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ihn führt. Besonders hervorzuheben ist die intertextuelle vor allem an grammatischen Details geschulten Ausleger
Auslegung von der vom Vf. angenommenen Grundschicht in Verlegenheit, sondern die zahlreichen Fehler und Inkon-
in Gen 14; sie überzeugt und zeigt ein gutes Beispiel für sistenzen der gedruckten Ausgaben, auf denen die ge-
die Entstehung eines Textes am Schreibtisch als innerbibli- bräuchlichen Grammatiken und Lehrbücher seit Samuel
sche Exegese, wobei Traditionen als Hypothesen jedoch David Luzzattos Elementi aus dem Jahre 1865 aufruhen,
nicht allzu schnell ausgeschlossen werden sollten. verschleiern die ursprüngliche Gestalt seiner aramäischen
Insgesamt stellt die vorliegende Arbeit eine Großhypo- Form. So bedurfte eine historisch-linguistisch angemesse-
these zu Gen 14 und der innerbiblischen Melchisedek- ne Gesamtdarstellung des Babylonisch-Talmudischen
Tradition dar, die als solche an vielen Stellen angreifbar Aramäisch, die das bislang vielleicht am besten geeignete
ist, wie es in dieser Rezension angeklungen und wie es das Elementarbuch in einer westlichen Sprache (Max Margo-
Schicksal einer jeden Großhypothese ist. Aber darin liegt lis, A Manual of the Aramaic Language of the Babylonian
gleichzeitig der Grund, dass die weitere Forschung diese Talmud, München 1910) hoffentlich in absehbarer Zeit
Arbeit als wertvollen Dialogpartner aufnehmen kann. Sie einmal ablösen wird, noch umfangreicher Vorarbeiten.
gibt in sich schlüssig eine Erklärung der schwierig zu deu- Genau diesen wichtigen Schritt unternimmt nun Mat-
tenden Melchisedek-Tradition und legt im Laufe ihrer thew Morgenstern mit dem angezeigten, maßgeblichen
Darstellung ihre eigenen Vor-Urteile zum Teil selbst- Werk. Der Vf. hat sich im Laufe der letzten zehn Jahre
reflektiert offen, verweist durch eine Vielzahl von Fußno- eingehend und immer quellennah mit dem Babylonisch-
ten zu vorherigen oder folgenden Argumenten in der Ar- Aramäischen der nachtalmudischen, aber auch altes
beit und gibt somit eine dankenswerte Transparenz der Sprachgut und manch ursprünglich talmudisches Material
Argumentationslinie. Der Vf. hat somit eine Arbeit vorge- enthaltenen geonischen Responsen beschäftigt, dem er
legt, die einen zu beachtenden Ansatzpunkt für die weitere seine unveröffentlichte Dissertation an der Hebräischen
Erforschung der innerbiblischen Melchisedek-Tradition Universität gewidmet hat (eingereicht im Jahre 2002),
darstellt. sodann mit den aramäischen Zauberschalen, die Gegen-
stand zahlreicher fundierter Aufsätze sind, deren Inhalt
indes hier nicht wiederholt wird; außerdem befasst er sich
nun mit dem Klassisch-Mandäischen, das dem Babylo-
nisch-Talmudischen ja sprachlich sehr nahesteht. Er ist
SEMITISTIK
also für ein solches Vorhaben bestens ausgewiesen. Be-
Morgenstern, Matthew: Studies in Jewish Babylonian sonders die Veröffentlichung geonischer Texte und früher
Aramaic. Based upon Early Eastern Manuscripts. Winona talmudischer Handschriften aus der Kairoer Genisa sowie
Lake: Eisenbrauns 2011. XX, 287 S. 8° = Harvard Semitic das neuerwachte Interesse an den Zauberschalen in der
Studies 62. Lw. 44.95 $. ISBN 978-1-57506-938-8. jüngeren Vergangenheit ermöglichen es inzwischen, durch
Bespr. von Holger Gzella, Leiden. einen Vergleich mit zuverlässigeren Sprachzeugnissen die
Qualität einzelner Handschriften zu beurteilen und auf
Ungeachtet seiner religiösen, kulturgeschichtlichen und diese Weise ein besseres Bild des Jüdisch-Babylonischen
sprachwissenschaftlichen Bedeutung spielt das Jüdisch- Aramäisch insgesamt zu bekommen.
