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Slow German #036: Kinderlieder
Thursday, October 02, 2008 7:36 AM
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Die heutige Folge:
Heute möchte ich Euch etwas über Kinderlieder
erzählen, denn ich weiß, dass viele meiner Hörer
Eltern sind und selber kleine Kinder haben. Es gibt
eine Menge Lieder, und später werde ich Euch auch
einige vorsingen lassen. Meine Podcast-Kolleginnen
Rickie und Tina haben extra ein Medley
eingesungen.
Die meisten Kinderlieder in Deutschland stammen
aus dem 19. Jahrhundert. Manche Autoren haben bis
zu 500 Texte für Kinderlieder geschrieben.
Kinderlieder werden Kindern vor allem von den
Eltern vorgesungen. Kinder lernen durch die Musik
und den Text viel Neues dazu. Die ständigen
Wiederholungen mancher Zeilen machen ihnen
Spaß. Und für viele Kinderlieder gibt es auch
Handbewegungen oder ähnliches. Jedes Kind in
Deutschland kenn das Lied "Hoppe, hoppe, Reiter".
Da sitzt das Kind auf dem Knie eines Erwachsenen,
als wäre es ein Reiter auf einem Pferd. An einer
Stelle im Lied fällt der Reiter aber vom Pferd
hinunter - der Erwachsene simuliert das mit dem
Kind, hält es dabei aber natürlich fest, damit es sich
nicht verletzt. Für Kinder ist das ein großer Spaß.
Auch im Kindergarten oder in der Grundschule
werden die alten Lieder immer wieder gesungen. Die
Lieder haben mehrere Strophen, und ich muss
gestehen, dass ich meistens nur noch die erste
auswendig kann - wenn überhaupt. Das einfachste
Kinderlied ist wohl "Alle meine Entchen", das man
auch sehr leicht auf dem Klavier spielen kann. Dann
gibt es noch "Hänschen Klein", "Ein Vogel wollte
Hochzeit machen", "Alle Vögel sind schon da" oder
"Kommt ein Vogel geflogen" oder "Häschen in der
Grube". Ihr merkt schon - in vielen Liedern geht es
um Tiere und um die Natur.
Oft merkt man aber, dass die Lieder schon sehr alt
sind. So beginnt ein Lied mit der Zeile "es klappert
die Mühle am rauschenden Bach, klipp-klapp".
Kinder in unserer heutigen Welt werden nicht
wissen, was eine Mühle ist - dass dort früher Mehl
gemahlen wurde und es einen Müller gab. Viele
Lieder widmen sich besonderen Anlässen. "Ich geh
mit meiner Laterne" singen die Kinder im Herbst,
am St. Martinstag. Ich werde Euch bald davon
erzählen.
Wichtig sind vor allem auch die Schlaflieder, also
Lieder, die man Kindern vorsingt, wenn sie schon im
Bett liegen und einschlafen sollen. Das sind
beruhigende, schöne Lieder. Das bekannteste ist
bestimmt "Schlaf, Kindlein, schlaf" oder "Weißt Du,
wie viel sternlein stehen". Einen Link zu einer guten
Internetseite mit deutschen Kinderliedern und dem
Text dazu stelle ich Euch auf meine Seite
slowgerman.com. Oder Ihr schaut jetzt auf Euren
iPod und drückt auf die mittlere Taste, bis der Text
kommt. Am Ende des Textes steht der Link.
http://www.spiellieder.de/kinderlied-
standards/kinderlied-standards.htm
Jetzt hören wir aber Rickie und Tina mit ihrem
Kinderliedermedley. Die beiden wohnen hier in
München und sind professionelle Sängerinnen. Sie
machen auch einen Podcast, er heißt "Chicks on
Tour".
Zum Schluss noch eine Empfehlung von meinem
Hörer Jaume aus Brasilien. Er empfiehlt das
Magazin "Deutsch Perfekt" (www.deutsch-
perfekt.com), den Link findet Ihr auf meiner
Homepage.
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Slow German #035: Religion
Sunday, September 21, 2008 10:35 AM
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Die heutige Folge:
Ich wurde gebeten, über Religion zu sprechen.
Religion in Deutschland. Wie so oft muss man bei
diesem Thema unterscheiden zwischen
Ostdeutschland und Westdeutschland. Denn in
Ostdeutschland, also in der ehemaligen DDR, hatte
die Regierung eine antikirchliche Haltung. Daher
sind noch heute 68 Prozent der Ostdeutschen nicht
religiös. Genauer gesagt: Sie gehören keiner Kirche
an. Ob sie für sich einen Glauben haben, ist schwer
zu erforschen. In Westdeutschland sieht diese Zahl
ganz anders aus: Hier sind es nur 15 Prozent, die
keiner Religionsgemeinschaft angehören. Ich gehöre
dazu.
Die meisten Deutschen sind Christen. Ein Drittel der
Deutschen sind Katholiken, ein Drittel sind
evangelisch, also Protestanten. Der Rest gehört zu
keiner dieser Gemeinschaften. Man kann eine
regionale Unterteilung erkennen: Der Norden von
Deutschland ist eher protestantisch, der Süden
katholisch.
Natürlich gibt es noch andere Konfessionen in
Deutschland, es gibt Juden oder orthodoxe Christen,
Baptisten und Zeugen Jehovas, allerdings ist ihre
Zahl sehr klein. Nach den Katholiken und
Protestanten gibt es vor allem Muslime in
Deutschland, sie machen vier Prozent der
Bevölkerung aus. Das kommt daher, weil in den
60er-Jahren viele Gastarbeiter aus der Türkei nach
Deutschland kamen und hier geblieben sind.
Die christlichen Kirchen in Deutschland haben große
Sorgen. Immer mehr Menschen treten aus der Kirche
aus, das heißt sie wollen offiziell nicht mehr zu
dieser Religionsgemeinschaft gehören. Das bringt
nicht nur spirituelle Probleme für die Kirche,
sondern auch finanzielle. Denn jeder Gläubige in
Deutschland zahlt die so genannte Kirchensteuer. Sie
wird vom Staat mit den anderen Steuern eingezogen
und an die Kirchen weitergegeben. Von diesem Geld
werden vor allem soziale Einrichtungen finanziert,
wie kirchliche Kindergärten, Altenheime und andere
Betreuungsangebote. Je mehr Menschen aus der
Kirche austreten, desto weniger Menschen zahlen
Kirchensteuer.
Wichtig ist der Kirchenbesuch für die meisten
Christen an Weihnachten oder Ostern. Hier wird
dann das jeweilige Fest groß gefeiert. Die wenigsten
Deutschen aber gehen jeden Sonntag in die Kirche.
In einer katholischen Stadt wie München ist die
Kirche allgegenwärtig. Das bedeutet, sie ist überall.
Vor allem in der Altstadt stehen zahlreiche
katholische Kirchen, alte Bauwerke, die sehr
prunkvoll sind. Auch das Wahrzeichen von
München, die Frauenkirche, ist eine Kirche mit zwei
Türmen. Zur vollen Stunde hört man überall
Kirchenglocken läuten. Für mich ist das ein schöner
Klang, obwohl ich nicht gläubig bin. Die Religion ist
zwar seit 1919 in der deutschen Verfassung vom
Staat getrennt worden, sie spielt aber immer wieder
eine Rolle. Zum Beispiel gibt es viele religiöse
Feiertage in Deutschland, wie zum Beispiel
Allerheiligen, von dem ich Euch ja schon erzählt
habe.
In vielen Gerichtssälen und Schulen hängen Kreuze
an der Wand. Das löste vor einigen Jahren den so
genannten Kruzifix-Beschluss aus. Wenn sich ein
Kind in seinem Klassenzimmer von dem Kreuz
gestört fühlt, muss das Kreuz entfernt werden. Einen
weiteren Streit vor Gericht gab es darüber, ob Lehrer
und Schüler in der Schule Kopftücher tragen dürfen,
also ein deutliches Zeichen ihrer muslimischen
Religion.
In der Schule gibt es zudem Religionsunterricht, der
Pflicht für alle Schüler ist. Wer nicht in den
katholischen oder evangelischen Unterricht gehen
möchte, der geht stattdessen heute in einen
Ethikunterricht.
Heute mal Musik von Kat-Musik, http://www.kat-
musik.de/, der Song heißt Kopf Kino. Gefunden im
Podsafe Music Network.
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Slow German #034: Das R
Thursday, September 11, 2008 10:34 AM
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Die heutige Folge:
Dorothy aus Peking hat mich gefragt, wie man das
"R" im Deutschen richtig ausspricht. Es ist schwer,
das zu erklären. Ich versuche es trotzdem.
Im Süden Deutschlands spricht man das "R" gerollt
aus. Es klingt dann so wie in der spanischen oder
italienischen Sprache. Dabei legt man die
Zungenspitze an die Zähne und stößt Luft aus - so
dass die Zunge leicht vibriert. Ich selber kann Euch
das leider nicht vormachen - meine Mutter ist zwar
aus Bayern und kann das "R" rollen, aber ich bin
nicht in Bayern aufgewachsen und habe es daher
nicht gelernt.
Im Norden Deutschlands und vor allem im
Hochdeutschen spricht man das "R" anders aus. Hier
wird es zwar auch gerollt, aber weiter hinten, fast
schon im Hals. So spreche ich es auch aus:
RRRRRRRR. Das ist auch das R, wie es im
Französischen ausgesprochen wird.
Wenn Ihr also eine perfekte deutsche Aussprache
haben wollt, müsst Ihr dieses zweite R lernen. Aber
auch wenn Ihr das R rollt, wird Euch jeder verstehen
- und vielleicht denken, Ihr wärt aus Bayern.
Den Unterschied beider Varianten möchte ich Euch
noch demonstrieren. Dafür habe ich mir Verstärkung
geholt. Ein Freund von mir, Hartmut, kann beide
Varianten aussprechen. Ich habe ihn einige Wörter
sagen lassen, und das hört Ihr jetzt:
Musik habe ich Euch heute extra passend zum
Thema herausgesucht. Denn das Elisabeth Lohninger
Quartett lässt beim Lied “Ob ich dich liebe” ganz
schön das R rollen! Gefunden habe ich es beim
Podsafe Music Network.
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Slow German #033: Die Autobahn
Monday, August 04, 2008 11:09 PM
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Die heutige Folge:
Ralph ist Kanadier in der ersten Generation, das
heißt seine Eltern kamen aus Deutschland nach
Kanada und er ist dort aufgewachsen. Ihn
interessiert, wie das in Deutschland mit der
Fahrschule funktioniert und mit den Autobahnen.
Wir fangen an mit der deutschen Autobahn, die ja
weltweit bekannt ist. Die erste offizielle Autobahn
wurde 1932 eingeweiht. Die meisten Amerikaner
sind enttäuscht, wenn sie das erste Mal eine
Autobahn sehen. Denn verglichen mit den Freeways
oder den großen, zehnspurigen Straßen in Los
Angeles sind Autobahnen eher winzig.
Eine Autobahn ist eine Straße in beide Richtungen.
Jede Richtung hat mindestens zwei Spuren. In der
Mitte sind die beiden Richtungen getrennt, entweder
durch Betonmauern oder durch Leitplanken aus
Stahl. Wenn ein Auto übrigens trotzdem auf der
falschen Seite in die falsche Richtung fährt, meistens
geschieht das aus Absicht als Mutprobe, oder als
Selbstmordversuch, manchmal sind es aber auch
einfach verwirrte Menschen, dann nennt man diese
Fahrer Geisterfahrer. Autobahnen sind meistens so
konstruiert, dass man weder enge Kurven hat noch
große Höhenunterschiede, sofern sich das machen
ließ. Wenn zu viel los ist, vor allem in der
Urlaubszeit, dann ist Stau auf der Autobahn. Dann
stehen die Autos mehr als dass sie fahren.
