Mehr Flexibilität
für Kraftfahrzeugzulieferer
Trendwechsel antizipieren – ICT flexibler gestalten
Copyright © 2011 Detecon International GmbH. All rights reserved. March 2011
Detecon Spotlight • Automotive & Manufacturing Industries – Automotive
Editorial
Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,
die Automobilindustrie ist wieder auf der Sonnenseite der Wirtschaft angekommen.
Die Absatzzahlen steigen, neue Modelle finden Anklang, die Erwartungen sind
hervorragend. Dies gilt zu einem großen Teil auch für die in den letzten Jahren
gebeutelte Zulieferindustrie. Ihre Umsatzzahlen und Profite erholen sich nach dem
Aderlass. Auch wenn es fast unfair erscheint, jetzt Wasser in den Wein zu gießen,
muss doch die Frage gestellt werden, ob das nun wirklich der Start in ein goldenes
Zeitalter der Zulieferindustrie ist.
Wir glauben eher, dass die grundsätzlichen Probleme durch den derzeitigen Boom
lediglich überdeckt werden. Ja, es stimmt, der Bedarf an Automobilität im privaten
und wirtschaftlichen Bereich wird weltweit – vor allem durch den Schub aus den
sich entwickelnden Ländern – steigen. Der Technologieumbruch im Automotive-
Bereich eröffnet zusätzlich viele neue Chancen. Aber: Der „Wohlstand für alle“
wird in Zukunft anders verteilt werden. Neue geographische Schwerpunkte der
Hersteller entstehen; dies hat unmittelbare Auswirkungen auf die Zulieferindustrie,
die dieser Verlagerung folgt.
Neue Technologien schaffen Raum für mehr Wertschöpfung; aber noch ist ungewiss,
welche alte oder neue Industrie zum Beispiel entscheidende Komponenten für die
neuen Autogenerationen liefern wird. Sind es die klassischen Zulieferer? Sind es
Batteriehersteller? Oder mischen Elektrizitätsversorgungsunternehmen viel stärker
als gedacht in Zukunft in diesem Markt mit? Wie auch immer. Für die Z ulieferer
beginnt eine neue Zeit. Wie sollen sie sich strategisch darauf vorbereiten? Das
Feld der Möglichkeiten ist weit offen; daher erscheint uns als klügste strategische
Variante die Verbesserung der Flexibilität der Unternehmen, um für möglichst viele
Eventualitäten im sich gravierend verändernden Automobil-Markt gerüstet zu sein.
Flexible Organisation und Informations- und Kommunikations-Technologie tragen
hierzu wesentlich bei.
Ihr
Claus Kaltenbrunner
Detecon International
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Mehr Flexibilität für Kraftfahrzeugzulieferer
Inhalt
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Detecon Spotlight • Automotive & Manufacturing Industries – Automotive
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Mehr Flexibilität für Kraftfahrzeugzulieferer
Kurzfristige Erholung – mittelfristiges Wachstum – Der Bedarf steigt – spezifisch nach Ländern und
langfristiges Déjà-vu? Bedürfnissen
Autozulieferer weltweit können das Krisenjahr 2009 Die gute Nachricht ist, dass weltweit die Produktions-
mehr als ausgleichen. Während 2009 noch etwa stückzahlen für Kraftfahrzeuge auf lange Sicht wachsen.
jedes fünfte der 100 größten Unternehmen ins Minus Der globale Fahrzeugbestand wird sich bis 2030 aller
gerutscht war, konnten schon im ersten Halbjahr
Voraussicht nach verdoppeln.5 Dies ergibt sich allein
2010 fast alle globalen Automobilzulieferer schwarze schon aus der immer noch steigenden Nachfrage nach
Zahlen schreiben. Eine „epochale Wachstumsphase“
privater Mobilität und der Nachfrage nach Nutzfahr-
sei angebrochen, vermutet eine Studie zur ‚Automotive zeugen aufgrund des wirtschaftlichen Aufholprozesses
Supplier Performance‘.1 der sich entwickelnden Länder.
