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KRITISCHE INFO SÜDHESSEN // AUSGABE NR.3 // AUGUST 2009 // WWW.LSG-LSJ.

TK
V.i.S.d.P.: Justin Credible, Bahnhofsstr.1 2, 34567 Neustadt

KnastalsTauschobjektfürbesetztesHausin
Frankfurt

»SagesdeinerSchule: Schulaktionsgruppen
bilden!« Organisationsaufruf

»UnsereWahl: SozialeRevolution«
AntikapitalistischeDemoam26.09inMannheim
*

Intro Index INFO

I m Moment ist viel los im Rhein-Main-Gebiet:


Die I nitiative »Faites votre jeu!« hat nach lan-
gen Anstrengungen ein ehemaliges Gefängnis
als Tauschobjekt gegen ihr altes Jugend- und Kul-
turzentrum in Frankfurt (Bockenheim) erhalten.
Knäste zu autonomen Zentren [*1]

Daueraustellung im Klapperfeld [*1]

»Sag es deiner Schule: Schulaktionsgruppen


Der Anschlag ist ein Zeitungsprojekt,
dass von der libertär-sozialistischen
Gruppe Bensheim koordiniert wird.
Die Meinungen, die in den Artikel ver-
treten werden, stimmen nicht un-
Mit einer Austellung will die Gruppe nun die Ver- bilden!« Organisationsaufruf [*2*3] bedingt mit der Meinung des
gangenheit des Gefängnisses aufarbeiten, dass gesamten Redaktionskollektivs
schon als Knast für Nazigegner und als Ab- Anarchie gleich Chaos und Krieg? [*4] überein.
schiebeknast benutzt wurde. [*1 ]
Ansonsten kommt speziell in Südhessen Aktionswoche gegen Abschiebung /
wieder Bewegung in die anarchistische Bewegung. Aktionstag gegen die Residenzpflicht [*5]
I m letzten halben Jahr haben sich allein an der EDITORIAL
Bergstraße zwei neue A-Gruppen gebildet. »Unsere Wahl: Soziale Revolution«
Vom 24. bis zum 30. ist Aktionswoche gegen Demoaufruf [*6*7] Seit dem letzten Anschlag (Nr.2) zum
Abschiebung und es gibt eine Reihe von Bildungsstreik 2009 hat sich einiges
Veranstaltungen und Demos [*5]. Am Abend vor Juz Bensheim reloaded [*8*9] bei uns getan! Als Folge der gemein-
der Bundestagswahl findet dann eine samen Anstrengungen vieler Grup-
antikapitalistische Demo in Mannheim statt. pierungen und Personen, hat sich
[*6*7] unser Verbreitungsradius enorm ver-
größert. Wir konnten einige neue
»MAN« ODER»MENSCH«? Autoren finden und sind nun fest

V
entschlossen den Anschlag alle zwei
iele progressive Veröffentlichungen Monate rauszubringen. Versprochen!
versuchen in ihren Texten einen Infos: www.lsg-lsj.tk
antisexistischen Schreibstil zu verwenden.
Wir haben uns im Plenum nur geeinigt, dass wir
uns nicht einigen können. Ob »gegendert« wird
oder nicht, liegt also komplett im Ermessen der
Verfasserin bzw. des Verfassers.

