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P . b . b . 0 2 Z 0 3 1 1 0 5 M , V e r l a g s p o s t a m t : 3 0 0 2 P u r k e r s d o r f , E r s c h e i n u n g s o r t : 3 0 0 3 G a b l i t z
Praxisleitlinien Ergometrie
Praxisleitlinien Ergometrie *
M. Wonisch, R. Berent, M. Klicpera, H. Laimer, C. Marko, R. Pokan, P. Schmid, H. Schwann
für die AG Kardiologische Rehabilitation und Sekundärprävention der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft
Kurzfassung: Die Ergometrie stellt ein Standard- und Abbruchkriterien gegeben. Auch werden Emp- nostic procedures. The purpose of this recommenda-
verfahren in der Kardiologie dar. Dies hat sich auch fehlungen für die Durchführung, Bewertung der er- tion is to give a practical overview about ergometry.
durch neue diagnostische Verfahren nicht wesent- hobenen Parameter und verschiedene Einflussgrö- It contains physiologic fundamentals as well as an
lich geändert. Ziel dieser Leitlinien ist es, eine ßen angeführt. overview about assumptions, indications, contra-
praxisrelevante Übersicht über die Ergometrie zu indications and criteria about interruption. Recom-
geben. Neben den physiologischen und leistungs- Abstract: Practice Guidelines for Exercise mendations about the procedure, valuation of meas-
diagnostischen Grundlagen wird eine Übersicht über Testing. Exercise testing is a standard procedure in ured parameters and different influences are given.
Vorraussetzungen, Indikationen, Kontraindikationen cardiology. This has not changed with newer diag- J Kardiol 2008; 15 (Suppl A): 3–17.
For personal use only. Not to be reproduced without permission of Krause & Pachernegg GmbH.
Praxisleitlinien Ergometrie
2.4.3. Notfallsausrüstung
2.3. Räumliche Voraussetzungen
• Stethoskop, RR-Messgerät
Angenehmes Raumklima mit Raumtemperatur 18–24 °C, • Liege in unmittelbarer Nähe
relativer Luftfeuchte 30–60 %; ausreichende Raumgröße mit • Defibrillator: CE-Zeichen, Überprüfung zu Beginn jedes
Liege in unmittelbarer Nähe. Arbeitstages, Gerät während Ergometrie eingeschaltet,
Wartung nach Herstellerempfehlung
2.4. Apparative Voraussetzungen • Intubationsbesteck, Tubus, Ambubeutel, O2-Flasche
2.4.1. Ergometer • Spritzen, Nadeln, Verweilkanülen, Stauschlauch, Desin-
• Anforderungen: standardisierbar, reproduzierbar, dosier- fektionsmittel
bar • Telefon im Raum!!!
• Fahrrad- und Laufbandergometrie erfüllen diese Kriterien • Medikamente: Adenosin, Adrenalin, Ajmalin, Amiodaron,
am besten Atropin, Betablocker, Diazepam, Furosemid, Lidocain,
• Fahrradergometer: vorzugsweise drehzahlunabhängig Theophyllin, Verapamil;
elektrisch gebremst Infusionslösung (0,9 % NaCl oder 5 % Glukose) mit Infu-
• Bei speziellen Gegebenheiten und Erfordernissen: alterna- sionsbesteck;
tiv Armkurbel, sportartspezifische Ergometer (z. B. Roll- Nitroglyzerin, Fenoterol DA, Dextrose oral
stuhlergometrie, Ruderergometer)
Tabelle 1: Indikationen zur Belastungsuntersuchung zur Diagnostik und Verlaufskontrolle einer koronaren Herzkrankheit [4–6]
Klasse I Erwachsene Patienten mit mittlerem Risiko für eine KHK (auch Patienten mit komplettem Rechtsschenkelblock und ST-Strecken-
Senkung < 1 mm im Ruhe-EKG) nach Alter, Symptomen und Geschlecht (s. Tab. 2 – Vortestwahrscheinlichkeit)
Patienten mit klinischem Verdacht auf eine KHK oder bekannter KHK mit signifikanter Veränderung des klinischen Bildes
Klasse IIa Patienten mit bekannter KHK zur Verlaufskontrolle
Untersuchung von asymptomatischen Männern > 40 Jahre und Frauen > 50 Jahre vor mittelschweren bis schweren körperli-
