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Tempel von Abu Simbel

ägypten wo alles beginnt

Nassersee-Kreuzfahrt MS Steigenberger „Omar El Khayam“ vom 10.-17. Nov. 2014


von M. Berendsen

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ägypten wo alles beginnt

Nassersee-Kreuzfahrt MS Steigenberger „Omar El Khayam“ vom 10.-17. Nov. 2014


von M. Berendsen

Kreuzfahrten erfreuen sich bei mir zu immer größerer Beliebtheit, denn sie verbinden auf
einmalige, angenehme Art und Weise Kultur mit Natur und haben ein gewisses
nostalgisches Flair. Sie verhelfen bequem zu authentischen Reiseerlebnissen und man
fährt mit einer Fülle an bleibenden Eindrücken und Erfahrungen wieder nach Hause.
Besonders Flussfahrten haben es mir angetan. Die Schiffe sind klein, sehr übersichtlich,
es sind meist kaum mehr als 150 Passagiere an Bord, alles ist stresslos und gemütlich.
Auf dem Wasser unterwegs sein und langsam an der herrlichen Uferlandschaft des Nils
dahinzugleiten, ist zudem ausgesprochen idyllisch. Mal sehen was der Nassersee zu
bieten hat?

Der Nassersee, der durch den Bau des neuen Assuan-Staudamms in den 60er Jahren
entstand, gehört mit einer Länge von ca. 500 km und einer Breite zwischen 5 und 35 km
zu den größten Stauseen der Welt. Er erstreckt sich südlich bis in den Sudan.
Diese Region wurde zur pharaonischen Zeit vor allem von nubischen Herrschern regiert.

Der stetige Anstieg des Wasserspiegels bis Mitte der Siebziger Jahre gefährdete
zahlreiche antike Bauwerke und so wurden die bedeutendsten Anlagen glücklicherweise
gerettet indem man sie abbaute und an einem sicheren Ort neu errichtete. Am
bekanntesten ist sicherlich die von Ramses II. erbaute Tempelanlage von Abu Simbel am
südlichen Ende des Sees, aber auch entlang des Ufers von Assuan bis Abu Simbel
säumten noch eine ganze Reihe von interessanten antiken Baudenkmälern unseren Weg.
So etwa der dem Gott Mandulis geweihte Tempel von Kalabscha in der Nähe des
Staudamms, der von Ramses II. errichtete kleine Felsentempel von Beit El-Wali mit
seinen herrlichen Reliefs, der Kiosk des Kertassi, ein kleiner aber eleganter, zu Ehren der
Göttin Isis erbauter Tempel aus griechisch-römischer Zeit, der ebenfalls von Ramses II.
errichtete Amun Tempel als auch der kleinere Serapis-Isis-Tempel von Al-Maharraqa im
Wadi el-Sebua (Tal der Löwen), der im Neuen Reich von Thutmosis dem III. gegründete
Tempel bei Amada, ebenfalls seit 1979 Weltkulturerbe der UNESCO, der Felsentempel
von Derr mit seinen farbenprächtigen Reliefs, ein weiterer von Ramses II. errichteter Bau
sowie die einst mächtige Festung und stolze Siedlung Unternubiens Qasr Ibrim.
Alles, in allem, beachtenswerte Schätze der Antike.
Es sind jedoch nicht nur die interessanten antiken Baudenkmäler, die den Nassersee zu
einem "Geheimtipp" machen, sondern der enorme Kontrast von endlos öder
Wüstenlandschaft zum tiefblauem, klaren Wasser sowie die wundervollen
Sonnenaufgänge und Abendstimmungen unter freiem Himmel, derer ich nie müde werde
sie mit absoluter Hingabe zu betrachten.

Während nördlich des Staudamms das Nilkrokodil bereits seit vielen Jahren ausgestorben
ist, sollen diese mächtigen Reptilien, je nach Jahreszeit, angeblich an den Ufern des
Nassersees teilweise noch zu hunderten beobachtet werden können. Micha hoffte
insgeheim auf eine günstige Gelegenheit mich über Bord zu schupsen, aber ob Krokodile
auf alte Besen scharf sind wage ich zu bezweifeln. Bedauerlicherweise konnte das nicht
getestet werden, weil sich keines dieser Tierchen je gezeigt hat.

