehrssysteme zwingend. Für Großkonzerne ist ökonomische Belastungsgrenze, Lagewünsche).
die Nähe zu Airport-HUBs und internationalen Bahnkreuzpunkten • Die harten Faktoren: Größe und Kosten des Grundstücks, Infra-
zwingend. Mit der Globalisierung des 20. Jahrhunderts sind die strukturqualitäten (zum Beispiel Verkehr, Dienstleistungsumfeld),
Standortqualitäten allerdings gesplittet worden: Einerseits werden allgemeine Strukturdaten, Wirtschaftsstruktur, Steuerbelastung,
für Headquarters und den Bereich Entwicklung ausgezeichnete Wachstumserwartungen, Vernetzungspotenziale...).
Lagen gesucht, andererseits wurden die Bereiche Produktion und • Weiche Faktoren: Attraktivität, gesellschaftliches Klima, sozioöko-
Verwaltung vermehrt an günstigere Standorte ausgelagert. nomische Situation, Vorlieben...
70
Standort
71
Kontext
Mit der Wirtschaftskrise 2008 wird aber auch klar, dass sich Arbeit
mit ganz anderen Zuständen organisieren muss: Unter schwierigen
ökonomischen Bedingungen, unter prekären Verhältnissen, mit
neuen Strategien.
Immer mehr macht sich die Erkenntnis breit, dass gerade auch
die weichen Faktoren bei der Standortwahl mitentscheidend sind,
welche direkt oder indirekt ein Resultat einer langfristig um integrale
Lebensqualität bemühten Stadtplanung sind. Dazu braucht es in der
Stadtplanung allerdings Visionen und Leitbilder sowie harte kontinu-
ierliche Arbeit für deren Umsetzung über Jahrzehnte hinweg. Politik
handelt sinnvoll, wenn sie neben der Wirtschaftsförderung auch
eine starke Stadtplanung einrichtet und unterstützt. Das Angebot
und die Qualität aller Nutzungen (Arbeiten, Wohnen, Freizeit und
Der Arbeitsraum besteht aus einem Gemenge von Funktionsorten. Eine kontinuierliche Kultur) bildet deshalb den Nährboden für jede einzelne Nutzung. In
Optimierung der Beziehungen ist nicht möglich, da es bei allen Beteiligten auch positive
Verortungen gibt: „Hier habe ich mein Zuhause“ – „In dieser Firma arbeite ich“!
diesem Sinne ist es unmöglich sich vorzustellen, dass ein sehr gutes
Gebäude für eine Nutzung sich selbst genügen kann. Der Kontext
ermöglicht Lebens- und Arbeitsqualität – das versteht man als Stadt.
Wir sind sicher, dass hier auf unterschiedlichen Ebenen viel Nach-
Siedlung braucht Arbeit – Arbeit braucht Siedlungsqualität holbedarf ansteht, und dass gerade im Bereich Transformation das
Aus Sicht der Stadtplanung ist die räumliche Organisation von Zusammenspiel der Entwicklungen in Stadt-, Wohn- und Arbeits-
Arbeitsorten ein schwieriges Unterfangen. Auf dem öffentlichen welten weiter qualifiziert werden kann. Dazu bedarf es auch nicht
Sektor (Verwaltung, Schule, öffentliche Dienste) kann Politik und einer Hochkonjunktur, sondern einer Rückbesinnung auf wesentliche
Stadtplanung direkten Einfluss nehmen – aber sie macht sich nicht Kriterien.
beliebt, wenn sie diesen Sektor unnötig aufbläst. Auf alle anderen,
wirtschaftlichen Arbeitsplätze hat sie nur einen indirekten, unterstüt- Mobilität
zenden Einfluss, der aber entscheidend sein kann. Ein ganz entscheidender Faktor ist der Aufbau eines qualifizierten
Es sind die oben genannten Standortfaktoren Dichte, Lageklasse und leistungsfähigen öffentlichen Personennahverkehrs – dies aus
und integrale Standortqualitäten, welche das Umfeld eines Unter- mehreren Gründen: ÖPNV bietet günstigen Transport, schafft Sied-
nehmens definieren. Darunter einige Beispiele für harte Faktoren: lungskonzentration, ist nachhaltig und ermöglicht während der Reise
• der räumliche Standort: gute Adresse, gut erschlossene Gebiete; zahlreiche Nutzungen (Arbeit, Lesen, Kommunizieren). Wir verste-
• funktionierender Markt, Kaufkraft, Konsumenten, Dynamik; hen deshalb den ÖPNV als eine wesentliche strukturelle Ergänzung
• arbeitsfreundliches Umfeld (Arbeitgeber und -nehmer): geringe zu den Arbeitswelten. Deshalb wollen wir hier die wichtigsten Prin-
Lohnnebenkosten, wenig Vorschriften, unbürokratische Abläufe. zipien der Mobilitätsorganisation für Arbeitswelten kurz erklären.
72
Kontext und Mobilität
Der räumliche enge Bezug von Wohnort zu Arbeitsort wird bei sta-
bilen Verhältnissen als Lebensqualität empfunden. Das System der
kurzen Wege ist im übrigen auch nachhaltig.
Angenehm:
Wohnen beim Arbeitsplatz
Unangenehm:
Auseinanderdriften von Wohnen und diversen Arbeitsplätzen
Für die meisten Dienstleistungsarbeiten gibt es neben dem Wohnort und dem Arbeits-
ort auch die „Einsatzorte“; dies bedeutet Fahrten zu Projekten und zu Kunden.
Einigermaßen überschaubar sind Konstellationen wie „Singles in
Einzelhaushalten in der urbanen Zone. Als Alleinstehende haben
auch sie die traditionellen „Vaterrechte“ – sie können sich räumlich
positionieren, wie es ihnen passt. Etwas komplexer sind Paare mit
zwei Wohnungen ohne Kinder. Diese haben zwei Wohnorte und zwei
Arbeitsorte mit Mobilität zu organisieren.
73
Aus der Sicht des Betriebs Ökonomie zwischen „kurze Wege“ und „mobil-flexibel“
Eine Firma dagegen ist in ein vielschichtiges Netz von Personen Der bewährte Standard – „allen Mitarbeitenden einen persönlichen
und Mobilitätsansprüchen eingebunden. Es sind nicht nur eine Arbeitsplatz“ – bietet große Qualität, muss aber für bestimmte
bestimmte Anzahl von Mitarbeiter/-innen, welche vernünftig zum Arbeiten hinterfragt werden. Will man beispielsweise dem Teilzeit-
Firmenstandort anreisen können müssen, es sind dies auch eine be- Homeworking eine Chance geben, kann im Büro nicht ein Dauer-
stimmte Anzahl von Kunden und von Zusammenarbeitsbeziehungen platz beansprucht werden. Was früher schon mit gnadenloser
sowie von sogenannten „Einsatzorten“. Schichtarbeit optimiert wurde, steht unter anderen Prämissen
wieder zur Diskussion: Teilzeitarbeit, hohe Mobilität, 24h-worldwide-
Diese Mobilitätsanforderungen sind je nach Arbeitsart sehr verschie- working...
den. Es gibt Arbeiten, die nur stationär-immobil geleistet werden
können; zum Beispiel die Arbeit des Archivars. Demgegenüber Es ist Aufgabe der Planenden, Organisationsmöglichkeiten und
steht das Modell „Mit der Arbeit zum Kunden“, welches deshalb deren räumliche Konsequenzen zu erkennen, um mit innovativen
den mobilen Arbeitsplatz benötigt – zum Beispiel den des fahrenden Lösungen gute und effiziente Arbeitsplätze zu ermöglichen.
Dienstleisters.
Absolut stationär im Archiv Partiell mobil mit Notebook Mit der Arbeit zu den Kunden (Bangkok Din Daeng)
74
Kontext und Mobilität
Unterschiedliche Anforderungen für Wohnen und Arbeiten Arbeitsorte an die Knotenpunkte des öffentlichen Verkehrs
Die Mobilität zwischen Wohnort und Arbeitsplatz muss in den näch- Es ist allen klar, dass das Dogma der „funktionsgetrennten Stadt“
sten Jahrzehnten grundlegend geändert werden: Wir werden uns nur noch für nicht-verträgliche Nutzungen (wie zum Beispiel Indus-
auf intensiveren Gebrauch von öffentlichen Verkehrsmitteln einstel- trie und Wohnen) gilt. Zukunftsweisend ist eine intensive Verschrän-
len müssen. Die Standortanforderungen für Arbeiten sind bezüglich kung von möglichst vielen Nutzungen, denn dies erlaubt die „Stadt
Mobilität viel höher als diejenigen für den Wohnort: Beim Wohnort der kurzen Wege“ – und damit eine Entlastung sämtlichen Verkehrs.
ist pro Person nur eine direkte ÖPNV-Verbindung zum Arbeitsplatz Für Arbeitsorte gilt der Grundsatz, dass sie an Orten mit guter
notwendig, für eine Firma ist die ÖPNV-Anbindung viel essenzieller, ÖPNV-Vernetzung in mindestens zwei Richtungen und mit ho-
da zahlreiche Mitarbeiter/-innen, Kunden und Einsatzorte in allen hem Takt positioniert werden sollten. Arbeitsstandorte und ÖPNV
Richtungen vorhanden sein müssen. Diese Anforderung ist mit unterstützen sich gegenseitig. Ein Netz von peripheren Diensten im
sinnvoller Stadtplanung zu unterstützen. Umfeld dieser Knotenpunkte ist wünschenswert (siehe Seite 205,
Peripherie).
Allein die Mobilitätsbeziehungen der Mitarbeiter zum Betrieb bilden ein Netz, welches alle Mindestens eine ÖPNV-Anbindung in zwei Richtungen ist notwendig. Eine ÖPNV-Anbin-
Richtungen und alle Verkehrsmittel beansprucht. dung ist ein Standortvorteil und gewinnt zunehmend an Bedeutung.
Die gesamten Verkehrsbeziehungen zu Kunden und Arbeitseinsatzorten verlangen nach Das gewachsene Mobilitätsnetz wird durch einen Umzug der Firma empfindlich gestört.
einer öffentlich sehr gut erschlossenen Lage.
75
Reichweite der Dienstleistung Weg-/Zeitkosten
Erwünscht ist eine hohe Konzentration der Kunden im näheren Je größer die räumliche Verteilung der Kundschaft ist, desto aufwän-
Umfeld. Diesbezüglich lassen sich unterschieden: diger wird deren Betreuung. Hier eine unscharfe Zusammenstellung
• von sehr vielen Quartierbewohnern benötigte Arbeiten (wie etwa der Fahr- inklusive Zeitkosten (Lohn während der Fahrzeit):
Post und Bank) und
• hochspezialisierte Arbeiten, welche große räumliche Netze und 0,5 km Quartier, zu Fuß, per Fahrrad
weite Wege voraussetzen (zum Beispiel internationale Beratungs- 10 bis 15 Minuten = 20 bis 40 Euro
tätigkeit). 5 km Stadtfahrt = 2 x 30 Minuten = 1 Stunde
inklusive Ticket = 30 bis 50 Euro
Diese Reichweiten lassen sich in Schemas und Tabellen gut 30 bis 50 km Region = Auto oder ÖPNV
veranschaulichen: Das Nahumfeld soll über das Fuß- und Fahrrad- 1 bis 2 Stunden = 100 bis 200 Euro (kritisch)
wegenetz sowie mit den Nahverkehrsmitteln erreicht werden über 500 Land = 1 Tag = 500 bis 1 000 Euro
können („Stadt der kurzen Wege“). Für weitere Distanzen stehen = absolut spezialisierter Einsatz.
unterschiedliche Verkehrsmittel zur Verfügung.
Damit wird deutlich, dass
9h • die teure Lage am Verkehrsknotenpunkt die Zugänglichkeit zwi-
schen Kunde und Betreuer erhöht;
8h
• schon mittlere Distanzen nicht mehr verrechnet werden können;
7h • Geschäftsreisen zu weiter entfernten Kunden nur möglich sind,
wenn während des Reisens gearbeitet werden kann;
6h • das mobile Büro (Notebook) eine Strukturänderung in der räum-
en
i
5h Fl
4h
3h
-Rail
e rcity
2h Int
1h
45
30
15
10
05
76
Reichweiten / Netzwerke
77
Die Nutzungsmischung in der Stadt Umfeld unterschiedlichste Funktionen ab- sind. Es ist also eine Frage der Konzeption,
Das Konzept der nutzungsgetrennten Stadt rufbar oder belegbar sind und dass sie diese in welcher Körnigkeit Nutzungen einheitlich
aus den 1930er Jahren wurde zu Recht kri- nicht über weite Wege aufsuchen müssen. gehalten oder gemischt werden sollen.
tisiert. Heute gelten Nutzungsmischungen Nutzungs-Monokulturen ermöglichen aller- Quartiere mit vorhandener Vielfalt sollten
als ein Indikator für urbane Qualität – dings prägnante Identitäten, die mit extre- auch per Flächennutzungsplan unterstützt
Bewohner/-innen schätzen es, dass in ihrem mer Nutzungsmischung so nicht erreichbar werden (Schutz schwacher Nutzungen).
78
Nutzungsmischung
Wandel im Funktionsverständnis Aufgrund dieses Wandels wird Nutzungs- Beispiele von Nutzungsmix
Veränderungen in der Gesellschaft und mischung in den aktuellen städtebaulichen Aufgrund der unterschiedlichen Maßstäb-
ihrem Verständnis von Arbeit und Zeitorga- Planungszielen und Leitbilder aufgegriffen lichkeiten (von der Stadt bis zum Einzel-
nisation fordern von uns Architekten eine und angeregt. Quartiere haben dabei unter- haus), den vielfältigen möglichen Gemen-
neue Sichtweise auf die Arbeitswelten – schiedliche Eignungen – so können in inner- gelagen (Arbeiten mit Wohnen, Freizeit,
und damit eine andere Vision von Architek- städtischen Zentren Nutzungsmischungen Kultur...) sowie aufgrund der unterschied-
tur der Arbeit. Folgende Veränderungen sind besser eingelagert werden als in monofunk- lichen Gewohnheiten, Vorstellungen und
zu beobachten: Unterstützt durch die neuen tionalen Einfamilienhaus-Außenquartieren. Verordnungen könnte die Thematik des
Informations- und Kommunikationstechno- Auf der architektonischen Ebene interessie- Nutzungsmix mit sehr vielen Beispielen
logien ist in den Arbeitswelten die zeitliche ren deshalb neben den reinen Bürobauten erläutert werden.
wie räumliche Flexibilisierung der Arbeit immer mehr auch diejenigen Typologien,
zu beobachten. Wer wann wie wo und mit die mehrere unterschiedliche Nutzungen Wir beschränken uns auf exemplarische
wem arbeitet, ist dabei zunehmend offen. aufnehmen können. Beispiele und zeigen deshalb auf den
Persönliche und professionelle Kommu- folgenden Doppelseiten Beispiele für
nikation vermischen sich teilweise. Der Ordnungskriterien bei Nutzungsmix Nutzungsmischungen, welche das Prinzip
Veränderungsprozess zeigt sich in neuen • Nach räumlicher Differenzierung (siehe deutlich machen:
Arbeitsorganisationen (Netzwerken), neuen Schema links) auf folgenden Ebenen • Arbeiten und Produktion
Arbeitsorten (Café, Bahn, Flugzeug), neuen sinnvoll: • Arbeiten und Freizeit
Raumkonzepten (Business-Club, Desk-Sha- Funktionsmischung in Stadtteilen, • Arbeiten und Wohnen.
ring, Nachbarschaftsbüro...) und in neuen Quartieren und Nutzungsmischung in
Arbeitsmodellen. Die Distanzen zwischen Blöcken, Gebäuden, Geschossen – sogar Eine Serie von Schemas soll die Verteilung
Wohnen, Arbeiten und Freizeit werden in einzelnen Räumen. der unterschiedlichen Nutzungen und deren
zum Hindernis; viel angenehmer scheinen • Nach zeitlichen Kriterien: Parallelitäten, Erschließung im Gebäude verdeutlichen.
Arbeitsorte, die durch ihr urbanes Umfeld sequenzielle Nutzungen, zyklische und Daran anschließend folgt eine Doppelseite
die Attraktivität des Arbeitsplatzes steigern frei belegbare (kurz- und langfristig/Tag- zu typologischen Fragen sowie Anmer-
und Erholungsaspekte integrieren. Dem- Nacht/Jahreszeiten). kungen zum Phänomen der Hybride.
gegenüber steht eine zwangsläufig hohe • Nach ökonomischen Sortierungen:
Bereitschaft, mit „mobiler Einstellung“ und Orte für hochwertige Nutzungen mit
mit Flexibilität den Arbeitsort nach Bedarf hoher Wertschöpfung verdrängen die
schnell zu wechseln. Die Problematik des schwachen Nutzungen oder lassen diese
„flexiblen Menschen“ wurde von Richard gerade zu (Quersubventionierung).
1
Sennett beschrieben.
79
Arbeiten und Produktion Arbeiten und Wohnen Arbeiten und Freizeit
Nicht alle produzierenden Gewerbe eignen Nicht mehr zwangsläufig muss der Wohnort Durch die Tendenz, die Büroarbeit überall
sich zur Nutzungsmischung. Nur solche, zum Arbeiten verlassen werden. Immer und immer länger zu verrichten, muss das
die einen erheblichen Anteil an Büro- und häufiger ist es möglich, in der Nähe oder am Arbeitsumfeld ein breiteres Angebot an
Lagerflächen aufweisen und emissions- Wohnort zu arbeiten. Ausgehend von einer Nutzungen bieten. Hierbei spielt die Attrak-
arm arbeiten, sind dazu geeignet. Hierbei Nutzungsmischung sind folgende Ausprä- tivitätssteigerung (Fitness, Essen, soziale
handelt es sich vornehmlich um techno- gungen denkbar: Kontakte, Habitus „Arbeitsnomade“) eine
logiegeprägte Nutzungen (Labore), han- Rolle wie auch die Integration von Funkti-
delsgeprägte Nutzungen und Räume des • Wohnen und Arbeiten im gleichen Quar- onen, die zur Erleichterung des Alltags die-
Handwerks (Werkstätten). tier (Stadt der kurzen Wege, Fahrrad) nen (Supermarkt, Kindergarten... ). Kritisch
• Wohnen und Arbeiten im gleichen ist die neue Verfügbarkeit der Mitarbeiter in
Beispiele: Gebäude in unterschiedlichen Raum- ihrer Freizeit und selbst im Urlaub.
• Grüne Wiese, Gewerbegebiete, Gewerbe- einheiten (Business- oder Arbeits-
kisten, alle Nutzungen unter einem Dach. hotel, Erdgeschosszone = Arbeiten, Kritik
• In den Höfen des 19. Jahrhunderts: Obergeschoss = Wohnen) Neben der hohen Attraktivität dieser flexi-
Vorderhaus (Arbeiten) und Hinterhaus • In einer Raumeinheit in getrennten Räu- blen Zeitorganisation ist nicht zu übersehen,
(Produzieren) men (Wohnzimmer + Arbeitszimmer) und dass das andauernde Vermengen aller Nut-
• Durchgestecktes Erdgeschoss mit dar- Arbeiten mitten drin (kombinierter Wohn-/ zungen zu eine Deprofilierung der Zeit führt.
überliegenden Büros für die Verwaltung Arbeitsbereich).
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Nutzungsmischung
Arbeit als Verdichtungs-Chance Arbeiten und Wohnen im gleichen Haus: EG = Arbeiten, OG = Wohnen
Mit Arbeitsnutzung (Verkauf, nicht-stö- Problem der Adresse plus Häuser mit 100 % Arbeit
rendem Gewerbe, Dienstleistung, Ver- Bei Häusern, in welchen das erste oder Ein interessantes und effizientes Nutzungs-
waltung) im Erdgeschoss und den ersten die ersten beiden Geschosse mit Arbeiten gemisch ist:
Obergeschossen kann die Stadt wesentlich belegt sind, haben wir das Problem der Erdgeschosse werden, wenn möglich,
verdichtet werden. Wohnen in den obersten Adresse zu lösen. Die Adresse (und damit immer mit der Nutzung „Arbeiten“ belegt
drei bis fünf Geschossen behält seine das Treppenhaus) einer hochkarätigen Bera- (Dienstleistung, Verkauf, stilles Gewerbe);
Qualität. Das Gemenge ist unterschiedlich tungsfirma kann nicht gleichzeitig von Fami- Obergeschosse werden entweder mit
organisierbar – von der Belegung eines lienwohnen belegt werden. Dies bedeutet, „Wohnen“ oder mit „Arbeiten“ belegt. Da-
Stadthauses mit ein bis zwei Geschossen dass bei einer funktionalen Doppelbelegung mit erreichen wir eine sinnvolle Nutzungs-
mit eigener Erschließung über ein kom- mit Wohnen und mit Arbeiten eventuell durchmischung in der Stadt und auch eine
plexes Nutzungsgemenge, zwei Erschließungssysteme geplant werden sinnvolle Erschließungsstruktur im einzelnen
müssen. Das ist aufwändig. Stadthaus.
Mögliche Erdgeschoss-Nutzungsvarianz Adressbildung und Erschließungssysteme Mischung zwischen Wohnen und Arbeiten
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Nutzungsmix hat Geschichte Selbstverständlich gibt es bei den Mi- aber sehr klar: Entscheidend ist, dass sich
Leider haben viele Investoren ein klares Nut- schungen einige Hindernisse; zum Beispiel höhere Dichten realisieren lassen, was auf
zungsziel, seien es Firmen, die für sich die die Frage der Erschließung und der Adres- urbane Qualitäten positiven Einfluss hat. Die
eigenen Arbeitsräume bauen wollen, seien sen (eine Geschäftsadresse hat andere Versorgungslage wird besser, das ÖPNV-
es Wohnungsbaugesellschaften, welche Anforderungen als eine Wohnadresse), die Angebot wird dichter, die Nutzungsvielfalt
ausschließlich in Wohnungen investieren Frage der Verträglichkeit der Nutzungen steigt – es entsteht erst richtig Urbanität.
wollen... – es fehlt an Immobilienträgern, (Image, Lärm, Sicherheit) und allenfalls auch
die die Vorteile der Nutzungsmischungen technisch unterschiedliche Anforderungen.
erkennen und realisieren. Die Vorteile des Nutzungsmix überwiegen
Haus „Zur Trülle“, Bahnhofstraße, Zürich „Puls 5“ in Zürich-West, mit integrierter Produktionshalle
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Nutzungsmischung
Mix als typologische Thema Mit den drei gebauten Beispielen zeigen Weitere bekannte Typen für Nutzungsmi-
Neben den reinen prototypischen Verwal- wir, wie sich solch rationale und bewährte schung sind (siehe Schemas):
tungsgebäuden kennen wir eine ganze An- Grundkonstellationen über ein Jahrhun- • Flanke mit Normalgeschosshöhe für Woh-
zahl von Sondertypen, welche spezifische dert immer wieder neu ausformulieren nen, Flanke hohe Geschosse für Arbeiten
Anforderungen erfüllen. können. Die Anforderung lässt sich auch • Zentrale Halle (Kino, Saal, Markt) mit
verallgemeinern: Ein Gebäude mit einigen Kranz von anderen Nutzungen
Als Beispiel haben wir die Konstellation wenigen größeren Räumen mit Zugang vom • Erdgeschoss-Grundplatte (Verkauf, Aus-
ausgewählt, bei welcher im Sockelbereich Erdgeschoss hat perfekte Eignung für den stellung) plus Obergeschoss-Einzel-
über dem Erdgeschoss oder über zwei Nutzungsmix. volumen (Wohnen oder Arbeiten)
Geschosse (EG und 1. OG) eine große Tiefe
gefordert ist (beispielsweise für Verkauf
oder für eine größere Halle) und in den
Obergeschossen „normale“ Wohn- oder
Bürogebäudetiefen konzipiert werden.
Tiefer Sockel + x Normal- Flanken mit unterschied- Große Halle mit Kranz Sockelplatte mit Krone
geschosse (zu den Fotos) lichen Geschosshöhen
Wohn- und Geschäftshaus am Paradeplatz... ...an der Badenerstraße... ...und an der Limmatstraße – alle drei Beispiele in Zürich
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Alles ist möglich... Historischer Nutzungsmix Asia multiuse
Unter gewissen Voraussetzungen kann ein Gebäude mit reichhaltigem Nutzungsmix In Asiens Städten sind Hybride eine
Gebäude sehr unterschiedliche Funktionen finden wir in jeder Stadt: die Insulae des Selbstverständlichkeit. Mehrere Gründe
aufnehmen: Die Nutzungen haben minimal- antiken Roms, die mittelalterlichen Rat- haben wohl zu diesem üblichen Prototypen
kompatibel zu sein, der Flächennutzungs- häuser, die Wohn- und Verwaltungspaläste geführt: Der Mangel an gebautem Raum,
plan (Zonenplan) muss den Mix zulassen des Barock. Ein großer Unterschied ist das diskrete Betreiben der Nutzungen
und das Gebäude sollte die entsprechenden jeweils, ob die verschiedenen Nutzungen und die starken sozialen Regelungen und
technischen Voraussetzungen erfüllen. von derselben Gruppe betrieben werden Bindungen, welche eine dichtere Belegung
Dabei ist Wohnen eine empfindliche Nut- (zum Beispiel von der Stadtverwaltung), als im individualistischen Europa zulas-
zung – es benötigt eine emissionsarme oder ob unterschiedliche Eigentümer wenig sen.Gebäude dieser Art sind jedenfalls
Umgebung, eben etwas Ruhe und vor allem kompatible Nutzungen in einem Gebäude weltberühmt: das Chungking House in
genügend Licht. Gewisse Arbeiten weisen betreiben – dann erst brechen die Nut- Hongkong – mit Geschäften, Verwaltungen,
ähnliche Empfindlichkeiten auf; eine Rechts- zungskonflikte auf; Eigentümer, die eher Arztpraxen, mehreren Guesthouses... – ist
anwaltskanzlei lässt sich wohl kaum über Ruhe wollen, streiten sich mit Eigentümern, im Film „Chungking Express“ um die Welt
einer Karaoke-Bar führen... die ihre Liegenschaft hart bewirtschaften. gegangen.
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Hybride
New Hybride Funktionslage flexibel oder definiert al, ohne dass wir uns die Finger schmutzig
Mit dem weiteren Aufbruch in Asiens Me- Es ist ein grundsätzlicher Unterschied, ob machen. Dies ist die letzte Konsequenz der
tropolen entsteht ein moderner Bautyp, der die spezifischen Funktionen eine definierte Tertialisierung. Die Gegentendenzen dazu
den Nutzungsmix auf allen Ebenen themati- oder eine flexible Position im Gebäude sind formuliert: Richard Sennett publiziert
siert: Als nutzungsneutrale Trägerarchitektur, haben. Bei definierter Position kann das die Schrift „Handwerk“, in welcher das
als Crossover-Image (Ist es Wohnen Ist es Gebäude auf die Funktion hin gestaltet wer- Arbeiten am Material mit neuer Bedeutung
ein Konzern Ist es ein Krankenhaus ), als den: Balkonloggien für Wohnen, Skylobby und Werten besetzt wird. Fritjof Bergmann
Megamaschine und Zentrumsbau. Struktur- für Büros, Cafeteria eines Guesthouses. schlägt die „Neue Arbeit“ vor, bei der das
besonderheiten dürften sein: eine sehr „wirklich, wirklich, wirklich Wollen“ mit
neutrale und offene Baustruktur (vorwie- Einheitstätigkeit und neue Vielfalt hohem Stellenwert für die persönliche
gend Skelettbau), speziell ausdifferenzierte Das Hybrid-Konzept wird begünstigt, weil Erfüllung steht.
und leistungsfähige Erschließungen und die meisten Tätigkeiten sich angeglichen Bei dieser Diskussion bleibt die Frage, wel-
Fassaden, welche entweder alle Funktionen haben; digitalisiert, minimalisiert, emissions- che Nutzungsvielfalt ein Hybrid tatsächlich
bedienen können oder für spezifische Funk- frei – ein Problem wird am Computer gelöst, ertragen kann: stilles Gewerbe, Manufak-
tionen entwickelt werden. eine Maschine bearbeitet allfälliges Materi- turen, Schulen...
Industrie
Büros
Sozialer Wohnungsbau
Einkaufen
Lofts
Studentenwohnheim
Büros
Internationales Jugendzentrum
Sport, Erholung, Konzert
Sozialer Wohnungsbau,
Einkaufen im EG
Projektschema Tour de la Chapelle, Paris. balos + Sentkiewicz Modell Tour de la Chapelle (Projekt) Museum Plaza, Louisville. RE (Projekt)
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Viele Situationen benötigen Flexibilität Umfang und Intensität der Veränderung Lebensdauer von Gebäudekomponenten
Zahlreiche Situationen in Belegung und Je nach Umfang und Intensität der Veränder- Verständnis von Primär-, Sekundär- und
Nutzung erfordern flexible Strukturen oder ung muss unterschiedlich reagiert werden: Tertiärsystemen und deren unterschiedli-
sogar bauliche Anpassungen: • Wegen geringer Änderungsanspüche chen Flexibilitätsgraden und Eignungen für
• Aufgabe/Verlagerung von Standorten, wird man auf Baumaßnahmen verzichten. unterschiedliche Nutzungszyklen:
• Flächenbedarf sinkt/steigt aufgrund verän- Mit vertretbarer innerer Verdichtung kann
derter Mitarbeiterzahl oder Arbeitsplatz- kleines Wachstum abgefangen werden. Primärsystem: kaum veränderbar
bedürfnissen, • Eine starke Flächenzu- oder -abnahme Lange Lebensdauer (50 bis 100 Jahre)
• Umgestaltung interner Arbeitsorgani- bedeutet: Das Problem muss mit Zukauf/ Erschließung, Tragstruktur, (Hülle)
sation (zum Beispiel Gruppengrößen, Verkauf, Zumiete/Vermietung oder mit
Konstellationen), Anbau, Aufstockung etc. gelöst werden! Sekundärsystem: anpassbar
• Zeitbelegung (Teilzeit, Desk-Sharing), • Bei essenziellen Veränderungen (zum Mittlere Lebensdauer (15 bis 50 Jahre)
• technologische Entwicklung (Flachbild- Beispiel Schrumpfung wegen Outsourcing Innenwände, Decken, Böden, (Hülle), feste
schirm = 30 cm kleinere Büroachse!), oder Wachstum wegen Fusion) müssen Installationen, (Ausbau)
• Sicherheitsbedingungen (Fluchtwege), tiefgreifende Maßnahmen evaluiert und
• bei Miete können unter Umständen realisiert werden: Verkauf, neuer Standort, Tertiärsystem: auswechselbar
Teilflächen nicht weiterhin gemietet oder Abriss und Neubau (zum Beispiel ein neun- Kurze Lebensdauer (5 bis 15 Jahre)
zu- und vermietet werden (zum Beispiel statt fünfgeschossiges Haus). Apparate, Einrichtungen, Mobiliar
wegen Eigengebrauch des Eigentümers). (Siehe auch Kapitel 1 Ökonomie/Flexibilität).
Neubau – zusätzlicher
Vermietung großer Baukörper (meist nur bei
Flächen großem Gelände)
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Flexibilität
Transfunktionale Gebäude Konzept, Prioritäten, Strategie Wir haben uns demnach im Laufe der
Neben den bekannten Begriffen Flexibilität, Beim Entwerfen ist es vorerst offen, mit Auseinandersetzung mit der Aufgabe, den
Nutzungsneutralität und Multifunktionalität welcher Taktik wir das Zusammenspiel von Bedürfnissen der Auftraggeber oder der
verwenden wir „transfunktional für Ge- allgemeinen und spezifischen Elementen Nutzenden, nach Diskussionen und Klärung
bäude und auch für urbane Situationen, angehen. Mögliche Taktiken können sein: der langfristigen Ansprüche hierzu auf eine
welche hohe Eignung für verschiedene vereinbarte Strategie mit entsprechenden
Nutzungen und für unterschiedliche zeitliche • Entwicklung eines sehr unspezifischen Prioritäten zu einigen.
Belegungen haben, auch eine komplexe und hochflexiblen Grundrisssystems
Nutzungstransformation hinter sich haben • Flexibles Primärsystem mit aufregend Als Entwerfende haben wir das Bauwerk zu
oder konzeptionell zulassen. Typisch trans- eigenwilligem Ausbau gestalten; deswegen suchen und entwick-
funktionale Gebäude sind die einfachen Be- • Konzentration auf wenige prägnant ge- len wir spezielle Bilder, Räume und Stim-
tonskelettbauten der Entwicklungsländer, in staltete Komponenten: mungen, welche den eigenen Charakter
welchen Shops, Wohnungen, Lodges, Ärzte Treppenhaus = speziell des Gebäudes stärken. Es ist eine spezielle
und eben auch Dienstleister – teilweise Fassade = Identitätsbild Herausforderung, möglichst viele allge-
mit hoher Fluktuation – eingenistet sind. Sitzungszimmer = Coolspace meine und spezifische Elemente in Einklang
Trotz rudimentärem technischem Ausbau • Umfassend durchgehende plastische und zu bringen.
sind solche Gebäude bezüglich Flexibilität kompositorische Gestaltung in und über
leistungsfähig, was auch an den Nutzungs- alle Komponenten inklusive Möbel... (Siehe auch „Flexibilitätsgrad , Seite 61, und
konventionen liegt. Kapitel „Rohbau-Ausbau , Seite 142 ff.)
Unterschiedliche Flexibilitätsgrade
„Transfunktionale Kiste“ = Skelettbau beliebig abgefüllt, Sehr spezifischer, unflexibler Arbeitsplatz („Totalmöbel“); Hochflexible Anordnung: Langtische, Kabel von oben,
Kerala, Thiravanandapuram, Indien Verdichtung nicht möglich, fixierte und umständliche Wege freies „Platznehmen“ nach Situation – weit oder eng...
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Strukturelle Vorbereitung von Flexibilität
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Flexibilität
Bei der Schottenbauweise ist jede Wand Das gesamte Raumprogramm wird fest
statisch wirksam. Der Grundriss ist spezi- gebaut, so wie das früher bei Zellenbüros
fisch, die Nutzung der einzelnen gemacht wurde – dies ist heute
Räume für sich flexibel. unüblich, da wenig flexibel.
Vollreversibel ist beispielsweise eine Außer Treppenhaus und Toiletten wird der
Skelettbauweise mit Stützenraster gesamte Raum nur mit flexiblen Trennwän-
(freie Grundrissgestaltung – „plan libre“) den organisiert. Besondere räumliche
hohe Flexibilität Ausprägungen müssen mit dem
Ausbau entwickelt werden.
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Architektur der Verwaltung – die Bilder „Wasteland Officeland...“
Die Frage nach den Bildern zur Arbeit, zum Bürobau, zur Verwaltung Die millionenfache Repetition banalster
und Dienstleistung sind vorerst einfach zu beantworten. Der Büro- Verwaltungsbauten hat verständlicherweise
bau wird als solcher sofort erkannt – er spricht eine klare Sprache eine Aversion gegen den 08/15-Bürobau
durch: entfacht. Unterstützt wurden dies durch
• die Reihung der Fenster für Arbeitsplätze, monotone Büroarbeiten der 1960er bis
• das Fehlen von individuellen Außenräumen (wenig Balkone, Terras- 1980er Jahre. Wegen der massenhaften
sen, Loggien, Vorgärten), Produktion von langweiligen und lieblosen
• Images wie technische Perfektion, organisatorische Brillanz, ge- Bürobauten ist im allgemeinen Urteil nicht
wagte Ingenieurarchitektur et cetera; solche Chiffren dominieren mehr gesehen worden, dass längst neue,
die Architektur der Arbeit. alternative, höchst interessante Verwal-
tungsbauten entwickelt worden sind.
Chrysler Building, NY 1930 Daily Express, London 1932. O. Williams UNO, NY 1951. Skizzen Le Corbusier Monotone 08/15-Bürokisten
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Qualität und lieblose Bürolandschaften...
General Motors, Detroit, 400 000 m2 Bürofläche CCTV, 400 000 m2, Peking, OMA, 2008. Gerling Quartier, Köln, G. Müller, N. Foster und andere
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Stilbild ist oft stärker als Funktionsbild Sixties... Bandfassaden
Stile haben eine formale Stärke, die sich oft gegen die Funktions- Mit oder ohne Balkon- oder Erschließungsfunktion ist die Bandfassa-
bilder „durchsetzt“. So sehen sich beispielsweise ein klassizistisches de der Moderne ein Klassiker schlechthin. Die Gleichwertigkeit der
Wohnpalais und ein klassizistischer Verwaltungsbau oder ein Wohn- Räume auf einem und jedem Geschoss ist ein zentrales Thema.
bau und ein Bürobau der 1920er-Moderne ähnlicher als die beiden Der Öffnungsgrad mit 30 bis 50% ist zudem für die damalige Glas-
Wohn- oder die beiden Bürobauten. technologie vernünftig.
Columbia University, New York 1880, Bibliothek Universität von Havanna, Kuba
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Stil und Funktion
Themse Flats, London. N. Foster Bürohaus Expo 2020, Biel Seniorenwohnen, Zürich. Miller Maranta
Wohnhaus Bäckerstraße, Zürich. Th. Hotz Wohn- und Geschäftshaus, Zürich. B. Gysin Produktion und Verwaltung, Creuzburg. Seelinger + Vogels
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Die wichtigste Daueraufgabe Begriffe
• Konversion: meint eigentlich „Umwand-
Die Hälfte aller Bauaufgaben findet heute Wir kennen mehrere Begriffe, die den
lung“ und ist damit der umfassendste Be-
am Bestand statt, darüber hinaus zahlreiche Umgang mit bestehenden Gebäuden
griff. Kann die Umwandlung von Räumen,
Neubauten in einem relevanten Kontext beschreiben:
Strukturen und Nutzungen sein.
zum Bestand. In jedem Neubau steckt als • Denkmalpflege: Schutz von besonders
• An-, Ein-, Um- und Überbauten: be-
Zukunftsthema auch seine Transformation. bedeutenden Bauwerken.
schreibt die Positionierung von Neu-
Damit nimmt die Aufgabe einen sehr hohen • Sanierung: bauliche und technische Nach-
bauten gegenüber dem Bestand.
Stellenwert ein. Gerade in der Situation besserung/Erneuerung eines Gebäudes.
• Bauen (oder „Aufgaben“) im Bestand:
großen Leerstands müsste auch jeglicher • Umbau: neben der Sanierung auch eine
Damit ist jegliches Bauen in vorhandenen
Neubau kritisch hinterfragt werden. strukturelle oder räumliche Veränderung;
Baustrukturen gemeint. Insbesondere
Sämtliche Bautypen, Funktionen und Maß- dies ist eigentlich die häufigste Aufgabe
werden alle Aufgaben angesprochen, wo-
stäblichkeiten stehen zur Disposition. An im Bestand.
mit es zu einem städtebaulichen Begriff
„Transformation – Konversion“ können und • Umnutzung: die Nutzung wird geändert.
wird.
müssen alle relevanten Themen mit einem • Umwidmung: Zuteilung an einen neuen
Generell geht es um eine Haltung des
spezifischen Blick und mit teilweise spe- Eigentümer oder zu einer neuen Nutzung.
„Hegens und Pflegens“. Man hat einen Sinn
zialisiertem Wissen abgehandelt werden. • Transformation: Der Begriff macht deut-
darin zu entdecken, dass Geschichte von
Insofern ist es ein Thema für eine eigenstän- lich, dass es um Veränderung wesent-
Ort und Bauwerk eine große Qualität ist.
dige Publikation. licher Strukturelemente geht .
Umnutzung Garage Schlotterbeck, Basel, 1927/1990 Bundespresseamt, Berlin 2000. KSP Engel + Zimmermann Bürohaus WWF Schweiz, Zürich, 1994. HZDS Architekten
Die ursprüngliche Großgarage wurde in mehreren Bau- Beispiel kontinuierlicher Konversion: Anstelle der Markt- Transformation des schützenswerten Lagergebäudes in
phasen transformiert. Neben Büroräumen stehen heute halle aus dem 19. Jahrhundert wurde 1913 bis 1917 das Büros für den WWF Schweiz. Ein zentraler, überdachter
Räume für Kulturbetriebe, Manufakturen, Wissenschaft Postscheckamt errichtet, das von 1997 bis 2000 zum Hof bringt Licht in das tiefe Gebäude. Ausgeführt gemäß
und Schule zur Verfügung. Bundespresseamt umgebaut und erweitert wurde. den hohen ökologischen Anforderungen der Bauherrschaft.
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Transformation und Konversion
Vielfalt an Themen und problematischer Transformation der konstruktive Kultur auf. Eigentlich gilt es, als
In der Bestandsarbeit wird für den histo- bestehenden Strukturen zu entscheiden. Basis für das Entwerfen zu allen histo-
rischen Kontext und mit dem Bestand eine Ein sinnvolles Umbau-Programm ist nie ein rischen Standardkonstruktionen mögliche
Architektur des Dialogs gesucht. Lagequa- Neubau-Programm – Offenheit ist gefragt! technische Strategien zu kennen. Hier be-
lität und Atmosphäre sind meist unersetz- steht allgemein ein großer Nachholbedarf.
liche Qualitäten. In Übereinstimmung oder Nachhaltigkeit im Umbauen
in Konfrontation mit dem neuen Programm Themen sind der Erhalt der vorhande- Botschaft auf Meta-Ebene
kann sich die Situation „gutmütig“ bis nen Materialenergie, das Entwickeln von Wenn das Stilbild stärker sein kann als das
„widerspenstig“ zeigen, der Entwurf kann angepassten Energiekonzepten. Auch hier Funktionsbild (siehe S. 92), und wenn sich
„integrativ“ oder „oppositionell“ positioniert wird das kybernetische Entwerfen die neue Büronutzungen auch hervorragend in
werden – auch dies ist Dialog. Zukunft sein, weil es davon ausgehen kann, bestehende Substanz integrieren lassen, so
bestehende Teile integrativ zu aktivieren. müssen die heute standardisierten Einheits-
Programm und Eingriffstiefe Ein intelligent-einfacher Umbau mit wenig bilder des Bürobaus wahrlich hinterfragt
Die schärfste Konfrontation ist, wenn man Material ist immer nachhaltiger. werden. Es muss möglich sein, eine neue,
Fassaden stehen lässt und alle Innereien vielfältige Arbeitswelt zu entwerfen, die
ausweidet – man nennt dies „Entkernung“. Konstruktionstypologien nicht alle Komponenten gleichwertig erfüllt,
Mit Baukultur hat das wenig zu tun. Norma- Wer sich intensiv mit dem Bestand sondern neue Themen zum Aufblühen
lerweise gilt es aber, zwischen sinnvoller auseinandersetzt, baut sich eine eigene bringt.
„Kraanspoor“, Amsterdam 2007. OTH architects H2e Werbeagentur, Ludwigsburg 2003. Bottega + Erhardt 25kV-Gebäude, Rotterdam 2000. mei architecten
Das Beispiel ist natürlich eine Besonderheit, weil ein Die grandiose „Zollingerhalle“ (benannt nach der Holz- Das bunkerartige Transformatorengebäude wird längsseitig
ausrangierter Infrastrukturträger mit einem Bürobau belegt baustatik des Hallendachs) wird richtigerweise komplett aufgeschnitten und mit einer transparenten Erschließungs-
wird und es damit eine formidable Landmarke setzt. Kühn offen gelassen. Äußerst repräsentativer Raum. Herausfor- schicht für die Büronutzung brauchbar gemacht.
aber selbstverständlich wird Neu auf Alt gelegt... derung bezüglich Energietechnik.
95
Typologische Konzepte
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98
Typologische Konzepte
Typo-Icons
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„Krone“– City Hall Den Haag. OMA (Projekt) „Blitz“ – SVA, Zürich. Stürm Wolf
Für solche Kompositionen gäbe es mehrere Titel: Krone, mini-skyline, growing group... Ent- Komplexe lange Grundstücksformen lassen sich so gut bebauen – durch die freie Faltungs-
scheidend ist: Aus einem Grundkörper (Platte, Sockel) wachsen sich auflösende Strukturen Mechanik kann auf unterschiedliche stadträumliche Situationen reagiert werden. Die Form
gen Himmel. Die Strategie ist hart; anstelle von einzelnen Häusern sagt der Architekt, dass selbst ist Inbegriff von Schnelligkeit, Energiegeladenheit. Sie schafft interessante Binnen-
dies ein Gebäude ist, dass er alleine bauen will... Thema Skalierung: Es geht auch kleiner. räume – z. B. für den Eingangsbereich. Die Objekt-Qualität erlaubt keine Erweiterbarkeit.
Das Reizvolle bei diesem Konzept ist, dass sich sein kompositorisches Prinzip der Es gibt sehr alte und urtümliche „animalische“ Projekte, die in ihrer Abstraktion überzeugen
„Verschränkung zweier Mäander“ kaum vom subtraktiven Prinzip (Körper, bei denen Teile (z. B. Chehel Sotun, Isfahan). Wir reden hier von Tier und Maschine gleichzeitig, weil die
weggeschnitten werden) unterscheidet. Wichtiger ist, dass hier enorme Gebäudetiefen Metaphern heute oft kombiniert werden. „Smart Strange“. Solche Projekte machen nur in
bewältigt werden – dies erlaubt erst die Analogie zum Speicherhaus und den Ortsbezug. speziellen Situationen, bei einmaligen Programmen, bei angemessener Bedeutung Sinn.
„Hochhaus“– Empire
State Building, New
York, Shreve, Lamb
Harmon Associates
„Compact Composition“ –
EnBW-Verwaltung in Stuttgart.
Lederer + Ragnarsd ttir + Oei
Der kraftstrotzende Bau simuliert totalen „Überdruck“, indem die Seitenflanken unabhängig Türme bauen! Neben den nicht mehr existierenden WTC-Zwillingstürmen ist das Empire
gehalten werden – flach abgerundet, sich teilweise herausschiebend. Die „Compact Compo- State das Hochhaus schlechthin. Hochhaus = verlängerter Körper, Macht, Dominanz, Fort-
sition“ hat monolithisches Format und kann mit beschränkter Anzahl von Elementen angerei- schritt, Technologie, Wagemut, Hochkultur... aber leider rechnet sich ein Hochhaus in den
chert werden. Belichtung wird über einen oder mehrere offene oder gedeckte Höfe gelöst. meisten Fällen nicht. In der Superlative-Dimension ist dies das Bürohaus par excellence.
100
Typologische Konzepte
Das große Bürohaus mit eigenem Hof kann wie jeder Blockrand in unterschiedlichen Was Hertzberger mit seiner strukturalistischen Binnenwelt in Appeldorn/Central Beheer
Dimensionen angewendet werden – wobei bei sehr großer Dimension die Dichte zu gering, schon vorweggenommen hat, das wird von MVRDV als kompositorische Binnenwelt
die Querbeziehungen zu langwegig werden. Der Innenhof kann mit Hallen/Hörsälen belegt weitergeführt. Die strategische Durchlöcherung erlaubt es, kleinere Raumeinheiten gut zu
werden. Das System erlaubt Dominanz – das Bürohaus erscheint als „fetter Brummer“. belüften (und teilwiese gut zu belichten) und/oder auch große Binnenflächen anzubieten.
Der Dampfer als Zweibünder ist ein Klassiker. Klassisch ist hier auch seine Ordnung: Sockel Neben dem Kingsize-Format geht es auch ganz klein – das System, seine Vor- und Nachteile
– Körper – Dach... die Dreiteilung des Bauwerks in moderner Form. Was er nicht kann: Säle bleiben gleich: Geboten wird zusammenhängende Fläche, Großraumorganisation, Netz-
und Hallen finden kaum Platz (sie müssen „angehängt“ werden), und in Repetition entste- werkstruktur. Falls notwendig, bringe ich das Licht über Atrien und Höfe hinein. Wie aber
hen Zeilenbaustrukturen, die unter Umständen ungeeignet für Verwaltungskomplexe sind. schaffe ich Ordnung und Hierarchie im Kuchen Mit zusätzlichen, wertenden Strukturen.
Mit drei, mit vier, mit fünf Armen... der weiche Stern schafft unterschiedliche Außenräu- Beginnend bei der „klassischen Kiste“ über Anreicherungen mit Eck- und Mittelrisaliten bis
me, einer davon für Vorfahrt und Eingang, einer vielleicht für Anlieferung, sicher einer als zur „klassischen Anlage“ – ein absolut tragfähiges System, das auch heute genutzt, trans-
Mittags-Park. Die zentrale Empfangs- und Verteilerhalle führt zu allen Flügeln und den exklu- formiert und neukonzipiert werden kann; mit anderem Habitus, mit anderen Geometrien.
siven Dachräumen, Firmenkantine oder Chefetage. Das sind Konzernsitze, Headquarters! Die Werke des 19. Jh. – Universitäten, Banken, Spitäler – sie stehen meist noch gut da.
101
Kamm – Allianzquai, Frankfurt. Doppelkamm – Technopark, Zürich,
HPP Partner F. Romero
Rücken und Kamm. Je nach städtebaulicher Lage befindet sich der Haupteingang in der Solche Systeme lassen sich typologisch unterschiedlich ausformulieren; als Doppelkamm,
Mitte des Rückens (der dann die Eingangsfront bildet) oder in einem Ende (welches als bei dem der Kamm-Rücken zum mittig-liegenden Kamm-Rückgrat wird. Oder zum System
Kopf einen Akzent bilden kann). Über die langen Gänge des Haupttrakts zweigen wir ab in „verbundener Zeilen“, wobei die verbindenden Bauvolumen ganz unterschiedlichen Charak-
die einzelnen Flügel des Kamms – in Abteilungen mit ausdifferenzierten Eigenschaften. ter haben können; Quertrakte, Passerelle, Hallen... Ein dichtes und potentes System.
Pavillon + Höfe – Verwaltung, Freiburg i. Br. Flache Kiste – Pollmeier Massivholz, Creuz-
Humpert, Reinelt, Zängele, 1967 burg, Seelinger + Vogels
Ein Provisorium, vielleicht elementiert, Statik nur für‘s Dach. Schöne begrünte Atrien, viel Zwei bis drei Geschosse – wir haben es mit flachen Formaten zu tun. Die Ausdehung ver-
Licht, nur Gänge, keine Treppenhäuser. Das benötigt Fläche und kann in urbanen Situati- langt Belichtungshöfe. Wir befinden uns konzeptionell zwischen Pavillon, Raumlandschaft
onen auf hochwertigem Land kaum mehr realisiert werden. So hat der Pavillon immer noch und Blockrand. Zahlreiche Ausformulierungen sind hier denkbar: zum Beispiel ein durchge-
ein „tropisches Flair“; die Forschungsstation im Busch, die Schule in der Savanne... hendes, hohes EG (für Produktion, Ausstellung) und ein mit Höfen perforiertes OG.
Das Bürohaus! Als Zeile verwandt mit dem „Bürodampfer“. Die Kiste qualifiziert sich durch Für Großkonzerne – oder als Büropark (zur Miete)! Die riesige Glashalle dient dem Empfangs-
das Innenleben; räumlich spannende Erschließung... scharfes Interieur... trendy styling... „Image“, sie muss als Treibhaus Bestandteil des Energiekonzepts sein. Die Halle kann mit
Oder: knochentrockener Habitus, minimalistisches Auftreten, Understatement pur. speziellen Nutzungen bespielt sein. Mehrere gleiche oder unterschiedliche Flügel docken an.
Das Konzept der Kiste lässt eben sehr viel zu – vor allem auch ein nachhaltiges Gebäude. Das Erscheinungsbild, der „Auftritt“, nach außen ist aber eine Herausforderung!
102
Typologische Konzepte
Dazu kennen wir zahlreiche Konzepte. Für den Umbau zu Wohnungen kann die große Tiefe Die Spezialvariante des Großraumbüros. Grundthemen sind räumlicher und technisch-
alter Fabriken ein Problem werden – für Büronutzung nicht. Hohe Räume, sichtbare Kon- energetischer Art: Wie erhalte ich den phantastischen Hallenraum, wenn ich spezielle
struktion und Materialpatina bieten das besondere Flair. Vor 30 Jahren wurden Fabriken von Nutzungen wie Sitzungszimmer oder Nebenräume einbauen muss Mit welchem Energie-
Pionierszenen günstig umgebaut... heute sind sie begehrt und dementsprechend teuer. konzept bewältige ich das riesige Heizvolumen und die meist schlechte Wärmedämmung
Mäander und Schlange als selten angewendete Verwaltungstypologien. Sie haben Potenzial Mögliche Konzeptionen sind: Ein Umfeld, in welchem nur radikal einfach konstruiert werden
für Raumbildung (Kopf, Schwanz, unterschiedliche Seitenhöfe), mit ihnen lassen sich kann (Entwicklungsgebiete); Dorfstrukturen, in welche man sich einfügen will – oder die
schwierige Grundstücksformate bespielen – aber sie haben auch Nachteile: etwa die Länge Vorstellung, dass Verwaltungsgruppen mit speziellen Bedürfnissen sich in kleinkörnigen
– was im gezeigten Beispiel durch zusätzliche Kurzschluss-Passerellen entschärft wurde... Strukturen manifestieren sollen. Nachteile: Umständliche Wege, mangelnde Flexibilität.
Wie bei jeder Struktur ist die besondere Herausforderung, zusätzlich spezifische Sonderpro- Kompakte Einheiten wie Kleinunternehmen oder Bürogemeinschaften belegen diesen Typ:
gramme und -nutzungen unterzubringen und auszuprägen, z. B. einen Eingang oder einen Dorfverwaltung – Institute von Universitäten – städtische Dienste im Quartier – (exklusive)
Saal. Deshalb gehört zu den primären Entwurfsüberlegungen, was die Struktur können Symbiosen wie Ärztehäuser/Gemeinschaftskanzleien von Rechtsanwälten – Konzernleitung
muss und was sie nicht leisten kann. Erweiterung ist einfach, Orientierung aber schwierig. in der Fabrikantenvilla. Häufig eine Umbauaufgabe, seltener als Neubauprogramm.
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Zeilen oder Scheiben in Serie – Alles unter einem Dach – TBWA/Chiat/Day,
Telekom Center. Kiessler + Partner Los Angeles. C. Wilkinson
Die Entscheidung für Bürozeilen kann programmatisch (Unabhängigkeit von Teilverwaltungen) Das Konzept „Haus im Haus“ oder „Dorf unterm Dach“ wirkt attraktiv, da Volumen, Technik
oder auch städtebaulich begründet sein (z. B. Wunsch nach Transparenz zu einem speziellen und Transparenz potent in Erscheinung treten. Grundvoraussetzung ist das Bedürfnis nach
Stadtraum wie etwa ein Flussraum). Die Verbindung kann nur (ohne die Typologie zu ändern) gedeckten Außenbereichen – ansonsten scheitert man am Widerspruch: Aus ökono-
im Erdgeschoss oder mit Passarelle gelöst werden. „Zwischen den Zeilen“ ist Spezialraum! mischen Gründen will die Halle gefüllt, aus räumlichen Gründen nur partiell belegt werden.
Umnutzung, Transformation und Nachverdichtung alter Substanz. Die Gründe: Ganz einfach, Es ist evident – dies ist eine der effektivsten Strukturen. Mit ihrem Rückgrat erschließt und
weil eine höhere Ausnutzung zugelassen ist oder weil spezielle Funktionen sich nicht in der bedient sie alle Seitenflügel. Die Struktur ist ausdifferenzierbar, transformierbar, erweiterbar
alten Struktur integrieren lassen. In der behutsamen Annäherung oder im spektakulären und auch teilbar; ganze Teile können untervermietet werden, da jeder Hof ein Zugangshof
Gegensatz finden wir viele unterschiedliche Konzepte. sein kann. Allerdings kann die Maschine nur eine Eingangsfront bilden – mit dem Kopfbau.
Twin-Towers
– Wettbewerbs-
entwurf Ground
Zero, New York, Mobile Offices – IVCHGC Bombay/
N. Foster California
Beim ehemaligen WTC in New York als unabhängige Doppeltürme – oder als verlinkte Hoch- ...mit den Produkten zu den Kunden – wie auf dem Markt, wie der Minimarket-Bus, der
häuser (Petronas-Towers, Wettbewerbsbeitrag von N. Foster für „Ground Zero“). Dazu gehört durch die Dörfer fährt, so ist Arbeit auch in mobilen Büros organisierbar – vor allem deshalb,
eine Serie skulpturaler Spezialfälle wie etwa CCTV (OMA) oder die konzeptionellen Studien weil vor Ort mit Kunden Aufgaben gelöst werden müssen. In gewissem Sinn gehören dazu:
„Kissing Towers“ (MVRDV). Auch im Kleinen bei 6-9 Geschossen ein spannendes Konzept. mobile Ausstellungen, Bibliotheken, Infozüge, Air Force One, Gesundheitstrupps...
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Typologische Konzepte
Rundhaus – Suhr. Calatrava Frei Ring – UFO Lofthouse, Frankfurt. Dietz Joppien
Der kompakte Rundbau zeigt das selbstständige Bürohaus, welches am Ort wie ein UFO Der Ring ist Hof- oder Blockrand. Die Eigenständigkeit kann sich aus städtebaulicher Lage
gelandet ist. Der formale Anspruch an allseitiger Gleichförmigkeit widerspricht den Ansprü- ableiten; auf dem Campus, auf der verkehrsumspülten Insel. Treppenhäuser erschließen die
chen auf Reaktion gegenüber Orientierungen; unterschiedliche Ausformulierung der Seiten Brandabschnitte, Laubengänge bedienen Segmente. Die formalen Analogien zu Drehung
für eine städtebauliche Reaktion, für eine energetische Optimierung – das birgt Konflikte. und Zentrifugalkraft erlauben dynamische Raumkonfigurationen und Bilder.
Der Typ Passage wurde vorwiegend durch den luxuriösen Einzelhandel belegt – nur selten Wir finden Vorläufer bei den Eisenkonstruktionen des 19. Jahrhunderts (siehe links): Galerien,
durch Wohnen oder Dienstleistung – erstens weil Wohnen am überdachten Hof problema- Märkte. Mit der technologischen Architektur (leichtere Tragwerke, Seilstatik, neue Glas-
tisch ist, zweitens, weil es zu Ende des 19. Jahrhunderts kaum Dienstleistungen gibt. Den- technologie und komplexe Energiesteuerung) werden große Hallen zum sinnvollen Standard-
noch ist die Passage ein wichtiger konzeptioneller Vorläufer für moderne Bürobaukonzepte. baustein. Glashallen sind heute Bestandteile des Energiekonzepts („Energie-Gärten“).
105
U-Hof – Schiffahrtskontor Elbe, Berlin, Doppelzeile als Langhof –
Grüntuch Ernst Darmstadt, Eisele Fritz
Dieses überzeugend einfache Prinzip mit einer quergestellten Erschließung bildet eingangs- Die Doppelzeile – oder der lange U-Hof – bildet das große Schiff mit einem intimen Hofraum
und straßenseitig die Hauptfront und öffnet sich mit den zwei einen Halbhof bildenden (oder urbanen Platz-Hof). Die beiden Zeilen können mit Passerellen verbunden werden. Die
Flügeln als gerichtete Architektur – gegen das Wasser oder Parkraum. Dieses Prinzip kann Außenseite kann schroff abweisend sein – oder wie hier einladend mit einem Arkadentrich-
auch als Lärmschutzkonzept angewendet werden. ter. Speziell an diesem Konzept ist die Erweiterbarkeit in Mäanderform zur 3er-Zeile.
Grundprinzip ist der Blockrand, welcher in eine eigenständige Großform transformiert wird Die Verwandtschaft zum „Seestern“ ist evident; während der Seestern als ein integrales
– beispielsweise in eine „Amöbe“. Wie bei der Doppelzeile werden die langen Flügel mit Objekt erscheint, konstituiert sich die Nabe als Ansammlung unterschiedlicher Körper um
Passerellen kurzgeschlossen. Der gedeckte Innenhof macht dies zum Totalobjekt – das ist eine zentrale Verteilerhalle – die Nabe (oder das Prinzip „Schlüsselring“). Schwierig umzu-
aber nicht zwingend notwendig. Großes Potenzial für lange, schwierige Grundstücke. gehen ist mit den unterschiedlichen Dichten im Zentrum und an der Peripherie.
Raumgitter –
Treptower, Berlin, G. Spangenberg (Foto)
Gründungssitz – Hauptsitz = Ikone –
Berliner Volksbank, A. Isozaki (Skizze)
Bank of England (Foto) Chicago Times (Skizze)
Der Gründungssitz steht für Tradition und wird nur im Notfall aufgegeben. Architektur und Das System erlaubt höchste Dichte. Organisiert als Zeilen mit Quertrakten oder als
Firmennamen sind hier eins. Berühmte „Sitz-Aufgabe“: Als Pan Am das Gropius-Hochhaus richtungsloses Gitter. Quertrakte können „fliegen“ und erlauben so erdgeschossig durchge-
in New York verließ. Berühmteste (nicht realisierte) Neupositionierung mit Architektur: Das hende Höfe. Der Komplex ist in seiner Orientierung und Atmosphäre schwer zu kontrollie-
Loos‘ Hochhaus für die Chicago-Times. Recherchiere: BMW, Olivetti, Nestle, CCTV ... ren. Man wünscht sich dabei einen öffentlichen Raum mit viel Publikumsverkehr.
106
Typologische Konzepte
Wohnen und Arbeiten im urbanen Quartier Kristallin – Menzis, Groningen, de Architekten Cie.
Arbeiten und Wohnen – die Kombinationen werden diskutiert. Die Raumnutzungs-Gesetze Kristalline Körper haben eine lange Tradition: Pyramiden, Tauts Kristalle, Hochhäuser in New
in einigen Ländern lassen den Mix nicht zu und sollten revidiert werden; denn in den meis- York... Sie haben eine spezielle Eignung für Raumprogramme mir großen Räumen wie Säle,
ten Wohnungen finden wir heute einen vollwertigen Arbeitsplatz – immer öfter für kommer- Megaloggien, da diese in Korrespondenz zum Körper gebracht werden können. Im Bürobau
zielle Arbeit; Start-ups, Einpersonenbetriebe, Beratung, Nebenverdienste, Telearbeit... sind sie deshalb seltener zu finden und in ihrer Ausformung zurückhaltender.
Das Bürogeviert – nicht als Struktur, sondern als durchkomponierter Komplex. Ein solcher Der Normalfall wird mit einer ausgeklügelten Struktur gelöst – die räumlich-funktional-
Entwurf macht sich zu eigen, dass sich große Verwaltungen (Konzerne, Staat) auch in reich- konstruktiv möglichst viele Ansprüche erfüllt. Dann aber ist ein weiterer Schritt notwendig:
haltigen Programmen manifestieren können; Empfangshalle, Aula, Säle, Sitzungszimmer, Wie implementiere ich spezielle Funktionen, Einzelteile, Sondersituationen, Eingänge... und
Kantine, Café, Lounge, Ruheraum... dieses Programm wird zur Skulptur modelliert. auch: Wie reagiere ich mit der Struktur auf die umliegende Stadt Genial, wer das alles löst!
107
Arbeit und ...
109
Gebrauchsanleitung 111
Sich verorten 115
Typologie 129
Rohbau, Ausbau, Technologie 147
Verbinden, Trennen 161
Kommunizieren 175
Gestalten, Designen 189
Peripherie 205
110
Gebrauchsanleitung
Struktur
Die folgenden sieben Kapitel unter der Überschrift „Arbeit und...“ Themen. Danach werden die wichtigsten Aspekte der Themen in
sind alle nach einem ähnlichen Prinzip aufgebaut: Nach einer Einfüh- Texten erläutert (ein bis zwei Doppelseiten mit vereinzelten Bildern
rungsseite mit kleinen Piktogrammen folgen die zweiseitigen „Ent- und Grafiken). Jedes Kapitel wird mit einem „Struktur-Vorhang“ und
wurfsschemas“ als umfangreiche Fragensammlungen zu den sieben zwei zum Thema besonders passenden Beispielen abgeschlossen.
Einleitung
Zusammenfassender Text, einige exemplarische Piktogramme zum
Thema.
Entwurfsschema
Wir durchstreifen sechs allgemeine Aspekte (Maßstab, Lage, Öko-
nomie, Funktionalität, Zeit, Identität) und stoßen auf zahlreiche of-
fene Fragen. Übergreifende Pfeile schlagen jeweils einen logischen
Denk-, respektive (Teil-)Entwurfsprozess vor.
Alle sieben Schemas sind im Gesamtentwurf (siehe Seite 13, „Anlei-
tung zum Entwerfen“) über Schlaufen zusammengebunden.
Struktur-Vorhang
Auf jeweils einer Doppelseite wird eine für das Thema zentrale Struk-
turfrage graphisch geklärt. Dies soll auch dazu anregen, sich selbst
zur weiteren Strukturklärung solche Übersichten zu erarbeiten.
Zwei Projektbeispiele
Die jeweils ausgewählten beiden Projekte dokumentieren in ganz
besonderer Weise einen architektonischen Schwerpunkt zum The-
ma. Sie folgen deshalb teilweise einer anderen Sortierung als die auf
Seite 99 dargestellten „Typologischen Konzepte“ (Typo-Icons).
111
Arbeit und...
112
Sich verorten
113
114
Sich verorten
115
Sich verorten beruht auf Kontexterkenntnis
„Standort muss etwa Blockgröße haben“ „Sieht mein Haus aus wie das von nebenan “ „Toplage, dafür extrem optimiertes Projekt!“
Besondere Qualitäten /
Probleme des Orts
2 Identität am Ort umsetzen
und ausprägen Image der Umgebung
Wie sind Abhängigkeiten zwischen Lage / Wertschöpfigkeit
Wie ist das Gebiet strukturiert und welche Entwick-
lungen sind zu erwarten Relevanz und Gewichtung einzelner Lagekrite- Kann ich an der gewünschten Lage überhaupt bauen
rien (z. B. lieber Stadtrand dafür sehr ruhig – Oder muss gemietet werden Das heißt: Projekt wird
oder: lieber zentral, dafür ein hektischer Ort...) zur Innenarchitekturaufgabe.
Welche Größe hat das Kundengebiet heute, und wie
groß könnte es werden (regional, national) Wird eher ein monofunktionales (Büroviertel) oder
eher gemischt genutztes Quartier bevorzugt Was bedeutet „ökonomische Verortung“
Welche Größe hat das Projekt Zwingende Lagewahlkriterien (z. B. öffentliche Welche Auswirkung hat die Lagewahl für das Unter-
Verwaltung im Quartierzentrum) nehmen (Hohe Lagekosten = hohe Lohnnebenkosten,
Sind (langfristige) Bauabschnitte oder
aber: Gute Lage = mehr Aufträge )
Erweiterungen vorgesehen
Für wen und für was wird welche Art von Ver-
kehrsanbindung benötigt (Mitarbeitende, Kunden,
Welche Auswirkungen hat die Lageklasse auf das Archi-
Arbeitsorte, eventuell Logistik Produkte)
tekturprojekt (Repräsentation, Understatement)
Welchen Maßstab haben die umliegenden Struk-
turen Integriert sich unser Projekt oder sprengt es
Wie unterstütze ich den Ort Welche Erwartungen haben die Mitarbeitenden an das Umfeld
vorhandene Maßstäbe
mit meinem Projekt
116
Sich verorten
„Standort mit optimaler Erreichbarkeit gesucht!“ „Standort mit Erweiterungsmöglichkeiten“ „Besonderer Ort = besondere Architektur!“
Ist die Funktion an dem Ort not- Wie lange wird das Programm am Ort bestehen Gibt es eine klare, bestehende Firmenidentität –
wendig und ist sie integrierbar oder kann/muss diese mit dem Projekt neu definiert
Wann wird was genutzt und mit welcher Frequenz
und positioniert werden
Werden zum Beispiel aufgrund eines Ab- Sind unübliche Nutzungszeiten (Nacht- und Wo-
bruchs andere Nutzungen verdrängt chenendarbeit) zu erwarten
Gilt diese Identität für nur dieses Projekt oder exis-
tieren Vertretungen an anderen Orten (Hauptsitz
und Filialen)
Wie wirkt sich die spezifische Funktionalität
auf die Typologie aus – und was bedeutet
Ist es ein Projekt, das sich im Laufe der Zeit transfor- Handelt es sich um ein Mietobjekt und kann deshalb
dies in Bezug auf Umgebungstypologien
mieren muss. Sind Umbauten zu erwarten nicht für ein Firmen-Corporate-Identity entworfen
werden
Wird eine besondere Positionierung durch Kann sich die Funktion nur anpassen, wenn sie sich Mit welchen Elementen soll die Identität vermittelt
die besondere Funktion notwendig dauernd verändert werden
Wie öffentlich/wie privat ist das Programm und Wie lange arbeiten die Leute dort (Langjährige Mitar-
was sind die Konsequenzen daraus (Störungen beiter = bekannte Gesichter oder ständiger Wechsel)
durch Nachbarn, Sicherheitsaspekte)
117
Standortanalyse
Für jede Architektur und für jegliche Art Ar- gesucht werden. Im Idealdenken jedes
beit ist Verortung ein zentrales Thema. Ganz Stadtplaners wäre diese Vorgehenswei-
ursprünglich geht es darum, wie Architektur se wünschenswert. Für hervorragende
mit dem Ort in einen Dialog tritt und diesen Lagen finden sich meistens sinnvolle Pro-
in seinen Qualitäten unterstützen kann. Um gramme und Investoren. Problematische
hier Potenziale abholen zu können, müssen Lageklassen können manchmal jahrelang
wir uns – dies ist eine sehr langfristige Aus- nicht aktiviert werden.
einandersetzung – mit allen Orten beschäf- • Intelligente Investoren lassen einen
tigen, um das Spezielle eines Orts erkennen Abstimmungsprozess zwischen geplanter
und kultivieren zu können. Nutzung und anvisiertem Standort zu. In
der Flexibilität zu intelligenten Weiter-
Den Unternehmen geht es um gute Auffind- entwicklungen des Nutzungsprogramms
barkeit, Erreichbarkeit und eine attraktive liegt ein beachtliches Potenzial.
Lage – die „gute Adresse“ ist gesucht. Ihre
Prägnanz muss und kann vom Architekten Für diese ersten Schritte der Planung und
qualifiziert und gestärkt werden. des Entwerfens benötigen wir uneinge-
schränkte Offenheit für mögliche Lösungen
Wir stehen vor unterschiedlichen Aufgaben und ein andauerndes Abtasten der Konstel-
mit bekannten und unbekannten Faktoren: lation mit innovativen Lösungsansätzen,
• Gegebener Standort und bekanntes Pro- Strukturen, Projektbildern, Strategien... Es
gramm (zum Beispiel Familienunterneh- ist vorerst nicht klar, auf was und wie die
men mit Traditionsstandort). In diesem Konstellation „vor Ort“ reagiert, aber wenn
Fall müssen wir herausfinden, welches sie reagiert, dann sollten wir dies sofort
die Qualitäten/Defizite des Orts sind erkennen und die Projektchance wahrneh-
und mit welchen Mitteln diese optimiert men!
werden können.
• Nutzung ist gegeben, Standort muss Entwurfsarbeit wird zudem mit rationalen
Kernstadt gesucht werden: Die Standortsuche ist Faktoren gestützt und gesteuert. Daten,
zentrumsnah seltene Aufgabe der Architekten – aber Analyseerkenntnisse, vereinbarte Kriterien
die Bewertung unterschiedlicher Stand- und Prioritäten, funktionale und ökono-
Vorstadt orte ist eine wichtige Aufgabe für uns, mische Prämissen sind Entscheidungshil-
Agglomeration
da es dazu die Gabe „schneller Visionen“ fen für eine integrale Projektarbeit, aber
braucht. auch für zahlreiche Teilebenen. Konkret
• Standort ist gegeben und es soll eine heißt dies, dass für ein Unternehmen die
Arbeitsorte und Lage geeignete und tragfähige Nutzung Liste der Kriterien und ihre Priorität geklärt
118
Sich verorten
werden muss. Langsam kristallisiert sich Standortqualitäten. Demgegenüber stehen Was ist planerisch erstrebenswert
so eine Strategie für den Entwurf an einem integrale Standortvorteile; die allgemein Verlagerung der Arbeitsorte in Zentren, in
Ort heraus – wir können uns bestimmten gute Lebensqualität eines Ortes, welche Brachen (anstelle schlechter Wohnlagen),
Lösungen zuwenden. für qualifizierte Mitarbeiter/-innen und ihre Einbindung und Dialog mit Umfeld, Nut-
Familien immer entscheidender wird. zungsvielfalt: EG öffentlich/Adressenkon-
Aspekte flikte intelligent lösen für Nutzungsmix...
Verkehrsanbindung Stimmung des Umfelds
Lage kostet. Grundsätzlich ist jede bezahl- Wahrscheinlich öfter als erwartet, entschei- Problem: Alle wünschen sich ein urbanes
bare Erschließungsqualität willkommen den sich Investoren und Mieter für oder Umfeld und urbane Räume, doch nur weni-
(ÖPNV, Auto, Bahn und Flugzeug). Je nach gegen den Charakter eines Umfelds. Sie ge tragen etwas dazu bei.
Nutzung werden bestimmte Verkehrsträger entscheiden sich für den Standort, weil sie
favorisiert. Das Spektrum reicht von Top- sich hier nicht nur Arbeitsplatz-, sondern Themen/Begriffe
Lagen bis hin zur städtischen Randlage oder allgemein Lebensqualität vorstellen können. Harte Standortfaktoren: Preise, Dimen-
Hinterland. Besondere Lagen entstehen sionen, Lohnnebenkosten, Erschließung,...
explizit an den Knoten des Verkehrsnetzes. Beispiele für spezifische Kriterien:
Bevorzugt sind Knotenpunkte, bevorzugt Sicherheit, absolute Ruhe, historische Weiche Standortfaktoren: Charakter des
wird immer mehr der ÖPNV. Adresse, Laufkundschaft, Nähe zum Wohn- Orts, Vorlieben, Lebensqualität, Netzquali-
ort des Chefs, Zufallsangebot, Anonymität... täten, Human capital...
Magnetismus und/oder Mix
Für einige Unternehmen kommen nur Hinweise zum Entwurf Mikrostandort = nähere Umgebung des
Standorte in Frage, an denen weitere Fir- Wie verhalte ich mich am Standort Standorts – Stadtteil, Straßenzug...
men aus der gleichen Branche angesiedelt Topographie, Morphologie und Typologie:
sind. Sie sind angewiesen auf Synergieef- Historische Schichten, Stimmung Quartier Makrostandort = Großräumiges Verflech-
fekte, auf den Markt von Spezialisten oder Stadtmorphologie – typologische Antwort tungsgebiet – Region, Stadt, Gemeinde...
die Präsenz von Subunternehmern/Dienst- Neubau/Bestand (Einbindung, Solitär)
leistern. Andere suchen den klassischen Körnigkeit, Maßstäblichkeit Benchmarking: Für einen Vergleich verschie-
Innenstadtmix – dort wo sich alles trifft und Adressenbildung, Aufwertung des Umfelds dener Standorte haben wir diese Kriterien
mischt. Sind Standortdefizite auszugleichen zu listen und zu werten.
Magnetismus: Silicon Valley (mangelnde Quartierangebote, Lärm, pro-
Mix: SoHo (Small Office/Home Office) blematisches Image, Monokulturen, ) Spezielle Entwicklungs- und Bewertungs-
systeme: Aufgrund der komplexen Realisie-
Unternehmensfreundlichkeit Tendenzen/Aussichten rungsabläufe und der ökonomischen Brisanz
Wirtschaftsstruktur, Investitionsklima, Steu- Was ist zurzeit planerisch problematisch haben sich professionelle Instrumente ent-
ervorteile, Start-up-Förderung, tiefe Lohn- Isolierte Standorte – Bürostädte, Grüne- wickelt, die man sich gerade bei größeren
nebenkosten – das sind im engeren Sinn Wiese-Planungen – reine Bürosolitäre. Projekten aneignen sollte oder muss.
119
Das Zentrum 1-A-Lage Lage an Verkehrsknotenpunkt
1 bis 2 km
5 km
Bestandsaufwertung
- Qualifizierung erhaltenswerter Substanz, Gebäude mit Denkmalschutz
- Alte Verwaltungsgebäude Firmengebäude mit Erinnerungswert, Gründungs-
strukturen, die erweitert werden sollen
- Sensibler Umgang erforderlich
Ersatzbebauung
- Abriss und Neubebauung einzelner Gebäude oder ganzer Stadtblöcke; so entstehen
exklusive Neubauten mit besserer Ausnutzung der Bebauungsmöglichkeiten
- Ziel Maximierung der Bruttogeschossfläche und Requalifizierung der Standorte
- Öffentliche Nutzung im Erdgeschoss sinnvoll
120
Sich verorten
Zentrums–Randlage Nebenlagen Periphere Lagen
Stadtteile Stadtränder Endstation S–Bahn
Stadtquartiere Subzentren
10 km 20 km
Stadtgrenze
Am Rande des inneren Stadtgebiets Dezentrale, vorwiegend im Stadtge- Gewerbegebiete – Bürostädte
Arbeiten meist in den beiden un- biet befindliche Lagen Optimaler verkehrstechnischer Anschluss
teren Etagen, sonst Wohnnutzung „Grüne Wiese“ (Autobahn, Flughafen...)
Sammlung reiner Solitärbauten
Keine Qualität der öffentlichen Räume
Individuelle Gebäudegestaltung
Monofunktionale Nutzungsstruktur
„Newcomer“ Mischung aus Handel, Produktion
und geringem Anteil an Büroflächen Reine Büronutzungen – kein Nutzungsmix
Funktional geprägt, großflächig IT-Branche, Dienstleister, Call-Center
Große Firmensitze
Seltene Insider-Standorte in abgeschiedenen
Lagen, spezielle Nutzungen mit geringer
Nachverdichten von lose bebautem Vorort-Standort, Wertschöpfung, Pionier-Belegungen....
wenn möglich Anreicherungen mit zusätzlichen
Nutzungen und Anbindung an ÖPNV.
Spezialfälle
Einzelfall Einzelfall
121
kempertrautmann.haus
kempertrautmann.haus Das neungeschossige Büro und Geschäfts- den, markiert den Eingang und maximiert
Große Bleichen 10 haus befindet sich in der Innenstadt von die Schaufensterfläche im Ergeschoss.
Hamburg (DE) Hamburg, unweit des Jungfernstiegs und In den Obergeschossen wird durch die
der Binnenalster. Im Kontext der historisch Rundung der Ausblick auf den umgebenden
André Poitiers gewachsenen Stadtstruktur schließt das Stadtraum inszeniert. Auf der Rückseite
Hamburg Gebäude eine jahrelang unbebaute Baulü- ist ein schmaler Lichthof entstanden, der
cke in Innenstadtlage. Der Anschluss an die die Belichtung der straßenabgewandten
Fertigstellung vorhandene Blockrandbebauung wird durch Räume ermöglicht und somit die Büronut-
2006 einen Rahmen aus weißen Brandwänden zung über die ganze Gebäudetiefe zulässt.
hergestellt, die zugleich dem Bau eine klare Die Fassade nimmt die architektonischen
Büroarbeitsplätze Ausrichtung zur Straße hin verleihen. Auf ei- Elemente, horizontale Gesimse und Erker,
ca. 100 nen Rücksprung des Blockrands reagiert der der Nachbarbebauung auf, reflektiert und
Entwurf mit einer Rundung und vermittelt transformiert diese und trägt damit zu einer
somit zwischen den angrenzenden Gebäu- starken Verortung des Projekts bei.
122
Sich verorten
relevante Themen
LAGEN
Zentrum
1A-Lage
Zentrumsrandlage
Nebenlage
periphere Lage
EINGRIFFE
Nachverdichtung
Bestandsaufwertung
Ersatzbebauung
LÖCHER
Baulücken
Brachen
MASSSTAB
Einzelgebäude
Block
Quartier
Grundriss EG M 1:500
Grundriss RG M 1:500
Schnitt M 1:500
123
Domquartier Magdeburg
Domquartier Magdeburg Einst „schmückten“ Plattenbauten den metrien verankert ist: querliegende alte
Breiter Weg 7 Domplatz – sie wurden in den späten Wegeführungen und Sichtverbindungen,
Magdeburg (DE) 1990er Jahren abgerissen, um diesen be- Gassen, Dachlandschaften und verformte
deutenden Ort über ein Wettbewerbsverfah- Innenhöfe. Die freien Geometrien sind
Bolles Wilson ren mit Neubauten aufwerten zu können. ambivalent; sie können als mittelalterliche
Münster oder als zeitgenössische Systeme gelesen
Das Projekt von Bolles Wilson kombiniert und verstanden werden.
Fertigstellung und tradiert historische mit zeitgenös-
2002 sischen Morphologien für diesen Ort: Ein Der vielfältige innerstädtische Nutzungsmix
erstes Prinzip erinnert an die orthogonale gehört zur Lage und stärkt den Ort. So ist
Büroarbeitsplätze Gründungsstadt; es sind dies Blöcke, Höfe das Domquartier Magdeburg kein Projekt
ca. 600 und Platzfronten, welche morphologisch der Anbiederung an Geschichte, sondern
in der Bebauungsschicht begründet sind. eines der vielschichtigen Anreicherung und
Dieses erste Prinzip wird mit einer Dynamik deshalb exemplarisch für Verortung im histo-
durch- und überspült, die in alten Raumgeo- rischen Kontext.
124
Sich verorten
relevante Themen
LAGEN
Zentrum
1A-Lage
Zentrumsrandlage
Nebenlage
periphere Lage
EINGRIFFE
Nachverdichtung
Bestandsaufwertung
Ersatzbebauung
LÖCHER
Baulücken
Brachen
MASSSTAB
Einzelgebäude
Block
Quartier
Schnitt M 1:1500
Grundriss RG M 1:1500
125
Arbeit und...
126
Typologie
127
128
Typologie
129
Typologiewahl beruht auf Abgrenzungs- und Einbindungsabsichten
„Internationales Image der Firma und kleinstädtisches „Die Lage wäre geeignet für eine „Ich habe ein sehr enges Budget vorgegeben – ich
Umfeld sind eine typologische Herausforderung“. Hoftypologie – aber kann ich die muss deshalb radikal einfache Typen entwerfen“.
2
Aufgabe damit lösen “
Abstimmung Abwägung zwischen
Befinden wir uns in einer kleinmaßstäblichen Situation,
in einem großflächigen System oder in einem hetero- Funktionalität und Typologie
Handelt es sich um einen historischen Kontext, in
genen Umfeld
welchem gegebene Typen zu tradieren sind Ist die gewählte Typologie grundsätzlich kompatibel mit
der „Ökonomie der Aufgabe“ – oder habe ich falsch
Befindet sich das Grundstück in einer morpholo- Wie passe ich bekannte und geeignete Typologien an gewählt (z. B. Flachbau bei teurem Grundstück)
gischen „Standard-Situation“ (z. B. Blockrandviertel), die spezielle Lage an
auf die wir typologisch antworten sollten
Ist Ökonomie eventuell das zentrale Kriterium (z. B. bei
Betrieb mit sehr niedriger Wertschöpfung) – und habe
Kann ich mein Projekt als klärenden Beitrag zum Wie modifiziert sich die gewählte Typologie in der ich dafür eine besondere Typologie zu entwerfen
Thema Maßstäblichkeit verstehen (z. B. Klärung einer vorhandenen Topographie
Maßstäblichkeitsgrenze)
Welche Ausprägung der Typologie kann ich mir unter
Welche Typologien passen zur Topographie und welche den gegebenen ökonomischen Vorgaben erlauben
Kann mein Projekt aus unterschiedlichen Maßstäb-
passen zur gestellten Aufgabe, zum Programm
lichkeiten bestehen – zum Beispiel im Gesamten sehr
groß (Typ „Campus“) und auf Teilebene kleinmaßstäb- Sehen wir typologische Vorgaben, die den ökon-
lich (Typ „Dienstleistungsbox“) Will ich mich eventuell vom Kontext loslösen und mischen widersprechen
vom „Dialog mit der Lage“ verabschieden – und
Siehe Kapitel „Verorten“; morphologische und typolo- entwerfe einen Solitär (z. B. aufgrund problematischer Mit welchen Typen erreiche ich Flexibilität und Anpas-
gische Auseinandersetzung hat mit Verortung zu tun. Umgebung) sungsfähigkeit an andere ökonomische Zustände
Haben geeignete Typologien das Potential, auf den Gibt es Typologien, welche höhere Investitionen erfor-
Charakter und die Stimmung der Lage zu reagieren dern, dafür im Betrieb langfristig effizienter sind
130
Typologie
„Mit dieser Typologie funktioniert das nicht! Kann ich „Diese Aufgabe transformiert sich alle Jahre; dafür „Ich sehe die Chance, aus dieser Aufgabe einen neuen
eventuell einen geeigneten Typen dafür entwerfen habe ich eine spezifische Typologie zu entwerfen.“ Typen zu entwickeln, der Firmenimage wird!“
Habe ich die Funktionalität wirklich verstanden Wel- Wie wird auf die Identitäten des Umfelds reagiert
Wie verhält sich die gewählte Typologie über lange
ches sind zwingende Anforderungen, wo ist Flexibilität Zeit Gibt sie harte Abläufe vor oder ist sie flexibel
erwünscht Kann ich eine Typologie neu entwickeln Mit welchen Elementen soll die Identität vermittelt
werden
Sind Typologien im Umfeld im Laufe der Zeit schon
Ist es eine Umbauaufgabe Habe ich Schwierigkeiten Ist Typologie gleich Identität oder lässt die Typologie
tradiert worden – oder zeigen diese eine große
mit der Funktionseignung der vorhandenen Typologie in einer weiteren Ebene Identität zu
Resistenz Was schließen wir daraus
Oder kann ich im besonderen Fall Identität nur mit
Sind typologische Vorbilder stark „zeitprägend“,
Sind die Funktionen überhaupt definiert – oder habe einem Sonderfall, mit einem Solitär darstellen
oder sind sie „zeitneutral“
ich Räume und Typologien für unterschiedliche, sich
Gibt es ortsübliche „typische Nutzungsabläufe“
wandelnde Funktionen zu entwerfen
Gibt es „Zeit-Traditionen“, welche das Bauwerk
Kann eine spezifisch gesuchte Identität mit einer
prägen könnten ( z. B. „Siesta“)
speziellen Typologie unterstützt werden
Funktionale Anforderungen – räumliche Folgen Typologische Aspekte zu den Themen Typologie und Identität
Spezielle Anforderungen (Laborbau, Sicherheit...) - kurzfristige und langzeitige Transformation - als Spannungsfeld, als Widerspruch
Arbeitsorganisation - Tag/Nacht- und Wochenabläufe - Identität unabhängig von Typologie
Nutzungsintervalle - Jahreszeiten - Typologie als Identität
Tradieren – Uminterpretieren - Belegung, Frequenzen
131
Morphologie und Typologie • organisatorisch (Zellen-, Kombi-, Grup-
Einige morphologische Aspekte zum Thema pen-, Großraumbüro)
Arbeit werden im ersten Kapitel „Arbeit • Erschließung (Ein-, Zwei-, Dreibünder...)
verstehen“ erläutert. Unter dem Thema • technisch-konstruktive Aspekte
„Arbeit und Typologie“ erklären wir hier die Klar lesbare Grundtypologie mit Erdgeschoss und Eingang,
Hauptkörper und Attika – eine klassische Bürozeile...
wichtigsten Themen und Begriffe. Für eine einfache Begrifflichkeit wird eben
nur eine der Hauptcharakteristika zur Gliede-
Unter Typen verstehen wir nicht nur allge- rung benutzt.
mein die architektonischen Typologien (zum
Beispiel Punkthaus, Zeile, Blockrand), son- Auf einer folgenden Doppelseite zeigen wir
dern auch spezifisch die Typen räumlicher in einem Typologievorhang, wie Verwandt-
Arbeitsorganisationen, die in ihrer struktu- schaften bestehen und wie Typen erwei- Angereicherte, aber gut lesbare Grundtypologie mit Ein-
gangsvorhalle, Akzent im Hauptkörper, Dachlandschaft...
rellen Essenz erkennbar sind (Verwaltungs- tert, transformiert und kombiniert werden
bau, Atelierbau, Campus, Arbeitsloft...), so können. Die Kombinatorik ist eines unserer
wie wir sie mit Skizzen als „typologische Hauptanliegen für das Entwerfen – wobei
Konzepte“ dargestellt haben. auch die Sensibilität für die Form, für Größe,
Proportion und Struktur entscheidend ist.
Typologisches Entwerfen meint somit, dass Dieser Typologievorhang und die in Kapi-
wir, ausgehend von den allgemeinen Typo- tel 1dargestellten Typologiekonzepte zeigen Die Grundtypologie ist gerade noch lesbar – das Projekt
zeigt starke Plastizität und wirkt im Kontext als Solitär.
logien, spezifische Arbeitstypologien ent- zahlreiche Möglichkeiten beim Entwerfen
werfen können, oder umgekehrt, dass wir von Architektur für Arbeit.
ein sehr spezifisches Programm bewusst
wieder auf eine allgemein typologische
Ebene zurückkonzentrieren können. Typologie und Identität Typologie und Technik
Die allgemeinen und die spezifischen Typo- Im produktiven Spannungsfeld zwischen Technologie ist im Verwaltungsbau eine
logien stehen so gewissermaßen in einem Typologie und Identität liegt Entwurfspo- wesentliche Komponente, die entweder
Dialog. tenzial: Typologien haben immer einen weitgehend in den Hintergrund gebracht
verallgemeinernden Aspekt; Identitäten oder offensiv als Gestaltungs- oder Stilmittel
Ein besonderes Problem der Systematik ist, basieren dagegen auf dem Spezifischen. thematisiert werden kann.
dass sich typologische Reihen aus den un- Beides ist interessant; beim Entwerfen das
terschiedlichsten Charakteristika ergeben: Typologische herauszudestillieren, oder dem Es gibt wohl zwei Haltungen, die zum Ver-
• formal (Punkt, Zeile, Block, Hof, Kamm, Typologischen eine sehr spezifische Identi- bergen der Technik führen: Man findet Tech-
Atrium, Hochhaus, Mäander...) tät abzuringen. Die folgenden drei Skizzen nik a priori störend (im Sinne von zu kalt,
• funktional (Dienstleistung, Bank, Start-up, illustrieren diese Spannweite: unromantisch...). Mit dieser Haltung baut
Verwaltung, Beratung, Entwicklung...) man eine moderne Küche als Holzstuberl.
132
Typologie
Im zweiten Fall geht es nicht um Aversio- Kybernetik – neue typologische Prägung Um die Bedeutung des nachhaltigen
nen gegen Technologie, sondern darum, Seit Beginn des 21. Jahrhunderts unterliegt Bauens, insbesondere die Ansätze des
dass Raumgestaltung sich unabhängig von die umfassende Interaktion aller architek- „kybernetischen Bauens“ oder einer
technischen Elementen zeigen will. Viele ak- tonischen Aspekte inklusive Technik einer „integralen Architektur“ zu unterstreichen,
tuelle Bürolandschaften manifestieren, dass neuen Vorstellung. Vorbereitet wurde dieses müssen die spezifischen Typen räumlicher
ein Büro nicht wie ein Büro aussehen muss, neue Verständnis mit den Debatten um Arbeitsorganisationen mit dem Verständnis
sondern beispielsweise wie ein Café. Nachhaltigkeit sowie Netzwerk-/Steuerungs- vom nachhaltigen Bauen eine besondere
Wird Technik als Stilmittel eingesetzt, fallen theorie in den 1970er Jahren und folgend Prägung erhalten. Dies führt zu einer neuen
die erwähnten Widersprüche vorerst weg. durch zahlreiche Verständnisschritte weiter- Sortierung in den Typologien – und es hat
Wir gelangen per Verkehrstechnologie zum entwickelt. Dazu einige Stichwörter: Materi- besondere Brisanz, wenn gewisse Typo-
Arbeitsplatz, wir telefonieren mobil, wir alkreislaufuntersuchungen, Green Buildings, logien damit an Bedeutung oder sogar an
benutzen den maschinenbesetzten Arbeits- Büro als Lebensort, Wohlbefinden... Sinnhaftigkeit verlieren.
platz – und dies selbstverständlich in sicht-
barer Gebäudetechnologie. Dennoch bleibt Basis dieses Verständnisses sind im üb- Nach wie vor werden wir uns mit den
der Anspruch, dass Technik nicht wertfrei rigen auch alle Bauwerke der Geschichte, historischen und allen neuen Typologien
eingesetzt wird, sondern mit Sexappeal insbesondere die autochthone Architektur, auseinandersetzen, aber wir werden diese
gestaltet sein soll. Dies ist gerade in der welche zwangsläufig ressourcenschonend nach neuen Kriterien und Erkenntnissen
technologischen Architektur gut nachzuvoll- war. Dies ist mitunter ein Grund, weshalb transformieren. Hier liegen die spannends-
ziehen. Beide hier beschriebenen Haltungen die historischen Typologien zu Beginn aus- ten städtebaulichen und architektonischen
sind gewissermaßen veraltet. führlich dargestellt werden. Entwicklungsfelder vor uns.
Technologische Architektur „Grüne Bilder“, problematische Typologien... Tokio 1994 Integrale Architektur, Innovationszentrum Ingolstadt. Fink + Jocher
Lloyds of London, R. Rogers 1986 Ökologische Stadterneuerung – ist es das wirklich
133
Typologie als Architektursprache Standard- und Spezialtypologie Qualität der Standard-Bürotypen
Das typologische Arbeiten hat einen hohen Typologien weisen nicht alle dieselbe Klar- Auf einer ersten Ebene ist die Produktion
Stellenwert. Typologie und Morphologie als heit und Prägnanz auf – es ist vielmehr so, von Verwaltungsbauten sehr strukturiert.
Ordnungsprinzipien haben die Struktur einer dass neben den einfachen Grundtypologien Man hat zuweilen den Eindruck, der Ver-
Sprache, weshalb wir mit ihrer Hilfe einen eine ganze Serie Typen aus unterschied- waltungsbau sei „festgefahren“. Dem ist
Diskurs über Architektur führen können, lichen Gründen komplex sind. Mit einem aber nicht so – im Gegenteil werden heute
der über persönliche Vorlieben hinausgeht. gewissen Komplexitätsgrad geht der typo- immer vielfältigere Konzeptionen realisiert.
Der Begriff „Typus“ geht davon aus, dass logische Charakter eigentlich verloren. Mit Die Bedeutung der Arbeitsplatzqualität wird
Substanz oder Essenz vorhanden ist. In der einer Serie von drei Schemata versuchen hochgehalten, die Arbeitswelten werden
Recherche über Typen finden wir inhaltliche wir dies unter „Typologie und Identität“ sinnlicher, Technologien werden subtiler
und strukturelle Essenzen bei Bauwerken. darzustellen (siehe Seite 132 sowie „Typolo- eingesetzt und dem Raumklima wird hohe
gische Konzepte“ Seite 100ff). Bedeutung zugemessen (im Vergleich
Typologie ist noch nicht Architektur dazu die hart-klimatisierten Bürokisten der
Die präzise Arbeit an einer Gebäudetypolo- Manövrieren im typologischen Vorhang 1960er Jahre). Der qualifizierte Arbeitsplatz
gie ist ein Qualitätsfundament. Wir können Der folgende Vorhang von möglichen Typo- wird laufend weiterentwickelt – dies ist ein
aber einen raffinierten Gebäudetypus ent- logien zeigt, dass zahlreiche Übergangs- Produktionsvorteil.
werten, indem wir ihn absolut unsensibel, formen von der einen zur anderen Grund-
kitschig und geschmacklos umsetzen. Mit typologie möglich sind – und sich diese Einschätzung typologischer Entwicklung
anderen Worten: Ausgehend von quali- bewusst als Transformationen entwerfen Zusammenfassend blicken wir auf eine
tätsvollen Typologien braucht es weitere lassen. Eine gute Fingerübung für Entwer- Vielfalt von unterschiedlichen Büroorgani-
Schritte für eine hochwertige Architektur. fende ist es, beispielsweise aus einem sationen und entsprechenden Typologien zu-
Punkthaus einen Blockrand zu entwickeln – rück: Das Zellenbüro, Großraumbüro, Kom-
Ordnungen/Abgrenzungen und dies mit allen typologischen Zwischen- bibüro... In der typologischen Entwicklung
Aufgrund der differenzierten Ordnungs- schritten. scheint sich eine offene Linie durchzuset-
kriterien (Funktion, Form, Lage) und der zen; es werden zur Zeit vor allem Strukturen
mannigfaltigen Kombinationsmöglichkeiten Maßstäblichkeit von Typologie realisiert, die an bestimmten Stellen sehr
sind unterschiedliche typologische Sortie- Alle Typen lassen sich dehnen, stauchen, prägnant ausformuliert, im Gesamten aber
rungen möglich. So finden wir in Publika- verzerren und biegen. Unterschiedliche offen und flexibel handzuhaben sind. Man
tionen immer wieder andere Sortierungen Körnigkeit hat allerdings seine Grenzen dort, will also beide Qualitäten: Gebaute Bilder
– und wir haben virtuos mit dieser Vielfalt wo ein Raumsystem wegen seiner Dimen- – Images, Corporate Identities, Charakter –
umzugehen. sionen nicht mehr sinnvoll zu nutzen ist. und hohe Flexibilität.
