Wirtschaftspolitik in
Südafrika – Wachstumspläne
und Wachstumshemmnisse
Werner Böhler
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Stefan Burgdörfer
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5 | EDITORIAL
EDITORIAL
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3|2011 KAS AUSLANDSINFORMATIONEN 7
Michael A. Lange
Die lange unterdrückten und drangsalierten Bürger dieser Dr. Michael A. Lange
arabischen Staaten erheben sich gegen die despotische ist Teamleiter Politik-
dialog und Analyse
Willkür ihrer Autokraten und begehren auf gegen Bevor- der Hauptabteilung
mundung und Vernachlässigung. Sie fordern Gehör und Europäische und
Beachtung ihrer Würde. Sie wollen teilhaben an den Internationale Zusam-
menarbeit der Konrad-
Entscheidungen über ihre Zukunft und werden sich nicht Adenauer-Stiftung. Er
mehr vertrösten lassen: „We want democracy – now!‟ leitete nahezu 20 Jah-
re lang verschiedene
Büros der Stiftung im
UMBRUCH IN TUNESIEN Nahen Osten, u.a. in
Tunis (1985 bis 1988)
und Kairo (2001 bis
Den Anfang nahmen die Entwicklungen in Tunesien. Ein
2007).
junger Hochschulabsolvent der Informatik aus der Klein-
stadt Sidi Bouzid im Süden Tunesiens, Mohamed Bouazizi,
findet trotz abgeschlossenen Studiums und angestrengter
Suche in der Hauptstadt seines Landes keinen adäquaten
Berufseinstieg. Er überwindet seinen Stolz und kehrt in
seine Heimatstadt zurück, wo er versucht, seinen Lebens-
unterhalt auf weniger akademische Weise, aber ehrlich, zu
verdienen.
1987 hatte Ben Ali als damaliger Minis- Fast 25 Jahre zuvor, an einem friedlichen
terpräsident die Macht an sich gerissen. Novembermorgen im Jahr 1987, hatte Ben Ali
Mit Unterstützung des Militärs und der
Polizei zwang er den senilen Republik- als damaliger Ministerpräsident die Macht in
gründer Boughiba in den Ruhestand. Tunesien an sich gerissen. Mit Unterstützung
des Militärs und der Polizei zwang er in einem
Medical Coup den senilen Republikgründer Habib Boug-
hiba, seinen langjährigen Förderer, ohne Blutvergießen
in den „krankheitsbedingten‟ Ruhestand. Die tunesische
Bevölkerung begrüßte das Ende einer längeren Phase wirt-
schaftlicher Stagnation und politischen Attentismus.
UMBRUCH IN ÄGYPTEN
Mubarak konzentrierte sich vor dem Hinter- Mubarak säuberte die islamistisch un-
grund des islamistisch inspirierten Attentats terwanderten unteren Mannschafts-
und Offiziersränge, die seitdem nur
zuerst auf die Konsolidierung der innenpoli- noch regimetreuen Berufssoldaten
tischen Lage. Mit Unterstützung des Militärs offenstehen.
säuberte er die offensichtlich islamistisch
unterwanderten unteren Mannschafts- und Offiziersränge,
die seitdem nur noch regimetreuen Berufssoldaten offen-
stehen. Auch gründete er seine politische Macht auf eine
neue politische Sammlungsbewegung, die National Demo-
cratic Party (NDP). Er erhob sie zur Staatspartei und setzte
damit den parteitaktischen Spielereien seines Vorgängers
ein Ende.
Die Kraft des Regimes, deutliche Re- Auch hier wuchs also der Attentismus. Die
formschritte einzuleiten, schwand. Kraft des Regimes, zukunftsorientierte Politik
Selbst die Staatspartei versäumte es,
rechtzeitig Zeichen zu setzen. zu skizzieren und deutliche Reformschritte
ins Werk zu setzen, schwand mit jedem wei-
teren Monat im Leben des gesundheitlich angeschlagenen
Präsidenten. Selbst die Staatspartei versäumte es, recht-
zeitig Zeichen zu setzen und einer jüngeren Gruppe um
Gamal Mubarak tatsächlich exekutive Funktionen zu über-
tragen.