Die M/S Steigenberger „Omar El Khayam“, unser Kreuzfahrtschiff, ist 2008 vom Stapel
gelaufen. Dieses luxuriöse 5Sterne Schiff bestach durch seine geschmackvolle und
komfortorientierte Einrichtung sowie einem Service, der keine Wünsche offen ließ.
Wir hatten zudem das seltene Vergnügen mit nur 24 Passagieren von einer mehr als
doppelt so hohen Anzahl Personal und einem sehr bemühten Manager rund um die Uhr
verwöhnt zu werden. Zu den Mahlzeiten bediente uns Muhamed, ein großer, korpulenter,
dunkelhäutiger „Mr. Witzigmann“ umsichtig, aufmerksam und fröhlich. An der Poolbar
war Ezz der Spaßvogel vom Dienst, der beide Augen zudrückte, wenn ich auf mein „All-
inklusive-Armband“ für Christa ein Glas Wein bestellte. Ramadan war allzeitbereit und
brachte oft unaufgefordert ein Getränk oder meinen so geliebten Karkadetee (Hibiskus
Blütentee) oder Hassan, der nach kurzem Augenzwinkern oder einer leichten Geste
immer auf Zack war.
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Nassersee-Kreuzfahrt MS Steigenberger „Omar El Khayam“ vom 10.-17. Nov. 2014


von M. Berendsen

Auf sechs Passagierdecks befanden sich 68 Doppelkabinen, dazu kommen: ein


Restaurant, zwei Bars, zwei Lounges, eine Bibliothek die eher bescheiden ausfiel, ein
Friseur der leider aufgrund einer so geringen Auslastung Urlaub genommen hatte, eine
Boutique/Souvenirshop, ein aufwendiger SPA-Bereich mit Fitnessraum, Health Club und
zwei Masseuren, die sich redlich um Kundschaft bemühten. Auf dem Sonnendeck befand
sich ein großer Swimmingpool mit Poolbar, überdachten Sitzbereichen, Whirlpool und
Liegen.

Die geräumigen Kabinen, mit einer Größe von ca. 24m², verfügten über ein großes
französisches Bett und einem kleinen Balkon mit Tisch und zwei Stühlen. Die
Aufenthaltsräume waren stilvoll eingerichtet, die freundliche Crew allzeit bereit.
Alles fast wie im Paradies! Fast!
Ob wir auf unserem Kabinenbalkon bei einem Glas Weißwein den Ausblick in einen
überragenden Sternenhimmel genossen oder entspannt in der Nähe der Poolbar hockten,
der Aufenthalt an Bord gehörte fraglos mit zu den Höhepunkten dieser Ägyptenreise.

Da zu unserer Zeit nur ein, nämlich unser Schiff, auf dem Nassersee verkehrte, hatte
diese Kreuzfahrt ein sehr ursprüngliches und ausgesprochen exklusives Flair, bot neben
viel Ruhe, genügend Möglichkeiten sich zu erholen und ausreichend Zeit all die Tempel
und Gräber zu besichtigen ohne vom Massentourismus überrannt zu werden. Wann
waren wir je in einem Tempel so allein? Unsere kleine Gruppe von Phoenix-Reisen
bestand gerade mal aus beachtlichen 6 Personen. Das waren neben uns beiden Christa
und Wilfried aus Leipzig und Susi und Ernst aus München. Für drei Tage adoptierten wir
noch zwei andere allein reisende Deutsche: Simone und Josef.

Ich habe viele neue Eindrücke und Erfahrungen gesammelt, genoss die Natur,
betrachtete nie enden wollende Wassermassen die gegen die endlosen Steine der vielen
Bergmassive schwappten, verträumte Buchten, entsetzlich öde Wüsten, faszinierende
Kultur und eine beeindruckende Geschichte. Meine Meinung, eine Nilkreuzfahrt sei
sensationell und durch nichts zu toppen, sollte sich nicht als Irrtum herausstellen sondern
eher bewahrheiten. Der Nil hat für mich in der Tat wesentlich mehr Interessantes, mehr
Abwechslung zu bieten, als der Nassersee. Was fehlte waren hier Ägypter in Galabien,
kreischende Kinder, Kühe und Kamele, grüne Oasen und ein bisschen auch der Lärm und
Dreck.