134
Typologie
135
Punkt/Atrium Block/Hof Lineare Typen
Atrium geschlossen
Lange Zeile
Block mit Türmchen
Mehrere Atrien
136
Typologie
Kamm pur
Zweiergruppe
Kamm Kopf
Netz/Raumgitter
Welle
Dreieck
Bumerang
Doppelkamm Bürodorf
137
Michaelis-Quartier
Taktik für die Anreicherung des städtischen
Michaelisquartier In Zentrumsnähe bei der Michaeliskirche
Lebens.
Gerstäckerstraße steht dieser Büro-Wohn-Kamm, welcher
Hamburg-Neustadt (DE) sich gegen Süden in drei Punkthäuser
Mit einer vertikalen Schichtung der Nutzung
auflöst. Die Nutzungen Arbeiten und
ließe sich zwar eine noch höhere Dichte
Steidle Partner Wohnen werden hier klar getrennt und sind
erreichen, weil die unteren Geschosse
Berlin dementsprechend gut in den Fassaden
mit lichtunempfindlichem Arbeiten belegt
der einzelnen Gebäudeteile ablesbar. Der
werden können. Aufgrund der fehlenden
Fertigstellung Ansatz der Kammstruktur wird noch mit
Wohnnutzung im Erdgeschoss fehlt dann
2002 Büronutzung belegt, so dass der Beginn der
aber die Wohnstimmung in den Höfen.
Höfe als Büroaußenräume genutzt und ein
Büroarbeitsplätze problematischer Nutzungswechsel in der
> 250 Ecke vermieden werden kann. Dann folgt
reine Wohnnutzung. Die dichte Mischung
im Nebeneinander ist eine erfolgreiche
138
Typologie
relevante Themen
NUTZUNGSMISCHUNG
Produktion
Handel
Dienstleistung
Gastronomie
Wohnen
Freizeit
TYPOLOGISCHE REIHE
Punkt
Block, Hof
linearer Typ
Kamm
Netz
freie Form
Schnitt M 1:1000
Grundriss OG M 1:1500
139
Zett-Haus
Zett - Haus Das Zett-Haus gilt als eine Ikone des Neuen Elegante Klarheit wird souverän durch
Badenerstraße 16 Bauens. Ganz entgegen der Doktrin der wenige Akzente und Detaillierungen
Zürich (CH) nutzungsgetrennten Stadt aus den 1930er angereichert: die laufende Stützenstellung,
Jahren (CIAM-Kongress) beherbergt das deren erstes Paar selbstverständlich das
Hubacher Steiger multifunktionale Haus ein vielfältiges Kinoportal bildet, die seitlich überkragenden
Zürich Nutzungsprogramm, welches weit über halben Rasterfelder, der Auftakt mit einem
einen Normalmix geht: Wohnen, Arbeiten, Vollgeschoss, das sich über die ersten drei
Fertigstellung Konsumieren sowie Freizeitvergnügen in Geschosse verdichtende Fensterraster.
1932 einem Restaurant und einem großen Kino.
Auf dem Dach befand sich bis in die 1960er Bei der Denkmalpflege gilt das Zett-Haus als
Büroarbeitsplätze Jahre ein rege benutztes Schwimmbecken. „einzigartiges Gebäude und Gesamtkunst-
50-249 Es ist klar, dass ein solches Programm auch werk“. Die damaligen Leitsätze „Licht, Luft,
nur an relativ zentralen Orten in der Stadt Sonne“ werden hier exemplarisch zelebriert.
positioniert werden kann – in diesem Fall Eine denkmalpflegerische Sanierung steht an.
der Stauffacherplatz, einer der wichtigsten
Verkehrsknotenpunkte der Stadt Zürich.
140
Typologie
relevante Themen
NUTZUNGSMISCHUNG
Produktion
Handel
Dienstleistung
Gastronomie
Wohnen
Freizeit (Kino)
TYPOLOGISCHE REIHE
Punkt
Block, Hof
linearer Typ
Kamm
Netz
freie Form
Schnitt M 1:750
Grundriss OG M 1:750
141
Arbeit und...
142
Rohbau, Ausbau, Gebäudetechnologie
143
144
Rohbau, Ausbau, Gebäudetechnologie
145
Rohbau, Ausbau, Gebäudetechnologie – beruht auf Konkretisierung
„Eigenartige Aufträge: Ein Minihaus mitten in Berlin „Die Auftraggeber sind bereit, ein Minimalenergie- „Das Baugrundstück ist sehr kompliziert; es braucht
und eine Großverwaltung in Brandenburg...!“ gebäude zu erstellen – u. a. wegen der Förderung.“ viel Geld für Gründung, Statik, Zufahrt....!“
Maßstäblichkeit des Projekts als mögliche Vorgabe Gibt es typische technische Bilder in der Region, Strategie zu Standards der Projektebenen:
Bau- und Gebäudetechnologie (kleines Atelier – eventuell Material und Konstruktionsbilder vor Ort - Standard Flächen (eher knapp, eher großzügig)
Großbau). - Standard Rohbau (einfacher/komplexer Entwurf)
Allgemein: Technologischer Standard der Region - Standrad Ausbau („roh“, rudimentär, luxuriös)
- Standard Gebäudetechnologie
Sprengt der Maßstab des Projekts die ortsansäs- In welcher Region wird das Projekt realisiert – gibt es
sigen Kapazitäten Technologien, Bauweisen, die schwer zu realisieren
Sinnvoller Einsatz von Hightech und Lowtech
sind Gibt es traditionelle Betriebe (z. B. Holzbau-
Hat das Projekt aufgrund der Größe und/oder der Region), deren Berücksichtigung spannend wäre Gesamtkonzept Bewirtschaftung: Höhere Vorinvesti-
Komplexität einen Pionieraspekt tionen, dafür geringere Betriebskosten und Unterhalt
Sind Synergien mit Umgebung, im Bestand zu unter-
Dazu Wirtschaftlichkeitsberechnung!
suchen (z. B. gemeinsames Holzschnitzelkraftwerk)
„Schwierig zu entwerfen, weil die Baukommission die „Wir werden vorerst minimal ausbauen – falls die Firma „Wir schaffen Identität im Zusammenspiel bestimmter
Performance des Gesamtsystems nicht würdigt !“
Funktions- und Raumdiagramme = Entwurfs- Sämtliche Aspekte auf Zeit berechnet Sämtliche Aspekte auf Zeit berechnet
grundlagen Langzeitbilanzen Langzeitbilanzen
Balance zwischen Energieeffizienz und Raum- Ausbau als Verschleißmaterial Ausbau als Verschleißmaterial
klima
Technische Flexibilität Funktionalität von Gebäudeteilen nach Zeitaspekten Funktionaliät von Gebäudeteilen nach Zeitaspekten
Horizontale Entwicklung, Nachrüstung
147
Positionierung Transformations- und Rückbauprozess zu Eine ähnliche Einschätzung gilt für den
Der vorliegende Band „Raumpilot Arbeiten“ steuern. Ein solcher Ansatz führt zu einem zeitlichen Bauablauf: Auch zu Beginn der
will das Entwerfen von Verwaltungsbauten neuen Berufsverständnis. In diesem Kapitel Rohbauphase werden zahlreiche feinstruktu-
erklären. Wenn in diesem Kapitel von greift die Zielsetzung „Nachhaltiges Bauen“ rierte Bauelemente ins System eingebracht
Rohbau, Ausbau und Gebäudetechnolo- ganz besonders. Wir listen dazu die wich- (gerade bei Technologie: Leitungen, Kommu-
gie die Rede ist, dann auf sehr verkürzte tigsten Subkriterien noch einmal auf: nikation). Damit zitieren wir nochmals das
und komprimierte Art. Man würde diesen • Es geht darum, mit möglichst wenig kybernetische Entwerfen: Hier geht es da-
Themen sinnvollerweise weitere 100 Seiten Material möglichst viel Raum zu schaffen. rum, ein Bauwerk als System zu begreifen,
zur Verfügung stellen müssen – dies ist aber • Wir suchen Systeme, welche dichte bei welchem Bauteile in ihrer Vernetzung
in unserer Konzeption nicht vorgesehen. Nutzung zulassen (m2/Person = Energie). bestimmte Leistungen (zum Beispiel einen
Wir empfehlen hier mit Nachdruck, dass • Wir entwickeln intelligente, gesteuerte hervorragenden Energiehaushalt) erbringen.
zusätzlich andere Standardwerke studiert Gesamtsysteme, welche sich im Jahres-
werden müssen („BürobauAtlas“, „Atlas zyklus und in der Lebensdauer bewähren. Unter solchen Aspekten verliert die tradi-
Gebäudegrundrisse Band 3“, „Bürogebäude • Wir denken in Gesamtsystemen über das tionelle Aufteilung in „Rohbau, Ausbau,
mit Zukunft“). Das Wissen aus diesen Publi- Bauwerk hinaus (Materialflüsse, Mobili- Gebäudetechnologie“ an Bedeutung, und
kationen ist unverzichtbar für ein integrales tät). eine neue Sortierung in „systemrelevant“
Verständnis. • Entwerfe nach diesen Kriterien Baukultur! und „Zusatzsysteme“ wird entscheidend
(Zusatzsysteme wären beispielsweise: eine
Primär-, Sekundär- und Tertiärsystem Von „Rohbau, Ausbau, Gebäudetech- nachträgliche Trennwand, ein potenteres
Diese bewährte Sortierung des Bauwerks in nologie“ zu „systemrelevant – Zusatz- Funknetz, ein anderes Schließsystem).
eine primäre Schicht von dauerhaften Roh- systeme“
bauelementen (50 bis 100 Jahre), einem se- In einer weiterführenden Konzeption ver- Damit wird das traditionelle Ausbauelement
kundären Ausbau mit mittlerer Lebensdauer stehen wir die Elemente „Rohbau, Ausbau, „Bodenbelag“ wahrscheinlich zum system-
(25 bis 50 Jahre) und einem kurzlebigen Gebäudetechnologie“ nicht als unabhängige relevanten Bestandteil: Seine Materialität,
tertiären System von beweglichen Teilen konstruktiv-technologische Schichten, son- seine Speicherfähigkeit, seine Farbe, seine
(Möbel, Leuchten, Geräte...) ermöglicht ein dern als ein Gesamtsystem. Bei Transforma- Dauerhaftigkeit sind entscheidend für das
praktisches Verhältnis zum Bauwerk: tionen ist der Rohbau allerdings gegeben Gesamtsystem (zum Beispiel für den Ener-
Es gibt Schichten, welche langfristig ange- – der Ausbau kommt später dazu. Aber auch giehaushalt). Dieser Boden lässt sich nicht
legt werden und es gibt auswechselbare dann muss sich der nachfolgende Aus- und als „Ausbauwunsch“ entweder als Spann-
Komponenten. Mit diesen Zyklen haben wir Umbau auf die Rohbaueignungen einlassen teppich oder als Parkettlaminat einbauen.
intelligent umzugehen. – er sollte nicht „aufgeklebt“ werden. Es
ist deshalb wichtig zu verstehen, dass auch Die Hülle – Fassade und Dach
Nachhaltiges Bauen und Baukultur kleine Ausbauteile eines Bauwerks eventuell Das Dach ist die „fünfte Fassade“ und
Über das Kriterium Nachhaltigkeit haben wir die Essenz eines Systems bilden. gehört zur Hülle. Beim Begriff Fassade liegt
den gesamten Entwurfs-, Bau-, Betriebs-, das Augenmerk auf dem Erscheinungsbild;
148
Rohbau, Ausbau, Gebäudetechnologie
beim Begriff Hülle spüren wir die Bedeu- Aspekte der Fassade und außen definiert – je nach Nutzungen
tung „Schutz“. Obwohl wir mit Architektur Die folgenden technisch-konzeptionellen gibt es dazu spezielle Eignungen.
primär Raum zur Verfügung stellen, ist unter und gestalterischen Kriterien sind für die
den aktuellen Problemen des klimaneutralen Fassadenentwicklung von Bedeutung: • Lüftung und Luftströme
Bauens die Hülle das wichtigste Bauteil der In jedem Gebäude muss Luft bewegt
Architektur. Sie hat die meisten (auch wider- • Wärmeschutz ist vorerst ein zentrales werden. Wir benötigen für unser Wohl-
sprüchlichen) Funktionen zu übernehmen: Kriterium, weshalb seit Mitte des letzten befinden einen bestimmten Luftwechsel
• Thermische Grenze: Tageszyklen, Jah- Jahrhunderts die Dämmstärke kontinu- (0,5/h und höher). Bei energieoptimierten
reszeiten, Klimazonen, Abwärme von ierlich gestiegen ist. Die durchgehende Gebäuden ist die kontrollierte Lüftung
innen...; Wärmeschutzhülle ist heute aber um- Standard; in der Heizperiode wird der
• Schutz vor Wasser, Hagel, Wind...; stritten und wird bei neuen Prototypen „verbrauchten“ Luft in Wärmetauschern
• Ein- und Aussichten, meist als wähl- und durch einen komplexen und gesteuerten die Wärme entzogen und diese der
steuerbare Transparenz; Konstruktions- und Bauteilorganismus kühlen Frischluft zugeführt (im Sommer
• Folgendes ist damit verwandt: Lichtfüh- ersetzt, welcher unterschiedliche Wär- geschieht dies je nach Technologie umge-
rung und Sonneneinstrahlung (klimadiffe- megewinne einsammelt und -verluste kehrt zur Kühlung). Die natürliche Lüftung
renziert); vermeidet. Das Entwerfen und Entwi- ist dann nur in den „gemäßigten“ Über-
• Sicherheit: vor allem erdgeschossig, je ckeln einer leistungsfähigen Fassade ist gangszeiten sinnvoll. Zudem können Teile
nach Nutzung sogar allseitig; außerordentlich komplex; im Normalfall der Fassade als Luftkollektoren zu einer
• Anschlussstelle zu Innenwänden; sind wir in Teilbereichen auf Standards verbesserten Energiebilanz eingesetzt
• und letzlich: Bild der Architektur zu sein! angewiesen. werden. Erdkollektoren mit Jahresspei-
chervermögen unterstützen die Effizienz.
Die Bilder der Architektur waren und sind • Öffnungsgrad nach Orientierung
ein brennendes Thema. Bilder sehen alle, Es stehen uns unterschiedliche Konzep- Dies sind einige wenige Beispiele für
die Strukturen werden nicht von allen er- tionen zur Verfügung: Loch- und zahlreiche innovative Konzepte, die in an-
kannt. Bilder erlauben einen leichten Zugriff. Bandfassaden, kompositorische und deren Publikationen ausführlich dargestellt
Deshalb ist die Abstimmung von Bildvor- maßstabslose Strukturfassaden sowie werden. Wichtig ist die Bereitschaft, sich
stellungen mit integralen und komplexen Vollverglasung... Man könnte vereinfa- dazu ständig neues Wissen anzueignen,
Anforderungen eine der spannendsten chend von einem sinnvollen Öffnungs- um die Einzelkriterien zu Energie, Lüftung,
Entwicklungsarbeiten. grad (der gegen die Sonne orientierten Bauphysik, Behaglichkeit, zu Wirtschaftlich-
Fassaden) sprechen, welcher etwa keit und zur Gestaltung in ein kohärentes
Innere Grünkammern zwischen 50 und 70% liegt. Diese re- System und qualitätsvolle Architektur zu
Die bioklimatisch aktive innere Begrünung zeptartige Empfehlung wird allerdings mit bringen. Die planersiche Umsetzung ist nur
gewinnt immer höhere Bedeutung für das zahlreichen speziellen Energiekonzepten im Team mit unterschiedlichen Fachleuten
Raumklima und für die Gestaltung von widerlegt. Mit dem Öffnungsgrad werden zu erreichen.
Ruhezonen. auch die räumlichen Bezüge von innen
149
Innere Bauteile Wand, Decken- und Bodensysteme nur um die ansehnliche Verbindung unter-
Wir können die inneren Bauteile (Stützen, Die Anwendung von funktionalen Ausbau- schiedlicher Konstruktionen, sondern auch
Wände, Decken, Böden) mit unterschied- elementen wird durch mehrere konzeptio- um die Erfüllung von Schall- und Brand-
lichem konzeptionellem Verständnis nelle Ebenen definiert: schutz. Zwischen dem hohen Standard von
entwerfen: • Durch die tatsächlich notwendigen maximal installierten und vollausgebauten
• Mit der Sortierung in Primärstruktur Elemente für Medienführung, Belichtung Büroflächen und einem minimalen tech-
(Statik, Rohbau) und Sekundärstruktur Schall- und Brandschutz et cetera zum nischen Standard liegen große Preisunter-
(Ausbau) mit jeweils unterschiedlicher Beispiel im Sinne der Arbeitsplatzverord- schiede.
Lebensdauer. Es gibt bedeutende nung (für die gesetzlich vorgeschriebene
Unterschiede in der Massenverteilung Arebeitsplatzqualität). Wände
in diesen Strukturen: Minimalisierter • Durch eine Vorstellung von Standard, der • Wände mit hohen Anforderungen an
Rohbau (Treppenhaus und Stützen) mit privat minimal sein kann oder in einer Schall- und Brandschutz
exzessivem Ausbau oder raumprägender Chefetage extrem aufwändig. • Leichte Bürotrennwände
Rohbau, welcher mit wenig Ausbau • Durch technologische Entwicklungen: • Glastrennwände
genutzt werden kann. Beispielsweise als sich in den 1990er • Besondere Systeme (installationsfüh-
• Mit der Sortierung nach „Grauenergie- Jahren die kontrollierten Lüftungen durch- rend, für überhohe Räume, Sicherheits-
gehalt“ (Erstellungsenergie) und nach gesetzt haben oder heute die Funknetze; aspekte...)
Speicherfähigkeit und Dämmeigen- beide Beispiele haben zu einem anderen
schaften. Ausbauverständnis geführt. Decken und Böden
• Nach den Kriterien „Systemrelevanz“ Der Einsatz von abgehängten Decken und
und „Zusatzsystem“, womit erklärt wird, Die meisten Einbausysteme werden sinn- aufgedoppelten Böden wird beispielsweise
welche Komponenten unverzichtbar sind. vollerweise in Trockenbauweise und Leicht- dann sinnvoll, wenn in den Geschossdecken
• Nach Kriterien der Raumgestaltung, was bauweise montiert, da heute diese Systeme keine klare Verteilung von Medien (elek-
selbstverständlich eine hohe Priorität hat. beinahe alle Kriterien erfüllen können. trisch, Zu- und Abluft) definiert und einge-
legt werden kann. Bei hohen Flexibilitätsan-
Ausbausysteme Viele Anwendungen basieren auf einem forderungen und auch bei unterschiedlichen
Aufgrund der komplexen Ansprüche wie Raster. Sie sind oder werden elementiert möglichen Nutzungsverteilungen machen
zum Beispiel Behaglichkeit, Belichtung, und weisen damit Eigengesetzmäßigkeiten diese Zusatzschichten Sinn. Gerade mit
Raumakustik, Medienführung, Brandschutz, auf. den neuen Funknetzen wird das Problem
Sicht- und Schallschutz zwischen unter- des „Kabelsalats“ etwas entschärft. Die
schiedlichen Räumen werden zahlreiche Ein Hauptaugenmerk gilt den Anschlüssen Leitungsführung in Decken wird meist fa-
Ausbausysteme angewendet. und Verbindungen von Wand und Decke zu vorisiert. Decken übernehmen oft auch die
Fassade, von Wand zu Decke und Boden, Funktion der Schallabsorption. Eine spezielle
weil in diesen Anschlussbereichen die mei- Problematik finden wir bei der Transformati-
sten Probleme auftreten. Es geht nicht on alter Bürogebäude.
150
Rohbau, Ausbau, Gebäudetechnologie
Problem der Raumgestaltung Licht, Beleuchtung und Farbe ßungssystem. Das Studium weiterführen-
Der Entscheid für aufgedoppelte Böden Ziel ist es, über einen sinnvollen Fassaden- der Publikationen ist zwingend notwendig.
und/oder abgehängte Decken muss meist öffnungsgrad optimal Tageslicht herein-
relativ früh gefällt werden, da der räumliche zulassen, ohne dass solare Überhitzung Die wichtigsten Vorgaben (in Deutschland)
Zusammenhang zwischen der Fensterlage stattfindet. Da heute die meisten Arbeiten sind:
und der inneren Raumdefinition präzise am Computer gemacht werden und die • Brandrisiken von Bauteilen und Anlagen
gestaltet werden muss. Will man beispiels- Lichttechnologie enorme Fortschritte macht • Vorgaben nach diversen Nutzungen
weise einen bündigen Übergang von Unter- (Lichtqualität und Energieverbrauch), stellen • Konzeption von Brandabschnitten, Fluren
kante Decke in die Fassadenverglasung, so immer weniger Planer den Anspruch auf und Rettungswegen
geht dies nur mit oder nur ohne Einbaude- „unverfälschtes und intensives Tageslicht“, • Laufweglängen vom Treppenhaus in die
cke. Im Schnitt werden so die gesamten welches man früher bei graphischen Ar- Räume bei zwei Rettungswegen (25 bis
Höhenlagen definiert. Sind wir auf präzise beiten dringend benötigte. So waren früher 35 m)
Höhenlagen für die Fassadenproportion an- auch intensive Farbgestaltungen weniger • Länge des Stichflurgangs (10 bis 15 m)
gewiesen, so benötigen wir den Entscheid sinnvoll, weil sie Licht absorbieren und den • unterschiedliche Vorgaben für Nutzein-
ebenfalls in der Entwurfsphase und nicht Farbraum auf dem Arbeitstisch verschieben. heiten unter und über 400 m2
erst in der Ausführungsplanung. Heute, mit dem Bildschirmeigenlicht, haben • spezielle Anforderungen für Umbauten
wir bezüglich Tageslicht und Farbumgebung
Dies ist eines der besten Beispiele dafür, einen großen Gestaltungsspielraum. Integrale und intelligente Konzepte
dass man zwar von „Ausbau“ redet, dass Zur Zeit verfügen wir über zuviel Büroflä-
dieser aber später nicht frei gewählt werden Flexibilität che. Dies bedeutet, dass kaum mehr neue
kann, ohne wesentliche Raumeigenschaften Flexibilität wird sehr stark durch räumliche Flächen erstellt werden, und wenn, dann
zu stören. Zahlreiche „professionelle“ Strukturen und durch das Verhältnis Rohbau an außerordentlich bevorzugten Lagen. Ziel
Bürobaurealisierer gehen dann auch den und Ausbau definiert. Sie ist als Gebäudeei- der nächsten Jahre wird die intelligente
widerstandslosen Weg: Es wird allseitig genschaft von höchster Bedeutung. Dieses Transformation, das Umbauen sein.
etwas Raum belassen, um solche Entschei- Thema wird in Kapitel 1 ausführlich erklärt. Dennoch beobachten wir zur Zeit einen
dungen noch spät fällen zu können oder Paradigmenwechsel hin zu komplexen
um etagenweise individuelle Lösungen Brandschutz Gesamtsystemen und intelligenten
realisieren zu können. Das Resultat ist eine Brandschutzverordnungen sind absolut Steuerungen. Zusammen mit veränderten
beliebige, unpräzise 08/15--Gestaltung, in entwurfsrelevant. Sie sind national unter- Arbeitsplatzvorstellungen und neuen Kom-
welcher es keine exakt definierten und gut schiedlich geregelt. Unter Nachweis eines munikationstechnologien wird eine weitere
proportionierten Räume gibt. Ganz befremd- leistungsfähigen Konzepts sind Speziallö- Revolution der Arbeitswelt in Gang gesetzt
lich wird es, wenn dieser Mangel mit edlen sungen verhandelbar. Brandschutzrege- (siehe Kapitel 1).
Materialien und teuren Möbeln kaschiert lungen sind komplex; sie sind abhängig von
wird. der Nutzung, den Bauweisen, der Größe
(insbesondere Höhe) und dem Erschlie-
151
Ableitungen Konstruktions- Mögliche räumliche Materialisierung
prinzip Ausformulierung
Mauerwerk
Gewählte Vorgaben Massiv Kiste Stein
des Orts: Schotte Blob Holz
Grundstück, Um- Komposition/Mix Skulptur Stahl
gebung, regionale Skelett Kristall Konstruktions-
Baukultur Material-Mix
152
Rohbau, Ausbau, Gebäudetechnologie
153
UFO Lofthaus
UFO Lofthaus Frankfurt Das Loft- und Gewerbehaus UFO befindet Adressenbildung und Interaktion mit der
Carl-Benz-Straße 21 sich im industriell geprägten Frankfurter sich im Wandel befindlichen städtischen
Frankfurt am Main (DE) Osten. Der kompakte Bau in Form eines Situation waren gewünscht. Die Antwort
gleichschenkligen Dreiecks, eine Antwort ist ein Maximum an Unbestimmtheit und
Dietz Joppien auf das von drei Verkehrsräumen tangierte räumlicher Freiheit. Sämtliche Geschoss-
Frankfurt am Main dreieckige Grundstück, bildet eine markante decken sind durch hohe Nutzlastauslegung,
„Landmarke“ in dieser sehr heterogenen große Deckenhöhen und weite Stützab-
Fertigstellung Umgebung. An der Kreuzung der beiden stände gekennzeichnet. Die Räume sind
2004 gebäudebegleitenden Straßen wird die durch einen dichten Rhythmus an größzügig
Massivität des Baukörpers aufgebrochen, dimensionierten Installationsschächten
Büroarbeitsplätze um einen Dialog zwischen dem Hofraum angereichert. Die hofseitige Laubengang-
variabel und dem Außenraum herzustellen. Die erschließung ermöglicht zudem unter-
Anforderungen waren sehr hoch; es galt, schiedlich große mietbare Einheiten. Die
eine effiziente, anpassungsfähige Struktur sich im Erdgeschoss befindende Nutzung
für ein breites Nutzerspektrum aus den Be- einer Diskothek zeigt auf besondere Weise
reichen Gewerbe, Handwerk und Dienstleis- das Zusammenspiel von Gebäudestruktur
tung bereitzustellen. Aber auch Prägnanz, und avantgardistischem Innenausbau.
154
Rohbau, Ausbau, Gebäudetechnologie
relevante Themen
EINHEITEN
von 87-1200 qm
NUTZUNGSMISCHUNG
Quartiersebene
Blockebene
Grundstücksebene
Gebäudeebene
Etagenebene
NUTZUNGEN
Wohnen
Büros
Produktion/Handwerk
Einzelhandel
Gastronomie
Freizeit
STRUKTUREN
EG-Zone
nutzungneutrale Strukturen
spezialisierte Strukturen
Schnitt M 1:750
Grundriss OG M 1:750
155
Institut für Umweltmedizin
Institut für Umweltmedizin Das Institut für Umweltmedizin und die Geschosse hinweg. Durch die Tiefe der
Breisacher Straße 115 Krankenhaushygiene ist Teil eines neu- Belichtung werden auch die Laboratorien
Freiburg im Breisgau (DE) en Gesamtkomplexes in Freiburg. Das mit Südlicht versorgt.
Laborgebäude ist mit wesentlich gün-
pfeifer. kuhn. architekten stigeren Energiekenndaten als vergleich- Die Konstruktion des Gebäudes folgt der
(bis 30.06.2005: bare Bauten geplant. Die Gebäudestruktur Zonierungsstruktur. Die Stahlbetonkonstruk-
pfeifer roser kuhn architekten) ist in verschiedene Zonen gegliedert: die tion verzichtet grundsätzlich auf Unter- oder
Freiburg Versorgungsstruktur an der Nord-Ost- Überzüge. Die Decken bestehen aus 40 cm
Fassade, die Laboratorien, offene Verteil- starkem, unverkleidetem Stahlbeton und
Fertigstellung erzone mit Nebenräumen, Bürozonen und beinhalten alle wichtigen Installations-
2006 Energiegärten. Die Lage der Laboratorien elemente und die Bauteilaktivierung. Die
ermöglicht eine flexible Aufteilung. In der Decken wurden ohne Trittschalldämmung
Büroarbeitsplätze Verteilerzone befinden sich die Erschließung ausgeführt. Die Außenwände auf der
> 49 und die Kommunikationszone. Die Bürozo- Südwestseite und auf den Giebelseiten
ne ist durch die Energiegärten gegliedert. sind mit 24 cm starken Brettstapelwänden
Diese sind wesentlicher Bestandteil des als nichttragende, wärmedämmende und
Energiekonzepts. Sie liegen direkt am speicherfähige Elemente ausgeführt. Sie
Erdreich, so dass ein Pflanzenwuchs mit na- sind nach außen sichtbar und bilden mit der
türlichem Gehölz möglich ist. Sie bewirken Verglasung des Luftkollektors das architek-
eine kommunikative Bürozonierung über tonische Erscheinungsbild.
156
Rohbau, Ausbau, Gebäudetechnologie
relevante Themen
NUTZUNGSMISCHUNG
Quartiersebene
Blockebene
Grundstücksebene
Gebäudeebene
Etagenebene
NUTZUNGEN
Wohnen
Büros
Forschung /Labore
Einzelhandel
Gastronomie
Freizeit
STRUKTUREN
EG-Zone
nutzungneutrale Strukturen
spezialisierte Strukturen
Schnitt M 1:750
Grundriss EG M 1:750
157
Arbeit und...
158
Verbinden, Trennen
159
160
Verbinden,Trennen
161
Trennen beruht auf Spezialisierung und Sicherheit
Verbinden beruht auf Zusammenarbeit und Leistungsübergabe
„Wir werden versuchen, diese städtische Nutzung „Die Hinterhoflage ist problematisch – wir fragen uns, „Welcher räumliche und mediale Aufwand lohnt sich
präsent im öffentlichen Raum zu positionieren.“ wie wir schon am Hofportal einladen können!“ langfristig für meinen Auftraggeber “
Welche Konzeption von Adresse ist gewünscht und Wieviel Verbindungen/Trennungen führen zu guter
Vor allem Kopplung an öffentliche Strukturen, wie wird sie in der spezifischen Lage entwickelt Funktionalität (Kosten Bau/Kosten Betrieb)
insbesondere an den öffentlichen Verkehr.
Wie können allfällige Grenzen abgebaut werden Anzahl und Dichte der notwendigen Grenzen
162
Verbinden,Trennen
„In dieser Firma sind sämtliche Arbeitsplätze in inten- „Es müssen hier zwei Tagesschichten mit unterschied- „Diese Firma pflegt ein offenes Image, obwohl sie
siver Kommunikation miteinander verbunden!“ lichen Bedürfnissen organisiert werden...“ sehr strenge Sicherheitskonzepte eingebaut hat.“
Sind wechselnde Ansprüche in der Belegungszeit
Welche Funktionen sind zu trennen Wie weit kann das Image „offenes Haus“ gelebt
vorgegeben Sind Zyklen oder Rhythmen bekannt
Chef von Mitarbeitern, Buchhaltung von Kunden... werden; wo benötigt es dennoch Grenzen
- Sicherheit, bestimmte Zonen, Häufigkeit
Welche Abteilungen sind zu verbinden oder zu Kurzfristige/langfristige Aspekte und Anfoderungen Erfordert die Identiät das Trennen (z. B. Sicherheits-
trennen Produktion, Entwicklung, Logistik, Buch- - Möglichkeit zur Umorganisation firma, Personenschutzdienste, Bankschalterhalle)
haltung, IT-Dienste, Verkauf, Kundendienst... - Benötigt es in späterer Phase andere Grenzen
Oder gibt es Trennungen, die aus Identitätsgründen
Sind aus der Funktionalität räumlich und zeitlich auszuschließen sind oder diskret gehalten werden
flexible Trennungen/Verbindungen gegeben - Kunde ist König
- Chef und Mitarbeitende zusammen
Welche funktionalen Vor- und Nachteile ergeben sich
Welche Konsequenzen ergeben sich aus den Ist Trennen und Verbinden ein Bestandteil der Identität
aus dem Trennen oder Verbinden
Nutzungsintervallen
- Ablaufoptimierung Unterschied in der Identität für den Kunden, für die
- Arbeiter/Besucher Wechselt der Zustand am Ort (verbunden – getrennt) Mitarbeitenden
- Kommunikation und Konzentration oder verschieben sich die Sperren im Gebäude
Was bedeutet das Thema im übertragenen Sinn: Wie
Welche sind die funktionalen Anforderungen erleichtere ich mit Architektur das „Verbundensein“ mit
Handelt es sich um Nutzungen, die oft ihre Grenzen
dem Unternehmen
für Verbindungen (Kooperation und Kommunikation) verlagern (z. B. Forschung an geheimen Projekten)
und welche für Trennungen (Konzentration) Da es ein kontroverses Thema ist, wird eine solche
- Verschiedene Arbeitsarten, -zonen, -zeiten Ist das Gebäude prinzipiell am Tag offen und in der thematische Identität von unterschiedlichen Gruppen
- Ruhe, gedämpftes Licht, Jalousien, Rafflamellen Nacht geschlossen – oder ist es auch am Tag ge- auch differenziert wahrgenommen
- Sicherheit, Spionage, Kopie neuer Entwicklungen schlossen (Klingel, Gegensprechanlage, Video...)
Benötigt es für bestimmte Anlässe einen besonde- Wie sind Identitätskombinationen mit anderen Inhalten
Wo liegen logische und wo liegen unerwartete Gren- möglich (z. B. „Verbinden für...“)
zen (z. B. öffenliche EG-Zone + Sperre nach Foyer) ren Zustand von Offenheit oder Geschlossenheit
Wie hat sich das Thema in der Gesellschaft verändert Bilder: zum Beispiel „extreme Abschottung“ –
Können die Anforderungen kategorisiert werten Firmensitz, hinter Mauern, ohne Anschrift, Video,
und welche Entwicklungen sind zu erwarten
- Erforderlich, erwünscht, unnötig, zu vermeiden Gegensprechanlage, Termin nur nach Anmeldung...
Funktionsschema Anforderungen Funktionsschema Zeit Identitätsbestandteil oder nicht
Widersprüchliche Anforderungen Normal- und Sonderzustände Neutrale, positive und negative Belegungen
Kategorien, Abstufungen Funktion – Zeit – Flexibilität Identitätskombinationen
Funktion – Zeit – Flexibilität
Von außen eingeforderte Sicherheit
163
Architektonische Relevanz Kommunikation versus Konzentration Sicherheit und Spezialisierung
Offenheit, Verbindungen, Kommunikation, Offene und größere Räume erlauben Team- ... sind Aspekte, die einen Trennungsan-
Kooperationswille, Transparenz, Übersicht- arbeit und ermöglichen direkte Kommu- spruch begründen. Zu schützende Räume
lichkeit – das sind alles Begriffe, die in nikation. Zuviel Kommunikation in großen und Nutzungen müssen vor ungewolltem
der aktuellen Bürowelt einen sehr hohen Teams oder mehreren Gruppen nebenei- Zugang, Diebstahl, Informationsverlust ge-
Stellenwert haben. Dem widersprechen nander stört aber die Einzelnen. Oft geht schützt werden. Ebenso können die Sonder-
Tendenzen zu erhöhter Sicherheit, Schutz es deshalb ganz einfach um die räumliche ausstattung eines Raums, ein besonderer
der Arbeitsplätze, Wirtschaftsspionage... Trennung von zu großen Gruppen in kleinere Arbeitsrhythmus oder spezielle Technik-
Es ist deshalb wichtig, dass bei Räumen Teams – zugunsten weniger Störungen anforderungen Abgrenzungen notwendig
für Arbeit beide Anforderungen potenziell und besserer Konzentrationsmöglichkeiten. machen. Themenbereiche sind etwa:
erfüllt werden: Die Möglichkeit, Räume und Innerhalb eines Teams stören Gespräche • Forschung, Entwicklung, Patente
Raumsysteme offen zu benutzen, aber auch weniger, weil die Themen bekannt sind. Da • Finanzen, Datenschutz, wichtige Akten
Möglichkeiten der Trennung vorzusehen. in verschiedenen Arbeiten und Arbeitspha- • IT-Sicherheit, Datensicherheit, Abwehr
Der Entwicklung eines offenen Systems mit sen unterschiedlich kommuniziert werden • Spionage, abhörsichere Räume.
vielfältigen Trennungsmöglichkeiten muss muss, können wir hier nur allgemeine
große Aufmerksamkeit geschenkt werden. Empfehlungen für Raum- oder Gruppen- Leider ist es heute so, dass Büroräume
In diesem Sinn ist auf dem Weg von der größen vorgeben. Je nach Raumgröße ist kaum mehr unbeaufsichtigt gelassen
Öffentlichkeit bis zum Arbeitsplatz eine auch ein anderes Kommunikationsverhalten werden können. Wertvolle Gegenstände
Folge (Kaskade, Netz, Serie) von Schleu- erforderlich. Ein Bauleiter kann beispiels- wie beispielsweise Notebooks oder externe
sen, Schwellen und Verbindungsräumen weise in seinem Einzelbüro den ganzen Tag Harddiscs können sonst schnell verschwin-
erwünscht. laut telefonieren – sitzt er im Gruppenbüro, den. Die Zahl der Regionen nimmt zu, in
hat er seine Lautstärke anzupassen. denen aufgrund hoher Arbeitslosigkeit
Die Elemente für das Trennen und Verbinden der Konkurrenzkampf unter den Firmen
sind: Material oder kein Material, Wand, Welche Angebote und Konstellationen die gefährliche Ausmaße angenommen hat.
Öffnung, Tür, Fenster, Schleuse... Wir unter- Produktivität unterstützen, ist bei den Pro- Es kommt vor, dass Büroräume mutwillig
scheiden zwischen einfachen Trennwänden gramm-Entwicklungen zu evaluieren. zerstört werden. Wirtschaftsspionage und
und Trennwänden mit hohen spezifischen Korruption sind nicht Alltag; sie breiten sich
Anforderungen. Ganz besondere Anforde- Das am dichtesten belegte Büro muss aber zunehmend aus.
rungen (zum Beispiel Tresorraum) müssen nicht das effizienteste sein. Als Architekten
unter Umständen in der Primärstruktur haben wir zu klären, was ein funktionaler Ar- Solche Themen haben innerhalb weniger
angelegt sein. beitsplatz ermöglichen muss und wie dieser Jahre an Bedeutung gewonnen und sind
qualitätsvoll konzipiert werden kann. inzwischen von politischer, ökonomischer
Die Frage, wie Raum definiert, strukturiert, und sozialer Brisanz.
getrennt und verbunden wird, führt eben
direkt ins Zentrum des Entwerfens.
164
Verbinden,Trennen
165
Arbeitsgebiet/-quartier Grundstück
Positionierung der
Schleusen und
Schwellen
Headquarter Administration
Kundensitzung
Hauptportal Forschung Produktion Logistik
Szenarien und Schwelle bei Nacht Schwelle „nur mit Begleitung“ Sperrgebiet Grenze für alle Externen
Raum-Zeit- Vorfeld -– offener Zugang
Modelle Zugang nach Anmeldung: Fuhrungen
„Gläserne Produktion“
166
Verbinden,Trennen
Gebäude
EG: Im Erdgeschoss sind mehrere Schwellen OG: Mehrere Unternehmen auf einer Etage – Empfang
unterschiedlicher „Härte“ denkbar. Über sehr weich pro Etage, Zugang zum Arbeitsplatz möglich – strengste
getrenntes Foyer, Bar, Restaurant zu Vortragssälen und Zugangskontrolle zum Beispiel innerhalb der Forschung Öffentliche Terrasse/
schließlich zu den Arbeitsplätzen Restaurant
Fluchtweg
TAG-NACHT-VARIANTEN
167
Industrie- und Handelskammer
Industrie- und Handel- Die Industrie und Handelskammer befindet Klassenzimmer und Galerie aufnimmt,
kammer
sich am nördlichen Stadtrand Ljubljanas, der und dem Bürotrakt wird hierdurch erheb-
Dimiceva 13 durch großvolumige Baukörper mit wenig lich gestärkt. Durch eine alle Geschosse
Ljubljana (SI) Identität dominiert wird. Die funktionale verbindende Vertikalhalle wird dies weiter
Identität klassischer Verwaltungsbautypen unterstützt. Zudem bietet diese Lösung die
Sadar Vuga mit einem öffentlich zugänglichen Sockel- Möglichkeit, zur Straße eine weitere Raum-
Ljubljana geschoss und den darüberliegenden, nicht schicht auszubilden, die sich zum Platz hin
zugänglichen Bürogeschossen heben die öffnet.
Fertigstellung Architekten auf. Das Sockelgeschoss wird
1999 virtuell unter dem Bürotrakt herausgezo- Die zum Platz gerichtete Südfassade ist ein
gen, umgeklappt und vor diesen gestellt. teils mit Boxen gefülltes Stahlskelett, das
Büroarbeitsplätze Die dadurch entstehende Zwischenzone zwischen Gebäude und Außenraum ver-
> 250 beherbergt die Erschließung und die Neben- mittelt. Die Schwellen und Raumschichten
räume. Die Kommunikation und Interaktion werden somit konsequent vom Straßen-
zwischen der halböffentlichen Raumschicht, raum über die Fassade bis hin zum Arbeits-
die unter anderem Restaurant, Bibliothek, platz gestaffelt, ohne trennend zu wirken.
168
Verbinden,Trennen
relevante Themen
EBENEN
Arbeitsgebiet/-quartier
Grundstück
Gebäude
ZONIERUNG
horizontal
vertikal
Raum/Zeit
SCHWELLEN
Grundstück
Gebäude
Etage
Räume
SYSTEM
offen
geschlossen
Schnitt M 1:750
Grundriss OG M 1:750
169
Ordnungsamt
Ordnungsamt Das Ordnungsamt der Stadt Frankfurt am und die Überspielung der Geschosshöhen
Kleyerstraße 86 Main ist als „offenes Amt“ konzipiert. Mit wahrnehm- und erlebbar.
Frankfurt am Main (DE) einem linearen Typ, einer Spiral-Bandstruk-
tur, die ihre geometrische Inspiration in In der flexiblen Bürostruktur sind sowohl
Meixner Schlüter Wendt den nahe gelegenen Bahnschienen findet, Zellen- als auch Großraumbüros möglich.
Architekten reagiert der Entwurf auf das dreieckige Die zwei separaten Eingangsbereiche und
Frankfurt am Main Gründstück. Das Raumprogramm des Amts die Möglichkeit der Belegung von circa
erfordert eine geschossweise Gliederung 400 m2 großen Bürobereichen mit Drittnut-
Fertigstellung der Nutzungen und Abteilungen. Demnach zungen spiegelt die Flexibilität des Baus
2009 werden die unterschiedlichen Funktionsein- wider. Eine besondere Schicht stellen das
heiten und zusammengehörigen Nutzungen Erdgeschoss sowie das erste Oberge-
Büroarbeitsplätze horizontal geschichtet und aufeinander schoss dar. Hier sind publikumsintensive
circa 600 gestapelt. Die Fassaden- und Gebäudestruk- und öffentliche Raumbereiche (zum Beispiel
tur geht auf diese Anforderungen ein und Eingangshallen und Servicebereiche) im
thematisiert die Schichtung der einzelnen Sinne eines offenen Amts „herausgeschält“
Geschosse. Die horizontale Trennung wird und die Schwellen auf ein Minimum redu-
durch die Ausdifferenzierung der Fassaden ziert.
170
Verbinden,Trennen
relevante Themen
EBENEN
Arbeitsgebiet/-quartier
Grundstück
Gebäude
ZONIERUNG
horizontal
vertikal
Raum/Zeit
SCHWELLEN
Grundstück
Gebäude
Etage
Räume
SYSTEM
offen
geschlossen (etagenweise)
171
Arbeit und...
172
Kommunizieren
173
174
Kommunizieren
175
Kommunizieren beruht auf Identität
„Mein Auftraggeber hat Kundenpotenzial bei Trendset- „Wir haben keine optimale Lage für das Projekt – aber „Wie sieht unser Auftraggeber sein Firmengebäude
tern in ganz Europa – dafür entwickle ich ein Projekt.“ wir werden es positionieren können.“ positioniert: eher minimalistisch, eher laut... “
Was heißt es, wenn ein architektonisches Projekt über Ist die Kundschaft ortsgebunden, die Kommunikation
seinen Ort kommunizieren soll quartiergebunden
Welche Kommunikationsmittel stehen mir zur Verfü- Kommunikationsstrategie für Low-Budget- und
gung Innerhalb der Architekturszene – und bei der High-Standard-Architekturen
Kundschaft des Auftraggebers
Ist die Lage vorgegeben (optimal-eingebunden oder pro- Welche Anforderungen werden an welche Flächen
In welchen Maßstäben agiert die Firma: lokal, regional,
blematisch-abgeschottet) oder haben wir einen neuen bezüglich Kommunikation gestellt (hohe – mittlere –
national oder international
passenden Standort zu evaluieren dynamische)
Wie wird in den unterschiedlichen Maßstäben kom- Welche Kommunikationsmöglichkeiten sehen wir in der Können spezielle Mittel „für Kommunikation“ freige-
muniziert, welche Kommunikation ist notwendig spezifischen Lage setzt werden
Kommuniziert das Projekt in den unterschiedlichen Welche Kommunikationsdefizite oder -barrieren könnten
Maßstäben (Verortung, Sichtbarkeit, Identifikation, Welche Komponenten für Kommunikation benötigen
wir mit dem Projekt eventuell ausgleichen
Bekanntheitsgrad...) wir zwingend, welche wären Supplement (z. B. Leit-
systeme, Beschriftungen, spezielle Infopanele, Logo)
Mit welchen Nutzungen im Umfeld wird
Folgt die Kommunikation einem einheitlichen Konzept Mit welchen zusätzlichen Mitteln wird neben den
kommuniziert
oder bedarf jeder Maßstab anderer Kommunikations- baulichen kommuniziert (Internet, Printwerbung) und
- Partner, Konkurrenten
strategien wie werden diese mit Architektur koordiniert
- Netzwerke, interdisziplinäre Teams
- weitgehend unabhängige Arbeit Kommunikationsfunktion des Bauwerks und weitere
Ebenen: Außenraum, Vorfahrt, Empfang, Möblierung.
176
Kommunizieren
2
fische Kommunikation vorgegeben
Umsetzen in kommunikationsunterstützende
Wie unterstützt Kommunikation Betriebsprozesse
Räume, Strukturen und Systeme
Welches sind die kommunikations-relevanten Ebe-
Muss ich mit dem Raumprogramm baulich reagieren, Muss eine bestehende Identität kultiviert werden,
nen im Raumprogramm
oder ist das Raumprogramm noch zu hinterfragen muss sie neu erfunden, neu positioniert werden
- Direkt-räumliche (Sitzungszimmer) und
- informelle Links (Balkon, Teeküche) Soll Identität mit dem Bauwerk manifestiert werden
Welche Kommunikationsintervalle werden erwartet
Welche sind die technischen Anforderungen - Einheitlich oder differenziert Wie breit wird die Aufgabe verstanden Möglichst
an Kommunikation (Schall, Medien- und Kommunika- - andauernd in Gruppen integral (Corporate Identity als Kommunikation) oder
tionstechnologie) - konzentriert in Sitzungen spezifisch
- vor allem intern – extern Haben wir es ganz speziell mit einer Arbeit in der
Wie kann Arbeitsphysiologie die Kommunikation - alle gleichzeitig Kommunikationsbranche zu tun
unterstützen Wer sind Konkurrenten und wie wird eine
- Anregendes/ermüdendes Design einmalige Position entworfen
Kommunikationstechnologie ist im ständigen Wandel.
- Behaglichkeit, Lüftung, Geräusche
Was muss das Gebäude in einem Jahrzehnt leisten Mit welchen Spezialisten wird Identität geklärt
- Materialität, Haptik
177
Kommunikation und Entwerfen Konzentration auf die Message Dies ist allerdings eine sehr positive Vorstel-
„Man kann nicht nicht kommunizieren.“1 In diesem Sinne sehen wir bei der Projektie- lung vom Einfluss guter Architektur auf die
Dieser weltberühmte Satz von Paul Watzla- rung einen operativen und einen strate- Lebens- und Arbeitsqualität. Denn präzise
wick macht uns klar, dass jede Architektur, gischen Schwerpunkt: Kommuikation hat eine gewisse Unabhän-
jedes Auftreten einer Firma, jede Beleg- • Operativ, beim Programm: Da Arbeitsab- gigkeit von Architektur.
schaft und alle Produkte eine Botschaft läufe nur über Kommunikation koordiniert
senden, ob man will oder nicht. Auch werden können, haben wir beim Entwurf Kommunizieren und Störungen
wenn wir genug haben von all den lauten die Aufgabe, diese mit räumlichen und Kommunikation wird in allen Situationen
Projekten, den medialen Auftritten und den strukturellen Mitteln zu unterstützen. eingefordert, sie stört aber immer auch
Architektur-Rankings – ein Desinteresse • Strategisch, im Kern des Entwurfs: Hier diejenigen, die nicht am kommunikativen
an Kommunikation wäre in unserem Beruf ist entscheidend, mit welcher Konsistenz Prozess beteiligt sind. Störquellen können
dennoch ziemlich töricht. wir die vom Auftraggeber gestellte Aufga- zum Beispiel Diskussionen am Nebentisch,
be (sie ist nicht nur gestellt, sie lässt sich lautes Telefonieren, aber auch eine Zone
Wir entwickeln im Dialog mit Kollegen auch diskursiv entwickeln) mit sinnvollen mit viel Bewegung und Maschinen (Drucker
oder Kunden zahlreiche Ideen und können Entwurfskonzeptionen stärken können. oder Kopierer) sein. Bei der Planung geht
Sachverhalte klären. Dies tun wir auch, es deshalb darum, Kommunikation und
wenn wir Sprechen („Sprechdenken“, H. v. Potenziale der Kommunikation Störung verträglich nebeneinander zu posi-
Kleist2). Zudem benötigen wir Rückzugszeit Von Architektur wird eine „positive Rück- tionieren.
und Entwicklungszeit – das gilt auch für das kopplung“ auf Kommunikation und letztlich
Entwerfen: Der diskursive Dialog ist wichtig, auf den Unternehmenserfolg erwartet:
aber auch der Rückzugstag, an welchem wir • Gute räumliche Voraussetzungen fördern
Büro
die Sache selbst erforschen und ausreizen Kommunikation; Formell
(„wie mach ich das nur, wieso geht das so • der unternehmerische Erfolg wird da-
nicht... !“). durch unterstützt;
• das „erfolgreiche Umfeld“ wirkt motivie-
Nach dem Rückzugstag, nach einem Denk- rend und stärkt die Identifikation mit dem
Privat
abend weiß ich, was ich kommunizieren will Unternehmen...
(eine Frage, einen Entschluss, Varianten...). • ...womit das Wohlbefinden der Mitarbei-
Ich habe Kommunikation vorzubereiten, tenden zunimmt und... Informell Stadt und Quartier
damit ein beteiligtes Team seine Fähig- • ... die Kommunikation erleichtert wird.
keiten effizient einbringen kann. Tue ich das
nicht, verbraucht das Team unnötige Zeit.
Kommunizieren setzt voraus, dass wir un-
sere Positionen entwickelt, überdacht und
entschieden haben. Kommunikationsarten und räumliche Verteilung
178
Kommunizieren
Die hohe Relevanz dieser Thematik führte Gebäudestrukturen und Räume, die Kom- ierliche Ablösung von analogen Strukturen
zur gesetzlichen Regelung: So soll nach der munikation unterstützen (Bibliotheken, Archive) findet statt. Gearbei-
Arbeitsstättenverordnung der Lärmpegel Klar ist, dass für formelle Kommunikation tet werden kann überall: in der Bahn, am
am Arbeitsplatz bei überwiegend geistigen hochwertige Räume entworfen werden Flughafen, im Büro oder zu Hause („Home-
Tätigkeiten den Wert von 55 dB(A) nicht müssen. Auch Orte für den informellen Aus- working“, Telearbeit). Trotz aller Mobilität
überschreiten, wobei die empfohlenen tausch (im positiven Sinn) können gepflegt und Flexibilität sind persönliche Kontakte
Werte bei 35 bis 45 dB(A) liegen.3 werden: Durchgangs-, Verbindungs- und für die fachliche Abstimmung wichtig und
Zwischenräume (Flure, Foyer, Innenhöfe, gewinnen mit wachsender Mobilität sogar
Formelle und informelle Kommunikation Fahrstuhlbereiche, Balkone, Vorzonen...). noch an Bedeutung.
Wir unterscheiden zwischen formellen und Identität der Arbeit ist durch Raumkultur
informellen Kommunikationsstrukturen: sowie durch Arbeits- und Kommunikations- Spezialitäten und Zukunft
Formell sind die offiziell in der Verwaltungs- kultur geprägt. Die Arbeitsprozesse haben sich für alle
organisation geregelten Kommunikationen, grundlegend verändert, wobei vor allem
deren Diskussions- und Entscheidungs- Neue Medien ersetzen nicht persönliche im Bereich der Kommunikation der Wandel
inhalte bekannt werden müssen (Proto- Kommunikation tiefgreifend ist. Hier haben sich zahlreiche
kolle). Informelle Strukturen sind dagegen Fortschritte in der Kommunikationstech- neue Arbeitskonzeptionen, -systeme und
ungeregelt und finden laufend statt. Sie sind nologie ermöglichen die Entkopplung der -organsiationen entwickelt:
sehr wichtig („Öl im Getriebe“), aber auch Arbeit vom Unternehmen und führen zu • Netzwerke über räumliche Distanzen
gefährlich, da sie die formelle Kommunikati- neuen Formen der Arbeitsorganisation. Die • synchronisierte PC/Teamsoftware
on „unterwandern“ können (Geheimabspra- meisten Informationen, die zum Arbeiten • 7 x 24h-Bearbeitung/Dienstleistung
chen). Dazu die Beispiele: benötigt werden, sind heute unabhängig • Bearbeitung über Distanz
von Ort und Zeit verfügbar. Eine kontinu- • hochmobile Dienstleister
• Formell räumlich: Besprechungstisch, • „Informations-Scouts“
Sitzungszimmer, Konferenzsaal...
Kommunikationskultur
• Formelle Organisation: Brainstorming, Demenstprechend ist auch eine neue Kate-
Aus- und Weiterbildung, Schulung... Arbeitskultur gorie von Arbeitsräumen entstanden:
Offene Beratungsräume – Hallen mit Bera-
Identität
• Informell räumlich: beim Fahrstuhl, im tungsstationen – Reisebüro mit Beratungs-
Café, im Bus zum Büro... stationen – Bank für Normalkundschaft – ex-
• Informell („organisiert“): regelmäßiger klusive Beratung – Bank für Spezialkunden
Privattreff, Zugehörigkeit zu einer Organi- – spezifische Kundenberatung auf Luxus-
sation... insel – Forschung, basierend auf Kommuni-
Raumkultur
kations- oder Denkräumen – spionagefreie
Räume...
Identitätsebenen
179
Arbeit und...
Besprechen Projektarbeit
Informationsaustausch zwischen Konzentrierte Arbeit einer Gruppe an einer
Teammitgliedern definierten Aufgabe Seminar
Für aktives Lernen via Aktionen und
Übungen
Wissensvermittlung und
Kompetenzerweiterung
Konferieren Forum
Zusammenkunft der Führungskräfte. Bereiche zum Verweilen und für informelle
Strategische Arbeit Klein-Meetings. Teilabschirmungen für kurze
Gespräche Training
Einüben von Techniken und Kenntnissen
Stark aktionsgeprägt
Tagen
Präsentation von Ergebnissen und
Entwicklungen
180
Kommunizieren
Informationsaustausch
Personen Raumbedarf/qm Räumliche Anforderungen
2
Kommunikationsformen, Raumbedarf und Anforderungen
181
Landmark
Landmark Die Eigentümer zweier Firmen aus unter- Die Klimafassade liegt als vollständiger
Hasendorferstraße 96 schiedlichen Sparten mit unterschiedlichen Wintergarten rund um das Gebäude herum.
Leibnitz (AT) Visionen, Zielen, Strategien und Kunden Er beinhaltet Pausenräume, Besprechungs-
wollten ein gemeinsames Bürogebäude räume, Terrassen. Die Außenräume – Gar-
Love bauen, um das Wachsen ihrer Firmen ten, Dach, Terrasse – sind im Abstand von
Graz räumlich aufzunehmen, nach außen hin maximal 25 m mit EDV-Anschlussbuchsen
darzustellen und die gemeinsamen Syner- ausgestattet. Im Sommer wird dort ver-
Fertigstellung gieeffekte zu nutzen. Es wäre unsinnig stärkt gearbeitet.
1999 gewesen, diese Vielfalt bildlich im Gebäude In der Kernzone liegen das Chefbüro und
auszudrücken, ohne die dafür notwendigen der Besprechungsraum als abgeschlossene,
Büroarbeitsplätze Freiräume zu schaffen. In beiden Firmen private, vertrauliche Räume und trennen
9-49 sind die Mitarbeiter/-innen nicht direkt am gleichzeitig die rundumliegenden Arbeitsflä-
Unternehmen beteiligt. Demnach ist das chen in die entsprechenden Arbeitsbereiche
Gebäude nicht ihr Eigentum. Freibereiche mit jeweils sinnvollen Raumgrößen. Direkt
sind somit Bereiche, die eindeutig frei, also an die Kernzone sind die Supporting-Zonen
wie Eigentum benutzt werden können. Die angegliedert: Seminarraum am Dach, Hard-
Freiräume sind in zwei Schichten um die ware im Erdgeschoss, Café und frische Luft
Kernzone des Gebäudes gelegt. in der Mitte.
182
Kommunizieren
relevante Themen
KOMMUNIZIEREN IN PROJEKTEN
2er-Gespräche
2-6 Personen
6-12 Personen
KOMMUNIKATIONSRÄUME
Tische
Büro
Besprechungsraum
FORMELLES KOMMUNIZIEREN
Informationsaustausch
Ideenentwicklung
Aus- und Weiterbildung
INFORMELLES KOMMUNIZIEREN
Balkon
Lichthof
Dachterrasse
Garten
KOMMUNIKATIONSHIERARCHIE
Chefbüro
keine
Schnitt M 1:500
Grundriss OG M 1:500
183
Villa VPRO
Villa VPRO Das Bürogebäude „Villa VPRO“, gebaut für kompakten Baukörper, den Bezügen zur
Sumatralaa 45 eine niederländische Fernseh- und Rund- umliegenden Landschaft, aber vor allem
Hilversum (NL) funkanstalt, stellt einen Prototyp der Bauten in der Ausdifferenzierung der Innenräume
für Kommunikation dar. Das liegt einerseits und der Erschließung. Sechs Geschoss-
MVRDV daran, dass die Arbeit, die dort verrichtet platten mit einer Grundfläche von circa 50
Rotterdam wird, selbst sehr kommunikativ ist, und an- x 50 m werden durch drei verschiedene
dererseits daran, dass das Endprodukt der Wegerouten im Inneren zu einem Raumkon-
Fertigstellung Arbeit Kommunikation und Unterhaltung ist. tinuum verbunden. Die daraus entstandene
1997 Die alten Büroräume der einzelnen Einrich- Bürolandschaft, verbunden durch Plateaus,
tungen waren in mehr als einem Dutzend Rampen, Treppen und Hügel, bietet eine
Büroarbeitsplätze freistehender Villen untergebracht. Diese Fülle an unterschiedlichen Räumen. So
ca. 350 räumliche Ausgangslage hat die Arbeitswelt, wechseln sich im Inneren größere offene
Organisationsstruktur und die Identität der Bereiche mit intimen Räumen und privaten
Arbeit einzelner Redaktionen nachhaltig Teilflächen ab. Entlang dieser Wege können
geprägt. In dem Entwurf ist es gelungen, die Räume nach Bedarf angeeignet und die
das Motiv der „Villa zum Arbeiten“ weiter- Arbeitsplatze frei und nach Belieben organi-
zudenken. Es spiegelt sich deutlich in dem siert werden.
184
Kommunizieren
relevante Themen
KOMMUNIZIEREN IN PROJEKTEN
2er-Gespräche
2-6 Personen
6-12 Personen
KOMMUNIKATIONSRÄUME
Tische
Büro
Besprechungsraum
FORMELLES KOMMUNIZIEREN
Informationsaustausch
Ideenentwicklung
Aus- und Weiterbildung
INFORMELLES KOMMUNIZIEREN
Balkon
Lichthof
Dachterrasse
Garten
KOMMUNIKATIONSHIERARCHIE
Chefbüro
keine
Schnitt M 1:500
Grundriss OG M 1:500
185
Arbeit und...
186
Gestalten, Designen
187
188
Gestalten, Designen
Das Thema „Gestalten, Designen“ scheint Gestalten ist eine Teilhandlung des Entwer- Gerne würden wir den Begriff „Gestaltung“
ein reines „Bauchthema“ zu sein. Und doch fens – es zielt auf die formalen Aspekte für Prozesse vorbehalten, bei denen dem
ist die Durchdringung, die thematische des gesamten Prozesses. Wir führen beide Gegenstand nicht nur eine Form, sondern
Strukturierung des Gestaltungsprozesses Begriffe auf – „Gestalten“ und „Designen“. auch eine Bedeutung oder gar ein Sinn
möglich und erweitert die Entwurfsstra- Im deutschen Sprachgebrauch kann „Desig- zugemessen werden kann. Es macht dann
tegie. So liegt im Erkennen der Zusam- nen“ leicht abwertend verstanden werden, einen wesentlichen Unterschied, ob ich
menhänge zwischen interdisziplinären im Englischen hat es die umfassende Be- eine Freiraumgestaltung eines Verwaltungs-
Anforderungen und deren zwingenden oder deutung von „Gestalten und Entwerfen“. Es gebäudes nur als „Bepflanzungsaufgabe“
möglichen Auswirkungen auf die Architektur gibt jedenfalls die bekannte und in manchen sehe, oder ob ich einen wundervollen
ein erweitertes Potenzial für die Thematisie- Fällen durchaus auch berechtigte Kritik, Außenraum schaffen kann, der zum einen
rung und für Gestaltungsmöglichkeiten in dass ein Objekt nur „auf Design“ getrimmt einen hohen Erholungswert für die Beleg-
der Architektur. sei und funktional oder ökonomisch wenig schaft bietet und zum anderen die Corpo-
Substanz habe. rate Identity des Unternehmens unterstützt.
Durch das breite Aufzeichnen der Gestal-
tungsspielräume einer Aufgabe wird dem Alle vom Menschen geschaffenen Struk- Und so betrifft Gestaltung alle Ebenen: den
Entwerfenden ein Weiten des Blicks, ein turen und Objekte haben eine Form; sie Rohbau, den Ausbau, die Peripherie, die
Einsortieren und Einordnen abverlangt. Im sind erdacht, geplant, hergestellt, verpackt... Homepage, die tägliche Arbeit..., und damit
nächsten Schritt ist er gezwungen, sich zu – sie alle unterliegen formalen Prozessen, verstehen wir auch, dass Gestaltung primär
positionieren und bewusst auf vermittelbare aber deswegen haben sie noch nicht zwin- sogar den Entwurfsprozess beinhaltet.
Gestaltungselemente zu beschränken. gend eine Gestalt.
Im Gespräch mit den Kunden kann die
vorgeschlagene Architektur so argumentativ
besser vermittelt und mit einem „mehr“ an
Bedeutung versehen werden.
189
Gestalten, Designen beruht auf Strategie, Improvisation und Kreativität
2 Kontinuierliche
Rückkopplung
„Die Nähe zum städtischen Freiraum- und Naherho- „Wir interpretieren Funktionen, damit wir optimal auf „Ziel meiner Entwürfe sind immer die Optimierung
lungsnetz hat Einfluss auf unser Projekt.“ die spezielle Aussichtslage reagieren können.“ von Materialaufwand und Raumertrag“
Haben großmaßstäbliche Planungs- und Gestal- Gibt es gestalterische Kriterien bei der Standortwahl
Welchen Standard haben wir zu erfüllen:
tungsprozesse (z. B. Parklandschaften, Naherholung)
- Stadt mit qualitätsvollen Räumen (z. B. Flusslage) Low, basic, minimal – high-end, repräsentativ
eine Bedeutung für unser Projekt
- Quartier (z. B. Images, „angesagt“, In-Viertel...) Können oder sollten Standards hinterfragt werden
Gibt es eventuell regionale/ortstypische Gestaltungs-
traditionen, die Einfluss auf den Entwurf haben
Nachhaltige Gestaltung – Gestaltung für Nachhaltigkeit
Auf welchen Maßstab nehme ich Bezug; pflege ich Gestaltqualitäten der umgebenden Strukturen: Morpho-
ein regionales oder eher ein internationales Objekt logie und Typologie, Bestand, Freiraum, Verkehrsräume... Gibt es unterschiedliche Standards für Rohbau,
Gebäudetechnologie, Ausbau, Möblierung
Auf welchen Ebenen sind Gestaltungsrichtlinien Gestaltqualitäten des Orts: stadträumliche Situation,
vorhanden Vegetation, Licht und Farbe, Geräusche, Materialität Will man einen Ausstattungsstandard erreichen oder
gibt es verschiedene
Gestaltungskoordination mit Kommunen, Nachbarn
(Standortaufwertung, Beiträge öffentliche Räume...).
Wie reagiere ich im Entwurf auf Stimmung und Atmo- Welche Bereiche sollen besonders ausgestattet
sphäre des Orts, auf das Image der Umgebung werden (z. B. Chefbüros, Repräsentationsbereiche...
Integrale Gestaltung des Gesamtgrundstücks
oder Lounge, Café, Dachgarten...)
(Verkehr, Vorfahrt, Zugänge, Freiraumgestaltung,
Leitsysteme, Beleuchtungskonzepte...).
Gestalterische Antworten zu den anderen Themen- In welchem Verhältnis stehen Aufwand/Nutzen bzw.
feldern (Sich verorten, Kommunizieren, Trennen/ welcher Mehrwert entsteht (Kunden, Team...)
Gestalten, Designen in unterschiedlichen Maß-
Verbinden)
stabsebenen
Integrale Gestaltung in allen Maßstabsebenen Gestaltungsqualitäten und -defizite in der Lage Klärung und Vereinbarung der Standards
Stadträumliche Vernetzung Bedeutung der Gestaltung in spezifischer Lage Optimierung Materialaufwand/Raumertrag
Grundstück Möglichkeiten der Mitgestaltung der Lage Strategie Gestaltungsaufwand für unterschied-
Gebäude Gestaltung der Architektur bezüglich Lage liche Ebenen
Bereiche, Räume, Arbeitsplatz, Möblierung
190
Gestalten, Designen
„Es geht nicht nur um gestalterische Umsetzung von „Ich stelle mir vor, wer wie lange in dieser Architektur „Faszinierend finde ich eine starke Identität, die aber
Funktion – Funktion kann selbst gestaltet werden.“ Zeit verbringt – dann lasse ich noch mehr weg.“ geheimnisvoll ist, die ich nicht sogleich verstehe.“
Wie weit macht das Credo „form follows function“ Ist es ein Projekt, das stark auf den Zeitgeist ein- Muss jedes Gebäude eigene Identität zeigen – oder
Sinn, wenn Funktionen sich stark verändern gehen muss, oder kann es sich davon unabhängig genügt es, wenn eine Quartiersidentität da ist
machen
Wo liegen Gestaltungsebenen, die die Funktion nicht Wenn ich entwerfe, wird dann meine Identität gebaut
stören oder wird es die Identität des Bauwerks
Werden hier viele Leute kurz oder wenige lange Zeit
anwesend sein Und wie gestalte ich dann
Wer benötigt welche Identitäten: Welche die Entwer-
Welche Funktionen sind wirklich beständig ( Treppen- fenden Welche die Benutzenden Für wen baue ich
haus, Service) und können definitiv gestaltet werden
Funktionsdesign Transformiert sich die Identität von Architektur im Laufe
der Zeit, und wenn ja, wie Wie gehe ich damit um
Ungeklärte Funktionen können eventuell modifiziert Gestaltung und Erscheinung bei
werden und ermöglichen Gestaltungsspielräume. Tag/Nacht – Jahreszeiten/Wetter
Wie korrelieren Identität und Standards
Ausstattungsniveau – Materialität – Design – Grad
Wo liegen eventuell Widersprüche zwischen ersten Können durch Arbeitsintervalle wechselnde Ansprüche
der Flexibilität – Arbeitsplatzqualitäten – technische
Entwurfsvorstellungen und Programmfunktionen entstehen
Details – Qualität
Tageszeiten – Teilbereiche des Gebäudes
Was soll wie gestaltet, „designt“ werden
Welche Bauteile haben welche Lebensdauer Und Ist die Gestaltung ein vom Corporate Identity
Bleibt dabei die Funktionalität gewährleistet
wie gestalte ich diese aufgrund solcher Kenntnisse unabhängiges „Image“ (geeignet für verschiedene
- Unbrauchbares Design Unternehmen) oder speziell zugeschnitten für nur
- chic aber unbequem Gestaltung und Design für limitierte Gebrauchspha- eine Firma
- nur zum Angucken sen oder für gesamten Lebenszyklus
Gibt es unterschiedliche Identitätsbilder nach sozialen,
ökonomischen, kulturellen und ethnischen Gruppen
Finden Aspekte der Arbeitsphysiologie Beachtung Welche Funktionskomponenten entwickeln sich,
- Anregendes/ermüdendes Design welche bleiben konstant Konsequenzen für die
Sind Identitäten letztlich „käuflich“ – also per Auftrag
- Materialität, Haptik Gestaltung
„designbar“ Oder entlarvt sich gekaufte Identität
Mehrfaches Abgleichen von Entwurf und Funktion Lebensdauer von Funktionen, Konstruktionen Lebensdauer von Funktionen, Konstruktionen
Gestaltung ist Form mit Bedeutung Funktions-Zeit-Diagramm Funktions-Zeit-Diagramm
Funktionen entwicklen und Funktionsdesign zeitgenössisch und zeitlos zeitgenössisch und zeitlos
Kulturelle und philosophische Fragen zur Identität
191
Gestalten und Designen als Prozess
Gestalt ist Form mit Bedeutung. Gestalten von Gestaltung zu schärfen – darin finden • Zeitabläufe, Zeitorganisation und räum-
meint die Suche nach Form (Struktur, Di- wir oft erst den grundlegenden Sinn oder liche „Verteilung“ der Mitarbeiter/-innen
mension, Proportion), Materialität (roh und zusätzliche Verankerungen für den formalen sowie deren Mobilitätsorganisation;
Verbund, Oberfläche, Haptik) und Farbigkeit. Gestaltungsprozess. Für unsere Kunden • die Frage nach der Belegschaft: Wie ist
Architektur verlangt eine sehr breite Aus- ist dieses breite Verständnis zentral; die diese konstituiert, welche Qualifikationen
einandersetzung mit Gestaltungsthemen vorgeschlagene Architektur wird an für sie wird sie haben, aus welchen Milieus wird
und -prozessen. Die Breite wird in verschie- wichtige Themen gebunden und erhält ein sie vorwiegend kommen, wird es Alters-
denen Ordnungssystemen wirksam: Wählen „Mehr“ an Bedeutung, vielleicht sogar an oder Geschlechtertrends geben
wir beispielsweise die Begriffe „Mensch, Sinn. „Breite“ meint nicht zwingend die
Technik, Umwelt“, so wird eine eher fun- „gesamte mögliche Breite“, sondern eine Im Erkennen der Zusammenhänge inter-
damentale Auseinandersetzung impliziert. breite Recherche, dann aber durchaus auch disziplinärer Anforderungen und deren
Reden wir aber von „Entwurfsphasen der selektive Auswahl und thematische Ein- zwingenden oder möglichen Auswirkungen
HOAI“, verstehen wir den Gestaltungspro- schränkung. Nur nach „breiter Sichtung des auf Architektur liegt erweitertes Potenzial
zess eher als professionell organisierten Problems“ sind Vereinfachungen zulässig. für Gestaltungsthemen und -strategien.
Arbeitsablauf im Architekturbüro. Allgemeine Überlegungen zur Gestalt, zur
Wir nehmen gestaltete Architektur wahr. Stilpersistenz, zu Funktion und Form sowie
Es ist immer anregend zu untersuchen, wie Die Gestaltung interessiert final – in ihr wird zu typologischen Formkonzepten finden sich
und ob ein eigenes Projekt auf unterschied- die gesamte Auseinandersetzung als Kunst auch im ersten Kapitel.
liche Themensetzungen reagiert, welche verselbstständigt. Die Probleme ursprüng-
Gestaltungsthemen dabei aktiviert werden licher Problemstellungen sind dann nicht Aspekte der Gestaltung
oder eher „stumm“ bleiben. Die thema- mehr sichtbar – es steht Baukultur da. Im Folgenden werden einige allgemeine
tische Strukturierung des Gestaltungspro- und spezifische Gestaltungsthemen für
zesses gehört zur Entwurfsstrategie. Ein Zudem beeinflussen zahlreiche weitere das Entwerfen von Verwaltungsbauten und
Beispiel: Habe ich einen kostengünstigen (disziplinäre) Themen den Entwurf: Architektur der Arbeit thematisiert.
Bürobau zu entwerfen und thematisiere • die Organisation von arbeitenden Per-
dann mein Projekt als „Bürobau, der sämt- sonen in Strukturen und Teams; Kriterien zur Formfindung:
liche Errungenschaften des 20. Jahrhun- • im Speziellen die Rechte, Pflichten, Trotz harter Vorgaben in Programm, Technik,
derts vereint“, so habe ich das Gestaltungs- Verantwortlichkeiten, die Hierarchien und Nachhaltigkeit, Ökonomie et cetera gibt
thema sicher falsch gesetzt. Wir werden Mitwirkungsmöglichkeiten im Betrieb; es dafür keine Rezepte – es gibt nur die
immer das Problem haben, zum einen mit • Kommunikationsprozesse, Informations- jahrelange Auseinandersetzung. Selbst die
der notwendigen Breite zu arbeiten, dann flüsse (ausdifferenzierte Anforderungen Titanen positionierten sich diametral: „form
aber mit „zulässigen Vereinfachungen“ den für Teams und einzelne Mitarbeitende); follows function“ (L. Sullivan), „form follows
Entwurf strukturierbar (und kommunizierbar) • Unternehmensgeschichte und -entwick- form“ (P. Johnson) und „form follows mind“
zu machen. Als Planende haben wir unser lung; Unternehmensstrategie, -positionie- (W. Jaray) ... wir haben für das Entwerfen
Verständnis für einen erweiterten Begriff rung, -neuprofilierung...; eben eine eigene Haltung zu entwickeln.
192
Gestalten, Designen
Baukultur und Baukunst: definiert sein, was mitunter zu Konflikten die Strukturen, Ressourcen und immateri-
Die Großartigkeit historischer Verwaltungs- mit dem Umfeld führen kann. Als Beispiele ellen Netze gemeint.
bauten (Stoa in Athen) und die eindrück- lassen sich hier technologische Betriebe
lichen Beispiele autochthonen Bauens wie Porsche und Olivetti nennen, deren Gestaltung des Umfelds
(ein „Kontorhaus“, ein „persischer Basar“) Unternehmensinhalte sich gut in Architektur Als erste Entwurfsaktion haben wir das
werden in der Neuzeit ergänzt durch eine abbilden lassen. „Verorten“ vorgeschlagen (siehe Seite 115);
Flut von Werk-Bildern. Beide Wege stehen wir versuchen zuerst, den Ort, den Kontext,
offen: Ob wir Architektur als Einzelikone po- Innovatives Innenleben die umgebenden Strukturen zu verstehen.
sitionieren wollen oder „aktuelle Allgemein- Andererseits gibt es viele Bürobauten, de- Mit jedem Architekturprojekt haben wir
gültigkeit“ entwickeln – der Anspruch auf ren gesamtes Erscheinungsbild keine Rück- den Dialog mit den urbanen Strukturen,
Baukultur muss bestehen bleiben. schlüsse auf Mieter und Arbeitsthemen dem Stadtraum zu eröffnen. Für den Dialog
zulassen, die also allgemein für das Arbeiten mit dem Kontext sind die Gestaltung der
Architektur-Bilder dastehen. Im Inneren finden wir vielleicht Erschließung und des Umfelds von hoher
In diesem Spannungsfeld hat das Erfinden eine spezielle Raumgestaltung, mit der sich Bedeutung. Insbesondere ist hier die
neuer Bilder unterschiedlichen Stellenwert; die Entwerfenden oder die Nutzer/-innen Zusammenarbeit mit anderen Fachleuten,
ob der Druck zu „neuen Bildern“ sinnvoll individuell und innovativ darstellen. den Verkehrsplanern und den Landschafts-
ist, darf hinterfragt werden. Innovative planern wichtig. Nur so kann die gesamte
Bilder sollen für innovative Firmen spre- Unterstützung der „Normalproduktion“ Aufgabe mit den Ansprüchen der jeweiligen
chen. Bildstärke ist keine Qualitätsgarantie: Dem größten Teil der Bauproduktion man- Disziplinen gestaltet werden.
McDonald‘s wird von allen erkannt, aber wir gelt es leider an Qualität. Es kann demnach
sind uns über dessen Lächerlichkeit einig. Ziel eines hochqualifizierten Büros sein,
Es ist weiterhin denkbar, dass die Architek- Architekturen zu realisieren, die in ihrer „ak-
tur aus dem Ort, dem Umfeld, der Topogra- tuellen Allgemeingültigkeit“ verstanden und
fie und der Geschichte völlig losgelöst von kopiert werden können. Architektur erhielte
den Arbeitsinhalten entwickelt wird – bis hin so mehr Relevanz und Nachhaltigkeit. In
zu einer gewissen Unabhängigkeit von der einer solchen allgemeingültigen Architektur
Funktion. Dies ist auch der Fall, wenn ein müssten vor allem die Kriterien für Zukunft
bestehendes Gebäude umgenutzt wird und exemplarisch erfüllt sein:
nur Räume angepasst werden. Ebenso kann • flexible Strukturen für lange Lebenszeit;
eine mögliche inhaltliche Verwandtschaft • ein nachhaltig intelligenter Umgang mit
zwischen der Tätigkeit oder der Produktion Ressourcen (Material, Raum, Energie...); MFO-Park in Zürich Oerlikon, Burckhardt + Partner und
einer Firma und der für sie zu konzipieren- • und ein baukultureller Beitrag zur „Archi- Raderschall Architekten
Inmitten eines neuen Wohn- und Arbeitsquartiers nimmt
den Architektur hergestellt werden. So tektur in der Stadt“, also zum Bauwerk, dieser Park eine herausragende Funktion als Treffpunkt
kann mit der Architektur die Corporate das im Dialog mit dem Ort steht. Damit und Erholungsraum ein. Sein stetiges Wachstum und die
damit verbundene Bild-Transformation faszinieren von Jahr
Identity über den vorgegebenen Brand hart sind nicht nur der Raum, sondern auch zu Jahr neu.
193
Maximale
Regelmäßigkeit bei
„idealer“ Geome-
trie
Geordnete Vielfalt
Identifikation, Einverständnis, Be-
Bedürfnis nach Ausgewogene Span-
Übereinstimmung
haglichkeit, Schönheit, Bedeutung,
nung, Harmonie, GESTALT
Verbundenheit...
Komplexität
Maximales Produkt
aus Einheit und
Mannigfaltigkeit
194
Gestalten, Designen
(angebotene) (mögliche)
GESTALTQUALIT TEN GESTALTUNGSMITTEL
195
Alle Beteiligte Funktionen
Nutzer/-innen Allgemein
Spezifische Teilfunktionen
VORGABEN
Alle Beteiligte Je nach Arbeit ist eine unterschiedliche - Beteiligte als eine Nutzung verstehen.
Nutzer/-innen Anzahl von Nutzergruppen beteiligt. - Funktionsgerechte Gestaltung für Nutz-
Welche Bedürfnisse haben diese; sind diese ergruppen (zum Beispiel Front-Office und
ähnliche oder divergieren sie Back-Office).
Wie gestalten wir Räume für sie - Eine Funktion mit besonderer Bedeutung
und besonderem Gestaltungskonzept
besonders hervorheben (z. B. Lounge).
- Mögliche Leitideen (z. B. öffentliches und
sichtbares Arbeiten, gläserne Produktion)
II
KRITERIUM B
Aspekt 1
Aspekt 2
Aspekt 3
Standards
Minimal
KRITERIUM A
Werkzeug: Beziehungsschema einer Verwaltung1
Durchschnittlich – 08/15 Aspekt 1
De luxe Aspekt 2
Aspekt 3
Architektonische Komponenten
Außen = Grundstück, urbane Anbindung
Hülle = Fassade
Innen = Räume und Strukturen
196
Gestalten, Designen
Standards Architektonische Komponenten Gestalt/Design
Minimal Außen = Grundstück, urbane Anbindung Bilder, Stile, Sprachen...
Durchschnittlich – 08/15 Hülle = Fassade Innovation, Kohärenz, Brüche...
De luxe Innen = Räume und Strukturen Charakter, Stimmung...
UMSETZUNG GESTALTUNG/ENTWURF
- Gibt es ein Hauptziel oder eine Nutzer- - Welche Komponenten können was leisten, - Bilder für bestimmte Adressaten: Ge-
gruppe mit spezifischen Standardvorstel- als Gesamtes oder als Einzelelemente schmack, Stil, Zeitgeist, Styling, Experi-
lungen - Gestalt des Gebäudes für: den urbanen ment
- Haben wir unterschiedliche Standardvor- Kontext und/oder für Kundschaft (Image) - Soziologische Komponenten: Identifika-
stellungen zu erfüllen - Raumgestaltung für den Kunden/Beleg- tion, Anregung, Identitätsbildung
- Um welche Art Arbeit geht es und wie schaft - Hinzuziehung weiterer professioneller Be-
ist deren Wertschöpfung (Anwaltskanzlei, - Sonderelemente für beide Gruppen: Emp- teiligter: Kommunikationsberater, Farbge-
Architekturbüro...) fang, Sitzungszimmer, Café, Sanitärbereich stalter, Unternehmensberater, Corporate
- Ist die Wertschöpfung einheitlich oder - Welche Komponenten sind zur Gestaltung Identity, Entwurf, Kunst...
unterschiedlich welcher Funktionen erforderlich
- Themen: „belegschaftsfreundlich“, „super- - Mögliche Kombinationen zum Thema
clean“, „repräsentativ“, „Understatement“... „neutrale und spezifische Ausgestaltung“: - Thema abbildbar – Olivetti, IT, Porsche
- Werden Funktionen exzessiv baulich unter- außen neutral – innen spezifisch... - Funktion (Produkt) wird architektonisch
stützt - Auflösung der Widersprüche zwischen umgesetzt und lesbar
- Welche zusätzlichen Funktionen wären Architekturkonzept und funktionalen Be- - losgelöst von der Funktion
wünschenswert, sind aber High-Standard dürfnissen - Funktionalismus als Stilbild
- Reale Einschätzung des Standards und - Gibt es Gestaltkulturen (vorhandenes Cor-
folgerichtige Strategie für den Entwurf porate Identity, Brand), die übernommen
- Standard bezüglich welchen Faktoren: - Standard unterschreiten (= möglich), Stan- werden können
Fläche, Ausstattung, Lage, Arbeitszeit... dard überschreiten (= großes Problem!)
- Beziehen wir lieber mehr Lohn/Gewinn - Zum Beispiel Hülle: sehr aufwendige - Vorgegebene Standards für die Aufgabe:
als in höchstem Standard zu arbeiten Fassade versus einfache Lochfassade „schlanke Verwaltung“, „Repräsentation
- „Einfache Kiste“ versus „Gestaltung von - Zum Beispiel Volumensprache: einfache einer Privatbank“, „Minimal Start-up“...
A bis Z“ Kiste versus komplexe Raumlandschaft - Bewusstsein über Kostenfolgen be-
stimmter Gestaltungsansprüche
Die Eigenlogik des Projekts: Wie entwerfe - Integrale Gestaltung über gesamtes Werk
ich rational eine kohärente Architektur - „Trägerarchitektur“: Rohbau, Hülle, Er-
schließung unter Kontrolle – Ausbau bleibt
bei Mieter/Käufer
- Positionierung des Projekts, Projektstrate-
gie (Image, Habitus, Schwerpunkte...)
197
Südwestmetall
Südwestmetall Das Projekt befindet sich im Altstadtzen- der drei Einzelbaukörper verdichten sich die
Schulstraße 23 trum Reutlingens, dessen Bebauungs- Baumassen auf dem Grundstück und es
Reutlingen (DE) struktur durch eine Vielzahl von Gründer- entstehen vielschichtige Zwischenräume,
zeitbauten geprägt ist. Der Entwurf vereint die mit spezifischen Nutzungen belegt wer-
Allmann Sattler Wappner in einfacher Form, jedoch mit komplexer den. Ornamentplatten aus Metall werden
Architekten Umsetzung, die städtebaulichen Vorgaben ebenerdig auf die gesamte Grundstücks-
München des Orts mit dem Wunsch nach Eigendar- fläche gelegt sowie als Sockelgeschoss-
stellung von Südwestmetall als Verband der verkleidung drei Meter an den Häusern
Fertigstellung Metall- und Elektroindustrie. Die Assoziation hochgeführt. Diese lichtdurchlässigen Plat-
2002 „Stadtvilla mit Garten wird durch die Eigen- ten definieren an der Fassade die Begren-
art des ungewohnten Oberflächenmaterials zungen zwischen öffentlichem Raum und
Büroarbeitsplätze verfremdet. Die Funktion der Geschäftsstel- den privaten Bereichen von Südwestmetall.
9-49 le des Arbeitgeberverbands der Metallindus- Die Außenoberflächen der Fassaden über
trie wird mit dem verwendeten Material dem Sockelgeschoss bestehen aus einer
repräsentiert. Durch additive Anordnung durchgehenden satinierten Edelstahlhaut.
198
Gestalten, Designen
relevante Themen
FUNKTIONEN
allgemein
spezifisch
Geschäftsstelle
STANDARDS
minimal
08/15
de luxe
KOMPONENTEN
außen
Hülle
innen
GESTALT/DESIGN
Oberfläche Fassade
Schnitt M 1:750
Grundriss OG M 1:750
199
Hürlimann Areal, Zürich
Hürlimann Areal In Zusammenhang mit der Revitalisierung Gesamttakt führen würde, keine eigene Sta-
Brandschenkestraße 70-152 einer größeren Industriebrache (ehema- tion durchgesetzt werden. Teile der neuen
Zürich (CH) liges Brauereigebäude Hürlimann) mitten Strukturen sind als Verwaltungsbauten ange-
in der Stadt wurde in Workshops mit der legt. Diese sind in einer Serie von Standard-
Metron Stadt und den Investoren ein dem industri- typologien mit großer Zurückhaltung aber
Zürich ellen Charakter verwandtes Raumkonzept auch mit Präzision, quasi mit industriellem
erarbeitet. Dieses sollte mit unterschied- Understatement, ausgestaltet. In einer Flan-
Fertigstellung lichsten Nutzungen belegt werden können. ke ist das Unternehmen Google einquar-
2005 Einige der attraktiven historischen Gebäude tiert; es zeichnet sich durch einen verspielt
konnten so erhalten werden. Trotz optimaler witzigen Innenausbau aus, der das äußere
Büroarbeitsplätze Lage an einer S-Bahn-Linie, konnte, mit der Erscheinungsbild beinahe konterkariert.
> 250 Begründung, dass dies zu Engpässen im
200
Gestalten, Designen
relevante Themen
FUNKTIONEN
allgemein
spezifisch
STANDARDS
minimal
08/15
de luxe
KOMPONENTEN
außen
Hülle
innen (Mieter)
GESTALT / DESIGN
Innenausbau
Schnitt M 1:1500
Grundriss RG M 1:1500
201
Arbeit und...
202
Periphere Dienste und technische Peripherie
203
204
Periphere Dienste und technische Peripherie
Büroraum gemietet
Zur Peripherie gehören auch die urbanen Besprechung im Cafe
Repro Freiraum
Freiräume und die Verkehrsräume. Deren
Gestaltung hat für die Verortung eine beson-
dere Bedeutung. Poststelle im Haus, größere Firmen Quartiersperipherie – kempertrautmann.haus, Hamburg
205
Peripherie beruht auf Erleichterung
„Die Auftraggeber wollen sich klar positionieren in der „Wir rufen hier viele qualifizierte periphere Dienstleister „Als graphischer Betrieb benötigt die Firma High-end
Angebotsvielfalt und -konkurrenz dieses Stadtteils.“ ab und entlasten so unser Raumprogramm.“ Peripherie – das muss woanders eingespart werden.“
Karte mit Peripherie-Angeboten: Wo können Leistungen Für die Arbeit notwendige Funktionen – und Entschei-
extern bezogen werden und wie sind diese erreichbar
Frage nach extern und intern Angebote und Nachfragen im Quartier Notwendige und erwünschte Peripherie
Mengen, Abholdistanzen, Preise Notwendige, erwünschte, zusätzliche, fehlende Kostenvergleiche intern/extern
Entwicklung des Quartiers Konsequenzen auf das eigene Programm Qualitäts- und Komfortvergleiche
Verhandlungen im Quartier-Netzwerk
206
Periphere Dienste und technische Peripherie
„Der Erwerb dieser Mini-Fabrik wäre genial... aber wir „Die Beratertruppe der Firma ist zu 50% international „Dieses Hightech-Unternehmen wünscht sich eine
müssten dann einige eigene Dienste outsourcen!“ unterwegs – wir planen hier einen Stützpunkt!“ witzige, verkitschte Requisitenlandschaft als Interieur!“
Raumprogramm über alle peripheren Funktionen und Welcher Lebenszyklus wird angestrebt
Räume zur Gewährleistung der Arbeitsabläufe - Kurze Zyklen (1 bis 2 Jahre)
gs- Welche Ansprüche bestehen bezüglich Mobilität und
- Normale Zyklen, bis amortisiert (3 bis 4 Jahre)
- „Freak“: immer „up to date“ Welche Identität soll vermittelt werden
Homeworking (z.B. Notebooks, Accounts zuhause)
Design Architekturbüro – Tragwerksplaner – Steuer-
Welche Entwicklungen sind zu erwarten und wann beratung – öffentlicher Dienst, Behörde...
Wie ist der Background organisiert, was wird aufge- sollen technische Geräte ersetzt werden
teilt Erfordert die Identität gewisse Standards
Welche Öffnungszeiten und Lieferzeiten haben die
Ausstattungsniveau, Materialität, Design, Arbeits-
externen peripheren Dienstleister
Welche Raumanordnungen stehen zur Disposition platzqualitäten, technische Qualität der Maschinen...
Habe ich eventuell eine innovative Lösung übersehen Welche Performance (Qualität, Preise, Lieferzeiten,
Termintreue) bietet die externe/hauseigene Logistik Apple Macintosh oder Windows-PC
Bei welcher Firma kann ich meinen Auftraggebern eine
vergleichbare Lösung zeigen
Ist die Peripherie ein zentraler Bestandteil der Identi-
Gibt es Hauptnutzungszeiten und wenn ja, wann tät oder „ist sie einfach da“
(z. B. die meisten drucken um 17 Uhr)
Gelingt schonungslose Wertung der Funktionalität Wird die Peripherie möglichst in den Hintergrund
Unbrauchbares Design – chic aber unbequem – nur Welche Konsequenzen ergeben die zeitlich regelmä- gebracht (eigene Kojen, Schränke, unter Tisch) oder
zum Angucken – viel da, aber nie gebraucht... ßigen/unregelmäßigen Belastungen wird sie offen inszeniert
Und: Bei diesem System stimmen Kosten/Nutzen (z. B. Gruppierungen, teilen, schieben, leihen)
Worauf muss Peripherie ausgelegt sein Welches technische Standing wirkt gegenüber den
Finden Aspekte der Arbeitsphysiologie Beachtung
- Grundlasten und Stoßzeiten Kunden als professionell und wann kippt ein Standing
bequem/unbequem, kurze/weite Wege, Druckerge-
- Was läuft immer, was wird dazugeschaltet ins Bemühende
räusche, Kaffeemaschinenlärm, Geruchsbelastung...
Funktionalität im Abgleich mit Kriterien: Langfristige Strategie Kohärenz zwischen Arbeitsinhalten und Technik
- Preis – Leistung kurzfristig operative Umsetzung Gefühl für sinnvollen Standard
- Mobilität interne und externe Rhythmen Abstimmung mit umfassender Identität
- Einzellösungen – Systemlösungen Zeit-Traditionen der Mitarbeiter/-innen
207
Verständnis von „Peripherie“ Handys und Notebooks, kleine Drucker und In der Abbildung auf Seite 77 und im
Peripherie ist dazu da, Bedürfnisse der Ar- Digicam sind typische Beispiele, die in Ver- Schema auf Seite 212 stellen wir mögliche
beitenden zu befriedigen und ihnen bei der flechtung von Arbeitsraum und Privatraum Beziehungen dar.
Bewältigung des Alltags hilfreich zu sein. angewendet werden. Deshalb wird hier das
Wir haben Bedürfnisse beim unmittelbaren Thema mehrerer Arbeitsplätze beschrieben. Beim Entwerfen können wir – falls das Nut-
Arbeiten, aber auch an der Schnittstelle von zungsprogramm nicht klar ist – eine solche
Arbeiten zu anderen Funktionen (Freizeit, Die peripheren Dienste Übersicht aufzeichnen. Wir untersuchen,
Einkaufen, Wohnen) – mehrmals im gesam- Darunter verstehen wir ergänzende Nut- welche Nutzungen schon da sind oder
ten Tagesablauf. Im klassischen Verständnis zungsangebote im näheren und weiteren fehlen und entscheiden, ob wir diese im
von „Peripherie“ geht es meist nur um die Umfeld mit unterschiedlichen „Bindungs- Projekt implantieren wollen und können.
optimale Gestaltung von Arbeitsplätzen in stärken“ in folgenden Kategorien: Eine Frage ist, ob zusätzliche Nutzungen
Bezug auf die technische Peripherie. Wir • Direkt auf die Arbeit bezogen und in der zumindest selbsttragend oder sogar ren-
erweitern dieses Verständnis um das der näheren Umgebung: Printshop, Restau- tabel sind, oder ob sie quersubventioniert
peripheren Dienste, womit wir ein erwei- rants, Sandwichbar, Schreibwarenladen... werden müssen. Unrentable oder sehr
tertes Spektrum an Funktionen einbeziehen. • Regelmäßig beanspruchte Dienste wie unberechenbar benutzte Peripherie müsste
EDV-Service, Reinigungsdienste, Haus- ausgelagert werden (Outsourcing). Damit
Die technische Peripherie lieferdienste... Die räumliche Nähe ist können Belastungen abgebaut werden. Es
Sie beinhaltet sämtliche Technik: Maschi- sinnvoll aber nicht zwingend. besteht dann allerdings das Risiko, dass der
nen, die für das unmittelbare Arbeiten zur • Im Geflecht (auf den Wegen) zwischen ausgelagerte Dienst definitiv „verschwin-
Verfügung stehen. Diese haben aufgrund Arbeiten und Wohnen könnten es sein: det“. Eine Besonderheit ist, dass bestimmte
der technologischen Entwicklung eine im- Kinderkrippe, Fitnesscenter, Einkaufs- zusätzliche Nutzungen das Gesamtprojekt
mer kürzere Lebensdauer, was zu höheren möglichkeiten, Lebensmittelladen, ökonomisch aufwerten können, obwohl sie
laufenden Kosten führt. Ein Teil der tech- Waschsalon, Frisör, Afterwork-Club, selbst nicht rentabel sind.
nischen Peripherie ist heute zwischen Fir- Biergarten...
men- und Privateigentum unklar zugeordnet.
Notebook, Mobile, Organizer, USB-Stick, Portable Printer... Zentrale (interne oder externe) Server Periphere Dienste im Quartier
208
Periphere Dienste und technische Peripherie
Die große Vielfalt und die daraus entstehen- Autarke Inseln – symbiotische Netze Mobile Peripherie
den Kombinationsmöglichkeiten erfordern Wie in Kapitel Ökonomie dargestellt (siehe Der mobile Arbeitsplatz hat sich weitest-
von uns ein komplexes Verständnis von Nut- Seite 53), bestehen bei großen Verwal- gehend als Standard durchsetzen können:
zungsgeflechten des Projekts in der Stadt. tungseinheiten (Konzerne oder Zusammen- Notebook, externe Festplatte, Organizer,
Die Geflechte sind in Zentren, Ballungsräu- schlüsse vieler KMU) die Möglichkeit der leistungsfähige Funknetze, Zugriff auf exter-
men und im Hinterland verständlicherweise internen Angebote, das heißt, ein wichtiger ne Server, Digicam (als Scannerersatz) und
sehr unterschiedlich. Nutzungsvielfalt ist ein Anteil der peripheren Dienste kann in-house selbstverständlich das Mobiltelefon bilden
Faktor der Standortqualität. betrieben werden. Dies ist in gewissem die „portable unity“.
