Aluminium und
Aluminiumlegierungen
Von
Dr. D. Altenpohl
Vizedirt'ktor bei der Schweizerischen Aluminium AG, Zürich
und von
Prof. Dr. P. Beck, Prof. Dr. T. Federighi, Prof. Dr. V. Gerold,
Dr. E. Macherauch, Prof. Dr. G. Schoeck, Dr. H. Stüwe
2.101 übersicht. . . . . . . . . . . 97
2.102 Gleichgewicht zwischen Entgasen und Begasen beim Abstehen
einer Schmelze. Einflußgrößen . . . . . . . . . . . 98
2.1021 Wasserdampfgehalt in der Ofenatmosphäre . . 98
2.1022 Oxydschichten auf der Oberfläche der Schmelze 100
2.1023 Temperatur der Schmelze. . . . . . . . . . 101
2.1024 Standhöhe der ~chmelze während der Abstehbehand-
lung oder während des Durchperlens von reinigenden
Gasen . . . . . . . . . . . . . . . 102
2.103 Resultate bei technischen Entgasungsverfahren 103
2.1031 Entgasen durch ~pülgase . . . . . . . 103
2.1032 Entgasen durch Abstehen. . . . . . . 105
2.1033 Heinigen von Schmelzen durch Salzbehandlung 106
2.104 Zusammenfassender Vergleich technischer Entgasungs-
verfahren. Hinweis auf neue, kontinuierliche Verfahren 110
3. Metallkundliehe Probleme beim Gießen von Knetlegierun-
gen (D. ALTE::-IPOHL) . . . . . . . . . . . . . . 114
3.1 Einfluß der Erstarrungsgeschwindigkeit . . . . 114
3.2 Faktoren, die beim Stranggießen zu beachten s i n d . . 117
3.21 übersicht über die wichtigsten Variablen beim Stranggießen 117
3.22 Hinweis auf die Wichtigkeit des Verständnisses für die in Frage
kommenden Grundlagen . . . . . . . . . . . . . 117
3.3 Geometrie der Erstarrungsfront, Wärmeableitung, innere Span-
nungen und Rißbildung beim Stranggießen . 119
3.31 Lage der Erstarrungsfront . . . 119
3.32 Lage der Isothermen im Barren 122
3.33 Innere Spannungen. . . . . . 123
:t:{4 Rißbildung beim Stranggießen . 125
3.341 Vergleich von Flach- und Rundbarren . 126
3.342 Kaltrisse . . . . . . . . . . . . . 126
3.34:3 Warmrisse . . . . . . . . . . . . . 126
3.4 Einfluß von Gießgeschwindigkeit und Barrenformat auf Rißbildung,
Sumpftiefe und Korngröße . . . . . . . . . . . 127
3.5 Makroskopische Seigerungsvorgänge im Gußgefüge 128
3.51 Übersicht . . . . . . . . . . . . . . . . 128
3.52 Makroskopische Bereiche mit starken Unterschieden in der
Ausscheidungsform der Legierungselemente 128
3.521 Untersuchungen an Reinaluminium . 128
3.522 Untersuchungen an Knetlegierungen 130
3.6 Umgekehrte Blockseigerung . . . . . . . . . 135
3.61 Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . 135
3.62 Beobachtungen an Gußbarren aus Aluminium-Legierungen 135
3.621 Unstetigkeiten der umgekehrten Blockseigerung in
Stranggußbarren . . . . . . . . . . . . . . . . . 135
3.622 Zusammenhang zwischen Unstetigkeiten in der Korn-
größe und Seigerungen . . . . . . . . . . . . . . . 139
3.623 Theorie der umgekehrten Blockseigerung von Alu-
miniumlegierungen . . . . . . . . . . . 140
3.7 Ausschwitzungen und Seigerungen nahe der Gußhaut . 143
3.8 Zusammenhang zwischen Gasgehalt, Porosität und Seigerungen . 150
VIII Inhaltsverzeichnis
1. Grundlagen
Von D. Altenpohl, Zürich
1 Altenpohl, Altuninium
2 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
fest flüssig
"" 659°e "" 661 oe
liegt für Aluminium von 700 oe bei einer Koordinationszahl von 10,6,
der zugehörige \Yert der Gitterkonstante beträgt 2,96 A. Zur Erklärung
eignet sich z. B. ein Kettenmodell mit Ketten von 4 bis 5 Atomen, die
regellos clurcheinandergewürfelt sind [18].
1.11 Viskositätsbestimmung
+-1-1-
schiede in den Ergebnissen der ein-
elznen Autoren hervorruft (Abb.1).
Messung der Durchflußge-
6,0Ht--~--~1--~-'----~ ~
8chwindigkeit ("Kapillarviskosität").
Diese Methode wurde hauptsächlich 5,0 HH~~ -+----
von F. SAUERWALD [3] angewandt. {;
Nachteilig ist das leichte Verstop-
:
'~4,0 HI---"-..4--
-<
fen der Kapillare, wodurch die ~
Ergebnisse stark beeinträchtigt
::I~
werden!.
1'11e88ung der Oberflächenreib~lng
eine8 8chwingenden Tor8ionskörpers 1,0 --~I=="T~--j-~~=d
("Schwingungsviskosimeter") [7,20].
Bci diesem Verfahren, dat; gegen- o~ ~I~~~~~~~n~
~ ~ ~ WOCD
über Meßfehlern am anfälligsten Temperafur
sein dürfte, wird ein Zylinder oder Abb. 1. Abhängigkeit derViskosität des Aluminiums
eine Kugel in Drehung versetzt (nachvon der 'temperatur nach verschiedenen Autoren
E. GEBHARDT, M. BEOKER ll. S. DORNER [7]).
und die Veränderung der Vü;kosi- 1 E. GEBHARD~" M. BEOKER ll. S. DORN1m; 2 E. V.
tät mittels des unterschiedlichen POLACK ll. S. V. SERGUEmV; " T. P. YAO ll. V.
KO~DlO; 4 D.SAITO ll.T.MATSl;KAWA; 5\V.R.D.
Reibungswiderstandes zwischen JONES ll. W. L. BARTLETT.
der Drehkörperoberfläche und der
Schmelze gemessen. Auf der Schmelzoberfläche bildet sich eine Oxyd-
haut, die das Ergebnis beeinflußt.
Me8sung mit rotierendem Flü88igkeitszylinder. Diese Methode
wurde hauptsächlich von E. GEllHARDT und Mitarbeitern [7] ange-
wendet. Das Verfahren des "Torsionsviskosimeters ohne Eintauch-
körper" schaltet die in Abb. 1 (Kurve 2 bis 5) erkennbaren Meßfehler aus.
1 Ein für betriebliehe Messungen geeignetes Gerät, das nach diesem Prinzip
arbeitet, wurde von H. KESSLER U. K. DETERING [19] entwickelt.
1*
4 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
Die auf der Oberfläche der Schmelze befindliche, in Phase mit dem Ver-
suchstiegel schwingende Oxydhaut stellt einen "oberen Tiegelboden"
dar, der bei der Eichung berücksichtigt werden kann.
Da diese Methode als die bisher genaueste gilt, werden wir im folgen-
den in der Hauptsache einige mit ihr erhaltene Ergebnisse wiedergeben.
1,2or-----r-----~-----,-----,-----,-----,
.10-2
Poise 11
1,18
Mg
__ .1n _______ _
2 3 4
Legierungszusätze
Abb.2. Einfluß von Zusätzen auf die Viskosität des Aluminiums bei 700°0 (nach E. GEBHARDT,
M. BEOKER U. S. DORNER [7]).
444r-----,------.------r-----~----~
cm3/g
0,42 r\~"="';;:---t----
0,36
O'~A~l----~~----t~0----~~~----2~0~G~ew-~~%~25
Legierungszusälze
Einfluß von Kupfer-, Eisen- und Titanzusätzen auf das spezifische Volumen des Aluminiums
Abb. 3.
bei 800'C (nach E. GEBHARDT, lI-L BEOKER u. S. DORNER [7]).
- - - K. BORl<E~fAXX u. F. SAcERWALD; - - E. GEBHARDT, M. BECKER U. S. DORXER.
1,6,-----~------,-----_"
·10-z
Poise
1,4~-----+ ----+---~--+-l
2,5
·10-
Poisez \ I
2,0
l?> \
1; 1,5 r-------- 1\
'%'"
,~
I
'\ ~l3M92
~1,0
'l::
i'l
"-,
--\C "-
:S!. 0,5 r---- - - -I---- "-
.........
~OO 600 700 800 BOO°C1000
Temperafur
Abb. 4. Isothermen der Viskosität von Abb.5. Abweichung der Viskositäts-Isothermen vom
Aluminium-Magnesium-Legiernngen in Ab- Normalverlauf in Abhängigkeit von der Temperatur.
hängigkeit vom Magnesiumgehalt (nach Aluminium-Magnesium-Legiernng der Zusammen-
E. GEBHARDT u. K. DETERING [23]). setzung Al3 Mg, (nach E. GEBHARDT u. K. DETERING
[23]).
0b.----,----,-----,----,----,
.10-2
Poise
2,3
e
750 0
0,8
1,4 800 e
0
I,°A~l----2~O----~40----_~LO----~~~
10 ZO Gew.-% 30
Zinkgeha/t SIliziumgehalt
Abb. 6. Isothermen der Viskosität von Aluminium- Abb. 7. Isothermen der Viskosität von Alu-
Zink-Legierungen in Abhängigkeit vom Zinkgehalt minium-Silizium-Legierungen in Abhängig-
(nach E. GEBHARDT, 111. BECKER 11. S. DORNER [7]). keit vom Siliziumgehalt (nach E. GEBHARDT
U. K. DETERING [23]).
0,$
·10-Z 1\
Poise 1 \
\
0,8
,1\
0,7
1\ \~
1 '\
1 \
I
0,6
I
""\
1
I
~o,5
l~0,4 II ~~
I
0,3
1
I I ~
I
1
I
I
~~
o,z 0,3 ---
~.
0,1 0,1
o 10 zo 30 mm40 o 20 40 60 min 80
Zeit Zeit
Abb. 8. Einfluß von Natriumzusätzen auf die Abb. 9. Viskositätsänderung einer eutektischen
Viskosität von Aluminium-Silizium-Legierungen Aluminium-Silizium-Legierung in Abhängigkeit
bei 700 bis 800°0 (nach G. AKIMOV [28]). von der Zeit nach Zugabe verschiedeuer Zusätze.
0,2% Na; D. 0,1% Na; X 0,05% Na. Temperatur: 760 bis 800°0 (nach G. AKI~lOV
[28]).
wenn die Schmelze z. B. nur auf 720 bis 730°C erwärmt worden wäre.
Auch der Zusammenhang zwischen Viskosität und Gasgehalt sollte ein-
gehender untersucht werden, allein im Hinblick auf die Schwierigkeit, die
Phänomene der technischen Entgasung zu erklären.
Mg Zn Si
in Gew.-%
I
A. E.'·
I in Gew.-%
I
A. E."
I
in Gew.-% A. E."
~O,---r---,---,---,
dyn/em
.........
Li
600 H--4-+-~
$O~-+-----+-~ #o~-+--~--+-~
4400
0/1- 0,8 1,2At-% 1,(,
Zusatz Zusatz
Abb. 10. Einfluß von diversen Legierungszu- Abb. 11. Einfluß von diversen Legierungszu-
sätzen auf die Oberflächenspannung einer Alu- sätzen auf die Oberflächenspannung einer Alu-
minium·Kupfer·Legierung mit 5% Cu bei 700°C minium·Magnesium-Legierung mit 10,6% Mg bei
(nach L. KUBITSCHEK [31]). 700°C (nach L. KUBITSCHEK [31]).
feines Korn erhalten wird, wenn die Schmelze auf ca. 1000°0 erhitzt und
mit dieser hohen Temperatur vergossen wird. Ein dritter Temperatur-
bereich bei ca. 1400°0 ergibt ein mittleres Korn. Zwischen diesen drei
Feinkornbereichen - und auch bei höheren Überhitzungstemperaturen
- tritt Grobkorn auf. Analoge Ergebnisse werden auch von E. O","ITSCH
[54] berichtet, welche nach Überhitzung von Reinaluminium auf 1200 bis
1400°0 ein feinkörniges Gußgefüge erhielt, was die Verfasserin mit der
starken Unterkühlbarkeit dieser "keimfreien Schmelze" in Zusammen-
hang bringt. Die Ergebnisse von R. MITSCHE U. E. ONITSCH sind schw'ierig
zu interpretieren, denn die Entstehung einer keimreichen Schmelze ist
bei hohen Temperaturen auch dadurch möglich, daß ein feiner Oxyd-
schleier entsteht, der die Rchmelze durchsetzt.
2
,1
%~~----~m~O~----~2~OO~----~3~OsO~---S~400
ZeH
Al)b. 1~. Thernlit4C'he ~.\Iialy~e durch langsi:une Al,külllung einer Ilnbewegten Reinstaluminiumsehluelze
(na ..!l Y. KONDIC U. D. SHliTT [49]).
1 Temperaturwrlauf 3 lllIll ullterhalb uer Schmelzenoberfläche; 2 Tem]leraturverlauf im ]liittel-
punkt der Rl'hmelze.
.
. /
Inlösunggehen von natürlichen
Verunreinigungen des Reinst-
/' ~m
aluminiums die Ursache für den
§ 4 __ - - •
~ 3 " beobachteten Grenzwert der
.~
~2
~ Unterkühlung ist.
:§1
V.KONDICundD.SHUTT [49]
I 0 510 30 JV grdjs haben eine recht ähnliche Unter-
i Abküh/ungsgeschwindigkeif
o 1 2 3 grd/s 4 suchung durchgeführt und fan-
Abküh/ungsgeschwindigkeit den bei niedrigen bis mittleren
Abb. 14. Einfluß geringer bis mittlerer Abkühlungs- Abkühlungsgeschwindigkeiten
geschwindigkeiten auf die Unterkühlung von Reinst·
aluminiumschmelzen vor Einsetzen der Erstarrung
gleichfalls eine Unterkühlbar-
(nach V. KONDIC U. D. SHUTT [49)). keit des Reinstaluminiums um
maximal 4 bis 5 grd (Abb. 14).
Nach ihren Beobachtungen hatte eine vorherige Überhitzung auf 5 bis
230 grd über dem Schmelzpunkt keinen Einfluß auf die Unterkühlung.
Reinaluminium ist nicht unterkühlbar, wenn die Überhitzung weniger
als 25 grd beträgt, was die weiter oben beschriebene Annahme der nicht
aufgelösten natürlichen Verunreinigungen unterstützt.
Bei Überhitzungen von über 25 grd verhält sich Reinaluminium
bezüglich der Unterkühlbarkeit wie Reinstaluminium1 .
J. A. REYNOLDS und C. R. TOTTLE haben die Kokillenwand mit
verschiedenen Metallpulvern bedeckt, um deren Einfluß auf eine
Kornverfeinerung des erstarrenden Aluminiums zu untersuchen [58].
Aluminiumpulver ergab im Gußgefüge eine Steigerung der Korn-
zahl pro Flächeneinheit um den Faktor 4 bis .15, verglichen mit der
Erstarrung ohne Aluminiumpulver unter sonst gleichen Bedingungen.
1 Die Ergebnisse von L. HORN und G. MASING [57] sowie von V. KONDIC und
D. SHUTT [49] wurden bei Abkühlungsgeschwindigkeiten erhalten, wie sie bei
technischen Gießverfahren vorkommen.
Lit. S. 193] 1.2 Faktoren, welche die Erstarrung beeinflussen 17
1.22 Einfluß von Bewegung oder Vibration der Schmelze auf Keimbildung
und Erstarrung
Es liegen zahlreiche Beobachtungen vor, wonach die Bewegung der
Schmelze nahe der Erstarrungsfront oder die Einwirkung von Vibration
Einfluß auf das Gußgefüge ausüben.
1.221 Zuftuß der Schmelze zur Erstarrungsfront. Wenn man einen
bereits erstarrten Kristall in eincr schwach unterkühlten Flüssigkeit be-
wegt, so tritt ein ganzer Schwarm neuer Keime auf; dagegen würde unter
gleichen Bedingungen der in der unterkühlten Flüssigkeit ruhende Kristall
weder wachsen noch neue Keime bilden.
Eine interessante Deutung der erhöhten Keimbildung durch das
Vorbeifließen von Schmelze an der Erstarrungsfront geht auf Unter-
suchungen von H. KOS'I'RON und M. SCHIPPERS [59] zurück. Eine an der
Erstarrungsfront durch Konvektion oder induktives Rühren entlang-
strömende Schmelze löst die bereits erstarrten Kristalle teilweise wieder
auf [60]. Zum Beispiel haben Versuche von O. SCHAABER [61] gezeigt,
daß sich die wachsenden Kristalle beim induktiven Rühren der Schmelze
entgegen neigen (s. Abb. 15). Dies kann durch die Ansammlung einer
Fremdatomwolke im StrömungRschatten der einzelnen Dendriten erklärt
werden (Abb. 16), welche dort gemäß Zustandsdiagramm den Schmelz-
punkt erniedrigt und dic Erstarrung verlangsamt oder ein lokales Wieder-
aufschmelzen bewirkt [59].
Da ein solcheR lokales Aufschmelzen aber bei Temperaturen knapp
oberhalb der Liquidustemperatur erfolgt, ist das Auftreten von nicht auf-
gelösten Krü;tallresten nahe der Erstarrungsfront hier sehr wahrschein-
lich, was somit die Kornverfeinerung durch Bewegung der Schmelze
erklären könnte.
F. SAUERWALD [63] weist darauf hin, daß ein Rühren in erstarrenden
Metallschmelzen bei verschiedenen Aluminiumlegierungen eine Korn-
verfeinerung nach sieh zieht.
K. E. MANN und E. RIEPERT [64] haben die Kornverfeinerung von
Stranggußbolzen durch mechanisches oder induktives Rühren eingehen-
der untersucht:
Mechanisches Rühren ergab bei Legierungen zwar ein feines Korn,
aber gesteigerte Rißanfälligkeit (infolge hereingerissener Oxyd-Häute?).
2 Altenpohl, Aluminium
18 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
Induktives Rühren brachte gleichfalls feines Korn aber keine Risse, jedoch
verstärkten Kaltschweißl der Oberfläche und beeinflußte im übrigen
auch die umgekehrte Blockseigerung.
Abb. 15. Geätzter Querschnitt durch einen Reinaluminium-Rundbarren. bei"" 1: 3 dessen Erstarrung
die Schmelze durch ein elektromagnetisches Drehfeld entgegen dem Uhrzeigersinn bewegt wurde
(nach W. ROTH u. M. SCHIPPERS [60]).
(Gefüge eines ohne Drehbewegung erstarrten Barrens s. Abb. 2.6.)
1I . I ·O~ --
Srol/lungs-
rc~tvng
-
Abb. 16. In strömender Schmelze wachsende Kristallnadeln. Im Strömungsschatten (II) Anreiche-
rung von Fremdatomen verglichen mit der Konzentration bei I (nach H. KOSTRON u. M. SCHIPPERS
[59]).
1 Die Entstehung von Kaltschweiß ist ein rein mechanischer Vorgang. Kalt-
schweiß tritt bei zu kaltem und/oder zu langsamem Gießen auf Grund der Ober-
flächenspannung des flüssigen Metalls auf, s. Abb. 111, S. 148.
Lit. S. 193] 1.2 Faktoren, welche die Erstarrung beeinflussen 19
1.222 Vibration. Die Angaben über den Einfluß der Vibration auf
das Gußgefüge sind widerspruchsvoll. Mehrere Autoren weisen auf die
Kornverfeinerung durch Ultraschalleinwirkung hin. (Eingehende Litera-
turübersicht siehe [66, 67].) E. SCHMID [68] führt die durch Ultraschall
bewirkte Kornverfeinerung auf ein Abbrechen der aus der Erstarrungs-
front herausragenden und daher einseitig "eingespannten" Kristall-
nadein oder Dendritenarme zurück. Ultraschall hat in Schmelzen eine
dispergierende Wirkung, z. B. auf die Verteilung von Blei in Aluminium
[68], und bewirkt eine feinere Verteilung von Mn Al 6 in Stranggußbarren
aus manganhaltigen Legierungen [69].
2*
20 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
800
oe
700 ~
I~ rA.1J600e
J2 600
12<b
"-
~soo ~
'50D C
~
~
U
400
System I Al-Ti I AI-V I AI-Cr Al-Mn Al-Fe Pb-Na Pb-Fe Pb-Ca Cu-Cr
Max_ Gleich-
gew.
0,15 0,37 0,7 1,4 0,052 1,2 0,1 0,1 0,7
Löslichk. in
Gew.-%
Max. Über-
sätt. in 0,32 1,17 5,5 9,2 0,17 3,3 0,28 0,18 1,45
Gew.-%
Amerikanisehe
Legierung 25 17 10 3 75 59
(G-AICu)
Deutsche I
Legierung 27 19 20 8 76 48
(G.AlZnCu)
Silumin 28 21 9 10 79 55
(G-AISi) I
a = Erstarrung unter hohem hydrostatischem Druck (12000 bis 20000 kp/cm2 );
b = Kokillenguß.
1000
i:!z (ffZY
cm-2
( "11
'~f,O'1%Fe
If o,s %Fe
11= ,a09%S!
@OHft+-1+----~----+----4----4
/
800
11 Ifa s %S,
1 i!
_~0~"~~l----~----+----4----4
-Ti al/ein
,~ I! I
~~0~"-4-+----~----+---~----~
200
j' li !
;;/
11
i
I
~O~ll~V!~-rli----+----+----4---~
a
/ -MGew.-%as
~..Je
Si b
!J
.j
I
o 0,1 0,2 0,3 o 0,1 0,2 0,3
Legierungszusatz lftanuehalt
Abb. 19a u. b. Wirkung von Titan-, Eisen- und Siliziumzusätzen auf die Kornzahl des Gußgefijges von
ReinstaJuminium (nach F. LIHL, E. NACHTIGALL U. G. PIESSLINGER [89]).
a) Einfluß eines Eisen-, Silizium- oder Titanzusatzes allein. Gießtemperatur l000'C; b) Einfluß eines
Titanzusatzes bei gleichzeitiger Anwesenheit von Eisen oder Silizium. Gießtemperatur 700 'C
- - - mit Eisen; ------ mit Silizium.
Die Verfasser weisen darauf hin, daß eine Kornverfeinerung dann auf-
tritt, wenn der Zusatz für das Einsetzen einer peritektischen Reaktion
genügend hoch ist (Abb. 21 f1 und b, Abb. 23).
400
cm- 2
I
J
I
300 I -"' \ - -
I
---
I \ I
------- - -
I
\
I
--- ---
\ I
I .,- I \-
-t--~---
-
/
-----
I
'\
, I \
\\T-
, I \
~ JI
100 1,55-
b
o I
664
Schmelze.--J- Schmelze:+ CrAl 7 Sch.I Sch/nelze + ZrAl3 ,1" _
~;& 6WC
=-+ - -CC05°C
~660 I~:
~
lHtrAl7 a, I a+ ZrAl3
~ 658
o 0.25 0,50 .0,'75 'tOOGew.-J,g250 o.,sO tJ7S 1,OOGew.-%1.ZS
a Chromgehalt b Zirkon gehalt
2
I I
1 I
I
b 0 Abb. 21a-c. Korngröße von Gußproben
\
~ ,
0
(2 bis 4 cm Durchmesser) aus binären Alu-
minium-Chrom-, Aluminium-Zirkon- und
~i
66Z
!
! ,
,
Aluminium-Eisen-Legiernngen, die durch
langsame Erstarrung einer zuvor um
, i Schmelze 100 grd überhitzten Schmelze hergestellt
660 wurden, in Abhängigkeit vonl Legierungs~
-r---L +FeALj
~ 658
=C-- gehalt. Zum Vergleich ist der entspre-
•
652
"
--- f---- a+ FeAl 3
reinheit Al 99,90 (nach F. A. CROSSI,EY u.
L. F. MONDOLFO [90]).
I
650
648 0 i
1,0 1.5 z,06ew.-% 2rS
C Eisengehalt
~00r----,----,-----r----,----,-----r----,
cm- 2
1000 -- -1-
800
4-00
Abb. 22. Einfluß von Titanzusätzen auf die Korngröße des Gußgefüges nach verschiedener Vor~
behandlung (nach F. A. CROSSLEY u. L. )<'. lIfONDOLFO [90]). Ausgangsmaterial: Al 99,90.
a Die Scbmelze war nicht im Kontakt mit Kohlenstoff; b Nach Titanzusatz wurde die Schmelze mit
Argon durchspült, sonst wie a; c Die Schmelze wurde mit Kohlenstoff in Kontakt gebracht.
1
740
oe
720 /
Ji;:0
700
/ I
s
Q:
~ 580 / S+ Ti Al 3
/
~Or---,---,----,~~---,
oe I
-
'" Schmelze
. I
/j/j0 Konzen fmftons- InfervallZl/Be-
bo{) rnflder[r-
rx ! ~~=+~~~==~~~~s~w.rrunQ
540 I i
~ IiZO 1---++----+--+-+--+-----1
7,6 76
fn'11 milf/erer 11 mm
-2 13
Komdurchmesser ~ 1i00 }---*--+--+-+--+----I
I'I"1 ~
7,4
/- ~Ol---+-~~--~--I--+---~
~ //' 1
V)
7,2 /
?
~
iornzah!
~
N
\ / I70
\
Os 1,0
'~"" I
/
\ I
\
O,B
~
~ I I
I i
I
\ I
'""
0,6
\ I \ I
I
0,4 I
1'\ 4
1\
I
~
1
"\ I
r +---
!z
O,Z /' ~
-- --
I
0
~
I
o I
0 07 OZ oJ Gew.-%O 4 2 4 fi 8(Jew..JJ/o 10
Kupfergehalf
Abb. 23. Ausschnitt auf dem Zustandsdiagramm Abb. 24. Ausschnitt auf dem Znstandsdiagramm
Aluminium-Titan mit darunter gezeichneter Aluminium-Kupfer mit darunter gezeichneter
Kurve der typischen Gußkorngröße. Das starke Kurve der typischen Gußkorngröße. Man be-
Anwachsen der Kornzahl fällt deutlich mit dem achte die wachsende Länge der Konzentra-
Beginn der peritektischen Reaktion bei 0,15% tionsintervalle zu Beginn der Erstarrung bzw.
Ti zusammen (nach H. BERNSTEIN [4RJ). die abnehmende Korngröße bei zunehmendem
Kupfergehalt der J,egierung (nach H. BERNSTEIN
[ 48]).
ohne Init 1: 5
0 ,03% Ti
Abb. 25. Geätzte Querschnitte aus Reinaluminium·Stranggußbarren (Al 99,6) ohne und mit Titan-
zusatz (nach ALUSUISSE).
Von außen nach innen kommt zuerst eine meist sehr schmale, fein-
körnige Zone, danach eine transkristalline Zone ("Stengelkristalle") und
in der Mitte des Guß barrens oftmals eine Zone von statistisch orientierten
globulitischen Körnern.
Abb. 26 gibt ein typisches, aus drei Zonen bestehendes Gefüge wieder.
(Die globulitische Mittelzone zergliedert sich wiederum in zwei Bereiche
unterschiedlicher Korngröße.)
1:3
AbI>. 26. Geätzter Querschnitt durch einen Rundbarren von 170 mm Durchmesser aus AICu!VIg.
Das Gefüge weist drei verschiedene konzentrisch e Zonen auf (nach W . ROSENKRANZ [240]).
3 A Itenpohl. Aluminium
34 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
Wie in Abb. 27 gezeigt wird, kann man durch diese vier Parameter
die Entstehung verschiedener Erstarrungstypen erklären.
Die Legende zu Abb. 27 a beschreibt die Bedingungen für das trans-
kristalline Wachstum, yerursacht durch geringe Breite der unterkühlten
Zone und daher geringe Keimbildung.
In Abb. 27 b wird die Verbreiterung TS
der unterkühlten ZOllE' beschrieben,
welche zur Keimbildung vor der Er- fes! flüssig 2;
starrungsfront und damit zu globuli-
tiRehem Gefüge führt.
b) Verhältnisse bei Temperaturinver-
sion in der Schmelze. In der Abb. 27
wird von einem stetigen Anstieg der
Temperatur vor der En:tarrungsfront
3*
36 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
ao~--~-----,
oe
aSO
I~-II
6mo~--~----~----~-----4L--m-m~S~
fes! flüssig
Ahh. 20a--('. üer L"nterküh-
}~r1äuterllllg
Diese Faktoren sind miteinander und mit der Unterkühlung nahe der
Erstarrungsfront in Wechselwirkung. Die Verhältnisse werden dadurch
noch verwickelter, daß die Erstarrungsfront - selbst bei Reinalu-
minium - durch Ansammlung von Restschmelze zwischen den schon
großenteils erstarrten Primärkristallen oft stark zerklüftet ist.
Wir werden versuchen, die einzelnen Faktoren möglichst getrennt zu
erörtern.
?i I
~ 3200 " ...... ~...-_---~
1i" .,\ .......... i ... I ......... .......
\,
';5 +!'b-x -___
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'4.
Mg,Zn
11 /800
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320 \"'<4~~--.____
'~ 0 '~-Mg
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!
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'-
~ 2,Of-+----?'-Ir--./'_
b
0,7 1 (jew.-% 70
Legierungszusafz
Abb. 32 a u. b. Einfluß der Höhe des Legierungszusatzes auf Korn- und Zellengröße \'on binären
Aluminiumlegierungen (im Laborofen erstarrte 100 g-R.eguli) (nach H. KOSTRON [112]).
a) Korn- und Zellengröße ; b) Zellenunterteilung der Körner. F K durchschnittliche :Fläehe eines Korns;
Fz durchschnittliche Flächp einer Zelle; x Fe; ... lIIg; • Cu; 6, Mn; 0 Si; + Ti; V Zn.
120:1
Abb. :Ja a - d. Abnahme der Zellengrül.le im Gul.lgefiige einer AICuMg-Legierung mit zunehmender
Erstarrungsgeschwindigkeit. Zusa.mmensetzung: 2,62 % Cu, 1,48 % lfg, 0,790/0 l\in, O,6<ro Si, 0,25 % Fe.
"ltzung nach KELLER (3 min) (nach H. KOSTRON [112]).
a) SUlldguß .200 llUll Dnrdlluesser (ungeützt); L) Stab 20 x 30 nun, Guß in warme Kokille; c) Stübchen
:'5 11lm Durr.lllllesspf. Guß in wanll!:' Kokille; <1) Blättchen 0,5 nun dick (beinl Guß in warme Kokille
Plltstandencr dünner Grat).
Unlerkühlung
450:1
Abb. 35. Anisotropes Wachstum von Einkri· Abb. 36. Wachstumsringe eines Dendritenarmes
stallen bei der Erstarrung des Aluminiums in Reinaluminium-Strangguß. Die Wachstumsringe
(schematisch) (nach R. J\L SERGEANT [10.3]). veranschaulichen von innen nach außen folgende
Phasen der Erstarrung: Anfänglich gerundeter Quer-
schnitt, Kristallographische Abplattung, Furchen-
bildung, WiederausrundlIng (nach H. KOSTIWN 11_
M. SCHIPPERS r104]).
1 Eine Ausnahme bildet das 'Vachstum einer transkristallinen Zone, wobei die
Stengelkristalle entgegengesetzt der resultierenden Richtung der Wärmeableitung
wachsen, und zwar parallel zu einer [100]-Richtung [60, 102, 123, 124].
Wir haben bereits weiter oben darauf hingewiesen, daß dieses selektive \Vachs-
turn der transkristallinen Zone zusammenbricht, sobald die konstitutionelle Unter-
kühlung vor der Erstarrungsfront stark genug ausgebildet ist.
Lit. S. 193] t.3 Erstarrung von Aluminium 45
120:1
160:1
Abb. 38. Schnitt durch einzelne Arme (Zellen) eines dendritisch gewachsenen Kornes (Strangguß
Al 99,5, mit induktiver Bewegung der Schmelze im Sumpf) (nach H . KOSTROX u. M. SCHIPPERS [59]).
1, 2 H ier erscheinen die WachstuIllsringe eines Dendritenar",es einseitig abgeschnitten, weil nachträg·
lieh eine Auflösung an einer Rest schmelzeader sta ttfand. Die gestrichelte Linie gibt den Verlauf der
Wachstumsringe vor d er Störung wieder; 3 Bei einer usprünglichen Einbuchtung der "Zelle" ist
eine R estschmelzeader eingedrungen. Der Dendritenarm wurde auch hier durch konzentrierte R est-
schmelze teilweise a ufgelöst ; 4 Auf dieser Seite des Einbruches konnte die Zelle etwas weiter wach"en.
Di e \\fa,chstumsringe schließen sich eng an eine Unlhüllende an ; 5 Spur einer Zwillingsebene. Nach
geeigneter Xtznng war der Oriellti erullg~wechsel an dieser Ebene gut zu sehen.
46 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
1 Diese Erklärung des dendritischen 'IVachstums durfte eher zutreffen, als die
weiter oben wiedergegebene von A. PAPAPETROU.
Lit. S. 193] 1.3 Erstarrung von Aluminium 47
150: 1
und so weiter (Abb. 37) .•Jede Position eines Stillstandes der Erstarrung
ist als "Jahresring" erkennbar, der bei Reinaluminium als eine Zone
mit angereichertem Eisen- und Silizium-Gehalt identifiziert wurde.
Aus dem Gefüge kann abgelesen werden, daß außerdem ein zeit-
weiliges Wiederaufschmelzen bereits erstarrter Gefügeteile durch T empe-
raturwellen wie auch durch Konzentrationswellen vorkommt.
Wie bereits in Abschn. A 1.22 bericbtet, werden solche Abbauerschei-
nungen verstärkt beobachtet. wenn die Schmelze im erstarrenden Sumpf
künstlich bewegt wirr}.
Mikrohärte in
kpjmm 2
Zellen-Außenzone 65 92 81 72
Zellen -Innenzone 37 65 55 44
Kupfergehalt in %
Zellen-Außenzone 2,88 4,65 3,94 2,27
Zellen -Innenzone 0,85 2,87 2,24 1,42
Seigerung * 2,03 1,78 1,70 0,85
* Differenz im Kupfergehalt zwischen Zellenaußen- und Zelleninnenzone in %.
1 Mikrosondenanalysator von der Cambridge Instrument Co., Cambridgej
England.
Lit. S. 193] 1.3 Erstarrung von Aluminium 49
a b
420: 1 30:1
Abb. 42a H. b. 13estilllm1l1lg <leI' Yerteilllng yonl,egierungHelelllenten mit Elektronen· bzw. Röntgen-
strahlen
a) Wiedergabe der Eisenverteilung, aufgenommen mit der Mikrosonde. Stranggnßbarren der Legie-
rung AlZnMg1. FeKa-Linie (nach ALUSUISSE); b) Röntgendurchstrahlaufnahme durch einen
Dünnschliff (0,1 mm dick) aus einem Strauggußbarren der Legierung AlZnMgCu (US-Legierung
7075). Die Vergrößerung wurde iu einem Röntgenmikroskop erzielt (keine photographische Nach-
vergrößerung). Man erkennt Dendriten mit nlmuiniumreichem Kern (dunkel) und Anreicherung der
schwereren Elemente, speziell des Zinks, an Zellen- und Korngrenzen (hell). Vereinzelt Gußporosität
(schwarz) (nach H. C. STUMPF [134]).
4 Altenpohl, Aluminium
50 A. Eigpnschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
Abb. 43. Gefüge eines A1CuMg· Kokillen- wärmt werden können, ohne daß Auf-
gußbarrens (400 nun 0). Das EutektikuUl schmelzungen auftreten. Weist das Ge-
enthält insbesondere <x-lVlischl<ristallc, A1 2Cu
und M!!2Si (nach ALt'SLISSE). füge aber Einlagerungen von Eutekti-
kum auf, so schmelzen diese bereits bei
449 ce. Allerdings läßt sich durch Glühen kurz unterhalb 449 oe und lang-
sames Steigern der Temperatur eine Abdiffusion des im Eutektikum aus-
geschiedenen Magnesiums in das Korninnere erreichen. Auf diese Weise
300: 1
Abb. H. Scbraffurgeätztes Gefüge von AIZnMgCu-Strangguß, geätzt mit 1 %iger NaOH bei 50T.
Die Abbildung zeigt entartetes Eutektikum 1 mit dazwischen erstarrter Restschmelze 2, umgeben
von primär erstarrtem <x-Mischkristall 3. Durch die Schrafl'urätzung wird deutlich, daß die sekundär
erstarrte Restschmelze teils die Orientierung Za angrenzender iX-l\1ischkristalle, teils aber auch selb-
ständige Orientierung 2b hat. Bei 2b könnte es sich möglicherweise um primäre (X-Mischkristalle
haudein, die senkrecht zur Schliffehene in das EutektikulII hineingewachsen sim] (nach H, KOSTRO!\
U. M. SCHIFPERS [138]).
Lit. R. 19a] l.;~ Erstarrung von Aluminium 51
-
/000
Knetlegierungen erstarren die dynfom ~
Resteutektika anomal, da zu- 900 ::--..
"" \
~ :::;;-- Al-Zn
yor erstarrte 'X-Mischkristalle
---- I<>-.
"" '"
§ 800
ringsum reichlich vorhanden
f'ind [1381.
Nach Untersuchungen VOll {l
~
~ 100
~-Mg
-----
~
Mg-Al "0
E. SCHElL [1391 ist dies dic ty- ~Cl; 600 .......... ~n
>-
piHche Voraussetzung für die c§5
500
Erstarrung der Re::;tschmelzc i'o
aIR .. entartetes Eutektikum". 400
o /0 20 30 40 50 60 (Jew.-%80
Die Restschmelze erstarrt Le!lierungszusofz
oftmals so, daß die Orientie- AbI>. J5. Oberfläehl'llKp,mlllltu( üer Re"tsehlllelzell
rung naheliegender ).-Mi,,('h- yon Allllllinilllll- und }Iagllesiumlcgiernngen in
Ahhiingigkr,it "on deT ZUR:11111nenRetzung (n:H'h E.
kristalle sich inncrhalb det; PELZET, pn]).
4"
52 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
1 Restsehmelze
Leg-Zusammeu- Oberfl.-Spannung
setzung in 0/0 in dyn/em 1 Sehmelzp. I Zusammensetzg.
in oe in 0/0
Zusammen-
setzung I 4 Cu; 0,8 Mg 800 535 29 Cu; 7,1 Mg
Zusammen-
setzuug II 3 Cu; 1,5 Mg 600 471 10Cu; 27Mg
das soeben erstarrte Gefüge in dem für die Diffusion günstigen Tempera-
turbereich zugebracht hat.
Bleibt durch rasches Abkühlen nach dem Erstarren die Annäherung
an den Gleichgewichtszustand aus , so kann dies durch eine spätere
Barrenhochglühung nachgeholt werden.
1.342 Gefügeänderungen bei einer Barrenhochglühung (Homogeni-
sicrungsglühung) .
,
J
.J .... ..... -
~
r
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a b
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1 ........... d'
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.• •"
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.,
" .,
c 'd ,/
"
400:1
Ahu . 46a-d. Gefüge von R einaluminium-Strangguß (Al 99,1) im Gußzust and und nach verschiedener
Glühbehandlung (nach ALUSUISSE).
a) GIIßgefiige ; b) 24 h bei 500 ' C geglüht; c) 24 h bei 550'0 geglüht; d) 24 h bei 600 ' 0 geglüht.
Die Homogenisierung des Guß gefüges hat zahlreiche Folgen für Ver-
arbeitbarkeit und Eigenschaften des aus dem Guß barren hergestellten
Halbzeuges.
Hiprauf werden wir bei späteren Kapiteln noch zurückkommen.
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fllühzeif(bei 500°C)
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~o~--~z~--~m~~a?~m~i~n~~
Illühzl?if{bei SWOC)
17:1
Abb. 48. Einfluß einer Lösungsglühung bei 500"0 Abb. 49. Korngrenzenverschiebung im Gußge-
auf die Mikrohärte des Gußgefüges von AlCuMg- füge von Al 99,98. Zwei der drei sichtbaren
Strangguß (nach P. BRENNER U. H. KOSTRON Korngrenzen (1 und 2) sind nach dem Erstarren
[125]). nach rechts unten gewandert, während die Ans-
- - Außenzone der Zellen scheidungen ihre Lage beibehalten haben (nach
- - - Innenzone der Zellen. U. BENEDICT n. H. J. SEEUANN [121]).
U Ursprüngliche Lage des Treffpnnktes der drei
Korngrenzen ; N N ene Lage des Treffpunktes der
drei Korngrenzen.
2.1 Übersicht
Die nichtmetallischen Verunreinigungen sind für die Eigenschaften
des Gefüges von Guß- und Knetlegierungen gleichermaßen wichtig. Dies
gilt vor allem für den Gehalt des Aluminiums an Wasserstoff und Oxyden.
Die hierüber vorliegenden Angaben der Literatur enthalten relativ viele
Unklarheiten. Manche der Feststellungen basieren auf vereinzelten Unter-
suchungen oder speziell gearteten Voraussetzungen. Es ist heute noch
nicht möglich, in allen Fällen eindeutig zu entscheiden, welche auf repro-
duzierbaren Messungen beruhen und somit gesichert sind.
Wir haben im folgenden vorzugsweise Ergebnisse richtungweisender
neuerer Untersuchungen wiedergegeben, auch wenn diese teilweise noch
der Reproduktion bedürfen, um auf Ansatzpunkte für weitere Arbeiten
hinzuweisen. Aus dem gleichen Grunde haben wir auch auf bestehende
Widersprüche aufmerksam gemacht.
Literaturübersicht siehe insbesondere [144 bis 149].
Von allen Gasen, die unter normalen Bedingungen mit Aluminium
in Berührung kommen, ist nur der Wasserstoff in nennenswerter Menge
löslich [146]. Stickstoff reagiert mit dem flüssigen Aluminium unter
Bildung von AlN, Sauerstoff bildet Al 20 a. Diese Verbindungen sind im
flüssigen oder festen Aluminium so gut wie unlöslich.!
80 bis 90% des in Aluminium enthaltenen Gases ist im Regelfall
Wasserstoff. Dber die Restgehalte gibt es keine zuverlässigen Angaben
(hauptsächlich scheinen Methan und Stickstoff in Frage zu kommen).
Im folgenden beschränken wir uns daher auf die Erörterung des
Wasserstoffgehaltes des Aluminiums und seiner Folgen.
In der Praxis kommt der Wasserstoffgehalt des Aluminiums haupt-
sächlich aus der Reaktion zwischen Wasserdampf und Schmelze. Um
jedoch das Verhalten des Wasserstoffs und die Verfahren zu seiner Be-
stimmung im Aluminium zu verstehen, werden wir zunächst auf das
System Aluminium-Wasserstoff eingehen.
1 Die Angaben über die Löslichkeit von A1 2 0;j in Aluminium schwanken
zwischen 0,003 und 0,04% [l4fil. Der untere "Vert dürfte eher zutreffen.
58 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
l = K , · PlI
l = gelöste Menge
K, = Konstante
Durch Einsetzen des Wertes für PH aus dem Dissoziationsgleichgewicht
folgt das SIEVERTsche Gesetz:
I
0,007
/
/ J88 480 588 688 100
I
800 oe 900
Temperlltur
Abb. 50. Wasserstoffgehalt in Reinalnminimll und magnesiumfreien Legierungen in Abhängigkeit
von der Temperatur.
- - in l~einstaluminium gelöste Wasserstoffmenge im Gleichgewicht mit gasförmigem Wasser-
stoff von 760 Torr (nach W. EICHENAUER, K. HATTENBACH u. A. PEBLER [150]); - - - in Knet·
legierungen vorkommende maximale und minimale Gehalte; .... typischer )Iittelwert bei Knet·
legierungen.
Der in der l'raxis beobachtete Wasserstoffgehalt ist in starkem AusmaD VOIll Wasserdampfgehalt der
Ofenatmosphäre (und anderen Faktoren) abhängig, insbesondere bei Temperaturen oberhalb ca.
750'C. Daher wurde auf die Eintragung von beobachteten Wasserstoffgehalten der Schmelze ober·
halb 750 oe verzichtet.
Abb. 51. Druck- und Temperaturabhängigkeit der Löslichkeit von Wasserstoff in Aluminium
(99,9985% Al) über und unter dem Schmelzpunkt. Die Druckangaben beziehen sich auf den Gleich-
gewichtsdruck des im Kontakt mit dem Aluminium stehenden molekularen Wasserstoffs bei der an-
gegebenen >Temperatur. Bei der Ausscheidung von molekularem Wasserstoff wird dieser Druck als
"Entwicklungsdruck" bezeichnet (nach C. E. RANSLEY U. N. NEUFELD [177]).
Aus diesen Werten folgt der linke Teil der Abb. 51.
Dagegen geben W. EICHENAUER und Mitarb. [150] für den Bereich
von 670 bis 1020°0
2.31 Vorbemerkung
Bis zu 70% des Ausschusses beim Formgießen kann auf zu hohen oder
zu tiefen Wasserstoffgehalt des Metalls zurückgeführt werden [169].
Beim Gießen größerer Barrenformate aus hochfesten Legierungen
wird nunmehr auch bei Knetlegierungen die genaue Bestimmung des
Wasserstoffgehaltes immer wichtiger. 1
Eine genaue Wasserstoffbestimmung ist aber nicht einfach zu reali-
sieren.
Wasserstoff kann im Aluminium gelöst, in Poren oder Kanälen "aus-
geschieden", als Hydrid z. B. an Alkali- oder Erdalkalimetalle gebunden
und schließlich an der Oberfläche adsorbiert sein. Hinzu kommt evtl. ein
störender Wasserfilm auf der Oberfläche, der sich bei vielen Gasbestim-
mungsverfahren zu Wasserstoff und Oxyd umsetzen kann. Laut einer
von F. ROHNER verfaßten übersicht [190] ergeben sich durch einige der
zuvor genannten Faktoren bei allen Gasbestimmungsmethoden relativ
große Schwierigkeiten. Wir werden im folgenden kurz die drei Haupt-
gruppen der Gasbestimmungsverfahren erwähnen, nämlich die quanti-
tativen Laboratoriumsmethoden, die halb quantitativen und die quali-
tativen Verfahren.
2.323 Verfahren von Y. DardeI. Das als "first bubble test" in der
Literatur beschriebene Verfahren wurde bereits Anfang der vierziger
Jahre von Y. DARDEL ausgearbeitet [155J und späterhin in einer Reihe
von Veröffentlichungen von Y. DARDEL beschrieben, siehe z. B. [199,
200].
Das Prinzip wurde neuerdings wieder aufgegriffen und zu einer
quantitativen Kontrollmethode ausgebaut! [201]. Die zu untersuchende
Schmelze wird unter ein zunehmendes Vakuum gesetzt. Durch ein
Schauglas beobachtet man, wann die erste Gruppe von Blasen aus der
Schmelze austritt. Gleichzeitig werden Druck und Temperatur abgelesen,
woraus man aus den bekannten Gleichgewichtskurven den Wasserstoff·
gehalt unmittelbar ablesen kann (siehe z. B. Abb. 51).
Das Verfahren eignet sich vor allem für höhere Gasgehalte. Die Ge·
nauigkeit beträgt etwa ±0,03 cm 3 Wasserstoff/100 g, was somit eine
Meßungenauigkeit von ±30% bei dem in Knetlegierungen oft vor·
liegenden Gasgehalt von ca. 0,1 cm 3/100 g bedeutet. 2
Bei der Anwendung der Vakuumprobe nach Y. DARDEL interessiert
insbesondere die Gesetzmäßigkeit für die Bildung von Wasserstoffblasen
im flüssigen Aluminium. Diese erfolgt nach H. KOSTRON [193] dann,
wenn
2N
P.>Pa+Ps+ -;:-
ist.
5 Altenpohl, Aluminium
66 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze lLit. S. 193
2N
r
5*
68 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
Unterdruck von etwa 50 bis 100 Torr [202, 204]. Die erstarrten Proben
werden einer Dichtemessung unterworfen, um eine vergleichbare Meß-
größe zu haben, was dem visuellen Vergleich der aufgesägten porösen
Querschnitte unbedingt vorzuziehen ist [202]. In dieser Form kann die
STRAUBE-PFEIFFER-Probe als halb quantitatives Verfahren eingestuft
werden.
Während in Formgießereien der erwünschte relativ hohe Gasgehalt der
Schmelzen oft bei einem Unterdruck von 1/8 at untersucht wird, wählt
man bei Knetlegierungen zweckmäßig einen Druck von 50 Torr [202].
Bei besonders gasarmem Metall, welches z.B. nach kräftigem Chlorie-
ren erhalten wird, wird ein Druck von 5 oder 10 Torr gewählt, was die
Empfindlichkeit der Methode verbessert. Jedoch kommt dieser niedrige
Druck für gasreiches Metall nicht in Betracht, da vor der Erstarrung
zuviel Gas verloren ginge (s. dazu auch Abb. 72, S. 104).
Untersucht man den Gasgehalt einer Schmelze einige Minuten nach
einer Raffinationsbehandlung mit Gasen oder spaltbaren Salzen, so zeigt
die STRAuBE-PFEIFFER-Probe einen hohen Gasgehalt an, wobei es sich
aber zum großen Teil um Reste von Stickstoff oder AlCls handeln kann,
die sich noch in der Schmelze befinden. 10 bis 20 Minuten nach der
Raffination verschwindet dieser Gasanteil, und die STRAUBE-PFEIFFER-
Probe erfaßt dann nur noch den Wasserstoffgehalt.
Neuerdings haben K. J. BRONDYKE U. P. D. HESS [338] die Einsatz-
fähigkeit der verfeinerten STRAUBE-PFEIFFER-Probe untersucht und
weisen darauf hin, daß auch das vor und während der Erstarrung unter
Vakuum entweichende Gas als Meßgröße mit heranzuziehen ist (visuelle
Beobachtung).
In Europa wird die STRAUBE-PFEIFFER-Probe vorerst mehr als
qualitatives Prüfverfahren eingestuft. Eine Untersuchung von H. GINS-
BERG und W. KEESE [198 a] hat ergeben, daß der Gasgehalt einer Schmelze
mit zunehmender Abstehzeit konstant blieb, während die STRAUBE-
PFEIFFER-Probe mit zunehmender Abstehzeit immer weniger Blasen an-
zeigte. Die Erklärung hierfür wurde weiter oben bereits gegeben (Ver-
ringerung der als Blasenkeime wirkenden Oxydpartikel durch das Ab-
stehen). Immerhin ergibt aber die verfeinerte STRAUBE-PFEIFFER-Probe
ein wirkungsvolles Kontrollinstrument, im Betrieb, zumal die Erstarrungs-
geschwindigkeit ähnlich ist wie bei den technischen Gießverfahren. Daher
kann man anhand einer porösen bzw. porenfreien STRAUBE-PFEIFFER-
Probe mit ziemlicher Sicherheit vorhersagen, ob man im Barren oder
Gußstück Gasporosität haben wird oder nicht.
Zunächst i::;t hier die Beobachtung der Oberfläche der Schmelze vor
und während der Erstarrung sowie die Beurteilung des Querschnitts von
Gußstücken zu erwähnen [200a].
Außer der "Ausgießprobe" ist sodann die Gruppe derjenigen Ver-
fahren zu nennen. bei denen das Aluminium in einer speziell geformten
Kokille oder Sandform zur Erstarrung gebracht wird. Anschließend wird
entweder die Dichte des gesamten Regulus [205] oder aber der Dichte-
quotient ermittelt [206j. Beim letzteren Verfahren wird der Quotient
zwischen der Dichtc' im relativ poröspn Oberteil und im weniger porösen
Lnterteil gebildet.
2.3;~3 Qualitativt' Hasbestimmung durch die Ermittlung der Blasen-
bildung an geglühten Bll'chen. Die Ermittlung des Gasgehaltes kann
durch Untersuchung df'r Blasenbildung nicht nur in der Schmelze,
sondern auch am feRten Mf'tall erfolgen. Auch hier wieder gilt die weiter
oben wiedergegebenf' Formel für den notwendigen Entwicklungsdruck
des Wasserstoffs, jedoch kommt hier noch ein für die Verformung des
festen Gefüges notwf'mliger Druckanteil hinzu. Um den Gasgehalt
bestimmen zu können, sollte der Entwicklungsdruck des Wasserstoffs
nach Möglichkeit dif' einzigf' Variable sein. :Man glüht daher bei möglichst
hohen Temperaturen, vorzugsweise zwischen Liquidus- und Solidus-
temperatur, um den Yerformungswiderstand des festen Aluminiums
möglichst zu verringrrn.1 Eine weitere Voraussetzung ist, daß während
drr Blasenglühprobr Was8erstoff vom Aluminium weder abgegeben
noch aufgenommf'n wird. Besonders gut geeignet ist die Glühung in
stark oxydierenden Salzbädern, da die hierbei entstehende OxydRchicht
den Durchtritt von "\Yasserstoff verhindert.
Die Beurteilung deo; Gasgehalts nach der Blasenglühprobe kann ent-
weder visuell odel' durch Dichtemessung erfolgen. Eine Zusammen-
fassung von Ergebnis8en, welche mit diesem Prüfverfahren erreicht
wurden, gibt H. KmnRo"" [193].
2.4 Wasserstoffdiffusion
1 Bei diesen fünf Schritten handelt es sich um eine willkürliche Auswahl; man
könnte olme weiteres noch weitere Schritte hinzunehmen. Ein Vorgang, der bei der
Diffusion des Wasserstoffes durch festes Aluminium ausschlaggebende Bedeutung
haben kann, ist z. B. die Ausscheidung des Wasserstoffs in inneren Hohlräumen.
Dies ergibt eine Pufferwirkung, welche die Diffusion des Wasserstoffs verlangsamt
(s. S. 77).
Lit. S. 193] 2. ~ichtmetallische Verunreinigungen 71
2.42 DifJusionskoefJizient
Der Frequenzfaktor und die Aktivierungsenergie der Diffusion des
Wasserstoffs sind von C. E. RANsLEYund Mitarbeitern [151] für drei ver-
schiedene Metalle ermitt.elt worden (Tab. 10 u. 11).
Tabelle 10. Frequenzfaktor und Aktivierungsenergie für die Diffusion
von Wasserstoff in Schmelzen von Aluminium, Kupfer und Nickel
(nach C. E. RANSLEY u. D. E. J. TALBO'l' [151])
Frequenzfaktor Aktivierungsenergie
}[etall
D. in cm'/s Q in cal/go . atom
'0~\
-J
peraturen (bis etwa 200°C) im Alumi-
nium praktisch nicht diffundiert 1,
-4
während es bei diesen Temperaturen in
~1,
-'J · Kupfer und Nickel schon ziemlich leicht
*c::, -5 beweglich ist.
=
o ,~\ Bei höheren Temperaturen ist es ge-
-6 rade umgekehrt und kurz unterhalb
~Al ~;
- 7
~, der Solidustemperatur ist laut Tab. 11
der Wasserstoff im Aluminium beweg-
-8 5
\ ,,
'\
Ni' licher als in den anderen Metallen.
Bei 600°C diffundiert der Wasser-
10 7S 20
7O";T stoff im festen Aluminium bereits so
Ahh. 53. Diffusionskoeffizient D für die Dif- schnell, daß 98% des Wasserstoffs aus
fusion von "1'" asserstoff in Alunliniulll, Kup- einem Zylinder von 10 mm Durch-
fer lind Nickel (nach C. E. RANHLEY 11.
D. E. J. TALBOT [151]). messer in 10 Minuten herausdiffun-
" D 0_ Diffllsionskoeffizient diert, wenn man den Partialdruck des
• D -- lJ"p-RT- gemessen in em'/s; 'Vasserstoffs an der Oberfläche der Probe
D o ~ 'Freqllenzfaktor
auf praktisch Null bringt (durch An-
wendung von Vakuum).
Bei Temperaturen unter ca. 400°C haben W. EICHENAUER und
A. PEBLER [148] eine wesentlich höhere Beweglichkeit des Wasserstoffs
gefunden als C. E. RANSLEY und Mitarbeiter. Auf die Gründe für die
großen Unterschiede in den Meßwerten der beiden Autorengruppen wer-
den wir weiter unten eingehen (s. S. 77).
r
... _.' ... .. o
,
" e
.- ~ @
.I ,
\t I
.~ "
I . ..,
" ~
I
/.
.~ !
'a
': -. b
®
I
230:1 230: 1
Abb. 55 a u. b. Auftreten kugelförmiger Hohlräume im Stranggußgefüge von Al 99,2. ];Iektrolytisch
polierter Schliff (nach D. E. J. TALBOT U. D. A. GRA~GER [153]).
a) Gußgefüge ohne thermische Behandlung. Durchmesser der Hohlräume etwa 2 iJ.m; b) 12 Stunden
bei 580 oe geglüht. Durchmesser der Hohlräume etwa 5 iJ.1ll.
1 Die in Abb. 55a sichtbaren feinen Poren können durch einen Kompressions-
test nicht erkannt werden, wohl aber die in Abb. 55b wiedergegebenen dilatierten
Poren [335]. (Beim Kompressionstest findet je eine Dichtemessung vor und nach
einer kräftigen Stauchverformung bei z. B. 500°C statt [151]).
Lit. S. 193] 2. Nichtmetallische Verunreinigungen 77
I
mittlerer PorenvoI.
Zustand des Metalls Anzahl pro Durch- ----·10·
10 mm' messer Gesamtvol.
I inl/-m
Tabelle 13. Verhalten von Poren ent8tanden durch Kondensation von Leer8tellen während
einer GlülWehandlung bei 525 bzw. 545°0. Legierung: 4,75% Ou zuge8et;!.t zu Reinst-
aluminium (nach O. RENON U. J.OALVET [157])
Poren
Temperatur und mittlerer Porenvol.
Zustand des Metalls Dauer der Glüh- Anzahl pro Durch- --:G=--e-sa-m""'t'--v--:ol:-. . 10'
behandlung 10 mm' messer
inlLm
\
0 räume dieser Art durch anschließende
,/ Erwärmung zum Verschwinden ge-
" bracht werden können.
""
\
Zur Erklärung der in Abb. 55 bis 58
'" " wiedergegebenen Phänomene hat man
",'"
/'" die Hohlräume als Quellen bzw. Senken
25 50 75 % TOO für Leerstellen zu betrachten. Außer-
Kollverformungsgrad dem ist der Einfluß der Probenober-
*
! !
1M5mm 1Z
8
Dicke
o fläche und der auf ihr befindlichen
Abb.57. Entstehen und Verschwinden von
Oxydhaut zu beachten. Je dünner die
Hohlräumen während des Abwalzens einer untersuchten Proben sind, um so
Legierung mit 6% Cu, zugesetzt zu Reinst-
aluminium (nach C. RENON u. J. CALVET
leichter können durch Glühung die
[157]). Hohlräume zum Verschwinden ge-
bracht werden.
Abb. 58. Einfluß einer Glühbehandlung auf die Porosität in der Nachbarschaft spröder Einlagenmgen
in einer Legierung mit 6% Cu, zugesetzt zu Reinstaluminium. Blechdicke 1,41 mm (nach C. RENON
u. J. CALVET [157]).
Lit. :-:l. 19:~J 2. Nichtmetallische Verunreinigungen 81
2000:1
Abb. ;,)H. "ThermopHs" auf lier Oberflä.che yoll langsarn abgekühlten l~inkrb-;tallen aus Rein~t·
alttminium (n<1"h P. Je. DOHEHTY tt. P,. S. DAVIS [159]).
() Altl'llpohl, Alllllliniulll
82 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 19:3
•
•
•••
•• • • ...
•
•
••
= 175: 1 90: 1
Abb. 60. Fehlen von •.Thermopits" rings um eine Pore Abb. 61. Auftreten von Mikroporosität an
im Gußgefiige von Reinstaluminium (nach P. E. den Korngrenzen von Gußgefüge nach
DOHEI<TY u. R . S. DAVIS [159]). einer Gltihung von 16 Stunden bei 550 oe
mit anschließender Wasserabschreckung.
Relnstaluminium Al 99.99 (nach D. E. J .
TALBOT u. D. A. GRANGER [153]).
. " "
a h
100:1 350: 1
Abb. 62a u. b. Schichtförmige Ansammlung von W,,"serstoff in kleinen Hohlräumen. Reinstalumini-
um, bei 625 oe im Vakuum entgast, anschließend durch Protonenbestrahlung auf einen Wasserstoff-
gehalt von 16 ppm angereichert. Schliff elektrolytisch poliert und zur besseren Sichtbarmachung der
Hohlräume geätzt. Weichgeglühte Proben. (Eine Korngrenze durchläuft das Bild in etwa vertikal)
(nach e. E. ELLS u. W. EYANS [763a]).
h) Vergrößerter Aussehnitt aus Abb. 63a.
70: 1 60:1
Ahb. 63. Wie Abb. 62a und b. jedoch Abb. 64. Wie Abb. 63, jedoch nach der Kaltverformung
Wasserstoffgehalt 22 ppllI und Probe vor 1 Stunde bei 250"e geglüht. Die WasserstolfaHsschei-
der Anreicherung mit 'Vasserstoff 50~{) !lungen wirken als Hindernis für wandernde Korn-
kalt abgcwalzt. Aufnabme in polarisier· grenzen bei der Rekristallisation (nach e. E. ELLS H.
tem Licht nach anodischer Oxydation. W. EVANS [16.1al).
Die poröse Zone verläuft geradlinig durch
mehrere verformte Körner (nach C. I~.
ELIS n. W. EV.\.NS [lf;,)(J]).
fi*
84 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
800: 1
240:1
Abb. 65. Reinstaluminium Al 99.99 bei ca. 550 oe weichgegliiht und auf Tuunelbildullg geätzt.
.Ätzung in wässeriger ,NaCI-Lösung nlit Gleichstrom bei anodischer Schaltung der Alunünhnuprobe.
Im unteren Teil der Abbildung erkennt man, daß die Richtung der Tunnels sich jeweils an einer
Korngrenze ändert.
1,2 = Angeschnittene Xtztunnel, die senkrecht (1) bzw. parallel (2) zur Bildebene verlaufen (nach
ALUSUISSE).
b
8,5: 1
66h. TritiulIlverteilung in :2 PruLen gleicher Vorgeschichte (entnollllllCll aus delllt;elLen Ein-
~-\..hb.
kristall). Beide Proben wnr<!"n llIit Hilfe einer Zerreißmasehine bis kmz unterhalb der Zugfestigkeit
belastet.
Die Probe A \vurde nach dew Begasen verformt.
Die Probe B wurde zuerst WrfOl'lllt und danach bei 600 C begast.
1 Somit weisen die IIntf'rmeht.pn Proben ein langsam erstarrtes Gußgefüge auf.
86 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
c D 8:1
Abb. 66c. In der Probe C wurde die Tritiumverteilung auf Grund der Autoradiographie untersucht.
Teilbild D zeigt dieselbe Probe nach chemischem Glänzen in einer Mischung von H,PO, und HNO,
(R 5·Glänzverfahren).
"r.
stoffausscheidung ist im einzelnen noch ungeklärt. C. E. ELLS und
EVANS weisen darauf hin, daß außer der Kondensation von Leer-
stellen auch andere mefallphysikalische Mechanismen in Betracht zu
ziehen sind [163aJ.
=1:2
Abb. 68. Rückseite von mit Fettstift beschrifteten Proben nach einer Glühung von 1-6"Stnnden bei
400'0 in Luft. Material: AIRMg 0,5, 0,5 mm dick. Eingetragene Zahlen = Glühzeit In Stunden
(nach ALUSUISSE [334]).
Ein anderes Verfahren besteht darin, das Aluminium oberhalb ca. 480
bis 520 °0 in einem Schutzgas zu glühen, welches einen möglichst tiefen
Taupunkt (z. B. unter 7°0) und einen Sauerstoffgehalt unter 0,2% hat.
Dabei entweicht bis zu HO% des Wasserstoffes [227]. Diese beiden Ver-
fahren werden hauptsächlich zur Verringerung der Porosität von Legie-
rungen angewendet.
Hat man ein Gußgefüge vorliegen, welches kleine Lunker oder Oxyd-
einschlüsse hat (Diffusionszentren für "Wasserstoff), so kann man durch
eine Entgasungsglühung bei 600°0 den nach Abwalzen und Weich-
glühen auftretenden Blasenausschuß deutlich senken [228].
Die bisherigen Erörterungen betrafen den Durchgang von Wasser-
stoff durch Aluminiumoberflächen, welche eine natürliche Oxydhaut auf-
weisen (je nach der angewendeten Glühtemperatur ca. 0,01 bis 0,05 [Lm
dick, s. S. 844 u. f.). Wird die Oxydhaut z. B. durch anodische Oxydation
auf ca. 10 [Lm verstärkt, so werden die weiter oben genannten Reak-
tionen I und II gleichermaßen unterdrückt, d. h. der Wasserstoffgehalt
des Aluminiums ist unabhängig von der Glühatmosphäre. 1
1 Anders ist die Situation, wenn korrodiertes Aluminium geschmolzen oder ge-
schweißt wird: dann reagiert die wasserhaltige Oxydschicht sofort mit der Schmelze
und durch den freiwerdenden Wasserstoff entstehen poröse Schweißnähte [156]
oder gasreiches Metall.
92 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
Die Befunde über den Einfluß des Natriums auf das Gleichgewicht
Aluminium-Wasserstoff sind recht widerspruchsvoll [144, 146, 168].
Betrachtet man den Einfluß des Natriums auf den Wasserstoffgehalt
des Aluminiums, so ist grundsätzlich zu unterscheiden, ob nach der
Zugabe von Natrium zur Schmelze noch eine weitere Gasaufnahme statt-
findet oder nicht.
Nach Untersuchungen von C. E. RANSLEY und D. E. J. TALBOT [154]
bildet sich z. B. in natriumhaltigen AlMg-Legierungen eine Verbindung
zwischen Natrium, Aluminium und Silizium. Nur das niehtgebundene
Natrium kann mit Wasserstoff reagieren, wobei eine Verbindung NaH
zustande kommt.
Die Verbindung NaH bildet in reiner Form kleine weiße Kristalle
[154].
Wenn eine stark natriumhaltige Schmelze im Kontakt mit Wasser-
stoff oder Wasserdampf steht, so begünstigt der Natriumgehalt die
Wasserstoffaufnahme der Schmelze. Der Natriumgehalt bewirkt (ähnlich
wie ein Gehalt an anderen Alkali- oder Erdalkali-Metallen) eine locker
strukturierte Oxydhaut auf der Oberfläche der Schmelze, was somit die
Aufnahme von Gas aus der Atmosphäre begünstigt. Außerdem zerreißt
diese Oxydhaut leichter und kann dann in der Schmelze eingebettet
werden [146].
Hat man eine Schmelze völlig entgast, so kann man an der Wasser-
stoffaufnahme durch Reaktion mit dem Wasserdampfgehalt der Luft
unmittelbar ablesen, ob Natrium ohne Bindung an Silizium vorhanden
ist [163]. Analoges dürfte für die Yeränderung des Gasgehaltes beim
Abstehen gelten (Abb. 69).
Lit. S. 193] ~. Xiehtmetallische YE'l'\lllreinigungen 93
Ein Zusatz von ~atrium wird teilweise zum Entgasen von Reinstalu-
minium eingesetzt [149, 169J.
Die Entgasung von Reinstaluminium mit Natrium erfordert z. B.
den Zusatz von 0,05% Na. Nach der Behandlung bleiben etwa 0,01 bis
0,03% Na im ::\Ietall, welehe nötig sind, um den normalerweise vor-
kommenden Wasserstoffgehalt als Natriumhydrid zu binden. Somit
wirkt die "Entgasung" des Aluminiums durch Natriumzusatz nur in-
direkt, d. h., der Wasserstoff wird in
ZB
Wirklichkeit an Natrium gebunden g7cm 3
2,7
und hierdurch (wenigstens teilweise)
2,6 1\
unschädlich gemacht [169].
Die erwähnte Behandlung einer *
2,5 \
_\b V
a_ -
-.:::: 2/f L
Schmelze mit Natrium dürfte ab c::; 13 2,3 \.. /
Sonderfall gelten, der damit zusam-
2,2
v. c
............
menhängt, daß Reinstaluminium sehr 2) / r-.
~
schwer durch Abstelwn oder (,hlo-
rieren zu entgasen i"t. Die Gründe 6 72 78 h24
Absfehdauer
hierfür sind unbekannt (bereits bei
Abb. 6!l. Verhalten von nirhtentga,ten
Zusatz von 0,1% ~Ig geht die Ent- und entgasten Schmelzen während des Ah-
,tehens (teilweise nach C. L. RROOKS [204]).
gasung sehr viel leichter vonstatten
Schmelze,,: X ormules Yerhalten; Srlnllelzc
als bei Al 99,99). 1m allgemeinen i8t b: Vor dem Abstehen entgast: Schmelze
man bestrebt, den Natriumgehalt "0 hat jedoch einen relativ hohen N,üriuJll'
I-'ehalt; Schmelze c: Stark mit Oxyden
klein wie möglich zu halten, vor allem angereiclwrt.
bei AIMg-Legierungen und hoC'hfesten * DichtebestinUllltllgwH'h Yakl1unmlCthode
(verfeinertes R'I'RA {' Hl<~-I)FBIF.FEH-Yer
Legierungen. !;ohren).
Beim Glühen von kaltgewalzten Blechen (Dicke 0,5 bis 5 mm) treten
gelegentlich Blasen auf, verursacht durch die Eindiffusion von über-
sättigtem Wasserstoff in geeignete Diffusionszentren. Diese Blasenbildung
tritt vor allem bei unsauberem Metall auf (hoher Oxyd- und/oder Wasser-
stoffgehalt ).
Es gibt verschiedene Ursachen für die Blasenbildung in gekneteten
Aluminiumwerkstoffen.
2.101 Obersicht
1 Diese Bemerkungen beziehen sich auf kleinste Oxydgehalte, welche als zu-
fällige Verunreinigungen vorkommen, also nicht auf SAP und ähnliche Materialien.
7 Altenpohl, Aluminium
98 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
Wasserdampf A
.-.......:::........
3}100g
7 V'" - I-
l// ..... -
I 1./'.
V
./
/-0- ~
l--O""""
2 6 8 70 72 74 min 76
Zell
Abb. 70. Diffusion des Wasserstoffes in geschmolzenem Aluminium (AI 99,8) bei 740'C. Die Schmelze
im Rohrschenkel A wurde mit einem darüber geleiteten Wasserdampfstrom begast (Kurve A).
Das Ansteigen des Wasserstoffgehaltes im Rohrschenkel B wurde durch Probennahme verfolgt
(Kurve B). I"änge des Diffusionsweges etwa 800 mlll (nach C. E. RA:\:SLEY u. D. E. J. THßOT [151]).
in die Schmelze hineindiffundiert (Kurve Bin Abb. 70). Will man daher
eine Schmelze absichtlich mit Wasserstoff anreichern, was beim Form-
guß erwünscht ist, so wird oftmals die Reaktion mit Wasserdampf als
Verfahren gewählt, z. B. durch Einrühren von feuchten Salzen.
H. KOSTRON hat die Gleichgewichtsverhältnisse bei der Aufnahme
von Wasserstoff aus Wasserdampf eingehend untersucht [146]. Wir
müssen uns auf einige kurze Zitate aus seiner Arbeit beschränken.
Die Umsetzung zwischen Wasserdampf und Aluminium erfolgt nach
folgender Formel: 2AI + 3H 2 0 -i> Al 2 0 a + 3H2 • Diese Reaktion läuft
um so rascher ab, je durchlässiger die Oxydhaut auf der Oberfläche des
Metalls ist.
Läßt man trockenen Wasserstoff bei 700°0 durch Aluminium hin-
durchperlen, so steigt der Gehalt des gelösten Wasserstoffs wesentlich
langsamer an als beim Durchleiten von feuchtem Wasserstoff oder Dampf
(s. Tab. 14) [175].
Tabelle 14. Abhängigkeit des Gasgehaltes von Aluminium vom Feuchtiglceitsgehalt
der Ofenatmosphäre (nach W. R. OprE u. N. J. GRANT [175]).
Temperatur gelöster H, in
Legierung Gasphase
'e em'/100 g
7*
100 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
-
stigt hingegen die Oxydbildung, teil- a __
weise durch den hohen Dampfdruck des
Natriums verursacht.
Die Menge der Krätze, welche durch ~
Abschäumen entfernt werden muß, ist ~
außer von der Legierungszusammen-
setzung insbesondere von der Herkunft
des eingeschmolzenen Metalls abhängig.
Je höher z. B. der Schrottanteil und je 2,550
kleiner die Partikelgröße des einge- 15 30 min 45
Absfehdauer
schmolzenen Schrotts sind, um so größer I I I
850 oe 800 150 700
sind die Mengen von Oxyd, welche auf 5ießfemperofur
der Oberfläche der Schmelze anfallen. Abb. 71. Gasabgabe aus einer Aluminium-
Auch der Feuchtigkeitsgehalt des schmelze in Abhängigkeit von Abstehzeit
und Gießtemperatur. Eine Schmelze
Schrotts bzw. der Ofenatmosphäre er- wurde von 850 ce innerhalb 45 Minuten
höht den Anfall an Oxyd erheblich. auf 700 e abgekühlt. Während dieses
0
Die Theorie der Entgasung von Schmelzen beim Durchspülen mit ver-
schiedenen Gasen oder durch Vakuumbehandlung ist eingehend von
Y. DARDEL behandelt worden [168].
2.1031 Entgasen durch Spülgase. In Abb. 73, Kurven a-c, wird die
Entgasungswirkung von Stickstoff sowie von Stickstoff-Chlor-Gemischen
und rcinem Chlor miteinander verglichen. Bereits ein Chlorgehalt von
10% in Mischung mit Stickstoff bewirkt fast die gleiche Entgasung wie
reines Chlor allerdings bei erheblich längerer Behandlungsdauer.
Die Verwendung einer Mischung von z. B. 90% N 2 und 10% Cl z hätte
betriebstechnisch manche Vorteile (die Gasmischung ist weniger korrosiv
als reines CI 2 ), jedoch bewirkt die Mischung, ebenso wie reiner Stick-
stoff, ein starkes Verspritzen des flüssigen Aluminiums beim Austritt der
Blasen aus der Badoberfläche, falls die Durchströmgeschwindigkeit etwas
zu hoch ist. Somit muß man für die Anwendung der Gasmischung genaue
Dosiergeräte benutzen. Unter vergleichbaren Bedingungen tritt dagegen
bei der Anwendung von Chlorgas ein ruhiges Wallen der Oberfläche auf,
wobei keine Oxydeinschlüsse entstehen.
Die Frage, warum ein Chlorieren des Aluminiums viel stärker ent-
gasend wirkt als eine Behandlung mit gasförmigem Stickstoff, ist wieder-
holt untersucht worden, ohne allerdings eindeutig beantwortet zu werden
[168,215,216,223a].
Eine Erklärung geht z. B. davon aus, daß das Chlorgas in der Schmelze
eine große Anzahl kleiner Blasen von verdampfendem Aluminiumchlorid
104 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
erzeugt. Trotz der in Tab. 15, S. 111, genannten Nachteile wird Ohlorgas
nach wie vor in größerem Ausmaß zur Reinigung von Schmelzen ein-
gesetzt. Die Verwendung von zersetzbaren Ohloriden ergibt nicht ganz
die Wirkung von gasförmigem Ohlor.
Im allgemeinen genügt für eine weitgehende Entgasung eine Ohlor-
menge in der Größenordnung von etwa 0,6 Gewichtsprozent, bezogen auf
die zu entgasende Schmelze. Verschiedene andere Faktoren sind gleich-
zeitig von Einfluß, insbesondere die Zuführmethode für das Ohlor, die
Temperatur der Schmelze, die Badhöhe und der Wasserdampfgehalt der
Atmosphäre [217).
2,8
g/cm
, i 4
2,8~~~~--~~-~-~
g/cm'
2, 7 2,7
50mm~ V V I"
I
2f
I
Ä' 2,6
2, 5
/ 1/ I .D- --
/' iI ~ 2,5 -
/
~2,4 -<:
../V I ~ 2,~
~2, 3 /C V I
I 2,3
2,2 / Unlerdruck Z.. 5mmHg 2,2
2, lP!
2,11 •
91
2,10 40 60 80 100 120 140
Behandlungsdauer
min 180
~o 2 J • 5 6 7 8 9 • nh~
Absiehdauer Abb. 73. Vergleich der Wirkung dreier
Entgasungsmittel beim Behandeln einer
Abb. 72. Entgasen einer Schmelze aus AIZnMgCu (US-
Schmelze aus AIZnMgCu (nach C. L.
Legierung 7075) durch Abstehen. Die beiden Kurven BROOKS [204]).
verbinden die Mittelwerte, während der Streubereich
durch die senkrechten Geraden angegeben wird. Me- Ofentyp : Offener Herdofen; Chargenge-
talltemperatur 730°C, Atmosphäre: Luft (nach C. L. wicht : 180 kg; Metalltemperatur : 705°C;
BROOKS [204]). Gasdurchsatz : 1401/h .
• Dichtebestimmung nach der Vakuummethode (ver-
feinertes RTRA UßE-PFEIFFER- Verfahren). Kurve a: Behandelt mit 100% Chlorgas;
Kurve b: Behandelt mit 90% Stickstoff
nnd 10% Chlorgas; Kurve c: Behandelt
mit 100% Stickstoff.
• Dichtebestimmung nach der Vakuum-
methode (verfeinertes STRAUßE-
PFEIFFER- Verfahren).
Man kann sich den Einfluß der einzelnen Faktoren auf Grund des
bisher Gesagten relativ leicht herleiten. So ist beispielsweise klar, daß
beim Entgasen mit Ohlorgas ein möglichst lang andauernder Kontakt
dcs Ohlors mit der Schmelze erwünscht ist, was für eine gewisse l\1indest-
Badtiefe beim Ohlorieren spricht [218]. Auf jeden Fall ist es erwünscht,
die Ohlorblasen möglichst fein verteilt einwirken zu lassen, was auch für
Entgasen mittels Durchleiten von Inertgas gilt [219].
Eine Ohlorierung ist besonders wirkungsvoll bei AIMg-Legierungen
unter der Voraussetzung, daß die Temperatur der Schmelze hoch genug
ist, damit das entstehende Magnesiumchlorid an der Reinigung der
Schmelze von Oxyden aktiv teilnimmt. Allerdings tritt während der
Lit.8.193] 2. Nichtmetallische Verunreinigungen 105
-
..........
Aus Abb. 75 geht hervor, 2,5 r--..... O,Zg/f- -
daß beim Abstehen die Ent- ~2,4 \ -r-
\
gasung durch kleine Chlorge- :§ 2,3
halte in der über der Schmelze
c::,
2.2 1"-
WusserdompfgehaJt
'-!.n Otenotmosphöre
~
3. Reinigungssalze.
Hauptaufgabe : Die Salzmischung muß geeignet sein, Oxyde zu um-
hüllen und aus der Schmelze herauszutransportieren.
Bestandteile: Chloride des Natriums, Kaliums, Magnesiums, mit
Zusätzen von Fluoriden.
Diese Salzmischungen eignen sich auch, um Oxyde im kontinuier-
lichen Durchlaufverfahren aus dem Metall herauszuwaschen (Abb. 77).
4. Entgasungssalze
Hauptaufgabe: Verringerung des Wasserstoffgehaltes.
Bestandteile: Aluminiumchlorid, Manganchlorid oder Hexachlor-
äthan, teilweise in Kombination mit Salzen der Gruppen 2 und 3 und
kornverfeinernden Zusätzen (Fluoride von Titan und Bor). Andere Salze,
die Stickstoff und/oder CO 2 entwickeln, sind weniger wirksam.
Die Wirkung der typischen Entgasungssalze beruht darauf, daß beim
Tauchen in die Schmelze durch Zersetzung und/oder Reaktion mit dem
flüssigen Aluminium eine große Anzahl feiner Bläschen entstehen (in der
Hauptsache aus Aluminiumchlorid-Dampf), welche nach oben durch die
Schmelze perlen und dabei Wasserstoff aufnehmen.
5. Hydridbildende Salze
Hauptaufgabe: Bindung des Wasserstoffes als Hydrid. Hierdurch
wird der Wasserstoff daran gehindert, frei zu diffundieren und Porosität
zu erzeugen.
Bestandteile: Am besten eignen sich Mischungen, die zirkonhaltige
Salze enthalten, wie z. B. K 2ZrF s. Dieses Salz ist nicht hygroskopisch
und daher gut verwendbar.
Auch ein Zusatz von Natrium zu Aluminium wirkt hydrid bildend,
jedoch können die schädlichen Einflüsse des Natriums überwiegen
(siehe dazu auch S. 93).
7. Kornverjeinernde Salze
Hauptaufgabe : Anreicherung der Schmelze mit titanhaItigen Keimen
in möglichst feiner Suspension, die auch beim Umschmelzen erhalten
bleibt.
Lit. S. 193] 2. Nichtmetallische Verunreinigungen 109
Ir. In USA wird vielfach gut getrocknetes AlOl 3 in die Schmelze ein-
gebracht. Es bewirkt eine Entgasung bei gleichzeitiger Entfernung der
Oxyde. AlOl 3 erzeugt eine "trockene" Krätze, d. h. ein mit nur wenig
flüssigem Aluminium durchsetztes Oxyd, was die Metallverluste durch
Abschäumen gering hält.