Bewegdich!
Damitsichwasbewegt!
*1

FREIRÄUME KnästezuautonomenZentren!
Café Gegendruck Heidelberg
www.gegendruck.de

Juz Mannheim
www.juz-mannheim.de
D ie I nitiative »Faites votre jeu!« aus Frank-
furt am Main ist ein Zusammenschluss vor-
wiegend junger Menschen, die jenseits
etablierter Strukturen ein gemeinsames I nteresse
an kultureller, künstlerischer und politischer Arbeit
darstellen. Die I nitiative ist ein offener Zusam-
menschluss von Einzelpersonen und Gruppen und
steht allen interessierten Menschen offen. Kon-
sens ist, dass Antisemitismus, Homophobie,
Rassismus und Sexismus und andere reaktionäre
verbindet. Die I nitiative ist als Reaktion auf die vor- und menschenverachtende Denkmuster und Ver-
Oetinger Villa Darmstadt anschreitende, repressive Umstrukturierung des haltensweisen nichts in den gemeinsamen Zusam-
www.oetingervilla.de städtischen Raumes entstanden und soll Brüche menhängen verloren haben und im Widerspruch
in der gesellschaftlichen Totalität aufzeigen und so zum erklärten Ziel der Entwicklung selbstbestim-
einen möglichen Gegenentwurf zu den mter, emanzipativer Politik und Kultur stehen.
vorherrschenden gesellschaftlichen Verhältnissen Die I nitiative ist vor 4 Monaten aus dem be-
setzen Juz Bockenheim in Frankfurt in den ehem-
alige Knast Klapperfeld umgezogen. Leider könnte
des ehemalige Juz Bockenheim nicht gehalten
werden. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Als
Tauschobjekt wurde von der Stadt der ehemalige
Knast Klapperfeld angeboten und nach langem
Überlegen, ob man den Ex Gestapo- und Ab-
schiebeknast beziehen kann, stimmte man let-
ztendlich dem Tausch zu.
Das ehemalige Gefängnis ist mit ca.5000 m²
eines der größten autonomen Zentren im
deutschsprachigen Raum. Es wird zwar noch et-
was dauern bis alle Räume nutzbar sind, doch
jeden Dienstag gibt es bereits ab 1 9 Uhr einen
Barabend sowie einige Ausstellungen im Klapper-
feld.

Artikel von Dr. Gonzo

Infos auf:
faitesvotrejeu.blogsport.de

Das Gefängnis Klapperfeld vor der


Übernahme durch die Initiative. DaueraustellungimKlapperfeld
D ie Anfang Juli eröffnet die I nitiative
»Faites votre jeu« am 9. August den ersten
Teil ihrer Dauerausstellung zur Geschichte
des Gefängnisses Klapperfeld in Frankfurt.
Von vornherein war eine unreflektierte
Konzentrationslager deportiert, in andere Gefängn-
isse gebracht oder hingerichtet wurden. Die Auss-
tellung zeigt anhand von Tafeln, videografischen
I nterviews mit Zeitzeug_innen und dazugehörigen
Materialsammlungen die ersten Ergebnisse der
Nutzung eines Gebäudes wie des ehemaligen Ge- Recherche des Arbeitskreises Geschichte von
fängnisses Klapperfeld ohne geschichtspolitische »Faites votre jeu!«.
Auseinandersetzung unvorstellbar, was auch der I mke Kurz zeigte sich erfreut über das bish-
Grund dafür war, die ersten Ergebnisse der Arbeit erige I nteresse an den Ergebnissen der geschicht-
in Form einer Dauerausstellung vorzustellen. I mke spolitischen Auseinandersetzung, macht aber
Kurz, eine Vertreterin der I nitiative, betont, dass auch deutlich, wieviel Arbeit dies bedeute, die
dies jedoch nicht das Ende des Prozesses Recherche nicht nur aufwendig sei, sondern die
darstellt, sondern dass dieser kontinuierlich Arbeit auch ohne die finanziellen Polster, über die
fortlaufen soll. Die Recherchen befinden sich noch beispielswiese große I nstitutionen verfügen,
in ihren Anfängen und sollen fortgeführt werden, durchgeführt werden müsse und dass die Ausstel-
um mehr über die Geschichte des Klapperfeldes lung nun trotz der Schwierigkeiten eröffnet wird,
zu erfahren. ist ein großer Erfolg.
Der erste Teil der Dauerausstellung I m Anschluss an die Eröffnung besteht die
beschäftigt sich mit der NS-Vergangenheit des Ge- Möglichkeit mit dem Arbeitskreis Geschichte über
fängnisses. Während des Nationalsozialismus di- die Ausstellung zu sprechen.
ente es unter anderem der Gestapo zur
I nhaftierung zahlreicher Verfolgter. Für viele war Artikel von Dr. Gonzo
das »Klapperfeld« die erste Station, bevor sie in
*2

F ür viele Schüler_I nnen fängt heute wieder


der scheiß Schulalltag an. Langweiliger Un-
terricht zusammen mit lustlosen Lehrer-
_I nnen führt meistens dazu, dass man im
Unterricht abschaltet, schläft oder sich mit seinen
Der Rahmen und die Bedingungen haben
sich leider seit 1 968 verändert: Zentralabitur, G8,
zu große Klassen, Ganztagsbetreuung oder das
mehrgliedrige Schulsystem lassen uns keine Zeit
mehr uns mit unseren Freunden zu treffen, zu
Freund_I nnen unterhält. Wenn die Schule vorbei chillen oder Party zu machen und sich für polit-
ist, muss man noch eine Unmengen an ische Belange zu engagieren.
Hausaufgaben machen, sich für Arbeiten vorbereit- Wir sollen die ganze Zeit lernen für einen
en oder sogar zur Nachhilfe gehen, obwohl man Stoff, der uns meistens nicht einmal Spaß macht.