3|2011 KAS AUSLANDSINFORMATIONEN 13
In beiden Ländern war mit dem Ähnlich verlaufen ist auch der Prozess der
Machtwechsel ein Ausnahmezustand wachsenden Repression gegen die Masse
verhängt worden. Die Repression nahm
stetig zu. der Bevölkerung. In beiden Ländern war mit
dem Machtwechsel ein Ausnahmezustand
verhängt worden, der in Ägypten bis zu den jüngsten
Ereignissen fortbestand. Die Repression nahm stetig zu.
Die Kontrolle der Bürger erstreckte sich mit Hilfe neuar-
tiger Instrumente (Internet, Mobilfunk) auf fast alle
Lebensbereiche. Nahezu nichts blieb den Sicherheitsbe-
hörden verborgen, der „gläserne Bürger‟ wurde, sobald
er die Kreise der Herrschenden störte, unweigerlich zum
Objekt der Einschüchterung und Disziplinierung.
ZUKUNFTSSZENARIO TUNESIEN
Politik
Wirtschaft
Gesellschaft
ZUKUNFTSSZENARIO ÄGYPTEN
Seit der Ausrufung der Republik hat der stets dem Miltär
entstammende ägyptische Präsident immer auch die Ehre
und Würde des Militärs verkörpert. Das Militär hat deshalb
kein Interesse daran gehabt, dass ihr „höchster Repräsen-
tant‟, auch wenn er sich inzwischen „zivilisiert‟ hatte, in
unwürdiger Weise von einigen Demonstranten aus seinem
Amt vertrieben worden wäre. Deshalb hat der inzwi-
schen installierte „Oberste Militärrat‟ die von ihm selbst
vollzogene Entmachtung des Präsidenten als „Rücktritt‟
verkündet, obwohl offensichtlich scheint, dass dieser von
Mubarak selbst nicht initiiert worden ist.
ÄGYPTENS MUSLIMBRÜDER –
IST DER WEG FREI ZUR MACHT?
Wenn es dann schließlich doch noch zur Mit Blick auf die Entwicklungen in
Auslieferung Ben Alis kommen sollte, könnte Ägypten hat sich der iranische Revo-
lutionsführer Chamenei auf die Seite
sich dies als durchaus destabilisierende der Demonstranten gestellt.
Blamage für die saudische Führung heraus-
stellen. Dass sie vom Iran, dem größten Konkurrenten
um die Hegemonie in der Region, genüsslich ausgenutzt
werden würde, ist anzunehmen. Schon mit Blick auf die
aktuellen Entwicklungen in Ägypten hat sich der iranische
Revolutionsführer Chamenei indirekt auf die Seite der
ihm nun wirklich nicht nahestehenden Demonstranten
gestellt, indem er auf eine ihm jetzt offensichtlich erschei-
nende Islamisierung der ägyptischen Bevölkerung glaubte
hinzuweisen zu müssen. Die ägyptische Führung reagierte
entsprechend erzürnt auf diese Einmischung in die inneren
Angelegenheiten.
28 KAS AUSLANDSINFORMATIONEN 3|2011
All dies ist den Israelis wohl bewusst, weshalb sie sich
bisher auch sehr zurückhaltend gegenüber der „Demo-
kratiebewegung‟ in Ägypten und den anderen arabischen
Staaten geäußert haben. Indessen gilt grundsätzlich, dass
Demokratien weniger häufig (und schnell) zu kriegeri-
schen Mitteln greifen als Diktaturen, zumal gegen andere
Demokratien. Genauso gilt allerdings, dass ein „kriegs-
müder‟ arabischer Diktator für Israel allemal besser ist,
als eine „kriegslüsterne‟ arabische Bevölkerungsmehrheit.
Darüber hinaus ist der israelischen Führung natürlich auch
klar, dass im Falle einer Aufkündigung des ägyptisch-isra-
elischen Friedensvertrags durch eine zukünftige, demo-
kratisch gewählte ägyptische Regierung Jordanien dem
Beispiel folgen müsste, um das eigene Regime zu erhalten.
Damit wären die Stabilisierungserfolge von Jahrzehnten
dahin, und die Zukunft Israels in der Region wäre unge-
wisser als zuvor.
FAZIT
Der Graben zwischen Nord und Süd ist größer, als es lange
Zeit im Ausland wahrgenommen wurde. Die Südsudanesen
haben keine guten Erinnerungen an das 19. Jahrhundert.