Es ist ungeklärt, inwieweit das Aluminiumoxyd in flüssigen Salzen
in echter Lösung vorkommt. Hauptsächlich scheint bei der Aufnahme
von Oxyden in Reinigungs- oder Abschäumsalzen eine mechanische
Umhüllung der Oxyde vorzuliegen, wobei die Oberflächenspannung der in
Frage kommenden Phasengrenzen eine wichtige Rolle spielt und durch
die Salzzusammensetzung beeinflußt werden kann [217].
Die reinigende Wirkung der Salzmischungen beruht vermutlich dar-
auf, daß das flüssige Salz an der Grenzfläche Metall-Oxyd eindringt, da
die Summe der Grenzflächenspannungen von Oxyd-Reinigungssalz +
Aluminium-Reinigungssalz geringer ist als die Grenzflächenspannung von
Aluminium-Oxyd.
Tabelle 15. Wirkung von 01 2 ,0 201 6 , AIOl a und N 2 als Entgasungsrnittel für
Leichtmetall-Schmelzen (nach J. E. DORE [225])
Hexachlor-
Chlorgas Al-Chlorid Stickstoff
Faktor äthan
Cl, AICl, N,
C2 CIs
durch Filtrieren noch durch Abstehen beseitigt. Daher wird durch das
kontinuierliche Chlorieren z. B. gemäß Abb. 76a eine Abstehbehandlung
als Reinigungsverfahren überflüssig.
Der große Vorteil einer kontinuierlichen Chlorierung unmittelbar vor
dem Vergießen offenbart sich beim Gießen großer Barren aus hochfesten
Schieber
-+
Fließrichtung der Schmelze
wiihrend der Einwirkung des
Chlorgases.
a
Abschiiumrampe Melallspiegel Abstichlach
Eintriftsöffnung fürungereinigte Schmelze
aus dem Schmelzherd
CI,-6as
=--==-_-=~
Eingabe der Schmelze
1F=;::::;;;;;;3I\ !Mallspiegel
---
~\~~ Al CI,-ZugabelDampf}
--4-
Oberlauf fürgereinigfes
\ +--,. renfgllstesJ
Metall
Knetlegierungen, bei denen der Gasgehalt oftmals bei 0,05 bis 0,08 cm 3 /
100 g liegen soll. Man kann so tiefe Gasgehalte auch im GieBofen erreichen,
wenn man 30 bis 60 Minuten lang kraftig chloriert; beim anschlieBenden
LeergieBen des Ofens aher kann die Schmelze je nach dem AusmaB der
Luftfeuchtigkeit ihren Gasgehalt wieder deutlich erhohen, so daB die zu-
letzt gegossenen Barren wegen zu
hohen Gasgehaltes AusschuB her-
vorrufen (z. B. Risse beiderWarm-
verformung der hochfesten Legie-
rungen). Diese unerwiinschte Er-
scheinung wird beim kontinuier-
lichen Chlorieren unmittelbar vor
dem VergieBen ausgeschaltet.
Eimi interessante Kombination
von Entgasen undAuswaschen von
Oxyden ergibt das in Abb. 77 dar-
gestellte Verfahren der kontinuier- Abb. 77. Anlage znm kontinuierlichen Reinigen
lichen Salzwasche: Der Oxydgehalt von Sclnnelze (Salzwăsrhe) (nach FosEco [186]).
einer stark verunreinigten Schmelze
geht dabei nach Angaben von R. G. DucKET von 0,013 auf 0,003%
Al 2 0 3 und der Gasgehalt von z. B. 0,25 auf 0,15 cm 3 /100 g zuriick
[208]. Die Wirksamkeit der Salzwasche wird durch Abb. 78 veran-
schaulicht.
0,6:1
Abb. 78. Wirkung einer Schmelzebehandlung in einer kontinnierlichen Salzwiische. Links STRAFHE-
PFEIFFER-Probe von behandelter Schmelze, rechts von unhehandelter Schmelze
(nach R. G. DUCKET [209]).
8 Altenpohl, Aluminium
114 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze rLit. S. 193
Rcchteckig
(Walzbarren) max. 1500 breit
Rund 100 bis 8000
I
100 bis 400 dick ( Kokillen· I
guß
(1)
1 bis 3 ca. 10 min* Ica. 100 min*
(Preßbolzen)
Quadratisch ca. 80 bis 150 {I Strang. I .
(Draht. Kantenlänge \ guß 5 bis 15 Ica. 0,5 min** [ca. 3 min**
barren) (2) I '
Rechteckig 6 bis 20 dick Band- 50 bis ca. 10 s bis ca. 1 bis 3min
(gegossene max. 1500 breit gießen 600 1 min
Platten oder (3)
Bänder)
8*
116 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
.3.2:2 Hil/weis auf die Wichtigkeit des Verständnisses für die in Frage
kommenden Grundlagen
Die Bemühungen, neue Varianten oder Kombinationen der 18 Fak-
toren zu finden, welche in Tab. 18 aufgeführt werden, gehen stetig
weiter, und zwar sowohl von der konstruktiven Seite (neuartige Ver-
118 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
Einflnßgrößen (A. B)
Resultierendes Gefüge (C) Art des Einflusses
Abb. 80a u. b. Gußgefüge von Strangguß-Walzbarren aus Reinaluminium bei waagerechtem und senk-
rechtem Metalleinlauf (nach ALUSUISSE).
a) Waagerechter MetaJleinlauf nach Abb.79a. Gefüge besteht vorwiegend aus Fiederkristallen;
b) Senkrechter Metalleinlauf nach Abb. 79b. Globulitisches feinkörniges Gefüge.
Lit. ~. 193] 3. Probleme beim Gießen von Knetlegierungen 121
7.5cm!min 22.5cmjmin
30
35
cm
40
Allh. tla. Verlauf der Isothermen in Rundbarren bei zwei verRchiedenen Gießgeschwindigkeiten
(nach D. M. LEWIS [128]).
Besser steht es mit der Berechnung der Isothermen, die weiter von
der Erstarrungsfront entfernt liegen, aber gefügemäßig weniger wichtig
sind.
Beachtlich sind die Messungen von D. M. LEwIs und Mitarbeitern
mit Hilfe eingefrorener Thermoelemente und die Ergebnisse ihrer elek-
trodynamischen Analogie betrach -
tungen [128, 235], Abb.8:3 gibt
typische Meßergebnissc von D. M.
LEWI"; wieder. UnbE'friedigend ist
bei allen Messungcn diE' Ungewiß-
hpit über die Lage der IsothE'rmen
nahe der Kokillenwand und im
Bereich des Einsetzen" der direk-
ten Kühlung [1281- Eine der Ur-
---r--h--/{üh!- ~
sachE'n liegt darin. daß im BE'-
o Wirkung der ~
l"E'ich des Schrumpf8paltes der ? Sprühdüse am unfe.J!
\\'ärmeübergang untcrbrochcn ren Kokillenrand §
c::
wird (Abb. 84). und zwar in eiJ1E'r ",c. 0.0
~
Weit'c, dic von Zufälligkciten '"~ 15 ~
stark abhängt [143.243,2501. c,
c::
Gam allgemein haben D. M. --2 'Co
oQ
13
(p/mm z fangenfia/
8
4
0
-4
.,c::
""c::c:::::. 4
.,c::
~ 0
-4
8
0
-4 Blockmiffe J
Abb.85. Gußspannungen in einem Strangguß·Rund· Abb.86. Zonen der Druck· uud Zugspan·
barren aus AlCuMg (nach G. SEEGER [254]). Bungeu in einem Walzbarren (nach W. A.
-;- Zugspannungen - Druckspannnngen LIWANOW [255]).
1 Die von G. SEEGER untersuchten Walzbarren waren bereits sechs Jahre ge-
lagert, was die Ergebnisse beeinflußt haben kann.
Lit. ~. 193] 3. Probleme beim Gießen von Knetlegierungen 125
z:;
1~lr
, Q2
78 \
ib
1\
b2 \
Qll\ \
,I \
c\ \\, 1\
I
t\ \"~
c2\ .~ ~
~. ~ ~ r-
! ~
I'----400"-mmf::--bOO
c 100 200 300
Blockdurchmesser
.Abo. l::\i. _-\.bhängigkeit der lttaximalell GieIJge· Abb. 88. Zusammenhang zwischen Rlack-
~('hwindigkeit vom Blockdurc1nllcsser und Legie- dicke. Gieß geschwindigkeit nnd Neignng zur
rungstyp. Rißbildung bei gegebenem Seitenverhältnis
(11 , . ". naeh U. PORItO H. 1'. LmIBARDl [256]) (nach W. A. LIWANOW [255]).
(11,. b,. c, nach W. HOTH [23Ii]). iJ maximal zulässige nIackdicke bei gegebe-
Kurve a 1 : ReinalUIllinium und nlchtrißanfä1ligp nem Seiten verhältnis ; C zulässige Gieß ge-
Legierungen Kurve ('1: Stark rißanfällige I~egip ,chwindigkeit. die bei der Blarkdicke bein-
rnngen; Kurve (12: ReinallullilliuIll und eutekthwhe wandfreien Guß gewähr]f'i~t.pt.
T.pgierungptl; Kurve b2 : Nichtri ßanfäl1igr IJrgierun-
U"Pll: hnrVf' ('2: Hiß;\llfillligp T.f'gierllll~f'll.
Die Rißbildung it;t nach don Arbeiten von W. ROTII [236] und
W. A. LIWANOW [255] insbesondere mit folgenden Faktoren ver-
knüpft:
1. Spannungsverteilung im heißen bzw. kalten Block. (Zu beeinflus-
sen durch die Gießbedingungen. insbesondere durch die Art der \Värme-
abfuhr.)
126 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
3.343 Warmrisse. Diese treten meist in der Gestalt feiner Risse auf,
die oft nur schwer zu erkennen sind. Von diesen Rissen werden ins-
besondere die Legierungen des Typs AIMgSi sowie AIMn und AIMgMn
Lit. S. 193] 3. Probleme beim Gießen von Knetlegierungen 127
3.51 Übersicht
siehe z. B. Abb. 89 oder Abb. 92 auf S. 131. Bei Längsschnitten unter den
beim Stranggießen verwendeten vertikalen Einlaufdüsen tritt oftmals
daR .. Tannenbaumgefüge" auf (Abb. 90).
1:~
Abb. BUa u. h. ).Iukroskuphiche Bereiehe unterschiedlicher Atzbarkeit iUl Gefüge von Strangguß-
barrf'll ans .-\1 99,6. Ahzeiehnullg der drei Düsen des l\ietalleinlaufs. G-ießgeschwindigkeit: 9.5 crnjmin.
Cleiitzt in HCl -+- FeC!" (nach AL 1:SrISSE [2.50]).
9 A!tpnpohL Alllllliniullt
130 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
1:5
Abb. 90a u. b. "l'annenbaullIge!üge" unter der Düse. Längsscbnitt durch Stranggnßbarren
aus A199,6. Gieß geschwindigkeit 8 cllIjmin. Geätzt in HCl + }'eCl, (nach ALlJSUISSE [250]).
'Schni//flddJe Mmm
, linler der 6ußhoui
ongeschndlene
• Tonnenbaumosle·
1: 10
sirichpunkher er Teil wurde weggeschntflen Abb. 92. Beispiele für die dreidimensio-
nale Forln der G-efügezonen unterschied-
Abb. 91. Schnittflächen !lurch einen Stranggußbarren licher Ä tzbarkeit. .ÜJSehllitt aus einem
aus Reinalulniniulll. Dreidimensionale Form der Ge- Strallggußbarren "''' Al 99.6. Ange-
!üge7,Onen unterschiedlicher Ätzbarkeit (nach A1,l"- ;-\('hllittene .,Tanllenhaumäste". Geätzt in
SFTSf\E [200]). Rn + F'rC1, (nm'h ALrSIHSSE).
9*
132 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
So/idusfemperalur
der Korngrenzen-
subsfanz (keine
Isofherme , ca
verspannfe Zone 617 '" czg oe ,je nach
lokaler Zusammen-
sefzung der Resf-
schmelze)
.. ,-'. ,.
.
:,..
, .' - ... -
~
-, - -~
l~
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J-
,..'" t;"- . ,..,
,.i
.- , I ~_ , •
,I , ";:
11 ~~
/
,... .
~
' /'" , ./
, /.
- " .'
_. 4.'-
60: 1
Abb. 94a u. b. Vergleich zwischen nonnaleJu Gußgefüge und deut Gefüge eines "Trulllellbalunaste~'·.
Querschliffe aus Stranggußbarren aus Al 99,6. Elektrolytisch reliefpoliert (nach AL U8 UISSE [2.50]).
a) "Tannenhaumast" ; b) normales Gefüge.
Lit. S. 193] 3. Probleme beim Gießen von Knetlegierungen 133
= 1:1
,I
, , ..J
•
)
. .•
b
120: 1
ALL. 95a - c. AnfKchlllelztempemtur der He,t-
schmelze im •. Tannenbaumgefü!(e'· eineK
Reinaluminium-Stranggullbarrens (AI 99.6:
. 520x 160 nun; Gießgeschwindigkeit 9.ocm!nlin)
-
~
(nach ALUSl:ISSE [143]).
J"r I a) Schnittfläche 40 mm tief parallel zur Hllf.:-
, •
) •
haut. Geätzt in HCI + ~'eCJ3' Pleil ~ Giel.\-
richtung; b) Gefüge des Harrenabsehnittes nJll
j Teilbild a bei Erwärmung alll 513 "C. Keine
Gefügeänderullg gegenüber deIn kalten Zu-
stall(l: c) Geliige des gleichen AbHehnitte, bei
Erwärmung auf 638 oe. Anschmelznng einer
inlermc,liiiren l'hase (Pfeil).
l~O: 1
liegt das Mangan in feinster Verteilung vor. Wird aber eine frische Legie-
rung unter Verwendung von Rein-Mangan oder Mangan-Vorlegierung
erschmolzen, so wird häufig festgestellt, daß das Mangan in "Wolken"
von der Größenordnung 1 mm angereichert ist. Daher kann bei
einer Spektralanalyse des Guß gefüges der Mangangehalt lokal relativ
stark schwanken, wenn die Legierung zum ersten Male erschmolzen
wurde. (Diese Schwankungen sind u. U. auch noch nach dem Abwalzen
auf ca. 1 mm spektralanalytisch erkennbar.)
= 1:1
) \
- ) '-
.~
\
)
r
120: 1
,
•
Abb. 96,,- c. Aufschmelztemperatur der Rest-
schmelze in der Seigerungszone eines strang·
gußbarrens aus Reinstaluminium (Al 99,995)
(nach ALUSUISSE [143]).
a) Ausschnitt aus einer Seigerungszone, die
quer durch die Primärkörner verläuft. b) Schliff
durch. die Seigerungszone von Teilbild a nach
Erwärmung auf 635 oe. Keine Gefügeänderung
gegenüber dem kalten Zustand. c) Die gleiche
c GefügesteIle wie Teilbild b nach Erwärmen anf
651°e. Starkes Anspressen von Restschmelze.
120:1
3.61 V ()rbemerkung
~~ ohne GußsfrahlJlerfeiler
%
'1.0
3.C
.3.2
::!:::
~ 2,8
"2>
~
mif Gußsfrahlyerfeiler
~'I.
*
*. 0
3.C
3.2
2,8
E
E 0 0 o 0 0 0 0 o 0 o 0
<::>
~
Abb. 97. Einfluß der Schmelzeznfuhr auf die Seigerung von Walzbarren 100 x 400 mm aus AlCuMg
(nach H. Kästner [241]).
Schmelz zufluß
In Abb. 99 und 100 kommt zum Ausdruck, daß sowohl bei Strangguß
als auch bei Kokillenguß 6 bis 9 Minima in den Seigerungskurven auf-
treten, wenn der Kupfergehalt von Barren aus AICuMg über den Barren-
querschnitt untersucht wird. Der Vergleich der Abb. 99 und 100 läßt
außerdem erkennen, daß die Blockseigerung beim Kokillenguß wesent-
lich stärker auftritt als beim Strangguß, wenn die normalerweise an-
gewendete Gießgeschwindigkeit von 6 bis 10 cmJmin beim Strangguß
zugrunde gelegt wird.
\
'( \
I
a 3,7 i~----'-----:--:-----~---+--J...J
~- ---+-- - 8arrend/dre.IS?4mm,-~~+----H
3,8~;--T--~--+1---~----~~
, ' ' 1 I
3,6:- Durchschnilfsanafvse 3,5~ %Cu - ----j-----+
I:
--------;-----~,------~---T-'
! ,'I 'I \
I ,
c 3,0 : ,
~, - --I -- BarrendlckMS3Smm ---
36' , " ,
, ,- Durchschniffsanafvse 3,54 %CU-I---7""=~--'-----+i
" I i 1 /
U
11
1 '
,I
- ---------j--
I
Barrendicke -152 mm
a c
Abb. 101. Ableitung des diskontinuierlichen Verlaufs der Seigerung bei AlCuMg (ohne Auftreten von
Ausschwitzungen) (nach H. VOSSK1tHLER [242]).
Lit. S. 193] 3. Probleme beim Gießen von Knetlegierungen 139
3,9
3,8 H
% 5,02%
-."
<::: ~
~
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rv
CQ
! ! glob~/ifisch \ ~OO
L
20 *0 mm CO
Lsehr feinglobulifisch Absfand von der Blockoberfläche
- grob sfengelig
sehr fein globulifisch Abb. 103. Seigerungsverlauf in einem
fein sfengelig Rundbarren aus AICuMg, 100 mm Durch-
messer. Von 800 oe sehr langsam abgekühlt,
20 *0 CO mm 80 radiale Wärmeableitung stark gehemmt
Absfand von der ßlockoberflöche (nach W. ROSENKRANZ [240]).
Kmia//selgerung
,
" ....-
....---- _----
/'
,/
/
// umgekehrfe
/ B/ockselgerung
//
a Abküh/geschwlndlgkeif
--,
b
.
";Innen
C
_~=<innen
außen
\
\
auöen ""
"-
"
h ZeH
Abb. 104 a u. b. Zusammenhang zwischen Abkühlungsgeschwindigkeit und Seigerung.
a) Einfluß der Abkühlgeschwindigkeit auf Kristallseigerung und Blockseigerung (schematisch); (nach
W. CLAUS [272] sowie P. BRENXER U. W. ROTH [276]; b) Schematische Darstellung des Abkühl-
verlaufs bei verschieden schneller Abkühlung von Schmelzen (nach W. ROSENKRANZ [240]).
Kurve a: sehr schnelle Erstarrung; Kurve b: mittlere Erstarrungsgeschwindigkeit (technischer Barren-
guß) ; Kurve c: sehr langsame Erstarrnng.
?Im im Falle b wird starke Blockseigerung beobachtet
142 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S; 193
W. ROSENKRANZ [240] weist darauf hin, daß nur bei mittleren Erstar-
rungsgeschwindigkeiten die Voraussetzungen für die umgekehrte Block-
seigerung gegeben sind, wie aus dem Vergleich der Erstarrungskurven in
den Außen- und Innenzonen hervorgeht (s. Abb. 104b).
Außerdem sind noch die geometrischen Verhältnisse zu berücksichti-
gen: Hier ist vor allem die Form der Erstarrungsfront wichtig; Tüten-
guß (flacher Sumpf) unterdrückt z. B. die umgekehrte Blockseigerung.
Ein anderes Beispiel ist das Zonenschmelzen : Bei diesem erfolgt die
Erstarrung extrem langsam, und trotzdem hat man eine äußerst starke
Blockseigerung. Dies ist darauf zu-
Sfronggußborren rückzuführen, daß beim Zonen-
20mml0 0
~ schmelzen die Anreicherung der Rest-
(f fe-arm , 0.&8 "foFe schmelze an Legierungsbestandteilen
I
fe zunehmend absichtlich hoch gehalten wird: Die
[J ' ß "chI Gründe hierfür sind von W. G. PFANN
I b h' b d
o %~ /!.e-\ / A . Je rt ung . •
lIll emze nen esc ne en wor en
.6Z e '!!Fm' ' fe mox, (9G%Fe [281].
Als treibende Kraft kann an-
0.7'" 'k Fe
Fe zunehmend stelle des Ansaugens durch Volumen-
~ - Anreicherungen in der
' GuBhouf, '" 1,2 %Fe schrumpfung auch die Kapillarwir-
.
~
05S %fe (Fe~, / A
,orf!J.
4,
S h,]
femax.1.52%fe
h1 - 0; bis aGmm
hi!-aSbis 1,1mm
kung angenommen werden [136].
H. VOSSKÜHLER [242] hat erklärt,
daß die Oberflächenspannung des
flüssigen Aluminiums (proportional
(jußh ou,' A- Ausschwtlzung der Steighöhe der Schmelze in den
Kokille g!alf
(jew-% Fe
0.15 Si
f-A-----+----=*~-----'=F~~d--___i
~-=7 --1
I" ':::"...,=1 - 'Fe- -
p-""'---
3a:'r' nmlife(
Si
--
~~y-
"cl
I'~ '~7 ~
-1
70 75 20 0 5 70 15 mm 20
Absland von der Oberfläche
Abb. 106 a-f. Seigerung an Strangguß-Walzbarren aus A199,6 (nach ALUSUISSE [243]).
a), b) Düsenguß (eine Düse 10 mm Durchmesser) Gießgeschwindigkeit 8,5 em/min; c), d) Guß durch
Loehbecher, Gießgeschwindigkeit 12,0 em/min; e) Guß dureh Loehbecher, Gieß geschwindigkeit
10,0 cm/min; f) Guß durch offene Rinne, Gieß geschwindigkeit 6,5 cm/min.
Nahe der Oberfläche von Gußbarren wird oftmals eine enge Gefüge-
zone beobachtet, welche an Eutektikum verarmt ist [242, 243].
Allerdings hängt es von den Gießbedingungen ab, wie die Seigerungs-
kurve verläuft, und Abb. 106 zeigt, daß das System der Metallzufuhr, die
Rauheit der Kokillenwand und die Gießgeschwindigkeit beim Strang-
gießen einen starken Einfluß auf die Seigerungen nahe der Barrenober-
fläche haben.
144 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
*(nach Zusfandsdiagramm)
Abb. 107. Einfluß der Meniskushöhe auf die Erstarrung von Reinaluminium nahe der Kokillenwand.
Links: Entstehung von starken Ausschwitzungen; Rechts: Gußhaut weitgehend frei von Ausschwit-
zungen_ Längsschnitt durch Stranggußkokille.
A Ausschwitzung; SR Solidustemperatur der Restschmelze an Korngrenzen und zwischen Dendriten-
armen (keine Isotherme, da abhängig vom Ausmaß der Kornseigerung); Absenkgeschwindigkeit
"" 8cmjmin.
was nach Abb. 107 (rechter Teil) durch Gießen mit möglichst niedrigem
Meniskus gelingt. Jedoch ist es nicht ganz einfach, einen Meniskus so tief
und konstant zu halten. Hierzu sind z. B. absolut plane Kokillen zu
verwenden.
8arren-
Oberfläche
Schmelze
~m
.~ferder
Oberfläche
Wärmesfau
im Luffspalf
~
'"<:: i Einfluß der
'§ rdirekfen
~ I Kühlung
~ , i
c03
Liquldusfemp Liqu idusfemp.
a Solidusfemp (nach Zusfands- Solidusfemp. (nach
diagramm) Zusfandsdiagramm)
Warmesfrom
Schmelze
.imm
/unferder
Oberfläche
Warmesfau
_ L
,
'1 1m Luffspalf
-: -t ---
0.>
----+-1:)
I Einfluß der
<:: 'rdireMen
r~ lKühlun g
t ]
-- -I ~/ Liquidusfemp.
Solidusfemp (nach Zusfands-
Llquidusfemp diagramm)
b Solidusfemp (nach Zusfandsdiagramm)
Abt. 108 a u. h. JiJrläuterullg der
Entl'iteh1Ln~ periodischer Ausschwitzungen beiIn StranggieI3en YOll
Reinalumininm ("~199.5). Längsschnitt durch eine Hälfte der Kokille mit zngehörigem Wärmest rom
lInd wit zugehörigen Temperaturen an der Barrenoberfläche bzv{. 5 nun darunter
(lI:tch ALFSTTISSE [243]).
a) Kurz nach (leI' Rnt:'lltphnng einpf Anssrh\vitzung;
b) Kurz vor der Eutstehung einer AllSsrhwitzung.
A AllS~-l('hwitzlLng; S' Seigernngsband lnit angereieherter Restsclullelze.
10 c\ltenpohl, Aluminiulll
146 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
1 :2.5
Abh. 110 a - c. Periodische KaltschwcifJstcllen (li/,,,,) und Ausschwitzullgen (.11 ifte und rechts) auf
Stran!l:gufJharren aus Al g[l. 420 x 130 mIll. Pfeil: Gießrichtllng (nach ATXSl:ISSE).
a) Gieß temperatur 080 oe. UieHgesehwilldigkeit. 5 cm/Illill, Surnpftiefe 5 (,111; b) Gießtemperatur
700'cC. Gießgeschwindigkeit 1:3.5 cllljmill, SU1llpftiefe 12 eIn: e) Gieß temperatur 700°C, Gießgeschwin-
digkeit 1:1.;) ('lll/lIIin SlIIllpftiefe H,;> ('111 (l\:feni~kn:-; 2,5 eIU tiefer ab bei b).
10*
148 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
j( j(
a b c
Abh. 111 ,,-c. Bildung einer KaltschweißstelJe beim yertikalen Stranggießen
(nach B. H. W ATERS [287]).
E erstarrte Kruste; K Kokillenwand
Durch zu kaltes oder zu langsmnes Gießen erstreckt sich die erHtarrte Kruste zu hoch, so daß neu zu-
fließendes ~Ieta\l an der vorliegenden Phasengrenze gemäß den Gesetzen der Oberflächenspannung
eine Kaltschweißstelle bildet.
in der Kokille auf, und für einige Zeit bleiben Ausschwitzungen aus , bis
der Schrumpfspalt wieder breit genug ist usw.
Es ist durchaus möglich, daß beim Auftreten der Ausschwitzung das
darüberliegende Flächenelement der Gußhaut sich kurzzeitig an die
Kokillenwand anlegt. da zu diesem Zeitpunkt die Oberfläche des Barrens
'" 1:4
Ahh. j 12 a u. h. AllsschwitzlIngsf;wpcll und ScigcfnngslJänder ilu Län gsschnitt eines Strangguß·
barrcllH au:,; Al ~)9,6. Eilll;lIIfs~·H tem: Offene Hinne. (HeßgeHchwilluigkeit: 9 em /m in.
GeiHzt ill HCl L FeCI,. Pfe il: Oießrichtlllli! (nach ALUSUISSE).
;1) Yonl r r:->('.itr ; h) :Rü('ks(' it t"
in dieser Zone sehr wenig Festigkeit haben dürfte 1 Daß das Auftreten
ciner Ausschwitzungsraupe von einem sehr schroffen lokalen Schrumpf-
vorgang begleitet ist, geht aus Abb. 112 hervor. 2
Diese Abbildung läßt außerdem erkennen, daß zwischen peri-
odischen Ausschwitzungen ein t:leigef'Ungsbaml unter J er Oberflächt' des
1 Sobald die flü ssigp Hestst'h melze volumenmäßig ptwa 5% a usmacht, sinkt
die Festigkeit des Aluminiums auf pra ktiseh Null [287].
2 Der Vergleich von Abb . 112a mi t 112b zeigt, daß ein Ansaugzentrum relativ
klein ist, da auf der R üebeite der gleichen Platte (.-\bb. 112b ) der auf der Vorder-
,,~it e siehtbitre Ansaugkq!e] (.. Tannen lmumaKt") nicht mehr g(' sdmitten wird .
150 A. Eigen~chaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
cm 3 /100 g. 0.3
Abb. 114 zeigt gleichfalls die
starke Abhängigkeit der Gußporo- 0.2--- -1-
sität vom Gasgehalt, sobald dieser
einen gewissen Schwellwert über- 0,1r----+r-r-~~·---+------+---~
schreitet: auf die in Abb. 114 er-
kennbaren Seigerungseffekte wird
0.
weiter unten noch eingegangen.
M.F.JORDAN,G.D.DENYER Abh. 118. Porosität in stranggllßba..rrell am:.
und A. K. TURNER [160J weisen AICuMg und Sandgnl.\stüeken aUR Aleu in Ab-
hängigkeit VOll dem 'V nsserRtoffgehalt der
darauf hin, daß bei ungünstigen ~chmelze und VOll deu llarrcllahmcssungen
(nach M. ~' .•TORDAX. 0. D. D~~N,ER H.
Nachspeü.;ebedingungen bei sehr A. X. l'ruXER [160]).
tiefem Gasgehalt Schrumpfporen * ]~rgelmh;sc von n. T. ME'l'tJAL.Fg [2.9U);
vorkommen können. Teilweise ** BrgcblliHi"e VOll C. E. J{AX,'":II,EY n. D. E. J.
TALBOT [1,,11.
sind sogar Ergebnisse erhalten
worden, wonach ein gewisser Gasgehalt auch beim Stranggießen er-
wünscht ist, um die erwähnten Schrumpfporen zu unterdrücken.
Oft findet man im Gußgefüge Porosität und starke lokale Anreiche-
rung von Re:->tsehnwl7.!' nah!' hpipinander, Rif'hf' Abh. 115.
--t-
~ 5,0
'" {Jew-'y, f(upfergehall I
.1
~-t
~ 1f,5 C-- in der Sch~ - r- 1;---"""""
~
~
§- 4,0 I.:?<V
-;tf----
'\j
I Lt !
+- ----
1
I~
I
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9 ..,.' i • ~
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I
~-l--:-- I~
~
..
fiasgehalfiE:-+ I __
der Schmelze i I
I I .~
I
1\ ~ ~~- I
i
!
,
V i 1/ ..n'I I
a. I I~ i c --1. j
50 100 1500 so 100 1500 so 100 mm 150
Absfand von Barrenoberfläche
Abb.114 a-c. Verteilung des Kupfer· und Wasserstolfgehalts sowie der Porosität in Barren aUR
AICuMg aus Schmelzen mit verschiedenem Gasgehalt (nach M. F. JORDAN, G. D, DEXYER U. A, N.
TURNER [160]).
a) durchschnittlicher Gasgehalt 0,28 cm'/100 g; b) durchschnittlicher Gasgehalt 0,19 cm'/100 g;
c) durchschnittlicher Gasgehalt 0,13 cm'/100 g.
Dies ist nach dem bisher Gesagten einfach einzusehen, denn so bald die
nachgesaugte Restschmelze durch Einfrieren nicht genügend nach-
gespeist wird, müssen im Ansaugbereich Hohlräume entstehen.
Darüber hinaus ist immer wieder
der Gasgehalt als Hauptursache [272]
oder als teilweise Ursache der Seigerun-
gen in Aluminium bezeichnet worden,
Literaturübersicht siehe Z. B. [270]
oder [271].
,
.
Es hat sich aber gezeigt, daß auch
beim Erstarren von völlig gasfreien
Schmelzen umgekehrte Blockseigerung
auftritt, so daß die Gastheorie die um-
gekehrte Blockseigerung nicht völlig
erklären kann [136, 270, 288]. In der
90: 1
Arbeit von D. E. ADAMS [136] wurde
Abb. 115. Seigerungen von Mg,Al, in Lun-
kernähe, eingebettet in Normalgefüge von
dem Auftreten von Porosität in Zusam-
Druckguß aus AlMg (nach ALUSUISSE). menhang mit der Seigerung und dem
Gasgehalt besondere Beachtung ge-
schenkt. Es wurden Schmelzen mit 3 bzw. 7% Cu einer einsinnigen
Erstarrung unterworfen. Einige Ergebnisse sind in der Abb. 116 wieder-
gegeben.
Man erkennt dort, daß sogar bei der gasfreien Legierung eine poröse
Zone nahe der gekühlten Kokillenwand auftritt, wobei es sich um kleine
Schrumpfporen handeln dürfte.
Lit. S. 193] 3. Probleme beim Gießen von Knetlegierungen 153
I i/
3
~
Isolofion
Abb. 114 zeigt folgendes: Falls der Gasgehalt hoch genug ist, zeigt
die Porosität eine starke Abhängigkeit von der Entfernung zu der Guß-
haut. Diese Abhängigkeit ähnelt der Veränderung des Kupfergehaltes
durch umgekehrte Blockseigerung.
Die Kupferseigerung wird schwächer, wenn der Wasserstoffgehalt ver-
ringert wird.
Dcr Gasgehalt ist über den Querschnitt des Blockes ziemlich gleich-
mäßig verteilt. Der Gasgehalt der Schmelze ist identisch mit dem-
jpnigen, der nach der Erstarrung gefunden wird.
Verfeinerte Gefügeuntersuchungen haben gezeigt, daß unabhängig
von der z. B. in Abb. 114 sichtbaren Verteilung der Porosität die Poren
meistens in Nestern auftreten. Der in Abb. 115 wiedergegebene Befund
legt dip Vermutung nahe. daß Pormlität bevorzugt in solchen Bereichen
154 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
~lr\t4?t1
parallel geht. Das Vorkom-
men und die Lage der po-
rösen Zone hängen stark
D,1~----~~----~----~~--~
von den Gießbedingungen
o 2,5 5,0 7,5 cm 10
ab. Die in Abb. 117 er-
Absfand von einer Blockseifenfläche
Abb. 117. Yerteilung des Kupfer- und Wasserstoffgehalts kennbare Seigerung des
sowie der Porosität über den Querschnitt eines 200 mm Wasserstoffes überrascht
dicken stranggegossenen Barrens aus A1Cul\lg
(nach C. E. RANSLEY u. D. E. J. TALEOT [151]). zunächst. Jedoch muß
man berücksichtigen, daß
bei den meisten technischen Gieß verfahren durch den Übergang "flüssig
--+ fest" der Wasserstoff um mindestens den Faktor 10 übersättigt vor-
liegt. Wasserstoff dürfte speziell in der Restschmelze angereichert sein,
und es erscheint verständlich, wenn somit der Wasserstoff ähnlich
seigert wie z. B. das in der Restschmelze angereicherte Kupfer.
D.5.----r----~--~----~---,
I Gießserie
i B C D
Höhere Kennziffer in dem Diagramm bedeutet höheren Blasenanfall. Unterschiede in der Blasigkeit
sind nicht auf unterschiedliche Metallzusammensetzung zurückzuführen, da eine einheitliche Schmelze
verwendet wurde (nach ALUSUISSE [143]).
3.92 Korngräße
b a
=1:2.5 =70:1
Abb. 120 a u. lJ. Ficderkri,talle iu Tüteugllßharren aus Al U9.5. (Wärmeableitung beim TütenglIß
nur nach unten) (nach W. ItOTH u. M. SCHIPPERS [60]).
a) ]'iederkristall zwischen St.eJlgelkri~taI1en: Längsschnitt durch einen Tütengußbarren; b) Schliff
durch einen }'iederkristall. Die geraden Linien sind Schnitte durch Zwillingsebenen.
daß eine [100]-Achse parallel zum Wärmefluß liegt. Ein Schliff durch
einen Fiederkristall sieht dagegen ganz anders aus. In Abb. 120b erkennt
man, daß die Zwillings ebenen im Schnitt als gerade Linien auftreten.
240: 1 60: 1
Abb. 121. Schliff durch StengeJlrristaJle senk· Abb. 122. Schliff durch FiederkristaJl im Gefüge
recht zur Faserachse. Tütengußbarren aus eines Stranggußbarrens aus AICuMg. Schraflilr·
Al 99,5 (nach W. ROTH u. M. SCHIPPERS [60]). ätzung nach KOSTRON
(nach ALCOA. New Kensingtoll).
(111)
(110) (110)
Abb. 123. Schematische Darstellung der Orientierung von Fiederkristallen. Rechteckige Schliffprobe
mit in Zwillingslage befindlichen Kristalliten und den zu erwartenden Atzfiguren. Zwillingsebene (111)
(nach W. ROTH U. M. SCHIPPERS [60]).
3.922 Beeinflussung der Korllgröße. Wenn auch die weiter üben ge-
nannten sechs Variablen die Korngröße beeinflussen, so beschränkt man
sich in der Praxis oft darauf, nur eine der Einflußgrößen zu variieren.
Hierfür folgen einige Beispiele:
Gießtemperatur. Aus Abb. 125a bis c erkennt man, daß das Gußkorn
wesentlich feiner wird, sobald die dem Sumpf zugeführte Schmelze eine
Temperatur hat, welche weniger als ca. 15 grd über der Liquidustempe-
ratur liegt, bei Reinaluminium somit unter ca. 675°C.
Erslarrungszone
~l%~~if!(l
rasches Gießen langsames Gießen
r2Z2] grobkornig ~mJ feinkornig
Abb. 124. Einwirkung von raschem und langsamem Gießen auf die Breite der Erstarrungszone und auf
das Guß gefüge beim Stranggießen einer AlCuNi·I,egierung (nach W. ROTH [236]).
1:6
Abb. 125 a- c. Einfluß der Gießtemperatur auf die Korngröße von Stranggußbarren aus Rein-
aluminium Al 99.5 (nach ALUSUISSE).
a) Gießtemperatur 665 bis 670'0; b) Gießtemperatur 675 bis 680'0; c) Gießtemperatur 685 bis 690'C.
--koki/le
schwache kühlung
mif Wasser-
Sprühnebel
direkfe
Wasserkühlung
ers/orr/er
Wa/zbarren- -
Abb. 126. Gießen von Walzbarren mit verzögerter Wärmeableitnng nach dem "Isomet"-Verfahren
(Gießen mit tiefem Rumpf). Schnitt durch Barrenschmalseite (nach G. TRAPIED [229]).
Wn"erdiise: n Preßluftdilse.
11 *
164 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
A::J!!!!III!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII!I!i;;{7
r
A
H-HttttHttttltltHtttttW
Abb. 127. Gießen von Walzbarren mit verzögerter Wärmeableitung nach dem "Isotrop"-Verfahren
(Gießen mit absichtlich tiefem Sumpf). Ansicht der Kokille mit Schürze (zur Verzögerung der Abküh-
lung). Das aus der Kokille austretende Kühlwasser wird durch die "Schürze" vom oberen Teil des
Gußstranges ferngehalten. Die Form der Schürze verhindert eine vorzeitige Abkühlung der von drei
Richtungen gekühlten Seitenzonen des Gußstranges und bewirkt somit einen tassenförmigen Sumpf.
Die Schürze ist zur Wasserfübrung außen grob gerieft (nach G. ~ALMON [282]).
_-~Mefalleinlauf
durch ßießrinne
Kokille
Kühlwasser
I kaslen
I
} BereICh der dtrek-
~--
Sumpf~- 1 I len Kühlung
...... _1 I~':> Preß/uffdüsen in
Ablenkplafle, ~-::::
fur Kühl- "\QY"' ~~ } ringförmiger
Anordnung
wasser
--- Barren
Abb. 128. Stranggießanlage mit be-
grenzter Blockkühlung unterhalb
,Ier Kokille zum Gießen rißanfälliger --- frockene Barren-
Legierungen (nach A. T. TAyr,oH. oberflöche
E. H. THO)[PSON u . •T. J. WF.(lNEI(
[262]).
!::r====:::::===;J ~-- Fußplalie
-----hydraulische Hebe-
vorrichfung
r 1 . I i II
md, '"
.1I
ohne
I
Unferbrechung der direkfen Kühlung
50 l/
~ 11
1/
r~
~)
0~
1
/
bf/""sItlT ~~
W
f--Io"'<t,
v
kiff ~I - l--
V ~
I/ 7
v
V
V
f3/ ~
"""
o\y 1
/1
ce>
Abb. 129. Isothermen während des
0 Stranggießens von Quadratblöcken mit
V /
V
~\JI\
ohne Unterbret·.hullg der direkten Kühlung
("ach A. T. TAYLOR, E. H. THOMPSON 11.
J. J. WRUNER [262]).
550
.1 Ort der Kühlwasserablenk1lng.
mm
650
o 100 ZOO 0 100 mm ZOO
Absland ron B!ockmille
166 A. EigellJlchaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
Hieraus erkennt man, daß allein durch das Phänomen der Krusten-
bildung die einzuhaltende Analyse und Gießtemperatur einer Knet-
legierung in ziemlich engen Grenzen festgelegt wird.
Das Gesagte gilt auch für den Zusatz von Kornverfeinerern:
Sobald z. B. bei Reinaluminium mehr als 0,05% Ti oder bei Reinst-
aluminium mehr als ca. 0,15% Bor zugesetzt werden, tritt Krusten-
bildung auf. Daher bleibt man mit kornverfeinernden Zusätzen meist
kurz unter dem Gehalt, bei dem die Krustenbildung oder das Entstehen
grober Primärkristalle 7.U befürchten ist.
'4
'._ . . . . ~ .,- c
.... "'!" • •
~()O: 1 40: 1
A hb. 130. Al,}[n-l'rilllärkristalle im Uußge!üge Abb. 131. Geknetetes Gefüge der Legierung
von Rcinstaluminiunl nlit 4% )1n AIZnMgCu. Al,Cr-Primärkristalle, die während
(na("h ALUn'ISSE). der Erstarrung entstanden sind
(nach ALFSUISSE).
..0
da., I
I
.
I
-- 3.95 Festigkeitswerte von Gußgefüge
i dB
!
..... i
do.2 ./10___ In der Abb. 132 werden Festig-
L ~---
keitswerte von AIMgSi-Strangguß-
-.
/ ~ .JL
°10 barren wiedergegeben.
Man erkennt im Teil c der Ab-
a 0 0
M 40 bildung, daß die Dehnungswerte bei
% kpjmrrf ..f!.o OB niedrigen Mangangehalten in den
Randzonen des Barrens wesentlich
~
00.2
~
höher sind als in Barrenmitte.
Dies ist darauf zurückzuführen,
daß die rasch erstarrte Randzone
010 weniger Gußporosität hat als die lang-
::-
-C>-
dB
sam erstarrte Mittelzone des Barrens.
dO•2
Mit zunehmendem Mangangehalt
verschwinden allerdings die Unter-
h 0 0 schiede und schließlich hat man so-
gar in Barrenmitte etwas höhere
Dehnungswerte als in den Außen-
c zonen. Dies dürfte auf manganhaltige
Ausscheidungen zurückzuführen sein,
Abb. 132 a-c. Festigkeitseigenschaften von welche in einem Seigerungsband in
AIMgSil mit verschiedenen Mangangehalten ~ähe der Oberfläche verstärkt auf-
(nach ALUSUISSE).
a) Stranggußbarren 610 x 185 mm,
treten (ähnlich wie die in Abb. 112
• - - - • Gußzustand, Warm-
0 -- 0 erkennbaren FeSi-haltigen Seigerungs-
ausgehärtet 165'C 14 Stunden; b) Bleche
2,3 mm dick, . - - . Weich (3 Stunden bänder). Der Vergleich zwischen
bei 380'C geglüht), 0 - - 0 Warmausge- Abb. 132a und b zeigt, daß man im
härtet 165'C 14 Stunden; c) Unterschiede
der Dehnung zwischen Mitte und Rand des Gußgefüge nach einer Warmauslage-
Gnßbarrens, Ausschnitt aus a (Gußzustnnd). rung beachtliche Werte von Zugfestig-
-
Warmverformen zu Beginn der Querschnitts-
mm'
reduktion ein Zustand auftritt, in welchem
das Gefüge besonders zu Trennbrüchen ~
neigt [308]. /
Dies wird auch in der Praxis beobachtet,
~
denn das Aufreißen von Poren beim Warm- V
z
walzen oder Schmieden tritt meist zu An- Jmm
/
/
fang der Warmverformung ein. Zur genauen
Verfolgung eignet sich vor allem die Unter-
suchung von Mikro-Zerreißstäben sowie von
Kerbschlagproben, welche bei verschiedenen
Temperaturen untersucht werden [308]. i'-..
"'" '"'-
~
19 i I---
3.96 Einfluß der Gießbedingungen auf die "-
'"
.~ 1,3
'"
~mm
Festigkeitswerte nach dem Abwalzen ~
~Z1
P. BRENNER und W. ROTH [309] haben ~
'-
.1% 09
~ --...,
darauf hingewiesen, daß nach Abwalzen oder ~ • I.f. B 8 cmjm!n 1E
Strangpressen die Festigkeitswerte von Absenkgescnwindigkeil
Stranggußmaterial bei Legierungen wesent- Abb. 133. Festigkeitseigenschaften
von kaltausgehärteten Blechen aus
lich günstiger liegen als bei Kokillenguß- AlCuMg, 1 mm dick, in Abhängig·
material. Beim Stranggießen haben die keit von der Absenkgeschwindigkeit
beim Stranggießen (nach H. BOTH·
Gießbedingungen Einfluß auf die Festigkeits- MANN U. H. VOssKttHLER [244].
Es ließen sich noch viele Beispiele aufzählen, wie durch die Gieß-
bedingungen die mechanischen oder Oberflächen-Eigenschaften des ab-
gewalzten oder stranggepreßten Materials beeinflußt werden.
Auf einige Beispiele werden wir in späteren Kapiteln zurückkommen.
0 .• NB
° 02
kpj Illlll ,
(JB
kpjlllIll' 0
/0 kpjrr1n1"l
Kokillengußstück G-AlMg3
Guß zustand, 100 mm~-Zerreiß· H,2 17,0 7;2 ;54
probe aus 15 mm WanddickP ent·
nommen
Flachprofil gepreßt
AIMg3 "weich" 15 X :~O mm 10.ß 22.8 24.1 ;")2
100 mm 2-Zerreißprobe
,-
'--
.- ................
,
... '
13: 1
Abb. 134:1. Korngrenzenlücken in G-All'1l4Ti·Salldguß (na("h ALrSUISS}~).
.... . . . .
".
70: 1
Abb.134b. Ausscheiduugen von Kupferaluminid in G-AICu4Ti (nach ALUSUISSE).
links: Gnßzustand (Sandguß) rechts: warmgewalzt, Verformungsgrad 90%.
4.22 Kokillenguß
zerstört und oft erst nach Tausenden von Abgüssen durch Abnutzung
und Deformation unbrauchbar. Formstoffreaktionen sind nicht zu be-
fürchten, dagegen muß der Undurchlässigkeit der Form wegen für ein
ungehindertes Entweichen der im Formhohlraum befindlichen Luft ge-
sorgt werden. Dies wird durch Fugen, Schlitze, Bohrungen und Steiger
bewerkstelligt.
Die gute Wärmeleitfähigkeit des Formwerkstoffes bewirkt eine rasche
Erstarrung, weshalb das Kokillengußgefüge feiner und dichter ist als das
Sandgußgefüge. Hierzu ist es allerdings Voraussetzung, daß eine ge-
nügende Wärmekapazität der Form (Kokille) die Temperatur derselben
nicht zu rasch und zu hoch ansteigen läßt. Aus diesem Grund ist es not-
wendig, daß die Kokillenwanddicke ein Mehrfaches derjenigen des Guß-
stückes beträgt. Gegenüber der Formoberseite oder infolge von Schrumpf-
spannungen auch an anderen Gußstückpartien kann wie beim Sandguß
ein wärmeisolieTender Luftspalt entstehen, der eine Kornvergröberung
bewirkt.
4.23 Druckguß
Das MetRll wird durch einen sehr hohen Druck (bis zu 1000 kp/cm 2)
in mehrteilige Formen aus Warmarbeitsstahl gepreßt ("gespritzt"). Die
Innenwände der Formen tragen nur einen äußerst dünnen, nicht per-
manenten ölhaltigen Schutzfilm (Schmiermittel). Eine Druckgußform
hält in der Regel viele 10000 Güsse aus.
Die Erstarrung in den verhältnismäßig kalten, oft wassergekühlten
Formen vollzieht sich sehr rasch und setzt schon in der Füllbüchse ein,
bevor das Metall den Formhohlraum erreicht hat. Druckgußstücke sind
daher sehr feinkörnig, und auf das Einbringen von Fremdkeimen in die
Schmelze kann verzichtet werden. Die sich in Millisekunden vollziehende
gewaltsame Formfüllung ("Schuß") gestattet trotz der Vorerstarrung
das präzise, scharfkantige Gießen sehr dünnwandiger, komplizierter Teile.
Die große FließgeschWindigkeit bewirkt sogar ein Wiederaufschmelzen
bereits erstarrter Metallanteile durch Reibungswärme.
Die im Formhohlraum befindliche Luft sowie Ölgase des Schmier-
mittels können nicht vollständig zum Entweichen gebracht werden und
mischen sich teilweise mit der Legierung. Druckgußstücke sind daher
mehr oder weniger stark von Bläschen durchsetzt, die aber oft nur mikro-
skopische Größe annehmen. Durch Evakuieren der Form gelingt es,
diesen Nachteil etwas zu mildern (Vakuumdruckguß). Der Bläschengehalt
der Druckgußteile bewirkt eine Abnahme der Dichte und der elektrischen
Leitfähigkeit von 5 bis 20%. Auch dürfen die Gußstücke in den meisten
Fällen einer Lösungsglühung nicht unterworfen werden, weil die ein-
geschlossene Luft bei der erforderlichen Temperatur (500 bis 540°0) so
große Drucke erreicht, daß Blasen und Deformationen auftreten. Die
Lit. f-j. 193] 4. Probleme beim Gießen von Gußlegierungen 175
Ein häufiger Fehler beim Formgießen besteht darin, daß das flüssige
Metall im engen Formhohlraum durch vorzeitige Erstarrung stecken-
bleibt, bevor es den ganzen Riwm des Abgusses einnimmt. In erster
Linie sind zur Vermeidung solcher Schadensfälle formtechnische Maß-
nahmen erforderlich:
Verkürzen der Flie13wege durch Erhöhen der Zahl der Anschnitte.
Herabsetzen der Gießzeit durch Vergrößern der Querschnitte des
Anschnittsystem:,; .
Erhöhen det; mctallostatischen Druckes und damit der kinetischen
Energie des fließenden Metalls.
Sodann kann metallseitig durch Erhöhen der Gießtemperatur eine
größere Beweglichkeit des fließenden Metalls erreicht werden.
Allen diesen Maßnahmen sind relativ enge Grenzen gesetzt, die bei
den Aluminiumlegierungen gewissenhaft beachtet werden müssen:
Eine ü bcrmäßigc Beschleunigung des Metallflusses in der ]'orm
fördert durch da:,; Vorherrschen turbulenter Strömung und durch das
Ansaugen von Luft und Formgasen die Entstehung von Oxydschaum,
welcher sich mit dem Yletall mischt und später den erstarrten Abguß
durchsetzt.
Eine Erhöhung der Gieß temperatur über eine gewisse, aus der Praxis
hervorgegangene Grenze hinaus läßt die Nachteile erhöhten Abbrandes
und verstärkter Wasserstoffaufnahme fühlbar werden.
Daraus geht die Wichtigkeit hervor, die Gußlegierungen so zu wählen,
oder metallurgisch so zu behandeln, daß das Metall in der Form mög-
lichst leicht fließt.
176 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
Abb. 135. Spiralprabe nach Pli. SCHNEIDER [310] zur Bestimmung des Fließ- unu 1<'ormfüllungs-
vermögens . Offene Maskenfarm, ;l-bguß und Meßplatte.
900 200
oe cm
-
V ~'"
V
800 1,0
~
V
\ "'--'" /
. 600 ~
\
~
r--...........-
V
/' \ so
SOO
o
/ 10
3iliziumgehalf
1S 20 Gew.-% 2S
o
140 .
'"
.g>
~ 130
f:
o1Z0 70
cm
li
"'.
,~50
~
~
':5
'( 30
90
10
0 5 10 75 ZO Gew.-% cf)
Siliziumgehalf
Abb.137. Vergleich des Flicll- Abb. 138. Fließvermögen im System Aluminium-Silizium, Gieß-
vcrmögem3 verschiedencrGuß- temperatur 50 grd über dem T.iquidnspunkt (nach W. PATTERSON
lPgiernngcn (nach R. IInf.\Kx und R. Kt~)Jl\rF,RLE r311]).
[331J).
12 Altenpohl. Aluminium
178 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. s. 193
Abb. 139. Auslauf-Zunge des Spiralabgusses . Abb. HO. Querschnitt einer Spi-
rale zur Bestimmung des Form-
füllungsvermügens (nach W. PAT-
TERSON und R. KÜMMERLE [311]).
lănge von der Gesamtlănge einnimmt. Da bei erwies es sich als vorteilhaft,
dem Querschnitt der Spirale anstelle des Trapezes sternformige Gestalt
zu geben (Abb. 140) und die Proben in Graphitformen zu gieBen.
Das bei einer GieBtemperatur von 80 grd liber Liquidus am System
Aluminium-Silizium mit Hilfe der Sternspirale ermittelte Formfiillungs-
vermogen ist in Abb. 141 dargestellt. Zum Vergleich sind Werte der
kinematischen Viskosităt und der Oberflăchenspannung in reziproker
1~8
S 10 1S Gew. -% ZO
Si/iziumgeha!f
Abb. 141. Formfiillungsvermiigen und rcziproke Werte von Oberflăchenspannung und Viskosităt bei
Giel.ltemperaturen von 80 grd iiber dem Liquiduspunkt im System Aluminium-Silizium
(nach W. PATTERSON u. H. BRAND [313]).
12*
180 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
nung. Daraus kann geschlossen werden, daß Habitus, Größe und Anzahl
der während des Fließens entstehenden Primärkristalle Fließ- und Form-
füllungsvermögen zusätzlich zu den den schmelzflüssigen Zustand kenn-
zeichnenden physikalischen Größen beeinflussen.
100
% 6.
80
iil
:~
~
if, 60
g>
8:'
~
~
~ 40
(} s cO Gew.-% Zfi
4.32 Erstarrungsvorgänge
4.33 Gasausscheidung
9
% Bei Aluminium-Magnesium- und Aluminium-
8
Silizium-Gußlegierungen sind in der Regel höhere
7
Wasserstoffgehalte feststellbar als bei Rein-
aluminium.
I I I ! ! I
610 1\ Obklh/en
I.
oufheJzen I
800 \ 4006 %Na (wenig veredelf) V
SUO \
I
/
S80 \ 11
S?O
\ r------.. I
f----
\ 1
1
h
SEiO
o 6 1& 18 Z40 8 1Z 18 mm Pt
Zei!
Abb. 146 a ll. b. Vergleich der Thermoanalysen VOll veredelten und nnveredelten Schmelzen
mit 7,5% Si (nach R. C. PLUMB ll. J. E. LEWIS [132]).
500
oe abkiih/;n
I
aufheizen
I
,90
Irdrn~es EuleM"lrum, unveredell
,80
Abh; fgeschwindigkell1:8ogrdjmin [)
7
/
~
\ : i -;
1/
/
/
SIiO
's
~ SSO
a 1\
~600 i
I
590
lamellares Eulekfikum, unveredell
'lbkiihlgeschwindiglreif 220grd/min
580
I IJ
90 ~ /
~/
~
l....-- --... 11
\
560
550
o
b
5 12
1/
18 0 6' 12
Zeil
Abb. 147 " u. b. Abkühl- und Aufheizkurven entektischer Aluminium-Silizium-Legierungen
(nach G. GÜRTLER [316]).
a) mit körnigem Eutektikum ; b) mit lamellarem Eutektikum.
100: 1
Abu . 148 lt u. b. Eutektikum in einer Aluminium-Silizium -Legierung mit 12.7 % Si (unveredelt),
(nach ALUSUISSE).
a) lamellar 0,00005% P , O,OOOO~% Na; b) körnig 0,0002 % 1',0,0004 % Na.
188 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. A. 193
.r
70: 1 150:1
Aht.. 151 a u. h. EutektikulII in einer A lulllinilllu-Silizilull -Legier nn~ mit 12.2 bi s 12,5% Si (Sanuguß)
(nach ALl'Sl'IRSE).
a) untervel'edelt 0.004''." Na: 1,) iiberveredelt 0.035% Na. (11 ~ natrinlllreiche Rest.~chmelze)
\
begrenzt ist. Abb. 152 zeigt die 0,030
Abbrandkurve des Natriums Cew.-%
0,0iJ5
[317]. In der Praxis des Sand-
" "
gusses ist eine beträchtliche I\. !
Überveredelung, beispielsweise ~ I" 1
mit 0.015 bis 0.02%) Na. hei I ""
I
I
."-~
~
ist beinahe unverformt gebrochen, der veredelte jedoch erst mit einem
Winkel von 50°. Abb. 154 enthält eine Gegenüberstellung von Zugfestig-
keit und Dehnung des unveredelten und des veredelten Metalls im
System Aluminium-Silizium. Die Auswirkungen des Veredelungseffektes
erscheinen hier deutlich als an die Größe des Anteils an Eutektikum im
Gußgefügc gebunden [320J.
Der Grund zu dieser '"erbesserung des mechanischen Verhaltens liegt
auf der Hand: Kantige und spießige Gefügeeinlagerungen mit einem
Verformungsverhalten, das von jenem der
Grundrnasse verschieden ist, führen bei
angelegter Zugspannung zu Störungen im
Kraftlinienfluß und damit zu örtlichen
SpannungsüberhöhungeIl. An solchen
Stellen treten Anribse auf, die einen vor-
zeitigen Bruch einleiten. Legierungen mit
kugeligen Heterogenitäten unterliegen
diesem Nachteil bedeutend weniger. Dies ---1---
zeigt sich wiederum als Analogiefall zum ~-
Gußeisen mit Kugelgraphit.
s ---r I ~
\
welche das Auffinden der tieferen Ur- (noch 3f. T,. GHAXD [3201).
13 Altenpohl. Aluminium
194 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze
13*
196 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze
Für das mechanische Verhalten der Metalle spielt die Existenz von
Störstellen im Kristallgitter eine ausschlaggebende Rolle. Über die Einzel.
heiten besteht eine umfangreiche Literatur (siehe z. B. [1,2,3]). In dem
vorliegenden Kapitel beschränken
wir uns darauf, kurz die wesentlichen
~
a Eigenschaften der Gitterfehler auf·
f zuzählen und spezielle Betrachtun·
e
gen für das Aluminium anzustellen.
f--<d
Folgende Gitterfehler sind zu unter.
• c
scheiden:
1. Punktförmige Gitterfehler,
auch atomare Fehlordnung genannt
(Leerstellen, Zwischengitteratome
f
und Fremdatome).
Abb. 155. Schematische übersicht über wich-
tige Gitterbaufehler (kubisch-primitives
2. Linienhafte Gitterfehler (Ver-
Gitter). setzungen) .
aLeerstelle; b Zwischengitteratom; c,d gelöste 3. Flächenhafte Gitterfehler
Fremdatome : c Substitutionsatom, d Einla-
gerungsatom ; e Versetzung; ft Korngrenze. (Korngrenzen, Stapelfehler).
4. Störzonen des Gitters mit drei-
dimensionaler Ausdehnung (wie z. B. Ausscheidungen). Diese gehören
zwar nicht mehr zu den eigentlichen "Gitterfehlern". Da sie aber aus
den vorhergenannten Gitterfehlern hervorgehen und zudem einen wesent-
lichen Einfluß auf die mechanischen Eigenschaften haben, werden wir
sie zusammen mit den Gitterfehlern erörtern.
Eine schematische Darstellung einiger Störstellen ist in Abb. 155
gegeben.
[Lit. S. 253] 1. Metallphysikalisehe Grundlagep 203
v= Vo z e
k e-kT (2)
Hier ist ))0 die sogenannte DEBYE-:Frequenz, die als die Grund-
frequenz der Schwingung der Atome um ihre Gleichgewichtslage gedeutet
werden kann. Für Aluminium ist ))0 = 9· 1012 • S-1. z ist die Anzahl der
nächsten Nachbaratome die ihren Platz mit der Leerstelle austauschen
können. Für Aluminium ist z = 12. Der dritte und vierte Faktor gibt
204 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 253
~~i
Berandung eine sogenannte "un-
vollständige Versetzung" (auch
Halbversetzung genannt). Diese
Versetzung ist unvollständig, weil
eine Verschiebung um weniger als Abb. 160. Stapelfehler in einem kubisch-flächen-
zentrierten Metall, erzeugt durch das teilweise
eine Identitätsperiode stattgefun- Fehlen einer (111)-Atomebene.
den hat.
Für das Verhalten von Metallen dichtester Kugelpackung sind Stapel-
fehler deshalb so wichtig, weil in solchen Strukturen Versetzungen in zwei
Halbversetzungen aufspalten, zwischen denen sich ein Stapelfehlerband
aufspannt. Dies hat weitgehende Folgen für die Beweglichkeit der Ver-
setzungen. Es erschwert z. B. das gegenseitige Durchschneiden, die Quer-
gleitung und auch das Klettern von Versetzungen, weshalb im allgemeinen
kubisch-flächenzentrierte und hexagonale Metalle bessere Hochtempera-
tureigenschaften haben als Metalle ohne Stapelfehler mit derselben
Schmelztemperatur. Ferner tragen Stapelfehler wesentlich zum elek-
trischen Widerstand von Versetzungen bei.
208 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 253
beim Anlassen von Legierungen, die aus dem Gebiet des homogenen
Mischkristalls abgeschreckt worden sind, in der Regel über mehrere
metastabile Zwischenstufen (Kalt- und Warmaushärtung).
Die Bedeutung der Ausscheidungen und ihrer Vorstadien liegt vor
allem darin, daß sie Hindernisse für die Bewegung von Versetzungen
bilden.
14 Altenpohl, Alumininm
210 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 253
20 2.10-12 104
200 1.10-7 5.107
400 2,5.10-5 3.109
600 4,7·10-4 4. 1010
660 (fest) 9,4·10-4 6. 1010
1,2
,~~
0,8 ~ Al 99,995 %
'Abschreck-
lemperafur 600 0 C\\ 4T~ \ \\350
0
1
\1}SOOC\ \\:40h
D,2
o
-200 -150 -100 -50
'\~\
o
"- ..l..
50
Anlaßlemperafur
\\
100
-
~'-- 150 ~200.... C 250
0
Abb. 162. Relative Widerstandsänderung Aele. von Al 99,995 nach Abschrecken von verschiedenen
Temperaturen in Abhängigkeit von der Anlaßtemperatur (nach O. PANSERI u. T. FEDERIGHI [11]).
Abb. 163. Bildung eines Versetzungsringes (gezeichnet im Schnitt) durch plattenförmige Kondensation
von Leerstellen im kubisch-primitiven Gitter.
14*
212 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 253
1.13 Versetzungen
Die Größe der Kraft kann aus Abb.158 hergeleitet werden. Wenn die
Schubspannung (J an dem Körper der Breite 1 und Tiefe d angreift, so
ist die wirkende Kraft (J. 1 . d. Damit wird die Arbeit, wenn die gesamte
obere Hälfte des Kristalls um einen BURGERs-Vektor abgeglitten ist,
W = (J. l· d . b. Bezeichnet man andererseits die Kraft pro Längen-
einheit der Versetzung mit k, so ist die Gesamtkraft auf die Versetzung
k . d und die während der Abgleitung geleistete Arbeit W = k . d . l,
da sich die Versetzung über die Strecke 1 bewegt. Durch Gleichsetzen der
beiden Arbeitsbeträge ergibt sich
k = (J. b (5)
lagen für die Atome gibt, wie in Abschnitt B 1.115 besprochen wird. Die
Struktur der aufgespaltenen Versetzung in Abb. 164b ist folgende: links
der linken Halbversetzullg ist Stapelfolge ABCAB ... , die linke Halb-
versetzung überführt Atome etwa aus der Lage A in der Gleitebene in die
Lage B und invertiert damit dort die Stapelfolge, und die rechte Halb-
versetzung überführt daun wieder Atome aus der Lage B in die Lage A,
nun um einen Burgersvektor a/2 (110) versetzt.
Die Aufspaltung in Halbversetzungen wird hier deshalb so ausführ-
lich behandelt, weil sie einen ganz ausschlaggebenden Einfluß auf die
plastische Verformung der verschiedenen kubisch-flächenzentrierten
Metalle hat. Die charakteristischen Unterschiede im Verformungsverhalten
oder bei der Erholung von Aluminium und anderen kubisch-flächenzen-
trierten Metallen wie z. B. Kupfer lassen sich weitgehend durch die ver-
schiedene Größe der Versetzungsaufspaltung in beiden Metallen erklären.
Einige der wichtigsten Folgerungen werden daher im folgenden näher
diskutiert:
1.133 Weite der Aufspaltung. Die Weite der Aufspaltung ist durch
die Größe der spezifischen Stapelfehlerenergie y bestimmt. Da man einen
Stapelfehler im kubisch-flächenzentrierten Gitter auch als einen aus einer
einzigen Atomschicht bestehenden Zwilling beschreiben kann, so ist die
Stapelfehlerenergie zumindest größenordnungsmäßig gleich der doppel-
ten Zwillingsgrenzen energie.
Für Aluminium ist y ~ 200 erg/cm 2 [1], und damit ergibt sich die
Weite der Aufspaltung zwischen 1 und 2 Burgersvektoren b.
Dagegen ist für Kupfer ein Wert von y = 40 erg/cm 2 angenommen
worden, und damit ergab sich eine Aufspaltungsweite für Schrauben-
versetzungen von etwa 4,5 b und für Stufenversetzungen von etwa 12b.
Nach neueren Messungen [33] scheint aber y größer zu sein und die Auf-
spaltungsweite damit zwischen 1,5b und 3,2b zu liegen. Auf jeden Fall
ist die Aufspaltungsweite in Kupfer und anderen Edelmetallen gräßer als
in Aluminium.
1.134 Durchschneidungssprünge. Wenn eine sich bewegende Ver-
setzung auf andere Versetzungen trifft, die die Gleitebene durchstoßen,
so muß sie diese durchschneiden. Falls die Versetzungen aufeinander
senkrecht stehen, so tritt im isotropen Fall im allgemeinen keine elastische
Wechselwirkung auf. Dagegtm tritt an der Stelle, wo sich die beiden Ver-
setzungszentren durchdringen, eine starke lokale Störung des Gitters auf.
Diese Störung ist besonders ausgeprägt, wenn sich zwei Stapelfehler
durchdringen, und die Atome müßten an dieser Stelle eine energetisch sehr
ungünstige Lage einnehmen. Um dieses zu vermeiden, bildet eine auf-
gespaltene Versetzung an dieser Stelle eine Einschnürung, wie dies
schematisch in Abb. 165 dargestellt ist.
216 B. .Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 253
Abb. 165. Eine aufgespaltene Versetzung durchschneidet eine stationäre Schraubenversetzung und
bildet zunächst eine Einschnürung (E) und dann einen Sprung (8). Die stationäre Versetzung ist der
übersicht wegen nicht aufgespalten gezeichnet.
b Burgers-Vekfor
a b c
IIlIIIIlllllI G/eilebene des Sprunges / Versefzungsbewegung
Abb. 166a~c.Bewegung von VerRetzungen, die einen Sprung enthalten. Die Gleitebene des Sprunges
ist schraffiert gezeichnet.
a) Schraubenversetzung : Der Sprung kaun nur durch .,Klettern" bewegt werden, wobei Leerstellen
oder Zwischengitteratome gebildet oder absorbiert werden; b, c) Versetzung mit teilweisem oder reinem
Stufencharakter: Der Sprung kann auf seiner Gleitebene gleiten.
Dichte und Art des Versetzungswaldes und von Einzelheiten des Ver-
formungsvorganges ab, die durchaus noch nicht geklärt sind. Wenn man
die verschiedenen vorgeschlagenen Modelle vergleicht [2], so kann man
als eine Abschätzung der Größenordnung für die Konzentration c der
atomaren Fehlstellen, die während einer plastischen Verformung mit dem
Verformungsgrad B erzeugt werden, die Formel
c = 10-3 B
a c
Abb. Hi8a-c. Quergleitung (schematisch).
a) Eine aufgespaltene Versetzung nähert sich einem Hindernis und hat sich infolge thermischer
Schwankungen teilweise vereinigt; b) ]'alls die Vereinigung eine kritische Länge I. erreicht, kann sich
eine nene Aufspaltung in einer anderen Gleitebene bilden: c) Die neue Aufspaltung breitet sich in der
neuen Gleitebene aus und ermöglicht damit die üherschreitung des Hindernisses.
z" illinge auf, deren Entstehung im einzelnen noch ungeklärt ist). Dazu
muß während der Verformung eine große Anzahl neuer Versetzungen
geschaffen werden. In der Tat kann durch Kaltverformung die Ver-
setzungsdichte auf 'Werte bis zu 1012 cm- 2 ansteigen. Diese Versetzungen
können sich mittels dcr "FRANK-READ-Quellen" bilden, deren einfachster
Typ in Abb. 170 dargestellt ist. In der dargestellten Gleitebene verläuft
ein Stück Versetzungslinie, das an den Knoten A und B verankert ist,
222 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 253
ist die Kraft pro Längeneinheit, welche die Schubspannung a auf die
Versetzung ausübt, durch k = a· b [GI. (5)] gegeben. Falls man die Ver-
setzung als Saite mit dem Krümmungsradius r behandelt, so ist die
Gleichgewichtsbedingung gegeben durch k = ELjr, und damit wird die
kritische Spannung ao, welche notwendig ist, um die Versetzung zu
befreien, gegeben durch
G·b
ao = -l-' (6)
falls die Entfernung AB gleich l ist. Diese Spannung ao ist nämlich not-
wendig, um die Versetzung durch die Lage zu bringen, in welcher der
Krümmungsradius r ein Minimum hat, also wo r = lj2 ist.
Nachdem diese kritische Lage überschritten ist, kann sich die Ver-
setzung ausdehnen und durchläuft die in der Abb. 170 gezeichneten
Stadien. Da sie in den unbeweglichen Knoten A und B verankert ist,
vereinigen sich dort zwei gegenläufige Versetzungsstücke und stellen
an der Quelle den ursprünglichen Zustand wieder her, wobei aber gleich-
zeitig ein voller Versetzungsring gebildet wird. Dieser Vorgang kann sich
wiederholen und in einer einzigen Gleitebene eine große Anzahl von Ver-
setzungen erzeugen.
Wenn auf diese Weise f! Versetzungen pro Flächeneinheit senkrecht
zu den Versetzungslinien gebildet wurden und wenn der mittlere Lauf-
weg der Versetzungen L ist, so ist die dadurch verursachte Abgleitung
gegeben durch
l3 =Leb. (7 a)
Der Beweis für GI. (7 a) ist recht einfach: Betrachtet man ein Volu-
menelement (Abb. 171), das senkrecht zu n bewegten Versetzungslinien
die Fläche h . L und in Richtung der n Versetzungslinien die Tiefe d
hat, so ist nach GI. (5) die geleistete Arbeit W = n . abd . L. Anderer-
seits folgt für die Arbeit W = aLd· nb = aLdhl3. Durch Vergleich
ergibt sich sofort GI. (7a), da e =njhL. GI. (7a), die sich auf ein
eindimensionales Modell bezieht, kann man leicht noch erweitern.
Sind etwa N Versetzungen pro Volumeneinheit erzeugt worden, von
denen jede sich über die Fläche A bewegt, so ist die resultierende Ab-
gleitung
l3=NAb. (7b)
Lit. S. 253 1. Metallphysikalische Grundlagen 223
träge unterscheiden:
1. Versetzungen in paral-
lelen Gleitebenen. Auf eine sich
bewegende Versetzung wir- n
ken Versetzungen in paral-
lelen Gleitebenen mittels ihres ~~~------L--------~
Spannungsfeldes. Wenn die Abb.171. Zusammenhang zwischen Versetzungsbewe-
Versetzungsdichte 12 cm- 2 ist, gung und makroskopischer Schubverformung (s. Text).
so ist der mittlere Abstand
zwischen den Versetzungslinien 1 ~ lIVe.
Damit herrscht im Kristall
ein inneres Spannungsfeld, das sich mit der mittleren Periode 1 ändert
und dessen mittlerer Absolutbetrag nach GI. (3) etwa den Wert
1 ,/-
(Ji = 2n . G· b fl2 (8)
hat. Falls die angelegte Spannung CI kleiner als Cli ist, bleiben die Ver-
setzungen in den "Tälern" des "Spannungsgebirges" gefangen, und nur
für (J > (Ji können sie sich über größere Abstände bewegen. Da nach
GI. (8) (Ji temperaturunabhängig ist (oder nur über G ganz schwach von
T abhängt), ergeben also die Spannungsfelder der vorhandenen Ver-
setzungen einen Beitrag zur Fließspannung, der von der Verformungs-
temperatur nicht abhängt.
2. Versetzungen senkrecht zur Gleitebene. Eine sich bewegende Ver-
setzung trifft auch auf andere Versetzungen, die ihre Gleitebene durch-
stoßen. Daher muß sic einen sogenannten "Versetzungswald" durch-
schneiden. :Falls die "Bäume" geneigt sind, können sie sich mit der sich
bewegenden Versetzung stückweise vereinigen Abb. 172 [41, 42], wobei
dann ebenfalls eine gewissc Mindestspannung von der Größenordnung
von GI. (8) notwendig ist, damit die Versetzung nicht hängen bleibt. Ein
anderer Einfluß des "Waldes" liegt darin, daß beim Durchschneiden
die im Abschn. B 1.134 beschriebenen Einschnürungen und Sprünge in
den Versetzungen gebildet werden müssen. Da die dazu notwendige
224 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 253
o
o 0-------
/// A
/
/
o
o
o
Abb. 173. Durchschneiden eines Versetzungswaldes (schematisch). Die bewegte Versetzung wird an
Versetzungs·"Bäumen" vom Durchmesser d aufgehalten, kann diese aber mit Hilfe von thermischer
Aktivierung durchschneiden und bis zum nächsten Baum weitergleiten.
festigungsgesetz" angeben. Aus den GIn. (7a) und (8) kann manetwae
eliminieren und erhält
1 , / - ,/-
u= - G y blL . f 8 (12)
231:
als eine parabolische Verfestigung, wie sie an polykristallinem Material
annähernd beobachtet wird. In Wirklichkeit liegen die Verhältnisse
wesentlich komplizierter. Verhältnismäßig umfangreiche Untersuchun-
gen liegen an Einkristallen in kubisch-ßächenzentrierten Metallen vor.
<.> 1,3
o
<::>
I
~.~ "z )",
Q
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~ 1,0
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§ I I
I
~o, 7 I
~
0..::: ~6 Ta: I
-220 -180 -/40 -/00 -60 -20 0 20 60 100 140"C 180
Temperatur
Abb. 174. Fließspannung von Aluminium-Einkristallen (Al 99,99) als Funktion der Temperatur. Die
Meßwerte von A. H. COTTRELL und R. J. STOKES [43] wurden nach A. SEEGER [1] wegen der Tempera-
turabhängigkeit der elastischen Konstanten korrigiert.
[l711]
Orientierung der
energie hat, ist Teil II auch schon Zugachse
bei Raumtemperatur stark ausge-
prägt,.
15*
228 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 253
folien in Metallen wie Aluminium, Kupfer, Gold, Silber usw. keine auf-
gestauten Versetzungsgruppen beobachtet wurden, sondern nur Gebiete
hoher Versetzungsdichte, in denen die Versetzungen in starker und un-
regelmäßiger Vermaschung auftreten und die durch relativ versetzungs-
freie Gebiete getrennt sind [4].
40r-----r----,-----.-----.----~
Ob diese Anordnungen für das
kp!mm 2
Innere des Kristalles typisch sind
~r----+----~--~~--_+----~ oder sich erst beim Abätzen der
Folien (deren Dicke einige 10-5 cm
ist) aus aufgestauten Gruppen
bilden, ist jedoch noch nicht ge-
klärt. Im Teil lIder Verfesti-
gungskurve werden dann durch
die Spannungen der Versetzungen
1m primären Gleitsystem Verset-
zungen im sekundären Gleitsy-
o 10 20 30
Abg/eHung stem aktiviert, die das primäre
Abb. 176. Verfestigungskurve von Einkristallen Gleitsystem durchschneiden und
aus Reinstaluminium (AI 99,99) von verschiedenen eine große Anzahl von Durch-
Orientierungen. (Zugversuch, Raumtemperatur)
(nach W. STAUBWASSER [45]). schneidungssprüngen hervor-
rufen. Diese Sprünge erschweren
dann die Versetzungsbewegung und verursachen damit eine Verfestigung. ]
Obwohl auch noch andere Deutungsversuche bestehen [9a], scheinen
neuere elektronenmikroskopische Untersu-
chungen [9b,9c] darauf hinzuweisen, daß in ku-
bisch-flächenzentrierten Metallen die Verset-
zungensich tatsächlich in engen Gleitzonen be-
wegen und damit Aufstauungen bilden. Wenn
auch damit die Theorie, die von Versetzungs-
aufstauungen Gebrauch macht [1, 9d], den
tatsächlichen Verhältnissen wohl am besten
entspricht, kann eine endgültige Klärung wohl
erst durch zukünftige Untersuchungen erfolgen.
Abg/eilung
1.15 Kriechen Abb.177. Schematische Darstel-
lung der Verformungsentfesti-
Unter Kriechen versteht man eine pla- gung bei Temperaturwechsel zu
stische Verformung, die unter langdauernder höheren Temperaturen mit zwi-
schenzeitlichem Entlasten
Belastung abläuft. Kriechen wird meist bei (nach A. SEEGER [1]).
erhöhten Temperaturen und bei konstanter
Spannung beobachtet, tritt aber bei allen Temperaturen auf. Da zahl-
50 2,11
Kcal/m 01 eV
90
I i 1, 13",
I
IA
.~
1,30 ~ '"
- - r-- cf' ~I I 0,81.!ii
~
§
I
j i I
~
0,43""
--l<
o--D'
V I
I o
100 200 300 ~oo 500 600 100 800 900 °1(1000
ffriechfemperofur
Abh. 17~. Aktivierung"energi" iiir das Kriechen von ]leiJl,;talllminiulll (Al 99.99) alK Funktion der
allKolllten Temperatl\l' (naeh O. D. SHERRY, .J. L. LYTTOK u. J. K DORX [48]).
1.152 Kriechen bei mittlerer 'remperatur. Aus Abb. 178 ersieht man,
daß für Aluminium unterhalb etwa 160 oe der Wert der Aktivierungs-
energie für Kriechen auf etwa 1,2 eV abfällt. In diesem Temperatur-
bereich ist die Konzentration und die
Beweglichkeit von Leerstellen so nied-
rig, daß Klettern nicht mehr in nen-
nenswertem Umfang auftreten kann.
15
kp/mm
/
V ,,"
1.
I V'"
/"
V
/3
~
10
/
2
/ 3 5 6 7 %8
Dehnung
Abb. 181. Doppelte Streckgrenze von AlMg3 nach Unterbrechnng der plastischen Verformnng (bei
-183' C) und Auslagerung bei 96'C (nach A. R. C. WESTWOOD U. T. BROOJII [59]).
l
I i
{msgeschwindigkeit erhöhen. I I
I ! II
Auf dem Mitdiffundieren
von Fremdatomen beruht z. B. o 2 J %5
Dehnung
auch der sogenannte PORTEVIN-
Abb. 182. Unstetiges Spannungs-Dehnungs-Dia-
LE CHATELIER-Effekt [54J, der gramm (PORTEVIN-LE CHATELIER-Effekt) in Rein-
sich im Zerreißdiagramm durch aluminium, verursacht durch die Wechselwir-
kung von Versetwngen mit Verunreinigungs-
stufenförmige U nstetigkeiten- atomen (nach A. H. COTTRELL [54]).
zeigt, die auf die Bewegung der
Versetzungen zurückgeführt werden können. Ein Beispiel für Reinalu-
minium ist in Abb. 182 gezeigt [54].
Speziell bei Aluminium-Magnesium-Legierungen werden Stufen in
der Verformungskurve festgestellt (siehe dazu S. 285). Der Mechanismus
der Stufenbildung dürfte prinzipiell folgender sein:
Falls die angelegte Spannung groß genug ist, kann die in Frage kom-
mende Versetzung ihrer Wolke davonlaufen und sich verhältnismäßig
rasch durch das Gitter bewegen. Verlangsamt sich jedoch die Ver-
setzung, oder bleibt, sie vorübergehend vor einem Hindernis liegen, so
haben die Fremdatome Gelegenheit, eine Wolke zu bilden und die
Versetzung zu verankern. Dann muß die Spannung wieder stärker er-
höht werden, damit die Versetzung sich wieder von der Wolke losreißen
kann, und auf diese Weise wird eine unstetige plastische Verformung be-
wirkt.
Gb a
r= ----: (16)
2IJi ®
® ®
®
-
annehmen, wie sieh leicht aus -, ®
® ", /
Gl. (6) ableiten läßt. ® ® ®
Die Fließ spannung hängt nun @
b ®
dayon ab, ob der Abstand l zwi- ®
1 0,50m3 HF (40%ig), 1,5 oms HCI (oono.), 2,5 om3 HNO a (oono.), 95,5 om3 H 2 0.
2 60 g Na2HP04 und 2 ml H 2S04 oono. auf 11 H 2 0.
240 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 253
welche bis auf ein Quadrat von 12 X 12 mm beidseitig mit Lack (Poly-
styrol in Trichloräthylen) abgedeckt wird. Die als Anode geschaltete
Probe wird in einem Glänzbad 1 sorgfältig gleichmäßig abgedünnt, bis ein
Durchbruch erfolgt. Die Randpartien des entstandenen Loches werden
nach gründlichem Spülen mit einem Rasiermesser herausgeschnitten,
wobei die Metallfolie zwischen zwei Fließblätter gelegt wird. Meist muß
eine gute Stelle herausgesucht werden, doch eignen sich die Proben bei
einer Dicke von weniger als 4000 A gut zur direkten Beobachtung im
Elektronenmikroskop.