Die Einschätzungen des VDA scheint diese Sicht auch Indiz dafür ist z.B. die geringe Autodichte in diesen
für die Abnehmer der Zulieferer zu bestätigen: Die Ländern (siehe Grafik 1). Die Kfz-Dichte in den USA
deutschen Hersteller werden im Jahr 2011 etwa 5,8 z.B. derzeit fast fünfzigmal höher als in Indien; auch
Millionen Autos produzieren, gut drei Viertel für den China liegt noch am unteren Ende der Rangliste. Die Kfz-
Export.2 Und auch die großen US-Automobilkonzerne Dichte in den beiden bevölkerungsreichsten Nationen
erwarten nach dem Einbruch nun für 2011 mehr als 13 wird sich aber wahrscheinlich innerhalb des laufenden
Millionen Neuwagenverkäufe im Vergleich zum Rekord- Jahrzehnts verdoppeln. Dies würde in China und Indien
jahr 2007 mit 16 Millionen Stück.3 Weltweit glaubt sich zusammen einen Zuwachs des Kfz-Bestandes um mehr
die Autoindustrie 2011 vor dem Rekordabsatz von 63 als 135 Millionen Fahrzeuge bedeuten.6 Demnach also
Millionen Autos (Vorjahr 59 Millionen).4 scheint auf lange Sicht alles bestens geregelt. Oder
kann sich das Blatt zwischenzeitlich wiederum wenden?
Es wird!
Grafik 1:
Kraftfahrzeugdichte in ausgewählten Ländern (Kfz pro 1000 Einwohner), 2010
1000
800
Kfz pro 1000 Einwohner
600
400
200
0
Der Nachholbedarf in
USA
Italien
Spanien
Frankreich
Japan
UK
Deutschland
Polen
Russland
Mexiko
Brasilien
Südafrika
Indonesien
China
Indien
4
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Mehr Flexibilität für Kraftfahrzeugzulieferer
Es wird zu dramatischen Verwerfungen kommen, so dass Im Rahmen der Internationalisierung der Automobil-
die Zuwächse in Zukunft anders verteilt sein werden produzenten folgten die Zulieferer ihren Kunden. Sie
und die Gewichte der Produktionszentren sich in die investieren in neue Märkte mit hohem Bedarf, m üssen
wirtschaftlich aufstrebenden Nationen verschieben aber dabei erleben, dass ihnen dort Konkurrenten ent-
(siehe Grafiken 3a und 3b). stehen, die rasch hinsichtlich Qualität und Kapazität auf-
holen. Einheimische Produzenten liefern immer bessere
Diese Produktionsverlagerung geht Hand in Hand mit Qualität zu äußerst günstigen Preisen. Ein wachsen-
der Nachfrageverlagerung in die aufstrebenden BRIC der Teil des Weltmarktes für Automobilhersteller und
-Länder sowie in die anderen Entwicklungs- und Zulieferer wird also unter hohen Kostendruck geraten.
Schwellenländer.
In China beispielsweise wird für ausländische
Die Regionen Europa sowie Japan/Korea wachsen nach Modullieferanten ein Preisverfall der Zulieferteile von
vorliegenden Schätzungen langsamer; Südostasien und bis zu 25% in den nächsten Jahren erwartet.11 Zwar
China dagegen weit überdurchschnittlich. Dies führt ist derzeit (2010) nur ein chinesischer Hersteller in
bereits in fünf Jahren zu einer s ubstantiellen der Liste der Top 100 Automotive Supplier12, aber
Verschiebung der Produktionsanteile. Die Triade
der Trend arbeitet den Zulieferern in den sich ent-
Nordamerika, Europa und Japan/Korea fällt insgesamt wickelnden Ländern zu, die ein starke Basis in ihrem
um sechs Prozentpunkte zurück, die zu einem Großteil Heimatmarkt haben und auch über Niederlassungen im
von China mit einem Zuwachs von vier Prozentpunkten Ausland ihren Export fördern.13
ersetzt werden.10
Grafik 3a:
Global Light Vehicle Produktion: Wachstum nach Regionen in % p.a., 2009 – 2016
Nordamerika 9,1 %
„alte“
Europa 5,0 % Triade
Japan/Korea 3,4 %
Südostasien 12,0 %
China 10,0 %
Emerging
Countries Die Automobilproduktion,
Südamerika 6,6 %
insbesondere in China
und Südostasien, wächst
Mittlerer Osten/Afrika 4,8 % wesentlich stärker als in
den bisher klassischen
Quelle: CSM Worldwide, Dezember 2010, http://automotiveforecasting.com/gpo/global-summary.pdf
a utomobilproduzierende
Länder.