/SichdieScheißereinziehen
lieber seinen Hobbies oder anderen I nteressen
nachgehen würde. Doch dazu fehlt die Zeit. I n den
Ferien war es doch möglich, man lag am See, im
Schwimmbad oder zuhause und konnte machen
was man wollte. Wieso ist dies nicht dauerhaft
möglich, sondern nur 6 Wochen im Sommer, jew-
eils 2 Wochen im Herbst und Frühling und 3
/Schulaktionsgruppengründen
Wochen im Winter, während man die restlichen 36
Wochen pauken, pauken und nochmals pauken
muss. 'Ganz einfach', sagen euch eure Eltern und
/wasändern
Lehrer_I nnen: ihr müsst lernen fürs harte Leben, Deswegen rufen wir euch auf Schulaktions-
aber vor allem für die Wirtschaft, damit ihr später gruppen an eurer Schule zu bilden. Das heißt,
einmal einen Arbeitsplatz bekommt, denn sonst dass man sich gemeinsam trifft und überlegt, wie
droht Hartz 4 und das will ja keiner. Also kann man seine desinteressierten Mitschüler_I nnen er-
man diesem Wahnsinn nichts entgegensetzen, es reichen, und wie man sich selber durch z.B. al-
gibt keine Alternative und wir müssen uns die gan- ternative Veranstaltungen bilden kann. Auf dass
ze Zeit für die Wirtschaft kaputt pauken. unser Kampf für ein gerechtes Bildungssystem an
Dem müssen wir uns widersetzen. Die Ant- jedem Ort, an jeder Schule, in jedem Jugendzen-
wort lautet NEI N! Es gibt immer Alternativen, du trum und im Betrieb weiter geht.
musst sie nur entwickeln. Allein bist du meistens Bildet Schulaktionsgruppen! Bildet Euch!
machtlos gegen den ganzen Apparat, aber umso
mehr derselben Meinung sind, desto besser könnt
ihr euch zur Wehr setzen. Erstmal sollte man sich
treffen und darüber austauschen, welche Prob-
leme man hat und welche Ursachen es dafür gibt.
Natürlich gibt es immer blöde Mitschüler_I nnen
oder Lehrer_I nnen, doch diese sind nur die Spitze
des Eisbergs. Nicht nur der einzelne Mensch ist
an den schulischen Misständen Schuld, sondern
das ganze Schulsystem mit alle seinen Einsch-
ränkungen wie Arbeiten/Klausuren, Noten, Anwe-
sensheitspflicht und altem Schulstoff.
Am 1 7.6 demonstrierten im Kreis Bergstraße
im Rahmen des Bundesweiten Bildungsstreiks in
Bensheim ca. 2.500 und in Rimbach 500 Schüler-
_I nnen. I n der ganzen Bundesrepublik sind an
diesem Tag ca. 275.000 Menschen auf die Straße
gegangen, so viele wie in den letzten 20 Jahren
nicht mehr. Man kann also nicht davon sprechen,
dass die heutige Jugend unpolitisch geworden sei.
*3

timetoorganize!
LINKS EINEBASISGRUPPEGRÜNDEN DISKUSSIONUNDAKTION
Schulstreikkomitee Bergstraße
www.streikbergstrasse.de.vu