16 AltenpohJ. Aluminiulll
242 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik rLit. S. 253
9250: 1 22000: 1
Abb.185. Versetzungen und Snbkorngefüge in Abb.186. Versetzungsnetzwerke und Subkorn-
gehämmerter Reinstaluminiumfolie. Elektronen- grenzenaufbau in gehämmerter Reinstalumini-
mikroskopische Durchstrahlaufnahme umfolie. Elektronenmikroskopische Durchstrahl-
(nach P. R. HIRSCH u. Mitarb. [88]). aufnahme (nach P. TI. HIRSCH u. Mitarb. [88]).
16700,1
Abb.188. Wandern einzelner Versetzull>(en in Reinstaluminium Al 99,99. Die Folie wurde bei 500'C
geglüht, elektrolytisch abgedünnt und in das Elektronenmikroskop eingesetzt. Durch die dort ent-
standenen Spannungen sind Versetzungen gewandert. I und II sind zwei zeitlich nacheinander
liegende Anfnahmen ans einer größeren Serie. Elektroncllmikroskopische Dnrchstrahlanfnahmen
( nach .T. T. FOTTRlF. n . Tr. G. }' . WUSDOR F [1 .12]).
-y
S,
'>-::::::::;::::::::::::~A/'
~-"'~<s;~
30000,1
Abb.189. Schematische Darstellung einer VOll A Abb. 190. Elektronenmikroskopische Durch-
nach B laufenden Schmuhenvcrsetzung mit den strahlaufnahme einer kaltgewalzten Folie aus
an den Oberflächen entstnndenen Yersetzungen 8, AIMn. Im Mikroskop tritt Wandern von Ver-
nnd S, (nach J>. H. H[R~C" [.911]). setzungen ein. Hierbei häufiges Quef/,Iciten
(Cross Slip)
(nach A. SAULNIER [.90a]).
Spur ebenfalls, löscht jedoch nach einigen Sekunden wieder aus. Abb. 186
zeigt. innerhalb eines Subkorns die Spur einer wandernden Schrauben-
versetzung, die durch Quergleitung (cross-slip) auf eine andere Gleitebene
gewechselt. hat. Abb. 190 zeigt gleichfalls Spuren erfolgt.er Querglei-
tungen.
Die Metallfolie ist. mit. einem dünnen Oberflächenfilm (Oxyd- bzw.
Kohlefilm) bedeckt. Dieser Oberflächenfilm ergibt. eine gewisse Veranke-
rung des Endes der Versetzung.
1ß*
244 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 253
Einen Hinweis darauf ergibt die gebogene Gestalt der laufenden Ver-
setzungen (Abb. 188). Die Mitte der Versetzungslinie ist meist weiter vor-
gerückt als die beiden Enden, die offensichtlich zurückgehalten werden.
Aus der Krümmung der Versetzungslinien gelingt es, die örtliche Scher-
spannung zu berechnen. Diese beträgt etwa G/1000 (G = Gleitmodul),
was zur Verschiebung von Versetzungen bereits genügt [90]. Ursprüng.
lich wurde angenommen, die Versetzungen würden im Elektronen-
mikroskop infolge lokaler Aufheizung der Metallfolien wandern. Eine
genaue Untersuchung dieser Verhältnisse durch J. SILCOX und M. J.
WHELAN [90b] zeigte indessen, daß sich die Folie bei Elektronen-
bestrahlung unter normalen Bedingungen nur um 10 bis 20 grd erwärmt.
Diese geringe thermische Energie genügt zur Verschiebung von Ver-
setzungen nicht. Es scheint, daß der Oberflächenfilm auf die Versetzun-
gen Kräfte ausübt, der genaue Mechanismus ist jedoch noch unklar. Ist
der Oberflächenfilm kräftig genug, um die Ausbildung der Gleitstufe zu
verhindern, entstehen an den Grenzflächen Metall/Oberflächenfilm je
eine Versetzung (81 und 8 2 in Abb. 189). Verursacht durch diese Ver-
setzungen beobachtet man an den Außenseiten der Gleitspur den stärksten
Kontrast. Bei der Entstehung der Gleitstufe, verschwinden die beiden
oberflächlichen Versetzungen 8 1 und 8 2 und damit auch die von ihnen
induzierte Spur der ursprünglichen Versetzung A bzw. B.
I •,
~ .
:10000: 1 ~2000: 1
Abb. HH. Yersctzllugsrillge in abgeHchreektenl Abb. 192. Korngrenzeufcgioll ohne Versetzungs-
Reinstaluminium. ElektrOlleIllnikrmikopisehe ringe in Reinstaluminium. Elektronenmikrosko-
Durch,tmhlnnfnahmc (na .. h .T. ~TT,C()X [I.).'!]). pische Durchstrahlallfnahme
(nach P. TI. HIRSCJlll. 1litarb. [fllJ).
•
•
m
37000: 1
Abb. 194. "Ausglühen" von Versetzungsringen während der Beobachtung im Elektronenmikroskop
bei 190°('. Reinstaluminium. I bis IV: zunehmende Dauer der Beobachtung. Elektronenmikrosko·
pische Durchstrahlaufnahme (nach J. SILCOX 11. M. J. WHELAN [98]).
1.23 Subkorngefüge
Im Aluminium treten unmittelbar nach starker Kaltverformung
relativ gut ausgebildete Subkorngrenzen auf. Im Gegensatz dazu findet
man in stark deformiertem Silber, Kupfer (J. BAILEY [109]) oder Nickel
(W. BOLLMANN [110]) bei Raumtemperatur Anhäufungen von Verset-
zungen in Gestalt breiter Bänder, die relativ versetzungsfreie Gebiete
Lit. S. 253] 1. Metallphysikalische Grundlagen 249
2500:1 2500: 1
Abb. 200. Subkorngefüge von hartgewalzter Abb. 201. Subkorngefüge von gewalzter Reinst·
Reinstaluminiumfolie (AI 99,994). Elektronen· aluminiumfolie (Al 99,994). Nach 2 Minuten
mikroskopische Durchstrahlaufnahme Glühen bei 250 oe im Salzbad (vgl. Abb. 200)
(nach ALUSUISSE [120]). (nach ALUSUISSE [120]).
nahme der Sub körner pro mm 2 nach jeweils 24stündiger Glühung der
walz harten Folie bei verschiedenen Temperaturen. Zwischen 20 und
100 oe findet hinsichtlich Größe der Körner keine nennenswerte Ände-
rung des Subkorngefüges statt. Sehr
7~--~--~----~---r----r---,
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256 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik
2. Plastische Verformung
2.1 Einleitung
Im folgenden werden die wichtigi:lten über die plai:ltii:lche Verformung
von reinstem und legiertem Aluminium vorliegenden Kenntnisse zu-
sammenfassend dargestellt. Im ersten Abschnitt werden die kristallo-
graphischen und geometrischen Faktoren beschrieben. Danach wird
ein Überblick über typische Beobachtungsergebnisse bei der Ein-, Bi-
und lVIehrkristallverformung dei:l reinsten Aluminiums gegeben. Ein
weiterer Abschnitt gibt einen Abriß über neuere Untersuchungsergebnisse
an Aluminiumlegierungen. Dabei werden, dem Umfange der vorliegenden
Untersuchungen entsprechend, die kupfer- und magnesiumhaItigen
Legierungen getrennt yon den soni:ltigen Legierungen besprochen. Einige
Aspekte der technologischen Formgebung werden ebenfalls erörtert. Im
letzten Abschnitt werden die Ergebnisse von Oberflächenbeobachtungen
an kriech- und wechselverformten Aluminiumwerkstoffen zusammen-
gefaßt. Auf die Deutungsmöglichkeiten der erörterten Beobachtun-
gen, insbesondere auf die in Frage kommenden versetzungstheoretischen
Argumente wird nur yereinzelt hingewiesen. Sie sind an anderer Stelle
diese8 Buche8 [1] au:sfiihrlich be"dlrieben.
17 Alt('upuhl Alllminiulll
258 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 303
mit A bis D die Pole der möglichen Gleitebenen, mit I bis VI die der
Gleitrichtungen bezeichnet, so ermöglicht Abb.203 mit der Bezeich-
nungsweise von E. SCHMID und W. BOAS [2] vorherzusagen, welches
Gleitsystem bei der vorliegenden Kristallorientierung als primäres
System aktiviert wird. Für Orientierungen innerhalb der einzelnen
Dreiecke der Abb. 203 gibt der Buchstabe die primäre Gleitebene, die
römische Ziffer die Gleitrichtung an. Da wegen der kubischen Symmetrie
jede kristallographische Rich-
tung im Raum 47 völlig gleich-
wertige hat, legt man heute all·
gemein die Orientierung einer
Kristallstabachse bezüglich der
Richtungen [100] und [111] bzw.
[110] im Grunddreieck der ste-
reographischen Projektion fest.
1'6 Dieses umfaßt gerade 1/48 aller
möglichen Richtungen. Für alle
Kristallorientierungen inner-
halb dieses Grunddreieckes, das
in Abb.203 schraffiert einge.
zeichnet ist, ist das Gleitsystem
(111) [101] schubspannungsmä-
ßig gegenüber allen anderen aus·
Abb. 203. Kla8sische Festlegung der Gleitelemente gezeichnet. Man nennt es des·
kubisch-flächenzentrierter Einkristalle nach E.
SCHMID und W. BOAS [2]. Der Buchstabe gibt die halb Hauptgleitsystem.
Gleitebene. die römische Ziffer die Gleitrichtung Bei der plastischen Verfor-
der Systeme, die bei Orientierungen innerhalb der
einzelnen Orientierungsdreie<;,ke als Hauptgleit- mung ändern Einkristalle ihre
system betätigt werden. Da alle Gleitrichtungen Form und ihre Orientierung. Zur
doppelt gezählt wnrden (positive und negative
Richtung), treten insgesamt 24 Gleitsysteme auf. Klärung grundsätzlicher Fragen
erfolgt die Einkristallverfor-
mung überwiegend im Zugversuch. Dabei werden meist zylinder.
förmige Kristalle bekannter Orientierung unter Anstrebung von Mo-
mentenfreiheit in geeignete Fassungen, z. B. einer POLANYI-Apparatur,
eingespannt und mit konstanter Geschwindigkeit verformt. Für die ein-
setzende plastische Verformung ist die in der primären Gleitebene in
Gleitrichtung wirksame Schub spannung T = fl a bestimmend. Dabei
ist fl = sin X cos A der sogenannte Orientierungsfaktor, der die Lage
von Gleitebene und Gleitrichtung gegenüber der mit der Kristallstab-
achse übereinstimmenden Zugrichtung wiedergibt, a die äußere Zug-
spannung, A der Winkel zwischen Zug- und Gleitrichtung und X
der Winkel zwischen Zugrichtung und Gleitebenennormale. Eine an-
schauliche Beschreibung des Verformungsprozesses bei Betätigung
eines Gleitsystems liefert das bekannte Holzscheibenmodell von H. MARK,
Lit. S. 303] 2. Plastische Verformung 259
li sin Ao
Zo sin Ai'
17*
260 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik Lit. s. 303
nächsten [4, 5]. Für Orientierungen auf den Begrenzungen und Ecken
des Grunddreiecks sind von Anfang an zwei oder mehr Gleitsysteme
geometrisch und damit schubspannungsmäßig gleichberechtigt. Werden
bei dort liegenden Kristallorientierungen diese Systeme auch gleich-
zeitig oder wechselweise betätigt, so spricht man von Doppel- oder Mehr-
fachgleitung. Bei Kristallorientierungen, die mit den hochsymmetrischen
Richtungen [100], [111] und
[/JoD [110] zusammenfallen, sind bei-
spielsweise 8, 6 und 4 Gleit-
systeme geometrisch gleich-
wertig.
:Für die Orientierungsände-
rungen bei der Zugverformung
von Einkristallen kubisch-
[oi [010] flächenzentrierter Metalle er-
gibt sich somit folgendes Bild:
Bei Kristallen, deren Zug-
achsen im Inneren des Grund-
dreiecks liegen, durchlaufen
diese stetig zunächst die in
Abb.204 eingezeichneten Zug-
[ooff achsenwanderungskreise, bis
Abb. 205. Die zu den einzelnen Gleitsystemen ge-
die Nähe der Symmetralen
hörenden Gleitelemente. Die in den Verbindnngs- [100]-[111] erreicht wird. Ab
pfeilen der zugehörigen Gleitebenen und -richtungen
angegebenen Zahlen geben die heute übliche Nu- dort ist dem primären Gleit-
merierung der Gleitsysteme wieder. system (B IV in der in Abb.
203 gewählten Bezeichnungs-
weise) das Gleitsystem (111) [110] (CI in Abb. 203) gleichwertig, und die
weitere Orientierungsänderung erfolgt so, daß sich die Zugachse mehr
und mehr einer zu beiden Gleitrichtungen symmetrischen Lage zu-
wendet. Die Orientierungsänderung erfolgt längs der Symmetralen auf
die Richtung [211] zu, die asymptotisch bei unendlich großer Verfor-
mung erreicht würde. In Abb. 204 ist dieses Verhalten durch die in der
Symmetralen [100] - [111] eingezeichneten Pfeile angedeutet. Bei Kri-
stallorientierungen, die auf den Begrenzungen [110] - [111] bzw. [100] -
[110] des Grunddreiecks liegen, sind im primären Gleitsystem und in
den Systemen (ln) [011] bzw. (111) [101] (BVundAIIlnachAbb.203)
gleiche Schubspannungswerte wirksam. Die Orientierungsänderung er-
folgt in diesen Fällen längs der Begrenzungen des Grunddreiecks in
Richtung auf den [111]- bzw. [100]-Pol zu. Doppelpfeile auf diesen
Grunddreiecksbegrenzungen deuten diesen Sachverhalt in Abb. 204 an.
Stabachsenorientierungen schließlich, die mit den [100]- bzw. [111]-
Polen übereinstimmen, werden - je nachdem welche Systeme zufällig
Lit. S. 303] 2. Plastische Verformung 261
/}off
[tog
[114/
Abb.206a u. b. Beobachtete Orientierungsänderungen bei der Zugverformung kubisch·flächen-
zentrierter Einkristalle.
a) Orientiernngsänderung eines Aluminiumeinkristalls. Die Kreuze geben die nach verschieden großen
Abgleitung (Zahlenwerte) beobachteten Orientierungen. Man erkennt die Abweichung der Orien-
tierung vom eingezeichneten Wandernngskreis bei Annähernng an die Symmetrale in Richtung auf
den (211)-Pol zu; b) Orientiernngsändernng eines Au-Einkristalls. Hier erfolgt die Orientierungs-
änderung längs der Zugachsenwandernngskreises über die Symmetrale hinaus. Der Kristall "über-
schießt". Erst danach setzt Umkehr der Orientiernngsändernng in Richtung auf den (211)-Pol ein.
fehlerenergie, wird also bei Aluminium nicht erwartet und ist bisher
dort bei der Einkristallverformung auch nicht beobachtet worden.
Die Bildung von Verformungszwillingen wurde bei Aluminium bis-
her selbst bei extrem tiefen Verformungstemperaturen [15, 16] nicht fest-
gestellt.
Bei der Hochtemperaturverformung [8 bis 13] von Aluminiumein-
kristallen aus dem durch die Pole [110], [111] und [211] begrenzten Orien-
tierungsbereich werden neben Abgleitungen im primären Gleitsystem
auch solche aufWürfelflächen (100) mit Gleitrichtungen [110] beobachtet
[8,9]. Der Weg der Zugachsenwanderung läuft in solchen Fällen auf
den [l11]-Pol zu. Auch bei Ausgangsorientierungen in der anderen Hälfte
des Orientierungsgrunddreiecks tritt bei der Hochtemperaturverfor-
mung abweichend vom Normalfall bereits vor Erreichen der Symmetra-
len [100] - [111] Mehrfachgleitung in mehreren Oktaedersystemen auf,
die zu einer Orientierungsänderung in Richtung auf den [100]-Pol hin
führt. Bei Verformung oberhalb 450°0 wurden neben (111)- und (100)-
Ebenen auch noch andere Gleitebenen beobachtet [10 bis 13]. Als mög-
liche Gleitebenen wurden Ebenen vom Typ (110), (112) und (113) disku-
tiert. Die Ergebnisse sind vorerst nicht einheitlich: Bei Schubversuchen
mit für Abgleitung auf Nichtoktaederebenen günstig orientierten Ein-
kristallen wurden bei Verformungstemperaturen von 400 und 600 oe
keine Hinweise auf Nichtoktaedergleitung gefunden [14].
2.31 Einkristalle
Bereich! !lereichD
lm
I Vu=(::i
V.
I
=(;d~)
da I
~ß
·0
a Abg/eifung b aß am Abg/eifung
Ahh. 207a u. b. Schematische Yerfestigungskurven einesAlurniniurneinkristallsmittJercr Orientierung.
a hei Ranmtemperatur; h hei tiefer Temperatur.
.--+------r-~-
!--x i
I j-k~.,
i a~
100 200 300 0 K 400
Prüffemperafur
Abb. 208. Yerhältnis zwischen der }'ließspannnng bei Temperaturen zwischen 4,2 und 400 °K unu
der bei 4,2 °K gmnessenen. Zugversuche an Einkristallen aus Reinstaluminiulll
(nach Z. S. BASINSKI [30]).
n geluessell; b nlit Korrektur der Tenlperaturabhängigkeit des E-l\Ioduls.
=.
liO:l 95:1
Abb. 20Ila. Stirnlläche eiue, ]{ein,taluminiulll- Abb. 209b. Seitenfläche eines Reinstalulllinium-
einkristalles nach 7 ~~ Dehnung kristalles nach 7 % Dehnung
(nach R. W. ('AH'! [.'17]). (na"h R. W. ('AHN [.)7 ]).
festgestellt, daß die in den Abb. 209 a und 209 b beschriebenen licht-
mikroskopischen Gleitspuren, die heute allgemein als Gleitbänder (slip
bands) bezeichnet werden, aus einer Vielzahl einzelner gebündelter Gleit-
linien (slip lines) bestehen. Die Auflösung feinster Einzelheiten verformter
Oberflächen von Aluminiumeinkristallen gelang H. WILSDORF und
D. KUHLMANN-WILSDORF [42 bis 44] mit Siliziummonoxyd-Abdrücken,
die eine wesentlich bessere Auflösung als die bis dahin benützten Oxyd-
abdrücke besitzen. Je nach Verformungsgrad wurden 5 bis 100 Gleit-
linien mit Abständen von 50 bis 500 A innerhalb eines Gleitbandes be-
toooo: 1 16000: 1
Abb. 210. Feingleitnng anf einem Reinstalumi- Abb. 211. GleitlinieIl und Gleitbänder auf
niumeinkristall verformt bei 90 °K in Bereich II einem bei Raumtemperatur verformten Reinst-
(8 = 7%) (nach A. SEEGER n. Mitarb. [45]). aluminiumeinkristall (8 = 30%)
(nach A. SEE GER u. Mitarb. (45)).
l,o~~~~~~-+~~~r-~~~~~-+~~~
kp/mm 2
1,2·~~~~~~-+~~-=-i"'-~~+
El
[I).
F.f'"
~
~
o
~
Lit. S. 303] 2. Plastische Verformung 273
2.33 Vielkristalle
1 Die elektrolytisch polierte Probe wird vor der Verformung auf photogra-
phischem Wege mit einem feinen Strichgitter versehen. Dieses erlaubt, nach er-
folgter Verformung die Verlängerung der einzelnen Körner zu messen.
18 AItenpohl. Aluminium
274 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 303
daß die meisten Gleitbänder, die auf Grund ihrer Richtung nicht mit
Oktaedergleitung verträglich sind, in Wirklichkeit doch durch Abglei-
tung auf Oktaederebenen entstehen.
Gegenüber diesen Detailbeobachtungen an einzelnen Kristalliten
der Vielkristallmatrixsind pau-
q6,----,-----,----,-----,----.
schale Untersuchungen des pla- kp/mm 2 x
stischen Verhaltens von Alu-
miniumvielkristallen wesent-
lich leichter durchführbar.
R. P. CARREKER und W. R.
HIBBARD [79] haben den Ein-
fluß von Korngröße, Dehnungs-
geschwindigkeit und Verfor-
mungstemperatur auf die Zug-
verformung von Reinstalumi- O'~2~VO~--_1~w~----mLv-----~~-----0L-~~
nium im Temperaturintervall f/erfOrmungsremperll/r.;r
von 20 bis 873 °K in den Grund- Abb.218. 'l'emperaturabhängigkeit der Fließgrenze
zügen geklärt s. a. Abb. 436, YOu Reinstaluminiumvielkristallen mit zwei ver-
schiedenen mittleren Korndurchmessern
S. 559). Die von H. KNÖLL (narh H. KNÖU u. E. MACHERAUCH [80]).
und E. MACHERAUCH [80]
unterhalb Raumtemperatur frobendurchmesser/ miff/erer /(omdurcnmesser
beobachteten Fließgrenzen 40 16 8 4 3
1,4
kp/mm 2 !
sind in Abb. 218 zusammenge- +
stellt. Man sieht, daß sich eine
ähnliche Temperaturabhän-
1,2
7,0
+
. i
i
--1---- --
."
- - f--
- I ---
Korngröße hat in erster Nähe- i
rung keinen Einfluß auf die mit 0.2 I- ----
~ I
i
abnehmender Temperatur an-
i
steigende Dehngrenze. Sie o 0,3 0,6 0,9 1,2 mm 1,5
beeinflußt lediglich deren Ab- mifflefer Komdurchmesser
solutbetrag. Hinweise auf Abb. 219. Kristallitgrößenabhängigkeit der Fließ-
die Kristallitgrößenabhän- grenze von Reinstaluminiumvielkristallen eines
Probendurchmessers von 4 mm
gigkeit der Fließgrenze von (nach H. KNÖLL u. E. MACHERAUCH [80]).
Aluminiumvielkristallen, die
bei Raumtemperatur verformt wurden, können Abb. 219 entnommen
werden. Eine neuere Untersuchung über die Hochtemperaturverformung
von Aluminiumvielkristallen stammt von P. B. HIRSCH und D. H.
WARRTNOTON [81]; des weiteren verweisen wir auf S. 560.
1~*
276 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. s. 303
Unterhalb 240 K zeigt auch die Vielkristallverfestigungskurve von
0
i/
~
7
~- --
v/V
.,,- /"" Ende des Bereiches II liegt bei
v 293"1(
den beiden Tieftemperaturver-
I festigungskurven etwa bei
71/17 V
,li /
0,6 %Gesamtdehnung. Verfesti-
gungskurven von Aluminium-
proben mit Kristallitgrößen
zwischen 100 und 500 [Lm
IV
2,0
zeigen bei Raumtemperatur
oberhalb etwa 3% plastischer
7l!
1,5
Verformung praktisch die glei-
che Form und lassen sich durch
W7
1,0
Parallelverschiebung ineinander
überführen. In diesem Kristal-
1/5 0
2 3 Lf 5 6 ? %8 litgrößenbereich wird also keine
6'esamfrlehnung von der Kristallitgröße unab-
Abb. 220. Vielkristallverfestigungskurven von Reinst- hängige Fließspannung [82]
aluminium bei drei verschiedenen Verformnngstem-
peraturen. Die Dehnungsgeschwindigkeit betrug oberhalb eines bestimmten Ver-
0,01 min- 1 I, die Korngröße 140 tLm formungsgrades erreicht.
(nach H. KNÖLL u. E. MACHERAUCH [80]).
Ein Tieftem pera tur -Reck-
1 Oder in anderer Schreibweise: 1 % pro Minute.
alterungseffekt wurde in poly-
kristallinern Reinstaluminium
von A. R. C. WESTWOOD und T. BRooM [83] sowie von G. F. BOLLING [84]
beobachtet. Die Streckgrenzenerscheinung [84] nach Wiederbelastung
vorverformter Proben und die Erscheinung der Verformungsentfesti-
gung wurde auch bei Vielkristallen gefunden [85].
Zur Berechnung der Verfestigungskurve von Vielkristallen liegen
mehrere theoretische Ansätze [86 bis 91] vor, von denen die bekanntesten
die von A. KOCHEN DÖRFER [86] und G. J. TAYLOR [87] sind. Bei diesen
wird versucht, unter bestimmten Annahmen durch Mittelung von Ein-
Lit. S. 303] 2. Plastische Verformung 277
"
KocHENDöRFERschen Theorie
\ ~
wird für hohe Verformungs-
grade bei entsprechender Wahl ') ~ \
')
\,~~
\
der Spannungsverfestigung gu- 7 ~ '>
te Übereinstimmung erzielt, 000] [110J
der Anfangsteil der experi- Abb. 221. Orientierungsänderungen verschieden orien-
mentellen Kurve wird aber tierter Kristallite des Vielkristallverbandes auf Grund
der Theorie von G. J. TAYLOR [87]. Mehrere Pfeile
nicht richtig wiedergegeben. bedeuten, daß für die betreffende Orientierung meh-
Um auch dort Übereinstim- rere Kombinationen von 5 unabhängigen Gleitsystemen
auf die gleiche kleinste Abgleitsumme aber unter-
mung mit dem Experiment schiedliche Orientierungsänderungen führen.
zu erzielen, muß eine verfor-
mungs- und korngrößenabhängige Spannungsverfestigung eingeführt
werden. Die TAYLoRsche Theorie führt bei Zugrundelegung der mitt-
leren Einkristallverfestigungskurve zu einer falschen Vielkristallver-
festigungskurve .
u. F. KocKs [92] hat darauf aufmerksam gemacht, daß die mittlere
Einkristallverfestigungskurve keine geeignete Ausgangsbasis für die
TAYLoRsche Theorie ist. Er konnte bei Zugrundelegung einer für lVIehr-
fachgleitullg typischen [l11]-Verfestigungskurve (vgl. Kurve 3 in
Abb. 176, S. 228) befriedigende Übereinstimmung zwischen Theorie und
Experiment erreichen. Dieses Vorgehen hat sich jedoch in anderen Fällen
[80, 93, 94, 9,j] weniger gut bewährt.
Die TAYLORSche Vielkristalltheorie [87] gestattet auch Aussagen
über die auftretenden Orientierungsänderungen der Kristallite im Viel-
kristallverband. Die Wanderungsrichtungen der Zugachsen bei kleinen
Verformungsgraden sind in Abb. 221 durch Pfeile für gleichmäßig über
das Orientierungsdreieck verteilte Orientierungen wiedergegeben. Zwei
oder mehr Pfeile bei einer Orientierung bedeuten das Auftreten von zwei
oder mehr unabhängigen Kombinationen von 5 Gleitsystemen, die auf
278 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 303
g> (fK
::::
~ :R o.4-l
q. kp/mm Z
0,2
0
~-o,2
§ -0,*
Dehnung §
C}-o,6
-0,8
A B -1,0
-1,2
J,?9mm
I
I b
I
rt I
rtf( I (j
'~I
IfR - - - - - - - - -t--
A B
a x
Abb. 222" u. h (nach K. KOLB U. E. MACHERAUCH [102]).
a) Schematische Vielkristallverfestigungskurve a(€) von Reinstalumininm unter Berücksichtignng der
Sonderstellnng der oberflächennahen Kristallite bei plastischer Verformung. a R hedeutet die Ober-
flächenverfestigungskurve, (JK die des Probenkerns. Die Spannungsverteilung über dem Probenquer-
schnitt während des Zugversuches ist unten wiedergegeben. Nach Entlastung der verformten Prohe
treten Eigenspannungen 1. Art auf.
b) Experimentell ermittelte Eigenspannungsverteilung über dem Probenquerschnitt einer 10~ 0
plastisch zugverformten Reinstaluminiumprobe. Den Druckeigenspannungen in den Oberflächen-
schichten wird durph Zugeigem;;pannungen hn Probeninneren das Gleichgewieht gehalten.
Bei allen theoretischen Ansätzen und auch bei der Interpretation der
an zugverformten Aluminiumvielkristallen gewonnenen Versuchsergeb-
nisse werden meist die durch die Oberflächen verursachten Randeffekte
vernachlässigt. Der Vielkristallzugversuch wird als makroskopisch homo-
gen ablaufend betrachtet, und es wird angenommen, daß die inhomogenen
Verformungsprozesse in den Kristalliten nur zur Ausbildung von Eigen-
spannungen H. und IH. Art führen. Auf Grund erstmals von E. HEYN
[97] und G. ~fASING [98] entwickelten Vorstellungen erwartet man
infolge der Dehngrenzen- und Verfestigungsanisotropie in den Kristalli-
ten des Vielkristallverbandes die Ausbildung von praktisch homogenen
Korneigenspannungen [99] nach Zugverformung. Nach neueren Unter-
suchungen [100] trifft dies nicht zu. Bei Reinstaluminium wurden nach
Zugverformung Eigenspannungen I. Art in den oberflächennahen
Kristallitgruppen nachgewiesen. Ihr Auftreten ist Folge der Sonder-
stellung, die den Oberflächenkristalliten bei der plastischen Verformung
[94] zukommt. Gegenüber den in der Matrix gekoppelten Kristalliten
besitzen sie eine freie Begrenzung, über die keine Weehselwirkung zu
Nachbarkristalliten besteht. Dies bedeutet, daß in den Randkristalliten
andere Gleitkombinationen und damit auch andere Verfestigungs-
prozesse als in den Kristalliten im Probeninneren auftreten. Bei Alu-
minium läuft daher der Zugversuch auch makroskopisch betrachtet
inhomogen ab, so wie es in Abb.222a skizziert [101] ist. Die Fließ-
spannung der Oberflächenschichten ist kleiner als die der Gesamtprobe
im IVIittel, was nach Verformung zur Ausbildung von Druckeigenspannun-
gen 1. Art in den Oberflächenschichten führt, die mit dem Verformungs-
grad zunehmen und Werte von 1 bis 2 kp/mm 2 erreichen. Kürzlich wurde
auch die Eigenspannungsverteilung über dem Probenquerschnitt zug-
verformter Reinstaluminiumproben [102] ermittelt. Nach einem Ver-
formungsgrad von 10% wurde die in Abb. 222b wiedergegebene Ver-
teilung bestimmt.
geführt. Bereits die Arbeit von R. KARNOP und G. SACHS [103] hatte
gezeigt, daß zwischen dem ausgehärteten und überalterten Zustand einer
5% Cu enthaltenden Legierung deutliche Unterschiede im Verfestigungs-
verhalten bestehen. Die Untersuchungen von V. U. CARLSEN und
R. W. K. HONEYCOMBE [104] an Legierungseinkristallen mit 3,5% Cu
brachten genauere Hinweise auf
~r-----,------r------r-----,--.
den Einfluß des Verteilungszu-
kp/mm 2
DI standes der Legierungszusätze auf
10 j - - - - - - - i -
den Verlauf der Verfestigungskur-
ve. Während sich der übersättigte
Mischkristall praktisch wie ein
8
reines Metall verhält, liefern 3 Tage
bei 190°C ausgelagerte sowie über-
alterte Kristalle nur wenig orien-
tierungsabhängige Verfestigungs-
kurven und keine merkliche Gleit-
bandausbildung. Im Gebiet des
4 Härtemaximums erfolgt eine sehr
unregelmäßige Gleitung (indi-
stin ct slip) . Verfestigungskurven
-~ von Aluminium-Kupfer-Legie-
~ rungseinkristallen, die das Ver-
formungsverhalten vom übersät-
o 5 10 15 % 20 tigten Mischkristall bis zur zwei-
4bg/eilung phasigen Legierung wiederge-
Abb. 223. Verfestiguugskurveu bei 770 K von vier ben, sind in Abb. 223 zusammen-
verschieden wärmebehandelten Aluminium-Kup- gestellt. Sie sind einer neueren
fer-Legierungseinkristallen mit 4,5 Gew.-% Cu.
I übersättigter Mischkristall, II überaltert, Arbeit von G. GREETHAM und
III 27,5 Std. gealtert bei 190°C, IV zwei Tage
gealtert bei 130 °C.Mit den Kristallen I -III wur-
R. W. K. HONEYCOMBE [108] ent-
den zusätzlich die angedeuteteu Reckalterungs- nommen. Alle Zugverformungen
versuche gemacht
wurden, um stabile Verhältnisse
(nach G. GREETHA}! und R. W. K. HONEYCOMBE
[108]). zu haben, bei 77 °K durchgeführt.
Kurve I gehört zu einem über-
sättigten ::\Iischkristall und zeigt nach Erreichen der kritischen Schubspan-
nung einen ausgedehnten Bereich mit konstantem Verfestigungsanstieg.
Der optimal ausgehärtete Einkristall, Kurve III, zeigt demgegenüber eine
dreimal höhere kritische Schubspannung und einen ausgeprägteren Ver-
festigungsanstieg. 2 Tage bei 130°C ausgelagerte Proben liefern ähnliche
Verfestigungskurven wie die mit IV bezeichnete. Kurve II wurde bei
einer überalterten Legierung gemessen. In allen Fällen handelte es sich
um Kristalle mit Orientierungen im Inneren des Orientierungsgrund-
dreiecks. Die Unterbrechungen der Verfestigungskurven I, II und III
rühren von vorgenommenen Alterungsversuchen her. Kristall I wurde
Lit. S. 303] 2. Plastische Verformung 281
y
für alle Kristallzustände oberhalb
150 K gering. Die rückgebildeten 0
11
J,5
0
J,2 u +-
/
i
.
Abb. 224. Konzentratiollsabhängi!lkeit der kri-
2,8 i tischen Schubspannung übersättigter Alumilli-
c:
...,"
c:
c:
2.9
II I
um-Kupfer-Legierungseinkristalle. Die Kristalle
wurden zwei Tage bei 540 °0 geglüht, luftabge-
"chreckt und danach verformt (nach D. DEW-
/i
Q.
: HUGHER und W. P. ROBERTSON [106]) •
.Q
"u
.c:
VI 2,0
"u ~
.c:
/0 Abb. 225. Temperaturabhängigkeitderkritischell
..,.:~
V
ZU Schubspannung von Aluminium-Kupfer-Ein-
kristallen nahezu einheitlicher Orientierung aber
i
/re
unterschiedlicher Wärmebehandlung und somit
~z unterschiedlicher Znstände. Der Zustand GP I
, (130 °0) wurde durch 2-tägige, der Zustand GP 1I
(130 °0) durch 1000-stündige Auslagerung bei
0,8
/ 130 °0 erreicht. 1-tägige Glühungbei 190° (GP 1I
/
(nach J. G. BYRNE u. Mitarb. [111]).
I i
i Anmerkung: In übereinstimmung mit der Ori-
ginalarbeit wurde dieBezeichnung "GP lI-Zonen"
o 0,8 1.) 1,6 2,04t-% 2,11 beibehalten, obwohl die neuere NormenklatuT
Kupfergehalf hier die Bezeichnung e" vorsieht.
Abb.224
~r---------r--------,---------,--------,
.
c:
10
."
c:
c:
.,
Q.
.Q 8
"
"5 °6PI(IJO°C)
VI
"
.c:
.~
6 ----T-- I
.;: fiJ'
..,. If
Rückbildung Y. aPI
2
IJ
Kristalle und die Kristalle mit GP I-Zonen zeigen die stärkste Tempera-
turabhängigkeit der kritischen Schubspannung unterhalb 150 oK. Die
häufige Feststellung, daß die Auswirkung der elf-Phase auf die kritische
Schubspannung größer sei als die der GP I-Zonen, trifft zumindest, für
tiefe Temperaturen nicht zu.
Die Abgleitungsprozesse erfolgen auch bei den optimal ausgehärteten
Legierungseinkristallen durch bevorzugte Betätigung des Hauptgleit-
systems. Das geht auo; den in Abb. 226 wieder- [11]
gegebenen Orientierungsänderungen hervor, die
.T.NI. SILCOCK [107] an ausgehärteten Kristallen
beobachtet hat. Beim Vorliegen von GP I-Zonen
überwiegen gewellte Gleitbänder. Die Gleit-
bands puren sind mit zunehmender elf-Phase
immer schwerer zu erkennen und werden sel-
trner. Nach einer \Värmebehandlung, die zur
teilkohärenten Ausscheidung der e' -Phase
führte, konnten bis zn 10% Verformung keine
[100] [110J
Gleitbänder beobachtet werden. Bei Einkristall-
Abb. :!26. Orientierungsände-
verformungen (5,3% Cu) wurden von O. J. rungen verschieden behandel-
BEEVERS und R. 'IV. K. HONEYCOMBE [112] ter Aluminium-Kupfer-Einkri-
stalle bei Zugverformung. Die
(100)-Gleitebenen beobachtet, wenn Kristall- Kristalle 8, und 8 enthielten 3
orientierungen nahe der [l11]-Ecke des Orien- nur die (9°-Phase, die Kristalle
11 lind 17 nur die (9'-Phase. Bei
tierungsgrunddreiecks verformt wurden. Bei den Kristallen 13, 12, und 12,
einer Verformungstemperatur von 77 QK wurde w,," die (9°-Phase, als allch (9'-
Anteile vorhanden
praktisch nur bei [111 } orientierten Kristallen (nach J. l\r. RILCOCK [107]).
~.------r------~----~
kp/mm 3
mittleren Kristalldurchmessern kleiner als 50 [J.m auf. Ferner ist die Länge
des Fließbereichs kristallitgrößenabhängig und schließlich wird die
Streckgrenzenerscheinung und die ruckweise Verformung (die auch als
PORTEVIN-LE CHA'rELIER-Effekt bezeichnet wird, vgl. S. 235) nur bei
;\/findest-Magnesiumgehalten von 0,6 bis 0,9% beobachtet.
Die bei der Zugverformung weichgeglühter Aluminium-Magnesium-
Legierungen (25 (J.m Korngröße) [121] auftretenden Oberflächenerschei-
nungen werden unter dem Be-
20~----,----.-----,-----,----.
griff "Streckfiguren" ZUtlam- kp/mm z ,I ~'luten
mengefaßt. R. CHADWICK und ausgeprägter
"r. H. L. HooPER [122] sowie
~~~~T---~~~~~---+--~
fließbereich ~~ ISfreifenbildung(8)
V. A. PHILLIPS [126] un terschei- I !' I
10 I-+-:::-:-:--+-----+_----+---+_-_____i
den dabei zwei Arten, A und B. I fließfJguren - I!
Bei Typ A handelt es sich um bi/dung(A) . I
5~--4---+_--+---~-_____i
flammcnartige, I\U Beginn der I ~
Verformung während des
Durchlaufens des Fließbereichs
_______Vb
or---+---+-=-~~----~~
,---+--'
ungefähr senkrecht zur Ver- 10 /
formungsrichtung auftretende ~ I
Figuren, von denen Abb. 230 ~~ 5~--+---+_--+---+_-~ I
ein typisches Beispiel bei
~ ~
·r- '-I
AIMg3 zeigt. Nach R. CRAD- Or---+---+_~~+---+_-_____i
WIeK und 'V. H. L. HOOPER ~~I I
[122] ist die maximale Ausbil-
dung dieser Streckfiguren nach
etwa 1 % Dehnung erreicht, 5~----r---_+----4_----+---~
wobei eine Vielfalt von Formen
mit ganz zufälligen Orientie- i
rungen vorliegt. Das Erschei-
o 2 3 4 %5
Oehnung
nungsbild ist dem der LÜDERs- Abb.229. Spannungs-Dehnungs-Diagramm von A1Mg3
Bänder bei der Verformung un- (nach Y_ A. PHILLIPS [124] bzw. R. NIELSEN [121]).
legierten Stahles vergleichbar. a ~ bei 20'e
b = bei -76 ce
Nach Dehnungen von 1,5 bis c = bei 20 oe nach dem Abschrecken VOll 500 oe.
2% verschwinden die Streck-
figuren vom Typ A, und es bilden sich bei weiterer Verformung Streck-
figuren vom Typ B aus, die eine ausgeprägt streifige Form haben. Bei
piner AIMgCu-Legierung treten, wie Abb.2:H zeigt, nach 8% Verfor-
mung Scharen paralleler Linien ca. 57 bis 58° geneigt zur Verformungs-
richtung auf. Beim Recken nimmt die Dehnung lokal sprunghaft
zu, wobei eine oder mehrere Scharen von Streifen über die Oberfläche
wandern. Die zeitlich mit der ruckartigen Verformung zusammenfal-
lende Entstehung der Streckfiguren des Typs B ist mit deutlich hörbaren
Geräuschen verbunden. Durch Tieftemperaturverformung lassen sich
286 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 303
die Streckfiguren vom Typ B, durch Abschrecken von 500 °0 die des
Typs A unterdrücken (vgl. Abb. 229).
R. OHADWICK und W. H. L. HOOPER stellten durch verfeinerte
Messungen fest, daß sich beide Streckfigurentypen auch bezüglich ihrer
Oberflächentopographie grundsätzlich unterscheiden. Die unregel-
mäßigen Streckfiguren (A) weisen auf eine unstetige Verformung hin, die
sich nach Überschreiten einer kritischen Spannung von einzelnen Stellen
..Streckrichtung .
1,5:1 2.5:1
Abb. 230. Streckfiguren. Typ A bei der Legierung Abb. 231. Streckfiguren. Typ B bei einer
AllIIg3 nach 1 % Dehnung (nach AI,USUISSE). AIMgCu· Legierung (Zustand: lösungsgeglüht
und abgeschreckt) nach ca. 8% Dehnung
(nach ALUSUISSE).
der Probe aus bei konstanter Last in das noch unverformte Material aus-
breitet. Die Streckfiguren markieren die jeweilige Lage der Deformations-
front. Bei Typ A werden relativ große Unebenheiten beobachtet, die bei
1 % Dehnung Werte bis zu 75 fLm erreichen. Die auftretenden Ober-
flächenmuster auf beiden Seiten der Bleche entsprechen einander. Das
Blech ist an den Begrenzungen der Streckfiguren um kleine Winkel-
beträge von 1 bis 30' ohne Einschnürung abgeknickt. Bei Typ Bist
dagegen die periodisch wiederkehrende Unebenheit zwischen benach-
barten parallelen Bändern geringer und erreicht bei 10% Dehnung nur
Werte von 7,5 !Lm. Bei hohen Dehnungen gehen die Bruchvorgänge von
Vertiefungen der Streckfiguren aus.
Die Entstehung der Streckfigurtypen ist von der Korngrößeab-
hängig. Typ A entsteht ausschließlich bei sehr feinem Korn mit Ab-
Lit. S. 303] 2. Plastisehe Verformung 287
0,8:1
Abb.233. Warmwalzplatte aus AlMn, welche bei relativ tiefer Temperatur oder mit kleinen Stich-
abnahmen warm gewalzt wurde. Nur eine dünne Oberflächenzone ist rekristallisiert, während im
Innern der Platte die Gußkörner nicht rekristallisiert und daherlanggestreckt sind(nachALUSUISSE).
19 AltcnplJhl, AluminiulIl
290 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 303
-
bestandteile ohne Rißbildung 7000 ~ - . -1 - - -
19*
292 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 303
22 ~
-
kp/mm
20
18
16 r--
0>
:f :Ec: « '? « «
L
I
~ I
...: « «
0; I
-.L
2.45 H ochgeschwindigkeitsverformung
"0,2 "B I 6
Zustand kp/mm' kp/mm' %•
2.51 Kriechverformung
Bei der Kriechverformung ist neben der Abgleitung innerhalb der
Körner auch die Verschiebung einzelrer Körner relativ zueinander von
Bedeutung [146]. Die für die Abgleitung verantwortlichen Versetzungs-
2. Plastische Verformung 295
15:1 30: 1
Abb. 237a u. b. Aufsicht anf eine Reinstaluminiumoberfläche uach 3% Kriechverformung bei 280'C
(nach H. BRUNN ER U. N. J. GRANT [145)).
a) Kriechgeschwindigkeit 0,17%/Std. Abgleiten entlang einer Korngrenze;
b) Kriechgcschwinrligkeit 0,4'X,/Std. Drehung eines Kornes um etwa 15°.
detaillierte Untersuchungen [140 bis 146J vor. Oft wurde dabei licht-
mikroskopisch die V ersehie bung von Markierungsrastern verfolgt, die
mehrere Körner überdek-
20
ken. In Abb. 237 Hiwi %
16 I
.) -D- 0
zwei charakteristische Er-
gebnisse von H. BRUNNEH
I
II I
ap
lt;;
und ~ .•T. GRAN'l' i14SJ i ~
Abb. 238. l~llstetigeA Kriechen von
Reinstalunüniulll (grobkörnig rckri-
stallisiert) uuter eiucr Zllgbelastllug
I
~
r
von 0,06 kp/llllll', bei 370 oe (nach
H. C. CHAX'; \lu,l X ..J. GRAXT [1 I.J]).
o
~ 10 20 JO
I
40 SO
i
60 71) 80 h90
8e/aslufI§sdaller
60:1 45: 1
Abb. 242a u. b. Zusammenhang zwischen Knickstellen an Korngrenzen und dem Subkorngefüge
(nach H. BRUNNER u. N. J. GRANT [145]).
a) Reinstaluminium bei 370 oe um insgesamt 11,4% durch Kriechverformung gedehnt; b) Legierung
mit 1,9% Mg bei 480 oe insgesamt 10,87% durch Kriechen gedehnt.
2.52 Wechselverformung
Bei vielen der bisherigen Wechselverformungsuntersuchungen standen
mehr anwendungstechnische als grundlegende Fragen im Vordergrund
des Interesses. Die in den letzten Jahren in verstärktem Maße auf-
genommene, an die klassischen Untersuchungen von H. J. GOUGH und
Mitarbeitern [154] anknüpfende Grundlagenforschung hat zu neuen wert-
Lit. s. aoa] 2. Plastische Verformung 299
/
t --
L~~~~~-~~~~~. __~
400:1 600:1
Abb. 244 a. Extrusions auf der Oberfläche von Abb. 244 b. Extrusions auf der Oberfläche von er-
ermüdungs beanspruchtem weichem müdungsbeanspruchten Proben aus einer Alumi-
ReinstaluTniniulll nium·Kupfer·Legierung (5% Cu) kaltausgehär-
(nach Jlf. PAGANELLI [156]). tet (ungeätzt) (nach M. PAGANELLI [156)).
l°tum
..
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[Lit. S. 371] 3. Erholung und Rekristallisation 307
3.1 Erholung
3.11 Vbersicht
20*
308 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 371
+ I
0,3 -~
~,
+.~ •
!!
iI-
I
~.-
0,
'V · I I
I
!
o 70 20 JO 40 mln SO
Anlaßdauer
AbI!. 247. Änderung des elektrischen Widerstandes e während der Erholungsglühung von vielkristal-
linem Reinstaluminium mit 20% Kaltwalzgrad (nach E. C. W. PERRYMAN [12]) .
• Anlaßtemperatur 74 oe; 0 Anlaßtemperatur 100 oe; + Anlaßtemperatur 127°C.
0,5
• I
I
-
~.
.J..-;:" x
;'---x x
~ ~
I
!
00
V i
I
I
i
I
I
!
ZO 40 50 80 rOO lZ0 140 160 180 mlnZOO
Anlaßdauer (ZlO bis 281°C)
zoo
! I I ! ' !
Typische Ergebnisse sind in Abb. 247 bis 249 sowie in Tab. 22 wieder-
gegeben. Die Meßwerte wurden durch Auftragen des Logarithmus des
reziproken Wertes der Zeit für völlige Erholung gegen den Logarithmus
1
von l' auf die Aktivierungsenergie ausgewertet. Die erhaltenen Akti-
vierungsenergien sind in Tab. 22 eingetragen.
Man erkennt, daß die Erholung des elektrischen Widerstandes mit
einer relativ geringen Aktivierungsenergie von 7,7 kcaljMol erfolgt.
Wurde allerdings die Auswertung für den Zeitpunkt, zu dem gerade die
halbe Erholung abgelaufen war, durchgeführt, so wurde eine wesentlich
Lit. S. 371] 3. Erholung und Rekristallisation 311
Tabelle 22. Erholung von vielkristallinem Reinstaluminium mit 20 und 80% Kalt-
wnlzgrad (nach E. C. W. PERRYMAN [12])
Zeit für das
Zeit für vollständige Erholung (Minuten) Auftreten
Anlaß- einzelner rc-
temperatur oe Linienhreite kristallisier-
ElektriHcher Härte
ter Körner
Widerstand I
(Min.)
20~~ KY ~O% KV 80% KV 20~'~ KV 80% KV
I 20%KV
74 26,5
100 12,0 120000
127 6.0
210 100
225 40 230
250 48 25 590 52 480
281 R 6,5 100 24 60
301 34 10 10
318 14 2
.\ktivierungs-
energie 22400 ± 20000 ± 31800 ± 22500±
7700 ~±: 100
2000 5000 2600 2400
caljg-Atom
KV Kaltverformung vor der Erholung
312 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 371
tragen.) Man erkennt in Tab. 22, daß bei der Erholung der Linienbreite
sowie der Härte die Aktivierungsenergie mit zunehmendem Kaltverfor-
mungsgrad abnimmt. Aus den in Tab. 22 zusammengefaßten Ergeb-
nissen kann man erkennen, daß die Erholung kein Einzelvorgang ist,
sondern daß die physikalischen oder mechanischen Eigenschaften des
Aluminiums sich in verschiedenen Temperaturbereichen und mit unter-
schiedlicher Kinetik erholen.
Bei einer isothermen Untersuchung (bei z. B. 100°C) nimmt die
Erholungsgeschwindigkeit in folgender Reihenfolge ab: Leitfähigkeit,
Linienbreite, Dehngrenze, Zugfestigkeit und Härte [3, 35, 36].
Im folgenden werden wir auf die Entfestigungsvorgänge im einzelnen
eingehen.
--
30
~ """1:
kp/m
30
Einsetzen der
~
~ >-... ~l!kriSfa!{isafillr,
,
~'K
., SubkiJrner vo!!
• ausgebif, ef
\
'1-
t
E
- 1.'5
~
~
~a4
c:; 14
~
15~
10
h40 5 10 15 20 25 % .10
wuhre Oehnung
Abb.251a u. b. Spannung.-Dehnungs-Kurven von weichen vielkristalJinen Proben aus Al99,5
(nach T. V. CHERIAN, P. PIETROKOWSKY u. J. E. DORN [13]).
1. Ohne l:nterbrechung des Zugversuches; 11. Zugversuch nach 9,2% Dehnung unterbrochen,
anschließend für die angegebene Zeit bei 100'C bzw. 150'e angelassen.
,,) Anlaßtemperatur 100'C: Die Proben zeigen nach Anlassen ausschließlich Rückgang der
Dehngrenze (metarecovcry).
o Anlaßzeit 0 h; • Anlaßzeit 52 h; f'.. Anlaßzeit 2588 h.
b) Anlaßtemperatur 150 '0: Die Proben zeigen nach Anlassen Rückgang der Dehngrenze nnd Zug-
festigkeit (orthorecover~·).
o Anlaßzeit 0 h; • Anlaßzeit 24 h; 'V Anlaßzeit 106 h; f'.. Anlaßzeit 2466 h.
in Abb. 251 b zum Ausdruck kommt. Dieser Erholungstyp wird auch als
"orthorecovery" bezeichnet und entspricht dem zweiten Maximum der
Wärmetönung in Abb. 246 [3].·
Die Entfestigung läuft im niedrigen Temperaturbereich rascher ab
als im höheren Temperaturbereich. Die Aktivierungsenergie beträgt im
ersten Fall 27 kcaljMol und im zweiten Fall 33 bis 36 kcaljMol [7, 13].
Den beiden verschiedenen Erholungsvorgängen werden zwei ver-
schiedene metallphysikalische Mechanismen zugeordnet (s. S. 309).
Lit. 1:'. 371] 3. Erholung und Rekristallisation 315
--+
~
ist dies nicht mehr der ]'all, ~ 0,70-
so daß das Klettern von Ver- ~
;§
setzungen nur noch in ge- ~
~~35 -x~L-+_-----+------~----+_----~
ringem Ausmaß auftritt.
§
Interessant sind in die- ~
sem Zusammenhang Be- ~
obachtungen bei der Ent- o 2 4 fi 8 h 10
Erho/ungsdauer
festigung von Proben, die Abb. 252. Eintluß der Temperatnr der Kaltverformung
bei verschiedenen Tempe- auf die Entfestigung von Reinstaluminium (Al 99,9987)
bei 32 '0. Die Kaltverformung der Proben bei den ange-
raturen kaltverformt und gebenen Temperaturen wurde so gewählt, daß beim an-
anschließend bei einer hö- schließenden Zugversuch in flüssigem Stickstoff alle Prü-
ben dieselbe Dehngrenze aufwiesen (nach T. E. TIETZ.
heren Temperatur entfestigt R. A. ANDERSON U. J. E. DOl\X [25]).
wurden. Abb. 252 gibt eirJi- Temperatur der Kaltverfornmng:
g8 Erge bnisRe dieser Art • - 70 oe; + 0 0(' ; x + 23 oe.
wieder, welche zeig8n. daß
bei Verformung im Tieftemperaturbereich mit abnehmender Verfor-
mungstemperatur die Erholung bei Raumtemperatur wesentlich ver-
stärkt wird [4. 5J.
"\Vegen der in Frage kommenden metallphysikalischen Mechanismen
verweisen wir im übrigen auf Absehn. B 1.1, S. 202.
40 1
kpjm ~J\
35
~
:ts
~
30 ~.
:si ·\~o
~ 2S
~ r---
20
~
Tabelle 23 . .Mtrhanische Eigenschaften von Profilen aus AlMn, welche nach dem
Strangpre88en abgeschreckt wurden, im Vergleich mit halbharten Blechen aus AI1VI n
(nach D. WITHWA:'i[ U. J. HERENGUEL [21])
Zug·
Zustand festigkeit Dehnung b
OB %
kpjmm'
* Verpressungsgrad 6,5: 1
** USA-Spezifikation H 14
*** USA-Spezifikation H 24
318 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 371
Tabelle 24. Zeit für vollständige Erholung der Linienbreite bei Röntgenjeinstruktur-
Untersuchung sowie der Härte bei polykristallinefn Reinstaluminium mit und ohne
Magnesiumzusätzen. Ausga,ngszustand: 20% kaltgelt"alzt (nach E. C. W. PERRYMAN [36])
,Linienbreite\ Hade
••
Halhe i H" t Halbe
Lillit'lthreite\ ur eLinienbreite
I Har. t e Halbe I
Linienbreite I Härte
Im weiteren verweisen wir auf Abb. 520 auf S. 664, aus welcher her-
vorgeht, daß kalt verformte Aluminium-Magnesium-Legierungen bei
längerer Raumtemperaturlagerung deutlich entfestigt werden, was z. B.
bei Reinaluminium nicht geschieht. Auf S.212 sind die Gründe für
das spezielle Entfestigungsverhalten der Aluminium-Magnesium-Legie-
rungen dargelegt CWeehselwirkung zwischen Leerstellen und Magnesium-
atomen).
24
kpjmm z ! i
i
I
22
! I I I
l~±:h4~j
I I
I
I
I1·, I ~
i
1- ~r-~~
,,-I
I I I 1\ 1\ \ ~ ,I
7'1- ,
I !
i
!
I ".'1--.. I',\- '\
'x
I
i '+
10 1000 mlO 10000
a
b
f_\bb. 254a u. b. Isotherlne EIltfestigung und Rekristallisation VOll vielkristallilleUl Aluminium.
,,) Ausgangsmaterial: Reinstaluminium AI 99,99 mit 20% Kaltwalzgrad (nach P. LAURENT u.
M. RATISSE [14]); b)Ausgangsmaterial: ReinaluminiumAl99,4 mit 60% Kaltwalzgrad, Zugfestigkeit
17,6kp/mm' (nach T. R. G. WILLIAMS u. T. 1. JONES [24]).
-r Anlaßtemperatur 280 'e; X Anlaßtemperatur 300 cC; 0 Anlaßtemperatur 320 'e;
• AnJaßtemperutur 340 'C.
100
Ofo
80 ,:.-,--
•
walzharf
o 10 20 30 40 60 70 80 90 % 100
An/ei! des rekrisfo//isierfm (Jpfü.ll8S
Abb. 255. Verlauf der Erholung und Rekristallisation von vielkristallinem Reinstaluminium
AI 99,99. Die verschiedenen Symbole in der Abbildung entsprechen verschiedenen Kombinationen
von Kaltwalzgrad und Glühtemperatur (Kaltwalzgrad von 20 bis 60%; Glühtemperatur von 300 bis
375 'e (nach E. C. W. PERRYMAN [12]).
Lit. S. 371] 3. Erholung und Rekristallisation 321
0 0* 29,2±2,5
30 ~,2 23,5±0,6 27,1±0,9
60 6,0 28,4± 1,3 26,7 ±0,8
120 25,8 24,5±0,8 23,4±1,0 18,5±0,8
240 liO,O 23,9±0,8 24,2±0,6
480 75,0 24,0±0,7 24,0± 1,2
960 94,0 24,8± 1,1
1800 91i,3 22,3± 1,1 21,4±O,6
* Kaltgewalztes Material
4
kpf ~rrf~ Ii
3 ~
~
~ I
I
~-
Einsetzen der
Rekrisfallisatiofl
I
_i,l
oA ~
21 Altcnpohl, Aluminium
322 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 371
hat einen Durchmesser von 10 bis 30 [Lm und die andere von ca. 1 bis
2 [Lm. 1
Tab. 25 gibt aus einer Untersuchung von E. C. W. PERRYMAN
Ergebnisse der Mikrohärtemessungen an verschiedenen Subkorn-
bereichen wieder. Die feinen Subkörner (ca. 1 bis 2 [Lm Durchmesser)
zeigen die typische Kinetik der Erholung, nicht aber die groben Sub-
kornbereiche.
Bei Reinstaluminium und bei Aluminium-Magnesium-Legierungen
auf Basis Reinstaluminium kann im Verlauf der Erwärmung nach Kalt-
verformung ein stetiges Wachstum der Subkörner beobachtet werden.
Hierdurch wird gemäß Abb. 256 eine weitgehende oder sogar eine völ-
lige Entfestigung ohne Rekristallisation bewirkt. Im letzteren Falle
spricht man auch von Rekristallisation "in situ".
II ""'" \
~
Cl.>
0<:: /" ~lkrisla//isafions\ h
.e;,
~
L -_ _ _ -'-_=be[J!nn '\ ~
~ Ko/lverformungsgrad Oaueroder kmperolllrder (J/ül7ung \.,
~ '-
~
'§
Abb.257. Schematische übersieht über die Abhängigkeit von Zugfestigkeit GB, Dehnung ö lind
Zipfelhöhe h von Kaltwalzgrad, Entfestigung und Rekristallisation bei Reinaluminium Al 99,5.
Der im rechten Teil der Abbildung schematisch angedeutete Beginn der Rekristallisation ist von einer
Reihe von Faktoren abhängig, insbesondere von der Kombination der gewählten Glühzeit und Glüh-
temperatur. Der eingezeichnete Fall dürfte am ehesten für relativ kurze Glühzeiten in der Größen-
ordnung einiger Minuten gelten. Ilei wesentlich längeren Glühzeiten verschiebt sich die vertikale ge-
strichelte Linie nach rechts, d. h. der halbharte Zustand kann auch durch reine Entfestigllng erreieht
werden (nach ]\!. BITRA!'1 [18)).
1 Nach den Feststellungen von D. WmTWHAM und J. HERENGUEL ist dies ein
typischer Gefügezustand nach der Entfestigung im Anschluß an eine Kaltverfor-
mung [21]. (Siehe dazu S. 317.)
Lit. S. 371] 3. Erholung und Rekristallisation 323
J.1.1-1
kp/m'-+-+-~
1'--.:4
2--0. ·-f kpjmm 2
+-
on ~
30 .~
I i
JO
%
250
~--.-l_.
r.,,~l
i
t----..._
I'"
l ..........;,:.
1--~--.
"
20
o7/4 4- 16 4 h 10
Glühdauer
Abb. 258. Einfluß Glühzeit nnd Glühtemperatnr anf die FestigkeitKwerte ,"on Blechen aus AlllIg3
VOll
(naeh Y. RUESSON u. M. RENOUARD [19]).
Ausgangswerte: OB = 33,5 kpjnll1l 2 ; 0 0 ,2 = 29,2 kpjmn1 2 ; 6 = 10~o; ZusannneTIsetzung: 2.8~:) Mg;
0,5% Mn,
• Glühtclllperutur 150 '(;; + Glühlamperatur 175 oe; 0 Glühtemperatur 200 'e; D. Glühtemperatnr
220 'e; x Glühtemporatur 250 '('; .... Glühtemperatur 275 'e; v Glühtemperatur 300 'e.
::\Ian erkennt, daß die 'Werte der Dehngrenze und Dehnung besonders
8tark auf das Einsetzen der Rekristallisation ansprechen,
Es ist schon vielfach vorgeschlagen worden, halbharte Walz produkte
durch eine Entfestigungsglühung statt durch Kaltwalzen nach Weich-
glühung zu fertigen [19, 20, 21, 22. 23, 24]. Dies hat insbesondere den
VortriL daß man bei gleicher Dehngrenze (oder Zugfestigkeit) wesentlich
höhere Dehnungswerte erhält als beim Kaltverformen nach einer 'Veich-
glühung, Die8 wird durch Abb, 259 bis 261 erläutert.
Da bei vielen Formgebungsverfahren hohe Dehnungswerte bei mitt-
lerer bis hoher Dehngrenze erwünscht sind, wäre somit das Entfestigen
zur Erzeugung von Zwisehenhärten dem Kaltverformen nach Weich-
21*
324 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 371
o,u
30
Zugfesfigkeif
Abb. 259. Schematische Darstellung des Zu-
sammenhangs zwischen Dehnung und Zug-
festigkeit für fortschreitende Verfestigung
eines geglühten Metalls bzw. für fortschrei- 70
tendes Glühen eines verfestigten Metalls
(nach D. WHITWHAM u. J. HERENGUEL [21]).
JO~--+-+++
'\
20
\
11 7Z kpjmm Z 74
Zugfesfigkeif Dehfluflg
Abb. 261. Häufigkeitskurven der Festigkeitswerte für den ".-harten Zustand von Reinaluminium-
blechen Al 99,5, hergestellt durch Entfestigung (mit teilweiser Rekristallisation) bzw. durch Kaltwal-
zen nach Weichglühung (nach J. HERENGUEL [31]).
- - -, - entfestigt; - - kaltgewalzt nach Weichglühllng.
Lit. S. 3il] 3. Erholung und Rekristallisation 325
Reine Entfestigung,
Entfestigung mit teilweiser Rekristallisation.
[j/ühfemperafur
wegen der Zipfelbildung oftmals un- Abb. 262. Bntfestigung und Rekristallisa·
erwünscht ist. (Siehe dazu Abb. 257). tion beim Glühen mit konstanter Glühzeit
(8 Minuten). Ausgangsmaterial: Walzharte
Die Glühungen, bei denen teilweise Bleche aus Reinaluminium Al 99, 1,4 mm
Rekristallisation auftritt, erfordern dick. Die beiden Kurven beziehen sich auf
.~aterial, das aus zwei verschiedenen Schmel·
eine sehr präzise Temperaturkontrolle zen stammte, zwischen denen jedoch kein
(auf etwa +: 3 grd). Außerdem hat t:nterschied in Zusammensetzung oder Vor·
behandlung feststellbar war
E'ine gnnze Reihe von Vnrinblen in der (nach Y. BR"SSOX H. l\T. RENoeARD [19]).
Herstellung des Halbzeugs Einfluß
auf Lnge und Neigung der Erweichungskurve im Bereich der Rekri-
stallisa tionssch welle.
In Abb. 262 werden Erweichungskurven von zwei identischen Rein·
alumininmchargen wiedergegeben, welche scheinbar gleiche Her-
stellungsbedingungen hatten und trotzdem in ihrer Erweichungscharak-
teristik deutlich voneinander abweichen. Man erkennt außerdem, daß
es bei beiden Materialien genügt, die Glühtemperatur um ca. 5 grd zu
erhöhen, um vom l/2-hnrten zum l/4-harten Zustand zu gelangen.
Für die Herstellung des l/2-harten Zustandes, bei dem teilweise
schon Rekristallisation vorliegt, haben sich insbesondere Durchlauf-
glühöfen bewährt [19, 24].
dureh die Erhöhung des Magnesiumgehaltes von 2 auf 2,5% wird bereits
der Temperaturbereich, innerhalb dessen man den Zustand 1/ 2-hart
erreicht, von 57 auf 25 grd eingeengt.
In Abb. 264a erkennt man den starken Einfluß des Kaltwalzgrades
auf die Xeigung d('r l1~rwcichungskurve. Bei Reinaluminiumblechen
7/3
2
kp/m m
75 t--- f-- 70grd
\
- I - - -=:::::: :;::-, j
..~
-...... I
!--Zusfand { ':;;:
;;;.;: r:~?/
/~
halbharf
f-"~~~
:::.. ~. ~tj~
I\~
.'. "'-..
6
I 20 9 rd
50 700 150 ZOO 250 300 350 °C400
a TempE'rolur
J20~~~~~~r-~-,~~-.~~-,
oe
AlJb.264,. u. b. Einfiuß des Kaltwalz· JOO 1----"\'<;,.--7'--'----+---+-----1
grades auf die Entfestigung und Rekri·
stallisation von Reinaluminiulllbleehell
A19H,4 (nach T. R. G. WILLIAMS U. T. I.
J OXES [24]). 2/30 t----+----+----+---+-------1
a) Kaltwalzgrnd 77~~ (. ---.) und 50%
(0 --0). Der lmllJharte ?:u"tanll wird im
er"ten Fall in einem Temperaturintervall
von 20 grtl und im zweiten :Fall in eillelll
Tcmperatllrintervall VOll 70 grd erreicht;
h) Einfiuß dei; Kaltwalzgrarles auf die
ltckristallisationstemperatur und dcn
Temperaturbereieh, innerhalb dessPlI ucr
halhharte ZU:-itand durch zweistündiges
i11iihen erreieht werden kanll. Djc Hlf';che
wurden durch Kaltwalzen von ninpr cin-
heitlie1lPIl _4 usgangsdirkr (4: mm) hergf'-
:--.tf'llt. Rllddirke der gC11rüften B1edHl. 7.wi- ':y,\?v\.rD(J~re Grenze tkrmgfi;sfigkeJf
... ehen 2 und 0,9 rnnl pntsprerhelHl ;;0 bis
77°~ Kaltwal;t;grad.
: =l2,ßkp Imme I
ZOO~~~~~-=~~~~~~~~
50 60 70 80 90 % 100
b KalfverfOrmungsgrad
wird durch die Erhöhung des Kaltwalzgrades von z. B. 50 auf 77% der
zur Erzielung des 1/2-harten Zustandes anzuwendende Temperatur-
bereich von 70 auf 20 grd eingeengt (Abb. 264a und b).
Dementsprechend hat auch eine Zwischenglühung einen starken Ein-
fluß auf das Entfestigungsverhalten (Abb. 265). Dieser Einfluß ist nicht
nur auf eine Verringerung des Kaltwalzgrades, sondern auch auf die
AURsch,'ülung gelöster T~t'gierungsbestandteile zurückzuführen, welche
328 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 371
70
10 r - - - - - , - - - - - , - - - - - - ,
%
3.19 Entfestigungsverhalten
bei Material geringer Dicke.
Beim Entfestigen finden im Ge- ~
füge oftmals Ausscheidungsvorgänge i'! S f-------+_~-------j
statt. Interessant sind in diesem Zu- ~ o~--_"'"
sammenhang Beobachtungen über
den Rückgang der Werte der Bruch-
dehnung bei der Entfestigung von
dünnen Querschnitten [29]. 2 5 min 30
Bei Dicken unter ca. 0.5 mm kann OIühdouer
man im Verlaufe der Entfestigung Abb. 267. Veränderung der Festigkeitswerte
von Reinaluminiumhlechell oftmals beim Entfestigen von walzharten Reina]u~
miniumblechen (99,25% Al, .Fe:Si ~ 2:1).
einen Dehnungsrückgang feststellen. Inechdicke 0,1 mm, Kaltwalzgrad 85%,
Ein solcher Dehnungsahfall tritt 0lühtemperatnr 200 oe (Salzbad)
(nar'h AT,lJtWISSE [29]).
beim Entfestigen dann rmf, WClln
im Gefüge. das der Entfestigungs-
glühung unterworfen wird, relativ viel übersättigtes Eisen vorliegt. Der
Effekt ist bei Materialdicken unter ca. 50 Il-m besonders deutlich. Da-
her gelingt es bei der Entfestigung von Folie (ca. 10 Il-m) meistens nicht,
die Bruchdehnung zu steigern, sondern es wird ein Dehnungsabfall be-
obachtet.
Abb. 267 zeigt, daß diese Bpobachtung im Falle des vorliegenden
Reinheitsgrades und der thermischPll Vorgeschichte wohl bei einer Warm-
walz temperatur von 600 oe, nicht aber bei einer Warmwalztemperatur
330 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 371
%
I I
o 5
Wormwolzfemperafur 6'00
+-- ~----t>-----+t----~-
oe i
~~ ...../1 !
~. 1 . I I
~ . I
~i I
+O~~~~~~--4-~--~~
3.-~-,--,--r--,-,--'--,
Ofo ; i I I . i
2 Warmwolzfemperofur 400,o C+--+
"--r---r_
-4 99,7
b
Abi>. 268a u. b. Vergleich des Zipfelverhaltens mit der Veränderung der Dehnungswerte (Bruch-
dehnung 0,") beim Entfestigen von Reinaluminium (Fe: Si = 2: 1) verschiedener Reinheit
(nach ALUSUISSE [29]).
a) Zipfelhöhe weichgeglühter Bleche in Abhängigkeit vom Reinheitsgrad: b) Dehnungsveränderung
nach Anlassen bei 200 oe im Salz bad (Aulaßdauer 5 lIIinuten) in Abhängigkeit vom Reinheitsgrad.
Zusammensetzung
Wamlwalz-!
I,temperatur I Anlaßglühung II G..
kpjmm'
II GB
kpjmm'
I d*
%
H. HUG und H. BICHsEL schlagen als Erklärung vor, daß sich das
übersättigte Eisen beim Anlassen mit Versetzungen zusammenlagert
und deren Verschiebung erschwert ("CoTTRELL-Wolken") [29]. Eine an-
dere Erklärung wäre die, daß das übersättigte Eisen sich, evtl. gemein-
sam mit anderen Legierungselementen wie Silizium, auf Grund der Dichte-
differenz bevorzugt nahe der Oberfläche in Heterogenitäten ausscheidet,
welche einen Dehnungsabfall hervorrufen [88].
Da der Dehnungsabfall nach Entfestigung nur bei kleinen Dicken
beobachtet wird, ist die zweite Erklärung befriedigender als die erste.
3.20 Korrosionsverhalten
3.2 Rekristallisation
3.21 Übersicht
$r-r--------r--------+-------~
%
"
'+"",
~ ~o
~
~
~
~
""+
---
~
"'"
it
i:i
8
'.~" 0~
.~
'"~
~ ~-
4
---.-..:::: ;-
a b
~OO 450 SOO 550450 500 ISO oe 600
G/ühtemperafur
Ahh. 270a u. b. Kritischer Reekgrad in Abhängigkeit von Glühtemperatur und Ausgangskorngröße,
Glühzeit 30 min (nach W. M. WILLIAMS und R. EBORALL [108]).
a) Relnstaluminium Al 99,99
J AU'HI,mgskorndurchmesser 0,180 mm; + Ausgangskorndurchmesser 0.105 mm; X Ausgangskorn·
durchmesser 0,067 mm; • Ausgangskorndurchmesser 0,042 mm.
h) Reinaluminium Al 99,4 (O,451}~ JI'e, O,16~/~ Si)
o Allsgangskorndurehnwsser 0,60 mm; + Ausgangskorndurchmesser 0,045 mm; x Ausgangskorn·
durchmesser 0,031 mnl; • Ausgangskorndurchnlesscr 0,023 mm.
Wie Abb. 270 zeigt, sinkt der kritische Reckgrad mit zunehmender
Glühtemperatur IUld mit abnehmender Ausgangskorngröße ab. Außer
der Legierungszusammensetzung ist auch die thermische Vorgeschichte
für die Höhe des kritischen Reckgrades ausschlaggebend [56, 97].
Abb. 271 zeigt dies für Aluminium des Reinheitsgrades 99,9. In Abb. 271
ist zu erkennen, daß infolge teilweiser Ausscheidung der Zusätze bei der
tieferen Vorglühung (Vorbehandlung 2) das Material bei tiefen Glüh.
temperaturen geringere kritische Reckgrade zeigt als bei der höheren
Vorglühung (Vorbehandlung 1). Der Einfluß der thermischen Vor·
geschichte auf den kritischen Reckgrad ist auch in Abb. 272 zu erkennen:
Durch eine Barrenhochglühung wird die Legierung AIMn wesentlich
rekristallisationsfreudiger, und der kritische Reckgrad sinkt dement·
sprechend ab (Einzelheiten s. S. 697).
22 Altenpohl, Aluminium
338 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 371
i1Jrbehond/ung 1 Vorbehandlung 2
~:r
10
~
~ 0,7
E::
~
0,07
0,0070
4 6 72 75 0 4 8 !2
Reckgrad
Abb.271. Zwei Rekristallisationsrliagrmnme im Bereich des kritischen Reckgrades. Reinaluminium
Al 99,9 mit 0,045% Fe und 0,03% Si (nach F. ERDMANN-JESNITZER und H. HADAMOV8KY [62]).
Vorbehandlung 1: 4 Sekunilen uei 520°C im Salzbad weichgeglüht; Vorbehandlung ~: 3 Stunden
bei 300°C weiehgeglüht.
Anschließend an diese Weich~lühung wurden die Proben gereckt, mit einer Aufheizgeschwindigkeit
von 6,7 grdjmin aufgeheizt und dann 1 h bei den angegebenen Temperaturen geglüht.
~r--r--------------~r-------------~
%
So~~--~~----------~--------------~
g 40~-+------~~------~----------------~
~
~ ~~+-~------~~~----------~
~
~
. . . . . .1--
.~ m~~~~-2~~--~--~--~~ -- -- ____ ~
t==:0:Cj
o LJ4a:';:'::-=-=--==-=-~'~--~-;-;:;::-:;5,fVÖ;;-~-~-;-;;;-~- 600
(Jlühfemperofur
Abb. 272. Kritischer Reckgrail verschiedener Aluminiumwerkstoffe in Abhängigkeit von der Weich-
glühtemperatur. Glühzeit 30 min. (nach W. M. WILLIAMS und R. EBORALL [108]).
22*
340 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 371
ZZroz--------,----,----,----,----,----,----,----,----,
---+----+-+ --+---+-I
kp/mm . I I i
1-r -!--I=-----·v
20
! ! I
-~~
I I 0
.i
J)/1---r
1; 78
l OL' ____
70
a
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kp/mm Z
17
15
13
§j
§l
17 -
~
~
c!!lI
9
''"" 7
3
h
40
Ofo
30
~
"
~ 20
c!!l
/0
o0 ZO 30 40 50 90
c Ka/fwalzgrad
Abb. 273a- c. Einfluß einer einstiindigen Gliihung auf die Festigkeitswerte VOll Blechen aus AIMn.
Der Kaltwalzgrad vor der Gliihung wurde zwischen 6 und 95 % durch Kaltwalzen nach einer
Zwischengliihnng variiert. Dehnuug = Bruchdehnung 010 (nach ALUSUISSE).
Ausgangsmaterial : Stranggußbarren, 12 Stunden bei fiOO oe hochgegliiht.
Lit. S. 371J 3. Erholung und Rekristallisation 341
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160 w ~ ~ ~ ~ ~ m ~ ~~m
Temperafur
ALh. ~7 J. l';intluß der G1ühtellljleratur auf die J<'estigkeitswerte von Blechen ans All\lIg 0,5.
Die Bleche waren von 8,5 auf 0,8 mm kalt abgewalzt worden (Verformungsgrad 90,6%) und wnrdell
.ieweilR zwei Stunden lang bei der angegebenen Temperatur geglüht (nach AI,USUISSE).
Zusammensetzung in Gew.-%
Fe Si ;\,In Mg Cu Zn
0,26 0,08 0,03 0,62 0,01 0,10
0 0
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a
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15 - 5 50
10 0 Wo~~~~~~~L-~-L~~L-~
15 ZO 25 minJO
b ßlühdouer
Abb. 275a u. b. Zeitlicher Verlauf der Erweichung von Blechen mit 93% Kaltwalzgrad aus Al 99,5
und AlMg3 bei einer Glühtemperatur von 310 oe. Die beiden Abbildungen zeigen das Erholungs- und
Rekristallisationsgebiet (nach E. NACHTIGALL [64]).
a) Reinaluminium Al 99,5; b) AlMg3.
sation, die dann nach rund 100 Tagen beendet ist. Bei 285 oe liegen diese
Werte schon bei 50 Minuten und 11 Stunden Glühdauer (Abb. 276a).
Da>; Ausmaß der Kaltverformung beeinflußt gleichfalls die Geschwin-
digkeit des Festigkeitsabfalls bei der Rekristallisation. So ist z. B. bei
47 % Kaltverfestigung bei übereinstimmender Temperatur gegenüber
dem mit 83% verfestigten Blech etwa die doppelte Glühdauer zur vollen
Rekristallisation erforderlich (Abb. 276) [64].
~ 20
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. cnue50 ~
o 500 1000 1500 2000 min2500
b (Jlühdauer
Abh. 276a ll. b. Härteaufall von Bleehen aus Reinaluminium Al 99,5 in Abhängigkeit von der Glüh-
dauer bei verschiedenen Glühtemperaturen. Die beiden Abbildungen zeigen das Erholungs- und
Rekristallisationsgebiet (nach E. NACHTIGALL [64]).
a) KaItwalzgrad 83~~; h) Kaltwalzgrad 47%.
1000
8
\ 1 \
\\
\
I
I fortgesetzt werden kann, ohne
daß ein merkliches Korn-
wachstum auftritt.
\ \ '. j
\l
5 Dies ist ins besondere bei
4
\ \ \i I I
1\\\
Reinstaluminium mit Zusät-
I zen an Eisen der Fall [52]
z
!t; )\\
\
\ \
!
,
sekundör/>
rekrisfa//isierf
. (s. S. 358).
~ 100 Bei Reinaluminium und
~ 8 f----
\ \ solchen Aluminiumlegierun -
-~
<:§ 5 \ \
t--
\ \ gen, bei denen Ausscheidun-
4
2 !\~.\ \
\
+
gen im Verlaufe der Weich-
glühung in I~ösung gehen,
nichf erf\ I \ r\:o// primör I
findet mit zunehmender Glüh-
rekrisfollisierf I \ rekrisfol/isierf
10 temperatur und Glühzeit eine
.. _-
8 t---
5
\1 \ Kornvergröberung statt, wor-
I'.
-+-~ \~- \I-i
!
4 über die Rekristallisations-
diagramme im einzelnen Aus-
"
z I I
o -
18
1\ I
17 15 15
\\
\
14
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13
I
kunft geben [84).
12
-lo4;r
j ! I I [ I I
3.25 Einfluß von Legierungs-
zso JOO J50 400 450 SOO °C5JO
Blühfemperofur zusätzen auf die primäre
Abb. 277. Rekristallisationsablallf von Reinaillminium
Rekristallisation
Al 99,5 in einer Auftmgungsart nach .T. A. M. VAN
LIE~lPT [65] (nach E. NACHTIGALL [64]). 3.251 Aufgabenstellullg.
~~- 83~~ verformt; AusgangRwerte:
Im folgenden geben wir zu-
aB = 15,9kpjnlm 2; 0'0.2 = 14,1 kpjmn1 2 ; 6 10 = 4,1~/~;
rungszusätzen zu Reinstalu-
minium oder Reinaluminium auf das Rekristallisationsverhalten wieder.
Im Regelfall handelt es sich um Zusätze von mindestens 0,01 Gew.-%.
Die Verhältnisse bei Reinstaluminium mit äußerst kleinen Zusätzen
oder mit kleinen Unterschieden in den natürlichen Verunreinigungen
werden separat abgehandelt (s. S. 610).
Lit. S. 371J 3. Erholung und Rekristallisation 345
Cu
~ ZOOr-----~~~-r----~~----+-----~
'§
Mg
~
~
Fe er
100 I+-I7Sj;<----f---f----:=;;;--i""'---j
Mn;Zn
oo~--~n----+~--~~--~~~~···~
o,e M 0,0 0,8 (}!!W.- 1,0
h Gehalt an Zusafzelemenfen
JOOo!:---:!--:;---~
0,2 0,4 0 0,2
c Tifangeho/f
Abb. 278a-c. Einfluß einiger bei Knetlegierungen häufig verwendeter Legierungszusätze auf die
Rekristallisationstemperatur und die Koruzahl nach primärer Rekristallisation. Ausgangsmaterial :
Reinstaluminium Al 99.99 (nach F. LIHL, E. NACHTIGALL U. G. PIESSLINGER [52).
a) Rekristallisationstemperattir in Abhängigkeit von der Höhe des Zusatzes. Als Rekristallisations-
temperatur wurde die untere Temperaturgrenze verstanden, bei welcher nach einer Glühdauer von
30 Minuten die Probe bei makroskopischer Betrachtung vollständig rekristallisiert erscheint. Kalt·
reckgrad vor der Glühung 8%; b) Kornzahl in weirhgeglühtem Zustand in Abhängigkeit von der
Höhe des Zusatzes. Glühbedingungen : 30 Minuten bei 500 °0 (bei den Proben mit Zusätzen von Eisen
oder Titan bei 600°0). Kaltreckgrad vor der Glühung: 8%; c) Rekristallisations·Temperatur von
Reinstaluminium mit Zusatz von Titan und Eisen bzw. Titan und Silizium. Definition der Rekristalli-
sationstemperatur wie bei a) Kaltreckgrad vor der Glühung: 3%.
zeitige Zugabe von Eisen zu der Legierung verstärkt die Wirkung des
Titans bezüglich der Erhöhung der Rekristallisationstemperatur, wäh-
rend Siliziumzusätze bis ca. 0,3% die Wirkung des Titans teilweise ab-
schwächen.