chen Belastungen
Bei Berufen, bei denen eine Erkrankung Einfluss auf die öffentliche Sicherheit hat
Hohe Wahrscheinlichkeit für eine KHK (z. B. chronische Niereninsuffizienz, Diabetes mellitus)
Klasse IIb Patienten mit hoher Wahrscheinlichkeit für eine KHK (nach Alter, Symptomen, Geschlecht)
Patienten mit niedriger Wahrscheinlichkeit für eine KHK (nach Alter, Symptomen, Geschlecht)
ST-Strecken-Senkung <1 mm im Ruhe-EKG unter Digitalis-Medikation
linksventrikuläre Hypertrophiezeichen und ST-Strecken-Senkungen < 1 mm im Ruhe-EKG
Klasse III Abnorme Befunde im EKG (Präexzitationssyndrom, z. B. Wolff-Parkinson-White-Syndrom), permanente Schrittmacherstimula-
tion, ST-Strecken-Senkung > 1 mm im Ruhe-EKG, kompletter Linksschenkelblock (QRS-Breite > 120 msek), frischer (akuter)
Myokardinfarkt
schwere Begleiterkrankungen mit eingeschränkter Lebenserwartung
Patienten mit geplanter Revaskularisation
Tabelle 2: Vortestwahrscheinlichkeit
Typische Atypische Unspezifischer
Alter Geschlecht Angina pectoris Angina pectoris Thoraxschmerz Asymptomatisch
Tabelle 3: Indikationen zur Belastungsuntersuchung nach Tabelle 6: Indikationen zur Belastungsuntersuchung bei
Myokardinfarkt [4–6] Arrhythmie-Patienten [4–6, 18–20]
Klasse I Vor Entlassung zur Beurteilung von Prognose, körperli- Klasse I Identifikation des optimalen Frequenzverhaltens bei
cher Leistungsfähigkeit und Medikation, sowie zur frequenzadaptiven Schrittmacher-Systemen (Art der
Steuerung eines Therapietrainings Belastung ist sensorabhängig)
Nach Entlassung zur Beurteilung von Prognose, körper- Klasse IIa Patienten mit bekannten oder möglichen belastungs-
licher Leistungsfähigkeit, Medikation und zur Steuerung induzierten Arrhythmien zur Diagnosestellung
eines Therapietrainings wenn ein Belastungsversuch Beurteilung des Herzfrequenzverhaltens unter Belas-
vorher nicht durchgeführt wurde (Symptom-limitiert tung bei Patienten mit Vorhofflimmern
[nach etwa 2-6 Wochen])
Beurteilung therapeutischer Verfahren (medikamentös,
Zur Beurteilung von Prognose, körperlicher Leistungs- Ablation, antitachykarde Chirurgie) bei Patienten mit
fähigkeit, Medikation und zur Steuerung eines Thera- belastungsinduzierten Arrhythmien
pietrainings alle 6–12 Monate
Beurteilung des Herzfrequenz- und Rhythmusverhal-
Klasse IIb Vor Entlassung bei Patienten nach Herzkatheterunter- tens von Patienten mit ICD
suchung zur Beurteilung einer myokardialen Ischämie
Ausschluss proarrhythmischer Effekte nach Einleiten
Patienten mit abnormen EKG-Befunden (Präexzitations- einer antiarrhythmischen Therapie
syndrom, Wolff-Parkinson-White-Syndrom), Perma-
nente Schrittmacherstimulation, ST-Strecken-Senkung Beurteilung der chronotropen Kompetenz
> 1 mm im Ruhe-EKG, kompletter Linksschenkelblock, Klasse IIb Patienten mittleren Alters mit oder ohne KHK mit
Linkshypertrophie, Digitalis-Therapie isolierten ventrikulären Extrasystolen
Klasse III Schwere Begleiterkrankungen mit eingeschränkter Asymptomatische junge Patienten mit isolierten
Lebenserwartung Extrasystolen
Patienten mit geplanter Revaskularisation
Tabelle 4: Indikationen zur Belastungsuntersuchung bei Tabelle 7: Patienten mit arterieller Hypertonie [4–6, 21–23]
asymptomatischen Personen ohne bekannte koronare Herz-
krankheit [4–6] Klasse I Erkennung einer hypertensiven Belastungsreaktion
bei normalem und hoch (noch) normalem Ruheblut-
Klasse I Zur Beurteilung der körperlichen Leistungsfähigkeit druck (s. Tab. 8 – Belastungsblutdruck)