6
Detecon Spotlight • Automotive & Manufacturing Industries – Automotive
Aber nicht nur die bekannten Beispiele China und Beide Segmente, in denen ein nicht unbeträchtlicher
Indien liefern Indizien für eine Verlagerung von Auto- Teil des zukünftigen Automobilabsatzes stattfinden
produktion und Automobilzulieferbetrieben. Selbst wird, sind äußerst kostensensitiv. Dies wird nicht ohne
Saudi-Arabien mit einem derzeitigen Automarkt von Auswirkungen auf die Marge der Zulieferer bleiben, die
800.000 Einheiten pro Jahr ist mithilfe eines korea- Einbußen hier über steigende Volumina wettmachen
nischen Unternehmens dabei, eine eigene Automobil- müssen.
produktion von zunächst bescheidenen 5000 Stück
pro Jahr aufzubauen, aber gleich gemeinsam mit einer Übergang zu neuen Technologien: Teilmärkte
Zulieferindustrie, die sich auf Verbundwerkstoffe auf der brechen weg – Zukunftsmärkte mit neuen Anbietern
Basis von Karbonfasern konzentrieren soll.14 entstehen
Nachfrageänderung: ‘No Frills’ und ‘Frugal Engi- Langsame, aber unaufhaltsame B estandsver-
neering’ für hohe Volumina von Low-Cost Cars mit änderung
geringeren Margen Die Prognose von Shai Agassi, dem h eutigen CEO
von ‚Better Place‘, bereits 2020 würden auf der Welt
Der Fokus der Pkw-Produktion in den sich ent- mehr Elektroautos als Benziner und Hybridautos
wickelnden Ländern wird einerseits auf bezahlbaren
verkauft, scheint allzu optimistisch.15 Ein Abgesang auf
und funktionalen Modellen für den Masseneinsatz von den Verbrennungsmotor kommt zu früh.16 Langfristig
Klein- und Kleinstfahrzeugen liegen, und andererseits allerdings wird – über den Umweg über die Hybrid-
auf umweltfreundlichen, den Bedürfnissen der Nach- Technologie – das mit Brennstoffzellen oder Batterie
frage angepassten höherwertigen Fahrzeugen (Pkw) mit angetriebene Fahrzeug (Light Vehicle) sich e nt-
dennoch erschwinglichen Preisen für die entstehende sprechend seiner Reichweitenentwicklung für die
gut situierte Mittelklasse. private Nutzung durchsetzen.
62 % 38 % 56 % 44 %
2009 2016
7
Mehr Flexibilität für Kraftfahrzeugzulieferer
Der Strukturwandel wird sich aber mindestens über die Automobilhersteller werden sich dann auch nicht mehr
nächsten zwei Jahrzehnte hinziehen, bis substantielle wie heute durch eigene Motoren von der Konkurrenz
Veränderungen im Verkauf und insbesondere im Kraft- unterscheiden können – dies dürfte langfristig auch die
fahrzeugbestand erkennbar sind (siehe Grafik 4). Stärke der jeweiligen Marken beeinflussen, mit noch
unabsehbaren Folgen für die Marktmacht der bisher
In dieser Zeit steigen die Anforderungen an die Zuliefe- übermächtigen Hersteller.