Lit. S. 371] 3. Erholung und Rekristallisation 347
»Or----r----r---~----+----+----+---~
Ti
Go
400r----r----r----r----~---r+_--~~A
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Be
°o~~o~==~~~--~--~~~~~
,1 0,2 0,3 0,4
h Zusafzelemenfe
Abb. 2i9 a u. b. Einwirkung einiger relativ selten zugesetzter Legierungselemente auf die Rekristalli-
sationstemperatnr und die Korngröße nach primärer Rekristallisation. Ausgangsmaterial: Reinst-
aluminium Al 99,99. Kaltreckgrad vor der Glühung 8%
(nach F. LIHL, E. NAOHTIGALL u. H. OFFENBARTL [53]).
a) Rekristallisationstemperatnr in Abhängigkeit von der Höhe der Zusätze. Aufgetragen ist diejenige
Temperatur, bei der nach einstündiger Glühung die primäre Rekristallisation abgeschlossen war;
b) Korngröße nach primärer Rekristallisation in Abhängigkeit von der Höhe des Zusatzes. Glüh-
bedingungen: 1 Stunde bei 380 'e (zirkonhaltige Proben bei 450 'Cl.
In Abb. 279 ist der Einfluß einiger weniger häufig verwendeter Legie-
rungselemente auf die Rekristallisation wiedergegeben.
Die beiden erwähnten Arbeiten von F. LmL und Mitarbeitern [52,
53] haben zu folgender Schlußfolgerung geführt:
Am stärksten kornverfeinernd wirken Zusätze von Titan, Vanadin,
Zirkon, Molybdän und Wolfram, wobei die kornverfeinernde Wirkung
mit Erhöhung des Zusatzes zunimmt. Schwächer kornverfeinernd wirken
Zusätze von Silizium, Kupfer, Magnesium und Bor.
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o i 20 7 2 J 4 S 0ew.-0f06'
lifhiumgeha/f !1agnesiumgehalf
Abb. 280. Einfluß von Lithium- und Magnesiumzusätzen auf die Rekristallisationstemperatur. Die
Schmelzen waren teilweise mit Wasserstoff angereichert. Als Rekristallisationstemperatur wird die
Temperatur bezeichnet, bei der bei Kegelrückstrahlaufnahmen die ersten diskreten Interferenzpllnkte
im Röntgendiagramm auftreten. Kaltwalzgrad vor der Glühung 80%
(nach F. ERDMANN·JESNITZER U. H. H,mAMOVSKY [28]) .
• mit Wasserstoff, 0 ohne Wasserstoff
Eine weitere Gruppe wird durch die Metalle Beryllium, Kobalt, Eisen
und Nickel gebildet. Kleine Zusätze dieser Elemente führen zu einer
merklichen Kornverfeinerung. Mit steigendem Zusatz geht jedoch diese
Wirkung zurück, bis schließlich die Korngröße des Reinstaluminiums
sogar überschritten wird. Beispielsweise kann bei Aluminium-Beryllium-
Legierungen .die Korngröße nach Rekristallisation um eine volle Größen-
ordnung höher liegen als bei Reinstaluminium.
Eine ähnliche Reihenfolge kann auch bezüglich des Einflusses auf die
Rekristallisationstemperatur aufgestellt werden. Die meisten untersuchten
Legierungselemente wirken im Sinne einer Erhöhung der Rekristallisa-
tionstemperatur. Zusätze an Kupfer, Magnesium, Silizium, Zink und Bor
sind nach den Feststellungen der genannten Autoren praktisch ohne
Einfluß auf die Rekristallisationstemperatur.
Jedoch sind solche Befunde von den speziellen experimentellen Bedin-
gungen abhängig und daher keineswegs allgemeingültig, siehe dazu z. B.
S. 364 und [116].
Im folgenden werden wir auf einige spezifische Beobachtungen hin-
weisen, welche bei Magnesium-Zusätzen, bzw. bei solchen Legierungs-
zusätzen gemacht wurden, welche die Rekristallisation stark hemmen
oder deutlich erleichtern.
Lit. S. 371J 3. Erholung und Rekristallisation 349
F~
e . const
1j -~-
V N
o 0 Keimwaehstumsgesehwindigkeit, N = Keimbildungsgeschwindigkeit.
350 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 371
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,0 400 800 7200 1400 2000 2400 s 2800 o~
ß/ühzeif
Oberhalb von 2% Mg steigt der Wert von N sehr stark an, wahrschein-
lich begünstigt durch die zunehmende Verformungsverfestigung des
Gitters mit steigendem Magnesiumgehalt und gleichem Kaltverformungs-
grad. Jedoch SL'1d auch Ausscheidungsvorgänge als mögliche Ursache in
Betracht zu ziehen [102].
Die Werte von N und G sprechen auf den Kaltverformungsgrad sehr
unterschiedlich an: Wird die Kaltverformung von 60 auf 20% reduziert,
so sinkt die Keimzahl um den Faktor 330 ab, die Keimwachstums-
geschwindigkeit aber nur um den Faktor 6.
Beim Reinstaluminium ist die Kornwachstumsgeschwindigkeit weit-
aus am größten.
Vorerst liegen wenig zuverlässige Messungen über die Größe der
Keimbildungs- und Keimwachstumsgeschwindigkeiten bei der Rekristal-
lisation des Aluminiums vor. Die meisten Variablen der Rekristallisation
beeinflussen Keimbildung und Keimwachstum gleichzeitig.
23 Altenpohl. Aluminium
354 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 371
m~~~~----~----+-----+-----+-----+---~
60
'l::J
~
..!:;
JO I--c---F\-+
~
~ 40 1---~~i7'''--~
~
30
11 Ii
°C(jOO
Abb. 285. Makrogefüge weichgeglühter Bleche aus Reinaluminium Al 99,5, gewalzt aus Strangguß-
barren (70 mm dick) bzw. aus gegossenem Band (6 mm dick). Kaltwalzgrad vor der Weichglühung
10%. Glühdauer je 24 Stunden bei den angegebenen Temperaturen (nach ALUSUISSE).
Lit. S. 371] 3. Erholung und Rekristallisation 355
I~FNjl]111
~ffj 20 5 10
I
20 25
I
JO
t 1
3.5 h 40
a fllühzeif (500°C)
Abb. 286a u. b. Rekristallisation"verhalten von Einkristallen aus .'1.199,8 (Eisen· und Siliziumgehalt
je 0,09%). Alle Kristalle wurden zunächst 5 Stunden lang bei 620 oe geglüht und anschließend an
Luft rasch abgekühlt (620 oe auf 30 oe in zwei Minuten). Anschließend wurde jeder einzelne Kristall
ein zweites Mal erwärmt, wobei Dauer und Temperatur der Behandlung von Kristall zu Kristall
variiert wurden. Einzelheiten dieser zweiten thermischen Behandlung sind in den Abbildungen an-
gegeben (nach D. ALTENPOHL U. B. LIEBMANN [47]).
a) Dehngrenze und Wachstumsgeschwindigkeit als Funktion der Glühzeit bei 500 oe. W Wachstums-
geschwindigkeit von Korugrenzen mit 40° <1TI)·Orientieruugsdifferenz.
b) Dehngrenze und Anteil von Kristallen mit der genannten Vorzugsorientierung in Abhängigkeit
von <Ier Temperatur der Anlaßglühung (Glühdauer 2 Stunden bei der angegebenen Temperatur);
f( Allteillleuer Kristalle mit Yorzugsorientierung.
23*
356 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 371
ZO 2 4IJ
kp/mm %
cf
15 3D
10 ZO
5 10
~ 043
~
~
2'aO
rf. 0
~ 20 40
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~ 15 30
'"
c:::,' rf
10 ZO
5 10
oe
00,.1
0
00,.1
zoo 300 400 5000 100 ZOO 300 400 oe 50rf
d
Temperafur
Abb. 287a-d, Festigkeitswerte von Reinstaluminium mit verschiedenen Zusätzen in Abhängigkeit
von der Glühtemperatur. Kaltwalzgrad 96%. Blechdicke 0,2 mm. Glühzeit je 30 Minuten bei der an-
gegebenen Temperatur (nach H. CHOSSAT [117)).
a) - - - AI99,998; --AI99,99; b) 0,7% Fe, 0,047% Si; c) 0,4% Mg, 0,014% Fe, 0,024% Si;
d) 0,1 % Zn, 0,002% Fe, 0,035% Si.
wie bei der Warmaushärtung. Die dabei erfolgte Ausscheidung oder Ent-
mischung der Eisenatome (evtl. gemeinsam mit Siliziumatomen) hemmt
das Kornwachstum [47].
Hieraus resultiert z. B. ein bevorzugtes Wachstum günstig orientier-
ter Korngrenzen. Somit ergibt sich gem. Abb. 286a und b eine starke
Lit. S. 371] 3. Erholung und Rekristallisation 357
Warmwalz·
temperatur Glühung Kornzahl Bemerkungen
I
Ausscheidllngols Fe AI 3 Al 9 Fez Siz
(meisf feindispers ) muis!grobdispers
Abb. 288. Schematische Darstellung der Lösungs- und Ausscheidungszustände des Eisens in Rein-
aluminium, die mit abnehmender Temperatur durchlaufen werden. Wieviel von Ausscheidungsart
I, II und III entsteht, und welche Größe die Heterogenitäten erreichen, hängt vom Reinheitsgrad,
VOln Pe: Si-Verhältnis und von der thermischen Vorgeschichte ab
(nach D. ALTENPOHL U. B. LIEBMAXX [471).
~
,~ JS~--+---~---+---4~~+---~---+~~----~--~--4---~
15t;i
~ JO~--+---~---+---4--~+---~---+---+\---~--+-4-4---~
b
Abh. 2SBa u. h. Einfluß der thernlischen Vorgeschichte auf die primäre Rekristallisation von Rein-
aluminiumblechen bei isothermen Glühen bei 250 oe.
a) Härte von Reinalumilliumbleehell Al 99,5 in Abhängigkeit von der Glühdauer. DRH Material
wurde zwischengeglüht und ,mschließend um 75% gewalzt
(T. LL. RrCHARDS u. R. F. PL'GH [46]).
--- Zwis('henglühun~ vor dem Kaltwalzen bei der angegebenen Tenlperatur; - - - - Nach
Zwischenglühnng bei 500 oe von 400 auf 300 oe änßerst langsam abgekühlt (mit 1 grdjh).
h) Dehngrenze von Reinaluminiumblerhen AI ()9 (~'e: Si ~ 2: 1), die hei zwei verschiedenen Tempera-
turen warmgewalzt worden waren. in Abhilngigkeit von der Glühdauer. Kaltwalzgrad 87,5%
(nach ALlTflrIRRE).
JO rpin
7d
Abb. 290. Korngefiige von weichgeglühten Blechen aus Aillig 3 mit verschiedenen Kaltwalzgraden
vor der Glühung bei 580 'e (nach E. NACHTIGALL [64]).
werden mulP Man erkennt in Abb. 290, daß der Verlauf der sekundären
Rekristallisation gewisse Ahnlichkeiten mit dem Verlauf der primären
Rekristallisation aufweist [64]. Die Ähnlichkeit besteht z. B. in folgendem:
Vorliegen einer Rekri"tallisationsschwelle auch bei der sekundären
Rekristallisation.
Das Auftreten der "ekundären Rekristallisation wird mit steigender
Temperatur und steigendem Verformungsgrad erleichtert.
Der Ablauf der sekundären Rekristallisation wird außer durch die
Legierungszusammem;etzung in starkem ::Vlaße von dem Verteilungszu-
stand der LegierungRelemente und somit von der thermischen Vorge-
Rehichte gesteuert.
Verfeinerte Untenmchungen zeigen, daß auch die sekundäre Rekri.
stallisation oftmals yom Ausseheidungszustand des z. B. im Reinalumi-
nium vorhandenen Eisens gesteuert wird. Dieser kann bekanntlich durch
eine Variation des Siliziumgehaltes oder durch eine Veränderung der
Warmwalztemperatur stark beeinflußt werden, was sich gemäß Abb. 291
im Ablauf der sekundären Rekristallisation deutlich ausdrückt.
Dies kann man insbesondere an der Länge der Inkubationszeit ablesen,
welche während der "Teiehglühung bei z. B. 600°C verstreicht, bis die
sekundäre Rekristallisation einsetzt. In Abb. 292 erkennt man den kombi-
nierten Einfluß von 'Varmwalztemperatur sowie vom Eisen- und Silizium-
gehalt auf das Auftreten der sekundären Rekristallisation. Bei der nied-
rigeren 'Varmwalztempcratur genügt ein Eisengehalt von etwa 0,2%, um
8elbst bei hohen Siliziumgehalten das diskontinuierliche Kornwachstum
ganz zu unterdrücken. Bei der höheren Warmwalztemperatur (600°C) darf
dagegen der Siliziumgehalt nicht über 0,1 % betragen, da sonst - unab-
hängig vom Eisengehalt bei den genannten Glühbedingungen sekun-
däre Rekristallisat,iofl ein"etzt. Eine verbindliehe D('utung dieser Befunde
j,;t nicht einfach.
Es liegen eine Reihe ,'on Befunden vor, welche darauf hindeuten, daß
die sekundäre Rekristallisation dann einsetzt, wenn eine in feiner Aus-
scheidung vorliegende Phase das Kornwachstum anfänglich hemmt,
schließlich aber im Y('rlaufe der Weichglühung in Lösung geht.
In Übereinstimmung damit kann z. B. bei Reinstaluminium (99,995)
unabhängig von der Warmwalztemperatur keine sekundäre Rekristalli-
8ation hervorgerufen werd('n (da keine hemmenden und dann in Lösung
gehenden Ausscheidungen vorhanden sind). Nach den Untersuchungen
,Ton R. RUG und H. BrCH8EL [681 ist es auch bei eisen freien Aluminium-
Silizium-Legierungen möglieh. diskontinuierliches Kornwachstum zu
l Es gibt hier allerdings eine Ausnahme: Um geät7:ten Blechen (z. B. für Wand-
verkleidungen) schöne dekorative Effekte zu verleihen, stellt man absichtlich ein
grobes Korn her, entweder durch Glühen im Bereich des kritischen Reckgrades oder
durch 8ckunrliire Rpkristallisation [78].
362 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 371
-f-
erhalten, wenn das Silizium als feines Segregat aus dem Mischkristall
ausgeschieden wird. Werden beispielsweise Bleche aus Reinstaluminium
+ 0,25% Si von bei 600 oe geglühten Barren einige Zeit bei 160 0 e an-
gelassen, so scheidet sich Silizium aus dem Mischkristall aus. Bei an-
schließendem Glühen der Bleche bei 600 oe beobachtet man diskontinuier-
liches Kornwachstum, da das dispers ausgeschiedene Silizium die Rolle
der anfangs das Kornwachstum hemmenden und dann in Lösung
gehenden Komponente übernimmt [68].
Im übrigen scheint man immer dann eine sekundäre Rekristallisation
bewirken zu können, wenn ein schwerlösliches und ein leichtlösliches
Legierungselement gleichzeitig in ge-
J,O,--,-----,----,-~--,--"
nügender Konzentration anwesend ist.
mm 51ühfemperofur 6:fO°C
Bei den Aluminiumlegierungen dient I I ! \~..,......-'"
meistens der Eisengehalt als schwerlös- 0,5
liche Komponente. Als leichtlösliche
Komponente kommt anstelle des Sili- it;
ziums auch ein Zusatz von Kupfer, ~ I
~ O,2'f--------A'------+ --+------ ---- -
Magnesium, Mangan oder Kadmium in ~ Einse/zen der
·1
1 Eine mögliche Erklärung geht davon aus, daß das im Mischkristall übersättigt
gelöste Eisen sich in wandernden Korngrenzen ansammelt oder ausscheidet und hier-
durch deren weitere Bewcgung hemmt. ~ Die im folgenden wiedergegebenen Befunde
an Aluminium-Kupfer-Legierungen [114] sprechen allerdings dafür, daß feinste Aus-
scheidungen einer bestimmten Dispersion die maximale Hemmung der Rekristalli-
Ration bewirkcn.
366 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 371
kann ein Korn von einem anderen rekristallisierten Korn vollständig um-
geben sein, ohne auch bei langem Glühen aufgezehrt zu werden. Abb. 296
zeigt einen auch nach langer Glühung nicht aufgezehrten kleinen Kristall,
der sich in Zwillingslage zu dem umgebenden Gefüge befindet.
Eine Reihe von Beobachtungen betrifft sodann den Einfluß der
Probendicke auf die Korngröße. In Abb. 297 ist zu erkennen, daß das
Kornwachstum zwei verschie-
denen Gesetzmäßigkeiten folgt.,
je nachdem, ob die Korngröße
kleiner als die Blechdicke Ü;t. odpr
diese in et.wa erreicht..
Im ersteren Fall gilt folgende
empirische Beziehung für den
mittleren Korndurchmesser D
als Funktion der Glühdauer t:
D = O. tll •
o und n sind dabei zeitunabhän-
gige Parameter, wobei 0 sehr
stark temperaturabhängig ist,
während n bei reinen MetalIpll
annähernd konstant ist [90]. 0.70,2 5 25 125 5Z5 min 15525
:vrallerkenntin Abb. 297, daß Glühdauer
AbI>. 2\)7. Mittlerer Korndurchme""er von Reins!'-
(las Kornwachstum im Anschluß aluminium A199,997 in Abhängigkeit von der Glüh-
an die primäre Rekristallisat.ion zpit bei verschiedenen Glühtemperaturen. Blech-
tlieke 0,5 unu. Es ha.ndelt sich Uln gleiehmäßig(:'~
zum Stillstand kommt, sobald Kornwachstnlll im Anschluß an die primäre Re-
der Korndurchmesser die BleC'h- kristallisation (nach 1'. A. RECK [UOj).
dicke erreicht hat.
Die Erklärung dieser Beobachtung scheint darin zu liegen, daß auf
Grund der Grenzflächenspannung während des Glühens kleine Einker-
bungen entlang der Schnittlinie von Korngrenzen und Probenoberfläche
entstehen. Daher bleiben Korngrenzen, welche die Probenoberfläche
prreichen, an diesen Einkerbungen hängen und bewegen sich bis zum
Abschluß des Kornwachstums ruckweise fort [90, 104].
Bei sehr dünnen Proben wird der Oberflächeneinfluß dominierend
für das Eintreten der Rekristallisation.
Aus elektronenmikroskopischen Untersuchungen an abgedünnten
Folien ist bekannt, daß Reinaluminiumfolien unterhalb von 5 :-tm und
Folien aus zonengeschmolzenem Aluminium unterhalb 0,15 [Lm Dicke
nicht mehr rekristallisieren [113J.
Im allgemeinen können Körner erst bei der sekundären Rekristalli-
sation in der Blechebene Durphmesser erreichen, die wesentlich größer-
:;ind als die Blechdipke.
24 Altenpohl, Aluminium
370 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 371]
Literatur zu Kapitel B 3
[1] BOROHERS, H., H. JORDAN U. R. SOHWARZWÄLDER: Metall 13 (1959) 12.
[2] ALTENPOHL, D.: Aluminium 33 (1957) 226; 306.
[.3] PERRYMAN, E. C. W.: In: Creep and Recovery. Cleveland ASM 1957, S. 111.
[4] CRUSSARD, C., F. AUBERTIN, B. JAOUL U. G. WYON: Progress in Metal Physics 2
(1950) 193.
24*
372 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik
~. '
.'
0 20,0
1,3 4,3 4
:{ 5,2 22
H 2,0 11
;")7 2,0 16
4.2 Texturuntersuchungen
Von H. P. Stüwe, Aachen
Der Extremfall einer tltark belegten und scharfen Textur wäre ein
Einkristall. Es überrascht daher nicht, daß ein Einkristallblech beim
Tiefziehen extrem hohe Zipfel zeigt [31, 120].
Durch eine Ideallage wird die I~age aller drei Raumachsen der Kristal-
lite festgelegt. Nicht allc Texturen lassen sich so beschreiben. Manchmal
ist nur die Lage einer Kl'i"tallachsc im Probekörper festgelegt, während
über die I~age der andercn Achscn nichts ausgesagt werden kann. Eine
solche Textur nennt man "Fascr-
textur" , die am;gezcichnetc Achse 0
gen ist.
4.212 Darstellung von Texturen. a) Ideallagen. Die vollständige
Beschreibung einer Textur ist durch eine Verteilungsfunktion V (Xl X 2 X 3)
gegeben. Dabei sind die ,Xl,2.3 die Orientierungsparameter. Vier Variable
lassen Hieh nicht mehr bequem graphisch erfassen, deshalb ist eine ge-
bräuchliche Darstellung von Texturen die Angabe der Ideallagen.
'Wenn man von t'inem Blech sagt, es habe eine starke belegte (100)
[OO1]-Textur, so ist damit gemeint, daß die meisten Kristallite eine
vVürfelfläche etwa parallel zur Blechebene und eine Würfelkante etwa par-
allel zur \Valzrichtung haben. DiesC'r Fall, die "WürfeUage", ist leicht zu
überblicken. weil die ldeallage zur Gestalt des Bleches völlig symmetrisch
ist. Mit (1, :3. ö) [2. 1, f] wäre eine Ideallage bezeichnet, die zur Walz-
richtung, Querrichtung und Blechnormalen nicht symmetrisch liegt. Eine
I"olche Texturangabe hezeichnC't im allgemeinen eine Textur aus vier Kom-
ponenten, yon denen jede eine {1, 3, ö}-Ebene parallel zur Blechober-
fläche und eine (2. 1, j)-Hiehtung in Walz richtung hat.
382 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 424
gebraucht und die Lage der Probenachsen für jeden Kristalliten einge-
tragen. Auch so ergibt sich ein Verteilungsgebirge, das sich in Höhen-
linien aufzeichnen läßt.
Während bei der einen Dar-
stellung für jede Netzebe-
nenschar eine gesonderte
Polfigur erforderlich ist,
braucht man bei der ande-
ren eine eigene Polfigur für o
(1JJ)
jede Probenrichtung.
In ihren Höhenlinien-
bildern stellen direkte und
inverse Polfiguren Funktio-
nen von nur zwei Veränder-
lichen dar, während die Tex-
tur im allgemeinen eine a
Funktion von drei Verän-
derlichen ist. Deshalb ist
es immer möglich, eine be-
kannte Textur in Polfiguren
darzustellen; nicht möglich
ist es dagegen im allgemei-
nen, aus Polfiguren zwin-
gend auf die Textur zu
schließen. Diese grundsätz- 1rOI--------;;;;;;"*'I~
liehe Schwierigkeit hat z. B.
dazu geführt, daß für die
Walztextur von Aluminium
eine große Zahl verschiede-
ner Ideallagen vorgeschla-
gen wurde. Obgleich beide
Arten von Polfiguren ma- tll
thematisch gleichwertig 101
sind, werden für die Dis- Abb. 304a u. b. Inverse Polfiguren.
a) Verteilung der Drahtachsen in einer gepreßten Alumi·
kussion von Aluminium- nium-Stange (nach L. K .•lETTER u. Mitarb. [34]).
texturen praktisch nur di- b) Orientierung einiger drahtförmiger Einkristalle. Wegen
ihrer geringen Zahl ist eine Höhenliniendarstellung nicht
rekte Polfiguren benutzt. sinnvoll (uach H. LANGE u. K. LÜCKE [36]).
Das liegt daran, daß sie
sich - im Gegensatz zu den inversen Polfiguren - direkt messen
lassen.
In einem Draht hat man nur eine ausgezeichnete Probenrichtung und
kommt also mit nur einer inversen Polfigur aus. Wegen der hohen Kri-
stallsymmetrie des kubisch-flächenzentrierten Gitters braucht man beim
384 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 424
Aluminium. nicht die ganze Polfigur, sondern alle Drahtachsen lassen sich
in einem Orientierungsdreieck unterbringen (Abb. 304a).
Hat die Probe eine Fasertextur, deren Achse mit der Drahtachse
zusammenfällt, so ist Abb. 304a bereits die vollständige Beschreibung der
Textur. Das steht nicht im Widerspruch zu den vorausgehenden Betrach-
tungen, denn die Fasertextur ist eine Funktion von nur zwei Variablen
und kann also durch eine Polfigur vollständig dargestellt werden.
Solche Polfiguren lassen sich auch durch Messungen ermitteln, aller-
dings nicht direkt, sondern über eine rechnerische Auswertung von Meß-
kurven [34, 35].
Inverse Polfiguren sind auch die übliche Darstellungsweise, wenn die
Orientierung drahtförmiger Einkristalle gezeigt werden soll. Ein Beispiel
dafür ist Abb. 304 b.
4.213 Messung von Texturen. In Abb. 305 sei S eine Quelle für Rönt-
genlicht der Wellenlänge A, P die zu untersuchende Probe und Z ein
Zählrohr. Sie sind so angeordnet, daß das
von den (h, k, l)-Ebenen reflektierte Licht
J..""liIi"-;-''-'-'----;x ins Zählrohr fällt. {} ist der zu (h, k, 1) und
SAgehörende Glanzwinkel. Für ihn gilt,
• {} A.
sln --- = -
N 2 2x
---J
Allb. 306a u. b. Anordnung zur Textur- Abb.307. Aufnahme einer Fasertextur, schematisch
messung, schematisch.
a) Rückstrahlbereich ;
h) DnrrhstrahJhereieh.
hingewiesen. Bringt man an die Stelle Z in den Abb. 305 und 306 statt des
Zählrohres eine Fotoplatte, so läßt sich die dort einfallende Intensität aus
ihrer Schwärzung abschätzen oder ausfotometrieren. Dieses Verfahren
ist weniger genau und auch langwieriger als das Zählrohrverfahren, weil
zur vollständigen Aufnahme einer Polfigur viele Platten belichtet und
ausgewertet werden müssen. Bei einiger Übung und geschickt gewählter
ProbensteIlung kann man jenoch auch aus einer einzelnen Aufnahme auf
den Texturtyp schließen.
Bei Texturmessungen an Drähten wird meist vorausgesetzt, daß es
sich um eine gewöhnliche Fasertextur handelt. Trifft dies zu, dann ist
eine Meßanordnung zweckmäßig [39], bei der die Probe vom Röntgen-
strahl umflutet wird (vgl. Abb. 307). Schon oft [40 bis 43] wurde jedoch
die Möglichkeit erörtert, daß die Textur von Drähten durch Angaben
einer Faserachse nur unvollständig beschrieben sein kann. Eine Möglich-
keit zur experimentellen Nachprüfung zeigt Abb. 308. Der Draht ist längs
aufgeschnitten und die Schnittfläche wird, wie ein Blech, im Rückstrahl-
verfahren untersucht. Links im Bild deuten die kleinen Quadrate eine
(100)-Fasertextur klassischer Auffassung an, darunter die zu erwartende
Zonen, sondern einzelne Maxima. Abb. 308 zeigt also schematisch, daß es
mit dieser Methode möglich ist, zwischen einer "echten Fasertextur" und
einer "zyklischen Lage" zu
unterscheiden. Zyklische
Fasertexturen lassen sich
auch nachweisen, indem
man dem Draht eine Probe
in Form einer koaxialen
o Röhre entnimmt, die man
o dann ausbreitet und wie ein
Blech untersucht. So wurde
aus einem rekristalIisierten
Aluminiumdrahtdie Polfigur
Abb. 309 gewonnen [137].
Einen ersten Überblick über die Textur einer Probe kann man durch
Ätzverfahren gewinnen. Die Ätzgrübchen haben oft eine geometrische
Form, die mit der Orientierung des angegriffenen Kristalls zusammen-
hängt. G. TAMMANN und J. CZOCHRALSKI haben als erste dieses Verfahren
vorgeschlagen und angewandt.
Lit. S. 424] 4.2 Texturuntersuchungen 387
4.22 Gußtexturen
25*
388 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 424
oder durch Zusatz künstlicher Keime (Titan- und Borsalze) die Ausbil-
dung von Stengelkristallen verhindert, so ist die entstehende Gußtextur
im allgemeinen grau. Einen Überblick über diese Erscheinungen geben
W. ROTH und M. SCHIPPERS [45].
4.23 Warmverjormungstexturen
Über die Textur von Warmwalzplatten machen W. BUNK, K. LÜCKE
und G. MASING [53] die in Tab. 31 wiedergegebenen Angaben.
Tabelle 31. Textur von Warmwalzplatten aus Al99,3 (0,4% Fe; 0,25% Si)
(nach W. BUNK, K. LÜCKE U. G. MASING [53])
4.24 Kaltverjorrnungstexturen
Die Abb. :3l2 und 313 zei-
gen für kaltgewalztes Alumi-
nium (und viele andere ku-
bisch-flächenzentrierte Me-
talle) typische Polfiguren. Zur
Beschreibung der entspre-
chenden Textur sind eine
Reihe verschiedener Ideal-
lagen vorgeschlagen worden,
deren Pole in die Abbildun- AbI>. 313, (200)-Polfigur eines kaltgewalzten Reinaln-
miniuml>leches mit eingezeichneten r deallagen. Zeichen
gen eingetragen sind. Man wie in Abb. 312.
390 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 424
sieht, daß die meisten sich nur wenig voneinander unterscheiden und auch,
daß sie alle die Polfigur recht gut beschreiben. Ausnahmen davon bilden
eigentlich nur die Lagen (011) [211] und (112) [111], die zu einer Zeit vor-
geschlagen wurden, als nur
das fotographische Verfahren
der Texturbestimmung zur
Verfügung stand. Da die Maxi-
ma z. B. der (111)-Polfigur
nicht genau einen Winkelab-
stand von 70°32' haben, ist es
nicht möglich, eine Ideallage
zu finden, deren Pole gen au in
alle Maxima fallen. (Bei der
Würfellage ist das möglich I).
Da man aus den Polfiguren
die wahre Textur ohnehin nicht
streng ermitteln kann - wie
oben erläutert wurde -- haben
die verschiedenen Autoren we-
nigstens versucht, ihre Ideal-
lage so zu wählen, daß deren
Pole möglichst nahe bei den
Wulzrichlung
Maxima der Polfigur liegen.
4.242 Oberflächentextur
von Blechen. Ganz anders
ist dagegen die Textur einer
Oberflächenschicht, die man
gelegentlich auf kaltgewalz- Abb.316. Unsymmetrisch belegte S-Lage, schematisch.
ten Aluminiumblechen findet
(Abb. 317 a). }lIan nennt sie die "schräge Würfellage", weil sich die vier
::Vlaxima der Abb. 317b gut durch die Ideallage (100) [011] beschreiben
lassen. Das mittlere Maximum, das nicht immer beobachtet wird [59],
wird von einer noch dünneren Oberflächenschicht mit einer (ll1)-Faser-
Wolznchlung
392
a
Wo/rrichlung
b
Wolzric/JIung
Abb.317a-c. (111)-Polfiguren
eines kaltgewalzten Bleches
aus Al 99,4 (036% Fe, 0,19% Si)
(nach H. P. STt'WE [60)).
a) an der Oberfläche;
b) 45 tl-ffi abgeätzt;
c) 160 tl-ffi abgeätzt.
c
Lit. S. 424] 4.2 Texturuntersuchungen 393
textur beigesteuert. Man kann sie abätzen und erhält dann Abb. 317b.
Noch tiefer im Material trifft man die S-Lage an (Abb. 317 c).
Über die Bedingungen, bei denen man diese Textur antrifft, sind
unterschiedliche Angaben gemacht worden. Nach [32] tritt diese Ober-
flächentextur nur bei dicken Blechen auf (etwa 5 mm). Nach [30] findet
man sie bei dünnen Blechen (0,3 mm). Nach [58] ist ihr Auftreten unab-
hängig von der Blechdicke, wird jedoch vom Walzverfahren beeinflußt:
Bleche, die bei jedem Stich in der gleichen Richtung gewalzt wurden,
zeigten eine Oberflächentextur, die der des Blechinneren ähnelt. Die
schräge Würfellage trat auf, wenn die Walzrichtung bei jedem Stich
vertauscht wurde. Nach [59] konnte sie durch reversierendes Walzen zer-
stört werden.
Neuere Untersuchungen [61] haben gezeigt, daß der entscheidende
Parameter für das Auftreten der "schrägen Würfellage" die Reibung
zwischen Walzballen und Walzgut ist. Mit sorgfältig getrockneten Walz-
ballen lassen sich nicht nur auf Aluminium, sondern auch auf Blei,
Kupfer und Silber Oberflächentexturen erzeugen.
4.243 Legierungstyp der Walztextur. Die S-Lage ist nicht die einzige
Walztextur der kubisch-flächenzentrierten Metalle. lX-Messing und Silber
z. B. bilden die Textur, deren Polfiguren in Abb. 318 wiedergegeben sind.
Diese Polfiguren werden durch die eingezeichnete Ideallage (011) [211]
gut beschrieben. Vergleicht man die Texturen einer Reihe von Kupfer-
Zink-Legierungen mit wachsemdem Zinkgehalt, so geht die Polfigur
Abb. 312 kontinuierlich in die Abb. 318a über [62]. Der Umschlag der
Walztextur von der S-Lage zur (0,11) [211]-Lage kann nicht nur durch
Zusatz von Fremdatomen bewirkt werden, sondern auch durch Walzen
bei sehr tiefen Temperaturen. Nach den Untersuchungen von J. SMALL-
MAN [63] läßt sich für jedes kubisch-flächenzentrierte Metall eine Kurve
wie in Abb. 319 aufstellen, die die Entstehungsbedingungen für die beiden
Texturtypen angibt.
Auch beim Aluminium wäre danach eine Textur mit (011) [21I]-Lage
zu erwarten, wenn man genügend unreines Material bei genügend tiefen
Temperaturen walzt. Hochreines Aluminium (99,995% )zeigt auch beim
Walzen unter flüssiger Luft keine Messingtextur [64]. Dagegen berichten
W. BUNK und P. ESSLINGER von einer systematischen Änderung der
Kaltwalztextur mit dem Gehalt an gelösten Verunreinigungen [65, 66]. Es
handelt sich dabei nicht um einen völligen Umschlag zur (011) [211]-
Lage, sondern vor allem, wie Abb. 320 zeigt, um eine Verbreiterung und
Aufspaltung des charakteristischen Maximums nahe am Zentrum der
(111)-Polfigur. Die anderen typischen Verschiebungen sind in Abb. 320b
angedeutet. Das Blech in Abb. 320c, das den "Legierungstyp" der Walz-
lage zeigt, hat eine höhere Reinheit als das in 320a. Die Verfasser weisen
394 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 424
Ifolzriclllllnq
jedoch darauf hin, daß ein Überschuß von Silizium die Wirkung hat, die
Übersättigung des Eisens im Aluminium zu verringern, so daß das Mate-
rial (Abb. 320a) tatsächlich die reinere Matrix haben sollte.
Eine Textur, deren Komponente weder mit der S-Lage, noch mit der
(011) [21I]-Lage identisch ist, zeigen kreuzgewalzte Bleche (Abb.321a.
und b) [107].
WolzricIJlvng Wo/mChlllng
a b c
Ahb. 3~O" .. ('. und "Legierung"typ" (L-Typ) in kaltgewalzt,eu Aluminiumblechen
S-La~e
(nach W. BUNK u. P. ESSLINGER [65]).
<I) Aluminium mit O.23~'6 Eisell. O~51 % Silizium (R-Lage); b) Verschiebung der Intensität beim über-
gang von a nach c; c) 0,37% Eisen, 0,18% Silizium (L-Typ).
Obere Reihe; (l11)-Polfiguren; untere Reihe: (200) ]'olflguren.
t.lPalzricIJlllng
4.25 Rekristallisationstexturen
4.251 Würfel- und R-Lage. An weichgeglühten Aluminiumblechen
werden im wesentlichen zwei Texturtypen beobachtet; die Würfellage
(Abb. 303a u. b) und die R-Lage (Abb. 314a u. b). Beide Texturen treten
auch nebeneinander als Komponenten einer Mischtextur auf. Die Frage,
welche der beiden Typen sich beim Weichglühen von Blechen verschie-
dener Vorbehandlung bevorzugt ausbildet, ist technisch von großer
Bedeutung und Gegenstand zahlreicher Untersuchungen.
Für die Entstehung beider Texturen ist offenbar Vorbedingung, daß
das Blech eine ausgeprägte Walztextur hat. Das ist nicht immer der Fall.
So kann z. B. bei Zwischenglühungen eine Würfeltextur entstehen, die
sich gegen das weitere Abwalzen als sehr resistent erweist [30]. Ein solches
Blech erhält dann keine sehr ausgeprägte Walztextur und beim Weich-
glühen auch keine scharfe Rekristallisationstextur.
Bei Blechen mit deutlich ausgeprägter Walztextur entscheidet der
Abwalzgrad über den Texturtyp. Mit steigendem Abwalzgrad steigt die
Neigung zur Bildung der R-Lage [30]. Dieses Verhalten steht im Gegen-
satz zu dem von Kupfer, wo die Ausbildung der Würfellage mit dem
Walzgrad zunimmt [75].
4.252 Einfluß von Legierungszusätzen. Besonders stark ist der Ein-
fluß geringer Verunreinigungen auf die Ausbildung der Rekristallisations-
textur. Die vorhandenen Fremdelemente - in der Praxis meist Silizium
400 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 424
und Eisen - hemmen die Ausbildung der Würfellage und fördern die Aus-
bildung der R-Lage. Dabei staffelt sich,die Wirksamkeit der verschiede-
nen Fremdatome in ähnlicher Weise wie beim Umschlag der S-Lage in den
Legierungstyp der Kaltwalztextur [65]. Es ist jedoch nicht so, daß jeweils
die Würfellage aus der S-Lage und die R-Lage aus der Legierungstextur
hervorgeht. Vielmehr genügen schon sehr kleine Zusätze, um die Rekri-
stallisationstextur zu beeinflussen, während die Walztextur erst von
wesentlich größeren Legierungszusätzen beeinflußt wird [65].
5r-----,-----,,----~-----,------r-----,
x5l
I o tJODC}
1----+--:""""--+-----+--0 "soDe fndglühfcmperafur
XfjOO"C
405 q07
Korndurchmesser
Abb.323. Relative Belegung der Würfellage als Funktion der Eudkorngröße für verschiedene Vor-
behandlungen von AlMn (0,8% Mn)
(nach J. T. KOPPENAAL. M. N. PARTHARASATHI U. P. A. BECK [77]).
4.254 Rekristallisations-
textur in Drähten. In Drähten
findet man nach der Rekri-
stallisation entweder wieder
,
/ @
\
\
eine (111)-Textur [38]. oder \
\
\
eine (112)-Textur oder (210) I
I
I
nach Kornvergröberung [79]. I
I
I
I
Von der (lOO)-Komponenten, \
I I
~ /
\
die bei gepreßten und gezo- \
\
, I
genen Drähten zu beobachten " .- I
I
26 AitenpohI. Aluilliniulll
402 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 424
-- I II
+--t-i 1\1
\-
II
I
'
I +
I
ten. Wir haben oben (Abb. 325)
gesehen, daß das der Fall ist.
Nun wäre der Einwand mög-
J
/ \ I
r-iJ \ ' \
I \ I I lich, daß ja auch bereits die
Keime durch eine solche Gitter-
\ I \ I
I \ rotation aus dem verformten
I "
/1 \
/T
Gitter entstanden sein könn-
"," \ I ' .... .........
ten' weshalb die nachfolgende
0
//0
0
'10 0
60
0 0 100 0 1//0
Drehwinfe/ rp Wachstumsauslese für die Tex-
turbildung nicht entscheidend
Abb.326. Korngrenzenbeweglichkeit als Funktion des
Drehwinkels nm (111); Al 99,S (0,09% ]'e, 0,09% Si) ist [82]. Es gibt jedoch zwei
(nach B. LIEBMANK, K. LÜCKE U. G. MASING [81]). Beispiele, für die dieser Ein-
wand nicht gilt. H. YOSHIDA.
B. LIEBMANN und K. LÜCKE [83] haben in gedehnte Einkristalle von
Aluminium neue, rekristallisierte Körner hineinwachsen lassen. Zwischen
dem alten und dem neuen Kristall herrschte bevorzugt die Orientierungs-
beziehung günstigsten Wachstums, nämlich eine 40°-Rotation um eine
(l11)-Achse. Die Keimbildung fand an einem Ende des Kristalles statt.
das mit einer Zange abgekniffen war und führte dort, wie Röntgenbilder
zeigten, zunächst zu einem regellos orientierten Gefüge. Erst bei weiterem
Wachstum wurde der Kristallit bevorzugt, der später die ganze Matrix
aufzehrte (Abb. 327).
S. KOHARA, M. N. PARTHASARATHI und P. A. BECK [78] benutzten als
Matrix einen blechförmigen Einkristall (Abb.324). Die entstehende
Rekristallisationstextur (Abb.325) ließ sich in Komponenten zerlegen.
die alle durch die Beziehungen günstigsten Wachtums mit der Matrix ver-
bunden waren. Die Keimbildung war hierbei durch Abreiben der einen
Blechoberfläche mit Sandpapier erzeugt worden und das dort zunächst
aus den Keimen entstehende Gefüge war, wie Röntgenaufnahmen zeigten,
ebenfalls regellos. Erst beim Wachstum quer durch das Blech (Abb. 328)
entstand auf der anderen Seite die RekristaUisationstextur.
Diese beiden Experimente sind nur durch Wachstumsauslese zu
erklären.
Lit. S. 424] 4.2 Texturuntersuchungen 403
a b c e
Abb. 3:!7a-e. 'VachstUllJt-\ilusletie in draht- Abb. 3~~. WachHtumsanslese in einem Einkristall-
fönnigeIl Aluminiuln-Eblkristallelt hlech mit künstlicher Keimbildung, schematisch
(nach H. YOSHlDA, B. },lEmIAJSx (nach H. P. ST1:WE [44]).
u. K. LI'eRE [83]).
.:26*
404 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 424
Tabelle 32. Geometrische Beziehungen der Ideallagen der Walztextur zur Würjellage
ISymbol
in den
I
••
(3,5,8) [5, 2, 3] @ 44,6° 1,3° 4 89,F
(4,7,9) [9,4,7] 51,8° 0,6° O? 89,6°
(1,1,0) [1, 1, 2] 56,6° 22,2° 0 90°
(1,1,2) [1,1,1] & 56,6° 22,2° 0 90°
Idealfall 40° 0° 4 90°
* In der 5. Spalte ist der Winkel zwischen den durch die Indizierung gegebenen
Vektoren eingetragen. Da diese Vektoren Probennormale und Walzrichtung symbo-
lisieren sollen, müßte dieser Winkel 90° betragen. Wo dies nicht der Fall ist, wurden
zur Berechnung der Drehwinkel hier und in Tab. 33 entsprechende Korrekturen
angebracht (nach H. P. STÜWR [44]).
Tabelle 33. Drehwngen, die eine Komponente der S-Lage in die drei anderen überführen
(nach H. P. STÜWE [44])
bol wiltkel
9: zwiöchm Dreh-
(111)- 1 . k I
AdlRe H. I Wllt e
(111)-
Aehöe u.
I .
9: zwischen 1' Dreh-
k I
Wll~ e
1
'
1
9: zwischen die Bildung
.
(111)-
Achöe u.
der R-Lage
günstigen
Drelm('\lse i Drehachöe I Drehtlchse Kompo-
nenten
(011)
[211]
( L12)
• o
[111]
0° o
(1:~;i)
D 44,0° I 12,2" 0-1
[211j I
( 12:~)
[412]
o 60° 44,4° 19,1)°
(7.12,22)
2,0" ti,(i' 2
[8. 4, 3] ~
(:i, 8, 14)
0° J9,0° 2-3
[11, 5, 7] 0
(:l, ii, 8)
1,..1. 0,4" 1,2° 3
lii. 2,3]
(4,7,9)
• 1 40,0° lil,4 16,1 0 i 409° 11),3° o
19, 4, 7] 1 •
nicht überall. so doch in 50 bis 75°/., des Materials mehr oder weniger gut,
wenn man die neueren Indizierungen (7, 12,22) [8,4,5], (5, 8, 14) [11, 5,7]
oder (3, 5, 8) [5, 2, 3] zugrunde legt. ~ächst den Würfelkeimen sollten also
auch R-Keime begünstigt am Aufbau der rekristallisierten Matrix teil-
nehmen. Das konkurrierende Auftreten von Körnern in Würfellage und
R-Lage haben P. A. HECK und R. Ru [89] im Mikroskop verfolgt.
Vom Standpunkt einer reinen Wachstums auslese müßten also primär
sowohl die \Vürfellage, als auch die R-Lage, wie auch symmetrische
Nebenkomponenten zunächst gleichzeitig auftreten. Beim anschließen-
den Kornwachstum setzt sieh dann die Texturkomponente durch. deren
Körner am größten sind. Da::; sind die Würfelkörner, deren Wachstum in
tier verformten Matrix am meisten hegünlitigt war und die auch alle
J{·Körner mit hoher Korngrenzenbewegliehkeit aufzehren können.
Diese Zunahme der Würfelkomponente mit dem Kornwaeh::;tum i"t,
tat::;ächlich beobachtet worden (::;. Abh. 323). Das Kornwachstum führt
bit; zur reinen Würfellage, wenn es nicht vorher zum Stillstand kommt.
Da" kann geschehen, weil AusRcheidungen einer zweiten Phase das weitere
Tabelle 34. Zwei verschiedene Erklärungen (1 u. 2) der Entstehung von Texturen bei der Rekristallisation von Reinaluminium 11:0-
o
0:>
technisches Aluminium: Ausscheidungen hemmen die Ver- gelöste Verunreinigungen ver- Verunreinigungen stören l"
--+ geringe Neigung zur stärkung der Würfellage durch wischen die Unterschiede der die Wachstumsvorgänge
Würfellage Kornwachstum Wachstumsgeschwindigkeit und
verhindern die Auslese i
~.
technisches Aluminium: Entsteht durch Wachstumsaus- keine Wachstumsauslese (s.o.)
-;. Bildung der lese in Konkurrenz zur Würfel- Entstehung der R-Textur durch ~
.,..
R-Lage lage ; Verstärkung der Würfellage also: a) Rekristallisation "in situ"
durch anschließendes Kornwachs- oder b) durch orientierte Keim-
tum ist verhindert bildung t(t)
Strangguß -;. Würfellage Strang: schnelle Abkühlung, Strang: schnelle Abkühlung, Die groben Ausscheidun- §
P-
Kokillenguß -+ R-Lage wenig Ausscheidungen in fester Kornseigerung nicht ausgeglichen, gen, die schon bei der Er-
Phase, also unbehindertes Korn- relativ reine Matrix: Wachstums- starrung gebildet werden,
wachstum auslese haben keinen wesentlichen
Kokille: langsame Abkühlung, Kokille: langsame Abkühlung, Einfluß
feine Ausscheidungen in fester schwache Kornseigerung, hoher
Phase, Behinderung des Korn- Gehalt an gelösten Verunreinigun- i
wachstums gen, keine \Vachstumsauslese
bei Strangguß : die Ausscheidung gelöster Ver- Kornseigerung gleicht sich aus, Angleichung des Strang-
Barrenhochglühung unreinigungen wird nachgeholt: nunmehr gelöste Verunreinigungen gußmaterials an den Aus- ~
mindert die Neigung Bildung feiner Ausscheidungen auch im Strangguß scheidungszustand im Ko- rn
zur Würfellage killenguß ~
"'"
Eisen: Silizium-Verhältnis: a) Silizium erleichtert die Aus- Silizium erleichtert die Ausschei- Silizium erleichtcrt die Aus- r~.
wächst der Silizium-Gehalt scheidung bei der Erstarrung: dung des Eisens und "säubert" scheidung des Eisens
auf Kosten weniger feine Ausscheidungen in damit die .Matrix: bessere \',lachs- V'
des Eisen-Gehaltes fester Phase tumsausleRe ~
-.;.. \\' ürfellage b) Silizium ist besser löslieh als ~
Bisen und neigt nicht zur Über-
sättigung: dip Uesamtmenge der
Ausscheidungpn in fpstpr Phasp
wird kleiner
c) Hilizium erleichtert die Koagu-
lation zu größeren, auf das Korn-
wachstum ,,-eniger wirksamen Par- :'"-
tikeln ""....,
~
c+
Stranginneres -.;.. H- Lage im lnnel'en langsamere Ahkiihlung: im lnnerenla!lgsamere A bkiihlung: im Inm'ren VOll Strangguß-
Strangobertläehe->- ft'inc .\ usseheidungen in fester schwache KOI'nseigerung, viele ge- barren ähneln di" Ab-
g
Würfellage Phase, BehinderunI-( des Korn- löste Verunreinigungen kühlungsbedingungen dem M-
(1)
wachstums :;J
Kokillellguß >=
hoher Verformungsgrad -+ a) erzwungene Ausscheidungen feineres Endkorn, überwiegender größeres Korn entspricht §"
wachsende Neigung zur bei hohen Verformungsgraden Einfluß der Keimbildung größerer Neigung zur
R-Lage b) oder: geringes Kornwaehstum
@
Würfellage
bei geringer Blcehdieke
~
o
-1
408 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 424
Wachstum hemmen [90], oder weil die Korngröße der Blechdicke gleich
wird [91], oder einfach, weil die Glühung unterbrochen wurde. Dann
liegt eine Mischtextur aus Würfellage und R-Lage vor. Der Einfluß vieler
Parameter, also z. B. Walzgrad, Glühdauer und -temperatur, auf die
Rekristallisationstextur wird so sein, daß Bedingungen, die ein feines
Korn herbeiführen, auch die Ausbildung der Würfellage behindern. Hier-
in stimmt die Theorie mit der Erfahrung gut überein, wie eine Unter-
suchung von D. ALTENPOHL und B. LIEBMANN zeigt [76]. Wie sich ver-
schiedene Aluminium-Texturen durch die Wirkung von Ausscheidungen
·deuten lassen, ist in Tab. 34, Spalte 2, dargestellt.
Der Einfluß gelöster Fremdatome ist noch unübersichtlich [92 bis 97].
Es gibt zwei Auffassungen, welche in Spalte 2 und 3 von Tab. 34 ein-
ander gegenübergestellt sind.
Wie Spalte 4 zeigt, haben beide Auffassungen in ihrer praktischen
Anwendung vieles gemeinsam.
Ungeklärt ist die Frage, wodurch das Gefüge von Stranggußmaterial
sich von dem aus Kokillenguß unterscheidet: ob durch die rasche Ab-
kühlung viel Eisen in übersättigter Lösung verblieben ist, das sich bei
einer anschließenden Barrenhochglühung in fein verteilter Form aus-
scheidet [30], oder ob umgekehrt die starke Kornseigerung beim Strang-
guß eine besonders reine Matrix erzeugt, in der sich bei der nachträg-
lichen Glühung das bereits ausgeschiedene Eisen wieder löst [98].
Die Gleichgewichtsläslichkeiten von Eisen und Silizium, den für
technisches Reinaluminium typischen Verunreinigungen, sind zwar be-
kannt (Abb. 329). Man kennt auch die ternären Phasen, die von beiden
Lit. S. 424] 4.2 Texturuntersuchungen 409
Abb.330. Isothermer Schnitt (500°C) dureh die Aluminium·Ecke des Systems Aluminium·Eiseu-
Silizium (uach H. W. L. PHILIPS [102]).
Abb.331. Walz textur eines zunächst bei 560 ' C geglühten, dann 98% kaltgewalztenunu absehlicßend
1,5 miu bei 36() ' C weichgegliihten Aluminiumbleches (Al 99,5).
...
100: 1
Abb. 332,,-c .•Üzliguren auf Blechen unter.chiedlicher Textur (nach ALUSUISSE).
a) _Hzliguren auf Reinstaluminiumblech AI n9.99 (100)[OOl]-Textur; h) Atzfiguren auf Reinstalumi-
niumblech AI9!).99 mit (110)[112]-Walztextur; cl Atzfiguren auf Reinnlullliniumblech AI 99.7 mit
(112)[1111- Wal7.tcxtur.
stärkere Schwankungen der Zipfel bildung. Auch hinsichtlich der Lage der
Zipfel zur Walzrichtung werden trotz scheinbar gleicher Arbeitsweise
sehr oft Abweichungen festgestellt, was bereits darauf hindeutet, daß die
Verarbeitungs bedingungen an der Ausbildung der Zipfel maßgeblich be-
teiligt sind.
Die Zipfelbildung, die nicht nur bei Aluminium, sondern bei den
verschiedensten Metallen auftritt, ist eine Folge der Anisotropie der
mechanischen Eigenschaften des Ausgangsmaterials, die in der Tendenz
der Kristalle, sich in bestimmten Vorzugslagen (Texturen) [30, 31, 53, 56,
119, 121 bis 123] zu orientieren, begründet ist (Abb. 332a bis c). Je nach
der Art dieser Orientierung treten die Zipfel in verschiedenen Lagen auf.
Meist erscheinen bei den heute für weiche Reinaluminiumbleche und
-bänder aus Strangguß üblichen Verarbeitungsbedingungen ohne
Zwischenglühbehandlung vier Zipfel unter 45° zur Walzrichtung, ähnlich
wie dies auch bei hartgewalztem Material beobachtet wird. Die hierfür im
wesentlichen verantwortlichen Texturen (110) [112] und (112) [110] wer-
den deshalb als Verformungstexturen bezeichnet. Unter gewissen Ver-
arbeitungsbedingungen, so beispielsweise bei Einschaltung von Zwischen-
glühungen während der Verarbeitung, orientieren sich die Kristalle da-
gegen oft im Sinne der WürfelJage (100) [001], was vier Zipfel in 0 und 90°
414 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 424
Diese Arbeitsweise führt bei tiefgezogenen oder durch Drücken aus weich-
geglühten Ronden hergestellten Gegenständen meistens zu Zipfeln unter
45° zur Walzrichtung. Die Neigung zur Zipfelung dieser Orientierung ist
dabei umso stärker, je höher die Warmwalztemperatur und/oder der
Kaltverformungsgrad gewählt werden. Die Zipfel sind deshalb bei dünnen
Blechen (mit starken Kaltwalzgraden vor
75,..,---.,----,--,-...........,
der Weichglühung) besonders ausgeprägt. %
Bei gegebener Kaltverformung wird die
Zipfellage bei Reinaluminium der für Tief- 70
zieh- und Drückarbeiten üblichen Reinheit
mit abnehmender Warmwalztemperatur in
Richtung 0/90° verschoben. Diese Tendenz
vermindert sich mit zunehmender Reinheit
und ist bei höheren Reinheitsgraden, wie
weiter unten gezeigt wird, nur noch sehr
gering. In gleichem Sinne ändert sich die 'I:,
Zipfellage, wenn bei gegebenen Warmwalz- ~
bedingungen die Kaltverformung verrin-
gert wird. Abb. 334 zeigt die Abhängigkeit
der Zipfelbildung der während 2 h bei 400 oe
weichgeglühten Bleche von der Warmwalz-
temperatur und vom Kaltverformungs-
grad. 7,5 7,00,8 0,60,5
Nach Untersuchungen des Verfassers 1I
B/echdicke
! I I I I!
zeigt sich nur eine geringfügige Abhängig- 56bls 80 67bis7D 78bis87 %89
8zbis8.
keit der Zipfelbildung von der Weichglüh- Ka/fverformunqsqrad
temperatur. Auch die Dauer der Weich- Abb. 334. Abhängigkeit lIer Zipfel-
glühbehandlung ist nach diesen Untersu- bildung von Warmwalztemperatur
uud Kaltverformungsgrad bei Rein-
chungen ohne nennenswerten Einfluß, so- aluminium Al 99,5, Zustand weich:
fern dadurch keine Gefügeveränderungen Fe:Si-Verhältnis "'2:1,
Warmwalzplattendicke '" 5 mm;
eintreten, beispielsweise durch sekundäre Weichglühtemperatur 400'C
Rekristallisation bei langer und extrem (2 h) (narh ALUSUIRSE).
hoher Glühung.
Rasches Aufheizen ("Stoßglühung" oder "flash annealing") führt zu
einer leichten Hemmung der 90°-Lage.
Ist das Gefüge infolge unvollständiger Weichglühung nicht voll-
ständig rekristallisiert, so behalten die Zipfel ihre der Verformungs-
t,extur entsprechende 45°-Lage bei. Je nach Rekristallisationsgrad ver-
schieben sich die Zipfel mehr oder weniger stark in Richtung 0/90°.
Durch eine reine Entfestigungsglühung walzharter Bleche, bei der
keine partielle Rekristallisation eintritt, ändert sich weder Lage noch
Höhe der Zipfel des walzharten Ausgangsmaterials (siehe dazu Abb. 257
auf S. 322).
416 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 424
+
0 I I
I
I einer bei620°CgeglühtenWarm-
I V
H !
I ltenglühun9-
~hne pa r11it~nglü~ung
.-/
--.....;
walzplatte mit rascher Abküh-
lung auf 30 bis 50°C (2 min)
hergestellt wurden, hatten hö-
5 4 3 70,80,5
B/echdicke here Zipfel in 0/90 -Lage als die
0
Ahb. 336. Zipfelbildung bei Blechen aus Straugguß- Proben, die während 10 Minuten
barren 99,3% mit und ohne Warmwalzplatten- von 620°C auf die gleiche Tem-
glühung (Warmwalzplattendicke 7,6 mm). Fertig-
bleche bei 400°C weichgegliiht (nach ALUSUISSE). peratur abgekühlt wurden.
(nach ALUSUISSE). %
70
27 Altcnpohl, Aluminium
418 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 424
~ ~ ~~--------~--------~------~--~
""j""%
::::::::;s:
~~
~ ~ o~~~~~~~~~~~~%%~%~
~
~
V~~~~~~~~~~~~~~~~~
~ 80
Kollverformungsgrad
Abb.339. Abhängigkeit der Zipfelbildung von Warmwalztemperatnr nnd Kaltverformungsgrad.
Fe:Si·Verhältnis = 3:1 (Reinaluminium Al 99,2).
Warmwalztemperatnr :
- - - - 400°C, --- - - 500°C, - - - 600°C; Weichglühtemperatnr 400°C.
Schraffierter Bereich = zulässige Zipfelböhe
(nach ALUSUISSE).
~I~
~""
~~
~~~~--~~~--~~
~
_ 8o~'O~------~--------~--------~ru~
u, 70 80
Kollverformungsgrad
Abb. 340. Abhängigkeit der Zipfelbildung von Warmwalztemperatnr und Kaltverformungsgrad.
Fe : Si-Verhältnis = 1: 1 (Reinaluminium Al 99,2).
Warmwalztemperatnr :
- - - - 400°C, - - - 500°C, - - - - - 600°C; Weichglühtemperatur 400°C (2 h).
Schraffierter Bereich = zulässige Zipfelböhe
(nach ALUSUISSE).
gehaltes, bei sonst gleicher Reinheit, verschieben sich die Zipfel in Rich-
tung 0/90° und liegen bei den üblichen hohen Warmwalztemperaturen
zwischen 500 und 600 oe bereits so günstig, daß ein Großteil der Bleche
und Bänder der handelsüblichen Dicken in zipfelarmer Qualität her-
gestellt werden können (Abb. 340 bis 342). Da jedoch mit zunehmendem
Siliziumüberschuß eine Neigung zur Kornvergröberung bei den Fertig-
o
~ ~LO--------~7~O--------~80~------~9~0-no/,'o~95
Kalfverformungsgrad
Abb.341. Abhängigkeit der Zipfelbildung von Warmwalztemperatur und Kaltvprfnrmungsgrad.
Fe:Si-Verhältnis ~ 1:3 (Reinaluminium Al 99,2).
Warmwalztemperatur:
- - - - - 400°C, - - - 500"C, - - - - - 600"C; Weichglühtemperatur 400°C (2h).
Schraffierter Bereich ~ zulässige Zipfelhöhe
(nach ALUSUISSE).
80 90 % 95
Ka/fverformungsgrad
Abb. 342. Abhängigkeit der Zipfelbildung von Warmwalztemperatur llnd Kaltverformungsgrad.
Fe:Si-Verhältnis ~ 1: 7 (Reinaluminium Al 99,2).
Warmwalztemperatur :
- - - - - 400°C, - - - 500°C, - - - - - 600°C; Weichglühtemperatur 400°C (2 h).
Schraffierter Bereich ~ zulässige Zipfelhöhe
(nach ALUSUISSl~).
blechen besteht und zudem auch die Gießbarkeit der Barren etwas beein-
trächtigt wird, ist es vorteilhaft, den Siliziumüberschuß möglichst klein
zu halten. Ein Eisen: Silizium -Verhältnis von 1 : 1 dürfte in der Praxis in
den meisten Fällen genügen. Eine Anpassung des Eisen: Silizium-Ver-
hältnisses an die gewünschte vVarmwalztemperatur bietet überdies den
Vorteil, daß die Warmverformung bei ein und derselben Temperatur für
einen weiten Kaltverformungsbereich auf einheitliche Plattenstärken
vorgenommen werden kann. Ein weiterer Vorteil ist, daß auch die Aus-
gangsbarren für dünnere Bleche bei den wünschbaren höheren Tempera-
turen gewalzt werden können.
27*
420 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 424
.., 70 L
Y.
/ walztem pera tur 400 oe zeigen die Bleche
. /
....-- II + bis zu einer Reinheit von 99,4% nur
'"~
-c::
'<::>
eine schwache Zipfelbildung in 45°. Mit
~
~ V
.,,?- +/ zunehmendem Reinheitsgrad des Mate-
"<
rials nimmt jedoch die Zipfelbildung in
-
5
~
~
I
099,799,3 99,399,4 99,599,6 99,7 99,8
Fe: Si '" 3:7 ausgeprägte 45°-Zipfel auf, die bei zu-
.~ % 700 nehmender Reinheit der Bleche größer
"< Reinhetfsgrad werden. Bei hohen Warmwalztempera-
turen zwischen 550 und 600 oe verschie-
o
<::>
~ Abb. 343. Abhängigkeit der Zipfelbildung
von der Warmwalztemperatur bei 0,5 mm ben sich die vorerst leicht ansteigenden
dicken Reinaluminiumblechen verschie·
dener Reinheitsgrade (Kaltverformungs-
Zipfelwerte bei Reinheitsgraden über
grad 94%). etwa 99,5 % in Richtung 0/90°. Eine ähn-
Warmwalztemperatnr : 1iche Abhängigkeit zeigt sich auch bei ge-
0 - - 0 400°C, . - - . 500°C,
+--+ 600°C; ringerer Kaltverformung, wobei die
Weichglühtemperatnr 400°C (2 h) Werte lediglich etwas in 0/90° verschoben
(nach ALUSUISSE). werden. Diese bei hohen Reinheits-
graden außerordentlich starke Abhän-
gigkeit des Zipfelverhaltens von der Warmwalztemperatur erklärt die
vielfach beobachteten starken Streuungen der Zipfelwerte. Die neben
dem Kaltverformungsgrad für das Zipfelverhalten maßgeblich verant-
wortliche Barrenglühbehandlung sowie die erwähnte Abhängigkeit von
der Konzentration der natürlichen Verunreinigungen Eisen und Silizium
deuten darauf hin, daß Lage und Höhe der Zipfel durch einen, je nach
den gewählten Glühbedingungen hervorgerufenen, verschieden starken
Abbau der im Stranggußbarren vorliegenden Übersättigung an Eisen
und Silizium gesteuert werden. Die größere Bedeutung kommt dabei
dem Eisen zu [76], das je nach Übersättigungsgrad die Ausbildung von
Lit. i:l. 424] 4.4 Zipfel bildung bei Reinaluminium 421
extrem hohen Zipfeln in 45° zur Walzrichtung hervorruft. Die Abb. 344a
bis d zeigen die Veränderungen des Gußgefüges bei Reinaluminium
Al 99,5 (Eisen: Silizium = 2: 1) nach 24stündiger Glühung bei verschie-
denen Temperaturen. Nach Barrenglühung bei 600 0 e (Abb.344b)
. "/ ''';'
,"
, I . I
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I
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I
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, .- - .. __ .. I'
\
",,' -
300:1
Abb.344a-d. (tucri"lchliffe durch Guß gefüge VOll Reinaluluiniulll A19~),5 (nach ALlJSUISSE).
a) Reinaluminium-Stranggnßgefüge, ungeglühtes AusgangsmateriaJ. Elektrolytisch poliert;
Atzung: HF + H)/O, + HCI + H,O/30 s.
b) Reinaluminiutn·Gußgefiige. 24 h bei 600"C geglüht. Al ,Fe-Nadeln. Elektrolytisch poliert.
Atzung: 0,5% HF, imin.
e) ReinaluIlliniuIll·Gußgefügc, i4 h bei 500"C geglüht. AIFeSi-Segregat. Elektrolytisch poliert.
Atzung: HF + HNO, + HCI + H,O/30 s.
d) Reillalumininm·Gußgefiige, 24 h bei 400"C geglüht. AIFeSi-Segregat. Elektrolytisch poliert.
Atzung: HF + HXO,I- HCI + H,O/30 s.
so daß die Zipfelwerte in 45° noch ziemlich hoch liegen. Erst bei tieferen
Warmwalztemperaturen (400°0) nimmt, wie Abb. 334d zeigt, die Aus·
scheidung von AlFeSi.Segregat stark zu. Die Zipfel verschieben sich daher
stark in Richtung 0/90°. Alle Maßnahmen, die zu einem Abbau des über·
sättigten Eisens führen, vermindern die 45°.Zipfelung [30, 119]. Hier ist
zunächst auf den Einfluß einer lang.
samen Erstarrung hinzuweisen (Ko·
killenguß oder Stranggießen mit tie·
fern Sumpf). Des weiteren haben die
Barrenglühbedingungen (vor allem
die Dauer dieser Wärmebehandlung)
und die Siliziumkönzentration einen
starken Einfluß auf den Abbau der
Übersättigung des Eisens. Das Auf·
treten von 0/90°.Zipfeln bei tiefen
Warmwalztemperaturen ist bei nied·
rigen Reinheitsgraden wegen der
weitgehenden Ausscheidungsmög·
lichkeit von AIFeSi verständlich,
0,03 0,04 O,Og (Jew.·% 0, 10
Bery/liumgeholf
ebenso die Wirkung eines erhöhten
Siliziumgehaltes bzw. eines günstigen
Abb. 345. Einfluß von Beryllium auf die Zipfel·
bildung bei Reinaluminium Al 99.8, weich; Eisen: Silizium . Verhältnisses, wie
Fe: Si "" 2: 1; Blechdicke : 0,5 mm; Kaltwalz· D. ALTENPoHL und B. LIEBMANN im
grad: 92%. Weichglühtemperatur 400'C (2 h)
(nach AL USUISSE). einzelnen beschrieben haben [76].
Das abweichende Verhalten von Ble·
ehen hoher Reinheitsgrade mit niedriger Siliziumkonzentration läßt
sich hiermit ebenfalls leicht deuten. Eine Verschiebung der Zipfel in
Richtung 0/90° ist hier nur durch hohe Glühung unter Ausscheidung
des übersättigten Eisens als Al 3Fe möglich.
0,1 % erreicht man Zipfelwerte, wie sie unter gleichen Bedingungen üb-
licherweise nur bei Reinstaluminium beobachtet werden. Auch bei nor-
malen Walztemperaturen (500°C) treten bei genügend hohem Beryllium-
gehalt Zipfel in Oj90 auf. Durch Diffusionsversuche an Reinstaluminium
C
73
%
r--.
------
8
-----. '~'Vo/
r--.. . . ~c?,B/'Olu/, --
------ :- - . . ___.. . . Ft
----
.......
900°C -.......
------ ~
~
0,70 0, 72 0,74 0,78 Gew. - % 0,20
f'1angangeha/f
Abh. 346. Einfluß vOlllVIangan auf die Zipfelbildung bei Reinallllniniulll AI99.8, weich; Fe: Ki = 1.5
hi" cl: 1. Hlechdicke: 0.5 1I1Tll: Kaltwalzgrad : 92%. Weichglühtelllperatnr 400'C (2 h)
(nach ALnmrSSE).
mit Eisen- und Berylliumzusätzen ließ sich die Bildung solcher Beryllium-
Eisen-Verbindungen nachweisen. Auch geringe Zusätze von Mangan,
Chrom oder Vanadium zeigen ähnliche Effekte, da ihre Aluminide Eisen
aufzunehmen vermögen. Ahb. 346 zeigt den Einfluß geringer Mengen
~'---~----,---,----r---.
%
8r---~~~---+----r-~
Abb.347. }<;inftulJ n)ll Chro!ll alll die Ziplelbil- Abb. ~4~. Einfluß von Yanadilllll auf die Zipfel-
dung bei Reilluluminiulll Al mUt weich; }'e:Hi bildung bei Reinalulllinium Al 99,S, weich;
= 2: 1; Blechdicke : 0.5 UUlI; Kaltwalzgrad : Fe: Si = 2: 1, Blechdicke : 0,5 mm; Kaltwalz-
H~~;). 'Veichglühtempefatur 400 0 ( ' (~h) i1.rad: 92°0. ""eichglühtenlperatur 400°C (2 h)
(Ilach AIX~T·I"SE). (nach AL{TSrrSRE).
5.11 Einleitung
ALFRED WILM [lJ entdeckte 1906, daß die Härte einer von 450°C
abgeschreckten Aluminiumlegierung mit 4% Cu und 0,5% Mg während
einer nachfolgenden Auslagerung bei Raumtemperatur beträchtlich
angestiegen war. 1911 erschien seine erste Mitteilung [2] über die "Ver-
edlung" von Aluminiumlegierungen. Die in manchem Rückblick [3, 4]
gewürdigten Arbeiten von A. WILM stellten die metallkundliehe For-
schung vor ungezählte neue Fragen und förderten maßgeblich die weitere
technische Entwicklung.
Der Abschnitt "Phänomenologie der Aushärtung" enthält eine Dar-
stellung der Voraussetzungen und Maßnahmen, die für die Aushärtung
einer Legierung notwendig ,.;ind. Sodann wird an Hand ausgewählter Bei-
spiele auf die im Verlaufe der Aushärtung auftretenden Eigenschafts-
änderungen hingewiesen. Die strukturellen Umlagerungen werden in
Form einer kurzen Übersicht abgehandelt. Sie werden im einzelnen in
Kap. 5.2 beschrieben.
5.111 Voraussetzungen und Maßnahmen für die Aushärtung. Defini-
tion von Kalt- und Warmaushärtung. Die konstitutionelle Voraussetzung
für eine Aushärtung ist nach P. D. MERICA, R. G. WALTENBERG und
H. SCOT'f [5] die temperaturabhängige Löslichkeit des Aluminium-Misch-
kristalls für eine zweite Kristallart. Die Maßnahmen, die zu einer Aus-
härtung führen, sind folgende: Das Lösungsglühen 2, das hinreichend
schnelle Abkühlen auf Raumtemperatur und das Auslagern daselbst oder
bei höherer Temperatur 3 .
3* 50 ~O
'10-8 '1O-~
V/grd Q-1 cm-1 kpjmm Z
-~O 33 *5 30
=<::
<t:: ~
~ ~
~<::> :t 30
'<::>
~
::t::
~
*0 ,~ 30.~
~ .,
~ <-
"-50 :!!:
~ -=>
iJ8 j5 10
-GO iJG 0
0 100 200 300 400
An/aßfemperafur
Abb. 350. Einfluß der Anlaßtemperatur auf Leitfähigkeit, Thermokraft, Härte und Verwlndezahl
einer von 560·0 abgeschreckten Aluminiumlegierung mit 1,2% Si
(nach W. KÖSTER u. W. KNORR [14]).
-bO
LIO~=====;====';"~::==;;:==~======::;::=:====~
~75°C /
Abb.351. Zeitliche Ändernn!! der Leitfähigkeit, Thermokraft nnd Verwindezahl beim Anlassen einer
von 560"C abgeschreckten Alurniniurnlegierung Illit 1,2% Si (nach W. KÖSTER n. W. KNORR [14]).
190,----,--...,----,--,.;-=:;,...-,.--,"V"""'..--r---.,
kpJmm e
180 1----+---/---I--IHl4-\l'~Hl--H--llt-_Hr----\l
170!---+--t---f-Jt--t++--cH--t-Y---ttttt---1rl
lCO 1----+---/--f-+t+i-l--H-t+-\-+--lfI---\-------l
Ein weiteres Beispiel dieser Art ist in Abb. 366 wiedergegeben (Legierung
AlMgSi). Die Ausscheidung der Nicht-Gleichgewichtsphasen erfolgt meist
semikohärent, d. h., Ausscheidung und Matrix haben einige Gitterebenen
gemeinsam. Mit dem Übergang in die Gleichgewichtsphase geht die
Kohärenz verloren.
5.122 Kaltaushärtung. Die Kaltaushärtung tritt bei Aluminium-
legierungen vielfach schon bei Raumtemperatur auf. Sie ist, wie A. GUI-
NIER [6] und G. D PRESTON [7] 1938 gezeigt haben, und wie später aus-
;(
160
kp/mm 2
1'10
,rx V 150
100
50
x
~
130
~
30
100
o 8 1Z 1& h cO
Auslagerungsdauer
Abb. 353. Zeitliche Änderung der Härte einer von 545 oe abgeschreckten Aluminiumlegierung mit
38% Ag bei verRchiedenen Anlaßtemperaturen (nach W. KÖSTER u. F. BRAUMANN [1.'n.
28 Altenpohl, Aluminium
434 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 505
r=
c ~
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~ V" c;?( -----V~ ~b
J-. ~
V li_
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130 jbt-b,
~~-~
fLt- at
'---- &.---
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-J- a3 at -
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I-lZr-lc-
/
l.:-/
110 f \Jg
o 30 0 90 mln 180 50 100 150 ·e "&'00
o 90 -Lh~J/O
0);-1 Anlaßfemperafur
Auslagerungsdauer
Abb. 354. Zeitliche Änderung der Härte bei stufenweiser Erniedrigung der Anlaßtemperatur (linker
Bildteil) sowie die erreichte Endhärte in Abhängigkeit von der Anlaßtemperatur (rechter Bildteil) von
einer Alumlniumlegierung mit 38% Ag (nach W. KÖSTElt u. F. BRAUMANN [15]).
o'~r-.,---,---,---,----,---,--~
cal/ g·grd
D.10 r--r----+---+---+---t-.(------+---f----------i
frei. Darüber hinaus jedoch wird bis zu etwa 220 °0 Wärme aufgenom-
men, weil der Kaltaushärtungszustand rückgebildet wird, bevor eine
neuerliche Wärmeabgabe bis zu etwa 280 °0 die zur Warmaushärtung
28*
436 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 505
in Abb. 354 oder die Kurve a-b in Abb.365 gibt daher den Ent-
mischungsgrad an in Analogie etwa zum Ordnungsgrad bei :Fernord-
nung.
Nach V. GEROLD [22j gehorcht der Entmischungsvorgang bei den
Aluminium-Zink- und Aluminium-Silber-Legierungen den Gesetzen
einer metastabilen Mischungslücke. Auch nach dieser Betrachtungsweise
ist der Kaltaushärtungszustand durch eine temperaturabhängige Gleich-
gewichtsbeziehung festgelegt. Es liegt kein Hinweis dafür vor, daß diese
Aufspaltung in zwei Phasen vom gleichen kubisch-fiächenzentrierten
20000: 1
Abb.357. }]lektrollemnikroskopisehe Durchstrahlllugsaufnahllle einer Folie aus einer Alnminium-
legierung lnit 20~,;) Ag bei 350~C. Nehen der y'-Phase sind noch kugelfi)rlni~e O.P.~Zonen vorhanden
(nar'h .J. A. Hm:x 11. G. THmfA~ [20 b]).
e
a his e 16000: 1. f 9000: 1
Abb.358a-f. Elektrollellmikroskopisehe Betraehtung des überganges e' -+ e bei 450 ' C an einer
Folie aus einer Legiernng aus Reinstaluminium Al 99,99 mit 4% Cu. Abb. 358 a zeigt im Ausgangs-
zustand (63 h bei 225°C ausgelagert) nur g'·Kristalle. Die Abb. 358 b bis e zeigen die Probe nach
einer zusätzlichen Wärmebehandlung von 1,5, 1,7, 2,0 und 2,7 min bei 450 °C. Im Endzustand
(AblJ. 358e) sind nur noch g·Kristalle vorhanden. Abb. 358f zeigt denselben Zustand in schwächerer
Vergrößerung (noch M. Y. H};nmNDAHL 11. G. WA~SERM.DIX [23]).
V/
100
v:' '" .... .... ",
/" /
[7
7
/
Lf.5%Cu ~
.................
/'
.
//,
/'
/
3 -------- .-{"
20
0,01 0.1 1 10. 100 10.0.0.
Aus/agerungsdouer
Abb.359. Zeitliche Anuerung vun ~truktur unu Härte bei 130 c C von Alulllininmlegierungen mit
2. :1. 4 und 4.5°~ Cu (nach J. M. SILCOCK. T .•T. HEAL 11. H. K. HARDY [24]).
- n. P.-Zollen; - -- - - ("')"; ....... e.
(Abb. 359) führt bei den Legierungen mit 3,4 und 4,5% Cu zu einer Kalt-
a.ushärtung durch G. P.-Zonen (ausgezogene Linie). Diese lassen sich
mit steigendem Kupfergehalt nach kürzerer Auslagerungsdauer nachwei-
1 2 D ' r r - - - - , - - - - , . - - - - . . . , . . . - - - . . . , . . . -_ _
kpjmm 2
" , .0·°0.
~D~---~--02~'--~---~----~-----
20o~---~---~---~~--~~-~~
0,01 0.1 1 10. 10.0 10.0.0.
Aus/ogerungsdouer
Ahh.360. Zeitliche Inuertlll~ vun Struktur 1IIH1 Härte hei 190°C von A1ullliniullllegierungen mit
2. 3. 4 nnd 4,5% Cu (""eh J. M. SILCOCK. 1' ..T. HEAL u. H. K. HARDY [24]).
U.P.-Znnen; -_._- e": ....... 6)'; xe.
Endhärte von 100 bzw. 110 kp/mm2 erreicht. Diese wird bei der Legierung
mit 3% Ou vor Beginn der Warmaushärtung nicht mehr voll erreicht.
In der Legierung mit 2% Ou konnten nach 10 Tagen noch keine G. P.-
Zonen nachgewiesen werden. Nach dieser Auslagerungszeit wird nahezu
gleichzeitig in allen Legierungen das Auftreten der Er -Phase und kurz
darauf der f)' -Phase beobachtet. Die weitere Härtezunahme beruht
daher vorwiegend auf der Warmaushärtung durch die Ausscheidung
der Phasen f)" und f)'. Nach etwa 50 Tagen Anlaßdauer bei 130°0
150r-------,----r-------,-----r------r----~
'IO-J
%
120
-3
...., ~
'I
i?'
~
~ 21---1+-t~---+---""'--'i-----\-\~
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~o~~~--t----~---~&-+----~
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I'''~".
-'I
.-......---..+. -x·_-_x·__ I
-----r--=--~<l::----'-==:--x-""=-~1>o.J.
1
während der Auslagerung bei 30°0 von einem Zusatz von 0,5% Mg an
zunächst eine deutliche Längenzunahme a,uf, bevor die im allgemeinen
für die Kaltaushärtung kennzeichnende Längenabnahme einsetzt [26J.
Dieser Befund ist im einzelnen schwierig zu deuten und dürfte am ehesten
auf die Wechselwirkung zwischen Magnesiumatomen und Leerstellen
zurückzuführen sein [27, 28].
Über die Änderung der Gitterkonstanten gibt Abb. 363 Auskunft [29].
Während der Kaltaushärtung bleibt die Gitterkonstante nahezu unver-
ändert. Erst mit der Warmaus-
"'-........... härtung nimmt sie zu. Der Über-
! "" :> gang von e' zu e-A1 20u ist ober-
~040
I I!
i
24 h angelassen . ~rJffi ~
IIfIIY .......
halb 300°0 an der Abnahme der
4,038 Gitterkonstanten nach halbstün-
i
I 1
' ~
;V
digem Anlassen erkennbar.
An Hand einer Aluminium-
~ ~112h anr;e-
I Illssen~
Magnesium-Zink-Legierung mit
i X
3,5% Mg und 6,2% Zn soll gezeigt
werden, in welcher zunächst nicht
i
" 1
4,032 ~
leicht überschaubarer Weise sich
~- --~-
~5
kpjmm'
35
"-
"'
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""'-
~
'" 30
""
:co
'"
J
25
16
%
12
2?'
-co
2: 8
~
a h
0
o 50 700 150 200 oe 250
Anlaßfemperafur
Abb.364>1 11. b. Zugfestigkeit und Bruchdehnung einer Aluminiumlegierung mit 3.5% lUg und
6.2 % Zn in Abhängigkeit ,"on der Anlaßbehundlullg nach Abschrecken von 480 oe (Die Kreise im
oberen Teil der Abbildung be7.eichnen den Beginn des Dehnungsabfalls gemäß dem unteren Teil der
Abbildunp,) (nach W. KÖSTER [30]).
O,--,--~~-----,-----,-----,-----,
<:::
~
~ o,~
~
~
0.6
f.LVjgrd
0.8
20 SO 100 150 200 250 oe 300
An/aßfemperalur
Abb.365. Isochronen der Thermokraft einer Aluminiumlegierung mit 5% Cu (nach G. BAER [33]).
bleibt während der Kaltaushärtung fast unverändert und steigt erst mit
Beginn des Ausscheidungsvorganges beträchtlich an [31]. Dieses Verhal-
ten beruht auf der nahezu gleichen Größe der Aluminium- und Silber-
atome und muß als ein glücklicher Umstand gewertet werden, weil bei
anderen Legierungen die Thermokraft durchaus auf die Kaltaushärtung
anspricht. Dabei hängt nach 0 ORUSSARD [32] das Vorzeichen ihrer
Änderung davon ab, ob der Atomradius der gelösten Atome größer oder
kleiner als der des Aluminiums ist.