sowie zur Steuerung eines Therapietrainings bei Prognostische Aussagen (Entwicklung einer LVH,
Patienten mit kardiovaskulären Risikofaktoren kardiovaskuläres Risiko bei Hypertonikern ohne
Klasse IIa Zur Beurteilung der körperlichen Leistungsfähigkeit Organmanifestation)
sowie zur Steuerung eines Ausdauertrainings bei allen Wirksamkeit der antihypertensiven Therapie auf den
körperlich aktiven Personen Belastungsblutdruck
Einschätzung der Belastbarkeit und Trainingssteuerung
unter antihypertensiver Therapie
Tabelle 5: Indikationen zur Belastungsuntersuchung vor und
Klasse IIa Diagnose bzw. Ausschluss einer Weißkittelhypertonie
nach Revaskularisation [4–6]
Pat. mit LVH unklarer Genese zur Beurteilung des RR-
Klasse I Nachweis myokardialer Ischämie vor etwaiger Verhaltens
Revaskularisation Klasse III Arterielle Hypertonie in Ruhe (RR > 180/100 mmHg)
Beurteilung von Patienten mit rezidivierenden Sympto-
men (verdächtig für Ischämie) nach Revaskularisation
Beratung über das Ausmaß einer körperlichen Aktivität
und/oder des Trainingsprogramms einer kardialen
Rehabilitation
Tabelle 8: Belastungsblutdruck
Klasse IIa Asymptomatische Patienten mit hohem Risiko einer
Restenose 1 Monat nach Revaskularisation 75 Watt 100 Watt
Klasse IIb Regelmäßige Beurteilung des Status bei asympto- Alter RR (mmHg) RR (mmHg)
matischen Patienten mit hohem Risiko für Restenose,
Bypass-Verschluss oder Progression der KHK 20–50 Jahre 185/100 200/100
Klasse III Lokalisation der Ischämie zur Festlegung der Interven- 51–60 Jahre 195/105 210/105
tionsart 61–70 Jahre 205/110 220/110
Für die Berechnung der tatsächlich erreichten Leistung wird Zur Beurteilung einer etwaigen Arbeitsfähigkeit (Begutach-
ein interpolierter Wert errechnet: tung) sind neben der körperlichen Leistungsfähigkeit unbe-
dingt auch weitere klinische Parameter sowie individuelle
Erbrachte Leistung (W) = Leistung der letzten vollendeten Arbeitsbedingungen heranzuziehen.
Stufe (W) + (Steigerungshöhe (W) × Dauer der letzten Stu-
fe (s) / vorgegebene Stufendauer (s). 7.3. Herzfrequenz
Obwohl die Normwerte aus der Literatur teilweise differieren, Die Herzfrequenz zeigt bei Herzgesunden typischerweise
sollte als grober Anhaltspunkt ein Vergleich mit einem Soll- einen nicht ganz linearen, s-förmigen Verlauf [15]. Die maxi-
wert (Abb. 5) erfolgen. male Herzfrequenz nimmt linear mit dem Alter ab, der indivi-
duelle Maximalwert ist aber einer großen Streuung unterwor-
Dieser kann aus Abbildung 5 ermittelt oder nach folgender fen. So existieren mehrere Formeln zur Berechnung der maxi-
Formel berechnet werden: malen Herzfrequenz, alle jedoch mit einer entsprechend ho-
hen Standardabweichung. Daher wird empfohlen, sich eine
Körperoberfläche KO (m2) = 0,007148 × KG (kg)0,425 × einfache Formel zu merken:
L (cm)0,725 HFmax = 220 – Alter (± 15 %)
Ein verzögerter Herzfrequenzanstieg und/oder das Nichter- Tabelle 17: EKG-Veränderungen physiologisch-pathologisch
reichen des unteren Erwartungswertes kann medikamentös
induziert (z. B. Betablocker), aber auch Zeichen einer Sinus- Physiologisch Pathologisch
knotenfunktionsstörung sein. Eine sog. „chronotrope Inkom- P-Welle P-Überhöhung in Abnahme der P-Welle
petenz“, bei der weniger als 85 % der erwarteten maximalen II, III, avF
Herzfrequenz erreicht wird, geht bei Patienten mit bekannter PQ-Zeit Verkürzung Verlängerung
Herzerkrankung ohne bradykardisierende Medikation mit ei- Q-Zacke Bereits in Ruhe patho-
logisch
ner erhöhten Mortalität einher [31]. Der Herzfrequenzverlauf
R-Zacke Anfängliche Zunahme, Permanente Zunahme