Bildungsstreik Frankfurt am Main


www.bildungsstreik-ffm.de
N ormalerweise gründet sich eine Basisgrup-
pen aus einer Clique heraus. Sobald man
mit der politischen Arbeit anfängt, finden
sich Gleichgesinnte, die man als Mitstreiter
gewinnen kann. Wenn du keiner Clique angehörst,
N eugegründeten Basisgruppen fällt es
leichter zu diskutieren wenn es um ein
Thema geht, dass jeden interessiert.
Wenn ihr euch also über die Schule organisiert, ist
Bildungspolitik ein ganz guter Einstiegspunkt.
die sich motivieren lässt, kollektiv eine Basis- Tauscht euch aus wie ihr besser lernen könnt, bil-
Bildungsstreik gruppe aufzubauen, dann kannst du versuchen det einen Konsens darüber und versucht eure Mit-
Heidelberg/Mannheim über SchülerVZ oder ähnliche Plattformen ein paar menschen dafür zu sensibilisieren. Politische
www.bildungsstreik2009-hd.de Leute aus deiner Schule/deiner Uni/deinem Be- Aktionen reichen von Buttons machen bis Sitzb-
trieb anzuwerben (das könnt ihr natürlich auch lockaden und lassen sich nicht so schnell zusam-
Bildungsstreik Worms machen, wenn ihr eine Clique seid). Am besten ihr menfassen. Als Grundsatz festzuhalten ist jedoch:
bildungsstreikworms.blogsport.de macht einen Treffpunkt (Kneipe oder ein öffent- Je mehr desto besser!
licher Platz an dem ungestört geredet werden
Bildungsstreik Mainz kann) für ein erstes Treffen aus. VERNETZUNG

W
bildungsstreikmainz.blogsport.de
POLITIKDERERSTENPERSON enn sich Basisgruppen untereinander

Z
austauschen und anfangen zu kooperier-
iel einer Basisgruppe ist es jedem I ndividu- en, offenbart sich die wahre Schönheit
um die Möglichkeit zu geben die eigene des ganzen Konzepts, denn eine dezentrale über-
Meinung zu entwickeln und frei äußern zu regionale, und trotzdem basisdemokratische Or-
können. I nnerhalb einer Basisgruppe sollte man ganisation wird möglich.
deswegen versuchen Kommunikationshierarchien
abzubauen. Ein simples Abstimmungsverfahren ist
auch nicht geeignet, weil so immer Leute aus-
geschlossen werden (Besonders in kleineren Grup-
pen) - Versucht immer einen Konsens zu
etablieren. (Das heißt für jeden ein Stück Kom-
promiss!)
*4

AnarchiegleichChaosundKrieg?
W enn es im Fernsehen um Länder geht, in
denen Bürgerkrieg herrscht oder eine
politisch instabile Situation existiert, ist
oft von Anarchie die Rede. Somit ist auch die allge-
meine Meinung über den Anarchismus ents-
bei verschiedenen gleichstarken Parteien im Bür-
gerkrieg endet.
Mit Anarchie hat das nur wenig zu tun. An-
archismus bedeutet Herrschaftslosigkeit und setzt
ein gesellschaftliches Bewusstsein für kollektives
prechend ausgeprägt. Die Mehrheit der Menschen und solidarisches Handeln voraus. Die gesell-
denkt bei dem Begriff Anarchie an Chaos, Zer- schaftlichen Ziele und Wünsche, die bei einer
störung und Krieg. Anomie bestehen, wandeln sich im Anarchismus.
Hier liegt eine schwerwiegende Verwechslung Alle hierarchischen Strukturen werden hier durch
vor. Der Zustand, der oft mit Anarchismus verwech- eine basisdemokratische, dezentrale und selbst-
selt wird, existiert tatsächlich, ist aber bekannt bestimmte Organisationsstruktur abgelöst.
unter dem Begriff Anomie (aus dem Griechischen) Kriminalität und Krieg kann hier nicht
und bedeutet Gesetzlosigkeit. Damit ist ein Zus- entstehen, da dies nicht mit den Gesellschaft-
tand der gesellschaftlichen Desorientierung ge- lichen Zielen vereinbar ist.

meint, der oft nach Krieg oder politischen Konkret auf unsere Gesellschaft bezogen
Umwälzungen entsteht. Die gesellschaftlichen heißt das, dass der allgemeine, egoistische Wun-
Ziele und Wünschen bleiben dabei bestehen, sind sch nach Reichtum und Besitz sich zu dem
aber nicht mehr rechtlich geregelt, was in einer Bedürfnis nach kollektivem und selbstbestim-
Gesellschaft mit allgemeinem Streben nach mtem Zusammenleben mit materieller
Reichtum und Macht schnell zu einer hohen Gerechtigkeit ändert.
Kriminalität, gerade in den untersten Gesell- Und das ist doch etwas, wofür es sich einzu-
schaftsschichten führt. setzen lohnt!
Des Weiteren ist es wahrscheinlich, dass der
Zustand durch eine Diktatur abgelöst wird, oder Artikel von Lemon