So führen z. B. bei den Aluminium-Kupfer-Legierungen Kalt- und
Warmaushärtung zu einem Abfall der Thermokraft. Abb. 365, bei der die
umgekehrte Ordinate zu beachten ist, zeigt für eine Legierung mit 5% Ou
Isochronen, aus deren Auffächerung im Kaltaushärtungsl?ereich hervor-
geht, daß hier die Thermokraftänderung näherungsweise dem Kaltaus-
härtungsgrad proportional ist [33]. Bei Auslagerungstemperaturen zwi-
schen 170 und 220 °0 stellt sich ein über längere Zeit konstantes, tempera-
turabhängiges Gleichgewicht ein. Erst oberhalb 220°0 findet unter den
gewählten Versuchsbedingungen eine zweite Auffächerung der Isochro-
Lit. S. 505] 5.1 Phänomenologie der Aushärtung 445
V--
/ ~
/ '"
~. }% I
I'-----~
GS
QI 10 100 1000 10000
Aus/agerungsdauer
Abb.367. Widerstandsänderung bei 20°C einer von 550° abgeschreckten Aluminiumlegierung mit
5% Cu (nach W. HARTNAGEL [37]).
nimmt man an, daß die zur Kaltaushärtung führende Ansammlung der
gelösten Atome einen kritischen Durchmesser durchschreitet, der zu
einer außergewöhnlichen
Streuung der freien Elek-
tronenführt [38, 38a]. Für
g~---4----~----+-~~~~~~~
eine Aluminium-Zink-Le-
'10 9
Q-1 cm-1 gierung mit 10% Zn soU
beispielsweise der kritische
Clusterdurchmesser etwa
18 A betragen [35]. Diese
Vorstellungen werden je-
doch von neueren theore-
tischen Berechnungen in
Frage gestellt [39,40].
Wird von der anoma-
len Widerstandserhöhung
zu Beginn der Kaltaushär-
~~O----C~O--~)~W~--1~40~--~mo~--~u~0~oc~~0 tung abgesehen, so nimmt
Anlaßfemperafur
der elektrischeWiderstand
Abb. 368. Isochronen der Leitfähigkeit einer Aluminium- während der Kalt- und
legierung mit 38% Ag
(nach W. KÖSTER, H. STEINERT U. J. SCHERB [31]). Warmaushärtung konti-
nuierlich ab. Diesen Sach-
verhalt belegt Abb. 368, die in isochroner Darstellung die Leitfähigkeits-
änderung einer Aluminium-Silber-Legierung mit 38% Ag wiedergibt [31J.
Kalt- und Warmaushärtungsanteil sind, getrennt durch den Rück-
bildungsbereich, deutlich voneinander zu unterscheiden.
Lit. S. 505] 5.1 Phänomenologie der Aushärtung 447
5.132 Gitterfehlstellen. In letzter Zeit hat sich gezeigt, daß der Höhe
der Homogenisierungstemperatur und der Abschreckgeschwindigkeit
eine erhebliche Rolle zukommt. Zunächst wurde nur ganz allgemein das
Homogenisieren und das Erhalten des Mischkristallzustandes für not-
wendig erachtet. Erst im Rahmen der Leerstellenhypothese [50] wurde
man auf die Bedeutung der beiden zuvor genannten Einflußgrößen für
Lit. S. 505] ;3.1 Phänomenologie der Aushärtung 449
die Kinetik der Kaltaushärtung aufmerksam l . Heute weiß man, daß die
Zahl der unbesetzten Gitterplätze, kurz "Leerstellen" genannt, mit der
Temperatur rasch ansteigt und in der Nähe des Schmelzpunktes bei
Aluminium eine Konzentration von etwa 10-4 bis 10-3 erreicht [28J
Durch Abschrecken können diese Leerstellen "eingeschreckt", d. h., bei
Raumtemperatur erhalten werden. Da ihre thermische Gleichgewichts-
konzentration bei Raum-
150,---..,-------r---,---;;:-r-,---,
temperatur jedoch ver-
schwindend klein ist, etwa
10-10 bis 10-12 , wandern die ~
't: Ic5f--+--+----t----+
überschüssigen Leerstellen ~
zu "Senken", an denen sie ~
:~
"ausheilen". Die hierzu er- '§
~ 100 f--+--\--'I----
forderlichen Platzwechsel ~
mit den sie umgebenden -{;
~
Atomen begünstigen die
Entmischung des instabi-
len, übersättigten Mischkri-
stalls. Mit steigender Ab-
schrecktemperatur, d. h. mit
zunehmender Konzentra-
tion der eingeschreckten
Leerstellen, beobachtet man
daher eine Beschleunigung
der Kaltaushärtungsge-
schwindigkeit. ~·0~O~--3J~~--~~0~0---~4~W~=;o~W~O~
Hierfür gibt es aber eine Abschreckfemperafur
obere Grenztemperatur. die Abb.369. Einfluß der Abschrecktemperatur und Abschrerk-
geschwindigkeit auf die Zeit zum Erreichen des Wider·
im wesentlichen nur von der standshöchstwertes bei 20 oe für eine Aluminiumlegierung
Abschreckgeschwindigkeit mit 10% Zn (nach W. KÖ:-lTER U. G. HOFMANN [51]).
29 Altenpohl, Aluminium
450 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 505
3r-------,-----.--.-------,------~
% bgeschreckl
~ ~~o i
+-
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\\ SS ['
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§
12
{S 1,5t-f--~t----~t----- "
~
~ ,
~~ I
I
' b . 200'C angelassen
550'C abgeschreckf und 2 mln el x'::-;~--'
x~----x--
o 5 10 15 min 20
Auslagerungsdauer
Abb.370. Relative Widerstandsänderung einer Aluminiumlegierung mit 2% Cu bei O'C naeh dem
Abschrecken von 550°C mit und ohne anschließendes Anlassen von 2 min bei 200°C
(nach D. TURNBULL, H. S. RosENBAnI u. H. ~. TREAFTIS [.531).
Verformungszeitpunkt
von 10000 grdJs errechnet, (nach G. BARTSCH u. S. BOGOTT [55]).
die nicht überschritten wer- ° Zeitliche Widerstandsänderung bei 20 oe nach Ab-
schrecken von 250 oe und anschließendem Anlassen von
den darf, wenn eine Ab- 3 min bei 200 oe;
schreckverformung unter- • Widerstandsänderung durch 9% Verformung nach
bleiben soll [54]. entsprechender Vorauslagerung bei 20 e.
0
29*
452 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 505
Abb. 372 zeigt den Einfluß einer Kaltverformung auf die Härte dieser
Legierung [55]. Die Verformung führt zu einer ganz beträchtlichen Härte-
zunahme, die durch eine Wärmebehandlung von 3 Minuten bei 200 oe
a ufgeho ben werden kann. Der
neuerliche Härteanstieg bei
weiterer Verformung weist
I
darauf hin, daß der Wärme-
3min. stoß eine Rückbildung des
200°C
durch Verformung erreichten
Kaltaushärtungszustandes
bewirkt. Die Härtezunahme
durch reine Verformungsver-
festigung wird etwa durch
die strichpunktierte Kurve
o 0.2 wiedergege ben, die die Härte-
werte nach der Rückbil-
Abb. 372. Einfluß des Abwalzgrades auf die Härteän-
derung einer abgeschreckten Aluminiumlegierung mit dungsbehandlung verbindet.
15% Zn (nach G. BARTSCH u. S. BOGOTT [55]) . Bei der Warmaushärtung
• _ _ • Härteanstieg durch Verformung;
führt die Kaltverformung
0-' - Härteverlauf nach anschließendem Anlassen
0
~Or----,-----r----r-----r----,
kp/~mz ,,~....::.
KalfverformungI 20 'Iy ° """"
11o1-----+-----4----t'-----+-----"_._-+-----I
"'--... / 0""-
~WO~--'~---+---------H~------~------~--~--------~
,~ ". _ 'u
--<::: / ' \ 2~1O
/// -....,
~901--------~~----~~--------~~------~~------~
~ ~ Kalf/lerformungO%/ "'"
Mr----~-----~---~------+----~
I
wr-----~-----~--~/-+-----.~-----I
co ------
0,0001 0,001
----
0,01
;./
Q1 1.0 d 10,0
Aus/agerungsdauer
Abb.373. Einfluß einer Kaltverformung auf die Härteänderung einer Aluminiumlegierung mit 4,2%
Cu während der Auslagerung bei 200°C (nach N. GANE U. R. N. PARKI~S [57]).
5.135 Einfluß von Vibrationen auf die Aushärtung. Durch die Einwir-
kung pulsierender elastischer Spannungen kann die Aushärtung stark
beschleunigt bzw. das vorzeitige Eintreten einer Überalterung erreicht
werden. Das gilt sowohl für den Einfluß einer Ermüdungsbeanspruchung
auf das Gefüge einer aushärtbaren Legierung als auch für die Einwirkung
von Ultraschall während der Aushärtung.
Der beschleunigende Einfluß der Ermüdungsbeanspruchung wurde
sowohl bei der Kaltaushärtung als auch bei der Warmaushärtung
beobachtet [60]. Der Einfluß des Ultraschalls wurde bisher wohl nur
bei der Kaltaushärtung von AICuMg untersucht [61].
Q = 2 3 R d (log~
, d(1/T)
darstellt.
Kalt- und Warmaushärtung sind in diesem Sinne keine einheitlichen
Vorgänge, wie aus der Streuung einiger in den Tab. 35 bis 37 aufgeführ-
ter Q-Werte hervorgeht. Der Mittelwert von Q liegt für die Kaltaushär-
tung etwa bei 10 kcai/Mol und für die Warmaushärtung etwa bei 25 kcal!
Mol. Bei der \Varmaushärtung nehmen die Q-Werte in den binären
Legierungen mit steigendem LegierungEzusatz ab. Bei Aluminium-
Silber-Zink-Legierungen wurde jedoch auf ternären Schnitten neben der
Abnahme auch eine Zunahme der entsprechenuen Q-\Vcrte gefunden.
454 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 505
Q·Werte
in kcal/Mol
I intervall
Temperatur-
in oe
Legierungs- i
gehalt in % Bestimmungsverfahren Lit.
1
11,6 -30bis 20 20 Zn Wid.-Isoth., Zeit bis zum Wid.
Max.
8,5 -30bis 70 20 Zn nach Rückbildung [65]
11,7 20 bis 100 20 Zn Härteisoth., Zeit bis zum Abschluß
der Härtesteigerung J
8,8 -70bis -30 10 Zn Widerst. Isoth., Zeit bis zum Wid.
} [66]
9,9 -30bis 50 10 Zn Max.
13,4 -30 bis 20 25 Zn Härteisothermen, best. Härtewert [67]
10,1 20 bis 50 15Zn Kleinwinkel-Streu -Intensität-
10,3 20 bis 50 20 Zn I Isoth. } [68]
9,0 20 bis 50 25 Zn
9,5 75 bis 165 4,5 Cu, 1,1 Li Festigkeitsisoth., Anstieg der Zug- } [69]
0,5 Mn, 0,2Cd festigkeit .
Tabelle 36 (Fortsetzung)
Q-Werte I intervall
Temperatur-
in oe
Legierungs-
Bestimmungsverfahren IAt.
in kcaljMol gehalt in %
I Legierungs-
Q-Werte I Temperatur- gehalt in % Bestimmungsverfahren Lit.
in kcaljMol , intervall in oe
Silber Zink
5.21 Einleitung
energie notwendig, die wesentlich größer ist als die für kohärente Grenzen.
Keime der Zwischenphase entstehen bevorzugt an im Gitter vorhandenen
Gitterstörungen, wie Versetzungen, Kleinwinkelkorngrenzen, Korn-
grenzen.
Die stabile Ausscheidung ist meist im Lichtmikroskop sichtbar und
hat normalerweise keinen kohärenten Zusammenhang mit der Matrix.
In den folgenden Abschnitten wird nur kurz auf die stabilen Ausschei-
dungen eingegangen, da sie für die Aushärtungsvorgänge nur eine unter-
geordnete Rolle spielen. Thermodynamisch gesehen ist die Entmischungs-
zone ebenfalls eine metastabile Ausscheidung, also eine zweite Phase.
Ihre geringe Keimbildungsenergie bringt es mit sich, daß die kinetischen
Gesetze bei der Zonenbildung anders sind als bei der teilweise kohärenten
oder der inkohärenten Ausscheidung. Der Begriff der einphasigen Ent-
mischung, der für den Zonenzustand in der deutschen Literatur noch
häufig zu finden ist, sollte besser vermieden werden. Bei den folgenden
Ausführungen werden zur Abkürzung der Ausdrucksweise nur die teil-
weise kohärenten metastabilen Ausscheidungen als Zwischenphasen
bezeichnet, die von den G. P.-Zonen unterschieden werden. Es sei
jedoch nochmals betont, daß dies nur zur Abkürzung der Ausdrucks·
weise geschehen ist.
Jedes Stadium der Aushärtung hat im Zustandsdiagramm seinen
Existenzbereich, der sich mit dem benachbarter Bereiche überschneiden
kann. (Verfeinerte Zustandsdiagramme dieser Art sind z. B. in den
Abb. 392 und 393 wiedergegeben.) Bei Temperaturen unterhalb - 50 oe,
bei denen bei Aluminiumlegierungen praktisch alle Diffusionsvorgänge
eingefroren sind, bleibt der übersättigte Mischkristall erhalten, wenn er
sich nicht bereits während des Abschreckens verändert hat. In dem
darüberliegenden Temperaturgebiet bis etwa 180 e existieren in der
0
c
Abb.375a-c. Die Entstehung von Versetzungsringen aus kondensierten Leerstellen.
Projektionsebene (110).
a) Die Leerstellen kondensieren in einer (111)-Ebene; b) das Gitter klappt zusammen, es entsteht ein
Versetzungsring mit Stapelfehlerebene (z.B. inAluminium-Silber-Legierungen gefunden); c) durch
seitliche Verschiebung verschwindet der Stapelfehler
(reines Alumininm, häufigste Art des Versetzungsringes).
körmen (S. z. B. [20a]) . Der Begriff Kaltaushärtung läßt sich dann nicht
mehr gut verwenden. Es wäre daher sinnvoller, von Aushärtungs-
erscheinungen zu reden, die durch Zonen bzw. t eilweise kohärente
Ausscheidung hervorgerufen werden. Da wir uns nur mit Aluminium-
legierungen beschäftigen, sind die historischen Begriffe der Kalt- und
Warmaushärtung beibehalten worden .
I
(/;o) (100)
(010)
10
(011)
~i)
, '" • ,,, ,
..
~
- (0011
o ( 11 i)
__ J1.tJ.l
.
'.
[10ry .. [otil
----------------
19000: 1
Ahb.376. Versetzlillgsringe in Reillstallllllinilllll. Im oberen Hildrand sind die Ringebenen (hkl) sowie
die zugehörigen Projektionsflguren angegeben. Am unteren Bildrand sind die drei (110)·Richtungen
angemerkt. Die );'olienebene liegt parallel Zll (111)
(na("\, D. K r HMIANN·WILSD01{f' 11. H. G. F . WILs n o u' [S7]).
Abb. 378 gezeigt ist. Die Zahl der VersetzlUlgsringe ist dafür im Vergleich
zu reinem Aluminium stark herabgesetzt. Gruppen von parallel zu-
einander liegenden Ringen sind wahrscheinlich aus zwei parallel zu-
einander liegenden Versetzungswendeln hervorgegangen.
Nach G. THOMAS [100] ist das Mengcnverhältnis von Versetzungs-
ringen zu Versetzungswendeln von der Abschrecktemperatur und vom
Gehalt an gelösten Fremdatomen abhängig. Die Ringdichte steigt mit
zunehmender Abschrecktemperatur und abnehmendem Fremdatom-
gehalt. Die in Abb. 195, S.247
gezeigten Versetzungswendeln
treten dagegen bei relativ niedri-
genAbschrecktemperaturen (2 %
Cu 1, 450°C) oder bei höheren
Kupferkonzentrationen (4% Cu)
auf. Die Zahl der VersetzlUlgs-
a
ringe und Versetzungswendeln
Abb. 378a-c. Die Entstehung einer Versetzungs- ist nach neueren Untersuchun-
wendel aus Schraubenversetzung und angelagerten
Leerstellen. Projektionsebene (110). gen vermutlich nicht nur eine
a) Schraubenversetzung; b) durch Kondensation
von J~eerstplIen angelagerte Versetzungsringe ; Folge des Abschreckens, sondern
c) daraus resultierende Yersetzungswendel. auch des zufälligen Verbiegens
Da der Zustand c) energetisch günstiger ist als der
Zustand b). entsteht die Wendel unmittelbar aus der
beim Abschrecken oder beim
SchraubenverRetzung a). Hantieren der Probe. Bei sorg-
fältigem Abschrecken findet
man nach einer neueren Mitteilung von R. B. NrcHOLSON offenbar we-
sentlich weniger Versetzungsringe und praktisch keine Versetzungswen-
deln [190].
Aus den elektronenmikroskopischen Aufnahmen kann man die
ursprüngliche Konzentration derjenigen Leerstellen errechnen, die sich
in Versetzungsringen und -wendeln ausgeschieden haben. Diese Konzen-
trationen sind bei Abschrecktemperaturen von ca. 500°C von der Größen-
ordnung 10- 3 und damit um eine Größenordnung größer als bei Rein-
aluminium (ca. 10-4 ). Hieraus wird gefolgert, daß die Anwesenheit von
Kupferatomen in Aluminium die Bildungsenergie der Leerstellen er-
niedrigt. Diese Befunde konnten von anderen Autoren [101] nicht be-
stätigt werden. Sie finden vielmehr gleichbleibende Leerstellenkon-
zentrationen der Größenordnung 10-4 unabhängig von der zulegier-
ten Komponente. Auf Einzelheiten wird im Abschn. 5.231 einge-
gangen werden (S. 472).
0.222 Entmischungszonen (G. P.-Zonen I). Diese Zonen entstehen
bereits bei Raumtemperatur. Sie sind schon 15 Minuten nach dem Ab-
schrecken röntgenographisch nachzuweisen. Auf Einkristallaufnahmen
1 Alle Prozentangaben ohne besondere Hinweise bedeuten Gewichts-%.
Lit. S. 505] 5.2 Strukturelle Vorgänge während der Aushärtung 465
•
!J13 13 113 •
333
• ~2 • •
..
422
•
"22
I
•,
I
•
11 A.' A. B 31
t
420
• •
•
•
Abb. 379. Einkristall·Schwellkaufllahme mit monochromatischer MoKa·Strahlnng einer Legiernng
Aluminium·Kupfer mit 4% Cu. Horizoutale und vertikale Streifen sowie die Punkte bei .'1., A' und B
rühren von GUINIER-PRESToN-Zonen in den drei verschiedenen Orientierungen {JOO} her (horizontal.
vertikal und senkrecht zur Bildebene) (nach R. GRAF [70ll.
deutlich zu sehen (Abb. 379). Aus den Aufnahmen entnimmt man, daß es
sich um flächenhafte Ansammlungen von Kupferatomen auf den Würfel-
ebenen des Gitters handelt.
In der letzten Zeit standen
zwei Strukturmodelle zur
Diskussion, die von V. GE-
ROLD [102] und K. TOMAN
[103] stammen. Das Modell
von V. GEROLD besteht aus
einer monoatomaren Kup-
ferschicht von etwa 50 A
Durchmesser (Abb. 380),
welche beiderseits die be-
nachbarten Aluminium-
Netzebenen bis zu jeweils
etwa 15 Netzebenen hin ver-
zerrt. Beim Modell von K.
TOMAN sind die der Kupfer- .Cu
schicht benachbarten Atom- Abb.8HO. Schnitt durch eine GUINIER-PRESToN-Zone in
lagen ebenfalls noch mit einer Aluminium-Kupfer-Legierung. Die Schuittebene ist
(200). Die Kupferebene parallel zn (002) hat zur linken
Kupfer angereichert. Dafür Seite hin ungefähr eine dreimal größere Ausdehnung, die
sind die auftretenden Gitter- mtterverzerrung in vertikaler Richtung eine drei- bis
viermal größere Ausdehnung als gezeichnet
verzerrungen wesentlich ge- (nach V. GEROLD [102]).
30 Altenpohl, Aluminium
466 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 505
handenen Kupferatome zeigt, daß jede Zone nur ungefähr eine mono-
atomare Schicht von Kupferatomen enthalten kann.
5.223 Die (..)"-Phase (G. P.-Zone 11). Die elf-Phase ist durch eine
periodische Anordnung von mono atomaren Kupferebenen parallel zur
Würfelebene (002) charakterisiert. Dabei besteht jede 4. Netzebene aus
Kupferatomen. Die Gitterkonstante in der c-Richtung ist etwa 7,7 A
und damit um 5 % kleiner als der Abstand von vier Netzebenen (002) in
der Matrix (8,08 A). Die genaue Struktur der Phase ist nicht bekannt,
ein überblick über die verschiedenen
Strukturmodelle ist von H. FRANZ [16]
gegeben worden. Die Partikel erreichen
einen Durchmesser bis zu 1500 A und
in der c-Richtung eine Dicke von etwa
100 A [24]. Sie treten ebenfalls wie die
G. P . I-Zonen in drei verschiedenen
Orientierungen auf.
Elektronenmikroskopische Aufnah-
men einer 4 %igen Legierung von R.
CASTAING und G. LENolR [106] nach
24stündiger Auslagerung bei 150 °C
107000: 1
zeigten Plättchen vom Durchmesser Abu. 382. Elektronenmikroskopische
100 bis 400 A und einer Dicke von 10 Durchstrahlaufnahllle von E)"-Ansschei-
bis 40 A. Abb. 382 zeigt eine entspre-
dun gen in einer Legierung mit 4% Cu
(naeh R. n. NICHOLSON u. J. N UTTING
chende Aufnahme von R. B. NICHOLSON [.9,5]).
30*
468 B. .Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 505
wenn sich bei Durchstrahlung der gestörten Zone gleichzeitig die un-
gestörte überlagert, treten Beugungshöfe auf (F2 ).
Die E),,-Phase wird von G. THOMAS und J. NUTTING [107] als voll-
ständig kohärente Ausscheidungsphase bezeichnet, die ihre eigene Struk-
tur hat [96]. Sie soll also nicht durch einfache Verzerrung des Matrix-
gitters entstanden sein [20a]. Im Verlauf einer isothermen Auslagerung
wandelt sich elf direkt in die teilweise kohärente Zwischenphase e' um,
,
...
'"
UUl! r: I
Abb.383. Schematische Darstellung der Gitterverzerrung von (100)-Ebenen in der Nähe einer kohä-
renten Ausscheidung von e" in einer Aluminium-Kupfer-Legierung. Die gestrichelte Linie umfaßt deu
Bereich starker tetragoualer Verzerrung (nach R. B. NICHOLSON H••T. NUTTING [95]).
Gitterparameter : e" -Phase a ~ b ~ 4,04 Ä
c ~ 7,8 Ä
Aluminium-Matrix: a ~ b ~ c ~ 4,04 Ä
d ~ Durchmesser der e"-Ausscheiduug
F. d} _
< zwei verschiedene Probendicken, welche im Elektronenmikroskop unterschiedliche
F, > d - Ergebnisse zeigen.
außerdem die Struktur von (9" nicht völlig geklärt ist, kann im Augen-
blick kein eindeutiges Bild von der (9"-Phase gemacht werden. Die von
manchen Autoren gebrauchte Bezeichnung G. P.-Zone II scheint jedoch
fehl am Platze zn sein, da (9" mehr einer selbständigen Phase ent-
spricht.
Aus den Untenmchullgen von J. M. SILCOCK u. Mitarb. [24] geht ein-
deutig hervor, daß vor allem die (9" -Phase maßgebend zur Härtesteigerung
im Gebiet der Warmaushärtung von Aluminium-Kupfer-Legierungen
beiträgt. Die im nächsten Abschnitt zu beschreibende (9' -Phase liefert
ebenfalls einen Beitrag zur Härtesteigerung, der
jedoch geringer ist. Einzelheiten hierüber sind im /
/ ,,
folgenden Abschn. S. 470 zu finden. '..,
/
/0/
,,
Der Existenzbereich der (9"-Phase reicht bis /
Die E)' -Phase entsteht oberhalb 100 oe zunächst nur als kleiner Anteil
der Ausscheidung. Bei 180 e besteht nach einer Auslagerung von 500 h
0
in einer 4%igen Legierung die gesamte Ausscheidung aus E)' [111]. Bei
140 r-""""T---,----,---,
300 oe geht die E)' -Ausscheidung inner-
kp/mm z I halb von 1000 h vollständig in die stabile
Endphase E) über [112].
_A,Yk
; /
1
I'
" 1 /~ Welchen Einfluß die Phasen E)" und
.1 - E)' auf die Aushärtung haben, ist in Abb.
IZO
0" / .
,"i'IO I 385 dargestellt [24]. Dort sind über der
-A0Jo"'~!
'I .
Kupferkonzentration die Härtewerte ein-
getragen, die bei verschiedenen Ausla-
/t 1 i ~/
100 -t-- : gerungstemperaturen als Maximalwerte
1/
"'I
I ~/ II
I .... , , /
. .'1 .'
: .... !/
./~ erhalten werden. Zugleich sind die bei
diesem Zeitpunkt gefundenen Strukturen
'0","''''
I~ I I ~~ ... ~/ eingezeichnet. Wie man sieht, werden die
Jf--
i /;-0
80 !&-~~~ ....' maximalen Härtewerte erreicht, wenn in
° : : \'<i.~
l::/·'
•. ~"
.' /'\.~ der Legierung nur die E)" - Ausscheidung
vorhanden ist. Die niedrigsten maximalen
Härtewerte werden bei den höheren Aus-
/JO
. lagerungstemperaturen erhalten, bei de-
nennur die E)'-Phase entsteht. Weitere Er-
AI 2 J 4 (jew.- % 5 gebnisse dieser Art sind der Originalarbeit
Kupfer!leha/f [24] oder dem zusammenfassenden Bericht
Abb. 385. Maximale Härtewerte von [16] zu entnehmen.
Aluminium-K upfer-Legierungen in Ab-
hängigkeit von der Kupferkonzentra- Die E)' -Plättchen haben nach einer
tion und der Auslagerungsterllperatur. Auslagerung bei 200 oe einen Durch-
Zugleich sind die Strukturen eingetra-
gen, die jeweils gefunden wurden: messer von über 1000 A und eine Dicke
- - 0 - - g"-Phase; von 100 bis 300 A [104, 111]. Abb.386
_.- () - . - gU-Phase nnd g'-Phase;
. . . . • . . .. g'-Phase; zeigt eine elektronenmikroskopische Ab-
(nach J.lIL SILCOCK 11. Mitarb. [24]). druck-Aufnahme des E)' -Gefüges einer
4%igen Legierung nach 16stündiger Glü-
hung bei 300 oe in zwei benachbarten Körnern unterschiedlicher
Orientierung.
5.225 Die (-)-Phase. Oberhalb 300 oe scheidet sich die stabile E)-Phase
euAl 2 aus, deren Struktur von A. J. BRADLEY und PH. JONES [113] be-
stimmt worden ist. Abb. 387 zeigt das lichtmikroskopische Bild des Über-
ganges der plättchenförmigen E)' -Phase in E) bei 300 oe. Die Struktur von
E) ist tetragonal und zeigt wesentlich größere Unterschiede zur Struktur
der Matrix als die Struktur von (-1'. Der Zusammenhang zwischen Aus-
scheidung und Matrix ist daher auch schlechter. Demzufolge hat A. GUI-
NTER [77] insgesamt 15 verschiedene Orientierungs zusammenhänge ge-
funden, die im übrigen nicht streng eingehalten werden.
Lit. S. 505] 5.2 Strukturelle Vorgänge während der Aushärtung 471
2000: 1 750: 1
Abh. 386. ElektronelllllikroHkopische Aufnahme Abb. 31\7. LichtmikroHkopische Aufnahme der
der ei·Phase in einer AhllniniuIIl-Kupfer-Legie- Umwandlung von Ei'·Plättchen in die Gleichge·
rung nach einer Glühung von 16 Stunden bei wichtsphase Ei in einer Aluminium·Kupfer·Le-
:300 oe. (Kohleabdruck, chromheschattet) gierung. Glühung 24 Stunden bei 300 oe
(nach ALl'Sl' r~RE). (n:leh ALPSFIRSB).
~ ~
~
t,
~ ~
~
~
•
I
(/ /
8/1, ~~
•
j(/
t2 / 7
/,
./ /1
;/:0
?;A
a b
Ahh. 891" u. h. Der Entmischungsvorgang in Aluminium-Silber- und Aluminium-Zink-Legierungen
nach zwei verschiedenen Auslagerungszeiten t, und t, (t, > t 1 ) (nach Y. GEROLD [90]).
Lit. S. 505] 5.2 St.rukturelle Vorgänge während der Aushärtung 473
inner- und außerhalb der Zonen bestimmt werden [90]. Sie liegt bei 10-"
während beispielsweise bei den G. P.-Zonen in Aluminium-Kupfer Ver-
zerrungen der Größenordnung 10-1 auftreten. Dort ist die Verzerrungs-
energie die bestimmende Größe, die zur Plättchenform der Entmischungs-
zonen führt.
Bei Aluminium-Zink scheinen die Gitterverzerrungen größer zu sein
als bei der Legierung Aluminium-Silber, wie röntgenographische Unter-
suchungen von R. GRAF und B. GENTY [119] an einer 40%igen Alu-
minium-Zink-Legierung vermuten lassen. Es ist daher nicht ausgeschlos-
sen, daß dort ein Übergang von der kugelförmigen zur plättchenförmigen
Gestalt der Zonen vorhanden ist.
Die Verteilung der an Silber bzw. Zink angereicherten Zonen im
Mischkristall ist nicht völlig regellos, sondern zeigt eine gewisse Ordnung,
wie aus den röntgenographischen Untersuchungen geschlossen werden
kann. Die Zonen geben eine intensive Kleinwinkelstreuung, die in :Form
eines Ringes um den Primärstrahl erscheint. Der Ring liegt bei einem Beu-
gungswinkel der Größenordnung 1 (Abb. 389). Aus dem Röntgenbild läßt
0
Lit. S. 505] 5.2 Strukturelle Vorgänge während der Aushärtung 475
600 t-''''----k---+---t----t-------1
oe
AI
/ AI Zn \
/ \
k \
°A~I----~----~----l---~~~~
20 40 50 80 Af.-% 100
Zinkgehalf
Abh. 392. Da, Zu~tand"diagranlIn Al-Zn mit metaHtabiler Misehungs!üeke
(nach Y. GEROLD U. W. SOHWEIZER [68, 121J).
Eine nachträgliche Korrektur in der Rechnung derOriginalarbeit [121] hat zu einer Verschiebung der
zinkreichen Grenze de r metastabilen Mischungslüeke zn höheren Zinkgehalten geführt, die in der
Abbildung berüeksiehtigt wurde.
stant. Der Wachstumsprozeß der Zonen in diesem Modell ist ein Vergrö-
berungsprozeß. Die großen Zonen wachsen auf Kosten der kleinen, so daß
sich die Zonenzahl während des Wachstums proportional zu R l -3 ver-
ringert. Im Gegensatz zu der Clustergröße im stabilen Mischkristall ist
die Zonengrößc im übersättigten Mischkristall nicht im dynamischen
Gleichgewicht, sie nimmt vielmehr im Verlauf der Auslagerung ständig zu.
Die jüngsten Untersuchungen haben gezeigt, daß während des Wachs-
tumsprozesses die Konzentration der Legierungsatome inner- und außer-
halb der Entmischungszonen nur von der Auslagerungstemperatur ab-
hängt, nicht jedoch von der Ausgangskonzentration der Legierung [68.
121, 122, 123]. Die Entmischung gehorcht also den Gesetzen einer meta-
stabilen Mischungslücke, deren Grenze für Raumtemperatur aus quanti-
tativen Intensitätsmessungen der Röntgenstreuung bei kleinen Winkeln
für Aluminium-Zink-Legiemngen bestimmt werden konnte [121].
Abb. :392 zeigt das Zustand8diagramm Aluminium-Zink mit der inter-
polierten metaRtabilen Mischungslücke, die sich als metastabile Fort-
setzung der bei höheren Temperaturen vorhandenen stabilen Mischungs-
lücke interpretieren läßt. Mit der gleichen Methode wurde bei der Legie-
476 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 505
600 r-ooooooo::::--r-........::--I""7""----"
oe
T/
°A~I--~--~-~
20 ~O Af.-% 60
Silbergeholt 200000:1
Abb.393. Das Zustandsdiagra mm AI·Ag mit Abb. 394. Kugelförmige G. P.·Zonen in einer
metastabiler Mischungslücke Aluminiulu-Silber-Legierung mit 16% Ag nach
(nach R. BAUR und V. GEROLD [122. 123]). 4·tägiger Auslagerung bei 160 ' 0
Die Kreuze sind Meßpunkte von A. BORELIUS (nach R. B. NIOHOI,SON und .J. NUTT1NG [17]).
[1281. die durch Extrapolation von elastischen
lIlessungen zu höheren Temperaturen ge·
wonnen wurden.
gefunden wurde [120, 125]. Auf die Kinetik der Zonenbildung wird in
Abschnitt 5.26 eingegangen.
Die Atomverteilung inner- und außerhalb der Zonen wird im all-
gemeinen als ungeordnet angenommen, wenn man von geringen Nah-
ordnungseffekten absieht, die ja auch im homogenen Mischkristall vor-
handen sind. Bei Aluminium-Silber ist allerdings auf Grund von Röntgen-
untersuchungen anzunehmen, daß die Atomverteilung in den Zonen unter-
halb von 180°C stark geordnet ist [77, 127]. Dem entspricht in Abb. 393
der breite Bereich der Mischungslücke, der mit 1] bezeichnet ist. Der
Ordnungsvorgang findet erst im Verlauf der Auslagerung bei erhöhter
Temperatur statt (etwa 100 bis 150°C), bei der zugleich die Kaltaushär-
tung der Legierung einsetzt [15, 127]. Daher ist der unterste Teil der
breiten Mischungslücke mit 1]' bezeichnet, in dem noch keine geordnete
Atomverteilung und keine Kaltaushärtung vorliegt. Neuere Untersuchun-
gen scheinen jedoch zu zeigen, daß die Kaltaushärtung weniger durch die
Ordnungsbildung vielmehr durch den mit der Auslagerung zunehmenden
Zonenradius verursacht wird [127, 172].
Im Gegensatz zu den Legierungen Aluminium-Kupfer und Alumi-
nium-Zink werden die Entmischungszonen in Aluminium-Silber bei der
Rückbildung der Kaltaushärtung (bei etwa 200°C) nicht aufgelöst. Es
tritt bei dieser Temperatur nur eine wesentliche Abnahme der Silber-
konzentration in den Zonen ein, die mit einem Übergang einer geord-
neten Atomverteilung innerhalb der Zonen zu einer ungeordneten Atom-
verteilung verbunden ist [127]. Dieser Zustand ist in Abb. 393 mit e be-
zeichnet. Die dort wiedergegebene Mischungslücke in Aluminium-Silber
ist bereits von G. BORELTUs auf Grund seiner kinetischen Untersuchungen
des elektrischen Widerstandes postuliert worden fl28, 129].
•
•
• •
a
I •
Bei diesen ternären Systemen findet man die gleichen Stadien wie bei
den vorher behandelten binären Legierungen. Die Strukturen der Ent-
mischungszonen und der Ausscheidungsphasen sind allerdings kompli-
zierter und hängen von dem Mengenverhältnis der beiden zulegierten
Komponenten ab.
Abb. 397 a u. b. Modelle yon Entmisehungözonen in AllVIgZn-Legierungen. Die Schnittebene ist (200)
a) Legierung mit 2,8 At.·~;, Zn unu 3,7 At.·% Mg (nach H. SCHMAL~RIED und V. GEROLD [142]);
b) Legierung mit 3,3 At.·"" Zn nnd 1.0 AI.·"" }fg (nach Y. GE1\OT,D llIHl II. HABERKORN [143]).
[142,143]. Die Abb. 397 a und b zeigen zwei Schnitte durch die Zonen von
zwei verschiedenen Legierungen, bei denen das atomare Konzentrations-
verhältnis Mg:Zn a) größer bzw. b) kleiner als eins ist. Im Fall a) ent-
steht eine tetragonale Struktur in den Entmischungszonen, deren c-
Achse in derSchnittebene vonAbb. 397a nach oben weist. Senkrecht zu
dieser Achse folgen jeweils Magnesium- und Zink-Ebenen abwechselnd
aufeinander, analog zu der bekannten Überstruktur AuGu!. Infolge der
Größe der Magnesiumatome ist das Gitter in den beiden zur c-Richtung
senkrecht liegenden a-Richtungen der Zone um etwa 15% gegenüber der
Matrix aufgeweitet, während die Gitterkonstante c mit der Konstanten
31*
484 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 505
die 1]-Phase aus Stapelfehlern in den (111) -Ebenen der Matrix hervorgeht.
Dabei entsteht eine Zwischenphase 1]', deren Gitterkonstanten noch in
Beziehung zur Gittergeometrie der Matrix stehen.
Bei allen bisher besprochenen Legierungen bildet sich die ternäre
Gleichgewichtsphase T [148] erst bei Auslagerungstemperaturen über
200°0 aus [139, 142, 146]. Sie spielt für die Aushärtungsvorgänge keine
Rolle mehr und soll daher hier nicht weiter diskutiert werden.
Über röntgenographische Untersuchungen der Ausscheidungsvor-
gänge an einer magnesiumärmeren Legierung mit 9% Zn und 1 % Mg
wird von R. GRAF [141] berichtet. Im
Temperaturbereich oberhalb von 100°0
findet er eine Zwischenphase 1]', die ver-
mutlich mit der von L. F. MONDOLFO
angegebenen Phase identisch ist. Dic
hexagonale 1]-Phase stellt bei dieser Le-
gierung den stabilen Endzustand dar.
Bei der elektronenmikroskopischen Un-
tersuchung der gleichen Legierung fan-
den B. GENTY und Mitarb. [149], daß
die Ausscheidung sowohl in Form von
Plättchen parallel zu den {111}-Ebenen
80000: 1 als auch in Stäbchen parallel zu (110)-
Abb. 399. Elektronenmikroskopische Richtungen der Matrix existiert. Dies
Durchstrahlaufnahme einer Legierung mit
7,5% Zn und 2,5% Mg nach einer Ausla- könnte den in Abb. 398 wiedergege-
gerung vou 5 Stunden bei 160°C mit der benen Orientierungen I und lIder 'Yl-
Zwischenphase rl '{
(nach G. THOMAS u. J. NcTTING [150)). Phase [142] entsprechen. Es ist aller-
dings zu berücksichtigen, daß die Orien-
tierungsuntersuchungen an einer anderen Legierung gemacht worden
sind.
Bei den elektronenmikroskopischen Durchstrahlaufnahmen an einer
Legierung mit 7,5% Zn und 2,5% Mg fanden G. THOMAS und J. NUT-
TING [150] nach einer 30minutigen Glühung bei 120°0 (bzw. 10 Minuten
bei 160°0) die ersten Anzeichen einer Heterogenität der Legierung. Sie
fanden kugelförmige Gebilde mit einem Durchmesser von etwa 30 bis
50 A, die im Verlauf der weiteren Auslagerung bis zum Erreichen des
Härtemaximums (34 h 120°0 bzw. 2 h 160°0) an Zahl und Größe zu-
nehmen. Sie haben dann einen mittleren Abstand von 100 bis 200 A. ZU
dieser Zeit sind auch einige plättchenförmige Gebilde parallel zu den
{111}-Ebenen der Matrix zu sehen, die nach Überschreiten des Härte-
maximums die Oberhand gewinnen. Abb.399 zeigt eine Aufnahme, die
nach 5stündiger Auslagerung bei 160°0 entstanden ist. Die Plättchen
haben cinen Durchmesser von etwa 200 A und eine Dicke von 60 A,
während einige restliche kugelförmige Zonen bis zu 100 A gewachsen
Lit. S. 505] 5.2 Strukturelle Vorgänge während der Aushärtung 485
Über die Struktur der Nadelzonen ist nicht allzuviel bekannt. A. GUI-
NIER [152] nimmt an, daß sich Siliziumatome in einer monoatomaren
Reihe entlang einer [lOOl-Richtung anlagern, während gleichzeitig zwei
einander gegenüberliegende Reihen mit Magnesiumatomen besetzt
werden (Abb. 400). Diese Anordnung hat eine gewisse Ähnlichkeit mit der
Atomanordnung in der stabilen Mg 2Si-Am,scheidung, die eine OaF 2-
Strukt.ur hat. Die drei benachbarten Atoml'eihen bilden ein schmales
Band der Zusammensetzung Mg 2Si, das in einer (010)-Ebene liegt, die
l..ängsdehnullg des Bandes ist dabei in [1001-Richtung. G. THOMAS [155]
t[OlIU
LJ!AI
oAI LI Mg • Si
Abb. 400. Mögliche Orientierungszusammenhänge zwischen Matrix und atomaren Mg,Si-Nadeln in
AlJ\IgSi-Legierungen. Zeichenebene (001) (nach A. GUINIER [89]).
Oben: Atomanordnung im Al-Gitter;
(,,,tm: Atomanordnung im stabilen Mg,Si·(tjtter.
30000: 1 7200:1
Abb.401. Mg,Si-Stäbe in einer AlllIgSi-Legie- Abt. 402. Elektronenmikroskopisch e Abdruck-
rung. Ausla gerung 2 Stunden bei 250 "C. Elek- a ufnahme von Mg,Si-Stäben parallel zu (100)-
tronenmikroskopische Durchstrahlaufnahme R.ichtungen. Auslagerung 16 Stunden b ei 250 "C.
. (nach A. SAULNIER h. J' . lIIIRAND [156]). AlllIgSi-Legiernng a uf Reinstaluminiumbasis
(nach AL USUISSE).
also nur eine lineare Epitaxie zwischen Ausscheidung und Matrix vor-
handen, im übrigen ist die Orientierung regellos. Dies hängt sicher damit
zusammen, daß bei der diflusionslosen Umwandlung in einer Richtung
eine Kompression, in den anderen Richtungen jedoch beträchtliche
Dilatationen des Ausscheidungsgitters gegenüber der Matrix auftreten
müßten. Der tatsächliche Vorgang scheint wesentlich komplizierter zu
sein.
Das stabförmige Ausscheidungsstadium ist auch von anderen Autoren
gefunden worden. So wurde es von R. CASTAING [157] mit Hilfe des Oxyd-
Abdruckverfahrens entdeckt. Nach 40stündiger Auslagerung bei 200°C
wurden lange stabförmige Gebilde parallel zu (100) beobachtet. Abb.402
zeigt eine Abdruckaufnahme von einer bei 250°C ausgelagerten Legierung.
Die meisten der dünnen Stäbe sind durch die Präparation etwas aus ihrer
Lit. S. 505] 5.2 Strukturelle Vorgänge während der Aushärtung 489
Q= U + W.
Lit. S. 505] 5.2 i:ltrukturelle Vorgänge während der Aushärtung 491
CL = 11 exp ( - k~)'
so ist diese Konzentration bei Raumtemperatur von der Größenordnung
10-12 • Unter normalen Verhältnissen findet daher wegen der geringen Leer-
stellenkonzentration bei Raumtemperatur praktisch keine Diffusion von
Atomen statt (VA R:! 10-8 Sprünge/s). Wird hingegen die Legierung von
hohen Temperaturen T h abgeschreckt, bei der die Leerstellenkonzen-
tration wesentlich größer ist, so wird je nach Dicke der Probe und Art der
Abschreckung ein mehr oder weniger großer Bruchteil p von diesen Leer-
stellen eingeschreckt und damit bei der Auslagerungstemperatur Ta
noch zur Verfügung stehen. Die Platzwechselfrequenz der Atome ist
dann gegeben durch die Gleichung
D. TURNBULL und Mitarb. [163, 164, 165, 166] an einer ganzen Reihe von
Aluminiumlegierungen durchgeführt worden, wobei als Maß für die
Wachstumskinetik die Änderung der elektrischen Leitfähigkeit mit der
Auslagerungszeit genommen wurde.
In diesem Zusammenhang fand vor allem das System Aluminium-
Zink großes Interesse, da hier das homogene Mischkristallgebiet (Abb. 392)
ein großes Temperaturintervall hat, so daß die Homogenisierungstem-
peratur T h in weitem Rahmen variiert werden konnte. Es liegen für dieses
System die Untersuchungen zahlreicher Autoren vor, wobei als Maß für
die Entmischungsvorgänge die elektrische Leitfähigkeit [51, 65, 167], die
Härte [67, 168] und die Kleinwinkelstreuung der Röntgenstrahlung [68]
diente. Tab. 38 zeigt eine Zusammenstellung der Energiewerte U und W,
die mit diesen Methoden gefunden wurden.
Tabelle 38. 17ergleich der gemessenen Bildungs. und Wanderungsenergien von Leerstellen
in Aluminium.Zink·Legierungen an Hand der Angaben von verschiedenen Autoren
(nach V. GEROLD U. W. SCHWEIZER [68])
\
70
\
5
1~
\\ ~\
.~~
0-.
~1
~ 1-'"-:- ~ TI
I~-..
P'i-'-
. -.... -.-.....
1-"-'-
"-
~
-15
'-+.....+
1"-+.....
-111 I
-zo r-+-+-1--
+......... i
~Or------------,--------------------------,-----------~
10-9
Qcm
bar macht. Dieses Maximum ist bei der 1,95%igen Legierung bei -60 e 0
320
r-'-
--'-- ---....... -0......,
i !
<~WJ88r-01,2exp(N)J~
I
'I I
~i
~
"-
o
~ ~ ~ ~ 0 m w
I
w
'" ~~
M~m
Aus/agerufigsfempemtur
Abt. ~06. Maximale isotherme Widerstandserhöhung als Funktion der Auslagerungstemperahll' für
drei verschiedene Ahschrecktemperaturen (nach C. PANSERI U. T. FEDERIGHI [167]).
4,4 At-% Zn). Das Maximum erreicht bei etwa 95°0 den Wert Null.
Nimmt man an, daß die Zonen bei Erreichen des Maximums eine be-
stimmte Größe besitzen, so ist die Höhe des Maximums ein Maß für die
Zahl dieser Zonen. Sie nimmt mit zunehmender Temperatur ab, da die
Legierung sich immer mehr der Begrenzung der metastabilen Mischungs-
lücke nähert, die sie schließlich bei 95 °0 erreicht (Abb. 392).
Zahlreiche Beobachter haben gefunden, daß es neben dem bisher
behandelten raschen Entmischungsprozeß bei Aluminium-Zink noch
einen zweiten langsamen Prozeß gibt, der sich über Tage und Wochen
erstreckt, während der erste Prozeß nach wenigen Minuten bzw. Stunden
abgelaufen ist. Abb.407 zeigt den zeitlichen Verlauf des Zonendurchmes-
sers, wie er aus Röntgenuntersuchungen an einer 15%igen Aluminium-
Zink-Legierung gefunden wurde [68]. Dem ersten Zonenwachstum folgt
ein zweites, das um so eher einsetzt, je höher die Abschrecktemperatur
war. Entsprechende Rrscheinungen sind auch bei den Legierungen Alu-
minium-Kupfer [1661 und Aluminium-Silber [165] gefunden worden,
bei der letzteren allerdings erst bei höheren Temperaturen (80 bis 170 0 0).
Der erste Prozeß liefert bei Aluminium-Silber im allgemeinen nur kleine
Entmischungszonen mit Durchmessern der Größenordnung 20 A. Erst
beim zweiten W ac hstumsprozeß werden größere Zonen mit Durchmessern
496 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 505
bis zu 100 A gebildet, die für die Kaltaushärtung der Legierung ver·
antwortlich sind.
Der zweite, langsame Wachstumsprozeß hat immer noch eine Ge-
schwindigkeit, die um einige Größenordnungen größer ist, als man nach
dem Erreichen der Leerstellen-Gleichgewichtskonzentration erwarten
sollte. Es wird angenommen [166], daß hier eingeschreckte Leerstellen
------------------------'t---------------------------'t------------------------c----=';Jj-....-"",.A~
.35 f--_f--_::::::::::::::::::::~rlf-
A ~ = 350°C
~~
JOf----+--~---".,.....-'---t~/""----+--D_--'------+_ _=-~.;....-~:::::::r.~
/;r y. '((JOO ---=:: .--:-:::--.
~ //1"'1 / ~
1,00· .~~~
~ 251r1 ti-.;.J1f50 ~~ : .. -::;:"~-1"'"
.....=-.~~---
----+--1
~~
<.; . V ; . ----~.. ~---------
[..J.~_.I-. <inY
,--
1/ /
I J /
W L - - L - - _ _~_ _ _ _ _ _ _ _ _ _- L_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _~~_ _ _ _ _ _~~~
o 0,7 70 10 2 h 10 3
Auslogerungsdouer
Abb.407. Zeitlicbe Änderung des Zonenradius R, einer Aluminium-Zink-Legiernng mit 15% Zn bei
Raumtemperaturauslagerung in Abhängigkeit von der Absehrecktemperatur TA (entspricht der im
Text genannten Temperatur T n (nach V. GEROLD U. W. SCHWEIZER [68]).
etwa 2%ige Dehnung von rekristallisierten Proben mit nachfolgender Glühung bei
450°C. Die polygonisierte Probe unterscheidet sich von einer rekristallisierten durch
eine höhere Versetzungsdichte. Die· Versetzungen bilden dabei regelmäßig angeord-
nete Subkorngrenzen.
Lit. S. 505] 5.2 Strukturelle Vorgänge während der Aushärtung 497
32 Altenpohl, Aluminium
498 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 505
diesem Fall führt eine plastische Verformung bei tiefer Temperatur wieder
zur ursprünglichen Geschwindigkeit zurück [164].
Ähnliche Untersuchungen wurden von R. GRAF [174] an einer Alu-
minium-Zink-Legierung mit 10% Zn angestellt. Nach einer Rückbildung
bei 150°0 ist die Neubildung von Zonen und ihr Wachstum stark ver-
langsamt, da keine Leerstellen mehr zur Verfügung stehen. Walzt man
die Proben, so findet man röntgenographisch mit zunehmendem Walz-
grad immer größere Entmischungszonen. Die beim Walzen erzeugten
punktförmigen Fehlstellen tragen also zur Zonenbildung in dieser Legie-
rung bei. O. DAHL und H. MAACKS [175] finden auf Grund einer anderen
Versuchsführung, daß der normale Entmischungsprozeß nach dem Ab-
mOr--------r--------r--------r----~_.
Imp/s
"-'~
:t;
~mo~------_b~------~------~~-~--~
~ verformt
.~
~
~
o 10 ZO JO min .0
Aus/agerungsdauer
Abb. 408. Zeitliche Änderung der Röntgen-Kleinwinkelstrenung Es einer Aluminium-Zink-Legierung
mit 15% Zn mit und ohne plastische Verformnng nach dem Abschrecken. Streuwinkel48', Abschreck-
temperatur 300 oe, Auslagerungstemperatur 20 0 e (nach V. GEROLD U. W. SCHWEIZER [68]).
Tabelle39. Einfluß einer plasti8chen Verformung nach demAb8chrecken auf die Aus-
8cheidung8kinetik bei 150°0. AU8wertung von Einkri8tallaufnahmen
(nach R. GRAF U. A. GUINIER [70, 176])
Verformungsgrad
in %
0 1.4 5 10 31
32*
500 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 505
chen der e'-Phase viel früher auf als im Korninneren, wo meist noch die
e"-Phase vorhanden ist [177]. Wie G. THOMAS und J. NUTTING [178]
zeigen konnten, wirken bereits einzelne Versetzungen als Keime für die
e'-Phase. Von dieser Voraussetzung ausgehend versuchten H. WILS-
DORF und D. KUHLMANN-WILSDORF [179] an Hand einzelner Ausschei-
dungen die Versetzungsdichte zu studieren, was indessen nicht gelang.
Versetzungen können in zweierlei Weise begünstigend auf die Keim-
bildung der Ausscheidung einwirken. Einmal werden gelöste Atome
durch das Spannungsfeld von Versetzungen angezogen, wodurch die
Konzentration der Legierungsatome in der Nähe von Versetzungen
erhöht wird (CoTTRELL-Wolken). Andererseits wirken die hohen Gitter-
verzerrungen in der Nähe der Versetzungen begünstigend auf die Keim-
bildung einer Ausscheidung mit anderer Gitterstruktur. Wie sich aus der
Struktur der Versetzungen herleiten läßt, sind beide Effekte vor allem an
Stufenversetzungen (oder Versetzungen mit StufenanteiI) wirksam. Da
Entmischungszonen und gewisse Ausscheidungstypen nicht an Verset-
zungen gebunden sind, ist anzunehmen, daß die Konzentrationserhöhung
der Legierungsatome nur eine untergeordnete Rolle spielt. Für die be-
vorzugte Ausscheidung an Versetzungen muß man daher die Begünsti-
gung der KeimbiIdung im Verzerrungsfeld der Versetzung verantwortlich
machen.
Das am besten untersuchte Beispiel ist die bevorzugte Ausscheidung
von e' in Aluminium-Kupfer-Legierungen. Eine Versetzung ist charak-
terisiert durch ihren BURGERsvektor, der die Hauptverzerrungsrichtung
in der Umgebung der Versetzung angibt. Im kubisch-flächenzentrierten
Gitter hat der BURGERsvektorimmereine (110)-Richtung. An der Phasen-
grenze zwischen e' und Matrix ist die einzige auftretende Verzerrungs-
richtung parallel zur c-Achse der Ausscheidung gerichtet, welche in einer
(100)-Richtung der Matrix liegt. Es ist leicht einzusehen, daß eine Ver-
setzung nur dann eine Ausscheidung begünstigt, wenn beide Haupt-
verzerrungsrichtungen gemeinsame Komponenten haben, also nicht
senkrecht aufeinander stehen. An einer Versetzung mit dem BURGERS-
vektor parallel zu [110] sollten daher nur e'-Ausscheidungen mit einer
c-Achse parallel zu [100] und [010] zu finden sein [179]. Diese Über-
l~gungen konnten experimentell sowohl röntgenographisch an Verset-
zungsgruppen mit gemeinsamem BURGERsvektor (GIeitbänder) [180] als
auch elektronenmikroskopisch an einzelnen Versetzungslinien [181] nach-
gewiesen werden. Abb. 409 zeigt eine elektronenmikroskopische Aufnahme
von e' -Ausscheidungen an Versetzungswendeln. Im Gegensatz dazu
treten bei Aluminium-Silber-Legierungen die y' -Ausscheidungen an einer
Versetzung in allen vier möglichen Orientierungen (parallel zu den vier
{111}-Ebenen) auf. Dies wird mit dem andersartigen strukturellen
Zusammenhang zwischen dieser Phase und der Matrix begründet [181].
Lit. S. 505] 5.2 Strukturelle Vorgänge während der Aushärtung 501
10000: 1 25000: 1
Abb. 410. g'-Ausscheidung in Gleitbändern Abb. 411. VersetzungsringeunterschiedlicherGröße
einer plastisch verformten Aluminium-Kupfer- in einer Alumininm-Silizium-Legierung mit 1,2%
Legierung mit 4 % Cu. Auslagerung 3 Tage bei Si, die bei 580°C !ösnngsgeglüht und anschließend
200 oe. Elektronenmikroskopische Durch· auf -lO oC abgeschreckt wurde
strahlaufnahme (nach A. SAULNIER [171]) .
(nach R. B. NICHOLSON u. Mitarb. [96]).
segmente hatten dabei einen Abstand von 0,75 !J.m. Sie werden als Teile
von Versetzungsringen interpretiert, die von einer im Metallinneren
lokalisierten FRANK-READ-Quelle erzeugt wurden. P . A. JACQUET, R. W.
ADRIENNE und J. CALVET [186] gelang der Nachweis einer Anordnung
von konzentrischen Kreisen in einer verformten und bei 250°C aus-
gelagerten Aluminium-Kupfer-Probe mit 4% Cu bereits lichtmikro-
skopisch unter Verwendung der elektrolytischen Wischpoliertechnik.
Auch mittels Oxydabdrucken konnten diese Autoren [187] FRANK-READ-
Quellen an diesem Legierungstyp nachweisen.
9000:1 48000: 1
Abb.413 . Bevorzugte Ausscheidung längs Ver- Abb. 414. Wechselwirkung zwischen Versetzun-
setzungslinien in einer Aluminium-Zink-Magne- gen und e'-Ausscheidung in einer Aluminium-
sium-Legierung mit 4,5% Zn und 1,5% Mg. Kupfer-Legierung mit 3,7% Ou. Elektronenmi-
Auslagerung 5 Stunden bei 160 ' 0. Elektronen- kroskopische Durchstrahlaufnahme einer Probe,
mikroskopische Durchstrahlaufnahme die vor dem Abdünnen 300 Stunden bei 190'0
(nach ALUSUISSE). ausgelagert und dann 1 % kaItgereckt wurde
(nach L. O. BONAR U. A. KELLY [189].
Literatur zu Kapitel B I}
1. Physikalische Eigenschaften
1.1 Übersicht
Von D. Altenpohl, Zürich
Lfd.1
Nr. Eigenschaft Einheit Al 99,5 Al 99,996
1 Atomgewicht 26,98
2 Ordnungszahl 13
3 Atomvolumen crn3fg·Atom 10,0
4 Absorptionsquerschnitt für thermische
Neutronen cm 2 0,215.10-24
512 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S.513J
Tabelle 40 (Fortsetzung)
Lfd·1
Nr. Eigenschaft Einheit Al 99,5 Al 99,996
5 Kristallstruktur kfz
6 Gitterkonstante bei 20 0 e cm 4,0496. 10-8
7 Koordinationszahl (KZ) 12
8 Atomradius für KZ 12 cm 1,43. 10-8
9 Kleinster Atomabstand drum cm 2,8635 . 10-8
10 Dichte bei 20 0 e gjcm 3 2,70 2,6989
11 Kompressibilität bei 20 0 e cm2 jkp 1,34.10-6
12 Lineare Wärmeausdehnungszahl
von 20 bis 100 oe * 1/grd 24,0.10- 6 23,86.10- 6
13 Schmelzpunkt oe 658 660,2
14 Siedepunkt oe R::i2400
15 Dampfdruck bei 1200 0 e mmHg 1.10-2
16 Schwindmaß % 1,7 bis 1,8
17 Volumenzunahme "fest -+ flüssig" % R::i6,5
18 Spezifische Wärme bei 20 oe cal/g 0,214 0,215
19 Schmelzwärme cal/g 94,6
20 Verdampfungswärme kcaljg =2,6
21 Verbrennungswärme kcal/g-Atom 0 133
22 Verbrennungswärme kcaljg-Atom Al 200
23 Wärmeleitfähigkeit bei 20 oe caljcm . s . grd 0,53 0,55
24 Elektrischer Widerstand bei 20 0 e [LQ cm 2,9 2,654
25 Temperaturkoeffizient des elektro Wider-
standes bei 20 oe [LQ cmjgrd 1,12 1,14
26 Sprungpunkt der Supraleitung °K 1,2
27 Elektrolyt. Normalpotential gegen
Wasserstoffelektrode bei 20 0 e (oxyd-
freies Aluminium) V -1,67
28 Elektrolyt. Lösungspotential ** des Alu-
miniums mit natürlicher Oxydhaut
gegen Wasserstoffelektrode V =1
29 Elektrochem. Äquivalent gjA. s 9,3. 10-5
30 Thermokraft gegen Platin (0-100)Oe [LVjgrd 4,2
31 Thermokraft gegen Kupfer (0-100) oe [LVjgrd -3,4
32 Magnetische Suszeptibilität bei 20 0 e cm3 jg R::i + 0,6.10- 6
33 Hallkonstante bei 20 0 e cm3 jA· s -3,11.10-5
34 Schmelzpunkt des Oxyds oe I 2050
* Thermische Ausdehnung zwischen 20 und 500 oe: L t = L o [1 + (23,22 t +
0,00467 t2 +
0,0000078 t3 ) • 10-6J.
** in Meerwasser oder meerwasserähnlichen Lösungen. Das Potential hängt
stark von den Versuchsbedingungen ab.
Literatur zu Kapitel C 1.1 513
Wärme-
I leitfähig- Lineare
Leg. Bezeichnnng Dichte keit Ansdehnnngszuhl Elektrischer Widerstand
(DIN) g!cln 3 bei 20"e zwisehen 20 u. 100 ce bei 20 e
0
33 Altenpohl, Alnmininm
514 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 544
Spezi{i8che Wärme:
KUBASOHEWSKI, 0., u. E. L. EVANS: Metallurgical Thermochemistry. London:
Pergamon 1958.
Thermokraft:
PITzER, E. C.: J. Electrochem. Soc. 104 (1957) 70.
Magnetische Suszeptibilität:
WEISS, P., u. W. KLEMM: Z. anorg. Chem. 245 (1940) 288.
Optische Eigenschaften:
ROHNER, F.: Aluminium Suisse 4 (1954) 66. HASE, R.: Aluminium 24 (1942) 140.
Innere Reibung:
ENTWISTLE, K. M.: Met. Reviews 7 (1962) 175.
Oberflär;henreibung :
BOWDEN, F. P., u. D. TABOR: Reibung und Schmierung fester Körper, Berlin/
Göttingen/Heidelberg: Springer 1959.
BARWELL, F. T.: Met. Reviews 4 (1959) 141.
1.21 Einleitung
Die elektrische Leitfähigkeit des Aluminiums und seiner Legierungen
interessiert vor allem aus folgenden zwei Gründen:
1. Da immer mehr Aluminium zur übertragung elektrischer Energie
herangezogen wird, besteht in der Technik ein Bedürfnis, die Zusammen-
hänge zwischen der elektrischen Leitfähigkeit, den Legierungselementen
und der Verarbeitungsmethode zu kennen.
2. Die elektrische Leitfähigkeit läßt sich sehr genau messen und rea-
giert empfindlich auf Temperatur, elastische oder plastische Verformung,
Ausscheidungsvorgänge und Gitterstörungen. Leitfähigkeitsmessungen
bilden daher ein brauchbares Hilfsmittel beim Studium von Lösungs- und
Entmischungsvorgängen, Kaltverfestigung, Erholung und Rekristalli-
sation.
Wegen der Theorie der elektrischen Leitfähigkeit von Metallen sei auf
die Literatur verwiesen [1 bis 4]. Aus den Vorstellungen über den metal-
lischen Zustand läßt sich für den spezifischen elektrischen Widerstand e
folgender Ausdruck ableiten:
m mv
(1)
e= ]Ire2 • 7: = N e2 L'
In dieser Gleichung bedeuten m die Masse eines Elektrons, N die Zahl
der freien Elektronen pro Volumeneinheit, e die Ladung eines Elektrons
Lit. S. 544] 1. Physikalische Eigenschaften 515
33*
516 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 544
-3
~
] I
~ -2 -.-0--- .---j-_
--r-T--r
'"
~ I
I
I i 1
~ I i I I I
-1
I
,10'5 f-+-------+ -
I I
cm 3/As I
0 200 400 600 800
Temperatur
Abb.415. Temperaturabhäugigkeit der HALL-Konstante des Aluminiums
(0 nach V. FRANK (8). x nach W. KAPP u. F. STANGLER (10)).
der freien Elektronen pro Atom) von etwa 3. Dies würde bedeuten, daß
im Aluminiumgitter alle drei Valenzelektronen an das Elektronengas ab-
gegeben werden 1.
Bei einem spezifischen elektrischen Widerstand von 0,0279 Qmm 2/m
berechnet sich mit obiger HALL-Konstante die Beweglichkeit der Elek-
tronen im Aluminium zu v = 11,1 cm/V . s.
eT = e(T) + eR (5)
(9)
(10)
ß= linearer Ausdehnungskoeffizient
A= Querschnitt
versteht, kann z. B. bei Aluminium mit Ll1' = 500 grd ein Unterschied
von 1 % im Zahlenwert entstehen. Definitionsgemäß wäre der zweite
Ausdruck der richtige, in der Praxis ist aber die erste Definition die
brauchbarere. Auch vom theoretischen Standpunkt aus, dürfte diese die
bessere sein, da sich bei ihr die Zahlenwerte immer auf die gleiche Zahl
Metallatome beziehen 1.
In Tab. 43 sind Meßwerte von Aluminium unterschiedlicher Reinheit
für Temperaturen von 20 e bis zum Schmelzpunkt angegeben. Werden
0
die Zahlen von W. MAR'ry [9] graphisch dargestellt (Abb. 416), so fällt
auf, daß die vVerte recht gut auf einer Geraden liegen.
Der aus diesen Meßwerten bestimmte Temperaturbeiwert beträgt
a = 0,000112 Q mm2 jm grd, der also von Zimmertemperatur bis zum
Schmelzpunkt als praktisch konstant angenommen werden darf.
Systematische Widerstandsmessungen an Aluminium bei tiefen und
tiefsten Temperaturen sind bisher noch relativ selten durchgeführt
worden. Bis mindestens -10 oe dürfte der oben geschilderte lineare
Zusammenhang gültig bleiben. Bei Temperaturen zwischen 10 und
O,301--+-- I r~ b-
I V~C
! f ~l';- .'Q
o,Z51--+---+--t---+---+-+-
!t-T-fl:.!.-9--t---i
1 11 I I !r
--11
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i
r 1/I
-+---.. ----1
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l
I IJ I
0,15
I--+-~I__~i~_
! I. ~-...--.~hl ",J"-k-~f-+-t---t----t-I---j
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1
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0,101-----+-
___ , , . . - : [.... <1'
"....
1 __ .:::::::---
-;::::;.-'
x /<1"" _~.~.
O,05~~
I oe 800
o 100 200 300 400 500 600 700
Tempera/ur
Abb. 416. Spezifischer elektrischer Widerstand von einigen Aluminiumwerkstoffen in Abhängigkeit
von der Temperatur (nach W. MARTY [9]).
a Al 99,5; b AlMgSil; c AICuMg; d AlMg5; e AISi12.
b) Reinaluminium 99,9 (0,006% Cu, 0,04% Si, 0,03% Fe, 0,005% Ti, Spuren von
Mangan, Magnesium, Zink) (nach W. BUNGARDT U. R. KALLENBACH [53])
Q·mmz 0,0590
ein - - - 0,0275* 0,0373 0,0478
rn
m
ain--- 36,4* 26,8 20,9 16,95
Q·mm2
* extrapolierter Wert, dürfte für die angegebene Reinheit gut zutreffen.
Lit. S. 544] 1. Physikalische Eigenschaften 521
20,4°K fanden M.CARON, P.ALBERT und G.CHAUDRON [12], daß sich der
Widerstand proportional T3 ändert. Offenbar beginnt der Gültigkeits-
bereich des T4_ oder gar T5-Gesetzes bei Aluminium erst bei noch tieferen
Temperaturen. (Diese Feststellungen gelten für zonengeschmolzenes
Reinstaluminium. )
Bei Annäherung an den absoluten Nullpunkt tritt auch bei Alumi-
nium Supraleitung auf. Die Sprungtemperatur beträgt nach W. BUCKEL
[13] 1,20°K.
1.233 Widerstand bei Temperaturen nahe dem Schmelzpunkt. Als
Maß für die Widerstandsänderung am Schmelzpunkt wird gewöhn-
lich der Quotient aus den spezifischen Widerständen der flüssigen und
festen Phase (bei Schmelztemperatur T.) angegeben:
C~~JT.
Er beträgt für Aluminium ca. 2,3, wobei die Meßergebnisse verschie-
dener Autoren zwischen 2,20 und 2,36 variieren [8,9,11,14]. Somit wird
der spezifische elektrische Widerstand des Aluminiums durch den
Schmelzvorgang mehr als verdoppelt. Zu diesem beträchtlichen Wider-
standsanstieg läßt sich aus dem Blickwinkel der Theorie folgendes sagen:
Da das Schmelzen in einem weitgehenden Zerfall der periodischen Atom-
anordnung besteht, ist damit auch eine starke Verkürzung der mittleren
freien Weglänge der Elektronen verbunden. Allerdings ist im oben ange.
gebenen Widerstandsquotienten auch eine rein definitionsbedingte
Erniedrigung der Elektronendichte eingeschlossen, da der Schmelz-
vorgang bei Aluminium mit einer relativ starken Volumenvergrößerung
verbunden ist. Auch bei unveränderter Elektronenkonzentration (freie
Elektronen pro Atom) entsteht deshalb eine der Dichteänderung pro-
portionale Verkleinerung der Ladungsträgerdichte. Aus diesem Grunde
ist es zur Ermittlung des Einflusses des Gitterzerfalles auf den elektri-
schen Widerstand besser, sich auf einen Probekörper konstanter Länge
und gleichen Gewichtes zu beziehen. Für Aluminium erhält man dann als
Widerstandsquotienten 2,0 anstelle von 2,3.
In Tab. 44 sind die Widerstandswerte nach A. ROLL und H. MOTZ [14]
an flüssigem Reinstaluminium 99,99 sowie jene von W. MARTY [9] an
flüssigem Reinaluminium 99,5 angegeben. Beide Meßreihen zeigen einen
linearen Temperaturverlauf. Als Temperaturbeiwert nach den Messungen
von A. ROLL und H. MOTZ ergibt sich
afl = 0,000147 n mm 2Jm grd.
Auch dieser Wert hängt natürlich von der vor allem im flüssigen
Zustand ausgeprägten Temperaturabhängigkeit der Dichte ab. Auch hier
522 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 544
Obwohl sie in ihrer Arbeit darauf achteten, daß nur ein einziges Gleit-
system bei der Deformation betätigt wurde, konnten sie keine anisotrope
Widerstandserhöhung nachweisen. Auch T. BROOM [26] fand an Alu-
minium blechen in allen Richtungen den gleichen spezifischen elektrischen
Widerstand.
Zur Darstellung des Einflusses der Kaltverformung auf den spezi-
fischen elektrischen Widerstand sind in Abb.418 die Kurven nach
E.NACHTIGALL [27] für AI99,6,
A199,85 undAI99,99wiederge-
o~-
O,OZ8
geben. Es fällt auf, daß die
Qmm zIm ,..-"'/
1-,-1- x-
AI 99,6 _ x -
t--x' : -
Widerstandszunahme von der
Reinheit abhängt: Je unreiner
das Metall ist, desto stärker
I
i spricht der Widerstand des
5
I Aluminiums auf plastischeVer-
I formung an [59]. Untersu-
I
I chungen an Reinstaluminium
AI 99,85 ~
Al 99,999 ergaben überhaupt
0
---
Proben einen Tag bei Raum-
AI 99,99
temperatur gelagert wurden
(wobei die Mehrzahl der bei
20 40 60 80 %100 der Kaltverformung erzeugten
Ka/lverformungsgrad Leerstellen in Senken ver-
Abb.418. Abhängigkeit des spezifischen Widerstandes
von Aluminium mit verschiedenen Reinheitsgraden von
schwinden dürfte) [32]. Dabei
der Kaltverformung (nach E. NACHTIGALL [27]). wurden durch die Lagerung die
mechanischen Eigenschaften
nur wenig verändert. Diese Ergebnisse deuten bereits darauf hin, daß
diejenigen Gitterfehler (in erster Linie Versetzungen), welche die Kaltver-
festigung erzeugen, den spezifischen elektrischen Widerstand nur un-
wesentlich beeinflussen. Offenbar sind es die durch die Kaltverformung
erzeugten Leerstellen, die in erster Linie die 'Widerstandserhöhung
hervorrufen.
Atomare Gew.-prozentuale
Widerstands- Widerstands-
Fremd- erhöhung erhöhung in
element in Q·mm' Literatur
Q·mm'
m· Gew.-%
m·At.-%
"", ,-
stark, was mit der unvollstän- \\ I' .~
legierung mit 3,9% Cu, wie unter Abfallen der HALL-Konstante die
effektive Ladungsträgerdichte mit zunehmender Mischkristallbildung
zunimmt, ohne allerdings eine Erhöhung der Leitfähigkeit hervor-
zurufen, da die Beweglichkeit bzw. freie Weglänge in noch viel stärkerem
Maße abnimmt.
Eine Anomalie zeigen die Aluminium-Silber-Legierungen [47], deren
Verhalten von W. KösTER und W. SCHÜLE [5] gedeutet worden ist.
8 30 2,8 2,8 ~
~
->::
15
"".S!>
~
~
~
15
~
'"
"" 7 @28 z.ni Z.1f'~
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....,'" ~ B,
~ N
'"
"<:
~
~
6 26 zp 6,0 ....,
5 2*
-i. 1,6 1,6
* 220
100 200 JOO
Anloßtemperotur
WO 500
1,2
~r-------.--------.--------rr------,-~ __---
10~
Q-l cm-1
~r-------r------4-----'~--~---+------~
1!?>
~ ~~-------+--------+---~--~~--~~+-------~
:!::
'"
"-J
0; v
~6~lE=::3E:~~E~=--_-l,_--=::t;:::::=~2.6
1 10 1 10 2 10 3 10~ min lOS
Auslagerungsdauer
Abb. 421. Isothermen der Leitfähigkeit (J, HALL-Konstante An, Beweglichkeit. und Ladungsträger-
dichte N einer Aluminium-Kupfer-Legierung mit 3,9% Cu bei 20, 100 und 200°C
(nach W. KÖSTER U. A. FREI [47]). (Bei der HALL-Konstante ist der absolute Betrag eingetragen.)
-2,4 ~
~
@
~
---+----------~-2.2~
'10- 5
cm 3/As
10 2 103 min 1O i Z,0
Auslagerungsdauer
Abb.422. Zeitliche Änderung von Widerstand nnd HALL-Konstante einer AlCuMg-Legierung bel
20°C nach dem Abschrecken von 520°C. Zusammensetzung: 3,95% Cu, 0,75% IIIg, 0,63% Mn,
0,43% Si, 0,31 % Fe.
Ja JR Lll
---'-- = -
g R
- (1 + 2,",,) ---.
1
(12)
Auf Grund der Theorie über die Entstehung des elektrischen Wider-
standes ist zwar anzunehmen, daß die Beweglichkeit und somit der
Widerstand durch elastische Spannungen relativ wenig beeinflußbar ist,
doch geht aus den Messungen von H. WEYERER [51] hervor, daß bereits
eine elastische Dehnung von 0,1 %eine Widerstands änderung von 0,15 % +
bzw. eine Änderung des spezifischen Widerstandes
hervorruft, d. h., sie kann die vierte Stelle des Meßresultates noch merk-
lich beeinflussen. Entsprechende Verfälschungen können natürlich auch
bei von hohen Temperaturen abgeschreckten Proben auftreten, wo die
Eigenspannungen recht beträchtliche Werte annehmen können.
A=(j·T·L. (13)
A
T = 0,49.10-8 • (j + 1,2.10-4 • (14)
1.3 Diffusion
Von F. Rohner, Neuhausen am Rheinfall (Schweiz)
1.31 Einleitung
Die Diffusion spielt eine wichtige Rolle bei einer Reihe metallkundlich
interessanter Vorgänge wie Rekristallisation, Aushärtungsprozessen,
Oberflächenoxydation und Sintervorgängen. Eine gute Zusammenfassung
der theoretischen und meßtechnischen Grundlagen findet sich bei W.
SEITH u. TH. HEUMANN [61]. Im folgenden wird auf einige Erscheinungen
bei der chemischen Diffusion und bei der Selbstdiffusion in Aluminium
näher eingegangen.
~=~
ot ox (D~)
ox· (3)
I
Dilfundie-I Atom- I Ausgangskonzentration t D Do
ren des radius • Q
oe cm 2 • 8- 1 cm 2 • S-1 cal/g-Atom ILiteratur
Element Ä Gew.-% At.-%
I I I o
t::j
Ag 1,44 5 1,3 466 1,9-2,25 . 10-10 1,1 32600 [64]
~.
2,5-17 0,6-4,9 500 1,1-2,0.10-9 38500 [65]
5 1,3 573 3,5.10-9 1,1 32600 [64] '"
1.33 SelbstditJusion
Die bei der Behandlung der chemischen Diffusion erwähnte Regel, daß
für tief schmelzende Zusatz elemente der Diffusionskoeffizient mit stei-
gender Konzentration zunimmt, gilt ganz besonders auch für die Selbst-
diffusion und findet sich hier am Beispiel der Diffusion des Zinks im Alu-
minium bestätigt. Die aus obigen Zahlen sich ergebende Zunahme des
Ausdrucks exp (-QjRT) gem. GI. (2) überwiegt bei weitem die Abnahme
von D o.
raum. Bei substituierten Atomen kann die Diffusion nur über Fehlstellen
im Gitter ablaufen, wie z. B. der KIRKENDALL-Effekt beweist. 1
Abschätzungen der zu erwartenden Aktivierungsenergien führten zu
der Annahme, daß Diffusionsvorgänge in kubisch-fiächenzentrierten
Gittern über Leerstellen ablaufen l77].
Durch Abschrecken von hohen Temperaturen gelangt man zu weit
über dem thermodynami,;chen Gleichgewicht liegenden Leerstellen-
konzentrationen. So werdcn bei der Aushärtung von Aluminiumlegie-
rungen auftretende abnormal hohe Diffusionsgeschwindigkeiten erklär-
lich [78].
Den Diffusionskoeffizienten für die Wanderung der Leerstellen kennt
man nicht, wohl aber die zugehörige Aktivierungsenergie. Sie beträgt
0,65 eV [76]. Sie ist also erheblich kleiner als die Aktivierungsenergien
für die Diffusion der meisten Fremdelemente im Aluminium. Obwohl man
die Größe des Frequenzfaktors Da für die Leerstellenwanderung nicht
kennt, ist schon auf Grund der kleineren Aktivierungsenergie damit zu
rechnen, daß im Reinstaluminium Leerstellen in gegebener Zeit mehr
Platzwechselschritte ausführen als die meisten Fremdatome. Es muß
betont werden, daß der obengenannte Wert der Aktivierungsenergie für
zonen geschmolzenes Reinstaluminium gilt. Fremdatome können sich
an Leerstellen anlagern und damit ihre Diffusion verzögern. T. FEDE-
RIGHI hat einen solchen Effekt für Magnesiumzusätze zu Aluminium
nachgewiesen [86]. Aueh dureh Kaltverformen können Leen:tellen in
Aluminium erzeugt werden, wahrscheinlich gleichzeitig mit Zwischen-
gitteratomen [82]. Wie lange dieser Zustand bei Raumtemperatur anhält
und in welchem Ausmaß er die Diffusion begünstigt, ist wohl noch nicht
hinlänglich geklärt.
L. S. DARKEN [79J zog die Konsequenz aus den Untersuchungen über
den KIRKENDALL- Effekt. Nach ihm muß jeder an der Diffusion beteilig-
ten Atomart ein gesonderter partieller Diffusionskoeffizient zugeordnet
werden. Ferner ergab sieh aus seinen theoretischen Betrachtungen eine
Beziehung zwischen den klassischen Koeffizienten der chemischen Diffu-
sion und der Selbstdiffusion. D* sei der Koeffizient der Selbstdiffusion
eines Zusatzelements B in der Matrix A.
Der chemische Diffusionskoeffizient D in diesem System steht dann
zum Koeffizienten der Selbstdiffusion D * in folgendem Verhältnis:
ist bei der chemischen Diffusion nicht die Konzentration, sondern die
Aktivität bestimmend. Die Aktivität a ist gleich dem Produkt aus Akti-
vitätskoeffizient f und Konzentration n:
a = f· n. (5)
Für ideale Lösungen beträgt der Aktivitätskoeffizient 1. Seine
Ableitung nach der Konzentration wird dann O. Das bedeutet gem. GI. (4),
daß für ideale Lösungen die Koeffizien-
ten der chemischen Diffusion und der
Selbstdiffusion übereinstimmen.
J n nichtidealen und speziell in über-
sättigten Lösungen kann der Fall ein-
treten, daß mit zunehmender Konzen-
tration n einer Legierungskomponente
deren Aktivität a abnimmt. So ist es
erklärlich, daß z. B. in übersättigten
Aluminium-Kupfer-Legierungen die
Kupferatome sich zu Vorausscheidun-
gen (GuINIER-PREsToN-Zonen) an-
35:1
Abb. 425. Diffusion zwischen manganhaI-
sammeln können. Eine solche entgegen
tiger Außen- und siliziumhaItiger Innen- dem Konzentrationsgefälle verlaufende
zone im Gußgefüge.
Diffusion nennt man Bergaufdiffusion.
Schliffbild
/ dln!)
links: Al + AIMn-Primärkristalle,
Mitte: AIMnSi-Kristalle, Den Ausdruck ~ 1 + d In n be-
rechts davon: an Silizium verarmte Zone,
ganz rechts: Gefüge von AlSi12 mit SiJi- zeichnet man als thermodynamischen
ziumausscheidungen. Faktor. J. E. HILLIARD und Mitar-
Die oben genannte Zonenaufteilung stellte
sich nach siebentägiger Glühung des Guß- beiter [69] haben den Verlauf des ther-
stückes bei 550°0 ein. Vor der Diffusions- modynamischen Faktors für Alumi-
glühung war ein Mantel mit 10% Mn und
ein Kern mit 12% Si vorhanden nium-Zink-Legierungen aus bekannten
(nach ALUSUISSE). thermodynamischen Daten berechnet.
Abb. 426 gibt ihre Resultate wieder.