Auf einer Autobahn gibt es eine
Mindestgeschwindigkeit. Man muss also mindestens
ein Fahrzeug haben, das 60 Kilometer pro Stunde
oder schneller fahren kann. Radfahrer dürfen also
selbstverständlich nicht auf die Autobahn, kleine
Vesparoller oder ähnliches auch nicht. Ursprünglich
hatte die Autobahn kaum eine
Geschwindigkeitsbegrenzung. Man durfte also so
schnell fahren, wie man wollte. Mittlerweile hat sich
das an vielen Stellen geändert, die Geschwindigkeit
ist dort festgelegt und man darf nicht schneller als
zum Beispiel 120 km/h fahren. Grund für die
Begrenzung ist die Sicherheit – wenn ein Auto 210
fährt und das andere 100, dann kann es leichter zu
Unfällen kommen als wenn beide ungefähr gleich
schnell – oder langsam – fahren. Ein Drittel des
deutschen Verkehrs läuft über die Autobahn. Hier
sind auch die meisten Lastwagen unterwegs. Sie
müssen bezahlen, um auf der Autobahn fahren zu
dürfen. Selten hat eine Autobahn mehr als drei
Spuren.
Da die Autobahn auch viel für den Fernverkehr
genutzt wird, also für Menschen, die weite Strecken
zurücklegen müssen, gibt es Raststätten. Man fährt
also kurz neben die Autobahn um etwas zu Essen
oder zu Tanken. Es gibt sogar Autobahnkirchen.
Und wisst Ihr, was der Bau einer Autobahn kostet?
Pro Kilometer 26,8 Millionen Euro. Am teuersten ist
die Planung, die normalerweise rund 20 Jahre lang
dauert. Dann braucht man Ingenieure, die mithelfen
und beraten, und der Bau selbst kostet 6,7 Millionen
Euro. Wenn Ihr mal in Deutschland seid und Ihr
sucht eine Autobahn, sucht nach blauen Schildern
mit weißer Schrift.
Zum Schluss wie immer ein wenig Musik, diesmal
der Gema-Song von den Reeperboys.
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Slow German #032: Wohnungen mieten
Friday, July 25, 2008 11:09 PM
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Die heutige Folge:
Timo aus Finnland zieht im Herbst nach
Deutschland. Er hat mich gefragt, wie man hier eine
Wohnung findet. Ich bin ja selber gerade erst
umgezogen, daher werde ich versuchen, es zu
erklären.
Am einfachsten ist es natürlich über
Mundpropaganda. Das heißt man hört über Freunde
oder die Familie, dass irgendwo eine Wohnung frei
wird. Aber so funktioniert das eben nicht immer.
Also muss man entweder in Tageszeitungen eine
Anzeige aufgeben oder die Anzeigen im
Immobilienmarkt lesen, also in dem Teil der
Zeitung, in dem es um Wohnungen und Häuser geht.
Oder man sucht im Internet, die größte Börse ist hier
immobilienscout24.de.
In Deutschland misst man die Größe einer Wohnung
erstmal in Zimmern. Eine 2-Zimmer-Wohnung heißt
also, man hat Küche, Bad und zwei Zimmer. Bei
einer 4-Zimmer-Wohnung hat man Küche, Bad und
vier Zimmer. Aber Vorsicht: Oft ist die Küche leer.
Das bedeutet, es gibt zwar einen Raum für die
Küche, aber es gibt dort keine Möbel, keine Geräte.
Der Raum ist leer. Man muss also oft noch viel Geld
investieren und eine komplette neue Küche kaufen,
wenn man eine Wohnung mieten will. Ihr werdet oft
die Abkürzung EBK sehen, das bedeutet
Einbauküche. Wenn das also bei einer Anzeige
dabeisteht, bedeutet das, die Wohnung hat eine
Küche.
Die Größe einer Wohnung wird natürlich auch in
Quadratmetern gemessen. Wobei es einen
Unterschied gibt: Wenn zum Beispiel ein großer
Balkon oder eine Terrasse dabei sind, dann werden
diese Flächen nicht ganz mitgezählt. Wer also 30
Quadratmeter Terrasse hat, bei dem wird das als 15
Quadratmeter Nutzfläche berechnet. Kompliziert,
oder?
Noch zwei wichtige Unterschiede: Kaltmiete und
Warmmiete. Bei der Warmmiete ist alles inklusive.
Das ist also der Betrag, den man wirklich an den
Vermieter zahlen muss. Normalerweise steht in
Anzeigen aber nur die Kaltmiete. Zur Kaltmiete
hinzu kommen die so genannten Nebenkosten. Das
sind Kosten für die Müllabfuhr, das Wasser, die
Heizung, manchmal auch für die Beleuchtung des
Hauses oder den Kabelanschluss. Stromkosten und
Telefonkosten zahlt man normalerweise direkt an die
Strom- oder Telefonkonzerne, das hat mit dem
Vermieter nichts zu tun.
Wenn man dann im Internet oder in einer Zeitung
eine Wohnung gefunden hat, macht man einen
Besichtigungstermin. Manchmal organisiert diese
Termine der Vermieter selber. Normalerweise aber
übernimmt das ein Makler. Man darf sich also die
Wohnung ansehen und Fragen stellen. Oft ist die
Konkurrenz groß, vor allem in Städten wie
München. Viele Menschen wollen die Wohnung
haben, und der Vermieter kann sich für einen Mieter
entscheiden. Damit ihm diese Entscheidung leichter
fällt, verlangt er meist eine so genannte
Selbstauskunft. Das ist ein Blatt Papier, ein
Formular, auf dem der potenzielle Mieter
Informationen über sich selbst ausfüllt. Welchen
Beruf er hat, wieviel Geld er verdient, wo er vorher
gewohnt hat, manchmal sogar ob er ein Instrument
spielt (wegen der Lautstärke) oder nicht. Wenn dann
alles in Ordnung ist, kann man den Mietvertrag
unterschreiben.
All das ist natürlich mit Kosten verbunden. Der
Makler verlangt eine so genannte Provision. Diese
darf bis zu 2,38 Monatsmieten hoch sein. Das heißt,
angenommen die Miete kostet 1000 Euro Miete,
dann zahlt man 2380 Euro an den Makler. Der
Vermieter verlangt dann noch eine Kaution.
Meistens sind das auch drei Mal die Kaltmiete – also
in unserem Fall auch rund 3000 Euro. Wenn dann
noch eine Küche bereits eingebaut ist, oder zum
Beispiel ein Einbauschrank, verlangt der Vormieter
eine Ablöse. Man kauft ihm also die Küche und den
Schrank ab. Kein Wunder, dass die Deutschen nicht
so gerne umziehen, oder?
Damit man versteht, was in Wohnungsanzeigen
steht, ist diese Liste aus der Wikipedia sehr nützlich,
mit allen Abkürzungen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Abk%C3%B
Crzungen_(Wohnungsanzeigen)
Und wieder deutsche Musik zum Schluss, diesmal
von Störte Priester das Stück „Heiliges Kind“, die
neue CD der Band ist ab 1. August auf dem Markt.
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Slow German #031: Das politische System
Deutschlands
Wednesday, July 16, 2008 11:14 PM
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Die heutige Folge:
Fernando aus Brasilien interessiert das politische
System der Bundesrepublik Deutschland. Ich werde
versuchen, es so einfach wie möglich zu erklären.
Dennoch wird diese Folge von Slow German sehr
kompliziert und schwer zu verstehen. Aber glaubt
mir: Auch viele Deutsche kennen das politische
System nicht!
Zunächst einmal zur Struktur von Deutschland:
Deutschland besteht aus 16 Bundesländern. Die
Bundeshauptstadt ist Berlin. Gegründet wurde die
Bundesrepublik am 24. Mai 1949, also vier Jahre
nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Es war aufgeteilt
worden: Im Oktober wurde die Verfassung der
Deutschen Demokratischen Republik, also der DDR,
in Kraft gesetzt. Seit dem 3. Oktober 1990 ist
Deutschland wiedervereinigt, also wieder ein Land.
An diesem Tag wird daher jedes Jahr der „Tag der
deutschen Einheit“ gefeiert.
Folgende wichtige Begriffe werde ich nun erklären:
Bundestag, Bundesrat, Kanzler, Präsident.
Die Bundesrepublik Deutschland ist ein
demokratischer, sozialer Bundesstaat, genauer gesagt
eine parlamentarische Demokratie. Sie ist auch ein
föderaler Rechtsstaat. Es gibt die Bundesebene und
die Landesebene. Die einzelnen Bundesländer haben
eigene Verfassungen. Wobei die Verfassung der
BRD das Grundgesetz ist. Das heißt: Jedes
Bundesland hat zwar eigene Gesetze, das
Grundgesetz ist aber im Zweifelsfall das
entscheidende. Ein einfaches Beispiel: In manchen
Bundesländern steht in der alten Verfassung noch
drin, dass es die Todesstrafe gibt. Laut der deutschen
Verfassung gibt es sie aber nicht mehr. Also existiert
sie in Deutschland nicht.
Das Staatsoberhaupt ist der Bundespräsident. Er hat
aber vor allem repräsentative Aufgaben, politisch
gesehen ist er also nicht sehr wichtig. Gewählt wird
er alle fünf Jahre, und zwar von der
Bundesversammlung. Dies ist die einzige Aufgabe
der Bundesversammlung. Die Bundesversammlung
setzt sich zusammen aus Mitgliedern des Deutschen
Bundestages und einer gleichen Zahl von anderen
Mitgliedern aus dem ganzen Land. Bei der letzten
Wahl waren es 1205 Mitglieder. Ein einziges Mal
darf der Bundespräsident wiedergewählt werden,
dann wäre er also 10 Jahre im Amt. Die nächste
Wahl findet am 23. Mai 2009 statt. Der momentane
Bundespräsident heißt Horst Köhler, und eine
weitere Kandidatin ist eine Frau – Gesine Schwan.
Angeblich verdient der Bundespräsident 199.000
Euro pro Jahr (2007).
Der Regierungschef ist der Bundeskanzler. Er wird
vom Bundestag gewählt. Vorher hat ihn der
Bundespräsident vorgeschlagen. Der Kanzler – oder
wie momentan die Kanzlerin, denn unsere Chefin ist
Angela Merkel – schlägt dann die Bundesminister
vor. Kanzler und Minister sind dann die
Bundesregierung. Manchmal wird die
Bundesrepublik Deutschland auch als
Kanzlerdemokratie bezeichnet, weil der Kanzler eine
sehr starke Stellung hat. Ein Kanzler kann beliebig
oft wiedergewählt werden. Helmut Kohl war am
längsten deutscher Kanzler: Von 1982 bis 1998, also
16 Jahre lang. Die Kanzlerin verdient angeblich rund
240.000 Euro im Jahr.
Zwei wichtige Institutionen muss ich noch erklären –
manchmal werden sie von vielen Deutschen
verwechselt. Es gibt den Bundestag und den
Bundesrat. Der Bundestag ist das Parlament. Er wird
direkt vom Volk gewählt. Eine so genannte
Legislaturperiode, also die Zeit, in der der Bundestag
in mehr oder weniger gleicher Zusammensetzung
Politik macht, dauert in der Regel vier Jahre.
Momentan gibt es im Bundestag 612 Abgeordnete
aus allen Bundesländern. Der Bundestagspräsident
ist momentan Norbert Lammert. Der Bundestag
schafft das Bundesrecht und ändert die Verfassung.
Er kann auch internationale Verträge mit anderen
Staaten genehmigen und beschließt den
Bundeshaushalt, also die Finanzen des Landes. Er
wählt wie vorhin schon gesagt den Bundeskanzler
und kontrolliert den Einsatz der Bundeswehr, also
des Militärs.