Sinn komfortabel – es ist aber auch weniger
„Peripherie“ ist keine feste Größe. Es gibt urban. Mobile periphere Dienste
wohl eine minimal notwendige Peripherie, Die Formen mobiler Peripherie gewinnen
dann aber zahlreiche Standards. Dies und die Fragen der Sicherheit sind wieder etwas an Bedeutung. Mit ihr können
Gründe, weshalb um Konzernarchitektur wenig dichte Nutzungssysteme oder
Die peripheren Dienste selbst funktionieren und auf Arealen großer Firmen oft eine unle- Nutzungsinseln angedient werden (zum
(oder überleben) demnach unmittelbar über bendige Athmosphäre herrscht, während Beispiel Pizzakurier zum Uni-Campus).
ihre Verortung und Vernetzung. Nahe Kund- im Umfeld vieler KMUs und den sich dazu Mobile Peripherie ist sehr intensiv in
schaften, Laufkundschaften, Stammkund- symbiotisch positionierten peripheren Dien- asiatischen Städten bekannt (Garküchen,
schaften – aufgrund dieses Regulativs sind ste ein recht urbanes Gefühl einstellt. Die telefonisch abrufbare Dienstleistung). Ein
sie in der Stadt nach Dichte der Nachfrager Vielfalt ist unter Umständen nicht einmal extremes Beispiel ist das indische Essens-
verteilt. Eine Besonderheit sind Dienstlei- größer, aber die Bewegungen verlagern sich versorgungssystem, bei dem hundertausen-
stungsinseln: Orte, an welchen bestimmte in den öffentlichen Raum, und die diversen de Werktätige das Essen in Alu-Proviantbo-
Anbieter konzentriert sind. Dabei handelt es Nutzungen sind zugänglich. Unterschied- xen („Dabbas“) von ihren Familien aus den
sich eher um Angebote, welche unregelmä- liche Nutzergruppen treffen aufeinander. Vororten zugeliefert werden.
ßig und selten benötigt werden.
Weltkonzern in dörflichem Umfeld Quartier mit weltweit tätigen Büros + periphere Dienste Mobiles Büro im ICE Dabbas und deren Lieferanten („Dabbawallas“)
209
Mehrere Arbeitsorte Verteilung der Standardgeräte Arbeitsprodukte als Peripherie
Es gibt Arbeiten, die mit einem Hauptar- Die Verteilung der Peripherie wird durch Entgegen den Manufakturen, wo konkrete
beitsplatz auskommen, andere jedoch – und unterschiedliche Faktoren bestimmt. Produkte auf den Arbeitsbänken liegen
dieser Fall wird immer häufiger – verteilen Normalerweise versucht man Geräte gut (Uhren, Zigarren, Pianos, Teddybären...),
sich auf mehrere Standorte (siehe Kapitel auszulasten. Gerade weil die Halbwerts- sind es bei Dienstleistungsunternehmen
„Stadt, Quartier, Haus – Kontext und Mobi- zeiten der technischen Peripherie relativ Abstraktionen der Arbeit: Korrespondenz,
lität“, Seite 72 ff.). Im klassischen Fall fahren klein sind, wird sich ein Unternehmen eher Pläne, Ordner und seit 20 Jahren nur noch
die Arbeitenden morgens zu ihren Arbeits- keine überflüssigen Geräte leisten wollen. Abbilder auf den Screens. Da das Arbeits-
plätzen und verlassen diese nach geleisteter produkt am PC nicht mehr sichtbar ist, wird
Arbeitszeit wieder. Früher wurde die mögliche Anordnung stellvertretend der Arbeitsplatz intensiver
wesentlich durch das System der Zuleitung gestaltet. Deshalb haben die wenigen noch
Doch mehr und mehr Arbeitende sind teils bestimmt; dieses Kriterium wird mit den existierenden Arbeitsprodukte einen sehr
zu Hause, teils in ihren Büroflächen, teils Funknetzen beinahe irrelevant. Die Frequenz hohen Stellenwert: Modelle in Architek-
unterwegs oder beim Kunden tätig. Für der Zugriffe, die Zuordnungen und Zugriffs- turbüros und bei Produktedesignern,
sie stellt sich schnell die Frage, welche rechte bestimmen Anzahl und Verteilung der Vorabdrucke, Fotos, Plakate bei Grafikern,
Elemente an welchem Ort platziert sind, Geräte. Die Hierarchie kann eine Spezial- Flipcharts mit Handskizzen bei Beratern.
welche zwangsläufig doppelt vorhanden verteilung auslösen (Chefbüro mit eigenen
sein müssen und wer die Mehrkosten für Geräten). Insgesamt wird das Bürobild von der Archi-
eine doppelte Peripherie übernimmt. Mit tektur, der Ausstattung und den Produkten
hochwertigen und preiswerten Notebooks Ein ganz wesentliches Kriterium ist letztlich bestimmt. Wir sollten deshalb Vorstellungen
sowie leistungsfähigen Netzwerken ist die Frage oder der Anspruch, ob und wie wir über diese Konstellation entwickeln.
diese Problematik allerdings inzwischen Geräte und Technik sichtbar machen wollen.
wesentlich entschärft.
„Hightech-Hotel“: Installierter Arbeitsplatz im Zimmer Sichtbare Peripherie – why not Von Peripherie absolut befreit... Komfortabel in der Villa zu Hause...
210
Periphere Dienste und technische Peripherie
Aufdringliche persönliche Belegung Modellregal bei MVRDV Einsteins Arbeitsplatz Bürohof als periphere Umgebung
211
Arbeiten Abstellen
Parkplätze/Parkhäuser
Meeting Fahrrad
Konferenzhotel
Abfall Abstellen
Mülllager Parkplätze/Tiefgarage
Meeting
Konferenzetage, Konferenzcenter Fahrrad
Meeting
Abfall
Sitzungszimmer auf der Etage
im Zimmer
Archiv
Archiv
Zentral Meeting
Nahes Archiv
Sitzgruppe im
Handablage
technische Ausstattung technische Ausstattung Zimmer
technische Ausstattung
Druckerei, Callcenter Serverraum, Plotterraum, in der Kombizone, auf der technische Ausstattung
Sekretariat, Empfang Etage PC, Telefon, Fax, Drucker
Material
auf dem Tisch
Material Materialausgabe
Materiallager - Sekretariat Information
Information
PC, E-Mail-Programm
Postfächer
Information physische Bedürfnisse
Information Pinnwände Toilette, Garderobe
Bibliothek
Information Ernährung
Internet Mikrowelle,
Intranet physiche Bedürfnisse
Teeküche
Umkleiden, Toilettenanlagen
Einkaufen/ Ernährung
Cafeteria, Kantine, Kiosk
Supermarkt im Haus
Einkaufen / Ernährung
Geschäfte, Restaurants
außer Haus, im Quartier
212
Periphere Dienste und technische Peripherie
QUARTIER Freizeit
UMGEBUNG Natur
GEB UDE Park/Platz in der
GEL NDE Nähe, Wald und
Sport Wiese
ETAGE
Entspannung Fitnessclub auswärts
EINHEIT
Ruheräume, Sport
Schlafkojen IN DER N HE betriebseigenes Angebot
Sport
Entspannung Tischkicker Natur
Einzelbüro mit Innenhof, Garten
Tür
Möbel Natur
Tische, Stuhl, Arbeitsplatz Balkon, Dachterrasse
Lampe
Party
Wohnen Bar, Clubs im Haus
Arbeiten im Wohnraum, Party
in der Wohnung im Umfeld, Quartiersangebot
Wohnen
Wohnen - temporär in der Nähe,
kurzer Arbeitsweg Wohnen
Appartements im Haus Wohnen
in der Stadt
Pendlerstandort
Kinder Wohnen - temporär
Kindergarten, Hort im Haus Angegliedertes Hotel
oder auf dem Gelände
Kinder Kinder
Betreuungsmöglich- Wohnen - temporär
Betreuungsmöglichkeit in der Nähe
keit in der Nähe zum Angemietete Wohnung
zur Arbeitsstätte
Wohnort Wohnen
213
Lufthansa Aviation Center
Lufthansa Aviation Center Das neue Verwaltungsgebäude der Lufthan- Meeting-Points, Versorgungs- und Aufent-
Gebäude 366 sa AG liegt am Frankfurter Großflughafen haltsbereiche zum Ausruhen und Kommuni-
Airportring und würde sich bei Bedarf mit weiteren zieren sind daran angelagert.
Frankfurt am Main (DE) Bauabschnitten erweitern lassen.
Durch abwechslungsreiche Raumbezie-
Ingenhoven Architekten Neben der besonderen Gebäudestruktur, ist hungen entsteht ein Lebensraum, der eine
Düsseldorf das Gebäude wegen seiner inneren Arbeits- effiziente Bürostruktur mit kommunikativen,
welt von Interesse. Durch das Einführen öffentlichen Bereichen verbindet. Im Erdge-
Fertigstellung von Desksharing konnte schon früh die schoss steht den Besuchern eine Büro- und
2005 Anzahl der Arbeitsplätze reduziert werden. Kommunikationszone mit Internetzugang
In den sogenannten „Heimatbereichen“ und Laptop-Arbeitsplätzen zur Verfügung.
Büroarbeitsplätze steht alles zur Verfügung, was zum Arbeiten In diesen Businessbereichen sind auch
ca. 1800 und zum Wohlfühlen während des Arbeits- Drucker und Faxgeräte vorhanden.
tags benötigt wird. Eine Passage verbindet
vertikale und horizontale Wege im Haus.
214
Periphere Dienste und technische Peripherie
relevante Themen
NUTZUNGEN
Arbeit
Wohnen
Erholung
PERIPHERIE
technische Ausstattung
Information
Ernährung/Einkaufen
Kinder
Wohnen
Natur
Sport
Party
Entspannung
Möbel
Meeting
Material
Abfall
Archiv
Server/Daten
Schnitt M 1:1500
Grundriss EG M 1: 1500
215
Leibniz Rechenzentrum
Rechenzentrum Leibniz Rechnerzentren sind meistens von außen und dem würfelartigen Rechnergebäude
Boltzmannstraße 1 unsichtbar und befinden sich in den Unter- im Westen flankiert. Die Hauptnutzung des
Garching (DE) geschossen der Bürobauten. Anders ist der dreiteiligen Baus markiert als signifikanter
Entwurf für das Leibniz Rechenzentrum. „Rechnerwürfel“ den Eingang für den
Herzog + Partner Dieser manifestiert auch baulich den hohen Wissenschaftsstandort Garching. Er nimmt
München Stellenwert der Informationstechnologie für die wichtigste technische Peripherie, den
die Arbeit der Wissensgesellschaft. Hochleistungsrechner, die Netzwerkserver
Fertigstellung und die umfangreichen Datenarchive auf,
2006 Das kompositorisch zusammengesetzte die wiederum nach ihren klimatischen Erfor-
Bauensemble wird durch die drei Funk- dernissen übereinandergestapelt sind. Ein
Büroarbeitsplätze tionen bestimmt und in selbstständige vorgehängter Schleier aus Edelstahlnetzen
> 250 Gebäudeteile gegliedert. Die Strukturen der in der äußersten Fassadenschicht reduziert
einzelnen Gebäudeteile entsprechen ihrer durch Reflexion die Aufheizung des Gebäu-
Nutzung. Der entlang der Straße gelegene des und schirmt die im Inneren des Baus
viergeschossige lineare Bau für die Institute befindlichen Rechner elektromagnetisch ab.
wird von dem Hörsaalgebäude im Osten
216
Periphere Dienste und technische Peripherie
relevante Themen
NUTZUNGEN
Arbeit
Wohnen
Erholung
PERIPHERIE
technische Ausstattung
Information
Ernährung/Einkaufen
Kinder
Wohnen
Natur
Sport
Party
Entspannung
Möbel
Meeting
Material
Abfall
Archiv
Server/Daten
Schnitt M 1:1500
Grundriss OG M 1:1500
217
218
Projekte
219
Projektauswahl 221
220
Projektauswahl
221
Kölner Brett
Kölner Brett Das Atelierhaus, gebaut für eine Kombinati- tements zu. Das Konzept, die Einheiten als
Am Kölner Brett 2 on aus Wohnen und Arbeiten, liegt in einem reine Lofts, das heißt ohne Bad, Küche und
50852 Köln heterogenen Gebiet am Rande der Kölner Böden zu planen, ließ den Nutzern zusätz-
Innenstadt. Zielgruppe waren Freischaffen- lichen Gestaltungsspielraum.
Bk+ de aus den Bereichen Medien, Kunst und
Köln Werbung. Rückseitig befindet sich eine Anlage mit
Balkonen und Treppen, damit durch die
Fertigstellung Der kompakte Baukörper mit zwölf Ein- Erschließung die Schaltbarkeit der Module
heiten setzt sich aus L -förmigen Raum- nicht eingeschränkt wird. Ausgeführt ist der
modulen zusammen, die aus einem Bau in Massivbauweise mit großzügigen
Arbeitsplätze eingeschossigen Teil über zwei Drittel des Glaselementen an den Hauptfassaden. Die
<9 Volumens und einem zweigeschossigen Fassade besteht aus einer gelbgrünen, als
Teil bestehen. Diese Elemente können auf transluzente Wärmedämmung dienenden
vielfältige Weise kombiniert werden und Skobalitschicht.
lassen individuelle Wohn- und Arbeitsappar-
222
0-19 Arbeitsplätze
relevante Themen
Nutzungsmischung
Flexibilität
Typologie
Schnitt M 1:500
Grundriss OG M 1:500
223
Büro unterm Garten
Büro unterm Garten Das alte, zu klein gewordene Büro in einer schräge folgt der Hangneigung, wodurch im
Höttinger Auffahrt 11 Stadtvilla am Sonnenberg in Innsbruck Inneren des Gebäudes bis zu 6 m hohe Räu-
Innsbruck (AT) war Anlass, nach einem Alternativstandort me entstehen konnten. Von oben erscheint
zu suchen. Um den Hausbewohnern des die Wiese unberührt, denn nur ein Lichtband
Daniel Fügenschuh Bestandsgebäudes weder die Aussicht und eine schmale Treppe sind sichtbar. Auf
Innsbruck noch den Grünraum zu nehmen, wurde der Südseite tritt der Baukörper mit einer
der Neubau im Garten eingegraben. Die großen Glasfront in Erscheinung und lässt
Fertigstellung topographische Situation des Grundstücks Einblicke in den Großraum zu.
2008 in Hanglage mit Hangkante ermöglichte ein
großzügiges Einraumbüro mit Galerie. Sogar Die Konstruktion mit Hohldielen aus Beton
Arbeitsplätze eine Garage fand Platz unter dem Gebäude. überspannt 10 m stützenfrei und nimmt
10 zusätzlich alle notwendigen Leitungen und
Der Bau schließt fast nahtlos an die Stütz- Rohre auf. Der Passivhausstandard wird
mauer der Hangkante an und entwickelt erfüllt.
sich nach hinten in den Hang. Die Dach-
224
0-19 Arbeitsplätze
relevante Themen
Sich verorten
Gestalten, Designen
Schnitt M 1:333
Grundriss EG M 1:333
225
Am Gereonswall
Am Gereonswall Auf einem Grundstück, das zuvor als Obergeschossdecken ausgespart. Somit
Gereonswall 75 unbefestigter Parkplatz genutzt worden war, ergeben sich zwischen den Etagen und zum
50670 Köln steht jetzt ein langgestreckter, einladender Außenraum hin vielfältige Ein-, Durch- und
Baukörper aus Glas, Stahl und Beton. Ausblicke. Eine gänzlich fehlende horizon-
Schilling Architekten Das neue Bürohaus kümmert sich nicht tale und vertikale Abtrennung und ein mini-
Köln um seine Umgebung mit Nachkriegs- mierter Kern unterstützen den fließenden
bauten, Verkehrsschneisen und Resten der Gesamteindruck des Hauses.
Fertigstellung Stadtmauer. Es ist aus einer eigenen Logik
2000 heraus entwickelt und wirkt als Solitär. Durch die Offenheit im Inneren ist für das
Arbeiten eine landschaftsartige Situation
Arbeitsplätze In den Obergeschossen befinden sich die entstanden. Es ergeben sich vielfältig
10 Büroflächen; das Erdgeschoss mit seinen nutzbare Raumzonen, in denen sich je nach
großen verglasten Flächen ist für eine öf- Arbeitssituation Projektgruppenarbeits-
fentliche Nutzung geplant. In dem geome- plätze, Besprechungs- oder Chefzimmer
trischen Konstruktionsraster sind Teile der einrichten lassen.
226
0-19 Arbeitsplätze
relevante Themen
sich verorten
Typologie
kommunizieren
Rohbau Ausbau ,
Gebäudetechnologie
Schnitt M 1:333
Grundriss RG M 1:333
227
Estudio d‘arquitectura
228
0-19 Arbeitsplätze
relevante Themen
Nutzungsmischung
sich verorten
Typologie
Schnitt M 1:333
Grundriss RG M 1:333
Grundriss EG M 1:333
229
Remise Schlesische Straße
Zwischen Spree und Schlesischer Straße in der Dachaufsicht, um die Aussicht aus den
Remise Schlesische Str.
Berlin-Kreuzberg liegt ein Gewerbehof mit umliegenden höheren Stockwerksfabriken
Schlesische Straße 28
sehr lebendiger, bunt gemischter Nutzer- zu verbessern.
Berlin (DE)
struktur. Die vorhandenen 30 000 m2
sind vollständig vermietet und die vermiet- Das 1. Obergeschoss wurde entkernt und
augustinundfrank
bare Fläche sollte vergrößert werden. über die gesamte Länge eine neue Galerie
Berlin
eingestellt. Ein hölzerner Dachaufbau mit
Inmitten des denkmalgeschützten Ensem- fünf Kuben trägt dazu bei, dass sich die bis-
Fertigstellung
bles aus fünfgeschossigen Fabrikhallen bot her für Büronutzung ungeeignete Tageslicht-
2003
sich dazu eine zweigeschossige Remise mit situation erheblich verbessert hat.
Notdach an. Sie wurde durch Aufstockung Das Dach ist als fünfte Fassade gestaltet
Mitarbeiter
und Umbau in ein attraktives Bürogebäude und durch geschickte Details tritt seine
10-49
verwandelt. Gewünscht waren neben der Funktion als Entwässerungsebene nicht in
Vergrößerung der vermietbaren Fläche eine Erscheinung .
bessere Belichtung sowie die Qualifizierung
230
20 - 49 Arbeitsplätze
relevante Themen
Umbau, Bauen im
Bestand
Nutzungsmischung
Sich verorten
Rohbau, Ausbau,
Gebäudetechnologie
Schnitt M 1:500
Grundriss RG M 1:500
231
DMG Headquarters
DMG Headquarters Der neue Hauptsitz von DMG Europe und Obergeschoss ist von der Ausstellungshalle
Oberes Ried 11 DMG Austria, einem weltweit führenden aus sichtbar. Die einzelnen Abteilungen und
Klaus (AT) Werkzeugmaschinenhersteller, vereint der zentrale Kern mit Nebenräumen liegen
repräsentative Ausstellungsflächen mit rund herum.
Oskar Leo Kaufmann + einem Ausbildungszentrum und Büroflä-
Albert Rüf
chen. Interessant ist der räumliche „Dialog“
Dornbirn zwischen dem Raum für das Produkt, der
Im Gewerbegebiet von Klaus liegt der Ausstellungshalle und den Räumen für die
Fertigstellung Baukörper mit einer dreigeschossigen, von Arbeitenden (Büro, Werkstatt und Ausbil-
2005 außen einsehbaren Ausstellungshalle. Zu dungszentrum). Ein dazwischenliegender
ihr orientieren sich im Inneren Lager und Erschließungsweg markiert auf besondere
Mitarbeiter Schulungsräume. Über einen Empfangsbe- Weise die Schnittstelle. Für natürliche Licht-
10-49 reich erreicht der Besucher die Cafeteria, verhältnisse sorgt ein sich zwischen den
den Besprechungsraum sowie die Aus- Geschossen aufspannender Lichthof.
stellungshalle. Der Besprechungsraum im
232
20-49 Arbeitsplätze
relevante Themen
Nutzungsmischung
Typologie
Kommunizieren
Trennen, Verbinden
Peripherie
Schnitt M 1:500
Grundriss OG M 1:500
233
Neue Sentimental Film
Neue Sentimental Fillm Bei dem Projekt galt es einen neuen Stand- Fünf Bürotürme, von denen drei dauer-
4114 Glencoe Avenue, ort für die Firma „Neue Sentimental Film“ in haft belegt sind und zwei für temporäre
Los Angeles (US) Los Angeles zu schaffen. Die Besonderheit Nutzungen zur Verfügung stehen, sind in die
des weltweit agierenden Unternehmens leere Hülle einer Lagerhalle mit 1 200 m2
GRAFT mit zahlreichen Aufgabenbereichen vom eingestellt. Zur Unterstützung der Atmo-
Berlin Filmkonzept bis zur Filmproduktion ist der sphäre des Temporären sind Übersee-Con-
stark variierende Raumbedarf. tainer (Eingangsbereich, Konferenzraum) mit
Fertigstellung eingebaut worden.
2001 Um auf die wechselnde Anzahl der Mitarbei-
ter reagieren zu können, wurde ein Konzept An zentraler Stelle des Grundrisses liegt der
Mitarbeiter des „Office Sharing“ mit einer Kombination „Marktplatz“, ein Kommunikationsort für alle
10-49 aus dauerhaft genutzten Gemeinschaftsein- Mitarbeiter. Der Fußboden in Form eines
richtungen und temporär erweiterbaren blauen Sportaußenraumbelags erweckt den
Büroflächen umgesetzt. Eindruck eines städtischen Freiraums.
234
20-49 Arbeitsplätze
relevante Themen
Umbau, Bauen im
Bestand
Zeit
Arbeitsorganisation
Sich verorten
Kommunizieren
Gestalten, Designen
Schnitt M 1:500
Grundriss EG M 1:500
235
Staatsarchiv Liestal
Staatsarchiv Liestal Der öffentliche Charakter des Staatsarchivs, geschoss entstand ein öffentlicher Bereich,
Wiedenhubstraße 35 E verstanden als das kollektive Gedächtnis der, aus der Enge der Lage herausgehoben,
Liestal (CH) eines Kantons, kam am bestehenden Stand- das Staatsarchiv als öffentliches Gebäude
ort nicht zum Ausdruck. Umgeben von Woh- kennzeichnet. Das kompakte Volumen des
EM2N nungsbauten und durch eine Bahntrasse neuen Komplexes ist mit einer Schicht aus
Zürich von der Stadtmitte abgeschnitten, konnte Pflanzen umgeben, die an der Fassade
die Institution keine Strahlkraft entfalten. emporwachsen. Der gläserne Aufbau ruht
Fertigstellung Durch die Umgestaltung (zusammen mit somit auf einem Sockelgeschoss, welches
2000 einer Verdoppelung des Raumprogramms) je nach Jahreszeit ein anderes Fassadenbild
sollte dem Bestand mehr Ausdruck verlie- aufweist und sich mit der Umgebung ver-
Mitarbeiter hen werden. bindet. Die Fassadenbegrünung hat darüber
10-49 hinaus noch baupysikalischen Nutzen.
Der Archivtrakt wurde aufgestockt und da-
mit das Raumprogramm nicht mehr horizon-
tal, sondern vertikal organisiert. Im 2. Ober-
236
20-49 Arbeitsplätze
relevante Themen
Umbau, Bauen im
Bestand
Nutzungsmischung
Sich verorten
Gestalten, Designen
Schnitt M 1:500
Grundriss OG M 1:500
237
Bürogebäude SIE
Bürogebäude SIE Das würfelförmige Volumen zeichnet sich reiche. Im Zentrum der Produktion liegt
Millennium Park 12 nicht, wie herkömmliche Typologien, durch eine Cafeteria, ein Treffpunkt und Ort, um
Lustenau (AT) voneinander getrennte Trakte für Büro und gemeinsam kreativ zu sein.
Werkstätten aus, sondern besteht aus
marte.marte aufeinandergestapelten, nutzungsneutralen Die Arbeitsplätze sind entlang der Fassade
Weiler Ebenen. Die Besonderheit ist die dadurch platziert und bieten Bezug zur umliegenden
entstehende Nähe zwischen den Abtei- Landschaft. Als Rückzugsmöglichkeit aus
Fertigstellung lungen, den Planenden und Ausführenden, dem geschäftigen Treiben sowie als Ruhe-
2002 sowie die exquisite Umgebung für den raum wurde ein „Brainroom“ geschaffen.
Produktionsbereich. Parallel zur Haupterschließung befinden sich
Mitarbeiter zwischen den Ebenen einige Treppen. Diese
50-249 Im Eingangsgeschoss befinden sich der Wa- stärken die vertikale Verbindung und ermög-
reneingang und der Versand, im geschlos- lichen ein unkompliziertes kommunikatives
sen gehaltenen 1. Obergeschoss sind die Arbeiten. Auf dem Dach wurde für alle
Lagerebenen und in den darüberliegenden Mitarbeiter eine Sonnenterrasse angelegt.
Etagen Produktions- und Entwicklungsbe-
238
50-249 Arbeitsplätze
relevante Themen
Nutzungsmischung
Sich verorten
Typologie
Kommunizieren
Trennen, Verbinden
Gestalten, Designen
Schnitt M 1:500
Grundriss RG M 1:500
239
Wohn- und Geschäftshaus Falken
Wohn- und Geschäftshaus Falken Das mehrgeschossiges Wohn- und Ge- den gesamten Baukörper und bildet das ei-
Mellingerstraße 2 schäftshaus liegt zwischen der Altstadt und gentliche Skelett des Gebäudes. Um einen
Baden (CH) unterschiedlichen Stadterweiterungsstruk- zentralen Innenhof gruppieren sich die frei
turen. Auf den städtebaulich anspruchs- möblierbaren Räume.
Burkard Meyer Architekten vollen Ort antwortet der Entwurf mit einem
Baden ausdrucksstarken Solitär. Seine Volumetrie In der Doppelfassade aus Glas und Beton
reagiert auf die Umgebung und setzt am sind im Zwischenbereich wellenförmig
Fertigstellung südlichen Eingang der Stadt einen städte- geschosshohe Textilien angebracht. Ihre Far-
2006 baulichen Akzent. bigkeit schafft einen Bezug zur Umgebung.
Um die horizontale Gliederung zu betonen,
Mitarbeiter Das Einknicken von Teilbereichen belebt das gibt es zwischen den verschiedenen Mate-
50-249 sonst einheitliche Erscheinungsbild. Durch rialien große optische Fugen.
die Rücksprünge kragen die Deckenplat-
ten der darüberliegenden Geschosse aus
und bilden überdachte Außenbereiche.
Eine vorgespannte Stahlbetonstruktur aus
mehrgeschossigen Scheiben durchdringt
240
50-249 Arbeitsplätze
relevante Themen
Sich verorten
Rohbau, Ausbau,
Gebäudetechnologie
Gestalten, Designen
Schnitt M 1:500
Grundriss OG M 1:500
241
Büro- und Geschäftshaus k47
Büro- und Geschäftshaus k47 Der Wiener „Kaipalast“, ein innerstädtisches blicke zu. Der Kern besteht aus Treppenhaus
Franz-Josefs-Kai 47 Bürohaus, bietet offene Geschosse, in de- und Servicezonen und liegt neben einem
Wien (AT) nen Kleinbüros mit bis zu wenigen Lamellen verglasten Innenhof, durch dessen Decke
Breite abteilbar sind. Um auf dem ungefähr die „Skybox“, eine halböffentliche Fläche, zu
henke und schreieck 800 m2 kleinen Grundstück optimal belichte- sehen ist. Die Konstruktion unterstützt die
Wien te Büroräume schaffen zu können, musste freie Unterteilbarkeit in kleinste Einheiten,
auf vermietbare Flächen verzichtet werden. indem sonst im Raum stehende tragende
Fertigstellung Elemente wie Stützen und Träger in der Fas-
2003 Innerhalb des kompakten Baukörpers sind sade verschwinden. Aufgrund von Klimage-
ab dem 1. Obergeschoss große Volumina räten und um 360 Grad drehbaren Glasla-
Mitarbeiter herausgeschnitten; diese Einschnitte schaf- mellen ist die Licht- und Klimasituation bei
50-249 fen attraktive Tageslicht- und Freiraumsitua- jeder Bürogröße individuell regelbar.
tionen und lassen zudem vielfältige Aus-
242
50-249 Arbeitsplätze
relevante Themen
Typologie
Kommunizieren
Rohbau, Ausbau,
Gebäudetechnologie
Gestalten, Designen
Schnitt M 1:500
Grundriss OG M 1:500
243
Novartis Campus
Novartis Campus Das „Sanaa Building“ steht am Eingang gleich, lediglich der Eingang und die Treppe
Fabrikstraße 4 zum Campus-Areal und doch verhält es sich sind besonders. Der langgestreckte Hof im
Basel (CH) reaktionslos gegenüber dem Masterplan. Gebäude hat ungefähr die gleichen Proporti-
Der schlanke, sechsgeschossige Bau zeich- onen wie der öffentliche Straßenraum.
SANAA net sich durch seine extreme Transparenz
Tokio und seinen hierarchielosen Aufbau aus. Zwischen Straße und Hof liegen die Büros.
Räumlich gibt es kaum einen Unterschied
Fertigstellung Das Gebäude ist ein Gestell aus Beton und zwischen öffentlich und privat, zwischen
2006 Glas: Jedes Geschoss ist gleich hoch, auch innen und außen. In der hierarchielosen,
das Eingangsgeschoss und das Dachge- transparenten Struktur ist der Blick immer
Mitarbeiter schoss – alle Fassaden sind gleich, es gibt frei: von innen nach außen, von einem Büro
50-249 keine Hauptseite mit wahrnehmbarem zum anderen.
Eingang, sämtliche Fensterscheiben sind
gleich groß, Boden- und Dachstärken sind
244
50-249 Arbeitsplätze
relevante Themen
Sich verorten
Kommunizieren
Trennen, Verbinden
Gestalten, Designen
Schnitt M 1:1000
Grundriss RG M 1:1000
245
Impulszentrum IP-Two
Impuslzentrum IP-Two Das Impulszentrum ist bereits das zweite öffentlicher, hausgemeinschaftlicher und in-
Lerchenfelder Gürtel 43 Gebäude seiner Art in Wien und liegt auf dividueller Bereiche angelegt. Stadt- und Ar-
Wien (AT) einem Restgrundstück am Lerchenfelder beitsraum durchdringen sich, das Foyer ist
Gürtel. Es zeichnet sich durch ein Konzept als Erweiterung des Stadtraums konzipiert.
BKK-3 aus, das neben flexiblen Grundrissen zusätz- Über eine ansteigende Ebene erreicht man
Wien lich hochprofessionelle Infrastruktur bereit- ein Café und eine Musiklounge. Das zentra-
stellt. Ziel ist es, damit „Synergieeffekte“ zu len Sitzungszimmer wird gemeinschaftlich
Fertigstellung erzeugen und Qualitäten wie angenehmes genutzt. Die großzügige Erschließungs- und
2003 Arbeitsumfeld und Identifikation mit dem Aufenthaltszone im Inneren fördert die
Arbeitsort in den Vordergrund zu rücken. Kommunikation unter den Mietern.
Mitarbeiter Die Gebäudestruktur ist aus diesem Grund
> 250 einerseits funktional anpassungsfähig,
andererseits auf ein Ineinandergreifen
246
250 Arbeitsplätze
relevante Themen
Flexibilität
Sich verorten
Typologie
Kommunizieren
Trennen, Verbinden
Peripherie
Schnitt M 1:500
Grundriss OG M 1:500
247
Umweltbundesamt
248
250 Arbeitsplätze
relevante Themen
Sich verorten
Typologie
Kommunizieren
Rohbau Ausbau
Gebäudetechnologie
Trennen, Verbinden
Gestalten, Designen
Schnitt M 1:1000
Grundriss RG M 1:1500
249
Wirtschaftskammer
Wirtschaftskammer Im Süden St. Pöltens ist ein langer, frei ge- kation, Orientierung und Identifikation dar.
Niederösterreich formter Baukörper entstanden. Angedockt Mehrere Lounges schaffen einen Übergang
Landsbergerstraße 1 an das bestehende WIFI (eine Serviceein- von einem Gebäudeteil zum anderen. Die
St. Pölten (AT) richtung der Wirtschaftskammer), bildet er grünen Zimmer beziehungsweise Loggien
den Abschluss eines großen Wirtschafts- sind Entspannungsräume und Orte für
Rüdiger Lainer komplexes. Der farbige Solitär strahlt in sei- informelle Kommunikation. Alle Arbeits-
Wien nem heterogenen städtebaulichen Umfeld, flächen sind flexibel gestaltet und bieten
bestehend aus freistehenden Objekten und Möglichkeiten, unterschiedliche Büroformen
Fertigstellung dem flachen Bau des WIFI, Ruhe aus. unterzubringen.
2005
In die Außenfassade sind zahlreiche Loggien Ein Luftraum über alle Geschosse verschafft
Mitarbeiter eingeschnitten. Sie ermöglichen, dass im Gebäude Überblick und dient ebenfalls
> 250 möglichst viele Büros am Tageslicht liegen. der Kommunikation. Weiterhin trägt er – mit
Im Innern gibt es ein Zusammenspiel Wasser und Pflanzen aufgewertet – zur Ver-
architektonischer Elemente. Das Atrium besserung des Mikroklimas bei.
stellt einen Ort der Begegnung, Kommuni-
250
250 Arbeitsplätze
relevante Themen
Sich verorten
Typologie
Kommunizieren
Gestalten, Designen
Schnitt M 1:1000
Grundriss RG M 1:1000
251
Multifunktionale Bebauung
Multlifunktionale Bebauung Bei diesem Projekt gibt die unterirdische Als massive Prismen gedacht, setzen sich
Joan Güell Parkgarage des Komplexes die geome- die Gebäude aus großen Steinblöcken mit
Carrer de Joan Güell trische Ordnung für die aufsteigenden leicht unterschiedlichen Texturen zusam-
Barcelona (ES) Gebäude vor. Das Stützenraster kommt men. Je nach Sonneneinfall wird das
aus der Logik der Fahrspuren und zieht sich Fassadenbild belebt; dann werden auf den
Josep Llu s Mateo vom untersten bis zum obersten Geschoss Mauerflächen hieroglyphenartige Inschri-
Barcelona durch. Oberhalb des Geländes stehen zwei fen sichtbar. Auch die innere Struktur zeigt
parallel zueinander verschobene Riegel. sich an den Fassaden. Sämtliche Volumen
Fertigstellung Sie beinhalten einen multifunktionalen Mix sind gleichmäßig – bezugnehmend auf den
1993 aus Hotel, Wohnungen und Büros. Diese Grundriss – von Öffnungen durchbrochen.
Nutzungsvielfalt zeigt sich im Inneren nicht Um die wechselnde Nutzung des Gebäu-
Mitarbeiter in unterschiedlichen Grundrissen, sondern deinneren nach außen zu vermitteln, wur-
> 250 findet hier in einem einzigen Grundrisstyp den als Gestaltungsmittel die Öffnungen
Platz. Ein geschlossener Kubus, in dem sich herangezogen. An ihnen lassen sich die
ein Einkaufszentrum befindet, stellt die Ver- Fensterrahmen austauschen.
bindung zwischen den beiden Riegeln her.
252
250 Arbeitsplätze
relevante Themen
Nutzungsmischung
Flexibilität
Typologie
Rohbau, Ausbau,
Gebäudetechnologie
Trennen, Verbinden
Gestalten, Designen
Hotel
Wohnen
Arbeiten
Schnitt M 1:1500
Grundriss RG M 1:1500
253
254
Anhang
Stichwortverzeichnis 257
Architektenregister 259
Quellennachweis und 260
Literaturverzeichnis
Bildnachweis 263
Autoren 265
Stichwortverzeichnis
08/15-Büro... ..................................... 90, 145, 151, 189, 196 Flexibilität.............. 11, 16, 25, 49, 60 ff., 79, 86 ff, 134, 146, Lohnnebenkosten ......................................... 55, 59, 72, 119
Adresse, Die gute ............................................... 69, 72, 118 Form, Formen .................................................................195 Lüftung, Belüftung...................................... 31, 64, 149, 153
Adresskonflikte ...........................................................82, 84 Formneutral-hochflexibel ............................................61, 88 Manövrierfähigkeit ............................................................19
Airport HUB ......................................................................70 Freelancer .........................................................................26 Marketing ...........................................................................8
Alltag............................................... 24, 26, 49, 80, 208, 211 Freiräume, urbane...................... 71, 116, 189, 205, 211, 213 Marktleader ......................................................................55
Alltagsaufgabe ..................................................................56 Fronarbeit..........................................................................24 Maßstab, Maßstäblichkeit ......14, 61, 79, 99, 116, 130, 134,
Arbeit, Wohnen und Freizeit .............................................80 Funktionsdesign..............................................................190 ................................................................ 146, 162, 176, 190
Arbeitnehmer............................................................ 7, 26 ff. Gesamtbilanzen, Lebensdauer ......................53, 61, 65, 86, Materialenergie, Grauenergie ..................... 48, 95, 135, 150
arbeitslos ......................................................24, 26, 48, 165 ........................................................................ 148, 191, 208 Megamaschine .................................................................22
Arbeitsweg ...........................................................72 ff., 213 Gestalten ............................................... 87, 189 ff., 195, 211 Mehrere Arbeitsorte ................................................. 73, 210
Archiv........................................................................33, 212 Giganten ...........................................................................90 Mini-Job ............................................................................24
Asia multi-use ...................................................................84 Global, Globalisierung 7, 19, 21, 22, 31, 34, 50, 70, 115, 176 Mitarbeiter ............................... 20, 26, 48, 55, 60, 74 f., 119
Ausbau..................................60, 64, 86 ff., 145 ff., 190, 197 Großraumbüro ........................................46, 64, 89, 95, 134 Mobilität, -systeme ........... 8, 11, 20, 26, 48, 72 ff., 179, 210
Auslagerung – Outsourcing ................... 47, 77, 86, 205, 208 Grünkammern, innere.....................................................149 Mobilitätsanbindung ÖPNV ........................................48, 65
Ausstattung ................................ 56, 64, 146, 190, 210, 212 Handwerk .................................................... 6, 35 ff., 80, 85 Mobilitätsverhalten ................................................... 19, 192
autarke Inseln .................................................................209 Hierarchie ......................................................... 49, 161, 210 Moderne ............................................... 42, 44, 92, 101, 132
autochthone Architektur .................................................133 Hybride ..................................................................... 84, 105 Monokulturen ...................................................................78
Baukosten ...................................................................55, 57 Ich-AG .........................................................................26, 50 Nachhaltigkeit ........................... 8, 11 f., 48, 53 f, 59, 65, 95,
Bedeutung ...............................133, 145, 176, 189, 192, 194 Identifikation ......................................... 8, 64, 178, 194, 197 ............................................................ 133 ff., 148, 190, 193
Belegung, Belegungsdichte....................................19, 57 ff. Identität ....15, 87, 111, 117, 131, 147, 163, 177, 179, 191, 207 Nachnutzung...................................................................145
Belichtung.....................................................64, 129, 150 ff. Identität und Typologie ....................................................132 Nachverdichtung............................................... 95, 104, 120
Bilder, Architektur-, Fassaden-, System- .. 31, 61, 63, 65, 87, Infrastruktur .................................. 32, 70, 94, 120, 135, 146 Neuzeit ...............................................................31, 40, 193
................................................ 90 ff., 99, 134, 149, 193, 197 intelligent ......................................... 11, 95, 118, 148, 151 Nutzung ..........................................31, 72, 120, 162, 206 ff.
Bürofläche ............................ 20, 49, 55 ff., 70, 90, 150, 210 interdisziplinär ........................12, 48, 63, 176, 189, 192, 211 Nutzungsgetrennte Stadt ...................................78, 91, 140
Büroquartier, -viertel, -stadt ........................ 69, 91, 116, 166 Investitionen, Folgeinvestitionen .........53, 58, 119, 146, 163 Nutzungsintervalle ....................................117, 131, 162, 177
Corporated Design, Brand ..........................................61, 99 Jobsharing ........................................................................25 Nutzungsmischung, -mix, -verteilung ...... 11, 16, 19, 20, 61,
Crossover-Image ...............................................................85 Kinder .............................................24, 54, 73, 80, 208, 212 ........................................................ 78 ff., 80, 118, 139, 154
Dachcafé ...........................................................................63 KMU ........................................................ 55, 58 ff., 70, 209 Nutzungsneutral ...................................................31, 86, 88
Deprofilierung durch Nutzungsmix ...................................80 Kombibüro ..............................................21, 49, 65, 89, 134 Nutzungsverband, komplexer; Nutzungsgeflecht ......31, 62,
Der gute Arbeitsplatz ........................................................64 Kombinatorik...................................................................132 ......................................................................69, 72, 84, 208
Design .............................................................8, 177, 189 ff. Kommunikation.............. 14 f., 48, 50, 162, 164, 175 ff., 192 Officestyle ...................................................................... 211
Dialog, mit Vorhandenem, mit dem Ort ....... 12, 69, 95, 115, Kommunikationsberater .................................................197 Öffnungsgrad, Orientierung............................................149
.................................................................118, 120, 132, 193 Kommunikationstechnologie ............... 48, 79, 151, 177, 179 Optimierung..........................................................26, 59, 64
einfach, rudimentär, basic .............................31, 55, 56, 135 Kompendiumcharakter .....................................................12 Ordnungen......................................................................195
einfache... (Form, Fassade, Architektur)... .... 57, 87, 95, 130, Komplexität ..................................... 12 ff., 38, 134, 145, 194 Organisatorische Revolution .............................................48
......................................................... 134, 195, 197, 198, 228 Kontext .................................. 46, 72 ff., 94 f., 116, 130, 197 Ort, der ...................61, 69, 70, 77, 94, 115 ff., 118, 192, 266
Elastizität ..........................................................................61 Konversion, Transformation .................................... 49, 94 ff. ÖV, öffentlicher Verkehr ................................ 72 ff., 119, 162
Entkernung .......................................................................95 Konzentration ................................................24, 31, 72, 164 Parkierung, Tiefgarage ............................................ 146, 212
Entropie und Autarkie .......................................................65 Konzept ......26, 59, 78, 85, 99, 134, 149, 163, 176, 190, 206 Parks, kleine Quartierplätze ..............................................71
Entspannen, Schlafen .......................................................22 Konzern ............................. 47, 55, 58, 62, 69 ff., 85, 91, 167 Peripherie, technische/periphere Dienste................... 63 ff.,
Entwurf, Entwerfen .......12 ff., 53, 69, 111, 178, 189 ff., 197 Körnigkeit .......................................................... 78, 119, 134 ............................................................................153, 205 ff.
Entwurfsengel ..................................................................14 Kostendach .......................................................................53 Persönliche Peripherie .................................................... 211
Entwurfsinstrumente..........................................................8 Kurzarbeit..........................................................................25 Postmoderne ....................................................................47
Entwurfsschema, Themen .......................................... 11, 12 Kybernetik, totalitäre .................................................49, 133 Praktikum, Dauerpraktikum ..............................................25
Entwurfstrategie, - konzept, -prozess, -methode..........7, 10, Kybernetische Architektur .......................... 48, 95, 133, 148 Prekariat, prekäre Arbeit ...............................25, 31, 56, 135
................................................................................12 ff., 53 Landschaftsplaner ..........................................................193 Projektjob..........................................................................26
Erholungswert ................................................................189 Lebensarbeitszeit..............................................................24 Qualität architektonische, räumliche ..........7, 16, 60, 64, 91,
Erschließung, Gestaltung der .........................................193 Lebensdauer .........................48, 53, 61, 65, 86, 147 ff., 208 ....................................................................... 149, 162, 190,
exklusive Spezialfälle ........................................................57 lebenslanges Lernen ........................................................48 Qualität der kleinen Orte ..................................................71
Fassade, Fassadentechnologie ..........85, 87, 95, 148 ff., 156 Lebensqualität ...................................58, 65, 71 ff., 115, 119 Qualitäten, wirkliche ...........................................................8
Fassade, Öffnungsgrad ....................................................93 Lehrstand..........................................................................65 Raumgestaltung ............................................. 133, 150, 197
Firmensitz, Gründungssitz .................62, 106, 115, 121, 163 Leiharbeit ..........................................................................26 Region ............... 8, 19, 31, 53, 60, 69 ff., 116, 119, 131, 147
257
Ressourcen, Verbrauch von ..............................................64
Rhythmus ......................................................... 22, 164, 195
Schichtarbeit, Schichtbetrieb ......................................26, 74
Schwarzarbeit .............................................................25, 26
Seilschaften, Clans, Mafia ................................................77
Sektoren der Arbeit (primär bis tertiär) ....20, 24, 49, 53, 72
Selbstmanagement ..........................................................48
Selbstverwaltung ........................................................ 27, 63
Skalierung .........................................................................99
Small is beautiful ..............................................................64
Sozialarbeit .......................................................................27
Stabilität ............................................................................71
Stadt der kurzen Wege ...............................................74, 76
Städtebau ..........................8, 69, 79, 94, 116, 120, 133, 135
Standard ............................... 8, 48, 53, 56 ff., 134, 146, 196
Standortanalyse ........................................................ 70, 118
Standortqualität, Lagequalität, Umfeldqualitäten .......70, 72,
...................................................94, 118, 162, 176, 205, 209
Statistik, statistische Daten ..............................19 ff., 42, 53
Stress .........................................................................60, 64
symbiotische Netze .........................71, 77, 78, 85, 209, 213
Systemischer Wandel ....................................................... 11
Team, fähig und unfähig.................................................. 211
Technik......................................31, 42 ff., 50, 132, 192, 208
Technologie.......................................48, 59, 65, 132, 145 ff.
Teilzeit .......................................................21, 24, 60, 74, 86
Telearbeit ........................................................... 25, 107, 179
Tradition, neue ..................................................................93
transfunktional ..................................................................87
Typo-Icons...................................................................100 ff.
Typologie.......... 15, 31 ff., 95, 116, 119 f., 129 ff.,132, 132 ff.
Typologische Konzepte ................................................ 99 ff.
Umfeld ............7, 31, 53, 62, 69 ff., 78, 115 ff., 131, 207, 213
Umnutzung .......................................................................94
Unbezahlte Arbeit .......................................................24, 48
Unflexibel..................................................................... 87 ff.
Unternehmensgröße ........................................................55
Verantwortung für den Raum ...........................................73
Verdichtung...............................................................81, 120
Verdichtung, innere.....................................................60, 86
Vereinfachungen, „zulässige“ .........................................192
Verkehrsplaner ................................................................193
Verkehrsräume........................................................ 205, 211
Wasteland – Officeland.....................................................90
Web ........................................................................2, 50, 77
Wertschöpfung ..................... 19, 21, 49, 53, 56 ff., 116, 121
Wettbewerb (ökonomischer) ......................................42, 48
wirklich, wirklich, wirklich Wollen .....................................85
Wirtschaftskrise.......................................... 7, 45, 53, 59, 72
Workfare ...........................................................................27
Zeitbelegung .....................................................................86
Zellenbüro .............................................44, 49, 89, 134, 248
258
Architektenregister
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Bildnachweis
32 Mitte: Helmut Luley, Bonn 44 oben links: VG Bild-Kunst, Bonn 2009 87 Mitte: unbekannt/ aus der Publikation „Small
33 links: Paul S. Docherty 44 oben 2. v. links: Irving Underhill /©Corbis Offices“, Köln 2005
33 rechts: Wikimedia Commons 44 oben Mitte links: aus Deutschlands Städtebau, 87 rechts: Scagliola/Brakke, Rotterdam
34 links unten: John Allan Cash Breslau, Berlin 1921 91 links oben: DoD photo by Master Sgt. Ken
(www.allancashpicturelibrary.com) 44 oben Mitte rechts: Nachlass Le Corbusier Hammond, U.S. Air Force
35 Mitte links: ZDF Enterprises, Mainz 44 oben 3. v. rechts: Nachlass Mies van der Rohe 91 links unten: U.S. Department of the Interior,
35 Mitte rechts: aus Benevolo, Leonardo: 44 oben 2. v. rechts: Nachlass Adolf Loos National Park Service, Historic American Buildings
Die Geschichte der Stadt, Campus Verlag 44 oben rechts: Atelier N. Ladowski, Moskau Survey. Survey number HABS MICH, 82-DETRO,
36 links: unbekannt 44 unten links: unbekannt 22-/U.S. Library of Congress, Prints and Photo-
36 Mitte links: unbekannt 44 unten 3. v. links: Busch-Reisinger Museum und graphs Division, „Built in America“ Collection
36 Mitte rechts: Stiftsbibliothek St. Gallen Bauhaus-Archiv, Berlin 91 Mitte: Courtesy of the Office for Metropolitan
37 Mitte links: Archiv Foto Marburg, aus Koch, Wilfried: 44 rechts: gta Archiv/ETH Zürich, Foto: Otto Salvisberg Architecture (OMA)
Baukunst – Von den Anfängen bis zur modernen 45 oben Mitte rechts: Philadelphia Saving Fund Society 91 rechts oben: Google Earth, AEROWEST GmbH,
Architektur, Bertelsmann, Gütersloh, 1967 45 oben rechts: Samuel Gottscho Dortmund
38 rechts: aus privater Postkartensammlung von 45 unten links: unbekannt 91 rechts unten: Google Earth, AEROWEST GmbH,
Markus Gasser 45 unten 2. v. links: BAZ Baugeschichtliches Archiv Dortmund
38 Mitte links: Florian Adler, Lizenziert unter GNU- Zürich, Foto: Wolf Bender 92 links oben: Adolph Wittmann
Lizenz für freie Dokumentation 45 unten 2. v. rechts: Deutsches Bundesarchiv Berlin 92 Mitte: Adolph Wittmann
38 Mitte rechts: Rechtsarchäologische Sammlung Karl 45 unten rechts: aus den Beständen des GMA – Staat- 93 unten rechts: Simone Rosenberg, München
von Amira (1848-1930)/ Leopold-Wenger-Institut und liches Museum für Architektur, Privatsammlung, 94 links: Madleina Bundi, aus „Erhalten und Gestalten
digitale Bibliothek der Bayerischen Staatsbibliothek Fotos: Heinz Großkopf + Igor Palmin – 100 Jahre Schweizer Heimatschutz, Zürich 2005
39 links: unbekannt 46 oben links: DoD photo by Master Sgt. Ken 94 Mitte: Klonk Fotodesign
39 Mitte links: unbekannt Hammond, U.S. Air Force 94 rechts: WWF Schweiz, www.wwf.ch
39 Mitte rechts: Matthew Tiscareno, Ithaca 46 oben rechts: GIG Grundeigentümer-Interessen- 95 links: Kraanspoor, Amsterdam North –architecture:
40 links: Stephan Eigendorf, Bremen gemeinschaft City Nord GmbH, Hamburg OTH, Foto: Christiaan de Bruijne
40 Mitte links: Rechtsarchäologische Sammlung Karl 46 unten links: www.profilm.de 95 Mitte: David Franck, Ostfildern
von Amira (1848-1930)/ Leopold-Wenger-Institut und 46 unten 2. v. links: G. Schmidter 95 rechts: Luuk Kramer, Amsterdam
digitale Bibliothek der Bayerischen Staatsbibliothek 46 unten Mitte: Deutsche Post AG 99 unten: Geert Goiris
40 Mitte rechts: Herzog Anton Ulrich-Museum, 47 links, 2. v. oben: unbekannt 100 oben links: Courtesy of the Office for Metropolitan
Kunstmuseum des Landes Niedersachsen, 48 links, 2. v. unten: Aerophoto, Schiphol Architecture (OMA)
Niedersächsische Landesmuseen Braunschweig 49 links unten: Ken Kirkwood 100 oben rechts: Google Earth Stürm Wolf,
40 rechts: aus Benevolo, Leonardo: 57 oben links: Deutsche Bank AG www.teleatlas.com
Die Geschichte der Stadt, Campus Verlag 57 oben Mitte links: David Franck, Ostfildern 100 Mitte links: H.G. Esch, Hennef
41 links: unbekannt 57 oben Mitte rechts: DEGW, www.degw.de 100 Mitte rechts: unbekannt
41 Mitte rechts: Wikimedia Commons 57 oben rechts: DEGW, www.degw.de 100 unten links: Roland Halbe, Stuttgart
41 rechts: Archiv Foto Marburg, aus Koch, Wilfried: 57 unten, 2. v. rechts: Hendrik Blaukat 101 oben rechts: unbekannt
Baukunst – Von den Anfängen bis zur modernen 57 unten rechts: ERCO GmbH, Lüdenscheid 101 Mitte rechts: Ken Kirkwood
Architektur, Bertelsmann, Gütersloh, 1967 63 rechts: unbekannt 101 unten links: unbekannt
42 links: Jaime Silva 74 links: unbekannt 101 unten rechts: Camilo José Vergara, aus „The New
42 Mitte: unbekannt 74 Mitte: unbekannt American Ghetto“
42 rechts: unbekannt 78 links oben: unbekannt 102 oben links: H.G. Esch, Hennef
43 links: aus: Wolfgang Hermann, Deutsche Baukunst 80 links: Bene AG 102 oben rechts: unbekannt
19. und 20. Jahrhundert, GTA Verlag/Birkhäuser, 80 Mitte: Peter Baldes 102 Mitte rechts: Simone Rosenberg, München
1977 80 rechts: Esther Kluth 102 unten links: Rob ‘t Hart, Rotterdam
43 Mitte links: Nathan Silver 84 unten links: Ian Lambot/ 102 unten rechts: Google Earth, Zusammensetzung
43 Mitte: Chigaco Historical Society aus der Publikation „City of Darkness – Life in Überarbeitung TU Darmstadt
43 Mitte rechts: Chicago Architectural Photographic Kowloon Walled City“, Berlin 1993 103 oben rechts: David Franck, Ostfildern
Company 85 Mitte: Abalos + Sentiewicz 103 Mitte links: Santander Consumer Bank
43 rechts: Staatsarchiv Hamburg 85 rechts: Abalos + Sentiewicz 103 Mitte rechts: Timothy Hursley
263
Bildnachweis
103 unten links: Google Earth, www.teleatlas.com 222 Stefan Schneider, Düsseldorf
103 unten rechts: Archive Olgiati 224 Christian Flatscher, Innsbruck
104 oben links: Stefan Müller-Naumann, München 226 Jens Willebrand, Köln
104 oben rechts: Benny Chan 228 Duccio Malagamba, Barcelona
104 Mitte rechts: unbekannt 230 Stefan Krämer
104 unten links: Foster + Partners 232 Adolf Bereuter, Lauterach
104 unten rechts: Stuart Hopps 234 Ricardo Ridecous
105 oben links: VIEW Pictures, London 236 Hannes Henz, Zürich
105 oben rechts: John Gollings 238 Bruno Klomfar, Wien
105 Mitte rechts: Robert Metsch Fotografie, Offenbach 240 Roger Frei, Zürich
105 unten links: Library of Congress, Prints and Photo 242 Margherita Spiluttini, Wien
graphs Division, Historic American Buildings Survey, 244 Christian Richters, Münster
Martin Linsey, Photographer, HABS OHIO, 246 Hertha Hurnaus, Wien
18-CLEV, 6-4 248 Michael Erxleben
105 unten rechts: Züblin AG 250 Wirtschaftskammer Niederösterreich
106 oben links: Werner Huthmacher, Berlin 252 Jordi Bernard
106 oben rechts: WISTA Management GmbH, Berlin
106 Mitte links: Leprowski Studios
106 Mitte rechts: unbekannt Alle anderen Bilder bei Markus Gasser, Mario Tvrtković,
106 unten links: unbekannt Carolin zur Brügge.
106 unten rechts: Google Earth, Zusammensetzung
Überarbeitung TU Darmstadt Alle Grafiken und Zeichnungen bei Markus Gasser,
107 oben links: Stefan Schneider, Düsseldorf MarioTvrtković, Carolin zur Brügge.
107 Mitte rechts: Luuk Kramer, Amsterdam
107 unten rechts: Aerophoto, Schiphol außer
122 Klaus Frahm, Hamburg
124 Christian Richters, Münster Seite 22-23, Die Megamaschine.
133 Mitte: Yuichiro Kodama, Building Research Institute Theo Deutinger, Romuald Dehio, http://td-architects.eu/
133 rechts: Michael Heinrich, München
138 Reinhard Görner, Berlin
140 unbekannt
154 Robert Metsch Fotografie, Offenbach
156 Ruedi Walti, Basel
168 Hisao Suzuki
170 Christoph Kraneburg, Köln
182 Love architecture and urbanism, Graz
184 unbekannt
198 Jens Passoth, Berlin
200 Google Inc./Foto: Peter Würmli
208 links: Courtesy of Apple
208 Mitte: Silicon Graphics International/Helmut Payer,
produced by gsiCom
208 rechts: Markus Gasser und Roland Wick
210 Mitte rechts: unbekannt
210 rechts: Grey Crawford
211 links: unbekannt
211 Mitte rechts: Ralph Morse
214 Deutsche Lufthansa AG
216 Christoph Rehbach, Fuchstal
264
Autoren
Im Rahmen der Entwicklung des Buches wurden von uns mehrere Seminare an der
TU Darmstadt veranstaltet, die sich in verschiedener Form mit den betrachteten Inhalten
auseinandersetzten. Den Seminarteilnehmern sei an dieser Stelle ausdrücklich für ihre
wertvolle Arbeit gedankt. Zusätzlich zu den Seminarteilnehmern haben uns mehrere
wissenschaftliche Hilfskräfte bei dem Projekt unterstützt. Insbesondere bei Friederike Diehl
und Philippa Glaser möchten wir uns für ihre professionelle Mitarbeit bedanken.
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W Ü STE N R OT STI FTU N G
Wüstenrot Stiftung (Hrsg.)
RAUMPILOT L E R N E N
Arno Lederer
Barbara Pampe
kraemerverlag
Die Publikationsreihe „Raumpilot“ besteht aus insgesamt vier Bänden:
Herausgeber
Wüstenrot Stiftung, Ludwigsburg
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts-
gesetzes ist ohne Zustimmung der Wüstenrot Stiftung und des Karl Krämer Verlags unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Verviel-
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© 2012 Wüstenrot Stiftung, Ludwigsburg, und Karl Krämer Verlag Stuttgart + Zürich
Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved.
ISBN 978-3-7828-1553-6
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Einleitung
Kontext
Schule und Stadt 11
Baugeschichtlicher Abriss 15
Der dritte Pädagoge ist der Raum 19
Projekte
Projektsammlung 281
Anhang
Literatur 427
Bildnachweis 428
Architektenregister 429
Ortsregister 430
Länderregister 431
Autoren 432
Legende
Vorwort der Wüstenrot Stiftung
Die Arbeits-, Lebens-, Organisations- und Wirtschaftsformen haben Grundlagen von Architektur und Gestaltung sind ergänzend hierzu
sich in den letzten Jahrzehnten nicht nur in Deutschland erheblich unverzichtbar.
verändert. Kulturelle, technische und wirtschaftliche Entwicklungen
und Globalisierungsprozesse sowie gewandelte Anforderungen, Die Wüstenrot Stiftung hat auf eine Initiative von Prof. Dr. Thomas
Präferenzen und Werthaltungen gehören zu den wichtigsten Ursa- Jocher hin gemeinsam mit einem Kreis von engagierten Hochschul-
chen für diese Veränderungen. Inzwischen werden dadurch auch lehrern verschiedener Universitäten in einem Forschungsprojekt die
neue Orientierungen in der räumlich-baulichen Konzeption und in der Frage aufgegriffen, mit welchen neuen Impulsen und Strukturen in
Organisation der Gebäude erforderlich, um den damit verbundenen der Ausbildung der Architekten auf diese Veränderungen reagiert
Auswirkungen auf die vorherrschenden Nutzungsformen entspre- werden kann. Ziel dabei ist es, die Studierenden besser auf sich
chen zu können. wandelnde Anforderungen an ihre Berufsgruppe vorzubereiten und
zugleich das kreative Entwerfen auch angesichts neuer Herausfor-
Zu beobachten ist dieser Prozess in nahezu allen Lebensbereichen; derungen und Leistungsprofile weiterhin in den Mittelpunkt der Aus-
deutlich wird er beispielsweise in einer gewandelten Nachfrage nach bildung stellen zu können. Zentrales Kriterium für eine erfolgreiche,
differenzierten Wohnungen und Wohngebäuden, in modifizierten zukunftsgerichtete Ausrichtung ist in diesem Sinne die Fähigkeit, in
Anforderungen an die Gestaltung von Kindergärten, Schulen und einen kreativen, künstlerischen Entwurfsvorgang eine wachsende
anderen Bildungseinrichtungen, in Industrie- und Gewerbebauten, Zahl an zu beachtenden Rahmenbedingungen zu integrieren und
die unter den Bedingungen eines verschärften ökonomischen dabei zugleich die Qualität der einzelnen Komponenten aufrecht
Wettbewerbs einem besonderen Anpassungsdruck unterliegen erhalten zu können.
oder in den Wirkungen neuer Konsum- und Freizeitmuster sowohl
auf Gebäude als auch auf öffentliche Räume. Besonders auffällig Entstehen sollen funktional und ökonomisch nachhaltige Gebäude,
werden die Veränderungen an neuen Kombinationen unterschied- deren Eignung und Qualität vor allem in der Fähigkeit bestehen,
licher Gebäudenutzungen, an veränderten Nutzungszyklen und an auch weiterhin sich kontinuierlich verändernden Bedingungen und
den Verbindungen des Wohnens mit modernen, leicht integrierbaren Einflussfaktoren entsprechen zu können. Dieser Anspruch kann in
Dienstleistungen. einer kreativen Entwurfsleistung nur dann eingelöst werden, wenn
als Grundlage der Kreativität ein klares Konzept der wichtigsten
Angesichts signifikant wachsender internationaler Einflüsse und Elemente einer Bauaufgabe verfügbar ist – im technischen und
Marktorientierungen greifen eine klassische Gebäudelehre und wirtschaftlichen sowie in wachsendem Maße auch im gesetzlichen
damit auch die herkömmliche Vermittlung von Raum- und Organisa- Bereich. Es war ein Anliegen der Wüstenrot Stiftung, mit ihren
tionskonzepten nur noch begrenzt. Parallel zu einer gebäudetypolo- Möglichkeiten einen Beitrag dafür zu leisten, dass in dieser Hinsicht
gischen Betrachtung treten die ausgeübten Tätigkeiten und die mit für einige ausgewählte Bereiche der Gebäudelehre ein erster Schritt
ihnen verbundenen Anforderungen stärker in den Vordergrund. Die getan werden konnte, und zwar in Form einer Aufbereitung von
Gebäudelehre muss, um auf diese Veränderungen adäquat reagie- Aufgaben und Lösungsvorschlägen, die den genannten Kriterien
ren zu können, intensiver als bisher auf die grundlegenden Anfor- folgen kann. Sie hat hierzu ein Forschungsprojekt initiiert, das auf
derungen ausgerichtet werden, die sich aus den verschiedenen Wunsch der beteiligten Hochschullehrer den programmatischen Titel
Tätigkeiten ergeben. Neue Schwerpunkte in der Vermittlung der „Raumpilot“ erhalten hat.
Vorwort der Wüstenrot Stiftung
Der Band Lernen ist einer von drei Vertiefungsbänden, die ergänzend
zum Grundlagenband wichtige Bereiche der Gebäudelehre aufgrei-
fen. Er konzentriert sich auf das Entwerfen von Schulgebäuden, das
keinen festgefahrenen Größen und Regeln unterworfen sein sollte,
sondern zu einer jeweils optimalen Gestaltung des Lebensraums
Schule führen muss. Anhand zahlreicher Beispiele werden vor allem
in neuen, einheitlichen Zeichnungen die einzelnen Nutzungsbereiche
aufgegriffen. Die reduzierte Darstellungsform dient dazu, allgemein
gültige Lösungsmöglichkeiten erkennbar zu machen. Die ausge-
wählten Beispiele zeigen auch, dass bereits in den 1930er Jahren
hervorragende Lösungen im Schulbau entstanden sind, die selbst
heute noch – in einer Phase einer Erneuerung der Programme – als
Impulse und Vorbilder dienen können. Die anderen beiden Vertie-
fungsbände behandeln die Themen Arbeiten und Wohnen.
t on t t nn
n on n sucht immer einen bestimmten Ausschnitt, der aufgrund seiner
t n n nt tt o t n n o pp n n besonderen Stimmung eine Allgemeingültigkeit ausschließt und
n o o n n o n t n damit ein subjektives Urteil unumgänglich macht. Deshalb haben
n nt t p n n n on t t n wir aus Vorlagen in abstrahierender Form eine Zeichnung erstellt.
t nt t n nn n n t n t t n Dadurch wird nicht nur die Vergleichbarkeit der unterschiedlichen
n t nt n n Raummodelle sichergestellt, sondern auch die Vielfalt von Lösungs-
Johann Wolfgang von Goethe über die Bürgerschule in Weimar, erbaut 1822-1825. möglichkeiten bei vergleichbaren Aufgabenstellungen aufgezeigt.
Den Studierenden sollen nicht, wie in anderen Entwurfslehren
beabsichtigt, bewährte Lösungen als Rezeptur an die Hand gegeben
Das Buch soll jenen eine Hilfe sein, die sich mit dem Entwerfen werden. Vielmehr erfährt man durch das Studium der Zeichnungen,
von Schulgebäuden beschäftigen. Es ist mehr ein Leitfaden als ein dass jede gestellte Aufgabe durch Ort, Programm und vieles mehr
Buch, das konsequentes Durchlesen einfordert. Da das Thema des eine individuelle Lösung verlangt.
Schulbaus nicht festen Größen und Regeln unterworfen werden
kann, ist es auch keine klassische Entwurfslehre. Vielmehr zeigt es Die Auswahl erhebt keineswegs den Anspruch auf Vollständigkeit,
mithilfe zeichnerischer Analysen Möglichkeiten auf, wie man, von wie auch das Buch kein wissenschaftlicher Leitfaden sein will. Die
bestimmten Raumprogrammen ausgehend, zu qualitativ hochwer- Beispiele zeigen jedoch, dass der Schulbau bereits in den 1930er
tigen architektonischen Angeboten gelangen kann. Jahren bemerkenswerte Lösungen hervorbrachte, die durchaus
für das heutige Bauen Vorbild sein können. Sie machen aber auch
Anhand realisierter Beispiele wurden einzelne Nutzungsbereiche auf deutlich, dass nach einem nahezu 30 Jahre andauernden Stillstand
ihren Typus hin untersucht und in einer reduzierten Darstellung zu der Entwicklung eine Erneuerung der Programme zu beobachten ist.
einer allgemein gültigen Lösungsmöglichkeit geformt. Alle Grund- Vorreiter sind hierbei vor allem private Schulen sowie die jüngsten
risse und Schnitte sind neu und einheitlich gezeichnet und sind als Projekte aus der Schweiz. Dass die Auswahl mit wenigen Ausnah-
der eigentliche Inhalt des Buches zu begreifen. Den Text betrachten men vor allem dem deutschen Sprachraum entstammt, ist einmal
wir mehr oder weniger als eine zusätzliche Erläuterung. Im Wesent- dem zu erwartenden Leserkreis geschuldet, zum andern zielt sie auf
lichen stellen jedoch die Zeichnungen den Lesestoff dar. Um bei den eine Entwurfsproblematik, die mehr durch Kultur und Gesellschaft
räumlichen Darstellungen ebenfalls einen Vergleich zu ermöglichen, geprägt ist als dies bei Themen wie etwa dem Verwaltungsbau, dem
wurde auf jegliches fotografische Material verzichtet. Der Fotograf Handel, der Industrie, dem Sport oder der Freizeit der Fall ist.
Kontext
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10
Schule und Stadt
A no
Gegenwärtige Situation
Schule und Stadt
„Schule, Rathaus und Kirche“, so besagt ein auf die Pädagogik, die sich gerade auch mehr von Unterricht im klassischen Sinne
alter Spruch, „sind die besonderen Gebäude in Deutschland in einem kräftigen Wandel sprechen. Vielmehr handelt es sich dabei
einer Stadt.“ Man meinte damit den forma- befindet. Wo neue und andere Formen einer um Angebote, wie in Gruppen Wissen und
len Unterschied, den diese Gebäude gegen- Pädagogik gepflegt werden, braucht es Bildung durch selbstmotiviertes Arbeiten
über der „normalen“ Bebauung einnehmen auch neue und andere Räume, die diese Pä- angeeignet werden kann. Dies kann durch-
können. Natürlich trifft das heute nicht in dagogik ermöglichen. Da die Vorstellungen aus auch jahrgangsübergreifend gesche-
diesem Umfang zu. Das Bild der Stadt wird dessen, was eine neue Pädagogik aus- hen. Es versteht sich von selbst, dass sich
mehr von Bauten, die dem Handel und der macht, von Schulträger zu Schulträger sehr das althergebrachte Klassenzimmer dafür
Wirtschaft dienen, bestimmt. Aber auch unterschiedlich sind, braucht es auch Ange- wenig eignet. Räumlichkeiten, die von der
jene, die der Kultur, Freizeit und Unterhal- bote von differenzierten baulichen Model- Dimension und Atmosphäre her das leisten,
tung dienen – wie Theater, Konzerthäuser, len, die der Diversität der unterschiedlichen entsprechen in keiner Weise den Flächenan-
Museen oder Veranstaltungshallen aller Erziehungsmodelle Rechnung tragen. Ruhte gaben, die in einschlägigen Entwurfslehren
Art – nehmen im Geflecht der Stadtstruktur in Deutschland zum Beispiel die Schulbil- aufgelistet sind.
eine Sonderstellung ein. Trotzdem lohnt es dung bis zu 80 Prozent auf den Schultern
sich, über die Besonderheit der im ersten staatlicher Schulen, so können wir in der Eine weitere Änderung betrifft die
Satz genannten Bauten nachzudenken. Mit Gegenwart ein geradezu dramatisches Abschaffung des Halbtagsunterrichts, wie
diesen Bauten wird nämlich dem Staat, der Wachstum von privaten Einrichtungen beob- er in Deutschland üblicherweise gepflegt
Kirche und der Bildung eine Sonderrolle achten. Es zeigt, wie vor allem die Familien wird. Der Wechsel zum Ganztagsunterricht
eingeräumt. Denn mit Schule ist ja auch selbst den Stellenwert der Erziehung erken- bedingt zusätzliche Flächen, die der Verpfle-
umschrieben, welchen Status die erwach- nen, wenn es um die Zukunftssicherung gung, der Betreuung und dem selbststän-
sene Gesellschaft den nachwachsenden ihrer eigenen Kinder geht. digen Lernen dienen. Es ist davon auszuge-
Generationen einräumt. „Bildung“, so sagt hen, dass der Anteil von Ganztagsschulen
man heute, „ist der einzige Rohstoff, über Angesichts der veränderten und vielfältiger zunehmen wird und ihnen das Hauptge-
den die meisten mitteleuropäischen Staaten gewordenen Bildungslandschaften kann wicht zukommt. Insofern sind Schulen nicht
verfügen.“ sich die Architektur von Bildungseinrich- nur Orte der Wissensvermittlung, sondern
tungen nicht mehr auf klar gesicherte stellen – neben dem familiären Zuhause –
Der Erfolg einer Gesellschaft hängt in der Typologien stützen, wie das im 20., vor auch eigene „Heimaten“ dar. Es versteht
Zeit der Globalisierung also nicht allein von allem aber im 19. Jahrhundert der Fall sich von selbst, dass die Architektur dafür
der wirtschaftlichen Stärke ab. Überhaupt war. Nicht nur, dass unterschiedliche räumliche Angebote entwickeln muss.
scheint der Grad der Bildung, über den Schulformen unterschiedliche Räume
eine Gesellschaft verfügt, für ihr weiteres erforderlich machen, sondern auch, dass Die Geschichte des Schulbaus weist drei
erfolgreiches Bestehen ausschlaggebend die Unterrichtsform, die im wesentlichen wesentliche Einschnitte auf: Nachdem
zu sein. Insofern erhält die Frage von Schule Frontalunterricht bedeutete, einer Vielfalt im 19. Jahrhundert zunächst Schultypen
und Erziehung ein ganz anderes und neues anderer Lehrformen gewichen ist. Bei vielen entwickelt wurden, die in einem ersten
Gewicht. Das hat enorme Auswirkungen Lehr- und Lernformen kann man gar nicht Schritt die räumliche Erfüllung der allgemei-
11
Kontext
nen Schulpflicht zum Inhalt haben, löst die bestehenden Bauten sich in Randlagen wie die Frage von Grundriss und räumlichen
Reformpädagogik zu Beginn des 20. Jahr- befinden, die zu städtebaulich unvertret- Typologien.
hunderts einige neue Gebäudeformen baren Situationen führen. So erscheint es
aus, die teilweise bis heute die Qualität in schrumpfenden Städten nicht sinnvoll zu Unabhängig der durch die Hirnforschung
von Schulgebäuden der öffentlichen Hand sein, periphere Standorte zu erneuern, viel- entwickelten Thesen, die innerstädtischen
übertreffen. Erst in den 1970er Jahren, als mehr sollten dort durch Stärkung der Kerne Lagen zu stärken, stellen Schulbauten, die
in der Bundesrepublik durch die Picht‘sche die innerstädtischen Standorte gestärkt in Wohnquartiere integriert sind, Zentren
Bildungsreform der Zugang zu weiterbil- werden. dar, die generationenübergreifende Orte
denden Schulen einer breiteren Bevölke- von Bildung, Kultur und Freizeit sind. Ihnen
rungsschicht ermöglicht wird, entstehen in Diese Forderung steht im Zusammen- kommt damit eine große soziale Funktion
Ergänzung zu den bewährten Haustypen hang mit der Erkenntnis, dass die Stadt zu, die weit über den ursprünglichen Nut-
neue Grundriss- und Gebäudeformen. In in ihrer Vielfalt ein Umfeld bietet, das für zungsgedanken hinaus gehen. Dies spielt
dieser Zeit entwickeln sich die Richtlinien, das heranwachsende Kind eine wichtige vor allem in solchen Quartieren eine Rolle,
nach denen Schulhäuser finanziert werden. Lernerfahrung bedeutet. Man denke nur an die „soziale Brennpunkte“ darstellen.
Daran hat sich bis heute wenig geändert, den Vorteil, die Schule von der Wohnung
auch wenn in vielen Bundesländern die aus zu Fuß erreichen zu können. Bezüglich Wenn Schulgebäude wieder als integraler
Vorschriften nicht mehr bindend diese ihres Standorts boten die Schulen des 19. Teil der Stadt empfunden werden, werden
Richtlinien vorgeben. Eine neue Sichtweise und frühen 20. Jahrhunderts entschei- sie über den klassischen Begriff von Schule
und langsame Aufweitung der Programme dende Vorteile. Damals musste man bei hinaus zu generationenübergreifenden
sowie freie Handhabung durch private der Planung neuer Einrichtungen freilich Bildungszentren. So, wie wir heute Bildung
Schulen sind seit den Ergebnissen der berücksichtigen, dass die Erreichbarkeit als etwas begreifen, das uns lebenslang
ersten PISA-Studie zu beobachten. Diese des Schulgebäudes mit öffentlichen oder begleiten soll, werden die Gebäude, in
hat nicht nur pädagogisch einen Aufbruch privaten Verkehrsmitteln nicht gegeben war. denen Bildung vermittelt wird, auch zu
bewirkt, sondern stellt besonders auch die Daher war der Schulweg, wie wir es heute Einrichtungen für alle Altersschichten. Sie
Forderung nach veränderten typologischen sehen, ein Teil des Schulalltags. Aus dieser müssen deshalb auch so geschaffen sein,
Grundrissmustern. Zeit stammt der Spruch „Kinder gehen nicht dass sie einen Betrieb „rund um die Uhr“
in die Schule, sie stehen in die Schule.“ ermöglichen. Damit wird sich nicht zuletzt
Mit Blick auf die schrumpfende Bevölkerung auch die Wirtschaftlichkeit der Immobilien in
in Mitteleuropa ist es naheliegend, das Der Hirnforscher Gerald Hüther weist in sei- einem anderen Licht darstellen. Die Räume
geschilderte Problem nicht primär durch nen Arbeiten auf den unschätzbaren Vorteil sollen also nicht nur dafür geeignet sein,
Neubauten in den Griff zu bekommen. Man hin, der durch ein lebendiges städtisches unterschiedlichen Altersklassen gerecht zu
kann den immensen Bestand nicht igno- Umfeld für die Entwicklung des Kindes ge- werden, sondern auch dafür, Bildungsange-
rieren. Dies bedingt eine „zweigleisige“ geben ist.² Nimmt man diese Erkenntnisse bote zu ermöglichen, die über den Stunden-
Strategie: Neubauten dort, wo der Bestand ernst, dann spielt die städtebauliche Lage plan hinaus in Bereiche hineinreichen, die
eine Veränderung nicht zulässt oder die von Schulbauten eine ähnlich wichtige Rolle jenseits der Lehrpläne liegen.
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Schule und Stadt
Mit den bislang gängigen Raumprogram- nach den pädagogischen Bedürfnissen nicht Bestandteil klassischer Flächenanfor-
men können die genannten Bedürfnisse anzupassen. derungen waren.
nicht erfüllt werden. So sind zum Bei-
spiel die Erschließungsflächen, die in der Durch die immer wieder geforderte Umstel- Während bei der Entwicklung von Raumpro-
Regel über einen Schlüssel von Nutz- und lung staatlicher Schulen zu Ganztagsschulen grammen seit nahezu 40 Jahren Stillstand,
Verkehrsfläche angesetzt werden, zu nicht werden weitere schwerwiegende Mängel in manchen Fällen auch Rückschritt zu
mehr tauglich als eben der Erschließung üblicher Programmvorgaben sichtbar. Dies beobachten ist (die Finanzierung orientiert
und Entfluchtung von Schulgebäuden. Dass betrifft insbesondere auch die Arbeitsmög- sich häufig noch an den Schulbaurichtlinien
die „Zwischenräume“ im Schulhaus, die lichkeiten der Lehrer selbst. Die bislang der 1960er und 1970er Jahre), haben die
Gänge oder Hallen, eine ähnliche Funktion in den Raumprogrammen verankerten Bemühungen, den Sicherheitsstandard von
haben sollten wie die Straßen und Plätze „Lehrerzimmer“ sind für den Ganztagsun- Gebäuden nachhaltig zu verbessern wie
einer Stadt, ist eine Erkenntnis, die in den terricht unzumutbar. Unbestreitbar sollte auch den gesundheitlichen Aspekten zu
Baubudgets noch keine Berücksichtigung jede Lehrperson nicht nur über einen aus- genügen, zu einem erheblichen finanziellen
gefunden hat. Dabei muss man unterschei- reichend bemessenen Arbeitsplatz verfügen Mehraufwand geführt. Dies betrifft den vor-
den zwischen Räumen, die sich für Wis- und diesen auch für vertrauliche Gespräche beugenden Brandschutz, die Verschärfung
sensvermittlung gut eignen, also den „nor- mit Schülern und Eltern sowie zur konzen- der Behindertengerechtigkeit, die Anfor-
malen“, konventionellen Klassenzimmern trierten Arbeit nutzen können. Die Vorbe- derungen des Unfallverhütungsschutzes
und solchen, in denen Wissensverarbeitung reitung von Unterricht und Lehrinhalten, der Gemeindeunfallversicherungen, die
geschehen kann, in denen die Möglichkeit die Korrektur von Übungen oder Prüfungs- Arbeitsstättenverordnungen genauso
der Kommunikation gegeben sein sollte und aufgaben wie auch die schriftliche Beur- wie die Verschärfung des Baurechts im
in denen darüber hinaus soziale Kompe- teilung einzelner Schülerinnen und Schüler Allgemeinen, der nationalen und europä-
tenz geübt und erlangt werden kann. Dazu erfordert ausreichende Raumangebote, ischen Normen sowie der ökologischen
bedarf es – analog zum erwähnten öffent- in denen ungestörte Arbeit erfolgen kann. und energetischen Bedingungen. Daneben
lichen Raum der Stadt – Flächen, die diesen Dass dies nicht mehr im „eigenen“ Klassen- können zusätzlich örtliche Bedingungen,
Ansprüchen in vielfältiger Weise genügen. raum geschehen kann, folgt allein aus der Denkmalschutz oder stadtgestalterische
Notwendigkeit, diese Räume gruppen- und Auflagen deutliche Mehraufwendungen aus-
Man sieht allein an diesem Beispiel, dass klassenübergreifend nutzen zu können. lösen. Dieser Umstand führt durch vorher
Raumanforderungen, die sich aus einem festgesetzte Budgets in der Regel zu der
bestimmten Erziehungsprogramm über Diese beiden Beispiele zeigen den eigent- Frage nach Kompensation der Kostenstei-
Jahre hinweg so entwickelt haben, zu einer lichen Schwachpunkt des Schulbaus. Es gerungen durch Minderung räumlicher und
kameralistischen Größe mutiert sind. Es liegt weniger an der Architektur selbst gestalterischer Qualitäten. Ob ein Gebäude
wird eine zukünftige Aufgabe auch und vor oder den Programmen, sondern an der mehr oder weniger Akzeptanz findet, spielt
allem der Architekten sein, auf eine dement- Voraussetzung dafür: dem Geld. Denn die also eine geringere Rolle als die gesetz- und
sprechende Verbesserung von Raumpro- wesentlichen Verbesserungen bedeuten ein vorschriftskonforme Umsetzung quantita-
grammen hinzuwirken sowie diese primär Mehr an zusätzlichen Räumen, die seither tiver Vorgaben. Dabei könnte man genauso
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Kontext
fragen, ob es nicht gelingen kann, die Die geschilderten Schwierigkeiten kön- suchs sich im Gedächtnis verankern sollen.
geforderten technischen Hilfsmittel durch nen sich im Umgang mit bestehender Vielleicht war das eigentliche Manko der
„soziale Hilfsmittel“ zu ersetzen. Bausubstanz zu einer nahezu unlösbaren meisten Schulbauten der zweiten Hälf-
Entwurfsaufgabe entwickeln. Bei der te des vergangenen Jahrhunderts ihre
Das Ziel der Architektur ist, Häuser grund- Ertüchtigung von Bestandsbauten oder gar Gesichtslosigkeit und Austauschbarkeit.
sätzlich so zu gestalten, dass sie sich eines bei Umnutzung alter Gebäude zu taug- Dieses Problem lässt sich aber nicht durch
hohen Zuspruchs erfreuen. Darin unter- lichen pädagogischen Einrichtungen macht vordergründige formale Maßnahmen lösen.
scheidet sie sich nicht von der Erziehung: man immer wieder die Erfahrung, dass Der beschriebene Wandel zu mehr Vielfalt
Pädagogik ist nur dann erfolgreich, wenn sie aufgrund konstruktiver, bauphysikalischer der pädagogischen Angebote könnte jedoch
mehr durch Freude als durch Zwang erfolgt. und brandschutztechnischer Probleme der zu ebenso differenzierten Architekturen
Damit soll der Vorschrift nicht entgegenge- vorhandenen Substanz eine konfliktfreie führen. Denn Schulhäuser sind nicht nur für
wirkt werden, die ja aus grundsätzlichen Umsetzung von Raumprogrammen nicht die Schulzeit gebaut. Sie sollen die Qualität
Erwägungen zum Schutz der Menschen möglich sein wird. Auch stellen in solchen haben, Heimaten zu sein und viele Jahre
gedacht ist. Ihr sollen aber dort Widerstän- Fällen zusätzliche Einschränkungen, wie später noch positiv im Gedächtnis verankert
de entgegengebracht werden, wo ihre zum Beispiel denkmalpflegerische Auflagen, zu sein.
Anwendung und Durchsetzung nur nach erschwerende Ausgangssituationen dar. Auf
dem Prinzip geschieht und der zu ihrer der anderen Seite verfügen Gebäude, die zu Insofern kommt es auch bei diesem
Umsetzung notwendige finanzielle Aufwand Schulhäusern umgebaut werden sollen, im Leitfaden darauf an, aus den gezeigten
in keinem Verhältnis zum Ertrag steht. Die Regelfall über ein Flächenangebot, das über Beispielen zu lernen. Erst der gekonnte
unübersichtliche Flut von Bestimmungen die in den Raumprogrammen getroffenen kreative Umgang mit den unterschiedlichen
stellt zunehmend einen der schwierigsten Vorgaben hinaus geht. Dies fordert von Bau- quantitativen Vorgaben ist das, was wir als
Parameter für das Entwerfen dar, da in vie- herrschaft und Architekten einen offenen gute Architektur bezeichnen können. Wenn
len Fällen die Räume erheblich an Qualität Umgang mit den räumlichen Vorgaben, dieses den Architekten glückt, dann ist das
verlieren und die gesetzlichen Vorgaben und denn nicht selten muss das Programm Ziel erreicht, das Goethe für die Bürgerschu-
Normen in sich widersprüchlich sind. Viele umgekehrt dem vorhandenen Gebäude le in Weimar formuliert hat und das noch
Erfolg versprechende Unterrichtsformen, angepasst werden. heute über allem stehen kann.
etwa das selbstständige Lernen in erwei-
terten Flurbereichen, lassen sich durch Zweifellos ist die Umnutzung von Gebäuden
Vorschriften für erhöhten Brandschutz nicht zu schulischen Zwecken eine nicht ganz
umsetzen. Insofern wird es auch eine der einfache Aufgabe. Im Regelfall zeichnen
zukünftigen Aufgaben von Architekten sein, sich diese Architekturen, sofern sie eine
auf eine flexible Umsetzung der allgemein- gänzlich andere Funktion hatten, durch eine
gültigen Forderungen hinzuarbeiten, um so hohe Identität aus. Schulhäuser benötigen
mit weniger Formalismen den speziellen bestimmte architektonische Eigenarten,
örtlichen Gegebenheiten zu genügen. wenn sie auch über die Zeit des Schulbe-
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Baugeschichtlicher Abriss
A no
Baugeschichtlicher Abriss
Das Schulgebäude als typologische Ent- einen Platz im Klassenzimmer finden, was zu entwerfen, dass die Schüler darin „einer
wurfsaufgabe, wie wir sie heute verstehen, aber die grundsätzlichen architektonischen heiteren Thätigkeit ungehindert entgegen
entwickelte sich vor allem im 19. Jahr- Qualitäten nicht schmälerte. Die enorme gehen“. Eine feinfühligere Anforderung
hundert. Schulgebäude wurden freilich Dichte empfand man wohl als Normalität. vermochte auch das 20. Jahrhundert nicht
schon lange vorher errichtet. In erster Linie Interessant ist auch die ebenfalls symme- zu formulieren.
zählen dazu die Lateinschulen, viele davon trische Anordnung von zwei Eingängen über
mehrere hundert Jahre alt, die da und dem Vorhof: einen für Mädchen, einen für Beim Vergleich der Architekturen soll
dort in Altstädten noch zu finden sind. Mit Knaben. Hier zeigt sich schön, wie die funk- allerdings darauf hingewiesen werden, dass
der Bewegung der Bürgerschulen in der tionellen Vorgaben den Typ selbst prägen. Kasernen selbst keine reinen Zweckbauten
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und der waren. Bis zum ersten Weltkrieg gab es da-
Einführung der allgemeinen Schulpflicht Die Vorliebe für Symmetrie und Reihung von runter bemerkenswerte Gebäude, die nicht
entwickelte sich der Schulbau im Bereich Schulräumen entlang langer Flure prägen zuletzt wegen ihrer Architekturqualitäten
der öffentlichen Bauten zu einem festen die Grundrisse der Schulgebäude des 19. heute unter Denkmalschutz stehen. Sie re-
Bestandteil der Entwurfslehre. Jahrhunderts. Sie gehören damit zu der präsentierten, wie alle anderen öffentlichen
großen Reihe der Typologien, die dieses Bauten, also auch Schulen, das kulturelle
Wenn wir mit dem Bau der Bürgerschule in Jahrhundert hervorgebracht hat und die Verständnis des Staats, wie das durch
Weimar beginnen, hat das mehrere Gründe. es aus anderen Epochen hervorhebt. Man Jahrhunderte hindurch der Fall war. Der bau-
Erstens ist es eines der frühesten Beispiele, muss diese Tatsache besonders würdigen, liche und künstlerische Aufwand dafür war
bei dem durch verschiedene Personen weil noch heute durch die Einschätzung der enorm. Noch kann man in diesen Gebäuden
Pädagogik, Architektur und Politik zu einem Moderne die Architektur des 19. Jahrhun- die Vorstellung von einer Einheit von Kunst
Gesamtwerk gebracht wurden. Es handelt derts eine nachteilige Bewertung erhält. und Architektur nachvollziehen. Natürlich
sich um den Baumeister Coudray, um sah man die künstlerische Ausgestaltung
Goethe als Fachmann für Kultur und Bildung Typisch für die Schulen des 19. Jahr- von Schulbauten nicht als schmückendes
und schließlich um Herzog Karl August als hunderts ist die Aneinanderreihung der Beiwerk, wie die spätere Generation abwer-
Finanzier und Bauherr. Zweitens ist das Schulräume an einem langen Flur. Man tend urteilte, sondern auch als ein Mittel,
Haus von einer beispielhaften baulichen bringt dieses Merkmal unmittelbar mit den um Bildungsinhalte zu transportieren.
und gestalterischen Nachhaltigkeit. Noch autoritären Erziehungssystemen in Verbin-
heute finden wir es nahezu unverändert in dung. Unterstützt wird das Vorurteil durch Noch in der zwischen 1915 und 1924 von
Übereinstimmung mit den Zeichnungen von die Rekrutierung von Lehrern aus dem Erik Gunnar Asplund geplanten Karl-Johan-
Coudray. Schließlich sind die Grundrisse Militär. Inwieweit Schulgebäude direkt aus Schule in Göteborg sehen wir den über
immer noch für pädagogische Nutzung der Architektur von Kasernen übernommen hundert Jahre bewährten Grundrisstyp. Die
tauglich, zur Zeit befindet sich darin die wurden, wie vielfach geäußert wird, müsste auf den ersten Blick schematische und rigi-
Musikschule. Allerdings haben sich die erst noch verifiziert werden. Auf jeden Fall de Struktur zeigt sich bei näherer Betrach-
Belegungszahlen erheblich geändert. Zu steht diese Annahme in krassem Wider- tung als ein bis ins Detail räumlich diffe-
Goethes Zeiten mussten noch 70 Kinder spruch zu Goethes Ziel, ein Schulhaus so renziertes, ausgearbeitetes System. Der
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Kontext
vermeintlich schnurgerade verlaufende Flur und Luft durchflutetes Gebäude mit besten Unterrichtsformen berücksichtigt, die den
ist das Ergebnis einer präzise überlegten Arbeitsbedingungen entgegenzusetzen. Der heute aktuellen pädagogischen Forderungen
Gliederung des inneren Weges. Schulhaus, Gedanke, die Klassenzimmer kompakt um nachkommen. Die beschriebenen Räume
Hof und Nebengebäude sind zu einer räum- einen gemeinsamen Vorbereich anzuord- liegen an zwei Fluren, die wie innere Wege
lichen Einheit zusammengebunden. Das nen und damit die oft kritisierte und als zum Zentrum mit Einrichtungen für die ge-
Ensemble hat, wie die meisten der im autoritäres Grundrissschema bezeichnete samte Schulgemeinschaft führen. Man kann
19. Jahrhundert errichteten Schulbauten, Längserschließung zu vermeiden, entspringt auch von einer Analogie zur Stadt sprechen
eine durch und durch urbane Architektur- in erster Linie dem Ansatz einer dreiseitigen und den Eingangsbereich und die innere
sprache. Es ist Teil der Stadt und es macht Belichtung der Unterrichtsflächen. Gleich- Erschließung wie Straße und Platz eines
Stadt. wohl hat dies pädagogische Auswirkungen, Ortes sehen. Neben den sehr feinen Grund-
da nunmehr kleinere Einheiten über die rissüberlegungen ist die Materialisierung
Eine radikale Abkehr vom besprochenen Stockwerke gebildet werden und damit und Detailausbildung bemerkenswert. Die
Typus stellt die „Openluchtschool“ (1927- auch eine Differenzierung der Aufenthalts- vor allem von Eero und Lily Swann Saarinen
30) von Johannes Duiker dar. Hier steht orte erfolgt. sowie Larry Perkins entwickelten Details,
vor allem, wie wir dem Buch über Duiker3 ob es sich um plastischen Schmuck oder
entnehmen können, die Verbesserung der Es sind in erster Linie pädagogische um einzelne Möbel handelt, runden das Bild
hygienischen und medizinischen Belange Überlegungen, die die Grundlage für eines außergewöhnlich und sorgfältig durch-
im Vordergrund. Schon in der äußeren den Entwurf der eingeschossigen Crow gearbeiteten und ausgeführten Entwurfs
Erscheinung ist die Haltung der Moderne Island Schule in Winnetka (Illinois) von ab. Wenn auch die sanitären und sonstigen
unverkennbar: Der schmucklose Zweck- Eliel und Eero Saarinen, bilden. Alle Teile technischen Einrichtungen dem heutigen
bau gleicht mit seinen großen verglasten dieses Gebäudeensembles, 1940 errich- Standard nicht mehr entsprechen, stellt das
Fassaden und der dadurch sichtbaren Trag- tet, vom Lageplan bis zum Detail, sind auf Konzept einen bis heute vorbildlichen Höhe-
konstruktion mehr einem fortschrittlichen die Bedürfnisse der Kinder abgestimmt. punkt der Schulbauentwicklung dar.
Industriebau als dem klassischen Bild eines Die Klassen sind in L-förmigen Räumen
Schulgebäudes. Im Grundriss finden wir untergebracht, die in gereihter Form wie Formal anders, aber in den pädagogischen
einen zentralen Erschließungskern, der auf eine eingeschossige Kettenhaussiedlung Ausgangsüberlegungen ganz ähnlich, hat
einer knappen Verteilerfläche Klassenräume aussehen. Vom eigentlichen Schulraum aus Arne Jacobsen die Munkeg rdskole in Gen-
und Erschließung verbindet. Ein Teil davon sind eine kleinere Fläche mit Küche und tofte, 1952-56, gezeichnet. Der vermeintlich
ist ohne Fassade, also wie eine Terrasse Sanitärreinrichtung erreichbar sowie eine streng entwickelte Grundriss ist in der
innerhalb des Gesamtgrundrisses ausge- geschützte Terrasse. Unübersehbar ist der dreidimensionalen Realität vielfältiger und
bildet. Die Ausweisung des Flachdachs als Wille, die Klassengemeinschaft als eine Art kindgerechter, als die gerasterte Struktur
ein zum Himmel hin geöffneter Klassen- Familie zu betrachten. Der Raumzuschnitt das vermuten lässt. Tatsächlich ähnelt die
bereich unterstreicht den Hauptgedanken, und die Art, wie die vielsprossigen Fenster äußere Erscheinung durch die geneigten
den traditionellen Vorstellungen eines eher gestaltet sind, sind weniger für Frontalunter- Dachformen der Klassengruppen eher einer
geschlossenen Baukörpers ein von Licht richt geeignet. Vielmehr sind dabei bereits von Jacobsen entwickelten Reihenhausanla-
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Baugeschichtlicher Abriss
ge. Ebenso wie bei der Schule von Eliel und sam genutzten Räumen, vor allem dem wissenschaften oder der Psychologie,
Eero Saarinen sind die Klassen, diesmal in Festsaal als Ort der Schulgemeinschaft, entwickelten Raumprogramme, aus denen
Zweiergruppen, einem kleineren Hof oder eine besondere Bedeutung zu. Der hohe dann jeweilig interdisziplinäre Gruppen die
Freibereich zugeordnet. Die Erschließung Grad der Individualisierung jedes Raums Entwürfe zeichneten. Es gab dabei auch
erfolgt über einen gemeinsamen Flur, zwi- stellt in dieser Form einen Höhepunkt Versuche, die Frage der Gestaltqualität
schen dem Gruppenarbeitsflächen liegen. in der Schulentwicklung dar. Man kann durch quantitative Bewertungskriterien in
Hervorragend ist die Belichtung über ein grundrisstechnisch nicht von Neben- und den Griff zu bekommen. Die Forderung und
Oberlichtband gelöst, das Dunkelzonen in Hauptnutzflächen sprechen, sondern von Suche nach Werkzeugen, die eine objektive
der Tiefe der Klassenräume vermeidet. Die einem Organismus, bei dem jedes Teil seine Beurteilung von Architektur ermöglichen,
bei der Crow Island School entwickelte Ana- eigene Aufgabe im Sinne des Ganzen hat war eines der oberen Ziele. Perfekte Funkti-
logie zur Stadt ist durch die sinnvolle Folge und sich deshalb einer hierarchischen Be- on und ein hohes Maß an Flexibilität waren
und Hierarchie von Plätzen und Wegen trachtung mit Blick auf spätere DIN-Normen die Grundlage für die architektonische
weiter ausgearbeitet. Auch fällt die Detail- hinsichtlich der Kosten- und Flächenberech- Arbeit. Die geschickte Flächenverteilung in
lierung auf, nicht zuletzt die von Jacobsen nungen entzieht. Dieser Punkt ist in der Verbindung mit einem stringent auf Achsen
gezeichneten Leuchten, die Munkeg rd- weiteren Entwicklung der Schulbauten nicht bezogenen Tragwerk prägte die Grundrisse.
