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W Ü STE N R OT STI FTU N G

Wüstenrot Stiftung (Hrsg.)

RAUMPILOT
GR U N DL A GE N

Thomas Jocher
Sigrid Loch

kraemerverlag
Die Publikationsreihe „Raumpilot“ besteht aus insgesamt vier Bänden:

Raumpilot Grundlagen Thomas Jocher, Sigrid Loch


Institut Wohnen und Entwerfen, Universität Stuttgart
ISBN 978-3-7828-1551-2 (PDF)
ISBN 978-3-7828-1556-7 (ePub fixed layout)
Raumpilot Arbeiten Markus Gasser, Carolin zur Brügge, Mario Tvrtković
Professur Entwerfen und Siedlungsentwicklung, Technische Universität Darmstadt
ISBN 978-3-7828-1552-9 (PDF)
ISBN 978-3-7828-1557-4 (ePub fixed layout)
Raumpilot Lernen Arno Lederer, Barbara Pampe
Institut für Öffentliche Bauten und Entwerfen, Universität Stuttgart
ISBN 978-3-7828-1553-6 (PDF)
ISBN 978-3-7828-1558-1 (ePub fixed layout)
Raumpilot Wohnen Walter Stamm-Teske, Katja Fischer, Tobias Haag
Professur Entwerfen und Wohnungsbau, Bauhaus-Universität Weimar
ISBN 978-3-7828-1554-3 (PDF)
ISBN 978-3-7828-1559-8 (ePub fixed layout)

Herausgeber
Wüstenrot Stiftung, Ludwigsburg

Konzeption, Inhalt und Gestaltung Band Grundlagen


Thomas Jocher, Sigrid Loch

Mitarbeit
Dominik Weitbrecht

Gesamtlayout Buchreihe „Raumpilot“


Sigrid Loch, Tobias Haag

Haftung
Das in diesem Buch veröffentlichte Datenmaterial ist mit keinerlei Gewährleistung oder Garantie verbunden. Die Autoren, der Verlag und
der Herausgeber übernehmen infolgedessen keine Verantwortung für die Richtigkeit der Angaben und werden keine daraus folgende oder
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fältigungen, Nachdruck, Übersetzungen, elektronische Speicherung (auch durch Scannen) in digitalen Netzen oder die Mikroverfilmung.

© 2012 Wüstenrot Stiftung, Ludwigsburg, und Karl Krämer Verlag Stuttgart + Zürich
Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved.
ISBN 978-3-7828-1551-2
Inhalt

Grundlagen Wohnen Arbeiten Lernen

11 Anthropometrie 155 Städtebau 349 Typologie 455 Schulsystem


31 Barrierefrei 165 Erschließung 355 Programm 459 Lage und Orientierung
49 Treppe 175 Typologie 361 Ankommen 463 Typologie
77 Aufzug 185 Ankommen 377 Organisation 469 Programm
99 Rettung 193 Kochen 387 Raster 475 Ankommen
109 Ruhender Verkehr 213 Essen 401 Flexibilität 481 Erschließen, verteilen
141 Energie 223 Entspannen und 407 Nebenräume und flüchten
kommunizieren 419 Schall 491 Veranstalten und feiern
231 Schlafen 423 Luft 495 Lernen
241 Kinder wohnen 427 Licht 503 Sitzen
251 Arbeiten 435 Fassade 513 Allgemein unterrichten
261 Reinigen und pflegen 447 Planungsregeln/ 523 Fachbezogen unter-
279 Wirtschaften Literatur richten
285 Aufbewahren 531 Arbeiten und verwal-
293 Entsorgen ten
303 Nutzungsneutral 537 Recherchieren und
311 Private Freibereiche informieren
321 Ökonomie 541 Essen und
333 Schall Freizeit verbringen
339 Planungsregeln/ 545 Nebenräume
Literatur 553 Freibereiche
559 Bauausführung
567 Planungsregeln/
Literatur

Anhang

572 Abkürzungen
573 Index
579 Dank
580 Autoren
Vorwort der Wüstenrot Stiftung

Die Arbeits-, Lebens-, Organisations- und Wirtschaftsformen haben Grundlagen von Architektur und Gestaltung sind ergänzend hierzu
sich in den letzten Jahrzehnten nicht nur in Deutschland erheblich unverzichtbar.
verändert. Kulturelle, technische und wirtschaftliche Entwicklungen
und Globalisierungsprozesse sowie gewandelte Anforderungen, Die Wüstenrot Stiftung hat auf eine Initiative von Prof. Dr. Thomas
Präferenzen und Werthaltungen gehören zu den wichtigsten Ursa- Jocher hin gemeinsam mit einem Kreis von engagierten Hochschul-
chen für diese Veränderungen. Inzwischen werden dadurch auch lehrern verschiedener Universitäten in einem Forschungsprojekt die
neue Orientierungen in der räumlich-baulichen Konzeption und in der Frage aufgegriffen, mit welchen neuen Impulsen und Strukturen in
Organisation der Gebäude erforderlich, um den damit verbundenen der Ausbildung der Architekten auf diese Veränderungen reagiert
Auswirkungen auf die vorherrschenden Nutzungsformen entspre- werden kann. Ziel dabei ist es, die Studierenden besser auf sich
chen zu können. wandelnde Anforderungen an ihre Berufsgruppe vorzubereiten und
zugleich das kreative Entwerfen auch angesichts neuer Herausfor-
Zu beobachten ist dieser Prozess in nahezu allen Lebensbereichen; derungen und Leistungsprofile weiterhin in den Mittelpunkt der Aus-
deutlich wird er beispielsweise in einer gewandelten Nachfrage nach bildung stellen zu können. Zentrales Kriterium für eine erfolgreiche,
differenzierten Wohnungen und Wohngebäuden, in modifizierten zukunftsgewandte Ausrichtung ist in diesem Sinne die Fähigkeit, in
Anforderungen an die Gestaltung von Kindergärten, Schulen und einen kreativen, künstlerischen Entwurfsvorgang eine wachsende
anderen Bildungseinrichtungen, in Industrie- und Gewerbebauten, Zahl an zu beachtenden Rahmenbedingungen zu integrieren und
die unter den Bedingungen eines verschärften ökonomischen dabei zugleich die Qualität der einzelnen Komponenten aufrecht
Wettbewerbs einem besonderen Anpassungsdruck unterliegen, erhalten zu können.
oder in den Wirkungen neuer Konsum- und Freizeitmuster sowohl
auf Gebäude als auch auf öffentliche Räume. Besonders auffällig Entstehen sollen funktional und ökonomisch nachhaltige Gebäude,
werden die Veränderungen an neuen Kombinationen unterschied- deren Eignung und Qualität vor allem in der Fähigkeit bestehen,
licher Gebäudenutzungen, an veränderten Nutzungszyklen und an auch weiterhin sich kontinuierlich verändernden Bedingungen und
den Verbindungen des Wohnens mit modernen, leicht integrierbaren Einflussfaktoren entsprechen zu können. Dieser Anspruch kann in
Dienstleistungen. einer kreativen Entwurfsleistung nur dann eingelöst werden, wenn
als Grundlage der Kreativität ein klares Konzept der wichtigsten
Angesichts signifikant wachsender internationaler Einflüsse und Elemente einer Bauaufgabe verfügbar ist – im technischen und
Marktorientierungen greifen eine klassische Gebäudelehre und wirtschaftlichen sowie in wachsendem Maße auch im gesetzlichen
damit auch die herkömmliche Vermittlung von Raum- und Organisa- Bereich. Es war ein Anliegen der Wüstenrot Stiftung, mit ihren
tionskonzepten nur noch begrenzt. Parallel zu einer gebäudetyplo- Möglichkeiten einen Beitrag dafür zu leisten, dass in dieser Hinsicht
gischen Betrachtung treten die ausgeübten Tätigkeiten und die mit für einige ausgewählte Bereiche der Gebäudelehre ein erster Schritt
ihnen verbundenen Anforderungen stärker in den Vordergrund. Die getan werden konnte, und zwar in Form einer Aufbereitung von
Gebäudelehre muss, um auf diese Veränderungen adäquat reagie- Aufgaben und Lösungsvorschlägen, die den genannten Kriterien
ren zu können, intensiver als bisher auf die grundlegenden Anfor- folgen kann. Sie hat hierzu ein Forschungsprojekt initiiert, das auf
derungen ausgerichtet werden, die sich aus den verschiedenen Wunsch der beteiligten Hochschullehrer den programmatischen Titel
Tätigkeiten ergeben. Neue Schwerpunkte in der Vermittlung der „Raumpilot“ erhalten hat.

5
Vorwort der Wüstenrot Stiftung

Das Forschungsprojekt „Raumpilot“ der Wüstenrot Stiftung konzen-


triert sich mit Hilfe von einzelnen, phänomenologisch ausgerichteten
und aufeinander abgestimmten Bausteinen auf eine anschauliche,
die wesentlichen Nutzungen fokussierende Darstellung der Grundla-
gen der Gebäudelehre. Vier Bände behandeln wichtige Bereiche der
Gebäudelehre:
• „Raumpilot Grundlagen“ schafft die gemeinsame Basis für drei er-

gänzende Vertiefungsbände und führt in die wichtigsten Aufgaben


und Themen sowie die spezifische Ausrichtung an den Nutzungs-
formen und -erfordernissen ein.
• „Raumpilot Arbeiten“ stellt Gebäude mit Arbeitsplätzen in den

Sektoren Verwaltung und Dienstleistungen, die unter dem Einfluss


der wirtschaftsstrukturellen, technologischen, betriebswirtschaft-
lichen und globalen Entwicklungen einer besonderen Dynamik des
Wandels unterliegen, in den Mittelpunkt.
• „Raumpilot Lernen“ behandelt den Bau von Schulen und von

anderen Ausbildungsstätten, auf die eine Vielzahl von Faktoren aus


Politik, Wirtschaft und Gesellschaft einwirken.
• „Raumpilot Wohnen“ konzentriert sich auf den Wohnungsbau, der

in all seinen Formen unter dem Einfluss weitreichender, vor allem


gesellschaftlicher Veränderungen steht.

Die Wüstenrot Stiftung dankt allen „Raumpiloten“ – Autoren, Hoch-


schullehrern, Studierenden – für die engagierte, intensive Zusam-
menarbeit bei der Erstellung und Umsetzung des Konzeptes. Sie
hofft damit wichtige Impulse für den kontinuierlichen Prozess der
Anpassung von Form und Inhalten der Ausbildung im Fachbereich
Architektur an die veränderten Rahmenbedingungen in Wirtschaft
und Gesellschaft geben zu können.

6
Vorwort der Autoren

Der vorliegende Band vermittelt die „Grundlagen“ der vierteiligen weiteren gesellschaftlichen Vereinbarungen begründen. Denn das
Gebäudelehre „Raumpilot“. Darauf aufbauend vertiefen die Folge- „Kennen und Verstehen“ dieser Basisparameter ist eine wesentliche
bände „Arbeiten“, „Lernen“ und „Wohnen“ die fachspezifischen Voraussetzung für eine verantwortungsvolle Anwendung von Pla-
gebäudekundlichen Anforderungen im Kontext des aktuellen gesell- nungsregeln, die im konkreten Fall auch „kreative Abweichungen“
schaftlichen Wandels. erforderlich machen kann.

Der römische Architekt und Gelehrte Vitruv beschreibt in seinen Das Buch gliedert sich in vier Kapitel. Neben den funktionsüber-
berühmten zehn Büchern, dass sich alle Architektur auf die Grund- greifenden allgemeinen Grundlagen im ersten Hauptkapitel sind
prinzipien firmitas (Festigkeit), utilitas (Nützlichkeit) und venustas die wesentlichen Planungsvorgaben für das Wohnen, Arbeiten und
(Anmut) gründet. Der Grundlagenband widmet sich der utilitas – der Lernen in drei weiteren Hauptkapiteln wiedergegeben. Da sich die
Nützlichkeit von Architektur in ihrem Gebrauch. Die wesentlichen Publikation in erster Linie an Studierende wendet, wurde eine klare
Kriterien der Nützlichkeit bestimmt der Mensch. Er bildet mit seinen und didaktisch einprägsame Informationsvermittlung angestrebt.
physischen und psychischen Möglichkeiten, aber auch Begren- Besonderer Wert wurde dabei auf die grafische Visualisierung von
zungen das zentrale Bezugssystem für die Planung räumlicher Inhalten gelegt, da Abbildungen und grafische Abstraktionen auf
Umgebungen und Situationen. Diese elementaren Grundlagen – die knappem Raum meist mehr Detailinformationen weitergeben und
menschlichen Körper- und Bewegungsmaße – bilden den Inhalt des schneller erfasst werden können als textliche Erläuterungen.
ersten Kapitels dieses Planungshandbuchs. Abweichend von vielen
früheren Planungslehren wird hierbei nicht nur ein Idealmaß des Die Erstellung dieser Publikation war nur durch die Zusammenarbeit
Menschen als Planungsbasis herangezogen. Eine Zielsetzung der vieler, auf ganz unterschiedliche Art und Weise beteiligter Akteure
vorliegenden Publikation ist es, die tatsächliche Vielfalt der Körper- möglich. Wir danken den drei weiteren Autorenteams der Buch-
maße und mögliche körperliche Einschränkungen stärker zu berück- reihe von den Universitäten in Weimar, Darmstadt und Stuttgart für
sichtigen und damit auch die Belange der barrierefreien Planung als die kooperative Zusammenarbeit und den anregenden inhaltlichen
eine selbstverständliche Planungsgrundlage zu integrieren. Austausch. Daneben möchten wir auch den zahlreichen Institutsmit-
arbeitern und den externen Fachberatern für die wichtigen Hinweise
Eine weitere Zielsetzung dieser Gebäudelehre ist es, nicht „fertige“ und ihre inhaltliche Beratung und Unterstützung danken. Ein ganz
Raum- oder Grundrissmuster, sondern einzelne Funktionsbereiche besonderer Dank gilt an dieser Stelle den vielen Studierenden, die
als Grundbausteine für Raumkonfigurationen in den Vordergrund zu sich mit großem Engagement eingebracht haben. Ohne ihre uner-
stellen. So wird beispielsweise im Hauptkapitel „Wohnen“ nicht ein müdliche Hilfe hätte dieses Buch nicht entstehen können. Unser
„Esszimmer“ als kopierfähiges Raummuster vorgegeben, sondern großer Dank gilt schließlich der Wüstenrot Stiftung für ihre Initiative
der Funktionsbereich „Essen“ ausführlich erläutert. Parallel zu zur Konzeption und Umsetzung dieser neuen Lehrbuchreihe „Raum-
diesem neuen Fokus auf die funktionalen Anforderungen und parallel pilot“ und insbesondere Herrn Georg Adlbert und Herrn Dr. Stefan
zu der stärkeren Ausrichtung auf ein „Universal Design“ von Ge- Krämer für ihre engagierte Begleitung während aller Entwicklungs-
bäuden schien es unerlässlich, in diesem Grundlagenbuch auch die phasen dieses umfangreichen Projekts.
minimalen Grenzwerte zu benennen, die sich aus den Mindestma-
ßen des Gebrauchs, aus rechtlichen Rahmenbedingungen und aus Thomas Jocher und Sigrid Loch

7
Grundlagen

11 Anthropometrie
31 Barrierefrei
49 Treppe
77 Aufzug
99 Rettung
109 Ruhender Verkehr
141 Energie

Raumpilot Grundlagen 9
Grundlagen

Zum Aufbau des Kapitels „Grundlagen“ grafische Symbole am oberen Blattrand Barrierefrei-Normen
gekennzeichnet. Bei Buchfertigstellung Ende 2009 sind die
In dem folgenden Kapitel „Grundlagen“ sind beiden Barrierefrei-Normen DIN 18024
die wesentlichen Planungsinformationen Das letzte Unterkapitel des Grundlagenteils (Teil 1 Januar 1998; Teil 2 November 1996)
zusammengefasst, die für die Planung von widmet sich dem Thema „Energie“, das im und die DIN 18025 (Teil 1 Dezember 1992;
Gebäuden unterschiedlicher Funktionen Zusammenhang mit der globalen Klimaer- Teil 2 Dezember 1992) gültig. Seit Februar
relevant sind. Das Kapitel gliedert sich in wärmung und dem Schwinden fossiler 2009 liegt aber bereits der Normenentwurf
die sieben Unterkapitel „Anthropometrie“, Brennstoffe in den vergangenen Jahren bei für die nachfolgende DIN 18040 vor, der
„Barrierefrei“, „Treppe“, „Aufzug“, „Rettung“, Planung, Bau und Unterhalt von Gebäuden voraussichtlich ab 2010 diese beiden Vorgän-
„Ruhender Verkehr“ und „Energie“. Diese erheblich an Bedeutung gewonnen hat. gernormen ersetzen wird. Es werden daher
Basisinformationen werden in den drei Mittels wesentlicher Basisinformationen in der ersten Hierarchieebene die Werte
nachfolgenden Hauptkapiteln durch spezi- zur solaren Energieeinstrahlung soll in diese der Normen 18024 und 18025 aufgeführt,
fische Planungshinweise für das Wohnen, Thematik eingeführt und zu einer weiter- in einer zweiten Hierarchieebene werden
das Arbeiten und das Lernen ergänzt. gehenden Vertiefung dieses wichtigen zusätzlich die Werte des Normenentwurfs
Themenbereichs angeregt werden. DIN 18040 berücksichtigt. Diese Angaben
Eine Besonderheit im Aufbau dieses aus dem Normenentwurf können in der
Kapitels stellt die Struktur des Unterkapi- späteren Neufassung der DIN 18040 mögli-
tels „Barrierefrei“ dar. Das Thema Barrie- Zu den Hinweisen auf Gesetze, cherweise geändert sein.
refreiheit wird nicht getrennt, sondern so Verordnungen und Planungsregeln
weit wie möglich in den Themenkapiteln
integriert dargestellt. Ziel dieser Konzeption MBO – LBO
ist eine Darstellung, die das Thema „Barrie- In den nachfolgenden Kapiteln wurde auf
refreiheit“ ein Stück weit „selbstverständ- die Musterbauordnung (MBO 2002) und
licher“ berücksichtigt. zusätzlich beispielhaft auf die Landesbau-
ordnung Baden-Württemberg (LBO BW)
Im Kapitel „Grundlagen“ sind daher lediglich verwiesen. Diese Angaben können von den
die wesentlichen Basisinformationen für die Bauordnungen der anderen Bundesländer
barrierefreie Planung zusammengefasst, auf abweichen. Die hier vielfach zitierte LBO
die bei differenzierteren Planungsvorgaben BW stammt in ihrer Originalfassung aus
immer wieder zurückgegriffen wird. Am An- dem Jahr 1995 (zuletzt geändert durch Arti-
fang dieses Kapitels wird in einem Überblick kel 12 der Verordnung vom 25. April 2007).
auf die weiteren vertiefenden Planungsinfor- Seit Mitte 2009 liegt ein Gesetzentwurf zur
mationen verwiesen. Die Seiten mit diesen Novellierung der Landesbauordnung Baden-
Detailangaben sind in den Themenkapiteln Württemberg vor, der voraussichtlich im
zur schnellen Auffindbarkeit zusätzlich durch Jahr 2010 wirksam wird.

10 Raumpilot Grundlagen
Anthropometrie

Grundlagen
Raumpilot Grundlagen 11
Grundlagen
Anthropometrie

13 Einleitung
13 Der menschliche Körper als Bezugs-
system der Planung
13 Die Geometrisierung des menschlichen
Körpers
14 Verschiedenartigkeit menschlicher
Körperproportionen
14 Verwendung von Perzentilen
15 Hinweise für die Planung
16 Körpermaße der Frau
18 Körpermaße des Mannes
20 Unterschiedliche Sitzpositionen
22 Platzbedarf Erwachsener
24 Körpermaße Kind 3 Jahre
25 Körpermaße Kind 6 Jahre
26 Körpermaße Kinder 3 bis 18 Jahre
28 Bewegungsmaße Rollstuhlfahrer
30 Planungsregeln/Literatur

12 Raumpilot Grundlagen
Anthropometrie

Einleitung ten Körpermaßen des Menschen abgeleitet. Anthropometrie ist die Wissenschaft
von den Maßen und den Maßverhält-
Bekannt geworden sind darunter vor allem

Grundlagen
nissen des menschlichen Körpers
Der menschliche Körper als Leonardo da Vincis Proportionsfigur nach
Bezugssystem der Planung Vitruv (1485/90) und Albrecht Dürers Dar-
Der Mensch bildet mit all seinen physischen stellung der menschlichen Proportionsver-
und psychischen Möglichkeiten, aber auch hältnisse aus dem Jahr 1528.
Begrenzungen das zentrale Bezugssystem
für Planungen. Neben dem spezifischen Im 20. Jahrhundert zielte Le Corbusier mit
Behaglichkeitsempfinden stellen auch seinen beiden architekturtheoretischen
die menschliche Anatomie und die damit Abhandlungen zum „Modulor“ auf die „Dar-
zusammenhängenden ergonomischen stellung eines in Architektur und Technik
Kriterien wesentliche Planungsgrundlagen allgemein anwendbaren Maßsystems im
dar. Kenntnisse über die menschliche menschlichen Maßstab.“ (Untertitel von Le
Physiologie, über die Körper- und Bewe- Corbusiers Modulor, 1956) Seine beiden
gungsmaße des Menschen und über den Modulor-Reihen dokumentieren den Ver-
daraus resultierenden Raum- und Flächen- such, unter Miteinbeziehung des Goldenen
bedarf sind daher für die Gestaltung einer Schnitts eine neue verbindliche, „objektive“
dem Menschen angemessenen Architektur und zeitlose Maßordnung zu etablieren.
unerlässlich. Diese sollte als universelle Grundlage für
Planungen anwendbar sein und speziell
Die Geometrisierung des menschlichen auch als Maßgrundlage für den Bereich der
Körpers normierten industriellen Produktion dienen.
Historische Proportionslehren bezo-
gen sich vielfach auf einen idealisierten All diese verschiedenen historischen Propor-
menschlichen Körper und dessen Propor- tionsstudien beziehen sich auf ein idealisier-
tionsverhältnisse. Die davon abgeleiteten tes Muster des menschlichen Körpers. Der
Maßverhältnisse wurden zur Grundlage der Modulor beispielsweise baut in der zweiten
Proportionsregeln für Kompositionen in der Studie, die im Band „Modulor 2“ dargestellt
Kunst und Architektur. Ein exakt fixierter ist, auf einer Körperhöhe von 183 cm auf
Proportionskanon auf Basis des mensch- (Le Corbusier, 1955). Von diesem ange-
lichen Körpers existierte bereits im alten nommenen Idealmaß ausgehend, wurden
Ägypten in der Zeit um etwa 3000 v. Chr.. unterschiedliche Teilungsmaße abgeleitet,
Auch in der griechischen Antike und in der wobei entsprechend den Zahlenreihen des
Renaissance wurden geometrische und nu- Goldenen Schnitts wiederum idealisierte
merische Ordnungssysteme von idealisier- Proportionsverhältnisse des Körpers zu-

Raumpilot Grundlagen 13
Grundlagen

grunde gelegt wurden. Dieses „Nivellieren“ tungen kann dadurch für Personen mit vom
menschlicher Körpermaße auf ein Idealmaß Durchschnitt abweichenden Körpermaßen
stellt eine Vereinfachung dar und liefert erschwert oder sogar ausgeschlossen
einen – meist aus wirtschaftlichen Gründen werden.
– notwendigen Durchschnittswert als Basis
für Planungen. Die Werte nehmen jedoch Verwendung von Perzentilen
keinerlei Bezug auf die tatsächliche Vielfalt Die Verwendung von Perzentilen bietet
und Verschiedenartigkeit der individuellen eine Möglichkeit, die Unterschiedlichkeit
Leonardo da Vinci entwickelte einen Proportionskanon in Körpermaße. der Körpermaße in der Bevölkerung stärker
Anlehnung an Vitruv
zu berücksichtigen. Ein Perzentilwert gibt
2260 Verschiedenartigkeit menschlicher an, wieviel Prozent der Menschen in einer
Körperproportionen Bevölkerungsgruppe – in Bezug auf ein be-
1830 Die individuellen Körpermaße unterscheiden stimmtes Maß – kleiner sind als der jeweils
sich erheblich in Abhängigkeit von Alter, angegebene Wert. So liegt zum Beispiel
Geschlecht, ethnischer Herkunft oder phy- das 95. Perzentil der Körperhöhe von 16- bis
1130
sischen Besonderheiten. Eine Planung, die 60jährigen Männern bei 1841 mm. „Das
863
auf einer angenommenen Durchschnitts- besagt, dass 95 Prozent dieser Bevölke-
physiologie aufbaut, kann diese Vielfalt rungsgruppe kleiner und fünf Prozent größer
kaum berücksichtigen. Die Nutzbarkeit als 1841 mm sind.“ (DIN 33402-2, Beiblatt 1,
von räumlichen Umgebungen und Ausstat- Seite 1).
Le Corbusiers Modulor 2 aus dem Jahr 1955
(Die erste Reihe entwickelte Le Corbusier 1948
ausgehend von einer Körpergöße von 175 cm)

14 Raumpilot Grundlagen
Anthropometrie

Berücksichtigt man beispielsweise bei wird. Die Daten der derzeit aktuellen Norm 1750

Durchgangsmaßen und sonstigen Höhen- stammen aus dem Jahr 2005, allerdings

Grundlagen
maßen nicht nur den Mittelwert, sondern wurden die Maße von Kindern seit dem
auch das 95. Perzentil, dann deckt man Jahr 1986 nicht mehr angepasst (DIN
damit einen Anteil von 95 Prozent der 33402-2/1986). Deshalb wurde bei den
Bevölkerung ab und nur für fünf Prozent der Körpermaßen von Kindern auf die Werte von 1629 1841
Bevölkerung wäre die geplante Öffnung zu 1986 zurückgegriffen.
niedrig bemessen. In diesem Kapitel wer- 1300 2100
den bei den Abbildungen zu den Körperma- Hinweise für die Planung
ßen daher soweit möglich immer das 5. und In vielen Fällen kann es sinnvoll sein, die
das 95. Perzentil zusätzlich zum 50. Perzentil angegebenen oberen und unteren Perzentil-
5. 50. 95. Perzentil
(Median) dargestellt. werte zusätzlich zu berücksichtigen, damit
Gebäude und Ausstattungen für eine mög- Variationsbreite

Bei der Kapitelbearbeitung wurde auf die lichst große Bevölkerungsgruppe zugänglich Verteilung der Körperhöhe erwachsener Männer
(0. bis 100. Perzentil)
Perzentilwerte der DIN 33402/12 2005 zu- und nutzbar sind. Besonders Wohnungs-
rückgegriffen. Diese DIN dokumentiert die bauten sollten so gestaltet werden, dass
Ergebnisse statistischer Untersuchungen sie „universell“ von allen genutzt werden
von Körpermaßen der deutschen Bevöl- können oder Anpassungen an auftretende
kerung, wobei nach Geschlecht, Alter und körperliche Veränderungen im Alter oder bei
nach ethnischer Herkunft unterschieden Krankheit durch entsprechende Vorpla-
nungen ermöglicht werden.

Raumpilot Grundlagen 15
Grundlagen

Körpermaße der Frau entsprechend DIN 33402-2, M 1:20


5., 50. (MW = Medianwert) und 95. Perzentil, Altersgruppe 18 bis 65 Jahre

MW 195 cm

MW 163 cm

MW 152 cm
Reichweite nach oben 184 - 203 cm (Griffachse)
Körperhöhe 154 - 172 cm
Aughöhe 143 - 161 cm

5. Perzentil 50. Perzentil 95. Perzentil


Schulterbreite 40 cm Schulterbreite 44 cm Schulterbreite 49 cm

16 Raumpilot Grundlagen
Anthropometrie

Grundlagen
MW 160 cm

MW 128 cm

MW 118 cm

Reichweite nach oben 149 - 167 cm


MW 50 cm

Körperhöhe 119 - 136 cm


MW 42 cm

Aughöhe 109 -126 cm


Kniehöhe 46 - 55 cm
Sitzhöhe 38-45 cm
69 cm

69 cm
MW

MW

Reichweite nach vorne


63 - 75 cm (Griffachse) Gesäß- Knielänge 55 - 64 cm

Raumpilot Grundlagen 17
Grundlagen

Körpermaße des Mannes entsprechend DIN 33402-2, M 1:20


5., 50. (MW = Medianwert) und 95. Perzentil, Altersgruppe 18 bis 65 Jahre

MW 208 cm

MW 175 cm

MW 163 cm
Reichweite nach oben 198 - 221 cm (Griffachse)
Körperhöhe 165 - 186 cm
Aughöhe 153 - 174 cm

5. Perzentil 50. Perzentil 95. Perzentil


Schulterbreite 44 cm Schulterbreite 49 cm Schulterbreite 53 cm

18 Raumpilot Grundlagen
MW
74 cm

69 - 82 cm (Griffachse)
Reichweite nach vorne
MW
61 cm

Gesäß- Knielänge 57 - 66 cm
MW 45 cm

Sitzflächenhöhe
41 - 49 cm
MW 54 cm

Kniehöhe 50 - 59 cm
MW 125 cm

Aughöhe sitzend 115 - 135 cm


MW 136 cm

Raumpilot Grundlagen
Körperhöhe 127 - 146 cm
MW 169 cm

Reichweite nach oben 160 - 181 (Griffachse)

19
Anthropometrie

Grundlagen
Grundlagen

Aufgerichtet liegen Entspannt sitzen Hocken


Sitzhöhe 0 cm Sitzhöhe ca. 17 cm Sitzhöhe ca. 41 cm
Aughöhe ca. 53 cm Aughöhe ca. 78 cm Aughöhe ca. 98 cm
Platzbedarf Platzbedarf Platzbedarf
in der Tiefe ca. 135 cm in der Tiefe ca. 133 cm in der Tiefe ca. 81 cm

200 cm

180 cm

160 cm

140 cm

120 cm

100 cm

80 cm

60 cm

40 cm

20 cm

0 cm

20 Raumpilot Grundlagen
Anthropometrie

Im Sessel sitzen Am Tisch sitzen Angelehnt stehen An der Bar sitzen


Sitzhöhe ca. 41 cm Sitzhöhe ca. 44 cm Sitzhöhe ca. 78 cm Sitzhöhe ca. 80 cm

Grundlagen
Aughöhe ca. 116 cm Aughöhe ca. 123 cm Aughöhe ca. 155 cm Aughöhe ca. 158 cm
Platzbedarf Platzbedarf Platzbedarf Platzbedarf
in der Tiefe ca. 103 cm in der Tiefe ca. 77 cm in der Tiefe ca. 80 cm in der Tiefe ca. 64 cm

Körpermaße eines erwachsenen Mannes in unterschiedlichen Sitzpositionen (Körpergröße 175 cm / 50. Perzentil), M 1:20

Raumpilot Grundlagen 21
Grundlagen

Platz- und Bewegungsflächenbedarf von Erwachsenen mit durchschnittlichen Körpermaßen (ca. 50. Perzentil), M 1:50
2050

1660

1320

1280

1280
1250
950

580 535 860 1500 1100 625 1100


1750

1250 2125 600 670 1000 900


1750

375 625 490 875 1000 1750 1000

22 Raumpilot Grundlagen
Anthropometrie

Grundlagen
1000

875

875
770

815

300
1760
1330 625 875 1010 1330

ca. 2100
700 900 850 750 1100 1100 1120

1150 1700 2250 ca. 6 Personen / m² Grundfläche


Platzbedarf 2 Pers. Platzbedarf 3 Personen Platzbedarf 4 Personen entspricht Dichte im Aufzug

Raumpilot Grundlagen 23
Grundlagen

Körpermaße Kind entsprechend DIN 33402-2 (1986), M 1:20


5., 50. (MW = Medianwert) und 95. Perzentil, Altersgruppe 3 Jahre

MW 113 cm

MW 101 cm
MW 94 cm
MW 91 cm
Reichweite nach oben 105 - 127 cm (Griffachse)

MW 82 cm

Reichweite nach oben 85 - 106 cm (Griffa.)


MW 71 cm
Körperhöhe 92 - 111 cm

Körperhöhe 72 - 90 cm
Aughöhe 61 - 80 cm
Aughöhe 85 - 99 cm

MW 94 cm
MW 25 cm
Sitzflächen-

25 - 33 cm
19-28 cm

Kniehöhe
höhe
33cm

5. Perzentil 50. Perzentil 95. Perzentil


MW

Schulterbreite Schulterbreite Schulterbreite Gesäß- Knielänge


25 cm 31 cm 35 cm 30 - 36 cm

24 Raumpilot Grundlagen
Anthropometrie

Körpermaße Kind entsprechend DIN 33402-2 (1986), M 1:20


5., 50. (MW = Medianwert) und 95. Perzentil, Altersgruppe 6 Jahre

Grundlagen
MW 139 cm

MW 120 cm
MW 114 cm
MW 109 cm

MW 95 cm

Reichweite nach oben 125 - 151 cm (Griffachse)


Reichweite nach oben 100 - 125 cm (Griffachse)

MW 85 cm

Körperhöhe 111 - 129 cm


Körperhöhe 85 - 103 cm

Aughöhe 100 - 120 cm


MW 36 cm
Aughöhe 75 - 92 cm

MW 30 cm
Sitzflächenhöhe
25 - 33 cm
31 - 40 cm
Kniehöhe

39 cm

5. Perzentil 50. Perzentil 95. Perzentil


MW

Gesäß- Knielänge Schulterbreite Schulterbreite Schulterbreite


33 - 44 cm 37 cm 32 cm 27 cm

Raumpilot Grundlagen 25
Grundlagen

Körperwachstum und Veränderung der Körperproportionen bei Kindern und Jugendlichen von 3 bis 18 Jahren entsprechend
DIN 33402-2 (1986) M 1:20

3 Jahre 6 Jahre 9 Jahre 12 Jahre 16 Jahre 18 Jahre

26 Raumpilot Grundlagen
Anthropometrie

Grundlagen
220

Greifhöhe nach oben


200

180
Körperhöhe
Greifhöhe sitzend
160 Augenhöhe

140
Körperhöhe sitzend

Augenhöhe sitzend
120

100

80

Greifweite nach vorne

60 Gesäß-Knielänge
Kniehöhe
Sitzflächenhöhe
40 Schulterbreite

20

3 Jahre 6 Jahre 9 Jahre 12 Jahre 15 Jahre 18 Jahre

Raumpilot Grundlagen 27
Grundlagen

Greifraum Rollstuhlfahrer, M 1:20


Der Greifraum ist in Abhängigkeit von der Beweglichkeit des Oberkörpers unterschiedlich groß

200

180

160

140

120

100

80

60

40

20

40 20 0 20 40 60 80 100 120

28 Raumpilot Grundlagen
Anthropometrie

Grundlagen
20 0 20 40 60 80 100 120 40 20 0 20 40 60 80 100

Raumpilot Grundlagen 29
Grundlagen

Planungsregeln Literatur

Normen Le Corbusier: Der Modulor. Darstellung


DIN 33402-1 / März 2008 / Ergonomie – Kör- eines in Architektur und Technik allgemein
permaße des Menschen – Teil 1: Begriffe, anwendbaren harmonischen Maßes im
Meßverfahren menschlichen Maßstab. Stuttgart 1956
(Originalausgabe 1948)
DIN 33402-2 / Dezember 2005 / Ergonomie
– Körpermaße des Menschen – Teil 2: Werte Le Corbusier: Modulor 2. Fortsetzung des
ersten Buches „Der Modulor“ von 1948.
DIN 33402-2 Berichtigung 1 / Mai 2007 / Er- Stuttgart1955 (Originalausgabe 1955)
gonomie – Körpermaße des Menschen – Teil
2: Werte, Berichtigungen zu DIN 33402-2: Loeschcke, Gerhard; Pourat, Daniela; HEWI
2005-12 Heinrich Wilke GmbH (Hrsg.): Universell,
integrativ, anpassbar. Planungsempfeh-
DIN 33402-2 Beiblatt 1 / August 2006 / lungen für barrierefreies Wohnen. Bad
Körpermaße des Menschen – Teil 2: Werte; Arolsen 2002
Beiblatt 1: Anwendung von Körpermaßen in
der Praxis Loeschcke, Gerhard; Pourat, Daniela:
Wohnungsbau für alte und behinderte Men-
DIN 33402 Teil 2 / Oktober 1986 / Körperma- schen. Stuttgart, Berlin, Köln 1996
ße des Menschen – Werte/ zurückgezogen
(es wurde hier auf diese DIN zurückgegrif- Stemshorn, Axel (Hrsg.): Barrierefrei Bauen
fen, da die Altersgruppe 3 Jahre bis 17 Jahre für Behinderte und Betagte. Leinfelden-
in der neuen Ausgabe der DIN 33402 vom Echterdingen 2003
Dezember 2005 nicht mehr erfasst wurde)
Padovan, Richard: Proportion. Science,
DIN 33402 Teil 3 / Oktober 1984 / Körper- Philosophy, Architecture. London, New York
maße des Menschen – Bewegungsraum 1999
bei verschiedenen Grundstellungen und
Bewegungen Prigge, Walter: Ernst Neufert. Normierte
Baukultur im 20. Jahrhundert. Frankfurt am
Main, New York 1999

30 Raumpilot Grundlagen
Barrierefrei

Grundlagen
Raumpilot Grundlagen 31
Grundlagen

Detailkapitel Barrierefrei – Übersicht

Grundlagen Wohnen
Detailkapitel zur barrierefreien Planung von Detailkapitel zur barrierefreien Planung
öffentlichen Gebäuden und Wohngebäuden von Wohngebäuden

Anthropometrie barrierefrei Ankommen barrierefrei


Seite 28f. Seite 189f.
190

Barrierefrei Kochen barrierefrei


Seite 32f. Seite 208f.

75-90

75-90
150 90
Treppe barrierefrei Essen barrierefrei
max. 6%
Seite 71f. Seite 220f.

110 110 150 90


Aufzug barrierefrei Entspannen und kommunizieren barrierefrei
140

140

Seite 84f. Seite 230f.


90 90

Ruhender Verkehr barrierefrei 150 120 Schlafen barrierefrei


500

Seite 120f. Seite 238f.


350

Arbeiten barrierefrei
150

Seite 258f.
150

32 Raumpilot Grundlagen
Barrierefrei

Wohnen Arbeiten/Lernen

Grundlagen
Detailkapitel zur barrierefreien Planung Detailkapitel zur barrierefreien Planung von
von Wohngebäuden öffentlichen Gebäuden

95
150
Reinigen und pflegen barrierefrei Nebenbereiche barrierefrei
180

150
150

Seite 274f. Seite 550f.

150
95

95
200

150
Wirtschaften barrierefrei
Seite 284f.

Aufbewahren barrierefrei
40 - 140

40 - 140

Seite 290f.

Entsorgen barrierefrei
85

Seite 302f.

Private Freibereiche barrierefrei


Seite 318f.
60

Nutzungsneutral barrierefrei
Seite 308f.
20m2+ 15m2+

Raumpilot Grundlagen 33
Grundlagen
Barrierefrei

35 Einleitung
36 Gesetzliche Grundlagen
37 Arten der Behinderung
39 Allgemeine Planungsregeln
40 DIN-Normen
40 Planungshinweise
40 Geh-/Fahrhilfen
41 Erreichbarkeit/Schwellen
41 Durchgangs- und Öffnungsbreiten
41 Türhöhen
42 Bedienhöhe
42 Sicht-/Augenhöhe
42 Greifraum
43 Orientierung, Farben und Kontrast,
Form und Materialien
44 Bewegungsabläufe beim Öffnen und
Schließen von Türen
46 Flurbreiten
47 Planungshinweise/Literatur

34 Raumpilot Grundlagen
Barrierefrei

Einleitung mäßig zwar häufiger auf, doch auch jüngere


Personen können durch Krankheiten oder

Grundlagen
„So ist mittlerweile bekannt, dass eine Unfälle temporär oder langfristig betroffen
barrierefrei zugängliche Umwelt für etwa sein. Auch für sie ist eine „barrierefreie“
10 Prozent der Bevölkerung zwingend räumliche Umgebung eine wesentliche
erforderlich, für 30 bis 40 Prozent notwen- Voraussetzung für ein möglichst selbststän-
dig und für 100 Prozent komfortabel ist und diges Leben.
ein Qualitätsmerkmal darstellt.“ (Neumann
2005, Seite 2) Vor diesem Hintergrund muss eine
zukunftsweisende Planung vor allem
Der demografische Wandel trägt mit integrativ sein. Personen „außerhalb der
dem erheblich wachsenden Anteil älterer Norm“ dürfen nicht durch Sonderlösungen
Personen dazu bei, dass die Unterschiede stigmatisiert werden. Eine entsprechende
zwischen den individuellen physischen und „integrative Planung“ bedeutet bauliche
psychischen Fähigkeiten innerhalb der Be- Umgebungen im Sinne eines „universellen
völkerung zukünftig noch weiter zunehmen Designs“ so zu gestalten, dass sie mög-
werden. Im Alter treten Mobilitäteinschrän- lichst für alle zugänglich und ohne fremde
kungen und sonstige kognitive, physische Hilfe nutzbar sind.
oder psychische Beeinträchtigungen anteils-

210
55 80 - 90 70 70 70 - 85 65

M 1:50

Raumpilot Grundlagen 35
Grundlagen

Im Jahr 2005 war etwa jeder zehnte Gesetzliche Grundlagen Informationsquellen und Kommunikations-
Einwohner Deutschlands (8,6 Mio.)
einrichtungen sowie andere gestaltete
als behindert „amtlich anerkannt“.
Davon zählte der größte Teil Die Forderung nach Integration ist im Grund- Lebensbereiche, wenn sie für behinderte
(6,7 Mio.) zu den Schwerbehinderten gesetz der Bundesrepublik Deutschland Menschen in der allgemein üblichen Weise,
(mit einem Behinderungsgrad von
mehr als 50 Prozent). Für diese Grup-
unter Artikel 3, Abs. 3 verankert: „Niemand ohne besondere Erschwernis und grund-
pe wurde 2005 folgende Verteilung darf wegen seiner Behinderung benach- sätzlich ohne fremde Hilfe zugänglich und
ermittelt: teiligt werden.“ Diesem Anspruch will die nutzbar sind.“
bundesdeutsche Gesetzgebung auch mit
Art der Behinderung Anteil Hilfe von konkreten baurechtlichen Vorga- Mittels einer barrierefreien Planung sollen
ben und weiteren Planungsempfehlungen die Voraussetzungen für ein selbstständiges
Körperliche Behinderung 67 % für die sogenannte „barrierefreie Planung“ und unabhängiges Leben der Betroffenen
davon: entsprechen. Eine Definition des Begriffs geschaffen werden, um ihnen eine weitge-
Innere Organe 26 % „Barrierefreiheit“ findet sich unter anderem hend uneingeschränkte Teilhabe am gesell-
Gliedmaße 14 % in dem deutschen „Gesetz zur Gleichstel- schaftlichen Leben zu ermöglichen.
Wirbelsäule/Rumpf 14 % lung behinderter Menschen“ unter § 4:
Blinde/Sehbehinderte 5%
Sprach-/Gehörgeschädigte 4% „Barrierefrei sind bauliche und sonstige
zerebrale Störungen 9% Anlagen, Verkehrsmittel, technische Ge-
geistige/seelische Behind. 9% brauchsgegenstände, Systeme der Informa-
sonstige Behinderungen 15 % tionsverarbeitung, akustische und visuelle
(Statistisches Bundesamt, 2005)

100 90 110 120 190

36 Raumpilot Grundlagen
Barrierefrei

Arten der Behinderung Funktionen soweit beeinträchtigt sind, dass Euroschlüssel


ihre unmittelbaren Lebensverrichtungen

Grundlagen
Der Euroschlüssel des CBF
Für den Begriff „Behinderung“ existiert oder die Teilnahme am Leben der Gesell- Darmstadt – Club Behinderter und
keine universelle, den verschiedenen schaft erschwert wird.“ (Bleidick 1997, Seite ihrer Freunde in Darmstadt und
Umgebung e. V. – ist ein inzwischen
Anwendungsgebieten gleichermaßen 9) europaweit einheitlich eingeführtes
entsprechende Definition. Das deutsche Schließsystem, das es körperlich
Gleichstellungsgesetz definiert den Begriff In den meisten Auflistungen werden sieben beeinträchtigten Menschen ermög-
licht, selbstständig und kostenfrei
beispielsweise unter § 3 wie folgt: „Men- Arten von Behinderungen unterschieden: Zugang zu behindertengerechten
schen sind behindert, wenn ihre körperliche – Körperliche Behinderungen sanitären Anlagen und Einrichtungen
zu erhalten, zum Beispiel in Bahn-
Funktion, geistige Fähigkeit oder seelische – Sinnesbehinderungen
hofstoiletten, öffentlichen Toiletten
Gesundheit mit hoher Wahrscheinlichkeit – Sprachbehinderungen in Fußgängerzonen, Museen oder
länger als sechs Monate von dem für das – Psychische Behinderung Behörden.

Lebensalter typischen Zustand abweichen – Lernbehinderungen


und daher ihre Teilhabe am Leben in der – Geistige Behinderungen
Gesellschaft beeinträchtigt ist.“ – Multimorbidität (= paralleles Auftreten ver-
schiedener Krankheiten beziehungsweise
Ulrich Bleidick definiert den Begriff etwas verschiedener Behinderungen).
abweichend: „Als behindert gelten Per-
sonen, welche infolge einer Schädigung
ihrer körperlichen, seelischen oder geistigen

im Durchschnitt ca. 130 - 150


ca. 167
ca. 122
125 160 180 175

M 1:50

Raumpilot Grundlagen 37
Grundlagen

Darüber hinaus werden Behinderungen stark übergewichtige Personen ohne eine


auch entsprechend des Behinderungs- entsprechend berücksichtigende Planung
grads unterschieden: sowohl im öffentlichen Bereich wie im pri-
– Einfachbehinderung vaten Wohnen auf „Barrieren“ oder „Gren-
– Mehrfachbehinderung zen“ stoßen. Oft wird vergessen, dass auch
– Schwerbehinderung die Körpermaße von Kindern räumliche
– Schwerstbehinderung Bedingungen und Ausstattungsmaße
„außerhalb der Norm“ von Erwachsenen er-
Neben dauerhaften physischen oder fordern (siehe Kapitel Anthropometrie). Eine
psychischen Einschränkungen können auch barrierefreie Planung sollte diese Vielfalt in
temporäre Mobilitätseinschränkungen auf- der Bevölkerung berücksichtigen.
treten, die fremde Hilfe oder entsprechende
Anpassungen der räumlichen Bedingungen
erforderlich machen. Prinzipiell kann schon
das Mitführen von einem Kinderwagen oder
großen Koffern erhebliche Mobilitätsein-
schränkungen mit sich bringen.

Daneben können auch Kleinwüchsige, au-


ßergewöhnlich große Personen oder auch

Rollator Sportrollstuhl Faltrollstuhl

89 - 102
75 - 100

75

85 58 - 65 90 - 100 85 - 100 105 - 120 25-32 65 - 72

38 Raumpilot Grundlagen
Barrierefrei

Allgemeine Planungsregeln Kinderheime, Bürogebäude, Gaststätten,


Hotels und sonstige gewerblich genutzte

Grundlagen
Wesentliche Festlegungen zur barrierefreien Gebäude ab 1200 m² Nutzfläche und Groß-
Planung finden sich in der Musterbauord- garagen (siehe hierzu auch MBO § 50).
nung MBO und entsprechend auch in den
Landesbauordnungen. Für Wohnbauplanungen wurde in der
LBO BW unter § 35 (3) festgelegt: „In
In der LBO BW ist unter § 39 „Barriere- Wohngebäuden mit mehr als vier Woh-
freie Anlagen“ festgelegt, welche bauliche nungen müssen die Wohnungen eines
Anlagen bei Neuplanungen grundsätzlich Geschosses barrierefrei erreichbar sein. In
barrierefrei zu gestaltet sind. Hierzu zählen diesen Wohnungen müssen die Wohn- und
neben speziellen Wohnungen, Heimen, Be- Schlafräume, eine Toilette, ein Bad und die
gegnungsstätten und Schulen für behinder- Küche oder Kochnische mit dem Rollstuhl
te oder/und alte Menschen unter anderem zugänglich sein.“ (LBO BW 2006, § 35 (3))
auch alle öffentlich zugänglichen Gebäude. Ausnahmen von dieser Festlegung sind
Insbesondere werden aufgeführt: Verwal- möglich, falls durch die Umsetzung der
tungsgebäude, Versammlungsstätten, barrierefreien Planung ein unverhältnis-
Museen, Verkaufsstätten, Krankenhäuser, mäßiger Mehraufwand entsteht (beispiels-
Kirchen, Schulen, Hochschulen, Volkshoch- weise wenn dafür aufwendige Aufzugsanla-
schulen, Kindertageseinrichtungen und gen notwendig wären).

Elektrorollstuhl Kinder- /Kombiwagen Buggy /Sportwagen

105 - 110
85 - 110
102 - 127

113 - 132 62 - 77 130 - 140 55 - 65 90 - 135 50 - 60

M 1:50

Raumpilot Grundlagen 39
Grundlagen

DIN-Normen DIN 18025 Teil 1 und 2 mit einigen Ein-


Konkrete Planungsempfehlungen für eine schränkungen in die „Liste der Technischen
barrierefreie Planung sind in Deutschland Baubestimmungen (LTB)“ übernommen
gegenwärtig in der DIN 18024 und in der und damit in diesem Bundesland bauauf-
DIN 18025 aufgeführt. Die DIN 18024 sichtlich eingeführt.
widmet sich der barrierefreien Planung
in öffentlichen Freiflächen (Teil 1) und in
öffentlich zugänglichen Gebäuden und Planungshinweise
Arbeitsstätten (Teil 2). Die DIN 18025 gibt
Empfehlungen zur barrierefreien Planung Geh-/Fahrhilfen
von Wohnungen. Zur Unterstützung bei Mobilitätseinschrän-
kungen werden neben einfachen Gehhilfen
Seit einigen Jahren gibt es Bestrebungen, wie Stöcken oder Krücken inzwischen auch
diese Normen zu überarbeiten und um eini- sogenannte „Rollatoren“ verwendet. Rolla-
ge Aspekte zu erweitern. Seit Februar 2009 toren sind meist 60 cm bis 65 cm breit, für
liegt dazu der Normenentwurf für eine neue ihre Handhabung wird aber weit mehr Platz
DIN 18040 (Entwurf) vor. Diese neue Norm gebraucht. Hierfür liegen jedoch noch keine
soll langfristig beide derzeit noch gültigen detaillierten Planungsempfehlungen vor.
DIN-Normen ersetzen. In Baden-Württem- Dagegen sind die notwendigen Mindest-
berg wurden die DIN 18024 Teil 2 und die maße für die Rollstuhlnutzung sehr detail-

85

40 Raumpilot Grundlagen
Barrierefrei

liert ermittelt. Die festgelegten Planungs- Türöffnungen grundsätzlich mindestens


maße für die barrierefreie rollstuhlgerechte 90 cm lichte Öffnungsbreite notwendig.

Grundlagen
Planung sind grundsätzlich für die Nutzung Dies entspricht den Anforderungen von DIN
eines Elektrorollstuhls ausgelegt (hierfür 18024 und DIN 18025 Teil 1.
wurde angenommen: Rollstuhl mit 85 cm
Breite und 120 cm Länge). Entsprechend DIN 18025 Teil 2 genügt für
die barrierefreie, nicht rollstuhlgerechte
Erreichbarkeit/Schwellen Planung dagegen ein lichtes Türdurch-
Untere Türanschläge und -schwellen sind gangsmaß von 80 cm. Hauseingangstüren,
in der barrierefreien und rollstuhlgerechten Wohnungseingangstüren und Aufzugstüren
Planung grundsätzlich zu vermeiden. Soweit müssen jedoch auch entsprechend Teil 2
Schwellen technisch unbedingt erforderlich grundsätzlich eine lichte Breite von minde-
sind, dürfen sie entsprechend DIN 18040 stens 90 cm haben.
(Entwurf), DIN 18024 und DIN 18025 nicht
höher als maximal 2 cm sein, im Außenbe- Türhöhen
reich maximal 3 cm (DIN 18024). Türöffnungen sollten entsprechend den
Normen in der barrierefreien Planung grund-
Durchgangs- und Öffnungsbreiten sätzlich eine lichte Höhe von mindestens
Obwohl Rollstühle selten breiter als 70 cm 210 cm nicht unterschreiten.
sind, sind zum sicheren Passieren von

85

M 1:50

Raumpilot Grundlagen 41
Grundlagen

Bedienhöhe Bedienhöhe Sicht-/Augenhöhe


Entsprechend den Barrierefrei-Normen Optische Informationen werden am besten
Die durchschnittlich optimale
Bedienhöhe liegt bei 85 cm über der sind alle Bedienelemente wie Türklinken, in Augenhöhe gelesen. Da die Augenhöhe
Oberkante des Fertigfußbodens. Im Lichtschalter, Fenstergriffe und ähnliches in bei Erwachsenen, Kindern und Rollstuhl-
Entwurf der DIN 18040 sind Abwei-
chungen im Bereich zwischen 85 cm
der durchschnittlich optimalen Bedienhöhe benutzern sehr unterschiedlich ist, wird
und 105 cm jedoch im begründeten von 85 cm über der Oberkante des Fertig- eine Höhe von circa 130 cm bis 150 cm
Einzelfall zulässig. Auch für Personen fußbodens anzubringen. Im Entwurf der zum Anbringen von Informationen als eine
mit Gehstock oder mit Rollator kann
eine Türklinkenhöhe über 85 cm DIN 18040 sind Abweichungen im Bereich Kompromisslösung angegeben. Um Kindern
eventuell günstiger sein. zwischen 85 cm und 105 cm jedoch im und Rollstuhlfahrern mit ihrer niedrigeren
begründeten Einzelfall zulässig. (Die Türgriff- Augenhöhe auch Ausblick zu gewähren,
höhe von 105 cm wird häufig vom Personal wird empfohlen, Fenster- und Balkonbrüs-
in Pflege- und Altersheimen gewünscht). tungen nur bis zu einer Höhe von 60 cm
Die direkte Anfahrbarkeit sämtlicher Be- massiv auszubilden.
dienungsvorrichtungen, die abweichende
Dimensionierung von üblichen Möbeln und Greifraum
vor allem die Unterfahrbarkeit von Einrich- Der Greifraum eines Menschen hängt stark
tungen in Bad und Küche muss zusätzlich von der Beweglichkeit seines Oberkörpers
zur Bedienhöhe beachtet werden. ab. Der horizontale Greifbereich eines er-
Alter
5-14
35-44
55-64
74-90

≥ 210

≥ 210
≤ 140
optimal 85
≥ 40

≥ 90 ≥ 80 (≥ 90)

Aufwärtsbeweglichkeit der Augen in Greifhöhen Mindest-Durchgangsmaße entsprechend DIN


unterschiedlichen Altersstufen

42 Raumpilot Grundlagen
Barrierefrei

wachsenen Menschen beträgt bei uneinge- höhen beschränken sich dann auf einen Kommunikationsmöglichkeiten. Menschen
schränkter Beweglichkeit des Oberkörpers Bereich zwischen 50 cm und 85 cm. mit eingeschränkter Hörfunktion sind

Grundlagen
circa 80 cm, bei eingeschränkter Beweg- dagegen je nach Schweregrad zusätzlich
lichkeit kann er sich erheblich verkleinern Orientierung, Farben und Kontrast, auf eine akustisch-visuelle oder rein visuelle
(Abbildung Seite 28-29). Form und Materialien Orientierung angewiesen. Da besonders bei
Normalsichtige Menschen nutzen für ihre Kindern und älteren Menschen die Feinmo-
Im vertikalen Greifbereich sind für ältere Orientierung bis zu 90 Prozent visuelle torik unterschiedlich ausgeprägt ist, ist die
Menschen und für Rollstuhlfahrer drei Informationen und Signale. Bei Sehbehin- Formgebung von Ausstattungselementen
Höhen von besonderer Bedeutung: die derungen sind stärkere Farbsignale und von besonderer Bedeutung.
durchschnittlich mögliche niedrigste Kontraste sehr wichtig. Daneben ist es
Greifhöhe bei 40 cm, die durchschnittlich sinnvoll, Informationen entsprechend dem Es wird daher empfohlen Türklinken,
optimale Greifhöhe bei 85 cm und die „Zwei-Sinne-Prinzip“ so zu vermitteln, dass Handläufe und Haltegriffe der Handform
durchschnittlich höchstmögliche Greifhöhe sie parallel von zwei unterschiedlichen Sin- entsprechend ergonomisch anzupassen und
ohne Hilfsmittel bei etwa 140 cm. Mit einer nen wahrgenommen werden können. diese nicht scharfkantig, eckig oder zu hart
Greifzange können eventuell noch höher auszubilden.
liegende Gegenstände erreicht werden. Bei Für blinde Menschen bietet vor allem der
frontalem Anfahren wird das Greifen für Einsatz taktiler Elemente und/oder akus-
einen Rollstuhlfahrer schwieriger, die Greif- tischer Signale entsprechende zusätzliche
≥ 150
ca. 80
ca. 60

ca. 60 ca. 80 ≥ 150 ≥ 90 ≥ 120

Horizontaler Greifbereich, links bei eingeschränkter, rechts Mindestbewegungsfläche zum Mindestbewegungsfläche in Räumen (90 cm) und vor Möbeln (120 cm)
bei uneingeschränkter Beweglichkeit des Oberkörpers Wenden für Rollstuhlfahrer
M 1:50

Raumpilot Grundlagen 43
Grundlagen

Bewegungsabläufe beim Öffnen


und Schließen von Türen, M 1:100

Bewegungsablauf Drehflügeltür,
nach innen öffnend

Bewegungsablauf Drehflügeltür,
nach außen öffnend

Bewegungsablauf Schiebetür

Bewegungsablauf Aufzugstür

44 Raumpilot Grundlagen
Barrierefrei

Bewegungsabläufe beim Öffnen Vor barrierefreien Aufzügen muss eine Min- ► DIN EN 81-70 / September 2005 /
„Sicherheitsregeln für die Konstruk-
und Schließen von Türen destbewegungsfläche von 150 x 150 cm

Grundlagen
tion und den Einbau von Aufzügen“
vorgesehen werden. Bei der Aufzugstür ist legt wesentliche Anforderungen an
Zum Anfahren des Türdrückers benötigt eine lichte Durchgangsbreite von minde- die barrierefreie Aufzugsplanung im
Bereich des Fahrkorbs fest. Die DIN
der Rollstuhlfahrer beidseitig der Tür eine stens 90 cm erforderlich, damit Rollstuhlfah- EN 81-70 gilt zusätzlich zu den DIN
Bewegungsfläche von 50 cm, die baulich rer sie unbehindert durchfahren können . 18024 und 18025.
nicht eingeschränkt werden darf. Dieses Weitere detaillierte Angaben zur barrierefrei-
Maß gilt unabhängig davon, ob es sich um en Aufzugsplanung sind im Kapitel „Aufzug“
eine Drehflügel- oder Schiebetür handelt, auf den Seiten 96-97 aufgeführt.
wobei letztere für einen Rollstuhlfahrer M 1:50
meist leichter zu bedienen ist. ≥ 110

≥ 150 ≥ 190

≥ 140
≥ 120

≥ 120

≥ 90 ≥ 90 ≥ 90
≥ 50 ≥ 50 ≥ 50

≥ 50 ≥ 50
≥ 50 ≥ 50
≥ 120
≥ 150

≥ 150
≥ 190

≥ 150 ≥ 150

Bewegungsflächen vor Drehflügeltüren, rollstuhlgerecht Bewegungsflächen vor Schiebetüren, rollstuhlgerecht Bewegungsflächen vor Aufzugstüren, rollstuhlgerecht
entsprechend DIN 18024, 18025, 18040 (Entwurf) entsprechend DIN 18024, 18025, 18040 (Entwurf) entsprechend DIN 18024, 18025, 18040 (Entwurf)

Raumpilot Grundlagen 45
Grundlagen

Flurbreiten

Bewegungsfläche für Rollstuhlbenutzer Platzbedarf und Bewegungsflächen für Platzbedarf und Bewegungsflächen bei
ohne Richtungsänderung Rollstuhlbenutzer bei Richtungsänderung Begegnung von Rollstuhlbenutzern

≥ 180
≥ 150

≥ 120 ≥ 150 ≥ 180

Es genügt eine Flurbreite von 120 cm, wenn Die Bewegungsfläche von 150 x 150 cm Für die Begegnung von Rollstuhlbenutzern
mindestens einmal eine Bewegungsfläche muss in jedem Raum und auf Fluren als muss eine Bewegungsfläche von mindes-
von 150 x 150 cm zum Wenden vorhanden Wendemöglichkeit vorhanden sein. Ausge- tens 180 cm x 180 cm vorhanden sein.
ist; bei langen Fluren muss diese Bewe- nommen sind Räume, die der Rollstuhlbe-
gungsfläche mindestens alle 15 m angeord- nutzer ausschließlich vor- und rückwärtsfah-
net werden (15 m-Angabe aus DIN 18040 rend uneingeschränkt nutzen kann. Hierbei
Teil 2 (Entwurf)). ist eine Breite von 120 cm ausreichend.

Rollstuhlgerechte Mindestflurbreiten entsprechend DIN 18024, DIN 18025 und DIN 18040 (Entwurf), M 1:50

46 Raumpilot Grundlagen
Barrierefrei

Planungsregeln Personen- und Gütertransport – Teil 40: / Gestaltung barrierefreier Produkte


Treppenschrägaufzüge und Plattformaufzü-

Grundlagen
Normen ge mit geneigter Fahrbahn für Personen mit
DIN 18024-1 / Januar 1998 / Barrierefreies Behinderungen; Deutsche Fassung Gesetze/Verordnungen
Bauen – Straßen, Plätze, Wege, öffentliche EN 81-40:2008 Grundgesetz für die Bundesrepublik
Verkehrs- und Grünanlagen sowie Spielplät- Deutschland (19. März 2009), Artikel 3
ze – Planungsgrundlagen DIN EN 81-70 / September 2005 / Sicher-
heitsregeln für die Konstruktion und den Bürgerliches Gesetzbuch 2007 / Artikel 1
DIN 18024-2 / November 1996 / Barrierefrei- Einbau von Aufzügen – Besondere Anwen- Gesetz zur Gleichstellung behinderter
es Bauen – Öffentlich zugängliche Gebäude dungen für Personen- und Lastenaufzüge Menschen (Behindertengleichstellungsge-
und Arbeitsstätten – Planungsgrundlagen – Teil 70: Zugänglichkeit von Aufzügen für setz – BGG 2002) auch § 4 Barrierefreiheit
Personen einschließlich Personen mit Be- (Definition); § 8 Herstellung von Barrierefrei-
DIN 18025 Teil 1 / Dezember 1992 / Bar- hinderungen; Deutsche Fassung EN 81-70: heit in den Bereichen Bau und Verkehr
rierefreie Wohnungen – Wohnungen für 2003 + A1: 2004
Rollstuhlbenutzer – Planungsgrundlagen Musterbauordnung MBO 2002
DIN 15325 / Dezember 1990/ Aufzüge;
DIN 18025 Teil 2 / Dezember 1992 / Barriere- Bedienungs-, Signalelemente und Zubehör; Landesbauordnung für Baden-Württemberg
freie Wohnungen – Planungsgrundlagen ISO 4190-5, Ausgabe 1987 modifiziert (letzte Änderung 2007)

DIN 18040-1 / Entwurf Februar 2009 / DIN 32975 / Entwurf Juni 2008 / Gestaltung Gesetzentwurf der Landesregierung:
Barrierefreies Bauen – Planungsgrundlagen: visueller Informationen im öffentlichen Gesetz zur Änderung der Landesbauord-
Öffentlich zugängliche Gebäude (geplant als Raum zur barrierefreien Nutzung nung für Baden-Württemberg (2009)
Ersatz für DIN 18024)
DIN 32981 / November 2002 / Zusatzein- Arbeitsstättenverordnung und Arbeitsstät-
DIN 18040-2 / Entwurf Februar 2009 / Bar- richtungen für Blinde und Sehbehinderte tenrichtlinien 2007 / § 3, Abs. 2 Einrichten
rierefreies Bauen – Planungsgrundlagen: an Straßenverkehrs-Signalanlagen (SVA) und Betreiben von Arbeitsstätten für Men-
Wohnungen (geplant als Ersatz für DIN - Anforderungen schen mit Behinderung
18025)
DIN 32984 / Mai 2000 / Bodenindikatoren
DIN 18041 / Mai 2004 / Hörsamkeit in klei- im öffentlichen Verkehrsraum Richtlinien
nen bis mittelgroßen Räumen VDI 6008 / August 2005 / Barrierefreie und
DIN 77800 / September 2006 / Qualitätsan- behindertengerechte Lebensräume – Anfor-
DIN EN 81-40 / April 2009 / Sicherheitsre- forderungen an Anbieter der Wohnform „Be- derungen an die Elektro- und Fördertechnik
geln für die Konstruktion und den Einbau treutes Wohnen für ältere Menschen“
von Aufzügen – Spezielle Aufzüge für den DIN-Fachbericht 124, Ausgabe: Januar 2003

Raumpilot Grundlagen 47
Grundlagen

Literatur Loeschcke, Gerhard; Pourat, Daniela: Internet


Wohnungsbau für alte und behinderte Neumann, Peter, in: ECA Europäisches
Bleidick, Ulrich u.a.: Einführung in die Menschen. Stuttgart, Berlin, Köln 1996 Konzept für Zugänglichkeit. Berlin 2005,
Behindertenpädagogik Band I. Stutt- S. 2 (http://www.fdst.de/w/files/pdf/eca_
gart1997 Stemshorn, Axel (Hrsg.): Barrierefrei Bauen deutsch_internet.pdf (Zugriff 11.06.2009))
für Behinderte und Betagte. Leinfelden-
Böhringer, Dietmar (Hrsg.): Taktile, Echterdingen 2003 http://nullbarriere.de
akustische und optische Informationen im Informationen und Planungshilfen zu
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lungen für barrierefreies Wohnen. Bad
Arolsen 2002

48 Raumpilot Grundlagen
Treppe

Grundlagen
Raumpilot Grundlagen 49
Grundlagen
Treppe

51 Einleitung
51 Notwendige und nicht notwendige
Treppen
52 Notwendige Treppen
53 Treppenteile
54 Steigungsverhältnis
55 Treppenneigungen
56 Nutzbare Treppenlaufbreite
58 Treppenraumprofil
59 Treppendurchgangshöhe
60 Lauflinie und Gehbereich
62 Treppenpodeste
63 Krankentransporte
64 Stufenschnitt im Podestbereich bei zwei-
läufiger massiverTreppe
65 Unterschneidung
65 Geländer
67 Handlauf
68 Treppenarten
71 Barrierefreie Treppenplanung
73 Barrierefreie Rampenplanung in Woh-
nungen und öffentlichen Gebäuden
74 Planungsregeln/Literatur

50 Raumpilot Grundlagen
Treppe

Grundlagen
Außenliegende „Treppenlandschaft“ Außenliegende Treppe und Treppenturm Innenliegende, natürlich belichtbare Treppen

Einleitung Notwendige und nicht (Definition siehe MBO 2 „Begriffe“);


notwendige Treppen 2. für die Verbindung von höchstens zwei
Treppen dienen dem Überwinden von Geschossen innerhalb einer Nutzungsein-
Höhenunterschieden. Sie sind fest mit dem Die einzelnen Landesbauordnungen regeln heit mit insgesamt nicht mehr als 200 m²,
Bauwerk verbundene Bauteile, die aus min- unter anderem den vorbeugenden Brand- wenn in jedem Geschoss ein anderer
destens einem Treppenlauf bestehen. Mit schutz. Da Treppen in vielen Fällen einen Rettungsweg erreicht werden kann;
Treppenlauf wird die ununterbrochene Folge wichtigen Bestandteil von Fluchtwegen 3. als Außentreppe, wenn ihre Nutzung
von mindestens drei Treppenstufen (drei bilden, werden hierin Anforderungen an ausreichend sicher ist und im Brandfall
Steigungen) bezeichnet. (Definition entspre- ihre Ausführung und Brandsicherheit nicht gefährdet werden kann.
chend DIN 18065 „Gebäudetreppen“) beschrieben. Die Bauordnung unterscheidet
zwischen notwendigen Treppen, die auch § 35 (2) schreibt vor, dass von jeder Stelle
Für die Planung einer Treppe ist neben als Fluchtweg dienen sollen, und nicht not- eines Aufenthaltsraums sowie eines Keller-
der gestalterischen Absicht vor allem ihre wendigen oder zusätzlichen Treppen. geschosses mindestens ein notwendiger
Funktion innerhalb des Gebäudes von Be- Treppenraum oder ein Ausgang ins Freie
deutung. Bei einer repräsentativen Treppe in Die speziellen Anforderungen an die bau- in höchstens 35 m Entfernung erreichbar
öffentlichen Gebäuden kann beispielsweise liche Ausführung notwendiger Treppen sind sein muss. Entsprechend § 35 (3) müssen
ein langsames Schreiten erwünscht sein. in der MBO (§ 34 und § 35) und entspre- notwendige Treppen durchgehend an einer
Dies kann mit einer niedrigen Steigung und chend in den Landesbauordnungen (Baden- Außenwand geführt werden. Innenliegende
tiefem Auftritt erreicht werden. Dagegen Württemberg: LBO BW § 28 und LBOAVO notwendige Treppen können gestattet
steht bei einer Fluchttreppe üblicherweise u. a. § 10, § 11) aufgeführt. Entsprechend werden, wenn im Brandfall keine Gefähr-
die schnelle Höhenüberwindung im Vorder- MBO § 35 (1) muss jede notwendige Treppe dung durch Raucheintritt vorliegt. Sofern der
grund. zur „Sicherstellung der Rettungswege aus Ausgang eines notwendigen Treppenraums
den Geschossen ins Freie in einem eigenen, nicht unmittelbar ins Freie führt, werden
durchgehenden Treppenraum liegen (not- verschiedene Anforderungen an den Raum-
wendiger Treppenraum). Ausnahmen von bereich zwischen notwendiger Treppe und
dieser Forderung sind möglich: Ausgang gestellt (Rauchdichte und selbst-
1. für Gebäude der Gebäudeklasse 1 und 2 schließende Abschlüsse et cetera).

Raumpilot Grundlagen 51
Grundlagen

Maximale Entfernung von jeder Stel- Notwendige Treppen Bei Gebäuden mit mehr als 8 m Brüstungs-
le eines Aufenthaltsraums zu einem
höhe muss die Erreichbarkeit mit Hubret-
notwendigen Treppenraum
Die Entfernung von jeder Stelle eines tungsfahrzeugen sichergestellt sein (MBO
Gebäudeart Max. Entfernung Aufenthaltsraums sowie eines Kellerge- § 5). Für Hochhäuser (siehe MBO 2 (4)
schosses bis zu mindestens einem Flucht- Oberkante Fußboden des höchstgelegenen
Hochhäuser 25 m weg (Fluchttreppe) oder einem Ausgang Geschosses höher als 22 m über Gelände-
Gast- und Beherbergungs- 25 m ins Freie darf bei Gebäuden, die keine oberfläche) gelten ebenfalls besondere
stätten
Sonderbauten nach LBO sind, höchstens 35 Anforderungen.
Verkaufsstätten 25 m m (MBO) beziehungsweise 40 m (LBO BW)
betragen.
geschlossene und unter- 30 m
irdische Garagen
Jedes vom umgebenden Gelände nicht
Versammlungsstätten 30 m betretbare Geschoss mit Aufenthaltsräumen
(vom Ausgang zum
muss über mindestens eine notwendige
Treppenraum)
Treppe zugänglich sein. Zusätzlich ist ein
Krankenhäuser 30 m zweiter Rettungsweg erforderlich. Ein zwei- Die maximale Entfernung zur Fluchttreppe wird gerechnet
vom äußersten Punkt des Raums bis zur Tür des Flucht-
ter Rettungsweg kann eine von der Feuer- treppenhauses.
Schulen 35 m wehr erreichbare Nutzungseinheit sein. Ein
Gebäude, die keine Son- 35 m zweiter Rettungsweg ist nicht erforderlich,
derbauten nach LBO sind
wenn in den notwendigen Treppenraum kein
Abweichungen in den Feuer und Rauch eindringen kann (Sicher-
einzelnen LBO beachten!
heitstreppenraum).

Fluchtwege / notwendige Treppen für Gebäude mit Aufenthaltsräumen, außer Sonderbauten


Für die Planung notwendiger
Treppen müssen weitere Vorschriften Anzahl notwendiger Treppen sonstiges
entsprechend der Nutzung
beachtet werden; zum Beispiel Wohngebäude bis 2 WE - Innenliegende, offene Treppen sind ausreichend
Versammlungsstättenverordnung,
Krankenhausbauverordnung, Ge-
schäfts- und Warenhausverordnung, Gebäude bis 7 m (LBO BW) 1 Der 2. Fluchtweg kann durch Feuerwehrleitern sicherge-
stellt werden
Schulbaurichtlinien, Richtlinien für
Kindergärten, Hochhausrichtlinien Gebäude bis 22 m 1 Der 2. Fluchtweg kann durch Hubrettungsfahrzeuge
et cetera. sichergestellt werden

Gebäude über 22 m 2 besondere Anforderungen an Treppenräume; u.a. LBO,


HHR

52 Raumpilot Grundlagen
Treppe

Treppenteile ► Hinweis: Seit Septem-


ber 2009 liegt ein Entwurf
Definition entsprechend DIN 18065

Grundlagen
zur Überarbeitung der DIN
18065 vor.
fe
tu
tts
tri
us
A

fe
tstu
Trit

fe
tu
tzs
Se s
ng
igu
te
ens
pp
Tre
a
tt
tri

f
uf

lau
na

en
pe
ep

pp
Tr

Tre
fe
tu
ts
rit
nt
A
t
es
od
np
pe
ep
Tr

Podestbreite Treppenlauflänge

Laufbreite/
Podestbreite

Raumpilot Grundlagen 53
Grundlagen

Steigungsverhältnis

Die Beziehung zwischen der Steigungshöhe Schrittmaßregel: 2 s + a = 63 cm


(s) und der Auftrittsbreite (a) wird als das
Steigungsverhältnis bezeichnet und bezieht Bequemlichkeitsregel: a – s = 12 cm
sich auf das menschliche Schrittmaß.
Sicherheitsregel: a + s = 46 cm
Das Steigungsverhältnis (s/a) 17/29 gilt nach
empirischen Untersuchungen als günstiges
Durchschnittsmaß. Je nach Anforderung an
die Treppe wird eine der folgenden Berech-
nungsformeln verwendet:

Entsprechend DIN 18065 kann die


durchschnittliche Schrittlänge zwi-
schen 59 und 65 cm angenommen
werden. Die übliche angenommene
Schrittlänge beträgt 63 cm.

Als durchschnittlich günstiges


Steigungsverhältnis gilt:
s/a: 17/29
s

ca. 63 a

Bewegungsablauf beim Treppensteigen, M 1:50

54 Raumpilot Grundlagen
Treppe

Treppenneigung (allgemeine Empfehlungen)

Grundlagen
Leitern: bis 90°

Leitertreppen: 45° - 75°

steilste Wohnhaustreppe:
21 / 21 (≤ 45° / 100% Steigung)

normale Wohnhaustreppe:
17 / 29 (30,5°)

Freitreppe: 12,5 / 37,5 (19°)

Belagrampe: bis 10°


befahrbar, noch trittsicher
Flachrampe: bis 6°
befahrbar, trittsicherer Belag

Treppensteigungen (s) (allgemeine Empfehlungen)

Freitreppen 14–16 cm Verwaltungsbauten 14–16 cm

Versammlungsstätten 15–17 cm Wohnhäuser 15–17 cm

Schulen 14–16 cm Bodentreppen 14–16 cm

öffentliche Gebäude 16–17 cm Kellertreppen 16–17 cm

Gewerbebauten 17–19 cm nicht notwendige Treppen 17–19 cm

Raumpilot Grundlagen 55
Grundlagen

Nutzbare Treppenlaufbreite
Nutzbare Laufbreite
Die nutzbare Treppenlaufbreite bezeichnet zwischen Wandober-
die waagrecht gemessene Laufbreite zwi- flächen
schen der Wandoberflächen und der Innen-
kante Handlauf beziehungsweise zwischen
zwei Handläufen.
Nutzbare Laufbreite
Die Treppenbreite wird entsprechend der zwischen den Innen-
Anzahl der Nutzer bemessen. Überschlägig kanten von Handläufen

kann für eine Person mindestens 0,75 m


Breite als Mindestbewegungsraum ange-
nommen werden. Damit zwei Personen un-
gehindert aneinander vorbeilaufen können, Nutzbare Treppenlaufbreite
sollte mindestens 1,25 m Breite vorgesehen
werden, für drei Personen entsprechend
1,875 m.

≥ 75 ≥ 125 ≥ 187,5

Orientierungswerte für Treppenbreiten entsprechend dem durchschnittlichen Bewegungsraum von Erwachsenen, M 1:50

56 Raumpilot Grundlagen
Treppe

Die DIN 18065 ist in der Regel eine


Grenzwerte Treppensteigung und Treppenbreite entsprechend DIN 18065
bauaufsichtlich „eingeführte Norm“

Grundlagen
Gebäudeart Treppenart Treppenlaufbreite Treppensteigung s2) Treppenauftritt a3)
min. max. min. 1) schließt auch Maisonettewoh-
nungen in Gebäuden mit mehr als
Wohngebäude mit Treppen, die zu Aufenthalts- 80 cm 20 cm 23 cm zwei Wohnungen ein
nicht mehr als zwei räumen führen
Wohnungen1) 2) aber nicht < 14 cm
Kellertreppen, die nicht zu 80 cm 21 cm 21 cm
Aufenthaltsräumen führen
3) aber nicht > 37 cm
Bodentreppen, die nicht zu 50 cm 21 cm 21 cm
Aufenthaltsräumen führen 4) Bei Stufen, deren Treppenauf-
tritt a unter 26 cm liegt, muss die
Sonstige Gebäude baurechtlich notwendige 100 cm 19 cm 26 cm Unterschneidung u mindestens so
Treppen groß sein, dass insgesamt 26 cm
Trittfläche (a + u) erreicht werden.
Alle Gebäude baurechtlich nicht notwendige 50 cm 21 cm 21 cm
Treppen
5) Bei Stufen, deren Treppenauf-
tritt a unter 24 cm liegt, muss die
Unterschneidung u mindestens so
groß sein, dass insgesamt 24 cm
Trittfläche (a + u) erreicht werden.

Treppenbreiten in besonderen Bautypen (nach den jeweiligen Vorschriften) MHHR - Muster-Hochhaus-Richtlinie


VkVO - Verkaufsstättenverordnung
Hochhäuser (MHHR) ≥ 1,20 m Versammlungsstätten ≤ 2,40 m VStättVO - Versammlungsstättenver-
je 150 Personen (VStättVO BW) ≥ 1,00 m ordnung (hier Baden-Württemberg)

Verkaufsstätten ≤ 2,50 m Schulen min. ≥ 1,25 m


≥ 2,00 m je 150 Personen (Schulbaurichtl.) ≥ 1,00 m
2
< 500 m (VkVO) ≥ 1,25 m

Raumpilot Grundlagen 57
Grundlagen

Erforderlicher Raumbedarf entspre- Treppenraumprofil


chend DIN 18065

Notwendige Treppen nach DIN 18065 Sonstige Treppen nach DIN 18065
≥ 80
≥ 100 ≤ 25 ≥ 50 ≤ 25

≤ 25
≥ 200

≥ 200
≤ 15

≤ 15
≤ 10 ≤ 10

Der seitliche Abstand von Treppenläu-


≥5 ≥5
fen und Treppenpodesten zur Wand
darf nicht mehr als 6 cm betragen.

Handlauf:
Der Abstand zwischen Wand und
Handlauf muss mindestens 5 cm
betragen.

Die Greifhöhe liegt zwischen 80 und


115 cm (DIN 18065). Der Handlauf
≤6 ≤6 ≥ 80
sollte ununterbrochen durchlaufen.
≥ 100

Lichtraumprofil und Seitenabstände, M 1:50

58 Raumpilot Grundlagen
Treppe

Treppendurchgangshöhe

Grundlagen
Die lichte Durchgangshöhe von Treppen ist Begrenzung der lichten Durchgangshöhe
in DIN 18065 mit mindestens 200 cm fest- beispielsweise durch:
gelegt. (Wenn möglich sollte eine größere 1 Unterseite eines darüberliegenden Trep-
Höhe von mindestens 220 cm ausgeführt penlaufs
werden.) Bauteile wie Balken, Leuchten et 2 Rohr, Leuchte
cetera dürfen in diesen Raum nicht hinein- 3 Balken
ragen (Ausnahmen siehe: Treppenraum- 4 Dachschräge, Deckenunterseite
profile).

4
3
2
2
lichte Treppendurchgangshöhe

1
≥ 200 cm
Treppendurchgangshöhe
Messebenen für lichte

Zulässige lichte Treppendurchgangshöhe, M 1:50

Raumpilot Grundlagen 59
Grundlagen

36
30

R
30

18
R

Gehbereich

R
Gehbereich

60

R
Gehbereich

60
32

36
32
R

R
40

R
40
40 20 40
32 16 32 32 16 32 40 20 50

Gehbereiche bei nutzbaren Treppenlaufbreiten

Lauflinie und Gehbereich

Die Lauflinie ist eine gedachte Bewegungs- Im Krümmungsbereich der Lauflinie ist der Bei nutzbaren Treppenlaufbreiten über
linie, die den üblichen Weg eines Treppen- Auftritt gleich der Sehne, die sich durch die 100 cm – außer bei Spindeltreppen – beträgt
nutzers angibt. Sie liegt im Gehbereich. Schnittpunkte der gekrümmten Lauflinie mit die Breite des Gehbereichs 20 cm. Der
Der Auftritt wird innerhalb der Lauflinie den Stufenvorderkanten ergeben. Im gera- Abstand des Gehbereiches von der inneren
gemessen. den Treppenbereich verläuft der Gehbereich Begrenzung der nutzbaren Treppenlaufbreite
in Treppenmitte. beträgt 40 cm (DIN 18065/ 9.2).
Bei gewendelten Treppen kann die Lauflinie
(der Auftritt) innerhalb des Gehbereichs frei Bei nutzbaren Treppenlaufbreiten bis Bei Wendeltreppen mit einer nutzbaren Trep-
gewählt werden. Krümmungsradien der 100 cm hat der Gehbereich eine Breite von penbreite < 100 cm liegt der Gehbereich
Begrenzungslinie des Gehbereichs müssen 20 Prozent der nutzberen Treppenlaufbreite mittig und beträgt 20 Prozent der nutzbaren
mindestens 30 cm betragen. und liegt im Mittelbereich der Treppe (DIN Laufbreite.
18065/ 9.1).

60 Raumpilot Grundlagen
Treppe

Zum Verziehen von Treppenstufen


gibt es verschiedene Konstruktions-

Grundlagen
Gehbereich methoden. Detaillierte Angaben
Gehbereich hierzu siehe:
Schuster, Franz: Treppen aus Stein,
Holz und Eisen. Stuttgart 1943,
Seite 19f
Pech, Anton; Kolbitsch, Andreas:
Treppen/Stiegen. Wien, New York
2005, Seite 15ff

40 16 24
50% 20% 30%
36 18 36 80
40% 20% 40%
90

Gehbereiche bei nutzbaren Treppenlaufbreiten von Wendeltreppen Gehbereiche bei nutzbaren Treppenlaufbreiten von Spindeltreppen

20 10 20 50

24 12 24 60 100 110
90 30
33
28 14 28 70 120
27
20 36
32 16 32 80 22
80 18
36 18 36 90 24 24
16 130
40 20 40 100 39
70 45 50 55
21 26
50 20 40 110 14 40 60
35
60 20 40 120 Spindel- 65
60 18 12 30 seite 72 28 40 140 Handlaufseite
70 20 40 130 Seite der
schmalen 25
10
80 20 40 140 Stufenenden 50 15

Nutzbare Treppenlaufbreite: Diagramm mit Darstellung der Lage des Nutzbare Treppenlaufbreite: Diagramm mit Darstellung der Lage des
Gehbereiches für gewendelte Treppen sowie für Treppen unter- Gehbereiches für Spindeltreppen unterschiedlicher Breite
schiedlicher Breite, die sich aus geraden und gewendelten Laufteilen
zusammensetzen

Raumpilot Grundlagen 61
Grundlagen

Nach DIN 18065 kann die durch- Treppenpodeste


schnittliche Schrittlänge zwischen
59 und 65 cm angenommen werden.
Als Treppenpodest wird der Treppenabsatz Podestlänge = x Schrittmaß + 1 Auftritt
Bei der Grafik wurde auf das gängige am Anfang oder Ende eines Treppenlaufs
Durchschnittsmaß von 63 cm zurück-
bezeichnet. Die nutzbare Treppenpodesttiefe muss
gegriffen.
mindestens der nutzbaren Treppenlaufbreite
Mit Zwischenpodest wird der Treppenabsatz entsprechen. Entsprechend DIN 18065 soll
zwischen zwei Treppenläufen bezeichnet. nach höchstens 18 Stufen ein Treppenpo-
Zwischenpodeste sollten so bemessen dest angeordnet werden. In Versammlungs-
werden, dass der Bewegungsfluss entspre- stätten sollte nach höchstens 14 Stufen ein
chend dem Schrittmaß nicht unterbrochen Treppenpodest angeordnet werden.
wird:

a 63 63

Zwischenpodest
x*63cm + 1 Auftritt (a)

max. 18 Stufen
(max. 14 Stufen bei Versammlungsstätten)

Systemschnitt mit Treppenpodest, M 1:50

62 Raumpilot Grundlagen
Treppe

Krankentransporte im Podestbereich

Grundlagen
250 250

Treppenanlagen/Treppenpodeste
müssen in Gebäuden ohne entspre-
chende Aufzüge so ausgebildet wer-
den, dass darin eine Krankentrage
transportiert werden kann (Abmes-
sungen Krankentrage mit klappbaren
125

140
Holmen entsprechend DIN 13024-2/
April 1997: 2302 x 556 x 137 mm
beziehungsweise entsprechend DIN
EN 1865 wie im Entwurf DIN 18065
von September 2009 angegeben).

100 50 100
100 50 100

Notwendige Bewegungsfläche für Personentransport im Podest- Notwendige Bewegungsfläche für Personentransport im Podest-
bereich bei offenem Treppenauge bereich bei geschlossenem Treppenauge

Raumpilot Grundlagen 63
Grundlagen

Stufenschnitt bei zweiläufiger massiver Treppe

A B C D

Schnitt

Aufsicht
Die Treppengeometrie von Treppe
A hat Vorteile: Die Knicklinie der
Treppenuntersicht liegt durchgehend
in einer Linie, das Podest kann daher
mit geringerer Materialstärke ausge-
führt werden als bei B und C.

Untersicht

Stufenschnitte, M 1:100

Um bei der Untersicht des Zwischen- statische oder herstellungstechnische Nach-


podestes bei massiven Treppen eine teile haben. Die Lage des Handlaufs hängt
durchlaufende Anschlusskante der beiden ebenfalls von der Geometrie der Treppenan-
Treppenläufe zu erhalten, müssen die lage ab. Die Alternative D weist durch ihre
Steigungen versetzt anschließen (Zeichnung verspringende Knicklinie eine schwierige
A). Die Zeichnungen B und C sind mögliche Geometrie in der Untersicht auf.
Alternativen, die jedoch geometrische,

64 Raumpilot Grundlagen
Treppe

Unterschneidung Geländer In öffentlichen Gebäuden müssen die teilweise von der


DIN beziehungsweise der LBO abweichenden Anfor-

Grundlagen
derungen der GUV (gesetzliche Unfallversicherung) für
Treppen ohne Setzstufen (offene Treppen) Um gegen Absturz zu sichern, müssen die die Höhe und Gestaltung von Umwehrungen beachtet
müssen um mindestens 3 cm unterschnit- freien Seiten von Treppenläufen und Trep- werden!

ten werden (DIN 18065, 6.7.1). Bei Treppen penpodesten durch Geländer gesichert wer-
mit Setzstufen (geschlossene Treppen) den. Die Höhe des Geländers wird lotrecht ≤ 12
können die Stufen bündig mit der Setzstufe über der Stufenvorderkante beziehungswei-
abschließen, Unterschneidungen sind eben- se über der Oberkante des Podestbodens

≤ 12
falls möglich. Geschlossene Treppen mit gemessen (geforderte Geländerhöhen siehe
Treppenauftritten a < 26 cm sind so weit zu Tabelle nächste Seite). Um das Überklet-
unterschneiden, dass a + u ≥ 26 cm beträgt tern von Geländern durch Kleinkinder zu
(DIN 18065, 6.7.2). erschweren, darf entsprechend DIN 18065
der lichte Abstand von Geländerteilen in

< 15
eine Richtung nicht mehr als 12 cm betra-
gen (dies gilt nicht für Wohngebäude mit < 15

nicht mehr als zwei Wohneinheiten). Über Maximal zulässige Abstände von Geländerteilen und
maximal zulässiger Abstand des Geländers über den
Treppenpodesten darf der lichte Abstand
Treppenstufen entsprechend DIN 18065
≥3 zur Geländerunterkante lotrecht gemessen
nicht mehr als 12 cm betragen. (DIN 18065,
Unterschneidung offene Treppe 6.9)

≤ 12
≤ 12
Die LBOAVO BW fordert darüber hinaus
unter § 4, dass Öffnungen in Umwehrungen
1. bei einer Breite von mehr als 12 cm bis zu

≤2
einer Höhe der Umwehrung von 60 cm
nicht höher als 2 cm, darüber nicht mehr
als 12 cm sein dürfen;

≥ 60
2. bei einer Höhe von mehr als 12 cm nicht
Unterschneidung geschlossene Treppe breiter als 12 cm sein dürfen.
Der Abstand dieser Umwehrungen von der Maximal zulässige Abstände von Geländerteilen entspre-
chend LBOAVO BW § 4 Umwehrungen
zu sichernden Fläche darf senkrecht gemes-
sen nicht mehr als 12 cm betragen.

Raumpilot Grundlagen 65
Grundlagen

Handlauf
Kinder
65 - 75
Brüstungshöhe
min. 90 - 110
(LBO)
Handlauf
Erwachsener
80 - 115

Treppengeländerhöhen für Erwachsene (DIN 18065) und Kinder (Orientierungswert)

Treppengeländerhöhen nach DIN 18065

Absturzhöhen Gebäudearten Treppengeländerhöhe min.

1)
bis 12 m Wohngebäude und andere Gebäude, 90 cm 2)
die nicht der Arbeitsstättenverordnung
unterliegen

bis 12 m 1) Arbeitsstätten 100 cm 3)

über 12 m für alle Gebäudearten 110 cm

1)
außerdem bei größeren Absturzhöhen, wenn das Treppenauge bis zu 20 cm breit ist
2)
nach Bauordnungsrecht
3)
nach Arbeitsschutzrecht

66 Raumpilot Grundlagen
Treppe

Handlauf

Grundlagen
Treppenläufe ab vier Stufen müssen
mindestens auf einer Seite einen festen und
griffsicheren Handlauf haben.

Bei nutzbarer Treppenbreite über 1,50 m


müssen beide Treppenseiten mit Handläu-
fen ausgerüstet werden. Wenn die Trep-
penbreite mehr als 4 m beträgt, muss ein
zusätzlicher Zwischenhandlauf in der Mitte
angeordnet werden.

Bei der Handlaufplanung ist auf eine ange-


nehme Greifhöhe zu achten. Die DIN 18065
empfiehlt eine Höhe zwischen 80 cm und
115 cm. Für Treppen, die häufig von Kindern
begangen werden, ist ein zusätzlicher tiefer
liegender Handlauf sinnvoll, als Anhalts-
wert kann eine Höhe von 65 cm bis 75 cm
genannt werden.
Der Seitenabstand des Handlaufs
von benachbarten Bauteilen muss
Durch einen Seitenabstand des Treppen-
≥5 mindestens 5 cm betragen
handlaufs zu benachbarten Bauteilen von
mindestens 5 cm wird ein sicheres
Umgreifen ermöglicht (DIN 18065).
80 - 115

Bei der Planung sollte darauf geachtet


werden, dass der Handlauf ununterbrochen
durchläuft und das Umgreifen nicht durch
Befestigungselemente gestört wird.
Die Höhe der „Umwehrung“ (Absturz-
sicherung) entspricht nicht immer der
optimalen Handlaufhöhe. Empfehlung:
Handlaufhöhe für Erwachsene etwa 85 cm. Handlauf, M 1:20

Raumpilot Grundlagen 67
Grundlagen

Treppenarten

Einläufige gerade Treppe Einläufige, zweimal viertelgewendelte Treppe

Einläufige, im Antritt viertelgewendelte Treppe Einläufige, halbgewendelte Treppe

68 Raumpilot Grundlagen
Treppe

Grundlagen
Zweiläufige gerade Treppe mit Zwischenpodest Zweiläufige gegenläufige Treppe mit Zwischenpodest

Zweiläufige gewinkelte Treppe mit Zwischenpodest Dreiläufige gegenläufige Treppe mit Zwischenpodest

Raumpilot Grundlagen 69
Grundlagen

Bogentreppe; zweiläufige gewendelte Treppe mit Zwischenpodest Spindeltreppe; Treppe mit Treppenspindel

Dreiläufige zweimal abgewinkelte Treppe mit Zwischenpodesten Wendeltreppe; Treppe mit Treppenauge

70 Raumpilot Grundlagen
Treppe

Barrierefrei – Innerer Handlauf darf nicht unterbrochen LBO BW § 35 (3)


LBO BW § 39
sein (DIN 18024/DIN 18025), entspre-

Grundlagen
DIN 18040 Teil 1/ Feb 2009 (Entwurf)
Erreichbarkeit im Wohnungsbau chend DIN 18040 (Entwurf) Teil 1 und 2 DIN 18040 Teil 2/ Feb 2009 (Entwurf)
Entsprechend LBO BW § 35 (3) müssen bei dürfen Handläufe im Treppenauge und an DIN 18024 Teil 2/ Nov. 1996
DIN 18025 Teil 2/ Dez. 1992
Wohngebäuden mit mehr als vier Wohnein- Podesten nicht unterbrochen sein.
heiten die Wohnungen eines Geschosses – Äußerer Handlauf muss über das
barrierefrei erreichbar sein. In diesen Treppenende hinaus 30 cm waagerecht
Wohnungen müssen die Wohn- und in 85 cm Höhe (beziehungsweise 85 bis
Schlafräume, eine Toilette, ein Bad und die 90 cm entsprechend DIN 18040 Entwurf)
Küche oder Kochnische mit dem Rollstuhl weitergeführt werden.
zugänglich sein. – Entsprechend DIN 18040 (Entwurf) sind
frei in den Raum kragende Handlaufenden
Erreichbarkeit in öffentlichen Gebäuden mit einer Rundung nach unten oder zur Stolpergefahr bei Stufenunterschneidung, daher sind
Stufenunterschneidungen bei barrierefreien Treppen unzu-
In LBO BW § 39 sind weitere bauliche An- Seite abzuschließen.
lässig (DIN 18024/DIN 18025) beziehungsweise nur bis
lagen aufgelistet, die barrierefrei gestaltet 2 cm zulässig (DIN 18040 Entwurf)
werden müssen. Entsprechend § 39 und Stufen
DIN 18024 Teil 2 (beziehungsweise 18040 – Stufenunterschneidungen sind unzulässig
Teil 1 (Entwurf)) ist für öffentlich zugängliche (DIN 18024/DIN 18025 Teil 2).
Gebäude wie unter anderem Bürogebäude, – Entsprechend DIN 18040 (Entwurf)
Gaststätten und Praxen die stufenlose Er- müssen Treppen Setzstufen haben. Tritt-
reichbarkeit aller Gebäudeebenen gefordert. stufen dürfen über die Setzstufen nicht
Bei Bedarf sind Aufzug oder Rampe zum vorkragen, bei schrägen Setzstufen sind
Überwinden von Höhenunterschieden Unterschneidungen bis zu 2 cm zulässig.
erforderlich.
Treppenlauf b 30

Treppen entsprechend DIN 18024, – Notwendige Treppen in öffentlich zu- Die Trittstufen müssen durch taktiles Material erkennbar
sein. Taktile Hilfen an Handläufen am Anfang und am Ende
DIN 18025 beziehungsweise DIN 18040 gänglichen Gebäuden und Arbeitsstätten
der Treppe informieren Blinde über den Beginn und das
(Entwurf) Handlauf dürfen nicht gewendelt sein (DIN 18024). Ende des Treppenlaufs
– Beidseitige Handläufe auf 85 cm Höhe – Der Treppenlauf von Wohnungstreppen
erforderlich (DIN 18024 und DIN 18025). sollte in der barrierefreien Planung nicht
– Entsprechend DIN 18040 (Entwurf) Teil 1 gewendelt sein (DIN 18025 Teil 2).
Orientierungshilfen sind für Menschen mit einge-
und Teil 2 sind Handlaufhöhen zwischen – Entsprechend DIN 18040 Teil 1 und 2 schränktem Sehvermögen wichtig!
85 und 90 cm zugelassen. (Entwurf) sind ab einem Innendurchmes- – Markierungen der Stufenvorderkanten (zumindest die
erste und letzte Stufe sollte markiert sein)
– Handläufe sind mit 3 bis 4,5 cm Durch- ser des Treppenauges von 200 cm auch – Aufmerksamkeitsfeld vor der Treppe (Belagswechsel)
messer gefordert. gebogene Treppenläufe zulässig.

Raumpilot Grundlagen 71
Grundlagen

≥ 30
Barrierefreie Treppe

Barrierefreie Treppen müssen beid-


seitige Handläufe besitzen mit 3 bis
4,5 cm Durchmesser.

Äußere Handläufe müssen in 85


cm Höhe (beziehungsweise 85 bis
90 cm DIN 18040 Entwurf) 30 cm

≥ 30
waagerecht über den Anfang und das
Ende einer Treppe hinausragen.

Die rechtlichen Vorschriften über


Brüstungshöhen gelten unabhängig ≥ 150
von der Forderung nach 85 cm
(85 bis 90 cm DIN 18040 Entwurf)
Handlaufhöhe, die Absturzsicherung
muss daher getrennt vom Handlauf
in der geforderten Höhe angeordnet
werden!

Die Höhe des Handlaufs wird


lotrecht über Stufenvorderkante
beziehnungsweise über OFF der
Podeste bis Oberkante Handlauf
gemessen.
3 - 4,5
Entsprechend DIN 18024, DIN 18025
Teil 1 und DIN 18040 (Entwurf) ist
Umwehrung 90 - 110

eine 150 cm Bewegungsfläche vor


Handlauf 85 (- 90)

der Treppe für Rollstuhlfahrer gefor-


dert. Die oberste Stufe (Austrittsstu-
fe, siehe „Treppenteile“) darf nicht
dazugerechnet werden.

Das Zwischenpodest kann jedoch


schmäler sein als 150 cm, da es
von Rollstuhlfahrern nicht erreicht
werden kann. (Bemaßung dieser
Podestfläche entsprechend Forde-
rungen der LBO und DIN 18065).

Barrierefreie Treppe, M 1:50

72 Raumpilot Grundlagen
Treppe

max. 6%

Barrierefreie Rampenplanung Handläufe sind beidseitig mit 3,5 cm bis Nicht-barrierefreie Rampen
Rampen können alternativ oder zu-
in Wohnungen und öffentlichen 4 cm Durchmesser auf 0,85 m Höhe

Grundlagen
sätzlich zu Treppen oder Aufzügen als
Gebäuden (0,85 m bis 0,90 m DIN 18040 (Entwurf) großzügige vertikale Erschließungs-
anzubringen und über die Rampe hinaus elemente eingesetzt werden. Die
Neigung von Flachrampen liegt bei
Rampen ermöglichen Gehbehinderten, Roll- 30 cm über die Podestfläche zu führen. maximal 6 Prozent, bei Belagrampen
stuhlfahrern und Personen mit Kinderwagen (nicht barrierefrei) zwischen 6 und 10
et cetera die ungehinderte Höhenüberwin- Frei auskragende Handlaufenden sind mit Prozent, bei Steilrampen zwischen 10
und 24 Prozent (nicht barrierefrei).
dung. Rampen sind ab 3 Prozent Längsge- einer Rundung nach unten oder zur Seite
fälle erforderlich. abzuschließen (DIN 18040 Entwurf). Die Be-
wegungsflächen am Anfang und am Ende
Bei der barrierefreien Rampenplanung ist der Rampe müssen mindestens 1,50 m x
>5
eine Steigung bis maximal 6 Prozent mög- 1,50 m groß sein.
lich. Die nutzbare Rampenbreite zwischen
den mindestens 10 cm hohen Radabwei-

85
10
sern ist mit mindestens 1,20 m Breite
gefordert. Nach maximal 6 m Rampenlänge
ist ein Zwischenpodest von mindestens 120

1,50 m Länge erforderlich.

30

30
85
72

Steigung maximal 6 Prozent in der barrierefreien Rampenplanung


≥ 150

120

≥ 150 30 ≤ 600 ≥ 150 ≤ 600 30 ≥ 150


≥ 150 *) ≥ 150 *)

Rollstuhlgerechte Rampe entsprechend DIN 18024, DIN 18025 und DIN 18040 Entwurf. *) 150 cm nur entsprechend DIN 18040 (Entwurf) ausreichend, falls Handläufe unterfahrbar. M 1:100

Raumpilot Grundlagen 73
Grundlagen

Normen DIN 18040-2 / Entwurf Februar 2009 / Bar- Landesbauordnung für Baden-Württemberg
DIN EN 1865 / Dezember 1999 / Festle- rierefreies Bauen – Planungsgrundlagen – (2006), insbesondere:
gungen für Krankentragen und andere Teil 2: Wohnungen § 28 Treppen, Treppenräume, Ein- und Aus-
Krankentransportmittel im Krankenkraft- gänge, Flure, Gänge, Rampen und LBOAVO:
wagen DIN 13024 Teil 1 / April 1997 / Krankentra- unter anderem § 4 Umwehrungen, § 10
ge –Teil 1: mit starren Holmen – Maße, Treppen, § 11 Notwendige Treppenräume,
DIN 18065 / Januar 2000 / Gebäudetreppen Anforderungen, Prüfung Ausgänge
– Definitionen, Messregeln, Hauptmaße
DIN 13024 Teil 1 Berichtigung 1 / Mai 2008 Gesetzentwurf der Landesregierung:
DIN 18065 Entwurf / September 2009 / / Krankentrage - Teil 1: Mit starren Holmen; Gesetz zur Änderung der Landesbauord-
Gebäudetreppen – Begriffe, Messregeln, Maße, Anforderungen, Prüfung, Berichti- nung für Baden-Württemberg (2009)
Hauptmaße gungen zu DIN 13024 Teil 1: 1997-04
Richtlinien
DIN 18024-1 / Januar 1998 / Barrierefreies DIN 13024 Teil 2 / April 1997 / Krankentra- Hochhausrichtlinien
Bauen – Teil 1: Straßen, Plätze, Wege, öf- ge – Teil 2: mit klappbaren Holmen – Maße, Versammlungsstättenverordnung
fentliche Verkehrs- und Grünanlagen sowie Anforderungen, Prüfung Verkaufsstättenverordnung
Spielplätze – Planungsgrundlagen Krankenhausbauverordnung
Gesetze/Verordnungen Geschäfts- und Warenhausverordnung
DIN 18024-2 / November 1996 / Barriere- Verordnung über Arbeitsstätten (Arbeitsstät- Garagenverordnungen
freies Bauen – Teil 2: Öffentlich zugängliche tenverordnung – ArbStättV) (12.08.2004) mit Schulbaurichtlinien
Gebäude und Arbeitsstätten – Planungs- Arbeitsstätten-Richtlinien (ASR) (Oktober Richtlinien für Kindergärten
grundlagen 1979), besonders:
– ASR 7/3 Künstliche Beleuchtung Unfallverhütungsvorschriften
DIN 18025 Teil 1 / Dezember 1992 / Bar- – ASR 12/1-3 Schutz gegen Absturz und Vorschriften der gesetzlichen Unfallversiche-
rierefreie Wohnungen – Wohnungen für herabfallende Gegenstände rung (GUV)
Rollstuhlbenutzer – Planungsgrundlagen – ASR 17/1,2 Verkehrswege

DIN 18025 Teil 2 / Dezember 1992 / Musterbauordnung (MBO) (2002)


Barrierefreie Wohnungen – Planungsgrund- insbesondere:
lagen – § 14 Brandschutz
– § 33 Erster und zweiter Rettungsweg
DIN 18040-1 / Entwurf Februar 2009 / Bar- – § 34 Treppen
rierefreies Bauen – Planungsgrundlagen – – § 35 Notwendige Treppenräume,
Teil 1: Öffentlich zugängliche Gebäude Ausgänge
– § 38 Umwehrungen

74 Raumpilot Grundlagen
Treppe

Literatur Schuster, Franz: Treppen aus Stein, Holz und


Baus, Ursula; Siegele, Klaus: Stahltreppen. Eisen. Stuttgart 1943

Grundlagen
Stuttgart 1998
Pech, Anton; Kolbitsch, Andreas: Treppen/
Deplazes, Andrea (Hrsg.): Architektur kon- Stiegen. Wien, New York 2005
struieren. Basel, Boston, Berlin 2008

Drexel, Thomas: Neue Treppen, Konstruktion


und Design. München 2000

Jiricna Eva: Moderne Treppen. Architektur –


Konstruktion – Gestaltung. Stuttgart 2001

Mielke, Friedrich: Handbuch der Treppen-


kunde. Hannover 1993

Pracht, Klaus: Treppen aus Metall, gerade


und gewendelt. Köln 2002

Pracht, Klaus: Geländer, Gitter und Zäune


aus Metall. Köln 2000

Ronner, Heinz; Kölliker, Fredi; Rysler, Emil:


Baukonstruktion im Kontext des architekto-
nischen Entwerfens: Zirkulation. Basel 1994

Schuster, Franz: Treppen – Entwurf, Kon-


struktion und Gestaltung von großen und
kleinen Treppenanlagen. Stuttgart 1964

Slessor, Catherine: Treppenhäuser. Mün-


chen 2001

Meyer-Bohe, Walter: Elemente des Bauens.


Leinfelden-Echterdingen 1983

Raumpilot Grundlagen 75
Grundlagen

76 Raumpilot Grundlagen
Aufzug

Grundlagen
Raumpilot Grundlagen 77
Grundlagen
Aufzug

79 Einleitung
79 Planungsregeln
80 Begriffe
81 Fahrkorbvarianten
82 Antriebsarten
82 Seilaufzug
82 Triebwerksraumloser Seilaufzug
82 Reduzierte Schachtgrubentiefe/
reduzierte Schachtkopfhöhe
83 Hydraulikaufzug
83 Indirekt hydraulisch angetriebener
Aufzug
83 Direkt angetriebener Hydraulikaufzug
84 Dimensionierung – Aufzugsgrößen
86 Dimensionierung – Bewegungsflächen/
Wartezone/ Vorraum
88 Dimensionierung – Anzahl und Größe der
Aufzüge
90 Dimensionierung – anhand von Tabellen
91 Vorgaben der Landesbauordnung
92 Hochhaus
92 Aufzugsgruppen
93 Doppeldecker-Aufzugsgruppen
93 Twin-System
94 Feuerwehraufzug
96 Barrierefrei
98 Planungsregeln/Literatur

78 Raumpilot Grundlagen
Aufzug

Einleitung Für die Projektierung von Aufzügen in Der zur Zeit schnellste Personenauf-
zug befindet sich im Taipei Financial
größeren Gebäuden sind komplexe

Grundlagen
Center „Taipei 101“ in Taipeh, Taiwan
Aufzüge dienen neben Treppen, Fahrtreppen Verkehrsberechnungen schon während (Baujahr 2004) und erreicht in einer
und Rampen der vertikalen Erschließung der Planungsphase erforderlich. Es gibt Richtung (!) eine Geschwindigkeit
von 17 m/s, dies entspricht 61 km/h.
von Gebäuden. verschiedene Berechnungsmethoden,
beispielsweise indem über die Förderleis-
Man unterscheidet für den Transport von tung die Aufzugskapazität bestimmt wird
Personen und Lasten verschiedene Auf- (siehe „Dimensionierung“). Dieses Kapitel
zugsarten: kann hierfür nur erste Planungshinweise
– Personenaufzüge geben. Es empfiehlt sich, bei der konkreten
– Lastenaufzüge Projektierung frühzeitig einen Fachplaner
– Güteraufzüge mit einzubeziehen.
– Feuerwehraufzüge. ► Anforderungen an die Aufzugspla-
nung der jeweiligen LBO beachten!
Dieses Kapitel behandelt vorwiegend Planungsregeln
Personenaufzüge, wie sie beispielsweise in Die MBO 2002 führt unter § 39, 4 „Auf-
Wohn- oder Verwaltungsbauten eingesetzt züge“ an: „Gebäude mit einer Höhe nach
werden. § 2 Abs. 3 Satz 2 (Fußbodenoberkante
des höchstgelegenen Geschosses in dem
Für die Erschließung von Hochhäusern ein Aufenthaltsraum möglich ist, über der
haben Aufzüge eine größere Bedeutung als Geländeroberfläche im Mittel) von mehr als
Treppen, die – außer den repräsentativen 13 m müssen Aufzüge in ausreichender Zahl
Treppen in Foyerbereichen – oft nur als haben. Von diesen Aufzügen muss minde-
Fluchtwege (notwendige Treppen) ausgebil- stens ein Aufzug Kinderwagen, Rollstühle,
det sind und entsprechend selten genutzt Krankentragen und Lasten aufnehmen
werden. können und Haltestellen in allen Geschos- ► Die hier beispielhaft zitierte
LBO BW wird voraussichtlich 2010
sen haben.“
novelliert. Der Gesetzesentwurf zur
Bei der Planung barrierefreier Gebäude Novellierung sieht für § 29 „Auf-
sind Aufzüge unverzichtbar, da sie Gehbe- Abweichend davon fordert die LBO BW zugsanlagen“ Angleichungen an die
Musterbauordnung MBO vor.
hinderten und Rollstuhlfahrern den Zugang unter § 29 entsprechende Aufzüge ab
zu allen Geschossen eines Gebäudes 12,50 m Höhe des obersten Fußbodens
ermöglichen. über der Eingangsebene (Novellierung 2010
beachten!).

Raumpilot Grundlagen 79
Grundlagen

Begriffe Schutzraum
Der Schutzraum soll sowohl auf dem Fahr-
Triebwerksraum

Triebwerksraum korbdach als auch in der Schachtgrube eine


Triebwerk Raum, in dem das Triebwerk und/oder die gefahrlose Wartung sicherstellen.
zum Aufzugsantrieb dazugehörigen tech-
nischen Einrichtungen wie Antrieb, Steue- Die DIN EN 81-1 beziehungsweise DIN
rung und Regelung untergebracht werden. EN 81-2 fordert für Personen-, Lasten- und
Güteraufzüge
Fahrkorb oben: mindestens 1 m
Teil des Aufzugs, der Personen und Lasten unten: mindestens 0,50 m
Schachtkopf

Fahrkorb
befördert. bei einer von Einbauten freien Fläche von
Fahrkorbhöhe
Schachttürhöhe

mindestens 0,60 m x 1 m
Schachtkopf
Teil des Schachtes zwischen der Fußboden- Teleskopschiebetür
oberkante der obersten vom Fahrkorb Bei dieser Schiebetürkonstruktion werden
bedienten Haltestelle und der Schacht- die Türelemente nebeneinander zu einer
decke. Seite hingeschoben. Von Vorteil ist die gerin-
gere lichte Schachtbreite als bei der zentral
Schachtgrube öffnenden Variante/Schiebetür.
Teil des Schachtes zwischen der untersten
Aufzugs- vom Fahrkorb bedienten Haltestelle und der Zentral öffnende Schiebetür
schacht
Schachtsohle. Bei dieser Schiebetürkonstruktion werden
Förderhöhe

die Türelemente mittig zu beiden Seiten ge-


öffnet. Vorteilhaft ist die kürzere Öffnungs-
und Schließzeit, nachteilig ist die größere
Fahrschachtbreite gegenüber der einseitig
Gegengewicht

öffnende Teleskopschiebetür.

Dimensionierung Schachtkopf und Schachtgrube,


Schachtgrube

entsprechend DIN 15306 (cm)

Nenngeschwindigkeit (m/s) 0,63 1,00 1,60 2,50 ► Angaben zur Mindestschachtgrubentiefe und zur Min-
Puffer

destschachtkopfhöhe machen die DIN EN 81-1, die DIN EN


Mindestschachtgrubentiefe 140 140 160 220 81-2, die DIN 15306 und die DIN 15309. In nebenstehen-
der Tabelle werden beispielhaft einige Werte aus der DIN
Mindestschachtkopfhöhe 360 370 380 500
Schemaschnitt, M 1:100 15306 (Personenaufzüge für Wohngebäude) zitiert.

80 Raumpilot Grundlagen
Aufzug

Fahrkorbvarianten
Die am häufigsten ausgeführte Aufzugsva-

Grundlagen
riante ist in der Abbildung oben rechts zu
Fahrkorb
sehen. Der Fahrkorb ist zentral angeordnet

Schachttiefe
mit zentral öffnender Schiebetür.

Fahrkorbtiefe
Der Durchlader ist unter anderem beson-
ders für das Anfahren von Zwischenge-
schossen geeignet.
zentral öffnende
Schiebetür
Die Übereck-Variante ist eine Sonderlösung.
Ihr Einbau erfordert meist aufwendige Breite
Fahrkorbtür
Konstruktionen, die die Investitionskosten
Schachttürbreite
für den Aufzug deutlich erhöhen.
Fahrkorbbreite
Schachtbreite

Standard-Aufzug

Fahrkorb Fahrkorb
Fahrkorbtiefe
Schachttiefe
Schachttiefe
Fahrkorbtiefe

einseitig öffnende einseitig öffnende


Teleskopschiebetür Teleskopschiebetür

Breite Breite
Fahrkorbtür Fahrkorbtür
Schachttürbreite Schachttürbreite
Fahrkorbbreite Fahrkorbbreite
Schachtbreite Schachtbreite

Durchlader Übereckaufzug M 1:50

Raumpilot Grundlagen 81
Grundlagen

Seilaufzug mit Triebwerks- Seilaufzug mit Triebwerks- Seilaufzug mit Triebwerks- Seilaufzug ohne Trieb- Seilaufzug ohne Trieb-
raum über dem Schacht raum oben neben dem raum unten neben dem werksraum; das Triebwerk werksraum und
Schacht Schacht ist im Schacht über dem reduzierter Schachtgrube
Fahrkorb angeordnet

Antriebsarten

Seilaufzug lenkungen notwendig ist. Die Anordnung verursachen einen geringeren Geräusch-
Seilaufzüge sind in der Regel die kosten- neben dem Schacht kann aus konstruktiven pegel und verbrauchen etwas weniger
günstigsten Aufzüge. Sie sind für alle oder gestalterischen Gründen von Vorteil Energie als herkömmliche Seilaufzüge.
Nutzungsarten, das heißt für Personen- und sein, da damit die Gesamtbauhöhe verrin- Allerdings ist die Wartung erschwert, da
Lastentransport einsetzbar und ermöglichen gert werden kann. Durch die längere Seil- die Antriebsanlage nur über den Fahrkorb
große Förderhöhen. Bei dieser Aufzugs- führung erhöht sich aber der Verschleiß und zugänglich ist. Dadurch erhöhen sich bei
art ist der Fahrkorb über Seile mit einem damit steigen auch die Wartungskosten. Wartungsarbeiten meist auch die Ausfall-
Gegengewicht verbunden. Die Seile werden zeiten. Die maximale Förderhöhe liegt im
üblicherweise über eine Treibscheibe mit Triebwerksraumloser Seilaufzug Jahr 2009 bei etwa 100 m, sie wird durch
Umlenkrolle geführt und von einer Antriebs- Bei diesen Konstruktionen werden we- die kontinuierliche Weiterentwicklung der
maschine in beide Richtungen gezogen. Der sentliche Triebwerkskomponenten inner- Systeme jedoch voraussichtlich noch weiter
Triebwerksraum, in dem sich der Antrieb halb des Schachts angeordnet, wodurch erhöht werden.
und die Steuerung et cetera befinden, kann der Triebwerksraum entfällt. Bei vielen
über dem Aufzug, oben neben dem Aufzug Systemen ist die Steuerung außerhalb des Reduzierte Schachtgrubentiefe/
oder unten neben dem Schacht angeordnet Schachts angeordnet, beispielsweise neben reduzierte Schachtkopfhöhe
werden. Die Anordnung direkt über dem der obersten oder untersten Schachttür In Einzelfällen ist es möglich, die geforderte
Schacht ist meist die wirtschaftlichste Lö- von außen zugänglich. Der Wegfall des Schachtgrubentiefe zu unterschreiten.
sung und hat den besten Gesamtwirkungs- Treibwerksraums bedeutet eine deutliche Dieser Fall kann bei nachträglichen Aufzugs-
grad, da eine geringe Anzahl an Seilum- Raum- und Kostenersparnis. Diese Aufzüge einbauten, zum Beispiel im Altbau eintreten.

82 Raumpilot Grundlagen
Aufzug

Direkt angetriebener Direkt angetriebener Indirekt angetriebener Indirekt angetriebener Direkt angetriebener
Hydraulikaufzug mit Hydraulikaufzug mit Hydraulikaufzug mit Hydraulikaufzug mit Hydraulikaufzug mit
Druckkolben neben dem Zugkolben Druckkolben neben dem Zugkolben neben dem zentralem Druckkolben
Fahrkorb Fahrkorb Fahrkorb

Grundlagen
Daneben wurden zwischenzeitlich auch Dies verhindert größere Energieverluste setzt werden. Bei diesem seilhydraulischen
Aufzüge mit einer reduzierten Schacht- (und entsprechende Betriebskosten). Hubsystem wird der Hubkolben von einem
kopfhöhe entwickelt (ab circa 2,50 m bis Seil unterstützt. Das Seil wird mehrfach
2,60 m Schachtkopfhöhe, für den Aufbau ist Der hydraulisch angetriebene Aufzug umgelenkt, so dass auch größere Höhen
eine Ausnahmegenehmigung erforderlich). wird bevorzugt bei kleineren Förderhöhen überwunden werden können.
Diese Aufzüge können komplett in übliche (15–25 m) verwendet. Eine korrekte Aus-
Geschosshöhen integriert werden, so dass führung der geforderten Abdichtungs- und Direkt angetriebener Hydraulikaufzug
zusätzliche Dachaufbauten entfallen. Die Sicherheitsmaßnahmen ist zum Schutz vor Bei diesen Aufzügen ist die Kabine ohne
Anschaffungskosten sind jedoch höher als auslaufendem Öl wichtig (Gewässerschutz). Umlenkungen, also direkt, mit dem Kolben
bei üblichen Konstruktionen, und sie gelten Bei diesen Systemen ist ein relativ hoher verbunden.
auch als wartungsintensiver. Energieaufwand nötig, da ständig das ge-
samte Gewicht der Kabine bewegt werden
Hydraulikaufzug muss.
Bei einem hydraulisch angetriebenen Aufzug
wird der Fahrkorb mit einem ölhydraulischen Indirekt hydraulisch angetriebener
Hubkolben bewegt. Der Maschinenraum Aufzug
ist unter oder neben dem Aufzugsschacht Für größere Förderhöhen kann eine Kombi-
angeordnet, um den Weg vom Aggregat nation aus Seil- und Hydraulikaufzug – der
zum Schacht möglichst gering zu halten. seilhydraulisch angetriebene Aufzug – einge-

Raumpilot Grundlagen 83
Grundlagen
110 110

140

140
90 90

Dimensionierung – Personenaufzüge für Wohngebäude Personenaufzüge für andere als Wohnge-


Aufzugsgrößen entsprechend DIN 15306 bäude entsprechend DIN 15309 –
Personenaufzüge für normale Nutzung

150 200 240


Die angegebenen Schachtmaße 90 110 160
entsprechen den Angaben der DIN
15306 / Juni 2002 beziehungsweise
der DIN 15309 / Dezember 2002,

100
150
verschiedene Hersteller unterschrei-

210

220
140

140
ten diese Abmessungen bei ihren 320 kg
Fabrikaten geringfügig.
70 630 kg 1000 kg
90 110
Die Norm EN 81-70 gilt zusätzlich zu
den DIN 18024 und 18025. Zukünftig 160 200 250
müssen die Vorgaben der DIN 18040
beachtet werden. 100 135 200

Ein breiterer Fahrkorb ist von Vorteil,


da damit ein schnelleres Aus- und
120
170

220

220
140

140
Einsteigen möglich ist. Dies führt zur
Erhöhung der Förderleistung. 450 kg
80 800 kg 1275 kg
Eine Mindestfahrkorbgröße von 90 110
110 cm x 140 cm und eine lichte
170 160
Aufzugstüröffnung von mindestens
90 cm sind unter anderem Voraus- 110 110
setzung für einen rollstuhlgerechten
Aufzug, siehe hierzu auch Kapitel
„Grundlagen Barrierefrei“, Seite 45.
140
190

210
260
► Die Anforderungen an die barrie-
refreie Aufzugsplanung sind nicht nur 630 kg
in DIN 18025 Teil 1 (Wohnungen für 90 1000 kg
Rollstuhlbenutzer) gefordert, sondern 80
entsprechend auch in DIN 18025 Teil 170 220
2 (Barrierefreie Wohnungen)!
110 160
220
140
210
260

1000 kg
1000 kg
90
90

84 Raumpilot Grundlagen
Aufzug
110 110

140

140
90 90

Personenaufzüge für andere als Wohnge- Personenaufzüge für andere als Wohn- DIN 15306 / Juni 2002
Aufzüge
bäude entsprechend DIN 15309 – gebäude sowie Bettenaufzüge entspre-

Grundlagen
Personenaufzüge für Wohngebäude
Personenaufzüge für intensive Nutzung chend DIN 15309 – Bettenaufzüge Baumaße, Fahrkorbmaße, Türmaße

260 210 270 DIN 15309 / Juni 2002


Aufzüge
200 120 180 Personenaufzüge für andere als
Wohngebäude sowie Bettenaufzüge
Baumaße, Fahrkorbmaße, Türmaße
230
140

230
290

270
330
1275 kg
110 1275 kg
2500 kg
270 110
130
210

240 (260) 270


250
160

140 180

1600 kg
mögliche Bettenabmessungen:
110
300 bei 1275 kg und 1600 kg:
240
300

270
330
90 cm x 200 cm
235

1600 kg bei 2000 kg:


2500 kg 100 cm x 230 cm
130
130
250
160

bei beiden 2500 kg:


100 cm x 230 cm
1800 kg
120
300 240 (260)
235 150
260
170

270
330

2000 kg
120 2000 kg M 1:200
130

Raumpilot Grundlagen 85
Grundlagen

Schachtbreite (SBR) Dimensionierung – DIN 15309 Personenaufzüge für andere


Bewegungsflächen/Wartezone/ als Wohngebäude
Fahrkorbtiefe (FKT)

Vorraum
Maße des Raums vor dem Einzelaufzug
Vor jedem Aufzug oder jeder Aufzugsgruppe (gilt nicht für Bettenaufzüge)
sind Bewegungsflächen einzuplanen. Vor einem Einzelaufzug muss mindestens
das 1,5-fache der Fahrkorbtiefe (FKT) als
DIN 15306 Personenaufzüge für Abstand zur gegenüberliegenden Wand
FKT x SBR, Wohngebäude eingehalten werden. Die Mindestfläche
min. 150 x 150 Der Abstand zwischen Schachtwandtür vor dem Aufzug ist das Produkt aus dem
und gegenüberliegender Wand muss der 1,5-fachen der Fahrkorbtiefe (FKT) und der
Fahrkorbtiefe (FKT) entsprechen, mindes- Schachtbreite (SBR).
tens jedoch 1,50 m betragen. Die nutzbare
Schachtbreite (SBR)
Mindestfläche soll dem Produkt aus Fahr- Maße des Raums vor nebeneinanderlie-
korbtiefe und Schachtbreite entsprechen, genden Aufzügen
Fahrkorbtiefe (FKT)

mindestens jedoch einer Fläche von 1,50 m (gilt nicht für Bettenaufzüge)
x 1,50 m. Bei mehreren nebeneinanderlie- Bei nebeneinanderliegenden Aufzügen
genden Aufzügen ist der tiefste Fahrkorb soll die nutzbare Mindesttiefe zwischen
maßgeblich, hier ist jedoch ebenfalls Schachttürwand und gegenüberliegender
mindestens 1,50 m Abstand gefordert. Die Wand, gemessen in Richtung Fahrkorbtie-
nutzbare Mindestfläche soll gleich dem fe, das 1,5-fache der Fahrkorbtiefe sein,
Produkt aus der Tiefe des tiefsten Fahrkorbs mindestens aber 2,40 m betragen. Die
FKT (min. 150) x SBR
und der Breite zwischen den äußersten nutzbare Mindestfläche soll gleich dem
Schachtwänden sein. Produkt aus der 1,5-fachen Fahrkorbtiefe
und der Breite zwischen den äußersten
Dimensionierung der Raumzone vor Aufzügen Die DIN 15306 macht keine Angaben zu Schachtwänden sein.
in Wohngebäuden entsprechend DIN 15306
Mindestabständen bei gegenüberliegenden
Aufzügen. Es empfiehlt sich, in diesem Maße des Stauraums zwischen gegen-
Fall für Orientierungswerte auf die Be- überliegenden Aufzügen
stimmungen der DIN 15309 (siehe rechts) (gilt nicht für Bettenaufzüge)
zurückzugreifen. Aufzugsgruppen mit Die nutzbare Mindesttiefe zwischen den
gegenüberliegenden Aufzügen kommen Schachtvorderwänden soll gleich der
allerdings in reinen Wohngebäuden nur Summe der beiden gegenüberliegenden
selten zum Einsatz. Fahrkorbtiefen, jedoch nicht größer als
4,50 m sein.

86 Raumpilot Grundlagen
Aufzug

Schachtbreite (SBR) Schachtbreite (SBR) DIN 15306 / Juni 2002


Aufzüge

Grundlagen
Personenaufzüge für Wohngebäude

Fahrkorbtiefe (FKT)
Fahrkorbtiefe (FKT)

Baumaße, Fahrkorbmaße, Türmaße

DIN 15309 / Juni 2002


Aufzüge
Personenaufzüge für andere als
Wohngebäude sowie Bettenaufzüge
Baumaße, Fahrkorbmaße, Türmaße

1,5 FKT x SBR


1,5 FKT (min. 240) x SBR

Schachtbreite (SBR)

Fahrkorbtiefe (FKT)
Fahrkorbtiefe (FKT)

FKT + FKT (max. 450)

1,5 FKT (min. 240) x SBR


(tiefste FKT maßgeblich)
Fahrkorbtiefe

Dimensionierung der Raumzone vor Aufzügen in „anderen


als Wohngebäuden“ entsprechend DIN 15309

Raumpilot Grundlagen 87
Grundlagen

Dimensionierung –
Anzahl und Größe der Aufzüge

Anzahl der Aufzüge Förderleistung


Aufzug im Treppenauge Um Anzahl und Größe benötigter Aufzü- Die Förderleistung ist die entscheidende
ge zu bestimmen, muss die Menge der Komponente in der Dimensionierung von
zu befördernden Personen bekannt sein, Aufzugsanlagen. Sie wird auf der Basis von
außerdem die Frequentierung und die Höhe Umlaufzeit und mittlerer Wartezeit ermittelt.
des Gebäudes. Die Kapazität der Aufzüge In Gebäuden mit starkem Vertikalverkehr
sollte so ausgelegt werden, dass auch in ist es wichtig, die erforderliche Aufzugs-
Stoßzeiten eine Wartezeit von 30 Sekunden kapazität der gewünschten Förderleistung
Aufzug neben Treppe
nicht überschritten wird. anzupassen.

Eine flexible und schnelle Beförderung Meist wird als Bewertungsmaßstab für die
großer Personenzahlen ist möglich, wenn Förderleistung die „Fünf-Minuten-Leistung“
die zu transportierenden Personen auf genannt. Sie gibt an, wie viele Personen
mehrere Aufzüge verteilt werden. Ist nur mit dem Aufzug innerhalb von fünf Minuten
Aufzug gegenüber Treppe
ein Aufzug vorhanden, kommt es bei einem befördert werden können.
Ausfall zu einem Verkehrsengpass, da keine
300 x P x n
Ausweichmöglichkeit besteht. NZ = = [Personen/5 min.]
tu
Aufzugsgruppen können eine schnelle
Abwicklung gewährleisten. Mehrere im P = Kabinenbelegung [Personen]

Aufzug gegenüber Treppe


Grundriss verteilte Aufzugsgruppen sind bei n = Anzahl der Aufzüge [-]
tu = Umlaufzeit [s]
außenliegend großflächigen Gebäuden von Vorteil, da sie
eine zügige und flexible Personenbeförde-
rung ermöglichen.

Aufzug neben
Aufzug neben Treppe
Treppe im
im
Gebäudeinnern mit Splitlevel
Gebäudeinnern

88 Raumpilot Grundlagen
Aufzug

Umlaufzeit Mittlere Wartezeit


Die Umlaufzeit ist der Zeitraum, den der Hierbei handelt es sich um die Zeit, die

Grundlagen
Aufzug benötigt, um wieder an seine Aus- durchschnittlich vergeht, bis ein Fahrgast
gangsposition zu gelangen. an einer Station abgeholt wird. Sie sollte
Kern zentral
tu = tf + to [s] aus Komfortgründen 30 Sekunden nicht
überschreiten.
tu = Umlaufzeit
tf = Fahrzeit
to = Standzeit Einzelaufzug: tw= tu
Aufzuggruppe: tw = tu / n
Die Umlaufzeit hängt im wesentlichen von Kern dezentral
I = errechnete mittlere Wartezeit
der Steuerung und der Art der Türöffnung
n = Anzahl der Aufzüge
(Dauer des Aus- und Einsteigens der Per- tu = Umlaufzeit
sonen) ab.

Kern außerhalb

Drei Kerne
Commerzbank Frankfurt

Orientierungswerte für die Bemessung von Aufzugsanlagen

Gebäude Ermittlung der Belegung eines Gebäudes Personen erf. 5-min-För- max. zul. Warte-
derleistung [%] zeit [s]

Wohnhaus je Wohnung für den ersten Wohnraum 2 7,5–10 80–120


für jeden Wohnraum, Nebenräume und 1
Küchen werden nicht mitgezählt
Zwei
RWE Kerne intern, ein Kern
Hauptverwaltung Essen
Hotel je Bett 1 12–15 30–50 außen

Büro- und Verwaltungs- je 10m2 Arbeitsfläche 1 15–20 30–50


bau

Schulgebäude je 10 m2 Klassenzimmerfläche 6 15–20 30–50


Kerne zentral
Thyssen Verwaltung
Krankenhaus je Bett 1,5 25–30 30–40
Düsseldorf

Raumpilot Grundlagen 89
Grundlagen

■ VDI 4707 Blatt 1. Auf- Dimensionierung anhand von Tabellen Büronutzung zurückgegriffen werden.
züge – Energieeffizienz.
Zur überschlägigen Dimensionierung von Für eine präzise Bestimmung des För-
Ausgabe 2009: Diese
Richtlinie gilt für die Beur- Aufzugsanlagen in der ersten Planungs- derbedarfs sind dieTabellenwerte jedoch
teilung und Kennzeich- phase kann auf die Diagramme der FEM nicht ausreichend. Zusätzlich notwendige
nung der Energieeffizienz
von neuen Personen- und
(Fédération Européene de la Manutention) Feuerwehr- oder Lastenaufzüge sind in den
Lastenaufzügen. Sie für Wohngebäude beziehungsweise für Diagrammen nicht berücksichtigt.
kann ebenfalls für die komfortable Wohngebäude mit oder ohne
nachträgliche Feststellung
der Energieeffizienz
bestehender Aufzügen
sowie für die Nachprüfung
von Bedarfsangaben des 20
Herstellers und die Ermitt-
lung des voraussichtlichen G H
Energieverbrauchs heran-
gezogen werden.

15 F

A 1 x 630 kg (8 Personen)

B 1 x 1000 kg (13 Personen)


10 D

C 1 x 450 kg (18 Personen) CD


≥ Vollgeschosse (ohne Erdgeschoss)

1 x 1000 kg

D 1 x 630 kg (21 Personen)


1 x 1000 kg
B
E 1 x 630 kg (21 Personen) 5
1 x 1000 kg

F 2 x 630 kg (29 Personen) AB


1 x 1000 kg

G 2 x 1000 kg (26 Personen)


1

H 3 x 1000 kg (39 Personen) 0 100 200 300 400 500 600 700 800
≥ Bewohner in allen Vollgeschossen

Anforderungen an die Förderleistung bei Wohngebäuden (FEM)

90 Raumpilot Grundlagen
Aufzug

Vorgaben der Landesbauordnung Hat ein Gebäude beispielsweise 280 Nutzer, FEM
Fédération Européene
Einzelne Landesbauordnungen fordern so werden mindestens 280 : 20 = 14 Auf-

Grundlagen
de la Manutention (Euro-
abweichend von der MBO § 39, dass auf zugsplätze benötigt. Die notwendige Anzahl päische Vereinigung der
20 Gebäudenutzer je mindestens ein Platz und Größe der Aufzüge ergibt sich dann Förder- und Lagertechnik)

im Aufzug zur Verfügung stehen muss (zum aufgrund der zulässigen Personenzahl je
Beispiel LBO BW, LBOAVO Anhang I/1, Aufzug. Die so ermittelten Werte dienen nur
§ 13 (5)). einer groben Vordimensionierung.

20

15

A 1x 630 kg (8 Pers.)
E
B 1x 1000 kg (13 Pers.)
10

C 1x 450 kg (18 Pers.)


≥ Vollgeschosse (ohne Erdgeschoss)

1x 1000 kg

D 1x 630 kg (21 Pers.)


1x 1000 kg
CD

5 E 1x 630 kg (21 Pers.)


1x 1000 kg

AB F 2x 630 kg (29 Pers.)


1x 1000 kg

G 2x 1000 kg (26 Pers.)


1

0 100 200 300 400 500 600 700 800 H 3x 1000 kg (39 Pers.)
≥ Bewohner/ Beschäftigte in allen Vollgeschossen
Anforderungen an die Förderleistung bei komfortablen Wohngebäuden mit oder ohne Büronutzungen (FEM)

Raumpilot Grundlagen 91
Grundlagen

Hochhaus

Die Musterbauordnung definiert unter § 2

obere Ferngruppe
Hochhäuser als Gebäude, bei denen die
Fußbodenoberkante des höchstgelegenen
Geschosses, in dem ein Aufenthaltsraum
möglich ist, mehr als 22 m über der Gelän-
deoberfläche im Mittel liegt. In Gebäuden
Nahgruppe solcher Höhe ergeben sich besondere
Anforderungen an die vertikale Erschließung
obere

und somit auch an die Aufzugsplanung.


Skylobby
Bei bis zu circa 25 Vollgeschossen kann eine
Aufzugserschließung eingeplant werden,
bei der jeder Aufzug alle Geschosse des
obere Ferngruppe

Gebäudes anfährt. Bei höheren Gebäuden


Expressgruppe
ist die Aufteilung in mehrere Aufzugsgrup-
pen sinnvoll.

Aufzugsgruppen ab Eingangsebene
Nahgruppe

Die Aufzugsgruppen werden in mehre-


mittlere
Ferngruppe

re Zielzonen unterteilt. Dies erhöht die


Förderleistung und reduziert die Warte-
Skylobby
zeiten, da die Anzahl der Haltestellen eines
Aufzugs reduziert wird. Bei Gebäuden bis
untere Ferngruppe
Mittelgruppe

circa 35 Geschossen empfiehlt sich eine


Unterteilung in zwei Gruppen (Nah- und
Ferngruppe), bei Gebäuden mit bis zu
45 Geschossen eine Unterteilung in drei
Gruppen (Nah-, Mittel- und Ferngruppe) und
Nahgruppe

bei bis zu 60 Geschossen eine Unterteilung


Nahgruppe
untere

in vier Zielgruppen. Eine solche Aufzugs-


gruppierung ermöglicht zwar eine komfor-
Eingang
table Erschließung von Hochhäusern, wird
bei mehr als drei Gruppen aber auch sehr
Systeme mit Aufzugsgruppen in der Hochhausplanung flächenverbrauchend.

92 Raumpilot Grundlagen
Aufzug

Aufzugsgruppen übereinander und Doppeldecker-Aufzugsgruppen


Skylobby Doppeldeckeraufzüge besitzen zweige-

Grundlagen
Bei Gebäuden ab einer Höhe von etwa schossige Fahrkörbe und bedienen so zwei
200 m werden Aufzugsgruppen übereinan- Haltestellen gleichzeitig. Diese Aufzugsart
der angeordnet, um den Flächenbedarf der ist nur für Expressaufzüge zu empfehlen.
Aufzugsanlage zu reduzieren. In diesem Fall
werden Umsteigegeschosse eingerichtet, Twin-System
sogenannte „Skylobbys“. Von der Ein- Eine Sonderlösung zur Verbesserung der
gangsebene aus wird die untere Gebäude- Förderleistung bietet das Twin-System.
hälfte mit einer Nah- und einer Ferngruppe Hierbei werden in einem Schacht zwei
direkt erschlossen. Eine zusätzliche Ex- Fahrkörbe übereinander angeordnet. Jeder
pressgruppe befördert die Passagiere ohne Fahrkorb hat einen separaten Antrieb und
Zwischenhalt in die Skylobby, von wo aus kann unabhängig angesteuert werden.
die obere Gebäudehälfte ebenfalls mit einer So kann zur gleichen Zeit in nur einem
Nah- und Ferngruppe erschlossen wird. Fast Schacht zum Beispiel ein Fahrkorb vom
alle Hochhäuser mit mehr als 200 m Höhe ersten in den vierten und der andere vom
werden auf diese Weise mit ein oder zwei achten in den sechsten Stock fahren. Da
Skylobbys erschlossen. in diesem Aufzugsschacht die Verbindung
von der untersten zur höchsten Haltestelle
Zusätzlich werden in solchen Gebäuden nicht ohne Umsteigen möglich ist, sollte
häufig Expressaufzüge für Sondernutzungen bei Mehrkabinenanlagen mindestens ein
eingesetzt, um Nutzergruppen voneinander konventioneller Aufzug in die Aufzugsgruppe
zu trennen (zum Beispiel eine umstiegslose integriert werden.
Verbindung von der Eingangsebene zu einer
Aussichtsplattform oder einem Restaurant
in den obersten Etagen).

Doppeldecker-Aufzug Twin-System mit zwei


mit zweigeschossigem unabhängigen Fahrkörben
Fahrkorb (ThyssenKrupp)

Raumpilot Grundlagen 93
Grundlagen

Feuerwehraufzug, DIN EN 81-72 Bauliche Anforderungen


Angaben zu den baulichen Anforderungen
Entsprechend den Landesbauordnungen enthält die Europäische Norm EN 81-72 vom
und den Hochhausrichtlinien müssen Mai 2003.
Hochhäuser, bei denen der Fußboden min-
destens eines Aufenthaltsraums mehr als Vom Feuerwehraufzug aus muss jeder
30 m über der Geländeoberfläche liegt, min- Punkt eines Aufenthaltsraums in höchstens
destens einen Feuerwehraufzug in einem 50 m Entfernung erreichbar sein. Jeder
eigenen Schacht haben, der im Brandfall der Feuerwehraufzug ist in einem feuerbe-
Feuerwehr zur Verfügung steht (Feuerwehr- ständigen Fahrschacht (F90) anzuordnen.
aufzug). Weitere Feuerwehraufzüge können Außerdem muss der Feuerwehraufzug
verlangt werden bei Hochhäusern, bei von jedem Geschoss des Hochhauses
denen nach Art ihrer Nutzung im Brandfall zugänglich sein.Entsprechend den Ausfüh-
mit größeren Gefahren zu rechnen ist. rungskriterien für den Bau und Betrieb von
Feuerwehraufzügen muss der Fahrkorb
Auch in mehrgeschossigen Krankenhäusern mindestens 1,10 m x 2,10 m groß sein (gilt
sollte mindestens einer der Bettenaufzüge für den Main-Taunus-Kreis). Fahrkörbe von
als Feuerwehraufzug ausgebildet werden. Feuerwehraufzügen in Krankenhäusern und
In erster Linie dienen Feuerwehraufzüge der ähnlichen baulichen Anlagen sind so zu
Brandbekämpfung. Sie sollen der Feuer- bemessen, dass Platz für mindestens ein
wehr den Zugang zum Brandherd erleich- Bett und zwei Begleitpersonen vorhanden
tern und gegebenenfalls auch als Rettungs- ist; die nutzbare Grundfläche muss jedoch
aufzüge genutzt werden. Ansonsten werden mindestens 1,40 m x 2,40 m betragen.
Feuerwehraufzüge im Normalbetrieb als
Personen- oder Lastenaufzüge verwendet.

94 Raumpilot Grundlagen
Aufzug

Vorraum Aufzugsgruppen
Vorräume müssen mindestens so groß sein, Ist der Feuerwehraufzug als Teil einer

Grundlagen
dass eine belegte Krankentrage mit einer Aufzugsgruppe vorgesehen, kann die ge-
Breite von 0,60 m und einer Transportlän- meinsame Wartezone als brandgeschützter
ge von 2,26 m ungehindert in den Aufzug Vorraum ausgebildet werden. Alle Wände
eingebracht werden kann. In einzelnen und Türen des Vorraums sowie alle Aufzugs-
Bundesländern werden exakte Vorraumab- türen müssen dann den Anforderungen an
messungen vorgegeben. In Krankenhäusern Vorräume von Feuerwehraufzügen genügen.
und ähnlichen baulichen Anlagen müssen Der Feuerwehraufzug ist in jedem Fall in
Vorräume eine Grundfläche von mindestens einem eigenen Schacht anzuordnen
2 m x 2,50 m haben.

Feuerwehraufzug mit brandgeschütztem Vorraum Feuerwehraufzug in Aufzugsgruppe mit brandgeschütztem Vorraum

Raumpilot Grundlagen 95
Grundlagen
110 110

140

140
90 90

► Die DIN EN 81-70 gilt zusätzlich Barrierefrei Vorbereiche die DIN 18024 und DIN 18025
zu DIN 18024 und DIN 18025. Fest-
beziehungsweise zukünftig DIN 18040. Eine
legungen für Aufzüge aus der DIN
18024 und aus der DIN 18025 wur- Für barrierefreie Aufzüge werden in der lichte Türbreite von 90 cm ist erforderlich,
den in diese EN-Norm übernommen. DIN EN 81-70 Anforderungen an Tür- und damit Rollstuhlfahrer die Türöffnung
Die Anforderungen an Aufzüge der
DIN 18024 und DIN 18025 wurden
Fahrkorbgrößen sowie an die Gestaltung unbehindert durchfahren können. Eine
damit durch die DIN EN 81-70 der Bedien- und Anzeigeelemente gestellt, Kabinengröße von mindestens 1,10 m
abgelöst und dadurch die geplanten um Rollstuhlfahrern, Personen mit Geh- Breite und 1,40 m Tiefe ist gefordert.
Änderungen durch die DIN 18040
vorweggenommen. Europäische hilfen, Personen mit Sehbehinderungen et Eine waagerechte Anordnung des Innen-
Regelungen haben grundsätzlich Vor- cetera die selbstständige Aufzugsnutzung tableaus erleichtert in Kombination mit
rang vor nationalen Regelungen, die
oder die Nutzung mit Begleitpersonen kontrastreichen, taktilen (erhabenen,
nach einer festgelegten Übergangs-
zeit zurückgezogen werden müssen. zu ermöglichen. Zusätzlich gelten für fühlbaren) Bezeichnungen der Taster die
Da ein Zurückziehen der DIN 18024 die Bemessung und Gestaltung der Bedienung, auch für Sehbehinderte.
und der DIN18025 aufgrund der
Abdeckung zahlreicher weiterer
Bereiche außer Aufzüge derzeit nicht
möglich ist, wurde der Ersatzvermerk
in das nationale Vorwort der DIN EN
81-70 aufgenommen.

► Die Anforderungen an barriere-


Spiegel
50

freie Aufzugsplanung sind nicht nur (raumhoch)


in DIN 18025 Teil 1 (Wohnungen für
Rollstuhlbenutzer) gefordert sondern
≥ 140

entsprechend auch DIN 18025 Teil 2 Innen-


tableau
(Barrierefreie Wohnungen)!

≤ 10
50

85
► Entsprechend DIN 18040
(Entwurf) Teil 1 müssen barrierefreie
Aufzüge in öffentlich zugänglichen
Gebäuden dem Typ 1 oder dem Typ
3 nach DIN 81-70 / September 2005 ≥ 110
Tabelle 1 entsprechen. Die lichte 90 50
Zugangsbreite muss mindestens 90
cm betragen.

Entsprechend DIN 18040 (Entwurf)


Teil 2 müssen barrierefreie Aufzüge
in Wohnungen dem Typ 2 oder dem
Typ 3 nach DIN 81-70 / September
2005 Tabelle 1 entsprechen. Die lich-
te Zugangsbreite muss mindestens
90 cm betragen. 150 / 150

96 Raumpilot Grundlagen
Aufzug
110 110

140

140
90 90

Ein Handlauf unter dem Tableau verbessert DIN EN 81-70 / Sep. 2005
die Nutzbarkeit (90 cm Höhe entsprechend

Grundlagen
DIN 18024 Teil 1 / Jan. 1998
DIN 81-70). Ein raumhoher Spiegel DIN 18024 Teil 2 / Nov. 1996
an der Fahrkorbrückwand ermöglicht
Rollstuhlfahrern die Orientierung beim DIN 18025 Teil 1 / Dez. 1992
DIN 18025 Teil 2 / Dez. 1992
Rückwärtsfahren im Fahrkorb und beim
Verlassen des Aufzugs (nach DIN 81-70 DIN 18040 (Entwurf) Teil 1 / Feb 2009
DIN 18040 (Entwurf) Teil 2 / Feb 2009
nicht raumhoch erforderlich, aber trotzdem

≥ 150
zu empfehlen). LBO BW § 29
LBO BW § 35
Warte- und Bewegungszone vor dem ≥ 150 LBO BW § 39
Aufzug LBOAVO BW §13
Damit das Wenden mit einem Rollstuhl
möglich ist, muss die Bewegungsfläche
vor der Aufzugstür mindestens 150 cm x
150 cm bemessen sein (DIN 18024 Teil
1 und Teil 2, DIN 18025 Teil 1 und Teil 2,
DIN 18040 (Entwurf) Teil 1 und Teil 2). Alle
Bedieneinrichtungen und Haltestangen
für den Rollstuhlfahrer müssen auf einer
Höhe von 85 cm angeordnet sein (DIN
≥ 150

18024 / DIN 18025). Neben dem äußeren


Bedienungstableau muss ein seitlicher
Abstand von mindestens 50 cm zur Wand
≥ 150
oder zu einschränkenden Gegenständen
≥ 150

freigehalten werden.

Die DIN 18040 (Entwurf) Teil 1 verlangt


zusätzlich für öffentlich zugängliche
Gebäude, dass sich die 150 cm x 150
cm große Fläche vor dem Aufzug
nicht mit Verkehrswegen oder anderen
Bewegungsflächen überlagert.

Raumpilot Grundlagen 97
Grundlagen

Planungsregeln / Literatur

Normen für die Konstruktion und den Einbau von Richtlinien


DIN 15306 / Juni 2002 / Aufzüge – Perso- Aufzügen – Teil 1: Elektrisch betriebene Muster-Richtlinie über den Bau und Betrieb
nenaufzüge für Wohngebäude – Baumaße, Personen- und Lastenaufzüge (enthält von Hochhäusern (Muster-Hochhaus-Richtli-
Fahrkorbmaße, Türmaße Berichtigung AC: 1999) – Deutsche Fassung nie – MHHR) (18. April 2008)
EN 81-1: 1998 + AC: 1999
DIN 15309 / Dezember 2002 / Aufzüge VDI 4707 / März 2009 / Blatt 1. Aufzüge –
– Personenaufzüge für andere als Wohnge- DIN EN 81-1/A1 Energieeffizienz
bäude sowie Bettenaufzüge – Baumaße, DIN EN 81-1/A2
Fahrkorbmaße, Türmaße DIN EN 81-1/A3 (Entwurf) Bauordnungen
Musterbauordnung MBO 2002, insbeson-
DIN 18024-1 / Januar 1998 / Barrierefreies DIN EN 81-2 / Mai 2000 / Sicherheitsregeln dere § 39 Aufzüge
Bauen – Teil 1: Straßen, Plätze, Wege, öf- für die Konstruktion und den Einbau von
fentliche Verkehrs- und Grünanlagen sowie Aufzügen – Teil 2: Hydraulisch betriebene Landesbauordnung für Baden-Württemberg
Spielplätze – Planungsgrundlagen Personen- und Lastenaufzüge (enthält (letzte Änderung 2007)
Berichtigung AC: 1999) – Deutsche Fassung
DIN 18024-2 / November 1996 / Barriere- EN 81-2: 1998 + AC: 1999 Gesetzentwurf der Landesregierung:
freies Bauen – Teil 2: Öffentlich zugängliche Gesetz zur Änderung der Landesbauord-
Gebäude und Arbeitsstätten – Planungs- DIN EN 81-2/A1 nung für Baden-Württemberg (2009)
grundlagen DIN EN 81-2/A2
DIN EN 81-2/A3 (Entwurf) Literatur
DIN 18025 Teil 1 / Dezember 1992 / Bar-
rierefreie Wohnungen – Wohnungen für DIN EN 81-70 / September 2005 / Sicher- Eisele, Johann; Kloft, Ellen (Hrsg.): Hoch-
Rollstuhlbenutzer – Planungsgrundlagen heitsregeln für die Konstruktion und den hausAtlas. München 2002
Einbau von Aufzügen – Besondere Anwen-
DIN 18025 Teil 2 / Dezember 1992 / Barriere- dungen für Personen- und Lastenaufzüge Reuter, Günter: Das Aufzugssystem Twin-
freie Wohnungen – Planungsgrundlagen – Teil 70: Zugänglichkeit von Aufzügen für zwei Kabinen, ein Schacht, eine Fahrbahn.
Personen einschließlich Personen mit Be- in: Detail, 2004/5, S. 526-527
DIN 18040-1 / Entwurf Februar 2009 / Barri- hinderungen; Deutsche Fassung EN 81-70:
erefreies Bauen – Planungsgrundlagen – Teil 2003 + A1: 2004 Streng, Harro: Aufzüge. Neuheiten – Stand
1: Öffentlich zugängliche Gebäude der Technik – Entwicklungstrends. In:
DIN EN 81-72 / November 2003 / Sicher- DAB 2002/3, S. 70-73
DIN 18040-2 / Entwurf Februar 2009 / Barri- heitsregeln für die Konstruktion und den
erefreies Bauen - Planungsgrundlagen – Teil Einbau von Aufzügen – Besondere Anwen- Schöllkopf, Karl-Otto: Planungsgrundsätze
2: Wohnungen dungen für Personen- und Lastenaufzüge für Aufzüge. In: Detail, 2004/5, S. 518-523
– Teil 72: Feuerwehraufzüge – Deutsche
DIN EN 81-1 / Mai 2000 / Sicherheitsregeln Fassung EN 81-72: 2003

98 Raumpilot Grundlagen
Rettung

Grundlagen
RHEW

Raumpilot Grundlagen 99
Grundlagen
Rettung

101 Rettungswege
102 Notwendige Treppen
103 Notwendiger Treppenraum
103 Notwendige Flure
104 Notwendige Fenster
105 Sicherheitstreppenraum
105 Rettungsgeräte der Feuerwehr
105 Zu- und Durchgänge
106 Zu- und Durchfahrten
107 Aufstellflächen
108 Bewegungsflächen
108 Literatur/Planungsregeln

100 Raumpilot Grundlagen


Rettung

60
m

Rettungswege

Grundlagen
Die Anforderungen an die Rettungswege in
Gebäuden sind abhängig von der jeweiligen
Gebäudeklasse. Die unterschiedlichen
Gebäudeklassen sind in der Musterbauord-
nung (MBO, § 2) beziehungsweise in den 60
Landesbauordnungen definiert. Zusätzlich m
sind in den Hochhausrichtlinien Angaben
zu den besonderen Anforderungen an die
Rettungswege in Hochhäusern enthalten
(MHHR und andere).

– Höhe: maximal 7 m 22
m
Oberkante Fußboden Aufenthaltsraum
Gebäudeklasse 3

– Höhe: maximal 22 m
Oberkante Fußboden Aufenthaltsraum
Gebäudeklasse 5
2.
– Höhe: maximal 60 m 1.
Hochhaus mit einem
Sicherheitstreppenhaus 7m
2.
– Höhe: über 60 m 1.+
Hochhaus mit
zwei Treppenhäusern,
davon ein Sicherheits-
treppenhaus 1. 2.

2.
1.
Rettungswege bei unterschiedlichen Gebäudehöhen (unterschiedliche Gebäudeklassen)

Raumpilot Grundlagen 101


Grundlagen

Rettungswege A
Die LBO BW fordert unter § 15, dass jede
Nutzungseinheit in jedem Geschoss mit
Aufenthaltsräumen über mindestens zwei < 40m
Notwendiger Flur
voneinander unabhängige Rettungswege
erreichbar sein muss. Dabei muss der erste
Rettungsweg in Nutzungseinheiten, die
nicht zu ebener Erde liegen, die „notwen- 1. Notwendige Treppe 2. Notwendige Treppe
dige Treppe“sein. Der zweite Rettungsweg
kann über eine weitere notwendige Treppe
führen oder alternativ über eine für die
Rettungsgeräte der Feuerwehr erreichbare
B 2. Notwendiges Fenster -
Rettungsgeräte der Feuerwehr
Stelle (zum Beispiel ein „notwendiges Fens-
ter, siehe Seite 104).
< 40m
Notwendiger Flur
Der zweite Rettungsweg ist nach LBO BW,
§ 15 Abs. 3 nicht erforderlich, wenn ein
„Sicherheitstreppenraum“ vorhanden ist.
1. Notwendige Treppe
Da dieser den einzigen Rettungsweg dar-
stellt, werden an ihn viel höhere Anforde-
rungen gestellt als an andere notwendige
Treppen. Er muss insbesondere so ausge- C
bildet werden, dass Feuer und Rauch nicht
eindringen können.
< 40m
Notwendiger Flur
Notwendige Treppen
Von jeder Stelle eines Aufenthaltsraums
muss eine notwendige Treppe oder ein 1. Sicherheitstreppenraum mit vorgelagerter Sicherheitsschleuse
Ausgang ins Freie in höchstens 40 m Ent-
fernung erreichbar sein (LBOAVO BW, § 10).
Davon abweichend fordern die MBO sowie Rettungswege in Gebäuden mit Aufenthaltsräumen gemäß § 15 (3) LBO BW
die Arbeitsstättenrichtlinien (ASR) maximal
35 m Entfernung. Für verschiedene Ge-
bäudenutzungen sind davon abweichende
Fluchtweglängen gefordert (siehe Tabelle
Seite 103).

102 Raumpilot Grundlagen


Rettung

Maßgebend ist die tatsächliche Länge des bei innenliegenden notwendigen Treppen- Maximale Entfernung jeder Stelle
eines Aufenthaltsraums von einem
Weges, nicht die Luftlinie. Der Weg ist bis räumen ist an der obersten Stelle des Trep-

Grundlagen
notwendigen Treppenraum
zum Beginn des Treppenraums zu messen. penraums eine Rauchabzugsvorrichtung mit
Die Treppenlaufbreite der Treppe muss in einem freien Querschnitt von mindestens Gabäudeart Max. Entfernung
den meisten Nutzungen mindestens 1 m 1 m² anzubringen, die vom Eingangsge-
betragen. Einschubtreppen und Rolltreppen schoss und der obersten Podestfläche zu Hochhäuser
sind ungeeignet und deshalb als notwen- öffnen sein muss (LBOAVO BW, § 11). Gast- und Beherbergungs- 25 m
stätten
dige Treppen unzulässig (LBOAVO BW, § 10).
Notwendige Flure Verkaufsstätten
Notwendiger Treppenraum Notwendige Flure sind Flure, über die
Notwendige Treppen müssen grundsätzlich Rettungswege von Aufenthaltsräumen geschlossene und unter-
irdische Garagen
in einem eigenen, durchgehenden Trep- zu notwendigen Treppenräumen oder zu
penraum liegen, der nur der Aufnahme der Ausgängen ins Freie führen (LBOAVO BW, Versammlungsstätten
(vom Ausgang zum 30 m
Treppe dient und durch Wände und Türen § 12). Als notwendige Flure gelten keine
Treppenraum)
von den übrigen Räumen eines Gebäudes „Flure innerhalb von Nutzungseinheiten,
abgetrennt ist. An notwendige Treppenräu- die einer Büro- oder Verwaltungsnutzung Krankenhäuser
me dürfen in einem Geschoss nicht mehr dienen und deren Nutzfläche in einem
als sechs Nutzungseinheiten vergleichbarer Geschoss nicht mehr als 400 m² beträgt“ Schulen
Größe unmittelbar angeschlossen sein (LBOAVO BW, § 12). Zur Nutzfläche zählen Gebäude, die keine Son-
derbauten nach LBO sind 35 m
(LBOAVO BW, § 11). alle Flächen, die durch den Flur erschlossen
werden, also auch Teeküchen, Abstellräume Abweichungen in den
einzelnen LBO beachten!
Der Ausgang muss in der Regel mindestens und Sanitärräume, sowie die Fläche des
so breit sein wie die zugehörigen notwen- Flures selbst.
digen Treppen. Notwendige Treppen müssen
an der Außenwand angeordnet sein und
in jedem über dem Gelände liegenden Ge- Für die Planung notwendiger
Treppen müssen weitere Vorschriften
schoss Fenster haben, die geöffnet werden
entsprechend der Nutzung beachtet
können. Werden Belüftung, Beleuchtung werden; beispielsweise die
und Rauchabführung nicht durch Fenster, Versammlungsstättenverordnung,
die Krankenhausbauverordnung, die
sondern durch andere Einrichtungen sicher- Geschäfts- und Warenhausverord-
gestellt, ist eine andere Ausführung der nung, Schulbaurichtlinien, Richtlinien
Treppenräume zugelassen. für Kindergärten, Hochhausrichtlinien
et cetera.

In notwendigen Treppenräumen von Ge-


bäuden mit mehr als fünf Geschossen und

Raumpilot Grundlagen 103


Grundlagen

Die Länge des notwendigen Flurs bemisst


sich nach der höchstzulässigen Entfernung Laufweglänge
von 35 m (40 m) zwischen jeder Stelle
eines Aufenthaltsraums und einer notwen-
digen Treppe. In Bürogebäuden beträgt die
Notwendiger Flur
Mindestflurbreite beispielsweise 1,25 m. LBO BW: max. 40 m
MBO: max. 35 m
Sie muss über diese Fluchtweganforderung ASR: max. 35 m
hinaus eine für den größten zu erwartenden
Verkehr ausreichende Breite haben. Eine Stichflurlänge
größere Breite kann deshalb bei baulichen
Anlagen besonderer Art oder Nutzung nach
LBO BW, § 38, Abs. 1, Nr. 6 im Einzelfall
Notwendiger Flur
verlangt werden.
MBO: max. 15 m
In notwendigen Fluren ist eine Folge von
weniger als drei Stufen unzulässig. Rampen
mit einer Neigung bis maximal 6 Prozent
sind zulässig. Beispiel Bürogebäude
Breite notwendiger Flur min. 1,25 m
Nutzungseinheiten von max. 400 m²
Flure von mehr als 30 m Länge müssen
mit Rauchschutztüren in Brandabschnitte
unterteilt werden.

Notwendige Fenster
Notwendige Fenster müssen zu öffentlichen
Verkehrsflächen oder zu Flächen für die Feu-
erwehr hin angeordnet sein und im Lichten
mindestens die Größe eines Quadrats mit
≥ 90
Seitenlängen von 0,90 m haben. Die Unter-
kante der lichten Öffnung darf nicht mehr
≥ 90

als 1,20 m über der Fußbodenoberkante


sein. Je Nutzungseinheit muss mindestens
ein notwendiges Fenster vorhanden sein
≤ 120

(LBOAVO BW, § 14, Abs. 5).


Notwendiges Fenster (LBO BW), Lichtes Mindestinnenmaß, M 1:100

104 Raumpilot Grundlagen


Rettung

Sicherheitstreppenraum Rettungsgeräte der Feuerwehr Zu- und Durchgänge


Grundsätzlich müssen Sicherheitstreppen- Anstelle eines baulichen zweiten Rettungs- Bei Gebäuden niedriger Höhe genügt ein

Grundlagen
räume an der Außenwand liegen oder vom weges – der zweiten notwendigen Treppe – Zu- oder Durchgang, da das Rettungsgerät
Gebäude abgesetzt sein und nur über einen sind auch Fluchtwege über Rettungsgeräte tragbar ist (Höhe Fußboden des obersten
offenen Gang zugänglich sein, damit Feuer der Feuerwehr als zweite Rettungswege Aufenthaltsraums maximal 7 m über Ge-
und Rauch auch bei geöffneten Türen (beim zulässig. Voraussetzung ist allerdings, dass lände).
Fluchtvorgang) nicht eindringen können eine mit diesen Rettungsgeräten erreich-
(LBOAVO BW, § 12). bare Stelle vorhanden ist. Zugänge müssen geradlinig, ebenerdig
und mindestens 1,25 m breit sein. Für
Innenliegende Sicherheitstreppenräume Die Führung des zweiten Rettungswegs Türöffnungen und andere geringfügige
kommen nur in Betracht, wenn das Eindrin- über Rettungsgeräte der Feuerwehr ist nur Einengungen genügt eine lichte Breite von
gen von Feuer und Rauch gleichermaßen für die Rettung einer begrenzten Personen- mindestens 1 m.
verhindert wird. Voraussetzung hierfür ist, zahl geeignet. Bei einer großen Personen-
dass der Zugang über jedes Geschoss nur zahl ist der für eine Rettung erforderliche Durchgänge müssen an jeder Stelle eine
über eine Sicherheitsschleuse möglich ist. Zeitaufwand zu groß. lichte Höhe von mindestens 2,20 m haben,
Diese Schleuse muss mindestens 3 m lang für Türöffnungen genügt eine lichte Höhe
sein, die gleiche Feuerwiderstandsklasse von mindestens 2 m (DIN 14090, Abschnitt
wie die Treppenräume besitzen und mit 4.1)
selbstschließenden, mindestens feuerhem-
menden Türen ausgestattet sein.

Der Sicherheitstreppenraum und die


Sicherheitsschleusen müssen eine eigene
≥ 300 (350)
Lüftungsanlage haben, die so ausgebildet
ist, dass im Brandfall durch Überdruck auch
bei geöffneten Schleusentüren der Rauch
nicht eindringen kann. Diese Lüftungsanla- ≥ 125
≥ 100
ge muss von der allgemeinen Stromversor-
gung unabhängig sein (LBOAVO BW, § 11,

≥ 350
RHEWREUEF
Abs. 6).
≥ 220

≥ 200

Durchgang Türöffnung Durchfahrt M 1:100

Raumpilot Grundlagen 105


Grundlagen

Zu- und Durchfahrten Die Zu- oder Durchfahrt muss eine Min-
M 1:500

>3m
Bei höheren Gebäuden ist eine Feuerwehr- destbreite von 3 m, bei einer Gebäudetiefe
zu- oder -durchfahrt für die Drehleiter mit von mehr als 12 m mindestens 3,50 m und
einer Einsatzlänge bis zur Hochhausgrenze eine lichte Höhe von mindestens 3,50 m Übergangsbereich
erforderlich. Hierfür sind Aufstellflächen besitzen. r
> 11 m
herzustellen, auszuweisen und ständig

Übergangsbereich
freizuhalten. Die Zufahrten dürfen eine Steigung von
höchstens 10 Prozent ausweisen. Wenn b
Die Zufahrten zum Erreichen der Aufstell- Zufahrten nicht geradlinig geführt sind,

> 11 m
und Bewegungsflächen von Feuerwehrfahr- müssen für die Kurvenbereiche bestimmte
zeugen sind als befestigte Flächen auf dem Mindestbreiten vorgesehen werden. Die
Grundstück gefordert. Sie müssen direkt an Breite des Kurvenbereichs ist abhängig vom
den öffentlichen Verkehr angebunden sein. Kurvenradius. Zusätzlich müssen vor und >3m
hinter Kurven auf einer Länge von minde-
Diese Zufahrten sind nur erforderlich bei stens 11 m Übergangsbereiche vorhanden nicht geradlinige Zufahrt
Gebäuden, bei denen eine Anleiterbarkeit sein (siehe Abbildung).
für den zweiten Rettungsweg nicht in aus-
reichendem Umfang von der öffentlichen Zum Einbiegen von der öffentlichen Ver-
Verkehrsfläche aus möglich ist. kehrsfläche in die Zufahrt ist ein Außenra-
dius der Kurve von mindestens 10,50 m für Tabelle für nicht geradlinige Zufahrten
jede Anfahrtrichtung gefordert (DIN 14090/ Kurvenradius r Breite der Zufahrt b
Abschnitt 4.2).
bis 10,50 m unzulässig -

10,50 bis 12 m 5m

über 12 bis 15 m 4,50 m

über 15 bis 20 m 4m

über 20 bis 70 m 3,50 m

über 70 m 3m

106 Raumpilot Grundlagen


Rettung

Aufstellfläche parallel zu Außenwänden Aufstellfläche rechtwinklig zu Außenwänden


Aufstellflächen
Aufstellflächen sind nicht überbaute befes-

Grundlagen
Brüstungshöhe Abstand a Brüstungshöhe Abstand a
tigte Flächen auf dem Grundstück, die dem
Einsatz von Hubrettungsfahrzeugen dienen
≥ 8 m bis ≤ 18 m ≥ 3 m bis ≤ 9 m ≥ 8 m bis ≤ 18 m <9m
und ständig freigehalten werden müssen.
> 18 m ≥ 3 m bis ≤ 6 m > 18 m <6m
Sie müssen mindestens 5 m x 11 m groß
und so angeordnet sein, dass alle zum An-
leitern bestimmten Stellen erreicht werden
können.

Aufstellflächen parallel zur Außenwand


müssen mit ihrer, der anzuleiternden Außen-
wand zugekehrten Seite einen Abstand von
mindestens 3 m zur Außenwand haben. Der
Abstand darf höchstens 9 m, bei Brüstungs-
höhen von mehr als 18 m höchstens 6 m
betragen.

Aufstellflächen rechtwinklig zu Außenwän-


den dürfen keinen größeren Abstand als 1
m zur Außenwand haben. Der Abstand zwi-
schen der Außenseite der Aufstellfläche und
der entferntesten seitlichen Begrenzung der
zum Anleitern bestimmten Stelle darf höch-
stens 9 m, bei Brüstungshöhen von mehr
als 18 m höchstens 6 m betragen.

Aufstellflächen müssen in einer Ebene


liegen und dürfen in keiner Richtung mehr
≥1 als 5 Prozent geneigt sein (DIN 14090, Abs.
,0
a a 4.3).
1,0 ≥1
≥5 ≥1 1,0 ,0
,0 ≥5

Aufstellfläche parallel zur Außenwand Aufstellfläche rechtwinklig zur Außenwand

Raumpilot Grundlagen 107


Grundlagen

Bewegungsflächen Literatur Planungsregeln


Bewegungsflächen sind befestigte Flächen
auf dem Grundstück, die dem Aufstellen Friedl, Wolfgang; Sonntag, Rainer: Der Musterbauordnung MBO 2002
von Rettungsfahrzeugen, der Entnahme und Brandschutzbeauftragte. Stuttgart 2009
Bereitstellung von Geräten und der Vorberei- Landesbauordnung für Baden-Württemberg
tung und Durchführung von Rettungs- und Hausladen, Gerhard; Giertlova, Zuzana; (letzte Änderung 2007)
Löscheinsätzen dienen. Sonntag, Rainer: Strategien für die ganzheit-
liche Gebäudeplanung. Rettungswege – An- Gesetzentwurf der Landesregierung:
Für jedes Feuerwehrfahrzeug ist in der Re- forderung und Gestaltung. München 2004 Gesetz zur Änderung der Landesbauord-
gel eine Bewegungsfläche von mindestens nung für Baden-Württemberg (2009)
7 m x 12 m erforderlich. Zufahrten dürfen Fouad, Nabil, et al.: Bauphysik Kalender
nicht gleichzeitig Bewegungsfläche sein. 2006. Berlin 2006 LBOAVO
Auch Bewegungsflächen sind ständig freizu- Allgemeine Ausführungsverordnung des
halten. Vor und hinter Bewegungsflächen an Wirtschaftsministeriums zur Landesbauord-
weiterführenden Zufahrten sind mindestens nung BW 1995, letzte Änderung 2007
4 m lange Übergangsbereiche anzuordnen.
Bewegungsflächen müssen in einer Ebene MHHR
liegen und dürfen in keiner Richtung mehr Muster-Richtlinie über den Bau und Betrieb
als 5 Prozent geneigt sein (DIN 14090, Abs. von Hochhäusern (Muster-Hochhaus-Richt-
4.4). linie) April 2008.

Bewegungsflächen können gleichzeitig ASR


Aufstellflächen sein. Sie sind durch Hinweis- Arbeitsstätten-Richtlinien (ASR)
schilder (DIN 4066) mit der Aufschrift „Flä-
chen für die Feuerwehr“ zu kennzeichnen.

≥4
2
≥3 ≥1
2
≥7 ≥1 ≥7 ≥4

Bewegungsflächen Bewegungsflächen an weiterführenden Zufahrten

108 Raumpilot Grundlagen


Ruhender Verkehr

Grundlagen
Raumpilot Grundlagen 109
Ruhender Verkehr
Grundlagen

111 Einleitung
111 Vorschriften und Regeln
112 Motorisierung
114 Stellplatzbedarf
118 Fahrgassenbreiten – EAR 2005
119 Fahrzeugabmessungen
120 Garagenverordnung - GaVO BW
122 Empfehlungen für Anlagen des ruhenden
Verkehrs - EAR 2005
124 Kritische Parkierungsanlage
125 Garagenklassifizierung – Kleingarage
126 Garagenklassifizierung – Mittelgarage
127 Garagenklassifizierung – Großgarage
128 Rampen – EAR 2005
132 Schleppkurve Pkw
133 Schleppkurve Lkw
134 Wendeanlagen – RASt 2006
136 Verkehrsraum und Abmessungen Fahrrad
– EAR 2005
138 Fahrradabstellflächen
140 Planungsregeln/Literatur

110 Raumpilot Grundlagen


Ruhender Verkehr

Einleitung Vorschriften und Regeln ► Die Garagenverordnung GaVO BW


von 1997 ist rechtlich bindend. Aller-

Grundlagen
dings beruhen die Mindestmaße der
Zu den Anlagen des ruhenden Verkehrs Die Rechtsgrundlagen für die Planung von GaVO auf Abmessungen von Pkw
gehören Abstellanlagen für Fahrräder, Parkierungsanlagen finden sich: aus den 1970er Jahren und führen
heute in der Anwendung häufig zu
Motorräder, Pkw, Lkw und Omnibusse. großen Problemen.
– im Bauplanungsrecht, einschließlich der
In diesem Kapitel werden wesentliche Normen des Wege- und Zivilrechts Die Angaben der EAR 05 entspre-
chen den aktuellen Anforderungen
Hinweise für die Planung und Bemessung – im Bauordnungsrecht und an Funktionsfähigkeit und Benutzer-
von Parkierungs- und Bewegungsflächen – im Straßenverkehrsrecht. freundlichkeit von Parkierungs-
anlagen besser.
zusammengestellt, mit Bezug auf die ent-
sprechenden Gesetze, Empfehlungen und Alle Anlagen des ruhenden Verkehrs
Richtlinien. außerhalb des öffentlichen Straßenraums
unterliegen dem Bauplanungsrecht. In
Die Breite der Fahrwege und die Größe der den Bauordnungen der Länder sind die
Parkierungsflächen wird auf Basis der Ab- Bemessungskriterien für die notwendigen
messungen und fahrgeometrischen Kenn- Stellplätze geregelt.
größen von Bemessungsfahrzeugen festge-
legt. Daneben müssen zahlreiche weitere – Verordnung des Wirtschaftsministeriums
Aspekte berücksichtigt werden, wie die Art über Garagen und Stellplätze:
der Aufstellung der Fahrzeuge, der zusätz- Garagenverordnung – GaVO BW (1997)
liche Flächenbedarf bei Kurvenfahrten, die – Forschungsgesellschaft für Straßen- und
Bewegungs- und Begegnungszuschläge, die Verkehrswesen (FGSV):
Sicherheitsabstände zu festen Hindernissen EAR 05 – Empfehlungen für Anlagen des
während der Fahrt, die Schutzabständen vor ruhenden Verkehrs (2005)
und hinter abgestellten Fahrzeugen, sowie
die seitlichen Mindestabstände für die
Zugänglichkeit der Parkplätze.

Raumpilot Grundlagen 111


Grundlagen

Motorisierung

< 500 € mtl. Einkommen 1500 - 2000 € mtl. Einkommen > 3600 € mtl. Einkommen

100%
Die Abbildungen zeigen den tatsäch-
lichen Bedarf (Nachfrage) an Pkw-
Stellplätzen im Wohnungsbau.

Häufig wird baurechtlich ein Pkw-


Stellplatz je Wohneinheit gefordert.
Der tatsächliche Bedarf weicht davon
aber ab. Er schwankt erheblich,
abhängig vom durchschnittlichen 75%
Einkommen und dem Wohnstand-
ort. Die Darstellungen zeigen, dass
mehr als die Hälfte der Personen mit
geringen Einkommen keinen Pkw
besitzen. Im Gegensatz dazu belegen
einkommensstarke Schichten
teilweise drei Pkw-Stellplätze je
Wohneinheit.
50%
Auch der Standort hat erheblichen
Einfluss: In großen Städten mit
einem guten öffentlichen Personen-
nahverkehr werden je Wohneinheit
weniger Stellplätze benötigt als im
ländlichen Raum.

25%

Abhängigkeit zwischen dem Monats-


einkommen und der Anzahl der Pkw
im Haushalt. Angaben entsprechend:
Verkehr in Zahlen (ViZ) 2001/2002) in 0%
Deutschland. Anzahl PKW
Anzahl Pk w

112 Raumpilot Grundlagen


Ruhender Verkehr

Grundlagen
Berlin BRD Baden-Württemberg

100%

75%

50%

25%

Pkw pro Haushalt in Berlin, in der


BRD und in Baden-Württemberg.
Angaben entsprechend: Verkehr in
0% Zahlen (ViZ 2001/2002).
Pk w
Anzahl PKW

Raumpilot Grundlagen 113


Grundlagen

Stellplatzbedarf

Richtzahlen und Orientierungswerte für den objektbezogenen Stellplatzbedarf

Landesbauordnung für Baden-Württemberg Empfehlungen für Anlagen des ruhenden


LBO BW Verkehrs EAR 05

Wohngebäude

Ein- und Zweifamilienhäuser, Reihenhäuser 1 bis 2 Stellplätze je Wohnung

Mehrfamilienhäuser mit Mietwohnungen 0,7 bis 1,5 Stellplätze je Wohnung

Gebäude mit Altenwohnungen 0,2 bis 0,5 Stellplätze je Wohnung

Wochenend- und Ferienhäuser 1 Stellplatz je Wohnung

Altenheime 1 Stellplatz je 10 bis 15 Plätze, 1 Stellplatz je 8 bis 15 Betten,


mindestens jedoch 3 Stellplätze mindestens 3 Stellplätze

Behindertenwohnheime 1 Stellplatz je 10 bis 15 Plätze,


mindestens jedoch 3 Stellplätze

Kinder- und Jugendwohnheime 1 Stellplatz je 20 Plätze, 1 Stellplatz je 10 bis 20 Betten,


mindestens jedoch 2 Stellplätze mindestens 2 Stellplätze

Studentenwohnheime 1 Stellplatz je 2 bis 5 Plätze, 1 Stellplatz je 2 bis 5 Betten,


mindestens jedoch 2 Stellplätze mindestens 2 Stellplätze

Schwesternwohnheime 1 Stellplatz je 2 bis 5 Plätze, 1 Stellplatz je 2 bis 6 Betten,


mindestens jedoch 2 Stellplätze mindestens 3 Stellplätze

Arbeitnehmerwohnheime 1 Stellplatz je 2 bis 5 Plätze, 1 Stellplatz je 2 bis 5 Betten,


mindestens jedoch 2 Stellplätze mindestens 3 Stellplätze

Gebäude mit Büro-, Verwaltungs- und Praxisräumen


2 (1)
Büro- und Verwaltungsräume allgemein 1 Stellplatz je 30 bis 40 m Büronutzfläche , 1 Stellplatz je 30 bis 40 m2 Nutzfläche
mindestens jedoch 1 Stellplatz

Räume mit erheblichem Besucherverkehr 1 Stellplatz je 20 bis 30 m2 Nutzfläche, 1 Stellplatz je 20 bis 30 m2 Nutzfläche,
(Schalter-, Abfertigungs- oder Beratungsräume, mindestens jedoch 3 Stellplätze mindestens 3 Stellplätze
Arztpraxen o.ä.)

Verkaufsstätten
2
Läden, Geschäftshäuser bis 700 m Verkaufsnutzfläche: 1 Stellplatz je 30 bis 40 m2 Verkaufsnutzfläche,
2 (2)
1 Stellplatz je 30 bis 50 m Verkaufsnutzfläche , mindestens 2 Stellplätze je Laden
mindestens jedoch 2 Stellplätze je Laden
Verkaufsstätten, Geschäftshäuser mit mehr als 700 m2 Verkaufsnutzfläche: mit geringem Besucherverkehr:
2 (2) 2
1 Stellplatz je 10 bis 30 m Verkaufsnutzfläche 1 Stellplatz je 50 m Verkaufsnutzfläche
Großflächige Einzelhandelsbetriebe außerhalb
1 Stellplatz je 10 bis 20 m2 Verkaufsnutzfläche
von Kerngebieten

114 Raumpilot Grundlagen


Ruhender Verkehr

Landesbauordnung für Baden-Württemberg Empfehlungen für Anlagen des ruhenden Hinweis zur LBO BW:
LBO BW Verkehrs EAR 05
Stellplätze für Beschäf-

Grundlagen
tigte der jeweiligen
Versammlungsstätten (außer Sportstätten), Kirchen Anlagen sind bereits
eingeschlossen.
Versammlungsstätten 1 Stellplatz je 4 bis 8 Sitzplätze von überörtlicher Bedeutung, z.B. Theater,
Konzerthäuser:
1 Stellplatz je 5 Sitzplätze (1) Nicht zur Büronutzflä-
che werden gerechnet:
Kirchen 1 Stellplatz je 10 bis 40 Stellplätze von überörtlicher Bedeutung: Sozial- und Sanitärräume,
1 Stellplatz je 10 bis 20 Sitzplätze Funktionsflächen für be-
Gemeindekirchen: triebstechnische Anlagen,
1 Stellplatz je 20 bis 30 Sitzplätze
Verkehrsflächen.

Sportstätten, Freizeiteinrichtungen (2) Nicht zur Verkaufsnutz-


fläche werden gerechnet:
2 (3)
Sportplätze 1 Stellplatz je 250 m Sportfläche , ohne Besucherplätze, z.B. Trainingsplätze: Sozial- und Sanitärräume,
2
zusätzlich 1 Stellplatz je 10 bis 15 Besucher- 1 Stellplatz je 250 bis 300 m Sportfläche Kantinen, Ausstellungs-
plätze Sportplätze und Sportstadien mit Besucherpl.: flächen, Lagerflächen,
2
1 Stellplatz je 250 bis 400 m Sportfläche,
Funktionsflächen für be-
zusätzlich 1 Stellplatz je 10 bis 15 Besucherpl.
triebstechnische Anlagen,
Spiel- und Sporthallen 2
1 Stellplatz je 50 m Sportfläche ,
(3)
ohne Besucherplätze: Verkehrsflächen.
2
zusätzlich 1 Stellplatz je 10 bis 15 Besucher- 1 Stellplatz je 50 bis 100 m Hallenfläche
plätze mit Besucherplätzen: (3) Nicht zur Sportfläche
2
1 Stellplatz je 50 bis 80 m Hallenfläche, werden gerechnet:
zusätzlich 1 Stellplatz je 10 bis 15 Besucherpl. Sozial- und Sanitärräume,
2 (3) Umkleideräume, Geräte-
Fitnesscenter 1 Stellplatz je 25 m Sportfläche
räume, Funktionsflächen
Freibäder 1 Stellplatz je 200 bis 300 m2 Grundstücksfläche Freibäder und Freiluftbäder: für betriebstechnische
2
1 Stellplatz je 200 bis 300 m Grundstücksfl. Anlagen, Verkehrsflächen.

Hallenbäder 1 Stellplatz je 5 bis 10 Kleiderablagen, ohne Besucherplätze:


zusätzlich 1 Stellplatz je 10 bis 15 Besucher- 1 Stellplatz je 5 bis 10 Kleiderablagen
plätze mit Besucherplätzen:
1 Stellplatz je 5 bis 10 Kleiderablagen,
zusätzlich 1 Stellplatz je 10 bis 15 Besucherpl.

Tennisplätze, Tennisanlagen 3 bis 4 Stellplätze je Spielfeld, ohne Besucherplätze:


zusätzlich 1 Stellplatz je 10 bis 15 Besucher- 2 bis 4 Stellplätze je Spielfeld
plätze mit Besucherplätzen:
4 Stellplätze je Spielfeld,
zusätzlich 1 Stellplatz je 10 bis 15 Besucherpl.

Minigolfplätze 6 Stellplätze je Minigolfanlage

Kegel- und Bowlingbahnen 4 Stellplätze je Bahn 2 bis 4 Stellplätze je Bahn

Bootshäuser und Bootsliegeplätze 1 Stellplatz je 2 bis 3 Boote 1 Stellplatz je 2 bis 5 Liegeplätze

Reitanlagen 1 Stellplatz je 4 Pferdeeinstellplätze

Raumpilot Grundlagen 115


Grundlagen

Stellplatzbedarf

Landesbauordnung für Baden-Württemberg Empfehlungen für Anlagen des ruhenden


LBO BW Verkehrs EAR 05

Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen

Universitätskliniken und ähnliche 1 Stellplatz je 2 bis 3 Betten 1 Stellplatz je 2 bis 3 Betten


Lehrkrankenhäuser

Krankenhäuser 1 Stellplatz je 3 bis 6 Betten von überörtlicher Bedeutung und Privatkliniken:


1 Stellplatz je 3 bis 4 Betten
von örtlicher Bedeutung:
1 Stellplatz je 4 bis 6 Betten

Kureinrichtungen 1 Stellplatz je 3 bis 6 Betten 1 Stellplatz je 2 bis 5 Betten

Pflegeheime 1 Stellplatz je 10 bis 15 Betten, 1 Stellplatz je 6 bis 10 Betten


mindestens jedoch 3 Stellplätze

Schulen, Einrichtungen für Kinder und Jugendliche

Grundschulen Grund- und Hauptschulen: 1 Stellplatz je 25 bis 30 Schüler


1 Stellplatz je 30 Schüler

Sonstige allgemeinbildende Schulen 1 Stellplatz je 25 Schüler, zusätzlich 1 Stellplatz 1 Stellplatz je 25 Schüler, zusätzlich 1 Stellplatz
je 10 bis 15 Schüler über 18 Jahre je 5 bis 10 Schüler über 18 Jahre

Berufsschulen, Berufsfachschulen 1 Stellplatz je 20 Schüler, zusätzlich 1 Stellplatz 1 Stellplatz je 25 Schüler, zusätzlich 1 Stellplatz
je 3 bis 5 Schüler über 18 Jahre je 5 bis 10 Schüler über 18 Jahre

Sonderschulen für Behinderte 1 Stellplatz je 15 Schüler 1 Stellplatz je 15 bis 30 Schüler

Fachhochschulen, Hochschulen, 1 Stellplatz je 2 bis 4 Studierende 1 Stellplatz je 2 bis 6 Studierende


Berufsakademien

Kindergärten, Kindertagesstätten und 1 Stellplatz je 20 bis 30 Kinder, 1 Stellplatz je 20 bis 30 Kinder,


dergleichen mindestens jedoch 2 Stellplätze mindestens 2 Stellplätze

Jugendfreizeitheime und dergleichen 1 Stellplatz je 15 Besucherplätze 1 Stellplatz je 15 bis 20 Besucherplätze

116 Raumpilot Grundlagen


Ruhender Verkehr

Landesbauordnung für Baden-Württemberg Empfehlungen für Anlagen des ruhenden Hinweise zur LBO BW:
LBO BW Verkehrs EAR 05
Stellplätze für Beschäf-

Grundlagen
tigte der jeweiligen
Gewerbliche Anlagen
Anlagen sind bereits
eingeschlossen.
Handwerks- und Industriebetriebe 1 Stellplatz je 50 bis 70 m2 Nutzfläche(4) oder 1 Stellplatz je 50 bis 70 m2 Nutzfläche oder
(5)
1 Stellplatz je 3 Beschäftigte 1 Stellplatz je 3 Beschäftigte
(4) Nicht zur Nutzfläche
Lagerräume, Lagerplätze 1 Stellplatz je 120 m2 Nutzfläche(4), 1 Stellplatz je 80 bis 100 m2 Nutzfläche oder werden gerechnet: Sozial-
oder 1 Stellplatz je 3 Beschäftigte 1 Stellplatz je 3 Beschäftigte und Sanitärräume, Kan-
tinen, Funktionsflächen
Ausstellungs- und Verkaufsplätze 1 Stellplatz je 80 bis 100 m2 Nutzfläche(4), 1 Stellplatz je 80 bis 100 m2 Nutzfläche oder für betriebliche Anlagen,
(5)
oder 1 Stellplatz je 3 Beschäftigte 1 Stellplatz je 3 Beschäftigte
Verkehrsflächen.
Kfz-Werkstätten 6 Stellplätze je Wartungs- oder Reparaturstand 4 bis 6 Stellplätze je Reparaturstand
(5) Der Stellplatzbedarf
Tankstellen mit Wartungs- oder Reparaturständen: mit Pflegeplätzen: ist in der Regel nach der
1 Stellplatz je 80 bis 100 m2 Nutzfläche, 2 bis 4 Stellplätze je Pflegeplatz Nutzfläche zu berechnen.
oder 1 Stellplatz je 3 Beschäftigte Ergibt sich dabei ein
offensichtliches Missver-
Kfz-Waschanlagen 3 Stellplätze je Waschplatz automatische Kfz-Waschstraßen:
hältnis zum tatsächlichen
3 bis 5 Stellplätze je Waschstraße
Kfz-Waschplätze zur Selbstbedienung: Stellplatzbedarf, so ist die
3 Stellplätze je Waschplatz Zahl der Beschäftigten
zugrunde zu legen.
Reifenhandelsbetriebe mit Montageständen 2 bis 3 Stellplätze je Montagestand

Gaststätten, Beherbergungsbetriebe, Vergnügungsstätten

Gaststätten 1 Stellplatz je 6 bis 12 m2 Gastraum von örtlicher Bedeutung:


1 Stellplatz je 8 bis 12 Sitzplätze

Tanzlokale, Diskotheken 1 Stellplatz je 4 bis 8 m2 Gastraum von überörtlicher Bedeutung, z.B. Diskotheken: Hinweise zur EAR 05:
1 Stellplatz je 4 bis 8 Sitzplätze
In der Tabelle der EAR
2 2
Spielhallen 1 Stellplatz je 10 bis 20 m Nutzfläche des 1 Stellplatz je 20 m Spielhallenfläche, 05 sind die von den
Ausstellraumes, mindestens 3 Stellplätze mindestens 1 je Betrieb Bundesländern erlassenen
Stellplatzrichtlinien
Hotels, Pensionen, Kurheime und andere 1 Stellplatz je 2 bis 6 Betten 1 Stellplatz je 2 bis 6 Betten
zusammengefasst. Die
Beherbergungsbetriebe
Richtzahlen entsprechen
Jugendherbergen 1 Stellplatz je 10 Betten 1 Stellplatz je 10 Betten dem durchschnittlichen
Bedarf und dienen ledig-
lich als Anhalt, um die Zahl
Verschiedenes der üblicherweise erfor-
derlichen Stellplätze oder
Kleingartenanlagen 1 Stellplatz je 3 Kleingärten 1 Stellplatz je 3 Kleingärten
Garagen zu bestimmen.
2
1 Stellplatz je 2000 m Grundstücksfläche, 1 Stellplatz je 2000 m2 Grundstücksfläche, Die Festlegungen des
Friedhöfe
mindestens jedoch 10 Stellplätze mindestens 10 Stellplätze jeweiligen Bundeslandes
sind zu beachten.

Raumpilot Grundlagen 117


Grundlagen

Fahrgassenbreiten – EAR 2005

a
a
a

250
250
0
25

a = 54° > 350 a = 72° > 450 a = 90° > 600

Aufstellung Fahrgassenbreite [m] für Vorwärtseinparken in


Abhängigkeit vom Aufstellwinkel [Grad], für die
– Längsaufstellung – Senkrechtaufstellung Parkenstandbreite b = 2,5 m
Vorwiegend für Parken und Be- oder Ent- Wahlweise Ein- oder Zweirichtungsver-
Aufstellwinkel a 45 54 63 72 81 90
laden am Fahrbahnrand. Hoher Flächenver- kehr. Zügiges Ein- und Ausparken nicht
Fahrgassenbreite 3,00 3,50 4,00 4,50 5,25 6,00
brauch. gewährleistet.

– Schrägaufstellung Fahrgassenbreite
Zügiges und bequemes Einparken. Aufstell- Aufstellwinkel, Parkstandbreite, Fahrweise
winkel kleiner als 45 Grad nicht empfohlen und die seitlichen Bewegungsspielräume
wegen schlecht nutzbarer Restflächen. bestimmen die Breite der Fahrgasse. M 1:200

118 Raumpilot Grundlagen


Ruhender Verkehr

Fahrzeugabmessungen

Grundlagen
150
150
155

145
270 155 420 180 470 185 510 190

Mini (Smart, 2009) Kompaktklasse (Golf, 2009) Mittelklasse (Audi A4, 2009) Oberklasse (Mercedes S-Klasse, 2009)

Beispiele für Kfz-Kategorien

Bemessungsfahrzeuge
repräsentieren bestimmte

270
Typen von Kraftfahrzeugen

M 1:200

700 240

Transporter (Mercedes, 2009)

355
Kenngrößen der Bemessungsfahrzeuge für Parkflächen [m] nach
EAR 05 - Empfehlungen für Anlagen des ruhenden Verkehrs

Länge Breite (ohne Höhe Wendekreis-


Außenspiegel) radius außen 790 250

Fahrrad 1,90 0,60 1,00 Nutzfahrzeug (Müllfahrzeug, 2-achsig)

Moped 1,80 0,60 1,00

Kraftrad 2,20 0.70 1,00

Pkw 4,74 1,76 1,51 5,85

Transporter 6,89 2,17 2,70 7,35

390
Kleine Lkw (2-achsig) 9,46 2,29 3,80 9,77

Große Lkw (3-achsig) 10,10 2,55 3,80 10,05

Bus 12,00 2,55 3,70 10,50


1220 255
Müllfahrzeug (2-achsig) 9,03 2,55 3,55 9,40
Reisebus (Mercedes, 2008)

Raumpilot Grundlagen 119


Grundlagen

500
350

Garagenverordnung – GaVO BW

► Die Grundmaße der Garagenver-


ordnung sind knapp 40 Jahre alt. Es
empfiehlt sich, für die Planung ab
der gehobenen Pkw-Mittelklasse die

≥ 500
500
Maße wesentlich zu überschreiten.

Schräg- und Senkrechtaufstellung


(senkrecht zur Fahrbahn)
230 230 ≥ 230 ≥ 240 ≥ 250
Ein Einstellplatz muss mindestens
5 m lang sein. Die Breite eines Stell-
platzes muss mindestens betragen
– 2,30 m, wenn keine Längsseite
– 2,40 m, wenn eine Längsseite
– 2,50 m, wenn jede Längsseite
des Einstellplatzes im Abstand bis
zu 10 cm durch Wände, Stützen,
andere Bauteile oder Einrichtungen
begrenzt ist.

Parkstände für Rollstuhlbenutzer

500
Die 1,50 m tiefe Bewegungsfläche
vor der Längsseite des Pkw führt
≥ 750

zu einer erforderlichen Gesamtstell-


platzbreite von 3,50 m. Es kann unter
Umständen Fläche gespart werden,
wenn sich die Bewegungsflächen ≥ 150 200 200 ≥ 150 200
zweier Behindertenstellplätze überla-
gern. Einer der beiden Wagen muss 350 550
dabei gegebenenfalls rückwärts
einparken. In diesem Fall ergibt sich
ein Maß von 5,50 m Breite für zwei ≥ 350
Stellplätze.

Längsaufstellung
(parallel zur Fahrbahn) 230

Garagenstellplätze, die hintereinan-


der und parallel zur Fahrgasse ange-
ordnet werden, müssen mindestens
6 m lang sein. 600 600 600

M 1:200

120 Raumpilot Grundlagen


Ruhender Verkehr

500 650 500 500 600 500 500 550 500 Senkrechtanordnung
(senkrecht zur Fahrbahn)

Grundlagen
Die Senkrechtanordnung ist sinnvoll,
wenn die Parkstände aus beiden
Richtungen anfahrbahr sein sollen.

Die Fahrgassenbreite ist abhängig


von der Parkstandbreite!
230

240

250
1650 1600 1550
18,90 m2/Pkw 19,20 m2/Pkw 19,40 m2/Pkw

350 300 300 Schrägaufstellung

Schrägaufstellen ist an Anlieger-


straßen zu empfehlen, weil das
Ein- und Ausparken bei beidseitiger
Anordnung einfach ist und das
spontane Betreten der Fahrbahn
23

24

25
durch Fußgänger erschwert wird.
0

0
Die Schrägaufstellung ist bei einem
Winkel von 60 Grad besonders
0

flächensparend.
0
50

0
50

50
45° 45° 45°
1385 1350 1360
19,80 m2/Pkw 19,90 m2/Pkw 20,90 m2/Pkw

230 300 230 240 300 240 250 300 250


Längsaufstellung
(parallel zur Fahrbahn)

Die Längsaufstellung wird gewählt,


wenn beim Ausparken eine gute
Sicht auf den fließenden Verkehr
erforderlich ist und auf Grund der
Flächenverhältnisse keine Schräg-
oder Senkrechtparkstände möglich
sind.
600
600
600

760 780 800


22,80 m2/PKW 23,40 m2/Pkw 24,00 m2/Pkw M 1:1000

Raumpilot Grundlagen 121


Grundlagen

500
350

Empfehlungen für Anlagen des ruhenden Verkehrs – EAR 2005


≤ 20

Schräg- und Senkrechtaufstellung


(senkrecht zur Fahrbahn)

≤ 60
Ein Einstellplatz muss mindestens

≥ 500
5 m lang sein. Die Breite eines Stell-
platzes muss mindestens betragen
– 2,50 m, wenn keine Längsseite
– 2,85 m, wenn eine Längsseite

≤ 75
– 2,90 m, wenn jede Längsseite
durch aufgehende Bauwerksteile
oder Absperrungen ganz oder 225 250 175 75 175 75 75 175 40
teilweise begrenzt ist. Hierzu zählen 285 285 250 250 290
zum Beispiel auch Stützen auf halber
Parkstandlänge, weil sie das Öffnen
der Fahrzeuge behindern.

Längsaufstellung
(parallel zur Fahrbahn) Randparkstände, die an einer
Längsseite durch Bordsteine
Markierte Parkstände sollten eine begrenzt sind, können auf
2,25 m reduziert werden.

≥ 500
Länge von mindestens 5,70 m
aufweisen. Sollte aus besonderen
Gründen nur das Vorwärtseinparken
möglich sein, sollte die Parkstand-
länge 6,70 m betragen.

175 175 175 175 175 75 175


Parkstände für Rollstuhlfahrer
250 100 250 250 140

Die Parkstandbreite für Rollstuhlbe- 600 350 390


nutzer beträgt 3,50 m und neben
festen Einbauten 3,90 m. Darin
enthalten ist die Rollstuhlbewe-
gungsfläche neben der Längsseite
des Fahrzeugs. Parkstände in
Regelbreite sind zulässig, wenn eine
ausreichende Bewegungsfläche mit
mindestens 1,50 m Breite vorhanden
ist, zum Beispiel in Form eines
Gehwegs. Doppelparkstände, bei
denen sich die Bewegungsflächen
überlagern, sind möglich.

570 670

M 1:200

122 Raumpilot Grundlagen


Ruhender Verkehr

70 430 600 430 70 70 430 450 430 70


Senkrechtanordnung

Grundlagen
rückwärts einparken
vorwärts einparken

250
250

1600 1450
18,20 m2/Pkw 16,40 m2/Pkw

70 415 300 415 70 Schrägaufstellung


25
0

45°
1270
20,00 m2/Pkw

200 325 200 200 350 200 Längsaufstellung


rückwärts einparken
vorwärts einparken

570
670

725 750
24,30 m2/Pkw 21,40 m2/Pkw M 1:1000

Raumpilot Grundlagen 123


Grundlagen

Kritische Parkierungsanlage Das Praxisbeispiel zeigt einen häufig


anzutreffenden Planungsmangel, bei dem
fahrgeometrische Erfordernisse nicht be-
rücksichtigt wurden. Die Regelmaße nach
der GaVO reichen hier nicht aus, um eine
funktionsfähige und benutzerfreundliche 1.

Parkierungsanlage zu entwerfen. Dies ist


besonders schwerwiegend bei beengten
Kleingaragen, bei denen die Anbindung
der Rampe fahrgeometrisch oft zusätzliche
Schwierigkeiten bereitet.

In den Zeichnungen ist dargestellt, wie 2.


schwierig das Einparken am letzten Stell-
platz ist. Dieses Problem besteht prinzipiell
in allen Tiefgaragen mit der Parkplatzan-
ordnung senkrecht zur Fahrgasse, wenn
das Ende der Fahrgasse als Sackgasse
ausgeführt ist. Es lässt sich aber zum
Beispiel durch breitere Stellplätze oder eine 3.
Fahrgassenverlängerung lösen.

4.

M 1:500 5.

124 Raumpilot Grundlagen


Ruhender Verkehr

Garagenklassifizierung – Kleingarage (bis 100 m2 Nutzfläche)


(entsprechend LBO GaVO)

Grundlagen
250

80
700

275
500
circa 50 m2/Stellplatz
(Durchschnittswert:
Gesamtfläche inklusive
Rampe/Stellplatzanzahl)

M 1:1000

Raumpilot Grundlagen 125


Grundlagen

Garagenklassifizierung – Mittelgarage (100 bis 1000 m2 Nutzfläche)

250 350
30m
500

80
650

275
500 500
650
500

circa 30 m2/Stellplatz
(Durchschnittswert:
Gesamtfläche inklusive
Rampe/Stellplatzanzahl)
0m
.3
x
ma

M 1:1000

126 Raumpilot Grundlagen


Ruhender Verkehr

Garagenklassifizierung – Großgarage (größer als 1000 m2 Nutzfläche)

Grundlagen
250 350
30m

500

80
650

275
500 500
650
500
circa 25 m2/Stellplatz
(Durchschnittswert:
Gesamtfläche inklusive
Rampe/Stellplatzanzahl)

30 m
max.

M 1:1000

Raumpilot Grundlagen 127


Grundlagen

Rampen – EAR 2005 Rampenneigung Fahrbahnbreite


Die Rampenneigung soll nach EAR 2005 im Die Fahrbahnbreite gerader Rampen mit
Allgemeinen 15 Prozent und bei Parkrampen Richtungsverkehr beträgt 2,75 m, bei
6 Prozent nicht überschreiten. Rampen im Gegenverkehr 5,75 m. Wenn die beiden
Freien sollen höchstens eine Steigung von Fahrstreifen durch einen Mittelleitbord
10 Prozent aufweisen, damit auch bei un- geteilt sind, ist eine Fahrbahnbreite von
günstiger Witterung eine sichere Befahrbar- 6 m empfehlenswert.
keit gewährleistet werden kann. Innenram-
pen kleiner Parkbauten sowie kurze Rampen Lichte Höhe
können in Ausnahmefällen bis zu 20 Prozent Die lichte Durchfahrtshöhe in Parkbauten
geneigt sein. soll mindestens 2,10 m betragen und bei
Neigungswechseln auf Rampen mit einer
Bei Neigungswechseln sind Neigungsdiffe- Neigung von über 8 Prozent Steigung min-
renzen über 8 Prozent auszurunden oder ab- destens 2,30 m.
zuflachen, um ein Aufsetzen der Fahrzeuge
zu vermeiden. Es ist darauf zu achten, dass die lichte
Durchfahrtshöhe unter allen Bauteilen, Ein-
Kuppenausrundungen bauten und Verkehrszeichen vorhanden ist.
Halbmesser Hk = mindestens 15 m
Wannenausrundungen
Halbmesser Hw = mindestens 20 m

Ausbildung Kuppe

HK
HK HK SR
S = 0% TK TK SR = min. 8%
TK = *
2 100

HW Ausbildung Wanne
HW
SR [%] = Rampenneigung
HK [m] = Kuppelhalbmesser SR = min. 8% S = 0%
TK [m] = Tangentenlänge HW SR
HW [m] = Wannenhalbmesser TW TW TW = *
TW [m] = Tangentenlänge Wanne 2 100 M 1:200

128 Raumpilot Grundlagen


Ruhender Verkehr

Ausbildung von Rampen für PKW bei tiefliegenden Kleingaragen


Rampenneigung SR = 10%

Grundlagen
Kuppenausrundung Halbmesser HK = 15 m
Wannenausrundung Halbmesser HW = 20 m

Höhendifferenz h [m] 1,00 1,50 2,00 2,50 3,00 3,50 4,00

Rampenlänge LR [m] 10,00 15,00 20,00 25,00 30,00 35,00 40,00

Gesamtrampenlänge L [m] 11,75 16,75 21,75 26,75 31,75 36,75 41,75

Die Rampenneigung sollte bei Rampen


im Freien 10 Prozent nicht überschreiten.
Die sichere Befahrbarkeit muss auch bei
ungünstiger Witterung gewährleistet sein.
Dies kann zum Beispiel durch eine geriffelte
Oberfläche, Heizung oder Überdachung
erreicht werden.

Rampeneinfahrt im Freien

SR = ≤ 10%
h
≥ 230

h [m] = Höhendifferenz
SR [%] = Rampenneigung
TK [m] = Tangentenlänge Kuppe
TW [m] = Tangentenlänge Wanne
TK LR TW
LR [m] = Rampenlänge ohne
L Ausrundung
M 1:200 L [m] = Gesamtrampenlänge

Raumpilot Grundlagen 129


Grundlagen

Rampen – EAR 2005 Ausbildung von Rampen für PKW bei tiefliegenden Kleingaragen
Rampenneigung SR = 15%
Kuppenausrundung Halbmesser HK = 15 m
Wannenausrundung Halbmesser HW = 20 m

Höhendifferenz h [m] 1,00 1,50 2,00 2,50 3,00 3,50 4,00

Rampenlänge LR [m] 6,67 10,00 13,33 16,67 20,00 23,33 26,67

Gesamtrampenlänge L [m] 9,30 12,63 15,96 19,30 22,63 25,96 29,30

Rampeneinfahrt Ausnahmefall

SR = ≤ 15%

h
≥ 230
h [m] = Höhendifferenz
SR [%] = Rampenneigung
TK [m] = Tangentenlänge Kuppe
TW [m] = Tangentenlänge Wanne
TK LR TW
LR [m] = Rampenlänge ohne
Ausrundung L
L [m] = Gesamtrampenlänge M 1:200

130 Raumpilot Grundlagen


Ruhender Verkehr

Ausbildung von Rampen für PKW bei tiefliegenden Kleingaragen


Rampenneigung SR = 20% (Ausnahmefall)

Grundlagen
Kuppenausrundung Halbmesser HK = 15 m
Wannenausrundung Halbmesser HW = 20 m

Höhendifferenz h [m] 1,00 1,50 2,00 2,50 3,00 3,50 4,00

Rampenlänge LR [m] 5,00 7,50 10,00 12,50 15,00 17,50 20,00

Gesamtrampenlänge L [m] 8,50 11,00 13,50 16,00 18,50 21,00 23,50

Rampeneinfahrt nur nach Zustimmung

► Die maximale Steigung von 20 Prozent


ist ausnahmsweise (!) nur zulässig bei einer
kleinen Nutzerzahl, kurzen Rampen und bei
einer übersichtlichen Ein- und Ausfahrt. Eine
Überdachung der Rampe oder eine Behei-
zung der Fahrbahn ist zwingend erforderlich.

Rampeneinfahrt Ausnahmefall

SR = ≤ 20%
h
≥ 230

h [m] = Höhendifferenz
SR [%] = Rampenneigung
TK [m] = Tangentenlänge Kuppe
TW [m] = Tangentenlänge Wanne
TK LR TW
LR [m] = Rampenlänge ohne
L Ausrundung
M 1:200 L [m] = Gesamtrampenlänge

Raumpilot Grundlagen 131


Grundlagen

Schleppkurve Pkw

Flächenbedarf bei Kurvenfahrt auf se hierzu finden sich in „Bemessungsfahr- schlag von 0,125 m. Bei Lkw sollte man auf
ebenen Parkierungsflächen zeuge und Schleppkurven zur Überprüfung Zuschläge von stets 0,25 m zurückgreifen.
Charakteristisch für den Bewegungsablauf der Befahrbarkeit von Verkehrsflächen“ der
eines mit den Vorderrädern gelenkten Fahr- Forschungsgesellschaft für Straßen- und Abstände
zeugs bei der Kurvenfahrt ist die sichel- Verkehrswesen (FGSV, 2001). Bei Ein- und Ausparkmanövern gelten die
förmige Verbreiterung der überstrichenen Bewegungszuschläge für ausreichend. Auf
Fläche durch das kurveninnere Hinterrad Bewegungs- und Begegnungszuschläge Fahrgassen und geraden Rampen sollte
(Schleppkurve). Der Flächenbedarf ist ab- Für Pkw soll dieser Zuschlag an allen Fahr- man einen Abstand von 0,25 m einhalten,
hängig von den maßgebenden Fahrzeugab- zeugseiten oder -kanten auf Fahrbahnen bei Fahrbahnen und gekrümmten Rampen
messungen, dem Kurvenradius und dem 0,25 m und auf Rampen 0,50 m betragen, 0,50 m.
Winkel der Fahrtrichtungsänderung. Hinwei- innerhalb von Fahrgassen genügt ein Zu-

50 275 50

25 250 25 500

Ri = 335 775

Ra = 585

Wendekreisradien des Wendekreisradien des


Bemessungsfahrzeugs Bemessungsfahrzeugs
Pkw für Parkflächen Pkw für Rampen
nach EAR 2005: nach der GaVO :
Wa = 5,85 m Wa = 7,75 m
Wi = 3,35 m Wi = 5,00 m
M 1:200 M 1:200

132 Raumpilot Grundlagen


Ruhender Verkehr

Schleppkurve Lkw

Grundlagen
Wendekreisradien des Bemessungs-
fahrzeugs Lastzug mit Anhänger für
Parkflächen nach EAR 2005:
Wa = 10,30 m
Wi = 3,80 m

25 650 25
Ri = 380
Ra = 1030

M 1:200

Raumpilot Grundlagen 133


Grundlagen

Wendeanlagen – RASt 2006


450 450

Wendeanlagen werden am Ende von Stich-

100
straßen und Stichwegen beziehungsweise Flächenbedarf für einen
Wendehammer für Pkw

450
Stichstraßensperren angelegt, wenn Ga-
ragenflächen oder Gehwegüberfahrten für
Wendevorgänge nicht mitbenutzt werden

400
können.

325
Aus lenktechnischen Gründen sollen
400 500
Wendeanlagen asymmetrisch linksseitig 475
angeordnet werden. 500

Wendehämmer erfordern Rangiermanöver


und sind daher, zumindest bei regelmä-
ßigem Lkw-Verkehr, aus Gründen der Ver- 100
550

550
kehrssicherheit und der Emissionsbelastung
ungünstiger als Wendekreise und Wende-
schleifen, welche in einem Zug befahren
500

werden können. Aus den angeführten


Beispielen lässt sich jedoch auch erkennen,
dass Wendehämmer wesentlich platzspa-
render sind als Wendekreise. Flächenbedarf für einen Wendehammer für
Fahrzeuge bis 9 m Länge (zweiachsiges Müllfahrzeug)

Alle Beispiele weisen eine Freihaltezone von


1 m auf. Gehwege sind nicht dargestellt.

134 Raumpilot Grundlagen


Ruhender Verkehr

Grundlagen
373 1170 373 900

Flächenbedarf für einen Wendekreis


für ein zweiachsiges Müllfahrzeug

900

1800
100
550
1050

600
Flächenbedarf für einen einseitigen und zweiseitigen Wen-
dehammer für Fahrzeuge bis 10 m Länge (dreiachsiges
250

Müllfahrzeug)
100

250 1550 250

M. 1:500

Raumpilot Grundlagen 135


Grundlagen

Verkehrsraum und
Abmessungen
Fahrrad – EAR 2005

225
20 100 20 20 60 20

Grundmaße für den Verkehrsraum des Radverkehrs, Schieben und Fahren, M 1:50

Unter anderem im Vorbereich von Schulen, Bauordnungsrechtliche Hinweise


Freizeiteinrichtungen, Sportstätten und Die Bauordnungen regeln die Anforde-
anderen öffentlichen Gebäuden und Plätzen rungen an den Bau von Fahrradstellplätzen.
sind Fahrradabstellplätze erforderlich. Sie Die geforderte Kapazität richtet sich nach
sollten ausreichend beleuchtet sein und so der zu erwartenden Fahrradbelegung. Einige
angeordnet werden, dass sie ständig ein- Bauordnungen definieren zudem qualitative
gesehen werden können. Bei längerer Ab- Anforderungen für die Erreichbarkeit und die
stelldauer empfiehlt sich eine Überdachung. Flächengrößen.
Zusätzlich sollten ausreichende Stütz- und
Anschließmöglichkeiten vorhanden sein.

136 Raumpilot Grundlagen


Ruhender Verkehr

Grundlagen
100

200 330
60

90

M 1:50

Grundtypen

– Fahrradhalter, an denen sich der Rahmen – Fahrradboxen ermöglichen die indivi-


oder ein Laufrad anschließen lassen, bie- duelle, diebstahlsichere Unterbringung
ten ein Mindestmaß an Diebstahlschutz eines Fahrrads sowie gegebenenfalls von
und Standsicherheit. Gepäck. Sie werden meist im Langzeit-
parkbereich eingesetzt, insbesondere an
– Fahrradkleingaragen werden überwiegend ÖPNV-Haltestellen.
für Wohngebäude geplant.
– Teil- oder vollautomatische Fahrradbauten
– Geschlossene Fahrradräume werden werden in stark frequentierten öffent-
häufig in Wohngebäuden, Schulen und lichen Bereichen wie beispielsweise an
Firmen eingesetzt. An Bahnhöfen erhalten Bahnhöfen realisiert.
die Nutzer für die abschließbaren Räume
Schlüssel oder Chipkarten.

Raumpilot Grundlagen 137


Grundlagen

Fahrradabstellfächen
EAR 2005

Höhengleiche Aufstellung

Lenker- oder Vorderradhalter benö-

80

120
tigen Achsabstände von 0,80 m bei
beengter und 1,20 m bei bequemer
Zugänglichkeit. Diese Aufstellungsart
wird auf Grund des relativ hohen Flä-
chenverbrauchs nur selten realisiert.

200 180 200 200 180 200


beengte Anordnung 2,30 m2/Fahrrad bequeme Anordnung 3,50 m2/Fahrrad

Höhenversetzte Aufstellung

Durch den Höhenversatz wird Fläche


eingespart. Allerdings entstehen
Nachteile durch mögliches Verhaken
100

der Lenker und/oder Beschädigungen

120
des Zubehörs wie Kabel und Lam-
pen. Ein seitliches Herantreten zum
Abschließen ist nicht möglich.

200 180 200 200 180 200


2
M 1:100 beengte Anordnung 1,45 m2/Fahrrad bequeme Anordnung 1,75 m /Fahrrad

138 Raumpilot Grundlagen


Ruhender Verkehr

Grundlagen
60 Schrägaufstellung

85
Vor dem Parkstand ist eine Verkehrs-
40

fläche notwendig, deren Breite vom


Aufstellwinkel abhängig ist. Das Ein-

60
und Ausparken ist in Richtung des
gewählten Winkels begünstigt.

150 180 150 150 180 150


Höhenversetzte Aufstellung 1,20 m2/Fahrrad Höhengleiche Aufstellung 1,75 m2/Fahrrad

Doppelaufstellung mit Vorradüber-


lappung

Die Achsabstände richten sich nach


den notwendigen Manövrierflä-
chen beim Ein- und Ausparken der
Fahrräder und nach den Ansprüchen
80

an die seitliche Zugänglichkeit.


Entscheidend für den Achsabstand
ist weiterhin die Breite von Fahrrad-
körben oder Kindersitzen.

180 350 180 350 180


Höhengleiche Doppelaufstellung 2,10 m2/Fahrrad M 1:100

Raumpilot Grundlagen 139


Grundlagen

Planungsregeln

Gesetze/Verordnungen
Landesbauordnung für Baden-Württemberg
LBO BW (letzte Änderung 2007)

Verordnung des Wirtschaftsministeriums


über Garagen und Stellplätze (Garagenver-
ordnung – GaVO), Baden-Württemberg
(7. Juli 1997, voraussichtliche Änderung
2010)

Empfehlungen
Forschungsgesellschaft für Straßen- und
Verkehrswesen, Arbeitsgruppe Straßenent-
wurf:
– Empfehlungen für Anlagen des ruhenden
Verkehrs (EAR 2005)
– Richtlinie für die Anlage von Stadtstraßen
(RASt 2006)

140 Raumpilot Grundlagen


Energie

Grundlagen
Raumpilot Grundlagen 141
Grundlagen
Energie

143 Besonnungsrichtung und Einfallwinkel


der Sonne im Jahresverlauf
144 Globalstrahlung
144 Sonnenscheindauer
145 Verschattung/Abstandsflächen
146 Strahlung Wandfläche – Ostseite
148 Strahlung Wandfläche – Südseite
150 Solare Energieeinstrahlung –
im gesamten Jahr
151 Solare Energieeinstrahlung –
nur im Winter
152 Planungsregeln/Literatur

142 Raumpilot Grundlagen


Energie

Besonnungsrichtung und Einfallswinkel Nord 0°


der Sonne im Jahresverlauf als Grund-

Grundlagen
Sonnenhöhe
lage zur Berechnung von Abstandsflä- 0°
chen, Verschattungen durch Bauwerke 10°
und durch Vegetation
20°

Mit Hilfe des Diagramms können die Be- 30°


21. Jun
sonnungsdauer und der Tageslichteinfall von 15. Jul 40°
20
Wohnräumen und Arbeitsräumen berechnet 5 15. Mai
50°
werden. Ein Wohnraum gilt als besonnt, 15. Aug
19 60° 6
wenn Sonnenstrahlen bei einer Sonnen-
15. Apr
höhe von mindestens 6 Grad in den Raum 70°
18 7
einfallen können. Ferner gilt eine Wohnung 80°
15. Sep
dann als ausreichend besonnt, wenn die 17
West 270° 90° 8 Ost 90°
mögliche Besonnungsdauer auf Brüstungs- 15. Mrz
16 9
höhe, in Fenstermitte, zumindest eines 15 Uhrzeit (MEZ) 10
Raums der Wohnung am 17. Januar eine 15. Okt 14
13 12
11
Stunde beträgt (DIN 5034). 15. Feb

Geländeverlauf, Nachbargebäude oder 15. Nov


Bäume können den Sonneneinfall behindern 15. Jan

und Verschattungen erzeugen. 21. Dez

Sü d 180°

Besonnungsrichtung und Einfallswinkel der Sonne am Beispiel Stuttgart 48° 47‘ Nord, 9° 11‘ Ost
(Quelle: Landeshauptstadt Stuttgart, Amt für Umweltschutz, Abteilung Stadtklimatologie, www.stadtklima-stuttgart.de)

Raumpilot Grundlagen 143


Grundlagen

Globalstrahlung Sonnenscheindauer

Hamburg Hamburg

Bremen Bremen

Berlin Berlin

Hannover Hannover

Köln Erfurt Köln Erfurt

Frankfurt Frankfurt

Stuttgart Stuttgart

München München

Jährliche Globalstrahlung Durchschnittliche Sonnenscheindauer

1200 1150 1100 1050 1000 950 900 KWh/(m² x a) 1800-1900 1700-1800 1600-1700 1500-1600 1400-1500 Stunden pro Jahr

144 Raumpilot Grundlagen


Energie

Verschattung/Abständsflächen Verschiedene Landesbauordnungen fordern


bei einer Wohnbebauung Abstandsflächen

Grundlagen
Die Forderung nach einer größerer Dichte entsprechend 2 H (doppelte Wandhöhe).
im Städtebau kann durch eine Erhöhung der Die Musterbauordnung (MBO) schlägt 2 x
Gebäudetiefe und der Geschosszahl und 0,6 H = 1,2 H vor. In Kerngebieten ist häufig
durch eine Verringerung der Gebäudeabstän- nur 2 x 0,4 H = 0,8 H oder sogar nur 2 x
de erreicht werden. Dies kann allerdings zu 0,2 H = 0,4 H erforderlich, abhängig von der
Belichtungsnachteilen in Gebäuden und auf jeweiligen LBO.
Freiflächen führen. Die unteren Abbildungen
verdeutlichen diesen Zusammenhang. Mit den Mindestabstandsforderungen der
Landesbauordnungen sollen Vorausset-
Die Besonnung ist nicht nicht nur für die zungen für gesunde Wohn- und Arbeitsver-
Gesundheit, das Wohlbefinden und den hältnisse geschaffen werden. Der höchste
Komfort der Nutzer von Bedeutung, sie hat Besonnungsgrad wird für Wohnnutzungen
auch großen Einfluss auf die Energiebilanz gefordert, danach folgen Büronutzungen,
der Gebäude (Passivhäuser). Gewerbe, Läden und Lagerflächen.

65° 21. Juni: 12:00

38° 21. Sept / März: 12:00

17° 21. Dez: 12:00


H

2xH 2 x 0,6 H 2 x 0,4 H 2 x 0,2 H

Verschattungssituationen

Raumpilot Grundlagen 145


Grundlagen

Die Einstrahlwerte auf die Ost- beziehungs- Strahlung Wandfläche – Ostseite


weise Westseite eines Gebäudes sind
in den Sommermonaten sehr hoch und
können sogar höhere Werte (750 W/m²)
erreichen als auf der Südseite (600 W/m²)!
Auch im Frühling und Herbst ist der Ener-
giegewinn auf der Ostseite (600 W/m²), der
im Gebäude häufig zur „Kühllast“ wird, nur
etwas geringer als auf der Südseite (800 12:00 Uhr 63°
0
W/m²). 80
0
70
0 0
Dargestellt ist der Verlauf der Sonne am Vor- 6
0
mittag von 4 Uhr bis 12 Uhr. Die Werte der 50
0 0
Grafik verdeutlichen auch, dass bei transpa- 16 4
U 0 hr
hr 30 4U
renten Bauteilen auf der Ost- und Westseite 0
2 0
ein wirksamer Sonnenschutz notwendig 0
10
ist. Bei der Gestaltung des Sonnenschutzes
muss der geringe Einstrahlwinkel beachtet 4:30 Uhr 0°
4
werden.
6
8
10
12

8U
Uhr hr
12

Tagesspitzenwerte [W/m2] im Sommer (51° Breite)

146 Raumpilot Grundlagen


Energie

Strahlung Wandfläche – Ostseite

Grundlagen
0 0
80 80
0 0
70 70
0 0 0 0
6 6
0 0
50 50
0 0 0 0
16 4 16 4
U 0 hr U 0 hr
hr 30 4U
hr 30 4U
0 0 0 0
2 2
0 0
10 10

4 4
12:00 Uhr 38°
6 6
8 8
10 6:00 Uhr 0° 10
12 12
12:00 Uhr 18°

8U 8U
Uhr hr Uhr hr
12 12 8:30 Uhr 0°

Tagesspitzenwerte [W/m2] im Frühling/Herbst Tagesspitzenwerte [W/m2] im Winter

Raumpilot Grundlagen 147


Grundlagen

Die Einstrahlwerte auf der Südseite, Strahlung Wandfläche – Südseite


beginnend von 8 Uhr bis 16 Uhr, sind
überraschend: Die Spitzenwerte sind im
Herbst und im Winter (800 W/m²) wesent-
lich höher als im Sommer (600 W/m²). Für
einen wirksamen Sonnenschutz ist der
sehr geringe Einstrahlwinkel im Winter zu
beachten.

80
Die Südseite ist gut geeignet, um in der 16:00 Uhr 41° 0
70
winterlichen Heizperiode Wärme durch 0
60
Solarenergie zu gewinnen. 0
50
0
40
16 0
U hr 30 hr
0 4U
20
0
10
0

16
14 8:00 Uhr 33°
12
10
8

8U
Uhr hr
12

Tagesspitzenwerte [W/m2] im Sommer (51° Breite)

148 Raumpilot Grundlagen


Energie

Strahlung Wandfläche – Südseite

Grundlagen
80
80 0
0
70
70 0
0
60
60 0
0 50
50 0
0
40
40 0
16 16:00 Uhr 20° 0 16
Uh 30 h r U hr
30
0 hr
r 0 4U 4U
20
20 0
0
10
10 16:00 Uhr 4° 0
0

16 16
14 14
12 12

10 10
8 8
8:00 Uhr 15°

8U
hr
8U
Uhr hr
U hr
12 12 8:30 Uhr 0°

Tagesspitzenwerte [W/m2] im Frühling/Herbst Tagesspitzenwerte [W/m2] im Winter

Raumpilot Grundlagen 149


Grundlagen

100 Prozent Energie 36 Prozent Energie


(maximal) (minimal) 92 Prozent Energie
Neigung: 30° Süd Neigung: 90° Nord Neigung: horizontal

Solare Energieeinstrahlung (%) – abhängig von der Neigung (0° bis 90°) und der Himmelsrichtung – im gesamten Jahr

We
st rd
No
We
rteW
es
tse 0°
ite
en
tsp 30°
rec
he
nd
er
Os
tse 45°
ite

60°

90°

90° 90°

60° 60°

45° 45°

30° 30°
0° 0°
Os
S üd t

150 Raumpilot Grundlagen


Energie

Grundlagen
25 Prozent Energie 8 Prozent Energie
(maximal) (minimal) 19 Prozent Energie
Neigung: 45/60° Süd Neigung: 90° Nord Neigung: horizontal

Solare Energieeinstrahlung (%) – abhängig von der Neigung (0° bis 90°) und der Himmelsrichtung – nur im Winter

We
st rd
No
We
rteW
es
tse 0°
ite
en
tsp 30°
rec
he
nd
er
Os
tse 45°
ite

60°

90°

90° 90°

60° 60°

45° 45°

30° 30°
0° 0°

üd Os
S t

Raumpilot Grundlagen 151


Grundlagen

Planungsregeln rechnung des Energiebedarfs von heiz- und VDI 4710 Blatt 3 / August 2009 / Meteoro-
raumlufttechnischen Anlagen in Deutsch- logische Grundlagen für die technische
Normen land, Berichtigungen zu DIN 4710: 2003-01 Gebäudeausrüstung
DIN 5034-1 / Oktober 1999 / Tageslicht in
Innenräumen – Teil 1: Allgemeine Anforde- DIN 4710 Beiblatt 1 / Januar 2003 / Statis- VDI 2078 Blatt 1 / Februar 2003 / Berech-
rungen tiken meteorologischer Daten zur Berech- nung der Kühllast klimatisierter Gebäude
nung des Energiebedarfs von heiz- und bei Raumkühlung über gekühlte Raumum-
DIN 5034-2 / Februar 1985 / Tageslicht in raumlufttechnischen Anlagen in Deutsch- schließungsflächen
Innenräumen – Grundlagen land – Korrelationen zwischen Lufttempera-
tur t und Wasserdampfgehalt x DIN V 4108-6 Berichtigung 1 / März 2004 /
DIN 5034-3 / Februar 2007 / Tageslicht in Wärmeschutz und Energie-Einsparung
Innenräumen – Teil 3: Berechnung Gesetze/Verordnungen in Gebäuden – Teil 6: Berechnung des
BauNVO Jahresheizwärme- und des Jahresheiz-
DIN 5034-4 / September 1994 / Tages- Verordnung über die bauliche Nutzung energiebedarfs
licht in Innenräumen – Teil 4: Vereinfachte der Grundstücke (Baunutzungsverord-
Bestimmung von Mindestfenstergrößen für nung), 1962, letzte Änderung 1993
Wohnräume Literatur
Verordnung über energiesparenden Wärme-
DIN 5034-5 Entwurf / September 2009 / schutz und energiesparende Anlagentechnik Daniels, Klaus: Energy Design for Tomorrow.
Tageslicht in Innenräumen – Teil 5: Messung bei Gebäuden (Energieeinsparverordnung Stuttgart, London 2009
EnEV), 2009
DIN 5034-5 / Januar 1993 / Tageslicht in Keller, Bruno; Rutz, Stephan: Pinpoint, Fak-
Innenräumen – Messung Landesbauordnung für Baden-Württemberg ten der Bauphysik. Zürich 2007
LBO BW (zuletzt geändert 2007)
DIN 5034-6 / Februar 2007 / Tageslicht in Wüstenrot Stiftung (Hrsg.): Energieeffizienz
Innenräumen – Teil 6: Vereinfachte Bestim- Richtlinien von Gebäuden. Stuttgart 2006
mung zweckmäßiger Abmessungen von VDI 4710 Blatt 1 / Dezember 2008 /
Oberlichtöffnungen in Dachflächen Meteorologische Grundlagen für die Tech- Hausladen, Gerhard, u.a.: ClimaDesign.
nische Gebäudeausrüstung – Außereuropä- München 2005
DIN 4710 / Januar 2003 / Statistiken meteo- ische Klimadaten
rologischer Daten zur Berechnung des Graf, Anton: Das Passivhaus – Wohnen
Energiebedarfs von heiz- und raumlufttech- VDI 4710 Blatt 2 / Mai 2007 / Meteorolo- ohne Heizung. München 2000
nischen Anlagen in Deutschland gische Daten in der technischen Gebäu-
deausrüstung – Gradtage Wuppertal Institut für Klima, Umwelt,
DIN 4710 Berichtigung 1 / November 2006 Energie, u.a.: Energiegerechtes Bauen und
/ Statistiken meteorologischer Daten zur Be- Modernisieren. Basel 1996

152 Raumpilot Grundlagen


Wohnen

155 Städtebau
165 Erschließung
175 Typologie
185 Ankommen
193 Kochen
213 Essen
223 Entspannen und kommunizieren
231 Schlafen
241 Kinder wohnen
251 Arbeiten
261 Reinigen und pflegen
279 Wirtschaften
285 Aufbewahren
293 Entsorgen
303 Nutzungsneutral
311 Private Freibereiche
321 Ökonomie
333 Schall
339 Planungsregeln/Literatur

Raumpilot Grundlagen 153


Wohnen

Zum Aufbau des Kapitels „Wohnen“ Bei den Sanitär- und Kochbereichen werden Bei diesem Kapitel geht es nicht um Detail-
darüber hinaus aber auch Anordnungsvari- informationen zur Kostenplanung, sondern
Das Kapitel „Wohnen“ gliedert sich inhalt- anten mit ihren entsprechenden Raumab- um einen groben Überblick über die Bedeu-
lich in drei Abschnitte. Im ersten – den ers- messungen dargestellt, da hier durch viele tung der unterschiedlichen Kostengruppen
ten drei Kapiteln – werden städtebauliche Planungsparameter (Mindestabstände, sowie über das Verhältnis von Kosten für
Erscheinungsformen von Wohnungsbauten, Mindestbewegungsflächen) bestimmte An- den längerfristigen Bauunterhalt et cetera
Erschließungssysteme von Geschosswoh- ordnungsmuster für Mindestanforderungen zu den einmaligen Investitionskosten. Das
nungsbauten und unterschiedliche Grund- vorgegeben sind. letzte Kapitel „Schall“ liefert abschließend
risstypen jeweils in einem systematischen Grundinformationen über die Schallschutz-
Überblick gezeigt. Ergänzt werden diese Funktionskapitel anforderungen an unterschiedliche Bauteile
durch die Kapitel „Nutzungsneutral“ und im Wohnungsbau.
Der zweite Abschnitt – die Kapitel von „An- „Private Freibereiche“. Im Kapitel „Nut-
kommen“ bis „Entsorgen“ – widmet sich zungsneutral“ werden Mindestraummaße
den unterschiedlichen Wohnfunktionen. von Individualräumen aufgezeigt, die
Die räumliche Organisation dieser Einzel- flexibel für unterschiedliche Funktionen Zu den Hinweisen auf Gesetze, Verord-
funktionen kann je nach Grundrisskonzep- nutzbar sind. Die Nutzungsneutralität der nungen, Planungsregeln
tion sehr unterschiedlich sein. Das Spek- Räume eröffnet Spielräume für die indivi- MBO – LBO
trum reicht von Zellengrundrissen, in denen duelle Nutzungsverteilung in der Wohnein- Zur Verwendung der Musterbauordnung,
jeder einzelnen Funktion ein spezifisch heit. Darüber hinaus kann damit auf sich der Landesbauordnung Baden-Württemberg
zugeschnittener Raum zugeordnet ist, bis ändernde Nutzungsanforderungen reagiert und des Gesetzentwurfs zur Novellierung
hin zu großzügigen Einraumeinheiten (Loft- werden, die sich unter anderem in Zusam- der Landesbauordnung Baden-Württemberg
wohnungen), in denen die Wohnfunktionen menhang mit dem Familienzyklus ergeben wird auf die entsprechenden Hinweise am
als „Funktionsinseln“ frei und veränderbar (zum Beispiel durch den Auszug der Kinder Anfang des Kapitels „Grundlagen“ (Seite
im Raum angeordnet sind und Nutzungsbe- aus der elterlichen Wohnung). Im nach- 12) verwiesen.
reiche sich teilweise überlagern. folgenden Kapitel „Private Freibereiche“
werden unterschiedliche Typen privater
Um für diese Vielfalt von Grundrisstypen Außenräume mit wesentlichen Planungs- Barrierefrei-Normen
anwendbare Planungsgrundlagen erstellen hinweisen aufgezeigt. Bei der Verwendung der Barrierefrei-Nor-
zu können, wurde die Funktion und nicht men wird auf die entsprechenden Hinweise
der Raum in den Vordergrund gestellt. Das Den dritten Abschnitt bilden die Kapitel am Anfang des Kapitels „Grundlagen“
heißt, dass primär die jeweilige Wohnfunk- „Ökonomie“ und „Schall“. Im Kapitel „Öko- (Seite 12) verwiesen.
tion mit dem für ihre Nutzung notwendigen nomie“ werden Hinweise auf die durch-
Flächen- und Raumbedarf als Grundbaustein schnittliche Verteilung von Investitions- und
für die Planung behandelt wird. Baunutzungskosten bei unterschiedlichen
Gebäudetypen gegenübergestellt.

154 Raumpilot Grundlagen


Städtebau

Wohnen
Raumpilot Grundlagen 155
Wohnen
Städtebau

157 Städtebau/Dichte
161 GRZ und GFZ – Berechnung
162 GRZ und GFZ – Beispiele
164 Abstandsflächen

156 Raumpilot Grundlagen


Städtebau

Städtebau/Dichte

Die folgenden Beispiele zeigen


unterschiedliche Dichtewerte bei
der Anordnung verschiedener

Wohnen
Gebäudetypen, beginnend vom
freistehenden Einfamilienhaus bis
hin zum Hochhaus. In exempla-
rischen Berechnungen werden die
Anzahl der Personen und Fahrzeuge
ermittelt, die jeweils auf einer ange-
nommenen Grundstücksfläche von
100 m x 100 m (1 ha) untergebracht
werden.

Als Berechnungsgrundlage wird die


durchschnittliche Größe der 2006 in
Deutschland fertiggestellten Woh-
nungen (Geschosswohnungsbau) mit
79 m² Wohnfläche herangezogen.
Daraus ergibt sich eine gerundete
Geschossfläche von 100 m² pro
Wohneinheit.

Pro Wohneinheit werden zwei Per-


sonen und ein Auto angenommen.

Hinweis: Der tatsächliche Durch-


schnittswert des gesamten
(bewohnten und nicht bewohnten)
Wohnungsbaubestands in Deutsch-
land liegt bei 42,9 m² (Quelle: Stati-
stisches Bundesamt, Stand 2007).

Durchschnittswerte für die Anzahl


der Fahrzeuge/Personen:
– 1 Kfz/2 Personen
– 1 Pkw/1,7 Personen
Städtebauliche Konfigurationen – Schema (Quelle: Statistisches Bundesamt,
Stand 2008)

Raumpilot Grundlagen 157


Wohnen

Städtebau/Dichte

100 Personen

0 Personen

100 Pkw
0 Pkw

circa 70/ha circa 80/ha

circa 35/ha circa 40/ha

circa 90/ha circa 140/ha

circa 45/ha circa 70/ha

158 Raumpilot Grundlagen


Städtebau

Wohnen
circa 160/ha circa 220/ha

circa 80/ha circa 110/ha

circa 320/ha circa 380/ha

circa 160/ha circa 190/ha

M 1:3000

Raumpilot Grundlagen 159


Wohnen

Städtebau/Dichte

circa 420/ha

circa 210/ha

circa 1060/ha

circa 530/ha

circa 760/ha

circa 380/ha

160 Raumpilot Grundlagen


Städtebau

GRZ und GFZ – Berechnung

Vorgaben zur genauen


Berechnung der Grund-
flächenzahl und der
zulässigen Grundfläche
enthält die Baunutzungs-
verordnung unter § 19
(BauNVO)

Wohnen
96

96 96

480 480

Berechnung der Grundflächenzahl GRZ Berechnung der Geschossflächenzahl GFZ

überbaute Grundstücksfläche gesamte Geschossfläche


GRZ = GFZ =
gesamte Grundstücksfläche gesamte Grundstücksfläche

96 96 + 96
GRZ = GFZ =
480 480

GRZ = 0,2 GFZ = 0,4

Raumpilot Grundlagen 161


Wohnen

GRZ und GFZ – Beispiele

In einigen Beispielen sind Höchst-


werte der GRZ und GFZ dargestellt.
Die rechtlichen Obergrenzen für das
Maß der baulichen Nutzung sind in
der BauNVO § 17 – klassifiziert nach
Baugebieten – festgesetzt:

Baugebiete (Beispiele): Einfamilienhaus Atriumhaus Reihenhaus Doppelhaushälfte


freistehend Beispiel: 1 Ebene Beispiel: 2 Ebenen Beispiel: 2 Ebenen
– reine Wohngebiete (WR) Beispiel: 2 Ebenen GRZ = 0,4 GRZ = 0,4 GRZ = 0,4
maximale GRZ = 0,4 GRZ = 0,2 GFZ = 0,4 GFZ = 0,8 GFZ = 0,8
maximale GFZ = 1,2 GFZ = 0,4

– besondere Wohngebiete (WB)


maximale GRZ = 0,6
maximale GFZ = 1,6

– Kerngebiete (MK)
maximale GRZ = 1,0
maximale GFZ = 3,0

Die Obergrenzen können überschrit-


ten werden, wenn zum Beispiel
besondere städtebauliche Gründe
dies erfordern.

Kettenhaus Zeilenbebauung Stadthaus Stadthaus


Beispiel: 2 Ebenen Beispiel: 4 Ebenen Beispiel: 8 Ebenen Beispiel: 6 Ebenen
GRZ = 0,2 GRZ = 0,3 GRZ = 0,2 GRZ = 0,3
GFZ = 0,3 GFZ = 1,2 GFZ = 1,6 GFZ = 1,8

162 Raumpilot Grundlagen


Städtebau

Wohnen
aufgelöste Blockrandbebauung
Beispiel: 6 Ebenen
GRZ = 0,3
GFZ = 1,8

Blockrandbebauung Wohnturm „Le Corbusier“ M 1:2000


Beispiel: 8 Ebenen Beispiel: 49 Ebenen
GRZ = 0,5 GRZ = 0,1
GFZ = 4,0 GFZ = 4,9

Raumpilot Grundlagen 163


Wohnen

Abstandsflächen

Die Tiefe der Abstandsfläche bemisst


sich nach der Wandhöhe; sie wird
h
0,1 25


senkrecht zur jeweiligen Wand 25 0,1
h


gemessen. Als Wandhöhe gilt das
Maß vom Schnittpunkt der Wand
mit der Geländeoberfläche bis zum h
5


Schnittpunkt der Wand mit der Dach- 0,2
5 0,2
haut oder bis zum oberen Abschluss h


der Wand.

Die erforderliche Abstandsfläche h


0,4


ergibt sich durch einen in der LBO
0,4
festgelegten Faktor, der je nach
h


Baugebiet zwischen 0,4 und 0,125
variiert (LBO BW). Dachflächen und >7 h2
Giebelflächen werden je nach Nei- 0°
gung unterschiedlich angerechnet. h
0,6

Die Tiefe der Abstandsflächen 0,6
beträgt (LBO BW Novellierung, h

h
voraussichtlich ab 2010):

– allgemein 0,4 der Wandhöhe


– in Kerngebieten, Dorfgebieten
und in besonderen Wohngebieten
0,25 der Wandhöhe h1
– in Gewerbegebieten und in Indus-
>4
5° h2
)
triegebieten sowie in Sondergebie-


ten, die nicht der Erholung dienen, h ( h+
0,4


0,125 der Wandhöhe.

0,4
(h


≤4 +
5° h1) h2


h )

+
(h
0,4

0,4
(h

+
h1

h
0,4

0,4
h

164 Raumpilot Grundlagen


Erschließung

Wohnen
Raumpilot Grundlagen 165
Wohnen
Erschließung

167 Vertikal
167 Einspänner
168 Zweispänner
168 Dreispänner
169 Vierspänner
169 Sechsspänner
169 Achtspänner
170 Horizontal
170 Außengangerschließung
173 Innengangerschließung

166 Raumpilot Grundlagen


Erschließung

Vertikal – Wirtschaftlichkeit: die Anzahl der Rettung eventuell gefordert (Rauchabzug,


angeschlossenen Einheiten beeinflusst Sichtkontakt zu Rettungskräften).
Spännererschließungen sind die am erheblich die Wirtschaftlichkeit
häufigsten realisierte Erschließungsform in – Anforderungen an Barrierefreiheit Entsprechend der Anzahl der jeweils an
Wohnungsbauten. Die Anzahl der an einem – Belichtung (natürlich/künstlich) einen Erschließungskern angeschlossenen
Erschließungskern angeschlossenen Woh- – Belüftung (Luftqualität, Ventilation) Wohneinheiten wird unterschieden in
nungen beeinflusst die Größe, Proportion – Energie (Hüllfläche, Beheizung; Lage an Ein-, Zwei- bis x-Spänner. Bei mehr als
und Orientierung der Wohneinheiten. Bei der Außenwand oder in Gebäudemitte; sechs angeschlossenen Wohneinheiten
der Planung der Lage und Gestaltung des Anbindung zur Dachfläche) werden höhere Brandschutzanforderungen

Wohnen
Erschließungskerns – in der Regel eine Trep- – Erdgeschoss (Eingangssituation, versetzte gestellt. Typologisch können verschiedene
pe mit Lift – müssen verschiedene Faktoren Ebenen Wohngeschoss/öffentliche Übergangstypen zwischen reiner Spänner-
berücksichtigt werden: Fläche) und reiner Gangerschließung unterschieden
– Räumliche Qualität: möglicher räumlicher – Übergang zu Freiflächen (Hofzugang) werden.
Zusammenhang über viele Ebenen – Untergeschoss (zum Beispiel Tiefgarage)
– Kommunikative Qualität: gemeinschaft- – Größe: baurechtlich erforderliche Maße
licher Raum mehrerer Wohnparteien, als Minimum Hinweis: Weitere Angaben zu Fluchtwegen siehe Kapitel
„Grundlagen – Rettung“
sozialer Raum – Baurecht: Lage an einer Außenwand zur

Einspänner

Raumpilot Grundlagen 167


Wohnen

Zweispänner

Dreispänner

168 Raumpilot Grundlagen


Erschließung

Wohnen
Vierspänner

Sechsspänner Achtspänner

Raumpilot Grundlagen 169


Wohnen

Horizontal Außengang-
erschließung
Außengangerschließungen sind
„Gehsteige zur Haustüre“. Sie wer-
Schnitt M 1: 500
den auch Laubengang oder Laufgang
(zu Beginn der Moderne) genannt.

Nebenstehender Schnitt zeigt die


Prinzipien:
– Außenflur unmittelbar am Gebäude
– Außenflur vom Gebäude abgesetzt
– Flur erschließt eine Ebene
– Flur erschließt zwei und mehrere
Ebenen (Maisonette, Duplex, Triplex)
– Außengang unmittelbar am Gebäude, – Außengang vom Gebäude abgesetzt
Gangerschließungen bieten den
– Gang erschließt eine Ebene – Gang erschließt eine Ebene
großen Vorteil, dass viele (oftmals
kleine oder mehrgeschossige) Woh-
nungen zumindest in der Eingangs-
ebene mit einem Aufzug wirtschaft-
lich barrierefrei erschlossen werden
können.

Gangerschließungen werden bei ent-


sprechender Größe und Gestaltung
auch zu Kommunikationsräumen. Da-
mit verbindet sich aber auch ihr größ-
ter Nachteil: mangelnde Privatheit
in den an den Gang angrenzenden
Wohnräumen. Zusätzlich werden
an die angrenzende Fassade häufig
erhöhte Brandschutzanforderungen
gestellt, die den Gestaltungsspiel-
raum einschränken. Insbesondere
Wandöffnungen sind oft nur einge-
schränkt möglich.
Zudem ist bei der Anordnung
eines offenen Außengangs ein
ausreichender Witterungsschutz im
Eingangsbereich jeder Wohnung
erforderlich.

170 Raumpilot Grundlagen


Erschließung

Außengang-
erschließung

Von einem Außengang


aus können auch zweige-
schossige Wohneinheiten
(Maisonetten) erschlossen
werden.