Der Bundesrat dagegen hat andere Aufgaben: Hier
sind Mitglieder aller Bundesländer vertreten. Jedes
Bundesland hat drei bis sechs Sitzplätze, je nach
Einwohnerzahl. Sie können so bei der Gesetzgebung
auf Bundesebene mitwirken. Der Bundesrat hat
momentan 69 Mitglieder und kann nicht abgeschafft
werden.
Zum Schluss, auch wenn es bis hierhin schon sehr
kompliziert war, noch ein Wort zu den deutschen
Parteien. Die größten Parteien in Deutschland sind
die SPD und die CDU/CSU. Die SPD ist die
Sozialdemokratische Partei Deutschlands. Der letzte
Kanzler, Gerhard Schröder, war von der SPD. Die
Farbe der SPD ist Rot. Die CSU gibt es nur in
Bayern, sie hat sich mit ihrer Schwesterpartei CDU
zusammengetan. Die Farbe der CDU/CSU ist
Schwarz, die Abkürzung steht für Christlich-
Demokratische Union beziehungsweise Christlich-
Soziale Union. Die beiden großen Parteien haben
eine Koalition gebildet und regieren momentan
gemeinsam. Kleinere Parteien sind die FDP (gelb),
die oft als Liberale bezeichnet werden, und Die
Grünen (grün), die es erst seit 1980 gibt und die sich
zu Beginn ihrer Zeit vor allem für die Umwelt
eingesetzt haben. Erst seit einem Jahr gibt es „Die
Linke“, eine sehr umstrittene Partei.
So, das war also das komplizierte Thema Politik,
besser gesagt das politische System von
Deutschland. Im Alltag merkt man das als Deutscher
so: Man darf wählen gehen und wählt Mitglieder des
Bundestages oder des Landtages. Dann wartet man,
bis der Kanzler gewählt wird. Oft wird kritisiert,
dass wir den Kanzler nicht direkt wählen dürfen –
aber das ist ja in vielen Ländern so.
Zum Abschluss noch etwas Musik, und zwar von
Markus Kaes, gesungen von Judith Jahn. Der Song
heißt „Schon wieder.“ Übrigens gibt es ein neues
Tool auf slowgerman.com. Wenn Ihr mit der Maus
doppelklickt auf irgendein Wort, also zwei Mal
klicken, dann seht Ihr die englische Übersetzung.
Danke an Stan für dieses Widget!
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Slow German #030: Hochzeit
Sunday, July 06, 2008 10:40 PM
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Die heutige Folge:
Im Sommer heiraten besonders viele Paare.
Deswegen habe ich mir gedacht ich erzähle Euch
heute etwas über Hochzeiten in Deutschland. Die
beliebtesten Monate sind Mai und Juni, aber auch in
den anderen Monaten finden viele Hochzeiten statt.
Vor der Heirat steht die Verlobung. Sie ist in
Deutschland viel weniger wichtig als beispielsweise
in den USA. Es gibt weder einen großen
Diamantring, noch eine große Feier.
Wer in Deutschland heiraten möchte, der muss in
erster Linie eine Menge Papierkram erledigen. Also
Dokumente vorweisen bei den staatlichen Behörden.
Wenn das erledigt ist, kann man standesamtlich
heiraten. Man geht also an einem vereinbarten
Termin zum Standesamt, und dort wird man vom
Staat verheiratet. Meist geht das sehr schnell. Der
Standesbeamte, der die Zeremonie leitet, spricht aber
dennoch einige Worte, um das Paar auf eine
gemeinsame Zukunft einzustimmen.
Es gibt verschiedene Standesämter. Manchmal sind
das nur relativ offizielle Büroräume, ohne Schmuck.
Manchmal sind es aber auch alte Rathaussäle, kleine
Schlösser oder man kann auch auf Burgen oder auf
Inseln heiraten. Deutsche heiraten aber fast immer in
Gebäuden. Hochzeiten im Freien, wie sie in Amerika
üblich sind, gibt es hier kaum. Das liegt
wahrscheinlich daran, dass das Wetter einfach zu
schlecht ist.
Zur Heirat im Standesamt braucht man nur als Paar
anwesend sein. Früher war es Pflicht, Trauzeugen zu
haben. Das waren zwei Menschen, die dem Paar
nahe standen und die als Zeuge bei der Trauung
anwesend waren. Heute ist das gesetzlich nicht mehr
vorgeschrieben. Wer möchte, kann nach der
standesamtlichen Trauung auch noch einmal
kirchlich heiraten. Wer zum Beispiel katholisch ist,
der heiratet dann in einer katholischen Kirche noch
einmal. Da die meisten Deutschen aber nicht sehr
religiös sind, ist ihnen die kirchliche Trauung eher
wichtig, weil es hier um ein feierliches Ritual geht.
In der Kirche gibt es festliche Musik, die Braut trägt
ein schönes weißes Kleid, und alle Freunde und
Verwandten können dabei sein.
Wie groß eine Hochzeit ist, bleibt dem Brautpaar
überlassen. Natürlich gibt es Feiern mit über 100
Gästen, aber viele Paare ziehen es vor, in kleinem
Kreis zu feiern. Häufig ist es auch so, dass man nur
mit wenigen Gästen die eigentliche Hochzeit feiert –
und später dann ein großes Fest feiert mit allen
anderen Freunden und Verwandten.
Oft ist es so, dass am Samstag Vormittag im
Standesamt geheiratet wird, und danach in der
Kirche. Es gibt aber auch viele Paare, die zwischen
beiden Trauungen Monate oder sogar Jahre vergehen
lassen. Völlig unüblich ist es, mehrere Trauzeugen
zu haben, so wie in den USA. Auch das „Rehearsal
Dinner“ gibt es nicht. Stattdessen gibt es einen
Polterabend, bei dem man den letzten Single-Abend
des Paares feiert. Dabei wird Geschirr zerbrochen,
das das Paar dann zusammenkehren und aufräumen
muss. Scherben sollen Glück bringen.
Nach der Eheschließung im Standesamt oder in der
Kirche wird natürlich noch gefeiert. Man isst
zusammen, tanzt und freut sich mit dem Brautpaar.
Wichtig ist der erste Tanz von Braut und Bräutigam,
der erste Walzer, den sie gemeinsam tanzen. Dabei
sehen ihnen alle zu, um danach aber mitzutanzen.
Ein Brauch ist es auch, gemeinsam die
Hochzeitstorte anzuschneiden. Es gibt viele
verschiedene Rituale und Bräuche. Manchmal sägen
Braut und Bräutigam gemeinsam einen Baumstumpf
ab – Teamwork sozusagen. Viele Feiern gehen bis
weit nach Mitternacht, und wenn das Brautpaar nicht
gleich in die Flitterwochen fährt, feiern sie bis zum
Ende mit.
Die Deutschen heiraten sehr spät. 2004 war ein
deutscher Mann statistisch gesehen im Durchschnitt
36 Jahre alt bei der Heirat. Die Frau war 33 Jahre alt.
Übrigens scheitert in Deutschland ungefähr jede
dritte Ehe. Das heißt, dass von drei Ehepaaren sich
eines scheiden lässt.
Passend dazu habe ich Euch heute Musik
mitgebracht, und zwar „Die große Liebe ist vorbei“
von Marc Loehrwald, gefunden im Podsafe Music
Network.
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Slow German #029: Film "Das Leben der Anderen"
Wednesday, June 25, 2008 10:40 PM
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Die heutige Folge:
Ich möchte Euch heute ausnahmsweise mal einen
deutschen Film vorstellen, den Ihr Euch anschauen
solltet. Er heißt „Das Leben der Anderen“, und
wurde mit einem Oscar ausgezeichnet. Ich möchte
Euch deswegen von ihm erzählen, weil er einen
wichtigen Teil der deutschen Geschichte zeigt.
Im Mittelpunkt des Dramas steht Gerd Wiesler. Er
ist Hauptmann bei der Stasi. Die Stasi war das
Ministerium für Staatssicherheit in der DDR, der
Deutschen Demokratischen Republik. 1984
bekommt Gerd Wiesler in Ost-Berlin den Auftrag,
einen Theaterschriftsteller zu bespitzeln. Er soll ihn
also belauschen wie ein Spion. Wiesler sitzt also auf
dem Dachboden, hat Kopfhörer auf und hört, was in
der Wohnung des Schriftstellers alles passiert. Was
führt dieser im Schilde? Plant er Aktivitäten gegen
das DDR-System?
Je länger Wiesler den Schriftsteller und seine
Freundin belauscht, desto mehr verwandelt er sich.
Er empfindet Sympathie für diese Menschen, er will
sie schützen und ihnen nicht schaden. Dadurch
begibt er sich selbst in Gefahr. Wie der Film
ausgeht, erzähle ich Euch nicht. Aber ich kann Euch
sagen, dass es einer der besten Filme ist, die ich
gesehen habe. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die
besten deutschen Schauspieler in diesem Film
spielen. In der Hauptrolle des Gerd Wiesler ist
Ulrich Mühe zu sehen, der leider kurz nach der
Oscarverleihung an Krebs gestorben ist. Sebastian
Koch und Martina Gedeck sind das bespitzelte Paar.
Der Film ist spannend und emotional erzählt, und
hinter der Geschichte steckt ein Mann namens
Florian Henckel von Donnersmarck. Er hat das
Drehbuch geschrieben. Die Idee dazu hatte er bereits
auf der Filmhochschule, um es dann aber zu
schreiben zog er sich in ein Kloster zurück, damit er
völlige Ruhe hatte. Donnersmarck führte auch Regie
bei diesem Film, der 2006 in Deutschland in die
Kinos kam. Obwohl der Film nur 1,8 Millionen Euro
gekostet hat und somit ein Low-Budget Film war,
hatte er enormen internationalen Erfolg. Mehr als
zwei Millionen Menschen haben ihn allein in
Deutschland im Kino gesehen.
Link zum Trailer:
http://de.youtube.com/watch?v=n3_iLOp6IhM
Oder: http://de.youtube.com/watch?v=r7rK_bfsQbs
Den Link zu diesem Film und zu zwei Trailern stelle
ich Euch auf slowgerman.com.
So, jetzt gibt es wieder Musik, und zwar von
Brackwasser „Salz in deinen Augen“. Gefunden im
Podsafe Music Network.
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Slow German #028: Kleidung
Monday, June 16, 2008 10:41 PM
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Barbara hat mir eine Mail geschrieben. Sie reist im
Juli nach Deutschland und möchte nicht als Touristin
auffallen. Sie ist 50 Jahre alt und fragt, ob sie Jeans
tragen kann, oder ob sie einen Rock anziehen soll.
Ich finde es toll, dass sie sich über so etwas
Gedanken macht! Also werde ich in dieser Folge
über Kleidung sprechen. In der Umgangssprache
kann man Kleidung auch Klamotten nennen.
Früher gab es einen großen Unterschied zwischen
Ost- und Westdeutschland, was Kleidung angeht.
Heute ist dieser Unterschied viel kleiner geworden.
Überhaupt werden die Unterschiede immer kleiner,
weil es in jeder Stadt die gleichen Geschäfte gibt.
Der Grund dafür ist die Globalisierung – viele Läden
sind Ladenketten. Also gibt es in jeder Stadt einen
C&A, H&M, Benetton oder Esprit. Weil viele
Deutsche ihre Kleidung über das Internet bestellen,
sehen auch die meisten Deutschen ähnlich aus.
Generell gibt es wenige Regeln, was die Kleidung
angeht. Schuluniformen gibt es in Deutschland nicht,
Kinder können anziehen, was sie wollen. Teenager
tragen natürlich sehr modische Kleidung – die Jungs
mögen Baggy Pants, momentan tragen alle auch
wieder Chucks an ihren Füßen. Das sind diese
Basketball-Schuhe von Converse. Auch Leggings
sind wieder in Mode. Es sieht momentan alles so aus
wie in den 80er-Jahren.