Leuchten, die noch heute im Programm des unwesentlich, weil nicht nur die Individua- Viele Gebäude versuchte man darüber
Herstellers zu finden sind. lisierung, sondern auch die damit verbun- hinaus in Systembauweise zu errichten. Die
dene große Abwicklung von Außenflächen rasche Produktion stand im Vordergrund,
Ein drittes Beispiel dieses Schultyps stellt wie auch die niedrige Bauweise höhere wie auch die Vorstellung, dass individuelle
die Geschwister-Scholl-Schule in Lünen finanzielle Aufwendungen nach sich zieht. Architekturen nicht dem Bild von einer alle
dar. Hans Scharoun hat sie 1956 bis 1962 Schichten übergreifenden Bildung ent-
gebaut. Auch hier finden wir Module aus Im Jahre 1965 bezeichnete Georg Picht die sprächen.
Klassen-, Gruppenraum und geschütztem deutsche Bildungspolitik als „Bildungska-
Freibereich, die entlang einer inneren Straße tastrophe“4 und löste damit eine Reform Die auch unter dem Begriff der „fenster-
gereiht sind. Scharoun geht einen Schritt aus, die allen Schichten den Zugang zur losen Schulen“ entstandenen Bildungs-
weiter und differenziert die Raumform gymnasialen Bildung erschließen sollte. zentren unterliegen aus heutiger Sicht in
nach Altersstufen. In diesem Gebäude ist Vor allem die daraus erfolgte Gründung der Tat einem Schematismus, der wenig
nicht nur formal, sondern auch inhaltlich von Gesamtschulen hatte enorme Aus- mit unseren heutigen Vorstellungen von
die Übereinstimmung mit den Konzepten wirkungen auf den Schulbau. Das Thema Ort, Milieu oder den Fragen von Heimat
der Steinerschulen erfolgt. Die fließenden wurde Forschungsgegenstand an Architek- und Geborgenheit zu tun hat. Interessant
Grundrisse verbinden, wie in den beiden turfakultäten, an denen Schulbauinstitute ist auch, dass bei diesen Gebäuden die
vorgenannten Schulbauten, die zentralen systematisch die Bedingungen für eine Autorenschaft von geringer Bedeutung war.
Räume wie Foyer oder Aula zu einer großen neue Typologie entwickelten. Teams aus Die recht großen Komplexe konnten nur
Gemeinschaft. Allerdings kommt, was die unterschiedlichen Fachdisziplinen, wie der in Stadtrandlagen einen Platz finden. Die
räumliche Gestaltung betrifft, den gemein- Architektur, Soziologie, den Erziehungs- Anonymität und Sterilität, ganz gewiss auch
17
Kontext
die empfundene ästhetische und materielle – formal in der Sprache des Dekonstruktivis-
Lieblosigkeit blieb nicht ohne Folgen, was mus vom Büro Behnisch weiterentwickelt
bald zu einer breiten Ablehnung dieses – ebenfalls Vorbild für einige Schulgebäude
Typus führte. Diese Epoche des Schulbaus bis in die 1990er Jahre hinein.
einer pauschalen Kritik zu unterziehen, ist
nicht ganz gerechtfertigt. Schließlich loben Im Zuge der negativen Bewertungen der
auch heute noch viele Pädagogen die Fle- PISA-Studie zu den Leistungen deutscher
xibilität oder die Großzügigkeit der inneren Schüler kommt wieder Bewegung in den
Erschließungsbereiche, damals Schulstra- Schulbau. Neue und andere pädagogische
ßen genannt. Konzepte verlangen nach anderen Raum-
ordnungen. Während jedoch die öffentliche
Nachdem der Bedarf an neuen Unterrichts- Hand den neuen Entwicklungen wohl auch
gebäuden in den 1970er und 1980er aus finanziellen Gründen zurückhaltend
Jahren erheblich abnahm, wurden auch die gegenüber steht, beobachten wir zum
Schulbauinstitute als „Think-Tank“ für die Beispiel in der Schweiz eine außerordentlich
Entwicklung von Bildungsbauten nach und experimentierfreudige Entwicklung. Dabei
nach abgeschafft. Vereinzelt entstanden als spielt die Individualisierung wieder eine
Reaktion auf die Architektur der 1960er und zunehmende Rolle, auch die Offenheit und
1970er Jahre Modelle für einen Schultyp, vielfache Nutzbarkeit von Zwischenzonen.
in dem eine überschaubare Schulgemein- Schulen sollen sich nicht wie ein Ei dem
schaft Platz finden kann. Damals geradezu anderen gleichen. Sie als ein Stück Heimat
als Pionierleistung empfundene Beispiele und Teil der örtlichen gesellschaftlichen und 1 WA IV, 41, Brief vom 20. Juli 1826 an Carl August,
sind die beiden (Gegen-) Entwürfe der Nach- kulturellen Gegebenheiten zu begreifen, Goethes Werke. Hrsg. im Auftrag der Großherzogin
barschaftsschule in Berglen-Oppelsbohm wird sicher ein wichtiges Ziel darstellen. Für Sophie von Sachsen. IV Abteilung: Goethes Briefe.
(1969) und das Progymnasium in Lorch die Städte wird es gleichsam eine große 50 Bde. Weimar 1887-1912.
(1973) aus dem Büro Behnisch Partner. Aufgabe sein, die Schulen von den Randla-
Die Abkehr vom rechten Winkel und die ra- gen in ein urbanes Umfeld zurückzuführen. 2 Auf diesen Zusammenhang verwies Gerald Hüther
dial um ein Zentrum liegenden Schulräume auch im Rahmen eines Vortrags in Hamburg am
kennzeichnen diese Entwürfe. Die Gebäude 23.09.2007.
haben damit ein eindeutiges Zentrum, das
Foyer, das Eingangshalle und Aula gleicher- 3 E. J Jelles/ C.A. Albert: Duiker 1890-1935. Forum voor
maßen darstellt. architectuur en daarmee verbonden kunsten 22 (1972),
Amsterdam 1976.
Die über mehrere Geschosse führende
Halle als Gemeinschaftsraum wird später 4 vgl. „DIE ZEIT“, Nr. 46; Hamburg, 12.11.1965.
18
Der dritte Pädagoge ist der Raum
tto
Was ist eine gute Schule häufige inhaltliche Rückmeldungen über land die p o Frage nach dem
„Eine Schule ist dann eine gute Schule, die Lernfortschritte der Schüler.“ Schulbau vorangetrieben wird:
wenn die Kinder traurig sind, wenn der
Unterricht ausfällt.“ Die Frage nach dem guten Schulgebäude Bei einer Umfrage unter allen sechzehn
„Eine Schule ist dann eine gute Schule, Die Antworten der Erziehungswissenschaft- Kultusministerien in Deutschland nach
wenn sie die höchste Anmeldequote in ler sind plausibel. Allerdings ist eine Merk- neuen, richtungweisenden Initiativen zur
einer Stadt hat.“ würdigkeit zu konstatieren: Bei ihren Unter- Schulbauarchitektur bekam ich fünfzehn
„Eine Schule ist dann eine gute Schule, suchungen spielt die Dimension „Zeit“ eine Mal die Schulbaurichtlinien zugeschickt.
wenn sie im PISA-Ranking auf einem der wichtige Rolle – als weiterer Indikator für Die Zahl der p o n Hochschul-
ersten Plätze liegt.“ die Qualität von Schule gilt zum Beispiel die lehrer, die sich in den letzten Jahren in
„effektive Gliederung und Nutzung der Zeit Deutschland mit dem Zusammenhang
Die Spannweite der Antworten auf die Frage zum Lernen und zum Unterrichten“; die Di- von Architektur und Pädagogik befasst
„Was ist eine gute Schule “ ist groß. Alle mension „Raum“ dagegen kommt bei ihrer haben, kann man an einer Hand abzäh-
drei Blickwinkel haben ihre Berechtigung: Frage nach der guten Schule nur am Rande len. Abgesehen von einem Projekt der
die Begeisterungsfähigkeit des Kindes, die beziehungsweise gar nicht vor. Obwohl Wüstenrot Stiftung gibt es kaum aktuelle
Erwartungen der Eltern und der Außenblick doch jeder Lehrer aus tagtäglicher Erfahrung Forschungsprojekte.
auf die sogenannten harten Ergebnisse. weiß, wie schnell aus gutem Unterricht ein Die Mehrzahl der pädagogischen Veröf-
In allen drei Fällen geben die angeführten schlechter wird, wenn fentlichungen in den vergangenen Jahren
Indikatoren allerdings noch keine Hinwei- bescheidet sich mit der Aufarbeitung von
se, wie eine Schule zu einer guten Schule das Klassenzimmer viel zu eng ist, Einzelaspekten aus der Geschichte des
werden kann. offene Aktionsmöglichkeiten ausge- Schulbaus.
schlossen sind,
Die internationale pädagogische Forschung die Raumausstattung unzureichend und Hier besteht ein großer Nachholbedarf.
hat auf die Frage nach den Gütekriterien die Akustik katastrophal ist! Der erste Schritt dazu ist die erneute
in den letzten zwanzig Jahren eine Reihe Klärung der Frage: Was gilt – Anfang des 21.
empirisch gut fundierter und weiterführen- Bereits in den 1980er Jahren prägte Loris Jahrhunderts – als eine gute Schule Ich
der Antworten gefunden. Ich nenne drei Malaguzzi, der Begründer der Reggio-Päda- frage jetzt nicht nur nach dem sozialen Feld
Beispiele aus dieser umfangreichen pädago- gogik in Italien das inzwischen geflügelte Schule, nach der Institution, sondern auch
gischen Merkmalsliste (Helmut Fend): Wort: „Ein Kind hat drei Lehrer: Der erste nach dem Gebäude. Als Pädagoge kann ich
Pädagoge sind die anderen Kinder. Der zwar nicht sagen, wie man sie bauen muss.
„Gute Schulen besitzen eine effektive zweite Pädagoge ist der Lehrer. Der dritte Aber ich kann sagen, welche Anforde-
Führung in Fragen der Unterrichtspraxis.“ Pädagoge ist der Raum.“ Weit verbreitet hat rungen das Gebäude erfüllen muss, damit
„Gute Schulen erwarten von ihren Schü- sich diese Erkenntnis allerdings seitdem in Zukunft eine gute Schule daraus werden
lern hohe Leistungen.“ nicht. Anlässlich dieses Beitrags habe ich kann. – Zunächst jedoch noch einmal zur
„Gute Schulen geben regelmäßige und eine Recherche angestellt, wo in Deutsch- Vergangenheit.
19
Kontext
Was galt bislang als eine gute Schule/ wenn man dann bedenkt, dass es in jeder wenige, sondern 13 Jahre in dieses Korsett
als ein gutes Schulgebäude Klasse mindestens drei Schwätzer unter gezwungen hätte. Ein Erwachsener käme
Wie hat sich das eigene Bild von Schule und den Mitschülern gab, reduzierte sich – je- vermutlich kaum auf die Idee, das eigene
Unterricht über 13 Jahre – manchmal auch denfalls für mich – die Chance, selbst aktiv Lernen freiwillig so zu organisieren, dass
mehr – Schultag für Schultag eingeprägt zu werden, auf die Größenordnung einer man sich zusammen mit 25 bis 35 anderen
Ich habe versucht, meine eigenen Empfin- homöopathischen Verdünnung. über sechs bis acht Stunden am Tag in zu
dungen zu rekonstruieren, die ich mit den engen, schlecht belüfteten und unzurei-
Räumen meiner alten Schule, der Tellkampf- Ein Kapitel aus dem hidden curriculum, dem chend belichteten Räumen zusammenpfer-
schule in Hannover, verband: Der Lehrer saß „verborgenen Lehrplan“ dieser alten Schu- chen lassen und alle 45 Minuten – auf ein
hinter seinem Pult oder wanderte durch die le, lautete (ich pointiere absichtlich): Glockenzeichen hin – Thema und Tätigkeit
Klasse – und redete. Wir saßen in Reihen wechseln würde. Und das 13 Jahre lang.
oder – wenn es bei den jungen Referenda- Stillsitzen!
ren ganz fortschrittlich zuging – im Hufei- Fragen korrekt beantworten! Diese Schulkritik ist keineswegs neu. Sie
sen. Die Schüler antworteten. Gelegentlich. Überliefertes vollständig wiedergeben! hatte schon die sogenannten Reformpäda-
Die Schüler schrieben. Gelegentlich. Sie gogen vor 100 Jahren zu bemerkenswerten
sollten es jedenfalls. Meine Erinnerungen Für die Anforderungen dieses verborgenen Schulgründungen angestiftet. Der jetzige
bleiben hängen an viel zu eng gestellten, Lehrplans war die alte Schularchitektur – viel breitere – Neubeginn ist nach meiner
viel zu niedrigen Tischen, über die wir wun- genau richtig, gleichgültig ob sie ihr Muster Einschätzung allerdings keineswegs auf die
derbar Nachrichten weiterleiten konnten, an aus dem inneren Leitbild einer Kaserne oder Überzeugungskraft fortschrittlicher Pädago-
schlechte Luft, an den markanten Geruch eines Klosters bezog. gen zurückzuführen. Es ist sicher kein Zufall,
von Kreide, Bohnerwachs und Schweiß. dass die PISA-Studie nicht über die Schul-
Meine stärkste Erinnerung: Ich sitze in der Es gab in der Kulturgeschichte des Abend- behörden zustande kam, sondern über die
Nähe des Fensters und träume hinaus. Auf landes einen folgenschweren Irrweg, der OECD – eine Organisation, die sich in der
dem Rasen Krähen (oder Elstern, das weiß aber hoffentlich nur eine kurze Episode der Vergangenheit mehr für die wirtschaftliche
ich nicht mehr genau – jedenfalls hüpfend). Menschheit bleiben wird. Die Geschichte als für die kulturelle Entwicklung interessiert
Immerhin: Rasen. Vögel. dieses Irrtums begann erst im 17. Jahrhun- hat. Handwerksmeister und Konzernmana-
dert, als die Schulleute fanden, man könne ger, Architekten und Admiräle haben schon
Man kann einwenden, dass ich doch etwas das Lernen von Kindern und den Aufbau seit geraumer Zeit gemahnt, dass sie keinen
übertreibe. Aber die Schulforscher haben ihrer Persönlichkeit am besten so organisie- Bedarf haben an Mitarbeitern, die „stillsit-
gezählt. Sie haben herausgefunden, dass in ren, dass Kinder des n Jahrgangs zen“; sie brauchen vielmehr Mitarbeiter,
der alten Schule für den einzelnen Schüler im Prinzip zum n Zeitpunkt das die sich selbst bewegen. Sie haben keinen
die durchschnittliche Chance, ein eigenes lernen. Das schaffen selbst eineiige Bedarf an Mitarbeitern, die nur „Fragen
Wort zu sagen, selbst aktiv zu werden, eins Zwillinge selten. Ich weiß nicht, ob Luther, korrekt beantworten“ können; sie brauchen
zu fünfzig stand. Auf fünfzig Worte eines Bach oder Goethe zu ihrer Genialität gefun- vielmehr Mitarbeiter, die selbstständig
Lehrers – ein Wort eines Schülers. Und den hätten, wenn man sie nicht nur einige Fragen stellen, die nicht nur „Überliefertes
20
Der dritte Pädagoge ist der Raum
vollständig wiedergeben“, sondern selber drei Aspekte aufzeigen, die in Zukunft bei müssen Ich frage bewusst nicht: Was tut
Neues finden können. der Suche nach einer Antwort hilfreich sein der Lehrer, wo steht sein Schreibtisch, son-
können: dern: Was tun die Kinder und Jugendlichen
Die Aufgabe für die neue Schule heißt nicht
mehr Problemlösungen lernen, sondern . Erstens: Wie muss die neue Schule Orientierung für das zukünftige Schulgebäu-
Probleme lösen lernen (Elmar Osswald). gestaltet werden als ein Gebäude, als ein de als Lernort gibt eine Unterscheidung von
Und damit sie dazu in der Lage sind, müs- Ort, an dem die Schüler lernen vier fundamentalen Lernformationen (Gerold
sen die Schüler zunächst und zugleich die . Zweitens: Wie muss die neue Schule Becker), die im Prinzip für alle Schulformen
zentralen Basisfähigkeiten zur Verständigung gestaltet werden als ein Ort, an dem die für alle Fächer in allen Altersstufen gelten:
in unserer modernen Zeit erwerben. Sie Schüler leben
müssen Texte wirklich selbst verstehen (und . Drittens: Wie muss die neue Schule p t nt t
nicht nur wiedergeben) können: Sachtexte, gestaltet werden als ein Ort, von dem die Selbstunterricht geschieht durch eigenes
politische Pamphlete, suggestive Werbung, Schüler lernen Ausprobieren und Herstellen, durch Bücher
literarische Fiktionen, mathematische Re- lesen und eigene Texte schreiben. Neuer-
duktionen, naturwissenschaftliche Modelle, Wir sind aufgefordert, Schule in einem ra- dings auch durch das Recherchieren,
englische Sprach-Importe. Sie müssen die- dikalen Sinn „neu zu denken“ (Hartmut von Simulieren, Konstruieren, Memorieren am
se Texte nicht nur in ihrem Sinn verstehen, Hentig). Darum möchte ich anregen, bei den Computer. Und die wichtigste Tätigkeit viel-
sondern sie müssen sie deuten, kritisch folgenden Reflexionen einmal den Versuch leicht: das ungestörte eigene Nachdenken.
relativieren, weitergeben können. Und sie zu unternehmen, alle gewohnten Bilder Die selbstständige aktive Auseinanderset-
müssen das, was sie selbst erkannt haben, von Unterricht und Schulorganisation (siehe zung mit Texten und Materialien besitzt eine
eigenständig und verständlich in Wort und oben) so weit als möglich auszublenden. große bildende Kraft. Für dieses eigenver-
Schrift anderen vermitteln und zur Diskussi- Gleichwohl: Damit Architekten ein Gebäude antwortliche Lernen muss in der Schule
on stellen können. entwerfen können, müssen sie wissen, was Raum sein, nicht zuletzt angesichts der
die Menschen in diesem Gebäude tun und Veränderungen außerhalb der Schule. Solan-
Die nur allzu vertraute Form von Klassen- wie sie es tun. ge die unmittelbare Umgebung der Kinder
unterricht – das „Lernen im Gleichschritt“ außerhalb der Schule diese aktive Auseinan-
– ist gerade einmal 250 Jahre alt. Die Erstens: Die Schule als Ort, an dem die dersetzung noch provoziert hatte, war der
Kulturgeschichte aber kennt auch ganz Schüler lernen skizzierte Irrweg der Schule nicht so fatal.
andere Formen, wie Lernen höchst wirksam Von welchen methodischen Prinzipien aus Aber die Zeiten haben sich geändert. Kinder
organisiert werden konnte. Wie kann sollte in der neuen Schule der Unterricht im 21. Jahrhundert sehen täglich mehrere
heute – schulorganisatorisch – der Sprung organisiert werden, damit eine gute Schule Stunden fern – statt selbst zu spielen. Je
vom 17. ins 21. Jahrhundert gelingen Was für das 21. Jahrhundert möglich wird Wie niedriger das Bildungsniveau der Familie,
kann die Architektur dazu beitragen Eine könnten Kinder und Jugendliche wirklich ef- desto höher der tägliche Fernsehkonsum.
vollständige Antwort auf diese Frage ist an fektiv lernen Wie agieren sie, was tun sie, Kinder im 21. Jahrhundert bekommen
dieser Stelle nicht möglich. Ich will aber wenn sie etwas lernen wollen oder lernen ihre Plastik-Welten vorgefertigt aus dem
21
Kontext
Supermarkt – und müssen sie nicht mehr p p n pp schreibt er mit. Für ein längeres produktives
selber bauen. Kinder im 21. Jahrhundert Bildung ohne Dialog ist ausgeschlossen. Gespräch in der Kleingruppe war die Zahl
können auf der Straße vor ihrem Haus im Lernen im Gespräch geschieht durch zuhö- der Teilnehmer präzise begrenzbar. Bei der
günstigsten Fall gerade noch Skateboard ren, sich selber artikulieren, neue Gedan- letzten Lernformation, der Demonstration,
fahren. Der neuen Schule kommt darum die ken ausprobieren, Einwände gegen eine ist die Skala nach oben offen, allein einge-
Aufgabe zu, den Kindern Räume und Zeiten Behauptung gewichten, die unterschied- schränkt durch optische oder akustische
für die selbstständige, aktive Auseinander- lichen Spezialkenntnisse und -erkenntnisse Grenzen. Hier geht es um die klassische
setzung mit der Welt wieder zu eröffnen. verschiedener Gesprächsteilnehmer ohne Schulklasse, gelegentlich aber auch um
Egoismen zu einem neuen Ganzen fügen. einen ganzen Jahrgang oder die Schulge-
p n nt t Sozialpsychologen haben ziemlich genau meinde insgesamt.
Natürlich lernt man nicht immer und alles herausgefunden, welche Gruppengrößen
am besten alleine. Die zweite Lernform ist eine aktive Beteiligung aller erleichtert, Zwei entscheidende Voraussetzungen dafür,
der Einzelunterricht. Sein Grundmuster ist ohne dass die Gruppengröße wiederum dass der Mensch zum Menschen wird,
das Verhältnis von Meister und Lehrling. Der zu einer Belastung wird, die Teilgruppen erwirbt er in den beiden erstgenannten
Schüler lernt durch Nachmachen, Zuhören, ausschließt. Das Maximum liegt bei zwölf. Lernformationen: Den aufrechten Gang und
Rückfragen und – das ist vielleicht das Die Erhöhung der Gruppengröße (zum die menschliche Sprache erlernt er in der
wichtigste dabei – durch die Ermutigung, bundesdeutschen Klassenstandard von 32) Regel ausschließlich durch Selbstunterricht
einen gemachten Fehler nicht als Unglück, führt über kurz oder lang notwendig dazu, und Dialog. Nun wäre es gleichwohl naiv zu
sondern als neue Lerngelegenheit zu be- dass einige Teilnehmer beginnen, aus dem glauben, man könne Schule auf die ersten
greifen. Der Erklärer und Ermutiger kann der Fenster zu schauen, um nach den Krähen beiden Typen beschränken und Unterricht
Lehrer, der Meister (mit und ohne Zertifikat) und Elstern zu suchen. Das Optimum gänzlich umstellen auf eigenständiges,
– und ebenso gut, manchmal sogar besser, liegt – je nach Thema und Komplexität der entdeckendes, praktisches Lernen. Vortrag
der Mitschüler sein, dessen Vorsprung nicht Aufgabenstellung – bei sieben plus/minus und Frontalunterricht haben nicht nur aus
ent-, sondern ermutigt. Der Zeitrahmen drei Teilnehmern. Bewährt haben sich im ökonomischen Gründen ihre Berechtigung.
dafür ist gewiss nicht der 45-Minuten-Takt. schulischen Kontext Gruppengrößen von Es ist ein wunderbares Privileg der Gattung
Es geht zum Beispiel um die Sequenzen, vier oder sechs. Mensch, dass nicht jede Generation das
in denen sich in einer Stillarbeitsphase der Rad neu erfinden muss. Kulturelle Traditi-
Lehrer zu einem einzelnen Schüler setzt. p on t t on onen müssen „übergeben“, tradiert werden.
Oder es geht um eine methodisch bewusst Lernen durch Demonstration geschieht Dazu muss man sie zunächst zeigen, eben
gesteuerte Partnerarbeit. Oder es geht in durch zuschauen, zuhören. Beim Vortrag, „demonstrieren“, bevor die neue Generation
Teamteaching-Situationen um gezielte För- bei der Präsentation mit Tageslichtschreiber sie sich im eigenen Nachvollzug in eigener
dereinheiten durch erfahrene und speziell oder Beamer, beim Film, bei der Vorfüh- Gestalt aneignet und weiterentwickelt.
geschulte Pädagogen für einzelne Kinder, rung eines Experiments, beim Konzert.
die zeitweilig diese Förderung brauchen. Bei der Demonstration bleibt der Schüler Das Unterscheidungskriterium für die vier
weitgehend rezeptiv. Im günstigsten Fall Lernformations-Typen ist einfach. Die Zahl
22
Der dritte Pädagoge ist der Raum
der Beteiligten variiert: mente des entdeckenden Lernens bereits sensbeständen durch Wiederholung – und
allein aufgenommen sind. Zu einer Fehlform kann zwar so, dass sie jederzeit abrufbar sind.
zu zweit bei falschem oder übermäßigem Einsatz der Üben muss keineswegs mit Quälerei ver-
in der kleinen Gruppe zwischen drei und Beamer und die interaktive Tafel im Unter- bunden sein – wenn sich wirkliches eigenes
zwölf richt verführen. Interesse des Schülers, phantasievolle (und
in der großen Gruppe (also in der Klasse, lernpsychologisch sinnvolle!) Abwechslung,
gelegentlich auch im Jahrgang oder in der Das „produktive“ Lernen (oder auch das zeitnahe Fehlerkorrektur und ernsthafte Er-
ganzen Schule) „eigenverantwortliche“, das „entdeckende“ folgschancen miteinander verknüpfen, kann
Lernen) beginnt beim naiven spielerischen auch das Üben durchaus lustvoll sein. In der
Es gibt eine einfache Faustregel, wie die Umgang mit allem, was das Kind in seiner bilderstürmerischen Phase der Schulreform
zeitliche Verteilung in der zukünftigen Schu- Welt findet, und endet zum Beispiel beim in den 1970er Jahren gab es manche Bewe-
le aussehen soll: 30 % allein, 30 % in der anspruchsvollen Jugend-forscht-Projekt. gung in der Pädagogik, in der man glaubte,
Kleingruppe (zwei bis sechs Schüler), 10 % Entdeckendes Lernen ist in der Regel man könne auf das Üben und rezeptive
im Kreis (der Klasse), 30 % frontal. Dabei sehr zeitintensiv und erscheint oft – zu- Lernen verzichten, man müsse den gesam-
verlaufen diese Phasen nicht säuberlich mindest vordergründig – chaotisch. Aber ten Unterricht auflösen in „entdeckendes
durch Pausen getrennt, sondern wechseln es verspricht weitaus mehr Nachhaltigkeit Lernen“, und zwar möglichst in „Kleingrup-
häufig in schneller Folge, zum Beispiel in als das perfekteste Arrangement rezep- pen“. In der Rückschau betrachtet kam dies
allen Arbeitsformen des „kooperativen tiven Lernens. Ohne eigene Faszination dem Versuch gleich, den Teufel mit dem
Lernens“ (Norman Green). und eigenes kritisches Fragen bleibt jede Beelzebub auszutreiben. Monokulturen sind
Bildung Halbbildung, totes Wissen. Neugier nicht nur in der Landwirtschaft von Übel.
Die vier Lernformations-Typen müssen und Verstehen aber stellen sich erst dann
konkretisiert werden durch drei Arten der ein, wenn das eigene Entdecken genügend Aus diesen Basis-Elementen des Lernens
Lerntätigkeit beziehungsweise Lernrich- Raum hat! Das, was rezeptiv „gelernt“ ergibt sich eine interessante Matrix für das
tungen, die ihrerseits im Prinzip zu gleichen wurde, wird erst dann zur Bildung, wenn es Raumprogramm, mit deren Hilfe sich die
Teilen in allen Altersstufen, allen Fächern, – auf welchem Wege auch immer – selbst Baupläne für eine neue Schule überprüfen
allen Schulformen vorkommen müssen: „wiederentdeckt“, nachgebildet wurde. In lassen (Seite 24 unten).
„Rezeptives“ Lernen heißt: Geschichten, der modernen Lernpsychologie spricht man
Gesetzmäßigkeiten, Informationen und In- von „Rekonstruktion“. Die Chance, effektiv zu lernen, potenziert
formationswege sind fertig aufbereitet und sich um ein Vielfaches, wenn alle vier Lern-
können wohldosiert und in systematisch „Reproduktives“ Lernen heißt „Üben“. Es formationen und alle drei Lernrichtungen
vorgegebener Folge aufgenommen, eben ist die Tätigkeit, die die meisten Menschen in einem sachangemessenen, weitgehend
„rezipiert“ werden. Es beginnt beim Zuhö- in unserem Lande mit dem Stichwort gleichberechtigten Mischungsverhältnis
ren und Lesen und endet beim gespannten „Schule“ in leidvoller Erinnerung verknüp- genutzt werden können. Dafür braucht
Verfolgen eines lebendigen Lehrervortrags. fen. Der Lehrer als „Pauker“. Es geht um das es – jedenfalls bis zur Klasse 7 oder 8 –
Eine Idealform ist die Instruktion, in die Ele- Sichern von Handlungsabläufen und Wis- wenige „Spezialräume“. Alles kann sich
23
Kontext
weitgehend in einem Raum abspielen, gegen die bestehende Architektur – schon ren, wenn nicht gar verunmöglichen. Wie
wenn er denn groß genug, gliederbar und begonnen hat, ist radikal. Für die neue Schu- also müsste das Raumprogramm für diese
ausreichend ausgestattet ist. Optimiert le können nicht mehr Klöster und Kasernen Schule aussehen, in der ein neuer Unter-
waren unsere konventionellen Klassenräu- als architektonische Leitbilder gelten. Als richt ge- und erfunden werden kann, in dem
me bisher allerdings nur für eine, und zwar neue Leitbilder stelle ich mir vor: Werkstät- alle Lernformationen und Lernrichtungen
die ineffektivste Methode, nämlich den ten, Ateliers, Entwicklungslabore, die sich ausdrücklich eine gleichberechtigte Chance
(fragend-entwickelnden) Frontalunterricht, jedes halbe Jahr mit einem neuen Produkt haben Es sind zwei – sehr einfache – For-
also das weitgehend rezeptive Lernen in der beschäftigen. derungen zu stellen:
Großgruppe.
Beispiele Die Hauptforderung: Fläche, Fläche und
Der Paradigmenwechsel, der in den kom- Architekten können den guten Unterricht noch einmal Fläche. Andere Länder sind uns
menden Jahren für die deutschen Schulen dieser neuen Schule nicht „machen“ – an dieser Stelle weit voraus. Auch hier ist
ansteht und der zum Beispiel in vielen aber sie können ihn ungemein erleichtern, Deutschland auf den hinteren Rängen!
Grundschulen – mit großer Anstrengung herausfordern, stützen. Oder aber erschwe- Die zweite Forderung: flexibel gliederbare
Fläche, die vielfältige Arrangements zulässt.
Wir brauchen große und kleine Einheiten
– wo der Einzelne nicht verloren geht und
wo alle zusammenkommen können, wo
jeder für sich in Ruhe arbeiten, ausprobie-
ren, Werkstücke herstellen kann, wo kleine
Gruppen sich in ihrer Arbeit gegenseitig
Gibt es in unserer Schule ausreichend Raum/ausreichende Ausstattung für: unterstützen können, wo die Schüler in der
Rezeptives Lernen Produktives Lernen Reproduktives Lernen
großen Gruppe sich gegenseitig ihre Ergeb-
nisse zeigen können. Wir brauchen ganz
Bibliothek Bibliothek Bibliothek bestimmt nicht für jede spezielle Tätigkeit
Allein Computerarbeitsplatz Computerarbeitsplatz Computerarbeitsplatz
Werkstatt/Labor einen speziellen Raum. Für die räumliche
Lesenische Lesenische
Lager- und Ausstellungsmöglichkeiten Umsetzung dieser Anforderung gibt es be-
Gruppenarbeitsplätze reits erste Lösungen – und gewiss noch viel
Zu zweit Werkstatt/Labor Gruppenarbeitsplätze
Lager- und Ausstellungsmöglichkeiten
mehr Varianten, die wir noch nicht kennen.
Ich will vier Beispiele nennen.
Gruppenarbeitsplätze
Kleingruppe 4-7 Werkstatt/Labor Gruppenarbeitsplätze
Lager- und Ausstellungsmöglichkeiten o B
Gruppenarbeitsplätze Die radikalste Lösung der Flächenfrage in
Großgruppe Frontale Tisch-/ Stuhlkreis Frontale Tisch-/ Deutschland ist zurzeit in der Bielefelder
Sitzanordnung Lager- und Ausstellungsmöglichkeiten Sitzanordnung
Laborschule (Seite 324) zu finden: Konventi-
24
Der dritte Pädagoge ist der Raum
onelle Klassenräume gibt es gar nicht mehr, in diesem Cluster kann dabei sehr unter- n n n
die Schüler finden – durch unterschiedliche schiedliche Gestalten annehmen: in einem Die einfachste Lösung der Flächenfra-
Ebenen und Galerien gegliederte – große Kreis oder Halbkreis, in den Ecken eines Po- ge findet sich in einem konventionellen
Felder vor, die hoch variabel gestaltet lygons, aufgereiht an einer geschwungenen Schulgebäude in Wiesbaden, der Helene-
werden können. Die Nachteile liegen auf oder angewinkelten Linie oder geschichtet Lange-Schule. Genauer muss ich sagen:
der Hand: Das akustische und optische übereinander auf mehreren Ebenen oder die einfachste Übergangslösung für die
Störungspotenzial des Großraums ist zwar Halbebenen. Beispiele für eine solche Flächenfrage. Es ist durchaus möglich, ein
geringer als man als Außenstehender Clusterbildung bieten in diesem Band unter altes, klassenraumgebundenes Gebäude
vermuten möchte, gleichwohl ist es sicher anderem die Schulanlage Leutschenbach, zumindest einem verträglichen Zustand
kein Zufall, dass in jüngster Zeit an einigen Zürich (Seite 420) oder die Schulanlage im anzunähern. Pro Stockwerk wurde ein
wenigen Stellen doch akustisch dämmend Birch, Zürich (Seite 402). Klassenraum aufgegeben zugunsten der
wirkende Scheiben eingesetzt werden Erschließung einer freien Zone, die für
mussten. Insgesamt ist eine abschließende ont o A t insgesamt vier Klassen jeweils eine offene,
Bewertung des Experiments aber leider Der klassische Unterricht – alle Schüler tun vielfältig nutzbare Aktions- und Begegnungs-
nicht möglich: Aus Kosten- und Richtlini- zum gleichen Zeitpunkt das Gleiche – ver- fläche bildet. Und es findet sich außerdem
engründen wurden bei der Realisierung langte einen Raum, der für den Lehrer von dort eine sehr mutige und zugleich sehr
zahlreiche wesentliche Forderungen der einem zentralen (am besten leicht erhöhten) einfache Lösung: Es gehört zur Unterrichts-
Pädagogen nicht erfüllt, die eine für dieses Standort aus ein Maximum an Kontrolle kultur dieser Schule, dass die Klassenzim-
Konzept zwingend notwendige Entzerrung zulässt. Der neue Unterricht – geprägt durch mertüren in fast allen Stunden offen stehen.
ermöglicht hätten. Hier sind weitergehende vielfältige Differenzierung und Individu- Das ist zwar keine Architektenlösung, sie
Versuche gefordert! alisierung – braucht Gliederungsformen, hat aber für das Raumerleben der Betei-
die auch diese Prozesse durch Sicht- und ligten hoch kommunikative und zugleich
t n Geräuschbarrieren unterstützen: Erker, Zwi- beruhigende Effekte. Und – man höre – Sie
Die Alternative zur offenen Fläche bietet schendecks, Galerien, Balkon, Außenzugang kostet nichts!
die Cluster-Bildung. Zwei bis maximal und ähnliches. Klassisch ist das Beispiel der
sechs Klassenräume werden zu einer Montessori-Schule von Herman Hertzberger Aus den bisherigen Überlegungen lässt sich
teilautonomen Einheit zusammengefasst, in Amsterdam (Seite 334). Alle Klassenräu- nun allerdings noch kein ausreichendes An-
die gleichsam als „Schule in der Schule“ me sind um die zentrale Aula angeordnet. forderungsprofil für die Gesamtarchitektur
funktioniert: Den (ausreichend großen!) Die Erschließungsbereiche sind so ausge- der neuen Schule ableiten. Spätestens mit
Klassenräumen sind eine gemeinsame bildet, dass dort verschiedene Tätigkeiten der Einführung der Ganztagsschule muss
multifunktional nutzbare Erschließungsflä- ausgeübt werden können. Gleichzeitig sind allen Beteiligten klar werden, dass Schule
che, Sanitärbereich und Lehrerstützpunkt die Klassenräume so konzipiert, dass der nicht nur Lern-, sondern auch „Lebens-
zugeordnet. Die Außengrenzen dieser Grundriss annähernd quadratisch ist, mit raum“ für Schüler ist (Hartmut von Hentig).
Einheit sind real und symbolisch markiert. einer integrierten Nische, die Rückzugsmög- Ich komme damit zur zweiten Hauptfrage:
Die räumliche Anordnung der Klassenräume lichkeiten bietet.
25
Kontext
Zweitens: Die Schule als Ort, an dem die dass jeder jeden wirklich kennt, dass alle Schule“. Der Bau der Bildungsfabriken seit
Schüler leben sich zu wirklich gemeinsamen „Aktionen“ den 1960er Jahren war ein Irrweg. Dieser
Das Gebäude darf nicht nur angemessene zusammenfinden. Das „Wir-Gefühl“ kann Irrweg ist nicht – oder jedenfalls nicht allein
Arbeitsräume zur Verfügung stellen. Die zunehmend nur noch symbolisch vermittelt – den Architekten anzulasten. Sie konn-
Schule ist sozialer Treffpunkt der Kinder und werden. ten nur reagieren auf das, was ihnen die
Jugendlichen. Diese Chance ist ihnen selbst Bildungsplaner vorgegeben hatten: Letztere
ohnehin das Allerwichtigste. Sogar in den Ich habe an der eigenen Schule, an der ich hatten gehofft, durch große Einheiten eine
Schulen unseres Landes mit dem besten 25 Jahre als Lehrer gearbeitet habe, erlebt, maximale Rationalisierungswirkung und
Unterricht gibt es immer wieder die gleiche wie das soziale Klima durch eine Vergrö- eine hohe strukturelle Durchlässigkeit der
Antwort auf die Frage: „Warum freut Ihr ßerung der Schülerzahl gefährdet werden Einzelsysteme zu erzielen. Die sozialen
Euch auf das Ende der Ferien “ – wohl- kann. In dem Oberstufeninternat der Folgewirkungen wurden unterschätzt oder
gemerkt: das Ende! Die meisten nennen Salemer Schulen stieg in den vergangenen schlicht vergessen. Ein Gebäude, das vor
mit erster Priorität: Weil ich meine Freunde 20 Jahren die Schülerzahl von 110 auf 300 allem auf den zügigen Durchsatz von 2000
wieder sehe. Und das ist keineswegs ein Schüler. Lösbar war das Problem nur durch bis 3000 Menschen im 45-Minuten-Takt hin
Wermutstropfen im Wein der Utopien für die erneute Gliederung in relativ autonome optimiert werden soll, kann allenfalls den
das schöne Lernen in der neuen Schule: Untereinheiten, so dass wieder hand- Charme einer Bahnhofshalle entwickeln,
Freunde zu finden ist genauso wichtig wie lungsfähige Größen entstanden. Von den aber kaum zum Lebensort von jungen Men-
die Entdeckung der Welt. Feste feiern, Hutterer-Kommunen, die vor 300 Jahren in schen werden!
Nischen finden, Miteinander spielen und Amerika siedelten, wird berichtet, dass sie
toben, miteinander streiten und sich vertra- ein eisernes Gesetz hatten: Sie teilten sich, Was folgt daraus als Anforderung an die Ar-
gen. Und die neue Schule muss auch etwas wenn die Gesamtzahl der Mitglieder über chitektur Es geht vor allem um Gliederung,
ermöglichen, was in unserer modernen Zeit 120 stieg. um die Gliederung sowohl der „Gesamtein-
gänzlich in Vergessenheit zu geraten droht: heiten“ wie der einzelnen Bereiche. Eine
Anhalten, Innehalten, Ruhe finden. Die Einsicht in den Zusammenhang zwi- große Schule muss in mehrere kleine – im
schen der Zahl der Schüler und der Qualität wörtlichen und übertragenen Sinn „über-
Schule ist Lern- und Lebensraum für Kinder des Sozialklimas hat erhebliche Konse- schaubare“ – Einheiten aufgelöst werden.
und Jugendliche. Sie ist Ort der individu- quenzen. Dabei müssen wir nicht zurück Reviergrenzen – ich meine das durchaus
ellen Lernerfahrung und Ort der Begegnung. zur alten Zwergschule. Und es geht auch verhaltensbiologisch – müssen klar markiert
Dieses zweite Prinzip hat gravierende Fol- nicht um die Verteidigung einer vermeint- sein. Sonst bleiben Übergriffe nicht aus.
gen für die Planung. Wann beginnt in einer lichen „Kuschelpädagogik“. Aus Kosten- und Das ist nicht nur bei Hunden oder Kampf-
Schule ein Prozess der Anonymisierung, der Synergiegründen können an vielen Orten fischen so.
Verantwortungsdiffusion, des nicht mehr auch größere Schulen sinnvoll sein, aber an
kontrollierbaren Vandalismus Steigt die sie müssen strenge interne Gliederungsan- Die bereits erwähnte Helene-Lange-Schule
Größe einer sozialen Einheit über 120 bis forderungen gestellt werden. Man spricht löst das Problem durch die Zuweisung
150 Mitglieder, nimmt die Chance rapide ab, bei den Pädagogen von der „Schule in der der einzelnen Jahrgänge auf jeweils ein
26
Der dritte Pädagoge ist der Raum
Stockwerk mit eigenem „Zentrum“, eige- ihre Spuren hinterlassen können – nicht nur in organisierter oder freier Form kreative,
nem Lehrerzimmer et cetera. Die Lage als heimlich gesprühte Graffitis oder als sportliche, technische, musische Aktivi-
eines einzelnen Klassenraums ist hier nicht Ritzzeichnungen in den Tischkanten. täten entfalten, die ein konventionelles
beliebig im gesamten Gebäudekomplex Unterrichtsprogramm ergänzen oder
verschiebbar, die räumliche Struktur der Mit der Umwandlung zahlreicher kon- sogar partiell ersetzen,
Schule wird durch die soziale Gliederung ventioneller Vormittagsschulen in Ganz- Projektergebnisse vorführen und ausstel-
der Arbeitszusammenhänge definiert (und tagsschulen müssen sich die Schulplaner len, Feste feiern, Gäste einladen können.
nicht etwa umgekehrt). In der Robert-Bosch- in noch viel radikalerer Weise der Aufgabe
Gesamtschule in Hildesheim zum Beispiel stellen, die Schule als Ort zu gestalten, „an Eine Ganztagsschule muss in neuer Weise
merkt der Besucher des architektonisch dem die Schüler leben“ (Stefan Appel). Der ihre Beziehung nach außen überprüfen: Sind
vergleichsweise anspruchslosen Gebäudes Anbau einer Mensa macht aus einer kinder- die Grenzen deutlich markiert Eine Schule
nicht, dass weit über tausend Menschen feindlichen Betonburg noch keine Ganztags- – vor allem für jüngere Kinder – hat immer
auf engem Raum beieinander sind. Das schule. Es sind Räume um- oder neu zu auch eine „Schonraum“-Funktion, die
Geheimnis dieses deutschen Schulpreisträ- gestalten, die in der Schule alten Typs nicht Schutz geben muss. Und umgekehrt: Sie
gers aus dem Jahr 2007: eine Aufteilung in vorgesehen waren. Denn Ganztagsschulen muss sich öffnen können, selbst zum kultu-
fünf jahrgangsübergreifende Teilschulen mit brauchen Räume, in denen die Schüler rellen Magnet für die Region werden. Diese
je 150 Schülern. letzte Anforderung hat zum Teil ganz banale
mit Genuss und in Anstand gemeinsam Folgen: Sind zum Beispiel die geeigneten
Entscheidend ist die Cluster-Bildung. Durch essen können (viele der teuren neuen Verkehrsanbindungen, Parkplätze, Wege-
sie ist die Aufgabenstellung optimal zu lö- „Mensen“ provozieren eher eine Verro- leitsysteme et cetera vorhanden Nutz-
sen, dem einzelnen Schüler in einer großen hung der Esskultur!), nießer der neuen Raumangebote, die mit
Schule die Sicherheit zu geben: „Ich weiß, in Ruhe und ungestört alleine arbeiten der Umwandlung in eine Ganztagsschule
wo ich hingehöre!“ und „Ich weiß, zu wem können. Auch wenn in vielen Ganz- geschaffen werden müssen, werden nicht
ich gehöre!“. Die einzelnen Einheiten wie- tagsschulprogrammen steht, dass die nur die Schüler sein. Auch für den Ganz-
derum brauchen selbst deutlich markierte Hausaufgaben abgeschafft sind, müsste tagslehrer müssen neue Räume entstehen:
Zonen mit unterschiedlichen Aktionsfeldern: das ungestörte (!) Üben/ Wiederholen/ individuelle Arbeitsplätze und Möglichkeiten
ein gemeinsames Zentrum, Nischen, in die Vorbereiten/selbst Erkunden („Selbstun- zur Pause und zum Rückzug.
sich kleine Gruppen zurückziehen können, terricht“) durch entsprechende Raumre-
ohne von den anderen gänzlich abgetrennt serven (und pädagogische Begleitung) Drittens: Die Schule als Ort, von dem die
zu sein, einen eigenen Sanitärbereich, Ruhe- überhaupt erst ermöglicht werden, Schüler lernen
zonen, möglichst auch eigene Pausenzonen in – zumindest partiell – „lehrerfreien“ Ich muss an dieser Stelle die Ödnis, die
mit Spiel- und Sportbereich, Naturflächen Zonen und Zeiten die Chance zum Phantasielosigkeit, die – im wörtlichen und
et cetera. Und es braucht Gelegenheiten, Nichtstun, zum „Chillen“ haben, zum übertragenen Sinne – Geschmacklosigkeit
bei denen die Kinder und Jugendlichen Toben, zum Gammeln, Sich-Verstecken, vieler Schulbauten aus dem letzten, dem
zeigen können, was sie tun. Sie müssen Sich-Finden 20. Jahrhundert nicht öffentlich beklagen.
27
Kontext
Über die Ursachen dieser architektonischen kein gemeinsames Zentrum hat, in gogen mit dem städtischen Hochbauamt
Fadheit der Vergangenheit kann man spe- dem sich alle in angemessener Weise und der Akademie Gestaltung im Handwerk
kulieren: restriktive Schulbaurichtlinien und versammeln können, ist auch nicht in der der Handwerkskammer. Über 20 Schulen
Überregulierung, Finanzknappheit, Baby- Lage „ihre eigenen Angelegenheiten zu der Stadt Münster haben auf diese Weise
boom und Schülerberg, fehlende Wettbe- ordnen“. Schritt für Schritt ihre Räume, wenn auch
werbspraxis, fehlende Phantasie Zuordnung und Ausstattung der Räume nicht gleich zum Kunstwerk, aber immerhin
müssen einen achtsamen Umgang mit ein ganzes Stück schöner und zweckmä-
10 000 bis 15 000 Stunden seines Le- Materialien befördern. Gebäude und ßiger gestaltet.
bens verbringt gegenwärtig ein Schüler Einrichtung dürfen nicht zusätzliche
in Deutschland in der Schule, und zwar in Schlamperei und Vandalismus provozie- Neue Richtlinien für den Schulbau
einer Zeit, in der seine ästhetischen Güte- ren. Ein Architekt und eine Schulleitung, Ich hatte eingangs von den ernüchternden
kriterien noch offen, noch prägbar sind. Das denen der Zustand der Schülertoiletten Ergebnissen der Recherche unter den sech-
behutsame Spiel mit Licht und Farben, die nicht genauso wichtig ist wie die Ästhetik zehn deutschen Kultusministerien berichtet:
sinnlichen Qualitäten der Baumaterialien, des Elternsprechzimmers, verfehlen ihre Statt zukunftsweisender Visionen erhielt ich
die Proportionen der räumlichen Gliede- Aufgabe. einengende Richtlinien. Ein Schlüssel für
rungen und Formen können in ihrer Summe Bauweise und technische Ausstattung die Weiterentwicklung des Schulbaus liegt
Architektur zur Kunst werden lassen. müssen einen verantwortungsbewussten in der Tat in den Richtlinien. Wie an vielen
Diese ästhetische Qualität könnte in den Umgang mit Wärme und Wasser heraus- anderen Stellen des deutschen Schulwe-
genannten 10 000 bis 15 000 Stunden eine fordern, die „Kosten“ des Verbrauchs sens auch: Deregulierung ist angesagt.
bildende Kraft entfalten, die weit über jede sichtbar machen, die Einsparung des Nun bin ich weder Sicherheitsexperte noch
kunstgeschichtliche Belehrung hinausgeht! Energieaufwands nicht allein der Technik Statiker, weder Verwaltungsjurist noch
überlassen. Gebäude und Einrichtung Stadtplaner – all diese Spezialisten werden
„Der dritte Pädagoge ist der Raum“ – der dürfen nicht zusätzlich selber Vergeudung an einer Neufassung der Schulbaurichtlinien
Satz gilt nicht nur im Blick auf die ästhe- und Verwöhnung produzieren. mitwirken wollen.
tischen Qualitäten im Sinne von „Schön-
heit“: Um diesem Anspruch gerecht zu werden, Als Pädagoge würde ich mir wünschen,
müssen keineswegs gleich Millionenpro- dass sie zum einen drei begründete Min-
Anlage und Gestaltung der Räume gramme auf den Weg gebracht werden. deststandards festlegen, die die elemen-
müssen die Kinder und Jugendlichen bei Ein vorbildliches Projekt hat das Schulamt tare (!) Basis für menschliches Lernen (ein-
ihren Versuchen unterstützen, Arbeit und der Stadt Münster initiiert: Seit 1980 liefert schließlich der Pausen) definieren, die ja nur
Zusammenleben in vernünftiger Weise zu die dortige Pädagogische Arbeitsstelle scheinbar selbstverständlich sind, dies aber
ordnen. Gebäude und Einrichtung dürfen innovative Ideen, finanzielle Unterstützung in der Vergangenheit keineswegs waren:
das natürliche Chaos eines jugendlichen und gebündeltes Know-how zur Selbsthilfe ausreichende Schalldämmung, natürliches
Entwicklungsprozesses nicht zusätzlich in die Schulen. In dem Projekt „Schulräume: Licht und frische Luft. Zum anderen sollten
verstärken! Eine Schule, die zum Beispiel Lebensräume“ kooperieren kreative Päda- diese Standards eine pädagogische Quali-
28
Der dritte Pädagoge ist der Raum
tätsprüfung eines jeden Schulbauentwurfs ßengesteuerten Lernen (also: reizarme lernen. Sie ist für die Kinder und Jugend-
ermöglichen. Es sollte dabei um drei Fragen Regionen der Konzentration und reizvolle lichen ein Vorbild
gehen: Regionen zur Anregung – Bibliothek,
Werkstätten, offene Lernfelder, Klassen- ästhetisch in der Gestaltung von Licht,
1. Welche Angebote hält der Entwurf bereit gärten, Schulteich et cetera); Farbe, Formen;
für einen Ort, an dem Kinder, Jugendli- zum Lernen und zum Nichtlernen (also: ökologisch in der technischen Lösung von
che und Erwachsene gerne lernen und auch „richtige“ Pausen); Luft, Energienutzung, Baustoffen;
arbeiten zum Lernen und Arbeiten von Kindern konstruktiv in der Anlage des Gebäudes
2. Welche Angebote hält der Entwurf bereit und Lehrern. als Bauwerk.
für einen Ort, an dem Kinder, Jugendliche
und Erwachsene gerne leben Die „gute Schule“ muss gestaltet werden Abschied von den Häusern des Lernens
3. Welche Angebote hält der Entwurf als ein Ort, an dem Kinder, Jugendliche und Dass die drei Mindeststandards und dieser
bereit für einen Ort, von dem Kinder und Erwachsene gerne leben. Sie sichert Fragenkatalog einmal staatliche Schulbau-
Jugendliche lernen richtlinie werden könnte, bleibt – fürchte ich
den Platz, an dem jedes einzelne Kind/ – eine Utopie. Aber das Nachdenken über
Bei allen drei Fragen geht es um die richtige jeder Jugendliche wirklich weiß, „wo die pädagogischen Prinzipien des Schul-
Balance komplementärer pädagogischer er hingehört“, und den Platz, auf dem baus kann nicht radikal genug ansetzen. Ich
Kriterien. Dabei ist wichtig: „Die“ Ideallö- sich die Schulgemeinschaft begegnet möchte darum mit einer herausfordernden
sung für einen Schulbau gibt es nicht. In (Klarheit der Gliederung, überschaubare Frage enden: Brauchen wir in 20 Jahren
jedem Neubau, mit jeder Sanierung müssen Substrukturen, Fixierung des Zentrums, überhaupt noch Schulhäuser, wenn wir so
– abhängig von den konkreten Umfeldbedin- einladende Verkehrsflächen); weitermachen wie bisher
gungen vor Ort und dem jeweiligen Schul- den Raum zur Begegnung mit Freunden
programm – bestimmte Balancen immer bei Festen und Feiern und den Raum zum Monat um Monat nimmt in Deutschland
wieder neu austariert werden. „Was ist eine Rückzug, die Gelegenheit zum Toben und die Zahl der Eltern zu, die um ein Recht
gute Schule “, hieß es zu Beginn dieses zur Ruhe; kämpfen, das in anderen europäischen
Beitrags: Die „gute Schule“ muss gestaltet vielfältige vorgegebene Lernarrange- Ländern längst (wieder) Wirklichkeit ist:
werden als ein t n n n ments und Möglichkeiten zur aktuellen die eigenen Kinder selbst zu Hause unter-
n n n n n n Eigengestaltung „ihres“ Platzes durch die richten zu dürfen.
t n. Sie gibt angemessenen Raum Schüler selbst; Schüler der Hermann Lietz-Schule in
zum individuellen und zum gemeinsamen den Platz für ihre Eigenwelt nach außen Spiekeroog verbringen viele Monate ihrer
Lernen (also: allein, in kleinen Gruppen zu deutlich ab und öffnet sich zugleich für Schulzeit nicht mehr im Klassenraum. Ihr
viert bis sechst, mit der ganzen Klasse, die Umgebung. Lernort ist eine Atlantiküberquerung auf
mit dem ganzen Jahrgang, mit der ganzen der „Thor Heyerdahl“, einem Dreimast-
Schule); Die „gute Schule“ muss gestaltet werden schoner.
zum innengesteuerten und zum au- als ein Ort, von dem Kinder und Jugendliche In Dänemark gibt es eine Schule, in der
29
Kontext
30
Räume und Bereiche
31
Eingang
33
Zentraler Eingang 36 Windfang 44
[44] Gymnasium Markt Indersdorf [57] Minami-Yamashiro Primary School
Arnbacher Straße 40, Indersdorf (DE) Minami Yamashiro, Kyoto (JP)
Allmann Sattler Wappner Architekten Richard Rogers Partnership
[10] Sarasota High School [52] Primarschulhaus Linden
1000 South School Avenue, Sarasota (US) Lindenstraße 21, Niederhasli (CH)
Paul Rudolph Bünzli Courvoisier
[40] Sonderpädagogisches Förderzentrum [35] Schulhaus Fläsch
Schottenau 10a, Eichstätt (DE) Patschär, Fläsch (CH)
Diezinger Kramer Pablo Horv th
34
Eingang
Einleitung
Der erste Eindruck ist entscheidend. Ein- mangelhafte architektonische Qualitäten Brennpunkten vorzusehen. Einsehbarkeit
gänge sind so etwas wie die Visitenkarte aufweist und einer Aufwertung bedarf. und Ausleuchtung spielen dabei eine wich-
des Gebäudes, das man betreten will oder tige Rolle.
muss. Natürlich trifft das besonders für den Viele Schulen zeigen allein schon in ihrer
Schulbau zu, denn Schule kann auch mit Architektur eine Gegenwelt auf. Dies ist bei Führt der Eingang über einen Freibereich,
negativen Vorurteilen belegt sein. solchen Privatschulen zu beobachten, die ist allein schon aus Aufsichtsgründen eine
eine alternative Pädagogik auch in ihrem Grenzmarkierung durch pflanzliche oder
Entscheidend ist zunächst einmal die Frage, Äußeren zeigen wollen. Die Frage dabei ist, bauliche Maßnahmen wünschenswert. Auf
wie das städtische Umfeld beschaffen ob die Schule nicht auch zeigen soll, dass der anderen Seite muss deutlich werden,
ist. Wenn die Schule, was wünschens- der öffentliche Raum ein gemeinsamer dass es sich diesseits und jenseits der
wert wäre, als Teil der Stadt zu begreifen Raum ist, der als „Res Publica“ bezeichnet Grundstücksgrenze um einen öffentlichen
ist, dann sollte der Eingang das auch auf werden kann. Somit ist das Haus auch Raum handelt, der auch jedem zugänglich
mehreren Ebenen vermitteln. Natürlich Lehrbeispiel für das Verhältnis von äußerer sein soll. Unter diesem Aspekt ist es gut,
ergibt sich die richtige Lage zunächst aus und innerer Ordnung, von Privatheit und wenn eine eindeutige Beziehung zwischen
den verkehrlichen Bedingungen. Dann sind, Öffentlichkeit. Oder, einfach gesagt: die Ar- dem äußeren und dem inneren Zugang
wie bei jedem normalen Hauseingang vom chitektur kann als Zeichen dafür stehen, ob besteht.
Briefkasten bis zum Witterungsschutz, es soziale und kulturelle Übereinkünfte gibt.
nutzungsbedingte Anforderungen zu erfül- Grenzt der Eingang des Gebäudes unmit-
len. Schließlich soll die Gestalt einladend, Eingänge sind auch Ausgänge. Sie sollen telbar an eine Straße oder einen Platz,
zugleich aber auch aus den örtlichen die Möglichkeit bieten, sich nach dem soll im Innenbereich genügend Raum für
Gegebenheiten entwickelt sein. Eingänge, Unterricht in Gruppen zu unterhalten, also ankommende Schüler vorhanden sein. Eine
die eine ganz andere Haltung ausdrücken, Treffpunkt zu sein. Insbesondere Schüler genügend große Vorzone kann auch als
sagen auch, dass die Schule mit den der unteren Klassen wollen einen Schutz Windfang dienen. Dort können Schüler vor
gesellschaftlichen Bedingungen, die das bietenden Ort, an dem sie auf Eltern oder Unterrichtsbeginn geschützt warten, bis die
städtebauliche Umfeld widerspiegelt, nicht Geschwister warten können. Dieser mehr innere Tür aufgeschlossen wird.
konform geht. Gegensätze können nur dann oder weniger gesicherte Bereich ist vor
sinnvoll sein, wenn die Umgebung ohnehin allem in städtischen Quartieren mit sozialen
35
Räume und Bereiche
Zentraler Eingang
Viele Schulen werden über einen zentralen Eine breite Freitreppe führt vom Parkplatz zu
Eingang erschlossen. Dieser bietet den der offenen, zweigeschossigen Eingangshal-
Vorteil, dass kontrolliert werden kann, wer le der Highschool in Sarasota [10]. Von dort
wann die Schule betritt. Der Nachteil, vor aus gelangt man über eine freistehende
allem bei großen Schulen, ist oft, dass der Treppenanlage und hängende Galerien zur
Weg ins Klassenzimmer oder zu anderen oberen Ebene. Die Eingangshalle verbindet
Räumen sehr lang werden kann. Bei zentra- den öffentlichen Teil der Schule – Musiksaal
len Eingängen ist darauf zu achten, dass vor und Auditorium – mit dem Klassenzimmer-
dem Eingang genügend Platz – möglichst trakt und der Mensa.
überdacht – zur Verfügung steht. Ebenso
sollte direkt im Anschluss ausreichend Die Förderschule in Eichstätt [40] wird über
Platz vorhanden sein, um eine reibungslose einen der drei Höfe der dreigeschossigen
Verteilung der Schüler innerhalb der Schule Kammstruktur erschlossen. Dieser Hof, der
zu gewährleisten. gleichzeitig Pausenhof ist, führt zu einer
zweigeschossigen Eingangshalle. Von dort
Durch den aufgeständerten Bau des aus, entlang des rückwärtigen Riegels,
Gymnasiums in Markt Indersdorf [44] werden die Klassenzimmer zur einen Seite
entsteht vor dem Eingang ein großflächiger und die Verwaltungsräume zur anderen
überdachter Bereich. Im Anschluss an den Seite erschlossen. Das Vordach überspannt
Windfang öffnet sich die Eingangs- und Pau- die gesamte Hofbreite und bildet mit der
senhalle. Sie ist gleichzeitig Hauptverteiler, Freitreppe einen großflächigen Eingangs-
Treffpunkt, Tribüne und Veranstaltungssaal. bereich und überdachten Pausenplatz für
Im Sommer ermöglichen die großen, gläser- Schüler und Lehrer.
nen Drehtore die Öffnung zum Pausenhof.
36
Eingang
[44]
Gymnasium Markt Indersdorf
Arnbacher Straße 40
Markt Indersdorf (DE)
Allmann Sattler Wappner
Architekten
Grundriss EG M 1:500
37
Räume und Bereiche
[10]
Sarasota High School
1000 South School Avenue
Sarasota, Florida (US)
Paul Rudolph
Grundriss EG M 1:500
38
Eingang
[40]
Sonderpädagogisches
Förderzentrum
Schottenau 10a
Eichstätt (DE)
Diezinger Kramer
Grundriss EG M 1:500
39
Räume und Bereiche
Mehrere Eingänge
Bei mehreren Eingängen können die Wege bunden. Vom Parkplatz her kommend, wird
zu den Unterrichtsräumen erheblich verkürzt man zwischen der Hausmeisterwohnung
werden. Ebenso können kleinere baukörper- und der Turnhalle, vorbei an der Freitreppe,
liche Einheiten gebildet werden. die sich zwischen der Turnhalle und dem
Schulgebäude aufspannt, zum Hauptein-
Vier L-förmige Baukörper der Mittelschu- gang im zweiten Baukörper geleitet. Jeder
le in Losone [21] bilden einen zentralen Baukörper hat jedoch auch seinen eigenen
Pausenhof. Über einen zweigeschossigen Zugang.
Säulengang, der gleichzeitig den gedeckten
Pausenbereich darstellt, werden die ein- Eine Grundschule, eine Hauptschule
zelnen Baukörper erschlossen. Außer der mit Werkrealschule und eine Sporthalle
Eingangshalle befinden sich die Fachräume bilden das Schulzentrum im Scharnhauser
und die sanitären Anlagen im Erdgeschoss. Park [48]. Die Anordnung der Grund- und
Eine offene Treppe führt von der Eingangs- Hauptschule orientiert sich an den städte-
halle ins 1. Obergeschoss zu den Klassen- baulichen Gegebenheiten des Orts. Beide
räumen. reihen sich in Nord-Süd-Richtung entlang
der Straße auf. Die Zugänge sind nicht,
Der Baukörper der Mittelschule in Morbio wie zu vermuten, mittig des Zweibunds
Inferiore [23] besteht aus acht Einheiten, angeordnet, sondern an den abgerückten
die jeweils zwei Fachräume im 2. Oberge- Stirnseiten der Schulen. Von einem sehr
schoss, vier Klassenzimmer im 1. Oberge- niedrigen Eingangsbereich aus entwickelt
schoss und Lehrerräume im Erdgeschoss sich der Raum zu einem mehrgeschossigen
beinhalten. Diese sind über einen großen Luftraum, der durch die Oberlichter des
Luftraum im Inneren, der durch die gesamte V-förmigen Dachs belichtet wird.
Länge des Gebäudes läuft, miteinander ver-
40
Eingang
[21]
Scuola Media Cantonale
Via Saleggi 3
Losone (CH)
Aurelio Galfetti,
Livio Vacchini
Grundriss EG M 1:500
41
Räume und Bereiche
[23]
Scuola Media Cantonale
Via Stefano Franscini 30
Morbio Inferiore (CH)
Mario Botta
Grundriss EG M 1:500
42
Eingang
[48]
Schulzentrum im Scharn-
hauser Park
Gerhard-Koch-Straße 6
Ostfildern (DE)
Lederer+Ragnarsd ttir+Oei
Grundriss EG M 1:500
43
Räume und Bereiche
Windfang
Der Windfang dient dazu, den Wärmeverlust Pausenhof sind Wasserhähne montiert, die
durch ständiges Öffnen der Eingangstüren als Trinkmöglichkeit während der Pausen
zu reduzieren. Allerdings ist wichtig, dass genutzt werden.
der Abstand zwischen den Türen groß
genug ist, so dass die erste Tür schon ge- Im Primarschulhaus Linden in Niederhasli
schlossen ist, wenn die zweite Tür geöffnet [52] ist der Windfang ein Teil des Flurs.
wird. Das Problem bei Schulen ist, dass der Durch eine geschickte Grundrisskonstella-
Windfang meist von Gruppen durchlaufen tion bildet er den Eingang zur Schule und
wird und nicht von Einzelpersonen, so dass zur Sporthalle. Er gewährleistet damit eine
meistens beide Türanlagen gleichzeitig offen interne Verbindung zwischen den beiden
stehen. Funktionsbereichen. Die großzügige Vor-
dachsituation entsteht durch das Zurück-
Entlang der Ostfassade der Minami Yama- springen des Eingangs und der Pausenhalle.
shiro Primary School in Kyoto [57] sind
zahlreiche Eingänge mit vorgelagerten Ein- Der Windfang des Schulhauses in Fläsch
gangsboxen, die als Windfang dienen, ange- [35] ist in die Pausenhalle eingeschoben, so
ordnet. Somit verteilen sich die 400 Schüler dass der Eingang von außen und von innen
auf sieben Eingänge. Die Boxen sind von eindeutig erkennbar ist.
zwei Seiten zugänglich. An der Seite zum
44
Eingang
[57]
Minami-Yamashiro Primary
School
Minami Yamashiro
Kyoto (JP)
Richard Rogers
Partnership
Schnitt M 1:500
Grundriss OG M 1:500
45
Räume und Bereiche
[52]
Primarschulhaus Linden
Lindenstraße 21
Niederhasli (CH)
Bünzli Courvoisier
Schnitt M 1:500
Grundriss EG M 1:500
46
Eingang
[35]
Schulhaus Fläsch
Patschär
Fläsch (CH)
Pablo Horv th
Schnitt M 1:500
Grundriss EG M 1:500
47
Räume und Bereiche
Vordach
Das Vordach einer Schule hat zwei Funkti- Das Vordach der Grundschule Theresienhö-
onen: Es markiert den Eingang und dient he in München [62] bildet die städtebau-
den Schülern als gedeckter Pausenbereich. liche Kante zur Straße und das Entree der
Schule. Durch die schlanken Betonstützen
Der Haupteingang der Riverview High schirmt der Portikus den Vorplatz zur Schule
School in Sarasota [09] wird durch ein von der Straße ab und verbindet die beiden
Vordach gebildet, das die drei Baukörper – Gebäudeteile, die im spitzen Winkel auf die
den Klassenzimmertrakt, die Sporthalle mit Straße stoßen. Der Vorplatz ist als halböf-
Aula und die Bibliothek mit Mensa – mit fentlicher Bereich nicht nur Vorbereich zur
den zwei Pavillons der Verwaltung zu einem Schule, sondern auch zum Stadtteilbürger-
Gesamtkomplex verbindet. Es begrenzt den zentrum, das sich im rechten Gebäudeflügel
Schulhof zur Vorfahrt hin und bietet den befindet.
Schülern in den Pausen Schutz vor Sonne.
Die eingehängten, im rechten Winkel zum Der Eingang der Gesamtschule In der Höh
Vordach verlaufenden Deckenfelder zeigen in Volketswil [54] ist zurückversetzt und
in Richtung der Vorfahrt und markieren den bildet einen Einschnitt im Gebäudevolumen.
Eingang. Unter dem Vordach werden die Durch die herausgeschobenen Stufen ist
Schüler und Lehrer über die einläufigen der Eingang zur Schule gut zu erkennen.
Treppen in das Obergeschoss der Klassen-
zimmertrakte geführt.
48
Eingang
[09]
Riverview High School
1 Ram Way
Sarasota, Florida (US)
Paul Rudolph
Grundriss EG M 1:800
49
Räume und Bereiche
[62]
Grundschule Theresienhöhe
Pfeuferstraße 1
München (DE)
Rudolf Hierl
Grundriss EG M 1:800
50
Eingang
[54]
Gesamtschule In der Höh
In der Höh 9
Volketswil (CH)
Gafner Horisberger
Architekten
Grundriss EG M 1:800
51
Treppe
53
Zentrale Treppen 56 Fluchtreppen 68
[51] Gymnasium Friedrich II. [59] Schulanlage Im Birch
Auf dem Schäfersfeld, Lorch (DE) Margrit-Rainer-Straße 5, Zürich (CH)
Behnisch Partner Peter Märkli
[68] Schulanlage Leutschenbach [68] Schulanlage Leutschenbach
Andreasstraße, Zürich (CH) Andreasstraße, Zürich (CH)
Christian Kerez Christian Kerez
[31] Kepler-Gymnasium [51] Gymnasium Friedrich II.
Johanna-Kohlund-Straße 5, Freiburg (DE) Auf dem Schäfersfeld, Lorch (DE)
Ernst Spycher Behnisch Partner
[44] Gymnasium Markt Indersdorf
Dezentrale Treppen 60 Arnbacher Straße 40, Markt Indersdorf (DE)
[23] Scuola Media Cantonale Allmann Sattler Wappner Architekten
Via Stefano Franscini 30, Morbio Inferiore (CH) [40] Sonderpädagogisches Förderzentrum
Mario Botta Schottenau 10a, Eichstätt (DE)
[52] Primarschulhaus Linden Diezinger Kramer
Lindenstraße 21, Niederhasli (CH)
Bünzli Courvoisier Belichtung 74
[11] Kantonsschule Freudenberg [48] Schulzentrum im Scharnhauser Park
Gutenbergstraße 15, Zürich (CH) Gerhard-Koch-Straße 6, Ostfildern (DE)
Jacques Schader Lederer + Ragnarsd ttir + Oei
[13] Gymnasium Andreanum
Treppen als Orte der Begegnung 64 Hagentorwall 17, Hildesheim (DE)
[45] Hellerup Skole Dieter Oesterlen
Dessaus Boulevard 10, Kopenhagen (DK) [42] Oberstufenschulhaus Compogna
Arkitema Compognastraße, Thusis (CH)
[44] Gymnasium Markt Indersdorf Jüngling Hagmann
Arnbacher Straße 40, Markt Indersdorf (DE)
Allmann Sattler Wappner Architekten
[25] Scholen Apollolaan, Montessorischool
Willem Witsenstraat 14, Amsterdam (NL)
Herman Hertzberger
54
Treppe
Einleitung
Die Treppe ist eines des schwierigsten Wichtig ist ein gutes Verhältnis von Auftritt Der Raum vor der Treppe sollte beim oberen
räumlichen Elemente, die Architekten zu und Steigung. Eine Steigung von über Austritt heller sein als bei ihrem unteren
entwerfen haben. Sie wird häufig aus- 16 cm ist auf den Haupttreppen zu vermei- Antritt, da der Mensch lieber ins Helle geht.
schließlich zur Erschließung der Stockwerke den. Viele Treppen sind vor allem für ältere Guten Architekten gelingt es, Treppen so zu
und als Fluchtweg gesehen und ist darauf Menschen unbequem, auch kleine Kinder gestalten, dass man sie ohne nachzudenken
maßlich abgestimmt. Ihr Steigungsverhält- haben bei zu steilen Treppen Schwierig- gerne benutzt. Dazu gehört auch die Gestal-
nis, ihre Breite und Länge werden in diesen keiten. Notwendige Treppenpodeste tung der Setz- und Trittstufen selbst. Da frei
Fällen den Vorschriften gemäß ermittelt. können ebenfalls als Aufenthaltsflächen geführte Treppen in Schulen oft durch große
dienen. Bei einer guten Führung der Hallen führen, spielt bei der Auswahl von
Wer Treppenhäuser in Schulen unter die Treppe kann die Orientierung im Raum Material und Konstruktion der Schallschutz
Lupe nimmt, wird feststellen, dass sie erleichtert werden, wenn der Blick in das eine große Rolle. Durch genügend Masse
neben der Funktion der Erschließung Orte nächste Geschoss ungehindert und mit oder sorgfältige Belagswahl kann einer
sind, an denen man sich zwar zwangsläufig möglichst weitem Sichtwinkel möglich ist. möglichen Geräuschentwicklung entgegen-
trifft, woraus sich dann aber auch Orte des Deshalb sind Treppen von Vorteil, die über gewirkt werden.
sozialen Austausches entwickeln. Deshalb genügend breite Lufträume eine Sichtver-
sind Treppen, über ihr notwendiges Maß bindung anbieten. Rampen sind ebenfalls ein schönes räum-
vergrößert, hervorragende Aufenthalts- liches Element. Leider erreichen bei Be-
orte. Offen geführte Treppen, die nicht als Das Geländer sollte durch seine Haptik rücksichtigung der Behindertenvorschriften
Fluchtweg dienen, werden automatisch angenehm in der Hand liegen und in der die Rampenlängen eine Dimension, die den
zum Sitzen in Pausen genutzt. Sie sollen Höhe auch von kleinen Kindern gut erreich- scheinbar angenehmen Weg unerträglich
so breit sein, dass neben den Sitzenden bar sein. Dies widerspricht oftmals den lang gestaltet. Deshalb wird man bald die
genügend Platz für Vorbeigehende verbleibt. Vorschriften der Gemeindeunfallversiche- Erfahrung machen, dass der dafür not-
Schön ist, wenn sich Treppen großzügig zur rungen, die – darauf soll man achten – oft wendige Platz in den meisten Fällen nicht
Eingangshalle öffnen und Teil dieses Raums über die baurechtlich festgesetzten Höhen gegeben ist.
werden. Dann können die Stufen auch für hinausgehen.
Veranstaltungen genutzt werden.
55
Räume und Bereiche
Zentrale Treppen
Zentral angeordnete Treppenhäuser bieten [68] trennt die Schule in einen Primar- und
eine leichte Orientierung im Gebäude. Wenn einen Oberstufenbereich. Gemeinsam mit
sie im Zusammenhang mit zentralen Hallen den davorliegenden Flur- und Aufenthalts-
oder Lichthöfen geplant werden, entstehen bereichen entsteht jeweils ein mehrge-
Räume, die nicht nur der Erschließung, schossiger Hallenraum, der für klassen-
sondern auch der Begegnung und der Kom- übergreifende Projektarbeit, Ausstellungen
munikation dienen. Zu beachten ist, dass an und Veranstaltungen genutzt werden kann.
die Halle und deren angrenzende Bauteile Die rauchfreien Fluchtwege werden über
bestimmte Anforderungen gestellt werden, ein außenliegendes Treppenhaus, das durch
wenn die Treppe einen der zwei geforderten einen umlaufenden Fluchtbalkon erschlos-
baulichen Rettungswege darstellt. sen wird, und ein zusätzliches Treppenhaus,
(MSchulbauR, genauere Angaben siehe das der Aufzugsanlage zugeordnet ist
Raumpilot – Grundlagen) gewährleistet.
Die Ebenen des Gymnasiums Friedrich II. Die beiden Treppenläufe des Kepler-Gym-
in Lorch [51] werden über eine einläufige nasiums in Freiburg [31] schwingen sich
Treppe erschlossen, die in der zentralen im zentralen viergeschossigen Lichthof
Halle frei angeordnet ist. Die Halle und frei empor. Dadurch entsteht eine klare
damit auch die Treppe werden über ein Orientierung für Schüler und Lehrer im
kreisförmiges Oberlicht mit Tageslicht Schulgebäude. Die Belichtung erfolgt über
versorgt. Die Treppe ist somit Teil der ein flaches Glasdach, das aus zwei Ebenen
inneren Pausenfläche und bildet Orte der besteht und somit das einfallende Tageslicht
Kommunikation, des Ruhens, des Beobach- filtert. Aufgrund der langen Rettungswege
tens und der Bewegung. Der erforderliche und der nicht als Fluchttreppenhaus anzu-
zweite Rettungsweg wird durch Ausgänge rechnenden zentralen Treppe sind an den
auf jedem Geschoss und den Fluchtbalkon Enden der Gebäudeflügel sowie in der Nähe
mit außenliegender Treppe im obersten des Aufzugs zusätzliche Fluchttreppenhäu-
Geschoss gewährleistet. ser angeordnet.
56
Treppe
[51]
Gymnasium Friedrich II.
Auf dem Schäfersfeld
Lorch (DE)
Behnisch Partner
Grundriss OG M 1:1000
57
Räume und Bereiche
[68]
Schulanlage Leutschenbach
Andreasstraße
Zürich-Oerlikon (CH)
Christian Kerez
Grundriss 1.-3. OG
M 1:1.000
58
Treppe
[31]
Kepler-Gymnasium
Johanna-Kohlund-Straße 5
Freiburg (DE)
Ernst Spycher
Grundriss 1. OG M 1:1.000
59
Räume und Bereiche
Dezentrale Treppen
Durch dezentrale Treppen können die bei Das Primarschulhaus Linden in Niederhasli
zentral angeordneten Treppen notwendigen [52] setzt sich aus drei Klassengruppen mit
Verkehrsflächen – wie etwa Flure – einge- jeweils zwei Unterrichtsräumen zusammen.
spart werden. Der scheinbare Mehraufwand Jede wird über einen eigenen Treppenauf-
durch die Erstellung zusätzlicher Treppen- gang erschlossen. Der Mehraufwand durch
läufe wird durch die Reduzierung von hori- den Bau von mehreren Treppenaufgängen
zontalen Erschließungsflächen kompensiert. kann durch den Verzicht auf die sonst not-
Ebenso ergibt sich bei einem Schulhaus mit wendigen Verkehrszonen im Obergeschoss
dezentralen Treppen die Möglichkeit, den ausgeglichen werden.
Gesamtkomplex in kleinere Einheiten zu un-
terteilen, die einem kindgerechten Maßstab Die vier Treppenaufgänge der Kantonsschu-
entsprechen. le Freudenberg [11] (jetzt Kantonsschule
Enge, ehemals Handelsschule) verbinden
Die Treppen der Scuola Media Cantonale das öffentliche Erdgeschoss mit den
in Morbio Inferiore [23] liegen in dem Obergeschossen, in denen die Unterrichts-
Hohlraum, der die acht Bauteile bezie- räume liegen. Die Treppen sind offen in der
hungsweise Klassencluster durchläuft zweigeschossigen Längshalle angeordnet,
und sie räumlich miteinander verbindet. In die im 2. Obergeschoss von drei kleineren,
jeder Einheit ist ein offenes Treppenhaus querliegenden Hallen überlagert wird. Die
angeordnet. Jedes Treppenhaus erschließt Halle beziehungsweise die Treppenaufgänge
vier Klassenzimmer mit den dazugehörigen werden über die Einschnitte im 2. Ober-
Gruppenarbeitsflächen und Pausenflächen geschoss und die Ganzglasfassade im
im 1. Obergeschoss sowie zwei Fachräume Erdgeschoss belichtet.
im 2. Obergeschoss.
60
Treppe
[23]
Scuola Media Cantonale
Via Stefano Franscini 30
Morbio Inferiore (CH)
Mario Botta
Grundriss 1. OG M 1:1.000
61
Räume und Bereiche
[52]
Primarschulhaus Linden
Lindenstraße 21
Niederhasli (CH)
Bünzli Courvoisier
Grundriss OG M 1:1.000
62
Treppe
[11]
Kantonsschule Freuden-
berg
Gutenbergstraße 15
Zürich-Enge (CH)
Jacques Schader
63
Räume und Bereiche
64
Treppe
[45]
Hellerup Skole
Dessaus Boulevard 10
Kopenhagen-Hellerup (DK)
Arkitema
Grundriss 1. OG M 1:500
65
Räume und Bereiche
[44]
Gymnasium Markt
Indersdorf
Arnbacher Straße 40
Markt Indersdorf (DE)
Allmann Sattler Wappner
Architekten
Grundriss 1. OG M 1:500
66
Treppe
[25]
Scholen Apollolaan
Montessorischool
Willem Witsenstraat 14
Amsterdam (NL)
Herman Hertzberger
Grundriss 1. OG M 1:500
67
Räume und Bereiche
Fluchttreppen
Oft entsprechen die Freitreppen in Ein- Den Hauptverteiler des Gymnasiums in Lorch
gangshallen nicht den brandschutztech- [51] bildet die Treppenanlage in der zentralen
nischen Anforderungen an einen sicheren Halle, um die die Unterrichtsräume ange-
Rettungsweg. Um diesen Anforderungen ordnet sind. Die Fluchtwege werden durch
gerecht zu werden, bedarf es zusätzlicher direkte Ausgänge ins Freie und einen Flucht-
Treppenhäuser. Oder zusätzliche Treppen- balkon im Obergeschoss gewährleistet. Über
häuser sind aufgrund der Größe der Schule das Dach des eingeschobenen Baukörpers
notwendig, um die baurechtlichen Auflagen auf der Eingangsebene führt der Rettungs-
an Fluchtweglängen einzuhalten. weg vom umlaufenden Fluchtbalkon zu zwei
Außentreppen.
Für die unterschiedlichen Unterrichtsstufen
der Sekundarschule Im Birch in Oerlikon Die Hauptverteilung der Schüler und Lehrer
[59] werden Raumgruppen gebildet. Immer des Gymnasiums in Markt Indersdorf [44]
drei Klassenzimmer und ein Vorraum sind erfolgt über eine zentrale Freitreppe in der
eine Einheit. Der erste Rettungsweg führt Eingangshalle. Die Fluchttreppenhäuser
über den Vorraum zum Haupttreppenhaus. liegen abgerückt von der Fassade in den
Damit der Vorraum frei möbliert werden Ecken des rechteckigen Grundrisses und sind
kann, führt der zweite Rettungsweg vom durch den schwebenden Baukörper bis ins
Klassenzimmer über einen Fluchtbalkon Erdgeschoss durchgesteckt. Sie gewährleis-
oder direkt zu einem zusätzlichen Flucht- ten somit den geforderten direkten Ausgang
treppenhaus. ins Freie. Aufgrund der Länge des Baukörpers
sind noch zusätzliche Außenfluchttreppen
Die Haupterschließung des Schulhauses vorgesehen.
Leutschenbach in Zürich [68] erfolgt
über ein zentrales Treppenhaus. Da diese Durch die Kammstruktur der Sonderpädago-
Treppenanlage sich zu den Pausenhallen, gischen Förderschule in Eichstätt [40] werden
in denen auch Unterricht stattfindet, öffnet zwei Klassentrakte gebildet. Diese werden
und diese miteinander verbindet, sind über eine zentrale zweigeschossige Eingangs-
zusätzliche Fluchttreppenhäuser notwendig. halle erschlossen. Die Fluchttreppenhäuser
Der erste Rettungsweg erfolgt über ein pa- sind jeweils zwischen einem Klassenzimmer
rallel zu den Klassenzimmern angeordnetes und den Sanitärbereichen in den Ecken so
Treppenhaus, das über die Halle erschlos- angeordnet, dass im Erdgeschoss ein direkter
sen wird. Der zweite Rettungsweg führt Ausgang ins Freie ermöglicht wird.
über einen außenliegenden Fluchtbalkon zu
einer einläufigen Außentreppe.
68
Treppe
[59]
Schulanlage Im Birch
Margrit-Rainer-Straße 5
Zürich-Oerlikon (CH)
Peter Märkli
Grundriss 1. OG M 1:1.000
69
Räume und Bereiche
[68]
Schulanlage Leutschen-
bach
Andreasstraße
Zürich-Oerlikon (CH)
Christian Kerez
Grundriss 1.-3. OG
M 1:1.000
70
Treppe
[51]
Gymnasium Friedrich II.
Auf dem Schäfersfeld
Lorch (DE)
Behnisch Partner
Grundriss OG M 1:1.000
71
Räume und Bereiche
[44]
Gymnasium Markt
Indersdorf
Arnbacher Straße 40
Markt Indersdorf (DE)
Allmann Sattler Wappner
Architekten
Grundriss 1. OG M 1:1.000
72
Treppe
[40]
Sonderpädagogisches
Förderzentrum
Schottenau 10a
Eichstätt (DE)
Diezinger Kramer
Grundriss EG M 1:1.000
73
Räume und Bereiche
Belichtung
Der Grundriss der Schule in Ostfildern [48] Der Eingang des Schulhauses Compogna in
ist als Zweibund organisiert. Links und Thusis [42] liegt zwischen der Turnhalle und
rechts des Mittelflurs sind die Klassenzim- dem zweigeschossigen Gebäudeteil mit den
mer angeordnet. Die Flure werden durch Klassenzimmern. Die Erschließung des
die einläufigen Treppenanlagen und durch Obergeschosses erfolgt über die einläufige
Lufträume gegliedert. Das V-förmige Dach Treppe in der Eingangshalle. Die Klassen-
lässt zenitales Licht auf die Mittelflure vor zimmer sind nach Osten und Westen orien-
den Klassenzimmern fallen. Je höher die tiert. Der Mittelflur sowie die Eingangshalle
Schüler die Treppen emporsteigen, desto werden über Oberlichter, die alternierend
heller wird der Raum. Es entsteht eine fast nach Süden und Norden ausgerichtet sind,
sakral anmutende Lichtstimmung. belichtet.
74
Treppe
[48]
Schulzentrum im Scharn-
hauser Park
Gerhard-Koch-Straße 6
Ostfildern (DE)
Lederer+Ragnarsd ttir+Oei
Schnitt M 1:250
75
Räume und Bereiche
[13]
Gymnasium Andreanum
Hagentorwall 17
Hildesheim (DE)
Dieter Oesterlen
Schnitt M 1:250
76
Treppe
[42]
Oberstufenschulhaus
Compogna
Compognastraße
Thusis (CH)
Jüngling Hagmann
Schnitt M 1:250
77
Flur
79
Räume und Bereiche
80
Flur
Einleitung
Bis ins letzte Drittel des vergangenen Jahr- betrifft zusammenhängende Raumgruppen, keiten, die das Klassenzimmer nicht erfüllen
hunderts dienten Flure in den Schulbauten die Länge der Flure und deren optische kann: Zonen für Einzel- und Gruppenarbeit,
lediglich der Erschließung. Die dafür not- Verbindung über Lufträume. Auch bei der für Beschäftigung neben und außerhalb der
wendigen Flächen richteten sich in erster Oberflächengestaltung und der Möblierung regulären Unterrichtsstunden. Längst hat
Linie nach den Brandschutzbestimmungen sind die Möglichkeiten der Raumgestaltung man begriffen, dass Unterricht sich nicht
und dem Finanzierungsrahmen. Dieser sah relativ eng. Davon betroffen sind alle brenn- auf die Wissensvermittlung in den Klassen-
ein bestimmtes Verhältnis von Nutz- zu baren Baustoffe, die mindestens schwer zimmern beschränken kann. Aneignung von
Nebenflächen vor, das in der Regel, nach entflammbar sein müssen. Auch an die Tü- sozialer Kompetenz, aber auch Meinungs-
Land und Schulträger schwankend, circa 65 ren zu den benachbarten Brandabschnitten und Wissensaustausch geschehen mehr
zu 35 Prozent betrug. Da in den Neben- sind brandschutztechnische Anforderungen in den öffentlichen Bereichen des Schulge-
nutzflächen auch noch andere Bereiche als gestellt, die dem oft geäußerten Wunsch bäudes, also den Fluren und Treppenhäu-
Flure und Treppen eingerechnet sind, wird nach fließenden Raumgruppen für Schüler sern, als in den eigentlichen Unterrichts-
deutlich, wie die Entwerfenden durch die und Lehrer widersprechen. Ein ungelöstes räumen. Überhaupt lässt sich an aktuellen
Flächenvorgaben angehalten werden, die Problem stellt die Garderobe dar, die im Schulkonzepten eine Vermengung beider
Erschließungsflächen sehr klein zu halten. Regelfall im Flur den einzelnen Klassenzim- Raumtypen beobachten: zum Flur auf die
Daraus ergibt sich, dass eine einhüftige Er- mern zugeordnet wird. Es ließe sich leicht gesamte Länge geöffnete Klassenbereiche,
schließung, die eine sehr schöne Belichtung durch abgeschlossene Garderobenräume um zum Beispiel klassenübergreifende
der Flure gewährleistet, die Erfüllung der lösen, die jedoch in den Finanzierungspro- Unterrichtsformen und die Präsentation von
wirtschaftlichen Anforderungen erschwert. grammen normalerweise nicht vorgesehen Schülerarbeiten zu ermöglichen. Dass bei
sind. den dadurch entstehenden Grundrissformen
Neben den ökonomischen Zwängen sind besondere Anforderungen an Lichtführung
für Flure und Treppenanlagen in Schulen die Entgegen den finanziellen und sicherheits- und Akustik gestellt werden, versteht sich
Belange des Brandschutzes zu beachten. technischen Vorgaben wünschen sich Päda- von selbst.
Auch hier erfährt die Freiheit der Raum- gogen großzügige Flurzonen. Sie sehen in
bildung erhebliche Einschränkungen. Das diesen Zwischenräumen Nutzungsmöglich-
81
Räume und Bereiche
Flur im Freien
Flure im Freien haben den Vorteil, dass sie Belichtung der inneren Flurbereiche auch im
gut belichtet und belüftet sind. Sie bieten Erdgeschoss gewährleistet werden.
gleichzeitig Schutz vor Regen und Sonne
während der Pausen. Bei Grundschulen sind Die überdachten Wege der Primarschule
Flure im Freien besser geeignet als bei wei- Wasgenring in Basel [04] verbinden die
terführenden Schulen, da dort der Unterricht Klassenpavillons mit dem zentralen Gebäu-
vorwiegend im Klassenzimmer stattfindet de, das die Fachräume, die Bibliothek, den
und es keinen häufigen Raumwechsel gibt. Veranstaltungssaal und die Lehrerzimmer
Flure im Freien sind eine Folge vor allem in einem Baukörper zusammenfasst. Die
des Konzepts der Pavillonschule, die den gedeckten Wege bieten den Schülern die
großen Vorteil hat, dass kleinere, dem kind- Möglichkeit, sich während der Pausen bei
gerechten Maßstab angepasste Baukörper Regen im Freien aufzuhalten. Ebenso bieten
möglich werden. Vor allem in wärmeren sie an heißen Sonnentagen ausreichend
Regionen sind Flure im Freien eine gute Schatten. Die Überdachungen werden in
Alternative. den Eingangsbereichen der Klassenpavillons
zu Vordächern.
Der Klassentrakt der Highschool in Sarasota
[10] ist als zweibündige Anlage mit Mittel- Die überdachten Laubengänge der Primar-
flur ausgebildet. Eine gute Belüftung sowie schule Ai Saleggi in Locarno [24] machen
eine Verschattung der Erschließungs- und die Schule zu einem öffentlichen Gebäude.
Aufenthaltsflächen ist aufgrund des sehr Sie erschließen die einzelnen Klassenzim-
heißen Klimas von großer Bedeutung. mer wie Häuser in einem Dorf und geben
Die Flure im 1. Obergeschoss hängen wie der Schule einen „offenen“ Charakter. Es
Galerien zwischen den Klassenräumen. gibt eine Hierarchie von Wegen, die eine
Die Belichtung und Belüftung erfolgt durch einfache Orientierung ermöglicht und die
Oberlichter, die so ausgebildet sind, dass Wege in öffentliche und private Bereiche
kaum direktes Licht in den Flur fällt, um gliedert. Gleichzeitig dienen die Wege
eine Aufwärmung zu vermeiden. Durch den Schülern als überdachte Pausen- und
die Ausbildung der Flure als eingehängte Spielfläche.
Brücken kann eine gute Durchlüftung und
82
Flur
[10]
Sarasota High School
1000 South School Avenue
Sarasota, Florida (US)
Paul Rudolph
Grundriss OG M 1:500
83
Räume und Bereiche
[04]
Primarschule Wasgenring
Welschmattstraße 30
Basel (CH)
Fritz Haller
Grundriss EG M 1:500
84
Flur
[24]
Scuola elementare ai
Saleggi
Via delle Scuole
Locarno (CH)
Livio Vacchini
Grundriss M 1:500
85
Räume und Bereiche
In vielen Schulen ist der Flur als reiner und die Sitznischen zum Lesen, Ausruhen
Erschließungsraum konzipiert und wird und Kommunizieren zu nutzen.
auch nur als solcher wahrgenommen.
Schon lange ist bekannt, dass sich ein gutes Der zentrale Luftraum der Mittelpunkt-
Lernumfeld positiv auf die Leistungen von schule in Berglen-Oppelsbohm [16] mit der
Schülern und Lehrern auswirkt. Zu diesem umlaufenden Galerie und den gegenüberlie-
Lernumfeld gehört auch der Flur. Der Flur genden Treppenläufen bietet den Schülern
soll mehr als nur der Verteilung und Erschlie- einen Ort für Aufenthalt, Kommunikation
ßung dienen. Es ist ein Ort der Begegnung und Versammlung. Die Großzügigkeit der
und des Austauschs. Loris Malaguzzi, der Galerie ermöglicht auch die Installation von
Gründer der Reggio-Pädagogik, sagte, dass temporären und flexiblen Einzel- und Klein-
der erste Lehrer der Schüler die anderen gruppenarbeitsplätzen.
Kinder sind. Und die trifft man vor allem in
den Pausen auf den Fluren. Durch die große räumliche Offenheit der
Grundschule in Almere [26] sind die Kor-
In der Gustav-von-Schmoller-Schule in ridore keine reinen Verkehrsflächen mehr.
Heilbronn [56] wird durch die Nischen einer- Unter der eingestellten Galerie entstehen
seits der Flur belichtet und belüftet, ohne neue Rückzugsräume, die von den Kindern
zuviel Verkehrslärm in das Gebäude zu las- als zusätzliche Arbeitsplätze, aber auch
sen. Andererseits bietet sich dadurch für die als Pausenfläche und Orte des Rückzugs
Schüler die Möglichkeit, sich während der sowie der Kommunikation genutzt werden
Pausen in kleinen Gruppen zurückzuziehen können.
86
Flur
[56]
Erweiterung Gustav-von-
Schmoller-Schule
Frankfurter Straße 63
Heilbronn (DE)
Lederer+Ragnarsd ttir+Oei
Grundriss 1. OG M 1:500
87
Räume und Bereiche
[16]
Mittelpunktschule In den
Berglen
Stockwiesen 1
Berglen-Oppelsbohm (DE)
Behnisch Partner
Grundriss EG M 1:500
88
Flur
[26]
Basisschool Polygoon
Hollywoodlaan 109
Almere (NL)
Herman Hertzberger
Grundriss EG M 1:500
89
Räume und Bereiche
Bei kleineren Schulanlagen, in denen kein Die zentrale Aula der Montessori-Schule in
eigenständiger Saal für Aufführungen und Amsterdam [25] ist geeignet für Veranstal-
Feste vorgesehen ist, werden die Verkehrs- tungen mit kleinen Gruppen, aber auch
flächen so gestaltet, dass sie auch für für die gesamte Schulgemeinde. Dort
Veranstaltungen, Ausstellungen und Feste finden Theateraufführungen und Versamm-
genutzt werden können. In Kombination mit lungen statt. Die großen Stufen bilden die
flexiblen Wandelementen oder Vorhängen Sitzreihen. Ein Aufstellen von Stühlen wird
können auch Bereiche abgetrennt werden. dadurch überflüssig.
Die brandschutztechnischen Anforderungen
an Fluchtwege sind jedoch zu beachten. Die Flure der Secondary School in Hunstan-
(Siehe Raumpilot Grundlagen) ton [05] (heute: Smithdon High School) sind
auf ein Minimum reduziert. Die Klassenzim-
Die auf 270 m2 ausgeweitete Gangzone der mer werden über mehrere Treppenhäuser
Gesamtschule In der Höh in Volketswil [54] erschlossen. Die zentrale Verteilung und
kann durch einen rundum laufenden Vor- Erschließung erfolgt über eine großzügige
hang von der Flurfläche abgetrennt und als Halle. Die zentrale Aula wird als Eingangs-
Aula oder Saal für Veranstaltungen genutzt und Pausenhalle, Veranstaltungs- und
werden. Ansonsten werden die räumlich Speisesaal genutzt. Die umlaufenden
vielfältig ausgebildeten Korridorflächen zu niedrigeren Bereiche können durch Vor-
Arbeistplätzen, zu Bereichen für Gruppen- hänge oder Rollläden von der hohen Halle
arbeit und zu Zonen, in denen getobt, sich abgetrennt werden.
erholt, gelesen und gegessen wird.