Unter der Herrschaft des ägyptisch-osmanischen Khedive
(1821 bis 1881) fielen Sklavenjäger in ihre Siedlungsge-
biete ein. Das von 1881 bis 1899 in Khartum herrschende
Mahdi-Regime führte die Scharia im Südsudan ein und
suchte die „Ungläubigen‟ mit Feuer und Schwert zum
Islam zu bekehren.
Doch auf der Konferenz von Juba im Jahr 1947 vollzog die
britische Regierung einen folgenschweren Kurswechsel:
Fortan betrieb sie die Entlassung des Sudans in die Unab-
hängigkeit als einheitlicher Staat. Nun wurde auch die
Entwicklung des zurückgebliebenen Südsudans in Angriff
genommen. Mangels qualifizierter einheimischer Kräfte
wurden nordsudanesische Beamte in den Süden geschickt.
Sie förderten die Ausbreitung der arabischen Sprache und
Kultur.
3|2011 KAS AUSLANDSINFORMATIONEN 37
Die Zahl im Nordsudan registrierter Bei der Registrierung im Zeitraum 15. Novem-
stimmberechtigter Südsudanesen war ber bis 8. Dezember 2010 wurden über 3,7
erstaunlich niedrig. Die Mehrheit zog
es anscheinend vor, zur Abstimmung Millionen Stimmberechtigte im Südsudan,
in den Süden zu reisen. 116.000 im Nordsudan und 60.000 im Aus-
land identifiziert. Angesichts von 1,5 bis zwei Millionen
im Nordsudan lebenden Südsudanesen war die Zahl dort
registrierter Stimmberechtigter erstaunlich niedrig. Die
Die Volksabstimmung fand vom 9. bis 15. In- und ausländische Beobachtermis-
Januar 2011 statt und verlief weitgehend sionen beurteilten den Prozess als „frei
und fair‟. Bereits nach drei Tagen war
friedlich. In- und ausländische Beobachter- das Quorum von 60 Prozent erreicht.
missionen beurteilten den Prozess als „frei
und fair‟. Bereits nach drei Tagen war das Quorum von 60
Prozent erreicht. Die Wahlbeteiligung betrug 97,6 Prozent.
8 | Volatil ist die Situation auch in den beiden nördlich der Grenze
liegenden Gebieten Süd-Kordofan und Blue Nile. Hier sind
gemäß dem CPA keine Abstimmungen über die Zugehörigkeit
zum Südsudan oder Nordsudan zugelassen, sondern lediglich ▸
3|2011 KAS AUSLANDSINFORMATIONEN 49
Bis auf Weiteres kann die SPLM vom Nimbus der erfolg-
reichen Befreiungsbewegung profitieren und genießt
überwältigende Zustimmung, wie die Wahl
Die SPLM steht vor der Herausforde- Salva Kiirs mit 93 Prozent zum südsudane-
rung, den Übergang von der Befrei- sischen Präsidenten im April 2010 zeigte.
ungsbewegung zur demokratischen
Partei zu vollziehen und auch künfti- Die SPLM steht vor der Herausforderung,
gen Mitbewerbern Chancengleichheit den Übergang von der Befreiungsbewegung
einzuräumen.
zur demokratischen Partei zu vollziehen und
auch künftigen Mitbewerbern Chancengleichheit einzu-
räumen. Sollten sich die inneren Probleme des Staates
verschärfen, könnte die Regierung versucht sein, Span-
nungen nach außen abzulenken und die Konfrontation mit
dem Nordsudan oder anderen Nachbarstaaten zu suchen.
Sicherlich ist der Südsudan „kein gescheiterter Staat in der
Entstehung‟, wie manche Beobachter es vorschnell postu-
lieren. Doch steht seine Bewährungsprobe noch aus.