Die Lage des Außengangs

Wohnen
kann prinzipiell variieren:

– Eingezogener Außen-
gang mit guter Flächen-
– Außengang eingezogen – Außengang angesetzt – Außengang vom Gebäude abgesetzt ausnutzung, jedoch er-
– Gang erschließt zwei Ebenen – Gang erschließt zwei Ebenen – Gang erschließt zwei Ebenen heblicher baukonstruktiver
und bauphysikalischer
Belastung bei offenem,
„kaltem“ Gang.

– Angesetzter Außengang:
einfache und wirtschaft-
liche Form der Erschlie-
ßung, gestalterisch
dominant.

– Abgesetzter Außengang:
erhöhter Schutz der
Privatheit, wenn gesichert
ist, dass der Durchblick
nach unten und oben
entlang der Außenwand
eingeschränkt ist.

Raumpilot Grundlagen 171


Wohnen

Außengang-
erschließung

Von eine m Auß engang


aus können prinzipiell
auch m ehr als z w ei
Ebenen (zum B eispiel als
„ Triplex “) erschlossen
w erden. B ei diese m
Syste m sind auch Kombi-
nationen von dreigeschos-
sigen Wohneinheiten
mit w eiteren ein- oder
m ehrgeschossigen
Wohnungen möglich – Außengang eingezogen – Außengang angesetzt – Außengang vom Gebäude abgesetzt
(Wohnungsvielfalt). – Gang erschließt drei Ebenen – Gang erschließt drei Ebenen – Gang erschließt drei Ebenen

D er Auß engang erz wingt


keine eindeutige Orientie-
rung, es w erden jedoch
häufig die Nord- oder die
O stseite für die Erschlie-
ßung ge w ählt.

B ei der Auß engang-


planung müssen die
besonderen Brandschutz-
anforderungen beachtet
w erden (LB O). W enn
nicht z w ei bauliche (!)
Rettungs w ege vorhanden
sind, dann sind die M ög-
lichkeiten für Ö ffnungen
an der Auß engang w and
erheblich eingeschränkt.

172 Raumpilot Grundlagen


Erschließung

Innengang-
erschließung

Die Innenganger-
schließung ist eine
selten angewandte
Erschließungsform. Sie
bedingt in der Regel eine
West-Ost-Orientierung
der Wohneinheiten, um

Wohnen
ungleiche Lagequalitäten
Schnitt M 1: 500 auszuschließen. Allerdings
bietet sie eine hohe Varia-
bilität bei der Kombination
– Innengang – Innengang verschiedener Ebenen.
– Gang erschließt zwei Ebenen – Gang erschließt zwei Ebenen

Nachteilig ist bei diesem


System die räumliche
Qualität des Gangs,
da keine natürliche
Belichtung und Belüftung
möglich ist, falls keine
besonderen Außenkon-
taktflächen (Wand/Dach)
eingeplant werden. Positiv
ist die hohe Wirtschaftlich-
keit des Systems durch
die geringere Hüllfläche.

Raumpilot Grundlagen 173


Wohnen

174 Raumpilot Grundlagen


Typologie

Wohnen
Raumpilot Grundlagen 175
Wohnen
Typologie

177 Gebäudetiefen
178 Belichtung
179 Orientierung im Blockrand
180 Orientierung West-Ost
181 Orientierung Nord-Süd
182 Organisation

176 Raumpilot Grundlagen


Typologie

Gebäudetiefen

I. Zweiseitige Orientierung III. Zweiseitige Orientierung V. Einseitige Orientierung


große, nicht belichtete Nebenraumzonen „Normalfall“, geringe nicht belichtete Innen- Sondersituationen (Lärmschutz...)
Erschließung: Innengang raumbereiche Erschließung: Spänner
Erschließung: Spänner
II. Zweiseitige Orientierung VI. Zweiseitige Orientierung
große, nicht belichtete Nebenraumzone IV. Einseitige Orientierung „Durchwohnen“, hoher Wohnwert

Wohnen
Erschließung: Spänner Sondersituationen (Lärmschutz...) Erschließung: Spänner
Erschließung: Außengang, (Spänner)

II

III

12
-
20
10
-
IV

13
Haupträume
9-
11

V
Nebenräume
8-
11

Gebäudetiefen (min./ VI
max.) im Gechosswoh-
nungsbau bei linearerAn-
6-
8

ordnung
Quelle: Faller, Peter: „Der
Wohngrundriss“, Stuttgart
4-

2002
8

Raumpilot Grundlagen 177


Wohnen

Belichtung

Wohnungsbelichtung von einer Seite Wohnungsbelichtung von zwei gegen- Wohnungsbelichtung von zwei Seiten
– Wohnungstiefe begrenzt überliegenden Seiten – „Eckwohnungen“
– keine natürliche Belichtung der innenlie- – Wohnungstiefe bei Nord-Süd-Ausrichtung – Belichtung/Nutzung der innenliegenden
genden Räume begrenzt Ecke schwierig
– Ausrichtung möglichst nach Süden, Osten – bei Ost-West-Ausrichtung größere Grund- – Ausrichtung nach Südwesten günstig,
oder Westen risstiefen möglich nach Nordosten ungünstig

Wohnungsbelichtung von drei Seiten Wohnungsbelichtung über Innenhof Wohnungsbelichtung von vier Seiten
– meist Zeilenende – Sonderform „Atrium“ – Sonderform „Penthouse“
– Ausrichtung in alle drei Richtungen mög- – introvertiert, keine (wenige) Öffnungen – Ausrichtung in alle Richtungen möglich
lich nach außen – Belichtung/Grundrissanordnung nutzungs-
– sehr gute Belichtung der Räume – Belichtungsqualität von der Größe des abhängig
Innenhofs abhängig

178 Raumpilot Grundlagen


Typologie

Orientierung im Blockrand

Wohnen
Orientierung zur Himmelsrichtung Orientierung zur Straße Orientierung zum Innenhof
– Wohnungen soweit möglich nach Süden – Wohnungen orientieren sich zur Straße – Wohnungen orientieren sich zum Innen-
und Westen orientiert – Erschließung zeigt zum Innenhof hof
– Erschließung im Norden oder Osten – extrovertierte Wohnsituation – Erschließung zeigt zur Straße
– gute Belichtung der Wohnräume – introvertierte und private Wohnsituation
– Emissionsschutz

Raumpilot Grundlagen 179


Wohnen

Orientierung West–Ost

Schemata zellenartig organisierter Grund-


risse

1
– „Service“-Nebenräume in Gebäudemitte
– Orientierung der Aufenthaltsräume nach
Osten und Westen
– tiefer Grundriss möglich
– Bündelung der Installation

2
– „Wohnen“ im Westen, Individualräume 1 2
im Osten
– Erschließung der Individualräume über
„Wohnen“
– zwei Installationsbereiche

3
– „Wohnen“ im Westen, Individualräume im
Osten, Bereiche werden separat erschlos-
sen
– Wohn- und Essbereich in einem Raum
– zwei Installationsbereiche

4
– „Durchwohnen“-Prinzip
– „Wohnen“ zweiseitig orientiert
– Individualräume über „Wohnen“ erschlos- 3 4
sen
– Wohn- und Essbereich zusammenhän-
gend
– zwei Installationsbereiche

180 Raumpilot Grundlagen


Typologie

Orientierung Nord–Süd

Schemata zellenartig organisierte Grund-


risse

1
– „Individualräume“ im Süden, „Service“-
Nebenräume im Norden
– Erschließung über gemeinsamen Flur

Wohnen
– Wohn- und Essbereich in einem „Durch-
wohnbereich“
1 2 – Bündelung der Installation
– geringe Grundrisstiefe

2
– Individualräume im Süden, Service und
Kochen im Norden
– getrennte Schlafbereiche, zweiter Schlaf-
bereich wird über „Durchwohnbereich“
erschlossen
– zwei Installationsbereiche
Serviceräume
3
Individualraum – „Wohnen“ im Süden, Service und Kochen
im Norden
Gemeinschaftsräume – zwei Schlafbereiche mit unterschiedlichen
3 Orientierungen
– Individualräume werden über „Wohnen“
erschlossen
– Bündelung der Installation

Raumpilot Grundlagen 181


Wohnen

Organisation

linear zoniert
– lineare Organisation der Individualräume – Trennung zwischen gemeinschaftlichen
und der Serviceräume entlang einer zen- Bereichen und Individualräumen
tralen „Erschließungsachse“ – störungsfreie Erschließung der „Individu-
– Endpunkt der Achse kann „Wohnen“ und/ alräume“ über getrennte Erschließungs-
oder Servicebereich sein zone
– Flur häufig lang, schmal und/oder unbe-
lichtet

Architekt Lyons, London 1957 Architekt Alder, Basel 1992

Architekt O.M. Ungers, Berlin 1969 Architekt Jäger, Müller, „Hannibal“, Stuttgart 1971

182 Raumpilot Grundlagen


Typologie

zentral zirkular peripher


(Wohnraum als Mittelpunkt) (Umgang) (eingestellte Elemente)
– „Wohnen“ als kommunikativer Mittel- – Erschließungsbereich aufgewertet, Weg – großzügiger Raumeindruck
punkt und Verteiler zugleich schafft zusätzliche funktionale und räum- – zusammenhängende Fläche kann flexibel
– Einsparung von Erschließungsfläche liche Beziehungen mit „Funktionsinseln“ belegt werden

Wohnen
– geringere Abgrenzung der Privatsphäre – Verkehrsfläche sehr groß – wenig/keine ausgewiesene Erschlie-
– große Außenwandfläche ßungsfläche
– eingestellte Elemente sind meist instal-
lierte Serviceräume (Küche, Bad)

Architekt Aalto, Berlin 1957 Architekt O.M. Ungers, Köln 1957 Architekt Duinker, van der Torre, Amsterdam 1989

Architekt Schnebli, Ammann, Egli, Rohr, Zürich 1985 Architekt Suzuki, „cruciformers“, Paris 1967 Architekt Kairamo, Vormala, Helsinki 1963

Raumpilot Grundlagen 183


Wohnen

184 Raumpilot Grundlagen


Ankommen
Ankommen

Wohnen
Raumpilot Grundlagen 185
Wohnen
Ankommen

187 Eingangsbereich
188 Eingangsvarianten
190 Einrichtungen im äußeren Eingangs-
bereich
190 Briefkastenanlage/Klingelanlage
190 Barrierefreier Eingangsbereich
190 Rollstuhlabstellplatz (barrierefrei)
190 Briefkastenanlage/Klingelanlage
(barrierefrei)
190 Hauseingang außen (barrierefrei)
190 Hauseingang innen (barrierefrei)
191 Gemeinschaftliche Eingangsbereiche im
Geschosswohnungsbau
192 Einbruchschutz

186 Raumpilot Grundlagen


Ankommen

Reinigen
und pflegen
Aufbewahren
Kochen

Ankommen
Wirtschaften
Essen

Wohnen
Private Entspannen und
Arbeiten kommunizieren
Freibereiche

Funktionsbeziehungen Ankommen

Eingangsbereich Mit der aktuellen Vielfalt an konzeptionellen fläche bieten. Möglichkeiten zum Abstellen
Ansätzen für das Wohnen verbindet sich von schweren Einkaufstaschen et cetera
Eingangsbereiche bilden den Übergang auch eine Vielfalt an Gestaltungsansätzen sind beispielsweise im Eingangsbereich
zwischen innen und außen, zwischen für den Eingangsbereich. In vielen Fällen sehr hilfreich.
privat und öffentlich und meist auch zwi- wird dieser Bereich als eigene Raumzone
schen geregeltem Innenklima und wech- ausgestaltet und dient als eine Art „Filter- In der Eingangszone sollte eine Garderobe
selndem Außenklima. Als Raumbereich schicht“ zur Abschirmung der privateren zum Ablegen von Mänteln und Schirmen
des Ankommens und des Empfangens Räume. Das Gestaltungsspektrum reicht zugänglich sein. Darüber hinaus sollte ihr
fungierte die Eingangszone in historischen von minimierten Windfängen bis hin zu re- möglichst auch ein WC zugeordnet werden.
Wohnformen häufig auch als ein wichtiger präsentativen „Vorräumen“ und großzügigen Der Eingangsbereich sollte bei Wohnungen,
Repräsentationsraum der Wohnung. Eingangszonen, die direkt in die Gemein- von denen aus man unmittelbar ins Freie
In den standardisierten Familiengrund- schaftsbereiche der Wohnung übergehen. gelangt, möglichst eine äußere und eine
rissen des 20. Jahrhunders wurde der innere Tür besitzen (Windfang beispielswei-
Eingangsbereich jedoch auf einen funktional Welche konkreten Funktionen dem Ein- se bei Wohnungen am Laubengang).
notwendigen minimierten Flur reduziert. Die gangsbereich zugeordnet sind, ist abhängig
Bedeutung als Repräsentationsraum verla- vom jeweiligen Wohn- und Grundrisskon-
gerte sich in diesen Wohnungen vor allem in zept. Prinzipiell sollte dieser Raumbereich
das gemeinschaftliche Wohnzimmer. genügend Platz für die verschiedenen
Bewegungsabläufe und genügend Abstell-

Raumpilot Grundlagen 187


Wohnen

Eingangsvarianten

≥ 215
≥ 140
≥ 90 ≥ 125 ≥ 150 ≥ 200 ≥ 140 ≥≥180
200
≥ 210

105
40

≥ 90

Empfohlene Mindest- Überdachter Eingang Eingezogener Eingang Eingezogener Eingang Eingezogener Eingang mit Eingangsbereich mit
maße für Eingangstüren: mit Glasfeld mit Sitzgelegenheit und mit Glasfenster Kinderwagenabstellplatz Windfang und Garderobe
lichte Durchgangsbreite Ablage für Einkaufsta-
≥ 90 cm, lichte Durch- schen et cetera
gangshöhe ≥ 210 cm

188 Raumpilot Grundlagen


Ankommen

190

150 / 150

≥ 290
≥ 200

≥ 190

190
≥ 150

Wohnen
30 - 40

50 ≥ 150
≥ 200 ≥ 150 150 150 ≥ 300
85

85
67

Mindestmaße für einen Variante für einen roll- Rollstuhlwechselplatz außen mit stirn- Vorraum beziehungsweise
rollstuhlgerechten Ein- stuhlgerechten Eingangs- seitiger unterfahrbarer Ablagefläche Eingangsbereich mit Garderobe
gangsbereich entspre- bereich entsprechend und Batterieladeplatz für Elektroroll- und Rollstuhlwechselplatz innen
chend DIN 18025 und DIN 18025 und DIN 18040 stühle (entsprechend DIN VDE 0510 entsprechend DIN 18025 und
DIN 18040 (Entwurf) (Entwurf) Teil 3) DIN 18040 (Entwurf)

M 1:100

Raumpilot Grundlagen 189


Wohnen

Einrichtungen im äußeren Wohnhäuser mit bis zu vier Wohn- 150 cm angegeben. Zur Ausstattung eines
Eingangsbereich einheiten Batterieladeplatzes für Elektrorollstühle ist
Bei Wohnhäusern mit bis zu vier Wohn- DIN VDE 0510 Teil 3 zu beachten.
Briefkastenanlage/Klingelanlage einheiten sind die Hausbriefkästen und
Hausbriefkästen, Ablagefächer, Klingelanla- Ablagefächer an der Grundstücksgrenze Briefkastenanlage/Klingelanlage
gen et cetera sollten für Zusteller und Emp- anzubringen. Beträgt der Abstand zwischen Grundsätzlich sollten Briefkästen für Roll-
fänger jederzeit zugänglich und griffgünstig Grundstücksgrenze und dem Eingang über stuhlfahrer innerhalb des senkrechten
angeordnet sein, wobei Hausbriefkasten- 8 m, darf die Anbringung der Hausbrief- Greifbereichs liegen und mit dem Rollstuhl
anlagen und einzelne Hausbriefkästen kästen auch im Eingangsbereich, an der anfahrbar sein. Briefkästen sollten so an-
möglichst so angebracht sein sollten, dass Außenseite des Hauses oder als Durchwurf- gebracht sein, dass der Abstand zwischen
sie ohne Betreten des Gebäudes erreicht anlage vorgesehen werden. Unterkante Fußboden und Einwurfklappe
werden können. nicht unter 50 cm beziehungsweise nicht
Wohnhäuser mit mehr als vier Wohnein- über 170 cm beträgt. Die Bedienhöhe sollte
Briefkästen nach DIN EN 13724 heiten möglichst zwischen 85 cm und 105 cm
– Einwurfschlitzbreite mindestens 23 cm für Bei Wohnhäusern mit mehr als vier Wohn- liegen.
den Längseinwurf eines C4-Umschlags einheiten sind die Hausbriefkästen oder
– Einwurfschlitzbreite mindestens 32,5 cm die einzelnen Hausbriefkastenelemente am Hauseingang außen
für den Quereinwurf eines C4-Umschlags, oder vor dem Haus anzubringen oder als Der Zugang sollte schwellenlos erfolgen.
Einwurfschlitzhöhe mindestens 3 cm Durchwurfanlage vorzusehen. Entsprechend DIN 18025 sind in Ausnah-
– Entnahmesicherung mindestens 1,5 cm mefällen Schwellen bis maximal 2 cm Höhe
tief und 80 Prozent der Einwurfsschlitz- möglich. Die Hauptwege (Breite ≥ 120 cm)
breite Barrierefreier Eingangsbereich zum Hauseingang, zur Garage und zu den
– Der Abstand zwischen der Hinterkan- Müllsammelbehältern sollten auch bei
te der Entnahmesicherung und einem Rollstuhlabstellplatz ungünstiger Witterung gefahrlos begehbar
Poststapel mit einer Dicke von 4 cm muss Bei rollstuhlgerechten Wohnungen ist für sein. Das Längsgefälle der Wege sollte für
mindestens 0,5 cm betragen. jeden Rollstuhlbenutzer ein Rollstuhlabstell- rollstuhlgerechte Planung ≤ 3 Prozent und
platz, vorzugsweise im Eingangsbereich das Quergefälle ≤ 2 Prozent betragen.
≥ 12

des Hauses oder vor der Wohnung, zum


3

Umsteigen vom Straßenrollstuhl auf den Hauseingang innen


≥ 23 / 32,5 ≥ 40
Zimmerrollstuhl vorzusehen. Der Rollstuhl- Entsprechend dem Entwurf der DIN 18040
abstellplatz muss entsprechend DIN 18025 und der DIN 18025 Teil 1 muss die Wende-
≥4

mindestens 190 cm breit und mindestens fläche für Rollstuhlnutzer mindestens


150 cm tief sein. Im Entwurf DIN 18040 150 cm breit und 150 cm tief sein (Detail-
Briefkasten und Zeitungs- wird der Rollstuhlabstellplatz mit einer angaben hierzu siehe Kapitel Barrierefrei).
,7
≥9 rolle, M 1:200 Breite von 180 cm und einer Tiefe von

190 Raumpilot Grundlagen


Ankommen

Eingangsbereiche im
Geschosswohnungsbau

Wohnen
≥ 720
≥ 600
≥ 100

≥ 100

≥ 100 ≥ 100 ≥ 100 220 ≥ 100 ≥ 100 ≥ 100


≥ ca. 230

Beispiel für eine zweiläufige Treppe Beispiel für eine zweiläufige Treppe mit Aufzug Beispiel für eine einläufige Treppe mit
Aufzug

M 1:100

Raumpilot Grundlagen 191


Wohnen

Einbruchschutz die Außenhaut des Objekts. Sie sollen das Elektronische Sicherung
Eindringen in ein Objekt verhindern bezie- Elektronische Sicherungen dienen dem
Die DIN EN 1627 unterscheidet sechs hungsweise erheblich erschweren. Zu den Erkennen oder Melden von Gefahren bezie-
Einbruchswiderstandsklassen entsprechend Sicherungen gehören: hungsweise der Beobachtung von Orten.
der jeweiligen Widerstandszeit. Bei den so – Aufbohrschutz Zu den Sicherungssystemen gehören:
gesicherten Fenstern und Türen ist sicher- – Fensterverriegelungen – Alarmglas
gestellt, dass es in der Gesamtkonstruktion – Hinterhaken – Einbruchsmeldeanlage (Alarmanlagen)
(Rahmen, Beschlag, Verglasung beziehungs- – Kastenschloss – Überfallmeldeanlagen (ÜMA)
weise Türblatt, Zarge, Schloss und Beschlag) – Lichtschachtsicherung – Videoüberwachung
keine Schwachpunkte gibt. Eine Vielzahl – Pilzkopfverriegelung
von Einbrüchen lässt sich durch Maßnah- – Querriegelschloss Sonstige Maßnahmen
men zum Einbruchschutz verhindern oder – einbruchhemmende Rollläden Eine Kombination aus mechanischen und
erschweren. – Schutzbeschlag elektronischen Sicherungen optimiert den
– Sicherheitsschloss Einbruchschutz. Weitere, ergänzende Maß-
Mechanische Sicherung – Stangenschloss nahmen dazu können sein:
Mechanische Sicherungen sollten bei allen – Türspion – Zutrittskontrolle
Sicherungsplanungen an oberster Stelle – angriffhemmende Verglasung – Zaun
stehen. Derartige Sicherungen schützen – Vergitterung (DIN 18106) – Wachhunde
– gute Außenbeleuchtung
– Wertsachenerfassung
Einbruchschutznorm - Prüfnorm für Fenster, Türen DIN EN 1627
– Tresor/Wertbehältnis
– Nachbarschaftshilfe
Widerstandsklasse Widerstands- Tätertyp/Vorgehensweise
zeit – Haussitter
– Wach- und Sicherheitsdienst
WK 1 keine manuelle WK 1 bietet einen Grundschutz gegen Gelegenheitstäter; körperliche
Prüfung Gewalt z. B. Eintreten, Herausreißen etc., vorwiegend Vandalismus
.
WK 2 3 Minuten WK 2 setzt voraus, dass ein Gelegenheitstäter einfache Werkzeuge wie
Verhaltensmaßnahmen
zum Beispiel Schraubendreher, Zange, Keil benutzen Zu den Verhaltenmaßnahmen gehört der
WK 3 5 Minuten WK 3 widersteht auch Tätern, die einen Profischraubendreher, Kuhfuß et Anwesenheitsschutz.
cetera benutzen

WK 4 10 Minuten Bei WK 4 setzt der erfahrene Täter zusätzlich Hammer, Meißel, Schlagaxt,
Stemmeisen, Akku-Bohrer et cetera ein

WK 5 15 Minuten
Der erfahrene Täter setzt zusätzlich Elektrowerkzeugen wie zum Beispiel
Bohrmaschine, Stich- oder Säbelsäge, Winkelschleifer ein
WK 6 20 Minuten

192 Raumpilot Grundlagen


Kochen

Wohnen
Raumpilot Grundlagen 193
Kochen
Wohnen

195 Funktionen
195 Funktionsbeziehungen
196 Zuordnung im Grundriss
196 Orientierung
196 Planungsregeln
198 Küchendimensionierung
198 Einrichtungsmaße
199 Unterschränke und Unterbaugeräte
199 Arbeitshöhe
200 Schränke
200 Übliche Abmessungen von Küchen-
einrichtungen
202 Koch- und Backeinrichtungen
202 Dunstabzug
202 Kühl- und Gefriergeräte
202 Geräteabstellflächen
202 Planerische Besonderheiten
203 Bewegungsabläufe und
Grundrissanordnung
203 Arbeitsdreieck
204 Küchenformen
204 Sonderform „Schrankküche“ beziehungs-
weise mobile „Kofferküche“
205 Einzeilige Küche
205 Zweizeilige Küche
206 L-Küche
206 U-Küche
207 Küche mit Arbeitsinsel
207 L- Küche mit Essplatz
208 Barrierefreie Küchenplanung
212 Höhenverstellbare und flexible Möbel

194 Raumpilot Grundlagen


Kochen

Reinigen Ankommen
und pflegen
Aufbewahren
Essen
Entsorgen
Kochen

Wirtschaften
Entspannen und

Wohnen
kommunizieren

Freibereiche

Funktionsbeziehungen Kochen

Funktionen Funktionsbeziehungen
Innerhalb der Wohnung besteht eine enge
Der Bereich Kochen dient der Zubereitung Funktionsbeziehung zwischen Kochbereich,
und Aufbewahrung von Nahrungsmitteln. Essplatz, weiteren Wohnbereichen und Vor-
Darüber hinaus können in diesem Bereich ratslagerung (Vorratsraum, Keller, Garten).
noch weitere hauswirtschaftliche Funkti- Darüber hinaus ist häufig ein Bezug zum
onen integriert sein. privaten Außenbereich erwünscht.

Der Bereich Kochen kann als eigener Da in der Küche meist Lebensmittel auf-
Funktionsbereich räumlich abgeschlossen bewahrt werden, ist eine Lage in der Nähe
sein oder mit einem Essplatz oder weiteren vom Wohnungseingang (bei sehr großen
Wohnfunktionen räumlich gekoppelt sein. Wohnungen auch Anlieferungseingang)
In vielen Wohnungen bildet dieser Funkti- vorteilhaft. Auch Möglichkeiten zur problem-
onsbereich den räumlichen Mittelpunkt. losen Abfallentsorgung sind von Bedeutung.
Unabhängig von Funktionsbeziehungen
kann das Zusammenschalten von Küche
und Bad an einen gemeinsamen Installa-
tionsschacht aus ökonomischen und schall-
technischen Gründen sinnvoll sein.

Raumpilot Grundlagen 195


Wohnen

► Für einen zusätzlichen Essplatz in Zuordnung im Grundriss


der Küche sollten mindestens 4 m2
vorgesehen werden
Orientierung
Küchen sind entweder selbstständige
Räume oder der Kochbereich ist mit ande- Für eine reine Funktionsküche gilt eine
ren Funktionen in größere Raumbereiche Nordost- oder Nordwest-Orientierung als
integriert. Prinzipiell können vier unter- günstig, da dadurch ein Aufheizen des
schiedliche Kombinationsmöglichkeiten der Raums vermieden werden kann. Kommt
Bereiche „Kochen“, „Essen“ und „Wohnen“ ein Essplatz oder sonstige Aufenthaltsfunk-
unterschieden werden (siehe entspre- tionen dazu, kann die Besonnung jedoch
chende Grafik im Kapitel „Essen“ auf Seite erwünscht sein. Bei der Orientierung dieses
216): Raumbereichs müssen daher die unter-
schiedlichen Bedingungen und Funktionszu-
1. „Funktionsküche“ – nur Kochfunktionen sammenhänge abgewogen werden.
2. „Essküche“ – Kochbereich mit Essplatz
3. „Wohnküche“ – Kochen, Essplatz und
Wohnfunktionen fließen in einem Raum- Planungsregeln
bereich zusammen (zum Beispiel auch in
Lofteinheiten) Die Musterbauordnung fordert unter § 48:
4. flexible Anordnung – Funktionsbereiche „Jede Wohnung muss eine Küche oder
der Wohnküche können mittels flexib- Kochnische haben. Fensterlose Küchen
ler Schiebe- oder Faltwände temporär oder Kochnischen sind zulässig, wenn eine
zusammengeschaltet oder getrennt wirksame Lüftung gewährleistet ist“ (MBO
werden.

Erforderliche Mindestabstände in Küchen (nicht rollstuhlgerecht)

Erforderliche Mindestabstände zwischen Stellflächen und Abstände

gegenüberliegenden Stellflächen ≥ 120 cm

gegenüberliegenden Wänden ≥ 120 cm

anliegenden Wänden ≥ 3 cm

Tür- und Fensterlaibungen ≥ 10 cm

196 Raumpilot Grundlagen


Kochen

2002, § 48 Wohnungen).
Da abgeschlossene Küchen als Aufent-
haltsräume anzusehen sind, müssen sie
entsprechend MBO § 47 über eine lichte
Höhe von mindestens 2,40 m verfügen. In
der LBO BW sind dagegen abweichend nur
2,30 m Mindesthöhe gefordert und „2,20
m über mindestens der Hälfte der Grundflä-
che, wenn die Aufenthaltsräume ganz oder

Wohnen
!RBEITSKàCHE  0ERSONEN MIN M
überwiegend im Dachraum liegen; dabei
bleiben Raumteile mit einer lichten Raum-
höhe bis 1,50 m außer Betracht“ (LBO BW,
!RBEITSKàCHE 0ERSONEN MIN 
M
§ 34 „Aufenthaltsräume“).

Über eine notwendige Mindestgrundflä-


+àCHEMIT%SSPLATZ  M
che von Küchen macht die Bauordnung
keine Angaben. Als Orientierungswerte
für die Planung werden hier beispielhaft
die Festlegungen der Bayerischen Wohn-
bauförderbestimmungen herangezogen.
Darin wird für einen Ein- bis Zwei-Personen- 7OHNKàCHE CAM

Haushalt mindestens eine Lauflänge von


3,30 m und für Haushalte ab zwei Personen Schema Orientierungswerte Küchengrößen, M 1:50
eine Lauflänge von 5,40 m gefordert. Die
sogenannte Lauflänge wird entlang der frei
zugänglichen Vorderkanten der Küchenein-
richtungen gemessen.

Raumpilot Grundlagen 197


Wohnen

Geschirrspülmaschine unterhalb der Küchendimensionierung Einrichtungsmaße


Arbeitsfläche (Abtropffläche) links
neben dem Spülbecken
Als Mindestmaß für die Bewegungsfläche Grundlage für die bei der Küchenplanung
vor der Küchenzeile sind für die nicht roll- üblichen Einrichtungsmaße der Küchen-
stuhlgerechte Ausführung 120 cm empfoh- möbel und Elektrogeräte ist die DIN
len. Allerdings ist eine 120 cm breite Bewe- EN 1116. Im Jahr 2007 wurde die vorherige
gungsfläche zwischen zwei Küchenzeilen Planungsgrundlage DIN 18022 zurück-
nur für eine in der Küche arbeitende Person gezogen.
gerechnet. Bereits eine zweite Person oder
auch geöffnete Unterschränke können die Für die Abmessungen der Schränke und
Arbeit ein wenig behindern. Geräte wurden in der DIN EN 1116
Koordinationsmaße festgelegt. Die üblichen
► Die abgebildeten Arbeitshöhen Eine Vergrößerung der Bewegungsfläche Breitenmaße betragen für Schränke 30,
der unterschiedlichen Arbeitszen-
auf 150 cm Breite verbessert deutlich die 40, 60, 90, 120 und 150 cm und für Geräte
tren wurden in Abhängigkeit von
der Körpergröße als Idealmaße in Arbeitsbedingungen und ermöglicht darüber 60 cm. Über diese Maße hinaus wird in
ergonomischen Forschungsstudien hinaus auch Rollstuhlfahrern die Benutzung Deutschland eine Vielzahl an Sonderlö-
ermittelt (mit Bezug auf die Angaben
der AMK).
(siehe Kapitelseiten für die barrierefreie sungen auf dem Markt angeboten. So
Küchenplanung). sind häufig zusätzlich Breiten von 45 cm
► Die durchschnittlich gebräuch- erhältlich.
lichen Höhen von Arbeitsplatten
liegen bei etwa 85 cm bis 95 cm.

M 1:50

170
160
145

max. erreichbare Fachhöhe

95 - 100
90 - 95

85 - 95
85 - 90

80 - 90

80 - 90
70 - 85
80
70

Kochen Arbeiten Spülen


Körpergröß e 140 155 165

198 Raumpilot Grundlagen


Kochen

Unterschränke und Unterbaugeräte Abschnitt 3.4 eine maximale Arbeitsflächen- Oberschränke bis unter die Decke
schaffen zusätzlichen Stauraum.
Für die Höhe der Unterschränke bezie- höhe von 92 cm vorsah, empfiehlt die AMK
hungsweise der Unterbaugeräte wurden (Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche Zwischen Herd und Spüle minde-
in der DIN EN 1116 folgende Koordinati- e.V.) eine ergonomisch an die Körpergröße stens 60 cm Arbeitsfläche, besser
100 cm vorsehen.
onsmaße festgelegt: 770, 820, 870 und der Nutzer angepasste Arbeitsflächenhöhe
920 mm. zwischen 70 cm und 105 cm (siehe Abbil- Abfallbehälter berücksichtigen
dungen unten). (abhängig vom örtlichen Abfalltrenn-
system).
Arbeitshöhe
Als Bezugsmaß für die Arbeitshöhe gelten Hier werden für unterschiedliche Tätig-

Wohnen
folgende Maße: keiten auch unterschiedliche Arbeitshöhen
800 (0-50) mm empfohlen. Der Spülbereich kann dabei bis
850 (0-50) mm zu 15 cm über den normalen Arbeitsbereich
900 (0-50) mm angehoben werden, während die Arbeits-
950 (0-50) mm höhe des Kochbereichs tiefer liegen sollte.
Eine solche Differenzierung der Arbeits-
Bei den Arbeitshöhen sollten Aspekte der höhen ist beispielsweise bei einer Küche
Ergonomie berücksichtigt werden. Während mit freistehendem Arbeitsblock möglich.
die 2007 zurückgezogene DIN 18022/

195
185
175

> 105
95 - 105

95 - 105
90 - 100

85 - 100
105

105
80 - 100

80 - 100

170 180 190

Raumpilot Grundlagen 199


Wohnen

Übliche Abmessungen von Kücheneinrichtungen (Orientierungswerte) Unterschränke sind in der Regel mit
verstellbaren Füßen ausgestattet, um die
Schränke Stellflächenbreite Stellflächentiefe
Arbeitshöhe möglichst individuell anpassen
Unterschrank 30 - 150 cm 60 cm zu können. Häufig wird dieser Sockelbereich
Oberschrank 30 - 150 cm ≤ 40 cm verblendet. Um ein bequemes Stehen direkt
Hochschrank 60 cm 60 cm
vor der Arbeitsplatte zu ermöglichen, wird
empfohlen, den Sockels um circa 5 cm bis
Kühl- und Gefriergeräte
7 cm einzurücken.
Kühl- und Gefrierkombination 60 cm 60 cm

Gefrierschrank 60 cm 60 cm Unterschränke
Unterschränke sind günstig zur Unterbrin-
Arbeits-/Abstellflächen
gung von schwerem Geschirr oder Vorräten
kleine (große) Arbeitsfläche ≥ 60 (120) cm 60 cm
sowie für die Integration von Einbaugeräten.
Fläche für Kleingeräte ≥ 60 cm 60 cm

Abstellfläche neben Herd/Spüle ≥ 30 cm 30 cm Hochschränke


Hochschränke sind als Vorratsschränke oder
Abstell-/Abtropffläche neben Spüle ≥ 60 cm 60 cm
Geschirrschränke geeignet. Für die rücken-
Koch-/Backeinrichtungen schonende und sichere Nutzung wird der
Herd/Backofen (Glaskeramikkochfeld) 60 (≤ 90) cm 60 cm Einbau von Backofen, Mikrowelle, Dampf-
Einbaubackofen mit Schrank 60 cm 60 cm
garer und Geschirrspülmaschine in Sicht-
und Griffhöhe in Hochschränken empfohlen.
Mikrowellenherd mit Schrank 60 cm ≥ 40 cm

Spüleinrichtungen Oberschränke
Einbeckenspüle mit Abtropffläche ≥ 90 cm 60 cm Um die Tiefe der Arbeitsfläche von 60 cm
voll auszunutzen, wird empfohlen, die
Doppelbeckenspüle mit Abtropffläche ≥ 120 cm 60 cm
maximal 40 cm tiefen Oberschränke in
Geschirrspülmaschine 60 (45) cm 60 cm
einem Mindestabstand von 50 cm über
Spülzentrum (Einbeckenspüle mit Abtropffläche, ≥ 90 cm 60 cm der Arbeitsplatte anzubringen. Über den
Unterschrank und Geschirrspülmaschine
Arbeitszentren Herd und Spüle sollte der
Abstand zur Arbeitsfläche auf etwa 65 cm
erhöht werden.

200 Raumpilot Grundlagen


Kochen

65

Greifhöhe ca. 180

Wohnen
65

> 50
Brüstungshöhe in Abhängigkeit
von der Arbeitshöhe

85 - 92
10 - 15

30 - 40 5-7

60 120 60

240 M 1:20

Raumpilot Grundlagen 201


Wohnen

Koch- und Backeinrichtungen Gerätestellflächen


Die meisten Herde benötigen einen Stark- Für das Aufstellen von Küchenkleingeräten,
stromanschluss (380 V). wie Kaffeemaschine oder ähnliches, sollte
eine Gerätestellfläche von mindestens
Dunstabzug 60 cm x 60 cm vorgesehen werden.
Die Unterkante einer Dunstabzugshaube
über der Kochstelle sollte oberhalb der Planerische Besonderheiten
Augenhöhe der Benutzer liegen. Bei der Planung der Küche ist die Positio-
nierung von Elektroanschlüssen wichtig.
Kühl- und Gefriergeräte Für Einbaugeräte in den Unterschränken,
Für Ein- bis Zwei-Personen-Haushalte wird wie Backofen oder Geschirrspülmaschine,
ein Kühlgerät mit 120 l bis 140 l Fassungs- sind Anschlüsse auf einer Höhe von 30 cm
vermögen empfohlen. Für jede weitere vorzusehen. Elektroanschlüsse für Geräte
Person im Haushalt sollten zusätzlich etwa in den Oberschränken, wie Dunstabzug,
60 Liter Fassungsvermögen zuzüglich eines werden üblicherweise auf einer Höhe von
Gefrierfachs eingerechnet werden. Ergän- 165 cm angeordnet.
zend kann ein getrennter Gefrierschrank
oder eine Gefriertruhe auch außerhalb Für Kleingeräte auf der Arbeitsfläche muss
der Küche in Lagerräumen untergebracht darüber hinaus eine ausreichende Anzahl
werden. von Steckdosen auf einer Höhe von 115 cm
vorgesehen werden. Genauere Angaben
über die Mindestanzahl an Steckdosen und
Auslässen finden sich in der DIN 18015-2.

202 Raumpilot Grundlagen


Kochen

Bewegungsabläufe und Lineare Anordnung


Grundrissanordnung Bei einer einzeiligen Kücheneinrichtung gilt
für Rechtshänder die Lage der zentralen
A rbeitsdreieck Funktionen in folgender Anordnung von
Der Küchenbenutzer bewegt sich zwischen rechts nach links als günstig: Abstellfläche,
verschiedenen Arbeitszentren der Lagerung Herd, Arbeitsfläche, Spüle, Abstellfläche.
(Frischvorrat, Kühlvorrat, Tiefkühlvorrat et Für Linkshänder gilt dies entsprechend
cetera), der Vorbereitung (Arbeitsfläche, Ge- spiegelverkehrt.
räteschrank), der Zubereitung (Herd, Back-

Wohnen
ofen, Arbeitsfläche) und der Nachbereitung Zweizeilige Anordnung
(Spüle, Abtropffläche, Geschirrspülmaschi- In der zweizeiligen Anordnung bilden Herd,
ne, Abfallsammlung). Durch eine günstige Spüle und der gegenüberliegende Kühl-
Zuordnung dieser Arbeitszentren zueinander schrank das sogenannte „Arbeitsdreieck“.
kann ein fließender Arbeitsablauf mit kurzen Diese Anordnung führt zu einer Optimierung
Wegen erreicht werden, der notwendigen Weglängen im Arbeits-
ablauf. Herd und Spüle sollten möglichst
wie in der linearen Anordnung durch eine
Arbeitsfläche miteinander verbunden sein.

L-förmige Anordnung
Auch im Winkel angeordnet, bilden Kühl-
schrank, Herd und Spüle ein „Arbeits-
dreieck“. Herd und Spüle sollten ent-
sprechend den vorangegangenen Beispielen
nebeneinander liegen.

Übersicht Küchenformen, M 1:200

Raumpilot Grundlagen 203


Wohnen

Küchenformen
Bei der Küchenanordnung können unter-
schiedliche Grundformen unterschieden
werden:

Sonderform „Schrankküche“ beziehungs-


weise mobile „Kofferküche“
Hierbei handelt es sich um eine Minimal-
lösung, bei der alle wesentlichen Küchen-
funktionen auf kleinstem Raum kombiniert
werden. Solche Minimalküchen werden
häufig nur temporär eingebracht, oder in Fe-
rienappartements oder in Büros genutzt. Für
die üblichen Funktionsanforderungen größe-
rer Haushalte sind sie nicht ausreichend.
210

127
100
178
0
14

4
10

10
66

66
70

Beispiel für eine minimierte Schrankküche Beispiel für eine mobile Kofferküche

204 Raumpilot Grundlagen


Kochen

Einzeilige Küche Zweizeilige Küche


Alle Schränke und Geräte werden linear in Die zweizeilige Küche besteht aus zwei
einer Zeile angeordnet. Diese Anordnung gegenüberliegend angeordneten Küchen-
ist eher für kleine Haushalte geeignet. zeilen, wobei eine meist die Funktion der
Für Mehrpersonenhaushalte wird eine frei Installationszeile übernimmt und die andere
zugängliche Vorderkante der Zeilen von als Schrankzeile fungiert. Diese Anordnung
mindestens 5,40 m Lauflänge empfohlen. ist flächensparend, da sich die Bewegungs-
Dies würde bei einer einzeiligen Küchenan- flächen beider Zeilen überdecken. Um das
ordnung zu einer entsprechend großen und Arbeitsdreieck zu optimieren, wird empfoh-

Wohnen
kaum sinnvollen Raumlänge mit ungüns- len, den Kühlschrank in die Schrankzeile zu
tigen Raumproportionen führen. integrieren.

330
30 60 90 60 60 30

330

60
30 60 90 60 60 30
60

120
240
180
120

60

Einzeilige Küche Zweizeilige Küche M 1:50

Raumpilot Grundlagen 205


Wohnen

L-Küche U-Küche
Bei der L-förmigen Küche ist die Möblierung Wie bei der zweizeiligen Küche werden
winkelförmig angeordnet. Der sich erge- auch hier die Arbeitszentren Herd und Spüle
bende Eckbereich ist nur schwer zugäng- an einer Seite installiert, um möglichst kurze
lich, kann jedoch durch spezielle Schrank- Arbeitswege zu erhalten.
ausführungen sinnvoll genutzt werden.

360 360
60 60 90 60 60 30 60 60 90 60 60 30

60
60
240

120
240
180

60

L-Küche U-Küche

206 Raumpilot Grundlagen


Kochen

Küche mit Arbeitsinsel L-Küche mit Essplatz


Die Arbeitsinsel kann als reine Arbeitsfläche Diese Essküche wird beispielhaft für
dienen oder als Arbeitszentrum mit Kochfeld die Kombination aus Arbeitsküche und
und eventuell auch Spülfunktion gestaltet Essbereich angeführt. Der Essbereich ist in
werden. Diese Küchenformen haben einen diesem Fall als Imbissplatz gestaltet.
relativ großen Platzbedarf, da vor allen
Arbeitsseiten der Insel Bewegungsflächen
eingeplant werden müssen. Insellösungen
sind günstig für Küchen, in denen oft meh-

Wohnen
rere Personen gleichzeitig arbeiten.

360
240
370 60 60 60 60
40 60 60 60 90 60

60
60
60

120
300
280
60

60
60

60
40

Küche mit Arbeitsinsel L-Küche mit Essplatz M 1:50

Raumpilot Grundlagen 207


Wohnen

75-90

Barrierefreie Küchenplanung

≥ 210
≥ 150
≥ 150 ≥ 150 ≥ 150 ≥ 150
≥ 210 ≥ 270 ≥ 210 ≥ 270

Einzeilige Küche Zweizeilige Küche L-förmige Küche U-förmige Küche

Mindest-Bewegungsflächen vor Kücheneinrichtungen für Rollstuhlfahrer entsprechend DIN 18025 Teil 1 und DIN 18040 Teil 2 (Entwurf), M 1:100
Die Unterfahrbarkeit muss mindestens über 90 cm Breite gewährleistet sein.

208 Raumpilot Grundlagen


Kochen

75-90

Wohnen
≥ 180
≥ 120

≥ 120 ≥ 120 ≥ 120 ≥ 120


≥ 180 ≥ 240 ≥ 180 ≥ 240

Einzeilige Küche Zweizeilige Küche L-förmige Küche U-förmige Küche

Mindest-Bewegungsflächen vor Kücheneinrichtungen für barrierefreie Planung entsprechend 18025 Teil 2 und DIN 18040 Teil 2 (Entwurf), M 1:100
Ausreichende Beinfreiheit sollte beim Sitzen gewährleistet sein.

Raumpilot Grundlagen 209


Wohnen

75-90

Greifhöhe
max. 140 cm
30 - 40

30 - 40
≤ 140

≤ 140
Greifhöhe
75 - 90

75 - 90
min. 40 cm
≥ 67

≥ 40
40 40
60 (unterfahrbar) ≥ 150 ≥ 15 ≤ 45
3 ≥ 270 3

210 Raumpilot Grundlagen


Kochen

75-90

Wohnen
Greifhöhe
max. 140 cm
30 - 40

30 - 40
≤ 140

≤ 140
Greifhöhe
75 - 90

min. 40 cm 75 - 90
≥ 40

40 40
60 ≥ 120 60
3 ≥ 240 3 M 1:20

Raumpilot Grundlagen 211


Wohnen

75-90

Verschiedene höhenverstellbare und flexible Möbel für Rollstuhlfahrer, M 1:50


Design Rollstuhl: Natalie Chusainow und Matthias Högger, Diplomarbeit an der Fachhochschule Aargau, Studiengang Industrial Design, SS 2005

212 Raumpilot Grundlagen


Essen

Wohnen
Raumpilot Grundlagen 213
Wohnen
Essen

215 Essbereiche
215 Funktionsbeziehungen
216 Kombinationsmöglichkeiten von Küche,
Essplatz und Wohnbereich
217 Raumdimensionierung
217 Einrichtungsmaße
218 Mindestflächenbedarf von Essplätzen
220 Essplätze rollstuhlgerecht
221 Essplätze barrierefrei

214 Raumpilot Grundlagen


Essen

Kochen

Entspannen
Ankommen
und kommunizieren

Wohnen
Essen
WC
Arbeiten

Private Freibereiche

Funktionsbeziehungen Essen

Essbereiche Funktionsbeziehungen

Die Gestaltung und Nutzung des Essbe- Zwischen Küche, Essplatz und Wohnbereich
reichs ist in Abhängigkeit von der Haushalts- bestehen enge funktionale Beziehungen.
größe und von individuellen Wohngewohn- In der Grafik auf der folgenden Seite sind
heiten sehr unterschiedlich. Das Spektrum sechs unterschiedliche räumliche Anord-
reicht vom Stehtisch in der Küche für den nungsprinzipien dargestellt, die sich durch
schnellen Imbiss über den Esstisch für das die jeweiligen Bereichsabgrenzungen der
tägliche gemeinsame Essen der Familie bis Funktionsbereiche unterscheiden.
hin zur großzügigen Tafel für das ausgiebige
Menü mit Gästen. In vielen Fällen bildet der
Essbereich das soziale und kommunikative
Zentrum der Wohnung.

Raumpilot Grundlagen 215


Wohnen

Kombinationsmöglichkeiten
von Kochbereich, Essplatz und
Wohnbereich

Essbereiche in der Küche


Für einen Essplatz in der Küche
sollten mindestens 4 m² Fläche
zusätzlich vorgesehen werden.

Durch Anordnung einer Küchenzeile


Küche, Esszimmer und Wohnzimmer in einzelne Räume Kochbereich, Essplatz und Wohnbereich in einem
ohne Oberschränke in Richtung
getrennt Raumzusammenhang
Essplatz wird der Blickkontakt
zwischen Küche und Essplatz
ermöglicht.

Auch in Ein- bis Zwei-Personen-


Haushalten sollte es möglich sein,
den Essplatz bei Bedarf auch
für größerere Personengruppen
zu erweitern.

Flexible Raumabgrenzungen
Schiebe- oder Faltwände
ermöglichen die räumliche Kopplung
oder Trennung der Bereiche je nach
Bedarf.

Wohnküche mit Essplatz und Wohnzimmer getrennt Kochbereich, Essplatz und Wohnbereich in einem
Raumzusammenhang, Kochbereich flexibel abtrennbar

Kombinationsmöglichkeiten von Küche, Wohnbereich mit Essplatz, Küche getrennt Kochbereich, Essplatz und Wohnbereich in einem
Essplatz und Wohnbereich, M 1:200 Raumzusammenhang, Bereiche flexibel abtrennbar

216 Raumpilot Grundlagen


Essen

Raumdimensionierung Für Stühle sollten vor der Vorderkante des

40
Tischs etwa 50 cm bis 55 cm Stell- und

≥ 80
Überschlägig kann ein Mindestplatzbedarf Bewegungsfläche eingerechnet werden.
von etwa 4 m² Grundfläche bei der Anord- Zu Wänden sollten zusätzlich 30 cm und zu

40
nung des Essplatzes für vier bis sechs Möbeln zusätzlich 70 cm Abstandsfläche
60 60
Personen in der Küche angenommen hinter der Stuhlfläche eingerechnet werden.
ca. 130
werden.
Die Sitzhöhe von Essstühlen liegt durch- Platzbedarf Gedecke, M 1:50
schnittlich bei 42 cm bis 47 cm, sie sollte

Wohnen
Einrichtungsmaße jedoch jeweils auf die spezifische Tischhöhe
abgestimmt werden. Der Abstand zwischen
Grundlage der Essplatzbemaßung ist Sitzfläche und Tischunterkante sollte bei
die Fläche eines Gedecks. Pro Person Esstischen etwa 31 cm bis 34 cm betragen.
werden hierfür circa 60 cm x 40 cm Fläche
gerechnet. Als Tisch-Ansitzbreite werden
pro Person 65 cm bis 70 cm empfohlen.

Essplatz Mindeststellfläche für Tisch und Stühle

Stellflächentiefe Stellflächenbreite

4 Personen 180 cm 130 cm

5 Personen 180 cm 180 cm

6 Personen 180 cm 180 cm

7 Personen 180 cm 230 cm

8 Personen 180 cm 240 cm

Raumpilot Grundlagen 217


Wohnen

Mindest-Platzbedarf von Essplätzen

70 - 75

70 - 75
42 - 47

42 - 47
70 50 - 55 ≥ 80 50 - 55 30 70 50 - 55 90 - 120 50 - 55 30

Höhe Unterkante Leuchte über Augenhöhe der sitzenden Personen.


Anhaltswert: etwa 60 cm Abstand zwischen Tischplatte und Unterkante
Leuchte (blendfrei!)
30
50 - 55
70 cm Abstand bis zum Möbel

70 cm Abstand bis zum Möbel


10

Stellfläche 180 - 185


30 cm Abstand bis zur Wand

30 cm Abstand bis zur Wand


210 - 215
20 40 - 45
65
40 - 45
65
10

70 50 - 55 ≥ 80 50 - 55 30 70 50 - 55 90 - 120 50 - 55 30
Stellfläche 180 - 190 Stellfläche 190 - 230
280 - 290 290 - 330

Mindest-Platzbedarf beim eckigen und beim runden Essplatz, Schnitt und Grundriss

218 Raumpilot Grundlagen


Essen

110 - 115

85 - 92

85 - 92
80 - 85

70 - 75
70 - 75

Wohnen
60 25 30 - 40 30 60 40 50 30 60 50 - 110
45 40 60 - 70

Imbissplätze: Essbar, Ausziehtisch und Ansatztisch


55

55
5

5
190

190
130

130

130
80 5 55 55 5 80 5 55 55 5 80 5 55
140 200 200

Platzsparende Sitzplatzanordnung: Eckbank, U-Bank und Doppelbank M 1:50

Raumpilot Grundlagen 219


Wohnen
150

70 - 75
70 - 75
≥ 150 80 50 30 ≥ 150 120 50 30
≥ 310 ≥ 350

30
50
150 / 150
Wendefläche

120
≥ 370
130

150 / 150
Wendefläche

50
≥ 120

≥ 120
≥ 150 80 50 30 ≥ 150 120 50 30
≥ 310 ≥ 350

Mindest-Platzbedarf rollstuhlgerecht entsprechend DIN 18025 Teil 1 beziehungsweise entsprechend DIN 18040 (Entwurf) Teil 2 beim eckigen und beim runden Essplatz,
Schnitt und Grundriss

220 Raumpilot Grundlagen


Essen
90

70 - 75

70 - 75
90 80 90 90 120 90

Wohnen
260 300

90
120
≥ 350
130
≥ 220

50
≥ 90

≥ 90

90 80 90 90 120 90
260 300

Mindest-Platzbedarf barrierefrei entsprechend DIN 18025 Teil 2 beziehungsweise entsprechend DIN 18040 (Entwurf) Teil 2 beim eckigen und beim
runden Essplatz, Schnitt und Grundriss
M 1:50

Raumpilot Grundlagen 221


Wohnen

222 Raumpilot Grundlagen


Entspannen und kommunizieren

Wohnen
Raumpilot Grundlagen 223
Wohnen
Entspannen und kommunizieren

225 Einleitung
226 Mindestabmessung von „Wohnzimmern“
227 Platzbedarf Sessel und Sofa
228 Augenabstand zum Bildschirm
229 Billardtisch
229 Tischfußball
229 Klavier und Flügel
230 Entspannen und kommunizieren
barrierefrei

224 Raumpilot Grundlagen


Entspannen und kommunizieren

Kochen
WC

Essen

Wohnen
Ankommen
Entspannen und kommunizieren

Schlafen

Arbeiten

Private Freibereiche

Funktionszusam m enhänge Entspannen und kom munizieren

Einleitung

In den funktionalistischen Standardfamilien- war der Raum häufig mit Schränken, Rega- häufig überlagern sie sich mit anderen Nut-
grundrissen des 20. Jahrhunderts war das len, mit Fernseher, Radio und Plattenspieler. zungen. Aus diesem Grund werden auf den
gemeinschaftliche Wohnzimmer von seiner Das Zentrum bildete meist eine bequeme folgenden Seiten die Stellflächen verschie-
Größe und auch von seiner Bedeutung her Sitzgruppe mit Einzelsesseln oder Sofas. dener Ausstattungselemente als frei kombi-
den Individualräumen, der Küche und dem nierbare „Einzelbausteine“ dargestellt.
Bad gewissermaßen übergeordnet. Das Nach wie vor sind viele Grundrisse mit
Wohnzimmer war in der Regel der „reprä- einem gemeinschaftlichen Wohnzimmer
sentativste“ Raum der Wohnung, in dem oder Wohnbereich organisiert, doch die
die Gäste empfangen wurden. Daneben war Funktionen „Unterhaltung, Erholung, Ent-
es vor allem der Raum, in dem die Famili- spannung und Kommunikation“ haben sich
enmitglieder einzeln oder gemeinsam einen inzwischen zusätzlich auch in die anderen
Teil ihrer Freizeit verbrachten, wobei Unter- Raumbereiche verlagert. Diese Funktio-
haltung, Entspannung und Kommunikation nen können daher nicht eindeutig einem
meist im Vordergrund standen. Ausgestattet einzelnen Raumbereich zugeordnet werden,

Raumpilot Grundlagen 225


Wohnen

Orientierungswerte/Mindestflächen von „Wohnzim- Standard-Sofagrößen, M 1:50


mern“

ca. 85
Fläche

Wohnzimmer ohne Essplatz für

1 Person ≥ 16 m² ca. 180 - 240

1–2 Personen ≥ 18 m²

Wohnzimmer mit Essplatz für

4 Personen ≥ 20 m²

5 Personen ≥ 22 m²

6 Personen ≥ 24 m²

für jede weitere Person ≥ 2 m²

Zur Information über die Größen von Mindeststandards


ca. 160 - 200
werden hier die Angaben zu Mindestflächen von „Wohn-
zimmern“ aufgeführt, die in der DIN 18011 (zurückgezo-
gen) entsprechend aufgeführt waren.

ca. 60 - 90
84

83
48

41
40

47,5 60 104 83 50 61

Coconut Chair, Ottomane Coconut Chair, Entwurf: Charles Nelson Panton Chair, Entwurf: Verner Panton

226 Raumpilot Grundlagen


Entspannen und kommunizieren

ca. 200 - 300

ca. 350 - 400

Wohnen
ca. 300 - 350
ca. 70 - 100

ca. 350 - 400

ca. 80 - 100 ca. 80 - 100


ca. 270 - 300 Platzbedarf Sessel und Sofas

80
84
87
50

38
200 90 65 44 68
155 84 64 90

Soft Pad Chaise ES 106, Entwurf Ray und Charles Eames La Chaise, Entwurf Ray und Charles Eames Lounge Chair mit Ottomane, Entwurf: Ray und Charles Eames M 1:50

Raumpilot Grundlagen 227


Wohnen

60˚

Abstand: mindestens 3 - 4 fache Bildschirmdiagonale


90˚

Empfohlener Augenabstand zum Bildschirm,


M 1:50 Bildschirmdiagonale

67
62

160 73 99 70 76

Chaiselongue LC 4, Entwurf:
Le Corbusier, Pierre Jeanneret, Charlotte Perriand Sessel LC 3, Entwurf: Le Corbusier Sessel LC 2, Entwurf: Le Corbusier

228 Raumpilot Grundlagen


Entspannen und kommunizieren

ca. 120 - 167,5

ca. 74

Wohnen
ca. 143

ca. 190 - 310


Tischfußballspiel, Spielhöhe bei circa 88 cm bis 92 cm

Billardtisch, für private Zwecke und für Cafés übliche Außenabmessungen:


215 cm x 120 cm oder 225 cm x 125 cm, Spielfeldhöhe zwischen circa 80 cm bis 88 cm.
Beim Billardtisch muss der große Bewegungsraum beachtet werden.

275
200
155
60

140-160 114 150 160

Klavier Stutzflügel Salonflügel Konzertflügel M 1:50

Raumpilot Grundlagen 229


Wohnen
150 90

Entspannen und kommunizieren


barrierefrei

≥ 150

≥ 90
≥ 120

≥ 90
≥ 150

≥ 90

≥ 90 ≥ 80

Sitzgruppe mit Darstellung der Mindestbe w egungsflächen Sitzgruppe mit Darstellung der Mindestbe w egungsflächen
für die rollstuhlgerechte Planung entsprechend DIN 18025 für die barrierefreie Planung entsprechend DIN 18025 Teil 2
Teil 1 beziehungs w eise entsprechend DIN 18040-2 (Ent w urf) beziehungs w eise entsprechend DIN 18040-2 (Ent w urf)

230 Raumpilot Grundlagen


Schlafen

Wohnen
Raumpilot Grundlagen 231
Wohnen
Schlafen

233 Schlafbereiche
233 Funktionsbeziehungen
234 Anordnungsmöglichkeiten
234 Planungsregeln
235 Orientierung
235 Raumdimensionierung
236 Bettsysteme
237 Matratzengrößen
238 Schlafen barrierefrei

232 Raumpilot Grundlagen


Schlafen

Ankleiden Reinigen und pflegen

Arbeiten

Schlafen
Entspannen
und kommunizieren
Freibereiche

Wohnen
Kinder wohnen

Funktionsbeziehungen Schlafen

Schlafbereiche
In freien Grundrissanordnungen und Funktionsbeziehungen
In größeren Wohneinheiten sind die Lofteinheiten für kleinere Haushalte wird
Schlafbereiche meist vom Gemeinschafts- der Schlafbereich auch als „Funktionsinsel“ Starke Funktionsbeziehungen bestehen
bereich getrennt den Individualräumen offen oder abgeschirmt in den zusammen- zwischen dem Schlafbereich und dem
der einzelnen Haushaltsmitglieder zuge- hängenden Wohnraum integriert. Sanitär- und Ankleidebereich. Daneben
ordnet. Diese Individualräume für ein oder können Funktionsbeziehungen zwischen
zwei Personen werden über das Schlafen Bedeutungswandel bei Bettlägrigkeit Elternschlafzimmer und den Schlafräumen
hinaus auch als Rückzugs-, Aufenthalts-, Die Bedeutung des Schlafbereichs kann kleiner Kinder bestehen.
Kommunikations-, Arbeits-, Lese- und/oder sich im Krankheitsfall und/oder bei Bett-
Spielräume genutzt. Ein Teil der Funktionen, lägrigkeit stark ändern. Der Schlafbereich Weitere Funktionsbeziehungen sind vom
die noch vor einigen Jahrzehnten in wird für die Betroffenen zum räumlichen individuellen Wohnverhalten abhängig, sie
vielen Wohneinheiten ausschließlich den Zentrum ihres Lebens. In diesen Fällen können beispielsweise auch zum häuslichen
Gemeinschaftsräumen zugeordnet waren, können flexible Raumtrennungen Arbeitsplatz bestehen.
wie beispielsweise Musik hören, Fernsehen (Schiebewände) zwischen Schlaf- und
oder Freunde empfangen, wurden Wohnbereich sehr günstig sein, da sie dem
inzwischen auch in die Individualräume Bettlägrigen bei Bedarf eine „Teilhabe“ am
verlagert. Wohngeschehen ermöglichen.

Raumpilot Grundlagen 233


Wohnen

Orientierungswerte für Mindest-Einrichtungsmaße

Stellflächenbreite Stellflächentiefe
Schlafen in Individualräu-
men, getrennt. Für die Betten
Individualräume wird ein
nutzungsneutraler Raum- Einzelbett circa 90–140 cm circa 205–220 cm
zuschnitt empfohlen.
Doppelbett circa 160–220 cm circa 205–220 cm

Französisches Bett circa 140–160 cm circa 205–220 cm

Ablage neben Bett/Ablagetisch circa 55–60 cm circa 40 cm


Schlafen in Individualräu-
men, flexibel abtrennbar. Schrankflächen
Für die flexibel abtrenn-
baren Individualräume Kleiderschrank (eine Person) ≥ 110 60–65 cm
wird ein nutzungsneu-
Kleiderschrank (zwei Personen) ≥ 220 60–65 cm
traler Raumzuschnitt
empfohlen. Sonstige Einrichtungsgegenstände

Kleinkinderbett circa 55–60 cm circa 100–120 cm

Kommode/Regal circa 30–50 cm circa 100 cm


Schlafen im Loft, mit einer
Serviceinsel zoniert. Arbeitstisch ≥ 80 cm ≥ 55 cm
Schlafbereich mittels
Schiebewänden flexibel Stuhl circa 45 cm circa 50 cm
abtrennbar.
Sessel ≥ 60 cm ≥ 60 cm

Planungsregeln
Schlafen im Loft, mit
Serviceinsel zoniert Für Aufenthaltsräume, wie Individualräume Die LBO BW § 34 fordert hiervon
oder reine Schlafzimmer, gilt entsprechend abweichend nur 2,30 m lichte Raumhöhe
der MBO § 44 eine lichte Höhe von 2,40 m beziehungsweise 2,20 m über mindes-
als Mindestmaß. Diese Räume müssen tens der Hälfte ihrer Grundfläche bei
natürlich belichtet und belüftet sein. Das Dachräumen, wobei Raumteile mit
Schlafen im Loft, nur mit Rohbaumaß der Fensteröffnung sollte etwa einer lichten Höhe bis 1,50 m nicht
Möbeln zoniert ein Achtel der Grundfläche des Raums mitberücksichtigt werden.
betragen. Verglaste Loggien und künstliche
Anordungsmöglichkeiten des Schlafbereichs Beleuchtung werden unter bestimmten
bei unterschiedlichen Grundrisstypen, M 1:200 Voraussetzungen gestattet.

234 Raumpilot Grundlagen


Schlafen

5
200 - 210
≥ 295
60 ca. 140 60

Wohnen
Ankleideraum, empfohlener
Bewegungsraum etwa
140 cm, M 1:100

Orientierung
70
90

Individualräume sollten Besonnung erhalten.


Für die Orientierung der Räume ist daneben
70 70
die Abschirmung von störendem Lärm und
90 200 - 210 90
anderen Umwelteinflüssen zu beachten.
≥ 380

Stell- und Bewegungsfläche beim Doppelbett. Gestrichelt dargestellt ist die Mindestbewe-
gungsfläche (70 cm) und zusätzlich die empfohlene Bewegungsfläche (90 cm) um das Bett
und der daraus resultierende Platzbedarf, M 1:50
Raumdimensionierung

Für Individualräume sollte möglichst


eine nutzungsneutrale Raumgröße mit
mindestens 14 m² bis 15 m² eingeplant
werden (siehe Kapitel „Nutzungsneutral“).
ca. 415 - 425

Eine Verkleinerung um circa 2 m² ist


ca. 360 - 370

möglich, wenn die Flächen für Kleider- und


Wäscheschränke und für das Ankleiden
an anderer Stelle vorgesehen sind (zum
Beispiel in einem getrennten Ankleideraum).

Flächenbedarf bei unterschiedlicher Anordnung der


ca. 380 - 390 ca. 445 - 455 Möbel, M 1:100

Raumpilot Grundlagen 235


Wohnen

ca. 75 ca. 75

ca. 150
ca. 175
ca. 35

ca. 35

ca. 50
ca. 35
ca. 100 ca. 200 ca. 90 ca. 90 ca. 90

ca. 200

ca. 200
ca. 200

ca. 200

ca. 200
ca. 100 ca. 200
ca. 90 ca. 90

Einzelbett Doppelbett Hochbett Hochbett,


Anordnung mit 3 Betten

ca. 90

Eingebautes Bett
(Alkovenbett)
ca. 240

ca. 160

ca. 35 ca. 170 ca. 35 ca. 90


ca. 205 ca. 125
ca. 100

ca. 200

ca. 35 ca. 170

ca. 35 ca. 90

Klappbett, Bettlänge einklappbar Klappbett, Bettbreite einklappbar

236 Raumpilot Grundlagen


Schlafen

ca. 70
ca. 90

ca. 90

ca. 70
ca. 70

ca. 70
ca. 72
ca. 120 ca. 190 ca. 190 ca. 72 ca. 190

ca. 70
ca. 70
ca. 160

ca. 160

ca. 160
ca. 160

ca. 72 ca. 190

Wohnen
ca. 120 ca. 190 ca. 72 ca. 190

Klappsofas, Varianten Klappsessel

22
10 20 0

19

20

0
0

0
1 4

90
80

80

0
50
1

10
90
90

0
60

12
0

0
10

10
70

14

0
12

16
0

0
14

18
0

0
16

20
0
18

0
20

Übliche Matratzengrößen; häufig verwendet: 90 cm x 200 cm

Betten/Matratzengrößen M 1:100

Raumpilot Grundlagen 237


Wohnen
150

Schlafen barrierefrei

5
Die Bewegungsfläche muss 150 cm breit
sein entlang einer Längsseite des Bettes

200 - 210
(über die gesamte Bettlänge) und zusätz-
lich vor Schränken. Entlang der anderen
Bettlängsseite muss die Bewegungsfläche
mindestens 120 cm breit sein, damit der
Rollstuhlfahrer auch diese Bettseite im
Bedarfsfall anfahren kann.

≥ 420
≥ 150
60
5
≥ 150 200 - 210 ≥ 120
≥ 470

Mindest-Bewegungsflächen um das Bett entsprechend DIN 18025 Teil 2 beziehungsweise DIN 18040
(Entwurf) Teil 2, M 1:50
≤ 140
≥ 40

≥ 150

Kleiderschrank mit herunterklappbarer Kleiderstange, M 1:50

238 Raumpilot Grundlagen


Schlafen
120

Die Bewegungsfläche muss 120 cm breit

5
sein entlang einer Längsseite des Bettes.
Vor Schränken und entlang der anderen
Bettlängsseite muss die Bewegungsfläche
mindestens 90 cm breit sein.

200 - 210

Wohnen
≥ 360
≥ 90
60
5

≥ 120 200 - 210 ≥ 90


≥ 410

Mindest-Bewegungsflächen um das Bett entsprechend DIN 18025 Teil 2 beziehungsweise


DIN 18040 (Entwurf) Teil 2, M 1:50

Raumpilot Grundlagen 239


Wohnen

240 Raumpilot Grundlagen


Kinder wohnen

Wohnen
Raumpilot Grundlagen 241
Wohnen
Kinder wohnen

243 Funktionen
244 Funktionsbeziehungen
244 Orientierung
245 Planungshinweise
246 Stuhl- und Tischhöhen
246 Bettabmessungen
247 Raumdimensionierung
248 Raumhöhen

242 Raumpilot Grundlagen


Kinder wohnen

Schlafen
Eltern

Reinigen und pflegen

Spielen und schlafen

Kinder wohnen Kochen, essen

Wohnen
Draußen spielen Entspannen und
Private Freibereiche kommunizieren

Funktionsbeziehungen der Kinderbereiche

Funktionen

Der Raumbereich von Kindern beschränkt Die Anforderungen an diese Räume und
sich keinesfalls auf das Kinderzimmer, er an deren Ausstattung ändern sich mit den
umschließt die gesamte Wohnung und verschiedenen Altersstufen der Kinder.
die zugehörigen Freibereiche. Doch mit Aufgrund dieser vielfältigen Nutzungsanfor-
zunehmendem Alter gewinnt das „eigene derungen und auch in Hinblick auf den lang-
Zimmer“ als individueller Raumbereich stär- fristig vorhersehbaren Nutzungswechsel
ker an Bedeutung. Kinderzimmer sind nicht ist für Kinderzimmer ein nutzungsneutraler
nur Schlaf- und Rückzugsräume. Sie sind Raumzuschnitt mit einer Raumgröße nicht
vielmehr multifunktionale Raumbereiche, unter 14 m² zu empfehlen (siehe Kapitel
die auch für das Spielen, das Basteln, die „Nutzungsneutral“).
Hausarbeiten, das Lesen, für Treffen mit
Freunden, zum Musik hören und für vieles
mehr genutzt werden.

Raumpilot Grundlagen 243


Wohnen

Kind
Bezugsperson

Säugling Kleinkind Schulkind Jugendlicher Erwachsener

0 1 6 12 18

Jahre

0 7 14 21

Physischer Leib Ätherleib Astralleib Ich

Raumbezug zwischen Kind und Bezugsperson im Zusammenhang mit den Entwicklungsphasen eines Kindes
Oberer Zeitstrahl: nach Arbeitsgemeinschaft Wohnberatung e.V. – Wohnen mit Kindern
Unterer Zeitstrahl: anthroposophischer Ansatz (Quelle: Waldorfpädagogik nach Rudolf Steiner)

Funktionsbeziehungen

Mit den Entwicklungsphasen eines Kindes schlafzimmer getrenntes eigenes Kinder- Jugendliche einen separaten Wohnbereich
lockert sich die anfänglich sehr enge Bin- zimmer wird erforderlich. Anfänglich können mit eigenem Sanitärbereich und eigenem
dung zur Bezugsperson. Damit verändern sich auch zwei Kinder einen Raum teilen. Eingang zu schaffen, wäre daher ideal.
sich auch die Anforderung an die Kopplung Ab dem Alter von etwa acht bis zehn Jahren
beziehungsweise Abgrenzung der Raumbe- wird jedoch ein eigenes Zimmer für jedes Orientierung
reiche von Kind und Bezugspersonen. Kind empfohlen. Da Kinderzimmer ab dem Kindergartenalter
– beziehungsweise ab dem Schulalter – vor
Für Säuglinge und Kleinkinder ist die räum- Ein eigener Arbeitsplatz wird spätestens allem nachmittags genutzt werden, wird
liche Nähe zum Elternschlafbereich günstig. dann erforderlich, wenn das Kind in die eine Süd- oder Westorientierung empfohlen.
Eine direkte Kopplung der Raumbereiche Schule kommt. Für heranwachsende
kann in dieser Phase erwünscht sein. Mit Jugendliche erhält das eigene Zimmer als
zunehmendem Alter gewinnen für Kinder individueller Rückzugsbereich große Bedeu-
Möglichkeiten zur Abgrenzung des eigenen tung. Der Raum wird zu ihrer eigenen „Woh-
Bereichs an Bedeutung. Ein vom Eltern- ninsel“ in der Wohnung. Die Möglichkeit für

244 Raumpilot Grundlagen


Kinder wohnen

Sicherung elektrischer Niedrige Brüstungshöhen von Niedrige Geschossigkeit


Anlagen und Geräte Fenstern ermöglichen Kindern ermöglicht
Ausblick Ruf- und Blickbeziehungen
Absturzsicherung
nach außen

Möblierung:
Größe, Farbe, Material
Abstellflächen für Kinderwagen, Roller,
Fahrrad und Spielgeräte etc.
Sicherung von Außenraum

Wohnen
(Gartenteiche/ giftige Pflanzen etc.) erhöhter Treppengeländer:
und Spielbereichen Schallschutz Greifhöhe und Sicherheit

Gebäudeschema mit Hinweisen für eine „Kinder berücksichtigende“ Planung , M 1:200

Planungshinweise

In Gebäuden und Wohnungen, die stän- Psychologen raten dazu, Kinderzimmer


dig von Kindern genutzt werden, müssen nicht vollständig durchzuplanen, sondern
zahlreiche Sicherheitsaspekte berücksichtigt bewusst veränderbare oder vom Kind selbst
werden. Daneben sollten auch die besonde- wähl- oder gestaltbare Einrichtungen und
ren Körpermaße bei Greifhöhen, Fenster- auch abwaschbare, bemalbare Wandab-
öffnungshöhen, Möblierungen et cetera schnitte vorzusehen. Damit soll Kindern
beachtet werden. die Möglichkeit gegeben werden, sich ihre
Raumbereiche „anzueignen“ und gleichzei-
Für die Gestaltung von Bereichen für tig kreative Erfahrungen zu sammeln.
kleinere Kinder werden warme Farben, Farb-
kontraste und gute Belichtung empfohlen.

Raumpilot Grundlagen 245


Wohnen

Orientierungswerte für Stuhl- und Tischhöhen in Abhängigkeit zur


Körpergröße von Kindern (siehe auch Kapitel Lernen)

Körpergröße Tischhöhe (a) Sitzflächenhöhe (b)

≤ 113 cm 46 cm 26 cm

113–127 cm 52 cm 30 cm

128–142 cm 58 cm 34 cm

143–157 cm 64 cm 38 cm

158–172 cm 70 cm 42 cm

b
≥ 173 cm 76 cm 46 cm

70
70

263 - 278
70
70

190 - 205
213
193
173

140
120
100
3

3
3

3
3 50 70 3 60 70 3 70 70 3 90 - 160 70
123 133 143 163 - 233

Kinderbett, ca. 0 - 1 Jahre Kinderbett, ca. 1 - 4 Jahre Kinderbett, ca. 5 - 8 Jahre Einzelbett, ca. ab 9 Jahren

Bettabmessungen mit Mindestbewegungsfläche in Abhängigkeit von Alter und Körpergröße von Kindern, M 1:50

246 Raumpilot Grundlagen


Kinder wohnen

Raumdimensionierung
100 x 60
Kinderzimmer gelten als Aufenthaltsräume, des Raums einschließlich der Netto-Grund-
die laut Musterbauordnung 2002, § 47 fläche verglaster Vorbauten und Loggien

100 x 205
eine lichte Höhe von mindestens 2,40 m haben. Entsprechend LBO BW, § 34 ist
45 x 55
aufweisen müssen. Diese Räume müssen abweichend bereits eine lichte Höhe von
natürlich belichtet und belüftet sein. Das 2,30 m ausreichend.
Rohbaumaß der Fensteröffnung muss min-

110 x 65
destens ein Achtel der Netto-Grundfläche

Wohnen
Empfohlene Möbelstellflächen für ein Empfohlene Möbelstellflächen für ein Flächen für ein Kinderzimmer
Ein-Personen-Zimmer Zwei-Personen-Zimmer
Empfohlen
Anzahl Empfohlen (B x T) Anzahl Empfohlen (B x T)
Ein-Personen-Zimmer 14 - 16 m2
Bett 1 100 x 205 cm Bett 2 100 x 205 cm
Zwei-Personen-Zimmer (bis 6 Jahre) 16 - 20 m2
Kleiderschrank 1 110 x 65 cm Kleiderschrank 1 220 x 65 cm

Zusätzl. Möbelstück 1 110 x 55 cm 2 110 x 65 cm

Arbeitstisch 1 100 x 60 cm Zusätzl. Möbelstück 1 110 x 55 cm

Stuhl 1 45 x 55 cm Arbeitstisch 2 100 x 60 cm

Stuhl 2 45 x 55 cm

Raumpilot Grundlagen 247


Wohnen

Raumhöhen

Die Wahrnehmung der dritten Dimension


ist bei Kindern stärker ausgeprägt als bei
Erwachsenen. Ihr Blick bewegt sich nicht
überwiegend in der Horizontalen, sondern
stärker auch in der Vertikalen. Räumliche
Angebote für Kinder sollten daher auch
Perspektivwechsel und Bewegungen in der
Vertikalen ermöglichen. Übliche Raumhöhen
ab etwa 2,50 m bieten zahlreiche Möglich-
keiten zur Unterteilung in der Vertikalen.
Kleinere Kinder fühlen sich sicherer und
geborgener, wenn die Raumhöhe ihrer
Körpergröße angepasst ist. Kleine Nischen
und Höhlen sind willkommene Rückzugs-
bereiche.

Hochbett mit Leiter Möblierungsvariante mit erhöhtem Podest

111 - 129
92 - 111
92 - 111
66 - 78

Kind mit Ball Klettern Kind mit Springseil Spielende Kinder


Altersgruppe 3 Jahre Altersgruppe 3 Jahre Altersgruppe 3 Jahre Altersgruppe 6 Jahre

248 Raumpilot Grundlagen


Kinder wohnen

Wohnen
Raummodulation für Kinder, Ausbildung von Nischen und Podesten
111 - 129

123

Springen Lesen Kinder mit Kaufladen Kind mit Eisenbahn


Altersgruppe 6 Jahre Altersgruppe 6 Jahre Altersgruppe 6 Jahre Altersgruppe 6 Jahre

M 1:50

Raumpilot Grundlagen 249


Wohnen

250 Raumpilot Grundlagen


Arbeiten

Wohnen
Raumpilot Grundlagen 251
Arbeiten
Wohnen

253 Wohnen und Arbeiten


254 Räumliche Kombinationsmöglichkeiten
255 Arbeitsplatzgestaltung
255 Beleuchtung
256 Flächenbedarf Arbeitsplatz
258 Arbeiten barrierefrei

252 Raumpilot Grundlagen


Arbeiten

Schlafen

Entspannen und
kommunizieren Ankommen

Wohnen
Arbeiten
WC
Essen

Freibereiche

Funktionsbeziehungen von einem häuslichen Arbeitsbereich, die Funktionsbeziehungen können in Abhängigkeit von der
konkreten Art der Arbeit stark differieren

Wohnen und Arbeiten Die Technisierung der Arbeit durch die neu- im Auftrag der japanischen Firma „Brother“
en Informations- und Kommunikationsmedi- erstellt hat. Als „regular homeworking
Arbeitswissenschaftler sprechen seit den en (IuK) schuf die Voraussetzung für ortsun- teleworkers“, die komplett oder alternierend,
1990er Jahren in Hinblick auf die Entwick- abhängiges Arbeiten – auch von zu Hause mindestens jedoch einen Arbeitstag pro
lung der Arbeitsformen zunehmend von aus. Mit der „Telearbeit“ entwickelte sich Woche zu Hause arbeiten, wurden in
„Entgrenzungsprozessen“ (Gottschall/Voß eine neue häusliche Arbeitsform. Unter die- Deutschland für 2005 6,8 Prozent aller
2005). Mit diesem Begriff wird das Auflösen sem Begriff werden informationstechnisch Erwerbstätigen ermittelt. Dies entsprach
der Merkmale fordistisch-tayloristisch gestützte Erwerbstätigkeiten zusammenge- 2,6 Millionen Teleheimarbeitern bei insge-
geprägter Arbeitsorganisationen beschrie- fasst, die üblicherweise in einem Büro oder samt 38,8 Millionen Erwerbstätigen (2005).
ben, wozu auch die überkommene Trennung in einem Betrieb ausgeführt werden, die Ihre Zahl soll entsprechend der Prognose
zwischen Erwerbstätigkeit und Privatsphäre aber mittels IuK-Medien nun teilweise oder bis 2020 auf 14,9 Prozent steigen. Unter
zählt. Über Jahrzehnte hinweg gewohnte komplett zu Hause verrichtet werden. den mobilen „teleworkers“ ermittelte die
„Grenzen“, wie zwischen Arbeitszeit und Studie für 2005 einen Anteil von 39 Prozent,
Freizeit oder zwischen Wohnort und Arbeits- Neuere Zahlen zur Entwicklung der Telear- der sich bis 2020 auf 81 Prozent deutlich
ort, werden unbestimmter und verlieren ihre beit liefert eine Studie, die die englische erhöhen soll.
Eindeutigkeit. Beratungsfirma „Future Foundation“ 2005

Raumpilot Grundlagen 253


Wohnen

Räumliche Kombinations-
möglichkeiten

Die Abgrenzung der Bereiche Wohnen und


Arbeiten ist abhängig vom genauen Typus
der Arbeit und von persönlichen Vorlieben. Arbeitsplatz im Allraum/Loft Arbeitsplatz im internen
Arbeiten und Wohnen Schaltraum mit direktem
Wichtige, den Privatbereich eventuell
überlagern sich Zugang von außen
„störende“ Einflussparameter der Arbeit
stellen Kunden, Mitarbeiter, mögliche Anlie-
ferungen und eventuelle Störungen durch
Lärm et cetera dar.

Das Spektrum der räumlichen Kombinati-


onsmöglichkeiten von Wohnen und Arbeiten
spannt sich entsprechend weit auf; es reicht Arbeitsplatz im Allraum/Loft
Arbeiten flexibel abtrennbar
vom Zusammenfließen und Überlagern der
beiden Bereiche über den abgetrennten Ar-
beitsraum, mit oder ohne eigenem Eingang,
bis hin zum getrennten „Satellitenbüro“ an
anderer Stelle im Wohngebäude oder im
Quartier. Satellitenbüros können eventuell Arbeitsplatz im externen
Schaltraum, temporär
auch mit anderen Personen zusammen als
einer der Wohneinheiten
Nachbarschaftsbüros genutzt werden. zuschaltbar oder getrennt
Arbeitsplatz im flexiblen nutzbar
Möbelelement, temporär
Es scheint gerade für Arbeitsräume und -be-
zuschaltbar
reiche sinnvoll, spätere Nutzungswechsel
miteinzuplanen, denn viele Selbstständige
arbeiten nur phasenweise als „Teleheimar-
beiter“ von zu Hause aus. Häufig markiert
die Arbeit zu Hause nur die Gründungspha-
+
se eines Unternehmens. Nutzungsneutrale
Raumzuschnitte oder Schalträume mit
getrennten Eingängen können in Hinblick Getrenntes Arbeitszimmer Arbeitsplatz im Satelliten-
in der Wohneinheit büro im Gebäude oder im
auf spätere Nutzungsänderungen für diesen
Quartier
Bereich sinnvoll sein.

254 Raumpilot Grundlagen


Arbeiten

Arbeitsplatzgestaltung Direkte Beleuchtung


Das Licht strahlt von der Leuchte direkt
zum Arbeitsplatz. Dem Vorteil der Effizienz
Die Dimensionierung häuslicher Arbeits- auf der horizontalen Arbeitsebene stehen
plätze ist von der Art der Arbeit abhängig. die Nachteile der meist ungenügenden
Raumwirkung durch dunkle Decken und
Durch die weitere Miniaturisierung des starke Schatten gegenüber.
Arbeitsequipments ist Computerarbeit
prinzipiell überall möglich und kann auch
temporär in unterschiedlichen Wohn-
bereichen ohne besondere Zusatzaus-

Wohnen
stattung stattfinden. Indirekte Beleuchtung
Das Licht der Leuchte reflektiert über die
Decke und Wände und strahlt von dort zum
Beleuchtung Arbeitsplatz zurück. Einer angenehm hellen
– Am Arbeitsplatz werden zwischen 300 Raumwirkung steht vielfach ein diffuser,
schattenarmer Raumeindruck gegenüber.
und 1000 Lux empfohlen, durchschnittlich
500 Lux
– Reflexionsgrad der Möbel und Wände
beachten, Schreibtischoberflächen sollten
matt sein, um Blendung zu vermeiden
Indirekt-direkt-Beleuchtung
Indirekt-direkt-Beleuchtungen kombinieren
die beiden vorigen Konzepte. Dies schafft
eine effektive Beleuchtungsstärke bei
angenehmer Raumwirkung.

Beleuchtungsstärken in Lux

Licht vom Sternenhimmel 0,01

Licht vom Vollmond 0,24


Konzept „mildes Licht“
Nächtliche Straßenbeleuchtung 1 - 30
Dieses Beleuchtungskonzept orientiert
Energiesparlampe 20 W in 2 m Abstand 35 sich an der Charakteristik des Tageslichts.
Das Licht wirkt angenehm mild. Es bleibt
Gute Arbeitsbeleuchtung 300 - 2000 sichtbar.

Trüber Wintertag 3000

Sommertag bei bedecktem Himmel 20.000

Sommertag bei Sonnenschein 100.000

Raumpilot Grundlagen 255


Wohnen

Als Orientierungswert für


die Größe eines Arbeits-
tisches gilt 160 cm x 80 cm
Arbeitsfläche.

Die Normhöhe eines


Schreibtisches beträgt
72 cm, wichtiger ist jedoch
die Höhenverstellbarkeit
(68 cm bis 76 cm), die eine
Anpassung des Tisches an
die jeweilige Körpergröße
ca. 200

des Nutzers ermöglicht.


ca. 180
ca. 160

ca. 80 ≥ 100 ca. 45


ca. 90

Zur Orientierung: Flächenaufteilung und notwendige Abstände bei einem Schreibtischarbeitsplatz in Arbeitsstätten, entsprechend DIN 4543/
Teil 1, M 1:20

256 Raumpilot Grundlagen


Arbeiten

Wohnen
d
abstan
Augen
ca. 72 (individuell einstellbar)
65
62
55
12

20
45
60
ca. 80 ≥ 100

Ansicht üblicher Arbeitsplatz mit Beinfreiraum (gestrichelt), entsprechend DIN 4543 Teil 1, siehe auch DIN EN ISO 9241, M 1:20

Raumpilot Grundlagen 257


Wohnen

150

150

Arbeiten barrierefrei

ca. 80
ca. 60

ca. 80
ca. 60

≥ 150

Rollstuhlgerechter Arbeitsbereich: links: horizontaler Greifbereich (links eingeschränkt, rechts bei uneingeschränkter Beweglichkeit des
Oberkörpers, M 1:20

258 Raumpilot Grundlagen


Arbeiten

150
150

Wohnen
≤ 140
ca. 75 - 90 (individuell einstellbar)
UK Tisch ≥ 67

≥ 40

unterfahrbar ≥ 150

Rollstuhlgerechter Arbeitsbereich und vertikaler Greifbereich bei individuell einstellbarer Arbeitsplattenhöhe, unterfahrbare Bereiche müssen mindestens 90 cm breit
sein, M 1:20

Raumpilot Grundlagen 259


Wohnen

260 Raumpilot Grundlagen


Reinigen und pflegen

Wohnen
Raumpilot Grundlagen 261
Reinigen und pflegen
Wohnen

263 Funktionen
263 Funktionsbeziehungen
264 Zuordnungen der Sanitärräume im
Grundriss
265 Planungsregeln
265 Raumdimensionierung
266 Einrichtungsmaße
266 Duschwannen
266 Badewannen
267 Toiletten
267 Planerische Besonderheiten
267 Installation
267 Elektro
267 Belichtung und Belüftung
267 Schallschutz
267 Oberflächen
268 Sanitärraumarten
269 Stell- und Bewegungsflächen
274 Rollstuhlgerecht
275 Reinigen und pflegen barrierefrei
276 Beispiel rollstuhlgerechter Sanitärraum

262 Raumpilot Grundlagen


Reinigen und pflegen

WC

Schlafen
Kochen

Reinigen und pflegen


Kinder wohnen

Wohnen
Wirtschaften
Freibereiche

Entspannen und
kommunizieren

Funktionsbeziehungen Reinigen und pflegen

Funktionen von Nutzungszusammenhängen wegen der räumen mit direktem Zugang zugeordnet
möglichen Bündelung der Installationen in werden. Häufig wird aus ökonomischen
Sanitärräume bieten den Raum und die einem gemeinsamen Schacht von Vorteil Gründen jedoch ein gemeinsames Bad für
Ausstattung für die Körperhygiene und für sein. Darüber hinaus besteht eine funktio- den gesamten Schlafbereich vorgesehen.
die Körper- und Gesundheitspflege. Die nale Beziehung zum hauswirtschaftlichen
Größe und Gestaltung von Sanitärräumen Bereich. Häufig werden auch hauswirt- Werden Nasszellen direkt mit den Individu-
im Wohnungsbau variiert in einem breiten schaftliche Funktionen in das Bad integriert, alräumen gekoppelt, sollte möglichst noch
Spektrum zwischen flächenoptimierten insbesondere für das Waschen und Trock- ein weiteres Bad beziehungsweise ein
Funktionsräumen und großzügigen Raum- nen von Wäsche. getrenntes WC eingeplant werden, das von
bereichen mit Aufenthaltsqualitäten. den übrigen Räumen aus erreicht werden
Für die Zuordnung der Sanitärräume inner- kann. Aber auch im Fall eines gemeinsamen
halb einer Wohnung gibt es unterschiedliche Bads ist grundsätzlich ein zweites WC
Funktionsbeziehungen Möglichkeiten. Jedem Individualraum eine (Gäste-WC) zu empfehlen.
eigene Nasszelle zuzuordnen, stellt eine
Das Bad ist funktional stark an die Indi- aufwendige, für die Nutzung aber sehr
vidualräume gekoppelt. Eine räumliche günstige Lösung dar. Daneben können
Anbindung an die Küche kann unabhängig Nasszellen auch jeweils zwei Individual-

Raumpilot Grundlagen 263


Wohnen

Zuordnung der Sanitärräume im Grundriss

Jedem Individualraum ist direkt ein Die Beispiele unten zeigen eine Diese Reihe zeigt Anordnungs- Die Beispiele dieser Reihe zeigen
eigener Sanitärraum zugeordnet. Bei Variante, bei der jeweils zwei varianten bei denen mehreren unterschiedliche Anordnungen von
dieser Anordnung muss den Gemein- Individualräumen ein Sanitärraum Individualräumen ein gemeinsamer Sanitärräumen in Einraum-Wohnein-
schaftsbereichen ein zusätzliches direkt zugeordnet ist. Auch bei dieser Sanitärraum zugeordnet ist. heiten (Lofteinheiten).
WC zugeordnet werden. Anordnung muss den Gemein-
schaftsbereichen ein zusätzliches
WC zugeordnet werden.

264 Raumpilot Grundlagen


Reinigen und pflegen

Planungsregeln Norm hatte die Anforderungen an eine ► Bei der Planung von WC- und
Sanitärräumen sollten soweit
barrierefreie Planung nicht berücksichtigt.
möglich die Bewegungsmaße für die
Entsprechend der Musterbauordnung muss Im Kontext des demografischen Wandels barrierefreie Badplanung zugrunde
jede Wohnung ein Bad mit Badewanne oder und im Sinne eines „Universal Design“ gelegt werden.

Dusche und eine Toilette besitzen (MBO sollten aktuelle und zukünftige Planungen
§ 48). Fensterlose Bäder sind nur zulässig, von Sanitärräumen nach Möglichkeit
wenn eine wirksame Lüftung gewährleistet den Anforderungen der DIN 18025
ist (MBO § 43). Bäder können nach Norden beziehungsweise der nachfolgenden DIN
orientiert sein. 18040 entsprechen. ■

Wohnen
Anstelle eines zweiten Waschbe-
ckens im Bad ist im Mehrpersonen-
haushalt meist ein zweiter Wasch-
Die LBO BW fordert unter § 36, dass Angaben zu Mindestmaßen für die platz mit zusätzlicher Dusche an
jede Nutzungseinheit mindestens eine Ausstattung von Sanitärräumen in anderer Stelle zu empfehlen, um eine
parallele Nutzung zu ermöglichen.
Toilette haben muss und dass diese eine Wohnungen macht die VDI-Richtlinie
ausreichende Lüftung aufweisen muss. 6000 Blatt 1 / Februar 2008. Hierin
werden detaillierte Hinweise zur Größe
von Sanitärobjekten (Stellflächen), zu
Raumdimensionierung seitlichen Abstandsflächen zwischen den
einzelnen Sanitärobjekten beziehungsweise ► Bei der Planung eines Sanitär-
raums müssen auch die Beheizung,
Im Jahr 2007 wurde die DIN 18022 zu Wänden sowie zu den notwendigen
die Beleuchtung, die Warmwasser-
zurückgezogen, die bisher als wesentliche Mindestbewegungsflächen gegeben. versorgung und gegebenenfalls der
Planungsgrundlage für die Stell- und Fliesenplan berücksichtigt werden.

Bewegungsflächen im Bad diente. Diese

Erforderliche Abstände von Sanitärraumausstattungen/Mindestwerte entsprechend VDI 6000 Blatt 1

Erforderliche Abstände zwischen Stellflächen oder Wänden und Abstände

gegenüberliegenden Stellflächen ≥ 75 cm

gegenüberliegenden Stellflächen von Waschmaschine/-trockner ≥ 90 cm

Erforderliche Abstände zwischen Stellflächen für bewegliche Einrichtungen und

anliegenden Wänden ≥ 3 cm

Erforderliche Abstände zwischen Stellflächen und

Türlaibungen ≥ 10 cm

Raumpilot Grundlagen 265


Wohnen

Einrichtungsmaße Bewegungsflächen können sich allerdings Standardduschwannen (80 cm x 80 cm oder


sowohl seitlich als auch gegenüberliegend 90 cm x 75 cm) liegen meist zwischen 6 cm
Als Mindestbewegungsfläche vor Sanitär- überdecken. und 26 cm. Für möglichst bodengleiche
objekten sollten in der nicht barrierefreien Duschbereiche können beispielsweise
Planung 75 cm vorgesehen werden. (Die Duschwannen Flachwannen (1 bis 2 cm) eingesetzt
Anforderungen in der VDI Richtlinie 6000 Duschwannen sind aufgrund ihres geringen werden. In der nicht barrierefreien Planung
Blatt 1 liegen teilweise darunter). Vor Flächenbedarfs geeignet für kleine Bäder. muss vor der Dusche ein Bewegungsraum
Waschmaschinen und Wäschetrocknern Wenn möglich sollte eine Duschwanne von mindestens 75 cm x 90 cm vorhanden
muss auf der Bedienseite eine Fläche und zusätzlich eine Badewanne ange- sein. Für die Einstiegsbreite sollten
von 90 cm freigehalten werden. Die ordnet werden. Die Wannenhöhen von mindestens 70 cm vorgesehen werden.

Abstandsmaße verschiedener Sanitärobjekte untereinander und zu Wänden/entsprechend VDI 6000 Blatt 1

Sanitäre Ausstattungs- Einzel- Doppel- Einbau- Einbau- Hand- Sitzwasch- Klosett- Klosett- Urinal- Dusch- Bade- Bade-
gegenstände wasch- wasch- waschtisch waschtisch wasch- becken becken, becken, becken wanne wanne wanne
becken becken mit einem mit zwei becken Spülung Spülung
Becken Becken vor der für Wand-
Wand einbau

Kurzbezeichnung WB (DWB) (EWT) (EDWT) (HWB) (SWB) (WCa) (WCu) (UB) (DU) (BW) (BW)

WB - - - - - 25 20 20 20 20 20 20

DWB - - - - - 25 20 20 20 20 20 20

EWT - - - - - 25 20 20 20 15 15 20

HWB - - - - - 25 20 20 20 20 20 20

SW 25 25 25 25 25 - 25 25 25 25 25 25

WCa / WCu 20 20 20 20 20 25 - - 20 20 20 20

UR 20 20 20 20 20 25 20 20 - 20 20 20

DU 20 20 15 15 20 25 20 20 20 - - 3

BW 20 20 15 15 20 25 20 20 20 - - 3

WM / TR 20 20 15 15 20 25 20 20 20 3 3 -

Wand 20 20 - - 20 25 20 20 20 - - 20

Vorwand-Installation horizontale Leitungsführung: ab 17 cm, vertikale Leitungsführung: ab 25 cm (Maße gelten von Rohwand bis Vorderkante Beplankung, jedoch ohne Fließen)

Türbereich Abstand zu Türöffnungen/Türlaibungen: ≥ 10 cm

266 Raumpilot Grundlagen


Reinigen und pflegen

Badewannen von etwa 25 cm Tiefe für die vertikale Armaturen zu erheblichen Belästigungen
Neben Standardwannen (170 cm x Leitungsführung. Prinzipiell sollten führen können. Installationsleitungen sollten
75 cm) sind diverse Sonderformen, wie Leitungsführungen für spätere Reparaturen soweit möglich an Wänden zu weiteren
zum Beispiel runde Badewannen oder oder Veränderungen möglichst gut Sanitär- oder Küchenräumen und nicht an
Eckbadewannen erhältlich. In der nicht- zugänglich sein (Revisionsöffnungen). Wänden zu Wohn- oder Schlafbereichen
barrierefreien Planung sollte vor der Wanne geführt werden (DIN 4109 berücksichtigen).
ein Bewegungsraum von 90 cm x 75 cm Elektro
vorhanden sein. In Räumen mit Badewanne oder Dusche Oberflächen
sind die Schutzbereiche nach der DIN VDE Der Bodenbelag muss rutschsicher

Wohnen
Toiletten 0100 Teil 701 zu beachten. ausgeführt werden. Empfohlen wird
Wandbecken sind aus hygienischen eine Orientierung nach DIN 51130,
Gründen den Standbecken vorzuziehen, da Belichtung und Belüftung die Rutschsicherheitswerte „R“
sie eine bessere Reinigung ermöglichen. Die Luftqualität innenliegender Bäder und festlegt (R 9: gering; R 13: höchste
Spülkästen werden im Vergleich zu Toiletten kann nur durch mechanische Rutschsicherheitsklassen).
Druckspülungen aufgrund ihres geringeren Lüftungsanlagen (das heißt mit
Wasserverbrauchs und wegen ihres Ventilatoren) nach DIN 18017 wirklich
geringen Geräuschpegels empfohlen. sichergestellt werden. Im hochwertigen
Wohnungsbau werden für die einzelnen
Wohneinheiten Einzellüftungsanlagen
Planerische Besonderheiten mit eigener Abluftleitung eingeplant. Bei
geringerem Standard werden lediglich
Installation Einzellüftungsanlagen mit gemeinsamer
Aus ökonomischen Gründen sollten Abluftleitung eingesetzt, die zwar einen
die Installationsschächte der Nass- geringeren Leitungsquerschnitt mit sich
räume in Wohnungen, wenn möglich, bringen, aber schalltechnisch nachteilig
zusammengefasst werden. Bei mehr- sind. Fensterlose WC-Räume sollten, wenn
geschossigen Wohnbauten sollten die Bäder möglich, eine motorgesteuerte Sauglüftung
und Küchen möglichst an gemeinsamen erhalten, da eine Schachtlüftung je nach
vertikalen Installationssträngen angeschlos- Jahreszeit und topografischer Lage nicht
sen sein. Die Installationsführung innerhalb wirkungsvoll arbeitet.
des Bads erfolgt üblicherweise entweder
in der Wandebene oder in Form einer Schallschutz
Vorwandinstallation. Bei letzterer ergibt Bei der Planung von Sanitärräumen muss
sich ein zusätzlicher Platzbedarf von der Schallschutz berücksichtigt werden,
etwa 20 cm Tiefe für die horizontale und da Fließgeräusche in den Leitungen und

Raumpilot Grundlagen 267


Wohnen

Sanitärraumarten/Standardtypen Einrichtungsmaße von Sanitärobjekten, Geräten und Möbeln/Standardmaße entsprechend VDI 6000 Blatt 1

Waschtische Breite (cm) Tiefe (cm)


Toilettenräume
Toilettenräume sind mit Toilette und einem Einzelwaschtisch ≥ 60 ≥ 55

Handwaschbecken ausgestattet. Die Doppelwaschtisch ≥ 120 ≥ 55


Mindestgröße liegt bei circa 190 cm x Einbauwaschtisch, 1 Becken und Schrank ≥ 70 ≥ 60
90 cm oder 165 cm x 115 cm.
Einbauwaschtisch, 2 Becken und Schrank ≥ 140 ≥ 60

Duschbad Handwaschbecken ≥ 45 ≥ 30

Ein Duschbad wird in größeren Haushalten Sitzwaschbecken (Bidet) 40 60


oft als Ergänzung zum Vollbad eingeplant.
Wannen
Das Duschbad ist meist mit Dusche und
Duschwanne ≥ 80 ≥ 80
Waschtisch ausgestattet. Hierfür ist eine
Mindestraumgröße von circa 110 cm x Badewanne ≥ 170 ≥ 75
170 cm notwendig. Toiletten

Toiletten mit Vorwand-Spülkasten 40 75


Duschbad mit Toilette
Hierbei handelt es sich um ein Duschbad, Toiletten mit Wandeinbau-Spülkasten 40 60

(Dusche und Waschtisch), das mit einer Urinalbecken 40 40


Toilette ergänzt wird. Die Mindestgröße Wäschepflegegeräte
beträgt circa 185 cm x 195 cm
Waschmaschine 60 60
beziehungsweise circa 165 cm x 200 cm.
Wäschetrockner 60 60

Wannenbad mit Toilette Badmöbel


Ein Wannenbad umfasst eine Badwanne,
Hochschrank (Unter-/Oberschrank) ≥ 30 ≥ 40
einen Waschtisch und in der Regel auch
eine Toilette.

Vollbad mit Toilette


Im sogenannten Vollbad sind ein Wasch-
tisch, eine Toilette, eine Badewanne
und auch eine Dusche integriert. Diese
Ausstattung kann zusätzlich um ein Bidet
ergänzt werden.

268 Raumpilot Grundlagen


Reinigen und pflegen

60 120
45

► Falls kein Hausarbeitsraum


geplant ist, müssen im Bad auch
35

55
55

80
Stellflächen und Anschlüsse für
Waschmaschine, Wäschetrockner
sowie Platz für einen Schmutzwä-
45

schebehälter eingeplant werden.


(75)

55

55
(75)

(75)

75
70
90 150 ► Auch ein verschließbarer Arznei-
mittelschrank und Schrankraum für

Wohnen
80 Handtücher und Reinigungsmittel
sollten bei der Planung berücksichtigt
Handwaschbecken Einzel- und Doppelwaschtisch Duschwanne werden.

170 40 40 40
► Vorgefertigte Sanitärzellen stellen
eine mögliche Alternative zu individu-
ell geplanten Sanitärräumen dar.

40
60

60
75

► In aktuellen Wohnbauplanungen

60
(75)
werden Bäder mit Aufenthaltsqua-
litäten und Zusatzausstattungen,
60

60
(75)

(75)

wie Sauna oder Whirlpool stärker


75

berücksichtigt. Auch durch einen di-


60 rekt zugeordneten, nicht einsehbaren
80 80 Freibereich (z.B. Innenatrium) kann
90 eine Aufwertung dieses Raumbe-
reichs erfolgen.

Badewanne Bidet, WC, Urinal

Stell- und Bewegungsflächen M. 1:50 Werte in Klammern bei gegenüberliegender Anordnung von Sanitärgegenständen

Raumpilot Grundlagen 269


Wohnen

25 40 25 20 40 20 45 20 20 40 20 35

60
60

60
145
20
170

60
(75)
75

45
20
145
35

≥20 45 ≥20
90

WC-Räume, Varianten

65 80 80 20 40 20 45 80
80

80

80
165

165
20

20
215
75

45

45
20

20
35 125 35 90
60

160

20 45 20 40 20
145

Duschbäder, mit und ohne Toilette, Varianten Stell- und BewegungsflächenM. 1:50

270 Raumpilot Grundlagen


Reinigen und pflegen

75 75 60 20 60 20 170

20

75
40
≥20
170

20
40
60

Wohnen
20
20

210 60
155 55
210

20 40 ≥20 40 ≥20 60 20 60 20
35 170
60

60
75
20

90
60
20

75

80

60 90 55

Wannenbäder, mit Toilette, Varianten 170 80

„Vollbad“

Raumpilot Grundlagen 271


Wohnen

85 - 105
40 - 60

0 - 30
55 - 60
160 - 180 80 - 100

272 Raumpilot Grundlagen


Reinigen und pflegen

Wohnen
85 - 105
40

60 20 60 50
190 Stell- und Bewegungsflächen, M 1:20

Raumpilot Grundlagen 273


Wohnen

150
150

95

Reinigen und pflegen barrierefrei

≥ 30 ≥ 150
≥ 20

≥ 150

≥ 170
≥ 150
≥ 95 (≥ 90)
≥ 150

≥ 150
≥ 150 ≥ 70 ≥ 150 ≥ 150 ≥ 150 ≥ 150
≥ 225

Rollstuhlgerechte Bewegungsflächen vor Sanitärobjekten entsprechend DIN 18025 Teil 1 beziehungsweise DIN 18040 (Entwurf), M 1:100

► Die hier gezeigten Mindestbewegungs- Duschplatz


flächen für die barrierfreie Sanitärraum- Der Sanitärrraum ist mit einem rollstuhl-
planungen sollten soweit möglich grund- befahrbaren (stufenlosen) Duschplatz
sätzlich bei Neu- oder Umbauplanungen auszustatten. Das nachträgliche Aufstellen
berücksichtigt werden. Die Bewegungs- einer „mit einem Lifter unterfahrbaren“
flächen werden in diesen Abmessungen Badewanne im Bereich des Duschplatzes
benötigt, damit sich Rollstuhlfahrer muss möglich sein.
55

möglichst selbstständig im Sanitärraum


bewegen können. Lüftung
Der Sanitärraum muss eine mechanische
► In Wohnungen mit mehr als drei Lüftung entsprechend DIN 18017 Teil 3
15

Personen ist ein zusätzlicher Sanitärraum erhalten.


mit WC und Waschbecken vorzusehen (DIN
18025 Teil 1 6.2) Wände und Decken
Wände und Decken müssen zur bedarfs-
WC gerechten Befestigung von Halte-, Ein-
Die Sitzhöhe einschließlich Sitz sollte richtungs-, Stütz-, und Hebevorrichtungen
48 cm über Oberkante Fertigfußboden tragfähig ausgebildet werden.
(OFF) liegen (46 bis 48 cm, DIN 18040 Ent-
wurf). Bei Bedarf muss Höhenanpassung Armaturen
möglich sein. Die Bewegungsfläche neben Einhebel-Mischbatterien mit Temperatur-
dem WC kann prinzipiell in Abhängigkeit begrenzern und schwenkbarem Auslauf
von der individuellen Behinderung links müssen vorgesehen werden.
oder rechts vom WC angeordnet werden.

Waschtisch ► Notwendige Zusatzausstattungen, wie


Der Waschtisch muss für die Belange des Haltegriffe und Duschsitz sind in den nach-
Nutzers in die ihm entsprechende Höhe folgenden Schnitten M 1: 20 dargestellt.
montiert werden können. Er muss flach (15
Mögliche Überlagerungen von Bewegungsflächen vor Sanitärobjekten entsprechend DIN bis 18 cm) und unterfahrbar sein. Er muss
18025 Teil 1 beziehungsweise DIN 18040 (Entwurf). Die Werte in Klammern zeigen die in mit einem Unterputz- oder Flachaufputzsi-
DIN 18040 (Entwurf) abweichenden Werte. M 1:50 phon ausgestattet sein.

274 Raumpilot Grundlagen


Reinigen und pflegen

180
200
≥ 20

≥ 20
≥ 120

≥ 120

≥ 120
≥ 120 ≥ 120 ≥ 120 ≥ 120

Wohnen
Barrierefreie Bewegungsflächen vor Sanitärobjekten entsprechend DIN 18025 Teil 2 beziehungsweise DIN 18040 (Entwurf), M 1:100

Duschplatz
Auch in der barrierefreien Sani-
tärraumplanung entsprechend
DIN 18025 Teil 2 sollte der
Sanitärraum mit einem stufenlos
begebaren Duschplatz ausge-
stattet sein. Das nachträgliche
Aufstellen einer Badewanne im
Bereich des Duschplatzes sollte
möglich sein.

Waschtisch
Unter dem Waschtisch muss
Beinfreiraum vorhanden sein. Er
sollte mit einem Unterputz- oder
Flachaufputzsiphon ausgestattet
sein.

Mögliche Überlagerungen von Bewegungsflächen vor Sanitärobjekten entspre-


chend DIN 18025 Teil 2 bzw. DIN 18040 (Entwurf), M 1:50

Raumpilot Grundlagen 275


Wohnen

150
150

95

Rollstuhlgerechter Sanitärraum
entsprechend DIN 18025 Teil 1
beziehungsweise DIN 18040 Teil 2
(Entwurf). Die Werte in Klammern
zeigen die in DIN 18040 Teil 2 (Ent-
wurf) abweichenden Werte.

M 1:20

(28)
85
(46 -) 48
(65 -) 70
≥ 245 (≥ 240)

276 Raumpilot Grundlagen


Reinigen und pflegen

150

150

95

Wohnen
82 - 85 (≤ 80)

85
≥ 67
≥ 35

(≤ 10) (≥ 30) ≥ 50
(≤ 40)
≥ 55
≥ 295

Raumpilot Grundlagen 277


Wohnen

278 Raumpilot Grundlagen


Wirtschaften

Wohnen
Raumpilot Grundlagen 279
Wirtschaften
Wohnen

281 Funktionen
281 Zuordnung im Grundriss
281 Raumdimensionierung
282 Einrichtungsmaße
282 Waschen
282 Trocknen
282 Bügeln, Nähen
284 Wirtschaften barrierefrei

280 Raumpilot Grundlagen


Wirtschaften

Ankommen

Aufbewahren

Wirtschaften Reinigen und pflegen

Private Freibereiche

Wohnen
Kochen

Funktionsbeziehungen Wirtschaften (Hausarbeiten)

Funktionen Zuordnung im Grundriss

Neben dem Kochbereich und dem Bade- Die Verbindung zu Küche oder Bad ist
zimmer sind in Wohnungen auch Flächen organisatorisch und installationstechnisch
für die Wäsche-, Kleidungs- und Wohnungs- sinnvoll. Ein direkter Ausgang in private
pflege notwendig. Ein eigener funktional Freibereiche ist günstig.
ausgestatteter Hausarbeitsbereich kann
die Hausarbeit erleichtern. Dennoch ist im Der Hausarbeitsbereich sollte möglichst
Geschosswohnungsbau ein eigener Hausar- durch Fenster ausreichend belichtet und
beitsraum eher unüblich und wird meist nur belüftet sein. Doch auch ein ausreichend
in größeren und/oder exklusiveren Wohn- belüfteter und beheizter Kellerraum kann für
bauten realisiert. In kleineren Einheiten sind diese Funktionen genutzt werden.
diese Funktionen meist in den Küchen- oder
Badbereich integriert. In gemeinschaft- Raumdimensionierung
lich orientierten Wohnmodellen werden
teilweise auch gemeinschaftlich genutzte Die erforderliche Mindestfläche für einen
Wirtschaftsräume mit Waschmaschinen und Hausarbeitsraum beträgt etwa 7 bis 9 m².
Trocknern angeboten. Eine Mindeststellfläche von 3,60 m Lauf-
länge wird empfohlen.

Raumpilot Grundlagen 281


Wohnen

Einrichtungsmaße che direkt neben der Waschmaschine zum


Sortieren und Vorbehandeln der Wäsche.
Im Hausarbeitsbereich sind die gleichen Zusätzlich sollten hier die Schmutzwäsche-
Bewegungsmaße wie im Küchenbereich behälter untergebracht werden.
erforderlich (120 cm beziehungsweise
150 cm in der rollstuhlgerechten Planung). Trocknen
Der Hausarbeitsbereich kann ähnlich Übliche Trockner haben ebenfalls eine
wie die Küche in mehrere Arbeitszentren Grundfläche von 60 cm x 60 cm. Für die
organisiert werden. Generell wird zwischen Be- und Entlüftung gibt es unterschiedliche
den „nassen“ Hausarbeiten wie Waschen, Gerätesysteme, günstig ist die Möglichkeit
Trocknen, Schleudern der Wäsche und den zur Entlüftung nach außen.
„trockenen“ Hausarbeiten wie Bügeln,
Nähen, Reinigen und Aufbewahren et cetera Bügeln, Nähen
unterschieden. Für das Bügeln und Nähen sind notwendige
Stell- und Lagerflächen wichtig. Darüber
Waschen hinaus wird eine Arbeitsfläche von 120 cm
Dieser Bereich umfasst in der Regel eine empfohlen.
Waschmaschine mit einer Grundfläche von
60 cm x 60 cm. Günstig ist die Anordnung
eines Waschbeckens mit einer Arbeitsflä-

Einrichtungsmaße

Einrichtungsgegenstand Stellflächenbreite Stellflächentiefe

Waschmaschine 60 cm 60 cm

Wäschetrockner 60 cm 60 cm

Arbeitsfläche zum Legen der Wäsche 120 cm 60 cm

Unterschrank mit Waschbecken 60 cm 60 cm

Platz für Schmutzwäschebehälter 60 cm 60 cm

Schrankraum für Kleingeräte 60 cm 60 cm

Stellfläche für Bügelbrett 140 bis 170 cm 45 cm

Stellfläche für Nähmaschine 70 cm 45 cm

282 Raumpilot Grundlagen


Wirtschaften

360
60 60 60 60 120

60

Wohnen
180

160
120

85
40 40 100

Einrichtungsmaße und Bewegungsflächen Waschen und Trocknen 60 60

Schnitt Bügeln

250
140 120 70 60
60
180
120

Einrichtungsmaße und Bewegungsflächen Bügeln M 1:50

Raumpilot Grundlagen 283


Wohnen
150

Wirtschaften barrierefrei

360
60 60 60 60 120

60
210
≥ 150

Einrichtungsmaße und Bewegungsflächen Waschen und Trocknen rollstuhlgerecht, M 1:50

250
140 120 70 60
60
210
≥ 150

Einrichtungsmaße und Bewegungsflächen Bügeln rollstuhlgerecht, M 1:50

284 Raumpilot Grundlagen


Aufbewahren

Wohnen
Raumpilot Grundlagen 285
Wohnen
Aufbewahren

287 Planungsgrundlagen
288 Aufbewahrungsmöglichkeiten
290 Aufbewahren barrierefrei

286 Raumpilot Grundlagen


Aufbewahren

Ankommen
Arbeiten
Kochen

Schlafen
Essen
Aufbewahren

Wohnen
Kinder wohnen Wirtschaften

Freiflächen

Funktionsbeziehungen Aufbewahren

Planungsgrundlagen

Bei der Planung von Wohnungen ist es Hinweis:


wichtig, Abstellräume beziehungsweise Ab- Die LBO BW fordert unter § 35 „Woh-
stellmöglichkeiten für Sperriges und andere nungen“: Für jede Wohnung muss ein Abstellfläche 6 m²
Gegenstände vorzusehen. Die frühere MBO Abstellraum zur Verfügung stehen (LBO BW 1 m² in der Wohnung
1997 forderte unter § 45 Wohnungen für 2007, § 35, 5). Im Gesetzentwurf zur Novel-
jede Wohnung einen Abstellraum mit 6 m² lierung der LBO BW ist hier eine Änderung
Mindestfläche. Davon sollte mindestens vorgesehen: „Bei Wohngebäuden mit
1 m² innerhalb der Wohnung angeordnet mindestens 20 Wohnungen muss für jede 5 m² im Keller o. ä.

sein. Die neue MBO 2002 formuliert die Wohnung ein Abstellraum zur Verfügung
Anforderung offener: „In Wohngebäuden stehen“ (Gesetzentwurf der Landesregie-
der Gebäudeklassen 3 bis 5 sind leicht er- rung zur Novellierung der LBO BW 2009).
reichbare und zugängliche Abstellräume für Orientierungswerte für Abstellräume
in Wohnungen
Kinderwagen und Fahrräder sowie für jede
Wohnung ein ausreichend großer Abstell-
raum herzustellen“ (MBO 2002, § 48, 2).

Raumpilot Grundlagen 287


Wohnen

Aufbewahrungsmöglichkeiten

500

Beispiel für einen Einbauschrank zum Abstellen von Reini- Ansicht Kellerabstellraum 5 m2
gungsgeräten et cetera
35

20

41
160

26
19

41
39

60 60 35 30
120

Unterschiedliche Aufbewahrungsmöglichkeiten (Maßangaben sind nur Orientierungswerte)

288 Raumpilot Grundlagen


Aufbewahren

28 - 33
22 - 32
17 - 27

32
13

11 7 14 1 29 8 18 - 24 20 - 30 55

Wohnen
150 - 190

140 - 150
110

112
80 87 40
140 - 180

140
85

76

60 60 60 40

M 1:50

Raumpilot Grundlagen 289


Wohnen

40 - 140

40 - 140

Aufbewahren
barrierefrei

≤ 140

≤ 140
≥ 40

≥ 40
≥ 150 (120) ≥ 90

≥ 150 (120) ≥ 90

Abstellraum in der rollstuhlgerechten Planung Abstellraum in der rollstuhlgerechten


entsprechend DIN 18025 Teil 1 und DIN 18040 Teil 2 Planung entsprechend DIN 18025 Teil 2
(Entwurf) und DIN 18040 Teil 2 (Entwurf)
M 1:50

290 Raumpilot Grundlagen


Aufbewahren

40 - 140

Wohnen
75 - 90

≥ 150

Beispiel für einen Paternoster-Schrank, der für Rollstuhl-


fahrer günstig ist

120 120 120


60

60

60

Varianten von Schranktüren

M 1:50

Raumpilot Grundlagen 291


Wohnen

292 Raumpilot Grundlagen


Entsorgen

Wohnen
Raumpilot Grundlagen 293
Wohnen
Entsorgen

295 Grundlagen der Entsorgung von


Haushaltsabfällen
295 Abfallaufkommen in Deutschland
295 Begriffe
295 Haushaltsabfälle
295 Abfallbereitstellung und -entsorgung
296 Allgemein geltende Verordnungen
297 Dimensionierung der Abfallbehälter
und Lage der Standplätze
297 Allgemeine Planungshinweise
298 Behälterarten
298 Offene Abfallsammelbehälter
300 Offene Abfallsammelbehälter
mit Ummauerung
301 Abfallbehälterschränke
301 Abfallbehälterräume
302 Barrierefreie Abfallbehälterstandplätze

294 Raumpilot Grundlagen


Entsorgen

Grundlagen der Entsorgung von „Hausabfall“ umfasst Sperrabfall (Sperr- Hausmüll, ähnliche Sperrmüll
Haushaltsabfällen müll), Haushaltsabfall und haushaltsähn- Gewerbeabfälle
6% Biotonne
lichen Gewerbeabfall.
35% 9%
Abfallaufkommen in Deutschland
Entsprechend den Erhebungen des Statis- Haushaltsabfälle
40,8 Mio t 10% Garten-,
tischen Bundesamts wurde von Bürgern Im Wohnbereich fallen täglich verschiedene Parkabfälle
und Industrie in Deutschland im Jahr Haushaltsabfälle an. Bei der Sammlung gilt
2006 ein Abfallaufkommen von insgesamt das Prinzip der Abfalltrennung. Im Bereich
340,9 Millionen Tonnen produziert. Der der Haushaltsabfälle kann man folgende

Wohnen
40%
größte Anteil entfiel dabei auf Bau- und Abfallarten unterscheiden: Papier, Pappe,
Andere getrennt
Abbruchabfälle (196,4 Millionen Tonnen), Bioabfälle, Kunststoffe, Verbundverpa- gesammelte Fraktionen
Abfälle aus Produktion und Gewerbe (56 ckungen, Glas, Textilien, Metalle, Sonder-
Millionen Tonnen) und Abfälle aus dem müll und Restmüll. Die Sortierung wird auf
20%
Bergbau (41,9 MillionenTonnen). Doch mehr kommunaler Ebene durch die jeweilige
als 40,8 Millionen Tonnen stammten 2006 Abfallentsorgungssatzung festgelegt. Glas 5% Papier, Pappe,
Kartonagen
aus Haushaltsabfällen. Entsprechend der 4%
Sonstiges (Metalle, 11%
Abfallbilanz der Länder entfielen auf jeden Abfallbereitstellung und -entsorgung Verbunde, Textilien usw.) Leichtverpackungen,
Einwohner in Deutschland im Jahr 2006 ins- Der von den Haushalten bereitgestellte Kunststoffe
gesamt 454 kg Haushaltsabfälle (inklusive Abfall wird in Deutschland vom zuständigen
Sperrmüll), das entspricht circa 1,24 kg pro Abfallentsorgungsunternehmen im soge- Zusammensetzung der Haushaltsabfälle in Deutschland
Einwohner pro Tag. nannten „Holsystem“ getrennt eingesam- 2006 (Quelle: Statistisches Bundesamt, Abfallentsorgung
2006, Wiesbaden 2008)
melt. Durch dieses System ergeben sich
Begriffe gewisse Anforderungen für die Abfallbe-
Das Kreislaufwirtschaft- und Abfallgesetz reitstellung, die in der Abfallentsorgungs-
(KrW-/AbfG) ist das zentrale Gesetz des satzung festgelegt sind. Das kommunale
deutschen Abfallrechts. Es hat 1996 das Abfallgesetz gibt also die wesentlichen
frühere „Gesetz zur Vermeidung und Rahmenbedingungen für die Planung der ► Entsprechend der Abfallbilanz der Länder entfielen auf
Entsorgung von Abfällen (AbfG)“ abgelöst Sammeleinrichtungen von Haushaltsabfällen jeden Einwohner in Deutschland im Jahr 2006 insgesamt
454 kg Haushaltsabfälle (inklusive Sperrmüll), das ent-
und regelt seither den Umgang mit und die vor.
spricht circa 1,24 kg pro Einwohner pro Tag.
Entsorgung von Abfällen. Auf Landesebene
gilt zusätzlich das jeweilige Landesabfallge- ► Als erster Orientierungswert für die Planung kann
setz (LAbfG). Entsprechend diesem Gesetz angenommen werden:
45 l Müllanfall
und der DIN 30706-1 wird mit Hausabfall
= Restmüll + Biotonne
„beweglicher fester Abfall bestimmter pro Person pro Woche
Herkunft“ bezeichnet. Der Oberbegriff

Raumpilot Grundlagen 295


Wohnen

Allgemein geltende Verordnungen 1. Trennwände und Decken müssen als


Feste Abfälle haben eine hohe Brandlast raumabschließende Bauteile die Feuerwi-
und häufig geht von ihnen eine Geruchs- derstandsfähigkeit der tragenden Wände
belästigung aus. Die Musterbauordnung besitzen.
gibt daher unter § 45 vor: „Innerhalb von
Gebäuden dürfen feste Abfallstoffe vorüber- 2. Öffnungen vom Gebäudeinnern zum
gehend aufbewahrt werden, in Gebäuden Aufstellraum müssen feuerhemmende,
der Gebäudeklassen 3 bis 5 (Gebäude mit dicht- und selbstschließende Abschlüsse
mehr als zwei Wohnungen oder Nutzflächen haben.
von 400 m²) jedoch nur, wenn die Abfall-
sammelräume die nachfolgenden Anforde- 3. Die Abfallbehälter müssen unmittelbar
rungen erfüllen: vom Freien entleert werden können.

4. Abfallsammelräume müssen eine ständig


wirksame Lüftung haben. (MBO § 45,
siehe hierzu auch LBO BW § 33, Abs.2)
97

75

47
33

54 36 20 22
20
36
54

48

Abmessungen verschiedener Müllbehälter für den Wohnbereich M 1:50

296 Raumpilot Grundlagen


Entsorgen

Dimensionierung der Abfall- vermieden werden. Der Standplatz muss


sammelbehälter und Lage der leicht erreichbar und gut zugänglich sowie
Standplätze möglichst witterungsgeschützt sein. Au-
ßerdem ist eine ausreichende Beleuchtung
Parameter zur Bestimmung der benötigten erforderlich.
Anzahl an Abfallbehältern sind bei Woh-
nungsbauten die Bewohneranzahl und der Der Standplatz sollte von der Zufahrtsstra-
Abfuhrturnus des Abfallentsorgungsunter- ße für das Sammelfahrzeug nicht weiter
nehmens. Mithilfe des Orientierungswerts als 15 m entfernt liegen. Standplatz und

Wohnen
von etwa 45 Liter Restmüll plus Biotonne Zugangswege müssen unfallsicher und
pro Einwohner und Woche lässt sich die vom Fahrweg her ohne Stufen ausgeführt
Abfallmenge grob schätzen. Genauere werden. Die Durchgänge müssen min-
Informationen gibt das zuständige Abfall- destens 2 m hoch und 1 m breit sein, bei
entsorgungsunternehmen. (Die individuell Großmüllbehältern ist eine Wegbreite von
anfallende Abfallmenge kann jedoch sehr 1,50 m erforderlich (Angaben entsprechend
unterschiedlich sein). der Richtlinie GUV-VC 27, Seite 14-16). Die
Bewegungsfläche vor den Abfallbehälter-
Allgemeine Planungshinweise reihen sollte mindestens 1,20 m breit sein.
Der Flächenbedarf für den Standplatz von Türen im Zugangsweg sollten mit einer
Abfallsammelbehältern sollte nicht zu knapp Arretierung ausgestattet sein.
kalkuliert werden, denn oft werden zu
einem späteren Zeitpunkt noch zusätzliche
Behälter aufgestellt. Die Standplatzfläche
sollte möglichst ebenerdig, befestigt und
trittsicher sein, um den Transport der Be-
hälter zu erleichtern. Der Standplatz sollte
mit ausreichendem Abstand zu Aufent-
haltsräumen und zu Grundstücksgrenzen
angeordnet werden. (Die frühere MBO
1997 empfahl mindestens 5 m Abstand
von Öffnungen in Aufenthaltsräumen und
mindestens 2 m Abstand zur Grundstücks-
grenze). Visuelle Störungen und Geruchs-
belästigungen von Aufenthaltsräumen und
privaten Freibereichen sollten möglichst

Raumpilot Grundlagen 297


Wohnen

Behälterarten
Abmessungen von Abfallsammelbehältern
sind in der DIN EN 840-1 bis 4, Fahrbare
Abfallsammelbehälter, aufgeführt. Die DIN
EN unterscheidet zwischen Behältern mit
zwei oder vier Rädern.

Es gibt im wesentlichen drei unterschied-


liche Standplatzarten für Abfallsammel-

h+l
behälter. Jede Ausführungsweise bringt
spezifische Vor- und Nachteile mit sich,

h
die bei der Planung berücksichtigt werden
müssen:

– offene Behälterstandplätze im Freien


– Abfallbehälterschränke
– Abfallbehälterräume

Offene Behälterstandplätze
Die einfachste und kostengünstigste
Lösung sind offene Behälterstände. Sie wer-

l
den zur Abschirmung häufig umpflanzt oder
in Mauernischen integriert. Ohne Überda-
chung sind die Behälter den Witterungsein- b
flüssen (Einfrieren, Regen) ausgesetzt.

Abmessungen für fahrbare Abfallsammelbehälter nach DIN EN 840/ Teil 1

V 80 l 100 l 120 l 130 l 140 l 210 l 240 l 340 l

b 480 ± 5 472 ± 5 505 ± 5 472 ± 5 505 ± 5 546 ± 5 580 ± 5 685 max.

l 555 max. 558 max. 555 max. 558 max. 555 max. 730 max. 740 max. 880 max.

h 975 max. 1021 max. 1005 max. 1021 max. 1100 max. 1095 max. 1100 max. 1115 max.

298 Raumpilot Grundlagen


Entsorgen

h+l

Wohnen
h
h

l
b
l

Abmessungen für fahrbare Abfallsammelbehälter nach DIN EN 840/ Teil 2 Abmessungen für fahrbare Abfallsammelbehälter nach DIN EN 840/ Teil 3

V 500 l 660 l 770 l 1000 l 1100 l 1200 l V 770 l 1100 l 1300 l

b 1370 ± 10 1370 ± 10 1370 ± 10 1370 ± 10 1370 ± 10 1370 ± 10 b 1370 ± 10 1370 ± 10 1370 ± 10

l 740 max. 850 max. 870 max. 1190 max. 1190 max. 1190 max. l 1100 max. 1245 max. 1245 max.

h 1170 max. 1250 max. 1370 max. 1470 max. 1470 max. 1470 max. h 1425 max. 1470 max. 1480 max.

M 1:50

Raumpilot Grundlagen 299


Wohnen

Offene Abfallbehälterstandplätze mit Ummauerung

220
200
119

64

80

160
78 70 - 90
≥ 120 empf.
80

110 120 110


340

Beispiel für offene Abfallbehälterstandplätze mit Ummauerung zur Abschirmung von Sammelbehältern mit 240 l und 660 l M 1:50

300 Raumpilot Grundlagen


Entsorgen

Abfallbehälterschränke und Abfallbehälterräume Abfallbehälterschränke


In Abfallbehälterschränken sind die Sammel-
behälter besser geschützt als auf offenen
Standplätzen und damit auch hygienischer
untergebracht. Ausführungsanforderungen
werden beschrieben in der DIN EN 15132/
Dezember 2006, Abfallbehälterschränke für
Ausgang unmittelbar ins Freie
fahrbare Abfallsammelbehälter mit einem
Nennvolumen bis 1700 l.

Wohnen
Abfallbehälterräume
ständig wirksame Lüftung
Ein Abfallbehälterraum kann neben Gara-
gen oder in Nebengebäuden angeordnet
werden. Ein solcher Raum muss durch
Lüftungsöffnungen belüftet sein, die sich
80

in der Tür, Rückwand oder auf dem Dach


befinden können. Der Fußboden sollte ein
feuerbeständige Gefälle von 2 Prozent haben, damit er leicht
Wände und Decken gereinigt werden kann. Für die Reinigung
ist ein Bodenablauf und ein Wasseran-
80

schluss vorzusehen. An Abfallbehälterräume


320

innerhalb von Gebäuden der Gebäudeklas-


sen 3 bis 5 werden aufgrund der hohen
Brandgefahr von festen Abfällen besondere
Anforderungen gestellt (MBO § 45).
160

feuerhemmende, dicht-
und selbstschließende Tür

110 120 110


340

Beispiel für einen Abfallbehälterraum M 1:50

Raumpilot Grundlagen 301


Wohnen
85

Barrierefreie Abfallbehälterstandplätze

70
70 - 85
25

≥ 150 ≥ 150

≥ 150 ≥ 150

Barrierefreie Planung, rollstuhlgerecht: Beispiel für offene Abfallbehälterstandplätze, links mit Ummauerung zur Abschirmung von Sammelbehältern mit
660 l, rechts offen mit Sammelbehälter 240 l, M 1:50

302 Raumpilot Grundlagen


Nutzungsneutral

Wohnen
Raumpilot Grundlagen 303
Nutzungsneutral
Wohnen

305 Einleitung
306 Quadratischer nutzungsneutraler Raum
307 Rechteckiger nutzungsneutraler Raum
308 Nutzungsneutraler Raum rollstuhlgerecht
309 Nutzungsneutraler Raum nach DIN 18025
Teil 2 (barrierefrei)

304 Raumpilot Grundlagen


Nutzungsneutral

Einleitung

Mit dem Begriff „Nutzungsneutralität“ wird Darüber hinaus sollen auch die Mindestab-
die funktionale Offenheit von Einzelräumen messungen für einen nutzungsneutralen
bezeichnet. Zwar sind die meisten Räume Raum in der barrierefreien Planung gezeigt
bis zu einem gewissen Grad unterschiedlich werden:
nutzbar, aber bei zu geringer Raumgröße – nutzungsneutraler Raum rollstuhlgerecht
oder ungünstigem Raumzuschnitt können (entsprechend DIN 18025 Teil 1)
alternativ gewünschte Raummöblierungen – nutzungsneutraler Raum barrierefrei

Wohnen
eventuell nicht in einem Raum unterge- (entsprechend DIN 18025 Teil 2).
bracht werden, so dass für Nutzungs-
wechsel Einschränkungen entstehen. Zur Bemessung der Mindestgröße wird die
Wesentliche Voraussetzungen für die Möblierung eines Elternschlafzimmers mit
Nutzungsneutralität eines Raums sind Doppelbett als maßgebend angenommen,
daher eine Raumgröße mit einem gewissen da das Doppelbett mit seinen notwendigen
„Flächenüberschuss“, eine günstige Raum- Bewegungsflächen üblicherweise das
proportion und eine günstige Positionierung größte zu berücksichtigende Möblierungs-
der Türen und Fenster, so dass der Raum element darstellt.
unterschiedlich möbliert werden kann.
Den üblichen Nutzungsanforderungen an
Unter diesen Voraussetzungen kann in gemeinschaftliche Wohnräume können die
einem nutzungsneutralen Raum sowohl ein hier betrachteten nutzungsneutralen Raum-
Elternzimmer, ein Kinderzimmer, ein Ess- zuschnitte jedoch nur eingeschränkt
zimmer, ein Arbeitszimmer, ein Gästezim- entsprechen, da hierfür meist größere
mer und bei entsprechender Installations- Raumabmessungen benötigt werden. Die
führung auch eine Küche beziehungsweise hier betrachteten Raumgrößen entsprechen
Essküche oder ein Bad eingerichtet werden. eher Individualräumen und nicht Gemein-
schaftsräumen.
Die wesentlichen Planungsparameter sollen
an Hand von zwei unterschiedlichen Raum-
proportionen betrachtet werden:
– quadratischer nutzungsneutraler Raum
– rechteckiger nutzungsneutraler Raum.

Raumpilot Grundlagen 305


Wohnen

Quadratischer nutzungsneutraler Raum Als Mindesttiefe der Bewegungsfläche


≥ 90

sind 70 cm erforderlich. Grundsätzlich wird


Ausgehend von der Möblierung eines jedoch zur langfristigen und möglichst
Elternschlafzimmers mit Doppelbett und universellen Nutzbarkeit eine 90 cm tiefe
≥ 380 - 390
200 - 210

Schrank ergeben sich für einen nutzungs- Bewegungsfläche empfohlen.


≥ ca. 14m2
neutralen quadratischen Raum Mindestab-
messungen für die Stell- und Bewegungsflä- Dies entspricht auch den Empfehlungen des
che von 360 cm x 380 cm. Schweizer Wohnungs-Bewertungs-Systems
WBS (Bundesamt für Wohnungswesen
≥ 90

BWO, 2000, Seite 22 f.).


200 - 210 ≥ 90 60
≥ 350 - 360

Empfohlene Mindestabmessungen der Stell- und Bewe-


gungsflächen ausgehend vom Elternschlafzimmer
≥ 380 - 390

≥ 380 - 390

≥ 380 - 390

≥ 350 - 360 ≥ 350 - 360 ≥ 350 - 360

Möblierungsbeispiele quadratischer nutzungsneutraler Raum: Kinderzimmer, Arbeitszimmer, Küche mit Essplatz (bei entsprechender Installation)

M 1:100

306 Raumpilot Grundlagen


Nutzungsneutral

Rechteckiger nutzungsneutraler Raum


≥ 90

Bei einer rechteckigen Raumgeometrie


ergeben sich entsprechend bei einer
200 - 210

Bewegungsfläche von 90 cm Breite Min-


≥ 440 - 450

≥ ca. 14m2
destabmessungen der Stell- und Bewe-
gungsfläche von 300 cm x 440 cm.

Wohnen
≥ 90
60

200 - 210 ≥ 90
≥ 290 - 300

Empfohlene Mindestabmessungen der Stell- und Bewe-


gungsflächen ausgehend vom Elternschlafzimmer
≥ 440 - 450

≥ 440 - 450

≥ 440 - 450

≥ 290 - 300 ≥ 290 - 300 ≥ 290 - 300

Möblierungsbeispiele rechteckiger nutzungsneutraler Raum: Kinderzimmer, Arbeitszimmer, Küche mit Essplatz (bei entsprechender Installation)

M 1:100

Raumpilot Grundlagen 307


Wohnen

20m2+

Nutzungsneutraler Raum Die Bewegungsfläche vor Schränken


≥ 120

rollstuhlgerecht muss mindestens 150 cm breit sein.


Ausgehend von der Möblierung eines
Die Bewegungsfläche entlang einer Längs- Elternschlafzimmers ergeben sich für einen
seite des Bettes muss über die gesamte rollstuhlgerechten nutzungsneutralen Raum
200 - 210
≥ 470 - 480

≥ ca. 20m2
Bettlänge mindestens 150 cm breit sein, Mindestabmessungen der Stell- und Bewe-
damit der Rollstuhlfahrer wenden kann. gungsfläche von 420 cm x 470 cm.
Entlang der Betteinstiegsseite des Nicht-
Rollstuhlnutzers genügen 120 cm Breite
(damit der Rollstuhlfahrer auch diese Seite
≥ 150

anfahren kann; entsprechend DIN 18025 Teil


1 und DIN 18040 Teil 2 / Entwurf).
≥ 90
200 - 210 ≥ 150 60
≥ 410 - 420

Mindestabmessungen der Stell- und Bewegungsflächen


ausgehend vom Elternschlafzimmer
≥ 470 - 480

≥ 470 - 480
≥ 470 - 480

≥ 90 ≥ 90 ≥ 90
≥ 410 - 420 ≥ 410 - 420 ≥ 410 - 420

Möblierungsbeispiele quadratischer nutzungsneutraler Raum: Kinderzimmer, Arbeitszimmer, Küche mit Essplatz (bei entsprechender Installation) M 1:100

308 Raumpilot Grundlagen


Nutzungsneutral

15m2+

Nutzungsneutraler Raum
≥ 90

nach DIN 18025 Teil 2 beziehungsweise


nach DIN 18040-2 (Entwurf)
200 - 210
≥ 410 - 420

Die Bewegungsfläche muss mindestens


≥ ca. 15m2
120 cm breit sein entlang einer Längsseite
eines Bettes, vor Möbeln wie Schränken,
Regalen, Kommoden und Betten muss
sie mindestens 90 cm tief sein. Daraus

Wohnen
≥ 120

ergeben sich für einen barrierefreien (nicht


rollstuhlgerechten) nutzungsneutralen Raum
≥ 80 Mindestabmessungen der Stell- und Bewe-
200 - 210 ≥ 90 60 gungsfläche von 360 cm x 410 cm.
≥ 350 - 360
Mindestabmessungen der Stell- und Bewegungsflächen
ausgehend vom Elternschlafzimmer
≥ 410 - 420

≥ 410 - 420

≥ 410 - 420

≥ 80 ≥ 80 ≥ 80
≥ 350 - 360 ≥ 350 - 360 ≥ 350 - 360

Möblierungsbeispiele rechteckiger nutzungsneutraler Raum: Kinderzimmer, Arbeitszimmer, Küche mit Essplatz (bei entsprechender Installation) M 1:100

Raumpilot Grundlagen 309


Wohnen

310 Raumpilot Grundlagen


Private Freibereiche

Wohnen
Raumpilot Grundlagen 311
Private Freibereiche
Wohnen

313 Einleitung
313 Den Wohnfunktionen zugeordnet
313 Den Hauswirtschaftsbereichen
zugeordnet
313 Im Wohnungsvorbereich
314 Grundtypen privater Freibereiche
315 Einflussfaktoren auf die Planung
315 Ausstattung
315 Wohnflächenberechnung
316 Geländer und Umwehrungen
318 Private Freibereiche barrierefrei

312 Raumpilot Grundlagen


Private Freibereiche

Ankommen Wirtschaften

Schlafen Kochen

Private Freibereiche

Essen

Wohnen
Kinder wohnen Arbeiten

Entspannen und
kommunizieren

Funktionsbeziehungen Private Freibereiche

Einleitung Den Wohnfunktionen zugeordnet Den Hauswirtschaftsbereichen


Die den Wohn-, Ess- und Arbeitsbereichen zugeordnet
Private Außenräume bilden Schwellenräume zugeordneten Freiflächen sind meist stärker Daneben können Freiflächen auch den
am Übergang zwischen dem Innen- und nach außen abgeschirmt und erweitern Küchen oder Hauswirtschaftsbereichen
dem Außenbereich des Wohnens und in der wärmeren Jahreszeit die privaten zugeordnet sein und beispielsweise für
damit auch an den Schnittstellen zwischen Wohnräume um zusätzliche, unterschied- Küchenarbeiten, zum Wäschetrocknen et
privater und öffentlicher Sphäre. Sie können lich nutzbare Raumbereiche. Sie können cetera genutzt werden.
als zusätzliche Raumangebote den Wohn- beispielsweise genutzt werden:
wert einer Wohnung erheblich erhöhen. – als Essplatz Im Wohnungsvorbereich
– als Arbeitsplatz Ein Laubengang zum Beispiel kann eine
Je nachdem, welchen Nutzungsbereichen – als Leseplatz Wohnung in den öffentlichen oder gemein-
sie zugeordnet sind, können Freibereiche – zum Entspannen und Sonnen schaftlichen Raum hinein erweitern oder
unterschiedlichen Funktionen dienen: – als Spielbereich der Kinder Raum für Nachbarschaftstreffs bieten.
– zum Treffen und Feiern.

Raumpilot Grundlagen 313


Wohnen

Grundtypen privater
Freibereiche

Freibereichstypen, Grundprinzipien
M 1:750

Neben den hier gezeigten vier Grund- Atrium


typen von privaten Freiflächen sind Rundum raumhoch umschlossen, in der Regel nach oben offener Außenraum. Liegt innerhalb des Grundrisses, das heißt es ist
zahlreiche weitere Abwandlungen von Räumen oder Fassadenelementen umschlossen.
und Mischformen möglich.

Eine Sonderform stellt der verglaste


oder teilverglaste Wintergarten
dar. Durch den vollständigen
Witterungsschutz ermöglicht ein
Wintergarten längere Nutzungsdauer
im Jahresverlauf. Mit entsprechender
Zusatzheizung kann er energieauf- Loggia
wendig ganzjährig genutzt werden. Loggia-Außenraum ist in die Gebäudemasse „eingeschnitten“, das heißt von zwei oder drei Seiten und nach oben umschlossen.

Balkon
Hängt als eigenes Bauelement vor der Fassade. Kann konstruktiv auskragend oder mit eigener Tragkonstruktion ausgeführt
werden.

Terrasse
Abweichend vom Balkon ist die Terrasse unterbaut. Sie kann auch auf einem Geschoss aufgebaut sein (auf Garage, Geschoss-
rücksprung, Dachterrasse) oder auf dem Erdreich. Bei Terrassen über beheizten Geschoss sind entsprechende Dämm- und
Abdichtungsmaßnahmen notwendig.

314 Raumpilot Grundlagen


Private Freibereiche

Stehende Person Sitzplatz für zwei Personen

80 80

Wohnen
70

70
135
90

65
30 50 - 55 ≥ 80 50 - 55 30
240

Einflussfaktoren auf die Planung Ausstattung chenberechnung einbezogen werden. Die


Vorschriften der Wohnflächenverordnung
– Himmelsrichtungen (Besonnungszeiten) – Schrank; eventuell kann ein Stauschrank (WoFlV gelten für Wohnflächenberech-
– Witterungseinflüsse (Zugwind) für das Abstellen von Gartenmöbeln et nungen nach dem Wohnraumförderungs-
– externe Störfaktoren (zum Beispiel cetera sinnvoll sein gesetz. Auf die Grundflächen werden
Verkehrslärm oder die Einsehbarkeit von – Stromanschluss angerechnet:
Nachbargebäuden) – Wasseranschluss. – die Grundflächen von Balkonen, Loggien
– Funktionsbeziehung (zum Beispiel Lage in und Terrassen in der Regel zu einem Vier-
Beziehung zu den Wohnfunktionen) tel, maximal jedoch bis zur Hälfte;
– rechtliche Faktoren. Wohnflächenberechnung – die Grundfläche von unbeheizten Win-
Bei der Planung müssen auch baurecht- tergärten zur Hälfte, die Grundfläche von
liche Vorgaben (Abstandsregel et cetera) Die Außenraumfläche kann je nach Art der beheizten Wintergärten voll (siehe hierzu
beachtet werden (siehe Kapitel „Wohnen Umschließung (umschlossen, überdacht) auch Kapitel „Wohnen – Ökonomie“).
- Städtebau“) zu einem gewissen Teil in die Wohnflä-

Raumpilot Grundlagen 315


Wohnen

Liegestuhl Sitzende Person

80 80

70
140

185
70

200 70
270

150

Geländer und Umwehrungen mit einer Absturzhöhe von 1 m bis hoch sein. Die Höhe der Umwehrung darf
Anforderungen an Brüstungshöhen sind in 12 m: 0,90 m. auf 0,80 m verringert werden, wenn die
der Musterbauordnung und in den Landes- Tiefe der Umwehrung mindestens 0,20 m
bauordnungen festgelegt. Die MBO 2002 2. Umwehrungen von Flächen mit mehr als beträgt.
führt für Umwehrungen (außer Fensterbrüs- 12 m Absturzhöhe: 1,10 m.
tungen) unter § 38 (4) folgende Mindesthö- (Anforderungen an die Gestaltung von
hen auf: Entsprechend der LBOAVO § 4 „Umweh- Geländern und Umwehrungen siehe Kapitel
rungen“ gilt für Baden-Württemberg: „Grundlagen – Treppe“, Seite 65).
1. Umwehrungen zur Sicherung von Öff-
nungen in begehbaren Decken und Dä- (2) Bei einer Absturzhöhe von über 1 m
chern sowie Umwehrungen von Flächen muss die Umwehrung mindestens 0,90 m

316 Raumpilot Grundlagen


Private Freibereiche

Sitzplatz für vier Personen Sitzplatz für sechs Personen

80 80

Wohnen
70

70
30
50 - 55
≥ 130 bei 4 Personen
200
65

≥ 280
≥ 180
≥ 80
65

50 - 55
30 50 - 55 ≥ 80 50 - 55 30
240

30
30 50 - 55 65 65 50 - 55 30
≥ 230
≥ 290

Raumpilot Grundlagen 317


Wohnen
60

Private Freibereiche barrierefrei

Lichte Lichte
Durchgangsbreite Durchgangsbreite
≥ 90 ≥ 90

70
≥ 150

≥ 215
80
65
≥ 150
30 50 - 55 80 150
≥ 310

Bei Unterfahrbarkeit von Ausstattungsgegenständen und Tischen muss für den Roll-
stuhlfahrer jeweils mindestens 90 cm Anfahrbreite unterfahrbar sein!
► Entsprechend DIN sollte jeder
Wohnung ein mindestens 4,5 m²
großer Freisitz (Terrasse, Loggia oder
Balkon) zugeordnet werden (DIN
18025, Teil 1 und Teil 2).

Brüstungen in mindestens einem


Aufenthaltsraum der Wohnung und
von Freisitzen sollten ab 60 cm Höhe
durchsichtig sein (18025, Teil 1 und
Teil 2).

318 Raumpilot Grundlagen


Private Freibereiche

60
Barrierefreier Terrassenausgang mit Schwelle ≤ 2 cm.
Vor der Tür ist eine Rinne mit Gitterrostabdeckung ange-
ordnet.

„Barrierefreie Übergänge erfordern abdichtungstechnische


Sonderlösungen, die zwischen Planer, Türhersteller und
Blickdurchlässigkeit der Brüstungen
Ausführendem abzustimmen sind. Die Abdichtung allein
ab 60 cm Höhe beachten!
kann die Dichtigkeit am Türanschluss nicht sicherstellen.
Deshalb sind zusätzliche Maßnahmen erforderlich, gegebe-

Wohnen
nenfalls auch in Kombination, zum Beispiel:

– wannenförmiger Entwässerungsrost gegebenenfalls


≥ 200

beheizbar mit unmittelbarem Anschluss an die Entwässe-


rung
– Gefälle der wasserführenden Ebenen
– Schlagregen- und Spritzwasserschutz durch Über-
≥ 90 - 110

dachung
85

– Türrahmen mit Flanschkonstruktion


– zusätzliche Abdichtung im Innenraum mit gesonderter
Entwässerung“ (Fachregel für Abdichtungen – Flachdach-
richtlinie, Oktober 2008, 4.4, 3).

M 1:10

Gitterrost
≥ 150
15

Raumpilot Grundlagen 319


Wohnen

320 Raumpilot Grundlagen


Ökonomie

Wohnen
Raumpilot Grundlagen 321
Wohnen
Ökonomie

323 Flächenberechnung nach


Wohnflächenberechnung (WoFLV)
324 Flächenberechnung nach
Baunutzungsverordnung (BauNVO)
325 Flächenberechnung nach DIN 277
Wohnflächenberechnung
326 Baukosten unterschiedlicher
Gebäudetypen
327 Baunutzungskosten
328 Verhältnis von Hüllfläche zu Wohnfläche
330 Verhältnis von Erschließungsfläche zu
erschlossener Wohnfläche

322 Raumpilot Grundlagen


Ökonomie

Flächenberechnung

Zur Flächenermittlung eines Gebäudes gibt Flächenberechnung


es mehrere Berechnungsgrundlagen: WoFlV

– Wohnflächenverordnung (WoFlV)

Wohnen
Zur Ermittlung der genauen Wohnflä-
che wird im Wohnungsbau meist die
– Baunutzungsverordnung (BauNOV)
Berechnung nach der Wohnflächen-
– DIN 277. verordnung (WoFlV) herangezogen.
Grundflächen werden vollständig
(bei Räumen mit einer lichten Höhe
Je nach Richtlinie oder Norm werden
von mindestens 2 m, zur Hälfte
Elemente von Gebäuden (zum Beispiel bei Räumen mit einer Höhe von
Balkone, Flure) unterschiedlich angerechnet. mindestens 1 m und weniger als 2 m
angerechnet.
Abhängig von der Berechnungsmethode
erhält man also für das gleiche Gebäude In dieser Verordnung können
beispielsweise der Balkon bis zur
verschiedene Werte.
Hälfte, Tür- und Fensterlaibungen erst
ab 13 cm Tiefe angerechnet werden.
Wohnfläche, voll anrechenbar Technische Funktionsflächen (Instal-
(enthält Laibungen größer 13 cm Tiefe) lationsschächte) und Verkehrsflächen
(Treppenhaus, Flur) fließen hier nicht
Wohnfläche, bis zur Hälfte anrechenbar in die Wohnfläche ein.

Die Vorschriften der WoFlV gelten


für Flächenberechnungen nach dem
Wohnraumförderungsgesetz.

Raumpilot Grundlagen 323


Wohnen

Flächenberechnung
BauNVO
(Baunutzungsverordnung)

In der Baunutzungsverordnung wird


festgesetzt:

§ 19 Grundflächenzahl, zulässige
Grundfläche

§ 20 Vollgeschosse, Geschossflä-
chenzahl, Geschossfläche

Mit der Geschossfläche (GF) wird die


Geschossflächenzahl (GFZ), mit der
Grundfläche (GR) die Grundflächen-
zahl (GRZ) ermittelt.

Die Geschossfläche (GF) unterschei- Grundfläche


det sich häufig geringfügig von der
Grundfläche eines Gebäudes.

Die Geschossfläche (GF) wird häufig


mit der Brutto-Grundfläche (BGF)
nach DIN 277 verwechselt!

Geschossfläche (GF)

324 Raumpilot Grundlagen


Ökonomie

Flächenberechnung
DIN 277
Grundflächen und
Rauminhalte von
Bauwerken
im Hochbau

Mit der DIN 277 werden alle Grund-


flächen und davon abgeleitet die

Wohnen
Rauminhalte berechnet.

Sie ist die umfassendste Be-


rechnungsgrundlage und wird
beispielsweise zur Berechnung der
Wirtschaftlichkeit eines Gebäudes
herangezogen.

Brutto-Grundfläche (BGF = KGF + NGF) Netto-Grundfläche (NGF = NF + TF + VF) Die Flächenberechnung der DIN
277 weicht von der Berechnung in
der Baunutzungverordnung und der
Wohnflächenberechnung in kleinen,
aber entscheidenden Einzelheiten ab
(siehe Abbildungen).

Konstruktions-Grundfläche (KGF) (enthält Tür- und Nutzfläche (NF)


Fensteröffnungen sowie Installationsschächte bis zu
Verkehrsfläche (VF)
1 m² Querschnitt)
Technische Funktionsfläche (TF)

Raumpilot Grundlagen 325


Wohnen

Baukosten unterschiedlicher Gebäudetypen

Baukosten
In der nebenstehenden Grafik
werden die pro Kostengruppe und
Quadratmeter anfallenden Baukosten
für ein Mehrfamilienhaus, für ein Rei-
henhaus und für ein freistehendes
Einfamilienhaus aufgeführt.
1€
161
Die relevanten Kostengruppen der
1. Ebene sind:


9€ 216
KG 700:
120 13, €
4 81
5,0 %
Baunebenkosten [€/m² BGF]

0€
%
104 €
224
KG 500:
Außenanlagen 18, €
€ 5 81
[€/m² Fläche Außenanlagen] 131 6,7 %
12, 9 € %
6
6,66%
% 6€
KG 300 + 400: 129
Bauwerk – Baukonstruktion €
€ 850
Bauwerk – Technische Anlagen 800
[€/m² BGF]

0€
KG 200:
€ 70, € €
76, 40 3% 54 80, 18
Herrichten und Erschließen 9% 4%
[€/m² Fläche Baugrundstück]

Die Kosten sind Näherungswerte


in Anlehnung an Informationen des
Baukosteninformationszentrums
Deutscher Architektenkammern (BKI)

Mehfamilienhaus > 6 WE Reihenhaus Einfamilienhaus, unterkellert


mittlerer Standard mittlerer Standard hoher Standard
Kosten: 1040 €/m² Kosten: 1209 €/m² Kosten: 1611 €/m²

326 Raumpilot Grundlagen


Ökonomie

9€
349


308
8,8
%

318 Baunutzungskosten
9,1
%

Baunutzungskosten
7€
225 Für Bauherren und Investoren sind
nicht nur die reinen Erstellungskos-
2€
126 ten eines Gebäudes von Interesse,
sondern auch die weiteren Unter-
halts- beziehungsweise Betriebskos-
4€ €
198 255 ten, die von der Planung über die Er-
11,

Wohnen
2% stellung bis hin zum Abriss anfallen.

222
Dadurch können schon im Vorfeld
9,8 Aussagen über die Wirtschaftlichkeit
%
€ oder auch Unwirtschaftlichkeit eines
248 36,
1% Gebäudes getroffen werden. Diese
12,
5% € 57 1€ Gesamtkosten werden als Baunut-
215 zungskosten bezeichnet.
10,
8%

€ 25,
4%
481 Die Baunutzungskosten, im Beispiel
für 50 Jahre, gliedern sich wie folgt:
24,
3%
1€
161 Bauunterhaltskosten
(Wartung/Instandhaltung)
9€
0€ 120
104 Betriebskosten
(Energiekosten)

0€
Grundstückskosten
52, 53, 46,
4% 6% 0%
Erstellungskosten

Die Kosten sind Näherungswerte aus


einer Studie des Bundesbauministe-
riums (1990). Zu beachten ist, dass
Bauunterhalts-, Betriebs- und Grund-
stückskosten in €/m² Wohnfläche,
Baukosten in €/m² BGF angegeben
Mehfamilienhaus > 6 WE Reihenhaus Einfamilienhaus, unterkellert
werden.
mittlerer Standard mittlerer Standard hoher Standard
Kosten: 1984 €/m² Kosten: 2257 €/m² Kosten: 3499 €/m²

Raumpilot Grundlagen 327


Wohnen

Verhältnis von Hüllfläche zu Wohnfläche

200 m²
158 m²

100 m²
58 m²
Hüllfläche 42 m²

Wohnfläche 100 m² 100 m² 100 m² 100 m² 100 m²


20

12

12
12

12
Geschosswohnungsbau Geschosswohnungsbau Geschosswohnungsbau Geschosswohnungsbau Geschosswohnungsbau
große Gebäudetiefe, mittige Lage, Randlage, Dachgeschoss, Randlage Dachgeschoss,
mittige Lage, eine Außenfläche zwei Außenflächen drei Außenflächen drei Außenflächen vier Außenflächen

328 Raumpilot Grundlagen


Ökonomie

290 m²
256 m² Die Hüllfläche bezieht sich in den
Beispielen immer auf eine Wohnflä-
che von 100 m² und ein Raumvolu-
192 m²
men von 300 m³.

108 m²
Um den Energieverbrauch zu verrin-
gern, muss vorrangig der Energie-
verlust der Außenhülle (Wand/Dach)

Wohnen
minimiert werden. Die Hüllfläche als
begrenzendes Bauteil zwischen dem
Klima des Innen- und Außenraums
hat besonders hohe Anforderungen
zu erfüllen. Sie ist das aufwendigste
100 m² 100 m² 100 m² 100 m² und kostenintensivste Bauteil eines
Gebäudes. Eine geringe Hüllfläche
ist ökonomisch und ökologisch wün-
schenswert. Ein energetischer Vorteil
großer Gebäudehüllen könnte allein
im Versuch der Energiegewinnung
gesehen werden.

Einfamilienhäuser (freistehend
oder angebaut) und verdichtete
Flachbauten führen daher zu einer
intensiveren Auseinandersetzung
mit Gebäudehüllen. Der geschätzte
Gegenwert dieser Gebäudetypen
wird künftig hinsichtlich knapper
12
12

12

Ressourcen zunehmend kritischer


diskutiert werden.

Reihenhaus Reihenendhaus Freistehendes Freistehendes,


drei Außenflächen vier Außenflächen Einfamilienhaus winkelförmiges
fünf Außenflächen Einfamilienhaus
fünf Außenflächen

Raumpilot Grundlagen 329


Wohnen

Verhältnis von Erschließungsfläche zu erschlossener Wohnfläche

Die nebenstehende Grafik zeigt das 7 13 20 25


17
Verhältnis von Erschließungsaufwand
(Treppenhaus Regelgeschoss) zu
Wohnfläche. Dadurch lassen sich
schon in der ersten Planungsphase
Rückschlüsse auf die zu erwartende
Effizienz und die Baukosten ziehen.
Je geringer die „Ausbeute“ der
1
Wohnfläche je Quadratmeter
Erschließungsfläche ausfällt, desto
höher sind die Erstellungskosten.
Das kalkulierte Beispiel stellt nur ein
stark vereinfachtes Modell dar; es
wird nach Größe und Anforde- 1
rungen (räumliche und funktionale
Qualitäten, zum Beispiel Belichtung,
Barrierefreiheit) gegenüber einer
1
konkreten Planung differieren.

Die Beispiele zeigen deutlich die


große Effizienz der Vertikalerschlie- 1
ßung (Spänner) und widerlegen die
vermutete Wirtschaftlichkeit der
Horizontalerschließung. Zumindest
die Erschließung eingeschossiger
Einheiten mit einem Außenflur ist flä-
chenaufwendig. Einzig das Argument
der Barrierefreiheit (nur ein Aufzug
bis zur Hochhausgrenze) spricht für
die in der Regel einhüftige Anord-
nung. Eine Steigerung der Effizienz
ist nur mit einem Innenflur und mehr-
geschossigen Wohneinheiten zu
erreichen. Aber auch hier muss der
Flächenverlust durch die zusätzliche
interne Erschließung der zwei- oder
dreigeschossigen Wohneinheiten mit
berücksichtigt werden.
100

100 100 100


100 100 50
50 100
100 100 50
100 100 100

Einspänner Zweispänner Dreispänner Vierspänner Fünfspänner

330 Raumpilot Grundlagen


Ökonomie

7 5 9 13 m2 erschlossene Wohnfläche

Wohnen
1 m2 Erschließungsfläche

290
140
140
140
140
140
140
140
140
290

100
50
50
100 50 100 290
50 50
50
50 140
50 50 140
50 50 50 40
100 50 50 50 140
1
50 50 50 50 140
50 50 50 140
50 100 50
50 140
50 50 50 140
100 100 100 290

Außenflurerschließung Außenflurerschließung Innenflurerschließung Innenflurerschließung


6 WE 10 WE (1 Ebene) 20 WE (3 Ebenen) 20 WE

Raumpilot Grundlagen 331


Wohnen

332 Raumpilot Grundlagen


Schall

Wohnen
Raumpilot Grundlagen 333
Wohnen
Schall

335 Schallschutzanforderungen
335 Schallschutz bei Einfamilien-, Doppel-
und Reihenhäusern
336 Anforderungen an den baulichen
Schallschutz
337 Schalldämmung von Wänden

334 Raumpilot Grundlagen


Schall

Schallschutzanforderungen destanforderungen und erhöhte Anforde- ► Hinweis zum baulichen Schall-


schutz:
rungen hinsichtlich der Luft- und Trittschall-
Die Mindestschallschutzanforderung
Die DIN 4109 / November 1989 regelt übertragung aus einem fremden Wohn- und der DIN 4109 entsprechen nicht
die Anforderungen an den Schutz gegen Arbeitsbereich fest. Die „Mindestanfor- mehr den üblichen Anforderungen.
Sie schützen lediglich „vor unzumut-
Luft- und Trittschallübertragung zwischen derungen“ entsprechen allerdings nicht baren Belästigungen“. Anzuwen-
fremden Wohn- und Arbeitsräumen gegen mehr den heute üblichen Anforderungen, den ist mindestens der erhöhte
Außenlärm sowie gegen Geräusche von es sollten die „erhöhten Anforderungen“ Schallschutz oder die SSt II oder
SSt III (Schallschutzstufen der VDI
haustechnischen Anlagen und aus baulich angewendet werden. Richtlinie 4100).
verbundenen Betrieben. Daneben macht

Wohnen
SSt I entspricht DIN 4109
auch die VDI-Richtlinie 4100 „Schallschutz
„Mindestanforderungen“.
von Wohnungen; Kriterien von Planung und Anforderungen an den baulichen
Beurteilung“/ August 2007 Angaben über Schallschutz im Geschosswohnungsbau
die Schallschutzanforderungen in Wohnge- entsprechend DIN 4109 / Nov 1989
bäuden.
1 – sehr hoch 52 bis 55 dB
Schallschutz bei Einfamilien-, Doppel- 2 – hoch 53 bis 55 dB
und Reihenhäusern 3 – mittel 40 bis 47 dB
Die DIN 4109 legt für Wohngebäude Min- 4 – niedrig

1
4

1 1

3 2

Schemagrundriss eines Wohngebäudes mit Hinweisen auf unterschiedliche Anforderungen an den baulichen Schallschutz
M 1:200

Raumpilot Grundlagen 335


Wohnen

Anforderungen an den baulichen Schallschutz (dB) DIN 4109 / November 1989 Anforderungen an den baulichen Schallschutz (dB) DIN 4109 / November 1989

Geschosshäuser mit Wohnungen (Whg.) mit Arbeitsräumen Einfamilien - Doppelhäuser und Einfamilien - Reihenhäuser

Mindestanforderung erhöhte Anforderung Mindestanforderung erhöhte Anforderung


Bauteil Bauteil
R‘ w L‘ n, w R‘ w L‘ n, w R‘ w L‘ n, w R‘ w L‘ n, w

Decken unter begehbaren 53 53 55 46 Decken - 48 - 38


Dachräumen, zum Beispiel Böden
– Gebäude mit zwei Wohnungen 52 63 - - Treppen, Treppenpodeste und Decken - 53 - 46
unter Fluren
Wohnungstrenndecken und 54 53 55 46
Wohnungstrenntreppen Haus-/(Wohnungs-)Trennwände 57 - 67 -
– Gebäude mit zwei Wohnungen 52 53 - -

Decken über Kellern, 52 53 55 46


Hausfluren,Treppenräumen
Anmerkung zum baulichen Schallschutz:
über Aufenthaltsräumen
Die Mindestschallschutzanforderung der DIN 4109 entsprechen nicht mehr den üblichen
Decken über Durchfahrten Anforderungen. Sie schützen lediglich „vor unzumutbaren Belästigungen“. Anzuwenden
– unter Aufenthaltsräumen 55 53 - 46
ist mindestens der erhöhte Schallschutz oder die SSt II oder SSt III (Schallschutzstufen der
– über Gemeinschafts- 55 46 - -
VDI Richtlinie 4100).
räumen
Hinweis: SSt I entspricht DIN 4109 „Mindestanforderungen“
Decken unter Terrassen und Loggien - 53 - 46
über Aufenthaltsräumen

Decken unter Laubengängen - 53 - 46 VDI Richtlinie 4100 „Schallschutz im Hochbau“

Decken unter Bad und WC 54 53 55 46 Art der Geräuschemission SSt 1 SSt 2 SSt 3

Treppen und Treppenpodeste - 58 - 46 Laute Sprache verstehbar im Allgemeinen im Allg. nicht


– innerhalb von Wohnungen - 53 - 46 verstehbar verstehbar

Decken unter Hausfluren - 53 - 46 Sprache mit angehobener im Allgemeinen im Allgemeinen nicht verstehbar
Sprechweise verstehbar nicht verstehbar
Wohnungstrennwände 53 - 55 -
Sprache mit normaler im Allgemeinen nicht nicht verstehbar nicht hörbar
Treppenraumwände und Wände 52 - 55 - Sprechweise verstehbar
neben Hausfluren
Gehgeräusche im Allgemeinen im Allg. nicht nicht störend
Wände neben Durchfahrten 55 - 55 - störend mehr störend

Türen von Hausfluren und Treppen- 27 - 37 - Geräusche aus Haustech- unzumutbare Beläs- gelegentlich nicht oder nur
räumen zu Fluren nikanlagen tigungen werden im störend selten störend
– zu Aufenthaltsräumen 37 - 37 - Allg. vermieden

Wände zwischen „lauten“ und 40 - 47 - Hausmusik, laut eingestellte deutlich hörbar deutlich hörbar im Allgemeinen
„leisen“ Räumen unterschiedlicher Rundfunk- und Fernsehge- hörbar
Nutzung innerhalb der Wohnung räte, Parties

336 Raumpilot Grundlagen


Schall

Schalldämmung von Wandkonstruktionen Schalldämmung von Wandkonstruktionen

Wanddicke / Rw,R Ständer- Gesamt- Rw, R


Einschalige Innenwände Rohdichte Einschalige Innenwände tiefe tiefe

10,0 cm 46 1,25 cm Gipsplatte


Stahlbetonwand beidseitig 12,5 cm 49 Holzständer 6/6 cm oder 6,0 8,5 36
Dünnputz 15,0 cm 51 6/14 cm mit Volldämmung in
17,5 cm 53 der Dicke der Ständer 14,0 16,5 40
20,0 cm 54 1,25 cm Gipsplatte
22,5 cm 56

Wohnen
25,0 cm 57 1,25 cm Gipsplatte
Holzständer 6/6 cm oder 6,0 8,5 41
1.2 42 6/14 cm mit Volldämmung in
11,5 cm Mauerwerk, 1.4 44 der Dicke der Ständer 14,0 16,5 42
beidseitig 1,5 cm Putz 1.6 45 1,25 Gipsplatte
1.8 46
2.0 47 1,0 cm Gipsplatte
1,25 cm Gipsplatte
1.2 46 Holzständer 6/6 cm oder 6,0 10,5 46
17,5 cm Mauerwerk, 1.4 48 6/14 cm mit Volldämmung in
beidseitig 1,5 cm Putz 1.6 49 der Dicke der Ständer 14,0 18,5 46
1.8 50 1,25 cm Gipsplatte
2.0 51 1,0 cm Gipsplatte

1.2 50 1,5 cm OSB-Platte


24 cm Mauerwerk, 1.4 51 Holzständer 6/6 cm oder 6,0 9,0 33
beidseitig 1,5 cm Putz 1.6 53 6/14 cm mit Volldämmung in
1.8 54 der Dicke der Ständer 14,0 17,0 36
2.0 55 1,5 cm OSB-Platte

1.2 52 0,95 cm Gipsplatte


30 cm Mauerwerk, 1.4 54 1,5 OSB-Platte
beidseitig 1,5 cm Putz 1.6 55 Holzständer 6/6 cm oder 6,0 9,7 37
1.8 56 6/14 cm mit Volldämmung in
2.0 57 der Dicke der Ständer 14,0 17,7 40
1,25 cm Gipsplatte
36,5 cm Mauerwerk, beid- 1.2 54
seitig 1,5 cm Putz 1.4 56 13,5 cm Brettsperrholzele-
1.6 57 ment Holzständer 8/8 cm 8,0 22,8 43
1.8 59 mit 8 cm Dämmung
2.0 60 1,25 cm Gipsplatte

Wand aus Porenbeton – 10,0 cm 35 1,25 cm Gipsplatte


Plansteinen, beidseitig 12,5 cm 38 1,25 cm Gipsplatte
1 cm Putz 15,0 cm 39 Holzständerkonstruktion
17,5 cm 42 6/6 cm mit 6 cm Dämmung 6,0 20,0 59
15,0 cm 44 3 cm Trennfuge
Holzständer 6/6 cm mit
Wand aus Gipsplatten, 6,0 cm 35 6 cm Dämmung
beidseitig Dünnputz 8,0 cm 39 1,25 cm Gipsplatte
10,0 cm 44 1,25 cm Gipsplatte

Raumpilot Grundlagen 337


Wohnen

338 Raumpilot Grundlagen


Planungsregeln/Literatur

§
§§
§ § §
§ Raumpilot Grundlagen 339

Wohnen
Wohnen
Planungsregeln/Literatur

341 Planungsregeln
344 Literatur

340 Raumpilot Grundlagen


Planungsregeln/Literatur

Planungsregeln Anforderungen; Deutsche Fassung EN 716- mit Zapfenaufnahme oder BG-Schüttungen


1: 2008 und/oder für breite Kammschüttungen –
Normen Maße und Formgebung; Deutsche Fassung
DIN EN 747-1 / Juli 2007 / Möbel - Etagen- EN 840-4: 2004
DIN EN 71-8 / September 2006 / Sicherheit betten und Hochbetten für den Wohn-
von Spielzeug – Teil 8: Schaukeln, Rutschen bereich – Teil 1: Anforderungen an die DIN EN 840-5 / Juli 2004 / Fahrbare Abfall-
und ähnliches Aktivitätsspielzeug für den Sicherheit, Festigkeit und Dauerhaltbarkeit; sammelbehälter – Teil 5: Anforderungen an
häuslichen Gebrauch (Innen- und Außenbe- Deutsche Fassung EN 747-1: 2007 die Ausführung und Prüfverfahren; Deut-
reich); Deutsche Fassung EN 71-8: 2003 + sche Fassung EN 840-5: 2004

Wohnen
A1: 2006 + A2: 2005 DIN EN 840-1 / Juli 2004 / Fahrbare Ab-
fallsammelbehälter – Teil 1: Behälter mit 2 DIN EN 840-6 / November 2008 / Fahrbare
DIN 276-1 / Dezember 2008 / Kosten im Rädern und einem Nennvolumen bis 400 l Abfallsammelbehälter – Teil 6: Sicherheits-
Bauwesen – Teil 1: Hochbau für Kammschüttungen – Maße und Formge- und Gesundheitsschutzanforderungen;
bung; Deutsche Fassung EN 840-1: 2004 Deutsche Fassung EN 840-6: 2004 + A1:
DIN 277-1 / Februar 2005 / Grundflächen 2008
und Rauminhalte von Bauwerken im Hoch- DIN EN 840-2 / Juli 2004 / Fahrbare Ab-
bau – Teil 1: Begriffe, Ermittlungsgrundlagen fallsammelbehälter – Teil 2: Behälter mit 4 DIN EN 1116 / September 2004 / Küchen-
Rädern und einem Nennvolumen bis 1300 l möbel – Koordinationsmaße für Küchenmö-
DIN 277-2 / Februar 2005 / Grundflächen mit Flachdeckel(n), für Schüttungen mit bel und Küchengeräte; Deutsche Fassung
und Rauminhalte von Bauwerken in Hoch- Zapfenaufnahme und/oder für Kammschüt- 1116: 2004
bau – Teil 2: Gliederung der Netto-Grundflä- tungen – Maße und Formgebung; Deutsche
che (Nutzflächen, Technische Funktionsflä- Fassung EN 840-2: 2004 DIN EN 1116 Berichtigung 1 / Mai 2007/
chen und Verkehrsflächen) Küchenmöbel – Koordinationsmaße für
DIN EN 840-3 / Juli 2004 / Fahrbare Ab- Küchenmöbel und Küchengeräte; Deutsche
DIN 277-3 / April 2005 / Grundflächen und fallsammelbehälter – Teil 3: Behälter mit 4 Fassung 1116: 2004, Berichtigungen zu DIN
Rauminhalte von Bauwerken im Hochbau – Rädern und einem Nennvolumen bis 1300 l EN 1116: 2004-09
Teil 3: Mengen und Bezugseinheiten mit Schiebedeckel(n), für Schüttungen und DIN EN 1022 / September 2005 / Wohnmö-
Zapfenaufnahme und/oder für Kammschüt- bel – Sitzmöbel – Bestimmung der Standsi-
DIN EN 527-1 / Juli 2000 / Büromöbel - tungen – Maße und Formgebung; Deutsche cherheit; Deutsche Fassung EN 1022: 2005
Büro-Arbeitstische – Teil 1: Maße; Deutsche Fassung EN 840-3: 2004
Fassung EN 527-1: 2000 DIN EN 1130-1 / Juli 1996 / Möbel – Krippen
DIN EN 840-4 / Juli 2004 / Fahrbare Ab- und Wiegen für den Wohnbereich – Teil 1:
DIN EN 716-1 / September 2008 / Möbel – fallsammelbehälter – Teil 4: Behälter mit 4 Sicherheitstechnische Anforderungen; Deut-
Kinderbetten und Reisekinderbetten für den Rädern und einem Nennvolumen bis 1700 l sche Fassung EN 1130-1: 1996
Wohnbereich – Teil 1: Sicherheitstechnische mit Flachdeckel(n), für breite Schüttungen

Raumpilot Grundlagen 341


Wohnen

DIN EN 1176-1 / August 2008 / Spielplatzge- DIN EN 1930 / März 2006 / Artikel für Säug- DIN 4708 Teil 2 / April 1994 / Zentrale
räte und Spielplatzböden – Teil 1: Allgemeine linge und Kleinkinder – Kinderschutzgitter Wassererwärmungsanlagen – Regeln zur Er-
sicherheitstechnische Anforderungen und – Sicherheitstechnische Anforderungen und mittlung des Wärmebedarfs zur Erwärmung
Prüfverfahren; Deutsche Fassung EN 1176- Prüfverfahren; Deutsche Fassung EN 1930: von Trinkwasser in Wohngebäuden
1: 2008 2000 + A1: 2005
DIN 5035-8 / Juli 2007 / Beleuchtung mit
DIN EN 1176-3 / August 2008 / Spielplatzge- DIN 1946-6 / Mai 2009 / Raumlufttechnik künstlichem Licht – Teil 8: Arbeitsplatz-
räte und Spielplatzböden – Teil 3: zusätzliche – Teil 6: Lüftung von Wohnungen – Allge- leuchten – Anforderungen, Empfehlungen
besondere sicherheitstechnische Anfor- meine Anforderungen, Anforderungen zur und Prüfung
derungen und Prüfverfahren für Rutschen; Bemessung, Ausführung und Kennzeich-
Deutsche Fassung EN 1176-3:2008 nung, Übergabe/Übernahme (Abnahme) und DIN 31130 / Juni 2004 / Prüfung von Bo-
Instandhaltung denbelägen – Bestimmung der rutschhem-
DIN EN 1286 / Juni 1999 / Sanitärarmaturen menden Eigenschaft – Arbeitsräume und
– Mechanisch einstellbare Mischer für die DIN 4543-1 / September 1994 / Büroarbeits- Arbeitsbereiche mit Rutschgefahr, Bege-
Anwendung im Niederdruckbereich – Allge- plätze – Teil 1: Flächen für die Aufstellung hungsverfahren – Schiefe Ebene
meine technische Spezifikation; Deutsche und Benutzung von Büromöbeln – Sicher-
Fassung EN 1286: 1999 heitstechnische Anforderungen, Prüfung DIN EN ISO 9241/ Februar 2009 /
Ergonomische Anforderungen für
DIN EN 1287 / Juni 1999 / Sanitärarmaturen DIN V 4701-10 / Vornorm August 2003 / Bürotätigkeiten mit Bildschirmgeräten
– Thermostatische Mischer für die Anwen- Energetische Bewertung heiz- und raum-
dung im Niederdruckbereich – Allgemeine lufttechnischer Anlagen – Teil 10: Heizung, DIN EN 12221-1 / August 2008 / Wickel-
technische Spezifikation; Deutsche Fassung Trinkwassererwärmung, Lüftung einrichtungen für den Hausgebrauch – Teil
EN 1287: 1999 1: Sicherheitstechnische Anforderungen;
DIN V 4701-10 Beiblatt 1 / Februar 2007 / Deutsche Fassung EN 12221-1: 2008
DIN EN 1627 / Entwurf April 2006 / Energetische Bewertung heiz- und raum-
Einbruchhemmende Bauprodukte (nicht lufttechnischer Anlagen – Teil 10: Heizung, DIN EN 12227-1 / April 2000 / Kinderlaufstäl-
für Betonfertigteile) – Anforderungen und Trinkwassererwärmung, Lüftung; Beiblatt 1: le für den Wohnbereich – Teil 1: Sicher-
Klassifizierung; Deutsche Fassung prEN Anlagenbeispiele heitstechnische Anforderungen; Deutsche
1627: 2006 Fassung EN 12227-1: 1999
DIN V 4701-10/A1 / Vornorm Dezember 2006
DIN V ENV 1627 / April 1999 / Fenster, / Energetische Bewertung heiz- und raum- DIN EN 12464-1 / März 2003 / Licht und
Türen, Abschlüsse – Einbruchhemmung – lufttechnischer Anlagen – Teil 10: Heizung, Beleuchtung – Beleuchtung von Arbeitsstät-
Anforderungen und Klassifizierung – Deut- Trinkwassererwärmung, Lüftung ten – Teil 1: Arbeitsstätten in Innenräumen;
sche Fassung ENV 1627: 1999 Deutsche Fassung EN 12464-1: 2002

342 Raumpilot Grundlagen


Planungsregeln/Literatur

DIN EN 12764 / April 2008 / Sanitäraus- DIN 18015-1 / September 2007 / Elektrische DIN 18025 Teil 2 / Dezember 1992 / Barriere-
stattungsgegenstände – Anforderungen an Anlagen in Wohngebäuden – Teil 1: freie Wohnungen – Planungsgrundlagen
Whirlwannen; Deutsche Fassung EN 12764: Planungsgrundlagen
2004 + A1: 2008 DIN 18040-2 / Entwurf Februar 2009 / Barri-
DIN 18015-2 / August 2004 / Elektrische erefreies Bauen – Planungsgrundlagen – Teil
DIN EN 13724 / Mai 2003 / Postalische Anlagen in Wohngebäuden – Teil 2: Art und 2: Wohnungen
Dienstleistungen – Einwurföffnungen von Umfang der Mindestausstattung
Hausbriefkästen – Anforderungen und DIN 18015-3 / September 2007 / Elek- DIN 30706-1 / Dezember 2006 / Begriffe
Prüfungen – Deutsche Fassung EN 13724: trische Anlagen in Wohngebäuden – Teil der Kommunalen Technik – Teil 1: Abfallent-

Wohnen
2002 3: Leitungsführung und Anordnung der sorgung
Betriebsmittel
DIN EN 13203-1 / November 2006 / Gasbe- DIN 33408-1 / März 2008 / Körperumriss-
heizte Geräte für die sanitäre Warmwasser- DIN 18015-3 Berichtigung 1 / Januar 2008 / schablonen – Teil 1: Für Sitzplätze
bereitung für den Hausgebrauch – Geräte, Elektrische Anlagen in Wohngebäuden – Teil
die eine Nennwärmebelastung von 70 kW 3: Leitungsführung und Anordnung der Be- DIN 33408-1 Beiblatt 1 / Januar 1987 /
und eine Speicherkapazität von 300 Litern triebsmittel, Berichtigungen zu DIN 18015-3: Körperumrissschablonen für Sitzplätze –
Wasser nicht überschreiten – Teil 1: Be- 2007-09 Anwendungsbeispiele
wertung der Leistung der Warmwasserbe-
reitung; Deutsche Fassung EN 13203-1: DIN 18017 Teil 1 / Februar 1987 / Lüftung DIN 4109 / November 1989/ Schallschutz
2006 von Bädern und Toilettenräumen ohne im Hochbau. Anforderungen und Nachweise
Außenfenster – Einzelschachtanlagen ohne
DIN EN 14988-1 / Juni 2006 / Kinderhoch- Ventilatoren DIN 4109 / November 1989 / Beiblatt 2 /
stühle – Teil 1: Sicherheitstechnische Anfor- Schallschutz im Hochbau. Hinweise für
derungen; Deutsche Fassung EN 14988-1: DIN 18017-3 / September 2009 / Lüftung Planung und Ausführung. Vorschläge für
2006 von Bädern und Toilettenräumen ohne Au- einen erhöhten Schallschutz. Empfehlungen
ßenfenster – Teil 3: Lüftung mit Ventilatoren für den Schallschutz im eigenen Wohn- und
DIN EN 15132 / Dezember 2006 / Abfallbe- Arbeitsbereich
hälterschränke für fahrbare Abfallsammel- DIN 18106 / September 2003 / Einbruch-
behälter mit einem Nennvolumen bis 1700 hemmende Gitter – Anforderungen und DIN 66354 / Dezember 1986 / Küchenein-
l – Anforderungen an die Ausführung und Prüfverfahren richtungen - Formen, Planungsgrundsätze
Prüfverfahren; Deutsche Fassung EN 15132:
2006 DIN 18025 Teil 1 / Dezember 1992 / Bar- DIN 68881 / Februar 1979 / Begriffe für
rierefreie Wohnungen – Wohnungen für Küchenmöbel – Küchenschränke
Rollstuhlbenutzer – Planungsgrundlagen

Raumpilot Grundlagen 343


Wohnen

DIN 68878 Teil 1 / Januar 1987 / Stühle für Gesetz zur Förderung der Kreislaufwirt- Literatur
den Wohnbereich – Anforderungen, Prüfung schaft und Sicherung der umweltverträg-
DIN 68885 / Januar 1987 / Tische für den lichen Beseitigung von Abfällen (Kreislauf- AMK Arbeitsgemeinschaft Die Moderne
Wohnbereich – Anforderungen, Prüfung wirtschafts- und Abfallgesetz – KrW-/AbfG) Küche e.V.: Ratgeber Küche. Neue Küche –
(27.09.1994) jetzt erleben. Mannheim 2004
DIN 68880 Blatt 1 / Oktober 1973 / Möbel
– Begriffe Gesetz zur Neuordnung des Abfallrechts für AMK Arbeitsgemeinschaft Die Moderne
Baden-Württemberg (Landesabfallgesetz Küche e.V.: Ergonomieplaner für Einbaukü-
DIN 68890 / Mai 2009 / Kleiderschränke LAbfG) (14.10.2008) chen. Erstellt in Anlehnung an eine Studie
im Wohnbereich – Anforderungen an die GUV-V C 27 / Januar 1979 beziehungsweise der TH Darmstadt. Mannheim (Erschei-
Gebrauchstauglichkeit – Prüfung 1997 / Unfallverhütungsvorschrift Müllbe- nungsdatum unbekannt)
seitigung
DIN 68935 / Dezember 1999 / Koordi- Architektenkammer Baden-Württemberg
nationsmaße für Badmöbel, Geräte und (Hrsg.): Arbeitshilfen zum Barrierefreien
Sanitärobjekte Richtlinien Bauen - B2 Barrierefreies Wohnen. Stutt-
VDI Richtlinien 4100/ Aug. 2007/ gart 1998
Schallschutz von Wohnungen – Kriterien für
Gesetzte/ Verordnungen Planung und Beurteilung Behren-Wolpert, Silvia: Wohnen mit Kindern.
Musterbauordnung MBO 2002 Stuttgart 1985
VDI Richtlinie 6000 / Blatt 1 / Februar 2008
Landesbauordnung für Baden-Württemberg Ausstattung von und mit Sanitärräumen Belz, Walter; Gösele, Karl; Hoffmann, Wolf;
(zuletzt geändert 2007) Wohnungen Jenisch, Richard; Pohl, Reiner; Reichert,
Hubert: Mauerwerk Atlas. München, 1999
Gesetzentwurf der Landesregierung: Bundesamt für Wohnungswesen BWO
Gesetz zur Änderung der Landesbauord- (Hrsg.): Wohnbauten planen, beurteilen und
nung für Baden-Württemberg 2009 vergleichen. Wohnungs- Bewertungs-
System WBS Ausgabe 2000. Grenchen
Baunutzungsverordnung BauNVO 2000
(1962, zuletzt geändert 1993)
BKI Baukosteninformationszentrum
Wohnflächenverordnung WoFlV vom (Hrsg.):BKI Baukosten 2009, Teil 1: Statis-
25. November 2003, Inkraftgetreten am tische Kostenkennwerte für Gebäude.
1. Januar 2004 Stuttgart 2009

344 Raumpilot Grundlagen


Planungsregeln/Literatur

Dessai, Elisabeth; Alt-Rosendahl, Renate: Herzog, Thomas; Natterer, Julius; RWE Energie Aktiengesellschaft (Hrsg.):
Wohnen und Spielen mit Kindern. Alterna- Schweitzer, Roland; Volz, Michael; Winter, Bau-Handbuch. Heidelberg 1998
tiven zur familienfeindlichen Architektur. Wolfgang: HolzbauAtlas. München 2003
Düsseldorf, Wien 1976 Rughöft, Sigrid: Wohnökologie; Grundwis-
Keller, Bruno; Rutz, Stephan: Pinpoint, Fak- sen. Stuttgart 1992
Eisele, Johann; Staniek, Bettina (Hrsg.): ten der Bauphysik. Zürich 2007
BürobauAtlas. München 2005 Sauter, Helmut; Krohn, Hans-Jürgen;
König, Roland: Leitfaden barrierefreier Woh- Bergemann, Lutz: Landesbauordnung für
Faller, Peter: Der Wohngrundriss. Stuttgart, nungsbau. Stuttgart 2005 Baden-Württemberg. Stuttgart, Berlin, Köln,

Wohnen
München 2002 Mainz 1987
Krebs, Jan: Basics - Entwerfen und Wohnen.
Fuhrmann, Peter: Bauplanung und Bauent- Basel 2007 Schneider, Friederike: Grundrissatlas
wurf. Stuttgart, Berlin, Köln 1998 Wohnungsbau. Basel 2004
Kuldschun, Herbert; Rossmann, Erich:
Gottschall, Karin; Voß, Günter, G. (Hrsg.): Planen und Bauen für Behinderte. Stuttgart Stamm-Teske, Walter; Fischer, Katja; Haag,
Entgrenzung von Arbeit und Leben. Zum 1974 Tobias: Raumpilot Wohnen. Stuttgart, Zürich
Wandel der Beziehung von Erwerbstätigkeit 2010
und Privatsphäre im Alltag. München und Loeschcke, Gerhard; Pourat, Daniela:
Mering 2005 Wohnungsbau für alte und behinderte Stemshorn, Axel: Barrierefrei Bauen für
Menschen. Stuttgart 1996 Behinderte und Betagte. Leinfelden-
Graf, Anton: Wohnen und Arbeiten unter Echterdingen 2003
einem Dach. München 2000 Mack, Lorrie: Neue Wohn-Ideen für kreative
Arbeitsplätze. München 1996
Groh, Maria: Wohnen mit Kindern: Ein
Erfahrungsbericht. Wien 1992 Marx, Lothar: Barrierefreies Planen und Bau-
en für Senioren und behinderte Menschen.
Heisel, Joachim: Planungsatlas. Das Stuttgart, Zürich 1994
kompakte Planungsbuch für den
Bauentwurf mit Projektbeispielen. Berlin Nußberger, Jörg; Röttgermann, Ludwig;
2004 Dittmann, Elmar (Hrsg.): Aktuelles Entwurfs-
und Planungsrecht für den wirtschaftlichen
Henz, Alexander; Henz, Hannes: Wohnungsbau. Augsburg 1996 (1994)
Anpassbare Wohnungen. ETH Wohnforum.
Zürich 1995 Peukert, Martin: Gebäudeausstattung.
München 2004

Raumpilot Grundlagen 345


Wohnen

Internetquellen
Absatzförderungsfonds der deutschen
Forst- und Holzwirtschaft (Herausgeber):
Informationsdienst Holz, 08/2004 (http://
www.schallschutz-holzbau.de/sonstiges/
downloads/schallschutz_waende_daecher.
pdf) (Zugriff am 26.05.2009)

Deutsche Gesellschaft für Mauerwerksbau


e.V. (Herausgeber): Schallschutz nach DIN
4109, 2006 (http://www.schlagmann.de/
downloads/DGfM_Schallschutz_2006.pdf)
(Zugriff am 12.05.2009)

346 Raumpilot Grundlagen


Arbeiten

349 Typologie
355 Programm
361 Ankommen
377 Organisation
387 Raster
401 Flexibilität
407 Nebenräume
419 Schall
423 Luft
427 Licht
435 Fassade
447 Planungsregeln/Literatur

Raumpilot Grundlagen 347


Arbeiten

Aufbau des Kapitels „Arbeiten“ Im folgenden Kapitel werden – ausgehend Jeder Arbeitsplatz ist zugleich auch ein
vom einzelnen Arbeitsplatz – die verschie- „Lebensraum“, und an seine Planung wer-
Zugegeben, hier wird nur ein sehr kleiner denen Organisationsformen der Büroarbeit den hohe Anforderungen gestellt. Mit zahl-
Teil von dem vorgestellt, was der Begriff und ihre jeweiligen räumlichen Nutzungs- reichen baurechtlichen Forderungen soll die
„arbeiten“ bedeutet. In diesem Kapitel anforderungen systematisch betrachtet. Gesundheit am Arbeitsplatz geschützt wer-
wird ausschließlich der tertiäre Sektor (Jean Die Organisationsformen werden weiterhin den und auch Unfällen oder Verletzungen so
Fourastié) betrachtet und davon lediglich der in einen Zusammenhang mit der Gebäude- weit wie möglich vorgebeugt werden.
Büroarbeitsplatz. Dieser Sektor ist aber der struktur gestellt. Abhängigkeiten zwischen
weitaus größte Wirtschaftsbereich und des- baulichen Parametern (Raster, konstruktives
halb von wesentlicher Bedeutung. Ein guter System) und räumlichen Aufteilungsvarian- Vorschriften
Arbeitsplatz, an dem sich die „white shirts“ ten werden aufgezeigt. Eine für die Planung bedeutende Vorschrift
wohlfühlen, ist motivierend und leistungstei- ist die Arbeitsstättenrichtlinie (ASR).
gernd. Am Büroarbeitsplatz halten sich viele Die Systematik der Gebäudestruktur be- Mit der Liberalisierung im Arbeitsmarkt
Menschen länger auf als in ihrer Wohnung! schränkt sich auf den Normalfall einer ortho- soll unter anderem auch diese Richtlinie
gonalen Organisation. Wer diese einfachen zurückgenommen werden; allerdings mit
Die Arbeitswelt, und insbesondere die Büro- Regeln einmal verstanden hat, kann sie der Konsequenz, dass sich die Architekten
arbeitswelt, verändert sich permanent und weiterentwickeln, in Frage stellen oder die jetzt in einem ungeklärten rechtlichen Raum
rasant. Anforderungen und Konzepte, die Regeln auch brechen. Solche komplexeren bewegen müssen. Anstelle von genauen
noch vor wenigen Jahren das Nonplusultra Anwendungsbeispiele werden detailliert im Zahlenangaben für Mindestflächen- und
waren, werden inzwischen wieder beiseite Aufbauband „Arbeiten“ behandelt. Raummaße sind auslegungsoffene Begriffe
gelegt. Es ist deshalb wichtig, ein Büroge- wie „ausreichend“ getreten. Um eine
bäude so flexibel wie möglich zu planen, um Der einzelne Arbeitsplatz steht im Mittel- vorübergehende Planungssicherheit wieder
auf alle denkbaren Änderungen reagieren punkt des Kapitels. Aus den differenzierten herzustellen, wurde beschlossen, bis Mitte
zu können. Schlagworte wie „first come, Nutzungsanforderungen dieses Grundbau- 2010 – der Frist zur Überarbeitung der Richt-
first serve“ „nonterritorialer Arbeitsplatz“, steins leiten sich weitere Bedingungen ab, linie – die Werte der „alten“ ASR als „Stand
„Business Club“ ergänzen inzwischen die die in den darauffolgenden Abschnitten der Technik“ zu übernehmen. Wesentliche
früheren Organisationsformen vom Zellen- „Schall“, „Luft“ und „Licht“ betrachtet Hinweise auf den aktuellen Stand des
bis zum Großraumbüro. Neben diesen werden. Die sich daraus ergebenden Normenwerks, Rechtsvorschriften sowie
neuen Organisationsideen ist das traditio- Konsequenzen und Möglichkeiten auf die Literaturhinweise zu diesem Thema sind in
nelle Zellenbüro nach wie vor von großer Gestaltung sind im abschließenden Kapitel dem abschließenden Abschnitt „Planungs-
Bedeutung, da es die Voraussetzungen für „Fassaden“ erläutert. regeln/Literatur“ zusammengestellt.
ruhiges, konzentriertes Arbeiten bietet.

348 Raumpilot Grundlagen


Typologie

Arbeiten
Raumpilot Grundlagen 349
Arbeiten

351 Struktur
353 Typologien

350 Raumpilot Grundlagen


Typologie

Struktur Einbund
Gebäudetiefe 7 bis 10 m

Grundriss
An Bürogebäude werden in der Regel hohe
Effizienzanforderungen gestellt. Verschie-
dene Aufbaumuster der Grundstruktur
haben sich in der Vergangenheit bewährt
und werden daher häufig verwendet. Mit
der Wahl dieser Grundstrukturen werden
jedoch auch zahlreiche Vorgaben für die
Fassade, Konstruktion und Erschließung
definiert. Der zentrale Parameter für die
innere Raumaufteilung ist die Größe eines Zweibund
Gebäudetiefe 12 bis 14 m
Büroarbeitsplatzes. Von diesem Raummodul
ausgehend, ergeben sich durch Addition

Arbeiten
oder unterschiedliche Kombinationen die
Festlegungen für die größeren Raumzu-
sammenhänge. Um den Einzelarbeitsplatz
ökonomisch organisieren zu können,
müssen die Abhängigkeiten, die sich aus
der Fassadenaufteilung, dem Trennwandras-
ter und der Positionierung der „statischen“
Elemente wie Stützen und Vertikalerschlie-
ßungen ergeben, in einem Zusammenhang
betrachtet werden. Dreibund
Gebäudetiefe 14 bis 20 m

Auch die Struktur einer Tiefgarage (nicht


neben, sondern unterhalb des Gebäudes)
beeinflusst erheblich die Konstruktion
der darüberliegenden Normalgeschosse
(Stützenstellung und Vertikalerschließung).
Aufgrund von Erfahrungswerten werden
für Verwaltungsbauten Gebäudetiefen
zwischen 13,50 und 15 m empfohlen, da
sie flexible Aufteilungen erlauben und als Gebäudestruktur
wirtschaftlich gelten.

Raumpilot Grundlagen 351


Arbeiten

Punkt Block Scheibe


Kompaktes Layout, häufig als Großraum- Wirtschaftliches, flächensparendes Layout. Erschließung in der Regel durch einen oder
büro genutzt, ermöglicht daneben auch Vereint unterschiedliche Raumqualitäten: mehrere Flure in Längsrichtung. Sehr gute
die Organisation von Zellenstrukturen oder geschützte, ruhigere Innenhofräume und Belichtung des Flurs beim Einbund, aber
Kombibüros. Meist mit einem mittigen nach außen orientierte Räume. Die Räume geringe Wirtschaftlichkeit. Beim Zwei- oder
oder seitlich liegenden Erschließungskern innerhalb des Blocks sind vor emissionsbe- Dreibund ist der Flur in der Regel über weite
organisiert. lasteter Umgebung stärker geschützt. Strecken nicht natürlich belichtet.

Quelle: „Raumpilot Arbeiten“

352 Raumpilot Grundlagen


Typologie

Kamm Netz/Pavillon Freiform


Starke Untergliederung des Gebäudes in Flächiges Layout, das nur bei geringer Freiformen können als Reaktion auf einen
Teilbereiche und starker Außenraumbezug. Gebäudehöhe oder großen Gebäudeab- spezifischen städtebaulichen Kontext
Flächen zwischen den „Kammzinken“ kön- ständen natürlich belichtet werden kann. entstehen oder auch als freistehende
nen eventuell zur energetischen Optimie- Die Orientierung innerhalb des Gebäudes Solitärbauten realisiert werden. Günstig zur
rung herangezogen werden (Überdachung). ist durch die Gleichwertigkeit der Bereiche Gestaltung spannungsvoller, aufgeweiteter
erschwert. Erschließungsräume (Kommunikationsräu-
me). Freiformen erfordern unter Umständen
eine spezifische Anpasssung des Innenaus-
baus.

Arbeiten
Raumpilot Grundlagen 353
Arbeiten

354 Raumpilot Grundlagen


Programm

Fitness

Kantine

Arbeiten
Pause / Cafeteria
Meeting

Foyer
Arbeitsplätze

PKW / Bus

Raumpilot Grundlagen 355


Programm
Arbeiten

357 Nutzungsbereiche
358 Raumprogramm
360 Mietflächenberechnung MF-G

356 Raumpilot Grundlagen


Programm

Nutzungsbereiche Kopierer und Faxgeräte, sanitäre Einrich-


In Bürogebäuden wird nicht nur gearbei- tungen und Lagerflächen benötigt. Diese
tet, es werden auch Räume für andere einzelnen Nutzungsbausteine können bei
Tätigkeiten, zum Beispiel zur Erholung der Planung und Organisation des Gebäu-
oder für Essenspausen, gebraucht. Die des jeweils übergeordneten Nutzungsbe-
verschiedenen Funktionsbereiche erfordern reichen zugeordnet werden.
teilweise sehr unterschiedliche räumliche
Voraussetzungen. Die Büroarbeitsplätze und die zugehörigen
Besprechungs- und Konferenzräume bilden
Je nach Größe und Konzeption der Unter- die Kernfunktion und haben in der Regel
nehmen gibt es unterschiedlich gestaltete den größten Flächenbedarf. Der Empfangs-
Eingangszonen oder Empfangsbereiche bereich oder die Eingangsflächen werden
mit Rezeption, daneben werden Erschlie- dagegen häufig flächenreduziert gestaltet.
ßungsbereiche und selbstverständlich die
Arbeitsplätze – als Einzelarbeitsplätze oder Anhand von Richtwerten aus den unteren

Arbeiten
für Arbeitsgruppen – gebraucht. Ergänzend Tabellen kann der Flächenbedarf grob ge-
werden Besprechungsräume, Pausenräume schätzt werden.
und Nebenräume für Büroeinrichtungen wie

Nutzungsbereiche Arbeitsplatz

Funktion Flächenverhältnis Verknüpfungen Stellung Flächenbedarf pro Anzahl


Person
Ankommen - an Erschließung
gebunden Geschäftsführer 25 m² 1

Bürofläche 1 m² möglichst zentral Abteilungsleiter 15 m² 5

Bürozusatz- 0,3 bis 0,5 m² leichte Erreich- Bereichsleiter 10 m² 10


fläche barkeit
Sachbearbeiter 10 m² 50
Erschließung 0,1 bis 0,15 m² -

Sanitärräume 0,02 bis 0,05 m² kurze Wege

Lager - -

Raumpilot Grundlagen 357


Arbeiten

Raumprogramm
Die übergeordneten Funktionsbereiche
des Programms setzen sich jeweils aus
Meeting
Bürotechnik
unterschiedlichen Einzelnutzungsbereichen
Kopierer
zusammen. Zum Bereich „Arbeiten“ gehö-
ren beispielsweise nicht nur Büro- und
Lager Besprechungsräume, sondern auch Flächen
Arbeitsplätze für Bürotechnik, die nicht unmittelbar in
Fitnessraum, Büro den Büroräumen untergebracht sind, und
Empfang
Kindertagesstätte Lagerflächen.

Pause, Cafeteria Sanitär Auch der Bereich des Erholens kann weiter
untergliedert werden. Neben Aufenthalts-
Foyer
räumen und einer Cafeteria verfügen viele
Aufenthaltsraum größere Unternehmen zusätzlich über eine
Teeküche eigene Kantine. In kleineren Unternehmen
werden meist Teeküchen genutzt, die teil-
Kantine
weise mit Sitzmöglichkeiten ausgestattet
sind. Seit einigen Jahren werden zuneh-
mend auch Fitnessräume und zusätzliche
Serviceangebote, wie beispielsweise
betriebsinterne Kindertagesstätten, in Büro-
gebäude integriert.
Raumprogramm „Arbeiten“. Die Nutzungsbereiche können jeweils weiter untergliedert werden.
Besondere Bedeutung hat die Gestaltung
der unterschiedlichen informellen Kommu-
nikationsräume – wie beispielsweise die
Erschließungsräume –, da sie den wichtigen
zufälligen oder spontanen Informationsaus-
tausch ermöglichen.

Im folgenden Abschnitt sind die wichtigsten


Elemente eines Raumprogramms für
Bürogebäude in einem Überblick zusam-
mengestellt.

358 Raumpilot Grundlagen


Programm

Eingang/Rezeption häufig spontan in persönlichen Gesprächen.


Der Eingang gilt als die „Visitenkarte“ Deshalb ist es wichtig, auch Räume mit Auf-
eines Unternehmens. Er dient als zentraler enthaltsqualitäten und Aufforderungcharak-
Verteiler für alle weiteren Gebäudeteile. Je ter zu schaffen, die informelle Begegnungen
nach Konzeption und Größe des Unterneh- ermöglichen und fördern.
mens sollte er auch einen Wartebereich für
Besucher beinhalten und Informationen zur WC/Dusche
Orientierung im Gebäude bieten (Leitsys- Die Sanitärräume sollten in der Nähe der
tem). Arbeitsplätze angeordnet werden, häufig
liegen sie an Schnittpunkten der horizon-
Erschließen talen und vertikalen Erschließungsflächen.
Treppen, Rolltreppen, Aufzüge, Flure, Gänge Umkleideräume und Duschmöglichkeiten
und erweiterte Bewegungszonen bilden für Fahrradfahrer und Jogger können das
die Erschließungsräume eines Bürogebäu- Raumangebot zusätzlich aufwerten.
des. Die Erschließungsbereiche sind von

Arbeiten
zentraler Bedeutung für die Funktion des Lager/Sonstiges
Gebäudes und sie beeinflussen auch seine Lagerflächen werden für unterschiedliches
Aufenthaltsqualität erheblich. Lagergut gebraucht. Häufig werden Akten-
und Materiallager in unmittelbarer Nähe
Arbeiten zum Arbeitsplatz angeordnet. Sie dienen
Die Organisation des Arbeitsbereichs kann vorrangig zur Aufbewahrung von häufig ge-
in Abhängigkeit von den jeweiligen Arbeits- brauchten Büromaterialien wie Papier, Dru-
abläufen sehr unterschiedlich sein. Je nach ckerpatronen et cetera. Daneben werden in
Organisationsform werden verschiedene vielen Unternehmen auch größere Flächen
Bereiche für Gruppenarbeit, Projektarbeit für Altakten et cetera benötigt, die seltener
und Abstimmungen und/oder Raumange- gebraucht werden. Diese werden in der
bote für ungestörtes individuelles Arbeiten Regel in unbelichteten Bereichen (Ecksitua-
gebraucht. Büroräume sollten in der Regel tionen, Untergeschossen) untergebracht.
möglichst viel Tageslicht erhalten.

Erholen: Kantine/Cafeteria
Pausenräume und Kantinen sind nicht nur
Raumbereiche für die Nahrungsaufnahme,
sondern auch für die Begegnung und die
Erholung. Kreative Gedanken entstehen

Raumpilot Grundlagen 359


Arbeiten

Mietflächenberechnung MF-G Beispiel Berechnung MF-0 Beispiel Berechnung MF-G


Richtlinie zur Berechnung der Mietflächen Treppenlauf: 9,60 m² Alle Räume
für gewerblichen Raum + Grundflächen Bauteile + Treppenhaus ohne Treppenlauf:
(gif Gesellschaft für immobilienwirtschaft- + umschließende Wände 16,80 m² = = 276,10 m²
liche Forschung e.V.) = 26,40 m²

Seit 2004 gibt es eine Richtlinie für die


Berechnung von Mietflächen sowie für den
gewerblichen Raum (MF-G), herausgegeben
von der gif.
M odellbau B esprechung Treppenhaus
37,80 m⇢ 20,30 m⇢ 39,60 m⇢
Die Flächenarten nach MF-G basieren auf
der Brutto-Grundfläche (BGF) gemäß DIN
277 und sind wie folgt unterteilt:
Wc D
9,50 m⇢
– MF-0 (keine Mietfläche!)
technische Funktionsflächen
Verkehrsflächen Wc H
14,80 m⇢
Konstruktionsgrundflächen Büro
124,20 m⇢ 2,90 m⇢
– MF-G (Mietfläche nach gif)

MF-G1 (exklusive Nutzung) und


MF-G2 (gemeinschaftliche Nutzung)

Mietfläche MF-G:
BGF abzüglich MF-0, zuzüglich VF mit indivi- Galerie Te eküche
48,00 m⇢ 15,80 m⇢
dueller Mieteranforderung, zuzüglich TF mit
individueller Mieteranforderung
Luftraum Halle

Beispiel Flächenberechnung Büro (Ausschnitt) nach MF-G

360 Raumpilot Grundlagen


Ankommen

Arbeiten
Raumpilot Grundlagen 361
Ankommen
Arbeiten

363 Ankommen außen


363 Erschließungsarten
364 Fahrverkehr
365 Stellplatzbedarf
365 Ruhender Verkehr
366 Ver- und Entsorgung
366 Übergang Außen/Innen
366 Ein- und Ausgänge
367 Ankommen innen
367 Eingangsbereich
369 Türen
370 Türarten
372 Zutrittskontrolle
373 Empfang
374 Wartebereich
375 Besucherstühle
375 Garderobe
376 Innere Erschließung

362 Raumpilot Grundlagen


Ankommen

Ankommen außen Erschließungsarten Die Orientierung der internen Parkplätze zu


Die öffentliche Erschließung gibt gewisse einem gesonderten Mitarbeitereingang ist
Die Corporate Identity – dazu gehört Rahmenbedingungen für die Konzeption vorteilhaft. Entsprechende Ein- und Aus-
auch das visuelle Erscheinungsbild eines der internen Erschließungswege auf dem fahrten für Mitarbeiter können durch Schlüs-
Unternehmens – ist eines der wichtigsten Grundstück des Unternehmens vor. Ein gut sel oder Code-Karten gesichert werden.
Marketinginstrumente. Der Eingangsbereich erschlossener Standort zeichnet sich aus
wird vor diesem Hintergrund zu einem durch: Die Besucherzufahrten sollten vom öf-
bedeutenden Repräsentationsbereich eines – direkte Zufahrtstraßen fentlichen Straßenraum aus eindeutig dem
Unternehmens, der durch seine Ausgestal- – Haltestellen der öffentlichen Verkehrsmit- Gebäude zuzuordnen sein und sich zum
tung auch die unternehmerische Haltung, tel (Empfehlung: Entfernung zwischen Haupteingang hin orientieren. Eine direkte
die Inhalte und Zielsetzungen nach außen Haltestelle und Büro nicht größer als Vorfahrt mit Besucherparkplätzen am Haupt-
kommuniziert. Der Eindruck, den ein Besu- 500 m) eingang sollte bei größeren Verwaltungsge-
cher von einem Gebäude erhält, wird stark – gut ausgebautes Fußgänger- und Radwe- bäuden vorgesehen werden.
durch den Eingangsbereich geprägt. genetz

Arbeiten
Anlieferung

Feuerwehr

Personalparken

Besucherparken

Personal

Gebäude
Individualverkehr

Grundstück
ÖPNV

Umgebung

Erschließungsarten

Raumpilot Grundlagen 363


Arbeiten

Fahrverkehr Der Fahrverkehr kann tageszeitabhängig


Die Anbindung an die öffentliche Verkehrs- sehr unterschiedlich sein (viel Fahrverkehr
fläche muss so gestaltet sein, dass der meist morgens und abends). In Abhängig-
Verkehr beim Ein- oder Ausfahren gut zu keit von den Begegnungsfällen und der
überblicken ist und wenig beeinträchtigt Fahrgeschwindigkeit empfieht die EAE die
wird. Vor Anlagen, die die Zufahrt zeitweilig in der Grafik unten dargestellten Fahrbahn-
behindern, wie Schranken, Kontrollen, Tore, breiten. Eine geringe Breite von 4 m ist nur
et cetera, muss ausreichend Platz für war- in Anliegerstraßen (auch im Gegenverkehr)
tende Fahrzeuge vorhanden sein. möglich, wenn die Verkehrsstärke sehr
gering ist, die Straße von Lastkraftwagen
Besondere Anforderungen ergeben sich selten befahren wird und für Begegnungs-
bei unterschiedlichem Andienungsverkehr fälle Ausweichmöglichkeiten zur Verfügung
(Personal, Material, Post, Küche et cetera). stehen (EAE 85/95, Seite 43).

Empfehlung für die Anlage von Er-


schließungsstraßen EAE 85/95, 1995 Raumbedarf bei
verminderter
Geschwindigkeit
≤ 40 km/h
400 475 550

Raumbedarf bei
verminderter
Geschwindigkeit
≤ 50 km/h
475 550 625

Fahrbahnbreiten (cm) für mögliche Begegnungsfälle

364 Raumpilot Grundlagen


Ankommen

Stellplatzbedarf Die Einbindung des Standorts in das Netz Ruhender Verkehr


Die Richtzahlen für den Stellplatzbedarf sind des öffentlichen Personennahverkehrs ist Offene Stellplätze im Freien sind die
in den einzelnen Bundesländern und Kom- nach Tabelle der LBO BW, in VwV Stellplätze wirtschaftlichste Art der Unterbringung. Sie
munen unterschiedlich, die Tabelle dient 10, § 37, Anhang, zu berücksichtigen. Eine erfordern jedoch eine große Grundstücksflä-
daher nur als Orientierungshilfe. Genaue besonders gute Erreichbarkeit des Stand- che. Bauliche Anlagen unter dem Gelände
Angaben finden sich in den jeweiligen Lan- orts mit öffentlichen Verkehrsmitteln führt oder Gebäude (Tiefgaragen) sind deshalb
desbauordnungen (für LBO BW unter § 37 zur Minderung der geforderten Stellplatz- die Regel. Parkdecks und Garagen in Ober-
und in der VwV Stellplätze im Anhang). zahl. geschossen werden meist nur realisiert,
wenn aufgrund räumlicher Zwänge und/
Bei der Zahl der notwendigen Stellplätze Für Motorräder, Mopeds und Fahrräder sind oder Gründungsproblemen keine andere
ist für Gebäude mit Büro- und Verwaltungs- geschützte Unterbringungsmöglichkeiten, Möglichkeit besteht.
räumen durchschnittlich von folgenden möglichst in Zusammenhang mit den sons-
Richtzahlen auszugehen: tigen Anlagen für den ruhenden Verkehr, zu Notwendige Stellplätze können prinzipiell
planen. auch auf einem anderen Grundstück in der
– 1 Stellplatz je 30 bis 40 m² Büronutzflä- Nähe des Unternehmens untergebracht

Arbeiten
che. werden, wenn sie bequem zu Fuß erreich-
bar sind. Die Ablösung von Stellplätzen
Für Gebäude mit erheblichem Besucher- durch Zahlung von Beiträgen zur Mitfinan-
verkehr (Beratungsräume, Arztpraxen oder zierung öffentlicher Parkmöglichkeiten ist
ähnliches) werden folgende Richtwerte dann denkbar, wenn nicht genug eigene
genannt: Stellplätze geschaffen werden können.

– 1 Stellplatz je 20 bis 30 m² Büronutzflä-


che, mindestens jedoch 3 Stellplätze.

Zahl der notwendigen Stellplätze entsprechend LBO BW, VwV

Verkehrsquelle Zahl der Stellplätze

Büro- und Verwaltungsräume allgemein 1 Stellplatz je 30 bis 40 m2 Büronutzfläche, mindestens


jedoch 1 Stellplatz

Räume mit erheblichem Besucherverkehr 1 Stellplatz je 20 bis 30 m2 Nutzfläche, mindestens jedoch


(Beratungsräume, Arztpraxen oder ähnliches) 3 Stellplätze

Raumpilot Grundlagen 365


Arbeiten

Ver- und Entsorgung Übergang Außen/Innen Wenn Ein- und Ausgänge Bestandteile von
Für Anlieferungs- und Besucherverkehr Rettungswegen im Gebäude sind, werden
sollte bei großen Bürogebäuden mög- Erschließungspunkt besondere Anforderungen an ihren Brand-
lichst eine getrennte Einfahrt zum Grund- Der Erschließungspunkt bezeichnet den schutz und ihre Verkehrssicherheit gestellt.
stück vorhanden sein. Es ist sinnvoll, die Wechselpunkt von der äußeren zur inneren Verkleidungen, Dämmstoffe und Einbauten
unterschiedlichen Anlieferungspunkte bei Erschließung. Angestrebt wird die Konti- aus brennbaren Stoffen sind dann im
größeren Bürogebäuden in Anlieferungshö- nuität des Verkehrsablaufs. Er kann eine Bereich von Ein- und Ausgängen unzulässig.
fen zusammenzufassen. Eingangstür, ein Garagentor oder eine Die baulichen Bestandteile von Ein- und
Verladerampe sein. Ausgängen müssen der Feuerwiderstands-
Ladehof qualität von notwendigen Türen entsprechen
Der Ladehof dient dem Ver- und Entsor- Ein- und Ausgänge (DIN 4102-5).
gungsverkehr. Spezielle Rangierflächen Sie müssen für den größten zu erwartenden
für das Be- und Entladen der Fahrzeuge Verkehr ausreichen und die erforderlichen Stufenfolgen von weniger als drei Stufen
sind meist erforderlich. Folgende Bereiche Rettungswege gewährleisten. Die Breite sind in der Regel in Rettungswegen nicht
sollten möglichst in der Nähe liegen: sollte entsprechend der Tabelle rechts zulässig und sollten auch ansonsten auf
bemessen werden, soweit keine Sonder- Grund der Stolpergefahr vermieden werden.
Müllräume vorschriften bestehen. Die Ermittlung der
Einschließlich der Flächen für Zerkleinern Personenzahl ergibt sich aus der Betriebs-
und Pressen: circa 90 bis 250 m², als art. Verkehrsspitzen, zum Beispiel bei Breiten für den Gehverkehr
Richtwert kann 0,2 m² je Büroarbeitsplatz Schichtwechsel, sind zu beachten (ASR Anzahl der Personen Breite mindestens
angenommen werden. 10/1, Abschnitt 2.4.2). (* Baurichtmaß)

bis 5 0,875 m*
Warenannahme Bürogebäude gehören nach LBO BW,
bis 20 1,00 m*
Zentrale Verteilungsstelle für ein- und abge- § 39 zu den baulichen Anlagen, die so
bis 100 1,25 m
hende Waren. Fläche: 40 bis 100 m², damit herzustellen sind, dass sie von behinderten
0,1 m² je Büroarbeitsplatz. Menschen zweckentsprechend und ohne bis 250 1,75 m
fremde Hilfe genutzt werden können (bar- bis 400 2,25 m
Poststelle rierefreie Anlagen). Für die Planung ist die
notwendige Flure 1,25 m
Übernimmt die Verteilung aller ein- und aus- DIN 18024 beziehungsweise die DIN 18040
gehenden Sendungen und Waren. Flächen- heranzuziehen.
bedarf: 0,2 bis 0,5 m² je Arbeitsplatz.

Lagerräume
(Hausdienste, Abstellräume, Küchenlager-
räume, Papierlager für EDV)

366 Raumpilot Grundlagen


Ankommen

Ankommen innen

Eingangsbereich
Der Flächenbedarf für den Eingangsbereich
ist abhängig von der Unternehmensgröße, Bürobereiche
dem Besucherverkehr und dem Repräsenta- Konferenz, Schulung
tionsanspruch des Unternehmens. Innere Erschließung

Cafeteria, Restaurant
Als grober Richtwert kann für die Dimen-
sionierung des Eingangsbereichs circa 0,2
bis 0,6 m² je Büroarbeitsplatz angenommen Eingangszone
Ausstellung
werden. WC

Mögliche Funktionszonen im Eingangs-


Empfang Wartezone
bereich:

Arbeiten
– Foyer, Empfangshalle/-bereich Eingang

– Theke, Rezeption, Empfang, Sekretariat


– offene Besprechungsgruppen
– Wartezone
– Garderobe
– Ausstellung, Präsentation
– Toiletten (für Mitarbeiter und Besucher) Funktionsbeziehungen Eingangsbereich

Raumpilot Grundlagen 367


Arbeiten

Eingangsbereich

Windfang

Innen
beheizter Aufenthaltsraum
Ein dem Ein- und Ausgang vorgelagerter
Windfang dient als Wärmepuffer. Er ist er-
forderlich, wenn beheizte Aufenthaltsräume
direkt angrenzen, aber nur dann zwingend,
Wärmepuffer
wenn ständige Arbeitsplätze im Eingangsbe-
so groß, dass die innere Tür reich vorhanden sind (DIN 4108, Baulicher
geschlossen werden kann,
Wärmeschutz im Hochbau). Ein Windfang
bevor die äußere geöffnet wird,

Windfang
muss mindestens so groß sein, dass die
≥ 200

und umgekehrt
innere Tür geschlossen werden kann, bevor
Lauflänge auf Schmutzfangmatte
min. 2m
die äußere geöffnet wird – und umgekehrt.
Wenn die Türen des Windfangs im Zuge
von Rettungswegen liegen, müssen diese
Schmutzfangmatte nach außen aufschlagen und dürfen die für
Rettungswege vorgeschriebenen Breiten
Klingel / Ruftaste / Sprechanlage nicht einschränken.
Hausnummer/ Name/ Information Außen
Briefkasten
Beleuchtung / Lichtschalter Briefkasten
Feuerwehrschlüsseldepot Anforderungen nach DIN EN 13724:
Außenliegender Schmutzfang – Einwurföffnungen (Außenbereich, Innen-
bereich, Durchwurf, Tür-/ Seitenwand)
Windfang – zwei verschiedene Einwurfgrößen (32,5
Beleuchtung / Lichtschalter und 40 cm bei Quereinwurf sowie 23 und
28 cm bei Längseinwurf, Einwurfhöhe 3,0
bis 3,5 cm).
2
Feuerwehrschlüsseldepot
22,9

Aufbewahrungsort für den Objektschlüssel,


70 - 170

4 3
1 mit dem die Feuerwehr im Brandfall Zugang
Position Briefkasten zum Gebäude erhält. Die Einbaurichtlinien
1 Außenbereich 32,4 der VdS Schadenverhütung (Vertrauen durch
2 Innenbereich
3 Durchwurf Sicherheit) sind zu beachten.
4 Tür-/ Seitenwand Höhe Einwurföffnung Quer- und Längseinwurf

368 Raumpilot Grundlagen


Ankommen

Türen
Türen in Rettungswegen müssen in Flucht-
DIN links
richtung aufschlagen und im Notfall durch DIN links, DIN rechts
einfaches Aufstoßen geöffnet werden Laut DIN 107 „Bezeichnungen mit links
können. Bei umfangreichem Personenver- und rechts im Bauwesen“ unterscheidet
kehr sind Türen mit sogenannten Panikver- man bei Drehflügeltüren zwischen Links-
schlüssen nach EN 1125 gefordert. Unter und Rechtsflügeln. Ein Linksflügel ist als
Panikverschlüssen versteht man einen ein Flügel definiert, dessen Drehachse bei
speziellen Türbeschlag aus Schloss, Zylinder Blickrichtung auf seiner Öffnungsfläche
und Griff, der es im Fluchtfall ermöglicht, links liegt.
eine abgeschlossene Tür in Fluchtrichtung
DIN rechts
öffnen zu können.

Die ersten Ausführungen von Schiebetüren


waren sogenannte „Break Out“-Systeme,

Arbeiten
bei denen der Fluchtweg sichergestellt
wurde, indem die Schiebetürflügel mit Drehflügeltür mit Links- beziehungsweise Rechtsflügel
einem zusätzlichen Drehbeschlag aus-
Türen-Checkliste
geführt wurden. Dieser ermöglichte eine
Notöffnung der Schiebetür durch Druck auf Barrierefreier Zugang, Bedienungsschalter

die Schiebeflügel, welche dann über den Fluchtweg- und Rettungswegfunktion


Drehbeschlag nach außen geöffnet werden Impuls- und Kontaktgeber für Automatiktüren
können. In jedem Fall ist die Zulässigkeit
Nachtverschluss
nach DIN18650 (Schlösser und Baube-
schläge – automatische Türsysteme, Teil 1: Notentriegelung

Produktanforderungen und Prüfverfahren, Panikschloss


Teil 2: Sicherheit an automatischen Türen)
Quetschgefahr
zu prüfen. Der Nachweis erfolgt über die
Schleusenfunktion (Sicherheit und Schmutz)
Baumusterprüfung und beinhaltet bei den
meisten Herstellern auch den Nachweis für Schloss, Zutrittskontrolle
den Einsatz in Flucht- und Rettungswegen Sicherheitsbeleuchtung
gemäß AutSchR (Richtlinie über automa-
Vordach, Windfang
tische Schiebetüren in Rettungswegen).

Raumpilot Grundlagen 369


Arbeiten

Türarten

Drehflügeltüren Schiebetüren Winkelschiebetüren


– einflügelig oder mehrflügelig – ein- oder zweiflügelig – mit jedem Winkel > 90° < 180° realisierbar
– Einsatz in Flucht- und Rettungswegen: – Einsatz in Flucht- und Rettungswegen: – Einsatz in Flucht- und Rettungswegen:
ohne spezielle Prüfung möglich möglich möglich

Teleskopschiebetüren Rundschiebetüren Falttüren


– großes lichtes Durchgangsmaß bei relativ – ähnliche Grundkonstruktion wie Schiebe- – Durchgang mit größtmöglicher Öffnungs-
kleiner Bauöffnung türen weite bei engen Platzverhältnissen
– in beide Richtungen: zwei (oder mehrere) – Flachbogenschiebetür, Rundschiebetür – Einsatz in Flucht- und Rettungswegen:
Schiebetürflügel überlappen teleskopartig – Einsatz in Flucht- und Rettungswegen: möglich
– Einsatz in Flucht- und Rettungswegen: möglich
möglich

370 Raumpilot Grundlagen


Ankommen

zweiflügelige Karusselltüren dreiflügelige Karusselltüren vierflügelige Karusselltüren


– sehr großes Kammermaß – sehr großes Kammermaß – große Eingangsöffnung von 90°
– einfacher Transport von Gegenständen – Nachteil: kleine Eingangsöffnung – als Personenschleuse in Verbindung mit
– Durchgang für Rollstuhlfahrer möglich Zutrittskontrollen

Arbeiten
Karusselltüren, allgemein
– aus gerundeten Seitenwänden und zen-
traler Achse, an der die Türflügel befestigt
sind
– Tür wird in Kammersegmente unterteilt
– Rotation der Flügel gegen den Uhrzeiger-
sinn
– kein direkter Luftaustausch
– keine Zugerscheinungen
– Schöpfwirkung der Türflügel kann zu
Luftaustausch und Energieverlust führen

Raumpilot Grundlagen 371


Arbeiten

Zutrittskontrolle
Bürogebäude sind häufig hohen Sicherheits-
Büros
anforderungen unterworfen. Die Kontrolle
aller in das Gebäude eintretenden Personen
kann daher notwendig sein. Die meisten
Büros hierfür eingesetzten Kontrollsysteme stehen
in unmittelbarem Zusammenhang mit dem
Erschließungssystem.
Foyer Umsteigen
Zutrittskontrolle Durch spezielle Identifizierungssysteme
Besucher
können beispielsweise die Zugänge gesi-
chert werden. Eine Zutrittskontrolle kann in
Tiefgarage Abhängigkeit des Sicherheitsbedürfnisses
Besucher
rein visuell, zum Beispiel durch einen Pfört-
Bedienstete
ner (personelle Zutrittskontrolle) oder durch
eine automatische Zutrittskontrollanlage
Visuelle Zutrittskontrolle durch Empfangspersonal im Foyer erfolgen.

Eine Zutrittsberechtigung für Gebäude,


Gebäudeteile oder einzelne Räume kann
Büros
durch Prüfung
Zutritt nur – der Systemzugehörigkeit des Identifika-
begrenzt
tionsmerkmalträgers
Büros – zeitliche Zutrittsbeschränkungen (Zeitzo-
nen)
– örtliche Zutrittsbeschränkungen (Raum-
zonen)
Foyer
ermittelt werden.
Besucher Zutrittskontrolle

Der Gebäudezugang aus der Tiefgarage oder


Tiefgarage Zutrittskontrolle dem Parkhaus wird aus Sicherheitsgrün-
den häufig so organisiert, dass Besucher
Bedienstete
zunächst das Foyer mit der Rezeption
und Zutrittskontrolle aufsuchen müssen.
Visuelle Zutrittskontrolle sowie örtliche Zutrittsbeschränkungen mittels Identifizierungssystem

372 Raumpilot Grundlagen


Ankommen

Empfang
Größere Unternehmen mit viel Publikums-
verkehr benötigen meist eine Rezeption.

85
Diese sollte möglichst in einem Foyer im
Bereich des Haupteingangs angeordnet
werden. Von dieser Schnittstelle aus können

60 - 100
sowohl die Zugänge zu den Stellplätzen
und zum Gebäude überwacht wie auch die
Besucher empfangen, angemeldet und wei-
tergeleitet werden. Für wartende Besucher

60 - 100
können in diesem Bereich eventuell auch
Sitzgelegenheiten erforderlich sein.

38 - 44
40 - 48

Arbeiten
85
40 75 - 125 120 - 160

Anordnungen des Empfangsbereichs


100

65 - 72

Kundentheke mit angrenzendem Arbeitsplatz, M 1:50

Raumpilot Grundlagen 373


Arbeiten

Wartebereich
Warteflächen und Warteräume sind meist
nur bei starkem Publikumsverkehr not-
≥ 50 wendig. Sie können – als Treffpunkte mit
Ausblick ins Freie oder mit Einblick in
mehrgeschossige Verkehrsinnenhallen – zur
Bereicherung des räumlichen Angebots und
120 - 160
40 - 48

zur Orientierung im Bereich der Erschlie-


ßungswege beitragen. In Fluchtwegezonen
38 - 44 müssen die Sitzmöbel häufig in Brandklasse
A ausgeführt werden. In vielen Fällen wer-
60 - 80 den hierfür Metallmöbel gewählt.
30 40 100

ca. 75
28
100

65 - 72

ca. 85
42 - 53

40
65 - 72
110

32 - 40

Kundentheke mit integriertem Schreibtisch, M 1:50

374 Raumpilot Grundlagen


Ankommen

Besucherstühle
Angaben zu Besucherstühlen finden sich in
der EN 13761. Die Sitzhöhe dieser Stühle
sollte zwischen 40 und 50 cm liegen.
Verstellbare Sitzhöhen müssen im Bereich
zwischen 42 und 48 cm möglich sein. Die
Sitztiefe sollte mindestens 38 cm und
höchstens 47 cm betragen. Die Sitzfläche
sollte mindestens 40 cm breit sein. Die
≥ 46
≥ 40

lichte Weite zwischen den Armlehnen muss


mindestens 46 cm betragen.

Garderobe
Zur Unterbringung der Kleiderablage gibt es
verschiedene Möglichkeiten:

Arbeiten
– Eine Zentralgarderobe im Eingangsbe-
reich entlastet die Geschossflächen. Bei
Arbeitsbeginn und -ende können aber
möglicherweise Stauungen entstehen.

– Geschossgarderoben an einem Festpunkt


sind für Großraumbüros zweckmäßig. Sie
sind auch für Einzelbüros empfehlens-
wert, um die Räume von Garderobenauf-
bewahrung zu entlasten.

– Die Garderobenunterbringung in Kleider-


40 - 50

schränken direkt am Arbeitsplatz – ob


im Großraumbüro oder in den Einzelbü-
ros – ist wegen der Erreichbarkeit und
38 - 47 ≥ 40 ≥ 40
Überwachungsmöglichkeit die beliebteste
≥ 110 ≥ 46
Form der Garderobenunterbringung.

Besucherstuhl beispielhaft, M 1:20

Raumpilot Grundlagen 375


Arbeiten

Innere Erschließung Vom Eingangsbereich ausgehend sollte den


Verkehrsflächen der vertikalen und hori- Besuchern und Nutzern eine gute Orien-
zontalen Erschließung setzen sich aus tierung im Gebäude ermöglicht werden.
folgenden Elementen zusammen: Hierfür können spezielle Leitsysteme
erforderlich sein.
– Treppen, Fahrtreppen
– Personenaufzüge, Materialaufzüge
– Flure, Gänge. Verkehrswege als Orte der Kommuni-
kation
Aufgrund der Barrierefrei-Forderung dürfen Die notwendige Infrastruktur der Büro-
Höhenunterschiede im Flurbereich nicht gebäude kann bei entsprechender Gestal-
durch Stufen überwunden werden. Rampen tung zu Orten der Begegnung und Kommu-
sind bis zu höchsten 6 Prozent Neigung nikation aufgewertet werden. Gerade die
möglich (siehe Kapitel „Treppe“, Seite 73). Verkehrsadern – Flure, Gänge und Treppen –
bieten die Möglichkeit, zu besonderen Treff-
Die Breite der Erschließungswege sollte und Erlebnisräumen des Unternehmens zu
nach derselben Tabelle bemessen werden werden. Die infrastrukturellen Knotenpunkte
wie für Ein- und Ausgänge, soweit keine eignen sich besonders zur Anordnung von
Sondervorschriften bestehen. Die Ermitt- Gemeinschaftseinrichtungen wie Teekü-
lung der Personenzahl ergibt sich aus der chen, Meeting-Points und Pausenräumen.
Betriebsart. Verkehrsspitzen, zum Beispiel
bei Schichtwechsel, sind zu beachten
(ASR 17/1,2 - Abschnitt 2.4.2).

Verteilerfunktion
Wesentliche Kriterien für Planung und Beur-
teilung von Erschließungswegen sind:

– Weglänge und Wegzeit


– Orientierbarkeit/Übersichtlichkeit
– Attraktivität (Aufenthaltsqualität) und
Sicherheit

376 Raumpilot Grundlagen


Organisation

Arbeiten
Raumpilot Grundlagen 377
Organisation
Arbeiten

379 Arbeitsplatz
380 Bürotypen
382 Zelle
383 Kombi
384 Gruppe
385 Business Club
386 Großraum

378 Raumpilot Grundlagen


Organisation

Arbeitsplatz 160 160


Grundbaustein der Büroplanung ist der ein-
zelne Arbeitsplatz. Der Abstand zur Fassade,

80

80
die Maße von Stell- und Bewegungsflächen,

180
Funktionsflächen, Stauraumflächen sowie

220
100

100
Zugangsbreiten et cetera definieren den
Flächenbedarf und die Abmessungen des

40
Arbeitsplatzes. Auf Basis dieser Mindestflä-
chen können die Breite des Raums und das
entsprechende Raumachsmaß festgelegt Anforderungen Einzel-Arbeitsplatz DIN 4543-1 Anforderungen Einzel-Arbeitsplatz DIN 4543-1
Schreibtischmaße/Bewegungsfläche Schreibtischmaß/Bewegungsfläche mit Schrank
werden. Die spezifischen Arbeitsabläufe
und Aufgabenstellungen definieren den 360
Grundtypus des Arbeitsplatzes. 450 20 160 180
20 160 270
Die Mindestgröße eines Schreibtischs

Arbeiten
80
beträgt 160 x 80 cm, als Nutzfläche vor
80

dem Tisch werden mindestens 100 cm

220
180

100
benötigt, ein Sideboard wird mit 40 cm
100

Tiefe angesetzt (DIN 4543). Dies ergibt

40
eine Nettofläche von etwa 4 m². Für die
Festlegung von Raster und Gebäudetiefe
ist daneben auch die Breite und Tiefe eines Minimale Anforderung Arbeitsplatzmodul 8 m² Minimale Anforderung Arbeitsplatzmodul 8 m²
Raumbreite/Raumtiefe 180 cm/450 cm Raumbreite/Raumtiefe 220 cm/350 cm
Doppelarbeitsplatzes mit der Mindestgröße
von 8 m² wichtig. Aus den geforderten Mö-
blierungsmaßen ergibt sich eine Raumbreite 360
360
von 220 cm. Aus diesen Maßen leiten 20 160 180
sich effiziente Ausbau- beziehungsweise
Fassadenrastermaße zwischen 120 cm und
120
80

150 cm ab.
240
220
100

120
40

Raster 90 cm / Arbeitsplatzmodul Raster 120 cm / Arbeitsplatzmodul Zellenbüro

Raumpilot Grundlagen 379


Arbeiten

Bürotypen
Die Planung von Büroarbeitsräumen erfor- • Flexible Strukturen lassen sowohl klein-
≥ 3,0 dert eine Analyse der spezifischen Arbeits- räumige als auch großräumige Strukturen
abläufe und Nutzungsanforderungen. zu und ermöglichen eine flexible und
> 100 m² reversible Unterteilung der Geschossflä-
1. Prinzipiell können kleinräumige, großräu- chen. Solche Strukturen sind besonders
mige und flexible Strukturen unterschie- geeignet, wenn die spätere Nutzung eines
den werden. Objekts bei Planung noch nicht bekannt
≥ 2,75
ist und/oder langfristige Nutzungswandel
50 - 100 m² 2. Bürotypen werden nach der unterschiedli- ermöglicht werden sollen.
chen Raumorganisation unterschieden.
Für die Nutzungsflexibilität werden circa
≥ 2,50
• Zellenbüro: Einzelbüros ohne Kom munika- 13,50 m Grundrisstiefe als Orientierungs-
< 50 m²
tionszone können als Einbund- oder als wert empfohlen. Bei dieser Grundrisstiefe
Mindest-Raumhöhe in Abhängigkeit zur Grundfläche Z w eibundanlagen organisiert w erden. ist sowohl eine zweibündige wie auch eine
(Orientierungswerte entsprechend früheren Arbeitsstätten-
Wird eine mittige Kom munikationszone dreibündige Anordnung von Zellenbüros
Verordnungen)
ergänzt, so entsteht eine Dreibundanlage. möglich.

• Kombibüro: Kombibüros besitzen eine Bei der Planung der Gebäudetiefe sind auch
offene, variable Kom munikationszone für die Grenzwerte für natürliche Belichtung
Austausch und Teamarbeit und zusätzlich und Belüftung relevant. Bei einer Raumhöhe
kleine Arbeitszellen am Rand, die Rück- von 3 m ist eine natürliche Belichtung und
zugsmöglichkeit für konzentriertes Belüftung bis zu einer Raumtiefe von circa
individuelles Arbeiten bieten. 7,50 m entlang der Fassade möglich.

• Großraumbüro: Großräumige Strukturen


Lichte Raumhöhe nach Arbeitsstättenverordnung bestehen aus mittelgroß en bis geschoss-
groß en Räum en zur Unterbringung von
Grundfläche Lichte Raumhöhe
fünf oder m ehr Personen in einer Nut-
≤ 50 m² ≥ 2,50 m
zungseinheit.
50 m² bis 100 m² ≥ 2,75 m

100 m² bis 2000 m² ≥ 3,00 m

≥ 2000 m² ≥ 3,25 m

380 Raumpilot Grundlagen


Organisation

Entwurfsprinzip Bürotyp/Erschließungssystem

Arbeiten
Bürotyp Zelle Zelle Kombi Gruppe reversibel

Gebäudetiefe 7 bis 10 m (Einbund) 12 bis 14 m (Zweibund) 14 bis 20 m (Dreibund) 12 bis 24 m 14 bis 16 m

Erschließungstyp Flur Flur Flurzone Flurzone -

AP-Flächenmodul 10 bis 14 m² 10 bis 14 m² 8 bis 12 m² 12 bis 15 m² 8 bis 15 m²

Raumtiefe 3,50 bis 5,50 m 3,50 bis 5,50 m 3,50 bis 4,50 m 5 bis 15 m 3,50 bis 7,50 m

Einzelarbeitsplatz, zwei Achsen 2,40 bis 3 m 2,40 bis 3 m 2,30 bis 3 m - 2,30 bis 3 m

Doppelarbeitsplatz, drei Achsen 3,60 bis 4,50 m 3,60 bis 4,50 m 3,60 bis 4,50 m - 3,50 bis 4,50 m

lichte Raumhöhe ≥ 2,50 m ≥ 2,50 m 2,75 bis 3 m 3,50 bis 4 m ≥3m

Raumpilot Grundlagen 381


Arbeiten

Zelle erfolgen als in Großraumstrukturen mit Der Typus funktioniert als Ein-, Zwei- oder
Das Zellenbüro – die „klassische“ Büroform wechselnder Platzbelegung. Dreibund, wobei eine größere Gebäudetiefe
– ermöglicht individuelles und konzentrier- unter Umständen schmale, dunkle Erschlie-
tes Arbeiten. Das Zellenbüro bietet dem Charakteristisch für Zellenbürostrukturen ßungsflure zur Folge hat, die nur über die
Nutzer einen ihm persönlich zugeordneten ist die Aneinanderreihung von Einzel- und Stirnseiten Licht erhalten. Fassadenraster
Arbeitsbereich, über dessen Ablage, Raum- Mehrpersonenbüros entlang der Fassade. und Raumtiefe bestimmen die genauen
klima, Ausstattung et cetera er individuell Die innere Erschließung erfolgt meist über Abmessungen des Zellenbüros. Die Stan-
bestimmen kann. Dadurch kann eine einen gemeinsamen, oft nur künstlich dardgröße liegt zwischen 10 und 14 m².
stärkere Identifikation mit dem Arbeitsplatz beleuchteten Flur. Das Fassadenraster bestimmt die An-
schlussmöglichkeiten der Trennwände und
fixiert damit ihre möglichen Positionen. Die
Erschließung erfolgt meist über einen als
Rettungsweg ausgebildeten Flur (notwen-
1320
diger Flur, siehe Kapitel „Rettung“, Seite 99-
450 420 450
108). Zu unterscheiden sind Standardzellen
mit nicht verschiebbaren und Komfortzellen

135
mit verschiebbaren Bürotrennwänden.

405
Die Standardbelegung geht von einem
gleichwertigen Mischverhältnis von Einzel-
räumen (1 Mitarbeiter) zu Mehrpersonen-
räumen (2 bis 5 Mitarbeiter) aus.
270

Zelle

Vorteile Nachteile

hohe Individualität durch mangelnde Kommunikation


kleinere Bürogemein- der Mitarbeiter unterein-
schaften ander

störungsfreies Arbeiten schlechte Integration

Kommunikation mit den hoher Flächenverbrauch


Zimmerpartnern

individuelle Regulierung
Grundrissbeispiel für die
von Beleuchtung, Sonnen-
Büroorganisationsform
schutz und Raumklima
des Zellenbüros

382 Raumpilot Grundlagen


Organisation

Kombi Die ungestörte, konzentrierte Einzelarbeit Um ausreichend Platz für die Funktionen
Das Kombibüro soll die Vorteile von Zellen- findet in den individuellen Zellen statt, die in der Mittelzone zu gewährleisten, wird
büros und Großraumbüros kombinieren. Bei aufgrund reduzierter Raumtiefe deutlich eine Gebäudetiefe von mindestens 13,50 m
Bedarf kann sowohl konzentriertes indivi- kleiner sind als übliche Zellenbüros. Die empfohlen. Die Mittelzone muss bezüg-
duelles Arbeiten wie auch Kommunikation Auslagerung von Funktionsbereichen in die lich Belichtung und Belüftung kontrolliert
mit anderen oder Gruppenarbeit ermöglicht Mittelzone erlaubt diese Platzersparnis. unterstützt werden. Die Wirtschaftlichkeit
werden. Strukturell ist das Kombibüro Der Anteil der natürlichen Belichtung und ist durch hohe Standardisierung der Arbeits-
ein Dreibund: Entlang der Fassade reihen Belüftung liegt beim Einzelarbeitsplatz bei plätze und eine effiziente Flächenbelegung
sich Standardarbeitsplätze in Raumzellen, 80 bis 90 Prozent. begründet.
der Mittelbund wird durch einen offenen
Gemeinschaftsbereich ersetzt. Diese
Raumstruktur soll einen schnellen Wechsel
zwischen konzentriertem Arbeiten und Kom-
munikation ermöglichen.
360 110 400 110 360

Arbeiten
270

Kombi

Vorteile Nachteile

guter Kundenbereich Durchgangsbereiche

hohe Nutzerakzeptanz störende Transparenz

Konzentration und Kommu- seltene Nutzung der


nikation möglich Gemeinschaftszone

Wechsel zwischen Team-/


Grundrissbeispiel für die
Projektarbeit und Einzelar-
beit gut möglich Büroorganisationsform
des Kombibüros

Raumpilot Grundlagen 383


Arbeiten

Gruppe onseinheiten, Kleingruppen- oder Teamarbeit Infrastruktur durch einen Hohlraumboden


Das Gruppenbüro ist eine Weiterentwick- mit spontaner Kommunikation erfordern. flächendeckend gewährleistet, ist eine
lung des Großraumbüros. Die Büroeinheiten Bei bis zu 25 Mitarbeitern pro Büroein- Geschosshöhe von circa 3,50 bis 4 m
sind jedoch deutlich kleiner, üblicherweise heit wird zwischen loftartigem, flurlosem erforderlich.
arbeiten in einer Einheit maximal 25 Mitar- Allraum und einer ein- bis dreibündigen
beiter. Geringere Raumgrößen und Raumtie- Typologie mit großen Mehrpersonenzellen Die anzusetzende Fläche ist mit circa 21 m²
fen bis 7,50 m ermöglichen natürliche unterschieden. Die Steuerung des Raumkli- pro Arbeitsplatz relativ gering. Die Erstel-
Belichtung und Belüftung der Arbeitsplätze. mas kann meist weitgehend eigenständig lungskosten von Gruppenbüros sind durch
Das Gruppenbüro ist für Arbeitsabläufe kon- im jeweiligen Gruppenbereich erfolgen. geringere technische Vorhaltungen eher ge-
zipiert, die zusammengehörige Organisati- Wird die Versorgung mit technischer ringer einzustufen als beim Großraumbüro.