Der thermodynamische Faktor ist über den ganzen Bereich der
festen Lösung kleiner als 1. Der Minimalwert tritt bei etwa 38 At.-% Zn
auf. Die von denselben Autoren bestimmten und in Tab. 46 und 48 ent-
haltenen Koeffizienten der chemischen Diffusion und der Selbstdiffusion
wurden daraufhin geprüft, ob sie der Gleichung von L. S. DARKEN ent-
entsprechen. Das war tatsächlich der Fall, was die theoretischen Ablei-
tungen von L. S. DARKEN bestätigen.
I
flächen und den Korngrenzen \
~
schwindend klein gegenüber der
im Korninnern diffundierenden
Menge. Höchstens bei relativ
tiefen Diffusionstemperaturen
~
und/oder sehr feinkörnigen Me-
4J
\~ \\ ~
tallen muß man auch die Korn-
grenzendiffusion berücksichti- 42
\~ ~~
gen; andernfalls wird man zu
hohe Koeffizienten für die Git- a1 \" ~ //
terdiffusion finden. Die Ober-
'\
~ /
flächendiffusion spielt eine Rolle o 10 ';0 .JO 40 so 60 At-%70
Zinkgeha/f
beim Walzplattieren von Alu-
miniumlegierungen mit Reinalu- Abb. 426. Verlauf des thermodynamischen Faktors
im System Al-Zn als Funktion der Zink-Konzen-
minium. F. EMoNDs [87] hat tration für verschiedene Temperaturen (nach J. E.
HrLLIARD, B. L. AVERBACH U. M. COHEN [69]).
unter Voraussetzung einer Walz-
plattierungstemperatur von
500 oe Berechnungen über das Ausmaß· der Diffusion von Kupfer und
Magnesium angestellt. Diese führten zum Schluß, daß eine Oberflächen-
und geringe Volumendiffusion in die Nachbarkörner an Plattierflächen
auch in der kurzen Zeit des Plattiervorganges stattfinden und einen
wesentlichen Vorgang beim Verschweißen durch Walzplattieren dar-
stellen können.
D. TURNBuLL [80] hat unter bestimmten Voraussetzungen bezüglich
Größe des Gitterdiffusionskoeffizienten, Entfernung der betrachteten
Stellen von der Grenzfläche der Diffusionsprobe und Dauer der Diffu-
sionsglühung theoretisch berechnet, bei welcher Korngröße der Material-
transport durch Gitter- und durch Korngrenzendiffusion vergleichbar
wird. Als Koeffizient für die Gitterdiffusion wählte er D G = 10-9 cm2 •
8-1 ; er stellte seine Berechnungen an für eine Stelle, die 2 mm von der
544 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen
[1] HUME-RoTHERY, W.: Atomic Theory for Students of Metallurgy. lnst. Metals
Monograph and Report Series, London 1957.
[2] COTTRELL, A. H. : Theoretical Structural Metallurgy. London: Edward Arnold
1957.
[3] JUSTI, E.: Leitfähigkeit und Leitungsmechanismus fester Stoffe. Göttingen :
Vandenhoeck & Ruprecht 1948.
Literatur zu Kapitel C 1.2 und 1.3 545
35 Altenpohl, Aluminium
546 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen
2. Mechanische Eigenschaften
35*
548 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 601
2.11 Spannungs.Dehnungs-Kurve
--
kp!mm G A/Cuf1g 7
d ka/I ausgehärlel
f
25 - - -
do,e/
do,oz
/
j
20
-
/
/ AII1g5
weich
-
11
..6--
r-
V do,z
70
!'do,oe /1
Ij''1 /
L 1 /
l#
5
do,oz / 4/99,5 F7
weich
IIJ-o,z
o z 3 " 5 Ii 7 %0 8
DeMung
Abb. 427. Spannungs-Dehnungs-Diagramm der LegierungeuAlCuMg 1 und AlMg5 sowie von Al 99,5
im elastischen und im beginnenden plastischen Bereich (nach ALUSUISSE).
V
80 AICu/1Q 7fWI
AICu/1g 7 fKJ
I--- f--<Baustahl
.........
~A/t1gSi 7 fW/ 'A/t1g7
~
-
weioh
A/t1gs r---A/t1gSi 7
30 weich
~ ~h AI.99,5 weiah
""" A199,5 l/zH A!t1n 7/zH
A!t1n~
o 70 ZO JO 40 % 50
Dehnung
Abb.428. Spannungs-Dehnungs-Diagramme (Zerreißkurven) von verschiedenen Aluminium-Werk-
stoffen, znm Vergleich auch von Baustahl (nach P. G. FORREST [31]).
W warmausgehärtet ; K kalt ausgehärtet; '1, H halbhart kaltgewalzt.
20f----+--f--
2.12 Härtewerle
2.131 Genormte Werte. Die Tab. 50 und 51 enthalten die Werte für die
Zugfestigkeit UR, 0,2-Grenze (UO,2)' die Bruchdehnung "10
bzw. sowie"5
die BRINELL-Härte HB von Reinaluminium und den wichtigsten Alu-
miniumlegierungen. In den einzelnen Kristallen weist der Eindruck der
Härteprüfung eine deutliche Anisotropie auf, Hierdurch können Texturen
z. B. in geglühten Reinaluminiumblechen erkannt werden [45].
* Untere Grenzen sind J\Iindestwerte nach DIN 1745 BI. 1 bzw. 1746 BI. 1
70 *2, N
% kp/mm' kpjmm'
BO 38·· 72t-~
~
"e :f"k!
-'< ,
50
~ ~ + ++-
2!' ~O ,'t:, JO - G.j 8· ...
'"
co
-co ~ ~- I
iii Ii 1-
"" JO "" 26
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g> ,
'x._x-~
20 EE 2l 4 0..
'/
~ 2 7"•
+
70- 78 -
!
0 74 0
70 20 30 40 50 BO 70 80
Zusfand Ko/fverformungsgrod
welch
Abb. 430. Kaltverfestigung von AI 99,98 R durch Kaltwalzen (nach ALUSUISSE).
Zug-
festig·
0,2·
Dehn·
Bruch-
deh· Brinell- I
Kurzzeichen Zustand keit grenze nung H~:e I Bemerkungen
aB aO,2 610
kpjmm' krjmm' % kpjmm'
Die Zahlenangaben beziehen sich, wenn nicht anders vermerkt, auf Bleche von 1 bis
6 mm Dicke. Der jeweils untere Wert für Zugfestigkeit, Dehngrenze und Dehnung
stimmt mit dem Mindestwert nach DIN 1745 überein. Werte für andere Halb-
zeugarten und Lieferzustände s. DIN 1745 bis 1749.
I
L I
HB y"
/f
L
22 -r----j
0/ (J~~ ~
-
I
19 --i . I
_+,,' o~~ ~ <"110,3
~ ,I
~ 76 -+' .r.~ ~
~ l~~'
13
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Abb. 431. KaItverfe- 70
stigung von AlRMg ~-+-::}+ I
!~--'--i-' ,
+ 1 !
P ~
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7 ,
,
5 i t
7'0 2'0 30 ~o 60 50 ~'0 80 .90'10
00 700
Zustand Kalfverformungsgrod
weich
I 2ft
26
%
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Z
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kp/mm;'"
22 65 ~22 118 ______
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20 ~2D
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12 50 f7f L ~ 0/
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10
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Abb. 433. Kaltverfe-
stigung von AIMgSll
8
6
45 co:."
70
I,e'/0 "' .......... V 070
durch Kaltwalzen i ~I-' ~ -+ r--..- -+-+=
(nach ALUSUISSE). 8 F--
70 20 30 40 50 60 70 80 90% llJo
Zusfand Kalfverformungsgrad
weich
556 C. Eigenschaften des .Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 601
Tabelle 52. Zusammensetzung der in Abb. 430 bis 433 beschriebenen Materialien
(nach ALUSUISSE [11])
Legierungs-Zusätze Basismetall
Werkstoff Fe Si Mn Jlfg I Cu I
Al
% % % I
i
0"
,0
I
I
% I %
Vorgeschichte,'
Gepreßte Flachschienen mit der Abmessung 7 X 30 mm wurden
weich geglüht und danach um den angegebenen Verformungsgradkalt
abgewalzt.
Die Festigkeitswerte zeigten bei einem bestimmten Kaltverformungs-
grad keine Abhängigkeit von der Anzahl der Stiche.
Die Festigkeitswerte liegen generell etwas tiefer, als wenn vom warm-
gewalzten Vormaterial ausgegangen worden wäre, weil beim Warm-
walzen die Temperatur des Walzgutes stetig absinkt, so daß die letzten
Verformungen bereits im Gebiet der Rekristallisationsschwelle durch-
geführt werden und erste Anzeichen einer Kaltverfestigung auftreten.
Warmgewalztes Ausgangsmaterial hat deshalb eine höhere 0,2-Dehn-
grenze und Zugfestigkeit als völlig weichgeglühtes Material.
19a=lga+n.lge (5)
Z~---4----~--~1-+-----,r----+--1--r~----+!.~
I
i
~L,I-----OJ,2~----4L.---o,b'_·-OJ,8--7L-----~2------*L--J6~J8-JW~--~%~2~O~
i
bleibende Dehnun.q
Abb. 434. Wahre Spannungs-Dehnungs-Kurven (Fließ kurven im logarithmischeu Koordinatennetz)
von verschieden stark kaltgewalztem Al 99,5 und einer AlCuMg-Legierung im weichgeglühten und
ausgehärtetem Zustand (nach H. KOSTRON [3)).
1 AlCuMg ausgehärtet
2 AlCuMg weich
3} {87%}
5}
6
7
25%
Al 99,5 {50%}
15% abgewalzt
4 Al 99,5 75% abgewalzt 8 0%
Es ist nach GI. (6) somit in einfacher Weise möglich, n auf Grund
einer Messung von t5G zu bestimmen.
'"j\ '\
längsproben/ ./Querproben
/
I I ~r-
5
V_ 1I
0,3 7 5 35 135 h Ge5
flIühdouer (bei 350 "Cl
Abb. 435. Verhältnis p der gemessenen Gleichmaßdehnung zur errechneten Gleichmaßdehnung an
Längs- und Querproben aus hartgewalztem Al 99,5 in Abhängigkeit von der Glühdauer bei 250·0
(nach H. KOSTRON [3).
60
!
kp jmm Z
"",I 55
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---+--~ '\
"""
I
~ ~ ........
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20 ........
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~ 30
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C::'
110,E~_ r---.......
~70
-6- - 0
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zo~
~
5
z5 I
°5
-200 -700 0 oe 50 -zoo -700 o 0
Temperatur Temperafur
Abb. 437. Temperaturabhäugigkeit der Festig- Abb. 438. Temperaturabhl\ugigkeit der Festig-
keit"werte vou weichem bzw. ausgehärtetem keitswerte vou A1MgSi 1, kaltausgehärtet
AlCuMg 1, ~~- weich, - - - - ausgehärtet (nach L. MOR! [12]).
(uach L. MORI [12] bzw. F. BOLLENRATH U.
J. NEMES [25]).
25
I %
- ~ 720
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L- ~--
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- -
ljJ ..... / 002 11 I
o c I~Cf7
35 20 100 200 300 400 °C5t1
~ Prüffemperafur
k~ m~
JO
1\ -/40
%
\
-- 720
700 §'
/--,
\ / , - 80 -§
:~
..,
uo,z 7</
/ N ''--. 1-_ - 60 ~
§
J5
Abb. 439a-e. Warmfestigkei t von
~
// stabilisierten Aluminiumwerks toffen
40~
1/:
-
36 Altenpohl, Aluminium
562 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 601
°O~---3~--~o----~g----~~~--J6~n,~a-n~~m-o
IJlühdauer
Abb. 440. Wannfestigkeit vonAlMgSil bei 100°, 160° und 250°0 in Abhängigkeit von der GJühdaller
(nach ALUSUISSE [14]).
- - - - Zugfestigkeit; - - 0,2-Dehngrenze ; -. - . - •- Dehnung 6,.
Es kann auch die Frage gestellt werden, welche Werte die Warm-
festigkeit nach gewissen Glühdauern bei bestimmten Temperaturen
erreicht. Aus den Abb. 440 und 441 ist die Abhängigkeit der Warmfestig-
keit von der Glühdauer bei 100,160 und 250°0 der im Ausgangszustande
vollausgehärteten Legierungen der Gattung AlMgSil, AIOuMg1 ersicht-
lich. Die Ausgangswerte bei Raumtemperatur betrugen:
aO,2 aB <55
kpjmm2 kpjmm2 %
AIMgSil, warm ausgehärtet 30,5 33,9 14,7
AlCuMg 1, kalt ausgehärtet 32,7 46,5 15,8
Lit. S. 601) 2. Mechanische Eigenschaften 563
so 50
kpjmm:_ %
.~.
'"
'<;:;
40 40
~ !
~'"
~30
...
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~
--- -- --
30
g>
~
" 20 760°C
i?' 20"'"
ii
";' .t-.~~C
'"
c::,'
70 " --'-.. I
i
'
°O~--~3----~6~---9~--~~~--~~~n,um-a~k~m'0
Glühdauer
Abb.441. Warmfestigkeit von A1CuMgl bei 100', 160' und 250'C in Abhängigkeit von der Glüh·
dauer (nach AL USUISSE [14]).
- - - - Zugfestigkeit; - - - - - 0,2·Dehngrenze; _._._.- Dehnung 6,.
~,---~~~~--,----,----r-~
kpjmm Z
'"
~
§>,
'" 25 f---"*",,==---+--'I--"1t---+---1 ~20'f------t---r~~t---+---4
~ ~
§>, I
.r '"c,,-
~ 201~-4---+-~4-~-+-~
""
c,,'
LL_.
o 20 50 700 150 200 °eZSO o 20 50 100 150 200 250 °C300
Glüh-und Prüffemperofur vorhergegangene 8/ühfemperaflir
Prüffemperofur ~ ZO °C
Abb. 442. Warmdehngrenzen "0" nach ein· Abb. 443. Dehngren7.en "". bei Raumtemperatur
jähriger Glühzeit bei Temperaturen bis zu nach einjähriger Glühzeit bei Temperaturen bis
250' C (nach AL USUISSE [14]). zu 300'C (nach ALUSUISSE [14]).
36*
564 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 601
~
geben. Man entnimmt diesen
Abbildungen, daß die kupfer-
\\
/- haltigen Legierungen bei Tem-
/ peraturen bis etwa 200°C die
~ ; SO
warmfestesten sind. Vor allem
- 40 1 die Legierung AlCuNi zeichnet
~
~ //
,/ /
- .JO
~ sich durch ihre gute Warm-
festigkeit aus (s. a. Abb. 439d)
und wird daher z. B. für die
~
/ - zo Herstellung von Motorkolben
10
_ ~
..... ..... / /
.,,-/ /
~" "'- '0
verwendet, oder aber zum Bau
von Überschallflugzeugen (un-
terZusatzvonca.l,5%Mgund
_L o
o zo .f(} 1{X) 150
0
ZOO Z50 CSOO 1 % Fe [33]).
Glüh-undPrüffemperolur
Der Abb. 444 ist die Tem-
Abb.444. Warmfestigkeit von A1ZnMgCu 1,5 nach peraturabhängigkeit der Fe-
200 Stunden Glühzeit bei der entsprechenden Prüf·
temperatur (nach ALUSUISSE [14]). stigkeitswerte der Legierung
AlZnMgCul,5 zu entnehmen.
Tab. 53 vermittelt einige Angaben über den Einfluß einer längeren
Erwärmung auf die bei Raumtemperatur gemessenen Werte.
In Abb. 445 ist ein Beispiel für die Temperaturabhängigkeit des Elasti·
zitätsmoduls im Bereich von +400 bis -200°C angegeben. In Tab. 54
sind Angaben von ALCOA über die prozentuale Veränderung der Festig.
keitswerte zahlreicher Legierungen in Abhängigkeit von der Temperatur
wiedergegeben (Vergleichswert = Festigkeit bei Raumtemperatur). Es
gibt relativ wenige eingehende Untersuchungen über den Einfluß von
Temperatur und Verformungsgeschwindigkeit auf die plastische Ver.
formung des Aluminiums. Systematische Untersuchungen sind insbeson-
Tabelle 53. Festigkeitswerte einiger Knetlegierungen nach 10000 Stunden Temperatureinfluß, gemessen bei Raumtemperatur t-<
Zugfestiglceiten und Dehngrenzen in Prozent bezogen auf nicht erwärmte Proben F
(nach ALCOA)
rn
g;
Pro- ~
US-Leg. 316°0 371°0
DIN Bez. Zustand Eige nschaften 100°0 149°0 204°0 260°0
a) dukt R I 1 I I
6063 (E-AIMgSi) Lösungsgeglüht, ! A Zug! stigkeit 100 104 107 73 53 49 48
(- T42) abgeschreckt, Deh grenze 100 109 117 62 38 32 22
kalt ausgehärtet
~
Für einige Legierungen kann man nach kurzen Erwärmungsperioden bei bestimmten Temperaturen niedrigere Festigkeitswerte feststellen
als nach längerer Erwärmung. In solchen Fällen ist das auftretende Minimum der Festigkeitswerte aufgeführt.
Ot
~
A = Alles Halbzeug; a = Zusammensetzung s. Tab. 55. Ot
Tabelle 54. Einfluß der Temperatur auf die Festigkeitswerte von Knetlegierungen. Zugfe8tigkeiten und O,2-Dehngrenzen in Prozent
bezogen auf Raumtemperatur- Werte, nach 10000 Std. Temperatureinfluß bei der angegebenen Temperatur be8timmt (nach ALCOA) Ot
~
~
US-Leg. Pro- -196 -79 -29 24 100 149 204 260 316 371
b) DIN Bez. Zmtand Eigenschaften
dukt oe oe oe oe oe oe oe oe oe oe
P
1100 A199 weichgeglüht A Zugfestigkeit 189 115 104 100 83 67 46 30 21 16 t<J
(-0) Dehngrenze 123 107 103 100 100 91 68 41 33 25
1100 Al 99 walzhart A Zugfestigkeit 144 109 104 100 89 74 25 16 11 9
(-H18) Dehngrenze 120 105 103 100 83 62 18 9 8 6
3003 AlMn weichgeglüht A Zugfestigkeit 206 122 107 100 82 68 52 37 25 18
(-0) Dehngrenze g.
3003 AlMn walzhart A Zugfestigkeit
145
143
116
110
105
104
100
100
93
89
83
78
72
51
58
25
41
14
31
10
I
a>
In einigen Fällen konnten nach kurzen Erwärmungsperioden niedrigere Festigkeitswerte festgestellt werden als nach 10000 Stunden; in
solchen Fällen sind die niedrigeren Werte angegeben. In den meisten Fällen wird eine Erwärmung auf 100°0 oder darüber einen Festig-
keitsrückgang bewirken, wenn die Probe anschließend bei Raumtemperatur gemessen wird.
CI
A = Alles Halbzeug; S = Strangpreßprodukte ; W = Walzhalbzeug 0:.
-l
Zusammensetzung in %
US·Leg. DIN·Bez.
I Si Fe Cu Mn Mg Cr Zn Ti p
I
I I t;:j
I
1100 Al 99 < 1,0 Si + Fe <0,2 <0,05 <0,1 l'
2014 AICuSiMn 0,5-1,2 <1,0 3,9-5,0 0,4-1,2 0,2-0,8 <0,1 <0,25 <0,15
2020 (AICuCdLi)*** <0,4 <0,4 4,0-5,0 0,3-0,8 <0,03 <0,25 <0,1 t
2024 AICuMg2 @'
<0,5 <0,5 3,8-4,9 0,3-0,9 1,2-1,8 <0,1 <0,25
'"
3003 AIMn <0,6 <0,7 <0,2 1,0-1,5 <0,1 §:
3004 AIMgMn <0,3 <0,7 <0,25 1,0-1,5 0,8-1,3 <0,25 ~,
5050 ~'
AIMgl <0,4 <0,7 <0,2 <0,1 1,0-1,8 <0,1 <0,25
'"
5052 AIMg3 <0,45 Si + Fe <0,1 <0,1 2,2-2,8 0,15-0,35 <0,1 §
p.
6061 (AIMgSiCu) 0,4-0,8 <0,7 0,15-0,4 <0,15 0,8-1,2 0,15-0,35 <0,25 <0,15 ~
Er
6063 (AIMgSi) 0,2-0,6 ~
I <0,35 <0,1 <0,1 0,45-0,9 <0,1 <0,1 <0,1
7075 AIZnMgCul,5 <0,5 <0,7 1,2-2,0 <0,3 2,1-2,9 0,18-0,4 5,1-6,1 <0,2 f
7178 (AIZnMgCu2) <0,5 <0,7 i 1,6-2,4 <0,3 2,4-3,1 0,18-0,4 6,3-7,3 <0,2 ~'
~
::;l
* Nach Aluminium Assoc., New York.
** Nach DIN 1725, BI. 1. '8
F
*** Cd: 0,10-0,35; Li: 0,9-1,7. V1
0>
o
....
Lit. S. 601] 2. Mechanische Eigenschaften 569
JOr--------,--------~I---------r--_.
20~~~---+--------~--------~--~
o 2 J
Abg/eifung
Abb. 447. Abgleitungs-Schubspannnngs-Kurven von AlCuMg 2 (US-Leg. 2024), weich, für verschiedene
Temperaturen nnd Verformungsgeschwindigkeiten. Die Kurven wurden nach der Dlfferential-
Torsions-Methode erhalten (nach D. S. FIELDS U. W. A. BAOKOFEN [9]).
- - - - - - VerformungsgeschwindIgkeit 24 min-';
4min- 1 ;
0,96min';
_.-.-.-.-.- 0,16 min';
0,06min-'.
2.31 Einführung
JOD
kp/ mm Z
SO
JO 0- 20 0 G
!OO 0.-
20 -,,-
0
--0
0
~. 0
0- 0 ~ 1----0
s
0- ~~
3
~ ~C
2 ~
!
! !O TOt: !OJ
Jlersuchszeif
Abb. 450. Zeitstandfestigkeit von AIMgSil F 32 (nach K. WELLINGER, E. KEIL u. G. MAlER [18]).
10,I
kp/mm 2
5
ZO°C
1-- ___
700
----- 180
----
~--
--- - ----
0,5 -_._-".
----- 240
JOD oe
I 10 /0;: /03 h lOS
Versuchszeif
Abb. 451. Zeitstandkriechgrenzen (1 % plastische Dehnnng) von AI 99,5 F 7 (nach K. WELLINGER,
E. KEIL U. G. JI1AIER [18]).
100'I
kp(mm Z
50
I
-- t--_ = ----
30
ZO°C
20
700
5
---
-- - --,
---, --
!.§!!.
3
Z
- -- - ---- --- 240
300°C
7
1 10 10 2 10 3 h 70s
Versuchszeif
Abb. 452. Zeitstandkriechgrenzen (1 % plastische Dehnung) von AIJl1gSi 1 F 32 (nach K. WELLINGER,
E. KEIL U. G. JI1AIER [18)).
2.33 Dauerstandkriechgrenze
Das Kriechen des Aluminiums und anderer Metalle ist nur durch
Langzeitversuche bis zu 10000 und mehr Belastungsstunden befriedigend
genau zu erfassen. 1 Unter dem Begriff der Dauerstandkriechgrenze wird
die Spannung verstanden, bei welcher der Zugstab innerhalb einer unbe-
grenzt großen Zeitspanne keinen Bruch erleidet, weil das anfängliche
Kriechen mit Sicherheit zum Stillstand kommt; über diese Kriechgrenze
hinaus beansprucht, geht der Stab nach genügend langer Belastung zu
Bruch. Die Dauerstandkriechgrenze läßt sich nur in Näherung ermitteln;
sie läßt sich mehr oder weniger genau abschätzen, je nach Umfang der
vorhandenen Untersuchungsdaten.
2.34 DVM-Kriechgrenze
2.35 Kriechkurven
Abb. 454 und 455 zeigen die bei einer Temperatur von 130°C und den
angegebenen Spannungen ermittelten Kriechkurven der Legierungen
AlMgSi und AlCuMg. Nebst der Zeitstandfestigkeit und der Zeitstand-
kriechgrenze kann auch die Dehngeschwindigkeit als Kriterium der
1,~.---------r--,--,---r--r--~~r--r-I~--'I---r
I--~-'--'
%0; I I I Deh~t---~q4%/d
2r-------t---~_+--~-__+---j---~_+---i=~--~~,_~--~~ffi
o
,/<'fl,~~ J1!------jI--------+--1 11 !
1
rt
j __ 1 qz'
IIT loi
1
Io,81--i--~-1
1
24 i I I
~ 6, t18 --- f Ausgangsmaferial be; eo°C ~
0, I cfo,oz~ 23,6 kp/mm -
'" 12~ -- O'o,z ~ 26,6 kp/mm Z ~
, ------i-i 0'8 =42,8 kp/mm Z
8
I I 2
o w w ~ R ~ ~ ~ m _ • ~ ~ ~ ~ ~dJ
Be/asfungsdauer
Abb.455. Zeit-Dehnungs- nnd Zeit-Dehngeschwindigkeits-Kurve von AICuMg1, kaltausgehärtet.
Spannung (j = 17,3 kp/mm', Temperatur = 130°0 (nach ALUSUISSE [19]).
-- - '~100°C~~ ~C65%60'!
100 oe 50% (fo~
--
101
p- ....-
I- e-- _I, o/< ~
r--
,.
z6°C5,q3°J
0, 1
-
-- - --
r - f-"
1--" '
f-.=C:: I ----
I
0,0I10
100 1000 h 10000
Be/asfungsdauer
Abb. 456. Logarithmische Dan;tellllng der Abhängigkeit der Kriechdehnung von der Belastungsdauer
von AßlgSil F32, warmausgehärtet. Dehngrenze G O,2 bei Raumtempemtur = 30 kp/mm', GB =
35,5 kpjmm' (nach ALl;SC[SSE [1.?]),
20
101°e lZ0 %0"0,2
10
%0 ,..-
Y ,-,- - -
-+ .1-
11---
_. e
131° 65 O[o!~L.---
f--" - lÖl~
i6dc 100 %(fo,~
,..- -- -- -
~:::.:o!.':.(j'o,z -
0.0 1
- - --
r--~ ~
r--, 1
f-
0,00 I,
iO 100 1000 10000h 20000
Belastungsdauer
Abb. 457. Logarithmische Darstellung der Abhängigkeit der Kriechdehnung von der Belastungsdauer
vonAlCuMg 1 kaItausgehärtet. Dehugrenze G O• 2 bei Raumtemperatnr = 26,6 kpjmm', GB = 42,8 kpjmm'
(nach ALUSUISSE [19]).
---
Be/asfungsdauer I
Abb. 458. ZUf-lanunensetzung der Kriechkurve aus Kurvenästen K.
S Schnittpunkte der Aste (s. Tab. 56 u. 57).
37 Altenpohl, Aluminium
Tabelle 57 Dehnungs/unktionen der Legierung AlCuMgl, kalt-
ausgehärtet (nach ALUSUISSE) Cl
-l
°0 ,2 = 26,6 kp/mm 2; h = Belastungsdauer in Stunden 00
~\\ ,
'-',. ten, daß an Werkstoff gleicher
Zusammensetzung durchge-
"\ ,
~', "
führte Standversuche bei
mehrmaliger Wiederholung
-
AIMg~ ........--: ....
'--'-
merkliche Streuungen der
weich
o 50 100 1500 200 C650 Meßwerte ergeben können.
Prüflemperalur Die kupferhaltigen Alumi-
Abb. 459. Dauerstandkriechgrenzen niumlegierungen sind die
von A1MgSi 1 warmausgehärtet, standfestesten, dann folgen
von A1CuMg 1 kaltausgehärtet und
von A1Mg 5 weich die Legierungen des Types
(nach ALUSUISSE). AlMgSi und hierauf die Alu-
minium - Magnesiumlegierun-
gen, deren Standfestigkeit mit zunehmendem Magnesiumgehalt abnimmt.
Der günstige Einfluß von Kupferzusätzen auf die Dauerstandfestig-
keit bei erhöhten Temperaturen kommt in den Werten der Aktivierungs-
energie des Kriechens deutlich zum Ausdruck; bei Einkristallen bewirken
bereits Kupferzusätze von 0,1 bis 0,25% eine deutliche Steigerung der
Aktivierungsenergie des Kriechens bei Temperaturen bis etwa 400°0 [10].
Die Standfestigkeit einiger Gußlegierungen ist auf S. 816 beschrieben.
2.41 Übersicht
Das Verformungsverhalten der Metalle wird in Abhängigkeit von der
Temperatur durch eine ganze Reihe von Variablen beeinflußt.
Lit. S. 601] 2. Mechanische Eigenschaften 581
Außer der Temperatur und der Dauer ihrer Einwirkung sind vor allem
folgende Variablen zu nennen:
Verformungsverfahren
Verformungsgeschwindigkeit
Korngröße
Kristallographische Beziehungen zwischen angreifender Kraft und
Gleitebenen
Gefügezustand vor Versuchsbeginn bzw. im Augenblick der Messung
(kaltverfestigt, erholt, rekristallisiert)
Ausscheidungszustand der Legierungselemente.
Die Vielzahl der Variablen erschwert es, die einzelnen Untersuchungen
verschiedener Autoren miteinander zu vergleichen. Daher überrascht es
nicht, daß auch in neuen Untersuchungen darauf hingewiesen wird,
daß es bisher keine eindeutige Theorie gibt, welche den EinHuß der
Temperatur auf das Verformungsverhalten des Aluminiums beschreibt
oder sogar vorhersagt. l
Immerhin sind gewisse Zusammenhänge experimentell befriedigend
geklärt und können als Grundlage weiterer theoretischer Ansätze dienen.
Im folgenden wird auf einige typische Ergebnisse dieser Art kurz einge-
gangen. Hierbei wird - mit Ausnahme einzelner Hinweise - auf die
Wiedergabe der Versetzungstheorie oder der kristallographischen Gesetz-
mäßigkeiten verzichtet (siehe dazu S. 228 u. 257). Gefügebeobachtungen
s. z. B S. 294 bis 302.
2.42 Hinweis auf etntge Faktoren, welche bei det· Untersuchung des
K riechens die Meßwerte beeinflussen
Das Kriechverhalten der Metalle wird vor allem von folgenden Fak-
toren beeinflußt:
kp/mm 2
40
361--~-t----+-
32
281----1----1----1
1
16
12
J 4 5 7 8 %09
Dehnung
Abb. 460. Verfestiguug dauerbelasteter Stäbe aus AICuMgl (nach ALUSUISSE)
1 Ausgangsma terial
2 nach 15387 Stunden Belastung bei a ~ 17,3 kpjmm' und 130"C
3 nach 3744 Stunden Belastung bei a ~ 21,3 kpjmm' und 100"C
4 nach 6624 Stunden Belastung bei a ~ 31,9 kpjmm' und 100"C
I kpjmm' kpjmm'
I kpjmm'
I
0'
/0
---
von Reinstaluminiumproben mit unter-
5
5ka/,enleile I--il
4
- ./'
V -----
/
b
1~
180 360 540 7Z0 5 900 o 0,01 o,OZ 0,03 0,04 6ew.·% 0,06
Zeit Eisengehalf
Abb. 461. Kriechen von HeinRtaluminium AI 99.98 lt Abb. 462. Einfluß des Eisengehaltes und
von cu. 600°C abgeschreckt, bei ltaumtemperatllr der Lösungsgliihtemperatur auf das Kriech·
(Kurve a,) bzw. bei 80°C aUHgclagert (Kurve b) verhalten von AI 99,98 H. (nach F, ERD·
(nach F. ERDl[ANN·Jll~N[1'Z~lR 11. l\Iitarb. 1241). ~UNN·.rllSS'ITZER u. l\iitarb. [24]).
In einer Arbeit von G. LUCAS und G. MASING wird festgestellt, daß das
Kriechen von Drahtspiralen aus Reinstalurninium stark davon abhängt,
ob nach einer Glühung bei 400 oe langsam abgekühlt oder abgeschreckt
wird [23]. Im ersten Falle ist die durch Kriechen auftretende Dehnung
nahezu doppelt so hoch wie im zweiten.
Bei harten Aluminiumdrahtspiralen folgt der Kriechvorgang an-
nähernd einer parabolischen Beziehung, wie sie in GI. (1) auf S.576
wiedergegeben ist. In dieser Gleichung hängt der Exponent m stark vom
Lösungszustand der Fremdatome und der thermischen Vorgeschichte ab
[23]. Ähnliche Feststellungen lassen sich für das Kriechverhalten der Le-
gierungen treffen, worauf hier im einzelnen nicht eingegangen werden
kann.
2.423 Kristallerholung und Rekristallisation. Mit zunehmender Tem-
peratur können je nach der vorausgegangenen Kaltverformung Erholung
oder Rekristallisation eintreten, die eine Entfestigung und dadurch ein
vermehrtes Kriechen hervorrufen.
c) Wechselbeanspruchung:
Die Spannung wechselt ihr Vorzeichen vom Zug- ins Druckgebiet.
d) Reine Wechselbeanspruchung:
(Jo und (Ju sind in ihrem Betrage gleich und haben entgegenge-
setztes Vorzeichen.
In Abb. 464 ist die mit Mittelspannung (Jm = 0, d. h. bei reiner
Wechselbeanspruchung, an Probestäben des warm ausgehärteten Legie-
rungstypes AlMgSi 1 ermit-
telte WÖHLER-Kurve einge-
zeichnet. Aus ihr läßt sich
z. B. für den Spannungs-
ausschlag (JA = 11,6 kpJmm2
die Lebensdauer von N
a Zet! Zeit = 2 . 106 Spannungswechseln
d ablesen. Die Dauerfestigkeit
(JD beträgt rund ± 10kpJmm2 •
get.ragen; es ergibt sich die obere Grenzspannungslinie. Auf der zur Ab-
szisse im Winkel von 45° gezogen durch den Koordinatennullpunkt gehen-
den Geraden liegen dic Werte von (Ja' sie entspricht der unteren Grenz-
spannungslinie .
:~
----,
c - - - - - - - - - --
, !
(fA ~71,6
I
I
1
I
)-~
rr:,~70,o
I
2-/0 6 HO' HO'
Spannungswechsel
Abb. 464. WÖIILER-Kurve ermittelt an 5 mm dicken Blechen aus AilVIgSi1 warmausgehärtet
(Reine Wechselbeanspruchnng: Um = 0). (nach ALUSlJrSSE).
Einzelwerte :
",1 ); (JA N
±2:2 54200j ;) ± 11,6 2333500
± 1~,4 196200 ± 10,9 3254000
± 15,7 453800 ± 10,2 56227000'
± 13,ü 922000
• Durchliiufer. d. h. Stab nicht gebrochen N = Anzahl der LastwechseJ
35 !
kp/m'm 2
30 . . 11
~
I
~ ",
~ -'""
~ "-u,
f--- - --- ---
--.;
~,, .,
~
5 I
-+0 -JO -20 -10 10 20 kpjmm 2 ~O
MiHelspannung (J"m
Ahh.4fi5. Abhängigkeit des zulässigen SJ)annungs-Ausschlages GA von der :\litte18pannung Gm.
ermittelt an AICu}lg 1, für die Lebensdauer von 10' Lastwechseln (nach A. R. WOODWARD,
K. W. Urxx u. 1'. G. FORREST [41]).
AJrIl~lg 1 kaltausgehärtet;
_-\ l('n~lg 1 warmam;gehärtet.
Die Linie der Oberspannungen (Jo wird in üblicher Weise bis zur Zug-
f('~tigkeit (JE des 'Werkstoffes gezogen, bei welcher der Spannungs-
(Jo - (Ju
ausschlag - - - = 0 ist. Da aber während der Ermüdungsbean-
2
588 C. Eigensehaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 601
I~ ~
kpJmm 2 I
.-- -T-r
JO i
nun on
:~
-t-T?4-
I elßr enrs
j
. ttJ
25 ---
0' ,
20 --- I • - ~~ '.
15 :~c~lL --
10
./
A:O-. ~II
i ~'"'"
-t ,'" - :
----+
II
---.L.
--
i I
~ -r
I I
i I 6-0'
I
-10 ,
V
--
I
-15
i
-20 / r I
T
-25 /. I I
-30 / I I
-30 -25 -20 -15 -10 -5 0 5 10 15 20 25 kpJmm 2 J5
uniere 6renzspannung
Abb.466. Lebensdauer-Schaubild von A1MgSi 1 warmausgehärtet, Lebensdauer ~ 2· 10' Lastwech8ei'
Auftragungsart nach GOODMA~ (nach ALUSUISSE).
26~--+---~---+--~
oa b
o 20 60 80 0 20 4-0 60 % 80
Verformungsgrad
iI.hb. 467a n. b. l<Jinflnl.l deH Kaltverfnrmnngsgrades auf die Biegewechselfestigkeit von Al 99,5 (a)
und Alll1g2 (b) ermittelt an 2 mm dicken mechen (nach ALUSUISSE).
aSch
+ kp/mm' I + kp/mm'
G&h
I ±kp/mm'
GbW
I ±kp/mm'
GbW
Temperatur Temperatur
Abb. 468. EinHuß der Temperatur auf die Umlauf- Abb. 469. Wechselfestigkeit von Al \)9,5}' 7
biegewechBelfestigkeit von Al 99,5; AICuMg 1 und (weich) in Abhängigkeit von der Tempe-
AICuNi (nach CUTHBERTSON [42]). ratur (Umlaufbiegeversuch)
(nach R. D. MOCAMMO~U. H. M. ROSENBERG
[48]).
Lit. S. 601] 2. Mechanische Eigenschaften 591
I
Zugfestigkeit (lfB)
Dehngrenze (rfo,2)
"I
vr/j
Wechselfestlgkeif (lfw)
Kerbwechselfesligkel' (lfw Ke, 0)
V
1----
I
/~ c---- ~-----i f---
I-u
1--/ ,
1
tz c:: f---
I
~ 5 6 ,e 8 9 70 77 12
Abb.4-70. Statische und dynflmische lrestigkeitswcrte von Aluminium-Knetlegierungen,
geprüft an zylindrisehen Stäben mit glatter Oberfläche (nach R. L. TEMPLI!;' [29]).
32r--~---,---,
kpjmm 2
ohne Kerb
28~~~---+--~
~2'C-------~--~~~------~ I '-iiT--;-
'"
-."C :
'"~20~----~L-~~-=~~
~ w
'" 76~~~~~~~~~y---~ -;,~ milKerb •
~ "!--~w--rr;il ~orb-
)( ....... _~)( I'~."
,-'"
'" 'RT - ,-
8L-__-L____~~~
0,1 70 -70 6 7000,1 70 '70 6 1000,1 12 '70 6 /00
Lastwechsel
AICw'1g~ _-I.lZnllfgCu1,5 AIZu}lgCu
(2024-1') (7075-T) CE~D)
Abb. 471. WeehöelbiegefeKtigkeit VOll gepressten Rundstangen (13,5 n!lng) :JlIS AIC'uMg2 und zwer
AIZnMgCu-Legierungen. Die Dehngrenze der Legierungen 2024, 7075 und ESD nimmt in der genann-
ten Reihellfolge zu (s. a. Tabelle 62), Probestabdurehmesser 8 mm, Kerbtiefe 0,8 n11Il, K erbradius-
O,~ mm (nach P. BRENNER [43]).
RT kaltausgehärtet (1 Jl[onat bei 20'C)
W warmaUHgehiirtet (AICullIg 16 h bei i50'C, AIZnMgCu 24 h bei i20'C).
592 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 601
r
Flachs/ab Runds/ab
a'max
~ +a'2 #a'2
aJ
a t b L
CLk =a'max/a'N
c L
Abb.472,,-c. Spannungsflächen in glatten und gekerbten Zug,täben.
r
brJ
a'max
ILk~crma,/a'N
_~IL _
~
r-- -
/
1/
; 1
o 3 5 7
1 9
Yerhälfnis 8/2r
Abb.473. Spannungsflächen im gelochten auf Zug belasteten Flachstab.
1 1,5 2 2,5 3
a 100 85 73 60 53%
.r'~ ~
2S
25.6
r-- 15 ---<
kpjm m2
Blechdicke ~ 15 mm
20 ~" 1 ~d Fnetto =70·15 mm 2
~\
\733
~J- _~9.6
~ "-. ~ 7.6
-r
AI Cu Mg
7,9
7.( i
!M'
50
r
S r--~- Al99
o
I 3 M
r 9
Formziffer a, k
r 72,7
:
I I I I
38*
596 C. Eigenschaften des .Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 601
Ganz ähnlich wie äußere Kerben wirken sich auch innere Werkstoff-
fehler ungünstig auf die Wechselfestigkeit aus (grobe Heterogenitäten,
Porosität). Auch andere einen gleichmäßigen Spannungsverlauf störende
Faktoren wie Schweißnähte, Nieten, plötzliche Querschnittsänderungen
oder Bohrlöcher wirken ähnlich wie Kerben. Abb. 476 zeigt dies am Bei-
spiel genieteter Proben.
Die theoretische Auswertung von Ermüdungskurven angekerbter
Proben kann recht kompliziert sein [31, 34]. Auch die Auswertung von
Ermüdungskurven an ungekerbten Proben ergibt theoretisch mannig-
fache Probleme [35]. Eigenspannungen oder Texturen im Prüfling
können einen deutlichen Einfluß auf das Prüfergebnis haben [31].
25
kp/m ml
",,20 Überlappungs- ,
§ 15 r=-- "-
§
i--. Nie/ung
~- " ,,~/eJ7
o!} """"::::
15 1---1-
~ ~..........,
10
.§
~
e: -. ~
o
10 10' 10 7
Las/wechsel
Abb.476. Reine Wechselfestigkeit von Blechen aus der Legierung AlZnMgCul,5 (US Leg. 7075-T6)
und Nietverbindungen an diesen Blechen (nach R. L. TEHPLIN [29]).
- - unplattiertes Blech; - - - - plattiertes Blech.
..
tung häufig stark unter- ~llr-~~~--~~~~----~----~
schiedlich sind. Bleche werden ~ ~r------f~~~4-~~~~----~
im allgemeinen mit der vom § 76r-----~----~~~c---~----~
~
~
Walzen her entstandenen ~
~ I
1:: 1
~ 3,5
In Abb. 480 ist die durch das Wachsen des Ermüdungsrisses ver-
ursachte Zunahme des elektrischen Widerstandes des Prüfstabes aufge-
tragen. Der Quotient Widerstandszunahme : Lastwechselzahl in Abb. 481
7,00
./0-70 1/ I I
Q
~ / 11
7
6-~ j/ ,b 5
/V / /
" /
/ /
~V --
v-: e----- ---- """"'---1 35
I
Los/wechsel
Abb.481. Fortpflanzungsgeschwindigkeit von Ermüdungsrissen in weichem AlMg5, ausgedrückt
durch den Quotienten Widerstandszunahme : Lastwechselzahl
(nach C. PANSERI, L. MORI U. D. MORRI [27]).
Literatur zu Kapitel C 2
a) Allgemeine Literatur
SJEßEL, E.: Handbuch der Werkstoffprüfung, 2. Auf!. Bd. 1: Prüf- und Meßeinrich-
tungen 1958; Bd. 2: Die Prüfung der metallischen Werkstoffe. BerlinfGöttin-
genjHeidelberg: Springer 1955.
DIN-Taschenbuch 19: Materialprüfnormen für metallische Werkstoffe. Berlin:
Beuth·Yertrieb 1961.
Aluminium·Taschenbuch 12. Aufl., Düsseldorf: Aluminium-Verlag 1963.
TEED, P. L.: The Properties of Metallic Materials at Low Temperatures. London:
Chapman & Hall Ltd. 1950.
N'I'ANFORD. E. G.: The Creep of l\ietals and Alloys. London: Temple Press 1949.
CAZAUD, R.: Fatigue of )!fetals. London: Chapman & Hall Ltd. 1953.
POPF" J. A. : Metal Fatigue. Chapter X: The Fatigue Properties of Aluminium Alloys.
London: Chapman & Hall Ltd. 1959.
FORREST, P. G.: Fatigue of Metals. Oxford: Pergamon 1962.
B~]RG, S.: Gestaltfcstigkeit, Yersuche mit Schwingern. Düsseldorf: Deutscher Inge-
nieur- Verlag 1952.
ALCOA Structural Handbook: Aluminium Company of America 1956.
Ros, M., u. A. EWHINGER: Die Bruchgefahr fester Körper bei ruhender, statischer
Beanspruchung. EMPA, Zürich 1949.
Ros, M., u. A. EICHINUFJR: Die Bruchgefahr fester Körper bei wiederholter Bean·
spruchung. E.MPA, Zürich 1950.
SUTTER, K.: Knickprobleme bci Aluminiumlegierungen, Nr. 49 der blauen TR-
Reihe, Stuttgart: Hallwag.
STirS!'I, F.: TragwerkP HUS Aluminium, BerlinjGöttingen/Heidelberg: Springer 1955.
b) Zeitschriften
3. Unlegiertes Aluminium
3.1 Reinstaluminium
Von D. Altenpohl, Zürich
3.11 Herstellungsverfahren
Masseln,
Formate Al 99,99 R 0,01 0,006 0,005 0,002 0,003 0,005 0,001
Halbzeug Al 99,98 R 0,02 0,010 0,006 0,003 0,003 0,01 0,003
2 6 5 4 7 12 Ib 8
13
la
Abb. 483. Direktanschlußzelle zur Herstellung von Reinstaluminium (Mindestreinheitsgrad 99,999 %AI)
(nach ALUSUISSE [2]).
1 a anodische, 1 b kathodische Stromdurchführungen; 2 Vorherd (zum Einschmelzen des zu raffInie-
renden Metalls); 3 Reinaluminium mit ca. 30% Kupfergehalt und starken Anreicherungen an Eisen
und Zink (Dichte ca. 3,2 gjcm3 ); 4 Salzschmelze aus Fluoriden (Dichte 2,5 gjcm'); () Schmelze aus
Reinstaluminium (Dichte 2,3gjcm' bei der vorliegenden Temperatur von 740'C); 6 Trennwand;
7 Deckel: 8 erstarrtes Reinstaluminium; 9 Kohleboden; 10 Ausmauerung; 11 Stahlmantel; 12 ausge-
mauerter Seitenkanal zur Stromzuführung; 13 Seigerkristalle (stark eisenhaltig).
Das Reinstaluminium Nr. 1 wurde in einer Direktanschlußzelle gem. Abb. 483 herge-
stellt.
* lppm = 1 part per million = 0,0001 Gew.-%.
1 Die auszugsweise Wiedergabe der Normen in den Tabellen 63, 71, 74,76,79,87,
96 und 98 erfolgt mit Genehmigung des Deutschen Normenausschusses.
Lit. S. 650] 3. Unlegiertes Aluminium: Reinstaluminium 605
halte unter 0,001 %, jedoch werden teilweise auch Gehalte bis zu 0,003%
beobachtet, je nach den Elektrolysebedingungen.
2. Bei Untersuchungen an zonengeschmolzenem Aluminium ist es
üblich, alle analysierbaren Verunreinigungen zusammenzuzählen und von
100 abzuziehen. Aber bei der Anwendung dieser Methode gibt es natur-
gemäß starke Unterschiede, allein durch die Art der angewendeten
Analysenverfahren.
Man erkennt hieraus, daß bei Reinstaluminium die Angabe des Alu-
miniumgehaltes generell auf Schwierigkeiten stößt und daher nur eine
relative Bedeutung hat.
Lit. S. 650] 3. Unlegiertes Aluminium: Reinstaluminium 607
Quantitative
Element Methode Erfassungsgrenze
in ppm
Silizium spektrographisch 5
colorimetrisch 1
Eisen spektrographisch 1
colorimetrisch 0,5
Kupfer spektrographisch
colorimetrisch 0,5
Titan spektrographisch 5
colorimetrisch 0,5
Magnesium spektrographisch 0,5
flammenphotometrisch 2
Zink spektrographisch 50
! polarogra phisch 2
Cäsium spektrographisch 0,5
naß chemisch 30
Natrium spektrographisch 0,5
flammenphotometrisch 0,5
Vanadium spektrographisch 30
colorimetrisch 10
Gallium spektrographisch 5
flammenphotometrisch 20
Mangan spektrographisch 5
colorimetrisch 10
Kohlenstoff spektrographisch keine Methode
naß chemisch 20
Phosphor spektrographisch keine Methode
co lorimetrisch 0,5
Schwefel spektrographisch keine Methode
colorimetrisch 0,2
Durch .
Reinstaluminium aus Zonen-
Legierungs- 3-Schichten-Elektrolyse schmelzen
elemente hergestell- Autoren und Analysellmethoden
99,992% Al 99,998% Al tes Reinst-
alunliniunl
50 9 - GADEAU - colorimetrisch
Silizium 40 10 - URECH - colorimetrisch
37±5* 15±5* <3 Aktivierungsanalyse**
40 2 - GADEAU - colorimetrisch
30 4 - URECH - colorimetrisch
Eisen
25 bis 30 2 bis 5* 6 und CARON -MONTARIOL
* <2* Colorimetrisch
10 3 - GADEA U - colorimetrisch
20 2 - URECH - colorimetrisch
Kupfer
12 bis 3 2±0,2* 0,5 bis Aktivierungsanalyse**
* 0,05*
Zink
4 - - F ARHAN - colorimetrisch
5* <2* --- CARON - polarographisch
Magnesium 15 - -- F ARHAN - colorimetrisch
Arsen <0,1 * - - Aktivierungsanalyse **
Mangan <0,5 * ,....,0,15 - Aktivierungsanalyse **
<2 I - - F ARHAN - spektrographisch
Gallium
<0,5* Aktivierungsanalyse **
Nickel <2 * - - CARON - polarographisch
Natrium 6 bis 7* 4±1 * 0,2* Aktivierungsanalyse **
Stickstoff 4 bis 7 - - FARHAN - colorimetrisch
Kohlenstoff 1 bis 2 * I 1 bis 2 * 1 bis 2 * Aktivierungsanalyse***
* Analysen durch P. ALBERT, O. DIlIUTROV U. J. LE HERICY.
** Aktivierung der Probe in einem Atomreaktor.
*** Aktivierung der Probe in einem Zyklotron.
**** 1 ppm = 1 part per million = 0,0001 Gew.-%.
lagerung nach der Kaltverformung vor allem dann auftritt, wenn das
Metall einen tiefen Kupfergehalt hat (Abb. 485). Je nach Kaltwalzgrad
und thermischer Vorgeschichte liegt der Kupfergehalt, unterhalb dessen
die Rekristallisation bei Raumtemperatur auftritt, zwischen ca. 0,0001
und 0,001 %. Außer dem Kupfergehalt hat auch der Eisengehalt des
Reinstaluminiums einen starken Einfluß auf die Rekristallisationsschwelle,
sobald der EisengehaIt. unter ca. 0,0015% liegt [39, 40].
/4
kp/mm i
i
I
lZ
a
10 ~I
-- --
I
i
!
I
4
~ ......
lJ
5h8 lZ d4
LagerdolJer(bei ROlJmtemperotlJrl
!OO
~
100
"'"",:'"'""""'"""--"'"~"-:::
Koltwalzgrad 10 %
~"
Y ~" "
40
'/~ / / /. '//// / /
100
Af.-% tl3
Nicke/geholt
500n---~----------------------~
TERT [42], J. C. BLADE [43, 44], J. C. BLADE und Mitarbeitern [45] sowie
P. GORDON und R. A. VANDERMEER [46] veröffentlicht worden.
In Abb. 486 sind einige Ergebnisse aus einer Arbeit von G. MASING
und Mitarbeitern wiedergegeben [41]. Man erkennt, daß Zusätze von
0,008 At.- %Ni oder 0,02 At.- % Mn die Rekristallisationstemperatur um
über 100 grd erhöhen. Eine weitere Steigerung der Zusätze ergibt keine
nennenswerte Erhöhung der Rekristallisationstemperatur. Die beiden
400,------,----,------,------,
oe
39*
612 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 650
Zunahme der
Legierungs- Rekristalli -
zusatz sationstempe-
(je 0,01 At.-%l ratur, grd
Si 50
Mg 70
Cu 80
Mn 180
Fe 190
Cr 200
Man erkennt, daß von den untersuchten Elementen vor allen Dingen
Zusätze von Chrom, Eisen oder Mangan die Rekristallisationstemperatur
erhöhen.
In einer weiteren Untersuchung ist J. C. BLADE dem Einfluß kleiner
Legierungszusätze auf die Rekristallisation von Reinstaluminium
(99,996% Al) nachgegangen. Hierbei wurden bei der Weichglühung von
Pro ben mit 40 % Kaltwalzgrad folgende Vorgänge getrennt untersucht:
Inkubationsperiode vor Einsetzen der primären Rekristallisation,
Keimbildungsgeschwindigkeit und
Wachstumsgeschwindigkeit der Kristalle.
Durch Gefügeuntersuchungen wurde gefunden, daß die Inkubations-
periode durch Zusätze von Kupfer, Germanium, Silber und Zink verkürzt,
durch Zusätze von Eisen und Wolfram verlängert und durch Zusätze von
Magnesium und Mangan nicht verändert wird. Die Keimbildungsgeschwin-
digkeit wird durch kleine Zusätze von Germanium, Zink und Silber
erhöht. Mit Ausnahme von größeren Zusätzen an Eisen und Magnesium,
Wolfram und Mangan wirkten alle untersuchten Zusatzelemente be-
schleunigend auf die Wachstumsgeschwindigkeit [44].
In diversen Untersuchungen wurde der Einfluß speziell interessierender
Zusatzelemente auf die Rekristallisation des Reinstaluminium verfolgt.
Einige Ergebnisse sind in Ab b. 488 wiedergegeben [11 a].
Der Einfluß des Eisengehaltes auf die Rekristallisationstemperatur
und die Korngröße des Reinstaluminiums ist wiederholt untersucht
worden. Dabei wurde festgestellt, daß bereits Eisenzusätze von 0,001 bis
0,002% die Rekristallisationstemperatur des Reinstaluminium um ca.
100 bis 200 grd erhöhen [11, 40, 47].
Noch keineswegs geklärt ist die Wechselwirkung kleinster Eisengehalte
im Reinstaluminium mit den übrigen natürlichen Verunreinigungen,
Lit. S. 650] :3. Fnlegierte~ Aluminium: Reinstaluminium 613
300
"C End/der I
/Vf
a
1--- I- -EI'iil,zen
0,005
Kupfergehalt
der
Rekristallisation
0,016ew.-%O,0150
b
'--&'selzen der
0,005
Rekristallisation
o,OIGew.-%o,OI5 0
Eisengehalf c
rt
0,005
~J-
- -1insetzen der
Rekristallisation
o,OI6ew.-% 0,0"
Si/iziumgehalt
ALb. JIlHa-e. Beeinfln"snng der Rekristallisationstemperatur durch kleine Znsätze von Knpfer,
Eisen oder Silizinm zu zonengeschmolzenem Aluminium. Vorbehandlung der Proben: 80% Kaltwalz-
grad (Yerformung he; Raumtemperatur). Dallaeh Glühnng der Probe je eine Stnnde bei der allgege-
h"ncn Temperatur (nach lIr. S. WALTON [l1a]).
2600:1 2600: 1
Abb.490a u. b. Elektronenmikroskopische Durchstrahlaufnahmen von Reinstaluminiumfolie mit
und ohne Berylliumzusatz. Warmwalztemperatur 400·0, bei 200·0 5 Minuten lang eutfestigt, Kalt-
verformung 98,7% (nach ALUSUISSE).
a) Reinstaluminlum; b) Reinstaluminlum mit Zusatz von 0,046% Be.
Lit. S. 650] 3. Unlegiertes Aluminium: Reinstaluminium 615
Auch kleine Natriumgehalte (von ca. 0,006 bis 0,04%) verzögern die
Polygonisation des Reinstaluminiums, ähnlich wie Zusätze von Lithium
oder Eisen. Dagegen vermögen Manganzusätze von ca. 0,04% die Poly-
gonisation nicht zu unterdrücken [50].
Der Einfluß kleinster Kupferzusätze auf das Rekristallisationsverhal-
ten des Reinstaluminiums ist wiederholt untersucht worden [11, 39, 40,
,
-
- -- - - - -
-
\-- , üä' ~ ":::\
, ~,
\ ,
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<~
,, , '~
-. -.
ll\',
f--- ~~ '~~
............
.~- r-m
~-
ma :::::. r-=--:-" --.:~
ob oe 320
80 160 2W
Temperatur
Abb. 491a u. b. Einfluß zunehmender Erwärmung auf die Zugfestigkeit (a) und 0,2·Dehngrenze (b)
von kaltgewalztem Reinstaluminium mit variiertem Kupfergehalt. Kaltwalzgrad vor Wärmebehand-
lung: 98%, Probendicke 0,1 mm. Alle Proben wurden zum Anlassen gemeinsam mit 25 grd/h erwärmt.
Bei den angegebenen Temperaturen wurde jeweils eine Probe entnommen und bald darauf dieErmitt-
lung der Festigkeitswerte bei Raumtemperatur vorgenommen (nach ALUSUISSE).
Kurven I, II und III. Etwa eine Woche Lagerung bei Raumtemperatur zwischen Kaltwalzen und
Anlassen. Wird dieses Zeitintervall der Lagerung der kaltgewalzten Proben auf etwa 8 Monate erhöht,
so verschiebt sich (nach Aulassen) Kurve Tl zu II a und Kurve III zu III a
- - . -~ 0,0009 Si, 0,0035 Fe, 0,0003 Cu
- - - . - - - - 0,0012 Si, 0,0036 Fe, 0,0006 Cu
- - - - - 0,0011 Si, 0,0036 Fe, 0,0013 Cu
----- - 0,0012 Si, 0,0031 Fe, 0,0029 Cu
Bei einem Kupfergehalt von etwa 5 . 10-4 At.- % weist die Aktivie-
rungsenergie der Korngrenzenverschiebung bei der Rekristallisation des
Reinstaluminiums ein Maximum auf [46] (s. Abb. 501, S. 627).
Oberhalb eines Kupfergehaltes von 5 . 10-3 At.- % ist die Rekristalli-
sationsgeschwindigkeit sehr stark verringert. Die Aktivierungsenergie
der Rekristallisation beträgt etwa 33 kcalfg-Atom. Das Auftreten einer
ausgesprochenen Rekristallisationstextur ist nunmehr unterdrückt [52].
Zusätze von Silizium zu Reinstaluminium (99,99% Al) bewirken eine
Erhöhung der Rekristallisationstemperatur bei gleichzeitiger Korn-
vergröberung. Letzteres dürfte auf die Ausscheidung von Eisen zu-
rückzuführen sein. Beim Zusatz von Silizium zu zonengeschmolzenem
Aluminium wird gleichfalls eine Erhöhung der Rekristallisationstem-
peratur gefunden (Abb. 488).
temperatur mehr ausübt. Dies führt zu der Annahme, daß die wirksamen
Fremdatome sich an zweidimensionalen oder dreidimensionalen Gitter-
fehlern anlagern und hierbei eine zunehmende Inhibierung der Rekristalli-
sation bewirken, bis dann der erwähnte Sättigungswert erreicht ist.
Der Mechanismus, durch den bestimmte Verteilungszustände der ge-
nannten Fremdatome im Reinstaluminium das Kornwachstum hemmen,
bedarf norh der weiteren Klärung.
~.-~~~~~~~-,~~~-,.-~~~,-~~~-.
.um Kaltverformungsgrad 90 %
----
.......
-----
Temperatur
Abb.493. Rekristallisation von zwei verschiedenen l~einstaluminiumsortell. Kaltverformung 60%
bzw. 90% (nach H. CHOSSAT u. Mitarb. [55]).
~-- Al 99.9\l8; ~ - ~- Al 99,990.
-r-- H-
-
/ t- iI
/ 1
vl.-f
Ende der RekristlJllisation i
0 +- I I
---<--
V V i I
I
Ir I
rT !
I
I
I I
i !
J I
a BtT (er tikiistalliration
o 99,9998 99,991 99,91 99,1
Reinheitsgrad
Abb. 494a u. b. Rekristallisation von Reinstaluminium verschiedener Reinheitsgrade.
a) Rekristallisationsintervall für eine Glühzeit von je einer Stunde (Ausgangszustand: walzhart)
(nach N. KAWASIDMA u. Y. NAKAMURA [130] s. a. [40J).
30
10 b
100 1000 min 10000
1 4 20 ~ 100h
G/ühzeif
Abb. 494 b) Entfestigung und Rekristallisation von Aluminium dreier verschiedener Reinheitsgrade
(nach Y. NAKAMURA. u. M. NISHIZAKA [32] s. a. [40]).
Oben: hochreines Aluminium Al 99,998, 0,002% Fe;
Mitte: Reinstaluminium Al 99,99, 0,004% Fe, 0,003% Cu, 0,001 % Si;
Unten: Reinaluminium Al 99,9, 0,012% Fe, 0,027% Cu, 0,032% Si;
Ausgangszustand: 90% kaltgewalzt.
620 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 650
1:1
Abb.496,, - d. Weiehgegliihte, korn geätzte Proben aus Reinstaluminium (nach ALUSUISSE)
Zusammensptzllll~ A: Fe 0 0015% Si 0,005 '};, CIl 0,001 %
.Il: F e 0.003% Si 0.004% Cu 0,002%
a) Stoßglühung bei 1UO ' Co Aufheizdauer 10 bis 20 Sekunden, Gliihzeit 5 Minnten. Zusammensetzung A;
b) Stoßglühung bei 320 ' C, Aufheizdauer 10 bis 20 Sekunden, Glühzeit 5 Minuten. Zusammensetzung A;
c) Langsame Au!heizung auf 320 °(; . Anfheizgeschwindigkeit 30 grd/h, Glühzeit 5 Minuten*. Zusam-
mensetzung A;
<1) StoßgJiihnng l,ei ß20 'C, Aufheizuauer 10 bis 20 Sekunden, Gliihzeit 5 Minnten'. Znsammen-
set.zung l{ (nach ALrSUISSE).
• Wird die Gliihung z. R 10 Stunden hei 500 ' C !ortgesel7.t" tritt kein erkennbares Kornwachstumauf.
Tabelle 68. Einfluß der Aujheizgeschwindigkeit auf die Rekristallisation von Reinst-
aluminium (0,1 mm dick, Kaltwalzgrad 99%). Glühzeit 20 min bei der angegebenen
Temperatur (nach ALUSUISSE [40]).
0,0011 0,0063 0,00061180 bis 230°0 250 bis 310°0 Korn: Markante Verfeinerg.
10,01 Körnerjmm2 400 Körnerjmm2 Rekristallisationsintervall
um 70 bis 80 grd erhöht
0,0030 0,0046 0,0021270 bis 320°0 250 bis 300°0 Korn: Kein Einfluß
400 Körnerjmm2 500 Körner/mm2 Rekristallisationsintervall
um 20 grd erniedrigt
man dann gleichfalls ein feines Korn, wobei im übrigen die Rekristalli-
sationsgeschwindigkeit deutlich verlangsamt wird [40].1
1000Kf----+-+--I---+--+-----+----I
/lW/mol
5001-l----+--rr-&-1--
o 6 8 cO h 30
Glühdauer
Abb.497. Wärmetönung in Abhängigkeit von der Glühzeit bei der primären Rekristallisation von
drei Reinstaluminiumproben (durch Stauchen um 36% kaltverformt) (nach H. U. ASTRÖM [61]).
Zusammensetzung:
A: < 0,002% Cu, 0,0035% Si, 0,0084% Fe
B: < 0,002% Cu, 0,0046% Si, 0,0048% Fe.
a: A 40 h bei 2(15°C vorentfestigt
b: B 40 h bei 205°C vorentfestigt
c: B Weichglühung ohne Vorentfestigung
-300,----,-----,----,---,---,
Q05
%
Q04
~
JS q03
!
~
0,02
0,01
80 Il0 h 160
Glühdauer
Abb. 498. Ausscheidung von Eisen nach Lösungsglühung bei 650°C (AI + 0,14% Fe). Ermittlung des
gelösten Eisens an Hand von Messungen der Thermokraft (nach C. CRUSSARD u. A. AUBERTIN [62]).
In Abb. 498 und 499 sind zwei von C. CRUSSARD und A. AUBERTIN [62]
erhaltene Ergebnisse wiedergegeben, welche an Reinstaluminium mit
Zusatz von 0,14% Fe erhalten wurden. Die Proben wurden zunächst bei
624 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 650
40 Altenpohl. Aluminium
626 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 650
1!5""!:
-- - -
-
I~~
110 oe
° "" ""
l.....,...r
;,.:
100 200 300·10 5 'HIO
Erwörmungsdouer
Abb. 600 a u. b. Durchschuittlicher Durchmesser der größteu rekristallisierten Körner zweier ver-
schiedener Reinstalumiuiumsorten in Abhängigkeit von der Erwärniungsdauer (nach P. GORDON u.
R. A. VANDERMEER [46]).
Ausgangsmaterial: 40% Kaltwalzgrad, Verformung bei O°C
a) Zonengeschmolzenes Reinstaluminium;
b) Zonengeschmolzenes Reinstaluminium mit Zusatz von 0,0017 At % Cu.
/
schmolzenem Reinstalu· 0
Kupfergehalf
m-3.-----~----~-----r----~~--~----~------~----~----~
cm/s
schemafisch
-.-
meßbarer
Bereich von! J
b
reziproke Temperatur-
Abb. 502a u. b. Einfluß der Temperatur auf die Wanderungsgeschwindigkeit von Korngrenzen bei
Jer Rekristallisation von zonengeschmolzenem Reinstaluminium mit diversen Kupferzusätzen (nach
P. GORDON U. R. A. VANDERMEER [46]).
a) Gemessene Abhängigkeit der anfänglichen Wanderungsgeschwindigkeit der Korngrenzen G vom
Reziprokwert der ahsoluten Temperatur;
.'Ir. At-% Cu Nr. At-% Cu Nr . At-% Cu
40*
628 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 650
des Reinstaluminiums ist vorerst noch nicht möglich. Dies erklärt sich
YOl' allem aus den unterschiedlichen Kaltwalzgraden bzw. Temperaturen
der Kaltverformung, welche ange-
10 4,--,------,----,-----,
,,-endet wurden. Der Einfluß kleinster t
Gunabhängig
von Fremdalomen G abhängig von
J:- FremdlJtomen
Übergangs-
bereich
Cl.::
I
b
TO- BL-b-!c,-----7-----::--,.-n;-_=!
reziproke Temperatur 0,1 1 10 li'ew.-% 100-10-'"
Kupfergehalt
Ahh ..1tl:3a b. Ergebnisse ller thr()rt:'ti~('ht'n l;n~
ll. AbI>. 504 a ll. b. Einfluß kleiner Kupfer-
tpr~ll('llllngPII \'unP. GORDOX n. n. A. YAxDElnLEBR zlL~ätze zu zouengc:{chmolzenenl Reinst~
[461. a]untiniu1l1 auf Keimbil<lungsgesehwindig-
;1) Abhängigkeit .ler \ranuernngsgc:-ichwlndigkeit (j keit lind KeimwachstulIlsgeschwindigkeit
,"Oll der reziprokell Teluperatnr (:·whematüH'h); (nach O. DBllTROV [11]).
l~) :-:.trigung der in Aht>. a Hchclnati:-;ch wiederge- Proben in flüs::;igenl Stickstoffulll 97°~ ge-
~pht-'nf'll KlIfye in ~-\ lJhängigkeit VOllt R8Zillfok,vprt walzt. anschließen(l bei HOC bzw. - 38°G
dpr Tf'1I1peratnr;
R U ",TalHh'fullgsgesc}nriIHUgkr.it
U-a~k()n~talltt';
KOfllgrenzcll zu Anfang tIrr Rekristalli:-mtion;
tipI'
T ah"(dnte Tenlperatnr; Q(jJj Aktivierullgscncrgie
.Irr Ki)rll~rCllzeHWillHI8rtlng.
Sodann zeigt sich, daß die bisher vorliegenden Arbeiten über den Ein·
fluß kleiner Zusätze auf die Rekristallisation des Reinstaluminiums unter
ganz speziellen Voraussetzungen durchgeführt wurden, was die Erarbei-
tung einer einheitlichen Theorie erschwert.
P. GORDON und R. A. VANDERMEER [46] gehen bei ihren Unter-
suchungen und Überlegungen von folgenden Voraussetzungen aus:
Die thermische Vorgeschichte der untersuchten Proben wird nicht
variiert. Es wird ausschließlich der analytisch feststellbare Kupfergehalt
berücksichtigt.
Die hemmende Wirkung der Kupferzusätze auf das Kornwachstum
wird auf eine Ansammlung der Kupferatome an den Korngrenzen zurück-
geführt.
Beide Voraussetzungen sind willkürlich gewählt. Die zum Beispiel in
Abb.496 wiedergegebenen Ergebnisse zeigen deutlich, daß allein durch ein
Anlassen unterhalb der Rekristallisationstemperatur bei unveränderter
Analyse ein sehr starker Einfluß auf das Kornwachstum ausgeübt werden
kann. Die thermische Vorgeschichte des Materials kann stärker auf die
Rekristallisation einwirken, als eine Variation des Gehaltes an Fremd-
atomen. Auch bei Reinstaluminium mit 99,999% Al-Gehalt ist z. B. die
Kornseigerung noch so ausgeprägt, daß eine Lösungsglühung des Guß-
gefüges bei 600 oe einen starken Einfluß auf den elektrischen Widerstand
ausübt [100].
Die Annahme, daß sich die Kupferatome an den wandernden Korn-
grenzen ansammeln und hierdurch deren Bewegung hemmen, ist nicht
eindeutig bewiesen. Im folgenden werden wir eine andere Erklärung
kennenlernen.
1. Ist der Kupfergehalt hoch genug, so finden die meisten oder alle
Versetzungen an ihren Lageorten nach Abschluß der KaUverformung
genug Kupferatome in der Nähe, die herandiffundieren und sich an die
Versetzung anlagern, wodurch deren Verschiebung erschwert wird. Man
hat dann das "normale" Entfestigungs- und Rekristallisationsverhalten,
wie es etwa auch bei Reinaluminium auftritt.
Lit. H. 650] 3. Unlegiertes Aluminium: Reinstaluminium 631
11. Bei geringeren Kupfergehalten als etwa 0,001 % muß man erst
in den Temperaturbereich der Selbstdiffusion (rd. 160°0) gehen, damit die
Kupferatome die Versetzungen erreichen (oder umgekehrt?). Den Kurven-
verlauf 11 beobachtet man somit nur, wenn die Anzahl der Versetzungen
und die Anzahl der g('löstell Kupferatome in einer bcstimmten Relation
t;tehcn.
I .. agert man die kaltgewalzten Proben 6 Monate bei Raumtemperatur,
so verschiebt sich Kurve 11 in die Lage lla, indem die Kupferatome offen-
har die Versetzungen nunmehr auch bei Raumtemperatur erreicht ha ben.
In. Sind zu wenig Kupferatome vorhanden, so hilft auch das Anlassen
im Temperaturbereich der Selbstdiffusion nichts, sondern es ereignet sich
eine Rekristallisation bereits bei 100 bis 200°C, bei tiefen Kupfergehalten
bei Raumtemperatur beginnend. Die Kurve 111 verschiebt sich nach
längerer Lagerung bei Raumtcmperatur in Position lIla, durch "Re-
kristallisation in situ".
Wiederum ist zu betonen, daß der Kupfergehalt allein nicht maß-
gebend ist, sondern auch der Verteilungszustand des Kupfers in der
Aluminiummatrix. Die thermische Vorgeschichte des Materials umfaßt
auch die Raumtemperaturlagerung nach Kaltwalzen.
3.156 Einßuß faserartig angeordneter Fremdatome oder Ausscheidun-
gen auf die Rekristallisation. Oft kann ein starker Einfluß der parallel zur
FließfaBcr angeordneten Verunreinigungen auf das gerichtete Wachs-
tum der Körner bei der Rekristallisation des Reinstaluminiums fest-
gestellt werden; diescr Einfluß wird durch Magnesiumzusätze sehr ab-
geschwächt (Tab. 69).
I Wachstumsgeschwin<ligkeit
Kaltwalz- ([Lm!s)
i grad in (}~ Längs- Quer-
richtung richtung
Reinst- 60 15 2,3
aluminium 20 2,6 1,0
mit 0,5% Mg 60 1,8 1,1
mit 1,0% Mg 60 1,2 0,7
mit 1,0% Mg 20 0,2 0,2
mit 4,0% Mg 60 2,5
Tabelle 70. Festigkeitswerte (Richtwerte) von Blechen und Bändern aus Reinstaluminium
Cesamt-Reflexion/- -....,
~
~
~ __gerichtete Reflexion
~
99,9 89,8
Aluminiumgehalt
99,7 99,6
"'" 99,5
Abb.505. Retlexionswerte von geglän7.tem und anodisiertem Aluminium, abhängig vom Reinheits-
grad (nach P. BRENNER [10]).
--
100
f..--- .-!!..-
%
/'
V~
80 Rh
l--
zo
/
t\
* '-Ag
o IV
'JOOO 1HJ00 5000 &000 7000 .lI 8000
Wellenlänge
.Abb. 506. R.ellexionsvermögen von Reinstaluminium und einigen anderen Metallen (nach A. I. BEL·
JALEW, M. B. RAPOPORT n. L. A. FIRSANOWA [79]).
o 2 6 8 10 12 "'* 16 18d20
Ein fouchzeif
Ahl>.507. Gasvolumetrische Prüfung von drei verschiedenen Reinstaluminiumsorten in Salzsäure
(10 %; 20-25°C) (nach ALUSUISSE).
a Reinstaluminium 99,995% (Konventionelle 3·Schichten-Elektrolyse);
b Reinstaluminium 99,999% (aus Direktanschlußzelle);
c Zonengeschmolzenes Aluminium 99,9998%.
WOr-------~-------T--------r_------~
p.m
destilliertes Wasser
oder Dampf
zoo 300
Temperatur
Abb.508. Oxydation von Aluminium unter Einwirknng von destilliertem Wasser oder Wasserdampf
in Abhängigkeit von der Temperatur (Einwirkuugsdauer 1 Tag) (nach ALUSUISSE).
." .
_. o· . ~ .,
140: 1
Abh. 509a - c. Korrosion VOll weichgeglühtem R einstaluminium verschiedener Reinheit in Hoch-
druckdampf von 150 "C (Foliendicke 0,1 mm) (nach ALUSUISSE).
a) Hochreines Reinstaluminium mit 0,001 % F e nach 12 h;
b) Normales Reinstaluminium mit 0,003% Fe nach 23 h;
e) Normales Reinstaluminium mit 0,003% F e nach 275 h.
mllllUm mit 99,994% Al. Der Unterschied tritt dann auf, wenn das
Material z. B. von 600 °C raseh abgekühlt wird. Nach langsamer Ab-
kühlung kann kein bevorzugter Korngrenzenangriff festgestellt werden
[93].
Durch Zusatz von Kupfer entweder zur' angreifenden Salzsäure oder
zum Metall kann der Angriff auf die Korngrenzen und Subkorngrenzen
deutlich verändert werden [91, 93, 94, 95]. In jedem Fall wird gefunden,
daß die thermische Vorgeschichte und die Legierungszusammensetzung
des Reinstaluminiums Einfluß darauf hat, ob Korngrenzenkorrosion
auftritt, wobei die Ergebnisse aber im einzelnen noch widerspruchsvoll
sind [96].
638 C. Eigenschaften des .Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 650
3.2 Reinaluminium
Von D. Altenpohl, Zürich
3.22 Aluminium-Eisen-Legierungen
Eisengeholf
700
,
0.01 ,
002 ,
0.03 At-% ao,
,
oe I I I I I
SChflle
675
Schme/ze+a
650
- V 1O,052- 655°C
,
625 i / i I
/ I
I
tX i
/ i
V J
a+FeA1 3
f
/ I
!
525
500
I
I j
I
4750 0,01 0,02 0,03 0,04 0,05 0,06 0,07 0,08 Cew.-% 0,10
Eisengeholt
Abb. 511. Ausschnitt aus dem Zustandsdiagramm Aluminium-Eisen für kleine Eisengehalte
(nach J. K. EnGAR [100]).
800 /
750
Schmelze
/"
/
/
700 / I Schmelze FeAI3
/
V 655°C
0,05 t7
'-CJG
600
a+ eAI3
I
550
2 3 • 5 Cew.-%6
Eisengehalt
Abh. 51~. Ausschnitt au. uem Zu,tandsdiagranllll Aluminium· Eisen für Eisengehalte bis 6%
(",wh H. W. L. PHILLIPS [98]).
41 Altcupohl, Aluminium
642 O. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 650
Al 99,5
I Al 99,5 mit Zusatz
von 1,8 bis 2,2% Fe
Festigkeitswerte
0'0.2in kpjmm 2 2 bis 3 5,5 bis 6,5
O'B in kpjmm 2 8,5 bis 9,5 11,5 bis 14
bIO in % ca. 20 15 bis 25
Leitfähigkeit
m
in~ 35,5 bis 36 31 bis 31,5
mm
Dichte (20°0)
d in gjcm3 2,70 2,74
Al 99,5) mit oder ohne Zusatz von ca. 2% Fe wiedergegeben. Man er-
kennt, daß die Dehngrenze des Gußgefüges durch den Eisenzusatz mehr
als verdoppelt wird, was z. B. bei der Verwendung gegossener Strom-
schienen wichtig sein kann, da der Gewinn an Dehngrenze wesentlich
höher ist als der durch den Eisenzusatz bewirkte Rückgang der Leit-
fähigkeit, siehe dazu S. 533.
Auch im verformten Gefüge verursacht ein Eisenzusatz eine deutliche
Festigkeitssteigerung. Wie aus Abb. 513 hervorgeht, bewirken Eisen-
gehalte, welche über die Gleichgewichtslöslichkeit bei der in Frage kom-
menden Warmwalztemperatur hinausgehen, den größten Anteil der
durch den Eisenzusatz bewirkten Festigkeitssteigerung. Hieraus kann
geschlossen werden, daß die Festigkeitssteigerung außer auf das im
Mischkristall gelöste Eisen auch auf feindisperse Eisenausscheidungen
zurückzuführen ist unter der Annahme, daß z. B. nach Warmwalzen bei
600 oe das Eisen im Gefüge entsprechend dem Gleichgewicht angeordnet
sein sollte.
Die Einstellung des Gleichgewichts erfolgt dagegen bei 400 oe im
Gußgefüge oder im weichgeglühten Gefüge äußerst langsam (siehe dazu
Abb. 498 u. 499, S. 623(24). Dagegen erfolgt eine U mlagerung des im Misch-
kristall übersättigt gelösten Eisens im kaltverformten Gefüge bereits bei
Temperaturen von 120 bis 180 0 e. Hierbei treten Aushärtungserschei-
nungen auf, welche im Kapitel B. 3 bereits erwähnt wurden (s. Abb. 287,
S. 356) [40, 99]. Auf die Übersättigung von Aluminium-Eisen-Legierun-
gen bei der Erstarrung wurde ebenfalls schon an anderer Stelle dieses
Buches hingewiesen. Durch schnelle Abkühlung kann man bis zu 0,17 %Fe
in übersättigter Lösung halten, s. S. 22.
Lit. S. 650] 3. Unlegiertes Aluminium: Reinaluminium 643
16
kp/mm Z
14 .- ---'*"'
>-.-.--- -r--
walzharl
---
12
V
6
p-'- -0-'-' p-=:=:o< ---' weichoeolüh --
4 V
Löslichkeifrs Eisens bei 400 °C (o,o0f '/, Fe}
gehalt von 0,3 bis 0,5% erwünscht, teilweise bis zu 1 %, um die Festig-
keitswerte zu steigern und eine schwache Zipfelbildung zu erhalten. Bei
Eisengehalten über ca. 0,7 bis 1% tritt allerdings eine Verschlechterung
des Korrosionsverhaltens auf. Daher werden Legierungen mit so hohen
Eisengehalten nur ausnahmsweise als Knetlegierungen verwendet.
Vielfach ergibt sich die Notwendigkeit, einen mittleren Eisengehalt
(von z_ B. 0,4 bis 0,6%) in relativ engen Grenzen festzulegen. Dies ist
z. B. bei Reinaluminium für kritische Verformungsverfahren (Tief-
ziehen, Folienwalzen) der Fall.
3.23 Aluminium-Silizium-Legierungen
3.231 Konstitutionsfragen. Ein Ausschnitt aus dem Zustandsdia-
gramm Aluminium-Silizium ist in Abb. 514 wiedergegeben. Die Löslich-
keit des Siliziums ist für verschiedene Temperaturen in Tab. 73 beschrie-
ben.
41*
-644 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 650
Gleichgewichts-
Temperatur löslichkeit des
oe Siliziums iu
Gew.%
577 1,65
550 1,30
500 0,80
450 0,48
400 0,29
350 0,17
300 0,06
250 0,008
o
660°C
I
i
I
Schmelze I
'--+
I~II Schmelze +I er; i
6001--- 1'---- 577 oe - ----- --- l - - - - - -
ni ""'1__+-_1_
tl:
0 V'"
/I~~~ --
0,17 i I I
I I I
30OIL--+--~ , -
0
2 J
I Cew.-%5
Si/iziumgehalf
Abb.514. Ausschnitt aus dem Zustandsdiagramm Aluminium·Silizium
(nach !l1. HANSEN u. K. A1WERKO [97]).
mo'~------------------------~----------~
oe
Schmelze
Al+FeAI3+Schme/ze
G50F~~~+==--~=4=======:J
GOOI-----I-+-
450·~>-l---+------I-----I-·~----------+~--~~-----1
W~UJ~~-L----~------------~2--------~~~~-._~%~J
Siliziumgehalt
Abb. 516. Vertikaler Schnitt durch die Siliziumecke des ternären Zustandsdiagramms Aluminium-
Eisen-Silizium für einen Eisengehalt von 0,5% (nach ß. W. L. PHII.IPS [98]).