Babylonische Aramäisch, das Idiom jüdischer Gemein- Dass sich mit Hilfe von Inschriften und anderen datier-
schaften in Teilen Irans und des Irak zwischen dem dritten baren Quellen die Polyphonie von Handschriftentraditio-
und dem elften nachchristlichen Jahrhundert, in der Semi- nen, in der das Echo ganzer Generationen von Schreibern
tistik des zwanzigsten und einundzwanzigsten Jahrhun- nachklingt, bis zu einem gewissen Grade wieder in einzel-
derts außerhalb Israels nur eine untergeordnete Rolle. In ne Stimmen zerlegen lässt, zeigen Untersuchungen des
den Lehrplänen Theologischer Fakultäten und Orientali- Biblisch-Hebräischen im Spiegel der Qumrantexte und der
scher Seminare wurde es nach der Aufklärung, zusammen Epigraphik genauso wie Studien zur Mischna auf der
mit dem Studium anderer jüdischer Traditionsliteratur, in Grundlage allein der besten Kodizes. Darauf hat vor allem
wachsendem Maße von der historisch-kritischen Bibelexe- Eduard Yechezkel Kutscher schon vor Jahrzehnten bestän-
gese, dem Klassisch-Arabischen und dem Syrischen sowie dig hingewiesen. Ebenso hat die Berücksichtigung aller
den von großen Ausgrabungskampagnen wieder ans Licht relevanten Sprachzeugnisse statt der Beschränkung auf
gebrachten Kulturen des Alten Orients überschattet. Nicht- eine kanonische Textsammlung Parallelen in moderneren
jüdische Semitisten wie Theodor Nöldeke, Carl Brockel- Arbeiten zum Althebräischen, die neben der Hebräischen
mann oder Hans Bauer waren mithin auf Selbststudium Bibel auch die alten Inschriften gleichberechtigt mit ein-
oder Gewährsleute mit einer rabbinischen Ausbildung schließen. Für die Lexikographie des Jüdisch-Babyloni-
angewiesen, um wenigstens einzelne Lesefrüchte aus dem schen Aramäisch konnte bereits das unentbehrliche Wör-
umfangreichen und wertvollen Material für ihre eigenen terbuch von Michael Sokoloff, A Dictionary of Jewish
Arbeiten verwenden zu können. Dabei bringen nicht nur Babylonian Aramaic, Ramat-Gan 2002, diesen erheblichen
die inhaltliche Komplexität und der oft technische Jargon methodologischen Fortschritt einholen, auch wenn es aus
des Babylonischen Talmuds, der wichtigsten Quelle, einen Gründen der Vollständigkeit spätere Quellen ebenfalls
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einbeziehen musste; Morgenstern gebührt das Verdienst, ten oder nachträglich der Norm anderer (meist palästi-
nach einzelnen Vorstößen besonders von Epstein jetzt als nischer) Dialekte angeglichenen Form; es sind dies die
Erster konsequent und systematisch die Grammatik in eine „Early Eastern Manuscripts“, bei denen Vf. zwischen ers-
solche neue Perspektive zu stellen. ter und zweiter Güte unterscheidet (S. 49–52): zu den