Nach dem problemlosen Flug von Frankfurt via Kairo nach Assuan erfolgte nach einer
abenteuerlichen, fast einstündigen, dafür sehr spektakulären Nachtfahrt mit einem
Kleinbus, die Einschiffung auf die „Omar el Khayam“ mittels eines kleinen Motorboots.
Am Tage benötigt man vom Aswan-International Airport zur Schiffsanlegestelle, in
diesem Falle eine Werft – gerade mal 15 Minuten. Bei Nacht ist eine Querung des Damms
(politisches Hoheitsgebiet) nicht gestattet, daher mussten wir endlose Umwege durch
verlassene Ortschaften und über nicht vorhandene Straßen in Kauf nehmen. Mir waren
recht bald Bedenken gekommen einer Entführung zum Opfer gefallen zu sein. Unser
Reisebegleiter hielt es bedauerlicherweise auch nicht für erforderlich uns in irgendeiner
Form zu beruhigen oder gar darüber aufzuklären weshalb diese Nachttour nötig war. Es
war nach 1.00h als wir endlich genervt, etwas eingeschüchtert oder verängstigt, müde an
Bord der „Omar“ empfangen wurden.

Der reichgedeckte Tisch in unserer Kabine, mit Unmengen an belegten Broten, süßen
Stückchen, Salaten, frischem Obst, konnte um diese Zeit nicht mehr verlocken, sprach
aber durchaus für den guten Willen und machte Mut.
Total aufgedreht war an Schlaf sobald noch nicht zu denken. Allein die Tatsache, dass
uns um 7.00h in der Früh ein Weckruf bevorstand und der Landgang für 8.00h angesetzt
war, erfreute nicht wirklich.

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von M. Berendsen

Nach dem ersten frühen Frühstück haben wir in der Nähe des Hochdamms angelegt um
den Mandulis-Tempel von Neu Kalabscha sowie den Kiosk von Kertassi zu besichtigen.

Vom Sonnendeck betrachtet ein herrlicher Auftakt – Ein Tempel im strahlenden Licht der
Morgensonne und ganz und gar ohne weitere Touristen. Ein wahrer Traum!

Ich sollte mich besser schnell daran gewöhnen, dass die Ausschiffung immer mit diesen
kleinen Motorbötchen stattfindet und der Landgang für mich nicht immer ganz einfach
über eine Hühnerleiter als Gangway vonstatten gehen würde. Das alles mir, wo ich doch
so gar nicht boottauglich bin und eigentlich schon Probleme habe über einen schmalen
Steg zu gehen.

Kalabscha ist natürlich hauptsächlich durch den Mandulis Tempel bekannt: Hier stand der
ganz in Sandstein erbaute Haupttempel des nubischen Gottes Mandulis und der Göttin
Isis von Philae. Letzterer ist im Übrigen seit vielen Jahren mein Lieblingstempel.
Bei dem Mandulis Tempel, dessen Tempelhaus allein 77 Meter lang ist, handelt es sich
um die größte freistehende Tempelanlage Unternubiens. Auch er wurde beim Bau des
Assuan-Staudamms 1961–63 unter deutscher Federführung in 13.000 Blöcke zerlegt und
zusammen mit den aus einigen anderen Orten geborgenen Tempeln auf der Insel Neu-
Kalabscha wieder aufgebaut.

Tempel des Mandulis

In unmittelbarer Nähe wurde auch der Kiosk von Kertassi auf Neu-Kalabscha wieder
errichtet. Es handelt sich dabei um einen kleinen n Tempelbau aus griechisch-römischer
Zeit. Als Kiosk bezeichnete man die besondere Bauform eines kleinen Heiligtums im Alten
Ägypten in der Art eines nach mehreren Seiten offenen Pavillons. Von den ehemals
vierzehn Säulen sind heute nur noch sechs erhalten geblieben.

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An den vermutlich zwei Zugängen zum Kiosk, von denen ein Portal noch teilweise zu
sehen ist, standen je zwei Säulen mit Kapitellen, die den Kopf der Göttin Hathor
darstellen.

Diese Hathorsäulen waren mir schon von anderen Tempelbauten, beispielsweise dem
Mammisi des Isis-Tempels von Philae oder dem Hathor-Tempel bei Dendera, bekannt.
In Verbindung mit der Gleichsetzung der Göttinnen Hathor und Isis vermutet man, dass
der Kiosk von Kertassi gemeinsam mit anderen Tempeln eine Station für die heilige
Barke der Isis entlang eines Prozessionsweges war.

Kiosk von Kertassi

Nachmittags kreuzten wir auf dem sogenannten „Nubischen Meer“ bis nach Wadi el-
Sebua, wo wir über Nacht „wildromantisch ankerten“.