ist bei Patienten mit KHK meist derart verändert, dass es nach danach Abnahme links- häufig bei ischämischen
einem anfänglichen verzögerten Herzfrequenzanstieg ab einer präkordial Reaktionen
Belastung von ca. 75 % der Maximalbelastung zu einem über- S-Zacke Zunahme präkordial
schießendem Anstieg der Herzfrequenz als Zeichen einer QRS-Komplex Verschiebung des R/S- Verbreiterung
myokardialen Einschränkung der Pumpfunktion im anaero- Überganges nach links
ben Bereich der Energieproduktion kommt (Abb. 2) [8, 10]. Änderung des Lagetyps
ST-Strecke Absenkung des J-Punktes ST-Hebungen;
mit rasch aszendierender ST-Senkungen (deszen-
7.4. Blutdruckverhalten (> 1mV/sek) ST-Strecke dierend, horizontal, träg
aszendierend)
Der systolische Blutdruck steigt unter zunehmender Belas- T-Welle Abflachung Zunahme > 1 mm
tung kontinuierlich an. Unter physiologischen Bedingungen QT-Dauer Verkürzung Verlängerung
sollte der systolische Blutdruck um 5–10 mmHg pro MET
(ca. 20–30 W) ansteigen [16].
systolischen Blutdrucks um mehr als 10 mmHg nach anfängli-
Der Blutdruck sollte bei untrainierten gesunden Personen un-
cher Blutdrucksteigerung abhängig von der klinischen Symp-
ter maximaler Belastung systolisch nicht über 250 mmHg
tomatik u/o Ischämiezeichen zum Abbruch der Ergometrie
oder nicht mehr als 140 mmHg über den Ausgangswert errei-
führen (Tab. 12).
chen [16]. Allerdings sind bei ausdauertrainierten, leistungs-
fähigeren Personen in Abhängigkeit der Maximalleistung
In der unmittelbaren Nachbelastungsphase kommt es zu
auch deutlich höhere systolische Blutdruckwerte durchaus
einem unverzüglichen Abfall des systolischen Blutdrucks.
physiologisch. Eine Belastungshypertonie oder unzureichend
Der systolische Blutdruck sollte 3 Minuten nach Belastungs-
medikamentös behandelte arterielle Hypertonie liegt daher
abbruch weniger als 90 % des Wertes unter maximaler Belas-
dann vor, wenn der Blutdruck, gemessen bei der Fahrradergo-
tung betragen. Sollte es nicht möglich sein, den Blutdruck
metrie, auf einer gegebenen Wattstufe, den nach der Formel
bei maximaler Belastung zu messen, so sollte der Blutdruck
in der dritten Nachbelastungsminute deutlich niedriger als
RRsyst = 120 + 0, 4 × (Watt + Lebensalter in Jahren)
in der ersten Nachbelastungsminute sein [16]. In jedem
Fall geht eine verzögerte Blutdrucknormalisierung in der
errechneten Wert übersteigt [32]. Liegt eine Belastungs- Nachbelastungsphase mit einem zunehmenden Risiko für
hypertonie vor, so ist diese ein Vorzeichen für eine zukünftige koronare Herzkrankheit und einer ungünstigen Prognose
Hypertonie [33–35]. Darüber hinaus ist die Belastbarkeit einher [39].
durch eine pathologische Blutdruckregulation eingeschränkt
[36] und eine hochgradige hypertensive Blutdruckregulation
kann unter Belastung auch zu ischämischen EKG-Verände- 7.5. EKG
rungen ohne Arteriosklerose führen [37]. Mittel- und lang- Eine Reihe physiologischer wie auch pathologischer EKG-
fristig geht eine Belastungshypertonie allerdings mit einem Veränderungen sind beschrieben [5] (Tab. 17).
gesteigerten Risiko der Entwicklung eines Myokardinfarktes
einher [38]. Eine besondere Bedeutung in der Interpretation des EKGs
zur Ischämiediagnostik unter Belastung kommt der Analyse
Patienten mit einer eingeschränkten Pumpfunktion unter der ST-Strecke zu. Als Bezugspunkt wird der J-Punkt, das ist
Belastung reagieren mit einer unzureichenden Steigerung derjenige Punkt, wo die S-Zacke in die ST-Strecke übergeht,
des systolischen Blutdrucks. Unzureichende systolische herangezogen (Abb. 6).