90
Flur
[54]
Gesamtschule In der Höh
In der Höh 9
Volketswil (CH)
Gafner Horisberger
Architekten
Grundriss EG M 1:500
91
Räume und Bereiche
[25]
Scholen Apollolaan
Montessorischool
Willem Witsenstraat 14
Amsterdam (NL)
Herman Hertzberger
Grundriss 1. OG M 1:500
92
Flur
[05]
Hunstanton Secondary
Modern School (heute
Smithdon High School)
Downs Road
Hunstanton (GB)
Alison Peter Smithson
Grundriss EG M 1:500
93
Räume und Bereiche
94
Flur
[07]
Munkeg rdsskolen
Vangedevej 178
Dyssegaard (DK)
Arne Jacobsen
Grundriss EG M 1:250
95
Räume und Bereiche
[25]
Scholen Apollolaan
Montessorischool
Willem Witsenstraat 14
Amsterdam (NL)
Herman Hertzberger
96
Flur
[54]
Gesamtschule In der Höh
In der Höh 9
Volketswil (CH)
Gafner Horisberger
Architekten
Grundriss OG M 1:250
97
Räume und Bereiche
Belichtung
98
Flur
[30]
Erweiterung
Schulanlage Brühl
Friedhofweg
Gebenstorf (CH)
Burkard Meyer Architekten
Schnitt M 1:250
99
Räume und Bereiche
[65]
Schulhaus Baumgarten
Schulgasse
Buochs (CH)
pool Architekten
Schnitt M 1:250
100
Flur
[33]
Öko-Hauptschule Mäder
Neue Landstraße 29
Mäder (AT)
Baumschlager Eberle
Schnitt M 1:250
101
Aula
103
Aula als eigener geschlossener Raum 106 Aula mit Außenbühne 118
[14] Geschwister-Scholl-Gymnasium [28] Musikgymnasium Schloss Belvedere
Holtgrevenstraße 2-6, Lünen (DE) Schloss Belvedere, Weimar (DE)
Hans Scharoun Thomas van den Valentyn,
[61] Marie-Curie-Gymnasium Mohammad Oreyzi
Marie-Curie Straße 1, Dallgow-Döberitz (DE) [18] Gymnasium Christianeum
Grüntuch Ernst Architekten Otto-Ernst-Straße 34, Hamburg (DE)
[38] Salem International College Arne Jacobsen
Kurt-Hahn-Straße 1, Überlingen (DE) [29] Erweiterung Schulanlage Vella
Lederer + Ragnarsd ttir + Oei Sutvitg 28a, Vella (CH)
Bearth Deplazes Architekten
Aula als eigenständiger Baukörper 110
[06] Sekundarschule Letzi
Espenhofweg 60, Zürich (CH)
Ernst Gisel
[11] Kantonsschule Freudenberg
Gutenbergstraße 15, Zürich (CH)
Jacques Schader
[07] Munkeg rdsskolen
Vangedevej 178, Dyssegaard (DK)
Arne Jacobsen
104
Aula
Einleitung
Zuerst ist die Aula das Wohnzimmer der Hinsichtlich der Größe ist auf die baugesetz- und die optimale Schallverteilung im Raum
Schulgemeinschaft. Insofern sollte der lichen Bestimmungen zu achten. Grundsätz- benötigen ein Spezialwissen, das den Archi-
Raum nicht eine Fluraufweitung sein, wie lich muss zunächst an Hand der gewünsch- tekten nicht abverlangt werden kann. Auf
das oft aus ökonomischen Gründen ange- ten Belegung definiert werden, ob es sich der anderen Seite sind die gestalterischen
strebt wird. Feiern, Theater- und Konzertauf- aufgrund der möglichen Besucherzahlen um Ansprüche, die an Aulen gestellt werden,
führungen, Vorträge und Schulversamm- eine Versammlungsstätte handelt. Dadurch überdurchschnittlich, was eine intensive
lungen sind im Grunde auf einen großen, erhalten die Brandschutzbestimmungen, die Zusammenarbeit zwischen Akustiker und
abgeschlossenen Raum angewiesen. Allein Fluchtwege und die notwendige Luftwech- planendem Architekten voraussetzt.
die Vorbereitungen für diverse Schulauffüh- selrate jeweils eine andere Bewertung. Dies
rungen, von den Kulissen bis zur Bestuh- betrifft auch die Frage, ob es eine Bühne Ähnliches betrifft die Zusammenarbeit mit
lung, ist ein Vorgang, der ohne Störung für oder lediglich eine Szenenfläche geben soll. den Fachingenieuren, die für die Beleuch-
den normalen Schulbetrieb erfolgen soll. Auch hier ist im Falle der Einrichtung einer tung und die akustischen Anlagen sowie die
Umgekehrt setzt konzentrierte Probenarbeit Bühne mit höheren Brandschutzauflagen zu Be- und Entlüftung zuständig sind. Die Inte-
für Musik und Theater einen abgeschlos- rechnen. gration von Bühnenbeleuchtung, Regiepul-
senen Bereich voraus. Unabhängig davon ten und den Leitungsführungen für Zu- und
bleibt natürlich die Option, über breitere Wenn der Raumzuschnitt es zulässt, kann Abluft sollte in einem sehr frühen Planungs-
Türen oder flexible Wände die Aula zum Flur es besser sein, anstelle einer festen Bühne stadium erfolgen, weil dafür weitgehende
und Vorbereich hin öffnen zu können. eine mobile Szenenfläche vorzusehen. Vorkehrungen in Roh- und Ausbaugewerken
Dadurch kann der Raum bei geeignetem getroffen werden müssen.
Darüber hinaus hat es Vorteile, die Aula als Zuschnitt variabel bespielt werden. Viele
getrennt nutzbaren Veranstaltungsraum an- Schulen haben zum Beispiel eine eigene Es ist gut, wenn eine direkte Anlieferung
bieten zu können. Eine Vermietbarkeit stellt Zirkus-AG, für deren Aufführungen eine von größeren Gegenständen zur Aula mög-
nicht nur eine zusätzliche Einnahmequelle Rundumbestuhlung zweckmäßig ist. lich ist. Die dafür notwendige Außenfläche
dar, sondern bindet auch noch die Schule in sollte auch für Lastwagen befahren werden
die Nachbarschaft ein. Damit kann die Schu- Aulen sollten grundsätzlich unter Hinzuzie- können. Zwischen Bühne und Anlieferung
le selbst über die Alltagsarbeit hinweg zum hung von Akustikern geplant werden. Die sollte ein Lagerraum als Verteilerfläche
kulturellen und sozialen Ort werden und als unterschiedlichen Anforderungen an die angeordnet sein.
integraler Teil der Stadt verstanden werden. Nachhallzeiten, die Sprachverständlichkeit
105
Räume und Bereiche
106
Aula
[14]
Geschwister-Scholl-Gymnasium
Holtgrevenstraße 2-6
Lünen (DE)
Hans Scharoun
Grundriss EG M 1:800
107
Räume und Bereiche
[61]
Marie-Curie-Gymnasium
Marie-Curie-Straße 1
Dallgow-Döberitz (DE)
Grüntuch Ernst Architekten
Grundriss EG M 1:800
108
Aula
[38]
Salem International College
Kurt-Hahn-Straße 1
Überlingen (DE)
Lederer+Ragnarsd ttir+Oei
Grundriss EG M 1:800
109
Räume und Bereiche
Der Vorteil einer Aula, die als eigenständiger Schulanlage als freier Baukörper. Sie wird
Baukörper geplant wird, liegt darin, dass der von beiden Schulen, der Handelsschule und
Saal aufgrund seiner Lage auch für außer- dem Realgymnasium, genutzt und umfasst
schulische Zwecke wie öffentliche Veran- den Veranstaltungssaal, zwei Musikzimmer
staltungen, Ausstellungen oder Vereinsver- sowie die Mensa mit Garderobe. Durch die
sammlungen verwendet werden kann. Loslösung von den eigentlichen Schulge-
In Anbetracht des schlechten finanziellen bäuden und die Lage am Hauptzugang
Status von Schulen könnte die Vermietung zur Schule ist eine Nutzung außerhalb des
des Veranstaltungsraums auch zu einer Schulbetriebs gut möglich.
zusätzlichen Einnahmequelle werden.
Der Festsaal der Munkeg rdsskolen in
Die drei zweigeschossigen Klassentrakte Dyssegaard [07] ist in die Struktur der
der Sekundarschule Letzi in Zürich [06] Klassenzimmer, Innenhöfe und Gänge
umrahmen einen zentralen Pausenhof, integriert. Durch seine Lage in der Verlänge-
in dessen Mittelpunkt die Aula mit dem rung des Eingangs und das Herausschieben
Zeichensaal steht. Durch seine isolierte des Gebäudevolumens wird er gleichzeitig
Lage kann der Saal zwar nicht, zum Beispiel zum Zentrum der Gesamtanlage. Wie den
durch ein angrenzendes Foyer, erweitert Klassenzimmern ist auch der Aula bezie-
werden, doch steht die Aula auch Vereinen hungsweise dem gegenüberliegenden
und der Bevölkerung zur Verfügung. Lehrerbereich ein Innenhof zugeordnet.
Die Belichtung erfolgt von Norden über die
Die Aula der Kantonsschule Freudenberg Glasfassade zum Innenhof.
in Zürich-Enge [11] steht außerhalb der
110
Aula
[06]
Sekundarschule Letzi
Espenhofweg 60
Zürich (CH)
Ernst Gisel
Grundriss EG M 1:800
111
Räume und Bereiche
[11]
Kantonsschule Freudenberg
Gutenbergstraße 15
Zürich-Enge (CH)
Jacques Schader
Grundriss EG M 1:800
112
Aula
[07]
Munkeg rdsskolen
Vangedevej 178
Dyssegaard (DK)
Arne Jacobsen
Grundriss EG M 1:800
113
Räume und Bereiche
Bei vielen Schulen werden die Erschlie- Die zweigeschossige Aula der Internatio-
ßungsflächen zu einer Halle zusammen- nalen Schule Zürich [46] bildet mit der
gefasst, die sich auch für Veranstaltungen zentralen Halle einen öffentlichen Bereich,
eignet. Zu beachten ist, dass an diese Halle an den Empfang, Bibliothek, Turnhalle und
aufgrund der unterschiedlichen Nutzungen der Raum des Elternvereins angegliedert
besondere Anforderungen gestellt werden. sind. Die Aula ist über Schiebewände zur
Als Erschließungsfläche muss sie akustisch Halle hin abtrennbar, so dass die Bereiche
abgeschirmt sein, so dass die benachbarten auch einzeln genutzt werden können. Aula
Klassenzimmer nicht gestört werden. und zentrale Halle dienen zugleich als Spei-
Als Musiksaal muss die Raumakustik für sesaal. Die Tische sind zusammenklappbar
Musik, Theater und Vortrag funktionieren. und können somit leicht weggestellt wer-
Ebenso sind die brandschutztechnischen den. Große Fenster erlauben Durchblicke
Anforderungen aufgrund der jeweiligen zwischen den Räumen über die Geschosse
Nutzung zu beachten. (Siehe Raumpilot hinweg.
Grundlagen)
Die offene Treppenanlage der Hellerup Skole
Die Aula der Schule am Mummelsoll in in Kopenhagen-Hellerup [45] bildet das
Berlin-Hellersdorf [47] dient vor allem als Zentrum der Schule und dient bei großen
überdachter Pausenhof bei schlechtem Wet- Anlässen auch als Versammlungsort. Sie
ter. Durch das ellipsenförmige Podest kann ist gleichzeitig die zentrale Erschließung
die Halle auch für Vorführungen genutzt und Verbindung der Sonderräume wie
werden. Ursprünglich war die Halle als Bibliothek, Turnhalle, Hauswirtschaftsraum,
Eingangsfoyer, mit dem Haupteingang an Kunst- und Musiksaal und Raum für Natur-
der Nordseite, gedacht. Der Haupteingang wissenschaften. Durch Sitzstufen und un-
liegt nun auf der Westseite, da die neu terschiedlich große Plattformen ermöglicht
gestaltete „Kinderstraße“ im Norden, von der Treppenraum eine Vielzahl verschieden-
der aus mehrere Gebäude hätten erschlos- artiger Nutzungen.
sen werden können, nicht realisiert wurde.
Der anschließende großzügige und leicht
ausschwingende Flur erweitert sich in die
zentrale Halle.
114
Aula
[47]
Schule am Mummelsoll
Eilenburger Straße 4
Berlin-Hellersdorf (DE)
Grüntuch Ernst Architekten
Grundriss EG M 1:800
115
Räume und Bereiche
[46]
Internationale Schule
Zürich
Steinacherstraße 140
Wädenswil (CH)
Galli Rudolf Architekten
Grundriss UG M 1:800
116
Aula
[45]
Hellerup Skole
Dessaus Boulevard 10
Kopenhagen-Hellerup (DK)
Arkitema
Grundriss EG M 1:800
117
Räume und Bereiche
118
Aula
[28]
Musikgymnasium Schloss
Belvedere
Schloss Belvedere
Weimar (DE)
Thomas van den Valentyn,
Mohammad Oreyzi
Grundriss UG 1:800
119
Räume und Bereiche
[18]
Gymnasium Christianeum
Otto-Ernst-Straße 34
Hamburg (DE)
Arne Jacobsen
Grundriss EG M 1:800
120
Aula
[29]
Erweiterung Schulanlage Vella
Sutvitg 28a
Vella (CH)
Bearth Deplazes Architekten
Grundriss EG M 1:800
121
Klassenzimmer
Reihung von Klassenzimmern 128 Gruppenraum in Klassenzimmer
[33] Öko-Hauptschule Mäder integriert 140
Neue Landstraße 29, Mäder (AT) [24] Scuola elementare ai Saleggi
Baumschlager Eberle Via delle Scuole, Locarno (CH)
[44] Gymnasium Markt Indersdorf Livio Vacchini
Arnbacher Straße 40, Markt Indersdorf (DE) [27] Scuola elementare
Allmann Sattler Wappner Architekten El Cunvént 4, Monte Carasso (CH)
[48] Schulzentrum im Scharnhauser Park Luigi Snozzi
Gerhard-Koch-Straße 6, Ostfildern (DE) [03] Crow Island School
Lederer + Ragnarsd ttir + Oei 1112 Willow Road, Winnetka (US)
Eliel Eero Saarinen
Ein Gruppenraum für mehrere
Klassenzimmer 132 Überlagerung von Gruppenraum
[52] Primarschulhaus Linden und Erschließungszone 144
Lindenstraße 21, Niederhasli (CH) [59] Schulanlage Im Birch
Bünzli Courvoisier Margrit-Rainer-Straße 5, Zürich (CH)
[40] Sonderpädagogisches Förderzentrum Peter Märkli
Schottenau 10a, Eichstätt (DE) [41] Kindercluster Voorn
Diezinger Kramer Akkrumerraklaan 31, Utrecht (NL)
[55] Erweiterung Schule Scherr Frencken Scholl Architecten
Stapferstraße 54, Zürich (CH) [68] Schulanlage Leutschenbach
Patrick Gmür Architekten Andreasstraße, Zürich (CH)
Christian Kerez
Ein Gruppenraum
pro Klassenzimmer 136 Computerarbeitsplätze im
[39] Volta Schulhaus Klassenzimmer 148
Wasserstraße 40, Basel (CH) [43] Primarschule Riedmatt
Miller Maranta Riedmatt 41, Zug (CH)
[47] Schule am Mummelsoll Nägele Twerenbold Architekten
Eilenburger Straße 4, Berlin (DE) [55] Erweiterung Schule Scherr
Grüntuch Ernst Architekten Stapferstraße 54, Zürich (CH)
[63] Schulhaus Mitte Patrick Gmür Architekten
Weissenrainstraße 9, Uetikon am See (CH) [53] Erweiterung Kantonsschule Zug
huggen berger fries Architekten Lüssiweg 24, Zug (CH)
Enzmann + Fischer Architekt/-innen
Variable Klassenzimmergröße 152 Offene Lernlandschaft 164
[54] Gesamtschule In der Höh [57] Minami-Yamashiro Primary School
In der Höh 9, Volketswil (CH) Minami Yamashiro, Kyoto (JP)
Gafner Horisberger Architekten Richard Rogers Partnership
[67] Schulzentrum Turmatt [45] Hellerup Skole
Bluemattstraße 1, Stans (CH) Dessaus Boulevard 10, Kopenhagen (DK)
Masswerk Architekten Arkitema
[69] Oberstufenschulhaus Albisriederplatz [20] Laborschule Bielefeld
Badenerstraße 383, Zürich (CH) Universitätsstraße 21, Bielefeld (DE)
studer simeon bettler Ludwig Leo, Planungskollektiv Nr. 1
Einleitung
126
Klassenzimmer
Geschossen liegen, kann über ein in der Um eine genügenden Luftschallschutz sparungen der Baukosten und der zweck-
Raumtiefe angeordnetes Oberlicht die Be- zwischen den Raumeinheiten zu erreichen, rationale Umgang mit den technischen
lichtung und natürliche Belüftung erheblich bedarf es erheblicher konstruktiver Aufwen- Einrichtungen erzeugen den Charakter
verbessert werden. dungen. Dies betrifft vor allem die Frage der Lieblosigkeit. Das ist das eigentliche
von Fugen. Die einzelnen Elemente müssen Dilemma der oft kritisierten Architektur von
Für eventuelle Schrankwände, aber auch die untereinander, zum Boden, zur Decke und Schulbauten. Gestalterische Qualität lässt
Türen zum Flur ist es geschickt, wenn die zu den seitlichen Anschlüssen dichtschlie- sich aber nicht durch quantitative Merkmale
Wände durch entsprechend tiefe Schot- ßend gekoppelt werden können. Das hat bestimmen, weshalb keine Schulbauricht-
ten eine Gliederung erhalten. In diesen nicht nur erhebliche Auswirkungen auf die linie darüber Auskunft gibt. Aus diesem
Fällen können Einbauten und Nischen für Kosten, sondern auch auf die Bedienung Grund sieht wiederum der Geldgeber
Waschbecken sowie die zum Flur hin sich selbst, da das Öffnen und Schließen der keinen Anlass, für ästhetisch befriedigende
öffnenden Türblätter zu einer gestalterisch Wände einen zeitlichen Aufwand bedeutet. Lösungen nennenswerte Aufwendungen zu
befriedigenden Einheit zusammengefasst Durch die mechanische Beanspruchung ist tätigen. Es bleibt deshalb eine wesentliche
werden. Für zusätzliche akustische Maßnah- die Dauerhaftigkeit der Wände bei häufiger Planungsaufgabe der Architekten, darauf
men eignen sich großflächige Platten oder Nutzung gegenüber einer fest installierten hinzuweisen, dass eine Vernachlässigung
Aufdoppelungen der Zwischenwände, die Wand begrenzt. Auch müssen die Heizung, gestalterischer Belange als ein ebenso
gleichzeitig als Pinwände zu nutzen sind. die Fensterteilung, die Beleuchtung und gravierender Mangel zu bewerten ist wie
gegebenenfalls die Deckenabhängung so mangelhafte Beleuchtung, Belüftung oder
Da die gängigen Unterrichtsformen einem konzipiert sein, dass in beiden Raumsitu- Akustik. Erfahrungen mit Schulbauten der
Wandel unterliegen, wird auch die her- ationen eine befriedigende Gestaltqualität 1970er Jahre, die oftmals technisch opti-
kömmliche Funktion des Klassenraums vorhanden ist. miert, aber unter Vernachlässigung hand-
von vielen Pädagogen in Frage gestellt. Sie werklicher und damit verbundener gestalte-
wünschen sich flexible Raumangebote, Oft entsteht der Wunsch nach einer Unter- rischer Qualitäten errichtet wurden, lehren,
bei denen die Klassenzimmer an beliebige teilung größerer Räume in zwei Einheiten, dass anspruchsvoll entworfene Klassenräu-
Gruppengrößen angepasst werden können. weil man mit kleineren Gruppen arbeiten me eine höhere Akzeptanz erfahren können
Dies bedingt den Einbau von flexiblen Wän- will. Man empfindet dann die Klassenräume als noch so flexible Angebote, die jegliche
den. Aus der Erfahrung der Gesamtschulen wegen ihrer Größe als störend. Dies liegt Identifizierung mit dem Raum verhindern.
der 1970er Jahre, bei denen solche Räume häufig aber auch an einer nachlässigen
realisiert wurden, muss auch auf die Nach- Behandlung der räumlichen Qualitäten. Billig
teile flexibler Wände hingewiesen werden. wirkende Oberflächen, die sichtbaren Ein-
127
Räume und Bereiche
Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, einen zum Innenhof orientierten, großzügig
Klassenzimmer zueinander anzuordnen. Die verglasten Flur erschlossen. Die Klassenräu-
folgende Auswahl von Beispielen soll nur me sind nach Süden und Westen ausgerich-
drei Standardmöglichkeiten aufzeigen. tet. Der einseitig verglaste Flur ermöglicht
eine leichte Orientierung und schafft einen
Anordnung über Eck hellen Aufenthaltsbereich.
Die Klassenzimmer der Öko-Hauptschule in
Mäder [33] sind um einen innenliegenden Zweihüftiger Grundriss
Pausenbereich angeordnet. Dadurch Der Grundriss der Grund- und Hauptschule
entsteht ein quadratischer Grundriss mit im Scharnhauser Park in Ostfildern [48] ist
einer Grundfläche von 27 x 27 m. Durch zweibündig organisiert. Links und rechts
eine großzügige Verglasung der Fassade, des Mittelflurs liegen die Unterrichtsräume.
Oberlichtbänder in den Flurtrennwänden Der Flur ist großzügig dimensioniert und
und einen zentralen Lichtschacht kann eine integriert die offenen Treppenläufe. Zwei
ausreichende Belichtung gewährleistet zusätzliche geschlossene Treppenhäuser
werden. gewährleisten einen sicheren Fluchtweg
aus dem Obergeschoss direkt ins Freie.
Einhüftige Organisation
Die Klassen- und Fachräume des Gymnasi-
ums in Markt Indersdorf [44] werden über
128
Klassenzimmer
[33]
Öko-Hauptschule Mäder
Neue Landstraße 29
Mäder (AT)
Baumschlager Eberle
Grundriss 1.-3. OG
M 1:250
129
Räume und Bereiche
[44]
Gymnasium Markt Indersdorf
Arnbacher Straße 40
Markt Indersdorf (DE)
Allmann Sattler Wappner
Architekten
Grundriss 1. OG M 1:250
130
Klassenzimmer
[48]
Schulzentrum im Scharnhau-
ser Park
Gerhard-Koch-Straße 6
Ostfildern (DE)
Lederer + Ragnarsd ttir + Oei
Grundriss EG M 1:250
131
Räume und Bereiche
Jeweils zwei Klassenzimmern des Primar- Der Gruppenraum der Schule Scherr in Zü-
schulhauses Linden in Nierderhasli [52] ist rich [55] ist zwischen zwei Klassenzimmern
ein innenliegender Gruppenraum zugeord- an der Außenfassade angeordnet. Er wird
net. Der Gruppenraum von circa 37 m2 ist über beide Räume sowie über den Flur er-
über ein großzügiges Oberlicht belichtet schlossen. Er bietet neben Gruppenarbeits-
und natürlich belüftet. Der Gruppenraum er- plätzen zusätzliche Computerarbeitsplätze.
132
Klassenzimmer
[52]
Primarschulhaus Linden
Lindenstraße 21
Niederhasli (CH)
Bünzli Courvoisier
Grundriss OG M 1:250
133
Räume und Bereiche
[40]
Sonderpädagogisches
Förderzentrum
Schottenau 10a
Eichstätt (DE)
Diezinger Kramer
Grundriss 1. OG M 1:250
134
Klassenzimmer
[55]
Erweiterung Schule Scherr
Stapferstraße 54
Zürich (CH)
Patrick Gmür Architekten
Grundriss OG M 1:250
135
Räume und Bereiche
Volta-Schulhaus
Basel (CH)
Miller Maranta
136
Klassenzimmer
[39]
Volta Schulhaus
Wasserstraße 40
Basel (CH)
Miller Maranta
Grundriss 4. OG M 1:250
137
Räume und Bereiche
[47]
Schule am Mummelsoll
Eilenburger Straße 4
Berlin-Hellersdorf (DE)
Grüntuch Ernst Architekten
Grundriss 1. OG M 1:250
138
Klassenzimmer
[63]
Schulhaus Mitte
Weissenrainstraße 9
Uetikon am See (CH)
huggen berger fries
Architekten
Grundriss 1. OG M 1:250
139
Räume und Bereiche
Gruppenraum im Klassenzimmer
integriert
Der Vorteil eines im Klassenzimmer inte- Der Gruppenraum der Grundschule in Mon-
grierten Gruppenraums liegt darin, dass der te Carasso [27] ist als „Spielgalerie“ ausge-
gesamte Unterrichtsbereich für den Lehrer bildet, die über gläserne Verbindungstüren
einsehbar ist. Negativ zu bewerten ist hin- die aneinandergereihten Klassenzimmer
gegen die gegenseitige Störung der Schüler verbindet. Der Zugang zur Galerie erfolgt
durch die unterschiedlichen Tätigkeiten in über eine Treppe im Klassenraum.
den beiden Bereichen.
Gruppenraum, Freibereich, Toiletten und
Klassenzimmer und Gruppenraum der Klassenraum bilden in der Crow Island
Grundschule ai Saleggi in Locarno [24] School in Winnetka [03] eine in sich abge-
bilden einen Raum, der durch eine vertikal schlossene Einheit im Schulgebäude. Der
verschiebbare Tafel und durch Vorhänge Gruppenraum ist vom Klassenraum durch
geteilt werden kann. Der Gruppenraum ein Schiebeelement und ein raumhohes
bietet somit eine Erweiterungsfläche für Bücherregal getrennt. Er dient vor allem als
das eigentliche Klassenzimmer und eröffnet Werkraum. Die Toiletten werden über den
trotzdem die Möglichkeit, einen Bereich für Gruppenraum erschlossen.
Einzel- und Kleingruppenarbeit abzuteilen.
Scuola elementare ai
Saleggi
Locarno (CH)
Livio Vacchini
140
Klassenzimmer
[24]
Scuola elementare ai
Saleggi
Via delle Scuole
Locarno (CH)
Livio Vacchini
Grundriss M 1:250
141
Räume und Bereiche
[27]
Scuola elementare
El Cunvént 4
Monte Carasso (CH)
Luigi Snozzi
Grundriss 1. und 2. OG
M 1:250
142
Klassenzimmer
[03]
Crow Island School
1112 Willow Road
Winnetka, Illinois (US)
Eliel Eero Saarinen
Grundriss EG M 1:250
143
Räume und Bereiche
Die Vielfalt der heute angewandten Lehr- In der Grundschule in Utrecht [41] bilden
und Lernformen löst Bewegung im Klassen- vier Klassenzimmer mit einem zentralen
zimmer aus und beansprucht mehr Platz. Erschließungs- beziehungsweise Gruppen-
Daher gewinnen die Erschließungsflächen raum ein Modul, das eine überschaubare
an zusätzlichen Funktionen und werden ein Einheit in der gesamten Schule darstellt.
wichtiger Teil der Lernlandschaft. Der Gruppenraum wird über die Klassen-
zimmer belichtet. Große Schiebetüren und
In der Schulanlage Im Birch in Zürich [59] Trennwände aus Glas erzeugen eine räum-
bilden drei Klassenzimmer und ein Grup- liche Verbindung zwischen Gruppen- und
penraum einen Cluster, der innerhalb der Klassenraum.
Schule überschaubare Einheiten bildet. Der
Gruppenraum ist im Zentrum des Clusters Jeweils vier Klassenräume der Schulanla-
angeordnet, so dass er klassenübergreifen- ge Leutschenbach in Zürich [68] grenzen
de Projekt- und Gruppenarbeit ermöglicht. an eine circa 180 m2 große Halle, die sich
Durch Glaswände sind die Klassenräume für verschiedene Nutzungen wie Ausstel-
mit dem Gruppenraum visuell verbunden. lungen, klassenübergreifende Projektarbeit
et cetera eignet.
Schulanlage Im Birch
Zürich-Oerlikon (CH)
Peter Märkli
144
Klassenzimmer
[59]
Schulanlage Im Birch
Margrit-Rainer-Straße 5
Zürich-Oerlikon (CH)
Peter Märkli
Grundriss 1. OG M 1:250
145
Räume und Bereiche
[41]
Kindercluster Voorn
Akkrumerraklaan 31
Utrecht (NL)
Frencken Scholl Archi-
tecten
Grundriss OG M 1:250
146
Klassenzimmer
[68]
Schulanlage Leutschenbach
Andreasstraße
Zürich-Oerlikon (CH)
Christian Kerez
Grundriss 1.-3. OG
M 1:250
147
Räume und Bereiche
Computerarbeitsplätze im
Klassenzimmer
Immer häufiger ist die Arbeit am Compu- dass zusätzliche Arbeitsplätze entstehen,
ter auch Teil des Schüleralltags. Spezielle die auch mit Schulcomputern bestückt
Computerräume sind nicht mehr gefragt, werden können. Die Fenster sind horizontal
sondern die Integration von Computerar- zweigeteilt. Der untere Teil lässt sich mit
beitsplätzen im Klassenzimmer beziehungs- Schiebefenstern öffnen und verdunkeln, so
weise im Gruppenraum wird angestrebt. dass an den Fensterplätzen blendfrei am
Computer gearbeitet werden kann.
Die Klassenzimmer der Primarschule
Riedmatt in Zug [43] sind mit einer 140 cm Die tiefe Fassadenkonstruktion der Kan-
tiefen Dienstzone ausgestattet, in die tonsschule in Zug [53] wird dazu genutzt,
Schrank- und Abstellflächen sowie Nischen zusätzliche Arbeitsflächen an den Fenstern
mit Computerarbeitsplätzen integriert sind. anzubieten.
Primarschule Riedmatt
Zug (CH)
Nägele Twerenbold
Architekten
148
Klassenzimmer
[43]
Primarschule Riedmatt
Riedmatt 41
Zug (CH)
Nägele Twerenbold
Architekten
Grundriss 2. OG M 1:250
149
Räume und Bereiche
[55]
Erweiterung Schule Scherr
Stapferstraße 54
Zürich (CH)
Patrick Gmür Architekten
Grundriss OG M 1:250
150
Klassenzimmer
[53]
Erweiterung
Kantonsschule Zug
Lüssiweg 24
Zug (CH)
Enzmann + Fischer
Architekt/-innen
Grundriss 2. OG M 1:250
151
Räume und Bereiche
Variable Klassenzimmergröße
Die Forderung nach Flexibilität der Raum- fassade oder angrenzend an die Innenhöfe
struktur kann unterschiedlich erreicht angeordnet, so dass diese bei einer not-
werden. Wände können „mobil“ geplant, wendigen Erweiterung zu Klassenräumen
die Raumgröße nutzungsneutral festgelegt umfunktioniert werden können. Die Trag-
und die Konstruktion vom Ausbau getrennt konstruktion ist reduziert auf ein Stützenras-
konzipiert werden, um einen schnellen ter und aussteifende Kerne, wodurch alle
Umbau zu ermöglichen. inneren Wände nichttragend sind und eine
Anpassung an Nutzungsänderungen ohne
Jeweils zwei Klassenzimmer der Gesamt- großen Aufwand erfolgen kann.
schule In der Höh in Volketswil [54] können
über eine Faltwand zusammengeschaltet Die Lastabtragung des Oberstufenschul-
werden. Dadurch entstehen 160 m2 große hauses Albisriederplatz in Zürich [69] erfolgt
Räume, die in unterschiedlich eingerichtete über Stützen an den Fassaden und an den
Arbeitszonen gegliedert werden können. inneren Kernen. Dadurch wird eine flexible
Die Möblierung ist daraufhin angepasst. Raumteilung möglich. Durch Weglassen
Tische und Wandtafeln lassen sich auf von Trennwänden können größere Räume
Rollen durch den Raum bewegen. zum Beispiel für den Fachunterricht gebildet
werden.
Die Multifunktionsräume des Schulhauses
Turmatt in Stans [67] sind an der Außen-
152
Klassenzimmer
[54]
Gesamtschule In der Höh
In der Höh 9
Volketswil (CH)
Gafner Horisberger
Architekten
Grundriss OG M 1:250
153
Räume und Bereiche
[67]
Schulzentrum Turmatt
Bluemattstraße 1
Stans (CH)
Masswerk Architekten
Grundriss 1. OG M 1:250
154
Klassenzimmer
[69]
Oberstufenschulhaus
Albisriederplatz
Badenerstraße 383
Zürich (CH)
studer simeon bettler
Grundriss 3. OG M 1:250
155
Räume und Bereiche
Klassenraumerweiterung durch
Freibereich
Ein dem Unterrichtsraum zugeordneter dings gibt es keine Trennung zwischen zwei
Freibereich ermöglicht Aktivitäten innerhalb Freiklassen, so dass eine Störung durch die
des Unterrichts im Freien. Zusätzlich bietet benachbarte Klasse nicht ausgeschlossen
dieser Bereich, zumindest bei angenehmen ist. Da die Terrassenfläche relativ klein aus-
äußeren Temperaturen, einen zusätzlichen gelegt ist, dient der Freibereich hauptsäch-
Lehr- und Lernraum. lich kleineren Gruppen zum Unterricht im
Freien und als Pausenfläche.
Garderobe, Klassenraum, Gruppenraum
und Freibereich des Geschwister-Scholl- Je zwei Klassenzimmer der Openlucht-
Gymnasiums in Lünen [14] bilden eine school in Amsterdam [02]
in sich geschlossene Einheit. Wegen der öffnen sich zu einer über-
ausschließlichen Orientierung der Klas- dachten Terrasse, so dass
senräume zum Freibereich hin findet keine diese auch bei schlechtem
Störung des benachbarten Klassenzimmers Wetter benutzt werden
durch die Nutzung des Hofes statt. kann. Die Glasfassaden zur
Terrasse können komplett
Durch die eingeschnittenen Innenhöfe der aufgeschoben werden.
Grundschule in Wien [32] ist jedem Klassen-
zimmer ein Freibereich zugeordnet. Aller-
Geschwister-Scholl-
Gymnasium
Lünen (DE)
Hans Scharoun
156
Klassenzimmer
[14]
Geschwister-Scholl-Gymnasium
Holtgrevenstraße 2-6
Lünen (DE)
Hans Scharoun
Grundriss OG M 1:250
157
Räume und Bereiche
[32]
Volksschule Breitenlee
Schukowitzgasse 89
Wien (AT)
Helmut Wimmer
Grundriss EG M 1:250
158
Klassenzimmer
[02]
Openluchtschool
Cliostraat 40
Amsterdam (NL)
Johannes Duiker
Grundriss 1. OG M 1:250
159
Räume und Bereiche
Vogelsangschule
Stuttgart (DE)
Behnisch Partner
160
Klassenzimmer
[12]
Vogelsangschule
Paulusstraße 30
Stuttgart (DE)
Behnisch Partner
Grundriss EG M 1:250
161
Räume und Bereiche
[15]
Kristofferskolan
Marklandsbacken 11
Stockholm (SE)
Erik Asmussen
Grundriss EG M 1:250
162
Klassenzimmer
[60]
Evangelische Gesamt-
schule Gelsenkirchen
Laarstraße 41
Gelsenkirchen (DE)
plus+ bauplanung GmbH
Grundriss EG und 1. OG
M 1:250
163
Räume und Bereiche
Offene Lernlandschaft
Der Großraum als Lehr- und Lernort hat Die offene Treppenanlage der Hellerup Skole
den Vorteil, dass er durch flexibles Mobiliar in Kopenhagen [45] erschließt Arbeitsflä-
auf alle Bedürfnisse reagieren kann und chen, die im Grundriss einem Großraumbü-
verschiedene Raumsituationen für unter- ro gleichen. Nur die sanitären Anlagen, die
schiedliche Lehr- und Lernformen erzeugt Teambüros und die Treppenhäuser bilden
werden können. Diesem Vorteil steht der abgeschlossene Räume. Die Arbeitsflächen
Nachteil der Lärmbelästigung im Großraum werden durch flexibles Mobiliar in differen-
gegenüber. Um sie zu reduzieren, bedarf es zierte Arbeitsbereiche eingeteilt.
vor allem einer Erziehung zur gegenseitigen
Rücksichtnahme und nicht nur schalldämp- Die offene Lernlandschaft der Laborschule
fender Baumaßnahmen. in Bielefeld [20] verzahnt Unterrichts- und
Forschungsflächen, Schüler- und Lehrerar-
Das Klassenzimmer der Minami Yamashiro beitsplätze. Sie ist in drei halbgeschossig
Primary School in Kyoto [57] geht fließend versetzte Ebenen gegliedert. Auf den
in einen Multifunktionsraum über, der wie- mittleren Ebenen mit jeweils einer Fläche
derum zur Erschließungsfläche nur durch von circa 140 m2 findet der Hauptunter-
brüstungshohe Schrankmöbel getrennt ist. richt statt. Auf der unteren Ebene sind die
Durch Schiebetüren können die Klassen- Nebenräume angeordnet. Auf der oberen
zimmer von dem Großraum abgetrennt Ebene sind Flächen für Lesen, Werken,
werden. Stillarbeit, Kleingruppen und Materialien
vorgesehen.
Minami-Yamashiro Primary
School
Kyoto (JP)
Richard Rogers
Partnership
164
Klassenzimmer
[57]
Minami-Yamashiro Primary
School
Minami Yamashiro
Kyoto (JP)
Richard Rogers
Partnership
Grundriss OG M 1:250
165
Räume und Bereiche
[45]
Hellerup Skole
Dessaus Boulevard 10
Kopenhagen-Hellerup (DK)
Arkitema
Grundriss 1. OG M 1:250
166
Klassenzimmer
[20]
Laborschule Bielefeld
Universitätsstraße 21
Bielefeld (DE)
Ludwig Leo, Planungs-
kollektiv Nr. 1
Grundriss OG M 1:250
167
Räume und Bereiche
Die Belichtung und Belüftung der Lehr- und Dach. Durch eine vorgehängte Betonkon-
Lernräume hat eine entscheidende Wirkung struktion werden die Klassenzimmer vor
auf das Wohlbefinden und die Leistungen direkter Sonneneinstrahlung geschützt und
der Schüler und Lehrer. Eine optimale gleichzeitig ausreichend belichtet.
Belichtung des Unterrichtsraums kann
gewährleistet werden, wenn das Tageslicht Durch einen Versatz in der Geschosshöhe
von zwei Seiten eingeführt wird. Dies verrin- zwischen Klassenzimmer und Flur der Kan-
gert die Wahrscheinlichkeit von störenden tonsschule Freudenberg in Zürich [11] kön-
Blendungen und schafft eine gleichmäßige nen die Klassenräume zweiseitig belichtet
Lichtverteilung. Oberlichtbänder erzeugen und eine Querlüftung gewährleistet werden.
eine optimale Verteilung des Tageslichts Die Seitenfenster sind zweigeteilt. Der obe-
und lassen es tief in den Raum eindringen. re Fensterteil besteht aus Lamellen, die das
Nach Möglichkeit sollten die Klassenzimmer Licht an die Klassenzimmerdecke reflektie-
nach Norden oder Süden ausgerichtet sein. ren und damit eine gleichmäßige Lichtver-
Das Sonnenlicht auf der Südseite lässt teilung erzeugen. Der untere Fensterteil,
sich leicht regulieren. Öffnungen auf der das Blickfenster, kann durch Schiebeflügel
Nordseite liefern gleichmäßiges, diffuses geöffnet werden
Tageslicht.
Die neu entstandenen Klassenräume des
Aufgrund der Lage der High School in Schulhauses Mattenhof in Zürich [50]
Sarasota [10] und der dort vorherrschen- werden über drei Seiten belichtet. Direktes
den intensiven Sonneneinstrahlung sind Tageslicht fällt über Lichtkamine sowie
Verschattung und Belüftung der Unterrichts- über die Seitenfenster in den Raum. Die
räume ein zentrales Entwurfsthema. Die Lichtkamine erzeugen eine gleichmäßige
Klassenzimmer werden über zwei Seiten Lichtverteilung. Eine zusätzliche indirekte
belichtet. Vom Flur her erfolgt die Belichtung Belichtung erfolgt über die Oberlichter zu
indirekt über Oberlichter in der Flurtrenn- den benachbarten Klassenzimmern.
wand und über seitliche Oberlichter im
168
Klassenzimmer
[10]
Sarasota High School
1000 South School Avenue
Sarasota, Florida (US)
Paul Rudolph
Schnitt M 1:250
Grundriss OG M 1:250
169
Räume und Bereiche
[11]
Kantonsschule Freudenberg
Gutenbergstraße 15
Zürich-Enge (CH)
Jacques Schader
Schnitt M 1:250
Grundriss 1. OG M 1:250
170
Klassenzimmer
[50]
Erweiterung Schulanlage
Mattenhof
Dübendorfstraße 300
Zürich (CH)
B.E.R.G. Architekten
Schnitt M 1:250
Grundriss M 1:250
171
Fachräume
Lage 176 Naturwissenschaften 187
[68] Schulanlage Leutschenbach [14] Geschwister-Scholl-Gymnasium
Andreasstraße, Zürich (CH) Holtgrevenstraße 2-6, Lünen (DE)
Christian Kerez Hans Scharoun
[11] Kantonsschule Freudenberg [66] Erweiterung Schulzentrum Schreienesch
Gutenbergstraße 15, Zürich-Enge (CH) Vogelsangstraße 23, Friedrichshafen (DE)
Jacques Schader Lederer + Ragnarsd ttir + Oei
[21] Scuola Media Cantonale
Via Saleggi 3, Losone (CH) Kunst 190
Aurelio Galfetti, Livio Vacchini [14] Geschwister-Scholl-Gymnasium
[61] Marie-Curie-Gymnasium Holtgrevenstraße 2-6, Lünen (DE)
Marie-Curie Straße 1, Dallgow-Döberitz (DE) Hans Scharoun
Grüntuch Ernst Architekten [11] Kantonsschule Freudenberg
[69] Oberstufenschulhaus Albisriederplatz Gutenbergstraße 15, Zürich (CH)
Badenerstraße 383, Zürich (CH) Jacques Schader
studer simeon bettler
[23] Scuola Media Cantonale Musik 193
Via Stefano Franscini 30, Morbio Inferiore (CH) [49] Oberstufenzentrum Thurzelg
Mario Botta Thurzelgstraße, Oberbüren (CH)
[58] Gesamtschule Flims Staufer Hasler Architekten
Via Punt Crap 2, Flims (CH) [06] Sekundarschule Letzi
Philipp Wieting, Martin Blättler Espenhofweg 60, Zürich (CH)
[06] Sekundarschule Letzi Ernst Gisel
Espenhofweg 60, Zürich (CH)
Ernst Gisel
[13] Gymnasium Andreanum
Hagentorwall 17, Hildesheim (DE)
Dieter Oesterlen
Fachräume
Einleitung
Unter Fachklassen versteht man die Musikräume sollen eine andere Akustik auf- che für Kunst an den Wänden zu erhalten.
Schulräume für naturwissenschaftlichen Un- weisen als normale Schulräume. Auch hier Ausreichende Abstell- und Spülflächen sind
terricht, für Kunst und Musik, für Hauswirt- wäre es gut, für eine ausreichende schall- vorzusehen.
schaft und Kochen ebenso wie Werkstätten technische Behandlung größere Raum-
und Computerräume. Sie sind alle auf die höhen einzuplanen, was normalerweise Werkräume, insbesondere solche, in denen
speziellen Bedürfnisse des jeweiligen Fachs wegen der durchgehenden Geschosshöhen mit Maschinen gearbeitet wird, sollen in
ausgerichtet, was nicht nur ihre technische nicht ganz einfach ist. Wird viel musiziert, ist der Nähe eines Bereichs liegen, an den
Ausstattung betrifft, sondern auch ihre Lage es günstig, durch schallharte Oberflächen leicht angeliefert werden kann. Schön ist
im Schulhaus oder eventuell auch eine von die Nachhallzeit geringfügig zu erhöhen. die Lage in direkter Verbindung mit einem
den allgemeinen Stockwerkshöhen unter- Dabei muss allerdings eine ausreichende Werkhof, der in den Sommermonaten auch
schiedene Raumhöhe. Sprachverständlichkeit erhalten bleiben. Oft ein Arbeiten im Freien zulässt. Bei Holzar-
bedient man sich in diesen Räumen ledig- beiten und ähnlichem ist darauf zu achten,
Naturwissenschaftliche Räume legt man lich einer Bestuhlung, die nur mit Schreib- dass Staub- und Absauganlagen für Späne
in der Regel zu einer Raumgruppe zusam- platte, aber ohne Tische auskommt. Gut ist, eingebaut werden können. Auf genügenden
men. Bei größeren Flächenansprüchen wenn der Musikraum unmittelbar an eine Lärmschutz über Wände, Decken und
ist eine geneigte Bestuhlung optimal, um Aula angrenzt oder durch flexible Wände der Flanken ist zu achten und im Raum selbst
einen Blick auf die Experimentiereinrich- Aula oder dem Flur zugeschlagen werden auf eine ausreichend große Fläche zur
tungen auch von den hinteren Reihen aus kann. Bei diesen Trennwänden sind aber Dämpfung von Geräuschen.
zu ermöglichen. Es gibt aber neben oder besondere technische und finanzielle Auf-
anstelle dieser Bestuhlung für einen eher wendungen gegen Luftschallübertragungen Die Räume für Kochunterricht werden
traditionellen Unterricht auch Möblierungen, notwendig. gern mit den Küchen für die Speiseräume
die an mehreren Tischen experimentelles verwechselt. Es handelt sich dabei aber um
Arbeiten für Kleingruppen gestatten. Für die Der Kunstunterricht soll für die praktischen Unterrichtsräume, die nicht der Verpflegung
Versorgung mit bestimmten Medien, den Arbeiten mit Nordlicht versorgt werden. der Schülerschaft dienen. Auch hier lohnt
Einbau von Digistoren oder die Verkabelung Entsprechende Deckenbewegungen für sich die Einschaltung von Küchenplanern,
und ähnliches ist die Hinzuziehung von ent- Oberlichter sind in Obergeschossen oder die genaue Angaben zu Größen und Stand-
sprechenden Fachingenieuren unerlässlich. eingeschossigen Schulgebäuden einfach orten von Geräten liefern.
Ausreichende Nebenräume für Geräte und zu integrieren. In solchen Fällen kann die
Sammlungen sind in direkter Zuordnung vor- Befensterung über Wandflächen minimiert
zusehen. Eine künstliche Be- und Entlüftung werden, um eine gleichmäßige Ausleuch-
kann von Fall zu Fall erforderlich sein. tung zu erreichen und genügend Hängeflä-
175
Räume und Bereiche
Lage
Die einzelnen Räume sollten nach ihrer Unterrichts-, Vorbereitungs- und Samm-
Funktion zu Gruppen verbunden werden, da lungsräume für Geografie und Biologie
eine räumliche Nähe aufgrund der tech- angeordnet, im Erdgeschoss diejenigen
nischen Ausstattung und als Orientierungs- für Chemie und Physik. Im Untergeschoss
hilfe sinnvoll erscheint. So bietet es sich an, liegen die Labor-, Werkstatt-, Maschinen-
die naturwissenschaftlichen Räume sowie und Nebenräume für Chemie und Physik.
die Kunst- und Musikräume zusammenzu- Die Kunsträume des Gymnasiums sind im
fassen. Je nach Raumprogramm ist es auch Obergeschoss zentral angeordnet und wer-
sinnvoll, den Kunstraum den Werkräumen den über Oberlichtbänder belichtet.
anzugliedern und den Musikraum der Aula.
Im Folgenden werden einige Beispiele für Erdgeschoss
die verschiedenen Anordnungsmöglich- Die Lage der Spezialräume, vor allem der
keiten im Gesamtgefüge der Schulanlage Labore und Werkstätten, im Erdgeschoss
beschrieben. bietet den Vorteil, dass Maschinen leichter
eingebracht werden und eventuell zusätzlich
Untergeschoss erforderliche Fluchtwege leicht realisiert
Die Unterbringung der Fachräume im werden können. Zudem kann der Außenbe-
Untergeschoss erfordert eine ausreichende reich in den Fachunterricht mit einbezogen
Belichtung durch Oberlichter. werden.
Die Werkstätten, der Naturkunde- und der Im Erdgeschoss der Scuola Media Cantona-
Informatikraum der Schulanlage Leutschen- le in Losone [21] befinden sich die Übungs-,
bach in Zürich [68] sind im Untergeschoss Fach- und Laborräume. Im 1. Obergeschoss
angeordnet. Durch den im Vergleich zum liegen die Klassenzimmer. Das 2. Oberge-
Erdgeschoss vergrößerten Grundriss schoss beherbergt neben den Gruppenräu-
können die Räume über Oberlichtstreifen men, die als Galerien über den Klassenzim-
belichtet werden. Der Musikraum grenzt an mern liegen, eine Bibliothek, Lesesäle und
den Mehrzwecksaal im 4. Obergeschoss. Vortragsräume.
176
Fachräume
geschoss auf dem Sockel befinden sich befinden sich auf den Geschossen selbst
der Pausenhof und die beiden L-förmigen immer an der selben Stelle, so dass eine
Klassentrakte. klare Orientierung gegeben ist.
Die Fachräume der Scuola Media Cantonale Die Funktionsbereiche des Gymnasiums An-
in Morbio Inferiore [23] befinden sich im dreanum in Hildesheim [13] sind einzelnen
obersten Geschoss und werden über Baukörpern zugeordnet. Auf dem höchsten
schmale Fensterbänder mit Tageslicht Punkt des Grundstücks steht der Fach-
versorgt. klassentrakt, der über Brückengänge mit
den zwei rechtwinklig dazu angeordneten
Gestapelt Klassentrakten verbunden ist. Im Oberge-
Wenn die Fachräume auf alle Geschosse schoss liegen die Fachräume für Physik,
verteilt werden, jedoch immer im selben Chemie und Biologie sowie die Räume für
Bereich innerhalb des Geschosses ange- die Lehrer und die Schulverwaltung. Im
ordnet sind, wird eine gute Orientierung Erdgeschoss befinden sich die Eingangshal-
innerhalb der Schule erzielt. le, der Zeichensaal, ein Raum für Filmvor-
führungen und Räume für den Hausmeister
Die Fachräume der Gesamtschule in Flims und die Fahrschüler.
[58] sind auf alle Geschosse verteilt. Sie
177
Räume und Bereiche
[68]
Schulanlage Leutschenbach
Andreasstraße
Zürich-Oerlikon (CH)
Christian Kerez
Schnitt M 1:1.000
Grundriss UG M 1:1.000
178
Fachräume
[11]
Kantonsschule Freudenberg
Gutenbergstraße 15
Zürich-Enge (CH)
Jacques Schader
Schnitt M 1:1.000
Grundriss 1. UG M 1:1.000
179
Räume und Bereiche
[21]
Scuola Media Cantonale
Via Saleggi 3
Losone (CH)
Aurelio Galfetti,
Livio Vacchini
Schnitt M 1:1.000
Grundriss EG M 1:1.000
180
Fachräume
[61]
Marie-Curie-Gymnasium
Marie-Curie Straße 1
Dallgow-Döberitz (DE)
Grüntuch Ernst Architekten
Schnitt M 1:1.000
Grundriss EG M 1:1.000
181
Räume und Bereiche
[69]
Oberstufenschulhaus
Albisriederplatz
Badenerstraße 383
Zürich (CH)
studer simeon bettler
Schnitt M 1:1.000
Grundriss 2. OG
M 1:1.000
182
Fachräume
[23]
Scuola Media Cantonale
Via Stefano Franscini 30
Morbio Inferiore (CH)
Mario Botta
Schnitt M 1:1.000
Grundriss 2. OG
M 1:1.000
183
Räume und Bereiche
[58]
Gesamtschule Flims
Via Punt Crap 2
Flims (CH)
Philipp Wieting, Martin
Blättler
Schnitt M 1:1.000
Grundriss EG M 1:1.000
184
Fachräume
[06]
Sekundarschule Letzi
Espenhofweg 60
Zürich (CH)
Ernst Gisel
Schnitt M 1:1.000
Grundriss EG M 1:1.000
185
Räume und Bereiche
[13]
Gymnasium Andreanum
Hagentorwall 17
Hildesheim (DE)
Dieter Oesterlen
Schnitt M 1:1.000
Grundriss 1. OG M 1:1.000
186
Fachräume
Naturwissenschaften
Die Räume für Physik, Chemie und Biologie [14] liegen zusammen mit der Turnhalle
bilden in den Schulgebäuden geschlossene und der Aula in der Nähe des Eingangs
Raumgruppen. Jede dieser Raumgruppen und der Klassenräume der Oberstufe. Den
besteht meistens aus Lehrsaal, Übungs-, Lehrsälen mit ansteigenden Sitzplätzen für
Sammlungs- und Vorbereitungsraum. Durch Physik, Biologie und Chemie sind jeweils
Änderungen in den Lehrplänen der letzten ein Vorbereitungs- und Sammlungsraum
zehn Jahre, die bei den naturwissenschaft- angegliedert, der auch für Übungen und
lichen Fächern mehr Eigentätigkeit fordern, Experimente genutzt wird.
ist ein zweiter Lehr-Übungsraum anstelle
des Lehrsaals erforderlich geworden. Der In der Hauptschule des Schulzentrums
Fachunterricht ist zunehmend darauf orien- Schreienesch in Friedrichshafen [66] findet
tiert, dass der Schüler im Unterricht selbst der Physik-, Chemie- und Biologieunterricht
aktiv wird. Dies lässt sich in Lehrsälen, die in zwei Lehr-Übungsräumen ohne anstei-
auf theoretischen und Demonstrationsun- gendes Gestühl statt. Der dazwischen
terricht ausgelegt sind, nicht realisieren. liegende Vorbereitungsraum ist von beiden
Räumen zugänglich und großzügig dimen-
Die naturwissenschaftlichen Räume des sioniert.
Geschwister-Scholl-Gymnasiums in Lünen
Kantonsschule Freudenberg
Zürich-Enge (CH)
Jacques Schader
187
Räume und Bereiche
[14]
Geschwister-Scholl-Gymnasium
Holtgrevenstraße 2-6
Lünen (DE)
Hans Scharoun
1 Lehrsaal
2 Vorbereitungs-, Sammlungs-
und Übungsraum
Schnitt M 1:250
Grundriss EG M 1:250
188
Fachräume
[66]
Erweiterung Schulzentrum
Schreienesch
Vogelsangstraße 23
Friedrichshafen (DE)
Lederer + Ragnarsd ttir + Oei
1 2 1
1 Lehr-Übungsraum
2 Vorbereitungsraum
Schnitt M 1:250
Grundriss EG M 1:250
189
Räume und Bereiche
Kunst
Geschwister-Scholl-
Gymnasium
Lünen (DE)
Hans Scharoun
190
Fachräume
[14]
Geschwister-Scholl-Gymnasium
Holtgrevenstraße 2-6
Lünen (DE)
Hans Scharoun
Schnitt M 1:250
Grundriss OG M 1:250
191
Räume und Bereiche
[11]
Kantonsschule Freudenberg
Gutenbergstraße 15
Zürich-Enge (CH)
Jacques Schader
Schnitt M 1:250
Grundriss OG M 1:250
192
Fachräume
Musik
In der Grundschule wird oft im Klassen- Durch Schiebeelemente kann der Raum
zimmer gesungen und musiziert. In den halbiert und zum Lichthof hin geöffnet wer-
weiterführenden Schulen wird für den Mu- den, so dass dort auch Veranstaltungen der
sikunterricht ein eigener Raum vorgesehen. gesamten Schule stattfinden können.
Die Größe und Lage des Musikraums hängt
davon ab, ob er auch für außerschulische Der Musiksaal der Sekundarschule Letzi in
Veranstaltungen und für größere Vorfüh- Zürich [06] liegt in einem separaten Bau in
rungen und Versammlungen genutzt wird. der Mitte des Pausenhofs. Dadurch dient
Die Multifunktionalität bestimmt die Größe dieser auch der Bevölkerung für Kurse und
und Lage des Raums. Die Raumakustik ist Veranstaltungen. Allerdings ist eine Vergrö-
dabei besonders sorgfältig zu behandeln. ßerung aufgrund seiner isolierten Lage nicht
möglich. Im Obergeschoss befindet sich ein
Der Musiksaal des Oberstufenzentrums großer Zeichensaal.
Thurzelg in Oberbüren [49] befindet sich in
der Verlängerung des zentralen Lichthofs.
Musikgymnasium Schloss
Belvedere
Weimar (DE)
Thomas van den Valentyn,
Mohammad Oreyzi
193
Räume und Bereiche
[49]
Oberstufenzentrum
Thurzelg
Thurzelgstraße
Oberbüren (CH)
Staufer Hasler
Architekten
Schnitt M 1:250
Grundriss EG M 1:250
194
Fachräume
[06]
Sekundarschule Letzi
Espenhofweg 60
Zürich (CH)
Ernst Gisel
Schnitt M 1:250
Grundriss EG M 1:250
195
Bibliothek
Bibliothek 200
[34] Erweiterung Oberstufenschulhaus Willisau
Schlossfeldstraße 1, Willisau (CH)
Max Bosshard Christoph Luchsinger
[22] Scuola Elementare Salvatore Orr
Via Pasubio 10, Fagnano Olona (IT)
Aldo Rossi
[38] Salem International College
Kurt-Hahn-Straße 1, Überlingen (DE)
Lederer + Ragnarsd ttir + Oei
Bibliothek
Einleitung
199
Räume und Bereiche
Bibliothek
zusätzliche lichtdurchflutete Innenräume
Die Schulbibliothek soll als Ort des selbst-
entstanden sind, die die Bibliothek aufneh-
bestimmten individuellen Lernens, der
men. Sie bildet nun den zentralen „Kern“
Kommunikation und der Information an
der Schulanlage.
zentraler Stelle in der Schulanlage angeord-
net werden. Die Nähe und Zugänglichkeit
Die Bibliothek der Grundschule in Fagnano
zu allen Unterrichtsbereichen ist wichtig. Je
Olona [22] bildet mit dem zentralen Platz
nach pädagogischer Ausrichtung der Schule
den Mittelpunkt und das Herzstück der
wird die Bibliothek auch außerhalb des Un-
Schulanlage. Sie ist in einem zylinderförmi-
terrichts und von der Bevölkerung genutzt;
gen Bau untergebracht, der über den Hof
in diesem Fall erscheint eine Anordnung
erschlossen wird. Ursprünglich sollte die
unmittelbar im Eingangsbereich der Schule
Bibliothek auch der Bevölkerung zugänglich
sinnvoll. Ein Bibliotheksraum gliedert sich
sein. Der Bibliothek gegenüber befindet
in folgende Bereiche: den Eingangsbereich,
sich, über eine große Freitreppe erreichbar,
den Regalbereich, den Informationsbe-
die Turnhalle.
reich mit dem elektronischen Katalog und
Internetplätzen, den Arbeitsbereich mit
Die Bibliothek des Salem International Col-
Gruppen- und Einzelarbeitsplätzen und den
lege in Überlingen [38] befindet sich in dem
Kommunikationsbereich, der eventuell auch
zentralen Gebäude, das die Gemeinschafts-
für kleinere Veranstaltungen oder Ausstel-
einrichtungen wie Aula, Mensa, Theater-
lungen genutzt werden kann. Aufgrund des
werkstatt und Verwaltung beherbergt.
stetigen Wandels in der Medienwelt und der
Die Belichtung der Bibliothek erfolgt über
sich damit stetig verändernden Anforde-
Oberlichtsheds und schmale Fenster in der
rungen an die Planung, ist die Bibliothek in
Nordwestfassade. Von den dort angeordne-
ihrer Aufteilung und Ausstattung flexibel zu
ten Arbeitsplätzen haben die Studenten und
planen.
Lehrer einen herrlichen Blick auf den Bo-
densee. Der angegliederte Dachgarten mit
Durch die Erweiterung des Oberstufen-
einer Schatten werfenden Pergola bietet die
schulhauses in Willisau [34] entstand ein
Möglichkeit, sich zum Lesen und Studieren
zweiter Innenhof. Der bestehende und der
dorthin zurückzuziehen.
neue Innenhof wurden bei der Sanierung
mit einem Glasdach versehen, so dass zwei
200
Bibliothek
[34]
Erweiterung Oberstufen-
schulhaus Willisau
Schlossfeldstraße 1
Willisau (CH)
Max Bosshard
Christoph Luchsinger
Grundriss EG M 1:1000
201
Räume und Bereiche
[22]
Scuola Elementare Salva-
tore Orr
Via Pasubio 10
Fagnano Olona (IT)
Aldo Rossi
Grundriss EG M 1:1000
202
Bibliothek
[38]
Salem International College
Kurt-Hahn-Straße 1
Überlingen (DE)
Lederer + Ragnarsd ttir + Oei
Grundriss OG M 1:1000
203
Lehrerbereich
Lage und Gestaltung 208
[50] Erweiterung Schulanlage Mattenhof
Dübendorfstraße 300, Zürich (CH)
B.E.R.G. Architekten
[45] Hellerup Skole
Dessaus Boulevard 10, Kopenhagen (DK)
Arkitema
[20] Laborschule Bielefeld
Universitätsstraße 21, Bielefeld (DE)
Ludwig Leo, Planungskollektiv Nr. 1
[68] Schulanlage Leutschenbach
Andreasstraße, Zürich (CH)
Christian Kerez
[43] Primarschule Riedmatt
Riedmatt 41, Zug (CH)
Nägele Twerenbold Architekten
[37] Schulhaus Paspels
Schulstraße, Paspels (CH)
Valerio Olgiati
[66] Erweiterung Schulzentrum Schreienesch
Vogelsangstraße 23, Friedrichshafen (DE)
Lederer + Ragnarsd ttir + Oei
Lehrerbereich
Einleitung
Beim klassischen Lehrerzimmer geht man des normalen Unterrichts beraten werden
von einer Möblierung aus, die auf der wollen.
einen Seite die gemeinsame Konferenz
ermöglicht, aber zugleich auch die Mög- Für jeden Lehrer ist ein abschließbarer
lichkeit bietet, Korrekturen von Arbeiten zu Schrank vorzusehen. Eine Nische für Tee-
erledigen. Man geht ferner davon aus, dass oder Kaffeezubereitung sollte ebenfalls
die Lehrerschaft einen Teil der Arbeiten eingeplant werden. Die Lage in direkter
ungestört zu Hause am eigenen Schreib- Beziehung zu den übrigen Verwaltungsräu-
tisch erledigen kann. Das wird sich mit der men, zur Schulleitung und zu allgemeinen
Umstellung auf den Ganztagsbetrieb ändern Sammlungsräumen ist günstig.
müssen. Neben dem dann als Konferenz-
raum dienenden Lehrerzimmer müsste eine Lehrerzimmer sollten so abgedunkelt wer-
Anzahl von kleineren Räumen bereitgestellt den können, dass Projektionen ohne Stö-
werden, in denen bis zu vier Personen sich rungen möglich sind. Für eine Leinwand ist
besprechen oder die Lehrer einzeln den eine genügend große Fläche auszuweisen.
Unterricht vor- und nachbereiten können.
Bei den Zimmern der Verwaltung handelt
Es liegt mit an den Architekten, auf den es sich um normale Büroräume. Bevorzugt
Mangel an derartigen Möglichkeiten in den wird eine innere Verbindungsmöglich-
Raumprogrammen hinzuweisen. Schließlich keit dieser Einheiten sowie eine flexible
werden solche Angebote auch für Einzel- Anordnung der Trennwände. Es ist sinnvoll,
gespräche notwendig sein, da ein Großteil vor diesen Bereichen Wartemöglichkeiten
der Schüler und ihre Eltern auch außerhalb vorzusehen.
207
Räume und Bereiche
Die Lage und Ausbildung des Lehrerbe- Das Lehrerzimmer der Schulanlage Leut-
reichs hängt davon ab, wie Lehrer an der schenbach in Zürich-Oerlikon [68] befindet
Schule arbeiten, ob sie sich dort ganztags sich in räumlicher Nähe zur Schulverwaltung
aufhalten und ob sie im Team mit ihren Kol- und den gemeinschaftlich genutzten Berei-
legen vorbereiten, bewerten und beraten. chen wie Bibliothek, Musikraum und Aula
im 4. Obergeschoss. Die Klassenzimmer
Das Lehrerzimmer der Primarschule sind in den darunterliegenden Geschossen
Mattenhof in Zürich [50] liegt im mittleren angeordnet. Im letzten Obergeschoss befin-
Geschoss, das sich ebenerdig an den Pau- det sich die Turnhalle. Das Lehrerzimmer mit
senhof anschließt. Somit befindet sich das circa 140 m2 integriert neben Arbeitsplätzen
Lehrerzimmer an zentraler Stelle, die Lehrer einen Aufenthaltsbereich mit Teeküche.
haben kurze Wege zu den Unterrichtsräu- Zwei anschließende Gruppenräume stehen
men, und der Lehrerbereich bildet gleichzei- für kleinere Besprechungen und Beratungen
tig eine zentrale Anlaufstelle für die Schüler. zur Verfügung.
208
Lehrerbereich
[50]
Erweiterung Schulanlage
Mattenhof
Dübendorfstraße 300
Zürich (CH)
B.E.R.G. Architekten
1 Klassenzimmer
2 Lehrerbereich
3 Teeküche
Grundriss EG M 1:250
209
Räume und Bereiche
[45]
Hellerup Skole
Dessaus Boulevard 10
Kopenhagen-Hellerup (DK)
Arkitema
1 offene Unterrichtszone
2 Teambüro Lehrer
Grundriss 1. OG M 1:250
210
Lehrerbereich
[20]
Laborschule Bielefeld
Universitätsstraße 21
Bielefeld (DE)
2 Ludwig Leo, Planungs-
kollektiv Nr. 1
1 offene Unterrichtszone
2 Lehrerbereich
3 Einzelarbeitsplätze Lehrer
Grundriss OG M 1:250
211
Räume und Bereiche
[68]
1
Schulanlage Leutschenbach
Andreasstraße
Zürich-Oerlikon (CH)
Christian Kerez
1 Bibliothek
2 Lehrerbereich mit Teeküche
3 Gruppenraum/Besprechung
4 Aula 4
Grundriss 4. OG M 1:250
212
Lehrerbereich
[43]
Primarschule Riedmatt
Riedmatt 41
Zug (CH)
Nägele Twerenbold
Architekten
1 Schulleiter
2 Arbeitsraum mit
Einzelarbeitsplätzen
3 Lehrerbereich mit Teeküche
Grundriss 2. OG M 1:250
213
Räume und Bereiche
[37]
Schulhaus Paspels
Schulstraße
Paspels (CH)
Valerio Olgiati
2
1
1 Klassenzimmer
2 Lehrerbereich mit
Teeküche
3 Lehrerbereich
Grundriss 1. OG, 2. OG
M 1:250
214
Lehrerbereich
[66]
Erweiterung Schulzentrum
Schreienesch
Vogelsangstraße 23
Friedrichshafen (DE)
Lederer + Ragnarsd ttir + Oei
1
1 Schulleiter
2 Teeküche
3 Lehrerbereich
Grundriss OG M 1:250
215
Abstellorte
217
Garderobe im Klassenzimmer 221 Stauraum – Lehrmaterial 230
[17] Scuola elementare Riva San Vitale [25] Scholen Apollolaan, Montessorischool
Via Monsignor Sesti 1, Riva San Vitale (CH) Willem Witsenstraat 14, Amsterdam (NL)
Galfetti, Ruchat-Roncati, Trümpy Herman Hertzberger
[56] Erweiterung Gustav-von-Schmoller-Schule [33] Öko-Hauptschule Mäder
Frankfurter Straße 63, Heilbronn (DE) Neue Landstraße 29, Mäder (AT)
Lederer + Ragnarsd ttir + Oei Baumschlager Eberle
[50] Erweiterung Schulanlage Mattenhof [39] Volta Schulhaus
Dübendorfstraße 300, Zürich (CH) Wasserstraße 40, Basel (CH)
B.E.R.G. Architekten Miller Maranta
[64] Schule Weid
Garderobe im Nebenraum 224 Weidstraße 20, Pfäffikon (CH)
[07] Munkeg rdsskolen Meletta Strebel Architekten
Vangedevej 178, Dyssegaard (DK) [43] Primarschule Riedmatt
Arne Jacobsen Riedmatt 41, Zug (CH)
[36] Lauder Chabad Schule Nägele Twerenbold Architekten
Rabbiner Schneerson Platz 1, Wien (AT)
Adolf Krischanitz
[26] Basisschool Polygoon
Hollywoodlaan 109, Almere (NL)
Herman Hertzberger
218
Abstellorte
Abstellorte
Man kann noch so viele Räume dafür pla- Auch sollten Abstellflächen und Stauraum
nen, ständig sind sie voll... für Lehrmaterialien und Schülerarbeiten
beim Entwerfen berücksichtigt werden.
Einen in allen Schulbauprogrammen Lehrmaterialien und Schülerarbeiten können
vernachlässigter Nutzungsbereich stellen entweder in Nebenräumen, in Einbau-
die Garderoben dar. Der Konflikt zwischen schränken und Regalen im Klassenzimmer
Brandlast und den üblichen Garderoben- oder in eigens dafür konzipierten Möbeln
leisten in den Fluren ist an anderer Stelle untergebracht werden.
bereits beschrieben. Selten ist die Unter-
bringung von Mänteln und Jacken in den Größere Lagerflächen sind zusammen
Klassenräumen. Dagegen sprechen vor mit der Anlieferung zu betrachten, die so
allem hygienische Gründe. Vor allem in den zu planen ist, dass eine vom Schulbetrieb
Wintermonaten, wenn die Kleidungsstücke ungestörte Anlieferung und Entsorgung
feucht sind, ist das Klassenzimmer als gewährleistet ist. Sie soll auch von Last-
Aufbewahrungsort ungeeignet. wagen befahren werden können und über
eine geeignete Aufstellfläche für Fahrzeuge
Mit Blick auf die Umstellung der Einrich- verfügen. Größere Lagerräume sollten in
tungen zu Ganztagsschulen wird es uner- der Nähe von Aufzügen liegen.
lässlich sein, jedem Schüler einen Garde-
robenschrank zur Verfügung zu stellen. Es Bei Lagerräumen, die der Schulküche
wäre angebracht, dafür einen eigenen Raum dienen, ist auf die Hygienevorschriften zu
zu planen. Spielen Brandlasten keine Rolle, achten. Stuhllager, zum Beispiel für die
könnten auch die Flure dafür genutzt wer- Möblierung der Aula, sollten in direktem
den. Gestalterisch befriedigende Lösungen Anschluss an diese geplant werden.
sehen im Regelfall Wandnischen vor, in der
die Schränke als Einbauten integriert wer- Alle Lagerflächen in geschlossenen Räumen
den können. Bei allen diesen Lösungen ist sind ausreichend zu belüften.
auf eine ausreichende Belüftung geschlos-
sener Garderoben zu achten.
219
Räume und Bereiche
Garderobe
220
Abstellorte
[17]
Scuola elementare
Riva San Vitale
Via Monsignor Sesti 1
Riva San Vitale (CH)
Aurelio Galfetti, Flora
Ruchat-Roncati, Ivo Trümpy
Grundriss 1. OG M 1:250
221
Räume und Bereiche
[56]
Erweiterung Gustav-von-Schmoller-
Schule
Frankfurter Straße 63
Heilbronn (DE)
Lederer + Ragnarsd ttir + Oei
Grundriss 1. OG M 1:250
222
Abstellorte
[50]
Erweiterung Schulanlage
Mattenhof
Dübendorfstraße 300
Zürich (CH)
B.E.R.G. Architekten
Grundriss OG M 1:250
223
Räume und Bereiche
[07]
Munkeg rdsskolen
Vangedevej 178
Dyssegaard (DK)
Arne Jacobsen
Grundriss EG M 1:250
224
Abstellorte
[36]
Lauder Chabad Schule
Rabbiner Schneerson
Platz 1
Wien (AT)
Adolf Krischanitz
Grundriss EG M 1:250
225
Räume und Bereiche
[26]
Basisschool Polygoon
Hollywoodlaan 109
Almere (NL)
Herman Hertzberger
Grundriss EG M 1:250
226
Abstellorte
[59]
Schulanlage Im Birch
Margrit-Rainer-Straße 5
Zürich-Oerlikon (CH)
Peter Märkli
Grundriss 1. OG M 1:250
227
Räume und Bereiche
[08]
Lagere Scholen Nagele
Ring 1
Nagele (NL)
Aldo van Eyck
Grundriss EG M 1:250
228
Abstellorte
[29]
Erweiterung Schulanlage Vella
Sutvitg 28a
Vella (CH)
Bearth Deplazes Architekten
Grundriss 1. OG M 1:250
229
Räume und Bereiche
Stauraum – Lehrmaterial
Erweiterung Schulanlage
Mattenhof
Zürch (CH)
B.E.R.G. Architekten
230
Abstellorte
[25]
Scholen Apollolaan
Montessorischool
Willem Witsenstraat 14
Amsterdam (NL)
Herman Hertzberger
Grundriss 1. OG M 1:250
231
Räume und Bereiche
[33]
Öko-Hauptschule Mäder
Neue Landstraße 29
Mäder (AT)
Baumschlager Eberle
Grundriss 1.-3. OG
M 1:250
232
Abstellorte
[39]
Volta Schulhaus
Wasserstraße 40
Basel (CH)
Miller Maranta
Grundriss 4. OG M 1:250
233
Räume und Bereiche
[64]
Schule Weid
Weidstraße 20
Pfäffikon (CH)
Meletta Strebel
Architekten
Grundriss OG M 1:250
234
Abstellorte
[43]
Primarschule Riedmatt
Riedmatt 41
Zug (CH)
Nägele Twerenbold
Architekten
Grundriss 2. OG M 1:250
235
Toiletten
Räume und Bereiche
238
Toiletten
Einleitung
Toiletten gehören zu den empfindlichsten In Grund- und Sonderschulen ist die Höhe
Räumen des Schulhauses. Sie sollen zum der Ausstattungsgegenstände auf die klei-
Schutz der Privatsphäre nicht direkt sichtbar, nen Kinder abzustimmen. Behindertentoilet-
auf der anderen Seite aber für jeden rasch ten können, geschlechtsspezifisch getrennt,
aufzufinden sein. Für manche Schüler ist als größere Kabine in den Standardräumen
der Toilettengang mit Peinlichkeit verbun- integriert werden oder, wie allgemein
den, für andere haben sie die zusätzliche üblich, als gesonderte Toilette ausgewiesen
Funktion, Heimlichkeiten austauschen zu werden.
können. Freundliche Atmosphäre, absolut
robuste Einrichtungsgegenstände sowie Die Grundrisse sollen nicht verwinkelt und
hochwertige Trennwände und Türen sind die eher großzügiger bemessen sein, um eine
Voraussetzung für eine ausreichende Benut- gute und leichte Reinigung zu ermöglichen.
zerfreundlichkeit. Meistens wird, weil man Für die Oberflächen sind grundsätzlich
die Wichtigkeit dieser Räume unterschätzt, robuste Materialien einzusetzen, die auch
genau an dieser Stelle zu viel gespart, was dem Druck von Dampfstrahlern standhalten.
die Anfälligkeit für Verunstaltungen und Es ist gut, wenn die Toiletten in direkter Ver-
Vandalismus eher erhöht. bindung mit Putzräumen geplant werden.
Am besten hat sich eine Lage in der Für die Lehrer und Mitarbeiter werden in der
Nähe der Treppenhäuser bewährt, was im Regel gesonderte Toilettenanlagen in der
Regelfall die Leitungsführung begünstigt. Nähe der Verwaltungsräume angeordnet.
Für das hygienische Empfinden ist die Hier gibt es, was die Angaben über die Zahl
Ausleuchtung mit Tageslicht von Vorteil, von Damen- und Herrentoiletten betrifft,
wiewohl grundsätzlich eine mechanische oft veraltete Vorschriften: Häufig werden in
Be- und Entlüftung Standard ist. Überhaupt öffentlichen Gebäuden zu wenig Damentoi-
soll der Belüftung besondere Aufmerksam- letten ausgewiesen.
keit gewidmet werden, weil allein schon
schlechter Geruch die häufige Ursache für
einen nachlässigen Umgang mit Sanitärein-
richtungen darstellt.
239
Räume und Bereiche
Zentrale Anordnung
Zentral angeordnete Toilettenanlagen haben Pausenhof ab. Durch ihre Lage zwischen
den Vorteil, dass sie von Schülern und den Klassenzimmertrakten sind die Toiletten
Lehrern leicht aufzufinden und zu beaufsich- auch vom Pausenhof aus gut zu erreichen.
tigen sind. Der Nachteil von zentralen Toilet-
tenanlagen ist, dass sie oft durch ihre Größe Die sanitären Anlagen der Grundschule in
und Gestaltung sehr anonym und nüchtern Nagele [08] bilden mit dem Versammlungs-
wirken. Toilettenanlagen sind Treffpunkte, und Handarbeitsraum das Verbindungsglied
Orte zum Nachschminken, Raucherecken, der zwei Klassengruppen, die aus je drei
und Rückzugspunkte. Daher sollten sie Klassen mit einer gemeinsamen quadra-
einladend und als Aufenthaltsraum gestaltet tischen Halle bestehen. Die Toilettenanlage
werden. Zentrale Toilettenanlagen sind ist zweigeteilt, so dass sie jeweils von den
nur bei kleinen Schulanlagen sinnvoll oder Hallen der Klassengruppen aus erreichbar
wenn sie eine zentrale Einheit auf jedem sind.
Stockwerk bilden.
Die Toilettenanlagen in der Sekundarschu-
Im Gymnasium Andreanum in Hildesheim le Im Birch in Zürich-Oerlikon [59] sind
[13] sind die Funktionsbereiche der Schule geschossweise angeordnet und Teil des
einzelnen Baukörpern zugeordnet. Das innenliegenden, zentralen Kerns, der alle
Toilettengebäude ist zwischen den beiden Nebenräume und die Aufzugsanlage um-
zweigeschossigen Klassentrakten angeord- fasst. Um den Kern sind die Klassenzimmer,
net. Eine überdeckte Pausenhalle stellt die die sich mit einem zentralen gemeinsamen
Verbindung zu diesen her. Der WC-Block mit Arbeitsbereich zu jeweils zwei Clustern
dem Vordach schirmt die vor den Klassen- gruppieren, sowie Fachräume angeordnet.
fronten liegenden Grünflächen gegen den
240
Toiletten
[13]
Gymnasium Andreanum
Hagentorwall 17
Hildesheim (DE)
Dieter Oesterlen
241
Räume und Bereiche
[08]
Lagere Scholen Nagele
Ring 1
Nagele (NL)
Aldo van Eyck
Grundriss EG M 1:250
242
Toiletten
[59]
Schulanlage Im Birch
Margrit-Rainer-Straße 5
Zürich-Oerlikon (CH)
Peter Märkli
Grundriss 1. OG M 1:250
243
Räume und Bereiche
Dezentrale Anordnung
Dezentrale Toilettenanlagen sind meist Die Toiletten der Hellerup Skole in Kopen-
Toilettenräume mit einer kleineren Anzahl hagen [45] sind mit den Teambüros der
von Toiletten und Waschbecken. Eine ein- Lehrkräfte und den Fluchttreppenhäusern
ladendere Gestaltung gegenüber zentralen die einzigen abgeschlossenen Räume in
großen Toilettenanlagen wird durch die den offenen Geschossflächen. Sie werden
Raumgröße erleichtert. Dezentrale Toiletten- über eine offene Treppenhalle erschlossen.
anlagen sind einer Gruppe von Klassenzim- Die WC-Räume und Lehrerbüros teilen
mern zugeordnet und oft in innenliegenden die Arbeitsflächen in kleinere und größere
Bereichen des Schulgebäudes angeordnet. Teilflächen.
244
Toiletten
[44]
Gymnasium Markt Indersdorf
Arnbacher Straße 40
Markt Indersdorf (DE)
Allmann Sattler Wappner
Architekten
Grundriss 1. OG M 1:250
245
Räume und Bereiche
[45]
Hellerup Skole
Dessaus Boulevard 10
Kopenhagen-Hellerup (DK)
Arkitema
Grundriss 1. OG M 1:250
246
Toiletten
[40]
Sonderpädagogisches
Förderzentrum
Schottenau 10a
Eichstätt (DE)
Diezinger Kramer
Grundriss 1. OG M 1:250
247
Räume und Bereiche
Dem Klassenzimmer
zugeordnete Toilettenanlagen
Die VDI-Richtlinien weisen darauf hin, dass Den Klassenzimmern der Lauder Chabad
die Wasch- und Toilettenräume bei Kinder- Schule in Wien [36] ist eine Eingangszone
gärten direkt dem Gruppenraum zuzuordnen mit Umkleide- und Sanitärräumen vorgela-
sind. Für die Planung von Sanitärräumen in gert. Die Anordnung der Vorräume mit den
Schulen findet man diesen Hinweis nicht. WCs und den Garderobenräumen, bezogen
Es macht jedoch durchaus Sinn, diese auf das Achsraster, ermöglicht eine variable
Leitlinie auch bei der Planung von Grund- Anordnung der Zwischenwände und somit
schulen zu berücksichtigen. Auch Toiletten die Möglichkeit, ein-, zwei- oder dreiachsige
bilden einen Bestandteil der Umgebung des Räume zu schaffen.
Erziehungsgeschehens. Es erscheint des-
halb sinnvoll, jede Klasse als eine möglichst Die zweigeschossigen Pavillons der Primar-
vollständige und unabhängige Einheit zu schule Wasgenring in Basel [04] enthalten
gestalten. vier Unterrichtsräume, die Treppen- und
Garderobenhalle und einen eingeschossigen
Die Toiletten der Crow Island School in Anbau mit dem Eingang und den Toiletten.
Winnetka [03] sind den einzelnen Klassen- Ursprünglich waren vier Pavillons für die
einheiten zugeordnet. Jede Klasseneinheit Mädchenschule und drei Pavillons für die
besteht aus einem Hauptraum, einem Ar- Knabenschule vorgesehen. Weitere Toiletten
beits- oder Gruppenraum, einem Gartenhof befinden sich in dem eingeschossigen
für den Freiluftunterricht sowie zwei WCs. Mittelbau, der die Aula, die Bibliothek, den
In der Oberstufe sind die Toiletten nach Lehrerbereich, Nebenräume und die Haus-
Geschlecht getrennt, während sie in der meisterräume beherbergt.
Unterstufe gemeinsam genutzt werden. Die
Höhe der Sanitärobjekte differiert gemäß
den Altersstufen.
248
Toiletten
[03]
Crow Island School
1112 Willow Road
Winnetka, Illinois (US)
Eliel Eero Saarinen
Grundriss EG M 1:250
249
Räume und Bereiche
[36]
Lauder Chabad Schule
Rabbiner Schneerson
Platz 1
Wien (AT)
Adolf Krischanitz
Grundriss EG M 1:250
250
Toiletten
[04]
Primarschule Wasgenring
Welschmattstraße 30
Basel (CH)
Fritz Haller
Grundriss EG M 1:250
251
Pausenbereich
Schulhof 256 Überdachter Pausenbereich 268
[48] Schulzentrum im Scharnhauser Park [06] Sekundarschule Letzi
Gerhard-Koch-Straße 6, Ostfildern (DE) Espenhofweg 60, Zürich (CH)
Lederer + Ragnarsd ttir + Oei Ernst Gisel
[47] Schule am Mummelsoll [57] Minami-Yamashiro Primary School
Eilenburger Straße 4, Berlin (DE) Minami Yamashiro, Kyoto (JP)
Grüntuch Ernst Architekten Richard Rogers Partnership
[27] Scuola elementare [17] Scuola elementare Riva San Vitale
El Cunvént 4, Monte Carasso (CH) Via Monsignor Sesti 1, Riva San Vitale (CH)
Luigi Snozzi Galfetti, Ruchat-Roncati, Trümpy
[21] Scuola Media Cantonale
Via Saleggi 3, Losone (CH) Differenzierte Hofflächen 272
Aurelio Galfetti, Livio Vacchini [12] Vogelsangschule
[38] Salem International College Paulusstraße 30, Stuttgart (DE)
Kurt-Hahn-Straße 1, Überlingen (DE) Behnisch Partner
Lederer + Ragnarsd ttir + Oei [23] Scuola Media Cantonale
[15] Kristofferskolan Via Stefano Franscini 30, Morbio Inferiore (CH)
Marklandsbacken 11, Stockholm (SE) Mario Botta
Erik Asmussen [25] Scholen Apollolaan, Montessorischool
[19] Waldorfschule Uhlandshöhe Willem Witsenstraat 14, Amsterdam (NL)
Haußmannstraße 44, Stuttgart (DE) Herman Hertzberger
Rolf Gutbrod, Wolfgang Henning
Pausenbereich innen 276
Pausenflächen auf dem Dach 264 [11] Kantonsschule Freudenberg
[11] Kantonsschule Freudenberg Gutenbergstraße 15, Zürich (CH)
Gutenbergstraße 15, Zürich-Enge (CH) Jacques Schader
Jacques Schader [35] Schulhaus Fläsch
[61] Marie-Curie-Gymnasium Patschär, Fläsch (CH)
Marie-Curie Straße 1, Dallgow-Döberitz (DE) Pablo Horv th
Grüntuch Ernst Architekten [14] Geschwister-Scholl-Gymnasium
[18] Gymnasium Christianeum Holtgrevenstraße 2-6, Lünen (DE)
Otto-Ernst-Straße 34, Hamburg (DE) Hans Scharoun
Arne Jacobsen
Pausenbereich
Einleitung
Das Wort Pause wird mit „nichts tun“ ver- Sitzmöglichkeiten und Abfallkörben Klassische Spielgeräte, Sandkasten, Schau-
bunden. In Pausen geschieht aber das Ge- Freifläche für Aufführungen, Konzert, keln, Klettergerüste und so weiter sind bei
genteil. Kann man für Klassenzimmer eine Theater, Schulfest Schulen der ersten fünf Jahrgangsstufen,
klare funktionelle Beschreibung liefern, so Platz für Spielgeräte sofern der Platz ausreicht, willkommen.
tut man sich bei der Pause schwer: spielen, Inzwischen gibt es aber auch ein großes
rennen, gehen, sitzen, anlehnen, ausruhen, Es ist gut, wenn dem Pausenhof eine Toilet- Angebot an Spielgeräten für Erwachsene,
gammeln, sich unterhalten, allein, zu zweit tenanlage zugeordnet ist. Im Regelfall wer- bei deren Bedienung Geschicklichkeit und
oder in Gruppen sein, essen, trinken, strei- den die Toilettenräume im Erdgeschoss des Muskelaufbau trainiert werden. Sie sind für
ten, schreien, Geheimnisse austauschen, Schulhauses so organisiert, dass sie auch Einzelne ein sehr guter Ausgleich zum Un-
Ärger abbauen, die Sonne genießen, Schat- von außen zugänglich sind und zwischen terricht und die dabei überwiegend sitzende
ten aufsuchen und so weiter. Es genügt außen und innen eigene Schließbereiche Tätigkeit. Für Gruppenspiele eignen sich
also nicht, für den Pausenbereich, der sich gebildet werden können. nach wie vor Felder für Ballspiele oder auch
zunächst einmal im Freien befindet, lediglich Tischtennisanlagen.
eine angemessene Fläche auszuweisen. Als Die Anlage von Pausenräumen richtet sich
Faustregel kann man 4 bis 5 m2 pro Schüler auch nach den Altersstufen. Hat man es Für kleine Pausen sind Flächen innerhalb
rechnen, etwa 10 % davon sollten regen- mit einer Mischung von älteren und jungen des Hauses auszuweisen. Sie sind wech-
geschützt geplant werden. Der Bereich Schülern zu tun, ist es günstig, getrennte selseitig mit jenen Flächen zu nutzen, die in
sollte in unterschiedliche Funktionsbereiche Bereiche für die jüngeren Schüler, beson- Fluraufweitungen als zusätzliche Raumange-
aufgeteilt sein: ders für Erstklässler, auszuweisen. Wegen bote für Gruppen- und Einzelarbeit dienen.
der Aufsichtspflicht der Schule ist eine Ein eigener Aufenthaltsraum für Schüler, die
Für Spiele eine befestigte Fläche. Dabei gute Übersicht über die Pausenflächen vor und nach dem Unterricht in der Schule
soll der Belag für Spiel- und Sportgeräte notwendig. Ferner sollte bei Pausenflächen sind, kann ebenfalls für Pausen genutzt
mit kleinen Rollen geeignet sein. Es ist eine sichtbare Abtrennung zum öffentlichen werden. Allerdings sind solche Pausenflä-
gut, wenn die Oberfläche sich mit Kreide Raum erfolgen, um den Bereich, in dem chen im Inneren der Gebäude hinsichtlich
bemalen lässt. Aufsichtspflicht besteht, deutlich zu markie- der akustischen Störungen, die von ihnen
Grünfläche (Rasen) mit Sitzbänken, bei ren. Manche Schulen wünschen sich aus ausgehen, problematisch, da eigens dafür
geneigtem Gelände auch Sitzstufen Sicherheitsgründen bauliche oder pflanz- geplante Räume in Errichtung und Unterhalt
Für Schattenzonen Baumpakete, Pergolen liche Abgrenzungen. kaum zu finanzieren sind.
oder Schattendächer, kombiniert mit
255
Räume und Bereiche
Schulhof
Schulhöfe sollen einsehbar sein und eine dient nicht nur als Schulhof, sondern steht
deutliche Abtrennung zum öffentlichen auch der Öffentlichkeit zur Verfügung.
Raum aufweisen. Gleichzeitig ist eine Nut-
zung der Außenanlagen durch die Bewohner Allseitige Begrenzung
des Stadtteils außerhalb der Unterrichtszeit Die Klassenzimmer der Mittelschule in
wünschenswert. Um beides zu erreichen, Losone [21] sind in vier gleichen, nicht
sind unterschiedliche Entwurfsansätze miteinander verbundenen Gebäudeteilen
denkbar: untergebracht, die zusammen einen ge-
schlossenen Platz bilden.
Zweiseitige Begrenzung
Die Schule im Scharnhauser Park in Im Zentrum des Salem College in Über-
Ostfildern [48] definiert die neue Stadtkan- lingen [38] befindet sich die Aula. Dieses
te des ehemaligen Kasernenareals. Das zentrale Gebäude und die angrenzende
Schulgebäude und die Sporthalle spannen „Schlange“ aus Klassenzimmern umfas-
einen differenziert gestalteten Pausenhof sen den Schulhof. Durch die Verlängerung
auf, der auf der Nordseite durch eine Mauer der „Schlange“ in Richtung See und die
begrenzt ist, die der bogenförmigen Stadt- Öffnung der Mensa im Aulagebäude weitet
bahntrasse folgt. sich der Schulhof in Richtung des Boden-
sees auf.
Dreiseitige Begrenzung
Der Schulhof der Schule am Mummelsoll Dorfplatz
in Berlin [47] wird begrenzt durch den Das Aulagebäude der Waldorfschule Kristof-
Haupttrakt mit den Unterrichtsräumen, die ferskolan in Stockholm [15] bildet mit den
Turnhalle mit dem Badebereich und den Zweier- und Viererpavillons der Unterstufen
buntverglasten eingeschossigen Verbin- einen zentralen Platz, der durch die kleinen
dungsgang. Dieser bildet den Filter zur Häuser und den Arkadengang einem Dorf-
Straße und vermindert die Lärmbelästigung platz ähnelt.
durch die Straße.
Die verschiedenen Gebäude der Waldorf-
Die Primarschule in Monte Carasso [27] schule Uhlandshöhe in Stuttgart [19] formen
ist in einem umgebauten und erweiterten einen Schulcampus, der einem Dorf sehr
Kloster untergebracht. Der Pausenhof wird ähnlich ist. Unterschiedlich große Plätze
an zwei Seiten von den Arkaden begrenzt in unterschiedlichen Formen mit Bäumen
sowie von der angebauten Kirche. Er öffnet und Sitzbänken charakterisieren diesen
sich zum Dorf hin. Der ehemalige Klosterhof Pausenhof.
256
Pausenbereich
[48]
Schulzentrum im Scharn-
hauser Park
Gerhard-Koch-Straße 6
Ostfildern (DE)
Lederer + Ragnarsd ttir + Oei
Lageplan M 1:2.500
257
Räume und Bereiche
[47]
Schule am Mummelsoll
Eilenburger Straße 4
Berlin-Hellersdorf (DE)
Grüntuch Ernst Architekten
Lageplan M 1:2.500
258
Pausenbereich
[27]
Scuola elementare
El Cunvént 4
Monte Carasso (CH)
Luigi Snozzi
Lageplan M 1:2.500
259
Räume und Bereiche
[21]
Scuola Media Cantonale
Via Saleggi 3
Losone (CH)
Aurelio Galfetti,
Livio Vacchini
Lageplan M 1:2500
260
Pausenbereich
[38]
Salem International College
Kurt-Hahn-Straße 1
Überlingen (DE)
Lederer + Ragnarsd ttir + Oei
Lageplan M 1:2.500
261
Räume und Bereiche
[15]
Kristofferskolan
Marklandsbacken 11
Stockholm (SE)
Erik Asmussen
Lageplan M 1:2500
262
Pausenbereich
[19]
Waldorfschule Uhlands-
höhe
Haußmannstraße 44
Stuttgart (DE)
Rolf Gutbrod, Wolfgang
Henning
Lageplan M 1:2.500
263
Räume und Bereiche
264
Pausenbereich
[11]
Kantonsschule Freudenberg
Gutenbergstraße 15
Zürich-Enge (CH)
Jacques Schader
Grundriss M 1:1.500
265
Räume und Bereiche
[61]
Marie-Curie-Gymnasium
Marie-Curie Straße 1
Dallgow-Döberitz (DE)
Grüntuch Ernst Architekten
Grundriss M 1:1.500
266
Pausenbereich
[18]
Gymnasium Christianeum
Otto-Ernst-Straße 34
Hamburg (DE)
Arne Jacobsen
Grundriss M 1:1.500
267
Räume und Bereiche
Überdachter Pausenbereich
268
Pausenbereich
[06]
Sekundarschule Letzi
Espenhofweg 60
Zürich (CH)
Ernst Gisel
Grundriss M 1:1.500
269
Räume und Bereiche
[57]
Minami-Yamashiro Primary
School
Minami Yamashiro
Kyoto (JP)
Richard Rogers
Partnership
Grundriss M 1:1.500
270
Pausenbereich
[17]
Scuola elementare
Riva San Vitale
Via Monsignor Sesti 1
Riva San Vitale (CH)
Aurelio Galfetti, Flora
Ruchat-Roncati, Ivo Trümpy
Grundriss M 1:1.500
271
Räume und Bereiche
Differenzierte Hofflächen
Ein guter Schulhof zeichnet sich dadurch einen geschützten Platz, der als Rang für
aus, dass er den Schülern zahlreiche Ange- Veranstaltungen sowie als Pausenfläche
bote für Bewegung, Spiel, Versammlung, genutzt wird. Im Erdgeschoss bewirken
Aufführung, Ausstellung sowie Rückzugs- die außenliegenden Pausenbereiche eine
möglichkeiten zur Verfügung stellt. Der überdachte Erschließung der einzelnen
Schulhof ist Teil der Lern- und Lehrland- Unterrichtseinheiten und stellen eine
schaft. Je nach Schulart und Schulkonzept Verbindung zu den vor und hinter dem
ist eine öffentliche Nutzung des Schulhofs Gebäude liegenden Grünzonen her. Durch
oder Schulgartens mitzuberücksichtigen. die unterschiedlichen Eingangssituationen
Die außerschulischen Anforderungen dürfen und wechselnden Raumhöhen entsteht eine
die Nutzung des Geländes als Lernort Fülle räumlicher Beziehungen.
jedoch nicht einschränken.
Die Montessorischulel [25] und die Wil-
Die vier Pavillongruppen der Vogelsangschu- lemsparkschule in Amsterdam besitzen
le in Stuttgart [12] bilden mit dem Haupt- einen gemeinsamen Schulhof. Die jewei-
bau, der die Fachräume und die Verwaltung ligen Kindergartenfreibereiche sind durch
beherbergt, einen Schulhof, der dem halbhohe Mauern, die die Sandspielplätze
Geländeverlauf entsprechend terrassiert eingrenzen, und durch Hecken von der
ist. Die zahlreichen Freitreppen regen zur eigentlichen Schulhoffläche getrennt. Den
vielfältigen Benutzung an. In den Pausen Schuleingängen sind großzügige Freitrep-
werden sie als Sitzmöglichkeit genutzt und pen vorgelagert, die für die Kinder zusätzli-
bei Veranstaltungen als Ränge. che Sitzflächen bieten. Nischen, Vorsprünge
und Auskragungen sind so gestaltet, dass
Die Turnhalle und das Hauptgebäude der sie als Spielnischen, Sitzbänke und Bewe-
Mittelschule in Morbio Inferiore [23] liegen gungsflächen genutzt werden können.
im spitzen Winkel zueinander und bilden
272
Pausenbereich
[12]
Vogelsangschule
Paulusstraße 30
Stuttgart (DE)
Behnisch Partner
Grundriss M 1:1.500
273
Räume und Bereiche
[23]
Scuola Media Cantonale
Via Stefano Franscini 30
Morbio Inferiore (CH)
Mario Botta
Ausschnitt M 1:1.500
274
Pausenbereich
[25]
Scholen Apollolaan
Montessorischool
Willem Witsenstraat 14
Amsterdam (NL)
Herman Hertzberger
Grundriss M 1:1.500
275
Räume und Bereiche
Pausenbereich innen
Die Rolle der Flure und Hallen in den Die Treppenhalle des Primarschulhauses in
Schulen hat sich in den letzten Jahren Fläsch [35] ist großzügig dimensioniert, so
gewandelt. Die Erschließungsbereiche dass sie auf jedem Geschoss den Schülern
werden immer mehr auch als Teil der der beiden Klassenzimmer als innere Pau-
Lern- und Lehrlandschaft verstanden. Sie senfläche dient.
werden großzügiger dimensioniert, so dass
sie als innere Pausenflächen zur Verfügung Die Pausenhalle des Geschwister-Scholl-
stehen, oder sie werden facettenreicher Gymnasiums in Lünen [14] verbindet die
gestaltet, damit sie auch als Arbeitsplatz, Fachräume, die Aula und die Turnhalle und
Ausstellungsraum et cetera genutzt werden erschließt die beiden Gebäudeflügel mit den
können. Klassenzimmern. Die Aula ist als eine Erwei-
terung der Pausenhalle gedacht und kann
Das Erdgeschoss der Kantonsschule Freu- nach Bedarf von ihr abgetrennt werden.
denberg (ehemals Handelsschule) in Zürich Eine Gliederung der 100 m langen Pau-
[11] öffnet sich mit einer vollverglasten Ein- senhalle erfolgt über einen Niveausprung,
gangshalle zu den begehbaren Dachflächen unterschiedliche Lichtsituationen, eine
der Naturwissenschaften und der Turnhalle, Wandscheibe, Pflanzenbecken und in den
die den eigentlichen Schulhof darstellen. Raum hineinragende Treppenläufe. Auswei-
Die Trennwände zu den Verwaltungsräu- tungen wie die Aula, die Schülerbibliothek
men und zum Lehrerzimmer sind nur bis und die Schülermitverwaltung verkürzen
Türhöhe hochgeführt, um die Transparenz optisch die Hallenlänge und schaffen eine
der Erdgeschosshalle zu bewahren. Von der gute Orientierungsmöglichkeit.