Die langfristigen Folgen der Sezession des Das wichtigste Brückenland zwischen
Südsudans können zum jetzigen Zeitpunkt dem schwarzafrikanischen und (ara-
bisch-)islamischen Afrika hört auf zu
allenfalls mit einiger Vorsicht abgeschätzt existieren.
werden. Das wichtigste Brückenland zwi-
schen dem schwarzafrikanischen und (arabisch-)islami-
schen Afrika hört auf zu existieren. Zweifelsohne wird sich
damit die etwa entlang des 12. Breitengrades quer durch
den Kontinent verlaufende Trennlinie verstärken. Damit
könnten Spannungen zwischen Bevölkerungsgruppen in
anderen Staaten wie dem Tschad, Niger, Nigeria oder Mau-
retanien verschärft werden.13
Tom Wolf
Dr. Tom Wolf aus
Detroit, USA, arbeitet
als Regierungsberater
und Meinungsforscher
Nach zwei Jahrzehnten der Irrwege hat Kenia endlich eine
in Kenia. Er unter-
richtete Politikwissen- neue Verfassung erhalten. Am 4. August 2010 stimmten
schaft an der Univer- zwei Drittel der Kenianer, die an der Volksabstimmung teil-
sität Nairobi und war
nahmen, dafür. Drei Wochen später verkündete Präsident
Berater für USAID.
Nach Kenia kam er Mwai Kibaki die Verabschiedung der Verfassung in einer
1967. feierlichen Zeremonie in Nairobi.
Abgeordnete können nicht länger ihre Gleichzeitig zielen einige Merkmale im Sinne
eigenen Gehälter festsetzen. Das hatte der ‚internen‛ Verantwortlichkeit darauf ab,
sie in der Vergangenheit in den Kreis
der bestbezahlten Parlamentarier der auch die Abgeordneten zu ‚zähmen‛. Dazu
Welt geführt. gehört, dass eine unabhängige Kommission
für Gehälter und Vergütungen deren Arbeitsbedingungen
festlegen wird (genauso wie für alle öffentlichen Bediens-
teten). Abgeordnete werden dann nicht länger über die
Kommission für Parlamentsdienste ihre eigenen Gehälter
und Leistungen festsetzen können, was sie in der Vergan-
genheit in den Kreis der bestbezahlten Parlamentarier der
Welt geführt hatte. Und auf individueller Ebene könnte eine
(durch eine öffentliche Petition auf Wahlkreisebene initi-
ierte) Rückrufregelung sie dazu ermutigen, vorsichtiger zu
sein als in der Vergangenheit, wenn es um Wahlverspre-
chen oder die Einhaltung der Parteiprinzipien geht.
Die politische Elite, die vom Macht- Angesichts der Geschichte des Machtmiss-
missbrauch profitiert hat, ist noch brauchs in Kenia und der Tatsache, dass die
weitgehend vorhanden. Die Grund-
sätze der neuen Verfassung kollidie- politische Elite, die vom Missbrauch profitiert
ren mit den alten Handlungsmustern. hat, noch weitgehend vorhanden ist, wird
klar, dass viele Bestimmungen in der neuen
Verfassung eine starke Bedrohung für tief verwurzelte
Handlungsmuster sind. Die Bemühungen der alten Eliten
könnten darin bestehen,
Der andere Vorfall ereignete sich rund zwei Zwei Monate vor der Volksabstimmung
Monate vor der Volksabstimmung gegen wurden in Nairobi gegen Ende einer
Gebetsstunde drei Handgranaten in
Ende einer christlichen Freiluft-Gebetsstunde die Menge geworfen – sechs Menschen
im Uhuru-Park in Nairobi. Drei Handgranaten starben.
wurden in die Menge geworfen – sechs Men-
schen starben und mehr als hundert wurden verletzt.
Angesichts der Tatsache, dass dieses Treffen in Wirklichkeit
Teil der ‚Nein‛-Kampagne war, nahmen viele an, dass das
Ziel der Täter darin bestand, die ‚Ja‛-Gegner zu diskredi-
tieren. Darüber hinaus zogen viele angesichts der Art der
verwendeten Waffen und der anschließenden Unfähigkeit
der Polizei, Fortschritte bei der Untersuchung zu machen,
die Schlussfolgerung, dass der NSIS selbst auf Anweisung
von ‚oben‛ dahinter gesteckt haben musste.
WIRTSCHAFTSPOLITIK IN
SÜDAFRIKA – WACHSTUMS-
PLÄNE UND WACHSTUMS-
HEMMNISSE
10 | http://www.info.gov.za/speeches/2009/09060310551001.
htm [02.02.2011].
11 | http://www.info.gov.za/speeches/2010/10021119051001.
htm [02.02.2011].