rer: Konventionelle Verbrennungsmotoren, Blue Motion,
Downsizing, Hybride, und schließlich das Elektro- Risiken
mobil, ‒ein ganzer Strauß von neuen Technologien will
bewältigt werden. In diesem Übergang liegen für die In der Übergangszeit zum E-Car stehen die E ntwicklung
Automobilzulieferer Chancen und Risiken zugleich. von Low Cost-Modellen für die Bedienung von
Etliche Aggregate und Module müssen angepasst und Massenmärkten sowie die Entwicklung umweltfreund-
viele neu entwickelt werden, andere werden obsolet. licher Technologien an. Nach wie vor werden die
Zulieferer einen hohen Anteil des Forschungs- und
Chancen: Beispiel E-Car – neue Fahrzeugkonzepte – Entwicklungsaufwandes für die Hersteller ü bernehmen.
neue Komponenten – neue Marktteilnehmer Dieser Aufwand wird signifikant ansteigen, weil die
breite Palette sich alternativ durchsetzender Techno-
Die allmähliche Elektrifizierung der Autoflotte wirkt logien mit entsprechend hohen Kosten entwickelt
sich in einigen Bereichen für die Zulieferer günstig aus: werden muss. Zudem besteht das Risiko, dass eine nur
Zulieferer können Elektromotoren und andere, neue kurzfristig erfolgreiche Entwicklungslinie ausgewählt
Komponenten produzieren und so ihren Anteil an der wird und damit schnell obsolet werdende Investitionen
Wertschöpfung auf Kosten der Autokonzerne erhöhen.17 hohe außerplanmäßige Abschreibungen verursachen.
Unternehmen mit Know-how in der Batterietechnik Hinzu kommt, dass die Produktion margenschwacher
werden exzellente Geschäftsmöglichkeiten haben, Standardteile in Ländern mit hohen Standortkosten sich
da das Herzstück der neuen Technologie des Elektro- im Kraftfahrzeug-Zulieferbereich nicht mehr rentieren
autos nicht mehr der Motor, sondern die Batterie ist.18 wird.
100%
Sonstige
Elektro
80%
Hybrid
Diesel
60% Otto
40%
20%
Neuzulassungen werden
den PKW-Bestand in
0% Deutschland nur allmäh-
2000 2005 2010 2015 2020 2025 2030
lich ändern. Dies gilt auch
für das optimistischere
Quelle: Shell PKW-Szenarien bis 2030, 2009 (Trend-Szenario) Alternativszenario der
Shell-Mobilitäts-Studie.
8
Detecon Spotlight • Automotive & Manufacturing Industries – Automotive
Herzstück Batterie: OEM, Zulieferer oder Elektrizitätsversorger – wer gewinnt das Rennen?
Im Rennen um die beste Batterie haben derzeit Die Hersteller kümmern sich allerdings darum,
die europäischen Unternehmen gerade nicht wie die Zellen zu Akkus zusammengefasst und
die Nase vorne. Weitgehend überlassen die gesteuert werden. Daimler arbeitet dabei mit
Automobilhersteller die Produktion der Batterie- dem Chemiekonzern Evonik zusammen; Bosch
zellen spezialisierten Zulieferern. Eines der am kooperiert mit dem koreanischen Konzern
besten positionierten westlichen Unternehmen Samsung. Auch bei Elektromotoren wählen die
hier scheint Johnson Controls mit dem Joint Unternehmen unterschiedliche Wege: Während
Venture JC Power Solutions gemeinsam mit dem Daimler dafür nach einem externen Partner
französischen Batteriehersteller Saft zu sein.19 sucht, produziert Volkswagen die Elektro-
Auch Stromkonzerne mischen im Markt mit. motoren selbst im Werk Kassel.20
Grafik 5:
Die neuen Fahrzeugkonzepte lassen manche Zuliefermodule verschwinden, andere neu entstehen
E-Car
te
ep Brennstoffzelle
nz
gko Hybrids
zeu
hr
Fa Blue Motion/Downsized
Low Cost Car
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Mehr Flexibilität für Kraftfahrzeugzulieferer
Grafik 6: Materialkosten für Komponenten, Module und Systeme der Automobilzulieferer machen bis zu zwei
Drittel des Verkaufspreises aus.