I Dicke
I I Zug·
I Dehngrenzel festig- l13rUCh-!13rillCn_
Kurzzeichen
(nach DIN 1745) Zustand" I Jlleche
I
I Bänder a I keit
I dehnung, härte
610 I HE 2,5
I ,
0,2 OB
,
1
i
I
I I
mm kp/mlll' I kv/mm' I !
0/
,0 kp/nnn 2
I
Al 99,5 F 7 weich i bis 20 bis 3 2- i 7- 9 35-30118-23
Al 99,5 F 10 halbhart , bis 6 ! bis 3 7- 9 10-12 10- 5 26-32
Al 99,5 F 13 hart bis 2,5 I bis 2 I 11-15 13-18 8- 4 33-40
I I
Al 99 F 8 I weich bis 20 bis 3 2- 5 8-10 32-25120-25
Al 99 F11 i halb hart I bis 6 I bis 3 8-10 11-13 6- 4 28-35
I
bis 2,5 , bis 2 Ii 12-16
I
Al 99 F 14 ; hart 14-20 5- 3[31)-42
Eine Reihe von Arbeiten betrifft den Einfluß der natürlichen Ver-
unreinigungen auf die Leitfähigkeit des Reinaluminiums [106, 123, 125]
(s. a. S. 525).
Wegen der sonstigen physikalischen Eigenschaften des Reinalu-
miniums verweisen wir im übrigen auf Tab. 40, S. 511.
Wir wollen uns mit der Aufzählung dieser wenigen Beispiele von Rein-
aluminium -Spezialq ualitäten begnügen.
weist.
Die ungünstige Rolle des ausgeschiedenen Siliziums bei der Korrosion
dmi Reinaluminiums oder der Knetlegierungen auf Reinaluminiumbasis
ist vielleicht noch nicht genügend beachtet worden [128].
Eine andere noch weitgehend ungeklärte Frage ist der Einfluß des
Gießverfahrens auf die Korrosionsbeständigkeit von Produkten aus
Reinaluminium. Hier wird teilweise die Ansicht vertreten, daß aus
KokiIlenguß hergestellte Bleche aufgrund der geringen Kornseigerung
650 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen
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652 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen
4.11 Übersicht
1 In relativ geringem Ausmaß werden auch Legierungen mit 7 bis 10% Mg ver-
arl)('itet, nwi,t mit prlwhliehen 1'C'h\\'iprigkcitl'n.
654 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 682
4.12 Konstitutionsfragen
Temperatur Magnesium
in oe in At.-% in Gew.-%
-_ ...
650
600 ~ Schmelze
550 ~ ~
"" ~4500C~ "
I
Schmelze
I "'- + CI:
500
~0~51,5"C
/'7,*
CI:
35,V 450, ~--"
T2r --o
-
\
'
/ :r-~'-\
11
I
/
350
300
a+ß 'I
,-:'I
\'
/ 11
/
250
I 1
ß 110 1
200 I I
150
I I I
1 1
I
I 1
35,1
1 1
11,9
10 20 30 Gew-% 50
Magnesiumgeha/t
Abh. 51 i. Ausschnitt aUK dem Zustandsdiagramm Aluminium-Magnesium (nach l\L]HAN~F:N u.
K. ANDERKO [4]).
42*
660 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 682
das Wismut das Natrium als Na 3Bi abbindet. Jedoch beobachtet man
einen günstigen Einfluß auf die Warmrissigkeit auch dann, wenn der
Natriumgehalt weit unter
80r----,----,----,-----,----,
0,001 % liegt, so daß die gün-
.~ stige Wirkung des Wismuts
nicht nur auf die Abbindung
von Natrium zurückgeführt
werden kann.
Es hat nicht an Bemühun-
gen gefehlt, die Warmverform-
EOI----j barkeit der höherprozentigen
Aluminium-Magnesium-Legie-
rungen durch geeignete Labor-
HO oe 500 untersuchungen vorhersagen
30
%
g> 20 J I +
:+-_+_-r. -+-+=+- -t-+=+-- -+--+-+
'"
l
c::: 0
0 o..!
-<:: 0-
0_0 0- 0 0
~ 10 0 0 0
0
r
70 700 1000 d 70000
f,agerungsdauer (bei RaumlemperaturJ
Abb.520. Entfestigung von kaltgewalzten Blechen au' AnIg6 bei Raumtemperaturlagerung
(nach E. H. DIX u. lHitarb. [5]).
Kaltwa1zgrad: + ----~ + 5~/~; • - - - . 20~1o; 0 - - 0 60%.
/ ~-- ~
----
~ J
/ ,
V
60
[:7
40
ES
kp/mm Z
%
35 F=~~~~~---+---r--~
'"iii 30
~
,?i 35
~
~. 20
~
g-.
~ 75,.
"- I
0100
150 200 250 JOD 350
A{//I1ßfemperl1fur
Abb. 521. Einflnß einer halbstündigen Erwärmung bei der angegebenen Temperatur auf die Festig-
e_._e}
keitswerte sowie den maximalen durch Tiefziehen verformbaren Rondendurchmessel' von 20% kalt-
gewalzten AIMg-Blechen (nach J. C. WRIGHT u. lIlitarb. [27]).
o-~o }
35°' C. - _ . {, 45°1
& -- - •& ,1o Mg,.
Un •
• _ _ 0--- 0 '/0 .uo!>,
T-----T \?_--'I/
~\
~
--. ~ t-----
I
Abb.522. Einfluß der Lagerung bei 23 bzw. 100°C auf J;'estigkeitswerte und Tiefziehbarkeit von Ron·
oden aus weichen Blechen Init einem Magnesinmgehalt von 3,5%, welche von 500°C in Wasser abge-
schreckt wurden (nach J. C. WRIGHT 11. Mitarb. [27]) .
• . _ - . 23'C; 0 --- 0 100'C.
ab, und die für eine vollständige Rekristallisation benötigte Zeit nimmt
'zu.
Bei ca. 350 oe ist die zur vollständigen Rekristallisation der Legierung
AIMg2 notwendige Zeit anomal lang. Dies hängt vermutlich mit Aus-
scheidungsvorgängen zusammen, welche die Rekristallisation verlang.
samen.
Durch den Magnesiumzusatz erfolgt im übrigen eine nur relativ
geringe Verschiebung der Rekristallisationsschwelle [28, 33, 34]. Einzel·
heiten dazu s. S. 348 und Abb. 280.
Wird Halbzeug aus Legierungen mit mehr als ca. 3% Mg nach der
Weichglühung rasch abgekühlt, so können Aushärtungserscheinungen
Lit.:-i.682] 4. :Nicht aushärtbare KnetIegierungen 667
auftreten. Abb. 522 zeigt dies am Beispiel einer Legierung mit 3,5% Mg.
l:'m weiches Halbzeug von hoher und auch nach Lagerung unveränderter
Verformbarkeit herzustellen, wird bei Aluminium-Magnesium-Legierun-
gell nnch dem 'Veichglühen oftmals eine langsame Abkühlung ange-
wendet (teilweise 1luch zur Eliminierung der Spannungskorrosions-
anfälligkeit ).
~o
~
I I
kpImm 2
l----'
I
I
"P""'---- Vi
! I
I
!
I
~
I
I I I
V I I
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•
!;~-t-T8-o
~--
/ .----'
~
!
,.....-- --.---'
I
o I I
I;:FiJD'ht~ :~t
250 7 2 3 ~ 5 (j
t1agnesiumgehalf
7
i=i j
8 [Jew.-% 70
Abh. 523. Einfluß des i\:[agnesiumgehaltes auf die Festigkeitswerte von weichen AIMg-B1echen
'cu. 1.6mm dick). Werte quer zur Walzrichtung ermittelt. Material bei Temperaturen zwischen 350
und 430'C weichgeglüht (nach E. H. DIX u. Mitarb. [1]).
~r------.--------.-------'------'
kp/mm'
./
JO~------I--;;7-'"'----(f8 +------=-~+-------j
~M ~ M ~~M
l1ongon- oder Chromgeholl
Abb.524. Zugfestigkeit und 0,2-Dehngrenze von weichgeglühten AIMg4-BIechen (1,6 mm dick), ü.
Abhängigkeit von Zusätzen an Mangan und Chrom (nach E. H. Drx u. Mitarb. [1]).
4,19 bis 4,40% Magnesium
+------ + Mangangehalt variiert, kein Chromzusatz;
o _____ 0 Chromgehalt variiert, Mangangehalt 0,1 %;
• - - - . Chromgehalt variiert, Mangangehalt 0,25%.
Elasti-
zitäts- Dehn-
I festig-
Zug- Bruch-
deh-
Brinell-
Kerb- ! Dauer-
zähig- biege-
grenze grenze keit härte
Bezeichnung Zustand nung HB5 keit' festig-
keit 3
a 0,02 aO'2,1 CI B 610 mkpl
kp/mm' kp/mm' kp/mm' % kp/mm' cm' kl'lmm'
Rohr
AlMgMn F 18 weich 8-1218-22 120-10 45-601 1
Vollstangen
AIMgMn F20 1 gepreßt 4- 6'10-12120-22118-10150-60
AIMg3 F23
AIMg7 F 34
halbhart 9-1314-18123-25,14- 8i 65 - 70
halbhart 14-1820-23 34-38112- 4!90-95
I13 his
, , ,li
1
/ 14,5
I
70
gehandelt werden.
Bei der Messung der
~
:t::: 80
-c::
I I
44r-~----~~--~7,T--------,-------,~6
k ,/ Z Thermokraff <:::::
p/,mm ~Nlgrd i:
~ ~
J';2 38 0,8 2'
:g> Zugfestigkeit '"
~ ~
~~32~==~==~~~·~~~~~~~,o---~
Widerstand 0 r:::
N ~
'/03
Q
~%
40[ kw~~mm ~t-"~~dlt,4
~
120 170 i-----7''1l.-+------\c;---'ilt,O ~
~ ::t: Härte ~
o -800t:=:==t===~:=::t:=----~~==~~3,Ö
1
7 70 700 h 7000 ?si
lIus/agerungsdauer
Abb.527. Zeitliche Veränderung von Thermokraft, Widerstand, Zugfestigkeit, Bruchdehnnng und
Härte einer Legierung mit 10% Mg während der Auslagernng bei 150'0. Proben zuvor bei 400'0
homogenisiert und abgeschreckt (nach O. DAHL u. K. DETERT [76]).
Die Erklärung der Befunde von O. DAHL und K. DETERT ist insbeson-
dere im Fall der Auslagerung bei Temperaturen unter ca. 150°0 noch
nicht eindeutig möglich. Hier ist insbesondere die Wechselwirkung
zwischen Leerstellen und Magnesiumatomen heranzuziehen, welche in
der erwähnten Untersuchung noch nicht berücksichtigt wurde.
720
kpjmm'
70% Mg
700
~
:2;
:§ x
., 80
-t 770
Cl::)
8% Mg
90
70 0,7
Abb.528. Zeitliche .:i.ndefllllg der Härte VOll zwei AIMg·Legierungen bei wrHchiedenenAnlaßtempera-
turen. Vorgeschichte des lIlaterial<: s. Le!!ende von Abh. 52i (nach O. DAHL u. K. DETERT [76]).
5,0
.70 3 .
Q
4,6 H.-------+-
700~'c\
70 % Mg
"<J 4,3
c::
.;:
'"
'-
~ 3,8
~
4,3
B % Mg
3,.9
3,507
, 70 700 7000 h 70000
An/aßdauer
Abb.529. Zeitliehe lnderullg de~ elektri;-;chen 'Vider~tandeR von 7,wei Aluminiulll·]\lagnesium-Legie-
rungen bei verschiedenen Anlaßtemperaturen. Vorgeschichte des Materials: s. Legende von Abb. 527
(nach O. Il.\HJ. 11. K. DETERT [76]).
. • ~
.,.
••- . t"i ••• •
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o·, rJ . _ ..
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. . J ~ .~. ..... . ,
. _ ~ ~ - .. ~ -i, • ~ .,.. -
a.• _ ..# \ .; - , c ,h ' ;".._~ _ _
4.16 Korrosion8verhalten
43*
676 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 682
0
/'
I. I I
- walzharfe Proben
I
/'
/ 6' Mg
I L
/'~:..-- ---4~1
/'
iE?t5
~ 3Mg .....-:::::: 3,5Mg'05Mn-+
o~
b::::::=:: ;;;?:t:- 7MQ+Z25Mn (~S)
2 6' 8 70 73 H 7ö Jahre 20
Korrosionsdauer
Abb. 532. Verhalten von 1,6 mm dicken Blechproben aus Alumininm·Magnesium·Legierungen
bei 20jähriger atmosphärischer Korrosion in Seeatmosphäre (Point Jndith, Rhode Island, USA)
(nach E. H. Drx n. Mitarb. [1]).
Man erkennt, daß die weich geglühten Proben einen nahezu vernach-
lässigbaren Korrosionsangriff aufweisen. Dagegen tritt bei walz harten
Proben und Magnesiumgehalten von oberhalb ca. 3,5% im Verlaufe von
mehr als zehn Jahren eine merkliche Schwächung des Querschnittes
durch Korrosionsangriff auf. Diese Korrosion folgt Korngrenzen und
Gleitebenen, an denen sich bei den höherprozentigen Magnesium-
legierungen im Verlaufe mehrjähriger Raumtemperaturlagerung ein
oftmals lückenloser Saum feiner Ausscheidungen der ß-Phase gebildet
hat. Bei der Legierung AIMg6 können diese Ausscheidungen bereits nach
fünf Jahren Raumtemperaturlagerung und bei der Legierung AIMg4
nach ca. zehn Jahren Raumtemperaturlagerung der kaltverformten
Proben beobachtet werden. Der dadurch verursachte Korrosions-
Lit. S. 682] 4. Xieht aushärtbare Knetlegierungen 677
i-r--
I
I ,
750 70,72,20 2,5 37 29g 3JO
ce J65
I
31'5 77 28 70 "'
IOD - - - 1 J b ' 5
12 I
~ I
~
~
I
]l !
~ 50~----~-----'-+--~----~~-+---+--------4
251------r-----~_+--~----+---~·
o d 70000
Auslagerungsdauer
Abb.533. Anfälligkeit von kaltgewalzten AIMg5-B1eehen CeS-Leg. 5356) gegen Spannnng8korro-
sion in Abhängigkeit von Anlaßzeit und -temperatur. Prüfnng im WeC"hseltauchbad (3,5% NaCI). Auf-
gebrachte Spannung = 75% der 0,2-Dehllgrenze. Die Zahlen neben den eingetragenen Punkten geben
dir Anzahl drr Tage an, welche die Proben insgesamt df'f Prüfung atL:-;gesetzt warell.
• Proben gebro(")wn; 0 ]'rohen ill OrUnnllg (nae]) Je. H. nIX n. )1itarb. [1]).
-v v
-0,88 Anlaß behandlung auf das elektroche-
a -0,841--- miscbe Potential von kaltgewalzten
Aluminium-Magnesium-Blechen. Ge-
-7,00 I .~ messen in Lösung von 53 g/l NaCl
+ 3 gll H,O. gegen 0,1 n Kalomel-
/+ 'c elektrode
-0,98
~ -0,92 / "' ./
:..- ,...- \b (nach R. H. BRowN u. Mitarb. [64])
.§ a) US-Leg. X5356; '/,-hartes Blech;
..±- /1
. /
.
1,6 mm dick, 5,15% Mg; 0,11% Mn;
~ 0,10% Cr;
-0,88 ~.
J. V a b) US-Leg. 5154; '/,-hartes Blech;
b -0.84 r 0
1,6 mm dick, 3,35% Mg; 0,02% Mn;
-'fJ,96 0,20% Cr;
c) US-Leg. 5454; '/.-harte Walzplatte,
-0,92 /e 12,7mm dick, 2,82% Mg; 0,82% Mn;
.- -
.\-~
+- +-
I, I d 0,11% Cr.
-0,88
...... I 0
Erklärung der Kurven:
-0,84 I I a a nicht angelassen;
b 'I. Jahr bei 100°C angelassen;
c -0.80
, 0 c 1 Jahr bei 100°C angelassen;
6 J 4 5 6 7 8 9 h 70 d 'I , Jahr bei 93°C angelassen;
Einlullchduller e 1 Jahr bei 93°C angelassen.
Zusammenfassung
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[Lit. S. 703] 4. Nicht aushärtbare Knetlegierungen 685
4.21 Übersicht
Die Aluminium-Mangan-Legierungen gehören zu den nicht aus-
härtbaren Knetlegierungen und werden vor allem zur Herstellung von
Walzhalbzeug verwendet, in geringerem Ausmaß auch für Strangpreß-
produkte. Es handelt sich um eine leicht verarbeitbare Legierung, die
recht ähnlich abgewalzt werden kann wie Reinaluminium.
Die Legierung hat eine gute Korrosionsbeständigkeit und erreicht
etwas höhere Festigkeitswerte als Reinaluminium.
Die Aluminium-Mangan-Legierungen weisen einige spezielle Phäno-
mene auf:
Die Legierungszusammensetzung muß in relativ engen Grenzen ge-
halten werden, um optimale Festigkeitswerte und ein feines Korn des
Endproduktes zu erhalten. Dies gilt vor allem für den Eisengehalt
sowie für den Mangan- und SiIiziumgehalt der Legierung.
Im Gußgefüge (z. B. Strangguß) liegt das Mangan stark übersättigt
vor. Der Übersättigungsgrad hängt von der bei der Erstarrung auf-
tretenden Abkühlungsgeschwindigkeit ab. Vor dem Warmwalzen
ist bei Stranggußbarren eine Barrenglühung bei möglichst hoher
Temperatur (nahe unter der SoIidustemperatur) nötig, um eine gleich-
mäßige Verteilung des Mangans zu erreichen, und die Übersätti-
gung abzubauen.
Es gelingt nur dann, ein feines Korn bei der Weichglühung nach dem
Kaltwalzen zu erzielen, wenn die thermische Behandlung vor dem
Warm walzen unter optimalen Bedingungen durchgeführt wurde.
Außerdem sollte das Glühgut möglichst rasch auf die Weichglüh-
temperatur gebracht werden.
Dies sind die Hauptgründe, warum an Aluminium-Mangan-Legierun-
gen eine größere Anzahl theoretischer und praktischer Untersuchungen
durchgeführt worden sind.
4.22 Konstitutions/ragen
4.221 Zustandsdiagramm Aluminium-Mangan. Für die technischen
Legierungen mit einem Mangangehalt von max. 1,5% ist die Aluminium-
ecke des Systems von Bedeutung [1, 2]. Dieser Teil des Zustandsdia-
gramms ist durch einen schmalen Mischkristallbereich charakterisiert
(Abb. 536). Die Löslichkeit det-; Mangans bei der eutektischen Tem-
peratur von 658,5 oe beträgt 1,40 Gew.- %. Die Temperaturabhängigkeit
der Löslichkeit ist in der Tab. 80 angegeben r.3].
686 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 703
4J;t=
800
oe
750
Schmelze ~
./'" 710 0 e
4;1
V Schmelze +AL~Mn
/' ~SoC
a V1/f 2,0
i
550 / a+1lsMn
I 1 2 3
I
4
i
i
5 G 7 8 Gew.-% 10
MangangehaH
Abb. 536. Aluminiumseite des Zustandsdiagramms Aluminium-Mangan. Die Angaben über die Lös-
lichkeit von Mangan in festem Aluminium schwanken stark. Näheres siehe bei M. HANSEN u. K. AN-
DERKO [1] (nach M. HANSEN u. K. ANDERKO [1]).
ehesten durch Umschmelzen von Abfällen aus der Legierung AlMn. Die
Gleichmäßigkeit der Verteilung des Mangans im Gußgefüge kann man
durch Spektralanalyse zahlreicher benachbarter Stellen feststellen. Ist
eine Schmelze aus Reinaluminium und Vorlegierung hergestellt worden,
so kommt es leicht vor, daß der Mangangehalt lokal starke Schwankun-
gen aufweist. Dies .macht sich in Schwankungen der Festigkeitseigen-
schaften und der Korngröße bemerkbar.
Eisen- und Siliziumgehalt. Eisen und Silizium binden in Aluminium-
Mangan-Legierungen einen merklichen Anteil des Mangangehaltes in
ternären bzw. quaternären Phasen [18, 19]. Bereits durch geringe Eisen-
zusätze wird die Löslichkeit des Mangans stark herabgesetzt (bei 500°0
vonO,36 auf etwaO,15 Gew.-% Mn bei einem Zusatz von 0,03 Gew.-% Fe).
Bei Eisengehalten über 0,5% liegt die Legierung im Zustandsfeld der
Primärausscheidung intermetallischer Phasen, so daß die Zahl der im
Gefüge vorliegenden Ausscheidungen stark anwächst. Hierdurch wird
bei technischen Gießverfahren eine beträchtliche Herabsetzung des in
der iX-AI-Matrix übersättigt gelösten Mangans bewirkt. Die Eisen
und Mangan enthaltenden intermetallischen Phasen sind sehr schwer-
lösliche Gefügebestandteile, die sich auch nach längerem Glühen des
Gefüges oftmals nicht auflösen [20, 24].
Die folgenden zwei intermetallischen Phasen werden in der Regel
beobachtet:
iXAl(MnFe)Si. Diese intermetallische Phase ist in den handelsüblichen
Aluminium-Mangan-Legierungen identifiziert worden [32].
AIs{MnFe). Die Phase AIsMn ist in der Lage, Eisen in merklichem
Ausmaß in fester Lösung aufzunehmen bis zu der Grenzzusammen-
setzung AIs(MnFe) [3, 22, 25].
Mit zunehmendem Eisengehalt steigen die Dehngrenzen, Zugfestig-
keits- und Härtewerte der Legierung leicht an. Die Bruchdehnung wird
wesentlich verbessert (s. Abb. 538) [17].
Sobald der Eisengehalt über 0,6 bis 0,7% liegt, kommt es beim Strang-
gießen zu unangenehmer Krustenbildung (Mangangehalt ca. 1,0%).
Ferner wird die plastische Bearbeitbarkeit verschlechtert, z. B. beobach-
tet man Riß bildung beim Walzen [23]. Trotzdem geht man mit dem Eisen-
gehalt gern nahe bis an diesen Grenzwert, um hierdurch eine starke
Kornverfeinerung nach dem Weichglühen zu erzielen. Diese wird sehr
markant, sobald der Eisengehalt 0,5% übersteigt. Dies dürfte daran
liegen, daß man oberhalb dieses Eisengehaltes in das Phasenfeld primärer
Ausscheidungen gelangt (s.o.).
Aus den genannten Gründen hält man den Eisengehalt gerne auf
Werten zwischen 0,5 bis 0,65%. Den Mangangehalt senkt man gleich-
zeitig auf einen Wert von ca. 1 bis 1,1 % ab, da die Krustenbildung beim
Gießen durch den Gehalt an Mangan und Eisen gemeinsam bewirkt wird.
LiL S. 703] 4. Kieht aushärtbare Knetlegierungen 689
4.23 Physikalische
und mechanische Eigenschaften
von Aluminium-jJ!langan-
Legierungen
Solidustemp. I 64300
I
Elastizitätsmodul . 6500-7000 kp/mm 2
Wärmeleitzahl 0,4-0,5 eal/ern s grd
Elektrische Leitfähigkeit 23-25 mjD. . mm 2
Tem pera turkoeffizient
des elektro Widerstandes 2,7.10- 3
Wärmeausdehnungszahl
20-100°C 23,8· 10-6 1/grd
20-200°C 24,7.10- 6 1/grd
44 Altenpohl, Aluminium
690 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 703
wtJ um Wtl
Ka/fverIVrmungsgrad.94 % 90 80 70
B/echdicke 0,0 1 2 mm 3
l~~-~~~l--,-_~!~~
l-i
I
25 --ljJ
I I !
20 L........l--L-'-_-' I I
4!J
r:R1t1rnEfi@~
20600 0 C 400300 20600500400300 20600S00400300 20600500400300 20
- Warmwa/ztemperatur
Abh.539. Einfluß einer Barrenhochglühung sowie der Warmwalztemperatur auf die Festigkeitswerte
von weichgeglühten Aluminium-Mangan-Blechen' aus Stranggußharren abgewalzt. Weichglühung:
1 Stunde bei 500°C (nach ALUSUISSE [17]) .
• Zusammensetzung: BasismetalJ Reinaluminium 99,5%, (0,35% Fe, 0,15% Si) mit 1.2% Mn.
o _ . - 0 ohne Barrenhochglühung; • - - - . mit Barrenhochglühung (12 h 600°C).
Lit. S. 703] 4. Nicht aushärtbare Knetlegierungen 69f
44*
692 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 703
Zusalnmensetzung in Ge,v.-~{,
Legierung
Mn .Fe Si Cu
4,5
8 ~ S ~ M • ~ .h~
Dauer der Barrenhochg/ü/lUng (590°C)
Abb. 540. Untersuchung der Entmischung des übersättigt gelösten Mangans während der Barren-
hocbglühung, durch Messung des spezifischen Widerstandes. Zusammensetzung der untersuchten
Legierungen s. Tab. 83 (nach M. K. B. DAY [19]).
. ..
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r.0"0.
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...
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~.;19...... _~. " ~
-~--~ '~..:... '"
600: 1
Ahb. 541a~f. Quersehliffe durch Glü~gefüge YOl1 Aluminium-l\Iangau-Stranggußbarren. Legierungen
mit 1,3% l\Tangan. O,2~6 Silizium, 0,4% Eisen (bei Probe b 0,5% EiBen) Ätzung lnit 10%iger H 3 P0 4
(bei Probe n nach DIx). Da, Gefüge der Abb. c. d, f ergibt nach Abwalzen und Weichglühen mit mehr
als 80 :Millutell A([fh~~izzeit fejlle~ Korn, daK Upfiige (ler Ahb. bund e mittleres Korn und dnsjenige
der Allb. a grobe, Kom (nach AI.USUISSE).
a) Gefüge vor Barrenhochgliihnng:; 11) Barrellglühtemperatur 630"C, Olühdauer 24 Stunden. An drr
Luft sehnen abgekühlt; c) Barrengliihtelllperatur 600"C, GJühdauer 4 Stunden. An der Luft sehnen
abgekühlt; tl) Barrenglühtemperatur 600'(; . GJühdauer 21 Stunden. An der Luft sclmell abgekühlt;
e) Barrenglühtemperatur 600 ce, Gliih"auer K~ Stunden, An der Luft ,chnell abgekühlt; f) Barreuglüh'
temperatur GOOeC, G1iihdauer 21 Stunden. Allmählich von 600°C bis auf 460'C abgekühlt. (Die hier,
brj ellt"ta!lilf~nell sehr feinen An~:-'.('heldllllgell"ind liehtwikroskopisc11 nicht ~ichtbar.)
694 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 703
5h
20h
570
Glüh fempera fur
1 :1,6
Abb. 542. Korngefüge von weichen Blechen, Legierung AIMn, aus Stranggußbarren
nach verschiedenen Hochglühungen !(ewalzt.
(Kaltverformung 92%, Weichglühbedingungen: Aufheizen innerhalb einer Stnnde auf 500"C)
(nach ALl'SUISSE [17]).
zungen oder starker Oxydation bereits zu groß wird. Die für die Barren-
hochglühung notwendige Zeit muß empirisch festgestellt werden und
hängt vom Barrenformat und Gießverfahren ab. Zum Beispiel wird oft eine
Barrenhochglühung angewendet, bei welcher die Barren 5 bis 8 Stunden
bei einer Temperatur von 600 bis 610 °0 gehalten werden (Aufheizzeit
nicht mitgerechnet).
Lit. S. 703] 4. Nicht aushärtbare Knetlegierungen 695
Tabelle 84. Kornzahlen von weichen Blechen aU8 der Legierung AlMn
(in einer Stunde au/ 500°0 au/geheizt)
(nach ALUSUISSE)
60 20- 30 150-250
70 20- 30 300-600
80 30- 60 400-700
90 40- 50 400-700
95 100-150 400-700
In Abb. 543 wird der Einfluß des Eisengehaltes sowie einer Zwischen-
glühung beschrieben.
Zur Erzielung eines feinen Korns empfiehlt es sich, bei der Legierung
Al-Mn die Weichglühtemperatur genügend hoch zu wählen (ca. 460 bis
520°0), bei niedrigerer Weichglühtemperatur entsteht ein gröberes
Gefüge, da nur relativ wenige Rekristallisationskeime wachsen.
"" 1: 1
Abb.543a-d. Gefüge von weichen Alliminium-Mangan-Blechen, die unter verschiedenen Ver-
arbeitllngsbedingungen hergestellt wurden (nach AL USUISSE).
a) Warmwalzplatte mit Zwischengliihung gewalzt·; 0,58% Fe; b) Warmwalzplatte auf Enddicke
kalt abgewalzt; 0,58% Fe; c) Warmwalzplatte mit Zwischenglühung gewalzt'; 0,35% Fe; d) Warm-
walzplatte auf Enddicke kalt abgewalzt; 0,35% Fe.
• Zwischengliihung (bei 5 mm PlaUentlieke) 1 Stunde bei 550°0.
Barrenhochgliihung: 580 °0, 72 Stunden
Bleehweiehgliihtempera tnr: 500°0;
Aufhei"zeit: 6 Stunden.
'\
600
oe .~
550
~
\
I--- -~
~ '" "'-"'-
~ ~~,.
350
~ '~~
~
~
~nt/~ (6'OO:!12h) ,I
300
I
o 10 20 30 40 50 60 70 80 90 %100
Kalfverformungsgrad
Abb.544. Rekristallisutiunsgrenze vun Aluminiultl·Mangan·H!echen aus hochgeglühten und nicht
hochgeglühten Barren. Dauer der Endglühung: 1 h. (nach ALUSUISSE [17).
Probematerial: Bleche aus Stranggußbarren hergestellt. Weichglühung bei 500 bis 520°C/l h. Auf-
heizdauer: '/, h. Blechdirke 1 mm bei 90°;, Kaltwalz!Zrad, bzw. 0,5 mm bei 95% Kaltwalzgrad.
280
fU11
2'IIJ
I I
I 1-
200
1 V I
I 400YV' I
~160
i
~ ~ 1
,
I
--
'f:.120
~
80
l--- i I ,
. T -1 1 I
..J:!j!::::..~6oO"f--
40 ,
---i"-------
-t--- -..,... .
I I
..+.
500 T 400 i ~f'1T , I
5s 1mln 5mln 1h sh 15h 4sh 100200h
Glühdauer
Ab". [)M,. mnflufl von Zeit nnd Telllperatnr ,Ier Weichgliihung VOll kaltgewalzten Aluminiulll·Mangan·
Blechen anf die Korngröße (nach P. LELONG 11. Mitarb. [28]).
LegierungszllRammensetzung: Fe 0,49%; Si 0,11 %; Cu 0,10; Mn 1,06~u.
- ohne Barrellhorhgliihllng gewalzt;
lIarren zunächst 41l :-;tnnden hei 6:30 ~C, HllRchließend 48 Stunden bei 500'(' geglüht.
..."' •.' .
. . ' ,.......'.. .,...... ..
. ...,-
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• ~" ~ •• 1 ' , 111 0.. : ... .
. • ' ... J .
. .'
'.
..
.... '
'.
,
.
3000:1
Abb. 546. Elektronenmikroskopische Durchstrahlaufnahme von weichgeglühtemAluminium-Mangan-
Bi echo Verankerung der Korngrenze an manganhaitigen Ausscheidungen (nach P. LELONG [10]).
A1Mn
AIMn
mit Zusatz
von 0,3% Mg
15 30 60 min
Aufheizdauer
1:2
Abb.547. Einfluß der Aufheizdauer auf die Korngröße weichgeglühter Aluminium-Mangan-Bleche
mit und ohne MagnesiuIllzusatz (0,3%) (nach ALUSUISSE).
Bleche 0,6 II1Ill dick, aus Stranggußbarren ohne Barrenhoehglühung hergestellt, Warmwalztempera-
tur 530'C, KaltverforIllungsgrad 95%, Glühung 1 Stunde bei 500'C.
Tabelle 85. Einfluß der Warmwalztemperatur auf die Korngröße weicher 1 mm-Bleche
aus einer Aluminium-Mangan-Legierung mit 0,3% Mg. Kaltverformungsgrad 90%;
Weichglühen bei 500°0 (2 h); Aufheizzeit 2h
(nach ALUSUISSE)
Zug· Bruch-
Warmwalz-
temperatur
Korn- festigkeit I Dehngrenze I dehnnng Brinellhärte
gefüge aB G O• 3
a" kp/mm'
'0 I kp/mm' I
kp/mm' %
495
533
grob
mittel
I 12,9
12,3
4,6
4,2
26
27,5
34
33
570 fein I 12,4 4,2 32,5 33
I
I
hart 22,4/ 20,3 3,6 51 )
- 1,51 0,12 0,24 ge~~ssene
weich 11,1 5,6 34,3 28
Werte an Ver-
I
hart 27,1 I 25,0 3,1 63 } suchslegie-
0,29 1,50 0,11 0,19
weich 13,2 7,0 27,6 35
rungen der
hart 28,9 26,8 4,1 73 ALUSUISSE*
0,47 1,50 0,12 0,23
weich 14,6 7,4 24,5 39 )J GarantIerte
.
hart _ 28,8 25,2 5 77 I Mindestwerte
0,8-1,3 1,0-1,5 0,3 0,7
weich 18;2 7,0 20 45 i
der US-Legie-
J rung 3004**
* 1510 an Rundstäben gemessen ** 155 an Blechproben gemessen
[16] HUME-RoTHERY, W.: "The Metallic State" Oxford 1931; "The Structure of
Metals and Alloys" Inst. of Metals Monograph Nr. 1, London 1936, S. 33, 41,
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[Lit. S. 751] 5. Aushärtbare Knetlegierungen 705
5. Aushärtbare Knetlegierungen
5.1 Aluminium-Kupfer-Magnesium-Legierungen
Von D. Altenpohl, Zürich
45 AUenpohl, Aluminium
706 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 751
5.12 Legierungszusammensetzung
Legierungskomponenten in %
m1\"-
" ----------
Kurzzeichen : I
Cu Si Mn Mg Zn Fe Ti Cr
I I I t I
I
1. AICu8iMn 13'9-5'° 1°,5-1,2 0,4-1,2 0,2-0,8 <0,~51 /1,0 <O,1fi l <0,1
2. AlCuMg1 3,5-4,7 0,:-~,8 0,3-1,0 0,4-1,0 <_ 0,,) , ' ~0,7 <0,2 I <0,1
:1. Al~n;Hg2 3.8---4,9, . 0,.) 0,3-1,1 1.2-1,8 < O.fi ! ._ 0,5 <0,2 ! <.0.1
1
45*
708 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 751
Tabelle 87 (Fortsetzung)
IU. Mechanische Eigenschaften (Bleche, Bänder) (nach DIN 1745)
Verwendung
kurzzeichen (U ngefähre Gehalte in %)
I
AlCulVIgO,5 2,5 0,41 <0,2 <0,8 - - I Nietdraht
I
AlCulVIgPb 4,2 1,1 0,8 <1,0 1,0* - 25 38 8 Automaten·
bis legierung
3,0
S ohm iede
AlCuNi 4,0 1,5 - 0,5 - 2,0 32 42 10 legierungen L
thermische
AISiCuNi 1,0 1,1 0,2 12 - 1,0 28 36 4 Beanspru-
chung
AICuPbBi 5,8 - - 0,4 0,8t - 28 33 10 Automaten·
legierung
* Pb +Sn + +
Bi Cd + Sb
t einschl. 0,4% Bi
~ach L. F. MONDOLFO [9J ist das Verhältnis Mg:Si wichtiger als der
absolute Gehalt an Magnesium oder Silizium, und es sind folgende drei
Legierungs gruppen zu unterscheiden (Bezugsgrößen sind die Gehalte in
Gew.-%):
1. Mg:Si > 1,73, d. h. mehr Magnesium als der Zusammensetzung
Mg 2Si entspr]C'ht. Aushärtend wirkt hauptsächlich Al 5Mg 2Cu 2 evtl. gleich-
zeitig mit AI 2Cu.
2. Mg:Si ='" 1,73. Aushärtend wirkt Mg 2 Si und AI 2Cu.
3. Mg: Si< 1,73, d. h., mehr Silizium als der Zusammensetzung Mg 2Si
entspricht. Aushärtend wirkt in erster Linie Al 4 CuMg 5Si 4 und AI 2Cu.
Die Legierungsgruppen 1 und 2 erlangen die beste Kombination von
Eigenschaften durch Kaltaushärten, während Gruppe 3 nur durch
Warmaushärtcn optimale Festigkeitswerte erreicht. In allen drei Gruppen
können eine Anzahl weiterer Phasen auftreten, je nach dem Gehalt
und Verhältnis der Legierungselemente unter Einbezug von Eisen und
Mangan. L. F. MONDOLFO [9] sowie H. HANEMANN und A. SCHRADER
[10] geben hierüber erschöpfend Auskunft.
Wird eine Ausscheidungsglühung (Weichglühen bei 350 bis 420°C)
durchgeführt. so findet man je nach Legierungszusammensetzung eine
Reihe verschiedener ausgeschiedener Phasen. P. R. SPERRY [11] hat
'l:. TI. in der Legierung 2024 neben der festen Lösung sieben verschiedene
712 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 751
Al 4 6 8 10
Siliziurnoef7ult
Abb. 551. System AICuMgSi, Schnitt durch die Aluminiumecke bei einem Kupfer·Gehalt von 50/0-
(nach L. F. MONDOLFO [9]).
~O,---,---,----,---,---.----,---.
Gew.-%
rung, weist aber wegen der feineren Verteilung der Ausscheidungen we-
sentlich kürzere Diffusionswege auf, was ausschlaggebend ist (s. Abb.4 7,
S.55).
Außer einer Anreicherung der gelösten Legierungselemente in Fasern
(Abb. 555) tritt eine zeilenförmige 40
Anordnung der zertrümmerten He- kp/mmz
!I 'Z
terogenitäten des Gußgefüges auf Q,L
(Abb. 556). Beid es führt zu einer star-
=!::
~
.~ L'\.
r--
ken Richtungsabhängigkcit der me- J} 30 ..... I
chanischen Eigenschaften (außer bei ~ Q ' ,___ I II
den Härtewerten). ~~
~ L
Q,\V
~ 20 ';>..,O{JZ Q,L,
'=:--
Abb.554. Wirkung des Warmwalzens auf die Ei- <\, %
o
/ -.;;
""
/
/
genschaften einer AICuMg-Legierung. Alle Proben /
...
-:: ,..:'\
.... .
..:--.... ~.~ . ,"
.
"
~
~
Eine nicht ausreichend v~
Y---
lange Lösungsglühungführt i ./
zu niedrigeren Festigkeits-
werten gegenüber den bei -----
)/;V
/ v 1/
V
.
vollständiger Lösung er-
reichbaren (Abb. 558). Man .
y
~
kann den Lösungsvorgang 1-= 1---.-
V l.--- 1iii"m
auch an Hand der Ande-
rung der Gitterkom;tante 20 - - ./
.......- .~
% ......-
--- ~m.ill
0
~
verfolgen (Abh. 559). Die , / ------
I _0-
0__ -a-
-'"' 8mm
-~
i
daß insgesamt beim Lö- I
4,O'iO
A
4,039 \
4,038 \
~
~
] 4,037
~
\\
~
1;!5 4,036
'b.
~
~
°
° °
4,034
p,1 0,2 0,5 1 2 5 10 20 mlO 100
Glühdauer (bei 505°C)
Abb. 559. Abhängigkeit der Gitterkonstante vor der Glühdauer, Legierung AICugM 1. Die Proben
wurden !ösnngsgeglüht, dann weichgeglüht, danach die angegebenen Zeiten bei 505°C im Salzbad
nochmals lösungsgeglüht und in Wasser abgeschreckt (nach P. BRENNER U. H. KOSTRON (105]).
.
angeschmolzenen Partien im Grund-
• ..
. gefüge wieder gleichmäßig aufgelöst
.
~'. '
,
"
".' werden sollten. Die beim Überhitzen
~=--. der Legierung ausgeschiedenen kupfer-
200: 1 und eisenhaitigen spröden Heterogeni-
Abb. 560. AICuMg-Gußgefüge nach über- täten können aber durch Diffusion im
hitzung auf etwa 530'0
(nach ALUSUISSE). festen Gefüge kaum aufgelöst werden
[39].
Ein Überhitzen kann sowohl beim Hochglühen der Gußbarren vor
dem Warmverformen als auch bei der Lösungsglühung vorkommen.
Am Fertigprodukt ist dies leicht festzustellen: Im ersten Falle sind
die eingeformten runden Anschmelzungen an ehemaligen Gußkorn-
grenzen, im zweiten Falle an Rekristallisations-Korngrenzen eingelagert
[50]. Beide Male ist durch die Kerbwirkung der spröden Einlagerungen
die Duktilität des Gefüges verdorben.
Lit. S. 751] 5. Aushärtbare Knetlegierungen 721
100: 1
J.hh. 56J a u. b. AICuMg-Bleche nach Lösungsglühung und Kornätzung. Material vor Lösungs-
glühung stark kaltgewalzt (nach ALUSUISSE).
a) im Salzbad lösungsgegliiht; b) in Luft lösungsgeglüht.
46 Alt.enpohl, Aluminium
722 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 751
,...,. 50
OS kp/mmZ
~ 4/J'1;:
~
30
__ -c Obz "-
..!J_ _ ~
30 ~
%
o ...-B __ oO"
_-0
8
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~ 0
-L -
I' K ./. f(tL +LtK./.
i
10 10'0 10'00 grdls 1000'0
durchschnillliche Abschreckgeschwindigkeif
Abb. 562a u. b. Einfluß der Abschreckgeschwindigkeit auf Festigkeitswerte und Korrosionsverhalten
von Blechen aus der I,egierung AICuMg2 (nach L. A. WILLEY, s. E. H. DIX jr. [15)).
a) Einfluß der Abschreckgeschwindigkeit auf die Festigkeitswerte der Bleche nach Kaltaushärtung.
USo Leg. 24 S - T 4. Festigkeitswerte vor der Korrosion.
- - - - Zugfestigkeit;
- - - - - Dehngrenze ;
-- . - . - Bruchdehnung.
b) Einfluß der Abschreckgeschwindigkeit auf die Art des Korrosionsangrilfes und die Abnahme der
Zugfestigkeit durch Korrosion im Wechseltauchbad. US·Leg. 24S-T4. Blechdicke 1,626 mm.
- - - unbelastet;
- - - - belastet mit 75% der ursprünglichen Dehngrenze.
Art des Korrosionsangrilfes: L Lochfraß; K Korngrenzen·Korrosion
400 ~
Auf die Konsequenzen für das r-.....
--
Korrosionsverhalten werden y\
~ i'---- r---
r--....,
wir weiter unten eingehen. 300
Diese Feststellungen gel- \
ten für die üblichen AIOuMg- 200
Wzsser-
\ \ \.femperatur Siedend\.
Legierungen, WIe z. B. 100
~4~ 60'7f1"-82°C
AIOuMg2. Sobald der Kupfer- 15 ;: 38"1
gehalt auf ca. 2% Ou ernied- a;~ 0
~roOr--,---,---,---,--~--~--~
rigt wird, kann die A b- ~
schreckdauer ohne Schaden
bis auf etwa 20 Sekunden er-
höht werden. Bleche können
dann sogar mit Preßluft ab-
geschreckt werden.
Zum Beseitigen von A b-
schreckspannungen, z. B. in
Schmiedeteilen, wird gelegent- b 1,63 0,35 12,7 19 25,4
lich das "umgekehrte Ab- °0~~2~--4l--~6--~8---t~0---1~2--S~#
46*
724 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 751
1: 1ZO
'",
~ffO~+---~-+-+~--~~+-~~--~
.~
"'" 100 1-++------7F---+-+-t---+--::;;>"-1"":~
min 1fP
Kaltaus/agerongsdauBI'
Abb. 564. Einfluß einer kurz nach dem Abschrecken erfolgten Kaltverformung auf die Aushärtung
von AlCuMg (Legierung Bondur 17/39) (nach H. KOSTRON [55]).
In Abb. 567 wird gezeigt, daß es sich für das Erreichen einer hohen
Endhärte empfiehlt, zuerst auszulagern und danach die Kaltverformung
vorzunehmen; denn dann addiert sich zu der Verfestigung durch die Aus-
Lit. ~. 751] .). Aushärtbare Knetlegierungen 725
.·bf
35
kp/mnr.
30 ~.-
"-\ Ii
--~
'{I'%Ab~a~uAg I
"'I\. t"-
/1 I
i
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/1 --- ---- ........ ............~.
~ t----f::'
i' """"-.."
~
o
~5 I t--.
10' 10 2 103
Ka/faus/ogerungsdouer
Abb. 566. Einfluß einer Kaltwrfonnung von AICu}1g 1 vor der Kaltaushärtung auf den Aushärtungs-
verlauf (nach H. KOSTRON [55]).
() 8 10 12
Reckung
Abb. 567. Znsammenwirken von Raumtemperatur-Auslagerung und Kaltverformung einer Legierung
mit 4,08% Cu; 0,58% ~In: 0,56% .Mg; 0,22% Si; 0,49% Fe (von H. KORTRON [55] nach Daten von
P. 1•. TEED [/6] znRammengestellt).
~0~----z=o.~w~--~~ro~~6~~=a--~&~~=a---~7-v~~~a---1.~~o.~o.~v-m7Jn-#~roo
Kalfauslagerungsdauer
Abb.568. Einfluß der Verformung auf die Aushärtung einer Legierung mit 4,02% Cu; 0,28% Mn;
0,65% Mg; 0,13% Si; 0,29% Fe. Härtemessung mit "Vielfachhärteprufgelät" (nach H. KOSTRON [55]).
a unverformt ; b bei 0 Min. 5 % gereckt; c bei 4330 Min. 5 % gereckt;
d bei 0 und 4330 Min. je 5% gereckt.
3,5 49
% kp/mm z
1.- '---
KU);if:', ,/ ~
3,0
~ in Lösun~
'0
2,S 42
'\ J \ o,z-Denn-
grenze
\/ \ A
1,0 1\ /'
~
,/"
)( ~
---
0,5 28
f""
o
~ r-" I'~ ..........
0,2 1 2 5 10 20 50 h 100
Warmaus/agerungsdauedbei rgo°C)
Abb.569. Einfluß der Warmaushärtung mit oder olme vorherige Kaltverformung auf Dehllgrellze
und gelösten Kupfergehalt (letzterer durch Potentialmessullg bestimmt). Probematerial: AICllMg-
Bleche (US-Legierung 2024) (nach W. A. ANDERSON [14]) .
• Nicht kaltverformt; 0 Kaltverformt um 3%.
tung darauf zurückzuführen, daß die Ausscheidung des Kupfers aus dem
Mischkristall schneller erfolgt als ohne Kaltverformung. Auffallend ist
die starke Zunahme der O,2-Grenze durch die Kombination von Kalt-
Lit. S. 751] 5. Aushärtbare Knetlegierungen 727
verformung und Aushärtung. In Abb. 570 erkennt man, daß nach 8%iger
Reckung und anschließender Warmaushärtung (4 Tage bei 150°0) sogar
Werte der 0,2-Grenze von 50 kpjmm 2 erreicht werden [65, 102]. Die
Steigerung der Festigkeitswerte wird darauf zurückgeführt, daß nach
Ahb. 570. Einfluß einer Reckung (0 bis 8%) mit anschließenderWarmlagerung bei 150°C auf Dehn-
.
grenze (a 0,2), Zugfestigkeit (aB) und Dehnung (6) von AlCuMg2, Blechdicke 1,5 mm
(nach P. BRENNER u. H. KOSTRON [62]).
- - ~. 8~6 Reckung x - - - x 2~ri
+-.- ..- + 4%
.- -. O,5'}(}
0------ 0
.. - .. 0%
,\ . '" .
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14000: 1
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I
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Abb. 572. Kaltaushärtung von AICuMg-BIechen (US-Legierung 2024) bei verschiedenen Tempera-
turen. Bleche nach der Lösungsglühung in kaltem Wasser abgeschreckt (nach W. A. ANDERSON [14]).
x Raumtemperatur; • 0°0; 0 -17,8°0.
~OL1~~--~~~W~Z--~~L-~~~V~3--L-~~ml~n~l~
Ko/lous/ogerungsdouer
Abb.573. Kaltaushältung von AICuMg-BIechen, welche vor der Auslagerung um verschiedene
Beträge kaltgewalzt wurden (Legierung: Bondur 17/39) (nach H. KosTRON [58]).
Die Vorauslagerung bei tiefer Temperatur hat bei AICuMg keinen Ein-
fluß auf die spätere Kaltaushärtung bei Raumtemperatur [57].
H. KosTRoN und E. G. HERBERT ha ben bei der Kaltaushärtung U nregel-
mäßigkeiten in den Aushärtungskurven beobachtet (Abb. 573) [58, 93].
Solche zeitliche Schwankungen werden vor allem bei der Kalt-
aushärtung von kaltverformtem Material beobachtet, und zwar jeweils
nur innerhalb eines kleinen Oberflächenbereiches. Die Ursache für diese
lokalen Schwankungen der Härte sind nicht genau geklärt und könnten
am ehesten mit lokalen Schwankungen der Kaltverformung in Zusam-
menhang stehen.
WormOlJsiogerlJ17gsdolJer
Abb. 574. Warmllu,härtung VOll AICullig-Blechell, welche zuvor bei Raumtemperatur voll ausgelagert
waren (UB-Legierung 2024) (nach W. A. ANDERSON [14]).
~-- Zugfestigkeit; ~------- Dehngrenze.
5.136 Warmaushärten. Bereits in Abb. 549 ist der Einfluß der Warm-
aushärtung auf die Festigkeitswerte erläutert worden. Die Warmaus-
härtung erfolgt fast immer an Material, welches teilweise oder ganz kalt-
ausgehärtet worden ist. Eine vorherige Kaltaushärtung hat keinen merk-
lichen Einfluß auf die anschließend durchgeführte Warmaushärtung.
Zu Anfang der Warmaushärtung erfolgt ein Rückgang der Kaltaus-
härtung, welcher aber bei AICuMg oftmals relativ undeutlich beobachtet
wird, da sich Warm- und Kahaushärtung über ziemlich breite Tempera-
turbereiche erstrecken und tcilweise überlappen (Abb. 574) [59, 61J.
Bei der Warmaushärtung nimmt verglichen mit der Kaltaushärtung
Zugfestigkeit und nehngrenze sowie der Quotient Dehngrenze : Zug-
730 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 751
[65]. Schließlich wird durch die Warmaushärtung die nach der Kalt-
verformung bestehende Anisotropie weitgehend eliminiert. Daher ist die
Warmaushärtung besonders dann von Vorteil, wenn bei der plastischen
Verformung ein die Beanspruchbarkeit vermindernder BAUSCHINGER-
Effekt auftritt [65].
~~-.--,--.--r-~-.~
kp/mm z
~ unKorrodierf
~-~~~-4~-+~~-~-r~~30~--~-+~~~~+-~~rl
~
~
~ korrodlerf
1=~r,.,.;;;;I;;.~m~--+~~--+--1 ~ZO I
- - - unKorrodierf
---- noch 3 !1onofen Seewosser-
angriff
r---t--+---+--i-i
I
10 I
I i
SO 75 100
Auslogerungsfemperofur (40 h)
Abb. 576. Einfluß der Warmaushärtung auf die Festigkeitseigenschaften von Blechen aus der Legie-
ruug AICuMg (.,Superduralumin") (nach K. L. MEISSNER [92]).
28
'J- ' ~
kpIm rrf W+[J
§' 21
[:'1-
(nirNemgekerb,t . :;---
-
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n- I I: I I
1:::i,-i
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W-eingekerbf I I
~ ~ I
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-...........
Weim.9B];t
~ 7 -- ~
i
~
------.i . ± ~
I
I I i I
1
105 10 7
Zahl der Losfwechsel
Abb.577. Einfluß der Auslagerungstemperatur auf die Dauerfestigkeit einer AICuMg-Legieruug
(nach L. W. KEMPF [21]).
° Bei Raumtemperatur ausgelagert = W; - Bei 146"0 ausgelagert = T
Das Gieß verfahren hat auf Höhe und Gleichmäßigkeit der Festig-
keitswerte starken Einfluß (s. Abb. 133, S. 169). Auf den Einfluß von
Temperatur und Zeit der Barrenhomogenisierung bzw. der Lösungs-
glühung des Endproduktes
auf die Festigkeitswerte ist
gleichfalls früher hingewiesen
worden. 39 t--+--t~-f'-.;:
gegebenenfalls
nachgerichtet 32 46 1ß 12 100-120
I AICuMg 2 ' kalt ausgehärtet u.
gegebenenfalls
I
nachgerichtet 38 50 14 10 100~130
gegebenenfalls
II nachgerichtet 38 50 16 12 110~130
I
I
Preßteile AICuMg 1 , kalt ausgehärtet 30 42 10 100-120
i
(nach DIN 1749) AICuMg2 kalt ausgehärtet 34 Mi 8 110-130
* Typische ~iittelwerte
734 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 751
1:1
Abb. 579. Quer- und Längsschnitt durch stranggepreßte AlCuMg-Rundstange (bei ca. 500 ' C lösungs-
geglüht. kaltausgehärtet). Das Innere des Stranges besteht aus nicht rekristallisiertem Gefüge mit
Faserstruktur (nach AL USUISSE).
,---.-
bessert werden kann. I i I
28
Zur Definition der absolu-
,-
._~ i
ten Größe des Preßeffektes sind ,
"
Z.
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T
I '.\
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I
\\ Abh. 582. Biege-Dauerfestigkeit,
10
I bezogen anf 20 x 10' Lastwechsel
8
24
I
i T \~ (A) und Im Zugversuch ermittelte
Bruchdehnung (B), in Abhängig-
keit vom Mangan-Gehalt für ge-
1
D~
o/i 0;0
preßte bzw. gepreßte und kaltge-
"
zogene Rundstangen als AlCuMg
:--./1
20 (Legierung mit variablem Man-
[?> ~ ........... B
...- !
......... gan-Gehalt) nach Abschrecken
;:j
~ 16
1'-.. von 495 oe und Auslagemng bei
c'!5 1'". I
i ...".
1-0-
~
" • Raumtemperatur. Legierung mit
4-4,5% Cu, 1% l\Ig (nach W.
I
12
I
i BUlwARDT U. E. ÜSSWALD [47]).
47 Altenpohl, Aluminium
738 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 751
längs zur Faser. Dies ist besonders ausgeprägt bei hochfesten Legierungen,
wie z. B. AICuMg2, und wird abgemildert, wenn man von einem Alu-
minium möglichst hoher Reinheit bei der Erschmelzung der Legierung
ausgeht. Erwünscht ist vor allem ein tiefer Eisengehalt. Die Fe-Si-Mn-
haltige Korngrenzensubstanz des Gußgefüges liegt gern. Abb. 556 nach
der Verformung in langen Zeilen vor. Die dort vorhandenen spröden
Heterogenitäten verursachen zu einem gewissen Ausmaß die niedrigen
Querdehnungswerte. Ebenso ungüstig wirkt der Oxydgehalt des Metalles
auf die Querdehnung (was allgemein für alle hochfesten Legierungen
gilt). Man kann die Querdehnung bei sonst gleichen Bedingungen regel-
recht als Meßwert für den Oxydgehalt verwenden. Kleine Oxydein-
schlüsse (oftmals herrührend von Turbulenz bei der Überführung der
Schmelze oder von ungenügender Reinigung der Schmelze) sind längs
der Fließfaser gestreckt und verringern die Querdehnung merklich
[73, 74].
1'~~IIII+llit±titt1B~
- 0.01 0,1
Zei!
JO 100 d ,000
Abb. 584. l<'estigkeitswerte von AlCnM!( (US-Legierung 17S) bei verschiedenen Temperaturen.
(Angegebene Temperatur = Meßtemperatur). Die erwärmten Proben waren zunächRt bei Raum-
temperntllr voll ",,"gelagert worden (na('h JJ. W. KEMPF [211).
47*
740 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 751
5.16 Korrosionsverhalten
500
oe
450
I I I
LL .-
x- --
l
000 0 x
Lochfraß Po 'oI
• •
1
400 ~-
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iii 20
t:::
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J§
-i:: 10
.§
t§:
4 8 12 16 20 24
Wormous/ogerungsdouer(bei 190 oe)
Abb. 587. Einflnß der Warmaushärtung auf daR Potential einer Legierung aus Reinstalulllinium und
4,1 % Kupfer (nach K H. DIX, R. H. BROWN u. W. W. BINGER [38]).
8 10 12 14 h 16
Auslo!lerungzeit
Abb. 588. Einfluß der Warmuushärtung anf die KorrosionRbeständigkeit ,"on A1CuMg·B!echen
(VS·Legierung 2024). Korrosionsprüfung ~ Tage im Wechseltauchbad (NaCI + H,O,)
(nach W. A. ANDERsoN [14]).
Ungünstig ist gern. Abb. 576 für die Legierung AICu::\1:g ein Warm-
aushärten bei ca. 100 bis ca. 1.50°C, wodurch der feine Ausscheidungs-
saum an den Korngrenzen entsteht, welcher eine rasch fortschreitende
interkristalline Korrosion begünstigt. Bei höheren Warmaushärtungs-
temperaturen (ca. 150 bis 200°C) kommt es zu gröberen Ausscheidungen,
744 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 751
J,2
uew.-% 8/echdicke 0,4 mm
---
2,8 --~
--
/
/ J,5
V
/ /
V ----
v.
//
IV 0,81
/I V
....-
------
,---
/
f/ ~ _ _jl,03
o ~'-. 20 40 00 80 100 120 mm 140
Dauer derLösungsg/iJhung (bei 493°C)
Abb. 5Sll. Binflnß der Daner der Liisnngsglühung auf die Diuffsion von Knpfer durch die Plattier·
schicht auf AICuMg·Blechen verschiedener Dicke (US·Legierung 2024 - T4, kaltausgehärtet)
(nach F. KELLER U. R. H. BROWN [17]).
20~~~--r-----~~-----T~-----1
%
o 2 3 Wochen 4
Korrosionsdauer
Abb.590. Korro,io!lSprü!ung an AICllMg-Blechen (Duralumin 681 h) durch Wechseltauchprüfung.
ähnlich der im DYL-Geriit. Das nn<ünstigere Verhalten der dünnen Bleche ist auf die dünnere Plattier-
schicht zuriil'kZllführell Cdle Bleche waren mit je 5% der Blechdicke beidseitig plattiert)
(nach H. STEUDEL [109]).
---- lugfestigkeit ; _.- -- - - Dehnung.
746 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 751
45
r--C>-.
kpfmm2 - - - ' Ö'::..~
-- --- J %plaffier!
~
~35
40
\ '\ --r-.. . . .
\.lJnplaffieri \(,% plaffierf Ofoplaffierf (diff.l..... ,.
;§ 30
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~ ~lJnplaffierf \,%plaffierf 5%plaffierf(d;ff.J',
<!!5 5 l<
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~ I '\
0 010 ZO 3040 JO fl) 70 8Od90
KorrosionsdalJer
(DVL -Schnellprüfverfahren)
Eine Plattierschicht von nur 1 % der Blechdicke ist bei den üblichen
Blechdicken von ca. 0,5 bis 1 mm nach der Lösungsglühung von den
Legierungselementen des Grundmetalls -- speziell Kupfer und Magne-
sium - infolge Diffusion weitgehend durchdrungen [91].
Selbst wenn das Kupfer durch die Deckschicht völlig durchdiffun-
diert, so ist das Material doch bedeutend korrosionsbeständiger als unplat-
tiertes AICuMg [79, 81, 82].
Diese in Abb. 591 erkennbare Schutzwirkung erklärt H. KOSTRON
damit, daß in der Plattierschicht im Gegensatz zum Grundmetall ein
völlig homogenes Gefüge vorliegt [91].
Es sind manche Maßnahmen zur Unterdrückung der Kupferdiffusion
in die Plattierschicht vorgeschlagen worden, z. B. das Homogenisieren
der \Varmwalzplatten vor dem Plattieren.
Lit. S. 751] 5. Aushärtbare Knetlegierungen 747
-0,122 ~
o
~P ~rzögerung
~ -0,714
~
~
~ /
I
~ -0,705
!':!
~ -0,598
§,
~ -0,5.90 1I /a
~
~ /.
V
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--
~ -D,68Z
/
V
! ,I
1 cWasserfernperatur
-0,514-
V
-0,555 I I
4,S 15 Z7 38 4.9 50 71 HZ 9J
0
C104
Wasserfemperafur
I I ! ! I I !
o
I I
-80
o 40 50 80 100 minlZO
Oauer der fjjsungsg!ühung
Abb. 594. Zusammenhaug zwischen Zeitdauer der Lösungsglühung sowie den Abschreckbedingllngen
auf den Rückgaug der Zugfestigkeit von 0,4 mm (bzw. 0,5 mm) dickeu AICuMg-Blechen nach
KOITosioDsangriff (US-Legieruug 2024). Korrosion: 72 Stunden Wecbseltauchbad
(nach F. KELLER u. R. H. BROWN [17]).
Art des Abschreckens : Zustand Art des Abschreckens: Zustand
D In Luft langsam abgekühlt H t; Abgeschreckt in Wasser 100°C T
Preßluftabgeschreckt H • Abgeschreckt in Kaltwasser H
Preßluftabgeschreckt 1 H o Abgeschreckt in Kaltwasser T
• Abgeschreckt in Wasser 100"C H
Zustand H ~ Vor Lösungsglühung walzhart; Zustand T ~ Vor Lösungsglühung weichgeglüht.
1 0,5 mm dick (alle anderen Proben 0,4 mm dick)
750 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 7511
%
OL---~o,o.~~~~o,~~~~o,~o~~--·o,~o.~~--·o,~mn-~o,~~~V~o,M
Pofenlioldifferenz
Abb. 595. Einfluß der Potentialdifferenz zwischen Grundmetall und Plattierschicht auf den Rückgang
der Zugfestigkeit nach 72 Stunden Beanspruchung im Wechseltauchbad (0,4 mm dicke Bleche aus
T!S-Legierung 2024, plattiert, kaltausgehärtet).
Die Unterschiede in der Potentialdifferenz wurden durch verschieden lange Lösungsglühzeiten vor
dem Abschrecken bewirkt (nach F. KELLER U. R. H. BROWN [17]).
!:l In Luft langsam abgekühlt;
• :IIit Preßluft abgeschreckt;
... Iu Heißwasser abgeschreckt;
D In Kaltwasser abgeschreckt.
~Or-~~r-.-.--,--.-,---r-.--r-,,-,
mV
700
5.17 Literaturübersicht
48 Altenpohl, Aluminium
754 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 769
Abb. 597 a. Zustandsdiagramm der AI~IgSi· Legierungen mit Isothermen für 5.10, 520, 500, 480 und
löO"C (nndl D. W. EVANS [25] und 1. R. HARRIS u. P. C. YARLEY [26]) .
• Lage von gebräuchlichen Handelslegiernngen.
48*
Tabelle 91. Zusammensetzung von A1MgSi-Legierungen (Ländernormen) -:t
Ql
~
Land Legierungs-
Norm % Mg % Si % Fe % Mn % Cr
bezeichnung
I
AlMgSiO,5 dek 0,4-0,9 0,3-0,7 :::;;0,4 :::;;0,3 :::;;0,05 9
Deutschland DIN I t<:I
AlMgSi1 0,6-1,4 0,6-1,6 :::;;0,5 :::;; 1,0 :::;;0,3 o"Q'
{t)
i:I
00
BS H9, 372B, BA24 0,4-0,9 0,3-0,7 :::;;0,6 :::;;0,5 i:I"
England DTD ".....
H30, 346A, BA25 0,4-1,5 0,6-1,3 :::;;0,6 0,4-1,0 .,...
'"
BA :::;;0,5 {t)
i:I
0-
{t)
A-GS 0,4-0,9 0,2-0,7 :::;;0,5 :::;;0,3 00
Frankreich NF
A-SG 0,5-1,3 0,6-1,5 :::;;0,5 :::;; 1,0 t::
i:I
S
P-AlSiO,4Mg 0,45-0,85 0,2-0,6 :::;;0,35 :::;; 0,1 :::;; 0,1 5'
(3569) 5'
Italien UNI S
00
P-AlSi1MgMn 0,5 -0,85 0,6-1,2 :::;;0,45 0,25-0,7 :::;; 0,1 i:I
i:I
(3571) 0-
00
{t)
~.
Extrudal 0,4-0,ß 0,5-0,7 :::;;0,3 <0,1 ....
Schweiz VSM i:I
i:I
AlSiMg 0,5-1,0 0,5-1,5 0,2-1,0 ()Q
{t)
(Antieorodal) i:I
A.A F.
~
60ß3, GS 10A, 212 0,45-0,9 0,2-0,6 :::;;0,35 :::;; 0,1 :::;; 0,1
USA A.S.T.M. rn
S.A.E. 6061, GSl1A, 281 0,8-1,2 0,4-0,8 :::;;0,7 :::;;0,15 0,15-0,35 -l
0>
<C
Lit. S. 769] .). Au~härtbare Knetlegierungen 757
~
~ 20
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Siliziumgehall
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I I I I I I I I I I I I I I I I
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",- <:::rc:::,-<::;,-
' " ' " 0, <oS c::;,-<:::::.-~
Magnesiumsilizidgehall
I I I I I i I I I I I I I I
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~'"
<:::fc:S
~~ ~
Sf<::::;,- c::s ~ Gew.- %
Magnesium - Uberschuß
I I I I I I I
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I I I I I I I I I I
~~
~ ig ::::; ~ :::e ..;-
ut; ~
'"
<:::)<::$ ~ ",'
I I
0,4 0,6 0,8 1,0 Gew.-%
Magnesiumgehall
Abb. 59~. }lechanische Eigenschaften von AIMgSi-Legieruugen verschiedener Zusammensetzung
(lmm Blef'lw. ]i\slIugRgegliiht und warnulllsgehärtet) (uueh AI~USrli'lRE).
'"
1 und 0,5% und konstantem Magnesium-
zusatz von 0,8%. Bei einem Gehalt von
1S
o 0,3 0,6 O,9Bew.-%I,2 1 % Si ist der Abfall bis 1,2% Mn gering,
Mangangehalf bei 0,5% Si-Gehalt jedoch sehr ausge-
Abb. 599. Einfluß des Mangangehaltes prägt. Sehr günstig wirkt sich ein Man-
auf die Zugfestigkeit lösungsgeglühter
und warmansgehärteter AiMgSi·Bleche ganzusatz auf die Kerbschlagzähigkeit
mit verschiedenen Silizium·Zusätzen des Materials aus (Abb. 600). Bis etwa
(Magnesiumgehalt 0,8%)
(nach ALUSUISSE). 0,4% ist ein steiler Anstieg der Kerb-
schlagfestigkeit zu erkennen. Auch die
Biegefähigkeit von Blechen und Profilen nimmt, wie aus Tab. 92 hervor-
geht, mit steigendem Mangangehalt zu.
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mkp/cm ~
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1,0 ~0.1
o 0.2 0,3 0,4 0,5 0,6
I
0,7 0,8 Bew.-'/o 1,0
Mangangehalf
Abb. 600. Einfluß des Mangangebaltes auf die Kerbschlagzähigkeit bei Legierung AiMgSi 1, gemessen
nach VSIli 10925. Si: 1 %. Mg: 0,75%; Flachproftl60 x 10mm, !ösungsgeglüht und warmausgehärtet
(nach ALUSUISSE).
°0,1
0,3
0,5
2
2,5
3
6
9
o,n 2,5 12
0,9 4 12
1,2 n 13
y---
375: t
Abb. 601 a u. b. Kornlleigerung bei stranggegossenen AIMgSi·J,egierungen mit verschiedenen
Mangan-Gehalten (Gullgefiige). Geätzt in NaOH (nach AI, USUISSE).
a) 0,04 % Mn; b) 0,74% Mn
von 0,04 und 0,74%. Man erkennt die durch die Abschreckwirkung beim
Stranggießen zunehmende Übersättigung des Mangans in den Korn-
grenzen. Durch Mikrohärtemessungen lassen sich zwischen dem Innern
der Kristalle und den übersättigten Randbezirken wesentliche, durch
Konzentrationsunterschiede bedingte Härteunterschiede nachweisen.
Bei Probe gem. Abb. 601 b wurden im Innern der Körner Härtewerte von
HV = 34 kp/mm 2 , in den Seigcrungszonen Werte von nahezu 90 kp/mm 2
gemessen. Die Auswirkungen der Manganseigerungen sind Behinderung
der Rekristallisat.ion sowie eine unerwünscht.e St.reifigkeit. beim Halbzeug
760 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 769
375:1
Abb. 602a u. b. Eiufluß der Barrenhochglilhung auf das Gnßgefüge einer manganhaItigen
AIMgSi·Legierung (Si 1 %, Mg 0,7%. Mn 0.7%) (nach ALUSUISSE).
a) Geätzt in NaOH, Gußzustand; b) Geätzt in NaOH, nach Barrenglühllng 8h bei 550'C.
a
375:1
Abb. 603a 11. b. Einfluß der Barrenhochglühullg auf Lias Gußge!üge einer mangan!reien
All\IgSi·Legiernng (Si 1 %, l\lg 0,7%) (nach ALUSUISSE).
a) Gußzustand; b) ~ach Barreng!ühullg 8h bei 550'C.
bestehen. Abb. 604 zeigt den Einfluß des Mangangehaltes auf die Makro-
gefügeausbildung bei der Weichglühung von AIMgSi-Blechen mit 1 % Si
und 0,8% Mg. Ohne geeignete Barrenvorbehandlung ist das Korn bei
0,3% Mn bereits so grob, daß eine Verformung der Bleche, z. B. durch
Lit. S. 769] 5. Aushärtbare Knetlegierungen 761
Tiefziehen oder Drücken, nicht mehr möglich ist. Durch eine Hochglühung
der Barren vor dem Warmwalzen läßt sich jedoch eine weitgehende
Gefügeverbesserung der weichgeglühten Bleche erreichen.
Eisen als Hauptverunreinigung dieser Legierungen setzt mit steigen-
dem Gehalt die Festigkeit leicht herab. Der Zugfestigkeitsverlust bei
Erhöhung des Eisengehalt.es von 0,1 auf 0,4% wurde bei einer Legierung
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~-\bll. G04. }~influß des J\Iangangehaltes be i einer All\IgSi-Legierullg nüt 1 % Si, O ~ 8~~ j)fg, 0,2% Fe
auf (lie Korngrößc narh dem Weichglühen (nach ALUSUISSE).
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Eisengehalf ?"'" 28~-r-+---~
Abb.605. Abhängigkeit der mechani·
~ 26~-r-+-----~ ~1
sehen Eigenschaften einer manganfreien
AIMgSi i-Legierung vom Eisengehalt. (Si 24 '---'----'-----'--' ./
0,7%, Mg 0,65%) (nach ALUSUISSE). k' 18
Abb. 606a u. b. Einfluß des Kupferge-
~ % ° I
~ 16
x- -,I
haltes auf die Festigkeitseigenschaften ~
von AIMgSi-Legierungen (1 mm Bleche) ~ 11,
(nach ALl'SUISSE). §' 12 / I
° Chromhaltig. 0 Mauganhaltig /b
a) Si: 1%, Mg: 0,7%, Mn: 0,7 bzw. ~ 10 a I
Cr: 0,2%; b) Si: 0,5%, Mg: 0,7% Kein o aos 0,1 0,2 a aas 0,1 lJew.-% 0,2
Zu~atz an .Mn und Gr. Kupfergeha/l
4
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Lösungsg/ühlemperalur
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• ~
10 mmJO 2 5 h 10
Raumlemperafuraus/agerung
Abb. 610. HärteverJauf einer AIMgSi-Legierung bei Raumtemperaturauslagerung
(nach O. SCHAABER [14]) .
• Lösungsglühung: 550 bis 570'0/2 1 /. h; °Lösungsglühung: 540 bis 550'0/1'/, h.
0
mm'
0 - dB
0
5 -rJj}--
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10 .1-0 ~"'"
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f~lr--~1
024 8 72 76 h 1
4us/agerungsdauer (bei Raumlemperalur blW. bei 160°C)
3 10 d JO
Abb. 611. Einfluß der Lagerdauer bei Raumtemperatur bzw. der Warmauslagerungsdauer bei 160°C
auf die Festigkeitseigenschaften von lösungsgeglühten AIMgSi1-Blechen (nach ALUSUISSE).
Zusammensetzung: Si 1 %, Mg 0,7%, Mn 0,7%, Fe 0,3%;
Aushärtung: Luftbad: 540°/2 h, abgeschreckt in Wasser und warmausgelagert bei 160°C.
• bei Raumtemperatur gelagert; 0 warmausgehärtet, bei 160°C.
5.23 Korrosionsverhalten
Zink praktisch ohne Einfluß ist, wirkt sich ein erhöhter Kupfergehalt sehr
ungünstig aus [19, 20]. Bei Legierungen, von denen maximale Korro-
sionsbeständigkeit gefordert wird, sollte daher der Kupfergehalt max.
0,02% betragen. Mangan- und Chromzusätze verbessern das Korrosions-
verhalten der Legierungen. Bei geringen Verunreinigungen mit Kupfer
(0,02 bis 0,06%) ist die Wirkung des Chroms dem Mangan überlegen.
Diese korrosionshemmende Wirkung des Chroms zeigt sich besonders bei
den gegenüber einem Kupfergehalt anfälligeren, höher legierten AlMgSi-
Legierungen, während bei niedriger legiertem Material der gegenüber
Mangan überlegene Einfluß des Chroms erst bei höherenKupfergehalten
(0,2%) in Erscheinung tritt.
Eine große Bedeutung hat die Legierungsgattung AlMgSi auch als
elektrisches Leitermaterial erlangt. Hierzu werden niedrig gattierte Legie-
rungen mit 0,4 bis 0,7% Mg und 0,5 bis 0,6% Si verwendet, die nach einem
hl
34 l
m/Qm ~~
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29 ~ 24
o8 1624 48 72 96 h 14~
An/andauer (bei 160°C)
Abb. 612. Abhängigkeit der Leitfähigkeit und der Zugfestigkeit eines gezogenen AIMgSi·Drahtes VOll
der Anlaßdauer bei 160·0 (Si: 0.6%. Mg: 0.45%. Fe: 0,3%) (nach ALUSUISSE).
49 AltenpohI, Aluminium
770 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 784
5.31 Ubersicht
Seit den um die Mitte der Zwanziger Jahre veröffentlichten Unter-
suchungen von W. SANDER und K. L. MEISSNER [1 bis 3] ist, bekannt,
daß Legierungen auf AlZnMg-Basis durch Kalt- oder Warmaushärtung
beachtliche Festigkeitswerte erreichen. Diese Legierungen haben aber
wegen ihrer Empfindlichkeit gegen Spannungskorrosion lange Zeit
keine praktische Bedeutung erlangt. Erhöhtes Interesse gewannen sie
erst wieder, als es nach systematischen Untersuchungen gelang, durch
richtige Dosierung der Legierungsbestandteile Zink und Magnesium so-
wie durch Zusätze von sog. "Stabilisatoren", wie Chrom, Vanadium u. a.,
oder durch geeignete Wärmebehandlung die Anfälligkeit gegenüber
Spannungskorrosion zu beseitigen.
Heute werden die AIZnMg-Knetlegierungen in zunehmendem Maße
zur Herstellung von Walz produkten, Strangpreßprofilen und Schmiede-
teilen eingesetzt. Die AIZnMg-Legierungen besitzen eine Reihe wertvoller
Eigenschaften. Sie sind in der Wärme ausgesprochen leicht verformbar.
Sie behalten ihren hellen Glanz auch im eloxierten Zustande weitgehend
bei und stranggepreßte Profile zeigen eine glatte, riefenfreie Oberfläche.
Während bei den meisten aushärtbaren Aluminiumlegierungen zur Erzie-
lung optimaler Festigkeitseigenschaften die Lösungsglühung in einem
relativ engen Temperaturbereich vorgenommen werden muß, ist dies bei
der Legierungsgattung AIZnMg nicht erforderlich. Nach einer Glühung
bei 350 oe erreicht man nach anschließender Auslagerung bei Raum-
temperatur praktisch die gleichen Festigkeitswerte wie nach Lösungs-
glühung bei 500°C [4 bis 6]. Dieser weite Temperaturbereich für die
Lösungsglühung bringt wesentliche Vorteile, da eine überhitzung oder
ungenügende Festigkeitseigenschaften als Folge einer Unterschreitung
der vorgeschriebenen Lösungsglühtemperatur weitgehend ausgeschlossen
sind. Bei den aushärtbaren AICuMg- und hochlegierten AIMgSi-Legierun-
Lit. S. 784] 5. Aushärtbare Knetlegierungen 771
gen ist es überdies notwendig, daß das Material nach der Lösungsglühung
schroff abgeschreckt wird. Bei den AlZnMg-Legierungen braucht auch
diese Bedingung nicht erfüllt zu sein. Die Art der Abkühlung nach der
Lösungsglühung kann sehr weitgehend variiert werden, ausgenommen
eine extrem langsame Abkühlung.
5.32 ZU8tand8diagramm
Das ternäre System der aluminiumreichen Legierungen wurde vor
allem von W. KÖSTER und Mitarbeitern [7, 8] untersucht, ferner von
W. L. FI~K und L. A. WILLEY [9]. Abb. 613 zeigt die Aluminiumecke des
AL b 8 10
Zinkgehalt
A\,1I. 613. Altlmilliumeeke des DreiHtoffsystems Alumininm-Zink-MagnesiulIl bei Raullltelllllpmtur
(nach W. KÖSTER U. K. KAM [19]).
Sl"hraffierter Bereich: Luge der gebräuchlichsten Handelsle!lierullgen.
a Leg. AIZnMg3 COllstruktal 21/42;
b Leg. AIZnMgl ConstruktaI21/51, l:nidur;
r Leg. A-Z4G Zicral3, Seleral, MT1, Huperalumag T. 35;
d l,eg. A-Z6G Seler"I MT~. SU]lemlulllag T. 45. Htrollgal·6;
(' Leg. AIZnl\fg l"nidal.
49*
772 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 784
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-...0 15
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"J 10
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7 Gew.-% () 5 4 3
Zinkgeha/t
ALb. 614. Zugfestigkeitswerte von AIZnMg-Legierungen (Bleche) in Abhängigkeit vom Zink- und
Magnesiumgehalt (lösungsgegliiht bei 450"C, abgeschreckt und 90 Tage bei Raumtemperatur aus-
gelagert) (uach AL USUISSE).
5.35 Verformbarkeit
:j.3G Wärmebphandlung
- -~._-~ ~---------l~~---I
Eine separate Lösungsglühung wird in der Praxis nur bei Blechen vorge-
nommen. Profile werden nach dem Pressen nicht mehr lösungsgelüht. Die
Abkühlung nach dem Pressen erfolgt bei Profilen mit geringen oder mitt-
leren \Vand<lieken an der Luft, und nur bei großen Wanddicken oder
dicken Rundstangen wird in Wasser abgeschreckt. Auch Bleche werden
sicherheitshalber meist in Wasser abgeschreckt.
Die Lösungsglühtemperatur für Bleche liegt normalerweise bei 450
bis 470°0, <loch werden. wie Abb. 615 zeigt, zwischen etwa 350 und 500°0
die gleichen Werte erzielt. Die Raumtemperaturauslagerung (Abb. 616)
geht relativ langsam vor sich und ist auch nach Jahren noch nicht beendet.
Im Hinblick auf die beträchtlich höheren 0,2-Dehngrenzenwerte, die bei
\\'armaushärtung erreicht werden, wird das Material meist bei erhöhter
Temperatur ausgelagert. Die \Varmaushärtung kann zwischen etwa 50
776 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 784
36 I - J
kp/mm2 I
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Warmaus/agerongsdauer
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Warmaus/agerungsdauer
Abh. 618. Festigkeitseigenschaften von bei 450°C lösnngsgeglühten nnd ahgeschreckten AlZnMg-
Blechen nach verschiedener Warmauslagerungsdauer bei 100. 120 und 160°C (mit 7tägiger Vor-
lagerung bei Raumtemperntur) (nach ALUSUISSE).
Zusammensetzung Zn 4,8%. Mg 1,4%. Mn 0,3%, Cr 0,14%. Ti 0,08%
Warmauslagerungstemperatur: 0 100'C; + 120'C; x 160'C.
5.37 A ushärtun(Jskinetik
130[1---r
kp/mm z 1
120-c-~
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70
h .9(;
Abb. 6U). Rückbildung und Wiederanstieg der IIärte bei einer AIZn~lg·Legierung nach Glühung bei
UO"C während 0 bis 96 h (nach ALUSUISSE).
Znsammensetzllng: Zn 4,8%, ~IgL4%, ~In 0,3%, Cr 0,14%. Ti 0,08%; Ausgangszustand : Lösungs-
geglüht und 7 Tage vorgelagert bei 20".
0--- ----0 Nach Warmaushärtung sofort geprüft;
.~- - . Nach Warmaushärtung 30 Tage bei 20°(; ausgelagert.
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kp/mmz
100 .. , '-l , ,
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50 -t·· --l-
'1
4O~510 30 min 60 0 1 ;: 5 8 h 10
Warmauslagerungsdauer
Abb. 620. Rückbildung lIud Wiederanstieg der Härte bei einer AIZnMg·Legierung nach Glühung bei
240'C während 0 bis 10 h (Salzbad) (nach ALUSUISSE).