3|2011 KAS AUSLANDSINFORMATIONEN 77
Der Chefredakteur der Wochenzeitung Mail & „Seit dieser Woche hat Südafrika drei
Guardian, Nic Dawes, kommentiert die Ein- wirtschaftspolitische Konzepte – oder
sind es vier? Und das ist nur die Regie-
führung des NGP im November 2010 spitz: rung.‟ (Mail & Guardian)
„Seit dieser Woche hat Südafrika drei wirt-
schaftspolitische Konzepte – oder sind es vier? Und das
ist nur die Regierung. Der ANC und seine Allianzpartner
stehen noch für diverse weitere.‟17 Der bekannte Cartoo-
nist Jonathan Zapiro drückt das in seiner Karikatur mit
dem berühmten Kochtopf und den Minister-Köchen aus
und lässt Präsident Zuma fragen: „Wie kann ich helfen?
Brauchen wir mehr Köche?‟18 Justice Malala hingegen kriti-
siert in seinem Kommentar in The Times vom 10. Januar
das unkritische Vertrauen in den Staat als Change Agent
und beklagt den Mangel an Visionen in der politischen
Führung.19
WELCHES WIRTSCHAFTSSYSTEM?
16 | Vgl. Terry Bell, „Decent Work and temp jobs tie ANC and
Unions in Knots‟, The Star – Business Report, 21.01.2011, 2.
Vgl. dazu auch die kontroverse Analyse von Christopher
Malikan, „Decent work: Key to growth‟; Loane Sharp, „… Or
a hidden agenda?‟, Mail & Guardian, 28.01.-03.02.2011, 33
und 36.
17 | Vgl. Nic Dawes, „Crisis calls for decisive Leadership‟, Mail &
Guardian, 26.11.-02.12.2010, 3.
18 | Jonathan Zapiro, Mail & Guardian, 26.11.-02.12.2010.
19 | Vgl. Justice Malala, „SA needs visionary at the helm‟, The
Times, 10.01.2011, 8.
20 | Vgl. Siegmar Schmidt, „Länderprojekt Südafrika, Evaluierung‟,
2010, 19.
21 | Vgl. Hans-Georg Schleicher, „Bald 100 – und dann?‟, Afrika
Post, 4/2010, 41.
80 KAS AUSLANDSINFORMATIONEN 3|2011
22 | Vgl. John McKay, „The Asian ‚Miracle‛ after the Global Financial
Crisis: Some Lessons for Africa‟, The Brenthurst Foundation,
Diskussionspapier 2010/07.
23 | Vgl. Charity Musamba, Fn. 9, 38 ff.
24 | „ANC 99th Anniversary speech by Jacob Zuma‟, Fn. 15; vgl.
zu National Democratic Revolution: http://nehawu.org.za/
uploads/Res_political.pdf [02.02.2011]; http://www.anc.org.za/
show.php?include=docs/pol/2007/strategy_tactics.html&ID=
2535 [02.02.2011].
25 | Vgl. Sam Mkokeli, „Zuma tells ANC to put Patel plan into
action‟, Business Day, 14.01.2011.
3|2011 KAS AUSLANDSINFORMATIONEN 81
POLITISCHE IRRWEGE
26 | Vgl. Opinion & Analysis: „ANC cannot wish jobs into existence‟,
Business Day, 10.01.2011, 5.
27 | Vgl. Stefan Halper, The Peking Consensus: How China’s
Authoritarian Model Will Dominate the Twenty-First Century
(New York: Basic Books 2010).
28 | Vgl. Mandy Rossouw, „ANC ponders Chinese policy‟, Mail &
Guardian, 26.11.-02.12.2010, 39.
82 KAS AUSLANDSINFORMATIONEN 3|2011
PARASTATALS
44 | Vgl. Brendan Boyle, „The Big Bang – New unit mooted to take
control of 13 parastatals wit hthe president in charge‟, Sunday
Times – Business Times, 22.03.2009, 1.
45 | Vgl. Brendan Peacock, „Fat-cat parastatal boses come and go
but the get the cream‟, Sunday Times –Business Times,
02.12.2010, 1.
46 | Vgl. Mandy Rossouw, „ANC ponders Chinese Policy‟, Mail &
Guardian, 26.01.-02.02.2011, 39.
47 | Vgl. Zwelethu Jolobe, 2010, „Financing the ANC: Chancellor
House, Eskom and the dilemmas of party finance reform‟, in:
Anthony Butler (Hrsg.), Paying for Politics – Party Funding and
Political Change in South Africa and the Global South, Konrad-
Adenauer-Stiftung, 2010, 201-217.