Junge Erwachsene kleiden sich unterschiedlich, je
nachdem ob sie auf dem Land wohnen oder in der
Stadt. Es spielt auch eine Rolle, was sie beruflich
machen. Wer im Büro arbeitet, trägt natürlich sehr
offizielle Kleidung. Männer tragen einen Anzug,
Frauen entweder einen Hosenanzug oder ein Kostüm
(also ein Jackett und einen Rock). Zu Jackett kann
man übrigens auch Blazer oder Sakko sagen. In den
Großstädten sind viele Menschen modisch gekleidet.
In Berlin sieht man viele sehr „schräge“ Outfits, die
Frauen haben dort oft einen sehr individuellen,
kreativen Stil. Ansonsten haben sehr viele Menschen
einfach Jeans und T-Shirts an, das ist immer in
Ordnung im Alltag.
Ich kann aber sagen, was hier eher unüblich ist und
was die Deutschen zum Beispiel von Amerikanern
unterscheidet. Fangen wir an mit alten Menschen. In
den USA haben viele alte Menschen Jeans an und
tragen Baseball-Kappen. Das macht in Deutschland
niemand. Alte deutsche Frauen – und damit meine
ich Frauen ungefähr ab 75, tragen in den meisten
Fällen Röcke. Junge Frauen seltener. Hosen sind
praktischer, deswegen tragen viele junge Frauen
Hosen.
Mir fallen amerikanische Touristen oft dadurch auf,
dass sie weiße Socken tragen. Tennissocken. Und
dazu weiße Turnschuhe. Das macht kaum ein
Deutscher. Hier trägt man eher dunkle Schuhe. Viele
Touristen fallen auch durch ihre Taschen auf, oder
durch ihre Fotoapparate. Und sie kaufen gerne
Sweatshirts, wo groß „University of Harvard“
draufsteht oder „Hofbräuhaus München“. Aber das
ist alles nicht schlimm. Was mich stört: Touristen
benehmen sich oft sehr laut – das trifft aber auch auf
Deutsche im Ausland zu. Mein Tipp daher: Jeans
und T-Shirt ist tagsüber in Ordnung, im Sommer
wenn es heiß ist auch gerne ein Kleid oder ein Rock.
Aber auch dazu darf man bequeme Schuhe tragen,
denn als Tourist in Deutschland muss man viel zu
Fuß gehen.
Der Sommer kann in Deutschland sehr wechselhaft
sein. Mal ist es kalt und es regnet, dann scheint
wieder die Sonne und es ist heiß. Daher empfehle ich
allen Besuchern den so genannten Zwiebellook. Ein
T-Shirt, einen Pullover, eine leichte Jacke und
eventuell noch ein Regencape dabeihaben. Das ist
das perfekte Touristenoutfit. So kann man auch in
Museen gehen oder in Kirchen, und es ist kein
Problem. Und immer dran denken: In Deutschland
gibt es noch nicht so viele Gebäude mit Klimaanlage
wie in den USA! Es kann also auch drinnen richtig
warm werden.
Einen Unterschied gibt es allerdings noch zwischen
USA und Deutschland: Während es in Amerika
niemanden stört, dass man in Bermuda-Shorts in ein
Fünf-Sterne-Hotel geht, wäre das in Deutschland
undenkbar. Wer hier in ein teures Hotel oder ein
teures Restaurant geht, sollte sich entsprechend
elegant und teuer kleiden.
Ich finde es wichtig, dass man sich in seiner
Kleidung wohl fühlt. Dann hat man eine
selbstsichere Ausstrahlung und andere Menschen
werden solch einen Touristen bestimmt sympathisch
finden. Und falls Du gerne einkaufen gehst, liebe
Barbara, dann geh doch in Deutschland shoppen und
suche Dir typisch europäische Kleidung! Viel Spaß
wünsche ich Dir auf Deiner Reise!
Musik habe ich auch wieder mit dabei, und zwar
diesmal von Simon Saiz das Stück „Echte Liebe –
wenn der Mond lacht“ vom Podsafe Music Network.
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Slow German #025: Das Schulsystem
Tuesday, April 29, 2008 8:09 PM
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Die heutige Folge:
Zunächst muss ich sagen, dass es in Deutschland
eine Schulpflicht gibt. Jedes Kind muss also eine
Schule besuchen. In jedem Bundesland ist die
Schulpflicht geregelt. Meistens sind es neun Jahre,
die ein Kind in die Schule gehen muss.
In Deutschland gibt es ungefähr 36000 öffentliche
Schulen und nur 2600 private Schulen. Private
Schulen sind solche Schulen, für die die Eltern etwas
zahlen müssen. Öffentliche Schulen werden vom
Staat oder Bundesland betrieben und sind kostenlos.
Mit sechs Jahren kommt ein deutsches Kind in die
Schule. Vorher war es meistens im Kindergarten.
Die erste Klasse besucht es dann in einer
Grundschule. Meistens dauert die Grundschule vier
Jahre lang, in einigen Fällen aber auch sechs Jahre
lang.
Danach müssen die Eltern entscheiden, wie es für
das Kind weitergeht. Sind die Noten sehr gut? Oder
eher nicht? Die Noten werden in Deutschland von 1
bis 6 vergeben. Eine eins ist die beste Note, eine
sechs die schlechteste. Nach der vierten Klasse
können Kinder weiter in die Hauptschule gehen.
Diese dauert bis zur neunten Klasse und ist die
Schulart mit dem niedrigsten Abschluss. Wer auf
einer Hauptschule war, macht danach meistens eine
Lehre, also einen handwerklichen Beruf, wie Maler,
Schreiner oder ähnliches.
Man kann aber auch auf die Realschule gehen. Als
ich zur Schule ging, war das für Kinder ab der
sechsten Klasse möglich. Wer zum Beispiel gemerkt
hat, dass die Hauptschule zu leicht ist, der ging auf
die Realschule. Hier wird man sehr praktisch auf das
Leben vorbereitet, man lernt beispielsweise neben
den normalen Fächern wie Mathematik und Deutsch
oder Englisch auch mit zehn Fingern auf einer
Tastatur zu tippen oder Buchführung. Die
Realschule wird mit der „Mittleren Reife“
abgeschlossen und dauert bis zur 10. Klasse.
Mit sehr guten oder guten Noten kann man nach der
vierten Klasse auch ins Gymnasium gehen. Im
Gymnasium lernen die Kinder Fremdsprachen,
Chemie, Physik und ähnliche Fächer. Das
Gymnasium dauert bis zur 13. Klasse, mittlerweile
nur noch bis zur 12. Klasse. Man spezialisiert sich
immer mehr auf die eigenen Interessen. Die letzten
zwei Jahre auf dem Gymnasium bezeichnet man als
Kollegstufe. Hier hat man so genannte
Leistungskurse und Grundkurse. Ich hatte zum
Beispiel als Leistungskurse Deutsch und Englisch,
jeweils 6 Stunden pro Woche. Fächer, die man
überhaupt nicht mag, kann man abwählen. Das heißt,
man muss sie nicht mehr machen. Das geht aber
natürlich nur begrenzt. Ich hatte Glück und konnte
Chemie abwählen.
In der Kollegstufe schreibt man eine Facharbeit, also
eine ungefähr 30 Seiten lange wissenschaftliche
Arbeit zu einem bestimmten Thema. Dies soll eine
Vorbereitung auf das Studium sein, denn wer das
Gymnasium mit dem so genannten Abitur
abschließt, darf an einer Universität studieren. Das
Abitur machen die deutschen Jugendlichen mit 18
oder 19. Danach müssen die Jungen noch zum
Militärdienst, zum Bund, wie wir sagen. Oder sie
können Zivildienst leisten, also beispielsweise in
einem Altenheim arbeiten oder in einem
Kindergarten. Eines von beidem ist Pflicht. Nur wer
körperlich Probleme hat, wird von dieser Pflicht
befreit. Mit 19 oder 20 fangen die Abiturienten dann
an zu studieren.
Über das Schulsystem wird in Deutschland viel
diskutiert. Kritisiert wird oft, dass die Kinder schon
im Alter von zehn Jahren gezwungen werden, sich
für Hauptschule, Realschule oder Gymnasium zu
entscheiden. Das sei viel zu früh, sagen Experten.
Kritisiert wurde auch oft, dass das Gymnasium bis
zur 13. Klasse dauert. In Europa ist das zu lang.
Daher wird die Zeit nun um ein Jahr verkürzt.
Die Kinder gehen übrigens in Deutschland meist nur
am Vormittag in die Schule. Sie beginnt gegen acht
Uhr morgens und endet um eins. Im Gymnasium
kommt manchmal Nachmittagsunterricht dazu, also
zwei Stunden Sport oder im höchsten Fall vier
Stunden Unterricht. Wenn die Eltern allerdings den
ganzen Tag arbeiten müssen gibt es einen
Kinderhort, wo die Kinder nach der Schule hingehen
können. Dort bekommen sie Essen und sie können
ihre Hausaufgaben machen.
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Slow German #027: Deutscher Alltag
Wednesday, May 21, 2008 9:34 AM
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Die heutige Folge:
Robert hat gefragt, wie der typische Tag eines
Deutschen aussieht. Das ist schwer zu sagen, aber
ich werde es einmal versuchen! Der Tag beginnt für
viele Deutsche erst einmal mit dem Wecker. Der
läutet ziemlich früh, meist so gegen sieben Uhr.
Dann wird geduscht, man zieht sich an. Weiter geht
es mit einem Frühstück. Auf dem Tisch stehen
Kaffee oder Tee, Müsli oder Brötchen mit
Marmelade. Wer Zeit hat, liest noch ein wenig
Zeitung oder hört Radio nebenbei, dann geht es
entweder ins Auto oder in den Bus oder Zug. Damit
fährt man in die Arbeit, und die meisten Deutschen
fangen gegen acht Uhr an zu arbeiten. Natürlich gibt
es Berufe, bei denen man später anfängt, zum
Beispiel in den Medien. Auch die Geschäfte machen
erst gegen zehn Uhr auf. Und natürlich gibt es auch
Berufe, bei denen man früher anfangen muss –
Bäckereien beispielsweise öffnen meist schon gegen
sieben Uhr ihre Türen.
Gearbeitet wird dann im Normalfall bis zwölf Uhr.
Um zwölf Uhr ist Mittagszeit und man geht in eine
Kantine, um etwas zu essen. Kantinen sind in großen
Firmen Restaurants für die Mitarbeiter, die billiger
sind als normale Restaurants. Oder man holt sich
irgendwo einen Snack. Manche Menschen nehmen
sich auch von zu Hause Essen mit. Die Mittagspause
dauert eine halbe bis eine Stunde lang. Danach geht
es weiter in der Arbeit, und um sechs Uhr abends
haben viele Leute dann Feierabend und fahren nach
Hause. Auch hier gibt es natürlich wieder
Unterschiede, manche arbeiten auch bis spät nachts.
Zum Alltag der meisten Deutschen gehört es auch,
im Stau zu stehen. Denn weil viele Leute zur
gleichen Zeit anfangen zu arbeiten, verstopfen die
Autos die Straßen. Also braucht man viel Geduld.
Dieses Problem haben natürlich jene Pendler nicht,
die mit dem Zug oder dem Bus in die Arbeit fahren,
aber auch die öffentlichen Verkehrsmittel sind zu
bestimmten Stoßzeiten völlig überfüllt.
Abends wird in den meisten deutschen Familien eher
kalt gegessen, also beispielsweise belegte Brote.