Zu~ammensetzung: ZIl4.H~'o.1\[g 1,4~,~, MnO,3%. CrO,14%, Ti 0,080/0; Ausgangszustand: Lösungs-
geglüht und 7 Tagp yorge]a~ert bei 20°C.
lagert, so steigen diese wieder auf ihre ursprünglichen Werte an. Dies gilt
jedoch nur für einen bestimmten Temperaturbereich und für eine be-
grenzte Dauer der Wärmeeinwirkung. Abb. 620 zeigt den Einfluß der
780 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 784
Dauer der Wärme einwirkung (Salzbad) bei 240°C auf die Härterückbil-
dung und auf den durch anschließende 1monatige Raumtemperatur-
auslagerung erreich baren Härteanstieg .
Dieser Auslagerungseffekt wird mit zunehmender Glühdauer zu-
sehends schwächer, und nach 5 Stunden verliert das Material seine Fähig-
keit zur Kaltaushärtung vollständig. In diesem Punkt ist das MateriaL
wie bereits oben erwähnt, "totgeglüht".
Den Mechanismus dieser Vorgänge kann man sich gem. Abb. 619 etwa
so yorstellen, daß die bei der Vorlagerung gebildeten Clusters nach kurz-
zeitiger Wärmeeinwirkung "aufgelöst" werden, und das Material wieder
dem lösungsgeglühten Zustand entspricht. Bei der anschließenden Kalt-
auslagerung kommt es erneut zur Clusterbildung, die den Kaltaushär-
tungseffekt herbeiführt. Wird die Wärme einwirkung verlängert, so bildet
sich die Zwischenphase, die entsprechend ihrer ausgeschiedenen Menge
einen Aushärtungseffekt bewirkt, der mit zunehmender Warmauslage-
rungsdauer größer wird. In gleichem Ausmaße vermindert sich aber
dadurch. die für die Clusterbildung zur Verfügung stehende Konzen-
tration an Zink und Magnesium und die Nachhärtung wird geringer. Nach
Warmauslagerung über 8 Stundfln bei 120°C ist der Anteil an ausgeschie-
dener Zwischenphase bereits so hoch, daß praktisch keine Nachhärtung
mehr stattfindet. In ähnlichem Sinne ist der in Abb. 620 gezeigte Kurven-
verlauf zu deuten. Entsprechend der höheren Temperatur (240°C) geht
aber die Ausscheidung rascher vor sich, so daß der Nachhärtungseffekt
rascher abgebaut wird. Zudem beobachtet man keine Warmaushärtung
mehr, da bei dieser Temperatur nicht die aushärtende Zwischenphase,
sondern die Gleichgewichtsphase ausgeschieden wird. Nach 5stündiger
Glühung bei 240°C ist die Ausscheidung bereits so vollständig, daß auch
nach monatelanger Lagerung die Nachhärtung ausbleibt (Totglühung).
Für das Ausmaß der Warmaushärtung ist nicht nur die Menge der ausge-
schiedenen Phase, sondern auch die Größe der Teilchen und ihre Ver-
teilung maßgebend. Die Ausscheidungen sind um so feiner, je tiefer die
Warmauslagertemperatur gewählt wird. Bei Temperaturen zwischen 50.
und 100°C erreicht man daher die größten Warmaushärtungseffekte.
Über etwa 140°C vergröbern sich die Teilchen rasch, und die hohen Festig-
keitswerte werden nicht mehr erreicht.
Arbeiten über die Kinetik der Kalt- und Warmaushärtung wurden vor
allem von W. KösTER und Mitarbeiter [20, 21] und von I. J. POLMEAR
[22 bis 24] veröffentlicht.
5.38 Korrosionsverhalten
Das allgemeine Korrosionsverhalten der AlZnMg-Legierungen ist den
AICuMg-Legierungen überlegen [27], doch erreichen die Legierungen,
wie Abb. 621 zeigt, die Beständigkeit der AIMg- und AIMgSi.Legierungen
nicht. Stark kOITosionsbeanspruchte Teile müssen daher mit Schutz-
anstrichen versehen werden. Auch beim Zusammenbau mit anderen
Legierungen ist dem wegen des hohen Zinkgehaltes unedlen Potential
dieser Legierung Rechnung zu tragen. Gegen Witterungseinflüsse ist das
Material beständig. Durch die nach längerer atmosphärischer Einwir-
kung an der Oberfläche sich bildende graue bis schwarze Patina werden
die mechanischen Eigenschaften nicht beeinträchtigt. Noch mehr als die
übrigen Aluminiumlegierungen ist diese Legierungsgattung gegenüber
Schwitzwasser anfällig, so daß das Halbzeug auch unter günstigsten
782 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 784
--
AlCuMg"..-' dung es gelang, die Spannungs-
I--'~ . AlZnMfl- korrosionsbeständigkeit soweit zu
v'
V' ~ verbessern. daß eine weitgehende
V technische Verwendung dieser Le-
_1!:~fl§!'--=
'V - --- gierungen ermöglicht wurde. Zur
1..-..-- --
praktischen Lösung des Problems
0
)<' ,l4LCuMg .I.
AtZnMg
wurden verschiedene Wege be-
schritten: Da die Empfindlichkeit
1/ 1
'0 V
/'" ,
V- gegen Spannungskorrosion mit a b-
nehmenden Gehalten an Zink und
_dLM2§!"--- Magnesium verringert wird, kann
ik, --J-- ---
00 1 2 3 4 6 8 Monate 12 durch entsprechende Begrenzung
Korrosionsdauer der Konzentration dieser Legie-
Abb. 621. Festigkeits- uud Dehnungsverlust von rungskomponenten auch ohne be-
AIZn:Mg-B1echen (Zn 4,5%. :Mg 1 %) bei der sondere Zusätze (Chrom, Mangan,
Salzsprühkorrosion im Vergleich zu AlM:gSi 1 und
AICuMgl (nach ALUSUISSE). Vanadium) ein gegen Spannungs-
korrosion praktisch unempfind-
liches Material hergestellt werden. Dies ist der Fall. wenn die Summe
Zn + Mg 5,5% nicht wesentlich überschreitet (z. B. 4,5% Zn + 1 % :\fg).
Die mit diesen Legierungen erreichbaren Festigkeitseigenschaften liegen
allerdings unter denen der AlCuMg-Legierungen; ein Vorteil ist jedoch,
daß die diesem Material eigene ausgezeichnete Verarbeitbarkeit in
der Wärme, beispielsweise beim Strangpressen von Profilen weit-
gehend erhalten bleibt, die schon durch kleine Beimengungen yon
Mangan oder Chrom merklich beeinträchtigt wird. Auch die hen'or-
ragende anodische Oxydationsfähigkeit bleibt bei Legierungen ohne
Sonderzusätze erhalten. Durch die Verwendung yon im Strangguß-
verfahren hergestellten Blöcken mit einem Minimum an umgekehrter
Blockseigerung wurde diesbezüglich eine weitere Verbesserung erzielt.
Bei den höher gattierten Werkstoffen wird die Beständigkeit gegen
Spannungskorrosion durch Zusätze von Mangan und vor allem durch
einen geringen Chromgehalt (0,1 bis 0,15%) angestrebt. Auch Vanadium,
das hauptsächlich der deutschen Legierung "Hy 43" [13, 38, 39] zuge-
setzt wurde, wirkt spannungskorrosionsvermindernd. Heute wird dieses
Element aber kaum mehr als "Stabilisator" zugattiert. Da besonders bei
höheren Eisengehalten die Gefahr der Bildung von primären Aluminiden
Lit. S. 784J .i. "\ushärtbare Knctlegierungen 783
besteht, die nicht nur die mechanischen Eigenschaften, sondern vor allem
die Ermüdungsfestigkeit des Material:,; beeinträchtigen, ist eine genaue
Dosierung dieser ZUtlätze erforderlich. Eine weitere Verbessenmg wird
erzielt, wenn die "\bkühlung nm der Löwngsglühtemperatur nicht
schroff, wie da" beispielsweise beim Eintauchen in \Vasser der Full ist,
sondern durch verzögerte Abkühlung erfolgt. Sehr gute Ergebnisse
wurden mit der von P. BRENNER beschriebenen Stufenabkühlung erzielt
r27j, bei welcher da6 Glühgut einer Zwischenabschreckung uuf 150 bis
200°C unterworfen wird mit anschließender \Vasserabschreckung. Auf
diese Weise abgekühlte Profile aus Constructal20j5:3 mit 5% Zn. a~/~ Mg
und O,R% Mn erwiesen sieh selbst nach einer mehrtägigen Anlaßbehand-
lung bei 100 0 e volb;tändig unempfindlich gegen ~pannungskorrosion.
;).39 Schweißbarkeit
Das rasch zunehmende Interesse, das heute den AIZnMg-Legierungen
pntgegengebracht wird, ist zum großen Teil durch die selbsttätige ~ach
härtung der Schweißzone bei Raumtemperatur bedingt. Beim Sehweißen
~O,-,--.-,--,-,--,-,--,--,-,--,-,
kp/mm2
~20 mm 80 60 40 20 0 20 40 60 80 mm 120
Absfand von der Schweißnaht
Abb.62:!. Härteyerlullf quer zlir S('!lwpiJJllaht bei TIG-gese1nvpißten AIZJl.~\[g-HledlPll, Zll ... tancl
JihHUlt!:.;geglüht ulld k;lHallsi-!phtirtd. wH'h alls('hlif'ßellder ]{nlllntf'ilIprrntnf-An--Il\!..!.f'Tung
(nad, ALl·SnSSE).
5.41 Übersicht
50 Altcnpohl, Aluminium
786 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 798
5.42 Konstitutions/ragen
o 6 8 10 12 14 16 aew.- %20
Zin/rgE'ha/1
Ahh.623. Ausschnitt aus dem qllarternärell System Alulllinium-Zillk·~lagnesium·Kupfer hei 460'0
(Cu 1,5%) (na('h L. H. WILLEY [30a]).
50*
788 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 798
Legierung I Zn % I Mg % I Cu % I Mn % I Cr % I Herstellerland
ist ein Kupferzusatz von etwa 1,5% üblich. Der Ohromzusatz liegt meist
bei 0,2% oder darunter. In den meisten Fällen werden noch einige Hun-
dertstel Prozent Titan zur Kornfeinung zugesetzt. Viele Legierungen ent-
halten überdies einigeZehntelprozenteMangan (0,1 bisO,3%). Die natür-
lichen Verunreinigungen Eisen und Silizium werden, der besseren Ver-
arbeitbarkeit wegen, möglichst tief gehalten. Dies ist vor allem beim
Eisengehalt wichtig.
Zink und Magnesium bilden die für die Aushärtung wichtige Zink-
Magnesium-Phase. In richtigem Verhältnis abgestimmt, steigen mit
zunehmender Konzentration dieser beiden Legierungskomponenten auch
die Festigkeitseigenschaften an.
Kupfer erhöht die mechanischen Festigkeitswerte und verbessert das
Spannungskorrosionsverhalten, verringert aber etwas die Korrosions-
beständigkeit der Legierungen. Nach den Untersuchungen von M. OOOK,
R. OHADWICK und N. B. MUIR [34] nehmen Dehngrenze und Zug-
festigkeit durch Zusatz von 0 bis 2% Ou bei Zinkgehalten von 6 bis 8%
stark zu. Bei höheren Kupferzugaben (3 %) ist der Anstieg gegenüber 2 %
nur noch gering. Dies hängt offenbar damit zusammen, daß nach
W. HUME-RoTHERY [31] die maximale Löslichkeit von Kupfer bei
460°0 bei Legierungen mit 6 bis 8% Zn und 2,5% Mg nur 1 bis 2%
beträgt.
Der günstige Einfluß des Kupfers auf das Spannungskorrosionsverhal-
ten wird nach R. O. CHADWICK [35] einer Verminderung der Potential-
differenz zwischen Korn und Korngrenzen zugeschrieben. I. J. POLMEAR
[36] hat festgestellt, daß Kupfer die Aushärtung bei Temperaturen unter-
halb 50°0 verzögert, daß aber zwischen 100 und 200°0 die Warmaushär-
Lit. S. 798] 5. Aushärtbare Knetlegierungen 789
5.43 Halbzeug
Das Halbzeug, meist Profile, Stangen und Bleche, wird ausschließlich
aus stranggegossenen Barren hergestellt. Durch besondere Maßnahmen
ist es möglich, auch sehr große Barrenformate mit feinem Korn rißfrei
zu gießen und die umgekehrte Blockseigerung auf ein zulässiges Minimum
zu beschränken.
Obwohl die Korrosionsbeständigkeit dieser Legierungen besser ist als
die der AIOuMg-Legierungen, werden die Bleche normalerweise plattiert.
Als Plattierwerkstoff verwendet man eine Legierung aus Reinaluminium
mit einem Zusatz von 1 % Zn, deren Potential - 960 mV beträgt gegen-
über - 830 mV der Kernlegierung, und die daher eine kathodische Fern-
schutzwirkung auf den Grundwerkstoff ausübt, wenn dieser durch
Kratzer oder sonstige Verletzungen der Blechoberfläche frei liegt. Die
Plattierung beschränkt sich ausschließlich auf Bleche. In Italien ist eine
manganhaltige Plattierlegierung (Al +1 %Zn +
1 % Mn) geprüft
worden, die gegenüber der Al + 1 % Zn-Legierung bei praktisch gleicher
kathodischer Schutzwirkung den Vorteil höherer Härte und besserer
Korrosionsbeständigkeit aufweist. Auch die Diffusion der Legierungs-
elemente aus dem Kernmaterial in die Plattierschicht soll deutlich gerin-
ger sein [39].
SEN [1] beträgt die Zugfestigkeit. von Blechen aus Legierung 7075 bei
einer Abschreckgeschwindigkeit von etwa 20 grd(s nur wenig mehr als
90% de~ nach Abschrecken in kaltem Wasser erreichbaren Wertes, wäh-
rend beim Abkühlen in ruhender Luft noch 63'% erreicht werden.
Da der Lösungsglühbereich relativ weit und zudem gegenüber den
übrigen Aluminiumlegierungen nach tieferen Temperaturen verschoben
ist, treten schon nach dem Abschrecken von Temperaturen wenig ober-
halb 300°0 merkliche Aushärtungseffekte auf. Bei einer Legierung mit
6,3% Zn. 2,:~% Yrg und 1,5% Ou werden naeh Glühung bei 400°0,
- --1------ - --- -
II
--1------------
I
i
-T---T---'---------
118
024 6' 16 24 h 48
Warmaushärfungsdauer(IJSOC)
Abb. 624. Yerlanf der mechanischen Eigenschaften von AIZn"!.fgCn-Blechen bei der Warmanshärtnng
(135'C) (nach ALUSUISSE).
ZUR:umnellsptzlLug: 6,3% Zu, 2,3~~ Mg, 1..5% Cu, 0,30/0 l\ln, 0,2% Cr;
Lö"nngsglühtempemtnr: 4ÜO°C.
~ '?: 52
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ZwischE!!7/agertlflgsauuer
Abb. 627. Einfluß der Zwiseheulagernngsdauer zwischeu Abschrecken und Warmaushärten auf die
mechanischen Eigenschaften von 7075-Blechen (nach E. H. DIX [28]).
Warmaushärtung: ° 120'Cj24 h; • 135°Cj12 h.
Lagerdauer
Abb.629. Verlauf der Festigkeitseigenschaften von AIZnMgCu-Blechen une] -Profilen bei
Raumtemperatur (nach ALUSUISSE).
Zusammensetzung: 6,3% Zn, 2,3% Mg, 1,5% Cu, 0,3% Mn, 0,2% Cr;
Lösungsglühtemperatur : 460'C
- - - Profil - - - - Blech, plattiert
~ 6,{--~I(---)(------l.
~
. §~Sk----1-c--*-*-~
S'
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~I)
J,{--~I(-~~~~~~~--~
4 s 5 J 8
Zil7Kgehalf
Ahb. 030. Zugfestigkeitswerte ,'on w:mnausgehärteten AIZnMgCu-Legierungen in Abhängigkeit vom
Zink- und Magnesiulll-Ge!l;\]t. (1,5% Cu, 0,3% Mn, 0,2% Cr) (nach ALlJSUISSE).
796 C. Eigenschaften des .Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 798.
....
'"
...........
20
Ko/fverformungsgrod
.............
50
r--
-
90 %100
von 50% vollständige Rekristallisation erst bei 400°0 ein, d. h. bei einer
Temperatur, bei der gewisse Legierungsbestandteile in Lösung gehen und
nach Luftabkühlung bereits namhafte Aushärtungseffekte hervorrufen.
Soll maximale Weichheit erreicht werden, so müssen die während der
Rekristallisationsglühung bei 400 bis 440 °0 in Lösung gegangenen
Legierungskomponenten wieder ausgeschieden werden. Dies geschieht
entweder durch eine langsame Abkühlung im Ofen bis auf etwa 250°0,
wobei die Abkühlungsgeschwindigkeit 5 bis 10 grdjh betragen soll,
oder aber durch eine an die Rekristallisationsglühung anschließende
Nachglühung (Stabilisierungsglühung) im Ofen bei 240 bis 260°0 wäh-
rend 4 bis 6 Stunden. Nach einer auf diese Weise durchgeführten Glüh-
behandlung härtet das Material auch nach Monate dauernder Lagerung
nicht mehr nach. Für leichtere Verformungsarbeiten genügt in vielen
Fällen auch eine einfache 2 bis 4stündige Glühung bei 310 bis 330°0,
wobei Kristallerholung und teilweise Rekristallisation eintritt, was dem
Werkstoff die wünschbare Verformbarkeit, z. B. durch Walzen, wieder
verleiht.
Lit. S. 798J 5. Aushärtbare Knetlegierungen 797
5.46 Verbindungsarbeiten
Die wichtigste Verbindungsart ist das Nieten. Da Nieten aus dem
gleichen Werkstoff kalt jedoch sehr schwierig schlagbar sind, werden viel-
fach AlCuMg-Nieten verwendet. Das Schweißen kann nach dem üblichen
Verfahren erfolgen. Die Festigkeitseigenschaften beim warmausgehärte-
ten Material fallen jedoch in der Schweißzone stark ab und erreichen nur
durch" eine erneute Lösungsglühbehandlung mit anschließender Warm-
auslagerung wieder annähernd die Eigenschaften des Ausgangsmaterials.
5.47 Korrosionsverhalten
Das allgemeine Korrosionsverhalten der AlZnMgCu-Legierungen ist,
wie bereits erwähnt, besser als das der AICuMg-Legierungen, aber
schlechter als bei den AIMn-, AIMg- und AIMgSi-Legierungen. Durch die
Plattierung der Bleche erhält das Material jedoch eine Korrosions-
beständigkeit, die derjenigen des Reinaluminiums vergleichbar ist. Auf
798 C. Eigenschaften des· Aluminiums und seiner Legierungen
tl. Gußlegierungen
Von H_ A,'bl'llz.:'IJeuhausen am Rheinfall (Sdnveiz)
GD-AlMg8(Cu)
- 0-0,5 0-0,20
1,3
1,0
--
-
1,2
0,6
0,2
0,05
0,40
0,1
i
6 GD-AIMg9 - 6,0-11,0 -
0,30 -- 0,3 0,05 0,10
G-AlMgl0
(2)
zäh-hart sehr gut sehr gut sehr gut sehr gut Maschinen- und Motorenbau
AlSitOMg J
~
(3)
zäh-hart gut gut schlecht sehr gut Hydraulik (Pumpen), Architektur
AlSi5Mg
(4)
AlMg3
korrosionsbeständig,
weich
gut mittel schlecht bedingt Architektur, Lebensmittelverarbeitl
f
~.
<Xl
c:
(5) 8.
seewasserbeständig gut schlecht schlecht keine Architektur, Schiffbau ~
AlMg5
~.
(6) I
AlMg8 bis AlMg9 korrosionsbeständig bedingt Optische Industrie
···········~äh~härt mittel schlecht mittel ..
AlMg10 sehr gut .. schiffliäü~dhemie
(7)
hochfest, duktil gut mittel schlecht sehr gut Fahrzeugbau
AlCu4
,
f
II ~
(8) I rn
mittelhart sehr gut I sehr gut sehr gut I bedingt Maschinen-, Apparate- und Fahrzel u 00
AlSi6-7Cu3-4 I ~
-
Lit. S. 817] G. Gußlegierungen 803
Mn 0-0,5 I
I
0-0,5
Z uliissige Bei- Fe 0,4 0,8
nwngungen in der Ti 0,15 0,15
:UHRRt'! Zn 0,10 0,50
Cu 0,03 1.0
:\Ig 0,05 0,3
,
Xi 0,05 0,2
I
Pb 0,0.5 I
0,1
:--;n 0,05 I 0,1
sonstige: einzeln 0,05 0,05
I
Summe Xi +- Pb -I-- Sn + I
I Cu + + Fe Ni
Zn ..L
weitere === 0,15 I + "Ig + Pb + Sn =
2,5
---
Rohstoffbasis vorwiegend Schrott
Hüttenaluminium
6.3 Kolbenlegierungen
Die Kolben \'on Verbrennung:-;motoren durchlaufen extreme Be-
:-;ehleunigungen uml müssen daher vor allem leicht sein. Aluminiumkolben
erfiillcn diese Forderung. Die Verhrennungstemperaturen in Verbren-
nUIlg8motoren sind aber sehr hoeh. DeHhalb ist es auch die gute 'Värme-
leitfähigkeit des Aluminiums, welehe seine Anwendung als Kolben-
werk8toff begünstigt. Indem nämlich dadurch ein rascher Abfluß be-
träehtlicher vVärmemengen von der Verbrennungsraumseite des Kolbens
zl1:-<tandc> kommt, ist pine allzu Rtarkc fTbcrhitzung dieser Oberfläche und
51*
804 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 817
Das Gießen der Kolben ist günstiger, wenn im Hinblick auf Ge-
wichtsersparnis und Wärmefluß sowie auf eine der dynamischen Be-
anspruchung angepaßte Formgebung eine komplizierte Gestalt ge-
wählt werden soll.
0' I
/0
Cu 1,2 1,0 1,1 7,0 9,5 4,0 2,2 2,2
R·
cl 12,0 17,0 25,0 5,5 0,55 <0,3 1,6 0,1
Mg I 1,0 1,0 1,0 0,3 0,25 1,5 1,5 1,5
Fe : <0,7 <0,8 <0,7 0,6 0,5 <0,3 1,1 1,0
Mn 1<0,2 0,5 <0,2 0,4 0,4 <0,2 <0,05 <0,05
Ni 1,0 3,4 1,0 <0,2 <0,2 2,0 1,2 1,2
Ti 09 ,~ <0,2 -- - - - - -
Verarbei-
G G G G G G G -
tungsver-
fahren
W W - - - W - W
I
6.335 lllangan verhält sich ähnlich wie Eisen, hat aber einen stärker
erhöhenden Einfluß auf die Warmfestigkeit. Schon bei geringen Gehalten
bildet ::\1angaJl in Gegenwart von Silizium Primärausscheidungen vom
Typ AllOC:Vfn. Fe)2Si. welche das Gießen erschweren illld durch Seigerung
im Schmelzofen die Legierungszusammensetzung verändern. Mangan-
zusätze "ind deshalb bei Kolbenlegierungen nicht häufig anzutreffen.
6.337 'l'itan und Bor werden als Kornfeinungsmittel bei jenen Kolben-
legierungen angewandt, bei welchen der ,x-Mischkristall primär erstarrt.
Titan verhindert die Rekristallisation bei Schmiede-Kolbenlegierungen,
beispielsweise bei AICu4Ni2Mg (s. a. Abschn. A 1.24).
oe
180
• I (J-A!f1g3 I r
I Y- Leqierung
'-j
.. (J - AI SilZ Cu Nif1q
G-AI Si16 CuNiflg
, Grauguß . I
L-------~---L.-L~LL_L_L_L~~~WO
I I I I I
G·AlSil2Cu~iMg * I
Yollaushärtung fiiO-515 7 50-80 170-175 5h
!
I Teilaushärtung 530-535 14 50-80 140-145 12 h
C;·AICu4Ti I
Yollaushiirtung 530-535 14 50-80 155-160 12 h
* Kolbonlegierung.
812 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 817
6.42 Stabilisierungs(Jlühen
rungsglühen hat auch zum Zweck, die Deformationen, die aus Gefüge-
umwandlungen entstehen können, vor der spanabhebenden Bearbeitung
auszulösen. Dabei soll gefügemäßig eine höhere Stabilität, d. h., ein dem
Gleichgewicht näher liegender Zustand hervorgerufen werden, so daß bei
Anwendung der Gußstücke in der Wärme keine Maßänderungen mehr
auftreten. Letzteres ist z. B. bei Kolben wichtig, welche sehr engen
Toleranzen der Abmessungen unterliegen (Absehn. C 6.34).
Eine Stabilisierungsglühung soll die mechanischen Eigenschaften
möglichst wenig beeinträchtigen. Folgende Behandlungen zeigen, daß
dies nicht immer möglich i:;;t [141 (Tab. 103);
Temperatur Härteverlust
Legiernn~ Dauer h
°r HBinkpjmm'
Cl-AlSi6Cu4 240 8 66 -+ 60
350 2 52 -+ 50
G-AlSi12
240 8 kein
G-AlSi5Mg :350 2 62 -+ 43
G-AIMg3 B50 2
G-AlMg5
G-AICu4NiTi
350
240
2
8
) kein
6.51 Probestabforrnen
Tabelle 104.
Fe8tigkeit8., Dehnung8· und Härtewerte einiger Aluminium·Gußlegiet'lIl1gen
Kokillenguß Sandguß
Legierung Gbw(50 • 10') Gbw(50 . 10') Zustand
kp/mm' kp/mm'
6.54 Warmfestigkeit
Literatur zu Kapitel C6
[1] SCHOFIELD, .-\.., u. L. ::\1. WY.~TT: ::\Ietallurgia 37 (1948) 187.
[,:?] KUHN, M.: Konstruktion 2 (1950) 3-6.
[31 MAHLE-Kolbenkunde, Stuttgart: Mahle KG 1954.
[1] KOCH, E.: Aluminium 30 (HI54) 333-340.
52 Altenpohl, Aluminium
818 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 838
7.1 Vbersicht
S. A. P.-865 865 13
S. A. P.-895 895 10
S. A. P.-930 930 7
52*
820 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 838
Die ALCOA stellt heute in USA zum Teil nach Patenten der ALU-
SUISSE eine Reihe von S. A. P.-ähnlichen Sinteraluminium-Werk-
,stoffen her, welche die Bezeichnung "APM Products", d. h. "Aluminium
Powder Metallurgy Products", erhalten haben.
ALCOA-Bezeichnung Nomineller Al 20 a-Gehalt in %
neu alt
Dem ______+-_J
106 - - .
/'
.,
10~
103 ./ ~~-
.",
a ~
..§ 10 2
-
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16 -- - --~-
15 - - - -:;":;;;..0 -
I - -~~I\,
-+-
t-=--=
I·
500
-
14 /' ....
b 13/" I i~ 0
o 100 ZOO 300 400 500 600 oe 700
Sin ferfemperoflJr
und mit einem Druck bis zu 10 Mp/cm 2 warmgestaucht. Dabei steigt die
Dichte annähernd auf den theoretischen Wert. In diesem Zustand hat
S. A. P. die höchsten Werte von Zugfestigkeit und Härte; so beträgt z. B.
die Zugfestigkeit von S. A. P.-865 hei Raumtemperatur 40 kp/mm 2 und
die Brinellhärte 140 kp/mm 2 ; die Dehnung ist aber noch gering.
824 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 838
Fließpressen. Auch das Fließpressen in der Wärme läßt. sich mit Erfolg
auf Sinteraluminiumwerkstoffe anwenden. Beispielsweise wurden auf
diese Weise Rippenrohre mit 6,3 mm Innendurchmesser und 0,63 mm
Wanddicke in Längen von 4 m fjießgepreßt.
7.52 Modellversuche
Wie das eben beschriebene Gefüge während der Herstellung des Halb-
zeugs entsteht, ist von J. HERENGUEL und J. BOGHEN [56] sowie von
H. G. COLE [57] in Modellversuchen veranschaulicht worden.
Bei den Versuchen von H. G. COLE [57] wurden Stapel von Alu-
miniumblechscheiben sowie Aluminiumfolienschnitzel stranggepreßt. Es
zeigte sich, daß die Überreste der ursprünglichen Oxydhäute selbst in
diesen relativ groben Systemen oft als Korngrenzen wirken und die
Rekristallisation und die Gleitung bei der Verformung behindern.
7.53 Rekristallisationsversuche
kpjmm Z
oder von der Dicke der Flocken
abhängen. Diese beiden Größen
/4'
~r---~~/~~-+~~-~r-.-~ sind einander umgekehrt propor-
tional, so lange die verschie-
denen Pulver gleich dicke Oxyd-
~
~ 30 I-+-~-I-~~--t:.-,L--'=--~I-- häute aufweisen. Man kann aber
~
~ Abb. 638. Zugfestigkeit von Aluminium-Sin-
terkörpern in Abhängigkeit von der rezi-
proken Flockendicke (F. V. LENEL u.Mitarb.
[43], J. HERENGUEL U. J. BOGHEN [56],
R. IRMANN u. Mitarb. [3]) bzw. vom rezi-
proken Abstand der Oxydteilchen
(E. GREGORY u. N. J. GRANT [31]).
10 0:------'------,L------'----.,...J • E. GREGORY U. N. J. GRANT [31];
1 C 3 ,um-1 ~ + F. V. LENEL u. Mitarbeiter [43];
reziproke Flockendicke ; reziproker X J. HERE)lGUEL U. J. BOGHEN [56];
Abstand der OxydleiJchen ° R. IRMANN u. Mitarbeiter [3].
durch Glühen an der Luft, durch Behandeln mit Wasserdampf oder durch
Zusatz von feiner Tonerde den Oxydgehalt erhöhen, ohne die Flocken-
dicke zu vermindern. F. V. LENEL fand, daß eine solche Erhöhung des
Oxydgehaltes eine viel geringere Steigerung der Festigkeit bewirkt als
eine Verminderung der Flockendicke. Die O,02%-Elastizitätsgrenze bei
Raumtemperatur war in guter Übereinstimmung mit dem nach der
Formel von F. ROHNER berechneten Wert; die Zugfestigkeit bei Raum-
temperatur und bei 400 oe folgte dagegen eher der halblogarithmischen
Beziehung nach M. GENSAMER und Mitarbeitern [63]. Daß der Einfluß
der Flockendicke auf die Festigkeit bei Raumtemperatur den Einfluß
des Oxydgehaltes bei weitem überwiegt, war auch von R. IRMANN und
A. v. ZEERLEDER [20,27] sowie von J. HERENGUEL [56] gefunden worden.
Es dürfte somit als gesichert gelten, daß die Feinheit der Oxydteilchen
von ausschlaggebender Bedeutung ist.
Trägt man die von verschiedenen Autoren gefundenen Werte der
Zugfestigkeit bei Raumtemperatur in Funktion von lid auf, Abb. 638, so
fallen die Meßwerte von R. IRMANN [3] und von E. GREGORY und N. J.
Lit. S. 838] 7. S. A. P. - das warmfeste Sinter-Aluminium-Produkt 829
GRANT [31], sowie die meisten der Werte von F. V. LENEL [43] in einen
ziemlich engen Bereich um eine Gerade. Dies ist umso bemerkenswerter,
als d bei R. IR}IANN und F. V. LENEL die im Mikroschliff gemessene bzw.
aus dem Bedeckungsvermögen berechnete Flockendicke, bei E. GRE-
GORY und N. J. GRANT aber den mittleren Abstand zwischen den Oxyd-
teilchen bedeutet. Dadurch ,vird bestätigt, daß der Abstand zwischen
den Oxydbäuten in einem flockigen Pulver und der Abstand zwischen den
Oxydteilchen in dem daraus hergestellten Halbzeug von der gleichen
Größenordnung sind. Bei den Werten von J. HERENGUEL [56] sind ver-
hältnismäßig dicken Teilchen viel höhere Festigkeitswerte zugeordnet
als bei den andern Autoren. J. HERENGUEL arbeitete mit Pulver, das aus
Folienabfällen von 10 [Lm Dicke durch Stampfen hergestellt worden war.
Dabei entstanden Pulverteilehen mit einer Dicke bis zu 15 [Lm, was offen-
bar durch eine weitgehende Verschweißung der einzelnen Flocken wäh-
rend des Stampfens verursacht wurde. Die aus dem Bedeckungsvermögen
berechnete Dicke it-lt dann ein Mehrfaches der kleinsten Abstände
zwischen den Oxydfilmen, und es ergibt sich daraus ein Wert von 1/d, der
mit demjenigen der andern Flockenpulver, die nicht verschweißt sind,
nicht verglichen werden kann.
Beim schweren S. A. P.-Pulver, das beim Mahlen in der Kugelmühle
weitgehend verschweißt wurde, kann kein Zusammenhang zwischen
:Festigkeit und Korngröße mehr festgestellt werden. In diesem Falle
müssen die mechanischen Eigenschaften mit den Abständen zwischen
den in die metallische Grundmasse eingebetteten Oxydteilchen in Bezie-
hung gesetzt werden.
Von großem praktischem Interesse ist die Frage, ob sich die Festig-
keitseigenschaften der oxydhaltigen Sinteraluminiumprodukte durch
Zusatz von Legierungsbestandteilen weiter steigern lassen. Wie W. SEITH
und G. LÖPMANN [64] gezeigt haben, ist die Diffusion in S. A. P. wesent-
lich schneller als in Reinaluminium, was darauf zurückzuführen sein
dürfte, daß im S. A. P. neben der sehr langsamen Volumendiffusion vor
allem eine Diffusion entlang den Korngrenzen und Körnchenoberflächen
erfolgt. Man kann daher für die Herstellung von legiertem S. A. P.
prinzipiell zwei ·Wege einschlagen. Man kann legiertes S. A. P.-Pulver
herstellen und dieses durch Pressen, Sintern usw. weiter verarbeiten, oder
man kann Reinaluminium-S. A. P.-Pulver mit Pulvern z. B. aus Kupfer,
Magnesium, Silizium usw. mischen und nach dem Pressen und Sintern
durch Diffusion Legierungen herstellen.
R. IRMANN [11, 14] untersuchte die Eigenschaften von Sinterproduk-
ten auf der Basis von AlCuMg, die nach den beiden angegebenen Ver-
830 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 838
Materials nach W. H. FmsKE [70] rasch ab, so daß diese Temperatur etwa
die Grenze für die Anwendung dieser Legierung darstellen dürfte. Nach
100stündigem Glühen bei 427 oe wurde außerdem eine gewisse Agglo-
meration der FeAla-Teilchen festgestellt. Der auffälligste Unterschied
gegenüber dem mit Oxyd verfestigten Sinteraluminium ist der Verlauf
der Dehnung, die bei Legierungen des erwähnten Typs mit steigender
Temperatur zunimmt, während sie bei den Aluminium-Aluminiumoxyd-
Legierungen abnimmt.
Vollständigkeitshalber sei erwähnt, daß von verschiedenen Forschern
versucht wurde, ausgehend von anderen Metallen ebenfalls dispersions-
gehärtete Werkstoffe mit ähnlichem Gefüge wie S. A. P. herzustellen.
Übersicht über diese Arbeiten siehe bei N. J. GRANT und 0. PRESTON [33].
7. 72 Mechanische Eigenschaften
Material %
I
Oxydgehalt prüftempe-I
ratur oe
Dehngrenze
0'0,.
Zugfestigkeit
aB
Dehnung
6,
I Brinell-
härte
kpjmm'
I kpjmm' 0'
,0 kpjmm'
I
400 11-12 12-13 2,5- 6
500 8,5-10 9-10,5 1,5- 4
Die Kerbzähigkeit ist für S. A. P.-865, -895 und -930 in Abb. 639 bei
verschiedenen Temperaturen dargestellt, entsprechend dem schweizeri-
schen Normblatt VSM 10925. Beim duktilen Material S. A. P.-930
ist die Schlagarbeit am größten.
Die thermische Stabilität von S. A. P. zeigt sich insbesondere im
KriechverhaIten unter Dauerlast bei erhöhter Temperatur. Ausführliche
Angaben über das Kriechverhalten und die Zeitstandbruchfestigkeit von
S. A. P. finden sich in verschiedenen Veröffentlichungen von R. IRMANN
Lit. S. 838] 7. S. A. P. - das warmfeste Sinter·Aluminium-Produkt 833
[7, 9, 20]. Abb. 640 zeigt einen Vergleich der bleibenden Dehnung von
Legierung Y (einer warm aushärtbaren AICuNi-Legierung) und S. A. P.-
865 nach 1000 Stunden Belastung bei Temperaturen bis 500°C. Man
erkennt, daß bei Temperaturen von etwas oberhalb 200°C der Sinter-
werkstoff der Knetlegicrung deutlich überlegen ist. Abb. 641 zeigt die
spezifische Belastung für bleibende Dehnungen von 0,1, 0,2 und 0,5%
für stranggepreßte Rundstangen der drei S. A. P.-Sorten bei Tempera-
m,---,----,----,---,----,----,
kpmlcm z / I
91----~---+----~--~--~--~
8r---+----r---+----~+_,---~
~/ I
/ I 12
lr---+----r---+----HL--T---~
10
z
,
i
o 100 200 300 400 500 oe 800 0100 ZOO 300 400 oe 500
Prüffemperatur Temperatur
Abb. 639. Einfluß der Prüftemperatur auf die Kerbschlag- Abb. 640. Bleinende Dehnung " von
zähigkeit (geprüft nach VSl\110925, Kerbradius 1 mm) Legierung Y (4% Cu; 1,5% Mg; 2% Ni)
von S. A. P.-865, S. A. P.-895 und S. A. P.-930 und S. A. P.-865 nach 1000 h Belastung
(nach ALUn:rSSE). (nach ALl:SUrSSE).
- S. A. P.-865; S. A. P.-S95; - - - S.A.P.-865;
_.-.- ~. A. 1'.-930. - - - -- Legierung Y.
t,uren bis 400 oe und Belastungsdauern bis 10000 Stunden; man erkennt,
daß die Dauerlast für eine bestimmte bleibende Dehnung nur langsam
mit der Zeit abfällt. Die Kriechfestigkeit von kaltgewalztem Blech aus
Hiduminium-100 (= S. A. P.-895) ist nach Untersuchungen der High
Duty AlloY8 Ltd. [72] etwas geringer als diejenige des entsprechenden
Stangenmaterials.
Die Beständigkeit der Aluminiumsinterwerkstoffe wird auch durch
das Verhalten im Ermüdungsversuch illustriert. Ungekerbte Proben aus
Sinteraluminium haben um 400 oe eine gleich große oder größere Wechsel-
festigkeit als viele Aluminiumlegierungen zwischen 200 und 250 oe.
Sinteraluminiumwerkstoffe bieten daher auch bei Anwendungen, wo
.',3 Altenpohl, Aluminium
834 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 838
'
10
kpjmm z j_ i e-----L- J_~_
- '- e=0,5% i i ~t
1-
-
~-
hJo,z
8
-.... -
'-
r-I- II I
7
~
: -1--
If
+--..j..!,' I
r- I--k~-n-
~
G
...... l""-
-.., ::--...
0"1%
.""",-
'-=0:
r:.:: Ir->
i'~..o.1 I
oi· . . r· ......
i
'i-..
'~H ~·i--I
I
,I . 1 ,
J
. I
I1 j i
z 100 1000
1
h 10000
Belastungsdauer
Abb.641. Kriechfestigkeit von S. A. P.-865, -895 und ·930 bei 400'C für verschiedene bleibende
Dehnungen (nach ALUSUISSE).
- - - S.A.P.·865; - - - - S.A.P.-8H5; - . - . - S.A.I'.-930.
Diese Abb. stellt das Ergebnis neuerer Untersnchungen an anderen Proben dar; deshalb weichen
die Werte etwas von denen gem. Abb. 640 ab.
6L-__-L____L-__-L__ ~
Abb. 642. Biegeweeilselfestigkeit (Umlaufbiegung 20· 10'
o 100 ZOO 300 oe .00 Lastwechsel) von S. A. P.·865 in Abhängigkeit von der
TBmpBrofur Temperatur (nach F. BOLLENRATH [73]).
53*
836 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 838
'h 74 Korrosionsbeständigkeit
Die Korrosionsbeständigkeit von S. A. P. ist sowohl bei Raum-
temperatur wie bei erhöhter Temperatur gleich gut wie diejenige des
Reinaluminiums, aus dem es hergestellt ist. Da die hohe Warmfestigkeit
sowie die gute Neutronendurchlässigkeit das S. A. P. zu einem interessan-
ten Werkstoff für den Atomreaktorbau machen, sind in den letzten Jah-
ren ausgedehnte Untersuchungen über das Korrosionsverhalten von
Aluminiumsinterwerkstoffen unter den Bedingungen des Reaktor-
betriebes gemacht worden.
Die Beständigkeit von S. A. P. gegen Kohlendioxyd, das bei manchen
Reaktoren als gasförmiges Kühlmittel verwendet wird, ist gut. Was die
ol'ganischen Kühlmittel anbetrifft, zeigten Untersuchungen von W. H.
FRISKE [70], daß M257 mit 6% Oxydgehalt bei 400 oe eine ausgezeich-
nete Korrosionsbeständigkeit gegenüber Polyphenylen aufweist.
Nachdem J. E. DRALEY und W. E. RUTHER [74] sowie F. H. KRENZ
[75] gezeigt hatten, daß das Korrosionsverhalten von geknetetem
Aluminium in Wasser von mehr als 200 oe und in Heißdampf durch
Zusätze von Nickel und Eisen wesentlich verbessert wird, wurden auch
mit pulvermetallurgisch hergestellten Produkten entsprechende Versuche
durchgeführt.
Wie E. ZURBRÜGG [76] feststellte, erlitt S. A. P.-895, das aus Alu-
minium mit 1 % Ni und 0,5% Fe auf dem üblichen Wege hergestellt
wurde, bei Korrosionsversuchen in ruhendem Wasser bei 300 oe keinen
zerstörenden Angriff.
Die korrosionshemmende Wirkung eines Nickelzusatzes fanden
N. J. M. WILKINS und J. N. WANKLYN [77] auch bei Untersuchungen in
Hochdruckdampf bestätigt.
H. W. SCHLEICHER und Mitarbeiter [78] konnten bei Korrosions-
versuchen in Wasser von 300 oe und in Dampf von 400 oe die passivierende
Wirkung von Zusätzen an Nickel und Eisen zu Aluminiumsinterwerk-
stoff ebenfalls bestätigen. Sie fanden ferner, daß ein aus nickellegiertem
Aluminium pulvermetallurgisch hergestellter Werkstoff ein besseres
Korrosionsverhalten zeigt als der konventionell durch Gießen und Kneten
verarbeitete Werkstoff von gleicher Zusammensetzung. Eine Erklärung
dafür liefert die von verschiedenen Forschern ausgesprochene Ver-
mutung, daß es nicht so sehr auf die spezielle Zusammensetzung als auf
die feine Verteilung der kathodischen Bestandteile ankommt (H. eORIOU
und Mitarbeiter [79] und F. H. KRENZ [75]), was sich auf pulvermetallur-
gischem Wege besonders leicht erreichen läßt.
Lit. S. 838] 7. S. A. P. - das warmfeste Sinter-Aluminium-Produkt 837
7.8 Anwendungen
Literatur zu Kapitel C 7
8. Korrosion
Von D. Altenpohl u. H. Zeiger, Zürich
8.1 Einleitung
Als Korrosion möchten wir den Übergang von Atomen aus dem Metall-
gitter in den ionisierten Zustand definieren. In diesem Sinne gehört auch
das Wachstum von Oxydschichten unter den Oberbegriff Korrosion [5].
1 Die interkristalline Korrosion durch Wasser erhöhter Temperatur wird an
dieser Stelle nicht behandelt werden, da über sie auf S. 636 bereits berichtet wurde.
Lit. S. 884J 8. Korrosion 841
8.3 Korrosionsprüfung
Korrosionsprüfungen werden ausgeführt, um das Verhalten eines
Werkstoffs unter bestimmten Bedingungen vorhersagen zu können, oder
um das Korrosionsverhalten verschiedener Werkstoffe oder von Werk-
stoffen in unterschiedlichen Zuständen vergleichen zu können. Die zuerst
genannte Fragestellung läßt sich anhand von Versuchen meist nur mit
einer ziemlichen Unsicherheit beantworten. Dagegen können Versuche
zum Vergleich des Korrosionsverhaltens verschiedener Werkstoffe bei
richtiger Wahl der Versuchsbedingungen gut reproduzierbare und sinn-
volle Ergebnisse liefern.
Man kann zwei Gruppen von Korrosionsversuchen unterscheiden:
Einmal Versuche unter den tatsächlichen Korrosionsbedingungen und
zum andern beschleunigte Versuche. Die erstgenannte Art der Versuchs-
durchführung erlaubt eine sicherere Voraussage. Oft sind jedoch derartige
Versuche nicht möglich oder zu zeitraubend, so daß auf beschleunigte
Versuche zurückgegriffen werden muß. Bezüglich der übertragung der
Ergebnisse ist jedoch große Vorsicht geboten (z. B. [8]). Hingegen
erlauben beschleunigte Korrosionsversuche im allgemeinen einen guten
Vergleich von verschiedenen Werkstoffen oder Werkstoffzuständen.
Richtlinien über die Durchführung von Korrosionsversuchen finden
sich z. B. bei [7 bis 9].
Bewitterungsversuche unter verschiedenen klimatischen Bedingungen
sowie Dauer- und Wechseltauchversuche in Meerwasser haben für die
Untersuchung von Aluminiumwerkstoffen besondere Bedeutung erlangt.
Einzelheiten über die zweckmäßige Durchführung derartiger Versuche
finden sich z. B. bei [10].
Die wichtigsten beschleunigten Prüfungen sind:
Der Salzsprühversuch mit neutraler oder saurer Lösung (teilweise mit
Zusatz von Kupfersalzen) [9, 10, 13]. Dieser Versuch entspricht einer
Beanspruchung in Meeresatmosphäre oder durch Sprühnebel von Meer-
wasser. Für Aluminiumwerkstoffe scheint der mit neutraler Lösung durch-
geführte Salzsprühversuch am geeignetsten zu sein, wenn auch eine
relativ lange Versuchsdauer benötigt wird.
Der Rührversuch [10]. Dieser Versuch ist für die Untersuchung der
Meerwasserbeständigkeit von Aluminiumwerkstoffen entwickelt worden
und eignet sich besonders zum Vergleich verschiedener Werkstoffe oder
Zustände. Bei Zusatz von Wasserstoffperoxyd zur angreifenden Lösung
erhält man relativ rasch Ergebnisse von befriedigender Reproduzierbar-
keit.
Der Wechseltauchversuch [10]. Auch dieser Versuch eignet sich recht
gut zur Feststellung der Meerwasserbeständigkeit, jedoch ist die Ver-
suchsdauer länger als beim Rührversuch.
Lit. S. 884] 8. Korrosion 843
--
eine z. B. durch Abschaben oder durch Aufdampfen im Vakuum erhaltene
oxydfreie Aluminiumo berfläche Ja
-
bei Raumtemperatur der Einwir-
f..--1 Z
kung trockner Luft oder trocknen
Sauerstoffs ausgesetzt, so wächst ..---
bereits in wenigen Minuten eine
Oxydhaut von etwa 10 A Dicke
~ 3
4 5
[15].
Im Verlauf mehrerer Tage o 20 40 60 80 h 100
wächst die Oxydhaut langsam Oxydationsdauer
weiter. Die dabei erreichte End- Abb. 643. Oxydation von Aluminium in trockenem
dicke wird von verschiedenen Au- Sauerstoff bei Raumtemperatur.
Kurve 1 nach N. CABRERA u.::<r. MOTT [30];
toren unterschiedlich angegeben Kurve 2 nach N. CABRERA u. J. HAMON [174];
Kurve 3,5 nach F. KELLER u. J.D. EDWARDS [15];
und liegt im allgemeinen bei 10 Kurve 4 nach N. K. ANDRt'SHENKO u. P. D.
bis 30 A [16, 16a, 17]. Anschlie- DANKOV [175].
ßend wächst die Oxydhaut an
trockener Luft nur äußerst langsam weiter; meistens ist kein weiteres
Wachstum mehr meßba,r. Aus Abb. 643 erkennt man deutlich den selbst-
hemmenden Mechanismus des Oxydschichtwachstums.
Die an feuchter I~uft gewachsenen Oxydhäute sind wesentlich dicker
als die an trockener Luft entstandenen und wachsen durch Jahre hin-
1 Der Test wird jedoch mit Erfolg zur Prüfung glanzeloxierter Automobil-
zierteile verwendet.
2 Der Grund hierfür liegt darin, daß in verdünnter Salzsäure der oben erwähnte
Korrosionsmechanismus III vorliegt, bei Bewitterung dagegen Mechanismus I oder II.
844 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 884
p p p
~.-------,--------r-------.--------.
p.g/cm l
500
450
400°C I
+---+-+~~----+---+
o z J h 4
Oxydationsdauer
Abb.645. Wachstum der Oxydschicht auf Reinstaluminium in trockenem Sauerstoff während der
ersten 4 Stunden (nach D. W. AYL~!Om:, S..J. GREGG n. W. R. JEPSON [28]).
Gem. Abb. 645 und 646 nimmt die Dicke der Gesamtoxydhaut bei
einer Glühung oberhalb 400 hzw. 450°8 sehr stark 7,U, siehe auch [21]).
Das Wachstum von Oxydschichten in feuchter Luft ist in Abb.647
wiedergege ben.
Um die z. B. in Abb. 643 und 645 bis 647 festgehaltenen experimen-
tellen Befunde über das Wachstum natürlicher Oxydschichten zu ver-
stehen, bedarf es einiger Keimtnisse über den 'Vachstumsmechanismus
diCFler Schichten.
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10
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I
o 20 40 60 80 100 120 140 h 160
Oxydationsdauer
Abb.646. Wachstums der Oxydschicht auf Reiustaluminium in trockenem Sauerstoff während der
ersten 160 Stunden (nach D. W. AYLMORE, S. J. GREGG U. W. B. JEPSON [28]).
3,0 42
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2,5
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125°C
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1,8
Oxydationsdauer
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Temperatur
Abb. M8. Beziehuug zwischen Temperatur und Dicke der Sperrschicht für natürliche Oxydschichten
(nach M. S. HuxT~m u. P. FOWLE [18)).
1 Man nimmt heute vielfach an, daß die Sperrschicht (ebenso wie die an
trockener Luft gewachsenen Schichten) aus Al4 0 6 -Molekeln besteht, durch welche
AP+-Ionen bis auf eine gewisse Distanz hindurchdiffundieren können [28, 29].
848 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 884
1 Zu Abb. 647 ist nachzutragen, daß das Wachstum der 8.perrschicht bei Raum-
temperatur und bei 125 oe in etwa gleich ist.
54 Altenpohl, Aluminium
850 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 884
54*
852 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 884
j I
,
I
Der Einfluß eines Magne-
siumgehaltes des AluminiumR
·~M~--H_--~--_4----~--+---~
~ ! I auf Zusammensetzung und Ei-
~ I I genschaften der natürlichen
~ 10 1\ 1 - 4 - - ~--·---tI--1 Oxydhaut ist besonders einge-
1 ~.~ .2 i._.-L'_1='_
Hagnesiumgehalt im Grundmetall
hend untersucht worden.
Bei Temperaturen bis 200 oe
° 0,02 0,04 0,08 0,08 0,10 mm 0,12 erfolgt durch einen Magnesium-
Entfernung von der Grenzfläche Oxyd: Luft zusatz keine deutliche Beschleu-
Abb.650. Verteilung des lIfagnesiums in der Oxyd-
schicht auf einer Aluminium-lIfagnesium-Legierung
nigung der Oxydation des Alu-
(nach R. D. GmuNsKI u. F.lIf. P. lIfEREDITH [46]). miniums in Sauerstoff oder trok-
kener Luft.
Bei höheren Temperaturen diffundieren Magnesiumionen wesentlich
schneller durch die Sperrschicht als Aluminiumionen [46]. Hierdurch
wird die in Abb. 650 erkennbare Magnesiumanreicherung im oberen Teil
der Oxydschicht bewirkt!. Sobald im Verlauf fortschreitender Oxyda-
tion der Anteil des Magnesiumoxyds in der Oxydschicht hoch genug ist,
wird die Schicht so stark aufgelockert, daß Sauerstoff (bzw. Wasser-
dampf) bis zu einer gewissen Tiefe in die Oxydschicht eindringen kann,
worauf die selbsthemmende Wirkung des Wachstums der Deckschicht
weitgehend aufgehoben wird [46]. Bei längeren Glühzeiten erhält man
dann ein lineares Schichtwachstum mit der Glühzeit [24] (Abb. 651).
Die Anwesenheit eines Oxydfilms mit einer Anreicherung an Magne-
siumoxyd nahe seiner Oberfläche hat einige für die praktische Anwen-
dung von Aluminium-Magnesium-Legierungen ungünstige Auswirkungen.
Beim Weichglühen von Aluminium-Magnesium-Legierungen an Luft
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I
I
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80
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200 0 e,
o 20 40 60 80 100 120 h 140
Oxydafionsdauer
Abb. 651. Wachstum der Oxydschicht auf einer 3%igen Aluminium-Magnesium-Legierung
in trockenem ~auerstotf (nach W. W. S~lELTZER [24]).
1 Das oxydbedeckte Aluminium ist also edler als z. B. Zink, dessen Potential
unter den gleichen Bedingungen -0,80 V gegen die Normal-Wasserstoff-Elektrode
beträgt [50].
Lit. S. 884] 8. Korrosion 855
o
! I 11
0,5 PH;4,45 PH=8,38-
Bereich der sauren I Bereich der stabilen Bereich der alkalischen
Korroton i OxydrChicht i (arrosion
I I I
AI+ + + Alz 03 ·HzO HzA103 -
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i metolliSihes Alumfni/Jm
10 12
und 8,5. 106 V/cm, was emer Schichtdicke von 11,8 bis 14 A/v ent-
spricht [18, 62 bis 64]. Unterhalb dieser Feldstärke fließt lediglich em
sehr germger Elektronenstrom durch die Formierschicht [6?].
Die Sperrschicht bei den natürlichen Oxydhäuten entspricht in etwa
einer Formierschicht von 1,5 bis 2 V [62]. Formierschichten können bis
zu etwa 600 V Formierspannung ohne Schwierigkeiten erzeugt werden,
bei höheren Formierspannungen treten im allgemeinen Schwierigkeiten
auf (Durchschläge).
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Abb. 655 zeigt die Zellen auf der Grenzfläche Oxydschicht-Metall in einer
Aufnahme nach H. GINSBERG und K. WEFERS [76], während Abb. 656
die porige Struktur gut erkennen läßt.
Bei derartigen Schichten ist die Dicke
der Sperrschicht, ziemlich unabhängig
vom Elektrolyt, nur der angelegten
Spannung proportional, wobei die
Dicke 10 bis 14 A/v beträgt (siehe
z. B. [77]). Die Dicke der Gesamt-
schicht ist für kleinere Schicht-
dicken proportional der aufgewen-
deten Strommenge (Stromdichte X
Zeit). Das Schichtwachstum kann
man sich so vorstellen, daß an der
dem Metall abgewandten Seite der
26000: 1 Sperrschicht durch Wanderung von
Abb. 655. Zellemtruktur der Grenzfläche Aluminiumionen durch diese Schicht
Oxydschicht·Metall einer mit Gleichstrom
in Oxalsäure erzeugten anodischen Schicht. mehr Oxyd gebildet wird, als an der
Pt·C-Ahdruck Grenzfläche Oxyd/Elektrolyt aufge-
(nach H. GINSBERG u. K. WEFERS [76]).
löst wird [19, 67, 68, 73, 75, 78,
79, 80]. Da das Aluminiumoxyd, aus
dem die Deckschicht besteht, ein Nichtleiter ist, kann die Leitung bei
den im Verhältnis zur Stromstärke geringen Feldstärken nur erfolgen,
25000: 1
Abb.656. Anodische Oxydschicht auf geglänztem Reinstaluminium erzeugt in 10% Sulfaminsäure
+ 5% Schwefelsäure. Schnitt parallel zur Oberfläche (nach ALUSUISSE).
Lit. S. 884] 8. Korrosion 861
wenn der Elektrolyt auf Grund einer porösen Struktur der Deckschicht
Zugang zur Sperrschicht hat.
Bei höheren Schichtdicken erfolgt eine stärkere Rücklösung der
Schicht, die schließlich die gleiche Geschwindigkeit wie die Neubildung
erreicht, so daß - abhängig von der Werkstofl"zusammensetzung, der
Elektrolytzusammensetzung und der Elektrolyttemperatur - nur eine
bestimmte Grenzdicke erreicht werden kann. Diese Grenzdicke liegt
beim Anodisieren mit Gleichstrom in Schwefelsäure ohne Kühlung bei
etwa 50 [Lm, während mit Elektroly-
ten mit geringerem Rücklöscvermö-
gen härtere und weniger poröse Schich-
ten mit Dicken bis einigen 100 [Lm auf-
gebracht werden können. Eine Ver-
minderung des Rücklösevermögens
kann etwa durch Verwendung eines
gekühlten Schwefelsäureelektrolyten
(siehe z. B. [81]) oder durch Verwen-
dung von organischen Sulfosäuren [82,
831 als Elektrolyt erzielt werden.
Das Porenmodell von F. KELLER,
NI. S. HUNTER und D. 1. ROBINSON [75J
bedarf jedoch noch weiterer Verfei-
nerung. H. GINSBERG und K. WEFERS
[761 haben anhand von elektronenmi-
kroskopischen Untersuchungen und 8100: 1
Elektronenbeugungsaufnahmen sowie Abb.657. Querschliff pllrtlilei zur Faser-
achse dnrch anodische Schicht (Oxalsäure,
auf Grund von elektrochemischen Gleichstrom). Grenzfläche Oxydschicht-
Messungen von H. GINSBERG und VV. Metall stufenförmig herausgeätzt. Pt-C-
Abdruck
KADEN [78] geschlossen, daß die Deck- (nach H. GINSBlmG u. K. WEFERS [76])_
schichten aus senkrecht zu (100)-Flä-
ehen gewachsenen "Fasern bestehen (Abb.657). Die Fasern haben eine
röhrchenförmige Struktur, wobei der Mantel aus röntgenamorphem
Aluminiumoxyd besteht, während der innere Teil wahrscheinlich An-
lagerungsverbindungen zwischen Elektrolytionen und Aluminiumoxyd
enthält. Der Stoffaustausch zwischen Elektrolyt und Sperrschicht erfolgt
entweder in flüssiger Phase im Innern der Röhrchen oder durch eine
Platzwechselreaktion nach J. F. MURPHY und C. E. MICHELS ON [84].
In der Technik wird weitaus am häufigsten das Gleichstrom-
Schwefelsäure-Verfahren benutzt.! Als Elektrolyt dient eine 15 bis 20%ige
(geschütztes Markenwort) bekannt geworden. Die gen aue Bezeichnung lautet aller-
dings "Eloxal-GS"-Verfahren, denn auch Verfahren mit Oxalsäure-Elektrolyt
führen die Bezeichnung "Eloxal" (Näheres siehe z. B. im Aluminiumtaschenbuch[89]).
862 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 884
8.51 Chromat-Phosphat-Schichten
Es handelt sich hier um Schutzschichten von meistens ca. 0,2 bis 1 [Lm
Dicke, welche durch chemische Reaktion entstanden sind. Bekannt sind
insbesondereMBV-,Alodine- und Bonderschichten 1 , Die am meisten ver-
wandten Bäder enthalten Chromate, teilweise werden auch Phosphat-
schichten (speziell zur Lackverankerung) oder Chromat-Phosphat-
Schichten aufgebracht. Je nach pH-Wert und Zusammensetzung der
Lösung sind die in Frage kommenden Schichten grau, grün oder gelb
gefärbt. Eine typische Schutzschicht dieser Art enthält 18 bis 20% Cr,
45% Al, 15 bis 17 % P und etwa 0,2% F [101].
Die Chromat-Phosphat-Schichten ergeben in einigen Korrosions-
medien eine Verbesserung der Korrosionsbeständigkeit der Aluminium-
oberfläche. Diese ist aber in den meisten Fällen relativ gering, falls nicht
auf die chemische Oxydationsschicht eine Lackschicht aufgebracht wird.
Wegen Einzelheiten der chemischen Oxydationsverfahren verweisen
wir auf die Literatur [89,101].
1 Geschützte lVIarkenworte.
864 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 884
erheblich erhöht wird, und zwar insbesondere gegenüber dem Angriff von
hartem Leitungswasser oder anderen wässigeren Lösungen [102, 103,
104].
Bei der Reaktion zwischen Aluminium und Wasser entstehen Oxyd-
schichten, welche einen mehr oder weniger großen kristallinen Anteil von
Bayerit (AI 20 3 • 3H 20) oder Böhmit (AI 20 3 • 1 H 20) haben. Bei der
Reaktion zwischen Aluminium und Wasser über 75°C oder Wasserdampf
dominiert die Bildung von Böhmit.
Diese erfolgt z. B. gemäß folgender Reaktion
Al + 2H 20 -+ Y Al (OOH) + 11 / 2 H 2 •
Böhmit
Diese Reaktion verläuft aber in Wirklichkeit über einige Zwischen-
stufen, bei denen Aluminiumoxydhydroxyde mit höherem Wassergehalt
(20 bis 40%) entstehen als Böhmit (15 % H 2 0-Gehalt). Die z. B. in kochen-
dem Wasser entstehenden Schichten sind vielfach als "Böhmitschichten"
bezeichnet worden. Die Frage der Nomenklatur ist wiederholt Gegen-
stand der Diskussion gewesen [108, 109], dürfte aber inzwischen geklärt
sein [102, 107].
Untersucht man Schichten, welche bei Temperaturen zwischen 80
und 250°C im Verlauf der Reaktion zwischen Alnminium und Wasser
entstanden sind, so stellt man folgendes fest [102]:
In einer weitgehend amorphen Matrix von Aluminiumhydroxyden
kristallisiert zunächst ein schlecht ausgebildeter Pseudoböhmit aus, der
sich mit zunehmender Tem peratur in gut kristallisierten Böhmitumlagert.
Im Temperaturbereich von 80 bis 100°C entsteht z. B. ein Oxydhy-
droxyd mit ca. 32% Wassergehalt [105]. Mit zunehmender Temperatur
nimmt der Wassergehalt der Schichten ab.
Zwischen 100 und 250°C weist die entstehende Oxydhydroxydschicht
einen mit zunehmender Temperatur abnehmenden Anteil an Pseudo-
böhmit auf [106], dessen Wassergehalt noch merklich oberhalb 15% H 20
liegt. Pseudoböhmit und Böhmit haben bei Röntgenfeinstrukturauf-
nahmen identische Linien und können am ehesten durch ihr Infrarot-
spektrum unterschieden werden.
Bei und oberhalb 250°C besteht die Schicht aus sauber kristallisiertem
Böhmit [106].
Die Oxydhydroxydschichten nehmen mit zunehmender Temperatur
der Reaktion eine festere Struktur an, erkennbar z. B. an ihrer Löslich-
keit in einem Gemil,;ch von Phosphorsäure und Chromsäure [102] bzw. an
der Selbsthemmung des Wachstums. Letzteres geht aus Abb. 658 hervor,
aus der man erkennen kann, daß bei ca. 80 bis 90°C ein Maximum der
erreichbaren Schichtdicke vorliegt. Bei höheren Temperaturen werden
die Schichten bei gleicher Behandlungszeit wieder dünner.
Lit. ::;. 884] 8. Korrosion 865
ftm
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oL __----L_ _-L----'-_~=--'
so 60 70 80 30 100°C 110 D Z.5 5 7,5 h 10
Temperatur Behand/ungszfil
Abb.658. 'Vachstnm YOll Ox:nlhydroxyd- AlJh.6;,)9. Auswirkung kleiner Zusätze ZUHl 'Vassr,r
schichten in O,15%iger Triäihanolaminlü- auf uas Wachstum uer Bölllnitschicht auf Heinalu-
$l:Ullg in Abhängigkeit von der Telllperatur nlinimll (schematisch).
(nach ALLSUISSlc). 2 llöhmitschicht in kochendem yollentsalztem
'Yasscr entstanden;
I wie 2, aber mit Zusatz Yon 1 ppm Wasserglas oder
Schwefeloiiure;
3 wie 2, aber mit Zusatz VOll NH 40H (0,1 normal);
4 in kochendeIll Leitungswasser entstandene Schicht
(grau verfärbt).
eine Rolle spielt. Die genannte Bildung von böhmit- oder pseudoböhmit-
haUigen Schichten tritt oberhalb 100°0 nur auf, wenn die reagierende
Aluminiumoberfläche mit überhitztem 'Wasser oder feuchtem Dampf in
Kontakt j"t. Im trockenen Dampf entstehen wesentlich dünnere Schich-
ten, welche bei Temperaturen von ca. 200 bis 300°C aus amorphem
Aluminiumoxyd bestehen [6].
Aueh die Oxydhydroxydschichten weisen einen mehrschichtigen Auf-
bau auf [110]: Wiederum hat man eine kompakte Sperrschicht von etwa
866 C. Eigenschaften des Aluminium~ und seiner Legierungen [Lit. S. 884
10 bis 20 A Dicke [20, 110], welche amorph ist oder aus Al40s-Mole-
külen besteht. Die daraufliegende Deckschicht weist bei den für den
Korrosionsschutz geeigneten Filmen meistens eine Schichtdicke von
etwa 0,2 bis 2 {Lm Dicke auf.
Das Schichtwachstum wird in erster Linie durch die Deckschicht
kontrolliert bzw. durch Zusammensetzung und Temperatur der reagie-
renden wässerigen Lösung. Bereits kleinste Zusätze, z. B. zu kochendem
destilliertem Wasser, haben einen deutlichen Einfluß auf das Schicht-
wachstum. Ein alkalischer pH-Wert (von z. B. 9 bis 10) beschleunigt das
Schichtwachstum. Kleinste Zusätze von Silikaten oder Sulfaten (in der
Größenordnung von 1 ppm) verlangsamen gem. Abb. 659 das Schicht-
wachstum und erzeugen einen instabilen Film. Hierüber liegen umfang-
reiche Untersuchungen vor, Literatur siehe bei [102].
In Abb. 660 wird das Korrosionsverhalten einer Böhmitschicht, einer
M.BV-Schichtl und einer Eloxalschicht 1 gegenüber 5%iger Weinsäure
und gegenüber saurer NaOI-Lösung miteinander und mit dem Verhalten
der natürlichen Oxydschicht verglichen. Man erkennt, daß die "Böhmit-
schicht" trotz ihrer geringen Dicke sehr langsam in Lösung geht. Dies ist
auf den kristallinen und weitgehend porenfreien Aufbau der in Frage
kommenden "Böhmitschichten" zurückzuführen, während z. B. MBV-
Schichten und EloxaIschichten, die weitgehend aus Hydroxyden oder
amorphen Oxyden aufgebaut sind, rascher in Lösung gehen. Böhmit-
haltige Oxydschichten werden neuerdings für den praktischen Korro-
sionsschutz vorgeschlagen und auch bereits angewandt. Wegen Einzel-
heiten verweisen wir auf die Fachliteratur [102, 103, 104].
Bei Temperaturen über 100°0 kann das Wachstum von Oxydhydro-
xydschichten eine starke Beschleunigung erfahren, welche zu einer
raschen Zerstörung des Werkstoffes führen kann (siehe dazu Seite 636).
Oberhalb 350 °0 sind fast alle Aluminiumwerkstoffe im Kontakt mit
Wasser nicht mehr beständig.
Die Kinetik der Reaktion zwischen Aluminium und Wasser ver-
schiedener Temperaturen wurde insbesondere von R. L. DILLoN unter-
sucht [89a].
8.6 Glänzen
Aluminiumwerkstoffe - insbesondere solche höherer Reinheit -
lassen sich mit Vorteil chemisch oder elektrolytisch polieren. Die elektro-
lytischen Glänzverfahren haben eine gewisse Verwandtschaft zu den Ver-
fahren der anodischen Oxydation; sie erfolgen unter anodischer Schaltung
des Werkstücks in einem Elektrolyt mit hohem Lösungsvermögen für
Aluminiumoxyd.
1 Geschützte Markenworte.
Lit. S. 884] 8. Korrosion 867
S
f1m Eloxalschichf
It
4
\ MBV-Schichf
1 8öhmif~Sdiii:hT
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na/ürliche .~AhnaIe
OJfYdschichf . i
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1 \2 M\3T
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'"fU11 b
3
Eine andere Erklärung geht davon aus, daß beim Glänzen ähnlich wie
beim Eloxieren eine Oxydschicht entsteht, welche aber durch den Elek-
trolyten sofort wieder aufgelöst wird. Hierbei wird die Oberfläche einge-
ebnet und dadurch der Poliereffekt bewirkt. Daher findet man nach dem
Glänzen oftmals eine kalottenförmige Oberflächenstruktur ähnlich wie an
der Grenzfläche Metall-Oxyd unter anodischen Schichten [79].
Die zuletzt gegebene Erklärung dürfte teilweise auch für die Vorgänge
beim chemischen Glänzen gelten.
Betrachtet man die geglänzte Aluminiumoberfläche mit dem Elek-
tronenmikroskop, so zeigen sich auf ihr häufig subkornähnliche Struktu-
ren, (s. Abb. 197 u. 198 S. 249). Diese entstehen durch im einzelnen noch
unbekannte Elementarvorgänge, z. B. aus Ätzgrubchen [113, 114, 115],
oder aber durch eine im Gefüge vorhandene Seigerungssubstruktur, wie
auf S. 618 beschrieben wird.
Die verschiedenen Glänzverfahren sprechen unterschiedlich stark auf
Legierungselemente und Verunreinigungen im Aluminium an. Die Gründe
hierfür sind im allgemeinen nicht geklärt, obwohl eine ganze Reihe von
Untersuchungen hierüber vorliegen 1 [116, 117, 118, 211].
An die Glänzoperation schließt sich im allgemeinen noch eine ano-
dische Oxydation an, um die geglänzte Oberfläche zu konservieren.
Dabei tritt häufig wieder ein gewisser Verlust an Glanz ein [119].
Wegen Einzelheiten über die in der Technik verwendeten, meist ge-
schützten Glänz- und Glanzanodisierverfahren wird auf die Literatur
verwiesen (z. B. [111, 120]).
55 Altenpohl, Aluminium
870 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 884
- ,
2
I t-
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I
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a Angnffsdouer
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~ I IIl99.99 I I
o 10 ZO 30 40 50 GO 70 80 .90 h 100
b Angnffsdouer
Abb. 661a u. b, Korrosion von ReinstaluIlliniuIll und von AEHn bei Anw('sellheit von SO,
(0,028 Vol.·%) und bei verschiedener Luftfeuchtigkeit (nach p, ~L AZIZ u. H. P. GODARD [].j7J).
a) 0 ReinstaluminiuIll
• All\ln } 52% Relative Feuchte;
b) 0 Reinstalulllilliulll
} 72~~ Relative Feuchte
o Aßfn
x Reinstallllninium
• AIMn } 85% Relative :Feuchte
L'llterschiedlichen OrdinatellIllaßstab der Teilbilder beachten!
Wenn Wasser oder eine wässerige Lösung in einem relativ engen Spalt,
der auf beiden Seiten von Aluminiumoberflächen gebildet wird, einge-
schlossen ist, so entsteht oftmals hier ein Korrosionsangriff, und zwar in
demjenigen Bereich des Spaltes, der an Sauerstoff verarmt ist (anodischer
Bereich). Der dazugehörige kathodische Bereich liegt an der Kontakt-
5fi*
872 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 884
fläche des Spaltes mit der freien Atmosphäre, da dort die wässerige
Lösung mit Sauerstoff angereichert ist. Ein flächenförmiges Lokal-
element der genannten Art bewirkt sogar bei Spalten, welche mit destil-
liertem Wasser gefüllt sind, einen schwachen Korrosionsangriff [136].
Dies ist z. B. der Fall, wenn beiAluminiumbändern eine Kondenswasser-
bildung an den Schnittkanten eintritt, worauf das Kondenswasser durch
Kapillarwirkung in die Windungen eingesogen wird. Dann entsteht oft-
mals in einem Abstand von 10 bis 20 mm von den SchniUkanten ein
schwacher Korrosionsangriff, erkennbar an einer weißen Verfärbung der
Oberfläche durch abgelagertes Korrosionsprodukt [140].
800
mV
600
.00
200
i~
-1
~ 'I--i+ 1- ~
i+~li-1
'
f------ iBl8-Stahl
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-400 I,
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-80 -60 -.0 -ZO 0 ZO ILAjcm 2 60
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1000
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500
(
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(..- ·i-·-
-1000
-1500
II Af99,5 l-/
-200 -150 -100 -50 0 50 p,A!cm Z 150
b Sfromdichte i
Abt,. 6G2a ll. b. "tromdichte-Spannungs-Kurven von A19ll,5- und 18/8-Stahl
(nach J. ELZE [144] bzw. H. ZEIGER [1451).
a) Elektrolyt: Phthalatpuffer (Modell für "Wasser"), AtmosIlhäre: I,nft 1 at, 25 c C;
b) ElektroJ~'t: Künstliches Meerwasser DIN 50907
PR = 7,5, Atmw;phäre: Luft 1 at, 25°(;.
ist dies in der Praxis jedoch nicht der Fall, wodurch sich die Steilheit der
Stromdichte-Spannungskurven entsprechend ändert. Wenn die anodisehe
'Fläche gegenüber der kathodischen klein ist, ist mit einem stärkeren
8 74 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen [Lit. S. 884
Das Auftreten von Lochfraß stellt beim Aluminium wie auch bei
anderen Metallen eine besonders unangenehme Form der Korrosion dar.
Es gibt insbesondere zwei typische Ur"achen für die Pittingbildung:
Der Oxydfilm ist in der in Frage kommenden angreüenden Lösung
fast, aber nicht ganz ausreichend beständig.
Ausfällung edlerer Metalle an schwachen Stellen der Oxydschicht.
J. M. KOLOTYRKIN gibt eine umfassende Übersicht über die Pitting-
bildung für eine Reihe von Metallen [177a]. Es dürfte aber schwierig
sein, allgemeingültige Gesetzmäßigkeiten zu benennen, die sowohl auf
die Pittingbildung bei Aluminium als auch bei Stahl und anderen Metallen
Anwendung finden können.
Lit.. S. 884] 8. Korrosion 875
Ordnet man nach kritischer Auswertung der Literatur [49] die gängi-
gen Typen der Aluminiumknetlegierungen nach ihrer Korrosions-
beständigkeit, so erhält man eine Reihenfolge, wie sie in den beiden
ersten Spalten von Tab. 111 angegeben ist. Dabei bezieht sich die Be-
ständigkeit auf Korrosion durch Bewitterung und durch Meerwasser.
Selbstverständlich ist diese Darstellung stark vereinfacht und kann
nur unter den Vorbehalten betrachtet werden, unter denen man Be-
ständigkeitsangaben allgemeiner Art nur machen kann. Die Angaben ver-
mitteln einen Vergleich der Beständigkeit der verschiedenen Aluminium-
werkstoffe. Somit bedeutet die Angabe einer nicht guten Korrosions-
beständigkeit bei den kupferhaitigen Werkstoffen keineswegs, daß sich
diese Werkstoffe bei sinnvollem Einsatz nicht bewährt hätten, d. h. unter
Beachtung der bei diesen Werkstoffen in der Regel üblichen Oberflächen-
schutzmaßnahmen wie Plattierung oder Anstrichen.
Neben den Hauptlegierungsbestandteilen spielen auch kleine Bei-
mengungen für die Korrosionsbeständigkeit eine wichtige Rolle. Zusam-
menfassende Arbeiten siehe z. B. [49, 158, 159].
Bei einigen Elementen, die als gewollte oder ungewollte Beimen-
gungen in Frage kommen, ist die Anzahl der Untersuchungen groß genug,
um aus ihnen einen systematischen Einfluß ableiten zu können (Tab. 110).
Je unbeständiger ein Werkstoff ist, um so weniger Elemente wirken ver-
schlechternd auf die Beständigkeit. Zusätze von Nickel und Kupfer setzen
die Korrosionsbeständigkeit in jedem Fall herab. Zusätze von Eisen wir-
ken bis zur Gattung AlMgSi, solche von Silizium nur bei Reinaluminium
schädlich (außerdem auch bei Aluminium-Magnesium-Legierungen,
sobald der Siliziumgehalt einen Wert von ca. 0,4 bis 0,6% überschreitet
[160]). Im Mittelfeld der Tab. 110 stehen die Elemente, die das Korro-
Lit. S. 884] 8. Korrosion 877
Al 99,5 - bis 0 0 +
AIMg - bise 0 +
AIMgSi 0 -I
AIZnMg - bis Q "u +
AIZnMgCu - bis 0
AICuMg - bis 0 "
',-) 0 -1
1 Eine Ausnahme liegt vor, wenn die unedleren Ausscheidungen einen zusam-
menhängenden Saum an der Korngrenze bilden, was bei AlMg-Legierungen bekannt-
lich zu rapider Korngrenzenkorrosion führen kann (s. Abb. 530b, S. 674).
Lit. S. 884] 8. Korrosion 879
8.86 Spannun(Jskorrosion
1oder Entmischungszonen.
21m Falle der AICuMg-Legierungen sind zwar die Ausscheidungen edler alb das
Korninnere, jedoch sind in der Nähe der Korngrenze unedlere ausscheidungsfreie·
~ällmp vorhanden [180], siehe dazu auch S. 742.
3 hz\\". bei AICuMg in den anodischen Zonen neben den Korngrenzen.
884 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen
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56 Altenpohl. Aluminium
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56*
888 C. Eigenschaften des Aluminiums und seiner Legierungen
Reinstaluminium Seigerung
--, Versetzungen 231, 243, 245, 246, - , Beseitigung durch Glühung des Guß-
625, 630 - gefüges 63-65
.Rekristallisation 31:3, 316, 319-371, -, Kornseigerung 47-50
607, 664-667, 696--700, 731, 776, -, Seigerung unter der Gußhaut 143
796, 827 bis 164
in "situ" 332, 370, 4-0:3 -, Umgekehrte Blockseigerung 135 bis
Rekristallisationsdiagramm 336, 614 142
Hekristallisationstextur :399, 401, 410, Seigerungssubstruktur 220, 249, 618 bis
412, 414, 662 620
Ikstschmelze49-62, 133, 134, 161-1i57 Sekundäre Rekristallisation 333, 360
Rißhildung, Geknetetes Gefüge 283, 298, bis 363,368
301, 669, 699, 661, 884 Selbstdiffusion 230, 309, 539, 640
--, Stranggußgefüge 126-128,160,291 Sequenz-Theorie 436, 479
Siedepunkt 512
R-Lage 391, 399, 404, 406
Silberzusatz 448, 612, 781
Rohaluminium 638
Siliziumgehalt oder -zusatz 25,127,166,
Röntgendichte 375
318, 346, 351, 362, 420-422, 633,
Röntgenfeinstruktur-L'ntersuchung 309,
613, 616, 649, 656, 688-ß91, 713,
313, 334, :n4-380, 466
7i57, 789, 806
Rückbildung 434, 446, 450, 462, 466, Sinterbandwalzen 116, 663
477,483,631,729, 778-780 S-Lage 388, 390, 403, 405
Rück)flühen, s. Entfestigung u. halb- Spannungs-Dehnungs-Diagramm 648
hartes Material Spannungskorrosion 667,669,676 bis681,
770-774,782-788, 798,880bis884
Salze, Salzbehandlung 106--110, 113, SpeiseI' 181
185 Sperrschicht 844-8ß3
Salzsprühversuch 842 Spez. Wärme 2, 512
Sandguß 172, 173, 189 Spiralabguß 178
S. A. P. 644, 818-837 Standfestigkeit 571-584
-, Anwendungen 837 Stapelfehler 206-207, 214-215, 234,
-. Eigenschaften 827 -836 244-, 398,477, 501
-, Festigkeitswerte 832-836 Stengelkristalle 33, 139, 159
-- , Korrosionsverhalten 836 Stoßglühen (Durchlaufglühen) 326, 326,
Schertextur 396 339,415,622,663,695-699
Sehlackentrübe 192-193 Strangguß
Schmelze, PhysikaL Eigenschaften 2, 12, -, Auswirkungen auf d. geknetete Ge-
38,522 füge 525, 642, 660, 715, 716
--, Reinigung von nichtmetaUischcn --- ,Auswirkungen auf Texturen und
Verunreinigungen 97-113 Zipfelbildung 400, 406-413, 422
Schmelzpunkt, Schmelzwärme 2, 38, ---, Gießtechnik 117 -128
512 -, Untersuchungen am Gußgefüge 47,
Schmieden 97, 569, 699, 718, 774, 797, 128-170
824 Strangpressen, Strangpreßprofil 289,
Schraffnrätzung 387 293, 317, 569, 599, 660, 718, 733 bis
Schräge Würfellage 399 738, 755, 763, 774, 782, 824
Schut".:gas (Glühatmosphäre) 325, 664, STRAUBE-PFEIFFER-Test 67, 104, 113
7tH, 853 Streckfiguren ("Fließfiguren"), 285 bio
Schutz schichten 697, 8i57 -866 287,6ß9
Schweißen, Schweißnaht 91, 97, 596, Streckgrenze 54-9
681,682,701,783,797,826 Streckgrenzeneffekt 234, 276, 284-287,
Schwindmaß 512 669
898 Sachverzeichnis
Altenpohl. Aluminium