3|2011 KAS AUSLANDSINFORMATIONEN 87
DEFIZITÄRES BILDUNGSSYSTEM
WEITERE ASPEKTE
AUSBLICK
Faktor ist jedoch die Vermischung von Staat und Partei und
hier vor allem das Cadre-Deployment-System, mit fatalen
Konsequenzen für die Unabhängigkeit und Effizienz der
staatlichen Verwaltung. Entsprechend verschlechterte sich
sowohl die Qualität der Demokratie in Südafrika, vor allem
seit 2007, als auch die Wettbewerbsfähigkeit des Landes,
wie der Bertelsmann Transformation Index (BTI) und der
Global Competitiveness Index des Weltwirtschaftsforums
(WEF) 2008/2009 im Vergleich zu 2010/2011 belegen.74
Karl Fischer
ZERSTÖRTE INFRASTRUKTUR
Die USA sind vor zwei Jahren als erste davon abgegangen,
der pakistanischen Regierung Blanko-Schecks über die
jährlichen Entwicklungshilfe-Milliarden auszustellen. Sie
bestimmten, für welche Bereiche das Geld ausgegeben
werden soll, und verlangten eine exakte Abrechnung.
Denen, die deshalb den USA vorwerfen, sich aufdringlich in
Finanz- und Verwaltungsangelegenheiten Pakistans einzu-
mischen, sagte US-Botschafter Cameron Munter auf einer
wissenschaftlichen Konferenz am 7. Januar in Islamabad:
„Das tun wir, weil wir uns Sorgen machen. Wir sind Euer
größter Geldgeber. Und unsere Zuwendungen kommen als
direkte Entwicklungshilfe und nicht als Kredite.‟35 Auch
ihre Überschwemmungshilfe haben sie und verschiedene
andere Geldgeber, darunter die EU, an die Bedingung
geknüpft, dass Pakistans Dollar-Millionäre ebenso tief in
die eigene Tasche greifen, um die Not ihrer Landsleute
zu lindern, und die Verwendung der Spenden transpa-
rent und nachvollziehbar dokumentieren. Dies wurde
von ausländischen Sprechern auf der Tagung des PDF
nachdrücklich unterstrichen.36 Der kürzlich verstorbene
US-Sonderberater für Afghanistan und Pakistan, Richard
Holbrooke, forderte die Regierung Pakistans bereits am
45 | Ebd.
46 | Ardeshir Cowasjee, „The national stupor‟, Dawn, 21.11.2010.
47 | Zahir Kazmi, „Lessons from China‟, Dawn, 22.11.2010.
114 KAS AUSLANDSINFORMATIONEN 3|2011
AUSBLICK
Auf sozialem Gebiet hat Pakistan nach der Pakistan hat nach der Flut vor allem
Flut vor allem ein gewaltiges Flüchtlingspro- ein gewaltiges Flüchtlingsproblem.
Auf der Suche nach Verdienstmöglich-
blem. Auf der Suche nach Verdienstmög- keiten werden Millionen Menschen in
lichkeiten werden Millionen Menschen in die die großen Städte strömen.
großen Städte strömen und letztendlich nur
das Heer der Tagelöhner und Bettler vergrößern. Damit
wird zwangsläufig eine enorme Zunahme der Kriminalität
einhergehen. Zugleich zerbrechen dörfliche und familiäre
soziale Strukturen, die das Skelett eines großen Teiles der
pakistanischen Gesellschaft bilden.
55 | Taseer hatte sich u.a. offen für eine Veränderung des Blas-
phemie-Gesetzes ausgesprochen und die Begnadigung der
auf der Grundlage dieses Gesetzes zum Tode verurteilten
Asia Bibi gefordert.