Eingangs- und Pausenhalle aus werden über
vier Treppenläufe die Unterrichtsräume in
den Obergeschossen erschlossen.
276
Pausenbereich
[11]
Kantonsschule Freudenberg
Gutenbergstraße 15
Zürich-Enge (CH)
Jacques Schader
Grundriss M 1:1.000
277
Räume und Bereiche
[35]
Schulhaus Fläsch
Patschär
Fläsch (CH)
Pablo Horv th
Grundriss M 1:1.000
278
Pausenbereich
[14]
Geschwister-Scholl-Gymnasium
Holtgrevenstraße 2-6
Lünen (DE)
Hans Scharoun
Grundriss M 1:1.000
279
Projekte
Projektverzeichnis
283
Projekte
284
Projektverzeichnis
285
Projekte
[01]
Volksschule in Celle
heute: Altstädter Schule
Sägemühlenstraße 9
Celle (DE)
Otto Haesler
Fertigstellung
1928
Schultyp
Grund- und Hauptschule
Schülerzahl
165 Schüler
18 18
8
6
11/18
22
286
Volksschule in Celle
relevante Themen
Toiletten
5 5
6/8
13 14
12
Klassenzimmer M 1:250
Grundriss 1. OG M 1:500
287
Projekte
[02]
Openluchtschool 14
Cliostraat 40
Amsterdam (NL) 13
Johannes Duiker 15
5 5
5
Fertigstellung
1930
18
Schultyp 19/20
Primarschule
Schülerzahl
220
22
13
288
Openluchtschool
relevante Themen
Klassenzimmer
Klassenzimmer M 1:250
Schnitt M 1:500
289
Projekte
[03]
Crow Island School
1112 Willow Road
Winnetka, Illinois (US)
Eliel Eero Saarinen
Fertigstellung
1940
Schultyp
Primarschule mit Kinder-
garten
16 4
Alter der Schüler
7-13 Jahre
5 20 5 20
Schülerzahl
300 7 7
9
7 7
5 20 5 20
12
11
13
8
1
18
7 7
5 20 5 20
290
Crow Island School
relevante Themen
Klassenzimmer
Toiletten
14
14
15
6
6
Klassenzimmer M 1:250
Grundriss UG M 1:1000
291
Projekte
4
1
4
[04]
5
Primarschule Wasgenring
Welschmattstraße 30 10
Basel (CH)
Fritz Haller 2 4
5
Fertigstellung
1954 1
Schultyp
Primarschule mit Kinder-
garten
18
Alter der Schüler
7-12 Jahre 8
17
12 15
Schülerzahl 13 14
8 6
600 2
22
6 1 10 18
8
6
6/11
8 17 12 15 13 14
10
292
Primarschule Wasgenring
relevante Themen
Flur
Toiletten
Klassenzimmer M 1:250
293
Projekte
[05]
Hunstanton Secondary
Modern School (heute
Smithdon High School)
Downs Road
Hunstanton (GB)
Alison Peter Smithson
Fertigstellung
1954
Schultyp
Gesamtschule
Schülerzahl
439 (heute 1150)
18 18 18 18
15 15
15 15
22
23
2 3 11 17 3 2
22
13
14 17
17
17
8 8
294
Hunstanton Secondary School
relevante Themen
Flur
15 15
5 5
12 8 5 6
5 5 8 8
15 15 15 15
Klassenzimmer M 1:250
Grundriss OG M 1:800
295
Projekte
[06]
Sekundarschule Letzi
Espenhofweg 60
Zürich (CH)
Ernst Gisel
Fertigstellung
1956
Schultyp
Sekundarschule
9
5
18 14
2 11 1
9 5
6
10
18
5
9
9
10
9 9
1
5 5 5 5
296
Sekundarschule Letzi
relevante Themen
Aula
Fachräume
Pausenbereich
5 5 5 5
10 10
10
10
10 10
5 5 5 5
Klassenzimmer M 1:250
Grundriss OG M 1:800
297
Projekte
[07]
Munkeg rdsskolen
Vangedevej 178
Dyssegaard (DK)
Arne Jacobsen
Fertigstellung
1956
5 8 8 12 8 5
Schultyp
Primar- und Sekundarschule
5 5
11
20
13
18 18 1 1
18
9 9
298
Munkeg rdsskolen
relevante Themen
Flur
Aula
Abstellorte
Klassenzimmer M 1:250
299
Projekte
[08]
Lagere Scholen Nagele
Ring 1
Nagele (NL)
Aldo van Eyck
Fertigstellung
1956
Schultyp
Primarschule
Schülerzahl
120
10 9
13
9
10
5 5
10
10
5
11/8
300
Lagere Scholen Nagele
relevante Themen
Abstellorte
Toiletten
Klassenzimmer M 1:250
301
Projekte
[09]
Riverview High School
1 Ram Way
Sarasota, Florida (US)
Paul Rudolph
Fertigstellung
1958
Schultyp
Senior High School
Schülerzahl
2590
15
20 17 12 20
6
6
13 6
18
6
8
5
11 1
5
8
5
6 6
302
Riverview High School
relevante Themen
Eingang
5
5 5
6 5 5
6
5
Klassenzimmer M 1:250
Grundriss OG M 1:1.200
303
Projekte
[10]
Sarasota High School
1000 South School Avenue
Sarasota, Florida (US)
Paul Rudolph
Fertigstellung
1960
Schultyp
Senior High School
5 5
6
17
11
5 5 5
9
304
Sarasota High School
relevante Themen
Eingang
Flur
Klassenzimmer
5 5 5 5
11
5 5 5 5 5
Klassenzimmer M 1:250
Grundriss OG M 1:800
305
Projekte
[11]
Kantonsschule Freudenberg
Gutenbergstraße 15 Mittelschule Gymnasium
Zürich-Enge (CH)
Jacques Schader
Fertigstellung
1960
Schultyp
Gymnasium und Mittel- 11
schule
Schülerzahl
600, 1000
17
13
13
10
9
9
6
9 14
9
9 14 6
10
6 13
10
14 13
6
9
6 17 12
9
306
Kantonsschule Freudenberg
relevante Themen
Treppe
Aula
Klassenzimmer
Fachräume
Pausenbereich
6 6 6
5 12
6 5 5
5
8
5
5 5 8
6 6 6
5 5
Klassenzimmer M 1:250
Grundriss 1.OG M 1:1200
307
Projekte
[12]
Vogelsangschule
Paulusstraße 30
Stuttgart (DE)
Behnisch Partner
Fertigstellung
1961
Schultyp
Grundschule
Schülerzahl
430
7
5 7
5
6 10
5 11 18
5 5
308
Vogelsangschule
relevante Themen
Klassenzimmer
Pausenbereich
Klassenzimmer M 1:250
309
Projekte
[13]
Gymnasium Andreanum
Hagentorwall 17
Hildesheim (DE)
Dieter Oesterlen
Fertigstellung
1962
Schultyp
Gymnasium
Schülerzahl
670
6 6 23 22
10
9
18
8 11
5 5
5 5
310
Gymnasium Andreanum
relevante Themen
Treppe
Fachräume
Toiletten
18
5
5 1 1
5
5
17
Klassenzimmer M 1:250
Grundriss 1. UG M 1:1000
311
Projekte
[14]
Geschwister-Scholl-Gymnasium
Holtgrevenstraße 2-6
Lünen (DE)
Hans Scharoun
Fertigstellung
1962
Schultyp
Mädchengymnasium (heute
Gesamtschule)
Schülerzahl
1.000
6 6
9 10/11 14
12 5
11 16 5 7
7
20
20
1
312
Geschwister-Scholl-Gymnasium
relevante Themen
Aula
Klassenzimmer
Fachräume
Pausenbereich
5 20
5 7
8 20
8
Klassenzimmer M 1:250
Grundriss OG M 1:1000
313
Projekte
[15]
Kristofferskolan
Marklandsbacken 11
Stockholm (SE)
Erik Asmussen
6
Fertigstellung
1967
6
Schultyp
18
Waldorfschule
9
5
1 5
5 5
5
5
5 5
314
Kristofferskolan
relevante Themen
Klassenzimmer
Pausenbereich
Klassenzimmer M 1:250
Schnitte M 1:1200
315
Projekte
[16]
Mittelpunktschule In den
Berglen
Stockwiesen 1
Berglen (DE)
Behnisch Partner
Fertigstellung
1969
Schultyp
Grund- und Hauptschule
mit Werkrealschule
Schülerzahl 5
260
7 5
6 14
21
13
11
14
12 5
316
Mittelpunktschule In den Berglen
relevante Themen
Flur
6 5
5 6
Klassenzimmer M 1:250
Grundriss OG M 1:500
317
Projekte
[17]
Scuola elementare 5
Riva San Vitale
Via Monsignor Sesti 1 20
Riva San Vitale (CH)
Aurelio Galfetti, Flora
Ruchat-Roncati, Ivo Trümpy 1
Fertigstellung
1964 und 1972
Schultyp
Primarschule
20
18
Lageplan M 1:10 000
Grundriss EG, 1. OG
M 1:800
318
Scuola elementare Riva San Vitale
relevante Themen
Abstellorte
Pausenbereich
Klassenzimmer M 1:250
Schnitt M 1:800
319
Projekte
[18]
Gymnasium Christianeum
Otto-Ernst-Straße 34
Hamburg (DE)
Arne Jacobsen
Fertigstellung
1972
Schultyp
Gymnasium
Schülerzahl
1 000
12 9 12 12
18
10
6 20 6
11 18
6 20 6
6 20 6
18
320
Gymnasium Christianeum
relevante Themen
Aula
Pausenbereich
1 13 14 22
5 5
20 20
5 5
20 20
5 6 5
20 20
1 5 1
Klassenzimmer M 1:250
Grundriss OG M 1:1200
321
Projekte
[19]
Waldorfschule Uhlands-
höhe 8 14 Unterstufe
Haußmannstraße 44
Stuttgart (DE)
Rolf Gutbrod, 15
Wolfgang Henning 5
5
Fertigstellung
1967 (Lehrerseminar)
1973 (Unterstufe)
Schultyp 23 9
Waldorfschule (Lehrerse-
minar und Unterstufe)
23
Lehrerseminar
322
Waldorfschule Uhlandshöhe
relevante Themen
Pausenbereich
11
8
12
10
11
6
6
Grundriss 2. OG M 1:500
Klassenzimmer M 1:250
323
Projekte
9
14
13
19
6
[20] 6 19 12
Laborschule Bielefeld
Universitätsstraße 21
Bielefeld (DE)
Fertigstellung
1974
17 11
Schultyp
Gesamtschule
8
12
Alter der Schüler
5-19 Jahre
8
Schülerzahl 19
660
18 6
19
Block 1 (5 Jahre)
Block 1 (5 Jahre)
18
19
17 19
8
19
8
6
12
19
Laborschule (6-15 Jahre)
19
13
9
Lageplan M 1:10 000
Grundriss EG, OG M 1:1500
324
Laborschule Bielefeld
2
1
relevante Themen
Klassenzimmer
Lehrerbereich
3
1 2
1 Stillarbeit
2 Lehrerarbeitsplätze
3 Stammfläche
4 Sprachlabor
Klassenzimmer M 1:250
Schnitt M 1:800
325
Projekte
[21]
Scuola Media Cantonale
Via Saleggi 3
Losone (CH)
Aurelio Galfetti,
Livio Vacchini
18
Fertigstellung
1975
Schultyp
Mittelschule
Schülerzahl
800
1
14 13 16
9
8
326
Scuola Media Cantonale
relevante Themen
Eingang
Fachräume
Pausenbereich
5 5
5
15
5 5 5 Klassenzimmer M 1:250
Grundriss 1. OG M 1:1000
327
Projekte
[22]
Scuola Elementare
Salvatore Orr
Via Pasubio 10
Fagnano Olona (IT) 18 18
Aldo Rossi
Fertigstellung 5 5 5 5
1976
Schultyp
Grundschule
Schülerzahl
500
5 5 5 5
12
17
14 13
9
328
Scuola Elementare Salvatore Orr
relevante Themen
Bibliothek
Klassenzimmer M 1:250
Schnitt M 1:800
329
Projekte
[23]
Scuola Media Cantonale
Via Stefano Franscini 30
Morbio Inferiore (CH)
Mario Botta
Fertigstellung
1974 (Sporthalle 1977)
Schultyp
Mittelschule
Schülerzahl 9
540
9
14
9
13
8
1
18
22
330
Scuola Media Cantonale
relevante Themen
Eingang
Treppe
Fachräume
Pausenbereich
5
7
5
21
21
21
5
12
Klassenzimmer M 1:250
18
Grundriss 1. OG M 1:1500
331
Projekte
20 5 7 20 5 7 20
[24]
Scuola elementare ai
Saleggi
Via delle Scuole
Locarno (CH)
Livio Vacchini
Fertigstellung
1978
Schultyp
Primarschule
Schülerzahl
460
20
7
1
5
20
6
13
18
23
14
332
Scuola elementare ai Saleggi
relevante Themen
Flur
Klassenzimmer
Klassenzimmer M 1:250
333
Projekte
18
9
[25]
Scholen Apollolaan
Montessorischool
9 5
Willem Witsenstraat 14 8
Amsterdam (NL)
Herman Hertzberger
Fertigstellung
1983
Schultyp
Primarschule (ursprünglich
mit Kindergarten)
5 5
20 5
14
20 12 5
334
Scholen Apollolaan
relevante Themen
Treppe
Flur
Abstellorte
Pausenbereich
Klassenzimmer M 1:250
Schnitt M 1:500
335
Projekte
[26]
Basisschool Polygoon
Hollywoodlaan 109
Almere (NL)
Herman Hertzberger
5 5 5 5
Fertigstellung
1992
11
9 19 19 19 19 10
Schultyp
Primarschule
Schülerzahl 14
320
8 6 12
18
336
Basisschool Polygoon
relevante Themen
Flur
Abstellorte
Klassenzimmer M 1:250
337
Projekte
[27]
Scuola elementare
El Cunvént 4
Monte Carasso (CH)
Luigi Snozzi
Fertigstellung
1993
23
8
Schultyp 23
Primarschule
1 5
11 5
338
Scuola elementare
relevante Themen
Klassenzimmer
Pausenbereich
Klassenzimmer M 1:250
339
Projekte
15
11/18
[28]
Musikgymnasium Schloss
Belvedere
Schloss Belvedere
Weimar (DE)
Thomas van den Valentyn,
Mohammad Oreyzi
Fertigstellung
1996
Schultyp
Staatliches Spezialgym-
nasium
9 7
6
5 5
12
5 5
340
Musikgymnasium Schloss Belvedere
relevante Themen
Aula
Klassenzimmer M 1:250
Schnitt M 1:800
341
Projekte
[29]
Erweiterung Schulanlage Vella
Sutvitg 28a
Vella (CH)
Bearth Deplazes Architekten
Fertigstellung
1997
Schultyp
(Primar- und) Sekundarschule
Schülerzahl
(47) 84
11
18
1
9 17
9
14
5 5 5
5
Sekundarschule
5 5
Primarschule
Lageplan M 1:10 000
Schnitt M 1:800
Grundriss EG M 1:800
342
Schulanlage Vella
relevante Themen
Aula
Abstellorte
5 5 5
5
5 5
Klassenzimmer M 1:250
Grundriss 1. OG M 1:800
343
Projekte
[30]
Erweiterung
Schulanlage Brühl
Friedhofweg
Gebenstorf (CH)
Burkard Meyer Architekten
Fertigstellung
1997
Schultyp
Realschule und
Sekundarschule
Schülerzahl
ca. 100
14
10
8 8 8 12
344
Schulanlage Brühl
relevante Themen
Flur
17
5 7 7 5 7 5 17/6
Klassenzimmer M 1:250
Grunsdriss 1. OG M 1:500
345
Projekte
[31]
Kepler-Gymnasium
Johanna-Kohlund-Straße 5
Freiburg (DE)
Ernst Spycher
Fertigstellung
1997
2
Schultyp
Gymnasium
Schülerzahl
870
18
5 5 5 11 17 1
5
9 10
8 8
346
Kepler-Gymnasium
relevante Themen
Treppe
5 5 5 5 5 5
6 6 6
Klassenzimmer M 1:250
Grundriss 1. OG M 1:1000
347
Projekte
[32]
Volksschule Breitenlee
Schukowitzgasse 89
Wien (AT)
Helmut Wimmer
Fertigstellung
1997
Schultyp
Volksschule
7 7 12 8 8
Alter der Schüler
6-9 Jahre
Schülerzahl
220 5 5
20 20
5 5
11
13 14
1 9
18
348
Volksschule Breitenlee
relevante Themen
Klassenzimmer
Klassenzimmer M 1:250
Schnitt M 1:800
349
Projekte
[33]
Öko-Hauptschule Mäder
Neue Landstraße 29
Mäder (AT)
Baumschlager Eberle
Fertigstellung
1998
Schultyp
Hauptschule
Schülerzahl
204
18
17 17 22
8
10 9
8 8
8
350
Öko-Hauptschule Mäder
relevante Themen
Flur
Klassenzimmer
Abstellorte
5 5
10
5
5
5
5 5
Klassenzimmer M 1:250
Grundriss 1.-3. OG
M 1:800
351
Projekte
[34]
9
1
Erweiterung Oberstufen-
schulhaus Willisau
Schlossfeldstraße 1 6/11
Willisau (CH)
Max Bosshard
Christoph Luchsinger
Fertigstellung
1998 7
12 12
Schultyp 15 15
Sekundarschule
5 10 5
Alter der Schüler
13-15 Jahre
Schülerzahl
320
8 8 13 13 6 6
7 14
15 15
5 10 5
352
Oberstufenschulhaus Willisau
relevante Themen
Bibliothek
Klassenzimmer M 1:250
Schnitt M 1:800
353
Projekte
[35]
Schulhaus Fläsch
Patschär
Fläsch (CH)
Pablo Horv th
Fertigstellung 9
1999
Schultyp
Primarschule 14
Schülerzahl
120
23
5
10
5
7 7
Lageplan M 1:10 000
Grundriss EG, 1.-3. OG
M 1:500
Schnitt M 1:500
354
Schulhaus Fläsch
relevante Themen
Eingang
Pausenbereich
Klassenzimmer M 1:250
355
Projekte
[36]
Lauder Chabad Schule
Rabbiner Schneerson
Platz 1
Wien (AT)
Adolf Krischanitz
Fertigstellung
1999
Schultyp
Kindergarten, Volksschule,
Mittelschule und Real-
gymnasium
18 17
10
8 5 5 5 5 5
356
Lauder Chabad Schule
relevante Themen
Abstellorte
Toiletten
Klassenzimmer M 1:250
357
Projekte
11
[37]
Schulhaus Paspels
Schulstraße 9
Paspels (CH)
Valerio Olgiati
Fertigstellung
1999
Schultyp
Sekundarschule
5 5
14
5
5
5
Lageplan M 1:10 000
Grundriss EG, 1. OG, 2. OG
M 1:500
358
Schulhaus Paspels
relevante Themen
Lehrerbereich
Klassenzimmer M 1:250
Schnitt M 1:500
359
Projekte
[38]
Salem International College
Kurt-Hahn-Straße 1
Überlingen (DE)
Lederer+Ragnarsd ttir+Oei
Fertigstellung
2000
Schultyp
Internat
Schülerzahl
340
5
5
17
23
3 17 11 10 1
15
8 8
15
360
Salem International College
relevante Themen
Aula
Bibliothek
Pausenbereich
15
13/
12 20 14
Klassenzimmer M 1:250
Grundriss OG M 1:1000
361
Projekte
[39]
Volta Schulhaus
Wasserstraße 40
Basel (CH)
Miller Maranta
Fertigstellung
2000
Schultyp
Primarschule
Schülerzahl
240
10
18
362
Volta Schulhaus
relevante Themen
Klassenzimmer
Abstellorte
6
5 5 8
7 7
8 5 7 5
Klassenzimmer M 1:250
Grundriss 4. OG M 1:500
363
Projekte
[40]
10
Sonderpädagogisches 6 11 5 5
Förderzentrum 7
Schottenau 10a 16
Eichstätt (DE) 9
Diezinger Kramer 13
3 1
5 5
Fertigstellung 14
2001 7 7
Schultyp 5 5
Vor-, Grund- und Haupt- 12
schule
Schülerzahl
145
5 5 5 5 6
7 7
16 16
5 8
7 7
5 8
364
Sonderpädagogisches Förderzentrum
relevante Themen
Eingang
Treppe
Klassenzimmer
Toiletten
Klassenzimmer M 1:250
Schnitt M 1:800
365
Projekte
[41]
Kindercluster Voorn
Akkrumerraklaan 31
Utrecht (NL)
Frencken Scholl Archi-
tecten
Fertigstellung
2001
5 5
Schultyp
Primarschule, Kindergar- 7
ten und Hort 5 5
16
7 16
16 23
7/11
10/11 9
7/11
18
14
5
5 7
5
5
Lageplan M 1:10 000
Schnitt M 1:1000
Grundriss EG M 1:1000
366
Kindercluster Voorn
relevante Themen
Klassenzimmer
5 5
7
5 5
23
23
13
5
5
7
5
5
Klassenzimmer M 1:250
Grundriss OG M 1:1000
367
Projekte
[42]
Oberstufenschulhaus
Compogna
Compognastraße
Thusis (CH)
Jüngling Hagmann
Fertigstellung
2001
Schultyp
Sekundarschule
Schülerzahl
240
5 5
18
10
5 5
368
Oberstufenschulhaus Compogna
relevante Themen
Treppe
5 5
5 5
18
Klassenzimmer M 1:250
Grundriss OG M 1:500
369
Projekte
[43]
Primarschule Riedmatt
Riedmatt 41
Zug (CH)
Nägele Twerenbold
Architekten
Fertigstellung
2001
Schultyp 18 6/11/17
Primarschule
12 8 8
7 7
18 18 5
13
370
Primarschule Riedmatt
relevante Themen
Klassenzimmer
Lehrerbereich
Abstellorte
23 7 7
5
14
14 5
Klassenzimmer M 1:250
Grundriss 2. OG M 1:800
371
Projekte
[44]
Gymnasium Markt Indersdorf
Arnbacher Straße 40
Markt Indersdorf (DE)
Allmann Sattler Wappner
Architekten
Fertigstellung
2002
Schultyp
Gymnasium
Schülerzahl
1 200
14
13
18 1 10
13
9
9
Lageplan M 1:10 000
Schnitt M 1:1000
Grundriss EG M 1:1000
372
Gymnasium Markt Indersdorf
relevante Themen
Eingang
Treppe
Klassenzimmer
Toiletten
5 5 5 8 8 6
5 5 6
Klassenzimmer M 1:250
20 Grundriss 1. OG M 1:1000
373
Projekte
9
14
18
19
6
[45] 10/11 15
Hellerup Skole
Dessaus Boulevard 10
Kopenhagen-Hellerup (DK)
Arkitema
8
19
Fertigstellung
6 15
2002
14
Schultyp
Gesamtschule
Schülerzahl
600
14
19
14
13
14
19
19
374
Hellerup Skole
relevante Themen
Treppe
Aula
Klassenzimmer
Lehrerbereich
Toiletten
Klassenzimmer M 1:250
Schnitt M 1:800
375
Projekte
[46]
Internationale Schule
Zürich
Steinacherstraße 140
Wädenswil (CH)
Galli Rudolf Architekten
Fertigstellung
2002
Schultyp
Primarschule und Kinder-
garten
Schülerzahl
450
11 16 6
10/17
18
8 14
22 6
7
376
Internationale Schule Zürich
relevante Themen
Aula
12
4 4
4
12 6
6
10 9
3
4 4
13
Klassenzimmer M 1:250
Grundriss EG M 1:800
377
Projekte
[47]
Schule am Mummelsoll
Eilenburger Straße 4
Berlin-Hellersdorf (DE)
Grüntuch Ernst Architekten
Fertigstellung
2002
Schultyp 7
Förderschule
20
8
17
18
10/11 1
18
7
3
20
378
Schule am Mummelsoll
relevante Themen
Aula
Klassenzimmer
Pausenbereich
7
20
11
7
20
Klassenzimmer M 1:250
Grundriss 1. OG M 1:800
379
Projekte
[48]
Schulzentrum im Scharn-
hauser Park
Gerhard-Koch-Straße 6
Ostfildern (DE)
Lederer+Ragnarsd ttir+Oei
Fertigstellung
1999 Hauptschule
2002 Grundschule
Schultyp
Grund- und Hauptschule
mit Werkrealschule
Grundschule Hauptschule
5 5 5 7 5 5 10 6 15 6 5 5
5 7 5 5 22 6 15 6 5 5
380
Schulzentrum im Scharnhauser Park
relevante Themen
Eingang
Treppe
Klassenzimmer
Pausenbereich
5 7 5 5 7 5 5 6 13 14 5 5
5 7 5 5 7 5 5 6 5 5
Klassenzimmer M 1:250
Grundriss OG M 1:1200
381
Projekte
[49]
Oberstufenzentrum 14 14 10 8 8
Thurzelg
Thurzelgstraße
13
Oberbüren (CH)
Staufer Hasler
Architekten 13 12 11
Fertigstellung
2002
9
Schultyp
Sekundarschule
Schülerzahl
221
5 7 7 6 6 6 7 5
382
Oberstufenzentrum Thurzelg
relevante Themen
Fachräume
Klassenzimmer M 1:250
Schnitt M 1:800
383
Projekte
[50]
Erweiterung Schulanlage
Mattenhof
Dübendorfstraße 300
Zürich (CH)
B.E.R.G. Architekten
Fertigstellung
2003
Schultyp
Primarschule und
Kindergarten
Schülerzahl
100 (Gesamtanlage 240)
4 4 5 14
9 7
17
10
13
17
7 11
9
384
Schulanlage Mattenhof
relevante Themen
Klassenzimmer
Lehrerbereich
Abstellorte
5 5
10
5 5
Klassenzimmer M 1:250
Grundriss OG M 1:500
385
Projekte
[51]
Gymnasium Friedrich II.
Auf dem Schäfersfeld
Lorch (DE)
Behnisch Partner
20 14
13 13
6 6
Fertigstellung
2003
10/11 14
Schultyp
Gymnasium
16
Alter der Schüler 8
10-18 Jahre
16
Schülerzahl
690
10/11
15
386
Gymnasium Friedrich II.
relevante Themen
Treppe
Klassenzimmer M 1:250
Grundriss OG M 1:1000
387
Projekte
[52]
Primarschulhaus Linden
Lindenstraße 21
Niederhasli (CH)
Bünzli Courvoisier
Fertigstellung
2003 18 17 8 8
Schultyp
Primarschule
18 17 15 15
Alter der Schüler
7-12 Jahre
22
Schülerzahl
120
9 10
14 5 5
15
7 7
18
15
18
388
Primarschulhaus Linden
relevante Themen
Eingang
Treppe
Klassenzimmer
Klassenzimmer M 1:250
389
Projekte
[53]
Erweiterung
Kantonsschule Zug
Lüssiweg 24
Zug (CH)
Enzmann + Fischer
Architekt/innen
Fertigstellung
2003
Schultyp
Gymnasium und Wirt-
schaftsmittelschule
Schülerzahl
1 400 (inkl. Erweiterung)
390
Kantonsschule Zug
relevante Themen
Klassenzimmer
5 5
5 5
Klassenzimmer M 1:250
Grundriss 2. OG M 1:500
391
Projekte
[54]
Gesamtschule In der Höh
In der Höh 9
Volketswil (CH)
Gafner Horisberger
Architekten
Fertigstellung
2003
Schultyp
Gesamtschule
Schülerzahl
160
6 20
10/11/12
5 5
6
9 4 4
392
Gesamtschule In der Höh
relevante Themen
Eingang
Flur
Klassenzimmer
5 5
14
5 5
5
5 5 5 5
Klassenzimmer M 1:250
Grundriss OG M 1:500
393
Projekte
[55]
Erweiterung Schule Scherr
Stapferstraße 54
Zürich (CH)
Patrick Gmür Architekten
Fertigstellung
2003
Schultyp
Primarschule
Schülerzahl
240 (120 Neubau) 18 18
12 14
18
10
16 17
17
394
Schule Scherr
relevante Themen
Klassenzimmer
15
8 5
8
7
12
5 5
7
Klassenzimmer M 1:250
Grundriss OG M 1:500
395
Projekte
[56]
Erweiterung Gustav-von-
Schmoller-Schule
Frankfurter Straße 63
Heilbronn (DE)
Lederer+Ragnarsd ttir+Oei
Fertigstellung
2003
Schultyp
Berufsschule
Schülerzahl
360 (Erweiterung)
12 11 16
396
Gustav-von-Schmoller-Schule
relevante Themen
Flur
Abstellorte
5 5 15
Klassenzimmer M 1:250
Grundriss 1. OG M 1:800
397
Projekte
[57]
18
Minami-Yamashiro Primary 11
School
Minami Yamashiro
Kyoto (JP)
Richard Rogers 9
Partnership
Fertigstellung
2003
Schultyp 9 10/11
Grundschule
6 8
Alter der Schüler 6
6-12 Jahre 17 6 12 6 6
20
Schülerzahl
400 20
2 2
7 7
7 5 5 7 6
15
14
20
Lageplan M 1:10 000 5 5 5 5
Schnitt M 1:1200 13
Grundriss EG, OG
M 1:1.200
398
Minami- amashiro Primary School
relevante Themen
Eingang
Klassenzimmer
Pausenbereich
Klassenzimmer M 1:250
399
Projekte
[58]
Gesamtschule Flims
Via Punt Crap 2
Flims (CH)
Philipp Wieting, Martin
Blättler
Fertigstellung
2003
Schultyp
Gesamtschule
Schülerzahl
260
2 9
8
14
10
13
8
7
18/23
9
1
6
9
1
400
Gesamtschule Flims
relevante Themen
Fachräume
6
5
10
6
5
5
5 5
Klassenzimmer M 1:250
Grundriss 1. OG M 1:800
401
Projekte
[59] 18
Schulanlage Im Birch
Margrit-Rainer-Straße 5
Zürich-Oerlikon (CH)
Peter Märkli
Fertigstellung
2004
11 10 9
Schultyp
Primarschule, Sekundar-
schule und Kindergarten
17
Alter der Schüler 12
5-16 Jahre 1
Schülerzahl
780 9
16 14
8
10 5
5
16 16 8 8 5 5
7 7
Primarschule
8 13 9 14 5
4 5
2 9
7/10 5
10
15
4 6
8 5 7/10 7
8 5 5 6
4
402
Schulanlage Im Birch
relevante Themen
Treppe
Klassenzimmer
Abstellorte
Toiletten
Klassenzimmer Sekundar-
stufe M 1:250
Schnitte M 1:1200
403
Projekte
[60]
Evangelische Gesamt-
schule Gelsenkirchen
Laarstraße 41 8
Gelsenkirchen (DE)
plus+ bauplanung GmbH
Fertigstellung 8
2004
Schultyp 5
Gesamtschule 5
5
Alter der Schüler 5
10-18 Jahre
Schülerzahl 8
1150 6
5
5
5
5
6
6
5
5
5 5
11
13
10
9
12
7
17
404
Evangelische Gesamtschule Gelsenkirchen
relevante Themen
Klassenzimmer
Klassenzimmer M 1:250
405
Projekte
[61]
Marie-Curie-Gymnasium
Marie-Curie-Straße 1
Dallgow-Döberitz (DE)
Grüntuch Ernst Architekten
Fertigstellung
2005
Schultyp
Gymnasium
Schülerzahl
570 6 6 6 6 22
6 12 12
1 11 18
14 17
9
406
Marie-Curie-Gymnasium
relevante Themen
Aula
Fachräume
Pausenbereich
5 5
5
5 5 5
5
Klassenzimmer M 1:250
Grundriss OG M 1:1000
407
Projekte
[62]
17
Grundschule Theresienhöhe
Pfeuferstraße 1 11 4 4
München (DE)
Rudolf Hierl
1
Fertigstellung
2005
Schultyp
Grundschule, Mittagsbetreu-
ung und Kindergarten
Schülerzahl
ca. 360 (Grundschule) 15
ca. 80 (Kindergarten)
5 8
1 8
5
15
22 17 5
17 6 10 11 15
7
9
16
408
Grundschule Theresienhöhe
8 relevante Themen
Eingang
20 4 4 20
22
5 5
5 5
15 13 14 12 13 13
5
Grundriss OG M 1:1000
Klassenzimmer M 1:250
409
Projekte
[63]
Schulhaus Mitte
Weissenrainstraße 9
Uetikon am See (CH)
huggen berger fries
Architekten
Fertigstellung
2005
Schultyp
Primarschule
(nur 1.-3. Klasse)
Schülerzahl
ca. 160
17
9
17/11
410
Schulhaus Mitte
relevante Themen
Klassenzimmer
13
5 5
7 7
7 7
5 5
Klassenzimmer M 1:250
Grundriss 1. OG M 1:500
411
Projekte
[64]
Schule Weid
Weidstraße 20
Pfäffikon (CH)
Meletta Strebel
Architekten
Fertigstellung
2005
Schultyp
Sekundarschule
Schülerzahl
197
18
12 14
13
10
12 9
1
12 9
6
9
6 6
17
Lageplan M 1:10 000 10
Schnitt M 1:1000 17
Grundriss EG M 1:1000
412
Schule Weid
relevante Themen
Abstellorte
5 7
5
10 5
5
5
5
10
5
7 5 11
Klassenzimmer M 1:250
Grundriss OG M 1:1000
413
Projekte
[65]
Schulhaus Baumgarten
Schulgasse
Buochs (CH)
pool Architekten
Fertigstellung
2006
Schultyp
Primarschule
Schülerzahl
160
13 13
11
9
10
6/11
14 8 8
13
Lageplan M 1:10 000
Schnitt M 1:500
Grundriss EG M 1:500
414
Schulhaus Baumgarten
relevante Themen
Flur
5 5 5 5
7 7 7 7
5 5 5 5
Klassenzimmer M 1:250
Grundriss OG M 1:500
415
Projekte
[66]
Erweiterung Schulzentrum
Schreienesch
Vogelsangstraße 23
Friedrichshafen (DE)
Lederer+Ragnarsd ttir+Oei
Fertigstellung
2007
Schultyp
Hauptschule
Schülerzahl
ca. 330
9
16 8 16
10 17 20
8 8
1
17
6 6
6 6 8 6 6
416
Schulzentrum Schreienesch
relevante Themen
Fachräume
Lehrerbereich
14
5 5 5 6 5 13
13
14
5
14
12 20
15
5
15
5 5 5 5 5 14 14
Klassenzimmer M 1:250
Grundriss OG M 1:800
417
Projekte
[67]
Schulzentrum Turmatt
Bluemattstraße 1
Stans (CH)
Masswerk Architekten
Fertigstellung
2007
15
23 23
Schultyp 14
Kindergarten und Primar-
schule
5 5
21
7 7
1
11 11
21 21
5 5
Lageplan M 1:10 000 7 7
Schnitt M 1:1000
Grundriss EG, 1. OG
M 1:1.000
418
Schulzentrum Turmatt
relevante Themen
Klassenzimmer
Klassenzimmer M 1:250
419
Projekte
[68]
Schulanlage Leutschenbach
Andreasstraße
Zürich-Oerlikon (CH)
Christian Kerez
Fertigstellung
2009
Schultyp
Primarschule und
Sekundarschule
Schülerzahl
440
8 8 8
16 16
17 17
420
Schulanlage Leutschenbach
relevante Themen
Treppe
Klassenzimmer
Fachräume
Lehrerbereich
Sekundarschule
5 5
5 5
18
5 5
Primarschule
5 5 Klassenzimmer Sekundar-
schule M 1:250
Grundriss 1.-3. OG, 5. OG
M 1:800
421
Projekte
[69]
Oberstufenschulhaus
Albisriederplatz
Norastraße 20
Zürich (CH)
studer simeon bettler
GmbH
Fertigstellung
2009
Schultyp
Sekundarschule
Schülerzahl 8
260
12 10 10/17
9 22 16
7 8 10 5 5 10
20 20
11 5 5 5 5
422
Oberstufenschulhaus Albisriederplatz
relevante Themen
Klassenzimmer
Fachräume
Klassenzimmer M 1:250
423
Anhang
Literatur
Appel, Stefan: Handbuch Ganztagsschule. Konzeption, Grimm, Gaby (Hrsg): Zukunftsschulen, Essen 2006 Roth, Alfred: Architect of Continuity, Architekt der Kontinu-
Einrichtung und Organisation, Schwalbach/Ts. 1997 ität, Zürich 1985
Hausmann, Frank; Pfaff, Florence: Das offene Klassenzim-
AW Architektur + Wettbewerbe Heft 193, Ganztagsschu- mer. Forschungsprojekt am Fachbereich Architektur der Roth, Alfred: Das Neue Schulhaus, Zürich 1950
len, März 2003 FH Aachen. Step 01: Vorstellung und erste Ergebnisse,
Aachen 2005 Stadtplanung Wien: Das neue Schulhaus, Wien 1996
Bauwelt 1998, Heft 9, In der Schule
Hentig, Hartmut von: Die Schule neu denken, München Walden, Rotraut; Borrelbach, Simone: Schulen der Zukunft,
Bauwelt 2000, Heft 40, Den Schülern und dem Ort 1993 Heidelberg 2002
Bauwelt 2002, Heft 5, Schulbeispiele Hertzberger, Herman: Space and Learning, Rotterdam Watschinger, Josef; Kühebacher, Josef: Schularchitektur
2008 und neue Lernkultur. Neues Lernen – Neue Räume,
Bauwelt 2000, Heft 10, Schulbeispiele Bern 2007
Hochbaudepartement der Stadt Zürich: Schulhausbau. Der
Bauwelt 2006, Heft 33, Schule Stand der Dinge, Basel 2004 werk, bauen + wohnen 2003, Heft 1/2, Schulbau wohin
Becker, Gerold; Kunze, Arnulf; Riegel, Enja; Weber, Hajo: Journal für Schulentwicklung 2008, Heft 3, Architektur werk, bauen + wohnen 2004, Heft 3, Schulen et cetera
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Entwurf und Wirklichkeit, Wiesbaden und Hamburg 1997 Kahl, Reinhard: Treibhäuser der Zukunft. Wie in Deutsch- Wüstenrot Stiftung (Hrsg.): Schulen in Deutschland – Neu-
land Schulen gelingen, Weinheim 2004 bau und Revitalisierung, Stuttgart 2004
Becker, Gerold; Bilstein, Johannes; Liebau, Eckert: Räume
bilden. Studien zur pädagogischen Topologie und Topogra- Kreidt, Hermann; Pohl, Wolfgang; Hegger, Manfred:
phie, Seelze, Velber 1997 Entwurf und Planung. Schulbau. Band 1. Sekundarstufe I
und II, München 1974
Broekhuizen, Dolf: Openluchtscholen in Nederland.
Architectuur, onderwijs en gezondheidszorg 1905-2005, Kroner, Walter: Architektur für Kinder, Stuttgart 1994
Rotterdam 2005
Kügelhaus, Hugo: Unmenschliche Architektur. Von der
Budde, Ferdinand; Theil, Hans Wolfram: Schulen. Handbuch Tierfabrik zur Lernanstalt, Köln 1974
für die Planung von Schulbauten, München 1969
Lehrstuhl Entwerfen, Schwerpunkt Verkehrsbauten und
Detail 2003, Heft 3, Konzept Schulbau Arbeitsstätten, Prof. Axel Oestreich: Gebäudekunde:
Schule, Cottbus 1999
Deutsche Bauzeitschrift, 2006, Heft 3, Schulbauten
Luley, Michael: Eine kleine Geschichte des deutschen
Dreier, Annette; Kucharz, Diemut; Ramseger, Jörg; Schulbaus. Vom späten 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart,
Sörensen, Bernd: Grundschulen planen, bauen, neu Frankfurt am Main 2000
gestalten. Empfehlungen für kindgerechte Lernumwelten,
Frankfurt 1999 Osswald, Elmar: In der Balance liegt die Chance,
Luzern 2002
Dudek, Mark: Entwurfsatlas. Schulen und Kindergärten,
Basel 2007 Raab, Rex; Klingborg, Arne: Die Waldorfschule baut.
Sechzig Jahre Architektur der Waldorfschulen. Schule
Faculteid der Bouwkunde: plannenmap scholen. voorlopige als Entwicklungsraum menschgemäßer Baugestaltung,
uitgave, Delft 1996 Stuttgart 1982
Fend, Helmut: Qualität im Bildungswesen, Weinheim 1998 Reicher, Christa; Edelhoff, Silke; Kataikko, Päivi;
Uttke, Angela: Kinder_Sichten. Städtebau und Architektur
Forster, Johanna: Räume zum Lernen Spielen. Untersu- für und mit Kindern und Jugendlichen, Troisdorf 2006
chungen zum Lebensumfeld „Schulbau“, Berlin 2000
Rittelmeyer, Christian: Schulbauten positiv gestalten. Wie
Girmes, Renate; Lindau-Bank, Detlef (Hrsg.): Lern(T)räume. Schüler Farben und Formen erleben, Wiesbaden und Berlin
Themenheft der Zeitschrift Lernende Schule 2002, Heft 10 1994
427
Bildnachweis
428
Architektenregister
429
Ortsregister
430
Länderregister
431
Autoren
Im Rahmen der Entwicklung des Buchs wurden von uns Seminare an der Universität
Stuttgart veranstaltet, die sich in verschiedener Form mit den betrachteten Inhalten
auseinandersetzten. Gemeinsame Grundlage war die intensive Recherche zu zahlreichen
Referenzprojekten und deren zeichnerische Aufbereitung. Die hierüber entstandene Samm-
lung von fast 120 Projekten diente als Quelle für die Auswahl geeigneter Beispiele im Buch.
Den Studenten, die damit die Grundlage für das Buch erstellt haben, sei an dieser Stelle
ausdrücklich für ihre wertvolle Arbeit gedankt.
Zusätzlich zu den Seminarteilnehmern haben uns mehrere Institutsmitarbeiter bei dem Pro-
jekt unterstützt. Insbesondere bei Julia Zürn sowie Ruth Auffarth, Björk Einarsd ttir, David
Fornol, Daniel Groß, Monica Tusinean, Jan Wessely und Birgit Wessendorf möchten wir uns
für ihre professionelle Mitarbeit bedanken.
432
W Ü STE N R OT STI FTU N G
Wüstenrot Stiftung (Hrsg.)
RAUMPILOT
W OH N E N
Walter Stamm-Teske
Katja Fischer
Tobias Haag
kraemerverlag
1
Die Publikationsreihe „Raumpilot“ besteht aus insgesamt vier Bänden:
Herausgeber
Wüstenrot Stiftung, Ludwigsburg
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts-
gesetzes ist ohne Zustimmung der Wüstenrot Stiftung und des Karl Krämer Verlags unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Verviel-
fältigungen, Nachdruck, Übersetzungen, elektronische Speicherung (auch durch Scannen) in digitalen Netzen oder die Mikroverfilmung.
© 2012 Wüstenrot Stiftung, Ludwigsburg, und Karl Krämer Verlag Stuttgart + Zürich
Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved.
ISBN 978-3-7828-1554-3
1
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Einleitung
Kontext
Einleitung 11
Wohnen und Gesellschaft 12
Wohnen und Ökonomie 15
Wohnen und Ökologie 17
Wohnen und Initiatoren 20
Wohnen und Ort 24
Grundriss
Einleitung 31
Grundrisstypen 35
Gestaltungsprinzipien 47
Bewohneranzahl 61
Wohnungsgröße 75
Veränderbarkeit 89
Orientierung 103
Geschossigkeit 127
Zonierung 137
Wohnfunktionen 149
Erschließung 169
Außenraum 183
Konstruktion 195
Projekte
Einleitung 205
Projektverzeichnis 206
Projektsammlung 208
Anhang
3
4
Vorwort der Wüstenrot Stiftung
Die Arbeits-, Lebens-, Organisations- und Wirtschaftsformen haben Grundlagen von Architektur und Gestaltung sind ergänzend hierzu
sich in den letzten Jahrzehnten nicht nur in Deutschland erheblich unverzichtbar.
verändert. Kulturelle, technische und wirtschaftliche Entwicklungen
und Globalisierungsprozesse sowie gewandelte Anforderungen, Die Wüstenrot Stiftung hat auf eine Initiative von Prof. Dr. Thomas
Präferenzen und Werthaltungen gehören zu den wichtigsten Ursa- Jocher hin gemeinsam mit einem Kreis von engagierten Hochschul-
chen für diese Veränderungen. Inzwischen werden dadurch auch lehrern verschiedener Universitäten in einem Forschungsprojekt die
neue Orientierungen in der räumlich-baulichen Konzeption und in der Frage aufgegriffen, mit welchen neuen Impulsen und Strukturen in
Organisation der Gebäude erforderlich, um den damit verbundenen der Ausbildung der Architekten auf diese Veränderungen reagiert
Auswirkungen auf die vorherrschenden Nutzungsformen entspre- werden kann. Ziel dabei ist es, die Studierenden besser auf sich
chen zu können. wandelnde Anforderungen an ihre Berufsgruppe vorzubereiten und
zugleich das kreative Entwerfen auch angesichts neuer Herausfor-
Zu beobachten ist dieser Prozess in nahezu allen Lebensbereichen; derungen und Leistungsprofile weiterhin in den Mittelpunkt der Aus-
deutlich wird er beispielsweise in einer gewandelten Nachfrage nach bildung stellen zu können. Zentrales Kriterium für eine erfolgreiche,
differenzierten Wohnungen und Wohngebäuden, in modifizierten zukunftsgerichtete Ausrichtung ist in diesem Sinne die Fähigkeit, in
Anforderungen an die Gestaltung von Kindergärten, Schulen und einen kreativen, künstlerischen Entwurfsvorgang eine wachsende
anderen Bildungseinrichtungen, in Industrie- und Gewerbebauten, Zahl an zu beachtenden Rahmenbedingungen zu integrieren und
die unter den Bedingungen eines verschärften ökonomischen dabei zugleich die Qualität der einzelnen Komponenten aufrecht
Wettbewerbs einem besonderen Anpassungsdruck unterliegen, erhalten zu können.
oder in den Wirkungen neuer Konsum- und Freizeitmuster sowohl
auf Gebäude als auch auf öffentliche Räume. Besonders auffällig Entstehen sollen funktional und ökonomisch nachhaltige Gebäude,
werden die Veränderungen an neuen Kombinationen unterschied- deren Eignung und Qualität vor allem in der Fähigkeit bestehen,
licher Gebäudenutzungen, an veränderten Nutzungszyklen und an auch weiterhin sich kontinuierlich verändernden Bedingungen und
den Verbindungen des Wohnens mit modernen, leicht integrierbaren Einflussfaktoren entsprechen zu können. Dieser Anspruch kann in
Dienstleistungen. einer kreativen Entwurfsleistung nur dann eingelöst werden, wenn
als Grundlage der Kreativität ein klares Konzept der wichtigsten
Angesichts signifikant wachsender internationaler Einflüsse und Elemente einer Bauaufgabe verfügbar ist – im technischen und
Marktorientierungen greifen eine klassische Gebäudelehre und wirtschaftlichen sowie in wachsendem Maße auch im gesetzlichen
damit auch die herkömmliche Vermittlung von Raum- und Organisa- Bereich. Es war ein Anliegen der Wüstenrot Stiftung, mit ihren
tionskonzepten nur noch begrenzt. Parallel zu einer gebäudetypolo- Möglichkeiten einen Beitrag dafür zu leisten, dass in dieser Hinsicht
gischen Betrachtung treten die ausgeübten Tätigkeiten und die mit für einige ausgewählte Bereiche der Gebäudelehre ein erster Schritt
ihnen verbundenen Anforderungen stärker in den Vordergrund. Die getan werden konnte, und zwar in Form einer Aufbereitung von
Gebäudelehre muss, um auf diese Veränderungen adäquat reagie- Aufgaben und Lösungsvorschlägen, die den genannten Kriterien
ren zu können, intensiver als bisher auf die grundlegenden Anfor- folgen kann. Sie hat hierzu ein Forschungsprojekt initiiert, das auf
derungen ausgerichtet werden, die sich aus den verschiedenen Wunsch der beteiligten Hochschullehrer den programmatischen Titel
Tätigkeiten ergeben. Neue Schwerpunkte in der Vermittlung der „Raumpilot“ erhalten hat.
5
Vorwort der Wüstenrot Stiftung
Der Band Wohnen ist einer von drei Vertiefungsbänden, die ergän-
zend zum Grundlagenband wichtige Bereiche der Gebäudelehre auf-
greifen. Er konzentriert sich auf den Wohnungsbau, der in all seinen
Formen unter dem Einfluss weit reichender, vor allem gesellschaft-
licher Veränderungen steht. Hierzu wird die Wohnung selbst in den
Mittelpunkt gestellt und in insgesamt zwölf Unterkapiteln anhand
von qualitätsvollen Grundrissen in allen wichtigen Facetten des Ent-
werfens erörtert. Eine aufwändige, einheitliche Darstellung von 101
ausgewählten Wohnungen und der über die Referenzprojekte mög-
liche, intensive Praxisbezug vervollständigen den gewählten Ansatz
zur Vermittlung der verschiedenen Perspektiven im Entwurfsprozess.
Die anderen beiden Vertiefungsbände behandeln die Themen Ar-
beiten und Lernen.
6
Einleitung
Wohnungsbaulehre
Im Juli 2005 erhielten wir die Anfrage von der Wüstenrot Stiftung, entscheidenden Themenbereich – die Wohnung selbst – in das
uns an einem gemeinsamen Buchprojekt mit Prof. Thomas Jocher Zentrum der Betrachtung zu stellen. Es erscheint uns auffällig, wie
(Institut Wohnen und Entwerfen, Universität Stuttgart), Prof. Arno die Architekturreflexion in den vielfältigen Publikationen verstärkt
Lederer (Institut für öffentliche Bauten und Entwerfen, Universität über das äußere Erscheinungsbild vorgenommen wird und auch die
Stuttgart) und Prof. Markus Gasser (Entwerfen und Siedlungsent- Architekturproduktion nicht selten der Gebäudehülle als wichtigem
wicklung, Technische Universität Darmstadt) zu beteiligen. Marketinginstrument der Büros vorrangig Aufmerksamkeit schenkt.
Der qualitätsvolle Grundriss und damit das eigentliche Produkt, die
Die ursprüngliche Idee bestand darin, die praktische Lehrtätigkeit der Wohnung, kommt dabei häufig zu kurz.
einzelnen Fachdisziplinen in Form von geeigneten Lehrmaterialien
abzubilden und damit allgemein zugänglich zu machen. In vielen Mit der Entscheidung für die Schwerpunktsetzung auf die Woh-
gemeinsamen Arbeitstreffen entwickelte sich hieraus die Idee einer nung stellte sich die Folgefrage nach der geeigneten Struktur und
Buchreihe, die in einem Grundlagenband die faktischen Informati- Methodik, um die Inhalte zu transportieren. Der naheliegende,
onen der einzelnen Fachdisziplinen bündelt und darauf aufbauend in wissenschaftlich-systematische Ansatz, der gerade in der Vergleichs-
drei Bänden zu den Themen „Wohnen“, „Lernen“ und „Arbeiten“ die literatur der 1980er Jahre verfolgt wurde, erwies sich bei genauerer
jeweils spezifischen Betrachtungsweisen formuliert. Der fachliche Betrachtung als ungeeignet, um die Vielfalt der Einflussgrößen im
Diskurs und die Vernetzung der Einzeldisziplinen bildeten den Ge- Wohnungsbau darzustellen. Die unternommenen Versuche der
genstand der folgenden Arbeitstreffen sämtlicher beteiligter Profes- Kategorisierung von Wohnungsbauten, sei es nach städtebaulichen
suren. Dieser überaus fruchtbare Prozess der letzten Jahre führte zu Typologien, morphologischen Eigenschaften oder nutzerspezifischen
dem nun vorliegenden Buch zum Thema „Wohnen“. Kriterien, scheitern entweder an einer zu starken Abstraktion oder
ihrer fachlichen Unpräzision. Als Beispiel sei hier allein die diffuse
Für uns bestand die Herausforderung, das überdimensionale Terminologie im Wohnungsbau angeführt, bei der Begriffe wie
Themenspektrum des Wohnens auf eine lehrbare und in Buchform „Mehrfamilienhaus“, „städtisches Reihenhaus“ oder auch „Loft“ nur
kommunizierbare Größe zu kondensieren. Diese intensive Ausein- wenig für eine systematische Einordnung geeignet erscheinen. Die
andersetzung mit den Optionen der Vermittlung des Themenfelds generelle Tendenz der Kategorisierung mittels des meist unpräzise
„Wohnen“ wurde letztendlich von der Analyse unserer praktischen verwendeten Begriffs der Typologie bietet aus unserer Sicht nicht
Lehrtätigkeit geleitet. Welche Instrumente und Methoden haben den geeigneten Ansatz, die Vielfalt der Aspekte im Wohnungsbau
sich bewährt Was sind die geeigneten Formate der Vermittlung fassbar zu machen.
Was erweist sich in der Entwurfspraxis als brauchbar
Hieraus ergab sich der Ansatz, die entwerferische Praxis im Lehr-
Auch die Analyse der vorhandenen und immer vielfältiger produ- betrieb beziehungsweise im Büro wieder als Ausgangspunkt für die
zierten Literatur in unserem Fachgebiet und deren unterschiedliche Strukturierung zu verwenden. Es geht uns um ein Spektrum von
Akzeptanz bei den Studierenden, angefangen bei der soziologischen Perspektiven, mit denen im Entwurfsprozess die Aufgabe betrachtet
Arbeit bis zum reinen Bildband, bildete eine wichtige Basis zur wird. Diese einzelnen Betrachtungsweisen und deren entwerfe-
Formulierung eines eigenen Konzepts. Aus diesem Prozess heraus risches Potenzial werden in insgesamt zwölf Unterkapiteln anhand
fiel die Entscheidung, einen tendenziell vernachlässigten, jedoch von ausgewählten Grundrissen erörtert. Ähnlich der Dynamik im
7
Einleitung
Entwurfsprozess sind die Themen nicht linear zu verstehen, sondern ihrem Gesamtkontext abgebildet, um eine zweite Vertiefungsebe-
bieten unterschiedliche Einstiegs- und Anregungspunkte. Den we- ne der Projekte des Kernkapitels „Grundriss“ zu bieten. Auch hier
sentlichen Inhalt bilden dabei die 101 ausgewählten Grundrisse, die wurden sämtliche Projekte durch neue Zeichnungen im Maßstab
– einheitlich im Maßstab 1:200 aufgearbeitet – eine direkte visuelle 1:500 und eine städtebauliche Vignette im Maßstab 1:10.000 in eine
Vergleichbarkeit ermöglichen sollen und damit die eigentliche Spra- unmittelbare visuelle Vergleichbarkeit gebracht.
che der Architekten repräsentieren. Um den Praxisbezug zu stärken,
wurden ausschließlich realisierte Projekte, die dem Einfluss der Wir möchten zunächst der Wüstenrot Stiftung danken, die den lang
zahlreichen weiteren Paramter im Realisierungsprozess standhalten gehegten Wunsch nach einem eigenen Lehrbuch ideell und finanziell
mussten, als Referenz verwendet. Darüber hinaus bietet dies die erst möglich gemacht hat und damit eine wichtige Unterstützung für
Möglichkeit, die Projekte zum Beispiel im Rahmen von Exkursionen unsere Lehrtätigkeit leistet. Insbesondere Herrn Dr. Stefan Krämer
direkt vor Ort zu besichtigen. Für diese Zwecke wurde der Pro- sei für seine Ausdauer und Übersicht ausdrücklich gedankt. Des
jektstandort jeweils als Information hinzugefügt. Diese Bewertung Weiteren möchten wir uns bei den beteiligten Professuren für den
des Projekts vor Ort, in seinem spezifischen Kontext und seiner intensiven Gedankenaustausch bei den gemeinsamen Arbeitstreffen
alltäglichen Nutzung, ist eine der wichtigsten Informationsquellen bedanken. Die jeweilige Reflexion aus dem Blickwinkel der anderen
im Wohnungsbau. Dieser Erkenntnis wird über die dem Semester Buchprojekte hat für uns eine wesentliche Bereicherung dargestellt.
jeweils vorangestellten Exkursionen Rechnung getragen. Ganz besonders danken wir den zahlreichen Studierenden, die im
Rahmen von Seminararbeiten zum Gelingen des Buchs beigetragen
Der Ansatz des Wissentransfers über die systematische Aufarbei- haben, und unseren beiden studentischen Hilfskräften Leopold Mü-
tung wichtiger Referenzprojekte wird von unserem Lehrstuhl seit cke und Katrin Plescher für ihre geduldige Arbeit an den zahlreichen
vielen Jahren verfolgt und führte unter anderem zu dem circa 600 Zeichnungen.
Projekte umfassenden Datenbanksystem „Innovative Wohnbau-
aspekte“. Dieses System soll in den nächsten Jahren unter dem Titel
„PlanLibre“ intensiv weiterentwickelt werden.
Walter Stamm-Teske
Mit der Festlegung des Buchschwerpunkts auf die Wohnung Katja Fischer
entscheidet man sich automatisch gegen eine Vielzahl weiterer Tobias Haag
wichtiger Bereiche des Wohnungsbaus, sei es die Konfiguration des Bauhaus-Universität Weimar, Professur Entwerfen und Wohnungsbau
Gesamtgebäudes, der Städtebau, der Innenausbau, die Konstrukti-
on, die Gebäudetechnik, die Soziologie und vieles mehr. Wir glauben
jedoch, dass diese Bereiche durch ein umfängliches Literaturange-
bot derzeit relativ gut abgedeckt werden. Durch das Voranstellen des
Kapitels „Kontext“ beabsichtigen wir jedoch, diese Vielschichtigkeit
des Themas offenzulegen und eine Sensibilisierung für die kausalen
Zusammenhänge im Entwurfsprozess zu ermöglichen. In einem
nachgestellten Kapitel „Projekte“ werden die Projekte zusätzlich in
8
Kontext
Wohnen und ...
Einleitung
Wie eingangs erwähnt, wagt das Buch das Kann ich das Projekt an dem vorgeschla- Projekte über prägnante Konzepte auffallen,
Experiment, die Frage des Wohnens von genen Standort vertreten Für wen plane jedoch entweder als theoretische Modelle
innen nach außen zu betrachten und die und baue ich in den Schubladen lagern oder maximal zu
Wohnung über ihren Grundriss als dem Publikationszwecken eingesetzt werden.
wesentlichen Entwurfsgegenstand in den Diese Ebene der Betrachtung, die den Wenige dieser Projekte können im seltenen
Mittelpunkt zu stellen. Entsprechend ist es Architekten in seiner gesellschaftlichen Realisierungsfall durch eine präzise Durchar-
unausweichlich, dass die übergeordneten Verantwortung herausfordert und im zu- beitung im Wohngrundriss oder der materi-
Themen zu kurz kommen. Konzipiert als nächst wirtschaftlich orientierten Geschäft algerechten Konstruktion überzeugen.
Lehrbuch, erscheint es jedoch gleichzeitig des Planungsbüros unterzugehen droht,
notwendig, die Komplexität der Einfluss- stellt eine enorme Herausforderung dar. In Das Ziel liegt, wie häufig, in der ausgewo-
größen aufzuzeigen, die auf das Projekt kaum einem anderen Berufsbild sind die genen ganzheitlichen Betrachtung mög-
einwirken. Dieser Kontext, in dem die Pro- Projektdimensionen und damit auch die lichst vieler Einflussgrößen vom Konzept
jekte entstehen, soll in fünf kurzen Kapiteln gesellschaftlichen Auswirkungen auf einen bis zum Detail. Derzeit entstehen unter
angerissen werden und zur Diskussion befä- relativ kleinen Entscheiderkreis konzen- dem Stichwort „Nachhaltigkeit“ parallel
higen. Die Kapitel erheben keinen Anspruch triert. Unsere eigenen Berufserfahrungen verschiedene Instrumente, die diesen ganz-
auf Vollständigkeit, sondern beabsichtigen, und Berichte unserer Absolventen aus den heitlichen Entwurfsansatz fördern. Diese
wesentliche Zusammenhänge aufzuzeigen, verschiedensten nationalen und internati- Zertifizierungssysteme müssen jedoch ihre
die bei der Konzeption und Evaluierung des onalen Büros bestätigen diese ungeheure Objektivität und Praxistauglichkeit beweisen
Entwurfs wesentlich erscheinen. Unter Verantwortung, bei der man sich als junger und dürfen nicht als reine Marketinginstru-
den Schlagwörtern „Gesellschaft“, „Öko- Entwerfer beispielsweise der Aufgabe mente missbraucht werden.
nomie“, „Ökologie“, „Initiatoren“ und „Ort“ gestellt sieht, eine Stadt für mehrere
versuchen wir einen ersten Überblick der zehntausend Bewohner innerhalb relativ Die genannten Zahlen und Fakten sowie
komplexen Zusammenhänge herzustellen. überschaubarer Zeit zu konzipieren. Diese deren Auswertung sind aus der Perspektive
Dimension veranschaulicht gleichzeitig die Deutschlands formuliert und weichen damit
Die grundsätzlichen und radikalen Ent- begrenzte Reichweite der dargestellten bei den strukturellen Angaben deutlich von
wurfsansätze finden über eine Auseinan- Themen auf den deutschsprachigen Raum anderen Ländern ab. Ähnlich den betrachte-
dersetzung mit den hier aufgeführten und einige angrenzende Staaten. Aber ten Themenfeldern im Kapitel „Grundriss“
Themenfeldern statt. Auf der Ebene des selbst innerhalb Europas sind zum Beispiel sind die folgenden Aspekte nicht linear zu
Nachdenkens über die Ausformulierung des die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen verstehen, sondern bilden ein parallel zu
konkreten Grundrisses (vgl. Kapitel „Grund- vollständig unterschiedlich zu bewerten. betrachtendes, vernetztes Spektrum von
riss“) ist bereits die wesentliche konzep- Einflussgrößen ab. Die richtige Gewichtung
tionelle Entwurfsarbeit geleistet. Hier bei Die immense planerische und politische der Einzelaspekte und ihre Verknüpfung zu
den übergeordneten Themen stellen sich Bedeutung der Themenfelder verführt einem logischen Gesamtkonzept, einem
vielfältige aber grundsätzliche Fragen: Gibt jedoch gleichzeitig zu einer entwerferischen roten Faden, sind die Grundlage für ein
es überhaupt einen Bedarf für das Projekt Fokussierung dieser Aspekte, so dass viele gelungenes Entwurfsprojekt.
11
Kontext
Unsere Gesellschaft verändert sich. Seit ziert, die unter dem Begriff „demografischer die Situation weitaus differenzierter dar. Das
Jahren werden diese Veränderungen in Wandel“ allgegenwärtig ist. Vorausberech- Ideal des Zusammenlebens ab den 1950er
vielerlei Hinsicht, unter anderem in der nungen unter Berücksichtigung der natür- Jahren mit standardisiertem Wohnraum-
wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit lichen Bevölkerungsentwicklung, die Gebur- angebot von drei Zimmern, Küche und
und der Leistungsfähigkeit der sozialen tenraten mit Sterbefällen abgleichen und Bad wurde in Gesetzen, Richtlinien und
Sicherungssysteme, thematisiert. Dass sie Wanderungsbewegungen im Binnenbereich Förderinstrumenten über viele Jahre fest-
wesentlichen Einfluss auf das Betätigungs- und über die Grenzen der Bundesrepublik geschrieben und wirkt bis heute träge und
feld Wohnungsbau haben, ist verständlich, berücksichtigen, zeigen für das Jahr 2030 langlebig fort. Seit den 1970er Jahren ist der
ist doch die Gesellschaft im Sinne des Nut- mit rund 77,2 Mio. Einwohnern eine deutlich Wohnungsmarkt allerdings mit individuellen,
zers diejenige, deren Wohnwünsche erfüllt geringere Bevölkerungszahl als noch im Jahr spezifischen Wohnwünschen konfrontiert.
werden sollen. Verändern sich Lebens- und 2005 mit 82,4 Mio. Einwohnern.1 Der Rück- Der Familie mit leiblichen Kindern steht heu-
Wohnvorstellungen einer breiten Masse, gang der Einwohnerzahl geht einher mit te eine große Zahl von Einpersonenhaus-
muss von Seiten der Planer und politischen einer spürbaren strukturellen Veränderung in halten, Gemeinschaften unterschiedlichster
Akteure reagiert werden. Nun sollten die der Zusammensetzung der Bevölkerung. Alters- und Sozialstrukturen, etc. gegenüber.
veränderten Rahmenbedingungen einge-
hend untersucht werden, um die richtigen Unsere Gesellschaft altert. Die Zahl der Im Zuge der Individualisierung spielt auch
Stellschrauben zu finden. Zuerst stellt sich über 65-Jährigen steigt stetig. Noch im Jahr die Veränderung der Haushaltsstruktur eine
daher die Frage nach den tatsächlichen 2005 hatte diese Bevölkerungsgruppe einen entscheidende Rolle. Noch 1900 waren
Veränderungen und deren Auswirkungen Anteil von 19 % an der gesamtdeutschen Haushalte mit fünf und mehr Personen mit
auf die angebotenen räumlichen Lösungen. Bevölkerung, im Jahr 2030 wird der Anteil 44 % am stärksten vertreten, der Anteil der
In einem zweiten Schritt kann dann an auf 29 % gestiegen sein. Immerhin ein Einpersonenhaushalte betrug gerade mal
der richtigen Stelle und mit den richtigen deutlicher Anstieg um 40 %,2 als dessen 7,1 % der Privathaushalte in Deutschland.3
Mitteln darauf reagiert werden. Gerade hier Ergebnis der Bedarf an spezifischen Wohn- Im Jahr 2006 dominierten bereits Einperso-
gilt es, standortspezifisch zu analysieren wünschen für diese Altersgruppe einen nenhaushalte mit 38 % der knapp 40 Mio.
und gesamtgesellschaftliche Trends mit hohen Stellenwert auf dem Wohnungsmarkt Privathaushalte alle anderen Haushaltsgrö-
lokalen Entwicklungen abzugleichen. Dieses einnehmen wird. Nicht zu vernachlässigen ßen. Dagegen sind Haushalte mit fünf und
Themenfeld ist dem aktuellen gesellschaft- ist dabei, dass die angesprochene Alters- mehr Personen lediglich noch mit 4 % der
lichen Rahmen von Wohnen gewidmet und gruppe im Vergleich zu vorangegangenen Privathaushalte in Deutschland vertreten.4
zeigt hierzu die wichtigsten Tendenzen auf. Generationen länger aktiv und selbstständig Sinkende Haushaltsgrößen bei gleichzei-
ist und häufig kommunikative, gemein- tigem Anstieg der Zahl an Privathaushalten
Feststellungen schaftliche Wohnkonzepte erfragt. sowie vielschichtige Lebensformen und
Unsere Gesellschaft schrumpft. In den kom- Unsere Gesellschaft lebt individueller. deren pluralistische Wohnvorstellungen
menden Jahren wird für Deutschland eine Lange Zeit war Wohnen klar umrissen und stellen vermutlich die gegenwärtig größte
deutliche Veränderung der Einwohnerzahlen nur im gesellschaftlich legitimierten Modell Herausforderung an den Bestand sowie an
sowie der Bevölkerungsstruktur prognosti- der Kleinfamilie abgelegt. Heute stellt sich neue Wohnkonzepte dar.
12
Wohnen und ...
Unsere Gesellschaft bevorzugt wieder freies Wohnen, begonnen beim Wohnum- gers/Investors. Ein passgenaues Angebot
verstärkt städtische Wohnmodelle. Hier sind feld bis zur Möbelplanung der Wohnung, verringert also das Investitionsrisiko um ein
unterschiedliche Entwicklungen auszuma- notwendig. Auch die Verschiebung der Vielfaches und erhöht die Gewinnaussichten
chen. Zum einen führt Individualisierung, Haushaltsgrößen zu kleinen Haushalten löst im selben Maße. Genau deshalb widmen
egal welcher Altersgruppe, zu einem eindeutige Entwicklungstrends im Bau und sich gerade die investierenden Akteure der
höheren Bedarf an sozialem und infrastruk- Umbau kleinerer, häufig serviceorientierter präzisen Definition und Einordnung von
turellem Netzwerk, der im städtischen und städtischer Wohntypen aus. Veränderte Nutzergruppen, um im Ergebnis eindeutige
Kontext eher bedient wird als im subur- Ausstattungsstandards tragen dabei jedoch Klientels zu benennen, die aktuell auf den
banen. Zum anderen wird, unter anderem oft schon zur adäquaten Reaktion auf neue Wohnungsmarkt wirken.
im Zuge der Berufstätigkeit vieler Frauen, gesellschaftliche Rahmenbedingungen
das Einfamilienhaus vor der Stadt für Fami- bei, wogegen der Wohngrundriss in seiner Klassifizierung
lien weniger attraktiv. Das tägliche Pendeln Raumkonzeption und -organistation häufig Die Arten des unmittelbaren Zusammen-
beider Eltern ist nicht nur finanziell weniger ein stabiles Gefüge darstellt. Die Vermark- lebens, die als Lebensform bezeichnet
interessant, sondern vor allem aufgrund der tungsebene im Sinne der produkthaften werden, spielen für die marktrelevante
hohen organisatorischen Anforderungen. Benennung und Identität von Projekten, die Klassifizierung von Nutzern eine erste
In diesem Zuge ist auch eine Veränderung diverse, vermeintlich neue, Wohnmodelle bedeutende Rolle: Zum einen wird hier die
des Images der Stadt wahrzunehmen. Viele und Gebäudetypen benennt, eröffnet bei Gesellschaft in Bezug zur Ehe, zum anderen
Kommunen reagieren gegenwärtig auf die- genauerem Untersuchen selten innovative im Zusammenleben mit Kindern klassifi-
sen Bedarf mit innerstädtischen Flächenan- und neue Wohnkonzepte. Die Chance des ziert. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung
geboten für private Wohnmodelle. Planers ist es, mit dem Verständnis der ge- in der Bundesrepublik lebt nach wie vor in
sellschaftlichen Prozesse jedoch unabhän- Familien zusammen, das heißt als Ehepaar,
Die sich verändernden gesellschaftlichen gig vom Vermarktungstrend zu agieren. Lebensgemeinschaft oder allein erziehender
Rahmenbedingungen erfordern Antworten Elternteil mit mindestens einem Kind.5 Die
bezüglich aktuell notwendiger Wohnkon- Marketing Lebensform steht in engem Verhältnis zum
zepte genauso wie Überlegungen zur Die Wohnungsbauvermarktung folgt deutlich Privathaushalt, der durch gemeinsam woh-
Qualität, zum Standort und zum Standard den demografischen und gesellschaftspoli- nende und wirtschaftende Menschen gebil-
von Wohnungen. Zwar wird auch Wohnen tischen Entwicklungen im Land. Unabhängig det wird. In der Bundesrepublik verringern
in seinen Grundfunktionen regelmäßig in vom Marktsegment der privaten Bauherren, sich die Haushaltsgrößen seit Jahren und im
Wohnkonzepten der Zukunft hinterfragt, die individuell und für sich persönlich den Ergebnis ist ein stetiger Anstieg der Wohn-
der oben genannte Bedarf löst jedoch Wohnbedarf definieren und planen lassen, fläche zu verzeichnen, der nachhaltig auf
nicht zwangsläufig Veränderungen in den ist das Wissen um marktrelevante Nutzer- den Wohnungsmarkt einwirkt. Was Lebens-
Grundfunktionen des Wohnens und deren gruppen im Sinne der gesellschaftlichen form und Privathaushalt nicht ausdrücken,
Zusammenspiel in der Wohneinheit aus. Trends projektrelevant. Die Gefahr von Fehl- sind soziostrukturelle und lebensphasenspe-
Im Zuge einer alternden Gesellschaft ist spekulationen liegt genau zwischen dem Pol zifische Charakteristika jedes Einzelnen, die
ein besonderes Augenmerk auf barriere- des Käufers/Nutzers und dem des Bauträ- Neigungen, Gewohnheiten auch ästhetische
13
Kontext
Standards berücksichtigen. Sie werden in Deutschland in den eigenen vier Wänden.6 anderen führt die breite Debatte über eine
Lebensstilen zusammengeführt, die in der Das Mietverhältnis bietet gegenüber einer alternde Gesellschaft zum Umdenken in
Regel jedoch nicht die gesamte Gesell- langfristigen Sicherheit des Eigentums vielen Bereichen, unter anderem in der
schaft abbilden. Lediglich die Schichten die Chance zur kurzfristigen Veränderung. zukunftsfähigen Bedarfsdeckung mit geeig-
werden berücksichtigt, die repräsentativ für Gleichzeitig wird über die Miete ein Betrag x netem, zumindest barrierefreiem, Wohn-
aktuelle gesellschaftliche Tendenzen stehen. vom Mieter übernommen, der unter ande- raum. Auch eine Zunahme von Servicean-
Übergeordnet entwurfsrelevant sind sie rem Verwaltungstätigkeiten und Gewinnaus- geboten in Wohngebäuden ist festzustellen.
entsprechend nicht. Für Architekten bietet sichten seines Wohnversorgers abdeckt und Diese Entwicklung folgt nicht nur der Indivi-
die Beobachtung der gesamtgesellschaft- der im Eigentum nicht immer anfällt. Ein dualisierungstendenz der gesamten Gesell-
lichen Entwicklung ein Verständnis zum Mietverhältnis lässt zudem eine Verände- schaft, sondern hat auch einen Mehrwert
gegenwärtigen und zukünftigen Bedarf an rung in der räumlichen Organisation nur für die ältere Generation. Schon seit langer
Wohnungsgrößen und -typen sowie deren selten zu. Eigentum ermöglicht aufgrund Zeit beschäftigen sich zudem Architekten
Anforderungsprofile, um geeignete räum- der eigenen Dienstbarkeit einen flexibleren mit veränderbaren Wohnkonzepten, um den
liche Antworten zu formulieren. Umgang mit dem eigenen Wohnraum, verschiedenen Wohnbedürfnissen innerhalb
gleichzeitig bindet es jedoch an den Stand- der Lebensdauer eines Gebäudes gerecht
Auf die Vielzahl der Nutzergruppen oder ort und an die Größe der Wohnung. Wohnei- zu werden. Nutzungsneutrale Räume bieten
Klassifikationen und ihre spezifischen Wohn- gentum stellt heute, in einer globalisierten hier wohl den nachhaltigsten Ansatz, der
wünsche baulich-räumlich zu reagieren, mit Arbeitswelt, für die Mehrheit der Bevölke- nicht nur unterschiedliche Wohnkonzepte
dem Ergebnis eines hochspezialisierten rung keine Bindung für die Ewigkeit dar. zulässt, sondern bis zur Umnutzung einer
Wohnungsmarkts, folgt keiner ökono- Dieses Wissen setzt allerdings auch voraus, Wohnung als Büroeinheit reicht. Diesen
mischen Vernunft. Allein diese Tatsache dass Eigentum in Regionen erworben wird, Konzepten wird allerdings teilweise die feh-
forciert Lösungen, die zum einen nachhaltig in denen der Markt für den Verkauf existiert lende spezifische Grundrisskonfiguration mit
sind und zum anderen auf den Bedarf eines und nachhaltig stabil bewertet wird. unterschiedlich dimensionierten Räumen
Großteils der Gesellschaft reagieren, ohne vorgeworfen, wodurch das Gegenmodell in
ein differenziertes und breites Spektrum zu Gegenwärtige Entwicklungen differenzierten Wohnangeboten mit simu-
entwickeln, das langfristig in einem nicht Momentan lassen sich unterschiedliche lierten individuellen Wohnangeboten ebenso
abgefragten Überangebot enden muss. Entwicklungen am Wohnungsmarkt er- vertreten ist. Ein letzter Aspekt soll nicht un-
kennen. Zum einen führen Kommunen in erwähnt bleiben: Im Zuge einer sich verän-
Miete oder Eigentum integrierten Stadtentwicklungskonzepten dernden Arbeitswelt werden auch Konzepte
Neben dem Einfluss der Lebensform, der Angebot und Nachfrage nach Wohnraum erfragt, die eine Kombination von Wohnen
Werte und Gewohnheiten stellt sich eine zusammen, was sie in der Kenntnis ihrer und Arbeiten ermöglichen. Hierfür sind vor
weitere grundsätzliche Frage im Zusammen- zukünftigen Einwohnerprognosen langfris- allem Überlegungen zur eventuell notwen-
hang mit der Entscheidung für das Wohn- tig handlungsfähig macht und regionale digen Öffentlichkeit des Arbeitsplatzes in
modell: Miete oder Eigentum Statistisch Schrumpfungs- beziehungsweise Wachs- der Grundrisskonzeption beziehungsweise
gesehen leben 43 % aller Privathaushalte in tumstendenzen berücksichtigt. Zum Gebäudeorganisation notwendig.
14
Wohnen und ...
Dieses Themenfeld muss auf zwei Ebenen lediglich 211.000 Wohnungen gebaut, das Situation klar wider. Ganzheitlich betrach-
betrachtet werden. Es geht einerseits um entspricht einer Neubauquote von 2,6 Woh- tet lassen sich hinter dieser schwierigen
die großmaßstäblichen wirtschaftlichen nungen je 1000 Einwohner und Jahr oder wirtschaftlichen Situation jedoch auch
Zusammenhänge und auf der anderen Seite 0,7 % am Gesamtbestand.12 Mit diesem Chancen entdecken. So führt ein allgemein
um die konkreten Auswirkungen auf das Wert belegt Deutschland in Europa eindeu- hoher Sättigungsgrad zu einem Nach-
einzelne Wohnbauprojekt. tig den letzten Platz. 60 % entfallen dabei denken über Qualität, oder andersherum
auf den Ein- und Zweifamilienhausbereich, betrachtet, führte eine enorme Nachfrage
Bauwirtschaft 40 % auf den Bereich der Mehrfamilienhäu- wie zum Beispiel im Massenwohnungsbau
Über die wesentlichen wirtschaftlichen ser.13 Der jährliche Abgang von Wohnungen der Nachkriegszeit zu allgemein geringerer
Strukturdaten kann man ein erstes Bild der wird mit ca. 47.000 (0,1 %) beziffert.14 städtebaulicher und architektonischer Qua-
Situation zeichnen. Der überwiegende Anteil lität. Gerade die jüngsten Entwicklungen
am Gesamtgebäudebestand Deutschlands Auf unterschiedliche Weise kämpfen auf dem amerikanischen Immobilienmarkt
sind Wohngebäude. Mit knapp 9,5 Billionen Interessengruppen für eine Wiederbele- zeigen, dass die spekulative Entwicklung
Euro sind rund 82 % des Anlagevermögens bung des Markts. Ein wichtiges Instrument auch für die wirtschaftliche Entwicklung
der Deutschen in Bauten angelegt – davon hierfür sind staatliche Programme, die verheerende Folgen haben kann. So ist es
entfallen knapp 5,5 Billionen Euro also 57 % entsprechende Investitionsanreize liefern. vielleicht nicht nur Negativ, auf einem der
auf den Wohnungsbau.7 Dies entspricht Durch den Wegfall der Eigenheimzulage ist letzten Plätze in Europa zu liegen, weit hin-
circa 18 Mio. Wohngebäuden8 mit insgesamt ein wichtiger Entwicklungsmotor ausgefal- ter Spanien und Irland mit einer siebenfach
40 Mio. Wohnungen.9 Damit wird deutlich, len, der seit kurzem durch das neue Wohn- höheren Neubauquote.15
welchen herausragenden Stellenwert der Riester-Programm kompensiert werden soll.
Wohnungsbau für die Gesamtwirtschaft be- Generell wird der Wunsch zu Eigentums- Im Textabschnitt zum Thema Ökologie wird
sitzt. Von 1995 bis 2005 hat sich der Umsatz bildung als einer der wichtigsten Entwick- ebenfalls schnell klar, dass Wachstum und
im Baugewerbe von 133 Mrd. auf 77 Mrd. lungsmöglichkeiten für den Wohnungsbau der damit verbundene Flächenfraß negative
fast halbiert10, verbunden mit einem entst- gesehen. Folgen hat. Die größte Chance besteht in
prechenden Rückgang der Arbeitsplätze. dem Zeitgewinn, der durch die Verlangsa-
Fazit des kurzen wirtschaftlichen Exkurses mung oder Stagnation der Entwicklungspro-
Für den entwerfenden Architekten ist ist ganz klar: Deutschland ist gebaut. Für die zesse stattfindet. Zeit für das Nachdenken
jedoch zunächst weniger der Bestand von Wirtschaft, die vom Wachstum lebt, sind über neue Strategien im Wohnungsbau und
Interesse, sondern der zukünftige Bedarf diese rückläufigen oder stagnierenden Zah- im Umgang mit der Stadt. Angesichts der
an Wohnraum. Aufgrund der immensen len dramatisch. Was bedeuten diese Zahlen Zahlen ist offenkundig, dass die Auseinan-
wirtschaftlichen Bedeutung dieses Faktors jedoch für den Wohnungsbau aus Sicht des dersetzung mit dem Gebäudebestand und
werden hierfür regelmäßig statistische Zah- Architekten und Städteplaners Betriebs- dem damit verbundenen Stadtumbau eines
len erhoben. Bis 2015 wird von einem jähr- wirtschaftlich sind sie dort ebenfalls mehr der zentralen Themenfelder für die Architek-
lichen Neubauvolumen von circa 275.000 als besorgniserregend und der schlechte tur im Allgemeinen und den Wohnungsbau
Wohnungen ausgegangen.11 2007 wurden Arbeitsmarkt für Architekten spiegelt die im Besonderen einnimmt.
15
Kontext
16
Wohnen und ...
Unter dem Stichwort „Ökologie“ wird ein Der Anteil der Immobilien (Wohn- und Nicht- schaftliches Verantwortungsbewusstsein
weites Spektrum an Betrachtungsmöglich- wohngebäude) an der Emission der Treib- der Auslöser für das Handeln, sondern
keiten auf die Fragen des Wohnungsbaus hausgase beträgt circa 10 %. Im Vergleich vielmehr eine zweite Komponente – die
eröffnet. Es erscheint daher sinnvoll, eine hierzu stehen die energieerzeugenden Anla- unmittelbare finanzielle Belastung für den
fokussierte Gliederung der Thematik vorzu- gen mit circa 21 %, der Transportbereich mit Einzelnen. Erst mit den deutlich erhöhten
nehmen. Interessant ist die unmittelbare 14 % oder die Landwirtschaft mit 12,5 %. Rechnungen der Energieanbieter setzte ein
Verknüpfung der ökologischen Rahmenbe- Reduziert auf den Wohnungsbaubereich Umdenkprozess beim Verbraucher ein.
dingungen mit den ökonomischen Faktoren. liegt der Anteil an der Gesamtemission bei
circa 5 %.20 Unabhängig von der CO2-Diskussion sind
Klimawandel aufgrund der begrenzten Ressourcen und
Klimawandel, Treibhauseffekt, Erderwär- Dies sind durchaus beachtliche Zahlen, der weltpolitischen Zusammenhänge die
mung sind Schlagwörter, die – ähnlich wie doch im Zusammenhang mit der Einführung Energiepreise drastisch gestiegen. Die
der Begriff „demografischer Wandel“ für des Energieausweises für Gebäude und Wohnnebenkosten sind ebenfalls in den
den gesellschaftlichen Bereich – omniprä- der Diskussion um Niedrig- und Nullener- letzten fünf Jahren um etwa 30 %21 gestie-
sent sind und sämtliche Wirtschaftsbe- giehäuser wird der Eindruck erweckt, dass gen und haben zur Bildung des Begriffs der
reiche und Themenfelder durchdringen. So es sich in diesem Sektor um eine über- „zweiten Miete“ geführt, um die Größen-
wird natürlich auch die Immobilien- und durchschnittliche Größe handelt. Die Zahlen ordnung der Beträge zu veranschaulichen.
Wohnungswirtschaft von dieser Diskussion zeigen jedoch eine sehr viel gleichmäßigere Erst diese enorme finanzielle Belastung
erfasst. Die aus der Erdölkrise resultierende Verteilung innerhalb der einzelnen Wirt- führt zu einem breiten Umdenken und
Ökologiediskussion der 1980er Jahre mit schaftssektoren als die Diskussion den einem unmittelbaren Bewusstsein für die
der Erkenntnis der begrenzten Ressourcen Eindruck vermittelt. Energie- und damit auch Emissionsfragen.
hat durch die unmittelbare Verknüpfung mit Für den Wohnungsbau resultieren Folgen
der Klimafrage eine völlig neue Dimensi- Gründe hierfür sind eine bewusste Instru- auf verschiedenen Ebenen.
on erhalten. Selbst in den diesbezüglich mentalisierung, um in dem massenwirk-
konservativ eingestellten USA wurde von samen Markt der Endverbraucher konjunk- Die Aufwendungen für die Wohnung, die
Politik, Wirtschaft und Medien das Potenzial turfördernde Investitionen auszulösen. Im sich aus dem kalten und warmen Mietanteil
des Themas erkannt. Energiesparsektor hat sich entsprechend summieren, führen auf der übergeordneten
ein enormer Markt von Dämmstofflösungen Ebene zum Nachdenken über den grund-
Um diese Diskussion in ihrer Relevanz auf über Solarkollektoren, Wärmepumpen bis zu sätzlich notwendigen Bedarf an Wohnraum.
den Wohnungsbau einzugrenzen, erscheint Photovoltaikelementen entwickelt. Der unmittelbare Zusammenhang zwischen
es notwendig, einige Zahlen und Fakten zu Energieverbrauch und Größe dokumentiert
betrachten, um bei aller Bedeutsamkeit des Trotz der offen und anschaulich geführten sich allein über die allgemeine Abrech-
Themas zwischen der Instrumentalisierung Diskussion der ökologischen Zusammen- nungseinheit nach Quadratmeter. Hierüber
durch verschiedene Interessengruppen und hänge und Folgen in allen Medien, ist entsteht ein Gegenpol zum jährlich wach-
der Realität differenzieren zu können. jedoch weniger ein gegenseitiges gesell- senden Wohnflächenkonsum.
17
Kontext
Auf einer anderen Ebene geht es um die tigen Satellitenschüsseln an den Fassaden. Begriff können die aktuellen städtebaulichen
energetische Optimierung des Gebäu- Bei aller Notwendigkeit der energetischen Bemühungen zusammengefasst werden.
debestands oder von Neubauten. Zwei Optimierung entsteht hier die Gefahr des Durch den Wandel von der Industrie- zur
Strategien bieten sich dabei an. Die erste medienwirksamen Wettbewerbs um das am Dienstleistungsgesellschaft werden
Ebene versucht, über die Reduktion des meisten optimierte Gebäude. entsprechende Flächen frei und können
Wärmeverlusts zum Ziel zu gelangen, die umgenutzt werden. Dies sind insbesondere
zweite Ebene durch energetisch optimierte Interessant ist, dass viele Studien zu dem Flächen für den Güterverkehr der Bahn und
beziehungsweise auf regenerative Energien Schluss kommen, dass die energetische diverse Hafengebiete. Der Stadtumbau voll-
zurückgreifende technische Anlagen einen Gebäudeoptimierung zwar auf allgemeine zieht sich jedoch auch in kleineren Dimen-
Beitrag zu leisten. Beide Bereiche haben un- Erkenntnisse zurückgreifen kann, die kon- sionen, zum Beispiel durch den Abbruch
mittelbaren Einfluss auf den Wohnungsbau. krete Lösung jedoch fallabhängig am Ein- und Ersatz alter Gebäude oder die Nachver-
Die erste Strategie führt im Allgemeinen zu zelobjekt entwickelt werden muss, da die dichtung vorhandener Strukturen. Für den
einer Ertüchtigung der Gebäudehülle über Gebäudesubstanz, die Nutzung und die Ein- Wohnungsbau bedeutet die Reduktion der
die Dämmung. Die Sanierung muss häufig flussgrößen des Kontextes zu unterschied- Neuausweisung von Bauland eine automa-
im bewohnten Zustand erfolgen, so dass lich sind. Diese Anforderung wird nahezu tische Konzentration auf die Ressourcen der
sich eine Fassadendämmung von außen als deckungsgleich im qualitätsvollen Entwurf Stadt. Diese Tendenz deckt sich mit vielen
vergleichsweise kostengünstiger Standard vorausgesetzt und bietet damit auch eine weiteren Faktoren, die das System Stadt
durchgesetzt hat. Die Folgen sind jedoch Stärkung der Position des Architekten. wieder attraktiv werden lassen.
schon jetzt an vielen Orten und Gebäuden
sichtbar. Die energetische Sanierung ver- Flächenverbrauch Energie
deckt häufig eine wertvolle Fassadengestal- Auf der städtebaulichen beziehungsweise Wie eingangs bereits erwähnt, sind der
tung hinter einfachen Putzfassaden. Dabei übergeordneten raumplanerischen Ebene Energieverbrauch und die Klimadiskussion
geht es nicht nur um denkmalgeschützte wird das Thema der Ökologie häufig in grundsätzlich aneinander gekoppelt. Die
Substanz, sondern auch um sorgfältige Verbindung mit dem Flächenverbrauch ökologische Betrachtung von Gebäuden
Alltagsarchitektur wie zum Beispiel die dargestellt, da die Flächennutzung letztend- und Bauteilen wird dabei jedoch nicht über
Backsteinfassaden im norddeutschen Raum. lich die anderen ökologischen Faktoren als die abstrakte Form des CO2-Austauschs
Folge produziert. Trotz einer stagnierenden dargestellt, sondern über den Energiever-
Die gebäudetechnische Ertüchtigung kann oder rückläufigen Bevölkerungsentwick- brauch. Als Standard entwickelte sich die
in vielen Bereichen diskret in die Substanz lung in Deutschland beträgt der tägliche Betrachtung der Summe der energetischen
oder Neubauarchitektur eingefügt werden. Flächenverbrauch für Siedlungs- und Aufwendungen, die in ein Bauteil fließen.
Aber auch hier entstehen gestalterische Verkehrsflächen circa 115 ha.22 Im Rahmen Dies meint die gesamte Kette vom Herstel-
Problemfelder, wie zum Beispiel die additiv eines Programms der Bundesregierung soll lungsprozess, dem Transport, der Lagerung
hinzugefügten Solarkollektoren, die die dieser bis 2020 auf 30 ha reduziert werden. bis zur Entsorgung. In diesem Zusammen-
Dachlandschaft prägen und ein ähnliches Hieraus entsteht eine der Hauptmotivati- hang wird von grauer Energie, Gesamt-
Phänomen darstellen wie die allgegenwär- onen für den Stadtumbau und unter diesem energiebilanz oder Ökobilanz gesprochen.
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Wohnen und ...
Zahlreiche Studien, die den entsprechenden des Bundes wurden über die entspre- Baustoffdiskussion. Die Nachfrage nach
Energieanteil in den Produkten für die Pla- chenden Förderprogramme der Kreditan- gesundheitlich unbedenklichen Baustoffen
nung transparent machen, liegen vor. stalt für Wiederaufbau (KfW) bestimmte ist entsprechend deutlich gestiegen. Die
energetische Standards definiert, zum aktuelle Situation der vom Fußboden bis zur
Wieder einige Zahlen, um diesen Aspekt zu Beispiel KfW-40 oder KfW-60. Breiter Küche durchlaminierten Innenwelt eines
veranschaulichen: Ein Einfamilienhaus mit angelegt ist das Instrument des bundesweit Wohngebäudes ist nicht nur aus ästhe-
circa 150 m² Wohnfläche in Massivbauweise eingeführten Energieausweises. Als näch- tischer Sicht schwer erträglich, sondern
hat am Ende seiner Fertigstellung einen ste Stufe kämpfen derzeit verschiedene wirft auch bezüglich der gesundheitlichen
Energiebedarf von circa 350.000 kWh.23 Im Zertifizierungssysteme um ihre Bedeutung Aspekte Fragen auf. Ohne die neuen
Vergleich dazu liegt der Jahresenergiever- am Markt. Aus den USA versucht sich zum Baustoffe unter Generalverdacht stellen zu
brauch eines aktuellen Einfamilienhauses Beispiel das sogenannte „Green Building wollen, kann man dennoch die Frage stel-
(EnEV 2002 Standard) bei circa 15.000 kWh. Rating System“ mit Bronze-, Silber-, Gold- len, ob natürliche und einfachere Baustoffe
Ein weiteres relativierendes Beispiel: Der und Platin-Auszeichnungen in Europa nicht den selben Zweck erfüllen können und
Energieanteil von Styropor liegt bei circa durchzusetzen. In Deutschland scheint sich vielleicht einen mehr werthaltigen und au-
29 kWh/kg im Vergleich zu Zellulosefasern derzeit das „Deutsche Gütesiegel Nach- thentischeren Ausdruck entstehen lassen.
mit je 1 kWh/kg.24 haltiges Bauen“ mit ähnlichen Kriterien zu Das oft entgegengebrachte Kostenargu-
etablieren. Bei all diesen unterschiedlich ment ist dabei relativ, da die Preisbildung
Angesichts dieser Dimension ist der ganz- motivierten Ansätzen ist die Verhältnis- viel weniger von den Rohstoffpreisen als
heitliche energetische Betrachtungsansatz mäßigkeit der Mittel nicht nur im Sinne vom Instrument des Angebots und der
eine wichtige Voraussetzung für einen der Ökobilanz abzuwägen, sondern auch Nachfrage abhängt.
nachhaltigen Gebäudeentwurf. Bei der Be- in der Benutzbarkeit der Wohnung. Wenn
trachtung der lebenslangen energetischen das Öffnen der Fenster das energetische
und wirtschaftlichen Faktoren verschieben Gebäudekonzept gefährdet, scheint hier
sich kurzfristige Investitionsersparnisse zu aus Sicht des Wohnungsbaus eine Schwelle
Gunsten werthaltiger, langlebiger Bau- überschritten zu werden.
stoffe. Ein konkretes Beispiel hierfür ist die
vergleichende Betrachtung von Fassaden Gesundheit
mit Wärmedämmverbundsystemen und Neben den übergeordneten ökologischen
Backsteinfassaden. Zusammenhängen gilt es noch die konkrete
Ebene für den Wohnungsbau zu betrach-
Die Komplexität der Materie und damit ten. Das Gesundheitsbewusstsein hat sich
ihre schwierige Vergleichbarkeit führte zu angesichts einer steigenden Anzahl von
verschiedenen Ansätzen einer Zertifizierung. allergisch bedingten Krankheiten in den
Zusätzlich zu den üblichen Anforderungen vergangenen Jahren deutlich gesteigert
aus der Energieeinsparverordnung (EnEV) und hat einen wesentlichen Einfluss in der
19
Kontext
In den letzten Jahrzehnten und im Zuge Säulen funktionierendes soziales Wohnver- stand nach wie vor neben Wohnungsgenos-
einer sich verändernden Gesellschaft sorgersystem, das mittels Förderung und senschaften eine wichtige Versorgerfunk-
haben deutliche Entwicklungen eingesetzt, Anreizen von Seiten des Staates nachhaltig tion. Von rund 24 Mio. Mietwohnungen im
die es sinnvoll machen, einen Blick auf gesteuert wurde. Neben kommunalen Jahr 2006 in der Bundesrepublik26 werden
die Strukturen und Akteure der Wohn- beziehungsweise öffentlichen Anbietern rund 10 % durch öffentliche Wohnungsun-
raumschaffung zu werfen. Sich ändernde und Wohnungsgenossenschaften stellten ternehmen der Kommunen, der Länder und
beziehungsweise neue Handlungsräume privatwirtschaftliche Investoren wichtige des Bundes verwaltet.27 Die öffentlichen
sind für entwerfende Architekten gerade im Wohnversorger im Mietwohnungsbau dar. Wohnungsversorger können dabei aufgrund
Kontext einer geringen Wohnungsneubau- Daneben förderte der Staat die Schaffung zurückgehender bereitgestellter Mittel ihren
tätigkeit wichtige, praxisrelevante Bezüge. von privatem Wohneigentum. Heute ist Aufgaben immer seltener nachkommen; ein
Zwar sind regional und lokal differenzierte die Wohnraumnachfrage quantitativ längst Verlust an Handlungsfähigkeit, der im Ergeb-
Prozesse zu beobachten, verallgemeinert gedeckt. Die Aufgaben des Sozialstaats nis eine Benachteiligung sozial Schwacher
lässt sich jedoch feststellen, dass die Arbeit sind im Rahmen der Notversorgung mit nicht ausschließt. Die soziale Verantwortung
im städtischen Bestand heute mehr denn Wohnraum sozusagen abgeschlossen. Die des Staates im Wohnungswesen ist weiter-
je Gegenstand von Wohnbauprojekten ist. folgenden Bezugsgrößen verdeutlichen die hin gefordert. Der Verkauf von kommunalem
Als Bestand ist dabei sowohl das umzu- geringen Aktivitäten im Wohnungsneubau: Wohneigentum verhindert hier langfristig
nutzende städtische Gebäude gemeint als Zwischen 1994 und 2007 sind die Bauge- stadtplanerische Interventionsmöglichkeiten
auch die Neubauplanung im städtischen nehmigungen für Wohnungsneubauten um und die öffentliche Steuerungsmöglichkeit.