Am Vormittag des dritten Tages besuchten wir diesen kleinen Ort und im Anschluss im
„Tal der Löwen“ den Thot-Tempel von ad Dakka sowie den Tempel von al Maharraqa.
Der arabische Name „Tal der Löwen“ leitete sich von den Sphingen ab, die vor dem
Tempel stehen. Ramses II. konzipierte diesen großzügigen Tempel für den Gott Amun.
Der Tempel besaß einstmals drei Pylone. Die ersten beiden waren aus Nilschlammziegeln,
von ihnen ist nur noch der steinerne Tordurchgang erhalten. Nach diesem Pylon folgen
links und rechts jeweils drei Sphingen mit Löwenkörpern.
Von hier war es ein recht weiter Fußweg zum nächsten Tempel und wir entschieden uns
spontan für eine, wenn auch unbequeme Fahrt auf einem Eselskarren. Andere begnügten
sich profan mit einem Traktor- Neuzeitbanausen!

Der Serapis-Isis-Tempel von al Maharraqa wurde in römischer Zeit errichtet, jedoch nie
vollendet. Eine allein hier zu findende Besonderheit stellt die Wendeltreppe dar, die einst
auf das Dach führte, heute aber nicht mehr benutzt werden darf.
Da sein ehemaliger Standort durch den Bau des Assuan-Staudammes ebenfalls von der
Überflutung bedroht war, wurde dieser Tempel 1962 vom ägyptischen Antikendienst
abgebaut und zusammen mit dem Tempel von ad Dakka 1966 in Neu-Wadi el-Sebua'
restauriert wieder aufgebaut.
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Der Bau des griechisch-römischen Tempels von ad Dakka wurde im 3.Jh.v.Chr. begonnen
und unter Kaiser Augustus vollendet.
Auf dem kurzen Weg zurück zu unserer kleinen provisorischen Bootsanlegestelle, konnte
wem es danach war, jeder ein 3 Monate altes Krokodil, wohlgemerkt mit zugebundenem
Maul, auf den Arm nehmen oder lediglich streicheln.
An Bord blieb nun genügend Zeit alles in Ruhe revuepassieren zu lassen, ein Glas Wein
zu genießen und sich auf das romantische Abendessen zu freuen. Das Leben ist schön,
wunderschön! Jeden Abend erwartete uns auf dem Bett ein kleines Kunstwerk aus den
Handtüchern gezaubert, mal eine Kobra, mal ein Krokodil, ein Elefant oder ein Pfau usw..

Donnerstagfrüh konnte man zunächst in aller Ruhe und Beschaulichkeit vom Sonnendeck
auf die Festungsanlage von Qasr Ibrim sehen. Die Stätte war mindestens seit der Zeit
des Neuen Reiches um 1500 v. Chr. und bis Anfang des 19.Jh. durchgängig bewohnt. Die
Reste der befestigten Stadt auf einem Felshügel blieben als Insel im aufgestauten
Nassersee erhalten.

Die in der ersten Hälfte des 15.Jh.v.Chr. regierende Königin Hatschepsut beauftragte,
neben ihrer Bautätigkeit in Ägypten, auch in einigen Orten in Unternubien den Bau von
Tempeln und in Qasr Ibrim, den einer Felskapelle. Der Ort an sich wirkt klein, ist es aber
nicht immer gewesen. Eigentlich war es eine bedeutende nubische Stadt mit
altägyptischen Tempeln, einer Garnison, einem Kloster sowie Gräbern, die 1812 durch
Kriege zerstört wurde. Die Reste wurden dann vor dem Fluten im Nassersee noch
archäologisch aufgenommen, aber letztendlich an Ort und Stelle belassen. Was jetzt noch
aus dem Wasser ragt, sind die Ruinen der alten Zitadelle, alles andere liegt tiefer.
Normalerweise gehen die Kreuzfahrtpassagiere nicht an Land, das ist für das winzige
Inselchen auch besser so.

Wir kreuzten erwartungsvoll weiter auf dem See, der Höhepunkt dieser Reise stand
unmittelbar bevor.

Als das Schiff auf die spektakuläre Felsfassade der beiden Tempel von Abu Simbel
zusteuerte, wurden auf dem Sonnendeck diese bewegenden Momente von herrlicher,
klassischer Musik begleitet, unvergesslich! Der krönende Höhepunkt war dann erreicht
und mir lief ein Schauer über den ganzen Körper – trotz der Hitze!