Die knappe Einleitung (S. 1–6) sowie ein ausführlicher besten gehören seiner Meinung nach Halachot Pesuqot
Abriss der Forschungsgeschichte mit eingehender kriti- Sassoon (wie schon Kutscher erkannt hatte; jetzt zweifels-
scher Würdigung älterer Arbeiten auf dem Gebiet der frei als früher babylonischer Kodex erwiesen), Friedmans
Sprachbeschreibung und Editionstätigkeit seit Luzzatto Bava Mezia, eine unveröffentlichte Handschrift des Trak-
(S. 7–53) skizzieren das Programm des Vf. Aus einem tates Bava Qamma, Ginsbergs Geonica Nr. 38 und Assafs
Vergleich mit anderen frühen Zeugnissen des Jüdisch- Geonic Responsa from Geniza MSS Nr. 1 (diese jedoch
Babylonischen Aramäisch ergeben sich verschiedene durch den Herausgeber oft nach den Drucken korrigiert!);
Merkmale, deren gehäuftes Vorkommen eine Beurteilung die nächstbeste Kategorie umfasse Halachot Gedolot Paris
der Zuverlässigkeit einzelner Handschriften erlaubt 1402 und die vier Handschriften in Harkavys Responsen
(S. 42–46): Mehr Plene-Schreibungen für /ā/ im Wortinne- der Geonim, die zwar im wesentlichen zuverlässig seien,
ren mit {’} und für den Vokal nach proklitischen Präposi- aber auch sekundäre Formen enthielten. Freilich umfassen
tionen mit {y}; viel weiter verbreitete phonetische Schrei- sie nur einen eher kleinen Teil der talmudischen und nach-
bungen von Formen mit geschwundenen Kehllauten talmudischen Literatur; die Identifikation einer Reihe wei-
(besonders */‘/) oder am Wortende apokopierten Vokalen terer echter Talmudhandschriften vergleichbarer Qualität –
und Konsonanten (später zu einem gewissen Grade syste- statt bloß talmudischen Materials in geonischen Texten –
matisch wiederhergestellt); kyd „wie“ und der Verbmodi- wäre ein großer Zugewinn.
fikator q’ tendenziell nicht mit dem folgenden Wort ver- Im folgenden Kapitel (S. 55–153) widerlegt Vf. aus-
bunden, doch Enklise der Präposition /l-/ mit Suffix; führlich die auch außerhalb der Talmudforschung rezi-
Markierung von /ay/ im Wortinneren mit einfachem (statt, pierte Hypothese Shelomo Morags, die jemenitische Tradi-
wie später, doppeltem) {y}; Wechsel von auslautendem tion bewahre in weiten Teilen ursprünglich babylonisches
/ā’ē/ zu /āyē/; Anzeige von Sprossvokalen durch {y}; As- Sprachgut und könne daher als hauptsächliche Quelle für
similation von wurzelauslautendem /l/ oder /r/ an das die Rekonstruktion des Babylonisch-Talmudischen Ara-
enklitische Pronomen der 1. Sg. im Partizip des Grund- mäisch dienen. Soweit Rez. beurteilen kann, ist dies die
stammes und praktisch durchgehend ’mn’ /’āmannā/ erste detaillierte Auseinandersetzung mit Morags Ansich-
(< */’āmar-nā/) „ich sage“ statt der (wohl sekundären und ten auf der Grundlage konkreter philologischer Details.
