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Nackedeis

Neuer Streit: Was begeistert den


Osten so an FKK?
Von Frank Pergande

08. September 2008 Die ostdeutsche Neigung zur


Freikörperkultur führte zu einem der ersten deutsch-
deutschen Konflikte nach dem Ende der DDR. Die
Westdeutschen glaubten ihren Augen nicht zu trauen, wo
im Osten überall nackt herumgesprungen wurde. Und die
Ostdeutschen bewiesen Renitenz, als der Wildwuchs
endlich einer bundesrepublikanischen Ordnung weichen
sollte.

Nun erlebt der Streit über FKK eine Neuauflage; er wird


zwar lange nicht mehr mit der Heftigkeit ausgetragen wie
damals, setzt sich allerdings fort: ins Ausland. Seit die
Grenzen zwischen Deutschland und Polen gefallen sind und
man, von keinem Zaun mehr aufgehalten, den gesamten
Ostseestrand der Insel Usedom für sich hat, wird wieder
Vielleicht war das Nacktbaden ein über freie Körper geredet. Denn der erste FKK-
kleiner Protest: Wenn die Gedanken
schon nicht frei sein durften, dann
Strandabschnitt auf deutscher Seite - er gehört zum
wenigstens die Körper. Seebad Ahlbeck - liegt ziemlich dicht an der polnischen
Grenze. Nur ein Hundestrand ist noch dazwischen. So kam
es, dass schon bald aus dem heute polnischen Swinemünde Proteste laut wurden über die
Nacktbader. Wortführer ist Edward Zajac, der für die Partei „Recht und Gerechtigkeit“ in
der Swinemünder Stadtvertretung sitzt.

Auf der polnischen Seite ist das Nacktbaden untersagt

Beide Seiten, Deutsche wie Polen, haben inzwischen auf die Anwürfe reagiert - mit einem
klassischen Kompromiss. Der Kurdirektor von Ahlbeck und der Stadtpräsident von
Swinemünde wollen Informationstafeln aufstellen lassen, auf denen darauf hingewiesen
wird, dass sich auf der deutschen Seite FKK-Strände befinden und dass es auf der
polnischen Seite des Strandes untersagt ist, nackt zu baden. Zudem gibt es im
Gastgeberkatalog der Stadt Swinemünde einen Hinweis auf die FKK-Strände auf der
deutschen Seite. Bei der Usedom Tourismus GmbH beschwichtigt man: Es habe nur einige
wenige Proteste gegeben, und eigentlich kämen deutsche und polnische Feriengäste am
Strand gut miteinander aus.

Zum Thema Nun, da der zu Ende gehende Sommer die Neigung zur
Selbstentblößung ohnehin vermindert, ist in der Sache
Nackt wandern: Raus aus den aber Entspannung zu erwarten - erst einmal. Die dem
Klamotten, rein in den Wald
Streit zugrundeliegenden Fakten bestehen freilich weiter.
So muss man verstehen, dass viele Polen wegen ihres
katholischen Glaubens öffentliches Nacktsein abscheulich finden. Umgekehrt würden es
sich die Ostdeutschen nicht bieten lassen, wenn ihr FKK-Verkehr eingeschränkt würde.
Das hat mit der FKK-Bewegung in der DDR zu tun. Eigentlich war Nudismus oder FKK
schon Anfang des 19. Jahrhunderts Ausdruck eines modernen Lebensgefühls. Die erste
FKK-Vereinigung wurde 1906 in Berlin gegründet. In den zwanziger Jahren bekam die
Nacktenmode sogar eine gewisse proletarische Note - also schon lange vor der DDR.
F.A.Z. Electronic Media GmbH 2001 - 2008
Dies ist ein Ausdruck aus www.faz.net.
Der erste DDR-Botschafter in Polen war ein Nudist

Ebendort wurde später gern auf Friedrich Wolf verwiesen, der als junger Mann dem
Nudismus huldigte. Er zählte später zu den sozialistischen Dramatikern und war der erste
DDR-Botschafter in Polen - freilich nicht in nudistischen Angelegenheiten. Er war auch der
Vater von Konrad Wolf, dem langjährigen Präsidenten der Akademie der Künste der DDR
und Regisseur des Films „Solo Sunny“, und Markus Wolf, dem Geheimdienstmitarbeiter im
Generalsrang.