Informationist
eineWaffe!
W enn ihr Fragen, Berichte oder Leserbriefe
an uns schicken wollt, nur her damit.
(Mail an lsg-lsj@xmail.net)
*5

LINKS
Bündnis »grenzenlos glücklicher!«

Z S
www.grenzenlos.blogsport.de
wischen dem 24. und dem 30. August ist amstag, 29. August 2009, um 16:00 Uhr
Bündnis gegen Abschiebung auch dieses Jahr Aktionswoche gegen Ab- auf der Konrad-Adenauer-Brücke zwischen
Mannheim schiebung. Dieses Mal gibt es aber speziell Mannheim und Ludwigshafen!
www.buendnisgegenabschiebungenm einen Aktionstag gegen die Residenzpflicht. (s.u.)
annheim.com TREFFPUNKTE
The VOICE Refugee Forum Ludwigshafen, 14:00 Uhr: Bismarckstr. am
www.thevoiceforum.org Rathaus-Center (Lichttor)

Mannheim, 14:00 Uhr: Planken (gegenüber


Wasserturm)

S chon der Begriff „Residenzpflicht“ ver-


schleiert das Ausmaß der Freiheitseinsch-
ränkungen. Es ist nämlich nicht so, dass
lediglich ein fester Wohnsitz vorgewiesen werden
gelegt wird, wird sie von den Betroffenen
notgedrungen immer wieder »verletzt«, was em-
pfindliche Bußgelder nach sich zieht. I m Wieder-
holungsfall droht ein Strafverfahren mit bis zu
muss. Asylsuchende und Geduldete sind vielmehr einem Jahr Haft.
verpflichtet, ihren Wohnsitz in dem Stadt- oder So wurde kürzlich der Flüchtling Felix O. vom
Landkreis zu nehmen, der ihnen vom Bundesamt Amtsgericht Bad Lobenstein wegen mehrfachen
für zugewiesen wurde. Verstoßes gegen die »Residenzpflicht« zu 8 Mon-
Damit nicht genug: Wollen die Flüchtlinge aten Gefängnis verurteilt. Nun forciert die
den Landkreis auch nur kurzzeitig verlassen, um zuständige Ausländerbehörde zudem seine Ab-
zum Beispiel Verwandte zu besuchen, zum Arzt zu schiebung nach Kamerun.

A
gehen, einzukaufen oder sich politisch zu betäti-
gen, so sind sie unabhängig von der Wichtigkeit uszug aus dem Aufruf zum Aktionstag ge-
oder Dringlichkeit des Anlasses verpflichtet, dies gen die Residenzpflicht vom Bündnis
vorher schriftlich zu beantragen. Wird dem Antrag »grenzenlos glücklicher!«
stattgegeben, so fällt eine Gebühr von i.d.R. 1 0
Euro an – ein Viertel des Geldes, das Flüchtlingen
monatlich in der Regel als Bargeld zur Verfügung
steht. Eine schikanöse Ablehnung solcher Be-
freiungsanträge ist an der Tagesordnung.
Da die »Residenzpflicht« von den zuständi-
gen Ausländerbehörden meist sehr restriktiv aus-
*6