2/3
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Detecon Spotlight • Automotive & Manufacturing Industries – Automotive
Trotz der gegenwärtigen Erholung von Volumina und Der Teufelskreis kurzfristigen Aktionismus‘ gefähr-
Profiten wird sich die Zulieferindustrie also mittel- det die Zukunft der Zulieferer
und langfristig durch den Kostendruck der Hersteller,
steigende Beschaffungspreise, hohe Investitions- und
Preis- und Kostendruck im Zuliefergeschäft fördern
Entwicklungskosten sowie die Veränderung der Nach- ein kurzfristig orientiertes Ad-hoc-Management.
frage in geographischer (Produktionsverlagerung) Angesichts der Inanspruchnahme durch das Tages-
und qualitativer Sicht (Low-Cost Vehicles) wieder auf geschäft in der Krise und im Aufschwung nach der
sinkende Margen einstellen müssen. Krise ist zu befürchten, dass die Automobilzulieferer
die notwendige strategische Ausrichtung auf langfristig
Gerade kämpfen die Zulieferer sich aus der Krise;23 effiziente Strukturen nicht frühzeitig genug und nicht
ihre Managementkapazitäten, Finanzen, Investitionen effizient genug in Angriff nehmen werden.
werden dabei vollständig vom einsetzenden Auf-
schwung in Beschlag genommen und notwendige lang- Eine Restrukturierung beziehungsweise Flexibilisierung
fristige Weichenstellungen unterbleiben. Damit droht der Unternehmen zur Anpassung an die inter-
ein Teufelskreis. nationalen Produktionsstrukturen erfordert aber lang-
fristige Veränderungen der Organisation und Infra-
struktur, die mit langen Vorlaufzeiten verbunden sind
und deren Planung rechtzeitig vorgenommen w erden
sollte. Dafür aber glauben viele Zulieferbetriebe im
derzeitigen Aufschwung keine Zeit und keine Mittel
zu haben. Damit geraten sie in den Teufelskreis von
Krise, Krisenmanagement, Absorption aller Kräfte im
Wiederaufschwung, voller Auslastung im Boom mit
anschließender Verwundbarkeit durch eine erneute
Krise.
Grafik 7: Zulieferer im Teufelskreis: kurzfristiges Krisen- und Boom-Management verhindert die langfristige
Ausrichtung
[erneute] Absatzkrise
und Umsatzrückgang
Boom Krisenmanagement
• Vollauslastung • Budgetreduktion
• Bindung aller 4 2 • Kurzarbeit
Kapazitäten in Produktion • Investitionsstopps
und Management • Kapazitätsanpassung
Wiederaufschwung
• dominiert das Tagesgeschäft
• Sicherung der Lieferfähigkeit
Quelle: Detecon 2011 • Kapazitätsaufbau
11
Mehr Flexibilität für Kraftfahrzeugzulieferer
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Detecon Spotlight • Automotive & Manufacturing Industries – Automotive
Innovationsmanagement
Weiterhin heißt Flexibilisierung, dass Unternehmen ein
Innovationsmanagement
leistungsfähiges Innovationsmanagement einrichten
Zulieferunternehmen der Automobilindustrie sollten. Es beantwortet die Frage, in welche der
übernehmen von 2005 bis 2015 immer größere neuen Technologien sie investieren, und wann sie
Anteile der Entwicklung und P roduktion gegebenenfalls die Richtung ihrer Aktivität ändern
von den Autoherstellern. Das W achstums- müssen (siehe Kasten Innovationsmanagement).
potenzial durch diese Verlagerung bei den
Zulieferern schätzen Beobachter auf insge-
Internationalisierung
samt 70%.25 Die weltweit größten Zulieferer Automobilzulieferer müssen außerdem in der Lage sein,
investieren aufgrund des technologischen sich global flexibel auszurichten. Volumenwachstum
Paradigmenwechsels in der Autobranche immer ermöglicht Zulieferern, eine langfristig Wertsteigerung
mehr in Forschung und Entwicklung. So stiegen und profitables Wachstum. Allerdings wird das Volumen-
ihre F&E-Ausgaben in Prozent des Umsatzes wachstum regional sehr unterschiedlich ausfallen.