Deswegen heißt das Abendessen im Deutschen auch
Abendbrot. Manche Deutsche gehen gleich nach der
Arbeit noch in ein Fitnessstudio oder machen
draußen Sport, gehen beispielsweise Joggen oder
Schwimmen. Um acht Uhr abends kommt dann die
Tagesschau, die berühmteste deutsche
Nachrichtensendung im Fernsehen. Viele Deutsche
informieren sich so darüber, was während des Tages
passiert ist. Und dann geht es nach ein bißchen
Fernsehen auch schon ab ins Bett.
Am Samstag erledigen viele Deutsche dann die
Dinge, die sie während der Woche nicht geschafft
haben. Da die Geschäfte um 20 Uhr schließen, also
um acht Uhr abends, schaffen es viele Deutsche
nicht, während der Woche beispielsweise zur
Reinigung zu gehen. Das machen sie am
Wochenende. Oder sie putzen das Auto, oder sie
gehen einkaufen. Der Sonntag ist der klassische
Familientag, man trifft Freunde oder Verwandte, isst
Kuchen am Nachmittag und trinkt Kaffee, oder man
macht einen Ausflug.
Das war jetzt mal ein Standard-Tag, oder eine
Standard-Woche. Aber es kann auch anders
aussehen. Ich zum Beispiel bin Freiberufler, ich
arbeite zu Hause und habe keine festen
Arbeitszeiten. Das bedeutet, ich stehe erst zwischen
acht und neun Uhr auf, erledige tagsüber den
Haushalt und arbeite an verschiedenen Aufträgen.
Abends koche ich, und dann gehe ich oft mit
Freunden ins Kino. Oft arbeite ich danach noch
weiter, manchmal bis drei Uhr früh. Auch am
Wochenende arbeite ich oft, aber das stört mich
nicht. Dafür kann ich flexibel sein und
beispielsweise am Dienstag tagsüber auch mal ins
Yoga gehen. Oder für Euch eine neue Folge Slow
German machen...
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Slow German #026: Haustiere
Friday, May 09, 2008 6:33 AM
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Die heutige Folge:
Christa hat mich gebeten, über Haustiere zu
sprechen. Die Deutschen haben viele Haustiere! 23
Millionen Vierbeiner leben bei 83 Millionen
Menschen. 5,3 Millionen Hunde gibt es in
Deutschland. Wenn man hier in München
beispielsweise in den Englischen Garten geht, also in
einen großen Park, sieht man viele Hunde mit ihren
Herrchen. In vielen Gemeinden und Städten gibt es
eine gesetzliche Leinenpflicht. Hunde dürfen dort
nicht frei laufen. Ich finde das richtig, denn ich
wurde als Kind einmal von einem Hund angegriffen
und verletzt. So etwas passiert nunmal schnell, auch
wenn ein Hund nur spielen möchte. Kinder reagieren
dann eben oft falsch – und schon sind sie verletzt.
Gefährliche Hunde müssen zudem in Deutschland
einen Maulkorb tragen. Kampfhunde müssen
genehmigt werden. In Parks sieht man die Hunde
aber oft frei laufen. Mein Eindruck ist, dass es
zumindest in München hauptsächlich große Hunde
gibt, also zum Beispiel Golden Retriever oder den
schönen Labrador. Der berühmte Deutsche
Schäferhund ist nicht so häufig zu sehen. Und
natürlich gibt es auch kleine Hunde wie den
Rauhhaardackel. In München nennt man gerade
diese kleinen, eigensinnigen Hunde „Zamperl“. In
vielen Gaststätten und Biergärten gibt es extra für
Hunde einen Napf mit Wasser, damit sie im Sommer
etwas zu trinken haben.
Ich selber bin kein großer Hundefreund. Sie sind mir
zu sehr domestiziert und ich hätte keine Lust, jeden
Tag mehrmals mit dem Hund Gassi zu gehen. Das
bedeutet, spazieren zu gehen.
Ich habe daher eine Katze. Es gibt 7,8 Millionen
Katzen in Deutschland, das heißt fast jeder zehnte
Deutsche hat eine Katze. Ich finde, Katzen sind gut
für die Psyche. Wenn sich eine Katze auf meinen
Schoß legt und anfängt zu schnurren, wenn ich sie
streichle, ist das wunderbar. Bei uns ist es verboten,
den Katzen ihre Krallen zu entfernen. In den USA
wird das ja oft gemacht, damit die Katzen keine
Möbel oder Tapeten beschädigen und zerkratzen.
Damit mein Kater das nicht macht, hat er einen
Kratzbaum, also einen ein Meter großen Turm, an
dem er sich austoben kann. Außerdem hat er
natürlich ein Katzenklo, das jeden Tag sauber
gemacht werden muss.
Einmal im Jahr muss ich mit meinem Kater zum
Tierarzt zur Kontrolle. Dieser schaut ihm in die
Ohren und in die Augen, kratzt ihm Zahnstein von
den Zähnen und kontrolliert sein Maul und sieht
nach, ob das Fell in Ordnung ist. Dann bekommt er
eine Spritze. Darin sind verschiedene Impfungen
enthalten, damit er keine Krankheiten bekommt.
Mein Kater ist immer in der Wohnung, daher ist es
für ihn nicht sehr gefährlich, aber wildere Katzen
können auch Tollwut bekommen oder Zecken mit
nach Hause bringen.
Natürlich gibt es noch andere Haustiere in deutschen
Haushalten. Zum Beispiel Hamster oder Mäuse,
Ratten oder Vögel. Wichtig ist, dass sie alle
artgerecht gehalten werden. Dass sie also genug
Platz haben, um sich auszutoben oder zu verstecken,
genug gutes Futter und frisches Wasser, und
natürlich auch Zuwendung, damit sie nicht einsam
sind.
Noch ein paar Wörter für Euch, wenn Ihr über Tiere
sprecht: Tiere haben in den meisten Fällen Pfoten,
keine Beine oder Füße. Ein Hund oder eine Katze
haben also vier Pfoten. Wenn Hunden zu heiß wird,
hecheln sie. Sie hängen also ihre Zunge aus dem
Maul und atmen so die Luft ein. Katzen haben sehr
empfindliche Schnurrbarthaare, das sind die langen
Haare, die sie um das Maul herum haben. Ach ja,
man sagt bei Tieren auch Maul und nicht Mund.
Katzen können schnurren, miauen und natürlich
auch fauchen, wenn sie sich bedroht fühlen.
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Slow German #024: Deutsche Musik
Wednesday, April 16, 2008 10:32 PM
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Lange Zeit gab es in Deutschland fast nur Bands, die
englisch gesungen haben. Es galt als cool, als
modern, als besonders international. Dann kam 1976
die so genannte Neue Deutsche Welle. Die Musiker
fingen an, wieder deutsch zu singen. Sehr berühmt
wurden auch international Nena, die Gruppe Trio,
und natürlich Falco. Keine Angst, wenn Ihr hier
nichts verstanden habt – Falco singt österreichisch.
Ich selber bin 1976 geboren, das heißt von der
Neuen Deutschen Welle habe ich nicht viel
mitbekommen. Aber die Lieder kenne ich natürlich
trotzdem – denn auch heute noch werden viele davon
auf Parties gespielt. Ach, wenn wir gerade dabei
sind, spiele ich Euch kurz auch noch ein Lied vor,
das auf keiner Party fehlt: Marmor, Stein und Eisen
bricht. Das war ein Lied von 1965, gesungen von
Drafi Deutscher. Ich habe als Kind durch meine
Eltern aber andere Musik gehört, zum Beispiel
Reinhard Mey. Sein berühmtestes Lied ist wohl
"Über den Wolken". Darin geht es um das Gefühl, in
einem Flugzeug zu sitzen und zu fliegen. Reinhard
Mey macht auch heute noch Musik und geht auf
Tournee. Das Besondere an ihm ist, dass er sehr
poetische Texte schreibt, die oft sehr anspruchsvoll
sind. Und er singt sehr, sehr deutlich, aber manchmal
auch sehr schnell...
Wir bleiben bei den älteren Herren, denn einer von
ihnen macht jetzt gerade in Deutschland
Schlagzeilen. Es ist Udo Lindenberg. Udo kennt in
Deutschland jeder. Er hat eine Lippe wie Silvester
Stallone, trägt immer einen Hut und eine
Sonnenbrille und lebt in Hamburg in einem Hotel.
Jetzt hat er gerade ein neues Album herausgebracht,
aber ich fürchte, Ihr werdet nicht verstehen, was er
singt, denn Udos Nuscheln ist sein Markenzeichen.
Ebenso schwer zu verstehen – übrigens auch für
Deutsche, ist Herbert Grönemeyer, aber ich möchte
ja nicht, dass Ihr frustriert seid. Also gehen wir jetzt
zu neuerer Musik. Wir schauen in die Hitparaden,
das ist der deutsche Begriff für Charts oder Top Ten.
Dort findet man momentan eine Band namens „Ich +
Ich“. Das ist ein Duo, das melancholische Popmusik
produziert. Noch ein bekanntes Duo: Rosenstolz.
Und noch ein Duo: 2Raumwohnung. Übrigens sind
die weiblichen Mitglieder von 2Raumwohnung und
„Ich + ich“ Schwestern und in Deutschland sehr
bekannt: Inga und Annette Humpe.
Jetzt habe ich noch drei Bands für Euch, die ich
selber ehrlich gesagt oft verwechsle. Alle haben eine
weibliche Sängerin, vielleicht ist es das, was mich
verwirrt. Und alle haben große Hits geschrieben. Da
ist zum einen die Band Juli aus Hessen, dann gibt es
da noch die Band Silbermond aus Sachsen, und zu
guter letzt die vier Bandmitglieder aus Berlin von
„Wir sind Helden“.
Wenn Ihr auf dem Münchner Oktoberfest wart oder
nach dem Skifahren in den Bergen in einer Hütte
feiert, dann kennt Ihr bestimmt auch DJ Ötzi. Er ist
Österreicher und macht Partymusik wie diese hier,
ebenfalls wochenlang in den Charts. Und falls Ihr
Teenager seid und in Deutschland lebt, dann wärt Ihr
wahrscheinlich Fans von vier Jungs aus Magdeburg
namens Tokio Hotel.
Aber ich will Euch ja eigentlich auch Musik
vorstellen, die ich selber gut finde. Da gibt es zum
Beispiel Roger Cicero, der deutsche Swing-Musik
mit BigBand macht und wunderbar humorvolle
Texte singt. Der gleiche Autor schreibt übrigens
auch die Texte für Annett Louisan.
Schlager aus den 20er-Jahren singt Max Raabe, der
mit seinem Palastorchester um die ganze Welt auf
Tournee geht und ebenfalls sehr lustige Texte mit im
Gepäck hat. Es gibt noch viele andere deutsche
Musiker, die deutsch singen, eigentlich in jedem
musikalischen Genre. Für die Soul-Ecke ist Joy
Denalane zuständig, wobei sie auch englisch singt.
Dann gibt es natürlich mittlerweile etwas braver
gewordene Rocker oder Punker wie die Toten
Hosen, und selbstverständlich gibt es auch in
Deutschland Wettbewerbe wie „Deutschland sucht
den Superstar“ oder „Popstars“, also Castingshows,
wo neue Talente gesucht werden. In Österreich
wurde bei einer derartigen Show Christina Stürmer
entdeckt, ein wirkliches Talent.
Und zum Spaß und zum Schluss noch die Band
Fettes Brot mit einem Ohrwurm. Wisst Ihr, was ein
Ohrwurm ist? Das ist ein Lied oder eine Melodie, die
man ständig im Kopf hat und die nicht mehr
verschwinden will. Ein schönes Wort, oder?
Ach ja, Hip Hop oder Rap haben wir in Deutschland
natürlich auch, die bekanntesten Vertreter sind da die
Fantastischen Vier. Aber sie rappen so schnell, dass
ich Euch das nicht antun wollte.
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Slow German #023: Rauchverbot
Monday, March 10, 2008 2:36 PM
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Die heutige Folge:
Hallo und herzlich willkommen bei Slow German.