Kontext. In Deutschland stehen nach wie knapp 75 % zurückgegangen25, zum einen
vor wachsenden, wirtschaftlich prosperie- als Ergebnis des gedeckten Bedarfs, zum Die Steuerung des deutschen Wohnungs-
renden Regionen Standorte gegenüber, die anderen auch aufgrund veränderter gesell- bestands, in den rund 70 % des gesamten
gezielt in den Rückbau von Wohnraum und schaftlicher Rahmenbedingungen und deren Wohnungsbauvolumens von Deutschland
die Stabilisierung des Bestands investie- Auswirkungen auf die Neubautätigkeit. investiert werden, stellt gegenwärtig
ren müssen. In dieser Betrachtung sollen Große öffentliche Wohnungsbauwettbe- das größere Aktionsfeld gegenüber der
daher vor dem Hintergrund der gemäßigten werbe, noch vor einem Jahrzehnt klas- Neubautätigkeit im Wohnungsbau dar. Die
gesellschaftlichen Tendenz der Aktionsraum sisches Betätigungsfeld von Architekten, Akteure der Wohnungspolitik im Bestand,
von Architekten in der Wohnbauplanung be- finden heute nur noch in seltenen Fällen aber auch im Neubau, sind dabei neben den
nannt werden und die betrachteten Aspekte und mit geringen Realisierungschancen genannten öffentlichen, genossenschaft-
gleichzeitig aktuelle Schwerpunkte in der statt. Oft winkt nach erfolgreicher Teilnahme lichen und privatwirtschaftlichen Wohnungs-
Berufspraxis nachzeichnen. nicht der Auftrag durch die öffentliche Hand, anbietern eine Vielzahl von Privatpersonen,
sondern eine nächste Akquisephase am frei das heißt Selbstnutzer und private Klein-
Anbieter von Wohnraum finanzierten Markt. Kommunen agieren da- anbieter. Knapp drei Viertel des deutschen
In der Phase der Wohnungsnot nach dem bei vermehrt als Projektinitiator, um Anreiz Wohnungsbestands, nämlich rund 30
Zweiten Weltkrieg entwickelte sich in zur Bildung von privatem Wohneigentum der 40 Mio. Wohnungen29 in Deutschland
Deutschland ein auf unterschiedlichen zu geben. Dagegen übernehmen sie im Be- gehören privaten Wohnungseigentümern,
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Wohnen und ...
die als Selbstnutzer und/oder als Vermieter sonenhaushalte dominieren schon heute dem Um- oder Neubau eines Einfamilien-
auftreten. Gegenüber rund 9 Mio. Woh- alle anderen Haushalte in Deutschland und hauses. Im städtischen Kontext entstehen
nungen, die in der Verwaltung von profes- ihr Anteil nimmt weiter zu. Bestandsob- nun Wohnformen, zum Beispiel die so ge-
sionell-gewerblichen Anbietern stehen30, jekte werden entsprechend regelmäßig in nannten Townhouses, die wieder verstärkt
übernehmen private Kleinanbieter mit rund kleinere Strukturen unterteilt. Gleichzeitig im Aufgabenbereich von Architekten liegen.
14 Mio. verwalteten Wohnungen31 einen konzentrieren sich Neubauaktivitäten im Im Unterschied zum auf dem „Reißbrett“
umfangreichen Anteil an der Zuständigkeit Geschosswohnungsbau vorwiegend auf geplanten Bauland im Umland als Idealpla-
für den deutschen Mietwohnungsbestand, Angebote diesen Haushaltstyps. nung ohne kontextuelle Zwangspunkte, sind
der durch das differenzierte Angebot mit Bauherren in der Stadt mit teilweise schwie-
kleinteiliger Besitzstruktur charakterisiert Private Selbstnutzer rigen Eigentumsverhältnissen und häufig in
wird. Gleichzeitig fehlen diesen privaten Städtisches Wohnen rückt im Zuge einer Orientierung und Kontext anspruchsvollen
Kleinanbietern, durch geminderte wirt- zurückgehenden Nachfrage nach dem und häufig zu großen Parzellen konfrontiert.
schaftliche Potenz und Marktkenntnis, Eigenheim auf der grünen Wiese für Privat- Nicht nur Fertighaushersteller sind dabei
häufig spezifische Kenntnisse, um auf die eigentümer wieder vermehrt ins Bewusst- überfordert, auch Investoren entwickeln die-
Einflüsse gesellschaftlicher Veränderungen sein. Dabei wird nicht das Wohnideal des se ortspezifischen Situationen im seltensten
im Wohnungsbestand reagieren zu können. Einfamilienhauses in Frage gestellt, lediglich Fall; für sie lohnt sich die Auseinanderset-
Festzuhalten ist jedoch: Private Vermieter das Lebensmodell in Form der Kleinfamilie zung mit den diversen Einflussgrößen der
und Selbstnutzer nehmen im Zuge ihrer mit pendelndem Alleinversorger ist heute Stadt erst ab einer bestimmten Grund-
Anteile am deutschen Wohnungsbestand rückläufig und damit deren Wohnvision am stücksgröße und einer Projektdimension
deutlichen Einfluss auf die Qualität und Stadtrand. Der Anteil von Selbstnutzern, mit entsprechend zu erwartender Rendite.
Standards der gebauten Umwelt und des das heißt privaten Wohnungseigentümern Einzelbauherren oder Baugruppen können
Wohnungsmarkts und sollten als potenzielle von Ein- und Zweifamilienhäusern, am hier eher agieren, langfristig zu wichtigen
Auftraggeber nicht vernachlässigt werden. Wohnungsbestand in Deutschland liegt mit Akteuren für Kommunen werden und neben
rund 16 Mio. Wohnungen33 bei 32 % des der Initiierung des Bauprojekts selbst nach-
Wohnungsbestand deutschen Wohnungsbestands. Im Laufe haltigen Einfluss auf den zu entwickelnden
Der Wohnungsbestand in Deutschland der Jahre hat sich dieser Markt fast völlig Standort ausüben.
bemisst sich im Jahr 2007 auf rund 40 Mio. dem Architekten entzogen; Fertighäuser mit
Wohnungen. Durchschnittlich bestehen die vermeintlich individuellem Charakter haben Nach diesem ersten Überblick über das Feld
Wohnungen aus 4,4 Räumen mit 86,3 m² den Neubauvorhaben dieser Gebäudetypen der Akteure und möglichen Auftraggeber
Wohnfläche.32 Diese Bestandsstruktur im städtischen Einzugsgebiet ihr Gesicht von Wohnungsbauten interessieren nun
dokumentiert den jahrzehntelangen Bedarf gegeben. Auch wenn der größere Teil der neue beziehungsweise veränderte Hand-
an Familienwohnungen. Die aktuellen deutschen Bevölkerung zur Miete wohnt, lungsfelder für Architekten, die hier vorwie-
Tendenzen der Haushaltsgrößen führen sind private Selbstnutzer ein interessantes gend auf Neubauvorhaben bezogen sind,
jedoch vermehrt zur Nachfrage von anderen Klientel für Architekten und nicht selten jedoch auch auf die Arbeit im Wohnungs-
Wohnungsgrößen und -zuschnitten. Einper- beginnt die selbstständige Berufspraxis mit bestand übertragen werden können. Der
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Kontext
Blick auf die Neubautätigkeit in Deutschland Eigentümer sind diese Angebote nicht für gestalten aktiv und gemeinschaftlich die
erfolgte bereits im Kapitel „Wohnen und alle Nutzer attraktiv. Gerade diejenigen, die Planung, Ausführung und Nutzung.
Ökonomie“. Die gerade einmal 211.000 neu das Eigenheim als individuelles Wohnziel
gebauten Wohnungen in Deutschland im definieren, werden mit seriell entwickelten Aktuell erfolgreiche Projekte weisen nicht
Jahr 200734 sind dabei vorwiegend im städ- Wohnungsangeboten im städtischen selten Architekten als Projektmitglieder
tischen Kontext zu vermuten. Neben einer Umfeld nicht angesprochen. Dagegen zielt beziehungsweise als Initiatoren aus. Gerade
zurückgehenden Nachfrage für Wohnflächen das Marketing auf kaufstarke Nutzergrup- junge Architekturbüros realisieren über das
im Umland ist die Stadt seit Jahren aus öko- pen, sozusagen Trendmilieus, mit klaren Initiieren von Baugruppenprojekten zuneh-
logischen und ökonomischen Gesichtspunk- Wohnwünschen. Hohe Anschaffungskosten mend ihr erstes Projekt. Notwendig sind Ar-
ten wieder in das Blickfeld der Politik und bei gleichzeitig geringem Eigenanteil und chitekten bei Baugruppenmodellen in jedem
somit der Planer und Architekten gerückt. Steuerungsmöglichkeiten am Produkt oder, Fall. Durch die Anzahl der „Bauherren“ ist
Aktuelle städtische Wohnungsbauprojekte besser gesagt, schlüsselfertige Wohnbau- nicht nur ihre planerische Kompetenz ge-
reichen von der Nachverdichtung und produktion ohne individuell zugeschnittenes fragt, sondern vor allem die Moderation des
Standortentwicklung im Sinne eines neuen Resultat sind die Folge. Planungs- und Bauprozesses in der Gruppe.
Quartiers bis zum einzelnen Versatzstück im Je komplexer ein Vorhaben ist, desto
gewachsenen Kontext. Baugruppen wichtiger wird die Figur des Architekten und
Dem gegenüber stehen Projektmodelle, die umso seltener die Aktivität des Investors.
Bauträger ohne Renditeabsichten initiiert werden. Als
Durch Bauträger finanzierte Projekte spielen dritter Weg zwischen dem Wohneigentum Der Vorteil in der Projektentwicklung und
hier eine nicht geringe Rolle. Dabei handelt und der Mietwohnung wird hier das private -planung liegt in der Selbstverantwortung
es sich vorwiegend um großmaßstäbliche Kapital in ein gemeinwirtschaftliches Projekt des Einzelnen und der gleichzeitigen Si-
Wohnbauprojekte mit einer gesicherten investiert, das auf keine höchstmögliche cherheit durch die Gemeinschaft. Interes-
Nachfrage an prosperierenden Standorten. Rendite abzielt, sondern kostendeckend santerweise bieten diese Baugruppen, egal
Der Planer hat dabei selten mit den spä- Wohnraum bereitstellen soll. Zum einen in welcher rechtlichen Form sie bestehen,
teren Eigentümern oder Mietern Kontakt, kann das in großen Wohnungsgenos- die Chance, mit stadtspezifischen Para-
geplant wird vielmehr ein mit höchsten senschaften passieren, die lebenslanges metern besser umgehen zu können als
Renditeaussichten vermarktbares Produkt. Mietrecht zu einem vereinbarten Mietzins Einzelbauherren. Schon seit den 1980er
Bauträger agieren lokal, reagieren spontan nach dem Erwerb der Genossenschafts- Jahren versprechen individuell initiierte
auf den Markt und bauen ohne wiederkeh- anteile anbieten; zum anderen – ein heute Wohnmodelle echte Alternativen gegen-
rende bauliche Standards. Als marktwirt- an Attraktivität gewinnendes Modell – als über dem Angebot des Marktes. Gerade
schaftliches Unternehmen verpflichten sich private Genossenschaft oder Baugruppe. der städtische Kontext ermöglicht heute
Bauträger lediglich dem Grundsatz: Bau- beziehungsweise erwerbsinteressierte einer privaten Baugruppe zudem eher den
„Minimaler Einsatz bei maximalem Gewinn“. Personen schließen sich zu einer Genossen- Grundstückserwerb als einer Einzelperson,
Im Zusammenhang mit einem sehr vor- schaft oder Baugruppe zum Bau und Betrieb da städtische Parzellen in ihrer Größe häufig
sichtigen Investitionsverhalten zukünftiger eines Wohnbauvorhabens zusammen und der von Mehrfamilienhäusern entsprechen
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Wohnen und ...
und zudem ein spekulativer Druck auf dem im Wohnungsbau. Die Potenz selbst orga- erst durch die Initiative von Architekten
Grundstückspreis liegt. Häufig sind neben nisierter Projektgruppen hört zudem nicht erfolgreich. Die umfangreichen Leistungen
dem Wunsch der individuellen und kosten- bei dem gemeinsam geplanten Gebäude in diesem Zusammenhang wurden jedoch
günstigen Realisierung auch gemeinsame auf, mit gesellschaftlich verantwortungsbe- in der Honorarordnung für Architekten noch
Wohnideale ausschlaggebend für die wusstem Agieren und einem hohen Maß an nicht ausreichend berücksichtigt. Die Ver-
Bildung einer privaten Baugruppe. Baugrup- Eigeninitiative können aus diesen Netzwer- änderung und Aufweitung des klassischen
pen verfolgen im Gegensatz zum Bauträger ken ganze Stadtteile entwickelt werden. Planerberufs muss entsprechend auch in
andere Organisationsziele als die finanzielle Projektdimensionen, die früher nur aus der den gültigen Gesetzen und Verordnungen
Gewinnsteigerung. Sie sind vielfältig und Hand eines Investors vorstellbar waren. fortgeschrieben werden, um aufwandsge-
häufig in Alter, Lebensform und Kapitalaus- rechte Honorare kalkulieren und abrechnen
stattung gemischt zusammengesetzt. Meist Aktuelle Aufgabenfelder zu können.
bilden sie eine Gemeinschaft nicht nur zum Eine Chance für Architekten in der wirt-
Zweck des Planens und Bauens der eigenen schaftlich schwierigen Situation besteht Bereits erläutert wurde der wachsen-
Wohnbedürfnisse, sondern entwickeln in der Beteiligung und Begleitung von de Bedarf an kleinen Wohneinheiten,
langfristige Nachbarschaftsstrukturen, selbstorganisierten Initiativen und Projekt- die entsprechend der Entwicklung der
und häufig entstehen aus ihrem Netzwerk formen im städtischen Wohnungsneubau Haushaltsstruktur in Deutschland geeig-
heraus quartiersprägende soziale Angebote. und der Bestandsumnutzung. Der „Maß- nete und ökologisch sowie ökonomisch
Gerade aufgrund dieses gleichzeitig entste- anzug Wohnung“ kann dabei durchaus in sinnvolle Angebote darstellen. Der Kontext
henden sozialen Netzwerks stellen private der Stadt entstehen, eine Vielzahl reali- Stadt wird nicht nur für Familien neu
Baugruppen für das individuelle Bauen in sierter Baugruppenprojekte beweist die entdeckt. Generationenübergreifend wird
der Stadt eine zunehmende Alternative für hochwertige und intelligente Umnutzung ein Erneuerungsbedarf des städtischen
Bauherren zu anderen Eigentumsmodellen und Neuplanung von städtischen Wohn- Wohnungsangebots entstehen. Ein rasantes
dar. Im Vergleich zum Investor sind sie sogar gebäuden. Im Vergleich zu Bauträgerpro- Wachstum des Wohnungsmarkts wird es
die bessere Wahl für Kommunen: einerseits jekten sind mit der Projektbegleitung durch trotz alledem in Deutschland auf absehbare
weil sie lokal agieren und in der Regel ein Architekten architektonisch anspruchsvolle Zeit kaum geben. Zeiten mit vorsichtigem
stabiles Netzwerk aus den Eigentümern und wertbeständige Gebäude gesichert, Investitionsverhalten führen jedoch immer
heraus für ein Quartier darstellen; des wie sie von anonymer Investorenarchitektur zu einer Zunahme der Projektqualität, sei es
Weiteren weil sie aus der Mischung ihrer in- selten erreicht werden. Als Treuhänder des im Nachdenken über die Verwendung ener-
dividuellen Wohnkonzepte Zweitnutzer und Bauherrn wird der Architekt in jeder Phase getisch sinnvoller Baustoffe oder über eine
Veränderbarkeit von Grundrissen tendenziell der Planung und Realisierung des Gebäu- breite Diskussion zukünftiger Wohnmodelle.
mehr berücksichtigen als das marktorien- des die Interessen des Bauherrn vertreten.
tierte Investorenmodell. Letztendlich führt Gerade die schwierigen Anfangspfade von
dies zu einer höheren Projektqualität. Die Baugruppenprojekten, die bei der Grund-
Abhängigkeit der Wohnqualität von der stückssuche beginnen und bis zur Grün-
Nachbarschaft ist eine wesentliche These dung der Projektgruppe reichen, sind häufig
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Kontext
Mit der Annäherung an den Wohnort, das unmittelbar im Moment der Besichtigung Die Komplexität und der Umfang der Ma-
heißt den konkreten Standort des Wohn- des räumlichen Angebots beziehungsweise terie erlauben dabei lediglich das Anreißen
bauprojekts, schließt die Serie der überge- der Benennung der eigenen Wohnwünsche, des vielschichtigen Themenspektrums und
ordneten Themenfelder zum Wohnungsbau indirekt jedoch gleichzeitig im Wissen um gleichzeitig eine Gewichtung für deren Be-
mit einem konkreten, entwurfspraktischen die Qualitäten einer Nachbarschaft, eines deutung im Entwurf. Die hier aufgeführten
Aspekt, der gleichzeitig Übergang zum Ka- Quartiers, letztendlich auch einer Stadt Entwurfsparameter stehen zwar letztlich in
pitel „Grundriss“ ist sowie den inhaltlichen selbst. Das Betätigungsfeld im Wohnungs- einer Entscheidungskette, sie referenzieren
Zusammenhang zum Buchteil „Projekte“ bauentwurf beginnt damit in der Ausei- sich jedoch gegenseitig und stehen im
aufzeigt. Im Unterschied zu den Aspekten nandersetzung mit städtischen Strukturen gesamten Entwurfprozess in einer stän-
der Gesellschaft, der Ökonomie, Ökologie und Räumen und endet in der Optimierung digen Rückkopplung und Anpassung an die
und der Projektinitiatoren wird hier konkret und Planung einzelner Möbel und Ausstat- aktuelle Konzeptsituation.
auf Ansätze und Schwerpunkte im Woh- tungsdetails. Das sichere Agieren in den
nungsbauentwurf hingewiesen. Damit ist verschiedenen Maßstäben, das Wissen Stadt
jedoch keine Entwurfsmethode gemeint, um ihre Abhängigkeiten und das Abwägen Seit mehreren Jahren ist der Ruf von der
es werden lediglich Schlüsselthemen in der Einflussgrößen von Funktionalität und Renaissance der Städte sowie der Wie-
der Bearbeitung von Wohnbauprojekten Gestaltungsabsicht sind, wie generell in der derentdeckung von Urbanität zum Träger
angerissen und für den eigenen Entwurf- Architektur, auch im Wohnungsbauentwurf eines gesamtgesellschaftlichen Wandels im
sprozess gewichtet. Die Linearität und ständiger Gegenstand der eigenen Arbeit. Wohnverständnis geworden. Stadt bietet
maßstäbliche Gliederung der Textform Das Kapitel „Grundriss“ zeigt die entwurfs- nicht nur allen Lebensmodellen und Alters-
darf dabei nicht mit dem eigentlichen entscheidenden Phänomene des Wohn- gruppen einer Gesellschaft langfristigen
Entwurfsvorgang verwechselt werden, der grundrisses auf, der Projektzusammenhang Lebensraum, sondern bildet gerade durch
von einer ständigen Parallelität der Ent- des Wohngrundrisses zum Kontext, das die soziale Durchmischung eine Basis für
scheidungen und Einflüsse geprägt ist. Die heißt zum Gebäude, zum Quartier und zur eine moderne Gesellschaft. Urbanität, das
bisher erläuterten Rahmenbedingungen und Stadt wird jedoch bewusst ausgeblendet. heißt eine zusammenhängende, historisch
Entwicklungstendenzen von Wohnen sind Hier nähern wir uns dagegen dem Wohnen gewachsene Bebauungsstruktur, nutzbare
gleichzeitig wirksam und immer Bestandteil und damit dem Wohnungsbauentwurf über und klar definierte öffentliche Räume,
des Entwurfsprozesses. die Entwurfsmaßstäbe, sozusagen von der Nutzungsmischung und soziale Durchmi-
Stadt zum Haus, und gleichzeitig in der stän- schung, ist der Rahmen unserer Arbeit
Die Qualität und Vermarktbarkeit einer digen Auseinandersetzung mit der Abgren- und Basis für den Entwurf städtischer und
Wohnung sowie ihr Wohnwert hängen nicht zung von Öffentlichkeit und Privatheit. Das zukunftsfähiger Wohnmodelle.
nur von deren Qualität, ihrem Standard Themenfeld ist zugleich diffus wie konkret,
oder ihrer Größe ab, sie wird vielmehr aus soziologisch wie entwurfsorientiert. Die Der städtische Maßstab ist häufig die erste
diversen Einflüssen ihres Kontextes, das Vielzahl der Einflussgrößen wird dazu den Annäherung an ein Entwurfsprojekt. Hier
heißt ihrer Verortung, geprägt. So fällt die Maßstäben Stadt, Quartier und Gebäude werden bauliche, räumliche, kulturelle und
Entscheidung für eine Wohnung häufig zugeordnet. topografische Eigenheiten aufgespürt und
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Wohnen und ...
als imaginäre Eckpunkte des Entwurfs Netzwerk schließt öffentliche Flächen und kaum von den Festlegungen im städtischen
fixiert. Die Arbeit mit unterschiedlichen Räume für die Naherholung ein. Das Quar- Kontext zu trennen. Eine morphologische,
Medien zeichnet die Fülle der Eindrücke und tier hat oft einen höheren Stellenwert in der strukturelle Annäherung über die Analyse
Einflüsse nach und ermöglicht gleichzeitig Identifikation des Bewohners als die Stadt der vorhandenen städtebaulichen Typen
die Reflexion des Gesehenen und Gehörten. selbst. Zwar bietet die Stadt ein überge- und deren Dimensionen bildet einen ersten
Entdeckte Standortqualitäten und Eigen- ordnetes Angebot, das Quartier ist jedoch und wichtigen Schritt. Materialisierung und
heiten des Orts, der genius loci, sind dabei in der Annäherung an den privaten Raum Selbstverständnis zum öffentlichen Raum
immer abhängig vom persönlichen Hinter- der Wohnung eine wichtige öffentliche sowie ihr Nutzerspektrum sind elementarer
grund des Betrachters. Gleichzeitig gene- Bezugsgröße, die persönliche Kontakte im Bestandteil dieser Auseinandersetzung.
rieren die funktionalen Anforderungen der Sinne eines sozialen Netzwerks ermöglicht. Gleichzeitig wird die bauliche Dichte im
Aufgabe, egal ob vorgegeben oder selbst Die Entscheidung für einen bestimmten Zusammenhang mit einem grob erfassten
entwickelt, ein umzusetzendes Programm, Stadtteil, ein bestimmtes Quartier wird sehr Flächenanspruch eruiert. Grundlegende
das zwischen baurechtlichen Anforderun- bewusst durch den Bewohner getroffen. Ein Dispositionen ermöglichen den Abgleich
gen und gestalterischen Möglichkeiten lebenswertes Quartier mit einem funktio- möglicher Orientierungen mit dem Nut-
den Entwurf auslotet. Die Komplexität des nierenden sozialen und infrastrukturellen zungsanspruch an die Gebäudestruktur.
Entwurfsprozesses zu Beginn der Pla- Netzwerk kann für den Bewohner durchaus Nicht zu vernachlässigen in dieser Phase
nung wird häufig durch einzelne Einflüsse fehlende Qualitäten der Wohnung, zum ist der Umgang mit dem ruhenden Verkehr,
besonders geprägt, die sowohl aus dem Beispiel fehlende private Außenräume, der gerade für die Marktfähigkeit von
lokalen städtischen Kontext als auch aus der ausgleichen. Innerhalb des Quartiers kann städtischen Wohngebäuden von besonderer
Planungsaufgabe selbst entstehen können das umfangreiche Angebot an Wohnungs- Bedeutung ist.
und zum Entwurfsgenerator werden. größen und -typen geboten werden, um
Im Verlauf der Arbeit verdichtet sich die einem Großteil der aktuellen Lebensmodelle Städtebauliche Typen
Fülle der Rahmenbedingungen, konkrete gerecht zu werden und langfristig als Wohn- Je nach der Projektdimension kann die
Entscheidungen können auf der Basis der standort eines Bewohners zu funktionieren. Vernetzung einer Wohneinheit oder einer
bereits getroffenen Festlegungen erfolgen Sich verändernde Wohnanforderungen Vielzahl von Wohnungen Gegenstand der
oder hinterfragen diese und fokussieren den können damit innerhalb der Nachbarschaft Entwurfsarbeit werden. Die möglichen städ-
Entwurf aufs Neue. und nicht zwingend in veränderbaren Grund- tischen Bausteine reichen vom Reihenhaus
rissen aufgefangen werden. Eine gute Lage bis zur verdichteten Teppichsiedlung in der
Quartier innerhalb einer Stadt zeichnet sich jedoch horizontalen Verdichtung und vom kom-
Der Übergang der Einflüsse des städtischen nicht nur über die Qualitäten vor Ort aus, pakten Mehrparteienhaus bis zum hochver-
Kontextes und der des Quartiers ist flie- auch die Anbindung an lokale, regionale und dichteten Wohnturm als vertikale Verdich-
ßend. Das Quartier definiert sich über eine überregionale Verkehrsadern werden häufig tungsformen. Zwar ist aus ökonomischer
fußläufige Erreichbarkeit, innerhalb der ein zu wichtigen Entscheidungsgründen für ei- und oft gestalterischer Sicht die horizontale
täglich notwendiger Bedarf des Bewoh- nen Wohnort. Die Entwurfsentscheidungen Verdichtungsform mit ihrer geringen Höhe
ners gedeckt wird. Dieses infrastrukturelle innerhalb des Bezugsrahmens Quartier sind seltener geeignet, um im städtischen
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Kontext
Umfeld eine gleichermaßen wirtschaftliche sinnvolle, kontextgerechte Entwurfsreak- Ressourcen zeugen. Dichte allein ist jedoch
und stadträumliche Qualität zu entwickeln; tionen darstellen. Dabei wird die private kein Qualitätskriterium. Wohngebäude mit
der hohe Grad an Privatsphäre, den die Wohnnutzung erst in den Obergeschos- einer hohen baulichen Dichte sind nur bei
eigene Grundstücksfläche, eine direkte sen der Funktionshybride angeboten. Das sorgfältigster Planung und in einem stabilen
Erschließung und lediglich seitlich angren- Erschließungssystem ist der neuralgische Quartier langfristig vermietbar. Intelligente
zende Nachbarbebauungen bieten, ist Punkt von hybriden Nutzungskonzepten. Nutzungsvorschläge und Dimensionie-
allerdings für einen Großteil der Bewohner Eine getrennte Erschließungsstruktur rung der öffentlichen und halböffentlichen
ein wichtiges Kriterium in der Entscheidung verstärkt die Entkopplung der Nutzungen, Zwischenräume ermöglichen bei Konzepten
für eine Wohnung. Nicht zuletzt bieten diese ein gemeinsames System dagegen ge- mit maximaler Ausnutzung des Grundstücks
Wohnformen direkten städtischen Ersatz für stattet Austausch- und Kontaktaufnahme. trotz alledem eine vollständige Privatsphäre
das Einfamilienhaus vor der Stadt. Gleichzeitig wird die Schwellensituation zur der einzelnen Wohneinheiten.
Wohnung selbst verlagert.
Die eigene Entwurfsentscheidung wird Ruhender Verkehr
jedoch nicht nur durch die Art und Dimensi- Dichte Eine Anforderung an das städtische Wohnen
on der Nachbarbebauung geprägt, auch die Mit der morphologischen Entscheidung für auf der Ebene des Quartiers beziehungs-
stadträumliche Situation hat weitreichenden eine bestimmte Gebäudekubatur bezie- weise des Gebäudes selbst ist die Lösung
Einfluss auf sie. So wird der Wohnbauent- hungsweise eine städtebauliche Typologie der Stellplatznachfrage. Im Durchschnitt
wurf an einem mehrspurigen Boulevard in geht der adäquate Umgang mit baulicher werden bei Neubauprojekten in Deutsch-
der Innenstadt auf anderen Schwerpunkten Dichte einher. Die als Geschossflächenzahl land mindestens 1,5 Stellplätze je Wohnein-
basieren als der an einer Wohnstraße im (GFZ) bezeichnete bauliche Dichte ergibt heit gefordert. Die Zahl von 46 Mio. PKW35
Stadterweiterungsgebiet. Die Position zum sich aus dem Verhältnis der Geschossflä- in Deutschland mit circa 39 Mio. Haushal-
öffentlichen Raum führt entsprechend zu chen aller Vollgeschosse zur Grundstücksflä- ten36 macht den Bedarf hierzulande deutlich.
Überlegungen, die den Schwellenbereich che des Gebäudes und wird gerade im Woh- Die Berücksichtigung von Stellplätzen im
betreffen. Die Beantwortung der Fragen: nungsbau als das maßgebliche Kriterium Entwurf kann schnell entwurfsprägend
„Wo hört die Öffentlichkeit auf Wo beginnt für nachhaltige, ökonomische Planungen, werden, konstruktiv wie auch gestalterisch,
die Hausgemeinschaft beziehungsweise die aber auch für eine ortsadäquate städtebau- und andere Entwurfsanforderungen in den
Privatheit der Wohnung “ führt zu wichtigen liche Reaktion zugrunde gelegt. Neben den Hintergrund drängen. Egal ob ein radikal-
Entwurfsansätzen. Ein bewusster Abstand Kriterien der Deutschen Gesellschaft für konzeptioneller Umgang mit dem Bedarf
zum öffentlichen Raum kann zum Beispiel Nachhaltiges Bauen, die mittlerweile ent- an Stellplätzen vorgeschlagen wird oder
durch eine halböffentliche Vorzone oder ein sprechend gelungene Gebäude zertifiziert, ein klassisch integrativer, die Stellplatzfrage
„Anheben“ des Gebäudes erzeugt werden. hat längst auch auf stadtplanerischer Ebene ist regelmäßig ein entscheidender Diskus-
Oft wird eine Wohnnutzung im Erd- oder die Erkenntnis eingesetzt, dass Versiege- sionspunkt in Wettbewerbsverfahren wie
Hochparterregeschoss damit überhaupt lung und Flächenfraß in den Städten und auch bei beauftragten Planungen. Für die
erst möglich. Alternativ können Gebäude im Stadtumland nicht unbedingt von einem Vermarktung von Wohnbauprojekten sind
mit Nutzungsunterlagerung im Erdgeschoss überlegten Umgang mit den vorhandenen vorhandene Stellplätze eindeutig verkaufs-
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Wohnen und ...
fördernd. Eine Unterbringung der Stellplätze der einzelnen Bauteile abzielt, sondern auch substanz arbeiten, oftmals eine bessere
im Gebäude selbst lohnt sich jedoch erst ab auf modische Errungenschaften und eine Vernetzung im Kontext gelingt.
einer Mindestzahl an Wohnungen, auf die sich abzeichnende Individualisierungsten-
die Kosten für die Erstellung des Parkge- denz verzichtet. Gebäudetypen
schosses anteilig verteilt werden können. Je nach Größe des Projekts und der Kon-
Aktueller Wohnbedarf textbebauung sind die Stadtbausteine des
Haus Eine Vielzahl unterschiedlicher Lebensmo- Punkthauses, der Zeile und des Blocks das
Der nächste Entwurfsschritt behandelt die delle wird aktuell in einem differenzierten klassische städtebauliche Repertoire für
unmittelbaren Entscheidungen bezüglich Immobilienmarkt repräsentiert. Neben eine Wohnnutzung. Die Entwurfsoptionen
des Wohngebäudes selbst. Mit der Ge- Wohnmodellen, die bestimmte Alters- liegen damit zwischen der Entscheidung
bäudedimensionierung und -strukturierung gruppen ansprechen sollen, ist ein Bedarf für gereihte beziehungsweise freistehende
werden erste wesentliche Festlegungen ge- nach zeitlich begrenzten Wohnformen zu Häuser. Die bereits erwähnten Verdich-
troffen, die in Abwägung zur Bewohnerzahl erkennen, ebenso wie eine Spezifizierung tungsformen im Wohnungsbau verpflichten
und -charakterisierung einen Gebäudetyp am Markt durch Angebote für bestimmte sich zum einen dem individuellen Woh-
generieren lassen. Neben der Festlegung Milieus entsteht. Ein gesellschaftlicher nen und zum anderen dem kollektiven,
der Bandbreite von Wohnungstypen sollten Trend findet sich eindeutig in der Zunahme gemeinschaftlichen Wohnen und erfüllen
hier der externen Erschließungsform und der Einpersonenhaushalte wieder und damit entsprechende Nutzer- und Programmzwän-
dem Umgang mit dem Erdgeschoss sowie in der Nachfrage nach kleinen Wohnungen. ge. Beide Entwurfsoptionen können über
dem Eingangsbereich besondere Aufmerk- Auch der Bedarf an barrierefreien Wohn- ihre Dimension und Typologie für einen oder
samkeit gegeben werden. Gerade diese angeboten für die Generation 50+, die mehrere Bewohner entworfen werden.
konkreten Entwurfsentscheidungen sind in langfristig nutzbare Wohnformen sucht, wird Dort, wo im Einparteienhaus die private
einer Entscheidungsfolge mit sämtlichen weiter wachsen. Daneben wird es weiterhin Wohneinheit direkt am öffentlichen Raum
übergeordneten Entwurfsfestlegungen zu eine Vielzahl unterschiedlicher Wohnmo- beginnt, ist im Mehrparteienhaus eine Zwi-
sehen. Auch Überlegungen zur Dauerhaf- delle geben, die nicht zwingend auf einem schenzone notwendig, die der Hausgemein-
tigkeit des umzusetzenden Programms passgenauen Angebot basieren, sondern schaft zur halböffentlichen Erschließung
sollten in den Entwurfsprozess einfließen. entweder individuell, in Eigenregie verwirk- der einzelnen Wohneinheiten dient. Auch
So müsste, im Sinne der Nachhaltigkeit, licht wurden oder ein vorhandenes Angebot die nicht bebaute Grundstücksfläche wird
eine flexibel geplante Struktur während der flexibel nutzen. Der zusätzlich notwendige hier in aller Regel der Hausgemeinschaft
gesamten Lebensdauer eines Gebäudes Bedarf an spezifischem Wohnraum wird gewidmet, dagegen wird diese bei einem
dessen Nutzbarkeit garantieren. Ebenso nicht nur über Neubauvorhaben, sondern zu Nutzer in der Regel zum privaten Außen-
sollten eine intelligente Gebäudestruktur einem großen Anteil auch mit der Sanierung raum erklärt.
und die Materialisierung der Gebäudehülle und Neuordnung des Bestands gedeckt
sowie des Innenausbaus auf einer werthal- werden. Die Erfahrung zeigt zudem, dass Im Folgenden wird vor allem die vertikale
tigen, städtischen Entscheidung beruhen, Konzepten, die neben dem Neubau auch Verdichtungsform von Wohngebäuden
die nicht nur auf eine lange Lebensdauer mit der Sanierung von vorhandener Bau- betrachtet, das heißt Gebäude mit externer
27
Kontext
Erschließung und mehreren Wohnparteien. Bereiche eines Wohngebäudes sollten mit für die Müllentsorgung anzubieten, sondern
Hier fallen in der Zwischenstufe zwischen besonderer Sorgfalt geplant werden. Sie um Fahrräder und Kinderwagen unkompli-
privatem Wohnraum und öffentlichem stellen nicht nur den funktionalen Erschlie- ziert im eingangsnahen Bereich parken zu
Stadtraum einzelne Entwurfsentschei- ßungsbereich der Hausbewohner, sondern können.
dungen, die besondere Aufmerksamkeit gleichzeitig den Kommunikations- und
verlangen. Das Einparteienhaus dagegen Interaktionsraum der Hausgemeinschaft Eingang und Erdgeschoss
wird gleichermaßen wie die Wohnungen dar. Je nach Maßgabe des Auftraggebers Der Eingangsbereich sowie das Erdge-
der Mehrparteienhäuser in ihren Entwurfs- oder Investors kann diese Fläche mehr oder schoss eines Wohnhauses übernehmen
einflüssen im nächsten Kapitel detailliert weniger kommunikativ geplant werden im Übergang zwischen öffentlichem Raum
erläutert. Für beide Verdichtungsformen gül- und ein entsprechendes Nutzungskonzept und halböffentlichem sowie privatem Raum
tig ist der Hinweis auf die Abhängigkeit der stärken. Auch die Schwelle zwischen dem eine besondere Rolle. Zum einen soll eine
Tiefe der Bebauung von deren Orientierung. externen Erschließungsbereich und der eindeutige Adresse und Identifikation für
Bauen in der Stadt kann nicht, wie in der Wohnung selbst sollte in der Planung um- den Hausbewohner gestaltet werden,
Siedlungsplanung üblich, Bebauungsmuster fassend bedacht werden. So kann die Vor- gleichzeitig muss die Grenze im Übergang
mit optimaler Orientierung generieren. Hier zone einer Wohnung Aufenthaltsqualitäten zur Privatheit des Wohngebäudes deutlich
muss eine optimal nutzbare Ausrichtung des bieten, wenn die natürliche Belichtung und kommuniziert werden. Der Eingangsbereich
Gebäudes ausgearbeitet werden. Sonderbe- eine entsprechende Raumgröße bewusst sollte der Anzahl der Bewohner und damit
lichtungsformen können zusätzlich für einen eingeplant werden. Die Erschließungsform der Gebäudenutzung in seiner Repräsentanz
ausreichenden Tageslichteinfall sorgen. ist unmittelbar an die Bewohnerstruktur und Größe entsprechen. Gleichzeitig be-
Grundsätzlich richtet sich die Tiefe von der daraus resultierenden Wohnungstypen spielt der Eingangsbereich im Zusammen-
Wohngebäuden nach deren Orientierung, gekoppelt. Auch die Gebäudeorientierung hang mit dem Erdgeschoss den öffentlichen
das heißt Belichtungsmöglichkeit. Die Tiefe kann die Erschließungsform bedingen, Raum vor dem Gebäude. Die Fassade des
einer nord-süd-orientierten Bebauung wird so kann die Laubengangerschließung bei Gebäudes muss sich also in ihrer Orientie-
aufgrund der lediglich einseitig zu planenden einer Nord-Süd-Ausrichtung des Gebäudes rung zum öffentlichen Raum als Teil eines
Hauptfunktionen des Wohnens geringer aus- gegenüber der Spännererschließung Vorteile großen Ganzen begreifen und funktionale
fallen als bei einer Ost-West-Orientierung, in der Anordnung und Ausrichtung der Notwendigkeiten aus der Gebäudestruktur
bei der in beiden Richtungen Wohn- und einzelnen Wohneinheiten bieten. Unmittel- heraus mit einem repräsentativen Auftritt
Individualbereiche angelegt werden können. bar mit der Konzeption der Erschließung zur Stadt abwägen. Besonders proble-
ist das Nachdenken über die notwendigen matisch sind in diesem Zusammenhang
Erschließung Nebenflächen des Wohnhauses verknüpft. geschlossene Erdgeschossfassaden oder
Externe Erschließungsformen sind neben Jeder Wohneinheit muss entsprechend Garageneinfahrten. Ein Neubau soll viel-
der Spännererschließung der Laubengang ihres Nutzungstyps ausreichend Lagerraum mehr als Baustein im städtischen Gefüge
als Außengang entlang der Fassade bezie- zur Verfügung stehen. Abstellflächen sollten den öffentlichen Zwischenraum bespielen
hungsweise der Innengang im Inneren der allerdings auch der Hausgemeinschaft und einen nutzbaren Raum mit städtischer
Gebäudestruktur. Diese halböffentlichen gewidmet werden, nicht nur um Stellfläche Aufenthaltsqualität definieren.
28
Grundriss
Einleitung
Im Rahmen der mittlerweile fünfzehnjähri- Die Wahrnehmung und Rezension von genwärtigung wesentlicher Entwurfspara-
gen Lehrtätigkeit an der Professur für Ent- Architektur und Wohnbauarchitektur findet meter anhand von ausgesuchten Beispielen.
werfen und Wohnungsbau an der Bauhaus in der Fachöffentlichkeit jedoch leider allzu Dabei können die ausgewählten Beispiele
Universität in Weimar haben wir uns mit oft über die Gebäudehülle statt. Die Frage letztendlich aus der Thematik jedes ein-
zahlreichen nationalen und internationalen nach der Qualität des Wohnraums steht zelnen Kapitels betrachtet und analysiert
Standorten von Stralsund bis Kuba ausein- hingegen selten im Mittelpunkt. Diese werden, da sämtliche Einflussgrößen im
andergesetzt und mit den Studierenden handwerkliche Grundvoraussetzung in der Entwurfsprozess bewusst oder unbewusst
versucht standortspezifische und nach- Wohnungsbauarchitektur erscheint uns in das Ergebnis einfließen.
haltige Wohnkonzepte zu entwickeln. Die jedoch als vorrangiges Lehr- und Lernziel.
gesellschaftlichen, klimatischen, städtebau- Interessanterweise scheint die Wahrneh- Der Wohngrundriss ist ein komplexes
lichen und politischen Rahmenbedingungen mung und das Interesse der Nutzer und Gefüge, bei dem Ursache und Wirkung
waren dabei jeweils völlig unterschiedlich damit unserer eigentlichen Klientel ebenfalls der einzelnen Entwurfsentscheidungen,
und erforderten eine standortspezifische viel stärker von der Wohninnenwelt heraus ähnlich einem oszillierenden Gefäß, in
und sensible Interpretation. Dabei lieferte motiviert zu sein, sonst wäre der Erfolg der Konfiguration des Grundrisses sofort
nicht nur die richtige Methodik den Weg der zahlreichen Einrichtungsmagazine nur spürbar werden. Die Auftrennung des
zum Ziel sondern vor allen Dingen das schwer zu erklären. komplexen Entwurfsvorgangs in wesent-
richtige „Gespür“ für den Ort war gefordert. liche Themenfelder soll eine Positionierung
Dieses „Spüren“ des Ortes, das Wahrneh- Sicherlich ist jede Wohnung auch von innerhalb des Entwurfsprozess ermöglichen
men einer charakteristischen Atmosphäre in den standortspezifischen Einflussgrößen und zu einer Gewichtung der Relevanz für
ihrem urbanen Kontext ist uns ein zentrales geprägt. Das „filetartige“ herauslösen die beabsichtigte Gesamtkonzeption des
Anliegen und wird über verschiedenste der Wohnungen aus ihrem Kontext bietet Entwurfs befähigen. Diese Methode der
Lehrformate, insbesondere den Exkursionen jedoch gute Ansatzmöglichkeiten, um Dekonstruktion und Abstraktion liefert uns
und Workshops vor Ort, intensiv vermittelt. möglichst objektive Lehraussagen treffen einen wesentlichen didaktischen Ansatz in
zu können. Dieses bewusste „Herauslö- der Ausbildung.
Da dieser Ansatz im Format des Lehrbuchs sen“ der Wohnungen liefert die Leitidee
nicht kommunizierbar ist, wurde ein aus für dieses Lehrbuch. Unabhängig von ihrer Die unmittelbaren Auswirkungen der
unserer Sicht vernachlässigter Bereich ge- städtebaulichen Typologie werden 101 einzelnen Entwurfsentscheidungen auf den
wählt, der von den spezifischen Standortpa- Wohngrundrisse dargestellt und an ihrem gesamten Grundriss wird in diesem Buch
rametern unabhängig ist. Bestandteil jedes Beispiel wesentliche Einflussgrößen des Rechnung getragen, indem, unabhängig
Semesterentwurfs ist eine dem Entwurf Entwurfsprozesses erörtert. Die Betonung vom betrachten Aspekt, der Wohnungs-
vorgeschaltete Übung, bei der ausschließ- liegt dabei auf dem Entwurf, der praktischen grundriss jeweils vollständig abgebildet
lich die Wohnung, als der eigentliche, dem Tätigkeit im studentischen Atelier oder wird. Sämtliche Grundrisse wurden über
Wohnzweck gewidmete Raum, im Mittel- professionellen Büro. Es geht nicht um die einen allgemein verständlichen und stan-
punkt steht. Verwissenschaftlichung der wohnungsbau- dardisierten Zeichenstil neu aufgearbeitet
relevanten Themen, sondern um die Verge- und sind einheitlich im Maßstab 1:200
31
Grundriss
abgebildet. Konstruktive Besonderheiten eine zunächst unabhängige Beurteilung der Projektbeteiligten und führen zu diffusen
wurden zugunsten der Vergleichbarkeit der Einzelaspekte und liefert damit ein reich- Bildern und Missverständnissen. Das
Projekte abstrahiert. Darüber hinaus wurden haltiges Innovationspotential, das bei einer konkrete, belegbare Beispiel kann hier die
sämtliche Grundrisse mit standardisierten ganzheitlichen Betrachtung durch die einge- nötige Transparenz im Kommunikationspro-
Möbeln in Abhängigkeit zur Wohnungsgröße übten Lösungsansätze aus dem Blickfeld zu zess erzeugen.
ausgestattet. Dies ermöglicht eine einfache, geraten droht.
visuelle Nutzungszuordnung und offenbart Drei Ebenen im Umgang mit diesen
gleichzeitig die Leistungsfähigkeit des Die gewählte Reihenfolge der Themenfelder Referenzarchitekturen bilden dabei die
Grundrisses. ist letztendlich irrelevant. Sie repräsentieren Gesprächsbasis und sind elementarer Be-
Knotenpunkte im Entwurfsprozess, die sich standteil der Lehrtätigkeit. Die wichtigste ist
Der gewünschte Effekt dieses metho- zu unterschiedlich stabilen Netzen fügen sicherlich das gemeinsame Erleben der Bau-
dischen Ansatzes ist die unvoreinge- und meist in einem, durch den Faktor Zeit werke direkt vor Ort. Ein weiteres Medium
nommene Auseinandersetzung mit den begrenzten, Ergebnis gerinnen. ist das Festhalten der Eindrücke mittels der
Wohnbedürfnissen und Wohnwünschen, Fotografie oder Skizze und schließlich die
unabhängig von einem konkreten Stand- Die Auswahl der Projekte erfolgte unter Abstraktionsform der Zeichnung, die neben
ort oder einer städtebaulichen Typologie. zwei Gesichtspunkten. Zum einen sollten dem Modell das elementare Kommunikati-
Dadurch soll die Transformation der Wohn- ausschließlich realisierte Projekte betrachtet onsmedium der Architektur darstellt.
qualitäten in unterschiedlichste Gebäudezu- werden, die sich im Prozess der Realisie-
sammenhänge ermöglicht werden. So kann rung gegenüber einer Vielzahl von zusätz- Entsprechend wurden für das Buch die
zum Beispiel ein Einfamilienhauskonzept lichen Einflussgrößen, beispielsweise aus Projekte sorgfältig neu umgezeichnet. Diese
unmittelbar in ein komplexes städtisches der Konstruktion, Gebäudetechnik, Baukli- Zeichnungen bilden den eigentlichen Inhalt
Wohngebäude transformiert werden. Dabei matik oder Ökonomie behaupten mussten des Buches und werden durch ihre the-
ist es uns wichtig, dass es hier nicht um ei- und damit ihre praktische Anwendbarkeit matische Zuordnung und die begleitenden
nen abstrakten konzeptionellen Ansatz geht, neben den zahlreichen publizierten Kon- Texte lediglich kommentiert. Damit bietet
sondern um das Aufzeigen konkreter Hand- zepten und Wettbewerbsentwürfen unter das Buch eine zweite Leseebene in Form
lungsoptionen zur praktischen Umsetzung. Beweis gestellt haben. Zum anderen sollten eines Grundrisskatalogs, der verschiedene
Die Trennung der städtebaulichen Typologie sie als Referenzbeispiel geeignet sein, um Entwurfsabsichten unabhängig vom jeweils
von den implizierten Wohngrundrissen das jeweilige Thema möglichst anschaulich zugeordneten Thema referenzieren lässt.
liefert einen reichen Fundus, um auf die im darzustellen.
ständigen Wandel befindlichen Rahmen-
bedingungen zu reagieren und attraktive Die Fachterminologie ist in der Architektur
Wohnungsangebote zu entwickeln. und speziell in der Wohnarchitektur häufig
unpräzise und gekoppelt an die unterschied-
Diese Dekonstruktion des komplexen Ent- lichen Wohnkonventionen (beispielsweise
wurfsprozesses ermöglicht darüber hinaus unserer ausländischen Studierenden) der
32
Grundrisstypen
33
Zellengrundriss 36
[001] Morger Degelo
Klybeckstraße, Basel (CH)
[002] pfeifer roser kuhn architekten
Runzmattenweg, Freiburg (DE)
[003] Diener Diener
Riehenring, Basel (CH)
Offenes Wohnen 40
[004] Gigon/Guyer Architekten
Im Broelberg, Kilchberg (CH)
[005] Hans Kollhoff, Christian Rapp
Levantkade, Amsterdam (NL)
[006] Shigeru Ban
Lake Yamanaka, Yamanashi (JP)
[007] Buchner Bründler Architekten
Colmarerstraße, Basel (CH)
34
Grundrisstypen
Einleitung
35
Grundriss
Zellengrundriss
Der Begriff „Zellengrundriss“ beziehungs- der Wohn- und Essbereich und ein zweiter
weise veraltet „Kammergrundriss“ bezeich- Verteilerraum erschlossen. Aus diesem sind
net Grundrissbeispiele, bei denen jeder die beiden Individualräume mit vorgela-
Wohnfunktion ein separater Raum zugeord- gertem privaten Außenraum sowie der
net wird. Diese Funktionstrennung steht in Sanitärbereich zugänglich. Mit dem Prinzip,
der Tradition des vormodernen Wohnungs- Wohnfunktionen um einen zentralen Vertei-
baus. Der heutige Rückgriff im Entwurf von lerraum zu organisieren, wird ein effizienter
Wohnungsbauten auf speziell gewidmete und flächensparender Erschließungsbereich
Räume, die Inszenierung von deren Abfolge ermöglicht.
in Wohnungen mit hierachisiertem Rauman-
gebot greift den Trend der individuellen, spe- In der Geschosswohnung in Freiburg von
zifischen Nachfrage auf. Gleichzeitig gerät pfeifer roser kuhn architekten [002] bilden
dieser Grundrisstyp teilweise in Konflikt mit der Erschließungs- und Sanitärbereich einen
den veränderten gesellschaftlichen Werten, mittigen Kern, der die kommunikativen Räu-
die sich nicht nur an einem geänderten me von den individuellen Räumen trennt.
Rollenbild der Frau festmachen. Auch das Nach dem zentralen Zugang fungiert ein
gemeinsame Wohnen hat sich in einem Erschließungsraum als Verteiler zwischen
Maße geändert, dass zum Beispiel Kochen Wohn-, Koch- und individuellem Bereich.
nicht weiter hinter verschlossene Türen ver- Über einen zweiten Erschließungsflur wer-
bannt, sondern als wichtige kommunikative den die beiden Individualräume, der Sanitär-
Funktion in den Mittelpunkt des eigenen bereich sowie ein Abstellraum erschlossen.
Wohnverständnisses gestellt wird. Für die
Erschließung der einzelnen Räume wird bei Eine weitere Variante zeigt die beginnende
diesem Grundrisstyp Erschließungsfläche in Öffnung und Kombination der kommunika-
Form eines Flurs oder einer Diele notwen- tiven Funktionen Wohnen und Essen. Diener
dig. Der zusätzliche Flächenbedarf für diese Diener ordneten am Riehenring in Basel
Verkehrsflächen bedeutet allerdings nicht [003] im Eingangsgeschoss neben dem
immer einen größeren Flächenverbrauch ge- Kochbereich zwei weitere kommunikative
genüber der integrierten Erschließung des Räume vis- -vis an, die durch großzügige
offenen Wohnes. Öffnungen in den zentralen, zweigeschos-
sigen Erschließungsraum übergehen. Im
Auf einem konsequenten Raumkonzept oberen Geschoss sind um die Erschlie-
entwickelten Morger Degelo die 79 m² ßungsgalerie drei Individualräume sowie
große Wohnung im Klybeckquartier in Basel zwei Sanitärräume angeordnet.
[001]. Über eine Diele werden die Küche,
36
Grundrisstypen
[001]
Morger Degelo
Klybeckstraße
Basel (CH)
Wohnfläche
79,0 m²
Außenraum
11,0 m²
Individualräume
2
Orientierung
II
37
Grundriss
[002]
pfeifer roser kuhn
architekten
Runzmattenweg
Freiburg (DE)
Wohnfläche
94,0 m²
Außenraum
10,2 m²
Individualräume
2
Orientierung
III
38
Grundrisstypen
[003]
Diener Diener
Riehenring
Basel (CH)
Wohnfläche
139,4 m²
Außenraum
14,9 m²
Individualräume
3
Orientierung
II
39
Grundriss
Offenes Wohnen
Unter offenem Wohnen sind alle Ent- fließend in den privaten Außenraum über-
wurfsansätze gemeint, die auf der Kombina- geht [004].
tion kommunikativer, teilweise auch indivi-
dueller Bereiche beruhen. Offenes Wohnen Die eingestellte Funktionsbox im Piraeus-
beginnt damit bei der kombinierten Wohn-/ Gebäude von Hans Kollhoff und Christian
Esssituation und endet im fließenden Rapp in Amsterdam [005] nimmt sowohl
Grundriss oder im Loft. Dieser Grundrisstyp die Koch- und Sanitärfunktion auf und ist
kann ohne zusätzliche Erschließungsfläche gleichzeitig Raumteiler des offenen Kom-
organisiert werden, da diese häufig als in- munikationsbereichs. Die Box besetzt die
tegrierter Bestandteil des offenen Wohnbe- kommunikative Fläche aus Koch-, Ess- und
reichs geplant wird. Offene Wohngrundrisse Wohnbereich jedoch nicht mittig, sondern
stehen im Ergebnis einer sich verändernden bildet klare Zonen zum Erschließen der
Gesellschaft und deren Wohnverständnis Individualräume, zum Kochen genauso wie
ebenso wie von bautechnischen und funkti- zum Essen und Wohnen.
onalen Entwicklungen. Dass heute verstärkt
Wohnangebote nachgefragt werden, die Shigeru Ban ordnet im Furniture House I
über die Zusammenlegung einzelner [006] mithilfe raumhoher Möbelschichten
Wohnfunktionen hoch kommunikativ sind, die einzelnen Funktionsbereiche so an,
liegt auch an den sich seit Jahrzehnten än- dass sowohl Türen als auch raumumschlie-
dernden Lebens- und Arbeitsverhältnissen. ßende Wände nicht notwendig werden. Die
In diesem Zuge verändern sich Wohnvor- Funktionen fließen ineinander, gleichzeitig
stellungen weg vom privaten Refugium bilden sich klare Bereiche, die durch die
zu Wohnkonzepten, die repräsentativere, Orientierung der Möbelschichten gefasst
öffentlichere Aufgaben übernehmen. Woh- und bespielt werden.
nen wird zur Präsentationsplattform einer
gewachsenen Individualität. Hierarchische Das Lofthaus in Basel von Buchner Bründler
Raumkonzepte, die Familienstrukturen Architekten [007] zeigt die komplette Auflö-
abbilden, können die heterogene Nachfrage sung einzelner Funktionsbereiche zu einem
am Immobilienmarkt bei Weitem nicht mehr Raum. Lediglich der Erschließungskern mit
bedienen und finden im offenen Grundris- angelagertem Sanitärbereich zoniert das so-
styp eine wichtige Ergänzung. genannte Loft. Durch das Schließen zweier
raumhoher Schiebetüren kann jedoch auch
In Kilchberg entwarfen Gigon/Guyer Archi- bei diesem Projekt privater Rückzugsbereich
tekten Geschosswohnungen mit einem entstehen.
kombinierten Wohn- und Essbereich, der
40
Grundrisstypen
[004]
Gigon/Guyer Architekten
Im Broelberg
Kilchberg (CH)
Wohnfläche
122,5 m²
Außenraum
11,9 m²
Individualräume
2
Orientierung
III
41
Grundriss
[005]
Hans Kollhoff,
Christian Rapp
Levantkade
Amsterdam (NL)
Wohnfläche
72,8 m²
Außenraum
12,4 m²
Individualräume
3
Orientierung
II
42
Grundrisstypen
[006]
Shigeru Ban
Lake Yamanaka
Yamanashi (JP)
Wohnfläche
108,0 m²
Außenraum
24,5 m²
Individualräume
2
Orientierung
IV
43
Grundriss
[007]
Buchner Bründler
Architekten
Colmarerstraße
Basel (CH)
Wohnfläche
178,0 m²
Außenraum
26,0 m²
Individualräume
1
Orientierung
II
44
Gestaltungsprinzipien
45
Ort, Kontext, Typologie 48
[008] Michael Alder
Hinter den Gärten, Itingen (CH)
[009] Antonio Cruz
Calle Do a Maria Coronel, Sevilla (ES)
[010] Luigi Snozzi
Vicolo della Zotta, Brione-Minusio (CH)
Stil, Theorie 52
[011] Beda Dillier
Kirchstraße, Sarnen (CH)
[012] Petra und Paul Kahlfeldt
Max-Eyth-Straße, Berlin (DE)
Morphologie 55
[013] Geurst Schulze architecten
Bilderdijkstraat, Den Haag (NL)
[014] Bearth Deplazes Architekten
Fanas (CH)
[015] Christian Kerez
Burenweg, Zürich (CH)
46
Gestaltungsprinzipien
Einleitung
Der Wohnungsbau stellt eine besondere konkreten Entwurfsstandort, das heißt dem
Disziplin im Feld der Architektur dar. Er ist Ort. Eine weitere Gruppe lässt sich aus dem
geprägt von einer Vielzahl von funktionalen, unstillbaren Interesse aller Gestalter an den
ökonomischen und sozialen Faktoren, die grundsätzlichen form- beziehungsweise
über Standards, Richtlinien und Gesetze raumbildenden Elementen und Methoden
entscheidenden Einfluss auf die Gestaltung ableiten. Die letzte Gruppe repräsentiert
ausüben. Darüber könnte der Eindruck Gestaltungsprinzipien, die sich in Form von
entstehen, dass Wohnungsbau unter Theorien manifestiert haben und darüber
Berücksichtigung dieser Regeln formelar- Einfluss in den Entwurf finden. Letztendlich
tig reproduzierbar wäre, so wie dies zum stehen die beispielhaft gebildeten Katego-
Beispiel im Massenwohnungsbau der rien für das Spektrum der Möglichkeiten,
Nachkriegszeit häufig praktiziert wurde. Das dem freien Gestaltungswillen Ausdruck
Gegenteil ist jedoch der Fall. Der qualitäts- zu verleihen. Die Gestaltungsprinzipien
volle architektonische Wohnungsbauentwurf können dabei annähernd beliebig miteinan-
basiert auf einer Vielzahl von freien Gestal- der kombiniert werden, so dass endlose
tungsfaktoren, die durch Interpretation und Möglichkeiten bestehen, den individuellen
Transformation zum individuellen Entwurf Charakter eines Gebäudes oder einer Woh-
führen. Es sind letztendlich die gleichen nung auszuprägen.
Gestaltungsprinzipien und Methoden, die
für die Architektur im Allgemeinen stehen. Viele der Gestaltungsprinzipien werden
Das Spektrum dieser Faktoren kann daher unbewusst, aus dem Bauch heraus, einge-
hier nur beispielhaft angerissen werden. Es setzt und entwickeln sich zur Handschrift
reicht vom freien künstlerischen Ausdruck des Entwerfers. Der bewusste Umgang mit
bis hin zu konkreten Gestaltungstheorien. diesen Prinzipien eröffnet den Zugang zu
Der bewusste Umgang mit diesen Gestal- vergleichbaren Projekten und die Möglich-
tungswerkzeugen eröffnet dem Entwerfer keit der Präzisierung der eigenen Ideen und
ein reichhaltiges Repertoire an individuellen Konzepte.
Ausdrucksmöglichkeiten im Wohnungsbau.
47
Grundriss
Auf den ersten Blick scheint sich die Di- Kontext eine wichtige Entwurfsmethode.
mension des Orts vor allen Dingen auf die Der Architekt Michael Alder hat sich unter
städtebaulichen Maßstäbe des Entwurfs anderem durch seine Lehrtätigkeit intensiv
zu beziehen und daher nur indirekt auf mit Wohntypologien auseinandergesetzt.
den Grundriss Auswirkung zu haben. Am Ein Beispiel hierfür ist das Wohnhaus in Itin-
Beispiel einer städtischen Baulückensitu- gen [008]. Aus der systematischen Analyse
ation, aber auch dem Gegenteil, einem verschiedener Einfamilienhäuser der Region
völlig freistehenden Gebäude, erkennt man entwickelte er einen auf die Grundwesens-
jedoch schnell, wie unmittelbar der Ort im merkmale reduzierten Urtyp.
Grundriss verankert ist. Der Ort wird häufig
unter dem Begriff des Kontextes beschrie- Das Projekt von Antonio Cruz in Sevilla [009]
ben. Dieser Kontext umfasst das gesamte ist geradezu exemplarisch für den unmittel-
Maßstabsspektrum von der Makro- bis zu baren Einfluss des Orts, hier eine verwin-
Mirkoebene, zum Beispiel von der klima- kelte Baulückensituation, auf den Entwurf.
tischen Situation über die Struktur des Die klimatischen Bedingungen lassen eine
gesamten Quartiers bis hin zur konkreten geringere unmittelbare Belichtung zu, so
Materialität der unmittelbaren Nachbar- dass die Wohnung im Wesentlichen durch
bauten. Die Vielzahl der Einzelfaktoren und einen Patio belichtet und belüftet wird. Die
deren unterschiedliche Ausprägungen re- übrige Grundrissform ergibt sich aus den
präsentieren die Einzigartigkeit, die Identität benachbarten Brandwänden.
des Orts. Das Gespür für diese individuelle
Atmosphäre ist eine wesentliche Grundvo- Die Casa Kalmann [010] von Luigi Snozzi im
raussetzung für die qualifizierte Entwurfs- Tessin ist konsequent aus dem Thema „To-
arbeit. In manchen Orten oder Regionen pografie des Orts“ entwickelt und verbindet
haben sich entweder aus einer traditions- damit das Gebäude unverrückbar mit dem
betonten Entwicklungsgeschichte oder aus spezifischen Ort. Die Rückwand des Ge-
klaren städtebaulichen Vorgaben Gebäude- bäudes folgt exakt dem Höhenverlauf des
und damit meist auch Wohnungstypologien Weinbergs, nutzt ihn als Erschließungsweg
entwickelt. Diese Typen haben ähnlich und inszeniert ihn zusätzlich durch einen
einem Produkt, wie zum Beispiel einem großzügigen Freisitz am Ende.
PKW, eindeutige Merkmale, die über die
Zeit angepasst und optimiert wurden und
sich darüber inhaltlich verdichtet haben.
Der Rückgriff und die Weiterentwicklung die-
ser Typologien ist gerade im akademischen
48
Gestaltungsprinzipien
[008]
Michael Alder
Hinter den Gärten
Itingen (CH)
Wohnfläche
188,7 m²
Außenraum
12,5 m²
Individualräume
5
Orientierung
IV
49
Grundriss
[009]
Antonio Cruz
Calle Do a Maria Coronel
Sevilla (ES)
Wohnfläche
108,2 m²
Außenraum
0,0 m²
Individualräume
3
Orientierung
I, Patio
50
Gestaltungsprinzipien
[010]
Luigi Snozzi
Vicolo della Zotta
Brione-Minusio (CH)
Wohnfläche
112,7 m²
Außenraum
14,1 m²
Individualräume
2
Orientierung
IV
51
Grundriss
Stil, Theorie
52
Gestaltungsprinzipien
[011]
Beda Dillier
Kirchstraße
Sarnen (CH)
Wohnfläche
108,0 m²
Außenraum
20,0 m²
Individualräume
2
Orientierung
III
53
Grundriss
[012]
Petra und Paul Kahlfeldt
Max-Eyth-Straße
Berlin-Dahlem (DE)
Wohnfläche
600,0 m²
Außenraum
75,0 m²
Individualräume
4
Orientierung
IV
54
Gestaltungsprinzipien
Morphologie
55
Grundriss
[013]
Geurst Schulze
architecten
Bilderdijkstraat
Den Haag (NL)
Wohnfläche
129,0 m²
Außenraum
12,0 m²
Individualräume
4
Orientierung
IV
56
Gestaltungsprinzipien
[014]
Bearth Deplazes
Architekten
Fanas (CH)
Wohnfläche
51,5 m²
Außenraum
15,0 m²
Individualräume
1
Orientierung
IV
57
Grundriss
[015]
Christian Kerez
Burenweg
Zürich (CH)
Wohnfläche
117,8 m²
Außenraum
0,0 m²
Individualräume
1
Orientierung
Ill
58
Bewohneranzahl
59
Ein Bewohner 62
[016] Lederer + Ragnarsd ttir + Oei
Besigheimer Straße, Stuttgart (DE)
[017] Werner Wirsing
Connollystraße, München (DE)
[018] Steidle + Partner
Hans-Dürrmeier-Weg, München (DE)
Zwei Bewohner 66
[019] Egon Eiermann
Bartningallee, Berlin (DE)
[020] Kuhn Fischer Partner Architekten
Widenstraße, Oberwil-Zug (CH)
60
Bewohneranzahl
Einleitung
Der Bewohner definiert nicht nur seine werden üblicherweise in Familien, also
persönlichen Wohnwünsche, sondern hat verwandte, verheiratete Personen, sowie
auch mit einzelnen „harten Faktoren“ einen in Wohngemeinschaften, in der Regel nicht
klaren Wohnbedarf. Im Ergebnis wird das verwandte, verheiratete Personen unter-
als wesentliche Entwurfsvorgabe bekann- schieden. Im Wohnungsbau verfolgen wir
te Raumprogramm durch den Bewohner eine andere Lesart: Egal ob verwandte, ver-
und zu einem besonderen Teil durch die heiratete Personen in einem gemeinsamen
Bewohneranzahl definiert. Die Anzahl der Haushalt leben oder nicht verwandte Per-
Bewohner hat also einen wesentlichen Ein- sonen, ab zwei Bewohnern handelt es sich
fluss auf den Grundrissentwurf, da sich aus um eine Wohngemeinschaft. Die Regeln der
ihr die Haushaltsgröße und unter anderem Rücksichtnahme sowie die Anordnung der
die Anzahl der notwendigen Individualräume kommunikativen und individuellen Bereiche
ergibt. Neben dem Wissen um dieses not- haben für beide Wohnformen Gültigkeit.
wendige Raumangebot werden gleichzeitig Eine Unterscheidung ist nicht notwendig.
die zusätzlichen Wohnfunktionen qualitativ
und quantitativ umrissen. Die Anzahl, Größe Die Bewohneranzahl verweist, wie erläutert,
und Ausstattung der Sanitärbereiche, des direkt auf die Haushaltsgröße, die als
Koch-/ Ess-/ Wohnbereichs, der privaten statistische Größe für Deutschland eine
Außenräume sowie die Grundrissorganisa- eindeutige Entwicklungstendenz formuliert:
tion dieser Wohnfunktionen sind Ergebnisse ein stetiger Anstieg von Ein- und Zweiper-
der Auseinandersetzung mit den Bewoh- sonenhaushalten. Aufgrund einer sich verän-
nern selbst. Der unmittelbare Bezug von dernden Altersstruktur und einer deutlichen
Bewohneranzahl zur Wohnungsgröße ist Individualisierungstendenz der Gesellschaft
eindeutig, jedoch bei weitem nicht propor- wächst der Bedarf an Wohnungen für eine
tional. Je größer die Bewohneranzahl, umso Person. Gleichzeitig findet eine Pluralisie-
ökonomischer werden dienende Funktio- rung der Nachfrage von Wohnraum statt.
nen sowie Gemeinschaftsbereiche einer Dieselbe Nutzeranzahl bedingt also nicht
Wohnung. Die individuelle Wohnfläche und zwingend dieselben Grundrissantworten.
in diesem Zusammenhang die Flächen der Auf den folgenden Seiten sollen daher
zugehörigen Sanitärbereiche verändern sich die Projektbeispiele jeweils das Spektrum
dagegen direkt proportional zur wachsenden innerhalb einer Haushaltsgröße aufzeigen.
Bewohnerzahl. Da Individualräume zumindest von Paaren
gemeinsam genutzt werden können, über-
Ein Haushalt, das heißt eine Wirtschaftsein- schneiden sich die Referenzbeispiele der
heit, besteht mindestens aus einer Person. hier benutzten Gliederung jeweils in ihrer
Privathaushalte mit mehreren Personen maximalen und minimalen Bewohnerzahl.
61
Grundriss
Ein Bewohner
Egal wie viele Bewohner eine Wohnung Grundrissvariante für einen Nutzer. Nach
nutzen, es werden grundlegend die selben einer kompakten Koch- und Sanitärsituation,
Anforderungen an das Wohnen gestellt; sie die als Filterschicht die Appartements des
spiegeln sich in den einzelnen Wohnfunkti- Katholischen Gemeindezentrums in Stutt-
onen wider. Im Fall des Einpersonenhaus- gart [016] vom Laubengang abschottet, bie-
halts ist die Abwägung zwischen vollstän- tet ein rund 28 m² großer Raum ausreichend
digem Funktionsangebot und dadurch Platz für die unterschiedlichen Tages- und
entstehendem Flächenverbrauch eine Nachtnutzungen.
entscheidende Entwurfskomponente. Das
Spektrum reicht vom kompakten Einraum- Dass ein vollständiges Funktionsangebot
grundriss bis zum mehrgeschossigen Haus für eine Person durchaus auch vertikal orga-
für eine Person. Mit 38 % der Privathaus- nisiert werden kann, zeigt das Beispiel des
halte ist der Einpersonenhaushalt heute ehemaligen „Olympischen Frauendorfs“ in
der am stärksten vertretene Haushaltstyp München [017], das momentan erneuert
in Deutschland, dessen Wohnfläche im wird. Die Wohnfläche von 23,3 m² wird auf
Durchschnitt bei 62,5 m² liegt. Damit ver- zwei Ebenen verteilt, wobei im Erdge-
brauchen Einpersonenhaushalte fast 50 % schoss neben dem Schlafbereich auch alle
mehr Wohnfläche als mit 43 m² je Person dienenden Funktionen angeordnet sind. Das
in Deutschland üblich. Trotz verbesserter Obergeschoss wird dem Arbeitsplatz mit
Geräte und Heiztechnik führt unter anderem Bezug zur Terrasse gewidmet. Ein Aspekt,
diese Entwicklung zum weiteren Anstieg der häufig in kleinen Wohnungen wenig
des Energieverbrauchs von privaten Raum findet, nämlich ausreichende Abstell-
Haushalten in Deutschland. Im Hinblick auf und Lagerfläche, ist hier im Erdgeschoss
sinkende Energieressourcen muss hier zum über einen begehbaren Schrank gelöst.
Umdenken aufgefordert werden. Das öko-
nomische und ökologische Hinterfragen des Mit 52,4 m² liegt die Wohnung im Wohn-
Entwurfs sollte gerade in diesem Zusam- turm auf der Theresienhöhe in München
menhang regelmäßig erfolgen. [018] noch unter der durchschnittlichen
Wohnfläche eines Einpersonenhaushalts in
Die Funktionsverdichtung im Grundriss, das Deutschland. Die in drei Raumschichten ge-
heißt das Verschmelzen von Individualraum gliederte Wohneinheit bietet ein vollständig
mit den kommunikativen Bereichen einer räumlich getrenntes Funktionsangebot, das
Wohnung zu einem Allraum, der je nach neben einer repräsentativ-kommunikativen
Tageszeit und Nutzerwunsch alle Szenarien Nutzung, durch die gleichzeitig erschlossen
erfüllen muss, ist eine häufig angewendete wird, auch den privaten Rückzug ermöglicht.
62
Bewohneranzahl
[016]
Lederer + Ragnarsd ttir + Oei
Besigheimer Straße
Stuttgart (DE)
Wohnfläche
38,5 m²
Außenraum
4,5 m²
Individualräume
1
Orientierung
II
63
Grundriss
[017]
Werner Wirsing
Connollystraße
München (DE)
Wohnfläche
23,3 m²
Außenraum
6,9 m²
Individualräume
1
Orientierung
I
64
Bewohneranzahl
[018]
Steidle + Partner
Hans-Dürrmeier-Weg
München (DE)
Wohnfläche
52,4 m²
Außenraum
11,7 m²
Individualräume
1
Orientierung
I
65
Grundriss
Zwei Bewohner
Ab zwei Bewohnern beginnt das gemein- Flurbereich so getrennt, das eine privatere
same Wohnen, das heißt eine synerge- Erschließungszone entsteht.
tische, gemeinschaftliche Nutzung von
einzelnen Funktionen, die stufenweise, je Das Projekt von Kuhn Fischer Partner
nach persönlicher Beziehung der Bewohner, Architekten in Oberwil bei Zug [020] stellt
noch individuell oder schon durch beide mit 76 m² Wohnfläche den klassischen
gemeinsam genutzt werden. Die kom- Wohngrundriss für eine nachhaltige und
munikativen und gemeinsamen Bereiche leistungsfähige Wohnnutzung dar. Auch hier
der Wohnung sollten zu den individuellen, ermöglicht der Zugang über den Wohnungs-
privaten Bereichen im günstigsten Fall flur eine Trennung der beiden gleich großen
räumlich so angeordnet werden, dass keine Individualräume sowie der zwei Sanitär-
gegenseitige Störung erfolgt. Die Funkti- bereiche vom kommunikativen Wohn-,
onsreduktion auf den Allraum ist in dieser Koch- und Essbereich in einem Maße, der
Kategorie daher nur noch für Lebenspartner- den ungestörten Rückzug eines Bewohners
schaften vorstellbar und auch dann fehlt der möglich macht. Das Gäste-WC ist dabei
persönliche Rückzugsbereich des Einzelnen dem Eingang und den kommunikativen
beziehungsweise ein Gästebereich. Daher Bereichen der Wohnung zugeordnet.
stellen wir in diesem Kapitel nur Grundrisse
mit mindestens einem Individualraum vor.
Dass dieser jeweils von einer Person oder
von einem Paar genutzt werden kann, steht
außer Frage.
66
Bewohneranzahl
[019]
Egon Eiermann
Bartningallee
Berlin (DE)
Wohnfläche
49,3 m²
Außenraum
6,4 m²
Individualräume
1
Orientierung
II
67
Grundriss
[020]
Kuhn Fischer Partner
Architekten
Widenstraße
Oberwil-Zug (CH)
Wohnfläche
76,0 m²
Außenraum
7,1 m²
Individualräume
2
Orientierung
II
68
Bewohneranzahl
Die Zahl der Drei- und Mehrpersonenhaus- die Sanitärbereiche vis- -vis über den Flur
halte ging in den letzten zehn Jahren stetig zugeordnet. Der kompakte Flur erschließt
zurück. Dies hat, wie schon angedeutet, neben den Individualräumen den Wohn-
mit unterschiedlichen Faktoren zu tun: und Essraum mit angeschlossenem Koch-
eine alternde Gesellschaft sowie individu- bereich.
elle Wohnvorstellungen unterschiedlicher
Generationen finden im seltensten Fall noch Brendeland Kristoffersen gliedern in
im Modell von Mehrgenerationenhaushal- Trondheim [022] die 116 m² große Wohnung
ten ihre Wohnwünsche repräsentiert. Das in zwei Zonen: An einer kommunikativen
Wissen um einen effizienteren Umgang Spur mit zwei Sanitärräumen reihen sich
mit Energie, Ressourcen und zuletzt auch fünf Individualzimmer. Die Sanitärräume zo-
Fläche in Mehrpersonenhaushalten sollte nieren den langen Kommunikationsbereich
allerdings angemessen in der eigenen zusätzlich und bieten darüber verschiedenen
Entwurfsarbeit Berücksichtigung finden. Die Nutzungen Raum. Die interne Erschließung
durchschnittliche Wohnfläche von Haushal- der Geschosswohnung erfolgt über den
ten ab drei Personen liegt heute bei 28,5 m² kommunikativen Bereich, was neben den
je Person. Ab drei Nutzern reduziert damit flächenoptimierten Individualräumen, mit
eine gemeinsame Nutzung des Koch-, Ess-, im Durchschnitt 8,5 m² Wohnfläche, zu dem
Wohn- und Sanitärbereichs sowie der Er- geringen Flächenverbrauch von 25 m² je
schließungs- und Lagerflächen den Flächen- Person führt.
verbrauch je Person um durchschnittlich
rund ein Drittel. Ab drei Individualräumen Im Studentenwohnheim Casa dell`Acca-
ist zudem eine Anzahl erreicht, die einen demia in Mendrisio [023] teilen sich vier
seriellen Umgang im Entwurf mit dem not- Bewohner einen rund 40 m² großen Bereich
wendigen Individualraumangebot erlaubt. zum gemeinsamen Kochen, Essen und Ent-
Die folgende Auswahl beschränkt sich hier spannen. Über diesen gemeinsamen Raum
auf „gemäßigte“ Referenzbeispiele, die auf wird die Wohngemeinschaft gleichzeitig zen-
einem stimmigen Verhältnis von kommuni- tral erschlossen. Die zwei Sanitärbereiche,
kativer zu individueller Fläche basieren. jeweils zwischen Gemeinschaftsfläche und
Individualräumen angeordnet, werden von
Auf 87 m² schlagen Baumschlager Eberle je zwei Studierenden aus ihren Individual-
in Dornbirn [021] eine effiziente und gut räumen heraus genutzt. Die Individualräume
zonierte Grundrissstruktur vor, die von sind flächenoptimiert geplant und möbliert
maximal vier Bewohnern genutzt werden und entsprechen mit rund 11m² Wohnfläche
kann. Den drei Individualräumen werden der temporären Nutzungsdauer.
69
Grundriss
[021]
Baumschlager Eberle
Mozartstraße
Dornbirn (AT)
Wohnfläche
87,0 m²
Außenraum
0,0 m²
Individualräume
3
Orientierung
III
70
Bewohneranzahl
[022]
Brendeland
Kristoffersen
Strandveien
Trondheim (NO)
Wohnfläche
115,8 m²
Außenraum
0,0 m²
Individualräume
6
Orientierung
III
71
Grundriss
[023]
Könz Molo und Barchi
Architekten
Via Agostino Maspoli
Mendrisio (CH)
Wohnfläche
94,8 m²
Außenraum
27,9 m²
Individualräume
4
Orientierung
II
72
Wohnungsgröße
73
Kleinst-Wohnungen S 76
[024] Haack + Höpfner Architekten und
Horden Cherry Lee Architects
Grasmeierstraße, München (DE)
[025] Johannes Kaufmann
mobiler Standort
Standard-Wohnungen S, M, L
[026] Beyer + Dier Architekten 79
Kronprinz-Rupprecht-Straße,
Ingolstadt (DE)
[027] Fink + Jocher
Oheriedentrift/Feldbuschwende,
Hannover (DE)
[028] Miller Maranta
Gellertstraße, Basel (CH)
Luxus-Wohnungen L
[029] burkhalter sumi architekten 83
Wehrenbachhalde, Zürich (CH)
[030] Allmann Sattler Wappner Architekten
Georg-Kerschensteiner-Straße,
München (DE)
[031] Beyer - Schubert Architekten
Alice-und-Hella-Hirsch-Ring,
Berlin (DE)
74
Wohnungsgröße
Einleitung
75
Grundriss
Kleinst-Wohnungen S
76
Wohnungsgröße
[024]
Haack + Höpfner Archi-
tekten und Horden Cherry
Lee Architects
Grasmeierstraße
München (DE)
Wohnfläche
5,7 m²
Außenraum
0,0 m²
Individualräume
1
Orientierung
IV
77
Grundriss
[025]
Johannes Kaufmann
mobiler Standort
Wohnfläche
17,0 m²
Außenraum
0,0 m²
Individualräume
1
Orientierung
Ill
78
Wohnungsgröße
Standard-Wohnungen S, M, L
Das statistische Bundesamt ermittelt in Wohnung im Projekt von Beyer + Dier Archi-
regelmäßigen Abständen die Wohnsituation tekten [026] um 15 m² kleiner und organi-
in Deutschland. Die Gruppe der Einperso- siert dennoch sämtliche Wohnfunktionen
nenhaushalte ist mittlerweile mit 39 % am zu einer großzügigen und klar gegliederten
stärksten ausgeprägt. Mit circa 68,5 m² Flä- Wohnung.
chenverbrauch liegt diese Haushaltsgröße
um mehr als 50% über dem durchschnitt- Die Wohnung [027] im Projekt von
lichen Wohnflächenverbrauch, der bei rund Fink + Jocher in Hannover zeichnet sich
43 m² liegt. Die Zweipersonenhaushalte ebenfalls durch eine kompakte Organisation
haben einen Anteil von derzeit 34 % am der Wohnfunktionen für einen Zwei- bis
Wohnungsmarkt und beanspruchen eine Dreipersonenhaushalt aus. Die Wohnung
durchschnittliche Wohnfläche von circa liegt mit 75 m² knapp 20 m² unter dem
94 m². Die Haushalte mit drei und mehr statistischen Durchschnitt in dieser Kate-
Personen haben einen Anteil von 27 % bei gorie.
einer durchschnittlichen Größe von circa
107 m² (3 Personen). Verschiedene Faktoren Die Wohnung im Schwarzpark-Projekt
erklären den relativ hohen Flächenverbrauch [028] von Miller Maranta in Basel ist
der Einzelhaushalte. In den seltensten mit 125 m² ein typischer Vertreter für eine
Fällen wird der Wohnflächenbedarf bei große Standard-Wohnung. Der Grundriss
einer Verringerung der Haushaltsgröße ist um eine zentrale Diele mit eingestellter
angepasst. Die Single-Haushalte sind relativ Sanitär- und Abstelleinheit organisiert. Drei
finanzkräftig und leisten sich bewusst die vollwertige Individualräume bieten Rück-
größere Wohnfläche. Der Wohnungsmarkt zugsmöglichkeiten für die Bewohner. Der
bietet zudem nicht ausreichend kleine gemeinschaftliche Bereich ist ebenfalls
und gleichzeitig hochwertige Wohnungen. großzügig bemessen und klar gegliedert, so
Ein weiteres Argument ist ein Mindestflä- dass auch in diesem individuelle Beschäfti-
chenbedarf, der vor allen Dingen über die gung möglich wird.
dienenden Funktionen generiert wird. Als
Beispiel dienen drei Projekte, bei denen
der bewusste Umgang mit dem Flächen-
verbrauch innerhalb der Dimensionen von
Standardwohnungen gut nachvollziehbar ist.
79
Grundriss
[026]
Beyer + Dier Architekten
Kronprinz-Rupprecht-
Straße
Ingolstadt (DE)
Wohnfläche
52,5 m²
Außenraum
8,3 m²
Individualräume
1
Orientierung
Il
80
Wohnungsgröße
[027]
Fink + Jocher
Oheriedentrift/Feldbusch-
wende
Hannover (DE)
Wohnfläche
70,0 m²
Außenraum
10,0 m²
Individualräume
3
Orientierung
II
81
Grundriss
[028]
Miller Maranta
Gellertstraße
Basel (CH)
Wohnfläche
125,0 m²
Außenraum
17,0 m²
Individualräume
4
Orientierung
Ill
82
Wohnungsgröße
Luxus-Wohnungen L
Wie eingangs beschrieben, hat sich das richtungen stellen jedoch das eigentliche
Wohnen von einer zwingenden Notwendig- Luxusmerkmal dar.
keit zu einem Konsumprodukt gewandelt.
Der Typ des Einfamilienhauses repräsen- Das Projekt der Architekten Allmann Sattler
tiert dies in besonderer Weise. Dabei ist es Wappner aus München [030] wurde als
jedoch erstaunlich, dass im bundesweiten „Haus der Zukunft“ konzipiert. Die Idee be-
Durchschnitt die Wohnfläche der Einfamili- steht in der konsequenten Berücksichtigung
enhäuser lediglich bei 135 m² liegt und dies des zunehmenden Anspruchs nach Individu-
etwa einer typischen Vierpersonenwohnung alität. Jedem Bewohner wird im Erdge-
entspricht und noch nicht als Luxuswohnen schoss ein vollständiges Kleinappartement
bezeichnet werden kann. Luxuswohnen als Individualraum angeboten. Die großzü-
beginnt erst oberhalb der Grenzen, die über gigen Gemeinschaftsräume befinden sich
die Multiplikation des Flächenanspruchs im darüberliegenden Geschoss und werden
mit der Nutzeranzahl entstehen. Dieses zusätzlich über die Terrassen erweitert.
Segment wird jedoch nicht nur im Typus
der freistehenden Villa angeboten, sondern Bei dem städtischen Reihenhaus von
gerade in den großen Ballungsräumen ist Beyer-Schubert Architekten [031] in Berlin
ein enormer Bedarf an überdurchschnittlich erstreckt sich die Wohnung über vier Ge-
großen, innerstädtischen Wohnungen zu schosse und eine großzügige Dachterrasse.
verzeichnen. Wohnungsgröße wird hier als Der Luxusaspekt wird durch den offenen
direktes Qualitätsmerkmal zu Repräsen- Grundriss und die Ateliernutzung deutlich.
tationszwecken vermarktet. Wesentliche Obwohl eine Wohnfläche von 230 m² zur
Eigenschaft der Wohnungen ist dabei nicht Verfügung steht, ist nur eine geringe Be-
die Erhöhung der Anzahl der Individualräu- wohneranzahl vorgesehen.
me, sondern die großzüge Ausweitung der
kommunikativen Flächen.
83
Grundriss
[029]
burkhalter sumi
architekten
Wehrenbachhalde
Zürich (CH)
Wohnfläche
221,4 m²
Außenraum
134,5 m²
Individualräume
2
Orientierung
IV
84
Wohnungsgröße
[030]
Allmann Sattler Wappner
Architekten
Georg-Kerschensteiner-
Straße
München (DE)
Wohnfläche
219,3 m²
Außenraum
130,1 m²
Individualräume
6
Orientierung
IV
85
Grundriss
[031]
Beyer - Schubert Architekten
Alice-und-Hella-Hirsch Ring
Berlin (DE)
Wohnfläche
221,0 m²
Außenraum
47,8 m²
Individualräume
3
Orientierung
Il
86
Veränderbarkeit
87
Nutzungsneutralität 90
[032] Baumschlager Eberle
Waldburgstraße, Nüziders (AT)
[033] Hasler Schlatter Partner
Trichtenhausenstraße, Zürich (CH)
[034] Helmut Wimmer
Grieshofgasse, Wien (AT)
Grundrissvariabilität 94
[035] Michael Alder
Störzbachstraße, Stuttgart (DE)
[036] HPP Hentrich-Petschnigg Partner
Pfeffingerstraße, Leipzig (DE)
[037] Walter Stamm-Teske,
Schettler Wittenberg
Lessingstraße, Weimar (DE)
Grundrissflexibilität 98
[038] ADP Architekten
Hellmutstraße, Zürich (CH)
[039] Michael Alder
Friedhofweg, Riehen (CH)
88
Veränderbarkeit
Einleitung
Der Entwurf von nachhaltig nutzbaren Die Auseinandersetzung mit dem Thema Ver-
Wohngrundrissen ist eine besondere He- änderbarkeit meint nun allerdings nicht, dass
rausforderung für den Entwerfer. Dabei geht jede Wohnung ein „Alleskönner“ sein muss,
es nicht nur um das Erfüllen der Wohnbe- der nach dem Single-Dasein Platz für heran-
dürfnisse eines Nutzers über einen längeren wachsende Kinder bietet und im Anschluss
Zeitraum – immerhin wird in einer Mietwoh- die Abtrennung eines separaten Apparte-
nung in Deutschland durchschnittlich zwölf ments für Service und Pflege gestattet. An-
Jahre lang gewohnt –, sondern auch um passungsfähigkeit kann hier nur auf der Basis
eine stabile, langfristige Vermarktbarkeit des von festgelegten Rahmenbedingungen, zum
Wohnraums selbst. Die Auseinandersetzung Beispiel gleichbleibender Wohnungsgröße,
mit dem Zweitnutzer ist also ebenso rele- geplant werden. Ein differenziertes Angebot
vant wie das Wissen um die sich ändernden am Wohnungs- und Immobilienmarkt bedient
Ansprüche durch ein und denselben darüber hinaus umfangreich sich ändernde
Bewohner. Ein nachhaltiger Entwurfsansatz Rahmenbedingungen.
ist dabei ebenso entscheidend für den
individuellen Eigentumserwerb wie für die Nachhaltig nutzbare Grundrisse, die nicht
Schaffung von Wohnraum durch private und nur den aktuellen Bedürfnissen ihrer Be-
öffentliche Wohnversorger. In beiden Fällen wohner entsprechen, sondern gleichzeitig
mindert das Nachdenken über die Veränder- langfristig nachgefragt werden, können auf
barkeit des Grundrisses und eine mögliche drei unterschiedlichen Entwurfsansätzen
Nachnutzung das Investitionsrisiko. basieren. Zum einen kann eine nutzungsneu-
trale Grundrisskonzeption unterschiedlichen
Dieses Risiko ist im Laufe der letzten Nutzungsszenarien gerecht werden, zum
Jahrzehnte im Zuge der gesellschaftlichen anderen ermöglicht eine geplante baulich-
Individualisierung gewachsen. Dem Modell räumliche Variabilität eine Veränderung der
„Familie mit leiblichen Kindern“ steht heute Raumstruktur selbst. Ein dritter Ansatz
eine große Zahl anderer Lebensmodelle bezieht sich auf die äußere Flexibilität von
gegenüber. Die daraus resultierende plurali- Wohneinheiten; im Sinne von wachsenden
sierte Wohnraumnachfrage entsteht jedoch und schrumpfenden Wohnungen wird dabei
nicht nur durch unterschiedliche Lebens- die eigene Wohnfläche effektiv verändert.
formen, sondern wird von einer zusätzlichen Alle drei Entwurfsvarianten basieren auf
Vielfalt an nutzerspezifischen Faktoren einer Grundstruktur, deren Veränderbarkeit
verursacht, die zu einer unpräzisen und vor geplant wird und die durch den Nutzer und
allem nicht vergleichbaren Kategorisierung dessen Wohnverständnis individuell interpre-
führen. tiert werden kann.
89
Grundriss
Nutzungsneutralität
Mit nutzungsneutralen Grundrissen wird Bedarf für zusätzliche Arbeits-, Gäste- oder
nicht nur auf pluralistische Nachfragen Hobbyfläche vorstellbar. Das Projekt [032] in
am Wohnungsmarkt reagiert, sondern ein Nüziders von Baumschlager Eberle basiert
zweiter wesentlicher Aspekt entscheidend auf dieser Grundüberlegung. Die Individu-
berücksichtigt: Wohnen ist keine Moment- alräume sind zusätzlich zum individuellen
aufnahme und eine Wohnung keine gebaute Zugang vom Flur durch eine innere, an
Bestandsaufnahme einer Lebensphase. Im der Fassade angeordnete Erschließungs-
Lebenszyklus einer Wohnung ändern sich spur mit Schiebetüren verbunden, die ein
zum Teil mehrfach die Bedürfnisse ihrer Be- stufenweises Zuschalten der Räume zum
wohner. Eine zusätzliche Herausforderung kommunikativen Bereich der Wohnung
stellt die Nachnutzung beziehungsweise ermöglichen.
Zweitnutzung dar. Das Angebot folgt dabei
der Auffassung, dass in ihrer Größe neutrale Jeweils zwei gleichwertige Individualräume
Raumangebote unterschiedliche Nutzungs- umschließen den kommunikativen Bereich
szenarien eher bedienen als in Größe und der Geschosswohnungen am Steinacker in
Funktionsanordnung spezifische und hierar- Zürich [033] von Hasler Schlatter Partner.
chisierte Raumkonzepte. Das Spektrum von Beide Raumpaare werden über einen Flur
nutzungsneutralen Grundrissen reicht von erschlossen, an dem jeweils auch ein Sa-
gleichwertigen Individualräumen, die eine nitärbereich angeordnet ist. Zusätzlich zum
Mindestmöblierbarkeit für verschiedene großzügigen Außenraum am Wohn- und
Nutzungen zulassen, über eine gleichwer- Essbereich wird den vier Individualräumen
tige Raumstruktur aller Wohnfunktionen bis jeweils ein schmaler Austritt zugeordnet.
zum Ein-Raum-Grundriss, der durch eine Die Grundrissanordnung ermöglicht zum
variabel nutzbare Möblierung alle Wohnfunk- Beispiel eine Nutzung der Räume im Süd-
tionen parallel oder nacheinander im selben osten als Arbeitsbereich, der auch den
Raum aufnimmt. Empfang von Kunden gestattet.
90
Veränderbarkeit
[032]
Baumschlager Eberle
Waldburgstraße
Nüziders (AT)
Wohnfläche
120,1 m²
Außenraum
17,5 m²
Individualräume
3
Orientierung
II
91
Grundriss
[033]
Hasler Schlatter Partner
Trichtenhausenstraße
Zürich (CH)
Wohnfläche
133,2 m²
Außenraum
24,6 m²
Individualräume
4
Orientierung
II
92
Veränderbarkeit
[034]
Helmut Wimmer
Grieshofgasse
Wien (AT)
Wohnfläche
90,2 m²
Außenraum
0,0 m²
Individualräume
1-3
Orientierung
II
93
Grundriss
Grundrissvariabilität
Variabilität des Grundrisses meint die garantieren jedem der vier Räume einen
Anpassung einer Raumstruktur an geän- individuellen Außenbereich. Das Projekt
derte Nutzerbedürfnisse durch das freie zeichnet sich durch einen hohen Grad an
Verändern von Wandpositionen. Ausgangs- Grundrissvariabilität aus, der verschie-
punkt dieser Anpassungsfähigkeit ist die densten Wohnformen entsprechen kann.
Trennung von Tragwerk und Ausbaustruktur
des Projekts. Die Entwicklung von Flachde- Lediglich der mittige Kern mit Sanitär- und
cken aus Stahlbeton, die durch regelmäßig Abstellfunktion sowie der Küchenanschluss
angeordnete Stützen und aussteifende wurden in den Geschosswohnungen in
Kerne eine freie und von der Statik unabhän- Leipzig von HPP Hentrich-Petschnigg
gige Raumkonfiguration ermöglichen, ist Partner [036] fest eingebaut. Sämtliche
seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts eine Innenwände können ansonsten durch den
gängige Bauweise (plan libre). Neben dieser Nutzer frei positioniert werden, wodurch
statischen Unabhängigkeit bedarf es eines sowohl ein offener Allraum als auch bis zu
sinnvollen Erschließungssystems, damit alle sechs kleine Zimmer in der 98 m² groß-
Wohnfunktionen in sämtlichen Grundriss- en Wohnung möglich werden. Mögliche
konstellationen zugänglich sind. Die zum Teil Wandachsen sind über drei Anschlussmög-
umfangreichen baulichen Eingriffe führen lichkeiten von Trennwänden entlang der
häufig dazu, dass Grundrissvariabilität zum Fensterfronten vordefiniert.
reinen Verkaufsargument verkommt, das
dem Erstnutzer eine flexible, langfristig Auch in den Wohnungen der Siedlung
sichere Investition vorhält. Der Umbau der Lessingstraße in Weimar [037] können
Struktur findet, wenn überhaupt, in der zwischen fixen Betonschotten Trennwän-
Praxis häufig lediglich einmal statt und zwar de variabel, je nach Nutzerbedarf, gesetzt
zu Beginn der Nutzung. werden. Mit einer minimalen Raumauf-
teilung von drei beziehungsweise einer
Ausgangspunkt des Entwurfs von Michael maximalen Unterteilung von neun Räumen
Alder [035], der als experimenteller Woh- weist die 120 m² große Wohnung eine hohe
nungsbau im Zuge der IGA ‘93 in Stuttgart Leistungsfähigkeit auf. Die Lage der Treppe
entstand, war das Trennen beziehungsweise sowie ein obligatorischer zweiter Zugang
Zusammenlegen von Räumen. Die zwei bei jeder Wohneinheit ermöglichen zudem
angebotenen Räume können dabei aufgrund eine spätere Trennung von Erdgeschoss und
ihrer jeweils zwei Zugänge in bis zu vier Obergeschoss in zwei separate Wohnein-
Räume unterteilt werden. Die an beiden heiten.