700 650

Gruppe

Vorteile Nachteile

spontane Kommunikation gegenseitige Störung

Teamarbeit hoher Fassadenanteil

kurze Wege Zwangsbindung


Grundrissbeispiel für die
Büroorganisationsform Identifikationsmöglichkeit
des Gruppenbüros

384 Raumpilot Grundlagen


Organisation

Business Club Die Erschließungsfläche wird komplett als Die Anforderungen an die technische
Der Business Club ist eine Weiterentwick- Nutzfläche angerechnet und erfordert we- Ausstattung und Flexibilität der einzelnen
lung des Kombibüros. Die Grundstruktur ist gen der Fläche, die häufig über 100 m2 liegt, Arbeitsplätze und der „Sonderzone“ sind
nahezu die gleiche, das Raumangebot ist eine lichte Raumhöhe von mindestens 3 m. hoch, entsprechende Investitionskosten
jedoch vielfältiger: weniger Standardarbeits- Das Fassadenraster ist auf die Belegungs- beeinflussen die Wirtschaftlichkeit der
plätze, vermehrt Gruppen- und Steharbeits- struktur und Flexibilität der Zellen abzustim- Gebäude. Je nach Gebäudetiefe ist der
plätze, Besprechungsräume, Lounges, men. Der Verzicht auf feste Einzelarbeits- Anteil natürlich belichteter und belüfteter
Begegnungszonen und Lesebereiche. plätze und auf individuelle Ablageflächen Arbeitsplätze unterschiedlich, für die Son-
erlaubt oft eine gewisse „Überbelegung“. derzone muss meist unterstützende Technik
Der Business Club wird teilweise als eine eingesetzt werden.
non-territoriale Büroorganisation realisiert.
Mitarbeiter besitzen keinen festen persön-
lichen Arbeitsplatz mehr, sondern belegen
projektbezogen temporäre Arbeitsplätze.
360 150 840
Dies erlaubt eine Minimierung der Einzel-

Arbeiten
arbeitsplatzfläche auf 8 m² zugunsten der
„Sonderzone“.

405
540
Business Club

Vorteile Nachteile

flächeneffizient eingeschränkte Vertrau-


lichkeit

offener Raumeindruck Durchgangsbereiche

hohe Flexibilität der geringere Aneignungs-


Arbeitsplätze potenziale
Grundrissbeispiel für die
hohe Präsentationsqua- geringe Nutzerakzeptanz
litäten Büroorganisationsform
des Business Clubs

Raumpilot Grundlagen 385


Arbeiten

Großraum erforderliche hohe technische Ausstattung angesetzt. Das Fassadenraster spielt eine
Charakteristisch für das Großraumbüro ist entstehen. Vor allem bieten aber die gegen- untergeordnete Rolle, da die Raumauftei-
ein großer, weitgehend stützenfreier Raum, seitigen Störungen durch fehlende Abschir- lung über mobile Stellwände oder Raum-in-
der flexibel einteilbar ist. Einzige feste Teile mung des einzelnen Arbeitsplatzes und die Raum-Systeme erfolgt.
sind die Treppenkerne mit Aufzug, von de- geringeren Möglichkeiten zur „Aneignung“
nen aus die Nutzfläche flurlos erschlossen des persönlichen Arbeitsplatzes immer Wenn sehr viele Mitarbeiter auf einer
wird, wie auch die Teeküchen, Toiletten und wieder Anlass zur Kritik. Eine individuelle Ebene untergebracht werden, zwingt die
Garderoben. Vorteile des Großraumbüros Steuerung des Raumklimas ist darüber erforderliche Versorgung mit Licht und Luft
sind der minimierte Platzbedarf für den hinaus kaum möglich. bei großen Raumtiefen zu einer erhöhten
Einzelarbeitsplatz und die Multifunktionalität technischen Ausstattung.
der Fläche, die problemlos Umorganisa- Der durchschnittliche Arbeitsplatzbedarf
tionen erlaubt. Nachteile können durch die pro Mitarbeiter wird mit circa 12 bis 15 m² Die hohe Belegungsdichte erlaubt eine
optimierte Fläche pro Mitarbeiter von unter
21 m². Die Wirtschaftlichkeit des Groß-
1350 raumbüros ist angesichts der gestiegenen
Anforderungen an den Brandschutz und der
erhöhten Betriebskosten für die Flexibilität
kritisch zu bewerten.

Großraum

Vorteile Nachteile

intensive Kommunikation Hierarchie von Fensterbe-


reich zu Kernbereich

Teamarbeit möglich geringe individuelle Steu-


erung des Raumklimas
möglich

fließende Arbeitsabläufe keine Rückzugsmög-


lichkeiten, gegenseitige
Grundrissbeispiel für die Störung (Lärmpegel)
Büroorganisationsform
variable Flächenzuordnung hohe Investitionskosten
des Großraumbüros

386 Raumpilot Grundlagen


Raster

Arbeiten
Raumpilot Grundlagen 387
Arbeiten

389 Raster
390 Rastergrundmaß
391 Rastermaße
391 Modulordnung
392 Ausbau- und Konstruktionsraster
392 Stützenstellung
392 Tiefgarage
393 Flächenmodule
394 Rastermaß 1,20 m
396 Rastermaß 1,35 m
398 Rastermaß 1,50 m

388 Raumpilot Grundlagen


Raster

Raster Wird das Konstruktionsraster gegen das


Bei baulichen Rastern unterscheidet man Ausbauraster versetzt angeordnet, entfallen
zwischen: die Anschlussprobleme von Trennwän-
– Rastergrundmaß und den an Stützen. Allerdings verursacht die
– Rasterart. Stützenstellung im Raum einen gewissen
Raumverlust in den Büroräumen. Aufgrund
Mit Rastergrundmaß – dem Achsmaß – be- unterschiedlicher Lebenszyklen der Bauteile
zeichnet man den Abstand zweier benach- sollte ein anpassungsfähiges Rastermaß
barter Rasterachsen. gewählt werden (siehe Kapitel „Flexibilität“,
Seite 401-406)
Bei der Rasterart unterscheidet man
zwischen dem Konstruktionsraster, dem Oft werden Bürogebäude nur in der
Ausbauraster und dem Fassadenraster. Längsrichtung gerastert. Eine Rasterung in
Das Konstruktionsraster beziehungsweise Gebäudequerrichtung kann aber bei einem
Tragwerksraster bestimmt die Position freistehenden Gebäude oder bei Eckgebäu-

Arbeiten
der tragenden Teile (meist Stützen). Das den von gleich großer Bedeutung sein.
Ausbauraster gibt die Grundmaße für die
Ausbauelemente wie leichte Innenwände, Bei Gebäuden mit Tiefgaragen muss das
Unterdecken und demontable Fußböden Konstruktionsraster (Stützenstellung) der
(beispielsweise Doppelböden) und die oberen Bürogeschosse in Zusammenhang
Position der Fassade vor. Die kleinste mit der Organisation und Stellplatzanord-
Rastereinheit bildet normalerweise das nung der Tiefgarage entwickelt werden,
Fassadenraster. um eine wirtschaftliche Ausführung zu
ermöglichen. Auch bei der Positionierung
Konstruktions- und Ausbauraster können des vertikalen Erschließungskerns muss
entweder getrennt oder deckungsgleich die Organisation der Tiefgarage mitbe-
ausgeführt werden. Ausbau- und Fassa- rücksichtigt werden, falls im Erdgeschoss
denraster dagegen sollten sich möglichst keine Sicherheitskontrolle mit Wechsel der
überlagern, um Trennwandanschlüsse an Vertikalerschließung geplant ist.
der Fassade zu ermöglichen.

Raumpilot Grundlagen 389


Arbeiten

Rastergrundmaß
Bei der Entscheidung für ein Rastergrund-
maß in der Planung eines Bürogebäudes
sollten folgende Aspekte und Parameter
berücksichtigt werden:

1. Gebäudestruktur
2. Organisationsform
Die Organisationsform ist abhängig von
den spezifischen Arbeitsabläufen im
Unternehmen.
3. Modul Standardbüro
Das Standardbüro bildet den kleinsten
Flächenbaustein, auf dem die Unter-
teilung der größeren Raumzusammen-
hänge aufbaut. Größe und Standard
werden durch die Arbeitsstruktur und die
spezifischen Anforderungen des Unter-
nehmens festgelegt.
4. Standardraumgeometrie
Die Stell- und Bewegungsflächen
der Möblierung und die Arbeitsabläufe
bestimmen die Geometrie eines
Raums. Die minimale Breite beträgt
2,20 m und die minimale Tiefe 3,40 m.
5. Anzahl Arbeitsplätze pro Büro
6. Anzahl Standardräume pro Geschoss
7. Maximale Raumgröße
8. Geforderte lichte Raumhöhe
9. Organisation der Tiefgarage

Isometrie eines Bürogebäudes mit Darstellung des Konstruktionsrasters (Stützenstellung), des Ausbaurasters und des
Fassadenrasters.
Die Fläche eines Arbeitsplatzes, die Büroorganisationsform, das Geschossmodul und die Organisation der Tiefgarage bedin-
gen gemeinsam die Wahl des Rastergrundmaßes, die Lage des Erschließungskerns und die Gebäudetiefe.

390 Raumpilot Grundlagen


Raster

Rastermaße Raumtiefen von 3,80 m ermöglichen bei Achsmaß/Konstruktionsraster/Raumgröße


Das Büroachsmaß (Ausbauraster) bestimmt diesem Raster Platz für zusätzliche Registra-
Achsmaß 0,90 m 1,20 m 1,35 m 1,50 m
die möglichen Büroraumbreiten. Achsmaße turmöbel. Günstig für die Einrichtung einer Faktor 3 2 2 2
im Bereich zwischen 120 cm und 150 cm wirtschaftlichen Tiefgarage.
Raumtiefe
haben den Vorteil, dass sich aus zwei Ach-
3,60 m 9,72 m2 8,64 m2 9,72 m2 10,80 m2
sen ein ausreichend großer Einpersonen- 150 cm
Arbeitsraum entwickeln lässt und dass auch Wirtschaftlich günstig für vorwiegend mit 4,00 m 10,80 m2 9,60 m2 10,80 m2 12,00 m2
die weiteren Raumgrößen für Zwei- und Doppelarbeitsplätzen belegte Zellenbüros. 4,50 m 12,15 m2 10,80 m2 12,15 m2 13,50 m2
Mehrpersonenbüros mit drei oder mehr Arbeitsplatztiefe 2,20 m, lichtes Raummaß
4,80 m 12,96 m2 11,52 m2 12,96 m2 14,40 m2
Achsen günstig gebildet werden können. bei 10 cm Wandstärke 4,40 m. Gut geeignet
Unabhängig von den Faktoren Gestaltung für die Einrichtung einer Tiefgarage. 5,00 m 13,50 m2 12,00 m2 13,50 m2 15,00 m2

(Fassadengliederung), Konstruktion (Ferti- 5,50 m 14,85 m2 13,20 m2 14,85 m2 16,50 m2


gung der Fensterelemente) und Statik (Stüt- Modulordnung
zenraster) werden aus organisatorischen Insbesondere für die Verwendung vorge-
und flächenökonomischen Gründen meist fertigter Elemente im Innenausbau werden

Arbeiten
folgende Raster gewählt: die Ausbauelemente mit Hilfe des Ausbau-
rasters koodiniert. Die Koordinationsmaße Tragwerk/ Tiefgarage

110 cm sind in DIN 18 000 festgelegt. In der Praxis Achsmaß [m] Fahrbahnbreite Stellplatzbreite
Aufstellung senkrecht/schräg senkrecht/schräg
Kleines Achsmaß, das kleinräumige Anpas- übliche Raster sind:
sung ermöglicht. In der Anwendung gilt es 9 M (90 cm), 12 M (120 cm), 18 M (180 cm). 9,00 x 9,00 8,00 m / 3,70 m 3,00 m / 2,50 m
jedoch als teurer, da durch die Kleinteiligkeit Alle drei bauen auf der Modulvorzugsreihe 10,80 x 10,80 6,30 m / 5,00 m 2,70 m / 2,40 m
relativ mehr Bauteile benötigt werden als 3 M der DIN 18 000 auf.
7,20 x 10,80 6,20 m / 5,60 m 2,40 m / 2,50 m
bei größeren Achsabständen.
Das Maß 12 M wird bei Bauten mit vielen 9,00 x 10,80 6,20 m / 6,20 m 3,00 m / 2,60 m

125 cm kleinen Räumen bevorzugt, da es feine 7,20 x 9,00 8,40 m / 5,40 m 2,40 m / 2,40 m
Dieses Achsmaß leitet sich aus dem okta- Unterteilungen ermöglicht. Das Maß 18 M
metrischen Maßsystem des Mauerwerk- gilt als wirtschaftlicher, unter anderem weil
baus ab. Die Anwendung dieses Rasters die Zahl der Elemente (Fassadenteilung)
führt aufgrund seiner Kleinteiligkeit auch zu und damit die Anschlüsse und die Montage-
höheren Kosten. kosten geringer sind.

135 cm
Gut geeignet für alle üblichen Bürotypen,
ermöglicht zudem eine hohe Nutzungsfle-
xibilität auch in kleinräumigen Strukturen.

Raumpilot Grundlagen 391


Arbeiten

Ausbau- und Konstruktionsraster

Stützenstellung
a: Konstruktionsachsen und Ausbauraster
sind identisch:
Bei diesem System müssen eventuell An-
schlüsse der Trennwände an die Stützen
hergestellt werden.

b: Konstruktionsachsen und Ausbauraster


sind nicht identisch:
Die Stützen sind nach innen gerückt,
es entstehen keine Anschlussprobleme
zwischen Trennwänden und Stützen. Im
Bereich der „freigestellten“ Stützen ist
die Möblierbarkeit eingeschränkt.
a: Ausbau- und Konstruktionsraster identisch b: Ausbau- und Konstruktionsraster getrennt
Tiefgarage
Die Tiefgaragenfahrspur und die Stellplätze
geben mögliche Stützenstellungen vor und
beeinflussen dadurch die Tragstruktur der
darüberliegenden Geschosse.

Schnitt

zweifeldig zweifeldig
einfeldig symmetrisch asymmetrisch dreifeldig dreifeldig

Grundriss
Büroebene

Zusammenhang von Stützenstellung Tiefgarage und Normalgeschoss

392 Raumpilot Grundlagen


Raster

120
120
400

120
120
Flächenmodule 8,97 m² Verbindungsgang

120
> 60

120
Der Einzelarbeitsplatz (EA) und der Doppel-
arbeitsplatz (DA) legen als Grundparameter
die Flächenaufteilung fest. Die aus dem Arbeitsplatzmodul Raster 1,20 m Einzel-/Doppelarbeitsplatz
Faktor des Rastermaßes ableitbare Raum-
breite und die Raumtiefe bestimmen das
Flächenmodul des Standardarbeitsplatzes.

135
Rastermaße zwischen 1,20 m und 1,50 m
erlauben die Übereinstimmung von Fassa-

135
den- und Ausbauraster. Das Rastermaß 1,20 400

m leitet sich aus den Minimalanforderungen


an den Einzelarbeitsplatz mit Schrank ab:

135
135

80 cm Schreibtischtiefe, 100 cm Bewe-

Arbeiten
gungsfläche und 40 cm für die Schranktiefe
ergeben das Maß 2,20 m, das zuzüglich der 10,14 m²
Verbindungsgang
Trennwandstärke von 10 cm ein minimales

135
> 60
135

Raumachsmaß von 2,30 cm erfordert. Als


nachteilig erweisen sich die schlauchartigen
Raumproportionen, die aus einer Raumtiefe Arbeitsplatzmodul Raster 1,35 m Einzel-/Doppelarbeitsplatz
von minimal 3,60 m resultieren.

Die Rastermaße 1,35 m und 1,50 m gelten


150
als die gängigsten Maße, da sie reversi- 400
ble Strukturen und eine wirtschaftliche
Anordnung der Tiefgarage ermöglichen.
Für Doppelarbeitsplätze ist das Rastermaß
150
150

1,50 m das wirtschaftlichste Modul, da


schon drei Rasterfelder (4,50 m) ausreichen.
11,31 m²
Bei kleineren Rastermaßen (zum Beispiel
bei 1,25 m) werden dagegen vier Rasterfel-
150
150

Verbindungsgang
> 60
der benötigt, wodurch sich funktional nicht
notwendige unwirtschaftliche Raumabmes-
sungen ergeben. Arbeitsplatzmodul Raster 1,50 m Einzel-/Doppelarbeitsplatz

Raumpilot Grundlagen 393


Arbeiten

1680 Rastermaß 1,20 m


Rastermaß 1,20 m
480 720 480 Das Rastermaß 1,20 m entspricht dem
reversible Struktur/
Tiefgarage Modulmaß 12 M der Vorzugsreihe 3 M der
Modulordnung DIN 18 000. Es ist somit
Gebäudetiefe 16,80 m
bauteiloptimiert und gilt als wirtschaftlich,
720

Rastergrundmaß 1,20 m
obwohl es ein kleines Rastermaß darstellt.
Arbeitsplatzmodul EA 2,40 m, DA 4,80 m

Konstruktionsraster 4,80 m / 7,20 m / 4,80 m Das Doppelte des Rastermaßes 1,20 m


erlaubt eine sehr geringe, minimale Einzel-
Stellplatz 2,40 m x 5 m
raumbreite von 2,30 m (10 cm Wandstärke)
Fahrbahnbreite 6,80 m und wird bei wirtschaftlichen Bauten mit
Ausbauraster/Konstruk- deckungsgleich vielen kleinen Zellenbüros bevorzugt.
tionsraster

Achsmaß 1,20 m/Konstruktionsraster Rasterführung horizontal und vertikal Bei dem Arbeitsplatzmodul von 2,40 m
Breite kann bei deckungsgleichem Ausbau-
und Konstruktionsraster in der Tiefgarage
ein Stellplatz mit der Breite von 2,40 m und
eine Fahrgasse mit der Breite von 6,80 m
angeordnet werden.

Nachteilig und unwirtschaftlich ist bei der


Gebäudetiefe von 16,80 m, dass die Grenze
500 680 500 von 15 m als Maximalmaß für natürliche
Belichtung und Belüftung überschritten wird
300

und zusätzliche Beleuchtung und Belüftung


240

erforderlich werden. Diese Gebäudetiefe


ist jedoch reversibel, wobei sich bei einer
reinen Zellenstruktur allerdings eine sehr
tiefe Mittelzone ergibt.

Grundriss Konstruktionsraster/ Tiefgarage Schnitt Konstruktion/Tiefgarage

394 Raumpilot Grundlagen


Raster

480 7 20 480

120
120
120
Großräumige Gruppen-/
Großraumstruktur

Arbeiten
Kleinräumige Zellen/
Kombibürostruktur mit
Mittelzone, Erschlie-
ßungskern peripher

Raumpilot Grundlagen 395


Arbeiten

1620 Rastermaß 1,35 m


Rastermaß 1,35 m
405 810 405 Auch das Rastermaß 1,35 m lässt sich
reversible Struktur/
Tiefgarage aus den Anforderungen des Einzelarbeits-
platzes mit Schrank ableiten; es erlaubt eine
Gebäudetiefe 16,20 m
Schreibtischtiefe von 90 cm und zusätzliche
Rastergrundmaß 1,35 m
810

Möblierung. Als effizient und wirtschaftlich


Arbeitsplatzmodul EA 2,70 m, DA 4,05 m hat sich dieses Rastermaß beim Einzelzim-
Konstruktionsraster 4,05 m / 8,10 m / 4,05 m mer des Kombibüros und beim Zellenbüro
erwiesen, da sich bei kleineren Raster-
Stellplatz 2,70 m x 5,00 m
maßen oft ungünstigere schlauchartige
Fahrbahnbreite 6,20 m Raumproportionen ergeben. Alle üblichen
Ausbauraster/Konstruk- deckungsgleich Arbeitsplatzabmessungen sind in der rever-
tionsraster
siblen 1,35 m-Rasterung möglich.
Rasterführung horizontal und vertikal
Grundriss Achsmaß 1,35 m/Konstruktionsraster Gebäudestrukturen mit 1,35 m-Raster sind
sehr anpassungsfähig; das Raster erlaubt
vielfältige Unterteilungsmöglichkeiten
und lässt zusätzlich die wirtschaftliche
Gestaltung einer Tiefgarage in den Unter-
geschossen zu. Besonders vorteilhaft für
die Anordnung einer Tiefgarage unterhalb
500 620 500 des Bürogebäudes ist bei diesem Raster-
maß eine Gebäudetiefe von 16,20 m. Die
Stellplatzbreite von 2,70 m entspricht dabei
270

300

der Breite des darüberliegenden Einzelar-


beitsplatzes.

Grundriss Konstruktionsraster/Tiefgarage Schnitt Konstruktion/Tiefgarage

396 Raumpilot Grundlagen


Raster

405 810 405

135
135
135
Großräumige Gruppen-/
Großraumstruktur

Arbeiten
Kleinräumige Zellen/
Kombibürostruktur mit
Mittelzone

Raumpilot Grundlagen 397


Arbeiten

1650
Rastermaß 1,50 m
Rastermaß 1,50 m
450 7 50 450 Auf der Basis des Flächenmoduls für einen
reversible Struktur/
Tiefgarage Doppelarbeitsplatz erlaubt das Raster-
maß 1,50 m vielfältige Unterteilungen der
Gebäudetiefe 16,50 m
Bürogeschosse und zusätzlich auch eine
Rastergrundmaß 1,50 m
wirtschaftliche Anordnung der Stellplätze in
900

Arbeitsplatzmodul EA 3,00 m, DA 4,50 m der darunter angeordneten Tiefgarage.


Konstruktionsraster 4,50 m / 7,50 / 4,50 m
Das Rastermaß 1,50 m ist besonders wirt-
Stellplatz 3,00 m x 5,00 m
schaftlich für vorwiegend mit Doppelarbeits-
Fahrbahnbreite 6,50 m plätzen belegte Zellenbüros, da drei Raster-
Ausbauraster/Konstruk- deckungsgleich einheiten eine Raumbreite von 4,50 m er-
tionsraster
geben. Bei kleineren Rastermaßen erfordert
Rasterführung horizontal und vertikal das Doppelarbeitsplatzmodul mit 17,50 m²
jedoch vier Rastereinheiten, was unwirt-
Grundriss Achsmaß 1,50 m/Konstruktionsraster schaftlicher ist. Abgeleitet von dieser Dop-
pelarbeitsplatzbelegung einer Zellenstruktur
ergibt sich beim Zweibund eine für Deutsch-
land übliche Gebäudetiefe von 12 m bis
13 m. Im europäischen Raum gelten Gebäu-
500 650 500 detiefen ab etwa 13,50 m als effizient und
reversibel, da geringere Tiefen nur bedingt
für Kombibürostrukturen geeignet sind.
300

300

Eine Gebäudetiefe von 16,50 m offeriert


eine Rasterung in Gebäudelängs- und
Gebäudequerrichtung, die Anordnung einer
Tiefgarage unterhalb des Bürogebäudes und
eine reversible Büroform, die verschiedene
Bürotypen und Unterteilungen erlaubt. Der
Anforderung nach Nutzungsneutralität kann
mit dem Rastermaß 1,50 m entsprochen-
werden.

Grundriss Konstruktionsraster/Tiefgarage Schnitt Konstruktion/Tiefgarage

398 Raumpilot Grundlagen


Raster

450 750 450

150
150
150
Großräumige Gruppen/
Großraumstruktur

Arbeiten
Kleinräumige Zellen/
Kombibürostruktur
Mittelzone

Raumpilot Grundlagen 399


Arbeiten

400 Raumpilot Grundlagen


Flexibilität

Arbeiten
Raumpilot Grundlagen 401
Flexibilität
Arbeiten

403 Flexibilität
404 Rastermaß 1,20 m
405 Rastermaß 1,35 m
406 Rastermaß 1,50 m

402 Raumpilot Grundlagen


Flexibilität

Flexibilität Gebräuchlichste Achsmaße:

Das flexible sogenannte „reversible Büro“ a = 120 cm


soll für möglichst alle Büroorganisations- – kleines Achsmaß
formen geeignet sein. Die Schwierigkeit – seltenere Anwendung
Großraumbüro
besteht darin, die optimale Gebäudetiefe zu
finden, in der sowohl Zellenbüros, Kombi- a = 135 cm
büros wie auch Großraumbüros wirtschaft- – mittelgroßes Achsmaß
lich und sinnvoll untergebracht werden – sehr häufige Anwendung Gruppenbüro mit
offener Arbeitsfläche
können. – gut kombinierbar mit Stellplatzraster
in Tiefgaragen
Die Gebäudetiefe ist abhängig von der Grö- 4 x 1,35 m = 5,40 m
ße des Arbeitsplatzes, der Büroorganisation (2 Stellplätze mit Stütze) Zellenbüro
und der Erschließung.
a = 150 cm

Arbeiten
In den folgenden Beispielen sind die – breites Achsmaß
möglichen Aufteilungsvarianten bei unter- – seltenere Anwendung
Kombibüro
schiedlichen Achsrastern dargestellt. Dabei – gut geeignet für Doppelarbeitsplätze
werden die Flexibilitätspotenziale bei drei (Zelle)
Organisationsformen mit zwei verschie- Verhältnis von Raum/Erschließung
blau: Nutzfläche (Haupt-/Nebennutzfläche)
denen Gebäudetiefen aufgezeigt: Das optimale Achsmaß ist von der jeweils weiß: Erschließung
vorrangig gewünschten Organisationsform
Gebäudetiefen: 12,50 m und 14 m (Zellen- oder Gruppenarbeitsplatz) und der
Gebäudestruktur (zum Beispiel Tiefgaragen-
anordnung) abhängig.

Hinweis:
Gebäudeabschluss (Stirnseite), Gebäudean-
schlüsse (seitlich) und Drehung der Achsen
um 90° bei winkelförmigen Anschlüssen
(Kammbebauung oder Blockrandbebauung)
beachten!

Raumpilot Grundlagen 403


Arbeiten
Rastermaß 120 cm

120

120
120

120
120

120
120

120
120

120
120

120
Großraumbüro

120

120
mit drei- beziehungsweise
vierreihiger Möblierung,

120

120
die Tiefe von 14 m bietet
optimale Platzausnutzung.
120
1250

120
1400
120

120
120

120
120

120
Gruppenbüro
120

120
als Zweibund mit offener
Arbeitsfläche, die nur bei
120

120
14 m Tiefe komfortablen
Platz bietet.
120

120
650 150 450 860 155 385
120

120
120

120
120

120
Zellenbüro
mit Einzel- und Doppelzim-
120

120
mern, die bei 14 m Tiefe
zu tief sind beziehungs-
120

120
weise schlauchartig
wirken.
490 270 490
120

120
540 320 540
120

120
120

120
120

120
Kombibüro
mit Mittelzone, die erst ab
120

120
3,20 m genutzt werden
kann.
360 130 270 130 360 385 155 320 155 385
1250 1400

404 Raumpilot Grundlagen


Flexibilität
Rastermaß 135 cm

135

135
135

135
135

135
135

135
Großraumbüro

135

135
mit drei- beziehungsweise
vierreihiger Möblierung,

135

135
die Tiefe von 14 m bietet
optimale Platzausnutzung.
1250

135

135
1400

135

135
135

135
135

135
Gruppenbüro
135

135
als Zweibund mit offener
Arbeitsfläche, die nur bei
135

135
14 m Tiefe komfortablen
Platz bietet.
650 150 450 860 155 385
135

135

Arbeiten
135

135
135

135
135

135
Zellenbüro
mit Einzel- und Doppelzim-
135

135
mern, die bei 14 m Tiefe
zu tief sind beziehungs-
135

135
weise schlauchartig
wirken.
490 270 490
135

135
540 320 540
135

135
135

135
135

135
Kombibüro
mit Mittelzone, die erst ab
135

135
3,20 m genutzt werden
kann.
360 130 270 130 360 385 155 320 155 385
1250 1400

Raumpilot Grundlagen 405


Arbeiten
Rastermaß 150 cm

150

150
150

150
150

150
Großraumbüro

150

150
mit drei- beziehungsweise
vierreihiger Möblierung,

150

150
die Tiefe von 14 m bietet
optimale Platzausnutzung.
1400

150
1250

150
150

150
150

150
150

150
150

Gruppenbüro

150
als Zweibund mit offener
Arbeitsfläche, die nur bei
150

150
14 m Tiefe komfortablen
Platz bietet.
650 150 450 860 155 385
150

150
150

150
150

150
Zellenbüro
150

150
mit Einzel- und Doppelzim-
mern, die bei 14 m Tiefe
zu tief sind beziehungs-
150

150
weise schlauchartig
wirken.
515 220 515 540 320 540
150

150
150

150
150

150
150

150
Kombibüro
mit Mittelzone, die erst ab
150

150
3,20 m genutzt werden
kann.
360 130 270 130 360 385 155 320 155 385
1250 1400

406 Raumpilot Grundlagen


Nebenräume

Arbeiten
Raumpilot Grundlagen 407
Arbeiten

409 Einleitung
410 Pausenraum
411 Teeküche
412 Toilettenanlagen
415 Putzraum
415 Erste Hilfe
416 Liegeraum
417 Kopierraum

408 Raumpilot Grundlagen


Nebenräume

Einleitung Dies ist besonders wichtig bei Büroorgani- Einzelarbeits- Kommunikations-


Die Funktionen „Service und Erholung“ sationsformen mit vielen Einzelarbeitsplät- platz fläche
haben in den letzten Jahren in Verwaltungs- zen. Hier ist aufgrund der gegenseitigen
bauten stark an Bedeutung gewonnen. Sie Abschirmung im Einzelbüro der Kontakt zu
sind Bestandteil der „weichen“ Faktoren, Kollegen meist eingeschränkt. Bei Gruppen-
die das Wohlbefinden der Beschäftigten büros oder Großraumbüros kann dagegen
Einzelarbeit
beeinflussen und sich auch auf deren der Informationsaustausch viel leichter und
Arbeitsleistung und Produktivität positiv spontaner stattfinden.
auswirken. Austausch von
Informationen
Neben Kommunikationsräumen sind Gruppenbüro
Neben der thermischen, hygienischen (Luft- auch Raumangebote für die Erholung und
qualität) und visuellen (gute Beleuchtung/ Entspannung wichtig. Genügend Ausgleich Teamarbeit
Blendschutz) Behaglichkeit beeinflusst auch zur Arbeit und Erholung gelten als Voraus-
die „Büro-Attraktivität“ (Gestaltungsqualität) setzung für die Konzentrationsfähigkeit und
das Wohlbefinden der Beschäftigten. Ein Kreativität am Arbeitsplatz. Hierfür können

Arbeiten
Angebot an funktionalen und qualitätvoll ge- in größeren Verwaltungsbauten spezielle
stalteten Pausen- und Nebenräumen erhöht Ruheräumen oder Ruhezonen angeboten
die Attraktivität des Arbeitsplatzes. werden.
offene
Arbeitsfläche
Hauptkommunikationspunkte sind tradi-
tionell die Teeküchen, die Pausenräume
und die Kantinen. Damit Essenspausen Prozessarbeit
und sonstige Arbeitspausen jederzeit auch
individuell gestaltbar sind, ist eine Lage der
Teeküchen und Pausenräume in der Nähe
der Arbeitspätze wichtig. Interaktion

Kommunikation kann prinzipiell aber überall


stattfinden. Auch im Foyer, im Flur oder im Interaktion und Kommunikation innerhalb verschiedener
Bereiche
Kopierraum. Um die informelle Kommunika-
tion bei zufälligen Treffen zu fördern, müs-
sen entsprechend attraktive Raumangebote
auch im Bereich der Erschließung und der
Nebenräume zur Verfügung stehen.

Raumpilot Grundlagen 409


Arbeiten

Pausenraum – bei der Beschäftigung in Räumen, zu


Die ArbStättV 2004 fordert vom Arbeitgeber denen üblicherweise auch Dritte (zum
bei mehr als zehn Beschäftigten oder wenn Beispiel Kunden) Zutritt haben
Sicherheits- und Gesundheitsgründe dies – falls Beschäftigte Hitze, Kälte, Nässe,
erfordern, den Mitarbeitern einen Pausen- Staub, Lärm oder gefährlichen Stoffen
raum oder Pausenbereich zur Verfügung zu ausgesetzt sind oder überwiegend im
stellen. Eine Ausnahme ist möglich, wenn Freien arbeiten.
die Beschäftigten in Büroräumen oder ver-
gleichbaren Arbeitsräumen beschäftigt sind, Der Pausenbereich muss so gelegen sein,
in denen gleichwertige Voraussetzungen für dass er innerhalb von fünf Minuten für
eine Erholung während der Pause gegeben jeden Beschäftigten zu erreichen ist. Pro
sind. Hinweise zu den Anforderungen an Person muss mindestens 1 m² Fläche zur
Pausenräume sind unter anderem in der Verfügung stehen. Bei Pausenräumen, in
Arbeitsstätten-Richtlinie (ASR §29, 1-4) und denen sich bis zu 50 Arbeitnehmer gleich-
in der VDI Richtlinie 6000, Blatt 2 zu finden. zeitig aufhalten sollen, wird empfohlen, die
entsprechend der Zahl der Arbeitnehmer
Pausenräume oder Pausenbereiche sind errechnete Grundfläche für ausreichende
auch in Arbeitsstätten, in denen weniger als Verkehrswege um 10 Prozent zu vergrößern.
zehn Beschäftigte tätig sind, erforderlich, Ein Pausenraum muss mit Tischen und
zum Beispiel: Sitzmöglichkeiten in ausreichender Menge
– bei der Beschäftigung in Räumen ohne möbliert sein. Bei Sitzbänken ist pro Person
1 Person, > 1 m2 Sichtverbindung nach außen eine Sitzbreite von 60 cm einzuplanen.

20 Personen, > 20 m2 Pausenraum, erforderliche Grundfläche entsprechend ASR § 29 M 1:100

410 Raumpilot Grundlagen


Nebenräume

Teeküche Lüftung
Teeküchen werden in der Arbeitsstätten- Da auch in einer Teeküche Gerüche und

65
40
Richtlinie nicht gefordert. Falls sie angebo- Dämpfe entstehen, muss eine ausrei-
ten werden, ist ihre Größe und Beschaffen- chende Lüftung vorhanden sein. Wenn eine
heit von der Anzahl und den Anforderungen natürliche Lüftung nicht möglich ist, muss

60
der Nutzer abhängig. Wenn eine Teeküche mechanisch entlüftet werden (siehe DIN

40

215
mit dem Pausenraum kombiniert wird, ist 68905). Um den Brandschutz sicherzustel-
entsprechend ASR § 29 beziehungsweise len, müssen raumlufttechnische Anlagen in
VDI 6000, Blatt 2 mindestens 1 m² Fläche je L90 vorhanden sein.

85-95
Person gefordert.
Abfälle
Die Ausstattung kann differieren. Falls Der im Küchenbereich entstehende Abfall 60 60 90
keine Betriebskantine zur Verfügung steht, unterscheidet sich von den üblichen Ab- 210
muss den Beschäftigten die Möglichkeit fällen im Arbeitszimmer. Eine integrierte
gegeben werden, mitgebrachte Speisen Mülltrennung sollte berücksichtigt werden.

Arbeiten
und Getränke kühl lagern und bei Bedarf
aufwärmen zu können (ASR § 29). Zur
Grundausstattung gehört ein Kühlschrank,

60
eine Spüle mit Abtropffläche, eine Kaffee-
maschine und ein Geschirrspüler. Bei Bedarf
muss auch ein Herd, eine Herdplatte oder

180
eine Mikrowelle integriert werden. Zudem

120
sollte ausreichend Stauraum für Geschirr
und Vorräte vorhanden sein. Die Größe
der Einbaugeräte entspricht weitgehend
den Maßen von Küchenausstattungen im
Wohnungsbau. 60 60 90
210

Teeküche mit Grundausstattung, beliebig erweiterbar,


Ansicht und Grundriss, M 1:50

Raumpilot Grundlagen 411


Arbeiten

Toilettenanlagen Ab fünf Beschäftigten müssen getrennte


Die geforderte Anzahl an Waschbecken, an Toiletten für Männer und Frauen vorhan-
50

Toiletten für Frauen und an Toiletten und Uri- den sein, außerdem muss ein Vorbereich
125

nalbecken für Männer sind in den Arbeits- vorgesehen werden. Auf diesen kann nur
stätten-Richtlinien (ASR, § 37 – Gültigkeits- verzichtet werden, wenn es sich um eine
75

dauer beachten!) und in den VDI-Richtlinien einzelne Toilette mit direkt zugeordnetem
6000, Blatt 2 festgelegt. Waschbecken handelt. Urinale für die
20 65 20 Männer sollten mit Sichtschutzwänden
105 versehen sein. Die Toilettenanlage darf von
Mindestmaße Waschtisch außen nicht einsehbar sein, die WC-Kabinen
müssen abgesperrt werden können.
20
60
125
65

40
85 Notwendige Menge an Sanitärelementen pro Anzahl Beschäftigte, Quelle: ASR § 37

Mindestmaße WC-Sitz bei Frauen bis 5 bis 10 bis 20 bis 35 bis 50 bis 65 bis 80 bis 100 bis 120 bis 140 bis 160

Türanschlag nach außen WC-Sitze 1 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

Waschtische 1 1 1 1 1 1 2 2 2 2 2

Männer bis 5 bis 10 bis 25 bis 50 bis 75 bis 100 bis 130 bis 160 bis 190 bis 220 bis 250
38

WC-Sitze 1 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
98

Urinale 1 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
60

Waschtische 1 1 1 1 1 1 2 2 2 2 2

20 35 20
75

Mindestmaße Urinal

M. 1:50

412 Raumpilot Grundlagen


Nebenräume

Für Toilettenanlagen und Vorräume sind mehr als ein Stockwerk oder durchs Freie Benötigte Quadratmeter für Toiletten (aufgerundet)
bestimmte Mindestabmessungen gefor- führen. Toilettenanlagen sollten möglichst
Türaufschlag innen Männer Frauen
dert (siehe Abbildungen). Zur weiteren in der Nähe zu Pausen- und sonstigen
Ausstattung einer Toilettenanlage gehören Aufenthaltsräumen angeordnet werden. Für Einzelkabinen ohne Waschbecken - 1,3 m²

Kleiderhaken, Toilettenpapier und -halter ausreichende Lüftung und Belichtung ist 2 WC 10,8 m² 8,6 m²
in jeder Kabine. Im Vorraum müssen für je zu sorgen, eine natürliche Lüftung ist nicht 4 WC 17,5 m² 14,0 m²
zwei Waschtische ein Seifenspender und zwingend erfoderlich, aber empfehlenswert
10 WC 38,0 m² 26,0 m²
eine Handtrocknungsvorrichtung zugeordnet (siehe ASR § 37).
werden. Türaufschlag außen Männer Frauen

Die Anforderungen an Barrierefreiheit in Ver- Einzelkabinen ohne Waschbecken - 1,1 m²


Toiletten müssen gut erreichbar sein, sie waltungsbauten müssen zusätzlich beachtet
Einzelkabinen 3,5 m² 2,8 m²
dürfen nicht mehr als 100 m vom Arbeits- werden (barrierefreie Toiletten siehe Seite
2 WC 11,2 m² 9,0 m²
platz entfernt sein. Der Weg zwischen 550-551).
Arbeitsplatz und Toilette darf nicht über 4 WC 18,3 m² 15,0 m²

Arbeiten
10 WC 40,0 m² 30,0 m²

► Zur Planung von barrierefreien


öffentlichen Toiletten siehe Seite
550- 551
190

► VDI-Richtline 6000, Blatt 2 /


November 2007 / Ausstattung von
90

85

und mit Sanitärräumen – Arbeitsstät-


65

42

ten und Arbeitsplätze gibt Hinweise


zur Planung von Sanitärräumen in
10

Arbeitsstätten. Die Arbeitsstätten-


Richtlinien ASR gelten nur bis 2010.
165 150 50 75
318

Urinal, WC-Kabine, Waschtisch, 150 cm Tiefe sind gefordert bei Türanschlag nach innen M 1:50

Raumpilot Grundlagen 413


Arbeiten

120
120

ca. 320
ca. 320

85
85

85
85

WC-Kabinen, WC-Kabinen
Türaufschlag nach innen Türaufschlag nach außen
150 115 125 155
268 283
120

120
ca. 320

ca. 320
85

85

WC-Kabinen WC-Kabinen
Türaufschlag nach innen Türaufschlag nach außen
85

85

mit gegenüberliegenden mit gegenüberliegenden


Urinalen Urinalen
150 180 125 225
333 353
120
120

Putzraum Putzraum
alternativ alternativ
85
85

WC-Kabinen WC-Kabinen
zweibündige Anlage, zweibündige Anlage,
85
85

Türaufschlag nach Türaufschlag nach


innen außen
150 125 150 125 200 125
431 456
M 1:100

414 Raumpilot Grundlagen


Nebenräume

Putzraum Erste Hilfe


Möglichst auf jedem Geschoss sollte Für Notfälle muss ein Erste-Hilfe-Kasten
mindestens ein Putzraum vorhanden sein. jederzeit leicht zugänglich sein. Für bis zu
Für die Größe gibt es keine Vorgaben. Er 50 Beschäftigte reicht ein sogenannter
kann direkt der Toilettenanlage zugeordnet „Kleiner Verbandkasten“, bei bis zu 300 Be-
werden. Ein Ausgussbecken ist notwendig; schäftigten ist ein „Großer Verbandkasten“
dieses ist nach DIN 68906 mit Spritzwänden gefordert. Der Verbandkasten muss gut und
gegen Schmutzwasser und mit einem Rost schnell erreichbar und durch das Rettungs-
für das Abstellen von Eimern auszustatten. zeichen für Erste-Hilfe-Mittel gekennzeich-

100
Für Putzwägen werden ausreichend Abstell- net sein.

65
flächen benötigt. Im Wagen sind sämtliche
Reinigungsmittel und -geräte untergebracht. Sanitätsraum
In großen Betrieben sollte auch ein kleiner Bei Betrieben mit über 1000 Beschäftigten
Aufenthaltsbereich für das Reinigungsperso- oder bei Beschäftigungen mit besonderer
nal vorgesehen werden. Unfallgefahr (bei Betrieben ab 100 Beschäf-

Arbeiten
tigten), muss ein Sanitätsraum zur Verfü-
Mülleimer gung stehen. Die genauen Anforderungen 190
In Büroräumen und in Gemeinschaftsräu- sind in den VDI-Richtlinien 6000, Blatt 2, 20 50 20 100
men müssen ausreichend Abfallbehälter 5.1.3 beziehungsweise in der Arbeitsstätten-
vorhanden sein. In Pausenräumen oder Richtlinie ASR unter § 38 festgelegt.
Teeküchen muss mindestens ein Behälter

65
mit Deckel zur Verfügung stehen (ASR § 29),

130
gleiches gilt für die Toilettenräume (ASR §
37).

65
Müllabstellfläche
Der anfallende Müll wird bei Bürogebäuden
meist im Kellergeschoss oder außerhalb Putzraum, Ansicht und Grundriss Mindestmaße,
M 1:50
des Gebäudes in Containern gesammelt
und zwischengelagert. Falls in jeder
Geschossebene Müll gesammelt wird, ist
ein separater Müllraum pro Geschoss oder
eine zusätzliche Stellfläche im Putzraum
notwendig.

Raumpilot Grundlagen 415


Arbeiten

Liegeraum Lagerraum
Entsprechend der Arbeitsstätten-Richtlinie Für Papier und andere häufig gebrauchte
(ASR, § 31) muss für schwangere Frauen Büromaterialien ist ein Lagerraum in der
und stillende Mütter eine Liegemöglichkeit Nähe der Arbeitsplätze sinnvoll. Größere
zur Verfügung stehen. Die geforderte Anzahl Vorräte an Büromaterialien und Altakten
ist in nebenstehender Tabelle aufgeführt. werden dagegen meistens in Kellergeschos-
250

Wenn nur eine einzige Liege erforderlich sen gelagert oder sogar ausgelagert.
ist, muss kein separater Liegeraum geplant
werden. Die Liege kann in diesem Fall zum
Beispiel in einem Pausenraum aufgestellt
werden. Es muss aber gewährleistet sein,
dass die Person im Bedarfsfall ungestört ist.
50
45

190 Die Mindestmaße für eine Liege betragen


200 1,90 m Länge und 70 cm Tiefe. Um das Lie-
gen und Aufsitzen zu erleichtern, muss die
Höhe zwischen 45 cm und 50 cm betragen.
Die Liege muss gepolstert und aus hygie-
> 70

nischen Gründen mit einer waschbaren oder


wegwerfbaren Oberfläche versehen sein.
> 190 Notwendige Anzahl an Liegen pro beschäftigte
Pro Liege müssen zehn Kubikmeter Luft-
200

Frauen (ASR § 31.1.1)


raum vorhanden sein. Mit einer Bewegungs-
bis 20 1
fläche von 1,20 m vor der Liege ergibt dies
bis 50 2
bei einer Raumhöhe von mindestens 2,50 m
für spezielle Liegeräume eine Raumbreite bis 100 3
von mindestens 1,90 m. bis 300 4
200
bis 500 5
Mindestfläche Liegeraum, Ansicht und Grundriss, M 1:50

416 Raumpilot Grundlagen


Nebenräume

Kopierraum Ein Tisch zum Ablegen und Lagern von klei- Checkliste Kopierraum
In vielen Büros wird nach wie vor ein nen Papiervorräten ist sinnvoll. Da Papier-
Kopierraum gebraucht. Für seine Größe müll anfällt, sind entsprechende Abfallbehäl- Kopierer (Anzahl und Größ e je nach B edarf)
gibt es keine Vorgaben. Wegen möglicher ter notwenig. Aktenvernichter
Geräuschbelästigungen sollte der Kopier- Ablagefläche
bereich beziehungsweise der Kopiererraum Im Raum muss ausreichend Bewegungsflä- Papiereim er
abgeschirmt liegen. che vorhanden sein. Vor einem Kopiergerät Lagerfläche für kleinere Papierm engen
werden circa 60 bis 70 cm Platz benötigt.
Bei der Unterbringung von Möbeln wie
Schränken und Tischen muss bei der Pla-
29
58

nung die Möbelfunktionsfläche (DIN 4543-1)


35

29

beachtet werden.
30 39

Papiereimer 20 l Aktenvernichter

Arbeiten
300
30 100 100

60
55
120
240
65
55

130
110

65
55

65
60
30 100 30 30 160 30
160 220 30 160 30 80

Kopierer, normale Größe Großkopierer, Kopierstation Möblierungsbeispiel für Kopierbereich, zweizeilig M 1:50

Raumpilot Grundlagen 417


Arbeiten

418 Raumpilot Grundlagen


Schall

Arbeiten
Raumpilot Grundlagen 419
Arbeiten

421 Schallschutz
421 Schallpegel
422 Schalldämmung

420 Raumpilot Grundlagen


Schall

Schallschutz Für die Schalldämm-Anforderungen in besitzt als die Raumtrennwände und die
Bürogebäuden sind zwei unterschiedliche weiteren relevanten inneren Bauteilan-
Hinweise zu den wesentlichen Schallschutz- Werte relevant: schlüsse, dann können interne Geräusche
anforderungen an Fassaden in Verwal- – der Geräuschpegel im Innenraumbereich aus den benachbarten Räumen als beson-
tungsbauten finden sich in der DIN 4109 – der Außenlärmpegel. ders störend empfunden werden.
beziehungsweise in der VDI-Richtlinie 2719 Eine gewisse Schalllängsleitung entwickelt
(Schalldämmung von Fenstern und deren sich über die Außenfassade selbst. Dane- Mit verschiedenen Maßnahmen kann
Zusatzeinrichtungen). Entsprechend der ben beeinflussen auch die Anschlüsse der die schalldämmende Wirkung von Fassaden
VDI-Richtlinie 2719 werden Fassaden nach Trennwände und der Decken an die Fassade und von Trennwand- und Deckenanschlüs-
ihren bewerteten Schalldämmmaßen in die die Schallübertragung zwischen Raum- sen erhöht werde. Zu diesen Maßnahmen
Schallschutzklassen 1 bis 6 eingestuft bereichen oder zwischen benachbarten gehört die Ausführung einer zweischaligen
(zwischen Schallschutzklasse 1: Bewertetes Räumen. Wichtig ist bei der Festlegung der Fassadenkonstruktion. Eine Erhöhung des
Schalldämm-Maß R‘w 25-29 dB und Schalldämmmaße eine Abstimmung zwi- Schalengewichts und eine Erhöhung des
Schallschutzklasse 6: Bewertetes Schall- schen Fassadenwerten und den Werten der Schalenabstands können sich weiterhin
dämm-Maß R‘w ≥50 dB). inneren Bauteile. Falls die Fassade gegen positiv auswirken. (Weitere Informationen

Arbeiten
Außenlärm einen höheren Schalldämmwert hierzu siehe Herzog/ Krippner/ Lang, 2004)

Schallpegel dB (A)
30 45 55 70 85
0 20 40 60 80 100 120

Hörgrenze Wald Wohnraum Unterhaltung Straßenverkehr Presslufthammer

Wert für sonstige Tätigkeiten empfohlen von ArbeitStättV § 15


Wert für einfache, mechanisierte Arbeit empfohlen von ArbeitStättV § 15
Wert für geistige Arbeit empfohlen von ArbeitStättV § 15, VDI Richtlinien 2058
Empfohlener Wertebereich von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

Tatsächliche Geräuschpegel verschiedener Szenarien und vorgeschriebene Richtwerte für den Geräuschpegel am Arbeitsplatz

Raumpilot Grundlagen 421


Arbeiten

Anforderungen an die Luftschalldämmung von


Außenbauteilen, laut DIN 4109 Tabelle 8

maßgeblicher Außenlärm- zu erreichende Gesamt-


pegel dB (A) schalldämmung des
Außenbauteils dB (A)
80 dB(A) 30-50 dB(A)
bis 55 -

56 bis 60 30

61 bis 65 30

66 bis 70 35
Schalldämmung einer „Einfachfassade“
71 bis 75 40

76 bis 80 45

≥ 80 50

80 dB(A) 65 dB(A)
30-35 dB(A)

Schalldämmung einer schallschutztechnisch optimierten


Fassade

Schalldämmung über die Fassade Mittels einer zweischaligen Fassaden-


Ziel der Schalldämmung der Fassade ist der ausführung kann eine Verbesserung des
Schutz der Gebäudenutzer vor störenden Schalldämmmaßes um circa 15 dB im
Schallbelastungen von außen. Neben dem Wandbereich erreicht werden.
Gewicht beeinflusst auch der Glasflächen-
anteil das Schalldämmmaß von Fassaden. Mit einer vorgehängten zweiten Schale
Die verschiedenen Schalldämmmaße bei kann auch der Lärmeintrag bei geöffneten
unterschiedlichem Fensterflächenanteil von Fenstern in der inneren Schale deutlich
Fassaden sind unter der DIN 4109 aufge- verringert werden.
führt.

422 Raumpilot Grundlagen


Luft

Arbeiten
Raumpilot Grundlagen 423
Luft
Arbeiten

425 Lüftung über die Fassade


425 Erforderliche Lüftung
426 Lüftungstechnische Anlagen

424 Raumpilot Grundlagen


Luft

Lüftung über die Fassade Fenster


Die natürliche Lüftung erfolgt in der Regel
über Fenster, Lüftungsklappen, Schächte Funktion: Lüftung
oder Dachöffnungen. Ein Nachteil der Schallschutz: gering
natürlichen Lüftung können unangenehme
Zuglufterscheinungen bei ungünstiger
Witterung sein. Alternativ oder zusätzlich zu
normalen Fenstern können in der Fassade
auch spezielle Lüftungsöffnungen vorgese-
hen werden. Falls die Lüftungsöffnungen
vor Regen geschützt sind und kein Sicher-
heitsrisiko darstellen (Einbruch), können Kastenfenster
sie auch außerhalb der Nutzungszeiten
geöffnet bleiben und im Sommer zur nächt- Funktion: Lüftung
lichen Bauteilkühlung beitragen. Als grobe Lärmschutz

Arbeiten
Faustregel für den hygienischen Luftwech- Luftvorwärmung
sel gilt: Um einen Raum über die Fassade Nachtlüftung
ausreichend zu belüften, sind mindestens Bauteilkühlung
4 Prozent der Grundfläche als Lüftungs- Schallschutz: sehr gut
öffnungen erforderlich. Das entspricht bei
üblichen Raumabmessungen (Raumhöhe
zu Raumtiefe 1:2,5) circa 10 Prozent der
Fassadenfläche. Lüftungsklappe
Lüftungselement
Erforderliche Lüftung
Wesentliche Angaben zur erforderlichen Funktion: gesteuerte,
Lüftung von Arbeitsräumen finden sich in individuelle Lüftung
der Arbeitsstätten-Richtlinie 5, in der DIN Nachtlüftung
EN 15251 und in der DIN EN 13779. Die Bauteilkühlung
ASR 5 unterscheidet zwischen den drei Schallschutz: gut
(Arbeits-) Raumgruppen A (vorwiegend sit-
zende Tätigkeiten), B (vorwiegend nicht sit-
Unterschiedliche Anordnungen von
zende Tätigkeiten), C (starke Geruchsbeläs- Lüftungsöffnungen in der Fassade
tigung, schwere körperliche Tätigkeit).
Weiterhin wird zwischen vier unterschied-
lichen Lüftungssystemen unterschieden:

Raumpilot Grundlagen 425


Arbeiten

System I: Die erforderlichen Lüftungsquerschnitte Die Gesamtlüftungsrate eines Raums wird


Einseitige Lüftung mit Öffnungen in einer werden in Abhängigkeit vom jeweiligen entsprechend DIN EN 15251 anhand der
Außenwand (Zu- plus Abluftquerschnitte) Lüftungssystem, der Raumhöhe und der folgenden Formel berechnet:
Raumgruppe angegeben (siehe Tabelle q tot = n x qp + A x qB
System II: unten). Die ASR fordert zusätzlich, dass
Querlüftung mit Öffnungen in gegenüber- eine Verringerung der Lüftungsquerschnitte q tot Gesamtlüftungsrate des Raums in l/s
liegenden Außenwänden oder Außenwand durch Verstellbarkeit (Klappen oder ähn- n Auslegungswert für die Anzahl der
und Dachfläche liches) möglich sein muss. Wenn die freie Personen im Raum
Lüftung durch Ventilatoren unterstützt wird, qp Lüftungsrate für die Belegung bzw.
System III: kann der Lüftungsquerschnitt um bis zu Nutzung je Person in l/s, Person
Querlüftung mit Öffnungen in einer Außen- 50 Prozent verringert werden. Die DIN EN A Grundfläche des Raums in m²
wand und gegenüberliegendem Schacht 15251 legt der Berechnung der erforder- qB auf die Gebäudeemissionen bezoge-
oder Außenwand und Dachfläche. Schacht- lichen Lüftungsrate weitere Parameter zu ne Lüftungsrate in l/s, m²
querschnitt mindestens 80 cm² und minde- Grunde, zum Beispiel die Komponente
stens 4 m Höhe. Davon müssen mindestens „Personen“ (Raucher/Nichtraucher) und die Lüftungstechnische Anlagen
3 m innerhalb des Gebäudes liegen. Komponente „Gebäude“ (sehr schadstoff- Lüftungstechnische Anlagen sind erfor-
arm, schadstoffarm, nicht schadstoffarm), derlich, wenn freie Lüftung nicht möglich
System IV: die erforderliche Lüftungsrate je Person und ist. Dies kann durch die Raumgröße, die
Querlüftung mit Dachaufsätzen (Dachauf- je Qudratmeter Grundfläche und die erfor- Raumlage (zum Beispiel Tieflage) oder
satzlüftung, zum Beispiel Kuppel, Laterne, derliche Lüftungsrate auf der Grundlage durch eine besondere Raumnutzung (zum
Deflektor) und Öffnungen in einer Wand oder einer Massenbilanz und der erforderlichen Beispiel hohe Wärmebelastung) begründet
gegenüberliegenden Außenwänden (ASR 5). Kriterien für den CO2-Gehalt. sein. Die Arbeitsstätten-Richtlinie legt als
Anforderung für lüftungstechnische Anlagen
bestimmte Mindestaußenluftvolumenströ-
Lüftungsquerschnitte für freie Lüftung/ASR 5 (Bezugsfläche: 6 m² je Arbeitnehmer)
me zugrunde. Empfohlener Außenluftstrom:
Lichte Raum- Maximal Zuluft- und Abluftquerschnitt/ m² Bodenfläche (cm²/ m²) 20 bis 40 m³/ h pro Person bei überwiegend
höhe H (m) zulässige
Raumtiefe (m) Raumgruppe A Raumgruppe B Raumgruppe C sitzender Tätigkeit
System I bis 4 m
40 bis 60 m³/ h pro Person bei überwiegend
200 350 500
2,5 x H nicht sitzender Tätigkeit
System II bis 4 m 120 200 300
65 m³/ h pro Person bei schwerer körper-
5,0 x H licher Arbeit.
System III bis 4 m 80 140 200 Bei hoher Belastung der Raumluft (zum Bei-
5,0 x H spiel durch belästigende Gerüche oder bei
System IV über 4 m 80 140 200 hohem Raucheranteil) ist der jeweils höhere
5,0 x H Wert anzusetzen.

426 Raumpilot Grundlagen


Licht

Arbeiten
Raumpilot Grundlagen 427
Arbeiten

429 Tageslicht
430 Tageslichtquotient
431 Tageslichtlenksysteme
433 Sonnen-/Blendschutz

428 Raumpilot Grundlagen


Licht

Tageslicht Sichtverbindung nach außen 30 Prozent kann als Grenzwert angnommen


Das Tageslicht beeinflusst das Wohlbefin- Neben der Tageslichtversorgung der werden. Für einen Büroraum mit Fenstern
den, die Gesundheit und die Leistungsfähig- Arbeitsplätze ist auch die Sichtverbin- in der Außenwand gilt für den Fensterflä-
keit der Nutzer von Arbeitsräumen. Durch dung nach außen von Bedeutung. Die chenanteil:
Computerarbeit ergeben sich besondere Arbeitsstätten-Richtlinie fordert hierzu: „Die
funktionale Anforderungen an die Tages- Sichtverbindung nach außen muss in Au- 50 % – Erst ab einem Fensterflächenanteil
lichtnutzung in Arbeitsräumen; auch bei genhöhe durch Fenster, durchsichtige Türen von 50 Prozent kann eine Tageslicht-
intensiver Tageslichtversorgung dürfen oder Wandflächen den Ausblick aus dem autonomie von 30 Prozent erreicht
keine Beeinträchtigungen durch Blendung jeweiligen Raum ins Freie ermöglichen.“ werden.
entstehen. Einen erheblichen Einfluss hat (ASR 7/1) 60 % – Ab 60 Prozent ist der Stättigungsbe-
der Tageslichtanteil auf den Energiever- reich nahezu erreicht. Der Tageslicht-
brauch von Verwaltungsgebäuden; eine Größe und Anordnung von Öffnungen eintrag ist ausreichend.
möglichst weitreichende Tageslichtnutzung Büros werden üblicherweise tagsüber 65 % – Maximale Ausbeute für Tageslichtau-
ist hier vorteilhaft. Der Wärmeeintrag ist bei genutzt. Die geforderte Nennbeleuchtungs- tonomie und Stromeinsparung. Gilt
identischer Lichtausbeute bis zu zehnmal stärke ist mit 500 lx relativ hoch. Daher als Optimalwert!

Arbeiten
niedriger als bei Kunstlicht. Zugleich ist es wirkt sich eine Änderung des Tageslicht-
jedoch wichtig, dass der Strahlungseintrag eintrags sehr stark auf die resultierende Eine Erhöhung des Fensterflächenanteils
im Sommer möglichst gering gehalten wird. „Tageslichtautonomie“ und den Strombe- über 65 Prozent bringt keine weiteren
darf aus. Eine Tageslichtautonomie auf der Verbesserungen hinsichtlich dieser beiden
gesamten Hauptnutzfläche in Höhe von Kriterien.

- Fensteroberkante min. 2,2 m über Fußbodenoberkante.


- Höhe Rohbauöffnung > 1,3 m (auch bei Raumhöhen über
3,5 m)
- Durchsichtiger Teil des Fensters max. bis 0,95 m
- Brüstungshöhe max. 0,9 m
- Breite des durchsichtigen Fensterteils > 1m
- Breite der durchsichtigen Fläche min. 55 % der Breite
der Außenwand.

Anforderungen an Flächen der Tageslichtversorgung in Büroräumen nach DIN 5034-1 und ASR 7/1

Raumpilot Grundlagen 429


Arbeiten

Tageslichtquotient
3% - tageslichtorientiert 1% - Minimum
Das Tageslichtangebot wird mit dem
20 > 3 Prozent – Tageslicht Tageslichtquotienten D beschrieben. Dieser
ausreichend
entspricht dem Verhältnis der Beleuch-
< 3 Prozent – Kunstlicht-
15 tungsstärke innen zur Beleuchtungsstärke
bedarf
1 Prozent – Grenze für außen, multipliziert mit dem Faktor 100.
10 das absolute Minimum:
zu einem Großteil der
Der Tageslichtquotient bezieht sich in der
Nutzungsstunden wird die Regel auf bedeckten Himmel mit einer
5
Einschaltgrenze von 75 lx Außenbeleuchtungsstärke von 10 000 lx.
erreicht (DIN 5034).
Bei dieser Außenbeleuchtungsstärke muss
0
Erforderlicher Tageslicht- der Tageslichtquotient mindestens 3 Prozent
0,5 1,0 1,4 1,9 2,4 2,9 3,4 3,8 4,3 4,8 5,3 quotient (D) für 300 lx im
betragen, damit eine Belichtung ausschließ-
Arbeitsraum je nach der
Beleuchtung außen: lich mit Tageslicht ausreicht. Bei Arbeits-
Tiefe der Tageslichtbeleuchtung bei einer Außen-Beleuch- 10 000 lx D=3% plätzen in Fensternähe ist das möglich. Bei
tungsstärke von 10 000 lx 5 000 lx D=6%
bedecktem Himmel wird in Mitteleuropa
2 500 lx D = 12 %
außen eine Beleuchtungsstärke von:
– 10 000 lx an 50 Prozent der Tagesstunden
im Jahr überschritten
– 5 000 lx an 75 Prozent der Tagesstunden
im Jahr überschritten
– 2 500 lx an 90 Prozent der Tagesstunden
im Jahr überschritten.

Oberlichtbereich: Um in einem Büroraum mindestens 300 lx


Wichtig für Tageslicht
zu erreichen, sind je nach Beleuchtungs-
stärke außen verschiedene Tageslichtquo-
Mittlerer Bereich:
tienten erforderlich (siehe Abbildung). Die
Wichtig für Ausblick und
Tageslicht DIN 5035 / EN 12464 fordert für „tages-
lichtorientierte Arbeitsplätze“ eine Beleuch-
Brüstungsbereich: tungsstärke von 500 lx (CAD-Arbeitsplatz,
Ohne nennenswerten
Schreib- und Lesetätigkeiten) beziehungs-
Nutzen für Tageslicht
weise wenigstens 75 lx (subjektive Ein-
schaltgrenze für Kunstlicht). Bei einem Ta-
Bereiche der Belichtung in der Fassade geslichtquotienten von 3 Prozent werden an
90 Prozent der Tagesstunden 75 lx erreicht,
an 50 Prozent sogar 300 lx.

430 Raumpilot Grundlagen


Licht

Intelligente Tageslichtplanung Tageslichtlenksysteme


Ein großer Vorteil der Tageslichtnutzung Mittels Tageslichtlenksystemen kann die
ist das Energieeinsparpotenzial, da in den Tageslichtnutzung optimiert werden. Diese
meisten Verwaltungsbauten ein großer Systeme lenken einen Teil des Tageslichts
Teil des gesamten Energiebedarfs für die ins Rauminnere und verbessern dadurch
Beleuchtung gebraucht wird. die Tageslichtversorgung auch in großen
Raumtiefen. Durch diese Umlenkung wird
Die Energieverbrauchsverteilung eines die Beleuchtung in Fensternähe etwas redu- Beleuchtung
Heizen und Lüften
typischen Verwaltungsbaus mit gutem ziert zugunsten einer besseren Beleuchtung
Dämmstandard unterscheidet sich deutlich der Raumtiefen. Eine gute Lichtlenkung
Anteile am Jahres-Primär-Energiebedarf eines typischen
von der eines entsprechend gedämmten erfordert zusätzlich zum Fassadensystem Bürogebäudes
Wohngebäudes. Aufgrund der längeren im Raum helle, reflektierende Deckenober-
Nutzungszeiten und vor allem wegen der flächen oder spezielle Reflektorelemente
höheren Nennbeleuchtungsstärke wird in (siehe „Sonnenschutz, Reflexionsgrade“).
Verwaltungsbauten der größte Energieanteil

Arbeiten
für Kunstlicht benötigt. Aus diesem Grund Es gibt auch Kombinationen aus Tageslicht-
sollte bei der Planung von Verwaltungs- lenksystemen und Sonnen- beziehungswei-
gebäuden versucht werden, die Haupt- se Blendschutzsystemen. Diese Systeme
nutzflächen ausreichend mit Tageslicht zu leiten einen Teil der Außenstrahlung in den
versorgen. Ein möglichst großer Teil der Innenraum und reduzieren zugleich auch
Nutzflächen sollte „tageslichtorientiert“ unerwünschte Blendungen oder störende Beleuchtung
sein, hierfür wird ein Tageslichtquotient Reflexionen. Im einfachsten Fall kann Heizen und Lüften
D > 3 Prozent empfohlen. hierfür ein Sonnenschutz mit verstellbaren Warmwasser

Lamellen eingesetzt werden. Die Systeme


Anteile am Jahres-Primär-Energiebedarf eines typischen
können prinzipiell innenliegend, zwischen Wohngebäudes zum Vergleich
den Scheiben im Isolierglas oder außenlie-
gend angeordnet werden.
Tageslichtorientierter Arbeitsplatz:
Ein tageslichtorientierter Arbeitsplatz hat eine Tageslichtau-
tonomie von mindestens 70 Prozent, das heißt dass min-
destens an 70 Prozent der Nutzungsstunden ausreichend
Tageslicht vorhanden ist und kein Kunstlicht zugeschaltet
werden muss. Dies entspricht einem Tageslichtquotienten
von etwa 3 Prozent (Leitfaden Elektrische Energie LEE).

Raumpilot Grundlagen 431


Arbeiten

Lichtlenksysteme Lichtlenkglas

Außenliegende Systeme zur Nutzung des Zwischenraums


Tageslichtlenkung von Doppelglasscheiben

Prismenplatten: Prismenplatten: System ist eine Kombination aus


Direktes Sonnenlicht wird wieder nach Direktes Sonnenlicht wird wieder nach Sonnenschutz- bzw. Blendschutz und
außen reflektiert, während das diffuse außen reflektiert, während das diffuse Tageslichtlenksystem.
Himmelslicht das Material passieren Himmelslicht das Material passieren
kann. kann.

Jalousien: Spiegelprofile:
Jalousien deren Lamellen bereichsweise Speziell geformte Profile lassen
einstellbar sind. flacheinstrahlendes Licht durch,
Können auch innenliegend angebracht während steil einfallende Strahlung
sein. ausgeblendet wird.

Lichtschwerter: Laser Cut Panels: System dient nur der Tageslichtlenkung


Lichtschwerter sind im oberen Drittel Starres System oder drehbare nicht aber dem Sonnenschutz.
eines Fensters montiert und schützen Elemente. Sie lenklen Sonnenlicht durch
den fensternahen Bereich vor direkter mit Laser hergestellte Einschnitte um.
Sonnenstrahlung.

432 Raumpilot Grundlagen


Licht

Sonnen-/Blendschutz Blendschutzaufgaben
Wenn der Blendschutz nicht durch andere
Funktionen von Sonnenschutzsystemen Systeme im erforderlichen Umfang gewähr-
– Hitzeschutz: leistet werden kann, sind spezielle Blend-
zur Reduzierung der Raumaufheizung und schutzsysteme erforderlich. Blendschutz-
der damit verbundenen Kühllasten. systeme werden meist innen am Fenster
angeordnet. Durch den Blendschutz sollte
– Blendschutz: der Blick nach außen jedoch möglichst
zur Optimierung der Arbeitsplatzbedin- wenig gestört werden. Blendschutzsysteme
gungen insbesondere an Bildschirm- sollten flexibel vor- und zurückziehbar sein,
arbeitsplätzen. da sie die Tageslichtausleuchtung vermin-
dern.
– Lichtlenkung:
zur optimierten Ausleuchtung von Räu- Leuchtdichteverteilung Der innenliegende Sonnenschutz gibt
die absorbierte Strahlung und einen
men, zur Verbesserung der Arbeitsplatzbe- Eine sinnvolle Leuchtdichteverteilung liegt

Arbeiten
Teil der reflektierten Strahlung als
dingungen und Reduzierung der Einschalt- bei 10:3:1 für die Bereiche der Sehaufgabe Wärme an den Innenraum ab.
dauer von Kunstlicht. „unmittelbare Umgebung“ und „fernes
Umfeld“. Die Leuchtdichte wird durch die
– Wärmeschutz: Beleuchtungsstärke und Reflexionsgrade
zur Redzuzierung der Wärmedurchgangs- der Oberflächen bestimmt (DIN EN 12464-
koeffizienten mit dem Ziel der Heizener- 1, Empfohlene Reflexionsgrade). Der direkte
gieeinsparung. Arbeitsbereich sollte mit einer Beleuch-
tungsstärke von 500 lx versorgt sein, die
unmittelbare Umgebung mit 300 lx.

Bei einem außenliegenden System


kann nur der Strahlungsanteil zu
einer Aufwärmung des Raums
beitragen.

Raumpilot Grundlagen 433


Arbeiten

Sonnen-/Blendschutz

Sonnenschutz

Jalousie innen Sonnenschutzglas Vorbau + Blendschutz innen Rollo außen Jalousie außen

Wartungsaufwand niedrig sehr niedrig - hoch sehr hoch

Regelbarkeit sehr gut systemabhängig - gut sehr gut

Ausblick winkelabhängig systemabhängig ohne Blendschutz uneinge- materialabhängig winkelabhängig


schränkt

Tageslicht Lichtlenkung möglich, Aus- Lichtlenkung möglich, Aus- Ausbildung als Lichtlenksys- Ausblendung direkter Strah- Lichtlenkung möglich, variab-
blendung direkter Strahlung blendung direkter Strahlung tem möglich, Ausblendung lung, Ausblick nur bedingt ler Lamellenwinkel
direkter Strahlung möglich

Blendung Blendschutz winkelabhängig Blendschutz winkelabhängig Blendschutz erforderlich wirkt als Blendschutz Blendung an Lamellen-
unterseite

Einsatz bei Windexposition, bei gerin- Dachverglasung, Oberlicht- nur an Südfassaden sinnvoll im Atrium und bei niedrigen niedrige Gebäude
gem Fensterflächenanteil bereich Anforderungen

434 Raumpilot Grundlagen


Fassade

Arbeiten
Raumpilot Grundlagen 435
Fassade
Arbeiten

437 Fassade
438 Lochfassade
440 Bandfassade
442 Pfosten-Riegel-Fassade
444 Elementfassade

436 Raumpilot Grundlagen


Fassade

Fassade

Im Entwurf der Bürohausfassade vereinigen


sich hochkomplexe Anforderungen. Bei
besonders schwierigen Aufgaben wird dazu
ein eigener Fassadenplaner hinzugezogen.
Zur Ermittlung der ersten Grundlagen dient
dieses Kapitel. Lochfassade

Funktionale Anforderungen an die Fassade:

– Konstruktion
– Belichtung
– Belüftung
– Sonnenschutz, Blendschutz

Arbeiten
– Installation
– Schallschutz Bandfassade
– Brandschutz

Pfosten-Riegel-Fassade

Elementfassade

Raumpilot Grundlagen 437


Arbeiten

Lochfassade

Konstruktion
– Fassade meist massiv und tragend; Fens-
ter schließen ein „Loch“ in der Fläche

Belichtung
– typischer Fensterflächenanteil von circa
30 Prozent
Ansicht – Tageslichtquotient unterschreitet die in
DIN 5035/1 vorgeschriebene Grenze für
tageslichtbezogene Arbeitsplätze von
3 Prozent/300 lx bereits ab einer Raum-
> 300 lux tiefe von ungefähr 1,50 m
D > 3%

ca. 150
= kein Kunstlichtbedarf
Sonnenschutz
– Installation eines außenliegenden Sonnen-
schutzes in Sturz und Fensterlaibung tech-
Trennwandanschluss nisch einfach und witterungsgeschützt
technisch einfach möglich; geringer solarer Strahlungsein-
funktional begrenzt
trag

Grundriss Belüftung
– die Art der Belüftung ist optional, erfolgt
aber meist aufgrund des höheren Nutz-
komforts und des Einsatzes einzelner
unabhängiger Fensterelemente auf natür-
lichem Weg

Schallschutz
– eingeschränkter Schallschutz, natürliche
3% - tageslichtorientiert Lüftung mindert den Grad der erreichten
1% - Minimum Dämmwirkung
– Verbesserung duch Installation eines
ca. 150
Schnitt Kastenfensters

438 Raumpilot Grundlagen


Fassade

– natürliche Lüftung unabhängig von Gebäu- + natürliche Lüftung


+ Integrationsmöglichkeit
dehöhe möglich
Sonnenschutz
– erhöhte Installations- und Reinigungskos- + Nachtauskühlung
ten
- Kosten für Installation
und Reinigung
Installationsführung
- Brandschutz
– Installationsraum in abgehängter Decke - Geruchsübertragung
erleichtert die Integration mechanischer
Lüftungsanlagen; Elektro- und Datenka-
belverteilung entlang der Brüstung gut Schallschutzverbesserung durch Kastenfenster
möglich; Raumakustik über Materialwahl
der Deckenplatten steuerbar
– Installationsraum in aufgeständertem Bo- + gute Raumakustik
+ einfache Installation von
den ermöglicht maximal flexible Verteilung
RLT-Anlagen
der Elektro- und Datenkabel; Installation

Arbeiten
+ Bauteilaktivierung
eines Quellluftbodens ist leicht möglich; möglich

Brüstungs-, Wand- und Deckenbereiche - geringere Flexibilität bei


bleiben frei; Akustikprobleme sind über Kabelverteilung
Qualität des Bodenbelags auszugleichen

Bewertung
Vorteile Technikintegration in Fassadenelement
– technisch einfache Konstruktion
– gute Wärmedämmwerte aufgrund gerin-
gerer Verglasungsanteile erreichbar + hohe Flexibilität bei
Kabelverteilung
– individuelle Steuerung
+ Quelllüftung
– einfache Pflege und Wartung + keine Installationen im
Nachteile Raum

– eingebrachte Wärme kann nicht immer - größere Geschosshöhen


in ausreichendem Maße über natürliche - Akustikprobleme
Lüftung abgeführt werden - keine Bauteilaktivierung
im Bodenbereich möglich
– eingeschränkte Flexibilität im Innenausbau
– Einsatz geeignet für Zellenbürotypologie
Installationsführung in Doppelboden

Raumpilot Grundlagen 439


Arbeiten

Bandfassade

Konstruktion
– aneinandergereihte Elemente bilden ein
horizontales Fensterband mit Sturz und
einer Brüstung

Belichtung
– typischer Fensterflächenanteil von circa
Ansicht 60 Prozent
– Tageslichtquotient unterschreitet die in
DIN 5035/1 vorgeschriebene Grenze für
tageslichtbezogene Arbeitsplätze von
> 300 lux 3 Prozent/300 lx bei einer Raumtiefe von
D > 3% circa 3 m
= kein Kunstlichtbedarf
– Energieeinsparung gegenüber 30-prozen-

ca. 300
tigen Verglasung durch geringere künst-
liche Beleuchtung von 30 bis 40 Prozent
Trennwandanschluss
technisch schwieriger Sonnenschutz
funktional flexibel
– außenliegend, bei Anordnung in Laibungs-
ebene etwas windgeschützter
Grundriss – wartungsintensiv
– erhöhter solarer Strahlungseintrag

Belüftung
– optional, meist aber natürlich
– hoher Wärmeverlust im Winter und Pro-
bleme bei erhöhten Windgeschwindig-
keiten

3% - tageslichtorientiert Schallschutz
1% - Minimum – abhängig von Öffenbarkeit der Fenster
und Art der Zarge
ca. 300
Schnitt – Verbesserung duch Installation einer Prall-
scheibe

440 Raumpilot Grundlagen


Fassade

– natürliche Lüftung unabhängig von Gebäu- + natürliche Lüftung


+ Integrationsmöglichkeit
dehöhe möglich
Sonnenschutz
– Integrationsmöglichkeit für Sonnenschutz + Nachtauskühlung
hinter Prallscheibe
- Kosten für Installation
– Nachtauskühlung möglich und Reinigung
– erhöhte Installations- und Reinigungskos-
ten

Installationsführung
– Installationsraum in abgehängter Decke Schallschutzverbesserung durch Prallscheibe
erleichtert die Integration mechanischer
Lüftungsanlagen; Elektro- und Datenka-
belverteilung entlang der Brüstung gut + gute Raumakustik
+ einfache Installation von
möglich; Raumakustik über Materialwahl
RLT-Anlagen
der Deckenplatten steuerbar

Arbeiten
+ Bauteilaktivierung
– Installationsraum in aufgeständertem Bo- möglich

den ermöglicht maximal flexible Verteilung - geringere Flexibilität bei


der Elektro- und Datenkabel; Installation Kabelverteilung
eines Quellluftbodens ist leicht möglich;
Brüstungs-, Wand- und Deckenbereiche
bleiben frei; Akustikprobleme sind über
Qualität des Bodenbelags auszugleichen Installationsführung in abgehängter Decke

Bewertung
Vorteile + hohe Flexibilität bei
Kabelverteilung
– gute Tageslichtausnutzung
+ Quelllüftung
– individuelle Steuerung + freier Brüstungs-, Wand-
– einfache Pflege und Deckenbereich

– technisch einfach - größere Geschosshöhen


– hohe Flexibilität im Innenausbau - Akustikprobleme
Nachteile - keine Bauteilaktivierung
im Bodenbereich möglich
– erhöhter Wartungsaufwand des Sonnen-
schutzes
– höhere Installationskosten Installationsführung in Doppel-/Hohlraumboden
– Einsatz häufig in Kombibürotypologie

Raumpilot Grundlagen 441


Arbeiten

Pfosten-Riegel-Fassade

Konstruktion
– raumhohe Verglasung
– Konstruktion aus geschweißten, ge-
schraubten oder gesteckten Pfosten- und
Riegelelementen
– statische Anforderungen, selbsttragend
vor den Geschossdecken stehend oder
Ansicht von diesen abgehängt

Belichtung
– Fensterflächenanteil circa 90 Prozent
> 300 lux – Einfluss des verglasten Brüstungsbe-
D > 3%
= kein Kunstlichtbedarf reichs auf Lichteintrag sehr gering; Abfall
der Belichtungsintensität in der Raumtiefe

ca. 325
nahezu analog der nur zu 60 Prozent
verglasten Bandfassade
Trennwandanschluss
technisch schwierig Sonnenschutz
funktional flexibel
– außenliegend schwierig, meist als Kombi-
nation mit Blendschutz innenliegend
Grundriss – hoher solarer Strahlungseintrag und hoher
Kostenanteil

Belüftung
– optional, aber meist natürlich
– hoher Wärmeverlust im Winter

Schallschutz
– aufgrund des hohen Verglasungsanteils
3% - tageslichtorientiert stark abhängig von der Schalldämmquali-
1% - Minimum
tät der Verglasung
– Verbesserung duch Installation einer
ca. 325
Schnitt Doppelfassade

442 Raumpilot Grundlagen


Fassade

– natürliche Lüftung unabhängig von Gebäu- + natürliche Lüftung


+ Integrationsmöglichkeit
dehöhe möglich
Sonnenschutz
– Integrationsmöglichkeit für Sonnenschutz + Nachtauskühlung
hinter Sekundärfassade
- Kosten für Installation
– erhöhte Installations- und Reinigungskos- und Reinigung
ten - Brandschutz
– besondere Brandschutzanforderungen - Geruchsübertragung

Installationsführung
– Installationsraum in abgehängter Decke Schallschutzverbesserung durch Doppelfassade
erleichtert die Integration mechanischer
Lüftungsanlagen; Elektro- und Daten-
kabelverteilung entlang der verglasten + gute Raumakustik
+ einfache Installation von
Brüstung schwierig; Raumakustik über
RLT-Anlagen
Materialwahl der Deckenplatten steuerbar

Arbeiten
– Installationsraum in aufgeständertem Bo- - verbauter Brüstungs-
bereich
den ermöglicht maximal flexible Verteilung - geringere Flexibilität bei
der Elektro- und Datenkabel; Installation Kabelverteilung
eines Quellluftbodens leicht möglich;
Brüstungs-, Wand- und Deckenbereiche
bleiben frei, hohe Transparenz
Installationsführung in abgehängter Decke
Bewertung
Vorteile
– hohe Transparenz, hohe Flexibilität in der + hohe Flexibilität bei
Kabelverteilung
Raumaufteilung
+ Quelllüftung
– geeignet für alle Organisationsformen + keine Installationen im
Nachteile Raum

– hoher Wärmeeintrag beziehungsweise - größere Geschosshöhen


-verlust - Akustikprobleme
– erhöhter Aufwand für Pflege und Wartung - keine Bauteilaktivierung
im Bodenbereich möglich
– hoher Konstruktionsaufwand

Installationsführung in Doppelboden

Raumpilot Grundlagen 443


Arbeiten

Elementfassade

Konstruktion
– Werkseitig vorgefertigte, mindestens
geschosshohe Elemente, meist dem
Rohbau vorgehängt
– Brüstung, Deckenkopfbekleidung und
Fensterflächen als offene/opake und zu
öffnende/geschlossene Felder, auch tech-
Ansicht nische Anlagen/Sonnenschutz integrierbar

Belichtung
– Tageslichteintrag und Ausblick sind über
> 300 lux Elementierung/Verglasungsanteil steuer-
D > 3% bar
= kein Kunstlichtbedarf

ca. 250
Sonnenschutz
– Installation eines außenliegenden Sonnen-
Trennwandanschluss schutzes schwierig, Situation ähnlich der
technisch einfach Pfosten-Riegel-Fassade
funktional flexibel
– Integration in Deckenkopfbekleidung
möglich
Grundriss – bei hohen Windgeschwindigkeiten proble-
matisch

Belüftung
– die Art der Belüftung ist optional, oft aber
aufgrund der Integrierbarkeit dezentraler
Lüftungsanlagen und dem Einsatz im
Hochhausbau mechanisch

3% - tageslichtorientiert Schallschutz
1% - Minimum – abhängig von Elementierung und damit
von der Schalldämmqualität der einzelnen
250
Schnitt Bauteile

444 Raumpilot Grundlagen


Fassade

– Verbesserung duch Installation einer + natürliche Lüftung


+ Integrationsmöglichkeit
Doppelfassade
Sonnenschutz
– natürliche Lüftung unabhängig von Gebäu- + Nachtauskühlung
dehöhe möglich
- Kosten für Installation
– Integrationsmöglichkeit für Sonnenschutz und Reinigung
hinter Sekundärfassade - Brandschutz
– Nachtauskühlung möglich - Geruchsübertragung

– erhöhte Installations- und Reinigungskos-


ten
– besondere Brandschutzanforderungen Schallschutzverbesserung durch Doppelfassade

Installationsführung
– Integralfassade übernimmt dezentral Heiz- + Dezentrales Heizen und
Lüften
und Lüftungsfunktion
+ keine Installationen im
– keine Energieverluste beim Transport von

Arbeiten
Raum
vorkonditionierter Luft
- hohe Installations- und
– den höheren Kosten beim Einbau stehen Wartungskosten
erhebliche Einsparungen beim Gesamt- - geringere Flexibilität bei
energieverbrauch eines Bürogebäudes Kabelverteilung

gegenüber

Bewertung Technikintegration in Fassadenelement


Vorteile
– Adaption an spezifische Einbausituationen
aufgrund der Elementierung gut möglich + hohe Flexibilität bei
Kabelverteilung
– Integration energiesparender Systeme
+ Quelllüftung
– hohe Flexibilität in der Raumaufteilung + keine Installationen im
– schnelle und einfache Montage vor Ort Raum

Nachteile - größere Geschosshöhen


– hoher technischer Aufwand, weswegen - Akustikprobleme
sich Elementfassaden vor allem für groß- - keine Bauteilaktivierung
im Bodenbereich möglich
flächige, einheitlich gestaltete Fassaden-
flächen eignen
– erhöhter Aufwand für Pflege und Wartung Installationsführung in Doppelboden

Raumpilot Grundlagen 445


Arbeiten

446 Raumpilot Grundlagen


Planungsregeln/Literatur

§
§§
§ § §
§ Raumpilot Grundlagen 447

Arbeiten
Planungsregeln/Literatur
Arbeiten

449 Normen
451 Richtlinien
451 Verordnungen
451 Literatur

448 Raumpilot Grundlagen


Planungsregeln/Literatur

Planungsgrundlagen DIN 4108-2 / Juli 2003 / Wärmeschutz und DIN 4108 Beiblatt 1 / April 1982 / Wärme-
Energie-Einsparung in Gebäuden – Teil 2: schutz im Hochbau – Inhaltsverzeichnisse,
Normen Mindestanforderungen an den Wärme- Stichwortverzeichnis
DIN 107 / April 1974 / Bezeichnung mit links schutz
und rechts im Bauwesen DIN 4108 Beiblatt 2 / März 2006 / Wärme-
DIN 4108-3 / Juli 2001 / Wärmeschutz und schutz und Energie-Einsparung in Gebäuden
DIN 277-1 / Februar 2005 / Grundflächen Energie-Einsparung in Gebäuden – Teil 3: – Wärmebrücken – Planungs- und Ausfüh-
und Rauminhalte von Bauwerken im Hoch- Klimabedingter Feuchteschutz, Anforde- rungsbeispiele
bau – Teil 1: Begriffe, Ermittlungsgrundlagen rungen, Berechnungsverfahren und Hinwei-
se für Planung und Ausführung DIN 4108-Berichtung 1 / April 2002 / Berich-
DIN 277-2 / Februar 2005 / Grundflächen tigungen zu DIN 4108-3:2001-07
und Rauminhalte von Bauwerken im DIN V 4108-4 / Juni 2007 / Wärmeschutz
Hochbau – Teil 2: Gliederung der Netto- und Energie-Einsparung in Gebäuden – DIN 4109 / November 1989 / Schallschutz
Grundfläche (Nutzflächen, Technische Teil 4: Wärme- und feuchteschutztechnische im Hochbau – Anforderungen und Nach-
Funktionsflächen und Verkehrsflächen) Bemessungswerte weise

Arbeiten
DIN 277-3 / April 2005 / Grundflächen und DIN V 4108-6 / Juni 2003 / Wärmeschutz DIN 4109-1 / Oktober 2006 / Schallschutz im
Rauminhalte von Bauwerken im Hochbau – und Energie-Einsparung in Gebäuden – Teil Hochbau – Teil 1: Anforderungen
Teil 3: Mengen und Bezugseinheiten 6: Berechnung des Jahresheizwärme- und
des Jahresheizenergiebedarfs DIN 4109 Beiblatt 1 / November 1989 /
DIN 1946-2 / 1994-01 / Raumlufttechnik; Schallschutz im Hochbau – Ausführungsbei-
Gesundheitstechnische Anforderungen DIN V 4108-6 Berichtigung 1 / März 2006 / spiele und Rechenverfahren
(VDI-Lüftungsregeln) ZURÜCKGEZOGEN Berichtigungen zu DIN V 41086:200306
s 600 DIN 4109 Beiblatt 2 / November 1989 /
DIN 4108-7 / Januar 2009 / Wärmeschutz Schallschutz im Hochbau – Hinweise für
DIN 4066 / Juli 1997 / Hinweisschilder für und Energie-Einsparung in Gebäuden – Planung und Ausführung – Vorschläge für ei-
die Feuerwehr Teil 7: Luftdichtheit von Gebäuden, Anforde- nen erhöhten Schallschutz – Empfehlungen
rungen, Planungs- und Ausführungsempfeh- für den Schallschutz im eigenen Wohn- und
DIN 4102-5 / September 1977 / Brandverhal- lungen sowie Beispiele Arbeitsbereich
ten von Baustoffen und Bauteilen – Feuer-
schutzabschlüsse DIN 4108-10 / Juni 2008 / Wärmeschutz und DIN 4109 Beiblatt 3 / Juni 1996 / Schall-
Energie-Einsparung in Gebäuden – Teil 10: schutz im Hochbau – Berechnung von R‘
DIN 4108-1 / August 1981 / Wärmeschutz im Anwendungsbezogene Anforderungen an w,R für den Nachweis der Eignung nach
Hochbau – Größen und Einheiten Wärmedämmstoffe – Werkmäßig hergestell- DIN 4109 aus Werten des im Labor ermit-
te Wärmedämmstoffe telten Schalldämm-Maßes Rw

Raumpilot Grundlagen 449


Arbeiten

DIN 4109/A1 / Januar 2001 / Schallschutz im DIN 5035-3 / Juli 2006 / Beleuchtung mit und Baubeschläge – Automatische Türsys-
Hochbau – Anforderungen und Nachweise – künstlichem Licht – Teil 3: Beleuchtung im teme – Teil 1: Produktanforderungen und
Änderung A1 Gesundheitswesen Prüfverfahren

DIN 4109 Berichtung 1 / August 1992 / DIN 5035-6 / November 2006 / Beleuchtung DIN 18650-2 / Dezember 2005 / Schlösser
Schallschutz im Hochbau – Anforderungen mit künstlichem Licht – Teil 6: Messung und und Baubeschläge – Automatische Türsys-
und Nachweise Bewertung teme – Teil 2: Sicherheit an automatischen
Türsystemen
DIN 4109-11 / September 2003 / Schall- DIN 5035-7 / August 2004 / Beleuchtung mit
schutz im Hochbau – Teil 11: Nachweis des künstlichem Licht – Teil 7: Beleuchtung von DIN 68905 / Februar 1977 / Kücheneinrich-
Schallschutzes – Güte- und Eignungsprü- Räumen mit Bildschirmarbeitsplätzen tungen – Lüftungsgeräte – Begriffe
fung
DIN 5035-8 / Juli 2007 / Beleuchtung mit DIN 68906 / September 1977 / Küchenein-
DIN 4109 Beiblatt 1/A1 / September 2003 / künstlichem Licht – Teil 8: Arbeitsplatzleuch- richtungen – Spülen, Ausgüsse – Begriffe
Schallschutz im Hochbau – Ausführungsbei- ten – Anforderungen, Empfehlungen und
spiele und Rechenverfahren; Änderung A1 Prüfung DIN EN 1125 / April 2008 / Schlösser und
Baubeschläge – Paniktürverschlüsse mit
DIN 4109 Beiblatt 1/A2 / Februar 2006 / DIN 14090 / Mai 2003 / Flächen für die horizontaler Betätigungsstange für Türen in
Schallschutz im Hochbau – Ausführungsbei- Feuerwehr auf Grundstücken Rettungswegen – Anforderungen und Prüf-
spiele und Rechenverfahren; Änderung A2 verfahren; Deutsche Fassung EN 1125:2008
DIN EN 14090 / Oktober 2002 / Luft- und
DIN 4109-11/A1 / September 2006 / Schall- Raumfahrt – Raumfahrtproduktsicherung DIN EN 13724 / Mai 2003 / Einwurföff-
schutz im Hochbau – Teil 11: Nachweis des Brennverhaltenstest für die Auswahl von nungen von Hausbriefkästen – Anforde-
Schallschutzes – Güte- und Eignungsprü- Raumfahrtmaterialien – Deutsche und Eng- rungen und Prüfungen
fung, Änderung A1 lische Fassung EN 14090:2002
EAE 85/95 / Empfehlungen für die Anlage
DIN 4543-1 / September 1994 / Büroarbeits- DIN 18040-1 / Februar 2009 / Barrierefrei- von Erschließungsstraßen (zurückgezogen)
plätze – Teil 1: Flächen für die Aufstellung es Bauen – Planungsgrundlagen – Teil 1:
und Benutzung von Büromöbeln, Sicher- Öffentlich zugängliche Gebäude EN 13761 / 2002 / Bueromoebel. Besucher-
heitstechnische Anforderungen, Prüfung stuehle
DIN 18040-2 / Februar 2009 / Barrierefrei-
DIN 5034-1 / Oktober 1999 / Tageslicht in es Bauen – Planungsgrundlagen – Teil 2: EN 12464-1 / März 2003 / Licht und Be-
Innenräumen – Teil 1: Allgemeine Anforde- Wohnungen leuchtung – Beleuchtung von Arbeitsstätten
rungen Teil 1: Arbeitsstätten in Innenräumen –
DIN 18650-1 / Dezember 2005 / Schlösser Deutsche Fassung EN 12464-1:2002

450 Raumpilot Grundlagen


Planungsregeln/Literatur

Richtlinien Literatur

VDI-Richtlinie 2719 Brandi, Ulrike; Geissmar-Brandi, Christoph:


Schalldämmung von Fenstern und den Lichtbuch; Die Praxis der Lichtplanung.
Zusatzeinrichtungen, August 1987 Basel, Boston, Berlin 2001

VDI-Richtlinie 2058, Blatt 3 Eisele, Johann; Staniek, Bettina (Hrsg.):


Beurteilung von Lärm am Arbeitsplatz unter BürobauAtlas. München 2005
Berücksichtigung verschiedener Tätigkeiten
Gasser, Markus; zur Brügge, Carolin;
Verordnungen Tvrtković, Mario: Raumpilot Arbeiten.
Stuttgart, Zürich 2010
Verordnung über Arbeitsstätten
(Arbeitsstättenverordnung – ArbStättV) Hascher, Rainer; Jeska, Simone; Klauck,
August 2004, geändert 2008 Birgit (Hrsg.): Entwurfsatlas Bürobau.

Arbeiten
Basel, Berlin, Boston 2002
Länderausschuss für Arbeitsschutz und
Sicherheitstechnik – Leitlinien für Arbeits- Hausladen, Gerhard; de Saldanha, Michael;
stättenverordnung (ArbStättV) LV 40, 2009 Liedl, Petra: ClimaSkin. Konzepte für Ge-
bäudehüllen, die mit weniger Energie mehr
Amtlich anerkannte technische Regeln und leisten. München 2006
Richtlinien: Arbeitsstätten-Richtlinien (ASR)
Hausladen, Gerhard: Einführung in die
ASR 10/1 / 1985-09 / Türen und Tore Bauklimatik; Klima- und Energiekonzepte für
ASR 17/1,2 / 1988-01 / Verkehrswege Gebäude. Berlin 2003
ASR 29/1-4 / 1977-05 / Pausenräume, u.a.
Herzog, Thomas; Krippner, Roland; Lang,
Werner: Fassaden-Atlas. Basel, Berlin 2004

Knirsch, Jürgen: Eingang; Weg+Raum.


Leinfelden-Echterdingen 1998

Wilkhahn (Hrsg.): konferieren, diskutie-


ren, lernen...Einrichtungs-Handbuch für
Kommunikationsräume. Bad Münder 1997

Raumpilot Grundlagen 451


Arbeiten

452 Raumpilot Grundlagen


Lernen

455 Schulsystem
459 Lage und Orientierung
463 Typologie
469 Programm
475 Ankommen
481 Erschließen, Verteilen und Flüchten
491 Veranstalten und Feiern
495 Lernen
503 Sitzen
513 Allgemein unterrichten
523 Fachbezogen unterrichten
531 Arbeiten und Verwalten
537 Recherchieren und Informieren
541 Essen und Freizeit verbringen
545 Nebenräume
553 Freibereiche
559 Bauausführung
567 Planungsregeln/Literatur

Raumpilot Grundlagen 453


Lernen

Kaum eine andere Bauaufgabe ist in Architekten sind durch diese vielfältigen Musterraumprogramme der Schulbauför-
Deutschland derzeit so stark von den sich Wandlungsprozesse besonders gefordert, derrichtlinien beziehungsweise Schulbau-
wandelnden Rahmenbedingungen und von gewohnte Konzeptionen und Detailllö- richtlinien und für Orientierungswerte auch
der Suche nach Neuorientierung betroffen sungen im Schulbau zu überdenken und die Schulbauempfehlungen der einzelnen
wie der Schulbau. Die schlechten Evalua- gegebenenfalls auch ungewohnte, aber Bundesländer herangezogen. In Baden-
tionsergebnisse der beiden PISA-Studien angemessene Lösungsvorschläge zu Württemberg wurde im Februar 2006 eine
scheinen mit Auslöser für die gegenwärtige entwickeln. neue Schulbauförderrichtlinie erlassen.
kritische Auseinandersetzung mit dem
deutschen Schulsystem zu sein, die sich Seit Juli 1998 gibt es eine Muster-Richtlinie
auch auf die Schulgebäude bezieht. Ganz Hinweise zu den Planungsvorgaben im über bauaufsichtliche Anforderungen an
andere Herausforderungen ergeben sich in Kapitel „Lernen“: Schulen (Muster-Schulbau-Richtlinie –
diesem Bereich durch den demografischen Schulen gelten als „Bauliche Anlagen und MSchulbauR), die gegenüber der früheren
Wandel, denn schon in naher Zukunft Räume besonderer Art oder Nutzung“, das „Bauaufsichtlichen Richtlinie für Schulen
werden sinkende Schülerzahlen erwartet. heißt es können im Einzelfall über die Anfor- (BASchulR 1976)“ erheblich gestrafft und
Entsprechend den Modellrechnungen der derungen der LBO hinaus besondere For- gekürzt wurde.
Kultusministerkonferenz aus dem Jahr 2007 derungen gestellt werden, in Abstimmung
wird die Zahl aller Schüler in Deutschland mit den zuständigen Behörden können im Die Schulbauempfehlungen der Länder
von knapp 12,3 Millionen im Jahr 2005 bis Einzelfall aber auch Erleichterungen zuge- stammen noch aus den 1980er Jahren (die
2020 um 2,2 Millionen (17,8 Prozent) auf lassen werden (LBO BW, §38, 2). ASE Baden-Württemberg stammen aus
knapp 10,1 Millionen zurückgehen, wobei dem Jahr 1983). Sie werden inzwischen in
bereits im Jahr 2010 mit 11,5 Millionen ein Schulgebäude sind grundsätzlich als barri- Hinblick auf zahlreiche Detailvorgaben disku-
neuer Tiefststand für das wiedervereinigte erefreie Anlagen gefordert (Musterbauord- tiert und auch hinterfragt. Die ASE werden
Deutschland erreicht sein wird. In den nung § 50 (2) beziehungsweise entspre- in diesem Kapitel dennoch als Planungs-
neuen Bundesländern soll sich dieser pro- chend LBO BW § 39 (11)). grundlage zitiert, da sie nach wie vor für die
phezeite Rückgang am stärksten auswirken. Festlegung von Mindeststandards herange-
Diese Prognosen lassen in den kommenden Bei der Planung von Schulgebäuden müs- zogen werden. der aktuellen Diskussion
Jahrzehnten Schulzusammenlegungen und sen auch die speziellen und teilweise sehr wird häufig
auch Schulschließungen erwarten. detaillierten Forderungen der Gesetzlichen Die folgenden Seiten sollen einen Überblick
Unfallversicherung (GUV) berücksichtigt über diese Standard- beziehungsweise
Parallel wächst jedoch die Bedeutung von werden. Diese können in Einzelfällen von Mindestanforderungen im Schulbau ver-
Schulumbauten für den Ganztagesbetrieb, sonstigen Vorgaben, beispielsweise von der mitteln. Sinnvolle und qualitätvolle bauliche
von Bestandssanierungen und gleichzei- LBO, abweichen! Lösungen für die geänderten Anforderungen
tig auch von Neubauplanungen aufgrund im Schulbau könnnen möglicherweise einen
der Nachfrage nach Schulangeboten mit Als Grundlage für die Programmentwicklung „kreativen Umgang“ mit diesen Planungs-
alternativen pädagogischen Ausrichtungen. von Schulen werden in Deutschland die vorgaben erfordern.

454 Raumpilot Grundlagen


Schulsystem

23
22
21
20
19
13

18
12

17
11

16
10

15
9

14
8

13
7

Lernen
12
6

11
5

10
4

9
3

8
2

7
1

6
5
4
3

Raumpilot Grundlagen 455


Schulsystem
Lernen

457 Das deutsche Schulsystem

456 Raumpilot Grundlagen


Schulsystem

Das deutsche Schulsystem

Das deutsche Schulsystem ist in vier über-


geordnete Stufen gegliedert:

Elementarstufe
Die Elementarstufe umfasst die vorschu-
lische Erziehung vom 3. bis zum 6. Lebens-
jahr in Kindertagesstätten, Kindergärten
und in den zu Grundschulen gehörenden
Vorklassen (bundeslandabhängig).

Schuljahre
Primarstufe

10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 Alter
Die Primarstufe umfasst die Klassen-
stufen 1 bis 4 der Grundschule. In Berlin
und Brandenburg umfasst die Grundschule
abweichend die Klassenstufen 1 bis 6. Die
Tertiärer
Bereich
Klassenstufen 5 und 6 dieser beiden Länder
Studium Studium werden als „schulartunabhängige Orientie-
Allg. Hochschulreife Allg. Hochschulreife (13) rungsstufe“ eingeordnet.
Sekundar-
bereich II

Fachhochschulreife Fachhochschulreife 12
Lehre/Ausbild. 11

Lernen
Sekundarstufe I
Lehre/Ausbild. Mittlere Reife 10 Die Sekundarstufe I umfasst die Klassen,
Berufsschulreife 9 die auf die Grundschule (Primarstufe) folgen
Sekundarbereich I

8 und traditionell in gegliederten Bildungs-


7 gängen unterrichtet werden. In der Regel
6
sind dies die Klassenstufen 5 bis 9 oder 10.
Hauptschule Realschule Gymnasium 5
4 Sekundarstufe II
Primarbereich
9

3 Die Sekundarstufe II, auch gymnasiale


8

2 Oberstufe genannt, umfasst die Klassen 11


7

Grundschule Gesamtschule 1 bis 12 oder 13. Langfristig werden voraus-


6

sichtlich alle Bundesländer die Schulzeit am


Vorschul-
5

bereich

Gymnasium auf 8 Jahre verkürzen (G8) und


4

Kindergarten diese mit der Klassenstufe 12 beenden.


3

Raumpilot Grundlagen 457


Lernen

458 Raumpilot Grundlagen


Lage und Orientierung

Lernen
Raumpilot Grundlagen 459
Lernen
Lage und Orientierung

461 Lage des Grundstücks


461 Größe des Grundstücks
461 Pausenflächen
462 Orientierung
462 Geschosszahl

460 Raumpilot Grundlagen


Lage und Orientierung

Lage des Grundstücks In diesem Kapitel werden wesent-


liche Planungsempfehlungen der
Bei entsprechender Lage und den ent- ASE zu Lage, Außenflächen und Ori-
Mit der Wahl des Schulstandorts und dem sprechenden organisatorischen Voraus- entierung von Schulen zusammen-
Zuschnitt des Schulgrundstücks werden setzungen, können geeignete öffentliche gefasst. Weitere Informationen zu
diesem Thema finden sich im Band
wesentliche Bedingungen für die Schul- Parkflächen und sonstige öffentliche „Raumpilot Lernen“.
bauplanung festgelegt. Grundsätzlich Anlagen auch als offene Pausenflächen mit
wird für Schulen eine möglichst verkehrs- angerechnet werden (ASE BW).
günstige Lage empfohlen, damit sie von
Schülern, Lehrern und Besuchern zu Fuß, Größe des Schulgrundstücks
mit dem Rad oder mit dem öffentlichen
Personennahverkehr gut und gefahrlos Die Größe des Schulgrundstücks sollte
erreicht werden können. Auch aus diesem überschlägig circa 20 m² je Schüler entspre-
Grund wird eine möglichst zentrale Lage chen (ohne Sportgelände, Sportbauten und
in einem Schuleinzugsgebiet gegenüber Wohnungen) (ASE BW).
einer Orts- oder Stadtrandlage empfohlen.
Das Grundstück sollte zugleich jedoch nicht Pausenflächen
durch Immissionen von außen, wie Rauch,
Staub, Gerüche oder Geräusche, beein- Es sollten offene und zusätzlich auch offene
trächtigt sein. überdeckte Pausenflächen zur Verfügung
stehen. An offenen Pausenflächen sollten
Entsprechend der Schulbauempfehlung mindestens 3 bis 5 m² je Schüler ausgewie-

Lernen
für Baden-Württemberg sollten schwer sen werden (bei Grundschulen mindestens
bebaubare Grundstücke aus Gründen der 5 m² je Schüler). Für die offenen überdeck-
Wirtschaftlichkeit als Schulstandort mög- ten Pausenflächen sind circa 0,3 m² je Schü-
lichst vermieden werden (ASE BW). ler vorzusehen; sie sollten eine lichte Höhe
von mindestens 2,10 m besitzen (ASE BW).
Eine Schulanlage kann erheblich aufgewer-
tet werden, wenn angrenzende Sportflä-
chen, angrenzende öffentliche Grünflächen
oder sonstige außerschulische Einrich-
tungen (zum Beispiel eine Schwimmhalle)
in den Nutzungsbereich der Schule mit
einbezogen werden können.

Raumpilot Grundlagen 461


Lernen

Orientierung

Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit


(Sonnenschutz) empfiehlt die ASE BW eine
Nord-Süd-Orientierung der Hauptfassaden
des Schulgebäudes. Speziell für Zeichensäle
Schulgebäude allgemein
≤ 4 Geschosse und Computerräume wird grundsätzlich eine
möglichst gleichmäßige Beleuchtung an-
gestrebt und daher eine Nord-Orientierung
empfohlen.

Für die Orientierung der Räume muss


letztendlich jedoch das komplexe Zusam-
Grundschulen
Grundschule menspiel verschiedener Faktoren, wie die
≤≤ 22 Geschosse
Geschosse spezifische Grundstückslage, die überge-
ordnete städtebauliche Konzeption und die
Geschosszahl Nutzungsverteilung in der Gesamtanlage,
Für Schulgebäude werden maximal vier Vollgeschosse, für
mit bedacht werden.
selbstständige Grundschulen maximal zwei Vollgeschosse
empfohlen (ASE, 5.5)
Geschosszahl
Barrierefreiheit
Die Zahl der Geschosse sollte bei Schulen
Schulanlagen sind entsprechend MBO § 50 (2) bezie-
hungsweise LBO BW § 38 (2) grundsätzlich barrierefrei zu auf höchstens vier beschränkt sein, selbst-
gestalten ständige Grundschulen sollten maximal
zwei Geschosse besitzen.

462 Raumpilot Grundlagen


Typologie

Lernen
Raumpilot Grundlagen 463
Lernen
Typologie

465 Lineares System


465 Winkel-System
465 H-förmiges System
466 U-förmiges System
466 Kamm-System
466 System mit zentralem Fokus
467 Atrium-System
467 Netz-System
468 Kompaktes System
468 Pavillon-System

464 Raumpilot Grundlagen


Typologie

Lineares System Winkel-System H-förmiges System

Belichtung: Belichtung: Belichtung:


natürliche Belichtung aller Räume möglich natürliche Belichtung aller Räume möglich natürliche Belichtung aller Räume möglich

Erschließung: Raumbildung: Raumbildung:


linear, klar und übersichtlich städtebauliche Bezüge aufnehmbar; Ausbildung eines „Innenhofs“ mit Über-
teilumschlossene Außenräume können dachung oder Teilüberdachung möglich
Erweiterbarkeit: gebildet werden
in Bauabschnitte unterteilbar, prinzipiell Erschließung:
in Längsrichtung erweiterbar Erschließung: Erschließungssystem mit zentralem Be-
übersichtlich reich; einfach, klar und übersichtlich
Orientierung:
gute Orientierbarkeit und Überschaubarkeit Erweiterbarkeit: Orientierung:
prinzipiell in beide Richtungen erweiterbar gute Orientierbarkeit und Überschaubarkeit;
Schule als Einheit räumlich erfassbar

Lernen
M 1:2500

Raumpilot Grundlagen 465


Lernen

U-förmiges System Kamm-System System mit zentralem Fokus

Belichtung: Belichtung: Belichtung:


natürliche Belichtung aller Räume möglich natürliche Belichtung aller Räume möglich natürliche Belichtung aller Räume möglich

Raumbildung: Raumbildung: Raumbildung:


schirmt auf drei Seiten ab und öffnet sich schirmt auf drei Seiten ab und öffnet sich nach innen: zentrale Aula – Treffpunkt,
auf einer Seite zum Außenraum; Verzahnung auf einer Seite zum Außenraum; Schulge- nach außen: Baukörper ermöglicht Gestal-
mit Umfeld oder Abgrenzung zum Beispiel bäude „verzahnt“ mit dem Außenraum; tung von drei unterschiedlichen Außenraum-
mit Bepflanzung möglich differenzierte, gut proportionierte Außen- bereichen, eventuell Ausbildung weiterer
raumbildung möglich Außenraumkanten durch Bepflanzung et
Erschließung: cetera sinnvoll
U-förmige Erschließung, übersichtlich Erweiterbarkeit:
prinzipiell in Bauabschnitten realisierbar und Erschließung:
Orientierung: in Längs- und Querrichtung erweiterbar lineare Erschließung vom Zentrum aus
gut und überschaubar; Schule als Einheit
räumlich erfassbar Orientierung: Orientierung:
der Gleichwertigkeit der Kammstruktur kann gute Orientierung und Überschaubarkeit
durch unterschiedlich gestaltete Innenhöfe durch Bezug zum Zentrum
entgegengewirkt werden

466 Raumpilot Grundlagen


Typologie

Atrium-System Netz-System

Belichtung: Belichtung:
natürliche Belichtung aller Räume möglich, über Innenhöfe können alle Klassenräume
Orientierung in vier verschiedene Himmels- natürlich belichtet werden
richtungen
Erschließung:
Städtebauliche Einbindung: lange Erschließungsstraßen; hoher Ver-
eher für solitäre Baukörper geeignet kehrsflächenanteil

Erschließung: Erweiterbarkeit:
horizontale Erschließung, ringförmig innen; Erweiterungen prinzipiell möglich; offen für
Wechsel der Erschließung nach außen und Veränderungen der Baustruktur nach außen
Belichtung von Raumgruppen über den
Innenhof bei genügend großem Innenhof Orientierung:
prinzipiell möglich aufgrund gleichwertiger Erschließungsflure
ist die Orientierung schwieriger als bei den
Orientierung: anderen Systemen
gut und überschaubar; Schule als Einheit
räumlich erfassbar

Lernen
M 1:2500

Raumpilot Grundlagen 467


Lernen

Kompaktes System Pavillon-System

Belichtung: Belichtung:
je nach System tiefe Räume; über Innen- natürliche Belichtung aller Räume, Belich-
höfe oder Atrien können Klassenräume im tung der Räume zusätzlich von mehreren
inneren Bereich natürlich belichtet werden Seiten möglich

Raumbildung: Raumbildung:
eher für solitäre Baukörper geeignet raumbildende Gruppierung möglich, insge-
samt jedoch sehr raumgreifende Anordnung
Erschließung: (hoher Flächenverbrauch)
vertikale Erchließung; horizontale Erschlie-
ßung überlagert eventuell den „Großraum- Erweiterbarkeit:
Unterrichtsbereich“ Erweiterungen prinzipiell möglich durch
Addition weiterer Pavillons
Besonderheit:
Klassenraum löst sich auf zugunsten einer Besonderheit:
offenen Lernlandschaft mit unterschied- starker Außenraumbezug; günstiger Ge-
lichen „Lern- und Funktionsinseln“ bäudemaßstab; ermöglicht Identifikation
der Schüler mit dem „eigenen“ ablesbaren
Schulgebäude

M 1:2500

468 Raumpilot Grundlagen


Programm

Kunst Bibliothek

Verwaltung

Musiksaal
Lehrer
Fachunterricht

Information

Lernen
Foyer WC / Nebenräume
Unter-
Unter-
Aula richtsräume
richtsräume
Schulhof / Gruppenräume
Gruppenräume Treffpunkt
Pausenhof

Ankommen / Fahrräder
PKW / Bus

Raumpilot Grundlagen 469


Lernen
Programm

471 Raumprogramm
472 Raumprogramm Gymnasien

470 Raumpilot Grundlagen


Programm

Raumprogramm

In den Schulbauförderrichtlinien der Länder


(SchBauFR) sind detaillierte Modellraum-
programme festgelegt. Diese sind nach
Schultyp (Grundschule, Hauptschule, Real- Allgemeiner
Unterricht
schule, Gymnasium, Förderschule, Schule
1968m²
für geistig Behinderte, Berufliche Schule) Nebenräume,
(27,3%)
und nach Anzahl der Züge differenziert. Erschließung
2880m²
Entsprechend den Schulbauförderrichtlinien (ca. 40%)
wird ein Verhältnis von der ausgewiesenen
Programmfläche zu den Restflächen von
60 Prozent zu 40 Prozent als wirtschaftlich
Aufenth.
angesehen. Mit den 40 Prozent Nebenflä- 138m²
chen werden Verkehrsflächen (Treppenhäu- (1,9%)
ser, Flure, Aufzüge), Funktionsflächen (zum Naturwissenschaftlicher
Beispiel Räume für Haustechnik) und Ne- Unterricht
bennutzflächen (zum Beispiel Sanitär-, Putz-, Lehrer/ Informations- Musisch-Technischer 1023m²
Abstell- und Geräteräume) ausgewiesen. Verwaltung bereich Bereich (14,2%)
330m² 324m² 537m²
(4,5%) ( 7,5%)

Lernen
Für das Verhältnis von umbautem Raum (m3) (4,6%)
zu Programmfläche (m2) werden 7 : 1 als
wirtschaftlich angegeben. Beispielhaft ist das Raumprogramm eines allgemeinbildenden vierzügigen Gymnasiums in Baden-Württemberg dargestellt,
entsprechend den Vorgaben der Schulbauförderrichtlinien (SchBauFR) können in Baden-Württemberg seit 2006 zusätzlich
Flächen für ganztägigen Unterricht als förderungsfähig anerkannt werden.

Raumpilot Grundlagen 471


Lernen

Schema zur Ermittlung Allgem.


Unterr.-Be- Naturwissenschaftlicher Unterrichtsbereich (NUB)
des Raumbedarfs für reich(AUB)
allgemeinbildende
Gymnasien in

Mittlere Klassenräume

Versuchs-,Exper.raum
Große Klassenräume

Kleine Klassenräume
Baden-Württemberg

Anzahl der Züge

Biologie Vorber./
Chemie Vorber./
(Stand 1. März 2006)

Physik Vorber./

Biologie Prakt.
Neutr. Quelle
Physik Prakt.

(Restfläche)

Biologie LÜ

(Restfläche)
Sammlung

Chemie LÜ

Sammlung

Sammlung
Physik LÜ
Beispielhaft werden für ei-
nen Überblick die Vorgaben
der Schulbauförderrichtli- 1, 5 6 1, 5 6 1, 5 6
nien (SchBauFR) für allge-
Bereichs-
meinbildende Gymnasien in größe qm 1104 576-600
Baden-Württemberg
66 60 54 84 48 60 - 84 60 84 - 72 -
aufgeführt. In Baden- 2zügiges
Raum- - -
Gymnasium -
Württemberg können seit größe qm
90 90 90
2006 zusätzlich Flächen für
Raumzahl 6 10 2 1 1 1 - 1 1 2 - 1 -
ganztägigen Unterricht als
förderungsfähig anerkannt Bereichs-
größe qm 1530 804-840
werden.
66 60 54 84 48 60 - 84 60 84 48 84 -
3zügiges
Raum- - -
Gymnasium -
Hinweis: Die Raumpro- größe qm
90 90 90
grammvorgaben der
Raumzahl 9 12 4 2 1 1 - 2 1 2 1 1 -
SchBauFR werden inzwi-
schen in verschiedenen Bereichs-
1968 1002-1044
größe qm
Detailpunkten durchaus
kritisch hinterfragt. 4zügiges 66 60 54 84 66 84 - 84 84 84 60 120 -
Raum- - - -
Gymnasium größe qm
90 90 90

Raumzahl 12 16 4 2 1 1 - 2 1 3 1 1 -

Bereichs-
2460 1008-1050
größe qm

66 60 54 84 66 84 - 84 84 84 66 120 -
5zügiges
Raum- - - -
Gymnasium
größe qm
90 90 90

Raumzahl 15 20 5 2 1 1 - 2 1 3 1 1 -

472 Raumpilot Grundlagen


Programm

Aufent- *1 Die Lehrübungsräume sollen als


Musisch-Technischer Bereich Lehrer- und Verwaltungs- Informationsbereich (IB) halts- multifunktional nutzbare naturwis-

Gesamtprogrammfläche (GPF)
(MTB) bereich (LVB) bereich senschaftliche Fachräume gestaltet
werden. Bei einer Standardgröße von
Lehrerbereich (z.B. Lehrer-
schließlich Nebenraum)

90 m² können hier in der Regel 32

Elternsprech-, Kranken-
zimmer mit Garderobe)

allg. Aufenthaltsraum
Schüler unterrichtet werden.
Computerraum (ein-
Nebenraum Musik

Schülerarb. Raum
Schülermitverant.
Schulbibliothek
Nebenraum für
Bildende Kunst

Sekretariat und
Bildende Kunst

*2 Der Musikraum kann durch


Universalraum

u. Arztzimmer
Fachraum für

Stellvertreter

Hausmeister
schalldichte Faltwände mit anderen
Serverraum
(Restfläche)

Kartenraum

Kopierraum
(Restfläche)

-Oberstufe-
Registratur
Schulleiter

Lehrmittel
Musiksaal

Lehrmittel
Räumen und/oder mit der Eingangs-

Fotolabor
Fotolbor
halle verbunden sein (für Gemein-
schaftsveranstaltungen). Sofern
erforderlich, sollten Übungszellen
2 3 4 4 7 mit 6 m² Programmfläche zusätzlich
vorgesehen werden.
306-330 234 240 96-132
*3 Eventuell als Podium mit
2556 Schränken
72 12 66 18 72 66 6 132 24 18 30 18 12 96 18 36 36 30 24 - 48 48
-
- - - - - *4 Je nach den örtlichen Verhältnis-
2640
78 24 72 12 84 sen und Erfordernissen

1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 - 1 1
*5 Anstelle eines Lehrübungsraums
kann je nach den örtlichen Verhältnis-
450-486 282 282 108-144 sen und Erfordernissen ein Lehrsaal
(ansteigend) vorgesehen werden.
72 18 66 18 72 66 6 174 24 18 36 18 12 126 18 42 42 30 24 - 60 48 3456
- *6 Teilbar
- - - - -
3564
78 24 72 12 84

Lernen
*7 Je nach örtlichen Verhältnissen
2 1 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 - 1 1 und Erfordernissen. Der Aufent-
haltsbereich kann auch als Cafeteria
516-558 330 324 120-156 ausgestaltet sein. Falls eine Mensa
(Küche und Speisesaal) eingerichtet
4260 wird, können zusätzliche Flächen
72 18 66 18 72 66 6 216 24 18 42 18 12 156 18 48 48 30 24 - 36 48
- anerkannt werden.
- - - - -
4380
78 24 72 12 84

2 1 2 1 1 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 - 2 1

522-564 378 366 120-156

72 24 66 18 72 66 6 258 24 18 48 18 12 186 18 54 54 30 24 36 48 4854


-
-
- - - - -
4974
78 24 72 12 84

2 1 2 1 1 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 - 2 1

Raumpilot Grundlagen 473


Lernen

474 Raumpilot Grundlagen


Ankommen

Lernen
Raumpilot Grundlagen 475
Lernen
Ankommen

477 Ankommen außen


478 Dimensionierung der Verkehrsflächen
478 Fahrradstellplätze
478 Pkw-Stellplätze
479 Platzbedarf an Bushaltestellen

476 Raumpilot Grundlagen


Ankommen

Freibereiche
Ankommen innen

Neben-
räume
Veranstalten und Feiern
Ankommen außen
Essen und Freizeit verbringen

Unterrichten allgemein
Unterrichten
fachbezogen

Funktionsbeziehungen Ankommen außen

Ankommen außen rungen geachtet werden. Bei den Parkie-


rungsflächen sollte darüber hinaus eine

Lernen
Je nach Lage der Schule können die Be- für den Schulbetrieb störungsfreie Lage
dingungen für die Erschließung von außen vorgesehen werden. Grundsätzlich sollten
und für die Gestaltung der Vorbereiche sehr die Parkierungsflächen von den Pausenhof-
unterschiedlich sein. flächen getrennt angeordnet werden.

Im Zugangsbereich vieler Schulen müssen Ausgänge von Schulgrundstücken sind


Haltestellen für den öffentlichen Personen- so zu gestalten, dass Schüler und Schüle-
nahverkehr (meist für Busse), Zufahrten und rinnen nicht direkt in den Straßenverkehr
Parkierungsflächen für Pkw und Stellplätze laufen können. Die DIN empfiehlt hier eine
für Fahrräder eingeplant werden. Bei der Abtrennung entweder durch Geländer oder
Planung dieser Bereiche steht die Sicherheit Pflanzstreifen zwischen dem Schulgrund-
der Schüler und Schülerinnen an erster stück und der Fahrbahn (DIN 58125, § 13
Stelle, daher muss auf gefahrlose Wegefüh- und GUV-V S1, § 13).

Raumpilot Grundlagen 477


Lernen

■ Zur detaillierten Planung der Dimensionierung der Verkehrs- Pkw-Stellplätze


Fahrradstellplätze und der Pkw-
Stellplätze siehe Kapitel „Grundlagen
flächen Entsprechend der LBO BW, Anhang I/5,
– Ruhender Verkehr“ Verwaltungsvorschrift des Wirtschaftsminis-
Fahrradstellplätze teriums für die Herstellung notwendiger
Die geforderte Anzahl der Fahrradstellplät- Stellplätze (VwV Stellplätze) werden für
ze wird in der Regel von den Gemeinden Schulen folgende Stellplatzzahlen gefordert:
► Die Inhalte der DIN 58125/ Juli festgelegt (siehe zum Beispiel LBO BW,
2002: Schulbau. Bautechnische
§ 74 (2)). Grund- und Hauptschulen:
Anforderungen zur Verhütung von
Unfällen sind nahezu identisch 1 Stellplatz je 30 Schüler
mit den Inhalten der GUV-V S1 Als Orientierungswert für die Anzahl der
Unfallverhütungsvorschrift Schulen
vom Mai 2001, mit Durchführungs-
notwendigen Fahrradstellplätze gelten 0,7 Sonstige allgemeinbildende Schulen:
anweisungen vom Juni 2002 der Stellplätze je Ausbildungsplatz in allgemein- 1 Stellplatz je 25 Schüler, zusätzlich 1 Stell-
Gesetzlichen Unfallversicherung bildenden Schulen. platz je 10 bis 15 Schüler über 18 Jahre

Fahrradstellplätze sollten getrennt von oder Berufsschulen, Berufsfachschulen:


am Rand der Pausenhoffläche angeordnet 1 Stellplatz je 20 Schüler, zusätzlich 1 Stell-
werden. Notwendige Rampen zu Fahrrad- platz je 3 bis 5 Schüler über 18 Jahre
stellplätzen dürfen maximal 25 Prozent
Neigung besitzen, wobei ab 10 Prozent Sonderschulen für Behinderte:
Neigung zusätzliche Gehstufen vorzusehen 1 Stellplatz je 15 Schüler
sind (DIN 58125, § 14 und GUV-V S1, § 14).
Bei zusätzlicher außerschulischer Nutzung
der Aula oder weiterer Räume der Schule,
beispielsweise für öffentliche Abendveran-
staltungen, muss der zusätzliche Stellplatz-
bedarf entsprechend berücksichtig werden.

Zur detaillierten Planung der Fahrradstell-


plätze und der Pkw-Stellplätze siehe Kapitel
„Grundlagen – Ruhender Verkehr“.

478 Raumpilot Grundlagen


Ankommen

3000 Platzbedarf an Bushaltestellen

295
350 600 250 255
Äußere Hüllkurve Haltestellen für Busse sollten deutlich von
(Leitlinie) 1200
Pausenhofflächen getrennt sein und so
angeordnet werden, dass die Schüler die
Busse erreichen können, ohne die Fahrspur

295
überqueren zu müssen.
350 625 650 250 255
1875 Die Wartebereiche auf Schulgrundstücken
2500

sind ausreichend bemessen, wenn für


Linienbus und Gelenkbus jeden wartenden Schüler 0,5 m² zur
Verfügung stehen (DIN 58125, § 16 bezie-
hungsweise GUV-V S1, § 16).

Platzbedarf eines Busses bei einer 180°-Wende M 1:1000


300

Lernen
480 2500 je nach Buslänge variabel 1500 400

Bushaltebucht

Raumpilot Grundlagen 479


Lernen

480 Raumpilot Grundlagen


Erschließen, verteilen und flüchten

Lernen
Raumpilot Grundlagen 481
Lernen
Erschließen, verteilen und flüchten

483 Erschließen
483 Flure und Türen
484 Notwendige Flure
485 Stufen in notwendigen Fluren
485 Rettungswege aus Klassenräumen
485 Rettungswege aus Fachräumen
485 Rettungswege über Fenster
486 Treppen
486 Steigungsverhältnis
486 Stufen
486 Zwischenpodest
486 Treppenläufe
486 Bereiche unter Treppen
486 Umwehrung
488 Handlauf
488 Rampen
488 Breite notwendiger Treppen

482 Raumpilot Grundlagen


Erschließen, verteilen und flüchten

Klassenraum,
Flur > 40 Personen Flur
Chemie- oder
Klassenraum Werkraum
< 40 Personen

≥ 125 20 ≥ 125

Türaufschlag nach innen und nach außen bei notwendigen Fluren, M 1:50

Lernen
Flure und Türen
Erschließen Türe zu Räumen müssen so angeordnet Für Schulen, die nach den Vorgaben der
sein, dass Schüler durch nach außen auf- alten GUV-Richtlinien 16.3 (ersetzt im Mai
In diesem Unterkapitel sind wesentliche schlagende Türflügel nicht gefährdet werden 2001 durch die GUV-V S1) errichtet wurden,
Hinweise für die Planung notwendiger Flure können. Wenn Türen in den Flur aufschla- müssen die Türen erst bei Räumen, die für
und Treppen in Schulen zusammengefasst. gen, dürfen sie in Endstellung einschließlich mehr als 80 Personen ausgelegt sind, oder
Türgriff maximal 20 cm in den Fluchtweg bei erhöhter Brandgefahr in Fluchtrichtung
Weitere detaillierte Hinweise zur Gestal- hineinragen. Sie dürfen jedoch keinesfalls aufschlagen. Türen zu Unterrichtsräumen
tung von Erschließungsräumen in Schulen die notwendige Fluchtwegbreite verengen. sollten eine lichte Durchgangsbreite von
sind im Band „Raumpilot Lernen“ anhand Türen von Räumen mit mehr als 40 Benut- mindestens 1 m haben (gefordert 0,90 m
von Projektanalysen zusammengestellt. zern oder mit erhöhter Brandgefahr (zum in SchulBauR, § 3). Bei den Türen müs-
Beispiel Räume für Chemie- oder Werkun- sen auch die Mindestanforderungen der
terricht) müssen in Fluchtrichtung aufschla- Barrierefrei-Planung berücksichtigt werden.
gen (DIN 58125, § 10 und GUV-V S1, § 10).

Raumpilot Grundlagen 483


Lernen

Notwendige Flure
≥ 35 m

Rettungswege dürfen in Schulgebäuden


maximal 35 m lang sein. Die Rettungsweg-
Von jeder Stelle eines Unterrichtsraums muss in maximal 35 m Entfernung ein Ausgang ins länge ist in der Lauflinie zu messen.
Freie beziehungsweise in einen notwendigen Treppenraum vorhanden sein, gemessen von
Abschlusstür Treppenraum bis entferntestem Arbeitsplatz im Raum (MBO 2002), zusätzlich muss
ein zweiter Fluchtweg vorhanden sein. Notwendige Flure mit nur einer Fluchtrich-
≥ 10 m tung (Stichflure) dürfen nicht länger als 10 m
sein (MSchulbauR (3,3)).

Die nutzbare Breite der Ausgänge von


Unterrichtsräumen und sonstigen Aufent-
haltsräumen sowie der notwendigen Flure
Klassenzimmer mit mehr als 200 Benut- Stichflure (nur eine Rettungsrichtung) und notwendigen Treppen muss mindestens
zern, einer Grundfläche von mindestens dürfen als Rettungsweg nicht länger als
1 m je 150 darauf angewiesene Nutzer be-
180 m2 oder mit erhöhter Brandgefahr 10 m sein (MSchulbauR (3.3)).
(zum Beispiel Chemiesaal) benötigen tragen. In Schulen gelten jedoch zusätzlich
einen zweiten Ausgang (GUV-SR 2001). folgende Mindestmaße:
Halle mit Rauchabzug

a) Ausgänge von Unterrichtsräumen und


sonstigen Aufenthaltsräumen ≥ 0,90 m

b) notwendige Flure, auf die mehr als


180 Benutzer angewiesen sind ≥ 2,00 m
Einer der beiden Rettungswege darf durch eine Halle führen, wenn diese mit einer Rauch-
abzugsanlage ausgestattet ist (MSchulbauR (3.2)). Hierbei ist die Halle zu den angrenzenden
c) sonstige notwendige Flure ≥1,25 m
Räumen brandschutztechnisch abzuschotten.

d) notwendige Treppen ≥ 1,25 m


≥ 35 m (MSchulbauR (3,4))

Die erforderliche nutzbare Breite der not-


Außenbalkon
wendigen Flure und notwendigen Treppen
darf durch offenstehende Türen, Einbauten
Einer der beiden Rettungswege darf über Außentreppen ohne Treppenräume, Rettungsbalkone, oder Einrichtungen nicht eingeengt werden.
Terrassen und begehbare Dächer auf das Grundstück führen, wenn dieser Rettungsweg im
Ausgänge zu notwendigen Fluren dürfen
Brandfall nicht gefährdet ist. Dieser Rettungsweg gilt als Ausgang ins Freie (MSchulbauR (3.1)).
nicht breiter sein als der notwendige Flur.

484 Raumpilot Grundlagen


Erschließen, verteilen und flüchten

Treppe und Ausgänge aus notwendigen Rettungswege aus Klassenräumen Schulen gelten als „Bauliche
Anlagen und Räume besonderer
Treppenräumen müssen mindestens so Für jeden Unterrichtsraum müssen in
Art oder Nutzung“, das heißt es
breit sein wie die notwendige Treppe (Mus- demselben Geschoss mindestens zwei können im Einzelfall über die
ter-Schulbau-Richtlinie (MSchulbauR (3)). voneinander unabhängige Rettungswege zu Anforderungen der LBO hinaus
besondere Forderungen gestellt
Ausgängen ins Freie oder zu notwendigen werden; in Abstimmung mit den
Notwendige Flure müssen in Rauchab- Treppenräumen vorhanden sein. Anstel- zuständigen Behörden können
schnitte von maximal 30 m Länge unterteilt le eines dieser Rettungswege darf ein im Einzelfall aber auch Erleich-
terungen zugelassen werden
werden (MBO 2002, §36 (3)). Alle Türen in Rettungsweg über Außentreppen ohne Trep- (LBO BW, § 38, 2).
notwendigen Fluren und in notwendigen penräume, Rettungsbalkone, Terrassen und
Treppenräumen müssen in Fluchtrichtung begehbare Dächer auf das Grundstück füh-
des jeweils ersten Rettungswegs aufschla- ren, wenn dieser Rettungsweg im Brandfall
gen (MSchulbauR). nicht gefährdet ist; dieser Rettungsweg gilt
als Ausgang ins Freie (MSchulbauR (3.1)).
Stufen in notwendigen Fluren Einer der beiden Rettungswege darf durch
In notwendigen Fluren dürfen keine Trep- eine Halle führen, wenn die Halle eine
pen von weniger als drei Stufen liegen Rauchabzugsanlage hat und brandschutz-
(LBOAVO). In allen anderen Fluren müssen technisch zu den angrenzenden Räumen
solche Stufen deutlich gekennzeichnet wer- abgeschottet ist (MSchulbauR (3.2)).
den, dafür eignen sich Farben, Änderung
der Materialstruktur oder eine besonders Rettungswege aus Fachräumen
geeignete Beleuchtung der Stufe (GUV-SR Fachräume mit erhöhter Brandgefahr brau-

Lernen
2001). chen mindestens zwei sichere Fluchtmög-
lichkeiten. Daher sollten bei diesen Fachräu-
Für die Überwindung geringer Höhenun- men (zum Beispiel Chemie) die Ausgänge
terschiede eignen sich Rampen, die eine möglichst weit auseinander liegen. Als
Steigung von 6 Prozent nicht übersteigen zweiter Ausgang ist auch der Ausstieg aus
dürfen (LBOAVO). einem entsprechend gekennzeichneten und
gestalteten Fenster zulässig, wenn dieser
Rettungswege über Fenster (Anleitern) eine sichere Fluchtmöglichkeit bietet. Türen
Rettungswege über Anleitern sind in als Ausgänge müssen in Fluchtrichtung auf-
Schulen nicht zugelassen, da der Zeitauf- schlagen (DIN 58125 §21, GUV-V S1, §21).
wand für diesen Rettungsvorgang bei
großen Personenzahlen zu hoch ist.

Raumpilot Grundlagen 485


Lernen

Entsprechend der in der GUV-I 561 Treppen länge muss dem im Steigungsverhältnis
aufgeführten Unfallstatistik ereignen
berücksichtigten Schrittmaß angepasst sein
sich 80 Prozent der Treppenunfälle
beim Abwärtsgehen, in den meisten Steigungsverhältnis (GUV-I 561, 4. Allgemeine Sicherheitsanfor-
Fällen durch Abrutschen von der Entsprechend der DIN 58125, § 9 und der derungen). Die nutzbare Treppenpodesttiefe
Stufenkante. Bei etwa einem Drittel
der Fälle wurden Stufen mit weniger
GUV-V S1, § 9 darf die Steigung (s) von muss mindestens der nutzbaren Treppen-
als 26 cm Auftrittsbreite festgestellt. Treppen in Schulen nicht mehr als 17 cm, laufbreite entsprechen (DIN18065, 6.3.1).
„Bei Stufen mit weniger als 26 cm der Auftritt (a) nicht weniger als 28 cm
Auftritt kann der Fuß nicht vollständig
aufgesetzt werden. (...) Bei zu betragen. Bei gebogenen Läufen darf die Treppenläufe
geringem Auftritt ragt der vordere Teil geringste Auftrittsbreite der Stufen nicht In Schulen sollten möglichst Treppen mit
des Fußes über die Trittfläche hinaus
kleiner als 23 cm und nicht größer als 40 cm geraden Läufen eingeplant werden. Werden
oder der Treppenbenutzer muss
ergonomisch ungünstig die Füße sein, gemessen von der inneren Treppen- dennoch ausnahmsweise gewendelte Läufe
schräg auf setzen.“ Daneben wurde wange im Abstand von 1,25 m. eingebaut, dann sollte sich deren Lauflinie
auch ein zu hohes Steigungsmaß
und Unterschiede im Treppenverlauf
nur nach einer Richtung ändern, das heißt
als häufige Unfallursache genannt. Die GUV-I 561empfiehlt für Schulen: die Treppe sollte als Links- oder Rechtstrep-
(GUV-I 561, Ausgabe April 1992, Auftritt (a): 29 cm bis 31 cm pe ausgebildet sein (GUV-I 561).
aktualisierte Fassung März 2005, Teil
2, Unfallgeschehen, Seite 9) Steigung (s): 15 cm bis 17 cm
Innerhalb eines Gebäudes sollten Treppen Bereiche unter Treppen
gleiche Auftritte und Steigungen aufweisen. Bereiche unter Treppen müssen bis zu einer
Höhe von 2 m gegen unbeabsichtigtes
Stufen Unterlaufen gesichert werden. (GUV-SR
Treppen sollten mindestens vier Stufen am 2001, 4.2.1.3)
Stück haben, damit sie als Treppe wahrge-
nommen und nicht zur Stolperfalle werden. Umwehrung
Einzelstufen sind zu vermeiden oder müs- Treppenumwehrungen beziehungsweise
sen deutlich gekennzeichnet werden (GUV- Geländer müssen in Schulen mindestens
SR 2001, 4.1.1.8). In Schulen sind Treppen 1,10 m hoch sein (MSchulbauR (4)). Die
ohne Setzstufen nicht zulässig (MSchulbauR Umwehrungen dürfen nicht zum Rutschen
(4)). Für die Abrundung der Stufenvorder- und Klettern oder zum Ablegen von Gegen-
b

125
kanten ist ein Radius von mindestens 2 mm ständen verleiten. Rutschen kann verhindert
gefordert (GUV-I 561). werden, indem die Abstände zwischen den
inneren Umwehrungen am Treppenauge
Zwischenpodest und den äußeren Umwehrungen sowie den
Nach höchstens 18 Stufen je Treppenlauf Treppenhauswänden nicht größer als 20 cm
muss ein Zwischenpodest (Treppenabsatz) sind.
Treppe mit gebogenem Lauf angeordnet werden. Die Zwischenpodest-

486 Raumpilot Grundlagen


Erschließen, verteilen und flüchten

Umw r

1 tuf

110
11
1
Han f

Auftrit t
f

Lernen
200

Anforderungen an Treppen in Schulen, M 1:50

Raumpilot Grundlagen 487


Lernen

Handlauf Breite notwendiger Treppen


In Schulen sind beidseitig durchgängige Analog zur Mindestbreite von Fluren gilt
Handläufe gefordert, für Kinder ist ein auch für notwendige Treppen die Faustregel
zweiter Handlauf auf circa 65 cm bis 75 cm mit 1 m Breite pro 150 betroffenen Benut-
Höhe anzuordnen. Die Handläufe dürfen zern. Für Treppen in Unterrichtsbereichen
keine freien Enden haben, sollten also in gelten die folgenden Mindestmaße:
Richtung Boden beziehungsweise in Rich-
tung Wand enden (möglich ist auch eine – weniger als 180 Benutzer: 1,25 m
schneckenförmige Ausführung oder eine
125

Vollkugel mit mindestens 20 cm Durchmes- – mehr als 180 Benutzer: 2,00 m


ser als Abschluss).
Din 58125, 2002/07, 3.5.3 Anordnung und – Treppen dürfen maximal 2,50 m breit sein,
Gestaltung von Handläufen; wenn sie als notwendige Treppen gelten
GUV-I 561 Treppen, Ausgabe April 1992
– Die Treppen können breiter sein, wenn
Rampen der Abstand zwischen den Handläufen
Rampen gelten bis maximal 6 Prozent Nei- maximal 2,50 m misst.
gung als sicher und für Rollstühle geeignet
(siehe Kapitel „Barrierefrei“). Notwendige Treppen müssen gerade
125

DIN 58125/ 3.5 Treppen, Rampen Läufe haben, um ein sicheres Beschreiten
der Treppen im Notfall zu gewährleisten
(MSchulbauR, § 4).
125 125
Jede notwendige Treppe muss in einem
eigenen durchgehenden Treppenraum
liegen, damit unmittelbar und in einem Zug
Notwendiger Treppenraum, M 1:100 das Freie erreicht werden kann. Ausnahme:
Wenn die notwendige Treppe eine Außen-
Die erforderliche, nutzbare Breite von notwendigen
Treppen darf durch offenstehende Türen nicht eingeengt treppe ist. Diese liegt systembedingt nicht
werden. in einem Treppenraum. Trotzdem muss die
Eine notwendige Treppe muss in einem eigenen, durchge-
Nutzbarkeit dieser Treppe sicher und auch
henden Treppenraum liegen. im Brandfalle gewährleistet sein (LBO § 28,
MBO 2002 § 35).

488 Raumpilot Grundlagen


Erschließen, verteilen und flüchten

Der Ausgang in einen notwendiges Trep-


penraum darf nur so breit wie die folgende
Treppe sein, um Engstellen im Fluchtfall
zu vermeiden. Treppenstufen dürfen nicht
unmittelbar hinter einer Tür beginnen, die in
Treppenrichtung aufschlägt. Zwischen
Treppe und Tür muss ein Treppenabsatz
liegen, der mindestens so tief ist wie die Tür
breit ist, so dass er die gesamte aufschwin-
gende Tür „aufnehmen“ kann (LBOAVO
Baden-Württemberg, § 10, § 11).

≥ 125 ≥ 200

Notwendige Treppen: Treppenbreite Notwendige Treppen: Treppenbreite bei mehr als


bei weniger als 180 Nutzern 180 Nutzern

Treppen
DIN 58125 / Juli 2002 / Schulbau
Bautechnische Anforderungen zur Verhütung von Unfällen

Lernen
GUV-V S1 Unfallverhütungsvorschrift Schulen vom Mai
2001 mit Durchführungsanweisungen vom Juni 2002
GUV-I 561 „Treppen“, Ausgabe April 1992, aktualisierte
Fassung März 2005

≤ 250

Notwendige Treppen: Maximaler Abstand zwischen zwei Handläufen M 1:50

Raumpilot Grundlagen 489


Lernen

490 Raumpilot Grundlagen


Veranstalten und feiern

Lernen
Raumpilot Grundlagen 491
Lernen
Veranstalten und feiern

493 Veranstalten und feiern


494 Prinzipielle Anordnungsmöglichkeiten
der Aula

492 Raumpilot Grundlagen


Veranstalten und feiern

Ankommen innen
Freibereiche
Neben-
räume
Arbeiten und verwalten
Veranstalten und feiern Essen und Freizeit verbringen

Allgemein unterrichten
Fachbezogen
unterrichten

Funktionsbeziehungen Veranstalten und feiern

Veranstalten und feiern Bei kleineren Schulanlagen können alter-


nativ auch die erweiterten Verkehrsflächen
In jeder Schule wird ein Raumbereich für im Eingangsbereich – eventuell in Kombina-

Lernen
größere Veranstaltungen oder Feierlich- tion mit flexiblen, möglichst schalldichten
keiten gebraucht. In größeren Schulen wird Wänden – als Bereich für größere Veran-
in der Regel ein eigener Raum – die Aula – staltungen vorgesehen werden. Durch
dafür eingeplant. eine flexible Wand kann zum Beispiel der
Musikraum mit anderen Räumen und/oder
Falls dieser Bereich auch außerschulisch mit der Eingangshalle zusammengeschaltet
genutzt werden soll, ist die Einrichtung werden (SchulBauFR Baden-Württemberg
einer Bühne sinnvoll. Zur Ausstattung dieser 2006).
Gemeinschaftszone gehören Neben-
bereiche wie Garderoben, Toiletten und Unter Umständen kann auch eine mehrfach
gegebenenfalls auch ein Stuhllager oder ein nutzbare Sporthalle für größere Schulveran-
Requisitenlager. staltungen mitgenutzt werden.

Raumpilot Grundlagen 493


Lernen

Aula als eigener Aula als eigenständiger Aula als eigenständiger Aula als Erweiterung der
geschlossener Baukörper, angebunden Baukörper, nicht direkt Verkehrsflächen
beziehungsweise angebunden (Mehrfachnutzung)
abgegrenzter Raum

Prinzipielle Anordnungsmöglichkeiten der Aula M 1:2500


Gliederungsquelle und weitere detaillierte Informationen zur Gestaltung der Aula siehe Band „Raumpilot Lernen“

494 Raumpilot Grundlagen


Lernen

Lernen
Raumpilot Grundlagen 495
Lernen

497 Lernformationen
497 Typ 1: Selbstunterricht
498 Typ 2: Einzelunterricht
499 Typ 3: Gespräch in der Gruppe
500 Typ 4: Demonstration
501 Typ 5: Informelles Lernen

496 Raumpilot Grundlagen


Lernen

Lernformationen

Mit Bezug auf die Inhalte des Beitrags „Der


dritte Pädagoge ist der Raum“ von Otto
Seydel (Buch „Raumpilot Lernen“, Seite
19f.) werden fünf wesentliche Lernforma-
tionen unterschieden, die im Prinzip in allen
Schulformen, in allen Fächern und in allen
Altersstufen zum Einsatz kommen können.

Typ 1: Selbstunterricht
Selbstunterricht bedeutet eigenständiges
Lernen durch Bücher lesen, Basteln, Malen
oder eigene Texte schreiben. Seit einigen
Jahren umfasst der Selbstunterricht zuneh-
mend auch das Recherchieren, Kommuni-
zieren, Schreiben, Zeichnen und Konstru-
ieren am Computer. Das eigenständige
Arbeiten ermöglicht ungestörtes Ausprobie-
ren und Nachdenken. Dieses unabhängige
aktive Arbeiten und Reflektieren ist sehr

Lernen
bedeutend für den Lernprozess. Räumliche
Voraussetzung dafür ist ein entsprechendes
Angebot an Einzelarbeitsplätzen in gemein-
schaftlichen Lern- und Arbeitsbereichen.
Daneben sollten auch stärker abgeschirmte
Einzelarbeitsplätze vorgesehen werden, die
Möglichkeiten zum ungestörten konzen-
trierten Arbeiten bieten.

Mit der zunehmenden Umstellung auf die


Ganztagsschule gewinnen Raumangebote
für das selbstständige, aktive Lernen am
Nachmittag zusätzlich an Bedeutung.
M 1:50

Raumpilot Grundlagen 497


Lernen

Typ 2: Einzelunterricht
Neben dem Selbstunterricht unterscheidet
man als eine weitere Lernformation den
Einzelunterricht. Üblicherweise lernt dabei
einer vom anderen, der Schüler vom Lehrer
oder zwei Schüler erarbeiten sich in partner-
schaftlicher Projektarbeit ein Wissensgebiet
gemeinsam. Der Einzelunterricht geschieht
in Form von Nachdenken, Erkennen, Nach-
fragen, Zuhören und Nachmachen und im
Zweiergespräch.

Einzelunterricht kann aber auch stattfin-


den, indem sich ein Lehrer phasenweise
während Stillarbeitszeiten mit einzelnen
Schülern beschäftigt. Er wird für die gezielte
Förderung einzelner Kinder eingesetzt.

Ähnlich wie beim Selbstunterricht wer-


den hierfür Raumbereiche gebraucht, in
denen das gemeinsame laute oder leise
Lernen von zwei Personen unabhängig vom
Gruppenunterricht stattfinden kann. Hierfür
kann schon das Auseinanderschieben der
Schülertische in genügend großen Klassen-
zimmern ausreichen. In vielen Fällen sind
die Klassenzimmer jedoch zu klein, dann
werden Erweiterungsmöglichkeiten wichtig.
Gruppenräume, entsprechend gestaltete
Erschließungsräume oder sonstige Gemein-
schaftszonen können geeignet sein.

498 Raumpilot Grundlagen


Lernen

Typ 3: Gespräch in der Gruppe


Die dritte Lernformation betrifft das Zuhö-
ren, Sprechen, Vorlesen, Vortragen, Basteln,
Werkeln oder Produzieren in der Gruppe.
Für diese Formation werden Gruppengrö-
ßen zwischen vier und zwölf Teilnehmern
empfohlen. Das Lernen in der Gruppe kann
je nach Aufgabe am Tisch sitzend, im Kreis
oder Halbkreis stehend, auf Stühlen sitzend
oder auf dem Boden sitzend oder liegend
stattfinden. Bei entsprechender Arbeitswei-
se und geringer Lautstärke können mehrere
Gruppen in einem Raum gemeinsam lernen.
Wenn die Gruppen unabhängiger agieren
wollen, werden Abschirmungen nötig, um
gegenseitige Störungen zu vermeiden.

Auch für diese Lernformation sind Klassen-


erweiterungsflächen günstig, die flexibel
genutzt und frei eingeteilt und bei Bedarf
bereichsweise abgeschirmt werden können.

Lernen
M 1:50

Raumpilot Grundlagen 499


Lernen

Typ 4: Demonstration
Die „Demonstration“ ist ein wesentlicher
Bestandteil des sogenannten „Frontalun-
terrichts“. Bei dieser Formation erfolgt die
Wissensvermittlung über den Vortrag, die
Beamer-Präsentation, Arbeit an interaktiven
Whiteboards (IAW), sonstige Vorführungen,
Filme oder durch das Durchführen von
Experimenten. Die Schüler lernen vorwie-
gend rezeptiv durch das Aufnehmen des
Vorgetragenen, durch Zuschauen, Zuhören
und Mitschreiben. Bei der Demonstra-
tion ist die Teilnehmerzahl nicht begrenzt.
Wichtig sind eine gute Sicht und Hörbarkeit
von allen Plätzen durch die entsprechenden
optischen oder akustischen Vorausset-
zungen der Raumplanung. Bei größeren
Teilnehmergruppen ist eine ansteigende
Bestuhlung günstig – Multifunktionalität
und Nutzungsänderungen werden dadurch
jedoch eingeschränkt.

Zu diesen vier Lernformationen gibt


Otto Seydel in seinem Beitrag „Der dritte
Pädagoge ist der Raum“ zusammenfassend
als Faustregel an, „wie die zeitliche Vertei-
lung in der zukünftigen Schule aussehen
könnte: 30 Prozent allein, 30 Prozent in der
Kleingruppe (2 bis 6 Schüler), 10 Prozent im
Kreis (der Klasse), 30 Prozent frontal.“
(Otto Seydel in: „Raumpilot Lernen“, 2010,
Seite 23f.)

500 Raumpilot Grundlagen


Lernen

Typ 5: Informelles Lernen Fazit


Ein Großteil der Lernprozesse findet Für die verschiedenen Lernformationen
zusätzlich auf informelle Art statt. Infor- werden Flächen gebraucht, mit denen die
mell bedeutet in diesem Zusammenhang, Klassenräume je nach Bedarf erweitert wer-
dass das Lernen in Bezug auf das Lernziel, den können – beispielsweise Erschließungs-
die Lerndauer und Lernförderung unsys- räume, Gruppenräume oder dafür vorgese-
tematisch ist und ungeplant stattfindet. hene Gemeinschaftsbereiche. Besonders
Darunter fällt beispielsweise der Informa- wichtig ist die vielfältige Nutzbarkeit und die
tionsaustausch auf dem Weg zur Schule, flexible Aufteilbarkeit dieser Flächen, um auf
das Pausengespräch auf dem Schulhof oder wechselnde Anforderungen reagieren zu
die Diskussion beim Spielen und beim Sport können. Prinzipiell erfordern die unterschied-
am Nachmittag. Informelles Lernen findet lichen Formationen sowohl große wie auch
überall im täglichen Leben in vielfältigen kleine Raumeinheiten – ein differenziertes
Interaktionen mit unserer Umwelt statt und Raumangebot, das den Wechsel zwischen
ist auch ein wesentlicher Bestandteil des dem Lernen in der großen Schul- oder
lebenslangen Lernens Erwachsener. Klassengemeinschaft über das Lernen in
der Kleingruppe bis hin zum abgeschirmten
Informelles Lernen ist überall möglich, wo Lernen alleine ermöglicht.
Raum zum Sitzen, Treffen, Warten, Spazie-
rengehen oder Spielen zur Verfügung steht.
Besonders geeignet sind dafür in Schulge-

Lernen
bäuden räumlich erweiterte Flure, Treppen
und Zugangsbereiche, in denen sich die Er-
schließungsflächen mit Aufenthaltsflächen
überlagern. Diese Räume besitzen einen
unverbindlichen Aufforderungscharakter –
man kann stehen bleiben und sich unterhal-
ten, aber man muss es nicht.

Daneben bieten natürlich auch alle Gemein-


schaftsräume wie die Aula oder die über-
dachten und nicht überdachten Schulhof-
flächen entsprechende Raumangebote für
zufällige Treffs und den Austausch von
Informationen. M 1:50

Raumpilot Grundlagen 501


Lernen

502 Raumpilot Grundlagen


Sitzen

Lernen
Raumpilot Grundlagen 503
Lernen
Sitzen

505 Einführung
505 Schulmöbel
505 Sicherheitsanforderungen
506 Anforderungen der DIN EN 1729 und der
DIN ISO 5970
508 Anpassung der Schulmöbel
508 Der Computer am Schülerarbeitsplatz
509 Ergonomische Sitzmöbel/
dynamisches Sitzen
510 Sitzplatzanordnung Werkräume
510 Sitzplatzanordnung allgemeiner
Unterrichtsbereich
511 Möblierungsbeispiele für rechteckige und
quadratische Räume

504 Raumpilot Grundlagen


Sitzen

Einführung Sicherheitsanforderungen und Empfeh- Hinweise zu den Anforderungen an


Schulmöbel finden sich in der GUV-
lungen
Information (Deutsche Gesetzliche
Schüler verbringen die meiste Zeit in der Kanten, Ecken und Haken von Einrichtungs- Unfallversicherung) GUV-SI 8011 /
Schule sitzend. Da dauerndes „falsches“ gegenständen in Aufenthaltsbereichen sind April 1999, aktualisierte Fassung
Oktober 2008: „Richtig sitzen in
Sitzen zu Haltungsschäden führen kann, ist bis zu einer Höhe von 2 m ab Oberkante der Schule. Mindestanforderungen
es wichtig, dass Tische und Stühle an die Standfläche so auszubilden/zu sichern, an Tische und Stühle in allgemein
Körpergröße der Kinder angepasst werden. dass Schüler nicht verletzt werden. Kanten, bildenden Schulen“.

Darüber hinaus werden häufige Wechsel Ecken und Haken von festen und beweg-
der Sitzpositionen empfohlen (dynamisches lichen Einrichtungsgegenständen müssen Gültig ist die europäische Norm DIN
EN 1729 / September 2006, zusätz-
Sitzen). Auch Tische mit geneigten Tischplat- entweder abgerundet (Radius ≥ 2 mm) oder
lich noch gültig ist die internationale
ten können von Vorteil sein (ergonomisches entsprechend gefasst sein. Norm DIN ISO 5970 / Januar 1981.
Mobiliar) (GUV-SI 8011, Seite 5). Daneben
entstehen durch die zunehmende Umstel- Für Schüler sind auf ihre Körpergröße abge- Während die internationale Norm
DIN ISO 5970 aus dem Jahr 1981
lung auf Ganztagsschulen geänderte Nut- stimmte Stühle und Tische bereitzustellen,
von einer physiologisch richtigen
zungsanforderungen in den Schulräumen, die dem Stand der Technik entsprechen. Sitzhaltung ausgeht, berücksichtigt
die flexible Möblierungen erfordern. Die Hinweise der DIN ISO 5970 und der die europäische Norm DIN EN
1729-1:2006-09 „Möbel – Stühle und
GUV-SI 8011 „Richtig sitzen in der Schule“ Tische für Bildungseinrichtungen“
sollten hierbei beachtet werden (DIN 58125, von 2006 auch das dynamische
Schulmöbel § 11und GUV-V S1, § 11). Sitzen. Darüber hinaus werden die
Größenklassen neu definiert und
zusätzlich wird die Klasse 7 (Farbken-
Wichtige Kriterien bei der Schulmöbelwahl Allgemeine Schulbauempfehlungen (ASE) nung „braun“) für sehr große Schüler

Lernen
eingeführt.
sind: für Baden-Württemberg:
– normgerechte und sicherheitsgeprüfte Das Gestühl soll beweglich und kombinier-
Stühle und Tische bar sein und so ausgebildet werden, dass
– ausreichendes Größensortiment gesundheitliche Schäden, insbesondere
– Tische und Stühle aufeinander abge- Haltungsschäden, ausgeschlossen und Er-
stimmt müdungserscheinungen vermieden werden.
– in Fachräumen möglichst zwei Tischhöhen Die Oberfläche der Tische soll hell und matt
durch eine höhenverstellbare Tischplatte sein. Möbel sollen an die Größe der Schüler
(GUV-SI 8011, Seite 4). angepasst sein und verschiedene Sitzhal-
– bei dreieckigen Tischen und dazu gehö- tungen ermöglichen.
rigen höhenverstellbaren Stühlen ist ein
rascher Wechsel zwischen verschiedenen
Unterrichtsformen ohne großen Umbau-
aufwand möglich.

Raumpilot Grundlagen 505


Lernen

59
53
46
40

35
31
26
21
50 50 50
27 30
25

24

28
60

60

60

32
Einzeltisch

120

120

120
0. A.

Doppeltisch

Größe 0 Größe 1 Größe 2 Größe 3


Körperhöhe 80-95cm Körperhöhe 93-116cm Körperhöhe 108-121cm Körperhöhe 119-142cm
Kennfarbe weiß Kennfarbe orange Kennfarbe violett Kennfarbe gelb
Winkel Sitzfläche -5 bis 5° Winkel Sitzfläche -5 bis 5° Winkel Sitzfläche -5 bis 5° Winkel Sitzfläche -5 bis 5°
pr EN 1 729-1 Maße ±1cm Maße ±1cm Maße ±1cm Maße ±1cm

93 115 119
80 95 108 121 133

80 85 95 100 110 115 125 130

90 105 120 135


DIN ISO 5970
Größe 0 Größe 1 Größe 2 Größe 3
Körperhöhe 90cm Körperhöhe 105cm Körperhöhe 120cm Körperhöhe 135cm
Kennfarbe weiß Kennfarbe orange Kennfarbe violett Kennfarbe gelb
Winkel Sitzfläche 0 bis 4° Winkel Sitzfläche 0 bis 4° Winkel Sitzfläche 0 bis 4°

50 58

34
52
46
40

30
26
22

50
45 50
33
26 29

29
70
60

60

27
25

Einzeltisch
130
120

120

o. A.

Doppeltisch

506 Raumpilot Grundlagen


Sitzen

82
76
71
64

46

51
43
38
50 50 50 50
34 48 42 46

60

60

400
60
60

38
34

36

130

130
130

130

Größe 4 Größe 5 Größe 6 Größe 7


Körperhöhe 133-159cm Körperhöhe 146-176.5cm Körperhöhe 159-188cm Körperhöhe 174-207cm
Kennfarbe rot Kennfarbe grün Kennfarbe blau Kennfarbe braun
Winkel Sitzfläche -5 bis 5° Winkel Sitzfläche -5 bis 5° Winkel Sitzfläche -5 bis 5° Winkel Sitzfläche -5 bis 5°
Maße ±1cm Maße ±1cm Maße ±1cm Maße ±1cm
159 188
142 146 176.5
174 207

140 145 155 160 170 175 185 190 195 205

150 165 180 200

Größe 4 Größe 5 Größe 6


Körperhöhe 150cm Körperhöhe 165cm Körperhöhe 180cm
Kennfarbe rot Kennfarbe grün Kennfarbe blau
Winkel Sitzfläche 0 bis 4° Winkel Sitzfläche 0 bis 4° Winkel Sitzfläche 0 bis 4°

Lernen
76
70
64

46
42
38

50 50 50
36 38 40
70

36
70
32

34
70
130

130

130

M 1:50

Raumpilot Grundlagen 507


Lernen

Anpassung der Schulmöbel dürfen die Vorderkante der Sitzfläche nicht Computer am Schüler-
berühren. arbeitsplatz
Schulmöbel sollten möglichst halbjährig
individuell angepasst werden. C Tischhöhe: Durch die zunehmende Nutzung von Com-
Die Ellenbogenspitze muss sich bei herun- putern im Unterricht hebt sich die Trennung
A Sitzhöhe: terhängenden Armen in Tischplattenhöhe von Klassenraum und Computerraum mehr
Das Kind muss mit beiden Füßen den befinden. und mehr auf. Eine ergonomische Gestal-
Boden vollständig berühren. Die Ober- tung des Bildschirmarbeitsplatzes und eine
schenkel müssen waagerecht auf der D Beinfreiraum: sichere Geräteunterbringung mit abschließ-
Sitzfläche aufliegen. Zwischen Tischunterbau und Oberschenkel barer Kabelführung müssen in der Planung
muss Bewegungsspielraum bleiben. beachtet werden.
B Sitztiefe: (GUV-SI 8011)
Kniekehle und Unterschenkelrückseite

Auge
nabsta
nd 45
- 70
C

72
D

38 - 50
A

B 80 - 90

508 Raumpilot Grundlagen


Sitzen

Computertisch Ergonomische Schulmöbel/ bedürfnis der Schüler an. Der durch diese
Tischtiefe mindestens 80 cm (besser dynamisches Sitzen Möbel erleichterte Wechsel zwischen
90 cm), Tischhöhe in der Primarstufe circa unterschiedlich aktiven und passiven Sitz-
64 cm, in der Sekundarstufe circa 72 cm. Während die internationale Norm DIN ISO positionen soll Haltungsschäden, die durch
Unterschiedliche Körpergrößen sollten mit 5970 von 1981 von einer physiologisch „Dauersitzen“ verursacht werden, entge-
einem höhenverstellbaren Stuhl ausgegli- richtigen Sitzhaltung ausgeht, berücksichtigt genwirken. Bei ergonomischen Tischen wer-
chen werden. die europäische Norm DIN EN 1729-1:2006- den Höhenverstellbarkeit und eine geneigte
09 „Möbel – Stühle und Tische für Bildungs- Tischplatte empfohlen.
Blickrichtung/Blickhöhe einrichtungen“ aus dem Jahr 2006 auch das
Die Blickrichtung parallel zur Fensterfront dynamische Sitzen durch unterschiedlich
reduziert die Direktblendung und Spiege- zulässige Sitzwinkel.
lungen auf dem Bildschirm. Die Oberkante
des Bildschirms sollte unter Augenhöhe Schulmöbel für dynamisches Sitzen passen
sein (GUV-SI 8009). sich dem natürlichen Sitz- und Bewegungs-

Lernen
M 1:20

Raumpilot Grundlagen 509


Lernen

Sitzplatzanordnung Übungs- und Werkraum Hin w eis ASE:


Mindestmaße für Schülerarbeitsplätze in Q uadratische, de m Q uadrat angenäherte
Allgemeiner Unterrichtsbereich Übungs- und Werkräumen und vergleichbar oder polygonale Raumzuschnitte eignen
Mindestmaße für Schülerplatze in regulären ausgestatteten Räumen, bei Rücken-an- sich für vielseitige M öblierungen. Recht-
Unterrichtsräumen, hintereinander: Rücken-Anordnung: eckige Raumzuschnitte schränken diese
Tischabstand seitlich 80 cm, Tischbreite Tischabstand seitlich 100 cm, besser M öglichkeit ein, sind aber besser teilbar
Zweiertisch 120 cm bis 130 cm, Tischtiefe 120 cm (GUV-SI 8009), Tischbreite Zweier- (ASE B W).
50 cm, Tischabstand vorn/hinten 80 cm tisch 160 cm, Tischtiefe 80 cm (von Raum-
(OFD Baden-Württemberg). nutzung abhängig), Tischabstand 150 cm
(DIN 58125, § 25 und. GUV-V S1, § 25 ).
Größe und Proportion des Klassenraums Abstand zwischen dem Experimentiertisch
sollten die Möglichkeit bieten, Tische und des Lehrers und den ersten Schülertischen
Stühle entsprechend der gewählten Unter- mindestens 120 cm (DIN 58125, § 25 und
richtsform in unterschiedlicher Art aufstellen GUV-V S1 § 25)
zu können. Für den Gruppenunterricht wird
m ehr Raum benötigt als für den Frontalun-
terricht.

260
260
100 160
180 - 210 100 160

60 - 80 120 - 130

80
80

165
50

85
130

230
80

150

Platzanordnung im regulären Unterrichtsraum, Platzanordnung in Übungs- und Werkräumen, Platzanordnung in Übungs- und Werkräumen,
hintereinander Rücken an Rücken hintereinander

M. 1:100

510 Raumpilot Grundlagen


Sitzen

Möblierungsbeispiele für einen rechteckigen und einen quadratischen Unterrichtsraum

Frontalunterricht Gruppenarbeit freier Unterricht


32 Sitzplätze 32 Sitzplätze 32 Sitzplätze

Klassenraumgrößen

24 Schüler 54 m2
30 Schüler 60 m2
33 Schüler 66 m2
36 Schüler 72 m2
(OFD BW)

In den Beispielen:
rechteckiger Raum
7,10 m x 9,30 m = 66 m2
quadratischer Raum
8,10 m x 8,10 m = 65,5 m2

Lernen
M 1:250

Raumpilot Grundlagen 511


Lernen

512 Raumpilot Grundlagen


Allgemein unterrichten

Lernen
Raumpilot Grundlagen 513
Lernen
Allgemein unterrichten

515 Einführung
517 Anordnungsvarianten für Klassenräume
mit und ohne Gruppenraum
518 ASE – Vorgaben zur Klassenraum-
gestaltung
519 Klassenraumhöhen
520 Natürliche Belichtung
521 Künstliche Beleuchtung
521 Schallschutz
521 Schallschutz gegen Außengeräusche

514 Raumpilot Grundlagen


Allgemein unterrichten

Recherchieren Veranstalten und feiern


und informieren Arbeiten und
verwalten

Neben-
räume
Allgemein unterrichten

Fachbezogen unterrichten
Essen und Freizeit
verbringen

Freibereiche

Funktionsbeziehungen Allgemein unterrichten

Einführung Auf den folgenden Seiten sind weiterhin die


detaillierten Mindestanforderungen an die

Lernen
Der allgemeine Unterrichtsbereich umfasst Größe und Gestaltung von Klassenräumen
die Klassenzimmer, gegebenenfalls auch entsprechend den Allgemeinen Schul-
Gruppenräume und zusätzliche Klassen- bauempfehlungen Baden-Württembergs
raumerweiterungsflächen. Diesen Räumen angegeben (ASE 1983).
sind Nebenräume wie einzelne Material-,
und Kartenräume zugeordnet.

Je nach pädagogischem Konzept kann die


Gestaltung des Unterrichtsbereichs sehr
unterschiedlich sein. Auch für die Anord-
nung der Gruppenräume in Bezug zu den
Klassenräumen gibt es verschiedene An-
ordnungsvarianten. Auf der nachfolgenden
Doppelseite sind unterschiedliche Grund-
prinzipien in einer Übersicht dargestellt.

Raumpilot Grundlagen 515


Lernen

Anordnungsvarianten von Klassenräumen mit und


ohne Gruppenraum

Reihung von Klassenräumen ohne Ein Gruppenraum für mehrere Klassen- Ein Gruppenraum pro Klassenraum/
Gruppenraum räume Gruppenraum im Klassenraum integriert

Klassenraum

Gruppenraum / Klassenraumerweiterung

516 Raumpilot Grundlagen


Allgemein unterrichten

Gruppenraum überlagert mit „offene Lernlandschaft“ Klassenraumerweiterung in Freibereich


Erschließungszone

Lernen
Weitere detaillierte Informationen zur Gestaltung des Unterrichtsbereichs siehe Band „Raumpilot Lernen“ M 1:2500

Raumpilot Grundlagen 517


Lernen

Die ASE enthalten detaillierte Planungsemp-


Tafelprojektionsfläche
fehlungen zur Gestaltung von Klassen- zentral
räumen. Als Orientierungswerte sind hier

≥ 320 / ≥ 300
die wesentlichen Angaben der ASE BW in
einem Überblick zusammengefasst.

Raumtiefe:
Die Raumtiefe soll im Allgemeinen bei Lüftungsfläche:
≥ 0,3 m2 pro Schüler voll
7,20 m liegen und kann bei Räumen ab
zu öffnende Lüftungs-
70 m2 bis 8,40 m betragen. Über 8,40 m flügel 720
hinausgehende Raumtiefen erfordern eine
Luftraum:
beidseitige Belichtung durch Fenster oder ≥ 6 m2 pro Schüler
Oberlichter.
720

Raumhöhe:
Die lichte Raumhöhe soll bei natürlicher Be- 30

minimaler Abstand
und Entlüftung mindestens 3,20 m und bei Blickwinkel

zur Tafel 2,00 m


künstlicher Be- und Entlüftung mindestens
3 m betragen.
Fensterfläche:
≥ ein Fünftel der Grundflä-
Fensterfläche:

maximaler Abstand zur Tafel 9,00 m


che des Klassenraums
Die Größe der wirksamen senkrechten Fen-
sterfläche (reine Glasfläche) soll ein Fünftel Grundfläche:
≥ 1,8 bis 2 m2 pro Schüler
der Raumgrundfläche nicht unterschreiten. in allgemeinen Unter-
richtsräumen
Sichtabstand zur Tafel:

835
≥ 2,7 m2 pro Schüler in
Der Abstand eines Schülerarbeitsplatzes Fachräumen, Naturwis-
von der Wandtafel soll 2 m nicht unter- senschaften
schreiten und 9 m nicht überschreiten.
Raumausstattung:
Waschbecken, zwei
Blickwinkel zur Tafel: Wandtafeln, davon eine
Magnettafel, Projektions-
Der ungünstigste Blickwinkel zur Tafel soll fläche, (Einbau-)Schrank,
30° nicht unterschreiten. Pinnwand, Tische und
Stühle

Material- und Farbwahl der Oberflächen:


Oberflächen sollen tageslichtaufhellend sein
und Reflexionen vermeiden.

Grundrissbeispiel, Klassenraum mit 60 m2 für 30 Schüler, M 1:100

518 Raumpilot Grundlagen


Allgemein unterrichten

Lüftungsfläche:
Tafelprojektionsfläche
seitlich Je Schüler sollen 0,3 m2 Fensterfläche
voll zu öffnen sein. Eine einseitige freie
≥ 320 / ≥ 300

Fensterlüftung ist bis zu einer Raumtiefe


von 8,40 m möglich, wenn die lichte Raum-
höhe mindestens 3,20 m beträgt und die
innere Raumzone in circa 1 m Tiefe nur als
Verkehrsfläche genutzt wird.

Grundfläche:
840
≥ 1,8 bis 2 m2 pro Schüler in allgemeinen
Unterrichtsräumen
840 ≥ 2,7 m2 pro Schüler in Fachräumen, Natur-
wissenschaften
Türen:
≥ 40 Benutzer
Garderoben:
müssen Klas-
senraumtüren in Garderoben können im Flur, im Klassenraum
Fluchtrichtung oder auch bereichsweise zusammengefasst
aufschlagen;
Nach außen
angeordnet werden. Die ASE empfiehlt die
aufschlagende Unterbringung im Flur (zusätzliche Brandlast
Türen dürfen in beachten). Sofern Garderoben in Unter-
der Endstellung
einschließlich Tür- richtsräumen vorgesehen werden, sind sie
griff max. 20 cm gut lüftbar anzuordnen.
in den Fluchtweg
hineinragen
Raumausstattung:
860

Lernen
In jedem allgemeinen Unterrichtsraum sollte
folgende Grundausstattung vorhanden sein:
– ein Waschbecken
– zwei Wandtafeln, davon eine Magnettafel
– eine Projektionsfläche
– ein (Einbau-)Schrank
– eine Pinwand
– Tische und Stühle.

100

Grundrissvariante, Klassenraum mit 72 m2 für 36 Schüler, M 1:100

Raumpilot Grundlagen 519


Lernen

Raumhöhe bei nicht ebenen Decken:


Bei nicht ebenen Decken sollten je
nach Lüftungssystem 3,20 m im Mit-
tel beziehungsweise 3 m im Mittel
nicht überschritten werden, dabei
muss an der niedrigsten Stelle ein
≥ 250 an niedrigster Stelle

Mindestmaß von 2,50 m eingehalten

320 bzw. 300


werden

im Mittel
Raumhöhe bei künstlicher Be- und
Entlüftung:
mindestens 3 m im Lichten

Raumhöhe bei natürlicher Be- und


Entlüftung:
mindestens 3,20 m im Lichten
≥ 300
≥ 320

840

M 1:100

520 Raumpilot Grundlagen


Allgemein unterrichten

Natürliche Belichtung: gung über flankierende Bauteile) Schallabsorptionsflächen


Sämtliche Unterrichtsräume müssen Fens- Decken zwischen Unterrichtsräumen und
ter mit Ausblick ins Freie haben. (Lernmittel- Sporthallen, Musikräumen, Werkräumen:
räume et cetera können fensterlos oder von erforderlich R`w 55 dB
oben belichtet sein.) Tageslicht von links und
Südorientierung der Klassenräume sollten Wände zwischen Unterrichtsräumen
bevorzugt werden. Sonnen- und Blend- oder ähnlichen Räumen und Fluren: An der Decke in Raummitte: ungünstig für
Frontalunterricht, da keine Schallreflektion
schutz muss entsprechend der Orientierung erforderlich R`w 47 dB
über die Deckenmitte in die Raumtiefe
vorgesehen werden. (Vergleiche hierzu DIN möglich ist, günstig für Gruppenunterricht.
5034 und Landesrecht) Wände zwischen Unterrichtsräumen oder
ähnlichen Räumen und Treppenhäusern:
Künstliche Beleuchtung: erforderlich R`w 52 dB
Die künstliche Beleuchtung soll an die
Nutzung ausgerichtet und blendfrei sein. Wände zwischen Unterrichtsräumen oder
Die Farbe der künstlichen Beleuchtung soll ähnlichen Räumen und „besonders lauten“
dem Tageslicht weitgehend entsprechen Räumen wie zum Beispiel Sporthallen oder
(vergleiche DIN 5035). Musikräumen: Oberer Teil Rückwand und seitliche
Deckenstreifen: günstig für Frontalunter-
erforderlich R`w 55 dB
richt, da Schallreflexion des Redners über
Schallschutz: Deckenfläche in die Raumtiefe möglich ist.
Die bauaufsichtlich verbindlichen Anforde- Türen zwischen Unterrichtsräumen oder
rungen an den Schallschutz in Schulen sind ähnlichen Räumen und Fluren: Rückwandreflexion

Lernen
in der DIN 4109:1989-11 „Schallschutz im erforderlich R`w 32 dB
Hochbau“, Tabelle 3 enthalten. Zusätzlich
ungünstig
sind die Anforderungen der DIN 18041: Schallschutz gegen Außengeräusche: ungünstig
2005-4 „Hörsamkeit in kleinen bis mittel- Bei einem Außengeräuschpegel bis zu
großen Räumen“ zu beachten. 65 dB(A) kann von Fensterlüftung ausge-
günstig
gangen werden und es ist keine besondere günstig
Differenzierte Nachhallzeit für Unterrichts- Anforderung an die Ausführung von Außen-
räume: DIN 18041 wänden und Fenstern zu stellen. Bei einem
günstig
Außengeräuschpegel von über 65 dB(A)
Schutz gegen Lärm aus benachbarten sollten die Fenster während des Unterrichts Stark vereinfachte Schemata zur Wirkung
von Schallabsorptions- und Reflektorflä-
Räumen: Normgerechte Luft- und Trittschall- geschlossen bleiben und ein Luftschall-
chen in Klassenräumen. Die Wirkung ist
dämmung der Decken, Wände und Türen schutzmaß von minus 12 dB erreichen. zusätzlich stark von der genauen Raumpro-
entsprechend DIN 4109. (R`w: bewertetes Hierbei kann der Einbau lüftungstechnischer portion, den Oberflächenmaterialien und
der Oberflächengestaltung abhängig.
Schalldämmmaß in dB mit Schallübertra- Anlagen erforderlich werden.

Raumpilot Grundlagen 521


Lernen

522 Raumpilot Grundlagen


Fachbezogen unterrichten

Lernen
Raumpilot Grundlagen 523
Lernen
Fachbezogen unterrichten

525 Einführung
525 Naturwissenschaftlicher Unterrichts-
bereich
526 Lehrsaal
526 Lehr-/Übungsraum
526 Vorbereitungs-/Sammlungsraum
527 Grundrissbeispiel Physikraum
Gymnasium
528 Musischer Unterrichtsbereich
528 Musikunterricht
528 Kunstunterricht
528 Werkstatträume
528 Lage
528 Anforderungen und Ausstattung
529 Belichtung und Belüftung
529 Bodenbelag

524 Raumpilot Grundlagen


Fachbezogen unterrichten

Veranstalten
und feiern
Recherchieren
Arbeiten und
und informieren
verwalten

Fachbezogen unterrichten Neben-


Allgemein unterrichten räume

Essen und Freizeit


verbringen
Freibereiche

Funktionsbeziehungen Fachbezogen unterrichten

Einführung Naturwissenschaftlicher
Unterrichtsbereich
Zu den Fachklassen gehören die Räume
für den naturwissenschaftlichen Unterricht, Die naturwissenschaftlichen Fachbereiche

Lernen
für Musik und Kunst, für die Computernut- umfassen Lehr- und Übungsräume, Samm-
zung, unterschiedliche Werkräume und die lungs- und Vorbereitungsräume und even-
Schullehrküchen für den Kochunterricht. tuell zusätzliche spezielle Lagerräume (zum Günstige Lage der Fluchtwege, sie sollen möglichst weit
auseinanderliegen
Der Fachunterricht erfordert jeweils unter- Beispiel Raum für brennbare Flüssigkeiten).
schiedliche spezielle technische Raumaus- In den naturwissenschaftlichen Unterrichts-
stattungen und teilweise auch spezielle bereichen für Biologie, Physik und Chemie
Raumgrößen und Raumhöhen, die sich von und den Werk-/Technikräumen besteht
den Raumproportionen und Ausstattungen aufgrund ihrer Ausstattung und aufgrund
der allgemeinen Unterrichtsräume unter- der verwendeten Chemikalien et cetera
scheiden. Aus installationstechnischen und eine erhöhte Unfall- und zum Teil auch eine
weiteren funktionalen Gründen wird emp- erhöhte Brandgefahr. Planungsvorgaben für Ungünstige Lage der Fluchtwege, sie sollen nicht in dersel-
ben Ecke liegen
fohlen, die Fachklassen jeweils fächerbezo- diese Räume finden sich in der „Unfallver-
gen räumlich zusammenzufassen. hütungsvorschrift Schulen“ (GUV-V S1) und
in der DIN 58125.

Raumpilot Grundlagen 525


Lernen

Räume mit erhöhter Brandgefahr (Chemie können Rampen zur Höhenüberwindung


und Holzwerkräume) müssen grundsätzlich eingesetzt werden, bei höherer Steigung
über zwei getrennte sogenannte „sichere müssen Stufen ausgebildet werden. In
Fluchtwege“ verfügen, die möglichst in der vordersten Reihe muss Barrierefreiheit
entgegengesetzte Fluchtrichtungen führen. gewährleistet sein.
Diese Anforderung gilt nicht als erfüllt,
wenn der zweite Fluchtweg über den Lehr-/Übungsraum
Sammlungs- oder Vorbereitungsraum führt In Lehr- und Übungsräumen können Schüler
und dessen Zugang in derselben Ecke liegt Experimente unter Aufsicht selbst durchfüh-
wie der Ausgang des Unterrichtsraums. Die ren, ihnen steht daher mehr Arbeitsfläche
Fluchttüren müssen in diesen Räumen in zur Verfügung als in den Lehrsälen. Diese
Fluchtrichtung aufschlagen. Der geforderte Räume sollten möglichst für unterschied-
zweite Fluchtweg kann über ein Fenster liche Unterrichtsformen geeignet sein.
erfolgen, allerdings nicht durch Anleitern der
Feuerwehr, da die Flucht über Anleitern mit Sammlungs-/Vorbereitungsraum
circa 3 Minuten je Person zu lange dauert. Die Sammlungs- und Vorbereitungsräume
Hier werden also Außenbalkone, Terrassen sollten den Lehrräumen möglichst direkt
und Außentreppen gefordert, über die und ohne Stufen zugeordnet sein. Unter
Lehrer und Schüler selbstständig in einen Umständen kann für diese Räume eine
sicheren Bereich flüchten können. Ist der gesonderte Abluftanlage gefordert werden.
Unterrichtsraum jedoch mit einer vollstän- Die Türen zu diesen Räumen und zu den
digen Verdunkelung ausgestattet, darf der Lehrsälen sollten für Transportgut circa
zweite Fluchtweg nicht über ein Fenster 60 cm höher ausgebildet werden als Norm-
erfolgen. türen. Die Chemikalien und Gefahrstoffe
sollten in einem eigenen Chemikalienraum
Lehrsaal mit circa 6 m2 bis 10 m2 Fläche unterge-
In den Lehrsälen wird vorwiegend Demon- bracht werden. Alternativ können entlüftete
strationsunterricht durchgeführt. Um eine Chemikalienschränke für die jeweiligen
gute Sicht auf den Lehrerexperimentiertisch Gefahrstoffgruppen eingesetzt werden
zu gewährleisten, werden die Lehrsäle (Gefahrenstoffe, siehe GUV-V S1, § 26).
des naturwissenschaftlichen Bereichs mit
ansteigendem, fest installiertem Gestühl
ausgestattet. Meist sind 2 bis 3 Podeststu-
fen (circa 15 cm bis 17 cm Höhe) günstig.
Bis zu einer Steigung von 10 Prozent

526 Raumpilot Grundlagen


Fachbezogen unterrichten

≥ 230

40
260

Lehrsaal Sammlungs- und Vorbereitungsraum Lehr- und Übungsraum

Lernen
Lehrsaal (beispielhaft) Sammlungs- und Vorbereitungsraum Lehr- und Übungsraum (beispielhaft)
– Schülerzahl: 40 Schüler (beispielhaft) – Schülerzahl: 32 Schüler
– Raummaße: 7,90 m x 8,40 m – Raummaße: 6,70 m x 8,40 m – Raummaße: 10 m x 8,40 m
– Fläche: 66 m² – Raumausstattung: ausreichend Schrank- – Fläche: 84 m2 bis 90 m²
– Raumausstattung: Lehrerexperimen- raum; Türen sollen möglichst direkt und – Raumausstattung: Lehrer- und Schüler-
tiertisch mit Strom, Gas- und Wasseran- ohne Stufen erreichbar sein; Chemikalien experimentiertische mit Strom, Gas- und
schluss, Absaugvorrichtung, Wandtafel, müssen in einem eigenen Chemikalien- Wasseranschluss; Schränke für Experi-
Projektionsmöglichkeit, Hörsaalgestühl, raum oder in abgeschlossenen Chemika- mentiergeräte (mindestens 30 cm tief);
2 bis 3 Podeststufen mit 15 cm bis 17 lienschränken untergebracht werden Wandspüle; 2 bis 3 Podeststufen (je 15 cm
cm Höhe; ausreichende Tiefe (40 cm) bis 17 cm hoch) empfehlenswert
der Schreibgelegenheit

Beispiel für die Gestaltung eines Physikraumbereichs an einem Gymnasium, Grundriss und Schnitt, M 1:200

Raumpilot Grundlagen 527


Lernen

Musische Unterrichtsbereiche Werkstatträume

Musikunterricht Lage
Der Musiksaal kann als abgeschlossener Da in Werkräumen viel Arbeitslärm entsteht,
Raum ausgebildet werden, er kann aber sollten sie im Schulgebäude so angeordnet
auch mittels flexibler (möglichst schall- werden, dass der Unterricht in anderen
dichter) Wände mit anderen Räumen, der Räumen durch sie nicht gestört wird (siehe
Aula oder mit der Eingangshalle verbunden ASE BW). Außerdem wird für Werkräume
sein. An den Musiksaal ist ein Lehrmittel- aufgrund der Materialandienung eine gut
raum für die Lagerung von Instrumenten, zugängliche Erdgeschosslage empfohlen.
Tonträgern et cetera angegliedert. Es ist zweckmäßig, die Werkräume mit den
Räumen für Kunstunterricht zusammenzu-
An Musikräume werden hohe raumakus- fassen, da der Unterricht häufig vom selben
tische Anforderungen gestellt. Auch Lehrer erteilt wird und die einzelnen Tech-
Störungen nach außen müssen mittels niken wechselseitig eng verknüpft sind.
schalldämmender Maßnahmen vermieden
werden. Die DIN 4109 fordert für die Wände Anforderungen und Ausstattung
und für die Decken zwischen Unterrichts- Grundsätzlich sind die Richtlinien der
räumen oder ähnlichen Räumen und Gesetzlichen Unfallversicherung (GUV)
besonders lauten Räumen wie zum Beispiel einzuhalten. Dazu gehören die im Kapitel
Sporthallen oder Musikräumen R’w 55 dB. „Sitzen“ erläuterten Mindestabstände
Die DIN 18041 macht genaue Angaben zwischen Arbeitstischen in Werkräumen.
zu raumakustischen Anforderungen, wie Verkehrsflächen sind dabei noch nicht
beispielsweise zur Nachhallzeit. berücksichtigt. Bei Durchgängen zwischen
zwei Arbeitstischen sind mindestens
Kunstunterricht weitere 60 cm erforderlich.
In Zeichensälen sollte eine gleichmäßige
Beleuchtung gewährleistet sein, daher wird Die zugehörigen Material- und Maschinen-
hierfür eine Nord-Orientierung empfohlen räume müssen unmittelbar von den Werk-
(siehe ASE BW). In diesen Räumen sind räumen zu erreichen sein, weil die Bearbei-
ausreichend Stell- und Hängeflächen für Ar- tungsmaschinen von den Schülern nur unter
beitsmaterialien und Objekte/Bilder vorzuse- Aufsicht des Werklehrers benutzen werden
hen. Spülbecken müssen in ausreichender dürfen.
Zahl vorhanden sein.

528 Raumpilot Grundlagen


Fachbezogen unterrichten

Der Maschinenraum sollte jedoch vom Belichtung und Belüftung


Schülerübungsraum baulich getrennt Die Räume müssen sachgemäß beleuchtet
sein, damit lärmintensive Maschinen wie und belüftet sein. Holzstaub darf nicht in
Kreissäge oder Hobel nicht im Werkraum gesundheitsgefährdender Konzentration
benutzt werden müssen. Damit der Lehrer auftreten (Absauganlagen). Für Brennö-
seine Aufsichtspflicht für beide Räume fen in Aufenthaltsbereichen von Schülern
wahrnehmen kann, ist eine Sichtverbindung muss eine Entlüftung ins Freie vorgesehen
zwischen Maschinenraum und Schüler- werden (DIN 58125, § 26 beziehungsweise
übungsraum vorzusehen. GUV-V S1, § 26).

Werkräume sind grundsätzlich mit minde- Bodenbelag


stens zwei möglichst weit auseinander lie- Für Werkräume müssen Bodenbeläge
genden Ausgängen zu versehen, wobei ein gewählt werden, die auch bei Staubanfall
Ausgang auch durch den Maschinenraum ausreichend trittsicher sind (siehe DIN
führen darf (DIN 58125, § 21f. beziehungs- 58125, § 23 und GUV-V S1, § 23).
weise GUV-V S1, § 21f.).

Lernen
Grundriss Werkstatträume an einer
Hauptschule (beispielhaft)
≥ 100 160 ≥ 100

≥ 100
Ausstattung:
– Schülerwerkbänke, zusammenge-
stellt zu Vierer-Arbeitsplätzen
– Lehrerarbeitstisch, 2,20 m x 0,80 m
– Einbauschränke
– Tafel und Projektionswand
≥ 100

– Wasserbecken mit Ablage


≥ 100 160

– Maschinen
Sichtfenster, – Reihenwerkbänke
ca. 3,00 x 1,00 m – Brennofen
– Trockenschrank (belüftet)
– Absaugung
145 80 80 150 80 80 145 Fluchtmöglichkeit nach außen – Lagerregale

Werkraum für 16 Schüler, Materialraum, 42 m2


66 m2 und 30 m2 Restfläche Maschinenraum, 36 m2 M 1:200

Raumpilot Grundlagen 529


Lernen

530 Raumpilot Grundlagen


Arbeiten und verwalten

Lernen
Raumpilot Grundlagen 531
Lernen und verwalten
Arbeiten

533 Einführung
534 Varianten mit zentral angeordnetem
Lehrerbereich
534 Lage
534 Schulsekretariat
534 Rektorat
535 Varianten mit dezentral angeordnetem
Lehrerbereich
535 Schulsekretariat
535 Rektorat

532 Raumpilot Grundlagen


Arbeiten und verwalten

Ankommen
Nebenräume Essen und Freizeit
verbringen
Veranstalten und feiern

Arbeiten und verwalten


Freibereiche

Allgemein unterrichten

Fachbezogen unterrichten

Funktionsbeziehungen Arbeiten und verwalten

Einführung konzentrierte Einzelarbeit vorfinden,


Die Arbeit von Lehrern hat sich in den bei Bedarf aber auch im Team arbeiten
letzten Jahren stark verändert. Team- und beziehungsweise Koordinationsgespräche

Lernen
Projektarbeit nehmen inzwischen einen weit in unterschiedlich großen Gruppen führen
größeren Teil ihrer Arbeitszeit ein als zuvor. können.
Zusätzlich verändern sich durch den Ausbau
vieler Schulen zu Ganztagsschulen die Das traditionelle gemeinsame „Lehrerzim-
Arbeitsbedingungen von Lehrern. Die Auf- mer für alle“ kann kaum der angemessene
enthaltszeiten an der Schule sind erheblich Rahmen für diese unterschiedlichen Anfor-
länger geworden und das Aufgabenspek- derungen sein. Damit die längere Arbeitszeit
trum wurde erweitert. Hierdurch entstehen von Lehrern an der Schule sinnvoll genutzt
neue Anforderungen an die Arbeitsplätze werden kann, müssen jedoch nicht nur
und auch an die Sozialräume der Lehrer. geeignete Arbeitsplätze vorhanden sein,
sondern auch entsprechende „Pausenräu-
Die Raumangebote sollten möglichst so me“ zur Erholung und Kommunikation zur
gestaltet sein, dass Lehrer in der Schule Verfügung stehen.
sowohl räumliche Bedingungen für die

Raumpilot Grundlagen 533


Lernen

Lehrerbereich und Verwaltung zentral angeordnet

Lage Bei großen Schulanlagen ist eine dezentrale Statt einem großen Konferenztisch werden
Prinzipiell können Lehrerbereich und Ver- Anordnung des Lehrerbereichs zusam- auch Einzeltische (Kleinschreibtische) einge-
waltung räumlich zentral zusammengefasst men mit der Unterbringung der Lehr- und setzt, die eine freie Gruppierung erlauben,
oder aufgesplittet dezentral auf verschie- Lernmittel bei den einzelnen Fachbereichen oder auch zu einem großen Konferenztisch
dene Stellen im Schulgebäude verteilt meist auch aus gesamtorganisatorischen zusammengestellt werden können.
werden. Gründen sinnvoll (siehe ASE).
Neben Arbeitstischen und Stühlen sind
Es kann von Vorteil sein, den Lehrerbereich Größe und Ausstattung Lehrerzimmer meist auch mit Postfächern
dem Informationsbereich anzugliedern, Die Größe des Lehrerbereichs richtet sich für jede Lehrkraft, Informationsstafeln und
um eine gute Verbindung von Lehrer- und nach dem Schultyp und der Anzahl der einer Handbibliothek für Lehr- und Unter-
Schülerbücherei sowie Lehrerzimmer und Lehrer. Im traditionellen gemeinsamen Leh- richtsmaterial ausgestattet. Eine Lehrergar-
Schülerarbeitsräumen zu schaffen. rerzimmer stehen jedem Lehrer (nur) etwa derobe und Lehrertoiletten sollten in der
3 m² als Arbeitsplatz zur Verfügung. Nähe angeordnet sein.

534 Raumpilot Grundlagen


Arbeiten und verwalten

Lehrerbereich und Verwaltung dezentral angeordnet

Lehrerbereich

Verw altung

Lernen
Schulsekretariat Rektorat
Das Sekretariat ist die erste Anlaufstelle Die Räume für Schulleiter und Stellvertreter
für alle Besucher und auch für Eltern und sollten möglichst in der Nähe der anderen
Schüler. Dieser Raumbereich sollte daher Lehrerbereiche liegen.
für Besucher leicht auffindbar sein. Eine
Wartezone mit Sitzgelegenheit für Besucher In diesen Räumen sollte jeweils auch ein
im Flur vor dem Sekretariat gehört ebenso kleinerer Besprechungsbereich (circa sechs
dazu wie eine kommunikative Gestaltung Plätze) vorhanden sein.
des gesamten Raums. Doch es muss auch
ein datentechnisch geschützter Bereich vor- (Weitere Informationen zur Gestaltung des
handen sein, in dem vertrauliche Vorgänge Lehrerbereichs siehe Band „Raumpilot
bearbeitet werden können. Lernen“)

Raumpilot Grundlagen 535


Lernen

536 Raumpilot Grundlagen


Recherchieren und informieren

Lernen
Raumpilot Grundlagen 537
Lernen
Recherchieren und informieren

539 Bibliothek/Mediathek
539 Lage
539 Richtwerte für den Flächenbedarf
540 Grundrissbeispiel

538 Raumpilot Grundlagen


Recherchieren und informieren

Nebenräume
Ankommen
Veranstalten Freibereiche
und feiern
Recherchieren
und informieren
Arbeiten und verwalten

Allgemein unterrichten

Fachbezogen unterrichten

Funktionsbeziehungen Recherchieren und Informieren

Bibliothek/Mediathek Lage Richtwerte für den Flächenbedarf


Die Schulbibliothek sollte als Informa-
Empfohlen wird das Zusammenfassen tions-, Arbeits- und Kommunikationsort Bibliotheks-/Mediatheksfläche:
von Schulbibliothek, Mediathek, Lehr- und an zentraler Stelle gut auffindbar unterge- circa 0,4 m² bis 0,55 m² je Schüler
Lernmittelzimmer, Karten- und Samm- bracht sein. Schulstufenbezogen bestehen

Lernen
lungsräumen, Oberstufen- und Fachbe- unterschiedliche Anforderungen. Zu den Für eine Schule mit 1000 Schülern werden
reichsbibliotheken zu einem gemeinsamen, Bibliotheksbereichen zählen prinzipiell: als grobe Richtwerte vorgeschlagen:
möglichst zentral gelegenen Informations- Thekenbereich, Verwaltungsbereich und
bereich. Dieses Informationszentrum sollte Regalzone, Einzelarbeitsbereiche, Gruppen- 10 000 Bände
möglichst über die Unterrichtszeiten hinaus arbeitsbereiche, audio-visueller Bereich, circa 4000 audiovisuelle Medien
geöffnet sein und auch außerschulischen Ausstellungsbereich und eventuell ein circa 50 Zeitschriften
Nutzern offenstehen. Veranstaltungsbereich. circa 40 Arbeitsplätze
80,00 m2
Schulbibliotheken sind mit Bücherrega- circa 6 Carells (Lesekabinen) 16,80 m2
len, einer Registratur und Leseplätzen circa 1 Gruppenraum 50,00 m2
ausgestattet. Mediatheken erweitern die Arbeitsraum für Bibliothekare 18,00 m2
Sammlung um audiovisuelle Medien und Magazin 20,00 m2
entsprechende Hardware.

Raumpilot Grundlagen 539


Lernen

3 3

4 4 4

Beispiel für eine Schulbibliothek


M 1:200
2

1 Ausleihe
8 5 6
2 Büro
3 Einzelarbeit
4 Gruppenarbeit
5 Hörkabinen
6 Computerarbeit
7 Bücherregale
8 Mehrzweckraum

540 Raumpilot Grundlagen


Recherchieren
Essen und Freizeit
und informieren
verbringen

Lernen
Raumpilot Grundlagen 541
Lernenund Freizeit verbringen
Essen

543 Schulmensa und Freizeiträume


544 Planungshinweise
544 Speiseraum
544 Küchen
544 Personalbereich

542 Raumpilot Grundlagen


Recherchieren und informieren

Arbeiten
Ankommen und
verwalten Nebenräume
Veranstalten und feiern

Essen und
Freizeit verbringen

Allgemein unterrichten

Freibereiche
Fachbezogen unterrichten

Funktionsbeziehungen Essen und Freizeit verbringen

Schulmensa und Freizeiträume Der notwendige Flächenbedarf für die ► Die VDI-Richlinie 6000, Blatt 3 /
November 2007 gibt Hinweise zur
zugehörige Küche und Ausgabe ist abhängig
Ausstattung von und mit Sanitärräu-

Lernen
Durch die zunehmende Umstellung auf davon, ob die Speisen für das Mittagessen men in Versammlungsstätten und
Ganztagsbetrieb gewinnen die Räume für angeliefert und eventuell aufgewärmt wer- Versammlungsräumen. VDI 6000,
Blatt 6 gibt Hinweise zur Ausstattung
die Essensversorgung und für die Freizeit den oder ob das Essen vor Ort zubereitet von und mit Sanitärräumen in
von Schülern und Lehrern stark an Bedeu- und gekocht wird. Bei größeren Schulen Kindergärten, Kindertagesstätten und
tung. wird häufig für die schnelle Pausenver- Schulen.

pflegung zusätzlich eine Ausgabetheke


Die Lage der Speiseräume sollte möglichst oder eine kleine Cafeteria für Snacks und
in der Nähe der Pausenhofflächen und in Getränke eingeplant.
Kombination mit den weiteren Freizeiträu-
men vorgesehen werden. Empfohlen
wird die Planung von mehrfach nutzbaren
Speiseräumen, die auch außerhalb der
Öffnungszeiten der Schulküche genutzt
werden können.

Raumpilot Grundlagen 543


Lernen

Planungshinweise

10 11
15 15 14 14
4 5
13
11

1 Küche
12
2 Essensausgabe
7
3 Essensbereich
12
4 Geschirr-Rückgabe
5 Spüle
3 2 1 6 Vorbereitung
7 Vorräte
8 8 Kühlraum
9 Tiefkühlraum
13 10 Abfall
11 Personal
12 Umkleiden
6 13 Abstellraum
15 15 13 13 9
14 WC
15 Freizeitraum Beispiel für eine Schulmensa, M 1:500

Speiseraum: Im Eingangsbereich des Speisesaals sollten Lager und Anlieferung:


Zur Bemessung des Speiseraums kann man Garderoben (ein Haken pro Platz) und Toi- Für die Lagerung beziehungsweise Kühlung
überschlägig annehmen: letten in ausreichender Anzahl vorgesehen von Lebensmitteln sollten Räume in ausrei-
Essensteilnehmer : Platzwechsel = Anzahl werden. chender Größe vorgesehen werden, die von
der Plätze außen zugänglich und lüftbar sind.
Grundfläche circa 1,4 m² pro Platz bezie- Küchen:
hungsweise 1,25 m² pro Platz bei Grund- Bei der Planung von Großküchen muss in Personalbereich:
schulen der Regel ein professioneller Küchenplaner Neben dem Speisesaal und der Küche
mit einbezogen werden. sollten auch noch Räume für das Küchen-
Bei einer Schule mit 400 Schülern, von personal eingeplant werden. Entsprechend
denen 80 Prozent an der Schule essen, Spülküche: Arbeitsstättenverordnung (ArbStättVO) und
kann bei dreifachem Platzwechsel folgender Für die Spülküche muss ein eigener, von ASR müssen hierbei Umkleideräume sowie
Essplatzbedarf angenommen werden: der Kochküche abtrennbarer Bereich Wasch-, Toiletten-, Pausen- und Ruheräume
400 x 80 Prozent : 3 = 107 Plätze vorgesehen werden (kein Spritzwasser auf vorgesehen werden.
den Speisen). Außerdem ist eine kurze An-
Bei Speiseräumen für mehr als 200 Perso- bindung der Geschirr-Rückgabe von Vorteil,
nen sind die Vorgaben der Versammlungs- wenn die Tabletts nicht auf einem Band
stättenverordnung (VStättVO) zu beachten. direkt in die Spülküche transportiert werden.

544 Raumpilot Grundlagen


Nebenräume

Lernen
Raumpilot Grundlagen 545
Lernen
Nebenräume

547 Nebenräume in Schulen


547 Toilettenanlagen
548 Toilettenanlagen – Bemessung
549 Hausmeisterdienstzimmer
549 Erste-Hilfe-Raum
549 Arzt-Raum
549 Elternsprechzimmer
549 Schülervertretung
549 Lehr- und Lernmittelräume
549 Personalräume
549 Gebäudereinigung
549 Abstellräume
550 Öffentliche barrierefreie Toilette

546 Raumpilot Grundlagen


Nebenräume

Ankommen
Recherchieren und
Veranstalten und feiern informieren

Nebenräume Arbeiten und verwalten

Freibereiche
Fachbezogen unterrichten

Essen und Freizeit


Allgemein unterrichten
verbringen

Funktionsbeziehungen Nebenräume

Nebenräume in Schulen Bemessung


Für die Bemessung der Toilettenanlagen gibt
Toilettenanlagen die ASE BW an:

Lernen
Je nach Gebäudekonzept und Schulgröße
können die Toiletten für Schüler und Lehrer 40 bis 50 Schüler 1 Sitz und 2 Stände
als Sammelanlagen zusammengefasst 20 bis 25 Schülerinnen 1 Sitz
werden und geschossweise oder bereichs- 10 Lehrer 1 Sitz und 1 Stand
bezogen im Gebäude verteilt werden. 5 Lehrerinnen 1 Sitz
Größere Toilettenanlagen im Pausen- und rollstuhlgerechtes WC
Aulabereich sollten auch für die außer-
schulische Nutzung zur Verfügung stehen. Pro 1 Sitz für Jungen und 2 Sitze für Mäd-
Zusätzlich sollten kleinere Toilettenanlagen chen ist ein Handwaschbecken vorzusehen.
möglichst in der Nähe der Unterrichtsräume
liegen. Außerdem sollte in jedem Geschoss
mindestens ein barrierefreies WC einge-
plant werden.

Raumpilot Grundlagen 547


Lernen

► Die Richtlinie VDI 6000, Blatt 6


gibt detaillierte Hinweise zur Planung
von Sanitärräumen in Kindergärten,
Kindertagesstätten und Schulen.

► Bei Vorschulen und Grundschulen


muss die Höhe der Sanitärobjekte
und der Handwaschbecken der Kör-
pergröße der Kinder entsprechend

60
angepasst werden.

85
85

45
150 150 165

Toilettenanlage für circa 30 Lehrerinnen und 30 Toilettenanlage für circa 100 Schülerinnen und circa
Lehrer mit barrierefreier Toilette 100 Schüler mit barrierefreier Toilette

Die WC-Anlagen werden grundsätz-


lich nach Geschlechtern getrennt
und mit Vorräumen versehen. Die
Vorräume sind mit Seifenspen-
dern, hygienisch einwandfreien
Trockenmöglichkeiten, Spiegel und
Handwaschbecken auszustatten.

Die einzelnen Sitze müssen mit min-


destens 2 m hohen abwaschbaren
Wänden abgetrennt werden.
85

85

150 125 150 150 125 150


Beispiele für unterschiedliche
Größen von Toilettenanlagen im Toilettenanlage für circa 300 Schülerinnen und circa Toilettenanlage für circa 400 Schülerinnen und circa
Schulbau, M 1:200 300 Schüler mit barrierefreier Toilette und Putzraum 400 Schüler mit barrierefreier Toilette und Putzraum

548 Raumpilot Grundlagen


Nebenräume

Hausmeisterdienstzimmer Arztraum Personalräume


Der Hausmeisterraum sollte circa 12 m² Ein eigener Raum für schulärztliche Unter- Personalräume werden für das Reini-
groß sein und gut auffindbar im Eingangs- suchungen ist nicht erforderlich. Dafür kann gungspersonal und gegebenenfalls für das
bereich liegen. Günstig sind Fenster sowohl ein kleiner, ruhig gelegener (Kurs-)Raum ver- Küchenpersonal gebraucht. Die Raumbe-
nach außen als auch zur Eingangshalle hin. wendet werden. Wichtig ist nur, dass dieser reiche sollten einen Umkleideraum sowie
Raum an einen anderen Raum zum Aus- einen Wasch- und Toilettenraum beinhalten.
Zu Planung von Erste-Hilfe-Raum, Eltern- kleiden und für Allgemeinuntersuchungen Die Raumgröße ist abhängig vom Raum-
sprechzimmer und Arztraum angeschlossen ist. Der Raum sollte auch programm der Schule beziehungsweise
Das Elternsprechzimmer, der Erste-Hilfe- über ein Handwaschbecken sowie gute von der Anzahl der Personen, die sich dort
Raum sowie der Arztraum können zu einem Beleuchtung und Belüftung verfügen (siehe aufhalten.
Raum zusammengefasst werden. ASE, 1983, Seite 619).
Gebäudereinigung
Erste-Hilfe-Raum Elternsprechzimmer Stauraum für die Reinigungsgeräte et cetera
In Schulen muss mindestens ein Raum Der 12 m² bis 18 m² große Raum sollte in mit Wasseranschluss (fugenfreie Hartboden-
vorhanden sein, in dem verletzte Schüler Nähe des Lehrerbereichs liegen und für beläge empfohlen).
betreut werden können. Dieser sollte mög- Besucher leicht auffindbar sein.
lichst ebenerdig und zentral liegen und für Abstellräume
den Rettungsdienst gut zugänglich sein (Tür- Schülervertretung Abstellräume sind in angemessener Größe
breite mindestens 1,20 m). Der Raum muss Für die Schülervertretung muss ein eigener und Lage vorzusehen. In den Zugangs-
mit einer Krankentrage oder Liege ausgerüs- Raum vorgesehen werden. Die Größe liegt bereichen sollten möglichst barrierefreie
tet sein und sollte über ein Waschbecken bei circa 18 m², ist jedoch vom Schultyp und Verkehrsflächen vorhanden sein.

Lernen
mit kaltem und warmem Wasser verfügen. der Schulgröße abhängig.

Für die Erste Hilfe kann entweder ein Lehr- und Lernmittelräume
gesonderter Raum vorgesehen werden, Für ein normales Schulgebäude sollten
oder er kann mit dem Elternsprech- bezie- mindestens zwei Lehr- und Lernmittelräume
hungsweise dem Hausmeisterdienstzimmer in zentraler Lage, am besten in der Nähe
kombiniert werden, wenn dort die erfor- des Lehrerbereichs, eingeplant werden.
derliche Ausrüstung vorhanden ist (GUV-SI Die erforderliche Fläche liegt je nach Größe
8065, früher GUV 20.26). der Schule und Raumprogramm zwischen
24 m² und 60 m².

Raumpilot Grundlagen 549


Lernen

95
150
150

95

► Schulgebäude sind grundsätzlich Öffentliche barrierefreie Toilette Wichtige Anforderung: Als Rangierfläche
als barrierefreie Anlagen gefordert
wird eine Fläche von 1,50 m x 1,50 m (qua-
(Musterbauordnung § 50 (2) bezie-
hungsweise entsprechend LBO BW Die Anforderungen an öffentliche behinder- dratisch, nicht kreisförmig!) benötigt. Damit
§ 39, 11) tengerechte Toiletten sind in der DIN 18024 der Rollstuhlfahrer auf den Toilettensitz
beziehungsweise zukünftig in der DIN umwechseln kann, muss beidseitig von der
18040 (Entwurf) festgelegt. Toilette eine Bewegungsfläche vorhanden
sein. Links und rechts vom Sitz sind Klapp-
Bei der Planung muss der gegenüber griffe anzubringen. Der Waschtisch muss
nicht-barrierefreien Toilettenanlagen deutlich unterfahrbar sein. Die Greifhöhe liegt bei
größere Platzbedarf beachtet werden. 85 cm. Zur besonderen Ausstattung zählen
Notrufmelder, die auch vom Boden aus
erreichbar sind.

20

18
(≥ 90) ≥ 95

17
1
(≥ 220) ≥ 230

(65-) 70

13

≥ 150
(≥ 90) ≥ 95

90
9

19
20

220 150
150 230 ≥ 70 ≥ 150
≥ 220

550 Raumpilot Grundlagen


Nebenräume

95
150

150

95
Öffentliche, barrierefreie Toilette entsprechend DIN 18024- 7 Handtuchpapierspender oder Heißluft
2 und DIN 18040-1 (Entwurf) 8 Druckergarnitur mit Hebel zur Verriegelung
Die in DIN 18040-1 (Entwurf) abweichenden Werte/Anga- 9 Querstange zum Zuziehen der Türe
ben sind in Klammern (...) dargestellt. 10 Seifenspender mit Einhandbedienung
11 Spiegel; Unterkante circa 95 cm bis 100 cm über
1 Haltestangen, stufen- und schwerelos klappbar, evtl. Fußboden (Spiegelhöhe ≥ 100 cm)
Notrufauslösung in Vorderseite integriert 12 Einhebelmischer mit langem Hebel (≤ 40 cm hinter
2 Kleiderhaken in drei Höhen: 90 cm, 150 cm, 180 cm Vorderkante Waschtisch)
3 Spülungsauslösung, mit Ellbogen möglich 13 Hänge-WC, Höhe inklusive Sitz 48 cm über Fußboden
4 Vormauerung/Rückenstütze für Hänge-WC 14 Türe, lichtes Durchgangsmaß 90 cm
5 Abfallbehälter, geruchsverschlossen 15 Beleuchtung
6 Waschbecken mit Unterputzsiphon, Beinfreiheit 67 cm 16 Mechanische Lüftung (auch bei vorhandenem Fenster)
bis 30 cm hinter Waschbecken-Vorderkante (Siphon- 17 Abfallkorb für gebrauchte Papierhandtücher
bereich darf maximal 10 cm tief, ab 35 cm Höhe über 18 Ablagefläche 15 cm x 30 cm
Oberkante Fertigfußboden einschränken; Beinfreiheit 19 Bodeneinlauf (entfällt)
muss über 90 cm Breite gewährleistet sein) 20 Wasserventil mit Schlauch (entfällt)
21 Notrufauslösung durch Zugschalter

16
15

14

Lernen
11

210
10 7
12 2
18
3 8
(28)

8
(74-76) 85

17
4 21
≤ 80

85

5
≥ 67
(46-) 48

(≥ 35)

55 15 (≤ 10) ≥ 30
70 (40)
55 M 1:50

Raumpilot Grundlagen 551


Lernen

552 Raumpilot Grundlagen


Freibereiche

Lernen
Raumpilot Grundlagen 553
Lernen
Freibereiche

555 Schulhof
556 Freiraum – Nutzungsbereiche
557 Planungshinweise
557 Wasserflächen
557 Pflanzen
558 Sitzgelegenheiten
558 Einfriedigungen
558 Bodenbeläge

554 Raumpilot Grundlagen


Freibereiche

Ankommen

Allgemein unterrichten
Nebenräume

Fachbezogen unterrichten Freibereiche

Arbeiten und verwalten

Veranstalten und feiern

Essen und Freizeit


verbringen

Funktionsbeziehungen Freibereiche

Schulhof Dimensionierung ► Dimensionierung


Pausenhöfe sollten offene und offene
Offene überdeckte Pausenhof-

Lernen
Allgemein überdeckte Flächen besitzen, damit auch flächen:
In Pausenräumen und auf Schulhof- bei schlechter Witterung ein Aufenthalt im 0,4 m² je Schüler
mindestens 2,10 m lichte Höhe
flächen findet eine Vielzahl unterschied- Freien möglich ist. Es wird empfohlen, diese
liche Aktivitäten statt. Die Schulfreiflächen teilüberdachten Flächen der Wandelhöfe et Offene Pausenhofflächen:
dienen beispielsweise als Kommunikations- cetera mit 0,4 m2 je Schüler auszuweisen 4 m² bis 6 m² je Schüler

räume, als Spiel- und Erholungsflächen oder und mit mindestens 2,10 m lichter Höhe aus- Bei Grundschulen:
auch für den Außenunterricht in Freiklassen. zuführen. Offene Pausenflächen sollten über- 6 m² je Schüler (ASE)
schlägig mit 4 m2 bis 6 m2 Fläche je Schüler
Aufgrund dieser vielfältigen Nutzungsanfor- bemessen werden. Bei Grundschulen sollten
derungen wird empfohlen, in den Außen- 6 m2 je Schüler eingeplant werden. Bei ent-
flächen ein differenziertes Raumangebot sprechenden Voraussetzungen können auch
mit unterschiedlich gestalteten Bereichen angrenzende öffentliche Flächen anteilsmä-
anzubieten. ßig als offene Pausenfläche mit angerechnet
werden (ASE Baden-Württemberg).

Raumpilot Grundlagen 555


Lernen

Rückzugsbereiche
– überdachte Aufenthaltsbereiche
– geschützte Sitzecken für kleine
Gruppen mit Tisch warten, sitzen, ausruhen,
– Lerngruppen plaudern, versammeln, treffen,
– modelliertes Gelände mit Nischen essen, trinken, sich austauschen
und Sitzmöglichkeiten

Freiklassen- und Präsentationsbereiche


– Aufstellfläche für Schülerarbeiten versammeln, treffen, sitzen,
– freie Flächen für Versammlungen veranstalten,
– Veranstaltungen, Außenunterricht Schülerarbeiten präsentieren

Bewegungszonen
– Ballspielzonen
– Klettergeräte
– Spielplatzflächen laufen, klettern, spielen,
– Fahrradübungsgelände raufen, prügeln, streiten

Begrünte Bereiche
– Schulgarten, Teichanlage säen, pflanzen, pflegen, gärtnern, lernen,
– Bepflanzungen, Bäume, Hecken et üben, ausprobieren,
cetera als Lernumgebung geschützt spielen oder sitzen

Unterschiedliche Freiraum-Nutzungsbereiche

556 Raumpilot Grundlagen


Freibereiche

Vegetation als Puffer

max. Wassertiefe 120

≤ 40
≥100 Teichanlage, M 1:50

Planungshinweise Bei Grundschulen stehen Spielflächen und Wasserflächen


Pausenhöfe sollten möglichst gut besonnt unterschiedliche Spielgeräte stärker im Vor- Wasserflächen wie Teiche und Feuchtbioto-
und windgeschützt sein. dergrund. Vorhandene Spielgeräte nach DIN pe können in Schulgärten und Pausenhöfen
7926 sollten den Sicherheitsanforderungen zu Lernzwecken angelegt werden. Sie soll-
Sie sollten Bereiche enthalten, die zur nach DIN EN 1176-1 bis DIN EN 1176-7 ten außerhalb von Lauf- und Spielbereichen
Bewegung anregen, und möglichst Spiel-, gerecht werden. (Ball- und Bewegungsspiele) angeordnet

Lernen
Sitz- und Naturbereiche beinhalten. sein und eine maximale Wassertiefe von
Notwendige Verkehrswege und Treppen 1,20 m sowie eine mindestens 1 m breite
Freiklassen sollten so orientiert und gestal- oder Hindernisse müssen mit mindestens Flachwasserzone mit maximal 0,40 m Tiefe
tet werden, dass bei ihrer Nutzung keine 5 Lux nach DIN 5035-2 beleuchtet sein (DIN am Rand aufweisen. Ansonsten muss eine
Störungen in den sonstigen Unterrichtsräu- 58125, § 14 und GUV-V S1, § 14). Sicherung des Uferbereichs durch Zäune,
men entstehen. Hecken oder heckenartige Bepflanzung
Die Zufahrten für Feuerwehr-, Müll- und erfolgen (DIN 58125, § 14 und GUV-V S1,
Bei großen Schulanlagen sollten den Lieferfahrzeuge müssen auf einer Breite von § 14).
verschiedenen Altersstufen getrennte Pau- mindestens 3,50 m freigehalten werden
senbereiche zugeteilt werden. und ausreichend tragfähig sein. Pflanzen
Es dürfen grundsätzlich keine Giftpflanzen
Pausenhallen können mit Verbindungsgän- Abfalleimer sollten in ausreichender Anzahl angepflanzt werden. Pflanzen mit Dornen
gen, Eingangshallen, Speise- und Mehr- vorhanden sein. oder Allergie auslösende Pflanzen sind
zweckräumen kombiniert werden. ebenfalls zu vermeiden.

Raumpilot Grundlagen 557


Lernen

ca. 80

ca. 80

ca. 95

Abgestufte Sitzlandschaft, M 1:50

Sitzgelegenheiten Einfriedungen
Neben Bänken können auch raumland- Zäune, Gitter und sonstige Einfriedungen
schaftliche Elemente wie Podeste, Stufen- dürfen keine spitzen oder scharfkantigen
anlagen und dergleichen zu variablem Sitzen Teile besitzen, um Verletzungen zu vermei-
in verschiedenen Positionen einladen. Diese den.
sind weitgehend unabhängig von der Größe
der Schüler nutzbar. Sie können sowohl Bodenbeläge
einzelnen Schülern wie auch Klein- oder Die Bodenbeläge von Aufenthaltsbereichen
Großgruppen Sitzgelegenheiten bieten. im Freien müssen auch bei Nässe rutsch-
hemmend wirken (DIN 58125, § 14 und
GUV-V S1, § 14).

558 Raumpilot Grundlagen


Bauausführung

Lernen
Raumpilot Grundlagen 559
Lernen
Bauausführung

561 Planungsregeln, Normen und Verord-


nungen
561 Bodenbeläge und Stufen
561 Stolperstellen
561 Abstreifmatten
562 Rutschfestigkeit von Fußböden
563 Bauteile, Oberflächen und Kanten
564 Verglasungen
565 Umwehrungen/Geländer
565 Treppen und Rampen
565 Außenbereiche
565 Beleuchtung/Leuchtstärken
565 Belüftung
566 Türen
566 Fenster

560 Raumpilot Grundlagen


Bauausführung

Planungsregeln, Normen und Bodenbeläge und Stufen ► Hinweis


Wesentliche Planungsanforderungen
Verordnungen finden sich unter anderem in der
Stolperstellen Muster-Richtlinie über bauaufsicht-
In den Bauordnungen der Länder und in Entsprechend DIN 58125, § 5 beziehungs- liche Anforderungen an Schulen
(Muster-Schulbau-Richtlinie –
verschiedenen DIN Normen (vor allem DIN weise GUV-V S1, § 5 sind in Schulgebäuden MSchulbauR, Stand 10. Juli 1998).
58125 / Juli 2002 „Schulbau“), Richtlinien, Stolperstellen und Einzelstufen grund-
Unfallverhütungsvorschriften der Gesetz- sätzlich zu vermeiden. Falls Einzelstufen
lichen Unfallversicherung (GUV), in den unvermeidlich sind, müssen sie optisch von
Muster-Schulbau-Richtlinien und in den den angrenzenden Flächen deutlich abge-
Schulbauempfehlungen finden sich detail- setzt werden. Als Stolperstellen gelten im
lierte Planungsvorgaben und Planungsemp- allgemeinen Höhenunterschiede von mehr
fehlungen für Schulbauten. Die Sicherheits- als 4 mm.
anforderungen im Schulbau sind teilweise
höher als die sonstigen Standards wie sie Abstreifmatten
beispielsweise für Wohngebäude gefordert In Eingangsbereichen sind oberflächenbün-
werden. Auf den folgenden Seiten sind dige Abstreifmatten gefordert, die über die
wesentliche Hinweise aus diesen Planungs- gesamte Durchgangsbreite mit mindestens
vorgaben in einem Überblick zusammen- 150 cm Tiefe stolperfrei (flächenbündig)
gestellt. verlegt sein müssen (DIN 58125, § 5 und
GUV-V S1, § 5 ). Handelsübliche Matten
besitzen eine Bauhöhe von circa 25 mm bis

Lernen
40 mm.

Raumpilot Grundlagen 561


Lernen

3
Rutschfestigkeit von Fußböden
° R1
35 2
> ° R1
35 Für die verschiedenen Nutzungsbereiche
° bis
28 werden in Schulen unterschiedliche rutsch-
R 11
2 7°
bis hemmende Eigenschaften in der Einstufung
2 0°
10
zwischen R 9 bis R 11 gefordert, wobei R 13
is 19 ° R
11° b die höchste Rutschhemmung bezeichnet
Zuordnung der Gesamtmittelwerte (siehe DIN 51130).
der Neigungswinkel zu den Bewer-
R9
tungsgruppen der Rutschhemmung 6° bi s 10°
(GUV-R 181) Ist Barfußnutzung (Duschen et cetera)
vorgesehen, erfolgt die Einstufungen über
die Kategorisierung A, B und C, wobei C die
Erforderliche Rutschhemmung in höchste Rutschhemmung bezeichnet.
Duschräum e
Abhängigkeit von der Nutzung;
B
Angaben entsprechend der GUV-R
181, Oktober 2003 „Fußböden in U mkleiden Rutschfestigkeit verschiedener Boden-
Arbeitsräumen und Arbeitsbereichen A beläge
mit Rutschgefahr“. Pausenhöfe
R11
Angaben zur Rutschhemmung Keramische Bodenbeläge R 9 bis R 13
Sanitärräum e Lehrküchen Werkräum e
in Nassräumen macht die GUV-I
R10 Gitterroste R 10 bis R 13
8527, Juli 1999 (aktualisiert 2007)
„Bodenbeläge für nassbelastete Allge m ein Klassenräume Treppen PVC R 9 bis R 10
Barfußbereiche“. R9 Elastomer R 9 bis R 10
Laminat R 9, evtl. R 10
Hinweis: Es wird empfohlen, im
Eingangsbereich Bodenklasse R10 Linoleum R 9, evtl. R 10
zu verwenden. An Chemieräume Textile Bodenbeläge R 9 bis R 12
werden besondere Anforderungen
gestellt.
Naturstein R 9 bis R 13

Auch die Bodenbeläge von Aufent- Das „BGIA-Handbuch“ enthält eine aus-
haltsbereichen im Außenbereich
führliche Liste über die Rutschfestigkeit von
müssen bei Nässe rutschhemmend
wirken (DIN 58125, § 14 und GUV-V Fußbodenbelägen verschiedener Hersteller.
S1, § 14). (Hrsg.: Institut für Arbeitsschutz der Deut-
schen Gesetzlichen Unfallversicherung in
Sankt Augustin, 2003)

562 Raumpilot Grundlagen


Bauausführung

Bauteile, Oberflächen und Erforderliche Kantenrundung


Kanten M 1:5
r ≥ 2 mm

Um Verletzungsgefahren zu vermeiden,
werden an die Oberflächen von Wänden
und Stützen bis zu einer Höhe von 2 m über
Oberkante Standfläche besondere Anfor-
derungen gestellt. Neben einer möglichst
glatten Oberfläche ohne vorstehende Grate
et cetera wird für deren Ecken und Kanten
eine nicht scharfkantige Eckausführung
gefordert.

Je nach Material sollten Kanten mit einem


Radius von mindestens 2 mm gerundet
beziehungsweise gefast, gebrochen oder
bei Putzausführung mit gerundeten Eckputz-
schienen ausgeführt werden.

Möbel werden bezüglich ihrer Ecken und


≥ 200
Kanten wie Bauteile behandelt. Auch

Lernen
sonstige Einrichtungen, wie Fensterbänke,
Türen, Bedienungshebel et cetera, müssen
diesen Anforderungen entsprechen (DIN
Aus Sicherheitsgründen (Verletzungsschutz) gelten
58125, § 6 und GUV-V S1, § 6). besondere Anforderung an die Beschaffenheit
von Wandoberflächen bis 2 m Höhe

Raumpilot Grundlagen 563


Lernen

Verglasungen

In Aufenthaltsbereichen von Schülern müs-


sen Verglasungen – auch die Verglasungen
von Möbeln – bis zu einer Höhe von
2 m über Oberkante Standfläche bruch-
sicher ausgeführt werden (Einscheiben-
sicherheitsglas ESG beziehungsweise
Verbund-Sicherheitsglas VSG, kein Draht-
glas).
Gesicherte Kipp- und Schwingflügel
Diese Sicherheitsgläser sind nicht notwen-
dig, wenn die Verglasung ausreichend abge-
schirmt ist. Als ausreichende Abschirmung
gelten eine mindestens 1 m hohe Umweh-
≥ 20 rung oder ein Geländer, das mindestens 20
cm vor der Verglasung angebracht ist, oder
eine bepflanzte Schutzzone vor der Vergla-
sung. Als ausreichend umwehrt gelten auch
≥ 100

Fenster, bei denen die Fensterbrüstung


≥ 80

mindestens 80 cm hoch und die Fenster-


bänke mindestens 20 cm tief sind.

Verglasungen und sonstige lichtdurch-


lässige Flächen müssen leicht erkennbar
sein. Für die Erkennbarkeit werden Struktu-
rierungen, Farbgebungen oder die Anord-
Anforderungen an Verglasungen im Aufenthaltsbereich von Schülern nung von Querriegeln et cetera auf Gläsern
empfohlen (DIN 58125, § 7 und GUV-V S1,
§ 7).

564 Raumpilot Grundlagen


Bauausführung

Umwehrungen/Geländer Treppen, Rampen Beleuchtung/Leuchtstärken

Schüleraufenthaltsbereiche, bei denen Siehe Unterkapitel „Erschließen, verteilen, Eine ausreichende und gleichmäßige
Absturzgefahr besteht, müssen gesichert flüchten“, Seite 486 bis 488. Ausleuchtung der Verkehrswege und der
sein. Bei höher liegenden Flächen mit Aufenthaltsbereiche trägt wesentlich zur
einer Absturzhöhe von 0,30 m bis 1 m sind Unfallvermeidung bei. In Schulen sollten
Sicherungen wie Pflanztröge, Pflanzstrei- Außenbereiche alle Bereiche mit künstlicher Beleuchtung
fen, Bänke oder deutliche Markierungen entsprechend der Anforderungen der DIN
ausreichend. Im Außenbereich ist auf rutschhemmende 5035-4 ausgestattet sein
Bodenbeläge (auch bei Nässe) der Flächen
Bei mehr als 1 m Absturzhöhe sind die An- und Wege und auf eine ausreichende
forderungen der Bauordnungen der Länder Beleuchtung der Verkehrswege mit mindes- Art der Nutzung Nennbeleuchtungsstärke
zu beachten, jedoch sind Umwehrungen tens 5 lx Nennbeleuchtungsstärke nach DIN
oder Geländer mit einer Höhe von mindes- 5032 -2 zu achten (DIN 58125, § 14 und Verkehrswege in Gebäuden 50 lx
tens 1 m erforderlich (DIN 58125, § 8, GUV- GUV-V S1, § 14). Treppen in Gebäuden 100 lx
V S1, § 8). Bei mehr als 12 m Absturzhöhe Klassen- und Verwaltungsräume 500 lx
sind laut Musterbauordnung Geländer mit Werkräume Holz und Metall 300 lx
1,10 m Mindesthöhe gefordert (MBO 2002, Lüftung Maschinenräume Werkbereich 500 lx
§ 38). Lehrküchen 500 lx
Siehe Unterkapitel „Allgemein unterrich- Speiseräume 200 lx
Fensterbrüstungen von Flächen mit einer ten“, Seite 519. Informatikräume 500 lx

Lernen
Absturzhöhe bis zu 12 m müssen mindes- Toilettenräume 100 lx
tens 0,80 m, von Flächen mit einer Absturz- In vollständig verdunkelbaren Räumen Außenbereich 5 lx
höhe von mehr als 12 m mindestens 0,90 m sowie in den Fachräumen für Chemieun-
hoch sein. Geringere Brüstungshöhen sind terricht und in den Werkstatträumen für
zulässig, wenn durch andere Vorrichtungen, die Holzverarbeitung kann der Einbau einer
zum Beispiel Geländer, die vorgeschrie- raumlufttechnischen Anlage notwendig sein
benen Mindesthöhen eingehalten werden (DIN 58125, § 26 und GUV-V S1, § 26).
(MBO 2002, § 38). Treppengeländer und
Treppenbrüstungen in Schulen müssen
jedoch mindestens 1,10 m hoch sein
(MSchulbauR (4)).

Raumpilot Grundlagen 565


Lernen

Türen Fenster

Siehe Angaben zu Türen im Unterkapitel Sämtliche dem Unterricht dienende Räume


„Erschließen, verteilen, flüchten“, Seite 483. müssen Fenster mit Ausblick ins Freie
haben. In Ausnahmefällen können Werk-
Türen zu Räumen müssen so angeord- stätten, Lehr- und Lernmittelräume sowie
net sein, dass Schüler durch nach außen Sammlungs- und Putzräume fensterlos
aufschlagende Türflügel nicht gefährdet wer- sein oder mit Tageslicht von oben belichtet
den. Das kann erreicht werden, indem die werden (ASE BW).
Türen in die Räume aufschlagen, in Nischen
oder am Ende des Flurs angeordnet sind. Fenster dürfen beim Öffnen und Schließen
Türen zu Unterrichtsräumen sollten minde- sowie in geöffnetem Zustand niemanden
stens 1 m in der lichten Durchgangsbreite gefährden. Dazu sind normalerweise
messen (gefordert 0,90 m in SchulBauR). Öffnungsbegrenzungen bei Schwingflügeln
erforderlich und Sperrsicherungen an Dreh-
Die Forderung nach Barrierefreiheit muss Kipp-Beschlägen. Bei Schiebefenstern sind
hierbei zusätzlich beachtet werden. Sinnvoll Vorrichtungen notwendig, die den Schließ-
ist eine einheitliche Türbreite von 1 m. Die vorgang abbremsen. Die vollständige Lüf-
lichte Höhe aller Türen sollte mindestens tungsfunktion muss jedoch gewährleistet
2,10 m betragen. sein (DIN 58125, § 10 und GUV-V S1, § 10).

Bei älteren Schulen (Baugenehmigung vor


Januar 2001) kann das Rettungskonzept
vorsehen, dass der zweite Rettungsweg
über festgelegte Fensterflügel und die
Feuerwehrleiter führt. In diesem Fall dürfen
die entsprechenden Fensterflügel natür-
lich nicht mit einer Sperrsicherung verse-
hen sein. Die Fensterbeschläge müssen
gerundet sein. Ansonsten ist ein zweiter
Fluchtweg über Anleitern der Feuerwehr in
Schulen jedoch nicht erlaubt!

566 Raumpilot Grundlagen


Planungsregeln/Literatur

§
§§
§ § §
§ Raumpilot Grundlagen 567

Lernen
Lernen
Planungsregeln/Literatur

569 Planungsregeln
570 Literatur

568 Raumpilot Grundlagen


Planungsregeln/Literatur

Planungsregeln DIN 51130 / Juni 2004 / Prüfung von Bo- Gesetze/Verordnungen


denbelägen – Bestimmung der rutschhem- Musterbauordnung MBO 2002
Normen menden Eigenschaften – Arbeitsräume und
DIN 18024-1 / Januar 1998 / Barrierefreies Arbeitsbereiche mit Rutschgefahr, Bege- Landesbauordnung für Baden-Württemberg
Bauen – Teil 1: Straßen, Plätze, Wege, öf- hungsverfahren – Schiefe Ebene (zuletzt geändert 2007)
fentliche Verkehrs- und Grünanlagen sowie Gesetzentwurf der Landesregierung:
Spielplätze – Planungsgrundlagen DIN 58125 / Juli 2002 / Schulbau – Bautech- Gesetz zur Änderung der Landesbauord-
nische Anforderungen zur Verhütung von nung für Baden-Württemberg 2009
DIN 18024-2 / November 1996 / Barriere- Unfällen
freies Bauen – Teil 2: Öffentlich zugängliche Verordnung über die Förderung des Schul-
Gebäude und Arbeitsstätten – Planungs- Richtlinien hausbaus bei Schulen in freier Trägerschaft
grundlagen Muster-Richtlinie über bauaufsichtliche (Privatschulbauverordnung – VOSchuolBau)
Anforderungen an Schulen (Muster-Schul- vom 28. Januar 1977. Änderungen 7. Juni
DIN 18040-1 / Entwurf Februar 2009 / Bar- bau-Richtlinie – MSchulbauR), Stand 10. Juli 1999
rierefreies Bauen – Planungsgrundlagen – 1998
Teil 1: Öffentlich zugängliche Gebäude Verordnungen der Gesetzlichen Unfall-
Richtlinien für die Gewährung von Zuschüs- versicherung
DIN 4109 / November 1989 / Schallschutz sen zur Förderung des Schulhausbaus GUV-V S1 / Mai 2001 / Unfallverhütungsvor-
im Hochbau – Anforderungen und Nach- kommunaler Schulträger (Schulbauförde- schrift Schulen
weise rungsrichtlinien – SchBauFR) vom 3. Februar
2006 GUV-SR 2001 / Januar 1987 / Richtlinien für

Lernen
Berichtigung 1 zu DIN 4109 / August 1992 Schulen – Bau und Ausrüstung
/ Berichtigungen zu DIN 4109/11.89; DIN VDI Richtlinie 6000 / Blatt 3 / November
4109 Beiblatt 1/11.89 und DIN 4109 Beiblatt 2006: Ausstattung von und mit Sanitärräu- GUV-I 561 / April 1991 / Treppen
2/11.89 men. Versammlungsstätten und Versamm-
lungsräume GUV-SR 2001 / Januar 1987 / Richtlinien für
Beiblatt 1 zu DIN 4109 / November 1989 / Schulen – Bau und Ausrüstung
Schallschutz im Hochbau – Ausführungsbei- VDI Richtlinie 6000 / Blatt 6 / November
spiele und Rechenverfahren 2006: Ausstattung von und mit GUV-R 181 / April 1994 / Fußböden in
Sanitärräumen. Kindergärten, Kindertages- Arbeitsräumen und Arbeitsbereichen mit
DIN 18041 / Mai 2004 / Hörsamkeit in klei- stätten, Schulen Rutschgefahr
nen bis mittelgroßen Räumen
Empfehlungen GUV-I 8527 / Juli 1999 / Bodenbeläge für
DIN 18065 / Januar 2000 / Gebäudetreppen Allgemeine Schulbauempfehlungen für nassbelastete Barfußbereiche
– Definitionen, Maßregeln, Hauptmaße Baden-Württemberg (ASE) vom 8. Juli 1983

Raumpilot Grundlagen 569


Lernen

Literatur

Dudek, Mark: Entwurfsatlas. Schulen und


Kindergärten. Basel, Boston, Berlin 2007

Hertzberger, Herman: Space and Learning.


Rotterdam 2008

Kahl, Reinhard: Treibhäuser der Zukunft.


(DVD-Dokumentation). Weinheim 2004

Lederer, Arno; Pampe, Barbara: Raumpilot


Lernen. Stuttgart, Zürich 2010

Wüstenrot Stiftung (Hrsg.): Schulen in


Deutschland. Neubau und Revitalisierung.
Stuttgart, Zürich 2004

Roth, Alfred: The new schoolhouse.


Zürich 1966

570 Raumpilot Grundlagen


Anhang

572 Abkürzungen
573 Index
579 Danksagung

Raumpilot Grundlagen 571




Index
Abkürzungen


ASE Allgemeine Schulbauempfeh- GRZ Grundflächenzahl SchBauFR Richtlinien über die


lungen GUV Deutsche Gesetzliche Unfall- Gewährung von Zuschüssen
ASR Arbeitsstätten-Richtlinien versicherung zur Förderung des Schulhaus-
ArbStättV Arbeitsstättenverordnung ISO Internationale Organisation für baus kommunaler Schulträger
BGF Brutto- Grundfläche Normung (Schulbauförderungs-
BauNVO Verordnung über die bauliche ISO Norm Eine von der Internationalen richtlinien)
Nutzung der Grundstücke Organisation für Normung TG Tiefgarage
(Baunutzungsverordnung) herausgegebene Norm TRA Technische Regeln für
DIN Deutsches Institut für LAbfG Gesetz über die Vermeidung und Aufzüge
Normung (Deutsche Norm) Entsorgung von Abfällen und die VDI Verein Deutscher Ingenieure
DIN EN Europäische Norm, die vom Behandlung von Altlasten in VkVO Verordnung über den Bau und
Europäischen Komitee für Baden-Württemberg (Landesab- Betrieb von Verkaufsstätten
Normung herausgegeben wird fallgesetz) (Verkaufsstättenverordnung)
und von der nationalen LBO Landesbauordnung VStättVO Verordnung über den Bau und
Normungsorganisation als LBO BW Landesbauordnung Baden- Betrieb von Versammlungs-
DIN EN übernommen wird Württemberg stätten (Versammlungs-
EAE Empfehlungen für die Anlage LBOAVO Allgemeine Ausführungsverord- stättenverordnung)
von Erschließungsstraßen nung des Innenministeriums zur WE Wohneinheit
EAR 05 Empfehlungen für Anlagen des Landesbauordnung (Anhang I/1 WoFlV Verordnung zur Berechnung
ruhenden Verkehrs 2005 der Landesbaourdnung Baden- der Wohnfläche (Wohnflä-
EnEV Energieeinsparverordnung Württemberg) chenverordnung)
FEM Fédération Européenne de la MA Mitarbeiter
Manutention (Europäische MBO Musterbauordnung
Vereinigung der Förder- und MHHR Muster-Richtlinie über den
Lagertechnik) Bau und Betrieb von Hoch
FGSV Forschungsgesellschaft für häusern (Muster-Hochhaus-
Straßen und Verkehrswesen richtlinie)
GaVO Verordnung des Wirtschafts- KrW-/ Gesetz zur Förderung der Kreis-
ministeriums über Garagen und AbfG laufwirtschaft und Sicherung der
Stellplätze (Garagenverordnung, umweltverträglichen Beseiti-
Anhang I/4 der Landesbauord- gung von Abfällen (Kreislaufwirt-
nung Baden-Württemberg) schaft- und Abfallgesetz)
GFZ Geschossflächenzahl RASt Richtlinien für die Anlage von
gif Gesellschaft für immobilienwirt Stadtstraßen
schaftliche Forschung e.V.