von 3,5% (2007), auf 3,9% (2008) und 4,1% Erforderlich ist daher eine neue Allokation der
sogar im Krisenjahr 2009 an.26 Die deutschen Produktionskapazitäten, um einerseits vor Ort nahe der
Lieferanten führten dabei mit einer F&E-Quote zukünftigen Nachfrage zu produzieren und anderer-
von rund 5,3% (2009).27 seits Kostenvorteile durch internationale beziehungs-
weise globale Produktion auszunutzen. Absatz und
Produktion w erden sich zu einem erheblichen Anteil
in die Emerging Markets verlagern. Nur Zulieferer, die
sich international kosteneffizient ausrichten und in den
Fallbeispiel Brose wichtigen Wachstumsmärkten mit den entsprechenden
Für viele IT-Experten ist das Unternehmen Produktionskapazitäten präsent sind, werden im hart
Brose ein Beispiel für eine gelungene weltweite umkämpften Markt langfristig erfolgreich sein.
IT-Strategie. Der Vorstand entschloss sich paral-
lel zu Globalisierungsplänen für die IT-Strategie Befähigung zu ‚Communication & Collaboration‘
der grundlegenden, weltweit gültigen Standar- Im eigenen Unternehmen
disierung und Zentralisierung der ERP-Systeme. Zulieferunternehmen sind oftmals rasch gewachsen,
Dafür definierte die IT-Abteilung bereits 1999 einige haben schnell internationalisiert oder stehen
einen „ERP-Footprint“– als weltweit verbind- kurz davor. Nicht immer ist die unternehmensinterne
liche Basis für die Werke. Bei Brose arbeiten Kommunikationsplattform durchgängig zwischen allen
alle Mitarbeiter auf ein und demselben Prozess- Betriebsteilen oder vom Auftragseingang bis zur Aus-
Template. Gleiche Terminologie und gleiche lieferung einheitlich. Oft bestehen viele verschiedene
Stammdaten führen zu einer besseren Inter- IT-Anwendungen nebeneinander, verursachen Schnitt-
aktion zwischen den Standorten. Wenn ein stellenprobleme und hohen Wartungsaufwand. Not-
Disponent in Brasilien mit einem Kollegen in
wendig ist daher in solchen Fällen eine grundlegende
Mexiko über eine Wareneingangsbuchung
Vereinheitlichung und Neustrukturierung der Kommu-
spricht, dann nutzen beide die gleichen Begriffe nikationsplattform zur Verbesserung der Zusammen-
und sprechen eine Sprache. Sie folgen den glei- arbeit im Unternehmen (s. Fallbeispiel Brose).
chen Prozessen und nutzen dieselben Stamm-
daten. Brose gilt heute anderen IT-Verantwort-
lichen der Automobilindustrie als Vorbild.28
Quelle: auomotiveIT, 2010
13
Mehr Flexibilität für Kraftfahrzeugzulieferer
14
Detecon Spotlight • Automotive & Manufacturing Industries – Automotive
Sich schnell ändernde komplexe Geschäfts- ICT-Struktur ist daher das s tabilisierende Rück-
prozesse und die Einbindung neuer Partner sind grat für ein flexibles Unternehmen. Reicht die
ohne eine effiziente ICT-Unterstützung nicht Struktur nicht, sind Investitionen unumgänglich.
effizient umzusetzen. Deshalb ist es notwendig, dass Notwendige bloße Anpassungen der ICT werden
Zulieferer mit einer einheitlichen integrierten ICT- aber immer kostspieliger; die Wartungskosten steigen
gestützten Plattform arbeiten, um Kooperation und und beides reduziert in der Regel das Budget für
Datenaustausch über Unternehmensgrenzen hinweg Neuinvestitionen in eine kompatible ICT-Landschaft.
zu gewährleisten. Ist ihre Informations- und Kommu- Demgegenüber gilt die Investition in eine neue ICT-
nikationstechnologie nicht flexibel genug, verhindert Landschaft aufgrund des meist unsicheren Zeit- und
sie eine übergreifende Zusammenarbeit im Unter- Kostenrahmens immer noch als schwer kalkulierbar.
nehmen und zwischen Partnern. Eine adäquat Hier allerdings haben ICT-Managementmethoden
und auf lange Sicht ausreichend unterstützende inzwischen vieles verändert.