ihrem Ursprung nach noch nicht hinreichend geklärten) Aus einem Vergleich zahlreicher Erscheinungen der Laut-
Dialektform ’myn’ /’āmenā/(?) (vgl. S. 156) wie in den und Formenlehre in den „Early Eastern Manuscripts“ und
Drucken und ganz selten schon in frühen Zeugen (dazu der jemenitischen Überlieferung, besonders der von Morag
ausführlich S. 117–120; vgl. S. 193); Bewahrung des kur- geschätzten Rezitation, ergeben sich insgesamt etliche
zen Themavokals in bestimmten suffigierten Verbalfor- signifikante Unterschiede:
men; Gebrauch des Fem.Sg. des Zahlwortes ’rb‘y „vier“
(statt ’rb‘; so auch im Klassisch-Mandäischen); ursprüng- – */‘/ (> /Ø/ oder /’/) und */ḥ/ (wohl erst > /h/ und nur später teils > /Ø/,
liches {h} (statt {’}) beim Suffix der 3. Fem.Sg.; strengere weil sonst Sprossvokale bei */ḥ/ in Konsonantenhäufungen wie l’ ty-
dyḥly /lā tedəḥlī/ „fürchte dich nicht“ schwer zu erklären wären) sind
Genuskongruenz; eigene feminine Form des Partizips beim in der ursprünglichen jüdisch-babylonischen Aussprache wie im Man-
verbalen Gebrauch mit der 1. Sg. sowie eigene Pronomina däischen selbst bei historischen Schreibungen schon früh geschwun-
des femininen Plurals; Kausativstamm der „hohlen Wur- den (das ließe sich durch dauerhaften Kontakt mit Sprachen ohne sol-
zeln“ nach dem Muster der Verba Iw/y; Infinitiv des Grund- che Laute in Babylonien plausibel erklären), werden aber in der
stammes von Verba IIIī nach dem Muster miqṭā (statt miqṭē; jemenitischen Lesetradition in solchen Fälle normal gesprochen; beim
Gt-Stamm der Wurzel ’mr wird selbst das etymologische wurzelan-
als seltenere Nebenform ebenfalls im Klassisch- lautende, doch in Kontaktstellung assimilierte /’/ gegen die Schrei-
Mandäischen); regelmäßige Unterscheidung von {w} und bung der Drucke (’ytmr „es wurde gesagt“) wiederhergestellt.
{y} (z.B. ’w „wenn“ statt ’y); zuverlässige Bewahrung sel- – Wie im Mandäischen brechen im Jüdisch-Babylonischen mit {y}
tener und fremder Wörter sowie echt babylonischer Formen; geschriebene Sprossvokale häufig Reihen von drei Konsonanten auf,
einheitlicher Gebrauch der Objektpartikel. Diese Kriterien was dagegen in jemenitischen Handschriften seltener vorkommt und
in der jemitischen Aussprache wie in den gedruckten Talmud-
werden in den folgenden Teilen des Buches eingehend be-
Ausgaben gänzlich fehlt. Wäre aber so möglicherweise nicht auch
gründet, nur eine knappe Bemerkung über „consistent use of das {y} im normalerweise vokallosen „Imperfekt“-Präformativ des
verbal tenses“ (S. 44) im echten Jüdisch-Babylonischen D-Stammes (wie ebenfalls im Klassisch-Mandäischen) eleganter zu
Aramäisch kehrt in der Diskussion nicht mehr zurück. erklären als, wie Vf. vorschlägt (S. 98 – 101), mit einem Wechsel von
Da das Gros der Überlieferung in Nordafrika oder Euro- Schwa zum Vollvokal /i/ (in der Lesetradition nur in der dritten Per-
son des Maskulinums erhalten), der sich ja sonst nicht als regelmäßi-
pa entstand, erhalten nur wenige Handschriften talmudi-
ger Lautwandel erweisen lässt und daher höchstens als Analogie zu
scher und geonischer Texte das Idiom des Talmuds in den „Imperfekta“ anderer Stämme gebucht werden kann?
seiner ursprünglichen, noch nicht durch Abschreiber, die – Prosthetisches /’/ vor /š/ wird jemenitisch als t-Stamm-Präfix reanaly-
kein Aramäisch mehr sprachen, mittels Analogie entstell- siert, ist aber ursprünglich eine rein phonetische Variante.
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– Die „Perfekta“ der 1. Sg. und 3. Fem.Sg. mit Afformativen ohne liche Kopisten zurückgeht, bleiben indes auch in den bes-
etymologisches auslautendes */-t/, in der 3. Fem.Sg. oft mit */-at/ > ten Zeugnissen, einschließlich den geonischen Responsen,
/-a/ > [ɔ], sind jüdisch-babylonisch sekundär nach der 3. Mask.Sg.