572 Raumpilot Grundlagen


Index

Abfall....................................................... 293-302, 295, 411 Baukosten........................................................................326 Chemikalienraum.............................................................526


Abstandsfläche........................................................164, 265 Baunutzungskosten.........................................................327 Computer................................................................253, 508
Abstellraum......................................................287, 290, 549 Baunutzungsverordnung..................................................324 Corporate Identity............................................................363
Abstreifmatte...................................................................561 Bedienhöhe barrierefrei.....................................................42 Dichte...............................................................................157
Achsmaß (Arbeiten).........................................380-406, 389 Behinderung......................................................................37 Doppelarbeitsplatz...........................................................393
Allgemein unterrichten............................................513-521 Belagrampe........................................................................55 Doppelbett...............................................234-239, 303- 309
Ankommen......................................................185, 361, 475 Beleuchtung.....................................255, 427-434, 521, 565 Doppeldeckeraufzug..........................................................93
Anthropometrie.............................................................11-30 Beleuchtungsstärke................................................255, 430 Doppelhaushälfte.............................................................162
Arbeiten......................................................347-451,251-259 Belichtung.........................................178, 267, 427-434, 518 Doppelwaschtisch...........................................................269
Arbeiten und verwalten (Lernen)..............................531-535 Belüftung...........................................267, 423-426, 518, 519 Drehflügeltür....................................................................370
Arbeitsdreieck Küche...............................................203-209 Bemessungsfahrzeug.......................................................119 Dreibund..........................................................................351
Arbeitsplatz......................................256, 257, 258, 259, 379 Bepflanzung (Lernen).......................................................556 Dunstabzug......................................................................202
Arbeitsplatzgestaltung............................................255, 393 Bequemlichkeitsregel........................................................54 Durchfahrt Feuerwehr......................................................106
Arztraum (Lernen)............................................................549 Besonnungsdauer............................................................143 Durchgang Feuerwehr......................................................105
ASE..........................................................547, 518, 519, 520 Besucherstuhl..................................................................375 Durchwohnen-Prinzip.................................................177,180
Atrium..............................................................................314 Bett.................................................................233- 239, 246 Duschbad................................................................268, 270
Atriumhaus.......................................................................162 Bettenaufzug.....................................................................85 Dusche (Arbeiten)............................................................359
Aufbewahren............................................................285-291 Bewegungsflächen..........................................................108 Duschwanne....................................................................266
Aufbewahren barrierefrei.........................................290-291 Bewegungsflächenbedarf..................................................22 Dynamisches Sitzen................................................505, 509
Aufstellfläche Rettungswagen........................................107 Bibliothek (Lernen)...................................................539-540 EAR.................................................................................122
Aufzug....................................................................45, 77-98 Bidet................................................................................269 Einbruchschutz.................................................................192
Aufzug barrierefrei..................................................45, 94-97 Billard...............................................................................229 Essplatz....................................................................218-221
Aufzugsgruppe...................................................................92 Biologieunterricht.............................................................525 Einbund............................................................................351
Aula.................................................................................491 Blendschutz.....................................................................433 Einfamilienhaus...............................................162, 326, 327
Ausbauraster............................................................389-405 Blockrandbebauung.........................................................163 Einfriedung (Lernen) .......................................................558
Ausgang..................................................................366, 477 Bodenbelag..................................................:..529, 561, 562 Eingang......................................................185-192, 361-376
Außengangerschließung..........................................170, 172 Briefkasten..............................................................190, 368 Einrichtungsmaße Schlafraum.........................................234
Außenlärmpegel..............................................................421 Bruttogrundfläche............................................................325 Einspänner........................................................................167
Außenluftqualität.............................................................426 Bügelbrett........................................................282-284, 288 Einstrahlwert............................................................146-151
Bad...........................................................................261-277 Bürogebäude...................................................................366 Einzeilige Küche...............................................................205
Badewanne......................................................................267 Bürotypen.................................................................380-406 Einzelarbeitsplatz.............................................256, 257, 379
Balkon.......................................................................314-319 Bushaltestelle..................................................................479 Einzelbett........................................................ 234-239, 246
Bandfassade....................................................................440 Business Club.................................................................385 Einzeltisch........................................................................506
Barrierefrei....................................................................31-48 Cafeteria..................................................................359, 543 Einzelunterricht................................................................498
Bauausführung (Lernen) .................................................559 Chemiesaal..................................................................... 525 Einzelwaschtisch.............................................................269

Raumpilot Grundlagen 573


Index

Elektrorollstuhl...................................................................39 Fenster....................................................................425, 566 Grundflächenzahl.............................................................161


Elementfassade...............................................................444 Fensterflächenanteil................................................429, 518 Gruppenbüro...........................................................381, 384
Elternsprechzimmer.........................................................549 Feuerwehr..................................................................99-108 GUV-Richtlinien........................................................483-489
Empfang (Arbeiten)..........................................................373 Feuerwehraufzug...............................................................94 Handlauf.....................................................................67, 488
Energie......................................................................141-152 Feuerwehrschlüsseldepot...............................................368 Handwaschbecken..........................................................269
Energie, solare.................................................................150 Flächenberechnung..................................................324-325 Hausarbeitsraum......................................................279-284
Entsorgen.................................................................293-302 Flächenmodul..................................................................393 Haushaltsabfall.........................................................293-302
Entsorgen barrierefrei......................................................302 Flachrampe........................................................................55 Hausmeisterdienstzimmer...............................................549
Ergonomisches Mobiliar..........................................505, 509 Flexibilität..................................................................401-406 Herd........................................................................200, 202
Erholen.............................................................................359 Fluchtweg............................................52, 101-104, 483-484 Hochhaus...................................................................92, 101
Erschließen.........................165-173, 179, 359, 477, 481-489 Flügel...............................................................................229 Hochschrank....................................................................200
Erschließen, verteilen und flüchten (Lernen)...........481-489 Flur............................................................................46, 483 Horizontalerschließung.............................................170-173
Erschließungsarten...........................................165-173, 363 Förderleistung Aufzug.......................................................88 Hüllfläche.................................................................328-329
Erschließungsfläche........................................................330 Freibereich.................................................311-319, 553-558 Hydraulikaufzug.................................................................83
Erschließungssystem......................................................381 Funktionsküche................................................................196 Kantine.............................................................359, 541-543
Erste-Hilfe-Raum.....................................................415, 549 Fußboden rutschhemmend.............................................562 Kettenhaus.......................................................................162
Essen.......................................................................213-221 Garagenverordnung..................................................120-121 Kinder wohnen.........................................................241-249
Essen und Freizeit verbringen..................................541-544 Garderobe........................................................189, 375, 519 Kinderbett........................................................................246
Essküche..........................................................196, 207, 216 Gäste-WC.................................................................263-264 Kinderwagen.............................................................39, 188
Essplatz....................................................................218-221 Gebäudereinigung...........................................................549 Kinderzimmer...........................................................241-249
Esstisch....................................................................213-221 Gebäudetiefe...................................................................177 Klassenraum.............................................................510-521
Expressaufzug...................................................................93 Gedeck.............................................................................217 Klavier...............................................................................229
Fachbezogen unterrichten.......................................523-529 Geh-/Fahrhilfen..................................................................40 Kleiderschrank..........................................................234-235
Fachklasse................................................................523-529 Gehbereich Treppe.............................................................60 Kleingarage......................................................................125
Fahrbahnbreite..................................................118-139, 364 Geländer.........................................65-66, 316, 486-487, 565 Klingelanlage....................................................................190
Fahrgasse..................................................................118-139 Gemeinschaftszone.................................................493-494 Kochen......................................................................193-212
Fahrkorb.............................................................................80 Gerätestellfläche Küche..................................................202 Kofferküche......................................................................204
Fahrkorbvarianten...............................................................81 Geräuschpegel.................................................................421 Kombibüro...............................................................380, 383
Fahrrad......................................................................136-139 Geschossflächenzahl........................................................161 Konstruktionsgrundfläche................................................325
Fahrradabstellfläche..................................................138-139 Geschosszahl Schulen.....................................................462 Konstruktionsraster..................................................387-406
Fahrradstellplatz................................................137-139, 478 Gleichstellungsgesetz........................................................36 Kopierraum.......................................................................417
Fahrzeuge.........................................................................119 Globalstrahlung................................................................144 Körpermaße..................................................................11-29
Faltrollstuhl........................................................................38 Greifraum..........................................................................28 Krankentransport...............................................................63
Fassade....................................................421, 425, 435-445 Großgarage......................................................................127 Küche........................................................................193-212
Fassadenraster.........................................................389-399 Großraumstruktur............................................................399 Küche barrierefrei.....................................................208-212

574 Raumpilot Grundlagen


Index

Küchenformen..........................................................203-207 Mietflächenberechnung MF-G.........................................360 Planungsregeln/Literatur (Anthropometrie).......................30


Kundentheke............................................................373-374 Mittelgarage.....................................................................126 Planungsregeln/Literatur (Arbeiten)..........................447-451
Kuppenausrundung..........................................................128 Mobilitätseinschränkungen................................................38 Planungsregeln/Literatur (Aufzug).....................................98
LAbfG...............................................................................295 Modellraumprogramm Schule..................................469-473 Planungsregeln/Literatur (Barrierfei).............................47-48
Lage und Orientierung (Lernen)...............................459-462 Modulor..............................................................................13 Planungsregeln/Literatur (Lernen)............................567-570
Ladehof (Arbeiten)..........................................................366 Modulordnung.................................................................391 Planungsregeln/Literatur (Energie)..................................152
Lager (Arbeiten)...............................................................359 Motorisierung............................................................112-113 Planungsregeln (Ruhender Verkehr).................................140
Lagerraum...............................................................366, 416 Müllabstellfläche..............................................296-302, 415 Planungsregeln/Literatur (Rettung)..................................108
Längsaufstellung......................................................118, 121 Müllraum.................................................................301, 366 Planungsregeln/Literatur (Treppe).................................74-75
Lärmeintrag.....................................................................422 Musischer Unterrichtsbereich........................................ 528 Planungsregeln/Literatur (Wohnen)..........................337-346
Laubengang......................................................170-172, 313 Nasszelle....................................................261-277, 550-551 Poststelle.........................................................................366
LauflängeTreppe................................................................53 Naturwissenschaftlicher Unterrichtsbereich............525-527 Private Freibereiche...................................................311-319
Lauflinie Treppe..................................................................60 Nebennutzfläche (Lernen)................................................471 Private Freibereiche barrierefrei................................318-319
Lehrerzimmer...........................................................531-535 Nebenräume........................................................... 407, 545 Programm.................................................355-360, 469-473
Lehrmittelraum................................................................549 Nettogrundfläche.............................................................325 Putzraum.................................................................415, 549
Lehrsaal....................................................................526-527 Notwendige Treppe.............................51, 52, 102, 484, 488 Rampe.................................................................55, 73, 488
Leitertreppe.......................................................................55 Notwendiger Flur.....................................................103, 484 Rampeneinfahrt......................................................128, 129
Lernen......................................................................453-570 Notwendiger Stellplatz.......................................114-117, 365 Raster......................................................................377- 406
Lernformationen.......................................................495-501 NotwendigerTreppenraum...............................................103 Rastermaß 120 cm..................................................394, 404
Lernmittelraum................................................................549 Notwendiges Fenster.......................................................104 Rastermaß 135 cm..................................................396, 405
Leuchtdichteverteilung....................................................433 Nutzfläche........................................................................325 Rastermaß 150 cm..................................................398, 406
Leuchtstärke...........................................................255, 565 Nutzungsneutral.......................................................303-309 Raumakustik Klassenraum......................................521, 528
Licht.........................................................................427-434 Nutzungsneutral barrierefrei ....................................308-309 Raumhöhe...............................................................380, 518
Liegeraum........................................................................416 Oberschrank Küche..................................................200-201 Raumprogramm...................................... .355-360, 469-473
Liegestuhl........................................................................316 Ökonomie.................................................................321-331 Reihenhaus......................................................162, 326, 329
Lochfassade.............................................................438-439 Organisation.....................................................182, 377-386 Recherchieren und Informieren................................537-540
Loggia..............................................................................314 Orientierung.......................................................43, 459-462 Reinigen und Pflegen...............................................261-277
Luftbelastung...................................................................425 Parkdeck..........................................................................365 Reinigen und Pflegen barrierefrei.............................274-277
Luftschalldämmung.........................................................422 Parkgarage........................................................................118 Rektorat...........................................................................535
Lüftung.....................................................411, 423-426, 565 Pausenfläche....................................................461, 553-558 Rettung.......................................................................99-108
Lüftungsklappe................................................................425 Personalräume Schule.....................................................549 Rettungsgeräte................................................................105
Luftwechselzahl...............................................................426 Personenaufzug.................................................................84 Rettungsweg...........................................................101, 484
Materialraum....................................................................528 Perzentil.............................................................14-15, 16-30 Rezeption................................................................359, 373
Matratze...........................................................................237 Physiksaal........................................................................525 Rollator...............................................................................38
Mediathek........................................................................539 PKW-Stellplätze Schule...................................................478 Rollstuhl.............................................................................38

Raumpilot Grundlagen 575


Index

Rollstuhlabstellplatz.........................................................190 Sicherheitstreppenraum..................................................105 Tischfußball......................................................................229


Ruhender Verkehr......................................................109-140 Sichthöhe...........................................................................42 Toilette.............................................................266, 269, 273
Ruheraum........................................................................416 Sitzen........................................................................503-511 Toilette barrierefrei....................274, 275, 276, 277, 550-551
Rundschiebetür................................................................370 Sitzplatzanordnung....................................................510-511 Toilettenanlage........................................................412, 547
Rutschfestigkeit...............................................................562 Skylobby.............................................................................93 Treppe..................................................................49-73, 486
Sammlungsraum.............................................................526 Sofa..........................................................................226-230 Treppenarten......................................................................68
Sanitärraum.........................261-277, 359, 412-414, 546-551 Solare Einstrahlung...................................................141-151 Treppenbreite.....................................................................56
Satellitenbüro...................................................................254 Sonnenscheindauer.........................................................144 Treppendurchgangshöhe...................................................59
Schall...............................................................333, 419, 521 Sonnenschutz...........................................................433-434 Treppenlauf................................................................71, 486
Schallschutz....................................................335, 421, 521 Sonnenstandsdiagramm..................................................143 Treppenlaufbreite...............................................................56
Schlafen....................................................................231-239 Spänner.....................................................................167-169 Treppenpodest...................................................................62
Schlafzimmer.............................................235-239, 301-309 Speisesaal........................................................................544 Treppenraumprofil..............................................................58
Schleppkurve...................................................................132 Spielgeräte.......................................................................557 Treppensteigung................................................................55
Schrägaufstellung Parken........................................121, 123 Sportrollstuhl......................................................................38 Treppenteile.......................................................................53
Schrankküche..................................................................204 Spüle................................................................................200 Trockner...........................................................................282
Schreibtisch......................................................256-259, 379 Spülküche (Lernen)..........................................................544 Twin-System......................................................................93
Schrittmaßregel.................................................................54 Städtebau.........................................................................155 Typologie.........................................................175, 349, 463
Schulbibliothek.........................................................537-540 Standplatz........................................................................297 Übungsraum................................................................... 526
Schülervertretung............................................................549 Steigungsverhältnis...................................................55, 486 Umwehrung...............................................65, 316, 487, 565
Schulgarten..............................................................556-557 Stellplatz...................................................................109-123 Unterrichten, allgemein............................................513-529
Schulgrundstück..............................................................461 Stellplatzbedarf...........................................112-117, 365, 478 Unterrichtsbereiche.........................................................472
Schulhof...........................................................461, 553-558 Stichflur...................................................................104, 484 Unterschneidung...............................................................65
Schulleitung.....................................................................535 Stufen....................................................53-72, 485-486, 561 Unterschrank....................................................................199
Schulmensa..............................................................541-544 Stützenstellung................................................................392 Urinal................................................................................269
Schulmöbel...............................................................503-511 Stutzflügel........................................................................229 Veranstalten und Feiern...................................................491
Schulstandort...................................................................461 Tafel Klassenzimmer........................................................518 Verglasung.......................................................................564
Schulsystem.............................................................455-457 Tageslichtlenksystem......................................................431 Verkehrsfläche.........................................................325, 471
Schwellen barrierefrei........................................................41 Tageslichtquotient............................................................430 Verschattung....................................................................145
Sehbehinderung................................................................43 Technische Funktionsfläche.............................................325 Ver- und Entsorgung........................................................366
Seilaufzug..........................................................................82 Teeküche..........................................................................411 Verteilerfunktion...............................................................376
Sekretariat Schule............................................................535 Teich Schulhof..................................................................557 Vertikalerschließung.........................................................167
Senkrechtaufstellung Parken...........................118, 121, 123 Telearbeit.........................................................................253 Verwaltung.......................................................................534
Sessel.......................................................................227-230 Terrasse............................................................................314 Vollbad..............................................................................271
Sicherheitsanforderungen Schule.............................561-566 Tiefgarage..........................................124,351, 365, 391-392 Vorbereitungsraum..........................................................526
Sicherheitsregel.................................................................54 Tisch.................................................217, 256, 379, 505, 509 Vorwandinstallation Bad..................................................267

576 Raumpilot Grundlagen


Index

Wannenausrundung.........................................................128
Wannenbad......................................................................271
Warenannahme...............................................................366
Wärmeschutz...................................................................433
Wartebereich...................................................................374
Wartezeit............................................................................89
Waschtisch......................................................................269
Waschen..........................................................................282
Wäschetrockner...............................................................266
Waschmaschine......................................................266, 282
Wasserflächen............................................................... 557
WC...................................................269, 359, 412, 547, 550
WC barrierefrei.........................................274- 277, 550- 551
Wendekreis Lkw..............................................................133
Wendekreis Pkw..............................................................132
Wendeltreppe....................................................................70
Werkraum...............................................................525, 528
Werkstattraum.................................................................528
Windfang..................................................................187, 368
Winkelschiebetür.............................................................370
Wirtschaften............................................................279-284
Wirtschaften barrierefrei..................................................284
Wohnen.....................................................................153-346
Wohnfläche..............................................................157, 323
Wohnflächenverordnung.................................................323
Wohnhaustreppe...............................................................55
Zeichensaal......................................................................528
Zellenbüro...............................................................281, 382
Zentralgarderobe.............................................................375
Zutrittskontrolle................................................................372
Zweibund.........................................................................351

Raumpilot Grundlagen 577


Haftung
Das in diesem Buch veröffentlichte Datenmaterial ist mit keinerlei Gewährleistung oder Garantie verbunden. Die Autoren, der
Verlag und der Herausgeber übernehmen infolgedessen keine Verantwortung für die Richtigkeit der Angaben und werden
keine daraus folgende oder sonstige Haftung übernehmen, die auf irgendeine Art aus der Anwendung dieses Datenmaterials
oder aus Teilen daraus entsteht.

Nicht geschlechterbezogene Sprache


In dieser Publikation wurde auf die geschlechterbezogene sprachliche Differenzierung verzichtet. Vereinfachend wurden aus-
schließlich die männlichen Bezeichnungen genannt. Diese schließen aber ausdrücklich das weibliche Geschlecht immer mit ein.

578 Raumpilot Grundlagen


Wir danken folgenden Wei Jiang Sandra Stadler Für ihre fachliche Beratung Christine Degenhart
Studierenden für ihre Qian Jin Vathana Thorn und Unterstützung danken Sprecherin der Beratungs-
engagierte Mitarbeit bei Volker Kast Luis Eduardo Traesel wir: stelle Barrierefreies Bauen
der Erstellung dieser Julia Karl Anna Treutler bei der Architektenkammer
Publikation: Timo Kegel Anna Ulrichs Petra Stojanik Bayern
Gagarin Kirill Mihriban Ünal Universität Stuttgart, IWE
Nadja Koch Max Vomhof Franziska Messerschmidt
Larissa Abdelhardi Inna Kreimer Sandra Waldecker Simone Lörcher Schul- und Kultusreferat der
Christoph Abele Senada Kusturica Laura Walter Universität Stuttgart, IWE Landeshauptstadt München
Wilhem Aisenbrey Katharina Lang Katharina Wanke
Deniz Aktay Benjamin Lasshof Niko Weidler Eberhard Wurst Andreas Holm
Julia Baumann Eike Lehnhoff Yuto Yamada Universität Stuttgart, IWE Fraunhofer-Institut für Bau-
Stephanie Beck Sebastian Lippert Hu Yi physik Holzkirchen
Ute Bednarz Eric Littlewood Fang Yue Peter Faller
Antonia Blaer Natalie Maras Kuo Yu-Mei Universität Stuttgart, IWE Achim Haberkorn
Sabrina Brenner Sabine Marinescu Huang Wan-Ting Thyssen Krupp
Sarah Centgraf Carolin Maurer Tilman Harlander Aufzugswerke
Britta Ehrig Julia Meisel Universität Stuttgart, IWE
Volker Eisele Daiana Mesaros Gerhard Schiffner
Anja Eisenhardt Ünal Mihriban Dorothee Strauss Thyssen Krupp
Sebastian Ferroni Alesa Mustar Universität Stuttgart, IWE Aufzugswerke
Corinna Flad Chrissie Muhr
Marina Folter Tina Muhr Florian Gruner Rainer Sonntag
Franziska Friedrich Ina Neusch Universität Stuttgart, IWE Brandschutzsachverständiger
Vincent Gabriel Jakub Pakula
Gunda Geising Claudia Palumbo Hanno Ertl Ernst Wagner
Petra Gerhardt Julia Raff Universität Stuttgart, IBBTE Staatsinstitut für Schul-
Daniel Gerber Dominik Raptis qualität und Bildungs-
Michael Grausam Jens Rehm Jürgen Schreiber forschung, München
Kerstin Großmann Dennis Rothe Universität Stuttgart, IBBTE
Carsten Güth Lars Offergeld
Elena Hammerschmidt Albine Oster Christian Stoy Wir danken weiterhin für Ihre
Albrecht Harder Aline Otte Universität Stuttgart, BAUÖK Beratung und Unterstützung:
Martina Henke Valentin Ott
Florian Hagmüller Yan Pei Elisabeth Beusker Vitra GmbH,
Axel Heiser Julie Scheffler Universität Stuttgart, BAUÖK Weil am Rhein
Bettina Heckenberger Isabel von Schmude
Stefanie Hickl Alexa Schmidbauer Arbeitsgemeinschaft
Stefanie Hunold Roman Schieber Die Moderne Küche AMK
Park Hyo Ki Tobias Schwechheimer e.V., Mannheim
Tamara Jechener Simon Schleicher
Bärbel Jetter Kim Schopf

Raumpilot Grundlagen 579


Autoren

Thomas Jocher (Benediktbeuern, 1952)


Prof. Dr.-Ing. Architekt, Direktor Institut Wohnen und Entwerfen,
Fakultät Architektur und Stadtplanung, Universität Stuttgart,
Advisory Professor Tongji University Shanghai

Sigrid Loch (Saarbrücken, 1963)


Dr.-Ing. Architektin, Akademische Mitarbeiterin Institut Wohnen
und Entwerfen, Fakultät Architektur und Stadtplanung, Universität
Stuttgart

580 Raumpilot Grundlagen


W Ü STE N R OT STI FTU N G
Wüstenrot Stiftung (Hrsg.)

RAUMPILOT
A R B E I T E N

Markus Gasser
Carolin zur Brügge
Mario Tvrtković

kraemerverlag

1
Die Publikationsreihe „Raumpilot“ besteht aus insgesamt vier Bänden:

Raumpilot Grundlagen Thomas Jocher, Sigrid Loch


Institut Wohnen und Entwerfen, Universität Stuttgart
ISBN 978-3-7828-1551-2 (PDF)
ISBN 978-3-7828-1556-7 (ePub fixed layout)
Raumpilot Arbeiten Markus Gasser, Carolin zur Brügge, Mario Tvrtković
Professur Entwerfen und Siedlungsentwicklung, Technische Universität Darmstadt
ISBN 978-3-7828-1552-9 (PDF)
ISBN 978-3-7828-1557-4 (ePub fixed layout)
Raumpilot Lernen Arno Lederer, Barbara Pampe
Institut für Öffentliche Bauten und Entwerfen, Universität Stuttgart
ISBN 978-3-7828-1553-6 (PDF)
ISBN 978-3-7828-1558-1 (ePub fixed layout)
Raumpilot Wohnen Walter Stamm-Teske, Katja Fischer, Tobias Haag
Professur Entwerfen und Wohnungsbau, Bauhaus-Universität Weimar
ISBN 978-3-7828-1554-3 (PDF)
ISBN 978-3-7828-1559-8 (ePub fixed layout)

Herausgeber
Wüstenrot Stiftung, Ludwigsburg

Redaktion, Konzept und Gestaltung Band Arbeiten


Markus Gasser, Carolin zur Brügge, Mario Tvrtković

Gesamtlayout Buchreihe „Raumpilot“


Sigrid Loch, Tobias Haag

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts-
gesetzes ist ohne Zustimmung der Wüstenrot Stiftung und des Karl Krämer Verlags unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Verviel-
fältigungen, Nachdruck, Übersetzungen, elektronische Speicherung (auch durch Scannen) in digitalen Netzen oder die Mikroverfilmung.

© 2012 Wüstenrot Stiftung, Ludwigsburg, und Karl Krämer Verlag Stuttgart + Zürich
Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved.
ISBN 978-3-7828-1552-9

1
Inhaltsverzeichnis

Vorwort 5
Position 7

Anleitung 9
Überblick 11
Entwerfen 13

Arbeit verstehen 17
Arbeit heute 19
Arten der Arbeit 24
Historische Entwicklung 29
Ökonomie 51
Stadt, Quartier, Haus 67
Typologische Konzepte 97

Arbeit und... 109


Gebrauchsanleitung 111
Sich verorten 113
Typologie 127
Rohbau, Ausbau,
Gebäudetechnologie 143
Verbinden, Trennen 159
Kommunizieren 173
Gestalten, Designen 187
Periphere Dienste
technische Peripherie 203

Projekte – Arbeiten 219


Projektauswahl 221
0 bis 19 Arbeitsplätze 222
19 bis 49 Arbeitsplätze 230
50 bis 249 Arbeitsplätze 238
über 250 Arbeitsplätze 246

Anhang
Vorwort der Wüstenrot Stiftung

Die Arbeits-, Lebens-, Organisations- und Angesichts signifikant wachsender interna-


Wirtschaftsformen haben sich in den letzten tionaler Einflüsse und Marktorientierungen
Jahrzehnten nicht nur in Deutschland greifen eine klassische Gebäudelehre und
erheblich verändert. Kulturelle, technische damit auch die herkömmliche Vermittlung
und wirtschaftliche Entwicklungen und von Raum- und Organisationskonzepten nur
Globalisierungsprozesse sowie gewandelte noch begrenzt. Parallel zu einer gebäude-
Anforderungen, Präferenzen und Werthal- typologischen Betrachtung treten die
tungen gehören zu den wichtigsten Ursa- ausgeübten Tätigkeiten und die mit ihnen
chen für diese Veränderungen. Inzwischen verbundenen Anforderungen stärker in den
werden dadurch auch neue Orientierungen Vordergrund. Die Gebäudelehre muss, um
in der räumlich-baulichen Konzeption und in auf diese Veränderungen adäquat reagieren
der Organisation der Gebäude erforderlich, zu können, intensiver als bisher auf die
um den damit verbundenen Auswirkungen grundlegenden Anforderungen ausgerichtet
auf die vorherrschenden Nutzungsformen werden, die sich aus den verschiedenen
entsprechen zu können. Tätigkeiten ergeben. Neue Schwerpunkte in
der Vermittlung der Grundlagen von Archi-
Zu beobachten ist dieser Prozess in nahezu tektur und Gestaltung sind ergänzend hierzu
allen Lebensbereichen; deutlich wird er bei- unverzichtbar.
spielsweise in einer gewandelten Nachfrage
nach differenzierten Wohnungen und Wohn- Die Wüstenrot Stiftung hat auf eine Initiative
gebäuden, in modifizierten Anforderungen von Prof. Dr. Thomas Jocher hin gemeinsam
an die Gestaltung von Kindergärten, Schulen mit einem Kreis von engagierten Hoch-
und anderen Bildungseinrichtungen, in schullehrern verschiedener Universitäten
Industrie- und Gewerbebauten, die unter in einem Forschungsprojekt die Frage aufge-
den Bedingungen eines verschärften ökono- griffen, mit welchen neuen Impulsen und
mischen Wettbewerbs einem besonderen Strukturen in der Ausbildung der Architekten
Anpassungsdruck unterliegen, oder in den auf diese Veränderungen reagiert werden
Wirkungen neuer Konsum- und Freizeit- kann. Ziel dabei ist es, die Studierenden
muster sowohl auf Gebäude als auch auf besser auf sich wandelnde Anforderungen
öffentliche Räume. Besonders auffällig wer- an ihre Berufsgruppe vorzubereiten und
den die Veränderungen an neuen Kombinati- zugleich das kreative Entwerfen auch ange-
onen unterschiedlicher Gebäudenutzungen, sichts neuer Herausforderungen und Leis-
an veränderten Nutzungszyklen und an den tungsprofile weiterhin in den Mittelpunkt
Verbindungen des Wohnens mit modernen, der Ausbildung stellen zu können. Zentrales
leicht integrierbaren Dienstleistungen. Kriterium für eine erfolgreiche, zukunftsge-

5
richtete Ausrichtung ist in diesem Sinne die Das Forschungsprojekt „Raumpilot“ der und wechselnde Anforderungen strukturiert
Fähigkeit, in einen kreativen, künstlerischen Wüstenrot Stiftung konzentriert sich und in einem kreativen Prozess bewältigt
Entwurfsvorgang eine wachsende Zahl an auf eine anschauliche, die wesentlichen werden können.
zu beachtenden Rahmenbedingungen zu in- Nutzungen fokussierende Darstellung der
tegrieren und dabei zugleich die Qualität der Gebäudelehre. Die daraus entstandene Die anderen beiden Vertiefungsbände be-
einzelnen Komponenten aufrecht erhalten Publikation ist in vier Bände unterteilt. Der handeln die Themen Lernen und Wohnen.
zu können. Band Grundlagen schafft die gemeinsame Die Wüstenrot Stiftung dankt allen „Raum-
Basis für drei ergänzende Vertiefungsbände piloten“ – Autoren, Hochschullehrern,
Entstehen sollen funktional und ökonomisch und führt in die wichtigsten Aufgaben und Studierenden – für die engagierte, intensive
nachhaltige Gebäude, deren Eignung und Themen ein. Zusammenarbeit bei der Erstellung und
Qualität vor allem in der Fähigkeit bestehen, Umsetzung des Konzeptes. Sie hofft damit
auch weiterhin sich kontinuierlich verän- Der Band Arbeiten ist einer von drei wichtige Impulse für den kontinuierlichen
dernden Bedingungen und Einflussfaktoren Vertiefungsbänden, die ergänzend zum Prozess der Anpassung von Form und
entsprechen zu können. Dieser Anspruch Grundlagenband wichtige Bereiche der Ge- Inhalten der Ausbildung im Fachbereich
kann in einer kreativen Entwurfsleistung nur bäudelehre aufgreifen. Er konzentriert sich Architektur an die veränderten Rahmenbe-
dann eingelöst werden, wenn als Grund- auf das Entwerfen von Gebäuden mit Büro- dingungen in Wirtschaft und Gesellschaft
lage der Kreativität ein klares Konzept der Arbeitsplätzen in den Sektoren Verwaltung geben zu können.
wichtigsten Elemente einer Bauaufgabe ver- und Dienstleistungen. Aufgrund der viel-
fügbar ist – im technischen und wirtschaft- fältigen und wachsenden Einflüsse auf die
lichen sowie in wachsendem Maße auch im Arbeitsorganisation ist dies ein Spektrum,
gesetzlichen Bereich. das dynamischen Veränderungen unter-
worfen ist. Anstelle fest gefügter, isolierter
Es war ein Anliegen der Wüstenrot Stiftung, Arbeitsplätze stehen heute und vor allem in
mit ihren Möglichkeiten einen Beitrag dafür Zukunft eher Systeme im Vordergrund. Die
zu leisten, dass in dieser Hinsicht für einige damit verbundene Komplexität fordert die
ausgewählte Bereiche der Gebäudelehre Architektur auch unter dem Gesichtspunkt
ein erster Schritt getan werden konnte, der Nachhaltigkeit in besonderer Weise.
und zwar in Form einer Aufbereitung von Die Darstellung der wichtigsten Parameter
Aufgaben und Lösungsvorschlägen, die den dazu und Beispiele zu einer räumlichen
genannten Kriterien folgen kann. Sie hat sinnvollen Anordnung von Arbeit in den Mo-
hierzu ein Forschungsprojekt initiiert, das bilitätssystemen einer Region sind wichtige
auf Wunsch der beteiligten Hochschullehrer Bausteine für eine Auseinandersetzung mit
den programmatischen Titel „Raumpilot“ dieser Aufgabe. Übergeordnetes Ziel ist
erhalten hat. – wie in allen Bänden der Reihe – Entwurfs-
instrumente zu erläutern, mit denen neue

6
Position

Für die Niederschrift aber auch für das verändert: Mit Notebooks wird hochmobil
Verständnis des vorliegenden Bands an und in verschiedenen räumlichen Situa-
„Arbeiten“ der Reihe Raumpilot mussten tionen gearbeitet. In diesem Sinne können
vorweg Positionen geklärt werden. Zum wir uns nicht auf reine Verwaltungsarbeit
einen haben wir als architektonische Aufga- eingrenzen, sondern beschreiben relevante
be vor uns eine große Masse an konven- und vielfältige Systeme – und diese sind
tionellen Büro-Arbeitsplätzen im Bereich wieder etwas heterogener, vielfältiger und
Verwaltung und Dienstleistung und zum spannender geworden.
anderen zahlreiche damit verwandte, aber
doch neuartige Arbeitsorganisationen – in Öfters wird diskutiert, „welche Ökonomie“
speziellen Konfigurationen, unter speziellen als Umfeld für eine Arbeit gültig sei. Auch
ökonomischen Bedingungen, unter neuen dazu werden wir zahlreiche Querverweise
Zeitrhythmen und auch mit relativierten geben müssen – denn auch die Gesetz-
Arbeitsbedingungen. Gerade weil sich Wan- mäßigkeiten und Randbedingungen der
del bemerkbar macht, gewichten wir neue freien Marktwirtschaft wechseln schneller
Systeme leicht überproportional. und tiefgreifender als erwartet. Die globale
Wirtschaftskrise ab 2008 zeigt dies auf
Dazu einige zusammenfassende Hinweise: beeindruckende Weise und wird Einfluss auf
Grundsätzlich geht es in „Raumpilot Ar- Architektur und Entwurfsstrategien haben.
beiten“ um Verwaltungsarbeit, also um die Jedenfalls wollen wir uns auch hier nicht
eigentliche Büroarbeit. Wir haben aber meh- auf den Normalfall beschränken, der bei
rere Abgrenzungsprobleme: Ehemalige rei- Büroarbeit von einer durchschnittlichen
ne Handwerksbetriebe weisen heute einen Wertschöpfung und von Arbeitsplatzrichtli-
hohen Dienstleistungs- und Verwaltungsan- nien definiert ist. Dieses Fundament ist uns
teil auf, zahlreiche ursprüngliche Handar- längst unter den Füßen weggebrochen. Wir
beiten wie beispielsweise Lagerbedienung, stehen hier mit einem Unterrichtsbuch vor
Produktion, Veredelung, Verpackung werden einer anderen Verantwortung: Zum einen
heute am Computer gesteuert und sind von muss vermittelt werden, dass auch an Ar-
den Arbeitsplatzbedingungen als Computer- beitsplatzqualitäten nicht alles weggespart
arbeitsplätze einzuschätzen – und umge- werden darf (zu Ungunsten des Arbeitneh-
kehrt kennen wir viele Kleinbetriebe, in wel- mers), zum anderen muss es möglich sein,
chen neben den eigentlichen Büroarbeiten bei einer niedrigen Wertschöpfung doch
alle zusätzlichen Tätigkeiten auch selbst noch überhaupt einen Arbeitsplatz zu schaf-
erledigt werden. Letztlich hat sich auch die fen, und diesen in architektonischer Qualität
reine Verwaltungsarbeit am Bürotisch stark zu organisieren (zu Gunsten des Arbeiten-

7
den). Dieser minimale Arbeitsplatz kann Letztlich zum Grundthema Entwerfen: Die
aber nicht Standard sein – er ist eventuell Serie Raumpilot sollte konzeptionell ein Bei-
selbstverantwortete Überlebensstrategie. trag zu einer neuen Gebäudelehre werden.
Genau diesen Fragen wollen wir uns nicht Wir verstehen dies so, dass den Studieren-
verschließen. den Entwurfsinstrumente gegeben werden,
mit welchen sie neue Anforderungen
Arbeit als eine Ebene der Identifikation strukturieren können und sich selbst Grund-
Viele Menschen definieren sich vorwie- lagen zum Entwurfsakt erarbeiten können
gend über ihre Arbeit. Die Möglichkeit, an – und auch müssen. Unser Verständnis von
einer sinnvollen Arbeit teilzunehmen, ist Entwerfen ist hier am Thema „Architekturen
dabei zentral. Eine hochwertige Architek- für Arbeit“ dargestellt – die systemische
tur respektive Arbeitsplatzqualität stützt Komponente gilt selbstverständlich für jede
Identifizierung mit Sicherheit – aber sie andere Entwurfsaufgabe auch.
garantiert diese nicht. Es gibt genügend
Beispiele von sinnvollen und befriedigenden Diese Schrift ist eine grundlegende An-
Arbeiten, welche nicht in „großer Archi- regung und eine erste Anleitung für das
tektur“ gemacht werden. In diesem Sinn Entwerfen von Arbeitsarchitekturen. Als Stu-
soll dieses Buch auch einen Anstoß geben, dierende müssen Sie sich zwangsläufig mit
nach Arbeitsarchitekturen zu suchen, die anderen wertvollen Publikationen beschäfti-
„wirkliche Qualitäten“ eröffnen, und dies ist gen und wir empfehlen als weiterführende
mehr als nur Office-styling. Publikationen den „BürobauAtlas“ von Jo
Eisele und Bettina Staniek sowie den „Ent-
Die Produktion von Architektur ist ein wurfsatlas Bürobau“ von Hascher/Jeska/
wesentlicher Baustein hin zur Nachhaltig- Klauck. Zahlreiche Publikationen behandeln
keit. Wir versuchen, dazu die wichtigsten Bürobau als Design- und Marketingaufgabe
Planungsparameter zu erklären. Wie bei – dies gehört sicher auch dazu, deckt aber
allen anderen architektonischen Aufgaben die tiefgreifende Problematik mitnichten ab.
wird Nachhaltigkeit nur in Abstimmung vie-
ler Ebenen wegweisend wirksam. Obwohl
es nicht direkt Thema von „Raumpilot Ar-
beiten“ sein müsste, wollen wir dazu auch
städtebauliche Anregungen geben – zum Markus Gasser
Beispiel zur räumlich sinnvollen Anordnung Mario Tvrtković
von Arbeit in den Mobilitätssystemen einer Carolin zur Brügge
Region. Technische Universität Darmstadt, 2010

8
Anleitung

9
10
Überblick

Zur Gliederung aufzeigt. Dieser erste Teil endet mit Wir versuchen, Strategien zu vermitteln –
Dieses Buch gliedert sich in drei Hauptka- Vorstellungen und Diskussionen über die und nicht Rezepte. Es müssen Denkmodelle
pitel – sie können der Reihe nach gelesen Zukunft der Arbeit. angeregt werden, welche es den schnell
oder intuitiv durchgestöbert werden. • Unter „Prinzip Ökonomie“ erklären wir tradierenden Arbeitswelten ermöglichen, in
die wichtigsten ökonomischen Bestim- den zwangsläufig „trägen Architekturen“ zu
mungsfaktoren und deren Auswirkungen überleben. Eine stetige Neuanpassung des
I Arbeit verstehen auf die Arbeitsarchitekturen. Es werden Bauwerks an den vibrierenden Markt steht
Der erste Teil gibt einen Überblick zu den Strategien erklärt, wie Entwurfskonzepte ja aus Gründen der Nachhaltigkeit und der
wichtigsten Grundkenntnissen über die aus ökonomischen Bedingungen abge- Ökonomie nicht zur Diskussion. Ob Neubau
Architektur der Arbeit. leitet werden können. Eine Besonderheit oder Transformation – wir sollten intelligent
ist, dass bewusst auch Arbeiten mit langlebige Grundstrukturen realisieren,
• Zu Beginn findet sich eine Gebrauchsan- niedriger Wertschöpfung konzeptionell welche wir in ihrer Flexibilität mit minimalen
leitung, die Entwerfen allgemein erklärt integriert werden. Mitteln jour halten.
und im Besonderen dem Verständnis der • Der Teil „Stadt, Quartier, Haus“ zeigt
Entwurfsschemas in Kapitel 2 dient. zuerst relevante Aspekte des Systems
Entwerfen ist ein strukturierbarer und „Arbeit in der Stadt“; hier werden vor II Arbeit und...
damit teilweise analytischer Prozess – es allem die Nutzungsverteilungsproblematik Das Kapitel „Arbeit und...“ vermittelt Ent-
ist aber auch ein intuitiver und improvisie- und Mobilitätsfragen behandelt. Es folgen werfen innerhalb fundamentaler Themen-
render Akt. Gerade im Zusammenspiel ausgewählte Aspekte zu Gestaltung und bereiche. „Fundamental“ benennen wir
dieser beiden Komponenten – dem wichtigen Themenfeldern, wie etwa Flexi- diese deshalb, weil sie bei allen Bauwerken
Systemischen und dem Intuitiven – kann bilität, Nutzungsmix und Transformation. zur Diskussion stehen und deswegen auch
zukunftsfähige Architektur entwickelt • Abschließend wird eine Serie „Typolo- in allen Raumpilot-Bänden thematisiert
werden. gische Konzepte“ vorgestellt. Dies halten werden. Die sieben Unterkapitel werden
• Nach der Einleitung über das Entwer- wir für eine besondere Anregung zum jeweils mit einem Superschema eingeleitet.
fen haben wir unter „Arbeit heute“ die konzeptionellen Entwerfen. In den Schemas zeigen wir ein mögliches
wichtigsten Daten zur aktuellen Situation sinnvolles Durcharbeiten auf. Zu architekto-
zusammengestellt. Ein kleines Kompen- Im gesamten ersten Kapitel geht es einer- nischen Grundthemen werden anregende
dium über aktuelle Arbeitsformen zeigt seits um Aspekte des Entwerfens, anderer- Fragenkataloge aufgelistet.
die vielfältigen und teilweise problema- seits um den „systemischen Wandel“ – es
tischen Organisationsmöglichkeiten. zeigt auf, wie sich neben der Masse konven-
• Es folgt ein ausgedehnter historischer tioneller Büro- und Verwaltungsarbeit eine
Überblick, der die langsame Entwicklung relevante Menge von „anderer Arbeit“, von
der Arbeitsarchitekturen bis zur Industria- „neuem Produktionsverständnis“ oder von
lisierung und die folgende beschleunigte „innovativen Raum-Zeit-Modellen“ etabliert
Ausdifferenzierung im 20. Jahrhundert hat und weiterentwickeln wird.

11
III Projekte Kompendium-Charakter Zusammenfassung
Die gebauten Beispiele sind primär nach Architektur definiert sich auch über eine Dieses Lehrbuch versucht zu vermitteln,
Größen sortiert – seitlich am Textrand finden eigene Begrifflichkeit. Oft wird diese als dass beim Entwerfen mehrere Handlungs-
sich Referenzhinweise, mit denen sich zu selbstverständlich vorausgesetzt – sie ist es ebenen aktiviert werden müssen:
verwandten Themen in anderen Kapiteln na- aber nicht. Das Besondere an einer Sprache
vigieren lässt. Insofern sind die Projektbei- zur Architektur ist, dass sie mit Bildern, • Erstens benötigen wir für ein Entwurfs-
spiele ein „Einstiegs-Portal“ – sie beleben Skizzen, Schemas und Plänen unterstützt thema (hier die Arbeitsarchitekturen)
die Entwurfsthemen des zweiten Kapitels. werden kann, da es thematisch um Struktur, Basiswissen zu Geschichte, Theorie und
Form und Raum geht. zu den interdisziplinären Zusammenhän-
Die Serie von Projekten übernimmt in die- gen (Soziologie, Ökonomie, Nachhaltig-
sem Buch mehrere Funktionen: Auf mehreren Doppelseiten – verteilt über keit...).
das ganze Buch – wollen wir eine begrenzte • Zweitens stehen wir beim Entwerfen
• Reale Bauwerke zeigen die Bandbreite Anzahl von Themen und Begriffen kurz und immer im Dialog mit dem Vorhandenen,
der Lösungen in der Arbeitsarchitektur: prägnant beschreiben, damit der Haupttext welches wir qualitativ allgemein aber
vom allgemeingültigen Klassiker über von zusätzlich notwendigen Erläuterungen auch spezifisch für unsere Aufgabe
innovative Neupositionierung bis hin zu etwas befreit werden kann. werten. Wir sollten das „Reservoir“, die
Spezialitäten. Vorbilder kennen, um einen weiteren
• Mit der Projektauswahl können weitere Analog zur Projektsammlung haben auch Beitrag in diesem Dialog entwerfen und
Ebenen der „Entwurfsstrategie“ kommu- die kompendiumartigen Übersichten ihre bauen zu können.
niziert werden: die mögliche Vielfalt, The- Metafunktionen: • Drittens benötigen wir einen klaren Kopf
menstrategien, typologische Prägnanz, für die Struktur und die Strategie des
Corporate Identity – und vor allem: gute • Die Sammlungen zeigen eine weitere Entwurfsprozesses. Wir haben dazu ein
Architekur! Ebene der Vielfalt – und auch der zu Schema entwickelt, welches einen mög-
• Die Auswahl zeigt, welche Architek- berücksichtigenden Kriterien. lichen Entwurfsprozess darstellt (siehe
turen wir für interessant, qualifiziert • Einzelne Begriffe oder Begriffsgruppen folgende Seiten). Das „Schlaufenmodell“
und hochwertig halten. Für uns liegt ein selbst können zu wichtigen Themen eines macht den komplexen Entwurfsprozess
Schwerpunkt bei den aktuellen Projekten, Bauwerks werden. gut zugänglich, weil die Komplexität eines
wobei wir auch einige Klassiker ins Boot • Sie zeigen auf, wie zu einem Thema Teilbereichs immer wieder verlassen
genommen haben. Die Auswahl ist breit, Sammlungen über Subthemen aufgebaut werden kann, um auf den Entwurfs-
aber doch subjektiv. werden können. Hauptstrang zu gelangen.

Hier regen wir zudem an, dass Studierende Letztlich ist das „Händchen“ und das „Näs-
ihre eigene erweiterte Projektsammlung chen“ gefragt – die Kunst des Entwerfens
aufbauen und vielleicht sogar mit Themenre- will geübt sein!
ferenzen versehen.

12
Entwerfen

Anleitung zum Entwerfen

Das Darstellen von Entwerfen Entwerfen lernen (sich entwickelnde) Entwurfsidee unterstüt-
Die finale Komplexität des Entwerfens ist Zwei Eckpfeiler des Entwerfens sind: Zum zen. Finden wir zu wenig Unterstützung,
als allgemeingültiger Prozess schwer dar- ersten benötigen wir Kenntnisse über alle haben wir nach neuen Ideen zu suchen.
stellbar. Schematisch lassen sich die wich- am Bauwerk relevanten Faktoren und wir Erfahrung heißt, dass dieser Prozess mit
tigesten Entwurfsprozesse abbilden – aber müssen fähig sein, diese als System zu wenig Irrläufern zum Werk führt.
jede spezifische Entwurfsaufgabe entwi- steuern. Ohne große Datenkapazität und
ckelt darüber hinaus eine komplexe Eigen- ohne radikales Systematisierungsvermögen In den folgenden Schemas zeigen wir spezi-
dynamik. Die Vielfalt möglicher Antworten, können Entwerfende keine komplexen Bau- elle und interessante Entwurfssysteme:
Erfindungen und Innovationen, die Vielfalt werke entwickeln. Zum zweiten benötigen • wenn einzelne Themen stark bewertet
der Strategien, Prozesse und Gewichtungen wir langjährige Erfahrung und Inspiration werden und damit zu Hauptthemen des
widersetzen sich dem Abstraktionsversuch. dafür, wie sich ein Entwurf zu einem Entwurfs werden,
Etwas einfacher ist das nachträgliche beachteten Werk entfalten lässt oder ließe – • wenn das entstehende Projekt selbst
Erklären eines abgeschlossenen Entwurfs: denn es gibt mehrere Möglichkeiten. Diese klare Signale aussendet, welches seine
Dazu lassen sich selektiv die wichtigsten beiden Komponenten, das Systemische und Eigenlogik ist (wie „es sein will“),
Entscheide und Entwurfsmomente auf- das Kreative, sind in den Schemas unten • wenn ein Architekturbüro mit einer „Idée
arbeiten. Alle Entwerfenden wissen aber dargestellt: Aus einer großen Menge von fixe“ arbeitet und alle anderen Kriterien
auch, dass solche Erklärungen meist weit Daten, welche in zahlreichen Bewegungen sich dem unterzuordnen haben.
weg vom tatsächlich Prozess liegen, der durchzuarbeiten sind, destillieren wir die-
stattgefunden hat. jenigen Komponenten heraus, welche die

Entwurfsablauf durch mehrere Themenphasen, die einzel- Beim Entwerfen werden wir aber immer gewichten: Das Dieses Schema zeigt nochmals ein anderes System von
nen Themen sind in hoher Gleichwertigkeit dargestellt. In zeigt eine Entwurfsstrategie, welche ausgewählte Themen Gewichtung: Es sind nicht nur einzelne Themen, die prio-
den Kapiteln haben wir uns für eine Reihenfolge entschie- sehr intensiv berücksichtigt und das Projekt (bewusst) risiert werden, es ist nun das entstehende Projekt selbst,
den; beginnend mit Verortung, nach passenden Typologien stark beeinflusst. Dennoch müssen alle Ebenen einbezo- welches starke Signale in die Rückkopplung der Prozess-
suchend et cetera. gen werden . schlaufen abgibt. Das Projekt „macht sich stark“!

13
Zuoberst steht das imaginäre Projekt. Ziel Hier für die Raumpilot-Reihe haben wir überblick zurückzukehren. Entwerfen ist
ist es, ein Werk zu entwickeln, welches möglichst allgemeingültige Kapitel gewählt. somit ein ständiges Pendeln von Thema zu
die gesamte Problematik und Komplexität Es sind dies die wichtigsten Grundlagen- Thema, von Maßstab zu Maßstab und von
vergessen lässt – in seiner Klarheit und themen. Selbstverständlich könnten weitere Sackgasse zu Durchbruch.
Schlüssigkeit, in seiner eleganten Präzision Themen eingeflochten werden.
oder seiner archaischen Ruppigkeit, in sei- Zudem werden von uns, zu den erwähnten
ner wegweisenden Innovation oder seiner Entscheidend ist der Überblick beim Ent- zwei Eckpfeilern des Entwurfs – das
Modernität im Dauerhaften... Die somit an- werfen. Sehr schnell verlieren wir uns in der Systemische und das Kreative – weitere
gedeutete Vielfalt möglicher Kriterien zeigt, Komplexität einer einzelnen Schlaufe. Man Fähigkeiten verlangt, beispielsweise die
dass wir beim Entwerfen immer Positionen braucht ein gutes Gespür dafür, wann die sogenannten „Soft Skills“: Team- und
beziehen müssen. Wir haben zu entschei- Arbeit in einer Schlaufe vorläufig ausgesetzt Kommunikationsfähigkeit, Verlässlichkeit,
den, wohin das Projekt gehen soll. werden soll, um wieder in den Gesamt- Verhandlungsfähigkeit...

14
Entwerfen

Was leistet dieses System – und wo sind anpassen – oder, falls notwendig, eine Momenten der Kreation hängt viel ab. Diese
seine Grenzen erfolgsträchtigere Methode entwickeln. haben wir sehr sorgfältig zu pflegen. Dazu
Grundsätzlich ist auch die Entwurfsmethode müssen wir uns selbst gut kennen – ohne
Gegenstand des Entwurfs. Wenn wir hier Identität, Kreation und Strategie eigene Identität können wir nicht entwerfen.
eine Methode vorschlagen, dann tun wir Wichtig ist es beim Entwerfen, dass wir uns
dies, um didaktische Ordnung herzustellen. mit Systemen, Prozessen und Strategien Aber ohne harte Systematik sind Entwürfe
Wir sind auch sicher, dass dies hier ein auseinandersetzen: Es ist doch eher sus- anderen Beteiligten nicht zu vermitteln.
allgemeingültiges und potentes Modell ist. pekt, den Entwurf als die „Eingebung vom Teamarbeit und Kommunikation mit den
Tatsächlich müssten wir uns aber für jedes Entwurfsengel“ zu sehen. Natürlich gibt es Auftraggebern verlangen ausgehandelte
Projekt überlegen, wie wir unsere „ge- Momente der Kreation, über die man selber Arbeitsweisen und Vereinbarungen über den
wohnte Methode“ dem Problem sinnvoll überrascht ist – und gerade von diesen Entwurfsprozess.

Bei Beginn eines Projekts sind meistens einige Faktoren Üblicher Prozess ist es, dass sich Projekte nach und Unüblich und unklug ist es, mit einer „Idée fixe“, also mit
schon „da“ oder wurden vor dem architektonischen nach konkretisieren. Wir haben die folgenden Kapitel in einer „gemachten Vorstellung“ ans Projektieren zu gehen.
Entwurf festgelegt: Oft das Grundstück und damit eine eine sinnvolle Reihenfolge gesetzt: Entwurf beginnt bei Wir zwängen dann sämtliche Teilebenen in diese formale
Umgebung mit Geschichte, oft ein Programm oder eine der Verankerung vor Ort, geht oft weiter über die Suche Vorgabe. Man ist doch immer wieder erstaunt, mit welcher
erste Programmvorstellung. Es kann aber alles offen sein. nach entsprechenden Typologien, dann hat man dessen formalen Fixiertheit Projekte entwickelt werden, obwohl es
Baustruktur zu definieren... Bei den folgenden Kapiteln an Ecken und Kanten knirscht!
Zentral unter dem Projekt liegt die eigentliche Projekt- ist eine Reihenfolge weniger zwingend – tatsächlich sind
matrix, welche letztlich den Entwurf integral beschreibt immer alle Ebenen gleichzeitig wirksam und wir haben sie
in Rückkopplungsschleifen aufeinander abzustimmen. Aber: Grundsätzlich muss es möglich sein, dass sich eine
(Pläne, Erläuterungstext, Verträge, Modelle, etc.).
Teilebene der Formvision unterordnen muss. Es können
Seitlich liegen thematische Teilraster. In den Kapiteln
nicht alle Projekte in allen Ebenen gleichwertig perfekt in
arbeiten wir mit diesen Themenrastern, weil sie Übersicht
Die Projektvision hat Eigendynamik, dessen Form steuert Abstimmung gebracht werden. Es darf eine Entwurfs-
erlauben. Jedes Thema hat seine eigenen Entwurfsgesetz-
alle Ebenen mit. Der Entwurf steht über allen Teilabklä- strategie sein, selektiv bestimmte Ebenen stärker zu
mäßigkeiten.
rungen, er wird deshalb nicht als Teilmatrix ausgewiesen. gewichten, damit eine Vision umsetzbar wird.

15
Komplexität erfassen die Geschichte der Verwaltungsarbeit, über heiten, Qualitäten oder Unzulänglichkeiten
Der gesamte Entwurfsprozess ist jedoch die Ökonomie, über urbane Mechanismen, bringen uns beim Entwerfen schnell und
noch komplexer: Tatsächlich entwerfen Nutzungen, Flexibilität, et cetera. Ohne das entscheidend weiter. Es setzt voraus, dass
wir ja nicht nur mit den aktuell bei einem breite Verständnis von Beruf und Aufgabe, wir diese Architekturen verstanden haben,
Projekt relevanten Daten, sondern mit einer ohne Vorstellung über eine mögliche Zu- also nicht nur deren Abbilder verwalten.
großen Menge an allgemeinem Wissen und kunft können wir nicht sinnvoll entwerfen.
mit Erfahrungen aus anderen Projekten. Der „Saturnring“ mit unzähligen Projekten So stellen wir einen Teil des komplexen Ent-
Das hier gezeigte Schema zeigt unter dem stellt ein weiteres Referenzsystem dar; es wurfsgefüges dar: Die Projektvision, welche
„aktuellen Entwurfsprozess“ einen Sockel ist dies die gebaute Welt mit abertausenden schlaufenartig in Themen entwickelt wird,
von allgemeinem Wissen über die Aufgabe. von Architekturen, Räumen, Strukturen – das allgemeine Wissen als Sockel und ein
Dies entspricht inhaltlich dem ersten Kapitel auch mit ungebauten „wegweisenden“ umfassender Ring mit Referenzprojekten.
„Arbeit verstehen“ – es ist das Wissen über Projekten. Die Kenntnisse über deren Eigen-

16
Arbeit verstehen

17
18
Arbeit heute

Zahlen, Daten, Facts, Statistiken – eine • Flächenverbrauch von Teilnutzungen


Welt, in die wir uns etwas einleben • Größenordnung von Realisierungskosten
müssen. Ohne Kenntnisse über gesamt- • Kenndaten für Gebäudebewirtschaftung,
wirtschaftliche Rahmenbedingungen sind Betrieb und Unterhalt.
wir als Entwerfende lahmgelegt: Erstens,
weil wir dann höchstwahrscheinlich nicht Den kurzen Überblick zu „Arbeit heute“
für die relevanten Zustände entwerfen stellen wir hier auf den drei Maßstabs-
und zweitens weil wir gegenüber unseren ebenen Deutschland, EU und global dar.
Auftraggebern nicht glaubwürdig argumen- Daten sind schnell veraltet – man wird diese
tieren können. jeweils neu im Internet abrufen müssen.

Ein Projekt ist immer über die regionalen


Verhältnisse und über globale Systeme be-
einflusst. Unternehmer und Investoren sind
über die Tendenzen informiert; sie werden
ihre Projekte abgestimmt mit der generel-
len Situation aktivieren oder sistieren. Auf
gleicher Ebene haben die Entwerfenden
über die Rahmenbedingungen Bescheid zu
wissen. Deshalb interessieren uns allgemei-
ne statistische Informationen: zur Beschäfti-
gung, zur Flächenbelegung, zum Mobilitäts-
verhalten, zur Wertschöpfung bestimmter
Arbeiten, et cetera – diese im regionalen,
nationalen und internationalen Vergleich.

Für die konkrete Entwurfsarbeit wollen wir


die Kenndaten des Bürobaus erfassen. Dies
insbesondere über die jeweils minimalen,
maximalen und die durchschnittlichen Kenn-
werte, weil wir so eine Vorstellung über
die „Manövrierfähigkeit“ eines Projekts
erhalten:

19
Bodenflächen nach Nutzarten in der BRD Bürobestand und Beschäftigte
Bei 82,2 Mio. Einwohnern und einer Fläche Mit circa 400 Mio. m2 Büroflächenbestand,
von 357 104 km2 nehmen die Siedlungs- einer Fläche, die größer ist als das Bun-
und Verkehrsflächen mit insgesamt desland Bremen, hat der Bürobestand in
46 438 km2 circa 12,8% der Bodenfläche Deutschland einen Wert von circa 600 Mrd.
der Bundesrepublik Deutschland ein. Somit Euro.3 Das sind etwa 10% des gesamten
belegen diese nach Landwirschafts- und Immobillienvermögens der Bundesrepublik.
Waldfläche den drittgrößten Flächenan- Die Zahl der Erwerbstätigen liegt bei circa
teil. Mehr als die Hälfte davon wird direkt 40 Mio., wovon 4 Mio. selbstständig sind.
Gebäuden und angrenzenden Freiflächen In den Großstädten Berlin, Hamburg, Köln,
zugeordnet.1 Wenn wir uns die Entwicklung München, Düsseldorf, Frankfurt am Main
der Bodennutzung ansehen, stellen wir fest, und Stuttgart arbeiten circa 19,4% von
Zum Vergleich: Die Siedlungs- und Verkehrsflächen in dass bei den Siedlungs- und Verkehrsflä- insgesamt 12,5 Mio. Bürobeschäftigten.4
Deutschland sind so groß wie Niedersachsen, der Büro-
flächenbestand so groß wie Bremen
chen im Zeitraum zwischen 1992 und 2004 Der Leerstand aller Büroflächen beläuft sich
mit 13,2% die größte Zunahme zu verzeich- auf 27 Mio. m2, wovon sich 33,4% in den
nen ist. Hintergrund der stetigen Zunahme sieben genannten Großstädten befinden.
10 Mio. dieser Freiflächen ist die Ausdehnung der Mit im Durchschnitt 430 €/m2 im Jahr sind
Städte in das Umland, teilweise bedingt die Büroflächen in Frankfurt am Main am
durch die umstrittene funktionale, räumliche teuersten. Die Stadt weißt aber auch den
Die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland im Verhältnis Trennung von Arbeiten, Wohnen, Erholung, größten Leerstand mit 12,9% oder 1,5 Mio.
zur Gesamteinwohnerzahl
Versorgung und Kultur, aber auch durch die m2 Fläche auf.5
wachsende Mobilität der Bevölkerung.
Beide Entwicklungen, der Flächenverbrauch Im ersten Quartal 2009 hatten die Büroan-
und die steigende private Mobilität, sind kri- gestellten im Durchschnitt circa 33,2 m2
IV tisch zu hinterfragen, da sowohl die Fläche Fläche zur Verfügung. Die reine Büroarbeits-
Information
50%
II
als auch die Energie knappe Güter sind. fläche (früher HNF) liegt bei circa 14 m2.
Produktion
Die Büros in teureren Lagen und Einzel-
40%
Sektoren der Arbeit büros bieten mehr Fläche pro Mitarbeiter.
30% Das „Vier-Sektoren-Modell“ der Beschäft- Handelsunternehmen und Berater haben
20% III igung nach M. Porat erweitert das Drei-Sek- die höchsten Büroflächenkennziffern.6 Die
Dienstleistungen
toren-Modell aus Landwirtschaft, Produktion Hälfte der Bürobeschäftigten und des
10% I
Landwirtschaft
und Dienstleistungen um einen neuen Be- Baubestands befinden sich in 12 000 Städ-
0% reich „Information“. Laut W. Dostal liegt der ten und Gemeinden, die weniger als 80 000
1882 1895 1907 1925 1939 1950 1961 1970 1980 1991 2000 2010
Prozentsatz der informationsverarbeitenden Einwohner haben (siehe S. 71 „Qualitäten
Das „Vier-Sektoren-Modell“ nach Dostal Bürobeschäftigten im Jahr 2010 bei 55%.2 der kleinen Orte“).

20
Arbeit heute

Arbeiten in der EU Die kleinen und mittleren Unternehmen 10 Mio.

Die zur Europäischen Union (EU-27) zusam- (siehe S. 55) bestreiten einen Anteil von
mengeschlossenen Mitgliedstaaten mit 99,8% aller Unternehmungen in der EU.
knapp 500 Mio. Einwohnern und 220 Mio. Sie stellen auch 67% der Arbeitsplätze der
Erwerbstätigen erwirtschafteten im Jahr gesamten Privatwirtschaft in der EU zur
2006 insgesamt 11 583,403 Mrd. €. Die Be- Verfügung.11 Im September 2007 waren
schäftigungsquote der Bevölkerung im Alter 13% aller Büroflächen der EU von Banken Die Zahl der Erwerbstätigen in den EU-Ländern im Ver-
gleich zur Gesamteinwohnerzahl
zwischen 15 und 64 Jahren in der EU-27 lag gemietet. Sie stellen somit die größte Mie-
2006 bei 64,4%.7 tergruppe am Büroimmobilienmarkt dar.12
Den größten Flächenumsatz hatte im Jahr
In Spanien hatten 2006 etwas mehr als ein 2008 Paris, gefolgt von Central-London. Dort 150

Drittel (34%) der Beschäftigten Zeitverträ- sind die Mietpreise mit circa 1000 €/m2 im
ge. Der europäische Durchschnitt liegt bei Jahr am höchsten, wobei die Veränderung
100
14%, somit hat Spanien bei weitem die aufgrund der globalen Wirtschaftkrise zu
höchste Quote der befristet Beschäftigten 2008 circa minus 30% betrug.13 Prozentual
50
aller Mitgliedstaaten der EU. Der Anteil der gesehen sind auch EU-weit die meisten frei-
Teilzeitbeschäftigten lag im Jahr 2006 bei en Flächen in Frankfurt am Main zu finden,
18,1%. Die Niederlande mit 46,2% verzeich- gefolgt von Thames Valley und Düsseldorf.

Düsseldorf
München

Hamburg
Frankfurt
nen den größten Prozentsatz, gefolgt von Die durchschnittlich genutzte Bürofläche

Mailand
London

Madrid

Berlin
Paris

Köln
Deutschland, dem Vereinigten Königreich pro Beschäftigtem (früher HNF) ist im Jahr
und Schweden; relativ unüblich ist die 2009 in Europa von 12,8 m2 auf 12,4 m2 Mieten in €/m2 und Monat im Vergleich der europäischen
Städte (Stand 04/2008)
Teilzeitbeschäftigung in Bulgarien (2%), der zurückgegangen.14 Die Bürobeschäftigten in
Slowakei (2,8%) und Ungarn (4%).8 Das Westeuropa belegen mit 13,7 m2 wesent-
Durchschnittsalter beim Ausscheiden aus lich mehr Arbeitsfläche als die Mitteleuropä- 15

dem Arbeitsleben der EU-25 Länder belief er, die circa 10,9 m2 Fläche pro Büroarbeits-
sich im Jahr 2005 auf 60,9 Jahre. Bei Män- platz belegen. 10

nern ist es um ein Jahr höher als bei Frauen,


in Rumänien (mit 64,7 Jahren) am höchsten Die am meisten verbreitete Büroform ist 5
und in Frankreich (mit 58,5 Jahren) am nied- das Kombibüro; 45% aller EU-Büroarbeits-
rigsten.9 Die Bruttowertschöpfung der drei flächen funktionieren in dieser Form. In
Dienstleistungsbranchen – unternehmens- Deutschland sind es 30%. EU-weit gibt
GB und Irland

Mitteleuropa

Durchschnitt
Westeuropa

Südeuropa

bezogene und Finanzdienstleistungen, Ver- es 11% Einzelbüros, davon circa 30% in


kehr, Handel und Nachrichtenübermittlung, Deutschland, der Anteil an Großraumbüros
und sonstige Dienstleistungen – beträgt mit Desk-Sharing liegt bei 15% davon 6% in Durchschnittliche Büroarbeitsfläche in Europa in m2/
Mitarbeiter
71,5% der gesamten Summe.10 Deutschland.15

21
Die Megamaschine

Wenn sich die ganze Welt an den Arbeitsrhythmus von neun Uhr Sieben Stunden später, wenn die Arbeitskräfte von Afrika und dem
morgens bis fünf Uhr nachmittags hält, dann generiert diese Abendland zur Spätschicht erscheinen, sind mehr als drei Viertel
globale Arbeitsmaschine einen Tag-Nacht-Rhythmus, der mit der Weltbevölkerung am Werk. Und wenn die meisten Arbeitskräfte
dem einer Großstadt übereinstimmt. „Eurafrikas“ Feierabend machen und höchstwahrscheinlich vor dem
Ein globaler Arbeitstag läuft somit wie folgt ab: „Während über drei Fernseher sitzen, trotten die Amerikaner erneut in die Nachtschicht.“
Viertel der Weltbevölkerung schläft, arbeiten die Amerikaner bereits Bislang wirkt diesem unrunden Zyklus die enorme Produktivität Nord-
eifrigst und Hollywood macht seinem Namen als Traumfabrik alle amerikas und Europas entgegen. Jedoch mit steigender Effizienz
Ehre. Zu dem Zeitpunkt aber, an dem sich die meisten Amerikaner und Gleichschaltung von arbeitskräftereichen Ländern wie Indien und
zur Ruhe begeben, erwacht das Morgenland und die Arbeiter Asiens China wird dieser Tag-Nacht-Rhythmus auf Erden bald Realität.
marschieren zu ihren Betriebsstätten. *Der Begriff der Megamaschine wurde von Lewis Mumford in „Mythos der Maschine“
geprägt: Mythos der Maschine. Kultur, Technik und Macht. Europaverlag, Wien 1974

22
Arbeit heute

23
Arbeit Fronarbeit Arbeitslos
Überbegriff für alle Formen der Produktion, Weltweit, vor allem auch in Mitteleuropa, Menschen definieren sich zurecht über die
ob bezahlt, unbezahlt, freiwilllig, ehrenamt- werden gewaltige Arbeitsleistungen in Arbeit – wenn auch manchmal etwas zu
lich, für die Familie... Fronarbeit beigetragen – ohne welche die absolut. Die volkswirtschaftliche Rechnung
Gesellschaft eigentlich zusammenbrechen ist einfach: Jedes Prozent Arbeitslosigkeit
Verwaltung des eigenen Alltags würde. Die Milliardenbeiträge mit Frei- muss von der arbeitenden Gesellschaft
Alle mündigen Personen müssen sich selbst willigenarbeit müssen dringendst besser „heraus-gearbeitet“ werden – wahrlich ein
verwalten. Diese Grundleistung ist viel geschützt werden – mit Altersvorsorge, Teufelskreis! Der Arbeitende verdient zwar
umfassender als oft wahrgenommen wird: Versicherungen etc.. Fronarbeit wird mehr- mehr als der Arbeitslose, dessen Arbeitslo-
Planung des Alltags, Rechnungswesen, heitlich von Frauen geleistet! sengeld muss aber dennoch erwirtschaftet
Umgang mit Behörden, Steuererklärung... werden.
Es ist heute selbstverständlich, dass jede Kinder und Job
Person einen Computer bedienen kann. ...immer noch ein schwieriges Thema. Lebensarbeitszeit
Sorgsame Erziehung benötigt großen Zeit- Konzept, nach welchem die durchschnitt-
Dienstleistungs- und Verwaltungsarbeit aufwand, benötigt mehr Geld und hervorra- liche Lebensarbeitszeit selbstverantwortlich
In der Wirtschaftsgeschichte wird zwischen gende Organisation in der Familie und bei im Leben verteilt werden kann. Problema-
den Sektoren Primär = Urproduktion, Sekun- den Jobs. Oft helfen Leute in Fronarbeit mit tisch, da ein Herausschieben der Leistung
där = industriell, Tertiär = Dienstleistungen – die Eltern, die Schwiegereltern... Es ist ins Alter nicht verantwortlich ist.
unterschieden. Die weitergehenden Defi- klar, dass Familien mit Kindern auf verschie-
nitionen zu Quartär- und Quintärsektoren denen Ebenen unterstützt werden müssen. Unbezahlte Arbeit
sind unscharf, weshalb wir diese hier nicht Das sind die alltäglichen Arbeiten, die eben
anwenden (siehe Wikipedia „Wirtschafts- Teilzeit nicht entlohnt werden – meistens deshalb,
sektor“). Wie unter Jobsharing erwähnt: Zahlreiche weil sie eigentlich von allen gleichermaßen
Jobs können im Bereich +/- 80% geleistet geleistet werden müssen. Hausarbeit, Kin-
Klassische Büroarbeit werden. Studien gehen davon aus, dass bei dererziehung, die pflegebedürfige Familie...
Es ist die Frage, ob es solche überhaupt 80%-Jobs die höchste Zeitleistung erarbei- Frauen leisten wiederum den großen Anteil
noch gibt. Verwaltungsorganisationen haben tet wird. Der 60-bis-80%-Job erfordert hohe der unbezahlten Arbeit.
sich nach und nach ständig verändert, so Organisation und Konzentration – anschei-
dass heute dieser „klassische Büroarbeits- nend werden dann in 80% Arbeitszeit bei- Mini-Jobs
platz = Telefon, Schreibarbeit, Aktenablage, nahe 100% Leistung erbracht. Wenn dem Seien es 1000- oder nur 600-Euro-Jobs... es
Sitzungen“ immer weniger anzutreffen ist. so ist: Entweder ist dies Selbstausbeutung bleibt bei solcher Entlohnung kaum etwas
oder man hat die 100% abzuschaffen... zum Leben. Ein historischer Notfall, der
langfristig vermieden werden soll.

24
Arten der Arbeit

Jobsharing Arbeits-Tauschbörse Prekäre Arbeit/Prekariat


Jobsharing meint, dass zwei Personen sich Eine „raffinierte“ Idee, dem Staat die Immer mehr Arbeitende werden aus den
einen Funktionsarbeitsplatz teilen. Darin lag Steuern wegzunehmen; Arbeiten werden gewohnten Sicherheiten entlassen – die
eine Weile eine große Hoffnung, auch weil gegenseitig geleistet und ohne (oder mit Jobs werden nur noch temporär angebo-
man glaubte, dass damit die Frauenarbeit minimalem) Geld abgeglichen. Prinzipiell ten. Die eingeforderte Flexibilität hat sicher
unterstützt werden könne. Das Konzept eine schöne Vorstellung, sich mit Arbeiten positive Seiten, dennoch muss langsam
geht auch davon aus, dass ein Job immer gegenseitig zu helfen – aber unverantwort- erkannt werden, dass die Unsicherheiten
100% Leistung sein müsse. Heute werden lich, wenn gesellschaftlich hochorganisiert im Prekariat sehr oder gar zu groß sind.
zahlreiche Jobs im Bereich von 60 bis 80% angeboten. Prekäre Verhältnisse müssten eigentlich
angeboten, ohne dass sie „geshared“ sind. neu definiert werden. Zur prekären Arbeit
Praktikum gehören auch die Arbeiten ohne Vertrag, die
Anstellung auf Zeit Die Praktika waren normalerweise ein von Schwarzarbeit. In Mitteleuropa sind circa
Wir verstehen darunter eine Anstellung we- der Studienordnung definierter Ausbildungs- 10% aller Arbeitsverhältnisse prekär.16
gen zwingender zeitlicher Limitierung, und bestandteil. In den meisten Dienstleistungs-
nicht wegen der Dauer eines Projekts (dies betrieben waren denn auch immer Studie- „Neue Arbeit“
wäre dann der Projektjob): Beispielsweise rende anzutreffen. Die Praktikumsarbeit Seit vielen Jahren werden zum üblichen Er-
als Ersatz für eine Person, die in Elternzeit war in gewissem Sinn auch Bestandteil der werbsleben alternative Systeme der Arbeits-
ist, oder wegen der zyklischen Struktur des Betriebsrechnung. Im Zuge der Studienzeit- teilung gesucht. Fritjof Bergmann nennt
Jobs, wie etwa politische Arbeit („gewählt verkürzung sind zahlreiche obligatorische seinen Vorschlag „Neue Arbeit“: Die 100 %
für ein Jahr“). Praktikas leider abgeschafft worden. Erwerbsarbeit wird aufgeteilt in je ein Drittel
„Hightech-Eigenproduktion“, „Wirklich wol-
„Wir nennen es Arbeit“ Dauerpraktikum len“ und nach wie vor „Erwerbsarbeit“.17
Analog zur „prekären Arbeit“, nur ganz Eine bedenkliche Tendenz, die Ausbildungs-
positiv gesehen: Ich bin frei, ich arbeite, situation und die niedrigen Praktikumslöhne Kurzarbeit
wann ich will, ich bin selbstbestimmt, ich zu perpetuieren. So wird mehrere Jahre Bei schwieriger Wirtschaftslage haben
brauche keine Knebelverträge... Tatsache ist, lang nach Studienabschluss zu Minimalst- Unternehmen die Möglichkeit, reduzierte
dass viele der „neuen Arbeiter/-innen“ unter löhnen gearbeitet – der normale Branchen- Regelarbeitszeit als Ausnahmezustand ein-
prekären Systemen und unter schwierigen lohn hart gedrückt. Das verlängerte Prak- zuführen, wobei ein Teil des Verdienstaus-
Lebensbedingungen zu leiden haben. Es tikum hätte im Sinne einer qualifizierten falls vom Staat getragen wird, wenn mit der
handelt sich eben teilweise um „schön Weiterbildung durchaus seine Berechtigung; Kurzarbeit Kündigungen vermieden werden
geredete Selbstständigkeit“. wenn dann zum kleinen Lohn tatsächliche können.
Ausbildung angeboten würde.

25
Telearbeit Schichtbetrieb Optimierung der Verwaltung
Arbeit, welche mit Hilfe von Telekommuni- Ursprünglich in Fabriken verbreitet – nämlich Alle Länder Mitteleuropas leiden unter dem
kation an einem anderen Ort als im Büro um die teuren Maschinen und Fließbänder aufgeblasenen Apparat der Bürokratie. Die
gemacht werden kann. In diesem Sinn Tag und Nacht in Betrieb halten zu können Optimierung der Verwaltung ist ein zentrales
Arbeit zu Hause, auf Reise – überall. Tele- (Früh-, Spät- und Nachtschicht), hat man Thema in den Diskussionen um eine
arbeit wird zum einen begrüßt, weil sie eine diese familienfeindliche Arbeitsorganisation „zukunftsfähige“ Gesellschaftsorganisation.
flexiblere Tagesorganisation ermöglicht, langsam aufgegeben. Heute wird aber wie- Was kaum mehr zu verantworten ist, ist die
zum anderen kritisiert, weil sie eben gerade der im einen und anderen Büro in Doppel- Selbst-Beauftragung der Verwaltung und da-
eine problematische Dauerpräsenz der schicht gearbeitet. Zudem ist eine 7 x 24- mit ein stetiges Wachstum der Bürokratie.
Arbeitsatmosphäre auch im Alltag zulässt. Stunden-Dienstleistungsszene entstanden,
In Deutschland ist das Misstrauen gegen- die per weltweiten Beratungszentren rund Projektjobs
über dem Missbrauch (Angestellte könnten um die Uhr Dienste anbieten kann. Die projektbezogene Anstellung hat sich
zuviele Stunden aufschreiben) groß. Dies bei vielen Unternehmen, vor allem bei den
könnte dazu führen, dass Telearbeit nur als Mobil und hochflexibel kleineren, sehr stark durchgesetzt. Es ist
Pauschalvertag vergeben wird. In bestimmten Berufen ist diese Form von vorbei mit der wohlbehüteten Firmenstelle
„Wanderarbeit“ natürlich möglich: Bei- – leider, denn diese hat auch zur positiven
7 x 24 h spielsweise könnte ich als Journalist meine Folge, dass die Arbeitenden sich in hohem
Betrieb und Dienstleistungen, welche rund Recherchen jeweils frei auf dem Markt Maße mit der Unternehmung solidarisieren.
um die Uhr Service bieten. Beispiele: Ame- anbieten. Letztlich geht aber doch nichts Mit dem Projektjob minimieren die Firmen
rikanische Delis, die als Familienbetriebe ohne die persönlichen Beziehungen, eine eine langfristige Verantwortung für ihre
auch die ganze Nacht take-away verkaufen; Form der Bekanntheit. Eine andere Sache Angestellten. Meist wird mit einem „Sockel
Callcenter und Hotlines, die Auskünfte sind Jobs, bei welchen Mobilität gefordert von Festangestellten“ und einem flexiblen
anbieten. ist – neue Formen des Produktvertreters, Band von projektbezogenen Angestellten
des Handelsreisenden. Für diese Berufe hat gearbeitet, was innerhalb eines Teams zu
„Ohne Stechuhr“ - System Rowe sich mit den neuen Technologien einiges Friktionen führen kann.
Im System Rowe werden die Selbstverant- geändert.
wortlichkeiten und die Wunschbedingungen Freelancer – freie Mitarbeit
der Arbeitnehmer sehr hoch gehalten; man Ich-AG Freie Mitarbeiter sind gewöhnlich hochqua-
kann viele Bedingungen wählen – demge- Die Autoren des Hartz-Konzepts prägten lifizierte und spezialisierte freie Angestellte,
genüber hat aber auch der Arbeitgeber hohe den Begriff für ein Einzelunternehmen, das welche sich ihre Arbeitsweisen und -zeiten
Forderungsrechte. Das System geht davon von einem Arbeitslosen gegründet worden persönlich frei einteilen wollen und können.
aus, dass sich die Wünsche und Anforde- ist, der für diese Existenzgründung einen Sie führen dabei für Unternehmungen Auf-
rungen gegenseitig eher optimieren. Dieser Existenzgründungszuschuss erhält. träge frei aus, ohne im Betrieb eingegliedert
Effekt ist noch nicht gesichert. zu sein.

26
Arten der Arbeit

Leiharbeit Zukunft ohne Arbeit „Freiwilligen-Job“/Sozialarbeit


Echte Leiharbeit liegt vor, wenn ein Arbeit- Eine Zukunft ohne Arbeit wurde schon 1960 Freiwillige, zeitlich begrenzte Arbeit von
nehmer, der seinen Arbeitsplatz im Betrieb proklamiert; Computer, intelligente Maschi- wenigen Stunden pro Woche als gesell-
des Arbeitgebers hat, vorübergehend in nen, Roboter... würden die gesamte Arbeit schaftlicher Beitrag für Mitmenschen und
einen anderen Betrieb abgeordnet wird für den Menschen übernehmen. Mit der Umwelt. Sie soll bezahlte Arbeit unterstüt-
(zum Beispiel um dort eine neue Datenver- heute fortgeschrittenen Automatisierung zen, ihr aber keine Konkurrenz machen.
waltung einzuführen). In diesem Fall ändert könnte Zukunft sein, dass nur noch hoch- Beispielsweise kann dies sein: Ehrenamt-
sich an den Arbeitsbedingungen im Übrigen qualifizierte Dienstleistungs-, Forschungs- liche Verwaltung, Schulbegleitung, Organsia-
nichts, das heißt Lohn, Urlaub et cetera und Kommunikationsarbeiten unersetzlich tionshilfen, Hilfe bei Umgang mit einfachen
bleiben wie gehabt. (Quelle: Internetratge- sind. In diesem Zusammenhang wird ein rechtlichen Fragen... Ehrenamtliche Arbeit
ber-Recht) staatlicher Mindestlohn auch für Nicht- („Freiwilligen-Job“) wird in der Schweiz
Arbeitende vorgeschlagen. offiziell vom Roten Kreuz unterstützt.
Schwarzarbeit
Schwarzarbeit ist ungemeldete Arbeit, die Selbstverwaltung Workfare
bewusst und oft unter prekären Bedin- Selbstverwaltung meint, dass eine Gruppe Workfare meint Sozialfürsorge, die mit einer
gungen (weil es anders nicht geht) geleistet oder eine Organisation bestimmte Ent- Pflicht zu gemeinnütziger Arbeit verbunden
wird; sie verstößt gegen das Steuer- und scheide selbst fällen kann. Dies kann sehr ist, und zwar verbindlicher als im Hartz-
Sozialversicherungsrecht. Schwarzarbeit unterschiedlich (mit Satzungen) definiert Konzept vorgegeben. Sie ist eher im Bereich
muss bei den Auftraggebern bekämpft sein; das wesentliche Element ist aber, niedrig bezahlter Arbeiten vorgesehen, und
werden. Der Anteil beträgt 5 bis 20% in den dass die gesamte Gruppe über Entscheide eine Frage ist, ob ein arbeitsloser hochquali-
europäischen Staaten. diskutieren und abstimmen kann. Siehe Bei- fizierter Dienstleister der Idee enstprechend
spielsweise „Hochschulselbstverwaltung“ qualifizierte Workfare-Arbeiten leisten
Zweimal-x-Tage-Woche oder „Arbeiterselbstverwaltung“. könnte (zum Beispiel Verwaltungsunterstüt-
Schon von Napoleon erdachtes System, zung für eine Senioren-Organisation).
Leute in zwei Schichten arbeiten zu lassen: Studentenjob
Entweder die halbe Woche oder den halben Wer auf den einschlägigen Internetseiten Cashworker
Tag. Interessante Modelle gehen von der nachsieht, erkennt sofort, dass Studen- Cashworker sind in der Regel Tagelöhner,
Zweimal-x-Tage-Woche aus. Jedenfalls tenjobs teilweise für qualifizierte Dienstlei- meist auch ungelernte Kräfte, die Arbeiten
ließen sich so die Arbeitsplätze doppelt stungen angeboten werden. Im Gegensatz erledigen, welche keine besonderen Kennt-
belegen und wären dabei rentabler, und zum (mehr oder weniger) definierten Prakti- nisse oder eine Konzession erfordern (Trans-
zudem hätte man nach ein paar Tagen Arbeit kum sind diese Jobs offen von einmaligem port, Entsorgung, Garten...). Sie werden bar
ebenso viele Tage frei – ein verlockender Kurzeinsatz bis zur studienbegleitenden auf die Hand bezahlt. Bei Dienstleistern gibt
Gedanke! Ausbildung. es kaum Cashworker

27
Historische Entwicklung

29
Arbeit verstehen

Einleitung 31
-8000 bis -1000 32
+600 bis +300 34
+400 bis +1100 36
+1200 bis +1400 38
+1400 bis +1650 40
+1700 bis +1900 42
+1900 bis +1940 44
+1945 bis +1990 46
+2000 und Ausblick 48

30
Historische Entwicklung

Einleitung

Die folgenden Seiten zeigen eine kompakte Die Geschichte zeigt, dass der monofunk- • Und was anderes als ein multifunktionaler
Übersicht zur Entwicklungsgeschichte tionale Bürobau erst in jüngster Zeit mit der Komplex ist ein großes mittelalterliches
der Verwaltungsarbeit. Es wird jeweils die Verwaltungs- und Dienstleistungsgesell- Rathaus mit integrierten städtischen
historische Innovation aufgezeigt – und schaft große Verbreitung gefunden hat, nun- Funktionen wie Verwaltung, Handel,
nicht der Zustand der größten Verbreitung mehr aber schon wieder zu komplexeren Verpflegung
einer Arbeitskultur. Man muss sich dessen Nutzungsverbänden weitertradiert wird.
bewusst sein, dass die Mehrheit der Men- Beinahe alle historischen Beispiele zeigen Mit dieser Sicht sind die Entwicklungen
schen ihr Lebensumfeld unter einfacheren einen Nutzungsverband mit öffentlicher neuer Büroorganisationen im 20. Jahr-
oder prekäreren Verhältnissen zu organisie- Verflechtung und ergänzende Funktionen. hundert etwas weniger bedeutend, als
ren hatte beziehungsweise hat. Die Über- sie normalerweise dargestellt werden.
sicht nimmt starke Vereinfachungen in Kauf, Die meisten historischen Beispiele sind kei- Entscheidend sind im 20. Jahrhundert vor
denn sie ist nur exemplarisch aufgebaut: In ne reinen Verwaltungstypologien, sondern allem die Masse der Verwaltungsarchitek-
allen Phasen der geschichtlichen Entwick- nutzungsneutrale und/oder multifunktionale turen – wobei man hier auf die Menge an
lung sind die regional ausdifferenzierten Gebäude. Bürokratie war wohl nie eine Monotonie auch nicht besonders stolz sein
Mechanismen und die vielschichtigen Pro- berauschende Sache und ist oft mit attrak- kann – und der enorme technische Wandel:
zesse in der entsprechenden Fachliteratur tiveren Nutzungen angereichert worden. Licht, Lüftung, Ergonometrie einerseits und
nachzuvollziehen. Deshalb sind die historischen Bilder auch Digitalisierung mit Miniaturisierung ande-
heute sehr aktuell. Mit dem offenen Blick rerseits ermöglichen zeit- und ortsunabhän-
Sämtliche Verwaltung vor der Neuzeit ist stellen wir fest, dass mit großen Entwick- giges Arbeiten.
exklusiv, elitär und staatstragend. Beson- lungssprüngen wesentliche Anordnungen
ders interessant ist, dass große Reiche schon sehr früh entwickelt worden sind: Die alten Pole Arbeitsplatzqualität versus
(Rom, Alexander der Große, Byzanz, die Arbeitsplatzeffizienz (viel Raum = gut,
Mauren) mit bescheidenen Heeren riesige • Was anderes als ein Kombibüro ist eine wenig Platz = schlecht) müssen heute auf-
Gebiete einnehmen und diese durch Verwal- griechische Stoa oder eine römische grund neuer Anforderungen hin zu besserer
tung stabilisieren. So erscheint Verwaltung Verwaltungs-Basilika Es finden sich eine Nachhaltigkeit neu verstanden werden. Eine
einerseits als Herrschaftsinstrument (was Säulenhalle, welche als Skelettbau wie kompakte Organisation ist effizient und
sie auch heute noch sein kann) und auch als ein Großraumbüro zu nutzen war, und nachhaltig, solange sie elementare Bedürf-
Kommunikationsprinzip; durch ihre rationale daran angelagert einzelne Zellen. nisse wir Konzentration und partiellen Rück-
Technik macht sie sich zur interkulturellen zug erlaubt. Denn der Mensch mit seinen
Sprache und zieht gleich mit den Prinzipien • Was anderes als ein funktionaler Typen- physisch-räumlichen und sozialen Bedürf-
des Handels. Verwaltung und Handel ver- plan ist eine Klosteranlage wie diejenige nissen bleibt ein Maßstab. Wir wissen, dass
breiten seit Urzeiten einen Geschmack von von St. Gallen Wir finden dort unter- Wohlbefinden zu mehr Leistung führt.
Globalisierung – vermutlich mit vergleich- schiedliche Gebäude für die Funktionen
baren Vor- und Nachteilen wie sie heute Arbeit, Wohnen, Bildung und Kult.
diskutiert werden.

31
Zeit -8000 -6000 -4000

Epoche Jungsteinzeit Kupferzeit


Siedlung mit urbanen Aspekten Erste Städte städtische Zivilisation Frühe Hochkulturen
Technik
Wissen Haus und Behälter, Domestizierung Schriftähnliche Zeichen, Boote, Rad, Wagen, Wege bei der Siedlung
Schafe, Werkzeuge und Waffen einfachste Infrastrukturen,
Befestigungen

Funktionen Übergang zu Siedlung und Sesshaftigkeit, Kollektives Wissen wird abgelöst von
Spezialisierungen Wissensspezialisten.
Berufe
Einfache Funktionen der Stadtverwaltung

Ökonomie Tauschhandel Mit Wagen wird Transportleistung erhöht,


Naturalgeld neue Intensität von Handel.
Märkte Mobilität = Karawane

Typologie
Morphologie

Hütten und größere Hütte für Versammlung, für Nachbau Steinzeit-Langhaus. Einfachste Beispiel Hafaga: Verwaltung in den Räumen
die Wichtigeren = „Verwaltung“ Variationsmöglichkeiten im gebauten des Palastes. Funktionalitäten sind in der
Raum definieren alltägliche und spezielle Raumtypologie erkennbar oder erahnbar.
Funktionen.

Essenzen Interpretation: Planung und Verwaltung Die Herstellung eines Gegenstands basiert auf Die damaligen Situationen sind ohne
funktioniert im archaischen Sinn. Es gilt das Erfahrung (sich an Geschichte erinnern können) schriftliche Quellen kaum nachvollziehbar,
Wort – die Abmachung und eine Vorstufe des und verlangt Planung (für die Zukunft) – dies wir haben aber eine Vorstellung, wie es
mündlichen Vertrags. Man wüsste gerne, ob bedeutet: Es gibt eine Vorstellung über ein Ziel. gewesen sein könnte: Verwaltet wird in
es schon so etwas wie Verbindlichkeit gab Verwalten ist dazu ein formalisierter Prozess. und bei den Räumen der Macht.

32
Historische Entwicklung

-2000 -1000 -/+0

Bronzezeit Eisenzeit Ägypter Epoche


Frühe Hochkulturen Ende der Reiche Mesopotamien
und Altägypten
Technik
Schrift, Zahlen, Einheiten, Buchhaltung auf Schriftliche Gesetze, Erstes Landstraßensystem in Wissen
Tonplatten, größere Infrastrukturen wie Assyrien
Erstes Alphabet (Syrien)
Straßen, Kanäle, Zisternen, Lager

Schreiber Schreiber, Buchhalter, Archivare sind Funktionen


höchstgestellte Persönlichkeiten, beraten
Verwalter
die Herrschenden
Berufe
Händler Aufbau der internationalen Handelsstrukturen
zwischen den frühen Hochkulturen an Euphrat/
Tigris und im Niltal
Wachsende Wirtschaft erfordert Staatsverwaltung und Staatswirtschaft = Ökonomie
Buchhaltung, Schrift und Münzgeld Bürokratie
Märkte

Typologie
Morphologie

1400 v. Chr.: Tel Al-Amarna unter Echnaton, mit Ägypten 950 v. Chr.: Schlacht zwischen Seevölkern und der Flotte des
Archiven und Räumen für Schreiber (Schraffur-Rahmen Ramses III. Die militärische Aktion als größter Gegensatz zwischen
im Bild). perfekter Planung und absoluter Überraschung.

Bürger sind Analphabeten. Wenige Es gibt eine Bürokratie – wo diese Mit den wenigen erhaltenen Quellen entsteht ein Essenzen
Gelehrte beherrschen die Schrift. stattgefunden hat, ist nicht gesichert. puzzleartiges Bild über die Verwaltung der ersten Hoch-
Schrift ist Materialisierung von Den- Wir kennen nur die wenigen Archive. kulturen. Immer noch müssen wir Aspekte analytisch
ken, von Strukturen, von Mengen. rekonstruieren – die historische Realität bleibt unscharf.

33
Zeit -600 -400 -200 +/-0

Epoche Griechen/Phönizier/Etrusker Weltreich Persien Griechische und Römische Antike Mitteleuropa: Kelten und Germanen
Demokratie in der Polis
Technik
Wissen Wachstum neuer Verkehrsgemein- Landvermessung und Kolonisierung durch Große Infrastrukturen, Verwaltung einer Millionenstadt
schaften von regional bis international Römer, Grundbücher
Cato 154 v. Chr.: „Zur Einrichtung eines Ölguts mit 240
Morgen Land benötigst du: 1 Verwalter, 1 Wirtschafterin,
5 Arbeiter, 3 Ochsenknechte, 1 Eseltreiber, 1 Schweinehir-
Funktionen Gewaltentrennung: ... und Gutsverwalter, Geschäftsführer, ten, 1 Schafhirten, im ganzen 13 Leute (...)“
Politiker, Volksvertreter, Richter ... Wirtschafter
Berufe Die Organisation der Steuer war einer der
aufwändigsten Verwaltungsakte, da ja das Steuer-
Die neuen demokratischen Funktionen Das römische Reich bietet keine kon-
Einziehen den Besteuerten als Gegenkontrolle hat;
werden teilweise mit eigenen Gebäu- stante Wirtschaftspolitik und Gesetz-
internationaler Handel, Bauindustrie
detypen repräsentiert – so zum Beispiel gebung – aber Handelssicherheit, gute
Ökonomie das Bouleuterium (Ratsversammlung), Infrastrukturen (Straßen, Kanäle, Häfen)
Prytaneion (Regierungssitz), Strategion und das Recht, Sklaven arbeiten zu
Märkte (Militärverwaltung) – weniger aber das lassen –„freundliche“ Bedingungen für Privatwirtschaft; Land- und Immobilienbesitz, Händler,
Makler, Kaufleutegruppen
eigentliche Verwalten des Staats. Privatwirtschaft.

Typologie
Morphologie B ASILI C A A E
MILIA
3

1
2

B ASILIC A JULIA

Athen 2. Jh. v. Chr.: Stoa des Attalos (Rekonstruktion): Die multifunktionalen Rom 2. Jh. v. Chr.: Basilica Aemilia (1), Basilica Julia (2) und Basilica
Säulenhallen sind Versammlungsort an der Agora, dienen teilweise auch der Ulpia (3) waren als Multifunktionsbasiliken wichtige Verwaltungshal-
Verwaltung (zum Beispiel des Markts). Die Agora als Marktplatz und Ort der len. Der Apparat: Eine kleine Kernverwaltung von circa 200 Beamten
Volksversammlung ist das Zentrum der Bürgerverwaltung. organisierte das Weltreich – jedem diente ein Stab von mehreren
Hunderten, welche „irgendwo“ verteilt in der Stadt arbeiteten.

Essenzen Die demokratischen Funktionen werden Demokratie bedeutet für die Stadtbür- Nach Persern und Griechen betreiben auch Römer Globalisie-
in eigenen Typologien zelebriert – weniger ger wöchentlich mehrmals aktives Mit- rung. Obwohl die Verwaltungen dafür groß sind, werden sie in
das eigentliche Verwalten des Staats. Entscheiden, Mit-Verwalten, Mit-Richten der Stadt nicht in gebauten Verwaltungsvierteln lesbar. Provinzen
„Arbeit“ hat einen niedrigen Stellenwert – ein sehr großer Aufwand. sind dem Senat unterstellt und steuerpflichtig, funktionieren aber
– man lässt Arbeiten. als autonome Verwaltungseinheiten.

34
Historische Entwicklung

+100 +300 -/+0

Das Römische Reich Nördliches Mitteleuropa: Goten und Alemannen Ost- und Westrom Epoche
Gründung Neupersisches Reich
Technik
Die internationale Logistik des römischen Reichs: Millionenstädte der Antike: Rom und Kon- Byzanz: Machtpol von 300 bis 1400 n. Chr. Wissen
100 000 km Reichsstraßen, Flotten, Kommunikati- stantinopel (im 8. Jh. auch Bagdad)
on (Post), unabhängige Militärverwaltung
Handwerker produzieren in eher kleinen, Grenzen des städtischen Wachstums: Geringe
dezentralen Betrieben. Sie sind ständisch Lebensqualität, Sicherheitsprobleme, kurzsichtige,
Logistiker ohne moderne Kommunuikationsmit-
oder sogar „gewerkschaftlich“ organisiert, schnellwechselnde und korrupte Machteliten; lang-
Funktionen
tel. Läden, Angebote, Dienstleistungen, Freizeit
und Vergnügen: Bäder, Bars, Restaurants...
beschäftigen aber auch Sklaven. samer Zerfall der Strukturen; Stadtflucht Berufe
Horrende Renditen auf Land und Geldverleih sowie
unermessliche Bereicherungen im privaten Handel.
Aspekte von Industriestädten,
Die staatliche Wirtschaft und Organisation wird von
Freizeit und Vergnügen. Abhängigkeit und
Konkurrenz von Produkten aus Kolonien.
Privaten konkurrenziert und ausgehöhlt. Ökonomie
Das römische Reich als Freihandelszone Märkte

Typologie
Morphologie

Horrea Galbana, Rom: In den multi- Visualisierung Hafen Karthago: Villa dei Sette Bassi 2. Jh. Villa Nennig (Saar) 3. Jh.
funktionalen Markthallen am Tiber Antike Häfen und ihre Verwaltung –
„Staaten im Staat“ – die oberen Klassen ließen ihre privaten „Güter-
werden auch Marktverwaltung und Ostia, Alexandria, Delos, Ravenna,
netze“ verwalten: Eigentümer von Latifundien, Villen mit hunderten von
Dienstleistungen angeboten. Karthago ...
Hektaren, Handelsunternehmungen, Bergwerke, Ziegeleien, Marmorbrü-
che, Wohnungen in den Städten...
Labile Stabilität zwischen Frieden In der gesamten Antike manifestiert sich Verwal- Mit dem Wachstum beginnt auch die Dezentralisierung in Essenzen
und Disziplinierung sowie Handel tung nicht in spezifischen Bautypen, sie findet Verwaltung und Wirtschaft. Umfassende Reformen der
und Ausbeutung. In der Größe einfach Raum in multifunktionalen Gebäuden. Machtstruktur und des Verwaltungsapparats im 3. Jh.: Aus
ist das Reich zunehmend schwer Sie erscheint also – wie heute auch – als Verwal- 50 wurden 100 Provinzen, die in 12 Diözesen und nur mehr
kontrollierbar. tungsanteil in allen Funktionen. 4 Präfekturen organisiert waren.

35
Zeit +400 +600 +800

Epoche Spätantike (bis ca. 500 n.Chr.) Frühmittelalter


4. und 5. Jh.: Zerfall des Römischen Reichs Zeit der Reiche: Franken, Ost- und Westgoten, Herrschaft der Franken/Karolinger
Alemannen, Thüringer, Wandalen, Oströmisches Reich...
Technik Klostergründungen ab 4. Jh.
Wissen Ausbreitung des Islam... ... in 100 Jahren zum Weltreich von Indien bis Spanien:
Islamischer Glaube und islamische Konzeption von
Es entstehen keine neuen Mission der Christen
Wissenschaft, Verwaltung und urbaner Organisation
Berufe, aber ein neues Berufs-
Roms Verwaltung und Wirtschaftsinfrastruktur kann
verständnis, da selbstständige
nicht gehalten werden. Handel für spezifische Güter
Funktionen Arbeit vermehrt möglich ist.
(Produkte, welche nicht selbst hergestellt werden
Iroschottische und angelsächsische Mission,
Der Rechtsstatus vieler Arbei- Klostergründungen, Verwaltungseinheiten
Berufe tenden ändert sich.
können) findet reduziert statt. Starke Tendenz zu
„geschlossener Wirtschaft“ (Eigenwirtschaft = alles
wird vor Ort hergestellt). Der Lebensstandard sinkt Vor 720: Bau der ersten Moscheen in
unter denjenigen der römischen Zeiten. spanischen Städten Zaragoza, Elvira

Ökonomie Regional kleinere Einheiten Nach und neben den christlichen Lebensvorbildern der
werden autonomer. Nächstenliebe, der Genügsamkeit und des Teilens –
Märkte Die neuen Herrschaftsstrukturen basieren auf der
stellvertretend dazu Missionare, Mönche und Eremiten
germanischen Tradition der Personenverbände: Es
– etabliert sich langsam die christliche Hierarchie: Äbte,
bilden sich Adelsschicht und Grundherrschaft.
Bischöfe, Kardinäle, Päpste. Damit beginnt der inner-
kirchliche Disput, ob die Kirche reich sein darf.

Typologie
Morphologie

529: Monte Cassino gegründet 6. Jh.: Burg von Hornberg: Neue kleinere 612: Gründung Kloster St. Gallen, Klosterplan von 823. Klösterliche Zi-
von Benedikt von Nursia, Benedik- teilautonome Einheiten – Motten (Befe- tadelle als interdisziplinäre Mini-Stadt. Außer familiäres Leben findet in
tinerregel stigter Hügel), Burgen und Höfe (Corte, ihr alles statt: Schule, Forschung (zum Beispiel Pflanz- und Viehzucht),
Cour, Manor), die oft verwaltet wurden. Archiv, Bibliothek, Medizin im Hospital, Entwicklung Material/Hand-
werk. Verwandte Typologie: Baptisterien, Stifte, Abteien...

Essenzen Christen – die verbotene Sekte – bisher als 5.- 6. Jh.: Teilweise Übertragung von Das frühe Mittelalter kann heute zum einen als
„geheime Netzwerker“ tätig, werden durch Verwaltung an Bischöfe, grundsätzlich bleibt Regenerations- und Aufbauphase verstanden werden,
Kaiser Galerius und Konstantin legalisiert. Territorialverwaltung aber unabhängig. Sie in welcher für zahlreiche Lebensaspekte ein neues
Damit etabliert sich auch eine andere, löst sich vom alten römischen System und Verständnis reifen konnte, zum anderen widersetzt sich
vorerst dezentralere Verwaltungskultur und generiert in Variationen neue Konzeptionen. die Kirche einem offenen, wissensbasierten Diskurs
ein ethisch-religiöses Wirtschaften. und entwickelt damit zu wenig Dynamik.

36
Historische Entwicklung

+1000 +1100

Beginn Hochmittelalter Epoche


Herrschaft der Ottonen Morgenländisches Schisma (Rom - Byzanz)
Herzogtümer und Grafschaften
Technik
7. bis 10. Jh.: Araber, Sarazenen, Normannen und Ungarn erobern Weitere Verbreitung des Islamischen Gebiets von 600 bis 1500 in Wissen
Randprovinzen oder brechen teilweise in Mitteleuropa ein. die Sahara und die (heutigen) südrussischen Gebiete.

Zunehmende „Verschanzung“ in Europa: Bestehende Siedlungen Wie jedes eroberte Gebiet wird auch Andalusien von wenigen Vertretern Funktionen
werden mit Wällen geschützt, Neugründungen immer öfters der „Eindringenden“ regiert, und es ist einmal mehr entscheidend, dass
mit Wehrmauern. Die zunehmende fortifikatorische Sicherung diese auch eine vorteilbringende Verwaltung anbieten können. Die Kalifen
Berufe
der Strukturen wird als ein Faktor für den wirtschaftlichen gehen einen Sonderweg und leiten die Region über Jahrhunderte. Die
Aufschwung im 10. und 11. Jh.n.Chr gesehen. Weitere Faktoren damalige sehr hierarchische Gesellschaft wird durch einen technischen
sind Verbesserung im Ackerbau (Dreifelderwirtschaft) und ein und sozialen Islam umfassend reformiert und insbesondere durchlässiger;
langsames Wiederaufblühen des Handels (Mercatores = Händler, untere Schichten erhalten neue Rechte, vor allem Juden, aber auch Ökonomie
Kaufmannszüge von einer Messe zur nächsten Burg). Christen werden mit ihrer Religion toleriert.
Märkte

Typologie
Morphologie

8. Jh.: Pfalz in Aachen und Hofkanzlei, 5. bis 10. Jh.: Der Große Palast auf dem Goldenen 9. bis 15. Jh.: Die Alhambra in Granada, Palast der
unter Karl dem Großen. Die Pfalzen waren Horn, Konstantinopel. das Macht- und Verwaltungs- maurischen Kalifen, ist seit 1984 ein UNESCO-
Stützpunkte für Könige (oder Herzöge, zentrum des Oströmischen Reichs. Ein riesiger Kom- Weltkulturerbe. Die einzelne Anlagen (Alcazaba,
Bischöfe), welche das Reich „vor Ort“ zu plex über 10 ha mit Plätzen, Kirchen, Wohnbauten, Nasridenpaläste, Generalife-Gärten) stammen aus
regieren und verwalten hatten. Kasernen, Palästen und Gärten. verschiedenen Epochen.

Königliche Verwaltung und Rechtspre- Byzanz kann bis ins 11. Jh. seine Ein weiterer Schwerpunkt liegt in (Süd-)Spanien unter der Herr- Essenzen
chung prägt die frühmittelalterliche volle Macht entfalten und fällt erst schaft der islamischen Kalifen: Die Zeit der Mauren vom 8. bis 15.
Organisation: Oberste Verwaltung war Ende des 12. Jh. Die strategische Jh. Die Epoche zeichnet sich durch zahlreiche Kulturleistungen aus:
die Hofkanzlei (Erzkaplan), ausführende „eurasische Position“ ist entschei- Durch die heute weltbekannte Maurische Architektur, die gegen-
regionale Verwalter waren die Grafen. dend: Istanbul ist eine der wenigen seitige Toleranz und Akzeptanz von Muslimen, Juden und Christen
Es gibt demnach auch im Frühmittel- Millionenstädte (mit Bagdad) – ein – und durch rational-wissenschaftliche Bildungseliten, welche in
alter keine expliziten Verwaltungsty- Knotenpunkt für Handel und gewissem Sinn die europäische Renaissance vorwegnehmen.
pologien. Kulturtausch.

37
Zeit +1100 +1200 +1250

Epoche Hochmittelalter Frühgotik


9. bis 13. Jh.: Islamische Renaissance/Wissenschaft Kreuzzüge
Technik Mercatores (unter Gefahr Arabische Werke über Rechentechnik, Algebra und Trigonometrie 12. bis 15. Jh.: Übergang von Kloster- und Kathe-
Reisende) tätigen Handel spielen beim Aufbau der europäischen Wissenschaften des Mittel- dralschulen zu Universitätsgründungen, welche
Wissen zwischen Norditalien und alters eine bedeutende Rolle. Die „islamische Renaissance“ vom 9. eigene Verwaltungs- und Gerichtsbarkeit bezüglich
Nordeuropa. bis 13. Jh. ist Vorbereiter der abendländischen Renaissance. Forschung und Lehre erhielten.
Größere Ausdifferenzierung und Spe- Rathäuser, Gerichtsstuben, Schöffengericht, Gerichtskotter, Gefängnis und Folter, Kanzleien, Notariate,
zialisierung der Berufe und Funktionen Schreibstuben, Übersetzer, Archive und Bibliotheken, Platzmeister, Königsstube, Kämmereien, Rats-,
Funktionen ermöglichen einerseits große multifunkti- Empfangs-, Festsäle, Gastgemächer, Markt- und Tuchhallen, Kauf- und Waaghaus, Fleischsaal (Metzgerei),
Berufe onale Baukomplexe oder eine baulich- Weinkeller und Weinstube, Brot- und Suppenbank, Esswirtschaft, Handwerk und Gewerbe, Krambuden,
typologische Vielfalt: Trödler, Korn- Salzhäuser, Magazine, Lager, Rüstkammern, Arsenale, Tanz- und Hochzeitshäuser...

9. bis 14. Jh.: Das Bevölkerungswachstum in Europa von Faktoren für die bauliche Institutionalisierung sind: Mit dem Wachstum ein ge-
circa 20 auf 50 Millionen erfordert Ausdehnung des Land- steigerter Bedarf an Administration, das Entlasten der Bürgerversammlung durch
Ökonomie wirtschaftslands (Rodungen), unterstützt die Stadtgrün- authorisierte Gremien, die zunehmende Komplexität der Stadtagenden und die
Märkte dungen und setzt Migrationen in Richtung dünnbesiedelte ständische Ausdifferenzierung der Gesellschaft.
Gebiete in Gang.

Die drei Fotos zeigen nicht den baulichen Zustand der jeweiligen Gründung.
Typologie
Morphologie

Köln 1130 Münster 1170 Ypern 12. bis 16. Jh.: Tuchhalle Thorn 13.Jh.
Mit den Stadtgründungen des Hochmittelalters werden wesentliche Merkmale der großen und multifunktionalen Das Angebot öffentlicher Funktionen
Zentrumsbauwerke vorgelegt: Repräsentation der säkulären Verwaltung, Nutzungsprogramm von Kleinraum- wird erweitert: Apotheken, Stadtwaagen,
serien und großen Räumen (Kabinette, Säle, Hallen) und öffentlichem Erdgeschoss mit Läden und Handwerk. Schulen, Festhäuser, Infrastrukturbauten.

Essenzen Vom 11. bis zum 15. Jh. werden 3000 Städte in Europa gegründet. Zu 95% Die kleinen Rathäuser im 11. Jh. sind noch wahrlich Bürgerstuben, also
waren dies Kleinstädte – nur wenige hatten mehr als 10 000 Einwohner. Gemeinschaftshäuser – und die ersten Großbauten waren oft Markt- und
Die Stärke der Städte lag in ihrer Verwaltung und den netzwerkartigen Tuchhallen. Die Rathäuser des 12. Jh. integrieren den gesamten Bedarf
Bündnissen, welche ihnen zu wirtschaftlicher Stärke, politischem Einfluss an öffentlichen Funktionen, wie sie oben aufgelistet sind. In der weiteren
und zu Freiheiten verhalf. Man geht davon aus, dass die neu entwickelten Entwicklung sondern sich zahlreiche Funktionen ab und werden als eigene
Verwaltungsstrategien der Städte zum Vorbild für die eigentliche Territorial- Typologien gebaut – womit das Rathaus im engeren Sinn zum Beamtenhaus
verwaltung der Länder wurden. mit der Kernfunktion „Stadt-Verwaltung“ wird.

38
Historische Entwicklung

+1300 +1350 +1400

Gotik Spätmittelalter Epoche


Ablösung Byzanz durch Osmanisches Reich Große Pest Abendländisches Schisma (Rom - Avignon)
14. bis 16. Jh.: Verdopplung der europäischen Bevölkerung von circa 75 auf 150 Mio. Technik
Aufstieg der Seemächte Italiens im 12. bis 14. Jh.: Pisa, Venedig, Geschichte der großen Handelsfamilien: Beginn 14. Jh. – in Italien die Medici, Wissen
Genua – parallel dazu die Gründung der gesamtdeutschen Hanse. Bardi und Peruzzi, ab Mitte 14. Jh. in Deutschland die Fugger und Welser

Wirtschaftsrevolution im 13. Jh.: Aufstieg Beruf des schreibkundigen Fernkaufmanns Mit der städtischen Gesellschaft und Wirtschaft des
der Kaufleute und Handelsgesellschaften mit im 13. und 14. Jh. Mittelalters erfahren Handwerker und vor allem Kauf-
Niederlassungen, welche selbst nicht reisen, leute höhere gesellschaftliche Wertschätzung.
Funktionen
sondern Handel verwalten. Berufe

Mit dem Aufstieg der Kaufleute entstehen neue Handels- und Verwaltungstypologien. 1330 bis 1350 legt ein Zusammenbruch der großen
Funktionen, welche vorerst in Rathäusern integriert waren, werden vermehrt in Eigen- Handelshäuser Europa lahm, es folgt die große Pest,
initiative erstellt: Kaufhäuser, Tuchhallen, Manufakturen. Insbesondere wird es den Ge- an welcher ein Drittel der Bevölkerung zu Grunde
Ökonomie
werbebetrieben möglich, eigene Stadthäuser mit integrierter Produktion zu gründen. geht. Progrome an der jüdischen Bevölkerung. Märkte

Typologie
Morphologie

0 90

Fondaco dei Tedeschi, Venedig 1228/1508 Compagnia dei Bardi (120 Angestellte) Palazzo Vecchio, Florenz 1299 Kaufhaus, Mainz,
Rekonstr. von Moller,
Ab 1300: Große italienische Gesellschaften Norditalien: Das Rathaus zeigt kastellartiges und repräsentatives Palast-
1316
mit über 100 Angestellten, Private und Wohnen (signoraler Aspekt, Wohnen fehlt in Nordeuropa), Funktionen
Staaten betreiben Handelsniederlassungen beschränken sich auf Gerichts- und Regierungsbehörde. Es fehlt also die
im Ausland. Öffentlichkeit der Erdgeschosshallen.
Ein besonderer Aspekt ist, dass trotz Stadtverwaltung teil- Obwohl die hier gezeigten Gebäude und ihre Funktionen nicht explizit Essenzen
weise wieder Herrschaft entstanden ist. Besonders in Italien als Verwaltungsfunktionen zu bezeichnen sind, zeigen sie die Vorläufer
betreiben Oligarchen die Refeudalisierung; mit extremer öko- zu sehr wichtigen Verwaltungszweigen: zum Beispiel die Organisa-
nomischer Potenz und unkontrollierten Privattruppen setzen tion und Kontrolle der Logistik und des Gesundheitswesens – heute
diese ihre Ansprüche gegen den Staat durch. absolute Großverwaltungen.

39
Zeit +1400 +1450 +1500

Epoche Osmanisches Reich und Mittel- Humanismus Reconquista: Rückeroberung Spani- Renaissance = Beginn der Neuzeit
europa im Ringen um den Balkan ens und des nasridischen Granada
Columbus in Amerika / Komplettierung der
Weltkarte innerhalb weniger Jahrzehnte
Technik Ein Jahrhundert Stillstand im Städtewachstum Gutenberg – und die Ausbreitung des
Buchdrucks über das Verlagswesen
Wissen Doppelte Buchführung
Erste öffentliche Bank in Spanien Erster bebilderter Buchdruck Druckereien werden Verlagshäuser
Die Ausdehnung und Verlagerung der großen Messen im Französische Post befördert private Briefe
14. bis 16. Jh. belegt die handelswirtschaftliche Ausdeh-
Funktionen nung auch in neue Räume: Frankfurt am Main, Brügge,
Im 15. Jh. wird ein wesentlicher Teil der neuen Strukturen
Europas geschaffen: Eine komplizierte organisatorische
Berufe Antwerpen, Hamburg, Emden, Leipzig, Linz, Genf, Lyon ...
Ordnung, der Wille, die Konkurrenzen und Differenzen nicht mit
Krieg, sondern mit Verträgen zu lösen.
Über den Hansebund in Mittel- und Bergbau und internationaler Handel werden Mit Beginn der islamischen Bewegung, aber vor allem vom
Nordeuropa sowie über die italienischen treibende Wirtschaft des ausgedehnten 9. bis ins 16. Jh. finden Stadtgründungen und Stadtzentren-
Ökonomie Seemächte im Mittelmeerraum werden Mittelalters. Aus diesen Gewinnen werden bildung statt. Stellvertretend dazu der Plan von Aleppo mit
Märkte Europas Handelsnetze bis weit an seine Europas Städte und Architekturen zu einem Moscheen (Religionsschulen), Karawansereien (Herbergen) und
Ränder zunehmend stabilisiert. großen Teil ausgebaut. Lagerhöfen.

Typologie
Morphologie

Stadtwaage Ratsapotheke Fuggers Buchhalter Aleppo im 16. Jh.


Bremen 1330 Lüneburg 1330 Matthäus Schwarz

Essenzen Neben den Rathäusern entsteht ab Mit den Wachstumsschüben der europä- Aufgrund starker Trennung von Privatraum und öffentlichen Funkti-
dem Hochmittelalter vom 13. bis ischen Wirtschaft werden neue buchhalte- onen werden islamische Zentren als durchgehend polyfunktionale
zum 15. Jh. eine große Anzahl neuer rische Methoden entwickelt. Buchhaltung Verwaltungs- und Handelskonglomerate mit Universitäten (Med-
Bautypen für neue Funktionen. garantiert nicht nur Rechenschaft, sondern ressen), Großmärkten und Regierungspalästen gebildet.
erlaubt auch Planung.

40
Historische Entwicklung

+1550 +1600 +1650

Reformation... ... und Gegenreformation Zeitalter der Glaubensspaltung Beginn des Barock Beginn des Absolutismus in Frankreich Epoche
Holland wird Kolonial-Weltmacht Dreißigjähriger Krieg
Eroberung der Kolonien 1550: Rechenbuch „Practica“ Stenographie Entwicklung des Völkerrechts (Grotius) Technik
1522: Erste Weltumsegelung von Adam Riese
Francis Bacon beschreibt in „Nova Atlantis“ die Royal Society Wissen
Utopie eines vollkommen organisierten Staats

Neben dem wirtschaftlichen Netz der Städte (auch Die Fürsten des Reichs festi- Ausübung von Handwerkerberufen wird durch Zünfte bestimmt,
der kleinen zu den großen) scheint auch das Hinter- gen ihre Landesherrschaften Frauen sind ausgeschlossen. Hingegen können Frauen in Land-
land über die landwirtschaftliche Produktion hinaus mit dem Ausbau von wirtschaft, Handel und Verlagswesen eigenständige Positionen
Funktionen
langsam an der „urban geprägten Produktion“ und Polizeiordnungen und neuen einnehmen – was aber seltene Ausnahme ist. Berufe
den typischen „Gütern der Stadt“ teilzuhaben. Verwaltungsbehörden. Neue Berufe entstehen: Volkswirtschaftler, Staatsrechtler

Die Konzeption des italienischen Ökonomische Änderungen im 16. Jh.: Gründungen von Aktien-Handelskompanien: Merkantilismus,
Rathauses als Wohn-, Regierungs- und Wachsender Zustrom von Edelmetallen 1554 Moskovy Company Nationalwirtschaft,
Gerichtspalast sowie die Verwaltungs- aus den amerikanischen Kolonien, Geld- 1581 Levante Company Monopole, Schutz-
Ökonomie
vorbilder der Handelsgesellschaften entwertung, sinkende Kaufkraft sowie 1599 Britische East-India Company zölle, Festpreise, Märkte
machen diese Entwicklung überfällig. eine Krise in der Agrarproduktion 1602 Niederländische East-India Company Subventionen...

1531: Erstes Börsengebäude in Antwerpen 1571: Eröffnung der Londoner Börse

Typologie
Morphologie

Uffizien, Florenz 1559 Ostersches (Hansekontor-)Haus, Antwerpen 1568 Rathaus Augsburg, E. Holl
Von den Medicis als Verwaltungs-Erweiterungsbau Der Zusammenschluss norddeutscher Kaufleute 1618
neben dem Palazzo Vecchio erstellt. im Hansebund (12. bis 17. Jh.) manifestiert sich in
Dies ist der erste reine Verwaltungsbau. großartigen Verwaltungs- und Lagerhäusern.

Mehrere Faktoren führen zur spezifischen Situation Hauptmotor für eine rationellere Obwohl es zahlreiche Vorläufer von AG-artigen Essenzen
der Renaissance. Die Stärke des osmanischen Reichs Verwaltung sind zum einen die Beteiligungsgesellschaften gibt, wird die moderne
(Handelskontrolle gegen Asien) sowie die rückeroberten enormen Handelsmengen mit den Aktiengesellschaft erst zu Beginn des 17. Jh.
Gebiete Iberiens unterstützen Expansionsversuche nach neu eroberten Kolonien, aber auch mit der „Niederländischen Ostindien Company“
Ostafrika und „Westindien“. Wissenschaft, Kartographie, die Kontrolle der teilweise äußerst gegründet. Eine Gründung ist in der Folge nur mit
Buchdruck – das sind nur drei Beispiele, welche unter wertvollen Güter (Edelmetalle, einer staatlichen Konzession möglich. Die Gesell-
anderem Verwaltungsreformen auslösen. Gewürze). schaften sind über das Aktienrecht reguliert.

41
Zeit +1700 +1750 +1800

Epoche Barock Aufklärung Rokoko Zeitalter der Vernunft Ende des Absolutismus: 1789 Franz. Revolution
Merkantilismus Frühindustrialisierung: Zunahme von Erfindungen Verfassung der U.S.A. Zeit der großen Revolutionen
Technik Erste Dampfmaschinen (mit kontinuierlicher Büro-Kleinteile: Füllfederhalter, Radiergummi Papiergeld in Frankreich
Weiterentwicklung bis heute)
Wissen Explosives Bevölkerungswachstum aufgrund Erkenntnisfort- Argand-Lampe (verstellbarer Docht unter Glas)
schritten in Medizin, Hygiene, Landwirtschaftsproduktion.
Vollmechanisierter Webstuhl
Der expandierende Beamtenstaat des 17. und des 18. Jh. schafft Mit der Frühindustrialisierung beginnt die größte Wachstumsphase der Mensch-
eine Reihe von neuen Berufen und Tätigkeiten: Räte, Sekretäre, heit. Die Entwicklungen in den Bereichen Technik, Mechanik, Energie, Maschine,
Funktionen Fürsorge, Inspektionen, Kontrollen, Statistiken, Gesetzgebungen, Material basieren auf den Erfolgen des wissenschaftlichen Forschens und
Berufe Ordnungen, Rechtsinstanzen... Aufgrund des eintretenden Wachs- Entwickelns und führen zum wirtschaftlichen Fortschritt. Es handelt sich demnach
tums wandelt sich der Verwaltungsapparat fortlaufend. nicht nur um neue Material- und Energiewelten, sondern ganz wesentlich um neue
Theorie-Strukturen.
Mit den gewaltigen gesellschaftlichen und ökonomischen In diesem Zusammenhang sind folgende Diskurse zu verstehen: Politische Ökono-
Entwicklungen des 18. Jh. geht bisweilen das Augenmerk mie, Nationalökonomie, Wohlstand der Nationen, Arbeitsteilung und Spezialisie-
Ökonomie auf die Bedeutung der Verwaltung in dieser Zeit abhanden: rung, der Freie Markt, Wettbewerb, Monopol-frei, Liberalismus...
Märkte Die Verdopplung des Handelsvolumens, die Steigerung der Mit der beginnenden Industrialisierung muss eine differenzierte Verwaltung – und
Produktion und das Bevölkerungswachstum verursachen den wenn man so will – eine neue Personalführung entwickelt und aufgebaut werden.
Bau zahlreicher Verwaltungsgebäude.

Typologie
Morphologie

Dikasterium (Verwaltungsbau), Koblenz, Palais du Gouvernement, Nancy, E. Héré 1755 Bank of England, London, Sir J. Soane 1788
B. Neumann 1739 (siehe z. B. auch Der Verwaltungsbau mit außerordentlicher Inszenierung: (siehe auch 1780: Bank of New York)
„Königshof“ Offenburg, Verwaltungs- Das „Hémicycle“ umfasst den öffentlichen Raum.
gebäude 1714-1717)

Essenzen Mit dem Merkantilismus des 17. Jh. werden für die Der aufgeklärte Absolutismus entschärft Die Französische Revolution ändert viel,
moderne Verwaltung und die gelenkte Nationalwirt- die Spannungen zwischen den Klassen – aber nicht alles: Es werden die Menschen-
schaft bestehende Errungenschaften der privaten einerseits dem Adel und andererseits den rechte eingeführt, das freie Individuum,
Verwaltungs- und Handelsgesellschaften (wie etwa Bürgern und Bauern. Alle Stände haben dem die Mitwirkung der Bürger in Rechten und
die Buchhaltung) mit ausdifferenzierten Methoden Staat zu dienen, was mit dem absoluti- Pflichten (damit auch die Eigenverwaltung),
angereichert: Die Volkswirtschaftslehre, Statistik als stischen Wohlfahrts- und Obrigkeitsstaat alte Feudalprivilegien werden abgeschafft –
Planungsbasis, Haushaltsplanung, Bilanzen... mit moderner Bürokratie und geordnetem ökonomischen Ungleichheiten bleiben aber
Rechtswesen erreicht werden soll. unangetastet.

42
Historische Entwicklung

+1850 +1900

1815 Wiener Kongress Biedermeier Sozialismus, Kommunismus Imperialismus Relativismus, Materialismus Arts and Crafts Epoche
Kommunistisches Manifest Darwins Evolutionslehre Erste Weltwirtschaftskrise Taylor: Arbeitsrationalisierung Freud: Psychoanalyse
Elektrischer Telegraph Telegraphenbüro Atlantikkabel Suezkanal Telefon Fahrstuhl Schreibmaschine Farbfotografie Gas- elektr. Beleuchtung Technik
Schneller Buchdruck Erster Dampfzug Elektromotor Glühbirne Gasmotor Automobil Eisenbeton Tram in Berlin Film Projektor Bildempfänger Wissen

Die konkurrierenden europäischen Staaten Der unerschütterliche Glaube an den Mit den Gründungen der Nationalstaaten werden zahl-
bewältigen die Zeit nach den Revolutionen Fortschritt wird mit den Forderungen der reiche Organisationen ausgebaut oder neu geschaffen, die
unterschiedlich: Großbritannien versucht, sozialen Bewegung konfrontiert; Fortschritt einen Verwaltungsanteil aufweisen (Gesundheitswesen,
Funktionen
seine Kolonialmacht neu als Weltmacht beruhe zwar auf Genialität in Forschung Schulwesen, Bauverwaltung, etc.) Für Rechtssicherheit Berufe
zu festigen. Deutschland regeneriert sich und Unternehmertum und könne so allen und als Rechenschaft gibt es Berichte und Protokolle.
mit zahlreichen Verwaltungsreformen. dienen, aber er setze sich auch mit bedenk-
Napoleon gestaltet mit seinem auch lichen Methoden durch: Bei den frühen Bürobauten des 19. Jh. werden nur wenige
militärisch erzwungenen „Empire“ große • Arbeiterausbeutung, Sklavenarbeit Standardgrundrisse angewendet; dies sind vor allem Zwei-
Teile Europas um, scheitert aber letztlich • Plünderung der Ressourcen in Kolonien bünder mit unterschiedlich großen Einzelbüros (Ausdruck
Ökonomie
an Großbritannien, Russland und weiteren • Zerstörung der natürlichen Umwelt. der Hierarchiestufe) und Bürosäle unterschiedlicher Größe Märkte
sich befreienden Staaten. Die neue, offene Systemkritiker erkennen, dass echter (basierend auf Skelettkonstruktion).
Situation mündet in den Wiener Kongress Fortschritt an breiteren Kriterien gemessen
und die Neuordnung Europas. werden muss als an Kapitalzuwachs.

Typologie
Morphologie

Finanzministerium, Karlsruhe Harpers Verlagshaus, New Leiter Bldg., Chicago, Reliance Bldg., Chicago Kontorhaus Dovenhof, Hamburg
H. Hübsch 1826 – Verwaltungsgebäude, York, J. Bogardus 1854 LeBaron Jenney 1879 Burnham Root 1895 M. Haller 1886
sachlicher, materialgerechter Stil
In wenigen Beispielen der US-Architektur wird Technologie direkt thematisiert – die meisten Gebäude bleiben dem
historisierenden Stil verhaftet (siehe nächste Seite). Aufgrund der Baugesetze fehlen Hochhäuser vorerst in Europa.

Mit dem Wachstum der Städte Die Konfrontation von Kapitalismus Die Verfügbarkeit von Material Ende des 19. Jh kommt der Mehrwert bei Essenzen
werden die Stadtbefestigungen ge- und Sozialismus führt zu potentierten und Energie setzt neue Maß- der Mittelschicht an. Einfache Haustech-
schleift – mobile Heere verteidigen Organisationsanforderungen: Produk- stäbe in der Güterproduktion: nik, Urlaub, Freizeit, die konsumierende
als Organisations- und Improvisa- tivität, Akkord, niedrige Preise – aber So entstehen die neuen Kleinfamilie – dies bereitet die Dienstleis-
tionseinheiten den Raum vor der auch Anrecht auf fairen Lohn. Jede Bürobauten vor allem für tungsgesellschaft des 20. Jh. vor. Die
Stadt. Militärische Organisation Gelegenheit zur Produktionsopti- Unternehmungsverwaltungen Psychologie widmet sich der Seele des
nimmt komplexe Verwaltung und mierungen und Leistungssteigerung und wenige Dienstleister Individuums und wird Konkurrentin der
Logistik der Neuzeit vorweg. muss wahrgenommen werden. (Banken und Versicherungen). Religion, die für Gemeinsinn steht.

43
Zeit +1900 +1910 +1920

Epoche Imperialismus (19. Jh bis 1914) Erster Weltkrieg (1914-1917) Friedensvertrag Versailles Moderne (ca. 1910-1930)
Jugendstil (1895-1906) Deutscher Werkbund 1907 Funktionalismus De Stijl (1917-1931) Bauhaus (1919-1933) Art Déco (ca. 1920-1940)
Technik Motorflug Gebr. Wright Panamakanal Lichtpause Per Luftschiff über den Atlantik Atlantiküberflug von Lindbergh
Wissen Drahtlose Telegrahie Massenproduktion Einsteins Relativitätstheorie Rundfunksender Erster Tonfilm Übersee-Funk
Rechenmaschinen
Husserl: Phänomenologie Max Weber: Wirtschaft und Gesellschaft

Funktionen
Berufe

Ökonomie
Märkte

Typologie Larkin Building, New York, Woolworth Bldg., New


F. L. Wright 1904 York, C. Gilbert 1913
Morphologie
Bürosäle um Lichthof. Das Neue Hochhausdi- Europäische, nicht realisierte Hochhausprojekte: a) Hochhaus Breslau, M. Berg 1920
Larkin-Gebäude gehört zu mension – neogotisch b) La Ville Contemporaine, Le Corbusier 1922 c) Entwurf Hochhaus, M. v. d. Rohe 1922
den wichtigsten Beiträgen verpackt d) WB-Entwurf Chicago Tribunes, A. Loos 1922 e) WSNCh in Moskau, W. Lawrow 1925

Europa
Themenvielfalt

Börse Amsterdam, 1903 Looshaus, Wien Büro-/Fabrikgebäude, Werk- Verwaltung Stumm, Düs- Chile-Haus Ham- Geschäftshaus Dierig,
H.P. Berlage A. Loos 1911 bund Köln, W. Gropius 1914 seldorf, P. Bonatz 1924 burg, F. Höger 1924 Berlin, Salvisberg 1928

Essenzen Die erste Hälfte des 20. Jh. ist Vorstellungen und Rahmenbedingungen für Verwaltungsarbeit Aufgrund der historisch gewachsenen Stadt wird
durch den extremen Wechsel sind in Europa und Amerika (und weiteren Regionen) recht un- in Europa die Hochhausthematik nur bei den Ar-
von innovativ-konstruktiven und terschiedlich. Diese Differenz ist im Übrigen bis heute relevant. chitekten der Moderne verfolgt – allerdings oft als
lähmend-destruktiven Phasen In Europa: Beamtenstaatlich und gewerkschaftlich reguliert, na- unrealisierte Projekte (Loos, Mies, LC, Hilbershei-
gekennzeichnet: Neu aufgebaute tionale und epochale Differenzierung, vorwiegend Zellenbüros. mer). Beinahe die gesamte Garde emigriert wegen
materielle Felder werden zerstört – In Nordamerika: tayloristische Grundstimmung, hohe Präsenz, der Naziherrschaft der 1930er Jahren aus Europa.
neu eroberte intellektuelle Freiheiten wenig Urlaub, große Gebäudetiefe, Bürosäle und Einzelbüros In Realisierungen wird Skelettbau bevorzugt – die
per Diktatur gelöscht. nach Hierarchie, vorwiegend Stahlskelettbau. Fassade öffnet sich in Bändern und Vollverglasung.

44
Historische Entwicklung

+1930 +1940

Weltwirtschaftskrise Zweiter Weltkrieg Atombombe Epoche


Sozialistische Planwirtschaft Dachau: Erstes Konzentrationslager Kernspaltung Atomreaktor
Experiment Farbfernseher Autobahn UKW-Sender Künstliche Radioaktivität DDT Düsenflugzeug Unbemannte Rakete Technik
Ortega y Gasset: Nylon- und Perlonfaser Picasso: „Guernica“ Farbfilm Programmierbare Rechenanlage Wissen
„Der Aufstand der Massen“

Funktionen
Berufe
Verwaltungsdiktatur, Tyrannei der Parteibeam-
ten, Blockwart, Funktionäre, Denunzianten,
Geheimdienste...
Die Organisatoren der Kriegswirtschaft Ökonomie
Märkte
Die Deutsche Wirtschaft erholt sich vorerst von
der Weltwirtschaftskrise, wird aber ab Mitte
des Jahrzehnts entgegen den Vorstellungen
der alten Wirtschaftseliten und entgegen
wirtschaftlicher Notwendigkeiten als national
Chrysler Bldg., Empire State Bldg., Philadelphia Saving Found, Rockefeller Center,
abgeschottete Planwirtschaft betrieben.
Typologie
New York, New York, Shreve, New York, Howe Lescaze Hochhaus-Viertel New
W. van Alen 1930 Lamb Harmon 1931 1932 York, R. Hood 1939
Morphologie

Ende der 1930er Jahre wird in In der Auseinandersetzung zwischen Classicismo und Der Verwaltungsbau der Regime (Hitler und Stalin) zeichnet
Deutschland umfänglich und bei Razionalismo kann sich die italienischen Moderne sich vorerst durch Monumentalität, Kitsch und stereotype
den Nachbarn partiell „Revision mit dem problematischen Motiv einer „angeblichen Details aus – in den strukturellen Konzeptionen wird wenig
der Moderne“ betrieben. Mediterraneität“ zumindest teilweise behaupten. erfunden, es wird zunehmend mit kalter Effizienz geplant.
Europa

Palast der Presse, Z-Haus, Zürich, Casa del fascio, Como, Reichsluftfahrtsministerium Volkskommissariat für Verteidigung
Baku, S. Pen 1931 Hubacher Steiger 1932 G.Terragni 1936 Berlin, O. Hagemann 1936 Arbatplatz Moskau, L. Rudnev 1938

In der Moderne werden zahlreiche Grundlagen für ein neues Die bestehenden Reichsverwaltungen werden durch Während der Kriegsjahre mu- Essenzen
Verständnis der Gesellschaft und speziell des Verwaltungsbaus das Naziregime kontinuierlich entmachtet. Die Verwal- tieren sämtliche Verwaltungen
entwickelt, die in Europa jedoch erst nach dem Zweiten Welt- tung der nationalsozialistischen Diktatur beruht ab 1934 zu Notstandsbetrieben unter
krieg Ausbreitung finden: Funktionalismus, International Style, auf der Machtfülle der SS und zahlreichen Sonderbe- kriegswirtschaftlichen Rah-
Vorfabrikation, Technologie im Bauwerk („Das Haus als Maschi- hörden und auf einer Schwächung der bestehenden menbedingungen. Es ist falsch,
ne“) sind hier nur einige Stichworte zum potenziellen Einfluss Verwaltungen durch inszenierte Konkurrenzen. aus den Erfahrungen dieser
der damaligen Architektur auf neue Gesellschaftskonzeptionen Alleine die Deutsche Arbeitsfront (DAF) hatte 1939 speziellen Notverwaltungen
– zum Beispiel hin zu einer Dienstleistungsgesellschaft. 25 Mio. (Zwangs-)Mitglieder und 45 000 Funktionäre. Erkenntnisse ableiten zu wollen.

45
Zeit +1945 +1950 +1960

Epoche Enttrümmerung/Wiederaufbau Wirtschaftswunder Der Kalte Krieg The Fifties Sexuelle Revolution 1968-Unruhen
Gründung UNO Marshall-Plan Währungsreform Brutalismus Unbemannte Raumfahrt Bau der Mauer Mondlandung
Technik Röhrenrechner ENIAC Bauen im historischen Kontext Atomkraftwerk Subzentren-Agglo Elektronische Rechenmaschinen
Wissen Überschallflug Farbfernsehen Nachrichtensatellit Die Pille IBM Kugelkopf

Europa ist unterschiedlich vom Krieg be- Marshallplan 1947-1952: Die USA Das Thyssenhochhaus In Anlehnung an den amerikanischen Bürosaal
troffen. Deutschland liegt in Trümmern, unterstützt die Entwicklung West- ist ein Meilenstein: Es werden in Europa das Großraumbüro und
Funktionen Produktion und Nahrungsversorgung ge- europas. Erstens als Hilfe gegen die „meldet Deutschland Bürolandschaften proklamiert, allerdings nach
Berufe nügen knapp für das Existenzminimum. desolaten Nachkriegszustände, zwei- zurück“ (siehe auch vielfältigen Kriterien konzipiert (Teamwork,
Industrie und Verwaltung Deutschlands tens als Stärkung des europäischen „Pirellihochhaus“, Mai- Arbeitsabläufe, etc). In seiner optimierten An-
funktionieren rudimentär. Westens gegen den Ostblock. land, 1956-58, G. Ponti) wendung bleibt das Großraumbüro unbeliebt.

Ökonomie
Märkte

Typologie
Morphologie
The Pentagon, Washington, „Glaspalast“ UNO, NY, Lever House, NY, Seagram Bldg, NY, Expansion vor die Stadt, Hamburg City-
G. E. Bergstrom 1941-43 nach Skizzen von LC 1950 SOM 1952 M.v.d. Rohe 1958 Nord 1960 (siehe auch Frankfurt-Niederrad)

Europa
Themen

„Nissen-Hütten“, Notunterkünfte, Geschäftshaus Erste große Neubauten: Fernmelde- Thyssenhochhaus, Großraumbüro


Aufräumen während der ersten Frankfurt am Main, zentrum Frankfurt am Main, 1950 Düsseldorf, HPP 1960
Nachkriegsjahre... G. Scotti 1949

Essenzen Mit der Aufteilung in Besatzungszo- Der Wiederaufbau der notwendigsten Ab den 1960er Jahren werden Die Industrienationen vollziehen
nen werden drei unterschiedliche Substanz bindet alle Kräfte. Erst in den verschiedene Büroorganisationen den Wandel zur Dienstleistungs-
Verwaltungskulturen überlagert: Die 1950er Jahren wird es möglich, neue untersucht, geplant und realisiert. gesellschaft. Der Anteil der darin
alte des Reichs und der Weimarer Verwaltungsgebäude zu realisieren. Ein Teil der ausgeprägten Model- Beschäftigten steigt von 30%
Republik (die es kaum mehr gibt), Neubauten aus dieser Epoche sind funk- le, zum Beispiel das Großraum- (1960) kontinuierlich auf circa 65%
die nationalsozialistische und je nach tional und zurückhaltend. Auch aufgrund büro, zeigt langfristig zu wenig (2007). Darin liegt der Grund für das
Besatzungszone die angelsächsische, der zerstörten historischen Stadt wird Akzeptanz und deshalb auch enorme Neubauvolumen im Verwal-
die russische oder die französische. „Bauen in die Höhe“ nun zum Thema. mangelnde Nachhaltigkeit. tungsbau der Nachkriegszeit.

46
Historische Entwicklung

+1970 +1980 +1990

Technologische Architektur Energiekrise Postmoderne Architektur Analoge Architektur Dekonstruktivismus Gründung Europäische Union Epoche
Vollständige Automatisierung Punk „No future!“ Atomreaktorunfall Tschernobyl Fall der Mauer Krieg in Jugoslawien
Telefonischer Inlandverkehr
Speicherchip Analoge Mobiltelefone Generation Digitale Mobiltelefone EZB Technik
Erste bemannte Raumstation Apple II = erster PC Glasfaserkabel Notebook Kommerzielle Digitalkameras Supraleitung Wissen
Fax aktuelle Generation Nadeldrucker Laserdrucker

Funktionen
Berufe

Klassischer Büro-
Dampfer, Chandigarh
Le Corbusier
Ökonomie
Märkte

Das Objekt – hier der Seestern,


Brüssel Berlaymont, L. de Vattel

Typologie
Morphologie

Strukturalismus
Apeldoorn
H. Hertzberger

Europa
Themenvielfalt
Technologische Linie
Ipswich
N. Foster

Bedeutende Veränderungen in der gesellschaftlichen Der Paradigmenwechsel zeichnet sich auch in der Themen des auslaufenden Jahrhunderts Essenzen
Wahrnehmung, aber auch vertiefte interdisziplinäre Parallelität unterschiedlicher Architekturkonzeptionen, sind: Globalisierung, Dominanz der
Erkenntnisse über vernetzte Systeme werden zu -stilen, -schulen und -theorien ab. Ab 1970 kann keine Konzerne über die Politik, Auslagerung
neuen Grundlagen für die gesamte Architektur und so allgemeingültige Richtung aufgezeigt werden – dies ist von Dienstleistung in kostengünstige
zu relevanten Faktoren für den Bürobau. Es sind dies auch bei den Bürobaukonzeptionen der Fall; zahlreiche Regionen, unberechenbare Märkte (Asi-
insbesondere: die Mahnungen des Club of Rome, die verschiedene Modelle werden erfunden und realisiert. enkrise 1987, Weltwirtschaftskrise 2008),
Zeit 1968, die Kritik an der „Unwirtlichkeit der Städte“ Man könnte auch sagen: Europa hat sein Potenzial für Ressourcenproblematik, Fundamentalis-
(Mitscherlich) und die Energiekrise 1973. Themenvielfalt wieder zurückerorbert. men, Arbeitslosigkeit...

47
Zeit +2000 und die Themen der Zukunft...

Wahrnehmung von Arbeit in der Gesellschaft Lebenslanges Lernen Bezahlte und unbezahlte Dienstleistung
Arbeit wird in jeder Epoche wieder anders definiert. Sie Die notwendige Qualifizierung der Gesellschaft ist abhän- Bezahlte Arbeit ist nicht unbeschränkt verfügbar – sie ist
wird auch individuell unterschiedlich wahrgenommen. gig von mehreren Faktoren; beispielsweise die Bevölke- längst zu einem umkämpften Gut geworden. Arbeit gäbe
Arbeits-Prototypen sind: Malocher (jiddisch „Schwere rungsentwicklung, die Zunahme qualifizierter Einwanderer, es genug, entscheidend ist nur, ob und wie sie bezahlt
Arbeit“), Stachanov (Held der Arbeit), Maniac (Wahnsin- die Integration bildungsferner Schichten oder die Erhöhung wird. Die Gesellschaft könnte hier die Prioritäten anders
niger), Workaholic (Arbeitssüchtiger), CEO (Boni-Sucht ). der Quote der Studierenden. Lebenslange Qualifizierung legen, was zur Zeit sehr schwierig ist, da sie zuerst exzes-
Neue Vorbilder werden sich nicht mehr auf Arbeit alleine müsste auch zu hoher Verantwortlichkeit und Beteiligung sive Bürokratie abbauen müsste, bevor sie neue, sinnvolle
abstützen können, sondern auf ein komplexes Gefüge am Unternehmenserfolg führen. Diese Entwicklung wird Leistungen entlohnen kann.
zwischen Arbeit + Familie + Freizeit + . Einfluss auf neue Arbeitsarchitekturen haben.
Organisatorische Revolution
Ressourcenproblematik Wettbewerbsorientiertes und nachhaltiges Wachstum Der kleine und genau definierte Verantwortungsbereich
Aufgrund der internationalen Vereinbarungen zum Die EU konzentriert sich auf die Lösung der wichtigsten eines Büroangestellten des 20. Jh. wird abgelöst durch
Klimaschutz müssen heute baurechtlich verbindlich hohe sozio-ökonomischen Probleme Europas: „Europa muss das mitverantwortliche Teamwork. Die ausdifferenzierte,
Nachhaltigkeitsstandards eingehalten werden. Dies betrifft sich für wettbewerbsfähige und nachhaltige Entwicklung kundennahe und schnell-zyklische Produktion und
nicht nur die Energie- und Haustechnik eines Gebäudes, einsetzen, wenn es gleichzeitig Wohlstand und Beschäf- Dienstleistung machen dies erforderlich. Problematisch
sondern richtigerweise seine gesamte Systembilanz tigung schaffen, den Lebensstandard seiner Bürger verbes- kann dabei sein, dass aus höheren Verantwortlichkeiten
– inklusive der verursachten Mobilität, aller Materialener- sern und Umwelt und natürliche Ressourcen schützen Zielvorgaben an selbstverantwortliche Teams in Unkenntnis
giewerte et cetera. Dies hat erhebliche Konsequenzen auf will.“ Das nachhaltige Wachstum ist zu einem Standard ge- ihrer Basisproduktion gemacht werden. Mitverantwortung,
den Entwurf. worden und muss in jeder Architektur umgesetzt werden. Teamarbeit, Hierarchie – die Inhalte und der Stellenwert
von Arbeitsorganisationen wandeln sich und haben somit
Arbeitsplatzqualität unter „erschwerten Bedingungen“ Wettbewerb – Effizienz – Arbeitslosigkeit einen konkreten Einfluss auf den Entwurf neuer Büroor-
Nach Jahrzehnten wachstumsorientierter Entwicklung Die Grundmechanik des Wettbewerbs gibt vor, schneller ganisationen.
und der komfortablen „Beinahe-Vollbeschäftigung“, scheint und effizienter als die Konkurrenz zu sein. Dies führt zu
nun die Situation einzutreten, dass überall der Gürtel mehr Output – oder bei mangelnder Arbeit zu weniger Gleichheit und Privileg
enger geschnallt werden muss. Deshalb muss es ein Arbeitsplätzen. Man hat sich in Mitteleuropa auf eine In der sozialen Marktwirtschaft ist Chancengleichheit ein
besonderes Ziel von Planern und Investoren sein, unter Arbeitslosigkeit von 10 bis 20% eingestellt. Wir haben wichtiges Kriterium für Stabilität (sozialer Frieden). Eine
diesen „erschwerten Bedingungen“ immer noch gute oder ein Problem, wenn es auf Mangel an Arbeit keine gesell- verträgliche Balance von Möglichkeiten und Verteilungen
zumindest akzeptable Arbeitssituationen zu schaffen schaftlichen Antworten gibt. Deshalb werden heute neue ist dabei entscheidend. Dies gilt nicht nur für den klas-
Modelle wie „Gesicherter Grundlohn“ oder „Neue Arbeit“ sischen Arbeiter, sondern auch für die neuen Dienstleister.
Zukunft Kommunikationstechnologie diskutiert. Menschen dürfen nicht an ihrer Entfaltung gehindert
In Kenntnis der bisherigen Entwicklung ist mit weiteren werden, noch dürfen sie Privilegien für sich beanspruchen.
Quantensprüngen zu rechnen. Ob sich der Mensch weiter Selbstmanagement Mechanismen, welche die Balance gefährden, breiten
auf die Fusion von Körper und Technologie einlässt, wird Mit der steigenden Eigenverantwortung haben wir uns sich aus: Kontinuierliches Lohngefälle, Korruption, Clans,
sich zeigen (Neuroimplantate, Gentechnologie, Biorobotik). stärker zu exponieren. Die Anforderungen an die „Selbst- welche Geldflüsse nur gegen innen steuern. Architektur
Mit einer Lebensdauer von 40 bis 80 Jahren wird jedes steuerung“ steigen schnell: Emotionsmanagement, kann für solche Balancen einen bescheidenen Beitrag
neu erstellte Bürogebäude diesem allfälligen Wandel Umgang mit eigenen Kräften, zeitliche Limitierung von leisten – zum Beispiel in einer mitarbeiterfreundlichen
ausgesetzt sein. Die Technologie ändert sich, während Belastungszuständen – dies sind Kompetenzen, welche Büroorgansiation.
soziale und räumliche und physiologische Bedürfnisse eher zunehmend als Qualifikation erkannt werden.
konstant bleiben.

48
Ausblick

Kybernetische Bürowelten Flexible Bürostrukturen Automatisierung von Dienstleistungen


Es scheint, dass das interdisziplinäre, vernetzte, kyberne- Der stetige Wandel macht klar, dass es den definitiv-optimier- Der Zwang zur Effizienz, aber auch das technisch-organisa-
tische Denken beim Entwerfen nun zu neuen Lösungen ten Arbeitsplatz nicht gibt, sondern allenfalls Arbeitsplatzorga- tive Interesse des Menschen führen uns in diese Richtung.
in der gegenseitigen und gesamthaften Wirksamkeit des nisationen, die Wandel aufnehmen können – je nach Vorgaben Seit Beginn der Industrialisierung wird dem Traum der
Zusammenspiels von Material, Konstruktion, Technik aus einer Epoche, je nach Wertschöpfung, nach Technologi- umfassenden Bedienung des Menschen durch Maschinen
und Entwerfen führt – zumindest zeigen dies erste sierungsgrad. Dies ist mit ein Grund, weshalb heute flexible nachgeträumt.
Pioniergebäude. Es werden in den nächsten Jahrzehnten Kombibürostrukturen gegenüber starren Zellenbüros bevor-
zahlreiche neue Erkenntnisse auf uns zukommen, so dass zugt werden. Piraterie, Plagiate, Kopien, Spionage
wir als Architekten immer wieder mit neuen Systemen Es betrifft vor allem Forschung und Entwicklung sowie die
und Konstellationen konfrontiert sein werden. Die Kritik Flexibilität und Sicherheit („Flexicurity“) Güterproduktion. Aber auch das Dienstleistungs-Know-how
an einer totalitären Kybernetik (Tiqqun) wird erkannt – sie Flexibilität und Mobilität wird auf mehreren Ebenen ein- wird mit harten Bandagen umkämpft. Angriffe auf schlecht
betrifft aber die Architektur weniger (siehe S. 133). gefordert: Durchlässigkeit der sozialen Schichten und der gesicherte Netze und Datensätze geben Strategien, Ange-
Bildungssysteme erlaubt soziale Mobilität, schnelle Berufs- bote, Firmenschwächen etc. preis.
Konversion, Transformation wechsel und dichte Verkehrssysteme erfordern, respektive
Beide Themen gehören zusammen und haben große ermöglichen räumliche Flexibilität. Die Problematik des Datenmengen, Datenspeicherung, Datensicherheit
Bedeutung: Der verantwortliche Umgang mit historischer flexiblen Menschen (R. Sennett) besteht auch darin, dass die Wir stehen vor mehreren Problemen: Die Datenmengen
Substanz qualifiziert die gesamte Siedlungssubstanz und andauernden Flexibilitätsforderungen verlässliche Werte ero- an und für sich, die Relevanz der Daten respektive die
ist aus Gründen der Nachhaltigkeit erwünscht (Material- dieren und damit destabilisierend wirken. Zu einer positiven hohe Verunreinigung mit Banalitäten und Halbwahrheiten
Energiebilanzen). Das Transformieren zeigt auch, dass sich Flexibilität gehören deshalb auch verbindliche Sicherheiten – (was die Welt der Dienstleistung etwas weniger betrifft),
Bürowelten in bestehende räumliche Systeme einfügen die beiden Pole bedingen sich. die Datensicherung und letztlich die gesicherte Lesbarkeit
können; damit verliert die Vision des „optimierten Neu- über lange Zeit (aufgrund neuer Programmversionen). Es
baus“ auch an Bedeutung. Es lässt sich eben so oder so Mobilitätseinbindung der Arbeitsplätze ist mit einer Auftrennung der Datennetze zu rechnen – in
sinnvoll und effizient produzieren. Aufgrund der anstehenden Umorganisation der Mobilität (von „Trash“ und in „Security“.
MIV zu ÖPNV, von schweren und schnellen Fahrzeugen hin
Zuviele Büroflächen zu leichten, mittelschnellen Automobilen) wird die gelenkte Leistungsdruck und Psychopharmaka
Obwohl der Anteil der im Dienstleistungssektor Tätigen Positionierung von Arbeitsflächen im Gefüge der Stadt immer Mit dem zunehmenden Druck auf schulische und beruf-
noch steigen wird, stehen einem weiteren Flächenwachs- entscheidender. Arbeitsplätze müssen an ÖPNV-Verkehrs- liche Leistungen nimmt der Missbrauch von Medikamen-
tum einige Argumente entgegen: Die Bevölkerungspro- linien und -Knotenpunkten angelagert werden. ten und Drogen massiv zu. Ein zunehmender Teil der Bevöl-
gnosen gehen für Mitteleuropa von einer schrumpfenden kerung schafft seinen Alltag nicht mehr ohne Chemie. Die
Gesellschaft aus, der relativ komfortable Büroflächen- Mehrere Arbeitsplätze – Dauerpräsenz der Arbeit Gesellschaft muss sich eingestehen, dass Leistung alleine
konsum scheint zu sinken. Der Stamm-Arbeitsplatz wird Der zweite und dritte Arbeitsplatz – nämlich zu Hause und kein Lebensziel sein kann, sondern vielfältige und breitere
kleiner, und letztlich erfordert nachhaltiges Bewirtschaften unterwegs – wird beinahe zum Standard. Der große Vorteil, Werte geschaffen und lebbar gemacht werden müssen.
den sorgsamen Umgang mit Flächen (Energieeffizienz). dass ohne Reiseverlust hier oder da gearbeitet werden kann,
birgt auch einen eklatanten Nachteil: dass nämlich potenziell
jeder Ort mit Arbeitsatmosphäre belastet wird.

49
Bio-Gen-Digital-Revolution
Arbeitsorgansiation Zweite digitale Revolution: Forschungsgesellschaften
Erste digitale Revolution: Wissensgesellschaften
Dienstleistungsgesellschaft
Zweite Industrierevolution: Automatisierung
Erste industrielle Revolution: Mechanisierung Durchbruch erneuerbarer Energien
Frühindustrialisierung Nanobiologie/Biorobotik
Urproduktion: Agrar/Handwerk/Handel Mikro- Nanobereich, Gentechnologie
Nanowerkzeuge, Mechatronic, GPS-Mobilität
Material- und Werkstoffrevolution/Recycling
Technik / Material Miniaturisierung, Präzision, Geschwindigkeit, Atom, Solar
Roboter, Produktionsstraßen, Automaten, Fernsteuerung, Massenmobilität
Maschine Mechanik: Dampf, Kohle, Öl, Gas und Elektrik, Mobilität
Verbesserung der Werkzeuge, Schwer- und Feinmechanik Gleichzeitigkeit aller Information
Werkzeuge und einfache Mechanik Open-mind/Closed-mind
Speicher-Revolution, Notebook, W-Lan, Web 2.0, kulturelle Differenz
PC, Internet, Handy, private Peripherie, digitale Fotografie
Satelliten, Video, Kassette, CD-Rom, Mini-Disc
Kommunikation Telefonie, Telefax, Funk, Film, TV, Vorläufer des Computers Neue Arbeit
Telegrafie, Fotografie, Vervielfältigung Minimal-Arbeit für alle
Buch und Bilderdruck Internationale Wanderungen zur Arbeit
Polarisierte Gesellschaften, Arm – Reich
Bote mit Brief
Sprache Schrift Globalisierung, Liberalisierung,
Konkurrenz, Billiglohn, Ich-AG

Internationalisierung, Urlaub, Alter,


sexuelle Revolution, Nord-Süd-Gefälle

Soziale und politische Strukturen Reduktion Arbeitszeit, Freizeit,


Selbstbestimmung, Frauen im Job

Moderne Demokratie, Weltkriege,


Arbeiterbewegung, Arbeiterrechte

Erste weltweite Gesellschaften


Arbeits- und Handelsbündnisse (Zünfte, Hanse)
Güter- und Wissenstausch
Art, Gruppe, Stamm

50
Ökonomie

51
Ökonomie 53
Wertschöpfung und Standard 56
Elastizität 60
Funktionsvielfalt 62
Der gute Arbeitsplatz 64

52
Ökonomie

Eine „ökonomische Situation“ wird von Die Konsequenzen einer „kritischen Konzep- Gedankenübung sein, sich seinen Entwurf
unterschiedlichsten Bestimmungsfaktoren tion“ (zu hoher Standard, zu große Arbeits- in einem wesentlich anderen wirtschaft-
beeinflusst oder bestimmt: plätze, zu viele spezifische Nebenräume) lichen Umfeld vorzustellen; zum Beispiel
• den allgemeinen Wirtschaftsdaten und sind verheerend; sie führen im schlimmsten in einer lang andauernden Krise. Man wird
den speziellen Kenndaten im Immobilien- Fall zum Konkurs eines Unternehmens und sich dabei etwas mehr Gefühl für Fragen
sektor; zur Vernichtung der Arbeitsplätze. Demge- nach Dauerhaftigkeit, Kosten-Nutzen,
• statistischen Daten zum Wirtschaftssek- genüber steht der Anspruch auf „den guten Betriebskosten und allgemein zur System-
tor, zur Beschäftigung, zum Länderver- Arbeitsplatz“, gerade weil wir so viel Lebens- stabilität zulegen.
gleich, zum Flächenverbrauch et cetera; zeit am Arbeitsplatz verbringen.
• Kosten im Zusammenhang mit dem Bau- Solche Kriterien führen direkt zum Thema
werk: Mengenpreisen für Quadratmeter, Wir versuchen mit Modellen aufzuzeigen, der Autarkie, der Lebensdauerbilanz und
für Stückzahlen, für Elemente et cetera; welche Konsequenzen sich für die Ent- letztlich zur Nachhaltigkeit. Hier interes-
• spezifischen Daten aus dem Bürobau wurfsstrategie abzeichnen können: siert uns die Frage nach Unabhängigkeit
wie etwa prozentualen Flächenanteilen von Teilsystemen (zum Beispiel Autarkie
von Nutzungen, Erfahrungswerten zu • Die Wertschöpfung spielt zuerst eine im Energiehaushalt) oder die Frage der
bestimmten Organsiationen et cetera; zentrale Rolle; sie ermöglicht hohe oder „notwendigen Größe autarker Systeme“
• den ökonomischen Verhältnissen beim beschränkt auf tiefe Standards. (wahrscheinlich die Größe einer Region);
Auftraggeber, möglichen Standards et • Die Sortierung in unveränderbare Not- und hier wiederum interessieren besonders
cetera. wendigkeiten und veränderbare Systeme die Konsequenzen auf das Entwerfen.
muss erkannt werden. Das Verhältnis
Für ein konkretes Projekt können und darin kann eine Entwurfsstrategie sein. Für das technische Wissen um die Fragen
müssen wir nicht sämtliche dieser Daten • Grundsätzlich sind Standards zu hinterfra- der Gebäudebewirtschaftung und diejeni-
abrufen – wir haben uns auf einige wichtige gen. Es gibt dabei gesetzlich Geregeltes, gen der Gesamtbilanzen von Bauwerken
Eckdaten zu konzentrieren. Es sind dies mit aber auch zahlreiche Konventionen, die muss man sich zwangsläufig mit weiterer
Sicherheit die Investitionsobergrenze (das man innovativ umintepretieren kann. Fachliteratur auseinandersetzen.
„Kostendach“) und eine vereinbarte Stra- • Projektökonomie und Entwurf sind eine
tegie der Verteilungsprioritäten. So ist das Einheit, die zusammen mit der Bauträ-
Verständnis der ökonomischen Prinzipien gerschaft strategisch und transparent
für das Entwerfen von Bürobauten von zen- diskutiert werden soll.
traler Bedeutung. Es gibt – im Gegensatz
zu Wohnungsbauten – eine größere Anzahl Ökonomische Verhältnisse sind auf lange
von möglichen Teilfunktionen und bezüglich Zeit nur bedingt stabil. Man kann behaup-
der peripheren Dienste eine komplexere ten, dass jedes Bauwerk innerhalb seiner
Vernetzung mit dem Umfeld. Lebenszeit eine mittelschwere Wirtschafts-
krise durchmachen wird. Dazu kann es eine

53
40 Jahre für... sind durchschnittlich über 40 m2 pro Person kann, sondern auch als Systembelastung
Mit circa 40 Jahren Arbeit haben wir unser für Wohnen und 30 m2 für Arbeiten), letzt- (im Übrigen auch im Sinne der Nachhaltig-
„ganzes Leben“ zu bezahlen: das unserer lich dann unseren Ruhestand.1 Diese Optik keit). Dabei stellt sich auch immer die Frage,
eigenen Kindheit (respektive dasjenige macht klar, dass jeglicher Aufwand am an wen die Einsparungen eines minimierten
unserer Kinder), das unserer Ausbildung, die Arbeitsplatz nicht nur als Qualitätsverbesse- Arbeitsplatzes gehen; an den Unternehmer
gesamten Wohn- und Arbeitsflächen (das rung der Arbeitsbedingung gesehen werden oder an die Arbeitenden

Lebensabschitte Flächenverbrauch und Ökonomie

Durchschnittliche Lebenszeitverwendung in Jahren.2

54
Ökonomie

KMU Konzerne Unternehmensgröße und andere Unterschiedliche Verhältnisse


Kleinstunternehmen, Kleinunternehmen und Kriterien Die ökonomische Belastung einer Arbeits-
mittlere Unternehmen werden im Begriff Die Unternehmensgröße wird nach der stelle durch Architektur ist in Deutschland
KMU zusammengefasst. Unter kleinen KMU-Definition der EU folgendermaßen und der Schweiz unterschiedlich groß. In
und mittleren Unternehmen versteht die definiert: Deutschland werden durchschnittlich 30 m2
EU nach der offiziellen Definition Betriebe Kleinstunternehmen: pro Mitarbeiter belegt, die durchschnitt-
mit weniger als 250 Mitarbeitern, die von 0 bis 9 Personen lichen Baukosten liegen bei 1 900 Euro. Es
größeren Unternehmen unabhängig sind. ergibt sich eine durchschnittliche Belastung
Ihr Jahresumsatz darf außerdem nicht mehr Kleinunternehmen: des Arbeitsplatzes von circa 15%. Unter
als 50 Mio. Euro betragen, ihre Jahresbi- 10 bis 46 Personen anderem liegt diese tiefe Zahl auch daran,
lanzsumme nicht mehr als 43 Mio. Euro.3 dass in Deutschland die Lohnnebenkosten
In Deutschland wurde der Begriff „kleine mittlere Unternehmen: hoch sind.
und mittelständische Unternehmen“ vom 50 bis 250 Personen
Institut für Mittelstandsforschung in Bonn In der Schweiz sehen die Verhältnisse etwas
geprägt, das ihm eine etwas andere Bedeu- große Unternehmen anders aus: Es werden durchschnittlich
tung gibt. Diese definiert Unternehmen mit = Konzerne: über 250 Personen beinahe 40 m2 pro Person belegt, die durch-
bis zu neun Beschäftigten respektive weni- schnittlichen Baukosten liegen mit circa
ger als 1 Mio. Euro Jahresumsatz als kleine Demnach sind von den 20,5 Mio. Unterneh- 2 200 Euro etwas höher, dafür die Lohnne-
und solche mit zehn bis 499 Beschäftigten men mit über 122 Mio. Beschäftigten im benkosten um einiges tiefer. Dies führt ins-
beziehungsweise einem Jahresumsatz Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) und gesamt zur Situation, dass ein Arbeitsplatz
von 1 Mio. Euro bis unter 50 Mio. Euro als in der Schweiz 93% Kleinst-, durchschnittlich mit 20 bis 30% belastet ist.
mittlere Unternehmen.4 6% kleine, weniger als 1% mittlere und nur Das Sparpotenzial bei den Büroflächen ist
0,2% große Unternehmen.5 demnach wesentlich höher.
Zwei Drittel aller Mitarbeiter/-innen arbeiten
in KMUs, nur ein Drittel in den Konzernen. Die Unternehmensgröße ist allerdings nur In Schwellenländern ist die Situation anders:
Dieses Lehrbuch hat seinen Schwerpunkt ein Kriterium für die „Charts“ – entschei- Die Einkommen sind gegenüber den Bauko-
deshalb auch beim Entwurf der KMU-Archi- dend sind vor allem Umsatz und Gewinn, sten niedrig – die Belastung des Arbeits-
tektur – behandelt die Konzernarchitektur zudem auch Internationalität, Speziali- platzes durch Baukosten dementsprechend
aber selbstverständlich auch als besondere sierung, die Position als Marktführer und hoch. Oft sind allerdings Verwaltungen
Aufgabe. letztlich die Verflechtungen in die Politik. aufgeblasen und ineffizient, was zu überpro-
portionaler Staatsbelastung führt...

55
Wertschöpfung der Arbeit Im untersten Bereich finden wir einfachste ...zur „Anwaltsklasse“
Neben einem durchschnittlichen Lohnband, Dienstleistungen, welche unter hartem Und natürlich in den obersten Einkommens-
welches mit Verwaltungsarbeit erreicht Konkurrenzdruck stehen und auch wenig klassen, für welche eine Entwurfsarbeit
werden kann (Annahme: 1 000 bis 4 000 Wertschöpfung haben – Musterbeispiel ist dann auch einmalige Spezialarbeit sein darf.
Euro), gibt es im unteren und im obersten das „Support- und Call-Center“, ausgelagert Ob internationale Beratungsfirmen oder An-
Bereich Wertschöpfungssituationen, die nach Indien. Auf engstem Raum arbeiten waltskanzleien; in einem kleinen Segment
erhebliche Konsequenzen für den Entwurf Niedriglöhner rund um die Uhr. werden Wertschöpfungen erreicht, bei
eines Bürohauses oder von Arbeitsplätzen welchen Flächen, Ausstattung, technischer
haben. Die Reduktion auf eine minimalste Vom „Küchentisch-Büro“... Standard, Materialeinsatz und Styling nicht
Büroorganisation kann nur von Selbststän- Interessante und problematische Beispiele an der Geldmenge gemessen werden, son-
digen verantwortet werden – für Angestellte finden wir auch in der Start-up-Bewegung, dern an exklusiver Einmaligkeit – bisweilen
gilt zurecht ein minimaler Qualitätsstandard, bei selbstständig Erwerbenden, welche auch an kitschiger Repräsentation. Über
welcher durch die AP-Verordnung geregelt oft unter prekären Arbeits- und Lohnbedin- dieses oberste Segment wird in diesem
ist. Ob dieser zu hoch oder zu niedrig ist, gungen ihre Leistung anbieten. Sie sind Lehrbuch wenig vermittelt, weil dies eine
müssen Sozialpartner, Politik und Unterneh- angewiesen auf günstigste Räume: peripher Sonderklasse ist und weil wir der Meinung
mer aushandeln. gelegen, am eigenen Küchentisch, nied- sind, dass die „Alltagsaufgaben“ Priorität
rigster Baustandard, Altbau... haben.

Spitzenein-
kommen Ziel
Segment Durchschnittliche Gutverdiener
hoher
- „Küchentisch-Büro“ Bedingungen
Hohe Ein- Gewinn
- Prekariat
kommen - Selbstausbeutung

Durchschnitts-
einkommen

Mindesteinkommen

Prinzip Belastungsverteilung Wertschöpfungsklassen

56
Wertschöpfung und Standard

Belegung und Standard Mitteln zu arbeiten und ist auf dichte Differenz von Faktor 15 – und dies ohne
Lage und Standard eines Verwaltungsgebäu- Belegung angewiesen. Die Faktoren sind die Verzinsung der Kosten des Landanteils.
des sowie seine Belegungsdichte sind die ziemlich groß: Von kleinstem Büroflächen- Die Baukosten pro Quadratmeter Haupt-
Hauptkennwerte, welche zur „Raumbelas- anspruch bei wenigen Quadratmetern bis nutzfläche liegen bei üblichen Büroklassen
tung“ führen. Die Spielmasse im unteren zu großen Chefbüros (circa mal fünf), und minimal bei 1 000 Euro und maximal bei
6
Lohnbereich bei wenig wertschöpfender vom niedrigsten Altbaustandard zu aufwän- 3 000 Euro. Teurer geht es immer – aber
Arbeit ist klein: Man hat mit einfachsten digstem Neubau (mal drei) entsteht eine dies sind seltene und exklusive Spezialfälle.

Kosten und Standard

Durchschnitt

Fläche/Person Belegung

Verhältnis von Belegung, Kosten und Standard

57
Wertschöpfung bestimmt Maximalstandard Projektstrategie Ökonomie
Was ein Unternehmen über Aufträge einnehmen kann (und zwar in Für ein Projekt lässt sich demnach eine Strategie der Positionierung
„schlechten Zeiten“), bestimmt letztlich die Maximalgröße und den fahren: Auf welche Art wird Effizienz, Kostengünstigkeit oder Auf-
Maximalstandard der Räume, welche es mieten oder besitzen kann. wand (im Sinne von Standard, Komfort oder Repräsentation) erreicht
Der Standard kann bescheidener sein, aber nicht größer, weil das und betrieben, welches sind die möglichen architektonischen
Unternehmen sonst Konkurs anmelden muss. In der Grafik wird dar- Umsetzungen dazu Im folgenden Schema sind typische Arbeits-
gestellt, wie sich die Faktoren Flächen-Menge und Flächen-Standard platzstandards dargestellt – vom „Küchentisch-Büro“ bis zum Büro
zu den Raumkosten addieren. für den Konzernchef.

Wertschöpfung Wertschöpfung
der Arbeit der Arbeit
AP-Fläche AP-Fläche

Position „Küchentisch :
Hohe Wertschöpfung
minimale und günstigste Fläche
erlaubt größeren Flächenkonsum

Position „Bijouterie :
klein und superedel Position „altes Loft :
Niedrige Wertschöpfung lieber niedriger Standard, dafür viel Fläche
verlangt Flächen-Einschränkung
Anzahl Quadratmeter/AP
Anzahl Quadratmeter/AP
Kosten der
Kosten der AP-Fläche
AP-Fläche Position „Konzernchef :
groß, Hightech, repräsentierend

In diesem Sinne sind Architekt/-innen in hohem Maße verantwortlich Für ein KMU sind solche Entscheidungen meist schwierig, weil
für das Abstimmen der Kostenfaktoren eines Bauwerks (Raumpro- diese Auseinandersetzung „Neuland“ ist – zumindest was den Zu-
gramm, Gebäudestandard...). Es ist sinnvoll, mit den Auftraggebern zu sammenhang von Gestaltungsfragen und Ökonomie betrifft.
Beginn der Planungen die möglichen Positionierungen zu diskutieren
und die ökonomischen Randbedingungen als strikte Vorgaben zu Ein Projekt wird auch durch „nicht-architektonische“ Kosten wie
verstehen. Dies wird von professionellen Investoren sowieso verlangt Grundstücks- oder Erschließungspreise bestimmt. Zudem muss
– bei privaten und „kleineren“ Aufträgen muss das Architekturbüro sich ein Projekt im laufenden Betrieb rechnen, was Abwägungen
kontinuierlich zur Klärung beitragen. Der bewusste Umgang mit Stan- zwischen Investitions- und Betriebskosten verlangt. Konkrete
dards ist aber nicht nur eine Frage der Firmensicherung, sondern eine Handlungsanleitungen machen an dieser Stelle wenig Sinn. Es geht
der allgemeinen Lebensqualität: Wollen wir sehr qualifizierte Arbeits- vielmehr darum, die ökonomischen Prinzipien grundsätzlich zu ver-
plätze – oder höhere Gewinne respektive höhere Löhne stehen und zur Basis für ein sicher positioniertes Projekt zu machen.

58
Wertschöpfung und Standard

Differenzierte Raumstandards Hohe Anforderungen – andauernde Optimierung


Was als ökonomische Gesamtbedingung für ein Projekt gilt, kann Die wirtschaftlichen Bedingungen für den Arbeitsplatz verschärfen
nun für die einzelnen Räume ausdifferenziert werden; die einen sich. Die Lohnnebenkosten steigen, konkurrenzierende Niedriglohn-
Räume könnten absolut minimal konzipiert werden, damit in anderen länder setzen manchen Dienstleister unter Druck, aktuell lähmt uns
Räumen ein höherer Standard realisiert werden kann. Mit dieser eine Weltwirtschaftskrise. Andererseits versuchen wir, den Bürobau
gezielten Verteilstrategie können prägnante und spezielle Konzepte auf sinnvollen Ebenen – zum Beispiel im Bereich Nachhaltigkeit
entworfen werden: und Gebäudetechnologie – zu qualifizieren. Das System steht unter
Druck:

Wertschöpfung Wertschöpfung
der Arbeit der Arbeit
AP-Fläche AP-Fläche

Kompression,
„Arbeitsplatz unter ökonomischem Druck :
z.B. im Bereich ohne Personen,
Der AP muss klein und günstig sein
also Lager, Druck
Wenig repräsentierende ...dafür große AP mit
Flächen, die aufwendig geringem Standard
gestaltet sind, z.B.
Empfangsbereiche
Anzahl Quadratmeter/AP Anzahl Quadratmeter/AP
Kosten der Kosten der
AP-Fläche AP-Fläche

Ein Projekt kann ganz wesentlich von dieser . es sind nur sehr wenige
„Verteilungs-Strategie geprägt werden. Spezialitäten realisierbar

Im Bürobau zur Miete (Investitionsprojekte) besteht dazu wenig Dies ist auch bei den Baustandards zu beobachten: Konstruktionen
Spielraum, weil sich Planer zur Risikovermeidung an gegebene Stan- sind komplexer geworden (Mehrschichtigkeit), der Technologieanteil
dards halten. Eine „Prägungstaktik“ ist denn auch mehr geeignet ist gestiegen, die Standards im Sanitärbereich sind höher – trotzdem
für ein KMU, in dem die Geschäftsführung mit den Mitarbeitenden sind die Baupreise für den Quadratmeter Bürofläche nicht gestie-
eine spezielle Positionierung suchen kann. Die beiden folgenden gen. Das bedeutet, dass die Bauindustrie rationalisiert wurde. Es ist
Beispiele verdeutlichen, was gemeint ist: nicht klar, wie weit sich diese Optimierung weiter betreiben lässt.
• Eine Firma nimmt in Kauf, dass die individuellen Arbeitsplätze auf Letztlich verfügt ganz Mitteleuropa über zu viel Büroflächen. Es wer-
ein Minimum optimiert werden (auch kompakte AP können gut den demnach in den nächsten Jahren nur sehr wenige Neubauten
sein), sie will dafür einen spannenden Teamwork-, Sitzungs- und realisiert werden und wenn, dann nur in hervorragenden oder zwin-
Entwicklungsbereich und einen trendigen Empfang... gend vorgegebenen Lagen. Die Transformationsaufgaben werden
• Eine andere Firma minimiert die repräsentativen und kollektiven vorrangig sein. Planende müssen sich im Klaren sein, dass sie auf
Flächen und will mehr Fläche beim individuellen AP anbieten. der Ebene der Standardstrategien sehr innovativ vorzugehen haben.

59
Unregelmäßiger Arbeitseingang Elastische Belegung
Viele Unternehmen müssen mit einem unregelmäßigen Auftrags- Räumlich kann ein Unternehmen (auf der eigenen Fläche) mit „innerer
eingang und Auftragsvolumen umgehen können. Der optimale Zu- Verdichtung“ oder mit „Entdichtung“ reagieren, aber nicht beliebig.
stand regelmäßiger 100%-Auslastung ist gerade bei den KMU nicht So ist von allen KMU immer wieder zu hören, dass sie „etwas mehr
voraussetzbar. Größere Schwankungen führen entweder zu Verlust Platz“ gebrauchen könnten, oder dass sie ein bis zwei Plätze unter-
oder Gewinn – und bei den Mitarbeitern zu Unterlastung oder Über- vermieten wollen. 91,5% aller Unternehmen im EWR sind Mikro- und
7
arbeitungsstress. Die Anzahl Mitarbeitende hängt so relativ direkt Kleinunternehmungen, welche unter 10 Personen beschäftigen. Die
vom Auftragseingang ab. meisten Bürobauten beherbergen deshalb mehrere Firmen. Dass eine
Firma ihr eigenes „Haus“ baut, ist eher die Ausnahme.
Auslastung/AP-Größe/Anzahl Angestellte
Auslastung und Einstellung
130 % = konstante Überlast..
Radikal einfacher, hoch-flexib-
= Wachstum = Anstellungen
ler Bürotyp
120 % Definitiv feste Neuanstellungen
120 % = temporäre Überlast
Temporäre Anstellungen
100 % = Optimale Auslastung Unabhängige Büros in Klein-
100 % einheiten, nebeneinander und
Festangestellte durchschn. 100%
separat erschlossen
80 % = Minimale Auslastung
Festangestellte mit Flexibilität zu
080 % Teilzeitarbeit (z.B. 70 - 80%)
70% = temporäres Auftrags- Ebenfalls von mehreren Bü-
loch = Verlust ros belegt - aber als „open-
060 % > 70% = Auftragsschwund = space“, mit geschlossenen
= Schrumpfung = Entlassungen Boxen.
Entlassungen wegen
Auftragsmangel

Eine Firma versucht deshalb, eine gleichmäßige Auslastung zu errei- Der gezeigte „hochflexible Bürobau“ erlaubt unterschiedliche Aus-
chen – damit ihre Angestellten geregelt produzieren können. Gehen bauten. Der gegenseitige Tausch von Räumen hängt von komplemen-
die Aufträge doch unregelmäßig ein, werden verschiedene Szena- tären Bedürfnissen der benachbarten Mieter ab – und diese Konstel-
rien wirksam: Von Teilzeit- über Kurzzeitarbeit, von Entlassungen lation ist wohl eher selten. Denn oft wachsen oder schrumpfen die
über temporäre Anstellungen und definitive Neuanstellungen – die Firmen gleichzeitig – weil die Region boomt oder stagniert. Deswegen
entsprechenden Maßnahmen hängen davon ab, ob Abweichungen ist eine der wichtigsten Flexibilitätseigenschaften eines Bürobaus,
als kurzfristig oder als eher langfristig erkannt werden. dass er eine sozusagen stufenlose innere Ver- und Entdichtung sowie
die Erschließung über mehrere Flächenkombinationen zulässt. Es ist
Dies ist die einfache Mechanik, welche vorerst zu einer Neubele- leider so, dass der millionenfach gebaute Achsenarbeitsplatz (zum
gung (dichter oder weniger dicht) der Büroflächen führt und letztlich Beispiel 2,5 m x 3,85 m) sich dafür nicht optimal eignet (siehe S. 88
zu einem definitiv veränderten Flächenbedarf (siehe Seite 86). „Strukturelle Vorbereitung von Flexibilität“).

60
Elastizität

Flexibilitätsgrad Flexibilität in unterschiedlichen Maßstäben


Wir können uns als Extrempositionen vorstellen, dass wir nur das Gesucht sind auf unterschiedlichen Maßstabsebenen diejenigen
eine oder nur das andere entwickeln: Eine komplett auf spezielle Räume, Systeme und Strukturen, welche zum einen räumliche Qua-
Funktionen und Bilder ausgestaltete Architektur, welche dann lität und Flexibilität ermöglichen.
(vermutlich) nur minimal flexibel sein wird – oder eine hochflexible
Maschine, die nur noch in funktionsirrelevanten Ebenen speziell 1. Großmaßstäbliche Ebene – Gesamtsystem
ausgestaltet werden kann und deren Bild eben das der „Flexibilität“ Solche Systeme sind im Kapitel Nutzungsmischungen sowohl für
sein muss. Um solche Fragen zu entscheiden, haben wir uns mit der die Stadt- und Quartiersstruktur wie auch für das einzelne Gebäude
Spezifizierung einer Architektur für Arbeit und mit der Lebensdauer schematisch dargelegt. (siehe Seite 80 ff.)
von Funktionen zu beschäftigen.
2. Auf der Gebäudeebene
Die generelle Frage ist: Habe ich es mit einem allgemeingültigen Die Frage, ob der eine oder andere Gebäudetyp flexibler oder weni-
oder einem speziellen Programm – oder mit einem Mix davon – zu ger flexibel ist, kann nur generell beantwortet werden: Bestimmte
tun Und die spezifischen Fragen sind: Erschließungsanordnungen (zum Beispiel dichtere innere Erschlie-
• Ist zu erwarten, dass Räume für Arbeitsprozesse entworfen wer- ßung als minimal notwendig), Gebäudedimensionen (zum Beispiel
den müssen, welche funktional konstant sein werden, oder um keine extrem schlanken) und Gebäudestrukturen (Skelette geeig-
solche, welche sich schnell verändern werden neter als Schotten) haben tatsächlich eine bessere Eignung für eine
• Handelt es sich um allgemeingültige, konventionelle Arbeits- flexible Nutzung. Nur sind hier auch andere Faktoren (Ort, Grund-
platzorganisationen – oder handelt es sich um Arbeitsweisen von stückszuschnitt, Programm) gleichwertig zu berücksichtigen. Wir
hohem Spezialisierungsgrad mit spezifischen Anforderungen wollen nicht den „höchstflexiblen Bürotyp“ vorschlagen, damit die-
ser als Normlösung ohne Entwurfsauseinandersetzung reproduziert
Innerhalb dieser Fragestellungen sind alle Kombinationen möglich: wird. Deshalb zeigen wir auf den nächsten Seiten nur die Prinzipien
Das Spezifische kann lang- oder kurzfristig angelegt sein, das Allge- der Flexibilität. Dazu gehören auch Überlegungen, wie ein Unterneh-
meine kann dauerhaft oder temporär sein. Ein konventionelles Pro- men in einem Gebäude expandieren oder schrumpfen kann.
gramm lässt sich selbstverständlich sehr speziell interpretieren und
umsetzen. Auch auf dieser Ebene führt die Strategie zum „Brand“ 3. Innere Struktur und Arbeitsplatz
einer Firma. Grundsätzlich unterscheiden sich hier auch Bürogebäu- Auf der Ebene des Arbeitsplatzes haben wir das Problem erwähnt,
de zur Miete und spezifische Firmenarchitekturen. Wobei für alle das dass der Standardarbeitsplatz (zum Beispiel 2,5 m x 3,85 m) zwar für
Kriterium Flexibilität eine große Priorität hat. sich optimiert ist, dafür aber weniger unterschiedliche Gruppenzu-
sammenstellungen, insbesondere eine innere Ver- oder Entdichtung,
Das Thema Flexibilität wird vertiefend auf den Seiten 86 ff. behan- zulässt. Deswegen macht es Sinn, in Teilbereichen einer Bürostruk-
delt. tur auch unterschiedlich belegbare Zonen anzubieten. Diese Balance
zwischen fest strukturierten und dafür optimierten und offenen
Zonen gilt es beim Entwurf zu finden.

61
Kleine und große Firmen Schließlich trägt die Qualität des Arbeitsum- Für kleine Firmen lassen sich solch mannig-
Je höher die Wertschöpfung einer Arbeit felds zu einer „positiven Leistungsatmo- faltige Angebote nicht finanzieren, sie haben
und je größer die Firma, desto mehr spezi- sphäre“ bei. Solche Nutzungsangebote sind aber die Chance, sich im (urbanen) Umfeld
fische Nutzungen kann ein Unternehmen an sicher begrüßenswert – aber sie gehören in Netzwerken zu organisieren. Im schlech-
seinem Firmensitz anbieten. So finden sich nicht zum notwendigen Standard. Andere ten Fall fehlt es an passenden Angeboten
schon bei mittelgroßen Betrieben eigene Werte wie Arbeitsplatzsicherheit und Ver- und im günstigen Fall bietet das Umfeld
Cafés und Sitzungszimmer; bei großen sorgungssicherheit bei Krankheit und Alter qualifiziertere und vielfältigere Leistungs-
Unternehmen sind eine eigene Reprogra- gehen dem vor. Auch hier ist vom Archi- angebote als ein firmeninternes Angebot.
fie, ein Versammlungsraum, eine Kantine, tekten verantwortlich abzuklären, wieviel (siehe Seite 77)
teilweise sogar Fitnessräume Standard. „Spezialprogramme“ er einplanen kann.

Mini-Format Midi-Format Maxi-Format


Beim Mini-Format teilen sich die wenigen Angestellten Mittelgroße Betriebe können sich einige Funktionen lei- Hier sind die Unterschiede sehr groß, da per Definition
alle Funktionen. Möglich ist auch, dass Kleinstfirmen sich sten: eine gewisse Größe beim Empfang, ein Sitzungszim- ab 250 Angestellten von Großbetrieben die Rede ist. Die
in Clustern zusammenschließen und gewisse Dienste mer und allenfalls eine kleine Mittagsküche. Konzerne beschäftigen bis zu mehrere tausend Angestellte
gemeinsam betreiben. an einem Ort.

AP = Sekretariat, Sekretariat,
Post, Print EG
Empfang, Post, Café
AP Bar
AP, Sitzung Firmen- Konferenz Sitzung
gelände Empfang
Eingang Restaurant
Eingang,
Halle Sitzung

Lounge Küche
Service Empfang, kleine Tech
Bibliothek, Lager Küche Vorfahrt
Sitzung

Andere Fachleute Einzel-AP


OG
Informell
Netzwerke Imbiss
Sitzungszimmer
Lager
Kleinstunternehmungen und urbane zumietbar
Netzwerke funktionieren in Symbio- Saal Sitzung
se; sie stützen sich gegenseitig Luftraum
Büro Sitzung
Bar Service
Stadt
Repro, Print Essen Großraum
Post Saal zumietbar

62
Funktionsvielfalt

Systembilder
Metron AG, Standort Brugg kempertrautmann.haus, Hamburg
Die Planungsfirma Metron besteht seit 1965 aus mehreren Be- Das Kempertrautmann.haus wird im Erdgeschoss und ersten Ober-
trieben, die in einer Muttergesellschaft zusammengeschlossen geschoss durch eine Ladennutzung belegt. Die restlichen sieben
sind. Mit 140 Mitarbeiter/-innen und mehr als 30 unterschiedlichen Obergeschosse werden von einer Werbeagentur genutzt, die stark
Berufen ist Metron eine der interdisziplinärsten Planungsfirmen; auf periphere Dienste im Quartier angewiesen ist. Im Gebäude gibt
Architekt/-innen, Landschafts-, Verkehrs- und Raumplaner/-innen, es keine Küchen, der Serviceanteil ist auf ein Minimum reduziert.
Geograf/-innen, Ingenieure, Jurist/-innen et cetera arbeiten hier Hand Trotz eigener Besprechungsräume werden die Arbeitsgespräche oft
in Hand. Als Selbstverwaltung wurde beim eigenen Hauptsitz auf in benachbarte Cafés verlegt; Freizeitaktivitäten, Essen und Versor-
das reichhaltige Angebot an gemeinsamen Räumen und auf kosten- gung können im Quartier abgerufen werden. Mehrere Druckereien
günstige aber qualitätsvolle Arbeitsplätze geachtet. Das Gebäude und eine Reprografie sind fußläufig zu erreichen, ein Hotel und
erhielt 1994 den Schweizer und Europäischen Solarpreis. Theater runden das Serviceangebot ab.

Eigene Reprografie
Dachcafé Außenbereich, teilweise gedeckt Freizeit/Freiraum
Sitzungszimmer pro Geschoss
Saal „Dachcafé“
Küche (Kapazität für Mitarbeiter)
Dachsaal - eher repräsentativ Peripherie im Haus
Theater/Kultur
Kleines Sitzungszimmer im Sockelgeschoss
Saal im Sockelgeschoss (Sitzungen, Versammlungen, Kulturbetrieb) - mit Außenraum Hotel Essen im Quartier
Eingang/Empfang

63
„Der gute Arbeitsplatz“ – für wen Beide Kriterien – die Effizienz und einen hat dazu die lesenswerte Broschüre „Gute
9
Die Balance zwischen qualitätsvollem oder guten Arbeitsplatz – zu erfüllen, daran wird Arbeit im Büro“ veröffentlicht.
unangenehmem und zwischen aufwän- seit Jahrzehnten geforscht. Wir wollen mit
digem oder effizientem Arbeitsplatz wird diesem Grundlagenwerk die richtigen und Large and representative
über verschiedene Faktoren definiert: auch kritischen Fragen stellen, welche beim Small and beautiful
Zunächst über die urbane Lage und deren Entwerfen in die Zukunft führen werden. So alt die Devise „small is beautyfull“ nun
Erschließung, dann über die gesamte Qua- Wir können keine Rezepte anbieten – zum ist, sie hat mehr denn je ihre Berechtigung.
lität des Hauses (Gestaltung, Raumklima), Beispiel über die richtige Größe eines Denn über belegte durchschnittliche Büro-
weiter über die Flächenverteilungen (zum Arbeitsplatzes, da es immer um Entscheide flächen verbrauchen wir auch Material und
Beispiel Fläche und Lage im Gebäude), auch innerhalb eines Entwurfskontextes mit spe- Energie. Nach Kriterien der Nachhaltigkeit
über Teamorganisation und -leitung, ganz zifischen Randbedingungen geht, welche macht es Sinn, einen kleinen Arbeitsplatz
wesentlich über die Gebäudetechnologie sich nur bedingt systematisieren lassen. zu betreiben. Dieser kleine Arbeitsplatz soll
(Lüftung, Belichtung, Schallschutz), und „Der gute Arbeitsplatz“ ist auch über einen dann aber von hoher Raumqualität sein (und
letztlich über eine Reihe weicher Faktoren kulturellen, sozialen und ökonomischen das hat wenig mit teuren Möbeln zu tun), da
wie Unternehmenskultur, Identifikation, Konsens definiert. Das Selbstverständnis, wir ja acht Stunden pro Tag hier verbingen.
Transparenz (für die Nachvollziehbarkeit der wieviel Raum persönlich oder öffentlich Arbeitsplatzqualität ist Lebensqualität.
Entscheide). benötigt wird, ist in Kulturen recht unter-
schiedlich. Das Interesse an Optimierung
Man kann in dieser Diskussion nicht Die bekannte Beratungsgruppe „Quickbor-
ausblenden, dass es immer eine Bandbrei- Kritische Fragen ner Team“ untersucht und plant Bürobe-
te gibt, in welcher die Angestellten vom Mit 36 Millionen Angestellten und über legungen und -organisationen seit den
Unternehmen entweder großzügig mit vier Millionen Selbstständigen verbraucht 1950er Jahren und hat sich unter anderem
Arbeitsplatzqualitäten versehen werden Deutschland eine riesige Menge an Res- einen Namen mit Großraumorganisationen
8
können oder eben brutal enge Situati- sourcen. Immobilienerstellung, -bewirt- gemacht, welche nach breiten Systemkrite-
onen angeboten werden müssen. Man schaftung und -sanierung, Ausstattung mit rien entwickelt worden sind (Teamprozesse,
wünschte sich dazu jeweils Transparenz, da Ausbau und Peripherie (Möbel, Technik), Kommunikation, Flexibilität, Wohlbefin-
10
die geschilderten Situationen auf Gewin- Betriebskosten für Kommunikation und den).
noptimierung oder Notwendigkeiten des Energie, Gewährleistung von Sicherheit
Unternehmens beruhen können. Nach- – die Liste macht deutlich, dass wir über Im Jahr 2008 untersuchte der australische
vollziehbar schwierige Situationen werden einen Milliardenmarkt reden. Eine Frage Forscher Vinsh Oommen international die
normalerweise von den Mitarbeitenden ist deshalb, ob und welche Elemente wir Arbeitsbedingungen in Großraumbüros und
auch mitgetragen. Bei mangelnder Transpa- tatsächlich für gute Arbeitsplatzqualität und deren Auswirkungen auf die Angestellten.
renz bleibt aber die Frage, wem denn eine für ein nachhaltiges Gebäude benötigen. Die zahlreichen negativen Wertungen und
größere Effizienz zu Gute kommt. Des Weiteren kann die Berechtigung indivi- Effekte (Stress, mehr Krankheit, Unzufrie-
11
dueller Ansprüche hinterfragt werden. IGM denheit etc.) sind beachtet worden. Das

64
Der gute Arbeitsplatz

Kombibüro wird, nicht nur deswegen, dem Entropie und Autarkie Ziele und Probleme der Umsetzung
reinen Großraumbüro vorgezogen. Die Das Entropiegesetz gibt für das Entwerfen Der große Flächenüberschuss bei Büro- und
Hochschule Luzern untersucht mit diversen eine bedeutende Rahmenbedingung vor: Verwaltungsbauten stellt uns vor schwierige
Partnern die Optimierung von effizienter „Jedesmal, wenn verfügbare Energie im Situationen:
Büroraumbelegung und Arbeitsplatzqualität. Rahmen einer Anordnung eine Verwen- • Bestehende Belegungen werden aus
Dabei sind verlässliche Aussagen deshalb dung findet, wird die Unordnung in dessen Kostenüberlegungen optimiert, womit
schwierig, weil zahlreiche subjektive Fak- Umgebung größer. Jede Technologie ist weitere Flächen auf den Markt kommen.
12
toren mitentscheidend sind. eine Insel der Ordnung, sie lebt auf Kosten • Es wird eine Konzentration bei bestehen-
größerer Unordnung in ihrer Umgebung. den Flächen und guten Lagen stattfinden.
Für großzügige Büroräume benötigen wir Alle Formationen büßen ihre Ordnung ein, • Ineffiziente Gebäude an schlechter Lage
keine Untersuchungen – sie sind selbstver- sofern nicht ständig für die Wiederherstel- werden unter hohen Druck geraten.
ständlich angenehm. Aber für Komprimie- lung ihrer Ordnung Arbeit geleistet wird.“13
rungen und Einsparungen benötigen wir Wir haben uns demnach zu überlegen, mit Für eine nachhaltige Planung könnten
wissenschaftliche Untersuchungen, wie welcher Technologiedichte wir die Bau- Instrumente geschaffen werden, um von
dabei dennoch eine verträgliche Arbeits- aufgabe (partiell) autark machen können. der isolierten Flächenbewirtschaftung hin
platzqualität zu erreichen ist. Vor dem Hin- Beim Aufbau stören wir andere Systeme zu einer (informellen) Gesamtbewirtschaf-
tergrund der zunehmenden Belastungen der – wir erzeugen Unordnung (zum Beispiel tung zu gelangen. Dass bei derart großem
Dienstleistungangestellten und im Wissen Energieverbrauch und Umweltzerstörung Lehrstand noch weitere, konkurrenzierende
des hohen Pharmazeutikakonsums stehen für Rohstoffgewinnung, Materialherstellung Gebäude erstellt werden, widerspricht dem
wir vor einer großen Herausforderung. und Transport) – und mit autarkem Betrieb prioritären Ziel Nachhaltigkeit. Unter diesem
(Solarenergie etc.) verschonen wir unsere Aspekt nimmt das Thema Konversion eine
Kriterien der Nachhaltigkeit Umwelt. wichtige Bedeutung ein.
Organisation von Arbeitsplätzen kann heute
nicht nur aus der Logik der einzelnen Unter- Um wirklich nachhaltige Gebäude zu Der gute Arbeitsplatz – nach breiten
nehmen gelöst werden, es sind zahlreiche entwerfen, müssen wir zwangsläufig das Kriterien
Verflechtungen zu anderen Kriterien rele- gesamte System und seine Lebensdauer Diese Aspekte zeigen, dass „der gute
vant, welche ohne internationale Regulie- verstehen, welches durch das Bauwerk ak- Arbeitsplatz“ nicht mehr nur im Gebäude
rung voraussichtlich zu Fehlentwicklungen tiviert, belastet und entlastet wird. Da diese direkt um die arbeitende Person stattfindet,
führen würden: komplexe Aufrechnung nicht mit jeder Ent- sondern ein System weiträumiger Verant-
• nachhaltige Arbeitsplätze wurfsskizze zu erstellen ist, braucht es eine wortlichkeit sein muss: Wir müssen uns als
• kompakte, qualitätsvolle Arbeitsplätze neue Tradition des nachhaltigen Entwerfens Arbeitende und als Unternehmer bewusst
• die Mobilitätsbindung (Erreichbarkeit ÖV) – neue Bilder, neue Leitsätze. Ein Beispiel werden, dass wir mit unserem Arbeits-
• Verteilung der Arbeit in der Stadt. dazu: „Versuche mit möglichst wenig Mate- platz in Systeme eingreifen – und letztlich
Viele solcher Kriterien sind auch ein Beitrag rial möglichst viel Raum zu erschaffen und wünschen wir uns ja ein Gesamtsystem mit
zum „guten Arbeitsplatz“. diesen dann intensiv zu nutzen.“ hoher Lebensqualität.

65
Stadt, Quartier, Haus

67
Standort 69
Kontext und Mobilität 72
Reichweiten Netzwerke 76
Nutzungsmischung 78
Hybride 84
Flexibilität 86
Qualität und lieblose
Bürolandschaften... 90
Stil und Funktion 92
Transformation und
Konversion 94

68
Standort

In der umfassenden Aufgabenstellung ist Zudem lässt sich das Thema „Arbeit und Interessant ist für die Entwerfenden, den
die Standortsuche und -wahl eine ent- Stadt“ unterschiedlich strukturieren, bei- Spielraum zwischen ortsunabhängigen und
scheidende Aktion. Auch wenn bei einem spielsweise über ortsgebundenen Faktoren zu erkennen; ich
Architekturauftrag das Grundstück oder die • die Position im Terrain: Arbeiten in der muss also wissen, was ein Bürogebäude
Situation für die Bauaufgabe oft schon vor- Region, am Stadtrand, im Zentrum; überhaupt sein kann – und was es in einer
gegeben ist, so sind Kenntnisse über den • die Gewichtung der Adresse: 1A- speziellen Lage werden kann.
Prozess zur Standortwahl von Vorteil. Wir Standorte in Metropolen, gute Adressen
verstehen dann neben der städtebaulich-ar- in Regionalstädten, Verwaltung in der Sicher hat man den Anspruch, dass der
chitektonischen Analyse auch das Geflecht Kleinstadt...; Dialog zwischen Gebäude und Umfeld
von weiteren entscheidenden Kriterien; • die ökonomische Kategorie des Umfelds kultiviert wird. Aber auch das muss nicht
die Lageklasse, die Erschließungsanforde- oder des Tätigkeitsfelds: von Headquar- zwingend sein; ein Gebäude darf radikal
rungen, das vorhandene Nutzungsgeflecht ters international tätiger Konzerne bis zu nur aus inneren Faktoren entwickelt sein –
– Faktoren, welche den Entwurf wesentlich quartiergebundenen Dienstleistungen; solange es sein Umfeld damit nicht stört.
beeinflussen können. • Firmenkulturen: urbane Dienstleistungs- Dies ist wohl ein schwieriger Diskurs:
angebote..., Verwaltung einer Versandka- Wann wird das vollständig Andere und
Im Kapitel „Stadt und Quartier“ werden talogfirma mit Billigstangeboten...; Neue zu einer Bereicherung, wann zu einer
diejenigen Ebenen dargelegt, auf denen die • Wertschöpfung: Call- und Supportcenter, anregenden Irritation und wann zu einer
„Architektur für Arbeit“ auf Stadt reagiert professionelle höchstwertige persönliche offensichtlichen Störung. Für das Studium
(– da Stadt vorteilhafterweise alle Funkti- Beratung...; empfehlen wir hier die breite Recherche.
onen beherbergen sollte, reden wir nicht • oder ganz einfach über die Umfeldqualität Gerade diese Spannweite lässt sich nämlich
von „Stadt für Arbeit“). Damit finden sich der gebauten Nachbarschaft: edles Villen- zu Beginn in Varianten gut untersuchen und
hier auch Hinweise für den Städtebau. Ge- viertel, reizende Altstadtecke, liebloses die Fragestellung ist dann: Wie entwerfe ich
bäude und Quartier sind sowieso im Dialog; Büroviertel, attraktive Industriebrache ein Gebäude, welches die Eigenlogik des
„wir können nicht nicht-kommunizieren“. in Umnutzung, Insider-Ort in problema- Umfelds aufnimmt und eigenständig neu
Gebäude und Quartier sind ein System, tischer Lage... interpretiert – und auf welche Weise kann
dessen unterschiedliche Ebenen, die des ich den Ort mit Ergänzungen, mit Opposi-
Raums, der Funktionen, der Atmosphären, Meistens spielen mehrere solcher Ord- tionsdialog bereichern. Und noch einmal:
der Erreichbarkeit, sich untersuchen und nungen zusammen, insbesondere hier Wie sieht es aus, wenn ich nur aus inneren
entwerfen lassen. Uns interessiert hier also spüren wir die Vernetzung mit den anderen und programmatischen Faktoren entwerfe
die Frage, wie diese Beziehung strukturiert Kapiteln (Ökonomie, Wandel, Arbeit und...). und dann erst in Dialog trete
ist, wie sie sich im Laufe der Zeit verändern Wir erkennen typische „Positionsbilder“ –
kann und natürlich welches die Konse- und können hierfür die Bedingungen an die
quenzen auf den Entwurf sein können. Architektur formulieren.

69
Dichte ist Bedingung Qualität der Lage/Standortfaktoren
Arbeit ist auf Dichte angewiesen: wegen den Verkehrsanbindungen, Viele Firmen sind durch ihre Kundenbindung standortgebunden – sie
wegen Kundschaftspotenzial, wegen Optimierung der Arbeitsfläche können nur innerhalb der Region ihren Sitz verschieben. Ein Stand-
(viel Bürofläche auf wenig Grundstücksfläche). Die meisten kleinen ortwechsel ist meist mit großen Aufwendungen verbunden. Bei der
Firmen (KMU) können im regionalen Umfeld bestehen – größere Wahl des Standorts sind zahlreiche Faktoren relevant – einige davon
Unternehmen benötigen entsprechende Verkehrsanschlüsse; ihr werden mit einer Standortanalyse gewertet:
Kundenkreis ist international oder überregional, die Anbindung an • Die Bedingungen des Projekts (räumliche Anforderungen, kritische
unterschiedliche Verkehrssysteme zwingend. Für Großkonzerne ist ökonomische Belastungsgrenze, Lagewünsche).
die Nähe zu Airport-HUBs und internationalen Bahnkreuzpunkten • Die harten Faktoren: Größe und Kosten des Grundstücks, Infra-
zwingend. Mit der Globalisierung des 20. Jahrhunderts sind die strukturqualitäten (zum Beispiel Verkehr, Dienstleistungsumfeld),
Standortqualitäten allerdings gesplittet worden: Einerseits werden allgemeine Strukturdaten, Wirtschaftsstruktur, Steuerbelastung,
für Headquarters und den Bereich Entwicklung ausgezeichnete Wachstumserwartungen, Vernetzungspotenziale...).
Lagen gesucht, andererseits wurden die Bereiche Produktion und • Weiche Faktoren: Attraktivität, gesellschaftliches Klima, sozioöko-
Verwaltung vermehrt an günstigere Standorte ausgelagert. nomische Situation, Vorlieben...

70
Standort

Integrale Standortqualitäten Qualitäten der kleinen Orte


Bei der Standortwahl spielt die integrale Standortqualität eine große Die vorangehende Auflistung von Topqualitäten verdeckt aber den
Rolle. Es geht eben nicht nur um die Lagequalität des Grundstücks Blick auf die Attraktivität von kleinen Ortschaften, von Insider-Orten.
und von dessen Umfeld (Mikrostandort), sondern um die integrale Wer nicht das „Dauerbrummen“ der Großstadt sucht, der findet in
Qualität des Einzugsbereichs (Makrostandort), weil in ihm nicht der Region spezifische Bedingungen für sehr hohe Umfeldqualitäten
nur gewirtschaftet, sondern auch gelebt wird. Die Mitarbeitenden und für besondere Positionierung:
wünschen für sich und ihre Familien gute Lebensqualität – finden • Stammkundschaften, lange Beziehungen und Verbindlichkeiten,
sie diese, trägt dies zur Stabilität bei. Zur integralen Standortqualität • überschaubare und deshalb stabile soziale Netze,
gehören auch hochwertige urbane Freiräume. Die Vernetzung von • persönliche Wirksamkeit bei Engagement,
kleinen Quartiersplätzen, von Parks und von verbindenden Korridoren • weniger hektisches Umfeld, Nähe zu Natur.
bilden dabei ein tagtäglich von vielen benutztes Raumsystem. Es
ist eine Verpflichtung der Politik, und insbesondere der Raum- und Die Hälfte aller Bürobeschäftigten arbeitet in eher kleineren Städten
Stadtplanung, mit integraler Standortqualität für eine nachhaltige mit unter 80 000 Einwohnern (siehe Seite 20).
Entwicklung zu sorgen.

71
Kontext

Mit der Wirtschaftskrise 2008 wird aber auch klar, dass sich Arbeit
mit ganz anderen Zuständen organisieren muss: Unter schwierigen
ökonomischen Bedingungen, unter prekären Verhältnissen, mit
neuen Strategien.

Immer mehr macht sich die Erkenntnis breit, dass gerade auch
die weichen Faktoren bei der Standortwahl mitentscheidend sind,
welche direkt oder indirekt ein Resultat einer langfristig um integrale
Lebensqualität bemühten Stadtplanung sind. Dazu braucht es in der
Stadtplanung allerdings Visionen und Leitbilder sowie harte kontinu-
ierliche Arbeit für deren Umsetzung über Jahrzehnte hinweg. Politik
handelt sinnvoll, wenn sie neben der Wirtschaftsförderung auch
eine starke Stadtplanung einrichtet und unterstützt. Das Angebot
und die Qualität aller Nutzungen (Arbeiten, Wohnen, Freizeit und
Der Arbeitsraum besteht aus einem Gemenge von Funktionsorten. Eine kontinuierliche Kultur) bildet deshalb den Nährboden für jede einzelne Nutzung. In
Optimierung der Beziehungen ist nicht möglich, da es bei allen Beteiligten auch positive
Verortungen gibt: „Hier habe ich mein Zuhause“ – „In dieser Firma arbeite ich“!
diesem Sinne ist es unmöglich sich vorzustellen, dass ein sehr gutes
Gebäude für eine Nutzung sich selbst genügen kann. Der Kontext
ermöglicht Lebens- und Arbeitsqualität – das versteht man als Stadt.
Wir sind sicher, dass hier auf unterschiedlichen Ebenen viel Nach-
Siedlung braucht Arbeit – Arbeit braucht Siedlungsqualität holbedarf ansteht, und dass gerade im Bereich Transformation das
Aus Sicht der Stadtplanung ist die räumliche Organisation von Zusammenspiel der Entwicklungen in Stadt-, Wohn- und Arbeits-
Arbeitsorten ein schwieriges Unterfangen. Auf dem öffentlichen welten weiter qualifiziert werden kann. Dazu bedarf es auch nicht
Sektor (Verwaltung, Schule, öffentliche Dienste) kann Politik und einer Hochkonjunktur, sondern einer Rückbesinnung auf wesentliche
Stadtplanung direkten Einfluss nehmen – aber sie macht sich nicht Kriterien.
beliebt, wenn sie diesen Sektor unnötig aufbläst. Auf alle anderen,
wirtschaftlichen Arbeitsplätze hat sie nur einen indirekten, unterstüt- Mobilität
zenden Einfluss, der aber entscheidend sein kann. Ein ganz entscheidender Faktor ist der Aufbau eines qualifizierten
Es sind die oben genannten Standortfaktoren Dichte, Lageklasse und leistungsfähigen öffentlichen Personennahverkehrs – dies aus
und integrale Standortqualitäten, welche das Umfeld eines Unter- mehreren Gründen: ÖPNV bietet günstigen Transport, schafft Sied-
nehmens definieren. Darunter einige Beispiele für harte Faktoren: lungskonzentration, ist nachhaltig und ermöglicht während der Reise
• der räumliche Standort: gute Adresse, gut erschlossene Gebiete; zahlreiche Nutzungen (Arbeit, Lesen, Kommunizieren). Wir verste-
• funktionierender Markt, Kaufkraft, Konsumenten, Dynamik; hen deshalb den ÖPNV als eine wesentliche strukturelle Ergänzung
• arbeitsfreundliches Umfeld (Arbeitgeber und -nehmer): geringe zu den Arbeitswelten. Deshalb wollen wir hier die wichtigsten Prin-
Lohnnebenkosten, wenig Vorschriften, unbürokratische Abläufe. zipien der Mobilitätsorganisation für Arbeitswelten kurz erklären.

72
Kontext und Mobilität

Mobilitätsstruktur zwischen Wohnen und Arbeiten


Aus Sicht der einzelnen Wohnung oder des einzelnen Wohnenden ist
die Beziehung einfach – nämlich vor allem ein-, manchmal zweidi-
mensional: Hier wohne ich, dort arbeite ich – und eventuell gibt es
noch einen Arbeitseinsatzort. Diese immobile Verortung hat den
Vorteil, dass Menschen an Orten verankert leben können und damit
„Verantwortung für den Raum“ übernehmen.

Der räumliche enge Bezug von Wohnort zu Arbeitsort wird bei sta-
bilen Verhältnissen als Lebensqualität empfunden. Das System der
kurzen Wege ist im übrigen auch nachhaltig.

Angenehm:
Wohnen beim Arbeitsplatz
Unangenehm:
Auseinanderdriften von Wohnen und diversen Arbeitsplätzen

Für die meisten Dienstleistungsarbeiten gibt es neben dem Wohnort und dem Arbeits-
ort auch die „Einsatzorte“; dies bedeutet Fahrten zu Projekten und zu Kunden.
Einigermaßen überschaubar sind Konstellationen wie „Singles in
Einzelhaushalten in der urbanen Zone. Als Alleinstehende haben
auch sie die traditionellen „Vaterrechte“ – sie können sich räumlich
positionieren, wie es ihnen passt. Etwas komplexer sind Paare mit
zwei Wohnungen ohne Kinder. Diese haben zwei Wohnorte und zwei
Arbeitsorte mit Mobilität zu organisieren.

Das Schema oben rechts zeigt Wohn-Arbeitsort-Veränderung bei


einem jungen Paar, welches die Wohnung zusammenlegt, dann mit
zwei Kindern in eine größere Wohnung wechseln will und deren
Arbeitsorte im Laufe der Jahre sich ändern. Schon richtig schwierig
zu organsieren ist eine Familie mit zwei Kindern, in welcher beide
Elternteile arbeiten und erziehen wollen. Dementsprechend kann
es heute für eine Patchwork-Familie zu einem ihrer Hauptprobleme
Für die traditionelle Familie traf ein überschaubares Schema zu, in welchem der werden, dass damit mehrere Wohn- und Arbeitsstandorte ein an-
Vater seinen Lebensjob hatte und damit das ganze räumliche Gefüge geprägt hat.
strengendes Mobilitätsverhalten einfordern.

73
Aus der Sicht des Betriebs Ökonomie zwischen „kurze Wege“ und „mobil-flexibel“
Eine Firma dagegen ist in ein vielschichtiges Netz von Personen Der bewährte Standard – „allen Mitarbeitenden einen persönlichen
und Mobilitätsansprüchen eingebunden. Es sind nicht nur eine Arbeitsplatz“ – bietet große Qualität, muss aber für bestimmte
bestimmte Anzahl von Mitarbeiter/-innen, welche vernünftig zum Arbeiten hinterfragt werden. Will man beispielsweise dem Teilzeit-
Firmenstandort anreisen können müssen, es sind dies auch eine be- Homeworking eine Chance geben, kann im Büro nicht ein Dauer-
stimmte Anzahl von Kunden und von Zusammenarbeitsbeziehungen platz beansprucht werden. Was früher schon mit gnadenloser
sowie von sogenannten „Einsatzorten“. Schichtarbeit optimiert wurde, steht unter anderen Prämissen
wieder zur Diskussion: Teilzeitarbeit, hohe Mobilität, 24h-worldwide-
Diese Mobilitätsanforderungen sind je nach Arbeitsart sehr verschie- working...
den. Es gibt Arbeiten, die nur stationär-immobil geleistet werden
können; zum Beispiel die Arbeit des Archivars. Demgegenüber Es ist Aufgabe der Planenden, Organisationsmöglichkeiten und
steht das Modell „Mit der Arbeit zum Kunden“, welches deshalb deren räumliche Konsequenzen zu erkennen, um mit innovativen
den mobilen Arbeitsplatz benötigt – zum Beispiel den des fahrenden Lösungen gute und effiziente Arbeitsplätze zu ermöglichen.
Dienstleisters.

Absolut stationär im Archiv Partiell mobil mit Notebook Mit der Arbeit zu den Kunden (Bangkok Din Daeng)

74
Kontext und Mobilität

Unterschiedliche Anforderungen für Wohnen und Arbeiten Arbeitsorte an die Knotenpunkte des öffentlichen Verkehrs
Die Mobilität zwischen Wohnort und Arbeitsplatz muss in den näch- Es ist allen klar, dass das Dogma der „funktionsgetrennten Stadt“
sten Jahrzehnten grundlegend geändert werden: Wir werden uns nur noch für nicht-verträgliche Nutzungen (wie zum Beispiel Indus-
auf intensiveren Gebrauch von öffentlichen Verkehrsmitteln einstel- trie und Wohnen) gilt. Zukunftsweisend ist eine intensive Verschrän-
len müssen. Die Standortanforderungen für Arbeiten sind bezüglich kung von möglichst vielen Nutzungen, denn dies erlaubt die „Stadt
Mobilität viel höher als diejenigen für den Wohnort: Beim Wohnort der kurzen Wege“ – und damit eine Entlastung sämtlichen Verkehrs.
ist pro Person nur eine direkte ÖPNV-Verbindung zum Arbeitsplatz Für Arbeitsorte gilt der Grundsatz, dass sie an Orten mit guter
notwendig, für eine Firma ist die ÖPNV-Anbindung viel essenzieller, ÖPNV-Vernetzung in mindestens zwei Richtungen und mit ho-
da zahlreiche Mitarbeiter/-innen, Kunden und Einsatzorte in allen hem Takt positioniert werden sollten. Arbeitsstandorte und ÖPNV
Richtungen vorhanden sein müssen. Diese Anforderung ist mit unterstützen sich gegenseitig. Ein Netz von peripheren Diensten im
sinnvoller Stadtplanung zu unterstützen. Umfeld dieser Knotenpunkte ist wünschenswert (siehe Seite 205,
Peripherie).

Allein die Mobilitätsbeziehungen der Mitarbeiter zum Betrieb bilden ein Netz, welches alle Mindestens eine ÖPNV-Anbindung in zwei Richtungen ist notwendig. Eine ÖPNV-Anbin-
Richtungen und alle Verkehrsmittel beansprucht. dung ist ein Standortvorteil und gewinnt zunehmend an Bedeutung.

Die gesamten Verkehrsbeziehungen zu Kunden und Arbeitseinsatzorten verlangen nach Das gewachsene Mobilitätsnetz wird durch einen Umzug der Firma empfindlich gestört.
einer öffentlich sehr gut erschlossenen Lage.

75
Reichweite der Dienstleistung Weg-/Zeitkosten
Erwünscht ist eine hohe Konzentration der Kunden im näheren Je größer die räumliche Verteilung der Kundschaft ist, desto aufwän-
Umfeld. Diesbezüglich lassen sich unterschieden: diger wird deren Betreuung. Hier eine unscharfe Zusammenstellung
• von sehr vielen Quartierbewohnern benötigte Arbeiten (wie etwa der Fahr- inklusive Zeitkosten (Lohn während der Fahrzeit):
Post und Bank) und
• hochspezialisierte Arbeiten, welche große räumliche Netze und 0,5 km Quartier, zu Fuß, per Fahrrad
weite Wege voraussetzen (zum Beispiel internationale Beratungs- 10 bis 15 Minuten = 20 bis 40 Euro
tätigkeit). 5 km Stadtfahrt = 2 x 30 Minuten = 1 Stunde
inklusive Ticket = 30 bis 50 Euro
Diese Reichweiten lassen sich in Schemas und Tabellen gut 30 bis 50 km Region = Auto oder ÖPNV
veranschaulichen: Das Nahumfeld soll über das Fuß- und Fahrrad- 1 bis 2 Stunden = 100 bis 200 Euro (kritisch)
wegenetz sowie mit den Nahverkehrsmitteln erreicht werden über 500 Land = 1 Tag = 500 bis 1 000 Euro
können („Stadt der kurzen Wege“). Für weitere Distanzen stehen = absolut spezialisierter Einsatz.
unterschiedliche Verkehrsmittel zur Verfügung.
Damit wird deutlich, dass
9h • die teure Lage am Verkehrsknotenpunkt die Zugänglichkeit zwi-
schen Kunde und Betreuer erhöht;
8h
• schon mittlere Distanzen nicht mehr verrechnet werden können;
7h • Geschäftsreisen zu weiter entfernten Kunden nur möglich sind,
wenn während des Reisens gearbeitet werden kann;
6h • das mobile Büro (Notebook) eine Strukturänderung in der räum-
en

lichen Sortierung zwischen Anbietern und Kunden ermöglicht.


eg

i
5h Fl

4h

3h
-Rail
e rcity
2h Int

1h
45
30
15
10
05

0,5 1 5 10 15 20 50 100 200 500 1000 km

76
Reichweiten / Netzwerke

Kernkompetenz und Auslagerung Personifizierte, physische und informelle Netzwerke


Jede Arbeit im Dienstleistungsbereich setzt sich aus allgemeinen Wenn wir von Netzwerken sprechen, müssen wir unterschieden:
und spezifischen Komponenten zusammen. Spezifische oder spezia- • Personifizierte Netzwerke sind – positiv ausgedrückt – persön-
lisierte Leistungskomponenten sind diejenigen Arbeiten, welche zur liche Bindungen, mit Hilfe derer man eine Aufgabe effizient und
Kernkompetenz eines Unternehmens gehören und nicht ausgelagert qualitätsvoll lösen kann. Negative Aspekte wären die sogenannten
werden können. Demgegenüber stehen allgemeine Komponenten, „Seilschaften“, bei denen persönliche Beziehungen zum Vorteil
wie zum Beispiel Rechnungswesen oder Serverbetrieb, welche der Seilschaft und zum Nachteil der Sache eingesetzt werden.
ausgelagert oder „out-ge-sourct“ werden können. Extreme Formen nachteiliger Personen-Netze sind Clans und die
Mafia.
Bedeutung der Netzwerke • Physische Netzwerke bestehen aus Orten, Firmen, deren Ange-
Netzwerke im Quartier optimieren und stabilisieren die Leistungs- bote, Dienstleistungen, Maschinen und Materialien. Im Einzelfall
fähigkeit von Unternehmen ganz erheblich. In Quartier-Netzwerken können sie weit verzweigt sein, sinnvoll ist es aber, die physischen
können im nahen Umfeld einfache bis hochspezialisierte Leistungen Netze als Quartierorganisationen zu verstehen. Wenn immer mög-
abgerufen werden. Dies kann im „Hinterland“ ein Problem sein – es lich, wählen wir nahe gelegene und qualifizierte Partner aus.
kann dauern, bis ein spezialisierter Service in Aktion tritt. Dieser • Informelle Netzwerke sind heute absolut ortsungebunden. Ich
Versorgungsengpass wird mit dem Web 2.0 allerdings entschärft. erreiche alle Personen zu jeder Zeit überall. Mit dem Web 2.0
weiten sich diese Tätigkeiten rasant aus.

77
Die Nutzungsmischung in der Stadt Umfeld unterschiedlichste Funktionen ab- sind. Es ist also eine Frage der Konzeption,
Das Konzept der nutzungsgetrennten Stadt rufbar oder belegbar sind und dass sie diese in welcher Körnigkeit Nutzungen einheitlich
aus den 1930er Jahren wurde zu Recht kri- nicht über weite Wege aufsuchen müssen. gehalten oder gemischt werden sollen.
tisiert. Heute gelten Nutzungsmischungen Nutzungs-Monokulturen ermöglichen aller- Quartiere mit vorhandener Vielfalt sollten
als ein Indikator für urbane Qualität – dings prägnante Identitäten, die mit extre- auch per Flächennutzungsplan unterstützt
Bewohner/-innen schätzen es, dass in ihrem mer Nutzungsmischung so nicht erreichbar werden (Schutz schwacher Nutzungen).

Reines Wohnviertel: Westhausen. F. Kramer, Frankfurt a. M.

Reiner Business District: Lower Manhattan, New York

Viele bestehende monofunktionale Strukturen lassen sich


zusätzlich mit neuen Funktionen anreichern. Die Beispiele
links weisen allerdings eine hohe Nutzungspersistenz auf –
Reines Einkaufs- Vergnügungsviertel: Edmonton Hall es ist nicht einfach, andere Nutzungen zu implementieren.

78
Nutzungsmischung

Wandel im Funktionsverständnis Aufgrund dieses Wandels wird Nutzungs- Beispiele von Nutzungsmix
Veränderungen in der Gesellschaft und mischung in den aktuellen städtebaulichen Aufgrund der unterschiedlichen Maßstäb-
ihrem Verständnis von Arbeit und Zeitorga- Planungszielen und Leitbilder aufgegriffen lichkeiten (von der Stadt bis zum Einzel-
nisation fordern von uns Architekten eine und angeregt. Quartiere haben dabei unter- haus), den vielfältigen möglichen Gemen-
neue Sichtweise auf die Arbeitswelten – schiedliche Eignungen – so können in inner- gelagen (Arbeiten mit Wohnen, Freizeit,
und damit eine andere Vision von Architek- städtischen Zentren Nutzungsmischungen Kultur...) sowie aufgrund der unterschied-
tur der Arbeit. Folgende Veränderungen sind besser eingelagert werden als in monofunk- lichen Gewohnheiten, Vorstellungen und
zu beobachten: Unterstützt durch die neuen tionalen Einfamilienhaus-Außenquartieren. Verordnungen könnte die Thematik des
Informations- und Kommunikationstechno- Auf der architektonischen Ebene interessie- Nutzungsmix mit sehr vielen Beispielen
logien ist in den Arbeitswelten die zeitliche ren deshalb neben den reinen Bürobauten erläutert werden.
wie räumliche Flexibilisierung der Arbeit immer mehr auch diejenigen Typologien,
zu beobachten. Wer wann wie wo und mit die mehrere unterschiedliche Nutzungen Wir beschränken uns auf exemplarische
wem arbeitet, ist dabei zunehmend offen. aufnehmen können. Beispiele und zeigen deshalb auf den
Persönliche und professionelle Kommu- folgenden Doppelseiten Beispiele für
nikation vermischen sich teilweise. Der Ordnungskriterien bei Nutzungsmix Nutzungsmischungen, welche das Prinzip
Veränderungsprozess zeigt sich in neuen • Nach räumlicher Differenzierung (siehe deutlich machen:
Arbeitsorganisationen (Netzwerken), neuen Schema links) auf folgenden Ebenen • Arbeiten und Produktion
Arbeitsorten (Café, Bahn, Flugzeug), neuen sinnvoll: • Arbeiten und Freizeit
Raumkonzepten (Business-Club, Desk-Sha- Funktionsmischung in Stadtteilen, • Arbeiten und Wohnen.
ring, Nachbarschaftsbüro...) und in neuen Quartieren und Nutzungsmischung in
Arbeitsmodellen. Die Distanzen zwischen Blöcken, Gebäuden, Geschossen – sogar Eine Serie von Schemas soll die Verteilung
Wohnen, Arbeiten und Freizeit werden in einzelnen Räumen. der unterschiedlichen Nutzungen und deren
zum Hindernis; viel angenehmer scheinen • Nach zeitlichen Kriterien: Parallelitäten, Erschließung im Gebäude verdeutlichen.
Arbeitsorte, die durch ihr urbanes Umfeld sequenzielle Nutzungen, zyklische und Daran anschließend folgt eine Doppelseite
die Attraktivität des Arbeitsplatzes steigern frei belegbare (kurz- und langfristig/Tag- zu typologischen Fragen sowie Anmer-
und Erholungsaspekte integrieren. Dem- Nacht/Jahreszeiten). kungen zum Phänomen der Hybride.
gegenüber steht eine zwangsläufig hohe • Nach ökonomischen Sortierungen:
Bereitschaft, mit „mobiler Einstellung“ und Orte für hochwertige Nutzungen mit
mit Flexibilität den Arbeitsort nach Bedarf hoher Wertschöpfung verdrängen die
schnell zu wechseln. Die Problematik des schwachen Nutzungen oder lassen diese
„flexiblen Menschen“ wurde von Richard gerade zu (Quersubventionierung).
1
Sennett beschrieben.

79
Arbeiten und Produktion Arbeiten und Wohnen Arbeiten und Freizeit
Nicht alle produzierenden Gewerbe eignen Nicht mehr zwangsläufig muss der Wohnort Durch die Tendenz, die Büroarbeit überall
sich zur Nutzungsmischung. Nur solche, zum Arbeiten verlassen werden. Immer und immer länger zu verrichten, muss das
die einen erheblichen Anteil an Büro- und häufiger ist es möglich, in der Nähe oder am Arbeitsumfeld ein breiteres Angebot an
Lagerflächen aufweisen und emissions- Wohnort zu arbeiten. Ausgehend von einer Nutzungen bieten. Hierbei spielt die Attrak-
arm arbeiten, sind dazu geeignet. Hierbei Nutzungsmischung sind folgende Ausprä- tivitätssteigerung (Fitness, Essen, soziale
handelt es sich vornehmlich um techno- gungen denkbar: Kontakte, Habitus „Arbeitsnomade“) eine
logiegeprägte Nutzungen (Labore), han- Rolle wie auch die Integration von Funkti-
delsgeprägte Nutzungen und Räume des • Wohnen und Arbeiten im gleichen Quar- onen, die zur Erleichterung des Alltags die-
Handwerks (Werkstätten). tier (Stadt der kurzen Wege, Fahrrad) nen (Supermarkt, Kindergarten... ). Kritisch
• Wohnen und Arbeiten im gleichen ist die neue Verfügbarkeit der Mitarbeiter in
Beispiele: Gebäude in unterschiedlichen Raum- ihrer Freizeit und selbst im Urlaub.
• Grüne Wiese, Gewerbegebiete, Gewerbe- einheiten (Business- oder Arbeits-
kisten, alle Nutzungen unter einem Dach. hotel, Erdgeschosszone = Arbeiten, Kritik
• In den Höfen des 19. Jahrhunderts: Obergeschoss = Wohnen) Neben der hohen Attraktivität dieser flexi-
Vorderhaus (Arbeiten) und Hinterhaus • In einer Raumeinheit in getrennten Räu- blen Zeitorganisation ist nicht zu übersehen,
(Produzieren) men (Wohnzimmer + Arbeitszimmer) und dass das andauernde Vermengen aller Nut-
• Durchgestecktes Erdgeschoss mit dar- Arbeiten mitten drin (kombinierter Wohn-/ zungen zu eine Deprofilierung der Zeit führt.
überliegenden Büros für die Verwaltung Arbeitsbereich).

BMW-Werk Leipzig Arbeiten und Wohnen Arbeiten im Café

80
Nutzungsmischung

Arbeit als Verdichtungs-Chance Arbeiten und Wohnen im gleichen Haus: EG = Arbeiten, OG = Wohnen
Mit Arbeitsnutzung (Verkauf, nicht-stö- Problem der Adresse plus Häuser mit 100 % Arbeit
rendem Gewerbe, Dienstleistung, Ver- Bei Häusern, in welchen das erste oder Ein interessantes und effizientes Nutzungs-
waltung) im Erdgeschoss und den ersten die ersten beiden Geschosse mit Arbeiten gemisch ist:
Obergeschossen kann die Stadt wesentlich belegt sind, haben wir das Problem der Erdgeschosse werden, wenn möglich,
verdichtet werden. Wohnen in den obersten Adresse zu lösen. Die Adresse (und damit immer mit der Nutzung „Arbeiten“ belegt
drei bis fünf Geschossen behält seine das Treppenhaus) einer hochkarätigen Bera- (Dienstleistung, Verkauf, stilles Gewerbe);
Qualität. Das Gemenge ist unterschiedlich tungsfirma kann nicht gleichzeitig von Fami- Obergeschosse werden entweder mit
organisierbar – von der Belegung eines lienwohnen belegt werden. Dies bedeutet, „Wohnen“ oder mit „Arbeiten“ belegt. Da-
Stadthauses mit ein bis zwei Geschossen dass bei einer funktionalen Doppelbelegung mit erreichen wir eine sinnvolle Nutzungs-
mit eigener Erschließung über ein kom- mit Wohnen und mit Arbeiten eventuell durchmischung in der Stadt und auch eine
plexes Nutzungsgemenge, zwei Erschließungssysteme geplant werden sinnvolle Erschließungsstruktur im einzelnen
müssen. Das ist aufwändig. Stadthaus.

Mögliche Erdgeschoss-Nutzungsvarianz Adressbildung und Erschließungssysteme Mischung zwischen Wohnen und Arbeiten

81
Nutzungsmix hat Geschichte Selbstverständlich gibt es bei den Mi- aber sehr klar: Entscheidend ist, dass sich
Leider haben viele Investoren ein klares Nut- schungen einige Hindernisse; zum Beispiel höhere Dichten realisieren lassen, was auf
zungsziel, seien es Firmen, die für sich die die Frage der Erschließung und der Adres- urbane Qualitäten positiven Einfluss hat. Die
eigenen Arbeitsräume bauen wollen, seien sen (eine Geschäftsadresse hat andere Versorgungslage wird besser, das ÖPNV-
es Wohnungsbaugesellschaften, welche Anforderungen als eine Wohnadresse), die Angebot wird dichter, die Nutzungsvielfalt
ausschließlich in Wohnungen investieren Frage der Verträglichkeit der Nutzungen steigt – es entsteht erst richtig Urbanität.
wollen... – es fehlt an Immobilienträgern, (Image, Lärm, Sicherheit) und allenfalls auch
die die Vorteile der Nutzungsmischungen technisch unterschiedliche Anforderungen.
erkennen und realisieren. Die Vorteile des Nutzungsmix überwiegen

Zwei Projekte – 100 Jahre Differenz, aber die selben


Strategien: unten Arbeiten – oben Wohnen

Haus „Zur Trülle“, Bahnhofstraße, Zürich „Puls 5“ in Zürich-West, mit integrierter Produktionshalle

82
Nutzungsmischung

Mix als typologische Thema Mit den drei gebauten Beispielen zeigen Weitere bekannte Typen für Nutzungsmi-
Neben den reinen prototypischen Verwal- wir, wie sich solch rationale und bewährte schung sind (siehe Schemas):
tungsgebäuden kennen wir eine ganze An- Grundkonstellationen über ein Jahrhun- • Flanke mit Normalgeschosshöhe für Woh-
zahl von Sondertypen, welche spezifische dert immer wieder neu ausformulieren nen, Flanke hohe Geschosse für Arbeiten
Anforderungen erfüllen. können. Die Anforderung lässt sich auch • Zentrale Halle (Kino, Saal, Markt) mit
verallgemeinern: Ein Gebäude mit einigen Kranz von anderen Nutzungen
Als Beispiel haben wir die Konstellation wenigen größeren Räumen mit Zugang vom • Erdgeschoss-Grundplatte (Verkauf, Aus-
ausgewählt, bei welcher im Sockelbereich Erdgeschoss hat perfekte Eignung für den stellung) plus Obergeschoss-Einzel-
über dem Erdgeschoss oder über zwei Nutzungsmix. volumen (Wohnen oder Arbeiten)
Geschosse (EG und 1. OG) eine große Tiefe
gefordert ist (beispielsweise für Verkauf
oder für eine größere Halle) und in den
Obergeschossen „normale“ Wohn- oder
Bürogebäudetiefen konzipiert werden.

Tiefer Sockel + x Normal- Flanken mit unterschied- Große Halle mit Kranz Sockelplatte mit Krone
geschosse (zu den Fotos) lichen Geschosshöhen

Wohn- und Geschäftshaus am Paradeplatz... ...an der Badenerstraße... ...und an der Limmatstraße – alle drei Beispiele in Zürich

83
Alles ist möglich... Historischer Nutzungsmix Asia multiuse
Unter gewissen Voraussetzungen kann ein Gebäude mit reichhaltigem Nutzungsmix In Asiens Städten sind Hybride eine
Gebäude sehr unterschiedliche Funktionen finden wir in jeder Stadt: die Insulae des Selbstverständlichkeit. Mehrere Gründe
aufnehmen: Die Nutzungen haben minimal- antiken Roms, die mittelalterlichen Rat- haben wohl zu diesem üblichen Prototypen
kompatibel zu sein, der Flächennutzungs- häuser, die Wohn- und Verwaltungspaläste geführt: Der Mangel an gebautem Raum,
plan (Zonenplan) muss den Mix zulassen des Barock. Ein großer Unterschied ist das diskrete Betreiben der Nutzungen
und das Gebäude sollte die entsprechenden jeweils, ob die verschiedenen Nutzungen und die starken sozialen Regelungen und
technischen Voraussetzungen erfüllen. von derselben Gruppe betrieben werden Bindungen, welche eine dichtere Belegung
Dabei ist Wohnen eine empfindliche Nut- (zum Beispiel von der Stadtverwaltung), als im individualistischen Europa zulas-
zung – es benötigt eine emissionsarme oder ob unterschiedliche Eigentümer wenig sen.Gebäude dieser Art sind jedenfalls
Umgebung, eben etwas Ruhe und vor allem kompatible Nutzungen in einem Gebäude weltberühmt: das Chungking House in
genügend Licht. Gewisse Arbeiten weisen betreiben – dann erst brechen die Nut- Hongkong – mit Geschäften, Verwaltungen,
ähnliche Empfindlichkeiten auf; eine Rechts- zungskonflikte auf; Eigentümer, die eher Arztpraxen, mehreren Guesthouses... – ist
anwaltskanzlei lässt sich wohl kaum über Ruhe wollen, streiten sich mit Eigentümern, im Film „Chungking Express“ um die Welt
einer Karaoke-Bar führen... die ihre Liegenschaft hart bewirtschaften. gegangen.

Glasgow – oder ein anderer europäischer Bahnhof. Das Nutzungspaket:


Bahnhof, Hotel, Bars, Shopping, Verwaltung, Kapelle, Restaurants, Apothe-
ke, Ärzte, Reisebüros, Frisör, Bahnhofseelsorge, Take-away, Clubs...

City of Darkness: alle erdenklichen Nutzungen Chungking House, Hongkong

84
Hybride

New Hybride Funktionslage flexibel oder definiert al, ohne dass wir uns die Finger schmutzig
Mit dem weiteren Aufbruch in Asiens Me- Es ist ein grundsätzlicher Unterschied, ob machen. Dies ist die letzte Konsequenz der
tropolen entsteht ein moderner Bautyp, der die spezifischen Funktionen eine definierte Tertialisierung. Die Gegentendenzen dazu
den Nutzungsmix auf allen Ebenen themati- oder eine flexible Position im Gebäude sind formuliert: Richard Sennett publiziert
siert: Als nutzungsneutrale Trägerarchitektur, haben. Bei definierter Position kann das die Schrift „Handwerk“, in welcher das
als Crossover-Image (Ist es Wohnen Ist es Gebäude auf die Funktion hin gestaltet wer- Arbeiten am Material mit neuer Bedeutung
ein Konzern Ist es ein Krankenhaus ), als den: Balkonloggien für Wohnen, Skylobby und Werten besetzt wird. Fritjof Bergmann
Megamaschine und Zentrumsbau. Struktur- für Büros, Cafeteria eines Guesthouses. schlägt die „Neue Arbeit“ vor, bei der das
besonderheiten dürften sein: eine sehr „wirklich, wirklich, wirklich Wollen“ mit
neutrale und offene Baustruktur (vorwie- Einheitstätigkeit und neue Vielfalt hohem Stellenwert für die persönliche
gend Skelettbau), speziell ausdifferenzierte Das Hybrid-Konzept wird begünstigt, weil Erfüllung steht.
und leistungsfähige Erschließungen und die meisten Tätigkeiten sich angeglichen Bei dieser Diskussion bleibt die Frage, wel-
Fassaden, welche entweder alle Funktionen haben; digitalisiert, minimalisiert, emissions- che Nutzungsvielfalt ein Hybrid tatsächlich
bedienen können oder für spezifische Funk- frei – ein Problem wird am Computer gelöst, ertragen kann: stilles Gewerbe, Manufak-
tionen entwickelt werden. eine Maschine bearbeitet allfälliges Materi- turen, Schulen...

Industrie
Büros
Sozialer Wohnungsbau
Einkaufen
Lofts
Studentenwohnheim
Büros
Internationales Jugendzentrum
Sport, Erholung, Konzert

Sozialer Wohnungsbau,
Einkaufen im EG

Projektschema Tour de la Chapelle, Paris. balos + Sentkiewicz Modell Tour de la Chapelle (Projekt) Museum Plaza, Louisville. RE (Projekt)

85
Viele Situationen benötigen Flexibilität Umfang und Intensität der Veränderung Lebensdauer von Gebäudekomponenten
Zahlreiche Situationen in Belegung und Je nach Umfang und Intensität der Veränder- Verständnis von Primär-, Sekundär- und
Nutzung erfordern flexible Strukturen oder ung muss unterschiedlich reagiert werden: Tertiärsystemen und deren unterschiedli-
sogar bauliche Anpassungen: • Wegen geringer Änderungsanspüche chen Flexibilitätsgraden und Eignungen für
• Aufgabe/Verlagerung von Standorten, wird man auf Baumaßnahmen verzichten. unterschiedliche Nutzungszyklen:
• Flächenbedarf sinkt/steigt aufgrund verän- Mit vertretbarer innerer Verdichtung kann
derter Mitarbeiterzahl oder Arbeitsplatz- kleines Wachstum abgefangen werden. Primärsystem: kaum veränderbar
bedürfnissen, • Eine starke Flächenzu- oder -abnahme Lange Lebensdauer (50 bis 100 Jahre)
• Umgestaltung interner Arbeitsorgani- bedeutet: Das Problem muss mit Zukauf/ Erschließung, Tragstruktur, (Hülle)
sation (zum Beispiel Gruppengrößen, Verkauf, Zumiete/Vermietung oder mit
Konstellationen), Anbau, Aufstockung etc. gelöst werden! Sekundärsystem: anpassbar
• Zeitbelegung (Teilzeit, Desk-Sharing), • Bei essenziellen Veränderungen (zum Mittlere Lebensdauer (15 bis 50 Jahre)
• technologische Entwicklung (Flachbild- Beispiel Schrumpfung wegen Outsourcing Innenwände, Decken, Böden, (Hülle), feste
schirm = 30 cm kleinere Büroachse!), oder Wachstum wegen Fusion) müssen Installationen, (Ausbau)
• Sicherheitsbedingungen (Fluchtwege), tiefgreifende Maßnahmen evaluiert und
• bei Miete können unter Umständen realisiert werden: Verkauf, neuer Standort, Tertiärsystem: auswechselbar
Teilflächen nicht weiterhin gemietet oder Abriss und Neubau (zum Beispiel ein neun- Kurze Lebensdauer (5 bis 15 Jahre)
zu- und vermietet werden (zum Beispiel statt fünfgeschossiges Haus). Apparate, Einrichtungen, Mobiliar
wegen Eigengebrauch des Eigentümers). (Siehe auch Kapitel 1 Ökonomie/Flexibilität).

Erweiterung/Schrumpfung und Expansion/Rückbau (externe Flexibilität)

Zu- und Vermietung Aufstockung (aufwändig)


kleiner Flächen

Neubau – zusätzlicher
Vermietung großer Baukörper (meist nur bei
Flächen großem Gelände)

Anbau (eventuell schon Verkauf von Immobilien


Zumietung großer Flächen mitgedacht als 2. Bau-
(extern) abschnitt), vorgesehene
Komposition, Struktu-
rierung Abbruch von Strukturen
Eventuell Neubau an
anderen Standorten

86
Flexibilität

Transfunktionale Gebäude Konzept, Prioritäten, Strategie Wir haben uns demnach im Laufe der
Neben den bekannten Begriffen Flexibilität, Beim Entwerfen ist es vorerst offen, mit Auseinandersetzung mit der Aufgabe, den
Nutzungsneutralität und Multifunktionalität welcher Taktik wir das Zusammenspiel von Bedürfnissen der Auftraggeber oder der
verwenden wir „transfunktional für Ge- allgemeinen und spezifischen Elementen Nutzenden, nach Diskussionen und Klärung
bäude und auch für urbane Situationen, angehen. Mögliche Taktiken können sein: der langfristigen Ansprüche hierzu auf eine
welche hohe Eignung für verschiedene vereinbarte Strategie mit entsprechenden
Nutzungen und für unterschiedliche zeitliche • Entwicklung eines sehr unspezifischen Prioritäten zu einigen.
Belegungen haben, auch eine komplexe und hochflexiblen Grundrisssystems
Nutzungstransformation hinter sich haben • Flexibles Primärsystem mit aufregend Als Entwerfende haben wir das Bauwerk zu
oder konzeptionell zulassen. Typisch trans- eigenwilligem Ausbau gestalten; deswegen suchen und entwick-
funktionale Gebäude sind die einfachen Be- • Konzentration auf wenige prägnant ge- len wir spezielle Bilder, Räume und Stim-
tonskelettbauten der Entwicklungsländer, in staltete Komponenten: mungen, welche den eigenen Charakter
welchen Shops, Wohnungen, Lodges, Ärzte Treppenhaus = speziell des Gebäudes stärken. Es ist eine spezielle
und eben auch Dienstleister – teilweise Fassade = Identitätsbild Herausforderung, möglichst viele allge-
mit hoher Fluktuation – eingenistet sind. Sitzungszimmer = Coolspace meine und spezifische Elemente in Einklang
Trotz rudimentärem technischem Ausbau • Umfassend durchgehende plastische und zu bringen.
sind solche Gebäude bezüglich Flexibilität kompositorische Gestaltung in und über
leistungsfähig, was auch an den Nutzungs- alle Komponenten inklusive Möbel... (Siehe auch „Flexibilitätsgrad , Seite 61, und
konventionen liegt. Kapitel „Rohbau-Ausbau , Seite 142 ff.)

Unterschiedliche Flexibilitätsgrade

„Transfunktionale Kiste“ = Skelettbau beliebig abgefüllt, Sehr spezifischer, unflexibler Arbeitsplatz („Totalmöbel“); Hochflexible Anordnung: Langtische, Kabel von oben,
Kerala, Thiravanandapuram, Indien Verdichtung nicht möglich, fixierte und umständliche Wege freies „Platznehmen“ nach Situation – weit oder eng...

87
Strukturelle Vorbereitung von Flexibilität

Ebenen der Flexibilität (wie rechts dargestellt) 1. Raumbildung und Flexibilität

Zu 1. Raumbildung Der Flexibilitätsgrad wird letztlich durch die


• Größe real gebauten Räume definiert.
Der Zuschnitt der Räume erlaubt mehr oder weniger flexiblen Ge-
brauch. Tendenziell lassen kleine Räume (Zellen) jeweils nur eine Unspezifischer Grundriss mit Serie von
Funktion zu, große Räume können meist unterschiedlich belegt Zellenbüros: Gewisse Flexibilität ist
werden. durch nutzungsneutrale
• Form Räume gegeben.
Formen können aus Funktionen abgeleitet werden (zum Beispiel
schlankes Sitzungszimmer mit langem Tisch), sie können auch aus
der architektonischen Gesamtkonzeption entwickelt werden (zum
Beispiel zweigeschossige Mall). Meist haben spezifische Formen
eine optimierte Funktionalität und eine eingeschränkte Flexibilität Sehr spezifische Raumformen und Formate,
(zum Beispiel Treppenhaus). die bewusst auf bestimmte Funktionen
• Material-Dichte zugeschnitten sind. In diesem Sinne
Die Anzahl (Dichte) der Wände und Stützen ergibt die Raumdefini- wenig flexibel.
tion (intensiv oder schwach) und bestimmt so den Flexibilitätsgrad
mit.

Zu 2. Baustruktur und Flexibilität


Die verschiedenen Baustrukturen bilden eine irreversible Grundstruk-
tur, welche mehr oder weniger Flexibilität zulässt. Der Skelettbau
bietet mit seiner Offenheit dafür die höchste Flexibilität.
Wenige definierte Räume, wenig
Zu 3. Strategie für Flexibilität Trennwände, offene Flächen...
Mit Kenntnis über die beiden Systeme „Raumbildung“ und „Bau-
struktur“ kann eine Strategie entwickelt werden, welche Räume
spezifisch-unflexibel und welche unspezifisch-flexibel konzipiert
werden. Diese Strategie interessiert uns deshalb besonders, weil
wir ja nicht alle Gebäude „formneutral-hochflexibel entwerfen,
sondern mit bestimmten Elementen eine architektonische Prägung
entwickeln wollen.

88
Flexibilität

Zunahme der Flexibilität


2. Baustruktur und Flexibilität 3. Strategie für gezielte Flexibilität

Bei der Schottenbauweise ist jede Wand Das gesamte Raumprogramm wird fest
statisch wirksam. Der Grundriss ist spezi- gebaut, so wie das früher bei Zellenbüros
fisch, die Nutzung der einzelnen gemacht wurde – dies ist heute
Räume für sich flexibel. unüblich, da wenig flexibel.

Optimierung von Raumausprägung


und sinnvoller Flexibilität
Bei teilreversiblen Mischsystemen können Langfristig spezielle Flächen, große Teile
nur Teilflächen umgebaut werden. Durch und Sondernutzungen wie Treppenhaus,
unterteilbare Einheiten (Schotten dritteln, Empfang, Kantine, Schulung werden räum-
halbieren) können Räume leicht lich spezifisch kultiviert, die restlichen
zusammengeschaltet oder Trennungen flexibel gehalten.
unterteilt werden.
Teilflexibilität

Vollreversibel ist beispielsweise eine Außer Treppenhaus und Toiletten wird der
Skelettbauweise mit Stützenraster gesamte Raum nur mit flexiblen Trennwän-
(freie Grundrissgestaltung – „plan libre“) den organisiert. Besondere räumliche
hohe Flexibilität Ausprägungen müssen mit dem
Ausbau entwickelt werden.

89
Architektur der Verwaltung – die Bilder „Wasteland Officeland...“
Die Frage nach den Bildern zur Arbeit, zum Bürobau, zur Verwaltung Die millionenfache Repetition banalster
und Dienstleistung sind vorerst einfach zu beantworten. Der Büro- Verwaltungsbauten hat verständlicherweise
bau wird als solcher sofort erkannt – er spricht eine klare Sprache eine Aversion gegen den 08/15-Bürobau
durch: entfacht. Unterstützt wurden dies durch
• die Reihung der Fenster für Arbeitsplätze, monotone Büroarbeiten der 1960er bis
• das Fehlen von individuellen Außenräumen (wenig Balkone, Terras- 1980er Jahre. Wegen der massenhaften
sen, Loggien, Vorgärten), Produktion von langweiligen und lieblosen
• Images wie technische Perfektion, organisatorische Brillanz, ge- Bürobauten ist im allgemeinen Urteil nicht
wagte Ingenieurarchitektur et cetera; solche Chiffren dominieren mehr gesehen worden, dass längst neue,
die Architektur der Arbeit. alternative, höchst interessante Verwal-
tungsbauten entwickelt worden sind.

Chrysler Building, NY 1930 Daily Express, London 1932. O. Williams UNO, NY 1951. Skizzen Le Corbusier Monotone 08/15-Bürokisten

90
Qualität und lieblose Bürolandschaften...

Die Giganten: Einzelteile und Quartiere Büroquartier und Bürostadt


Die historischen Kolonialmächte Grossbritannien und Holland, Ausgehend von den planerischen Vor-
folgend die alten Supermächte USA und UdSSR sowie neu die stellungen Le Corbusiers wurde 1933 in
Anwärter China, Europa und Indien bringen unter verschiedenen der „Charta von Athen“ die funktionelle
Bedingungen Superstrukturen – eben auch bauliche – hervor: Groß- Zonenteilung (nutzungsgetrennte Stadt)
verwaltungen von Staaten und von international agierende Konzer- proklamiert. In der Nachkriegszeit bis in
nen. Immerhin besteht für die Giganten einen besonderen Anspruch die 1970er Jahre wurden so zahlreiche
– aber das Größte ist nicht immer das Beste. Bürostädte angelegt, die heute wegen ihrer
monofunktionalen Struktur mit ergänzenden
Nutzungen attraktiver gestaltet werden.

The Pentagon, Arlington bei Washington 1941-43


350 000 m2 Bürofläche, US-Verteidigungsministerium

Colonia Versicherung, Hauptverwaltung, Köln. BM+P

General Motors, Detroit, 400 000 m2 Bürofläche CCTV, 400 000 m2, Peking, OMA, 2008. Gerling Quartier, Köln, G. Müller, N. Foster und andere

91
Stilbild ist oft stärker als Funktionsbild Sixties... Bandfassaden
Stile haben eine formale Stärke, die sich oft gegen die Funktions- Mit oder ohne Balkon- oder Erschließungsfunktion ist die Bandfassa-
bilder „durchsetzt“. So sehen sich beispielsweise ein klassizistisches de der Moderne ein Klassiker schlechthin. Die Gleichwertigkeit der
Wohnpalais und ein klassizistischer Verwaltungsbau oder ein Wohn- Räume auf einem und jedem Geschoss ist ein zentrales Thema.
bau und ein Bürobau der 1920er-Moderne ähnlicher als die beiden Der Öffnungsgrad mit 30 bis 50% ist zudem für die damalige Glas-
Wohn- oder die beiden Bürobauten. technologie vernünftig.

