Der Autogigant Volkswagen als Opfer eines einzigen Zulieferers? Das mutet wie
eine verkehrte Welt an (anmuten ... = to strike as ) nach „Dieselgate“,
Abgastests mit Affen und Kartellvorwürfen. Aber im Streit mit der Prevent-
Gruppe scheint so gut wie alles möglich — VW schlägt sich mit Boykotten und
aufs Zehnfache erhöhten Preisforderungen herum.
Schon lange schwelt der Konflikt zwischen dem Wolfsburger Konzern und dem
bosnischen Lieferanten. 2015 beginnt die Auseinandersetzung — in Brasilien.
Ein Ende? Nicht absehbar, eine Schadenersatzklage gegen VW ist angedroht,
und die wird laut Kreisen „umfangreich“ und damit vermutlich
milliardenschwer sein. Auch Daimler liegt mit der Zulieferergruppe der
Unternehmerfamilie Hastor im Clinch. ( to be at loggerheads )
Demnach fordert das Unternehmen allein im zweiten Quartal 150 bis 180
Millionen Euro mehr. VW kommentiert den Brief nicht: „Wir äußern uns
grundsätzlich nicht zu internen Unterlagen.“
Was ist eigentlich passiert? Alles beginnt 2015 in Brasilien, als Prevent den
Sitzbezug-Hersteller Keiper übernimmt. Es folgen Lieferstopp,
Preiserhöhungen und schließlich die Kündigung durch VW. Der Ärger bringt
Volkswagen 160 Tage Produktionsstopp, ein Minus von 140 000 Fahrzeugen
und Zwangsurlaub für rund 18 000 Beschäftigte ein.
Was treibt Prevent an? Es wäre Harakiri zu sagen, das Geschäftsmodell bestehe
darin, verbrannte Erde zu hinterlassen, heißt es in der Branche. Es gibt
Spekulationen, dass Prevent Grundstücke betroffener Firmen für Immobilien
nutzen will. Aber auch das wird zurückgewiesen.
Jedoch: Ein klares Bekenntnis gebe es nicht, warnt Patrick Selzer von der IG
Metall Saarbrücken. Die Beunruhigung in der Belegschaft der Neuen Halberg
Guss sei groß. Und: Sollten VW und Daimler als Kunden wegbrechen, fehlten
Produktionsmengen von 140.000 bis 150.000 Tonnen.
Das ist aber inzwischen der Fall. Bei ES werden rund 160 Stellen gestrichen.
Zwar verpflichtete das Landgericht Leipzig VW in einer einstweiligen
Verfügung, 30 Prozent des früheren Umfangs der von der Prevent-Tochter
gefertigten Bauteile abzunehmen — aber das ist eine Niederlage für den
Zulieferer, denn dies entspricht weitgehend dem zuvor abgelehnten
Vergleichsvorschlag von VW. Das Gericht bezeichnet einen
Belieferungsanspruch des Zulieferers zudem als „zweifelhaft“.