umgebildet (Basis /qṭal-/, selten auch ohne Auslautvokal und somit
genug Beispiele für einen offenbar freien Wechsel zwi-
identisch mit der 3. Mask.Sg.), in der jemenitischen Lesetradition schen historischen und phonetischen Schreibungen, teils
aber wohl dem Partizip angeglichen (Basis /qāṭl-/). im selben Manuskript und sogar im selben Satz. Ihnen
– Bestimmte suffigierte Formen der jemenitischen Lesetraditionen geht Vf. im anschließenden Kapitel nach (S. 155–222):
(1. Sg. /qaṭliṯ-/ statt /qṭalt-/) begegnen noch nicht in alten Zeugen. schwankender Gebrauch von {’} als Vokalbuchstabe für
– Jemenitische Handschriften und besonders die jemenitische Lesetradi-
tionen ersetzen das im Ostaramäischen offenbar sekundäre Afforma-
/ā/ im Wortinneren und, obgleich selten, von {’} sowie {h}
tiv /-nan/ der 1. Pl. (klassisch-mandäisch geschrieben -nin) durch älte- für auslautendes /ā/ sowie von {y} für /i/ im Wortinneren;
res /-nā/, teils durch auch /-innan/ (bei suffigierten Formen /-inn-/ statt {s} und {š} für etymologisches */ś/ (obwohl längst mit /s/
/-n-/). verschmolzen; die genannten Beispiele betreffen das
– Die jemenitische Lesetradition hat /’a-/ statt /’i-/ als „Imperfekt“- Zahlwort ‘šry(n) „zwanzig“, dessen konservative Schrei-
Präformativ der 1. Sg.
bung sich dem Hebräischen oder dem Biblisch-Ara-
– Beim Imperativ Fem.Sg. von Wurzeln mit konsonantischem Auslaut
ist auch im Jüdisch-Babylonischen, wie im Klassisch-Mandäischen mäischen verdanken könnte); historische Schreibungen für
und im Syrischen, der alte Endvokal */-ī/ regelmäßig geschwunden, geschwundene oder schwach artikulierte Kehllaute und für
entsprechende Formen von Wurzeln IIIī enden jedoch auf /-āy/. Die in der Aussprache assimilierte oder geschwundene wurzel-
Endung /-īn/ des (seltenen) Fem.Pl. in den Drucken und der jemeniti- auslautende Radikale sowie Auslautkonsonanten (vor
schen Lesetradition findet keinen Anhalt in den Handschriften. Der
allem /-īn/ und /-ī/ des Mask.Pl. im status absolutus);
suffigierte Imperativ des Grundstammes hatte ursprünglich die Basis
/qiṭl-/, die aber in der jemenitischen Überlieferung der „Perfekt“- Wechsel von /n/ und /l/ (auch im Präformativ des „Imper-
Basis /qaṭl-/ vor Suffixen angeglichen wird. fektums“); unsystematische Schreibung von Sprossvokalen
– Der Funktionsunterschied beim Partizip zwischen status emphaticus bei Konsonantenhäufungen; Nebeneinander älterer und
(gemein-ostaramäisch /-ē/) und, bei prädikativem Gebrauch, status jüngerer Afformative („Perfekt“ 3. Fem.Sg. /-aṯ/, /-a/ und
absolutus (*/-īn/ > /-ī/, so auch oft im Klassisch-Mandäischen) ver-
/-Ø/, doch 1. Sg. nur ganz vereinzelt noch mit /-t/;
schwindet in der jemenitischen Lesetradition, wo die phonetisch mit
{y} geschriebene Endung des status absolutus gleich der des empha-
3. Mask.Pl. /-ū/, /-Ø/ und mit für das Jüdisch-Babylonische
ticus ausgesprochen wird. charakteristischem Sprung des Auslautvokals vor den letz-
– Zudem werden in der jemenitischen Lesetradition defektiv geschrie- ten Radikal, d. h. /qṭūl/, so auch beim Imperativ Mask.Pl.;
bene Formen des Grundstamm-Partizips ohne {’} für den Vokal /ā/ in „Imperfekt“ 3. Mask.Pl. nur selten mit alter Langform
der ersten Silbe dem „Perfekt“ angeglichen, d. h. ohne Vokal nach /-ūn/); Partizipia Mask.Pl. von Verba IIIī auf -w neben -y
dem ersten Radikal.