Heute ist mein Thema das Rauchverbot, weil einige
von Euch danach gefragt haben. Ich selber rauche
nicht, daher freue ich mich besonders darüber, dass
es in Deutschland immer mehr Verbote gibt und
daher die Luft für Nichtraucher immer besser wird.
Früher durfte man überall rauchen. 1975 wurde in
Deutschland dann aber verboten, im Radio oder
Fernsehen Werbung für Zigaretten zu machen. Im
Kino gibt es allerdings weiterhin Werbung für
Marlboro und Co, ebenso auf Plakaten in der Stadt.
In den 80er-Jahren kam ein wichtiges Verbot: Man
durfte im Flugzeug und später auch in Flughäfen
nicht mehr rauchen. Seit September 2007 darf man
auch auf Bahnhöfen nicht mehr rauchen, das ist
gesetzlich verboten. Nur kleine Flächen sind auf dem
Boden eingezeichnet, und hier dürfen die Raucher
sich um einen Aschenbecher scharen. Auch in Zügen
darf nicht mehr gequalmt werden.
Schon seit einigen Jahren ist in Deutschland das
Rauchen in vielen öffentlichen Gebäuden verboten.
Zum Beispiel auch an Schulen. Das gilt aber nicht
für alle Bundesländer. Auch in den meisten Büros
oder an den Arbeitsplätzen der Menschen darf kaum
noch geraucht werden. Hier gibt es dann meistens im
Freien eine Möglichkeit, zu rauchen. Ich habe ein
Jahr lang neben einem Kettenraucher gearbeitet, ich
hatte ständig Halsweh.
All diese Verbote wurde meistens ohne große
Proteste hingenommen. In diesem Jahr aber gab es
Ärger. Denn da trat ein Gesetz in Kraft, das auch das
Rauchen in der Gastronomie verbietet. Dadurch
sollen Nichtraucher geschützt werden, unter anderem
auch die Menschen, die in der Gastronomie arbeiten
und dadurch Passivraucher sind. Seither kann man
ohne Geruchsbelästigung durch Rauch sein Schnitzel
essen. Die Raucher gehen zum Rauchen nach
draußen und stehen dann in der Kälte. Einige Clubs
haben sich nun allerdings auch zu Raucherclubs
umgewandelt, denn in geschlossenen Gesellschaften
darf weiterhin öffentlich geraucht werden.
Für Bayern gilt: Rauchen darf man nicht mehr in
öffentlichen Gebäuden, nicht in Behörden, in
Einrichtungen für Kinder und Jugendliche, in
Hochschulen, Krankenhäusern, Alten- oder
Pflegeheimen und auf den Flughäfen, sowie in der
Gastronomie. Wir sind nun gespannt, wie das
Oktoberfest ohne Rauch sein wird. Ich freue mich
schon darauf. Ach, übrigens: Wer rauchen will, der
kann in Bayern in ein Einkaufszentrum gehen oder
ins Gefängnis. Dort ist es erlaubt. Und natürlich in
der eigenen Wohnung oder im Freien.
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Slow German #022: Umzug
Thursday, February 28, 2008 2:39 PM
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Die heutige Folge:
Hallo und herzlich willkommen zu Slow German.
Heute möchte ich Euch etwas über einen Umzug
erzählen. Denn ich ziehe um, von meiner alten
Wohnung in München-Schwabing in eine neue
Wohnung, gar nicht weit entfernt.
Wenn man umziehen möchte, dann herrscht das
Chaos. Es gibt so viel zu tun! Zunächst muss man
eine neue Wohnung finden, das geht in Städten wie
München meistens nur mit einem Makler. Dieser
Makler ist der Vermittler zwischen Vermieter und
Mieter. Dafür muss der Mieter ihn bezahlen,
meistens mit zwei Monatsmieten der neuen
Wohnung. Man nennt das Provision oder Courtage.
Das ist eine Menge Geld, aber es ist noch nicht alles.
Wenn man in eine neue Wohnung einzieht, muss
man eine Kaution hinterlegen. Das bedeutet, dass
man dem Vermieter Geld gibt, das dieser auf einem
separaten Konto aufbewahrt. Meistens sind dies bei
einer großen Wohnung rund 3000 Euro. Dieses Geld
bekommt man wieder, wenn man auszieht. Falls man
in der Wohnung aber etwas zerstört hat, kann der
Vermieter das Geld behalten, um den Schaden zu
reparieren.
In München kostet eine Wohnung ungefähr zehn
Euro pro Quadratmeter und pro Monat. 100
Quadratmeter kosten also mindestens 1000 Euro im
Monat. Wenn die Lage der Wohnung besonders gut
ist, kann es auch mal doppelt so teuer werden. Dazu
kommen dann noch die Heiz- und Stromkosten und
viele andere Gebühren, zum Beispiel für
Kabelfernsehen. Eine Wohnung zu finden ist gar
nicht so einfach. Das Internet und Kleinanzeigen in
Zeitungen helfen bei der Suche. Dann muss man auf
viele Dinge achten. Ist die Lage gut? Gibt es in der
Nähe eine S-Bahn oder U-Bahn oder einen Bus?
Gibt es Parkplätze? Hat die Wohnung eine Küche
oder muss man erst selber eine kaufen? Ist es ein
Altbau oder Neubau? Ist es laut in der Wohnung,
weil sie an einer großen Straße liegt? Darf man
Haustiere halten?
Wenn man dann in die neue Wohnung einziehen
möchte, kann man sich Hilfe holen. Zum Beispiel
bei einer Spedition. Da kann man Möbelpacker
damit beauftragen, die schweren Kisten zu tragen. In
meinem Fall ist das praktisch, denn ich ziehe in den
dritten Stock, ohne Lift. Aber auch das kostet
natürlich Geld.
Und dann ist da noch der Papierkram. Also die
offizielle Seite des Umzugs. Man muss sich beim
Einwohnermeldeamt melden und hier Bescheid
geben, dass man umzieht. Das Einwohnermeldeamt
ist eine große Behörde, die alle deutschen Bürger
und deren Wohnsitz festhält. Dann muss die Post
benachrichtigt werden. Man kann einen
Nachsendeauftrag stellen. Dadurch bekommt man
noch ein halbes Jahr nach dem Umzug die Post, die
bei der alten Adresse landet, automatisch an die neue
Anschrift weitergeleitet. Auch das kostet natürlich
Geld. Und dann ist da noch das Telefon, man möchte
in der neuen Wohnung ja schließlich auch Telefon
und Internet haben. Dann wollen Versicherungen
neu abgeschlossen werden, Freunde und Familie
müssen die neue Adresse erfahren, die alte Wohnung
muss frisch gestrichen und geputzt werden, die Bank
muss Bescheid wissen, dass die Miete ab sofort auf
das Konto eines anderen Vermieters überwiesen
wird, und so weiter, und so fort. Ich habe eine lange
Liste mit Dingen hier, die ich noch erledigen muss.
Ich ziehe nämlich Mitte März um. Drückt mir die
Daumen, dass alles gut geht!
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Slow German #021: Aschermittwoch
Wednesday, February 06, 2008 7:13 PM
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Heute ist Aschermittwoch, ein christlicher Feiertag.
Wir müssen aber trotzdem an diesem Tag arbeiten,
sogar im katholischen Bayern.
Der Aschermittwoch ist der Beginn der Fastenzeit.
Ab heute werden die gläubigen Christen und auch
einige andere Menschen 40 Tage lang fasten. Also
nichts essen. Das soll sie daran erinnern, dass Jesus
40 Tage in der Wüste verbracht hat. Bis Ostern
dauert diese Fastenzeit, genauer gesagt bis zum
Karsamstag.
Gläubige Christen gehen heute in die Kirche und
bekommen vom Pfarrer ein Kreuz aus Asche auf die
Stirn gemalt. Ich selber bin kein religiöser Mensch,
daher kann ich Euch darüber nicht mehr erzählen.
Interessant ist der Aschermittwoch aber auch für
mich, und zwar weil es den so genannten politischen
Aschermittwoch gibt. Das ist eine bayerische
Erfindung, denn schon vor 500 Jahren haben sich die
Bauern an diesem Tag getroffen und über Politik
geredet. Später gab es Kundgebungen, und heute
haben alle politischen Parteien heute eine große
Veranstaltung. Da kommen alle wichtigen Politiker
zusammen, und es werden flammende Reden
gehalten. Das wird sogar im Fernsehen übertragen.
Traditionell gibt es am Aschermittwoch ein großes
Fischessen, das auf die Fastenzeit einstimmen soll.
Man könnte aber auch sagen, der Aschermittwoch
hat eher was mit einem Kater zu tun als mit einem
Fisch. Denn bis heute wurde in Deutschland
Fasching gefeiert. Das fing offiziell am 11.11., also
am 11. November, um 11 Uhr 11 an. Der richtige
Start war dann am 6. Januar, dem Dreikönigstag.
Und seitdem haben sich die Menschen verkleidet
und gefeiert. Das hängt zusammen mit der
heidnischen Winteraustreibung. Da hat man
versucht, die Wintergeister zu vertreiben, damit es
endlich Sommer wird. Heute feiert man das auch
noch, und vor allem in katholischen Gegenden geht
es hoch her. In Bayern allerdings weniger, die
Hochburgen sind zum Beispiel Köln und Mainz.
Eine Woche lang ist es bunt und laut. Es beginnt am
unsinnigen Donnerstag, auch schmutziger
Donnerstag oder Weiberfasching genannt. Dann
kommt der Rosenmontag und der Faschingsdienstag.
Da ziehen die Menschen mit lauten Musikkapellen
durch die Gegend. Und sie trinken eine Menge
Alkohol. Davon bekommt man bekanntlich einen
Kater, also böses Kopfweh. In manchen Gegenden
Deutschlands heißt der Fasching übrigens auch
Fastnacht oder Karneval.
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Slow German #020: Lotto
Sunday, January 20, 2008 12:00 AM
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In Deutschland gibt es ein Lotteriemonopol. Das
bedeutet, dass in Deutschland nur der Staat, oder
besser gesagt die einzelnen Bundesländer, Lotto als
Glücksspiel anbieten darf. Private Anbieter gibt es
zwar auch, aber auch die müssen wiederum beim
Staat spielen. Der Grund dafür ist, dass man den
Bürger vor der Spielsucht schützen möchte.
Außerdem fließt vieles von dem Geld, das die
Bürger verspielen, gemeinnützigen Zwecken zu. Das
bedeutet, es wird vom Staat für gute soziale Zwecke
ausgegeben. Die Hälfte des Geldes geht direkt an die
Gewinner, der Rest wird beispielsweise für Sport,
Kunst, Umwelt oder Jugendprojekte ausgegeben.
Lotto spielt man in Deutschland seit fast 400 Jahren.
In Schweden spielt man „7 aus 35“. Hier bei uns
wird „6 aus 49“ gespielt. Man kauft beispielsweise
an einem Kiosk einen Lottoschein. Dieser ist so groß
wie eine Postkarte. Darauf sind einzelne Quadrate.
Jedes dieser Quadrate hat 7 Reihen und 7 Spalten,
also insgesamt 49 Felder. Man macht jetzt Kreuze
bei sechs Zahlen und hofft, dass diese Zahlen
gewinnen. Mathematisch kann man ausrechnen, dass
bei „6 aus 49“ fast 14 Millionen Möglichkeiten
bestehen, seine Kreuzchen zu setzen. In Schweden
sind es nur 6 Millionen.
Dazu gibt es noch die Superzahl. Das ist die letzte
Zahl der Nummer des Lottoscheins. Man kann sie
also nicht aussuchen oder beeinflussen. Man hat die
Superzahl eingeführt, damit es noch schwieriger
wird, zu gewinnen.