Ende 19. Jahrhundert 1960er Jahre

Columbia University, New York 1880, Bibliothek Universität von Havanna, Kuba

Western Union, New York 1873

Hotels auf Mallorca

Luxusappartements am Central Park, New York 19. Jahrhundert 1960er-Wohnbau, Zürich

92
Stil und Funktion

Vollverglasung – volle Transparenz Eine neue Tradition


Mit der Revolution der Glastechnologie werden in den 1990er Jahren Mit der notwendigen Verschärfung der Vorgaben für die Energiebi-
viele Architekturen auf 80 bis 90% Öffnungsgrade gesetzt. Resultat lanz, aber auch aus gestalterischen Gründen, sind zahlreiche Bau-
ist eine transparente Architektur (Mies van der Rohe), welche sich werke errichtet worden, die sich den räumlichen und energetischen
für besondere Situationen bewährt, aber auch Nachteile wie unein- Anforderungen differenziert annähern. Es ist offen, ob sich damit
geschränkte Einsicht und suboptimales Energieverhalten aufweist. eine „neue Tradition“ von Architekturbildern etablieren wird.

Ende 20. Jahrhundert 2010

Themse Flats, London. N. Foster Bürohaus Expo 2020, Biel Seniorenwohnen, Zürich. Miller Maranta

Wohnhaus Bäckerstraße, Zürich. Th. Hotz Wohn- und Geschäftshaus, Zürich. B. Gysin Produktion und Verwaltung, Creuzburg. Seelinger + Vogels

93
Die wichtigste Daueraufgabe Begriffe
• Konversion: meint eigentlich „Umwand-
Die Hälfte aller Bauaufgaben findet heute Wir kennen mehrere Begriffe, die den
lung“ und ist damit der umfassendste Be-
am Bestand statt, darüber hinaus zahlreiche Umgang mit bestehenden Gebäuden
griff. Kann die Umwandlung von Räumen,
Neubauten in einem relevanten Kontext beschreiben:
Strukturen und Nutzungen sein.
zum Bestand. In jedem Neubau steckt als • Denkmalpflege: Schutz von besonders
• An-, Ein-, Um- und Überbauten: be-
Zukunftsthema auch seine Transformation. bedeutenden Bauwerken.
schreibt die Positionierung von Neu-
Damit nimmt die Aufgabe einen sehr hohen • Sanierung: bauliche und technische Nach-
bauten gegenüber dem Bestand.
Stellenwert ein. Gerade in der Situation besserung/Erneuerung eines Gebäudes.
• Bauen (oder „Aufgaben“) im Bestand:
großen Leerstands müsste auch jeglicher • Umbau: neben der Sanierung auch eine
Damit ist jegliches Bauen in vorhandenen
Neubau kritisch hinterfragt werden. strukturelle oder räumliche Veränderung;
Baustrukturen gemeint. Insbesondere
Sämtliche Bautypen, Funktionen und Maß- dies ist eigentlich die häufigste Aufgabe
werden alle Aufgaben angesprochen, wo-
stäblichkeiten stehen zur Disposition. An im Bestand.
mit es zu einem städtebaulichen Begriff
„Transformation – Konversion“ können und • Umnutzung: die Nutzung wird geändert.
wird.
müssen alle relevanten Themen mit einem • Umwidmung: Zuteilung an einen neuen
Generell geht es um eine Haltung des
spezifischen Blick und mit teilweise spe- Eigentümer oder zu einer neuen Nutzung.
„Hegens und Pflegens“. Man hat einen Sinn
zialisiertem Wissen abgehandelt werden. • Transformation: Der Begriff macht deut-
darin zu entdecken, dass Geschichte von
Insofern ist es ein Thema für eine eigenstän- lich, dass es um Veränderung wesent-
Ort und Bauwerk eine große Qualität ist.
dige Publikation. licher Strukturelemente geht .

Großgarage zu multifunktionalem Haus Postscheckamt zu Bundespresseamt Lagerhaus im Hinterhof zu Verwaltung

Umnutzung Garage Schlotterbeck, Basel, 1927/1990 Bundespresseamt, Berlin 2000. KSP Engel + Zimmermann Bürohaus WWF Schweiz, Zürich, 1994. HZDS Architekten
Die ursprüngliche Großgarage wurde in mehreren Bau- Beispiel kontinuierlicher Konversion: Anstelle der Markt- Transformation des schützenswerten Lagergebäudes in
phasen transformiert. Neben Büroräumen stehen heute halle aus dem 19. Jahrhundert wurde 1913 bis 1917 das Büros für den WWF Schweiz. Ein zentraler, überdachter
Räume für Kulturbetriebe, Manufakturen, Wissenschaft Postscheckamt errichtet, das von 1997 bis 2000 zum Hof bringt Licht in das tiefe Gebäude. Ausgeführt gemäß
und Schule zur Verfügung. Bundespresseamt umgebaut und erweitert wurde. den hohen ökologischen Anforderungen der Bauherrschaft.

94
Transformation und Konversion

Vielfalt an Themen und problematischer Transformation der konstruktive Kultur auf. Eigentlich gilt es, als
In der Bestandsarbeit wird für den histo- bestehenden Strukturen zu entscheiden. Basis für das Entwerfen zu allen histo-
rischen Kontext und mit dem Bestand eine Ein sinnvolles Umbau-Programm ist nie ein rischen Standardkonstruktionen mögliche
Architektur des Dialogs gesucht. Lagequa- Neubau-Programm – Offenheit ist gefragt! technische Strategien zu kennen. Hier be-
lität und Atmosphäre sind meist unersetz- steht allgemein ein großer Nachholbedarf.
liche Qualitäten. In Übereinstimmung oder Nachhaltigkeit im Umbauen
in Konfrontation mit dem neuen Programm Themen sind der Erhalt der vorhande- Botschaft auf Meta-Ebene
kann sich die Situation „gutmütig“ bis nen Materialenergie, das Entwickeln von Wenn das Stilbild stärker sein kann als das
„widerspenstig“ zeigen, der Entwurf kann angepassten Energiekonzepten. Auch hier Funktionsbild (siehe S. 92), und wenn sich
„integrativ“ oder „oppositionell“ positioniert wird das kybernetische Entwerfen die neue Büronutzungen auch hervorragend in
werden – auch dies ist Dialog. Zukunft sein, weil es davon ausgehen kann, bestehende Substanz integrieren lassen, so
bestehende Teile integrativ zu aktivieren. müssen die heute standardisierten Einheits-
Programm und Eingriffstiefe Ein intelligent-einfacher Umbau mit wenig bilder des Bürobaus wahrlich hinterfragt
Die schärfste Konfrontation ist, wenn man Material ist immer nachhaltiger. werden. Es muss möglich sein, eine neue,
Fassaden stehen lässt und alle Innereien vielfältige Arbeitswelt zu entwerfen, die
ausweidet – man nennt dies „Entkernung“. Konstruktionstypologien nicht alle Komponenten gleichwertig erfüllt,
Mit Baukultur hat das wenig zu tun. Norma- Wer sich intensiv mit dem Bestand sondern neue Themen zum Aufblühen
lerweise gilt es aber, zwischen sinnvoller auseinandersetzt, baut sich eine eigene bringt.

Kranspur ergänzt mit Büroschlitten Industriehalle zu Großraumbüro Trafogebäude zu Bürobau

„Kraanspoor“, Amsterdam 2007. OTH architects H2e Werbeagentur, Ludwigsburg 2003. Bottega + Erhardt 25kV-Gebäude, Rotterdam 2000. mei architecten
Das Beispiel ist natürlich eine Besonderheit, weil ein Die grandiose „Zollingerhalle“ (benannt nach der Holz- Das bunkerartige Transformatorengebäude wird längsseitig
ausrangierter Infrastrukturträger mit einem Bürobau belegt baustatik des Hallendachs) wird richtigerweise komplett aufgeschnitten und mit einer transparenten Erschließungs-
wird und es damit eine formidable Landmarke setzt. Kühn offen gelassen. Äußerst repräsentativer Raum. Herausfor- schicht für die Büronutzung brauchbar gemacht.
aber selbstverständlich wird Neu auf Alt gelegt... derung bezüglich Energietechnik.

95
Typologische Konzepte

97
98
Typologische Konzepte

Typo-Icons

Auf den folgenden Seiten zeigen wir 48 Skalierung


Typenbilder und -konzepte. Neben den Ein wichtiges Prinzip kann mit dieser Samm-
typologischen Eigenschaften beschreiben lung nicht aufgezeigt werden – nämlich das
wir Standardlösungen auch unter dem der Skalierung. Die meisten vorgestellten
Aspekt der Bildkonnotation, weil wir Büro- Typo-Icons haben eine spezifische Eignung
oder Firmenhäuser als formatierte Objekte von Maßstäblichkeit; sie können eine be-
erkennen. Ikonographie bei Bürohäusern ist stimmte Minimalgröße nicht unter- und eine
ein Standardthema – es geht um Images, Maximalgröße nicht überschreiten.
Corporated Design, Marken.

Nun interessiert uns nicht nur die Prägnanz


dieser Bilder, sondern auch die dahinterlie-
gende Struktur – und hier wird die Analyse
spannend. Deshalb gibt es zu allen Icons
eine kompakte Architektur-Prosa, welche
die wichtigsten Eignungen und Vorbehalte
erörtert. Zudem werden die stellvertretend
gewählten Projekte mit kleinen „Büro-
Comics“ in ihrer Systematik und als Icon
erläutert. In den Skizzen sind jeweils Anrei-
cherungen dargestellt – wie man beispiels- Hohes Haus, Hochhaus, Box, Kiste, Halle
Skyscraper
weise Projekte mit Sonderformen ergänzen
kann, oder wie ein Projekt auf Umgebung
reagieren kann. Anmerkung zur Auswahl
Diese Sammlung von typologischen Strate-
Es sind hier Beispiele mit großen Baumas- gien bezieht sich vorwiegend auf mögliche,
sen dargestellt. Viele dieser Konzepte sind sinnvolle und reproduzierbare Projekte.
aber auch im Kleinformat realisierbar – und Darüber hinaus gibt es eine große Anzahl
müssen dabei nicht an Prägnanz verlieren. von äußerst spannenden Konzepten, die
wir hier nicht berücksichtigt haben, weil sie
Die Serie ist in sich nicht gleichwertig sor- absolute Einzelfälle sind; ein Beispiel dazu
tiert, ein Icon wird eben erst in seiner spezi- ist das nebenan gezeigte Ministerium für
fischen Kombination von Themen tragfähig Transportwesen. Es muss klar sein, dass „Lego Stapeln“ – Ministerium
für Transportwesen, Tiflis.
– das kann Struktur, Form, Transformation die 48 dargestellten Typo Icons auch anders G. Chakhava
oder sein Bild sein. hätten sortiert werden können.

99
„Krone“– City Hall Den Haag. OMA (Projekt) „Blitz“ – SVA, Zürich. Stürm Wolf
Für solche Kompositionen gäbe es mehrere Titel: Krone, mini-skyline, growing group... Ent- Komplexe lange Grundstücksformen lassen sich so gut bebauen – durch die freie Faltungs-
scheidend ist: Aus einem Grundkörper (Platte, Sockel) wachsen sich auflösende Strukturen Mechanik kann auf unterschiedliche stadträumliche Situationen reagiert werden. Die Form
gen Himmel. Die Strategie ist hart; anstelle von einzelnen Häusern sagt der Architekt, dass selbst ist Inbegriff von Schnelligkeit, Energiegeladenheit. Sie schafft interessante Binnen-
dies ein Gebäude ist, dass er alleine bauen will... Thema Skalierung: Es geht auch kleiner. räume – z. B. für den Eingangsbereich. Die Objekt-Qualität erlaubt keine Erweiterbarkeit.

Verschränkter Doppelmäander Animal-Machine – Verwaltung Marseille.


– Hamburg. ASTOC Architects Planners Alsop Störmer

Das Reizvolle bei diesem Konzept ist, dass sich sein kompositorisches Prinzip der Es gibt sehr alte und urtümliche „animalische“ Projekte, die in ihrer Abstraktion überzeugen
„Verschränkung zweier Mäander“ kaum vom subtraktiven Prinzip (Körper, bei denen Teile (z. B. Chehel Sotun, Isfahan). Wir reden hier von Tier und Maschine gleichzeitig, weil die
weggeschnitten werden) unterscheidet. Wichtiger ist, dass hier enorme Gebäudetiefen Metaphern heute oft kombiniert werden. „Smart Strange“. Solche Projekte machen nur in
bewältigt werden – dies erlaubt erst die Analogie zum Speicherhaus und den Ortsbezug. speziellen Situationen, bei einmaligen Programmen, bei angemessener Bedeutung Sinn.

„Hochhaus“– Empire
State Building, New
York, Shreve, Lamb
Harmon Associates

„Compact Composition“ –
EnBW-Verwaltung in Stuttgart.
Lederer + Ragnarsd ttir + Oei

Der kraftstrotzende Bau simuliert totalen „Überdruck“, indem die Seitenflanken unabhängig Türme bauen! Neben den nicht mehr existierenden WTC-Zwillingstürmen ist das Empire
gehalten werden – flach abgerundet, sich teilweise herausschiebend. Die „Compact Compo- State das Hochhaus schlechthin. Hochhaus = verlängerter Körper, Macht, Dominanz, Fort-
sition“ hat monolithisches Format und kann mit beschränkter Anzahl von Elementen angerei- schritt, Technologie, Wagemut, Hochkultur... aber leider rechnet sich ein Hochhaus in den
chert werden. Belichtung wird über einen oder mehrere offene oder gedeckte Höfe gelöst. meisten Fällen nicht. In der Superlative-Dimension ist dies das Bürohaus par excellence.

100
Typologische Konzepte

Der Block – IBM Headquarter, Zürich. Raumlandschaft – Villa VPRO, Hilversum.


M. Campi MVRDV

Das große Bürohaus mit eigenem Hof kann wie jeder Blockrand in unterschiedlichen Was Hertzberger mit seiner strukturalistischen Binnenwelt in Appeldorn/Central Beheer
Dimensionen angewendet werden – wobei bei sehr großer Dimension die Dichte zu gering, schon vorweggenommen hat, das wird von MVRDV als kompositorische Binnenwelt
die Querbeziehungen zu langwegig werden. Der Innenhof kann mit Hallen/Hörsälen belegt weitergeführt. Die strategische Durchlöcherung erlaubt es, kleinere Raumeinheiten gut zu
werden. Das System erlaubt Dominanz – das Bürohaus erscheint als „fetter Brummer“. belüften (und teilwiese gut zu belichten) und/oder auch große Binnenflächen anzubieten.

Bürodampfer – 1920er-Moderne, Big Pizza – Faber and Dumas,


Chandigarh. Le Corbusier Norwich. N. Foster

Der Dampfer als Zweibünder ist ein Klassiker. Klassisch ist hier auch seine Ordnung: Sockel Neben dem Kingsize-Format geht es auch ganz klein – das System, seine Vor- und Nachteile
– Körper – Dach... die Dreiteilung des Bauwerks in moderner Form. Was er nicht kann: Säle bleiben gleich: Geboten wird zusammenhängende Fläche, Großraumorganisation, Netz-
und Hallen finden kaum Platz (sie müssen „angehängt“ werden), und in Repetition entste- werkstruktur. Falls notwendig, bringe ich das Licht über Atrien und Höfe hinein. Wie aber
hen Zeilenbaustrukturen, die unter Umständen ungeeignet für Verwaltungskomplexe sind. schaffe ich Ordnung und Hierarchie im Kuchen Mit zusätzlichen, wertenden Strukturen.

Classical 19th – Chicago. Warren and


Wetmore Architects, 1913
Seestern – Berlaymont, Brüssel.
L. de Vattel

Mit drei, mit vier, mit fünf Armen... der weiche Stern schafft unterschiedliche Außenräu- Beginnend bei der „klassischen Kiste“ über Anreicherungen mit Eck- und Mittelrisaliten bis
me, einer davon für Vorfahrt und Eingang, einer vielleicht für Anlieferung, sicher einer als zur „klassischen Anlage“ – ein absolut tragfähiges System, das auch heute genutzt, trans-
Mittags-Park. Die zentrale Empfangs- und Verteilerhalle führt zu allen Flügeln und den exklu- formiert und neukonzipiert werden kann; mit anderem Habitus, mit anderen Geometrien.
siven Dachräumen, Firmenkantine oder Chefetage. Das sind Konzernsitze, Headquarters! Die Werke des 19. Jh. – Universitäten, Banken, Spitäler – sie stehen meist noch gut da.

101
Kamm – Allianzquai, Frankfurt. Doppelkamm – Technopark, Zürich,
HPP Partner F. Romero

Rücken und Kamm. Je nach städtebaulicher Lage befindet sich der Haupteingang in der Solche Systeme lassen sich typologisch unterschiedlich ausformulieren; als Doppelkamm,
Mitte des Rückens (der dann die Eingangsfront bildet) oder in einem Ende (welches als bei dem der Kamm-Rücken zum mittig-liegenden Kamm-Rückgrat wird. Oder zum System
Kopf einen Akzent bilden kann). Über die langen Gänge des Haupttrakts zweigen wir ab in „verbundener Zeilen“, wobei die verbindenden Bauvolumen ganz unterschiedlichen Charak-
die einzelnen Flügel des Kamms – in Abteilungen mit ausdifferenzierten Eigenschaften. ter haben können; Quertrakte, Passerelle, Hallen... Ein dichtes und potentes System.

Pavillon + Höfe – Verwaltung, Freiburg i. Br. Flache Kiste – Pollmeier Massivholz, Creuz-
Humpert, Reinelt, Zängele, 1967 burg, Seelinger + Vogels

Ein Provisorium, vielleicht elementiert, Statik nur für‘s Dach. Schöne begrünte Atrien, viel Zwei bis drei Geschosse – wir haben es mit flachen Formaten zu tun. Die Ausdehung ver-
Licht, nur Gänge, keine Treppenhäuser. Das benötigt Fläche und kann in urbanen Situati- langt Belichtungshöfe. Wir befinden uns konzeptionell zwischen Pavillon, Raumlandschaft
onen auf hochwertigem Land kaum mehr realisiert werden. So hat der Pavillon immer noch und Blockrand. Zahlreiche Ausformulierungen sind hier denkbar: zum Beispiel ein durchge-
ein „tropisches Flair“; die Forschungsstation im Busch, die Schule in der Savanne... hendes, hohes EG (für Produktion, Ausstellung) und ein mit Höfen perforiertes OG.

Schlanke Kiste – Stadtverwaltung Middelburg.


P. de Ruiter
Alles zur Halle – British Airways,
Harmondsworth. N. Torp

Das Bürohaus! Als Zeile verwandt mit dem „Bürodampfer“. Die Kiste qualifiziert sich durch Für Großkonzerne – oder als Büropark (zur Miete)! Die riesige Glashalle dient dem Empfangs-
das Innenleben; räumlich spannende Erschließung... scharfes Interieur... trendy styling... „Image“, sie muss als Treibhaus Bestandteil des Energiekonzepts sein. Die Halle kann mit
Oder: knochentrockener Habitus, minimalistisches Auftreten, Understatement pur. speziellen Nutzungen bespielt sein. Mehrere gleiche oder unterschiedliche Flügel docken an.
Das Konzept der Kiste lässt eben sehr viel zu – vor allem auch ein nachhaltiges Gebäude. Das Erscheinungsbild, der „Auftritt“, nach außen ist aber eine Herausforderung!

102
Typologische Konzepte

Umnutzung – alte Fabrik als Industriehalle – H2e Werbeagentur,


Büro, Sihltal. Anonym Ludwigsburg. Bottega + Erhardt

Dazu kennen wir zahlreiche Konzepte. Für den Umbau zu Wohnungen kann die große Tiefe Die Spezialvariante des Großraumbüros. Grundthemen sind räumlicher und technisch-
alter Fabriken ein Problem werden – für Büronutzung nicht. Hohe Räume, sichtbare Kon- energetischer Art: Wie erhalte ich den phantastischen Hallenraum, wenn ich spezielle
struktion und Materialpatina bieten das besondere Flair. Vor 30 Jahren wurden Fabriken von Nutzungen wie Sitzungszimmer oder Nebenräume einbauen muss Mit welchem Energie-
Pionierszenen günstig umgebaut... heute sind sie begehrt und dementsprechend teuer. konzept bewältige ich das riesige Heizvolumen und die meist schlechte Wärmedämmung

Mäander – Verwaltung einer Bank. Bürodorf/Bürofarm – SEI Investment, Rock-


Mönchengladbach. HPP castle Pennsylvania. Meyer und Scherer

Mäander und Schlange als selten angewendete Verwaltungstypologien. Sie haben Potenzial Mögliche Konzeptionen sind: Ein Umfeld, in welchem nur radikal einfach konstruiert werden
für Raumbildung (Kopf, Schwanz, unterschiedliche Seitenhöfe), mit ihnen lassen sich kann (Entwicklungsgebiete); Dorfstrukturen, in welche man sich einfügen will – oder die
schwierige Grundstücksformate bespielen – aber sie haben auch Nachteile: etwa die Länge Vorstellung, dass Verwaltungsgruppen mit speziellen Bedürfnissen sich in kleinkörnigen
– was im gezeigten Beispiel durch zusätzliche Kurzschluss-Passerellen entschärft wurde... Strukturen manifestieren sollen. Nachteile: Umständliche Wege, mangelnde Flexibilität.

Im Punkthaus – Das gelbe


Haus, Flims. V. Olgiati
Große Struktur – Verwaltung Aargau,
Baden. BMS

Wie bei jeder Struktur ist die besondere Herausforderung, zusätzlich spezifische Sonderpro- Kompakte Einheiten wie Kleinunternehmen oder Bürogemeinschaften belegen diesen Typ:
gramme und -nutzungen unterzubringen und auszuprägen, z. B. einen Eingang oder einen Dorfverwaltung – Institute von Universitäten – städtische Dienste im Quartier – (exklusive)
Saal. Deshalb gehört zu den primären Entwurfsüberlegungen, was die Struktur können Symbiosen wie Ärztehäuser/Gemeinschaftskanzleien von Rechtsanwälten – Konzernleitung
muss und was sie nicht leisten kann. Erweiterung ist einfach, Orientierung aber schwierig. in der Fabrikantenvilla. Häufig eine Umbauaufgabe, seltener als Neubauprogramm.

103
Zeilen oder Scheiben in Serie – Alles unter einem Dach – TBWA/Chiat/Day,
Telekom Center. Kiessler + Partner Los Angeles. C. Wilkinson

Die Entscheidung für Bürozeilen kann programmatisch (Unabhängigkeit von Teilverwaltungen) Das Konzept „Haus im Haus“ oder „Dorf unterm Dach“ wirkt attraktiv, da Volumen, Technik
oder auch städtebaulich begründet sein (z. B. Wunsch nach Transparenz zu einem speziellen und Transparenz potent in Erscheinung treten. Grundvoraussetzung ist das Bedürfnis nach
Stadtraum wie etwa ein Flussraum). Die Verbindung kann nur (ohne die Typologie zu ändern) gedeckten Außenbereichen – ansonsten scheitert man am Widerspruch: Aus ökono-
im Erdgeschoss oder mit Passarelle gelöst werden. „Zwischen den Zeilen“ ist Spezialraum! mischen Gründen will die Halle gefüllt, aus räumlichen Gründen nur partiell belegt werden.

Neues an/auf Altes – Pionierpark Winterthur. Erschließungsrückgrat –


N. Hürzeler DB Cargo Center, Duisburg. RKW

Umnutzung, Transformation und Nachverdichtung alter Substanz. Die Gründe: Ganz einfach, Es ist evident – dies ist eine der effektivsten Strukturen. Mit ihrem Rückgrat erschließt und
weil eine höhere Ausnutzung zugelassen ist oder weil spezielle Funktionen sich nicht in der bedient sie alle Seitenflügel. Die Struktur ist ausdifferenzierbar, transformierbar, erweiterbar
alten Struktur integrieren lassen. In der behutsamen Annäherung oder im spektakulären und auch teilbar; ganze Teile können untervermietet werden, da jeder Hof ein Zugangshof
Gegensatz finden wir viele unterschiedliche Konzepte. sein kann. Allerdings kann die Maschine nur eine Eingangsfront bilden – mit dem Kopfbau.

Twin-Towers
– Wettbewerbs-
entwurf Ground
Zero, New York, Mobile Offices – IVCHGC Bombay/
N. Foster California

Beim ehemaligen WTC in New York als unabhängige Doppeltürme – oder als verlinkte Hoch- ...mit den Produkten zu den Kunden – wie auf dem Markt, wie der Minimarket-Bus, der
häuser (Petronas-Towers, Wettbewerbsbeitrag von N. Foster für „Ground Zero“). Dazu gehört durch die Dörfer fährt, so ist Arbeit auch in mobilen Büros organisierbar – vor allem deshalb,
eine Serie skulpturaler Spezialfälle wie etwa CCTV (OMA) oder die konzeptionellen Studien weil vor Ort mit Kunden Aufgaben gelöst werden müssen. In gewissem Sinn gehören dazu:
„Kissing Towers“ (MVRDV). Auch im Kleinen bei 6-9 Geschossen ein spannendes Konzept. mobile Ausstellungen, Bibliotheken, Infozüge, Air Force One, Gesundheitstrupps...

104
Typologische Konzepte

Fette Maschine – National Docklands,


Melbourne. J. Grose
...ein Geschoss irgendwo gemietet
Wahrscheinlich die häufigste Firmenlage: Irgendwo in einem mehr oder weniger qualitäts- Bei großer Höhe, Breite, Tiefe wären komplett ausdifferenzierte Raumfolgen (siehe icon
vollen Bürohaus installiert sich die Firma und schafft sich ihre Raumqualität in den eigenen „Raumlandschaft“) sehr aufwändig. Sinnvoll ist ein hybrides Konzept, aufbauend auf Stan-
Räumen. Im häufigen Fall der Miete kann dies nur über Mobiliar und Einrichtung erreicht dardstrukturen wie Loggia, Atrium, Hof und Zeilen-Zwischenraum, welches kompositorisch
werden, da bauliche Investitionen bei Umzug mehrheitlich verloren gehen. weiter modelliert wird – das Bauwerk kann so als Kiste oder als Skulpur erscheinen.

Rundhaus – Suhr. Calatrava Frei Ring – UFO Lofthouse, Frankfurt. Dietz Joppien
Der kompakte Rundbau zeigt das selbstständige Bürohaus, welches am Ort wie ein UFO Der Ring ist Hof- oder Blockrand. Die Eigenständigkeit kann sich aus städtebaulicher Lage
gelandet ist. Der formale Anspruch an allseitiger Gleichförmigkeit widerspricht den Ansprü- ableiten; auf dem Campus, auf der verkehrsumspülten Insel. Treppenhäuser erschließen die
chen auf Reaktion gegenüber Orientierungen; unterschiedliche Ausformulierung der Seiten Brandabschnitte, Laubengänge bedienen Segmente. Die formalen Analogien zu Drehung
für eine städtebauliche Reaktion, für eine energetische Optimierung – das birgt Konflikte. und Zentrifugalkraft erlauben dynamische Raumkonfigurationen und Bilder.

Galerie und Passage – The Mall – Glashalle als Zentrum –


Cleveland Arcades. J. Eisenman Züblin AG Stuttgart. G. Böhm

Der Typ Passage wurde vorwiegend durch den luxuriösen Einzelhandel belegt – nur selten Wir finden Vorläufer bei den Eisenkonstruktionen des 19. Jahrhunderts (siehe links): Galerien,
durch Wohnen oder Dienstleistung – erstens weil Wohnen am überdachten Hof problema- Märkte. Mit der technologischen Architektur (leichtere Tragwerke, Seilstatik, neue Glas-
tisch ist, zweitens, weil es zu Ende des 19. Jahrhunderts kaum Dienstleistungen gibt. Den- technologie und komplexe Energiesteuerung) werden große Hallen zum sinnvollen Standard-
noch ist die Passage ein wichtiger konzeptioneller Vorläufer für moderne Bürobaukonzepte. baustein. Glashallen sind heute Bestandteile des Energiekonzepts („Energie-Gärten“).

105
U-Hof – Schiffahrtskontor Elbe, Berlin, Doppelzeile als Langhof –
Grüntuch Ernst Darmstadt, Eisele Fritz

Dieses überzeugend einfache Prinzip mit einer quergestellten Erschließung bildet eingangs- Die Doppelzeile – oder der lange U-Hof – bildet das große Schiff mit einem intimen Hofraum
und straßenseitig die Hauptfront und öffnet sich mit den zwei einen Halbhof bildenden (oder urbanen Platz-Hof). Die beiden Zeilen können mit Passerellen verbunden werden. Die
Flügeln als gerichtete Architektur – gegen das Wasser oder Parkraum. Dieses Prinzip kann Außenseite kann schroff abweisend sein – oder wie hier einladend mit einem Arkadentrich-
auch als Lärmschutzkonzept angewendet werden. ter. Speziell an diesem Konzept ist die Erweiterbarkeit in Mäanderform zur 3er-Zeile.

Gequetschter Blockrand = Doppelzeile – Nabe als zentrale Glashalle –


Umweltbundesamt Dessau, Sauerbruch Hutton Hauptverwaltung LVA Lübeck, G. Behnisch

Grundprinzip ist der Blockrand, welcher in eine eigenständige Großform transformiert wird Die Verwandtschaft zum „Seestern“ ist evident; während der Seestern als ein integrales
– beispielsweise in eine „Amöbe“. Wie bei der Doppelzeile werden die langen Flügel mit Objekt erscheint, konstituiert sich die Nabe als Ansammlung unterschiedlicher Körper um
Passerellen kurzgeschlossen. Der gedeckte Innenhof macht dies zum Totalobjekt – das ist eine zentrale Verteilerhalle – die Nabe (oder das Prinzip „Schlüsselring“). Schwierig umzu-
aber nicht zwingend notwendig. Großes Potenzial für lange, schwierige Grundstücke. gehen ist mit den unterschiedlichen Dichten im Zentrum und an der Peripherie.

Raumgitter –
Treptower, Berlin, G. Spangenberg (Foto)
Gründungssitz – Hauptsitz = Ikone –
Berliner Volksbank, A. Isozaki (Skizze)
Bank of England (Foto) Chicago Times (Skizze)

Der Gründungssitz steht für Tradition und wird nur im Notfall aufgegeben. Architektur und Das System erlaubt höchste Dichte. Organisiert als Zeilen mit Quertrakten oder als
Firmennamen sind hier eins. Berühmte „Sitz-Aufgabe“: Als Pan Am das Gropius-Hochhaus richtungsloses Gitter. Quertrakte können „fliegen“ und erlauben so erdgeschossig durchge-
in New York verließ. Berühmteste (nicht realisierte) Neupositionierung mit Architektur: Das hende Höfe. Der Komplex ist in seiner Orientierung und Atmosphäre schwer zu kontrollie-
Loos‘ Hochhaus für die Chicago-Times. Recherchiere: BMW, Olivetti, Nestle, CCTV ... ren. Man wünscht sich dabei einen öffentlichen Raum mit viel Publikumsverkehr.

106
Typologische Konzepte

Atelierhaus für Arbeiten und Wohnen –


Kölner Brett, Brandlhuber Kniess
Adresse Hinterhof – anonym
Das Beispiel zeigt eine konzeptionelle Architektur, welche Wohnen und Arbeiten nicht mehr Die sogenannten minderwertigen Adressen werden als Insider-Orte kultiviert. „Standing,
als getrennte Funktionen versteht, sondern mit intelligent verschränkten und flexibel kom- Repräsentation, Top-Adresse“ – a ne m‘interesse pas! Basierend auf niedrigen Mieten und
binierbaren Grundrissen Wohnen und Arbeiten als ein System versteht. Mit einem neuen szenösen Orten wird Position bezogen. Man hat dann aber innovative Qualität zu liefern –
Verständnis für Nutzungsmischungen erkennen wir darin den gefragten Quartierbaustein. auch als Architekt, der für Newcomer baut. Ansonsten ist man „weg vom Fenster“.

Wohnen und Arbeiten im urbanen Quartier Kristallin – Menzis, Groningen, de Architekten Cie.
Arbeiten und Wohnen – die Kombinationen werden diskutiert. Die Raumnutzungs-Gesetze Kristalline Körper haben eine lange Tradition: Pyramiden, Tauts Kristalle, Hochhäuser in New
in einigen Ländern lassen den Mix nicht zu und sollten revidiert werden; denn in den meis- York... Sie haben eine spezielle Eignung für Raumprogramme mir großen Räumen wie Säle,
ten Wohnungen finden wir heute einen vollwertigen Arbeitsplatz – immer öfter für kommer- Megaloggien, da diese in Korrespondenz zum Körper gebracht werden können. Im Bürobau
zielle Arbeit; Start-ups, Einpersonenbetriebe, Beratung, Nebenverdienste, Telearbeit... sind sie deshalb seltener zu finden und in ihrer Ausformung zurückhaltender.

Büro-Komplex – Centrosoyus, Struktur – Central Beheer, Apeldoorn,


Le Corbusier H. Hertzberger

Das Bürogeviert – nicht als Struktur, sondern als durchkomponierter Komplex. Ein solcher Der Normalfall wird mit einer ausgeklügelten Struktur gelöst – die räumlich-funktional-
Entwurf macht sich zu eigen, dass sich große Verwaltungen (Konzerne, Staat) auch in reich- konstruktiv möglichst viele Ansprüche erfüllt. Dann aber ist ein weiterer Schritt notwendig:
haltigen Programmen manifestieren können; Empfangshalle, Aula, Säle, Sitzungszimmer, Wie implementiere ich spezielle Funktionen, Einzelteile, Sondersituationen, Eingänge... und
Kantine, Café, Lounge, Ruheraum... dieses Programm wird zur Skulptur modelliert. auch: Wie reagiere ich mit der Struktur auf die umliegende Stadt Genial, wer das alles löst!

107
Arbeit und ...

109
Gebrauchsanleitung 111
Sich verorten 115
Typologie 129
Rohbau, Ausbau, Technologie 147
Verbinden, Trennen 161
Kommunizieren 175
Gestalten, Designen 189
Peripherie 205

110
Gebrauchsanleitung

Struktur

Die folgenden sieben Kapitel unter der Überschrift „Arbeit und...“ Themen. Danach werden die wichtigsten Aspekte der Themen in
sind alle nach einem ähnlichen Prinzip aufgebaut: Nach einer Einfüh- Texten erläutert (ein bis zwei Doppelseiten mit vereinzelten Bildern
rungsseite mit kleinen Piktogrammen folgen die zweiseitigen „Ent- und Grafiken). Jedes Kapitel wird mit einem „Struktur-Vorhang“ und
wurfsschemas“ als umfangreiche Fragensammlungen zu den sieben zwei zum Thema besonders passenden Beispielen abgeschlossen.

Einleitung
Zusammenfassender Text, einige exemplarische Piktogramme zum
Thema.

Entwurfsschema
Wir durchstreifen sechs allgemeine Aspekte (Maßstab, Lage, Öko-
nomie, Funktionalität, Zeit, Identität) und stoßen auf zahlreiche of-
fene Fragen. Übergreifende Pfeile schlagen jeweils einen logischen
Denk-, respektive (Teil-)Entwurfsprozess vor.
Alle sieben Schemas sind im Gesamtentwurf (siehe Seite 13, „Anlei-
tung zum Entwerfen“) über Schlaufen zusammengebunden.

Texte zu den wichtigsten Aspekten


Ein bis zwei Doppelseiten mit erläuternden Texten und wenigen
Schemas, Piktogrammen, Bildern. Es muss bewusst sein, dass in
diesem Buch vor allem Aspekte des Entwerfens behandelt werden.
Ein weiteres Verständnis für bautechnisch-konstruktive Aspekte ist
zwingend mit anderen weiterführenden Publikationen zu erarbeiten!

Struktur-Vorhang
Auf jeweils einer Doppelseite wird eine für das Thema zentrale Struk-
turfrage graphisch geklärt. Dies soll auch dazu anregen, sich selbst
zur weiteren Strukturklärung solche Übersichten zu erarbeiten.

Zwei Projektbeispiele
Die jeweils ausgewählten beiden Projekte dokumentieren in ganz
besonderer Weise einen architektonischen Schwerpunkt zum The-
ma. Sie folgen deshalb teilweise einer anderen Sortierung als die auf
Seite 99 dargestellten „Typologischen Konzepte“ (Typo-Icons).

111
Arbeit und...

112
Sich verorten

113
114
Sich verorten

Die Verortung der Arbeitswelten ist von


Aufgabe zu Aufgabe und von Lage zu Lage
sehr unterschiedlich. Die hier gezeigten
typischen Beispiele sind nur einige aus der
möglichen Palette. Wichtig ist, dass sich
Entwerfende ein Repertoire für die Analyse
und ein Repertoire für Projektantworten
aneignen.
Die Klarheit, mit welcher ein Projekt in
einem System verankert wird, trägt zur
rationalen und damit zur rationellen Bearbei-
tung bei – man hat sich Kriterien erarbeitet
und sich auf solche geeinigt. Dies ist ganz
besonders bei Verwaltungsbauten eine
empfehlenswerte Strategie.
Heutzutage muss sich die Arbeit im
Spannungsfeld zwischen lokalen und Global, UNO Hauptsitz, New York Hochhausstadt, Bürodistikt Manhattan, New York
globalen Anforderungen positionieren. Viele
Unternehmen sind international vertreten,
haben zahlreiche Firmensitze und somit
unterschiedlichste Umgebungen innerhalb
derer es gilt, qualitätvolle Arbeitsorte zu
entwickeln. Auf der einen Ebene muss die Lokal, Rathaus, Camarasa Solitär, Torre Agbar, Barcelona
Erreichbarkeit der Einzelstandorte gewähr-
leistet sein, das heißt die optimale Verkehrs-
anbindung wird angestrebt, auf der anderen
Seite spielen die allgemeine Lebensqualität,
das spezielle Umfeld, die besondere Stim-
mung eines Orts eine immer größere Rolle. Zentral, Gerling, Köln Eingebunden in Umgebung, Central Versicherung, Köln
Sowohl für die Qualität der Arbeitsplät-
ze als auch für die Arbeitsorte wäre es
wünschenswert, die Arbeit könnte sich
immer mehr in zentralen Lagen verorten, in
Umfelder einbinden und mit ihnen in Dialog
treten. Peripher, Bürostadt, Frankfurt-Niederrad Neubau, Sparkassen-Carré, Tübingen

115
Sich verorten beruht auf Kontexterkenntnis

MASSSTAB LAGE ÖKONOMIE

„Standort muss etwa Blockgröße haben“ „Sieht mein Haus aus wie das von nebenan “ „Toplage, dafür extrem optimiertes Projekt!“

Besondere Qualitäten /
Probleme des Orts
2 Identität am Ort umsetzen
und ausprägen Image der Umgebung
Wie sind Abhängigkeiten zwischen Lage / Wertschöpfigkeit
Wie ist das Gebiet strukturiert und welche Entwick-
lungen sind zu erwarten Relevanz und Gewichtung einzelner Lagekrite- Kann ich an der gewünschten Lage überhaupt bauen
rien (z. B. lieber Stadtrand dafür sehr ruhig – Oder muss gemietet werden Das heißt: Projekt wird
oder: lieber zentral, dafür ein hektischer Ort...) zur Innenarchitekturaufgabe.
Welche Größe hat das Kundengebiet heute, und wie
groß könnte es werden (regional, national) Wird eher ein monofunktionales (Büroviertel) oder
eher gemischt genutztes Quartier bevorzugt Was bedeutet „ökonomische Verortung“

Welche Größe hat das Projekt Zwingende Lagewahlkriterien (z. B. öffentliche Welche Auswirkung hat die Lagewahl für das Unter-
Verwaltung im Quartierzentrum) nehmen (Hohe Lagekosten = hohe Lohnnebenkosten,
Sind (langfristige) Bauabschnitte oder
aber: Gute Lage = mehr Aufträge )
Erweiterungen vorgesehen
Für wen und für was wird welche Art von Ver-
kehrsanbindung benötigt (Mitarbeitende, Kunden,
Welche Auswirkungen hat die Lageklasse auf das Archi-
Arbeitsorte, eventuell Logistik Produkte)
tekturprojekt (Repräsentation, Understatement)
Welchen Maßstab haben die umliegenden Struk-
turen Integriert sich unser Projekt oder sprengt es
Wie unterstütze ich den Ort Welche Erwartungen haben die Mitarbeitenden an das Umfeld
vorhandene Maßstäbe
mit meinem Projekt

Welche Netzwerke und welche Dienstleistungsange-


bote sind vorhanden, was fehlt (Verpflegung, Freizeit,
Mögliche Anbindung an urbane
Printservice, Spezialberatungen, ...)
Freiräume

Struktur des Orts Standortfaktoren – harte/weiche Lageklassen


Stadtgrundriss Sonstige Standortbedingungen Bedingungen für das Unternehmen
Maßstabsebenen (Städtebau bis Ausführung) Der Ort, Topographie, historische Schichten Möglichkeiten des Unternehmens
Virtuelle und räumliche Netze Morphologie und Typologie Netzwerke und mögliche Synergien im Umfeld
Verschiedene Behörden für unterschiedliche Struktur von Siedlung und Natur Standortwahl bezüglich Region und Struktur
Maßstäbe Erschließung (MIV, ÖPNV)

1a Qualitäten des Orts sammeln

116
Sich verorten

3 Idee von Verortung

FUNKTIONALIT T ZEIT IDENTIT T

„Standort mit optimaler Erreichbarkeit gesucht!“ „Standort mit Erweiterungsmöglichkeiten“ „Besonderer Ort = besondere Architektur!“

Ist die Funktion an dem Ort not- Wie lange wird das Programm am Ort bestehen Gibt es eine klare, bestehende Firmenidentität –
wendig und ist sie integrierbar oder kann/muss diese mit dem Projekt neu definiert
Wann wird was genutzt und mit welcher Frequenz
und positioniert werden
Werden zum Beispiel aufgrund eines Ab- Sind unübliche Nutzungszeiten (Nacht- und Wo-
bruchs andere Nutzungen verdrängt chenendarbeit) zu erwarten
Gilt diese Identität für nur dieses Projekt oder exis-
tieren Vertretungen an anderen Orten (Hauptsitz
und Filialen)
Wie wirkt sich die spezifische Funktionalität
auf die Typologie aus – und was bedeutet
Ist es ein Projekt, das sich im Laufe der Zeit transfor- Handelt es sich um ein Mietobjekt und kann deshalb
dies in Bezug auf Umgebungstypologien
mieren muss. Sind Umbauten zu erwarten nicht für ein Firmen-Corporate-Identity entworfen
werden
Wird eine besondere Positionierung durch Kann sich die Funktion nur anpassen, wenn sie sich Mit welchen Elementen soll die Identität vermittelt
die besondere Funktion notwendig dauernd verändert werden

Mit welchem Projekt, mit welcher Architektur kann


Wie ist das Gebäude frequentiert und was
sind die Folgen daraus (z. B. Großprojekte:
Dichtere Busfrequenz bei Stadt beantragen)
1c Eigene Identität herausarbeiten
Ist es eine Funktion, welche zu bestimmten Zeiten
die Identität an diesem Ort umgesetzt werden

Verkehrsspitzenlasten auslöst (z. B. Großverwaltung)


Mit welcher Stärke will aufgetreten werden: „Schrill
repräsentierend – oder edles Understatement“

Wie öffentlich/wie privat ist das Programm und Wie lange arbeiten die Leute dort (Langjährige Mitar-
was sind die Konsequenzen daraus (Störungen beiter = bekannte Gesichter oder ständiger Wechsel)
durch Nachbarn, Sicherheitsaspekte)

Abhängigkeit Verortung – Raumprogramm Arbeitszeiten Firmenidentität


Funktionale Anforderungen Frequenzen, Lasten, Mengen Intensität des Firmenauftritts
Neuer Baustein im Quartier Nutzungsintervalle Räumliche Umsetzung
Strukturelle Konsequenzen im Umfeld Reaktion auf den Ort: Dialog/Stärkung/Opposition
Positionierung, auch gegenüber Konkurrenz

1b Mit Programm abgleichen

117
Standortanalyse

Für jede Architektur und für jegliche Art Ar- gesucht werden. Im Idealdenken jedes
beit ist Verortung ein zentrales Thema. Ganz Stadtplaners wäre diese Vorgehenswei-
ursprünglich geht es darum, wie Architektur se wünschenswert. Für hervorragende
mit dem Ort in einen Dialog tritt und diesen Lagen finden sich meistens sinnvolle Pro-
in seinen Qualitäten unterstützen kann. Um gramme und Investoren. Problematische
hier Potenziale abholen zu können, müssen Lageklassen können manchmal jahrelang
wir uns – dies ist eine sehr langfristige Aus- nicht aktiviert werden.
einandersetzung – mit allen Orten beschäf- • Intelligente Investoren lassen einen
tigen, um das Spezielle eines Orts erkennen Abstimmungsprozess zwischen geplanter
und kultivieren zu können. Nutzung und anvisiertem Standort zu. In
der Flexibilität zu intelligenten Weiter-
Den Unternehmen geht es um gute Auffind- entwicklungen des Nutzungsprogramms
barkeit, Erreichbarkeit und eine attraktive liegt ein beachtliches Potenzial.
Lage – die „gute Adresse“ ist gesucht. Ihre
Prägnanz muss und kann vom Architekten Für diese ersten Schritte der Planung und
qualifiziert und gestärkt werden. des Entwerfens benötigen wir uneinge-
schränkte Offenheit für mögliche Lösungen
Wir stehen vor unterschiedlichen Aufgaben und ein andauerndes Abtasten der Konstel-
mit bekannten und unbekannten Faktoren: lation mit innovativen Lösungsansätzen,
• Gegebener Standort und bekanntes Pro- Strukturen, Projektbildern, Strategien... Es
gramm (zum Beispiel Familienunterneh- ist vorerst nicht klar, auf was und wie die
men mit Traditionsstandort). In diesem Konstellation „vor Ort“ reagiert, aber wenn
Fall müssen wir herausfinden, welches sie reagiert, dann sollten wir dies sofort
die Qualitäten/Defizite des Orts sind erkennen und die Projektchance wahrneh-
und mit welchen Mitteln diese optimiert men!
werden können.
• Nutzung ist gegeben, Standort muss Entwurfsarbeit wird zudem mit rationalen
Kernstadt gesucht werden: Die Standortsuche ist Faktoren gestützt und gesteuert. Daten,
zentrumsnah seltene Aufgabe der Architekten – aber Analyseerkenntnisse, vereinbarte Kriterien
die Bewertung unterschiedlicher Stand- und Prioritäten, funktionale und ökono-
Vorstadt orte ist eine wichtige Aufgabe für uns, mische Prämissen sind Entscheidungshil-
Agglomeration
da es dazu die Gabe „schneller Visionen“ fen für eine integrale Projektarbeit, aber
braucht. auch für zahlreiche Teilebenen. Konkret
• Standort ist gegeben und es soll eine heißt dies, dass für ein Unternehmen die
Arbeitsorte und Lage geeignete und tragfähige Nutzung Liste der Kriterien und ihre Priorität geklärt

118
Sich verorten

werden muss. Langsam kristallisiert sich Standortqualitäten. Demgegenüber stehen Was ist planerisch erstrebenswert
so eine Strategie für den Entwurf an einem integrale Standortvorteile; die allgemein Verlagerung der Arbeitsorte in Zentren, in
Ort heraus – wir können uns bestimmten gute Lebensqualität eines Ortes, welche Brachen (anstelle schlechter Wohnlagen),
Lösungen zuwenden. für qualifizierte Mitarbeiter/-innen und ihre Einbindung und Dialog mit Umfeld, Nut-
Familien immer entscheidender wird. zungsvielfalt: EG öffentlich/Adressenkon-
Aspekte flikte intelligent lösen für Nutzungsmix...
Verkehrsanbindung Stimmung des Umfelds
Lage kostet. Grundsätzlich ist jede bezahl- Wahrscheinlich öfter als erwartet, entschei- Problem: Alle wünschen sich ein urbanes
bare Erschließungsqualität willkommen den sich Investoren und Mieter für oder Umfeld und urbane Räume, doch nur weni-
(ÖPNV, Auto, Bahn und Flugzeug). Je nach gegen den Charakter eines Umfelds. Sie ge tragen etwas dazu bei.
Nutzung werden bestimmte Verkehrsträger entscheiden sich für den Standort, weil sie
favorisiert. Das Spektrum reicht von Top- sich hier nicht nur Arbeitsplatz-, sondern Themen/Begriffe
Lagen bis hin zur städtischen Randlage oder allgemein Lebensqualität vorstellen können. Harte Standortfaktoren: Preise, Dimen-
Hinterland. Besondere Lagen entstehen sionen, Lohnnebenkosten, Erschließung,...
explizit an den Knoten des Verkehrsnetzes. Beispiele für spezifische Kriterien:
Bevorzugt sind Knotenpunkte, bevorzugt Sicherheit, absolute Ruhe, historische Weiche Standortfaktoren: Charakter des
wird immer mehr der ÖPNV. Adresse, Laufkundschaft, Nähe zum Wohn- Orts, Vorlieben, Lebensqualität, Netzquali-
ort des Chefs, Zufallsangebot, Anonymität... täten, Human capital...
Magnetismus und/oder Mix
Für einige Unternehmen kommen nur Hinweise zum Entwurf Mikrostandort = nähere Umgebung des
Standorte in Frage, an denen weitere Fir- Wie verhalte ich mich am Standort Standorts – Stadtteil, Straßenzug...
men aus der gleichen Branche angesiedelt Topographie, Morphologie und Typologie:
sind. Sie sind angewiesen auf Synergieef- Historische Schichten, Stimmung Quartier Makrostandort = Großräumiges Verflech-
fekte, auf den Markt von Spezialisten oder Stadtmorphologie – typologische Antwort tungsgebiet – Region, Stadt, Gemeinde...
die Präsenz von Subunternehmern/Dienst- Neubau/Bestand (Einbindung, Solitär)
leistern. Andere suchen den klassischen Körnigkeit, Maßstäblichkeit Benchmarking: Für einen Vergleich verschie-
Innenstadtmix – dort wo sich alles trifft und Adressenbildung, Aufwertung des Umfelds dener Standorte haben wir diese Kriterien
mischt. Sind Standortdefizite auszugleichen zu listen und zu werten.
Magnetismus: Silicon Valley (mangelnde Quartierangebote, Lärm, pro-
Mix: SoHo (Small Office/Home Office) blematisches Image, Monokulturen, ) Spezielle Entwicklungs- und Bewertungs-
systeme: Aufgrund der komplexen Realisie-
Unternehmensfreundlichkeit Tendenzen/Aussichten rungsabläufe und der ökonomischen Brisanz
Wirtschaftsstruktur, Investitionsklima, Steu- Was ist zurzeit planerisch problematisch haben sich professionelle Instrumente ent-
ervorteile, Start-up-Förderung, tiefe Lohn- Isolierte Standorte – Bürostädte, Grüne- wickelt, die man sich gerade bei größeren
nebenkosten – das sind im engeren Sinn Wiese-Planungen – reine Bürosolitäre. Projekten aneignen sollte oder muss.

119
Das Zentrum 1-A-Lage Lage an Verkehrsknotenpunkt

1 bis 2 km

5 km

Lagen Historisches Zentrum Ausgewählte, exklusive Lagen Optimaler verkehrstechnischer


Kernstadt – Innenstadt innerhalb eines Stadtgebiets, die Anschluss durch Kreuzungspunkt
Handelszentrum City, Topadressen einer Stadt, hier von mehreren Verkehrsmitteln
Arbeiten ab dem 2. OG werden Spitzenmieten erzielt, (U-Bahn + Straßenbahn + Bus)
EG öffentliche Nutzung wie Arbeiten ab dem 2. OG
Geschäfte, Gastronomie öffentliche EG-Nutzung

Arbeitende Finanzen/Banken Anwälte Firmen mit großer Belegschaft


Verwaltungen Beratungsunternehmen

Bauliche Eingriffe Nachverdichtung


Durch Aufstockungen von Einzelgebäuden – Sonderprojekte – sinnvoll bei sehr repräsentativen
Orten oder wenn Bestandsgebäude identitätsstiftend, signifikant sind oder Denkmalwert besit-
zen – Gewinn zusätzlicher Bruttogeschossfläche – mehr Signifikanz – städtebauliche Präsenz
– in Innenhöfen des 19. Jahrhunderts – analog: Gewerbebetriebe
Adressenproblematik – Kopplung mit vorhandener Schicht oder unabhängige Schicht legen

Bestandsaufwertung
- Qualifizierung erhaltenswerter Substanz, Gebäude mit Denkmalschutz
- Alte Verwaltungsgebäude Firmengebäude mit Erinnerungswert, Gründungs-
strukturen, die erweitert werden sollen
- Sensibler Umgang erforderlich

Ersatzbebauung
- Abriss und Neubebauung einzelner Gebäude oder ganzer Stadtblöcke; so entstehen
exklusive Neubauten mit besserer Ausnutzung der Bebauungsmöglichkeiten
- Ziel Maximierung der Bruttogeschossfläche und Requalifizierung der Standorte
- Öffentliche Nutzung im Erdgeschoss sinnvoll

Löcher Baulücken – unbebaute Parzellen


- schwer verwertbare Grundstücke mit Besonderheiten (minimale Breiten, Spezialzuschnitt..)
- Typologie im starken Dialog mit Substanz
- im Umgang mit den Besonderheiten entstehen Speziallösungen
- Beitrag zu Urbanität durch Nachverdichtung

120
Sich verorten
Zentrums–Randlage Nebenlagen Periphere Lagen
Stadtteile Stadtränder Endstation S–Bahn
Stadtquartiere Subzentren

10 km 20 km

Stadtgrenze
Am Rande des inneren Stadtgebiets Dezentrale, vorwiegend im Stadtge- Gewerbegebiete – Bürostädte
Arbeiten meist in den beiden un- biet befindliche Lagen Optimaler verkehrstechnischer Anschluss
teren Etagen, sonst Wohnnutzung „Grüne Wiese“ (Autobahn, Flughafen...)
Sammlung reiner Solitärbauten
Keine Qualität der öffentlichen Räume
Individuelle Gebäudegestaltung
Monofunktionale Nutzungsstruktur
„Newcomer“ Mischung aus Handel, Produktion
und geringem Anteil an Büroflächen Reine Büronutzungen – kein Nutzungsmix
Funktional geprägt, großflächig IT-Branche, Dienstleister, Call-Center
Große Firmensitze
Seltene Insider-Standorte in abgeschiedenen
Lagen, spezielle Nutzungen mit geringer
Nachverdichten von lose bebautem Vorort-Standort, Wertschöpfung, Pionier-Belegungen....
wenn möglich Anreicherungen mit zusätzlichen
Nutzungen und Anbindung an ÖPNV.
Spezialfälle

Einzelfall Einzelfall

Konversion ehemaliger Gewerbe- und Indus-


triefelder zu neuen Produktionsstandorten
Konversion von ehemaligen Gewerbeinseln zu oder zu Freizeitparks. Bei guter Erschlie-
gemischt-genutzten Stadtbausteinen mit hohem ßung Ansiedeln von Dienstleistungen
Anteil an Büros, eingestreuter Versorgung, Freizeit eventuell möglich.
und speziellen Wohnformen...

Brachen - Fragen nach Typologie und Nutzung offen


- bisher unbeplante Gebiete - Ist die Vorstellung „Entwicklungsgebiet“ tragfähig
- Lücken aus Kriegszerstörung, bisher nicht wieder gefüllt - Lage Endstation: eventuell kombiniert mit Autobahnanschluss
- aufgegebene Standorte - Relevanz der Nutzungen im Umfeld (zum Beispiel Baumarkt, Frei-
- obsolete Infrastrukturen, alte Güterbahnhöfe, Hafenanlagen, zeit und Sport)
Flugplätze
- ehemalige Kasernenstandorte
- ehemalige Industriestandorte

121
kempertrautmann.haus

kempertrautmann.haus Das neungeschossige Büro und Geschäfts- den, markiert den Eingang und maximiert
Große Bleichen 10 haus befindet sich in der Innenstadt von die Schaufensterfläche im Ergeschoss.
Hamburg (DE) Hamburg, unweit des Jungfernstiegs und In den Obergeschossen wird durch die
der Binnenalster. Im Kontext der historisch Rundung der Ausblick auf den umgebenden
André Poitiers gewachsenen Stadtstruktur schließt das Stadtraum inszeniert. Auf der Rückseite
Hamburg Gebäude eine jahrelang unbebaute Baulü- ist ein schmaler Lichthof entstanden, der
cke in Innenstadtlage. Der Anschluss an die die Belichtung der straßenabgewandten
Fertigstellung vorhandene Blockrandbebauung wird durch Räume ermöglicht und somit die Büronut-
2006 einen Rahmen aus weißen Brandwänden zung über die ganze Gebäudetiefe zulässt.
hergestellt, die zugleich dem Bau eine klare Die Fassade nimmt die architektonischen
Büroarbeitsplätze Ausrichtung zur Straße hin verleihen. Auf ei- Elemente, horizontale Gesimse und Erker,
ca. 100 nen Rücksprung des Blockrands reagiert der der Nachbarbebauung auf, reflektiert und
Entwurf mit einer Rundung und vermittelt transformiert diese und trägt damit zu einer
somit zwischen den angrenzenden Gebäu- starken Verortung des Projekts bei.

Lage M 1:10 000

122
Sich verorten

relevante Themen

LAGEN
Zentrum
1A-Lage
Zentrumsrandlage
Nebenlage
periphere Lage

EINGRIFFE
Nachverdichtung
Bestandsaufwertung
Ersatzbebauung

LÖCHER
Baulücken
Brachen

MASSSTAB
Einzelgebäude
Block
Quartier

Grundriss EG M 1:500
Grundriss RG M 1:500
Schnitt M 1:500

123
Domquartier Magdeburg

Domquartier Magdeburg Einst „schmückten“ Plattenbauten den metrien verankert ist: querliegende alte
Breiter Weg 7 Domplatz – sie wurden in den späten Wegeführungen und Sichtverbindungen,
Magdeburg (DE) 1990er Jahren abgerissen, um diesen be- Gassen, Dachlandschaften und verformte
deutenden Ort über ein Wettbewerbsverfah- Innenhöfe. Die freien Geometrien sind
Bolles Wilson ren mit Neubauten aufwerten zu können. ambivalent; sie können als mittelalterliche
Münster oder als zeitgenössische Systeme gelesen
Das Projekt von Bolles Wilson kombiniert und verstanden werden.
Fertigstellung und tradiert historische mit zeitgenös-
2002 sischen Morphologien für diesen Ort: Ein Der vielfältige innerstädtische Nutzungsmix
erstes Prinzip erinnert an die orthogonale gehört zur Lage und stärkt den Ort. So ist
Büroarbeitsplätze Gründungsstadt; es sind dies Blöcke, Höfe das Domquartier Magdeburg kein Projekt
ca. 600 und Platzfronten, welche morphologisch der Anbiederung an Geschichte, sondern
in der Bebauungsschicht begründet sind. eines der vielschichtigen Anreicherung und
Dieses erste Prinzip wird mit einer Dynamik deshalb exemplarisch für Verortung im histo-
durch- und überspült, die in alten Raumgeo- rischen Kontext.

Lage M 1:20 000

124
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relevante Themen

LAGEN
Zentrum
1A-Lage
Zentrumsrandlage
Nebenlage
periphere Lage

EINGRIFFE
Nachverdichtung
Bestandsaufwertung
Ersatzbebauung

LÖCHER
Baulücken
Brachen

MASSSTAB
Einzelgebäude
Block
Quartier

Schnitt M 1:1500
Grundriss RG M 1:1500

125
Arbeit und...

126
Typologie

127
128
Typologie

Wie im Kapitel „Typologische Konzepte“


(siehe Seite 99) skizziert, können Typologien
auf unterschiedlichste Art und Weise ver-
standen werden. Gebäude können aufgrund
ihrer Struktur, Form, Erschließung, Größe,
Arbeitsorganisationsform oder auch durch
regionale Unterschiede typologisiert wer-
den. So unterscheiden sich die Bürobauten
in Deutschland und Schweden stark von
den Bürobauten im Amerika und England.1
Der eine Typ ist durch einen langen Abstim-
mungsprozess zwischen Gewerkschaften,
Arbeitgebern und -nehmern in gesetzliche
Vorgaben überführt worden. Er zeichnet
sich durch geringe Gebäudetiefe (15 bis
18 m), eine bestimmte, vorgegebene
Arbeitplatzgröße, natürliche Belichtung und Scheibenhochhaus, KHD , Köln Basic Typologie, Bacardi-Bürohaus, Santiago de Cuba
Schallschutzvorgaben aus. Der andere, rein
auf die Flächeneinsparung optimierte Büro-
typus, zeichnet sich durch eine große Tiefe
aus, die durch Klimatisierung, Technik und
künstliche Belichtung beliebig groß entwor-
fen und gebaut werden kann. Innerhalb der USA/GB Großraumbüro, Citibank, London Europäisches Büro, Gruner + Jahr, Hamburg
Gebäude variieren die Standards sehr stark.
Die besseren, meist den Führungsetagen
vorbehaltenen Arbeitsplätze sind natürlich
belichtet und haben Ausblick ins Freie, die
anderen lassen diese Qualitäten vermissen.
Ziel des Entwerfens, wie wir es verstehen, Spezialtypologie, CCTV, Beijing Hochhaus im Grünen, Olivetti, Frankfurt am Main
sollte das Entwickeln eines Bürotyps sein,
der sowohl den ökonomischen und nach-
haltigen, aber auch den arbeitsorganisato-
rischen und gesundheitlichen Aspekten der
Arbeit gerecht werden kann.
Kleine Typen, Brückenverwaltung, Rotterdam Großstrukturen, Verwaltungsstadt, Brasilia

129
Typologiewahl beruht auf Abgrenzungs- und Einbindungsabsichten

MASSSTAB LAGE ÖKONOMIE

„Internationales Image der Firma und kleinstädtisches „Die Lage wäre geeignet für eine „Ich habe ein sehr enges Budget vorgegeben – ich
Umfeld sind eine typologische Herausforderung“. Hoftypologie – aber kann ich die muss deshalb radikal einfache Typen entwerfen“.

2
Aufgabe damit lösen “
Abstimmung Abwägung zwischen
Befinden wir uns in einer kleinmaßstäblichen Situation,
in einem großflächigen System oder in einem hetero- Funktionalität und Typologie
Handelt es sich um einen historischen Kontext, in
genen Umfeld
welchem gegebene Typen zu tradieren sind Ist die gewählte Typologie grundsätzlich kompatibel mit
der „Ökonomie der Aufgabe“ – oder habe ich falsch
Befindet sich das Grundstück in einer morpholo- Wie passe ich bekannte und geeignete Typologien an gewählt (z. B. Flachbau bei teurem Grundstück)
gischen „Standard-Situation“ (z. B. Blockrandviertel), die spezielle Lage an
auf die wir typologisch antworten sollten
Ist Ökonomie eventuell das zentrale Kriterium (z. B. bei
Betrieb mit sehr niedriger Wertschöpfung) – und habe
Kann ich mein Projekt als klärenden Beitrag zum Wie modifiziert sich die gewählte Typologie in der ich dafür eine besondere Typologie zu entwerfen
Thema Maßstäblichkeit verstehen (z. B. Klärung einer vorhandenen Topographie
Maßstäblichkeitsgrenze)
Welche Ausprägung der Typologie kann ich mir unter
Welche Typologien passen zur Topographie und welche den gegebenen ökonomischen Vorgaben erlauben
Kann mein Projekt aus unterschiedlichen Maßstäb-
passen zur gestellten Aufgabe, zum Programm
lichkeiten bestehen – zum Beispiel im Gesamten sehr
groß (Typ „Campus“) und auf Teilebene kleinmaßstäb- Sehen wir typologische Vorgaben, die den ökon-
lich (Typ „Dienstleistungsbox“) Will ich mich eventuell vom Kontext loslösen und mischen widersprechen
vom „Dialog mit der Lage“ verabschieden – und
Siehe Kapitel „Verorten“; morphologische und typolo- entwerfe einen Solitär (z. B. aufgrund problematischer Mit welchen Typen erreiche ich Flexibilität und Anpas-
gische Auseinandersetzung hat mit Verortung zu tun. Umgebung) sungsfähigkeit an andere ökonomische Zustände

Haben geeignete Typologien das Potential, auf den Gibt es Typologien, welche höhere Investitionen erfor-
Charakter und die Stimmung der Lage zu reagieren dern, dafür im Betrieb langfristig effizienter sind

Region (z. B. Sparkassenfilialen) Typologische Aspekte: Ökonomische Kriterien für Typenwahl


Stadt (z. B. Quartiersbüro) - bezüglich Topographie Ökonomische Auswirkungen (A/V-Verhältnis,...)
Quartier - im Kontext der umgebenden Strukturen Grad an Flexibilität
Block - Einpassungs- oder Abgrenzungsthema Übliche und spezielle Standards
Gebäude - Ziel typenbildender Beitrag, Typenentwicklung
Geschoss - Spezialfall
Raum

1 Sammeln der vorhandenen Strukturen

130
Typologie

3 Idee von Typologie

FUNKTIONALIT T ZEIT IDENTIT T

„Mit dieser Typologie funktioniert das nicht! Kann ich „Diese Aufgabe transformiert sich alle Jahre; dafür „Ich sehe die Chance, aus dieser Aufgabe einen neuen
eventuell einen geeigneten Typen dafür entwerfen habe ich eine spezifische Typologie zu entwerfen.“ Typen zu entwickeln, der Firmenimage wird!“

Habe ich die Funktionalität wirklich verstanden Wel- Wie wird auf die Identitäten des Umfelds reagiert
Wie verhält sich die gewählte Typologie über lange
ches sind zwingende Anforderungen, wo ist Flexibilität Zeit Gibt sie harte Abläufe vor oder ist sie flexibel
erwünscht Kann ich eine Typologie neu entwickeln Mit welchen Elementen soll die Identität vermittelt
werden
Sind Typologien im Umfeld im Laufe der Zeit schon
Ist es eine Umbauaufgabe Habe ich Schwierigkeiten Ist Typologie gleich Identität oder lässt die Typologie
tradiert worden – oder zeigen diese eine große
mit der Funktionseignung der vorhandenen Typologie in einer weiteren Ebene Identität zu
Resistenz Was schließen wir daraus
Oder kann ich im besonderen Fall Identität nur mit
Sind typologische Vorbilder stark „zeitprägend“,
Sind die Funktionen überhaupt definiert – oder habe einem Sonderfall, mit einem Solitär darstellen
oder sind sie „zeitneutral“
ich Räume und Typologien für unterschiedliche, sich
Gibt es ortsübliche „typische Nutzungsabläufe“
wandelnde Funktionen zu entwerfen
Gibt es „Zeit-Traditionen“, welche das Bauwerk
Kann eine spezifisch gesuchte Identität mit einer
prägen könnten ( z. B. „Siesta“)
speziellen Typologie unterstützt werden

Wird sich Funktionalität im Laufe der Zeit ändern


Erfordert die Identität eine Typologie oder gibt es
Wie schnell, wie umfassend
Typologien, die aus Identitätsgründen auszuschlie-
ßen sind
Wie frequentieren Mitarbeitende und Kunden das
Kann ich das gegebene Funktionsschema umdenken Gebäude Gibt es dazu typologische Konsequenzen
Würde dies eine geeignetere Typologie ermöglichen Soll Identität mit einem eigenem Bauwerk manifes-
Wird das Gebäude vorhersehbar oder nicht vorher- tiert werden
Gibt es bei den Auftraggebern widersprüchliche Vor- sehbar regelmäßig oder unregelmäßig genutzt
stellungen zum Thema Funktionalität und Typologie Im Fall von Miete: Wie kann sich dann Identität
Gibt es einen markanten Unterschied in der Winter- architektonisch manifestieren
und der Sommernutzung

Funktionale Anforderungen – räumliche Folgen Typologische Aspekte zu den Themen Typologie und Identität
Spezielle Anforderungen (Laborbau, Sicherheit...) - kurzfristige und langzeitige Transformation - als Spannungsfeld, als Widerspruch
Arbeitsorganisation - Tag/Nacht- und Wochenabläufe - Identität unabhängig von Typologie
Nutzungsintervalle - Jahreszeiten - Typologie als Identität
Tradieren – Uminterpretieren - Belegung, Frequenzen

1 Sammeln der Faktoren aus dem Programm

131
Morphologie und Typologie • organisatorisch (Zellen-, Kombi-, Grup-
Einige morphologische Aspekte zum Thema pen-, Großraumbüro)
Arbeit werden im ersten Kapitel „Arbeit • Erschließung (Ein-, Zwei-, Dreibünder...)
verstehen“ erläutert. Unter dem Thema • technisch-konstruktive Aspekte
„Arbeit und Typologie“ erklären wir hier die Klar lesbare Grundtypologie mit Erdgeschoss und Eingang,
Hauptkörper und Attika – eine klassische Bürozeile...
wichtigsten Themen und Begriffe. Für eine einfache Begrifflichkeit wird eben
nur eine der Hauptcharakteristika zur Gliede-
Unter Typen verstehen wir nicht nur allge- rung benutzt.
mein die architektonischen Typologien (zum
Beispiel Punkthaus, Zeile, Blockrand), son- Auf einer folgenden Doppelseite zeigen wir
dern auch spezifisch die Typen räumlicher in einem Typologievorhang, wie Verwandt-
Arbeitsorganisationen, die in ihrer struktu- schaften bestehen und wie Typen erwei- Angereicherte, aber gut lesbare Grundtypologie mit Ein-
gangsvorhalle, Akzent im Hauptkörper, Dachlandschaft...
rellen Essenz erkennbar sind (Verwaltungs- tert, transformiert und kombiniert werden
bau, Atelierbau, Campus, Arbeitsloft...), so können. Die Kombinatorik ist eines unserer
wie wir sie mit Skizzen als „typologische Hauptanliegen für das Entwerfen – wobei
Konzepte“ dargestellt haben. auch die Sensibilität für die Form, für Größe,
Proportion und Struktur entscheidend ist.
Typologisches Entwerfen meint somit, dass Dieser Typologievorhang und die in Kapi-
wir, ausgehend von den allgemeinen Typo- tel 1dargestellten Typologiekonzepte zeigen Die Grundtypologie ist gerade noch lesbar – das Projekt
zeigt starke Plastizität und wirkt im Kontext als Solitär.
logien, spezifische Arbeitstypologien ent- zahlreiche Möglichkeiten beim Entwerfen
werfen können, oder umgekehrt, dass wir von Architektur für Arbeit.
ein sehr spezifisches Programm bewusst
wieder auf eine allgemein typologische
Ebene zurückkonzentrieren können. Typologie und Identität Typologie und Technik
Die allgemeinen und die spezifischen Typo- Im produktiven Spannungsfeld zwischen Technologie ist im Verwaltungsbau eine
logien stehen so gewissermaßen in einem Typologie und Identität liegt Entwurfspo- wesentliche Komponente, die entweder
Dialog. tenzial: Typologien haben immer einen weitgehend in den Hintergrund gebracht
verallgemeinernden Aspekt; Identitäten oder offensiv als Gestaltungs- oder Stilmittel
Ein besonderes Problem der Systematik ist, basieren dagegen auf dem Spezifischen. thematisiert werden kann.
dass sich typologische Reihen aus den un- Beides ist interessant; beim Entwerfen das
terschiedlichsten Charakteristika ergeben: Typologische herauszudestillieren, oder dem Es gibt wohl zwei Haltungen, die zum Ver-
• formal (Punkt, Zeile, Block, Hof, Kamm, Typologischen eine sehr spezifische Identi- bergen der Technik führen: Man findet Tech-
Atrium, Hochhaus, Mäander...) tät abzuringen. Die folgenden drei Skizzen nik a priori störend (im Sinne von zu kalt,
• funktional (Dienstleistung, Bank, Start-up, illustrieren diese Spannweite: unromantisch...). Mit dieser Haltung baut
Verwaltung, Beratung, Entwicklung...) man eine moderne Küche als Holzstuberl.

132
Typologie

Im zweiten Fall geht es nicht um Aversio- Kybernetik – neue typologische Prägung Um die Bedeutung des nachhaltigen
nen gegen Technologie, sondern darum, Seit Beginn des 21. Jahrhunderts unterliegt Bauens, insbesondere die Ansätze des
dass Raumgestaltung sich unabhängig von die umfassende Interaktion aller architek- „kybernetischen Bauens“ oder einer
technischen Elementen zeigen will. Viele ak- tonischen Aspekte inklusive Technik einer „integralen Architektur“ zu unterstreichen,
tuelle Bürolandschaften manifestieren, dass neuen Vorstellung. Vorbereitet wurde dieses müssen die spezifischen Typen räumlicher
ein Büro nicht wie ein Büro aussehen muss, neue Verständnis mit den Debatten um Arbeitsorganisationen mit dem Verständnis
sondern beispielsweise wie ein Café. Nachhaltigkeit sowie Netzwerk-/Steuerungs- vom nachhaltigen Bauen eine besondere
Wird Technik als Stilmittel eingesetzt, fallen theorie in den 1970er Jahren und folgend Prägung erhalten. Dies führt zu einer neuen
die erwähnten Widersprüche vorerst weg. durch zahlreiche Verständnisschritte weiter- Sortierung in den Typologien – und es hat
Wir gelangen per Verkehrstechnologie zum entwickelt. Dazu einige Stichwörter: Materi- besondere Brisanz, wenn gewisse Typo-
Arbeitsplatz, wir telefonieren mobil, wir alkreislaufuntersuchungen, Green Buildings, logien damit an Bedeutung oder sogar an
benutzen den maschinenbesetzten Arbeits- Büro als Lebensort, Wohlbefinden... Sinnhaftigkeit verlieren.
platz – und dies selbstverständlich in sicht-
barer Gebäudetechnologie. Dennoch bleibt Basis dieses Verständnisses sind im üb- Nach wie vor werden wir uns mit den
der Anspruch, dass Technik nicht wertfrei rigen auch alle Bauwerke der Geschichte, historischen und allen neuen Typologien
eingesetzt wird, sondern mit Sexappeal insbesondere die autochthone Architektur, auseinandersetzen, aber wir werden diese
gestaltet sein soll. Dies ist gerade in der welche zwangsläufig ressourcenschonend nach neuen Kriterien und Erkenntnissen
technologischen Architektur gut nachzuvoll- war. Dies ist mitunter ein Grund, weshalb transformieren. Hier liegen die spannends-
ziehen. Beide hier beschriebenen Haltungen die historischen Typologien zu Beginn aus- ten städtebaulichen und architektonischen
sind gewissermaßen veraltet. führlich dargestellt werden. Entwicklungsfelder vor uns.

Technologische Architektur „Grüne Bilder“, problematische Typologien... Tokio 1994 Integrale Architektur, Innovationszentrum Ingolstadt. Fink + Jocher
Lloyds of London, R. Rogers 1986 Ökologische Stadterneuerung – ist es das wirklich

133
Typologie als Architektursprache Standard- und Spezialtypologie Qualität der Standard-Bürotypen
Das typologische Arbeiten hat einen hohen Typologien weisen nicht alle dieselbe Klar- Auf einer ersten Ebene ist die Produktion
Stellenwert. Typologie und Morphologie als heit und Prägnanz auf – es ist vielmehr so, von Verwaltungsbauten sehr strukturiert.
Ordnungsprinzipien haben die Struktur einer dass neben den einfachen Grundtypologien Man hat zuweilen den Eindruck, der Ver-
Sprache, weshalb wir mit ihrer Hilfe einen eine ganze Serie Typen aus unterschied- waltungsbau sei „festgefahren“. Dem ist
Diskurs über Architektur führen können, lichen Gründen komplex sind. Mit einem aber nicht so – im Gegenteil werden heute
der über persönliche Vorlieben hinausgeht. gewissen Komplexitätsgrad geht der typo- immer vielfältigere Konzeptionen realisiert.
Der Begriff „Typus“ geht davon aus, dass logische Charakter eigentlich verloren. Mit Die Bedeutung der Arbeitsplatzqualität wird
Substanz oder Essenz vorhanden ist. In der einer Serie von drei Schemata versuchen hochgehalten, die Arbeitswelten werden
Recherche über Typen finden wir inhaltliche wir dies unter „Typologie und Identität“ sinnlicher, Technologien werden subtiler
und strukturelle Essenzen bei Bauwerken. darzustellen (siehe Seite 132 sowie „Typolo- eingesetzt und dem Raumklima wird hohe
gische Konzepte“ Seite 100ff). Bedeutung zugemessen (im Vergleich
Typologie ist noch nicht Architektur dazu die hart-klimatisierten Bürokisten der
Die präzise Arbeit an einer Gebäudetypolo- Manövrieren im typologischen Vorhang 1960er Jahre). Der qualifizierte Arbeitsplatz
gie ist ein Qualitätsfundament. Wir können Der folgende Vorhang von möglichen Typo- wird laufend weiterentwickelt – dies ist ein
aber einen raffinierten Gebäudetypus ent- logien zeigt, dass zahlreiche Übergangs- Produktionsvorteil.
werten, indem wir ihn absolut unsensibel, formen von der einen zur anderen Grund-
kitschig und geschmacklos umsetzen. Mit typologie möglich sind – und sich diese Einschätzung typologischer Entwicklung
anderen Worten: Ausgehend von quali- bewusst als Transformationen entwerfen Zusammenfassend blicken wir auf eine
tätsvollen Typologien braucht es weitere lassen. Eine gute Fingerübung für Entwer- Vielfalt von unterschiedlichen Büroorgani-
Schritte für eine hochwertige Architektur. fende ist es, beispielsweise aus einem sationen und entsprechenden Typologien zu-
Punkthaus einen Blockrand zu entwickeln – rück: Das Zellenbüro, Großraumbüro, Kom-
Ordnungen/Abgrenzungen und dies mit allen typologischen Zwischen- bibüro... In der typologischen Entwicklung
Aufgrund der differenzierten Ordnungs- schritten. scheint sich eine offene Linie durchzuset-
kriterien (Funktion, Form, Lage) und der zen; es werden zur Zeit vor allem Strukturen
mannigfaltigen Kombinationsmöglichkeiten Maßstäblichkeit von Typologie realisiert, die an bestimmten Stellen sehr
sind unterschiedliche typologische Sortie- Alle Typen lassen sich dehnen, stauchen, prägnant ausformuliert, im Gesamten aber
rungen möglich. So finden wir in Publika- verzerren und biegen. Unterschiedliche offen und flexibel handzuhaben sind. Man
tionen immer wieder andere Sortierungen Körnigkeit hat allerdings seine Grenzen dort, will also beide Qualitäten: Gebaute Bilder
– und wir haben virtuos mit dieser Vielfalt wo ein Raumsystem wegen seiner Dimen- – Images, Corporate Identities, Charakter –
umzugehen. sionen nicht mehr sinnvoll zu nutzen ist. und hohe Flexibilität.

134
Typologie

Typologie und Nachhaltigkeit In anderen Disziplinen Typologische Konzepte


In beinahe allen Ländern werden restriktive Architektur ist nur ein Teil der gebauten Um- Wir verweisen auf die Prägung im Sinne
Gesetze zum nachhaltigen Bauen erlassen. welt. Urbane Landschaften (Stadtnatur, Gär- typologischer Konzepte (siehe Seite 99):
Bei den Vorprüfungen von Wettbewerben ten, Parks, Gewässer) und Infrastrukturen Blitz
wird das Kriterium Energieeffizienz unter- (Verkehrssysteme, Ver- und Entsorgung) Animal-Machine
sucht und mitgewertet. Der Anspruch auf haben auch typologischen Charakter und Hochhaus und Twin Towers
Nachhaltigkeit wird zu einem Wertungskri- unterliegen ebenfalls einem langfristigen Block und Zeile
terium bei der Typologiewahl. Äußerst auf- Transformationsprozess. Mit dem Ziel einer Bürodampfer, „fette Maschine“
gelöste räumliche Strukturen (zum Beispiel ganzheitlichen und nachhaltigen Planung Seestern
eingeschossige Pavillon-Hof-Verwaltungen) über alle urbanen Phänomene hinaus haben Raumlandschaft
werden eigentlich nicht mehr gebaut. wir uns der Steuerung eines außerordent- Big Pizza
Ebenso sehen wir bei materialintensiven lich komplexen Phänomens zugewandt. Classical 19th
Strukturen ein ernsthaftes Problem: Ist die Kamm und Doppelkamm
Grauenergie unangemessen hoch, kann das ...Low standard/basic Pavillon
Gebäude schon wegen seiner typologischen Nur ein Drittel der Welt kann sich Arbeits- Schlanke Kiste und flache Kiste
Struktur nicht mehr verantwortet werden. welten in dieser Qualität und mit diesem Zentrale Halle
Anspruch aufbauen. In einem weiteren Transformation einer alten Fabrik
Es zeichnen sich neue Wege ab: Eine neue Drittel können Verwaltungsbauten nur als Industriehalle
städtebauliche Organisation, ein neues rigoros einfache Typologien erstellt werden Mäander und Doppelmäander
Verständnis über nachhaltige Morphologie – vorwiegend einfache Zeilenbauten mit Bürodorf
und Typologie, ein integrales Verständnis Betonskelettstrukturen und Backsteinausfa- Punkthaus
über die Nutzung von Stadt und Architektur chung. Im letzten Drittel fehlt es an Arbeit Große Struktur und Bürogitter
– dies wird die langsame und sukzessive und Verwaltungsstrukturen. Diese sind Scheiben in Serie
Transformation der gebauten Strukturen allenfalls minimal in Adobe-Hütten (Adobe = Alles unter einem Dach
prägen. Baustoff aus Lehm und Häcksel) unterge- Neu auf/an Alt
bracht. Die Diskussionen um Qualifizierung Mobile Office
Zur Zeit macht es den Eindruck, als würde solch rudimentärer und prekärer Strukturen Ein Geschoss irgendwo
die Politik die Kriterien der Nachhaltigkeit bedarf ganz anderer Strategien, als sie hier Rundhaus und Ring
ernsthafter berücksichtigen. Nach jahrzehn- für Mitteleuropa vorgeschlagen werden. Galerie und Passage
telangen Blockaden scheint es möglich, kristallin
dass internationale Vereinbarungen für nach- Bürokomplex
haltige Entwicklung getroffen werden. Dies Krone
ist eine neue Situation für die Architektur! Gründungssitz

135
Punkt/Atrium Block/Hof Lineare Typen

12 x 12 m - 19. Jh. Villa Üblicher Blockrand mit


Bürotiefe 15 m
Zweigeschossig – Dorfzentrum
Kleines Turmhäuschen 15 x 15 m Verwaltung mit Portikushalle (Historische Stoa)
+ 9 Geschosse
Normale Bürozeile
Ein- oder Zweispänner
20 x 20 m Scheibe mit freiem EG
Stadthaus

Stadthaus mit Lichhof -


30 x 30 m Übergang zum Atrium
Würfel
Blockformat mit einem
Lichthof
Zwei Zeilen mit Atrium

Atrium geschlossen

Zeile mit Verbindungs-


brücke

Platte mit Lichthöfen

Zeile mit Lang-Atrium


Hochhaus klein + Erweiterung

Lange Zeile
Block mit Türmchen

Mehrere Atrien

Atriumhochhaus Drei Scheiben

136
Typologie

Kamm Netz/Pavillion freie Form

Kleine Gruppe Eigenform: Prisma, Blob, Stern ...

Halber Kamm/U-Hof Aufgrund von Parzellierung

Viertel Kamm Vierergruppe mit Hof


Funktion

Kamm pur

Zweiergruppe

Hof mit Spezialgeometrie

Kamm Kopf

Mehrere kleine Höfe mit


Spezialgeometrie
Kamm mit Spezialteilen
Kamm losgelöst

Netz/Raumgitter

Serie von Formen

Welle

Kamm mit langen


Flügeltrakten Blitz

Dreieck

Bumerang
Doppelkamm Bürodorf

137
Michaelis-Quartier
Taktik für die Anreicherung des städtischen
Michaelisquartier In Zentrumsnähe bei der Michaeliskirche
Lebens.
Gerstäckerstraße steht dieser Büro-Wohn-Kamm, welcher
Hamburg-Neustadt (DE) sich gegen Süden in drei Punkthäuser
Mit einer vertikalen Schichtung der Nutzung
auflöst. Die Nutzungen Arbeiten und
ließe sich zwar eine noch höhere Dichte
Steidle Partner Wohnen werden hier klar getrennt und sind
erreichen, weil die unteren Geschosse
Berlin dementsprechend gut in den Fassaden
mit lichtunempfindlichem Arbeiten belegt
der einzelnen Gebäudeteile ablesbar. Der
werden können. Aufgrund der fehlenden
Fertigstellung Ansatz der Kammstruktur wird noch mit
Wohnnutzung im Erdgeschoss fehlt dann
2002 Büronutzung belegt, so dass der Beginn der
aber die Wohnstimmung in den Höfen.
Höfe als Büroaußenräume genutzt und ein
Büroarbeitsplätze problematischer Nutzungswechsel in der
> 250 Ecke vermieden werden kann. Dann folgt
reine Wohnnutzung. Die dichte Mischung
im Nebeneinander ist eine erfolgreiche

Lageplan M 1:10 000

138
Typologie

relevante Themen

NUTZUNGSMISCHUNG
Produktion
Handel
Dienstleistung
Gastronomie
Wohnen
Freizeit

TYPOLOGISCHE REIHE
Punkt
Block, Hof
linearer Typ
Kamm
Netz
freie Form

Schnitt M 1:1000
Grundriss OG M 1:1500

139
Zett-Haus

Zett - Haus Das Zett-Haus gilt als eine Ikone des Neuen Elegante Klarheit wird souverän durch
Badenerstraße 16 Bauens. Ganz entgegen der Doktrin der wenige Akzente und Detaillierungen
Zürich (CH) nutzungsgetrennten Stadt aus den 1930er angereichert: die laufende Stützenstellung,
Jahren (CIAM-Kongress) beherbergt das deren erstes Paar selbstverständlich das
Hubacher Steiger multifunktionale Haus ein vielfältiges Kinoportal bildet, die seitlich überkragenden
Zürich Nutzungsprogramm, welches weit über halben Rasterfelder, der Auftakt mit einem
einen Normalmix geht: Wohnen, Arbeiten, Vollgeschoss, das sich über die ersten drei
Fertigstellung Konsumieren sowie Freizeitvergnügen in Geschosse verdichtende Fensterraster.
1932 einem Restaurant und einem großen Kino.
Auf dem Dach befand sich bis in die 1960er Bei der Denkmalpflege gilt das Zett-Haus als
Büroarbeitsplätze Jahre ein rege benutztes Schwimmbecken. „einzigartiges Gebäude und Gesamtkunst-
50-249 Es ist klar, dass ein solches Programm auch werk“. Die damaligen Leitsätze „Licht, Luft,
nur an relativ zentralen Orten in der Stadt Sonne“ werden hier exemplarisch zelebriert.
positioniert werden kann – in diesem Fall Eine denkmalpflegerische Sanierung steht an.
der Stauffacherplatz, einer der wichtigsten
Verkehrsknotenpunkte der Stadt Zürich.

Lageplan M 1:10 000

140
Typologie

relevante Themen

NUTZUNGSMISCHUNG
Produktion
Handel
Dienstleistung
Gastronomie
Wohnen
Freizeit (Kino)

TYPOLOGISCHE REIHE
Punkt
Block, Hof
linearer Typ
Kamm
Netz
freie Form

Schnitt M 1:750
Grundriss OG M 1:750

141
Arbeit und...

142
Rohbau, Ausbau, Gebäudetechnologie

143
144
Rohbau, Ausbau, Gebäudetechnologie

In Anbetracht der Komplexität des Kapitels


war es unsere Absicht, das Augenmerk auf
ein Grundverständnis im Umgang mit der
Thematik des Rohbaus, des Ausbaus und
der Gebäudetechnologie zu legen. Ein sin-
guläres Betrachten des Bauprozesses reicht
schon lange nicht mehr aus. Das Denken
der Bauenden muss in Zukunft verstärkt auf
das Gesamtsystem gelenkt und um Materi-
al-, Betriebs-, Transformations- und Rückbau-
prozesse erweitert werden. Die Tendenz hin
zu intelligenten Steuerungen ist ein weiterer
Beitrag zur nachhaltigen Baukultur. Auf der Die Hülle, Fassade und Dach Aspekte der Fassade, Wärmeschutz, Öffnungsgrad, Lüftung
baukonstruktiv-technischen Ebene ist es
unerlässlich, sich in weitere Standardwerke
zu vertiefen.

In den nächsten Jahren wird angesichts


des erschöpften Büroflächenmarkts die Technologisch, Lloyds, London Integrativ, Simultaneous Engineering, Ingolstadt
intelligente Transformation, das Umbauen
an Bedeutung gewinnen. In der Auseinan-
dersetzung mit Bestandsstrukturen setzt
das Thema des Kapitels an einem anderen
Punkt an. Grundsätzlich erstrebenswert sind
Gebäude, die durch ihre flexible Gebäude- Technische Kommunikation Systemrelevant und Zusatzsysteme
struktur anpassungsfähig für unterschied-
liche Nutzungen beziehungsweise Nachnut-
zungen sind. Trotz der Anpassungfähigkeit
sollten sie jedoch keine 08/15-Architektur
darstellen, sondern auf eigene Weise Iden-
tität stiften. Skelettbau, Harenberg-Haus, Dortmund Ausformuliert, EnBW-Verwaltung, Stuttgart

145
Rohbau, Ausbau, Gebäudetechnologie – beruht auf Konkretisierung

MASSSTAB LAGE ÖKONOMIE

„Eigenartige Aufträge: Ein Minihaus mitten in Berlin „Die Auftraggeber sind bereit, ein Minimalenergie- „Das Baugrundstück ist sehr kompliziert; es braucht
und eine Großverwaltung in Brandenburg...!“ gebäude zu erstellen – u. a. wegen der Förderung.“ viel Geld für Gründung, Statik, Zufahrt....!“

Maßstäblichkeit des Projekts als mögliche Vorgabe Gibt es typische technische Bilder in der Region, Strategie zu Standards der Projektebenen:
Bau- und Gebäudetechnologie (kleines Atelier – eventuell Material und Konstruktionsbilder vor Ort - Standard Flächen (eher knapp, eher großzügig)
Großbau). - Standard Rohbau (einfacher/komplexer Entwurf)
Allgemein: Technologischer Standard der Region - Standrad Ausbau („roh“, rudimentär, luxuriös)
- Standard Gebäudetechnologie
Sprengt der Maßstab des Projekts die ortsansäs- In welcher Region wird das Projekt realisiert – gibt es
sigen Kapazitäten Technologien, Bauweisen, die schwer zu realisieren
Sinnvoller Einsatz von Hightech und Lowtech
sind Gibt es traditionelle Betriebe (z. B. Holzbau-
Hat das Projekt aufgrund der Größe und/oder der Region), deren Berücksichtigung spannend wäre Gesamtkonzept Bewirtschaftung: Höhere Vorinvesti-
Komplexität einen Pionieraspekt tionen, dafür geringere Betriebskosten und Unterhalt
Sind Synergien mit Umgebung, im Bestand zu unter-
Dazu Wirtschaftlichkeitsberechnung!
suchen (z. B. gemeinsames Holzschnitzelkraftwerk)

Infrastruktur: Technische Schichten und ihre Lebensdauer, Kosten,


Erschließung – Verkehr (ÖPNV, Anzahl der Parkplätze) konstruktive Trennung solcher Schichten.
Produktionsmengen: Anzahl Gebäude und Gebäude-
Erschließung – Medien (Wärmeverbund )
teile – von gleicher oder unterschiedlicher Herstellung.
Entsorgung (Land: z. B. Schilfwasserreinigung ) Notwendiger/erwünschter Grad an räumlicher und
Besteht Möglichkeit auf Autarkie
technischer Flexibilität Erforderliche Vorinvestitionen
Kann ein Bausystem oder Vorfabrikation ein Lösungsan- Gesamte Anschluss-/Versorgungsproblematik:
satz sein (z. B. 500 Notunterkünfte in Erdbebengebiet) Wie liegen die Erschließungsstraßen Konzeptionen in Varianten – Wirtschaftlichkeit der
Wer erteilt welche Bewilligungen Varianten
Wie sind die Abgaben auf Medien
Zusammenarbeit mit Spezialisten
„Kartierung der Herkunft“: Welches Material kommt Äußere Einflüsse (Lärm, Luft...)
aus welcher Region Umgang mit Bestand
Zwänge des Orts (steiler Hang, Gründungsarten...)
Substanzerhalt zu welchem Preis
Ungewohnte klimatische Verhältnisse (z. B. Südchina,
Dubai, Island...)

Projektgröße Regionale Technologien Ausstattungsstandard


Gebäude – Abschnitte/Abteilungen – Raumzonen Vernetzung mit Umgebung Wirtschaftliches Gebäuderaster/Bauweise
Arbeitsplatz (siehe auch Peripherie) Lagebedingungen Nachhaltigkeit, Amortisation, Lebenszyklus
Bestand (Integrieren, Abreißen)

1Anreichern/Filtern der funktionalen Aspekte


146
Rohbau, Ausbau, Gebäudetechnologie

3 Idee von Rohbau


FUNKTIONALIT T ZEIT IDENTIT T

„Schwierig zu entwerfen, weil die Baukommission die „Wir werden vorerst minimal ausbauen – falls die Firma „Wir schaffen Identität im Zusammenspiel bestimmter
Performance des Gesamtsystems nicht würdigt !“

Integrale Strategie und umfassende Konzeption für


Nachhaltigkeit in Zusammenarbeit mit allen Fachleuten.
2 Konkretisierung im Bauwerk
sich etabliert, den Ausbau später anreichern.“

Halbwertszeiten: Rohbau steht 80 Jahre, Ausbau circa


Elemente des Roh- und des Ausbaus“

Welches ist die Firmenidentität und wie könnte sie


40 Jahre, Möblierung 20 Jahre – wie gehe ich damit diesbezüglich umgesetzt werden
Ist ein integrales Image „Rohbau + Ausbau“ möglich
um
oder müssen diverse Ausbauten möglich sein
Braucht es einen solchen direkten „Link“ –
oder braucht es nicht einfach gute Architektur...
Hat die Bauträgerschaft für sich geklärt, welche Funktio- Mieter auf Zeit oder Eigentümer langfristig Unter-
nalitäten sie benötigen – oder ist noch manches offen schied in Konzepten Ausbau und Technologie

Anforderungen an Rohbau (Mischnutzung - Flexibilität)


Anforderungen an Ausbau (Ausbauraster, Qualität)
Identitätspotential liegt auch bei der Fassade – sie ist
Sonderthema Flexibilität und Technologie: zonengenaue weder Rohbau- noch Ausbau; sie ist Spezialbauteil!
oder raumgenaue Steuerung, Abrechnung Medien...
Intensive Flexibilität, die mit aufwändigen Ausbau- und Rohbau – Ausbau – Technologie; das riecht nach Ausfüh-
Technologiekonzepten ermöglicht wird rung: Aber hier wird ganz wesentlich Entwurf gemacht!
Anforderungen an Gebäudetechnologie
(Licht, Luftbehandlung, Medienführung, Sicherheit...) Kurz-, mittel und langfristige Flexibilität
Technologische Architektur: Technologiebilder als
Vor allem: Moderne Klimatechnik und Wohlbefinden. Mitarbeiterwechsel: Summe kleiner Änderungen an Identität.

Raumlisten mit Anforderungen an technische Ausstat- den Arbeitsplätzen


Umbau bestehender Gebäude: Bei guter Vorlage muss
tung: Standardräume Büros, Konferenzzone, Cafeteria... Arbeitsintervalle – wechselnde Ansprüche diese übernommen werden.
(Eingänge, Zonierung...)
Arbeitsphysiologie Kann eine hochqualifizierte Firma in ein abscheuliches
(Behaglichkeit, Ergonomie, Materialität, Licht...) Energieverhalten: Tages- und Jahreszeiten Bauwerk ziehen Ja – aber es braucht eine Strategie!

Raumklima, Bauchemie, Materialchemie, Baubiologie Lebenszyklus und Nachnutzungsmöglichkeit


(Baugifte, Elektrosmog, Allergien durch Baustoffe...) Nachrüstung, Umbau – in welchen Intervallen kann/
wird sich das ändern

Funktions- und Raumdiagramme = Entwurfs- Sämtliche Aspekte auf Zeit berechnet Sämtliche Aspekte auf Zeit berechnet
grundlagen Langzeitbilanzen Langzeitbilanzen
Balance zwischen Energieeffizienz und Raum- Ausbau als Verschleißmaterial Ausbau als Verschleißmaterial
klima
Technische Flexibilität Funktionalität von Gebäudeteilen nach Zeitaspekten Funktionaliät von Gebäudeteilen nach Zeitaspekten
Horizontale Entwicklung, Nachrüstung

147
Positionierung Transformations- und Rückbauprozess zu Eine ähnliche Einschätzung gilt für den
Der vorliegende Band „Raumpilot Arbeiten“ steuern. Ein solcher Ansatz führt zu einem zeitlichen Bauablauf: Auch zu Beginn der
will das Entwerfen von Verwaltungsbauten neuen Berufsverständnis. In diesem Kapitel Rohbauphase werden zahlreiche feinstruktu-
erklären. Wenn in diesem Kapitel von greift die Zielsetzung „Nachhaltiges Bauen“ rierte Bauelemente ins System eingebracht
Rohbau, Ausbau und Gebäudetechnolo- ganz besonders. Wir listen dazu die wich- (gerade bei Technologie: Leitungen, Kommu-
gie die Rede ist, dann auf sehr verkürzte tigsten Subkriterien noch einmal auf: nikation). Damit zitieren wir nochmals das
und komprimierte Art. Man würde diesen • Es geht darum, mit möglichst wenig kybernetische Entwerfen: Hier geht es da-
Themen sinnvollerweise weitere 100 Seiten Material möglichst viel Raum zu schaffen. rum, ein Bauwerk als System zu begreifen,
zur Verfügung stellen müssen – dies ist aber • Wir suchen Systeme, welche dichte bei welchem Bauteile in ihrer Vernetzung
in unserer Konzeption nicht vorgesehen. Nutzung zulassen (m2/Person = Energie). bestimmte Leistungen (zum Beispiel einen
Wir empfehlen hier mit Nachdruck, dass • Wir entwickeln intelligente, gesteuerte hervorragenden Energiehaushalt) erbringen.
zusätzlich andere Standardwerke studiert Gesamtsysteme, welche sich im Jahres-
werden müssen („BürobauAtlas“, „Atlas zyklus und in der Lebensdauer bewähren. Unter solchen Aspekten verliert die tradi-
Gebäudegrundrisse Band 3“, „Bürogebäude • Wir denken in Gesamtsystemen über das tionelle Aufteilung in „Rohbau, Ausbau,
mit Zukunft“). Das Wissen aus diesen Publi- Bauwerk hinaus (Materialflüsse, Mobili- Gebäudetechnologie“ an Bedeutung, und
kationen ist unverzichtbar für ein integrales tät). eine neue Sortierung in „systemrelevant“
Verständnis. • Entwerfe nach diesen Kriterien Baukultur! und „Zusatzsysteme“ wird entscheidend
(Zusatzsysteme wären beispielsweise: eine
Primär-, Sekundär- und Tertiärsystem Von „Rohbau, Ausbau, Gebäudetech- nachträgliche Trennwand, ein potenteres
Diese bewährte Sortierung des Bauwerks in nologie“ zu „systemrelevant – Zusatz- Funknetz, ein anderes Schließsystem).
eine primäre Schicht von dauerhaften Roh- systeme“
bauelementen (50 bis 100 Jahre), einem se- In einer weiterführenden Konzeption ver- Damit wird das traditionelle Ausbauelement
kundären Ausbau mit mittlerer Lebensdauer stehen wir die Elemente „Rohbau, Ausbau, „Bodenbelag“ wahrscheinlich zum system-
(25 bis 50 Jahre) und einem kurzlebigen Gebäudetechnologie“ nicht als unabhängige relevanten Bestandteil: Seine Materialität,
tertiären System von beweglichen Teilen konstruktiv-technologische Schichten, son- seine Speicherfähigkeit, seine Farbe, seine
(Möbel, Leuchten, Geräte...) ermöglicht ein dern als ein Gesamtsystem. Bei Transforma- Dauerhaftigkeit sind entscheidend für das
praktisches Verhältnis zum Bauwerk: tionen ist der Rohbau allerdings gegeben Gesamtsystem (zum Beispiel für den Ener-
Es gibt Schichten, welche langfristig ange- – der Ausbau kommt später dazu. Aber auch giehaushalt). Dieser Boden lässt sich nicht
legt werden und es gibt auswechselbare dann muss sich der nachfolgende Aus- und als „Ausbauwunsch“ entweder als Spann-
Komponenten. Mit diesen Zyklen haben wir Umbau auf die Rohbaueignungen einlassen teppich oder als Parkettlaminat einbauen.
intelligent umzugehen. – er sollte nicht „aufgeklebt“ werden. Es
ist deshalb wichtig zu verstehen, dass auch Die Hülle – Fassade und Dach
Nachhaltiges Bauen und Baukultur kleine Ausbauteile eines Bauwerks eventuell Das Dach ist die „fünfte Fassade“ und
Über das Kriterium Nachhaltigkeit haben wir die Essenz eines Systems bilden. gehört zur Hülle. Beim Begriff Fassade liegt
den gesamten Entwurfs-, Bau-, Betriebs-, das Augenmerk auf dem Erscheinungsbild;

148
Rohbau, Ausbau, Gebäudetechnologie

beim Begriff Hülle spüren wir die Bedeu- Aspekte der Fassade und außen definiert – je nach Nutzungen
tung „Schutz“. Obwohl wir mit Architektur Die folgenden technisch-konzeptionellen gibt es dazu spezielle Eignungen.
primär Raum zur Verfügung stellen, ist unter und gestalterischen Kriterien sind für die
den aktuellen Problemen des klimaneutralen Fassadenentwicklung von Bedeutung: • Lüftung und Luftströme
Bauens die Hülle das wichtigste Bauteil der In jedem Gebäude muss Luft bewegt
Architektur. Sie hat die meisten (auch wider- • Wärmeschutz ist vorerst ein zentrales werden. Wir benötigen für unser Wohl-
sprüchlichen) Funktionen zu übernehmen: Kriterium, weshalb seit Mitte des letzten befinden einen bestimmten Luftwechsel
• Thermische Grenze: Tageszyklen, Jah- Jahrhunderts die Dämmstärke kontinu- (0,5/h und höher). Bei energieoptimierten
reszeiten, Klimazonen, Abwärme von ierlich gestiegen ist. Die durchgehende Gebäuden ist die kontrollierte Lüftung
innen...; Wärmeschutzhülle ist heute aber um- Standard; in der Heizperiode wird der
• Schutz vor Wasser, Hagel, Wind...; stritten und wird bei neuen Prototypen „verbrauchten“ Luft in Wärmetauschern
• Ein- und Aussichten, meist als wähl- und durch einen komplexen und gesteuerten die Wärme entzogen und diese der
steuerbare Transparenz; Konstruktions- und Bauteilorganismus kühlen Frischluft zugeführt (im Sommer
• Folgendes ist damit verwandt: Lichtfüh- ersetzt, welcher unterschiedliche Wär- geschieht dies je nach Technologie umge-
rung und Sonneneinstrahlung (klimadiffe- megewinne einsammelt und -verluste kehrt zur Kühlung). Die natürliche Lüftung
renziert); vermeidet. Das Entwerfen und Entwi- ist dann nur in den „gemäßigten“ Über-
• Sicherheit: vor allem erdgeschossig, je ckeln einer leistungsfähigen Fassade ist gangszeiten sinnvoll. Zudem können Teile
nach Nutzung sogar allseitig; außerordentlich komplex; im Normalfall der Fassade als Luftkollektoren zu einer
• Anschlussstelle zu Innenwänden; sind wir in Teilbereichen auf Standards verbesserten Energiebilanz eingesetzt
• und letzlich: Bild der Architektur zu sein! angewiesen. werden. Erdkollektoren mit Jahresspei-
chervermögen unterstützen die Effizienz.
Die Bilder der Architektur waren und sind • Öffnungsgrad nach Orientierung
ein brennendes Thema. Bilder sehen alle, Es stehen uns unterschiedliche Konzep- Dies sind einige wenige Beispiele für
die Strukturen werden nicht von allen er- tionen zur Verfügung: Loch- und zahlreiche innovative Konzepte, die in an-
kannt. Bilder erlauben einen leichten Zugriff. Bandfassaden, kompositorische und deren Publikationen ausführlich dargestellt
Deshalb ist die Abstimmung von Bildvor- maßstabslose Strukturfassaden sowie werden. Wichtig ist die Bereitschaft, sich
stellungen mit integralen und komplexen Vollverglasung... Man könnte vereinfa- dazu ständig neues Wissen anzueignen,
Anforderungen eine der spannendsten chend von einem sinnvollen Öffnungs- um die Einzelkriterien zu Energie, Lüftung,
Entwicklungsarbeiten. grad (der gegen die Sonne orientierten Bauphysik, Behaglichkeit, zu Wirtschaftlich-
Fassaden) sprechen, welcher etwa keit und zur Gestaltung in ein kohärentes
Innere Grünkammern zwischen 50 und 70% liegt. Diese re- System und qualitätsvolle Architektur zu
Die bioklimatisch aktive innere Begrünung zeptartige Empfehlung wird allerdings mit bringen. Die planersiche Umsetzung ist nur
gewinnt immer höhere Bedeutung für das zahlreichen speziellen Energiekonzepten im Team mit unterschiedlichen Fachleuten
Raumklima und für die Gestaltung von widerlegt. Mit dem Öffnungsgrad werden zu erreichen.
Ruhezonen. auch die räumlichen Bezüge von innen

149
Innere Bauteile Wand, Decken- und Bodensysteme nur um die ansehnliche Verbindung unter-
Wir können die inneren Bauteile (Stützen, Die Anwendung von funktionalen Ausbau- schiedlicher Konstruktionen, sondern auch
Wände, Decken, Böden) mit unterschied- elementen wird durch mehrere konzeptio- um die Erfüllung von Schall- und Brand-
lichem konzeptionellem Verständnis nelle Ebenen definiert: schutz. Zwischen dem hohen Standard von
entwerfen: • Durch die tatsächlich notwendigen maximal installierten und vollausgebauten
• Mit der Sortierung in Primärstruktur Elemente für Medienführung, Belichtung Büroflächen und einem minimalen tech-
(Statik, Rohbau) und Sekundärstruktur Schall- und Brandschutz et cetera zum nischen Standard liegen große Preisunter-
(Ausbau) mit jeweils unterschiedlicher Beispiel im Sinne der Arbeitsplatzverord- schiede.
Lebensdauer. Es gibt bedeutende nung (für die gesetzlich vorgeschriebene
Unterschiede in der Massenverteilung Arebeitsplatzqualität). Wände
in diesen Strukturen: Minimalisierter • Durch eine Vorstellung von Standard, der • Wände mit hohen Anforderungen an
Rohbau (Treppenhaus und Stützen) mit privat minimal sein kann oder in einer Schall- und Brandschutz
exzessivem Ausbau oder raumprägender Chefetage extrem aufwändig. • Leichte Bürotrennwände
Rohbau, welcher mit wenig Ausbau • Durch technologische Entwicklungen: • Glastrennwände
genutzt werden kann. Beispielsweise als sich in den 1990er • Besondere Systeme (installationsfüh-
• Mit der Sortierung nach „Grauenergie- Jahren die kontrollierten Lüftungen durch- rend, für überhohe Räume, Sicherheits-
gehalt“ (Erstellungsenergie) und nach gesetzt haben oder heute die Funknetze; aspekte...)
Speicherfähigkeit und Dämmeigen- beide Beispiele haben zu einem anderen
schaften. Ausbauverständnis geführt. Decken und Böden
• Nach den Kriterien „Systemrelevanz“ Der Einsatz von abgehängten Decken und
und „Zusatzsystem“, womit erklärt wird, Die meisten Einbausysteme werden sinn- aufgedoppelten Böden wird beispielsweise
welche Komponenten unverzichtbar sind. vollerweise in Trockenbauweise und Leicht- dann sinnvoll, wenn in den Geschossdecken
• Nach Kriterien der Raumgestaltung, was bauweise montiert, da heute diese Systeme keine klare Verteilung von Medien (elek-
selbstverständlich eine hohe Priorität hat. beinahe alle Kriterien erfüllen können. trisch, Zu- und Abluft) definiert und einge-
legt werden kann. Bei hohen Flexibilitätsan-
Ausbausysteme Viele Anwendungen basieren auf einem forderungen und auch bei unterschiedlichen
Aufgrund der komplexen Ansprüche wie Raster. Sie sind oder werden elementiert möglichen Nutzungsverteilungen machen
zum Beispiel Behaglichkeit, Belichtung, und weisen damit Eigengesetzmäßigkeiten diese Zusatzschichten Sinn. Gerade mit
Raumakustik, Medienführung, Brandschutz, auf. den neuen Funknetzen wird das Problem
Sicht- und Schallschutz zwischen unter- des „Kabelsalats“ etwas entschärft. Die
schiedlichen Räumen werden zahlreiche Ein Hauptaugenmerk gilt den Anschlüssen Leitungsführung in Decken wird meist fa-
Ausbausysteme angewendet. und Verbindungen von Wand und Decke zu vorisiert. Decken übernehmen oft auch die
Fassade, von Wand zu Decke und Boden, Funktion der Schallabsorption. Eine spezielle
weil in diesen Anschlussbereichen die mei- Problematik finden wir bei der Transformati-
sten Probleme auftreten. Es geht nicht on alter Bürogebäude.

150
Rohbau, Ausbau, Gebäudetechnologie

Problem der Raumgestaltung Licht, Beleuchtung und Farbe ßungssystem. Das Studium weiterführen-
Der Entscheid für aufgedoppelte Böden Ziel ist es, über einen sinnvollen Fassaden- der Publikationen ist zwingend notwendig.
und/oder abgehängte Decken muss meist öffnungsgrad optimal Tageslicht herein-
relativ früh gefällt werden, da der räumliche zulassen, ohne dass solare Überhitzung Die wichtigsten Vorgaben (in Deutschland)
Zusammenhang zwischen der Fensterlage stattfindet. Da heute die meisten Arbeiten sind:
und der inneren Raumdefinition präzise am Computer gemacht werden und die • Brandrisiken von Bauteilen und Anlagen
gestaltet werden muss. Will man beispiels- Lichttechnologie enorme Fortschritte macht • Vorgaben nach diversen Nutzungen
weise einen bündigen Übergang von Unter- (Lichtqualität und Energieverbrauch), stellen • Konzeption von Brandabschnitten, Fluren
kante Decke in die Fassadenverglasung, so immer weniger Planer den Anspruch auf und Rettungswegen
geht dies nur mit oder nur ohne Einbaude- „unverfälschtes und intensives Tageslicht“, • Laufweglängen vom Treppenhaus in die
cke. Im Schnitt werden so die gesamten welches man früher bei graphischen Ar- Räume bei zwei Rettungswegen (25 bis
Höhenlagen definiert. Sind wir auf präzise beiten dringend benötigte. So waren früher 35 m)
Höhenlagen für die Fassadenproportion an- auch intensive Farbgestaltungen weniger • Länge des Stichflurgangs (10 bis 15 m)
gewiesen, so benötigen wir den Entscheid sinnvoll, weil sie Licht absorbieren und den • unterschiedliche Vorgaben für Nutzein-
ebenfalls in der Entwurfsphase und nicht Farbraum auf dem Arbeitstisch verschieben. heiten unter und über 400 m2
erst in der Ausführungsplanung. Heute, mit dem Bildschirmeigenlicht, haben • spezielle Anforderungen für Umbauten
wir bezüglich Tageslicht und Farbumgebung
Dies ist eines der besten Beispiele dafür, einen großen Gestaltungsspielraum. Integrale und intelligente Konzepte
dass man zwar von „Ausbau“ redet, dass Zur Zeit verfügen wir über zuviel Büroflä-
dieser aber später nicht frei gewählt werden Flexibilität che. Dies bedeutet, dass kaum mehr neue
kann, ohne wesentliche Raumeigenschaften Flexibilität wird sehr stark durch räumliche Flächen erstellt werden, und wenn, dann
zu stören. Zahlreiche „professionelle“ Strukturen und durch das Verhältnis Rohbau an außerordentlich bevorzugten Lagen. Ziel
Bürobaurealisierer gehen dann auch den und Ausbau definiert. Sie ist als Gebäudeei- der nächsten Jahre wird die intelligente
widerstandslosen Weg: Es wird allseitig genschaft von höchster Bedeutung. Dieses Transformation, das Umbauen sein.
etwas Raum belassen, um solche Entschei- Thema wird in Kapitel 1 ausführlich erklärt. Dennoch beobachten wir zur Zeit einen
dungen noch spät fällen zu können oder Paradigmenwechsel hin zu komplexen
um etagenweise individuelle Lösungen Brandschutz Gesamtsystemen und intelligenten
realisieren zu können. Das Resultat ist eine Brandschutzverordnungen sind absolut Steuerungen. Zusammen mit veränderten
beliebige, unpräzise 08/15--Gestaltung, in entwurfsrelevant. Sie sind national unter- Arbeitsplatzvorstellungen und neuen Kom-
welcher es keine exakt definierten und gut schiedlich geregelt. Unter Nachweis eines munikationstechnologien wird eine weitere
proportionierten Räume gibt. Ganz befremd- leistungsfähigen Konzepts sind Speziallö- Revolution der Arbeitswelt in Gang gesetzt
lich wird es, wenn dieser Mangel mit edlen sungen verhandelbar. Brandschutzrege- (siehe Kapitel 1).
Materialien und teuren Möbeln kaschiert lungen sind komplex; sie sind abhängig von
wird. der Nutzung, den Bauweisen, der Größe
(insbesondere Höhe) und dem Erschlie-

151
Ableitungen Konstruktions- Mögliche räumliche Materialisierung
prinzip Ausformulierung
Mauerwerk
Gewählte Vorgaben Massiv Kiste Stein
des Orts: Schotte Blob Holz
Grundstück, Um- Komposition/Mix Skulptur Stahl
gebung, regionale Skelett Kristall Konstruktions-
Baukultur Material-Mix

152
Rohbau, Ausbau, Gebäudetechnologie

Ausbau – Schichten Technologie Besondere Systeme Bewegliche Komponenten

Wände Klima Information Lampen


Decken Wasser Leitsysteme Möbel
Böden Lüftung Steuerungen Peripherie
Weitere Elemente Medien Akten

153
UFO Lofthaus

UFO Lofthaus Frankfurt Das Loft- und Gewerbehaus UFO befindet Adressenbildung und Interaktion mit der
Carl-Benz-Straße 21 sich im industriell geprägten Frankfurter sich im Wandel befindlichen städtischen
Frankfurt am Main (DE) Osten. Der kompakte Bau in Form eines Situation waren gewünscht. Die Antwort
gleichschenkligen Dreiecks, eine Antwort ist ein Maximum an Unbestimmtheit und
Dietz Joppien auf das von drei Verkehrsräumen tangierte räumlicher Freiheit. Sämtliche Geschoss-
Frankfurt am Main dreieckige Grundstück, bildet eine markante decken sind durch hohe Nutzlastauslegung,
„Landmarke“ in dieser sehr heterogenen große Deckenhöhen und weite Stützab-
Fertigstellung Umgebung. An der Kreuzung der beiden stände gekennzeichnet. Die Räume sind
2004 gebäudebegleitenden Straßen wird die durch einen dichten Rhythmus an größzügig
Massivität des Baukörpers aufgebrochen, dimensionierten Installationsschächten
Büroarbeitsplätze um einen Dialog zwischen dem Hofraum angereichert. Die hofseitige Laubengang-
variabel und dem Außenraum herzustellen. Die erschließung ermöglicht zudem unter-
Anforderungen waren sehr hoch; es galt, schiedlich große mietbare Einheiten. Die
eine effiziente, anpassungsfähige Struktur sich im Erdgeschoss befindende Nutzung
für ein breites Nutzerspektrum aus den Be- einer Diskothek zeigt auf besondere Weise
reichen Gewerbe, Handwerk und Dienstleis- das Zusammenspiel von Gebäudestruktur
tung bereitzustellen. Aber auch Prägnanz, und avantgardistischem Innenausbau.

Lage M 1:10 000

154
Rohbau, Ausbau, Gebäudetechnologie

relevante Themen

EINHEITEN
von 87-1200 qm

NUTZUNGSMISCHUNG
Quartiersebene
Blockebene
Grundstücksebene
Gebäudeebene
Etagenebene

NUTZUNGEN
Wohnen
Büros
Produktion/Handwerk
Einzelhandel
Gastronomie
Freizeit

STRUKTUREN
EG-Zone
nutzungneutrale Strukturen
spezialisierte Strukturen

Schnitt M 1:750
Grundriss OG M 1:750

155
Institut für Umweltmedizin

Institut für Umweltmedizin Das Institut für Umweltmedizin und die Geschosse hinweg. Durch die Tiefe der
Breisacher Straße 115 Krankenhaushygiene ist Teil eines neu- Belichtung werden auch die Laboratorien
Freiburg im Breisgau (DE) en Gesamtkomplexes in Freiburg. Das mit Südlicht versorgt.
Laborgebäude ist mit wesentlich gün-
pfeifer. kuhn. architekten stigeren Energiekenndaten als vergleich- Die Konstruktion des Gebäudes folgt der
(bis 30.06.2005: bare Bauten geplant. Die Gebäudestruktur Zonierungsstruktur. Die Stahlbetonkonstruk-
pfeifer roser kuhn architekten) ist in verschiedene Zonen gegliedert: die tion verzichtet grundsätzlich auf Unter- oder
Freiburg Versorgungsstruktur an der Nord-Ost- Überzüge. Die Decken bestehen aus 40 cm
Fassade, die Laboratorien, offene Verteil- starkem, unverkleidetem Stahlbeton und
Fertigstellung erzone mit Nebenräumen, Bürozonen und beinhalten alle wichtigen Installations-
2006 Energiegärten. Die Lage der Laboratorien elemente und die Bauteilaktivierung. Die
ermöglicht eine flexible Aufteilung. In der Decken wurden ohne Trittschalldämmung
Büroarbeitsplätze Verteilerzone befinden sich die Erschließung ausgeführt. Die Außenwände auf der
> 49 und die Kommunikationszone. Die Bürozo- Südwestseite und auf den Giebelseiten
ne ist durch die Energiegärten gegliedert. sind mit 24 cm starken Brettstapelwänden
Diese sind wesentlicher Bestandteil des als nichttragende, wärmedämmende und
Energiekonzepts. Sie liegen direkt am speicherfähige Elemente ausgeführt. Sie
Erdreich, so dass ein Pflanzenwuchs mit na- sind nach außen sichtbar und bilden mit der
türlichem Gehölz möglich ist. Sie bewirken Verglasung des Luftkollektors das architek-
eine kommunikative Bürozonierung über tonische Erscheinungsbild.

Lage M 1:10 000

156
Rohbau, Ausbau, Gebäudetechnologie

relevante Themen

NUTZUNGSMISCHUNG
Quartiersebene
Blockebene
Grundstücksebene
Gebäudeebene
Etagenebene

NUTZUNGEN
Wohnen
Büros
Forschung /Labore
Einzelhandel
Gastronomie
Freizeit

STRUKTUREN
EG-Zone
nutzungneutrale Strukturen
spezialisierte Strukturen

Schnitt M 1:750
Grundriss EG M 1:750

157
Arbeit und...

158
Verbinden, Trennen

159
160
Verbinden,Trennen

Die Frage, wie Raum definiert, struktu-


riert, getrennt und verbunden wird, führt
direkt ins Zentrum des Entwerfens. Im
Entwurfsprozess sind klare Entscheidungen
gefordert, welche Bereiche mit welchen
verbunden werden sollen, wer wo hinein
kann und wer somit Zugriff auf welche In-
formation hat. Zwei gegenläufige Tendenzen
sind zur Zeit erkennbar:

Da gibt es auf der einen Seite das Bedürf-


nis nach Sicherheit, Abgeschiedenheit, Geschützt – Pentagon, Washington Ein Konzern im Gebäude – Commerzbank, Frankfurt a. M.
Schutz vor Über- oder Angriffen. Hierbei
wird das Klären von Grenzen, bewusstes
Trennen, Auseinanderdividieren, Sortieren
und Hierarchisieren von immer größerer
Bedeutung. Diese Thematik hat in wenigen
Jahren an Bedeutung gewonnen und sie hat Schwellen im Haus Großraumbüro – S. C. J. Administration Building, Racine
politische, ökonomische und soziale Brisanz.

Auf der anderen Seite gibt es die Tendenz


des Zusammenrückens, sowohl räumlich als
auch arbeitsorganisatorisch. Die Hierarchien
werden flacher, es wird international ver- Geschosskammern Haus mit öffentlichem Erdgeschoss in der Stadt, Passage
netzt gearbeitet und die unterschiedlichen
Funktionen rücken verstärkt zusammen.
Das Miteinander der Bereiche Wohnen und
Arbeiten sowie Arbeiten und Freizeit führt
zu neuen räumlichen Ausprägungen und
Verschränkungen. „Plug-in“ Netzwerke: mehrere Firmen im Gebäude – IP Two, Wien

161
Trennen beruht auf Spezialisierung und Sicherheit
Verbinden beruht auf Zusammenarbeit und Leistungsübergabe

MASSSTAB LAGE ÖKONOMIE

„Wir werden versuchen, diese städtische Nutzung „Die Hinterhoflage ist problematisch – wir fragen uns, „Welcher räumliche und mediale Aufwand lohnt sich
präsent im öffentlichen Raum zu positionieren.“ wie wir schon am Hofportal einladen können!“ langfristig für meinen Auftraggeber “

Welche Konzeption von Adresse ist gewünscht und Wieviel Verbindungen/Trennungen führen zu guter
Vor allem Kopplung an öffentliche Strukturen, wie wird sie in der spezifischen Lage entwickelt Funktionalität (Kosten Bau/Kosten Betrieb)
insbesondere an den öffentlichen Verkehr.
Wie können allfällige Grenzen abgebaut werden Anzahl und Dichte der notwendigen Grenzen

Auf welchen räumlichen Ebenen soll Distanz oder


Anschluss geschaffen werden
- Öffentlicher Raum/Areal/Grundstück
Unterschiedliche Qualitäten von Lagen:
- Erschließung ÖPNV
- Nahversorgung
2
- Quartiersimage (Nobel-, Familien-, Rotlichtviertel)
Umsetzen mit verbindenden und
trennenden Strukturen
Welcher Aufwand muss für Sicherheit betrieben
- Außenraum/Innenraum - Diverse Rankings (z. B. durchschnittliche werden
Grundstückspreise) Schleusen, Sicherheitszonen, Abhörsicherheit,
- Öffentliche/halböffentliche/private Bereiche
- Umfeld: Aussichten, Naherholung... Badges, Codes...
- Zwischen verschiedenen Arbeitsgebieten - Sonderlagen: Lage am See, Wasser, Südhang – und
- Am Arbeitsplatz selbst Aufwand für unterschiedliche Trennungen, Verbin-
mögliche Reaktionen mit Bebauung und Nutzung
dungen (z. B. sichtbar aber unzugänglich – Glaswand)
Was muss auf welcher Maßstabsebene verbunden Mögliche Ankopplung zu Qualitäten der Lage:
werden Zugänglichkeit, qualitätsvolle Räume, Aussichten... Gibt es verschiedene ökonomische Raumklassen, die
- Verkehrsanbindung Notwendiges Abschotten von Problemen voneinander getrennt werden sollen
- Anspruch Publikumsverkehr/Zugänglichkeit Emissionen, Sicherheitsfragen, hässliche Räume... Foyer repräsentativ – Büros low budget – Chefbüro –
- Räumliche Verbindungen/Bezüge Mitarbeiter
- Informations- und Leitsysteme Welche Vorgaben für Verbindungen und Trennungen Welcher Aufwand muss für die Sicherung digitaler Da-
ergeben sich aus dem Ort ten und des Internets betrieben werden – und welches
Was muss auf welcher Maßstabsebene getrennt Wegeführung, - beziehung, Zugänge, Orientierung, sind die baulichen Maßnahmen dazu
werden Sicherheitsaspekte, Sichtbeziehungen, Ausschilde-
- Sicherheitszonen, Sperrgebiete rung,... Kann ich Grenzen auch ohne Materialaufwand
- Schwierige Flanke im Quartier – Desinteresse, Welche rechtlichen Regelungen muss ich klären: sichern (Zutrittsverbote, psychologische Grenzen...)
Abschottung... Zufahrts- und Wegerechte, Verbote, Ausschilderung,... Sind besondere, extreme Sicherheitszonen notwendig
Forschung, Personensicherheit, gefährdete Kunden...

Entscheidung über Anbindungsinteressen Wie positioniert sich die Arbeit Sicherheitsstandards


Mögliche Systeme, Prinzipien der Anbindung Ist Speziallage möglich (Insiderlage, Hinterhof...) Kosten-Nutzen-Überlegungen zu Verbindungen und
Bauliche und informelle Möglichkeiten Inwieweit ist öffentliche Lage zwingend Trennungen
Räumliche Verbindungen und Trennungen Mögliche Erst- und Folgeinvestitionen
Rechtliche Verbindungen und Trennungen
Informelle Verbindungen und Trennungen

1 Klärung in allen Themen

162
Verbinden,Trennen

3 Idee von Raumkontinuum und Raumgrenzen


Kann „Verbinden, Trennen“ zum tragenden Entwurfsthema werden

FUNKTIONALIT T ZEIT IDENTIT T

„In dieser Firma sind sämtliche Arbeitsplätze in inten- „Es müssen hier zwei Tagesschichten mit unterschied- „Diese Firma pflegt ein offenes Image, obwohl sie
siver Kommunikation miteinander verbunden!“ lichen Bedürfnissen organisiert werden...“ sehr strenge Sicherheitskonzepte eingebaut hat.“
Sind wechselnde Ansprüche in der Belegungszeit
Welche Funktionen sind zu trennen Wie weit kann das Image „offenes Haus“ gelebt
vorgegeben Sind Zyklen oder Rhythmen bekannt
Chef von Mitarbeitern, Buchhaltung von Kunden... werden; wo benötigt es dennoch Grenzen
- Sicherheit, bestimmte Zonen, Häufigkeit
Welche Abteilungen sind zu verbinden oder zu Kurzfristige/langfristige Aspekte und Anfoderungen Erfordert die Identiät das Trennen (z. B. Sicherheits-
trennen Produktion, Entwicklung, Logistik, Buch- - Möglichkeit zur Umorganisation firma, Personenschutzdienste, Bankschalterhalle)
haltung, IT-Dienste, Verkauf, Kundendienst... - Benötigt es in späterer Phase andere Grenzen
Oder gibt es Trennungen, die aus Identitätsgründen
Sind aus der Funktionalität räumlich und zeitlich auszuschließen sind oder diskret gehalten werden
flexible Trennungen/Verbindungen gegeben - Kunde ist König
- Chef und Mitarbeitende zusammen
Welche funktionalen Vor- und Nachteile ergeben sich
Welche Konsequenzen ergeben sich aus den Ist Trennen und Verbinden ein Bestandteil der Identität
aus dem Trennen oder Verbinden
Nutzungsintervallen
- Ablaufoptimierung Unterschied in der Identität für den Kunden, für die
- Arbeiter/Besucher Wechselt der Zustand am Ort (verbunden – getrennt) Mitarbeitenden
- Kommunikation und Konzentration oder verschieben sich die Sperren im Gebäude
Was bedeutet das Thema im übertragenen Sinn: Wie
Welche sind die funktionalen Anforderungen erleichtere ich mit Architektur das „Verbundensein“ mit
Handelt es sich um Nutzungen, die oft ihre Grenzen
dem Unternehmen
für Verbindungen (Kooperation und Kommunikation) verlagern (z. B. Forschung an geheimen Projekten)
und welche für Trennungen (Konzentration) Da es ein kontroverses Thema ist, wird eine solche
- Verschiedene Arbeitsarten, -zonen, -zeiten Ist das Gebäude prinzipiell am Tag offen und in der thematische Identität von unterschiedlichen Gruppen
- Ruhe, gedämpftes Licht, Jalousien, Rafflamellen Nacht geschlossen – oder ist es auch am Tag ge- auch differenziert wahrgenommen
- Sicherheit, Spionage, Kopie neuer Entwicklungen schlossen (Klingel, Gegensprechanlage, Video...)
Benötigt es für bestimmte Anlässe einen besonde- Wie sind Identitätskombinationen mit anderen Inhalten
Wo liegen logische und wo liegen unerwartete Gren- möglich (z. B. „Verbinden für...“)
zen (z. B. öffenliche EG-Zone + Sperre nach Foyer) ren Zustand von Offenheit oder Geschlossenheit
Wie hat sich das Thema in der Gesellschaft verändert Bilder: zum Beispiel „extreme Abschottung“ –
Können die Anforderungen kategorisiert werten Firmensitz, hinter Mauern, ohne Anschrift, Video,
und welche Entwicklungen sind zu erwarten
- Erforderlich, erwünscht, unnötig, zu vermeiden Gegensprechanlage, Termin nur nach Anmeldung...
Funktionsschema Anforderungen Funktionsschema Zeit Identitätsbestandteil oder nicht
Widersprüchliche Anforderungen Normal- und Sonderzustände Neutrale, positive und negative Belegungen
Kategorien, Abstufungen Funktion – Zeit – Flexibilität Identitätskombinationen
Funktion – Zeit – Flexibilität
Von außen eingeforderte Sicherheit

Aspekt: Sicherheit (Grenzen), Funktionen (unterschiedliche An-


forderungen), Arbeitsorganisation (Großraum, Einzelbüro),
Räume (kleinkammerig, Raumfolgen, Hallen,...), Nutzer

163
Architektonische Relevanz Kommunikation versus Konzentration Sicherheit und Spezialisierung
Offenheit, Verbindungen, Kommunikation, Offene und größere Räume erlauben Team- ... sind Aspekte, die einen Trennungsan-
Kooperationswille, Transparenz, Übersicht- arbeit und ermöglichen direkte Kommu- spruch begründen. Zu schützende Räume
lichkeit – das sind alles Begriffe, die in nikation. Zuviel Kommunikation in großen und Nutzungen müssen vor ungewolltem
der aktuellen Bürowelt einen sehr hohen Teams oder mehreren Gruppen nebenei- Zugang, Diebstahl, Informationsverlust ge-
Stellenwert haben. Dem widersprechen nander stört aber die Einzelnen. Oft geht schützt werden. Ebenso können die Sonder-
Tendenzen zu erhöhter Sicherheit, Schutz es deshalb ganz einfach um die räumliche ausstattung eines Raums, ein besonderer
der Arbeitsplätze, Wirtschaftsspionage... Trennung von zu großen Gruppen in kleinere Arbeitsrhythmus oder spezielle Technik-
Es ist deshalb wichtig, dass bei Räumen Teams – zugunsten weniger Störungen anforderungen Abgrenzungen notwendig
für Arbeit beide Anforderungen potenziell und besserer Konzentrationsmöglichkeiten. machen. Themenbereiche sind etwa:
erfüllt werden: Die Möglichkeit, Räume und Innerhalb eines Teams stören Gespräche • Forschung, Entwicklung, Patente
Raumsysteme offen zu benutzen, aber auch weniger, weil die Themen bekannt sind. Da • Finanzen, Datenschutz, wichtige Akten
Möglichkeiten der Trennung vorzusehen. in verschiedenen Arbeiten und Arbeitspha- • IT-Sicherheit, Datensicherheit, Abwehr
Der Entwicklung eines offenen Systems mit sen unterschiedlich kommuniziert werden • Spionage, abhörsichere Räume.
vielfältigen Trennungsmöglichkeiten muss muss, können wir hier nur allgemeine
große Aufmerksamkeit geschenkt werden. Empfehlungen für Raum- oder Gruppen- Leider ist es heute so, dass Büroräume
In diesem Sinn ist auf dem Weg von der größen vorgeben. Je nach Raumgröße ist kaum mehr unbeaufsichtigt gelassen
Öffentlichkeit bis zum Arbeitsplatz eine auch ein anderes Kommunikationsverhalten werden können. Wertvolle Gegenstände
Folge (Kaskade, Netz, Serie) von Schleu- erforderlich. Ein Bauleiter kann beispiels- wie beispielsweise Notebooks oder externe
sen, Schwellen und Verbindungsräumen weise in seinem Einzelbüro den ganzen Tag Harddiscs können sonst schnell verschwin-
erwünscht. laut telefonieren – sitzt er im Gruppenbüro, den. Die Zahl der Regionen nimmt zu, in
hat er seine Lautstärke anzupassen. denen aufgrund hoher Arbeitslosigkeit
Die Elemente für das Trennen und Verbinden der Konkurrenzkampf unter den Firmen
sind: Material oder kein Material, Wand, Welche Angebote und Konstellationen die gefährliche Ausmaße angenommen hat.
Öffnung, Tür, Fenster, Schleuse... Wir unter- Produktivität unterstützen, ist bei den Pro- Es kommt vor, dass Büroräume mutwillig
scheiden zwischen einfachen Trennwänden gramm-Entwicklungen zu evaluieren. zerstört werden. Wirtschaftsspionage und
und Trennwänden mit hohen spezifischen Korruption sind nicht Alltag; sie breiten sich
Anforderungen. Ganz besondere Anforde- Das am dichtesten belegte Büro muss aber zunehmend aus.
rungen (zum Beispiel Tresorraum) müssen nicht das effizienteste sein. Als Architekten
unter Umständen in der Primärstruktur haben wir zu klären, was ein funktionaler Ar- Solche Themen haben innerhalb weniger
angelegt sein. beitsplatz ermöglichen muss und wie dieser Jahre an Bedeutung gewonnen und sind
qualitätsvoll konzipiert werden kann. inzwischen von politischer, ökonomischer
Die Frage, wie Raum definiert, strukturiert, und sozialer Brisanz.
getrennt und verbunden wird, führt eben
direkt ins Zentrum des Entwerfens.

164
Verbinden,Trennen

Zusammenarbeit und Leistungsübergabe Elemente Lage der Schleusen


...sind Aspekte, die die Wichtigkeit des Ver- Trennen und Verbinden kann vielfältig aus- An den Schnittstellen von Funktionsflächen
bindens betonen. Über die allgemeine und gestaltet werden. Mit der Ausformulierung und zwischen verschiedenen Bereichen
einfache Teamarbeit hinaus etablieren sich und den maßstabsgerechten räumlichen liegen Schleusen. Sie können eine ganze
neue, komplexere Formen der Zusammenar- Elementen wird das Maß der Zugänglichkeit Kette bilden oder nur einmalig auftreten
beit. Dies lässt sich in neuen Arbeitsweisen, beeinflusst. Verbindendes im gesamten zum Beispiel an der Grundstücksgrenze, im
in neuen arbeitsrechtlichen Konstruktionen, Arbeitsgeflecht: Hauptgebäude, in jedem Gebäude, vor jeder
in neuen Begriffen, vor allem aber in den • Im urbanen Maßstab ist die Kommune für Einheit (Mietbüros), vor jeder Abteilung, vor
Möglichkeiten neuer Kommunikationstech- „gute Erreichbarkeit“ verantwortlich; vor dem Büro (Sekretariat).
nologien nachvollziehen (siehe Kapitel 1). allem der Ausbau des ÖPNV ist stand-
ortfördernd, dazu gehören angenehme Was wird getrennt / verbunden
Die Frage nach den räumlichen Folgen ist Wege für Fußgänger und Fahrräder. • Sichtkontakt – Blickbeziehung, Materiali-
wiederum nur in Tendenzen zu beschreiben: • Verbindende Räume in der Stadt sind tät, Raumteiler, Wände, Möbel...
Zusammenarbeit ist weitgehend räumlich auch Naturkorridore: Langgezogene Park- • Akustische Trennung: Akustikdecken,
unabhängig organisierbar. Eine Mehrzahl streifen, Alleen, „grüne Schleichwege“... Schallentkopplung...
der Büroarbeiter verfügt über zwei bis drei • Bevorzugt werden Orte mit Lebensquali- • Zugänglichkeit: Gelände, Grundstück,
Arbeitsplätze; einen im Büro, einen mobilen tät, Nutzungsgemenge, spannende aber Gebäudeteil, Etage, Raum, Arbeitsplatz
und ein Home Office. Arbeitsräume wer- sichere Orte. Die Firmen selbst können • Funktionen: Produktionsflächen, Kunden-
den so netzartig ausgelegt. Gerade weil in dazu etwas beitragen. bereiche, Repräsentation...
Teilbereichen die Verortung diffuser (oder • Vom öffentlichen Raum auf das Grund- • Technik: Klimatisierung, Belichtung
komplexer) wird, erhalten bestimmte Orte stück: Hier präsentiert sich die Firma. Die • Arbeitsorganisation: Arbeitsabläufe, Pro-
eine hochwertige Bedeutung. Dies ist eben Qualität der Zugänge und Eingangssitua- jektgruppen, Hierarchien...
kein Widerspruch: Auf die Auffindbarkeit, tion, der Außenraumgestaltung und die • Trennung nach Nutzern: Kunden, Gäste,
auf die Adresse sowie auf eine Verortung im Qualität des Lichts, der Beleuchtung, der Mitarbeiter...
Umfeld und eine bestmögliche Erreichbar- Leitinformation – hier wird im halböf- • Besitzverhältnisse: öffentlich – privat.
und Zugänglichkeit wird dementsprechend fentlichen Raum der erste Eindruck von
hoher Wert gelegt. An Bedeutung gewinnen Einladung geboten. Unterschiedliche Wahrnehmung
vor allem die Orte der Leistungsübergabe; • Am Arbeitsort, im Gebäude und in Im Zusammenhang mit persönlicher Hal-
jene, an denen die Mitarbeitenden auf die den Räumen sind es die Eingangsbe- tung und Wahrnehmung werden Grenzen
Kunden treffen, und jene, an denen Verkauf, reiche, die vertikalen Erschließungen, und Verbindungen unterschiedlich gewertet.
Übergabe, Sitzungen stattfinden. Außer- die horizontalen Verteilbereiche und die
dem gewinnen Orte mit Atmosphäre, mit Arbeitsplätze, welche eine verbindende
Charakter wesentlich an Bedeutung – sie oder trennende Funktion übernehmen
repräsentieren Stil, Qualität, Identität und müssen.
Innovation.

165
Arbeitsgebiet/-quartier Grundstück

Stadt und Arbeitsgebiet/-quartier Stadt und Grundstück


Geschlossen - Zugängliche Gebiete: z. B. Büroviertel in der Stadt, - Geschlossene Areale:
Offen einzelne Gebäude gesichert Hauptportal = Grenze

- Geschlossene Areale: z. B. private Forschung oder - Offenes Grundstück:


staatliches Sicherheitsgebiet, Hightech-Forschung Eventuell Teilbereiche des Gebäudes zugänglich
Eventuell Teilbereiche kontrolliert
- Sehr beschränkter Zugang zum Empfang

- Areal absolut unzugänglich

Positionierung der
Schleusen und
Schwellen

Headquarter Administration
Kundensitzung
Hauptportal Forschung Produktion Logistik

Szenarien und Schwelle bei Nacht Schwelle „nur mit Begleitung“ Sperrgebiet Grenze für alle Externen
Raum-Zeit- Vorfeld -– offener Zugang
Modelle Zugang nach Anmeldung: Fuhrungen
„Gläserne Produktion“

166
Verbinden,Trennen

Gebäude

FLUGHAFEN FRONT: Zugänglich im Mall-Bereich SCHNITT KOMPLE E ZONIERUNG, Zugänglichkeit, Sichtbezie-


TRENNUNG: Ankunft und Abflug, Schengen- und Nicht- Flughafen Verwaltung sowie Ticket und hungen, aber unzugänglich, abgeschottet
Schengen-Passagiere und Nicht-Passagiere... Passkontrolle, Immigration und Zollkon-
trolle

MALL = Shopping, Tourismus

EG: Im Erdgeschoss sind mehrere Schwellen OG: Mehrere Unternehmen auf einer Etage – Empfang
unterschiedlicher „Härte“ denkbar. Über sehr weich pro Etage, Zugang zum Arbeitsplatz möglich – strengste
getrenntes Foyer, Bar, Restaurant zu Vortragssälen und Zugangskontrolle zum Beispiel innerhalb der Forschung Öffentliche Terrasse/
schließlich zu den Arbeitsplätzen Restaurant

Fluchtweg

Anlieferung, Post Konzern


„Sky-Loggia“ – nur für
Mieter

Mehrere Firmen Einkaufen,


Dienstleistung
Bürohaus mit mehreren Zugängen und
Bürohaus mit innerer Straße/Foyer und Treppenhäusern
einem Eingang

TAG-NACHT-VARIANTEN

Innere Verteilung mit


unterschiedlichen
Schleusenpositionen Unterschiedliche
Schleusenpositionen

Gute Adresse quer zur


Straße Gute Adresse entlang
der Straße

167
Industrie- und Handelskammer

Industrie- und Handel- Die Industrie und Handelskammer befindet Klassenzimmer und Galerie aufnimmt,
kammer
sich am nördlichen Stadtrand Ljubljanas, der und dem Bürotrakt wird hierdurch erheb-
Dimiceva 13 durch großvolumige Baukörper mit wenig lich gestärkt. Durch eine alle Geschosse
Ljubljana (SI) Identität dominiert wird. Die funktionale verbindende Vertikalhalle wird dies weiter
Identität klassischer Verwaltungsbautypen unterstützt. Zudem bietet diese Lösung die
Sadar Vuga mit einem öffentlich zugänglichen Sockel- Möglichkeit, zur Straße eine weitere Raum-
Ljubljana geschoss und den darüberliegenden, nicht schicht auszubilden, die sich zum Platz hin
zugänglichen Bürogeschossen heben die öffnet.
Fertigstellung Architekten auf. Das Sockelgeschoss wird
1999 virtuell unter dem Bürotrakt herausgezo- Die zum Platz gerichtete Südfassade ist ein
gen, umgeklappt und vor diesen gestellt. teils mit Boxen gefülltes Stahlskelett, das
Büroarbeitsplätze Die dadurch entstehende Zwischenzone zwischen Gebäude und Außenraum ver-
> 250 beherbergt die Erschließung und die Neben- mittelt. Die Schwellen und Raumschichten
räume. Die Kommunikation und Interaktion werden somit konsequent vom Straßen-
zwischen der halböffentlichen Raumschicht, raum über die Fassade bis hin zum Arbeits-
die unter anderem Restaurant, Bibliothek, platz gestaffelt, ohne trennend zu wirken.

Lage M 1:10 000

168
Verbinden,Trennen

relevante Themen

EBENEN
Arbeitsgebiet/-quartier
Grundstück
Gebäude

ZONIERUNG
horizontal
vertikal
Raum/Zeit

SCHWELLEN
Grundstück
Gebäude
Etage
Räume

SYSTEM
offen
geschlossen

Schnitt M 1:750
Grundriss OG M 1:750

169
Ordnungsamt

Ordnungsamt Das Ordnungsamt der Stadt Frankfurt am und die Überspielung der Geschosshöhen
Kleyerstraße 86 Main ist als „offenes Amt“ konzipiert. Mit wahrnehm- und erlebbar.
Frankfurt am Main (DE) einem linearen Typ, einer Spiral-Bandstruk-
tur, die ihre geometrische Inspiration in In der flexiblen Bürostruktur sind sowohl
Meixner Schlüter Wendt den nahe gelegenen Bahnschienen findet, Zellen- als auch Großraumbüros möglich.
Architekten reagiert der Entwurf auf das dreieckige Die zwei separaten Eingangsbereiche und
Frankfurt am Main Gründstück. Das Raumprogramm des Amts die Möglichkeit der Belegung von circa
erfordert eine geschossweise Gliederung 400 m2 großen Bürobereichen mit Drittnut-
Fertigstellung der Nutzungen und Abteilungen. Demnach zungen spiegelt die Flexibilität des Baus
2009 werden die unterschiedlichen Funktionsein- wider. Eine besondere Schicht stellen das
heiten und zusammengehörigen Nutzungen Erdgeschoss sowie das erste Oberge-
Büroarbeitsplätze horizontal geschichtet und aufeinander schoss dar. Hier sind publikumsintensive
circa 600 gestapelt. Die Fassaden- und Gebäudestruk- und öffentliche Raumbereiche (zum Beispiel
tur geht auf diese Anforderungen ein und Eingangshallen und Servicebereiche) im
thematisiert die Schichtung der einzelnen Sinne eines offenen Amts „herausgeschält“
Geschosse. Die horizontale Trennung wird und die Schwellen auf ein Minimum redu-
durch die Ausdifferenzierung der Fassaden ziert.

Lage M 1:20 000

170
Verbinden,Trennen

relevante Themen

EBENEN
Arbeitsgebiet/-quartier
Grundstück
Gebäude

ZONIERUNG
horizontal
vertikal
Raum/Zeit

SCHWELLEN
Grundstück
Gebäude
Etage
Räume

SYSTEM
offen
geschlossen (etagenweise)

Ausschnitt Fassade M 1:1000


Grundriss RG M 1:1500

171
Arbeit und...

172
Kommunizieren

173
174
Kommunizieren

Durch die rasante Entwicklung im Bereich


der Kommunikation und der neuen Medien
haben sich zahlreiche innovative Arbeitskon-
zeptionen, -systeme und -organisationen
entwickelt. Dieser Entwicklungsprozess
wird weitergehen und die Architektur vor
neue Herausforderungen stellen. Wichtig
erscheint uns das Verständnis der Abhän-
gigkeiten bestimmter Kommunikations-
formen (formelle und informelle) in Bezug
auf räumliche Konstellationen. Die gute
interne Kommunikation trägt wesentlich
zum Arbeitsklima bei und führt dazu, dass
sich die Arbeitenden mit dem Unternehmen
identifizieren.

Trotz einer gewissen Unabhängigkeit


der Kommunikation von der Architektur
nimmt doch die Bedeutung qualitätsvoller
Arbeitsumgebungen zu. Durch vermehrte
Mobilität und Flexibilität werden diejenigen
Räume immer wichtiger, die für Kommuni-
kation gute Voraussetzungen schaffen, die
Pflege persönlicher Kontakte ermöglichen,
dem Arbeitenden ein angenehmes Umfeld
schaffen und das Wohlfühlen kultivieren.
Kommunizieren und sich zurückziehen Kommunikation intern und extern Gestaltung als Kommunikation
bedingen einander. Deshalb ist bei jedem
Projekt darauf zu achten, dass Zonen mit
unterschiedlichen Kommunikationsintensi-
täten verträglich nebeneinander positioniert
und auch Ruhebereiche mit eingeplant
werden. Formelle Kommunikationsräume Informelle Kommunikationsräume – Google, Zürich

175
Kommunizieren beruht auf Identität

MASSSTAB LAGE ÖKONOMIE

„Mein Auftraggeber hat Kundenpotenzial bei Trendset- „Wir haben keine optimale Lage für das Projekt – aber „Wie sieht unser Auftraggeber sein Firmengebäude
tern in ganz Europa – dafür entwickle ich ein Projekt.“ wir werden es positionieren können.“ positioniert: eher minimalistisch, eher laut... “

Was heißt es, wenn ein architektonisches Projekt über Ist die Kundschaft ortsgebunden, die Kommunikation
seinen Ort kommunizieren soll quartiergebunden

Welche Kommunikationsmittel stehen mir zur Verfü- Kommunikationsstrategie für Low-Budget- und
gung Innerhalb der Architekturszene – und bei der High-Standard-Architekturen
Kundschaft des Auftraggebers

Ist die Lage vorgegeben (optimal-eingebunden oder pro- Welche Anforderungen werden an welche Flächen
In welchen Maßstäben agiert die Firma: lokal, regional,
blematisch-abgeschottet) oder haben wir einen neuen bezüglich Kommunikation gestellt (hohe – mittlere –
national oder international
passenden Standort zu evaluieren dynamische)
Wie wird in den unterschiedlichen Maßstäben kom- Welche Kommunikationsmöglichkeiten sehen wir in der Können spezielle Mittel „für Kommunikation“ freige-
muniziert, welche Kommunikation ist notwendig spezifischen Lage setzt werden
Kommuniziert das Projekt in den unterschiedlichen Welche Kommunikationsdefizite oder -barrieren könnten
Maßstäben (Verortung, Sichtbarkeit, Identifikation, Welche Komponenten für Kommunikation benötigen
wir mit dem Projekt eventuell ausgleichen
Bekanntheitsgrad...) wir zwingend, welche wären Supplement (z. B. Leit-
systeme, Beschriftungen, spezielle Infopanele, Logo)
Mit welchen Nutzungen im Umfeld wird
Folgt die Kommunikation einem einheitlichen Konzept Mit welchen zusätzlichen Mitteln wird neben den
kommuniziert
oder bedarf jeder Maßstab anderer Kommunikations- baulichen kommuniziert (Internet, Printwerbung) und
- Partner, Konkurrenten
strategien wie werden diese mit Architektur koordiniert
- Netzwerke, interdisziplinäre Teams
- weitgehend unabhängige Arbeit Kommunikationsfunktion des Bauwerks und weitere
Ebenen: Außenraum, Vorfahrt, Empfang, Möblierung.

Global Lagequalität bezüglich Kommunikation: Architekturstandards und Kommunikation


Virtuell - Bedeutung des Orts Architektur und zusätzliche Ebenen
Regional - Frequenz Passanten Abstimmung mit Medienauftritt
Lokal - Sichtbarkeit, räumliche Konstellation
Frage nach professioneller Unterstützung
Reichweite Kunden Spezifische Lage: Kommunikationsstrategie (Kommunikationsstratege, Werber)
Reichweite Realisierungen/Produktion

1b Unterstützende Potenziale für Kommunikation suchen

176
Kommunizieren

3 Kann das Prinzip der Kommunikation zu


einer tragenden Entwurfsidee werden

FUNKTIONALIT T ZEIT IDENTIT T

„Soll ich für diese Art von Auftraggeber Understate-


„Mit einem Funktions-Zeit-Raumplan kann ich alle Kom- „Der Auftritt der Firma ist unprofessionell – die Identität
ment zeigen oder laute Architektur entwerfen “
munikationsbedürfnisse mit weniger m2 erfüllen.“ ist diffus. Wie gehe ich vor beim Entwurf “
Ist es ein Investorenprojekt, welches vermietet wird
Wenn ja, so gelten allgemeine Standards. Welche Konsequenzen ergeben sich aus den Nut- Verlangt das Entwurfsthema einen spezifischen
zungsintervallen Umgang mit Kommunikation und Identität
Welche Kommunikationskultur ist aufgrund der Welche Identität kann vermittelt werden
Aufgabe gegeben (Kommunikation einer Verwaltung, Mit welcher Intensität tritt die Firma/Arbeit auf
eines Konzerns, einer Kultureinrichtung)
Ist eine Identität in der Firmengeschichte aufgebaut
Für welche Räume und welche Funktionen ist spezi- worden - oder haben wir diese neu zu entwerfen

2
fische Kommunikation vorgegeben
Umsetzen in kommunikationsunterstützende
Wie unterstützt Kommunikation Betriebsprozesse
Räume, Strukturen und Systeme
Welches sind die kommunikations-relevanten Ebe-
Muss ich mit dem Raumprogramm baulich reagieren, Muss eine bestehende Identität kultiviert werden,
nen im Raumprogramm
oder ist das Raumprogramm noch zu hinterfragen muss sie neu erfunden, neu positioniert werden
- Direkt-räumliche (Sitzungszimmer) und
- informelle Links (Balkon, Teeküche) Soll Identität mit dem Bauwerk manifestiert werden
Welche Kommunikationsintervalle werden erwartet
Welche sind die technischen Anforderungen - Einheitlich oder differenziert Wie breit wird die Aufgabe verstanden Möglichst
an Kommunikation (Schall, Medien- und Kommunika- - andauernd in Gruppen integral (Corporate Identity als Kommunikation) oder
tionstechnologie) - konzentriert in Sitzungen spezifisch
- vor allem intern – extern Haben wir es ganz speziell mit einer Arbeit in der
Wie kann Arbeitsphysiologie die Kommunikation - alle gleichzeitig Kommunikationsbranche zu tun
unterstützen Wer sind Konkurrenten und wie wird eine
- Anregendes/ermüdendes Design einmalige Position entworfen
Kommunikationstechnologie ist im ständigen Wandel.
- Behaglichkeit, Lüftung, Geräusche
Was muss das Gebäude in einem Jahrzehnt leisten Mit welchen Spezialisten wird Identität geklärt
- Materialität, Haptik

Funktionsdiagramm für Kommunikation Frequenzdiagramm für Kommunikation Miete oder Firma


Bauliche Konsequenzen Belegungszeiten Räume/Funktionen Welche Identitäten bestehen
Konsequenzen in Kommunikationstechnologie Zeiten intern und extern („slots“) Innovationsanspruch
Mietobjekt oder eigenes Firmengebäude Vergleichbare Bauaufgaben

1a Innere Anforderungen an Kommunikation erkennen

177
Kommunikation und Entwerfen Konzentration auf die Message Dies ist allerdings eine sehr positive Vorstel-
„Man kann nicht nicht kommunizieren.“1 In diesem Sinne sehen wir bei der Projektie- lung vom Einfluss guter Architektur auf die
Dieser weltberühmte Satz von Paul Watzla- rung einen operativen und einen strate- Lebens- und Arbeitsqualität. Denn präzise
wick macht uns klar, dass jede Architektur, gischen Schwerpunkt: Kommuikation hat eine gewisse Unabhän-
jedes Auftreten einer Firma, jede Beleg- • Operativ, beim Programm: Da Arbeitsab- gigkeit von Architektur.
schaft und alle Produkte eine Botschaft läufe nur über Kommunikation koordiniert
senden, ob man will oder nicht. Auch werden können, haben wir beim Entwurf Kommunizieren und Störungen
wenn wir genug haben von all den lauten die Aufgabe, diese mit räumlichen und Kommunikation wird in allen Situationen
Projekten, den medialen Auftritten und den strukturellen Mitteln zu unterstützen. eingefordert, sie stört aber immer auch
Architektur-Rankings – ein Desinteresse • Strategisch, im Kern des Entwurfs: Hier diejenigen, die nicht am kommunikativen
an Kommunikation wäre in unserem Beruf ist entscheidend, mit welcher Konsistenz Prozess beteiligt sind. Störquellen können
dennoch ziemlich töricht. wir die vom Auftraggeber gestellte Aufga- zum Beispiel Diskussionen am Nebentisch,
be (sie ist nicht nur gestellt, sie lässt sich lautes Telefonieren, aber auch eine Zone
Wir entwickeln im Dialog mit Kollegen auch diskursiv entwickeln) mit sinnvollen mit viel Bewegung und Maschinen (Drucker
oder Kunden zahlreiche Ideen und können Entwurfskonzeptionen stärken können. oder Kopierer) sein. Bei der Planung geht
Sachverhalte klären. Dies tun wir auch, es deshalb darum, Kommunikation und
wenn wir Sprechen („Sprechdenken“, H. v. Potenziale der Kommunikation Störung verträglich nebeneinander zu posi-
Kleist2). Zudem benötigen wir Rückzugszeit Von Architektur wird eine „positive Rück- tionieren.
und Entwicklungszeit – das gilt auch für das kopplung“ auf Kommunikation und letztlich
Entwerfen: Der diskursive Dialog ist wichtig, auf den Unternehmenserfolg erwartet:
aber auch der Rückzugstag, an welchem wir • Gute räumliche Voraussetzungen fördern
Büro
die Sache selbst erforschen und ausreizen Kommunikation; Formell
(„wie mach ich das nur, wieso geht das so • der unternehmerische Erfolg wird da-
nicht... !“). durch unterstützt;
• das „erfolgreiche Umfeld“ wirkt motivie-
Nach dem Rückzugstag, nach einem Denk- rend und stärkt die Identifikation mit dem
Privat
abend weiß ich, was ich kommunizieren will Unternehmen...
(eine Frage, einen Entschluss, Varianten...). • ...womit das Wohlbefinden der Mitarbei-
Ich habe Kommunikation vorzubereiten, tenden zunimmt und... Informell Stadt und Quartier
damit ein beteiligtes Team seine Fähig- • ... die Kommunikation erleichtert wird.
keiten effizient einbringen kann. Tue ich das
nicht, verbraucht das Team unnötige Zeit.
Kommunizieren setzt voraus, dass wir un-
sere Positionen entwickelt, überdacht und
entschieden haben. Kommunikationsarten und räumliche Verteilung

178
Kommunizieren

Die hohe Relevanz dieser Thematik führte Gebäudestrukturen und Räume, die Kom- ierliche Ablösung von analogen Strukturen
zur gesetzlichen Regelung: So soll nach der munikation unterstützen (Bibliotheken, Archive) findet statt. Gearbei-
Arbeitsstättenverordnung der Lärmpegel Klar ist, dass für formelle Kommunikation tet werden kann überall: in der Bahn, am
am Arbeitsplatz bei überwiegend geistigen hochwertige Räume entworfen werden Flughafen, im Büro oder zu Hause („Home-
Tätigkeiten den Wert von 55 dB(A) nicht müssen. Auch Orte für den informellen Aus- working“, Telearbeit). Trotz aller Mobilität
überschreiten, wobei die empfohlenen tausch (im positiven Sinn) können gepflegt und Flexibilität sind persönliche Kontakte
Werte bei 35 bis 45 dB(A) liegen.3 werden: Durchgangs-, Verbindungs- und für die fachliche Abstimmung wichtig und
Zwischenräume (Flure, Foyer, Innenhöfe, gewinnen mit wachsender Mobilität sogar
Formelle und informelle Kommunikation Fahrstuhlbereiche, Balkone, Vorzonen...). noch an Bedeutung.
Wir unterscheiden zwischen formellen und Identität der Arbeit ist durch Raumkultur
informellen Kommunikationsstrukturen: sowie durch Arbeits- und Kommunikations- Spezialitäten und Zukunft
Formell sind die offiziell in der Verwaltungs- kultur geprägt. Die Arbeitsprozesse haben sich für alle
organisation geregelten Kommunikationen, grundlegend verändert, wobei vor allem
deren Diskussions- und Entscheidungs- Neue Medien ersetzen nicht persönliche im Bereich der Kommunikation der Wandel
inhalte bekannt werden müssen (Proto- Kommunikation tiefgreifend ist. Hier haben sich zahlreiche
kolle). Informelle Strukturen sind dagegen Fortschritte in der Kommunikationstech- neue Arbeitskonzeptionen, -systeme und
ungeregelt und finden laufend statt. Sie sind nologie ermöglichen die Entkopplung der -organsiationen entwickelt:
sehr wichtig („Öl im Getriebe“), aber auch Arbeit vom Unternehmen und führen zu • Netzwerke über räumliche Distanzen
gefährlich, da sie die formelle Kommunikati- neuen Formen der Arbeitsorganisation. Die • synchronisierte PC/Teamsoftware
on „unterwandern“ können (Geheimabspra- meisten Informationen, die zum Arbeiten • 7 x 24h-Bearbeitung/Dienstleistung
chen). Dazu die Beispiele: benötigt werden, sind heute unabhängig • Bearbeitung über Distanz
von Ort und Zeit verfügbar. Eine kontinu- • hochmobile Dienstleister
• Formell räumlich: Besprechungstisch, • „Informations-Scouts“
Sitzungszimmer, Konferenzsaal...
Kommunikationskultur
• Formelle Organisation: Brainstorming, Demenstprechend ist auch eine neue Kate-
Aus- und Weiterbildung, Schulung... Arbeitskultur gorie von Arbeitsräumen entstanden:
Offene Beratungsräume – Hallen mit Bera-
Identität
• Informell räumlich: beim Fahrstuhl, im tungsstationen – Reisebüro mit Beratungs-
Café, im Bus zum Büro... stationen – Bank für Normalkundschaft – ex-
• Informell („organisiert“): regelmäßiger klusive Beratung – Bank für Spezialkunden
Privattreff, Zugehörigkeit zu einer Organi- – spezifische Kundenberatung auf Luxus-
sation... insel – Forschung, basierend auf Kommuni-
Raumkultur
kations- oder Denkräumen – spionagefreie
Räume...
Identitätsebenen

179
Arbeit und...

Informationsaustausch Ideenentwicklung Aus- und Weiterbildung

Koordinieren Workshop Schulung


Dabei geht es um schnelle Besprechung Im Workshop werden Ideen entwickelt, Kenntnisvermittlung, Referieren, Motivieren,
von aktuellen Themen Konzepte erstellt und Zukunftsszenarien jedoch ohne Diskussionen
entworfen

Besprechen Projektarbeit
Informationsaustausch zwischen Konzentrierte Arbeit einer Gruppe an einer
Teammitgliedern definierten Aufgabe Seminar
Für aktives Lernen via Aktionen und
Übungen
Wissensvermittlung und
Kompetenzerweiterung

Konferieren Forum
Zusammenkunft der Führungskräfte. Bereiche zum Verweilen und für informelle
Strategische Arbeit Klein-Meetings. Teilabschirmungen für kurze
Gespräche Training
Einüben von Techniken und Kenntnissen
Stark aktionsgeprägt

Tagen
Präsentation von Ergebnissen und
Entwicklungen

180
Kommunizieren

Informell Kommunikationsräume und -formen und strukturelle Umsetzung ist im Projekt


Innerhalb eines Unternehmens sind Kom- selber zu suchen. Wir kennen spezifische
munikationsprozesse wichtige Schritte für Räume wie Teeküche, Sitzungszimmer oder
Balkon Entwicklung, Forschung und Innovation. Konferenzraum – aber je nach den spezi-
Pausieren, zufälliger Informationsaustausch Laut Untersuchungen entstehen über 80 % ellen Anforderungen der Arbeitsprozesse ist
aller innovativen und kreativen Aktionen auf es notwendig, solche Raumtypen im neuen
der Ebene von Informations- und Ideenaus- Kontext zu entwickeln.
tausch.1
Im Zusammenhang mit den neuen Medien
Cafeteria Bei der Ausformulierung und Umsetzung sind völlig andere Kommunikationsräume zu
Pausieren, zum zwanglosen von Kommunikationsbedürfnissen geht es erwarten. Gegenüber der Geschwindigkeit
Informationsaustausch und für kurzfristig darum, Kommunikationsformen und deren solcher Entwicklungen bleibt Architektur
geplante Treffen Raumbedarf herauszufinden. Die räumliche eine langsame Kunst.

Informationsaustausch
Personen Raumbedarf/qm Räumliche Anforderungen

Koordination 2 bis 6 nach ASR integriert, offen


Besprechung 2 bis 8 3.0 getrennt, abgeschlossen

Konferenz 8 bis 20 3.0 getrennt, abgeschlossen


Lounge
Tagung > 20 0.9 getrennt, abgeschlossen
Rückzugs- und Begegnungsbereich
Arbeitsnischen zum temporären Arbeiten
Ideenentwicklung

Workshop 2 bis 16 3.5 nach Moderationsmethode

Projektarbeit 2 bis 8 8 bis 10 getrennt, abgeschlossen


Forum offen offen offen mit abgeschirmterZone
Aus-Weiterbildung

Schulung 6 bis 30 2.5 getrennt, abgeschlossen

Seminar 6 bis 16 3.8 getrennt, abgeschlossen,


Aktionszonen
Hof/Terrasse Training 2 bis 16 5.0 getrennt, abgeschlossen,
große Aktionszone
Pausieren – auch längere Pausen, z. B.
Mittagssnack, informeller Austausch Cafeteria offen 2.5 Freizeitcharakter

Businesslounge offen 4.0 Repräsentation,


Arbeitsnischen
(Dach-)Terrasse offen offen unterschiedliche Zonen
Hof offen offen unterschiedliche Zonen
Informell

Park offen offen unterschiedliche Zonen

2
Kommunikationsformen, Raumbedarf und Anforderungen

181
Landmark

Landmark Die Eigentümer zweier Firmen aus unter- Die Klimafassade liegt als vollständiger
Hasendorferstraße 96 schiedlichen Sparten mit unterschiedlichen Wintergarten rund um das Gebäude herum.
Leibnitz (AT) Visionen, Zielen, Strategien und Kunden Er beinhaltet Pausenräume, Besprechungs-
wollten ein gemeinsames Bürogebäude räume, Terrassen. Die Außenräume – Gar-
Love bauen, um das Wachsen ihrer Firmen ten, Dach, Terrasse – sind im Abstand von
Graz räumlich aufzunehmen, nach außen hin maximal 25 m mit EDV-Anschlussbuchsen
darzustellen und die gemeinsamen Syner- ausgestattet. Im Sommer wird dort ver-
Fertigstellung gieeffekte zu nutzen. Es wäre unsinnig stärkt gearbeitet.
1999 gewesen, diese Vielfalt bildlich im Gebäude In der Kernzone liegen das Chefbüro und
auszudrücken, ohne die dafür notwendigen der Besprechungsraum als abgeschlossene,
Büroarbeitsplätze Freiräume zu schaffen. In beiden Firmen private, vertrauliche Räume und trennen
9-49 sind die Mitarbeiter/-innen nicht direkt am gleichzeitig die rundumliegenden Arbeitsflä-
Unternehmen beteiligt. Demnach ist das chen in die entsprechenden Arbeitsbereiche
Gebäude nicht ihr Eigentum. Freibereiche mit jeweils sinnvollen Raumgrößen. Direkt
sind somit Bereiche, die eindeutig frei, also an die Kernzone sind die Supporting-Zonen
wie Eigentum benutzt werden können. Die angegliedert: Seminarraum am Dach, Hard-
Freiräume sind in zwei Schichten um die ware im Erdgeschoss, Café und frische Luft
Kernzone des Gebäudes gelegt. in der Mitte.

Lage M 1:10 000

182
Kommunizieren

relevante Themen

KOMMUNIZIEREN IN PROJEKTEN
2er-Gespräche
2-6 Personen
6-12 Personen

KOMMUNIKATIONSRÄUME
Tische
Büro
Besprechungsraum

FORMELLES KOMMUNIZIEREN
Informationsaustausch
Ideenentwicklung
Aus- und Weiterbildung

INFORMELLES KOMMUNIZIEREN
Balkon
Lichthof
Dachterrasse
Garten

KOMMUNIKATIONSHIERARCHIE
Chefbüro
keine

Schnitt M 1:500
Grundriss OG M 1:500

183
Villa VPRO

Villa VPRO Das Bürogebäude „Villa VPRO“, gebaut für kompakten Baukörper, den Bezügen zur
Sumatralaa 45 eine niederländische Fernseh- und Rund- umliegenden Landschaft, aber vor allem
Hilversum (NL) funkanstalt, stellt einen Prototyp der Bauten in der Ausdifferenzierung der Innenräume
für Kommunikation dar. Das liegt einerseits und der Erschließung. Sechs Geschoss-
MVRDV daran, dass die Arbeit, die dort verrichtet platten mit einer Grundfläche von circa 50
Rotterdam wird, selbst sehr kommunikativ ist, und an- x 50 m werden durch drei verschiedene
dererseits daran, dass das Endprodukt der Wegerouten im Inneren zu einem Raumkon-
Fertigstellung Arbeit Kommunikation und Unterhaltung ist. tinuum verbunden. Die daraus entstandene
1997 Die alten Büroräume der einzelnen Einrich- Bürolandschaft, verbunden durch Plateaus,
tungen waren in mehr als einem Dutzend Rampen, Treppen und Hügel, bietet eine
Büroarbeitsplätze freistehender Villen untergebracht. Diese Fülle an unterschiedlichen Räumen. So
ca. 350 räumliche Ausgangslage hat die Arbeitswelt, wechseln sich im Inneren größere offene
Organisationsstruktur und die Identität der Bereiche mit intimen Räumen und privaten
Arbeit einzelner Redaktionen nachhaltig Teilflächen ab. Entlang dieser Wege können
geprägt. In dem Entwurf ist es gelungen, die Räume nach Bedarf angeeignet und die
das Motiv der „Villa zum Arbeiten“ weiter- Arbeitsplatze frei und nach Belieben organi-
zudenken. Es spiegelt sich deutlich in dem siert werden.

Lage M 1:10 000

184
Kommunizieren

relevante Themen

KOMMUNIZIEREN IN PROJEKTEN
2er-Gespräche
2-6 Personen
6-12 Personen

KOMMUNIKATIONSRÄUME
Tische
Büro
Besprechungsraum

FORMELLES KOMMUNIZIEREN
Informationsaustausch
Ideenentwicklung
Aus- und Weiterbildung

INFORMELLES KOMMUNIZIEREN
Balkon
Lichthof
Dachterrasse
Garten

KOMMUNIKATIONSHIERARCHIE
Chefbüro
keine

Schnitt M 1:500
Grundriss OG M 1:500

185
Arbeit und...

186
Gestalten, Designen

187
188
Gestalten, Designen

Das Thema „Gestalten, Designen“ scheint Gestalten ist eine Teilhandlung des Entwer- Gerne würden wir den Begriff „Gestaltung“
ein reines „Bauchthema“ zu sein. Und doch fens – es zielt auf die formalen Aspekte für Prozesse vorbehalten, bei denen dem
ist die Durchdringung, die thematische des gesamten Prozesses. Wir führen beide Gegenstand nicht nur eine Form, sondern
Strukturierung des Gestaltungsprozesses Begriffe auf – „Gestalten“ und „Designen“. auch eine Bedeutung oder gar ein Sinn
möglich und erweitert die Entwurfsstra- Im deutschen Sprachgebrauch kann „Desig- zugemessen werden kann. Es macht dann
tegie. So liegt im Erkennen der Zusam- nen“ leicht abwertend verstanden werden, einen wesentlichen Unterschied, ob ich
menhänge zwischen interdisziplinären im Englischen hat es die umfassende Be- eine Freiraumgestaltung eines Verwaltungs-
Anforderungen und deren zwingenden oder deutung von „Gestalten und Entwerfen“. Es gebäudes nur als „Bepflanzungsaufgabe“
möglichen Auswirkungen auf die Architektur gibt jedenfalls die bekannte und in manchen sehe, oder ob ich einen wundervollen
ein erweitertes Potenzial für die Thematisie- Fällen durchaus auch berechtigte Kritik, Außenraum schaffen kann, der zum einen
rung und für Gestaltungsmöglichkeiten in dass ein Objekt nur „auf Design“ getrimmt einen hohen Erholungswert für die Beleg-
der Architektur. sei und funktional oder ökonomisch wenig schaft bietet und zum anderen die Corpo-
Substanz habe. rate Identity des Unternehmens unterstützt.
Durch das breite Aufzeichnen der Gestal-
tungsspielräume einer Aufgabe wird dem Alle vom Menschen geschaffenen Struk- Und so betrifft Gestaltung alle Ebenen: den
Entwerfenden ein Weiten des Blicks, ein turen und Objekte haben eine Form; sie Rohbau, den Ausbau, die Peripherie, die
Einsortieren und Einordnen abverlangt. Im sind erdacht, geplant, hergestellt, verpackt... Homepage, die tägliche Arbeit..., und damit
nächsten Schritt ist er gezwungen, sich zu – sie alle unterliegen formalen Prozessen, verstehen wir auch, dass Gestaltung primär
positionieren und bewusst auf vermittelbare aber deswegen haben sie noch nicht zwin- sogar den Entwurfsprozess beinhaltet.
Gestaltungselemente zu beschränken. gend eine Gestalt.
Im Gespräch mit den Kunden kann die
vorgeschlagene Architektur so argumentativ
besser vermittelt und mit einem „mehr“ an
Bedeutung versehen werden.

Der Weg führt weg von langweiligen,


lieblosen 08/15-Bürobauten, hin zu interes-
santen, Identität stiftenden Gebäuden.
Ob man dabei eher den Ansatz des integral seriell
Einzelbauwerks oder den des soliden
Standardtyps verfolgt, spielt keine Rolle.
Der Anspruch auf Baukunst oder Baukultur
bleibt bei allen Strategien bestehen.

Standardtyp „plus x“ Form und Fassade als Identifikationsträger

189
Gestalten, Designen beruht auf Strategie, Improvisation und Kreativität

2 Kontinuierliche
Rückkopplung

MASSSTAB LAGE ÖKONOMIE

„Die Nähe zum städtischen Freiraum- und Naherho- „Wir interpretieren Funktionen, damit wir optimal auf „Ziel meiner Entwürfe sind immer die Optimierung
lungsnetz hat Einfluss auf unser Projekt.“ die spezielle Aussichtslage reagieren können.“ von Materialaufwand und Raumertrag“

Haben großmaßstäbliche Planungs- und Gestal- Gibt es gestalterische Kriterien bei der Standortwahl
Welchen Standard haben wir zu erfüllen:
tungsprozesse (z. B. Parklandschaften, Naherholung)
- Stadt mit qualitätsvollen Räumen (z. B. Flusslage) Low, basic, minimal – high-end, repräsentativ
eine Bedeutung für unser Projekt
- Quartier (z. B. Images, „angesagt“, In-Viertel...) Können oder sollten Standards hinterfragt werden
Gibt es eventuell regionale/ortstypische Gestaltungs-
traditionen, die Einfluss auf den Entwurf haben
Nachhaltige Gestaltung – Gestaltung für Nachhaltigkeit
Auf welchen Maßstab nehme ich Bezug; pflege ich Gestaltqualitäten der umgebenden Strukturen: Morpho-
ein regionales oder eher ein internationales Objekt logie und Typologie, Bestand, Freiraum, Verkehrsräume... Gibt es unterschiedliche Standards für Rohbau,
Gebäudetechnologie, Ausbau, Möblierung
Auf welchen Ebenen sind Gestaltungsrichtlinien Gestaltqualitäten des Orts: stadträumliche Situation,
vorhanden Vegetation, Licht und Farbe, Geräusche, Materialität Will man einen Ausstattungsstandard erreichen oder
gibt es verschiedene
Gestaltungskoordination mit Kommunen, Nachbarn
(Standortaufwertung, Beiträge öffentliche Räume...).
Wie reagiere ich im Entwurf auf Stimmung und Atmo- Welche Bereiche sollen besonders ausgestattet
sphäre des Orts, auf das Image der Umgebung werden (z. B. Chefbüros, Repräsentationsbereiche...
Integrale Gestaltung des Gesamtgrundstücks
oder Lounge, Café, Dachgarten...)
(Verkehr, Vorfahrt, Zugänge, Freiraumgestaltung,
Leitsysteme, Beleuchtungskonzepte...).
Gestalterische Antworten zu den anderen Themen- In welchem Verhältnis stehen Aufwand/Nutzen bzw.
feldern (Sich verorten, Kommunizieren, Trennen/ welcher Mehrwert entsteht (Kunden, Team...)
Gestalten, Designen in unterschiedlichen Maß-
Verbinden)
stabsebenen

Gestaltungsstrategie für Mehraufwand: Wo will ich


bestimmte Qualitäten erreichen

Integrale Gestaltung in allen Maßstabsebenen Gestaltungsqualitäten und -defizite in der Lage Klärung und Vereinbarung der Standards
Stadträumliche Vernetzung Bedeutung der Gestaltung in spezifischer Lage Optimierung Materialaufwand/Raumertrag
Grundstück Möglichkeiten der Mitgestaltung der Lage Strategie Gestaltungsaufwand für unterschied-
Gebäude Gestaltung der Architektur bezüglich Lage liche Ebenen
Bereiche, Räume, Arbeitsplatz, Möblierung

1 Abholen von Gestaltungspotenzialen

190
Gestalten, Designen

3 Wie entwickeln wir aus einzelnen Formvorstellungen für


die vielfältigen Ansprüche eine integrale Gestalt

FUNKTIONALIT T ZEIT IDENTIT T

„Es geht nicht nur um gestalterische Umsetzung von „Ich stelle mir vor, wer wie lange in dieser Architektur „Faszinierend finde ich eine starke Identität, die aber
Funktion – Funktion kann selbst gestaltet werden.“ Zeit verbringt – dann lasse ich noch mehr weg.“ geheimnisvoll ist, die ich nicht sogleich verstehe.“

Wie weit macht das Credo „form follows function“ Ist es ein Projekt, das stark auf den Zeitgeist ein- Muss jedes Gebäude eigene Identität zeigen – oder
Sinn, wenn Funktionen sich stark verändern gehen muss, oder kann es sich davon unabhängig genügt es, wenn eine Quartiersidentität da ist
machen
Wo liegen Gestaltungsebenen, die die Funktion nicht Wenn ich entwerfe, wird dann meine Identität gebaut
stören oder wird es die Identität des Bauwerks
Werden hier viele Leute kurz oder wenige lange Zeit
anwesend sein Und wie gestalte ich dann
Wer benötigt welche Identitäten: Welche die Entwer-
Welche Funktionen sind wirklich beständig ( Treppen- fenden Welche die Benutzenden Für wen baue ich
haus, Service) und können definitiv gestaltet werden
Funktionsdesign Transformiert sich die Identität von Architektur im Laufe
der Zeit, und wenn ja, wie Wie gehe ich damit um
Ungeklärte Funktionen können eventuell modifiziert Gestaltung und Erscheinung bei
werden und ermöglichen Gestaltungsspielräume. Tag/Nacht – Jahreszeiten/Wetter
Wie korrelieren Identität und Standards
Ausstattungsniveau – Materialität – Design – Grad
Wo liegen eventuell Widersprüche zwischen ersten Können durch Arbeitsintervalle wechselnde Ansprüche
der Flexibilität – Arbeitsplatzqualitäten – technische
Entwurfsvorstellungen und Programmfunktionen entstehen
Details – Qualität
Tageszeiten – Teilbereiche des Gebäudes
Was soll wie gestaltet, „designt“ werden
Welche Bauteile haben welche Lebensdauer Und Ist die Gestaltung ein vom Corporate Identity
Bleibt dabei die Funktionalität gewährleistet
wie gestalte ich diese aufgrund solcher Kenntnisse unabhängiges „Image“ (geeignet für verschiedene
- Unbrauchbares Design Unternehmen) oder speziell zugeschnitten für nur
- chic aber unbequem Gestaltung und Design für limitierte Gebrauchspha- eine Firma
- nur zum Angucken sen oder für gesamten Lebenszyklus
Gibt es unterschiedliche Identitätsbilder nach sozialen,
ökonomischen, kulturellen und ethnischen Gruppen
Finden Aspekte der Arbeitsphysiologie Beachtung Welche Funktionskomponenten entwickeln sich,
- Anregendes/ermüdendes Design welche bleiben konstant Konsequenzen für die
Sind Identitäten letztlich „käuflich“ – also per Auftrag
- Materialität, Haptik Gestaltung
„designbar“ Oder entlarvt sich gekaufte Identität

Mehrfaches Abgleichen von Entwurf und Funktion Lebensdauer von Funktionen, Konstruktionen Lebensdauer von Funktionen, Konstruktionen
Gestaltung ist Form mit Bedeutung Funktions-Zeit-Diagramm Funktions-Zeit-Diagramm
Funktionen entwicklen und Funktionsdesign zeitgenössisch und zeitlos zeitgenössisch und zeitlos
Kulturelle und philosophische Fragen zur Identität

191
Gestalten und Designen als Prozess

Gestalt ist Form mit Bedeutung. Gestalten von Gestaltung zu schärfen – darin finden • Zeitabläufe, Zeitorganisation und räum-
meint die Suche nach Form (Struktur, Di- wir oft erst den grundlegenden Sinn oder liche „Verteilung“ der Mitarbeiter/-innen
mension, Proportion), Materialität (roh und zusätzliche Verankerungen für den formalen sowie deren Mobilitätsorganisation;
Verbund, Oberfläche, Haptik) und Farbigkeit. Gestaltungsprozess. Für unsere Kunden • die Frage nach der Belegschaft: Wie ist
Architektur verlangt eine sehr breite Aus- ist dieses breite Verständnis zentral; die diese konstituiert, welche Qualifikationen
einandersetzung mit Gestaltungsthemen vorgeschlagene Architektur wird an für sie wird sie haben, aus welchen Milieus wird
und -prozessen. Die Breite wird in verschie- wichtige Themen gebunden und erhält ein sie vorwiegend kommen, wird es Alters-
denen Ordnungssystemen wirksam: Wählen „Mehr“ an Bedeutung, vielleicht sogar an oder Geschlechtertrends geben
wir beispielsweise die Begriffe „Mensch, Sinn. „Breite“ meint nicht zwingend die
Technik, Umwelt“, so wird eine eher fun- „gesamte mögliche Breite“, sondern eine Im Erkennen der Zusammenhänge inter-
damentale Auseinandersetzung impliziert. breite Recherche, dann aber durchaus auch disziplinärer Anforderungen und deren
Reden wir aber von „Entwurfsphasen der selektive Auswahl und thematische Ein- zwingenden oder möglichen Auswirkungen
HOAI“, verstehen wir den Gestaltungspro- schränkung. Nur nach „breiter Sichtung des auf Architektur liegt erweitertes Potenzial
zess eher als professionell organisierten Problems“ sind Vereinfachungen zulässig. für Gestaltungsthemen und -strategien.
Arbeitsablauf im Architekturbüro. Allgemeine Überlegungen zur Gestalt, zur
Wir nehmen gestaltete Architektur wahr. Stilpersistenz, zu Funktion und Form sowie
Es ist immer anregend zu untersuchen, wie Die Gestaltung interessiert final – in ihr wird zu typologischen Formkonzepten finden sich
und ob ein eigenes Projekt auf unterschied- die gesamte Auseinandersetzung als Kunst auch im ersten Kapitel.
liche Themensetzungen reagiert, welche verselbstständigt. Die Probleme ursprüng-
Gestaltungsthemen dabei aktiviert werden licher Problemstellungen sind dann nicht Aspekte der Gestaltung
oder eher „stumm“ bleiben. Die thema- mehr sichtbar – es steht Baukultur da. Im Folgenden werden einige allgemeine
tische Strukturierung des Gestaltungspro- und spezifische Gestaltungsthemen für
zesses gehört zur Entwurfsstrategie. Ein Zudem beeinflussen zahlreiche weitere das Entwerfen von Verwaltungsbauten und
Beispiel: Habe ich einen kostengünstigen (disziplinäre) Themen den Entwurf: Architektur der Arbeit thematisiert.
Bürobau zu entwerfen und thematisiere • die Organisation von arbeitenden Per-
dann mein Projekt als „Bürobau, der sämt- sonen in Strukturen und Teams; Kriterien zur Formfindung:
liche Errungenschaften des 20. Jahrhun- • im Speziellen die Rechte, Pflichten, Trotz harter Vorgaben in Programm, Technik,
derts vereint“, so habe ich das Gestaltungs- Verantwortlichkeiten, die Hierarchien und Nachhaltigkeit, Ökonomie et cetera gibt
thema sicher falsch gesetzt. Wir werden Mitwirkungsmöglichkeiten im Betrieb; es dafür keine Rezepte – es gibt nur die
immer das Problem haben, zum einen mit • Kommunikationsprozesse, Informations- jahrelange Auseinandersetzung. Selbst die
der notwendigen Breite zu arbeiten, dann flüsse (ausdifferenzierte Anforderungen Titanen positionierten sich diametral: „form
aber mit „zulässigen Vereinfachungen“ den für Teams und einzelne Mitarbeitende); follows function“ (L. Sullivan), „form follows
Entwurf strukturierbar (und kommunizierbar) • Unternehmensgeschichte und -entwick- form“ (P. Johnson) und „form follows mind“
zu machen. Als Planende haben wir unser lung; Unternehmensstrategie, -positionie- (W. Jaray) ... wir haben für das Entwerfen
Verständnis für einen erweiterten Begriff rung, -neuprofilierung...; eben eine eigene Haltung zu entwickeln.

192
Gestalten, Designen

Baukultur und Baukunst: definiert sein, was mitunter zu Konflikten die Strukturen, Ressourcen und immateri-
Die Großartigkeit historischer Verwaltungs- mit dem Umfeld führen kann. Als Beispiele ellen Netze gemeint.
bauten (Stoa in Athen) und die eindrück- lassen sich hier technologische Betriebe
lichen Beispiele autochthonen Bauens wie Porsche und Olivetti nennen, deren Gestaltung des Umfelds
(ein „Kontorhaus“, ein „persischer Basar“) Unternehmensinhalte sich gut in Architektur Als erste Entwurfsaktion haben wir das
werden in der Neuzeit ergänzt durch eine abbilden lassen. „Verorten“ vorgeschlagen (siehe Seite 115);
Flut von Werk-Bildern. Beide Wege stehen wir versuchen zuerst, den Ort, den Kontext,
offen: Ob wir Architektur als Einzelikone po- Innovatives Innenleben die umgebenden Strukturen zu verstehen.
sitionieren wollen oder „aktuelle Allgemein- Andererseits gibt es viele Bürobauten, de- Mit jedem Architekturprojekt haben wir
gültigkeit“ entwickeln – der Anspruch auf ren gesamtes Erscheinungsbild keine Rück- den Dialog mit den urbanen Strukturen,
Baukultur muss bestehen bleiben. schlüsse auf Mieter und Arbeitsthemen dem Stadtraum zu eröffnen. Für den Dialog
zulassen, die also allgemein für das Arbeiten mit dem Kontext sind die Gestaltung der
Architektur-Bilder dastehen. Im Inneren finden wir vielleicht Erschließung und des Umfelds von hoher
In diesem Spannungsfeld hat das Erfinden eine spezielle Raumgestaltung, mit der sich Bedeutung. Insbesondere ist hier die
neuer Bilder unterschiedlichen Stellenwert; die Entwerfenden oder die Nutzer/-innen Zusammenarbeit mit anderen Fachleuten,
ob der Druck zu „neuen Bildern“ sinnvoll individuell und innovativ darstellen. den Verkehrsplanern und den Landschafts-
ist, darf hinterfragt werden. Innovative planern wichtig. Nur so kann die gesamte
Bilder sollen für innovative Firmen spre- Unterstützung der „Normalproduktion“ Aufgabe mit den Ansprüchen der jeweiligen
chen. Bildstärke ist keine Qualitätsgarantie: Dem größten Teil der Bauproduktion man- Disziplinen gestaltet werden.
McDonald‘s wird von allen erkannt, aber wir gelt es leider an Qualität. Es kann demnach
sind uns über dessen Lächerlichkeit einig. Ziel eines hochqualifizierten Büros sein,
Es ist weiterhin denkbar, dass die Architek- Architekturen zu realisieren, die in ihrer „ak-
tur aus dem Ort, dem Umfeld, der Topogra- tuellen Allgemeingültigkeit“ verstanden und
fie und der Geschichte völlig losgelöst von kopiert werden können. Architektur erhielte
den Arbeitsinhalten entwickelt wird – bis hin so mehr Relevanz und Nachhaltigkeit. In
zu einer gewissen Unabhängigkeit von der einer solchen allgemeingültigen Architektur
Funktion. Dies ist auch der Fall, wenn ein müssten vor allem die Kriterien für Zukunft
bestehendes Gebäude umgenutzt wird und exemplarisch erfüllt sein:
nur Räume angepasst werden. Ebenso kann • flexible Strukturen für lange Lebenszeit;
eine mögliche inhaltliche Verwandtschaft • ein nachhaltig intelligenter Umgang mit
zwischen der Tätigkeit oder der Produktion Ressourcen (Material, Raum, Energie...); MFO-Park in Zürich Oerlikon, Burckhardt + Partner und
einer Firma und der für sie zu konzipieren- • und ein baukultureller Beitrag zur „Archi- Raderschall Architekten
Inmitten eines neuen Wohn- und Arbeitsquartiers nimmt
den Architektur hergestellt werden. So tektur in der Stadt“, also zum Bauwerk, dieser Park eine herausragende Funktion als Treffpunkt
kann mit der Architektur die Corporate das im Dialog mit dem Ort steht. Damit und Erholungsraum ein. Sein stetiges Wachstum und die
damit verbundene Bild-Transformation faszinieren von Jahr
Identity über den vorgegebenen Brand hart sind nicht nur der Raum, sondern auch zu Jahr neu.

193
Maximale
Regelmäßigkeit bei
„idealer“ Geome-
trie

Klarheit, Verständlichkeit, Über- Ordnung


Bedürfnis nach
schaubarkeit, Abgrenzung, Extrem: Monotonie „Gestaltreinheit“
Orientierung
Bekanntheit, Kontinuität...

Geordnete Vielfalt
Identifikation, Einverständnis, Be-
Bedürfnis nach Ausgewogene Span-
Übereinstimmung
haglichkeit, Schönheit, Bedeutung,
nung, Harmonie, GESTALT
Verbundenheit...
Komplexität

Neuheit, Anregung, Veränderung,


Bedürfnis nach Vielfalt
Interessantheit, Überraschung, „Gestalthöhe“
Abwechslung Extrem: Chaos
Besonderheit...

Maximales Produkt
aus Einheit und
Mannigfaltigkeit

VISUELLE BEDÜRF- (erwünschte) (empfundene) (vereinbarte)


NISSE ERLEBNISQUALIT TEN ERSCHEINUNGS- GESTALTKRITERIEN
QUALIT TEN

194
Gestalten, Designen

- Gleiche, geometrisch einfache Elemente und


Anordnungsbeziehungen
- regelmäßige Elementfolgen und -reihen
- strenge Ordnungs-, sinnfällige Bedeutungs-
struktur
- geringe Komplexität Eigenschaften von Architekturelementen
- Wiederholung gleicher Elemente und Typen - „Dimensionalität“ (lineare, körperliche,
- strenge Abgrenzung, deutliche Kontrastierung, flächige Bauelemente)
einfacher Rhytmus - Größe (absolute Maße L x B x H, relative
- lapidare Formen, einfache Zuordnung Maße, Proportionen...)
- Form (regulär, irregulär, gerade, gekrümmt,
geknickt, organisch...)
- Helligkeit (durch Licht erzeugt und verän-
dert, selbstleuchtend...)
- differenzierte, nach erkennbaren Regeln - Material (Oberflächenbeschaffenheit,
angeordnete Elemente Textur, Farbe, Image)
- ganzheitliche Ausformung der Gestalt
- sinnfällige Zuordnung verschiedenartiger Teile Beziehungen zwischen den Elementen
- Über- und Unterordnung komplexer Formen - topologische Beziehungen (Reihung,
und Elemente Gruppierung, Umschließung, Zuordnung,
- überraschende, aber nachvollziehbare for- Durchdringung, Heraushebung, Zentrali-
male Beziehungen sierung...)
- Verbindung sich ergänzender Gegensätzlich- - maßliche Beziehungen (Maße, Maßver-
keiten hältnisse, Moduli...)
- Rhythmus, Spannung, Harmonie, Einpräg- - geometrische Beziehungen (Orthogonali-
samkeit... tät, Raster, Achse, Symmetrie...)

Beziehungen zwischen den Elementen


und dem Standort des Betrachters
- Vielfalt und Regellosigkeit von Elementen - Standortbezug zum Betrachter (nah, fern,
- Mischungen verschiedenartiger Teile über, unter, neben, vor...)
- auffällige Elementeigenschaften und - Bezug zum Standortwechsel, Richtungs-
zufällige Elementbeziehungen wechsel: Wahrnehmungsfolge, geschwin-
- Unverträglichkeiten digkeitsabhängige visuelle „Sequenz“,
- widersprüchliche Bedeutungen Gehlinie...
- unklare Begrenzungen
- Unvollständigkeiten
- Konflikt von Erscheinung und Bedeutung... Gestaltungsaspekte frei nach Fuhrmann1

(angebotene) (mögliche)
GESTALTQUALIT TEN GESTALTUNGSMITTEL

195
Alle Beteiligte Funktionen
Nutzer/-innen Allgemein
Spezifische Teilfunktionen

VORGABEN

Alle Beteiligte Je nach Arbeit ist eine unterschiedliche - Beteiligte als eine Nutzung verstehen.
Nutzer/-innen Anzahl von Nutzergruppen beteiligt. - Funktionsgerechte Gestaltung für Nutz-
Welche Bedürfnisse haben diese; sind diese ergruppen (zum Beispiel Front-Office und
ähnliche oder divergieren sie Back-Office).
Wie gestalten wir Räume für sie - Eine Funktion mit besonderer Bedeutung
und besonderem Gestaltungskonzept
besonders hervorheben (z. B. Lounge).
- Mögliche Leitideen (z. B. öffentliches und
sichtbares Arbeiten, gläserne Produktion)

Verschiedene Nutzergruppen – unterschied-


liche Anforderungen und Bedürfnisse
Welche Anforderungen entstehen aus der
Funktionen Funktion Lässt mir die Funktion einen
Allgemein Gestaltungsspielraum Wie lange wird
Spezifische Teilfunktionen Funktion bestehen
Wie gestalten wir Raum für Funktion

II

KRITERIUM B

Aspekt 1
Aspekt 2
Aspekt 3
Standards
Minimal
KRITERIUM A
Werkzeug: Beziehungsschema einer Verwaltung1
Durchschnittlich – 08/15 Aspekt 1
De luxe Aspekt 2
Aspekt 3

Architektonische Komponenten
Außen = Grundstück, urbane Anbindung
Hülle = Fassade
Innen = Räume und Strukturen

Ja Nein Neutral Spezialität Überprüfen

Inneneinrichtung/Design Werkzeug: Funktionsschema, Programmierung und


Flächenbedarf
Bilder, Stile, Sprachen...
Innovation, Kohärenz, Brüche...
Charakter, Stimmung...

196
Gestalten, Designen
Standards Architektonische Komponenten Gestalt/Design
Minimal Außen = Grundstück, urbane Anbindung Bilder, Stile, Sprachen...
Durchschnittlich – 08/15 Hülle = Fassade Innovation, Kohärenz, Brüche...
De luxe Innen = Räume und Strukturen Charakter, Stimmung...

UMSETZUNG GESTALTUNG/ENTWURF

- Gibt es ein Hauptziel oder eine Nutzer- - Welche Komponenten können was leisten, - Bilder für bestimmte Adressaten: Ge-
gruppe mit spezifischen Standardvorstel- als Gesamtes oder als Einzelelemente schmack, Stil, Zeitgeist, Styling, Experi-
lungen - Gestalt des Gebäudes für: den urbanen ment
- Haben wir unterschiedliche Standardvor- Kontext und/oder für Kundschaft (Image) - Soziologische Komponenten: Identifika-
stellungen zu erfüllen - Raumgestaltung für den Kunden/Beleg- tion, Anregung, Identitätsbildung
- Um welche Art Arbeit geht es und wie schaft - Hinzuziehung weiterer professioneller Be-
ist deren Wertschöpfung (Anwaltskanzlei, - Sonderelemente für beide Gruppen: Emp- teiligter: Kommunikationsberater, Farbge-
Architekturbüro...) fang, Sitzungszimmer, Café, Sanitärbereich stalter, Unternehmensberater, Corporate
- Ist die Wertschöpfung einheitlich oder - Welche Komponenten sind zur Gestaltung Identity, Entwurf, Kunst...
unterschiedlich welcher Funktionen erforderlich
- Themen: „belegschaftsfreundlich“, „super- - Mögliche Kombinationen zum Thema
clean“, „repräsentativ“, „Understatement“... „neutrale und spezifische Ausgestaltung“: - Thema abbildbar – Olivetti, IT, Porsche
- Werden Funktionen exzessiv baulich unter- außen neutral – innen spezifisch... - Funktion (Produkt) wird architektonisch
stützt - Auflösung der Widersprüche zwischen umgesetzt und lesbar
- Welche zusätzlichen Funktionen wären Architekturkonzept und funktionalen Be- - losgelöst von der Funktion
wünschenswert, sind aber High-Standard dürfnissen - Funktionalismus als Stilbild
- Reale Einschätzung des Standards und - Gibt es Gestaltkulturen (vorhandenes Cor-
folgerichtige Strategie für den Entwurf porate Identity, Brand), die übernommen
- Standard bezüglich welchen Faktoren: - Standard unterschreiten (= möglich), Stan- werden können
Fläche, Ausstattung, Lage, Arbeitszeit... dard überschreiten (= großes Problem!)
- Beziehen wir lieber mehr Lohn/Gewinn - Zum Beispiel Hülle: sehr aufwendige - Vorgegebene Standards für die Aufgabe:
als in höchstem Standard zu arbeiten Fassade versus einfache Lochfassade „schlanke Verwaltung“, „Repräsentation
- „Einfache Kiste“ versus „Gestaltung von - Zum Beispiel Volumensprache: einfache einer Privatbank“, „Minimal Start-up“...
A bis Z“ Kiste versus komplexe Raumlandschaft - Bewusstsein über Kostenfolgen be-
stimmter Gestaltungsansprüche

Die Eigenlogik des Projekts: Wie entwerfe - Integrale Gestaltung über gesamtes Werk
ich rational eine kohärente Architektur - „Trägerarchitektur“: Rohbau, Hülle, Er-
schließung unter Kontrolle – Ausbau bleibt
bei Mieter/Käufer
- Positionierung des Projekts, Projektstrate-
gie (Image, Habitus, Schwerpunkte...)

- Wie setze ich Gestaltung sinnvoll ein


- Welche Konzepte kommen in Frage
- Gibt es „Geschmacksgrenzen“, welche ich
nicht mehr verantworten kann

197
Südwestmetall

Südwestmetall Das Projekt befindet sich im Altstadtzen- der drei Einzelbaukörper verdichten sich die
Schulstraße 23 trum Reutlingens, dessen Bebauungs- Baumassen auf dem Grundstück und es
Reutlingen (DE) struktur durch eine Vielzahl von Gründer- entstehen vielschichtige Zwischenräume,
zeitbauten geprägt ist. Der Entwurf vereint die mit spezifischen Nutzungen belegt wer-
Allmann Sattler Wappner in einfacher Form, jedoch mit komplexer den. Ornamentplatten aus Metall werden
Architekten Umsetzung, die städtebaulichen Vorgaben ebenerdig auf die gesamte Grundstücks-
München des Orts mit dem Wunsch nach Eigendar- fläche gelegt sowie als Sockelgeschoss-
stellung von Südwestmetall als Verband der verkleidung drei Meter an den Häusern
Fertigstellung Metall- und Elektroindustrie. Die Assoziation hochgeführt. Diese lichtdurchlässigen Plat-
2002 „Stadtvilla mit Garten wird durch die Eigen- ten definieren an der Fassade die Begren-
art des ungewohnten Oberflächenmaterials zungen zwischen öffentlichem Raum und
Büroarbeitsplätze verfremdet. Die Funktion der Geschäftsstel- den privaten Bereichen von Südwestmetall.
9-49 le des Arbeitgeberverbands der Metallindus- Die Außenoberflächen der Fassaden über
trie wird mit dem verwendeten Material dem Sockelgeschoss bestehen aus einer
repräsentiert. Durch additive Anordnung durchgehenden satinierten Edelstahlhaut.

Lage M 1:10 000

198
Gestalten, Designen

relevante Themen

FUNKTIONEN
allgemein
spezifisch
Geschäftsstelle

STANDARDS
minimal
08/15
de luxe

KOMPONENTEN
außen
Hülle
innen

GESTALT/DESIGN
Oberfläche Fassade

Schnitt M 1:750
Grundriss OG M 1:750

199
Hürlimann Areal, Zürich

Hürlimann Areal In Zusammenhang mit der Revitalisierung Gesamttakt führen würde, keine eigene Sta-
Brandschenkestraße 70-152 einer größeren Industriebrache (ehema- tion durchgesetzt werden. Teile der neuen
Zürich (CH) liges Brauereigebäude Hürlimann) mitten Strukturen sind als Verwaltungsbauten ange-
in der Stadt wurde in Workshops mit der legt. Diese sind in einer Serie von Standard-
Metron Stadt und den Investoren ein dem industri- typologien mit großer Zurückhaltung aber
Zürich ellen Charakter verwandtes Raumkonzept auch mit Präzision, quasi mit industriellem
erarbeitet. Dieses sollte mit unterschied- Understatement, ausgestaltet. In einer Flan-
Fertigstellung lichsten Nutzungen belegt werden können. ke ist das Unternehmen Google einquar-
2005 Einige der attraktiven historischen Gebäude tiert; es zeichnet sich durch einen verspielt
konnten so erhalten werden. Trotz optimaler witzigen Innenausbau aus, der das äußere
Büroarbeitsplätze Lage an einer S-Bahn-Linie, konnte, mit der Erscheinungsbild beinahe konterkariert.
> 250 Begründung, dass dies zu Engpässen im

Lage M 1:10 000

200
Gestalten, Designen

relevante Themen

FUNKTIONEN
allgemein
spezifisch

STANDARDS
minimal
08/15
de luxe

KOMPONENTEN
außen
Hülle
innen (Mieter)

GESTALT / DESIGN
Innenausbau

Schnitt M 1:1500
Grundriss RG M 1:1500

201
Arbeit und...

202
Periphere Dienste und technische Peripherie

203
204
Periphere Dienste und technische Peripherie

Im weiten Netz der Bedürfnisse geht es 10 Kantine


07 Konferenz
um die Abgrenzung von eingelagerten und
-02 Server
externen, peripheren Diensten (auch „out-
sourcing“). Beim Entwerfen muss abgeklärt
werden, wie und in welchen Dienstnetzen EG Empfang

das Projekt organisiert wird. „Peripherie“


ist keine feste Größe – ihre Verteilung hängt Server, Storage – Leibniz Rechenzentrum Alles in einem Gebäude, Konzern – Commerzbank, Frankfurt a.M.
von zahlreichen vorausgegangenen Ent-
scheidungen und externen Faktoren ab.

Im Zentrum unserer Betrachtung steht der


einzelne Arbeitsplatz, in dessen Umfeld
sich in unterschiedlichen Distanzen sowohl
die technische Peripherie (Technik, Möbel, Post selber verteilen, minimal Büro als Raum auf Zeit, Zwischennutzung, Tagung
Maschinen) als auch die peripheren Dienste
befinden. Diese Distanzen ergeben sich
aus den räumlichen Zonierungen des
Entwurfs. In-house kann die „Peripherie“
beliebig platziert werden. Unternehmen,
die diese Synergien sinnvoll zu nutzen
wissen, sind stärker verortet und vernetzt.
Sie leisten zudem einen wichtigen Beitrag Minimalstandard, Küchentisch Konferenzhotel – Park Hyatt beim Kongresshaus Zürich
zur Standortqualität und zur Attraktivität des Postfiliale
Arbeitsumfelds. Mittagessen

Büroraum gemietet
Zur Peripherie gehören auch die urbanen Besprechung im Cafe
Repro Freiraum
Freiräume und die Verkehrsräume. Deren
Gestaltung hat für die Verortung eine beson-
dere Bedeutung. Poststelle im Haus, größere Firmen Quartiersperipherie – kempertrautmann.haus, Hamburg

205
Peripherie beruht auf Erleichterung

MASSSTAB LAGE ÖKONOMIE

„Die Auftraggeber wollen sich klar positionieren in der „Wir rufen hier viele qualifizierte periphere Dienstleister „Als graphischer Betrieb benötigt die Firma High-end
Angebotsvielfalt und -konkurrenz dieses Stadtteils.“ ab und entlasten so unser Raumprogramm.“ Peripherie – das muss woanders eingespart werden.“

Karte mit Peripherie-Angeboten: Wo können Leistungen Für die Arbeit notwendige Funktionen – und Entschei-
extern bezogen werden und wie sind diese erreichbar

In welchem Umfeld sind die nächsten Konkurrenten


Und wie positionieren sich diese
dung für interne oder externe Lösung:
- Netz peripherer Dienste (Plandruck, Modellbau...)
- Netz von Spezialisten (Ingenieure, Grünplaner, EDV)
2 Konzeption Peripherie in Nutzung
und Raumdiagramm abgleichen
Will man einen Ausstattungsstandard erreichen oder
gibt es verschiedene (z. B. Drucker in jedem Büro
Die Arbeit unterstützende Angebote:
oder zentral für alle Abteilungen gleich)
Kita, Boardinghouse, Restaurant, After-Work...
Welches sind die Prioritäten Und hat dies Auswir-
Ist das Angebot des Kunden quartier- oder stadtteil- Andere Angebote – als allgemeine Umfeldqualitäten: kungen auf das Raumprogramm
gebunden - gute Wohnlagen für Nähe Wohnen-Arbeiten Kann man sich die gemäß Raumprogramm vorgese-
- vielfältige Einkaufsmöglichkeiten henen Flächen und Räume leisten
Welche peripheren Funktionen will man sich leisten
Potenzialanalyse: Zielen wir auf die richtige Betriebsgrö- Welche Angebote fehlen tatsächlich und können
(z. B. Café, großer Empfang, repräsentative Bibliothek)
ße in diesem Umfeld ab Gehen wir von den richtigen auch selbst nicht organisiert werden
Größen und Parametern aus Wer bietet welche Dienstleistungen extern zu welchen
Besteht bei den direkten Nachbarn eventuell Interes-
Preisen und Bedingungen an
Unterschiedliche Anknüpfungspunkte an städtische se an einer Kooperation, an gemeinsamem Betrieb
Strukturen: Beispielsweise Anbindung an Freiraum- eines Dienstes (z. B. kleine Reprografie) Können eventuell eigene Dienste nach außen angebo-
netzte und -korridore. ten werden
„Inside-Outside“
In welchem Verhältnis stehen Aufwand/Nutzen und
Netzwerke Eigenleistung welcher Mehrwert entsteht
Ein- und Anbindung an urbane Freiräume und Für Kunden, fürs Team, in der Effizienz...
Verkehrsstrukturen.

Frage nach extern und intern Angebote und Nachfragen im Quartier Notwendige und erwünschte Peripherie
Mengen, Abholdistanzen, Preise Notwendige, erwünschte, zusätzliche, fehlende Kostenvergleiche intern/extern
Entwicklung des Quartiers Konsequenzen auf das eigene Programm Qualitäts- und Komfortvergleiche
Verhandlungen im Quartier-Netzwerk

206
Periphere Dienste und technische Peripherie

3 Idee vom gesamten „System Peripherie“

FUNKTIONALIT T ZEIT IDENTIT T

„Der Erwerb dieser Mini-Fabrik wäre genial... aber wir „Die Beratertruppe der Firma ist zu 50% international „Dieses Hightech-Unternehmen wünscht sich eine
müssten dann einige eigene Dienste outsourcen!“ unterwegs – wir planen hier einen Stützpunkt!“ witzige, verkitschte Requisitenlandschaft als Interieur!“

Raumprogramm über alle peripheren Funktionen und Welcher Lebenszyklus wird angestrebt
Räume zur Gewährleistung der Arbeitsabläufe - Kurze Zyklen (1 bis 2 Jahre)
gs- Welche Ansprüche bestehen bezüglich Mobilität und
- Normale Zyklen, bis amortisiert (3 bis 4 Jahre)
- „Freak“: immer „up to date“ Welche Identität soll vermittelt werden
Homeworking (z.B. Notebooks, Accounts zuhause)
Design Architekturbüro – Tragwerksplaner – Steuer-
Welche Entwicklungen sind zu erwarten und wann beratung – öffentlicher Dienst, Behörde...
Wie ist der Background organisiert, was wird aufge- sollen technische Geräte ersetzt werden
teilt Erfordert die Identität gewisse Standards
Welche Öffnungszeiten und Lieferzeiten haben die
Ausstattungsniveau, Materialität, Design, Arbeits-
externen peripheren Dienstleister
Welche Raumanordnungen stehen zur Disposition platzqualitäten, technische Qualität der Maschinen...
Habe ich eventuell eine innovative Lösung übersehen Welche Performance (Qualität, Preise, Lieferzeiten,
Termintreue) bietet die externe/hauseigene Logistik Apple Macintosh oder Windows-PC
Bei welcher Firma kann ich meinen Auftraggebern eine
vergleichbare Lösung zeigen
Ist die Peripherie ein zentraler Bestandteil der Identi-
Gibt es Hauptnutzungszeiten und wenn ja, wann tät oder „ist sie einfach da“
(z. B. die meisten drucken um 17 Uhr)
Gelingt schonungslose Wertung der Funktionalität Wird die Peripherie möglichst in den Hintergrund
Unbrauchbares Design – chic aber unbequem – nur Welche Konsequenzen ergeben die zeitlich regelmä- gebracht (eigene Kojen, Schränke, unter Tisch) oder
zum Angucken – viel da, aber nie gebraucht... ßigen/unregelmäßigen Belastungen wird sie offen inszeniert
Und: Bei diesem System stimmen Kosten/Nutzen (z. B. Gruppierungen, teilen, schieben, leihen)

Worauf muss Peripherie ausgelegt sein Welches technische Standing wirkt gegenüber den
Finden Aspekte der Arbeitsphysiologie Beachtung
- Grundlasten und Stoßzeiten Kunden als professionell und wann kippt ein Standing
bequem/unbequem, kurze/weite Wege, Druckerge-
- Was läuft immer, was wird dazugeschaltet ins Bemühende
räusche, Kaffeemaschinenlärm, Geruchsbelastung...

Funktionalität im Abgleich mit Kriterien: Langfristige Strategie Kohärenz zwischen Arbeitsinhalten und Technik
- Preis – Leistung kurzfristig operative Umsetzung Gefühl für sinnvollen Standard
- Mobilität interne und externe Rhythmen Abstimmung mit umfassender Identität
- Einzellösungen – Systemlösungen Zeit-Traditionen der Mitarbeiter/-innen

1 Potenziale im Umfeld abklären –


oder Anforderungen an Umfeld definieren

207
Verständnis von „Peripherie“ Handys und Notebooks, kleine Drucker und In der Abbildung auf Seite 77 und im
Peripherie ist dazu da, Bedürfnisse der Ar- Digicam sind typische Beispiele, die in Ver- Schema auf Seite 212 stellen wir mögliche
beitenden zu befriedigen und ihnen bei der flechtung von Arbeitsraum und Privatraum Beziehungen dar.
Bewältigung des Alltags hilfreich zu sein. angewendet werden. Deshalb wird hier das
Wir haben Bedürfnisse beim unmittelbaren Thema mehrerer Arbeitsplätze beschrieben. Beim Entwerfen können wir – falls das Nut-
Arbeiten, aber auch an der Schnittstelle von zungsprogramm nicht klar ist – eine solche
Arbeiten zu anderen Funktionen (Freizeit, Die peripheren Dienste Übersicht aufzeichnen. Wir untersuchen,
Einkaufen, Wohnen) – mehrmals im gesam- Darunter verstehen wir ergänzende Nut- welche Nutzungen schon da sind oder
ten Tagesablauf. Im klassischen Verständnis zungsangebote im näheren und weiteren fehlen und entscheiden, ob wir diese im
von „Peripherie“ geht es meist nur um die Umfeld mit unterschiedlichen „Bindungs- Projekt implantieren wollen und können.
optimale Gestaltung von Arbeitsplätzen in stärken“ in folgenden Kategorien: Eine Frage ist, ob zusätzliche Nutzungen
Bezug auf die technische Peripherie. Wir • Direkt auf die Arbeit bezogen und in der zumindest selbsttragend oder sogar ren-
erweitern dieses Verständnis um das der näheren Umgebung: Printshop, Restau- tabel sind, oder ob sie quersubventioniert
peripheren Dienste, womit wir ein erwei- rants, Sandwichbar, Schreibwarenladen... werden müssen. Unrentable oder sehr
tertes Spektrum an Funktionen einbeziehen. • Regelmäßig beanspruchte Dienste wie unberechenbar benutzte Peripherie müsste
EDV-Service, Reinigungsdienste, Haus- ausgelagert werden (Outsourcing). Damit
Die technische Peripherie lieferdienste... Die räumliche Nähe ist können Belastungen abgebaut werden. Es
Sie beinhaltet sämtliche Technik: Maschi- sinnvoll aber nicht zwingend. besteht dann allerdings das Risiko, dass der
nen, die für das unmittelbare Arbeiten zur • Im Geflecht (auf den Wegen) zwischen ausgelagerte Dienst definitiv „verschwin-
Verfügung stehen. Diese haben aufgrund Arbeiten und Wohnen könnten es sein: det“. Eine Besonderheit ist, dass bestimmte
der technologischen Entwicklung eine im- Kinderkrippe, Fitnesscenter, Einkaufs- zusätzliche Nutzungen das Gesamtprojekt
mer kürzere Lebensdauer, was zu höheren möglichkeiten, Lebensmittelladen, ökonomisch aufwerten können, obwohl sie
laufenden Kosten führt. Ein Teil der tech- Waschsalon, Frisör, Afterwork-Club, selbst nicht rentabel sind.
nischen Peripherie ist heute zwischen Fir- Biergarten...
men- und Privateigentum unklar zugeordnet.

Notebook, Mobile, Organizer, USB-Stick, Portable Printer... Zentrale (interne oder externe) Server Periphere Dienste im Quartier

208
Periphere Dienste und technische Peripherie

Die große Vielfalt und die daraus entstehen- Autarke Inseln – symbiotische Netze Mobile Peripherie
den Kombinationsmöglichkeiten erfordern Wie in Kapitel Ökonomie dargestellt (siehe Der mobile Arbeitsplatz hat sich weitest-
von uns ein komplexes Verständnis von Nut- Seite 53), bestehen bei großen Verwal- gehend als Standard durchsetzen können:
zungsgeflechten des Projekts in der Stadt. tungseinheiten (Konzerne oder Zusammen- Notebook, externe Festplatte, Organizer,
Die Geflechte sind in Zentren, Ballungsräu- schlüsse vieler KMU) die Möglichkeit der leistungsfähige Funknetze, Zugriff auf exter-
men und im Hinterland verständlicherweise internen Angebote, das heißt, ein wichtiger ne Server, Digicam (als Scannerersatz) und
sehr unterschiedlich. Nutzungsvielfalt ist ein Anteil der peripheren Dienste kann in-house selbstverständlich das Mobiltelefon bilden
Faktor der Standortqualität. betrieben werden. Dies ist in gewissem die „portable unity“.
Sinn komfortabel – es ist aber auch weniger
„Peripherie“ ist keine feste Größe. Es gibt urban. Mobile periphere Dienste
wohl eine minimal notwendige Peripherie, Die Formen mobiler Peripherie gewinnen
dann aber zahlreiche Standards. Dies und die Fragen der Sicherheit sind wieder etwas an Bedeutung. Mit ihr können
Gründe, weshalb um Konzernarchitektur wenig dichte Nutzungssysteme oder
Die peripheren Dienste selbst funktionieren und auf Arealen großer Firmen oft eine unle- Nutzungsinseln angedient werden (zum
(oder überleben) demnach unmittelbar über bendige Athmosphäre herrscht, während Beispiel Pizzakurier zum Uni-Campus).
ihre Verortung und Vernetzung. Nahe Kund- im Umfeld vieler KMUs und den sich dazu Mobile Peripherie ist sehr intensiv in
schaften, Laufkundschaften, Stammkund- symbiotisch positionierten peripheren Dien- asiatischen Städten bekannt (Garküchen,
schaften – aufgrund dieses Regulativs sind ste ein recht urbanes Gefühl einstellt. Die telefonisch abrufbare Dienstleistung). Ein
sie in der Stadt nach Dichte der Nachfrager Vielfalt ist unter Umständen nicht einmal extremes Beispiel ist das indische Essens-
verteilt. Eine Besonderheit sind Dienstlei- größer, aber die Bewegungen verlagern sich versorgungssystem, bei dem hundertausen-
stungsinseln: Orte, an welchen bestimmte in den öffentlichen Raum, und die diversen de Werktätige das Essen in Alu-Proviantbo-
Anbieter konzentriert sind. Dabei handelt es Nutzungen sind zugänglich. Unterschied- xen („Dabbas“) von ihren Familien aus den
sich eher um Angebote, welche unregelmä- liche Nutzergruppen treffen aufeinander. Vororten zugeliefert werden.
ßig und selten benötigt werden.

Weltkonzern in dörflichem Umfeld Quartier mit weltweit tätigen Büros + periphere Dienste Mobiles Büro im ICE Dabbas und deren Lieferanten („Dabbawallas“)

209
Mehrere Arbeitsorte Verteilung der Standardgeräte Arbeitsprodukte als Peripherie
Es gibt Arbeiten, die mit einem Hauptar- Die Verteilung der Peripherie wird durch Entgegen den Manufakturen, wo konkrete
beitsplatz auskommen, andere jedoch – und unterschiedliche Faktoren bestimmt. Produkte auf den Arbeitsbänken liegen
dieser Fall wird immer häufiger – verteilen Normalerweise versucht man Geräte gut (Uhren, Zigarren, Pianos, Teddybären...),
sich auf mehrere Standorte (siehe Kapitel auszulasten. Gerade weil die Halbwerts- sind es bei Dienstleistungsunternehmen
„Stadt, Quartier, Haus – Kontext und Mobi- zeiten der technischen Peripherie relativ Abstraktionen der Arbeit: Korrespondenz,
lität“, Seite 72 ff.). Im klassischen Fall fahren klein sind, wird sich ein Unternehmen eher Pläne, Ordner und seit 20 Jahren nur noch
die Arbeitenden morgens zu ihren Arbeits- keine überflüssigen Geräte leisten wollen. Abbilder auf den Screens. Da das Arbeits-
plätzen und verlassen diese nach geleisteter produkt am PC nicht mehr sichtbar ist, wird
Arbeitszeit wieder. Früher wurde die mögliche Anordnung stellvertretend der Arbeitsplatz intensiver
wesentlich durch das System der Zuleitung gestaltet. Deshalb haben die wenigen noch
Doch mehr und mehr Arbeitende sind teils bestimmt; dieses Kriterium wird mit den existierenden Arbeitsprodukte einen sehr
zu Hause, teils in ihren Büroflächen, teils Funknetzen beinahe irrelevant. Die Frequenz hohen Stellenwert: Modelle in Architek-
unterwegs oder beim Kunden tätig. Für der Zugriffe, die Zuordnungen und Zugriffs- turbüros und bei Produktedesignern,
sie stellt sich schnell die Frage, welche rechte bestimmen Anzahl und Verteilung der Vorabdrucke, Fotos, Plakate bei Grafikern,
Elemente an welchem Ort platziert sind, Geräte. Die Hierarchie kann eine Spezial- Flipcharts mit Handskizzen bei Beratern.
welche zwangsläufig doppelt vorhanden verteilung auslösen (Chefbüro mit eigenen
sein müssen und wer die Mehrkosten für Geräten). Insgesamt wird das Bürobild von der Archi-
eine doppelte Peripherie übernimmt. Mit tektur, der Ausstattung und den Produkten
hochwertigen und preiswerten Notebooks Ein ganz wesentliches Kriterium ist letztlich bestimmt. Wir sollten deshalb Vorstellungen
sowie leistungsfähigen Netzwerken ist die Frage oder der Anspruch, ob und wie wir über diese Konstellation entwickeln.
diese Problematik allerdings inzwischen Geräte und Technik sichtbar machen wollen.
wesentlich entschärft.

„Hightech-Hotel“: Installierter Arbeitsplatz im Zimmer Sichtbare Peripherie – why not Von Peripherie absolut befreit... Komfortabel in der Villa zu Hause...

210
Periphere Dienste und technische Peripherie

Persönliche Peripherie/Officestyle Peripherie-Bilder Urbane Freiräume


Abgesehen von den lustigen Accessoires ei- Bilder publizierter Bürointerieurs sind Die Gestaltung der Freiräume
niger Angestellter (Plüschschweinchen und „Hochglanz-Inszenierungen“ und haben des Grundstücks ist Aufgabe von
anderes), besteht vielleicht ein berechtigter nicht zwingend mit dem realen Büroalltag Landschaftsarchitekt/-innen oder
Anspruch auf persönliche Gegenstände: zu tun. Von Interesse sind deshalb auch die Freiraumplaner/-innen.
Fotos der Liebsten (heute als Bildschirm- „realen Bilder“. Diese überraschen nämlich
schoner), Kunst, die persönlich gefällt. Bei oft durch einen unterschiedlichen Charakter. Verkehrsräume/Erschließung
Desk-sharing sind wir mit diesen Fragen Logisch erscheint vorerst, ein Büro passend Die Gestaltung der Verkehrsräume
ernsthaft konfrontiert – weil dann der auf sein Produkt zu gestalten. Wir stellen des Grundstücks ist Aufgabe von
Arbeitsplatz nicht mehr persönlich gestaltet aber fest, dass Büro- und Produktstimmung Verkehrsplaner/-innen.
werden kann. nicht korrelieren müssen.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit
Wir Entwerfenden tun uns schwer mit den Flächen- und Standortermittlung Im Prozess der Planung, des Entwurfs,
unberechenbaren „Privat-Schichten“ – wir Für Raum- und Nutzungsprogramme der Gestaltung haben die Fachleute aller
würden den Officestyle gerne entwer- müssen technische Konzepte der Peripherie Disziplinen ihre Strategie und ihre inhalt-
fen und kontrollieren können. Büros sind sowie Nutzungsbedingungen geklärt sein. lichen Anliegen miteinander zu koordinieren.
aber Lebensorte von Individuen. Vielleicht Kenngrößen wie Flächenbedarf, Sicher- Nur in dieser offenen Zusammenarbeit kann
sollten nur bestimmte, gemeinsame Zonen heitsanforderungen, Primär- und Sekundär- eine integrale Gestaltung und ein wegwei-
komplett und kompromisslos durchgestylt flächen, getrennte Zonen et cetera werden sendes Projekt entworfen werden. Ein dazu
werden. Vielleicht wird erwartet, dass die definiert. unfähiges Team wird nie ein beachtetes
Mitarbeiter/-innen den Officestyle persön- Werk erstellen können.
lich aber innovativ mitgestalten.

Aufdringliche persönliche Belegung Modellregal bei MVRDV Einsteins Arbeitsplatz Bürohof als periphere Umgebung

211
Arbeiten Abstellen
Parkplätze/Parkhäuser
Meeting Fahrrad
Konferenzhotel
Abfall Abstellen
Mülllager Parkplätze/Tiefgarage
Meeting
Konferenzetage, Konferenzcenter Fahrrad

Meeting
Abfall
Sitzungszimmer auf der Etage
im Zimmer
Archiv
Archiv
Zentral Meeting
Nahes Archiv
Sitzgruppe im
Handablage
technische Ausstattung technische Ausstattung Zimmer
technische Ausstattung
Druckerei, Callcenter Serverraum, Plotterraum, in der Kombizone, auf der technische Ausstattung
Sekretariat, Empfang Etage PC, Telefon, Fax, Drucker
Material
auf dem Tisch
Material Materialausgabe
Materiallager - Sekretariat Information
Information
PC, E-Mail-Programm
Postfächer
Information physische Bedürfnisse
Information Pinnwände Toilette, Garderobe
Bibliothek
Information Ernährung
Internet Mikrowelle,
Intranet physiche Bedürfnisse
Teeküche
Umkleiden, Toilettenanlagen
Einkaufen/ Ernährung
Cafeteria, Kantine, Kiosk
Supermarkt im Haus

Einkaufen / Ernährung
Geschäfte, Restaurants
außer Haus, im Quartier

212
Periphere Dienste und technische Peripherie

QUARTIER Freizeit
UMGEBUNG Natur
GEB UDE Park/Platz in der
GEL NDE Nähe, Wald und
Sport Wiese
ETAGE
Entspannung Fitnessclub auswärts
EINHEIT
Ruheräume, Sport
Schlafkojen IN DER N HE betriebseigenes Angebot
Sport
Entspannung Tischkicker Natur
Einzelbüro mit Innenhof, Garten
Tür

Möbel Natur
Tische, Stuhl, Arbeitsplatz Balkon, Dachterrasse
Lampe
Party
Wohnen Bar, Clubs im Haus
Arbeiten im Wohnraum, Party
in der Wohnung im Umfeld, Quartiersangebot

Wohnen
Wohnen - temporär in der Nähe,
kurzer Arbeitsweg Wohnen
Appartements im Haus Wohnen
in der Stadt
Pendlerstandort
Kinder Wohnen - temporär
Kindergarten, Hort im Haus Angegliedertes Hotel
oder auf dem Gelände

Kinder Kinder
Betreuungsmöglich- Wohnen - temporär
Betreuungsmöglichkeit in der Nähe
keit in der Nähe zum Angemietete Wohnung
zur Arbeitsstätte
Wohnort Wohnen

213
Lufthansa Aviation Center

Lufthansa Aviation Center Das neue Verwaltungsgebäude der Lufthan- Meeting-Points, Versorgungs- und Aufent-
Gebäude 366 sa AG liegt am Frankfurter Großflughafen haltsbereiche zum Ausruhen und Kommuni-
Airportring und würde sich bei Bedarf mit weiteren zieren sind daran angelagert.
Frankfurt am Main (DE) Bauabschnitten erweitern lassen.
Durch abwechslungsreiche Raumbezie-
Ingenhoven Architekten Neben der besonderen Gebäudestruktur, ist hungen entsteht ein Lebensraum, der eine
Düsseldorf das Gebäude wegen seiner inneren Arbeits- effiziente Bürostruktur mit kommunikativen,
welt von Interesse. Durch das Einführen öffentlichen Bereichen verbindet. Im Erdge-
Fertigstellung von Desksharing konnte schon früh die schoss steht den Besuchern eine Büro- und
2005 Anzahl der Arbeitsplätze reduziert werden. Kommunikationszone mit Internetzugang
In den sogenannten „Heimatbereichen“ und Laptop-Arbeitsplätzen zur Verfügung.
Büroarbeitsplätze steht alles zur Verfügung, was zum Arbeiten In diesen Businessbereichen sind auch
ca. 1800 und zum Wohlfühlen während des Arbeits- Drucker und Faxgeräte vorhanden.
tags benötigt wird. Eine Passage verbindet
vertikale und horizontale Wege im Haus.

Lage M 1:10 000

214
Periphere Dienste und technische Peripherie

relevante Themen

NUTZUNGEN
Arbeit
Wohnen
Erholung

PERIPHERIE
technische Ausstattung
Information
Ernährung/Einkaufen
Kinder
Wohnen
Natur
Sport
Party
Entspannung
Möbel
Meeting
Material
Abfall
Archiv
Server/Daten

Schnitt M 1:1500
Grundriss EG M 1: 1500

215
Leibniz Rechenzentrum

Rechenzentrum Leibniz Rechnerzentren sind meistens von außen und dem würfelartigen Rechnergebäude
Boltzmannstraße 1 unsichtbar und befinden sich in den Unter- im Westen flankiert. Die Hauptnutzung des
Garching (DE) geschossen der Bürobauten. Anders ist der dreiteiligen Baus markiert als signifikanter
Entwurf für das Leibniz Rechenzentrum. „Rechnerwürfel“ den Eingang für den
Herzog + Partner Dieser manifestiert auch baulich den hohen Wissenschaftsstandort Garching. Er nimmt
München Stellenwert der Informationstechnologie für die wichtigste technische Peripherie, den
die Arbeit der Wissensgesellschaft. Hochleistungsrechner, die Netzwerkserver
Fertigstellung und die umfangreichen Datenarchive auf,
2006 Das kompositorisch zusammengesetzte die wiederum nach ihren klimatischen Erfor-
Bauensemble wird durch die drei Funk- dernissen übereinandergestapelt sind. Ein
Büroarbeitsplätze tionen bestimmt und in selbstständige vorgehängter Schleier aus Edelstahlnetzen
> 250 Gebäudeteile gegliedert. Die Strukturen der in der äußersten Fassadenschicht reduziert
einzelnen Gebäudeteile entsprechen ihrer durch Reflexion die Aufheizung des Gebäu-
Nutzung. Der entlang der Straße gelegene des und schirmt die im Inneren des Baus
viergeschossige lineare Bau für die Institute befindlichen Rechner elektromagnetisch ab.
wird von dem Hörsaalgebäude im Osten

Lage M 1:20 000

216
Periphere Dienste und technische Peripherie

relevante Themen

NUTZUNGEN
Arbeit
Wohnen
Erholung

PERIPHERIE
technische Ausstattung
Information
Ernährung/Einkaufen
Kinder
Wohnen
Natur
Sport
Party
Entspannung
Möbel
Meeting
Material
Abfall
Archiv
Server/Daten

Schnitt M 1:1500
Grundriss OG M 1:1500

217
218
Projekte

219
Projektauswahl 221

0-19 Arbeitsplätze 50-249 Arbeitsplätze

b k+ 222 marte.marte 238


Kölner Brett Bürogebäude SIE

Daniel Fügenschuh 224 Burkard Meyer 240


Büro unterm Garten Wohn- und Geschäftshaus
Falken
Schilling Architekten 226
Am Gereonswall henke und schreieck 242
Büro- und Geschäftshaus
Oliva-Remol 228
Estudio d‘arquitectura SANAA 244
Novartis Campus

20-49 Arbeitsplätze 250 Arbeitsplätze

augustinundfrankarchitekten 230 BKK-3 246


Remise Schlesische Straße Impulszentrum IP-Two

Oskar Leo Kaufmann + 232 Sauerbruch Hutton 248


Albert Rüf Umweltbundesamt
DMG Headquarters
Rüdiger Lainer 250
GRAFT 234 Wirtschaftskammer
Neue Sentimental Film
Josep Llu s Mateo 252
EM2N 236 Multifunktionale Bebauung
Staatsarchiv Liestal

220
Projektauswahl

Die gebauten Beispiele in diesem Buchteil gebauter Lösungen, die unterschiedlichen


sind nach Anzahl der Arbeitsplätze sortiert. Themenstrategien, ausdifferenzierte Corpo-
Dieses Kriterium schien uns geeignet, weil rate Identities...
es keine räumliche Einheit darstellt und
somit auch innerhalb der Kategorien die Wir raten zum Nachschlagen, Nachlesen
räumlichen Bandbreiten aufgezeigt werden und Nachschauen detaillierter Projektin-
können. halte, weiterer Grundrisse und Bilder in
Fachzeitschriften und Publikationen. Die
Über die linke Marginalspalte können komplexen Inhalte der einzelnen Projekte
Verfasser, Standort, Fertigstellung und die entfalten sich erst dann in Gänze.
Zahl der Arbeitsplätze entnommen werden.
In der rechten Spalte sind thematische Letztlich zeigt die Auswahl, welche Archi-
Querbeziehung zu relevanten Kapitelinhal- tekturen wir für interessant, qualifiziert
ten aufgezeigt. Diese Anregungen erlauben und hochwertig halten. Für uns liegt ein
ein Navigieren zu anderen Kapiteln. Insofern Schwerpunkt bei den aktuellen Projekten,
sind die Projektbeispiele das „Einstiegs- wobei wir auch einige Klassiker ins Boot
Portal“ – und hauchen den Themen des genommen haben.
ersten Buchteils und den Entwurfsthemen
des zweiten Buchteils Leben ein. Hier regen wir zudem nochmal an, dass
Studierende ihre eigene erweiterte Projekt-
Die folgende Projektserie hat mehrere sammlung aufbauen und vielleicht sogar mit
Funktionen und bildet zusammen mit den Themenreferenzen versehen.
Projekten aus dem zweiten Buchteil eine
Einheit. In ihr zeigen die realen Bauwerke
auf anschauliche, einheitliche Weise die
Spannweite von Ausformulierungen in
der Arbeitsarchitektur: vom allgemeingül-
tigen Klassiker, über innovative Neupositio-
nierung bis hin zum speziellen Sonderling.
Mit der Projektauswahl möchten wir integral
alle Ebenen und Aspekte des Entwurfs
unterstützend und exemplarisch dokumen-
tieren: Größe und Maßstäblichkeit, also
Skalierung, Verortung, generell die Vielfalt

221
Kölner Brett

Kölner Brett Das Atelierhaus, gebaut für eine Kombinati- tements zu. Das Konzept, die Einheiten als
Am Kölner Brett 2 on aus Wohnen und Arbeiten, liegt in einem reine Lofts, das heißt ohne Bad, Küche und
50852 Köln heterogenen Gebiet am Rande der Kölner Böden zu planen, ließ den Nutzern zusätz-
Innenstadt. Zielgruppe waren Freischaffen- lichen Gestaltungsspielraum.
Bk+ de aus den Bereichen Medien, Kunst und
Köln Werbung. Rückseitig befindet sich eine Anlage mit
Balkonen und Treppen, damit durch die
Fertigstellung Der kompakte Baukörper mit zwölf Ein- Erschließung die Schaltbarkeit der Module
heiten setzt sich aus L -förmigen Raum- nicht eingeschränkt wird. Ausgeführt ist der
modulen zusammen, die aus einem Bau in Massivbauweise mit großzügigen
Arbeitsplätze eingeschossigen Teil über zwei Drittel des Glaselementen an den Hauptfassaden. Die
<9 Volumens und einem zweigeschossigen Fassade besteht aus einer gelbgrünen, als
Teil bestehen. Diese Elemente können auf transluzente Wärmedämmung dienenden
vielfältige Weise kombiniert werden und Skobalitschicht.
lassen individuelle Wohn- und Arbeitsappar-

Lage M 1:10 000

222
0-19 Arbeitsplätze

relevante Themen

Nutzungsmischung
Flexibilität
Typologie

Schnitt M 1:500
Grundriss OG M 1:500

223
Büro unterm Garten

Büro unterm Garten Das alte, zu klein gewordene Büro in einer schräge folgt der Hangneigung, wodurch im
Höttinger Auffahrt 11 Stadtvilla am Sonnenberg in Innsbruck Inneren des Gebäudes bis zu 6 m hohe Räu-
Innsbruck (AT) war Anlass, nach einem Alternativstandort me entstehen konnten. Von oben erscheint
zu suchen. Um den Hausbewohnern des die Wiese unberührt, denn nur ein Lichtband
Daniel Fügenschuh Bestandsgebäudes weder die Aussicht und eine schmale Treppe sind sichtbar. Auf
Innsbruck noch den Grünraum zu nehmen, wurde der Südseite tritt der Baukörper mit einer
der Neubau im Garten eingegraben. Die großen Glasfront in Erscheinung und lässt
Fertigstellung topographische Situation des Grundstücks Einblicke in den Großraum zu.
2008 in Hanglage mit Hangkante ermöglichte ein
großzügiges Einraumbüro mit Galerie. Sogar Die Konstruktion mit Hohldielen aus Beton
Arbeitsplätze eine Garage fand Platz unter dem Gebäude. überspannt 10 m stützenfrei und nimmt
10 zusätzlich alle notwendigen Leitungen und
Der Bau schließt fast nahtlos an die Stütz- Rohre auf. Der Passivhausstandard wird
mauer der Hangkante an und entwickelt erfüllt.
sich nach hinten in den Hang. Die Dach-

Lage M 1:10 000

224
0-19 Arbeitsplätze

relevante Themen

Sich verorten
Gestalten, Designen

Schnitt M 1:333
Grundriss EG M 1:333

225
Am Gereonswall

Am Gereonswall Auf einem Grundstück, das zuvor als Obergeschossdecken ausgespart. Somit
Gereonswall 75 unbefestigter Parkplatz genutzt worden war, ergeben sich zwischen den Etagen und zum
50670 Köln steht jetzt ein langgestreckter, einladender Außenraum hin vielfältige Ein-, Durch- und
Baukörper aus Glas, Stahl und Beton. Ausblicke. Eine gänzlich fehlende horizon-
Schilling Architekten Das neue Bürohaus kümmert sich nicht tale und vertikale Abtrennung und ein mini-
Köln um seine Umgebung mit Nachkriegs- mierter Kern unterstützen den fließenden
bauten, Verkehrsschneisen und Resten der Gesamteindruck des Hauses.
Fertigstellung Stadtmauer. Es ist aus einer eigenen Logik
2000 heraus entwickelt und wirkt als Solitär. Durch die Offenheit im Inneren ist für das
Arbeiten eine landschaftsartige Situation
Arbeitsplätze In den Obergeschossen befinden sich die entstanden. Es ergeben sich vielfältig
10 Büroflächen; das Erdgeschoss mit seinen nutzbare Raumzonen, in denen sich je nach
großen verglasten Flächen ist für eine öf- Arbeitssituation Projektgruppenarbeits-
fentliche Nutzung geplant. In dem geome- plätze, Besprechungs- oder Chefzimmer
trischen Konstruktionsraster sind Teile der einrichten lassen.

Lage M 1:10 000

226
0-19 Arbeitsplätze

relevante Themen

sich verorten
Typologie
kommunizieren
Rohbau Ausbau ,
Gebäudetechnologie

Schnitt M 1:333
Grundriss RG M 1:333

227
Estudio d‘arquitectura

Oliva Remola Auf einem Bauplatz im heruntergekom-


Cementiri Vell 56 menen Industrievorort von Barcelona ist ein
E - 08221 Terrassa äußerst schmales Bürohaus entstanden.
(Barcelona)
Das Gebäude ist nur 3,90 m breit, bei 24 m
Höhe. Es liegt im stark bevölkerten Terrassa-
Oliva Remola Bezirk, umgeben von mittelmäßigen Wohn-
Barcelona gebäuden.

Fertigstellung Wegen eines Höhenunterschieds auf dem


1995 Grundstück von ungefähr 5 m hat das
schlanke Haus fünf Geschosse auf der
Arbeitsplätze Vorder- und drei auf der Rückseite. Im Erd-
<9 geschoss befindet sich eine Galerie, in den
Obergeschossen Großraumbüros. Von der
Dachterrasse hat man einen weiten Blick
über die Stadt.

Durch die Lage des Lifts und des Treppen-


hauses wird der schlanke Grundriss zoniert.
Die Rückfassade zeigt sich eher geschlos-
sen, die Front sehr offen mit großen Glas-
elementen. Beim Bau wurden vorwiegend
einfache Materialien wie Beton, Glas, Holz
und Metall verwendet.

Lage M 1:10 000

228
0-19 Arbeitsplätze

relevante Themen

Nutzungsmischung
sich verorten
Typologie

Schnitt M 1:333
Grundriss RG M 1:333
Grundriss EG M 1:333

229
Remise Schlesische Straße
Zwischen Spree und Schlesischer Straße in der Dachaufsicht, um die Aussicht aus den
Remise Schlesische Str.
Berlin-Kreuzberg liegt ein Gewerbehof mit umliegenden höheren Stockwerksfabriken
Schlesische Straße 28
sehr lebendiger, bunt gemischter Nutzer- zu verbessern.
Berlin (DE)
struktur. Die vorhandenen 30 000 m2
sind vollständig vermietet und die vermiet- Das 1. Obergeschoss wurde entkernt und
augustinundfrank
bare Fläche sollte vergrößert werden. über die gesamte Länge eine neue Galerie
Berlin
eingestellt. Ein hölzerner Dachaufbau mit
Inmitten des denkmalgeschützten Ensem- fünf Kuben trägt dazu bei, dass sich die bis-
Fertigstellung
bles aus fünfgeschossigen Fabrikhallen bot her für Büronutzung ungeeignete Tageslicht-
2003
sich dazu eine zweigeschossige Remise mit situation erheblich verbessert hat.
Notdach an. Sie wurde durch Aufstockung Das Dach ist als fünfte Fassade gestaltet
Mitarbeiter
und Umbau in ein attraktives Bürogebäude und durch geschickte Details tritt seine
10-49
verwandelt. Gewünscht waren neben der Funktion als Entwässerungsebene nicht in
Vergrößerung der vermietbaren Fläche eine Erscheinung .
bessere Belichtung sowie die Qualifizierung

Lage M 1:10 000

230
20 - 49 Arbeitsplätze

relevante Themen

Umbau, Bauen im
Bestand

Nutzungsmischung
Sich verorten
Rohbau, Ausbau,
Gebäudetechnologie

Schnitt M 1:500
Grundriss RG M 1:500

231
DMG Headquarters

DMG Headquarters Der neue Hauptsitz von DMG Europe und Obergeschoss ist von der Ausstellungshalle
Oberes Ried 11 DMG Austria, einem weltweit führenden aus sichtbar. Die einzelnen Abteilungen und
Klaus (AT) Werkzeugmaschinenhersteller, vereint der zentrale Kern mit Nebenräumen liegen
repräsentative Ausstellungsflächen mit rund herum.
Oskar Leo Kaufmann + einem Ausbildungszentrum und Büroflä-
Albert Rüf
chen. Interessant ist der räumliche „Dialog“
Dornbirn zwischen dem Raum für das Produkt, der
Im Gewerbegebiet von Klaus liegt der Ausstellungshalle und den Räumen für die
Fertigstellung Baukörper mit einer dreigeschossigen, von Arbeitenden (Büro, Werkstatt und Ausbil-
2005 außen einsehbaren Ausstellungshalle. Zu dungszentrum). Ein dazwischenliegender
ihr orientieren sich im Inneren Lager und Erschließungsweg markiert auf besondere
Mitarbeiter Schulungsräume. Über einen Empfangsbe- Weise die Schnittstelle. Für natürliche Licht-
10-49 reich erreicht der Besucher die Cafeteria, verhältnisse sorgt ein sich zwischen den
den Besprechungsraum sowie die Aus- Geschossen aufspannender Lichthof.
stellungshalle. Der Besprechungsraum im

Lage M 1:10 000

232
20-49 Arbeitsplätze

relevante Themen

Nutzungsmischung
Typologie
Kommunizieren
Trennen, Verbinden
Peripherie

Schnitt M 1:500
Grundriss OG M 1:500

233
Neue Sentimental Film

Neue Sentimental Fillm Bei dem Projekt galt es einen neuen Stand- Fünf Bürotürme, von denen drei dauer-
4114 Glencoe Avenue, ort für die Firma „Neue Sentimental Film“ in haft belegt sind und zwei für temporäre
Los Angeles (US) Los Angeles zu schaffen. Die Besonderheit Nutzungen zur Verfügung stehen, sind in die
des weltweit agierenden Unternehmens leere Hülle einer Lagerhalle mit 1 200 m2
GRAFT mit zahlreichen Aufgabenbereichen vom eingestellt. Zur Unterstützung der Atmo-
Berlin Filmkonzept bis zur Filmproduktion ist der sphäre des Temporären sind Übersee-Con-
stark variierende Raumbedarf. tainer (Eingangsbereich, Konferenzraum) mit
Fertigstellung eingebaut worden.
2001 Um auf die wechselnde Anzahl der Mitarbei-
ter reagieren zu können, wurde ein Konzept An zentraler Stelle des Grundrisses liegt der
Mitarbeiter des „Office Sharing“ mit einer Kombination „Marktplatz“, ein Kommunikationsort für alle
10-49 aus dauerhaft genutzten Gemeinschaftsein- Mitarbeiter. Der Fußboden in Form eines
richtungen und temporär erweiterbaren blauen Sportaußenraumbelags erweckt den
Büroflächen umgesetzt. Eindruck eines städtischen Freiraums.