Blutdruckanstiege (maximaler systolischer Blutdruck
< 120 mmHg) und ein signifikanter Blutdruckabfall unter den Veränderungen der ST-Strecke lassen sich zunächst in ST-
Ausgangswert sind als Zeichen einer schweren myokardialen Senkungen und ST-Hebungen unterteilen. ST-Senkungen
Pumpfunktionsstörung und/oder einer koronaren Mehrgefäß- werden wiederum in aszendierend, horizontal und deszendie-
erkrankung zu werten. Ein sehr schneller Blutdruckabfall rend unterteilt (Abb. 7).
nach Belastungsbeginn kann auf eine Hauptstammstenose
hinweisen. Andere Ursachen von Blutdruckabfällen sind supra- Aszendierende ST-Strecken-Senkungen werden v. a. bei rasch
ventrikuläre oder ventrikuläre Arrhythmien, vasovagale Re- aszendierendem Verlauf (> 1 mV/sek) als normal angesehen.
aktionen, linksventrikuläre Ausflussbahnobstruktionen, Wir- Sollte jedoch der Verlauf nur träg aszendierend sein oder eine
kung von Antihypertensiva und Hypovolämie [38]. Auf jeden ausgeprägte ST-Senkung (> 0,15 ms 60–80 ms nach dem
Fall sollte ein Abfall des systolischen Blutdruckes auf Werte J-Punkt) vorhanden sein, gilt auch dies als Hinweis für eine
unter den Ausgangswert oder ein signifikanter Abfall des Belastungskoronarinsuffizienz.
Tabelle 18: Sensitivität und Spezifität der Ergometrie. Nach giebereitstellung entspricht, berechnet und zur Leistungsdia-
[Weiner DA et al. NEJM 1979]. gnostik herangezogen werden [14, 15, 52–54] (s. 7.3.1.).
Nimmt jedoch die Beziehung zwischen HF und Leistung
Sensitivität Spezifität Vorhersage-
n (%) (%) wert (%) einen annähernd linearen Verlauf, so liegt der Übergang
zwischen Phase II und Phase III der Energiebereitstellung bei
Geschlecht ca. 70 % der Herzfrequenzreserve. Nur in diesen Fällen sollte
Männer 1465 80 74 88 die Herzfrequenzreserve [55] zur Trainingssteuerung heran-
Frauen 580 76 64 46 gezogen werden [46, 47, 54] (s. 8.4.3.).
Ruhe-EKG
8.4. Trainingsvorschreibung
normal 1528 76 77 81
abnormal 517 88 43 72 In der Praxis wird oft die Anforderung an den Arzt in der Er-
stellung einer groben Trainingsherzfrequenz gestellt. Für ein
präventives und rehabilitatives Ausdauertraining wird die
Erkrankten. Die Spezifität gibt an, wie viele Patienten vom Trainingsintensität durch 3 relativ einfache Methoden fest-
Test als richtig gesund erkannt werden, gemessen an der gelegt.
Anzahl aller Gesunden. Der positive Vorhersagewert gibt an,
wie viele richtig positive Befunde ein Test liefert verglichen 8.4.1. Herzfrequenz bei 80–90 % der Herzfrequenz an der
mit der Anzahl der richtig und falsch positiven Befunde anaeroben Schwelle
(Tab. 18).
8.4.2. Herzfrequenz bei 50–70 % der maximalen Wattleis-
tung
8. Leistungsdiagnostik und Trainings- Einfachstes Verfahren, es ist jedoch eine Ausbelastung erfor-
therapie derlich.