3|2011 KAS AUSLANDSINFORMATIONEN 117
DIE KANDIDATEN
Die zweite Gruppe bestand aus fünf Kandi- Grigori Kostusew und Ales Michale-
daten der demokratischen Opposition mit witsch standen für eine patriotische und
pro-europäische Ausrichtung Weißruss-
relativ klarem Profil: Jaroslaw Romantschuk lands. Nikolaj Statkiewitsch hielt die
trat für die Vereinigte Bürgerpartei als libe- Fahne der Sozialdemokratie hoch.
raler Wirtschaftsfachmann an, Vitali Ryma-
schewski als Christdemokrat, Grigori Kostusew und Ales
Michalewitsch konnten auf ihr langjähriges Engagement in
der Belarussischen Volksfront verweisen, der treibenden
Kraft in der Bürgerbewegung, die Ende der achtziger Jahre
die Loslösung Weißrusslands aus dem Verbund der Sowjet
union vorangetrieben hatte. Beide standen somit für eine
patriotische und pro-europäische Ausrichtung Weißruss-
lands, Michalewitsch hatte den Aspekt der Modernisierung
von Wirtschaft und Gesellschaft in den Mittelpunkt seiner
Kampagne gestellt. Nikolaj Statkiewitsch hielt die Fahne
der Sozialdemokratie hoch.
128 KAS AUSLANDSINFORMATIONEN 3|2011
Tabelle 1
Bevölkerungsgruppen in Polen 2002
Anzahl Anteil in %
Die hohe Migration von deutsch-polni- Von deutscher Seite wird die Zahl der Deut-
schen Doppelstaatlern nach Deutsch- schen in Polen auf knapp 300.000 geschätzt,
land und in andere westliche Länder
macht eine Bestimmung der in Polen was in etwa der Zahl derjenigen entspricht,
lebenden Deutschen schwierig. die sich bei der Volksbefragung als Deutsche
oder Oberschlesier bekannten. Die hohe
Migration von deutsch-polnischen Doppelstaatlern nach
Deutschland und in andere westliche Länder, die zum Teil
noch in Polen gemeldet sind, macht aber eine zuverlässige
Bestimmung der tatsächlich in Polen lebenden Deutschen
schwierig.
DIE VORGESCHICHTE
Die Förderung der deutschen Minder- Die Organisationen der Deutschen in Polen
heit durch Bundesmittel ruft auch engagieren sich gemeinnützig und werden
Neid hervor, zumal „die Deutschen‟
den Vorzug des freien Zugangs zu den maßgeblich durch Mittel des Bundeshaus-
westlichen Arbeitsmärkten genießen. haltes gefördert. Das reicht von der Wirt-
schaftsförderung etwa der Stiftung für die
Entwicklung Schlesiens bis zur Jugend- und Erwachse-
nenbildung etwa durch das Haus der deutsch-polnischen
Zusammenarbeit in Gleiwitz/Oppeln. Die Förderung durch
das „reiche‟ Deutschland ruft aber mitunter auch Neid
und Missgunst hervor, zumal „die Deutschen‟ seit vielen
Jahren den Vorzug des freien Zugangs zu den westlichen
Arbeitsmärkten genießen, mit den damit verbundenen
Verdienstmöglichkeiten, den „die Polen‟ erst nach und
nach eingeräumt bekommen. Erst am 1. Mai 2011 tritt die
vollständige Arbeitsmarktöffnung Deutschlands in Kraft.
PERSONELLER NEUANFANG
Gibt es mehr als 20 Prozent Angehörige Umstritten war vorher vor allem die Quote
einer Minderheit in einer Gemeinde, für die Nutzung der Sprache einer Minder-
dann haben diese seit 2005 das Recht,
bei Kontakten mit den örtlichen Behör- heit als Amtssprache neben dem Polnischen
den ihre Muttersprache anzuwenden. in den Gemeinden. Gibt es mehr als 20
Prozent Angehörige einer Minderheit in einer
Gemeinde, dann haben diese seit 2005 nun das Recht,
bei Kontakten mit den örtlichen Behörden ihre Mutter-
sprache anzuwenden. Gleichzeitig haben diese Gemeinden
die Möglichkeit, zweisprachige Orts- und Straßenschilder
aufzustellen, was nach einigen Jahren vor allem im Oppel-
nern Schlesien, wo die große Mehrheit der deutschen
Bevölkerungsgruppe lebt, immer stärker genutzt wurde,
teilweise aber zu Widerstand und Unmut unter der polni-
schen Bevölkerung führte. Insgesamt könnten wohl 30
Gemeinden in den Wojewodschaften Oppeln (28) und
Schlesien (2) die Zweisprachigkeit einführen. 24 Orte
haben dies bis jetzt verwirklicht. Ebenso haben sieben von
zwölf pommerschen Gemeinden, die das Minderheiten-
quorum erfüllen, Kaschubisch als Zweitsprache eingeführt.