Grafik 8: Vielfältig können ICT-Werkzeuge Taktiken der Flexibilisierung im Automobilzulieferbereich unterstützen
Flexibilisierungs-
taktiken
IT-Tool zur Kosten- Innovations- International- Communication M&A, Carve
Diversifizierung
Umsetzungs- management management isierung & Collaboration PMI outs
unterstützung
Strukturgebende Werkzeuge
EAM – Enterprise
Architecture x x x x x x
Management
SOA ‒
Service-Oriented x x x x x x
Architecture
UC – Unified
Communications x x x x
Prozessorientierte Werkzeuge
SCM –
Supply Chain x x x x (x)
Management
ERP – Enterprise
Resource Planning x x x x
CRM – Customer
Relationship x x x x x (x)
Management
PLM –
Product Lifecycle x x x x
Management
ILM – Information
Lifecycle x x x x x
Management
Web 2.0 /
Social Media x x x x x
15
Mehr Flexibilität für Kraftfahrzeugzulieferer
6.
Flexibilität für Automobilzulieferer durch strukturierte ICT
Der Beitrag von Detecon zur Flexibilisierung und
zur Herstellung von Transparenz in Automobil-
zulieferunternehmen umfasst die Unterstützung
bei der ICT-Strategieentwicklung, die Konzepti-
on der ICT-Infrastruktur sowie die Auswahl und
Implementierung von ICT-Tools. Im Rahmen
der Optimierung bestehender ICT-Landschaften
helfen wir bei der Planung und Durchführung
der Standardisierung und Flexibilisierung von
Geschäftsprozessen und IT (Infrastruktur und
Applikationen, Enterprise Architecture Manage-
ment (EAM). Wir begleiten unsere Kunden bei
Planung und Durchführung von organisato-
rischen Veränderungen im ICT-Bereich, z.B. bei
IT-Post Merger Integration oder Carve outs.
16
Detecon Spotlight • Automotive & Manufacturing Industries – Automotive
17
Mehr Flexibilität für Kraftfahrzeugzulieferer
• Zudem unterstützt Enterprise Architecture Die frühzeitige Einführung von Enterprise Architecture
Management bei der Realisierung von Synergien Management hilft, die Komplexität der Unternehmens-
und dem Umgang mit Risiken durch die Analyse und IT-Struktur zu beherrschen. Die Modellierung der
der Auswirkungen auf andere Architekturebenen Unternehmensarchitektur nach den Methoden des
und die unterstützten Geschäftsprozesse. Enterprise Architecture Managements ermöglicht die
Flexibilisierung der IT, um schneller auf die Erfordernisse
• Enterprise Architecture Management beurteilt das des Markts reagieren zu können.
gesamte IT-Portfolio im Hinblick auf die Unter-
stützung der Geschäftsprozesse, um es kosten-
günstiger, effektiver und effizienter zu gestalten.
18
Detecon Spotlight • Automotive & Manufacturing Industries – Automotive
7. Das Unternehmen
Detecon ist ein Beratungsunternehmen, das klassische Die rasante Entwicklung von Informations- und
Managementberatung mit einem hohen Technologie- Telekommunikationstechnologien beeinflusst in immer
verständnis vereint. stärkerem Maße sowohl die Strategien von Unterneh-
men als auch die Abläufe innerhalb einer Organisation.
Unsere Unternehmensgeschichte beweist dies: Die daraus folgenden komplexen Anpassungen
Detecon International ging aus der Fusion der 1954
betreffen dementsprechend nicht nur technologische
gegründeten Management- und IT-Beratung Diebold Anwendungen, sondern auch Geschäftsmodelle und
und der 1977 gegründeten Telekommunikations- Unternehmensstrukturen.
beratung Detecon hervor. Unser Leistungsschwerpunkt
besteht demzufolge in Beratungs- und Umsetzungs-
Unsere Dienstleistungen für das ICT-Management um-
lösungen, die sich aus dem Einsatz von Informations- fassen sowohl die klassische Strategie- und Organisa
und Kommunikationstechnologien, engl. Information tionsberatung als auch die Planung und Umsetzung von
and Communications Technology (ICT), ergeben. hochkomplexen, technologischen ICT-Architekturen
Weltweit profitieren Kunden aus nahezu allen Branchen und -Anwendungen. Dabei agieren wir hersteller-
von unserem ganzheitlichen Know-how in Fragen der unabhängig und sind allein dem Erfolg des Kunden
Strategie und Organisationsgestaltung sowie beim
verpflichtet.