Nach dem Frühstück gab es ausreichend Zeit diese zwei Felsentempel am Westufer des
Nassersees zu besichtigen. Sie befinden sich im ägyptischen Teil Nubiens am
südöstlichen Rand des Ortes Abu Simbel und wurden unter Pharao Ramses II. aus der
19. Dynastie des altägyptischen Neuen Reiches errichtet.
Die Tempel von Abu Simbel, der große zum Ruhm Ramses’ II. und der kleine Hathor-
Tempel zur Erinnerung an Nefertari, seine große königliche Lieblingsgemahlin, stehen seit
1979 auf der Weltkulturerbeliste der UNESCO.

In der Vergangenheit lag Abu Simbel am Westufer des Nils zwischen dem ersten und
zweiten Katarakt. Zur Zeit Ramses’ II. befand sich nahe dem zweiten Katarakt die
südliche Grenze des Pharaonenreiches. Der dortige Bau der Tempelanlagen sollte die
Macht und ewige Überlegenheit Ägyptens gegenüber dem tributpflichtigen Nubien
verdeutlichen.

In den 1950er Jahren bedrohte der geplante Bau des Assuan-Hochdamms die Existenz
der beiden Tempel, sie wären neben den Tempeln von Philae, Kalabscha und anderen im
angestauten Nassersee versunken. Ihre Verlegung erfolgte zwischen 1963 und 1968 als
ein weltweites Gemeinschaftsprojekt. Die Arbeit wurde von ägyptischen, deutschen,
französischen, italienischen und schwedischen Baufirmen durchgeführt.

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Für den Abtransport und den Wiederaufbau bohrte man 17.000 Löcher in den Fels, um
das Gestein mit 33 Tonnen Harz zu festigen. Zusätzlich dienten Eisenklammern zur
Stabilisierung. Danach wurden die Tempel mittels einer Seilsäge in 1036 Blöcke
zerschnitten, deren jeweiliges Gewicht zwischen 7 und 30 Tonnen lag. Die Schnitte der
einzelnen Blöcke sind äußerlich noch erkennbar.

Das Innere der Tempel wird – teilweise hängend – von darüber befindlichen
Stahlbetonkuppeln gehalten, die des Großen Tempels misst 140 Meter. Diese gigantische
Stahlkonstruktion ist heute für den Publikumsverkehr nicht mehr gestattet. Es handelt
sich also nicht um einen richtigen Höhlentempel. Die Kuppel wird äußerlich durch
aufgeschütteten Sand, Geröll und Felsen verborgen, dadurch bleibt der ursprüngliche
Eindruck eines Felsentempels gewahrt. Die Kosten für die Tempelverlegung beliefen sich
auf ca. 80 Millionen US-Dollar, die von über 50 Ländern gespendet wurden.
Ein wirklich lohnenswerter Aufwand!

Als „Sonnenwunder“ bezeichnet man ein Ereignis, das zweimal im Jahr stattfindet. In
einem bestimmten Zeitraum beleuchten die durch den Tempeleingang eindringenden
Sonnenstrahlen für etwa 20 Minuten drei der vier in sitzender Haltung dargestellten
Götterstatuen des tief im Tempel liegenden Heiligtums.
Nach Fertigstellung der Tempelanlagen geschah dies während der Regierungszeit von
Ramses II. immer am 21. Februar und 21. Oktober. Der Ab- und Umbau und der alle vier
Jahre eingelegte Schalttag nimmt Einfluss auf das Datum des „Sonnenwunders“. Es
ergibt sich dadurch eine Schwankungsbreite von einem Tag in beide Richtungen.

Nach einer kurzen Einführung durch Ahmed unseren Reiseführer, einem fast einsamen
Rundgang durch die herrliche Anlage, dem Besuch des kleineren Nefertari Tempels und
diversen Fotos der gewaltigen Kolossalstatuen, ging es zurück an Bord. Da der Weg
zurück zum Schiff als sehr abenteuerlich zu bezeichnen war, verzichtete ich auf eine
Wiederholung dieser prickelnden Wanderung um an der Ton- und Lichtschau
teilzunehmen.

Der nächste Tag stand zur freien Verfügung, also, wer noch nicht genug hatte konnte
ohne weiteres allein zur zweiten Tempelbesichtigung aufbrechen oder sich gemütlich auf
dem Sonnendeck selbiger hingeben. Micha wollte unbedingt zum Friseur, er war schon
enttäuscht genug, dass es an Bord keinen gab, obwohl dieser doch ausdrücklich im
Prospekt avisiert wurde. Also belaberte er Ahmed so lange, bis dieser ihm versprach uns
ins kleine Städtchen Abu Simbel zu begleiten und ihm den Weg zum gewünschten Friseur
und zur Apotheke zu weisen. Ahmed machte daraus für unsere kleine Gruppe einen
gelungenen Ausflug zu Land und Leuten. Wir tranken einen köstlichen Tee mit frischer
Minze, besichtigten ein uriges Hotel und hatten alle unseren Spaß.