Auch die von zahlreichen Litauern besiedelte Gemeinde
Puńsk und die von Lemken bewohnte Gemeinde Gorlice in
Kleinpolen sind doppelsprachig. Zwölf Kommunen im Nord-
osten Polens könnten zudem Weißrussisch als Ergänzung
einführen.
Tabelle 2
Gemeinden mit deutscher Bevölkerung über 20 Prozent
oder mit Zweisprachigkeit und/oder deutschen Bürger-
meistern
Tabelle 3
Gemeinden mit Hilfssprachen
Kaschubisch Wojewodschaft
Litauisch
Lemkisch
REGIONALWAHLEN 2010
Stark vertreten ist die DMi nach wie vor auf der Selbst-
verwaltungsebene der Region Oppeln, d.h. im Landtag
(Sejmik) sowie in den Kreis- und Gemeinderäten. Hier
verfügt sie durch ihr dichtes Netzwerk über ein gutes Instru-
ment zur Wählermobilisierung, was bei der gewöhnlich
niedrigen Wahlbeteiligung ein strategischer Vorteil ist.
Die Verschlechterung der deutsch-pol- Im Landtag ist die DMi, die sich einer
nischen Beziehungen von 2005 bis 2007 klaren politischen Einordnung entzieht, seit
war bis in die Selbstverwaltung hinein
spürbar. 1998 in verschiedenen Koalitionen an der
Regierung beteiligt, seit 2006 mit der liberal-
konservativen Bürgerplattform (PO) und der bäuerlichen
Volkspartei (PSL), davor mit dem postkommunistischen
Bündnis Linker Demokraten (SLD). Die Verschlechterung
der deutsch-polnischen Beziehungen in der Regierungszeit
der national-konservativen PiS in den Jahren 2005 bis
2007 war laut Aussagen der Minderheitsvertreter bis in die
Selbstverwaltung hinein spürbar, insbesondere als sich die
Regionalregierung einem Regierungspräsidenten der PiS
gegenüber sah. Aber auch aktuell sind die Verhältnisse
keineswegs spannungsfrei, wie die Regierungsbildung
nach den Regionalwahlen am 21. November 2010 deutlich
machte.
3|2011 KAS AUSLANDSINFORMATIONEN 153
Tabelle 4
Ergebnisse der Regionalwahl
in der Wojewodschaft Oppeln
PO 96.449 31,93
PO, PSL und DMi waren mit der Aussage zur Wahl ange-
treten, ihre bisherige Koalition fortsetzen zu wollen. Nur 24
Stunden nach dem Urnengang bildete die PO jedoch eine
Koalition mit der PSL und dem Bündnis der
PO, PSL und DMi waren mit der Aus- linken Demokraten (SLD), was der DMi über
sage zur Wahl angetreten, ihre bishe die Presse mitgeteilt wurde. Der regionale
rige Koalition fortsetzen zu wollen.
Nur 24 Stunden nach dem Urnengang PO-Chef Leszek Korzeniowski begründete
bildete die PO jedoch eine Koalition dies damit, dass die Zusammenarbeit mit
mit der PSL und dem Bündnis der lin-
der DMi nicht so wie erwartet gewesen sei,
ken Demokraten.
Absprachen nicht eingehalten worden seien
und die DMi zu eigennützig agiert habe. „Sie hielten das
Geld in den eigenen Händen‟, klagte er.9 Zudem werde die
neue Koalition in Polen positiver wahrgenommen. Denn
aus der Zentrale seien ständig Vorwürfe gekommen, dass
die Minderheit zu viele Sonderrechte genieße und in der
Tabelle 5
Sitze der DMi in Kreistagen nach Wahlen 2010 und 2006
Strzelce Opolskie
9 10 19
(Groß Strehlitz)
Krapkowice (Krappitz) 7 7 19
Kędzierzyn-Koźle
5 8 21
(Kandrzin-Cosel)
Olesno (Rosenberg) 9 8 19
Prudnik (Neustadt) 5 3 17
Opole (Oppeln) 12 16 25
Kluczburg (Kreuzburg) 2 2 19
AUSBLICK
Der Autor dankt Lukas Skwiercz für die Hilfe bei der Recherche
der Kommunalwahlergebnisse der deutschen Minderheit.