UNSEREWAHL: SOZIALE
REVOLUTION

A m 26.09. – einen Tag vor den


Bundestagswahlen – rufen wir
zu einer antikapitalistischen
Demonstration auf. Anstatt uns darauf
zu beschränken am 27. die Stimme
abzugeben, wollen wir den anhaltenden
Angriffen auf unsere Lebensbedingungen Wider- ten auf die Mehrheit der Lohnabhängigen
stand entgegensetzen und der Forderung nach ein- abgewälzt werden sollen. Steuererhöhungen, weit-
er revolutionären Umgestaltung der Gesellschaft erer Sozialabbau und andere Zumutungen können
Nachdruck verleihen. Hartz I V, Studiengebühren, jedoch verhindert werden. Es gilt unseren Protest
Reallohnverluste, 1 €-Jobs, Rente ab 67 und un- und Widerstand zu organisieren!
sichere Arbeitsverhältnisse sind markante Beis- Anders als derzeit gerne behauptet wird, ist
piele dafür, wie unsere Lebensbedingungen seit die Krise nicht das Ergebnis des unmoralischen
Jahren immer mehr eingeschränkt werden. Parallel Verhaltens „gieriger Spekulanten“ oder
dazu rüstet der Staat im I nneren durch die Auswei- „Heuschrecken“, sondern strukturell in der kapit-
tung polizeilicher Befugnisse, Verschärfungen des alistischen Produktionsweise angelegt. Seit
Versammlungsgesetzes, Fingerabdrücke in Aus- seinem Bestehen stürzt der Kapitalismus die
weisen, Überwachung von Telefon und I nternet Menschen immer wieder in kleinere und größere
und vieles andere weiter auf. Krisen, deren Folgen von Massenarmut und Hun-
I n der aktuellen Krise des Kapitalismus wird ger, bis hin zu Kriegen reichen. Doch auch ohne
der Zweck dieses Ausbaus von Polizei- und Über- solche Krisen hat der Kapitalismus für die meisten
wachungsstaat offensichtlich. Er dient dazu, Wider- Menschen nichts zu bieten als Arbeitszwang,
stand gegen unzumutbare Lebensbedingungen soziales Elend und Konkurrenz.
bereits im Keim zu ersticken und so den
reibungslosen Ablauf der kapitalistischen Verwer-
tung zu garantieren. Die Furcht von Staat und TURNLEFT–SMASHRIGHT

K
Kapital vor sozialen Unruhen wie in Griechenland
ist angesichts der seit den 1 970er Jahren stattfind- risen des Kapitalismus sind in der Vergan-
enden Umverteilung von unten nach oben verständ- genheit nicht nur Zeiten des Widerstands,
lich. sondern meist auch die Stunde der Reak-
tionäre gewesen. Mit nationalistischen oder
KAPITALISMUSHEIßTKRISE rassistischen Parolen, Forderungen nach Sicher-

D
heit und Ordnung und dem starken Staat, bieten
ie aktuelle Krise wird wieder auf dem Rück- sie auch heute wieder ihre vermeintlichen Lösun-
en der Lohnabhängigen ausgetragen. Sie gen an. Die „Lösungen“ von NationalistI nnen,
sind von Kurzarbeit, Lohnkürzungen, autoritären Staatsfans und FaschistI nnen haben
Entlassungen und Schikanen auf dem Arbeitsamt jedoch nicht die Beseitigung des kapitalistischen
betroffen. Gleichzeitig pumpt der Staat Milliarden Elends zum Ziel, sondern wollen dieses zu Lasten
in Banken und andere Unternehmen und sozialis- „der Anderen“ – seien es „Ausländer“, „Amis“
iert damit deren Verluste. Auch wenn im oder „Sozialschmarotzer“ – für einen ausgewähl-
Wahlkampf alle Parteien von sozialer Gerechtigkeit ten Kreis autoritär durchsetzen. Statt aus dem
reden, so ist doch klar, dass die kommenden Kos- Elend, das der Kapitalismus täglich schafft, den
*7

einzig logischen Schluss zu ziehen – nämlich ihn Kapitalakkumulation schaffen soll, nicht aber eine
abzuschaffen – wollen sie den Kapitalismus durch Form menschlichen Zusammenlebens, die ein
Ausgrenzung und Unterdrückung anderer am gutes Leben für alle ermöglichen könnte. Der
Leben erhalten. Allen reaktionären Krisenlösungen Staat ist selbst Teil der kapitalistischen Produk-
gilt es deshalb entschieden entgegenzutreten. Der tionsweise. Als Steuerstaat ist er vor allem von
Ausgrenzung und Repression der Reaktionären set- den Profiten des Kapitals abhängig und erhält

zen wir die Forderung nach einer solidarischen schon deshalb die Produktion und Zirkulation des
Gesellschaft entgegen. Kapitals aufrecht. Sozialpolitik, Bildungspolitik,
Kulturpolitik usw. sind daher in erster Linie als
Rahmenbedingungen und Standortfaktoren für
KLASSENKAMPFSTATTWAHLKAMPF das Kapital von I nteresse und werden zunehmend