Lage M 1:10 000

234
20-49 Arbeitsplätze

relevante Themen

Umbau, Bauen im
Bestand

Zeit
Arbeitsorganisation
Sich verorten
Kommunizieren
Gestalten, Designen

Schnitt M 1:500
Grundriss EG M 1:500

235
Staatsarchiv Liestal

Staatsarchiv Liestal Der öffentliche Charakter des Staatsarchivs, geschoss entstand ein öffentlicher Bereich,
Wiedenhubstraße 35 E verstanden als das kollektive Gedächtnis der, aus der Enge der Lage herausgehoben,
Liestal (CH) eines Kantons, kam am bestehenden Stand- das Staatsarchiv als öffentliches Gebäude
ort nicht zum Ausdruck. Umgeben von Woh- kennzeichnet. Das kompakte Volumen des
EM2N nungsbauten und durch eine Bahntrasse neuen Komplexes ist mit einer Schicht aus
Zürich von der Stadtmitte abgeschnitten, konnte Pflanzen umgeben, die an der Fassade
die Institution keine Strahlkraft entfalten. emporwachsen. Der gläserne Aufbau ruht
Fertigstellung Durch die Umgestaltung (zusammen mit somit auf einem Sockelgeschoss, welches
2000 einer Verdoppelung des Raumprogramms) je nach Jahreszeit ein anderes Fassadenbild
sollte dem Bestand mehr Ausdruck verlie- aufweist und sich mit der Umgebung ver-
Mitarbeiter hen werden. bindet. Die Fassadenbegrünung hat darüber
10-49 hinaus noch baupysikalischen Nutzen.
Der Archivtrakt wurde aufgestockt und da-
mit das Raumprogramm nicht mehr horizon-
tal, sondern vertikal organisiert. Im 2. Ober-

Lage M 1:10 000

236
20-49 Arbeitsplätze

relevante Themen

Umbau, Bauen im
Bestand

Nutzungsmischung
Sich verorten
Gestalten, Designen

Schnitt M 1:500
Grundriss OG M 1:500

237
Bürogebäude SIE

Bürogebäude SIE Das würfelförmige Volumen zeichnet sich reiche. Im Zentrum der Produktion liegt
Millennium Park 12 nicht, wie herkömmliche Typologien, durch eine Cafeteria, ein Treffpunkt und Ort, um
Lustenau (AT) voneinander getrennte Trakte für Büro und gemeinsam kreativ zu sein.
Werkstätten aus, sondern besteht aus
marte.marte aufeinandergestapelten, nutzungsneutralen Die Arbeitsplätze sind entlang der Fassade
Weiler Ebenen. Die Besonderheit ist die dadurch platziert und bieten Bezug zur umliegenden
entstehende Nähe zwischen den Abtei- Landschaft. Als Rückzugsmöglichkeit aus
Fertigstellung lungen, den Planenden und Ausführenden, dem geschäftigen Treiben sowie als Ruhe-
2002 sowie die exquisite Umgebung für den raum wurde ein „Brainroom“ geschaffen.
Produktionsbereich. Parallel zur Haupterschließung befinden sich
Mitarbeiter zwischen den Ebenen einige Treppen. Diese
50-249 Im Eingangsgeschoss befinden sich der Wa- stärken die vertikale Verbindung und ermög-
reneingang und der Versand, im geschlos- lichen ein unkompliziertes kommunikatives
sen gehaltenen 1. Obergeschoss sind die Arbeiten. Auf dem Dach wurde für alle
Lagerebenen und in den darüberliegenden Mitarbeiter eine Sonnenterrasse angelegt.
Etagen Produktions- und Entwicklungsbe-

Lage M 1:10 000

238
50-249 Arbeitsplätze

relevante Themen

Nutzungsmischung
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Typologie
Kommunizieren
Trennen, Verbinden
Gestalten, Designen

Schnitt M 1:500
Grundriss RG M 1:500

239
Wohn- und Geschäftshaus Falken

Wohn- und Geschäftshaus Falken Das mehrgeschossiges Wohn- und Ge- den gesamten Baukörper und bildet das ei-
Mellingerstraße 2 schäftshaus liegt zwischen der Altstadt und gentliche Skelett des Gebäudes. Um einen
Baden (CH) unterschiedlichen Stadterweiterungsstruk- zentralen Innenhof gruppieren sich die frei
turen. Auf den städtebaulich anspruchs- möblierbaren Räume.
Burkard Meyer Architekten vollen Ort antwortet der Entwurf mit einem
Baden ausdrucksstarken Solitär. Seine Volumetrie In der Doppelfassade aus Glas und Beton
reagiert auf die Umgebung und setzt am sind im Zwischenbereich wellenförmig
Fertigstellung südlichen Eingang der Stadt einen städte- geschosshohe Textilien angebracht. Ihre Far-
2006 baulichen Akzent. bigkeit schafft einen Bezug zur Umgebung.
Um die horizontale Gliederung zu betonen,
Mitarbeiter Das Einknicken von Teilbereichen belebt das gibt es zwischen den verschiedenen Mate-
50-249 sonst einheitliche Erscheinungsbild. Durch rialien große optische Fugen.
die Rücksprünge kragen die Deckenplat-
ten der darüberliegenden Geschosse aus
und bilden überdachte Außenbereiche.
Eine vorgespannte Stahlbetonstruktur aus
mehrgeschossigen Scheiben durchdringt

Lage M 1:10 000

240
50-249 Arbeitsplätze

relevante Themen

Sich verorten
Rohbau, Ausbau,
Gebäudetechnologie

Gestalten, Designen

Schnitt M 1:500
Grundriss OG M 1:500

241
Büro- und Geschäftshaus k47

Büro- und Geschäftshaus k47 Der Wiener „Kaipalast“, ein innerstädtisches blicke zu. Der Kern besteht aus Treppenhaus
Franz-Josefs-Kai 47 Bürohaus, bietet offene Geschosse, in de- und Servicezonen und liegt neben einem
Wien (AT) nen Kleinbüros mit bis zu wenigen Lamellen verglasten Innenhof, durch dessen Decke
Breite abteilbar sind. Um auf dem ungefähr die „Skybox“, eine halböffentliche Fläche, zu
henke und schreieck 800 m2 kleinen Grundstück optimal belichte- sehen ist. Die Konstruktion unterstützt die
Wien te Büroräume schaffen zu können, musste freie Unterteilbarkeit in kleinste Einheiten,
auf vermietbare Flächen verzichtet werden. indem sonst im Raum stehende tragende
Fertigstellung Elemente wie Stützen und Träger in der Fas-
2003 Innerhalb des kompakten Baukörpers sind sade verschwinden. Aufgrund von Klimage-
ab dem 1. Obergeschoss große Volumina räten und um 360 Grad drehbaren Glasla-
Mitarbeiter herausgeschnitten; diese Einschnitte schaf- mellen ist die Licht- und Klimasituation bei
50-249 fen attraktive Tageslicht- und Freiraumsitua- jeder Bürogröße individuell regelbar.
tionen und lassen zudem vielfältige Aus-

Lage M 1:10 000

242
50-249 Arbeitsplätze

relevante Themen

Typologie
Kommunizieren
Rohbau, Ausbau,
Gebäudetechnologie

Gestalten, Designen

Schnitt M 1:500
Grundriss OG M 1:500

243
Novartis Campus

Novartis Campus Das „Sanaa Building“ steht am Eingang gleich, lediglich der Eingang und die Treppe
Fabrikstraße 4 zum Campus-Areal und doch verhält es sich sind besonders. Der langgestreckte Hof im
Basel (CH) reaktionslos gegenüber dem Masterplan. Gebäude hat ungefähr die gleichen Proporti-
Der schlanke, sechsgeschossige Bau zeich- onen wie der öffentliche Straßenraum.
SANAA net sich durch seine extreme Transparenz
Tokio und seinen hierarchielosen Aufbau aus. Zwischen Straße und Hof liegen die Büros.
Räumlich gibt es kaum einen Unterschied
Fertigstellung Das Gebäude ist ein Gestell aus Beton und zwischen öffentlich und privat, zwischen
2006 Glas: Jedes Geschoss ist gleich hoch, auch innen und außen. In der hierarchielosen,
das Eingangsgeschoss und das Dachge- transparenten Struktur ist der Blick immer
Mitarbeiter schoss – alle Fassaden sind gleich, es gibt frei: von innen nach außen, von einem Büro
50-249 keine Hauptseite mit wahrnehmbarem zum anderen.
Eingang, sämtliche Fensterscheiben sind
gleich groß, Boden- und Dachstärken sind

Lage M 1:10 000

244
50-249 Arbeitsplätze

relevante Themen

Sich verorten
Kommunizieren
Trennen, Verbinden
Gestalten, Designen

Schnitt M 1:1000
Grundriss RG M 1:1000

245
Impulszentrum IP-Two

Impuslzentrum IP-Two Das Impulszentrum ist bereits das zweite öffentlicher, hausgemeinschaftlicher und in-
Lerchenfelder Gürtel 43 Gebäude seiner Art in Wien und liegt auf dividueller Bereiche angelegt. Stadt- und Ar-
Wien (AT) einem Restgrundstück am Lerchenfelder beitsraum durchdringen sich, das Foyer ist
Gürtel. Es zeichnet sich durch ein Konzept als Erweiterung des Stadtraums konzipiert.
BKK-3 aus, das neben flexiblen Grundrissen zusätz- Über eine ansteigende Ebene erreicht man
Wien lich hochprofessionelle Infrastruktur bereit- ein Café und eine Musiklounge. Das zentra-
stellt. Ziel ist es, damit „Synergieeffekte“ zu len Sitzungszimmer wird gemeinschaftlich
Fertigstellung erzeugen und Qualitäten wie angenehmes genutzt. Die großzügige Erschließungs- und
2003 Arbeitsumfeld und Identifikation mit dem Aufenthaltszone im Inneren fördert die
Arbeitsort in den Vordergrund zu rücken. Kommunikation unter den Mietern.
Mitarbeiter Die Gebäudestruktur ist aus diesem Grund
> 250 einerseits funktional anpassungsfähig,
andererseits auf ein Ineinandergreifen

Lage M 1:10 000

246
250 Arbeitsplätze

relevante Themen

Flexibilität
Sich verorten
Typologie
Kommunizieren
Trennen, Verbinden
Peripherie

Schnitt M 1:500
Grundriss OG M 1:500

247
Umweltbundesamt

Umweltbundesamt Der schlangenförmige, viergeschossige das Atrium. Immer sind Menschen zu


Wörlitzer Platz 1 Büroriegel steht in Dessau auf dem Areal sehen, unterwegs oder bei der Arbeit. Eine
Dessau-Roßlau (DE) eines ehemaligen Gaswerks. Der Baukörper Hightech-Konstruktion aus Glas und Stahl
gibt einer neuen Grünverbindung zwischen markiert den Eingangsbereich, in dem ein
Sauerbruch Hutton Innenstadt und nahe gelegener Parkland- Forum mit Hörsaal und Lobby liegt.
Berlin schaft Raum. Im Nordosten greift er aus
und schließt gründerzeitliche Strukturen Das Projekt steht für Ressourcen scho-
Fertigstellung städtebaulich ab. Zusammen mit zwei nendes, nachhaltiges und energieopti-
2005 Altbauten (jetzt Informationszentrum und miertes Bauen. An der Fassade wurde
Forschungsbibliothek) und einem Richtung Lärchenholz, auf den Böden Kautschuk
Mitarbeiter Bahnhof ausgelagerten Gebäude für die verwendet. Darüber hinaus werden Erd-
> 250 Cafeteria bildet der Neubau eine „Stadt in wärmetauscher, Photovoltaikanlagen und
der Landschaft“. Solarkollektoren als Energiequellen genutzt.
Die kompakte Gebäudeform sowie das
Der Büroriegel besteht aus aufgereihten Atrium und der hohe Grad an Wärmedäm-
Zellenbüros, zwischen denen die langen mung tragen dazu bei, dass Werte zwischen
Flure durch das Schwingen der Grundform Niedrigenergie- und Passivhausstandard
nicht monoton wirken. Der sich weitende erreicht werden konnten.
und verengende Innenhof ist überdacht und
dient als thermischer Puffer und Kommu-
nikationsbereich. Stege schaffen Verbin-
dungen und Querbeziehungen und beleben

Lage M 1:20 000

248
250 Arbeitsplätze

relevante Themen

Sich verorten
Typologie
Kommunizieren
Rohbau Ausbau
Gebäudetechnologie

Trennen, Verbinden
Gestalten, Designen

Schnitt M 1:1000
Grundriss RG M 1:1500

249
Wirtschaftskammer

Wirtschaftskammer Im Süden St. Pöltens ist ein langer, frei ge- kation, Orientierung und Identifikation dar.
Niederösterreich formter Baukörper entstanden. Angedockt Mehrere Lounges schaffen einen Übergang
Landsbergerstraße 1 an das bestehende WIFI (eine Serviceein- von einem Gebäudeteil zum anderen. Die
St. Pölten (AT) richtung der Wirtschaftskammer), bildet er grünen Zimmer beziehungsweise Loggien
den Abschluss eines großen Wirtschafts- sind Entspannungsräume und Orte für
Rüdiger Lainer komplexes. Der farbige Solitär strahlt in sei- informelle Kommunikation. Alle Arbeits-
Wien nem heterogenen städtebaulichen Umfeld, flächen sind flexibel gestaltet und bieten
bestehend aus freistehenden Objekten und Möglichkeiten, unterschiedliche Büroformen
Fertigstellung dem flachen Bau des WIFI, Ruhe aus. unterzubringen.
2005
In die Außenfassade sind zahlreiche Loggien Ein Luftraum über alle Geschosse verschafft
Mitarbeiter eingeschnitten. Sie ermöglichen, dass im Gebäude Überblick und dient ebenfalls
> 250 möglichst viele Büros am Tageslicht liegen. der Kommunikation. Weiterhin trägt er – mit
Im Innern gibt es ein Zusammenspiel Wasser und Pflanzen aufgewertet – zur Ver-
architektonischer Elemente. Das Atrium besserung des Mikroklimas bei.
stellt einen Ort der Begegnung, Kommuni-

Lage M 1:10 000

250
250 Arbeitsplätze

relevante Themen

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Typologie
Kommunizieren
Gestalten, Designen

Schnitt M 1:1000
Grundriss RG M 1:1000

251
Multifunktionale Bebauung

Multlifunktionale Bebauung Bei diesem Projekt gibt die unterirdische Als massive Prismen gedacht, setzen sich
Joan Güell Parkgarage des Komplexes die geome- die Gebäude aus großen Steinblöcken mit
Carrer de Joan Güell trische Ordnung für die aufsteigenden leicht unterschiedlichen Texturen zusam-
Barcelona (ES) Gebäude vor. Das Stützenraster kommt men. Je nach Sonneneinfall wird das
aus der Logik der Fahrspuren und zieht sich Fassadenbild belebt; dann werden auf den
Josep Llu s Mateo vom untersten bis zum obersten Geschoss Mauerflächen hieroglyphenartige Inschri-
Barcelona durch. Oberhalb des Geländes stehen zwei fen sichtbar. Auch die innere Struktur zeigt
parallel zueinander verschobene Riegel. sich an den Fassaden. Sämtliche Volumen
Fertigstellung Sie beinhalten einen multifunktionalen Mix sind gleichmäßig – bezugnehmend auf den
1993 aus Hotel, Wohnungen und Büros. Diese Grundriss – von Öffnungen durchbrochen.
Nutzungsvielfalt zeigt sich im Inneren nicht Um die wechselnde Nutzung des Gebäu-
Mitarbeiter in unterschiedlichen Grundrissen, sondern deinneren nach außen zu vermitteln, wur-
> 250 findet hier in einem einzigen Grundrisstyp den als Gestaltungsmittel die Öffnungen
Platz. Ein geschlossener Kubus, in dem sich herangezogen. An ihnen lassen sich die
ein Einkaufszentrum befindet, stellt die Ver- Fensterrahmen austauschen.
bindung zwischen den beiden Riegeln her.

Lage M 1:10 000

252
250 Arbeitsplätze

relevante Themen

Nutzungsmischung
Flexibilität
Typologie
Rohbau, Ausbau,
Gebäudetechnologie

Trennen, Verbinden
Gestalten, Designen

Hotel
Wohnen
Arbeiten

Schnitt M 1:1500
Grundriss RG M 1:1500

253
254
Anhang
Stichwortverzeichnis 257
Architektenregister 259
Quellennachweis und 260
Literaturverzeichnis
Bildnachweis 263
Autoren 265
Stichwortverzeichnis

08/15-Büro... ..................................... 90, 145, 151, 189, 196 Flexibilität.............. 11, 16, 25, 49, 60 ff., 79, 86 ff, 134, 146, Lohnnebenkosten ......................................... 55, 59, 72, 119
Adresse, Die gute ............................................... 69, 72, 118 Form, Formen .................................................................195 Lüftung, Belüftung...................................... 31, 64, 149, 153
Adresskonflikte ...........................................................82, 84 Formneutral-hochflexibel ............................................61, 88 Manövrierfähigkeit ............................................................19
Airport HUB ......................................................................70 Freelancer .........................................................................26 Marketing ...........................................................................8
Alltag............................................... 24, 26, 49, 80, 208, 211 Freiräume, urbane...................... 71, 116, 189, 205, 211, 213 Marktleader ......................................................................55
Alltagsaufgabe ..................................................................56 Fronarbeit..........................................................................24 Maßstab, Maßstäblichkeit ......14, 61, 79, 99, 116, 130, 134,
Arbeit, Wohnen und Freizeit .............................................80 Funktionsdesign..............................................................190 ................................................................ 146, 162, 176, 190
Arbeitnehmer............................................................ 7, 26 ff. Gesamtbilanzen, Lebensdauer ......................53, 61, 65, 86, Materialenergie, Grauenergie ..................... 48, 95, 135, 150
arbeitslos ......................................................24, 26, 48, 165 ........................................................................ 148, 191, 208 Megamaschine .................................................................22
Arbeitsweg ...........................................................72 ff., 213 Gestalten ............................................... 87, 189 ff., 195, 211 Mehrere Arbeitsorte ................................................. 73, 210
Archiv........................................................................33, 212 Giganten ...........................................................................90 Mini-Job ............................................................................24
Asia multi-use ...................................................................84 Global, Globalisierung 7, 19, 21, 22, 31, 34, 50, 70, 115, 176 Mitarbeiter ............................... 20, 26, 48, 55, 60, 74 f., 119
Ausbau..................................60, 64, 86 ff., 145 ff., 190, 197 Großraumbüro ........................................46, 64, 89, 95, 134 Mobilität, -systeme ........... 8, 11, 20, 26, 48, 72 ff., 179, 210
Auslagerung – Outsourcing ................... 47, 77, 86, 205, 208 Grünkammern, innere.....................................................149 Mobilitätsanbindung ÖPNV ........................................48, 65
Ausstattung ................................ 56, 64, 146, 190, 210, 212 Handwerk .................................................... 6, 35 ff., 80, 85 Mobilitätsverhalten ................................................... 19, 192
autarke Inseln .................................................................209 Hierarchie ......................................................... 49, 161, 210 Moderne ............................................... 42, 44, 92, 101, 132
autochthone Architektur .................................................133 Hybride ..................................................................... 84, 105 Monokulturen ...................................................................78
Baukosten ...................................................................55, 57 Ich-AG .........................................................................26, 50 Nachhaltigkeit ........................... 8, 11 f., 48, 53 f, 59, 65, 95,
Bedeutung ...............................133, 145, 176, 189, 192, 194 Identifikation ......................................... 8, 64, 178, 194, 197 ............................................................ 133 ff., 148, 190, 193
Belegung, Belegungsdichte....................................19, 57 ff. Identität ....15, 87, 111, 117, 131, 147, 163, 177, 179, 191, 207 Nachnutzung...................................................................145
Belichtung.....................................................64, 129, 150 ff. Identität und Typologie ....................................................132 Nachverdichtung............................................... 95, 104, 120
Bilder, Architektur-, Fassaden-, System- .. 31, 61, 63, 65, 87, Infrastruktur .................................. 32, 70, 94, 120, 135, 146 Neuzeit ...............................................................31, 40, 193
................................................ 90 ff., 99, 134, 149, 193, 197 intelligent ......................................... 11, 95, 118, 148, 151 Nutzung ..........................................31, 72, 120, 162, 206 ff.
Bürofläche ............................ 20, 49, 55 ff., 70, 90, 150, 210 interdisziplinär ........................12, 48, 63, 176, 189, 192, 211 Nutzungsgetrennte Stadt ...................................78, 91, 140
Büroquartier, -viertel, -stadt ........................ 69, 91, 116, 166 Investitionen, Folgeinvestitionen .........53, 58, 119, 146, 163 Nutzungsintervalle ....................................117, 131, 162, 177
Corporated Design, Brand ..........................................61, 99 Jobsharing ........................................................................25 Nutzungsmischung, -mix, -verteilung ...... 11, 16, 19, 20, 61,
Crossover-Image ...............................................................85 Kinder .............................................24, 54, 73, 80, 208, 212 ........................................................ 78 ff., 80, 118, 139, 154
Dachcafé ...........................................................................63 KMU ........................................................ 55, 58 ff., 70, 209 Nutzungsneutral ...................................................31, 86, 88
Deprofilierung durch Nutzungsmix ...................................80 Kombibüro ..............................................21, 49, 65, 89, 134 Nutzungsverband, komplexer; Nutzungsgeflecht ......31, 62,
Der gute Arbeitsplatz ........................................................64 Kombinatorik...................................................................132 ......................................................................69, 72, 84, 208
Design .............................................................8, 177, 189 ff. Kommunikation.............. 14 f., 48, 50, 162, 164, 175 ff., 192 Officestyle ...................................................................... 211
Dialog, mit Vorhandenem, mit dem Ort ....... 12, 69, 95, 115, Kommunikationsberater .................................................197 Öffnungsgrad, Orientierung............................................149
.................................................................118, 120, 132, 193 Kommunikationstechnologie ............... 48, 79, 151, 177, 179 Optimierung..........................................................26, 59, 64
einfach, rudimentär, basic .............................31, 55, 56, 135 Kompendiumcharakter .....................................................12 Ordnungen......................................................................195
einfache... (Form, Fassade, Architektur)... .... 57, 87, 95, 130, Komplexität ..................................... 12 ff., 38, 134, 145, 194 Organisatorische Revolution .............................................48
......................................................... 134, 195, 197, 198, 228 Kontext .................................. 46, 72 ff., 94 f., 116, 130, 197 Ort, der ...................61, 69, 70, 77, 94, 115 ff., 118, 192, 266
Elastizität ..........................................................................61 Konversion, Transformation .................................... 49, 94 ff. ÖV, öffentlicher Verkehr ................................ 72 ff., 119, 162
Entkernung .......................................................................95 Konzentration ................................................24, 31, 72, 164 Parkierung, Tiefgarage ............................................ 146, 212
Entropie und Autarkie .......................................................65 Konzept ......26, 59, 78, 85, 99, 134, 149, 163, 176, 190, 206 Parks, kleine Quartierplätze ..............................................71
Entspannen, Schlafen .......................................................22 Konzern ............................. 47, 55, 58, 62, 69 ff., 85, 91, 167 Peripherie, technische/periphere Dienste................... 63 ff.,
Entwurf, Entwerfen .......12 ff., 53, 69, 111, 178, 189 ff., 197 Körnigkeit .......................................................... 78, 119, 134 ............................................................................153, 205 ff.
Entwurfsengel ..................................................................14 Kostendach .......................................................................53 Persönliche Peripherie .................................................... 211
Entwurfsinstrumente..........................................................8 Kurzarbeit..........................................................................25 Postmoderne ....................................................................47
Entwurfsschema, Themen .......................................... 11, 12 Kybernetik, totalitäre .................................................49, 133 Praktikum, Dauerpraktikum ..............................................25
Entwurfstrategie, - konzept, -prozess, -methode..........7, 10, Kybernetische Architektur .......................... 48, 95, 133, 148 Prekariat, prekäre Arbeit ...............................25, 31, 56, 135
................................................................................12 ff., 53 Landschaftsplaner ..........................................................193 Projektjob..........................................................................26
Erholungswert ................................................................189 Lebensarbeitszeit..............................................................24 Qualität architektonische, räumliche ..........7, 16, 60, 64, 91,
Erschließung, Gestaltung der .........................................193 Lebensdauer .........................48, 53, 61, 65, 86, 147 ff., 208 ....................................................................... 149, 162, 190,
exklusive Spezialfälle ........................................................57 lebenslanges Lernen ........................................................48 Qualität der kleinen Orte ..................................................71
Fassade, Fassadentechnologie ..........85, 87, 95, 148 ff., 156 Lebensqualität ...................................58, 65, 71 ff., 115, 119 Qualitäten, wirkliche ...........................................................8
Fassade, Öffnungsgrad ....................................................93 Lehrstand..........................................................................65 Raumgestaltung ............................................. 133, 150, 197
Firmensitz, Gründungssitz .................62, 106, 115, 121, 163 Leiharbeit ..........................................................................26 Region ............... 8, 19, 31, 53, 60, 69 ff., 116, 119, 131, 147

257
Ressourcen, Verbrauch von ..............................................64
Rhythmus ......................................................... 22, 164, 195
Schichtarbeit, Schichtbetrieb ......................................26, 74
Schwarzarbeit .............................................................25, 26
Seilschaften, Clans, Mafia ................................................77
Sektoren der Arbeit (primär bis tertiär) ....20, 24, 49, 53, 72
Selbstmanagement ..........................................................48
Selbstverwaltung ........................................................ 27, 63
Skalierung .........................................................................99
Small is beautiful ..............................................................64
Sozialarbeit .......................................................................27
Stabilität ............................................................................71
Stadt der kurzen Wege ...............................................74, 76
Städtebau ..........................8, 69, 79, 94, 116, 120, 133, 135
Standard ............................... 8, 48, 53, 56 ff., 134, 146, 196
Standortanalyse ........................................................ 70, 118
Standortqualität, Lagequalität, Umfeldqualitäten .......70, 72,
...................................................94, 118, 162, 176, 205, 209
Statistik, statistische Daten ..............................19 ff., 42, 53
Stress .........................................................................60, 64
symbiotische Netze .........................71, 77, 78, 85, 209, 213
Systemischer Wandel ....................................................... 11
Team, fähig und unfähig.................................................. 211
Technik......................................31, 42 ff., 50, 132, 192, 208
Technologie.......................................48, 59, 65, 132, 145 ff.
Teilzeit .......................................................21, 24, 60, 74, 86
Telearbeit ........................................................... 25, 107, 179
Tradition, neue ..................................................................93
transfunktional ..................................................................87
Typo-Icons...................................................................100 ff.
Typologie.......... 15, 31 ff., 95, 116, 119 f., 129 ff.,132, 132 ff.
Typologische Konzepte ................................................ 99 ff.
Umfeld ............7, 31, 53, 62, 69 ff., 78, 115 ff., 131, 207, 213
Umnutzung .......................................................................94
Unbezahlte Arbeit .......................................................24, 48
Unflexibel..................................................................... 87 ff.
Unternehmensgröße ........................................................55
Verantwortung für den Raum ...........................................73
Verdichtung...............................................................81, 120
Verdichtung, innere.....................................................60, 86
Vereinfachungen, „zulässige“ .........................................192
Verkehrsplaner ................................................................193
Verkehrsräume........................................................ 205, 211
Wasteland – Officeland.....................................................90
Web ........................................................................2, 50, 77
Wertschöpfung ..................... 19, 21, 49, 53, 56 ff., 116, 121
Wettbewerb (ökonomischer) ......................................42, 48
wirklich, wirklich, wirklich Wollen .....................................85
Wirtschaftskrise.......................................... 7, 45, 53, 59, 72
Workfare ...........................................................................27
Zeitbelegung .....................................................................86
Zellenbüro .............................................44, 49, 89, 134, 248

258
Architektenregister

balos + Sentkiewicz arquitectos ....................................85 Holl, Elias ..........................................................................41 Scotti, Georg.....................................................................46


Allmann Sattler Wappner Architekten .............................198 Hood, Raymond ................................................................45 Seelinger + Vogels .................................................... 93, 102
Alsop Störmer ............................................................. 100 Hotz, Theo .........................................................................93 Shreve, Lamb Harmon Associates ........................ 45, 100
augustinundfrankarchitekten ..........................................230 Howe, Georg ....................................................................45 Soane, John ......................................................................42
Bogardus, James ..............................................................43 HPP Hentrich-Petschnigg Partner ................. 46, 102, 103 SOM – Skidmore, Owing and Merrill ................................46
b k+ ........................................................................107, 222 Hubacher Steiger ..........................................................45 Spangenberg, Gerhard.................................................... 106
Behnisch, Günter ............................................................ 106 Hübsch, Heinrich ..............................................................43 Steidle Partner ............................................................138
Berg, Max .........................................................................44 Ingenhoven Architekten..................................................214 Stürm Wolf .................................................................. 100
Bergstrom, George Edwin ..........................................46, 90 Kaufmann, Oskar Leo .....................................................232 Terragni, Guiseppe ............................................................45
Berlage, H.P. .....................................................................44 Kees Christiaanse Astoc ............................................ 100 Torp, Niels ....................................................................... 102
BKK-3 ..............................................................................246 KSP Engel + Zimmermann ...............................................94 van Alen, William ........................................................45, 90
Blume Brauser Architekten ............................................ 104 Kyncl Gasche Partner........................................................82 van der Rohe, Mies.....................................................44, 46
BM+P ...............................................................................91 Lainer, Rüdiger ................................................................250 Williams, Owen ................................................................90
BMS................................................................................ 103 Lawrow, W. ......................................................................44 Wright, Frank Lloyd ...........................................................44
Böhm, Gottfried .............................................................. 105 Le Baron Jenney, William .................................................43
Bolles Wilson ..............................................................124 Le Cobursier ............................................ 44, 46, 47, 90, 101
Bonatz, Paul ......................................................................44 Lederer + Ragnarsd ttir + Oei........................................ 100
Bottega + Erhardt .................................................... 95, 103 Lescaze, William ...............................................................45
Burckhardt + Partner ......................................................193 Loos, Adolf........................................................................44
Burkard Meyer Architekten ............................................240 Love ................................................................................182
Burnham, Daniel Hudson..................................................43 marte.marte ....................................................................238
Clive Wilkinson Architects .............................................. 104 Mateo, Josep Llu s ........................................................252
Calatrava Frei ............................................................... 105 May, Ernst ........................................................................77
Campi, Mario .................................................................. 101 Mei Architecten ................................................................95
Chakhava, G. . ...................................................................99 Meixner Schlüter Wendt Architekten ............................. 170
de Architekten Cie. ......................................................... 107 Metron ......................................................................63, 200
de Ruiter, Paul................................................................. 102 Meyer Scherer ............................................................ 103
de Vattel, Lucien ........................................................ 47, 101 Miller Maranta ...............................................................93
Dietz Joppien ...................................................... 105, 153 Müller, G. ........................................................................91
Eisele Fritz ................................................................... 106 MVRDV ................................................................... 101, 184
Eisenman, John ............................................................. 105 Neumann, Balthasar .........................................................42
EM2N .............................................................................236 Nil Hürzeler ..................................................................... 104
Fink + Jocher ..................................................................133 Olgiati, Valerio ................................................................. 103
Foster, Norman ...................................... 47, 91, 93, 101, 104 Oliva-Remol arquitectos ................................................228
Fügenschuh, Daniel ........................................................224 OMA ......................................................................... 91, 100
Gilbert, Cass .....................................................................44 OTH architects ..................................................................95
GRAFT ............................................................................234 Pen, S. ..............................................................................45
Gropius, Walter .................................................................44 pfeifer. roser. kuhn. architekten ......................................156
Grose J. ......................................................................... 105 Pfleghardt Häfeli............................................................82
Grüntuch Ernst Architekten ............................................ 106 Poitiers, André ..........................................................63, 122
Gsell-Heldt, Robert ...........................................................94 Raderschall Architekten ..................................................193
Gysin, Bob ........................................................................93 RE ...................................................................................85
Hadid, Zaha .......................................................................80 RKW Architekten ............................................................ 104
Hagemann, Otto ...............................................................45 Rogers, Richard ..............................................................133
Haller, Martin ....................................................................43 Romero, Franz ............................................................... 102
Harrison, Wallace K. .........................................................90 Rudnev, L. ........................................................................45
HZDS Architekten .............................................................94 SADAR VUGA ARHITEKTI...............................................168
henke und schreieck.......................................................242 Sagebiel, Ernst..................................................................44
Héré, Emmanuel...............................................................42 Salvisberg, Otto ................................................................44
Hertzberger, Herman .................................................47, 107 SANAA............................................................................244
Herzog + Partner ............................................................216 Sauerbruch Hutton ................................................. 106, 248
Höger, Fritz .......................................................................44 Schilling Architekten .......................................................226

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DIN 16555: 2002-12
Büroarbeitsplatz – Flächen für Kommunikationsarbeitsplät-
ze in Büro- und Verwaltungsgebäuden – Anforderungen,
Prüfung
DIN EN ISO 9241-5: 1999-8
Ergonomische Anforderungen für Bürotätigkeiten mit Bild-
schirmgeräten – Teil 5: Anforderungen an Arbeitsplatz-
gestaltung und Körperhaltung (ISO 9241-5: 1998);
Deutsche Fassung EN ISO 9241-5: 1999
DIN EN ISO 9241-6: 2001-03
Ergonomische Anforderungen für Bürotätigkeiten mit
Bildschirmgeräten – Teil 6: Leitsätze für die Arbeitsum-
gebung (ISO 9241-6: 1999); Deutsche Fassung EN ISO
9241-6: 1999
DIN EN 527-1
Büromöbel - Büro-Arbeitstische - Teil 1: Maße; Deutsche
Fassung EN 527-1: 2008

Europäische Richtlinien:
Arbeitsschutzrahmenrichtlinie 89/391/EWG
Arbeitsstättenrichtlinie 89/654/EWG
Bildschirmrichtlinie 90/270/EWG

Gesetze und nationale Richtlinien:


Arbeitsstättenrichtlinien (ASR)

Verordnungen:
Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) 1975/2004
Bildschirmarbeitsverordnung (BildscharbV)
Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV)

http://www.buero_forum.de/

262
Bildnachweis

32 Mitte: Helmut Luley, Bonn 44 oben links: VG Bild-Kunst, Bonn 2009 87 Mitte: unbekannt/ aus der Publikation „Small
33 links: Paul S. Docherty 44 oben 2. v. links: Irving Underhill /©Corbis Offices“, Köln 2005
33 rechts: Wikimedia Commons 44 oben Mitte links: aus Deutschlands Städtebau, 87 rechts: Scagliola/Brakke, Rotterdam
34 links unten: John Allan Cash Breslau, Berlin 1921 91 links oben: DoD photo by Master Sgt. Ken
(www.allancashpicturelibrary.com) 44 oben Mitte rechts: Nachlass Le Corbusier Hammond, U.S. Air Force
35 Mitte links: ZDF Enterprises, Mainz 44 oben 3. v. rechts: Nachlass Mies van der Rohe 91 links unten: U.S. Department of the Interior,
35 Mitte rechts: aus Benevolo, Leonardo: 44 oben 2. v. rechts: Nachlass Adolf Loos National Park Service, Historic American Buildings
Die Geschichte der Stadt, Campus Verlag 44 oben rechts: Atelier N. Ladowski, Moskau Survey. Survey number HABS MICH, 82-DETRO,
36 links: unbekannt 44 unten links: unbekannt 22-/U.S. Library of Congress, Prints and Photo-
36 Mitte links: unbekannt 44 unten 3. v. links: Busch-Reisinger Museum und graphs Division, „Built in America“ Collection
36 Mitte rechts: Stiftsbibliothek St. Gallen Bauhaus-Archiv, Berlin 91 Mitte: Courtesy of the Office for Metropolitan
37 Mitte links: Archiv Foto Marburg, aus Koch, Wilfried: 44 rechts: gta Archiv/ETH Zürich, Foto: Otto Salvisberg Architecture (OMA)
Baukunst – Von den Anfängen bis zur modernen 45 oben Mitte rechts: Philadelphia Saving Fund Society 91 rechts oben: Google Earth, AEROWEST GmbH,
Architektur, Bertelsmann, Gütersloh, 1967 45 oben rechts: Samuel Gottscho Dortmund
38 rechts: aus privater Postkartensammlung von 45 unten links: unbekannt 91 rechts unten: Google Earth, AEROWEST GmbH,
Markus Gasser 45 unten 2. v. links: BAZ Baugeschichtliches Archiv Dortmund
38 Mitte links: Florian Adler, Lizenziert unter GNU- Zürich, Foto: Wolf Bender 92 links oben: Adolph Wittmann
Lizenz für freie Dokumentation 45 unten 2. v. rechts: Deutsches Bundesarchiv Berlin 92 Mitte: Adolph Wittmann
38 Mitte rechts: Rechtsarchäologische Sammlung Karl 45 unten rechts: aus den Beständen des GMA – Staat- 93 unten rechts: Simone Rosenberg, München
von Amira (1848-1930)/ Leopold-Wenger-Institut und liches Museum für Architektur, Privatsammlung, 94 links: Madleina Bundi, aus „Erhalten und Gestalten
digitale Bibliothek der Bayerischen Staatsbibliothek Fotos: Heinz Großkopf + Igor Palmin – 100 Jahre Schweizer Heimatschutz, Zürich 2005
39 links: unbekannt 46 oben links: DoD photo by Master Sgt. Ken 94 Mitte: Klonk Fotodesign
39 Mitte links: unbekannt Hammond, U.S. Air Force 94 rechts: WWF Schweiz, www.wwf.ch
39 Mitte rechts: Matthew Tiscareno, Ithaca 46 oben rechts: GIG Grundeigentümer-Interessen- 95 links: Kraanspoor, Amsterdam North –architecture:
40 links: Stephan Eigendorf, Bremen gemeinschaft City Nord GmbH, Hamburg OTH, Foto: Christiaan de Bruijne
40 Mitte links: Rechtsarchäologische Sammlung Karl 46 unten links: www.profilm.de 95 Mitte: David Franck, Ostfildern
von Amira (1848-1930)/ Leopold-Wenger-Institut und 46 unten 2. v. links: G. Schmidter 95 rechts: Luuk Kramer, Amsterdam
digitale Bibliothek der Bayerischen Staatsbibliothek 46 unten Mitte: Deutsche Post AG 99 unten: Geert Goiris
40 Mitte rechts: Herzog Anton Ulrich-Museum, 47 links, 2. v. oben: unbekannt 100 oben links: Courtesy of the Office for Metropolitan
Kunstmuseum des Landes Niedersachsen, 48 links, 2. v. unten: Aerophoto, Schiphol Architecture (OMA)
Niedersächsische Landesmuseen Braunschweig 49 links unten: Ken Kirkwood 100 oben rechts: Google Earth Stürm Wolf,
40 rechts: aus Benevolo, Leonardo: 57 oben links: Deutsche Bank AG www.teleatlas.com
Die Geschichte der Stadt, Campus Verlag 57 oben Mitte links: David Franck, Ostfildern 100 Mitte links: H.G. Esch, Hennef
41 links: unbekannt 57 oben Mitte rechts: DEGW, www.degw.de 100 Mitte rechts: unbekannt
41 Mitte rechts: Wikimedia Commons 57 oben rechts: DEGW, www.degw.de 100 unten links: Roland Halbe, Stuttgart
41 rechts: Archiv Foto Marburg, aus Koch, Wilfried: 57 unten, 2. v. rechts: Hendrik Blaukat 101 oben rechts: unbekannt
Baukunst – Von den Anfängen bis zur modernen 57 unten rechts: ERCO GmbH, Lüdenscheid 101 Mitte rechts: Ken Kirkwood
Architektur, Bertelsmann, Gütersloh, 1967 63 rechts: unbekannt 101 unten links: unbekannt
42 links: Jaime Silva 74 links: unbekannt 101 unten rechts: Camilo José Vergara, aus „The New
42 Mitte: unbekannt 74 Mitte: unbekannt American Ghetto“
42 rechts: unbekannt 78 links oben: unbekannt 102 oben links: H.G. Esch, Hennef
43 links: aus: Wolfgang Hermann, Deutsche Baukunst 80 links: Bene AG 102 oben rechts: unbekannt
19. und 20. Jahrhundert, GTA Verlag/Birkhäuser, 80 Mitte: Peter Baldes 102 Mitte rechts: Simone Rosenberg, München
1977 80 rechts: Esther Kluth 102 unten links: Rob ‘t Hart, Rotterdam
43 Mitte links: Nathan Silver 84 unten links: Ian Lambot/ 102 unten rechts: Google Earth, Zusammensetzung
43 Mitte: Chigaco Historical Society aus der Publikation „City of Darkness – Life in Überarbeitung TU Darmstadt
43 Mitte rechts: Chicago Architectural Photographic Kowloon Walled City“, Berlin 1993 103 oben rechts: David Franck, Ostfildern
Company 85 Mitte: Abalos + Sentiewicz 103 Mitte links: Santander Consumer Bank
43 rechts: Staatsarchiv Hamburg 85 rechts: Abalos + Sentiewicz 103 Mitte rechts: Timothy Hursley

263
Bildnachweis

103 unten links: Google Earth, www.teleatlas.com 222 Stefan Schneider, Düsseldorf
103 unten rechts: Archive Olgiati 224 Christian Flatscher, Innsbruck
104 oben links: Stefan Müller-Naumann, München 226 Jens Willebrand, Köln
104 oben rechts: Benny Chan 228 Duccio Malagamba, Barcelona
104 Mitte rechts: unbekannt 230 Stefan Krämer
104 unten links: Foster + Partners 232 Adolf Bereuter, Lauterach
104 unten rechts: Stuart Hopps 234 Ricardo Ridecous
105 oben links: VIEW Pictures, London 236 Hannes Henz, Zürich
105 oben rechts: John Gollings 238 Bruno Klomfar, Wien
105 Mitte rechts: Robert Metsch Fotografie, Offenbach 240 Roger Frei, Zürich
105 unten links: Library of Congress, Prints and Photo 242 Margherita Spiluttini, Wien
graphs Division, Historic American Buildings Survey, 244 Christian Richters, Münster
Martin Linsey, Photographer, HABS OHIO, 246 Hertha Hurnaus, Wien
18-CLEV, 6-4 248 Michael Erxleben
105 unten rechts: Züblin AG 250 Wirtschaftskammer Niederösterreich
106 oben links: Werner Huthmacher, Berlin 252 Jordi Bernard
106 oben rechts: WISTA Management GmbH, Berlin
106 Mitte links: Leprowski Studios
106 Mitte rechts: unbekannt Alle anderen Bilder bei Markus Gasser, Mario Tvrtković,
106 unten links: unbekannt Carolin zur Brügge.
106 unten rechts: Google Earth, Zusammensetzung
Überarbeitung TU Darmstadt Alle Grafiken und Zeichnungen bei Markus Gasser,
107 oben links: Stefan Schneider, Düsseldorf MarioTvrtković, Carolin zur Brügge.
107 Mitte rechts: Luuk Kramer, Amsterdam
107 unten rechts: Aerophoto, Schiphol außer
122 Klaus Frahm, Hamburg
124 Christian Richters, Münster Seite 22-23, Die Megamaschine.
133 Mitte: Yuichiro Kodama, Building Research Institute Theo Deutinger, Romuald Dehio, http://td-architects.eu/
133 rechts: Michael Heinrich, München
138 Reinhard Görner, Berlin
140 unbekannt
154 Robert Metsch Fotografie, Offenbach
156 Ruedi Walti, Basel
168 Hisao Suzuki
170 Christoph Kraneburg, Köln
182 Love architecture and urbanism, Graz
184 unbekannt
198 Jens Passoth, Berlin
200 Google Inc./Foto: Peter Würmli
208 links: Courtesy of Apple
208 Mitte: Silicon Graphics International/Helmut Payer,
produced by gsiCom
208 rechts: Markus Gasser und Roland Wick
210 Mitte rechts: unbekannt
210 rechts: Grey Crawford
211 links: unbekannt
211 Mitte rechts: Ralph Morse
214 Deutsche Lufthansa AG
216 Christoph Rehbach, Fuchstal

264
Autoren

Markus Gasser (Zürich, 1959)


Architekt, Prof. Dipl. Arch. ETH, Inhaber der Professur Entwerfen und Siedlungsentwicklung
Fachbereich Architektur, Technische Universität Darmstadt, freier Architekt
gasser upspace.com

Carolin zur Brügge (Düsseldorf, 1977)


Dipl.-Ing., Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur Entwerfen und Siedlungsent-
wicklung, Fachbereich Architektur, Technische Universität Darmstadt

Mario Tvrtkovi (Zenica, 1976)


Dipl.-Ing., Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur Entwerfen und Siedlungsent-
wicklung, Fachbereich Architektur, Technische Universität Darmstadt
mtv urbanorbit.net

Im Rahmen der Entwicklung des Buches wurden von uns mehrere Seminare an der
TU Darmstadt veranstaltet, die sich in verschiedener Form mit den betrachteten Inhalten
auseinandersetzten. Den Seminarteilnehmern sei an dieser Stelle ausdrücklich für ihre
wertvolle Arbeit gedankt. Zusätzlich zu den Seminarteilnehmern haben uns mehrere
wissenschaftliche Hilfskräfte bei dem Projekt unterstützt. Insbesondere bei Friederike Diehl
und Philippa Glaser möchten wir uns für ihre professionelle Mitarbeit bedanken.

265
W Ü STE N R OT STI FTU N G
Wüstenrot Stiftung (Hrsg.)

RAUMPILOT L E R N E N

Arno Lederer
Barbara Pampe

kraemerverlag
Die Publikationsreihe „Raumpilot“ besteht aus insgesamt vier Bänden:

Raumpilot Grundlagen Thomas Jocher, Sigrid Loch


Institut Wohnen und Entwerfen, Universität Stuttgart
ISBN 978-3-7828-1551-2 (PDF)
ISBN 978-3-7828-1556-7 (ePub fixed layout)
Raumpilot Arbeiten Markus Gasser, Carolin zur Brügge, Mario Tvrtković
Professur Entwerfen und Siedlungsentwicklung, Technische Universität Darmstadt
ISBN 978-3-7828-1552-9 (PDF)
ISBN 978-3-7828-1557-4 (ePub fixed layout)
Raumpilot Lernen Arno Lederer, Barbara Pampe
Institut für Öffentliche Bauten und Entwerfen, Universität Stuttgart
ISBN 978-3-7828-1553-6 (PDF)
ISBN 978-3-7828-1558-1 (ePub fixed layout)
Raumpilot Wohnen Walter Stamm-Teske, Katja Fischer, Tobias Haag
Professur Entwerfen und Wohnungsbau, Bauhaus-Universität Weimar
ISBN 978-3-7828-1554-3 (PDF)
ISBN 978-3-7828-1559-8 (ePub fixed layout)

Herausgeber
Wüstenrot Stiftung, Ludwigsburg

Redaktion, Konzept und Gestaltung Band Lernen


Arno Lederer, Barbara Pampe, Julia Zürn

Gesamtlayout Buchreihe „Raumpilot“


Sigrid Loch, Tobias Haag

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts-
gesetzes ist ohne Zustimmung der Wüstenrot Stiftung und des Karl Krämer Verlags unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Verviel-
fältigungen, Nachdruck, Übersetzungen, elektronische Speicherung (auch durch Scannen) in digitalen Netzen oder die Mikroverfilmung.

© 2012 Wüstenrot Stiftung, Ludwigsburg, und Karl Krämer Verlag Stuttgart + Zürich
Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved.
ISBN 978-3-7828-1553-6
Inhaltsverzeichnis

Vorwort
Einleitung

Kontext
Schule und Stadt 11
Baugeschichtlicher Abriss 15
Der dritte Pädagoge ist der Raum 19

Räume und Bereiche


Eingang 33
Treppe 53
Flur 79
Aula 103
Klassenzimmer 123
Fachräume 173
Bibliothek 197
Lehrerbereich 205
Abstellorte 217
Toiletten 237
Pausenbereich 253

Projekte
Projektsammlung 281

Anhang
Literatur 427
Bildnachweis 428
Architektenregister 429
Ortsregister 430
Länderregister 431
Autoren 432
Legende
Vorwort der Wüstenrot Stiftung

Die Arbeits-, Lebens-, Organisations- und Wirtschaftsformen haben Grundlagen von Architektur und Gestaltung sind ergänzend hierzu
sich in den letzten Jahrzehnten nicht nur in Deutschland erheblich unverzichtbar.
verändert. Kulturelle, technische und wirtschaftliche Entwicklungen
und Globalisierungsprozesse sowie gewandelte Anforderungen, Die Wüstenrot Stiftung hat auf eine Initiative von Prof. Dr. Thomas
Präferenzen und Werthaltungen gehören zu den wichtigsten Ursa- Jocher hin gemeinsam mit einem Kreis von engagierten Hochschul-
chen für diese Veränderungen. Inzwischen werden dadurch auch lehrern verschiedener Universitäten in einem Forschungsprojekt die
neue Orientierungen in der räumlich-baulichen Konzeption und in der Frage aufgegriffen, mit welchen neuen Impulsen und Strukturen in
Organisation der Gebäude erforderlich, um den damit verbundenen der Ausbildung der Architekten auf diese Veränderungen reagiert
Auswirkungen auf die vorherrschenden Nutzungsformen entspre- werden kann. Ziel dabei ist es, die Studierenden besser auf sich
chen zu können. wandelnde Anforderungen an ihre Berufsgruppe vorzubereiten und
zugleich das kreative Entwerfen auch angesichts neuer Herausfor-
Zu beobachten ist dieser Prozess in nahezu allen Lebensbereichen; derungen und Leistungsprofile weiterhin in den Mittelpunkt der Aus-
deutlich wird er beispielsweise in einer gewandelten Nachfrage nach bildung stellen zu können. Zentrales Kriterium für eine erfolgreiche,
differenzierten Wohnungen und Wohngebäuden, in modifizierten zukunftsgerichtete Ausrichtung ist in diesem Sinne die Fähigkeit, in
Anforderungen an die Gestaltung von Kindergärten, Schulen und einen kreativen, künstlerischen Entwurfsvorgang eine wachsende
anderen Bildungseinrichtungen, in Industrie- und Gewerbebauten, Zahl an zu beachtenden Rahmenbedingungen zu integrieren und
die unter den Bedingungen eines verschärften ökonomischen dabei zugleich die Qualität der einzelnen Komponenten aufrecht
Wettbewerbs einem besonderen Anpassungsdruck unterliegen erhalten zu können.
oder in den Wirkungen neuer Konsum- und Freizeitmuster sowohl
auf Gebäude als auch auf öffentliche Räume. Besonders auffällig Entstehen sollen funktional und ökonomisch nachhaltige Gebäude,
werden die Veränderungen an neuen Kombinationen unterschied- deren Eignung und Qualität vor allem in der Fähigkeit bestehen,
licher Gebäudenutzungen, an veränderten Nutzungszyklen und an auch weiterhin sich kontinuierlich verändernden Bedingungen und
den Verbindungen des Wohnens mit modernen, leicht integrierbaren Einflussfaktoren entsprechen zu können. Dieser Anspruch kann in
Dienstleistungen. einer kreativen Entwurfsleistung nur dann eingelöst werden, wenn
als Grundlage der Kreativität ein klares Konzept der wichtigsten
Angesichts signifikant wachsender internationaler Einflüsse und Elemente einer Bauaufgabe verfügbar ist – im technischen und
Marktorientierungen greifen eine klassische Gebäudelehre und wirtschaftlichen sowie in wachsendem Maße auch im gesetzlichen
damit auch die herkömmliche Vermittlung von Raum- und Organisa- Bereich. Es war ein Anliegen der Wüstenrot Stiftung, mit ihren
tionskonzepten nur noch begrenzt. Parallel zu einer gebäudetypolo- Möglichkeiten einen Beitrag dafür zu leisten, dass in dieser Hinsicht
gischen Betrachtung treten die ausgeübten Tätigkeiten und die mit für einige ausgewählte Bereiche der Gebäudelehre ein erster Schritt
ihnen verbundenen Anforderungen stärker in den Vordergrund. Die getan werden konnte, und zwar in Form einer Aufbereitung von
Gebäudelehre muss, um auf diese Veränderungen adäquat reagie- Aufgaben und Lösungsvorschlägen, die den genannten Kriterien
ren zu können, intensiver als bisher auf die grundlegenden Anfor- folgen kann. Sie hat hierzu ein Forschungsprojekt initiiert, das auf
derungen ausgerichtet werden, die sich aus den verschiedenen Wunsch der beteiligten Hochschullehrer den programmatischen Titel
Tätigkeiten ergeben. Neue Schwerpunkte in der Vermittlung der „Raumpilot“ erhalten hat.
Vorwort der Wüstenrot Stiftung

Das Forschungsprojekt „Raumpilot“ der Wüstenrot Stiftung kon-


zentriert sich auf eine anschauliche, die wesentlichen Nutzungen
fokussierende Darstellung der Gebäudelehre. Die daraus entstan-
dene Publikation ist in vier Bände unterteilt. Der Band Grundlagen
schafft die gemeinsame Basis für drei ergänzende Vertiefungsbände
und führt in die wichtigsten Aufgaben und Themen ein.

Der Band Lernen ist einer von drei Vertiefungsbänden, die ergänzend
zum Grundlagenband wichtige Bereiche der Gebäudelehre aufgrei-
fen. Er konzentriert sich auf das Entwerfen von Schulgebäuden, das
keinen festgefahrenen Größen und Regeln unterworfen sein sollte,
sondern zu einer jeweils optimalen Gestaltung des Lebensraums
Schule führen muss. Anhand zahlreicher Beispiele werden vor allem
in neuen, einheitlichen Zeichnungen die einzelnen Nutzungsbereiche
aufgegriffen. Die reduzierte Darstellungsform dient dazu, allgemein
gültige Lösungsmöglichkeiten erkennbar zu machen. Die ausge-
wählten Beispiele zeigen auch, dass bereits in den 1930er Jahren
hervorragende Lösungen im Schulbau entstanden sind, die selbst
heute noch – in einer Phase einer Erneuerung der Programme – als
Impulse und Vorbilder dienen können. Die anderen beiden Vertie-
fungsbände behandeln die Themen Arbeiten und Wohnen.

Die Wüstenrot Stiftung dankt allen „Raumpiloten“ – Autoren, Hoch-


schullehrern, Studierenden – für die engagierte, intensive Zusam-
menarbeit bei der Erstellung und Umsetzung des Konzeptes. Sie
hofft damit wichtige Impulse für den kontinuierlichen Prozess der
Anpassung von Form und Inhalten der Ausbildung im Fachbereich
Architektur an die veränderten Rahmenbedingungen in Wirtschaft
und Gesellschaft geben zu können.
Einleitung

t on t t nn
n on n sucht immer einen bestimmten Ausschnitt, der aufgrund seiner
t n n nt tt o t n n o pp n n besonderen Stimmung eine Allgemeingültigkeit ausschließt und
n o o n n o n t n damit ein subjektives Urteil unumgänglich macht. Deshalb haben
n nt t p n n n on t t n wir aus Vorlagen in abstrahierender Form eine Zeichnung erstellt.
t nt t n nn n n t n t t n Dadurch wird nicht nur die Vergleichbarkeit der unterschiedlichen
n t nt n n Raummodelle sichergestellt, sondern auch die Vielfalt von Lösungs-
Johann Wolfgang von Goethe über die Bürgerschule in Weimar, erbaut 1822-1825. möglichkeiten bei vergleichbaren Aufgabenstellungen aufgezeigt.
Den Studierenden sollen nicht, wie in anderen Entwurfslehren
beabsichtigt, bewährte Lösungen als Rezeptur an die Hand gegeben
Das Buch soll jenen eine Hilfe sein, die sich mit dem Entwerfen werden. Vielmehr erfährt man durch das Studium der Zeichnungen,
von Schulgebäuden beschäftigen. Es ist mehr ein Leitfaden als ein dass jede gestellte Aufgabe durch Ort, Programm und vieles mehr
Buch, das konsequentes Durchlesen einfordert. Da das Thema des eine individuelle Lösung verlangt.
Schulbaus nicht festen Größen und Regeln unterworfen werden
kann, ist es auch keine klassische Entwurfslehre. Vielmehr zeigt es Die Auswahl erhebt keineswegs den Anspruch auf Vollständigkeit,
mithilfe zeichnerischer Analysen Möglichkeiten auf, wie man, von wie auch das Buch kein wissenschaftlicher Leitfaden sein will. Die
bestimmten Raumprogrammen ausgehend, zu qualitativ hochwer- Beispiele zeigen jedoch, dass der Schulbau bereits in den 1930er
tigen architektonischen Angeboten gelangen kann. Jahren bemerkenswerte Lösungen hervorbrachte, die durchaus
für das heutige Bauen Vorbild sein können. Sie machen aber auch
Anhand realisierter Beispiele wurden einzelne Nutzungsbereiche auf deutlich, dass nach einem nahezu 30 Jahre andauernden Stillstand
ihren Typus hin untersucht und in einer reduzierten Darstellung zu der Entwicklung eine Erneuerung der Programme zu beobachten ist.
einer allgemein gültigen Lösungsmöglichkeit geformt. Alle Grund- Vorreiter sind hierbei vor allem private Schulen sowie die jüngsten
risse und Schnitte sind neu und einheitlich gezeichnet und sind als Projekte aus der Schweiz. Dass die Auswahl mit wenigen Ausnah-
der eigentliche Inhalt des Buches zu begreifen. Den Text betrachten men vor allem dem deutschen Sprachraum entstammt, ist einmal
wir mehr oder weniger als eine zusätzliche Erläuterung. Im Wesent- dem zu erwartenden Leserkreis geschuldet, zum andern zielt sie auf
lichen stellen jedoch die Zeichnungen den Lesestoff dar. Um bei den eine Entwurfsproblematik, die mehr durch Kultur und Gesellschaft
räumlichen Darstellungen ebenfalls einen Vergleich zu ermöglichen, geprägt ist als dies bei Themen wie etwa dem Verwaltungsbau, dem
wurde auf jegliches fotografische Material verzichtet. Der Fotograf Handel, der Industrie, dem Sport oder der Freizeit der Fall ist.
Kontext

9
10
Schule und Stadt

A no

Gegenwärtige Situation
Schule und Stadt

„Schule, Rathaus und Kirche“, so besagt ein auf die Pädagogik, die sich gerade auch mehr von Unterricht im klassischen Sinne
alter Spruch, „sind die besonderen Gebäude in Deutschland in einem kräftigen Wandel sprechen. Vielmehr handelt es sich dabei
einer Stadt.“ Man meinte damit den forma- befindet. Wo neue und andere Formen einer um Angebote, wie in Gruppen Wissen und
len Unterschied, den diese Gebäude gegen- Pädagogik gepflegt werden, braucht es Bildung durch selbstmotiviertes Arbeiten
über der „normalen“ Bebauung einnehmen auch neue und andere Räume, die diese Pä- angeeignet werden kann. Dies kann durch-
können. Natürlich trifft das heute nicht in dagogik ermöglichen. Da die Vorstellungen aus auch jahrgangsübergreifend gesche-
diesem Umfang zu. Das Bild der Stadt wird dessen, was eine neue Pädagogik aus- hen. Es versteht sich von selbst, dass sich
mehr von Bauten, die dem Handel und der macht, von Schulträger zu Schulträger sehr das althergebrachte Klassenzimmer dafür
Wirtschaft dienen, bestimmt. Aber auch unterschiedlich sind, braucht es auch Ange- wenig eignet. Räumlichkeiten, die von der
jene, die der Kultur, Freizeit und Unterhal- bote von differenzierten baulichen Model- Dimension und Atmosphäre her das leisten,
tung dienen – wie Theater, Konzerthäuser, len, die der Diversität der unterschiedlichen entsprechen in keiner Weise den Flächenan-
Museen oder Veranstaltungshallen aller Erziehungsmodelle Rechnung tragen. Ruhte gaben, die in einschlägigen Entwurfslehren
Art – nehmen im Geflecht der Stadtstruktur in Deutschland zum Beispiel die Schulbil- aufgelistet sind.
eine Sonderstellung ein. Trotzdem lohnt es dung bis zu 80 Prozent auf den Schultern
sich, über die Besonderheit der im ersten staatlicher Schulen, so können wir in der Eine weitere Änderung betrifft die
Satz genannten Bauten nachzudenken. Mit Gegenwart ein geradezu dramatisches Abschaffung des Halbtagsunterrichts, wie
diesen Bauten wird nämlich dem Staat, der Wachstum von privaten Einrichtungen beob- er in Deutschland üblicherweise gepflegt
Kirche und der Bildung eine Sonderrolle achten. Es zeigt, wie vor allem die Familien wird. Der Wechsel zum Ganztagsunterricht
eingeräumt. Denn mit Schule ist ja auch selbst den Stellenwert der Erziehung erken- bedingt zusätzliche Flächen, die der Verpfle-
umschrieben, welchen Status die erwach- nen, wenn es um die Zukunftssicherung gung, der Betreuung und dem selbststän-
sene Gesellschaft den nachwachsenden ihrer eigenen Kinder geht. digen Lernen dienen. Es ist davon auszuge-
Generationen einräumt. „Bildung“, so sagt hen, dass der Anteil von Ganztagsschulen
man heute, „ist der einzige Rohstoff, über Angesichts der veränderten und vielfältiger zunehmen wird und ihnen das Hauptge-
den die meisten mitteleuropäischen Staaten gewordenen Bildungslandschaften kann wicht zukommt. Insofern sind Schulen nicht
verfügen.“ sich die Architektur von Bildungseinrich- nur Orte der Wissensvermittlung, sondern
tungen nicht mehr auf klar gesicherte stellen – neben dem familiären Zuhause –
Der Erfolg einer Gesellschaft hängt in der Typologien stützen, wie das im 20., vor auch eigene „Heimaten“ dar. Es versteht
Zeit der Globalisierung also nicht allein von allem aber im 19. Jahrhundert der Fall sich von selbst, dass die Architektur dafür
der wirtschaftlichen Stärke ab. Überhaupt war. Nicht nur, dass unterschiedliche räumliche Angebote entwickeln muss.
scheint der Grad der Bildung, über den Schulformen unterschiedliche Räume
eine Gesellschaft verfügt, für ihr weiteres erforderlich machen, sondern auch, dass Die Geschichte des Schulbaus weist drei
erfolgreiches Bestehen ausschlaggebend die Unterrichtsform, die im wesentlichen wesentliche Einschnitte auf: Nachdem
zu sein. Insofern erhält die Frage von Schule Frontalunterricht bedeutete, einer Vielfalt im 19. Jahrhundert zunächst Schultypen
und Erziehung ein ganz anderes und neues anderer Lehrformen gewichen ist. Bei vielen entwickelt wurden, die in einem ersten
Gewicht. Das hat enorme Auswirkungen Lehr- und Lernformen kann man gar nicht Schritt die räumliche Erfüllung der allgemei-

11
Kontext

nen Schulpflicht zum Inhalt haben, löst die bestehenden Bauten sich in Randlagen wie die Frage von Grundriss und räumlichen
Reformpädagogik zu Beginn des 20. Jahr- befinden, die zu städtebaulich unvertret- Typologien.
hunderts einige neue Gebäudeformen baren Situationen führen. So erscheint es
aus, die teilweise bis heute die Qualität in schrumpfenden Städten nicht sinnvoll zu Unabhängig der durch die Hirnforschung
von Schulgebäuden der öffentlichen Hand sein, periphere Standorte zu erneuern, viel- entwickelten Thesen, die innerstädtischen
übertreffen. Erst in den 1970er Jahren, als mehr sollten dort durch Stärkung der Kerne Lagen zu stärken, stellen Schulbauten, die
in der Bundesrepublik durch die Picht‘sche die innerstädtischen Standorte gestärkt in Wohnquartiere integriert sind, Zentren
Bildungsreform der Zugang zu weiterbil- werden. dar, die generationenübergreifende Orte
denden Schulen einer breiteren Bevölke- von Bildung, Kultur und Freizeit sind. Ihnen
rungsschicht ermöglicht wird, entstehen in Diese Forderung steht im Zusammen- kommt damit eine große soziale Funktion
Ergänzung zu den bewährten Haustypen hang mit der Erkenntnis, dass die Stadt zu, die weit über den ursprünglichen Nut-
neue Grundriss- und Gebäudeformen. In in ihrer Vielfalt ein Umfeld bietet, das für zungsgedanken hinaus gehen. Dies spielt
dieser Zeit entwickeln sich die Richtlinien, das heranwachsende Kind eine wichtige vor allem in solchen Quartieren eine Rolle,
nach denen Schulhäuser finanziert werden. Lernerfahrung bedeutet. Man denke nur an die „soziale Brennpunkte“ darstellen.
Daran hat sich bis heute wenig geändert, den Vorteil, die Schule von der Wohnung
auch wenn in vielen Bundesländern die aus zu Fuß erreichen zu können. Bezüglich Wenn Schulgebäude wieder als integraler
Vorschriften nicht mehr bindend diese ihres Standorts boten die Schulen des 19. Teil der Stadt empfunden werden, werden
Richtlinien vorgeben. Eine neue Sichtweise und frühen 20. Jahrhunderts entschei- sie über den klassischen Begriff von Schule
und langsame Aufweitung der Programme dende Vorteile. Damals musste man bei hinaus zu generationenübergreifenden
sowie freie Handhabung durch private der Planung neuer Einrichtungen freilich Bildungszentren. So, wie wir heute Bildung
Schulen sind seit den Ergebnissen der berücksichtigen, dass die Erreichbarkeit als etwas begreifen, das uns lebenslang
ersten PISA-Studie zu beobachten. Diese des Schulgebäudes mit öffentlichen oder begleiten soll, werden die Gebäude, in
hat nicht nur pädagogisch einen Aufbruch privaten Verkehrsmitteln nicht gegeben war. denen Bildung vermittelt wird, auch zu
bewirkt, sondern stellt besonders auch die Daher war der Schulweg, wie wir es heute Einrichtungen für alle Altersschichten. Sie
Forderung nach veränderten typologischen sehen, ein Teil des Schulalltags. Aus dieser müssen deshalb auch so geschaffen sein,
Grundrissmustern. Zeit stammt der Spruch „Kinder gehen nicht dass sie einen Betrieb „rund um die Uhr“
in die Schule, sie stehen in die Schule.“ ermöglichen. Damit wird sich nicht zuletzt
Mit Blick auf die schrumpfende Bevölkerung auch die Wirtschaftlichkeit der Immobilien in
in Mitteleuropa ist es naheliegend, das Der Hirnforscher Gerald Hüther weist in sei- einem anderen Licht darstellen. Die Räume
geschilderte Problem nicht primär durch nen Arbeiten auf den unschätzbaren Vorteil sollen also nicht nur dafür geeignet sein,
Neubauten in den Griff zu bekommen. Man hin, der durch ein lebendiges städtisches unterschiedlichen Altersklassen gerecht zu
kann den immensen Bestand nicht igno- Umfeld für die Entwicklung des Kindes ge- werden, sondern auch dafür, Bildungsange-
rieren. Dies bedingt eine „zweigleisige“ geben ist.² Nimmt man diese Erkenntnisse bote zu ermöglichen, die über den Stunden-
Strategie: Neubauten dort, wo der Bestand ernst, dann spielt die städtebauliche Lage plan hinaus in Bereiche hineinreichen, die
eine Veränderung nicht zulässt oder die von Schulbauten eine ähnlich wichtige Rolle jenseits der Lehrpläne liegen.

12
Schule und Stadt

Mit den bislang gängigen Raumprogram- nach den pädagogischen Bedürfnissen nicht Bestandteil klassischer Flächenanfor-
men können die genannten Bedürfnisse anzupassen. derungen waren.
nicht erfüllt werden. So sind zum Bei-
spiel die Erschließungsflächen, die in der Durch die immer wieder geforderte Umstel- Während bei der Entwicklung von Raumpro-
Regel über einen Schlüssel von Nutz- und lung staatlicher Schulen zu Ganztagsschulen grammen seit nahezu 40 Jahren Stillstand,
Verkehrsfläche angesetzt werden, zu nicht werden weitere schwerwiegende Mängel in manchen Fällen auch Rückschritt zu
mehr tauglich als eben der Erschließung üblicher Programmvorgaben sichtbar. Dies beobachten ist (die Finanzierung orientiert
und Entfluchtung von Schulgebäuden. Dass betrifft insbesondere auch die Arbeitsmög- sich häufig noch an den Schulbaurichtlinien
die „Zwischenräume“ im Schulhaus, die lichkeiten der Lehrer selbst. Die bislang der 1960er und 1970er Jahre), haben die
Gänge oder Hallen, eine ähnliche Funktion in den Raumprogrammen verankerten Bemühungen, den Sicherheitsstandard von
haben sollten wie die Straßen und Plätze „Lehrerzimmer“ sind für den Ganztagsun- Gebäuden nachhaltig zu verbessern wie
einer Stadt, ist eine Erkenntnis, die in den terricht unzumutbar. Unbestreitbar sollte auch den gesundheitlichen Aspekten zu
Baubudgets noch keine Berücksichtigung jede Lehrperson nicht nur über einen aus- genügen, zu einem erheblichen finanziellen
gefunden hat. Dabei muss man unterschei- reichend bemessenen Arbeitsplatz verfügen Mehraufwand geführt. Dies betrifft den vor-
den zwischen Räumen, die sich für Wis- und diesen auch für vertrauliche Gespräche beugenden Brandschutz, die Verschärfung
sensvermittlung gut eignen, also den „nor- mit Schülern und Eltern sowie zur konzen- der Behindertengerechtigkeit, die Anfor-
malen“, konventionellen Klassenzimmern trierten Arbeit nutzen können. Die Vorbe- derungen des Unfallverhütungsschutzes
und solchen, in denen Wissensverarbeitung reitung von Unterricht und Lehrinhalten, der Gemeindeunfallversicherungen, die
geschehen kann, in denen die Möglichkeit die Korrektur von Übungen oder Prüfungs- Arbeitsstättenverordnungen genauso
der Kommunikation gegeben sein sollte und aufgaben wie auch die schriftliche Beur- wie die Verschärfung des Baurechts im
in denen darüber hinaus soziale Kompe- teilung einzelner Schülerinnen und Schüler Allgemeinen, der nationalen und europä-
tenz geübt und erlangt werden kann. Dazu erfordert ausreichende Raumangebote, ischen Normen sowie der ökologischen
bedarf es – analog zum erwähnten öffent- in denen ungestörte Arbeit erfolgen kann. und energetischen Bedingungen. Daneben
lichen Raum der Stadt – Flächen, die diesen Dass dies nicht mehr im „eigenen“ Klassen- können zusätzlich örtliche Bedingungen,
Ansprüchen in vielfältiger Weise genügen. raum geschehen kann, folgt allein aus der Denkmalschutz oder stadtgestalterische
Notwendigkeit, diese Räume gruppen- und Auflagen deutliche Mehraufwendungen aus-
Man sieht allein an diesem Beispiel, dass klassenübergreifend nutzen zu können. lösen. Dieser Umstand führt durch vorher
Raumanforderungen, die sich aus einem festgesetzte Budgets in der Regel zu der
bestimmten Erziehungsprogramm über Diese beiden Beispiele zeigen den eigent- Frage nach Kompensation der Kostenstei-
Jahre hinweg so entwickelt haben, zu einer lichen Schwachpunkt des Schulbaus. Es gerungen durch Minderung räumlicher und
kameralistischen Größe mutiert sind. Es liegt weniger an der Architektur selbst gestalterischer Qualitäten. Ob ein Gebäude
wird eine zukünftige Aufgabe auch und vor oder den Programmen, sondern an der mehr oder weniger Akzeptanz findet, spielt
allem der Architekten sein, auf eine dement- Voraussetzung dafür: dem Geld. Denn die also eine geringere Rolle als die gesetz- und
sprechende Verbesserung von Raumpro- wesentlichen Verbesserungen bedeuten ein vorschriftskonforme Umsetzung quantita-
grammen hinzuwirken sowie diese primär Mehr an zusätzlichen Räumen, die seither tiver Vorgaben. Dabei könnte man genauso

13
Kontext

fragen, ob es nicht gelingen kann, die Die geschilderten Schwierigkeiten kön- suchs sich im Gedächtnis verankern sollen.
geforderten technischen Hilfsmittel durch nen sich im Umgang mit bestehender Vielleicht war das eigentliche Manko der
„soziale Hilfsmittel“ zu ersetzen. Bausubstanz zu einer nahezu unlösbaren meisten Schulbauten der zweiten Hälf-
Entwurfsaufgabe entwickeln. Bei der te des vergangenen Jahrhunderts ihre
Das Ziel der Architektur ist, Häuser grund- Ertüchtigung von Bestandsbauten oder gar Gesichtslosigkeit und Austauschbarkeit.
sätzlich so zu gestalten, dass sie sich eines bei Umnutzung alter Gebäude zu taug- Dieses Problem lässt sich aber nicht durch
hohen Zuspruchs erfreuen. Darin unter- lichen pädagogischen Einrichtungen macht vordergründige formale Maßnahmen lösen.
scheidet sie sich nicht von der Erziehung: man immer wieder die Erfahrung, dass Der beschriebene Wandel zu mehr Vielfalt
Pädagogik ist nur dann erfolgreich, wenn sie aufgrund konstruktiver, bauphysikalischer der pädagogischen Angebote könnte jedoch
mehr durch Freude als durch Zwang erfolgt. und brandschutztechnischer Probleme der zu ebenso differenzierten Architekturen
Damit soll der Vorschrift nicht entgegenge- vorhandenen Substanz eine konfliktfreie führen. Denn Schulhäuser sind nicht nur für
wirkt werden, die ja aus grundsätzlichen Umsetzung von Raumprogrammen nicht die Schulzeit gebaut. Sie sollen die Qualität
Erwägungen zum Schutz der Menschen möglich sein wird. Auch stellen in solchen haben, Heimaten zu sein und viele Jahre
gedacht ist. Ihr sollen aber dort Widerstän- Fällen zusätzliche Einschränkungen, wie später noch positiv im Gedächtnis verankert
de entgegengebracht werden, wo ihre zum Beispiel denkmalpflegerische Auflagen, zu sein.
Anwendung und Durchsetzung nur nach erschwerende Ausgangssituationen dar. Auf
dem Prinzip geschieht und der zu ihrer der anderen Seite verfügen Gebäude, die zu Insofern kommt es auch bei diesem
Umsetzung notwendige finanzielle Aufwand Schulhäusern umgebaut werden sollen, im Leitfaden darauf an, aus den gezeigten
in keinem Verhältnis zum Ertrag steht. Die Regelfall über ein Flächenangebot, das über Beispielen zu lernen. Erst der gekonnte
unübersichtliche Flut von Bestimmungen die in den Raumprogrammen getroffenen kreative Umgang mit den unterschiedlichen
stellt zunehmend einen der schwierigsten Vorgaben hinaus geht. Dies fordert von Bau- quantitativen Vorgaben ist das, was wir als
Parameter für das Entwerfen dar, da in vie- herrschaft und Architekten einen offenen gute Architektur bezeichnen können. Wenn
len Fällen die Räume erheblich an Qualität Umgang mit den räumlichen Vorgaben, dieses den Architekten glückt, dann ist das
verlieren und die gesetzlichen Vorgaben und denn nicht selten muss das Programm Ziel erreicht, das Goethe für die Bürgerschu-
Normen in sich widersprüchlich sind. Viele umgekehrt dem vorhandenen Gebäude le in Weimar formuliert hat und das noch
Erfolg versprechende Unterrichtsformen, angepasst werden. heute über allem stehen kann.
etwa das selbstständige Lernen in erwei-
terten Flurbereichen, lassen sich durch Zweifellos ist die Umnutzung von Gebäuden
Vorschriften für erhöhten Brandschutz nicht zu schulischen Zwecken eine nicht ganz
umsetzen. Insofern wird es auch eine der einfache Aufgabe. Im Regelfall zeichnen
zukünftigen Aufgaben von Architekten sein, sich diese Architekturen, sofern sie eine
auf eine flexible Umsetzung der allgemein- gänzlich andere Funktion hatten, durch eine
gültigen Forderungen hinzuarbeiten, um so hohe Identität aus. Schulhäuser benötigen
mit weniger Formalismen den speziellen bestimmte architektonische Eigenarten,
örtlichen Gegebenheiten zu genügen. wenn sie auch über die Zeit des Schulbe-

14
Baugeschichtlicher Abriss

A no

Baugeschichtlicher Abriss

Das Schulgebäude als typologische Ent- einen Platz im Klassenzimmer finden, was zu entwerfen, dass die Schüler darin „einer
wurfsaufgabe, wie wir sie heute verstehen, aber die grundsätzlichen architektonischen heiteren Thätigkeit ungehindert entgegen
entwickelte sich vor allem im 19. Jahr- Qualitäten nicht schmälerte. Die enorme gehen“. Eine feinfühligere Anforderung
hundert. Schulgebäude wurden freilich Dichte empfand man wohl als Normalität. vermochte auch das 20. Jahrhundert nicht
schon lange vorher errichtet. In erster Linie Interessant ist auch die ebenfalls symme- zu formulieren.
zählen dazu die Lateinschulen, viele davon trische Anordnung von zwei Eingängen über
mehrere hundert Jahre alt, die da und dem Vorhof: einen für Mädchen, einen für Beim Vergleich der Architekturen soll
dort in Altstädten noch zu finden sind. Mit Knaben. Hier zeigt sich schön, wie die funk- allerdings darauf hingewiesen werden, dass
der Bewegung der Bürgerschulen in der tionellen Vorgaben den Typ selbst prägen. Kasernen selbst keine reinen Zweckbauten
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und der waren. Bis zum ersten Weltkrieg gab es da-
Einführung der allgemeinen Schulpflicht Die Vorliebe für Symmetrie und Reihung von runter bemerkenswerte Gebäude, die nicht
entwickelte sich der Schulbau im Bereich Schulräumen entlang langer Flure prägen zuletzt wegen ihrer Architekturqualitäten
der öffentlichen Bauten zu einem festen die Grundrisse der Schulgebäude des 19. heute unter Denkmalschutz stehen. Sie re-
Bestandteil der Entwurfslehre. Jahrhunderts. Sie gehören damit zu der präsentierten, wie alle anderen öffentlichen
großen Reihe der Typologien, die dieses Bauten, also auch Schulen, das kulturelle
Wenn wir mit dem Bau der Bürgerschule in Jahrhundert hervorgebracht hat und die Verständnis des Staats, wie das durch
Weimar beginnen, hat das mehrere Gründe. es aus anderen Epochen hervorhebt. Man Jahrhunderte hindurch der Fall war. Der bau-
Erstens ist es eines der frühesten Beispiele, muss diese Tatsache besonders würdigen, liche und künstlerische Aufwand dafür war
bei dem durch verschiedene Personen weil noch heute durch die Einschätzung der enorm. Noch kann man in diesen Gebäuden
Pädagogik, Architektur und Politik zu einem Moderne die Architektur des 19. Jahrhun- die Vorstellung von einer Einheit von Kunst
Gesamtwerk gebracht wurden. Es handelt derts eine nachteilige Bewertung erhält. und Architektur nachvollziehen. Natürlich
sich um den Baumeister Coudray, um sah man die künstlerische Ausgestaltung
Goethe als Fachmann für Kultur und Bildung Typisch für die Schulen des 19. Jahr- von Schulbauten nicht als schmückendes
und schließlich um Herzog Karl August als hunderts ist die Aneinanderreihung der Beiwerk, wie die spätere Generation abwer-
Finanzier und Bauherr. Zweitens ist das Schulräume an einem langen Flur. Man tend urteilte, sondern auch als ein Mittel,
Haus von einer beispielhaften baulichen bringt dieses Merkmal unmittelbar mit den um Bildungsinhalte zu transportieren.
und gestalterischen Nachhaltigkeit. Noch autoritären Erziehungssystemen in Verbin-
heute finden wir es nahezu unverändert in dung. Unterstützt wird das Vorurteil durch Noch in der zwischen 1915 und 1924 von
Übereinstimmung mit den Zeichnungen von die Rekrutierung von Lehrern aus dem Erik Gunnar Asplund geplanten Karl-Johan-
Coudray. Schließlich sind die Grundrisse Militär. Inwieweit Schulgebäude direkt aus Schule in Göteborg sehen wir den über
immer noch für pädagogische Nutzung der Architektur von Kasernen übernommen hundert Jahre bewährten Grundrisstyp. Die
tauglich, zur Zeit befindet sich darin die wurden, wie vielfach geäußert wird, müsste auf den ersten Blick schematische und rigi-
Musikschule. Allerdings haben sich die erst noch verifiziert werden. Auf jeden Fall de Struktur zeigt sich bei näherer Betrach-
Belegungszahlen erheblich geändert. Zu steht diese Annahme in krassem Wider- tung als ein bis ins Detail räumlich diffe-
Goethes Zeiten mussten noch 70 Kinder spruch zu Goethes Ziel, ein Schulhaus so renziertes, ausgearbeitetes System. Der

15
Kontext

vermeintlich schnurgerade verlaufende Flur und Luft durchflutetes Gebäude mit besten Unterrichtsformen berücksichtigt, die den
ist das Ergebnis einer präzise überlegten Arbeitsbedingungen entgegenzusetzen. Der heute aktuellen pädagogischen Forderungen
Gliederung des inneren Weges. Schulhaus, Gedanke, die Klassenzimmer kompakt um nachkommen. Die beschriebenen Räume
Hof und Nebengebäude sind zu einer räum- einen gemeinsamen Vorbereich anzuord- liegen an zwei Fluren, die wie innere Wege
lichen Einheit zusammengebunden. Das nen und damit die oft kritisierte und als zum Zentrum mit Einrichtungen für die ge-
Ensemble hat, wie die meisten der im autoritäres Grundrissschema bezeichnete samte Schulgemeinschaft führen. Man kann
19. Jahrhundert errichteten Schulbauten, Längserschließung zu vermeiden, entspringt auch von einer Analogie zur Stadt sprechen
eine durch und durch urbane Architektur- in erster Linie dem Ansatz einer dreiseitigen und den Eingangsbereich und die innere
sprache. Es ist Teil der Stadt und es macht Belichtung der Unterrichtsflächen. Gleich- Erschließung wie Straße und Platz eines
Stadt. wohl hat dies pädagogische Auswirkungen, Ortes sehen. Neben den sehr feinen Grund-
da nunmehr kleinere Einheiten über die rissüberlegungen ist die Materialisierung
Eine radikale Abkehr vom besprochenen Stockwerke gebildet werden und damit und Detailausbildung bemerkenswert. Die
Typus stellt die „Openluchtschool“ (1927- auch eine Differenzierung der Aufenthalts- vor allem von Eero und Lily Swann Saarinen
30) von Johannes Duiker dar. Hier steht orte erfolgt. sowie Larry Perkins entwickelten Details,
vor allem, wie wir dem Buch über Duiker3 ob es sich um plastischen Schmuck oder
entnehmen können, die Verbesserung der Es sind in erster Linie pädagogische um einzelne Möbel handelt, runden das Bild
hygienischen und medizinischen Belange Überlegungen, die die Grundlage für eines außergewöhnlich und sorgfältig durch-
im Vordergrund. Schon in der äußeren den Entwurf der eingeschossigen Crow gearbeiteten und ausgeführten Entwurfs
Erscheinung ist die Haltung der Moderne Island Schule in Winnetka (Illinois) von ab. Wenn auch die sanitären und sonstigen
unverkennbar: Der schmucklose Zweck- Eliel und Eero Saarinen, bilden. Alle Teile technischen Einrichtungen dem heutigen
bau gleicht mit seinen großen verglasten dieses Gebäudeensembles, 1940 errich- Standard nicht mehr entsprechen, stellt das
Fassaden und der dadurch sichtbaren Trag- tet, vom Lageplan bis zum Detail, sind auf Konzept einen bis heute vorbildlichen Höhe-
konstruktion mehr einem fortschrittlichen die Bedürfnisse der Kinder abgestimmt. punkt der Schulbauentwicklung dar.
Industriebau als dem klassischen Bild eines Die Klassen sind in L-förmigen Räumen
Schulgebäudes. Im Grundriss finden wir untergebracht, die in gereihter Form wie Formal anders, aber in den pädagogischen
einen zentralen Erschließungskern, der auf eine eingeschossige Kettenhaussiedlung Ausgangsüberlegungen ganz ähnlich, hat
einer knappen Verteilerfläche Klassenräume aussehen. Vom eigentlichen Schulraum aus Arne Jacobsen die Munkeg rdskole in Gen-
und Erschließung verbindet. Ein Teil davon sind eine kleinere Fläche mit Küche und tofte, 1952-56, gezeichnet. Der vermeintlich
ist ohne Fassade, also wie eine Terrasse Sanitärreinrichtung erreichbar sowie eine streng entwickelte Grundriss ist in der
innerhalb des Gesamtgrundrisses ausge- geschützte Terrasse. Unübersehbar ist der dreidimensionalen Realität vielfältiger und
bildet. Die Ausweisung des Flachdachs als Wille, die Klassengemeinschaft als eine Art kindgerechter, als die gerasterte Struktur
ein zum Himmel hin geöffneter Klassen- Familie zu betrachten. Der Raumzuschnitt das vermuten lässt. Tatsächlich ähnelt die
bereich unterstreicht den Hauptgedanken, und die Art, wie die vielsprossigen Fenster äußere Erscheinung durch die geneigten
den traditionellen Vorstellungen eines eher gestaltet sind, sind weniger für Frontalunter- Dachformen der Klassengruppen eher einer
geschlossenen Baukörpers ein von Licht richt geeignet. Vielmehr sind dabei bereits von Jacobsen entwickelten Reihenhausanla-

16
Baugeschichtlicher Abriss

ge. Ebenso wie bei der Schule von Eliel und sam genutzten Räumen, vor allem dem wissenschaften oder der Psychologie,
Eero Saarinen sind die Klassen, diesmal in Festsaal als Ort der Schulgemeinschaft, entwickelten Raumprogramme, aus denen
Zweiergruppen, einem kleineren Hof oder eine besondere Bedeutung zu. Der hohe dann jeweilig interdisziplinäre Gruppen die
Freibereich zugeordnet. Die Erschließung Grad der Individualisierung jedes Raums Entwürfe zeichneten. Es gab dabei auch
erfolgt über einen gemeinsamen Flur, zwi- stellt in dieser Form einen Höhepunkt Versuche, die Frage der Gestaltqualität
schen dem Gruppenarbeitsflächen liegen. in der Schulentwicklung dar. Man kann durch quantitative Bewertungskriterien in
Hervorragend ist die Belichtung über ein grundrisstechnisch nicht von Neben- und den Griff zu bekommen. Die Forderung und
Oberlichtband gelöst, das Dunkelzonen in Hauptnutzflächen sprechen, sondern von Suche nach Werkzeugen, die eine objektive
der Tiefe der Klassenräume vermeidet. Die einem Organismus, bei dem jedes Teil seine Beurteilung von Architektur ermöglichen,
bei der Crow Island School entwickelte Ana- eigene Aufgabe im Sinne des Ganzen hat war eines der oberen Ziele. Perfekte Funkti-
logie zur Stadt ist durch die sinnvolle Folge und sich deshalb einer hierarchischen Be- on und ein hohes Maß an Flexibilität waren
und Hierarchie von Plätzen und Wegen trachtung mit Blick auf spätere DIN-Normen die Grundlage für die architektonische
weiter ausgearbeitet. Auch fällt die Detail- hinsichtlich der Kosten- und Flächenberech- Arbeit. Die geschickte Flächenverteilung in
lierung auf, nicht zuletzt die von Jacobsen nungen entzieht. Dieser Punkt ist in der Verbindung mit einem stringent auf Achsen
gezeichneten Leuchten, die Munkeg rd- weiteren Entwicklung der Schulbauten nicht bezogenen Tragwerk prägte die Grundrisse.
Leuchten, die noch heute im Programm des unwesentlich, weil nicht nur die Individua- Viele Gebäude versuchte man darüber
Herstellers zu finden sind. lisierung, sondern auch die damit verbun- hinaus in Systembauweise zu errichten. Die
dene große Abwicklung von Außenflächen rasche Produktion stand im Vordergrund,
Ein drittes Beispiel dieses Schultyps stellt wie auch die niedrige Bauweise höhere wie auch die Vorstellung, dass individuelle
die Geschwister-Scholl-Schule in Lünen finanzielle Aufwendungen nach sich zieht. Architekturen nicht dem Bild von einer alle
dar. Hans Scharoun hat sie 1956 bis 1962 Schichten übergreifenden Bildung ent-
gebaut. Auch hier finden wir Module aus Im Jahre 1965 bezeichnete Georg Picht die sprächen.
Klassen-, Gruppenraum und geschütztem deutsche Bildungspolitik als „Bildungska-
Freibereich, die entlang einer inneren Straße tastrophe“4 und löste damit eine Reform Die auch unter dem Begriff der „fenster-
gereiht sind. Scharoun geht einen Schritt aus, die allen Schichten den Zugang zur losen Schulen“ entstandenen Bildungs-
weiter und differenziert die Raumform gymnasialen Bildung erschließen sollte. zentren unterliegen aus heutiger Sicht in
nach Altersstufen. In diesem Gebäude ist Vor allem die daraus erfolgte Gründung der Tat einem Schematismus, der wenig
nicht nur formal, sondern auch inhaltlich von Gesamtschulen hatte enorme Aus- mit unseren heutigen Vorstellungen von
die Übereinstimmung mit den Konzepten wirkungen auf den Schulbau. Das Thema Ort, Milieu oder den Fragen von Heimat
der Steinerschulen erfolgt. Die fließenden wurde Forschungsgegenstand an Architek- und Geborgenheit zu tun hat. Interessant
Grundrisse verbinden, wie in den beiden turfakultäten, an denen Schulbauinstitute ist auch, dass bei diesen Gebäuden die
vorgenannten Schulbauten, die zentralen systematisch die Bedingungen für eine Autorenschaft von geringer Bedeutung war.
Räume wie Foyer oder Aula zu einer großen neue Typologie entwickelten. Teams aus Die recht großen Komplexe konnten nur
Gemeinschaft. Allerdings kommt, was die unterschiedlichen Fachdisziplinen, wie der in Stadtrandlagen einen Platz finden. Die
räumliche Gestaltung betrifft, den gemein- Architektur, Soziologie, den Erziehungs- Anonymität und Sterilität, ganz gewiss auch

17
Kontext

die empfundene ästhetische und materielle – formal in der Sprache des Dekonstruktivis-
Lieblosigkeit blieb nicht ohne Folgen, was mus vom Büro Behnisch weiterentwickelt
bald zu einer breiten Ablehnung dieses – ebenfalls Vorbild für einige Schulgebäude
Typus führte. Diese Epoche des Schulbaus bis in die 1990er Jahre hinein.
einer pauschalen Kritik zu unterziehen, ist
nicht ganz gerechtfertigt. Schließlich loben Im Zuge der negativen Bewertungen der
auch heute noch viele Pädagogen die Fle- PISA-Studie zu den Leistungen deutscher
xibilität oder die Großzügigkeit der inneren Schüler kommt wieder Bewegung in den
Erschließungsbereiche, damals Schulstra- Schulbau. Neue und andere pädagogische
ßen genannt. Konzepte verlangen nach anderen Raum-
ordnungen. Während jedoch die öffentliche
Nachdem der Bedarf an neuen Unterrichts- Hand den neuen Entwicklungen wohl auch
gebäuden in den 1970er und 1980er aus finanziellen Gründen zurückhaltend
Jahren erheblich abnahm, wurden auch die gegenüber steht, beobachten wir zum
Schulbauinstitute als „Think-Tank“ für die Beispiel in der Schweiz eine außerordentlich
Entwicklung von Bildungsbauten nach und experimentierfreudige Entwicklung. Dabei
nach abgeschafft. Vereinzelt entstanden als spielt die Individualisierung wieder eine
Reaktion auf die Architektur der 1960er und zunehmende Rolle, auch die Offenheit und
1970er Jahre Modelle für einen Schultyp, vielfache Nutzbarkeit von Zwischenzonen.
in dem eine überschaubare Schulgemein- Schulen sollen sich nicht wie ein Ei dem
schaft Platz finden kann. Damals geradezu anderen gleichen. Sie als ein Stück Heimat
als Pionierleistung empfundene Beispiele und Teil der örtlichen gesellschaftlichen und 1 WA IV, 41, Brief vom 20. Juli 1826 an Carl August,
sind die beiden (Gegen-) Entwürfe der Nach- kulturellen Gegebenheiten zu begreifen, Goethes Werke. Hrsg. im Auftrag der Großherzogin
barschaftsschule in Berglen-Oppelsbohm wird sicher ein wichtiges Ziel darstellen. Für Sophie von Sachsen. IV Abteilung: Goethes Briefe.
(1969) und das Progymnasium in Lorch die Städte wird es gleichsam eine große 50 Bde. Weimar 1887-1912.
(1973) aus dem Büro Behnisch Partner. Aufgabe sein, die Schulen von den Randla-
Die Abkehr vom rechten Winkel und die ra- gen in ein urbanes Umfeld zurückzuführen. 2 Auf diesen Zusammenhang verwies Gerald Hüther
dial um ein Zentrum liegenden Schulräume auch im Rahmen eines Vortrags in Hamburg am
kennzeichnen diese Entwürfe. Die Gebäude 23.09.2007.
haben damit ein eindeutiges Zentrum, das
Foyer, das Eingangshalle und Aula gleicher- 3 E. J Jelles/ C.A. Albert: Duiker 1890-1935. Forum voor
maßen darstellt. architectuur en daarmee verbonden kunsten 22 (1972),
Amsterdam 1976.
Die über mehrere Geschosse führende
Halle als Gemeinschaftsraum wird später 4 vgl. „DIE ZEIT“, Nr. 46; Hamburg, 12.11.1965.

18
Der dritte Pädagoge ist der Raum

tto

Der dritte Pädagoge ist der Raum

Pädagogische Überlegungen zum Thema


Schulbau

Was ist eine gute Schule häufige inhaltliche Rückmeldungen über land die p o Frage nach dem
„Eine Schule ist dann eine gute Schule, die Lernfortschritte der Schüler.“ Schulbau vorangetrieben wird:
wenn die Kinder traurig sind, wenn der
Unterricht ausfällt.“ Die Frage nach dem guten Schulgebäude Bei einer Umfrage unter allen sechzehn
„Eine Schule ist dann eine gute Schule, Die Antworten der Erziehungswissenschaft- Kultusministerien in Deutschland nach
wenn sie die höchste Anmeldequote in ler sind plausibel. Allerdings ist eine Merk- neuen, richtungweisenden Initiativen zur
einer Stadt hat.“ würdigkeit zu konstatieren: Bei ihren Unter- Schulbauarchitektur bekam ich fünfzehn
„Eine Schule ist dann eine gute Schule, suchungen spielt die Dimension „Zeit“ eine Mal die Schulbaurichtlinien zugeschickt.
wenn sie im PISA-Ranking auf einem der wichtige Rolle – als weiterer Indikator für Die Zahl der p o n Hochschul-
ersten Plätze liegt.“ die Qualität von Schule gilt zum Beispiel die lehrer, die sich in den letzten Jahren in
„effektive Gliederung und Nutzung der Zeit Deutschland mit dem Zusammenhang
Die Spannweite der Antworten auf die Frage zum Lernen und zum Unterrichten“; die Di- von Architektur und Pädagogik befasst
„Was ist eine gute Schule “ ist groß. Alle mension „Raum“ dagegen kommt bei ihrer haben, kann man an einer Hand abzäh-
drei Blickwinkel haben ihre Berechtigung: Frage nach der guten Schule nur am Rande len. Abgesehen von einem Projekt der
die Begeisterungsfähigkeit des Kindes, die beziehungsweise gar nicht vor. Obwohl Wüstenrot Stiftung gibt es kaum aktuelle
Erwartungen der Eltern und der Außenblick doch jeder Lehrer aus tagtäglicher Erfahrung Forschungsprojekte.
auf die sogenannten harten Ergebnisse. weiß, wie schnell aus gutem Unterricht ein Die Mehrzahl der pädagogischen Veröf-
In allen drei Fällen geben die angeführten schlechter wird, wenn fentlichungen in den vergangenen Jahren
Indikatoren allerdings noch keine Hinwei- bescheidet sich mit der Aufarbeitung von
se, wie eine Schule zu einer guten Schule das Klassenzimmer viel zu eng ist, Einzelaspekten aus der Geschichte des
werden kann. offene Aktionsmöglichkeiten ausge- Schulbaus.
schlossen sind,
Die internationale pädagogische Forschung die Raumausstattung unzureichend und Hier besteht ein großer Nachholbedarf.
hat auf die Frage nach den Gütekriterien die Akustik katastrophal ist! Der erste Schritt dazu ist die erneute
in den letzten zwanzig Jahren eine Reihe Klärung der Frage: Was gilt – Anfang des 21.
empirisch gut fundierter und weiterführen- Bereits in den 1980er Jahren prägte Loris Jahrhunderts – als eine gute Schule Ich
der Antworten gefunden. Ich nenne drei Malaguzzi, der Begründer der Reggio-Päda- frage jetzt nicht nur nach dem sozialen Feld
Beispiele aus dieser umfangreichen pädago- gogik in Italien das inzwischen geflügelte Schule, nach der Institution, sondern auch
gischen Merkmalsliste (Helmut Fend): Wort: „Ein Kind hat drei Lehrer: Der erste nach dem Gebäude. Als Pädagoge kann ich
Pädagoge sind die anderen Kinder. Der zwar nicht sagen, wie man sie bauen muss.
„Gute Schulen besitzen eine effektive zweite Pädagoge ist der Lehrer. Der dritte Aber ich kann sagen, welche Anforde-
Führung in Fragen der Unterrichtspraxis.“ Pädagoge ist der Raum.“ Weit verbreitet hat rungen das Gebäude erfüllen muss, damit
„Gute Schulen erwarten von ihren Schü- sich diese Erkenntnis allerdings seitdem in Zukunft eine gute Schule daraus werden
lern hohe Leistungen.“ nicht. Anlässlich dieses Beitrags habe ich kann. – Zunächst jedoch noch einmal zur
„Gute Schulen geben regelmäßige und eine Recherche angestellt, wo in Deutsch- Vergangenheit.

19
Kontext

Was galt bislang als eine gute Schule/ wenn man dann bedenkt, dass es in jeder wenige, sondern 13 Jahre in dieses Korsett
als ein gutes Schulgebäude Klasse mindestens drei Schwätzer unter gezwungen hätte. Ein Erwachsener käme
Wie hat sich das eigene Bild von Schule und den Mitschülern gab, reduzierte sich – je- vermutlich kaum auf die Idee, das eigene
Unterricht über 13 Jahre – manchmal auch denfalls für mich – die Chance, selbst aktiv Lernen freiwillig so zu organisieren, dass
mehr – Schultag für Schultag eingeprägt zu werden, auf die Größenordnung einer man sich zusammen mit 25 bis 35 anderen
Ich habe versucht, meine eigenen Empfin- homöopathischen Verdünnung. über sechs bis acht Stunden am Tag in zu
dungen zu rekonstruieren, die ich mit den engen, schlecht belüfteten und unzurei-
Räumen meiner alten Schule, der Tellkampf- Ein Kapitel aus dem hidden curriculum, dem chend belichteten Räumen zusammenpfer-
schule in Hannover, verband: Der Lehrer saß „verborgenen Lehrplan“ dieser alten Schu- chen lassen und alle 45 Minuten – auf ein
hinter seinem Pult oder wanderte durch die le, lautete (ich pointiere absichtlich): Glockenzeichen hin – Thema und Tätigkeit
Klasse – und redete. Wir saßen in Reihen wechseln würde. Und das 13 Jahre lang.
oder – wenn es bei den jungen Referenda- Stillsitzen!
ren ganz fortschrittlich zuging – im Hufei- Fragen korrekt beantworten! Diese Schulkritik ist keineswegs neu. Sie
sen. Die Schüler antworteten. Gelegentlich. Überliefertes vollständig wiedergeben! hatte schon die sogenannten Reformpäda-
Die Schüler schrieben. Gelegentlich. Sie gogen vor 100 Jahren zu bemerkenswerten
sollten es jedenfalls. Meine Erinnerungen Für die Anforderungen dieses verborgenen Schulgründungen angestiftet. Der jetzige
bleiben hängen an viel zu eng gestellten, Lehrplans war die alte Schularchitektur – viel breitere – Neubeginn ist nach meiner
viel zu niedrigen Tischen, über die wir wun- genau richtig, gleichgültig ob sie ihr Muster Einschätzung allerdings keineswegs auf die
derbar Nachrichten weiterleiten konnten, an aus dem inneren Leitbild einer Kaserne oder Überzeugungskraft fortschrittlicher Pädago-
schlechte Luft, an den markanten Geruch eines Klosters bezog. gen zurückzuführen. Es ist sicher kein Zufall,
von Kreide, Bohnerwachs und Schweiß. dass die PISA-Studie nicht über die Schul-
Meine stärkste Erinnerung: Ich sitze in der Es gab in der Kulturgeschichte des Abend- behörden zustande kam, sondern über die
Nähe des Fensters und träume hinaus. Auf landes einen folgenschweren Irrweg, der OECD – eine Organisation, die sich in der
dem Rasen Krähen (oder Elstern, das weiß aber hoffentlich nur eine kurze Episode der Vergangenheit mehr für die wirtschaftliche
ich nicht mehr genau – jedenfalls hüpfend). Menschheit bleiben wird. Die Geschichte als für die kulturelle Entwicklung interessiert
Immerhin: Rasen. Vögel. dieses Irrtums begann erst im 17. Jahrhun- hat. Handwerksmeister und Konzernmana-
dert, als die Schulleute fanden, man könne ger, Architekten und Admiräle haben schon
Man kann einwenden, dass ich doch etwas das Lernen von Kindern und den Aufbau seit geraumer Zeit gemahnt, dass sie keinen
übertreibe. Aber die Schulforscher haben ihrer Persönlichkeit am besten so organisie- Bedarf haben an Mitarbeitern, die „stillsit-
gezählt. Sie haben herausgefunden, dass in ren, dass Kinder des n Jahrgangs zen“; sie brauchen vielmehr Mitarbeiter,
der alten Schule für den einzelnen Schüler im Prinzip zum n Zeitpunkt das die sich selbst bewegen. Sie haben keinen
die durchschnittliche Chance, ein eigenes lernen. Das schaffen selbst eineiige Bedarf an Mitarbeitern, die nur „Fragen
Wort zu sagen, selbst aktiv zu werden, eins Zwillinge selten. Ich weiß nicht, ob Luther, korrekt beantworten“ können; sie brauchen
zu fünfzig stand. Auf fünfzig Worte eines Bach oder Goethe zu ihrer Genialität gefun- vielmehr Mitarbeiter, die selbstständig
Lehrers – ein Wort eines Schülers. Und den hätten, wenn man sie nicht nur einige Fragen stellen, die nicht nur „Überliefertes

20
Der dritte Pädagoge ist der Raum

vollständig wiedergeben“, sondern selber drei Aspekte aufzeigen, die in Zukunft bei müssen Ich frage bewusst nicht: Was tut
Neues finden können. der Suche nach einer Antwort hilfreich sein der Lehrer, wo steht sein Schreibtisch, son-
können: dern: Was tun die Kinder und Jugendlichen
Die Aufgabe für die neue Schule heißt nicht
mehr Problemlösungen lernen, sondern . Erstens: Wie muss die neue Schule Orientierung für das zukünftige Schulgebäu-
Probleme lösen lernen (Elmar Osswald). gestaltet werden als ein Gebäude, als ein de als Lernort gibt eine Unterscheidung von
Und damit sie dazu in der Lage sind, müs- Ort, an dem die Schüler lernen vier fundamentalen Lernformationen (Gerold
sen die Schüler zunächst und zugleich die . Zweitens: Wie muss die neue Schule Becker), die im Prinzip für alle Schulformen
zentralen Basisfähigkeiten zur Verständigung gestaltet werden als ein Ort, an dem die für alle Fächer in allen Altersstufen gelten:
in unserer modernen Zeit erwerben. Sie Schüler leben
müssen Texte wirklich selbst verstehen (und . Drittens: Wie muss die neue Schule p t nt t
nicht nur wiedergeben) können: Sachtexte, gestaltet werden als ein Ort, von dem die Selbstunterricht geschieht durch eigenes
politische Pamphlete, suggestive Werbung, Schüler lernen Ausprobieren und Herstellen, durch Bücher
literarische Fiktionen, mathematische Re- lesen und eigene Texte schreiben. Neuer-
duktionen, naturwissenschaftliche Modelle, Wir sind aufgefordert, Schule in einem ra- dings auch durch das Recherchieren,
englische Sprach-Importe. Sie müssen die- dikalen Sinn „neu zu denken“ (Hartmut von Simulieren, Konstruieren, Memorieren am
se Texte nicht nur in ihrem Sinn verstehen, Hentig). Darum möchte ich anregen, bei den Computer. Und die wichtigste Tätigkeit viel-
sondern sie müssen sie deuten, kritisch folgenden Reflexionen einmal den Versuch leicht: das ungestörte eigene Nachdenken.
relativieren, weitergeben können. Und sie zu unternehmen, alle gewohnten Bilder Die selbstständige aktive Auseinanderset-
müssen das, was sie selbst erkannt haben, von Unterricht und Schulorganisation (siehe zung mit Texten und Materialien besitzt eine
eigenständig und verständlich in Wort und oben) so weit als möglich auszublenden. große bildende Kraft. Für dieses eigenver-
Schrift anderen vermitteln und zur Diskussi- Gleichwohl: Damit Architekten ein Gebäude antwortliche Lernen muss in der Schule
on stellen können. entwerfen können, müssen sie wissen, was Raum sein, nicht zuletzt angesichts der
die Menschen in diesem Gebäude tun und Veränderungen außerhalb der Schule. Solan-
Die nur allzu vertraute Form von Klassen- wie sie es tun. ge die unmittelbare Umgebung der Kinder
unterricht – das „Lernen im Gleichschritt“ außerhalb der Schule diese aktive Auseinan-
– ist gerade einmal 250 Jahre alt. Die Erstens: Die Schule als Ort, an dem die dersetzung noch provoziert hatte, war der
Kulturgeschichte aber kennt auch ganz Schüler lernen skizzierte Irrweg der Schule nicht so fatal.
andere Formen, wie Lernen höchst wirksam Von welchen methodischen Prinzipien aus Aber die Zeiten haben sich geändert. Kinder
organisiert werden konnte. Wie kann sollte in der neuen Schule der Unterricht im 21. Jahrhundert sehen täglich mehrere
heute – schulorganisatorisch – der Sprung organisiert werden, damit eine gute Schule Stunden fern – statt selbst zu spielen. Je
vom 17. ins 21. Jahrhundert gelingen Was für das 21. Jahrhundert möglich wird Wie niedriger das Bildungsniveau der Familie,
kann die Architektur dazu beitragen Eine könnten Kinder und Jugendliche wirklich ef- desto höher der tägliche Fernsehkonsum.
vollständige Antwort auf diese Frage ist an fektiv lernen Wie agieren sie, was tun sie, Kinder im 21. Jahrhundert bekommen
dieser Stelle nicht möglich. Ich will aber wenn sie etwas lernen wollen oder lernen ihre Plastik-Welten vorgefertigt aus dem

21
Kontext

Supermarkt – und müssen sie nicht mehr p p n pp schreibt er mit. Für ein längeres produktives
selber bauen. Kinder im 21. Jahrhundert Bildung ohne Dialog ist ausgeschlossen. Gespräch in der Kleingruppe war die Zahl
können auf der Straße vor ihrem Haus im Lernen im Gespräch geschieht durch zuhö- der Teilnehmer präzise begrenzbar. Bei der
günstigsten Fall gerade noch Skateboard ren, sich selber artikulieren, neue Gedan- letzten Lernformation, der Demonstration,
fahren. Der neuen Schule kommt darum die ken ausprobieren, Einwände gegen eine ist die Skala nach oben offen, allein einge-
Aufgabe zu, den Kindern Räume und Zeiten Behauptung gewichten, die unterschied- schränkt durch optische oder akustische
für die selbstständige, aktive Auseinander- lichen Spezialkenntnisse und -erkenntnisse Grenzen. Hier geht es um die klassische
setzung mit der Welt wieder zu eröffnen. verschiedener Gesprächsteilnehmer ohne Schulklasse, gelegentlich aber auch um
Egoismen zu einem neuen Ganzen fügen. einen ganzen Jahrgang oder die Schulge-
p n nt t Sozialpsychologen haben ziemlich genau meinde insgesamt.
Natürlich lernt man nicht immer und alles herausgefunden, welche Gruppengrößen
am besten alleine. Die zweite Lernform ist eine aktive Beteiligung aller erleichtert, Zwei entscheidende Voraussetzungen dafür,
der Einzelunterricht. Sein Grundmuster ist ohne dass die Gruppengröße wiederum dass der Mensch zum Menschen wird,
das Verhältnis von Meister und Lehrling. Der zu einer Belastung wird, die Teilgruppen erwirbt er in den beiden erstgenannten
Schüler lernt durch Nachmachen, Zuhören, ausschließt. Das Maximum liegt bei zwölf. Lernformationen: Den aufrechten Gang und
Rückfragen und – das ist vielleicht das Die Erhöhung der Gruppengröße (zum die menschliche Sprache erlernt er in der
wichtigste dabei – durch die Ermutigung, bundesdeutschen Klassenstandard von 32) Regel ausschließlich durch Selbstunterricht
einen gemachten Fehler nicht als Unglück, führt über kurz oder lang notwendig dazu, und Dialog. Nun wäre es gleichwohl naiv zu
sondern als neue Lerngelegenheit zu be- dass einige Teilnehmer beginnen, aus dem glauben, man könne Schule auf die ersten
greifen. Der Erklärer und Ermutiger kann der Fenster zu schauen, um nach den Krähen beiden Typen beschränken und Unterricht
Lehrer, der Meister (mit und ohne Zertifikat) und Elstern zu suchen. Das Optimum gänzlich umstellen auf eigenständiges,
– und ebenso gut, manchmal sogar besser, liegt – je nach Thema und Komplexität der entdeckendes, praktisches Lernen. Vortrag
der Mitschüler sein, dessen Vorsprung nicht Aufgabenstellung – bei sieben plus/minus und Frontalunterricht haben nicht nur aus
ent-, sondern ermutigt. Der Zeitrahmen drei Teilnehmern. Bewährt haben sich im ökonomischen Gründen ihre Berechtigung.
dafür ist gewiss nicht der 45-Minuten-Takt. schulischen Kontext Gruppengrößen von Es ist ein wunderbares Privileg der Gattung
Es geht zum Beispiel um die Sequenzen, vier oder sechs. Mensch, dass nicht jede Generation das
in denen sich in einer Stillarbeitsphase der Rad neu erfinden muss. Kulturelle Traditi-
Lehrer zu einem einzelnen Schüler setzt. p on t t on onen müssen „übergeben“, tradiert werden.
Oder es geht um eine methodisch bewusst Lernen durch Demonstration geschieht Dazu muss man sie zunächst zeigen, eben
gesteuerte Partnerarbeit. Oder es geht in durch zuschauen, zuhören. Beim Vortrag, „demonstrieren“, bevor die neue Generation
Teamteaching-Situationen um gezielte För- bei der Präsentation mit Tageslichtschreiber sie sich im eigenen Nachvollzug in eigener
dereinheiten durch erfahrene und speziell oder Beamer, beim Film, bei der Vorfüh- Gestalt aneignet und weiterentwickelt.
geschulte Pädagogen für einzelne Kinder, rung eines Experiments, beim Konzert.
die zeitweilig diese Förderung brauchen. Bei der Demonstration bleibt der Schüler Das Unterscheidungskriterium für die vier
weitgehend rezeptiv. Im günstigsten Fall Lernformations-Typen ist einfach. Die Zahl

22
Der dritte Pädagoge ist der Raum

der Beteiligten variiert: mente des entdeckenden Lernens bereits sensbeständen durch Wiederholung – und
allein aufgenommen sind. Zu einer Fehlform kann zwar so, dass sie jederzeit abrufbar sind.
zu zweit bei falschem oder übermäßigem Einsatz der Üben muss keineswegs mit Quälerei ver-
in der kleinen Gruppe zwischen drei und Beamer und die interaktive Tafel im Unter- bunden sein – wenn sich wirkliches eigenes
zwölf richt verführen. Interesse des Schülers, phantasievolle (und
in der großen Gruppe (also in der Klasse, lernpsychologisch sinnvolle!) Abwechslung,
gelegentlich auch im Jahrgang oder in der Das „produktive“ Lernen (oder auch das zeitnahe Fehlerkorrektur und ernsthafte Er-
ganzen Schule) „eigenverantwortliche“, das „entdeckende“ folgschancen miteinander verknüpfen, kann
Lernen) beginnt beim naiven spielerischen auch das Üben durchaus lustvoll sein. In der
Es gibt eine einfache Faustregel, wie die Umgang mit allem, was das Kind in seiner bilderstürmerischen Phase der Schulreform
zeitliche Verteilung in der zukünftigen Schu- Welt findet, und endet zum Beispiel beim in den 1970er Jahren gab es manche Bewe-
le aussehen soll: 30 % allein, 30 % in der anspruchsvollen Jugend-forscht-Projekt. gung in der Pädagogik, in der man glaubte,
Kleingruppe (zwei bis sechs Schüler), 10 % Entdeckendes Lernen ist in der Regel man könne auf das Üben und rezeptive
im Kreis (der Klasse), 30 % frontal. Dabei sehr zeitintensiv und erscheint oft – zu- Lernen verzichten, man müsse den gesam-
verlaufen diese Phasen nicht säuberlich mindest vordergründig – chaotisch. Aber ten Unterricht auflösen in „entdeckendes
durch Pausen getrennt, sondern wechseln es verspricht weitaus mehr Nachhaltigkeit Lernen“, und zwar möglichst in „Kleingrup-
häufig in schneller Folge, zum Beispiel in als das perfekteste Arrangement rezep- pen“. In der Rückschau betrachtet kam dies
allen Arbeitsformen des „kooperativen tiven Lernens. Ohne eigene Faszination dem Versuch gleich, den Teufel mit dem
Lernens“ (Norman Green). und eigenes kritisches Fragen bleibt jede Beelzebub auszutreiben. Monokulturen sind
Bildung Halbbildung, totes Wissen. Neugier nicht nur in der Landwirtschaft von Übel.
Die vier Lernformations-Typen müssen und Verstehen aber stellen sich erst dann
konkretisiert werden durch drei Arten der ein, wenn das eigene Entdecken genügend Aus diesen Basis-Elementen des Lernens
Lerntätigkeit beziehungsweise Lernrich- Raum hat! Das, was rezeptiv „gelernt“ ergibt sich eine interessante Matrix für das
tungen, die ihrerseits im Prinzip zu gleichen wurde, wird erst dann zur Bildung, wenn es Raumprogramm, mit deren Hilfe sich die
Teilen in allen Altersstufen, allen Fächern, – auf welchem Wege auch immer – selbst Baupläne für eine neue Schule überprüfen
allen Schulformen vorkommen müssen: „wiederentdeckt“, nachgebildet wurde. In lassen (Seite 24 unten).
„Rezeptives“ Lernen heißt: Geschichten, der modernen Lernpsychologie spricht man
Gesetzmäßigkeiten, Informationen und In- von „Rekonstruktion“. Die Chance, effektiv zu lernen, potenziert
formationswege sind fertig aufbereitet und sich um ein Vielfaches, wenn alle vier Lern-
können wohldosiert und in systematisch „Reproduktives“ Lernen heißt „Üben“. Es formationen und alle drei Lernrichtungen
vorgegebener Folge aufgenommen, eben ist die Tätigkeit, die die meisten Menschen in einem sachangemessenen, weitgehend
„rezipiert“ werden. Es beginnt beim Zuhö- in unserem Lande mit dem Stichwort gleichberechtigten Mischungsverhältnis
ren und Lesen und endet beim gespannten „Schule“ in leidvoller Erinnerung verknüp- genutzt werden können. Dafür braucht
Verfolgen eines lebendigen Lehrervortrags. fen. Der Lehrer als „Pauker“. Es geht um das es – jedenfalls bis zur Klasse 7 oder 8 –
Eine Idealform ist die Instruktion, in die Ele- Sichern von Handlungsabläufen und Wis- wenige „Spezialräume“. Alles kann sich

23
Kontext

weitgehend in einem Raum abspielen, gegen die bestehende Architektur – schon ren, wenn nicht gar verunmöglichen. Wie
wenn er denn groß genug, gliederbar und begonnen hat, ist radikal. Für die neue Schu- also müsste das Raumprogramm für diese
ausreichend ausgestattet ist. Optimiert le können nicht mehr Klöster und Kasernen Schule aussehen, in der ein neuer Unter-
waren unsere konventionellen Klassenräu- als architektonische Leitbilder gelten. Als richt ge- und erfunden werden kann, in dem
me bisher allerdings nur für eine, und zwar neue Leitbilder stelle ich mir vor: Werkstät- alle Lernformationen und Lernrichtungen
die ineffektivste Methode, nämlich den ten, Ateliers, Entwicklungslabore, die sich ausdrücklich eine gleichberechtigte Chance
(fragend-entwickelnden) Frontalunterricht, jedes halbe Jahr mit einem neuen Produkt haben Es sind zwei – sehr einfache – For-
also das weitgehend rezeptive Lernen in der beschäftigen. derungen zu stellen:
Großgruppe.
Beispiele Die Hauptforderung: Fläche, Fläche und
Der Paradigmenwechsel, der in den kom- Architekten können den guten Unterricht noch einmal Fläche. Andere Länder sind uns
menden Jahren für die deutschen Schulen dieser neuen Schule nicht „machen“ – an dieser Stelle weit voraus. Auch hier ist
ansteht und der zum Beispiel in vielen aber sie können ihn ungemein erleichtern, Deutschland auf den hinteren Rängen!
Grundschulen – mit großer Anstrengung herausfordern, stützen. Oder aber erschwe- Die zweite Forderung: flexibel gliederbare
Fläche, die vielfältige Arrangements zulässt.
Wir brauchen große und kleine Einheiten
– wo der Einzelne nicht verloren geht und
wo alle zusammenkommen können, wo
jeder für sich in Ruhe arbeiten, ausprobie-
ren, Werkstücke herstellen kann, wo kleine
Gruppen sich in ihrer Arbeit gegenseitig
Gibt es in unserer Schule ausreichend Raum/ausreichende Ausstattung für: unterstützen können, wo die Schüler in der
Rezeptives Lernen Produktives Lernen Reproduktives Lernen
großen Gruppe sich gegenseitig ihre Ergeb-
nisse zeigen können. Wir brauchen ganz
Bibliothek Bibliothek Bibliothek bestimmt nicht für jede spezielle Tätigkeit
Allein Computerarbeitsplatz Computerarbeitsplatz Computerarbeitsplatz
Werkstatt/Labor einen speziellen Raum. Für die räumliche
Lesenische Lesenische
Lager- und Ausstellungsmöglichkeiten Umsetzung dieser Anforderung gibt es be-
Gruppenarbeitsplätze reits erste Lösungen – und gewiss noch viel
Zu zweit Werkstatt/Labor Gruppenarbeitsplätze
Lager- und Ausstellungsmöglichkeiten
mehr Varianten, die wir noch nicht kennen.
Ich will vier Beispiele nennen.
Gruppenarbeitsplätze
Kleingruppe 4-7 Werkstatt/Labor Gruppenarbeitsplätze
Lager- und Ausstellungsmöglichkeiten o B
Gruppenarbeitsplätze Die radikalste Lösung der Flächenfrage in
Großgruppe Frontale Tisch-/ Stuhlkreis Frontale Tisch-/ Deutschland ist zurzeit in der Bielefelder
Sitzanordnung Lager- und Ausstellungsmöglichkeiten Sitzanordnung
Laborschule (Seite 324) zu finden: Konventi-

24
Der dritte Pädagoge ist der Raum

onelle Klassenräume gibt es gar nicht mehr, in diesem Cluster kann dabei sehr unter- n n n
die Schüler finden – durch unterschiedliche schiedliche Gestalten annehmen: in einem Die einfachste Lösung der Flächenfra-
Ebenen und Galerien gegliederte – große Kreis oder Halbkreis, in den Ecken eines Po- ge findet sich in einem konventionellen
Felder vor, die hoch variabel gestaltet lygons, aufgereiht an einer geschwungenen Schulgebäude in Wiesbaden, der Helene-
werden können. Die Nachteile liegen auf oder angewinkelten Linie oder geschichtet Lange-Schule. Genauer muss ich sagen:
der Hand: Das akustische und optische übereinander auf mehreren Ebenen oder die einfachste Übergangslösung für die
Störungspotenzial des Großraums ist zwar Halbebenen. Beispiele für eine solche Flächenfrage. Es ist durchaus möglich, ein
geringer als man als Außenstehender Clusterbildung bieten in diesem Band unter altes, klassenraumgebundenes Gebäude
vermuten möchte, gleichwohl ist es sicher anderem die Schulanlage Leutschenbach, zumindest einem verträglichen Zustand
kein Zufall, dass in jüngster Zeit an einigen Zürich (Seite 420) oder die Schulanlage im anzunähern. Pro Stockwerk wurde ein
wenigen Stellen doch akustisch dämmend Birch, Zürich (Seite 402). Klassenraum aufgegeben zugunsten der
wirkende Scheiben eingesetzt werden Erschließung einer freien Zone, die für
mussten. Insgesamt ist eine abschließende ont o A t insgesamt vier Klassen jeweils eine offene,
Bewertung des Experiments aber leider Der klassische Unterricht – alle Schüler tun vielfältig nutzbare Aktions- und Begegnungs-
nicht möglich: Aus Kosten- und Richtlini- zum gleichen Zeitpunkt das Gleiche – ver- fläche bildet. Und es findet sich außerdem
engründen wurden bei der Realisierung langte einen Raum, der für den Lehrer von dort eine sehr mutige und zugleich sehr
zahlreiche wesentliche Forderungen der einem zentralen (am besten leicht erhöhten) einfache Lösung: Es gehört zur Unterrichts-
Pädagogen nicht erfüllt, die eine für dieses Standort aus ein Maximum an Kontrolle kultur dieser Schule, dass die Klassenzim-
Konzept zwingend notwendige Entzerrung zulässt. Der neue Unterricht – geprägt durch mertüren in fast allen Stunden offen stehen.
ermöglicht hätten. Hier sind weitergehende vielfältige Differenzierung und Individu- Das ist zwar keine Architektenlösung, sie
Versuche gefordert! alisierung – braucht Gliederungsformen, hat aber für das Raumerleben der Betei-
die auch diese Prozesse durch Sicht- und ligten hoch kommunikative und zugleich
t n Geräuschbarrieren unterstützen: Erker, Zwi- beruhigende Effekte. Und – man höre – Sie
Die Alternative zur offenen Fläche bietet schendecks, Galerien, Balkon, Außenzugang kostet nichts!
die Cluster-Bildung. Zwei bis maximal und ähnliches. Klassisch ist das Beispiel der
sechs Klassenräume werden zu einer Montessori-Schule von Herman Hertzberger Aus den bisherigen Überlegungen lässt sich
teilautonomen Einheit zusammengefasst, in Amsterdam (Seite 334). Alle Klassenräu- nun allerdings noch kein ausreichendes An-
die gleichsam als „Schule in der Schule“ me sind um die zentrale Aula angeordnet. forderungsprofil für die Gesamtarchitektur
funktioniert: Den (ausreichend großen!) Die Erschließungsbereiche sind so ausge- der neuen Schule ableiten. Spätestens mit
Klassenräumen sind eine gemeinsame bildet, dass dort verschiedene Tätigkeiten der Einführung der Ganztagsschule muss
multifunktional nutzbare Erschließungsflä- ausgeübt werden können. Gleichzeitig sind allen Beteiligten klar werden, dass Schule
che, Sanitärbereich und Lehrerstützpunkt die Klassenräume so konzipiert, dass der nicht nur Lern-, sondern auch „Lebens-
zugeordnet. Die Außengrenzen dieser Grundriss annähernd quadratisch ist, mit raum“ für Schüler ist (Hartmut von Hentig).
Einheit sind real und symbolisch markiert. einer integrierten Nische, die Rückzugsmög- Ich komme damit zur zweiten Hauptfrage:
Die räumliche Anordnung der Klassenräume lichkeiten bietet.

25
Kontext

Zweitens: Die Schule als Ort, an dem die dass jeder jeden wirklich kennt, dass alle Schule“. Der Bau der Bildungsfabriken seit
Schüler leben sich zu wirklich gemeinsamen „Aktionen“ den 1960er Jahren war ein Irrweg. Dieser
Das Gebäude darf nicht nur angemessene zusammenfinden. Das „Wir-Gefühl“ kann Irrweg ist nicht – oder jedenfalls nicht allein
Arbeitsräume zur Verfügung stellen. Die zunehmend nur noch symbolisch vermittelt – den Architekten anzulasten. Sie konn-
Schule ist sozialer Treffpunkt der Kinder und werden. ten nur reagieren auf das, was ihnen die
Jugendlichen. Diese Chance ist ihnen selbst Bildungsplaner vorgegeben hatten: Letztere
ohnehin das Allerwichtigste. Sogar in den Ich habe an der eigenen Schule, an der ich hatten gehofft, durch große Einheiten eine
Schulen unseres Landes mit dem besten 25 Jahre als Lehrer gearbeitet habe, erlebt, maximale Rationalisierungswirkung und
Unterricht gibt es immer wieder die gleiche wie das soziale Klima durch eine Vergrö- eine hohe strukturelle Durchlässigkeit der
Antwort auf die Frage: „Warum freut Ihr ßerung der Schülerzahl gefährdet werden Einzelsysteme zu erzielen. Die sozialen
Euch auf das Ende der Ferien “ – wohl- kann. In dem Oberstufeninternat der Folgewirkungen wurden unterschätzt oder
gemerkt: das Ende! Die meisten nennen Salemer Schulen stieg in den vergangenen schlicht vergessen. Ein Gebäude, das vor
mit erster Priorität: Weil ich meine Freunde 20 Jahren die Schülerzahl von 110 auf 300 allem auf den zügigen Durchsatz von 2000
wieder sehe. Und das ist keineswegs ein Schüler. Lösbar war das Problem nur durch bis 3000 Menschen im 45-Minuten-Takt hin
Wermutstropfen im Wein der Utopien für die erneute Gliederung in relativ autonome optimiert werden soll, kann allenfalls den
das schöne Lernen in der neuen Schule: Untereinheiten, so dass wieder hand- Charme einer Bahnhofshalle entwickeln,
Freunde zu finden ist genauso wichtig wie lungsfähige Größen entstanden. Von den aber kaum zum Lebensort von jungen Men-
die Entdeckung der Welt. Feste feiern, Hutterer-Kommunen, die vor 300 Jahren in schen werden!
Nischen finden, Miteinander spielen und Amerika siedelten, wird berichtet, dass sie
toben, miteinander streiten und sich vertra- ein eisernes Gesetz hatten: Sie teilten sich, Was folgt daraus als Anforderung an die Ar-
gen. Und die neue Schule muss auch etwas wenn die Gesamtzahl der Mitglieder über chitektur Es geht vor allem um Gliederung,
ermöglichen, was in unserer modernen Zeit 120 stieg. um die Gliederung sowohl der „Gesamtein-
gänzlich in Vergessenheit zu geraten droht: heiten“ wie der einzelnen Bereiche. Eine
Anhalten, Innehalten, Ruhe finden. Die Einsicht in den Zusammenhang zwi- große Schule muss in mehrere kleine – im
schen der Zahl der Schüler und der Qualität wörtlichen und übertragenen Sinn „über-
Schule ist Lern- und Lebensraum für Kinder des Sozialklimas hat erhebliche Konse- schaubare“ – Einheiten aufgelöst werden.
und Jugendliche. Sie ist Ort der individu- quenzen. Dabei müssen wir nicht zurück Reviergrenzen – ich meine das durchaus
ellen Lernerfahrung und Ort der Begegnung. zur alten Zwergschule. Und es geht auch verhaltensbiologisch – müssen klar markiert
Dieses zweite Prinzip hat gravierende Fol- nicht um die Verteidigung einer vermeint- sein. Sonst bleiben Übergriffe nicht aus.
gen für die Planung. Wann beginnt in einer lichen „Kuschelpädagogik“. Aus Kosten- und Das ist nicht nur bei Hunden oder Kampf-
Schule ein Prozess der Anonymisierung, der Synergiegründen können an vielen Orten fischen so.
Verantwortungsdiffusion, des nicht mehr auch größere Schulen sinnvoll sein, aber an
kontrollierbaren Vandalismus Steigt die sie müssen strenge interne Gliederungsan- Die bereits erwähnte Helene-Lange-Schule
Größe einer sozialen Einheit über 120 bis forderungen gestellt werden. Man spricht löst das Problem durch die Zuweisung
150 Mitglieder, nimmt die Chance rapide ab, bei den Pädagogen von der „Schule in der der einzelnen Jahrgänge auf jeweils ein

26
Der dritte Pädagoge ist der Raum

Stockwerk mit eigenem „Zentrum“, eige- ihre Spuren hinterlassen können – nicht nur in organisierter oder freier Form kreative,
nem Lehrerzimmer et cetera. Die Lage als heimlich gesprühte Graffitis oder als sportliche, technische, musische Aktivi-
eines einzelnen Klassenraums ist hier nicht Ritzzeichnungen in den Tischkanten. täten entfalten, die ein konventionelles
beliebig im gesamten Gebäudekomplex Unterrichtsprogramm ergänzen oder
verschiebbar, die räumliche Struktur der Mit der Umwandlung zahlreicher kon- sogar partiell ersetzen,
Schule wird durch die soziale Gliederung ventioneller Vormittagsschulen in Ganz- Projektergebnisse vorführen und ausstel-
der Arbeitszusammenhänge definiert (und tagsschulen müssen sich die Schulplaner len, Feste feiern, Gäste einladen können.
nicht etwa umgekehrt). In der Robert-Bosch- in noch viel radikalerer Weise der Aufgabe
Gesamtschule in Hildesheim zum Beispiel stellen, die Schule als Ort zu gestalten, „an Eine Ganztagsschule muss in neuer Weise
merkt der Besucher des architektonisch dem die Schüler leben“ (Stefan Appel). Der ihre Beziehung nach außen überprüfen: Sind
vergleichsweise anspruchslosen Gebäudes Anbau einer Mensa macht aus einer kinder- die Grenzen deutlich markiert Eine Schule
nicht, dass weit über tausend Menschen feindlichen Betonburg noch keine Ganztags- – vor allem für jüngere Kinder – hat immer
auf engem Raum beieinander sind. Das schule. Es sind Räume um- oder neu zu auch eine „Schonraum“-Funktion, die
Geheimnis dieses deutschen Schulpreisträ- gestalten, die in der Schule alten Typs nicht Schutz geben muss. Und umgekehrt: Sie
gers aus dem Jahr 2007: eine Aufteilung in vorgesehen waren. Denn Ganztagsschulen muss sich öffnen können, selbst zum kultu-
fünf jahrgangsübergreifende Teilschulen mit brauchen Räume, in denen die Schüler rellen Magnet für die Region werden. Diese
je 150 Schülern. letzte Anforderung hat zum Teil ganz banale
mit Genuss und in Anstand gemeinsam Folgen: Sind zum Beispiel die geeigneten
Entscheidend ist die Cluster-Bildung. Durch essen können (viele der teuren neuen Verkehrsanbindungen, Parkplätze, Wege-
sie ist die Aufgabenstellung optimal zu lö- „Mensen“ provozieren eher eine Verro- leitsysteme et cetera vorhanden Nutz-
sen, dem einzelnen Schüler in einer großen hung der Esskultur!), nießer der neuen Raumangebote, die mit
Schule die Sicherheit zu geben: „Ich weiß, in Ruhe und ungestört alleine arbeiten der Umwandlung in eine Ganztagsschule
wo ich hingehöre!“ und „Ich weiß, zu wem können. Auch wenn in vielen Ganz- geschaffen werden müssen, werden nicht
ich gehöre!“. Die einzelnen Einheiten wie- tagsschulprogrammen steht, dass die nur die Schüler sein. Auch für den Ganz-
derum brauchen selbst deutlich markierte Hausaufgaben abgeschafft sind, müsste tagslehrer müssen neue Räume entstehen:
Zonen mit unterschiedlichen Aktionsfeldern: das ungestörte (!) Üben/ Wiederholen/ individuelle Arbeitsplätze und Möglichkeiten
ein gemeinsames Zentrum, Nischen, in die Vorbereiten/selbst Erkunden („Selbstun- zur Pause und zum Rückzug.
sich kleine Gruppen zurückziehen können, terricht“) durch entsprechende Raumre-
ohne von den anderen gänzlich abgetrennt serven (und pädagogische Begleitung) Drittens: Die Schule als Ort, von dem die
zu sein, einen eigenen Sanitärbereich, Ruhe- überhaupt erst ermöglicht werden, Schüler lernen
zonen, möglichst auch eigene Pausenzonen in – zumindest partiell – „lehrerfreien“ Ich muss an dieser Stelle die Ödnis, die
mit Spiel- und Sportbereich, Naturflächen Zonen und Zeiten die Chance zum Phantasielosigkeit, die – im wörtlichen und
et cetera. Und es braucht Gelegenheiten, Nichtstun, zum „Chillen“ haben, zum übertragenen Sinne – Geschmacklosigkeit
bei denen die Kinder und Jugendlichen Toben, zum Gammeln, Sich-Verstecken, vieler Schulbauten aus dem letzten, dem
zeigen können, was sie tun. Sie müssen Sich-Finden 20. Jahrhundert nicht öffentlich beklagen.

27
Kontext

Über die Ursachen dieser architektonischen kein gemeinsames Zentrum hat, in gogen mit dem städtischen Hochbauamt
Fadheit der Vergangenheit kann man spe- dem sich alle in angemessener Weise und der Akademie Gestaltung im Handwerk
kulieren: restriktive Schulbaurichtlinien und versammeln können, ist auch nicht in der der Handwerkskammer. Über 20 Schulen
Überregulierung, Finanzknappheit, Baby- Lage „ihre eigenen Angelegenheiten zu der Stadt Münster haben auf diese Weise
boom und Schülerberg, fehlende Wettbe- ordnen“. Schritt für Schritt ihre Räume, wenn auch
werbspraxis, fehlende Phantasie Zuordnung und Ausstattung der Räume nicht gleich zum Kunstwerk, aber immerhin
müssen einen achtsamen Umgang mit ein ganzes Stück schöner und zweckmä-
10 000 bis 15 000 Stunden seines Le- Materialien befördern. Gebäude und ßiger gestaltet.
bens verbringt gegenwärtig ein Schüler Einrichtung dürfen nicht zusätzliche
in Deutschland in der Schule, und zwar in Schlamperei und Vandalismus provozie- Neue Richtlinien für den Schulbau
einer Zeit, in der seine ästhetischen Güte- ren. Ein Architekt und eine Schulleitung, Ich hatte eingangs von den ernüchternden
kriterien noch offen, noch prägbar sind. Das denen der Zustand der Schülertoiletten Ergebnissen der Recherche unter den sech-
behutsame Spiel mit Licht und Farben, die nicht genauso wichtig ist wie die Ästhetik zehn deutschen Kultusministerien berichtet:
sinnlichen Qualitäten der Baumaterialien, des Elternsprechzimmers, verfehlen ihre Statt zukunftsweisender Visionen erhielt ich
die Proportionen der räumlichen Gliede- Aufgabe. einengende Richtlinien. Ein Schlüssel für
rungen und Formen können in ihrer Summe Bauweise und technische Ausstattung die Weiterentwicklung des Schulbaus liegt
Architektur zur Kunst werden lassen. müssen einen verantwortungsbewussten in der Tat in den Richtlinien. Wie an vielen
Diese ästhetische Qualität könnte in den Umgang mit Wärme und Wasser heraus- anderen Stellen des deutschen Schulwe-
genannten 10 000 bis 15 000 Stunden eine fordern, die „Kosten“ des Verbrauchs sens auch: Deregulierung ist angesagt.
bildende Kraft entfalten, die weit über jede sichtbar machen, die Einsparung des Nun bin ich weder Sicherheitsexperte noch
kunstgeschichtliche Belehrung hinausgeht! Energieaufwands nicht allein der Technik Statiker, weder Verwaltungsjurist noch
überlassen. Gebäude und Einrichtung Stadtplaner – all diese Spezialisten werden
„Der dritte Pädagoge ist der Raum“ – der dürfen nicht zusätzlich selber Vergeudung an einer Neufassung der Schulbaurichtlinien
Satz gilt nicht nur im Blick auf die ästhe- und Verwöhnung produzieren. mitwirken wollen.
tischen Qualitäten im Sinne von „Schön-
heit“: Um diesem Anspruch gerecht zu werden, Als Pädagoge würde ich mir wünschen,
müssen keineswegs gleich Millionenpro- dass sie zum einen drei begründete Min-
Anlage und Gestaltung der Räume gramme auf den Weg gebracht werden. deststandards festlegen, die die elemen-
müssen die Kinder und Jugendlichen bei Ein vorbildliches Projekt hat das Schulamt tare (!) Basis für menschliches Lernen (ein-
ihren Versuchen unterstützen, Arbeit und der Stadt Münster initiiert: Seit 1980 liefert schließlich der Pausen) definieren, die ja nur
Zusammenleben in vernünftiger Weise zu die dortige Pädagogische Arbeitsstelle scheinbar selbstverständlich sind, dies aber
ordnen. Gebäude und Einrichtung dürfen innovative Ideen, finanzielle Unterstützung in der Vergangenheit keineswegs waren:
das natürliche Chaos eines jugendlichen und gebündeltes Know-how zur Selbsthilfe ausreichende Schalldämmung, natürliches
Entwicklungsprozesses nicht zusätzlich in die Schulen. In dem Projekt „Schulräume: Licht und frische Luft. Zum anderen sollten
verstärken! Eine Schule, die zum Beispiel Lebensräume“ kooperieren kreative Päda- diese Standards eine pädagogische Quali-

28
Der dritte Pädagoge ist der Raum

tätsprüfung eines jeden Schulbauentwurfs ßengesteuerten Lernen (also: reizarme lernen. Sie ist für die Kinder und Jugend-
ermöglichen. Es sollte dabei um drei Fragen Regionen der Konzentration und reizvolle lichen ein Vorbild
gehen: Regionen zur Anregung – Bibliothek,
Werkstätten, offene Lernfelder, Klassen- ästhetisch in der Gestaltung von Licht,
1. Welche Angebote hält der Entwurf bereit gärten, Schulteich et cetera); Farbe, Formen;
für einen Ort, an dem Kinder, Jugendli- zum Lernen und zum Nichtlernen (also: ökologisch in der technischen Lösung von
che und Erwachsene gerne lernen und auch „richtige“ Pausen); Luft, Energienutzung, Baustoffen;
arbeiten zum Lernen und Arbeiten von Kindern konstruktiv in der Anlage des Gebäudes
2. Welche Angebote hält der Entwurf bereit und Lehrern. als Bauwerk.
für einen Ort, an dem Kinder, Jugendliche
und Erwachsene gerne leben Die „gute Schule“ muss gestaltet werden Abschied von den Häusern des Lernens
3. Welche Angebote hält der Entwurf als ein Ort, an dem Kinder, Jugendliche und Dass die drei Mindeststandards und dieser
bereit für einen Ort, von dem Kinder und Erwachsene gerne leben. Sie sichert Fragenkatalog einmal staatliche Schulbau-
Jugendliche lernen richtlinie werden könnte, bleibt – fürchte ich
den Platz, an dem jedes einzelne Kind/ – eine Utopie. Aber das Nachdenken über
Bei allen drei Fragen geht es um die richtige jeder Jugendliche wirklich weiß, „wo die pädagogischen Prinzipien des Schul-
Balance komplementärer pädagogischer er hingehört“, und den Platz, auf dem baus kann nicht radikal genug ansetzen. Ich
Kriterien. Dabei ist wichtig: „Die“ Ideallö- sich die Schulgemeinschaft begegnet möchte darum mit einer herausfordernden
sung für einen Schulbau gibt es nicht. In (Klarheit der Gliederung, überschaubare Frage enden: Brauchen wir in 20 Jahren
jedem Neubau, mit jeder Sanierung müssen Substrukturen, Fixierung des Zentrums, überhaupt noch Schulhäuser, wenn wir so
– abhängig von den konkreten Umfeldbedin- einladende Verkehrsflächen); weitermachen wie bisher
gungen vor Ort und dem jeweiligen Schul- den Raum zur Begegnung mit Freunden
programm – bestimmte Balancen immer bei Festen und Feiern und den Raum zum Monat um Monat nimmt in Deutschland
wieder neu austariert werden. „Was ist eine Rückzug, die Gelegenheit zum Toben und die Zahl der Eltern zu, die um ein Recht
gute Schule “, hieß es zu Beginn dieses zur Ruhe; kämpfen, das in anderen europäischen
Beitrags: Die „gute Schule“ muss gestaltet vielfältige vorgegebene Lernarrange- Ländern längst (wieder) Wirklichkeit ist:
werden als ein t n n n ments und Möglichkeiten zur aktuellen die eigenen Kinder selbst zu Hause unter-
n n n n n n Eigengestaltung „ihres“ Platzes durch die richten zu dürfen.
t n. Sie gibt angemessenen Raum Schüler selbst; Schüler der Hermann Lietz-Schule in
zum individuellen und zum gemeinsamen den Platz für ihre Eigenwelt nach außen Spiekeroog verbringen viele Monate ihrer
Lernen (also: allein, in kleinen Gruppen zu deutlich ab und öffnet sich zugleich für Schulzeit nicht mehr im Klassenraum. Ihr
viert bis sechst, mit der ganzen Klasse, die Umgebung. Lernort ist eine Atlantiküberquerung auf
mit dem ganzen Jahrgang, mit der ganzen der „Thor Heyerdahl“, einem Dreimast-
Schule); Die „gute Schule“ muss gestaltet werden schoner.
zum innengesteuerten und zum au- als ein Ort, von dem Kinder und Jugendliche In Dänemark gibt es eine Schule, in der

29
Kontext

die Oberstufenschüler ein ganzes Jahr o t n nB t t n ot n n


lang mit einem großen Bus Europa und A to to n n
Afrika erkunden. nt n t t n p t n ot t t n
In Australien, Kanada, Norwegen, wo in n n t n n
abgelegenen Orten durch große Entfer- t n n t n t n t
nungen für viele Kinder leistungsfähige n n n o nt t on n n t
konventionelle Schulen bis vor kurzem n pt nt n t t
noch unerreichbar waren, findet die
Instruktion inzwischen in der Hauptsa-
che per World Wide Web und mittels Literatur
eLearning-Programmen statt.
Appel, Stefan: Handbuch Ganztagsschule. Konzeption,
Diese Beispiele mögen zurzeit noch exo- Einrichtung und Organisation, Schwalbach/Ts. 1997
tische Ausnahmen sein. Aber die Kleinen (Wochenschauverlag)
machen es uns vor. Seit einigen Monaten Becker, Gerold: Pädagogik in Beton. In: Becker, G./ Bilstein,
begegnet mir bei meinem täglichen Hun- J./ Liebau, E. (Hrsg.): Räume bilden. Studien zur pädago-
despaziergang in unserem Tobel am Rand gischer Topologie und Topographie, Seelze-Velber 1997, S.
der Stadt Überlingen eine kleine Gruppe 209 - 218.
von Kindern, die dort bei jedem Wind und Becker, Gerold/ Kunze, A./ Riegel, E./ Weber, H.: Die
Wetter den Bach und den Wald durchwan- Helene-Lange-Schule, Wiesbaden. Das andere Lernen.
dern, erforschen, erspielen. Es ist ein so- Entwurf und Wirklichkeit, Wiesbaden und Hamburg 1997,
genannter Waldkindergarten, eine Form der S. 278 -285
Vorschule, die in Deutschland – soweit ich Fend, Helmut: Qualität im Bildungswesen, Weinheim, 1998
weiß – vor einigen Jahren zuerst in Schles- Girmes, Renate / Lindau-Bank, Detlef (Hrsg.): Lern(T)räu-
wig-Holstein Fuß gefasst und inzwischen in me. Themenheft der Zeitschrift Lernende Schule 10/2002
zahlreichen Orten begeisterte Nachahmer Hentig, Hartmut von: Die Schule neu denken, München
gefunden hat. Auch bei Regen und Schnee 1993
sind die Kinder draußen, ziehen mit ihrer Hentig, Hartmut von: Die Gebäude der Bielefelder
Gruppe tagaus tagein durch ihren Wald. Laborschule. In: Becker, G./ Bilstein, J./ Liebau, E. (Hrsg.):
Allenfalls gibt es einen selbst gebauten Un- Räume bilden. Studien zur pädagogischer Topologie und
terstand, wenn der Regen allzu arg wird. Ein Topographie, Seelze-Velber 1997, 139-160
gar nicht erstaunliches Nebenprodukt: Die Osswald, Elmar: In der Balance liegt die Chance, Luzern
Zahl der Schnupfen- und anderer Krankheits- 2002
fälle ist drastisch gesunken. – Brauchen Wüstenrot Stiftung (Hrsg.): Schulen in Deutschland – Neu-
diese Kinder noch ein „Haus“ des Lernens bau und Revitalisierung, Stuttgart 2004

30
Räume und Bereiche

31
Eingang

33
Zentraler Eingang 36 Windfang 44
[44] Gymnasium Markt Indersdorf [57] Minami-Yamashiro Primary School
Arnbacher Straße 40, Indersdorf (DE) Minami Yamashiro, Kyoto (JP)
Allmann Sattler Wappner Architekten Richard Rogers Partnership
[10] Sarasota High School [52] Primarschulhaus Linden
1000 South School Avenue, Sarasota (US) Lindenstraße 21, Niederhasli (CH)
Paul Rudolph Bünzli Courvoisier
[40] Sonderpädagogisches Förderzentrum [35] Schulhaus Fläsch
Schottenau 10a, Eichstätt (DE) Patschär, Fläsch (CH)
Diezinger Kramer Pablo Horv th

Mehrere Eingänge 40 Vordach 48


[21] Scuola Media Cantonale [09] Riverview High School
Via Saleggi 3, Losone (CH) 1 Ram Way, Sarasota (US)
Aurelio Galfetti, Livio Vacchini Paul Rudolph
[23] Scuola Media Cantonale [62] Grundschule Theresienhöhe
Via Stefano Franscini 30, Morbio Inferiore (CH) Pfeuferstraße 1, München (DE)
Mario Botta Rudolf Hierl
[48] Schulzentrum im Scharnhauser Park [54] Gesamtschule In der Höh
Gerhard-Koch-Straße 6, Ostfildern (DE) In der Höh 9, Volketswil (CH)
Lederer + Ragnarsd ttir + Oei Gafner Horisberger Architekten

34
Eingang

Einleitung

Der erste Eindruck ist entscheidend. Ein- mangelhafte architektonische Qualitäten Brennpunkten vorzusehen. Einsehbarkeit
gänge sind so etwas wie die Visitenkarte aufweist und einer Aufwertung bedarf. und Ausleuchtung spielen dabei eine wich-
des Gebäudes, das man betreten will oder tige Rolle.
muss. Natürlich trifft das besonders für den Viele Schulen zeigen allein schon in ihrer
Schulbau zu, denn Schule kann auch mit Architektur eine Gegenwelt auf. Dies ist bei Führt der Eingang über einen Freibereich,
negativen Vorurteilen belegt sein. solchen Privatschulen zu beobachten, die ist allein schon aus Aufsichtsgründen eine
eine alternative Pädagogik auch in ihrem Grenzmarkierung durch pflanzliche oder
Entscheidend ist zunächst einmal die Frage, Äußeren zeigen wollen. Die Frage dabei ist, bauliche Maßnahmen wünschenswert. Auf
wie das städtische Umfeld beschaffen ob die Schule nicht auch zeigen soll, dass der anderen Seite muss deutlich werden,
ist. Wenn die Schule, was wünschens- der öffentliche Raum ein gemeinsamer dass es sich diesseits und jenseits der
wert wäre, als Teil der Stadt zu begreifen Raum ist, der als „Res Publica“ bezeichnet Grundstücksgrenze um einen öffentlichen
ist, dann sollte der Eingang das auch auf werden kann. Somit ist das Haus auch Raum handelt, der auch jedem zugänglich
mehreren Ebenen vermitteln. Natürlich Lehrbeispiel für das Verhältnis von äußerer sein soll. Unter diesem Aspekt ist es gut,
ergibt sich die richtige Lage zunächst aus und innerer Ordnung, von Privatheit und wenn eine eindeutige Beziehung zwischen
den verkehrlichen Bedingungen. Dann sind, Öffentlichkeit. Oder, einfach gesagt: die Ar- dem äußeren und dem inneren Zugang
wie bei jedem normalen Hauseingang vom chitektur kann als Zeichen dafür stehen, ob besteht.
Briefkasten bis zum Witterungsschutz, es soziale und kulturelle Übereinkünfte gibt.
nutzungsbedingte Anforderungen zu erfül- Grenzt der Eingang des Gebäudes unmit-
len. Schließlich soll die Gestalt einladend, Eingänge sind auch Ausgänge. Sie sollen telbar an eine Straße oder einen Platz,
zugleich aber auch aus den örtlichen die Möglichkeit bieten, sich nach dem soll im Innenbereich genügend Raum für
Gegebenheiten entwickelt sein. Eingänge, Unterricht in Gruppen zu unterhalten, also ankommende Schüler vorhanden sein. Eine
die eine ganz andere Haltung ausdrücken, Treffpunkt zu sein. Insbesondere Schüler genügend große Vorzone kann auch als
sagen auch, dass die Schule mit den der unteren Klassen wollen einen Schutz Windfang dienen. Dort können Schüler vor
gesellschaftlichen Bedingungen, die das bietenden Ort, an dem sie auf Eltern oder Unterrichtsbeginn geschützt warten, bis die
städtebauliche Umfeld widerspiegelt, nicht Geschwister warten können. Dieser mehr innere Tür aufgeschlossen wird.
konform geht. Gegensätze können nur dann oder weniger gesicherte Bereich ist vor
sinnvoll sein, wenn die Umgebung ohnehin allem in städtischen Quartieren mit sozialen

35
Räume und Bereiche

Zentraler Eingang

Viele Schulen werden über einen zentralen Eine breite Freitreppe führt vom Parkplatz zu
Eingang erschlossen. Dieser bietet den der offenen, zweigeschossigen Eingangshal-
Vorteil, dass kontrolliert werden kann, wer le der Highschool in Sarasota [10]. Von dort
wann die Schule betritt. Der Nachteil, vor aus gelangt man über eine freistehende
allem bei großen Schulen, ist oft, dass der Treppenanlage und hängende Galerien zur
Weg ins Klassenzimmer oder zu anderen oberen Ebene. Die Eingangshalle verbindet
Räumen sehr lang werden kann. Bei zentra- den öffentlichen Teil der Schule – Musiksaal
len Eingängen ist darauf zu achten, dass vor und Auditorium – mit dem Klassenzimmer-
dem Eingang genügend Platz – möglichst trakt und der Mensa.
überdacht – zur Verfügung steht. Ebenso
sollte direkt im Anschluss ausreichend Die Förderschule in Eichstätt [40] wird über
Platz vorhanden sein, um eine reibungslose einen der drei Höfe der dreigeschossigen
Verteilung der Schüler innerhalb der Schule Kammstruktur erschlossen. Dieser Hof, der
zu gewährleisten. gleichzeitig Pausenhof ist, führt zu einer
zweigeschossigen Eingangshalle. Von dort
Durch den aufgeständerten Bau des aus, entlang des rückwärtigen Riegels,
Gymnasiums in Markt Indersdorf [44] werden die Klassenzimmer zur einen Seite
entsteht vor dem Eingang ein großflächiger und die Verwaltungsräume zur anderen
überdachter Bereich. Im Anschluss an den Seite erschlossen. Das Vordach überspannt
Windfang öffnet sich die Eingangs- und Pau- die gesamte Hofbreite und bildet mit der
senhalle. Sie ist gleichzeitig Hauptverteiler, Freitreppe einen großflächigen Eingangs-
Treffpunkt, Tribüne und Veranstaltungssaal. bereich und überdachten Pausenplatz für
Im Sommer ermöglichen die großen, gläser- Schüler und Lehrer.
nen Drehtore die Öffnung zum Pausenhof.

36
Eingang

[44]
Gymnasium Markt Indersdorf
Arnbacher Straße 40
Markt Indersdorf (DE)
Allmann Sattler Wappner
Architekten

Grundriss EG M 1:500

37
Räume und Bereiche

[10]
Sarasota High School
1000 South School Avenue
Sarasota, Florida (US)
Paul Rudolph

Grundriss EG M 1:500

38
Eingang

[40]
Sonderpädagogisches
Förderzentrum
Schottenau 10a
Eichstätt (DE)
Diezinger Kramer

Grundriss EG M 1:500

39
Räume und Bereiche

Mehrere Eingänge

Bei mehreren Eingängen können die Wege bunden. Vom Parkplatz her kommend, wird
zu den Unterrichtsräumen erheblich verkürzt man zwischen der Hausmeisterwohnung
werden. Ebenso können kleinere baukörper- und der Turnhalle, vorbei an der Freitreppe,
liche Einheiten gebildet werden. die sich zwischen der Turnhalle und dem
Schulgebäude aufspannt, zum Hauptein-
Vier L-förmige Baukörper der Mittelschu- gang im zweiten Baukörper geleitet. Jeder
le in Losone [21] bilden einen zentralen Baukörper hat jedoch auch seinen eigenen
Pausenhof. Über einen zweigeschossigen Zugang.
Säulengang, der gleichzeitig den gedeckten
Pausenbereich darstellt, werden die ein- Eine Grundschule, eine Hauptschule
zelnen Baukörper erschlossen. Außer der mit Werkrealschule und eine Sporthalle
Eingangshalle befinden sich die Fachräume bilden das Schulzentrum im Scharnhauser
und die sanitären Anlagen im Erdgeschoss. Park [48]. Die Anordnung der Grund- und
Eine offene Treppe führt von der Eingangs- Hauptschule orientiert sich an den städte-
halle ins 1. Obergeschoss zu den Klassen- baulichen Gegebenheiten des Orts. Beide
räumen. reihen sich in Nord-Süd-Richtung entlang
der Straße auf. Die Zugänge sind nicht,
Der Baukörper der Mittelschule in Morbio wie zu vermuten, mittig des Zweibunds
Inferiore [23] besteht aus acht Einheiten, angeordnet, sondern an den abgerückten
die jeweils zwei Fachräume im 2. Oberge- Stirnseiten der Schulen. Von einem sehr
schoss, vier Klassenzimmer im 1. Oberge- niedrigen Eingangsbereich aus entwickelt
schoss und Lehrerräume im Erdgeschoss sich der Raum zu einem mehrgeschossigen
beinhalten. Diese sind über einen großen Luftraum, der durch die Oberlichter des
Luftraum im Inneren, der durch die gesamte V-förmigen Dachs belichtet wird.
Länge des Gebäudes läuft, miteinander ver-

40
Eingang

[21]
Scuola Media Cantonale
Via Saleggi 3
Losone (CH)
Aurelio Galfetti,
Livio Vacchini

Grundriss EG M 1:500

41
Räume und Bereiche

[23]
Scuola Media Cantonale
Via Stefano Franscini 30
Morbio Inferiore (CH)
Mario Botta

Grundriss EG M 1:500

42
Eingang

[48]
Schulzentrum im Scharn-
hauser Park
Gerhard-Koch-Straße 6
Ostfildern (DE)
Lederer+Ragnarsd ttir+Oei

Grundriss EG M 1:500

43
Räume und Bereiche

Windfang

Der Windfang dient dazu, den Wärmeverlust Pausenhof sind Wasserhähne montiert, die
durch ständiges Öffnen der Eingangstüren als Trinkmöglichkeit während der Pausen
zu reduzieren. Allerdings ist wichtig, dass genutzt werden.
der Abstand zwischen den Türen groß
genug ist, so dass die erste Tür schon ge- Im Primarschulhaus Linden in Niederhasli
schlossen ist, wenn die zweite Tür geöffnet [52] ist der Windfang ein Teil des Flurs.
wird. Das Problem bei Schulen ist, dass der Durch eine geschickte Grundrisskonstella-
Windfang meist von Gruppen durchlaufen tion bildet er den Eingang zur Schule und
wird und nicht von Einzelpersonen, so dass zur Sporthalle. Er gewährleistet damit eine
meistens beide Türanlagen gleichzeitig offen interne Verbindung zwischen den beiden
stehen. Funktionsbereichen. Die großzügige Vor-
dachsituation entsteht durch das Zurück-
Entlang der Ostfassade der Minami Yama- springen des Eingangs und der Pausenhalle.
shiro Primary School in Kyoto [57] sind
zahlreiche Eingänge mit vorgelagerten Ein- Der Windfang des Schulhauses in Fläsch
gangsboxen, die als Windfang dienen, ange- [35] ist in die Pausenhalle eingeschoben, so
ordnet. Somit verteilen sich die 400 Schüler dass der Eingang von außen und von innen
auf sieben Eingänge. Die Boxen sind von eindeutig erkennbar ist.
zwei Seiten zugänglich. An der Seite zum

44
Eingang

[57]
Minami-Yamashiro Primary
School
Minami Yamashiro
Kyoto (JP)
Richard Rogers
Partnership

Schnitt M 1:500
Grundriss OG M 1:500

45
Räume und Bereiche

[52]
Primarschulhaus Linden
Lindenstraße 21
Niederhasli (CH)
Bünzli Courvoisier

Schnitt M 1:500
Grundriss EG M 1:500

46
Eingang

[35]
Schulhaus Fläsch
Patschär
Fläsch (CH)
Pablo Horv th

Schnitt M 1:500
Grundriss EG M 1:500

47
Räume und Bereiche

Vordach

Das Vordach einer Schule hat zwei Funkti- Das Vordach der Grundschule Theresienhö-
onen: Es markiert den Eingang und dient he in München [62] bildet die städtebau-
den Schülern als gedeckter Pausenbereich. liche Kante zur Straße und das Entree der
Schule. Durch die schlanken Betonstützen
Der Haupteingang der Riverview High schirmt der Portikus den Vorplatz zur Schule
School in Sarasota [09] wird durch ein von der Straße ab und verbindet die beiden
Vordach gebildet, das die drei Baukörper – Gebäudeteile, die im spitzen Winkel auf die
den Klassenzimmertrakt, die Sporthalle mit Straße stoßen. Der Vorplatz ist als halböf-
Aula und die Bibliothek mit Mensa – mit fentlicher Bereich nicht nur Vorbereich zur
den zwei Pavillons der Verwaltung zu einem Schule, sondern auch zum Stadtteilbürger-
Gesamtkomplex verbindet. Es begrenzt den zentrum, das sich im rechten Gebäudeflügel
Schulhof zur Vorfahrt hin und bietet den befindet.
Schülern in den Pausen Schutz vor Sonne.
Die eingehängten, im rechten Winkel zum Der Eingang der Gesamtschule In der Höh
Vordach verlaufenden Deckenfelder zeigen in Volketswil [54] ist zurückversetzt und
in Richtung der Vorfahrt und markieren den bildet einen Einschnitt im Gebäudevolumen.
Eingang. Unter dem Vordach werden die Durch die herausgeschobenen Stufen ist
Schüler und Lehrer über die einläufigen der Eingang zur Schule gut zu erkennen.
Treppen in das Obergeschoss der Klassen-
zimmertrakte geführt.

48
Eingang

[09]
Riverview High School
1 Ram Way
Sarasota, Florida (US)
Paul Rudolph

Grundriss EG M 1:800

49
Räume und Bereiche

[62]
Grundschule Theresienhöhe
Pfeuferstraße 1
München (DE)
Rudolf Hierl

Grundriss EG M 1:800

50
Eingang

[54]
Gesamtschule In der Höh
In der Höh 9
Volketswil (CH)
Gafner Horisberger
Architekten

Grundriss EG M 1:800

51
Treppe

53
Zentrale Treppen 56 Fluchtreppen 68
[51] Gymnasium Friedrich II. [59] Schulanlage Im Birch
Auf dem Schäfersfeld, Lorch (DE) Margrit-Rainer-Straße 5, Zürich (CH)
Behnisch Partner Peter Märkli
[68] Schulanlage Leutschenbach [68] Schulanlage Leutschenbach
Andreasstraße, Zürich (CH) Andreasstraße, Zürich (CH)
Christian Kerez Christian Kerez
[31] Kepler-Gymnasium [51] Gymnasium Friedrich II.
Johanna-Kohlund-Straße 5, Freiburg (DE) Auf dem Schäfersfeld, Lorch (DE)
Ernst Spycher Behnisch Partner
[44] Gymnasium Markt Indersdorf
Dezentrale Treppen 60 Arnbacher Straße 40, Markt Indersdorf (DE)
[23] Scuola Media Cantonale Allmann Sattler Wappner Architekten
Via Stefano Franscini 30, Morbio Inferiore (CH) [40] Sonderpädagogisches Förderzentrum
Mario Botta Schottenau 10a, Eichstätt (DE)
[52] Primarschulhaus Linden Diezinger Kramer
Lindenstraße 21, Niederhasli (CH)
Bünzli Courvoisier Belichtung 74
[11] Kantonsschule Freudenberg [48] Schulzentrum im Scharnhauser Park
Gutenbergstraße 15, Zürich (CH) Gerhard-Koch-Straße 6, Ostfildern (DE)
Jacques Schader Lederer + Ragnarsd ttir + Oei
[13] Gymnasium Andreanum
Treppen als Orte der Begegnung 64 Hagentorwall 17, Hildesheim (DE)
[45] Hellerup Skole Dieter Oesterlen
Dessaus Boulevard 10, Kopenhagen (DK) [42] Oberstufenschulhaus Compogna
Arkitema Compognastraße, Thusis (CH)
[44] Gymnasium Markt Indersdorf Jüngling Hagmann
Arnbacher Straße 40, Markt Indersdorf (DE)
Allmann Sattler Wappner Architekten
[25] Scholen Apollolaan, Montessorischool
Willem Witsenstraat 14, Amsterdam (NL)
Herman Hertzberger

54
Treppe

Einleitung

Die Treppe ist eines des schwierigsten Wichtig ist ein gutes Verhältnis von Auftritt Der Raum vor der Treppe sollte beim oberen
räumlichen Elemente, die Architekten zu und Steigung. Eine Steigung von über Austritt heller sein als bei ihrem unteren
entwerfen haben. Sie wird häufig aus- 16 cm ist auf den Haupttreppen zu vermei- Antritt, da der Mensch lieber ins Helle geht.
schließlich zur Erschließung der Stockwerke den. Viele Treppen sind vor allem für ältere Guten Architekten gelingt es, Treppen so zu
und als Fluchtweg gesehen und ist darauf Menschen unbequem, auch kleine Kinder gestalten, dass man sie ohne nachzudenken
maßlich abgestimmt. Ihr Steigungsverhält- haben bei zu steilen Treppen Schwierig- gerne benutzt. Dazu gehört auch die Gestal-
nis, ihre Breite und Länge werden in diesen keiten. Notwendige Treppenpodeste tung der Setz- und Trittstufen selbst. Da frei
Fällen den Vorschriften gemäß ermittelt. können ebenfalls als Aufenthaltsflächen geführte Treppen in Schulen oft durch große
dienen. Bei einer guten Führung der Hallen führen, spielt bei der Auswahl von
Wer Treppenhäuser in Schulen unter die Treppe kann die Orientierung im Raum Material und Konstruktion der Schallschutz
Lupe nimmt, wird feststellen, dass sie erleichtert werden, wenn der Blick in das eine große Rolle. Durch genügend Masse
neben der Funktion der Erschließung Orte nächste Geschoss ungehindert und mit oder sorgfältige Belagswahl kann einer
sind, an denen man sich zwar zwangsläufig möglichst weitem Sichtwinkel möglich ist. möglichen Geräuschentwicklung entgegen-
trifft, woraus sich dann aber auch Orte des Deshalb sind Treppen von Vorteil, die über gewirkt werden.
sozialen Austausches entwickeln. Deshalb genügend breite Lufträume eine Sichtver-
sind Treppen, über ihr notwendiges Maß bindung anbieten. Rampen sind ebenfalls ein schönes räum-
vergrößert, hervorragende Aufenthalts- liches Element. Leider erreichen bei Be-
orte. Offen geführte Treppen, die nicht als Das Geländer sollte durch seine Haptik rücksichtigung der Behindertenvorschriften
Fluchtweg dienen, werden automatisch angenehm in der Hand liegen und in der die Rampenlängen eine Dimension, die den
zum Sitzen in Pausen genutzt. Sie sollen Höhe auch von kleinen Kindern gut erreich- scheinbar angenehmen Weg unerträglich
so breit sein, dass neben den Sitzenden bar sein. Dies widerspricht oftmals den lang gestaltet. Deshalb wird man bald die
genügend Platz für Vorbeigehende verbleibt. Vorschriften der Gemeindeunfallversiche- Erfahrung machen, dass der dafür not-
Schön ist, wenn sich Treppen großzügig zur rungen, die – darauf soll man achten – oft wendige Platz in den meisten Fällen nicht
Eingangshalle öffnen und Teil dieses Raums über die baurechtlich festgesetzten Höhen gegeben ist.
werden. Dann können die Stufen auch für hinausgehen.
Veranstaltungen genutzt werden.

55
Räume und Bereiche

Zentrale Treppen

Zentral angeordnete Treppenhäuser bieten [68] trennt die Schule in einen Primar- und
eine leichte Orientierung im Gebäude. Wenn einen Oberstufenbereich. Gemeinsam mit
sie im Zusammenhang mit zentralen Hallen den davorliegenden Flur- und Aufenthalts-
oder Lichthöfen geplant werden, entstehen bereichen entsteht jeweils ein mehrge-
Räume, die nicht nur der Erschließung, schossiger Hallenraum, der für klassen-
sondern auch der Begegnung und der Kom- übergreifende Projektarbeit, Ausstellungen
munikation dienen. Zu beachten ist, dass an und Veranstaltungen genutzt werden kann.
die Halle und deren angrenzende Bauteile Die rauchfreien Fluchtwege werden über
bestimmte Anforderungen gestellt werden, ein außenliegendes Treppenhaus, das durch
wenn die Treppe einen der zwei geforderten einen umlaufenden Fluchtbalkon erschlos-
baulichen Rettungswege darstellt. sen wird, und ein zusätzliches Treppenhaus,
(MSchulbauR, genauere Angaben siehe das der Aufzugsanlage zugeordnet ist
Raumpilot – Grundlagen) gewährleistet.

Die Ebenen des Gymnasiums Friedrich II. Die beiden Treppenläufe des Kepler-Gym-
in Lorch [51] werden über eine einläufige nasiums in Freiburg [31] schwingen sich
Treppe erschlossen, die in der zentralen im zentralen viergeschossigen Lichthof
Halle frei angeordnet ist. Die Halle und frei empor. Dadurch entsteht eine klare
damit auch die Treppe werden über ein Orientierung für Schüler und Lehrer im
kreisförmiges Oberlicht mit Tageslicht Schulgebäude. Die Belichtung erfolgt über
versorgt. Die Treppe ist somit Teil der ein flaches Glasdach, das aus zwei Ebenen
inneren Pausenfläche und bildet Orte der besteht und somit das einfallende Tageslicht
Kommunikation, des Ruhens, des Beobach- filtert. Aufgrund der langen Rettungswege
tens und der Bewegung. Der erforderliche und der nicht als Fluchttreppenhaus anzu-
zweite Rettungsweg wird durch Ausgänge rechnenden zentralen Treppe sind an den
auf jedem Geschoss und den Fluchtbalkon Enden der Gebäudeflügel sowie in der Nähe
mit außenliegender Treppe im obersten des Aufzugs zusätzliche Fluchttreppenhäu-
Geschoss gewährleistet. ser angeordnet.

Die gegenläufige zentrale Treppenanlage


der Schulanlage Leutschenbach in Zürich

56
Treppe

[51]
Gymnasium Friedrich II.
Auf dem Schäfersfeld
Lorch (DE)
Behnisch Partner

Grundriss OG M 1:1000

57
Räume und Bereiche

[68]
Schulanlage Leutschenbach
Andreasstraße
Zürich-Oerlikon (CH)
Christian Kerez

Grundriss 1.-3. OG
M 1:1.000

58
Treppe

[31]
Kepler-Gymnasium
Johanna-Kohlund-Straße 5
Freiburg (DE)
Ernst Spycher

Grundriss 1. OG M 1:1.000

59
Räume und Bereiche

Dezentrale Treppen

Durch dezentrale Treppen können die bei Das Primarschulhaus Linden in Niederhasli
zentral angeordneten Treppen notwendigen [52] setzt sich aus drei Klassengruppen mit
Verkehrsflächen – wie etwa Flure – einge- jeweils zwei Unterrichtsräumen zusammen.
spart werden. Der scheinbare Mehraufwand Jede wird über einen eigenen Treppenauf-
durch die Erstellung zusätzlicher Treppen- gang erschlossen. Der Mehraufwand durch
läufe wird durch die Reduzierung von hori- den Bau von mehreren Treppenaufgängen
zontalen Erschließungsflächen kompensiert. kann durch den Verzicht auf die sonst not-
Ebenso ergibt sich bei einem Schulhaus mit wendigen Verkehrszonen im Obergeschoss
dezentralen Treppen die Möglichkeit, den ausgeglichen werden.
Gesamtkomplex in kleinere Einheiten zu un-
terteilen, die einem kindgerechten Maßstab Die vier Treppenaufgänge der Kantonsschu-
entsprechen. le Freudenberg [11] (jetzt Kantonsschule
Enge, ehemals Handelsschule) verbinden
Die Treppen der Scuola Media Cantonale das öffentliche Erdgeschoss mit den
in Morbio Inferiore [23] liegen in dem Obergeschossen, in denen die Unterrichts-
Hohlraum, der die acht Bauteile bezie- räume liegen. Die Treppen sind offen in der
hungsweise Klassencluster durchläuft zweigeschossigen Längshalle angeordnet,
und sie räumlich miteinander verbindet. In die im 2. Obergeschoss von drei kleineren,
jeder Einheit ist ein offenes Treppenhaus querliegenden Hallen überlagert wird. Die
angeordnet. Jedes Treppenhaus erschließt Halle beziehungsweise die Treppenaufgänge
vier Klassenzimmer mit den dazugehörigen werden über die Einschnitte im 2. Ober-
Gruppenarbeitsflächen und Pausenflächen geschoss und die Ganzglasfassade im
im 1. Obergeschoss sowie zwei Fachräume Erdgeschoss belichtet.
im 2. Obergeschoss.

60
Treppe

[23]
Scuola Media Cantonale
Via Stefano Franscini 30
Morbio Inferiore (CH)
Mario Botta

Grundriss 1. OG M 1:1.000

61
Räume und Bereiche

[52]
Primarschulhaus Linden
Lindenstraße 21
Niederhasli (CH)
Bünzli Courvoisier

Grundriss OG M 1:1.000

62
Treppe

[11]
Kantonsschule Freuden-
berg
Gutenbergstraße 15
Zürich-Enge (CH)
Jacques Schader

Grundriss 1.OG M 1:1.000

63
Räume und Bereiche

Treppen als Orte der Begegnung

Die eindeutig definierten Erschließungszo- etwas aufzuführen, ihre Mittagspause dort


nen werden zunehmend von multifunktio- zu verbringen, sich auszutoben et cetera.
nalen zentralen Hallen abgelöst. Aufgrund
von pädagogischen Ansätzen, die nicht Die Freitreppe des Gymnasiums in Markt
nur Frontalunterricht beinhalten, sondern Indersdorf [44] erfüllt die Anforderungen an
Flächen fordern, die auch klassenübergrei- die notwenigen Fluchttreppen für die beiden
fende Gruppenarbeit, Einzelarbeit, Auffüh- Klassengeschosse, übernimmt die zentrale
rungen und Versammlungen ermöglichen, Verteilung der Schüler und Lehrer und wird
entstehen mehr multifunktionale Zonen in als Versammlungsraum sowie als Pausen-
einer Schule. Auch Treppenanlagen dienen halle genutzt. Sie lädt zum Sitzen und Ver-
nicht nur der reinen Erschließung von weilen ein. Im Sommer kann die Fassade
Geschossen, sondern werden so konzipiert, der Halle geöffnet werden. Der Pausenhof
dass sie angenehme Aufenthaltsorte und wird dann zur Bühne. Die innenliegende
Teilbereiche der Lernumgebung darstellen. Treppenanlage und die gegenüberliegende
Freitreppe vor der Sporthalle werden zu
In der Hellerup Skole in Gentofte [45] gibt Tribünen.
es keine eindeutig definierten Erschlie-
ßungsbereiche mehr. Die offene Treppen- Die Freitreppe in der zentralen Halle der
halle bildet das Zentrum des Schulhauses Montessorischool in Amsterdam [25] führt
und wird als innere Pausenfläche sowie als zum Splitlevel. Durch die großzügigen
Veranstaltungsraum genutzt. Ebenso dient Sitzstufen ist sie geeignet für größere und
sie als Verbindungsweg zur Turnhalle, zur kleinere Aufführungen und Veranstaltungen.
Schulverwaltung, zu den Fachbereichen, zu Die Teilbereiche sind durch Galerien über-
den Computerarbeitsplätzen, zum Lesebe- deckt, so dass geschütztere, geborgenere
reich und zur Bibliothek. Die Treppe ist der Zonen für kleine Gruppen entstehen. Die
zentrale Ort der Begegnung. Die großzü- Sitzstufen werden vielseitig genutzt: als
gigen Sitzstufen laden die Kinder ein, sich Pausen-, Arbeits-, Spiel- und Bewegungs-
mit Freunden zu treffen, dort zu arbeiten, fläche.

64
Treppe

[45]
Hellerup Skole
Dessaus Boulevard 10
Kopenhagen-Hellerup (DK)
Arkitema

Grundriss 1. OG M 1:500

65
Räume und Bereiche

[44]
Gymnasium Markt
Indersdorf
Arnbacher Straße 40
Markt Indersdorf (DE)
Allmann Sattler Wappner
Architekten

Grundriss 1. OG M 1:500

66
Treppe

[25]
Scholen Apollolaan
Montessorischool
Willem Witsenstraat 14
Amsterdam (NL)
Herman Hertzberger

Grundriss 1. OG M 1:500

67
Räume und Bereiche

Fluchttreppen

Oft entsprechen die Freitreppen in Ein- Den Hauptverteiler des Gymnasiums in Lorch
gangshallen nicht den brandschutztech- [51] bildet die Treppenanlage in der zentralen
nischen Anforderungen an einen sicheren Halle, um die die Unterrichtsräume ange-
Rettungsweg. Um diesen Anforderungen ordnet sind. Die Fluchtwege werden durch
gerecht zu werden, bedarf es zusätzlicher direkte Ausgänge ins Freie und einen Flucht-
Treppenhäuser. Oder zusätzliche Treppen- balkon im Obergeschoss gewährleistet. Über
häuser sind aufgrund der Größe der Schule das Dach des eingeschobenen Baukörpers
notwendig, um die baurechtlichen Auflagen auf der Eingangsebene führt der Rettungs-
an Fluchtweglängen einzuhalten. weg vom umlaufenden Fluchtbalkon zu zwei
Außentreppen.
Für die unterschiedlichen Unterrichtsstufen
der Sekundarschule Im Birch in Oerlikon Die Hauptverteilung der Schüler und Lehrer
[59] werden Raumgruppen gebildet. Immer des Gymnasiums in Markt Indersdorf [44]
drei Klassenzimmer und ein Vorraum sind erfolgt über eine zentrale Freitreppe in der
eine Einheit. Der erste Rettungsweg führt Eingangshalle. Die Fluchttreppenhäuser
über den Vorraum zum Haupttreppenhaus. liegen abgerückt von der Fassade in den
Damit der Vorraum frei möbliert werden Ecken des rechteckigen Grundrisses und sind
kann, führt der zweite Rettungsweg vom durch den schwebenden Baukörper bis ins
Klassenzimmer über einen Fluchtbalkon Erdgeschoss durchgesteckt. Sie gewährleis-
oder direkt zu einem zusätzlichen Flucht- ten somit den geforderten direkten Ausgang
treppenhaus. ins Freie. Aufgrund der Länge des Baukörpers
sind noch zusätzliche Außenfluchttreppen
Die Haupterschließung des Schulhauses vorgesehen.
Leutschenbach in Zürich [68] erfolgt
über ein zentrales Treppenhaus. Da diese Durch die Kammstruktur der Sonderpädago-
Treppenanlage sich zu den Pausenhallen, gischen Förderschule in Eichstätt [40] werden
in denen auch Unterricht stattfindet, öffnet zwei Klassentrakte gebildet. Diese werden
und diese miteinander verbindet, sind über eine zentrale zweigeschossige Eingangs-
zusätzliche Fluchttreppenhäuser notwendig. halle erschlossen. Die Fluchttreppenhäuser
Der erste Rettungsweg erfolgt über ein pa- sind jeweils zwischen einem Klassenzimmer
rallel zu den Klassenzimmern angeordnetes und den Sanitärbereichen in den Ecken so
Treppenhaus, das über die Halle erschlos- angeordnet, dass im Erdgeschoss ein direkter
sen wird. Der zweite Rettungsweg führt Ausgang ins Freie ermöglicht wird.
über einen außenliegenden Fluchtbalkon zu
einer einläufigen Außentreppe.

68
Treppe

[59]
Schulanlage Im Birch
Margrit-Rainer-Straße 5
Zürich-Oerlikon (CH)
Peter Märkli

Grundriss 1. OG M 1:1.000

69
Räume und Bereiche

[68]
Schulanlage Leutschen-
bach
Andreasstraße
Zürich-Oerlikon (CH)
Christian Kerez

Grundriss 1.-3. OG
M 1:1.000

70
Treppe

[51]
Gymnasium Friedrich II.
Auf dem Schäfersfeld
Lorch (DE)
Behnisch Partner

Grundriss OG M 1:1.000

71
Räume und Bereiche

[44]
Gymnasium Markt
Indersdorf
Arnbacher Straße 40
Markt Indersdorf (DE)
Allmann Sattler Wappner
Architekten

Grundriss 1. OG M 1:1.000

72
Treppe

[40]
Sonderpädagogisches
Förderzentrum
Schottenau 10a
Eichstätt (DE)
Diezinger Kramer

Grundriss EG M 1:1.000

73
Räume und Bereiche

Belichtung

Treppenaufgänge, die mit Tageslicht Der Grundriss des Klassentrakts des


versorgt werden, sind angenehmer zu Gymnasiums Andreanum in Hildesheim [13]
begehen als Treppen, die nur mit Kunstlicht präsentiert sich als Einbund. Alle Klassen-
beleuchtet werden. Treppen können von zimmer sind nach Osten orientiert. Die
oben, durch Oberlichter (zenital) oder durch Erschließung erfolgt über die einläufigen
Lichteinfall von der Seite (lateral) beleuchtet Treppen an der Westfassade. Die großzü-
werden. Eine räumliche Spannung entsteht, gigen Flure und Treppenläufe werden über
wenn die Treppe vom Dunklen ins Helle die geschosshohe Verglasung mit Tageslicht
führt. versorgt.

Der Grundriss der Schule in Ostfildern [48] Der Eingang des Schulhauses Compogna in
ist als Zweibund organisiert. Links und Thusis [42] liegt zwischen der Turnhalle und
rechts des Mittelflurs sind die Klassenzim- dem zweigeschossigen Gebäudeteil mit den
mer angeordnet. Die Flure werden durch Klassenzimmern. Die Erschließung des
die einläufigen Treppenanlagen und durch Obergeschosses erfolgt über die einläufige
Lufträume gegliedert. Das V-förmige Dach Treppe in der Eingangshalle. Die Klassen-
lässt zenitales Licht auf die Mittelflure vor zimmer sind nach Osten und Westen orien-
den Klassenzimmern fallen. Je höher die tiert. Der Mittelflur sowie die Eingangshalle
Schüler die Treppen emporsteigen, desto werden über Oberlichter, die alternierend
heller wird der Raum. Es entsteht eine fast nach Süden und Norden ausgerichtet sind,
sakral anmutende Lichtstimmung. belichtet.

74
Treppe

[48]
Schulzentrum im Scharn-
hauser Park
Gerhard-Koch-Straße 6
Ostfildern (DE)
Lederer+Ragnarsd ttir+Oei

Schnitt M 1:250

75
Räume und Bereiche

[13]
Gymnasium Andreanum
Hagentorwall 17
Hildesheim (DE)
Dieter Oesterlen

Schnitt M 1:250

76
Treppe

[42]
Oberstufenschulhaus
Compogna
Compognastraße
Thusis (CH)
Jüngling Hagmann

Schnitt M 1:250

77
Flur

79
Räume und Bereiche

Flur im Freien 82 Flur als Arbeitsplatz 94


[10] Sarasota High School [07] Munkeg rdsskolen
1000 South School Avenue (US) Vangedevej 178, Dyssegaard (DK)
Paul Rudolph Arne Jacobsen
[04] Primarschule Wasgenring [25] Scholen Apollolaan, Montessorischool
Welschmattstraße 30, Basel (CH) Willem Witsenstraat 14, Amsterdam (NL)
Fritz Haller Herman Hertzberger
[24] Scuola elementare ai Saleggi [54] Gesamtschule In der Höh
Via delle Scuole, Locarno (CH) In der Höh 9, Volketswil (CH)
Livio Vacchini Gafner Horisberger Architekten

Flur als Ort der Begegnung 86 Belichtung 98


[56] Erweiterung Gustav-von-Schmoller-Schule [30] Erweiterung Schulanlage Brühl
Frankfurter Straße 63, Heilbronn (DE) Friedhofweg, Gebenstorf (CH)
Lederer + Ragnarsd ttir + Oei Burkard Meyer Architekten
[16] Mittelpunktschule In den Berglen [65] Schulhaus Baumgarten
Stockwiesen 1, Berglen (DE) Schulgasse, Buochs (CH)
Behnisch Partner pool Architekten
[26] Basisschool Polygoon [33] Öko-Hauptschule Mäder
Hollywoodlaan 109, Almere (NL) Neue Landstraße 29, Mäder (AT)
Herman Hertzberger Baumschlager Eberle

Flur als Veranstaltungsort 90


[54] Gesamtschule In der Höh
In der Höh 9, Volketswil (CH)
Gafner Horisberger Architekten
[25] Scholen Apollolaan, Montessorischool
Willem Witsenstraat 14, Amsterdam (NL)
Herman Hertzberger
[05] Hunstanton Secondary Modern School
Downs Road, Hunstanton (GB)
Alison Peter Smithson

80
Flur

Einleitung

Bis ins letzte Drittel des vergangenen Jahr- betrifft zusammenhängende Raumgruppen, keiten, die das Klassenzimmer nicht erfüllen
hunderts dienten Flure in den Schulbauten die Länge der Flure und deren optische kann: Zonen für Einzel- und Gruppenarbeit,
lediglich der Erschließung. Die dafür not- Verbindung über Lufträume. Auch bei der für Beschäftigung neben und außerhalb der
wendigen Flächen richteten sich in erster Oberflächengestaltung und der Möblierung regulären Unterrichtsstunden. Längst hat
Linie nach den Brandschutzbestimmungen sind die Möglichkeiten der Raumgestaltung man begriffen, dass Unterricht sich nicht
und dem Finanzierungsrahmen. Dieser sah relativ eng. Davon betroffen sind alle brenn- auf die Wissensvermittlung in den Klassen-
ein bestimmtes Verhältnis von Nutz- zu baren Baustoffe, die mindestens schwer zimmern beschränken kann. Aneignung von
Nebenflächen vor, das in der Regel, nach entflammbar sein müssen. Auch an die Tü- sozialer Kompetenz, aber auch Meinungs-
Land und Schulträger schwankend, circa 65 ren zu den benachbarten Brandabschnitten und Wissensaustausch geschehen mehr
zu 35 Prozent betrug. Da in den Neben- sind brandschutztechnische Anforderungen in den öffentlichen Bereichen des Schulge-
nutzflächen auch noch andere Bereiche als gestellt, die dem oft geäußerten Wunsch bäudes, also den Fluren und Treppenhäu-
Flure und Treppen eingerechnet sind, wird nach fließenden Raumgruppen für Schüler sern, als in den eigentlichen Unterrichts-
deutlich, wie die Entwerfenden durch die und Lehrer widersprechen. Ein ungelöstes räumen. Überhaupt lässt sich an aktuellen
Flächenvorgaben angehalten werden, die Problem stellt die Garderobe dar, die im Schulkonzepten eine Vermengung beider
Erschließungsflächen sehr klein zu halten. Regelfall im Flur den einzelnen Klassenzim- Raumtypen beobachten: zum Flur auf die
Daraus ergibt sich, dass eine einhüftige Er- mern zugeordnet wird. Es ließe sich leicht gesamte Länge geöffnete Klassenbereiche,
schließung, die eine sehr schöne Belichtung durch abgeschlossene Garderobenräume um zum Beispiel klassenübergreifende
der Flure gewährleistet, die Erfüllung der lösen, die jedoch in den Finanzierungspro- Unterrichtsformen und die Präsentation von
wirtschaftlichen Anforderungen erschwert. grammen normalerweise nicht vorgesehen Schülerarbeiten zu ermöglichen. Dass bei
sind. den dadurch entstehenden Grundrissformen
Neben den ökonomischen Zwängen sind besondere Anforderungen an Lichtführung
für Flure und Treppenanlagen in Schulen die Entgegen den finanziellen und sicherheits- und Akustik gestellt werden, versteht sich
Belange des Brandschutzes zu beachten. technischen Vorgaben wünschen sich Päda- von selbst.
Auch hier erfährt die Freiheit der Raum- gogen großzügige Flurzonen. Sie sehen in
bildung erhebliche Einschränkungen. Das diesen Zwischenräumen Nutzungsmöglich-

81
Räume und Bereiche

Flur im Freien

Flure im Freien haben den Vorteil, dass sie Belichtung der inneren Flurbereiche auch im
gut belichtet und belüftet sind. Sie bieten Erdgeschoss gewährleistet werden.
gleichzeitig Schutz vor Regen und Sonne
während der Pausen. Bei Grundschulen sind Die überdachten Wege der Primarschule
Flure im Freien besser geeignet als bei wei- Wasgenring in Basel [04] verbinden die
terführenden Schulen, da dort der Unterricht Klassenpavillons mit dem zentralen Gebäu-
vorwiegend im Klassenzimmer stattfindet de, das die Fachräume, die Bibliothek, den
und es keinen häufigen Raumwechsel gibt. Veranstaltungssaal und die Lehrerzimmer
Flure im Freien sind eine Folge vor allem in einem Baukörper zusammenfasst. Die
des Konzepts der Pavillonschule, die den gedeckten Wege bieten den Schülern die
großen Vorteil hat, dass kleinere, dem kind- Möglichkeit, sich während der Pausen bei
gerechten Maßstab angepasste Baukörper Regen im Freien aufzuhalten. Ebenso bieten
möglich werden. Vor allem in wärmeren sie an heißen Sonnentagen ausreichend
Regionen sind Flure im Freien eine gute Schatten. Die Überdachungen werden in
Alternative. den Eingangsbereichen der Klassenpavillons
zu Vordächern.
Der Klassentrakt der Highschool in Sarasota
[10] ist als zweibündige Anlage mit Mittel- Die überdachten Laubengänge der Primar-
flur ausgebildet. Eine gute Belüftung sowie schule Ai Saleggi in Locarno [24] machen
eine Verschattung der Erschließungs- und die Schule zu einem öffentlichen Gebäude.
Aufenthaltsflächen ist aufgrund des sehr Sie erschließen die einzelnen Klassenzim-
heißen Klimas von großer Bedeutung. mer wie Häuser in einem Dorf und geben
Die Flure im 1. Obergeschoss hängen wie der Schule einen „offenen“ Charakter. Es
Galerien zwischen den Klassenräumen. gibt eine Hierarchie von Wegen, die eine
Die Belichtung und Belüftung erfolgt durch einfache Orientierung ermöglicht und die
Oberlichter, die so ausgebildet sind, dass Wege in öffentliche und private Bereiche
kaum direktes Licht in den Flur fällt, um gliedert. Gleichzeitig dienen die Wege
eine Aufwärmung zu vermeiden. Durch den Schülern als überdachte Pausen- und
die Ausbildung der Flure als eingehängte Spielfläche.
Brücken kann eine gute Durchlüftung und

82
Flur

[10]
Sarasota High School
1000 South School Avenue
Sarasota, Florida (US)
Paul Rudolph

Grundriss OG M 1:500

83
Räume und Bereiche

[04]
Primarschule Wasgenring
Welschmattstraße 30
Basel (CH)
Fritz Haller

Grundriss EG M 1:500

84
Flur

[24]
Scuola elementare ai
Saleggi
Via delle Scuole
Locarno (CH)
Livio Vacchini

Grundriss M 1:500

85
Räume und Bereiche

Flur als Ort der Begegnung

In vielen Schulen ist der Flur als reiner und die Sitznischen zum Lesen, Ausruhen
Erschließungsraum konzipiert und wird und Kommunizieren zu nutzen.
auch nur als solcher wahrgenommen.
Schon lange ist bekannt, dass sich ein gutes Der zentrale Luftraum der Mittelpunkt-
Lernumfeld positiv auf die Leistungen von schule in Berglen-Oppelsbohm [16] mit der
Schülern und Lehrern auswirkt. Zu diesem umlaufenden Galerie und den gegenüberlie-
Lernumfeld gehört auch der Flur. Der Flur genden Treppenläufen bietet den Schülern
soll mehr als nur der Verteilung und Erschlie- einen Ort für Aufenthalt, Kommunikation
ßung dienen. Es ist ein Ort der Begegnung und Versammlung. Die Großzügigkeit der
und des Austauschs. Loris Malaguzzi, der Galerie ermöglicht auch die Installation von
Gründer der Reggio-Pädagogik, sagte, dass temporären und flexiblen Einzel- und Klein-
der erste Lehrer der Schüler die anderen gruppenarbeitsplätzen.
Kinder sind. Und die trifft man vor allem in
den Pausen auf den Fluren. Durch die große räumliche Offenheit der
Grundschule in Almere [26] sind die Kor-
In der Gustav-von-Schmoller-Schule in ridore keine reinen Verkehrsflächen mehr.
Heilbronn [56] wird durch die Nischen einer- Unter der eingestellten Galerie entstehen
seits der Flur belichtet und belüftet, ohne neue Rückzugsräume, die von den Kindern
zuviel Verkehrslärm in das Gebäude zu las- als zusätzliche Arbeitsplätze, aber auch
sen. Andererseits bietet sich dadurch für die als Pausenfläche und Orte des Rückzugs
Schüler die Möglichkeit, sich während der sowie der Kommunikation genutzt werden
Pausen in kleinen Gruppen zurückzuziehen können.

86
Flur

[56]
Erweiterung Gustav-von-
Schmoller-Schule
Frankfurter Straße 63
Heilbronn (DE)
Lederer+Ragnarsd ttir+Oei

Grundriss 1. OG M 1:500

87
Räume und Bereiche

[16]
Mittelpunktschule In den
Berglen
Stockwiesen 1
Berglen-Oppelsbohm (DE)
Behnisch Partner

Grundriss EG M 1:500

88
Flur

[26]
Basisschool Polygoon
Hollywoodlaan 109
Almere (NL)
Herman Hertzberger

Grundriss EG M 1:500

89
Räume und Bereiche

Flur als Veranstaltungsort

Bei kleineren Schulanlagen, in denen kein Die zentrale Aula der Montessori-Schule in
eigenständiger Saal für Aufführungen und Amsterdam [25] ist geeignet für Veranstal-
Feste vorgesehen ist, werden die Verkehrs- tungen mit kleinen Gruppen, aber auch
flächen so gestaltet, dass sie auch für für die gesamte Schulgemeinde. Dort
Veranstaltungen, Ausstellungen und Feste finden Theateraufführungen und Versamm-
genutzt werden können. In Kombination mit lungen statt. Die großen Stufen bilden die
flexiblen Wandelementen oder Vorhängen Sitzreihen. Ein Aufstellen von Stühlen wird
können auch Bereiche abgetrennt werden. dadurch überflüssig.
Die brandschutztechnischen Anforderungen
an Fluchtwege sind jedoch zu beachten. Die Flure der Secondary School in Hunstan-
(Siehe Raumpilot Grundlagen) ton [05] (heute: Smithdon High School) sind
auf ein Minimum reduziert. Die Klassenzim-
Die auf 270 m2 ausgeweitete Gangzone der mer werden über mehrere Treppenhäuser
Gesamtschule In der Höh in Volketswil [54] erschlossen. Die zentrale Verteilung und
kann durch einen rundum laufenden Vor- Erschließung erfolgt über eine großzügige
hang von der Flurfläche abgetrennt und als Halle. Die zentrale Aula wird als Eingangs-
Aula oder Saal für Veranstaltungen genutzt und Pausenhalle, Veranstaltungs- und
werden. Ansonsten werden die räumlich Speisesaal genutzt. Die umlaufenden
vielfältig ausgebildeten Korridorflächen zu niedrigeren Bereiche können durch Vor-
Arbeistplätzen, zu Bereichen für Gruppen- hänge oder Rollläden von der hohen Halle
arbeit und zu Zonen, in denen getobt, sich abgetrennt werden.
erholt, gelesen und gegessen wird.

90
Flur

[54]
Gesamtschule In der Höh
In der Höh 9
Volketswil (CH)
Gafner Horisberger
Architekten

Grundriss EG M 1:500

91
Räume und Bereiche

[25]
Scholen Apollolaan
Montessorischool
Willem Witsenstraat 14
Amsterdam (NL)
Herman Hertzberger

Grundriss 1. OG M 1:500

92
Flur

[05]
Hunstanton Secondary
Modern School (heute
Smithdon High School)
Downs Road
Hunstanton (GB)
Alison Peter Smithson

Grundriss EG M 1:500

93
Räume und Bereiche

Flur als Arbeitsplatz

Die Räume außerhalb des Klassenzimmers Verkehrsflächen. Zahlreiche Nischen mit


gewinnen an Bedeutung. Es finden immer Lernplätzen und Sitzmöglichkeiten verlagern
mehr Aktivitäten außerhalb der Klassenräu- den Schwerpunkt von den Klassenzimmern
me statt. Durch Nischen, Aufweitungen und in die daran angrenzenden Räume. Die
Bereiche, die mehrere Funktionen in sich Kinder können dort allein oder in kleinen
vereinen, können Korridore aufgewertet und Gruppen arbeiten, lesen, sich treffen, reden
vielfältig genutzt werden. Erschließungs- und Konflikte austragen. Ebenso kann dort
flächen können durch entsprechende Unterricht stattfinden.
Dimensionierung und Ausgestaltung in die
Unterrichtsflächen mit einbezogen werden. Die Flure der Gesamtschule In der Höh in
Volketswil [54] sind so gestaltet und dimen-
Über die Vorräume der Munkeg rdsskolen sioniert, dass den Kindern verschiedene
in Dyssegaard [07] werden die Klassenzim- Bereiche angeboten werden, in denen sie
mer über zentrale Flure erschlossen. Diese außerhalb der sogenannten Universalräume
werden nicht nur zur Unterbringung der (Klassenzimmer) lernen, üben, spielen, sich
Jacken der Kinder genutzt, sondern auch als erholen und sich treffen können. Das Forum
Rückzugsmöglichkeiten zum Arbeiten für im Erdgeschoss wird, wenn es nicht gerade
kleinere Gruppen oder als Einzelarbeitsplät- für Ausstellungen und Veranstaltungen
ze. Gruppenraum und Flur verschmelzen zu dient, von den Schülern als Arbeits- und
einem Raum. Experimentierfläche genutzt. Im Oberge-
schoss sind erweiterte und tageslichtdurch-
Durch die große räumliche Offenheit der flutete Flurzonen mit Tischen und Stühlen
Montessori-Schule in Amsterdam [25] möbliert, die zusätzliche Aufenthalts- und
werden aus den Korridoren nicht nur reine Arbeitsbereiche bieten.

94
Flur

[07]
Munkeg rdsskolen
Vangedevej 178
Dyssegaard (DK)
Arne Jacobsen

Grundriss EG M 1:250

95
Räume und Bereiche

[25]
Scholen Apollolaan
Montessorischool
Willem Witsenstraat 14
Amsterdam (NL)
Herman Hertzberger

Grundriss 2.OG M 1:250

96
Flur

[54]
Gesamtschule In der Höh
In der Höh 9
Volketswil (CH)
Gafner Horisberger
Architekten

Grundriss OG M 1:250

97
Räume und Bereiche

Belichtung

Eine ausreichende Beleuchtung der Flure Die Klassenzimmer im Obergeschoss


mit Tages- und Kunstlicht ist wichtig, da sie des Schulhauses Baumgarten in Buochs
nicht nur der Verteilung der Schüler dienen, [65] werden nicht über einen Mittelflur
sondern auch Teil des Lernumfelds sind und erschlossen, sondern über zwei querlie-
somit Räume zum Lernen, Treffen, Reden, gende Treppenhäuser, die sich zwischen die
Toben und Erholen bieten. Klassenzimmer schieben. Zwischen je zwei
Klassenzimmern liegt ein Gruppenraum,
Der Erweiterungsbau der Schulanlage über den das Klassenzimmer betreten wird.
Brühl in Gebenstorf [30] besteht aus einem Die Belichtung dieser Zone erfolgt über
einbündigen dreigeschossigen Klassentrakt Oberlichter, die durch das Zerschneiden,
und einem zweigeschossigen Bau mit Leh- Versetzen und Falten des Pultdachs ent-
rerzimmer, Bibliothek und Schulküche. Der stehen. Durch die zweiflügeligen Glastüren
Flur des Klassentrakts ist nach Nordosten zu den Klassenzimmern und zwischen den
gerichtet und unbeheizt. Die Ganzglasfassa- Gruppenräumen entsteht eine großzügige
de ist mit automatischen Lüftungsklappen und helle Mittelzone.
versehen, die das Klima im Erschließungs-
bereich regeln. Die Beleuchtung der Flure Die Klassenzimmer der Öko-Hauptschule in
erfolgt über Leuchtstoffröhren, die zwischen Mäder [33] gruppieren sich um einen groß-
Deckenplatten und der Fassade angeordnet zügigen innenliegenden Erschließungs- und
sind. Die Verkleidung der Beleuchtung wird Pausenbereich. Ein zentraler Lichtschacht
nach oben als Sitzbank genutzt. Die Vitrinen und Oberlichtbänder in den Wänden zu den
und Türen in der inneren Fassade ermögli- Klassenzimmern ermöglichen eine natür-
chen Ein- und Ausblicke in die und aus den liche Belichtung trotz einer Grundfläche der
Klassenzimmern. So wird aus dem Korridor Geschosse von 27 x 27 m.
ein angenehmer, tageslichtdurchfluteter
Bereich mit Sitzmöglichkeiten, der für weit
mehr als nur zur Erschließung dient.

98
Flur

[30]
Erweiterung
Schulanlage Brühl
Friedhofweg
Gebenstorf (CH)
Burkard Meyer Architekten

Schnitt M 1:250

99
Räume und Bereiche

[65]
Schulhaus Baumgarten
Schulgasse
Buochs (CH)
pool Architekten

Schnitt M 1:250

100
Flur

[33]
Öko-Hauptschule Mäder
Neue Landstraße 29
Mäder (AT)
Baumschlager Eberle

Schnitt M 1:250

101
Aula

103
Aula als eigener geschlossener Raum 106 Aula mit Außenbühne 118
[14] Geschwister-Scholl-Gymnasium [28] Musikgymnasium Schloss Belvedere
Holtgrevenstraße 2-6, Lünen (DE) Schloss Belvedere, Weimar (DE)
Hans Scharoun Thomas van den Valentyn,
[61] Marie-Curie-Gymnasium Mohammad Oreyzi
Marie-Curie Straße 1, Dallgow-Döberitz (DE) [18] Gymnasium Christianeum
Grüntuch Ernst Architekten Otto-Ernst-Straße 34, Hamburg (DE)
[38] Salem International College Arne Jacobsen
Kurt-Hahn-Straße 1, Überlingen (DE) [29] Erweiterung Schulanlage Vella
Lederer + Ragnarsd ttir + Oei Sutvitg 28a, Vella (CH)
Bearth Deplazes Architekten
Aula als eigenständiger Baukörper 110
[06] Sekundarschule Letzi
Espenhofweg 60, Zürich (CH)
Ernst Gisel
[11] Kantonsschule Freudenberg
Gutenbergstraße 15, Zürich (CH)
Jacques Schader
[07] Munkeg rdsskolen
Vangedevej 178, Dyssegaard (DK)
Arne Jacobsen

Aula als Erweiterung der


Verkehrsflächen (Mehrfachnutzung) 114
[47] Schule am Mummelsoll
Eilenburger Straße 4, Berlin (DE)
Grüntuch Ernst Architekten
[46] Internationale Schule Zürich
Steinacherstraße 140, Wädenswil (CH)
Galli Rudolf Architekten
[45] Hellerup Skole
Dessaus Boulevard 10, Kopenhagen (DK)
Arkitema

104
Aula

Einleitung

Zuerst ist die Aula das Wohnzimmer der Hinsichtlich der Größe ist auf die baugesetz- und die optimale Schallverteilung im Raum
Schulgemeinschaft. Insofern sollte der lichen Bestimmungen zu achten. Grundsätz- benötigen ein Spezialwissen, das den Archi-
Raum nicht eine Fluraufweitung sein, wie lich muss zunächst an Hand der gewünsch- tekten nicht abverlangt werden kann. Auf
das oft aus ökonomischen Gründen ange- ten Belegung definiert werden, ob es sich der anderen Seite sind die gestalterischen
strebt wird. Feiern, Theater- und Konzertauf- aufgrund der möglichen Besucherzahlen um Ansprüche, die an Aulen gestellt werden,
führungen, Vorträge und Schulversamm- eine Versammlungsstätte handelt. Dadurch überdurchschnittlich, was eine intensive
lungen sind im Grunde auf einen großen, erhalten die Brandschutzbestimmungen, die Zusammenarbeit zwischen Akustiker und
abgeschlossenen Raum angewiesen. Allein Fluchtwege und die notwendige Luftwech- planendem Architekten voraussetzt.
die Vorbereitungen für diverse Schulauffüh- selrate jeweils eine andere Bewertung. Dies
rungen, von den Kulissen bis zur Bestuh- betrifft auch die Frage, ob es eine Bühne Ähnliches betrifft die Zusammenarbeit mit
lung, ist ein Vorgang, der ohne Störung für oder lediglich eine Szenenfläche geben soll. den Fachingenieuren, die für die Beleuch-
den normalen Schulbetrieb erfolgen soll. Auch hier ist im Falle der Einrichtung einer tung und die akustischen Anlagen sowie die
Umgekehrt setzt konzentrierte Probenarbeit Bühne mit höheren Brandschutzauflagen zu Be- und Entlüftung zuständig sind. Die Inte-
für Musik und Theater einen abgeschlos- rechnen. gration von Bühnenbeleuchtung, Regiepul-
senen Bereich voraus. Unabhängig davon ten und den Leitungsführungen für Zu- und
bleibt natürlich die Option, über breitere Wenn der Raumzuschnitt es zulässt, kann Abluft sollte in einem sehr frühen Planungs-
Türen oder flexible Wände die Aula zum Flur es besser sein, anstelle einer festen Bühne stadium erfolgen, weil dafür weitgehende
und Vorbereich hin öffnen zu können. eine mobile Szenenfläche vorzusehen. Vorkehrungen in Roh- und Ausbaugewerken
Dadurch kann der Raum bei geeignetem getroffen werden müssen.
Darüber hinaus hat es Vorteile, die Aula als Zuschnitt variabel bespielt werden. Viele
getrennt nutzbaren Veranstaltungsraum an- Schulen haben zum Beispiel eine eigene Es ist gut, wenn eine direkte Anlieferung
bieten zu können. Eine Vermietbarkeit stellt Zirkus-AG, für deren Aufführungen eine von größeren Gegenständen zur Aula mög-
nicht nur eine zusätzliche Einnahmequelle Rundumbestuhlung zweckmäßig ist. lich ist. Die dafür notwendige Außenfläche
dar, sondern bindet auch noch die Schule in sollte auch für Lastwagen befahren werden
die Nachbarschaft ein. Damit kann die Schu- Aulen sollten grundsätzlich unter Hinzuzie- können. Zwischen Bühne und Anlieferung
le selbst über die Alltagsarbeit hinweg zum hung von Akustikern geplant werden. Die sollte ein Lagerraum als Verteilerfläche
kulturellen und sozialen Ort werden und als unterschiedlichen Anforderungen an die angeordnet sein.
integraler Teil der Stadt verstanden werden. Nachhallzeiten, die Sprachverständlichkeit

105
Räume und Bereiche

Aula als eigener geschlossener


Raum

Verschiedenste Anlässe erfordern einen Auf einer eingeschossigen Plattform des


Raum für Versammlungen und Auffüh- Marie-Curie-Gymnasiums in Dallgow-
rungen. Oft wird die Turnhalle so geplant, Döberitz [61] stehen zwei L-förmige
dass sie auch für außersportliche Zwecke Klassentrakte. Die Plattform beinhaltet die
genutzt werden kann. Kostenuntersu- Verwaltung und die Fachräume, die sich um
chungen ergaben, dass eine einfache einen eingeschnittenen Innenhof gruppie-
Turnhalle im Vergleich zu einer Multifunk- ren, sowie die Turnhalle, die Cafeteria und
tionshalle wesentlich kostengünstiger zu die Aula. Die Aula durchstößt die Plattform
bauen ist. Die eingesparten Kosten können mit der Hälfte ihres Volumens. So kann man
so für den Bau eines Veranstaltungssaals von der Pausenplattform in die Aula hinunter
genutzt werden. Die Aula ist das Herzstück sehen und die Aula erhält Tageslicht von
der Schule, da sie als einziger Raum der oben. Direkt neben der Aula befindet sich
gesamten Schulgemeinschaft dient. die Turnhalle, die in die Plattform integriert
ist. Faltwände an den Längsseiten des Saals
Die Sonderräume der Geschwister-Scholl- ermöglichen die Sicht aus der Aula in die
Gesamtschule in Lünen [14] in der Nähe Turnhalle sowie in den Innenhof.
des Eingangs werden über die Pausenhalle
miteinander verbunden. Die Lage der Aula Den Mittelpunkt der Internatsschule Salem
am Ein- und Ausgang der Schule beruht in Überlingen [38] bildet das sogenannte Fo-
auf der Einstellung von Scharoun, dass rum. Es beeinhaltet alle Gemeinschaftsein-
die wichtigste Aufgabe der Erziehung die richtungen, die miteinander verwoben und
Einordnung des Individuums in die Gemein- untereinander überlagert sind. Die im Zen-
schaft ist. In der Aula versammeln sich alle trum angeordnete Aula wird von der Mensa,
Schüler. Sie sollen sich dort als Gemein- der Bibliothek und der Theaterwerkstatt
schaft begreifen. Der Saal ist einerseits umschlossen. Die Belichtung erfolgt über
durch seine Form ein auf sich gerichteter vier große Sheddächer. Die Bühne der Aula
Raum, andererseits bekommt er eine Rich- taucht unter der Mensa hindurch und öffnet
tung durch die Öffnung zur Pausenhalle. Die sich zum Theaterhof zwischen den beiden
Pausenhalle kann durch die Öffnung einer Freitreppen, dem Außenbereich der Mensa.
Faltwand mit einbezogen werden.

106
Aula

[14]
Geschwister-Scholl-Gymnasium
Holtgrevenstraße 2-6
Lünen (DE)
Hans Scharoun

Grundriss EG M 1:800

107
Räume und Bereiche

[61]
Marie-Curie-Gymnasium
Marie-Curie-Straße 1
Dallgow-Döberitz (DE)
Grüntuch Ernst Architekten

Grundriss EG M 1:800

108
Aula

[38]
Salem International College
Kurt-Hahn-Straße 1
Überlingen (DE)
Lederer+Ragnarsd ttir+Oei

Grundriss EG M 1:800

109
Räume und Bereiche

Aula als eigenständiger


Baukörper

Der Vorteil einer Aula, die als eigenständiger Schulanlage als freier Baukörper. Sie wird
Baukörper geplant wird, liegt darin, dass der von beiden Schulen, der Handelsschule und
Saal aufgrund seiner Lage auch für außer- dem Realgymnasium, genutzt und umfasst
schulische Zwecke wie öffentliche Veran- den Veranstaltungssaal, zwei Musikzimmer
staltungen, Ausstellungen oder Vereinsver- sowie die Mensa mit Garderobe. Durch die
sammlungen verwendet werden kann. Loslösung von den eigentlichen Schulge-
In Anbetracht des schlechten finanziellen bäuden und die Lage am Hauptzugang
Status von Schulen könnte die Vermietung zur Schule ist eine Nutzung außerhalb des
des Veranstaltungsraums auch zu einer Schulbetriebs gut möglich.
zusätzlichen Einnahmequelle werden.
Der Festsaal der Munkeg rdsskolen in
Die drei zweigeschossigen Klassentrakte Dyssegaard [07] ist in die Struktur der
der Sekundarschule Letzi in Zürich [06] Klassenzimmer, Innenhöfe und Gänge
umrahmen einen zentralen Pausenhof, integriert. Durch seine Lage in der Verlänge-
in dessen Mittelpunkt die Aula mit dem rung des Eingangs und das Herausschieben
Zeichensaal steht. Durch seine isolierte des Gebäudevolumens wird er gleichzeitig
Lage kann der Saal zwar nicht, zum Beispiel zum Zentrum der Gesamtanlage. Wie den
durch ein angrenzendes Foyer, erweitert Klassenzimmern ist auch der Aula bezie-
werden, doch steht die Aula auch Vereinen hungsweise dem gegenüberliegenden
und der Bevölkerung zur Verfügung. Lehrerbereich ein Innenhof zugeordnet.
Die Belichtung erfolgt von Norden über die
Die Aula der Kantonsschule Freudenberg Glasfassade zum Innenhof.
in Zürich-Enge [11] steht außerhalb der

110
Aula

[06]
Sekundarschule Letzi
Espenhofweg 60
Zürich (CH)
Ernst Gisel

Grundriss EG M 1:800

111
Räume und Bereiche

[11]
Kantonsschule Freudenberg
Gutenbergstraße 15
Zürich-Enge (CH)
Jacques Schader

Grundriss EG M 1:800

112
Aula

[07]
Munkeg rdsskolen
Vangedevej 178
Dyssegaard (DK)
Arne Jacobsen

Grundriss EG M 1:800

113
Räume und Bereiche

Aula als Erweiterung der Ver-


kehrsflächen (Mehrfachnutzung)

Bei vielen Schulen werden die Erschlie- Die zweigeschossige Aula der Internatio-
ßungsflächen zu einer Halle zusammen- nalen Schule Zürich [46] bildet mit der
gefasst, die sich auch für Veranstaltungen zentralen Halle einen öffentlichen Bereich,
eignet. Zu beachten ist, dass an diese Halle an den Empfang, Bibliothek, Turnhalle und
aufgrund der unterschiedlichen Nutzungen der Raum des Elternvereins angegliedert
besondere Anforderungen gestellt werden. sind. Die Aula ist über Schiebewände zur
Als Erschließungsfläche muss sie akustisch Halle hin abtrennbar, so dass die Bereiche
abgeschirmt sein, so dass die benachbarten auch einzeln genutzt werden können. Aula
Klassenzimmer nicht gestört werden. und zentrale Halle dienen zugleich als Spei-
Als Musiksaal muss die Raumakustik für sesaal. Die Tische sind zusammenklappbar
Musik, Theater und Vortrag funktionieren. und können somit leicht weggestellt wer-
Ebenso sind die brandschutztechnischen den. Große Fenster erlauben Durchblicke
Anforderungen aufgrund der jeweiligen zwischen den Räumen über die Geschosse
Nutzung zu beachten. (Siehe Raumpilot hinweg.
Grundlagen)
Die offene Treppenanlage der Hellerup Skole
Die Aula der Schule am Mummelsoll in in Kopenhagen-Hellerup [45] bildet das
Berlin-Hellersdorf [47] dient vor allem als Zentrum der Schule und dient bei großen
überdachter Pausenhof bei schlechtem Wet- Anlässen auch als Versammlungsort. Sie
ter. Durch das ellipsenförmige Podest kann ist gleichzeitig die zentrale Erschließung
die Halle auch für Vorführungen genutzt und Verbindung der Sonderräume wie
werden. Ursprünglich war die Halle als Bibliothek, Turnhalle, Hauswirtschaftsraum,
Eingangsfoyer, mit dem Haupteingang an Kunst- und Musiksaal und Raum für Natur-
der Nordseite, gedacht. Der Haupteingang wissenschaften. Durch Sitzstufen und un-
liegt nun auf der Westseite, da die neu terschiedlich große Plattformen ermöglicht
gestaltete „Kinderstraße“ im Norden, von der Treppenraum eine Vielzahl verschieden-
der aus mehrere Gebäude hätten erschlos- artiger Nutzungen.
sen werden können, nicht realisiert wurde.
Der anschließende großzügige und leicht
ausschwingende Flur erweitert sich in die
zentrale Halle.

114
Aula

[47]
Schule am Mummelsoll
Eilenburger Straße 4
Berlin-Hellersdorf (DE)
Grüntuch Ernst Architekten

Grundriss EG M 1:800

115
Räume und Bereiche

[46]
Internationale Schule
Zürich
Steinacherstraße 140
Wädenswil (CH)
Galli Rudolf Architekten

Grundriss UG M 1:800

116
Aula

[45]
Hellerup Skole
Dessaus Boulevard 10
Kopenhagen-Hellerup (DK)
Arkitema

Grundriss EG M 1:800

117
Räume und Bereiche

Aula mit Außenbühne

Durch eine angeschlossene Freilichtbüh- Die Plattform des Gymnasiums Christiane-


ne lässt sich eine Aula vergrößern. Die um in Hamburg [18] wird von der Sporthalle
Zuschauerzahl kann ohne großen baulichen und der Aula als zweigeschossiges Volumen
Aufwand erhöht werden. Ebenso bietet eine durchstoßen. Die Aula öffnet sich mit der
nach außen erweiterbare Aula die Mög- Südseite, an der die Bühne angeordnet
lichkeit, die Bühne von zwei Seiten zu be- ist, zu einem Innenhof. Die Glasfassade
spielen und sie im Sommer für Freilichtauf- kann geöffnet werden, so dass die Bühne
führungen zu nutzen. Ein weiterer Vorteil von zwei Seiten nutzbar ist. Die Sitzstufen
bei einer geschickten Anordnung der Aula im Freien bilden einen weiteren Zuschau-
und der Außenbühne ist die Nutzbarkeit als erraum und verbinden das Niveau des
öffentlicher Raum für die Bevölkerung. Innenhofs und der Aula mit der Plattform
beziehungsweise der Schulhofebene.
Im Sockelgeschoss des Musikgymnasiums
Schloss Belvedere in Weimar [28] befindet Die Mehrzweckhalle der Schulanlage in
sich hinter einer Arkade aus Sichtbeton der Vella [29] besteht aus einem Saal mit einer
Veranstaltungssaal, der auch als Gymnas- Bühne. Die Bühne lässt sich mittels großer
tikraum genutzt wird. An die stadionartige Flügeltüren zum Sportplatz hin öffnen, so
Arena mit ansteigenden Sitzstufen schließt dass dieser auch im Sommer für Freilicht-
im Norden eine Freilichtbühne an. Durch aufführungen genutzt werden kann. Dieser
verschiebbare Fassadenelemente kann Platz dient der Gemeinde und der Schule
der Saal nach außen erweitert werden. Die als öffentlicher Raum, der bei festlichen
kleine Waldbühne vollendet formal das Oval Anlässen genutzt wird.
des Konzertsaals.

118
Aula

[28]
Musikgymnasium Schloss
Belvedere
Schloss Belvedere
Weimar (DE)
Thomas van den Valentyn,
Mohammad Oreyzi

Grundriss UG 1:800

119
Räume und Bereiche

[18]
Gymnasium Christianeum
Otto-Ernst-Straße 34
Hamburg (DE)
Arne Jacobsen

Grundriss EG M 1:800

120
Aula

[29]
Erweiterung Schulanlage Vella
Sutvitg 28a
Vella (CH)
Bearth Deplazes Architekten

Grundriss EG M 1:800

121
Klassenzimmer
Reihung von Klassenzimmern 128 Gruppenraum in Klassenzimmer
[33] Öko-Hauptschule Mäder integriert 140
Neue Landstraße 29, Mäder (AT) [24] Scuola elementare ai Saleggi
Baumschlager Eberle Via delle Scuole, Locarno (CH)
[44] Gymnasium Markt Indersdorf Livio Vacchini
Arnbacher Straße 40, Markt Indersdorf (DE) [27] Scuola elementare
Allmann Sattler Wappner Architekten El Cunvént 4, Monte Carasso (CH)
[48] Schulzentrum im Scharnhauser Park Luigi Snozzi
Gerhard-Koch-Straße 6, Ostfildern (DE) [03] Crow Island School
Lederer + Ragnarsd ttir + Oei 1112 Willow Road, Winnetka (US)
Eliel Eero Saarinen
Ein Gruppenraum für mehrere
Klassenzimmer 132 Überlagerung von Gruppenraum
[52] Primarschulhaus Linden und Erschließungszone 144
Lindenstraße 21, Niederhasli (CH) [59] Schulanlage Im Birch
Bünzli Courvoisier Margrit-Rainer-Straße 5, Zürich (CH)
[40] Sonderpädagogisches Förderzentrum Peter Märkli
Schottenau 10a, Eichstätt (DE) [41] Kindercluster Voorn
Diezinger Kramer Akkrumerraklaan 31, Utrecht (NL)
[55] Erweiterung Schule Scherr Frencken Scholl Architecten
Stapferstraße 54, Zürich (CH) [68] Schulanlage Leutschenbach
Patrick Gmür Architekten Andreasstraße, Zürich (CH)
Christian Kerez
Ein Gruppenraum
pro Klassenzimmer 136 Computerarbeitsplätze im
[39] Volta Schulhaus Klassenzimmer 148
Wasserstraße 40, Basel (CH) [43] Primarschule Riedmatt
Miller Maranta Riedmatt 41, Zug (CH)
[47] Schule am Mummelsoll Nägele Twerenbold Architekten
Eilenburger Straße 4, Berlin (DE) [55] Erweiterung Schule Scherr
Grüntuch Ernst Architekten Stapferstraße 54, Zürich (CH)
[63] Schulhaus Mitte Patrick Gmür Architekten
Weissenrainstraße 9, Uetikon am See (CH) [53] Erweiterung Kantonsschule Zug
huggen berger fries Architekten Lüssiweg 24, Zug (CH)
Enzmann + Fischer Architekt/-innen
Variable Klassenzimmergröße 152 Offene Lernlandschaft 164
[54] Gesamtschule In der Höh [57] Minami-Yamashiro Primary School
In der Höh 9, Volketswil (CH) Minami Yamashiro, Kyoto (JP)
Gafner Horisberger Architekten Richard Rogers Partnership
[67] Schulzentrum Turmatt [45] Hellerup Skole
Bluemattstraße 1, Stans (CH) Dessaus Boulevard 10, Kopenhagen (DK)
Masswerk Architekten Arkitema
[69] Oberstufenschulhaus Albisriederplatz [20] Laborschule Bielefeld
Badenerstraße 383, Zürich (CH) Universitätsstraße 21, Bielefeld (DE)
studer simeon bettler Ludwig Leo, Planungskollektiv Nr. 1

Klassenraumerweiterung durch Belichtung und Belüftung 168


Freibereich 156 [10] Sarasota High School
[14] Geschwister-Scholl-Gymnasium 1000 South School Avenue, Sarasota (US)
Holtgrevenstraße 2-6, Lünen (DE) Paul Rudolph
Hans Scharoun [11] Kantonsschule Freudenberg
[32] Volksschule Breitenlee Gutenbergstraße 15, Zürich (CH)
Schukowitzgasse 89, Wien (AT) Jacques Schader
Helmut Wimmer [50] Erweiterung Schulanlage Mattenhof
[02] Openluchtschool Dübendorfstraße 300, Zürich (CH)
Cliostraat 40, Amsterdam (NL) B.E.R.G. Architekten
Johannes Duiker

Klassenzimmer als Haus 160


[12] Vogelsangschule
Paulusstraße 30, Stuttgart (DE)
Behnisch Partner
[15] Kristofferskolan
Marklandsbacken 11, Stockholm (SE)
Erik Asmussen
[60] Evangelische Gesamtschule Gelsenkirchen
Laarstraße 41, Gelsenkirchen (DE)
plus+ bauplanung GmbH
Räume und Bereiche

Einleitung

Ideal für Klassenräume sind Grundriss- Forderung nach genügender Ausleuchtung


formen, die sich dem Quadrat annähern. mit Tageslicht.
Dadurch können die Räume unterschiedlich
möbliert und an die jeweiligen pädago- In diesem Zusammenhang ist zu beachten,
gischen Bedürfnisse angepasst werden. dass die Glasfläche der Fensteröffnungen
Obwohl von vielen Pädagogen der Fron- ein Fünftel der Grundfläche des Klassen-
talunterricht sehr kritisch beurteilt wird, raums betragen soll, wodurch die Freiheit
gibt es immer noch eine große Anzahl von der Fassadengestaltung oft eingeschränkt
Raumprogrammen, die diese Unterrichts- wird. Dieses Problem ist auch in Verbindung
form bevorzugen. Für sie werden dann der mit der notwendigen Verschattung, Blend-
Standort für Tafel oder Projektion, aber auch freiheit und Belüftung zu sehen. Große
für Bestuhlung und Betischung vorgege- Fensterflügel haben erhebliche Nachteile für
ben, und ebenso lassen sich Beleuchtung die Möblierung. Fensterkonstruktionen, die
und Akustik präzise festlegen. Akustisch in einer gesicherten Position Nachtlüftung
dämpfend werden die Deckenrandbereiche ermöglichen, sind von Vorteil.
behandelt, während ein mittlerer Bereich
zur besseren Sprachverständlichkeit frei- Vor allem für kleinere Kinder ist eine
gehalten wird. Auch eine Tafelbeleuchtung niedrige Brüstungshöhe, verbunden mit ge-
kann exakt festgelegt werden. Schwieriger eigneten transparenten Absturzsicherungen,
sind diese Maßnahmen bei freier Möblie- angenehm. Der freie Blick nach außen
rung zu treffen. In diesen Fällen behilft gehört zu einer der Grundanforderungen.
man sich zum Beispiel mit beweglichen Deshalb ist es auch gut, wenn der Sonnen-
Tafeln. Hinsichtlich der Akustik wie auch schutz nicht unmittelbar vor der Fenster-
der Beleuchtung werden alle Raumbereiche fläche senkrecht geführt wird, sondern
ähnlich behandelt. durch Schrägstellung und/oder genügenden
Abstand noch hinreichende Aussichtsmög-
Das Maß der Raumtiefe ergibt sich aus der lichkeit gegeben ist.
Zahl der Tische, die unter Berücksichtigung
der Fluchtwege in einer Reihe nebeneinan- Bei eingeschossigen Schulbauten wie
der gestellt werden können, und aus der auch bei Schulräumen, die in den obersten

126
Klassenzimmer

Geschossen liegen, kann über ein in der Um eine genügenden Luftschallschutz sparungen der Baukosten und der zweck-
Raumtiefe angeordnetes Oberlicht die Be- zwischen den Raumeinheiten zu erreichen, rationale Umgang mit den technischen
lichtung und natürliche Belüftung erheblich bedarf es erheblicher konstruktiver Aufwen- Einrichtungen erzeugen den Charakter
verbessert werden. dungen. Dies betrifft vor allem die Frage der Lieblosigkeit. Das ist das eigentliche
von Fugen. Die einzelnen Elemente müssen Dilemma der oft kritisierten Architektur von
Für eventuelle Schrankwände, aber auch die untereinander, zum Boden, zur Decke und Schulbauten. Gestalterische Qualität lässt
Türen zum Flur ist es geschickt, wenn die zu den seitlichen Anschlüssen dichtschlie- sich aber nicht durch quantitative Merkmale
Wände durch entsprechend tiefe Schot- ßend gekoppelt werden können. Das hat bestimmen, weshalb keine Schulbauricht-
ten eine Gliederung erhalten. In diesen nicht nur erhebliche Auswirkungen auf die linie darüber Auskunft gibt. Aus diesem
Fällen können Einbauten und Nischen für Kosten, sondern auch auf die Bedienung Grund sieht wiederum der Geldgeber
Waschbecken sowie die zum Flur hin sich selbst, da das Öffnen und Schließen der keinen Anlass, für ästhetisch befriedigende
öffnenden Türblätter zu einer gestalterisch Wände einen zeitlichen Aufwand bedeutet. Lösungen nennenswerte Aufwendungen zu
befriedigenden Einheit zusammengefasst Durch die mechanische Beanspruchung ist tätigen. Es bleibt deshalb eine wesentliche
werden. Für zusätzliche akustische Maßnah- die Dauerhaftigkeit der Wände bei häufiger Planungsaufgabe der Architekten, darauf
men eignen sich großflächige Platten oder Nutzung gegenüber einer fest installierten hinzuweisen, dass eine Vernachlässigung
Aufdoppelungen der Zwischenwände, die Wand begrenzt. Auch müssen die Heizung, gestalterischer Belange als ein ebenso
gleichzeitig als Pinwände zu nutzen sind. die Fensterteilung, die Beleuchtung und gravierender Mangel zu bewerten ist wie
gegebenenfalls die Deckenabhängung so mangelhafte Beleuchtung, Belüftung oder
Da die gängigen Unterrichtsformen einem konzipiert sein, dass in beiden Raumsitu- Akustik. Erfahrungen mit Schulbauten der
Wandel unterliegen, wird auch die her- ationen eine befriedigende Gestaltqualität 1970er Jahre, die oftmals technisch opti-
kömmliche Funktion des Klassenraums vorhanden ist. miert, aber unter Vernachlässigung hand-
von vielen Pädagogen in Frage gestellt. Sie werklicher und damit verbundener gestalte-
wünschen sich flexible Raumangebote, Oft entsteht der Wunsch nach einer Unter- rischer Qualitäten errichtet wurden, lehren,
bei denen die Klassenzimmer an beliebige teilung größerer Räume in zwei Einheiten, dass anspruchsvoll entworfene Klassenräu-
Gruppengrößen angepasst werden können. weil man mit kleineren Gruppen arbeiten me eine höhere Akzeptanz erfahren können
Dies bedingt den Einbau von flexiblen Wän- will. Man empfindet dann die Klassenräume als noch so flexible Angebote, die jegliche
den. Aus der Erfahrung der Gesamtschulen wegen ihrer Größe als störend. Dies liegt Identifizierung mit dem Raum verhindern.
der 1970er Jahre, bei denen solche Räume häufig aber auch an einer nachlässigen
realisiert wurden, muss auch auf die Nach- Behandlung der räumlichen Qualitäten. Billig
teile flexibler Wände hingewiesen werden. wirkende Oberflächen, die sichtbaren Ein-

127
Räume und Bereiche

Reihung von Klassenzimmern

Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, einen zum Innenhof orientierten, großzügig
Klassenzimmer zueinander anzuordnen. Die verglasten Flur erschlossen. Die Klassenräu-
folgende Auswahl von Beispielen soll nur me sind nach Süden und Westen ausgerich-
drei Standardmöglichkeiten aufzeigen. tet. Der einseitig verglaste Flur ermöglicht
eine leichte Orientierung und schafft einen
Anordnung über Eck hellen Aufenthaltsbereich.
Die Klassenzimmer der Öko-Hauptschule in
Mäder [33] sind um einen innenliegenden Zweihüftiger Grundriss
Pausenbereich angeordnet. Dadurch Der Grundriss der Grund- und Hauptschule
entsteht ein quadratischer Grundriss mit im Scharnhauser Park in Ostfildern [48] ist
einer Grundfläche von 27 x 27 m. Durch zweibündig organisiert. Links und rechts
eine großzügige Verglasung der Fassade, des Mittelflurs liegen die Unterrichtsräume.
Oberlichtbänder in den Flurtrennwänden Der Flur ist großzügig dimensioniert und
und einen zentralen Lichtschacht kann eine integriert die offenen Treppenläufe. Zwei
ausreichende Belichtung gewährleistet zusätzliche geschlossene Treppenhäuser
werden. gewährleisten einen sicheren Fluchtweg
aus dem Obergeschoss direkt ins Freie.
Einhüftige Organisation
Die Klassen- und Fachräume des Gymnasi-
ums in Markt Indersdorf [44] werden über

128
Klassenzimmer

[33]
Öko-Hauptschule Mäder
Neue Landstraße 29
Mäder (AT)
Baumschlager Eberle

Grundriss 1.-3. OG
M 1:250

129
Räume und Bereiche

[44]
Gymnasium Markt Indersdorf
Arnbacher Straße 40
Markt Indersdorf (DE)
Allmann Sattler Wappner
Architekten

Grundriss 1. OG M 1:250

130
Klassenzimmer

[48]
Schulzentrum im Scharnhau-
ser Park
Gerhard-Koch-Straße 6
Ostfildern (DE)
Lederer + Ragnarsd ttir + Oei

Grundriss EG M 1:250

131
Räume und Bereiche

Ein Gruppenraum für mehrere


Klassenzimmer

Aufgrund der heutigen Vielfalt der Unter- möglicht klassenübergreifende Projektarbeit


richtsformen bedarf es zusätzlicher Räume. und bietet einen zusätzlichen Arbeitsraum
Ein größerer Platzbedarf und eine Raum- für kleinere Gruppen. Durch den Grup-
vielfalt für den Unterricht sind deshalb penraum sind die einzelnen Klassentrakte
notwendig. Gruppenräume schaffen die miteinander verbunden.
Möglichkeit, die Klasse zu trennen und in
den Räumen unterschiedliche Lehr- und Je zwei Klassen des Sonderpädagogischen
Lernformen zu praktizieren. Der Gruppen- Förderzentrums in Eichstätt [40] teilen sich
raum ermöglicht auch, dass klassenüber- einen circa 15 m2 großen Gruppenraum. Der
greifend zusammengearbeitet werden kann Gruppenraum ist von beiden Klassenzim-
oder dass Schüler eine Zeit lang individu- mern aus zu erreichen und wird zusätzlich
eller betreut werden können. Daher hängt noch vom Flur beziehungsweise vom Garde-
die Anordnung der Gruppenräume von den robenvorraum erschlossen. Die Trennwände
Unterrichtsformen der Schule ab. Wenn das sind teilweise verglast ausgeführt, um eine
Raumprogramm einer Schule die Planung Einsicht vom Klassenraum her zu ermögli-
eines Gruppenraums für zwei Klassenzim- chen. Durch seine Lage an der Fassade wird
mer vorgibt, sind verschiedene Anordnungs- eine ausreichende Belichtung des Gruppen-
möglichkeiten denkbar. raums gewährleistet.

Jeweils zwei Klassenzimmern des Primar- Der Gruppenraum der Schule Scherr in Zü-
schulhauses Linden in Nierderhasli [52] ist rich [55] ist zwischen zwei Klassenzimmern
ein innenliegender Gruppenraum zugeord- an der Außenfassade angeordnet. Er wird
net. Der Gruppenraum von circa 37 m2 ist über beide Räume sowie über den Flur er-
über ein großzügiges Oberlicht belichtet schlossen. Er bietet neben Gruppenarbeits-
und natürlich belüftet. Der Gruppenraum er- plätzen zusätzliche Computerarbeitsplätze.

132
Klassenzimmer

[52]
Primarschulhaus Linden
Lindenstraße 21
Niederhasli (CH)
Bünzli Courvoisier

Grundriss OG M 1:250

133
Räume und Bereiche

[40]
Sonderpädagogisches
Förderzentrum
Schottenau 10a
Eichstätt (DE)
Diezinger Kramer

Grundriss 1. OG M 1:250

134
Klassenzimmer

[55]
Erweiterung Schule Scherr
Stapferstraße 54
Zürich (CH)
Patrick Gmür Architekten

Grundriss OG M 1:250

135
Räume und Bereiche

Ein Gruppenraum pro Klassen-


zimmer

Jedem Klassenzimmer des Volta-Schul- Einheiten, die untereinander durch Balkone


hauses in Basel [39] ist ein circa 18 m2 und Flure voneinander getrennt sind. Diese
großer Gruppenraum zugeordnet, der über Gliederung in kleine Einheiten ermöglicht
den Klassenraum und den Flur zugänglich eine gute Orientierung für Schüler und
ist. Die Gruppenräume sind durch Einbau- Lehrer.
schränke vom Klassenraum abgetrennt. Der
Grad der Öffnung kann durch ein Schiebee- Die Klassenzimmer des Schulhauses Mitte
lement gesteuert werden. Die Gruppenräu- in Uetikon am See [63] befinden sich in
me erhalten Tageslicht über Innenhöfe, die den Gebäudeecken. Durch die zweiseitige
in das Bauvolumen eingeschnitten sind. Belichtung und den quadratischen Grundriss
wird eine möglichst flexible Nutzung für
Parallel zu jedem Klassenzimmer der den Unterricht ermöglicht. Die jeweiligen
Schule am Mummelsoll in Berlin [47] ist Gruppenräume sind auf den Stirnseiten
ein Gruppenraum angeordnet, der einen zwischen den Klassenzimmern angeordnet
Zugang zum Balkon besitzt und mit einer und untereinander verbunden.
Küchenzeile ausgestattet ist. Gruppenraum
und Klassenzimmer bilden jeweils räumliche

Volta-Schulhaus
Basel (CH)
Miller Maranta

136
Klassenzimmer

[39]
Volta Schulhaus
Wasserstraße 40
Basel (CH)
Miller Maranta

Grundriss 4. OG M 1:250

137
Räume und Bereiche

[47]
Schule am Mummelsoll
Eilenburger Straße 4
Berlin-Hellersdorf (DE)
Grüntuch Ernst Architekten

Grundriss 1. OG M 1:250

138
Klassenzimmer

[63]
Schulhaus Mitte
Weissenrainstraße 9
Uetikon am See (CH)
huggen berger fries
Architekten

Grundriss 1. OG M 1:250

139
Räume und Bereiche

Gruppenraum im Klassenzimmer
integriert

Der Vorteil eines im Klassenzimmer inte- Der Gruppenraum der Grundschule in Mon-
grierten Gruppenraums liegt darin, dass der te Carasso [27] ist als „Spielgalerie“ ausge-
gesamte Unterrichtsbereich für den Lehrer bildet, die über gläserne Verbindungstüren
einsehbar ist. Negativ zu bewerten ist hin- die aneinandergereihten Klassenzimmer
gegen die gegenseitige Störung der Schüler verbindet. Der Zugang zur Galerie erfolgt
durch die unterschiedlichen Tätigkeiten in über eine Treppe im Klassenraum.
den beiden Bereichen.
Gruppenraum, Freibereich, Toiletten und
Klassenzimmer und Gruppenraum der Klassenraum bilden in der Crow Island
Grundschule ai Saleggi in Locarno [24] School in Winnetka [03] eine in sich abge-
bilden einen Raum, der durch eine vertikal schlossene Einheit im Schulgebäude. Der
verschiebbare Tafel und durch Vorhänge Gruppenraum ist vom Klassenraum durch
geteilt werden kann. Der Gruppenraum ein Schiebeelement und ein raumhohes
bietet somit eine Erweiterungsfläche für Bücherregal getrennt. Er dient vor allem als
das eigentliche Klassenzimmer und eröffnet Werkraum. Die Toiletten werden über den
trotzdem die Möglichkeit, einen Bereich für Gruppenraum erschlossen.
Einzel- und Kleingruppenarbeit abzuteilen.

Scuola elementare ai
Saleggi
Locarno (CH)
Livio Vacchini

140
Klassenzimmer

[24]
Scuola elementare ai
Saleggi
Via delle Scuole
Locarno (CH)
Livio Vacchini

Grundriss M 1:250

141
Räume und Bereiche

[27]
Scuola elementare
El Cunvént 4
Monte Carasso (CH)
Luigi Snozzi

Grundriss 1. und 2. OG
M 1:250

142
Klassenzimmer

[03]
Crow Island School
1112 Willow Road
Winnetka, Illinois (US)
Eliel Eero Saarinen

Grundriss EG M 1:250

143
Räume und Bereiche

Überlagerung von Gruppenraum


und Erschließungszone

Die Vielfalt der heute angewandten Lehr- In der Grundschule in Utrecht [41] bilden
und Lernformen löst Bewegung im Klassen- vier Klassenzimmer mit einem zentralen
zimmer aus und beansprucht mehr Platz. Erschließungs- beziehungsweise Gruppen-
Daher gewinnen die Erschließungsflächen raum ein Modul, das eine überschaubare
an zusätzlichen Funktionen und werden ein Einheit in der gesamten Schule darstellt.
wichtiger Teil der Lernlandschaft. Der Gruppenraum wird über die Klassen-
zimmer belichtet. Große Schiebetüren und
In der Schulanlage Im Birch in Zürich [59] Trennwände aus Glas erzeugen eine räum-
bilden drei Klassenzimmer und ein Grup- liche Verbindung zwischen Gruppen- und
penraum einen Cluster, der innerhalb der Klassenraum.
Schule überschaubare Einheiten bildet. Der
Gruppenraum ist im Zentrum des Clusters Jeweils vier Klassenräume der Schulanla-
angeordnet, so dass er klassenübergreifen- ge Leutschenbach in Zürich [68] grenzen
de Projekt- und Gruppenarbeit ermöglicht. an eine circa 180 m2 große Halle, die sich
Durch Glaswände sind die Klassenräume für verschiedene Nutzungen wie Ausstel-
mit dem Gruppenraum visuell verbunden. lungen, klassenübergreifende Projektarbeit
et cetera eignet.

Schulanlage Im Birch
Zürich-Oerlikon (CH)
Peter Märkli

144
Klassenzimmer

[59]
Schulanlage Im Birch
Margrit-Rainer-Straße 5
Zürich-Oerlikon (CH)
Peter Märkli

Grundriss 1. OG M 1:250

145
Räume und Bereiche

[41]
Kindercluster Voorn
Akkrumerraklaan 31
Utrecht (NL)
Frencken Scholl Archi-
tecten

Grundriss OG M 1:250

146
Klassenzimmer

[68]
Schulanlage Leutschenbach
Andreasstraße
Zürich-Oerlikon (CH)
Christian Kerez

Grundriss 1.-3. OG
M 1:250

147
Räume und Bereiche

Computerarbeitsplätze im
Klassenzimmer

Immer häufiger ist die Arbeit am Compu- dass zusätzliche Arbeitsplätze entstehen,
ter auch Teil des Schüleralltags. Spezielle die auch mit Schulcomputern bestückt
Computerräume sind nicht mehr gefragt, werden können. Die Fenster sind horizontal
sondern die Integration von Computerar- zweigeteilt. Der untere Teil lässt sich mit
beitsplätzen im Klassenzimmer beziehungs- Schiebefenstern öffnen und verdunkeln, so
weise im Gruppenraum wird angestrebt. dass an den Fensterplätzen blendfrei am
Computer gearbeitet werden kann.
Die Klassenzimmer der Primarschule
Riedmatt in Zug [43] sind mit einer 140 cm Die tiefe Fassadenkonstruktion der Kan-
tiefen Dienstzone ausgestattet, in die tonsschule in Zug [53] wird dazu genutzt,
Schrank- und Abstellflächen sowie Nischen zusätzliche Arbeitsflächen an den Fenstern
mit Computerarbeitsplätzen integriert sind. anzubieten.

Die Fensterbänke der Schulerweiterung


Scherr in Zürich [55] sind so ausgebildet,

Primarschule Riedmatt
Zug (CH)
Nägele Twerenbold
Architekten

148
Klassenzimmer

[43]
Primarschule Riedmatt
Riedmatt 41
Zug (CH)
Nägele Twerenbold
Architekten

Grundriss 2. OG M 1:250

149
Räume und Bereiche

[55]
Erweiterung Schule Scherr
Stapferstraße 54
Zürich (CH)
Patrick Gmür Architekten

Grundriss OG M 1:250

150
Klassenzimmer

[53]
Erweiterung
Kantonsschule Zug
Lüssiweg 24
Zug (CH)
Enzmann + Fischer
Architekt/-innen

Grundriss 2. OG M 1:250

151
Räume und Bereiche

Variable Klassenzimmergröße

Die Forderung nach Flexibilität der Raum- fassade oder angrenzend an die Innenhöfe
struktur kann unterschiedlich erreicht angeordnet, so dass diese bei einer not-
werden. Wände können „mobil“ geplant, wendigen Erweiterung zu Klassenräumen
die Raumgröße nutzungsneutral festgelegt umfunktioniert werden können. Die Trag-
und die Konstruktion vom Ausbau getrennt konstruktion ist reduziert auf ein Stützenras-
konzipiert werden, um einen schnellen ter und aussteifende Kerne, wodurch alle
Umbau zu ermöglichen. inneren Wände nichttragend sind und eine
Anpassung an Nutzungsänderungen ohne
Jeweils zwei Klassenzimmer der Gesamt- großen Aufwand erfolgen kann.
schule In der Höh in Volketswil [54] können
über eine Faltwand zusammengeschaltet Die Lastabtragung des Oberstufenschul-
werden. Dadurch entstehen 160 m2 große hauses Albisriederplatz in Zürich [69] erfolgt
Räume, die in unterschiedlich eingerichtete über Stützen an den Fassaden und an den
Arbeitszonen gegliedert werden können. inneren Kernen. Dadurch wird eine flexible
Die Möblierung ist daraufhin angepasst. Raumteilung möglich. Durch Weglassen
Tische und Wandtafeln lassen sich auf von Trennwänden können größere Räume
Rollen durch den Raum bewegen. zum Beispiel für den Fachunterricht gebildet
werden.
Die Multifunktionsräume des Schulhauses
Turmatt in Stans [67] sind an der Außen-

152
Klassenzimmer

[54]
Gesamtschule In der Höh
In der Höh 9
Volketswil (CH)
Gafner Horisberger
Architekten

Grundriss OG M 1:250

153
Räume und Bereiche

[67]
Schulzentrum Turmatt
Bluemattstraße 1
Stans (CH)
Masswerk Architekten

Grundriss 1. OG M 1:250

154
Klassenzimmer

[69]
Oberstufenschulhaus
Albisriederplatz
Badenerstraße 383
Zürich (CH)
studer simeon bettler

Grundriss 3. OG M 1:250

155
Räume und Bereiche

Klassenraumerweiterung durch
Freibereich

Ein dem Unterrichtsraum zugeordneter dings gibt es keine Trennung zwischen zwei
Freibereich ermöglicht Aktivitäten innerhalb Freiklassen, so dass eine Störung durch die
des Unterrichts im Freien. Zusätzlich bietet benachbarte Klasse nicht ausgeschlossen
dieser Bereich, zumindest bei angenehmen ist. Da die Terrassenfläche relativ klein aus-
äußeren Temperaturen, einen zusätzlichen gelegt ist, dient der Freibereich hauptsäch-
Lehr- und Lernraum. lich kleineren Gruppen zum Unterricht im
Freien und als Pausenfläche.
Garderobe, Klassenraum, Gruppenraum
und Freibereich des Geschwister-Scholl- Je zwei Klassenzimmer der Openlucht-
Gymnasiums in Lünen [14] bilden eine school in Amsterdam [02]
in sich geschlossene Einheit. Wegen der öffnen sich zu einer über-
ausschließlichen Orientierung der Klas- dachten Terrasse, so dass
senräume zum Freibereich hin findet keine diese auch bei schlechtem
Störung des benachbarten Klassenzimmers Wetter benutzt werden
durch die Nutzung des Hofes statt. kann. Die Glasfassaden zur
Terrasse können komplett
Durch die eingeschnittenen Innenhöfe der aufgeschoben werden.
Grundschule in Wien [32] ist jedem Klassen-
zimmer ein Freibereich zugeordnet. Aller-

Geschwister-Scholl-
Gymnasium
Lünen (DE)
Hans Scharoun

156
Klassenzimmer

[14]
Geschwister-Scholl-Gymnasium
Holtgrevenstraße 2-6
Lünen (DE)
Hans Scharoun

Grundriss OG M 1:250

157
Räume und Bereiche

[32]
Volksschule Breitenlee
Schukowitzgasse 89
Wien (AT)
Helmut Wimmer

Grundriss EG M 1:250

158
Klassenzimmer

[02]
Openluchtschool
Cliostraat 40
Amsterdam (NL)
Johannes Duiker

Grundriss 1. OG M 1:250

159
Räume und Bereiche

Klassenzimmer als Haus

Die sogenannten Pavillonschulen bieten Jeweils zwei Klassenräume der Unterstufe


den Kindern eine überschaubare Welt sowie der Waldorfschule Kristofferskolan in Stock-
eine intensive Beziehung zur Natur und zur holm [15] ergeben mit einem großzügigen
unmittelbaren Umgebung des Schulhauses. Vorraum und den Toiletten ein Haus. Die
Der Vorteil der Pavillons liegt auch in einer Häuser sind so gruppiert, dass sie eine
zweiseitigen Belichtung der Klassenzimmer. „Dorfstraße“ bilden.
Aufgrund der heute oft reduzierten Grund-
stücksflächen und der teilweise wenig Die Klassenzimmer der Evangelischen
attraktiven Lagen lässt sich diese Art von Gesamtschule in Gelsenkirchen [60] bilden
Schulen nur selten realisieren. Reihenhäuser mit jeweils eigener Toiletten-
anlage, Garderobe, Spielgalerie, eigenem
Jedes Klassenzimmer der Vogelsangschule Gruppenraum und Freibereich. Die sechs
in Stuttgart [12] bildet ein Haus, das über Klassenhauszeilen mit den dazwischen-
eine Treppenanlage mit einem weiteren liegenden Gärten gruppieren sich um die
Klassenraum eine Pavillongruppe ergibt. Schulstraße, an der sich die unterschied-
Die Anlage bewahrt den Charakter des lichen Häuser für die gemeinschaftlichen
ursprünglichen Freiraums in einer dichten Aktivitäten befinden.
Bebauung.