– Die jemenitische Lesetradition kennt keine eigene feminine Form des
für ursprüngliches */-ay(n)/ (teils > /ā/ vor dem enkliti-
Partizips mit enklitischem Pronomen der 1. Sg. mehr. schen Suffix der 1. Pl.); die Variation in den Possessiv-
– Die ursprünglich mit ziemlicher Sicherheit plosive Aussprache des /t/ und Objektsuffixen könnte mit dem Zusammenbruch des
im enklitischen Suffix der 2. Mask.Pl. wurde in der jemenitischen Le- Unterschieds zwischen Formen mit konsonantischer und
setradition durch eine frikative ersetzt, laut Vf. als Folge von Analo- vokalischer Basis zusammenhängen, ähnlich wie im Klas-
gie mit dem entsprechenden „Perfekt“-Afformativ bei Verba IIIī.
– In der jemenitischen Lesetraditionen begegnen zahlreiche sekundäre
sisch-Mandäischen und im Neuostaramäischen. Für die
Formen mit im wirklichen Jüdisch-Babylonischen unbelegten oder verschiedenen Demonstrativa siehe auch G.-Wilhelm
wenigstens zweifelhaften Objektsuffixen, so besonders /-hū/ (Mask.) Nebe, „Zu den Bausteinen der deiktischen Pronomina
und /-hā/ (Fem.) für die 3. Sg. im babylonisch-talmudischen Aramäischen“, in: Ronen
Reichman (Hg.), „Der Odem des Menschen ist eine Leuch-
Während also die jemenitischen Handschriften noch zu te des Herrn.“ Gedenkschrift Aharon Agus, Heidelberg
einem relativ späten Zeitpunkt mehr ursprüngliche Merk- 2006, 251–273. Mit Recht berücksichtigt Vf. ganz unter-
male bewahren, die in sephardischen und aschkenasischen schiedliche Gründe für diese Variation in einem über einen
Manuskripten bereits verschwunden waren, steht die jeme- langen Zeitraum und innerhalb eines großen Gebietes ge-
nitische Lesetradition unter starkem Einfluss der gedruck- wachsenem Textcorpus: neben orthographischer Freiheit
ten Ausgaben, nicht-babylonischer Varietäten des Aramäi- sowie sprachhistorischen und dialektalen Ursachen wird
schen (besonders Targum Onqelos, dessen großen Einfluss man im Prinzip auch an stilistische, prosodische und text-
im allgemeinen jetzt auch Abraham Tal unterstreicht: „The geschichtliche denken müssen, wenngleich die jeweiligen
Role of Targum Onqelos in Literary Activity During the Faktoren noch undeutlich bleiben. Weitere Untersuchun-
Middle Ages“, in: Holger Gzella und Margaretha L. Fol- gen dürften hier in Zukunft zu einer größeren Trennschärfe
mer [Hg.], Aramaic in its Historical and Linguistic Setting, führen.
Wiesbaden 2008, 159–171) und normalisierender Analo- Zum Abschluss ergänzt Vf. mit nuancierten Beobach-
gie (für die ja reine Gelehrtensprachen sehr anfällig sind). tungen zur Objektmarkierung die Diskussion orthographi-
Damit hat sich eine Grundvoraussetzung von Morags ein- scher, phonetischer und morphologischer Kennzeichnen
schlägigen Arbeiten erledigt. des ursprünglichen Jüdisch-Babylonischen Aramäisch um
Selbst wenn jedoch ein großer Teil der sprachlichen Va- ein syntaktisches Merkmal (S. 223–266). Hier betritt er
riation in späteren Handschriften sowie in gedruckten echtes Neuland, denn die syntaktischen Verhältnisse wur-
Ausgaben auf Redaktionsprozesse und nicht-muttersprach- den in der Arbeit am Jüdisch-Babylonischen bislang nur
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unzureichend berücksichtigt; eine neue, linguistisch un- und geht so weiter; S. 150 mit Anm. 320: die Objektsuffixe der 3. Pl.