Belichtungsseiten vorgelagerten Loggien
94
Veränderbarkeit
[035]
Michael Alder
Störzbachstraße
Stuttgart (DE)
Wohnfläche
79,6 m²
Außenraum
25,2 m²
Individualräume
1-2
Orientierung
II
95
Grundriss
[036]
HPP Hentrich-Petschnigg
Partner
Pfeffingerstraße
Leipzig (DE)
Wohnfläche
97,8 m²
Außenraum
0,0 m²
Individualräume
1-3
Orientierung
III
96
Veränderbarkeit
[037]
Walter Stamm-Teske,
Schettler Wittenberg
Lessingstraße
Weimar (DE)
Wohnfläche
119,6 m²
Außenraum
12,0 m²
Individualräume
3-6
Orientierung
II
97
Grundriss
Grundrissflexibilität
98
Veränderbarkeit
[038]
ADP Architekten
Hellmutstraße
Zürich (CH)
Wohnfläche
44,9 - 225,7 m²
Außenraum
4,7 m² - 45,0 m²
Individualräume
1-4
Orientierung
II
99
Grundriss
[039]
Michael Alder
Friedhofweg
Riehen (CH)
Wohnfläche
39,6 - 119,2 m²
Außenraum
0,0 m²
Individualräume
2-4
Orientierung
II
100
Orientierung
101
Vierseitige Orientierung 104 Sonderformen Orientierung 121
[040] Bauart Architekten und Planer [053] Herzog de Meuron
mobiler Standort Schützenmattstraße, Basel (CH)
[041] Ryue Nishizawa [054] Walter Stelzhammer
Ota Ku, Tokyo (JP) Ziedlergasse, Wien (AT)
[042] aveer de Geyter [055] MVRDV
Chassé Singel, Breda (NL) Bottgerwater, Den Haag (NL)
102
Orientierung
Einleitung
103
Grundriss
Vierseitige Orientierung
Die optimale Belichtung über vier Seiten ga- Die Öffnung im Obergeschoss entlang der
rantiert eine freie Grundrissgestaltung, ohne Treppe sorgt für einen zusätzlichen Lichtein-
dass eine bestimmte, zwingende Funktions- fall im Erdgeschoss.
anordnung im Grundriss entsteht. Allseitig
orientierte Grundrisse werden häufig in frei- Die vier Gebäudemodule von Ryue Nishiza-
stehenden Gebäuden, das heißt Einfamilien- wa in Tokyo [041], die als gestapelte Räume
häusern, oder im verdichteten Wohnungs- konzipiert wurden, reagieren mit groß-
bau als Penthouse beziehungsweise als flächigen Öffnungen in jedem Geschoss
gestapelte Wohneinheiten geplant. Dabei unterschiedlich auf den städtischen Kontext.
bietet die allseitige Orientierung die Chance, Lediglich die Treppe sowie im Erdgeschoss
alle Bereiche natürlich zu belichten, auch die ein Sanitär- und Abstellbereich gliedern die
häufig im Kern angeordneten dienenden Sa- ansonsten freien Geschossebenen, die
nitärfunktionen können hier an die Fassade jeweils eine Wohnfunktion aufnehmen.
rücken. Der Erschließungsaufwand im ver-
dichteten Wohnungsbau mit einer Wohnung aveer de Geyter organisiert die großzü-
je Geschoss ist dabei allerdings extrem gige Geschosswohnung in Breda [042] um
hoch. Daher werden Wohnungen mit allsei- einen zentralen Erschließungskern aus Lift
tiger Orientierung vorwiegend im Luxusseg- und Treppenraum. Die allseitig orientierte
ment umgesetzt und angeboten. Mit einem Wohnung mit einem hohen Öffnungsanteil
häufig hohen Öffnungsanteil und weniger ist in vier zimmertiefe Grundrissbereiche
massiven Außenwandflächen erfüllen diese unterteilt. Aufgrund der zwei geplanten
Wohnungstypen das vermarktungsrelevante Eingangstüren kann die Wohnung auch als
Qualitätskriterium nach lichtdurchfluteten Zweispänner organisiert werden. Bei der
Räumen. Gleichzeitig kann dieser Woh- Variante der Etagenwohnung wurden die
nungstyp nahezu Einfamilienhausqualitäten einzelnen Wohnfunktionen rotierend um den
im barrierefreien Geschosswohnungsbau Kern angeordnet. Lediglich im Bereich der
bieten und bedient damit individuelle Wohn- Sanitärräume musste dabei ein zusätzlicher
wünsche bis ins hohe Alter. Erschließungsflur angeordnet werden.
104
Orientierung
[040]
Bauart Architekten
mobiler Standort
Wohnfläche
66,0 m²
Außenraum
0,0 m²
Individualräume
2
Orientierung
IV
105
Grundriss
[041]
Ryue Nishizawa
Ota Ku
Tokyo (JP)
Wohnfläche
77,5 m²
Außenraum
0,0 m²
Individualräume
3
Orientierung
IV
106
Orientierung
[042]
aveer de Geyter
Chassé Singel
Breda (NL)
Wohnfläche
298,8 m²
Außenraum
21,8 m²
Individualräume
3
Orientierung
IV
107
Grundriss
Dreiseitige Orientierung
108
Orientierung
[043]
Daniele Marques
Dreilindenstraße
Luzern (CH)
Wohnfläche
183,5 m²
Außenraum
38,5 m²
Individualräume
4
Orientierung
III
109
Grundriss
[044]
pool Architekten
Leimbachstraße
Zürich (CH)
Wohnfläche
82,0 m²
Außenraum
34,0 m²
Individualräume
2
Orientierung
III
110
Orientierung
[045]
Thomas Müller Ivan
Reimann Architekten
Reichenbachstraße
Dresden (DE)
Wohnfläche
81,7 m²
Außenraum
19,8 m²
Individualräume
2
Orientierung
III
111
Grundriss
Zweiseitige Orientierung
112
Orientierung
[046]
Norbert Post - Hartmut
Welters Architekten
Westender Weg
Herdecke (DE)
Wohnfläche
76,0 m²
Außenraum
9,6 m²
Individualräume
2
Orientierung
II
113
Grundriss
[047]
Delugan Meissl
Associated Architects
Wimbergergasse
Wien (AT)
Wohnfläche
93,0 m²
Außenraum
14,0 m²
Individualräume
3
Orientierung
II
114
Orientierung
[048]
burkhalter sumi
architekten
Burgmattstraße
Laufenburg (CH)
Wohnfläche
59,0 m²
Außenraum
8,6 m²
Individualräume
2
Orientierung
II
115
Grundriss
[049]
Fink + Jocher
Hans-Guggenmoser-Straße
Weilheim (DE)
Wohnfläche
90,8 m²
Außenraum
10,9 m²
Individualräume
2
Orientierung
II
116
Orientierung
Einseitige Orientierung
117
Grundriss
[050]
Johannes Kaufmann
Brugg
Bezau (AT)
Wohnfläche
26,6 m²
Außenraum
7,2 m²
Individualräume
1
Orientierung
I
118
Orientierung
[051]
Francis Soler
Cité Saint Chaumont
Paris (FR)
Wohnfläche
77,7 m²
Außenraum
0,0 m²
Individualräume
2
Orientierung
I
119
Grundriss
[052]
Herzog de Meuron
Hebelstraße
Basel (CH)
Wohnfläche
114,2 m²
Außenraum
12,5 m²
Individualräume
3
Orientierung
I
120
Orientierung
Sonderformen Orientierung
121
Grundriss
[053]
Herzog de Meuron
Schützenmattstraße
Basel (CH)
Wohnfläche
115,2 m²
Außenraum
2,7 m²
Individualräume
2
Orientierung
I, Patio
122
Orientierung
[054]
Walter Stelzhammer
Ziedlergasse
Wien (AT)
Wohnfläche
162,6 m²
Außenraum
53,3 m²
Individualräume
3
Orientierung
I, Patio
123
Grundriss
[055]
MVRDV
Bottgerwater
Den Haag (NL)
Wohnfläche
144,4 m²
Außenraum
164,7 m²
Individualräume
4
Orientierung
Patio
124
Geschossigkeit
125
Eingeschossige Wohnungen 128
[056] Riegler Riewe
Bahnhofstraße, Graz (AT)
[057] BKK-3
Goldschlagstraße, Wien (AT)
126
Geschossigkeit
Einleitung
Neben der Größe sowie dem Zonierungstyp baulich wirksame Zonierung der Funkti-
spielen bei der Entscheidung für die Ge- onsbereiche. Der konstruktive Aufwand
schossigkeit einer Wohnung unter anderem von Niveauveränderungen in Geschoss-
die Gewichtung von Barrierefreiheit gegen- wohnungen wird dabei für das gesamte
über der Umsetzung vertikaler Raumbezie- Gebäude wirksam und beschränkt sich nicht
hungen und verschiedener Wohnniveaus nur auf eine einzelne Wohneinheit. Daher
eine Rolle. Das Verteilen der Wohnfunkti- muss hier die Synergie gesucht werden.
onen auf eine oder auf mehrere Ebenen Unterschiedliche Geschosse und Niveaus
steht jedoch auch in einer Abhängigkeit innerhalb einer Wohnung sollten jedoch
zur Bauform und dem gewählten externen nicht unter Vernachlässigung des Aspekts
Erschließungstyp. Mehrparteienhäuser der Barrierefreiheit geplant werden. Die
bestehen vorrangig aus Geschosswoh- einschränkte Nachhaltigkeit in der Nutzung
nungen und zweigeschossigen Maisonet- mehrgeschossiger Wohnungen durch die
tes. Inwieweit drei- und mehrgeschossige Notwendigkeit einzelner Steigungen bezie-
Wohneinheiten in diesem Gebäudetyp noch hungsweise einer Treppe zur Erschließung
wirtschaftlich sind, sollte entwurfsspezifisch der Geschosse sollte in der Entwurfsphase
abgewägt werden. Dabei muss unter an- daher eine entscheidende Rolle spielen. Da
derem der Aufwand der zusätzlich notwen- das Bauelement Treppe als starres Gefüge
digen externen Erschließung zur Größe des die Veränderung der Grundrissstruktur zu
Gesamtprojekts einkalkuliert werden. einem wesentlichen Teil verhindert, wird
die mehrgeschossige Raumqualität häufig
Im Vergleich zur eingeschossigen Wohnung durch die Einschränkung der Veränderbar-
bieten Maisonettes, das heißt mehrge- keit des Grundrisses selbst erkauft. Ab einer
schossige Wohnformen, die Möglichkeit bestimmten Wohnungsgröße ist allerdings
der vertikalen Raumbeziehung sowie das eine ausreichende Belichtung aller Wohn-
Erlebnis von Ausblick- und Austrittmöglich- funktionen auf einer Ebene problematisch,
keiten auf unterschiedlichen Geschossebe- zudem wird der Erschließungsaufwand
nen. Niveauveränderungen sind allerdings unverhältnismäßig hoch. Dagegen ermög-
auch im Geschosswohnungsbau ein licht die Funktionsverdichtung von kleinen
angemessenes Mittel der Raumgestaltung, Wohneinheiten selten eine optimierte
wobei die entstandenen Niveaus zusätzlich Anordnung der einzelnen Funktionsbereiche
durch unterschiedliche Geschosshöhen auf mehreren Geschossebenen und der
charakterisiert werden können. Das Ziel zusätzlich notwendige Flächenbedarf für
ist dabei weniger ein Angebot von wech- das Treppenelement widerspricht der ange-
selnden Niveaus, sondern vielmehr eine strebten kompakten Grundrisslösung.
127
Grundriss
Eingeschossige Wohnungen
Ein wesentlicher Aspekt für die Vermarkt- den kommunikativen Bereich einer Woh-
barkeit von eingeschossigen Wohnungen nung im Vergleich zu den individuellen und
ist, neben der Qualität der Grundrissstruktur dienenden Bereichen räumlich betont.
selbst, die Lage der Wohnung im Gebäude.
Der Standort und Gebäudekontext stellen Das Grundrissprinzip der Geschosswohnung
zudem wichtige Entscheidungskriterien dar. in Graz von Riegler Riewe [056] beruht auf
Die oberen Etagen eines Gebäudes können einem hohen Grad an Nutzungsneutralität.
in der Regel aufgrund ihrer Aussicht sowie Die ähnlich großen Raumbereiche sind nicht
einer zunehmenden Privatheit der Erschlie- spezialisiert beziehungsweise funktional
ßungsbereiche besser vermarktet werden. linear angeordnet, sondern folgen einer viel-
Im Luxussegment sind das Penthouse oder fältigen Vernetzung. Breite Schiebetüren in
die Etagenwohnung im Sinne des privaten Querrichtung sowie Falttüren in Längsrich-
Geschosses entsprechend erfolgreiche tung der Wohnung ermöglichen dabei ein
Konzepte. Eingeschossige Wohnungen flexibles Zusammenschalten der einzelnen
können selbstverständlich auch freistehend Raumschichten. Mit bodengleichen Fens-
geplant werden, gerade im Siedlungsbau tern kann zusätzlich jeder Raum, je nach
werden häufig eingeschossige Hof- und Nutzerwunsch, als Loggia der Wohnung
Pavillongebäude realisiert. Im städtischen umgewidmet werden.
Kontext findet diese Gebäudeform, unter
anderem aufgrund ihrer geringen Dichte, Das Projekt „Miss Sargfabrik“ in Wien
jedoch selten Anwendung. von BKK-3 [057] zeichnet sich durch eine
Niveauveränderung innerhalb der Geschoss-
Die Qualität der Grundrissgestaltung einge- wohnung aus. Mittels einer Rampe sowie
schossiger Wohnungen beruht neben der einer langgezogenen Treppe im zentralen
Grundrissdimension und -struktur auf der Grundrissbereich kann dieser Höhensprung
Disposition der einzelnen Wohnfunktionen vom Nutzer überwunden werden. Dadurch
und deren Orientierung. Die Kapitel Zonie- wird in der ansonsten offen konzipierten
rung und Erschließung beschreiben dazu Wohnung eine klare Zonierung möglich. Der
eine Vielzahl unterschiedlicher Varianten erhöhte Bereich kann dem Rückzug dienen,
und deren Besonderheiten. Bereits erwähnt der am Laubengang anliegende ist öffent-
wurde die Möglichkeit, durch unterschied- licher und lässt bewusst die Kommunikation
liche Geschossniveaus beziehungsweise mit dem Erschließungsraum zu.
Geschosshöhen auch eingeschossige Woh-
nungen räumlich zu differenzieren, wodurch
beispielsweise eine größere Geschosshöhe
128
Geschossigkeit
[056]
Riegler Riewe
Bahnhofstraße
Graz (AT)
Wohnfläche
66,5 m²
Außenraum
0,0 m²
Individualräume
3
Orientierung
II
129
Grundriss
[057]
BKK-3
Goldschlagstraße
Wien (AT)
Wohnfläche
94,2 m²
Außenraum
0,0 m²
Individualräume
1
Orientierung
II
130
Geschossigkeit
Mehrgeschossige Wohnungen
Die Anordnung der Wohnfunktionen auf Wohneinheit begründen und inwieweit diese
mehreren Geschossen erlaubt das Aus- in der Raumstruktur ablesbar sein sollen.
bilden von Galerieebenen. Die mehrge-
schossigen Wohnbereiche bieten nicht nur Die 19 m tiefe, zweigeschossige Maison-
verschiedene Raumqualitäten innerhalb der nettewohnung in Amsterdam von Bosch
Wohnung, sondern ermöglichen vertikale Architecten [058] ist als offener Grundriss
Sicht- und Kommunikationsbeziehungen organisiert. An beiden Belichtungssei-
zwischen den Funktionen. Die überhohen ten sind Galerieebenen angeordnet, die
beziehungsweise mehrgeschossigen Be- sämtliche Wohnfunktionen der beiden
reiche können dabei sowohl an der Fassade Geschosse zu einem offenen, fließenden
angeordnet werden, was einen tieferen Raum zusammenschließen.
Lichteinfall im unteren Geschoss ermögli-
cht, oder zentral im Sinne einer Empfangs- Ohne vertikale Raumverbindungen organi-
oder Verteilerhalle. Grundsätzlich stellt die siert Joachim Wendt das dreigeschossige
zweigeschossige Verbindung von Räumen Einfamilienhaus in Darmstadt [059]. Im
die am häufigsten angewendete Lösung Erdgeschoss sind die kommunikativen
dar, da über mehr als zwei Geschosse Bereiche angeordnet; das 1. und 2. Oberge-
verbundene Bereiche im seltensten Fall schoss nehmen drei Individualräume und
eine sinnvolle Grundrissgestaltung erlauben. zugeordnete Sanitärräume auf. Zusätzlich
Zusätzlich zum Luftraum hat der Treppentyp befindet sich im 2. Obergeschoss der pri-
Einfluss auf die Verbindung zwischen den vate Außenraum in Form einer Dachterras-
Ebenen. Er sollte eindeutig den Öffent- se, der durch Art und Lage der zweiläufigen
lichkeitsgrad der zu erschließenden Ebene Treppe ohne Störung der Bewohner des
definieren und darüber die Benutzbarkeit Zwischengeschosses erreichbar ist.
dokumentieren. Mehrgeschossige Raumge-
füge müssen sich nicht zwingend nur durch In Gifu [060] schaltete Kazuyo Sejima
gestapelte Vollgeschosse auszeichnen. gleichgroße Raummodule zu einer zwei-
Zueinander versetzte Geschosse (Split- geschossigen, versetzten Wohneinheit zu-
Level) oder einzelne erhöhte Bereiche stel- sammen. Alle Raummodule sind über einen
len alternative Entwurfsansätze dar. Gerade Laubengang in jedem Geschoss unabhängig
Flächenoptimierungen führen jedoch häufig voneinander erschließbar. Im zweigeschos-
zu mehrgeschossigen Wohneinheiten ohne sigen Eingangsmodul wird auch die Funkti-
das Erlebnis der vertikalen Raumverbin- on der Küche aufnommen. Eine Brücke im
dung. Hier sollte gewichtet werden, welche Obergeschoss dieses Moduls erlaubt dabei
Einflussgrößen die Mehrgeschossigkeit der die Kommunikation zwischen den Ebenen.
131
Grundriss
[058]
Bosch Architecten
Bezaanjachtplein
Amsterdam (NL)
Wohnfläche
104,0 m²
Außenraum
0,0 m²
Individualräume
1
Orientierung
II
132
Geschossigkeit
[059]
Joachim Wendt
Rückertstraße
Darmstadt (DE)
Wohnfläche
142,5 m²
Außenraum
37,5 m²
Individualräume
3
Orientierung
IV
133
Grundriss
[060]
Kazuyo Sejima
Kitagata
Gifu (JP)
Wohnfläche
61,0 m²
Außenraum
12,5 m²
Individualräume
2
Orientierung
II
134
Zonierung
135
Horizontale Zonierung 138
[061] Theo Hotz
Buchgrindelstraße, Zürich (CH)
[062] Burkard Meyer Architekten
Martinsbergstraße, Baden (CH)
[063] Gigon/Guyer Architekten
Carmenstraße, Zürich (CH)
[064] A.D.P. Walter Ramseier
Hohlstraße, Zürich (CH)
136
Zonierung
Einleitung
137
Grundriss
Horizontale Zonierung
138
Zonierung
[061]
Theo Hotz
Buchgrindelstraße
Zürich (CH)
Wohnfläche
110,5 m²
Außenraum
11,5 m²
Individualräume
3
Orientierung
II, Patio
139
Grundriss
[062]
Burkard Meyer
Architekten
Martinsbergstraße
Baden (CH)
Wohnfläche
135,1 m²
Außenraum
22,4 m²
Individualräume
4
Orientierung
IV
140
Zonierung
[063]
Gigon/Guyer Architekten
Carmenstraße
Zürich (CH)
Wohnfläche
173,0 m²
Außenraum
76,0 m²
Individualräume
5
Orientierung
III
141
Grundriss
[064]
A.D.P. Walter Ramseier
Hohlstraße
Zürich (CH)
Wohnfläche
119,0 m²
Außenraum
14,7 m²
Individualräume
3
Orientierung
III
142
Zonierung
Vertikale Zonierung
143
Grundriss
[065]
Ken Architekten
Vorsässstraße
Ennetmoos (CH)
Wohnfläche
175,5 m²
Außenraum
0,0 m²
Individualräume
3
Orientierung
IV
144
Zonierung
[066]
AV1 Architekten
Betzenberg
Kaiserslautern (DE)
Wohnfläche
200,0 m²
Außenraum
34,3 m²
Individualräume
1
Orientierung
II
145
Grundriss
[067]
Burkard Meyer
Architekten
Mellingerstraße
Baden (CH)
Wohnfläche
140,1 m²
Außenraum
25,6 m²
Individualräume
2
Orientierung
II
146
Wohnfunktionen
147
Individuelle Bereiche 150
[068] Peter Zumthor
Cadonaustraße, Chur (CH)
[069] Walter Stamm-Teske,
AFF Architekten
Albrecht-Dürer-Straße, Weimar (DE)
[070] Fink + Jocher
Enzianstraße, Garching (DE)
[071] Shigeru Ban
Saitama, Kawagoe (JP)
148
Wohnfunktionen
Einleitung
Mit dem Begriff Wohnfunktionen sind letzt- Die einzelnen funktionalen Wohnungsan-
endlich die einzelnen Tätigkeiten gemeint, forderungen sind dabei letztendlich immer
die innerhalb einer Wohnung verrichtet gleich, nur die unterschiedliche Gewichtung
werden, zum Beispiel Essen, Schlafen, Spie- und Interpretation bildet das Spektrum für
len, Arbeiten, Kommunizieren, Reinigen. den individuellen Entwurf. Die einzelnen
Im Allgemeinen werden diese einzelnen Funktionen stehen nicht unvermittelt neben-
Tätigkeiten unmittelbar mit einem speziell einander, sondern bilden logische Konfigu-
dafür gewidmeten Raum gleichgesetzt, rationseinheiten. Im Wesentlichen lassen
wie zum Beispiel Küche, Schlafzimmer, sich die Funktionen in kommunikative,
Arbeitszimmer und so weiter. Über die Ent- individuelle und dienende Funktionsbereiche
wicklungsgeschichte des Wohnungsbaus gliedern. Eine Ausnahme bildet die Erschlie-
haben sich dabei Konventionen entwickelt, ßung, die gewissermaßen als Rückgrat die
die diese Räume hinsichtlich Größe, Mö- einzelnen Funktionen miteinander verknüpft
blierung, Mindestabständen, Orientierung und deswegen gesondert betrachtet wer-
und vielem mehr in vordefinierten Konfigu- den muss. Eine weitere besondere Position
rationen fixieren. Dies mag aus der Sicht in diesem Zusammenhang nimmt der pri-
des am Minimum orientierten Wohnungs- vate Außenraum ein, der eine Teilmenge der
baus der Nachkriegszeit noch notwendig einzelnen Funktionen im Freien abbildet und
erscheinen, jedoch ermöglicht die Wandlung aufgrund seiner besonderen Bedeutung für
des Wohnens zum Konsumprodukt die den Wohnungsbau auch in einem eigenen
unvoreingenommene Auseinandersetzung Kapitel erörtert wird.
mit den Funktionsanforderungen und damit
ein enormes Entwurfspotenzial. Über die elementaren Wohnfunktionen
hinaus gibt es eine Reihe von zusätzlichen
Selbst der Begriff des „Raumprogramms“ Funktionen, die in den Wohngrundriss inte-
impliziert die Verknüpfung der einzelnen griert werden und häufig den individuellen
Funktionen mit dem spezialisierten Raum, Charakter der Wohnung herausbilden. Im
so dass der Begriff zunehmend komplexer Zuge der veränderten Arbeitswelt finden
verstanden wird und nur noch reduziert als zum Beispiel entsprechende Funktionsbe-
„Programm“ sämtliche Anforderungen an reiche bei der Grundrisskonzeption verstärkt
die Wohnung repräsentiert. Aufgrund dieser Berücksichtigung und besondere Hobbys
begrifflichen Vorbelastung erscheint es werden nicht mehr nur im Kellergeschoss
sinnvoll, im Entwurfsprozess von einzel- versteckt, sondern als wesentliche Wohn-
nen Funktionsbereichen statt Räumen zu funktion und Gestaltungselement entdeckt.
sprechen.
149
Grundriss
Individuelle Bereiche
Der Individualbereich wird selten so Bei kleineren Wohnungen wird die Privat-
genannt; meistens findet man ihn unter sphäre des Individualbereichs häufig nur
der Bezeichnung Elternschlafzimmer oder durch ein Möbel in Form eines Regals oder
Kinderzimmer. Automatisch stellen sich Schranks hergestellt wie zum Beispiel beim
damit die konventionellen Bilder und die da- „Wohnhaus für Betagte“ [068] von Peter
mit verbundenen Raumkonfigurationen ein. Zumthor.
Diese, aus dem traditionellen Familienbild
stammenden Raumkonfigurationen, prägen Beim Projekt „Vier Gleichen“ [069] von
bis heute die allermeisten Wohngrundrisse. Walter Stamm-Teske und AFF Architekten
Längst haben sich jedoch die Lebensformen sind die Individualbereiche innerhalb des
pluralisiert und auch innerhalb von Familien- Einfamilienhauses ähnlich eines Schlafwa-
strukturen ist die gewohnte Raumkonfigu- genabteils zugunsten der kommunikativen
ration kritisch zu hinterfragen. Gerade Flächen optimiert. Jeder Bewohner des
in der Auseinandersetzung mit einem Hauses erhält eine gleichwertige Rückzugs-
spezifischen Nutzer besteht das Risiko, eine möglichkeit. Arbeits- und Spielflächen sind
Momentaufnahme seiner Lebenssituation in den gemeinschaftlichen, kommunikativen
als Grundrisskonfiguration zu fixieren. Eine Bereich ausgelagert.
nachhaltige Betrachtung ermöglicht ganz an-
dere Entwurfsansätze. Allgemein kann man Beim Studentenwohnheim [070] von
behaupten, dass der Anspruch an einen Fink + Jocher gruppieren sich vier gleich-
spezifisch ausgeprägten Individualbereich wertige und relativ große Individualräume
mit zunehmendem Alter steigt. Gleiches um die mittlere kommunikative Zone. Über
gilt für den Grad der persönlichen Bindung einen eigenen Sanitärbereich ist jeder
der Bewohner untereinander. Je geringer Bewohner relativ autark.
die Bindung, desto größer fällt im Allgemei-
nen der private Rückzugsbereich aus. Das Beim „Naked House“ [071] thematisiert
Spektrum der konkreten Umsetzung reicht Shigeru Ban die Individualräume in beson-
von der offenen Integration in den Grundriss derer Weise, indem diese als bewegliche
bis zum fast unabhängigen Appartement Raumzellen frei in den kommunikativen
(zum Beispiel Einliegerwohnung) innerhalb Raum gestellt werden.
der Wohnung. Die räumliche Zuordnung der
Individualräume zu den Sanitärräumen ist
ein wesentliches Merkmal um die Privatheit
innerhalb der Wohnung zu gewährleisten.
150
Wohnfunktionen
[068]
Peter Zumthor
Cadonaustraße
Chur (CH)
Wohnfläche
47,0 m²
Außenraum
7,0 m²
Individualräume
1
Orientierung
II
151
Grundriss
[069]
Walter Stamm-Teske,
AFF Architekten
Albrecht-Dürer-Straße
Weimar (DE)
Wohnfläche
147,0 m²
Außenraum
109,0 m²
Individualräume
5
Orientierung
IV
152
Wohnfunktionen
[070]
Fink + Jocher
Enzianstraße
Garching (DE)
Wohnfläche
87,4 m²
Außenraum
32,2 m²
Individualräume
4
Orientierung
IIl
153
Grundriss
[071]
Shigeru Ban
Saitama
Kawagoe (JP)
Wohnfläche
107,5 m²
Außenraum
34,2 m²
Individualräume
3
Orientierung
IV
154
Wohnfunktionen
Kommunikative Bereiche
Im Allgemeinen wird das „Wohnen“ oder Im Rahmen von Musterbauten für die
das Wohnzimmer mit einer kommunikativen Betonindustrie entstand der Wohnbau [072]
Funktion in Verbindung gebracht. Reflektiert von Adolf Krischanitz. Es ist ein Beispiel für
man die Einrichtungsstandards, so stellt die explizite Thematisierung der kommunika-
man fest, dass das „Wohnen“ in Form einer tiven Wohnfunktionen. Um einen zentralen
Sitzgruppe und häufig einer Art Schrank- Wohnraum gruppieren sich alle weiteren
wand mit den obligatorischen Medien (TV, Wohnfunktionen.
Hi-Fi-System) seine Entsprechung findet. In
diesem Zusammenhang findet man auch Bei der „Unité d’habitation“ in Marseille
oft die Funktion des Essens in Form einer [073] inszeniert Le Corbusier den kom-
größeren Tischgruppe. Die Integration der munikativen Wohnbereich als überhohen
Funktion des „Kochens“ in diesen Bereich Raum über zwei Geschosse. Die privaten
wird relativ unterschiedlich gehandhabt, das Wohnbereiche befinden sich im darüberlie-
Spektrum reicht von der völligen Trennung genden Geschoss. Einer der Individualräu-
bis zur zentralen Thematisierung. Die me ist über eine Galerie mit dem Wohnraum
Erschließung wird ebenfalls häufig zur räum- verbunden.
lichen Erweiterung des Kommunikationsbe-
reichs mit einbezogen. Der kommunikative Das „Picture Window House“ von Shigeru
Bereich bildet gleichzeitig den öffentlicheren Ban [074] bündelt sämtliche kommunika-
Teil der Wohnung; hier empfängt man tiven Funktionen zu einem großzügigen,
Gäste; hier repräsentiert sich die Wohnung. offenen Raum. Diese Wirkung wird insbe-
Erneut bemerkt man den unterbewussten sondere durch die spezielle Tragkonstruktion
Einfluss der Wohntraditionen, selten werden ermöglicht.
die Raum- und Möblierungskonfigurationen
hinterfragt. Einige innovativere Ansätze
setzen sich mit der Thematik der neuen
Esskultur auseinander und stellen die Ess-
und Kochsituationen stärker in den Mittel-
punkt des Geschehens. Andere Beispiele
fokussieren die medialen Komponenten
und richten dahingehend die Möblierung
aus. Die Gestaltung der kommunikativen
Bereiche ist häufig die zentrale Motivation
der Entwurfsarbeit und charakterbildend für
die Wohnung.
155
Grundriss
[072]
Adolf Krischanitz
Oskar-Simony-Straße
Wien (AT)
Wohnfläche
97,0 m²
Außenraum
8,1 m²
Individualräume
4
Orientierung
Ill
156
Wohnfunktionen
[073]
Le Corbusier
Boulevard Michelet
Marseille (FR)
Wohnfläche
95,7 m²
Außenraum
13,0 m²
Individualräume
3
Orientierung
II
157
Grundriss
[074]
Shigeru Ban
Izu
Shizuoka (JP)
Wohnfläche
276,2 m²
Außenraum
51,7 m²
Individualräume
4
Orientierung
Il
158
Wohnfunktionen
Dienende Bereiche
159
Grundriss
[075]
blauraum Architekten
Bogenallee
Hamburg (DE)
Wohnfläche
105,7 m²
Außenraum
10,6 m²
Individualräume
3
Orientierung
Il
160
Wohnfunktionen
[076]
Atelier 5
Brüggbühlstraße
Niederwangen (CH)
Wohnfläche
121,6 m²
Außenraum
25,1 m²
Individualräume
4
Orientierung
Il
161
Grundriss
[077]
Engelen Moore
Barcom Avenue
Sydney (AU)
Wohnfläche
107,2 m²
Außenraum
8,3 m²
Individualräume
2
Orientierung
Il
162
Wohnfunktionen
Zusätzliche Bereiche
163
Grundriss
[078]
Rapp + Rapp
Centrum Ypenburg
Den Haag (NL)
Wohnfläche
102,0 m²
Außenraum
0,0 m²
Individualräume
3
Orientierung
Ill
164
Wohnfunktionen
[079]
Max Dudler
Kirchgasse
Zürich (CH)
Wohnfläche
96,5 m²
Außenraum
9,2 m²
Individualräume
3
Orientierung
IIl
165
Grundriss
[080]
03 München
Nackstraße
Mainz (DE)
Wohnfläche
82,2 m²
Außenraum
31,6 m²
Individualräume
2
Orientierung
I
166
Erschließung
167
Horizontale Erschließung 170
[081] Michael Alder
Friedhofweg, Riehen (CH)
[082] Kollhoff Timmermann Architekten
Malchower Weg, Berlin (DE)
[083] Alvar Aalto
Klopstockstraße, Berlin (DE)
[084] Christian Kerez
Forsterstraße, Zürich (CH)
168
Erschließung
Einleitung
Mit Erschließung wird die interne Ver- Die Erschließungsthematik beinhaltet auch
knüpfung der einzelnen Funktionsbereiche die Eingangssituation der Wohnung. An
einer Wohnung bezeichnet. Grundsätzlich dieser Schnittstelle zwischen Öffentlich-
wird zwischen der horizontalen und der keit und Privatheit „der Adresse“ ist es
vertikalen Erschließung unterschieden. wesentlich, über die repräsentativen und
Das Erschließungssystem bildet gewis- funktionalen Anforderungen nachzudenken.
sermaßen das Skelett oder Gefäßsystem Funktional findet hier im Wesentlichen ein
des Wohngrundrisses. Die Wahl der Wechsel von Kleidung und das Abstellen
Erschließungstypologie und auch deren verschiedenster Utensilien bis hin zum
Änderung im Entwurfsprozess haben Kinderwagen oder Fahrrad statt. Gerade
gravierende Auswirkungen auf die gesamte im städtischen Kontext ist die sorgfältige
Grundrisskonzeption. Bei keiner anderen Gestaltung dieser Pufferzone von besonde-
Grundrisskomponente wird das eingangs rer Bedeutung.
erwähnte Bild des Grundrisses als oszillie-
rendes Gefäß deutlicher. Bei der Konzeption Die räumliche Ausprägung der Erschließung
der Erschließung können unterschiedlichste öffnet ein Spektrum unterschiedlicher
Strategien verfolgt werden. Erschließungs- Gestaltungsansätze, beginnend bei der
räume können automatisch in bestimmte optimierten monofunktionalen Widmung
Richtungen weisen oder diese versperren. über die Erweiterung zu selbstständigen
Erschließungssysteme können unterschied- Aufenthaltsbereichen bis hin zur grundriss-
lich präsent sein und damit zum Beispiel die prägenden Inszenierung wie man dies zum
privateren und öffentlicheren Wohnbereiche Beispiel bei den Enfiladen gründerzeitlicher
kennzeichnen. Die Klarheit einer Grund- Grundrisse erleben kann.
rissgliederung kann betont oder bewusst
komplex angelegt werden.
169
Grundriss
Horizontale Erschließung
Die horizontale Erschließung ist fester Entlang des gut belichteten Flurs reihen
Bestandteil jeder Wohnung, kann jedoch sich die Individualräume und münden in den
in unterschiedlicher Form ausgeprägt sein. großzügigen kommunikativen Bereich, der
Je höher die Anzahl der zu erschließenden durch einen ebenso großzügigen Balkon
Funktionsbereiche oder Räume, desto ergänzt wird.
ausgeprägter die Erschließungsthematik.
Die Erschließung definiert die Wegeführung Bei den Stadtvillen von Kollhoff Timmer-
durch die Wohnung. Bei Wohnungen mit mann [082] im Malchower Weg in Berlin
geringer Nutzeranzahl kann eine punktuelle wurde das klassische Thema der Diele als
beziehungsweise in die kommunikativen Erschließungsform wieder aufgegriffen.
Wohnfunktionen integrierte Erschließung Eine ungestörte Zuwegung der kommuni-
sinnvoll und ökonomisch sein. Bei Woh- kativen und individuellen Wohnbereiche ist
nungen mit mehreren Bewohnern und gewährleistet. Die Diele bietet gleichzeitig
damit unterschiedlichen Bedürfnissen gilt ausreichend Abstellmöglichkeiten.
es darauf zu achten, dass die Erschließung
der privateren Wohnbereiche (Individualräu- Bei Alvar Aaltos Projekt für die IBA ‘57 in
me) auch möglich ist, ohne die kommuni- Berlin [083] wird die Erschließung zum
kativen Wohnbereiche zu durchqueren. In eigentlichen Thema der Wohnung. Der
der historischen Entwicklung ist vor allen kommunikative Zentralraum dient gleichzei-
Dingen die Diele als Erschließungselement tig als Verteiler. Untergeordnete Nebenflure
im Wohnungsbau wiederzufinden. Diese ermöglichen eine unabhängige Erschließung
Widmung eines eigenständigen und wich- der Individualbereiche.
tigen Raumes weist auf die repräsentative
Bedeutung hin. Im Zuge des Massenwoh- Beim Wohnhaus in der Forsterstraße in
nungsbaus der Nachkriegszeit, der unter Zürich [084] von Christian Kerez wird das
enormem wirtschaftlichem Druck stattfand, Thema der Erschließung in besonderer
ist dieser repräsentative Charakter in den Weise inszeniert. Ähnlich wie bei vielen
Hintergrund getreten. Statt dessen wurde Entwürfen von Mies van der Rohe wird der
die Erschließung häufig auf einen knapp offene Grundriss lediglich durch Wand-
dimensionierten Flur reduziert. scheiben gegliedert. Die Erschließung der
einzelnen Wohnbereiche erfolgt unmittelbar
Bei der Wohnsiedlung in Riehen realisierte über die anderen Wohnfunktionen. Ein Prin-
Michael Alder unter anderem langge- zip, das aufgrund der dadurch entstehenden
streckte Geschosswohnungen [081], die Störungen jedoch nur für eine geringe
den klassischen Flurtyp repräsentieren. Nutzeranzahl sinnvoll erscheint.
170
Erschließung
[081]
Michael Alder
Friedhofweg
Riehen (CH)
Wohnfläche
112,5 m²
Außenraum
18,7 m²
Individualräume
3
Orientierung
IIl
171
Grundriss
[082]
Kollhoff Timmermann
Architekten
Malchower Weg
Berlin (DE)
Wohnfläche
67,6 m²
Außenraum
6,6 m²
Individualräume
1
Orientierung
Ill
172
Erschließung
[083]
Alvar Aalto
Klopstockstraße
Berlin (DE)
Wohnfläche
83,8 m²
Außenraum
10,0 m²
Individualräume
3
Orientierung
Il
173
Grundriss
[084]
Christian Kerez
Forsterstraße
Zürich (CH)
Wohnfläche
186,0 m²
Außenraum
113,9 m²
Individualräume
3
Orientierung
IV
174
Erschließung
Vertikale Erschließung
Die vertikale Erschließung dient der Ver- dener Treppentypologien in einem Grundriss
bindung mehrerer Wohnebenen und kann führt häufig zu einem enormen Flächen-
verschieden ausgeprägt sein. Im Allgemei- verbrauch und ist nur unter bewusster
nen werden die einzelnen Ebenen über Verwendung sinnvoll. Die Erschließung über
eine Treppe miteinander verbunden. Zwei wohnungsinterne Aufzüge ist relativ selten
grundsätzliche Dispositionen der Treppe im zu finden, wird jedoch im Zusammenhang
Grundriss sind möglich. Am häufigsten ist mit der Renaissance der städtischen Rei-
eine zentrale Lage im geringer belichteten henhäuser und damit der Vielgeschossigkeit
Teil der Wohnung; seltener ist die Positionie- von Wohnungen wieder diskutiert.
rung an den Außenwänden. Eine Ausnahme
bilden nord -süd-orientierte Grundrisse, Beim Reihenhausprojekt in Darmstadt [085]
bei denen die Nordseite häufig relativ wird das dreigeschossige Gebäude durch
geschlossen ausgeführt wird. Neben der eine quergestellte Treppe erschlossen. Die
Lage im Grundriss entscheidet vor allem die Gebäudebreite ergibt sich aus der Lauflän-
Geometrie der Treppe über ihre Bedeutung ge, dem Antritt und dem Austritt.
im Grundriss. Neben verschiedenen freien
Formen kann man grundsätzlich zwischen Die zweiläufige Treppe eignet sich dahinge-
einläufigen, zweiläufigen und dreiläufigen gen für kompakte und schmale Grundrisse
Treppen differenzieren. Unabhängig von der in besonderer Weise wie beim Projekt [086].
Geometrie kann die Treppe in die Wohnfunk-
tionen integriert sein oder als davon unab- Die dreiläufige Treppe bei den Doppel-
hängiges Element gestaltet werden. Gestal- wohnhäusern von dmsw [087] spannt die
terisch bieten sich zwei Strategien an: Die Mittelzone zur Diele auf und wird durch ein
erste versucht die Treppe als Bestandteil der Oberlicht zusätzlich in Szene gesetzt.
Gebäudestruktur zu betrachten, die zweite
erklärt die Treppe zum eigenständigen, Eine effiziente Erschließung kann über eine
möbelartig in den Grundriss eingestellten Kaskadentreppe ereicht werden, wie zum
Objekt. Bei der Staffelung der Wohnung in Beispiel beim Projekt [088] von Rijnvos
Form zueinander versetzter Ebenen (Split- Voorwinde Architecten.
Level) wird die Integration der Treppe im
Raum besonders deutlich. Eine Ausnahme Bei einer Split-Level-Erschließung wer-
bildet die Erschließung über Rampen, die den die Wohngeschosse räumlich stärker
entweder zur Inszenierung des Themas oder miteinander verbunden. Die Treppe wird
aus Gründen der Barrierefreiheit Berücksich- wie beim Projekt [089] zum räumlichen
tigung findet. Die Kombination verschie- Bestandteil.
175
Grundriss
[085]
Zimmermann Leber
Feilberg Architekten
Herta-Mansbacher-Straße
Darmstadt (DE)
Wohnfläche
122,0 m²
Außenraum
29,5 m²
Individualräume
4
Orientierung
Il
176
Erschließung
[086]
Straub Beutin Architekten
Kreutzerweg
Berlin (DE)
Wohnfläche
124,1 m²
Außenraum
8,81 m²
Individualräume
4
Orientierung
IIl
177
Grundriss
[087]
dmsw Architekten
Albertinenstraße
Berlin (DE)
Wohnfläche
154,9 m²
Außenraum
53,1 m²
Individualräume
5
Orientierung
Ill
178
Erschließung
[088]
Rijnvos Voorwinde
Architecten
Voltstraat
Tilburg (NL)
Wohnfläche
85,4 m²
Außenraum
5,8 m²
Individualräume
3
Orientierung
II
179
Grundriss
[089]
Scheuring und Partner
Lohrbergstraße
Köln (DE)
Wohnfläche
220,0 m²
Außenraum
67,0 m²
Individualräume
4
Orientierung
Il
180
Privater Außenraum
181
Extrovertierter Außenraum 184
[090] Baumschlager Eberle
Kapellenweg, Feldkirch (AT)
[091] Popp Planungen
Choriner Straße, Berlin (DE)
[092] Hauenstein, La Roche, Schedler
Architekten
Kanzleistraße, Zürich (CH)
[093] Martin Spühler mit David Munz und
Bruno Senn
Sihlamtstraße, Zürich (CH)
182
Privater Außenraum
Einleitung
Die Entwicklung des Wohnungsbaus ist eng reichend Außenraum zu befriedigen. Durch
verknüpft mit der Frage nach dem notwen- die vielerorts extrem schlechte städtebau-
digen Maß des umgebenden Außenraums. liche Planung dieser Gebiete wurde jedoch
Dabei geht es zum einen um die großmaß- selten die notwendige Privatheit erreicht,
stäbliche, städtebauliche Dimension und so dass gekoppelt mit anderen positiven
zum anderen um den privaten Außenraum Faktoren die urbanen Standorte derzeit eine
als unmittelbaren Bestandteil der Woh- Renaissance erfahren. Dies ist jedoch nur
nung. Historisch betrachtet entwickelte möglich, wenn sowohl im Bestand als auch
sich die Thematik aus einer städtebaulichen im Neubau ein qualitätsvolles Angebot an
Grundsatzdiskussion über das richtige privatem Außenraum zur Verfügung gestellt
Verhältnis von Landschaft zur Stadt. So wird. Damit entwickelt sich die eigentlich
plädierte beispielsweise Frank Lloyd Wright zusätzliche Funktion zu einer der zentralen
in seinem Buch „Broadacre City“ für eine Fragen des Wohnungsbaus. So wird auch
offene Besiedelung der USA, bei der jedem im Entwurf der private Außenraum zu
Wohngebäude eine Fläche von einem einem der zentralen Entwurfsgeneratoren,
„acre“ (ca. 4000 m²) zur Selbstversorgung zumal er einen wesentlichen Einfluss auf
zur Verfügung stehen sollte. Die gegentei- die plastische Erscheinung des Gesamtge-
lige Situation im Berlin der Gründerzeit mit bäudes hat. Aus der Feststellung, dass auch
Wohnblockstrukturen in extremer Dichte bei der Sanierung des Gebäudebestands die
führte zu Reformansätzen, die in der Garten- Ergänzung beziehungsweise Erweiterung
stadtbewegung oder den städtebaulichen des privaten Außenraums eine wesentliche
Visionen Le Corbusiers mit punktuellen Ver- Aufgabenstellung ist, um eine weitere Ver-
dichtungen innerhalb großzügiger Parkanla- mietbarkeit zu gewährleisten, lässt sich die
gen ihren Ausdruck fanden. Während bei der These aufstellen, dass ein Wohnungsbau-
Gartenstadt noch die Nutzung des Gartens entwurf ohne die Berücksichtigung dieser
zur Selbstversorgung im Vordergrund stand, Thematik durchaus als unbrauchbar einge-
hat sich der private Außenraum heute zu stuft werden muss. Diese Aussage gilt auch
einer reinen zusätzlichen Wohnfunktion für Außenräume, bei denen eine vernünftige
entwickelt. Die Vernachlässigung der Stadt Möblierbarkeit nicht gewährleistet ist. Eine
als Wohnstandort in den letzten Jahrzehnten grundsätzliche Kategorisierung soll über
steht in engem Zusammenhang mit dem den Nutzungscharakter in extrovertierte und
Angebot an qualitätsvollem privaten Au- introvertierte Außenräume erfolgen. Wie
ßenraum. So schienen für viele zunächst häufig gibt es dabei eine Schnittmenge, die
nur die suburbanen Agglomerationen von Aspekte von beiden Kategorien beinhaltet.
Einfamilienhäusern den Bedarf nach aus-
183
Grundriss
Extrovertierter Außenraum
In unseren Breiten wird der private Außen- Bei dem Projekt im Kapellenweg von Baum-
raum in den häufigsten Fällen extrover- schlager Eberle [090] wurde der private
tiert angeordnet. Dies entsteht aus dem Außenraum als Loggia an der Gebäudeecke
unmittelbaren Bedarf nach einer optimalen platziert. Das Fassadenthema wird zugun-
Besonnung. Grundsätzlich stehen drei Typen sten eines einheitlichen Erscheinungsbilds
von privaten Außenräumen zur Verfügung. weitergeführt. Die Dimension der Loggia
Der aus dem Einfamilienhaus abgeleitete entwickelt sich klar aus der Grundrissstruk-
unmittelbare Bezug zum Garten und seine tur.
meist als Terrasse ausgeprägte bauliche Er-
scheinung ist gewissermaßen der Urtyp des Beim Wohnhaus in der Choriner Straße in
privaten Außenraums. Aus der Typologie des Berlin von Popp Planungen [091] wurden
Geschosswohnungsbaus bildet sich eine die beiden Belichtungsseiten vollständig
weitere Gruppe von Außenräumen, die als verglast. Der private Außenraum entwi-
Balkone und Loggien in unterschiedlichsten ckelt sich entsprechend über die gesamte
Formen ausgeprägt sind. Die letzte Gruppe Gebäudebreite. Die geringe Tiefe der
bilden die Dachterrassen, die ähnliche Balkonschicht wird durch eine niveaugleiche
Qualitäten wie Gartenterrassen aufweisen Ebene im Inneren kompensiert.
und durch die Entdeckung des Flachdachs
als nutzbare Fläche insbesondere durch Le Das turmartige Gebäude in der Kanzleistra-
Corbusier gefördert wurden. Neben dieser ße in Zürich [092] wird durch eine beson-
baulichen Ausprägung spielt im städtischen dere Wohnung im Dachgeschoss abge-
Kontext die Orientierung eine weitere Rolle. schlossen. Zwei großzügige Dachterrassen
Dabei ist in erster Linie nicht die Himmels- jeweils zur Stadt und zur Blockinnenseite
richtung, sondern das Verhältnis zum öf- werden zum gestaltprägenden Merkmal des
fentlichen Raum gemeint. In den häufigsten Grundrisses.
Fällen orientieren sich die privaten Außen-
räume zur ruhigeren Innenseite und wenden Eine besondere Form von privatem Außen-
sich damit von der Stadt ab. Zentrales raum wurde bei dem Züricher Projekt in der
Thema beim extrovertierten Außenraum ist Sihlamtstraße [093] realisiert. Hier wurde
jedoch die Gewährleistung einer maximalen, eine großzügige Terrasse der Wohnung als
der Wohnung entsprechenden Privatheit. Eingangssituation vorgelagert. Die Privatheit
Beispiele, die das Element des Außenraums wird durch das dazwischenliegende Trep-
ausschließlich bauplastisch einsetzen, ver- penhaus gewährleistet.
nachlässigen diesen Aspekt häufig.
184
Privater Außenraum
[090]
Baumschlager Eberle
Kapellenweg
Feldkirch (AT)
Wohnfläche
80,6 m²
Außenraum
8,0 m²
Individualräume
2
Orientierung
II
185
Grundriss
[091]
Popp Planungen
Choriner Straße
Berlin (DE)
Wohnfläche
74,4 m²
Außenraum
16,5 m²
Individualräume
1
Orientierung
Il
186
Privater Außenraum
[092]
Hauenstein, La Roche,
Schedler Architekten
Kanzleistraße
Zürich (CH)
Wohnfläche
90,6 m²
Außenraum
36,2 m²
Individualräume
2
Orientierung
IIl
187
Grundriss
[093]
Martin Spühler mit David
Munz und Bruno Senn
Sihlamtstraße
Zürich (CH)
Wohnfläche
96,9 m²
Außenraum
38,7 m²
Individualräume
3
Orientierung
Ill
188
Privater Außenraum
Introvertierter Außenraum
189
Grundriss
[094]
Roland Rainer
Mittelpromenade
Puchenau (AT)
Wohnfläche
135,0 m²
Außenraum
50,4 m²
Individualräume
4
Orientierung
I, Innenhof
190
Privater Außenraum
[095]
Josep Lluis Mateo
Borneokade
Amsterdam (NL)
Wohnfläche
128,7 m²
Außenraum
43,7 m²
Individualräume
3
Orientierung
I, Patio
191
Grundriss
[096]
Tadao Ando
Osaka Bay Street
Osaka (JP)
Wohnfläche
68,5 m²
Außenraum
15,7 m²
Individualräume
2
Orientierung
Patio
192
Konstruktion
193
Baukonstruktion 196
[097] Le Corbusier
Rue Saint-Laurent, Genf (CH)
[098] Diener Diener
KNSM Laan, Amsterdam (NL)
[099] Fritz Haller
Buchliweg, Münsingen (CH)
Gebäudetechnik 200
[100] Helmut Wimmer
Kanalstraße, Wien (AT)
[101] Jean Nouvel
Avenue de General, Nimes (FR)
194
Konstruktion
Einleitung
195
Grundriss
Baukonstruktion
Einer der wichtigsten baukonstruktiven Pa- Die Immeuble Clarté in Genf von Le Cor-
rameter ist die wirtschaftliche Dimensionie- busier [097] ist eines von vielen Projekten,
rung der Deckenkonstruktion. Weitgehend bei denen er die Möglichkeiten seines
unabhängig von der gewählten Bauweise „plan libre“-Konzepts untersucht. Die
liegen die wirtschaftlichen Spannweiten Grundkonstruktion des Gebäudes besteht
bei circa 6 m. Dies hat unmittelbaren aus einem Skelettbau. Der Grundriss
Einfluss auf die Grundrissgestaltung. Die reagiert teilweise auf das Stützenraster und
Tragrichtung der Decke ist bei additiven spielt sich gleichzeitig in anderen Bereichen
Bauweisen, wie zum Beispiel dem Holzbau, bewusst frei.
oder Fertigteilkonstruktionen in diesem
Zusammenhang ein weiterer wichtiger Das Projekt [098] von Diener Diener
Parameter. Aus konstruktiver Sicht sollten basiert konstruktiv auf der typischen hollän-
eventuelle Treppen der Tragrichtung folgen, dischen Tunnelschalbauweise und erhebt
um wirtschaftliche Ergebnisse zu erzielen. diese gleichzeitig zum Thema des Entwurfs.
Bei Betonkonstruktionen besteht über Trotz eines quadratischen Baukörpers folgen
mögliche komplexe Bewehrungsstrukturen die tragenden Wände ausschließlich einer
eine geringere Einschränkung. Städtische Richtung. Die Grundrissgestaltung ordnet
Gebäude weisen häufig eine zweiseitige sich diesem Prinzip unter.
Orientierung auf, so dass die Lastabtragung
meist entlang der unbelichteten Wohnungs- Fritz Haller, vor allen Dingen bekannt durch
trennwände erfolgt. Die Fassade trägt sein Regalsystem USM, versuchte in
zunächst nur sich selbst beziehungsweise unterschiedlichsten Gebäudedimensionen
wird zur Aussteifung des Gebäudes heran- konstruktiv vollständig durchentwickelte
gezogen und kann nach Belichtungs- und Bausysteme zu etablieren. Bei dem Wohn-
Gestaltungszwecken frei entworfen werden. haus Schärer [099] wurde das Stahlbausys-
Dieses Prinzip hat sich zum Beispiel im tem „Mini“ verwendet. Klare, koordinieren-
holländischen Wohnungsbau als Standard de Rasterstrukturen definieren die mögliche
etabliert. Über vorgefertigte Tunnelscha- Lage der raumteilenden Elemente.
lungselemente sind dort Raumbreite und
Höhe weitgehend vorbestimmt und schrän-
ken damit den entwerferischen Handlungs-
spielraum deutlich ein. Der Entwurf der
nichttragenden Bauteile ist unter Berück-
sichtigung der Qualitätsstandards (insbeson-
dere Schallschutz) weitgehend frei.
196
Konstruktion
[097]
Le Corbusier
Rue Saint-Laurent
Genf (CH)
Wohnfläche
197,6 m²
Außenraum
19,3 m²
Individualräume
3
Orientierung
II
197
Grundriss
[098]
Diener Diener
KNSM Laan
Amsterdam (NL)
Wohnfläche
102,0 m²
Außenraum
10,0 m²
Individualräume
2
Orientierung
Il
198
Konstruktion
[099]
Fritz Haller
Buchliweg
Münsingen (CH)
Wohnfläche
173,4 m²
Außenraum
56,2 m²
Individualräume
3
Orientierung
IV
199
Grundriss
Gebäudetechnik
Selbst der absolute Laie weiß, dass es Die Positionierung der Gebäudetechnik
sinnvoll ist, die Räume mit besonderen ist dabei nicht nur für den ursprünglichen
Anforderungen an die Gebäudetechnik Grundrissentwurf interessant, sondern
sowohl in der Vertikalen als auch Horizon- sollte perspektivisch veränderten Nutzungs-
talen zu bündeln und über einen gemein- bedürfnissen Rechnung tragen beziehungs-
samen Schacht die Ver- und Entsorgung weise bei größeren Wohngebäuden eine
zu gewährleisten. Die Praxis zeigt jedoch, Grundrissvielfalt ermöglichen.
dass ohne erkennbaren Grund von diesem
Prinzip abgewichen wird und Sonderlö- Beim Wohnhaus von Helmut Wimmer [100]
sungen gefunden werden müssen. Ähnlich wird die Gebäudetechnik auf einen zentra-
der Konstruktion gilt, dass vieles machbar, len Kern konzentriert. Sämtliche Medien wie
aber nur wenige Lösungen ökonomisch und Wasser, Abwasser und Strom sind auf den
technisch sinnvoll sind. Einen wesentlichen Kernbereich konzentriert. Die umgebenden
Ansatzpunkt zum Umgang mit der Gebäu- Räume beinhalten keine weitere technische
detechnik im Entwurfsprozess liefert die Ausstattung.
Vergegenwärtigung der Dimensionen der
einzelnen Medien. Je größer die gebäude- Beim sozialen Wohnungsbau von Jean
technischen Bauteile sind, desto sorgfältiger Nouvel [101] wurde die Lage des Schachts
sollte die Abhängigkeit zu anderen Räu- für die Haustechnik präzise gesetzt, um
men und Bereichen im Grundriss studiert unterschiedliche Grundrisskonfigurationen
werden. Die größten Querschnitte nehmen zuzulassen und über den gleichen Schacht
dabei luftführende Bauteile ein, die gerade ver- und entsorgen zu können. Im dargestell-
im Zuge der energetischen Optimierung von ten Grundriss wird auf der Erdgeschossebe-
Gebäuden zunehmend eingesetzt werden. ne eine Box platziert, im darüberliegenden
Die nächste Kategorie bilden die Bauteile Geschoss hingegen ein „konventioneller“
zur Abwasserentsorgung, gefolgt von der Grundriss mit außenliegendem Bad entwi-
Wasserversorgung. Die Elektroversorgung ckelt.
nimmt aufgrund der geringen Querschnitte
nur wenig Einfluss auf die Grundrissge-
staltung, wobei auch hier ökonomische
Lösungen vorzuziehen sind. Für den
qualitativen Entwurf ist es wesentlich, die
gebäudetechnischen Lösungsansätze, ins-
besondere die Lage der vertikalen Schächte,
frühzeitig zu betrachten und zu integrieren.
200
Konstruktion
[100]
Helmut Wimmar
Kanalstraße
Wien (AT)
Wohnfläche
90,2 m²
Außenraum
15,4 m²
Individualräume
2
Orientierung
IIl
201
Grundriss
[101]
Jean Nouvel
Avenue de General
Nimes (FR)
Wohnfläche
108,0 m²
Außenraum
11,5 m²
Individualräume
3
Orientierung
Ill
202
Projekte
Einleitung
Die Überführung der aus der Grundrissarbeit hier liefert dieses Kapitel einen reichhaltigen
gewonnen Erkenntnisse in die Komplexität Fundus an Beispielen, die eine Beurteilung
des Gesamtprojekts ist eine der wesent- der Effizienz der einzelnen Systeme zulässt.
lichen Hürden im Entwurfsprozess. Die Aus dem beschriebenen „klassischen“
entwickelte Grundrisskonzeption muss Ansatz kann dieses Kapitel jedoch eben-
den zahlreichen weiteren Einflussgrößen falls betrachtet werden und katalogartig
angepasst werden, ohne die ursprüngliche das Spektrum städtebaulicher Lösungen
Idee zu gefährden. Die umgekehrte und aufzeigen.
als „klassisch“ zu bezeichnende Methodik
der Annäherung im Entwurfsprozess über Entsprechend der Reihenfolge ihres Er-
den städtebaulichen Maßstab bis hin zum scheinens im Kapitel „Grundriss“ werden in
Detail erscheint uns aus der praktischen diesem Kapitel die Grundrisse in ihren Ge-
Lehrerfahrung gerade bei wenig geübten samtzusammenhang gestellt. Sämtliche 101
Entwerfern für die Entwicklung qualitäts- Projekte wurden zeichnerisch in Grundriss
voller Wohnungsbauarchitektur weniger und Schnitt im Maßstab 1:500 nach einheit-
geeignet. Häufig sieht der Studierende sich lichen grafischen Standards neu aufgearbei-
dann mit der gefundenen Bauform mit einer tet. Dargestellt ist jeweils das Eingangsge-
Situation konfrontiert, bei der es ähnlich schoss der betrachteten Wohnungen, die
wie beim Altbau gilt, nachträglich adäquate farbig markiert wurden. Bei Grundrisskonfi-
Grundrisse einzufügen. Eine parallele Ent- gurationen, die mit dem Gebäude identisch
wicklung beider Entwurfsstrategien würde sind, zum Beispiel bei Einfamilienhäusern,
bei entsprechender Erfahrung und Zeit den wurde auf diese Markierung verzichtet. Die
größten Erfolg versprechen. Dieser letzte seitliche Spalte gibt Aufschluss über die
Buchteil versucht eine Brücke zwischen wichtigsten Projektkenndaten und wurde
beiden Ansätzen zu schlagen. um eine städtebauliche, genordete Vignette
im Maßstab 1:10.000 ergänzt, die eine
Aus dem Ansatz, das Gebäude aus der Vorstellung von der baulichen Dichte des
Perspektive der Wohnung zu entwerfen, Kontexts liefern soll. Die dunkle Gebäude-
liefert dieses Kapitel erste Informationen markierung gibt den gewählten Grundris-
für den Folgeschritt, der Konfiguration des sausschnitt im Maßstab 1:500 an, die helle
Gebäudes. Im Sinne eines „Packschemas“ Markierung kennzeichnet das Gesamtpro-
kann die räumliche Anordnung der einzelnen jekt. Der angegebene Erschließungstyp
Wohneinheiten nachvollzogen werden. bezieht sich auf die betrachtete Wohnung.
Unmittelbar mit dieser Frage verknüpft ist Die beigefügten Schnitte sind als System-
die Erschließungsform des Gebäudes. Auch schnitt zu verstehen.
205
Projekte
206
Projektverzeichnis
[051] Francis Soler [068] Peter Zumthor [085] Zimmermann Leber Feilberg
Cité Saint Chaumont, Paris (FR) Cadonaustraße, Chur (CH) H.-Mansbacher-Str., Darmstadt (DE)
[052] Herzog de Meuron [069] Walter Stamm-Teske, AFF Architekten [086] Straub Beutin Architekten
Hebelstraße, Basel (CH) Albrecht-Dürer-Straße, Weimar (DE) Kreutzerweg, Berlin (DE)
[053] Herzog de Meuron [070] Fink + Jocher [087] dmsw
Schützenmattstraße, Basel (CH) Enzianstraße, Garching (DE) Albertinenstraße, Berlin (DE)
[054] Walter Stelzhammer [071] Shigeru Ban [088] Rijnvos Voorwinde Architecten
Ziedlergasse, Wien (AT) Saitama, Kawagoe (JP) Voltstraat, Tilburg (NL)
[055] MVRDV [072] Adolf Krischanitz [089] Scheuring und Partner
Bottgerwater, Den Haag (NL) Oskar-Simony-Straße, Wien (AT) Lohrbergstraße, Köln (DE)
[056] Riegler Riewe [073] Le Corbusier [090] Baumschlager Eberle
Bahnhofstraße, Graz (AT) Boulevard Michelet, Marseille (FR) Kapellenweg, Feldkirch (AT)
[057] BKK-3 [074] Shigeru Ban [091] Popp Planungen
Goldschlagstraße, Wien (AT) Izu, Shizuoka (JP) Choriner Straße, Berlin (DE)
[058] Bosch Architecten [075] blauraum Architekten [092] Hauenstein, La Roche, Schedler
Bezaanjachtplein, Amsterdam (NL) Bogenallee, Hamburg (DE) Kanzleistraße, Zürich (CH)
[059] Joachim Wendt [076] Atelier 5 [093] Martin Spühler mit D. Munz B. Senn
Rückertstraße, Darmstadt (DE) Brüggbühlstraße, Niederwangen (CH) Sihlamtstraße, Zürich (CH)
[060] Kazuyo Sejima [077] Engelen Moore [094] Roland Rainer
Kitagata, Gifu (JP) Barcom Avenue, Sydney (AU) Mittelpromenade, Puchenau (AT)
[061] Theo Hotz [078] Rapp + Rapp [095] Josep Lluis Mateo
Buchgrindelstraße, Zürich (CH) Centrum Ypenburg, Den Haag (NL) Borneokade, Amsterdam (NL)
[062] Burkard Meyer Architekten [079] Max Dudler [096] Tadao Ando
Martinsbergstraße, Baden (CH) Kirchgasse, Zürich (CH) Osaka Bay Street, Osaka (JP)
[063] Gigon/Guyer Architekten [080] [03 München [097] Le Corbusier
Carmenstraße, Zürich (CH) Nackstraße, Mainz (DE) Rue Saint-Laurent, Genf (CH)
[064] A.D.P. Walter Ramseier [081] Michael Alder [098] Diener Diener
Hohlstraße, Zürich (CH) Friedhofweg, Riehen (CH) KNSM Laan, Amsterdam (NL)
[065] Ken Architekten [082] Kollhoff Timmermann Architekten [099] Fritz Haller
Vorsässstraße, Ennetmoos (CH) Malchower Weg, Berlin (DE) Buchliweg, Münsingen (CH)
[066] AV1 Architekten [083] Alvar Aalto [100] Helmut Wimmer
Betzenberg, Kaierslautern (DE) Klopstockstraße, Berlin (DE) Kanalstraße, Wien (AT)
[067] Burkard Meyer Architekten [084] Christian Kerez [101] Jean Nouvel
Mellingerstraße, Baden (CH) Forsterstraße, Zürich (CH) Avenue de General, Nimes (FR)
207
Projekte
[001]
Morger Degelo
Klybeckstraße
Basel (CH)
Fertigstellung
1996
Erschließungstyp
2-Spänner
Anzahl Geschosse
6
Anzahl Wohneinheiten
29
208
Projektsammlung
[002]
pfeifer roser kuhn
architekten
Runzmattenweg
Freiburg (DE)
Fertigstellung
2005
Erschließungstyp
3-Spänner
Anzahl Geschosse
5
Anzahl Wohneinheiten
14
209
Projekte
[003]
Diener Diener
Riehenring
Basel (CH)
Fertigstellung
1985
Erschließungstyp
2-Spänner
Anzahl Geschosse
5
Anzahl Wohneinheiten
74
210
Projektsammlung
[004]
Gigon/Guyer Architekten
Im Broelberg
Kilchberg (CH)
Fertigstellung
1994
Erschließungstyp
2-Spänner
Anzahl Geschosse
3-4
Anzahl Wohneinheiten
14
211
Projekte
[005]
Hans Kollhoff,
Christian Rapp
Levantkade
Amsterdam (NL)
Fertigstellung
1994
Erschließungstyp
2-Spänner
Anzahl Geschosse
4-8
Anzahl Wohneinheiten
304
212
Projektsammlung
[006]
Shigeru Ban
Lake Yamanaka
Yamanashi (JP)
Fertigstellung
1995
Erschließungstyp
direkt
Anzahl Geschosse
1
Anzahl Wohneinheiten
1
213
Projekte
[007]
Buchner Bründler
Architekten
Colmarerstraße
Basel (CH)
Fertigstellung
2002
Erschließungstyp
direkt
Anzahl Geschosse
6
Anzahl Wohneinheiten
7
214
Projektsammlung
[008]
Michael Alder
Hinter den Gärten
Itingen (CH)
Fertigstellung
1984
Erschließungstyp
direkt
Anzahl Geschosse
3
Anzahl Wohneinheiten
1
215
Projekte
[009]
Antonio Cruz
Calle Do a Maria Coronel
Sevilla (ES)
Fertigstellung
1976
Erschließungstyp
2-Spänner
Anzahl Geschosse
4
Anzahl Wohneinheiten
12
216
Projektsammlung
[010]
Luigi Snozzi
Vicolo della Zotta
Brione-Minusio (CH)
Fertigstellung
1975
Erschließungstyp
direkt
Anzahl Geschosse
3
Anzahl Wohneinheiten
1
217
Projekte
[011]
Beda Dillier
Kirchstraße
Sarnen (CH)
Fertigstellung
2004
Erschließungstyp
2-Spänner
Anzahl Geschosse
3
Anzahl Wohneinheiten
6
218
Projektsammlung
[012]
Petra und Paul Kahlfeldt
Max-Eyth-Straße
Berlin (DE)
Fertigstellung
1993
Erschließungstyp
direkt
Anzahl Geschosse
3
Anzahl Wohneinheiten
1
219
Projekte
[013]
Geurst Schulze
architecten
Bilderdijkstraat
Den Haag (NL)
Fertigstellung
1994
Erschließungstyp
1-Spänner
Anzahl Geschosse
4
Anzahl Wohneinheiten
19
220
Projektsammlung
[014]
Bearth Deplazes
Architekten
Fanas (CH)
Fertigstellung
1999
Erschließungstyp
direkt
Anzahl Geschosse
2
Anzahl Wohneinheiten
1
221
Projekte
[015]
Christian Kerez
Burenweg
Zürich (CH)
Fertigstellung
2007
Erschließungstyp
direkt
Anzahl Geschosse
3
Anzahl Wohneinheiten
2
222
Projektsammlung
[016]
Lederer + Ragnarsd ttir + Oei
Besigheimer Straße
Stuttgart (DE)
Fertigstellung
2001
Erschließungstyp
Laubengang
Anzahl Geschosse
3-4
Anzahl Wohneinheiten
14
223
Projekte
[017]
Werner Wirsing
Connollystraße
München (DE)
Fertigstellung
1972
Erschließungstyp
direkt
Anzahl Geschosse
2
Anzahl Wohneinheiten
800
224
Projektsammlung
[018]
Steidle + Partner
Hans-Dürrmeier-Weg
München (DE)
Fertigstellung
2002
Erschließungstyp
Innengang
Anzahl Geschosse
15
Anzahl Wohneinheiten
66
225
Projekte
[019]
Egon Eiermann
Bartningallee
Berlin (DE)
Fertigstellung
1961
Erschließungstyp
2-Spänner
Anzahl Geschosse
9
Anzahl Wohneinheiten
96
226
Projektsammlung
[020]
Kuhn Fischer Partner
Architekten
Widenstraße
Oberwil-Zug (CH)
Fertigstellung
1994
Erschließungstyp
Laubengang
Anzahl Geschosse
4
Anzahl Wohneinheiten
17
227
Projekte
[021]
Baumschlager Eberle
Mozartstraße
Dornbirn (AT)
Fertigstellung
1997
Erschließungstyp
3-Spänner
Anzahl Geschosse
5
Anzahl Wohneinheiten
38
228
Projektsammlung
[022]
Brendeland Kristoffersen
Arkitekter
Strandveien
Trondheim (NO)
Fertigstellung
2005
Erschließungstyp
direkt
Anzahl Geschosse
4
Anzahl Wohneinheiten
10
229
Projekte
[023]
Könz Molo und Barchi
Architekten
Via Agostino Maspoli
Mendriso (CH)
Fertigstellung
2006
Erschließungstyp
Laubengang
Anzahl Geschosse
4
Anzahl Wohneinheiten
18
230
Projektsammlung
[024]
Haack + Höpfner Archi-
tekten und
Horden Cherry Lee
Architects
Grasmeierstraße
München (DE)
Fertigstellung
2005
Erschließungstyp
direkt
Anzahl Geschosse
1
Anzahl Wohneinheiten
7
231
Projekte
[025]
Johannes Kaufmann
mobiler Standort
Fertigstellung
2001
Erschließungstyp
direkt
Anzahl Geschosse
1
Anzahl Wohneinheiten
1
232
Projektsammlung
[026]
Beyer + Dier Architekten
Kronprinz-Rupprecht-
Straße
Ingolstadt (DE)
Fertigstellung
2003
Erschließungstyp
Laubengang
Anzahl Geschosse
3
Anzahl Wohneinheiten
30
233
Projekte
[027]
Fink + Jocher
Oheriedentrift/Feldbusch-
wende
Hannover (DE)
Fertigstellung
1999
Erschließungstyp
2-Spänner
Anzahl Geschosse
5
Anzahl Wohneinheiten
87
234
Projektsammlung
[028]
Miller Maranta
Gellertstraße
Basel (CH)
Fertigstellung
2004
Erschließungstyp
2-Spänner
Anzahl Geschosse
8
Anzahl Wohneinheiten
31
235
Projekte
[029]
burkhalter sumi
architekten
Wehrenbachhalde
Zürich (CH)
Fertigstellung
2002
Erschließungstyp
1-Spänner
Anzahl Geschosse
3
Anzahl Wohneinheiten
10
236
Projektsammlung
[030]
Allmann Sattler Wappner
Architekten
Georg-Kerschensteiner-
Straße
München (DE)
Fertigstellung
2005
Erschließungstyp
direkt
Anzahl Geschosse
2
Anzahl Wohneinheiten
1
237
Projekte
[031]
Beyer - Schubert Architekten
Alice-und Hella-Hirsch-Ring
Berlin (DE)
Fertigstellung
2001
Erschließungstyp
direkt
Anzahl Geschosse
4
Anzahl Wohneinheiten
16
238
Projektsammlung
[032]
Baumschlager Eberle
Waldburgstraße
Nüziders (AT)
Fertigstellung
1996
Erschließungstyp
2-Spänner
Anzahl Geschosse
3
Anzahl Wohneinheiten
14
239
Projekte
[033]
Hasler Schlatter Partner
Trichtenhausenstraße
Zürich (CH)
Fertigstellung
2004
Erschließungstyp
4-Spänner
Anzahl Geschosse
5
Anzahl Wohneinheiten
73
240
Projektsammlung
[034]
Helmut Wimmer
Grieshofgasse
Wien (AT)
Fertigstellung
1996
Erschließungstyp
2-Spänner
Anzahl Geschosse
5
Anzahl Wohneinheiten
9
241
Projekte
[035]
Michael Alder
Störzbachstraße
Stuttgart (DE)
Fertigstellung
1993
Erschließungstyp
2-Spänner
Anzahl Geschosse
6
Anzahl Wohneinheiten
12
242
Projektsammlung
[036]
HPP Hentrich-Petschnigg
Partner
Pfeffigerstraße
Leipzig (DE)
Fertigstellung
2000
Erschließungstyp
2-Spänner
Anzahl Geschosse
4
Anzahl Wohneinheiten
26
243
Projekte
[037]
Walter Stamm-Teske,
Schettler Wittenberg
Lessingstraße
Weimar (DE)
Fertigstellung
1998
Erschließungstyp
direkt
Anzahl Geschosse
2
Anzahl Wohneinheiten
26
244
Projektsammlung
[038]
ADP Architekten
Hellmutstraße
Zürich (CH)
Fertigstellung
1991
Erschließungstyp
3-Spänner
Anzahl Geschosse
4
Anzahl Wohneinheiten
36
245
Projekte
[039]
Michael Alder
Friedhofweg
Riehen (CH)
Fertigstellung
1992
Erschließungstyp
direkt
Anzahl Geschosse
3
Anzahl Wohneinheiten
38
246
Projektsammlung
[040]
Bauart Architekten und
Planer
mobiler Standort
Fertigstellung
-
Erschließungstyp
direkt
Anzahl Geschosse
2
Anzahl Wohneinheiten
1
247
Projekte
[041]
Ryue Nishizawa
Ota Ku
Tokyo (JP)
Fertigstellung
2005
Erschließungstyp
direkt
Anzahl Geschosse
1-3
Anzahl Wohneinheiten
4
248
Projektsammlung
[042]
aveer de Geyter
Chassé Singel
Breda (NL)
Fertigstellung
2002
Erschließungstyp
1-Spänner
Anzahl Geschosse
13
Anzahl Wohneinheiten
143
249
Projekte
[043]
Daniele Marques
Dreilindenstraße
Luzern (CH)
Fertigstellung
1999
Erschließungstyp
direkt
Anzahl Geschosse
3
Anzahl Wohneinheiten
4
250
Projektsammlung
[044]
pool Architekten
Leimbachstraße
Zürich (CH)
Fertigstellung
2005
Erschließungstyp
3-Spänner
Anzahl Geschosse
6-8
Anzahl Wohneinheiten
119
251
Projekte
[045]
Thomas Müller Ivan
Reimann Architekten
Reichenbachstraße
Dresden (DE)
Fertigstellung
2004
Erschließungstyp
2-Spänner
Anzahl Geschosse
5
Anzahl Wohneinheiten
63
252
Projektsammlung
[046]
Norbert Post - Hartmut
Welters Architekten
Westender Weg
Herdecke (DE)
Fertigstellung
2000
Erschließungstyp
direkt
Anzahl Geschosse
2
Anzahl Wohneinheiten
45
253
Projekte
[047]
Delugan Meissl
Associated Architects
Wimbergergasse
Wien (AT)
Fertigstellung
2001
Erschließungstyp
2-Spänner
Anzahl Geschosse
3-7
Anzahl Wohneinheiten
40
254
Projektsammlung
[048]
burkhalter sumi
architekten
Burgmattstraße
Laufenburg (CH)
Fertigstellung
1996
Erschließungstyp
Laubengang
Anzahl Geschosse
3
Anzahl Wohneinheiten
16
255
Projekte
[049]
Fink + Jocher
Hans-Guggenmoser-Str.
Weilheim (DE)
Fertigstellung
1995
Erschließungstyp
2-Spänner
Anzahl Geschosse
4
Anzahl Wohneinheiten
23
256
Projektsammlung
[050]
Johannes Kaufmann
Brugg
Bezau (AT)
Fertigstellung
1998
Erschließungstyp
Laubengang
Anzahl Geschosse
3
Anzahl Wohneinheiten
10
257
Projekte
[051]
Francis Soler
Cité Saint Chaumont
Paris (FR)
Fertigstellung
1993
Erschließungstyp
direkt
Anzahl Geschosse
5
Anzahl Wohneinheiten
17
258
Projektsammlung
[052]
Herzog de Meuron
Hebelstraße
Basel (CH)
Fertigstellung
1988
Erschließungstyp
2-Spänner
Anzahl Geschosse
3
Anzahl Wohneinheiten
6
259
Projekte
[053]
Herzog de Meuron
Schützenmattstraße
Basel (CH)
Fertigstellung
1993
Erschließungstyp
1-Spänner
Anzahl Geschosse
7
Anzahl Wohneinheiten
4
260
Projektsammlung
[054]
Walter Stelzhammer
Ziedlergasse
Wien (AT)
Fertigstellung
1999
Erschließungstyp
direkt
Anzahl Geschosse
4
Anzahl Wohneinheiten
42
261
Projekte
[055]
MVRDV
Bottgerwater
Den Haag (NL)
Fertigstellung
2001
Erschließungstyp
direkt
Anzahl Geschosse
2
Anzahl Wohneinheiten
48
262
Projektsammlung
[056]
Riegler Riewe
Bahnhofstrasse
Graz (AT)
Fertigstellung
1994
Erschließungstyp
2-Spänner
Anzahl Geschosse
3
Anzahl Wohneinheiten
27
263
Projekte
[057]
BKK-3
Goldschlagstrasse
Wien (AT)
Fertigstellung
2000
Erschließungstyp
Laubengang
Anzahl Geschosse
9
Anzahl Wohneinheiten
39
264
Projektsammlung
[058]
Bosch Architecten
Bezaanjachtplein
Amsterdam (NL)
Fertigstellung
1994
Erschließungstyp
2-Spänner
Anzahl Geschosse
4
Anzahl Wohneinheiten
28
265
Projekte
[059]
Joachim Wendt
Rückertstraße
Darmstadt (DE)
Fertigstellung
2004
Erschließungstyp
direkt
Anzahl Geschosse
3
Anzahl Wohneinheiten
1
266
Projektsammlung
[060]
Kazuyo Sejima
Kitagata
Gifu (JP)
Fertigstellung
1998
Erschließungstyp
Laubengang
Anzahl Geschosse
9
Anzahl Wohneinheiten
107
267
Projekte
[061]
Theo Hotz
Buchgrindelstraße
Zürich (CH)
Fertigstellung
1985
Erschließungstyp
2-Spänner
Anzahl Geschosse
4
Anzahl Wohneinheiten
24
268
Projektsammlung
[062]
Burkard Meyer
Architekten
Martinsbergstraße
Baden (CH)
Fertigstellung
2003
Erschließungstyp
1-Spänner
Anzahl Geschosse
4
Anzahl Wohneinheiten
12
269
Projekte
[063]
Gigon/Guyer Architekten
Carmenstraße
Zürich (CH)
Fertigstellung
2002
Erschließungstyp
2-Spänner
Anzahl Geschosse
2-5
Anzahl Wohneinheiten
48
270
Projektsammlung
[064]
A.D.P. Walter Ramseier
Hohlstraße
Zürich (CH)
Fertigstellung
2007
Erschließungstyp
3-Spänner
Anzahl Geschosse
8
Anzahl Wohneinheiten
126
271
Projekte
[065]
Ken Architekten
Vorsässstraße
Ennetmoos (CH)
Fertigstellung
2007
Erschließungstyp
direkt
Anzahl Geschosse
2
Anzahl Wohneinheiten
1
272
Projektsammlung
[066]
AV1 Architekten
Betzenberg
Kaiserslautern (DE)
Fertigstellung
2000
Erschließungstyp
direkt
Anzahl Geschosse
3
Anzahl Wohneinheiten
5
273
Projekte
[067]
Burkard Meyer
Architekten
Mellingerstraße
Baden (CH)
Fertigstellung
2006
Erschließungstyp
Laubengang
Anzahl Geschosse
5
Anzahl Wohneinheiten
14
274
Projektsammlung
[068]
Peter Zumthor
Cadonaustraße
Chur (CH)
Fertigstellung
1993
Erschließungstyp
Laubengang
Anzahl Geschosse
2
Anzahl Wohneinheiten
21
275
Projekte
[069]
Walter Stamm-Teske,
AFF Architekten
Albrecht-Dürer-Straße
Weimar (DE)
Fertigstellung
2002
Erschließungstyp
direkt
Anzahl Geschosse
3
Anzahl Wohneinheiten
4
276
Projektsammlung
[070]
Fink + Jocher
Enzianstraße
Garching (DE)
Fertigstellung
2005
Erschließungstyp
Laubengang
Anzahl Geschosse
4
Anzahl Wohneinheiten
56
277
Projekte
[071]
Shigeru Ban
Saitama
Kawagoe (JP)
Fertigstellung
2000
Erschließungstyp
direkt
Anzahl Geschosse
1
Anzahl Wohneinheiten
1
278
Projektsammlung
[072]
Adolf Krischanitz
Oskar-Simony-Straße
Wien (AT)
Fertigstellung
2008
Erschließungstyp
2-Spänner
Anzahl Geschosse
3
Anzahl Wohneinheiten
6
279
Projekte
[073]
Le Corbusier
Boulevard Michelet
Marseille (FR)
Fertigstellung
1952
Erschließungstyp
Innengang
Anzahl Geschosse
17
Anzahl Wohneinheiten
337
280
Projektsammlung
[074]
Shigeru Ban
Izu
Shizuoka (JP)
Fertigstellung
2002
Erschließungstyp
direkt
Anzahl Geschosse
2
Anzahl Wohneinheiten
1
281
Projekte
[075]
blauraum Architekten
Bogenallee
Hamburg (DE)
Fertigstellung
2004
Erschließungstyp
2-Spänner
Anzahl Geschosse
4
Anzahl Wohneinheiten
15
282
Projektsammlung
[076]
Atelier 5
Brüggbühlstraße
Niederwangen (CH)
Fertigstellung
1990
Erschließungstyp
direkt
Anzahl Geschosse
4
Anzahl Wohneinheiten
93
283
Projekte
[077]
Engelen Moore
Barcom Avenue
Sydney (AU)
Fertigstellung
2002
Erschließungstyp
direkt
Anzahl Geschosse
5
Anzahl Wohneinheiten
25
284
Projektsammlung
[078]
Rapp + Rapp
Centrum Ypenburg
Den Haag (NL)
Fertigstellung
2006
Erschließungstyp
Laubengang
Anzahl Geschosse
4 - 13
Anzahl Wohneinheiten
486
285
Projekte
[079]
Max Dudler
Kirchgasse
Zürich (CH)
Fertigstellung
2004
Erschließungstyp
Innengang
Anzahl Geschosse
5
Anzahl Wohneinheiten
45
286
Projektsammlung
[080]
03 München
Nackstraße
Mainz (DE)
Fertigstellung
2005
Erschließungstyp
direkt
Anzahl Geschosse
3-7
Anzahl Wohneinheiten
31
287
Projekte
[081]
Michael Alder
Friedhofweg
Riehen (CH)
Fertigstellung
1992
Erschließungstyp
1-Spänner
Anzahl Geschosse
3
Anzahl Wohneinheiten
38
288
Projektsammlung
[082]
Kollhoff Timmermann
Architekten
Malchower Weg
Berlin (DE)
Fertigstellung
1994
Erschließungstyp
2-Spänner
Anzahl Geschosse
4
Anzahl Wohneinheiten
128
289
Projekte
[083]
Alvar Aalto
Klopstockstraße
Berlin (DE)
Fertigstellung
1957
Erschließungstyp
5-Spänner
Anzahl Geschosse
8
Anzahl Wohneinheiten
78
290
Projektsammlung
[084]
Christian Kerez
Forsterstraße
Zürich (CH)
Fertigstellung
2003
Erschließungstyp
1-Spänner
Anzahl Geschosse
4
Anzahl Wohneinheiten
5
291
Projekte
[085]
Zimmermann Leber
Feilberg Architekten
Herta-Mansbacher-Straße
Darmstadt (DE)
Fertigstellung
2004
Erschließungstyp
direkt
Anzahl Geschosse
3
Anzahl Wohneinheiten
33
292
Projektsammlung
[086]
Straub Beutin Architekten
Kreutzerweg
Berlin (DE)
Fertigstellung
2001
Erschließungstyp
direkt
Anzahl Geschosse
4
Anzahl Wohneinheiten
2
293
Projekte
[087]
dmsw
Albertinenstraße
Berlin (DE)
Fertigstellung
2006
Erschließungstyp
direkt
Anzahl Geschosse
3
Anzahl Wohneinheiten
4
294
Projektsammlung
[088]
Rijnvos Voorwinde
Architecten
Voltstraat
Tilburg (NL)
Fertigstellung
1997
Erschließungstyp
direkt
Anzahl Geschosse
3
Anzahl Wohneinheiten
7
295
Projekte
[089]
Scheuring und Partner
Lohrbergstraße
Köln (DE)
Fertigstellung
1995
Erschließungstyp
direkt
Anzahl Geschosse
5
Anzahl Wohneinheiten
1
296
Projektsammlung
[090]
Baumschlager Eberle
Kapellenweg
Feldkirch (AT)
Fertigstellung
1996
Erschließungstyp
4-Spänner
Anzahl Geschosse
3
Anzahl Wohneinheiten
36
297
Projekte
[091]
Popp Planungen
Choriner Straße
Berlin (DE)
Fertigstellung
1998
Erschließungstyp
2-Spänner
Anzahl Geschosse
7
Anzahl Wohneinheiten
24
298
Projektsammlung
[092]
Hauenstein, La Roche,
Schedler Architekten
Kanzleistraße
Zürich (CH)
Fertigstellung
2004
Erschließungstyp
1-Spänner
Anzahl Geschosse
6
Anzahl Wohneinheiten
5
299
Projekte
[093]
Martin Spühler mit David
Munz und Bruno Senn
Sihlamtstraße
Zürich (CH)
Fertigstellung
1995
Erschließungstyp
2-Spänner
Anzahl Geschosse
5
Anzahl Wohneinheiten
64
300
Projektsammlung
[094]
Roland Rainer
Mittelpromenade
Puchenau (AT)
Fertigstellung
1977
Erschließungstyp
direkt
Anzahl Geschosse
1
Anzahl Wohneinheiten
750
301
Projekte
[095]
Josep Lluis Mateo
Borneokade
Amsterdam (NL)
Fertigstellung
2000
Erschließungstyp
direkt
Anzahl Geschosse
3
Anzahl Wohneinheiten
26
302
Projektsammlung
[096]
Tadao Ando
Sumiyoshi
Osaka (JP)
Fertigstellung
1975
Erschließungstyp
direkt
Anzahl Geschosse
2
Anzahl Wohneinheiten
1
303
Projekte
[097]
Le Corbusier
Rue Saint-Laurent
Genf (CH)
Fertigstellung
1932
Erschließungstyp
2-Spänner
Anzahl Geschosse
8
Anzahl Wohneinheiten
45
304
Projektsammlung
[098]
Diener Diener
KNSM Laan
Amsterdam (NL)
Fertigstellung
2000
Erschließungstyp
Laubengang
Anzahl Geschosse
6
Anzahl Wohneinheiten
45
305
Projekte
[099]
Fritz Haller
Buchliweg
Münsingen (CH)
Fertigstellung
1969
Erschließungstyp
direkt
Anzahl Geschosse
2
Anzahl Wohneinheiten
1
306
Projektsammlung
[100]
Helmut Wimmer
Kanalstraße
Wien (AT)
Fertigstellung
1999
Erschließungstyp
1-Spänner
Anzahl Geschosse
3
Anzahl Wohneinheiten
36
307
Projekte
[101]
Jean Nouvel
Avenue de General
Nimes (FR)
Fertigstellung
1987
Erschließungstyp
Laubengang
Anzahl Geschosse
5
Anzahl Wohneinheiten
114
308
Anhang
Quellennachweis
1 Statistische Ämter des Bundes und der Länder, 22 Statistisches Bundesamt, Auszug aus Wirtschaft und
Demografischer Wandel in Deutschland, Heft 1, Statistik, Nutzung der Bodenfläche, Wiesbaden
Wiesbaden 2007, S. 8 / S. 19 2006, S. 5
2 Ebd. S. 23 23 Institut für Massivbau, TU-Darmstadt, Gegenüber-
3 www.schader-stiftung.de/wohn_wandel/849.php stellung Massivhaus / Holzelementbauweise
(16.03.09, 17:03) – Ökobilanzstudie, Dezember 2006
4 Statistisches Bundesamt, Entwicklung der Privat- 24 Econum GmbH St.-Gallen (Hrsg.), Graue Energie von
haushalte bis 2025. Ergebnisse der Haushaltsvor- Baustoffen, 2. Auflage, 1998
ausberechnung 2007, Wiesbaden 2007 25 Statistisches Bundesamt, Baugenehmigungen /
5 Statistisches Bundesamt, Leben in Deutschland, Baufertigstellungen – Lange Reihen z.T. ab 1960,
Ergebnisse des Mikrozensus 2005, Wiesbaden Wiesbaden 2008
2006, S. 8 26 Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR),
6 Statistisches Bundesamt, Zuhause in Deutschland, Wohnungs- und Immobilienmärkte in Deutschland
Wiesbaden 2009, S. 23 2006 – Kurzfassung, Bonn 2007, S. 13
7 Statistisches Bundesamt, Bruttoanlagevermögen 27 Ebd.
nach Vermögensarten, Februar 2009 28 Institut für Städtebau, Wohnungsbau und Bauspar-
8 Statistisches Bundesamt, Fachserie 5, Reihe 3, wesen e.V. (ifs), Hausbau-Informationen, Folge
Bautätigkeit und Wohnungen, Wiesbaden 2008 13/2008, Berlin 2008
9 Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, 29 Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR),
Wohnungs- und Immobilienmärkte 2006 – Kurzfas- Wohnungs- und Immobilienmärkte in Deutschland
sung, Bonn 2007, S. 13 2006 – Kurzfassung, Bonn 2007, S. 13
10 Statistisches Bundesamt, Baugewerbe in Deutsch- 30 Ebd.
land, Unternehmen, Beschäftigte, Umsatz und Inves- 31 Ebd.
titionen im Baugewerbe 32 Statistisches Bundesamt, Fachserie 5, Reihe 3,
11 Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR), Bautätigkeit und Wohnungen, Wiesbaden 2008
Wohnungsprognose 2015, Bonn 2001, S. 57 33 Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung
12 Institut für Städtebau (ifs), Wohnungsbau und Bau- (BBR), Wohnungs- und Immobilienmärkte in
sparwesen e.V., Hausbau Informationen, Folge Deutschland 2006 – Kurzfassung, Bonn 2007, S. 13
15/2008, Berlin 2008 34 Institut für Städtebau, Wohnungsbau und Bauspar-
13 Statistisches Bundesamt, Fachserie 5, Reihe 3, wesen e.V. (ifs), Hausbau-Informationen, Folge
Bautätigkeit und Wohnungen, Wiesbaden 2008 15/2008, Berlin 2008
14 Ebd. 35 Statistisches Bundesamt, Verkehr in Deutschland,
15 Institut für Städtebau, Wohnungsbau und Bauspar- Wiesbaden 2006, S. 23
wesen e.V. (ifs), Hausbau Informationen, Folge 36 Statistische Ämter des Bundes und der Länder,
15/2008, Berlin 2008 demografischer Wandel - Bevölkerungs- und
16 www.lbs.de/microsite-presse/lbs-research Haushaltsentwicklung im Bund und in den Ländern,
(17.03.09, 22:00) Wiesbaden 2007, S. 30
17 Statistisches Bundesamt, Auszug aus Wirtschaft und
Statistik - Preisentwicklungen in der Bauwirtschaft,
Wiesbaden 2008, S. 3
18 Statistisches Bundesamt, Wohnsituation in Deutsch-
land 2006, Wiesbaden 2008, S. 118
19 Statistisches Bundesamt, Pressemitteilung Nr. 398
vom 22.09.2005, Wiesbaden 2005
20 www.mnp.nl/edgar, Emission Database for Global
Atmospheric Research (24.03.09,11:49)
21 Institut für Städtebau (ifs), Wohnungsbau und
Bausparwesen e.V., Hausbau Informationen, Folge
24/2008
311
Bildnachweis
312
Architektenregister
313
Ortsregister
Amsterdam (NL) ........... 42/212, 132/265, 191/302, 198/305 Shizuoka (JP) ...........................................................158/281
Baden (CH) ............................................... 140/269, 146/274 Stuttgart (DE) ................................................63/223, 95/242
Basel (CH) .......................... 37/208, 39/210, 44/214, 82/235, Sydney (AU) .............................................................162/284
.................................................................. 120/259, 122/260 Tilburg (NL) .............................................................. 179/295
Berlin (DE).......... 54/219, 67/226, 86/238, 172/289, 173/290 Tokyo (JP) ................................................................ 106/248
................................................... 177/293, 178/294, 186/298 Trondheim (NO) .........................................................71/229
Bezau (AT) ................................................................ 118/257 Weilheim (DE) .......................................................... 116/256
Breda (NL)................................................................ 107/249 Weimar (DE) ...............................................97/244, 152/276
Brione-Minusio (CH) .................................................. 51/217 Wien (AT) .......................93/241, 114/254, 123/261, 130/264
Chur (CH) .................................................................151/275 .................................................................. 156/279, 201/307
Darmstadt (DE) ......................................... 133/266, 176/292 Yamanashi (JP)...........................................................43/213
Den Haag (NL) ............................. 56/220, 124/262, 164/285 Zürich (CH) ...........................58/222, 84/236, 92/240, 99/245
Dornbirn (AT)..............................................................70/228 ...........................110/25, 139/268, 141/270, 142/271, 165/286
Dresden (DE) ............................................................111/252 ...................................................................... 174/291,187/299
Ennetmoos (CH) ......................................................144/272 .................................................................................... 188/300
Fanas (CH) .................................................................57/221
Feldkirch (AT) ...........................................................185/297
Freiburg (DE) ..............................................................38/209
Garching (DE)...........................................................153/277
Genf (CH) .................................................................197/304
Gifu (JP) ...................................................................134/267
Graz (AT) ..................................................................129/263
Hamburg (DE) ..........................................................160/282
Hannover (DE)............................................................81/234
Herdecke (DE) ......................................................... 113/253
Ingolstadt (DE) ...........................................................80/233
Itingen (CH)................................................................49/215
Kaierslautern (DE) ....................................................145/273
Kawagoe (JP) ...........................................................154/278
Kilchberg (CH) ............................................................ 41/211
Köln (DE) ..................................................................180/296
Laufenburg (CH)....................................................... 115/255
Leipzig (DE)................................................................96/243
Luzern (CH) .............................................................. 109/250
Mainz (DE) ...............................................................166/287
Marseille (FR)...........................................................157/280
Mendrisio (CH)...........................................................72/230
München (DE).....................64/224, 65/225, 77/231, 85/237
Münsingen (CH).......................................................199/306
Niederwangen (CH) .................................................161/283
Nimes (FR) ...............................................................202/308
Nüziders (AT) .............................................................91/239
Oberwil-Zug (CH) .......................................................68/227
Osaka (JP)................................................................192/303
Paris (FR) ................................................................. 119/258
Puchenau (AT) .......................................................... 190/301
Riehen (CH) .............................................. 100/246, 171/288
Sarnen (CH) ...............................................................53/218
Sevilla (ES) .................................................................50/216
314
Autoren
Im Rahmen der Entwicklung des Buchs wurden von uns mehrere Seminare an der Bau-
haus-Universität Weimar veranstaltet, die sich in verschiedener Form mit den betrachteten
Inhalten auseinandersetzten. Gemeinsame Grundlage war die intensive Recherche zu zahl-
reichen Referenzprojekten und deren zeichnerische Aufbereitung. Die hierüber entstandene
Sammlung von fast 300 Projekten diente als Quelle für die Auswahl geeigneter Beispiele
im Buch. Den über 100 Seminarteilnehmern, die damit die Grundlage für das Buch erstellt
haben, sei an dieser Stelle ausdrücklich für ihre wertvolle Arbeit gedankt. Zusätzlich zu den
Seminarteilnehmern haben uns mehrere wissenschaftliche Hilfskräfte bei dem Projekt un-
terstützt. Insbesondere bei Katrin Plescher und Leopold Mücke sowie Lena Heinkele, Arne
Kessler und Falk Merten möchten wir uns für ihre professionelle Mitarbeit bedanken.
315
316