Am Mittwoch und am Samstag gibt es abends im
Fernsehen die Ziehung der Lottozahlen. In einem
großen Glasball werden die 49 Ziffern auf kleinen
Kugeln durcheinandergewirbelt. Dann fällt eine
Kugel aus dem Ball und wird vorgelesen. Nach den
6 Zahlen gibt es noch eine siebte, die so genannte
Zusatzzahl. Wer also nur drei richtige Zahlen hat,
gewinnt nicht viel. Wer aber drei richtige Zahlen und
die Zusatzzahl richtig hat, gewinnt ein bißchen mehr.
Ich gewinne nie im Lotto. Wenn ich spiele, spiele
ich online. Aber ich habe gerade nachgesehen: 98,1
Prozent beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass ich eine
Niete ziehe. Das bedeutet, dass nur 1,9 Prozent
etwas gewinnen.
Den größten Jackpot in der deutschen
Lottogeschichte gab es übrigens vor einem Monat,
und zwar letzten Dezember. Da waren 45,3
Millionen Euro im Jackpot. Drei Spieler haben ihn
sich geteilt, sie hatten alle die gleichen
Gewinnzahlen und die passende Superzahl 3.
Noch ein Jahr früher, und zwar 2006, hat ein Spieler
mit über 37 Millionen Euro den höchsten
Einzelgewinn geschafft. 37 Millionen für einen
einzigen Menschen! Noch dazu ist er
Krankenpfleger, also wirklich jemand, der Geld
brauchen könnte und schon viel Gutes getan hat für
die Gesellschaft. Wer nur sechs Richtige hat, ohne
Superzahl, hat bislang höchstens 4 Millionen Euro
gewonnen. Gemein, oder? Wenn zu viele Tipper die
gleichen Zahlen haben und gewinnen, dann kann es
noch gemeiner werden: So war 1984 ein Sechser im
Lotto nur knapp 8000 Euro wert.
Aber ich weiß, das ist alles nichts im Vergleich zu
den USA – denn da gab es letztes Jahr einen Jackpot
von 390 Millionen Dollar.
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Slow German #019: Sternsinger
Thursday, January 10, 2008 3:54 PM
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Der Text der heutigen Folge:
Ich möchte Euch heute etwas über die Sternsinger
erzählen. Das ganze ist eine sehr alte Tradition. Am
6. Januar finden viele verschiedene Dinge statt. Die
orthodoxen Christen feiern an diesem Tag
Weihnachten beziehungsweise Christi Geburt. Es ist
aber auch das Dreikönigsfest. In Süddeutschland,
Österreich und Sachsen-Anhalt ist dieser Tag ein
gesetzlicher Feiertag, wir müssen also nicht arbeiten.
Es ist aber auch ein besonderes Fest: An diesem Tag
gehen Kinder von Haus zu Haus und singen. Dafür
bekommen sie dann Geld, und dieses Geld wird
gesammelt und für Hilfsprojekte gespendet.
Die Kinder sind verkleidet als die heiligen drei
Könige Caspar, Melchior und Balthasar. Mit
geweihter Kreide zeichnen sie dann an die Türe oder
über die Türe die Botschaft „20* C+M+B 08“. Das
steht angeblich nicht für die Anfangsbuchstaben der
drei Könige, sondern für den lateinischen Spruch
„Christus mansionem benedicat“, also „Christus
segne dieses Haus“. Das Haus soll also geschützt
sein vor Unglück – ebenso natürlich die Bewohner.
In Deutschland sind die Sternsinger die weltweit
größte organisierte Hilfsaktion von Kindern für
Kinder. Dieses Jahr haben eine halbe Million Kinder
mitgemacht. Im vergangenen Jahr wurden bei der
Aktion 38,8 Millionen Euro gesammelt. Die Hälfte
des Geldes wird für die Bildung ausgegeben, ein
Fünftel ungefähr für die Rehabilitation von Kindern,
und acht Prozent immerhin an die Evangelisierung
von Kindern in der ganzen Welt. Denn ich darf
natürlich nicht vergessen zu sagen, dass die
Sternsinger im Namen der katholischen Kirche
unterwegs sind. Sie wurden sogar von Papst
Benedikt gesegnet. Sogar ans Schloss Bellevue, dem
Sitz des deutschen Bundespräsidenten Horst Köhler,
wurden die Kreidezeichnungen angebracht.
Dieses Jahr ist das Motto der Sternsinger
„Sternsinger für die Eine Welt“.
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Slow German #018: Advent
Monday, December 03, 2007 5:58 PM
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Am vergangenen Sonntag, dem 2. Dezember, war
der erste Advent. Die vier Sonntage vor
Weihnachten sind die vier Adventssonntage. Das
bedetuet, dass wir hier in Deutschland einen Kranz
aus Tannenzweigen auf dem Esstisch aufstellen. Auf
dem Kranz, der manchmal ganz schlicht ist,
manchmal aufwändig geschmückt, stecken vier
große, dicke Kerzen. Am ersten Advent wird eine
Kerze angezündet. Am zweiten Advent zwei Kerzen.
So sieht man, wie nah oder fern Weihnachten ist.
Für die Kinder git es zudem den Adventskalender.
Dieser Kalender kann ganz unterschiedlich aussehen.
Entweder es ist ein dünner Pappkarton mit 24
kleinen Türchen, hinter denen sich kleine
Schokolade-Stücke befinden. Oder es gibt
Adventskalender, die aus 24 kleinen Säckchen
bestehen. Eigentlich ist es auch egal, es geht einfach
darum, 24 kleine Geschenke mit den Nummern 1-24
zu beschriften. Und Kinder dürfen dann jeden Tag
ein Geschenk öffnen. Manche Freunde oder besser
gesagt Freundinnen schenken sich auch im
erwachsenen Alter noch Adventskalender, um sich
gegenseitig eine Freude zu machen.
Diese Woche ist dann am 6. Dezember auch
Nikolaus. Da stellen die Kinder ihre Stiefel vor die
Tür und der Nikolaus befüllt sie mit Nüssen, Obst
und Süßigkeiten. Bei manchen Kindern kommt der
Nikolaus auch vorbei und lobt sie, falls sie während
des Jahres nett waren. Falls sie frech waren oder die
Eltern dem Nikolaus etwas anderes erzählen, für das
die Kinder gerügt werden sollen, übernimmt der
Nikolaus das auch. Oft hat er einen düsteren
Gesellen dabei, den Knecht Ruprecht. Er übernimmt
es, den Kindern ein wenig Angst einzujagen.
Vorsicht übrigens, falls Ihr in Deutschland lebt: Am
Abend vor Nikolaus ist es üblich, dass Männer durch
die Gegend ziehen und Streiche spielen.
Das Schöne jetzt in der Vorweihnachtszeit sind
übrigens die Christkindlmärkte. In Norddeutschland
Weihnachtsmärkte genannt. Da werden kleine
öffentliche Plätze geschmückt und es werden kleine
Buden aufgebaut aus Holz. Da gibt es dann kleine
Geschenke zu kaufen, man kann Glühwein trinken
und Flammbrot essen und sich mit Freunden treffen.
Ich war an diesem Wochenende schon auf zwei
Christkindlmärkten hier in München, aber eigentlich
ist es dafür noch zu warm. Das macht mehr Spaß,
wenn Schnee liegt.
Jetzt werde ich erstmal überlegen, welche
Geschenke ich für Weihnachten kaufen werde. Mehr
zu Weihnachten in Deutschland erzähle ich Euch
bald.
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Slow German #017: Vereine
Saturday, November 17, 2007 12:00 AM
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In Deutschland gibt es unzählige Vereine. Ein
Verein ist eine Gruppe von Menschen, die ein
gemeinsames Hobby oder Interesse haben. Sie
organisieren sich in einer hierarchischen Struktur.
Sie treffen sich regelmäßig und sie machen
verschiedene Veranstaltungen. Es gibt zu allen
möglichen Interessen Vereine. Zum Beispiel
Sportvereine. Die sind manchmal so groß, dass sie
sogar profitabel sind. Aber es gibt auch ganz kleine
Vereine. Wenn man im Deutschen zum Beispiel
negativ über Lokaljournalismus redet, dann sagt
man, diese Journalisten würden nur über
Kaninchenzüchtervereine schreiben. Insgesamt wird
die Liebe der Deutschen zu ihren Vereinen
abschätzig auch gerne Vereinsmeierei genannt.
Ein Verein muss in Deutschland mindestens sieben
Mitglieder haben, und er muss bei einem Gericht
eingetragen werden. Dann bekommt er die
Abkürzung „e.V.“, eingetragener Verein. Es gibt
auch gemeinnützige Vereine. Das bedeutet, dass der
Verein Geld sammelt, das er einem guten Zweck zur
Verfügung stellt. Er darf keinen Gewinn
erwirtschaften.
An der Spitze eines Vereines steht der
Vereinsvorsitzende. Er hat einen Stellvertreter, falls
er mal keine Zeit hat oder verhindert ist. Dann gibt
es noch einen Schriftführer, der die Protokolle der
Sitzungen anfertigt. Und einen Schatzmeister oder
Kassier, der für die Finanzen zuständig ist. Einmal
im Jahr treffen sich alle Mitglieder zur
Jahreshauptversammlung. Hier werden wichtige
Dinge besprochen, und alle zwei Jahre wird ein
neuer Vorstand gewählt. Dies muss heimlich
geschehen, also wie bei politischen Wahlen mit
Stimmzetteln. So wird verhindert, dass ein Betrug
stattfindet oder Mitglieder zu einem Ergebnis
gezwungen werden. Die Wahlen sollen demokratisch
stattfinden.
Ich selber bin in einem Verein, der sich für die
Lakota-Indianer in den USA einsetzt, und natürlich
gibt es mittlerweile in Deutschland auch einen
Podcastverein. Ich selber bin kein großer Freund von
Vereinen. Ich finde, man kann die Zeit, die man hier
für Bürokratie verwendet, sinnvoller gestalten. Was
meint Ihr?
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Slow German #016: Getränke
Friday, November 09, 2007 12:00 AM
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Was trinken die Deutschen eigentlich? Darüber habe
ich mir für Euch Gedanken gemacht. Der Tag
beginnt für die Deutschen entweder mit Kaffee oder
mit Tee. Zum Essen am Mittag oder Abend trinken
sie gerne Mischgetränke. Ein Modegetränk ist die
Apfelschorle. Das ist Apfelsaft gemischt mit
Sprudel. Sprudel ist Mineralwasser mit Kohlensäure.
Mittlerweile gibt es alle möglichen Fruchtsäfte,
gemischt mit Sprudel. Maracujaschorle, Ananas-
Schorle, Kirschsaftschorle. Der Vorteil: Schorle hat
weniger Kalorien, ist nicht so süß, leichter
verträglich und erfrischender als purer Saft.
Natürlich trinken die Deutschen auch gerne Cola
oder Sprite. Aber auch hier mischen sie gerne: Ein
typisches Getränk ist Spezi. Spezi besteht aus Cola,
gemischt mit Orangenlimonade. Spezi gibt es fertig
gemischt in Flaschen. Komisch, oder?
Wenn die Deutschen Alkohol trinken, dann am
Liebsten Wein oder Bier. Je nach Region ist das
unterschiedlich. Es gibt auch Cocktailbars, das ist
klar. Aber wenn wir schon bei Mischgetränken sind,
dann erinnere ich Euch an das Radler. Ein Bier
gemischt mit Zitronenlimonade. Es gibt viele solche
Getränke.
Früher hat man in Deutschland hauptsächlich
schwarzen Filterkaffee getrunken. Mittlerweile
haben sich die italienischen Einflüsse durchgesetzt
und die Coffeeshops wie Starbucks sind auch hierher
gekommen. Deswegen trinkt man jetzt am Liebsten
Espresso, Capuccino oder Latte Macchiato. Latte
Macchiato ist ein großes Glas heißer Milch mit
Milchschaum, in die man einen Espresso kippt. In
Italien trinken das Kinder – bei uns die
Erwachsenen.