termauerte Gesamtdarstellung, die Michel Schlesingers werden erst reichsaramäisch durch die selbständigen Pronomina ersetzt,
sind aber altaramäisch noch belegt (vgl. Rez., „The Heritage of Imperial
nützliche, aber skizzenhafte und ganz den gedruckten Aramaic in Eastern Aramaic“, Aramaic Studies 6 [2008], 85 – 109, hier
Ausgaben verpflichtete Satzlehre der aramäischen Spra- p. 93); S. 160, Anm. 5, Zl. 2: statt „[’:]“ lies „[ɔ:]“; S. 187, Beginn von
che des Babylonischen Talmuds, Leipzig 1928, ablöst, ist Zl. 4: statt „sent“ lies „said“; S. 168, Übersetzung von BB 167a, Zl. 1:
ohnehin längst überfällig. Die Objektmarkierung eignet nach „should“ ergänze „not“; S. 214, Zl. 15: statt „Urtexten“ lies „Ur-
sich gut für einen solchen Vorstoß, da rezente Untersu- texte“; S. 229: das letzte Beispiel auf der Seite gehört in die Rubrik
„Imperfekta“, ebenso S. 234, Zl. 12, zweites Beispiel; S. 231, Zl. 7,
chungen anderer aramäischer Sprachzweige ihre Wandel-
viertes Wort von links: statt „‘h“ lies „lh“; S. 280: Morgenstern, „Man-
barkeit im Laufe der Zeiten deutlich erwiesen haben (vgl. daic“, erschien in Aram 22 (2010), 1 – 14 (statt Aram 21 [2009], 289 –
besonders Margaretha L. Folmer, „The Use and Form of 302).
the nota objecti in Jewish Palestinian Aramaic Inscrip-
Morgensterns äußerst gehaltvolles Buch zeichnet sich aus
tions“, in: Holger Gzella und dies. [Hg.], Aramaic in its
durch eine vorbildliche Beherrschung der Quellen, durch
Historical and Linguistic Setting, Wiesbaden 2008, 131–
eine stringente Gedankenführung und durch eine klare,
158, mit weiterer Literatur). Die Analyse einer Fülle von
angenehm zu lesende Darstellung der immer gut dokumen-
Beispielen für verschiedenste Konstruktionen führt zu dem
tierten Tatsachen. Es bedeutet einen Wendepunkt in der
Schluss, dass in den besten Textzeugen die Objektpartikel
Erforschung des Jüdisch-Babylonischen und erschließt
l- in einem enger begrenzten Maße gebraucht wird als
durch seine ausführlichen Belege zudem viel wertvolles
anderswo, nämlich häufig nach Partizip mit pronominalem
Material, das gerade dem Nicht-Spezialisten sonst nur
Objekt und sonst regelmäßig nur bei nicht-pronominalem,
schwer zugänglich wäre. Wie es bei dem gegenwärtigen
im allgemeinen kontextuell identifizierbaren und daher
Kenntnisstand angemessen ist, bewahrt Vf. eine streng
semantischen definiten Objekt in Zusammenhang mit
empirische Haltung und verzichtet auf weitreichende Spe-
einem proleptischen Pronomen. Dagegen bucht Vf. meh-
kulationen. Das hat heutzutage einen ähnlichen Bekennt-
rere Fälle von l- ohne proleptisches Pronomen in weniger
nischarakter wie der leidenschaftliche Ausruf „Ani filo-
guten Zeugen als Überlieferungsfehler.