Die Wirksamkeit einer Trainingstherapie ist abhängig von
8.4.3. Herzfrequenz bei 50–70% der Herzfrequenzreserve
der Trainingsintensität. Um eine Überlastung sowohl des
Die Trainingsherzfrequenz wird folgendermaßen berechnet:
kardiorespiratorischen als auch metabolischen Systems zu ver-
meiden [10, 42, 43], steht eine aerobes Ausdauertraining im
HFTraining = HFRuhe + ((HFmax – HFRuhe) × 0,5–0,7)
Vordergrund. Aus diesem Grund ist eine Belastungsober-
grenze unter der anaeroben Schwelle einzuhalten [8, 10, 42–
Voraussetzung für diese Berechnung ist ein linearer Verlauf
44]. Hingegen verhindert eine zu geringe Trainingsintensität
der Herzfrequenz bis zum Maximum sowie die vollständige
mit Belastungen unterhalb der aeroben Schwelle ein therapeu-
Ausbelastung.
tisch optimal wirksames Training [44, 45] (Abb. 2).
Kardial
Morbidität < 0,05 % [56, 70]
Tödliche Komplikationen 0,03–0,04 % häufiger bei symptomlimitierter als bei submaximaler Belastung [57–59]
Nicht tödliche Komplikationen 0,07–0,15 % häufiger bei symptomlimitierter als bei submaximaler Belastung [57–59]
Akuter MCI 0,035–0,1 % 4–20 % der MCI während oder in 1. Stunde nach Belastung
MCI 7 × häufiger als plötzlicher Herztod [5, 60–62]
Plötzlicher Herztod < 0,005 % [64]
Ventrikuläre Tachyarrhythmien 0,05–2,3 % bei hohem Risiko für ventrikuläre Arrhythmien bis 2,3 % [73, 74]
Supraventrikuläre Tachyarrhythmien 3,4–15 % bei bekannten paroxysmalen supraventrikulären Arrhythmien [70, 75–77, 94, 95]
<1% Vorhofflimmern/-flattern [5]
Ventrikuläre Extrasystolie 2–20 % Bei bekannter KHK in 7–20 %; 2–8 % bei asymptomatischen Patienten
[4, 18,19, 34]
Supraventrikuläre Extrasystolie 4–24 % [70, 75–77, 94, 95]
Paroxysmales Vorhofflimmern 0,8 % [94]
Passagerer Linksschenkelblock 0,4 % Unabhängiger Risikofaktor für Tod und kardiovaskuläres Ereignis [93]
Bradyarrhythmien Sick-Sinus-Syndrom, höhergradige AV-Blockierungen, chronotrope Inkompetenz,
PM Dysfunktion [78–84]
Hypotonie 3–9 % bei koronarer Mehrgefäßerkrankung oder Hauptstammstenose, Kardiomyopathie
mit hochgradig reduzierter Linksventrikelfunktion, linksventrikuläre Ausflusstrakt-
obstruktion, Herzklappenerkrankung, Arrhythmien, vasovagale Reaktion, Anti-
hypertensiva, Volumenmangel [85–90]
Hypertensive Blutdruckregulation
Ventrikelruptur sehr seltenes Ereignis nach MCI [65, 66]
Papillarmuskelabriss sehr seltenes Ereignis nach MCI [67]
Nicht kardial
Intrakranielle Blutung [68], thromboembolisches Ereignis [69], transiente globale Amnesie [91]
Gelenksbeschwerden, Muskelschmerzen, Lumbalgie
Tabelle 20: Mögliche Ursachen eines falsch positiven Be- (84 %) ergibt. Allerdings verringert sich dadurch die Spezifi-
lastungs-EKG’s tät (70 %) – bedingt durch häufig vorbestehende Veränderun-
gen des Ruhe-EKGs (frühere durchgemachte Myokardinfark-
Kardiale Ursachen
te, intraventrikuläre Herzreizleitungsstörungen) und/oder
Linkshypertrophie (Aortenvitium, hypertensive Krise) einer Linkshypertrophie [101, 102].
Kardiomyopathie
Mitralklappenprolaps 10.4. Komorbidität
WPW-Syndrom
Myokarditis
Ein Problem bei der Interpretation der Untersuchung kann
Ruhetachykardie
eine fehlende Ausbelastung aufgrund diverser Begleiterkran-
ST-Streckenveränderungen > 0,05 mV in Ruhe kungen sein.
Linksschenkelblock
Erkrankungen des Perikards Weitere Einflussgrößen auf das Ergometrieergebnis im Sinne
Nach Revaskularisation einer KHK bis zu 3–6 Monate von falsch positiven Befunden und falsch negativen Befunden
sind in den Tabellen 20 und 21 dargestellt.
Extrakardiale Ursachen
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