Eine Massenbewegung wurde FKK aber tatsächlich erst in der DDR. 1954 gab es zwar ein
Nacktbadeverbot, weil die Führung der Volkspolizei in den Nackten eine Schmähung der
Sitten sah. Aber so recht konnte sich das nicht durchsetzen. In den siebziger Jahren war
das Nacktbaden weit verbreitet. An Gewässern, an denen das Baden offiziell gar nicht
erlaubt war, wie an Kiesgruben etwa, wurde vielfach nackt gebadet. An offiziellen
Badeseen gab es oft FKK-Abschnitte. 1982 wurden vierzig offizielle Nacktstrände
ausgewiesen, 1988 waren es schon fast sechzig. Offizielle DDR-Publikationen lobten die
„vorwiegend makellosen Sitten“.

Vielleicht war das Nacktbaden ein kleiner Protest

FKK war schließlich zur „bevorzugten Badesitte der Erholungsuchenden“ geworden. Und
warum war das so? Vielleicht war das Nacktbaden ein kleiner Protest: Wenn die Gedanken
schon nicht frei sein durften, dann wenigstens die Körper. Außerdem gab es keine
ordentliche Bademode, schon gar keine schicke. (War es das, was Marx mit dem
historischen Materialismus meinte?) Hinzu kam die offizielle Prüderie: Ein Nacktfoto war
nur einmal im Monat in der Zeitschrift „Das Magazin“ erlaubt. So machten sich die DDR-
Bürger ihre Fotos selbst. Gesammelt wurden sie vor einigen Jahren von der „Magazin“-
Redaktion in dem Bildband „Die nackte Republik“. Im Berliner Eulenspiegel-Verlag ist
sogar eine Art Kulturgeschichte der Nackedeis erschienen unter dem Titel „Sommer,
Sonne, Nackedeis. FKK in der DDR“, auch hier mit vielen Privatfotos.

Wie die Ostdeutschen nach dem Ende der DDR auf Kritik an ihren lieben Gewohnheiten
reagierten, liest sich bei dem DDR-Reiseschriftsteller Richard Christ so: „Nacheinander
bedrängte Prüderie bieder-protestantischer oder bayrisch-katholischer Manier eine arglose
heidnische Nacktheit, die sich schon einmal, unter Ulbricht, Anwürfen ausgesetzt sah, weil
die Einheitspartei die Erinnerung an die Freikörperkultur der Arbeiterbewegung zu
verunglimpfen suchte - als bourgeoise Entgleisung. Der Westen setzt in diesem Punkt
Ulbrichts Erbe fort - Geschichte kann sehr zynische Momente haben.“ Und dann wirft
Christ den westdeutschen Reisenden auch noch vor, „Voyeurtourismus in Richtung Ost“ zu
betreiben. Er macht sich über Westdeutsche lustig: Sie würden am Strand allenfalls die
Schuhe ablegen.

Heute gibt es in Mecklenburg-Vorpommern an fast allen Stränden FKK-Abschnitte. Sie


liegen freilich außerhalb der Ortslagen. Vier Campingplätze sind laut Auskunft des
Tourismusverbandes dem FKK vorbehalten: in Prerow auf dem Darß, am Rätzsee und am
Useriner See in der Mecklenburgischen Seenplatte und in der Nähe von Alt Schwerin auf
einem Inselcamp. Auf Rügen haben zwei Zeltplätze FKK-Abschnitte. Den Zeltplatz in
Prerow gab es schon in der DDR. Viele der Gäste von heute kamen schon damals. Glaubt
man dem Tourismusverband des Landes, dann ist FKK sogar wieder en vogue. Tatsächlich
sieht man immer häufiger eine Vermischung von Textil- und FKK-Strand. In gewisser
Weise ist FKK sogar ein deutscher Exportschlager. Nicht so sehr die Sache selbst, aber das
Wort; in einigen Ländern Europas wird „FKK“ als Fremdwort verwendet. In Polen übrigens
nicht.

Text: F.A.S.
Bildmaterial: ddp, Eulenspiegel Verlag, Eulenspiegel-Verlag
Lesermeinungen zum Beitrag [7]

An u.a. Hr. Renker 11. September 2008, 09:23


Von Mensch zu Mensch 09. September 2008, 13:18
@ Gerhard Rinker (GerdR) 09. September 2008, 11:59

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