log!“ des Protagonisten in Joseph Cedars Film „Footnote“
Am Ende fasst Morgenstern seine wichtigsten Ergeb-
und verleiht dem vorliegenden Opus bleibenden Wert. Wer
nisse prägnant zusammen (S. 267–270), darauf folgen die
sich in Zukunft mit der jüdisch-babylonischen Varietät des
Bibliographie und ein Verzeichnis grammatischer Erschei-
Aramäischen beschäftigt, um ihre eigentliche Gestalt he-
nungen. Neben einer Erweiterung der noch schmalen
rauszuschälen aus dem Bernstein der Talmudüberliefe-
Textgrundlage der besten Zeugen vor allem durch die vie-
rung, in der sich Älteres und Jüngeres, Ursprüngliches und
len Genisa-Fragmente jüdisch-babylonischen Schrifttums
Sekundäres verbinden, kommt nicht an diesem Werk vor-
kann die zukünftige Forschung zudem hier grundgelegte
bei.
inhaltliche Linien weiter ausziehen: die wesentlich größere
Häufigkeit phonetischer Schreibungen im echten Jüdisch-
Babylonischen Aramäisch, dessen Orthographie nie stan-
dardisiert wurde, und ihr freier Wechsel mit historischen
weist nun noch deutlicher auf das Fehlen einer einheitli- Bassiouney, Reem (Hg.): Arabic and the Media. Lin-
chen Literatursprache. Dadurch vergrößert sich unweiger- guistic Analyses and Applications. Leiden, Boston: Brill
lich auch der Abstand zum Klassisch-Syrischen, das im 2010, VI, 303 S., gr. 8° (= Studies in Semitic Languages
Vergleich jetzt noch stärker normiert erscheint. Seine kon- and Linguistics, vol. 57), Hardbd., 119,00 €. ISBN 978-
servative Schreibung dürfte indes eine Bandbreite an 90-04-18258-5.
sprachlicher Variation überlagern, die der des Jüdisch- Bespr. von Dagmar Glaß, Bonn.
Babylonischen und des Mandäischen gar nicht so unähn-
lich gewesen sein könnte. Eine umfassendere Zusammen- Der im Folgenden zu besprechende Sammelband nimmt
schau dialektaler Vielfalt im Aramäischen Babyloniens drei Problemkreise in den Blick, und zwar 1. den Einfluss
und ihrer Parallelen im Neuostaramäischen (vom Vf. nur von modernen Medien(formaten) auf die Verwendung und
sporadisch herangezogen, vgl. S. 128) mag manche Ge- Entwicklung des Arabischen als Hochsprache (al-fuṣḥā)
meinsamkeiten ans Licht bringen. Diesem Fernziel ist man und Umgangssprache/Dialekt (al-oāmiyya), 2. den Einfluss
jetzt wieder ein gutes Stück näher. der Diglossie auf den Sprachgebrauch in den arabischen
Das Manuskript wurde sehr sorgfältig für den Druck vorbereitet; hier
Medien und 3. die Didaktisierung der arabischen Medien-
einige kleinere Korrekturen, um Missverständnissen vorzubeugen: S. 21, sprache (Media Arabic) im akademischen Unterricht.
Zl. 5: statt „G participle“ lies „G infinitive“; S. 42, unter 2.12.2.1, Zl. 4, Die Verfassergemeinschaft setzt sich interdisziplinär zu-
und S. 194, Anm. 95, Zl. 1: statt „3 m.s.“ lies „3 m.pl.“; S. 46 – 49: die sammen. Zu Wort kommen Spezialisten der Soziolinguis-
Wortstellung in der Tabelle ist durcheinandergeraten, weil Wörter in tik, der Kommunikations- und Medienwissenschaften, der
Quadratschrift mit Fußnotenzeichen irrtümlich rechtsläufig ausgerichtet
sind; S. 107, Zl. 4 v. u.: statt „prṭwhy“ lies „pṭrwhy“; S. 108, Anfang von
Politikwissenschaft und der Fremdsprachendidaktik, die
Zl. 9: statt „2 f.s.“ lies „3 f.s.“; S. 116: die Zählung der Unterkapitel bis auf zwei Ausnahmen des Arabischen kundig sind. Sie
springt auf einmal von 3.4.5.1 zu 3.4.6.2, was wohl 3.4.5.2 sein sollte, präsentieren Untersuchungsergebnisse aus profunden kor-

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