Samstag ging es weiter nach Amada. An diesem Ort stand ein ägyptischer Tempel des
Neuen Reiches, der dem Amun-Re und Re-Harachte geweiht war, der ebenfalls durch die
Flutung des Stausees versetzt werden musste. Um die empfindlichen Reliefs bei einer
etwaigen Zerlegung nicht zu gefährden, entschied man sich zu einer Versetzung des
Tempels als Ganzes. Dabei wurden zunächst die Fundamente mittels einer Betonplatte
unterfüttert, welche schließlich dank einer Schienenkonstruktion langsam zu seinem
neuen Standort bewegt wurde. Dabei versetzte man einen insgesamt 800 Tonnen
wiegenden Block mit einer pro Tag zurückgelegten Strecke von etwa 50 m.

Der Tempel von Amada wurde von wenigstens 3 Pharaonen maßgeblich errichtet und
ausgebaut: Thutmosis III. (Hatschepsuts Stiefsohn), Amenophis II. (seinem Sohn) und
Thutmosis IV.(seinem Enkel). Damit ist er eins der wenigen gut erhaltenen Kunstwerke
Nubiens, das nicht auf die "Massenproduktion" Ramses II. zurückgeht.
In christlicher Zeit ist er zu einer Kirche umgebaut worden, deren Malereien noch im
18.Jh. zu sehen waren.
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Den Besuch dieses Tempels und das Grab des Pennut, das nach dem beeindruckenden
Tempel von Amada nicht sehr groß ist und im Vergleich leider etwas bescheiden ausfällt,
habe ich mir erspart und gab mich mit den Erzählungen und Eindrücken der anderen voll
auf zufrieden.

Natürlich lag das Grab des Pennut auch nicht hier, sondern auf dem Friedhof des Dorfes
von Aniba - dort, wo früher die unternubische Provinzhauptstadt Maam lag. Genau
gesagt war es das Einzige, was von dieser Stadt übrig blieb, als das Wasser über der
Stätte zusammenschlug. Pennut war ein hoher Beamter, für den, der es entziffern kann,
ist sein Grab ausgiebig beschriftet. Es scheint, als wäre er Statthalter unter Ramses VI.
gewesen, als sich die Zeit der pharaonischen Herrschaft in Nubien schon langsam dem
Ende zuneigte.

Nach einem Übernachtungsstopp am Anlegeplatz von Wadi el-Sebua machten wir uns auf
nach Assuan.

Alle Tempelanlagen, außer Abu Simbel, wurden mit dem Tenderboot angefahren und
waren nur durch teilweise gewaltige Fußmärsche in sengender Hitze, oft nur Querfeldein,
zu erreichen. Sehr festes Schuhwerk war vonnöten, da unter jedem Stein irgendwelches
Getier lauern könnte, was vermutlich nicht gerade freundlich auf unseren Besuch
reagiert.

Auf Grund der Sicherheitslage wurden alle Ausflüge durch drei schwer bewaffnete
Sicherheitskräfte begleitet. Allerdings hatte ich nie ein unsicheres Gefühl und an die
Jungs gewöhnt man sich schnell. Sie haben glücklicherweise auch auf keinen von je
geschossen!

Alle Tempelanlagen am Nassersee wurden von ihrem alten Standort versetzt und
befinden sich in einem sehr guten restaurierten Zustand. Aufgrund der Größe des Sees,
kann an manchen Stellen schon richtiges Kreuzfahrtfeeling aufkommen und wenn man
viel Stein und Geröllhalden liebt – auch Freude.

Nach einem Nubischen Folkloreabend mit Tanz, endete unsere letzte Nacht an Bord um
vier Uhr in der Früh. Transfer zum Flughafen, dem der Anreise gleich, langweilige
Wartezeiten auf den Flughäfen und endlich ein glückliches Ankommen Daheim.

Eine, alles in allem schöne Reise, die ihren eigentlichen Höhepunkt in Abu Simbel fand,
war zu ende.

Mä´äs ssäläämä Egypt!

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