Vogelsangschule
Stuttgart (DE)
Behnisch Partner

160
Klassenzimmer

[12]
Vogelsangschule
Paulusstraße 30
Stuttgart (DE)
Behnisch Partner

Grundriss EG M 1:250

161
Räume und Bereiche

[15]
Kristofferskolan
Marklandsbacken 11
Stockholm (SE)
Erik Asmussen

Grundriss EG M 1:250

162
Klassenzimmer

[60]
Evangelische Gesamt-
schule Gelsenkirchen
Laarstraße 41
Gelsenkirchen (DE)
plus+ bauplanung GmbH

Grundriss EG und 1. OG
M 1:250

163
Räume und Bereiche

Offene Lernlandschaft

Der Großraum als Lehr- und Lernort hat Die offene Treppenanlage der Hellerup Skole
den Vorteil, dass er durch flexibles Mobiliar in Kopenhagen [45] erschließt Arbeitsflä-
auf alle Bedürfnisse reagieren kann und chen, die im Grundriss einem Großraumbü-
verschiedene Raumsituationen für unter- ro gleichen. Nur die sanitären Anlagen, die
schiedliche Lehr- und Lernformen erzeugt Teambüros und die Treppenhäuser bilden
werden können. Diesem Vorteil steht der abgeschlossene Räume. Die Arbeitsflächen
Nachteil der Lärmbelästigung im Großraum werden durch flexibles Mobiliar in differen-
gegenüber. Um sie zu reduzieren, bedarf es zierte Arbeitsbereiche eingeteilt.
vor allem einer Erziehung zur gegenseitigen
Rücksichtnahme und nicht nur schalldämp- Die offene Lernlandschaft der Laborschule
fender Baumaßnahmen. in Bielefeld [20] verzahnt Unterrichts- und
Forschungsflächen, Schüler- und Lehrerar-
Das Klassenzimmer der Minami Yamashiro beitsplätze. Sie ist in drei halbgeschossig
Primary School in Kyoto [57] geht fließend versetzte Ebenen gegliedert. Auf den
in einen Multifunktionsraum über, der wie- mittleren Ebenen mit jeweils einer Fläche
derum zur Erschließungsfläche nur durch von circa 140 m2 findet der Hauptunter-
brüstungshohe Schrankmöbel getrennt ist. richt statt. Auf der unteren Ebene sind die
Durch Schiebetüren können die Klassen- Nebenräume angeordnet. Auf der oberen
zimmer von dem Großraum abgetrennt Ebene sind Flächen für Lesen, Werken,
werden. Stillarbeit, Kleingruppen und Materialien
vorgesehen.

Minami-Yamashiro Primary
School
Kyoto (JP)
Richard Rogers
Partnership

164
Klassenzimmer

[57]
Minami-Yamashiro Primary
School
Minami Yamashiro
Kyoto (JP)
Richard Rogers
Partnership

Grundriss OG M 1:250

165
Räume und Bereiche

[45]
Hellerup Skole
Dessaus Boulevard 10
Kopenhagen-Hellerup (DK)
Arkitema

Grundriss 1. OG M 1:250

166
Klassenzimmer

[20]
Laborschule Bielefeld
Universitätsstraße 21
Bielefeld (DE)
Ludwig Leo, Planungs-
kollektiv Nr. 1

Grundriss OG M 1:250

167
Räume und Bereiche

Belichtung und Belüftung

Die Belichtung und Belüftung der Lehr- und Dach. Durch eine vorgehängte Betonkon-
Lernräume hat eine entscheidende Wirkung struktion werden die Klassenzimmer vor
auf das Wohlbefinden und die Leistungen direkter Sonneneinstrahlung geschützt und
der Schüler und Lehrer. Eine optimale gleichzeitig ausreichend belichtet.
Belichtung des Unterrichtsraums kann
gewährleistet werden, wenn das Tageslicht Durch einen Versatz in der Geschosshöhe
von zwei Seiten eingeführt wird. Dies verrin- zwischen Klassenzimmer und Flur der Kan-
gert die Wahrscheinlichkeit von störenden tonsschule Freudenberg in Zürich [11] kön-
Blendungen und schafft eine gleichmäßige nen die Klassenräume zweiseitig belichtet
Lichtverteilung. Oberlichtbänder erzeugen und eine Querlüftung gewährleistet werden.
eine optimale Verteilung des Tageslichts Die Seitenfenster sind zweigeteilt. Der obe-
und lassen es tief in den Raum eindringen. re Fensterteil besteht aus Lamellen, die das
Nach Möglichkeit sollten die Klassenzimmer Licht an die Klassenzimmerdecke reflektie-
nach Norden oder Süden ausgerichtet sein. ren und damit eine gleichmäßige Lichtver-
Das Sonnenlicht auf der Südseite lässt teilung erzeugen. Der untere Fensterteil,
sich leicht regulieren. Öffnungen auf der das Blickfenster, kann durch Schiebeflügel
Nordseite liefern gleichmäßiges, diffuses geöffnet werden
Tageslicht.
Die neu entstandenen Klassenräume des
Aufgrund der Lage der High School in Schulhauses Mattenhof in Zürich [50]
Sarasota [10] und der dort vorherrschen- werden über drei Seiten belichtet. Direktes
den intensiven Sonneneinstrahlung sind Tageslicht fällt über Lichtkamine sowie
Verschattung und Belüftung der Unterrichts- über die Seitenfenster in den Raum. Die
räume ein zentrales Entwurfsthema. Die Lichtkamine erzeugen eine gleichmäßige
Klassenzimmer werden über zwei Seiten Lichtverteilung. Eine zusätzliche indirekte
belichtet. Vom Flur her erfolgt die Belichtung Belichtung erfolgt über die Oberlichter zu
indirekt über Oberlichter in der Flurtrenn- den benachbarten Klassenzimmern.
wand und über seitliche Oberlichter im

168
Klassenzimmer

[10]
Sarasota High School
1000 South School Avenue
Sarasota, Florida (US)
Paul Rudolph

Schnitt M 1:250
Grundriss OG M 1:250

169
Räume und Bereiche

[11]
Kantonsschule Freudenberg
Gutenbergstraße 15
Zürich-Enge (CH)
Jacques Schader

Schnitt M 1:250
Grundriss 1. OG M 1:250

170
Klassenzimmer

[50]
Erweiterung Schulanlage
Mattenhof
Dübendorfstraße 300
Zürich (CH)
B.E.R.G. Architekten

Schnitt M 1:250
Grundriss M 1:250

171
Fachräume
Lage 176 Naturwissenschaften 187
[68] Schulanlage Leutschenbach [14] Geschwister-Scholl-Gymnasium
Andreasstraße, Zürich (CH) Holtgrevenstraße 2-6, Lünen (DE)
Christian Kerez Hans Scharoun
[11] Kantonsschule Freudenberg [66] Erweiterung Schulzentrum Schreienesch
Gutenbergstraße 15, Zürich-Enge (CH) Vogelsangstraße 23, Friedrichshafen (DE)
Jacques Schader Lederer + Ragnarsd ttir + Oei
[21] Scuola Media Cantonale
Via Saleggi 3, Losone (CH) Kunst 190
Aurelio Galfetti, Livio Vacchini [14] Geschwister-Scholl-Gymnasium
[61] Marie-Curie-Gymnasium Holtgrevenstraße 2-6, Lünen (DE)
Marie-Curie Straße 1, Dallgow-Döberitz (DE) Hans Scharoun
Grüntuch Ernst Architekten [11] Kantonsschule Freudenberg
[69] Oberstufenschulhaus Albisriederplatz Gutenbergstraße 15, Zürich (CH)
Badenerstraße 383, Zürich (CH) Jacques Schader
studer simeon bettler
[23] Scuola Media Cantonale Musik 193
Via Stefano Franscini 30, Morbio Inferiore (CH) [49] Oberstufenzentrum Thurzelg
Mario Botta Thurzelgstraße, Oberbüren (CH)
[58] Gesamtschule Flims Staufer Hasler Architekten
Via Punt Crap 2, Flims (CH) [06] Sekundarschule Letzi
Philipp Wieting, Martin Blättler Espenhofweg 60, Zürich (CH)
[06] Sekundarschule Letzi Ernst Gisel
Espenhofweg 60, Zürich (CH)
Ernst Gisel
[13] Gymnasium Andreanum
Hagentorwall 17, Hildesheim (DE)
Dieter Oesterlen
Fachräume

Einleitung

Unter Fachklassen versteht man die Musikräume sollen eine andere Akustik auf- che für Kunst an den Wänden zu erhalten.
Schulräume für naturwissenschaftlichen Un- weisen als normale Schulräume. Auch hier Ausreichende Abstell- und Spülflächen sind
terricht, für Kunst und Musik, für Hauswirt- wäre es gut, für eine ausreichende schall- vorzusehen.
schaft und Kochen ebenso wie Werkstätten technische Behandlung größere Raum-
und Computerräume. Sie sind alle auf die höhen einzuplanen, was normalerweise Werkräume, insbesondere solche, in denen
speziellen Bedürfnisse des jeweiligen Fachs wegen der durchgehenden Geschosshöhen mit Maschinen gearbeitet wird, sollen in
ausgerichtet, was nicht nur ihre technische nicht ganz einfach ist. Wird viel musiziert, ist der Nähe eines Bereichs liegen, an den
Ausstattung betrifft, sondern auch ihre Lage es günstig, durch schallharte Oberflächen leicht angeliefert werden kann. Schön ist
im Schulhaus oder eventuell auch eine von die Nachhallzeit geringfügig zu erhöhen. die Lage in direkter Verbindung mit einem
den allgemeinen Stockwerkshöhen unter- Dabei muss allerdings eine ausreichende Werkhof, der in den Sommermonaten auch
schiedene Raumhöhe. Sprachverständlichkeit erhalten bleiben. Oft ein Arbeiten im Freien zulässt. Bei Holzar-
bedient man sich in diesen Räumen ledig- beiten und ähnlichem ist darauf zu achten,
Naturwissenschaftliche Räume legt man lich einer Bestuhlung, die nur mit Schreib- dass Staub- und Absauganlagen für Späne
in der Regel zu einer Raumgruppe zusam- platte, aber ohne Tische auskommt. Gut ist, eingebaut werden können. Auf genügenden
men. Bei größeren Flächenansprüchen wenn der Musikraum unmittelbar an eine Lärmschutz über Wände, Decken und
ist eine geneigte Bestuhlung optimal, um Aula angrenzt oder durch flexible Wände der Flanken ist zu achten und im Raum selbst
einen Blick auf die Experimentiereinrich- Aula oder dem Flur zugeschlagen werden auf eine ausreichend große Fläche zur
tungen auch von den hinteren Reihen aus kann. Bei diesen Trennwänden sind aber Dämpfung von Geräuschen.
zu ermöglichen. Es gibt aber neben oder besondere technische und finanzielle Auf-
anstelle dieser Bestuhlung für einen eher wendungen gegen Luftschallübertragungen Die Räume für Kochunterricht werden
traditionellen Unterricht auch Möblierungen, notwendig. gern mit den Küchen für die Speiseräume
die an mehreren Tischen experimentelles verwechselt. Es handelt sich dabei aber um
Arbeiten für Kleingruppen gestatten. Für die Der Kunstunterricht soll für die praktischen Unterrichtsräume, die nicht der Verpflegung
Versorgung mit bestimmten Medien, den Arbeiten mit Nordlicht versorgt werden. der Schülerschaft dienen. Auch hier lohnt
Einbau von Digistoren oder die Verkabelung Entsprechende Deckenbewegungen für sich die Einschaltung von Küchenplanern,
und ähnliches ist die Hinzuziehung von ent- Oberlichter sind in Obergeschossen oder die genaue Angaben zu Größen und Stand-
sprechenden Fachingenieuren unerlässlich. eingeschossigen Schulgebäuden einfach orten von Geräten liefern.
Ausreichende Nebenräume für Geräte und zu integrieren. In solchen Fällen kann die
Sammlungen sind in direkter Zuordnung vor- Befensterung über Wandflächen minimiert
zusehen. Eine künstliche Be- und Entlüftung werden, um eine gleichmäßige Ausleuch-
kann von Fall zu Fall erforderlich sein. tung zu erreichen und genügend Hängeflä-

175
Räume und Bereiche

Lage

Die einzelnen Räume sollten nach ihrer Unterrichts-, Vorbereitungs- und Samm-
Funktion zu Gruppen verbunden werden, da lungsräume für Geografie und Biologie
eine räumliche Nähe aufgrund der tech- angeordnet, im Erdgeschoss diejenigen
nischen Ausstattung und als Orientierungs- für Chemie und Physik. Im Untergeschoss
hilfe sinnvoll erscheint. So bietet es sich an, liegen die Labor-, Werkstatt-, Maschinen-
die naturwissenschaftlichen Räume sowie und Nebenräume für Chemie und Physik.
die Kunst- und Musikräume zusammenzu- Die Kunsträume des Gymnasiums sind im
fassen. Je nach Raumprogramm ist es auch Obergeschoss zentral angeordnet und wer-
sinnvoll, den Kunstraum den Werkräumen den über Oberlichtbänder belichtet.
anzugliedern und den Musikraum der Aula.
Im Folgenden werden einige Beispiele für Erdgeschoss
die verschiedenen Anordnungsmöglich- Die Lage der Spezialräume, vor allem der
keiten im Gesamtgefüge der Schulanlage Labore und Werkstätten, im Erdgeschoss
beschrieben. bietet den Vorteil, dass Maschinen leichter
eingebracht werden und eventuell zusätzlich
Untergeschoss erforderliche Fluchtwege leicht realisiert
Die Unterbringung der Fachräume im werden können. Zudem kann der Außenbe-
Untergeschoss erfordert eine ausreichende reich in den Fachunterricht mit einbezogen
Belichtung durch Oberlichter. werden.

Die Werkstätten, der Naturkunde- und der Im Erdgeschoss der Scuola Media Cantona-
Informatikraum der Schulanlage Leutschen- le in Losone [21] befinden sich die Übungs-,
bach in Zürich [68] sind im Untergeschoss Fach- und Laborräume. Im 1. Obergeschoss
angeordnet. Durch den im Vergleich zum liegen die Klassenzimmer. Das 2. Oberge-
Erdgeschoss vergrößerten Grundriss schoss beherbergt neben den Gruppenräu-
können die Räume über Oberlichtstreifen men, die als Galerien über den Klassenzim-
belichtet werden. Der Musikraum grenzt an mern liegen, eine Bibliothek, Lesesäle und
den Mehrzwecksaal im 4. Obergeschoss. Vortragsräume.

Die naturwissenschaftlichen Unterrichts- Im Erdgeschoss des Marie-Curie-Gymnasi-


räume der Kantonsschule Freudenberg in ums in Dallgow-Döberitz [61] liegen neben
Zürich [11] sind im gemeinsamen dreige- der Aula die Verwaltung, die Bibliothek,
schossigen Sockel der beiden Schulen die Cafeteria, die Umkleideräume für die
untergebracht. Im Obergeschoss sind die Sporthalle und die Fachräume. Im Ober-

176
Fachräume

geschoss auf dem Sockel befinden sich befinden sich auf den Geschossen selbst
der Pausenhof und die beiden L-förmigen immer an der selben Stelle, so dass eine
Klassentrakte. klare Orientierung gegeben ist.

Obergeschoss Eigenständiger Baukörper


Bei mehrgeschossigen Schulen erscheint es Der Bau mit dem Musik- und Vortragssaal
sinnvoll, die Fachräume in einem mittleren und den Kunsträumen der Sekundarschule
Geschoss anzuordnen, damit die Wege für Letzi in Zürich [06] steht im Mittelpunkt
alle Schüler möglichst kurz sind. des Pausenhofs, der von den drei zweige-
schossigen Klassentrakten umschlossen
Im Erdgeschoss des Oberstufenschul- wird. Nach Norden wird der Hof durch das
hauses Albisriederplatz in Zürich [69] sind Gebäude mit der Turnhalle und den Spezial-
die gemeinschaftlichen Einrichtungen wie räumen abgeschlossen. Durch die bauli-
Mensa, Pausenhalle und Bibliothek angeord- che Trennung kann eine externe Nutzung
net. Die Fachräume und der Lehrerbereich durch Bevölkerung und Vereine ermöglicht
liegen im 2. Obergeschoss zwischen den werden. Allerdings gestattet die isolierte
beiden Klassengeschossen, so dass die Lage des Musiksaals keine Vergrößerung für
Wege für alle kurz sind. spezielle Anlässe.

Die Fachräume der Scuola Media Cantonale Die Funktionsbereiche des Gymnasiums An-
in Morbio Inferiore [23] befinden sich im dreanum in Hildesheim [13] sind einzelnen
obersten Geschoss und werden über Baukörpern zugeordnet. Auf dem höchsten
schmale Fensterbänder mit Tageslicht Punkt des Grundstücks steht der Fach-
versorgt. klassentrakt, der über Brückengänge mit
den zwei rechtwinklig dazu angeordneten
Gestapelt Klassentrakten verbunden ist. Im Oberge-
Wenn die Fachräume auf alle Geschosse schoss liegen die Fachräume für Physik,
verteilt werden, jedoch immer im selben Chemie und Biologie sowie die Räume für
Bereich innerhalb des Geschosses ange- die Lehrer und die Schulverwaltung. Im
ordnet sind, wird eine gute Orientierung Erdgeschoss befinden sich die Eingangshal-
innerhalb der Schule erzielt. le, der Zeichensaal, ein Raum für Filmvor-
führungen und Räume für den Hausmeister
Die Fachräume der Gesamtschule in Flims und die Fahrschüler.
[58] sind auf alle Geschosse verteilt. Sie

177
Räume und Bereiche

[68]
Schulanlage Leutschenbach
Andreasstraße
Zürich-Oerlikon (CH)
Christian Kerez

Schnitt M 1:1.000
Grundriss UG M 1:1.000

178
Fachräume

[11]
Kantonsschule Freudenberg
Gutenbergstraße 15
Zürich-Enge (CH)
Jacques Schader

Schnitt M 1:1.000
Grundriss 1. UG M 1:1.000

179
Räume und Bereiche

[21]
Scuola Media Cantonale
Via Saleggi 3
Losone (CH)
Aurelio Galfetti,
Livio Vacchini

Schnitt M 1:1.000
Grundriss EG M 1:1.000

180
Fachräume

[61]
Marie-Curie-Gymnasium
Marie-Curie Straße 1
Dallgow-Döberitz (DE)
Grüntuch Ernst Architekten

Schnitt M 1:1.000
Grundriss EG M 1:1.000

181
Räume und Bereiche

[69]
Oberstufenschulhaus
Albisriederplatz
Badenerstraße 383
Zürich (CH)
studer simeon bettler

Schnitt M 1:1.000
Grundriss 2. OG
M 1:1.000

182
Fachräume

[23]
Scuola Media Cantonale
Via Stefano Franscini 30
Morbio Inferiore (CH)
Mario Botta

Schnitt M 1:1.000
Grundriss 2. OG
M 1:1.000

183
Räume und Bereiche

[58]
Gesamtschule Flims
Via Punt Crap 2
Flims (CH)
Philipp Wieting, Martin
Blättler

Schnitt M 1:1.000
Grundriss EG M 1:1.000

184
Fachräume

[06]
Sekundarschule Letzi
Espenhofweg 60
Zürich (CH)
Ernst Gisel

Schnitt M 1:1.000
Grundriss EG M 1:1.000

185
Räume und Bereiche

[13]
Gymnasium Andreanum
Hagentorwall 17
Hildesheim (DE)
Dieter Oesterlen

Schnitt M 1:1.000
Grundriss 1. OG M 1:1.000

186
Fachräume

Naturwissenschaften

Die Räume für Physik, Chemie und Biologie [14] liegen zusammen mit der Turnhalle
bilden in den Schulgebäuden geschlossene und der Aula in der Nähe des Eingangs
Raumgruppen. Jede dieser Raumgruppen und der Klassenräume der Oberstufe. Den
besteht meistens aus Lehrsaal, Übungs-, Lehrsälen mit ansteigenden Sitzplätzen für
Sammlungs- und Vorbereitungsraum. Durch Physik, Biologie und Chemie sind jeweils
Änderungen in den Lehrplänen der letzten ein Vorbereitungs- und Sammlungsraum
zehn Jahre, die bei den naturwissenschaft- angegliedert, der auch für Übungen und
lichen Fächern mehr Eigentätigkeit fordern, Experimente genutzt wird.
ist ein zweiter Lehr-Übungsraum anstelle
des Lehrsaals erforderlich geworden. Der In der Hauptschule des Schulzentrums
Fachunterricht ist zunehmend darauf orien- Schreienesch in Friedrichshafen [66] findet
tiert, dass der Schüler im Unterricht selbst der Physik-, Chemie- und Biologieunterricht
aktiv wird. Dies lässt sich in Lehrsälen, die in zwei Lehr-Übungsräumen ohne anstei-
auf theoretischen und Demonstrationsun- gendes Gestühl statt. Der dazwischen
terricht ausgelegt sind, nicht realisieren. liegende Vorbereitungsraum ist von beiden
Räumen zugänglich und großzügig dimen-
Die naturwissenschaftlichen Räume des sioniert.
Geschwister-Scholl-Gymnasiums in Lünen

Kantonsschule Freudenberg
Zürich-Enge (CH)
Jacques Schader

187
Räume und Bereiche

[14]
Geschwister-Scholl-Gymnasium
Holtgrevenstraße 2-6
Lünen (DE)
Hans Scharoun

1 Lehrsaal
2 Vorbereitungs-, Sammlungs-
und Übungsraum

Schnitt M 1:250
Grundriss EG M 1:250

188
Fachräume

[66]
Erweiterung Schulzentrum
Schreienesch
Vogelsangstraße 23
Friedrichshafen (DE)
Lederer + Ragnarsd ttir + Oei

1 2 1

1 Lehr-Übungsraum
2 Vorbereitungsraum

Schnitt M 1:250
Grundriss EG M 1:250

189
Räume und Bereiche

Kunst

In der Grundschule findet der Kunstunter- Spezialräume, allerdings im Obergeschoss.


richt meistens im Klassenzimmer statt. Für Der Zeichensaal ist nach Norden orientiert.
den Kunstunterricht an weiterführenden Eine Galerie ermöglicht den Schülern,
Schulen wird ein separater Zeichensaal vor- Gegenstände aus der Vogelperspektive zu
gesehen. Der im Vergleich zum Klassenzim- zeichnen.
mer größere Kunstraum sollte nach Norden
oder Nordosten orientiert sein, damit eine Der Zeichensaal der Kantonsschule Freu-
möglichst gleichmäßige Beleuchtung durch denberg in Zürich [11] wird über ein umlau-
Tageslicht erreicht wird. Die Räume für den fendes Oberlichtband mit gleichmäßigem
Kunstunterricht stehen in enger Beziehung Tageslicht versorgt. Durch eine verstellbare
zu den Werk- und Handarbeitsräumen, da Lamellenjalousie können Lichtqualität und
die Techniken eng miteinander verknüpft -quantität gesteuert werden. Die untere
sind. Wandabwicklung steht als Ansteck- und
Tafelfläche zur Verfügung. Auch hier er-
Die Kunst- und Werkräume des Geschwis- möglicht eine Galerie, die Zeichenobjekte
ter-Scholl-Gymnasiums in Lünen [14] von verschiedenen Standpunkten aus zu
befinden sich in der Nähe der anderen betrachten und zu zeichnen.

Geschwister-Scholl-
Gymnasium
Lünen (DE)
Hans Scharoun

190
Fachräume

[14]
Geschwister-Scholl-Gymnasium
Holtgrevenstraße 2-6
Lünen (DE)
Hans Scharoun

Schnitt M 1:250
Grundriss OG M 1:250

191
Räume und Bereiche

[11]
Kantonsschule Freudenberg
Gutenbergstraße 15
Zürich-Enge (CH)
Jacques Schader

Schnitt M 1:250
Grundriss OG M 1:250

192
Fachräume

Musik

In der Grundschule wird oft im Klassen- Durch Schiebeelemente kann der Raum
zimmer gesungen und musiziert. In den halbiert und zum Lichthof hin geöffnet wer-
weiterführenden Schulen wird für den Mu- den, so dass dort auch Veranstaltungen der
sikunterricht ein eigener Raum vorgesehen. gesamten Schule stattfinden können.
Die Größe und Lage des Musikraums hängt
davon ab, ob er auch für außerschulische Der Musiksaal der Sekundarschule Letzi in
Veranstaltungen und für größere Vorfüh- Zürich [06] liegt in einem separaten Bau in
rungen und Versammlungen genutzt wird. der Mitte des Pausenhofs. Dadurch dient
Die Multifunktionalität bestimmt die Größe dieser auch der Bevölkerung für Kurse und
und Lage des Raums. Die Raumakustik ist Veranstaltungen. Allerdings ist eine Vergrö-
dabei besonders sorgfältig zu behandeln. ßerung aufgrund seiner isolierten Lage nicht
möglich. Im Obergeschoss befindet sich ein
Der Musiksaal des Oberstufenzentrums großer Zeichensaal.
Thurzelg in Oberbüren [49] befindet sich in
der Verlängerung des zentralen Lichthofs.

Musikgymnasium Schloss
Belvedere
Weimar (DE)
Thomas van den Valentyn,
Mohammad Oreyzi

193
Räume und Bereiche

[49]
Oberstufenzentrum
Thurzelg
Thurzelgstraße
Oberbüren (CH)
Staufer Hasler
Architekten

Schnitt M 1:250
Grundriss EG M 1:250

194
Fachräume

[06]
Sekundarschule Letzi
Espenhofweg 60
Zürich (CH)
Ernst Gisel

Schnitt M 1:250
Grundriss EG M 1:250

195
Bibliothek
Bibliothek 200
[34] Erweiterung Oberstufenschulhaus Willisau
Schlossfeldstraße 1, Willisau (CH)
Max Bosshard Christoph Luchsinger
[22] Scuola Elementare Salvatore Orr
Via Pasubio 10, Fagnano Olona (IT)
Aldo Rossi
[38] Salem International College
Kurt-Hahn-Straße 1, Überlingen (DE)
Lederer + Ragnarsd ttir + Oei
Bibliothek

Einleitung

Bibliotheksräume in Schulen sollen in dem Bereich der Arbeitsplätze mit Regalen


zentraler Lage angeordnet sein. Ähnlich liegen. In direkter Beziehung dazu ist die
wie bei den Unterrichtsräumen für Kunst Buchrecherche über einen oder mehrere
ist blendfreies Nordlicht für die Versorgung Computerplätze zu planen.
mit Tageslicht sehr gut. Ansonsten müssen
entsprechende Vorkehrungen getroffen Die Stellung der Regale soll eine klare
werden. Orientierung aufweisen. Es ist darauf zu
achten, dass über alle Regalböden hinweg
Eine Schulbibliothek ist eine Arbeitsbi- die Medien gut ausgeleuchtet werden.
bliothek, weshalb das Mobiliar und die Empfehlenswert ist die Anordnung von
Beleuchtung darauf abzustimmen sind. Anleseplätzen, die am einfachsten stehend
Man kann die Arbeitstische in Einzelanord- zu nutzen sind.
nung einigermaßen sichtgeschützt planen,
man kann aber auch Tischgruppen in einer Zunehmend findet man in Bibliotheken
alternativen Art Lesesaal zusammensetzen. hinter halbhohen Abtrennungen Computer-
In solchen Fällen ist es möglich, den Raum arbeitsplätze. Sie sollten durch schalldämp-
außerhalb der normalen Öffnungszeiten für fende Maßnahmen akustisch vom übrigen
Lehrerkonferenzen und ähnliche Funktionen Bereich abgekoppelt sein und dennoch als
zu nutzen. Ist der Bibliothek eine Terrasse Teil des großen Raums empfunden werden
vorgelagert, kann ein Lesebereich im Freien (zum Beispiel durch halbhohe Abtrennung).
geplant werden. In diesen Fällen sollte der Wegen des zunehmenden Zugriffs auf
Freiraum für sich abgegrenzt sein (Aufsicht). digitale Medien ist es wichtig, die Fläche
für diese Nutzung langfristig erweitern zu
Es hat sich bewährt, im Eingangsbereich können.
Fächer für Taschen und Mappen bereitzu-
stellen. Dieser Zone, in der Unterhaltungen Bei manchen Schulen ist es sinnvoll, die
noch möglich sind, kann auch das Zei- Frage zu stellen, ob die Schulbibliothek nicht
tungslesen zugeordnet werden. Dort ist mit einer Stadtteilbücherei zusammenge-
eine bequemere Möblierung angebracht. führt werden kann.
Die Theke oder der Arbeitsplatz für die
Mitarbeiter sollten zwischen diesem und

199
Räume und Bereiche

Bibliothek
zusätzliche lichtdurchflutete Innenräume
Die Schulbibliothek soll als Ort des selbst-
entstanden sind, die die Bibliothek aufneh-
bestimmten individuellen Lernens, der
men. Sie bildet nun den zentralen „Kern“
Kommunikation und der Information an
der Schulanlage.
zentraler Stelle in der Schulanlage angeord-
net werden. Die Nähe und Zugänglichkeit
Die Bibliothek der Grundschule in Fagnano
zu allen Unterrichtsbereichen ist wichtig. Je
Olona [22] bildet mit dem zentralen Platz
nach pädagogischer Ausrichtung der Schule
den Mittelpunkt und das Herzstück der
wird die Bibliothek auch außerhalb des Un-
Schulanlage. Sie ist in einem zylinderförmi-
terrichts und von der Bevölkerung genutzt;
gen Bau untergebracht, der über den Hof
in diesem Fall erscheint eine Anordnung
erschlossen wird. Ursprünglich sollte die
unmittelbar im Eingangsbereich der Schule
Bibliothek auch der Bevölkerung zugänglich
sinnvoll. Ein Bibliotheksraum gliedert sich
sein. Der Bibliothek gegenüber befindet
in folgende Bereiche: den Eingangsbereich,
sich, über eine große Freitreppe erreichbar,
den Regalbereich, den Informationsbe-
die Turnhalle.
reich mit dem elektronischen Katalog und
Internetplätzen, den Arbeitsbereich mit
Die Bibliothek des Salem International Col-
Gruppen- und Einzelarbeitsplätzen und den
lege in Überlingen [38] befindet sich in dem
Kommunikationsbereich, der eventuell auch
zentralen Gebäude, das die Gemeinschafts-
für kleinere Veranstaltungen oder Ausstel-
einrichtungen wie Aula, Mensa, Theater-
lungen genutzt werden kann. Aufgrund des
werkstatt und Verwaltung beherbergt.
stetigen Wandels in der Medienwelt und der
Die Belichtung der Bibliothek erfolgt über
sich damit stetig verändernden Anforde-
Oberlichtsheds und schmale Fenster in der
rungen an die Planung, ist die Bibliothek in
Nordwestfassade. Von den dort angeordne-
ihrer Aufteilung und Ausstattung flexibel zu
ten Arbeitsplätzen haben die Studenten und
planen.
Lehrer einen herrlichen Blick auf den Bo-
densee. Der angegliederte Dachgarten mit
Durch die Erweiterung des Oberstufen-
einer Schatten werfenden Pergola bietet die
schulhauses in Willisau [34] entstand ein
Möglichkeit, sich zum Lesen und Studieren
zweiter Innenhof. Der bestehende und der
dorthin zurückzuziehen.
neue Innenhof wurden bei der Sanierung
mit einem Glasdach versehen, so dass zwei

200
Bibliothek

[34]
Erweiterung Oberstufen-
schulhaus Willisau
Schlossfeldstraße 1
Willisau (CH)
Max Bosshard
Christoph Luchsinger

Grundriss EG M 1:1000

201
Räume und Bereiche

[22]
Scuola Elementare Salva-
tore Orr
Via Pasubio 10
Fagnano Olona (IT)
Aldo Rossi

Grundriss EG M 1:1000

202
Bibliothek

[38]
Salem International College
Kurt-Hahn-Straße 1
Überlingen (DE)
Lederer + Ragnarsd ttir + Oei

Grundriss OG M 1:1000

203
Lehrerbereich
Lage und Gestaltung 208
[50] Erweiterung Schulanlage Mattenhof
Dübendorfstraße 300, Zürich (CH)
B.E.R.G. Architekten
[45] Hellerup Skole
Dessaus Boulevard 10, Kopenhagen (DK)
Arkitema
[20] Laborschule Bielefeld
Universitätsstraße 21, Bielefeld (DE)
Ludwig Leo, Planungskollektiv Nr. 1
[68] Schulanlage Leutschenbach
Andreasstraße, Zürich (CH)
Christian Kerez
[43] Primarschule Riedmatt
Riedmatt 41, Zug (CH)
Nägele Twerenbold Architekten
[37] Schulhaus Paspels
Schulstraße, Paspels (CH)
Valerio Olgiati
[66] Erweiterung Schulzentrum Schreienesch
Vogelsangstraße 23, Friedrichshafen (DE)
Lederer + Ragnarsd ttir + Oei
Lehrerbereich

Einleitung

Beim klassischen Lehrerzimmer geht man des normalen Unterrichts beraten werden
von einer Möblierung aus, die auf der wollen.
einen Seite die gemeinsame Konferenz
ermöglicht, aber zugleich auch die Mög- Für jeden Lehrer ist ein abschließbarer
lichkeit bietet, Korrekturen von Arbeiten zu Schrank vorzusehen. Eine Nische für Tee-
erledigen. Man geht ferner davon aus, dass oder Kaffeezubereitung sollte ebenfalls
die Lehrerschaft einen Teil der Arbeiten eingeplant werden. Die Lage in direkter
ungestört zu Hause am eigenen Schreib- Beziehung zu den übrigen Verwaltungsräu-
tisch erledigen kann. Das wird sich mit der men, zur Schulleitung und zu allgemeinen
Umstellung auf den Ganztagsbetrieb ändern Sammlungsräumen ist günstig.
müssen. Neben dem dann als Konferenz-
raum dienenden Lehrerzimmer müsste eine Lehrerzimmer sollten so abgedunkelt wer-
Anzahl von kleineren Räumen bereitgestellt den können, dass Projektionen ohne Stö-
werden, in denen bis zu vier Personen sich rungen möglich sind. Für eine Leinwand ist
besprechen oder die Lehrer einzeln den eine genügend große Fläche auszuweisen.
Unterricht vor- und nachbereiten können.
Bei den Zimmern der Verwaltung handelt
Es liegt mit an den Architekten, auf den es sich um normale Büroräume. Bevorzugt
Mangel an derartigen Möglichkeiten in den wird eine innere Verbindungsmöglich-
Raumprogrammen hinzuweisen. Schließlich keit dieser Einheiten sowie eine flexible
werden solche Angebote auch für Einzel- Anordnung der Trennwände. Es ist sinnvoll,
gespräche notwendig sein, da ein Großteil vor diesen Bereichen Wartemöglichkeiten
der Schüler und ihre Eltern auch außerhalb vorzusehen.

207
Räume und Bereiche

Lage und Gestaltung

Die Lage und Ausbildung des Lehrerbe- Das Lehrerzimmer der Schulanlage Leut-
reichs hängt davon ab, wie Lehrer an der schenbach in Zürich-Oerlikon [68] befindet
Schule arbeiten, ob sie sich dort ganztags sich in räumlicher Nähe zur Schulverwaltung
aufhalten und ob sie im Team mit ihren Kol- und den gemeinschaftlich genutzten Berei-
legen vorbereiten, bewerten und beraten. chen wie Bibliothek, Musikraum und Aula
im 4. Obergeschoss. Die Klassenzimmer
Das Lehrerzimmer der Primarschule sind in den darunterliegenden Geschossen
Mattenhof in Zürich [50] liegt im mittleren angeordnet. Im letzten Obergeschoss befin-
Geschoss, das sich ebenerdig an den Pau- det sich die Turnhalle. Das Lehrerzimmer mit
senhof anschließt. Somit befindet sich das circa 140 m2 integriert neben Arbeitsplätzen
Lehrerzimmer an zentraler Stelle, die Lehrer einen Aufenthaltsbereich mit Teeküche.
haben kurze Wege zu den Unterrichtsräu- Zwei anschließende Gruppenräume stehen
men, und der Lehrerbereich bildet gleichzei- für kleinere Besprechungen und Beratungen
tig eine zentrale Anlaufstelle für die Schüler. zur Verfügung.

In den offenen Geschossflächen der Helle- Dem Lehrerzimmer der Primarschule in


rup Skole in Kopenhagen [45] sind die ein- Riedmatt [43] ist ein Arbeitsraum zuge-
zigen abgeschlossenen Räume die Toiletten ordnet, in dem Einzelarbeitsplätze für die
und die Teambüros für die Lehrer. Auf jedem Lehrer angeordnet sind. Der Lehrerbereich
Geschoss befinden sich mehrere dieser befindet sich im 2. Obergeschoss. Die Klas-
„Kuben“, die dem Schüler die Möglichkeit senzimmer sind auf das 1. und 2. Oberge-
bieten, ein individuelles Gespräch mit dem schoss verteilt.
Lehrer zu führen. Die Lehrer können diesen
Raum für Vorbereitung und für Besprechun- In dem Schulhaus in Paspels [37] ist den
gen mit Kollegen nutzen. Klassenzimmern pro Geschoss ein kleines
Lehrerzimmer zugeordnet.
Die Lehrerarbeitsplätze der Laborschule in
Bielefeld [20] sind in die Unterrichtsflächen Das Lehrerzimmer der Schreienesch-Schule
integriert. Sie sind Teil der Lernlandschaft in Friedrichshafen [66] verbindet die beste-
und verteilen sich entlang der Haupter- hende Grundschule mit der erweiterten und
schließungsachse. Die Lehrer arbeiten umgebauten Hauptschule. Die Lehrer beider
ganztägig an der Schule. Da die Laborschule Schulen teilen sich diesen Raum.
eine forschende Schule ist, sind sie glei-
chermaßen Lehrer und Forscher.

208
Lehrerbereich

[50]
Erweiterung Schulanlage
Mattenhof
Dübendorfstraße 300
Zürich (CH)
B.E.R.G. Architekten

1 Klassenzimmer
2 Lehrerbereich
3 Teeküche

Grundriss EG M 1:250

209
Räume und Bereiche

[45]
Hellerup Skole
Dessaus Boulevard 10
Kopenhagen-Hellerup (DK)
Arkitema

1 offene Unterrichtszone
2 Teambüro Lehrer

Grundriss 1. OG M 1:250

210
Lehrerbereich

[20]
Laborschule Bielefeld
Universitätsstraße 21
Bielefeld (DE)
2 Ludwig Leo, Planungs-
kollektiv Nr. 1

1 offene Unterrichtszone
2 Lehrerbereich
3 Einzelarbeitsplätze Lehrer

Grundriss OG M 1:250

211
Räume und Bereiche

[68]
1
Schulanlage Leutschenbach
Andreasstraße
Zürich-Oerlikon (CH)
Christian Kerez

1 Bibliothek
2 Lehrerbereich mit Teeküche
3 Gruppenraum/Besprechung
4 Aula 4

Grundriss 4. OG M 1:250

212
Lehrerbereich

[43]
Primarschule Riedmatt
Riedmatt 41
Zug (CH)
Nägele Twerenbold
Architekten

1 Schulleiter
2 Arbeitsraum mit
Einzelarbeitsplätzen
3 Lehrerbereich mit Teeküche

Grundriss 2. OG M 1:250

213
Räume und Bereiche

[37]
Schulhaus Paspels
Schulstraße
Paspels (CH)
Valerio Olgiati

2
1

1 Klassenzimmer
2 Lehrerbereich mit
Teeküche
3 Lehrerbereich

Grundriss 1. OG, 2. OG
M 1:250

214
Lehrerbereich

[66]
Erweiterung Schulzentrum
Schreienesch
Vogelsangstraße 23
Friedrichshafen (DE)
Lederer + Ragnarsd ttir + Oei

1
1 Schulleiter
2 Teeküche
3 Lehrerbereich

Grundriss OG M 1:250

215
Abstellorte

217
Garderobe im Klassenzimmer 221 Stauraum – Lehrmaterial 230
[17] Scuola elementare Riva San Vitale [25] Scholen Apollolaan, Montessorischool
Via Monsignor Sesti 1, Riva San Vitale (CH) Willem Witsenstraat 14, Amsterdam (NL)
Galfetti, Ruchat-Roncati, Trümpy Herman Hertzberger
[56] Erweiterung Gustav-von-Schmoller-Schule [33] Öko-Hauptschule Mäder
Frankfurter Straße 63, Heilbronn (DE) Neue Landstraße 29, Mäder (AT)
Lederer + Ragnarsd ttir + Oei Baumschlager Eberle
[50] Erweiterung Schulanlage Mattenhof [39] Volta Schulhaus
Dübendorfstraße 300, Zürich (CH) Wasserstraße 40, Basel (CH)
B.E.R.G. Architekten Miller Maranta
[64] Schule Weid
Garderobe im Nebenraum 224 Weidstraße 20, Pfäffikon (CH)
[07] Munkeg rdsskolen Meletta Strebel Architekten
Vangedevej 178, Dyssegaard (DK) [43] Primarschule Riedmatt
Arne Jacobsen Riedmatt 41, Zug (CH)
[36] Lauder Chabad Schule Nägele Twerenbold Architekten
Rabbiner Schneerson Platz 1, Wien (AT)
Adolf Krischanitz
[26] Basisschool Polygoon
Hollywoodlaan 109, Almere (NL)
Herman Hertzberger

Garderobe im Flur 227


[59] Schulanlage Im Birch
Margrit-Rainer-Straße 5, Zürich (CH)
Peter Märkli
[08] Lagere Scholen Nagele
Ring 1, Nagele (NL)
Aldo van Eyck
[29] Erweiterung Schulanlage Vella
Sutvitg 28a, Vella (CH)
Bearth Deplazes Architekten

218
Abstellorte

Abstellorte

Man kann noch so viele Räume dafür pla- Auch sollten Abstellflächen und Stauraum
nen, ständig sind sie voll... für Lehrmaterialien und Schülerarbeiten
beim Entwerfen berücksichtigt werden.
Einen in allen Schulbauprogrammen Lehrmaterialien und Schülerarbeiten können
vernachlässigter Nutzungsbereich stellen entweder in Nebenräumen, in Einbau-
die Garderoben dar. Der Konflikt zwischen schränken und Regalen im Klassenzimmer
Brandlast und den üblichen Garderoben- oder in eigens dafür konzipierten Möbeln
leisten in den Fluren ist an anderer Stelle untergebracht werden.
bereits beschrieben. Selten ist die Unter-
bringung von Mänteln und Jacken in den Größere Lagerflächen sind zusammen
Klassenräumen. Dagegen sprechen vor mit der Anlieferung zu betrachten, die so
allem hygienische Gründe. Vor allem in den zu planen ist, dass eine vom Schulbetrieb
Wintermonaten, wenn die Kleidungsstücke ungestörte Anlieferung und Entsorgung
feucht sind, ist das Klassenzimmer als gewährleistet ist. Sie soll auch von Last-
Aufbewahrungsort ungeeignet. wagen befahren werden können und über
eine geeignete Aufstellfläche für Fahrzeuge
Mit Blick auf die Umstellung der Einrich- verfügen. Größere Lagerräume sollten in
tungen zu Ganztagsschulen wird es uner- der Nähe von Aufzügen liegen.
lässlich sein, jedem Schüler einen Garde-
robenschrank zur Verfügung zu stellen. Es Bei Lagerräumen, die der Schulküche
wäre angebracht, dafür einen eigenen Raum dienen, ist auf die Hygienevorschriften zu
zu planen. Spielen Brandlasten keine Rolle, achten. Stuhllager, zum Beispiel für die
könnten auch die Flure dafür genutzt wer- Möblierung der Aula, sollten in direktem
den. Gestalterisch befriedigende Lösungen Anschluss an diese geplant werden.
sehen im Regelfall Wandnischen vor, in der
die Schränke als Einbauten integriert wer- Alle Lagerflächen in geschlossenen Räumen
den können. Bei allen diesen Lösungen ist sind ausreichend zu belüften.
auf eine ausreichende Belüftung geschlos-
sener Garderoben zu achten.

219
Räume und Bereiche

Garderobe

Garderoben können entweder im Klassen- Klassenzimmer, der auch als Gruppenraum


zimmer, in einem Nebenraum oder im Flur genutzt wird, untergebracht.
angeordnet werden.
Den Klassenzimmern der Lauder Chabad
Garderobe im Klassenzimmer Schule in Wien [36] sind Garderoben- und
Wie erwähnt, sollten Mäntel und Jacken Sanitärräume vorgelagert. Diese bilden die
nicht offen im Klassenzimmer untergebracht fünf Eingangszonen zu den Klassenzim-
werden. Daher sind Nischen oder dafür mern.
vorgesehene Nebenräume zu empfehlen.
Jeweils zwei Klassenzimmern der Grund-
Die Klassenzimmer der Primarschule in Riva schule in Almere [26] ist ein Block mit
San Vitale [17] gliedern sich in einen Gar- Toiletten, Garderoben und integriertem
deroben- und einen Unterrichtsbereich, die Waschbecken zugeordnet.
durch bewegliche Wandtafeln und Möbel
voneinander abgegrenzt werden können. Garderobe im Flur
Um die Kleidung vor Diebstahl zu schützen,
In der Gustav-von-Schmoller-Schule in Heil- sind im Oberstufenschulhaus der Schulanla-
bronn [56] sind die Garderoben ebenfalls im ge Im Birch in Zürich-Oerlikon [59] Spinde in
Klassenzimmer angeordnet. Die Tiefe der den Fluren vorgesehen.
Betonstützen wird für Garderobe, Ablage
und Schränke genutzt. In der Grundschule in Nagele [08] befinden
sich die Garderoben in Nischen vor den
Auch bei dem Schulhaus Mattenhof in Klassenzimmern, so dass die Flure nicht
Zürich [50] sind die Garderoben Teil des eingeengt werden und eine klare Zuordnung
Unterrichtsraums. Sie befinden sich in der zu dem jeweiligen Klassenzimmer gegeben
Eingangsnische, integriert in einen Einbau- ist.
schrank, der auch Sitzbank, Waschbecken,
Schrankelemente und offene Regale Die Flurbreite des Schulhauses in Vella [29]
aufnimmt. ist so bemessen, dass neben den Gardero-
benhaken an der Klassenzimmerwand eine
Garderobe im Nebenraum Sitzbank entlang der Fassade untergebracht
In der Munkeg rdsskolen in Kopenhagen werden konnte.
[07] sind die Garderoben im Vorraum der

220
Abstellorte

[17]
Scuola elementare
Riva San Vitale
Via Monsignor Sesti 1
Riva San Vitale (CH)
Aurelio Galfetti, Flora
Ruchat-Roncati, Ivo Trümpy

Grundriss 1. OG M 1:250

221
Räume und Bereiche

[56]
Erweiterung Gustav-von-Schmoller-
Schule
Frankfurter Straße 63
Heilbronn (DE)
Lederer + Ragnarsd ttir + Oei

Grundriss 1. OG M 1:250

222
Abstellorte

[50]
Erweiterung Schulanlage
Mattenhof
Dübendorfstraße 300
Zürich (CH)
B.E.R.G. Architekten

Grundriss OG M 1:250

223
Räume und Bereiche

[07]
Munkeg rdsskolen
Vangedevej 178
Dyssegaard (DK)
Arne Jacobsen

Grundriss EG M 1:250

224
Abstellorte

[36]
Lauder Chabad Schule
Rabbiner Schneerson
Platz 1
Wien (AT)
Adolf Krischanitz

Grundriss EG M 1:250

225
Räume und Bereiche

[26]
Basisschool Polygoon
Hollywoodlaan 109
Almere (NL)
Herman Hertzberger

Grundriss EG M 1:250

226
Abstellorte

[59]
Schulanlage Im Birch
Margrit-Rainer-Straße 5
Zürich-Oerlikon (CH)
Peter Märkli

Grundriss 1. OG M 1:250

227
Räume und Bereiche

[08]
Lagere Scholen Nagele
Ring 1
Nagele (NL)
Aldo van Eyck

Grundriss EG M 1:250

228
Abstellorte

[29]
Erweiterung Schulanlage Vella
Sutvitg 28a
Vella (CH)
Bearth Deplazes Architekten

Grundriss 1. OG M 1:250

229
Räume und Bereiche

Stauraum – Lehrmaterial

In den Klassenzimmern der Montessori- den Klassenzimmern getrennt. Diese bieten


Schule in Amsterdam [25] ist ein Küchen- Stauraum für Lehrmaterial und integrieren
block mit Arbeitsfläche, Regalflächen und die Waschbecken.
Schubladen aufgestellt. Fensterbänke und
Gesimse bilden zahlreiche Abstellmöglich- Zwischen den Klassenzimmern und dem
keiten für die Arbeiten der Kinder und für Flurbereich der Oberstufenanlage der
Lehrmaterial. Schule Weid in Pfäffikon [64] befindet sich
eine Zone, die Regale, Wandschränke und
Die Fensterbänke in den Unterrichtsräu- Waschbecken aufnimmt sowie die haus-
men der Öko-Hauptschule in Mäder [33] technischen Installationen.
dienen einerseits als Absturzsicherung vor
der Ganzglasfassade und andererseits als Die Klassenzimmer der Primarschule
Ablagefächer. Die Bereiche zwischen den Riedmatt in Zug [43] haben auf der Flurseite
Betonstützen werden vom Klassenzimmer eine Zone, in der Schrank- und Abstellflä-
aus als Wandschränke genutzt und von der chen sowie Arbeitsnischen für Gruppenar-
Pausenhalle aus als Garderoben. beiten und Computerarbeitsplätze unterge-
bracht sind. Die tiefen Fensterbänke bieten
Die Gruppenräume des Volta-Schulhauses zusätzliche Abstellflächen.
in Basel [39] sind durch Einbauschränke von

Erweiterung Schulanlage
Mattenhof
Zürch (CH)
B.E.R.G. Architekten

230
Abstellorte

[25]
Scholen Apollolaan
Montessorischool
Willem Witsenstraat 14
Amsterdam (NL)
Herman Hertzberger

Grundriss 1. OG M 1:250

231
Räume und Bereiche

[33]
Öko-Hauptschule Mäder
Neue Landstraße 29
Mäder (AT)
Baumschlager Eberle

Grundriss 1.-3. OG
M 1:250

232
Abstellorte

[39]
Volta Schulhaus
Wasserstraße 40
Basel (CH)
Miller Maranta

Grundriss 4. OG M 1:250

233
Räume und Bereiche

[64]
Schule Weid
Weidstraße 20
Pfäffikon (CH)
Meletta Strebel
Architekten

Grundriss OG M 1:250

234
Abstellorte

[43]
Primarschule Riedmatt
Riedmatt 41
Zug (CH)
Nägele Twerenbold
Architekten

Grundriss 2. OG M 1:250

235
Toiletten
Räume und Bereiche

Zentrale Anordnung 240


[13] Gymnasium Andreanum
Hagentorwall 17, Hildesheim (DE)
Dieter Oesterlen
[08] Lagere Scholen Nagele
Ring 1, Nagele (NL)
Aldo van Eyck
[59] Schulanlage Im Birch
Margrit-Rainer-Straße 5, Zürich (CH)
Peter Märkli

Dezentrale Anordnung 244


[44] Gymnasium Markt Indersdorf
Arnbacher Straße 40, Markt Indersdorf (DE)
Allmann Sattler Wappner Architekten
[45] Hellerup Skole
Dessaus Boulevard 10, Kopenhagen (DK)
Arkitema
[40] Sonderpädagogisches Förderzentrum
Schottenau 10a, Eichstätt (DE)
Diezinger Kramer

Dem Klassenzimmer zugeordnete


Toilettenanlage 248
[03] Crow Island School
1112 Willow Road, Winnetka (US)
Eliel Eero Saarinen
[36] Lauder Chabad Schule
Rabbiner Schneerson Platz 1, Wien (AT)
Adolf Krischanitz
[04] Primarschule Wasgenring
Welschmattstraße 30, Basel (CH)
Fritz Haller

238
Toiletten

Einleitung

Toiletten gehören zu den empfindlichsten In Grund- und Sonderschulen ist die Höhe
Räumen des Schulhauses. Sie sollen zum der Ausstattungsgegenstände auf die klei-
Schutz der Privatsphäre nicht direkt sichtbar, nen Kinder abzustimmen. Behindertentoilet-
auf der anderen Seite aber für jeden rasch ten können, geschlechtsspezifisch getrennt,
aufzufinden sein. Für manche Schüler ist als größere Kabine in den Standardräumen
der Toilettengang mit Peinlichkeit verbun- integriert werden oder, wie allgemein
den, für andere haben sie die zusätzliche üblich, als gesonderte Toilette ausgewiesen
Funktion, Heimlichkeiten austauschen zu werden.
können. Freundliche Atmosphäre, absolut
robuste Einrichtungsgegenstände sowie Die Grundrisse sollen nicht verwinkelt und
hochwertige Trennwände und Türen sind die eher großzügiger bemessen sein, um eine
Voraussetzung für eine ausreichende Benut- gute und leichte Reinigung zu ermöglichen.
zerfreundlichkeit. Meistens wird, weil man Für die Oberflächen sind grundsätzlich
die Wichtigkeit dieser Räume unterschätzt, robuste Materialien einzusetzen, die auch
genau an dieser Stelle zu viel gespart, was dem Druck von Dampfstrahlern standhalten.
die Anfälligkeit für Verunstaltungen und Es ist gut, wenn die Toiletten in direkter Ver-
Vandalismus eher erhöht. bindung mit Putzräumen geplant werden.

Am besten hat sich eine Lage in der Für die Lehrer und Mitarbeiter werden in der
Nähe der Treppenhäuser bewährt, was im Regel gesonderte Toilettenanlagen in der
Regelfall die Leitungsführung begünstigt. Nähe der Verwaltungsräume angeordnet.
Für das hygienische Empfinden ist die Hier gibt es, was die Angaben über die Zahl
Ausleuchtung mit Tageslicht von Vorteil, von Damen- und Herrentoiletten betrifft,
wiewohl grundsätzlich eine mechanische oft veraltete Vorschriften: Häufig werden in
Be- und Entlüftung Standard ist. Überhaupt öffentlichen Gebäuden zu wenig Damentoi-
soll der Belüftung besondere Aufmerksam- letten ausgewiesen.
keit gewidmet werden, weil allein schon
schlechter Geruch die häufige Ursache für
einen nachlässigen Umgang mit Sanitärein-
richtungen darstellt.

239
Räume und Bereiche

Zentrale Anordnung

Zentral angeordnete Toilettenanlagen haben Pausenhof ab. Durch ihre Lage zwischen
den Vorteil, dass sie von Schülern und den Klassenzimmertrakten sind die Toiletten
Lehrern leicht aufzufinden und zu beaufsich- auch vom Pausenhof aus gut zu erreichen.
tigen sind. Der Nachteil von zentralen Toilet-
tenanlagen ist, dass sie oft durch ihre Größe Die sanitären Anlagen der Grundschule in
und Gestaltung sehr anonym und nüchtern Nagele [08] bilden mit dem Versammlungs-
wirken. Toilettenanlagen sind Treffpunkte, und Handarbeitsraum das Verbindungsglied
Orte zum Nachschminken, Raucherecken, der zwei Klassengruppen, die aus je drei
und Rückzugspunkte. Daher sollten sie Klassen mit einer gemeinsamen quadra-
einladend und als Aufenthaltsraum gestaltet tischen Halle bestehen. Die Toilettenanlage
werden. Zentrale Toilettenanlagen sind ist zweigeteilt, so dass sie jeweils von den
nur bei kleinen Schulanlagen sinnvoll oder Hallen der Klassengruppen aus erreichbar
wenn sie eine zentrale Einheit auf jedem sind.
Stockwerk bilden.
Die Toilettenanlagen in der Sekundarschu-
Im Gymnasium Andreanum in Hildesheim le Im Birch in Zürich-Oerlikon [59] sind
[13] sind die Funktionsbereiche der Schule geschossweise angeordnet und Teil des
einzelnen Baukörpern zugeordnet. Das innenliegenden, zentralen Kerns, der alle
Toilettengebäude ist zwischen den beiden Nebenräume und die Aufzugsanlage um-
zweigeschossigen Klassentrakten angeord- fasst. Um den Kern sind die Klassenzimmer,
net. Eine überdeckte Pausenhalle stellt die die sich mit einem zentralen gemeinsamen
Verbindung zu diesen her. Der WC-Block mit Arbeitsbereich zu jeweils zwei Clustern
dem Vordach schirmt die vor den Klassen- gruppieren, sowie Fachräume angeordnet.
fronten liegenden Grünflächen gegen den

240
Toiletten

[13]
Gymnasium Andreanum
Hagentorwall 17
Hildesheim (DE)
Dieter Oesterlen

Grundriss 1.UG M 1:250

241
Räume und Bereiche

[08]
Lagere Scholen Nagele
Ring 1
Nagele (NL)
Aldo van Eyck

Grundriss EG M 1:250

242
Toiletten

[59]
Schulanlage Im Birch
Margrit-Rainer-Straße 5
Zürich-Oerlikon (CH)
Peter Märkli

Grundriss 1. OG M 1:250

243
Räume und Bereiche

Dezentrale Anordnung

Dezentrale Toilettenanlagen sind meist Die Toiletten der Hellerup Skole in Kopen-
Toilettenräume mit einer kleineren Anzahl hagen [45] sind mit den Teambüros der
von Toiletten und Waschbecken. Eine ein- Lehrkräfte und den Fluchttreppenhäusern
ladendere Gestaltung gegenüber zentralen die einzigen abgeschlossenen Räume in
großen Toilettenanlagen wird durch die den offenen Geschossflächen. Sie werden
Raumgröße erleichtert. Dezentrale Toiletten- über eine offene Treppenhalle erschlossen.
anlagen sind einer Gruppe von Klassenzim- Die WC-Räume und Lehrerbüros teilen
mern zugeordnet und oft in innenliegenden die Arbeitsflächen in kleinere und größere
Bereichen des Schulgebäudes angeordnet. Teilflächen.

Die Toilettenanlagen des Gymnasiums in Die WC-Anlagen des Sonderpädagogischen


Markt Indersdorf [44] sind jeweils in den Förderzentrums in Eichstätt [40] sind in den
Ecken des aufgeständerten Rechtecks inneren Ecken des Kammgebäudes angeor-
angeordnet. Mädchen- und Jungentoiletten det. Mädchen-, Jungen- und Behinderten-
sind räumlich voneinander getrennt. Die toiletten sind in einem Block zusammen-
Behindertentoiletten befinden sich in den gefasst, so dass eine leichte Orientierung
Obergeschossen in der Nähe des Aufzugs gewährleistet ist.
jeweils im Anschluss an einen Toiletten-
raum.

244
Toiletten

[44]
Gymnasium Markt Indersdorf
Arnbacher Straße 40
Markt Indersdorf (DE)
Allmann Sattler Wappner
Architekten

Grundriss 1. OG M 1:250

245
Räume und Bereiche

[45]
Hellerup Skole
Dessaus Boulevard 10
Kopenhagen-Hellerup (DK)
Arkitema

Grundriss 1. OG M 1:250

246
Toiletten

[40]
Sonderpädagogisches
Förderzentrum
Schottenau 10a
Eichstätt (DE)
Diezinger Kramer

Grundriss 1. OG M 1:250

247
Räume und Bereiche

Dem Klassenzimmer
zugeordnete Toilettenanlagen

Die VDI-Richtlinien weisen darauf hin, dass Den Klassenzimmern der Lauder Chabad
die Wasch- und Toilettenräume bei Kinder- Schule in Wien [36] ist eine Eingangszone
gärten direkt dem Gruppenraum zuzuordnen mit Umkleide- und Sanitärräumen vorgela-
sind. Für die Planung von Sanitärräumen in gert. Die Anordnung der Vorräume mit den
Schulen findet man diesen Hinweis nicht. WCs und den Garderobenräumen, bezogen
Es macht jedoch durchaus Sinn, diese auf das Achsraster, ermöglicht eine variable
Leitlinie auch bei der Planung von Grund- Anordnung der Zwischenwände und somit
schulen zu berücksichtigen. Auch Toiletten die Möglichkeit, ein-, zwei- oder dreiachsige
bilden einen Bestandteil der Umgebung des Räume zu schaffen.
Erziehungsgeschehens. Es erscheint des-
halb sinnvoll, jede Klasse als eine möglichst Die zweigeschossigen Pavillons der Primar-
vollständige und unabhängige Einheit zu schule Wasgenring in Basel [04] enthalten
gestalten. vier Unterrichtsräume, die Treppen- und
Garderobenhalle und einen eingeschossigen
Die Toiletten der Crow Island School in Anbau mit dem Eingang und den Toiletten.
Winnetka [03] sind den einzelnen Klassen- Ursprünglich waren vier Pavillons für die
einheiten zugeordnet. Jede Klasseneinheit Mädchenschule und drei Pavillons für die
besteht aus einem Hauptraum, einem Ar- Knabenschule vorgesehen. Weitere Toiletten
beits- oder Gruppenraum, einem Gartenhof befinden sich in dem eingeschossigen
für den Freiluftunterricht sowie zwei WCs. Mittelbau, der die Aula, die Bibliothek, den
In der Oberstufe sind die Toiletten nach Lehrerbereich, Nebenräume und die Haus-
Geschlecht getrennt, während sie in der meisterräume beherbergt.
Unterstufe gemeinsam genutzt werden. Die
Höhe der Sanitärobjekte differiert gemäß
den Altersstufen.

248
Toiletten

[03]
Crow Island School
1112 Willow Road
Winnetka, Illinois (US)
Eliel Eero Saarinen

Grundriss EG M 1:250

249
Räume und Bereiche

[36]
Lauder Chabad Schule
Rabbiner Schneerson
Platz 1
Wien (AT)
Adolf Krischanitz

Grundriss EG M 1:250

250
Toiletten

[04]
Primarschule Wasgenring
Welschmattstraße 30
Basel (CH)
Fritz Haller

Grundriss EG M 1:250

251
Pausenbereich
Schulhof 256 Überdachter Pausenbereich 268
[48] Schulzentrum im Scharnhauser Park [06] Sekundarschule Letzi
Gerhard-Koch-Straße 6, Ostfildern (DE) Espenhofweg 60, Zürich (CH)
Lederer + Ragnarsd ttir + Oei Ernst Gisel
[47] Schule am Mummelsoll [57] Minami-Yamashiro Primary School
Eilenburger Straße 4, Berlin (DE) Minami Yamashiro, Kyoto (JP)
Grüntuch Ernst Architekten Richard Rogers Partnership
[27] Scuola elementare [17] Scuola elementare Riva San Vitale
El Cunvént 4, Monte Carasso (CH) Via Monsignor Sesti 1, Riva San Vitale (CH)
Luigi Snozzi Galfetti, Ruchat-Roncati, Trümpy
[21] Scuola Media Cantonale
Via Saleggi 3, Losone (CH) Differenzierte Hofflächen 272
Aurelio Galfetti, Livio Vacchini [12] Vogelsangschule
[38] Salem International College Paulusstraße 30, Stuttgart (DE)
Kurt-Hahn-Straße 1, Überlingen (DE) Behnisch Partner
Lederer + Ragnarsd ttir + Oei [23] Scuola Media Cantonale
[15] Kristofferskolan Via Stefano Franscini 30, Morbio Inferiore (CH)
Marklandsbacken 11, Stockholm (SE) Mario Botta
Erik Asmussen [25] Scholen Apollolaan, Montessorischool
[19] Waldorfschule Uhlandshöhe Willem Witsenstraat 14, Amsterdam (NL)
Haußmannstraße 44, Stuttgart (DE) Herman Hertzberger
Rolf Gutbrod, Wolfgang Henning
Pausenbereich innen 276
Pausenflächen auf dem Dach 264 [11] Kantonsschule Freudenberg
[11] Kantonsschule Freudenberg Gutenbergstraße 15, Zürich (CH)
Gutenbergstraße 15, Zürich-Enge (CH) Jacques Schader
Jacques Schader [35] Schulhaus Fläsch
[61] Marie-Curie-Gymnasium Patschär, Fläsch (CH)
Marie-Curie Straße 1, Dallgow-Döberitz (DE) Pablo Horv th
Grüntuch Ernst Architekten [14] Geschwister-Scholl-Gymnasium
[18] Gymnasium Christianeum Holtgrevenstraße 2-6, Lünen (DE)
Otto-Ernst-Straße 34, Hamburg (DE) Hans Scharoun
Arne Jacobsen
Pausenbereich

Einleitung

Das Wort Pause wird mit „nichts tun“ ver- Sitzmöglichkeiten und Abfallkörben Klassische Spielgeräte, Sandkasten, Schau-
bunden. In Pausen geschieht aber das Ge- Freifläche für Aufführungen, Konzert, keln, Klettergerüste und so weiter sind bei
genteil. Kann man für Klassenzimmer eine Theater, Schulfest Schulen der ersten fünf Jahrgangsstufen,
klare funktionelle Beschreibung liefern, so Platz für Spielgeräte sofern der Platz ausreicht, willkommen.
tut man sich bei der Pause schwer: spielen, Inzwischen gibt es aber auch ein großes
rennen, gehen, sitzen, anlehnen, ausruhen, Es ist gut, wenn dem Pausenhof eine Toilet- Angebot an Spielgeräten für Erwachsene,
gammeln, sich unterhalten, allein, zu zweit tenanlage zugeordnet ist. Im Regelfall wer- bei deren Bedienung Geschicklichkeit und
oder in Gruppen sein, essen, trinken, strei- den die Toilettenräume im Erdgeschoss des Muskelaufbau trainiert werden. Sie sind für
ten, schreien, Geheimnisse austauschen, Schulhauses so organisiert, dass sie auch Einzelne ein sehr guter Ausgleich zum Un-
Ärger abbauen, die Sonne genießen, Schat- von außen zugänglich sind und zwischen terricht und die dabei überwiegend sitzende
ten aufsuchen und so weiter. Es genügt außen und innen eigene Schließbereiche Tätigkeit. Für Gruppenspiele eignen sich
also nicht, für den Pausenbereich, der sich gebildet werden können. nach wie vor Felder für Ballspiele oder auch
zunächst einmal im Freien befindet, lediglich Tischtennisanlagen.
eine angemessene Fläche auszuweisen. Als Die Anlage von Pausenräumen richtet sich
Faustregel kann man 4 bis 5 m2 pro Schüler auch nach den Altersstufen. Hat man es Für kleine Pausen sind Flächen innerhalb
rechnen, etwa 10 % davon sollten regen- mit einer Mischung von älteren und jungen des Hauses auszuweisen. Sie sind wech-
geschützt geplant werden. Der Bereich Schülern zu tun, ist es günstig, getrennte selseitig mit jenen Flächen zu nutzen, die in
sollte in unterschiedliche Funktionsbereiche Bereiche für die jüngeren Schüler, beson- Fluraufweitungen als zusätzliche Raumange-
aufgeteilt sein: ders für Erstklässler, auszuweisen. Wegen bote für Gruppen- und Einzelarbeit dienen.
der Aufsichtspflicht der Schule ist eine Ein eigener Aufenthaltsraum für Schüler, die
Für Spiele eine befestigte Fläche. Dabei gute Übersicht über die Pausenflächen vor und nach dem Unterricht in der Schule
soll der Belag für Spiel- und Sportgeräte notwendig. Ferner sollte bei Pausenflächen sind, kann ebenfalls für Pausen genutzt
mit kleinen Rollen geeignet sein. Es ist eine sichtbare Abtrennung zum öffentlichen werden. Allerdings sind solche Pausenflä-
gut, wenn die Oberfläche sich mit Kreide Raum erfolgen, um den Bereich, in dem chen im Inneren der Gebäude hinsichtlich
bemalen lässt. Aufsichtspflicht besteht, deutlich zu markie- der akustischen Störungen, die von ihnen
Grünfläche (Rasen) mit Sitzbänken, bei ren. Manche Schulen wünschen sich aus ausgehen, problematisch, da eigens dafür
geneigtem Gelände auch Sitzstufen Sicherheitsgründen bauliche oder pflanz- geplante Räume in Errichtung und Unterhalt
Für Schattenzonen Baumpakete, Pergolen liche Abgrenzungen. kaum zu finanzieren sind.
oder Schattendächer, kombiniert mit

255
Räume und Bereiche

Schulhof

Schulhöfe sollen einsehbar sein und eine dient nicht nur als Schulhof, sondern steht
deutliche Abtrennung zum öffentlichen auch der Öffentlichkeit zur Verfügung.
Raum aufweisen. Gleichzeitig ist eine Nut-
zung der Außenanlagen durch die Bewohner Allseitige Begrenzung
des Stadtteils außerhalb der Unterrichtszeit Die Klassenzimmer der Mittelschule in
wünschenswert. Um beides zu erreichen, Losone [21] sind in vier gleichen, nicht
sind unterschiedliche Entwurfsansätze miteinander verbundenen Gebäudeteilen
denkbar: untergebracht, die zusammen einen ge-
schlossenen Platz bilden.
Zweiseitige Begrenzung
Die Schule im Scharnhauser Park in Im Zentrum des Salem College in Über-
Ostfildern [48] definiert die neue Stadtkan- lingen [38] befindet sich die Aula. Dieses
te des ehemaligen Kasernenareals. Das zentrale Gebäude und die angrenzende
Schulgebäude und die Sporthalle spannen „Schlange“ aus Klassenzimmern umfas-
einen differenziert gestalteten Pausenhof sen den Schulhof. Durch die Verlängerung
auf, der auf der Nordseite durch eine Mauer der „Schlange“ in Richtung See und die
begrenzt ist, die der bogenförmigen Stadt- Öffnung der Mensa im Aulagebäude weitet
bahntrasse folgt. sich der Schulhof in Richtung des Boden-
sees auf.
Dreiseitige Begrenzung
Der Schulhof der Schule am Mummelsoll Dorfplatz
in Berlin [47] wird begrenzt durch den Das Aulagebäude der Waldorfschule Kristof-
Haupttrakt mit den Unterrichtsräumen, die ferskolan in Stockholm [15] bildet mit den
Turnhalle mit dem Badebereich und den Zweier- und Viererpavillons der Unterstufen
buntverglasten eingeschossigen Verbin- einen zentralen Platz, der durch die kleinen
dungsgang. Dieser bildet den Filter zur Häuser und den Arkadengang einem Dorf-
Straße und vermindert die Lärmbelästigung platz ähnelt.
durch die Straße.
Die verschiedenen Gebäude der Waldorf-
Die Primarschule in Monte Carasso [27] schule Uhlandshöhe in Stuttgart [19] formen
ist in einem umgebauten und erweiterten einen Schulcampus, der einem Dorf sehr
Kloster untergebracht. Der Pausenhof wird ähnlich ist. Unterschiedlich große Plätze
an zwei Seiten von den Arkaden begrenzt in unterschiedlichen Formen mit Bäumen
sowie von der angebauten Kirche. Er öffnet und Sitzbänken charakterisieren diesen
sich zum Dorf hin. Der ehemalige Klosterhof Pausenhof.

256
Pausenbereich

[48]
Schulzentrum im Scharn-
hauser Park
Gerhard-Koch-Straße 6
Ostfildern (DE)
Lederer + Ragnarsd ttir + Oei

Lageplan M 1:2.500

257
Räume und Bereiche

[47]
Schule am Mummelsoll
Eilenburger Straße 4
Berlin-Hellersdorf (DE)
Grüntuch Ernst Architekten

Lageplan M 1:2.500

258
Pausenbereich

[27]
Scuola elementare
El Cunvént 4
Monte Carasso (CH)
Luigi Snozzi

Lageplan M 1:2.500

259
Räume und Bereiche

[21]
Scuola Media Cantonale
Via Saleggi 3
Losone (CH)
Aurelio Galfetti,
Livio Vacchini

Lageplan M 1:2500

260
Pausenbereich

[38]
Salem International College
Kurt-Hahn-Straße 1
Überlingen (DE)
Lederer + Ragnarsd ttir + Oei

Lageplan M 1:2.500

261
Räume und Bereiche

[15]
Kristofferskolan
Marklandsbacken 11
Stockholm (SE)
Erik Asmussen

Lageplan M 1:2500

262
Pausenbereich

[19]
Waldorfschule Uhlands-
höhe
Haußmannstraße 44
Stuttgart (DE)
Rolf Gutbrod, Wolfgang
Henning

Lageplan M 1:2.500

263
Räume und Bereiche

Pausenflächen auf dem Dach

Beengte Grundstücksverhältnisse zwingen dem Innenhof verbunden. Gepflasterte


den Architekten, Funktionen zu stapeln. Da Flächen, Sitzbänke und Oberlichtaufbauten,
die Freiflächen für Schulen sehr groß sein die als Pausenmöbel nutzbar sind, gliedern
sollten, werden in solchen Fällen die Dach- den Pausenbereich. Die beiden L-förmigen
flächen genutzt. Klassentrakte umklammern die Plattform,
erlauben aber auch Blicke in die umgebende
Der Sockel der Kantonsschule Freudenberg Wohnsiedlung und Landschaft.
in Zürich [11] beherbergt die Sporthallen so-
wie die naturwissenschaftlichen Räume der Die Pausenflächen des Gymnasiums
beiden Schulen. Die großzügige Freitreppe, Christianeum in Hamburg [18] befinden sich
ausladende Brüstungen, Sitzbänke um die auf dem Deck im 1. Obergeschoss. Das
Oberlichter und überdachte Bereiche gestal- Deck teilt die Schule horizontal. Unterhalb
ten die Dachfläche zu einem angenehmen befinden sich die Gemeinschaftsräume
Schulhof. und oberhalb die Klassenzimmer und der
Lehrerbereich. Der Schulhof entwickelt sich
Der Schulhof des Marie-Curie-Gymnasiums um die Sporthalle und die Aula, die durch
in Dallgow-Döberitz [61] befindet sich auf ihre doppelte Geschosshöhe das Deck
dem Dach des eingeschossigen Sockels, durchbrechen. Das Konstruktionssystem
der die Fachräume, die Verwaltungsräume, bildet auf dem Deck eine Art Pergola, in die
die Turnhalle, die Cafeteria und die Aula Überdachungen und Schirmwände einge-
umfasst. Die Pausenplattform ist durch baut werden können.
große Freitreppen mit dem Garten und

264
Pausenbereich

[11]
Kantonsschule Freudenberg
Gutenbergstraße 15
Zürich-Enge (CH)
Jacques Schader

Grundriss M 1:1.500

265
Räume und Bereiche

[61]
Marie-Curie-Gymnasium
Marie-Curie Straße 1
Dallgow-Döberitz (DE)
Grüntuch Ernst Architekten

Grundriss M 1:1.500

266
Pausenbereich

[18]
Gymnasium Christianeum
Otto-Ernst-Straße 34
Hamburg (DE)
Arne Jacobsen

Grundriss M 1:1.500

267
Räume und Bereiche

Überdachter Pausenbereich

Um auch bei schlechtem Wetter den ein überdachter Pausenbereich. Ansonsten


Schülern den Aufenthalt im Freien zu stehen den Schülern eine überdachte Terras-
ermöglichen, sind überdachte Pausenbe- se und Balkone innerhalb des Gebäudes zur
reiche erforderlich. Nach der Allgemeinen Verfügung.
Schulbauempfehlung (ASE) sind diese mit
0,3 m2 pro Schüler auszuweisen. Die einzelnen Baukörper der Primarschule in
Riva San Vitale [17] bilden im Erdgeschoss
Die zweigeschossigen Klassentrakte der eine gedeckte Pausenhalle. Diese stellt die
Sekundarschule Letzi in Zürich [06] sind Verbindung her zwischen dem nördlichen
mit dem Gebäude der Fachräume und der Schulhof, der südlichen grünen Pausenflä-
Turnhalle durch Laubengänge verbunden. che und der Pausenfläche zwischen dem
Diese bilden mit den kleinen Pausenhöfen Schulgebäude und der Sporthalle. Von die-
in den beiden offenen südlichen Ecken die ser Passage aus werden die Klassenzimmer
überdachten Bereiche des Pausenhofs. über offene Treppenhäuser erschlossen.
Den Klassenzimmern sind Terrassen zuge-
Durch die Verlängerung der Tragwerkskon- ordnet, die eine Ausweitung des Unterrichts
struktion der Minami-Yamashiro Grundschu- ins Freie ermöglichen, aber auch in kurzen
le in Kyoto [57] entstehen im Süden der Pausen als Aufenthaltsflächen für die jewei-
überdachte Eingangsbereich und im Norden lige Klasse genutzt werden.

268
Pausenbereich

[06]
Sekundarschule Letzi
Espenhofweg 60
Zürich (CH)
Ernst Gisel

Grundriss M 1:1.500

269
Räume und Bereiche

[57]
Minami-Yamashiro Primary
School
Minami Yamashiro
Kyoto (JP)
Richard Rogers
Partnership

Grundriss M 1:1.500

270
Pausenbereich

[17]
Scuola elementare
Riva San Vitale
Via Monsignor Sesti 1
Riva San Vitale (CH)
Aurelio Galfetti, Flora
Ruchat-Roncati, Ivo Trümpy

Grundriss M 1:1.500

271
Räume und Bereiche

Differenzierte Hofflächen

Ein guter Schulhof zeichnet sich dadurch einen geschützten Platz, der als Rang für
aus, dass er den Schülern zahlreiche Ange- Veranstaltungen sowie als Pausenfläche
bote für Bewegung, Spiel, Versammlung, genutzt wird. Im Erdgeschoss bewirken
Aufführung, Ausstellung sowie Rückzugs- die außenliegenden Pausenbereiche eine
möglichkeiten zur Verfügung stellt. Der überdachte Erschließung der einzelnen
Schulhof ist Teil der Lern- und Lehrland- Unterrichtseinheiten und stellen eine
schaft. Je nach Schulart und Schulkonzept Verbindung zu den vor und hinter dem
ist eine öffentliche Nutzung des Schulhofs Gebäude liegenden Grünzonen her. Durch
oder Schulgartens mitzuberücksichtigen. die unterschiedlichen Eingangssituationen
Die außerschulischen Anforderungen dürfen und wechselnden Raumhöhen entsteht eine
die Nutzung des Geländes als Lernort Fülle räumlicher Beziehungen.
jedoch nicht einschränken.
Die Montessorischulel [25] und die Wil-
Die vier Pavillongruppen der Vogelsangschu- lemsparkschule in Amsterdam besitzen
le in Stuttgart [12] bilden mit dem Haupt- einen gemeinsamen Schulhof. Die jewei-
bau, der die Fachräume und die Verwaltung ligen Kindergartenfreibereiche sind durch
beherbergt, einen Schulhof, der dem halbhohe Mauern, die die Sandspielplätze
Geländeverlauf entsprechend terrassiert eingrenzen, und durch Hecken von der
ist. Die zahlreichen Freitreppen regen zur eigentlichen Schulhoffläche getrennt. Den
vielfältigen Benutzung an. In den Pausen Schuleingängen sind großzügige Freitrep-
werden sie als Sitzmöglichkeit genutzt und pen vorgelagert, die für die Kinder zusätzli-
bei Veranstaltungen als Ränge. che Sitzflächen bieten. Nischen, Vorsprünge
und Auskragungen sind so gestaltet, dass
Die Turnhalle und das Hauptgebäude der sie als Spielnischen, Sitzbänke und Bewe-
Mittelschule in Morbio Inferiore [23] liegen gungsflächen genutzt werden können.
im spitzen Winkel zueinander und bilden

272
Pausenbereich

[12]
Vogelsangschule
Paulusstraße 30
Stuttgart (DE)
Behnisch Partner

Grundriss M 1:1.500

273
Räume und Bereiche

[23]
Scuola Media Cantonale
Via Stefano Franscini 30
Morbio Inferiore (CH)
Mario Botta

Ausschnitt M 1:1.500

274
Pausenbereich

[25]
Scholen Apollolaan
Montessorischool
Willem Witsenstraat 14
Amsterdam (NL)
Herman Hertzberger

Grundriss M 1:1.500

275
Räume und Bereiche

Pausenbereich innen

Die Rolle der Flure und Hallen in den Die Treppenhalle des Primarschulhauses in
Schulen hat sich in den letzten Jahren Fläsch [35] ist großzügig dimensioniert, so
gewandelt. Die Erschließungsbereiche dass sie auf jedem Geschoss den Schülern
werden immer mehr auch als Teil der der beiden Klassenzimmer als innere Pau-
Lern- und Lehrlandschaft verstanden. Sie senfläche dient.
werden großzügiger dimensioniert, so dass
sie als innere Pausenflächen zur Verfügung Die Pausenhalle des Geschwister-Scholl-
stehen, oder sie werden facettenreicher Gymnasiums in Lünen [14] verbindet die
gestaltet, damit sie auch als Arbeitsplatz, Fachräume, die Aula und die Turnhalle und
Ausstellungsraum et cetera genutzt werden erschließt die beiden Gebäudeflügel mit den
können. Klassenzimmern. Die Aula ist als eine Erwei-
terung der Pausenhalle gedacht und kann
Das Erdgeschoss der Kantonsschule Freu- nach Bedarf von ihr abgetrennt werden.
denberg (ehemals Handelsschule) in Zürich Eine Gliederung der 100 m langen Pau-
[11] öffnet sich mit einer vollverglasten Ein- senhalle erfolgt über einen Niveausprung,
gangshalle zu den begehbaren Dachflächen unterschiedliche Lichtsituationen, eine
der Naturwissenschaften und der Turnhalle, Wandscheibe, Pflanzenbecken und in den
die den eigentlichen Schulhof darstellen. Raum hineinragende Treppenläufe. Auswei-
Die Trennwände zu den Verwaltungsräu- tungen wie die Aula, die Schülerbibliothek
men und zum Lehrerzimmer sind nur bis und die Schülermitverwaltung verkürzen
Türhöhe hochgeführt, um die Transparenz optisch die Hallenlänge und schaffen eine
der Erdgeschosshalle zu bewahren. Von der gute Orientierungsmöglichkeit.
Eingangs- und Pausenhalle aus werden über
vier Treppenläufe die Unterrichtsräume in
den Obergeschossen erschlossen.

276
Pausenbereich

[11]
Kantonsschule Freudenberg
Gutenbergstraße 15
Zürich-Enge (CH)
Jacques Schader

Grundriss M 1:1.000

277
Räume und Bereiche

[35]
Schulhaus Fläsch
Patschär
Fläsch (CH)
Pablo Horv th

Grundriss M 1:1.000

278
Pausenbereich

[14]
Geschwister-Scholl-Gymnasium
Holtgrevenstraße 2-6
Lünen (DE)
Hans Scharoun

Grundriss M 1:1.000

279
Projekte
Projektverzeichnis

[01] Volksschule in Celle [13] Gymnasium Andreanum


Sägemühlenstraße 9, Celle (DE) Hagentorwall 17, Hildesheim (DE)
Otto Haesler Dieter Oesterlen
[02] Openluchtschool [14] Geschwister-Scholl-Gymnasium
Cliostraat 40, Amsterdam (NL) Holtgrevenstraße 2-6, Lünen (DE)
Johannes Duiker Hans Scharoun
[03] Crow Island School [15] Kristofferskolan
1112 Willow Road, Winnetka (US) Marklandsbacken 11, Stockholm (SE)
Eliel Eero Saarinen Erik Asmussen
[04] Primarschule Wasgenring [16] Mittelpunktschule In den Berglen
Welschmattstraße 30, Basel (CH) Stockwiesen 1, Berglen-Oppelsbohm (DE)
Fritz Haller Behnisch Partner
[05] Hunstanton Secondary Modern School [17] Scuola elementare Riva San Vitale
Downs Road, Hunstanton (GB) Via Monsignor Sesti 1, Riva San Vitale (CH)
Alison Peter Smithson Galfetti, Ruchat-Roncati, Trümpy
[06] Sekundarschule Letzi [18] Gymnasium Christianeum
Espenhofweg 60, Zürich (CH) Otto-Ernst-Straße 34, Hamburg (DE)
Ernst Gisel Arne Jacobsen
[07] Munkeg rdsskolen [19] Waldorfschule Uhlandshöhe
Vangedevej 178, Dyssegaard (DK) Haußmannstraße 44, Stuttgart (DE)
Arne Jacobsen Rolf Gutbrod, Wolfgang Henning
[08] Lagere Scholen Nagele [20] Laborschule Bielefeld
Ring 1, Nagele (NL) Universitätsstraße 21, Bielefeld (DE)
Aldo van Eyck Ludwig Leo, Planungskollektiv Nr. 1
[09] Riverview High School [21] Scuola Media Cantonale
1 Ram Way, Sarasota (US) Via Saleggi 3, Losone (CH)
Paul Rudolph Aurelio Galfetti, Livio Vacchini
[10] Sarasota High School [22] Scuola elementare Salvatore Orr
1000 South School Avenue, Sarasota (US) Via Pasubio 10, Fagnano Olona (IT)
Paul Rudolph Aldo Rossi
[11] Kantonsschule Freudenberg [23] Scuola Media Cantonale
Gutenbergstraße 15, Zürich (CH) Via Stefano Franscini 30, Morbio Inferiore (CH)
Jacques Schader Mario Botta
[12] Vogelsangschule [24] Scuola elementare ai Saleggi
Paulusstraße 30, Stuttgart (DE) Via delle Scuole, Locarno (CH)
Behnisch Partner Livio Vacchini

283
Projekte

[25] Scholen Apollolaan, Montessorischool [37] Schulhaus Paspels


Willem Witsenstraat 14, Amsterdam (NL) Schulstraße, Paspels (CH)
Herman Hertzberger Valerio Olgiati
[26] Basisschool Polygoon [38] Salem International College
Hollywoodlaan 109, Almere (NL) Kurt-Hahn-Straße 1, Überlingen (DE)
Herman Hertzberger Lederer + Ragnarsd ttir + Oei
[27] Scuola elementare [39] Volta Schulhaus
El Cunvént 4, Monte Carasso (CH) Wasserstraße 40, Basel (CH)
Luigi Snozzi Miller Maranta
[28] Musikgymnasium Schloss Belvedere [40] Sonderpädagogisches Förderzentrum
Schloß Belvedere, Weimar (DE) Schottenau 10a, Eichstätt (DE)
Thomas van den Valentyn, Mohammad Oreyzi Diezinger Kramer
[29] Erweiterung Schulanlage Vella [41] Kindercluster Voorn
Sutvitg 28a, Vella (CH) Akkrumerraklaan 31, Utrecht (NL)
Bearth Deplazes Architekten Frencken Scholl Architecten
[30] Erweiterung Schulanlage Brühl [42] Oberstufenschulhaus Compogna
Friedhofweg, Gebenstorf (CH) Compognastraße, Thusis (CH)
Burkard Meyer Architekten Jüngling Hagmann
[31] Kepler-Gymnasium [43] Primarschule Riedmatt
Johanna-Kohlund-Straße 5, Freiburg (DE) Riedmatt 41, Zug (CH)
Ernst Spycher Nägele Twerenbold Architekten
[32] Volksschule Breitenlee [44] Gymnasium Markt Indersdorf
Schukowitzgasse 89, Wien (AT) Arnbacher Straße 40, Markt Indersdorf (DE)
Helmut Wimmer Allmann Sattler Wappner Architekten
[33] Öko-Hauptschule Mäder [45] Hellerup Skole
Neue Landstraße 29, Mäder (AT) Dessaus Boulevard 10, Kopenhagen (DK)
Baumschlager Eberle Arkitema
[34] Erweiterung Oberstufenschulhaus Willisau [46] Internationale Schule Zürich
Schlossfeldstraße 1, Willisau (CH) Steinacherstraße 140, Wädenswil (CH)
Max Bosshard Christoph Luchsinger Galli Rudolf Architekten
[35] Schulhaus Fläsch [47] Schule am Mummelsoll
Patschär, Fläsch (CH) Eilenburger Straße 4, Berlin (DE)
Pablo Horv th Grüntuch Ernst Architekten
[36] Lauder Chabad Schule [48] Schulzentrum im Scharnhauser Park
Rabbiner Schneerson Platz 1, Wien (AT) Gerhard-Koch-Straße 6, Ostfildern (DE)
Adolf Krischanitz Lederer + Ragnarsd ttir + Oei

284
Projektverzeichnis

[49] Oberstufenzentrum Thurzelg [61] Marie-Curie-Gymnasium


Thurzelgstraße, Oberbüren (CH) Marie-Curie-Straße 1, Dallgow-Döberitz (DE)
Staufer Hasler Architekten Grüntuch Ernst Architekten
[50] Erweiterung Schulanlage Mattenhof [62] Grundschule Theresienhöhe
Dübendorfstraße 300, Zürich (CH) Pfeuferstraße 1, München (DE)
B.E.R.G. Architekten Rudolf Hierl
[51] Gymnasium Friedrich II. [63] Schulhaus Mitte
Auf dem Schäfersfeld, Lorch (DE) Weissenrainstraße 9, Uetikon am See (CH)
Behnisch Partner huggen berger fries Architekten
[52] Primarschulhaus Linden [64] Schule Weid
Lindenstraße 21, Niederhasli (CH) Weidstraße 20, Pfäffikon (CH)
Bünzli Courvoisier Meletta Strebel Architekten
[53] Erweiterung Kantonsschule Zug [65] Schulhaus Baumgarten
Lüssiweg 24, Zug (CH) Schulgasse, Buochs (CH)
Enzmann + Fischer ArchitektInnen pool Architekten
[54] Gesamtschule In der Höh [66] Erweiterung Schulzentrum Schreienesch
In der Höh 9, Volketswil (CH) Vogelsangstraße 23, Friedrichshafen (DE)
Gafner Horisberger Architekten Lederer + Ragnarsd ttir + Oei
[55] Erweiterung Schule Scherr [67] Schulzentrum Turmatt
Stapferstraße 54, Zürich (CH) Bluemattstraße 1, Stans (CH)
Patrick Gmür Architekten Masswerk
[56] Erweiterung Gustav-von-Schmoller-Schule [68] Schulanlage Leutschenbach
Frankfurter Straße 63, Heilbronn (DE) Andreasstraße, Zürich (CH)
Lederer + Ragnarsd ttir + Oei Christian Kerez
[57] Minami-Yamashiro Primary School [69] Oberstufenschulhaus Albisriederplatz
Minami Yamashiro, Kyoto (JP) Badenerstraße 383, Zürich (CH)
Richard Rogers Partnership studer simeon bettler
[58] Gesamtschule Flims
Via Punt Crap 2, Flims (CH)
Philipp Wieting, Martin Blättler
[59] Schulanlage Im Birch
Margrit-Rainer-Straße 5, Zürich (CH)
Peter Märkli
[60] Evangelische Gesamtschule Gelsenkirchen
Laarstraße 41, Gelsenkirchen (DE)
plus+ bauplanung GmbH

285
Projekte

[01]
Volksschule in Celle
heute: Altstädter Schule
Sägemühlenstraße 9
Celle (DE)
Otto Haesler

Fertigstellung
1928

Schultyp
Grund- und Hauptschule

Alter der Schüler


6-14 Jahre

Schülerzahl
165 Schüler

18 18

8
6
11/18

22

Lageplan M 1:10 000


Schnitt M 1:500
Grundriss EG M 1:500

286
Volksschule in Celle

relevante Themen
Toiletten

5 5

6/8

13 14

12
Klassenzimmer M 1:250
Grundriss 1. OG M 1:500

287
Projekte

[02]
Openluchtschool 14
Cliostraat 40
Amsterdam (NL) 13
Johannes Duiker 15

5 5
5
Fertigstellung
1930
18
Schultyp 19/20
Primarschule

Alter der Schüler


5-12 Jahre

Schülerzahl
220

22
13

Lageplan M 1:10 000


Grundrisse EG, 1. OG
M 1:500

288
Openluchtschool

relevante Themen
Klassenzimmer

Klassenzimmer M 1:250
Schnitt M 1:500

289
Projekte

[03]
Crow Island School
1112 Willow Road
Winnetka, Illinois (US)
Eliel Eero Saarinen

Fertigstellung
1940

Schultyp
Primarschule mit Kinder-
garten
16 4
Alter der Schüler
7-13 Jahre
5 20 5 20
Schülerzahl
300 7 7
9
7 7

5 20 5 20
12

11
13

8
1

18
7 7

5 20 5 20

Lageplan M 1:10 000


Schnitt M 1:1000
Grundriss EG M 1:1000

290
Crow Island School

relevante Themen
Klassenzimmer
Toiletten

14

14

15

6
6

Klassenzimmer M 1:250
Grundriss UG M 1:1000

291
Projekte

4
1
4
[04]
5
Primarschule Wasgenring
Welschmattstraße 30 10
Basel (CH)
Fritz Haller 2 4
5

Fertigstellung
1954 1

Schultyp
Primarschule mit Kinder-
garten
18
Alter der Schüler
7-12 Jahre 8
17
12 15
Schülerzahl 13 14
8 6
600 2
22
6 1 10 18
8
6
6/11
8 17 12 15 13 14

10

Lageplan M 1:10 000


Grundriss EG M 1:1200

292
Primarschule Wasgenring

relevante Themen
Flur
Toiletten

Klassenzimmer M 1:250

293
Projekte

[05]
Hunstanton Secondary
Modern School (heute
Smithdon High School)
Downs Road
Hunstanton (GB)
Alison Peter Smithson

Fertigstellung
1954

Schultyp
Gesamtschule

Alter der Schüler


11-18 Jahre

Schülerzahl
439 (heute 1150)
18 18 18 18
15 15
15 15

22
23

2 3 11 17 3 2

22

13
14 17

17
17

8 8

Lageplan M 1:10 000


Schnitt M 1:800
Grundriss EG M 1:800

294
Hunstanton Secondary School

relevante Themen
Flur

15 15
5 5

12 8 5 6

5 5 8 8
15 15 15 15

Klassenzimmer M 1:250
Grundriss OG M 1:800

295
Projekte

[06]
Sekundarschule Letzi
Espenhofweg 60
Zürich (CH)
Ernst Gisel

Fertigstellung
1956

Schultyp
Sekundarschule

Alter der Schüler


13-15 Jahre
5 5 5 5
Schülerzahl 1
260 9 9
10
9

9
5

18 14

2 11 1

9 5

6
10
18

5
9

9
10
9 9

1
5 5 5 5

Lageplan M 1:10 000


Schnitt M 1:800
Grundriss EG M 1:800

296
Sekundarschule Letzi

relevante Themen
Aula
Fachräume
Pausenbereich

5 5 5 5
10 10

10

10

10 10
5 5 5 5

Klassenzimmer M 1:250
Grundriss OG M 1:800

297
Projekte

[07]
Munkeg rdsskolen
Vangedevej 178
Dyssegaard (DK)
Arne Jacobsen

Fertigstellung
1956
5 8 8 12 8 5
Schultyp
Primar- und Sekundarschule

Alter der Schüler


7-16 Jahre
14
Schülerzahl
800
20
7 7

5 5
11

20

13

18 18 1 1
18

9 9

Lageplan M 1:10 000


Schnitt M 1:1200
Grundriss EG M 1:1200

298
Munkeg rdsskolen

relevante Themen
Flur
Aula
Abstellorte

Klassenzimmer M 1:250

299
Projekte

[08]
Lagere Scholen Nagele
Ring 1
Nagele (NL)
Aldo van Eyck

Fertigstellung
1956

Schultyp
Primarschule

Alter der Schüler


5-12 Jahre

Schülerzahl
120

10 9
13

9
10

5 5
10

10
5
11/8

Lageplan M 1:10 000


Grundriss EG M 1:500
Schnitt M 1:500

300
Lagere Scholen Nagele

relevante Themen
Abstellorte
Toiletten

Klassenzimmer M 1:250

301
Projekte

[09]
Riverview High School
1 Ram Way
Sarasota, Florida (US)
Paul Rudolph

Fertigstellung
1958

Schultyp
Senior High School

Alter der Schüler


15-17 Jahre

Schülerzahl
2590

15

20 17 12 20

6
6
13 6

18
6
8
5
11 1
5
8
5
6 6

Lageplan M 1:10 000


Schnitt M 1:1200
Grundriss EG M 1:1.200

302
Riverview High School

relevante Themen
Eingang

5
5 5

6 5 5
6
5

Klassenzimmer M 1:250
Grundriss OG M 1:1.200

303
Projekte

[10]
Sarasota High School
1000 South School Avenue
Sarasota, Florida (US)
Paul Rudolph

Fertigstellung
1960

Schultyp
Senior High School

Alter der Schüler


14-17 Jahre
18
Schülerzahl
ca. 1000

5 5
6

17
11

5 5 5
9

Lageplan M 1:10 000


Schnitt M 1:800
Grundriss EG M 1:800

304
Sarasota High School

relevante Themen
Eingang
Flur
Klassenzimmer

5 5 5 5

11

5 5 5 5 5

Klassenzimmer M 1:250
Grundriss OG M 1:800

305
Projekte

[11]
Kantonsschule Freudenberg
Gutenbergstraße 15 Mittelschule Gymnasium
Zürich-Enge (CH)
Jacques Schader

Fertigstellung
1960

Schultyp
Gymnasium und Mittel- 11
schule

Alter der Schüler


13-15, 16-18 Jahre

Schülerzahl
600, 1000

17

13

13
10
9

9
6
9 14
9

9 14 6
10
6 13
10

14 13
6
9
6 17 12
9

Lageplan M 1:10 000


Schnitte M 1:1200
Grundriss EG M 1:1200

306
Kantonsschule Freudenberg

relevante Themen
Treppe
Aula
Klassenzimmer
Fachräume
Pausenbereich

6 6 6

5 12

6 5 5

5
8
5

5 5 8

6 6 6

5 5

Klassenzimmer M 1:250
Grundriss 1.OG M 1:1200

307
Projekte

[12]
Vogelsangschule
Paulusstraße 30
Stuttgart (DE)
Behnisch Partner

Fertigstellung
1961

Schultyp
Grundschule

Alter der Schüler


6-9 Jahre

Schülerzahl
430
7
5 7
5

6 10

5 11 18

5 5

Lageplan M 1:10 000


Schnitt M 1:1200
Grundriss EG M 1:1200

308
Vogelsangschule

relevante Themen
Klassenzimmer
Pausenbereich

Klassenzimmer M 1:250

309
Projekte

[13]
Gymnasium Andreanum
Hagentorwall 17
Hildesheim (DE)
Dieter Oesterlen

Fertigstellung
1962

Schultyp
Gymnasium

Alter der Schüler


10-18 Jahre

Schülerzahl
670
6 6 23 22
10
9
18

8 11
5 5

5 5

Lageplan M 1:10 000


Schnitt M 1:1000
Grundriss EG M 1:1000

310
Gymnasium Andreanum

relevante Themen
Treppe
Fachräume
Toiletten

18
5

5 1 1

5
5
17

Klassenzimmer M 1:250
Grundriss 1. UG M 1:1000

311
Projekte

[14]
Geschwister-Scholl-Gymnasium
Holtgrevenstraße 2-6
Lünen (DE)
Hans Scharoun

Fertigstellung
1962

Schultyp
Mädchengymnasium (heute
Gesamtschule)

Alter der Schüler


10-18 Jahre

Schülerzahl
1.000

6 6
9 10/11 14

12 5
11 16 5 7
7
20
20
1

Lageplan M 1:10 000


Schnitt M 1:1.000
Grundriss EG M 1:1.000

312
Geschwister-Scholl-Gymnasium

relevante Themen
Aula
Klassenzimmer
Fachräume
Pausenbereich

5 20

5 7

8 20
8

Klassenzimmer M 1:250
Grundriss OG M 1:1000

313
Projekte

[15]
Kristofferskolan
Marklandsbacken 11
Stockholm (SE)
Erik Asmussen

6
Fertigstellung
1967
6
Schultyp
18
Waldorfschule

Alter der Schüler 11


6-14 Jahre
5 18
Schülerzahl
700

9
5

1 5

5 5

5
5

5 5

Lageplan M 1:10 000


Grundriss EG M 1:1200

314
Kristofferskolan

relevante Themen
Klassenzimmer
Pausenbereich

Klassenzimmer M 1:250
Schnitte M 1:1200

315
Projekte

[16]
Mittelpunktschule In den
Berglen
Stockwiesen 1
Berglen (DE)
Behnisch Partner

Fertigstellung
1969

Schultyp
Grund- und Hauptschule
mit Werkrealschule

Alter der Schüler


6-15 Jahre

Schülerzahl 5
260

7 5

6 14

21

13

11

14

12 5

Lageplan M 1:10 000


Schnitt M 1:500
Grundriss EG M 1:500

316
Mittelpunktschule In den Berglen

relevante Themen
Flur

6 5

5 6

Klassenzimmer M 1:250
Grundriss OG M 1:500

317
Projekte

[17]
Scuola elementare 5
Riva San Vitale
Via Monsignor Sesti 1 20
Riva San Vitale (CH)
Aurelio Galfetti, Flora
Ruchat-Roncati, Ivo Trümpy 1

Fertigstellung
1964 und 1972

Schultyp
Primarschule

Alter der Schüler


7-12 Jahre
18
Schülerzahl
ca. 280

20

18
Lageplan M 1:10 000
Grundriss EG, 1. OG
M 1:800

318
Scuola elementare Riva San Vitale

relevante Themen
Abstellorte
Pausenbereich

Klassenzimmer M 1:250
Schnitt M 1:800

319
Projekte

[18]
Gymnasium Christianeum
Otto-Ernst-Straße 34
Hamburg (DE)
Arne Jacobsen

Fertigstellung
1972

Schultyp
Gymnasium

Alter der Schüler


10-18 Jahre

Schülerzahl
1 000

12 9 12 12

18
10

6 20 6

11 18

6 20 6

6 20 6

18

Lageplan M 1:10 000 6 6 8 5 5 5 5


Schnitt M 1:1200
Grundriss EG M 1:1200

320
Gymnasium Christianeum

relevante Themen
Aula
Pausenbereich

1 13 14 22

5 5

20 20

5 5

20 20

5 6 5

20 20

1 5 1
Klassenzimmer M 1:250
Grundriss OG M 1:1200

321
Projekte

[19]
Waldorfschule Uhlands-
höhe 8 14 Unterstufe
Haußmannstraße 44
Stuttgart (DE)
Rolf Gutbrod, 15
Wolfgang Henning 5
5
Fertigstellung
1967 (Lehrerseminar)
1973 (Unterstufe)

Schultyp 23 9
Waldorfschule (Lehrerse-
minar und Unterstufe)

Alter der Schüler 23


6-18 Jahre
23
Schülerzahl
(gesamt) 940

23

Lehrerseminar

Lageplan M 1:10 000


Grundriss EG M 1:500
Schnitt M 1:500

322
Waldorfschule Uhlandshöhe

relevante Themen
Pausenbereich

11
8

12

10

11

6
6

Grundriss 2. OG M 1:500
Klassenzimmer M 1:250

323
Projekte

9
14
13

19

6
[20] 6 19 12

Laborschule Bielefeld
Universitätsstraße 21
Bielefeld (DE)

Oberstufenkolleg (16-19 Jahre)

Oberstufenkolleg (16-19 Jahre)


Ludwig Leo, Planungs-
kollektiv Nr. 1 19

Fertigstellung
1974
17 11
Schultyp
Gesamtschule
8
12
Alter der Schüler
5-19 Jahre
8
Schülerzahl 19
660

18 6
19
Block 1 (5 Jahre)

Block 1 (5 Jahre)
18
19

17 19

8
19
8

6
12
19
Laborschule (6-15 Jahre)

Laborschule (6-15 Jahre)


10

19
13

9
Lageplan M 1:10 000
Grundriss EG, OG M 1:1500

324
Laborschule Bielefeld

2
1

relevante Themen
Klassenzimmer
Lehrerbereich
3

1 2

1 Stillarbeit
2 Lehrerarbeitsplätze
3 Stammfläche
4 Sprachlabor

Klassenzimmer M 1:250
Schnitt M 1:800

325
Projekte

[21]
Scuola Media Cantonale
Via Saleggi 3
Losone (CH)
Aurelio Galfetti,
Livio Vacchini
18

Fertigstellung
1975

Schultyp
Mittelschule

Alter der Schüler


11-16 Jahre 9

Schülerzahl
800

1
14 13 16

9
8

Lageplan M 1:10 000


8 10 6 6 3
Schnitt M 1:1000
Grundriss EG M 1:1000

326
Scuola Media Cantonale

relevante Themen
Eingang
Fachräume
Pausenbereich

5 5

5
15

5 5 5 Klassenzimmer M 1:250
Grundriss 1. OG M 1:1000

327
Projekte

[22]
Scuola Elementare
Salvatore Orr
Via Pasubio 10
Fagnano Olona (IT) 18 18
Aldo Rossi

Fertigstellung 5 5 5 5
1976

Schultyp
Grundschule

Alter der Schüler 1


6-10 Jahre

Schülerzahl
500
5 5 5 5
12

17
14 13
9

Lageplan M 1:10 000


Grundriss EG M 1:800

328
Scuola Elementare Salvatore Orr

relevante Themen
Bibliothek

Klassenzimmer M 1:250
Schnitt M 1:800

329
Projekte

[23]
Scuola Media Cantonale
Via Stefano Franscini 30
Morbio Inferiore (CH)
Mario Botta

Fertigstellung
1974 (Sporthalle 1977)

Schultyp
Mittelschule

Alter der Schüler


12-15 Jahre

Schülerzahl 9
540

9
14
9

13
8
1

18
22

Lageplan M 1:10 000


Schnitte M 1:800
Grundriss EG M 1:1500

330
Scuola Media Cantonale

relevante Themen
Eingang
Treppe
Fachräume
Pausenbereich

5
7
5

21

21

21
5
12

Klassenzimmer M 1:250
18
Grundriss 1. OG M 1:1500

331
Projekte

20 5 7 20 5 7 20

[24]
Scuola elementare ai
Saleggi
Via delle Scuole
Locarno (CH)
Livio Vacchini

Fertigstellung
1978

Schultyp
Primarschule

Alter der Schüler 20 5 7 20 5 7 20


6-11 Jahre

Schülerzahl
460
20

7
1
5

20

6
13
18
23
14

Lageplan M 1:10 000


Grundriss M 1:1200

332
Scuola elementare ai Saleggi

relevante Themen
Flur
Klassenzimmer

Klassenzimmer M 1:250

333
Projekte

18

9
[25]
Scholen Apollolaan
Montessorischool
9 5
Willem Witsenstraat 14 8
Amsterdam (NL)
Herman Hertzberger

Fertigstellung
1983

Schultyp
Primarschule (ursprünglich
mit Kindergarten)

Alter der Schüler


5-12 Jahre
5 5
Schülerzahl
ca. 240
10

5 5

20 5

14

20 12 5

Lageplan M 1:10 000


Grundriss EG, 1. OG, 2. OG
M 1:500

334
Scholen Apollolaan

relevante Themen
Treppe
Flur
Abstellorte
Pausenbereich

Klassenzimmer M 1:250
Schnitt M 1:500

335
Projekte

[26]
Basisschool Polygoon
Hollywoodlaan 109
Almere (NL)
Herman Hertzberger

5 5 5 5

Fertigstellung
1992
11
9 19 19 19 19 10
Schultyp
Primarschule

Alter der Schüler


5 5 5 5
5-12 Jahre 13

Schülerzahl 14
320

8 6 12

18

Lageplan M 1:10 000


Schnitt M 1:800
Grundriss EG, OG
M 1:800

336
Basisschool Polygoon

relevante Themen
Flur
Abstellorte

Klassenzimmer M 1:250

337
Projekte

[27]
Scuola elementare
El Cunvént 4
Monte Carasso (CH)
Luigi Snozzi

Fertigstellung
1993
23
8
Schultyp 23
Primarschule

Alter der Schüler 23


7-12 Jahre 5
23
Schülerzahl
100
5

1 5

11 5

Lageplan M 1:10 000


Grundriss EG, 1. OG
M 1:800
Schnitt M 1:800

338
Scuola elementare

relevante Themen
Klassenzimmer
Pausenbereich

Klassenzimmer M 1:250

339
Projekte

15

11/18

[28]
Musikgymnasium Schloss
Belvedere
Schloss Belvedere
Weimar (DE)
Thomas van den Valentyn,
Mohammad Oreyzi

Fertigstellung
1996

Schultyp
Staatliches Spezialgym-
nasium

Alter der Schüler


10-18 Jahre
6
Schülerzahl 14 8
120

9 7
6

5 5

12

5 5

Lageplan M 1:10 000


Grundriss UG, EG, OG
M 1:800

340
Musikgymnasium Schloss Belvedere

relevante Themen
Aula

Klassenzimmer M 1:250
Schnitt M 1:800

341
Projekte

[29]
Erweiterung Schulanlage Vella
Sutvitg 28a
Vella (CH)
Bearth Deplazes Architekten

Fertigstellung
1997

Schultyp
(Primar- und) Sekundarschule

Alter der Schüler


(7-12) 13-15 Jahre

Schülerzahl
(47) 84

11

18
1

9 17

9
14

5 5 5
5

Sekundarschule

5 5

Primarschule
Lageplan M 1:10 000
Schnitt M 1:800
Grundriss EG M 1:800

342
Schulanlage Vella

relevante Themen
Aula
Abstellorte

5 5 5
5

5 5

Klassenzimmer M 1:250
Grundriss 1. OG M 1:800

343
Projekte

[30]
Erweiterung
Schulanlage Brühl
Friedhofweg
Gebenstorf (CH)
Burkard Meyer Architekten

Fertigstellung
1997

Schultyp
Realschule und
Sekundarschule

Alter der Schüler


13-15 Jahre

Schülerzahl
ca. 100

14

10

8 8 8 12

Lageplan M 1:10 000


Schnitt M 1:500
Grundriss EG M 1:500

344
Schulanlage Brühl

relevante Themen
Flur

17

5 7 7 5 7 5 17/6

Klassenzimmer M 1:250
Grunsdriss 1. OG M 1:500

345
Projekte

[31]
Kepler-Gymnasium
Johanna-Kohlund-Straße 5
Freiburg (DE)
Ernst Spycher

Fertigstellung
1997
2
Schultyp
Gymnasium

Alter der Schüler


10-18 Jahre

Schülerzahl
870

18

5 5 5 11 17 1

5
9 10

8 8

Lageplan M 1:10 000


Schnitt M 1:1000
Grundriss EG M 1:1000

346
Kepler-Gymnasium

relevante Themen
Treppe

5 5 5 5 5 5

6 6 6

Klassenzimmer M 1:250
Grundriss 1. OG M 1:1000

347
Projekte

[32]
Volksschule Breitenlee
Schukowitzgasse 89
Wien (AT)
Helmut Wimmer

Fertigstellung
1997

Schultyp
Volksschule
7 7 12 8 8
Alter der Schüler
6-9 Jahre

Schülerzahl
220 5 5

20 20

5 5

11
13 14

1 9

18

Lageplan M 1:10 000


Schnitt M 1:800
Grundriss EG M 1:800

348
Volksschule Breitenlee

relevante Themen
Klassenzimmer

Klassenzimmer M 1:250
Schnitt M 1:800

349
Projekte

[33]
Öko-Hauptschule Mäder
Neue Landstraße 29
Mäder (AT)
Baumschlager Eberle

Fertigstellung
1998

Schultyp
Hauptschule

Alter der Schüler


11-15 Jahre

Schülerzahl
204

18

17 17 22

8
10 9

8 8
8

Lageplan M 1:10 000


Schnitt M 1:800
Grundriss EG M 1:800

350
Öko-Hauptschule Mäder

relevante Themen
Flur
Klassenzimmer
Abstellorte

5 5

10
5
5

5
5 5

Klassenzimmer M 1:250
Grundriss 1.-3. OG
M 1:800

351
Projekte

[34]
9
1
Erweiterung Oberstufen-
schulhaus Willisau
Schlossfeldstraße 1 6/11
Willisau (CH)
Max Bosshard
Christoph Luchsinger

Fertigstellung
1998 7
12 12

Schultyp 15 15
Sekundarschule
5 10 5
Alter der Schüler
13-15 Jahre

Schülerzahl
320

8 8 13 13 6 6

7 14

15 15

5 10 5

Lageplan M 1:10 000


Grundriss EG, OG M 1:800

352
Oberstufenschulhaus Willisau

relevante Themen
Bibliothek

Klassenzimmer M 1:250
Schnitt M 1:800

353
Projekte

[35]
Schulhaus Fläsch
Patschär
Fläsch (CH)
Pablo Horv th

Fertigstellung 9
1999

Schultyp
Primarschule 14

Alter der Schüler 10


7-12 Jahre

Schülerzahl
120

23

5
10

5
7 7
Lageplan M 1:10 000
Grundriss EG, 1.-3. OG
M 1:500
Schnitt M 1:500

354
Schulhaus Fläsch

relevante Themen
Eingang
Pausenbereich

Klassenzimmer M 1:250

355
Projekte

[36]
Lauder Chabad Schule
Rabbiner Schneerson
Platz 1
Wien (AT)
Adolf Krischanitz

Fertigstellung
1999

Schultyp
Kindergarten, Volksschule,
Mittelschule und Real-
gymnasium

Alter der Schüler


3-17 Jahre
9
Schülerzahl
400

18 17

10

8 5 5 5 5 5

Lageplan M 1:10 000


Schnitt M 1:800
Grundriss EG M 1:800

356
Lauder Chabad Schule

relevante Themen
Abstellorte
Toiletten

Klassenzimmer M 1:250

357
Projekte

11

[37]
Schulhaus Paspels
Schulstraße 9
Paspels (CH)
Valerio Olgiati

Fertigstellung
1999

Schultyp
Sekundarschule

Alter der Schüler


13-15 Jahre 14
5
Schülerzahl
120

5 5

14
5

5
5
Lageplan M 1:10 000
Grundriss EG, 1. OG, 2. OG
M 1:500

358
Schulhaus Paspels

relevante Themen
Lehrerbereich

Klassenzimmer M 1:250
Schnitt M 1:500

359
Projekte

[38]
Salem International College
Kurt-Hahn-Straße 1
Überlingen (DE)
Lederer+Ragnarsd ttir+Oei

Fertigstellung
2000

Schultyp
Internat

Alter der Schüler


16-18 Jahre 5 7 5 5 7 5 5

Schülerzahl
340
5

5
17

23

3 17 11 10 1

15
8 8
15

Lageplan M 1:10 000


Schnitt M 1:1000
Grundriss EG M 1:1000

360
Salem International College

relevante Themen
Aula
Bibliothek
Pausenbereich

15

13/
12 20 14

Klassenzimmer M 1:250
Grundriss OG M 1:1000

361
Projekte

[39]
Volta Schulhaus
Wasserstraße 40
Basel (CH)
Miller Maranta

Fertigstellung
2000

Schultyp
Primarschule

Alter der Schüler


7-11 Jahre 9

Schülerzahl
240
10

18

Lageplan M 1:10 000


Schnitt M 1:500
Grundriss EG M 1:500

362
Volta Schulhaus

relevante Themen
Klassenzimmer
Abstellorte

6
5 5 8

7 7

8 5 7 5

Klassenzimmer M 1:250
Grundriss 4. OG M 1:500

363
Projekte

[40]
10
Sonderpädagogisches 6 11 5 5
Förderzentrum 7
Schottenau 10a 16
Eichstätt (DE) 9
Diezinger Kramer 13
3 1
5 5

Fertigstellung 14
2001 7 7

Schultyp 5 5
Vor-, Grund- und Haupt- 12
schule

Alter der Schüler


4-14 Jahre

Schülerzahl
145

5 5 5 5 6
7 7
16 16

5 8

7 7

5 8

Lageplan M 1:10 000


Grundriss EG, 1. OG
M 1:800

364
Sonderpädagogisches Förderzentrum

relevante Themen
Eingang
Treppe
Klassenzimmer
Toiletten

Klassenzimmer M 1:250
Schnitt M 1:800

365
Projekte

[41]
Kindercluster Voorn
Akkrumerraklaan 31
Utrecht (NL)
Frencken Scholl Archi-
tecten

Fertigstellung
2001
5 5
Schultyp
Primarschule, Kindergar- 7
ten und Hort 5 5

Alter der Schüler 7


0-12 Jahre
14
16
Schülerzahl
900

16

7 16

16 23
7/11

10/11 9

7/11

18
14

5
5 7
5
5
Lageplan M 1:10 000
Schnitt M 1:1000
Grundriss EG M 1:1000

366
Kindercluster Voorn

relevante Themen
Klassenzimmer

5 5
7
5 5

23
23
13

5
5
7
5
5

Klassenzimmer M 1:250
Grundriss OG M 1:1000

367
Projekte

[42]
Oberstufenschulhaus
Compogna
Compognastraße
Thusis (CH)
Jüngling Hagmann

Fertigstellung
2001

Schultyp
Sekundarschule

Alter der Schüler


13-15 Jahre

Schülerzahl
240

5 5

18

10

5 5

Lageplan M 1:10 000


Schnitt M 1:500
Grundriss EG M 1:500

368
Oberstufenschulhaus Compogna

relevante Themen
Treppe

5 5

5 5

18

Klassenzimmer M 1:250
Grundriss OG M 1:500

369
Projekte

[43]
Primarschule Riedmatt
Riedmatt 41
Zug (CH)
Nägele Twerenbold
Architekten

Fertigstellung
2001

Schultyp 18 6/11/17
Primarschule

Alter der Schüler


7-12 Jahre
18
Schülerzahl
139 17
7
10

12 8 8

7 7
18 18 5

13

Lageplan M 1:10 000


Schnitt M 1:800 8 5
Grundriss EG, 1. OG
M 1:800

370
Primarschule Riedmatt

relevante Themen
Klassenzimmer
Lehrerbereich
Abstellorte

23 7 7
5

14

14 5
Klassenzimmer M 1:250
Grundriss 2. OG M 1:800

371
Projekte

[44]
Gymnasium Markt Indersdorf
Arnbacher Straße 40
Markt Indersdorf (DE)
Allmann Sattler Wappner
Architekten

Fertigstellung
2002

Schultyp
Gymnasium

Alter der Schüler


10-18 Jahre

Schülerzahl
1 200

14

13

18 1 10

13
9
9
Lageplan M 1:10 000
Schnitt M 1:1000
Grundriss EG M 1:1000

372
Gymnasium Markt Indersdorf

relevante Themen
Eingang
Treppe
Klassenzimmer
Toiletten

5 5 5 8 8 6

5 5 6
Klassenzimmer M 1:250
20 Grundriss 1. OG M 1:1000

373
Projekte

9
14
18

19

6
[45] 10/11 15

Hellerup Skole
Dessaus Boulevard 10
Kopenhagen-Hellerup (DK)
Arkitema
8

19
Fertigstellung
6 15
2002
14
Schultyp
Gesamtschule

Alter der Schüler


6-16 Jahre

Schülerzahl
600

14
19

14

13

14
19

19

Lageplan M 1:10 000


Grundriss EG, 1. OG 14
M 1:800

374
Hellerup Skole

relevante Themen
Treppe
Aula
Klassenzimmer
Lehrerbereich
Toiletten

Klassenzimmer M 1:250
Schnitt M 1:800

375
Projekte

[46]
Internationale Schule
Zürich
Steinacherstraße 140
Wädenswil (CH)
Galli Rudolf Architekten

Fertigstellung
2002

Schultyp
Primarschule und Kinder-
garten

Alter der Schüler


5-11 Jahre

Schülerzahl
450

11 16 6
10/17
18

8 14
22 6
7

Lageplan M 1:10 000


Schnitt M 1:800
Grundriss UG M 1:800

376
Internationale Schule Zürich

relevante Themen
Aula

12
4 4
4

12 6
6
10 9
3
4 4

13

Klassenzimmer M 1:250
Grundriss EG M 1:800

377
Projekte

[47]
Schule am Mummelsoll
Eilenburger Straße 4
Berlin-Hellersdorf (DE)
Grüntuch Ernst Architekten

Fertigstellung
2002

Schultyp 7
Förderschule

20
8

Alter der Schüler 5


6-18 Jahre 2
18
Schülerzahl
120

17

18

10/11 1

18

7
3
20

Lageplan M 1:10 000


Schnitt M 1:800
Grundriss EG M 1:800

378
Schule am Mummelsoll

relevante Themen
Aula
Klassenzimmer
Pausenbereich

7
20

11

7
20

Klassenzimmer M 1:250
Grundriss 1. OG M 1:800

379
Projekte

[48]
Schulzentrum im Scharn-
hauser Park
Gerhard-Koch-Straße 6
Ostfildern (DE)
Lederer+Ragnarsd ttir+Oei

Fertigstellung
1999 Hauptschule
2002 Grundschule

Schultyp
Grund- und Hauptschule
mit Werkrealschule

Alter der Schüler


6-15 Jahre
18
Schülerzahl
500

Grundschule Hauptschule

5 5 5 7 5 5 10 6 15 6 5 5

5 7 5 5 22 6 15 6 5 5

Lageplan M 1:10 000


Schnitte M 1:1200
Grundriss EG M 1:1200

380
Schulzentrum im Scharnhauser Park

relevante Themen
Eingang
Treppe
Klassenzimmer
Pausenbereich

5 7 5 5 7 5 5 6 13 14 5 5

5 7 5 5 7 5 5 6 5 5

Klassenzimmer M 1:250
Grundriss OG M 1:1200

381
Projekte

[49]
Oberstufenzentrum 14 14 10 8 8
Thurzelg
Thurzelgstraße
13
Oberbüren (CH)
Staufer Hasler
Architekten 13 12 11

Fertigstellung
2002
9
Schultyp
Sekundarschule

Alter der Schüler


13-16 Jahre 8 8 8 8 8 8

Schülerzahl
221

5 7 7 6 6 6 7 5

Lageplan M 1:10 000 5 7 5 5 7 5


Grundriss EG, OG
M 1:800

382
Oberstufenzentrum Thurzelg

relevante Themen
Fachräume

Klassenzimmer M 1:250
Schnitt M 1:800

383
Projekte

[50]
Erweiterung Schulanlage
Mattenhof
Dübendorfstraße 300
Zürich (CH)
B.E.R.G. Architekten

Fertigstellung
2003

Schultyp
Primarschule und
Kindergarten

Alter der Schüler


5-12 Jahre

Schülerzahl
100 (Gesamtanlage 240)

4 4 5 14

9 7

17
10

13

17
7 11
9

Lageplan M 1:10 000


Schnitt M 1:500
Grundriss UG, EG M 1:500

384
Schulanlage Mattenhof

relevante Themen
Klassenzimmer
Lehrerbereich
Abstellorte

5 5

10

5 5

Klassenzimmer M 1:250
Grundriss OG M 1:500

385
Projekte

[51]
Gymnasium Friedrich II.
Auf dem Schäfersfeld
Lorch (DE)
Behnisch Partner
20 14
13 13
6 6
Fertigstellung
2003
10/11 14
Schultyp
Gymnasium
16
Alter der Schüler 8
10-18 Jahre
16
Schülerzahl
690

10/11

15

Lageplan M 1:10 000 6


Schnitt M 1:1000
Grundriss EG, UG
M 1:1.000

386
Gymnasium Friedrich II.

relevante Themen
Treppe

Klassenzimmer M 1:250
Grundriss OG M 1:1000

387
Projekte

[52]
Primarschulhaus Linden
Lindenstraße 21
Niederhasli (CH)
Bünzli Courvoisier

Fertigstellung
2003 18 17 8 8

Schultyp
Primarschule
18 17 15 15
Alter der Schüler
7-12 Jahre
22
Schülerzahl
120

9 10

14 5 5

15
7 7
18

15
18

Lageplan M 1:10 000 5 5


Schnitt M 1:500 18
Grundriss EG, OG
M 1:500

388
Primarschulhaus Linden

relevante Themen
Eingang
Treppe
Klassenzimmer

Klassenzimmer M 1:250

389
Projekte

[53]
Erweiterung
Kantonsschule Zug
Lüssiweg 24
Zug (CH)
Enzmann + Fischer
Architekt/innen

Fertigstellung
2003

Schultyp
Gymnasium und Wirt-
schaftsmittelschule

Alter der Schüler


13-18 Jahre

Schülerzahl
1 400 (inkl. Erweiterung)

Lageplan M 1:10 000


Schnitt M 1:500
Grundriss EG M 1:500

390
Kantonsschule Zug

relevante Themen
Klassenzimmer

5 5

5 5

Klassenzimmer M 1:250
Grundriss 2. OG M 1:500

391
Projekte

[54]
Gesamtschule In der Höh
In der Höh 9
Volketswil (CH)
Gafner Horisberger
Architekten

Fertigstellung
2003

Schultyp
Gesamtschule

Alter der Schüler


8 5 5 17
5-15 Jahre

Schülerzahl
160

6 20

10/11/12

5 5

6
9 4 4

Lageplan M 1:10 000


Schnitt M 1:500
Grundriss EG M 1:500

392
Gesamtschule In der Höh

relevante Themen
Eingang
Flur
Klassenzimmer

5 5

14

5 5
5

5 5 5 5

Klassenzimmer M 1:250
Grundriss OG M 1:500

393
Projekte

[55]
Erweiterung Schule Scherr
Stapferstraße 54
Zürich (CH)
Patrick Gmür Architekten

Fertigstellung
2003

Schultyp
Primarschule

Alter der Schüler


7-12 Jahre

Schülerzahl
240 (120 Neubau) 18 18

12 14

18
10

16 17
17

Lageplan M 1:10 000


Schnitt M 1:500
Grundriss EG M 1:500

394
Schule Scherr

relevante Themen
Klassenzimmer

15
8 5
8

7
12

5 5
7

Klassenzimmer M 1:250
Grundriss OG M 1:500

395
Projekte

[56]
Erweiterung Gustav-von-
Schmoller-Schule
Frankfurter Straße 63
Heilbronn (DE)
Lederer+Ragnarsd ttir+Oei

Fertigstellung
2003

Schultyp
Berufsschule

Alter der Schüler


14-17 Jahre

Schülerzahl
360 (Erweiterung)

12 11 16

Lageplan M 1:10 000


Schnitt M 1:800
Grundriss EG M 1:800

396
Gustav-von-Schmoller-Schule

relevante Themen
Flur
Abstellorte

5 5 15

Klassenzimmer M 1:250
Grundriss 1. OG M 1:800

397
Projekte

[57]
18
Minami-Yamashiro Primary 11
School
Minami Yamashiro
Kyoto (JP)
Richard Rogers 9
Partnership

Fertigstellung
2003

Schultyp 9 10/11
Grundschule
6 8
Alter der Schüler 6
6-12 Jahre 17 6 12 6 6
20
Schülerzahl
400 20

2 2

7 7

7 5 5 7 6
15
14
20
Lageplan M 1:10 000 5 5 5 5
Schnitt M 1:1200 13
Grundriss EG, OG
M 1:1.200

398
Minami- amashiro Primary School

relevante Themen
Eingang
Klassenzimmer
Pausenbereich

Klassenzimmer M 1:250

399
Projekte

[58]
Gesamtschule Flims
Via Punt Crap 2
Flims (CH)
Philipp Wieting, Martin
Blättler

Fertigstellung
2003

Schultyp
Gesamtschule

Alter der Schüler


7-15 Jahre

Schülerzahl
260

2 9

8
14

10

13
8

7
18/23
9

1
6

9
1

Lageplan M 1:10 000


Schnitt M 1:800
Grundriss 1. UG, EG
M 1:800

400
Gesamtschule Flims

relevante Themen
Fachräume

6
5

10

6
5

5
5 5

Klassenzimmer M 1:250
Grundriss 1. OG M 1:800

401
Projekte

[59] 18
Schulanlage Im Birch
Margrit-Rainer-Straße 5
Zürich-Oerlikon (CH)
Peter Märkli

Fertigstellung
2004
11 10 9
Schultyp
Primarschule, Sekundar-
schule und Kindergarten
17
Alter der Schüler 12
5-16 Jahre 1

Schülerzahl
780 9
16 14
8
10 5
5
16 16 8 8 5 5
7 7

Primarschule

8 13 9 14 5
4 5

2 9
7/10 5
10
15
4 6

8 5 7/10 7

8 5 5 6
4

Lageplan M 1:10 000


Grundriss EG, 1. OG
M 1:1200 Sekundarschule und Kindergarten

402
Schulanlage Im Birch

relevante Themen
Treppe
Klassenzimmer
Abstellorte
Toiletten

Klassenzimmer Sekundar-
stufe M 1:250
Schnitte M 1:1200

403
Projekte

[60]
Evangelische Gesamt-
schule Gelsenkirchen
Laarstraße 41 8
Gelsenkirchen (DE)
plus+ bauplanung GmbH

Fertigstellung 8
2004

Schultyp 5
Gesamtschule 5
5
Alter der Schüler 5
10-18 Jahre

Schülerzahl 8
1150 6
5

5
5
5

6
6
5

5
5 5

11
13

10

9
12
7
17

Lageplan M 1:10 000


Schnitt M 1:1200
Grundriss EG M 1:1200

404
Evangelische Gesamtschule Gelsenkirchen

relevante Themen
Klassenzimmer

Klassenzimmer M 1:250

405
Projekte

[61]
Marie-Curie-Gymnasium
Marie-Curie-Straße 1
Dallgow-Döberitz (DE)
Grüntuch Ernst Architekten

Fertigstellung
2005

Schultyp
Gymnasium

Alter der Schüler


10-18 Jahre

Schülerzahl
570 6 6 6 6 22

6 12 12

1 11 18

14 17
9

Lageplan M 1:10 000


Schnitt M 1:1000
Grundriss EG M 1:1000

406
Marie-Curie-Gymnasium

relevante Themen
Aula
Fachräume
Pausenbereich

5 5
5

5 5 5
5

Klassenzimmer M 1:250
Grundriss OG M 1:1000

407
Projekte

[62]
17
Grundschule Theresienhöhe
Pfeuferstraße 1 11 4 4
München (DE)
Rudolf Hierl

1
Fertigstellung
2005

Schultyp
Grundschule, Mittagsbetreu-
ung und Kindergarten

Alter der Schüler


3-9 Jahre 18

Schülerzahl
ca. 360 (Grundschule) 15
ca. 80 (Kindergarten)

5 8

1 8

5
15

22 17 5

17 6 10 11 15

7
9
16

Lageplan M 1:10 000 23


Schnitt M 1:1000
Grundriss EG M 1:1000 23

408
Grundschule Theresienhöhe

8 relevante Themen
Eingang
20 4 4 20
22

5 5

5 5

15 13 14 12 13 13
5

Grundriss OG M 1:1000
Klassenzimmer M 1:250

409
Projekte

[63]
Schulhaus Mitte
Weissenrainstraße 9
Uetikon am See (CH)
huggen berger fries
Architekten

Fertigstellung
2005

Schultyp
Primarschule
(nur 1.-3. Klasse)

Alter der Schüler


7-9 Jahre

Schülerzahl
ca. 160

17
9

17/11

Lageplan M 1:10 000


Schnitt M 1:500
Grundriss EG M 1:500

410
Schulhaus Mitte

relevante Themen
Klassenzimmer

13
5 5

7 7

7 7

5 5

Klassenzimmer M 1:250
Grundriss 1. OG M 1:500

411
Projekte

[64]
Schule Weid
Weidstraße 20
Pfäffikon (CH)
Meletta Strebel
Architekten

Fertigstellung
2005

Schultyp
Sekundarschule

Alter der Schüler


13-15 Jahre

Schülerzahl
197

18

12 14
13

10
12 9

1
12 9

6
9
6 6

17
Lageplan M 1:10 000 10
Schnitt M 1:1000 17
Grundriss EG M 1:1000

412
Schule Weid

relevante Themen
Abstellorte

5 7
5

10 5

5
5

5
10

5
7 5 11

Klassenzimmer M 1:250
Grundriss OG M 1:1000

413
Projekte

[65]
Schulhaus Baumgarten
Schulgasse
Buochs (CH)
pool Architekten

Fertigstellung
2006

Schultyp
Primarschule

Alter der Schüler


7-12 Jahre

Schülerzahl
160

13 13

11
9
10

6/11
14 8 8
13
Lageplan M 1:10 000
Schnitt M 1:500
Grundriss EG M 1:500

414
Schulhaus Baumgarten

relevante Themen
Flur

5 5 5 5

7 7 7 7

5 5 5 5

Klassenzimmer M 1:250
Grundriss OG M 1:500

415
Projekte

[66]
Erweiterung Schulzentrum
Schreienesch
Vogelsangstraße 23
Friedrichshafen (DE)
Lederer+Ragnarsd ttir+Oei

Fertigstellung
2007

Schultyp
Hauptschule

Alter der Schüler


10-14 Jahre

Schülerzahl
ca. 330

9
16 8 16

10 17 20

8 8

1
17
6 6

6 6 8 6 6

Lageplan M 1:10 000


Schnitt M 1:800
Grundriss EG M 1:800

416
Schulzentrum Schreienesch

relevante Themen
Fachräume
Lehrerbereich

14

5 5 5 6 5 13

13
14
5
14
12 20
15
5
15

5 5 5 5 5 14 14

Klassenzimmer M 1:250
Grundriss OG M 1:800

417
Projekte

[67]
Schulzentrum Turmatt
Bluemattstraße 1
Stans (CH)
Masswerk Architekten

Fertigstellung
2007
15
23 23
Schultyp 14
Kindergarten und Primar-
schule

Alter der Schüler 18/11


1 9
5-12 Jahre
13
Schülerzahl 21 21
320 11/10
10 17
17 6/11

5 5

21
7 7
1

11 11
21 21

5 5
Lageplan M 1:10 000 7 7
Schnitt M 1:1000
Grundriss EG, 1. OG
M 1:1.000

418
Schulzentrum Turmatt

relevante Themen
Klassenzimmer

Klassenzimmer M 1:250

419
Projekte

[68]
Schulanlage Leutschenbach
Andreasstraße
Zürich-Oerlikon (CH)
Christian Kerez

Fertigstellung
2009

Schultyp
Primarschule und
Sekundarschule

Alter der Schüler


7-16 Jahre

Schülerzahl
440

8 8 8

16 16

17 17

Lageplan M 1:10 000


Schnitt M 1:800 8 6 6
Grundriss UG, EG
M 1:800

420
Schulanlage Leutschenbach

relevante Themen
Treppe
Klassenzimmer
Fachräume
Lehrerbereich

Sekundarschule

5 5

5 5

18

5 5
Primarschule

5 5 Klassenzimmer Sekundar-
schule M 1:250
Grundriss 1.-3. OG, 5. OG
M 1:800

421
Projekte

[69]
Oberstufenschulhaus
Albisriederplatz
Norastraße 20
Zürich (CH)
studer simeon bettler
GmbH

Fertigstellung
2009

Schultyp
Sekundarschule

Alter der Schüler


12-16 Jahre 9 9

Schülerzahl 8
260
12 10 10/17

9 22 16

7 8 10 5 5 10
20 20

11 5 5 5 5

Lageplan M 1:10 000


Schnitt M 1:800
Grundriss EG, 3. OG
M 1:800

422
Oberstufenschulhaus Albisriederplatz

relevante Themen
Klassenzimmer
Fachräume

Klassenzimmer M 1:250

423
Anhang
Literatur

Appel, Stefan: Handbuch Ganztagsschule. Konzeption, Grimm, Gaby (Hrsg): Zukunftsschulen, Essen 2006 Roth, Alfred: Architect of Continuity, Architekt der Kontinu-
Einrichtung und Organisation, Schwalbach/Ts. 1997 ität, Zürich 1985
Hausmann, Frank; Pfaff, Florence: Das offene Klassenzim-
AW Architektur + Wettbewerbe Heft 193, Ganztagsschu- mer. Forschungsprojekt am Fachbereich Architektur der Roth, Alfred: Das Neue Schulhaus, Zürich 1950
len, März 2003 FH Aachen. Step 01: Vorstellung und erste Ergebnisse,
Aachen 2005 Stadtplanung Wien: Das neue Schulhaus, Wien 1996
Bauwelt 1998, Heft 9, In der Schule
Hentig, Hartmut von: Die Schule neu denken, München Walden, Rotraut; Borrelbach, Simone: Schulen der Zukunft,
Bauwelt 2000, Heft 40, Den Schülern und dem Ort 1993 Heidelberg 2002

Bauwelt 2002, Heft 5, Schulbeispiele Hertzberger, Herman: Space and Learning, Rotterdam Watschinger, Josef; Kühebacher, Josef: Schularchitektur
2008 und neue Lernkultur. Neues Lernen – Neue Räume,
Bauwelt 2000, Heft 10, Schulbeispiele Bern 2007
Hochbaudepartement der Stadt Zürich: Schulhausbau. Der
Bauwelt 2006, Heft 33, Schule Stand der Dinge, Basel 2004 werk, bauen + wohnen 2003, Heft 1/2, Schulbau wohin

Becker, Gerold; Kunze, Arnulf; Riegel, Enja; Weber, Hajo: Journal für Schulentwicklung 2008, Heft 3, Architektur werk, bauen + wohnen 2004, Heft 3, Schulen et cetera
Die Helene-Lange-Schule, Wiesbaden. Das andere Lernen.
Entwurf und Wirklichkeit, Wiesbaden und Hamburg 1997 Kahl, Reinhard: Treibhäuser der Zukunft. Wie in Deutsch- Wüstenrot Stiftung (Hrsg.): Schulen in Deutschland – Neu-
land Schulen gelingen, Weinheim 2004 bau und Revitalisierung, Stuttgart 2004
Becker, Gerold; Bilstein, Johannes; Liebau, Eckert: Räume
bilden. Studien zur pädagogischen Topologie und Topogra- Kreidt, Hermann; Pohl, Wolfgang; Hegger, Manfred:
phie, Seelze, Velber 1997 Entwurf und Planung. Schulbau. Band 1. Sekundarstufe I
und II, München 1974
Broekhuizen, Dolf: Openluchtscholen in Nederland.
Architectuur, onderwijs en gezondheidszorg 1905-2005, Kroner, Walter: Architektur für Kinder, Stuttgart 1994
Rotterdam 2005
Kügelhaus, Hugo: Unmenschliche Architektur. Von der
Budde, Ferdinand; Theil, Hans Wolfram: Schulen. Handbuch Tierfabrik zur Lernanstalt, Köln 1974
für die Planung von Schulbauten, München 1969
Lehrstuhl Entwerfen, Schwerpunkt Verkehrsbauten und
Detail 2003, Heft 3, Konzept Schulbau Arbeitsstätten, Prof. Axel Oestreich: Gebäudekunde:
Schule, Cottbus 1999
Deutsche Bauzeitschrift, 2006, Heft 3, Schulbauten
Luley, Michael: Eine kleine Geschichte des deutschen
Dreier, Annette; Kucharz, Diemut; Ramseger, Jörg; Schulbaus. Vom späten 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart,
Sörensen, Bernd: Grundschulen planen, bauen, neu Frankfurt am Main 2000
gestalten. Empfehlungen für kindgerechte Lernumwelten,
Frankfurt 1999 Osswald, Elmar: In der Balance liegt die Chance,
Luzern 2002
Dudek, Mark: Entwurfsatlas. Schulen und Kindergärten,
Basel 2007 Raab, Rex; Klingborg, Arne: Die Waldorfschule baut.
Sechzig Jahre Architektur der Waldorfschulen. Schule
Faculteid der Bouwkunde: plannenmap scholen. voorlopige als Entwicklungsraum menschgemäßer Baugestaltung,
uitgave, Delft 1996 Stuttgart 1982

Fend, Helmut: Qualität im Bildungswesen, Weinheim 1998 Reicher, Christa; Edelhoff, Silke; Kataikko, Päivi;
Uttke, Angela: Kinder_Sichten. Städtebau und Architektur
Forster, Johanna: Räume zum Lernen Spielen. Untersu- für und mit Kindern und Jugendlichen, Troisdorf 2006
chungen zum Lebensumfeld „Schulbau“, Berlin 2000
Rittelmeyer, Christian: Schulbauten positiv gestalten. Wie
Girmes, Renate; Lindau-Bank, Detlef (Hrsg.): Lern(T)räume. Schüler Farben und Formen erleben, Wiesbaden und Berlin
Themenheft der Zeitschrift Lernende Schule 2002, Heft 10 1994

427
Bildnachweis

286 Haesler-Archiv im Stadtarchiv Celle, 352 Jean-Pierre Grüter, Luzern


Foto: Arthur Köster 354 Ralph Feiner, Malans
288 Wikimedia/Amsterdam Municipal Department for the 356 Margherita Spiluttini, Wien
Preservation and Restoration of Historic Buildings and 358 Heinrich Helfenstein, Zürich
Sites (bMA) 360 Roland Halbe, Stuttgart
290 Chigaco History Museum; 362 Ruedi Walti, Basel
Foto: Hedrich Blessing 364 Stefan Müller-Naumann, München
292 Fotostiftung Schweiz, Winterthur; 366 Arjen Schmitz photographer, Maastricht
Foto: Bernhard Moosbrugger, Zürich 368 Ralph Feiner, Malans
294 Alison + Peter Smithson Archive 370 Fotografisches Atelier Guido Baselgia, Zug
296 Max Hellstern, Zürich 372 Florian Holzherr, München
298 J rgen Strüwing 374 Torben Eskerod, Kopenhagen
300 Nederlands Fotomuseum, Rotterdam; 376 Galli Rudolf Architekten, Zürich
Foto: Hans Spies 378 Werner Huthmacher, Berlin
302 Robert H. Ford, Sarasota 380 Roland Halbe, Stuttgart
304 Esto Photographics (www.esto.com); 382 Heinrich Helfenstein, Zürich
Foto: Ezra Stoller 384 Reinhard Zimmermann, Adliswil
306 Fotografie: Fachklasse für Fotografie, 386 Südwestdeutsches Archiv für Architektur
Kunstgewerbeschule Zürich, 1960; und Ingenieurbau (saai), Universität Karlsruhe (TH),
Quelle: Zürcher Hochschule der Künste, Werkarchiv Günter Behnisch Partner
Medien- und Informationszentrum, MIZ-Archiv Fotograf: Christian Kandzia, Esslingen
308 Südwestdeutsches Archiv für Architektur 388 Hannes Henz, Zürich
und Ingenieurbau (saai), Universität Karlsruhe (TH), 390 Roger Frei, Zürich
Werkarchiv Günter Behnisch Partner 392 Beat Bühler, Zürich
Fotograf: Gottfried Planck 394 Georg Aerni, Zürich
310 Heinrich Heidersberger 396 Roland Halbe, Stuttgart
312 Akademie der Künste, Berlin, 398 Katasushisa Kida
Hans-Scharoun-Archiv, WV 204/128, 400 Werknetz Architektur, Philipp Wieting, Zürich
Foto-Kramer, Lünen in Westfalen 402 Institut für Öffentliche Bauten und Entwerfen,
314 Maria Knyphausen-Berg Universität Stuttgart
316 Südwestdeutsches Archiv für Architektur 404 Cornelia Suhan
und Ingenieurbau (saai), Universität Karlsruhe (TH), 406 Werner Huthmacher, Berlin
Werkarchiv Günter Behnisch Partner 408 Stefan Müller-Naumann, München
Fotograf: Gottfried Planck 410 Beat Bühler, Zürich
318 Detlef Leinweber, Zürich 412 Heinrich Helfenstein, Zürich
320 Huset Mydtskov, Kopenhagen; 414 Christof Hirtler, Altdorf
Foto: Rigmor Mydtskov + Steen R nne 416 Roland Halbe, Stuttgart
322 Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 418 Schulgemeinde Stans (CH),
324 Dasselaar oder Schulze; aus Bauwelt 1975/Heft 23 Foto: Melk Imboden, Buochs
326 Alberto Flammer, Verscio 420 Barbara Pampe
328 Barbara Burg + Oliver Schuh, www.palladium.de 422 Barbara Pampe
330 Alo Zanetta
332 Alberto Flammer, Verscio
334 Ger van der Vlugt, Amsterdam
336 T.W.T. fotografie, Amsterdam
338 Filippo Simonetti
340 Rainer Mader, Köln
342 Hubertus Adam, Zürich
344 Reinhard Zimmermann, Adliswil
346 Hans H. Münchhalfen, Basel
348 Margherita Spiluttini, Wien
350 Eduard Hueber/archphoto.com

428
Architektenregister

Allmann Sattler Wappner....................37/66/72/130/245/372 Rudolph, Paul ................................33/38/49/83/169/302/304


Arkitema..........................................65/117/166/210/246/374 Saarinen, Eliel Eero .......................................143/249/290
Asmussen, Erik..................................................162/262/314 Schader, Jacques ..................... 63/112/170/173/179/187/192/
B.E.R.G. Architekten.....................171/209/217/223/230/384 ..........................................................................265/277/306
Baumschlager Eberle..................................101/129/232/350 Scharoun, Hans .............. 107/156/157/188/190/191/279/312
Bearth Deplazes Architekten........................ 121/229/342 Smithson, Alison Peter...........................................93/294
Behnisch Partner.........57/71/88/160/161/273/308/316/386 Snozzi, Luigi ......................................................142/259/338
Blättler, Martin..........................................................184/400 Spycher, Ernst............................................................59/346
Bosshard, Max Luchsinger, Christoph.............197/201/352 Staufer Hasler Architekten............................ .......194/382
Botta, Mario........................................42/53/61/183/274/330 studer simeon bettler ....................................... 155/182/422
Bünzli Courvoisier........................................46/62/133/388 Trümpy, Ivo .......................................................221/271/318
Burkard Meyer Architekten........................................99/344 Vacchini, Livio .................... 41/85/140/141/180/260/326/332
Diezinger Kramer..................................39/73/134/247/364 van den Valentyn, Thomas ................................ 119/193/340
Duiker, Johannes......................................................159/288 van Eyck, Aldo ..................................................228/242/300
Enzmann + Fischer Architekt/innen..........................151/390 Wieting Philipp ........................................................184/400
Frencken Scholl Architecten.....................................146/366 Wimmer, Helmut ....................................................158/348
Gafner Horisberger.................................51/91/97/153/392
Galfetti, Aurelio....................... 41/180/221/260/271/318/326
Galli Rudolf Architekten........................................116/376
Gisel, Ernst...........................................111/185/195/269/296
Gmür, Patrick Architekten...................................135/150/394
Grüntuch Ernst Architekten.................103/108/115/138/181/
...................................................................258/266/378/406
Gutbrod, Rolf............................................................263/322
Haesler, Otto ...........................................................237/286
Haller, Fritz ..........................................................84/251/292
Henning, Wolfgang ..................................................263/322
Hertzberger, Herman ......67/89/92/96/226/231/275/334/336
Hierl, Rudolf ...............................................................50/408
Horv th, Pablo ....................................................47/278/354
huggen berger fries Architekten........................ ...... 139/410
Jacobsen, Arne .................. 79/95/113/120/224/267/298/320
Jüngling Hagmann .................................................77/368
Kerez, Christian................................ 58/70/147/178/212/420
Krischanitz, Adolf ..............................................225/250/356
Lederer + Ragnasd ttir + Oei ............ 43/75/87/109/131/189/
.................. 203/205/215/222/253/257/261/360/380/396/416
Leo, Ludwig ...................................................... 167/211/324
Märkli, Peter .................................. 69/144/145/227/243/402
Masswerk Architekten ............................................ 154/418
Meletta Strebel Architekten ....................................234/412
Miller Maranta ................................. 123/136/137/233/362
Nägele Twerenbold Architekten .......... 148/149/213/235/370
Oesterlen, Dieter ......................................... 76/186/241/310
Olgiati, Valerio ..........................................................214/358
Oreyzi, Mohammad .......................................... 119/193/340
Planungskollektiv Nr. 1...................................... 167/211/324
plus+ bauplanung GmbH .........................................163/404
pool Architekten ...................................................... 100/414
Rogers, Richard Partnership ................. 45/164/165/270/398
Rossi, Aldo ...............................................................202/328
Ruchat-Roncati, Flora ........................................221/271/318

429
Ortsregister

Almere (NL) ........................................................89/226/336 Weimar (DE) ..................................................... 119/193/340


Amsterdam (NL) ..................67/92/96/159/231/275/288/334 Wien (AT) ............................................158/225/250/348/356
Basel (CH) ............................................. 84/123/136/137/233/ Willisau (CH) ..................................................... 197/201/352
..........................................................................251/292/362 Winnteka (US)...................................................143/249/290
Berglen-Oppelsbohm (DE) .........................................88/316 Zug (CH................................. 148/149/151/213/235/370/390
Berlin (DE).................................................. 115/138/258/378 Zürich (CH) .................58/63/69/70/111/112/135/144/145/147/
Bielefeld (DE) .................................................... 167/211/324 ...........................150/155/170/171/173/178/179/182/185/187/
Bouchs (CH)............................................................. 100/414 ......................... 192/195/209/212/217/223/227/230/243/265/
Celle (DE) .................................................................237/286 ................................269/277/296/306/384/394/402/420/422
Dallgow-Döberitz (DE)......................... 103/108/181/266/406
Dyssegaard (DK) ..................................... 79/95/113/224/298
Eichstätt (DE) ..........................................39/73/134/247/364
Fagnano Olona (IT)...................................................202/328
Fläsch (CH) .........................................................47/278/354
Flims (DH) ................................................................184/400
Freiburg (DE) ..............................................................59/346
Friedrichshafen (DE)................................... 189/205/215/416
Gebenstorf (CH).........................................................99/344
Gelsenkirchen (DE) ..................................................163/404
Hamburg (DE) ...................................................120/267/320
Heilbronn (DE) ....................................................87/222/396
Hildesheim (DE) ........................................... 76/186/241/310
Hunstanton (GB) ........................................................93/294
Kopenhagen (DK) ............................ 65/117/166/210/246/374
Kyoto (JP).............................................. 45/164/165/270/398
Locarno (CH) ................................................ 85/140/141/332
Lorch (DE) .............................................................57/71/386
Losone (CH) .................................................41/180/260/326
Lünen (DE) ...................... 107/156/157/188/190/191/279/312
Mäder (AT) ................................................. 101/129/232/350
Markt Indersdorf (DE) ........................37/66/72/130/245/372
Monte Carasso (CH) .........................................142/259/338
Morbio Inferiore (CH) ......................... 42/53/61/183/274/330
München (DE)............................................................50/408
Nagele (NL) .......................................................228/242/300
Niederhasli (CH) .............................................46/62/133/388
Oberbüren (CH) .......................................................194/382
Ostfildern (DE) ........................................43/75/131/257/380
Paspels (CH) ............................................................214/358
Pfäffikon (CH)...........................................................234/412
Riva San Vitale (CH) ..........................................221/271/318
Sarasota (US) ................................33/38/49/83/169/302/304
Stans (CH)................................................................ 154/418
Stockholm (SE) ................................................. 162/262/314
Stuttgart (DE) ............................... 160/161/263/273/308/322
Thusis (CH) ................................................................77/368
Überlingen (DE) .................................. 109/203/253/261/360
Uetikon am See (CH) ............................................... 139/410
Utrecht (NL) .............................................................146/366
Vella (CH) ..........................................................121/229/342
Volketswil (CH)..........................................51/91/97/153/392
Wädenswil (CH) ....................................................... 116/376

430
Länderregister

Österreich (AT) Kepler-Gymnasium.....................................................59/346


Volksschule Breitenlee ............................................158/348 Salem International College ................ 109/203/253/261/360
Öko-Hauptschule Mäder............................ 101/129/232/350 Sonderpädagogisches Förderzentrum ....39/73/134/247/364
Lauder Chabad Schule......................................225/250/356 Gymnasium Markt Indersdorf............37/66/72/130/245/372
Schule am Mummelsoll ............................. 115/138/258/378
Schweiz (CH) Schulzentrum im Scharnhauser Park ......43/75/131/257/380
Primarschule Wasgenring ...................................84/251/292 Gymnasium Friedrich II. ........................................57/71/386
Sekundarschule Letzi...........................111/185/195/269/296 Erweiterung Gustav-von-Schmoller-Schule .........87/222/396
Kantonsschule Freudenberg .................. 63/112/170/179/192/ Evangelische Gesamtschule Gelsenkirchen ............163/404
..........................................................................265/277/306 Marie-Curie-Gymnasium ..................... 103/108/181/266/406
Scuola elementare Riva San Vitale....................221/271/318 Grundschule Theresienhöhe ......................................50/408
Scuola Media Cantonale, Losone ................41/180/260/326 Erweiterung Schulzentrum Schreienesch...189/205/215/416
Scuola Media Cantonale, Morbio Inferiore .............42/61/53/
.......................................................................... 183/274/330 Dänemark (DK)
Scuola elementare ai Saleggi....................... 85/140/141/332 Munkeg rdsskolen ................................. 79/95/113/224/298
Scuola elementare, Monte Carasso .................142/259/338 Hellerup Skole ................................ 65/117/166/210/246/374
Erweiterung Schulanlage Vella ..........................121/229/342
Erweiterung Schulanlage Brühl..................................99/344 Großbritannien (GB)
Erweiterung Oberstufenschulhaus Willisau ............. 201/352 Hunstanton Secondary Modern School .....................93/294
Schulhaus Fläsch ................................................47/278/354
Schulhaus Paspels ...................................................214/358 Italien (IT)
Volta Schulhaus ......................................... 123/137/136/233 Scuola Elementare Salvatore Orr ...........................202/328
Oberstufenschulhaus Compogna ..............................77/368
Primarschule Riedmatt ....................... 148/149/213/235/370 Japan (JP)
Internationale Schule Zürich .................................... 116/376 Minami-Yamashiro Primary School ....... 45/164/165/270/398
Oberstufenzentrum Thurzelg ..................................194//382
Erweiterung Schulanlage Mattenhof ................ 171/209/217/ Niederlande (NL)
..........................................................................223/230/384 Openluchtschool......................................................159/288
Primarschulhaus Linden ................................46/62/133/388 Lagere School Nagele.......................................228/242/300
Erweiterung Kantonsschule Zug ..............................151/390 Scholen Apollolaan, Montessorischool ........................67/92/
Gesamtschule In der Höh .........................51/91/97/153/392 .....................................................................96/231/275/334
Erweiterung Schule Scherr ............................... 135/150/394 Basisschool Polygoon .........................................89/226/336
Gesamtschule Flims ................................................184/400 Kindercluster Voorn ..................................................146/366
Schulanlage Im Birch ..................... 69/144/145/227/243/402
Schulhaus Mitte, ..................................................... 139/410 Schweden (SE)
Schule Weid .............................................................234/412 Kristofferskolan ................................................. 162/262/314
Schulhaus Baumgarten............................................ 100/414
Schulzentrum Turmatt .............................................. 154/418 Vereinigte Staaten (US)
Schulanlage Leutschenbach ............ 58/70/147/178/212/420 Crow Island School ...........................................143/249/290
Oberstufenschulhaus Albisriederplatz .............. 155/182/422 Riverview High School ..........................................33/49/302
Sarasota High School.....................................38/83/169/304
Deutschland (DE)
Voksschule Celle......................................................237/286
Vogelsangschule ........................................ 160/161/273/308
Gymnasium Andreanum .............................. 76/186/241/310
Geschwister-Scholl-Gymnasium ....................... 107/156/157/
.............................................................. 88/190/191/279/312
Mittelpunktschule In den Berglen .............................88/316
Gymnasium Christianeum ................................120/267/320
Waldorfschule Uhlandshöhe ....................................263/322
Laborschule Bielefeld ....................................... 167/211/324
Musikgymnasium Schloss Belvedere ...................... 119/340

431
Autoren

Arno Lederer (Stuttgart, 1947)


Prof. Architekt, Leiter des Instituts für Öffentliche Bauten und Entwerfen,
Fakultät Architektur und Stadtplanung, Universität Stuttgart,
Bürogemeinschaft mit Jor nn Ragnarsd ttir und Marc Oei
ioeb ioeb.uni-stuttgart.de

Barbara Pampe (Waldshut, 1973)


Dipl.-Ing. Architektin, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Öffentliche Bauten und
Entwerfen, Fakultät Architektur und Stadtplanung, Universität Stuttgart,
freie Architektin
barbara.pampe ioeb.uni-stuttgart.de

Im Rahmen der Entwicklung des Buchs wurden von uns Seminare an der Universität
Stuttgart veranstaltet, die sich in verschiedener Form mit den betrachteten Inhalten
auseinandersetzten. Gemeinsame Grundlage war die intensive Recherche zu zahlreichen
Referenzprojekten und deren zeichnerische Aufbereitung. Die hierüber entstandene Samm-
lung von fast 120 Projekten diente als Quelle für die Auswahl geeigneter Beispiele im Buch.
Den Studenten, die damit die Grundlage für das Buch erstellt haben, sei an dieser Stelle
ausdrücklich für ihre wertvolle Arbeit gedankt.
Zusätzlich zu den Seminarteilnehmern haben uns mehrere Institutsmitarbeiter bei dem Pro-
jekt unterstützt. Insbesondere bei Julia Zürn sowie Ruth Auffarth, Björk Einarsd ttir, David
Fornol, Daniel Groß, Monica Tusinean, Jan Wessely und Birgit Wessendorf möchten wir uns
für ihre professionelle Mitarbeit bedanken.

432
W Ü STE N R OT STI FTU N G
Wüstenrot Stiftung (Hrsg.)

RAUMPILOT
W OH N E N

Walter Stamm-Teske
Katja Fischer
Tobias Haag

kraemerverlag

1
Die Publikationsreihe „Raumpilot“ besteht aus insgesamt vier Bänden:

Raumpilot Grundlagen Thomas Jocher, Sigrid Loch


Institut Wohnen und Entwerfen, Universität Stuttgart
ISBN 978-3-7828-1551-2 (PDF)
ISBN 978-3-7828-1556-7 (ePub fixed layout)
Raumpilot Arbeiten Markus Gasser, Carolin zur Brügge, Mario Tvrtković
Professur Entwerfen und Siedlungsentwicklung, Technische Universität Darmstadt
ISBN 978-3-7828-1552-9 (PDF)
ISBN 978-3-7828-1557-4 (ePub fixed layout)
Raumpilot Lernen Arno Lederer, Barbara Pampe
Institut für Öffentliche Bauten und Entwerfen, Universität Stuttgart
ISBN 978-3-7828-1553-6 (PDF)
ISBN 978-3-7828-1558-1 (ePub fixed layout)
Raumpilot Wohnen Walter Stamm-Teske, Katja Fischer, Tobias Haag
Professur Entwerfen und Wohnungsbau, Bauhaus-Universität Weimar
ISBN 978-3-7828-1554-3 (PDF)
ISBN 978-3-7828-1559-8 (ePub fixed layout)

Herausgeber
Wüstenrot Stiftung, Ludwigsburg

Redaktion, Konzept und Gestaltung Band Wohnen


Prof. Walter Stamm-Teske, Katja Fischer, Tobias Haag

Gesamtlayout Buchreihe „Raumpilot“


Sigrid Loch, Tobias Haag

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts-
gesetzes ist ohne Zustimmung der Wüstenrot Stiftung und des Karl Krämer Verlags unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Verviel-
fältigungen, Nachdruck, Übersetzungen, elektronische Speicherung (auch durch Scannen) in digitalen Netzen oder die Mikroverfilmung.

© 2012 Wüstenrot Stiftung, Ludwigsburg, und Karl Krämer Verlag Stuttgart + Zürich
Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved.
ISBN 978-3-7828-1554-3

1
Inhaltsverzeichnis

Vorwort
Einleitung

Kontext
Einleitung 11
Wohnen und Gesellschaft 12
Wohnen und Ökonomie 15
Wohnen und Ökologie 17
Wohnen und Initiatoren 20
Wohnen und Ort 24

Grundriss
Einleitung 31
Grundrisstypen 35
Gestaltungsprinzipien 47
Bewohneranzahl 61
Wohnungsgröße 75
Veränderbarkeit 89
Orientierung 103
Geschossigkeit 127
Zonierung 137
Wohnfunktionen 149
Erschließung 169
Außenraum 183
Konstruktion 195

Projekte
Einleitung 205
Projektverzeichnis 206
Projektsammlung 208

Anhang

3
4
Vorwort der Wüstenrot Stiftung

Die Arbeits-, Lebens-, Organisations- und Wirtschaftsformen haben Grundlagen von Architektur und Gestaltung sind ergänzend hierzu
sich in den letzten Jahrzehnten nicht nur in Deutschland erheblich unverzichtbar.
verändert. Kulturelle, technische und wirtschaftliche Entwicklungen
und Globalisierungsprozesse sowie gewandelte Anforderungen, Die Wüstenrot Stiftung hat auf eine Initiative von Prof. Dr. Thomas
Präferenzen und Werthaltungen gehören zu den wichtigsten Ursa- Jocher hin gemeinsam mit einem Kreis von engagierten Hochschul-
chen für diese Veränderungen. Inzwischen werden dadurch auch lehrern verschiedener Universitäten in einem Forschungsprojekt die
neue Orientierungen in der räumlich-baulichen Konzeption und in der Frage aufgegriffen, mit welchen neuen Impulsen und Strukturen in
Organisation der Gebäude erforderlich, um den damit verbundenen der Ausbildung der Architekten auf diese Veränderungen reagiert
Auswirkungen auf die vorherrschenden Nutzungsformen entspre- werden kann. Ziel dabei ist es, die Studierenden besser auf sich
chen zu können. wandelnde Anforderungen an ihre Berufsgruppe vorzubereiten und
zugleich das kreative Entwerfen auch angesichts neuer Herausfor-
Zu beobachten ist dieser Prozess in nahezu allen Lebensbereichen; derungen und Leistungsprofile weiterhin in den Mittelpunkt der Aus-
deutlich wird er beispielsweise in einer gewandelten Nachfrage nach bildung stellen zu können. Zentrales Kriterium für eine erfolgreiche,
differenzierten Wohnungen und Wohngebäuden, in modifizierten zukunftsgerichtete Ausrichtung ist in diesem Sinne die Fähigkeit, in
Anforderungen an die Gestaltung von Kindergärten, Schulen und einen kreativen, künstlerischen Entwurfsvorgang eine wachsende
anderen Bildungseinrichtungen, in Industrie- und Gewerbebauten, Zahl an zu beachtenden Rahmenbedingungen zu integrieren und
die unter den Bedingungen eines verschärften ökonomischen dabei zugleich die Qualität der einzelnen Komponenten aufrecht
Wettbewerbs einem besonderen Anpassungsdruck unterliegen, erhalten zu können.
oder in den Wirkungen neuer Konsum- und Freizeitmuster sowohl
auf Gebäude als auch auf öffentliche Räume. Besonders auffällig Entstehen sollen funktional und ökonomisch nachhaltige Gebäude,
werden die Veränderungen an neuen Kombinationen unterschied- deren Eignung und Qualität vor allem in der Fähigkeit bestehen,
licher Gebäudenutzungen, an veränderten Nutzungszyklen und an auch weiterhin sich kontinuierlich verändernden Bedingungen und
den Verbindungen des Wohnens mit modernen, leicht integrierbaren Einflussfaktoren entsprechen zu können. Dieser Anspruch kann in
Dienstleistungen. einer kreativen Entwurfsleistung nur dann eingelöst werden, wenn
als Grundlage der Kreativität ein klares Konzept der wichtigsten
Angesichts signifikant wachsender internationaler Einflüsse und Elemente einer Bauaufgabe verfügbar ist – im technischen und
Marktorientierungen greifen eine klassische Gebäudelehre und wirtschaftlichen sowie in wachsendem Maße auch im gesetzlichen
damit auch die herkömmliche Vermittlung von Raum- und Organisa- Bereich. Es war ein Anliegen der Wüstenrot Stiftung, mit ihren
tionskonzepten nur noch begrenzt. Parallel zu einer gebäudetypolo- Möglichkeiten einen Beitrag dafür zu leisten, dass in dieser Hinsicht
gischen Betrachtung treten die ausgeübten Tätigkeiten und die mit für einige ausgewählte Bereiche der Gebäudelehre ein erster Schritt
ihnen verbundenen Anforderungen stärker in den Vordergrund. Die getan werden konnte, und zwar in Form einer Aufbereitung von
Gebäudelehre muss, um auf diese Veränderungen adäquat reagie- Aufgaben und Lösungsvorschlägen, die den genannten Kriterien
ren zu können, intensiver als bisher auf die grundlegenden Anfor- folgen kann. Sie hat hierzu ein Forschungsprojekt initiiert, das auf
derungen ausgerichtet werden, die sich aus den verschiedenen Wunsch der beteiligten Hochschullehrer den programmatischen Titel
Tätigkeiten ergeben. Neue Schwerpunkte in der Vermittlung der „Raumpilot“ erhalten hat.

5
Vorwort der Wüstenrot Stiftung

Das Forschungsprojekt „Raumpilot“ der Wüstenrot Stiftung kon-


zentriert sich auf eine anschauliche, die wesentlichen Nutzungen
fokussierende Darstellung der Gebäudelehre. Die daraus entstan-
dene Publikation ist in vier Bände unterteilt. Der Band Grundlagen
schafft die gemeinsame Basis für drei ergänzende Vertiefungsbände
und führt in die wichtigsten Aufgaben und Themen ein.

Der Band Wohnen ist einer von drei Vertiefungsbänden, die ergän-
zend zum Grundlagenband wichtige Bereiche der Gebäudelehre auf-
greifen. Er konzentriert sich auf den Wohnungsbau, der in all seinen
Formen unter dem Einfluss weit reichender, vor allem gesellschaft-
licher Veränderungen steht. Hierzu wird die Wohnung selbst in den
Mittelpunkt gestellt und in insgesamt zwölf Unterkapiteln anhand
von qualitätsvollen Grundrissen in allen wichtigen Facetten des Ent-
werfens erörtert. Eine aufwändige, einheitliche Darstellung von 101
ausgewählten Wohnungen und der über die Referenzprojekte mög-
liche, intensive Praxisbezug vervollständigen den gewählten Ansatz
zur Vermittlung der verschiedenen Perspektiven im Entwurfsprozess.
Die anderen beiden Vertiefungsbände behandeln die Themen Ar-
beiten und Lernen.

Die Wüstenrot Stiftung dankt allen „Raumpiloten“ – Autoren, Hoch-


schullehrern, Studierenden – für die engagierte, intensive Zusam-
menarbeit bei der Erstellung und Umsetzung des Konzeptes. Sie
hofft damit wichtige Impulse für den kontinuierlichen Prozess der
Anpassung von Form und Inhalten der Ausbildung im Fachbereich
Architektur an die veränderten Rahmenbedingungen in Wirtschaft
und Gesellschaft geben zu können.

6
Einleitung

Wohnungsbaulehre

Im Juli 2005 erhielten wir die Anfrage von der Wüstenrot Stiftung, entscheidenden Themenbereich – die Wohnung selbst – in das
uns an einem gemeinsamen Buchprojekt mit Prof. Thomas Jocher Zentrum der Betrachtung zu stellen. Es erscheint uns auffällig, wie
(Institut Wohnen und Entwerfen, Universität Stuttgart), Prof. Arno die Architekturreflexion in den vielfältigen Publikationen verstärkt
Lederer (Institut für öffentliche Bauten und Entwerfen, Universität über das äußere Erscheinungsbild vorgenommen wird und auch die
Stuttgart) und Prof. Markus Gasser (Entwerfen und Siedlungsent- Architekturproduktion nicht selten der Gebäudehülle als wichtigem
wicklung, Technische Universität Darmstadt) zu beteiligen. Marketinginstrument der Büros vorrangig Aufmerksamkeit schenkt.
Der qualitätsvolle Grundriss und damit das eigentliche Produkt, die
Die ursprüngliche Idee bestand darin, die praktische Lehrtätigkeit der Wohnung, kommt dabei häufig zu kurz.
einzelnen Fachdisziplinen in Form von geeigneten Lehrmaterialien
abzubilden und damit allgemein zugänglich zu machen. In vielen Mit der Entscheidung für die Schwerpunktsetzung auf die Woh-
gemeinsamen Arbeitstreffen entwickelte sich hieraus die Idee einer nung stellte sich die Folgefrage nach der geeigneten Struktur und
Buchreihe, die in einem Grundlagenband die faktischen Informati- Methodik, um die Inhalte zu transportieren. Der naheliegende,
onen der einzelnen Fachdisziplinen bündelt und darauf aufbauend in wissenschaftlich-systematische Ansatz, der gerade in der Vergleichs-
drei Bänden zu den Themen „Wohnen“, „Lernen“ und „Arbeiten“ die literatur der 1980er Jahre verfolgt wurde, erwies sich bei genauerer
jeweils spezifischen Betrachtungsweisen formuliert. Der fachliche Betrachtung als ungeeignet, um die Vielfalt der Einflussgrößen im
Diskurs und die Vernetzung der Einzeldisziplinen bildeten den Ge- Wohnungsbau darzustellen. Die unternommenen Versuche der
genstand der folgenden Arbeitstreffen sämtlicher beteiligter Profes- Kategorisierung von Wohnungsbauten, sei es nach städtebaulichen
suren. Dieser überaus fruchtbare Prozess der letzten Jahre führte zu Typologien, morphologischen Eigenschaften oder nutzerspezifischen
dem nun vorliegenden Buch zum Thema „Wohnen“. Kriterien, scheitern entweder an einer zu starken Abstraktion oder
ihrer fachlichen Unpräzision. Als Beispiel sei hier allein die diffuse
Für uns bestand die Herausforderung, das überdimensionale Terminologie im Wohnungsbau angeführt, bei der Begriffe wie
Themenspektrum des Wohnens auf eine lehrbare und in Buchform „Mehrfamilienhaus“, „städtisches Reihenhaus“ oder auch „Loft“ nur
kommunizierbare Größe zu kondensieren. Diese intensive Ausein- wenig für eine systematische Einordnung geeignet erscheinen. Die
andersetzung mit den Optionen der Vermittlung des Themenfelds generelle Tendenz der Kategorisierung mittels des meist unpräzise
„Wohnen“ wurde letztendlich von der Analyse unserer praktischen verwendeten Begriffs der Typologie bietet aus unserer Sicht nicht
Lehrtätigkeit geleitet. Welche Instrumente und Methoden haben den geeigneten Ansatz, die Vielfalt der Aspekte im Wohnungsbau
sich bewährt Was sind die geeigneten Formate der Vermittlung fassbar zu machen.
Was erweist sich in der Entwurfspraxis als brauchbar
Hieraus ergab sich der Ansatz, die entwerferische Praxis im Lehr-
Auch die Analyse der vorhandenen und immer vielfältiger produ- betrieb beziehungsweise im Büro wieder als Ausgangspunkt für die
zierten Literatur in unserem Fachgebiet und deren unterschiedliche Strukturierung zu verwenden. Es geht uns um ein Spektrum von
Akzeptanz bei den Studierenden, angefangen bei der soziologischen Perspektiven, mit denen im Entwurfsprozess die Aufgabe betrachtet
Arbeit bis zum reinen Bildband, bildete eine wichtige Basis zur wird. Diese einzelnen Betrachtungsweisen und deren entwerfe-
Formulierung eines eigenen Konzepts. Aus diesem Prozess heraus risches Potenzial werden in insgesamt zwölf Unterkapiteln anhand
fiel die Entscheidung, einen tendenziell vernachlässigten, jedoch von ausgewählten Grundrissen erörtert. Ähnlich der Dynamik im

7
Einleitung

Entwurfsprozess sind die Themen nicht linear zu verstehen, sondern ihrem Gesamtkontext abgebildet, um eine zweite Vertiefungsebe-
bieten unterschiedliche Einstiegs- und Anregungspunkte. Den we- ne der Projekte des Kernkapitels „Grundriss“ zu bieten. Auch hier
sentlichen Inhalt bilden dabei die 101 ausgewählten Grundrisse, die wurden sämtliche Projekte durch neue Zeichnungen im Maßstab
– einheitlich im Maßstab 1:200 aufgearbeitet – eine direkte visuelle 1:500 und eine städtebauliche Vignette im Maßstab 1:10.000 in eine
Vergleichbarkeit ermöglichen sollen und damit die eigentliche Spra- unmittelbare visuelle Vergleichbarkeit gebracht.
che der Architekten repräsentieren. Um den Praxisbezug zu stärken,
wurden ausschließlich realisierte Projekte, die dem Einfluss der Wir möchten zunächst der Wüstenrot Stiftung danken, die den lang
zahlreichen weiteren Paramter im Realisierungsprozess standhalten gehegten Wunsch nach einem eigenen Lehrbuch ideell und finanziell
mussten, als Referenz verwendet. Darüber hinaus bietet dies die erst möglich gemacht hat und damit eine wichtige Unterstützung für
Möglichkeit, die Projekte zum Beispiel im Rahmen von Exkursionen unsere Lehrtätigkeit leistet. Insbesondere Herrn Dr. Stefan Krämer
direkt vor Ort zu besichtigen. Für diese Zwecke wurde der Pro- sei für seine Ausdauer und Übersicht ausdrücklich gedankt. Des
jektstandort jeweils als Information hinzugefügt. Diese Bewertung Weiteren möchten wir uns bei den beteiligten Professuren für den
des Projekts vor Ort, in seinem spezifischen Kontext und seiner intensiven Gedankenaustausch bei den gemeinsamen Arbeitstreffen
alltäglichen Nutzung, ist eine der wichtigsten Informationsquellen bedanken. Die jeweilige Reflexion aus dem Blickwinkel der anderen
im Wohnungsbau. Dieser Erkenntnis wird über die dem Semester Buchprojekte hat für uns eine wesentliche Bereicherung dargestellt.
jeweils vorangestellten Exkursionen Rechnung getragen. Ganz besonders danken wir den zahlreichen Studierenden, die im
Rahmen von Seminararbeiten zum Gelingen des Buchs beigetragen
Der Ansatz des Wissentransfers über die systematische Aufarbei- haben, und unseren beiden studentischen Hilfskräften Leopold Mü-
tung wichtiger Referenzprojekte wird von unserem Lehrstuhl seit cke und Katrin Plescher für ihre geduldige Arbeit an den zahlreichen
vielen Jahren verfolgt und führte unter anderem zu dem circa 600 Zeichnungen.
Projekte umfassenden Datenbanksystem „Innovative Wohnbau-
aspekte“. Dieses System soll in den nächsten Jahren unter dem Titel
„PlanLibre“ intensiv weiterentwickelt werden.
Walter Stamm-Teske
Mit der Festlegung des Buchschwerpunkts auf die Wohnung Katja Fischer
entscheidet man sich automatisch gegen eine Vielzahl weiterer Tobias Haag
wichtiger Bereiche des Wohnungsbaus, sei es die Konfiguration des Bauhaus-Universität Weimar, Professur Entwerfen und Wohnungsbau
Gesamtgebäudes, der Städtebau, der Innenausbau, die Konstrukti-
on, die Gebäudetechnik, die Soziologie und vieles mehr. Wir glauben
jedoch, dass diese Bereiche durch ein umfängliches Literaturange-
bot derzeit relativ gut abgedeckt werden. Durch das Voranstellen des
Kapitels „Kontext“ beabsichtigen wir jedoch, diese Vielschichtigkeit
des Themas offenzulegen und eine Sensibilisierung für die kausalen
Zusammenhänge im Entwurfsprozess zu ermöglichen. In einem
nachgestellten Kapitel „Projekte“ werden die Projekte zusätzlich in

8
Kontext
Wohnen und ...

Einleitung

Wie eingangs erwähnt, wagt das Buch das Kann ich das Projekt an dem vorgeschla- Projekte über prägnante Konzepte auffallen,
Experiment, die Frage des Wohnens von genen Standort vertreten Für wen plane jedoch entweder als theoretische Modelle
innen nach außen zu betrachten und die und baue ich in den Schubladen lagern oder maximal zu
Wohnung über ihren Grundriss als dem Publikationszwecken eingesetzt werden.
wesentlichen Entwurfsgegenstand in den Diese Ebene der Betrachtung, die den Wenige dieser Projekte können im seltenen
Mittelpunkt zu stellen. Entsprechend ist es Architekten in seiner gesellschaftlichen Realisierungsfall durch eine präzise Durchar-
unausweichlich, dass die übergeordneten Verantwortung herausfordert und im zu- beitung im Wohngrundriss oder der materi-
Themen zu kurz kommen. Konzipiert als nächst wirtschaftlich orientierten Geschäft algerechten Konstruktion überzeugen.
Lehrbuch, erscheint es jedoch gleichzeitig des Planungsbüros unterzugehen droht,
notwendig, die Komplexität der Einfluss- stellt eine enorme Herausforderung dar. In Das Ziel liegt, wie häufig, in der ausgewo-
größen aufzuzeigen, die auf das Projekt kaum einem anderen Berufsbild sind die genen ganzheitlichen Betrachtung mög-
einwirken. Dieser Kontext, in dem die Pro- Projektdimensionen und damit auch die lichst vieler Einflussgrößen vom Konzept
jekte entstehen, soll in fünf kurzen Kapiteln gesellschaftlichen Auswirkungen auf einen bis zum Detail. Derzeit entstehen unter
angerissen werden und zur Diskussion befä- relativ kleinen Entscheiderkreis konzen- dem Stichwort „Nachhaltigkeit“ parallel
higen. Die Kapitel erheben keinen Anspruch triert. Unsere eigenen Berufserfahrungen verschiedene Instrumente, die diesen ganz-
auf Vollständigkeit, sondern beabsichtigen, und Berichte unserer Absolventen aus den heitlichen Entwurfsansatz fördern. Diese
wesentliche Zusammenhänge aufzuzeigen, verschiedensten nationalen und internati- Zertifizierungssysteme müssen jedoch ihre
die bei der Konzeption und Evaluierung des onalen Büros bestätigen diese ungeheure Objektivität und Praxistauglichkeit beweisen
Entwurfs wesentlich erscheinen. Unter Verantwortung, bei der man sich als junger und dürfen nicht als reine Marketinginstru-
den Schlagwörtern „Gesellschaft“, „Öko- Entwerfer beispielsweise der Aufgabe mente missbraucht werden.
nomie“, „Ökologie“, „Initiatoren“ und „Ort“ gestellt sieht, eine Stadt für mehrere
versuchen wir einen ersten Überblick der zehntausend Bewohner innerhalb relativ Die genannten Zahlen und Fakten sowie
komplexen Zusammenhänge herzustellen. überschaubarer Zeit zu konzipieren. Diese deren Auswertung sind aus der Perspektive
Dimension veranschaulicht gleichzeitig die Deutschlands formuliert und weichen damit
Die grundsätzlichen und radikalen Ent- begrenzte Reichweite der dargestellten bei den strukturellen Angaben deutlich von
wurfsansätze finden über eine Auseinan- Themen auf den deutschsprachigen Raum anderen Ländern ab. Ähnlich den betrachte-
dersetzung mit den hier aufgeführten und einige angrenzende Staaten. Aber ten Themenfeldern im Kapitel „Grundriss“
Themenfeldern statt. Auf der Ebene des selbst innerhalb Europas sind zum Beispiel sind die folgenden Aspekte nicht linear zu
Nachdenkens über die Ausformulierung des die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen verstehen, sondern bilden ein parallel zu
konkreten Grundrisses (vgl. Kapitel „Grund- vollständig unterschiedlich zu bewerten. betrachtendes, vernetztes Spektrum von
riss“) ist bereits die wesentliche konzep- Einflussgrößen ab. Die richtige Gewichtung
tionelle Entwurfsarbeit geleistet. Hier bei Die immense planerische und politische der Einzelaspekte und ihre Verknüpfung zu
den übergeordneten Themen stellen sich Bedeutung der Themenfelder verführt einem logischen Gesamtkonzept, einem
vielfältige aber grundsätzliche Fragen: Gibt jedoch gleichzeitig zu einer entwerferischen roten Faden, sind die Grundlage für ein
es überhaupt einen Bedarf für das Projekt Fokussierung dieser Aspekte, so dass viele gelungenes Entwurfsprojekt.

11
Kontext

Wohnen und Gesellschaft

Unsere Gesellschaft verändert sich. Seit ziert, die unter dem Begriff „demografischer die Situation weitaus differenzierter dar. Das
Jahren werden diese Veränderungen in Wandel“ allgegenwärtig ist. Vorausberech- Ideal des Zusammenlebens ab den 1950er
vielerlei Hinsicht, unter anderem in der nungen unter Berücksichtigung der natür- Jahren mit standardisiertem Wohnraum-
wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit lichen Bevölkerungsentwicklung, die Gebur- angebot von drei Zimmern, Küche und
und der Leistungsfähigkeit der sozialen tenraten mit Sterbefällen abgleichen und Bad wurde in Gesetzen, Richtlinien und
Sicherungssysteme, thematisiert. Dass sie Wanderungsbewegungen im Binnenbereich Förderinstrumenten über viele Jahre fest-
wesentlichen Einfluss auf das Betätigungs- und über die Grenzen der Bundesrepublik geschrieben und wirkt bis heute träge und
feld Wohnungsbau haben, ist verständlich, berücksichtigen, zeigen für das Jahr 2030 langlebig fort. Seit den 1970er Jahren ist der
ist doch die Gesellschaft im Sinne des Nut- mit rund 77,2 Mio. Einwohnern eine deutlich Wohnungsmarkt allerdings mit individuellen,
zers diejenige, deren Wohnwünsche erfüllt geringere Bevölkerungszahl als noch im Jahr spezifischen Wohnwünschen konfrontiert.
werden sollen. Verändern sich Lebens- und 2005 mit 82,4 Mio. Einwohnern.1 Der Rück- Der Familie mit leiblichen Kindern steht heu-
Wohnvorstellungen einer breiten Masse, gang der Einwohnerzahl geht einher mit te eine große Zahl von Einpersonenhaus-
muss von Seiten der Planer und politischen einer spürbaren strukturellen Veränderung in halten, Gemeinschaften unterschiedlichster
Akteure reagiert werden. Nun sollten die der Zusammensetzung der Bevölkerung. Alters- und Sozialstrukturen, etc. gegenüber.
veränderten Rahmenbedingungen einge-
hend untersucht werden, um die richtigen Unsere Gesellschaft altert. Die Zahl der Im Zuge der Individualisierung spielt auch
Stellschrauben zu finden. Zuerst stellt sich über 65-Jährigen steigt stetig. Noch im Jahr die Veränderung der Haushaltsstruktur eine
daher die Frage nach den tatsächlichen 2005 hatte diese Bevölkerungsgruppe einen entscheidende Rolle. Noch 1900 waren
Veränderungen und deren Auswirkungen Anteil von 19 % an der gesamtdeutschen Haushalte mit fünf und mehr Personen mit
auf die angebotenen räumlichen Lösungen. Bevölkerung, im Jahr 2030 wird der Anteil 44 % am stärksten vertreten, der Anteil der
In einem zweiten Schritt kann dann an auf 29 % gestiegen sein. Immerhin ein Einpersonenhaushalte betrug gerade mal
der richtigen Stelle und mit den richtigen deutlicher Anstieg um 40 %,2 als dessen 7,1 % der Privathaushalte in Deutschland.3
Mitteln darauf reagiert werden. Gerade hier Ergebnis der Bedarf an spezifischen Wohn- Im Jahr 2006 dominierten bereits Einperso-
gilt es, standortspezifisch zu analysieren wünschen für diese Altersgruppe einen nenhaushalte mit 38 % der knapp 40 Mio.
und gesamtgesellschaftliche Trends mit hohen Stellenwert auf dem Wohnungsmarkt Privathaushalte alle anderen Haushaltsgrö-
lokalen Entwicklungen abzugleichen. Dieses einnehmen wird. Nicht zu vernachlässigen ßen. Dagegen sind Haushalte mit fünf und
Themenfeld ist dem aktuellen gesellschaft- ist dabei, dass die angesprochene Alters- mehr Personen lediglich noch mit 4 % der
lichen Rahmen von Wohnen gewidmet und gruppe im Vergleich zu vorangegangenen Privathaushalte in Deutschland vertreten.4
zeigt hierzu die wichtigsten Tendenzen auf. Generationen länger aktiv und selbstständig Sinkende Haushaltsgrößen bei gleichzei-
ist und häufig kommunikative, gemein- tigem Anstieg der Zahl an Privathaushalten
Feststellungen schaftliche Wohnkonzepte erfragt. sowie vielschichtige Lebensformen und
Unsere Gesellschaft schrumpft. In den kom- Unsere Gesellschaft lebt individueller. deren pluralistische Wohnvorstellungen
menden Jahren wird für Deutschland eine Lange Zeit war Wohnen klar umrissen und stellen vermutlich die gegenwärtig größte
deutliche Veränderung der Einwohnerzahlen nur im gesellschaftlich legitimierten Modell Herausforderung an den Bestand sowie an
sowie der Bevölkerungsstruktur prognosti- der Kleinfamilie abgelegt. Heute stellt sich neue Wohnkonzepte dar.

12
Wohnen und ...

Unsere Gesellschaft bevorzugt wieder freies Wohnen, begonnen beim Wohnum- gers/Investors. Ein passgenaues Angebot
verstärkt städtische Wohnmodelle. Hier sind feld bis zur Möbelplanung der Wohnung, verringert also das Investitionsrisiko um ein
unterschiedliche Entwicklungen auszuma- notwendig. Auch die Verschiebung der Vielfaches und erhöht die Gewinnaussichten
chen. Zum einen führt Individualisierung, Haushaltsgrößen zu kleinen Haushalten löst im selben Maße. Genau deshalb widmen
egal welcher Altersgruppe, zu einem eindeutige Entwicklungstrends im Bau und sich gerade die investierenden Akteure der
höheren Bedarf an sozialem und infrastruk- Umbau kleinerer, häufig serviceorientierter präzisen Definition und Einordnung von
turellem Netzwerk, der im städtischen und städtischer Wohntypen aus. Veränderte Nutzergruppen, um im Ergebnis eindeutige
Kontext eher bedient wird als im subur- Ausstattungsstandards tragen dabei jedoch Klientels zu benennen, die aktuell auf den
banen. Zum anderen wird, unter anderem oft schon zur adäquaten Reaktion auf neue Wohnungsmarkt wirken.
im Zuge der Berufstätigkeit vieler Frauen, gesellschaftliche Rahmenbedingungen
das Einfamilienhaus vor der Stadt für Fami- bei, wogegen der Wohngrundriss in seiner Klassifizierung
lien weniger attraktiv. Das tägliche Pendeln Raumkonzeption und -organistation häufig Die Arten des unmittelbaren Zusammen-
beider Eltern ist nicht nur finanziell weniger ein stabiles Gefüge darstellt. Die Vermark- lebens, die als Lebensform bezeichnet
interessant, sondern vor allem aufgrund der tungsebene im Sinne der produkthaften werden, spielen für die marktrelevante
hohen organisatorischen Anforderungen. Benennung und Identität von Projekten, die Klassifizierung von Nutzern eine erste
In diesem Zuge ist auch eine Veränderung diverse, vermeintlich neue, Wohnmodelle bedeutende Rolle: Zum einen wird hier die
des Images der Stadt wahrzunehmen. Viele und Gebäudetypen benennt, eröffnet bei Gesellschaft in Bezug zur Ehe, zum anderen
Kommunen reagieren gegenwärtig auf die- genauerem Untersuchen selten innovative im Zusammenleben mit Kindern klassifi-
sen Bedarf mit innerstädtischen Flächenan- und neue Wohnkonzepte. Die Chance des ziert. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung
geboten für private Wohnmodelle. Planers ist es, mit dem Verständnis der ge- in der Bundesrepublik lebt nach wie vor in
sellschaftlichen Prozesse jedoch unabhän- Familien zusammen, das heißt als Ehepaar,
Die sich verändernden gesellschaftlichen gig vom Vermarktungstrend zu agieren. Lebensgemeinschaft oder allein erziehender
Rahmenbedingungen erfordern Antworten Elternteil mit mindestens einem Kind.5 Die
bezüglich aktuell notwendiger Wohnkon- Marketing Lebensform steht in engem Verhältnis zum
zepte genauso wie Überlegungen zur Die Wohnungsbauvermarktung folgt deutlich Privathaushalt, der durch gemeinsam woh-
Qualität, zum Standort und zum Standard den demografischen und gesellschaftspoli- nende und wirtschaftende Menschen gebil-
von Wohnungen. Zwar wird auch Wohnen tischen Entwicklungen im Land. Unabhängig det wird. In der Bundesrepublik verringern
in seinen Grundfunktionen regelmäßig in vom Marktsegment der privaten Bauherren, sich die Haushaltsgrößen seit Jahren und im
Wohnkonzepten der Zukunft hinterfragt, die individuell und für sich persönlich den Ergebnis ist ein stetiger Anstieg der Wohn-
der oben genannte Bedarf löst jedoch Wohnbedarf definieren und planen lassen, fläche zu verzeichnen, der nachhaltig auf
nicht zwangsläufig Veränderungen in den ist das Wissen um marktrelevante Nutzer- den Wohnungsmarkt einwirkt. Was Lebens-
Grundfunktionen des Wohnens und deren gruppen im Sinne der gesellschaftlichen form und Privathaushalt nicht ausdrücken,
Zusammenspiel in der Wohneinheit aus. Trends projektrelevant. Die Gefahr von Fehl- sind soziostrukturelle und lebensphasenspe-
Im Zuge einer alternden Gesellschaft ist spekulationen liegt genau zwischen dem Pol zifische Charakteristika jedes Einzelnen, die
ein besonderes Augenmerk auf barriere- des Käufers/Nutzers und dem des Bauträ- Neigungen, Gewohnheiten auch ästhetische

13
Kontext

Standards berücksichtigen. Sie werden in Deutschland in den eigenen vier Wänden.6 anderen führt die breite Debatte über eine
Lebensstilen zusammengeführt, die in der Das Mietverhältnis bietet gegenüber einer alternde Gesellschaft zum Umdenken in
Regel jedoch nicht die gesamte Gesell- langfristigen Sicherheit des Eigentums vielen Bereichen, unter anderem in der
schaft abbilden. Lediglich die Schichten die Chance zur kurzfristigen Veränderung. zukunftsfähigen Bedarfsdeckung mit geeig-
werden berücksichtigt, die repräsentativ für Gleichzeitig wird über die Miete ein Betrag x netem, zumindest barrierefreiem, Wohn-
aktuelle gesellschaftliche Tendenzen stehen. vom Mieter übernommen, der unter ande- raum. Auch eine Zunahme von Servicean-
Übergeordnet entwurfsrelevant sind sie rem Verwaltungstätigkeiten und Gewinnaus- geboten in Wohngebäuden ist festzustellen.
entsprechend nicht. Für Architekten bietet sichten seines Wohnversorgers abdeckt und Diese Entwicklung folgt nicht nur der Indivi-
die Beobachtung der gesamtgesellschaft- der im Eigentum nicht immer anfällt. Ein dualisierungstendenz der gesamten Gesell-
lichen Entwicklung ein Verständnis zum Mietverhältnis lässt zudem eine Verände- schaft, sondern hat auch einen Mehrwert
gegenwärtigen und zukünftigen Bedarf an rung in der räumlichen Organisation nur für die ältere Generation. Schon seit langer
Wohnungsgrößen und -typen sowie deren selten zu. Eigentum ermöglicht aufgrund Zeit beschäftigen sich zudem Architekten
Anforderungsprofile, um geeignete räum- der eigenen Dienstbarkeit einen flexibleren mit veränderbaren Wohnkonzepten, um den
liche Antworten zu formulieren. Umgang mit dem eigenen Wohnraum, verschiedenen Wohnbedürfnissen innerhalb
gleichzeitig bindet es jedoch an den Stand- der Lebensdauer eines Gebäudes gerecht
Auf die Vielzahl der Nutzergruppen oder ort und an die Größe der Wohnung. Wohnei- zu werden. Nutzungsneutrale Räume bieten
Klassifikationen und ihre spezifischen Wohn- gentum stellt heute, in einer globalisierten hier wohl den nachhaltigsten Ansatz, der
wünsche baulich-räumlich zu reagieren, mit Arbeitswelt, für die Mehrheit der Bevölke- nicht nur unterschiedliche Wohnkonzepte
dem Ergebnis eines hochspezialisierten rung keine Bindung für die Ewigkeit dar. zulässt, sondern bis zur Umnutzung einer
Wohnungsmarkts, folgt keiner ökono- Dieses Wissen setzt allerdings auch voraus, Wohnung als Büroeinheit reicht. Diesen
mischen Vernunft. Allein diese Tatsache dass Eigentum in Regionen erworben wird, Konzepten wird allerdings teilweise die feh-
forciert Lösungen, die zum einen nachhaltig in denen der Markt für den Verkauf existiert lende spezifische Grundrisskonfiguration mit
sind und zum anderen auf den Bedarf eines und nachhaltig stabil bewertet wird. unterschiedlich dimensionierten Räumen
Großteils der Gesellschaft reagieren, ohne vorgeworfen, wodurch das Gegenmodell in
ein differenziertes und breites Spektrum zu Gegenwärtige Entwicklungen differenzierten Wohnangeboten mit simu-
entwickeln, das langfristig in einem nicht Momentan lassen sich unterschiedliche lierten individuellen Wohnangeboten ebenso
abgefragten Überangebot enden muss. Entwicklungen am Wohnungsmarkt er- vertreten ist. Ein letzter Aspekt soll nicht un-
kennen. Zum einen führen Kommunen in erwähnt bleiben: Im Zuge einer sich verän-
Miete oder Eigentum integrierten Stadtentwicklungskonzepten dernden Arbeitswelt werden auch Konzepte
Neben dem Einfluss der Lebensform, der Angebot und Nachfrage nach Wohnraum erfragt, die eine Kombination von Wohnen
Werte und Gewohnheiten stellt sich eine zusammen, was sie in der Kenntnis ihrer und Arbeiten ermöglichen. Hierfür sind vor
weitere grundsätzliche Frage im Zusammen- zukünftigen Einwohnerprognosen langfris- allem Überlegungen zur eventuell notwen-
hang mit der Entscheidung für das Wohn- tig handlungsfähig macht und regionale digen Öffentlichkeit des Arbeitsplatzes in
modell: Miete oder Eigentum Statistisch Schrumpfungs- beziehungsweise Wachs- der Grundrisskonzeption beziehungsweise
gesehen leben 43 % aller Privathaushalte in tumstendenzen berücksichtigt. Zum Gebäudeorganisation notwendig.

14
Wohnen und ...

Wohnen und Ökonomie

Dieses Themenfeld muss auf zwei Ebenen lediglich 211.000 Wohnungen gebaut, das Situation klar wider. Ganzheitlich betrach-
betrachtet werden. Es geht einerseits um entspricht einer Neubauquote von 2,6 Woh- tet lassen sich hinter dieser schwierigen
die großmaßstäblichen wirtschaftlichen nungen je 1000 Einwohner und Jahr oder wirtschaftlichen Situation jedoch auch
Zusammenhänge und auf der anderen Seite 0,7 % am Gesamtbestand.12 Mit diesem Chancen entdecken. So führt ein allgemein
um die konkreten Auswirkungen auf das Wert belegt Deutschland in Europa eindeu- hoher Sättigungsgrad zu einem Nach-
einzelne Wohnbauprojekt. tig den letzten Platz. 60 % entfallen dabei denken über Qualität, oder andersherum
auf den Ein- und Zweifamilienhausbereich, betrachtet, führte eine enorme Nachfrage
Bauwirtschaft 40 % auf den Bereich der Mehrfamilienhäu- wie zum Beispiel im Massenwohnungsbau
Über die wesentlichen wirtschaftlichen ser.13 Der jährliche Abgang von Wohnungen der Nachkriegszeit zu allgemein geringerer
Strukturdaten kann man ein erstes Bild der wird mit ca. 47.000 (0,1 %) beziffert.14 städtebaulicher und architektonischer Qua-
Situation zeichnen. Der überwiegende Anteil lität. Gerade die jüngsten Entwicklungen
am Gesamtgebäudebestand Deutschlands Auf unterschiedliche Weise kämpfen auf dem amerikanischen Immobilienmarkt
sind Wohngebäude. Mit knapp 9,5 Billionen Interessengruppen für eine Wiederbele- zeigen, dass die spekulative Entwicklung
Euro sind rund 82 % des Anlagevermögens bung des Markts. Ein wichtiges Instrument auch für die wirtschaftliche Entwicklung
der Deutschen in Bauten angelegt – davon hierfür sind staatliche Programme, die verheerende Folgen haben kann. So ist es
entfallen knapp 5,5 Billionen Euro also 57 % entsprechende Investitionsanreize liefern. vielleicht nicht nur Negativ, auf einem der
auf den Wohnungsbau.7 Dies entspricht Durch den Wegfall der Eigenheimzulage ist letzten Plätze in Europa zu liegen, weit hin-
circa 18 Mio. Wohngebäuden8 mit insgesamt ein wichtiger Entwicklungsmotor ausgefal- ter Spanien und Irland mit einer siebenfach
40 Mio. Wohnungen.9 Damit wird deutlich, len, der seit kurzem durch das neue Wohn- höheren Neubauquote.15
welchen herausragenden Stellenwert der Riester-Programm kompensiert werden soll.
Wohnungsbau für die Gesamtwirtschaft be- Generell wird der Wunsch zu Eigentums- Im Textabschnitt zum Thema Ökologie wird
sitzt. Von 1995 bis 2005 hat sich der Umsatz bildung als einer der wichtigsten Entwick- ebenfalls schnell klar, dass Wachstum und
im Baugewerbe von 133 Mrd. auf 77 Mrd. lungsmöglichkeiten für den Wohnungsbau der damit verbundene Flächenfraß negative
fast halbiert10, verbunden mit einem entst- gesehen. Folgen hat. Die größte Chance besteht in
prechenden Rückgang der Arbeitsplätze. dem Zeitgewinn, der durch die Verlangsa-
Fazit des kurzen wirtschaftlichen Exkurses mung oder Stagnation der Entwicklungspro-
Für den entwerfenden Architekten ist ist ganz klar: Deutschland ist gebaut. Für die zesse stattfindet. Zeit für das Nachdenken
jedoch zunächst weniger der Bestand von Wirtschaft, die vom Wachstum lebt, sind über neue Strategien im Wohnungsbau und
Interesse, sondern der zukünftige Bedarf diese rückläufigen oder stagnierenden Zah- im Umgang mit der Stadt. Angesichts der
an Wohnraum. Aufgrund der immensen len dramatisch. Was bedeuten diese Zahlen Zahlen ist offenkundig, dass die Auseinan-
wirtschaftlichen Bedeutung dieses Faktors jedoch für den Wohnungsbau aus Sicht des dersetzung mit dem Gebäudebestand und
werden hierfür regelmäßig statistische Zah- Architekten und Städteplaners Betriebs- dem damit verbundenen Stadtumbau eines
len erhoben. Bis 2015 wird von einem jähr- wirtschaftlich sind sie dort ebenfalls mehr der zentralen Themenfelder für die Architek-
lichen Neubauvolumen von circa 275.000 als besorgniserregend und der schlechte tur im Allgemeinen und den Wohnungsbau
Wohnungen ausgegangen.11 2007 wurden Arbeitsmarkt für Architekten spiegelt die im Besonderen einnimmt.

15
Kontext

Baukosten schwache Haushalte stellen die Wohnko- tatsächlichen Notwendigkeiten beispiels-


Die gesamtwirtschaftliche Betrachtung sagt sten eine erhebliche Belastung dar. Die weise der Sanitär- und Küchenausstattung
noch wenig aus über die ökonomischen Be- Kosten sind für den Architekten einer der oder der Oberflächenqualitäten einen
dingungen bei einem konkreten Wohnbau- zentralen Entwurfsfaktoren. Angesichts angemessenen und bezahlbaren Standard
vorhaben. Hierzu wieder einige Zahlen und der immensen finanziellen Belastung und finden. Gemeint ist hier nicht, die Qualität
Fakten. Grundsätzlich werden die Baukos- einer meist langjährigen Finanzierung für der Materialien zu Gunsten der Kosten
ten durch die zwei Parameter „Fläche“ und den Bauherrn mit vielen Risiken steht der zu senken, sondern grundsätzlich über
„Standard“ bestimmt. Regional differenziert Architekt in einer besonderen Verantwor- bestimmte Standards nachzudenken. Zum
liegen die Baukosten für den Quadratmeter tung im treuhänderischen Umgang mit dem Beispiel können bei einer hochwertigen
Bruttogeschossfläche bei einem Einfami- ihm anvertrauten Kapital, unabhängig davon Rohbauausführung bestimmte Flächen ohne
lienhaus zwischen 1.000 und 1.500 Euro.16 ob der Bauherr aus privatem, gewerblichem zusätzliche Verkleidung oder Beläge aus-
Die Verkaufspreise liegen im Allgemeinen oder öffentlichem Interesse handelt. Da kommen, oder es kann ein einfaches Bad
mit 2.000 bis 3.000 Euro je Quadratme- der Einfluss auf die allgemeinen Baupreise anstelle eines von der Sanitärindustrie gerne
ter ziemlich genau beim Doppelten. Der gering ist, bleiben für den Architekten we- verkauften Designer-Wellnessbereichs mit
Baupreisindex, der über die Entwicklung der nige Stellschrauben. Die wichtigste ist die Sauna realisiert werden.
Baupreise Aufschluss gibt, stagnierte dabei Bemessung des effektiven Bedarfs. Da viel
nach der Jahrtausendwende und legte in Fläche im Allgemeinen mit viel Qualität ver- Eine dritte Stellschraube resultiert aus
den beiden letzten Jahren mit zuletzt 7,8% bunden wird, wird der Wohnraum im selbst dem Bereich der Gebäudekonstruktion.
im Jahr 2007 deutlich zu.17 Die Nettokalt- genutzten Neubau häufig viel zu großzü- Intelligente Bauweisen, der Einsatz von
mieten liegen im Bundes-durchschnitt bei gig bemessen und zum Beispiel die sich vorfabrizierten Elementen an der richtigen
5,90 Euro/m² mit regionalen Abweichungen innerhalb relativ kurzer Zeit verändernden Stelle, standardisierte Bauteile und die
wie zum Beispiel einem durchschnittlichen Familienstrukturen nicht berücksichtigt. Kommunikation der technischen Möglich-
Mietpreis von 7,50 Euro/m² in Hamburg.18 keiten der bauausführenden Firmen können
In der sorgfältigen Prüfung des Bedarfs, zu weiteren Kostenvorteilen führen. Paradox
Circa 30 % des Haushaltseinkommens verbunden mit einer effektiven Grundrisspla- an der Beratungsleistung des Architekten,
werden in das Produkt „Wohnen“ investiert, nung, kann ein wesentliches Einsparpoten- bezogen auf die Kosten, ist die unmittelbare
es liegt damit doppelt so hoch wie zum zial geleistet werden. Das zweite, wenn- Kopplung des Honorars an die Baukosten,
Beispiel die Aufwendungen für PKW oder gleich viel schwächere Instrument der je höher desto mehr. Das Instrument der
Nahrungsmittel (vgl. Kapitel Wohnungs- Kostenregulierung, ist der Gebäudestan- Prämie für die Unterschreitung bestimmter
größe).19 Die allgemeine Preisentwicklung dard. Ähnlich der Automobilindustrie wird Kosten wird derzeit zu wenig genutzt. Mit
unterliegt dem Prinzip von Angebot und hier durch die Arbeit der entsprechenden den Baukostenbegriffen und Bezugsgrößen
Nachfrage und kann nur begrenzt durch Interessengruppen der allgemeine Anspruch wird zudem häufig unpräzise umgegangen
staatliche Maßnahmen wie zum Beispiel nach immer höheren Standards gefördert. so dass eine Vergleichbarkeit von Projekten
Schutz vor Mietwucher beeinflusst werden. Der Bauherr und der Architekt als sein Be- ohne präzises Studium der Zusammenhän-
Insbesondere im Hinblick auf einkommens- rater können jedoch über die Reflexion der ge kaum möglich ist.

16
Wohnen und ...

Wohnen und Ökologie

Unter dem Stichwort „Ökologie“ wird ein Der Anteil der Immobilien (Wohn- und Nicht- schaftliches Verantwortungsbewusstsein
weites Spektrum an Betrachtungsmöglich- wohngebäude) an der Emission der Treib- der Auslöser für das Handeln, sondern
keiten auf die Fragen des Wohnungsbaus hausgase beträgt circa 10 %. Im Vergleich vielmehr eine zweite Komponente – die
eröffnet. Es erscheint daher sinnvoll, eine hierzu stehen die energieerzeugenden Anla- unmittelbare finanzielle Belastung für den
fokussierte Gliederung der Thematik vorzu- gen mit circa 21 %, der Transportbereich mit Einzelnen. Erst mit den deutlich erhöhten
nehmen. Interessant ist die unmittelbare 14 % oder die Landwirtschaft mit 12,5 %. Rechnungen der Energieanbieter setzte ein
Verknüpfung der ökologischen Rahmenbe- Reduziert auf den Wohnungsbaubereich Umdenkprozess beim Verbraucher ein.
dingungen mit den ökonomischen Faktoren. liegt der Anteil an der Gesamtemission bei
circa 5 %.20 Unabhängig von der CO2-Diskussion sind
Klimawandel aufgrund der begrenzten Ressourcen und
Klimawandel, Treibhauseffekt, Erderwär- Dies sind durchaus beachtliche Zahlen, der weltpolitischen Zusammenhänge die
mung sind Schlagwörter, die – ähnlich wie doch im Zusammenhang mit der Einführung Energiepreise drastisch gestiegen. Die
der Begriff „demografischer Wandel“ für des Energieausweises für Gebäude und Wohnnebenkosten sind ebenfalls in den
den gesellschaftlichen Bereich – omniprä- der Diskussion um Niedrig- und Nullener- letzten fünf Jahren um etwa 30 %21 gestie-
sent sind und sämtliche Wirtschaftsbe- giehäuser wird der Eindruck erweckt, dass gen und haben zur Bildung des Begriffs der
reiche und Themenfelder durchdringen. So es sich in diesem Sektor um eine über- „zweiten Miete“ geführt, um die Größen-
wird natürlich auch die Immobilien- und durchschnittliche Größe handelt. Die Zahlen ordnung der Beträge zu veranschaulichen.
Wohnungswirtschaft von dieser Diskussion zeigen jedoch eine sehr viel gleichmäßigere Erst diese enorme finanzielle Belastung
erfasst. Die aus der Erdölkrise resultierende Verteilung innerhalb der einzelnen Wirt- führt zu einem breiten Umdenken und
Ökologiediskussion der 1980er Jahre mit schaftssektoren als die Diskussion den einem unmittelbaren Bewusstsein für die
der Erkenntnis der begrenzten Ressourcen Eindruck vermittelt. Energie- und damit auch Emissionsfragen.
hat durch die unmittelbare Verknüpfung mit Für den Wohnungsbau resultieren Folgen
der Klimafrage eine völlig neue Dimensi- Gründe hierfür sind eine bewusste Instru- auf verschiedenen Ebenen.
on erhalten. Selbst in den diesbezüglich mentalisierung, um in dem massenwirk-
konservativ eingestellten USA wurde von samen Markt der Endverbraucher konjunk- Die Aufwendungen für die Wohnung, die
Politik, Wirtschaft und Medien das Potenzial turfördernde Investitionen auszulösen. Im sich aus dem kalten und warmen Mietanteil
des Themas erkannt. Energiesparsektor hat sich entsprechend summieren, führen auf der übergeordneten
ein enormer Markt von Dämmstofflösungen Ebene zum Nachdenken über den grund-
Um diese Diskussion in ihrer Relevanz auf über Solarkollektoren, Wärmepumpen bis zu sätzlich notwendigen Bedarf an Wohnraum.
den Wohnungsbau einzugrenzen, erscheint Photovoltaikelementen entwickelt. Der unmittelbare Zusammenhang zwischen
es notwendig, einige Zahlen und Fakten zu Energieverbrauch und Größe dokumentiert
betrachten, um bei aller Bedeutsamkeit des Trotz der offen und anschaulich geführten sich allein über die allgemeine Abrech-
Themas zwischen der Instrumentalisierung Diskussion der ökologischen Zusammen- nungseinheit nach Quadratmeter. Hierüber
durch verschiedene Interessengruppen und hänge und Folgen in allen Medien, ist entsteht ein Gegenpol zum jährlich wach-
der Realität differenzieren zu können. jedoch weniger ein gegenseitiges gesell- senden Wohnflächenkonsum.

17
Kontext

Auf einer anderen Ebene geht es um die tigen Satellitenschüsseln an den Fassaden. Begriff können die aktuellen städtebaulichen
energetische Optimierung des Gebäu- Bei aller Notwendigkeit der energetischen Bemühungen zusammengefasst werden.
debestands oder von Neubauten. Zwei Optimierung entsteht hier die Gefahr des Durch den Wandel von der Industrie- zur
Strategien bieten sich dabei an. Die erste medienwirksamen Wettbewerbs um das am Dienstleistungsgesellschaft werden
Ebene versucht, über die Reduktion des meisten optimierte Gebäude. entsprechende Flächen frei und können
Wärmeverlusts zum Ziel zu gelangen, die umgenutzt werden. Dies sind insbesondere
zweite Ebene durch energetisch optimierte Interessant ist, dass viele Studien zu dem Flächen für den Güterverkehr der Bahn und
beziehungsweise auf regenerative Energien Schluss kommen, dass die energetische diverse Hafengebiete. Der Stadtumbau voll-
zurückgreifende technische Anlagen einen Gebäudeoptimierung zwar auf allgemeine zieht sich jedoch auch in kleineren Dimen-
Beitrag zu leisten. Beide Bereiche haben un- Erkenntnisse zurückgreifen kann, die kon- sionen, zum Beispiel durch den Abbruch
mittelbaren Einfluss auf den Wohnungsbau. krete Lösung jedoch fallabhängig am Ein- und Ersatz alter Gebäude oder die Nachver-
Die erste Strategie führt im Allgemeinen zu zelobjekt entwickelt werden muss, da die dichtung vorhandener Strukturen. Für den
einer Ertüchtigung der Gebäudehülle über Gebäudesubstanz, die Nutzung und die Ein- Wohnungsbau bedeutet die Reduktion der
die Dämmung. Die Sanierung muss häufig flussgrößen des Kontextes zu unterschied- Neuausweisung von Bauland eine automa-
im bewohnten Zustand erfolgen, so dass lich sind. Diese Anforderung wird nahezu tische Konzentration auf die Ressourcen der
sich eine Fassadendämmung von außen als deckungsgleich im qualitätsvollen Entwurf Stadt. Diese Tendenz deckt sich mit vielen
vergleichsweise kostengünstiger Standard vorausgesetzt und bietet damit auch eine weiteren Faktoren, die das System Stadt
durchgesetzt hat. Die Folgen sind jedoch Stärkung der Position des Architekten. wieder attraktiv werden lassen.
schon jetzt an vielen Orten und Gebäuden
sichtbar. Die energetische Sanierung ver- Flächenverbrauch Energie
deckt häufig eine wertvolle Fassadengestal- Auf der städtebaulichen beziehungsweise Wie eingangs bereits erwähnt, sind der
tung hinter einfachen Putzfassaden. Dabei übergeordneten raumplanerischen Ebene Energieverbrauch und die Klimadiskussion
geht es nicht nur um denkmalgeschützte wird das Thema der Ökologie häufig in grundsätzlich aneinander gekoppelt. Die
Substanz, sondern auch um sorgfältige Verbindung mit dem Flächenverbrauch ökologische Betrachtung von Gebäuden
Alltagsarchitektur wie zum Beispiel die dargestellt, da die Flächennutzung letztend- und Bauteilen wird dabei jedoch nicht über
Backsteinfassaden im norddeutschen Raum. lich die anderen ökologischen Faktoren als die abstrakte Form des CO2-Austauschs
Folge produziert. Trotz einer stagnierenden dargestellt, sondern über den Energiever-
Die gebäudetechnische Ertüchtigung kann oder rückläufigen Bevölkerungsentwick- brauch. Als Standard entwickelte sich die
in vielen Bereichen diskret in die Substanz lung in Deutschland beträgt der tägliche Betrachtung der Summe der energetischen
oder Neubauarchitektur eingefügt werden. Flächenverbrauch für Siedlungs- und Aufwendungen, die in ein Bauteil fließen.
Aber auch hier entstehen gestalterische Verkehrsflächen circa 115 ha.22 Im Rahmen Dies meint die gesamte Kette vom Herstel-
Problemfelder, wie zum Beispiel die additiv eines Programms der Bundesregierung soll lungsprozess, dem Transport, der Lagerung
hinzugefügten Solarkollektoren, die die dieser bis 2020 auf 30 ha reduziert werden. bis zur Entsorgung. In diesem Zusammen-
Dachlandschaft prägen und ein ähnliches Hieraus entsteht eine der Hauptmotivati- hang wird von grauer Energie, Gesamt-
Phänomen darstellen wie die allgegenwär- onen für den Stadtumbau und unter diesem energiebilanz oder Ökobilanz gesprochen.

18
Wohnen und ...

Zahlreiche Studien, die den entsprechenden des Bundes wurden über die entspre- Baustoffdiskussion. Die Nachfrage nach
Energieanteil in den Produkten für die Pla- chenden Förderprogramme der Kreditan- gesundheitlich unbedenklichen Baustoffen
nung transparent machen, liegen vor. stalt für Wiederaufbau (KfW) bestimmte ist entsprechend deutlich gestiegen. Die
energetische Standards definiert, zum aktuelle Situation der vom Fußboden bis zur
Wieder einige Zahlen, um diesen Aspekt zu Beispiel KfW-40 oder KfW-60. Breiter Küche durchlaminierten Innenwelt eines
veranschaulichen: Ein Einfamilienhaus mit angelegt ist das Instrument des bundesweit Wohngebäudes ist nicht nur aus ästhe-
circa 150 m² Wohnfläche in Massivbauweise eingeführten Energieausweises. Als näch- tischer Sicht schwer erträglich, sondern
hat am Ende seiner Fertigstellung einen ste Stufe kämpfen derzeit verschiedene wirft auch bezüglich der gesundheitlichen
Energiebedarf von circa 350.000 kWh.23 Im Zertifizierungssysteme um ihre Bedeutung Aspekte Fragen auf. Ohne die neuen
Vergleich dazu liegt der Jahresenergiever- am Markt. Aus den USA versucht sich zum Baustoffe unter Generalverdacht stellen zu
brauch eines aktuellen Einfamilienhauses Beispiel das sogenannte „Green Building wollen, kann man dennoch die Frage stel-
(EnEV 2002 Standard) bei circa 15.000 kWh. Rating System“ mit Bronze-, Silber-, Gold- len, ob natürliche und einfachere Baustoffe
Ein weiteres relativierendes Beispiel: Der und Platin-Auszeichnungen in Europa nicht den selben Zweck erfüllen können und
Energieanteil von Styropor liegt bei circa durchzusetzen. In Deutschland scheint sich vielleicht einen mehr werthaltigen und au-
29 kWh/kg im Vergleich zu Zellulosefasern derzeit das „Deutsche Gütesiegel Nach- thentischeren Ausdruck entstehen lassen.
mit je 1 kWh/kg.24 haltiges Bauen“ mit ähnlichen Kriterien zu Das oft entgegengebrachte Kostenargu-
etablieren. Bei all diesen unterschiedlich ment ist dabei relativ, da die Preisbildung
Angesichts dieser Dimension ist der ganz- motivierten Ansätzen ist die Verhältnis- viel weniger von den Rohstoffpreisen als
heitliche energetische Betrachtungsansatz mäßigkeit der Mittel nicht nur im Sinne vom Instrument des Angebots und der
eine wichtige Voraussetzung für einen der Ökobilanz abzuwägen, sondern auch Nachfrage abhängt.
nachhaltigen Gebäudeentwurf. Bei der Be- in der Benutzbarkeit der Wohnung. Wenn
trachtung der lebenslangen energetischen das Öffnen der Fenster das energetische
und wirtschaftlichen Faktoren verschieben Gebäudekonzept gefährdet, scheint hier
sich kurzfristige Investitionsersparnisse zu aus Sicht des Wohnungsbaus eine Schwelle
Gunsten werthaltiger, langlebiger Bau- überschritten zu werden.
stoffe. Ein konkretes Beispiel hierfür ist die
vergleichende Betrachtung von Fassaden Gesundheit
mit Wärmedämmverbundsystemen und Neben den übergeordneten ökologischen
Backsteinfassaden. Zusammenhängen gilt es noch die konkrete
Ebene für den Wohnungsbau zu betrach-
Die Komplexität der Materie und damit ten. Das Gesundheitsbewusstsein hat sich
ihre schwierige Vergleichbarkeit führte zu angesichts einer steigenden Anzahl von
verschiedenen Ansätzen einer Zertifizierung. allergisch bedingten Krankheiten in den
Zusätzlich zu den üblichen Anforderungen vergangenen Jahren deutlich gesteigert
aus der Energieeinsparverordnung (EnEV) und hat einen wesentlichen Einfluss in der

19
Kontext

Wohnen und Initiatoren

In den letzten Jahrzehnten und im Zuge Säulen funktionierendes soziales Wohnver- stand nach wie vor neben Wohnungsgenos-
einer sich verändernden Gesellschaft sorgersystem, das mittels Förderung und senschaften eine wichtige Versorgerfunk-
haben deutliche Entwicklungen eingesetzt, Anreizen von Seiten des Staates nachhaltig tion. Von rund 24 Mio. Mietwohnungen im
die es sinnvoll machen, einen Blick auf gesteuert wurde. Neben kommunalen Jahr 2006 in der Bundesrepublik26 werden
die Strukturen und Akteure der Wohn- beziehungsweise öffentlichen Anbietern rund 10 % durch öffentliche Wohnungsun-
raumschaffung zu werfen. Sich ändernde und Wohnungsgenossenschaften stellten ternehmen der Kommunen, der Länder und
beziehungsweise neue Handlungsräume privatwirtschaftliche Investoren wichtige des Bundes verwaltet.27 Die öffentlichen
sind für entwerfende Architekten gerade im Wohnversorger im Mietwohnungsbau dar. Wohnungsversorger können dabei aufgrund
Kontext einer geringen Wohnungsneubau- Daneben förderte der Staat die Schaffung zurückgehender bereitgestellter Mittel ihren
tätigkeit wichtige, praxisrelevante Bezüge. von privatem Wohneigentum. Heute ist Aufgaben immer seltener nachkommen; ein
Zwar sind regional und lokal differenzierte die Wohnraumnachfrage quantitativ längst Verlust an Handlungsfähigkeit, der im Ergeb-
Prozesse zu beobachten, verallgemeinert gedeckt. Die Aufgaben des Sozialstaats nis eine Benachteiligung sozial Schwacher
lässt sich jedoch feststellen, dass die Arbeit sind im Rahmen der Notversorgung mit nicht ausschließt. Die soziale Verantwortung
im städtischen Bestand heute mehr denn Wohnraum sozusagen abgeschlossen. Die des Staates im Wohnungswesen ist weiter-
je Gegenstand von Wohnbauprojekten ist. folgenden Bezugsgrößen verdeutlichen die hin gefordert. Der Verkauf von kommunalem
Als Bestand ist dabei sowohl das umzu- geringen Aktivitäten im Wohnungsneubau: Wohneigentum verhindert hier langfristig
nutzende städtische Gebäude gemeint als Zwischen 1994 und 2007 sind die Bauge- stadtplanerische Interventionsmöglichkeiten
auch die Neubauplanung im städtischen nehmigungen für Wohnungsneubauten um und die öffentliche Steuerungsmöglichkeit.
Kontext. In Deutschland stehen nach wie knapp 75 % zurückgegangen25, zum einen
vor wachsenden, wirtschaftlich prosperie- als Ergebnis des gedeckten Bedarfs, zum Die Steuerung des deutschen Wohnungs-
renden Regionen Standorte gegenüber, die anderen auch aufgrund veränderter gesell- bestands, in den rund 70 % des gesamten
gezielt in den Rückbau von Wohnraum und schaftlicher Rahmenbedingungen und deren Wohnungsbauvolumens von Deutschland
die Stabilisierung des Bestands investie- Auswirkungen auf die Neubautätigkeit. investiert werden, stellt gegenwärtig
ren müssen. In dieser Betrachtung sollen Große öffentliche Wohnungsbauwettbe- das größere Aktionsfeld gegenüber der
daher vor dem Hintergrund der gemäßigten werbe, noch vor einem Jahrzehnt klas- Neubautätigkeit im Wohnungsbau dar. Die
gesellschaftlichen Tendenz der Aktionsraum sisches Betätigungsfeld von Architekten, Akteure der Wohnungspolitik im Bestand,
von Architekten in der Wohnbauplanung be- finden heute nur noch in seltenen Fällen aber auch im Neubau, sind dabei neben den
nannt werden und die betrachteten Aspekte und mit geringen Realisierungschancen genannten öffentlichen, genossenschaft-
gleichzeitig aktuelle Schwerpunkte in der statt. Oft winkt nach erfolgreicher Teilnahme lichen und privatwirtschaftlichen Wohnungs-
Berufspraxis nachzeichnen. nicht der Auftrag durch die öffentliche Hand, anbietern eine Vielzahl von Privatpersonen,
sondern eine nächste Akquisephase am frei das heißt Selbstnutzer und private Klein-
Anbieter von Wohnraum finanzierten Markt. Kommunen agieren da- anbieter. Knapp drei Viertel des deutschen
In der Phase der Wohnungsnot nach dem bei vermehrt als Projektinitiator, um Anreiz Wohnungsbestands, nämlich rund 30
Zweiten Weltkrieg entwickelte sich in zur Bildung von privatem Wohneigentum der 40 Mio. Wohnungen29 in Deutschland
Deutschland ein auf unterschiedlichen zu geben. Dagegen übernehmen sie im Be- gehören privaten Wohnungseigentümern,

20
Wohnen und ...

die als Selbstnutzer und/oder als Vermieter sonenhaushalte dominieren schon heute dem Um- oder Neubau eines Einfamilien-
auftreten. Gegenüber rund 9 Mio. Woh- alle anderen Haushalte in Deutschland und hauses. Im städtischen Kontext entstehen
nungen, die in der Verwaltung von profes- ihr Anteil nimmt weiter zu. Bestandsob- nun Wohnformen, zum Beispiel die so ge-
sionell-gewerblichen Anbietern stehen30, jekte werden entsprechend regelmäßig in nannten Townhouses, die wieder verstärkt
übernehmen private Kleinanbieter mit rund kleinere Strukturen unterteilt. Gleichzeitig im Aufgabenbereich von Architekten liegen.
14 Mio. verwalteten Wohnungen31 einen konzentrieren sich Neubauaktivitäten im Im Unterschied zum auf dem „Reißbrett“
umfangreichen Anteil an der Zuständigkeit Geschosswohnungsbau vorwiegend auf geplanten Bauland im Umland als Idealpla-
für den deutschen Mietwohnungsbestand, Angebote diesen Haushaltstyps. nung ohne kontextuelle Zwangspunkte, sind
der durch das differenzierte Angebot mit Bauherren in der Stadt mit teilweise schwie-
kleinteiliger Besitzstruktur charakterisiert Private Selbstnutzer rigen Eigentumsverhältnissen und häufig in
wird. Gleichzeitig fehlen diesen privaten Städtisches Wohnen rückt im Zuge einer Orientierung und Kontext anspruchsvollen
Kleinanbietern, durch geminderte wirt- zurückgehenden Nachfrage nach dem und häufig zu großen Parzellen konfrontiert.
schaftliche Potenz und Marktkenntnis, Eigenheim auf der grünen Wiese für Privat- Nicht nur Fertighaushersteller sind dabei
häufig spezifische Kenntnisse, um auf die eigentümer wieder vermehrt ins Bewusst- überfordert, auch Investoren entwickeln die-
Einflüsse gesellschaftlicher Veränderungen sein. Dabei wird nicht das Wohnideal des se ortspezifischen Situationen im seltensten
im Wohnungsbestand reagieren zu können. Einfamilienhauses in Frage gestellt, lediglich Fall; für sie lohnt sich die Auseinanderset-
Festzuhalten ist jedoch: Private Vermieter das Lebensmodell in Form der Kleinfamilie zung mit den diversen Einflussgrößen der
und Selbstnutzer nehmen im Zuge ihrer mit pendelndem Alleinversorger ist heute Stadt erst ab einer bestimmten Grund-
Anteile am deutschen Wohnungsbestand rückläufig und damit deren Wohnvision am stücksgröße und einer Projektdimension
deutlichen Einfluss auf die Qualität und Stadtrand. Der Anteil von Selbstnutzern, mit entsprechend zu erwartender Rendite.
Standards der gebauten Umwelt und des das heißt privaten Wohnungseigentümern Einzelbauherren oder Baugruppen können
Wohnungsmarkts und sollten als potenzielle von Ein- und Zweifamilienhäusern, am hier eher agieren, langfristig zu wichtigen
Auftraggeber nicht vernachlässigt werden. Wohnungsbestand in Deutschland liegt mit Akteuren für Kommunen werden und neben
rund 16 Mio. Wohnungen33 bei 32 % des der Initiierung des Bauprojekts selbst nach-
Wohnungsbestand deutschen Wohnungsbestands. Im Laufe haltigen Einfluss auf den zu entwickelnden
Der Wohnungsbestand in Deutschland der Jahre hat sich dieser Markt fast völlig Standort ausüben.
bemisst sich im Jahr 2007 auf rund 40 Mio. dem Architekten entzogen; Fertighäuser mit
Wohnungen. Durchschnittlich bestehen die vermeintlich individuellem Charakter haben Nach diesem ersten Überblick über das Feld
Wohnungen aus 4,4 Räumen mit 86,3 m² den Neubauvorhaben dieser Gebäudetypen der Akteure und möglichen Auftraggeber
Wohnfläche.32 Diese Bestandsstruktur im städtischen Einzugsgebiet ihr Gesicht von Wohnungsbauten interessieren nun
dokumentiert den jahrzehntelangen Bedarf gegeben. Auch wenn der größere Teil der neue beziehungsweise veränderte Hand-
an Familienwohnungen. Die aktuellen deutschen Bevölkerung zur Miete wohnt, lungsfelder für Architekten, die hier vorwie-
Tendenzen der Haushaltsgrößen führen sind private Selbstnutzer ein interessantes gend auf Neubauvorhaben bezogen sind,
jedoch vermehrt zur Nachfrage von anderen Klientel für Architekten und nicht selten jedoch auch auf die Arbeit im Wohnungs-
Wohnungsgrößen und -zuschnitten. Einper- beginnt die selbstständige Berufspraxis mit bestand übertragen werden können. Der

21
Kontext

Blick auf die Neubautätigkeit in Deutschland Eigentümer sind diese Angebote nicht für gestalten aktiv und gemeinschaftlich die
erfolgte bereits im Kapitel „Wohnen und alle Nutzer attraktiv. Gerade diejenigen, die Planung, Ausführung und Nutzung.
Ökonomie“. Die gerade einmal 211.000 neu das Eigenheim als individuelles Wohnziel
gebauten Wohnungen in Deutschland im definieren, werden mit seriell entwickelten Aktuell erfolgreiche Projekte weisen nicht
Jahr 200734 sind dabei vorwiegend im städ- Wohnungsangeboten im städtischen selten Architekten als Projektmitglieder
tischen Kontext zu vermuten. Neben einer Umfeld nicht angesprochen. Dagegen zielt beziehungsweise als Initiatoren aus. Gerade
zurückgehenden Nachfrage für Wohnflächen das Marketing auf kaufstarke Nutzergrup- junge Architekturbüros realisieren über das
im Umland ist die Stadt seit Jahren aus öko- pen, sozusagen Trendmilieus, mit klaren Initiieren von Baugruppenprojekten zuneh-
logischen und ökonomischen Gesichtspunk- Wohnwünschen. Hohe Anschaffungskosten mend ihr erstes Projekt. Notwendig sind Ar-
ten wieder in das Blickfeld der Politik und bei gleichzeitig geringem Eigenanteil und chitekten bei Baugruppenmodellen in jedem
somit der Planer und Architekten gerückt. Steuerungsmöglichkeiten am Produkt oder, Fall. Durch die Anzahl der „Bauherren“ ist
Aktuelle städtische Wohnungsbauprojekte besser gesagt, schlüsselfertige Wohnbau- nicht nur ihre planerische Kompetenz ge-
reichen von der Nachverdichtung und produktion ohne individuell zugeschnittenes fragt, sondern vor allem die Moderation des
Standortentwicklung im Sinne eines neuen Resultat sind die Folge. Planungs- und Bauprozesses in der Gruppe.
Quartiers bis zum einzelnen Versatzstück im Je komplexer ein Vorhaben ist, desto
gewachsenen Kontext. Baugruppen wichtiger wird die Figur des Architekten und
Dem gegenüber stehen Projektmodelle, die umso seltener die Aktivität des Investors.
Bauträger ohne Renditeabsichten initiiert werden. Als
Durch Bauträger finanzierte Projekte spielen dritter Weg zwischen dem Wohneigentum Der Vorteil in der Projektentwicklung und
hier eine nicht geringe Rolle. Dabei handelt und der Mietwohnung wird hier das private -planung liegt in der Selbstverantwortung
es sich vorwiegend um großmaßstäbliche Kapital in ein gemeinwirtschaftliches Projekt des Einzelnen und der gleichzeitigen Si-
Wohnbauprojekte mit einer gesicherten investiert, das auf keine höchstmögliche cherheit durch die Gemeinschaft. Interes-
Nachfrage an prosperierenden Standorten. Rendite abzielt, sondern kostendeckend santerweise bieten diese Baugruppen, egal
Der Planer hat dabei selten mit den spä- Wohnraum bereitstellen soll. Zum einen in welcher rechtlichen Form sie bestehen,
teren Eigentümern oder Mietern Kontakt, kann das in großen Wohnungsgenos- die Chance, mit stadtspezifischen Para-
geplant wird vielmehr ein mit höchsten senschaften passieren, die lebenslanges metern besser umgehen zu können als
Renditeaussichten vermarktbares Produkt. Mietrecht zu einem vereinbarten Mietzins Einzelbauherren. Schon seit den 1980er
Bauträger agieren lokal, reagieren spontan nach dem Erwerb der Genossenschafts- Jahren versprechen individuell initiierte
auf den Markt und bauen ohne wiederkeh- anteile anbieten; zum anderen – ein heute Wohnmodelle echte Alternativen gegen-
rende bauliche Standards. Als marktwirt- an Attraktivität gewinnendes Modell – als über dem Angebot des Marktes. Gerade
schaftliches Unternehmen verpflichten sich private Genossenschaft oder Baugruppe. der städtische Kontext ermöglicht heute
Bauträger lediglich dem Grundsatz: Bau- beziehungsweise erwerbsinteressierte einer privaten Baugruppe zudem eher den
„Minimaler Einsatz bei maximalem Gewinn“. Personen schließen sich zu einer Genossen- Grundstückserwerb als einer Einzelperson,
Im Zusammenhang mit einem sehr vor- schaft oder Baugruppe zum Bau und Betrieb da städtische Parzellen in ihrer Größe häufig
sichtigen Investitionsverhalten zukünftiger eines Wohnbauvorhabens zusammen und der von Mehrfamilienhäusern entsprechen

22
Wohnen und ...

und zudem ein spekulativer Druck auf dem im Wohnungsbau. Die Potenz selbst orga- erst durch die Initiative von Architekten
Grundstückspreis liegt. Häufig sind neben nisierter Projektgruppen hört zudem nicht erfolgreich. Die umfangreichen Leistungen
dem Wunsch der individuellen und kosten- bei dem gemeinsam geplanten Gebäude in diesem Zusammenhang wurden jedoch
günstigen Realisierung auch gemeinsame auf, mit gesellschaftlich verantwortungsbe- in der Honorarordnung für Architekten noch
Wohnideale ausschlaggebend für die wusstem Agieren und einem hohen Maß an nicht ausreichend berücksichtigt. Die Ver-
Bildung einer privaten Baugruppe. Baugrup- Eigeninitiative können aus diesen Netzwer- änderung und Aufweitung des klassischen
pen verfolgen im Gegensatz zum Bauträger ken ganze Stadtteile entwickelt werden. Planerberufs muss entsprechend auch in
andere Organisationsziele als die finanzielle Projektdimensionen, die früher nur aus der den gültigen Gesetzen und Verordnungen
Gewinnsteigerung. Sie sind vielfältig und Hand eines Investors vorstellbar waren. fortgeschrieben werden, um aufwandsge-
häufig in Alter, Lebensform und Kapitalaus- rechte Honorare kalkulieren und abrechnen
stattung gemischt zusammengesetzt. Meist Aktuelle Aufgabenfelder zu können.
bilden sie eine Gemeinschaft nicht nur zum Eine Chance für Architekten in der wirt-
Zweck des Planens und Bauens der eigenen schaftlich schwierigen Situation besteht Bereits erläutert wurde der wachsen-
Wohnbedürfnisse, sondern entwickeln in der Beteiligung und Begleitung von de Bedarf an kleinen Wohneinheiten,
langfristige Nachbarschaftsstrukturen, selbstorganisierten Initiativen und Projekt- die entsprechend der Entwicklung der
und häufig entstehen aus ihrem Netzwerk formen im städtischen Wohnungsneubau Haushaltsstruktur in Deutschland geeig-
heraus quartiersprägende soziale Angebote. und der Bestandsumnutzung. Der „Maß- nete und ökologisch sowie ökonomisch
Gerade aufgrund dieses gleichzeitig entste- anzug Wohnung“ kann dabei durchaus in sinnvolle Angebote darstellen. Der Kontext
henden sozialen Netzwerks stellen private der Stadt entstehen, eine Vielzahl reali- Stadt wird nicht nur für Familien neu
Baugruppen für das individuelle Bauen in sierter Baugruppenprojekte beweist die entdeckt. Generationenübergreifend wird
der Stadt eine zunehmende Alternative für hochwertige und intelligente Umnutzung ein Erneuerungsbedarf des städtischen
Bauherren zu anderen Eigentumsmodellen und Neuplanung von städtischen Wohn- Wohnungsangebots entstehen. Ein rasantes
dar. Im Vergleich zum Investor sind sie sogar gebäuden. Im Vergleich zu Bauträgerpro- Wachstum des Wohnungsmarkts wird es
die bessere Wahl für Kommunen: einerseits jekten sind mit der Projektbegleitung durch trotz alledem in Deutschland auf absehbare
weil sie lokal agieren und in der Regel ein Architekten architektonisch anspruchsvolle Zeit kaum geben. Zeiten mit vorsichtigem
stabiles Netzwerk aus den Eigentümern und wertbeständige Gebäude gesichert, Investitionsverhalten führen jedoch immer
heraus für ein Quartier darstellen; des wie sie von anonymer Investorenarchitektur zu einer Zunahme der Projektqualität, sei es
Weiteren weil sie aus der Mischung ihrer in- selten erreicht werden. Als Treuhänder des im Nachdenken über die Verwendung ener-
dividuellen Wohnkonzepte Zweitnutzer und Bauherrn wird der Architekt in jeder Phase getisch sinnvoller Baustoffe oder über eine
Veränderbarkeit von Grundrissen tendenziell der Planung und Realisierung des Gebäu- breite Diskussion zukünftiger Wohnmodelle.
mehr berücksichtigen als das marktorien- des die Interessen des Bauherrn vertreten.
tierte Investorenmodell. Letztendlich führt Gerade die schwierigen Anfangspfade von
dies zu einer höheren Projektqualität. Die Baugruppenprojekten, die bei der Grund-
Abhängigkeit der Wohnqualität von der stückssuche beginnen und bis zur Grün-
Nachbarschaft ist eine wesentliche These dung der Projektgruppe reichen, sind häufig

23
Kontext

Wohnen und Ort

Mit der Annäherung an den Wohnort, das unmittelbar im Moment der Besichtigung Die Komplexität und der Umfang der Ma-
heißt den konkreten Standort des Wohn- des räumlichen Angebots beziehungsweise terie erlauben dabei lediglich das Anreißen
bauprojekts, schließt die Serie der überge- der Benennung der eigenen Wohnwünsche, des vielschichtigen Themenspektrums und
ordneten Themenfelder zum Wohnungsbau indirekt jedoch gleichzeitig im Wissen um gleichzeitig eine Gewichtung für deren Be-
mit einem konkreten, entwurfspraktischen die Qualitäten einer Nachbarschaft, eines deutung im Entwurf. Die hier aufgeführten
Aspekt, der gleichzeitig Übergang zum Ka- Quartiers, letztendlich auch einer Stadt Entwurfsparameter stehen zwar letztlich in
pitel „Grundriss“ ist sowie den inhaltlichen selbst. Das Betätigungsfeld im Wohnungs- einer Entscheidungskette, sie referenzieren
Zusammenhang zum Buchteil „Projekte“ bauentwurf beginnt damit in der Ausei- sich jedoch gegenseitig und stehen im
aufzeigt. Im Unterschied zu den Aspekten nandersetzung mit städtischen Strukturen gesamten Entwurfprozess in einer stän-
der Gesellschaft, der Ökonomie, Ökologie und Räumen und endet in der Optimierung digen Rückkopplung und Anpassung an die
und der Projektinitiatoren wird hier konkret und Planung einzelner Möbel und Ausstat- aktuelle Konzeptsituation.
auf Ansätze und Schwerpunkte im Woh- tungsdetails. Das sichere Agieren in den
nungsbauentwurf hingewiesen. Damit ist verschiedenen Maßstäben, das Wissen Stadt
jedoch keine Entwurfsmethode gemeint, um ihre Abhängigkeiten und das Abwägen Seit mehreren Jahren ist der Ruf von der
es werden lediglich Schlüsselthemen in der Einflussgrößen von Funktionalität und Renaissance der Städte sowie der Wie-
der Bearbeitung von Wohnbauprojekten Gestaltungsabsicht sind, wie generell in der derentdeckung von Urbanität zum Träger
angerissen und für den eigenen Entwurf- Architektur, auch im Wohnungsbauentwurf eines gesamtgesellschaftlichen Wandels im
sprozess gewichtet. Die Linearität und ständiger Gegenstand der eigenen Arbeit. Wohnverständnis geworden. Stadt bietet
maßstäbliche Gliederung der Textform Das Kapitel „Grundriss“ zeigt die entwurfs- nicht nur allen Lebensmodellen und Alters-
darf dabei nicht mit dem eigentlichen entscheidenden Phänomene des Wohn- gruppen einer Gesellschaft langfristigen
Entwurfsvorgang verwechselt werden, der grundrisses auf, der Projektzusammenhang Lebensraum, sondern bildet gerade durch
von einer ständigen Parallelität der Ent- des Wohngrundrisses zum Kontext, das die soziale Durchmischung eine Basis für
scheidungen und Einflüsse geprägt ist. Die heißt zum Gebäude, zum Quartier und zur eine moderne Gesellschaft. Urbanität, das
bisher erläuterten Rahmenbedingungen und Stadt wird jedoch bewusst ausgeblendet. heißt eine zusammenhängende, historisch
Entwicklungstendenzen von Wohnen sind Hier nähern wir uns dagegen dem Wohnen gewachsene Bebauungsstruktur, nutzbare
gleichzeitig wirksam und immer Bestandteil und damit dem Wohnungsbauentwurf über und klar definierte öffentliche Räume,
des Entwurfsprozesses. die Entwurfsmaßstäbe, sozusagen von der Nutzungsmischung und soziale Durchmi-
Stadt zum Haus, und gleichzeitig in der stän- schung, ist der Rahmen unserer Arbeit
Die Qualität und Vermarktbarkeit einer digen Auseinandersetzung mit der Abgren- und Basis für den Entwurf städtischer und
Wohnung sowie ihr Wohnwert hängen nicht zung von Öffentlichkeit und Privatheit. Das zukunftsfähiger Wohnmodelle.
nur von deren Qualität, ihrem Standard Themenfeld ist zugleich diffus wie konkret,
oder ihrer Größe ab, sie wird vielmehr aus soziologisch wie entwurfsorientiert. Die Der städtische Maßstab ist häufig die erste
diversen Einflüssen ihres Kontextes, das Vielzahl der Einflussgrößen wird dazu den Annäherung an ein Entwurfsprojekt. Hier
heißt ihrer Verortung, geprägt. So fällt die Maßstäben Stadt, Quartier und Gebäude werden bauliche, räumliche, kulturelle und
Entscheidung für eine Wohnung häufig zugeordnet. topografische Eigenheiten aufgespürt und

24
Wohnen und ...

als imaginäre Eckpunkte des Entwurfs Netzwerk schließt öffentliche Flächen und kaum von den Festlegungen im städtischen
fixiert. Die Arbeit mit unterschiedlichen Räume für die Naherholung ein. Das Quar- Kontext zu trennen. Eine morphologische,
Medien zeichnet die Fülle der Eindrücke und tier hat oft einen höheren Stellenwert in der strukturelle Annäherung über die Analyse
Einflüsse nach und ermöglicht gleichzeitig Identifikation des Bewohners als die Stadt der vorhandenen städtebaulichen Typen
die Reflexion des Gesehenen und Gehörten. selbst. Zwar bietet die Stadt ein überge- und deren Dimensionen bildet einen ersten
Entdeckte Standortqualitäten und Eigen- ordnetes Angebot, das Quartier ist jedoch und wichtigen Schritt. Materialisierung und
heiten des Orts, der genius loci, sind dabei in der Annäherung an den privaten Raum Selbstverständnis zum öffentlichen Raum
immer abhängig vom persönlichen Hinter- der Wohnung eine wichtige öffentliche sowie ihr Nutzerspektrum sind elementarer
grund des Betrachters. Gleichzeitig gene- Bezugsgröße, die persönliche Kontakte im Bestandteil dieser Auseinandersetzung.
rieren die funktionalen Anforderungen der Sinne eines sozialen Netzwerks ermöglicht. Gleichzeitig wird die bauliche Dichte im
Aufgabe, egal ob vorgegeben oder selbst Die Entscheidung für einen bestimmten Zusammenhang mit einem grob erfassten
entwickelt, ein umzusetzendes Programm, Stadtteil, ein bestimmtes Quartier wird sehr Flächenanspruch eruiert. Grundlegende
das zwischen baurechtlichen Anforderun- bewusst durch den Bewohner getroffen. Ein Dispositionen ermöglichen den Abgleich
gen und gestalterischen Möglichkeiten lebenswertes Quartier mit einem funktio- möglicher Orientierungen mit dem Nut-
den Entwurf auslotet. Die Komplexität des nierenden sozialen und infrastrukturellen zungsanspruch an die Gebäudestruktur.
Entwurfsprozesses zu Beginn der Pla- Netzwerk kann für den Bewohner durchaus Nicht zu vernachlässigen in dieser Phase
nung wird häufig durch einzelne Einflüsse fehlende Qualitäten der Wohnung, zum ist der Umgang mit dem ruhenden Verkehr,
besonders geprägt, die sowohl aus dem Beispiel fehlende private Außenräume, der gerade für die Marktfähigkeit von
lokalen städtischen Kontext als auch aus der ausgleichen. Innerhalb des Quartiers kann städtischen Wohngebäuden von besonderer
Planungsaufgabe selbst entstehen können das umfangreiche Angebot an Wohnungs- Bedeutung ist.
und zum Entwurfsgenerator werden. größen und -typen geboten werden, um
Im Verlauf der Arbeit verdichtet sich die einem Großteil der aktuellen Lebensmodelle Städtebauliche Typen
Fülle der Rahmenbedingungen, konkrete gerecht zu werden und langfristig als Wohn- Je nach der Projektdimension kann die
Entscheidungen können auf der Basis der standort eines Bewohners zu funktionieren. Vernetzung einer Wohneinheit oder einer
bereits getroffenen Festlegungen erfolgen Sich verändernde Wohnanforderungen Vielzahl von Wohnungen Gegenstand der
oder hinterfragen diese und fokussieren den können damit innerhalb der Nachbarschaft Entwurfsarbeit werden. Die möglichen städ-
Entwurf aufs Neue. und nicht zwingend in veränderbaren Grund- tischen Bausteine reichen vom Reihenhaus
rissen aufgefangen werden. Eine gute Lage bis zur verdichteten Teppichsiedlung in der
Quartier innerhalb einer Stadt zeichnet sich jedoch horizontalen Verdichtung und vom kom-
Der Übergang der Einflüsse des städtischen nicht nur über die Qualitäten vor Ort aus, pakten Mehrparteienhaus bis zum hochver-
Kontextes und der des Quartiers ist flie- auch die Anbindung an lokale, regionale und dichteten Wohnturm als vertikale Verdich-
ßend. Das Quartier definiert sich über eine überregionale Verkehrsadern werden häufig tungsformen. Zwar ist aus ökonomischer
fußläufige Erreichbarkeit, innerhalb der ein zu wichtigen Entscheidungsgründen für ei- und oft gestalterischer Sicht die horizontale
täglich notwendiger Bedarf des Bewoh- nen Wohnort. Die Entwurfsentscheidungen Verdichtungsform mit ihrer geringen Höhe
ners gedeckt wird. Dieses infrastrukturelle innerhalb des Bezugsrahmens Quartier sind seltener geeignet, um im städtischen

25
Kontext

Umfeld eine gleichermaßen wirtschaftliche sinnvolle, kontextgerechte Entwurfsreak- Ressourcen zeugen. Dichte allein ist jedoch
und stadträumliche Qualität zu entwickeln; tionen darstellen. Dabei wird die private kein Qualitätskriterium. Wohngebäude mit
der hohe Grad an Privatsphäre, den die Wohnnutzung erst in den Obergeschos- einer hohen baulichen Dichte sind nur bei
eigene Grundstücksfläche, eine direkte sen der Funktionshybride angeboten. Das sorgfältigster Planung und in einem stabilen
Erschließung und lediglich seitlich angren- Erschließungssystem ist der neuralgische Quartier langfristig vermietbar. Intelligente
zende Nachbarbebauungen bieten, ist Punkt von hybriden Nutzungskonzepten. Nutzungsvorschläge und Dimensionie-
allerdings für einen Großteil der Bewohner Eine getrennte Erschließungsstruktur rung der öffentlichen und halböffentlichen
ein wichtiges Kriterium in der Entscheidung verstärkt die Entkopplung der Nutzungen, Zwischenräume ermöglichen bei Konzepten
für eine Wohnung. Nicht zuletzt bieten diese ein gemeinsames System dagegen ge- mit maximaler Ausnutzung des Grundstücks
Wohnformen direkten städtischen Ersatz für stattet Austausch- und Kontaktaufnahme. trotz alledem eine vollständige Privatsphäre
das Einfamilienhaus vor der Stadt. Gleichzeitig wird die Schwellensituation zur der einzelnen Wohneinheiten.
Wohnung selbst verlagert.
Die eigene Entwurfsentscheidung wird Ruhender Verkehr
jedoch nicht nur durch die Art und Dimensi- Dichte Eine Anforderung an das städtische Wohnen
on der Nachbarbebauung geprägt, auch die Mit der morphologischen Entscheidung für auf der Ebene des Quartiers beziehungs-
stadträumliche Situation hat weitreichenden eine bestimmte Gebäudekubatur bezie- weise des Gebäudes selbst ist die Lösung
Einfluss auf sie. So wird der Wohnbauent- hungsweise eine städtebauliche Typologie der Stellplatznachfrage. Im Durchschnitt
wurf an einem mehrspurigen Boulevard in geht der adäquate Umgang mit baulicher werden bei Neubauprojekten in Deutsch-
der Innenstadt auf anderen Schwerpunkten Dichte einher. Die als Geschossflächenzahl land mindestens 1,5 Stellplätze je Wohnein-
basieren als der an einer Wohnstraße im (GFZ) bezeichnete bauliche Dichte ergibt heit gefordert. Die Zahl von 46 Mio. PKW35
Stadterweiterungsgebiet. Die Position zum sich aus dem Verhältnis der Geschossflä- in Deutschland mit circa 39 Mio. Haushal-
öffentlichen Raum führt entsprechend zu chen aller Vollgeschosse zur Grundstücksflä- ten36 macht den Bedarf hierzulande deutlich.
Überlegungen, die den Schwellenbereich che des Gebäudes und wird gerade im Woh- Die Berücksichtigung von Stellplätzen im
betreffen. Die Beantwortung der Fragen: nungsbau als das maßgebliche Kriterium Entwurf kann schnell entwurfsprägend
„Wo hört die Öffentlichkeit auf Wo beginnt für nachhaltige, ökonomische Planungen, werden, konstruktiv wie auch gestalterisch,
die Hausgemeinschaft beziehungsweise die aber auch für eine ortsadäquate städtebau- und andere Entwurfsanforderungen in den
Privatheit der Wohnung “ führt zu wichtigen liche Reaktion zugrunde gelegt. Neben den Hintergrund drängen. Egal ob ein radikal-
Entwurfsansätzen. Ein bewusster Abstand Kriterien der Deutschen Gesellschaft für konzeptioneller Umgang mit dem Bedarf
zum öffentlichen Raum kann zum Beispiel Nachhaltiges Bauen, die mittlerweile ent- an Stellplätzen vorgeschlagen wird oder
durch eine halböffentliche Vorzone oder ein sprechend gelungene Gebäude zertifiziert, ein klassisch integrativer, die Stellplatzfrage
„Anheben“ des Gebäudes erzeugt werden. hat längst auch auf stadtplanerischer Ebene ist regelmäßig ein entscheidender Diskus-
Oft wird eine Wohnnutzung im Erd- oder die Erkenntnis eingesetzt, dass Versiege- sionspunkt in Wettbewerbsverfahren wie
Hochparterregeschoss damit überhaupt lung und Flächenfraß in den Städten und auch bei beauftragten Planungen. Für die
erst möglich. Alternativ können Gebäude im Stadtumland nicht unbedingt von einem Vermarktung von Wohnbauprojekten sind
mit Nutzungsunterlagerung im Erdgeschoss überlegten Umgang mit den vorhandenen vorhandene Stellplätze eindeutig verkaufs-

26
Wohnen und ...

fördernd. Eine Unterbringung der Stellplätze der einzelnen Bauteile abzielt, sondern auch substanz arbeiten, oftmals eine bessere
im Gebäude selbst lohnt sich jedoch erst ab auf modische Errungenschaften und eine Vernetzung im Kontext gelingt.
einer Mindestzahl an Wohnungen, auf die sich abzeichnende Individualisierungsten-
die Kosten für die Erstellung des Parkge- denz verzichtet. Gebäudetypen
schosses anteilig verteilt werden können. Je nach Größe des Projekts und der Kon-
Aktueller Wohnbedarf textbebauung sind die Stadtbausteine des
Haus Eine Vielzahl unterschiedlicher Lebensmo- Punkthauses, der Zeile und des Blocks das
Der nächste Entwurfsschritt behandelt die delle wird aktuell in einem differenzierten klassische städtebauliche Repertoire für
unmittelbaren Entscheidungen bezüglich Immobilienmarkt repräsentiert. Neben eine Wohnnutzung. Die Entwurfsoptionen
des Wohngebäudes selbst. Mit der Ge- Wohnmodellen, die bestimmte Alters- liegen damit zwischen der Entscheidung
bäudedimensionierung und -strukturierung gruppen ansprechen sollen, ist ein Bedarf für gereihte beziehungsweise freistehende
werden erste wesentliche Festlegungen ge- nach zeitlich begrenzten Wohnformen zu Häuser. Die bereits erwähnten Verdich-
troffen, die in Abwägung zur Bewohnerzahl erkennen, ebenso wie eine Spezifizierung tungsformen im Wohnungsbau verpflichten
und -charakterisierung einen Gebäudetyp am Markt durch Angebote für bestimmte sich zum einen dem individuellen Woh-
generieren lassen. Neben der Festlegung Milieus entsteht. Ein gesellschaftlicher nen und zum anderen dem kollektiven,
der Bandbreite von Wohnungstypen sollten Trend findet sich eindeutig in der Zunahme gemeinschaftlichen Wohnen und erfüllen
hier der externen Erschließungsform und der Einpersonenhaushalte wieder und damit entsprechende Nutzer- und Programmzwän-
dem Umgang mit dem Erdgeschoss sowie in der Nachfrage nach kleinen Wohnungen. ge. Beide Entwurfsoptionen können über
dem Eingangsbereich besondere Aufmerk- Auch der Bedarf an barrierefreien Wohn- ihre Dimension und Typologie für einen oder
samkeit gegeben werden. Gerade diese angeboten für die Generation 50+, die mehrere Bewohner entworfen werden.
konkreten Entwurfsentscheidungen sind in langfristig nutzbare Wohnformen sucht, wird Dort, wo im Einparteienhaus die private
einer Entscheidungsfolge mit sämtlichen weiter wachsen. Daneben wird es weiterhin Wohneinheit direkt am öffentlichen Raum
übergeordneten Entwurfsfestlegungen zu eine Vielzahl unterschiedlicher Wohnmo- beginnt, ist im Mehrparteienhaus eine Zwi-
sehen. Auch Überlegungen zur Dauerhaf- delle geben, die nicht zwingend auf einem schenzone notwendig, die der Hausgemein-
tigkeit des umzusetzenden Programms passgenauen Angebot basieren, sondern schaft zur halböffentlichen Erschließung
sollten in den Entwurfsprozess einfließen. entweder individuell, in Eigenregie verwirk- der einzelnen Wohneinheiten dient. Auch
So müsste, im Sinne der Nachhaltigkeit, licht wurden oder ein vorhandenes Angebot die nicht bebaute Grundstücksfläche wird
eine flexibel geplante Struktur während der flexibel nutzen. Der zusätzlich notwendige hier in aller Regel der Hausgemeinschaft
gesamten Lebensdauer eines Gebäudes Bedarf an spezifischem Wohnraum wird gewidmet, dagegen wird diese bei einem
dessen Nutzbarkeit garantieren. Ebenso nicht nur über Neubauvorhaben, sondern zu Nutzer in der Regel zum privaten Außen-
sollten eine intelligente Gebäudestruktur einem großen Anteil auch mit der Sanierung raum erklärt.
und die Materialisierung der Gebäudehülle und Neuordnung des Bestands gedeckt
sowie des Innenausbaus auf einer werthal- werden. Die Erfahrung zeigt zudem, dass Im Folgenden wird vor allem die vertikale
tigen, städtischen Entscheidung beruhen, Konzepten, die neben dem Neubau auch Verdichtungsform von Wohngebäuden
die nicht nur auf eine lange Lebensdauer mit der Sanierung von vorhandener Bau- betrachtet, das heißt Gebäude mit externer

27
Kontext

Erschließung und mehreren Wohnparteien. Bereiche eines Wohngebäudes sollten mit für die Müllentsorgung anzubieten, sondern
Hier fallen in der Zwischenstufe zwischen besonderer Sorgfalt geplant werden. Sie um Fahrräder und Kinderwagen unkompli-
privatem Wohnraum und öffentlichem stellen nicht nur den funktionalen Erschlie- ziert im eingangsnahen Bereich parken zu
Stadtraum einzelne Entwurfsentschei- ßungsbereich der Hausbewohner, sondern können.
dungen, die besondere Aufmerksamkeit gleichzeitig den Kommunikations- und
verlangen. Das Einparteienhaus dagegen Interaktionsraum der Hausgemeinschaft Eingang und Erdgeschoss
wird gleichermaßen wie die Wohnungen dar. Je nach Maßgabe des Auftraggebers Der Eingangsbereich sowie das Erdge-
der Mehrparteienhäuser in ihren Entwurfs- oder Investors kann diese Fläche mehr oder schoss eines Wohnhauses übernehmen
einflüssen im nächsten Kapitel detailliert weniger kommunikativ geplant werden im Übergang zwischen öffentlichem Raum
erläutert. Für beide Verdichtungsformen gül- und ein entsprechendes Nutzungskonzept und halböffentlichem sowie privatem Raum
tig ist der Hinweis auf die Abhängigkeit der stärken. Auch die Schwelle zwischen dem eine besondere Rolle. Zum einen soll eine
Tiefe der Bebauung von deren Orientierung. externen Erschließungsbereich und der eindeutige Adresse und Identifikation für
Bauen in der Stadt kann nicht, wie in der Wohnung selbst sollte in der Planung um- den Hausbewohner gestaltet werden,
Siedlungsplanung üblich, Bebauungsmuster fassend bedacht werden. So kann die Vor- gleichzeitig muss die Grenze im Übergang
mit optimaler Orientierung generieren. Hier zone einer Wohnung Aufenthaltsqualitäten zur Privatheit des Wohngebäudes deutlich
muss eine optimal nutzbare Ausrichtung des bieten, wenn die natürliche Belichtung und kommuniziert werden. Der Eingangsbereich
Gebäudes ausgearbeitet werden. Sonderbe- eine entsprechende Raumgröße bewusst sollte der Anzahl der Bewohner und damit
lichtungsformen können zusätzlich für einen eingeplant werden. Die Erschließungsform der Gebäudenutzung in seiner Repräsentanz
ausreichenden Tageslichteinfall sorgen. ist unmittelbar an die Bewohnerstruktur und Größe entsprechen. Gleichzeitig be-
Grundsätzlich richtet sich die Tiefe von der daraus resultierenden Wohnungstypen spielt der Eingangsbereich im Zusammen-
Wohngebäuden nach deren Orientierung, gekoppelt. Auch die Gebäudeorientierung hang mit dem Erdgeschoss den öffentlichen
das heißt Belichtungsmöglichkeit. Die Tiefe kann die Erschließungsform bedingen, Raum vor dem Gebäude. Die Fassade des
einer nord-süd-orientierten Bebauung wird so kann die Laubengangerschließung bei Gebäudes muss sich also in ihrer Orientie-
aufgrund der lediglich einseitig zu planenden einer Nord-Süd-Ausrichtung des Gebäudes rung zum öffentlichen Raum als Teil eines
Hauptfunktionen des Wohnens geringer aus- gegenüber der Spännererschließung Vorteile großen Ganzen begreifen und funktionale
fallen als bei einer Ost-West-Orientierung, in der Anordnung und Ausrichtung der Notwendigkeiten aus der Gebäudestruktur
bei der in beiden Richtungen Wohn- und einzelnen Wohneinheiten bieten. Unmittel- heraus mit einem repräsentativen Auftritt
Individualbereiche angelegt werden können. bar mit der Konzeption der Erschließung zur Stadt abwägen. Besonders proble-
ist das Nachdenken über die notwendigen matisch sind in diesem Zusammenhang
Erschließung Nebenflächen des Wohnhauses verknüpft. geschlossene Erdgeschossfassaden oder
Externe Erschließungsformen sind neben Jeder Wohneinheit muss entsprechend Garageneinfahrten. Ein Neubau soll viel-
der Spännererschließung der Laubengang ihres Nutzungstyps ausreichend Lagerraum mehr als Baustein im städtischen Gefüge
als Außengang entlang der Fassade bezie- zur Verfügung stehen. Abstellflächen sollten den öffentlichen Zwischenraum bespielen
hungsweise der Innengang im Inneren der allerdings auch der Hausgemeinschaft und einen nutzbaren Raum mit städtischer
Gebäudestruktur. Diese halböffentlichen gewidmet werden, nicht nur um Stellfläche Aufenthaltsqualität definieren.