W
entsprechend eingesetzt und ausgerichtet.
enn es am 27. September darum gehen Dass durch Wahlen ein gutes Leben nicht zu
wird seine Stimme für den Bundestag machen ist, bedeutet keineswegs, dass sie nichts
abzugeben, wird damit die I llusion einer ändern. Welche Partei regiert kann durchaus Un-
Wahlfreiheit erzeugt, die so nicht besteht. Zur terschiede machen, die für Einzelne konkrete Aus-
Wahl steht lediglich das Personal, das den staat- wirkungen haben können. Dadurch, dass die
lichen Herrschaftsapparat verwalten und gute Rah- nächste Regierung nicht alles anders machen
menbedingungen für die nationale kann – wie manche Parteien dennoch versprechen
– aber auch nicht alles beim Alten bleibt, entsteht
eine I llusion der Mitbestimmung im politischen
Prozess, die der Aufrechterhaltung von Staat und
Kapitalismus dienlich ist. Soziale Konflikte wer-
den durch Wahlen in institutionelle Bahnen
gezwungen und auf den Staat bezogen. Anstatt
uns auf das parlamentarische Spektakel einzu-
lassen setzen wir auf wilde Streiks, Besetzungen
und andere Regelverletzungen. Ein erster Schritt
in diese Richtung ist die bewusste Nichtanmel-
dung der Demonstration am 26.09.

UNSEREANTWORT: WIDERSTAND

D a bereits jetzt abzusehen ist, dass nach


der Wahl versucht werden wird den
Lohnabhängigen weitere Belastungen
aufzubürden, sehen wir unsere Demonstration als
Auftakt zur Mobilisierung eines breiteren Wider-
standes. Dieser muss notwendigerweise eine an-
tikapitalistische Perspektive beinhalten, denn nur
in der Verbindung von Kämpfen für konkrete
Verbesserungen und einer revolutionären Per-
spektive kann ein gutes Leben für alle erkämpft
werden.
Kommt zur Demonstration am 26.09. um 1 4
Uhr an den Paradeplatz! Werdet aktiv gegen die
Zumutungen des Kapitals und den Polizei- und
Überwachungsstaat! Für die soziale Revolution!

A ufruf zur Demo auf


www.sozialerevolution.blogsport.de
*8

I n Bensheim gibt es eine lange Tradition von


Juzbewegungen. In jüngster Vergangenheit
waren zwei Vereine für ein JUZ in Bensheim
aktiv. Der Verein SKJUZ (Selbstverwaltetes Kultur-
und Jugendzentrum), der sich vor einiger Zeit
und Kulturzentrum), der momentan aktiv ist. Wir
hatten einige Schwierigkeiten Infos über den
momentanen Stand der Dinge rauszufinden. Zum
Glück fand sich jedoch jemand, der bereit war ein
Interview zu geben.
aufgelöst hat. Und der Verein JUKUZ (Jugend-

Wie glaubwürdig denkst du, ist die Stadt, was ihr Ver- Glaubst du, dass ein städtisches Juz die Situation der
sprechen ein Juz zu finanzieren, angeht? bensheimer Jugendlichen verbessern könnte?

Auf dem letzten Jugendforum wurde unter ander- Es gibt ja bereits ein Jugendzentrum am Bahnhof,
em von Stadtrat Schimpf erläutert, dass dass für Kinder bis 1 4 Jahren ausgelegt ist und
frühestens in zwei/drei Jahre ein Jugendzentrum eine angestellte Sozialpädagogin enthält. Die An-
entstehen könnte. Die Vertreter der Stadt haben gebotspalette ist relativ mickrig, einzig allein die
auf dem Jugendforum erklärt, dass sie schon die Ferienspiele, sowie kleinere Konzerte, sind Licht-
bürokratischen Mittel eingeleitet haben, um eine blicke. Das Jugendzentrum am Bahnhof hat für
Finanzierung zu gewährleisten. Jugendliche jedoch keinen Alltagsbezug. Unter
der Woche passiert wenig, und das entspricht
Wieso denkst du, dass die Stadt die Jugendlichen in nicht unserer I dee von Freiraum, trotz der guten
einer Arbeitsgruppe einbindet? Anbindung.