Einsatz modernster Technologien.
Das Know-how der Detecon bündelt das Wissen aus Detecon Spotlight
erfolgreich abgeschlossenen Management- und ICT-
Beratungsprojekten in über 160 Ländern. Wir sind ‘Detecon Spotlight’ behandelt aktuelle Fragestellungen
global durch Tochter- und Beteiligungsgesellschaf-
aus unterschiedlichen Branchen. Detecon-Experten
ten sowie Projektbüros vertreten. Detecon ist ein zeigen, wie Sie mit Hilfe modernster Informations- und
Tochterunternehmen der T-Systems International, der Kommunikationstechnologien aktuellen Marktentwick-
Großkundenmarke der Deutschen Telekom. Als Berater lungen Rechnung tragen und damit neue Geschäfts-
profitieren wir daher von der weltumspannenden potenziale erschließen können.
Infrastruktur eines Global Players.
19
Mehr Flexibilität für Kraftfahrzeugzulieferer
8. Weiterführende Hinweise/Fußnoten
1
Center of Automotive Management (CAM), “Automotive Handelsblatt, 8.9.2008, Automobilzulieferer: Ohne
18
3
FAZ, 6. 1.2011 FAZ, 06.01.2011
20
4
FAZ 8.1.2011, Globale Autoindustrie steht 2011 voraus- Studie „Die Zulieferindustrie zwischen Kostendruck und
21
ME, Die Zukunft der Automobilzulieferindustrie, 2010: rebound after the crisis – Significant challenges ahead,
Der globale Fahrzeugbestand wird sich bis 2030 auf 1,9 Sept 2010
Mrd. Fahrzeuge annähernd verdoppelt haben.
Wobei manchen Unternehmen bereits die liquiden
23
6
Quelle: DB Research, 15. Dezember 2010 Mittel fehlen, um sich am entfaltenden Aufschwung zu
beteiligen: Beispiele: Hella AG (Lichtsysteme); BBS Inter-
7
Vgl. auch: http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/ national GmbH (Felgenhersteller).
Sites/destatis/Internet/DE/Content/Statistiken/Interna-
tionales/InternationaleStatistik/Thema/Tabellen/Basista- FAZ, 10.01.2011, Leoni rechnet für 2011 mit einem Re-
24
belle__Pkw,templateId=renderPrint.psml kordgewinn
8
DB Research, 15. Dezember 2010 Special Automotive und Maschinenbau 14. August 2005
25
Information Week
9
OICA, World Production
Zum Vergleich: Die Quote der 18 globalen Autobauer
26
10
2016 wird die gesamte Nicht-Triaden-Region 44% Hersteller sank in der Wirtschaftskrise auf 4 Prozent.
von dann knapp 94 Millionen Fahrzeugen (LV) jähr-
lich produzieren. Bei den schwereren
Nutzfahrzeugen Untersuchung des Center of Automotive Management
27
(Medium/Heavy Vehicles) wird China etwas von seinen (CAM), AUTOHAUS online/Nachrichten/Hersteller, Auf-
Marktanteil von derzeit 52% verlieren, aber auch in bruchsstimmung erfasst Autozulieferer, 22.10.2010
fünf Jahren vereinigt das Land immerhin 46% der
Gesamtproduktion dieser Nutzfahrzeugproduktion auf
automotiveIT, 18. Dezember 2010, http://www.auto-
28
12
Weichai Power, Rang 41, 4,5 Mrd US-$, Automobil- Rekordgewinn
Produktion 2010/2011: Top 100 Automotive Suppliers
Global Ranking Abgrenzung zu SOA: SOA stellt dagegen eine I T-Strategie
30
20
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