28
Grundriss
Einleitung

Im Rahmen der mittlerweile fünfzehnjähri- Die Wahrnehmung und Rezension von genwärtigung wesentlicher Entwurfspara-
gen Lehrtätigkeit an der Professur für Ent- Architektur und Wohnbauarchitektur findet meter anhand von ausgesuchten Beispielen.
werfen und Wohnungsbau an der Bauhaus in der Fachöffentlichkeit jedoch leider allzu Dabei können die ausgewählten Beispiele
Universität in Weimar haben wir uns mit oft über die Gebäudehülle statt. Die Frage letztendlich aus der Thematik jedes ein-
zahlreichen nationalen und internationalen nach der Qualität des Wohnraums steht zelnen Kapitels betrachtet und analysiert
Standorten von Stralsund bis Kuba ausein- hingegen selten im Mittelpunkt. Diese werden, da sämtliche Einflussgrößen im
andergesetzt und mit den Studierenden handwerkliche Grundvoraussetzung in der Entwurfsprozess bewusst oder unbewusst
versucht standortspezifische und nach- Wohnungsbauarchitektur erscheint uns in das Ergebnis einfließen.
haltige Wohnkonzepte zu entwickeln. Die jedoch als vorrangiges Lehr- und Lernziel.
gesellschaftlichen, klimatischen, städtebau- Interessanterweise scheint die Wahrneh- Der Wohngrundriss ist ein komplexes
lichen und politischen Rahmenbedingungen mung und das Interesse der Nutzer und Gefüge, bei dem Ursache und Wirkung
waren dabei jeweils völlig unterschiedlich damit unserer eigentlichen Klientel ebenfalls der einzelnen Entwurfsentscheidungen,
und erforderten eine standortspezifische viel stärker von der Wohninnenwelt heraus ähnlich einem oszillierenden Gefäß, in
und sensible Interpretation. Dabei lieferte motiviert zu sein, sonst wäre der Erfolg der Konfiguration des Grundrisses sofort
nicht nur die richtige Methodik den Weg der zahlreichen Einrichtungsmagazine nur spürbar werden. Die Auftrennung des
zum Ziel sondern vor allen Dingen das schwer zu erklären. komplexen Entwurfsvorgangs in wesent-
richtige „Gespür“ für den Ort war gefordert. liche Themenfelder soll eine Positionierung
Dieses „Spüren“ des Ortes, das Wahrneh- Sicherlich ist jede Wohnung auch von innerhalb des Entwurfsprozess ermöglichen
men einer charakteristischen Atmosphäre in den standortspezifischen Einflussgrößen und zu einer Gewichtung der Relevanz für
ihrem urbanen Kontext ist uns ein zentrales geprägt. Das „filetartige“ herauslösen die beabsichtigte Gesamtkonzeption des
Anliegen und wird über verschiedenste der Wohnungen aus ihrem Kontext bietet Entwurfs befähigen. Diese Methode der
Lehrformate, insbesondere den Exkursionen jedoch gute Ansatzmöglichkeiten, um Dekonstruktion und Abstraktion liefert uns
und Workshops vor Ort, intensiv vermittelt. möglichst objektive Lehraussagen treffen einen wesentlichen didaktischen Ansatz in
zu können. Dieses bewusste „Herauslö- der Ausbildung.
Da dieser Ansatz im Format des Lehrbuchs sen“ der Wohnungen liefert die Leitidee
nicht kommunizierbar ist, wurde ein aus für dieses Lehrbuch. Unabhängig von ihrer Die unmittelbaren Auswirkungen der
unserer Sicht vernachlässigter Bereich ge- städtebaulichen Typologie werden 101 einzelnen Entwurfsentscheidungen auf den
wählt, der von den spezifischen Standortpa- Wohngrundrisse dargestellt und an ihrem gesamten Grundriss wird in diesem Buch
rametern unabhängig ist. Bestandteil jedes Beispiel wesentliche Einflussgrößen des Rechnung getragen, indem, unabhängig
Semesterentwurfs ist eine dem Entwurf Entwurfsprozesses erörtert. Die Betonung vom betrachten Aspekt, der Wohnungs-
vorgeschaltete Übung, bei der ausschließ- liegt dabei auf dem Entwurf, der praktischen grundriss jeweils vollständig abgebildet
lich die Wohnung, als der eigentliche, dem Tätigkeit im studentischen Atelier oder wird. Sämtliche Grundrisse wurden über
Wohnzweck gewidmete Raum, im Mittel- professionellen Büro. Es geht nicht um die einen allgemein verständlichen und stan-
punkt steht. Verwissenschaftlichung der wohnungsbau- dardisierten Zeichenstil neu aufgearbeitet
relevanten Themen, sondern um die Verge- und sind einheitlich im Maßstab 1:200

31
Grundriss

abgebildet. Konstruktive Besonderheiten eine zunächst unabhängige Beurteilung der Projektbeteiligten und führen zu diffusen
wurden zugunsten der Vergleichbarkeit der Einzelaspekte und liefert damit ein reich- Bildern und Missverständnissen. Das
Projekte abstrahiert. Darüber hinaus wurden haltiges Innovationspotential, das bei einer konkrete, belegbare Beispiel kann hier die
sämtliche Grundrisse mit standardisierten ganzheitlichen Betrachtung durch die einge- nötige Transparenz im Kommunikationspro-
Möbeln in Abhängigkeit zur Wohnungsgröße übten Lösungsansätze aus dem Blickfeld zu zess erzeugen.
ausgestattet. Dies ermöglicht eine einfache, geraten droht.
visuelle Nutzungszuordnung und offenbart Drei Ebenen im Umgang mit diesen
gleichzeitig die Leistungsfähigkeit des Die gewählte Reihenfolge der Themenfelder Referenzarchitekturen bilden dabei die
Grundrisses. ist letztendlich irrelevant. Sie repräsentieren Gesprächsbasis und sind elementarer Be-
Knotenpunkte im Entwurfsprozess, die sich standteil der Lehrtätigkeit. Die wichtigste ist
Der gewünschte Effekt dieses metho- zu unterschiedlich stabilen Netzen fügen sicherlich das gemeinsame Erleben der Bau-
dischen Ansatzes ist die unvoreinge- und meist in einem, durch den Faktor Zeit werke direkt vor Ort. Ein weiteres Medium
nommene Auseinandersetzung mit den begrenzten, Ergebnis gerinnen. ist das Festhalten der Eindrücke mittels der
Wohnbedürfnissen und Wohnwünschen, Fotografie oder Skizze und schließlich die
unabhängig von einem konkreten Stand- Die Auswahl der Projekte erfolgte unter Abstraktionsform der Zeichnung, die neben
ort oder einer städtebaulichen Typologie. zwei Gesichtspunkten. Zum einen sollten dem Modell das elementare Kommunikati-
Dadurch soll die Transformation der Wohn- ausschließlich realisierte Projekte betrachtet onsmedium der Architektur darstellt.
qualitäten in unterschiedlichste Gebäudezu- werden, die sich im Prozess der Realisie-
sammenhänge ermöglicht werden. So kann rung gegenüber einer Vielzahl von zusätz- Entsprechend wurden für das Buch die
zum Beispiel ein Einfamilienhauskonzept lichen Einflussgrößen, beispielsweise aus Projekte sorgfältig neu umgezeichnet. Diese
unmittelbar in ein komplexes städtisches der Konstruktion, Gebäudetechnik, Baukli- Zeichnungen bilden den eigentlichen Inhalt
Wohngebäude transformiert werden. Dabei matik oder Ökonomie behaupten mussten des Buches und werden durch ihre the-
ist es uns wichtig, dass es hier nicht um ei- und damit ihre praktische Anwendbarkeit matische Zuordnung und die begleitenden
nen abstrakten konzeptionellen Ansatz geht, neben den zahlreichen publizierten Kon- Texte lediglich kommentiert. Damit bietet
sondern um das Aufzeigen konkreter Hand- zepten und Wettbewerbsentwürfen unter das Buch eine zweite Leseebene in Form
lungsoptionen zur praktischen Umsetzung. Beweis gestellt haben. Zum anderen sollten eines Grundrisskatalogs, der verschiedene
Die Trennung der städtebaulichen Typologie sie als Referenzbeispiel geeignet sein, um Entwurfsabsichten unabhängig vom jeweils
von den implizierten Wohngrundrissen das jeweilige Thema möglichst anschaulich zugeordneten Thema referenzieren lässt.
liefert einen reichen Fundus, um auf die im darzustellen.
ständigen Wandel befindlichen Rahmen-
bedingungen zu reagieren und attraktive Die Fachterminologie ist in der Architektur
Wohnungsangebote zu entwickeln. und speziell in der Wohnarchitektur häufig
unpräzise und gekoppelt an die unterschied-
Diese Dekonstruktion des komplexen Ent- lichen Wohnkonventionen (beispielsweise
wurfsprozesses ermöglicht darüber hinaus unserer ausländischen Studierenden) der

32
Grundrisstypen

33
Zellengrundriss 36
[001] Morger Degelo
Klybeckstraße, Basel (CH)
[002] pfeifer roser kuhn architekten
Runzmattenweg, Freiburg (DE)
[003] Diener Diener
Riehenring, Basel (CH)

Offenes Wohnen 40
[004] Gigon/Guyer Architekten
Im Broelberg, Kilchberg (CH)
[005] Hans Kollhoff, Christian Rapp
Levantkade, Amsterdam (NL)
[006] Shigeru Ban
Lake Yamanaka, Yamanashi (JP)
[007] Buchner Bründler Architekten
Colmarerstraße, Basel (CH)

34
Grundrisstypen

Einleitung

Wohngrundrisse zeichnen sich häufig durch Form eines Zellengrundrisses angeordnet


eine Vielzahl unterschiedlicher Grundriss- werden und als Gegenpol das offene Woh-
merkmale aus. Der Versuch, charakterisie- nen, bei dem zumeist die kommunikativen
rende Gruppen für das breite Feld von Woh- Wohnfunktionen zu einem gemeinsamen
nungsgrundrissen festzulegen, endet dabei Bereich verbunden werden. Beide Gruppen
regelmäßig in diffusen, nicht vergleichbaren wiederum beinhalten ein breites Spektrum
Kategorien, die sich zudem durch große von Beispielen, die den Typus in weichen
Schnittmengen auszeichnen. Für einzelne Bildern und in der notwendigen Stufung des
Grundrissaspekte selbst ist ein Ordnungs- jeweiligen Aspekts nachzeichnen.
system schnell gefunden; Orientierung,
Geschossigkeit, Größe, Veränderbarkeit et Eine hier nicht vorgenomme Typenbildung,
cetera sind präzise für jede Wohnung festzu- die der Vermarktungsebene folgt und damit
stellen. Die Summe der Einzelaspekte aber eher auf den Bewohner zielt, benennt
in logischen, übergeordneten Grundriss- Wohnformen auf der Basis sozialer, nut-
typen abzubilden, erscheint aufgrund der zerspezifischer Aspekte (z.B. Wohnen mit
entstehenden Komplexität kaum möglich. Kindern, Mehrgenerationenwohnen) oder
Dieses Kapitel konzentriert sich in seiner nach Ausstattungsstilen (z.B. modernes
Kategorisierung daher gezielt auf die räum- Wohnen, ökologisches Wohnen). Diese
liche Organisation der Grundrissstruktur. Betrachtungen sind im Grundriss jedoch
In der bereits erläuterten Erkenntnis wird selten nachzuvollziehen oder sie spezifizie-
damit der Versuch unternommen, Themen- ren einen Bedarf im Sinne einer markt-
felder zu benennen, die übergeordnete wirtschaftlichen Einordnung. Hier erfolgt
Grundrisstypen charakterisieren und ein dagegen bewusst eine strukturelle Annä-
dementsprechend breites Wohnverständnis herung, die zudem für den Entwurf eine
vermitteln. relevante Entscheidung darstellt. Erst mit
dem Versuch einer Gruppenzuordnung ist es
Die Themenfelder folgen der Charakteristik möglich, Entwicklungslinien herauszuarbei-
räumlicher Strukturen, wobei die Organi- ten und damit die Breite des Themenfelds
sation der Wohnfunktionen die Grundlage Wohngrundriss in Teile aufzuschlüsseln und
der Gruppenbildung darstellt. Im Span- ein Weiterdenken vorhandener Ansätze zu
nungsfeld von offenen bis öffentlichen forcieren. Gleichzeitig hilft die Einordnung
und privaten, räumlich getrennten Wohn- des eigenen Entwurfs in eine systematische
modellen ergeben sich letztendlich zwei Ordnung die Kommunikation zwischen Leh-
mögliche Grundrissgruppen: eine, bei der renden und Studierenden beziehungsweise
die Wohnfunktionen räumlich getrennt in Architekt und Auftraggeber zu präzisieren.

35
Grundriss

Zellengrundriss

Der Begriff „Zellengrundriss“ beziehungs- der Wohn- und Essbereich und ein zweiter
weise veraltet „Kammergrundriss“ bezeich- Verteilerraum erschlossen. Aus diesem sind
net Grundrissbeispiele, bei denen jeder die beiden Individualräume mit vorgela-
Wohnfunktion ein separater Raum zugeord- gertem privaten Außenraum sowie der
net wird. Diese Funktionstrennung steht in Sanitärbereich zugänglich. Mit dem Prinzip,
der Tradition des vormodernen Wohnungs- Wohnfunktionen um einen zentralen Vertei-
baus. Der heutige Rückgriff im Entwurf von lerraum zu organisieren, wird ein effizienter
Wohnungsbauten auf speziell gewidmete und flächensparender Erschließungsbereich
Räume, die Inszenierung von deren Abfolge ermöglicht.
in Wohnungen mit hierachisiertem Rauman-
gebot greift den Trend der individuellen, spe- In der Geschosswohnung in Freiburg von
zifischen Nachfrage auf. Gleichzeitig gerät pfeifer roser kuhn architekten [002] bilden
dieser Grundrisstyp teilweise in Konflikt mit der Erschließungs- und Sanitärbereich einen
den veränderten gesellschaftlichen Werten, mittigen Kern, der die kommunikativen Räu-
die sich nicht nur an einem geänderten me von den individuellen Räumen trennt.
Rollenbild der Frau festmachen. Auch das Nach dem zentralen Zugang fungiert ein
gemeinsame Wohnen hat sich in einem Erschließungsraum als Verteiler zwischen
Maße geändert, dass zum Beispiel Kochen Wohn-, Koch- und individuellem Bereich.
nicht weiter hinter verschlossene Türen ver- Über einen zweiten Erschließungsflur wer-
bannt, sondern als wichtige kommunikative den die beiden Individualräume, der Sanitär-
Funktion in den Mittelpunkt des eigenen bereich sowie ein Abstellraum erschlossen.
Wohnverständnisses gestellt wird. Für die
Erschließung der einzelnen Räume wird bei Eine weitere Variante zeigt die beginnende
diesem Grundrisstyp Erschließungsfläche in Öffnung und Kombination der kommunika-
Form eines Flurs oder einer Diele notwen- tiven Funktionen Wohnen und Essen. Diener
dig. Der zusätzliche Flächenbedarf für diese Diener ordneten am Riehenring in Basel
Verkehrsflächen bedeutet allerdings nicht [003] im Eingangsgeschoss neben dem
immer einen größeren Flächenverbrauch ge- Kochbereich zwei weitere kommunikative
genüber der integrierten Erschließung des Räume vis- -vis an, die durch großzügige
offenen Wohnes. Öffnungen in den zentralen, zweigeschos-
sigen Erschließungsraum übergehen. Im
Auf einem konsequenten Raumkonzept oberen Geschoss sind um die Erschlie-
entwickelten Morger Degelo die 79 m² ßungsgalerie drei Individualräume sowie
große Wohnung im Klybeckquartier in Basel zwei Sanitärräume angeordnet.
[001]. Über eine Diele werden die Küche,

36
Grundrisstypen

[001]
Morger Degelo
Klybeckstraße
Basel (CH)

Wohnfläche
79,0 m²

Außenraum
11,0 m²

Individualräume
2

Orientierung
II

37
Grundriss

[002]
pfeifer roser kuhn
architekten
Runzmattenweg
Freiburg (DE)

Wohnfläche
94,0 m²

Außenraum
10,2 m²

Individualräume
2

Orientierung
III

38
Grundrisstypen

[003]
Diener Diener
Riehenring
Basel (CH)

Wohnfläche
139,4 m²

Außenraum
14,9 m²

Individualräume
3

Orientierung
II

39
Grundriss

Offenes Wohnen

Unter offenem Wohnen sind alle Ent- fließend in den privaten Außenraum über-
wurfsansätze gemeint, die auf der Kombina- geht [004].
tion kommunikativer, teilweise auch indivi-
dueller Bereiche beruhen. Offenes Wohnen Die eingestellte Funktionsbox im Piraeus-
beginnt damit bei der kombinierten Wohn-/ Gebäude von Hans Kollhoff und Christian
Esssituation und endet im fließenden Rapp in Amsterdam [005] nimmt sowohl
Grundriss oder im Loft. Dieser Grundrisstyp die Koch- und Sanitärfunktion auf und ist
kann ohne zusätzliche Erschließungsfläche gleichzeitig Raumteiler des offenen Kom-
organisiert werden, da diese häufig als in- munikationsbereichs. Die Box besetzt die
tegrierter Bestandteil des offenen Wohnbe- kommunikative Fläche aus Koch-, Ess- und
reichs geplant wird. Offene Wohngrundrisse Wohnbereich jedoch nicht mittig, sondern
stehen im Ergebnis einer sich verändernden bildet klare Zonen zum Erschließen der
Gesellschaft und deren Wohnverständnis Individualräume, zum Kochen genauso wie
ebenso wie von bautechnischen und funkti- zum Essen und Wohnen.
onalen Entwicklungen. Dass heute verstärkt
Wohnangebote nachgefragt werden, die Shigeru Ban ordnet im Furniture House I
über die Zusammenlegung einzelner [006] mithilfe raumhoher Möbelschichten
Wohnfunktionen hoch kommunikativ sind, die einzelnen Funktionsbereiche so an,
liegt auch an den sich seit Jahrzehnten än- dass sowohl Türen als auch raumumschlie-
dernden Lebens- und Arbeitsverhältnissen. ßende Wände nicht notwendig werden. Die
In diesem Zuge verändern sich Wohnvor- Funktionen fließen ineinander, gleichzeitig
stellungen weg vom privaten Refugium bilden sich klare Bereiche, die durch die
zu Wohnkonzepten, die repräsentativere, Orientierung der Möbelschichten gefasst
öffentlichere Aufgaben übernehmen. Woh- und bespielt werden.
nen wird zur Präsentationsplattform einer
gewachsenen Individualität. Hierarchische Das Lofthaus in Basel von Buchner Bründler
Raumkonzepte, die Familienstrukturen Architekten [007] zeigt die komplette Auflö-
abbilden, können die heterogene Nachfrage sung einzelner Funktionsbereiche zu einem
am Immobilienmarkt bei Weitem nicht mehr Raum. Lediglich der Erschließungskern mit
bedienen und finden im offenen Grundris- angelagertem Sanitärbereich zoniert das so-
styp eine wichtige Ergänzung. genannte Loft. Durch das Schließen zweier
raumhoher Schiebetüren kann jedoch auch
In Kilchberg entwarfen Gigon/Guyer Archi- bei diesem Projekt privater Rückzugsbereich
tekten Geschosswohnungen mit einem entstehen.
kombinierten Wohn- und Essbereich, der

40
Grundrisstypen

[004]
Gigon/Guyer Architekten
Im Broelberg
Kilchberg (CH)

Wohnfläche
122,5 m²

Außenraum
11,9 m²

Individualräume
2

Orientierung
III

41
Grundriss

[005]
Hans Kollhoff,
Christian Rapp
Levantkade
Amsterdam (NL)

Wohnfläche
72,8 m²

Außenraum
12,4 m²

Individualräume
3

Orientierung
II

42
Grundrisstypen

[006]
Shigeru Ban
Lake Yamanaka
Yamanashi (JP)

Wohnfläche
108,0 m²

Außenraum
24,5 m²

Individualräume
2

Orientierung
IV

43
Grundriss

[007]
Buchner Bründler
Architekten
Colmarerstraße
Basel (CH)

Wohnfläche
178,0 m²

Außenraum
26,0 m²

Individualräume
1

Orientierung
II

44
Gestaltungsprinzipien

45
Ort, Kontext, Typologie 48
[008] Michael Alder
Hinter den Gärten, Itingen (CH)
[009] Antonio Cruz
Calle Do a Maria Coronel, Sevilla (ES)
[010] Luigi Snozzi
Vicolo della Zotta, Brione-Minusio (CH)

Stil, Theorie 52
[011] Beda Dillier
Kirchstraße, Sarnen (CH)
[012] Petra und Paul Kahlfeldt
Max-Eyth-Straße, Berlin (DE)

Morphologie 55
[013] Geurst Schulze architecten
Bilderdijkstraat, Den Haag (NL)
[014] Bearth Deplazes Architekten
Fanas (CH)
[015] Christian Kerez
Burenweg, Zürich (CH)

46
Gestaltungsprinzipien

Einleitung

Der Wohnungsbau stellt eine besondere konkreten Entwurfsstandort, das heißt dem
Disziplin im Feld der Architektur dar. Er ist Ort. Eine weitere Gruppe lässt sich aus dem
geprägt von einer Vielzahl von funktionalen, unstillbaren Interesse aller Gestalter an den
ökonomischen und sozialen Faktoren, die grundsätzlichen form- beziehungsweise
über Standards, Richtlinien und Gesetze raumbildenden Elementen und Methoden
entscheidenden Einfluss auf die Gestaltung ableiten. Die letzte Gruppe repräsentiert
ausüben. Darüber könnte der Eindruck Gestaltungsprinzipien, die sich in Form von
entstehen, dass Wohnungsbau unter Theorien manifestiert haben und darüber
Berücksichtigung dieser Regeln formelar- Einfluss in den Entwurf finden. Letztendlich
tig reproduzierbar wäre, so wie dies zum stehen die beispielhaft gebildeten Katego-
Beispiel im Massenwohnungsbau der rien für das Spektrum der Möglichkeiten,
Nachkriegszeit häufig praktiziert wurde. Das dem freien Gestaltungswillen Ausdruck
Gegenteil ist jedoch der Fall. Der qualitäts- zu verleihen. Die Gestaltungsprinzipien
volle architektonische Wohnungsbauentwurf können dabei annähernd beliebig miteinan-
basiert auf einer Vielzahl von freien Gestal- der kombiniert werden, so dass endlose
tungsfaktoren, die durch Interpretation und Möglichkeiten bestehen, den individuellen
Transformation zum individuellen Entwurf Charakter eines Gebäudes oder einer Woh-
führen. Es sind letztendlich die gleichen nung auszuprägen.
Gestaltungsprinzipien und Methoden, die
für die Architektur im Allgemeinen stehen. Viele der Gestaltungsprinzipien werden
Das Spektrum dieser Faktoren kann daher unbewusst, aus dem Bauch heraus, einge-
hier nur beispielhaft angerissen werden. Es setzt und entwickeln sich zur Handschrift
reicht vom freien künstlerischen Ausdruck des Entwerfers. Der bewusste Umgang mit
bis hin zu konkreten Gestaltungstheorien. diesen Prinzipien eröffnet den Zugang zu
Der bewusste Umgang mit diesen Gestal- vergleichbaren Projekten und die Möglich-
tungswerkzeugen eröffnet dem Entwerfer keit der Präzisierung der eigenen Ideen und
ein reichhaltiges Repertoire an individuellen Konzepte.
Ausdrucksmöglichkeiten im Wohnungsbau.

Eine Kategorisierung dieser Gestaltungs-


prinzipien ist aufgrund ihrer Vielzahl und
Komplexität nur schwer möglich. In diesem
Kapitel sollen beispielhaft drei Kategorien
gebildet werden. Die erste folgt beispiels-
weise der Auseinandersetzung mit dem

47
Grundriss

Ort, Kontext, Typologie

Auf den ersten Blick scheint sich die Di- Kontext eine wichtige Entwurfsmethode.
mension des Orts vor allen Dingen auf die Der Architekt Michael Alder hat sich unter
städtebaulichen Maßstäbe des Entwurfs anderem durch seine Lehrtätigkeit intensiv
zu beziehen und daher nur indirekt auf mit Wohntypologien auseinandergesetzt.
den Grundriss Auswirkung zu haben. Am Ein Beispiel hierfür ist das Wohnhaus in Itin-
Beispiel einer städtischen Baulückensitu- gen [008]. Aus der systematischen Analyse
ation, aber auch dem Gegenteil, einem verschiedener Einfamilienhäuser der Region
völlig freistehenden Gebäude, erkennt man entwickelte er einen auf die Grundwesens-
jedoch schnell, wie unmittelbar der Ort im merkmale reduzierten Urtyp.
Grundriss verankert ist. Der Ort wird häufig
unter dem Begriff des Kontextes beschrie- Das Projekt von Antonio Cruz in Sevilla [009]
ben. Dieser Kontext umfasst das gesamte ist geradezu exemplarisch für den unmittel-
Maßstabsspektrum von der Makro- bis zu baren Einfluss des Orts, hier eine verwin-
Mirkoebene, zum Beispiel von der klima- kelte Baulückensituation, auf den Entwurf.
tischen Situation über die Struktur des Die klimatischen Bedingungen lassen eine
gesamten Quartiers bis hin zur konkreten geringere unmittelbare Belichtung zu, so
Materialität der unmittelbaren Nachbar- dass die Wohnung im Wesentlichen durch
bauten. Die Vielzahl der Einzelfaktoren und einen Patio belichtet und belüftet wird. Die
deren unterschiedliche Ausprägungen re- übrige Grundrissform ergibt sich aus den
präsentieren die Einzigartigkeit, die Identität benachbarten Brandwänden.
des Orts. Das Gespür für diese individuelle
Atmosphäre ist eine wesentliche Grundvo- Die Casa Kalmann [010] von Luigi Snozzi im
raussetzung für die qualifizierte Entwurfs- Tessin ist konsequent aus dem Thema „To-
arbeit. In manchen Orten oder Regionen pografie des Orts“ entwickelt und verbindet
haben sich entweder aus einer traditions- damit das Gebäude unverrückbar mit dem
betonten Entwicklungsgeschichte oder aus spezifischen Ort. Die Rückwand des Ge-
klaren städtebaulichen Vorgaben Gebäude- bäudes folgt exakt dem Höhenverlauf des
und damit meist auch Wohnungstypologien Weinbergs, nutzt ihn als Erschließungsweg
entwickelt. Diese Typen haben ähnlich und inszeniert ihn zusätzlich durch einen
einem Produkt, wie zum Beispiel einem großzügigen Freisitz am Ende.
PKW, eindeutige Merkmale, die über die
Zeit angepasst und optimiert wurden und
sich darüber inhaltlich verdichtet haben.
Der Rückgriff und die Weiterentwicklung die-
ser Typologien ist gerade im akademischen

48
Gestaltungsprinzipien

[008]
Michael Alder
Hinter den Gärten
Itingen (CH)

Wohnfläche
188,7 m²

Außenraum
12,5 m²

Individualräume
5

Orientierung
IV

49
Grundriss

[009]
Antonio Cruz
Calle Do a Maria Coronel
Sevilla (ES)

Wohnfläche
108,2 m²

Außenraum
0,0 m²

Individualräume
3

Orientierung
I, Patio

50
Gestaltungsprinzipien

[010]
Luigi Snozzi
Vicolo della Zotta
Brione-Minusio (CH)

Wohnfläche
112,7 m²

Außenraum
14,1 m²

Individualräume
2

Orientierung
IV

51
Grundriss

Stil, Theorie

Die gesamte Architekturreflexion ist eng Farbigkeit stellen wesentliche Bausteine


verknüpft über die Einordnung in Stile für die Entwurfskonzeption zur Verfügung.
und Stilepochen. Die Gestaltungsmerk- Unsere heutige Zeit zeichnet sich durch die
male einer bestimmten Zeit werden in häufig als Pluralismus bezeichnete Vielfalt
Stilen zusammengefasst, die nicht nur die der Möglichkeiten aus. Stile werden dabei
entsprechende Ästhetik, sondern auch den immer häufiger im bewussten Rückgriff ein-
gesellschaftlichen Kontext transportieren. gesetzt, um ästhetische und zum Teil auch
Die Stile sind je nach ihrer Wirkungsdauer damit verbundene gesellschaftliche Werte
und ihrem geografischen Einflussbereich zu transportieren.
von unterschiedlicher Bedeutung. Neben
den gesicherten Stildefinitionen existieren Bei dem Wohnhaus in Sarnen von Beda Dil-
zahlreiche Unterformen in Form von Ideolo- lier [011] wurde beispielsweise das Konzept
gien, Strömungen oder auch nur modischen des „plan libre“ interpretiert. Der längsge-
Erscheinungsbildern. Zu diesen Formen richtete, südorientierte Raum wird durch
könnte man auch Gestaltungstheorien zäh- zwei tragende Stützen frei unterteilbar. Die
len, die meist ein prägendes Merkmal der Folge sind unterschiedlichste Konfigura-
Stilentwicklung darstellen. Zwei wichtige tionsmöglichkeiten der ansonsten gleich
Stellvertreter hierfür sind der „Raumplan“ dimensionierten Wohnungen.
von Adolf Loos sowie der „plan libre“ von
Le Corbusier. Interessant dabei ist, dass Der Neubau einer Villa in Berlin Dahlem
viele der hervorragenden Architekten ihre [012] von Petra und Paul Kahlfeldt setzt
Entwurfsarbeit über einen theoretischen bewusst den stilistischen Rückgriff ein,
Kontext fundamentieren. Es ist fast nicht um aus dessen Gestaltungsrepertoire die
möglich, unbeeinflusst von diesen stili- architektonischen Ausdrucksmöglichkeiten
stischen oder theoretischen Ansätzen zu auszuloten. Auch der Grundriss ist von
entwerfen. Selbst in der Gegenreaktion dieser Entwurfshaltung geprägt. Typische
findet eine entsprechende Auseinanderset- Merkmale sind beispielsweise die spiegel-
zung statt. symmetrische Grundfigur, die Säulen, die
Eingangshalle mit der Treppenanlage oder
In der zeitgenössischen Architektur stellt da- die Enfilade.
bei die Moderne eine der einflussreichsten
Stilgattungen dar, aber auch andere Stile
mit ihrem reichhaltigen Fundus an Gestal-
tungsmerkmalen wie zum Beispiel Raum-
gliederung, Proportion, Ornamentik oder

52
Gestaltungsprinzipien

[011]
Beda Dillier
Kirchstraße
Sarnen (CH)

Wohnfläche
108,0 m²

Außenraum
20,0 m²

Individualräume
2

Orientierung
III

53
Grundriss

[012]
Petra und Paul Kahlfeldt
Max-Eyth-Straße
Berlin-Dahlem (DE)

Wohnfläche
600,0 m²

Außenraum
75,0 m²

Individualräume
4

Orientierung
IV

54
Gestaltungsprinzipien

Morphologie

Die Auseinandersetzung mit der Form Das Studentenwohnheim von Geurst


sowohl in der Zweidimensionalität als auch Schulze [013] in Den Haag ist ein Beispiel
der räumlichen Dimension ist sicherlich für den aus der geometrischen Form des
eines der grundlegenden Gebiete der Kreises abgeleiteten Entwurfsansatz. Die
architektonischen Lehre. Das Spektrum der eingeschriebene Kreuzform trennt die vier
Gestaltungsprinzipien in diesem Bereich Individualräume und beinhaltet als raumhal-
ist extrem komplex. Die Thematik beginnt tige Schicht die zusätzlichen dienenden und
beispielsweise bei den Fragen zu Symme- kommunikativen Funktionen.
trie oder Asymmetrie oder der Linearität
gegenüber den freien Formen. Auf ähnlich Einen ähnlichen Entwurfsansatz wäh-
grundlegender Ebene stehen die Maß- len Bearth Deplazes für das an einem
und Proportionssysteme, die in jedem Berghang in Fanas [014] gelegene und
Entwurf bewusst oder unbewusst zur nur temporär genutzte Wohnhaus. Aus
Anwendung kommen. Unter dem Einfluss der städtebaulichen Unabhängigkeit der
einer baukonstruktiven Standardisierung Situation leitet sich die Auseinanderset-
und Normung entwickeln sich hieraus zung mit einer geometrischen Grundfigur,
wiederum verschiedene Rastersysteme. hier dem Quadrat, ab. Konsequenterweise
Einen weiteren wesentlichen Einflussfak- wurden die übrigen Wohnbereiche aus der
tor bei der Entwicklung der Gebäude oder spiegelsymmetrischen Teilung des Quadrats
Grundrissform bilden die geometrischen entwickelt.
zwei- und dreidimensionalen Grundformen.
Demgegenüber stehen die sogenannten Einen ganz anderen Weg, der jedoch auch
freien Formen, die meist über einen künstle- aus dem freien Gestaltungswillen motiviert
rischen Ansatz entwickelt werden. Der wurde, ist das Projekt für ein Doppelhaus
bautechnische Fortschritt erlaubt zudem, von Christian Kerez [015]. Als prägendes,
diese Entwurfsansätze zunehmend in die plastisches Element wird hier die Woh-
Realität umzusetzen. Die Anwendung der nungstrennwand frei geformt und über die
formbildenden Gestaltungsmethoden auf angegliederte Erschließung in Form einer
den Grundriss erlaubt nicht nur eine funktio- Kaskadentreppe inszeniert. Wieder ist die
nale Erfüllung eines Raumprogramms, son- städtebauliche Freistellung des Baukörpers
dern ermöglicht die präzise Steuerung von eine wichtige Vorraussetzung für diese Art
Raumzusammenhängen und der Wirkung der Grundriss- und Gebäudekonzeption.
einzelner Räume.

55
Grundriss

[013]
Geurst Schulze
architecten
Bilderdijkstraat
Den Haag (NL)

Wohnfläche
129,0 m²

Außenraum
12,0 m²

Individualräume
4

Orientierung
IV

56
Gestaltungsprinzipien

[014]
Bearth Deplazes
Architekten
Fanas (CH)

Wohnfläche
51,5 m²

Außenraum
15,0 m²

Individualräume
1

Orientierung
IV

57
Grundriss

[015]
Christian Kerez
Burenweg
Zürich (CH)

Wohnfläche
117,8 m²

Außenraum
0,0 m²

Individualräume
1

Orientierung
Ill

58
Bewohneranzahl

59
Ein Bewohner 62
[016] Lederer + Ragnarsd ttir + Oei
Besigheimer Straße, Stuttgart (DE)
[017] Werner Wirsing
Connollystraße, München (DE)
[018] Steidle + Partner
Hans-Dürrmeier-Weg, München (DE)

Zwei Bewohner 66
[019] Egon Eiermann
Bartningallee, Berlin (DE)
[020] Kuhn Fischer Partner Architekten
Widenstraße, Oberwil-Zug (CH)

Drei und mehr Bewohner 69


[021] Baumschlager Eberle
Mozartstraße, Dornbirn (AT)
[022] Brendeland Kristoffersen Arkitekter
Strandveien, Trondheim (NO)
[023] Könz Molo und Barchi Architekten
Via Agostino Maspoli, Mendrisio (CH)

60
Bewohneranzahl

Einleitung

Der Bewohner definiert nicht nur seine werden üblicherweise in Familien, also
persönlichen Wohnwünsche, sondern hat verwandte, verheiratete Personen, sowie
auch mit einzelnen „harten Faktoren“ einen in Wohngemeinschaften, in der Regel nicht
klaren Wohnbedarf. Im Ergebnis wird das verwandte, verheiratete Personen unter-
als wesentliche Entwurfsvorgabe bekann- schieden. Im Wohnungsbau verfolgen wir
te Raumprogramm durch den Bewohner eine andere Lesart: Egal ob verwandte, ver-
und zu einem besonderen Teil durch die heiratete Personen in einem gemeinsamen
Bewohneranzahl definiert. Die Anzahl der Haushalt leben oder nicht verwandte Per-
Bewohner hat also einen wesentlichen Ein- sonen, ab zwei Bewohnern handelt es sich
fluss auf den Grundrissentwurf, da sich aus um eine Wohngemeinschaft. Die Regeln der
ihr die Haushaltsgröße und unter anderem Rücksichtnahme sowie die Anordnung der
die Anzahl der notwendigen Individualräume kommunikativen und individuellen Bereiche
ergibt. Neben dem Wissen um dieses not- haben für beide Wohnformen Gültigkeit.
wendige Raumangebot werden gleichzeitig Eine Unterscheidung ist nicht notwendig.
die zusätzlichen Wohnfunktionen qualitativ
und quantitativ umrissen. Die Anzahl, Größe Die Bewohneranzahl verweist, wie erläutert,
und Ausstattung der Sanitärbereiche, des direkt auf die Haushaltsgröße, die als
Koch-/ Ess-/ Wohnbereichs, der privaten statistische Größe für Deutschland eine
Außenräume sowie die Grundrissorganisa- eindeutige Entwicklungstendenz formuliert:
tion dieser Wohnfunktionen sind Ergebnisse ein stetiger Anstieg von Ein- und Zweiper-
der Auseinandersetzung mit den Bewoh- sonenhaushalten. Aufgrund einer sich verän-
nern selbst. Der unmittelbare Bezug von dernden Altersstruktur und einer deutlichen
Bewohneranzahl zur Wohnungsgröße ist Individualisierungstendenz der Gesellschaft
eindeutig, jedoch bei weitem nicht propor- wächst der Bedarf an Wohnungen für eine
tional. Je größer die Bewohneranzahl, umso Person. Gleichzeitig findet eine Pluralisie-
ökonomischer werden dienende Funktio- rung der Nachfrage von Wohnraum statt.
nen sowie Gemeinschaftsbereiche einer Dieselbe Nutzeranzahl bedingt also nicht
Wohnung. Die individuelle Wohnfläche und zwingend dieselben Grundrissantworten.
in diesem Zusammenhang die Flächen der Auf den folgenden Seiten sollen daher
zugehörigen Sanitärbereiche verändern sich die Projektbeispiele jeweils das Spektrum
dagegen direkt proportional zur wachsenden innerhalb einer Haushaltsgröße aufzeigen.
Bewohnerzahl. Da Individualräume zumindest von Paaren
gemeinsam genutzt werden können, über-
Ein Haushalt, das heißt eine Wirtschaftsein- schneiden sich die Referenzbeispiele der
heit, besteht mindestens aus einer Person. hier benutzten Gliederung jeweils in ihrer
Privathaushalte mit mehreren Personen maximalen und minimalen Bewohnerzahl.

61
Grundriss

Ein Bewohner

Egal wie viele Bewohner eine Wohnung Grundrissvariante für einen Nutzer. Nach
nutzen, es werden grundlegend die selben einer kompakten Koch- und Sanitärsituation,
Anforderungen an das Wohnen gestellt; sie die als Filterschicht die Appartements des
spiegeln sich in den einzelnen Wohnfunkti- Katholischen Gemeindezentrums in Stutt-
onen wider. Im Fall des Einpersonenhaus- gart [016] vom Laubengang abschottet, bie-
halts ist die Abwägung zwischen vollstän- tet ein rund 28 m² großer Raum ausreichend
digem Funktionsangebot und dadurch Platz für die unterschiedlichen Tages- und
entstehendem Flächenverbrauch eine Nachtnutzungen.
entscheidende Entwurfskomponente. Das
Spektrum reicht vom kompakten Einraum- Dass ein vollständiges Funktionsangebot
grundriss bis zum mehrgeschossigen Haus für eine Person durchaus auch vertikal orga-
für eine Person. Mit 38 % der Privathaus- nisiert werden kann, zeigt das Beispiel des
halte ist der Einpersonenhaushalt heute ehemaligen „Olympischen Frauendorfs“ in
der am stärksten vertretene Haushaltstyp München [017], das momentan erneuert
in Deutschland, dessen Wohnfläche im wird. Die Wohnfläche von 23,3 m² wird auf
Durchschnitt bei 62,5 m² liegt. Damit ver- zwei Ebenen verteilt, wobei im Erdge-
brauchen Einpersonenhaushalte fast 50 % schoss neben dem Schlafbereich auch alle
mehr Wohnfläche als mit 43 m² je Person dienenden Funktionen angeordnet sind. Das
in Deutschland üblich. Trotz verbesserter Obergeschoss wird dem Arbeitsplatz mit
Geräte und Heiztechnik führt unter anderem Bezug zur Terrasse gewidmet. Ein Aspekt,
diese Entwicklung zum weiteren Anstieg der häufig in kleinen Wohnungen wenig
des Energieverbrauchs von privaten Raum findet, nämlich ausreichende Abstell-
Haushalten in Deutschland. Im Hinblick auf und Lagerfläche, ist hier im Erdgeschoss
sinkende Energieressourcen muss hier zum über einen begehbaren Schrank gelöst.
Umdenken aufgefordert werden. Das öko-
nomische und ökologische Hinterfragen des Mit 52,4 m² liegt die Wohnung im Wohn-
Entwurfs sollte gerade in diesem Zusam- turm auf der Theresienhöhe in München
menhang regelmäßig erfolgen. [018] noch unter der durchschnittlichen
Wohnfläche eines Einpersonenhaushalts in
Die Funktionsverdichtung im Grundriss, das Deutschland. Die in drei Raumschichten ge-
heißt das Verschmelzen von Individualraum gliederte Wohneinheit bietet ein vollständig
mit den kommunikativen Bereichen einer räumlich getrenntes Funktionsangebot, das
Wohnung zu einem Allraum, der je nach neben einer repräsentativ-kommunikativen
Tageszeit und Nutzerwunsch alle Szenarien Nutzung, durch die gleichzeitig erschlossen
erfüllen muss, ist eine häufig angewendete wird, auch den privaten Rückzug ermöglicht.

62
Bewohneranzahl

[016]
Lederer + Ragnarsd ttir + Oei
Besigheimer Straße
Stuttgart (DE)

Wohnfläche
38,5 m²

Außenraum
4,5 m²

Individualräume
1

Orientierung
II

63
Grundriss

[017]
Werner Wirsing
Connollystraße
München (DE)

Wohnfläche
23,3 m²

Außenraum
6,9 m²

Individualräume
1

Orientierung
I

64
Bewohneranzahl

[018]
Steidle + Partner
Hans-Dürrmeier-Weg
München (DE)

Wohnfläche
52,4 m²

Außenraum
11,7 m²

Individualräume
1

Orientierung
I

65
Grundriss

Zwei Bewohner

Ab zwei Bewohnern beginnt das gemein- Flurbereich so getrennt, das eine privatere
same Wohnen, das heißt eine synerge- Erschließungszone entsteht.
tische, gemeinschaftliche Nutzung von
einzelnen Funktionen, die stufenweise, je Das Projekt von Kuhn Fischer Partner
nach persönlicher Beziehung der Bewohner, Architekten in Oberwil bei Zug [020] stellt
noch individuell oder schon durch beide mit 76 m² Wohnfläche den klassischen
gemeinsam genutzt werden. Die kom- Wohngrundriss für eine nachhaltige und
munikativen und gemeinsamen Bereiche leistungsfähige Wohnnutzung dar. Auch hier
der Wohnung sollten zu den individuellen, ermöglicht der Zugang über den Wohnungs-
privaten Bereichen im günstigsten Fall flur eine Trennung der beiden gleich großen
räumlich so angeordnet werden, dass keine Individualräume sowie der zwei Sanitär-
gegenseitige Störung erfolgt. Die Funkti- bereiche vom kommunikativen Wohn-,
onsreduktion auf den Allraum ist in dieser Koch- und Essbereich in einem Maße, der
Kategorie daher nur noch für Lebenspartner- den ungestörten Rückzug eines Bewohners
schaften vorstellbar und auch dann fehlt der möglich macht. Das Gäste-WC ist dabei
persönliche Rückzugsbereich des Einzelnen dem Eingang und den kommunikativen
beziehungsweise ein Gästebereich. Daher Bereichen der Wohnung zugeordnet.
stellen wir in diesem Kapitel nur Grundrisse
mit mindestens einem Individualraum vor.
Dass dieser jeweils von einer Person oder
von einem Paar genutzt werden kann, steht
außer Frage.

Die Wohnung im Hansaviertel-Wohnge-


bäude von Egon Eiermann [019] zeigt auf
knapp 50 m² eine Funktionsverteilung in
einen Wohn- und Essbereich mit offener
Kochsituation sowie einen zusätzlichen Indi-
vidualraum. Das Erschließen der Wohnung
über einen Flur ermöglicht einen direkten,
ungestörten Zugang zum Individualraum.
Der Sanitärbereich ist dem Individual-
raum zugeordnet. Beide Räume sind vom
kommunikativen Bereich der Wohnung
zusätzlich durch einen Mauervorsprung im

66
Bewohneranzahl

[019]
Egon Eiermann
Bartningallee
Berlin (DE)

Wohnfläche
49,3 m²

Außenraum
6,4 m²

Individualräume
1

Orientierung
II

67
Grundriss

[020]
Kuhn Fischer Partner
Architekten
Widenstraße
Oberwil-Zug (CH)

Wohnfläche
76,0 m²

Außenraum
7,1 m²

Individualräume
2

Orientierung
II

68
Bewohneranzahl

Drei und mehr Bewohner

Die Zahl der Drei- und Mehrpersonenhaus- die Sanitärbereiche vis- -vis über den Flur
halte ging in den letzten zehn Jahren stetig zugeordnet. Der kompakte Flur erschließt
zurück. Dies hat, wie schon angedeutet, neben den Individualräumen den Wohn-
mit unterschiedlichen Faktoren zu tun: und Essraum mit angeschlossenem Koch-
eine alternde Gesellschaft sowie individu- bereich.
elle Wohnvorstellungen unterschiedlicher
Generationen finden im seltensten Fall noch Brendeland Kristoffersen gliedern in
im Modell von Mehrgenerationenhaushal- Trondheim [022] die 116 m² große Wohnung
ten ihre Wohnwünsche repräsentiert. Das in zwei Zonen: An einer kommunikativen
Wissen um einen effizienteren Umgang Spur mit zwei Sanitärräumen reihen sich
mit Energie, Ressourcen und zuletzt auch fünf Individualzimmer. Die Sanitärräume zo-
Fläche in Mehrpersonenhaushalten sollte nieren den langen Kommunikationsbereich
allerdings angemessen in der eigenen zusätzlich und bieten darüber verschiedenen
Entwurfsarbeit Berücksichtigung finden. Die Nutzungen Raum. Die interne Erschließung
durchschnittliche Wohnfläche von Haushal- der Geschosswohnung erfolgt über den
ten ab drei Personen liegt heute bei 28,5 m² kommunikativen Bereich, was neben den
je Person. Ab drei Nutzern reduziert damit flächenoptimierten Individualräumen, mit
eine gemeinsame Nutzung des Koch-, Ess-, im Durchschnitt 8,5 m² Wohnfläche, zu dem
Wohn- und Sanitärbereichs sowie der Er- geringen Flächenverbrauch von 25 m² je
schließungs- und Lagerflächen den Flächen- Person führt.
verbrauch je Person um durchschnittlich
rund ein Drittel. Ab drei Individualräumen Im Studentenwohnheim Casa dell`Acca-
ist zudem eine Anzahl erreicht, die einen demia in Mendrisio [023] teilen sich vier
seriellen Umgang im Entwurf mit dem not- Bewohner einen rund 40 m² großen Bereich
wendigen Individualraumangebot erlaubt. zum gemeinsamen Kochen, Essen und Ent-
Die folgende Auswahl beschränkt sich hier spannen. Über diesen gemeinsamen Raum
auf „gemäßigte“ Referenzbeispiele, die auf wird die Wohngemeinschaft gleichzeitig zen-
einem stimmigen Verhältnis von kommuni- tral erschlossen. Die zwei Sanitärbereiche,
kativer zu individueller Fläche basieren. jeweils zwischen Gemeinschaftsfläche und
Individualräumen angeordnet, werden von
Auf 87 m² schlagen Baumschlager Eberle je zwei Studierenden aus ihren Individual-
in Dornbirn [021] eine effiziente und gut räumen heraus genutzt. Die Individualräume
zonierte Grundrissstruktur vor, die von sind flächenoptimiert geplant und möbliert
maximal vier Bewohnern genutzt werden und entsprechen mit rund 11m² Wohnfläche
kann. Den drei Individualräumen werden der temporären Nutzungsdauer.

69
Grundriss

[021]
Baumschlager Eberle
Mozartstraße
Dornbirn (AT)

Wohnfläche
87,0 m²

Außenraum
0,0 m²

Individualräume
3

Orientierung
III

70
Bewohneranzahl

[022]
Brendeland
Kristoffersen
Strandveien
Trondheim (NO)

Wohnfläche
115,8 m²

Außenraum
0,0 m²

Individualräume
6

Orientierung
III

71
Grundriss

[023]
Könz Molo und Barchi
Architekten
Via Agostino Maspoli
Mendrisio (CH)

Wohnfläche
94,8 m²

Außenraum
27,9 m²

Individualräume
4

Orientierung
II

72
Wohnungsgröße

73
Kleinst-Wohnungen S 76
[024] Haack + Höpfner Architekten und
Horden Cherry Lee Architects
Grasmeierstraße, München (DE)
[025] Johannes Kaufmann
mobiler Standort

Standard-Wohnungen S, M, L
[026] Beyer + Dier Architekten 79
Kronprinz-Rupprecht-Straße,
Ingolstadt (DE)
[027] Fink + Jocher
Oheriedentrift/Feldbuschwende,
Hannover (DE)
[028] Miller Maranta
Gellertstraße, Basel (CH)

Luxus-Wohnungen L
[029] burkhalter sumi architekten 83
Wehrenbachhalde, Zürich (CH)
[030] Allmann Sattler Wappner Architekten
Georg-Kerschensteiner-Straße,
München (DE)
[031] Beyer - Schubert Architekten
Alice-und-Hella-Hirsch-Ring,
Berlin (DE)

74
Wohnungsgröße

Einleitung

Nicht nur im repräsentativen Sinne, sondern Entwicklung. Während des Wiederaufbaus


auch unter immobilienwirtschaftlichen nach dem Zweiten Weltkrieg stand zunächst
Gesichtspunkten ist die Größe das zentrale die Erfüllung des minimalen Wohnbedarfs
Merkmal einer Wohnung. Durch die un- im Vordergrund. Entsprechend waren die
mittelbare Verknüpfung der Verkaufs- und Wohnbauförderprogramme und -standards
Mietpreise mit der Wohnfläche werden die ausgelegt. Die daraus resultierenden
Wohnfläche und der Wert gleichgesetzt. Kenngrößen haben teilweise bis heute in
Damit wird die Wohnungsgröße meist als Form von noch gültigen Richtlinien und
das entscheidende Qualitätskriterium wahr- Vorschriften Einfluss auf den Wohnungs-
genommen, obwohl dieser Zusammenhang bau. Das Wohnen hat sich jedoch von einer
alles andere als zwingend ist. existentiellen Notwendigkeit zu einem
zentralen Konsumprodukt weiterentwickelt.
Verschiedene Ansätze der Definition der Etwa 30 % des Nettohaushaltseinkommens
Wohnungsgröße bieten sich an. Allgemein werden in dieses Produkt investiert. Dem
üblich ist die Definition über die Wohnflä- gegenüber stehen, wie schon erwähnt,
che, die nach der Wohnflächenverordnung zum Beispiel Nahrungsmittel oder der PKW,
(WoFlV) genau ermittelt werden kann. Eine die nur jeweils circa die Hälfte von diesem
weitere typische Definition der Wohnungs- Betrag beanspruchen.
größe findet über die Haushaltsgröße,
das heißt die Anzahl der Bewohner statt. Der durchschnittliche Flächenanspruch pro
Diese Angabe ist jedoch relativ unpräzise, Kopf in Deutschland betrug im Jahr 2007
da die tatsächliche Bewohnerzahl von der rund 43 m² mit einem anzunehmenden
geplanten häufig abweicht. Ähnliches gilt für Wachstum von circa 0,5 m² pro Jahr. Die
die am Wohnungsmarkt typische Einord- durchschnittliche Wohnungsgröße wird
nung über die Anzahl der Räume oder Zim- derzeit mit circa 87 m² angegeben.
mer. Aussagen wie „2,5-Zimmer-Wohnung“
verraten nur wenig über die tatsächliche In den Beispielen soll das Spektrum von
Wohnungsgröße oder deren Funktionalität. der Kleinstwohnung über die gemäßigten
In der Summe entwickeln diese Informati- Standardwohnungsgrößen bis hin zum Lu-
onen jedoch eine erste Vorstellung von der xuswohnen dargestellt werden. Interessant
Wohnung. zu beobachten ist dabei, worin genau der
Mehrwert bei zunehmender Größe besteht,
Die Thematik der Wohnungsgröße und des wenn man die unterschiedlichen Ausbau-
Wohnungsbauentwurfs steht in engem qualitäten zunächst einmal ausblendet.
Zusammenhang mit seiner historischen

75
Grundriss

Kleinst-Wohnungen S

Ein besonderes, gerade im akademischen multifunktionale Einrichtung verschiedenste


Kontext sehr beliebtes Feld der Auseinan- Nutzungskonstellationen inklusive dem Auf-
dersetzung im Wohnungsbau ist die Kleinst- enthalt von mehreren Gästen möglich. Die
wohnung. Spätestens seit dem CIAM-Kon- einzelnen Würfel können zu verschiedenen
gress von 1930, der sich mit der Frage nach städtebaulichen Konstellationen angeordnet
der „Wohnung für das Existenzminimum“ und gestapelt werden.
auseinandersetzte, gehört die auf das We-
sentlichste reduzierte Wohnform zu einem Das Projekt von Johannes Kaufmann [025]
wichtigen Aufgabenfeld der Architekten. setzt sich mit der Frage von Mobilität und
Der heutige Bedarf an dieser Wohnform Größe auseinander, indem es eine Minimal-
besteht entweder aus einem experimentel- wohneinheit konzipiert, die im Transport-
len Interesse oder der Einsatzmöglichkeit zustand kompakt ist und im Wohnzustand
für verschiedene Krisengebiete. Durch durch das streichholzschachtelartige Her-
die Notwendigkeit der Verdichtung der ausziehen eines Raumteils auf die doppelte
einzelnen Wohnfunktionen auf minimalem Größe erweitert werden kann.
Raum ist die entwerferische Auseinander-
setzung immer auch stark von konstruktiven
Aspekten geprägt. Die Mehrfachnutzung
der Räume beziehungsweise des einzigen
Raums für die unterschiedlichen Wohnfunk-
tionen wie zum Beispiel Schlafen, Kochen
oder Arbeiten wird meist über multifunk-
tionale Einbauten erreicht. Das Spektrum
der Ansätze reicht von einfachsten Bauten
aus Papierwerkstoffen bis hin zu hochinte-
grierten technischen Lösungen. Bei der
Entwicklung dieser Wohnungstypen sind
neben der reinen Konstruktion die Themen
der Vorfertigung, Logistik und Mobilität von
zentraler Bedeutung.

Eines der jüngsten Projekte in diesem


Themenfeld sind die O2-Studentenwohn-
häuser [024] in München. In einem Würfel
mit 2,65 m Kantenlänge werden durch die

76
Wohnungsgröße

[024]
Haack + Höpfner Archi-
tekten und Horden Cherry
Lee Architects
Grasmeierstraße
München (DE)

Wohnfläche
5,7 m²

Außenraum
0,0 m²

Individualräume
1

Orientierung
IV

77
Grundriss

[025]
Johannes Kaufmann
mobiler Standort

Wohnfläche
17,0 m²

Außenraum
0,0 m²

Individualräume
1

Orientierung
Ill

78
Wohnungsgröße

Standard-Wohnungen S, M, L

Das statistische Bundesamt ermittelt in Wohnung im Projekt von Beyer + Dier Archi-
regelmäßigen Abständen die Wohnsituation tekten [026] um 15 m² kleiner und organi-
in Deutschland. Die Gruppe der Einperso- siert dennoch sämtliche Wohnfunktionen
nenhaushalte ist mittlerweile mit 39 % am zu einer großzügigen und klar gegliederten
stärksten ausgeprägt. Mit circa 68,5 m² Flä- Wohnung.
chenverbrauch liegt diese Haushaltsgröße
um mehr als 50% über dem durchschnitt- Die Wohnung [027] im Projekt von
lichen Wohnflächenverbrauch, der bei rund Fink + Jocher in Hannover zeichnet sich
43 m² liegt. Die Zweipersonenhaushalte ebenfalls durch eine kompakte Organisation
haben einen Anteil von derzeit 34 % am der Wohnfunktionen für einen Zwei- bis
Wohnungsmarkt und beanspruchen eine Dreipersonenhaushalt aus. Die Wohnung
durchschnittliche Wohnfläche von circa liegt mit 75 m² knapp 20 m² unter dem
94 m². Die Haushalte mit drei und mehr statistischen Durchschnitt in dieser Kate-
Personen haben einen Anteil von 27 % bei gorie.
einer durchschnittlichen Größe von circa
107 m² (3 Personen). Verschiedene Faktoren Die Wohnung im Schwarzpark-Projekt
erklären den relativ hohen Flächenverbrauch [028] von Miller Maranta in Basel ist
der Einzelhaushalte. In den seltensten mit 125 m² ein typischer Vertreter für eine
Fällen wird der Wohnflächenbedarf bei große Standard-Wohnung. Der Grundriss
einer Verringerung der Haushaltsgröße ist um eine zentrale Diele mit eingestellter
angepasst. Die Single-Haushalte sind relativ Sanitär- und Abstelleinheit organisiert. Drei
finanzkräftig und leisten sich bewusst die vollwertige Individualräume bieten Rück-
größere Wohnfläche. Der Wohnungsmarkt zugsmöglichkeiten für die Bewohner. Der
bietet zudem nicht ausreichend kleine gemeinschaftliche Bereich ist ebenfalls
und gleichzeitig hochwertige Wohnungen. großzügig bemessen und klar gegliedert, so
Ein weiteres Argument ist ein Mindestflä- dass auch in diesem individuelle Beschäfti-
chenbedarf, der vor allen Dingen über die gung möglich wird.
dienenden Funktionen generiert wird. Als
Beispiel dienen drei Projekte, bei denen
der bewusste Umgang mit dem Flächen-
verbrauch innerhalb der Dimensionen von
Standardwohnungen gut nachvollziehbar ist.

Entgegen der erwähnten Durchschnitts-


größe für Einpersonenhaushalte ist die

79
Grundriss

[026]
Beyer + Dier Architekten
Kronprinz-Rupprecht-
Straße
Ingolstadt (DE)

Wohnfläche
52,5 m²

Außenraum
8,3 m²

Individualräume
1

Orientierung
Il

80
Wohnungsgröße

[027]
Fink + Jocher
Oheriedentrift/Feldbusch-
wende
Hannover (DE)

Wohnfläche
70,0 m²

Außenraum
10,0 m²

Individualräume
3

Orientierung
II

81
Grundriss

[028]
Miller Maranta
Gellertstraße
Basel (CH)

Wohnfläche
125,0 m²

Außenraum
17,0 m²

Individualräume
4

Orientierung
Ill

82
Wohnungsgröße

Luxus-Wohnungen L

Wie eingangs beschrieben, hat sich das richtungen stellen jedoch das eigentliche
Wohnen von einer zwingenden Notwendig- Luxusmerkmal dar.
keit zu einem Konsumprodukt gewandelt.
Der Typ des Einfamilienhauses repräsen- Das Projekt der Architekten Allmann Sattler
tiert dies in besonderer Weise. Dabei ist es Wappner aus München [030] wurde als
jedoch erstaunlich, dass im bundesweiten „Haus der Zukunft“ konzipiert. Die Idee be-
Durchschnitt die Wohnfläche der Einfamili- steht in der konsequenten Berücksichtigung
enhäuser lediglich bei 135 m² liegt und dies des zunehmenden Anspruchs nach Individu-
etwa einer typischen Vierpersonenwohnung alität. Jedem Bewohner wird im Erdge-
entspricht und noch nicht als Luxuswohnen schoss ein vollständiges Kleinappartement
bezeichnet werden kann. Luxuswohnen als Individualraum angeboten. Die großzü-
beginnt erst oberhalb der Grenzen, die über gigen Gemeinschaftsräume befinden sich
die Multiplikation des Flächenanspruchs im darüberliegenden Geschoss und werden
mit der Nutzeranzahl entstehen. Dieses zusätzlich über die Terrassen erweitert.
Segment wird jedoch nicht nur im Typus
der freistehenden Villa angeboten, sondern Bei dem städtischen Reihenhaus von
gerade in den großen Ballungsräumen ist Beyer-Schubert Architekten [031] in Berlin
ein enormer Bedarf an überdurchschnittlich erstreckt sich die Wohnung über vier Ge-
großen, innerstädtischen Wohnungen zu schosse und eine großzügige Dachterrasse.
verzeichnen. Wohnungsgröße wird hier als Der Luxusaspekt wird durch den offenen
direktes Qualitätsmerkmal zu Repräsen- Grundriss und die Ateliernutzung deutlich.
tationszwecken vermarktet. Wesentliche Obwohl eine Wohnfläche von 230 m² zur
Eigenschaft der Wohnungen ist dabei nicht Verfügung steht, ist nur eine geringe Be-
die Erhöhung der Anzahl der Individualräu- wohneranzahl vorgesehen.
me, sondern die großzüge Ausweitung der
kommunikativen Flächen.

Bei der Attikawohnung am Zürichsee [029]


der Architekten burkhalter sumi wird das of-
fene und allseitige Wohnen geradezu insze-
niert. Die großzügigen Individualräume sind
lediglich über Schiebewände abgetrennt,
der Sanitärbereich ist offen integriert. Vier
großzügige Terrassen in allen Himmels-

83
Grundriss

[029]
burkhalter sumi
architekten
Wehrenbachhalde
Zürich (CH)

Wohnfläche
221,4 m²

Außenraum
134,5 m²

Individualräume
2

Orientierung
IV

84
Wohnungsgröße

[030]
Allmann Sattler Wappner
Architekten
Georg-Kerschensteiner-
Straße
München (DE)

Wohnfläche
219,3 m²

Außenraum
130,1 m²

Individualräume
6

Orientierung
IV

85
Grundriss

[031]
Beyer - Schubert Architekten
Alice-und-Hella-Hirsch Ring
Berlin (DE)

Wohnfläche
221,0 m²

Außenraum
47,8 m²

Individualräume
3

Orientierung
Il

86
Veränderbarkeit

87
Nutzungsneutralität 90
[032] Baumschlager Eberle
Waldburgstraße, Nüziders (AT)
[033] Hasler Schlatter Partner
Trichtenhausenstraße, Zürich (CH)
[034] Helmut Wimmer
Grieshofgasse, Wien (AT)

Grundrissvariabilität 94
[035] Michael Alder
Störzbachstraße, Stuttgart (DE)
[036] HPP Hentrich-Petschnigg Partner
Pfeffingerstraße, Leipzig (DE)
[037] Walter Stamm-Teske,
Schettler Wittenberg
Lessingstraße, Weimar (DE)

Grundrissflexibilität 98
[038] ADP Architekten
Hellmutstraße, Zürich (CH)
[039] Michael Alder
Friedhofweg, Riehen (CH)

88
Veränderbarkeit

Einleitung

Der Entwurf von nachhaltig nutzbaren Die Auseinandersetzung mit dem Thema Ver-
Wohngrundrissen ist eine besondere He- änderbarkeit meint nun allerdings nicht, dass
rausforderung für den Entwerfer. Dabei geht jede Wohnung ein „Alleskönner“ sein muss,
es nicht nur um das Erfüllen der Wohnbe- der nach dem Single-Dasein Platz für heran-
dürfnisse eines Nutzers über einen längeren wachsende Kinder bietet und im Anschluss
Zeitraum – immerhin wird in einer Mietwoh- die Abtrennung eines separaten Apparte-
nung in Deutschland durchschnittlich zwölf ments für Service und Pflege gestattet. An-
Jahre lang gewohnt –, sondern auch um passungsfähigkeit kann hier nur auf der Basis
eine stabile, langfristige Vermarktbarkeit des von festgelegten Rahmenbedingungen, zum
Wohnraums selbst. Die Auseinandersetzung Beispiel gleichbleibender Wohnungsgröße,
mit dem Zweitnutzer ist also ebenso rele- geplant werden. Ein differenziertes Angebot
vant wie das Wissen um die sich ändernden am Wohnungs- und Immobilienmarkt bedient
Ansprüche durch ein und denselben darüber hinaus umfangreich sich ändernde
Bewohner. Ein nachhaltiger Entwurfsansatz Rahmenbedingungen.
ist dabei ebenso entscheidend für den
individuellen Eigentumserwerb wie für die Nachhaltig nutzbare Grundrisse, die nicht
Schaffung von Wohnraum durch private und nur den aktuellen Bedürfnissen ihrer Be-
öffentliche Wohnversorger. In beiden Fällen wohner entsprechen, sondern gleichzeitig
mindert das Nachdenken über die Veränder- langfristig nachgefragt werden, können auf
barkeit des Grundrisses und eine mögliche drei unterschiedlichen Entwurfsansätzen
Nachnutzung das Investitionsrisiko. basieren. Zum einen kann eine nutzungsneu-
trale Grundrisskonzeption unterschiedlichen
Dieses Risiko ist im Laufe der letzten Nutzungsszenarien gerecht werden, zum
Jahrzehnte im Zuge der gesellschaftlichen anderen ermöglicht eine geplante baulich-
Individualisierung gewachsen. Dem Modell räumliche Variabilität eine Veränderung der
„Familie mit leiblichen Kindern“ steht heute Raumstruktur selbst. Ein dritter Ansatz
eine große Zahl anderer Lebensmodelle bezieht sich auf die äußere Flexibilität von
gegenüber. Die daraus resultierende plurali- Wohneinheiten; im Sinne von wachsenden
sierte Wohnraumnachfrage entsteht jedoch und schrumpfenden Wohnungen wird dabei
nicht nur durch unterschiedliche Lebens- die eigene Wohnfläche effektiv verändert.
formen, sondern wird von einer zusätzlichen Alle drei Entwurfsvarianten basieren auf
Vielfalt an nutzerspezifischen Faktoren einer Grundstruktur, deren Veränderbarkeit
verursacht, die zu einer unpräzisen und vor geplant wird und die durch den Nutzer und
allem nicht vergleichbaren Kategorisierung dessen Wohnverständnis individuell interpre-
führen. tiert werden kann.

89
Grundriss

Nutzungsneutralität

Mit nutzungsneutralen Grundrissen wird Bedarf für zusätzliche Arbeits-, Gäste- oder
nicht nur auf pluralistische Nachfragen Hobbyfläche vorstellbar. Das Projekt [032] in
am Wohnungsmarkt reagiert, sondern ein Nüziders von Baumschlager Eberle basiert
zweiter wesentlicher Aspekt entscheidend auf dieser Grundüberlegung. Die Individu-
berücksichtigt: Wohnen ist keine Moment- alräume sind zusätzlich zum individuellen
aufnahme und eine Wohnung keine gebaute Zugang vom Flur durch eine innere, an
Bestandsaufnahme einer Lebensphase. Im der Fassade angeordnete Erschließungs-
Lebenszyklus einer Wohnung ändern sich spur mit Schiebetüren verbunden, die ein
zum Teil mehrfach die Bedürfnisse ihrer Be- stufenweises Zuschalten der Räume zum
wohner. Eine zusätzliche Herausforderung kommunikativen Bereich der Wohnung
stellt die Nachnutzung beziehungsweise ermöglichen.
Zweitnutzung dar. Das Angebot folgt dabei
der Auffassung, dass in ihrer Größe neutrale Jeweils zwei gleichwertige Individualräume
Raumangebote unterschiedliche Nutzungs- umschließen den kommunikativen Bereich
szenarien eher bedienen als in Größe und der Geschosswohnungen am Steinacker in
Funktionsanordnung spezifische und hierar- Zürich [033] von Hasler Schlatter Partner.
chisierte Raumkonzepte. Das Spektrum von Beide Raumpaare werden über einen Flur
nutzungsneutralen Grundrissen reicht von erschlossen, an dem jeweils auch ein Sa-
gleichwertigen Individualräumen, die eine nitärbereich angeordnet ist. Zusätzlich zum
Mindestmöblierbarkeit für verschiedene großzügigen Außenraum am Wohn- und
Nutzungen zulassen, über eine gleichwer- Essbereich wird den vier Individualräumen
tige Raumstruktur aller Wohnfunktionen bis jeweils ein schmaler Austritt zugeordnet.
zum Ein-Raum-Grundriss, der durch eine Die Grundrissanordnung ermöglicht zum
variabel nutzbare Möblierung alle Wohnfunk- Beispiel eine Nutzung der Räume im Süd-
tionen parallel oder nacheinander im selben osten als Arbeitsbereich, der auch den
Raum aufnimmt. Empfang von Kunden gestattet.

Unterschiedlichen Wohnbedürfnissen soll Die Geschosswohnungen in der Grieshof-


durch gleichwertige, eventuell mehrfach gasse in Wien [034] von Helmut Wimmer
zugängliche Räume entsprochen werden. bestehen aus vier gleichwertigen Räumen,
So ist zum Beispiel bei drei gleich großen die durch Schiebewände voneinander ge-
Individualräumen und entsprechender trennt werden können. Ein zentraler Zugang
Zonierung des Gesamtgrundrisses eine Nut- sowie die mittig angeordnete Erschlie-
zung durch eine Familie mit zwei Kindern, ßungszone gestatten, bis auf die fixierte
durch eine Wohngemeinschaft von drei Badzelle, jeweils eine freie Anordnung der
Personen oder durch zwei Bewohner mit Wohnfunktion durch den Nutzer.

90
Veränderbarkeit

[032]
Baumschlager Eberle
Waldburgstraße
Nüziders (AT)

Wohnfläche
120,1 m²

Außenraum
17,5 m²

Individualräume
3

Orientierung
II

91
Grundriss

[033]
Hasler Schlatter Partner
Trichtenhausenstraße
Zürich (CH)

Wohnfläche
133,2 m²

Außenraum
24,6 m²

Individualräume
4

Orientierung
II

92
Veränderbarkeit

[034]
Helmut Wimmer
Grieshofgasse
Wien (AT)

Wohnfläche
90,2 m²

Außenraum
0,0 m²

Individualräume
1-3

Orientierung
II

93
Grundriss

Grundrissvariabilität

Variabilität des Grundrisses meint die garantieren jedem der vier Räume einen
Anpassung einer Raumstruktur an geän- individuellen Außenbereich. Das Projekt
derte Nutzerbedürfnisse durch das freie zeichnet sich durch einen hohen Grad an
Verändern von Wandpositionen. Ausgangs- Grundrissvariabilität aus, der verschie-
punkt dieser Anpassungsfähigkeit ist die densten Wohnformen entsprechen kann.
Trennung von Tragwerk und Ausbaustruktur
des Projekts. Die Entwicklung von Flachde- Lediglich der mittige Kern mit Sanitär- und
cken aus Stahlbeton, die durch regelmäßig Abstellfunktion sowie der Küchenanschluss
angeordnete Stützen und aussteifende wurden in den Geschosswohnungen in
Kerne eine freie und von der Statik unabhän- Leipzig von HPP Hentrich-Petschnigg
gige Raumkonfiguration ermöglichen, ist Partner [036] fest eingebaut. Sämtliche
seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts eine Innenwände können ansonsten durch den
gängige Bauweise (plan libre). Neben dieser Nutzer frei positioniert werden, wodurch
statischen Unabhängigkeit bedarf es eines sowohl ein offener Allraum als auch bis zu
sinnvollen Erschließungssystems, damit alle sechs kleine Zimmer in der 98 m² groß-
Wohnfunktionen in sämtlichen Grundriss- en Wohnung möglich werden. Mögliche
konstellationen zugänglich sind. Die zum Teil Wandachsen sind über drei Anschlussmög-
umfangreichen baulichen Eingriffe führen lichkeiten von Trennwänden entlang der
häufig dazu, dass Grundrissvariabilität zum Fensterfronten vordefiniert.
reinen Verkaufsargument verkommt, das
dem Erstnutzer eine flexible, langfristig Auch in den Wohnungen der Siedlung
sichere Investition vorhält. Der Umbau der Lessingstraße in Weimar [037] können
Struktur findet, wenn überhaupt, in der zwischen fixen Betonschotten Trennwän-
Praxis häufig lediglich einmal statt und zwar de variabel, je nach Nutzerbedarf, gesetzt
zu Beginn der Nutzung. werden. Mit einer minimalen Raumauf-
teilung von drei beziehungsweise einer
Ausgangspunkt des Entwurfs von Michael maximalen Unterteilung von neun Räumen
Alder [035], der als experimenteller Woh- weist die 120 m² große Wohnung eine hohe
nungsbau im Zuge der IGA ‘93 in Stuttgart Leistungsfähigkeit auf. Die Lage der Treppe
entstand, war das Trennen beziehungsweise sowie ein obligatorischer zweiter Zugang
Zusammenlegen von Räumen. Die zwei bei jeder Wohneinheit ermöglichen zudem
angebotenen Räume können dabei aufgrund eine spätere Trennung von Erdgeschoss und
ihrer jeweils zwei Zugänge in bis zu vier Obergeschoss in zwei separate Wohnein-
Räume unterteilt werden. Die an beiden heiten.
Belichtungsseiten vorgelagerten Loggien

94
Veränderbarkeit

[035]
Michael Alder
Störzbachstraße
Stuttgart (DE)

Wohnfläche
79,6 m²

Außenraum
25,2 m²

Individualräume
1-2

Orientierung
II

95
Grundriss

[036]
HPP Hentrich-Petschnigg
Partner
Pfeffingerstraße
Leipzig (DE)

Wohnfläche
97,8 m²

Außenraum
0,0 m²

Individualräume
1-3

Orientierung
III

96
Veränderbarkeit

[037]
Walter Stamm-Teske,
Schettler Wittenberg
Lessingstraße
Weimar (DE)

Wohnfläche
119,6 m²

Außenraum
12,0 m²

Individualräume
3-6

Orientierung
II

97
Grundriss

Grundrissflexibilität

Grundrissflexibilität meint die Erweiterung Bei der dreigeschossigen Wohneinheit


oder Verringerung der Wohnfläche durch Zu- in der Siedlung Vogelbach [039] entsteht
sammenlegung, Zuschalten, Anbauen oder Grundrissflexibilität durch einen zweiten
Abtrennen von Räumen oder Gebäudetei- Zugang zur Wohneinheit im 2. Oberge-
len. Die Grundrisse beziehen ihre Anpass- schoss. Dadurch können die Räume dieses
barkeit also aus dem effektiven Zuschalten Geschosses abgetrennt und separat
beziehungsweise Verzicht von Raum und genutzt werden. Der Eingriff bedeutet bei
Fläche. Zumindest im verdichteten Woh- vollständiger Trennung der beiden unteren
nungsbau fordert diese Veränderung immer Geschosse vom obersten Geschoss aller-
Interaktion. Auf Kosten der einen kann dings den Rückbau der Treppe sowie den
eine andere Wohneinheit vergrößert oder nachträglichen Verschluss der Decken-
verkleinert werden. Dabei reichen nicht nur ebene. Auch ohne diese Maßnahme
eingeplante bauliche Sollbruchstellen in der bietet der Grundriss durch gleichwertige,
Gebäudestruktur, sondern es bedarf einer nutzungsneutrale Räume sowie den zwei-
kontinuierlichen Nutzerkoordination. Grund- ten möglichen Zugang ein hohes Maß an
rissflexibilität zeichnet sich im Unterschied Nutzungsflexibilität.
zur Grundrissvariabilität, das heißt dem Ver-
setzen von Trennwänden oder dem Öffnen
beziehungsweise Schließen verschiebbarer
Elemente, durch langfristige Veränderungs-
intervalle aus.

Unter einer aktiven Einbeziehung der


Bewohner in die Projektplanung realisierten
ADP Architekten in Zürich [038] das Projekt
Hellmutstraße. Die Wohnungen basieren
auf einer klaren Schichtung von Außenraum,
Zimmerschicht mit zwei Erschließungs-
spuren, dienender Schicht, Erschließungs-
und Kochschicht sowie einer weiteren
Zimmerschicht mit separatem Zugang.
Diese Gliederung ermöglicht durch Öffnen
oder Trennen der Individualraumfolge ein
variables System aus unterschiedlichen
Wohnungsgrößen.

98
Veränderbarkeit

[038]
ADP Architekten
Hellmutstraße
Zürich (CH)

Wohnfläche
44,9 - 225,7 m²

Außenraum
4,7 m² - 45,0 m²

Individualräume
1-4

Orientierung
II

99
Grundriss

[039]
Michael Alder
Friedhofweg
Riehen (CH)

Wohnfläche
39,6 - 119,2 m²

Außenraum
0,0 m²

Individualräume
2-4

Orientierung
II

100
Orientierung

101
Vierseitige Orientierung 104 Sonderformen Orientierung 121
[040] Bauart Architekten und Planer [053] Herzog de Meuron
mobiler Standort Schützenmattstraße, Basel (CH)
[041] Ryue Nishizawa [054] Walter Stelzhammer
Ota Ku, Tokyo (JP) Ziedlergasse, Wien (AT)
[042] aveer de Geyter [055] MVRDV
Chassé Singel, Breda (NL) Bottgerwater, Den Haag (NL)

Dreiseitige Orientierung 108


[043] Daniele Marques
Dreilindenstraße, Luzern (CH)
[044] pool Architekten
Leimbachstraße, Zürich (CH)
[045] Thomas Müller Ivan Reimann Architekten
Reichenbachstraße, Dresden (DE)

Zweiseitige Orientierung 112


[046] Norbert Post - Hartmut Welters Architekten
Westender Weg, Herdecke (DE)
[047] Delugan Meissl Associated Architects
Wimbergergasse, Wien (AT)
[048] burkhalter sumi architekten
Burgmattstraße, Laufenburg (CH)
[049] Fink + Jocher
Hans-Guggenmoser-Straße, Weilheim (DE)

Einseitige Orientierung 117


[050] Johannes Kaufmann
Brugg, Bezau (AT)
[051] Francis Soler
Cité Saint Chaumont, Paris (FR)
[052] Herzog de Meuron
Hebelstraße, Basel (CH)

102
Orientierung

Einleitung

Die Wohnungsorientierung wird häufig der Gebäude selbst. Gleichzeitg kann im


im Zuge der städtebaulichen Konzeption seltensten Fall im städtischen Kontext von
eines Projekts festgelegt. In deren Ergebnis einer idealen Orientierung der zu planenden
stehen sowohl die Gebäudestruktur als Wohngebäude ausgegangen werden.
auch die Gebäudeausrichtung fest. Das
Wissen um die direkte Abhängigkeit der Sowohl die Gebäude- beziehungsweise
Orientierung und Gebäude- beziehungswei- Wohnungstiefe als auch die grundlegende
se Wohnungstiefe und damit auf einzelne Disposition der Wohnfunktionen im Grund-
Grundrissentscheidungen hat also bereits riss basieren zu einem entscheidenden Teil
einen nicht zu vernachlässigenden Anteil im auf dem Orientierungsaspekt und der An-
städtebaulichen Entwurfsprozess. Mit dem zahl der Belichtungsseiten. In der Moderne,
Grundrissaspekt Orientierung ist jedoch die die Standards des Massenwohnungs-
nicht nur eine ausreichende Versorgung baus mit ausreichend Licht, Luft und Sonne
aller Wohnräume mit Tageslicht, sondern definierte, wurde das Raumprogramm
auch der sorgfältig geplante Bezug zum eindeutig Himmelsrichtungen zugeordnet.
Außenraum, im Sinne des Ausblicks und Tag- und Nachtbereich und damit monofunk-
des Einblicks, gemeint. Mit der Fassaden- tionale Räume zum Wohnen und Schlafen
planung findet also die Auseinandersetzung wurden definiert. Heute ist die Nutzung
des Entwurfs mit dem Übergang zwischen der Räume multifunktionaler, nach wie
Privatheit der Wohnung zur Öffentlichkeit vor müssen sie aber überlegt angeordnet
davor und umgekehrt statt. Die Anzahl, werden. So ist es zum Beispiel angebracht,
Größe und Lage der Öffnungen hat damit kommunikative Bereiche aufgrund ihrer in-
nicht nur den Zweck der ausreichenden tensiveren Tages- und Abendnutzung wenn
Belichtung, sondern beeinflusst die Art des möglich nach Südwesten zu orientieren.
Wohnens zu einem wesentlichen Teil. Auch
eine Inszenierung des Lichteinfalls und Das Kapitel gliedert sich in fünf mögliche
daraus resultierenden Schattenspiels kann Orientierungsvarianten: Begonnen bei der
zum Entwurfsgegenstand werden. Gleich- vierseitigen Orientierung werden bis zur
zeitig spielen die Themenfelder der Lüftung, einseitig orientierten Wohnung die unter-
des Schallschutzes sowie des Sonnen- und schiedliche Anzahl der Belichtungsseiten
Wärmeschutzes eine Rolle in der Auseinan- und die daraus resultierenden Grundriss-
dersetzung mit dem Themenfeld Orientie- abhängigkeiten dargestellt. Ein weiteres
rung. Gerade Ressourcen sparende Ener- Kapitel betrachtet neben der Orientierung
giestandards für Gebäude beruhen immer von Wohnraum nach „außen“ verschiedene
auch auf einer entsprechenden Ausrichtung Sonderbelichtungsformen nach „innen“.

103
Grundriss

Vierseitige Orientierung

Die optimale Belichtung über vier Seiten ga- Die Öffnung im Obergeschoss entlang der
rantiert eine freie Grundrissgestaltung, ohne Treppe sorgt für einen zusätzlichen Lichtein-
dass eine bestimmte, zwingende Funktions- fall im Erdgeschoss.
anordnung im Grundriss entsteht. Allseitig
orientierte Grundrisse werden häufig in frei- Die vier Gebäudemodule von Ryue Nishiza-
stehenden Gebäuden, das heißt Einfamilien- wa in Tokyo [041], die als gestapelte Räume
häusern, oder im verdichteten Wohnungs- konzipiert wurden, reagieren mit groß-
bau als Penthouse beziehungsweise als flächigen Öffnungen in jedem Geschoss
gestapelte Wohneinheiten geplant. Dabei unterschiedlich auf den städtischen Kontext.
bietet die allseitige Orientierung die Chance, Lediglich die Treppe sowie im Erdgeschoss
alle Bereiche natürlich zu belichten, auch die ein Sanitär- und Abstellbereich gliedern die
häufig im Kern angeordneten dienenden Sa- ansonsten freien Geschossebenen, die
nitärfunktionen können hier an die Fassade jeweils eine Wohnfunktion aufnehmen.
rücken. Der Erschließungsaufwand im ver-
dichteten Wohnungsbau mit einer Wohnung aveer de Geyter organisiert die großzü-
je Geschoss ist dabei allerdings extrem gige Geschosswohnung in Breda [042] um
hoch. Daher werden Wohnungen mit allsei- einen zentralen Erschließungskern aus Lift
tiger Orientierung vorwiegend im Luxusseg- und Treppenraum. Die allseitig orientierte
ment umgesetzt und angeboten. Mit einem Wohnung mit einem hohen Öffnungsanteil
häufig hohen Öffnungsanteil und weniger ist in vier zimmertiefe Grundrissbereiche
massiven Außenwandflächen erfüllen diese unterteilt. Aufgrund der zwei geplanten
Wohnungstypen das vermarktungsrelevante Eingangstüren kann die Wohnung auch als
Qualitätskriterium nach lichtdurchfluteten Zweispänner organisiert werden. Bei der
Räumen. Gleichzeitig kann dieser Woh- Variante der Etagenwohnung wurden die
nungstyp nahezu Einfamilienhausqualitäten einzelnen Wohnfunktionen rotierend um den
im barrierefreien Geschosswohnungsbau Kern angeordnet. Lediglich im Bereich der
bieten und bedient damit individuelle Wohn- Sanitärräume musste dabei ein zusätzlicher
wünsche bis ins hohe Alter. Erschließungsflur angeordnet werden.

Das flächenoptimierte, zweigeschossige


Einfamilienhaus von Bauart [040] wird auf
beiden Geschossen durch wenige, großzü-
gige Öffnungen belichtet. Mit vier bewusst
gesetzten Fenstern orientiert sich die
Wohnung in alle vier Himmelsrichtungen.

104
Orientierung

[040]
Bauart Architekten
mobiler Standort

Wohnfläche
66,0 m²

Außenraum
0,0 m²

Individualräume
2

Orientierung
IV

105
Grundriss

[041]
Ryue Nishizawa
Ota Ku
Tokyo (JP)

Wohnfläche
77,5 m²

Außenraum
0,0 m²

Individualräume
3

Orientierung
IV

106
Orientierung

[042]
aveer de Geyter
Chassé Singel
Breda (NL)

Wohnfläche
298,8 m²

Außenraum
21,8 m²

Individualräume
3

Orientierung
IV

107
Grundriss

Dreiseitige Orientierung

Dreiseitig orientierte Wohngrundrisse sind 1. Obergeschoss wird diese Schicht bis an


häufig in Doppelhäusern oder als Kopf- die Fassade geführt und natürlich belichtet.
wohnungen von Wohnzeilen angewendete Die zweite Schicht wird über die Individual-
Wohnungstypen. Die Öffnungsmöglichkeit räume gebildet und öffnet sich von Osten
nach drei Seiten bietet dabei ähnliche Be- nach Westen in drei Himmelsrichtungen.
lichtungs- und Orientierungsqualitäten wie Sowohl die Souterrainräume als auch der
eine allseitig belichtete Wohnung. Wo im Sanitärbereich im Erdgeschoss sowie die
verdichteten Wohnungsbau der Wohnungs- Kochecke können dadurch von Süden natür-
eingang angeordnet ist, definieren Doppel- lich belichtet werden.
häuser ihre Brandwand und Abgrenzung
zum Nachbarn. Die Positionierung der In der Geschosswohnung von pool Archi-
Wohnfunktionen im Grundriss mit drei tekten [044] in Zürich wurden die Individual-
möglichen Belichtungsseiten bietet eine räume sowie der Sanitärbereich entlang der
Vielzahl von Lösungsmöglichkeiten, über Wohnungstrennwand angeordnet. Über die
klare Funktionsschichten bis zur Reihung Gebäudeseiten werden die Individualräume
der Wohnfunktionen entlang der Fassade, natürlich belichtet. Nach dem Betreten der
um jeden Bereich natürlich zu belichten. Wohnung durch die beschriebene Raum-
Gerade bei der Grundrissorganisation des schicht öffnet sich ein in drei Himmelsrich-
Doppelhauses ist oft die Verwandtschaft tungen orientierter kommunikativer Bereich.
zum Reihenhaus zu spüren, das um eine zu- Großzügige Verglasungen versorgen den
sätzliche Fassadenseite ergänzt wurde. Die langgestreckten Raum mit Tageslicht. Der
Öffnungen in der Längsseite der Gebäude private Außenraum setzt anschließend
lassen damit auch die natürliche Belichtung konsequent den kommunikativen Bereich
und Belüftung der Wohnfunktionen im Kern nach außen fort.
der Gebäude zu, wodurch im Unterschied
zum Reihenhaus tiefere Grundrisse möglich Auch im Lukasareal in Dresden von Thomas
werden. Müller und Ivan Reimann [045] wird die Ge-
schosswohnung zentral erschlossen.Über
Die Doppelhäuser von Daniele Marques die vorgeschaltete Diele gelangt man in alle
in Luzern [043] folgen einer klaren Grund- Räume. Die Küche sowie der Wohn- und
rissstruktur, die auf der Gliederung in zwei Essbereich orientieren sich zum privaten Au-
Längsschichten beruht. Die innere Schicht ßenraum in Richtung Westen. Die Individu-
nimmt dabei die längs liegende Treppe, den alräume sind nach Süden beziehungsweise
Eingangsbereich und die Verkehrsflächen nach Norden orientiert.
des Hauses auf. Im Souterrain und im

108
Orientierung

[043]
Daniele Marques
Dreilindenstraße
Luzern (CH)

Wohnfläche
183,5 m²

Außenraum
38,5 m²

Individualräume
4

Orientierung
III

109
Grundriss

[044]
pool Architekten
Leimbachstraße
Zürich (CH)

Wohnfläche
82,0 m²

Außenraum
34,0 m²

Individualräume
2

Orientierung
III

110
Orientierung

[045]
Thomas Müller Ivan
Reimann Architekten
Reichenbachstraße
Dresden (DE)

Wohnfläche
81,7 m²

Außenraum
19,8 m²

Individualräume
2

Orientierung
III

111
Grundriss

Zweiseitige Orientierung

Zweiseitig orientierte Wohnungen zählen im Das zweigeschossige, nord-süd-orientierte


Neubau auch aufgrund einer in der Regel Reihenhaus in Herdecke von Post und
wirtschaftlichen Erschließung zu den am Welters [046] wurde auf einer flächenopti-
häufigsten geplanten Wohnungstypen. Ne- mierten Grundfläche geplant und setzt sich
ben der Erschließung aus einem externen aus zwei unterschiedlich tiefen Raumschich-
Treppenhaus können sie auch am Lauben- ten zusammen. Der Wohn- / Essbereich, ein
gang angeordnet werden. Im Geschoss- Individualraum sowie der Sanitärbereich ori-
wohnungsbau werden die beiden Öffnungs- entieren sich nach Süden. Der Zugang und
seiten von Wohnungen sowohl übereck als Erschließungsbereich, die Küche sowie ein
auch vis- -vis angewendet. Stehen zwei weiterer Individualraum im Obergeschoss
Belichtungsseiten zur Verfügung, hat die je- sind nach Norden orientiert.
weilige Orientierung wesentlichen Einfluss
auf die Gebäudetiefe. Nord-süd-orientierte Die ost-west-orientierte Wohnung von
Wohnungen oder Gebäude haben aufgrund Delugan Meissl Associated Architects in
lediglich einer direkten Besonnungsseite Wien [047] wird durch eine mittig angeord-
meist eine geringere Gebäudetiefe (zwi- nete Servicezone, die den Sanitär- und Kü-
schen 7 m bis 10 m) als ost-west-orientierte. chenbereich aufnimmt, gegliedert. Die drei
Hier können über zwei gleichwertige Beson- Individualräume sind nach Osten, der Wohn-
nungsseiten die kommunikativen und indi- und Essbereich nach Westen orientiert.
viduellen Raumschichten zu beiden Seiten
angeordnet werden. Die Tiefe von ost-west- In Laufenburg entwickelten burkhalter sumi
orientierten Wohnungen liegt üblicherweise architekten [048] Geschosswohnungen, die
bei 10 m bis 14 m. Zweiseitig orientierte über einen kommunikativen Bereich, der die
Wohnungen bieten die Möglichkeit, einen gesamte Wohnungstiefe ausnutzt, erschlos-
offenen kommunikativen Bereich über die sen werden. Parallel dazu wurden zwei
gesamte Gebäudetiefe anzuordnen und Individualräume mit zwischengeschaltetem
diesen damit in zwei Himmelsrichtungen Sanitärbereich angeordnet.
zu orientieren. Die Alternative, das heißt
den individuellen Bereich und den kommu- In den Kopfwohnungen der Wohnanlage in
nikativen Bereich jeweils an einer Belich- Weilheim von Fink + Jocher [049] wird die
tungsseite anzuordnen, bietet dagegen den Übereck-Situation für eine zweiseitige Süd-
Raumsituationen nur eine Blickrichtung und Ost-Orientierung des kommunikativen Be-
Besonnungssituation. Gerade für nord-süd- reichs genutzt. Die Individualräume und der
orientierte Wohnungen stellt dies allerdings Kochbereich orientieren sich nach Osten,
eine geeignete Grundrissorganisation dar. der Sanitärbereich ist im Kern angeordnet.

112
Orientierung

[046]
Norbert Post - Hartmut
Welters Architekten
Westender Weg
Herdecke (DE)

Wohnfläche
76,0 m²

Außenraum
9,6 m²

Individualräume
2

Orientierung
II

113
Grundriss

[047]
Delugan Meissl
Associated Architects
Wimbergergasse
Wien (AT)

Wohnfläche
93,0 m²

Außenraum
14,0 m²

Individualräume
3

Orientierung
II

114
Orientierung

[048]
burkhalter sumi
architekten
Burgmattstraße
Laufenburg (CH)

Wohnfläche
59,0 m²

Außenraum
8,6 m²

Individualräume
2

Orientierung
II

115
Grundriss

[049]
Fink + Jocher
Hans-Guggenmoser-Straße
Weilheim (DE)

Wohnfläche
90,8 m²

Außenraum
10,9 m²

Individualräume
2

Orientierung
II

116
Orientierung

Einseitige Orientierung

Wohneinheiten an Brandwänden oder mit wohnheime, wird aus ökonomischen


kleiner Wohnfläche werden unter ökono- Gründen vorwiegend auf tiefe Wohnmodule
mischen Aspekten vorzugsweise als ein- zurückgegriffen, die über die kurze Seite
seitig orientierte Wohnungen geplant. Der belichtet sowie erschlossen werden.
gerichtete, einseitige Ausblick kann aber
auch für besonders prominente Lagen ge- In Paris konzipierte Francis Soler [051] zwei-
wünscht sein und entsprechend inszeniert geschossige, nach Nordwesten orientierte
werden. Die Tiefe einseitig orientierter Woh- Brandwandwohnungen. Die einläufige
nungen ist aufgrund der einen Öffnungs- Treppe ist entlang der Brandwand angeord-
seite stark eingeschränkt. Zur natürlich net. An sie grenzt eine Serviceschicht, die
belichteten Raumschicht kann maximal in den Koch- und Sanitärbereich mit der dafür
der unbelichteten Zone eine Erschließungs- notwendigen Installation aufnimmt und
beziehungsweise eine Servicespur aus sich zur kommunikativen beziehungsweise
dienenden Funktionen addiert werden, die Individualraumschicht öffnet.
gegebenenfalls über Oberlichter natür-
lich belichtet wird. Einseitig orientierte Auch die einseitig belichteten Geschoss-
Geschosswohnungen basieren daher in der wohnungen von Herzog de Meuron in
Regel auf langgestreckten Grundrissen, bei Basel [052] werden über einen an der
denen sich die Wohnfunktionen an der Fas- Brandwand angeordneten Erschließungsflur
sade aufreihen. Dem Problem der fehlenden organisiert. Alle Wohnfunktionen wurden
Querlüftungsmöglichkeit von einseitig ori- daran aufgereiht und sind zusätzlich durch
entierten Wohnungen kann, wenn möglich, eine Außenraumspur über die gesamte
über Oberlichter begegnet werden. Wohnungslänge an der Belichtungsseite
der Räume erneut verbunden. Ein zweiter
Die rund 27 m² großen Zimmerboxen des Zugang neben der Erschließung des Flurs
Hotel Extension in Bezau von Johannes aus dem Treppenraum führt am Ende des
Kaufmann [050] werden über einen Lau- Erschließungsraums in den halböffentlichen
bengang erschlossen und orientieren sich Hofbereich der Wohnanlage.
ausschließlich nach Westen. Sie folgen dem
klassischen Grundrisstyp des Hotelzimmers
mit innenliegendem Sanitärbereich an der
Zugangssituation und dem sich anschlie-
ßend öffnenden Raum zum Schlafen und
kurzfristigen Aufenthalt. Für temporäre
Wohnformen, wie Hotels und Studenten-

117
Grundriss

[050]
Johannes Kaufmann
Brugg
Bezau (AT)

Wohnfläche
26,6 m²

Außenraum
7,2 m²

Individualräume
1

Orientierung
I

118
Orientierung

[051]
Francis Soler
Cité Saint Chaumont
Paris (FR)

Wohnfläche
77,7 m²

Außenraum
0,0 m²

Individualräume
2

Orientierung
I

119
Grundriss

[052]
Herzog de Meuron
Hebelstraße
Basel (CH)

Wohnfläche
114,2 m²

Außenraum
12,5 m²

Individualräume
3

Orientierung
I

120
Orientierung

Sonderformen Orientierung

Gerade im innerstädtischen Wohnungsbau gruppieren sich um den Patio, in dem auch


mit teilweise schwierigen Belichtungssitua- ein kleiner privater Außenbereich angeord-
tionen ermöglichen erst zusätzliche Belich- net ist. Hinter der geschlossenen Außen-
tungsformen, wie zum Beispiel Patios oder wand an der Wohnungsrückseite ist die
Innenhöfe eine ausreichende Versorgung Fluchttreppe des Gebäudes angeordnet. Die
der Wohnungen mit Tageslicht. Tiefe Nord- Wohnungen selbst werden direkt über den
Süd-Grundrisse können so durch eine zwei- Aufzug erschlossen.
te Südfassade, die ein Patio generiert, gut
belichtet werden. Gleichzeitig entsteht ein Der heterogene und dichte Kontext der
introvertierter Außenraum, der gerade im Wohnarche in Wien von Walter Stelzham-
verdichteten Wohnungsbau ein wertvoller mer [054] führte zur Konzeption eines mehr-
Rückzugsraum abseits der pulsierenden geschossigen introvertierten Patiogebäudes.
Öffentlichkeit ist. Es gibt allerdings auch Die viergeschossigen Back-to-Back-Häuser
Situationen, in denen ausschließlich eine werden neben dem Patio zusätzlich einsei-
Belichtung über einen Innenhof möglich ist tig durch kleine Fenster beziehungsweise
beziehungsweise der Nutzerwunsch nach Austritte belichtet. Letztendlich übernimmt
einem introvertierten Wohnmodel existiert. der zentrale Patio mit einer Grundfläche von
Aus der frühen Geschichte sind Atrium- und 6 x 3 m die Hauptbelichtung der Wohnung.
Hofhäuser bekannte Wohntypologien, die Im 1. Obergeschoss wird der Wohnhof zum
den Innenhof als zentralen und wichtigsten introvertierten Außenbereich der Bewoh-
Wohnbereich ausbilden. Die bewusste Ab- ner. Die Dachterrasse im letzten Geschoss
grenzung der Öffentlichkeit und ausschließ- bietet dagegen einen öffentlicheren Bezug
liche Ausrichtung nach innen sollte dabei zum Quartier.
vor allem die Privatsphäre der Bewohner
schützen und reagierte auf die klimatischen Die zweigeschossigen Gebäude der
Bedingungen, entstand jedoch seltener aus Teppichsiedlung „Patio-Island“ von MVRDV
städtebaulichen Orientierungszwängen. im Vinex-Areal in Ypenburg [055] werden
ausschließlich über einen Patio belichtet.
Herzog de Meuron können die Geschoss- Die langgestreckten Wohneinheiten mit ei-
wohnungen in einer rund 25 m tiefen ner Tiefe von 5 m werden über den privaten
Baulücke in Basel [053] nur mithilfe eines Innenhof erschlossen. Entlang der nach
Patios im zentralen Wohnbereich ausrei- Südosten vollständig verglasten Fassade
chend belichten. Die zwei Individualräume sind alle Wohnfunktionen angeordnet. Im
orientieren sich zur Stadt in südwestlicher Obergeschoss ist zusätzlich jedem Indivi-
Richtung. Die kommunikativen Bereiche dualraum eine Dachterrasse zugeordnet.

121
Grundriss

[053]
Herzog de Meuron
Schützenmattstraße
Basel (CH)

Wohnfläche
115,2 m²

Außenraum
2,7 m²

Individualräume
2

Orientierung
I, Patio

122
Orientierung

[054]
Walter Stelzhammer
Ziedlergasse
Wien (AT)

Wohnfläche
162,6 m²

Außenraum
53,3 m²

Individualräume
3

Orientierung
I, Patio

123
Grundriss

[055]
MVRDV
Bottgerwater
Den Haag (NL)

Wohnfläche
144,4 m²

Außenraum
164,7 m²

Individualräume
4

Orientierung
Patio

124
Geschossigkeit

125
Eingeschossige Wohnungen 128
[056] Riegler Riewe
Bahnhofstraße, Graz (AT)
[057] BKK-3
Goldschlagstraße, Wien (AT)

Mehrgeschossige Wohnungen 131


[058] Bosch Architecten
Bezaanjachtplein, Amsterdam (NL)
[059] Joachim Wendt
Rückertstraße, Darmstadt (DE)
[060] Kazuyo Sejima
Kitagata, Gifu (JP)

126
Geschossigkeit

Einleitung

Neben der Größe sowie dem Zonierungstyp baulich wirksame Zonierung der Funkti-
spielen bei der Entscheidung für die Ge- onsbereiche. Der konstruktive Aufwand
schossigkeit einer Wohnung unter anderem von Niveauveränderungen in Geschoss-
die Gewichtung von Barrierefreiheit gegen- wohnungen wird dabei für das gesamte
über der Umsetzung vertikaler Raumbezie- Gebäude wirksam und beschränkt sich nicht
hungen und verschiedener Wohnniveaus nur auf eine einzelne Wohneinheit. Daher
eine Rolle. Das Verteilen der Wohnfunkti- muss hier die Synergie gesucht werden.
onen auf eine oder auf mehrere Ebenen Unterschiedliche Geschosse und Niveaus
steht jedoch auch in einer Abhängigkeit innerhalb einer Wohnung sollten jedoch
zur Bauform und dem gewählten externen nicht unter Vernachlässigung des Aspekts
Erschließungstyp. Mehrparteienhäuser der Barrierefreiheit geplant werden. Die
bestehen vorrangig aus Geschosswoh- einschränkte Nachhaltigkeit in der Nutzung
nungen und zweigeschossigen Maisonet- mehrgeschossiger Wohnungen durch die
tes. Inwieweit drei- und mehrgeschossige Notwendigkeit einzelner Steigungen bezie-
Wohneinheiten in diesem Gebäudetyp noch hungsweise einer Treppe zur Erschließung
wirtschaftlich sind, sollte entwurfsspezifisch der Geschosse sollte in der Entwurfsphase
abgewägt werden. Dabei muss unter an- daher eine entscheidende Rolle spielen. Da
derem der Aufwand der zusätzlich notwen- das Bauelement Treppe als starres Gefüge
digen externen Erschließung zur Größe des die Veränderung der Grundrissstruktur zu
Gesamtprojekts einkalkuliert werden. einem wesentlichen Teil verhindert, wird
die mehrgeschossige Raumqualität häufig
Im Vergleich zur eingeschossigen Wohnung durch die Einschränkung der Veränderbar-
bieten Maisonettes, das heißt mehrge- keit des Grundrisses selbst erkauft. Ab einer
schossige Wohnformen, die Möglichkeit bestimmten Wohnungsgröße ist allerdings
der vertikalen Raumbeziehung sowie das eine ausreichende Belichtung aller Wohn-
Erlebnis von Ausblick- und Austrittmöglich- funktionen auf einer Ebene problematisch,
keiten auf unterschiedlichen Geschossebe- zudem wird der Erschließungsaufwand
nen. Niveauveränderungen sind allerdings unverhältnismäßig hoch. Dagegen ermög-
auch im Geschosswohnungsbau ein licht die Funktionsverdichtung von kleinen
angemessenes Mittel der Raumgestaltung, Wohneinheiten selten eine optimierte
wobei die entstandenen Niveaus zusätzlich Anordnung der einzelnen Funktionsbereiche
durch unterschiedliche Geschosshöhen auf mehreren Geschossebenen und der
charakterisiert werden können. Das Ziel zusätzlich notwendige Flächenbedarf für
ist dabei weniger ein Angebot von wech- das Treppenelement widerspricht der ange-
selnden Niveaus, sondern vielmehr eine strebten kompakten Grundrisslösung.

127
Grundriss

Eingeschossige Wohnungen

Ein wesentlicher Aspekt für die Vermarkt- den kommunikativen Bereich einer Woh-
barkeit von eingeschossigen Wohnungen nung im Vergleich zu den individuellen und
ist, neben der Qualität der Grundrissstruktur dienenden Bereichen räumlich betont.
selbst, die Lage der Wohnung im Gebäude.
Der Standort und Gebäudekontext stellen Das Grundrissprinzip der Geschosswohnung
zudem wichtige Entscheidungskriterien dar. in Graz von Riegler Riewe [056] beruht auf
Die oberen Etagen eines Gebäudes können einem hohen Grad an Nutzungsneutralität.
in der Regel aufgrund ihrer Aussicht sowie Die ähnlich großen Raumbereiche sind nicht
einer zunehmenden Privatheit der Erschlie- spezialisiert beziehungsweise funktional
ßungsbereiche besser vermarktet werden. linear angeordnet, sondern folgen einer viel-
Im Luxussegment sind das Penthouse oder fältigen Vernetzung. Breite Schiebetüren in
die Etagenwohnung im Sinne des privaten Querrichtung sowie Falttüren in Längsrich-
Geschosses entsprechend erfolgreiche tung der Wohnung ermöglichen dabei ein
Konzepte. Eingeschossige Wohnungen flexibles Zusammenschalten der einzelnen
können selbstverständlich auch freistehend Raumschichten. Mit bodengleichen Fens-
geplant werden, gerade im Siedlungsbau tern kann zusätzlich jeder Raum, je nach
werden häufig eingeschossige Hof- und Nutzerwunsch, als Loggia der Wohnung
Pavillongebäude realisiert. Im städtischen umgewidmet werden.
Kontext findet diese Gebäudeform, unter
anderem aufgrund ihrer geringen Dichte, Das Projekt „Miss Sargfabrik“ in Wien
jedoch selten Anwendung. von BKK-3 [057] zeichnet sich durch eine
Niveauveränderung innerhalb der Geschoss-
Die Qualität der Grundrissgestaltung einge- wohnung aus. Mittels einer Rampe sowie
schossiger Wohnungen beruht neben der einer langgezogenen Treppe im zentralen
Grundrissdimension und -struktur auf der Grundrissbereich kann dieser Höhensprung
Disposition der einzelnen Wohnfunktionen vom Nutzer überwunden werden. Dadurch
und deren Orientierung. Die Kapitel Zonie- wird in der ansonsten offen konzipierten
rung und Erschließung beschreiben dazu Wohnung eine klare Zonierung möglich. Der
eine Vielzahl unterschiedlicher Varianten erhöhte Bereich kann dem Rückzug dienen,
und deren Besonderheiten. Bereits erwähnt der am Laubengang anliegende ist öffent-
wurde die Möglichkeit, durch unterschied- licher und lässt bewusst die Kommunikation
liche Geschossniveaus beziehungsweise mit dem Erschließungsraum zu.
Geschosshöhen auch eingeschossige Woh-
nungen räumlich zu differenzieren, wodurch
beispielsweise eine größere Geschosshöhe

128
Geschossigkeit

[056]
Riegler Riewe
Bahnhofstraße
Graz (AT)

Wohnfläche
66,5 m²

Außenraum
0,0 m²

Individualräume
3

Orientierung
II

129
Grundriss

[057]
BKK-3
Goldschlagstraße
Wien (AT)

Wohnfläche
94,2 m²

Außenraum
0,0 m²

Individualräume
1

Orientierung
II

130
Geschossigkeit

Mehrgeschossige Wohnungen

Die Anordnung der Wohnfunktionen auf Wohneinheit begründen und inwieweit diese
mehreren Geschossen erlaubt das Aus- in der Raumstruktur ablesbar sein sollen.
bilden von Galerieebenen. Die mehrge-
schossigen Wohnbereiche bieten nicht nur Die 19 m tiefe, zweigeschossige Maison-
verschiedene Raumqualitäten innerhalb der nettewohnung in Amsterdam von Bosch
Wohnung, sondern ermöglichen vertikale Architecten [058] ist als offener Grundriss
Sicht- und Kommunikationsbeziehungen organisiert. An beiden Belichtungssei-
zwischen den Funktionen. Die überhohen ten sind Galerieebenen angeordnet, die
beziehungsweise mehrgeschossigen Be- sämtliche Wohnfunktionen der beiden
reiche können dabei sowohl an der Fassade Geschosse zu einem offenen, fließenden
angeordnet werden, was einen tieferen Raum zusammenschließen.
Lichteinfall im unteren Geschoss ermögli-
cht, oder zentral im Sinne einer Empfangs- Ohne vertikale Raumverbindungen organi-
oder Verteilerhalle. Grundsätzlich stellt die siert Joachim Wendt das dreigeschossige
zweigeschossige Verbindung von Räumen Einfamilienhaus in Darmstadt [059]. Im
die am häufigsten angewendete Lösung Erdgeschoss sind die kommunikativen
dar, da über mehr als zwei Geschosse Bereiche angeordnet; das 1. und 2. Oberge-
verbundene Bereiche im seltensten Fall schoss nehmen drei Individualräume und
eine sinnvolle Grundrissgestaltung erlauben. zugeordnete Sanitärräume auf. Zusätzlich
Zusätzlich zum Luftraum hat der Treppentyp befindet sich im 2. Obergeschoss der pri-
Einfluss auf die Verbindung zwischen den vate Außenraum in Form einer Dachterras-
Ebenen. Er sollte eindeutig den Öffent- se, der durch Art und Lage der zweiläufigen
lichkeitsgrad der zu erschließenden Ebene Treppe ohne Störung der Bewohner des
definieren und darüber die Benutzbarkeit Zwischengeschosses erreichbar ist.
dokumentieren. Mehrgeschossige Raumge-
füge müssen sich nicht zwingend nur durch In Gifu [060] schaltete Kazuyo Sejima
gestapelte Vollgeschosse auszeichnen. gleichgroße Raummodule zu einer zwei-
Zueinander versetzte Geschosse (Split- geschossigen, versetzten Wohneinheit zu-
Level) oder einzelne erhöhte Bereiche stel- sammen. Alle Raummodule sind über einen
len alternative Entwurfsansätze dar. Gerade Laubengang in jedem Geschoss unabhängig
Flächenoptimierungen führen jedoch häufig voneinander erschließbar. Im zweigeschos-
zu mehrgeschossigen Wohneinheiten ohne sigen Eingangsmodul wird auch die Funkti-
das Erlebnis der vertikalen Raumverbin- on der Küche aufnommen. Eine Brücke im
dung. Hier sollte gewichtet werden, welche Obergeschoss dieses Moduls erlaubt dabei
Einflussgrößen die Mehrgeschossigkeit der die Kommunikation zwischen den Ebenen.

131
Grundriss

[058]
Bosch Architecten
Bezaanjachtplein
Amsterdam (NL)

Wohnfläche
104,0 m²

Außenraum
0,0 m²

Individualräume
1

Orientierung
II

132
Geschossigkeit

[059]
Joachim Wendt
Rückertstraße
Darmstadt (DE)

Wohnfläche
142,5 m²

Außenraum
37,5 m²

Individualräume
3

Orientierung
IV

133
Grundriss

[060]
Kazuyo Sejima
Kitagata
Gifu (JP)

Wohnfläche
61,0 m²

Außenraum
12,5 m²

Individualräume
2

Orientierung
II

134
Zonierung

135
Horizontale Zonierung 138
[061] Theo Hotz
Buchgrindelstraße, Zürich (CH)
[062] Burkard Meyer Architekten
Martinsbergstraße, Baden (CH)
[063] Gigon/Guyer Architekten
Carmenstraße, Zürich (CH)
[064] A.D.P. Walter Ramseier
Hohlstraße, Zürich (CH)

Vertikale Zonierung 143


[065] Ken Architekten
Vorsässstraße, Ennetmoos (CH)
[066] AV1 Architekten
Betzenberg, Kaiserslautern (DE)
[067] Burkard Meyer Architekten
Mellingerstraße, Baden (CH)

136
Zonierung

Einleitung

Die Zonierung von Wohngrundrissen, das situation der gegenwärtig nachgefragten


heißt das Bilden von Funktionszonen mit offenen Grundrisstypen dem ungestörten
gleichen Eigenschaften und Anforderungen, Zugang zum Individualbereich; sie findet in
übt als Grundrissaspekt wesentlichen Ein- einer Vielzahl der Beispiele integriert aus
fluss auf die Benutzbarkeit einer Wohnung dem kommunikativen Bereich statt. Zum
aus. Zonierung entspricht zu einem großen anderen führt der Wunsch nach nutzungs-
Teil dem Ordnungsprinzip des Grundrisses, neutralen Räumen, die sowohl als privater
wobei nicht nur die Stellung der kommuni- Rückzugsraum als auch als Büro-, Hobby-
kativen Zonen zu den individuellen Räumen raum etc. genutzt werden können, dazu,
gemeint ist. Gerade die Lage der Sanitärbe- dass die Widmung als ungestörter Indivi-
reiche und des Wohnungseingangs spielen dualraum mit entsprechender Anordnung
für die Leistungsfähigkeit von Wohnungen im Grundriss weniger streng ist. Zuletzt
eine entscheidende Rolle. Es gilt also sämt- stehen der gesellschaftlichen Individualisie-
liche Funktionen des Wohngrundrisses in rungstendenz tradierte Wohnvorstellungen
einer sinnvoll nutzbaren Struktur anzuord- entgegen, die den Wunsch nach größerer
nen, dienende Bereiche von bedienten zu Unabhängigkeit der einzelnen Bewohner
unterscheiden und den räumlichen Zusam- im seltensten Fall gerecht werden. Gerade
menhang der einzelnen Bereiche entspre- bei nichtfamiliären Wohnformen wird der
chend ihrer Nutzung zu planen. private Rückzugsraum immer häufiger als
voll funktionsfähiges Miniappartment mit
Eine gelungene Grundrisszonierung zeich- eigenem Sanitärbereich und teilweise sogar
nete sich lange dadurch aus, dass Individu- mit eigenem Kochbereich konzipiert.
alräume ungestört und entkoppelt von den
kommunikativen Bereichen angeordnet wur- Besonders bei Geschosswohnungen spielt
den. Der Zugang zum Sanitärbereich sollte die Zonierung des Wohngrundrisses eine
aus den Individualräumen ohne das Durch- übergeordnete Rolle. Hier gilt es die Multi-
queren der kommunikativen Zonen möglich funktionalität der Individualräume innerhalb
sein. Im besten Fall waren Individualräume der Grundrissanordnung zu fördern und
direkt und ohne ein Queren der kommunika- gleichzeitig ungestörte Rückzugsoptionen
tiven Bereiche vom Wohnungseingang aus zu erhalten. Hierzu bieten differenzierte
zugänglich. Die gesellschaftlichen Verän- Raumangebote in einer Wohnung geeignete
derungen und die daraus resultierenden Lösungsansätze, die bei mehrgeschossigen
Wohnwünsche stehen heute in Teilen der Wohnungen alleine durch die Anordnung
geschilderten Grundrisszonierung entgegen. der einzelnen Wohnfunktionen auf mehre-
Zum einen widerspricht die Erschließungs- ren Ebenen vielfältiger ausfallen.

137
Grundriss

Horizontale Zonierung

Die Organisation der Wohnfunktionen auf Erschließungsräume natürlich belichtet und


einer Ebene erfolgt im Regelfall durch Flure können so weitere Funktionen übernehmen.
oder im offeneren Grundrisstypus durch
eingestellte Serviceboxen, die die Trennung Burkard Meyer Architekten organisieren
der Individualbereiche von den kommuni- die Geschosswohnung in Baden [062] um
kativen Zonen ermöglichen. Die horizontale den mittig angeordneten externen Erschlie-
Zonierung steht dabei in enger Abhängigkeit ßungsraum. Die Wohnung wird über ihren
zur Orientierung, das heißt zu den mög- offenen, kommunikativen Bereich erschlos-
lichen Belichtungsseiten der Wohnung. Die sen. Die Individualräume sind entlang eines
Entwicklung weg von Wohngrundrissen schmalen Flurs im Rücken des Eingangs-
mit einem differenziertem Raumangebot bereichs angeordnet, der zusätzlich seine
zu Grundrisstypen mit einem offenen kom- Privatheit über eine um zwei Stufen verrin-
munikativen Wohn- / Essbereich, der zudem gerte Raumhöhe gegenüber dem kommuni-
häufig Erschließungsraum ist, bedeutet für kativen Bereich dokumentiert.
die Zonierung der Wohnungen eine zusätz-
liche Herausforderung. Die klassische Funk- Die Wohnung im Pflegerinnenareal in
tionstrennung mittels Diele oder Flur, die die Zürich [063] von Gigon/Guyer Architekten
historische Entwicklung des Wohnungsbaus folgt einer klaren Grundrissstruktur. Die
beschreibt und dabei auf eine räumlich wirk- Wohnungstiefe wird in vier unterschiedlich
same Trennung von Tag- und Nachtnutzung tiefe Zonen gegliedert. Jeweils an den
zielt, ist heute oftmals aufgehoben. Andere Belichtungsseiten liegen die Individual- und
Mittel müssen für eine geringstmögliche Gemeinschaftsräume. Dazwischen nimmt
Störung zwischen kommunikativem und eine eingestellte Funktionsschicht die
individuellem Bereich sorgen, um sowohl Sanitärfunktionen, die Küche sowie die Gar-
für das Wohnmodell im Familienverband derobe auf und trennt gleichzeitig die tiefe
als auch für das nichtfamiliäre Wohnen ein Raumschicht vom Erschließungsflur.
langfristiges Angebot darzustellen.
Die Lage und Dimension der Küchenzeile
Theo Hotz bildet in Zürich [061] getrennte ermöglicht in der Geschosswohnung von
Funktionsbereiche aus, die jeweils an einer A.D.P in Zürich [064], zwei versetzt ange-
Belichtungsseite angeordnet werden. Von ordnete Individualräume ungestört, ohne
einem zweiten Erschließungsbereich, der Queren des kommunikativen Bereichs, zu
vom Hauptflur abgetrennt wurde, werden erschließen. Jedem Individualraum wird zu-
drei Individualräume und zwei Sanitärbe- sätzlich ein voll ausgestatteter Sanitärraum
reiche erschlossen. Durch die Anordnung zugeordnet, der zusätzlich die Rückzugs-
der Flurbereiche am Patio werden beide möglichkeit der einzelnen Bewohner fördert.

138
Zonierung

[061]
Theo Hotz
Buchgrindelstraße
Zürich (CH)

Wohnfläche
110,5 m²

Außenraum
11,5 m²

Individualräume
3

Orientierung
II, Patio

139
Grundriss

[062]
Burkard Meyer
Architekten
Martinsbergstraße
Baden (CH)

Wohnfläche
135,1 m²

Außenraum
22,4 m²

Individualräume
4

Orientierung
IV

140
Zonierung

[063]
Gigon/Guyer Architekten
Carmenstraße
Zürich (CH)

Wohnfläche
173,0 m²

Außenraum
76,0 m²

Individualräume
5

Orientierung
III

141
Grundriss

[064]
A.D.P. Walter Ramseier
Hohlstraße
Zürich (CH)

Wohnfläche
119,0 m²

Außenraum
14,7 m²

Individualräume
3

Orientierung
III

142
Zonierung

Vertikale Zonierung

Bei mehrgeschossigen Wohnungen können Das zweigeschossige Einfamilienhaus in


die Funktionsbereiche auf verschiedene Ennetmoos [065] von Ken Architekten
Geschosse verteilt werden. Die vertikale basiert auf einem kommunikativen Er-
Verteilung der Bereiche kann dabei auf un- schließungsgeschoss und einem darüber-
terschiedlichen Lösungsansätzen basieren. liegenden Individualraumgeschoss. Eine
Zum einen können alle kommunikativen eingestellte Box nimmt im Erdgeschoss die
Funktionen auf einem Geschoss gebündelt einläufige Treppe, das Gäste-WC sowie Ab-
und die Individualräume auf einem weiteren stell- und Küchenfunktionen auf. Gleichzeitig
Geschoss angeordnet werden. Die Erleb- zoniert die Servicebox den quadratischen
barkeit des mehrgeschossigen Wohnens Grundriss in Koch- und Ess- beziehungswei-
geht bei dieser geschossweisen Zonierung se Wohnbereich. Zwei Galeriesituationen
allerdings häufig verloren. Eine andere Mög- im Obergeschoss verbinden die Geschosse
lichkeit lässt vertikale Raumverbindungen zu visuell und akustisch.
und erfordert dann jeweils zusätzlich eine
horizontale Zonierung der Geschossebenen. Eine quer gestellte Treppe teilt das dreige-
Auch die Lage der einzelnen Funktionen im schossige Reihenhaus am Betzenberg [066]
mehrgeschossigen Wohnungsbaustein gilt in zwei Grundrisszonen. Dabei wird eine
es zu prüfen. Eine klassische Anordnung, Raumschicht, in der sämtliche Individualräu-
bei der eine Wohnung über den kommuni- me, Eingangsbereich, Küche und Sanitär-
kativen Bereich erschlossen wird und in den bereich liegen, nach Norden ausgerichtet.
darüberliegenden Geschossen die Individu- Nach Süden sind alle drei Geschosse
alräume angeordnet werden, hat zumindest kommunikativ und offen geplant; zwischen
bei einer Dachnutzung den Nachteil, dass Erdgeschoss und 1. Obergeschoss sind sie
die private Außenraumfläche auf dem Dach zudem über eine Galerie verbunden.
nicht aus dem kommunikativen Bereich
erschlossen wird. Im umgekehrten Fall wird Die zweigeschossige Wohnung in Baden
über das Individualraumgeschoss die kom- [067] wird über ein kleines Entree erschlos-
munikative Ebene erschlossen. Hier muss sen, von dem aus eine einläufige Treppe
im Entwurf besonderes Augenmerk auf der direkt in das Obergeschoss führt. Dieses
Anordnung der Treppe liegen, um ein dauer- nimmt die Wohn-, Koch- und Essfunktionen
haftes Stören der Bewohner zu vermeiden. auf. Im unteren Geschoss sind die beiden
Ob die Treppe als eindeutige Grenze oder Individualräume durch zwei vorgeschaltete
als offenes, geschossverbindendes Element Sanitärbereiche vom Eingangs- und Erschlie-
wahrgenommen wird, liegt an deren Lage ßungsbereich entkoppelt und bieten eine
und dem verwendeten Treppentyp. ungestörte Rückszugsmöglichkeit.

143
Grundriss

[065]
Ken Architekten
Vorsässstraße
Ennetmoos (CH)

Wohnfläche
175,5 m²

Außenraum
0,0 m²

Individualräume
3

Orientierung
IV

144
Zonierung

[066]
AV1 Architekten
Betzenberg
Kaiserslautern (DE)

Wohnfläche
200,0 m²

Außenraum
34,3 m²

Individualräume
1

Orientierung
II

145
Grundriss

[067]
Burkard Meyer
Architekten
Mellingerstraße
Baden (CH)

Wohnfläche
140,1 m²

Außenraum
25,6 m²

Individualräume
2

Orientierung
II

146
Wohnfunktionen

147
Individuelle Bereiche 150
[068] Peter Zumthor
Cadonaustraße, Chur (CH)
[069] Walter Stamm-Teske,
AFF Architekten
Albrecht-Dürer-Straße, Weimar (DE)
[070] Fink + Jocher
Enzianstraße, Garching (DE)
[071] Shigeru Ban
Saitama, Kawagoe (JP)

Kommunikative Bereiche 155


[072] Adolf Krischanitz
Oskar-Simony-Straße, Wien (AT)
[073] Le Corbusier
Boulevard Michelet, Marseille (FR)
[074] Shigeru Ban
Izu, Shizuoka (JP)

Dienende Bereiche 159


[075] blauraum Architekten
Bogenallee, Hamburg (DE)
[076] Atelier 5
Brüggbühlstraße, Niederwangen (CH)
[077] Engelen Moore
Barcom Avenue, Sydney (AU)

Zusätzliche Bereiche 163


[078] Rapp + Rapp
Centrum Ypenburg, Den Haag (NL)
[079] Max Dudler
Kirchgasse, Zürich (CH)
[080] 03 München
Nackstraße, Mainz (DE)

148
Wohnfunktionen

Einleitung

Mit dem Begriff Wohnfunktionen sind letzt- Die einzelnen funktionalen Wohnungsan-
endlich die einzelnen Tätigkeiten gemeint, forderungen sind dabei letztendlich immer
die innerhalb einer Wohnung verrichtet gleich, nur die unterschiedliche Gewichtung
werden, zum Beispiel Essen, Schlafen, Spie- und Interpretation bildet das Spektrum für
len, Arbeiten, Kommunizieren, Reinigen. den individuellen Entwurf. Die einzelnen
Im Allgemeinen werden diese einzelnen Funktionen stehen nicht unvermittelt neben-
Tätigkeiten unmittelbar mit einem speziell einander, sondern bilden logische Konfigu-
dafür gewidmeten Raum gleichgesetzt, rationseinheiten. Im Wesentlichen lassen
wie zum Beispiel Küche, Schlafzimmer, sich die Funktionen in kommunikative,
Arbeitszimmer und so weiter. Über die Ent- individuelle und dienende Funktionsbereiche
wicklungsgeschichte des Wohnungsbaus gliedern. Eine Ausnahme bildet die Erschlie-
haben sich dabei Konventionen entwickelt, ßung, die gewissermaßen als Rückgrat die
die diese Räume hinsichtlich Größe, Mö- einzelnen Funktionen miteinander verknüpft
blierung, Mindestabständen, Orientierung und deswegen gesondert betrachtet wer-
und vielem mehr in vordefinierten Konfigu- den muss. Eine weitere besondere Position
rationen fixieren. Dies mag aus der Sicht in diesem Zusammenhang nimmt der pri-
des am Minimum orientierten Wohnungs- vate Außenraum ein, der eine Teilmenge der
baus der Nachkriegszeit noch notwendig einzelnen Funktionen im Freien abbildet und
erscheinen, jedoch ermöglicht die Wandlung aufgrund seiner besonderen Bedeutung für
des Wohnens zum Konsumprodukt die den Wohnungsbau auch in einem eigenen
unvoreingenommene Auseinandersetzung Kapitel erörtert wird.
mit den Funktionsanforderungen und damit
ein enormes Entwurfspotenzial. Über die elementaren Wohnfunktionen
hinaus gibt es eine Reihe von zusätzlichen
Selbst der Begriff des „Raumprogramms“ Funktionen, die in den Wohngrundriss inte-
impliziert die Verknüpfung der einzelnen griert werden und häufig den individuellen
Funktionen mit dem spezialisierten Raum, Charakter der Wohnung herausbilden. Im
so dass der Begriff zunehmend komplexer Zuge der veränderten Arbeitswelt finden
verstanden wird und nur noch reduziert als zum Beispiel entsprechende Funktionsbe-
„Programm“ sämtliche Anforderungen an reiche bei der Grundrisskonzeption verstärkt
die Wohnung repräsentiert. Aufgrund dieser Berücksichtigung und besondere Hobbys
begrifflichen Vorbelastung erscheint es werden nicht mehr nur im Kellergeschoss
sinnvoll, im Entwurfsprozess von einzel- versteckt, sondern als wesentliche Wohn-
nen Funktionsbereichen statt Räumen zu funktion und Gestaltungselement entdeckt.
sprechen.

149
Grundriss

Individuelle Bereiche

Der Individualbereich wird selten so Bei kleineren Wohnungen wird die Privat-
genannt; meistens findet man ihn unter sphäre des Individualbereichs häufig nur
der Bezeichnung Elternschlafzimmer oder durch ein Möbel in Form eines Regals oder
Kinderzimmer. Automatisch stellen sich Schranks hergestellt wie zum Beispiel beim
damit die konventionellen Bilder und die da- „Wohnhaus für Betagte“ [068] von Peter
mit verbundenen Raumkonfigurationen ein. Zumthor.
Diese, aus dem traditionellen Familienbild
stammenden Raumkonfigurationen, prägen Beim Projekt „Vier Gleichen“ [069] von
bis heute die allermeisten Wohngrundrisse. Walter Stamm-Teske und AFF Architekten
Längst haben sich jedoch die Lebensformen sind die Individualbereiche innerhalb des
pluralisiert und auch innerhalb von Familien- Einfamilienhauses ähnlich eines Schlafwa-
strukturen ist die gewohnte Raumkonfigu- genabteils zugunsten der kommunikativen
ration kritisch zu hinterfragen. Gerade Flächen optimiert. Jeder Bewohner des
in der Auseinandersetzung mit einem Hauses erhält eine gleichwertige Rückzugs-
spezifischen Nutzer besteht das Risiko, eine möglichkeit. Arbeits- und Spielflächen sind
Momentaufnahme seiner Lebenssituation in den gemeinschaftlichen, kommunikativen
als Grundrisskonfiguration zu fixieren. Eine Bereich ausgelagert.
nachhaltige Betrachtung ermöglicht ganz an-
dere Entwurfsansätze. Allgemein kann man Beim Studentenwohnheim [070] von
behaupten, dass der Anspruch an einen Fink + Jocher gruppieren sich vier gleich-
spezifisch ausgeprägten Individualbereich wertige und relativ große Individualräume
mit zunehmendem Alter steigt. Gleiches um die mittlere kommunikative Zone. Über
gilt für den Grad der persönlichen Bindung einen eigenen Sanitärbereich ist jeder
der Bewohner untereinander. Je geringer Bewohner relativ autark.
die Bindung, desto größer fällt im Allgemei-
nen der private Rückzugsbereich aus. Das Beim „Naked House“ [071] thematisiert
Spektrum der konkreten Umsetzung reicht Shigeru Ban die Individualräume in beson-
von der offenen Integration in den Grundriss derer Weise, indem diese als bewegliche
bis zum fast unabhängigen Appartement Raumzellen frei in den kommunikativen
(zum Beispiel Einliegerwohnung) innerhalb Raum gestellt werden.
der Wohnung. Die räumliche Zuordnung der
Individualräume zu den Sanitärräumen ist
ein wesentliches Merkmal um die Privatheit
innerhalb der Wohnung zu gewährleisten.

150
Wohnfunktionen

[068]
Peter Zumthor
Cadonaustraße
Chur (CH)

Wohnfläche
47,0 m²

Außenraum
7,0 m²

Individualräume
1

Orientierung
II

151
Grundriss

[069]
Walter Stamm-Teske,
AFF Architekten
Albrecht-Dürer-Straße
Weimar (DE)

Wohnfläche
147,0 m²

Außenraum
109,0 m²

Individualräume
5

Orientierung
IV

152
Wohnfunktionen

[070]
Fink + Jocher
Enzianstraße
Garching (DE)

Wohnfläche
87,4 m²

Außenraum
32,2 m²

Individualräume
4

Orientierung
IIl

153
Grundriss

[071]
Shigeru Ban
Saitama
Kawagoe (JP)

Wohnfläche
107,5 m²

Außenraum
34,2 m²

Individualräume
3

Orientierung
IV

154
Wohnfunktionen

Kommunikative Bereiche

Im Allgemeinen wird das „Wohnen“ oder Im Rahmen von Musterbauten für die
das Wohnzimmer mit einer kommunikativen Betonindustrie entstand der Wohnbau [072]
Funktion in Verbindung gebracht. Reflektiert von Adolf Krischanitz. Es ist ein Beispiel für
man die Einrichtungsstandards, so stellt die explizite Thematisierung der kommunika-
man fest, dass das „Wohnen“ in Form einer tiven Wohnfunktionen. Um einen zentralen
Sitzgruppe und häufig einer Art Schrank- Wohnraum gruppieren sich alle weiteren
wand mit den obligatorischen Medien (TV, Wohnfunktionen.
Hi-Fi-System) seine Entsprechung findet. In
diesem Zusammenhang findet man auch Bei der „Unité d’habitation“ in Marseille
oft die Funktion des Essens in Form einer [073] inszeniert Le Corbusier den kom-
größeren Tischgruppe. Die Integration der munikativen Wohnbereich als überhohen
Funktion des „Kochens“ in diesen Bereich Raum über zwei Geschosse. Die privaten
wird relativ unterschiedlich gehandhabt, das Wohnbereiche befinden sich im darüberlie-
Spektrum reicht von der völligen Trennung genden Geschoss. Einer der Individualräu-
bis zur zentralen Thematisierung. Die me ist über eine Galerie mit dem Wohnraum
Erschließung wird ebenfalls häufig zur räum- verbunden.
lichen Erweiterung des Kommunikationsbe-
reichs mit einbezogen. Der kommunikative Das „Picture Window House“ von Shigeru
Bereich bildet gleichzeitig den öffentlicheren Ban [074] bündelt sämtliche kommunika-
Teil der Wohnung; hier empfängt man tiven Funktionen zu einem großzügigen,
Gäste; hier repräsentiert sich die Wohnung. offenen Raum. Diese Wirkung wird insbe-
Erneut bemerkt man den unterbewussten sondere durch die spezielle Tragkonstruktion
Einfluss der Wohntraditionen, selten werden ermöglicht.
die Raum- und Möblierungskonfigurationen
hinterfragt. Einige innovativere Ansätze
setzen sich mit der Thematik der neuen
Esskultur auseinander und stellen die Ess-
und Kochsituationen stärker in den Mittel-
punkt des Geschehens. Andere Beispiele
fokussieren die medialen Komponenten
und richten dahingehend die Möblierung
aus. Die Gestaltung der kommunikativen
Bereiche ist häufig die zentrale Motivation
der Entwurfsarbeit und charakterbildend für
die Wohnung.

155
Grundriss

[072]
Adolf Krischanitz
Oskar-Simony-Straße
Wien (AT)

Wohnfläche
97,0 m²

Außenraum
8,1 m²

Individualräume
4

Orientierung
Ill

156
Wohnfunktionen

[073]
Le Corbusier
Boulevard Michelet
Marseille (FR)

Wohnfläche
95,7 m²

Außenraum
13,0 m²

Individualräume
3

Orientierung
II

157
Grundriss

[074]
Shigeru Ban
Izu
Shizuoka (JP)

Wohnfläche
276,2 m²

Außenraum
51,7 m²

Individualräume
4

Orientierung
Il

158
Wohnfunktionen

Dienende Bereiche

Zu den dienenden Bereichen einer Beim Hamburger Projekt [075] von


Wohnung zählen im Wesentlichen die blauraum Architekten wurde aus einem be-
Sanitärräume und Abstellbereiche, also das stehenden Bürogebäude ein Wohnungsbau
Reinigen und Lagern. Das Kochen wird, entwickelt. Es ist ein gutes Beispiel für eine
wie im vorangegangenen Kapitel bereits typische Konfiguration aus vollwertigem
erwähnt, verstärkt dem kommunikativen Bad mit Dusche und Wanne sowie einem
Bereich zugeordnet. Der Umgang mit dem zusätzlichen WC, zum Beispiel für Gäste.
Sanitärbereich hat sich in der historischen
Entwicklung des Wohnungsbaus wesent- Bei Wohnungen, die sich über mehrere Ebe-
lich verändert. Ehemals als Abort häufig nen erstrecken, besteht häufig der Wunsch,
außerhalb der Wohnung platziert, wandelt auf jeder Ebene einen Sanitärbereich vorzu-
sich dieser Bereich unter dem Einfluss finden, wie zum Beispiel beim Projekt [076]
eines zunehmenden Körperbewusstseins von Atelier 5. Damit wird eine unabhängige
zu einer wichtigen Funktion. Das Spektrum Nutzung der Etagen bis hin zur Nutzung als
reicht von der kompakten Nasszelle bis Einliegerwohnung ermöglicht.
zum goßzügigen Wellnessbereich. Eine viel
diskutierte Frage ist die notwendige Anzahl Bei der Wohnanlage in Sydney [077] von
voneinander unabhängiger Sanitärbereiche. Engelen und Moore wird die Abstell-Proble-
So besteht die Frage, ab welcher Nutze- matik thematisiert, indem über die gesamte
ranzahl ein weiteres WC, Dusche et cetera Wohnungstrennwand eine leistungsfähige
sinnvoll wird. Die Bereiche für das Abstellen Schrankschicht konzipiert wurde, die sogar
und Lagern innerhalb einer Wohnung kom- eine Küchenzeile mit einschließt.
men häufig zu kurz. Gerade in Mehrfamili-
enhäusern fehlt oftmals ein ausreichender
Stauraum im Keller, so dass Kinderwagen,
Fahrräder und Getränkekisten nur schwer
untergebracht werden können. Das Lagern
von Nahrungsmitteln ist angesichts einer
allgegenwärtigen Verfügbarkeit sämtlicher
Waren ein Relikt aus vergangenen Tagen. In
vielen Ländern, wie zum Beispiel den USA,
ist ein begehbarer Kleiderschrank längst
Standard und gewinnt auch in Europa beim
Grundrissentwurf an Bedeutung.

159
Grundriss

[075]
blauraum Architekten
Bogenallee
Hamburg (DE)

Wohnfläche
105,7 m²

Außenraum
10,6 m²

Individualräume
3

Orientierung
Il

160
Wohnfunktionen

[076]
Atelier 5
Brüggbühlstraße
Niederwangen (CH)

Wohnfläche
121,6 m²

Außenraum
25,1 m²

Individualräume
4

Orientierung
Il

161
Grundriss

[077]
Engelen Moore
Barcom Avenue
Sydney (AU)

Wohnfläche
107,2 m²

Außenraum
8,3 m²

Individualräume
2

Orientierung
Il

162
Wohnfunktionen

Zusätzliche Bereiche

Neben den klassischen Wohnfunktionen verstärkt flexible Konzepte entwickelt, bei


gibt es verschiedene zusätzliche Funk- denen zusätzliche Räume losgelöst von
tionen, die in den Wohngrundriss mit der Wohnung, aber im gleichen Gebäude,
eingebunden werden können. Durch die temporär genutzt werden können.
veränderte Arbeitswelt und eine vollstän-
dige Vernetzung ist beispielsweise ein Beim Wohngrundriss von Rapp + Rapp
Heimarbeitsplatz eine häufige Option. [078] wurde der Wohnung ein vollständiger
Ähnliches gilt auch für den Freizeitbereich. Einliegerbereich zugeordnet. Zahlreiche
Hobbys, ehemals in Kellerräumen provi- zusätzliche Nutzungen vom unabhängigen
sorisch betrieben, werden immer profes- Büro über die Unterbringung einer naheste-
sioneller ausgelebt und entwickeln sich henden und gegebenenfalls pflegebedürf-
teilweise bis zur gewerblichen Nutzung. tigen Person bis hin zu einer professionellen
Diese zusätzlichen Funktionen können von Pflegekraft sind vorstellbar.
so zentraler Rolle für den Entwurf sein,
dass sie beispielsweise wie bei einem Beim Projekt von Max Dudler [079] wurde
Atelierhaus den gesamten Wohnungs- aus der Reihe der Individualräume ein
entwurf prägen und die grundlegenden weiterer Raum entwickelt, der vollständig
Wohnfunktionen in den Hintergrund treten dem Eingangsbereich zugeordnet ist. Hier
lassen. Häufiger wird jedoch ein zusätz- wäre beispielsweise eine Büronutzung mit
licher, multifunktionaler Raum gewünscht, gelegentlichem Kundenverkehr vorstellbar.
der vielfältige Funktionen vom Gästezimmer Die Privatheit der übrigen Wohnung bleibt
bis zum Arbeitsraum erfüllen kann. Gerade gewährleistet.
bei möglichem Kundenverkehr ist dabei die
separate oder zumindest von der übrigen Beim Maisonette-Grundriss des Büros
Wohnung weitestgehend ungestörte 03 München [080] steht die zusätzliche
Erschließung eine wesentliche Anforderung. Wohnfunktion immer noch im Zusammen-
Auch das Thema der Nutzungsneutralität hang mit der übrigen Wohnung, wird jedoch
spielt hier eine Rolle, da die Anforderungen vollständig getrennt erschlossen, so dass
an die räumlichen Dimensionen eines Ar- aufgrund der Lage im Erdgeschoss Kunden-
beitsraums im Allgemeinen vergleichbar mit verkehr gut möglich ist.
denen eines Individualraums sind und daher
einer gleichwertigen Ausprägung wenig im
Wege steht. Da die unmittelbare Verbindung
von Arbeitswelt und privater Welt häufig
als problematisch eingestuft wird, werden

163
Grundriss

[078]
Rapp + Rapp
Centrum Ypenburg
Den Haag (NL)

Wohnfläche
102,0 m²

Außenraum
0,0 m²

Individualräume
3

Orientierung
Ill

164
Wohnfunktionen

[079]
Max Dudler
Kirchgasse
Zürich (CH)

Wohnfläche
96,5 m²

Außenraum
9,2 m²

Individualräume
3

Orientierung
IIl

165
Grundriss

[080]
03 München
Nackstraße
Mainz (DE)

Wohnfläche
82,2 m²

Außenraum
31,6 m²

Individualräume
2

Orientierung
I

166
Erschließung

167
Horizontale Erschließung 170
[081] Michael Alder
Friedhofweg, Riehen (CH)
[082] Kollhoff Timmermann Architekten
Malchower Weg, Berlin (DE)
[083] Alvar Aalto
Klopstockstraße, Berlin (DE)
[084] Christian Kerez
Forsterstraße, Zürich (CH)

Vertikale Erschließung 175


[085] Zimmermann Leber Feilberg
Architekten
Herta-Mansbacher-Straße,
Darmstadt (DE)
[086] Straub Beutin Architekten
Kreutzerweg, Berlin (DE)
[087] dmsw
Albertinenstraße, Berlin (DE)
[088] Rijnvos Voorwinde Architecten
Voltstraat, Tilburg (NL)
[089] Scheuring und Partner
Lohrbergstraße, Köln (DE)

168
Erschließung

Einleitung

Mit Erschließung wird die interne Ver- Die Erschließungsthematik beinhaltet auch
knüpfung der einzelnen Funktionsbereiche die Eingangssituation der Wohnung. An
einer Wohnung bezeichnet. Grundsätzlich dieser Schnittstelle zwischen Öffentlich-
wird zwischen der horizontalen und der keit und Privatheit „der Adresse“ ist es
vertikalen Erschließung unterschieden. wesentlich, über die repräsentativen und
Das Erschließungssystem bildet gewis- funktionalen Anforderungen nachzudenken.
sermaßen das Skelett oder Gefäßsystem Funktional findet hier im Wesentlichen ein
des Wohngrundrisses. Die Wahl der Wechsel von Kleidung und das Abstellen
Erschließungstypologie und auch deren verschiedenster Utensilien bis hin zum
Änderung im Entwurfsprozess haben Kinderwagen oder Fahrrad statt. Gerade
gravierende Auswirkungen auf die gesamte im städtischen Kontext ist die sorgfältige
Grundrisskonzeption. Bei keiner anderen Gestaltung dieser Pufferzone von besonde-
Grundrisskomponente wird das eingangs rer Bedeutung.
erwähnte Bild des Grundrisses als oszillie-
rendes Gefäß deutlicher. Bei der Konzeption Die räumliche Ausprägung der Erschließung
der Erschließung können unterschiedlichste öffnet ein Spektrum unterschiedlicher
Strategien verfolgt werden. Erschließungs- Gestaltungsansätze, beginnend bei der
räume können automatisch in bestimmte optimierten monofunktionalen Widmung
Richtungen weisen oder diese versperren. über die Erweiterung zu selbstständigen
Erschließungssysteme können unterschied- Aufenthaltsbereichen bis hin zur grundriss-
lich präsent sein und damit zum Beispiel die prägenden Inszenierung wie man dies zum
privateren und öffentlicheren Wohnbereiche Beispiel bei den Enfiladen gründerzeitlicher
kennzeichnen. Die Klarheit einer Grund- Grundrisse erleben kann.
rissgliederung kann betont oder bewusst
komplex angelegt werden.

Im Allgemeinen definieren Erschließungs-


systeme innerhalb einer Wohnung einen
Anfangs- und einen Endpunkt. Dies ist für
die Funktionsverteilung von besonderer Be-
deutung. Ebenso besteht jedoch die Option
der mehrfachen Erschließung, wodurch die
Bewegungsabläufe innerhalb des Grund-
risses vervielfacht werden.

169
Grundriss

Horizontale Erschließung

Die horizontale Erschließung ist fester Entlang des gut belichteten Flurs reihen
Bestandteil jeder Wohnung, kann jedoch sich die Individualräume und münden in den
in unterschiedlicher Form ausgeprägt sein. großzügigen kommunikativen Bereich, der
Je höher die Anzahl der zu erschließenden durch einen ebenso großzügigen Balkon
Funktionsbereiche oder Räume, desto ergänzt wird.
ausgeprägter die Erschließungsthematik.
Die Erschließung definiert die Wegeführung Bei den Stadtvillen von Kollhoff Timmer-
durch die Wohnung. Bei Wohnungen mit mann [082] im Malchower Weg in Berlin
geringer Nutzeranzahl kann eine punktuelle wurde das klassische Thema der Diele als
beziehungsweise in die kommunikativen Erschließungsform wieder aufgegriffen.
Wohnfunktionen integrierte Erschließung Eine ungestörte Zuwegung der kommuni-
sinnvoll und ökonomisch sein. Bei Woh- kativen und individuellen Wohnbereiche ist
nungen mit mehreren Bewohnern und gewährleistet. Die Diele bietet gleichzeitig
damit unterschiedlichen Bedürfnissen gilt ausreichend Abstellmöglichkeiten.
es darauf zu achten, dass die Erschließung
der privateren Wohnbereiche (Individualräu- Bei Alvar Aaltos Projekt für die IBA ‘57 in
me) auch möglich ist, ohne die kommuni- Berlin [083] wird die Erschließung zum
kativen Wohnbereiche zu durchqueren. In eigentlichen Thema der Wohnung. Der
der historischen Entwicklung ist vor allen kommunikative Zentralraum dient gleichzei-
Dingen die Diele als Erschließungselement tig als Verteiler. Untergeordnete Nebenflure
im Wohnungsbau wiederzufinden. Diese ermöglichen eine unabhängige Erschließung
Widmung eines eigenständigen und wich- der Individualbereiche.
tigen Raumes weist auf die repräsentative
Bedeutung hin. Im Zuge des Massenwoh- Beim Wohnhaus in der Forsterstraße in
nungsbaus der Nachkriegszeit, der unter Zürich [084] von Christian Kerez wird das
enormem wirtschaftlichem Druck stattfand, Thema der Erschließung in besonderer
ist dieser repräsentative Charakter in den Weise inszeniert. Ähnlich wie bei vielen
Hintergrund getreten. Statt dessen wurde Entwürfen von Mies van der Rohe wird der
die Erschließung häufig auf einen knapp offene Grundriss lediglich durch Wand-
dimensionierten Flur reduziert. scheiben gegliedert. Die Erschließung der
einzelnen Wohnbereiche erfolgt unmittelbar
Bei der Wohnsiedlung in Riehen realisierte über die anderen Wohnfunktionen. Ein Prin-
Michael Alder unter anderem langge- zip, das aufgrund der dadurch entstehenden
streckte Geschosswohnungen [081], die Störungen jedoch nur für eine geringe
den klassischen Flurtyp repräsentieren. Nutzeranzahl sinnvoll erscheint.

170
Erschließung

[081]
Michael Alder
Friedhofweg
Riehen (CH)

Wohnfläche
112,5 m²

Außenraum
18,7 m²

Individualräume
3

Orientierung
IIl

171
Grundriss

[082]
Kollhoff Timmermann
Architekten
Malchower Weg
Berlin (DE)

Wohnfläche
67,6 m²

Außenraum
6,6 m²

Individualräume
1

Orientierung
Ill

172
Erschließung

[083]
Alvar Aalto
Klopstockstraße
Berlin (DE)

Wohnfläche
83,8 m²

Außenraum
10,0 m²

Individualräume
3

Orientierung
Il

173
Grundriss

[084]
Christian Kerez
Forsterstraße
Zürich (CH)

Wohnfläche
186,0 m²

Außenraum
113,9 m²

Individualräume
3

Orientierung
IV

174
Erschließung

Vertikale Erschließung

Die vertikale Erschließung dient der Ver- dener Treppentypologien in einem Grundriss
bindung mehrerer Wohnebenen und kann führt häufig zu einem enormen Flächen-
verschieden ausgeprägt sein. Im Allgemei- verbrauch und ist nur unter bewusster
nen werden die einzelnen Ebenen über Verwendung sinnvoll. Die Erschließung über
eine Treppe miteinander verbunden. Zwei wohnungsinterne Aufzüge ist relativ selten
grundsätzliche Dispositionen der Treppe im zu finden, wird jedoch im Zusammenhang
Grundriss sind möglich. Am häufigsten ist mit der Renaissance der städtischen Rei-
eine zentrale Lage im geringer belichteten henhäuser und damit der Vielgeschossigkeit
Teil der Wohnung; seltener ist die Positionie- von Wohnungen wieder diskutiert.
rung an den Außenwänden. Eine Ausnahme
bilden nord -süd-orientierte Grundrisse, Beim Reihenhausprojekt in Darmstadt [085]
bei denen die Nordseite häufig relativ wird das dreigeschossige Gebäude durch
geschlossen ausgeführt wird. Neben der eine quergestellte Treppe erschlossen. Die
Lage im Grundriss entscheidet vor allem die Gebäudebreite ergibt sich aus der Lauflän-
Geometrie der Treppe über ihre Bedeutung ge, dem Antritt und dem Austritt.
im Grundriss. Neben verschiedenen freien
Formen kann man grundsätzlich zwischen Die zweiläufige Treppe eignet sich dahinge-
einläufigen, zweiläufigen und dreiläufigen gen für kompakte und schmale Grundrisse
Treppen differenzieren. Unabhängig von der in besonderer Weise wie beim Projekt [086].
Geometrie kann die Treppe in die Wohnfunk-
tionen integriert sein oder als davon unab- Die dreiläufige Treppe bei den Doppel-
hängiges Element gestaltet werden. Gestal- wohnhäusern von dmsw [087] spannt die
terisch bieten sich zwei Strategien an: Die Mittelzone zur Diele auf und wird durch ein
erste versucht die Treppe als Bestandteil der Oberlicht zusätzlich in Szene gesetzt.
Gebäudestruktur zu betrachten, die zweite
erklärt die Treppe zum eigenständigen, Eine effiziente Erschließung kann über eine
möbelartig in den Grundriss eingestellten Kaskadentreppe ereicht werden, wie zum
Objekt. Bei der Staffelung der Wohnung in Beispiel beim Projekt [088] von Rijnvos
Form zueinander versetzter Ebenen (Split- Voorwinde Architecten.
Level) wird die Integration der Treppe im
Raum besonders deutlich. Eine Ausnahme Bei einer Split-Level-Erschließung wer-
bildet die Erschließung über Rampen, die den die Wohngeschosse räumlich stärker
entweder zur Inszenierung des Themas oder miteinander verbunden. Die Treppe wird
aus Gründen der Barrierefreiheit Berücksich- wie beim Projekt [089] zum räumlichen
tigung findet. Die Kombination verschie- Bestandteil.

175
Grundriss

[085]
Zimmermann Leber
Feilberg Architekten
Herta-Mansbacher-Straße
Darmstadt (DE)

Wohnfläche
122,0 m²

Außenraum
29,5 m²

Individualräume
4

Orientierung
Il

176
Erschließung

[086]
Straub Beutin Architekten
Kreutzerweg
Berlin (DE)

Wohnfläche
124,1 m²

Außenraum
8,81 m²

Individualräume
4

Orientierung
IIl

177
Grundriss

[087]
dmsw Architekten
Albertinenstraße
Berlin (DE)

Wohnfläche
154,9 m²

Außenraum
53,1 m²

Individualräume
5

Orientierung
Ill

178
Erschließung

[088]
Rijnvos Voorwinde
Architecten
Voltstraat
Tilburg (NL)

Wohnfläche
85,4 m²

Außenraum
5,8 m²

Individualräume
3

Orientierung
II

179
Grundriss

[089]
Scheuring und Partner
Lohrbergstraße
Köln (DE)

Wohnfläche
220,0 m²

Außenraum
67,0 m²

Individualräume
4

Orientierung
Il

180
Privater Außenraum

181
Extrovertierter Außenraum 184
[090] Baumschlager Eberle
Kapellenweg, Feldkirch (AT)
[091] Popp Planungen
Choriner Straße, Berlin (DE)
[092] Hauenstein, La Roche, Schedler
Architekten
Kanzleistraße, Zürich (CH)
[093] Martin Spühler mit David Munz und
Bruno Senn
Sihlamtstraße, Zürich (CH)

Introvertierter Außenraum 189


[094] Roland Rainer
Mittelpromenade, Puchenau (AT)
[095] Josep Lluis Mateo
Borneokade, Amsterdam (NL)
[096] Tadao Ando
Osaka Bay Street, Osaka (JP)

182
Privater Außenraum

Einleitung

Die Entwicklung des Wohnungsbaus ist eng reichend Außenraum zu befriedigen. Durch
verknüpft mit der Frage nach dem notwen- die vielerorts extrem schlechte städtebau-
digen Maß des umgebenden Außenraums. liche Planung dieser Gebiete wurde jedoch
Dabei geht es zum einen um die großmaß- selten die notwendige Privatheit erreicht,
stäbliche, städtebauliche Dimension und so dass gekoppelt mit anderen positiven
zum anderen um den privaten Außenraum Faktoren die urbanen Standorte derzeit eine
als unmittelbaren Bestandteil der Woh- Renaissance erfahren. Dies ist jedoch nur
nung. Historisch betrachtet entwickelte möglich, wenn sowohl im Bestand als auch
sich die Thematik aus einer städtebaulichen im Neubau ein qualitätsvolles Angebot an
Grundsatzdiskussion über das richtige privatem Außenraum zur Verfügung gestellt
Verhältnis von Landschaft zur Stadt. So wird. Damit entwickelt sich die eigentlich
plädierte beispielsweise Frank Lloyd Wright zusätzliche Funktion zu einer der zentralen
in seinem Buch „Broadacre City“ für eine Fragen des Wohnungsbaus. So wird auch
offene Besiedelung der USA, bei der jedem im Entwurf der private Außenraum zu
Wohngebäude eine Fläche von einem einem der zentralen Entwurfsgeneratoren,
„acre“ (ca. 4000 m²) zur Selbstversorgung zumal er einen wesentlichen Einfluss auf
zur Verfügung stehen sollte. Die gegentei- die plastische Erscheinung des Gesamtge-
lige Situation im Berlin der Gründerzeit mit bäudes hat. Aus der Feststellung, dass auch
Wohnblockstrukturen in extremer Dichte bei der Sanierung des Gebäudebestands die
führte zu Reformansätzen, die in der Garten- Ergänzung beziehungsweise Erweiterung
stadtbewegung oder den städtebaulichen des privaten Außenraums eine wesentliche
Visionen Le Corbusiers mit punktuellen Ver- Aufgabenstellung ist, um eine weitere Ver-
dichtungen innerhalb großzügiger Parkanla- mietbarkeit zu gewährleisten, lässt sich die
gen ihren Ausdruck fanden. Während bei der These aufstellen, dass ein Wohnungsbau-
Gartenstadt noch die Nutzung des Gartens entwurf ohne die Berücksichtigung dieser
zur Selbstversorgung im Vordergrund stand, Thematik durchaus als unbrauchbar einge-
hat sich der private Außenraum heute zu stuft werden muss. Diese Aussage gilt auch
einer reinen zusätzlichen Wohnfunktion für Außenräume, bei denen eine vernünftige
entwickelt. Die Vernachlässigung der Stadt Möblierbarkeit nicht gewährleistet ist. Eine
als Wohnstandort in den letzten Jahrzehnten grundsätzliche Kategorisierung soll über
steht in engem Zusammenhang mit dem den Nutzungscharakter in extrovertierte und
Angebot an qualitätsvollem privaten Au- introvertierte Außenräume erfolgen. Wie
ßenraum. So schienen für viele zunächst häufig gibt es dabei eine Schnittmenge, die
nur die suburbanen Agglomerationen von Aspekte von beiden Kategorien beinhaltet.
Einfamilienhäusern den Bedarf nach aus-

183
Grundriss

Extrovertierter Außenraum

In unseren Breiten wird der private Außen- Bei dem Projekt im Kapellenweg von Baum-
raum in den häufigsten Fällen extrover- schlager Eberle [090] wurde der private
tiert angeordnet. Dies entsteht aus dem Außenraum als Loggia an der Gebäudeecke
unmittelbaren Bedarf nach einer optimalen platziert. Das Fassadenthema wird zugun-
Besonnung. Grundsätzlich stehen drei Typen sten eines einheitlichen Erscheinungsbilds
von privaten Außenräumen zur Verfügung. weitergeführt. Die Dimension der Loggia
Der aus dem Einfamilienhaus abgeleitete entwickelt sich klar aus der Grundrissstruk-
unmittelbare Bezug zum Garten und seine tur.
meist als Terrasse ausgeprägte bauliche Er-
scheinung ist gewissermaßen der Urtyp des Beim Wohnhaus in der Choriner Straße in
privaten Außenraums. Aus der Typologie des Berlin von Popp Planungen [091] wurden
Geschosswohnungsbaus bildet sich eine die beiden Belichtungsseiten vollständig
weitere Gruppe von Außenräumen, die als verglast. Der private Außenraum entwi-
Balkone und Loggien in unterschiedlichsten ckelt sich entsprechend über die gesamte
Formen ausgeprägt sind. Die letzte Gruppe Gebäudebreite. Die geringe Tiefe der
bilden die Dachterrassen, die ähnliche Balkonschicht wird durch eine niveaugleiche
Qualitäten wie Gartenterrassen aufweisen Ebene im Inneren kompensiert.
und durch die Entdeckung des Flachdachs
als nutzbare Fläche insbesondere durch Le Das turmartige Gebäude in der Kanzleistra-
Corbusier gefördert wurden. Neben dieser ße in Zürich [092] wird durch eine beson-
baulichen Ausprägung spielt im städtischen dere Wohnung im Dachgeschoss abge-
Kontext die Orientierung eine weitere Rolle. schlossen. Zwei großzügige Dachterrassen
Dabei ist in erster Linie nicht die Himmels- jeweils zur Stadt und zur Blockinnenseite
richtung, sondern das Verhältnis zum öf- werden zum gestaltprägenden Merkmal des
fentlichen Raum gemeint. In den häufigsten Grundrisses.
Fällen orientieren sich die privaten Außen-
räume zur ruhigeren Innenseite und wenden Eine besondere Form von privatem Außen-
sich damit von der Stadt ab. Zentrales raum wurde bei dem Züricher Projekt in der
Thema beim extrovertierten Außenraum ist Sihlamtstraße [093] realisiert. Hier wurde
jedoch die Gewährleistung einer maximalen, eine großzügige Terrasse der Wohnung als
der Wohnung entsprechenden Privatheit. Eingangssituation vorgelagert. Die Privatheit
Beispiele, die das Element des Außenraums wird durch das dazwischenliegende Trep-
ausschließlich bauplastisch einsetzen, ver- penhaus gewährleistet.
nachlässigen diesen Aspekt häufig.

184
Privater Außenraum

[090]
Baumschlager Eberle
Kapellenweg
Feldkirch (AT)

Wohnfläche
80,6 m²

Außenraum
8,0 m²

Individualräume
2

Orientierung
II

185
Grundriss

[091]
Popp Planungen
Choriner Straße
Berlin (DE)

Wohnfläche
74,4 m²

Außenraum
16,5 m²

Individualräume
1

Orientierung
Il

186
Privater Außenraum

[092]
Hauenstein, La Roche,
Schedler Architekten
Kanzleistraße
Zürich (CH)

Wohnfläche
90,6 m²

Außenraum
36,2 m²

Individualräume
2

Orientierung
IIl

187
Grundriss

[093]
Martin Spühler mit David
Munz und Bruno Senn
Sihlamtstraße
Zürich (CH)

Wohnfläche
96,9 m²

Außenraum
38,7 m²

Individualräume
3

Orientierung
Ill

188
Privater Außenraum

Introvertierter Außenraum

Private Außenräume, die innerhalb der dem Großsiedlungsprojekt in Puchenau


Wohnung oder des Gebäudes integriert [094] findet das Prinzip Verwendung. Nur
sind, wie beispielsweise bei Hof- und wenige Belüftungsfenster richten sich nach
Atriumhäusern oder Patiowohnungen, außen. Großzügige Glasflächen öffnen sich
bezeichnet man als introvertierte Außenräu- um den Innenhof.
me. Diese Ausprägung ist vor allen Dingen
im Mittelmeerraum vorzufinden, wo nicht Josep Lluis Mateo entwickelte für sein
die unmittelbare Besonnung im Vordergrund Amsterdamer Projekt [095] einen zwei-
steht, sondern der private Außenraum als geschossigen Patio, der die einseitige
verschatteter Bereich auch zur Klimatisie- Orientierung des Gebäudes und die damit
rung und Belüftung beitragen soll. In un- schwierigen Belichtungsvrhältnisse kom-
seren Breiten resultiert die Introvertiertheit pensieren sollte. Als Bodenbelag des Patios
aus dem Wunsch nach der vollständigen verwendete er Glasbausteine, um das
Privatheit des Außenraums. Gerade in städ- darunterliegende kommunikative Geschoss
tischen Ballungsräumen mit hoher Dichte ausreichend zu belichten.
und entsprechenden Emissionen kann die
extrovertierte Disposition unbefriedigend Eine extreme Haltung zur Stadt entwickelte
sein und eine introvertierte Konzeption Tadao Ando bei seinem städtischen Reihen-
eine spannungsvolle Alternative für die haus in Osaka [096]. Eine bis auf den Ein-
Entwurfskonzeption darstellen. Bei städte- gang fensterlose Fassade präsentiert sich
baulichen Konzeptionen mit hoher Dichte zur Stadt. Sämtliche Öffnungen orientieren
und niedriger Geschossigkeit hat dieser Typ sich zum Innenhof. Dabei wird der private
von Außenraum eine hohe Verbreitung. Die Außenraum gleichzeitig als Erschließung
meist L - förmige Anordnung der Gebäude genutzt, das heißt die einzelnen Räume kön-
bildet dabei automatisch den Außenraum nen nur über diesen offenen Zwischenraum
aus. Bei höheren Gebäuden ist diese Art betreten werden. Diese radikale Haltung
von Außenraum nur im Dachgeschoss be- ist das Resultat aus der extremen Dichte
ziehungsweise bei Maisonettewohnungen der Stadt und wird als bewusster Kontrast
maximal in den beiden obersten Geschos- eingesetzt.
sen sinnvoll.

Viele der Siedlungsentwürfe von Roland


Rainer setzten sich mit dem Thema der
absoluten Privatheit durch einen introver-
tierten Außenraum auseinander. Auch bei

189
Grundriss

[094]
Roland Rainer
Mittelpromenade
Puchenau (AT)

Wohnfläche
135,0 m²

Außenraum
50,4 m²

Individualräume
4

Orientierung
I, Innenhof

190
Privater Außenraum

[095]
Josep Lluis Mateo
Borneokade
Amsterdam (NL)

Wohnfläche
128,7 m²

Außenraum
43,7 m²

Individualräume
3

Orientierung
I, Patio

191
Grundriss

[096]
Tadao Ando
Osaka Bay Street
Osaka (JP)

Wohnfläche
68,5 m²

Außenraum
15,7 m²

Individualräume
2

Orientierung
Patio

192
Konstruktion

193
Baukonstruktion 196
[097] Le Corbusier
Rue Saint-Laurent, Genf (CH)
[098] Diener Diener
KNSM Laan, Amsterdam (NL)
[099] Fritz Haller
Buchliweg, Münsingen (CH)

Gebäudetechnik 200
[100] Helmut Wimmer
Kanalstraße, Wien (AT)
[101] Jean Nouvel
Avenue de General, Nimes (FR)

194
Konstruktion

Einleitung

Die konstruktive und gebäudetechnische Gesamtprojekt ausmacht. Die sorgfältige


Logik eines Wohnungsentwurfs ist ein Analyse der einzelnen Anforderungen
wesentlicher Aspekt. Zunächst könnte man ist daher die Grundlage für die Entwick-
davon ausgehen, dass dieser Parameter aus lung von Koordinationsschemata, die die
den Überlegungen für das Gesamtgebäude technischen und konstruktiven Anforde-
und weniger aus der einzelnen Wohnung rungen möglichst synergetisch zu einem
resultiert, jedoch wird schnell die Abhängig- optimierten Gebäudeentwurf führen. Neben
keit zum Grundriss klar. Auch wenn im Woh- der konzeptionellen Optimierung ist eine
nungsbau die Rasterfrage keine so große frühzeitige Auseinandersetzung mit den zu
Rolle spielt wie bei der Entwicklung von verwendenden Bausystemen und Bau-
Bürogebäuden, so gibt es doch eine Vielzahl stoffen unumgänglich. Am Markt existieren
von Abhängigkeiten, die im Wohnungsbau zahlreiche Produkte, die einerseits den
für das Konstruktionssystem maßge- geforderten Standards genügen, anderer-
bend sind. Gerade in größeren, hybriden seits jedoch eigene konstruktive Abhän-
Gebäuden mit vielfältigen Wohnungstypen, gigkeiten produzieren. Beispiel hierfür sind
zusätzlicher gewerblicher Nutzung und einer eine Vielzahl von Fertigteilen und Baustoffen
Tiefgarage wird dieser Aspekt deutlich. mit eigenen Maßabhängigkeiten oder sogar
Dabei gibt es Parameter, die eine gewisse eigenen Modulordnungen wie zum Beispiel
Flexibilität aufweisen, wie zum Beispiel die beim Mauerwerk. Eine davon unabhängige
Raumdimensionen innerhalb der Wohnung, Planung ist prinzipiell möglich, führt jedoch
und andere, die nur geringe Toleranzen zu einer unwirtschaftlichen Ausnutzung
gestatten, wie zum Beispiel die wirtschaft- des Materials und hohem Anpassungs-
liche Anordnung der PKW-Stellplätze. Die und damit Zeit- und Kostenaufwand. Ein
Baustoffqualitäten und Konstruktionsweisen weiterer Anspruch, wenn nicht sogar der
sind heutzutage so weit entwickelt, dass wesentliche, ist der materialgerechte
auf den ersten Blick auch eine konstruktiv Entwurf. Vieles ist grundsätzlich machbar,
unabhängige, auf die einzelnen Nutzungsbe- aber die logischen Abhängigkeiten und
reiche optimierte Planung möglich erscheint Möglichkeiten des jeweiligen Materials zu
und die Notwendigkeit zur Koordinierung nutzen, erscheint als wichtige Vorausset-
der einzelnen maßlichen Anforderungen in zung für den gelungenen Entwurf. Dass die
den Hintergrund tritt. Dies führt trotz prinzi- Entwurfskonzeption maßgeblich von diesen
pieller Machbarkeit jedoch im Allgemeinen Parametern beinflusst werden kann, soll
zu äußerst unwirtschaftlichen Ergebnissen, anhand von konstruktiven beziehungsweise
da gerade die Gebäudestruktur, also der gebäudetechnisch optimierten Grundrissen
Rohbau, einen enormen Kostenanteil am dargestellt werden.

195
Grundriss

Baukonstruktion

Einer der wichtigsten baukonstruktiven Pa- Die Immeuble Clarté in Genf von Le Cor-
rameter ist die wirtschaftliche Dimensionie- busier [097] ist eines von vielen Projekten,
rung der Deckenkonstruktion. Weitgehend bei denen er die Möglichkeiten seines
unabhängig von der gewählten Bauweise „plan libre“-Konzepts untersucht. Die
liegen die wirtschaftlichen Spannweiten Grundkonstruktion des Gebäudes besteht
bei circa 6 m. Dies hat unmittelbaren aus einem Skelettbau. Der Grundriss
Einfluss auf die Grundrissgestaltung. Die reagiert teilweise auf das Stützenraster und
Tragrichtung der Decke ist bei additiven spielt sich gleichzeitig in anderen Bereichen
Bauweisen, wie zum Beispiel dem Holzbau, bewusst frei.
oder Fertigteilkonstruktionen in diesem
Zusammenhang ein weiterer wichtiger Das Projekt [098] von Diener Diener
Parameter. Aus konstruktiver Sicht sollten basiert konstruktiv auf der typischen hollän-
eventuelle Treppen der Tragrichtung folgen, dischen Tunnelschalbauweise und erhebt
um wirtschaftliche Ergebnisse zu erzielen. diese gleichzeitig zum Thema des Entwurfs.
Bei Betonkonstruktionen besteht über Trotz eines quadratischen Baukörpers folgen
mögliche komplexe Bewehrungsstrukturen die tragenden Wände ausschließlich einer
eine geringere Einschränkung. Städtische Richtung. Die Grundrissgestaltung ordnet
Gebäude weisen häufig eine zweiseitige sich diesem Prinzip unter.
Orientierung auf, so dass die Lastabtragung
meist entlang der unbelichteten Wohnungs- Fritz Haller, vor allen Dingen bekannt durch
trennwände erfolgt. Die Fassade trägt sein Regalsystem USM, versuchte in
zunächst nur sich selbst beziehungsweise unterschiedlichsten Gebäudedimensionen
wird zur Aussteifung des Gebäudes heran- konstruktiv vollständig durchentwickelte
gezogen und kann nach Belichtungs- und Bausysteme zu etablieren. Bei dem Wohn-
Gestaltungszwecken frei entworfen werden. haus Schärer [099] wurde das Stahlbausys-
Dieses Prinzip hat sich zum Beispiel im tem „Mini“ verwendet. Klare, koordinieren-
holländischen Wohnungsbau als Standard de Rasterstrukturen definieren die mögliche
etabliert. Über vorgefertigte Tunnelscha- Lage der raumteilenden Elemente.
lungselemente sind dort Raumbreite und
Höhe weitgehend vorbestimmt und schrän-
ken damit den entwerferischen Handlungs-
spielraum deutlich ein. Der Entwurf der
nichttragenden Bauteile ist unter Berück-
sichtigung der Qualitätsstandards (insbeson-
dere Schallschutz) weitgehend frei.

196
Konstruktion

[097]
Le Corbusier
Rue Saint-Laurent
Genf (CH)

Wohnfläche
197,6 m²

Außenraum
19,3 m²

Individualräume
3

Orientierung
II

197
Grundriss

[098]
Diener Diener
KNSM Laan
Amsterdam (NL)

Wohnfläche
102,0 m²

Außenraum
10,0 m²

Individualräume
2

Orientierung
Il

198
Konstruktion

[099]
Fritz Haller
Buchliweg
Münsingen (CH)

Wohnfläche
173,4 m²

Außenraum
56,2 m²

Individualräume
3

Orientierung
IV

199
Grundriss

Gebäudetechnik

Selbst der absolute Laie weiß, dass es Die Positionierung der Gebäudetechnik
sinnvoll ist, die Räume mit besonderen ist dabei nicht nur für den ursprünglichen
Anforderungen an die Gebäudetechnik Grundrissentwurf interessant, sondern
sowohl in der Vertikalen als auch Horizon- sollte perspektivisch veränderten Nutzungs-
talen zu bündeln und über einen gemein- bedürfnissen Rechnung tragen beziehungs-
samen Schacht die Ver- und Entsorgung weise bei größeren Wohngebäuden eine
zu gewährleisten. Die Praxis zeigt jedoch, Grundrissvielfalt ermöglichen.
dass ohne erkennbaren Grund von diesem
Prinzip abgewichen wird und Sonderlö- Beim Wohnhaus von Helmut Wimmer [100]
sungen gefunden werden müssen. Ähnlich wird die Gebäudetechnik auf einen zentra-
der Konstruktion gilt, dass vieles machbar, len Kern konzentriert. Sämtliche Medien wie
aber nur wenige Lösungen ökonomisch und Wasser, Abwasser und Strom sind auf den
technisch sinnvoll sind. Einen wesentlichen Kernbereich konzentriert. Die umgebenden
Ansatzpunkt zum Umgang mit der Gebäu- Räume beinhalten keine weitere technische
detechnik im Entwurfsprozess liefert die Ausstattung.
Vergegenwärtigung der Dimensionen der
einzelnen Medien. Je größer die gebäude- Beim sozialen Wohnungsbau von Jean
technischen Bauteile sind, desto sorgfältiger Nouvel [101] wurde die Lage des Schachts
sollte die Abhängigkeit zu anderen Räu- für die Haustechnik präzise gesetzt, um
men und Bereichen im Grundriss studiert unterschiedliche Grundrisskonfigurationen
werden. Die größten Querschnitte nehmen zuzulassen und über den gleichen Schacht
dabei luftführende Bauteile ein, die gerade ver- und entsorgen zu können. Im dargestell-
im Zuge der energetischen Optimierung von ten Grundriss wird auf der Erdgeschossebe-
Gebäuden zunehmend eingesetzt werden. ne eine Box platziert, im darüberliegenden
Die nächste Kategorie bilden die Bauteile Geschoss hingegen ein „konventioneller“
zur Abwasserentsorgung, gefolgt von der Grundriss mit außenliegendem Bad entwi-
Wasserversorgung. Die Elektroversorgung ckelt.
nimmt aufgrund der geringen Querschnitte
nur wenig Einfluss auf die Grundrissge-
staltung, wobei auch hier ökonomische
Lösungen vorzuziehen sind. Für den
qualitativen Entwurf ist es wesentlich, die
gebäudetechnischen Lösungsansätze, ins-
besondere die Lage der vertikalen Schächte,
frühzeitig zu betrachten und zu integrieren.

200
Konstruktion

[100]
Helmut Wimmar
Kanalstraße
Wien (AT)

Wohnfläche
90,2 m²

Außenraum
15,4 m²

Individualräume
2

Orientierung
IIl

201
Grundriss

[101]
Jean Nouvel
Avenue de General
Nimes (FR)

Wohnfläche
108,0 m²

Außenraum
11,5 m²

Individualräume
3

Orientierung
Ill

202
Projekte
Einleitung

Die Überführung der aus der Grundrissarbeit hier liefert dieses Kapitel einen reichhaltigen
gewonnen Erkenntnisse in die Komplexität Fundus an Beispielen, die eine Beurteilung
des Gesamtprojekts ist eine der wesent- der Effizienz der einzelnen Systeme zulässt.
lichen Hürden im Entwurfsprozess. Die Aus dem beschriebenen „klassischen“
entwickelte Grundrisskonzeption muss Ansatz kann dieses Kapitel jedoch eben-
den zahlreichen weiteren Einflussgrößen falls betrachtet werden und katalogartig
angepasst werden, ohne die ursprüngliche das Spektrum städtebaulicher Lösungen
Idee zu gefährden. Die umgekehrte und aufzeigen.
als „klassisch“ zu bezeichnende Methodik
der Annäherung im Entwurfsprozess über Entsprechend der Reihenfolge ihres Er-
den städtebaulichen Maßstab bis hin zum scheinens im Kapitel „Grundriss“ werden in
Detail erscheint uns aus der praktischen diesem Kapitel die Grundrisse in ihren Ge-
Lehrerfahrung gerade bei wenig geübten samtzusammenhang gestellt. Sämtliche 101
Entwerfern für die Entwicklung qualitäts- Projekte wurden zeichnerisch in Grundriss
voller Wohnungsbauarchitektur weniger und Schnitt im Maßstab 1:500 nach einheit-
geeignet. Häufig sieht der Studierende sich lichen grafischen Standards neu aufgearbei-
dann mit der gefundenen Bauform mit einer tet. Dargestellt ist jeweils das Eingangsge-
Situation konfrontiert, bei der es ähnlich schoss der betrachteten Wohnungen, die
wie beim Altbau gilt, nachträglich adäquate farbig markiert wurden. Bei Grundrisskonfi-
Grundrisse einzufügen. Eine parallele Ent- gurationen, die mit dem Gebäude identisch
wicklung beider Entwurfsstrategien würde sind, zum Beispiel bei Einfamilienhäusern,
bei entsprechender Erfahrung und Zeit den wurde auf diese Markierung verzichtet. Die
größten Erfolg versprechen. Dieser letzte seitliche Spalte gibt Aufschluss über die
Buchteil versucht eine Brücke zwischen wichtigsten Projektkenndaten und wurde
beiden Ansätzen zu schlagen. um eine städtebauliche, genordete Vignette
im Maßstab 1:10.000 ergänzt, die eine
Aus dem Ansatz, das Gebäude aus der Vorstellung von der baulichen Dichte des
Perspektive der Wohnung zu entwerfen, Kontexts liefern soll. Die dunkle Gebäude-
liefert dieses Kapitel erste Informationen markierung gibt den gewählten Grundris-
für den Folgeschritt, der Konfiguration des sausschnitt im Maßstab 1:500 an, die helle
Gebäudes. Im Sinne eines „Packschemas“ Markierung kennzeichnet das Gesamtpro-
kann die räumliche Anordnung der einzelnen jekt. Der angegebene Erschließungstyp
Wohneinheiten nachvollzogen werden. bezieht sich auf die betrachtete Wohnung.
Unmittelbar mit dieser Frage verknüpft ist Die beigefügten Schnitte sind als System-
die Erschließungsform des Gebäudes. Auch schnitt zu verstehen.

205
Projekte

[001] Morger Degelo [018] Steidle + Partner [035] Michael Alder


Klybeckstraße, Basel (CH) Hans-Dürrmeier-Weg, München (DE) Störzbachstraße, Stuttgart (DE)
[002] pfeifer roser kuhn architekten [019] Egon Eiermann [036] HPP Hentrich-Petschnigg Architekten
Runzmattenweg, Freiburg (DE) Bartningallee, Berlin (DE) Pfeffingerstraße, Leipzig (DE)
[003] Diener Diener [020] Kuhn Fischer Partner Architekten [037] Walter Stamm-Teske,
Riehenring, Basel (CH) Widenstraße, Oberwil-Zug (CH) Schettler Wittenberg
[004] Gigon/Guyer Architekten [021] Baumschlager Eberle Lessingstraße, Weimar (DE)
Im Broelberg, Kilchberg (CH) Mozartstraße, Dornbirn (AT) [038] ADP Architekten
[005] Hans Kollhoff, Christian Rapp [022] Brendeland Kristoffersen Arkitekter Hellmutstraße, Zürich (CH)
Levantkade, Amsterdam (NL) Strandveien, Trondheim (NO) [039] Michael Alder
[006] Shigeru Ban [023] Könz Molo und Barchi Architekten Friedhofweg, Riehen (CH)
Lake Yamanaka, Yamanashi (JP) Via Agostino Maspoli, Mendriso (CH) [040] Bauart Architekten und Planer
[007] Buchner Bründler Architekten [024] Haack + Höpfner und Horden Cherry Lee mobiler Standort
Colmarerstraße, Basel (CH) Grasmeierstraße, München (DE) [041] Ryue Nishizawa
[008] Michael Alder [025] Johannes Kaufmann Ota Ku, Tokyo (JP)
Hinter den Gärten, Itingen (CH) mobiler Standort [042] aveer de Geyter
[009] Antonio Cruz [026] Beyer + Dier Architekten Chassé Singel, Breda (NL)
Calle Do a Maria Coronel, Sevilla (ES) K.-Rupprecht-Straße, Ingolstadt (DE) [043] Daniele Marques
[010] Luigi Snozzi [027] Fink + Jocher Dreilindenstraße, Luzern (CH)
Vicolo della Zotta, Brione-Minusio (CH) Oheriedentrift, Hannover (DE) [044] pool Architekten
[011] Beda Dillier [028] Miller Maranta Leimbachstraße, Zürich (CH)
Kirchstraße, Sarnen (CH) Gellertstraße, Basel (CH) [045] Thomas Müller Ivan Reimann
[012] Petra und Paul Kahlfeldt [029] burkhalter sumi architekten Reichenbachstraße, Dresden (DE)
Max-Eyth-Straße, Berlin (DE) Wehrenbachhalde, Zürich (CH) [046] Norbert Post - Hartmut Welters
[013] Geurst Schulze architecten [030] Allmann Sattler Wappner Architekten Architekten
Bilderdijkstraat, Den Haag (NL) G.-Kerschensteiner-Str., München (DE) Westender Weg, Herdecke (DE)
[014] Bearth Deplazes Architekten [031] Beyer - Schubert Architekten [047] Delugan Meissl Associated Architects
Fanas (CH) A.-und-H.-Hirsch-Ring, Berlin (DE) Wimbergergasse, Wien (AT)
[015] Christian Kerez [032] Baumschlager Eberle [048] burkhalter sumi architekten
Burenweg, Zürich (CH) Waldburgstraße, Nüziders (AT) Burgmattstraße, Laufenburg (CH)
[016] Lederer + Ragnarsd ttir + Oei [033] Hasler Schlatter Partner [049] Fink + Jocher
Besigheimer Straße, Stuttgart (DE) Trichtenhausenstraße, Zürich (CH) H.-Guggenmoser-Str., Weilheim (DE)
[017] Werner Wirsing [034] Helmut Wimmer [050] Johannes Kaufmann
Connollystraße, München (DE) Grieshofgasse, Wien (AT) Brugg, Bezau (AT)

206
Projektverzeichnis

[051] Francis Soler [068] Peter Zumthor [085] Zimmermann Leber Feilberg
Cité Saint Chaumont, Paris (FR) Cadonaustraße, Chur (CH) H.-Mansbacher-Str., Darmstadt (DE)
[052] Herzog de Meuron [069] Walter Stamm-Teske, AFF Architekten [086] Straub Beutin Architekten
Hebelstraße, Basel (CH) Albrecht-Dürer-Straße, Weimar (DE) Kreutzerweg, Berlin (DE)
[053] Herzog de Meuron [070] Fink + Jocher [087] dmsw
Schützenmattstraße, Basel (CH) Enzianstraße, Garching (DE) Albertinenstraße, Berlin (DE)
[054] Walter Stelzhammer [071] Shigeru Ban [088] Rijnvos Voorwinde Architecten
Ziedlergasse, Wien (AT) Saitama, Kawagoe (JP) Voltstraat, Tilburg (NL)
[055] MVRDV [072] Adolf Krischanitz [089] Scheuring und Partner
Bottgerwater, Den Haag (NL) Oskar-Simony-Straße, Wien (AT) Lohrbergstraße, Köln (DE)
[056] Riegler Riewe [073] Le Corbusier [090] Baumschlager Eberle
Bahnhofstraße, Graz (AT) Boulevard Michelet, Marseille (FR) Kapellenweg, Feldkirch (AT)
[057] BKK-3 [074] Shigeru Ban [091] Popp Planungen
Goldschlagstraße, Wien (AT) Izu, Shizuoka (JP) Choriner Straße, Berlin (DE)
[058] Bosch Architecten [075] blauraum Architekten [092] Hauenstein, La Roche, Schedler
Bezaanjachtplein, Amsterdam (NL) Bogenallee, Hamburg (DE) Kanzleistraße, Zürich (CH)
[059] Joachim Wendt [076] Atelier 5 [093] Martin Spühler mit D. Munz B. Senn
Rückertstraße, Darmstadt (DE) Brüggbühlstraße, Niederwangen (CH) Sihlamtstraße, Zürich (CH)
[060] Kazuyo Sejima [077] Engelen Moore [094] Roland Rainer
Kitagata, Gifu (JP) Barcom Avenue, Sydney (AU) Mittelpromenade, Puchenau (AT)
[061] Theo Hotz [078] Rapp + Rapp [095] Josep Lluis Mateo
Buchgrindelstraße, Zürich (CH) Centrum Ypenburg, Den Haag (NL) Borneokade, Amsterdam (NL)
[062] Burkard Meyer Architekten [079] Max Dudler [096] Tadao Ando
Martinsbergstraße, Baden (CH) Kirchgasse, Zürich (CH) Osaka Bay Street, Osaka (JP)
[063] Gigon/Guyer Architekten [080] [03 München [097] Le Corbusier
Carmenstraße, Zürich (CH) Nackstraße, Mainz (DE) Rue Saint-Laurent, Genf (CH)
[064] A.D.P. Walter Ramseier [081] Michael Alder [098] Diener Diener
Hohlstraße, Zürich (CH) Friedhofweg, Riehen (CH) KNSM Laan, Amsterdam (NL)
[065] Ken Architekten [082] Kollhoff Timmermann Architekten [099] Fritz Haller
Vorsässstraße, Ennetmoos (CH) Malchower Weg, Berlin (DE) Buchliweg, Münsingen (CH)
[066] AV1 Architekten [083] Alvar Aalto [100] Helmut Wimmer
Betzenberg, Kaierslautern (DE) Klopstockstraße, Berlin (DE) Kanalstraße, Wien (AT)
[067] Burkard Meyer Architekten [084] Christian Kerez [101] Jean Nouvel
Mellingerstraße, Baden (CH) Forsterstraße, Zürich (CH) Avenue de General, Nimes (FR)

207
Projekte

[001]
Morger Degelo
Klybeckstraße
Basel (CH)

Fertigstellung
1996

Erschließungstyp
2-Spänner

Anzahl Geschosse
6

Anzahl Wohneinheiten
29

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

208
Projektsammlung

[002]
pfeifer roser kuhn
architekten
Runzmattenweg
Freiburg (DE)

Fertigstellung
2005

Erschließungstyp
3-Spänner

Anzahl Geschosse
5

Anzahl Wohneinheiten
14

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

209
Projekte

[003]
Diener Diener
Riehenring
Basel (CH)

Fertigstellung
1985

Erschließungstyp
2-Spänner

Anzahl Geschosse
5

Anzahl Wohneinheiten
74

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

210
Projektsammlung

[004]
Gigon/Guyer Architekten
Im Broelberg
Kilchberg (CH)

Fertigstellung
1994

Erschließungstyp
2-Spänner

Anzahl Geschosse
3-4

Anzahl Wohneinheiten
14

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

211
Projekte

[005]
Hans Kollhoff,
Christian Rapp
Levantkade
Amsterdam (NL)

Fertigstellung
1994

Erschließungstyp
2-Spänner

Anzahl Geschosse
4-8

Anzahl Wohneinheiten
304

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

212
Projektsammlung

[006]
Shigeru Ban
Lake Yamanaka
Yamanashi (JP)

Fertigstellung
1995

Erschließungstyp
direkt

Anzahl Geschosse
1

Anzahl Wohneinheiten
1

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

213
Projekte

[007]
Buchner Bründler
Architekten
Colmarerstraße
Basel (CH)

Fertigstellung
2002

Erschließungstyp
direkt

Anzahl Geschosse
6

Anzahl Wohneinheiten
7

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

214
Projektsammlung

[008]
Michael Alder
Hinter den Gärten
Itingen (CH)

Fertigstellung
1984

Erschließungstyp
direkt

Anzahl Geschosse
3

Anzahl Wohneinheiten
1

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

215
Projekte

[009]
Antonio Cruz
Calle Do a Maria Coronel
Sevilla (ES)

Fertigstellung
1976

Erschließungstyp
2-Spänner

Anzahl Geschosse
4

Anzahl Wohneinheiten
12

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

216
Projektsammlung

[010]
Luigi Snozzi
Vicolo della Zotta
Brione-Minusio (CH)

Fertigstellung
1975

Erschließungstyp
direkt

Anzahl Geschosse
3

Anzahl Wohneinheiten
1

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

217
Projekte

[011]
Beda Dillier
Kirchstraße
Sarnen (CH)

Fertigstellung
2004

Erschließungstyp
2-Spänner

Anzahl Geschosse
3

Anzahl Wohneinheiten
6

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

218
Projektsammlung

[012]
Petra und Paul Kahlfeldt
Max-Eyth-Straße
Berlin (DE)

Fertigstellung
1993

Erschließungstyp
direkt

Anzahl Geschosse
3

Anzahl Wohneinheiten
1

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

219
Projekte

[013]
Geurst Schulze
architecten
Bilderdijkstraat
Den Haag (NL)

Fertigstellung
1994

Erschließungstyp
1-Spänner

Anzahl Geschosse
4

Anzahl Wohneinheiten
19

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

220
Projektsammlung

[014]
Bearth Deplazes
Architekten
Fanas (CH)

Fertigstellung
1999

Erschließungstyp
direkt

Anzahl Geschosse
2

Anzahl Wohneinheiten
1

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

221
Projekte

[015]
Christian Kerez
Burenweg
Zürich (CH)

Fertigstellung
2007

Erschließungstyp
direkt

Anzahl Geschosse
3

Anzahl Wohneinheiten
2

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

222
Projektsammlung

[016]
Lederer + Ragnarsd ttir + Oei
Besigheimer Straße
Stuttgart (DE)

Fertigstellung
2001

Erschließungstyp
Laubengang

Anzahl Geschosse
3-4

Anzahl Wohneinheiten
14

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

223
Projekte

[017]
Werner Wirsing
Connollystraße
München (DE)

Fertigstellung
1972

Erschließungstyp
direkt

Anzahl Geschosse
2

Anzahl Wohneinheiten
800

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

224
Projektsammlung

[018]
Steidle + Partner
Hans-Dürrmeier-Weg
München (DE)

Fertigstellung
2002

Erschließungstyp
Innengang

Anzahl Geschosse
15

Anzahl Wohneinheiten
66

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

225
Projekte

[019]
Egon Eiermann
Bartningallee
Berlin (DE)

Fertigstellung
1961

Erschließungstyp
2-Spänner

Anzahl Geschosse
9

Anzahl Wohneinheiten
96

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

226
Projektsammlung

[020]
Kuhn Fischer Partner
Architekten
Widenstraße
Oberwil-Zug (CH)

Fertigstellung
1994

Erschließungstyp
Laubengang

Anzahl Geschosse
4

Anzahl Wohneinheiten
17

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

227
Projekte

[021]
Baumschlager Eberle
Mozartstraße
Dornbirn (AT)

Fertigstellung
1997

Erschließungstyp
3-Spänner

Anzahl Geschosse
5

Anzahl Wohneinheiten
38

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

228
Projektsammlung

[022]
Brendeland Kristoffersen
Arkitekter
Strandveien
Trondheim (NO)

Fertigstellung
2005

Erschließungstyp
direkt

Anzahl Geschosse
4

Anzahl Wohneinheiten
10

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

229
Projekte

[023]
Könz Molo und Barchi
Architekten
Via Agostino Maspoli
Mendriso (CH)

Fertigstellung
2006

Erschließungstyp
Laubengang

Anzahl Geschosse
4

Anzahl Wohneinheiten
18

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

230
Projektsammlung

[024]
Haack + Höpfner Archi-
tekten und
Horden Cherry Lee
Architects
Grasmeierstraße
München (DE)

Fertigstellung
2005

Erschließungstyp
direkt

Anzahl Geschosse
1

Anzahl Wohneinheiten
7

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

231
Projekte

[025]
Johannes Kaufmann
mobiler Standort

Fertigstellung
2001

Erschließungstyp
direkt

Anzahl Geschosse
1

Anzahl Wohneinheiten
1

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

232
Projektsammlung

[026]
Beyer + Dier Architekten
Kronprinz-Rupprecht-
Straße
Ingolstadt (DE)

Fertigstellung
2003

Erschließungstyp
Laubengang

Anzahl Geschosse
3

Anzahl Wohneinheiten
30

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

233
Projekte

[027]
Fink + Jocher
Oheriedentrift/Feldbusch-
wende
Hannover (DE)

Fertigstellung
1999

Erschließungstyp
2-Spänner

Anzahl Geschosse
5

Anzahl Wohneinheiten
87

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

234
Projektsammlung

[028]
Miller Maranta
Gellertstraße
Basel (CH)

Fertigstellung
2004

Erschließungstyp
2-Spänner

Anzahl Geschosse
8

Anzahl Wohneinheiten
31

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

235
Projekte

[029]
burkhalter sumi
architekten
Wehrenbachhalde
Zürich (CH)

Fertigstellung
2002

Erschließungstyp
1-Spänner

Anzahl Geschosse
3

Anzahl Wohneinheiten
10

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

236
Projektsammlung

[030]
Allmann Sattler Wappner
Architekten
Georg-Kerschensteiner-
Straße
München (DE)

Fertigstellung
2005

Erschließungstyp
direkt

Anzahl Geschosse
2

Anzahl Wohneinheiten
1

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

237
Projekte

[031]
Beyer - Schubert Architekten
Alice-und Hella-Hirsch-Ring
Berlin (DE)

Fertigstellung
2001

Erschließungstyp
direkt

Anzahl Geschosse
4

Anzahl Wohneinheiten
16

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

238
Projektsammlung

[032]
Baumschlager Eberle
Waldburgstraße
Nüziders (AT)

Fertigstellung
1996

Erschließungstyp
2-Spänner

Anzahl Geschosse
3

Anzahl Wohneinheiten
14

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

239
Projekte

[033]
Hasler Schlatter Partner
Trichtenhausenstraße
Zürich (CH)

Fertigstellung
2004

Erschließungstyp
4-Spänner

Anzahl Geschosse
5

Anzahl Wohneinheiten
73

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

240
Projektsammlung

[034]
Helmut Wimmer
Grieshofgasse
Wien (AT)

Fertigstellung
1996

Erschließungstyp
2-Spänner

Anzahl Geschosse
5

Anzahl Wohneinheiten
9

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

241
Projekte

[035]
Michael Alder
Störzbachstraße
Stuttgart (DE)

Fertigstellung
1993

Erschließungstyp
2-Spänner

Anzahl Geschosse
6

Anzahl Wohneinheiten
12

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

242
Projektsammlung

[036]
HPP Hentrich-Petschnigg
Partner
Pfeffigerstraße
Leipzig (DE)

Fertigstellung
2000

Erschließungstyp
2-Spänner

Anzahl Geschosse
4

Anzahl Wohneinheiten
26

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

243
Projekte

[037]
Walter Stamm-Teske,
Schettler Wittenberg
Lessingstraße
Weimar (DE)

Fertigstellung
1998

Erschließungstyp
direkt

Anzahl Geschosse
2

Anzahl Wohneinheiten
26

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

244
Projektsammlung

[038]
ADP Architekten
Hellmutstraße
Zürich (CH)

Fertigstellung
1991

Erschließungstyp
3-Spänner

Anzahl Geschosse
4

Anzahl Wohneinheiten
36

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

245
Projekte

[039]
Michael Alder
Friedhofweg
Riehen (CH)

Fertigstellung
1992

Erschließungstyp
direkt

Anzahl Geschosse
3

Anzahl Wohneinheiten
38

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

246
Projektsammlung

[040]
Bauart Architekten und
Planer
mobiler Standort

Fertigstellung
-

Erschließungstyp
direkt

Anzahl Geschosse
2

Anzahl Wohneinheiten
1

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

247
Projekte

[041]
Ryue Nishizawa
Ota Ku
Tokyo (JP)

Fertigstellung
2005

Erschließungstyp
direkt

Anzahl Geschosse
1-3

Anzahl Wohneinheiten
4

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

248
Projektsammlung

[042]
aveer de Geyter
Chassé Singel
Breda (NL)

Fertigstellung
2002

Erschließungstyp
1-Spänner

Anzahl Geschosse
13

Anzahl Wohneinheiten
143

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

249
Projekte

[043]
Daniele Marques
Dreilindenstraße
Luzern (CH)

Fertigstellung
1999

Erschließungstyp
direkt

Anzahl Geschosse
3

Anzahl Wohneinheiten
4

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

250
Projektsammlung

[044]
pool Architekten
Leimbachstraße
Zürich (CH)

Fertigstellung
2005

Erschließungstyp
3-Spänner

Anzahl Geschosse
6-8

Anzahl Wohneinheiten
119

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

251
Projekte

[045]
Thomas Müller Ivan
Reimann Architekten
Reichenbachstraße
Dresden (DE)

Fertigstellung
2004

Erschließungstyp
2-Spänner

Anzahl Geschosse
5

Anzahl Wohneinheiten
63

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

252
Projektsammlung

[046]
Norbert Post - Hartmut
Welters Architekten
Westender Weg
Herdecke (DE)

Fertigstellung
2000

Erschließungstyp
direkt

Anzahl Geschosse
2

Anzahl Wohneinheiten
45

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

253
Projekte

[047]
Delugan Meissl
Associated Architects
Wimbergergasse
Wien (AT)

Fertigstellung
2001

Erschließungstyp
2-Spänner

Anzahl Geschosse
3-7

Anzahl Wohneinheiten
40

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

254
Projektsammlung

[048]
burkhalter sumi
architekten
Burgmattstraße
Laufenburg (CH)

Fertigstellung
1996

Erschließungstyp
Laubengang

Anzahl Geschosse
3

Anzahl Wohneinheiten
16

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

255
Projekte

[049]
Fink + Jocher
Hans-Guggenmoser-Str.
Weilheim (DE)

Fertigstellung
1995

Erschließungstyp
2-Spänner

Anzahl Geschosse
4

Anzahl Wohneinheiten
23

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

256
Projektsammlung

[050]
Johannes Kaufmann
Brugg
Bezau (AT)

Fertigstellung
1998

Erschließungstyp
Laubengang

Anzahl Geschosse
3

Anzahl Wohneinheiten
10

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

257
Projekte

[051]
Francis Soler
Cité Saint Chaumont
Paris (FR)

Fertigstellung
1993

Erschließungstyp
direkt

Anzahl Geschosse
5

Anzahl Wohneinheiten
17

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

258
Projektsammlung

[052]
Herzog de Meuron
Hebelstraße
Basel (CH)

Fertigstellung
1988

Erschließungstyp
2-Spänner

Anzahl Geschosse
3

Anzahl Wohneinheiten
6

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

259
Projekte

[053]
Herzog de Meuron
Schützenmattstraße
Basel (CH)

Fertigstellung
1993

Erschließungstyp
1-Spänner

Anzahl Geschosse
7

Anzahl Wohneinheiten
4

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

260
Projektsammlung

[054]
Walter Stelzhammer
Ziedlergasse
Wien (AT)

Fertigstellung
1999

Erschließungstyp
direkt

Anzahl Geschosse
4

Anzahl Wohneinheiten
42

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

261
Projekte

[055]
MVRDV
Bottgerwater
Den Haag (NL)

Fertigstellung
2001

Erschließungstyp
direkt

Anzahl Geschosse
2

Anzahl Wohneinheiten
48

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

262
Projektsammlung

[056]
Riegler Riewe
Bahnhofstrasse
Graz (AT)

Fertigstellung
1994

Erschließungstyp
2-Spänner

Anzahl Geschosse
3

Anzahl Wohneinheiten
27

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

263
Projekte

[057]
BKK-3
Goldschlagstrasse
Wien (AT)

Fertigstellung
2000

Erschließungstyp
Laubengang

Anzahl Geschosse
9

Anzahl Wohneinheiten
39

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

264
Projektsammlung

[058]
Bosch Architecten
Bezaanjachtplein
Amsterdam (NL)

Fertigstellung
1994

Erschließungstyp
2-Spänner

Anzahl Geschosse
4

Anzahl Wohneinheiten
28

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

265
Projekte

[059]
Joachim Wendt
Rückertstraße
Darmstadt (DE)

Fertigstellung
2004

Erschließungstyp
direkt

Anzahl Geschosse
3

Anzahl Wohneinheiten
1

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

266
Projektsammlung

[060]
Kazuyo Sejima
Kitagata
Gifu (JP)

Fertigstellung
1998

Erschließungstyp
Laubengang

Anzahl Geschosse
9

Anzahl Wohneinheiten
107

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

267
Projekte

[061]
Theo Hotz
Buchgrindelstraße
Zürich (CH)

Fertigstellung
1985

Erschließungstyp
2-Spänner

Anzahl Geschosse
4

Anzahl Wohneinheiten
24

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

268
Projektsammlung

[062]
Burkard Meyer
Architekten
Martinsbergstraße
Baden (CH)

Fertigstellung
2003

Erschließungstyp
1-Spänner

Anzahl Geschosse
4

Anzahl Wohneinheiten
12

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

269
Projekte

[063]
Gigon/Guyer Architekten
Carmenstraße
Zürich (CH)

Fertigstellung
2002

Erschließungstyp
2-Spänner

Anzahl Geschosse
2-5

Anzahl Wohneinheiten
48

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

270
Projektsammlung

[064]
A.D.P. Walter Ramseier
Hohlstraße
Zürich (CH)

Fertigstellung
2007

Erschließungstyp
3-Spänner

Anzahl Geschosse
8

Anzahl Wohneinheiten
126

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

271
Projekte

[065]
Ken Architekten
Vorsässstraße
Ennetmoos (CH)

Fertigstellung
2007

Erschließungstyp
direkt

Anzahl Geschosse
2

Anzahl Wohneinheiten
1

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

272
Projektsammlung

[066]
AV1 Architekten
Betzenberg
Kaiserslautern (DE)

Fertigstellung
2000

Erschließungstyp
direkt

Anzahl Geschosse
3

Anzahl Wohneinheiten
5

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

273
Projekte

[067]
Burkard Meyer
Architekten
Mellingerstraße
Baden (CH)

Fertigstellung
2006

Erschließungstyp
Laubengang

Anzahl Geschosse
5

Anzahl Wohneinheiten
14

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

274
Projektsammlung

[068]
Peter Zumthor
Cadonaustraße
Chur (CH)

Fertigstellung
1993

Erschließungstyp
Laubengang

Anzahl Geschosse
2

Anzahl Wohneinheiten
21

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

275
Projekte

[069]
Walter Stamm-Teske,
AFF Architekten
Albrecht-Dürer-Straße
Weimar (DE)

Fertigstellung
2002

Erschließungstyp
direkt

Anzahl Geschosse
3

Anzahl Wohneinheiten
4

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

276
Projektsammlung

[070]
Fink + Jocher
Enzianstraße
Garching (DE)

Fertigstellung
2005

Erschließungstyp
Laubengang

Anzahl Geschosse
4

Anzahl Wohneinheiten
56

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

277
Projekte

[071]
Shigeru Ban
Saitama
Kawagoe (JP)

Fertigstellung
2000

Erschließungstyp
direkt

Anzahl Geschosse
1

Anzahl Wohneinheiten
1

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

278
Projektsammlung

[072]
Adolf Krischanitz
Oskar-Simony-Straße
Wien (AT)

Fertigstellung
2008

Erschließungstyp
2-Spänner

Anzahl Geschosse
3

Anzahl Wohneinheiten
6

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

279
Projekte

[073]
Le Corbusier
Boulevard Michelet
Marseille (FR)

Fertigstellung
1952

Erschließungstyp
Innengang

Anzahl Geschosse
17

Anzahl Wohneinheiten
337

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

280
Projektsammlung

[074]
Shigeru Ban
Izu
Shizuoka (JP)

Fertigstellung
2002

Erschließungstyp
direkt

Anzahl Geschosse
2

Anzahl Wohneinheiten
1

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

281
Projekte

[075]
blauraum Architekten
Bogenallee
Hamburg (DE)

Fertigstellung
2004

Erschließungstyp
2-Spänner

Anzahl Geschosse
4

Anzahl Wohneinheiten
15

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

282
Projektsammlung

[076]
Atelier 5
Brüggbühlstraße
Niederwangen (CH)

Fertigstellung
1990

Erschließungstyp
direkt

Anzahl Geschosse
4

Anzahl Wohneinheiten
93

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

283
Projekte

[077]
Engelen Moore
Barcom Avenue
Sydney (AU)

Fertigstellung
2002

Erschließungstyp
direkt

Anzahl Geschosse
5

Anzahl Wohneinheiten
25

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

284
Projektsammlung

[078]
Rapp + Rapp
Centrum Ypenburg
Den Haag (NL)

Fertigstellung
2006

Erschließungstyp
Laubengang

Anzahl Geschosse
4 - 13

Anzahl Wohneinheiten
486

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

285
Projekte

[079]
Max Dudler
Kirchgasse
Zürich (CH)

Fertigstellung
2004

Erschließungstyp
Innengang

Anzahl Geschosse
5

Anzahl Wohneinheiten
45

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

286
Projektsammlung

[080]
03 München
Nackstraße
Mainz (DE)

Fertigstellung
2005

Erschließungstyp
direkt

Anzahl Geschosse
3-7

Anzahl Wohneinheiten
31

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

287
Projekte

[081]
Michael Alder
Friedhofweg
Riehen (CH)

Fertigstellung
1992

Erschließungstyp
1-Spänner

Anzahl Geschosse
3

Anzahl Wohneinheiten
38

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

288
Projektsammlung

[082]
Kollhoff Timmermann
Architekten
Malchower Weg
Berlin (DE)

Fertigstellung
1994

Erschließungstyp
2-Spänner

Anzahl Geschosse
4

Anzahl Wohneinheiten
128

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

289
Projekte

[083]
Alvar Aalto
Klopstockstraße
Berlin (DE)

Fertigstellung
1957

Erschließungstyp
5-Spänner

Anzahl Geschosse
8

Anzahl Wohneinheiten
78

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

290
Projektsammlung

[084]
Christian Kerez
Forsterstraße
Zürich (CH)

Fertigstellung
2003

Erschließungstyp
1-Spänner

Anzahl Geschosse
4

Anzahl Wohneinheiten
5

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

291
Projekte

[085]
Zimmermann Leber
Feilberg Architekten
Herta-Mansbacher-Straße
Darmstadt (DE)

Fertigstellung
2004

Erschließungstyp
direkt

Anzahl Geschosse
3

Anzahl Wohneinheiten
33

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

292
Projektsammlung

[086]
Straub Beutin Architekten
Kreutzerweg
Berlin (DE)

Fertigstellung
2001

Erschließungstyp
direkt

Anzahl Geschosse
4

Anzahl Wohneinheiten
2

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

293
Projekte

[087]
dmsw
Albertinenstraße
Berlin (DE)

Fertigstellung
2006

Erschließungstyp
direkt

Anzahl Geschosse
3

Anzahl Wohneinheiten
4

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

294
Projektsammlung

[088]
Rijnvos Voorwinde
Architecten
Voltstraat
Tilburg (NL)

Fertigstellung
1997

Erschließungstyp
direkt

Anzahl Geschosse
3

Anzahl Wohneinheiten
7

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

295
Projekte

[089]
Scheuring und Partner
Lohrbergstraße
Köln (DE)

Fertigstellung
1995

Erschließungstyp
direkt

Anzahl Geschosse
5

Anzahl Wohneinheiten
1

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

296
Projektsammlung

[090]
Baumschlager Eberle
Kapellenweg
Feldkirch (AT)

Fertigstellung
1996

Erschließungstyp
4-Spänner

Anzahl Geschosse
3

Anzahl Wohneinheiten
36

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

297
Projekte

[091]
Popp Planungen
Choriner Straße
Berlin (DE)

Fertigstellung
1998

Erschließungstyp
2-Spänner

Anzahl Geschosse
7

Anzahl Wohneinheiten
24

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

298
Projektsammlung

[092]
Hauenstein, La Roche,
Schedler Architekten
Kanzleistraße
Zürich (CH)

Fertigstellung
2004

Erschließungstyp
1-Spänner

Anzahl Geschosse
6

Anzahl Wohneinheiten
5

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

299
Projekte

[093]
Martin Spühler mit David
Munz und Bruno Senn
Sihlamtstraße
Zürich (CH)

Fertigstellung
1995

Erschließungstyp
2-Spänner

Anzahl Geschosse
5

Anzahl Wohneinheiten
64

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

300
Projektsammlung

[094]
Roland Rainer
Mittelpromenade
Puchenau (AT)

Fertigstellung
1977

Erschließungstyp
direkt

Anzahl Geschosse
1

Anzahl Wohneinheiten
750

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

301
Projekte

[095]
Josep Lluis Mateo
Borneokade
Amsterdam (NL)

Fertigstellung
2000

Erschließungstyp
direkt

Anzahl Geschosse
3

Anzahl Wohneinheiten
26

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

302
Projektsammlung

[096]
Tadao Ando
Sumiyoshi
Osaka (JP)

Fertigstellung
1975

Erschließungstyp
direkt

Anzahl Geschosse
2

Anzahl Wohneinheiten
1

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

303
Projekte

[097]
Le Corbusier
Rue Saint-Laurent
Genf (CH)

Fertigstellung
1932

Erschließungstyp
2-Spänner

Anzahl Geschosse
8

Anzahl Wohneinheiten
45

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

304
Projektsammlung

[098]
Diener Diener
KNSM Laan
Amsterdam (NL)

Fertigstellung
2000

Erschließungstyp
Laubengang

Anzahl Geschosse
6

Anzahl Wohneinheiten
45

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

305
Projekte

[099]
Fritz Haller
Buchliweg
Münsingen (CH)

Fertigstellung
1969

Erschließungstyp
direkt

Anzahl Geschosse
2

Anzahl Wohneinheiten
1

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

306
Projektsammlung

[100]
Helmut Wimmer
Kanalstraße
Wien (AT)

Fertigstellung
1999

Erschließungstyp
1-Spänner

Anzahl Geschosse
3

Anzahl Wohneinheiten
36

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

307
Projekte

[101]
Jean Nouvel
Avenue de General
Nimes (FR)

Fertigstellung
1987

Erschließungstyp
Laubengang

Anzahl Geschosse
5

Anzahl Wohneinheiten
114

Lageplan, M 1:10 000


Schnitt, M 1:500
Grundriss, M 1:500

308
Anhang
Quellennachweis

1 Statistische Ämter des Bundes und der Länder, 22 Statistisches Bundesamt, Auszug aus Wirtschaft und
Demografischer Wandel in Deutschland, Heft 1, Statistik, Nutzung der Bodenfläche, Wiesbaden
Wiesbaden 2007, S. 8 / S. 19 2006, S. 5
2 Ebd. S. 23 23 Institut für Massivbau, TU-Darmstadt, Gegenüber-
3 www.schader-stiftung.de/wohn_wandel/849.php stellung Massivhaus / Holzelementbauweise
(16.03.09, 17:03) – Ökobilanzstudie, Dezember 2006
4 Statistisches Bundesamt, Entwicklung der Privat- 24 Econum GmbH St.-Gallen (Hrsg.), Graue Energie von
haushalte bis 2025. Ergebnisse der Haushaltsvor- Baustoffen, 2. Auflage, 1998
ausberechnung 2007, Wiesbaden 2007 25 Statistisches Bundesamt, Baugenehmigungen /
5 Statistisches Bundesamt, Leben in Deutschland, Baufertigstellungen – Lange Reihen z.T. ab 1960,
Ergebnisse des Mikrozensus 2005, Wiesbaden Wiesbaden 2008
2006, S. 8 26 Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR),
6 Statistisches Bundesamt, Zuhause in Deutschland, Wohnungs- und Immobilienmärkte in Deutschland
Wiesbaden 2009, S. 23 2006 – Kurzfassung, Bonn 2007, S. 13
7 Statistisches Bundesamt, Bruttoanlagevermögen 27 Ebd.
nach Vermögensarten, Februar 2009 28 Institut für Städtebau, Wohnungsbau und Bauspar-
8 Statistisches Bundesamt, Fachserie 5, Reihe 3, wesen e.V. (ifs), Hausbau-Informationen, Folge
Bautätigkeit und Wohnungen, Wiesbaden 2008 13/2008, Berlin 2008
9 Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, 29 Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR),
Wohnungs- und Immobilienmärkte 2006 – Kurzfas- Wohnungs- und Immobilienmärkte in Deutschland
sung, Bonn 2007, S. 13 2006 – Kurzfassung, Bonn 2007, S. 13
10 Statistisches Bundesamt, Baugewerbe in Deutsch- 30 Ebd.
land, Unternehmen, Beschäftigte, Umsatz und Inves- 31 Ebd.
titionen im Baugewerbe 32 Statistisches Bundesamt, Fachserie 5, Reihe 3,
11 Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR), Bautätigkeit und Wohnungen, Wiesbaden 2008
Wohnungsprognose 2015, Bonn 2001, S. 57 33 Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung
12 Institut für Städtebau (ifs), Wohnungsbau und Bau- (BBR), Wohnungs- und Immobilienmärkte in
sparwesen e.V., Hausbau Informationen, Folge Deutschland 2006 – Kurzfassung, Bonn 2007, S. 13
15/2008, Berlin 2008 34 Institut für Städtebau, Wohnungsbau und Bauspar-
13 Statistisches Bundesamt, Fachserie 5, Reihe 3, wesen e.V. (ifs), Hausbau-Informationen, Folge
Bautätigkeit und Wohnungen, Wiesbaden 2008 15/2008, Berlin 2008
14 Ebd. 35 Statistisches Bundesamt, Verkehr in Deutschland,
15 Institut für Städtebau, Wohnungsbau und Bauspar- Wiesbaden 2006, S. 23
wesen e.V. (ifs), Hausbau Informationen, Folge 36 Statistische Ämter des Bundes und der Länder,
15/2008, Berlin 2008 demografischer Wandel - Bevölkerungs- und
16 www.lbs.de/microsite-presse/lbs-research Haushaltsentwicklung im Bund und in den Ländern,
(17.03.09, 22:00) Wiesbaden 2007, S. 30
17 Statistisches Bundesamt, Auszug aus Wirtschaft und
Statistik - Preisentwicklungen in der Bauwirtschaft,
Wiesbaden 2008, S. 3
18 Statistisches Bundesamt, Wohnsituation in Deutsch-
land 2006, Wiesbaden 2008, S. 118
19 Statistisches Bundesamt, Pressemitteilung Nr. 398
vom 22.09.2005, Wiesbaden 2005
20 www.mnp.nl/edgar, Emission Database for Global
Atmospheric Research (24.03.09,11:49)
21 Institut für Städtebau (ifs), Wohnungsbau und
Bausparwesen e.V., Hausbau Informationen, Folge
24/2008

311
Bildnachweis

208 Ruedi Walti, Basel 259 Margherita Spiluttini, Wien


209 Ruedi Walti, Basel 260 Margherita Spiluttini, Wien
210 unbekannt 261 unbekannt
211 Heinrich Helfenstein, Zürich 262 Rob ‘t Hart photography, Rotterdam
212 Heinrich Helfenstein, Zürich 263 Margherita Spiluttini, Wien
213 Hiroyuki Hirai 264 unbekannt
214 Ruedi Walti, Basel 265 van den Oever, Zaaijer Partners architecten
215 unbekannt 266 Jörg Hempel, Aachen
216 Cruz y Ortiz 267 SHINKENCHIKU-SHA Photograph Division
217 Hans-Jürgen Breuning, Stuttgart 268 Peter Morf
218 Roger Frei, Zürich 269 Erieta Attali, Athen
219 Hendrik Gagstatter 270 Gigon/Guyer Architekten;
220 Piet Rook Foto: Heinrich Helfenstein, Zürich
221 Ralph Feiner, Malans 271 Hannes Henz, Zürich
222 Walter Mair, Zürich 272 Hannes Henz, Zürich
223 Roland Halbe, Stuttgart 273 Michael Heinrich, München (www.mhfa.de)
224 unbekannt 274 Erieta Attali, Athen
225 Stefan Müller-Naumann, München 275 Hél ne Binet, London
226 HUSS-MEDIEN GmbH, Berlin; 276 Walter Stamm-Teske
Foto: Franziska Schmidt, Potsdam 277 Michael Heinrich, München (www.mhfa.de)
227 Arazebra Fotografie, Andrea Helbling, Zürich 278 Hiroyuki Hirai
228 Eduard Hueber/archphoto.com 279 Pez Hejduk, Wien
229 Geir Brendeland 280 unbekannt
230 Walter Mair, Zürich 281 Hiroyuki Hirai
231 Sascha Kletzsch, München 282 blauraum
232 Ignacio Martinez 283 Atelier 5/Croci du Fesne, Worblaufen
233 Florian Schreiber, München 284 Ross Honeysett
234 Lukas Roth, Köln 285 unbekannt
235 Ruedi Walti, Basel 286 Walter Mair, Zürich
236 Heinrich Helfenstein, Zürich 287 Simone Rosenberg, München
237 Florian Holzherr, München 288 unbekannt
238 Andreas Muhs, Berlin 289 Ulrich Schwarz, Berlin
239 Eduard Hueber/archphoto.com 290 Landesarchiv Berlin/Horst Siegmann
240 Ralph Hut, Zürich 291 Walter Mair, Zürich
241 Manfred Seidl, Wien 292 Thomas Ott, Mühltal
242 Lena Heinkele 293 Andrea Kroth
243 HPP Architekten 294 Michael Müller/dmsw
244 Walter Stamm-Teske 295 unbekannt
245 ADP Architekten EHT BSA SIA AG, Foto: Beat Jordi 296 Lukas Roth, Köln
246 unbekannt 297 Eduard Hueber/archphoto.com
247 Andreas Greber, Hasle-Rüegsau 298 Stefan Meyer, Berlin
248 Christian Richters, Münster 299 Hauenstein La Roche Schedler
249 Gilbert Fastenaekens for www.xdga.be 300 Christian Kurz, Zürich
250 Hannes Henz, Zürich 301 Eva Rubin, Klagenfurt
251 Arazebra, Andrea Helbling, Zürich 302 Duccio Malagamba
252 Jan Maly, Prag 303 Tadao Ando
253 E. Schwarz, Archiv: Post und Welters 304 Eveline Perroud und Bundesamt für Kultur, Schweiz
254 Margherita Spiluttini, Wien 305 Robert Held
255 Heinrich Helfenstein, Züric 306 fritz haller bauen und forschen gmbh;
256 Peter Bonfig, München Foto: Therese Beyeler, Bern
257 Ignacio Martinez 307 Manfrad Seidl, Wien
258 Francis Soler architect, Foto: Georges Fessy 308 Georges Fessy

312
Architektenregister

03 München ............................................................166/287 Kuhn Fischer Partner Architekten ..............................68/227


A.D.P. Walter Ramseier ............................................ 142/271 Le Corbusier ............................................. 157/280, 197/304
ADP Architekten ........................................................99/245 Lederer + Ragnarsd ttir + Oei .....................................63/223
Alder, Michael ................. 49/215, 95/242, 100/246, 171/288 Marques, Daniele .................................................... 109/250
Allmann Sattler Wappner Architekten ........................85/237 Mateo, Josep Lluis ..................................................191/392
Alvar Aalto................................................................ 173/290 Miller Maranta ........................................................82/235
Ando, Tadao .............................................................192/303 Morger Degelo .......................................................37/208
Atelier 5 ...................................................................161/283 Müller, Thomas; Reimann, Ivan .................................111/252
AV1 Architekten .......................................................145/273 MVRDV ....................................................................124/262
Ban, Shigeru ................................ 43/213, 154/278, 158/281 Nishizawa, Ryue ...................................................... 106/248
Bauart Architekten und Planer ................................. 105/247 Nouvel, Jean ............................................................202/308
Baumschlager Eberle.....................70/228, 91/239, 185/297 pfeifer roser kuhn architekten ....................................38/209
Bearth Deplazes Architekten..................................57/221 pool Architekten ...................................................... 110/251
Beyer + Dier Architekten ...........................................80/233 Popp Planungen .......................................................186/298
Beyer-Schubert Architekten .......................................86/238 Post, Norbert - Welters, Hartmut ............................. 113/253
BKK-3 .......................................................................130/264 Rainer, Roland .......................................................... 190/301
blauraum Architekten ..............................................160/282 Rapp + Rapp ............................................................164/285
Bosch architecten ....................................................132/265 Riegler Riewe ..........................................................129/263
Brendeland Kristoffersen Arkitekter .......................71/229 Rijnvos Voorwinde Architecten ................................ 179/295
Buchner Bründler Architekten ...................................44/214 Scheuring und Partner .............................................180/296
Burkard Meyer Architekten....................... 140/269, 146/274 Sejima, Kazuyo.........................................................134/267
burkhalter sumi architekten ........................ 84/236, 115/255 Snozzi, Luigi ............................................................... 51/217
Cruz, Antonio .............................................................50/216 Soler, Francis ........................................................... 119/258
de Geyter, aveer .................................................... 107/249 Spühler, Martin; mit Munz, David Senn, Bruno ....188/300
Delugan Meissl Associated Architects .................... 114/254 Stamm-Teske, Walter; AFF Architekten ...................152/276
Diener Diener .......................................... 39/210, 198/305 Stamm-Teske, Walter; Schettler Wittenberg ..........97/244
Dillier, Beda ................................................................53/218 Steidle + Partner .........................................................65/225
dmsw....................................................................... 178/294 Stelzhammer, Walter ...............................................123/261
Dudler, Max .............................................................165/286 Straub Beutin Architekten........................................ 177/293
Eiermann, Egon .........................................................67/226 Wendt, Joachim.......................................................133/266
Engelen Moore ........................................................162/284 Wimmer, Helmut ........................................ 93/241, 201/307
Fink + Jocher ................................ 81/234, 116/256, 153/277 Wirsing, Werner.........................................................64/224
Geurst Schulze architecten ....................................56/220 Zimmermann Leber Feilberg Architekten ................ 176/292
Gigon/Guyer Architekten ............................ 41/211, 141/270 Zumthor, Peter .........................................................151/275
Haack + Höpfner und Horden Cherry Lee ................77/231
Haller, Fritz ...............................................................199/306
Hasler Schlatter Partner .............................................92/240
Hauenstein, La Roche, Schedler hls Architekten.....187/299
Herzog de Meuron ................................ 120/259, 122/260
Hotz, Theo ................................................................139/268
HPP Hentrich-Petschnigg Architekten .......................96/243
Kahlfeldt, Petra und Paul ............................................54/219
Kaufmann, Johannes .................................. 78/232, 118/257
Ken Architekten .......................................................144/272
Kerez, Christian........................................... 58/222, 174/291
Könz Molo und Barchi Architekten ............................72/230
Kollhoff Timmermann Architekten........................ 172/289
Kollhoff, Hans; Rapp, Christian ..................................42/212
Krischanitz, Adolf .....................................................156/279

313
Ortsregister

Amsterdam (NL) ........... 42/212, 132/265, 191/302, 198/305 Shizuoka (JP) ...........................................................158/281
Baden (CH) ............................................... 140/269, 146/274 Stuttgart (DE) ................................................63/223, 95/242
Basel (CH) .......................... 37/208, 39/210, 44/214, 82/235, Sydney (AU) .............................................................162/284
.................................................................. 120/259, 122/260 Tilburg (NL) .............................................................. 179/295
Berlin (DE).......... 54/219, 67/226, 86/238, 172/289, 173/290 Tokyo (JP) ................................................................ 106/248
................................................... 177/293, 178/294, 186/298 Trondheim (NO) .........................................................71/229
Bezau (AT) ................................................................ 118/257 Weilheim (DE) .......................................................... 116/256
Breda (NL)................................................................ 107/249 Weimar (DE) ...............................................97/244, 152/276
Brione-Minusio (CH) .................................................. 51/217 Wien (AT) .......................93/241, 114/254, 123/261, 130/264
Chur (CH) .................................................................151/275 .................................................................. 156/279, 201/307
Darmstadt (DE) ......................................... 133/266, 176/292 Yamanashi (JP)...........................................................43/213
Den Haag (NL) ............................. 56/220, 124/262, 164/285 Zürich (CH) ...........................58/222, 84/236, 92/240, 99/245
Dornbirn (AT)..............................................................70/228 ...........................110/25, 139/268, 141/270, 142/271, 165/286
Dresden (DE) ............................................................111/252 ...................................................................... 174/291,187/299
Ennetmoos (CH) ......................................................144/272 .................................................................................... 188/300
Fanas (CH) .................................................................57/221
Feldkirch (AT) ...........................................................185/297
Freiburg (DE) ..............................................................38/209
Garching (DE)...........................................................153/277
Genf (CH) .................................................................197/304
Gifu (JP) ...................................................................134/267
Graz (AT) ..................................................................129/263
Hamburg (DE) ..........................................................160/282
Hannover (DE)............................................................81/234
Herdecke (DE) ......................................................... 113/253
Ingolstadt (DE) ...........................................................80/233
Itingen (CH)................................................................49/215
Kaierslautern (DE) ....................................................145/273
Kawagoe (JP) ...........................................................154/278
Kilchberg (CH) ............................................................ 41/211
Köln (DE) ..................................................................180/296
Laufenburg (CH)....................................................... 115/255
Leipzig (DE)................................................................96/243
Luzern (CH) .............................................................. 109/250
Mainz (DE) ...............................................................166/287
Marseille (FR)...........................................................157/280
Mendrisio (CH)...........................................................72/230
München (DE).....................64/224, 65/225, 77/231, 85/237
Münsingen (CH).......................................................199/306
Niederwangen (CH) .................................................161/283
Nimes (FR) ...............................................................202/308
Nüziders (AT) .............................................................91/239
Oberwil-Zug (CH) .......................................................68/227
Osaka (JP)................................................................192/303
Paris (FR) ................................................................. 119/258
Puchenau (AT) .......................................................... 190/301
Riehen (CH) .............................................. 100/246, 171/288
Sarnen (CH) ...............................................................53/218
Sevilla (ES) .................................................................50/216

314
Autoren

Walter Stamm-Teske (Zürich, 1948)


Architekt, Prof. Mag. Arch, Inhaber der Professur Entwerfen und Wohnungsbau,
Fakultät Architektur, Bauhaus-Universität Weimar, freier Architekt
walter.stamm-teske uni-weimar.de

Katja Fischer (Gera, 1978)


Dipl.-Ing., wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur Entwerfen und Wohnungsbau,
Fakultät Architektur, Bauhaus-Universität Weimar, Büroinhaberin A21 architekten
katja.fischer uni-weimar.de

Tobias Haag (Konstanz, 1971)


Architekt, Dipl.-Ing., wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur Entwerfen und Woh-
nungsbau, Fakultät Architektur, Bauhaus-Universität Weimar, Büroinhaber A21 architekten
tobias.haag uni-weimar.de

Im Rahmen der Entwicklung des Buchs wurden von uns mehrere Seminare an der Bau-
haus-Universität Weimar veranstaltet, die sich in verschiedener Form mit den betrachteten
Inhalten auseinandersetzten. Gemeinsame Grundlage war die intensive Recherche zu zahl-
reichen Referenzprojekten und deren zeichnerische Aufbereitung. Die hierüber entstandene
Sammlung von fast 300 Projekten diente als Quelle für die Auswahl geeigneter Beispiele
im Buch. Den über 100 Seminarteilnehmern, die damit die Grundlage für das Buch erstellt
haben, sei an dieser Stelle ausdrücklich für ihre wertvolle Arbeit gedankt. Zusätzlich zu den
Seminarteilnehmern haben uns mehrere wissenschaftliche Hilfskräfte bei dem Projekt un-
terstützt. Insbesondere bei Katrin Plescher und Leopold Mücke sowie Lena Heinkele, Arne
Kessler und Falk Merten möchten wir uns für ihre professionelle Mitarbeit bedanken.

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