Weil die Stadt in diesem Bereich sehr inkompet- Alt- und Jungpolitiker sprechen in der Öffentlichkeit
ent ist, und Jugendliche braucht, um sie für ihre oft über den Begriff »Partylocation«, was denkst du
Politik zu instrumentalisieren. Der Sachverstand darüber?
gegenüber pädagogischen Grundkonzepten ist sehr
mangelhaft. Die Stadt kann nun natürlich auf das Der Begriff »Partylocation« verschleiert die Hin-
Jugendforum und auf die Arbeitsgruppe für ein tergedanken der Politiker. Sie wollen im Prinzip
Juz verweisen, um jegliche Kritik an ihrer Ju- kein Jugendzentrum, sondern lediglich regelmäßig
gendarbeit abschieben zu können. Partys, die von Jugendlichen organisiert werden,
das hat wahltaktische Gründe für die Kommunal-
wahl 201 2.
*9

Die Stadt hat letztes Jahr ein Skatepark und Band- Meinst du ein so organisiertes Juz, könnte sich sel-
proberäume eingerichtet, was hälst du davon? ber finanzieren?

Das stellt natürlich eine Verbesserung für die Ju- Ja, das ist durchaus möglich! Mit guter Unter-
gendlichen in Bensheim dar, aber es ist längst stützung und Engagment könnte das aus meiner
nicht genug. Das reicht als Freiraum für alle Ju- Sicht kostendeckend finanziert werden.
gendlichen in Bensheim einfach nicht aus. Wir
haben 1 2 Schulen, das sind tausende von Schüler- Wie können die Jugendlichen den politischen Druck
I nnen, die sehr oft in Bensheim unterwegs sind, auf die Stadt erhöhen, sodass ein demokratisches Ju-
ohne einen Rückzugsplatz zu haben. gendzentrum schnellstmöglich entstehen kann?

Wie denkst du, könnte ein demokratisches Jugendzen- Über Demos und Kulturveranstaltungen können
trum aussehen? wir auf das Problem aufmerksam machen. Die Ju-
gendlichen müssen gleichzeitig die Vertretung ihr-
Die Jugendlichen bestimmen in einem wöchent- er I nteressen vorantreiben. Der Bildungsstreik
lichen Plenum über das Programm, die Finanzier- 2009 an der Bergstraße hat gezeigt, dass Jugend-
ung und die Organisierung, das ist nur fair, da sie liche sehr wohl ihre I nteressen politisch formulier-
ja auch die Hauptnutzer sind. Das Plenum ist of- en und vertreten können.
fen für jeden, der sich beim Juz engagieren will.
I m Plenum wird bei einem Konflikt versucht durch
Diskussion ein Konsens zu erarbeiten. Arbeiten am
Juz werden in Eigenorganisation von den Jugend-
lichen verrichtet. Dies kann von einer staatlich
eingestellten BildungsreferentI n begleitet werden.

BENSHEIM2006/SOLIBESETZUNG
FÜRDIEEX-STEFFIINBENSHEIM
In der Nacht vom 8. auf den 9. April 2006
besetzten AktivistInnen die »Euler« Villa in
Bensheim aus Solidarität für das geräumte
Hausprojekt Ex-Steffi und für ein
selbstverwaltetes Zentrum in Bensheim.
*

lediglich ein weiterer Faktor in einer gesellschaftlichen Ordnung,


die den Menschen systematisch unterdrückt und ausbeutet.
Rassismus, Sexismus, Homophobie und Militarismus sind Folgen
dieses Apparates. Wollen wir tatsächlich unserer Utopie näher kom-
men und uns emanzipieren, müssen wir ein grundlegend anderes
System schaffen, dass auf Selbstorganisation, Eigenverantwortung
und Solidarität aufbaut.
Direkte Aktion (Sabotage, Gewalt) macht jedoch nicht den

D
Hauptteil unserer politischen Arbeit aus. Durch Kulturarbeit (Zei-
ie libertär-sozialistische Gruppe ist eine unabhängige Assozi- tungen, I nfostände, Flyer etc.) versuchen wir auf die gesellschaft-
ation von bergsträßer Libertären. Wir streben eine liche Entwicklung Einfluss zu
herrschaftslose, solidarische Gesellschaft an, und begreifen nehmen und unsere Sicht der
uns sowohl als Teil der anarchistischen Bewegung weltweit, wie Dinge zu propagieren.
auch als Partner für andere soziale Bewegungen, um eine Verbesser-
ung der aktuellen Situation herbeizuführen.
Die libertär-sozialistische Gruppe stellt sich gegen die kapital-
istische Verwertungslogik und bezeichnet sich in der Konsequenz
als antikapitalistisch. Für uns ist Kapitalismus jedoch

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