Habt Ihr jetzt Durst bekommen? Dann sage ich:
Prost!
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Slow German #015: Allerheiligen
Wednesday, October 31, 2007 11:12 AM
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Der erste Schnee ist hier in München schon letzte
Woche gefallen. Immer wenn es langsam kalt wird
und der Winter beginnt, freue ich mich. Denn das
bedeutet, dass Allerheiligen bevorsteht. Ich gebe zu,
nicht viele Menschen hier in Deutschland freuen sich
auf diesen Tag. Es ist ein katholischer Feiertag, der
immer am 1. November begangen wird. Und
eigentlich steckt dahinter ein sehr trauriger Anlass:
Man denkt an die Toten.
Ich möchte Euch nun aber mal erzählen, wie das in
meiner Familie aussieht. Vor über 25 Jahren ist mein
Opa gestorben. Ich war damals ein kleines Kind.
Wie es der Brauch und die Tradition will, sind meine
Eltern und ich damals am 1. November an das Grab
meines Opas gefahren. Und so machen wir es
seitdem jedes Jahr.
Der Tag beginnt bei uns damit, dass wir uns im
Elternhaus meiner Mutter treffen. Dort kommt die
ganze Familie zusammen, drei Generationen, aus
ganz Deutschland. Wir gehen zusammen Mittag
essen, und danach ziehen wir uns besonders warm
an. Wir spazieren hinüber zum alten Friedhof und
besuchen erst einmal andere Gräber. Die Gräber von
Verwandten oder Freunden. Dort stehen jeweils
deren Familien, und man spricht kurz miteinander.
Dann stellt man sich an das eigene Familiengrab. In
katholischen bayerischen Gemeinden wie der, in die
ich immer fahre, steht beinahe an jedem Grab
jemand. Dann beginnt ein Gottesdienst. Ein Pfarrer
spricht und betet, eine Blaskapelle spielt traurige
Lieder. Dann werden die Gräber gesegnet, der
Pfarrer geht mit Weihwasser über den Friedhof.
Nach einer Stunde ist man durchgefroren. Man geht
nach Hause und wir sitzen dann noch bis spät abends
beisammen. Wir trinken Kaffee, essen Kuchen und
essen später zu Abend. Es ist für mich ein
wunderschöner Tag, denn zum einen finde ich es
wichtig, an die Toten zu denken, zum anderen ist es
der einzige Tag im Jahr, an dem die ganze Familie
zusammen ist.
In Bayern hat man an diesem Tag übrigens frei. Man
muss nicht arbeiten. Wir haben viele religiöse
Feiertage hier.
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Slow German #014: Das Oktoberfest
Friday, September 21, 2007 12:00 AM
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Heute möchte ich Euch aus aktuellem Anlass etwas
über das Oktoberfest erzählen. Denn das beginnt
morgen hier in München. Ihr kennt es sicher alle,
denn das Oktoberfest ist das größte Volksfest der
Welt. Jedes Jahr besuchen rund sechs Millionen
Menschen das Oktoberfest!
Alles begann im Jahr 1810. Kronprinz Ludwig
heiratete Prinzessin Therese damals im Oktober. Auf
einer Wiese außerhalb der Stadt veranstalteten sie
zur Feier des Tages ein Pferderennen. Seitdem heißt
die Wiese Theresienwiese. Mittlerweile ist die Stadt
so sehr gewachsen, dass die Wiese nicht mehr am
Rand der Stadt liegt, sondern mittendrin.
Mittlerweile haben wir hier auch so etwas ähnliches
wie die Freiheitsstatue in New York: Die Bavaria
wacht mit einem Löwen an ihrer Seite über die
Wiese. Man kann in ihren Kopf klettern und hat von
dort einen wunderbaren Ausblick über die Stadt.
Jedes Jahr fand das Oktoberfest statt, es sei denn es
fand ein Krieg statt oder die Stadt wurde von einer
Cholera-Epidemie befallen. Weil es in München
aber im Oktober manchmal schon sehr kalt ist,
beschloss man, das Fest vorzuverlegen. Jetzt findet
es im September statt – nur das letzte Wochenende
ist im Oktober. Das Oktoberfest dauert immer drei
Wochenenden, manchmal wird es etwas verlängert.
Es dauert also immer 16 bis 18 Tage lang.
Die Gäste sind international. Die Münchner selbst
gehen oft mit ihren Firmenkollegen auf das
Oktoberfest, es kommen aber auch viele Australier
und Japaner zum Feiern und Trinken hierher.
Typisch ist, dass schon einige Wochen vor dem
Beginn des Oktoberfests Italiener mit ihren
Wohnwagen hier auftauchen. Sie parken die
Wohnwägen am Rand der Theresienwiese und haben
so ein perfektes Quartier – auch betrunken können
sie so noch in ihr Bett wanken. Während des
Wochenendes, an dem die meisten Italiener in
München sind, werden übrigens im Radio auch die
Verkehrsdurchsagen auf italienisch gemacht.
Eröffnet wird das Oktoberfest immer am
Samstagmittag vom Oberbürgermeister. Das ist in
München derzeit Christian Ude. Er steht dann vor
einem riesigen Fass Bier und muss es anzapfen. Also
das erste Bier ausschenken. Er ruft dann „Ozapft is“,
und die Wies’n ist eröffnet.
Ich fahre am liebsten mit dem Riesenrad. Es wurde
1880 zum ersten Mal aufgestellt und war damals
zwölf Meter hoch. Heute ist es 48 Meter hoch und
man hat einen wunderbaren Blick auf die Stadt.
Neben Geisterbahnen, Autoscootern, Achterbahnen
und ähnlichen Vergnügungsständen gibt es natürlich
vor allem viele riesige Bierzelte auf der Wies’n. Man
wird hier aber kein Heineken- oder Guiness-Zelt
finden – auf dem Oktoberfest dürfen nur Münchner
Traditionsbrauereien ihr Bier verkaufen. Das sind
beispielsweise Löwenbräu, Paulaner, Augustiner
oder Hacker-Pschorr. Das Hofbräu-Festzelt ist das
größte und fasst 10.000 Besucher. Wenn eines der 14
großen Zelte voll ist, werden die Türen geschlossen.
Erst wenn wieder einige Besucher gegangen sind,
werden sie wieder geöffnet. Manchmal schließen die
Zelte schon gegen elf Uhr vormittags ihre Türen, so
viele Besucher sind hier.
Im Zelt trinkt man Bier in Literkrügen, den so
genannten Maßkrügen. Dazu isst man Riesenbrezen
mit Käse, Rettich (der in Bayern Radi heißt),
gebratene Hähnchen oder sogar Ochsen. Ganze
Ochsen drehen sich in einem Zelt um einen riesigen
Grillspieß.
Immer mehr Münchner übrigens gehen wieder in
traditionellen Trachten auf die Wies’n. Das heißt
dass die Frauen ein Dirndl tragen, also ein Kleid mit
Schürze, und die Männer eine Lederhose. Zwei
Monate vor dem Oktoberfest eröffnen in München
dann plötzlich überall Geschäfte, die diese Trachten
verkaufen – danach sind sie wieder verschwunden.
Das Oktoberfest soll ein traditionelles Volksfest
bleiben, das ist den Münchnern sehr wichtig. Es soll
nicht nur um Alkoholexzesse gehen, sondern ruhig
und familienfreundlich sein. Deswegen dürfen die
Blaskapellen in den Zelten seit einiger Zeit nur noch
relativ leise spielen, bis 18 Uhr abends müssen sie
traditionelle Blasmusik spielen. Erst abends dürfen
sie dann Pop und Schlagermusik anstimmen.
Ich wohne zum Glück nicht in der Nähe des
Oktoberfestes. Meistens gehe ich auch nicht hin, es
sind mir zu viele Menschen dort, es ist zu laut. Aber
ich merke trotzdem, dass gerade Wiesn-Zeit ist:
Denn auch hier, wo ich wohne, laufen viele
Menschen in Tracht rum und gehen sogar so zur
Arbeit.
So, das war mein Thema für heute. Ich werde am
Sonntag zum Trachtenumzug gehen – da
marschieren viele Gruppen aus ganz Europa in ihren
Trachten durch München, mit Pferdekutschen und
Musikkapellen.
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Slow German #013: Stumme Verkäufer
Thursday, September 13, 2007 11:25 AM
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Heute möchte ich Euch etwas über stumme
Verkäufer erzählen. Was ein Verkäufer ist, wisst Ihr
sicher: Er arbeitet in einem Laden und verkauft
Waren. Das kann eine Bäckerei sein oder eine
Metzgerei, ein Kiosk oder ein Supermarkt. Was aber
ist ein stummer Verkäufer?
Ganz einfach: Ein stummer Verkäufer ist ein Kasten
aus Metall, der auf vier Füßen steht. In diesem
Kasten sind Zeitungen. Aktuelle Tageszeitungen.
Oben ist dann noch eine Schlagzeile zu lesen, die
neugierig machen soll auf die Zeitung. Diese Kästen
nennt man in Deutschland stumme Verkäufer.
Ich weiß, dass es Zeitungskästen natürlich auch in
anderen Ländern gibt. Aber in Amerika zum Beispiel
muss man erst Geld einwerfen, bevor man sie öffnen
kann um eine Zeitung zu entnehmen. In München
kann man einfach den Deckel anheben und sich eine
Zeitung nehmen. Natürlich soll man Geld einwerfen,
aber die Kästen sind keine Automaten. Man vertraut
auf die Ehrlichkeit der Kunden.
Da die Münchner aber genauso unehrlich sind wie
alle anderen Menschen, werden hin und wieder
Kontrollen gemacht. Das Prinzip ist so ähnlich wie
bei der U-Bahn: Während in anderen Städten wie
Paris, London oder New York ein Zutritt zur U-Bahn
nur mit einem Ticket möglich ist, kann man in
München oder Berlin einfach in den Zug einsteigen.
Kontrolliert wird nur in Stichproben – auch hier
vertraut man auf die Ehrlichkeit der Bürger.
Zur Zeitungslandschaft in Deutschland kann man
viel sagen, ich möchte Euch aber nur einige
Zeitungen vorstellen. Die am meisten verkaufte
Zeitung in Deutschland ist die BILD-Zeitung. Sie ist
eine Boulevardzeitung, zu erkennen an riesigen
Überschriften, nackten Frauen auf dem Cover und
Skandal-Geschichten über Prominente. In Städten
wie München gibt es zusätzlich noch weitere kleine
Boulevardzeitungen wie die Abendzeitung, diese
sind aber etwas seriöser.
Neben regionalen Zeitungen gibt es auch
überregionale Zeitungen. Diese werden nicht nur in
einer bestimmten Stadt oder einer bestimmten
Region verkauft, sondern in ganz Deutschland. Ein
Beispiel ist die Süddeutsche Zeitung oder die
Frankfurter Allgemeine Zeitung.
Übrigens nennen wir Magazine in Deutschland
Zeitschriften. Gemeint sind farbig gedruckte
Zeitschriften in Heftform. Am bekanntesten ist hier
der Spiegel, der einen sehr guten journalistischen
Ruf hat und jeden Montag erscheint.
Alle diese Zeitungen und Zeitschriften haben
übrigens mittlerweile eigene Internetseiten.
Schmökert doch ein wenig herum! Den Spiegel gibt
es auch auf Englisch zu lesen, falls das für Euch
einfacher ist.
So, das war mein Thema für heute. Ein Foto von
einem stummen Verkäufer stelle ich Euch ins
Internet, und zwar auf slowgerman.com und
natürlich auch zu Flickr.
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Slow German #012: Recycling
Tuesday, August 14, 2007 8:50 PM